Ostfalia – Fakultät Karl-Scharfenberg Studiengang Medienmanagement Semester: 7 Erstprüfer: Prof. Dr. habil. Harald Rau Zweitprüfer: Annika Ehlers Bachelorarbeit Wertemanagement in Redaktionen Führungsverhalten in journalistischen Arbeitsprozessen Abgabe: 10.12.2015 Name: Tatjana Podwonek Matrikelnummer: 70294541 Email: [email protected] Telefonnummer: 017684652006 Inhalt Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... III 1. Einleitung ........................................................................................................................ 1 2. Begriffsdefinition ............................................................................................................ 4 2.1.Wert ....................................................................................................................... 4 2.2.Wertemanagement ................................................................................................ 5 2.3.Redaktion .............................................................................................................. 7 2.4.Journalistische Arbeit ............................................................................................ 9 3. Wertemanagement in Organisationen ........................................................................... 10 3.1.Werte im Arbeitsleben ........................................................................................ 12 3.1.1.Das Werteviereck ......................................................................................... 14 3.2.Differenzierung Organisation vs. Institution im Kontext von Medien ............... 15 3.3.Mitarbeiterorientierung, Personalentwicklung und -management ...................... 16 3.4.Mitarbeitermotivation und Anreize für Mitarbeiter ............................................ 17 3.4.1.Bedürfnisse und Bedürfnisbefriedigung....................................................... 20 3.4.2.Mitarbeiterfluktuation .................................................................................. 23 4. Definition Journalismus ................................................................................................ 24 4.1.Differenzierung Medienorganisation vs. journalistischer Organisation ............. 28 4.2.Journalismus als Geschäftsmodell? .................................................................... 30 4.3.Definition Journalist ............................................................................................ 32 4.3.1.Rollenstrukturen und Akteure in Redaktionen ............................................. 35 4.3.2.Die Berufsgruppe der freien Journalisten..................................................... 38 4.4.Redaktionen als konkrete journalistische Organisationen .................................. 39 5. Wertemanagement in Redaktionen ............................................................................... 40 5.1.Werte in Redaktionen.......................................................................................... 41 5.2.Erfolg durch Wertemanagement in Redaktionen ................................................ 42 I 5.3.Personalressourcen, -management und -führung ................................................ 43 5.4.Erwartungen an Führungskräfte .......................................................................... 44 5.5.Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter ................................................. 48 5.6.Motivation der Mitarbeiter .................................................................................. 49 5.6.1.Gut umgesetzte Werte binden Mitarbeiter ................................................... 50 5.7.Differenzierung Redaktionsmanagement vs. Medienmanagement..................... 50 5.7.1.Redaktionsmanagement ............................................................................... 51 5.7.2.Effektivität und Effizienz ............................................................................. 53 6. Ausblick ........................................................................................................................ 55 7. Fazit .............................................................................................................................. 56 Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 61 Eidesstattliche Erklärung ...................................................................................................... 71 Anhang ................................................................................................................................. IV II Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Handlungsebenen des Wertemanagements ............................................................... 