Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen

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Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen
303
Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen
Von H. BÜTTNER und D. STAMM
(Eingegangen am 28. September 1966)
In vielen Ländern bemüht man sich, die Zuverlässigkeit
klinisch-chemischer Untersuchungen zu prüfen und zu
verbessern. Im Angelpunkt dieser Bestrebungen steht
^^-Qualitätskontrolle. Es wurde darum in München, am
Tage vor dem „VI. Internationalen Kongreß für
Klinische Chemie", ein Symposium über Qualitätskontrolle abgehalten, bei dem vier Themenkreise behandelt wurden:
I. Die Bedeutung der Qualitätskontrolle für die
klinisch-chemische Routine und Forschung
II. Die theoretischen Grundlagen
III. Die Durchführung
IV. Proteinhaltige Standards, Standard-Proben
I. Die Bedeutung der Qualitätskontrolle für
Routine und Forschung (D. STAMM)
Eine wesentliche Aufgabe der klinischen Chemie ist die
Gewinnung von Befunden durch die Analyse geeigneten
Untersuchungsgutes und die anschließende Beurteilung
der Analysenergebnisse.
Zuverlässigkeit der Analytik)
Für die Prüfung der Zuverlässigkeit dieser Befunde muß
man die Teilschritte von der Probenahme am Patienten
bis zur Übermittlung des Befundes an den behandelnden
Arzt studieren (Abb. 1). Alle Teilschritte sind einer Vielzahl von Einflüssen und Störungen ausgesetzt. Der entscheidende messende Teilschritt ist die Analytik. Jede
Prüfung der Zuverlässigkeit klinisch-chemischer Befunde muß bei ihr beginnen. Nur durch eine zuverlässige
Analytik lassen sich die Teilschritte davor und danach
überprüfen.
PATIENT
Probenahme^ Probeverwahrung
Tageszeit
letzte Nahrung
Körperlage
Stauung
Nadel
Stichzahl
Probegefösse
Vegetative
Ausgangslage
Abtrennung
Aufbewahrung
Temperatur
Zeit
Licht
Cetäss material
Nachgerinhung
Erschütterung
Schütteln
Zuvertässigkeitskontrotle
Qualitätshontrolle
Richtigkeitskontrolle
Z. klin. Chem./4. Jahrg. 1966/Heft 6
90 —140 mval//
3,2— 4,6 mval//
4.5— 8 mval//
1,8— 3,3 mg/100 m/
3.6— 7,2 g/100 ml
20 — 48 mg/100 ml
0,1— 1,4 mg/100 ml
Rundversuche in Kanada (2) und 1965 in der Bundesrepublik (3)
erbrachten ähnliche Ergebnisse. Solche Analysenergebnisse sind als
Grundlage klinisch-chemischer Befunde unbrauchbar. Einen
wesentlichen Fortschritt in der Verbesserung der Zuverlässigkeit
klinisch-chemischer Befunde hat man in den Vereinigten Staaten
seit der Einführung der Qualitätskontrolle gesehen (4, 5).
Vergleichbar keif der Befunde mit anderen Laboratorien
Klinisch-chemische Befunde sollten aber nicht nur zuverlässig, sondern nach Möglichkeit auch mit denen
anderer Laboratorien vergleichbar sein, damit man den
Krankheitsverlauf bei einem Patienten, der von Ärzten
behandelt wurde, die ihre klinisch-chemischen Befunde
aus verschiedenen Laboratorien bekommen, mit einiger
Zuverlässigkeit verfolgen kann. Das setzt voraus, daß
die Analytik jedes der beteiligten Laboratorien zuverlässig ist, reicht aber nicht aus. Auch die Probenahme
und Verwahrung sind mit beträchtlichen zufälligen und
systematischen Fehlern behaftet. Wir haben dies studiert
(6, 7) (Tab. 2) und konnten feststellen, daß dieser Anteil
an der Gesamtstreuung von der Probenahme bis zum
Analysenergebnis meist größer ist als der der Analytik.
Man muß aber zur Ermittlung der optimalen Bedingungen von Probenahme und Verwahrung eine ständig
kontrollierte Analytik voraussetzen.
Bei der Berechnung der Gesamtstreuung ist die jeweilige Anzahl der
Probenahmen (nO und die Anzahl der Analysen (n0) berücksichtigt.
