Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen 303 Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen Von H. BÜTTNER und D. STAMM (Eingegangen am 28. September 1966) In vielen Ländern bemüht man sich, die Zuverlässigkeit klinisch-chemischer Untersuchungen zu prüfen und zu verbessern. Im Angelpunkt dieser Bestrebungen steht ^^-Qualitätskontrolle. Es wurde darum in München, am Tage vor dem „VI. Internationalen Kongreß für Klinische Chemie", ein Symposium über Qualitätskontrolle abgehalten, bei dem vier Themenkreise behandelt wurden: I. Die Bedeutung der Qualitätskontrolle für die klinisch-chemische Routine und Forschung II. Die theoretischen Grundlagen III. Die Durchführung IV. Proteinhaltige Standards, Standard-Proben I. Die Bedeutung der Qualitätskontrolle für Routine und Forschung (D. STAMM) Eine wesentliche Aufgabe der klinischen Chemie ist die Gewinnung von Befunden durch die Analyse geeigneten Untersuchungsgutes und die anschließende Beurteilung der Analysenergebnisse. Zuverlässigkeit der Analytik) Für die Prüfung der Zuverlässigkeit dieser Befunde muß man die Teilschritte von der Probenahme am Patienten bis zur Übermittlung des Befundes an den behandelnden Arzt studieren (Abb. 1). Alle Teilschritte sind einer Vielzahl von Einflüssen und Störungen ausgesetzt. Der entscheidende messende Teilschritt ist die Analytik. Jede Prüfung der Zuverlässigkeit klinisch-chemischer Befunde muß bei ihr beginnen. Nur durch eine zuverlässige Analytik lassen sich die Teilschritte davor und danach überprüfen. PATIENT Probenahme^ Probeverwahrung Tageszeit letzte Nahrung Körperlage Stauung Nadel Stichzahl Probegefösse Vegetative Ausgangslage Abtrennung Aufbewahrung Temperatur Zeit Licht Cetäss material Nachgerinhung Erschütterung Schütteln Zuvertässigkeitskontrotle Qualitätshontrolle Richtigkeitskontrolle Z. klin. Chem./4. Jahrg. 1966/Heft 6 90 —140 mval// 3,2— 4,6 mval// 4.5— 8 mval// 1,8— 3,3 mg/100 m/ 3.6— 7,2 g/100 ml 20 — 48 mg/100 ml 0,1— 1,4 mg/100 ml Rundversuche in Kanada (2) und 1965 in der Bundesrepublik (3) erbrachten ähnliche Ergebnisse. Solche Analysenergebnisse sind als Grundlage klinisch-chemischer Befunde unbrauchbar. Einen wesentlichen Fortschritt in der Verbesserung der Zuverlässigkeit klinisch-chemischer Befunde hat man in den Vereinigten Staaten seit der Einführung der Qualitätskontrolle gesehen (4, 5). Vergleichbar keif der Befunde mit anderen Laboratorien Klinisch-chemische Befunde sollten aber nicht nur zuverlässig, sondern nach Möglichkeit auch mit denen anderer Laboratorien vergleichbar sein, damit man den Krankheitsverlauf bei einem Patienten, der von Ärzten behandelt wurde, die ihre klinisch-chemischen Befunde aus verschiedenen Laboratorien bekommen, mit einiger Zuverlässigkeit verfolgen kann. Das setzt voraus, daß die Analytik jedes der beteiligten Laboratorien zuverlässig ist, reicht aber nicht aus. Auch die Probenahme und Verwahrung sind mit beträchtlichen zufälligen und systematischen Fehlern behaftet. Wir haben dies studiert (6, 7) (Tab. 2) und konnten feststellen, daß dieser Anteil an der Gesamtstreuung von der Probenahme bis zum Analysenergebnis meist größer ist als der der Analytik. Man muß aber zur Ermittlung der optimalen Bedingungen von Probenahme und Verwahrung eine ständig kontrollierte Analytik voraussetzen. Bei der Berechnung der Gesamtstreuung ist die jeweilige Anzahl der Probenahmen (nO und die Anzahl der Analysen (n0) berücksichtigt. V(%) ist der jeweilige Variationskoeffizient Normalwerte Verteilungstyp Streuung Probenahmezeit Streuung der Methode