6 Abb. 2: Persönliche Präferenzen der Wertedimensionen von Führungskräften im Unternehmen 2015 ............................................................................................................... 13 Abb. 3: Werteviereck der Organisation ................................................................................ 14 Abb. 4: Immaterielle vs. materielle Anreize......................................................................... 17 Abb. 5: Die Bausteine der Motivation .................................................................................. 19 Abb. 6: Bedürfnispyramide nach Maslow 1954 ................................................................... 21 Abb. 7: Ebenen der gesellschaftlichen Strukturierung: Unterscheidungsmerkmale ............ 28 Abb. 8: Journalistische Berufsrollen in Mediensystemen .................................................... 38 Abb. 9: Persönliche Präferenzen der Wertedimensionen von Führungskräften im Unternehmen 2014 ............................................................................................................... IV Abb. 10: Relative Reihenfolge zentraler Wertebegriffe 2006-2015..................................... IV Abb. 11: Journalistische Kompetenz: analytische Begriffsdifferenzierung ...........................V Abb. 12: Wohin wird sich die Wertediskussion entwickeln? ................................................V III 1. Einleitung „Wenn Produkte und Leistungen immer vergleichbarer werden, machen die Mitarbeiter den Unterschied. Deshalb ist es erfolgsrelevant, auf eine wertorientierte Führung zu setzen. Führung und Mitarbeiter benötigen einen Leitfaden für zukünftiges Handeln“ (Biesel 2013, 94; H.d.d.Verf.). Biesel zeigt mit dem vorangegangenen Zitat deutlich, dass eine wertorientierte Mitarbeiterführung zukünftig immer wichtiger wird. Nicht nur intern, auch nach außen wird eine wertorientierte Führung an Bedeutung gewinnen, um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu generieren. Der Wettbewerbsvorteil ergebe sich daraus, dass die Unternehmensaktivitäten von Menschen gestaltet und gelenkt werden (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 716). So gibt es laut Wieland (2004, 28) einen Bedarf an Wertemanagement sowie „eine Nachfrage für akzeptierte Kriterien eines guten Wertemanagements“. In deutschen Unternehmen seien vor allem „‚harte Werte‘ wie Macht, Verantwortung und Hierarchie“ bedeutend (Schönborn 2004, 1). Das Thema des Wertemanagements sei kein Neues, schon Anfang der achtziger Jahre rieten Peters/Waterman Junior (1993, 321; H.i.O.) Unternehmen: „Machen Sie sich Gedanken über Ihr Wertsystem1! Werden Sie sich darüber klar, wofür Ihr Unternehmen steht. Auf welchen Teil Ihrer Arbeit sind alle im Unternehmen am meisten stolz? Versetzen Sie sich 10 oder 20 Jahre in die Zukunft: worauf würden Sie mit der größten Befriedigung zurückblicken?“. Daher gäbe es schon seit längerem eine „Diskussion über Werte als Teil ökonomischer Wertschöpfung“ (Hattendorf 2013, 24). Diese habe, laut Hattendorf (ebd. 24), „in den vergangenen Jahren stetig an Relevanz und Intensität gewonnen“. Deswegen sei es von Bedeutung Unternehmen auch aus kultureller und nicht mehr nur aus struktureller Perspektive zu analysieren (vgl. Sögtrop et al. 2013, 34). Mit dieser Vernetzung von Struktur und Kultur können „langfristige und zielgerichtete Lösungen für Probleme im Vertrieb“ entwickelt werden (ebd. 34). Auf Grund dessen schreite die Professionalisierung von Wertesystemen in Unternehmen immer weiter voran (vgl. Hattendorf 2013, 24). Wenn ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein möchte, müsse deutlich werden, dass Werte und Profit sich nicht gegenseitig ausschließen sondern einander bedingen (vgl. Sögtrop et al. 2013, 34) und so gemeinsam das Fundament für die Unternehmenszukunft bilden (vgl. ebd. 6). Ungeachtet dessen haben sich Werte meist dem Eifer nach Profit „zu fügen und unterzuordnen“ (ebd. 14). Wie im vorherigen Absatz deutlich gemacht wurde, haben sich schon viele Autoren dem Thema 1 „Wertemanagement“ gewidmet, was dessen Relevanz unterstreicht. Wertesystem ist „die Menge der Werte einer Person, einer Gruppe oder einer Gesellschaft, sofern die einzelnen Werte in einem strukturierten Zusammenhang stehen“ (Fuchs-Heinritz 1994, 741). 