Aufklärung und interdisziplinäre

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Aufklärung und interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der ADS/ADHS notwendig
Internationale Konferenz fördert Dialog zwischen Ärzten, Eltern und Lehrern – Vorstellung des 1.
interdisziplinären Leitfadens ADS/ADHS – Neue Behandlungsoption in Sicht
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS/ADHS) gilt den einen als Modediagnose, die anderen
betrachten sie als behandlungsbedürftige Störung. Immerhin: Etwa 500 000 Kinder leiden in Deutschland darunter.
Um sich über die aktuellen Forschungen zu Diagnose und Therapie von ADS/ADHS zu informieren und über den
Stellenwert des Einsatzes von Medikamenten bei der Therapie zu diskutieren, trafen sich jetzt in Hamburg 500 Ärzte,
Eltern und Lehrer im CCH. Eingeladen hatte Prof. Dr. Michael Schulte-Markwort, stellvertretender Direktor der
Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Unterstützt wurde
die Veranstaltung von der Lilly Deutschland GmbH. Anlässlich der Konferenz hat der im Frühjahr 2001 gegründete
Hamburger Arbeitskreis ADS/ADHS den bundesweit ersten interdisziplinär erarbeiteten Leitfaden ADS/ADHS
vorgelegt.
Nach Ansicht der Chairmen der Internationalen Konferenz, Prof. Schulte-Markwort und Dr. Michael Zinke,
Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Landesverband Hamburg, gibt es in Bezug auf
ADS/ADHS insbesondere zum Einsatz von Medikamenten und im Zusammenhang mit der Versorgungssituation bei
den betroffenen Eltern, aber auch bei Ärzten noch immer sehr viel Verunsicherung. Oft vergehen Jahre, bis die
Kinder kompetenten Fachärzten vorgestellt werden.
Aufgrund dieser Tatsache hat sich im Frühjahr 2001 der Hamburger Arbeitskreis ADS/ADHS gegründet, ein
interdisziplinärer Zusammenschluss zweier Elternselbsthilfegruppen, von Ärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie, Ärzten für Kinder- und Jugendmedizin sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.
„Der in Hamburg erstmals vorgestellte Leitfaden ADS/ADHS ist das Ergebnis einer einjährigen konstruktiven
Zusammenarbeit im Arbeitskreis. Er soll für die Eltern betroffener Kinder eine Orientierungshilfe im Hinblick auf eine
adäquate Diagnose und Therapie bieten und sie in die Lage versetzen, kompetenter mit dem Arzt zu
kommunizieren“, erläuterten Professor Schulte-Markwort und Dr. Zinke, beide Mitbegründer des Hamburger
Arbeitskreises.
„Das wichtigste Ziel dabei ist es, dass betroffene Kinder frühzeitig erkannt und kompetenten Fachleuten wie Ärzten
für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sowie hinsichtlich ADS/ADHS speziell ausgebildeten Ärzten
für Kinder- und Jugendmedizin vorgestellt werden“, führte Dr. Zinke weiter aus.
Der Hamburger Arbeitskreis spricht sich klar für eine gründliche Differenzialdiagnose und das multimodale
Behandlungskonzept bei ADS/ADHS aus, die in dem Leitfaden detailliert beschrieben werden. „Gleichzeitig
unterstreicht er die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Fachgruppen, die sich mit dem Krankheitsbild ADS/ADHS
befassen“, so Dr. Zinke.
Die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit und einer Versachlichung der Diskussion wurde auch von
Prof. Dr. Manfred Döpfner von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters in Köln während der Konferenz in der Hansestadt betont: „Kein anderes Störungsbild liegt stärker im
Schnittpunkt von Pädagogik, Psychologie und Medizin. Die einzelnen Disziplinen haben ihren jeweils spezifischen
Zugang zu der Problematik und können zu einer angemessenen Sichtweise der Thematik und zu einem besseren
Umgang mit dem Problem beitragen.“ Döpfner verwies auf zahlreiche weitere Störungen, die mit ADS/ADHS
einhergehen (können) und die zeigen, wie wichtig eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind: Störungen des
Sozialverhaltens, aggressive Störungen, Lernstörungen, Angststörungen und depressive Störungen.