V(%) ist der jeweilige Variationskoeffizient
Normalwerte
Verteilungstyp
Streuung
Probenahmezeit
Streuung der Methode
Störfaktoren
Wenn man die Analytik nicht täglich wirkungsvoll kontrolliert,
kommt es zu beträchtlichen Streuungen der Analysenergebnisse,
wie ein Rundversuch von WOOTTON (1) zeigte. Er sandte die gleiche
lyophilisierte Serumprobe an 133 bekannte Laboratorien in acht
Ländern und erhielt Ergebnisse die erschreckende Spannen aufwiesen zurück (Tab. 1):
) Die Definitionen folgen in Abschnitt II.
Natrium
Kalium
Calcium
Säurelöslicher Phosphor
Gesamt-Eiweiß
Harnstoff
Bilirubin
Tab. 2
Streuungsanteile von Probenahme (sj) und Analytik (s0) an der
Gesamtstreuung (st) eines klinisch-chemischen Untersuchungsergebnisses
Abb. l
Teilschritte bei der Gewinnung klinisch-chernischer Befunde
Unter jedem Teilschritt sind die Störeinflüsse oder die Kontrollmöglichkeiten angegeben.
x
Tab. l
Minimal- und Maximalwerte der Analysenergebnisse
im Rundversuch von WOOTTON
Bestandteil
des
Serums
Messung
So
Gesamt-Eiweiß
(g/100 m/) 0,52
Natrium
1,03
(mval//)
Chlorid
0,44
(mval/0
Calcium.
0,08
(mval//)
Phosphat
(rngP/lOOmi) 0,04
Kreatinin
(mg/100 m/) 0,02
Harnstoff-N
(mg/100 ml) 0,18
Harnsäure
(mg/ 100 m/) 0,17
Bisen
(mg/ 100 ml) 2,94
V 0 (%)
Streuung
Probenahme
Total
Sx
V,(%)
st
Vt(%)
n0
H!
1
8,31
0,36
5,76
0,39
6,24
2
0,75
2,08
1,52
2,20
1,61
2
1
0,43
2,86
2,78
3,02
2,94
2
1
1,65
0,19
3,92
0,20
4,13
2
1
10,3
1,03
0,40
10,3
0,40
2,29
0,03
3,44
0,03
1,66
0,54
4,97
0,56
1,57
2,87
3,20
1,57
14,0
26,5
15,3
14,3
2
l
2
1
51,5
2
1
26,5
2
1
15,6
2
1
3,44
304
Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen
Die bisher benutzten Normalbereiche1), also die Beurteilungs^
grundlage der Analysenergebnisse, müssen an hinreichend großen
Kollektiven für die derzeit gebräuchlichen Probegewinnungs- und
Analysenverfahren überprüft werden, wenn wir zuverlässige Befunde gewinnen wollen. Voraussetzung dafür ist wieder eine zuverlässige Analytik. Es sind bei den Normalbereichen Geschlechtsunterschiede und Schwankungen im Laufe des Jahres, aber auch
im Laufe des Tages zu erwarten. Nur wenn man dies alles berücksichtigt, erzielt man vergleichbare Befunde.
Normierung
Bei einer Reihe von Blutbestandteilen sind die Normalbereiche von der Art der Probenahme und von der angewandten Analysenmethode abhängig. Es lag der Gedanke nahe, die Methoden zu normieren. Solche Bestrebungen haben sich trotz einer guten Methodensammlung (9) und vielfältiger Bemühungen der wissenschaftlichen Gesellschaften in den USA nicht durchgesetzt. Es gibt dafür viele Gründe: Einmal ist es die
gute Erfahrung mit eigenen „Hausmethoden", die man
deswegen nicht aufgeben möchte, dann die vielfältigen
Entwicklungstendenzen der klinisch-chemischen Methodik, wie z. B. Automatisation und Mikrolitertechnik.
Man müßte für alle diese apparativen Entwicklungsrichtungen Standardmethoden schaffen. Das wäre nicht
in hinreichend kurzer Zeit möglich und stünde deswegen
dem analytischen Fortschritt im Wege.