1 Wertemanagement sei nicht nur intern für die Mitarbeiter von Nutzen, es unterstützt auch den Unternehmenserfolg und sichert die Zukunft des Unternehmens (vgl. Sögtrop et al. 2013, 34). Zwar gibt es bereits zahlreiche Untersuchungen zum Thema „Wertemanagement“, beispielsweise allgemein für Wirtschaftsorganisationen (vgl. von Groddeck 2011). Dem Thema „Wertemanagement in Redaktionen“ hingegen wurde erst wenig Aufmerksamkeit geschenkt. So hatte beispielsweise von Groddeck (2011, 79) das Ziel „Wertekommunikation in Wirtschaftsorganisationen zu beobachten“. Wie setzen jedoch Redaktionen ihr Wertemanagement um? Existiert überhaupt eins? Bekannt ist, dass Redaktionen ein Management benötigen (vgl. Böskens 2009, 115), doch brauchen auch die internen Werte der Redaktion ein Management? Dies sind Fragen auf die in dieser Arbeit unter dem Thema „Wertemanagement in Redaktionen - Führungsverhalten in journalistischen Arbeitsprozessen“ eingegangen werden soll. Zusammengefasst sind diese unter der Forschungsfrage: „Brauchen Redaktionen ein Wertemanagement?“. Auf der Grundlage der Studie von Peters/Waterman Junior (1993), die nach unternehmerischen Spitzenleistungen fragten (vgl. ebd. 13) und die die Notwendigkeit eines Wertemanagements attestiert, leitet sich die Hypothese ab, dass Redaktionen ebenfalls ein Wertemanagement benötigen. Hier stehen vor allem die Fragen im Fokus: „Was ist von Führungskräften zu erwarten?“ und „Wie müssen die Bedürfnisse der redaktionellen Mitarbeiter befriedigt werden, damit diese motiviert bleiben ein Produkt von guter Qualität herzustellen?“. Die vorliegende Arbeit fokussiert sich auf das Wertemanagement von journalistischen Redaktionen. Die Bereiche der Public Relations und der Werbung als Arbeitsgebiete für Journalisten sollen außer Acht gelassen werden, da dies thematisch und inhaltlich den Umfang dieser Bachelorarbeit übersteigen würde. Doch wie passen Journalismus und Werte überhaupt zusammen? Beide schaffen beispielsweise Orientierung (vgl. Novy 2013, 19; vgl. Kaschek/Schumacher 2015, 128). Journalismus in der Gesellschaft (vgl. Novy 2013, 19), Werte individuell für jeden Einzelnen (vgl. von Groddeck 2011, 40). Ziel dieser Arbeit ist es zu verdeutlichen, dass Redaktionen ein Wertemanagement benötigen. Zur Beantwortung der Forschungsfrage ist die vorliegende Arbeit in sieben Teile gegliedert. Im Anschluss an die Einleitung, folgen im zweiten Teil Definitionen der relevantesten Begriffe. Weiterführend folgt im dritten Teil die allgemeine Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex „Wertemanagement in Organisationen“. Es wird veranschaulicht welche Werte im Arbeitsalltag von Bedeutung sind und wie diese durch Mitarbeitermotivation sowie Anreize im Unternehmen gelebt werden können. Ein grundlegendes Verständnis der menschlichen Bedürfnisse und deren Befriedigung ist in diesem Zusammenhang elementar. Ebenso wie die Mitarbeiterfluktuation. Zudem wird dargestellt, welche Rolle die 2 Mitarbeiterorientierung, Personalentwicklung und das Personalmanagement bei dem Wertemanagement spielen können. Im Anschluss an das allgemeine Wertemanagement in Organisationen wird im vierten Teil auf den Journalismus eingegangen, indem der Begriff des „Journalismus“ definiert wird. Darauf folgt eine Differenzierung von Medienorganisationen und journalistischen Organisationen sowie die Untersuchung der Frage, ob der Journalismus als Geschäftsmodell verstanden werden kann. Es schließt sich eine Charakterisierung der Berufsgruppe der Journalisten und wie sich die Rollenstrukturen sowie Akteure in Redaktionen verteilen an. Ergänzend wird die Berufsgruppe der freien Journalisten und die Redaktion als konkrete journalistische Redaktion beschrieben. Der fünfte Teil dieser Arbeit behandelt Wertemanagement in Redaktionen. Hier wird zuerst allgemein beschrieben, warum Redaktionen ein Wertemanagement benötigen und welche Werte, den redaktionellen Mitarbeitern wichtig sind. Es wird deutlich gemacht, welchen Beitrag Personalressourcen, Personalmanagement und die Personalführung zum Wertemanagement leisten können. Hier wird einerseits dargestellt, was von Führungskräften erwartet wird, andererseits wird ebenso deutlich was Führungskräfte von ihren Mitarbeitern erwarten. Das folgende Unterkapitel widmet sich der Erläuterung, wie Mitarbeiter durch Werte motiviert werden können, warum das speziell im redaktionellen Journalismus wichtig ist und wie effektiv umgesetzte Werte Mitarbeiter an die Redaktion binden können. Überdies wurde der Unterschied von Redaktions- und Medienmanagement herausgearbeitet. Auf die Bedeutung, Aufgaben und Ziele des Redaktionsmanagements wird im Anschluss erneut spezifischer Bezug genommen. Mit der Effektivität und Effizienz schließt dieses Kapitel. Im sechsten Teil der vorliegenden Arbeit folgt ein Ausblick, somit eine Auseinandersetzung mit der Weiterentwicklung des Themas „Wertemanagement“. Im Fazit wird auf die Ergebnisse dieser Arbeit Bezug genommen, es wird ebenfalls Kritik an der vorliegenden Arbeit geübt. Ergänzend werden neue Forschungsansätze in Bezug auf Wertemanagement in Redaktionen aufgezeigt. Die Forschungsfrage, ob Redaktionen ein Wertemanagement brauchen, wird schlussendlich im beantwortet. 