THEMEN DER WOCHE AMALGAM Der bekannte Giftspezialist Doktor Max Daunderer fordert jetzt das Verbot von Quecksilber-Zahnfüllungen Wegen Plomben: Sieben Monate Koma ie kleine Heidi Niedermeier aus den bayerischen Bergen unweit von Rosenheim verdankt ihr Leben dem Mut eines Mannes, der darüber fast zum Außenseiter geworden ist. Dr. med. Max Daunderer war am Abend des 14. April 1988 in dem WDR-Film „Gift am Arbeitsplatz" zu sehen. Als er über „typische Symptome bei Quecksilbervergiftung" berichtete und Apathie, Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen und Depressionen erwähnte, wurde ein Münchner Assistenzarzt hellhörig. Bei ihm auf der Station der Uni-Klinik lag die damals neunjährige Heidi. Völlig apathisch, ohne Kontakt zur Umwelt. Sie wurde künstlich ernährt. Der Klinik-Assistent alarmierte Daunderer. Einen Tag später stand der Giftspezialist vor dem Bett des Kindes. Der Arzt gegenüber QUICK: „Ich war mir sofort sicher, daß das Mädchen eine Quecksilbervergiftung hatte. Viereinhalb Stunden habe ich auf Chefund Oberärzte eingeredet, sie möchten der Kleinen ein Gegenmittel verabreichen. Das Mittel hatte ich schon dabei. Es handelte sich um einen schwefelhal- D tigen Stoff, der Schwermetalle wie Quecksilber binden kann." Endlich gaben die Ärzte der kleinen Patientin eine einzige Kapsel pro Tag. 20 wären eigentlich nötig gewesen. Totzdem erwachte Heidi aus ihrer tiefen Bewußtlosigkeit, in der sie schon sieben Monate dahindämmerte. Daunderer recherchierte, vom Ergebnis selbst überrascht, jetzt wie ein Detektiv nach den Hintergründen. Er erfuhr, daß auf dem elterlichen Hof der kleinen Heidi die QuecksilberKnopfbatterie einer Kamera verschwunden war. Sein Verdacht: Das Kind hat sie aus Versehen verschluckt. Doch eines Tages wurde die Batterie wiedergefunden. Die Quecksilberwerte im Körper des Mädchens blieben weiter konstant hoch. Da kam dem Arzt erstmals der Verdacht, daß Amalgam - Zahnplomben die Giftquelle sein könnten. Tatsächlich hatte Heidi innerhalb eines Jahres fünf Amalgamfüllungen bekommen. Daunderer, der international renommierte und erfahrene Giftexperte hatte Amalgam bislang als „toxikologisch unbedenklich" eingestuft. Heidis Schicksal jedoch Erst als Heidi Niedermeier alle Plomben los war, w u r d e sie langsam w i e d e r gesund R ö n t g e n a u f n a h m e eines Gebisses. A m a l g a m füllungen bewirken eine schleichende V e r g i f t u n g machte ihn mißtrauisch. Er überprüfte nach eigenen Angaben seit Heidis Entlassung aus der Klinik (die Plomben wurden entfernt: das Kind wird ambulant noch immer behandelt) 800 Patienten daraufhin, ob Amalgamfüllungen im Mund eine erhöhte Quecksilberbelastung im Körper verursachen. Sein Unter-, suchungsergebnis gab Max Daunderer jetzt bekannt: Patienten, die niemals Amalgam im Mund hatten, zeigten Werte bis maximal 20 Mikrogramm Quecksilber pro Liter Urin. Bei Patienten, die regelmäßig Fisch, Thunfisch, Krabben und andere Meeresfrüchte aßen, fand er maximal 50 Mikrogramm Quecksilber. Aber 98 Prozent aller Patienten mit Amalgamfüllungen (die zu 50 Prozent aus Quecksilber bestehen), waren mit erheblich mehr als 50 Mikrogramm Quecksilber belastet. Für den Toxikologen Daunderer ist erwiesen: „Zahnfüllungen mit Amalgam vergiften auf schleichende Weise Millionen von Menschen. Amalgam als Zahnfüllung muß deshalb sofort verboten werden. Wer weiterhin Amalgam in Zahnlöcher füllt, begeht einen schweren ärztlichen Kunstfehler. Da so viele Menschen betroffen sind, geht der Schaden in die Milliarden, und es sollte ein Hilfsfonds gebildet werden, der die ungeheuren Kosten abdeckt." Inzwischen bekommt Dr. Daunderer Schützenhilfe von einem jungen Wissenschaftler, der völlig unabhängig von dem