Es erscheint viel sinnvoller, Zuverlässigkeitskriterien für
die Bestimmung eines Blutbestandteiles zu ermitteln,
diese Kriterien zur Norm zu erheben und gleichzeitig
eine detaillierte Beschreibung eines Verfahrens anzugeben, das diese Kriterien besitzt. Die Beschreibungen
könnten sich z. B. an die Darstellung in den „Standard
Methods" der American Association of Clinical Chemists
(9) anlehnen. Diese Zuverlässigkeitskriterien sind nach
dem derzeitigen Stand unseres Wissens nur aus Qualitäts- und Richtigkeitskontrolle, die nachstehend beschrieben werden, zu gewinnen. Sie sind eine unabdingbare Voraussetzung für den Vergleich von Methoden.
Damit ist gezeigt, daß die Qualitätskontrolle im Angelpunkt aller Bemühungen um zuverlässige, vergleichbare
klinisch-chemische Befunde steht.
II. Theoretische Grundlagen (H. BÜTTNER)
Da das Referat in einer der nächsten Nummern dieser
Zeitschrift im vollen Wortlaut veröffentlicht wird (10),
sollen daraus hier nur die Begriffe und Definitionen wiedergegeben werden, um sie zur Diskussion zu stellen.
Jeder Teilschritt der Analytik ist mit Fehlern behaftet,
die ihre Ursache z. B. in der Unzulänglichkeit der Manipulationen des Analytikers, der Methodik, der menschlichen Sinnesorgane und der apparativen Möglichkeiten
haben. Man bezeichnet sie, einschließlich der Fehler bei
der Probevorbereitung, als Meßfehler, die nach der
Fehlertheorie in drei Gruppen eingeteilt werden:
/. Systematische Fehler
Alle Meßwerte weichen in einer Richtung, d. h. systematisch, vom
wahren Wert ab. Beispiel: Bei der Aufstellung einer Standardkurve
*) In dem Normalbereich findet man 95% der Werte eines Normair
kollektives (8). Wenn man eine Normalverteilung 'annehmen darf,
ist es etwa der Bereich Mittelwert plus und minus 2 Standardabweichungen ( ± 2 s).
(Eichkurve) für eine photometrische Analyse wird eine unreine
Substanz verwendet; dann liegen alle über diese Standardkurve ermittelten Analysenergebnisse systematisch zu hoch. Ahnliche Beispiele sind Fehler infolge unzureichender Monochromasie des Meßlichtes oder infolge falsch zusammengesetzter Reagenzien. Auch
die Fehler durch unzureichend zusammengesetzte StandardLösungen gehören hierher.
2. Zufällige Fehler
Alle Meßwerte streuen mehr oder minder um einen Mittelwert,
positive und negative Fehler sind gleich häufig, kleine Fehler sind
wahrscheinlicher als große; dies gilt aber nur, wenn die Fehler
normal verteilt sind. Beispiel: Beim Pipettieren treten kleine
Unregelmäßigkeiten bei der Einstellung des Meniskus oder Unter·^·
schiede in der Wartezeit beim Entleeren der Pipetten auf.
^. Grobe Fehler
Sie sind meist durch grobe Unachtsamkeit des Analytikers bedingt
und können prinzipiell vermieden werden, z. B. Verwechselung
von Pipetten, Reagenzien oder Photometerfiltern.
4. Richtigkeit: Der systematische Fehler läßt sich in einfacher Weise als Differenz zwischen dem gefundenen
Wert (x) und dem richtigen Wert*) ( ) darstellen. Beispiele siehe unter „5". Je größer der systematische
Fehler, um so geringer ist die Richtigkeit und umgekehrt.
5. Richtiger Wert: Genau bekannte Konzentrationen einer
Probe. Beispiel: Man wiegt von bis zur Gewichtskonstanz getrocknetem Harnstoff p. a. 30,0 mg in einen
100 m/Meßkolben einfüllt bis zur Marke mit ammoniakfreiem bidestillierten Wasser auf und kontrolliert -den
Gehalt z. B. mit einer hinreichenden Anzahl von Kjeldahl-Bestimmungen, bevor man die Richtigkeit einer
enzymatischen Harnstoffbestimmung mit dieser Lösung
(primärer Standard) prüft.
6. Präzision (Streubreite): Die zufälligen Fehler lassen
sich nur erfassen, wenn man die Messung der gleichen
Größe oder die Analyse der gleichen Probe mehrfach
durchführt. Je größer der zufällige Fehler, desto stärker
„streuen" die Einzelergebnisse, desto kleiner ist die
Präzision der Messung. Die quantitative Angabe der zufälligen Fehler ist nur mit den unten definierten statistischen Maßzahlen Mittelwert und Standardabweichung
oder dem Variationskoeffizienten möglich. Die Präzision
in der Serie, die man durch mehrfache Analyse der
gleichen Probe in einer Untersuchungsserie ermittelt,
ist meist wesentlich besser, als die Präzision von Tag zu
Tag, die man durch mehrfache Analyse der gleichen
unveränderten Probe an verschiedenen Tagen ermittelt.