Störfaktoren Wenn man die Analytik nicht täglich wirkungsvoll kontrolliert, kommt es zu beträchtlichen Streuungen der Analysenergebnisse, wie ein Rundversuch von WOOTTON (1) zeigte. Er sandte die gleiche lyophilisierte Serumprobe an 133 bekannte Laboratorien in acht Ländern und erhielt Ergebnisse die erschreckende Spannen aufwiesen zurück (Tab. 1): ) Die Definitionen folgen in Abschnitt II. Natrium Kalium Calcium Säurelöslicher Phosphor Gesamt-Eiweiß Harnstoff Bilirubin Tab. 2 Streuungsanteile von Probenahme (sj) und Analytik (s0) an der Gesamtstreuung (st) eines klinisch-chemischen Untersuchungsergebnisses Abb. l Teilschritte bei der Gewinnung klinisch-chernischer Befunde Unter jedem Teilschritt sind die Störeinflüsse oder die Kontrollmöglichkeiten angegeben. x Tab. l Minimal- und Maximalwerte der Analysenergebnisse im Rundversuch von WOOTTON Bestandteil des Serums Messung So Gesamt-Eiweiß (g/100 m/) 0,52 Natrium 1,03 (mval//) Chlorid 0,44 (mval/0 Calcium. 0,08 (mval//) Phosphat (rngP/lOOmi) 0,04 Kreatinin (mg/100 m/) 0,02 Harnstoff-N (mg/100 ml) 0,18 Harnsäure (mg/ 100 m/) 0,17 Bisen (mg/ 100 ml) 2,94 V 0 (%) Streuung Probenahme Total Sx V,(%) st Vt(%) n0 H! 1 8,31 0,36 5,76 0,39 6,24 2 0,75 2,08 1,52 2,20 1,61 2 1 0,43 2,86 2,78 3,02 2,94 2 1 1,65 0,19 3,92 0,20 4,13 2 1 10,3 1,03 0,40 10,3 0,40 2,29 0,03 3,44 0,03 1,66 0,54 4,97 0,56 1,57 2,87 3,20 1,57 14,0 26,5 15,3 14,3 2 l 2 1 51,5 2 1 26,5 2 1 15,6 2 1 3,44 304 Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen Die bisher benutzten Normalbereiche1), also die Beurteilungs^ grundlage der Analysenergebnisse, müssen an hinreichend großen Kollektiven für die derzeit gebräuchlichen Probegewinnungs- und Analysenverfahren überprüft werden, wenn wir zuverlässige Befunde gewinnen wollen. Voraussetzung dafür ist wieder eine zuverlässige Analytik. Es sind bei den Normalbereichen Geschlechtsunterschiede und Schwankungen im Laufe des Jahres, aber auch im Laufe des Tages zu erwarten. Nur wenn man dies alles berücksichtigt, erzielt man vergleichbare Befunde. Normierung Bei einer Reihe von Blutbestandteilen sind die Normalbereiche von der Art der Probenahme und von der angewandten Analysenmethode abhängig. Es lag der Gedanke nahe, die Methoden zu normieren. Solche Bestrebungen haben sich trotz einer guten Methodensammlung (9) und vielfältiger Bemühungen der wissenschaftlichen Gesellschaften in den USA nicht durchgesetzt. Es gibt dafür viele Gründe: Einmal ist es die gute Erfahrung mit eigenen „Hausmethoden", die man deswegen nicht aufgeben möchte, dann die vielfältigen Entwicklungstendenzen der klinisch-chemischen Methodik, wie z. B. Automatisation und Mikrolitertechnik. Man müßte für alle diese apparativen Entwicklungsrichtungen Standardmethoden schaffen. Das wäre nicht in hinreichend kurzer Zeit möglich und stünde deswegen dem analytischen Fortschritt im Wege. Es erscheint viel sinnvoller, Zuverlässigkeitskriterien für die Bestimmung eines Blutbestandteiles zu ermitteln, diese Kriterien zur Norm zu erheben und gleichzeitig eine detaillierte Beschreibung eines Verfahrens anzugeben, das diese Kriterien besitzt. Die Beschreibungen könnten sich z. B. an die Darstellung in den „Standard Methods" der American Association of Clinical Chemists (9) anlehnen. Diese Zuverlässigkeitskriterien sind nach dem derzeitigen Stand unseres Wissens nur aus Qualitäts- und Richtigkeitskontrolle, die nachstehend beschrieben werden, zu gewinnen. Sie sind eine unabdingbare Voraussetzung für den Vergleich von Methoden. Damit ist gezeigt, daß die Qualitätskontrolle im