3 2. Begriffsdefinition Im folgenden Kapitel werden „Wert“ (2.1.), „Wertemanagement“ (2.2.), „Redaktion“ (2.3.) und „journalistische Arbeitsprozesse“ (2.4.) definiert, da diese Begriffe grundlegend für die vorliegende Arbeit sind. 2.1. Wert „Im deutschen Sprachgebrauch sei ‚Wert‘ ein allgemeiner Begriff“ (Marchthaler et al. 2011, 14). Er kann sowohl als wirtschaftliches Gut, beispielsweise der Produktivität des Bodens, jedoch auch als subjektiver Begriff verwendet werden (vgl. Kunze 2008, 155). Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf dem subjektiven Wertebegriff, „der auf subjektiven menschlichen Bedürfnissen“ basiert (ebd. 155). „Jeder verfügt über Werte“, diese Wertehaltungen seien einem selbst jedoch häufig nicht bewusst (Kaschek/Schumacher 2015, 128). Laut Girbig (2014, 1) „sind Werte eine feste Richtschnur in unserem täglichen Handeln, die wir durch Erziehung und Erleben vermittelt und bestätigt bekommen“. Nach Wieland (2004, 13) gehören Werte dementsprechend „zur Moralkultur jeder Gesellschaft“, da durch diese ausgedrückt wird, was eine Gesellschaft wertschätzt. Zudem existieren, wie oben beschrieben, verschiedene Arten von Werten: „Wert als Objekt, als geschätztes oder erwünschtes Gut; Wert als Einstellung zu einem Objekt, das z.B. als richtig, gut, hässlich empfunden und beurteilt wird; Wert als Maßstab, der das Handeln lenkt und Entscheidungen über Handlungsweisen ermöglicht“ (Fuchs-Heinritz et al. 1994, 739). „Werte besitzen verschiedene Funktionen“ (Kunze 2008, 40; H.i.O.). Zum Beispiel helfen sie Individuen bei der Integration in die Gesellschaft (vgl. von Groddeck 2011, 43). Sie seien demgegenüber auch „Maßstab für Entscheidungen und Handeln“ (Wieland 2004, 13). Des Weiteren geben sie Orientierung (vgl. von Groddeck 2011, 40; vgl. Girbig 2014, 1; vgl. Kaschek/Schumacher 2015, 128). Diese würde aufgrund der derzeitigen Schnelllebigkeit der Gesellschaft einen wachsenden Stellenwert einnehmen (vgl. Kaschek/Schumann 2015, 129). Girbig (2014, 1) beschreibt Werte als „hilfreiches Geländer“ im Lebens- und Arbeitsalltag. Kaschek/Schumacher (2015, 128) erläutern hinzufügend: Ohne Werte „treiben wir wie ein Blatt im Winde“. Zu dem beschreiben sie Werte als „die inneren ‚Leuchtfeuer‘, die uns die Richtung weisen“, da aus ihnen Sicherheit, Kraft und Mut geschöpft werden könne (ebd. 129). Eine weitere Funktion von Werten sei, dass sie „bezüglich menschlicher Ziele und Wünsche eine Motivationsfunktion“ besitzen (Kunze 2008, 41). Weiterhin seien sie „zentral für die Organisation einer Gesellschaft: sie bilden Maßstäbe des Handelns für zahlreiche Situationen; der Grad ihrer Verbindlichkeit für alle 4 Mitglieder läßt auf die Integration einer Gesellschaft schließen; je widerspruchsfreier sie aufeinander in einem Wertsystem oder einer Werthierarchie bezogen sind, desto geringer sind die Konflikte in einer Gesellschaft“ (Fuchs-Heinritz et al. 1994, 739). Prinzipiell „dienen Werte der Förderung und Bewahrung der Formen des Lebens“ (Kunze 2008, 40). Werte seien „handlungs- und verhaltenssteuernde informale Institutionen“ (Wieland 2002, 4) und Teil jeder Unternehmenskultur (vgl. Sögtrop et al. 2013, 13). Daher stelle sich nicht die Frage, „ob Organisationen und ihre Mitglieder über Werte […] verfügen, sondern über welche“ (Wieland 2002, 4). Daher können Werte auch als Leitplanken angesehen werden, die den Mitarbeitern im Unternehmen Halt geben und sie leiten (vgl. Sögtrop et al. 2013, 23). Ferner seien Werte innerhalb der Organisation nicht linear umsetzbar (vgl. Girbig 2014, 177). Das bedeutet, dass diese nicht „auf dem direkten Weg ‚nach unten‘ durchgegeben werden“ können (ebd. 177). So werden sie, laut Girbig (ebd. 177), „fühlbar in einem lebendigen Prozess und Miteinander mit vielen Rückkopplungsschleifen“. Folglich seien Werte größtenteils nicht direkt beeinflussbar und aus diesem Grund „auch nur bedingt steuerbar“ (ebd. 173). 2.2. Wertemanagement Auf den Begriff des „Wertes“ wird hier im speziellen nicht weiter eingegangenen, da dieser ausreichend im vorangegangenen Kapitel behandelt wurde. Auf den Managementbegriff soll hier kurz eingegangen werden, um deutlich zu machen, was in dieser Arbeit unter „Management" verstanden wird. Eine Definition des Begriffs „Wertemanagement“ folgt anschließend. Unter Management sei „die zielorientierte Steuerung von Personen und Institutionen“ zu verstehen (Stein 2006, 541). „Zu den Phasen des Managementprozesses gehören Planung, Organisation, Personaleinsatz, Führung und Kontrolle“ (Altmeppen 2006b, 216). Die Hauptaufgabe eines Managers lege darin, „seine Abteilung so zu organisieren, strukturieren“ und zu besetzten, dass diese im Alltagsbetrieb auch ohne den Manager bestehen könne, er müsse sich demnach überflüssig machen (Kaschek/Schumacher 2015, 7). Um langfristig erfolgreich zu sein, brauche ein Manager, laut Rau (1996, 184), Visionen und Kreativität. In den späten achtziger Jahren haben sich Werte- und Ethikmanagementsysteme herausgebildet, die zwischen Mitarbeiter und Organisation vermitteln sollen (vgl. Wieland 2004, 14). Wertemanagement betreffe drei Handlungsebenen: Personen, Systeme und Organisationen (vgl. Wieland 2005). Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Handlungsebene der Personen und somit auf dem sogenannten Value Based Management. Unter diesem 5 verstehe man eine wertebasierte Führung, bei der meist „unternehmensphilosophische und – kulturelle Werte im Fokus“ stehen (Kunze 2008, 164). Abb. 1: „Handlungsebenen des Wertemanagements“ (Wieland 2005, H.d.d.Verf.). Wieland (2004, 15) definiert Wertemanagement kurz, aber prägnant: „Wer nachhaltig Wertschöpfung erreichen will, […] muss an sich moralische Prinzipien und Überzeugungen binden und diese im Geschäftsalltag mit Leben füllen“. Die Grundpfeiler eines gelingenden Wertemanagements seien: „Die Tugend der einzelnen Personen, ihre moralischen Überzeugungen und Werte, […] die moralische Qualität des Unternehmens als Organisation, seiner Abläufe, Anreize und Kontrollmechanismen“ (Wieland 2004, 14). Heutzutage sei es im Unternehmensalltag Fakt, dass Werte den Unternehmenserfolg fördern (vgl. Hattendorf 2013, 14). Laut Wieland (2004, 15) kam es zu dieser Entwicklung, da die Globalisierung unzählige moralische Fragen neu aufgeworfen habe. „Unternehmen erwarten bei der Etablierung ihrer Werteprogramme Effekte in ihrer Umwelt und damit in der Gesellschaft“ (von Groddeck 2011, 15f). Da die Identität des Unternehmens sich durch die Unternehmenskultur und die Werte ausdrücke (vgl. Wieland 2004, 17). So könne die Kultur als Rückgrat eines Unternehmens bezeichnet werden, sie sei „ein fragiles und labiles Konstrukt aus Werten, Normen und den vielen ungeschriebenen Gesetzen sowie Ritualen“ (Sögtrop et al. 2013, 23). Es sei, laut Hattendorf (2013, 10), von Bedeutung „gesellschaftliche Prägungen und Überzeugungen nicht aus den Augen zu verlieren – bilden sie doch den ‚Kitt‘ für die mittel- und langfristige Entwicklung“ der Wertesysteme. Eine wirtschaftliche Nachhaltigkeit könne dementsprechend erlangt werden, indem im Unternehmen ein 6 Bewusstsein der Werte existiere (vgl. Sögtrop et al. 2013, 129) und wenn die Wertekultur am Arbeitsplatz gelebt werde, könne ein Geschäftserfolg generiert werden (vgl. Schönborn 2004, 1). Wertemanagement sei eine „strategische und operative Managementaufgabe“ (Wieland 2004, 51), die für Unternehmen von Bedeutung sei (vgl. Girbig 2014, 177). Trotz dessen laufe das Wertemanagement Gefahr in der Hektik des Unternehmensalltag unterzugehen, zum Beispiel können einige Werte in den Hintergrund rücken, wenn das Unternehmen in Schieflage geraten sollte (vgl. ebd. 177). 2.3. Redaktion Historisch betrachtet bildeten sich Redaktionen erst seit Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts als eigenständige Bereiche heraus (vgl. Blöbaum 1994, 136), obwohl schon im späten 16. Jahrhundert „‚geschriebene Zeitungen‘ […] in ‚Avisen-Häusern‘ und ‚Zeitungsbuden‘“ organisatorisch hergestellt wurden (Rühl 1995, 126). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren „alle gesellschaftlichen Klassen und Schichten in das Printsystem integriert“, vorher gab es lediglich „von der Arbeiterschaft getragene Gesinnungs-, Partei-, und Gruppenpresse“ (Jarren/Donges, 2011, 21). Gründe für die Herausbildung der Redaktion, als eigenständiger Bereich, war die „Verdichtung von Kommunikationen, mit der Entstehung einer bürgerlichen Öffentlichkeit, mit schnelleren Verbindungen zwischen den Orten über ein ausgebautes Verkehrssystem, mit der Vergrößerung des Informationsflusses“ somit wuchs der „Druck eigene Handlungsprogramme für die Verbreitung von Nachrichten zu entwickeln“ (Rühl 1995, 136). Dies konnte anfangs allerding durch häufigeres Erscheinen der Zeitungen aufgefangen werden, durch die immer höher werdende Anzahl an Nachrichten war das spätestens ab Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr möglich (vgl. ebd. 136). Die Lösung war es Nachrichten zu selektieren (vgl. ebd. 136). „Mit Selektion beginnt Journalismus“ und jeder Selektion lege ein Entscheidungsprogramm zugrunde (ebd. 136). Somit könne das Entscheiden für oder gegen ein bestimmtes Thema als „Elementarbegriff der Redaktion“ verstanden werden (Rühl 1989, 262). 