7. Mittelwert: Als die Kenngröße des besten Wertes aus
einer Anzahl von streuenden Meßwerten gilt der
Mittelwert (x):
xj = Meßwert
(1)
n = Anzahl der Meßwerte
8. Standardabweichung: Als die beste Kenngröße für die
Streuung von Meßwerten um einen Mittelwert (x) gilt
die Standardabweichung (s). Sie kann nach folgender
Formel berechnet werden:
2
) Selbstverständlich ist der richtige Wert nicht ganz genau bekannt, sondern die mit den derzeit verfügbaren Methoden beste
Näherung. Die Abweichung ist vernachlässigbar klein.
Z. klin. Chem. / 4. Jahrg. 1966 / Heft 6
Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen
(Xi-x)2
(2)
n —l
Das Quadrat der Standardabweichung (s2) wird als
„Varianz" bezeichnet.
Für Tischrechenmaschinen ist die folgende Umformung
von (2) unter Zuhilfenahme von (/) geeigneter:
n - ( n —1)
9. Variationskoeffi^ient: In vielen Fällen ist es anschaulicher, die Streuung in Prozent des Mittelwertes anzugeben, wenn man Streuungen aus verschiedenen Meßreihen mit verschiedenen Mittelwerten vergleichen will.
Diese Größe nennt man den Variationskoeffizienten
Man bezeichnet sie auch als relative Standardabweichung,
wofür auch die Kurzbezeichnung s(%) benutzt wird.
10. Zuverlässigkeit: Die Zuverlässigkeit ist der Oberbegriff für Präzision und Richtigkeit. Im Sinne der Qualitätskontrolle spricht man von Zuverlässigkeit, wenn die
Ergebnisse einer Analysenmethode in ihrer Präzision
und Richtigkeit mit bestimmter Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden können, d. h. wenn das Analysenverfahren unter Kontrolle ist.
Von anderer Seite verwendet man Zuverlässigkeit auch als Oberbegriff für Präzision, Richtigkeit, Spezifität und Empfindlichkeit.
Diesem Gebrauch wollen wir nicht folgen.
//. Standard-Lösung: Das sind Lösungen, deren Gehalt
an einem oder mehreren Bestandteilen möglichst genau
bekannt ist.
12. Primärer Standard: Standard-Lösung von bekannter
Konzentration einer bestimmten Substanz. Hergestellt
unter größtmöglicher Sorgfalt, durch Einwaage der
chemisch definierten und möglichst reinen Substanz in
optimal geeignetem Lösungsmittel.
13. Sekundärer Standard: Standard-Lösung, deren Konzentration auf Grund der Herstellung nicht hinreichend
genau bekannt ist, sondern durch nachträgliche Analyse
ermittelt werden muß.
14. Standard-Probe: Ein Standard von bekannter Konzentration einer bestimmten Substanz, der weitere Bestandteile enthält und dadurch in seiner Zusammensetzung den analysierten Proben ähnelt.
15. Kontroll-Lösung: Lösung einer Substanz für die
Kontrolle der Präzision oder Richtigkeit einer Analysenmethode. Die genaue Konzentration ist bekannt, oder
— für die alleinige Kontrolle der Präzision — konstant.
Das Lösungsmittel muß so gewählt werden, daß die
Kontroll-Lösung anstelle einer Probe in den Analysengang eingesetzt werden kann.
16. Kontroll-Probe: Kontroll-Lösung, die nicht nur die
zu analysierende Substanz enthält, sondern in ihrer Zusammensetzung den analysierten Proben weitgehend
ähnlich ist.
Z. klin. Chem./4. Jahrg. 1966./He£t 6
305
III. Durchführung
Zu einer wirkungsvollen Überwachung der Analytik
müssen von der Standardisierung unabhängige Kontrollen
durchgeführt werden. Dazu könnte man KontrollLösungen verwenden. Diese enthalten bis auf wenige
Ausnahmen kein Eiweiß. Infolgedessen wird die große
Fehlerkomponente der Enteiweißung nicht mit erfaßt,
das Ergebnis wäre eine zu günstige Präzision. Durch die
Verwendung eiweißhaltiger Kontroll-Proben wird dieser
Fehler reduziert. Da aber für die Feststellung des „richtigen" Gehaltes einer solchen Kontroll-Probe einige
hundert Analysen mit verschiedenen Methoden nötig
sind, ist der Preis sehr hoch. Allerdings könnte man
gleichzeitig Präzision und Richtigkeit kontrollieren.