Zu den Merkmalen von ADS/ADHS gehört, dass die damit zusammenhängenden Symptome (verminderte
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit, Impulsivität und Hyperaktivität) schon „vor der Einschulung deutlich
stärker sind als bei Kindern gleichen Alters und vergleichbarer Intelligenz,“ betonte Döpfner. Wichtig für die Diagnose
sei zudem, dass die Störung in unterschiedlichen Lebensbereichen der Kinder auftritt, etwa im Elternhaus und in
Kindergarten oder Schule.
Als Ursachen von ADS/ADHS werden Störungen in Neurotransmitter-Systemen und andere cerebrale Störungen
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angenommen; Nahrungsbestandteile spielen hingegen nach den Worten Döpfners kaum eine Rolle. Die Bedeutung
einer genetischen Disposition ist inzwischen durch groß angelegte Zwillings- und Adoptionsstudien weitgehend
gesichert worden. Zu den Risikofaktoren gehören aber wahrscheinlich auch Nikotin- und Alkoholabusus in der
Schwangerschaft.
„Bei ADS/ADHS-Kindern können eine inkonsistente Erziehung, eine mangelhafte Kontrolle und familiäre Belastungen
zu beträchtlichen schulischen Schwierigkeiten führen“, sagt Döpfner. Von daher ergebe sich eine dreigeteilte
Intervention: eltern-, patienten- und schulzentriert. Dabei sollte das multimodale Therapieprinzip angewandt werden,
bei dem je nach Fall, so Döpfner, Elterntraining, Pharmakotherapie, Psychotherapie, so genannte „übende“ und
sozialpsychiatrische Verfahren miteinander kombiniert werden.
Bei rund 30 Prozent der ADS/ADHS-Kinder ist nach den Erfahrungen von Döpfner eine Pharmakotherapie, etwa mit
Psychostimulanzien, nötig, die u. a. den Dopaminspiegel beeinflussen. Nicht bei allen Kindern sei ein solches
Vorgehen hilfreich; wichtig sei in jedem Einzelfall eine genaue Diagnostik; die jeweilige Dosis müsse zudem exakt
ausgetestet werden, und dies alles müsse eingebettet sein in eine umfassende Beratung und Betreuung: „Wer sich
als Behandler darauf einlässt, muss sich darüber klar sein, dass er diese Therapie möglicherweise über Jahre
durchführen muss,“ resümierte Döpfner.
Prof. Timothy E. Wilens von der Harvard University/Massachusetts General Hospital in Boston erläuterte in
Hamburg, dass bereits seit längerem intensiv nach wirksamen Alternativen zu den Psychostimulanzien gesucht wird.
Ein besonders vielversprechender Ansatz, wird derzeit mit dem hochselektiven
Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin verfolgt. Im Gegensatz zum bisherigen Therapiestandard
Methylphenidat handele es sich dabei erstmals nicht um ein Psychostimulans. Aus experimentellen und klinischen
Untersuchungen ist bekannt, dass Atomoxetin – anders als Methylphenidat – nicht direkt auf das dopaminerge
System wirkt. Vielmehr blockiert die Substanz die Wiederaufnahme von Noradrenalin in zentralnervöse Synapsen
und beeinflusst dadurch die Interaktion zwischen dem noradrenergen und dem dopaminergen System. Deren
Zusammenspiel hat bei der Steuerung von Aufmerksamkeit und Impulsivität eine zentrale Bedeutung. Als tägliche
Einmaldosis erscheint Atomoxetin erfolgversprechend bei der Behandlung aller Untergruppen von ADHS, und zwar
sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen und Erwachsenen. In mehreren Studien seien sowohl die gute
Verträglichkeit dieser Substanz als auch ihre klinische Wirksamkeit bewiesen worden. Dabei konnte eine
Verbesserung der Symptome über den gesamten Tag erreicht werden, ohne dass dabei Einschlafstörungen
auftraten, erläuterte Wilens. Die endgültige Zulassung für Atomoxetin wird in de USA im Jahr 2003 erwartet. In der
Bundesrepublik rechnet die Lilly Deutschland GmbH mit der Zulassung im Jahr 2005.
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Der „Leitfaden ADS/ADHS“ kann schriftlich oder per email unter folgender Adresse kostenlos angefordert werden:
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Postfach 65 22 40
22373 Hamburg
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