1950 definierte Hagemann (1950, 78) das Redigieren von Texten als Hauptaufgabe von Redaktionen und nicht das Verfassen dieser; unter Redigieren sei demnach die „Bearbeitung des publizistischen Rohstoffes oder Halbfabrikats, das der Redaktion zugeht“ zu verstehen. „In dem Maße, wie sich ein Handlungsprogramm herausbildet und verfestigt, entsteht moderner Journalismus. Die organisatorische Form, in der diese Programme realisiert werden, wird die Redaktion“ (Blöbaum 1994, 136). Redaktionen seien „traditionell zentralistisch und hierarchisch organisiert“ (Pavlik 2009, 31). Sie werden in einzelne Ressorts und Sparten aufgeteilt, „in denen Leistungen anhand bestimmter Themen erbracht werden“ 7 (Altmeppen 2006a, 561). Kennzeichnend für Redaktionen seien „weitere bestimmte in der Arbeitsauseinandersetzung mit der Umwelt herausgebildete Entscheidungsprogramme, nach denen die gesamte Redaktion, einzelne Ressorts oder koordinierende Einrichtungen, wie die Redaktionskonferenzen handeln“ (Altmeppen/Arnold 2013, 89). Aus diesem Grund beschreibt Altmeppen (2006a, 558) Redaktionen als Koordinationszentren. Durch die Entscheidungsprogramme werde entschieden, „welche von außen kommenden Nachrichten relevant sind und in welcher Art und Weise“ sie veröffentlich werden (Altmeppen/Arnold 2013, 89). Keel und Wyss (2010, 344) beschreiben Redaktionen als „Systeme organisierten Handelns“, sie seien soziale Gebilde, „die zu einem bestimmten Zweck auf Dauer angelegt werden, in denen planvoll interessen- und zielorientiert gehandelt wird, die dauerhaft (arbeitsteilige) Rollen- und Interaktionsstrukturen ausprägen, über Eigenkomplexität verfügen und sich bei gleichzeitiger Anpassung von ihrer Umwelt abgrenzen“. So haben Redaktionen einige Regeln die „an der ‚politischen Linie‘ des Hauses“ ausgerichtet seien und nach denen die Journalisten in ihrem Arbeitsalltag handeln müssten (Rühl 1995, 127). So seien sie darauf bedacht „ihre Entscheidungen geheim zu halten um politische und wirtschaftliche Einflüsse aus der Redaktion fern zu halten und Quellen zu schützen“ (Meier 2014, 9). Hiermit nimmt Meier Bezug auf das Redaktionsgeheimnis, womit das „Recht der Auskunftsverweigerung aller in einer Redaktion Beschäftigten über den Verfasser oder Informanten einer Veröffentlichung“ beschrieben wird (Duden, o.J.). Das wichtigste Kapital von Redaktionen (vgl. Meier 2014, 5) sei Vertrauen und Glaubwürdigkeit, welche langfristig beim Publikum erlangt werden müssten (vgl. Neuberger 2002, 37). Somit müsse „jede einzelne Redaktion um Vertrauen beim Publikum werben“ (Meier 2014, 8). Redaktionen stellen spezifische Anforderungen an Journalisten; sie fordern betriebs- und produktspezifische Qualifikationen (vgl. Altmeppen 2006a, 557). Journalisten müssen gegenüber der Redaktion bestimmte Rechte und Pflichten2 einhalten (vgl. Rühl 1995, 124), die ihnen beim Eintritt als Mitglied der Redaktion auferlegt werden (vgl. ebd. 127). Früher waren Redaktionen „physische Räume, in denen Reporter sich täglich, oder zumindest regelmäßig, nach ihrer Vor-Ort-Recherche mit den Redakteuren trafen, um Nachrichtenstorys, Quellen, Aufmacher und dergleichen zu besprechen“ (Pavlik 2009, 31). In den vergangenen Jahren haben sich die redaktionellen Abläufe erheblich verändert, wodurch Newsrooms3 immer beliebter werden (vgl. Neuberger/Kapern 2013, 202). Newsrooms würden zu schnelleren Entscheidungen führen und die Kommunikation 2 3 Als Rechte nennt Rühl (1995, 124) beispielsweise den Auskunftsanspruch und das Zeugnisverweigerungsrecht; Pflichten seien zum Beispiel der Abdruck von Gegendarstellungen und die Sorgfaltspflicht. Vereinfacht gesagt ist ein Newsroom ein Großraumbüro (vgl. Neuberger/Kapern 2013, 202) oder ein Marktplatz auf dem sich die Journalisten einer Redaktion informieren, abstimmen und entscheiden (vgl. Keese 2009, 19). 8 erleichtern (vgl. Keese 2009, 22f). Zusammenfassend kann festgestellt werden: Redaktionen seien das Kernelement von Medienunternehmungen4 (vgl. Heinrich 2001, 170). 2.4. Journalistische Arbeit „Journalistische Arbeit erfolgt in der Regel organisationsförmig, und zwar innerhalb oder in engen Beziehungen zu Redaktionen“ (Rühl 1995, 117). Laut Rühl (ebd. 118) lasse „sich journalistische Arbeit nach Redaktionspositionen (Chefredakteur, Chef vom Dienst, Ressortleiter usw.), nach thematischen Arbeitsfeldern (Lokales, Regionales, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Feuilleton u.a.) oder nach Koordinations- und Kooperationsleistungen (technischer Redakteur, Layouter u.a.) unterteilen“. Sie wird „planvoll und zeitknapp im organisatorischen Kontext betrieben“ (ebd. 124). Journalistische Arbeitsprozesse können durch die Ziele der Organisation sowie aufgrund der Organisationsund Arbeitsprogramme begründet werden (vgl. Altmeppen 2006a, 557). 