Die wirtschaftlichste Lösung ist das Anlegen eines eigenen Mischserums („Serum-Pools") (4) in der folgenden
Weise:
In einer Plastikflasche, die in einer Tiefkühltruhe verwahrt wird,
sammelt man das von der Analytik übriggebliebene Serum, soweit
es frei von Hämolyse, Lipämie, hohem Bilirubingehalt und die
Analytik störenden Ar2neimitteln ist. Wenn 2—3 Liter zusammen
sind, taut man bei Raumtemperatur auf, mischt gründlich, zentrifugiert eine halbe Stunde und mischt den Überstand erneut. Dieses
homogene Gemisch wird in sterile, verschließbare Fläschchen
abgefüllt. Die einzelnen Proben werden so bemessen, daß man mit
allen Routinemethoden Doppelbestimmungen durchführen kann,
also zwischen 3 und 15 m/. Diese Einzelportionen bringt man
schnell wieder in den Tiefkühlschrank.
Jeden Tag nimmt man eine Probe Mischserum heraus, taut auf,
mischt gründlich und führt die Doppelbestimmungen aus. Die Ergebnisse werden in einer Vorperiode von 20 Tagen in Kontrollkarten mit dem Datum als Abszisse und den Meßwerten als
Ordinate eingetragen. Danach berechnet man nach Gleichung (1)
den Mittelwert und nach (2) oder (3) die Standardabweichung.
Danach kann die Kontrollperiode beginnen. Eine Methode wird
dann als „in Kontrolle" angesehen, wenn die Werte zwischen
x — 3s und + 3s liegen (Abb. 2). Bei einem guten Arbeitsklima
führt dieses Verfahren zu einer schnellen Verbesserung der Zuverlässigkeit der Analytik, bei einem schlechten kann es versagen.
Inzwischen sind auch flüssige (Qualtrol, Labtrol)1 und
lyophilisierte (Hyland2, Monitrol1, Seronorm3, Versatol4) Kontroll-Proben im Handel. Flüssige KontrollProben sind nur für eine begrenzte Anzahl von Bestandteilen erhältlich. Die lyophilisierten Kontrolle-Proben
müssen unmittelbar nach der Auflösung benutzt werden.
Die Auflösung ist mit einer Reihe von zufälligen Fehlern
behaftet.
Für die Einführung der Qualitätskontrolle werden
günstigere Kontrollverfahren wie die Auftragung eines
Quotienten aus der gefundenen Konzentration dividiert
*) Hersteller: DADE Reagents Inc., Miami, Florida, USA.
Alleinvertrieb für Deutschland: Asid-Institut GmbH, 8 München
13, Postfach 420.
2
) Hersteller: Hyland Laboratories, Los Angeles, Calif., USA.
Vertrieb für Deutschland: Travenol, 8 München 15, Landwehrstr. 64. ·". '
3
) Hersteller: Nyegaard u. Co, AS. Oslo, Norwegen.
Vertrieb für Deutschland: Dr. Molter GmbH, 69 Heidelberg,
Bergstr. 112.
4
) Hersteller: General Diagnostics Division der Warner-Chilcott,
Morris Plains, N. J., USA.
Vertrieb für Deutschland: Gödecke u. Co, Chemische Fabrik A.G.,
78 Freiburg i. Br.
4l
Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen
306
Qualität; - Kontrollkarte
ANORGAN.
PHOSPHOR
August 1965
i.80
Reagens
Abb. 2
Qualitäts-Kontrollkarte
durch die vorgegebene Konzentration anstelle der Meßwerte auf der Ordinate eingehend diskutiert (7).