Angelpunkt aller Bemühungen um zuverlässige, vergleichbare klinisch-chemische Befunde steht. II. Theoretische Grundlagen (H. BÜTTNER) Da das Referat in einer der nächsten Nummern dieser Zeitschrift im vollen Wortlaut veröffentlicht wird (10), sollen daraus hier nur die Begriffe und Definitionen wiedergegeben werden, um sie zur Diskussion zu stellen. Jeder Teilschritt der Analytik ist mit Fehlern behaftet, die ihre Ursache z. B. in der Unzulänglichkeit der Manipulationen des Analytikers, der Methodik, der menschlichen Sinnesorgane und der apparativen Möglichkeiten haben. Man bezeichnet sie, einschließlich der Fehler bei der Probevorbereitung, als Meßfehler, die nach der Fehlertheorie in drei Gruppen eingeteilt werden: /. Systematische Fehler Alle Meßwerte weichen in einer Richtung, d. h. systematisch, vom wahren Wert ab. Beispiel: Bei der Aufstellung einer Standardkurve *) In dem Normalbereich findet man 95% der Werte eines Normair kollektives (8). Wenn man eine Normalverteilung 'annehmen darf, ist es etwa der Bereich Mittelwert plus und minus 2 Standardabweichungen ( ± 2 s). (Eichkurve) für eine photometrische Analyse wird eine unreine Substanz verwendet; dann liegen alle über diese Standardkurve ermittelten Analysenergebnisse systematisch zu hoch. Ahnliche Beispiele sind Fehler infolge unzureichender Monochromasie des Meßlichtes oder infolge falsch zusammengesetzter Reagenzien. Auch die Fehler durch unzureichend zusammengesetzte StandardLösungen gehören hierher. 2. Zufällige Fehler Alle Meßwerte streuen mehr oder minder um einen Mittelwert, positive und negative Fehler sind gleich häufig, kleine Fehler sind wahrscheinlicher als große; dies gilt aber nur, wenn die Fehler normal verteilt sind. Beispiel: Beim Pipettieren treten kleine Unregelmäßigkeiten bei der Einstellung des Meniskus oder Unter·^· schiede in der Wartezeit beim Entleeren der Pipetten auf. ^. Grobe Fehler Sie sind meist durch grobe Unachtsamkeit des Analytikers bedingt und können prinzipiell vermieden werden, z. B. Verwechselung von Pipetten, Reagenzien oder Photometerfiltern. 4. Richtigkeit: Der systematische Fehler läßt sich in einfacher Weise als Differenz zwischen dem gefundenen Wert (x) und dem richtigen Wert*) ( ) darstellen. Beispiele siehe unter „5". Je größer der systematische Fehler, um so geringer ist die Richtigkeit und umgekehrt. 5. Richtiger Wert: Genau bekannte Konzentrationen einer Probe. Beispiel: Man wiegt von bis zur Gewichtskonstanz getrocknetem Harnstoff p. a. 30,0 mg in einen 100 m/Meßkolben einfüllt bis zur Marke mit ammoniakfreiem bidestillierten Wasser auf und kontrolliert -den Gehalt z. B. mit einer hinreichenden Anzahl von Kjeldahl-Bestimmungen, bevor man die Richtigkeit einer enzymatischen Harnstoffbestimmung mit dieser Lösung (primärer Standard) prüft. 6. Präzision (Streubreite): Die zufälligen Fehler lassen sich nur erfassen, wenn man die Messung der gleichen Größe oder die Analyse der gleichen Probe mehrfach durchführt. Je größer der zufällige Fehler, desto stärker „streuen" die Einzelergebnisse, desto kleiner ist die Präzision der Messung. Die quantitative Angabe der zufälligen Fehler ist nur mit den unten definierten statistischen Maßzahlen Mittelwert und Standardabweichung oder dem Variationskoeffizienten möglich. Die Präzision in der Serie, die man durch mehrfache Analyse der gleichen Probe in einer Untersuchungsserie ermittelt, ist meist wesentlich besser, als die Präzision von Tag zu Tag, die man durch mehrfache Analyse der gleichen unveränderten Probe an verschiedenen Tagen ermittelt. 