4 Die Begriffe Medienunternehmen und Medienorganisation werden in dieser Arbeit synonym verwendet, da eine Unterscheidung den Umfang der vorliegenden Bachelorarbeit übersteigen würde. Kurzgefasst „kann Organisation als ein umfassender Begriff angesehen werden, der denjenigen der Medienunternehmen integriert“ (Altmeppen 2006b, 155). 9 3. Wertemanagement in Organisationen In diesem Kapitel wird zuerst auf Wertemanagement in Organisationen eingegangen, in dem ebenfalls Werte im Arbeitsalltag (3.1.) erklärt werden. Unterstützend wird hier die Erläuterung des Wertevierecks herangezogen (3.1.1.). Des Weiteren werden die Begriffe Organisation und Institution voneinander differenziert und in medialen Kontext gestellt (3.2.). Zudem wird aufzeigt aus welchen Gründen Mitarbeiterorientierung (3.3.) und Mitarbeitermotivation (3.4.) elementar für ein funktionierendes Wertemanagement sind. Daher wird in den folgenden Unterkapiteln auf die Bedürfnisse sowie deren Befriedigung (3.4.1.) und die Mitarbeiterfluktuation (3.4.2.) eingegangen. „In den letzten Jahren lassen sich in Organisationen zunehmend wertorientierte Praxen beobachten“ (von Groddeck 2011, 13). Durch Werte erlangen Unternehmen „eine Identität – ein Gesicht nach außen“ und verleihen einen unverwechselbaren Charakter der zu einem „nicht imitierbaren Wettbewerbsvorteil“ führe (Lange o.J.; H.i.O.). „Die Arbeitswelt in deutschen Unternehmen ist insgesamt durch ‚harte Werte‘ wie Macht, Verantwortung und Hierarchie geprägt“ (Schönborn 2004, 1). Daher wirft Wieland (2004, 13) die Frage auf: „Ist Moral in einer harten Wettbewerbswirtschaft, in der die Unternehmen stehen überhaupt möglich?“. Zwar sprechen die Alltagserfahrungen in viele Fällen gegen ein Wertemanagement jedoch gehöre es zum Wissen der europäischen Gesellschaft, „dass eine Wirtschaft ohne ein moralisches Fundament auf Dauer nicht möglich“ sei (ebd. 13f). Wertevorstellungen werden „gewöhnlich nicht durch formale schriftliche Verfahren übermittelt. Häufiger ist die Verbreitung durch >>weitere<< Mittel, vor allem durch Anekdoten, Mythen, Legenden und Metaphern“ (Peters/Waterman Junior 1993, 324). Die Frage ist: „Wie werden die Werte festgelegt?“ (ebd. 329). Immerhin gäbe es im deutschen Sprach- und Kulturraum „mehrere hundert Werte […] die durch ihre Differenziertheit auf der subjektiven Empfindungs- und Erlebnisebene durchaus Relevanz haben“ (Girbig 2014, 2). Peters/Waterman Junior (1993, 329) ermittelten, dass praktisch alle Unternehmen, die sie untersuchten, „in ihrer Frühzeit durch die Persönlichkeit eines Führers geprägt“ wurden und dieser legte ihr Wertesystem erstmals fest. Denn „Wertesysteme im Unternehmen stehen im starken Zusammenhang mit den individuellen Wertesystemen einzelner Führungskräfte“ (Hattendorf 2013, 12). Jedoch sei der Aufbau und die Vermittlung eines Wertesystems nicht leicht (vgl. Peters/Waterman Junior 1993, 334), da die Wertearbeit im Unternehmen „weniger der Fahrt auf einem Speed Boot, als der auf einem Dampfer“ gleiche (Girbig 2014, 178). Je größer das Unternehmen sei, desto langsamer sei die Fahrt (ebd. 178). Girbig (ebd. 178) wählt die Dampfermetapher aus zwei Gründen: Einerseits, weil ein Dampfer, getreu der Wertearbeit im Unternehmen, zu Anfang eine große Schubkraft braucht um überhaupt in 10 Fahrt zu kommen; andererseits, weil es schwierig ist, den Kurs des Dampfers zu ändern, wie es auch bei der Wertearbeit der Fall sei. So erfolge Wertearbeit als „Annäherung durch intensive Kommunikation und Abgleich der Wertebilder“ (ebd. 175). Peters/Waterman Junior (1993, 344) beschreiben es als Schwerstarbeit Wertevorstellungen in Unternehmen zu verbreiten und zu festigen. Problematisch sei auch, dass es einige Werte gebe, die weder niedergeschrieben seien noch direkt kommuniziert würden, von denen dennoch verlangt werde, dass sie im Unternehmen gelebt werden (vgl. Girbig 2014, 175). Daher sei es nicht nur von Bedeutung Wertevorstellungen zu formulieren, der Inhalt der Werte muss ebenfalls zutreffen (vgl. Peters/Waterman Junior 1993, 323). Grundsätzlich sollte „nur eine übersichtliche Zahl an Werten als richtungsweisende Orientierungsgrößen gelten“ (Girbig 2014, 176). Hierzu müssten diese knapp formuliert sein und einen „konkreten Arbeitsbezug haben“ (ebd. 176). Des Weiteren würde durch gelebte Werte die Steuerung einer Organisation vereinfacht werden (vgl. von Groddeck 2011, 15). Folglich verlange die Umsetzung und Festigung der Wertevorstellung „Beharrlichkeit, ein endloses Reiseprogramm und lange Arbeitszeiten, doch allein genügt selbst all das noch nicht: Ohne das Element des sichtbaren Engagements geschieht offenbar gar nichts“ (Peters/Waterman Junior 1993, 334). Werteumsetzung sei, laut Girbig (2014, 