Toxikolo- gen eigene Forschungen zu den Amalgambelastungen durchgeführt hat: Dr. Peter Schleicher (40), praktischer Arzt und Leiter des Instituts zur Erforschung neuer Therapieverfahren chronischer Krankheiten und Immunologie in München. Schleicher zu QUICK: „Alle von mir untersuchten Patienten mit Amalgamfüllungen hatten stark erhöhte Quecksilberausscheidungen im Urin. Und alle diese Patienten waren zu mir gekommen, weil sie an einer ausgeprägten Immunstörung litten." Schleicher weiter: „Durch Quecksilber wird die Freßleistung der Abwehrzellen stark eingeschränkt, die normalerweise Bakterien und Pilze abwehren, aber auch erhöhte Blutwerte abbauen und sogar Tumorzellen auffressen." Als Folge hoher Quecksilberbelastungen treten laut Dr. Peter Schleicher vermehrt chronische Krankheiten auf wie Schuppenflechte, multiple Sklerose, Migräne, Rheuma, Muskelzucken, Nierenfunktionsstörungen und sogar Krebs. füllungen raus? Was wäre der ideale Ersatz? Daunderer: „Kunststoff ist wegen seiner Lösungsmittel umstritten, Zement hält schlecht, kann sogar Allergien auslösen. Bleibt Gold." Doch wer bezahlt das? Eine Amalgamfüllung kostet 38 bis 96 Mark (Kunststoff und Zement in etwa das gleiche). Für Gold im Zahn müßten dagegen runde 400 bis 500 Mark je Plombe berappt werden. Zuschuß geben nur Privatversicherungen und Ersatzkassen. Bei (geschätzten) 300 Millionen Amalgamplomben in der Bundesrepublik-Würde der vollständige Ersatz durch Gold etwa 120 Milliarden Mark verschlingen - rund ein Drittel eines Bundeshaushalts. Dr. Max Daunderer: „Das muß trotz hoher Kosten gemacht werden. Wir sind doch kein Entwicklungsland. Unsere Gesundheit muß uns das wert sein." Der Immunbiologe weist auf eine sensationelle eigene Untersuchung hin: „Nach meiner Feststellung ist die Immunlage von Patienten mit Schwermetallvergiftungen, wie sie durch Amalgamfüllungen verursacht werden, zu 98 Prozent identisch mit der von Patienten, die an einem „malignen Melanom" leiden, dem gefährlichen schwarzen Hautkrebs. Ich bezweifle deshalb stark, daß wir dafür pauschal das Ozonloch verantwortlich machen können, das so bequem weit weg liegt." Die Forderung des Münchner Arztes: „Alles was in den Mund eines Menschen hineinkommt, muß darauf überprüft werden, ob der Mensch es auch verträgt und wie die Langzeit-Giftwirkung aussieht. Außerdem muß endlich deklariert werden, was die Materialien enthalten, die bei der Zahnheilkunde verwendet werden. Die meisten Zahnärzte wissen nicht, was sie ihren Patienten in den Mund stopfen." Müssen nun alle Amalgam- Auch im Bonner Gesundheitsmisterium gibt es inzwischen Überlegungen zur Eindämmung der Giftströme aus den Zahnplomben. Nach QUICK-Informationen ist zunächst an eine Begrenzung der Plombenzahl in einem bestimmten Zeitraum gedacht. Pro halbes Jahr soll künftig nicht mehr als eine Amalgamfüllung je Patient erlaubt sein. Schleicher rät allen Amalgamträgern, sich ausreichend mit Zink zu versorgen, etwa durch „Zinkorotat 4 0 " , das in Apotheken erhältlich ist: „Zweimal täglich eine Tablette mindert das Amalgamrisiko enorm." Daunderer empfiehlt die Arzt-Behandlung mit dem DMPS-Präparat „Dimaval". Daunderer zu QUICK: „Ich werde keine Ruhe geben, bevor nicht Amalgam als Zahnfüllung ein für allemal verboten ist. Das bin ich schon der kleinen Heidi schuldig, die durch dieses Gift zwei Jahre ihres jungen Lebens verloren hat." Hans Wagner Dr. Peter Schleicher: „ D u r c h die Folgen hoher Quecksilberbelastung treten vermehrt Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Rheuma u n d M i g r ä n e auf" Dr. Max Daunderer: „Wer A m a l g a m in Zahnlöcher füllt, begeht einen schweren ärztlichen Kunstfehler. Dafür m ü ß t e Schadenersatz eingeklagt werden können"