7. Mittelwert: Als die Kenngröße des besten Wertes aus einer Anzahl von streuenden Meßwerten gilt der Mittelwert (x): xj = Meßwert (1) n = Anzahl der Meßwerte 8. Standardabweichung: Als die beste Kenngröße für die Streuung von Meßwerten um einen Mittelwert (x) gilt die Standardabweichung (s). Sie kann nach folgender Formel berechnet werden: 2 ) Selbstverständlich ist der richtige Wert nicht ganz genau bekannt, sondern die mit den derzeit verfügbaren Methoden beste Näherung. Die Abweichung ist vernachlässigbar klein. Z. klin. Chem. / 4. Jahrg. 1966 / Heft 6 Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen (Xi-x)2 (2) n —l Das Quadrat der Standardabweichung (s2) wird als „Varianz" bezeichnet. Für Tischrechenmaschinen ist die folgende Umformung von (2) unter Zuhilfenahme von (/) geeigneter: n - ( n —1) 9. Variationskoeffi^ient: In vielen Fällen ist es anschaulicher, die Streuung in Prozent des Mittelwertes anzugeben, wenn man Streuungen aus verschiedenen Meßreihen mit verschiedenen Mittelwerten vergleichen will. Diese Größe nennt man den Variationskoeffizienten Man bezeichnet sie auch als relative Standardabweichung, wofür auch die Kurzbezeichnung s(%) benutzt wird. 10. Zuverlässigkeit: Die Zuverlässigkeit ist der Oberbegriff für Präzision und Richtigkeit. Im Sinne der Qualitätskontrolle spricht man von Zuverlässigkeit, wenn die Ergebnisse einer Analysenmethode in ihrer Präzision und Richtigkeit mit bestimmter Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden können, d. h. wenn das Analysenverfahren unter Kontrolle ist. Von anderer Seite verwendet man Zuverlässigkeit auch als Oberbegriff für Präzision, Richtigkeit, Spezifität und Empfindlichkeit. Diesem Gebrauch wollen wir nicht folgen. //. Standard-Lösung: Das sind Lösungen, deren Gehalt an einem oder mehreren Bestandteilen möglichst genau bekannt ist. 12. Primärer Standard: Standard-Lösung von bekannter Konzentration einer bestimmten Substanz. Hergestellt unter größtmöglicher Sorgfalt, durch Einwaage der chemisch definierten und möglichst reinen Substanz in optimal geeignetem Lösungsmittel. 13. Sekundärer Standard: Standard-Lösung, deren Konzentration auf Grund der Herstellung nicht hinreichend genau bekannt ist, sondern durch nachträgliche Analyse ermittelt werden muß. 14. Standard-Probe: Ein Standard von bekannter Konzentration einer bestimmten Substanz, der weitere Bestandteile enthält und dadurch in seiner Zusammensetzung den analysierten Proben ähnelt. 15. Kontroll-Lösung: Lösung einer Substanz für die Kontrolle der Präzision oder Richtigkeit einer Analysenmethode. Die genaue Konzentration ist bekannt, oder — für die alleinige Kontrolle der Präzision — konstant. Das Lösungsmittel muß so gewählt werden, daß die Kontroll-Lösung anstelle einer Probe in den Analysengang eingesetzt werden kann. 16. Kontroll-Probe: Kontroll-Lösung, die nicht nur die zu analysierende Substanz enthält, sondern in ihrer Zusammensetzung den analysierten Proben weitgehend ähnlich ist. Z. klin. Chem./4. Jahrg. 1966./He£t 6 305 III. Durchführung Zu einer wirkungsvollen Überwachung der Analytik müssen von der Standardisierung unabhängige Kontrollen durchgeführt werden. Dazu könnte man KontrollLösungen verwenden. Diese enthalten bis auf wenige Ausnahmen kein Eiweiß. Infolgedessen wird die große Fehlerkomponente der Enteiweißung nicht mit erfaßt, das Ergebnis wäre eine zu günstige Präzision. Durch die Verwendung eiweißhaltiger Kontroll-Proben wird dieser Fehler reduziert. Da aber für die Feststellung des „richtigen" Gehaltes einer solchen Kontroll-Probe einige