IV. Proteinhaltige Standards, Standard-Proben
Bei klinisch-chemischen Analysen werden meist Relativmessungen ausgeführt. Man vergleicht Meßgrößen von
Standards mit Meßgrößen der Proben und errechnet
daraus die Konzentration der Probe (6):
K Standard
Mstandard
Kprobe
Kprobe
Mprobe
M = Meßwerte
K = Konzentration
Kstandard
X Mprobe
Mstandard
Bisher ist es in Deutschland meist üblich, eine Reihe von
Verdünnungen des primären Standards anzusetzen, für
diese den Meßwert zu bestimmen und das Ergebnis in
ein Koordinatensystem mit den Konzentrationen als
Abszisse und den Meßwerten als Ordinate einzutragen.
Durch die Punkte legt man eine Standardkurve (früher
„Eichkurve"). Bei linearer Standardkurve läßt sich für
die Umrechnung der Meßwerte in Konzentrationen ein
Standardkurvenfaktor ermitteln.
Nun werden aber bei jedem Teilschritt der Analyse
neben den zufälligen auch sich ändernde systematische
Fehler gemacht, die teilweise auf die von Tag zu Tag
wechselnden Reaktionsbedingungen zurückzuführen
sind. Diesen variablen Anteil der systematischen Fehler
kann man verringern, wenn man mit jeder Analysenserie 3 primäre Standards mitführt, deren Meßwerte
mittelt und den Mittelwert als Mstandard in die Gleichung
(6) einsetzt. Aber auch bei diesem Vorgehen ist die
Streuung von Tag zu Tag noch immer beträchtlich. Der
Versuch yon WOOTTON (1) hat bereits die Vermutung
nahe gelegt, daß bei dem Vergleich von einer StandardProbe mit den Proben wesentlich zuverlässigere Ergebnisse erzielt werden. Dies gilt natülich nur im Bereich
der geradlinigen Standard-Kurve.
Probereihen im eigenen Laboratorium haben diese Vermutung bestätigt (Tab. 3). Es liegt darum nahe, vor der
Normierung einer Qualitätskontrolle die Berechnung
der Konzentration der Kontroll-Probe auf allen drei
Wegen, also mit dem Standardkurvenfaktor, dem primären Standard und der Standard-Probe vorzunehmen
und die Ergebnisse statistisch auszuwerten. Ein entsprechender Rundversuch von 5 Laboratorien ist eingeleitet, Darüber wird zu gegebener Zeit in dieser Zeitschrift'berkhtet.
Tab. 3
Präzisionsvergleich bei der Berechnung der Analysenergebnisse über einen Standard-Kurvenfaktor, einen primären Standard und
eine Standard-Probe
Bei den Präzisionen in der Serie sind nur die Standardabweichungen (s) angegeben
Bestandteil
Gesamt-Eiweiß (g/100 m/)
Natrium (mval/I)
Kalium (mval//)
Calcium (mval/0 .
Chlorid (mval/I)
anorg. Phosphor (mgP/100 m/)
Kreatinin (mg/ 100 ml)
Harnstoff-N (mg/ 100 m/)
Glucose (mg/100 m/)
(Glucoseoxydase-Methode)
Präzision in der Serie
bei Berechnung über:
Standard-Kurve1) primären
Standard-Probe
Standard
0,07
—
—
—
—
0,02
0,03
~~
Präzision von Tag zu Tag
bei Berechnung über:
Standard-Kurve1) primären
Standard-Probe
Standard
* ±s
±S
_
_
0,60
0,03
0,04
0,43
0,02
0,02
0,430
0,05
0,70
0,03
0,04
0,83
0,02
0,02
0,545
3,36
3,48
6,91 ±0,18
-^.
—
-:-
_;—
2,43 ±0,10
0,77 ±0,12^
—
132,3 ±1,5
4,24 ±0,08
4,15 ±0,10
86,3 ±0,7
2,45 ±0,07
0,83 ±0,060
14,39 ±1,84
6,33 ±0,09
131,7 ±1,9
4,20 ±0,02
4,16 ±0,05
87,87 ±1,07
2,46 ±0,06
0,97 ±0,04
14,33 ±0,845
85,40 ±4,44
90,33 ±4,25
Die Standard-Kurve ist mit dem primären Standard ermittelt.
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Laboratorien der I. Medizin. Univ. Klinik
23 Kiel, Schittenhelmstr. 12
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diese Z., im Druck.
Dr. med. Dr. rer. nat. D. Stamm
Abteilung für klinische Chemie der Klinik des
Max-Planck-Instituts für Psychiatrie
8 München 23, Kraepelinstr. 10
Z. klin. Chem. / 4. Jahrg. 1966 / Heft 6
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