hundert Analysen mit verschiedenen Methoden nötig sind, ist der Preis sehr hoch. Allerdings könnte man gleichzeitig Präzision und Richtigkeit kontrollieren. Die wirtschaftlichste Lösung ist das Anlegen eines eigenen Mischserums („Serum-Pools") (4) in der folgenden Weise: In einer Plastikflasche, die in einer Tiefkühltruhe verwahrt wird, sammelt man das von der Analytik übriggebliebene Serum, soweit es frei von Hämolyse, Lipämie, hohem Bilirubingehalt und die Analytik störenden Ar2neimitteln ist. Wenn 2—3 Liter zusammen sind, taut man bei Raumtemperatur auf, mischt gründlich, zentrifugiert eine halbe Stunde und mischt den Überstand erneut. Dieses homogene Gemisch wird in sterile, verschließbare Fläschchen abgefüllt. Die einzelnen Proben werden so bemessen, daß man mit allen Routinemethoden Doppelbestimmungen durchführen kann, also zwischen 3 und 15 m/. Diese Einzelportionen bringt man schnell wieder in den Tiefkühlschrank. Jeden Tag nimmt man eine Probe Mischserum heraus, taut auf, mischt gründlich und führt die Doppelbestimmungen aus. Die Ergebnisse werden in einer Vorperiode von 20 Tagen in Kontrollkarten mit dem Datum als Abszisse und den Meßwerten als Ordinate eingetragen. Danach berechnet man nach Gleichung (1) den Mittelwert und nach (2) oder (3) die Standardabweichung. Danach kann die Kontrollperiode beginnen. Eine Methode wird dann als „in Kontrolle" angesehen, wenn die Werte zwischen x — 3s und + 3s liegen (Abb. 2). Bei einem guten Arbeitsklima führt dieses Verfahren zu einer schnellen Verbesserung der Zuverlässigkeit der Analytik, bei einem schlechten kann es versagen. Inzwischen sind auch flüssige (Qualtrol, Labtrol)1 und lyophilisierte (Hyland2, Monitrol1, Seronorm3, Versatol4) Kontroll-Proben im Handel. Flüssige KontrollProben sind nur für eine begrenzte Anzahl von Bestandteilen erhältlich. Die lyophilisierten Kontrolle-Proben müssen unmittelbar nach der Auflösung benutzt werden. Die Auflösung ist mit einer Reihe von zufälligen Fehlern behaftet. Für die Einführung der Qualitätskontrolle werden günstigere Kontrollverfahren wie die Auftragung eines Quotienten aus der gefundenen Konzentration dividiert *) Hersteller: DADE Reagents Inc., Miami, Florida, USA. Alleinvertrieb für Deutschland: Asid-Institut GmbH, 8 München 13, Postfach 420. 2 ) Hersteller: Hyland Laboratories, Los Angeles, Calif., USA. Vertrieb für Deutschland: Travenol, 8 München 15, Landwehrstr. 64. ·". ' 3 ) Hersteller: Nyegaard u. Co, AS. Oslo, Norwegen. Vertrieb für Deutschland: Dr. Molter GmbH, 69 Heidelberg, Bergstr. 112. 4 ) Hersteller: General Diagnostics Division der Warner-Chilcott, Morris Plains, N. J., USA. Vertrieb für Deutschland: Gödecke u. Co, Chemische Fabrik A.G., 78 Freiburg i. Br. 4l Büttner u. Stamm: Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen 306 Qualität; - Kontrollkarte ANORGAN. PHOSPHOR August 1965 i.80 Reagens Abb. 2 Qualitäts-Kontrollkarte durch die vorgegebene Konzentration anstelle der Meßwerte auf der Ordinate eingehend diskutiert (7). IV. Proteinhaltige Standards, Standard-Proben Bei klinisch-chemischen Analysen werden meist Relativmessungen ausgeführt. Man vergleicht Meßgrößen von Standards mit Meßgrößen der Proben und errechnet daraus die Konzentration der Probe (6): K Standard Mstandard Kprobe Kprobe Mprobe M = Meßwerte K = Konzentration Kstandard X Mprobe Mstandard Bisher ist es in Deutschland meist üblich, eine Reihe von Verdünnungen des primären Standards anzusetzen, für diese den Meßwert zu bestimmen und das Ergebnis in ein Koordinatensystem mit den Konzentrationen als Abszisse und den Meßwerten als Ordinate einzutragen. Durch die Punkte legt man eine Standardkurve (früher „Eichkurve"). Bei linearer Standardkurve läßt sich für die Umrechnung der Meßwerte in Konzentrationen ein Standardkurvenfaktor ermitteln. Nun werden aber bei jedem Teilschritt der Analyse neben den zufälligen auch sich ändernde systematische Fehler gemacht, die teilweise auf die von Tag zu Tag wechselnden Reaktionsbedingungen zurückzuführen sind. Diesen variablen Anteil der systematischen Fehler kann man verringern, wenn man mit jeder Analysenserie 3 primäre Standards mitführt, deren Meßwerte mittelt und den Mittelwert als Mstandard in die Gleichung (6) einsetzt. Aber auch bei diesem Vorgehen ist die Streuung von Tag zu Tag noch immer beträchtlich. Der Versuch yon WOOTTON (1) hat bereits die Vermutung nahe gelegt, daß bei dem Vergleich von einer StandardProbe mit den Proben wesentlich zuverlässigere Ergebnisse erzielt werden. Dies gilt natülich nur im Bereich der geradlinigen Standard-Kurve. Probereihen im eigenen Laboratorium haben diese Vermutung bestätigt (Tab. 3). Es liegt darum nahe, vor der Normierung einer Qualitätskontrolle die Berechnung der Konzentration der Kontroll-Probe auf allen drei Wegen, also mit dem Standardkurvenfaktor, dem primären Standard und der Standard-Probe vorzunehmen und die Ergebnisse statistisch auszuwerten. Ein entsprechender Rundversuch von 5 Laboratorien ist eingeleitet, Darüber wird zu gegebener Zeit in dieser Zeitschrift'berkhtet. Tab. 3 Präzisionsvergleich bei der Berechnung der Analysenergebnisse über einen Standard-Kurvenfaktor, einen primären Standard und eine Standard-Probe Bei den Präzisionen in der Serie sind nur die Standardabweichungen (s) angegeben Bestandteil Gesamt-Eiweiß (g/100 m/) Natrium (mval/I) Kalium (mval//) Calcium (mval/0 . Chlorid (mval/I) anorg. Phosphor (mgP/100 m/) Kreatinin (mg/ 100 ml) Harnstoff-N (mg/ 100 m/) Glucose (mg/100 m/) (Glucoseoxydase-Methode) Präzision in der Serie bei Berechnung über: Standard-Kurve1) primären Standard-Probe Standard 0,07 — — — — 0,02 0,03 ~~ Präzision von Tag zu Tag bei Berechnung über: Standard-Kurve1) primären Standard-Probe Standard * ±s ±S _ _ 0,60 0,03 0,04 0,43 0,02 0,02 0,430 0,05 0,70 0,03 0,04 0,83 0,02 0,02 0,545 3,36 3,48 6,91 ±0,18 -^. — -:- _;— 2,43 ±0,10 0,77 ±0,12^ — 132,3 ±1,5 4,24 ±0,08 4,15 ±0,10 86,3 ±0,7 2,45 ±0,07 0,83 ±0,060 14,39 ±1,84 6,33 ±0,09 131,7 ±1,9 4,20 ±0,02 4,16 ±0,05 87,87 ±1,07 2,46 ±0,06 0,97 ±0,04 14,33 ±0,845 85,40 ±4,44 90,33 ±4,25 Die Standard-Kurve ist mit dem primären Standard ermittelt. Literatur 1. WOOTTON, I. D. P., Clin. Chem. 2,296 (1956). — 2. TONKS, D. B., Clin. Chem. 9,217 (1963). — 3. MERTEN, R., persönl. Mitteilung. — 4. Quality Control Manual, überarb. Aufl., Council on clinical, chemistry of the American Society of Clinical Pathologists (1962). — 5. STRAUMFJORD, J. V. und B. E. COPELAND, Amer. J. Clin. Path. 44, 252 (1965). — 6. BÜTTNER, H., diese Z. 3y 69 (1965). — 7. Privatdozent Dr. med. Dr. rer. nat. H. Büttner Laboratorien der I. Medizin. Univ. Klinik 23 Kiel, Schittenhelmstr. 12 STAMM, D., unveröffentl. Versuche. — 8. WOOTTON, I. D. P., E. J. KING und J. MACLEAN SMITH, Brit. Med. Bull. 7, 307 (1951). -^ 9. Standard Methods of Clinical Chemistry, Vol. 1—5, Academic Press, New York—London (1953—1965). — 10. BÜTTNER, H., diese Z., im Druck. Dr. med. Dr. rer. nat. D. Stamm Abteilung für klinische Chemie der Klinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie 8 München 23, Kraepelinstr. 10 Z. klin. Chem. / 4. Jahrg. 1966 / Heft 6