173), „ein glaubhaftes und kontinuierliches Vorleben der individuellen Werte und -struktur“ und somit das „Hineintragen der persönlichen Anker in die Organisation“. Das bedeutet, dass sich Wertemanager ihrer eigenen Werte, den Werten des Unternehmens und denen der Mitarbeiter bewusst sein müssen, denn durch Werte könne motiviert und inspiriert werden (vgl. Kaschek/Schumacher 2015, 128). Die Werte eines Unternehmens sind allerdings nicht immer allen Mitarbeiter bekannt, daher können diese nicht umgesetzt werden und die Mitarbeiter können sich nicht mit ihnen identifizieren (vgl. Girbig 2014, 175). Durch das Bewusstsein von Werten könne „eine erstrebenswerte und wirtschaftlich sinnvoll Nachhaltigkeit“ bewirkt werden (Sögtrop et al. 2013, 129). Wertearbeit müsse „langfristig ausgerichtet“ und permanent geschehen, um ihre Wirkung zu entfalten (Girbig 2014, 177). Die Frage, warum Werte im Unternehmen einen hohen Stellenwert einnehmen, beantwortet Biesel (2013, 91): Durch eine werteorientierte Unternehmensführung werde „beispielsweise die Strategieentwicklung, Mitarbeitersteuerung, Entwicklung von Organisationsmodellen et cetera“ beeinflusst. Infolgedessen müsse sich mit den Kernwerten des Unternehmens auseinandergesetzt werden und „deren praktischer Bedeutung für jeden Einzelnen“ (Girbig 2014, 175). Laut Girbig (ebd. 175) „verkommen Werte meist zu lieb- und leblosen Dekorationsstücken in einem Leitbild“, wenn die Auseinandersetzung mit ihnen fehlt und somit nicht die Option besteht die Werte zu erleben. Die Unternehmensberatung Deep White und das MCM Institut der Universität St. Gallen haben in einer gemeinsamen Studie herausgefunden, „dass ein Viertel des 11 Geschäftserfolgs von Unternehmen mit der gelebten Wertekultur am Arbeitsplatz erklärt werden kann“ (Schönborn 2004, 1). In der Studie wurden 2134 Mitarbeiter aus 33 verschiedenen Unternehmen interviewt um festzustellen „inwieweit Werte voneinander abhängig sind und den Geschäftserfolg beeinflussen“ (ebd. 1). Die Unternehmenskulturen, von 90% der untersuchten Unternehmen, werden vor allem durch Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein und hohes Engagement geprägt (ebd. 1). Die Unternehmenskultur beinhaltet die „unternehmenstypischen Normen und Werte“ (Sögtrop et al. 2013, 13). „Wer nachhaltige Wertschöpfung erreichen will […], muss sich an moralische Prinzipien und Überzeugungen binden und diese im Geschäftsalltag mit Leben erfüllen“ (Wieland 2004, 13). Laut Girbigs (2014, 173) Studie5 gebe es „nicht den einen präferierten Pfad, Wertemanagement gut zu leben“. 3.1. Werte im Arbeitsleben „Eine sinnvolle Arbeit befähigt und motiviert nachhaltig“ (Girbig 2014, 1). Peters/Waterman Junior (1993, 13) haben in ihrer Studie zu unternehmerischen Spitzenleistungen die Erfahrung gemacht, dass bei den meisten Unternehmen eine Abneigung bestünde: „Über Wertemanagement zu schreiben, zu sprechen und sie ernst zu nehmen, scheint ein Greuel“ (ebd. 321). Meistens würde der Begriff des Wertesystems „nur als etwas verschwommenes Abstraktes“ zur Kenntnis genommen (ebd. 321). Dies scheint sich im Laufe der Zeit allerdings geändert zu haben, wie in Abbildung zwei zu erkennen ist (Hattendorf et al. 2015, 12). Interne Stabilität und Leistungsorientierung werden in der vorliegenden Arbeit außer Acht gelassen, da hier der Fokus auf Effizient, Produktivität, Stabilität und Kontinuität liege (vgl. ebd. 12) und dieses sich nicht mit der Definition des Werteverständnisses dieser Arbeit (siehe Kapitel 2.1.) verbinden lässt. Das Augenmerk lege somit auf der Humanressourcen (HR)-Orientierung, die den „Fokus auf Wertschätzung und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter und Führungskräfte“ lege sowie auf dem Innovationsstreben, dass „Dynamik, Flexibilität, Freiheit und Kreativität“ in den Fokus stelle (ebd. 12). Die Abbildung zeigt, dass HR-Orientierung und Innovationsstreben als sehr wichtig bis wichtig eingestuft werden (vgl. ebd. 12). Hattendorf et al. (ebd. 13) beschreiben diese als die bedeutenste Wertdimensionen6. 5 17 Gesprächspartner aus unterschiedlichen Branchen und unterschiedlich großen Unternehmen wurden zu ihren Auffassungen von Werten und Wertemanagement interviewt. Alle hatten eine Führungsrolle in ihrem Unternehmen inne (vgl. Girbig 2014, VII). 6 Zum Vergleich sind die persönlichen Präferenzen von 2014 im Anhang, Abb. 9. 12 Abb. 2: „Persönliche Präferenzen der Wertedimensionen von Führungskräften im Unternehmen“ 2015 (Hattendorf et al. 2015, 12). Trotz dessen werden Werte laut Girbig (2014, 2) „im Alltag nicht bewusst reflektiert“. Obwohl erst durch glaubhaft gelebte Werte der Sinn dieser erfahren werden könne (vgl. ebd. 1). Des Weiteren stellen Peters/Waterman Junior (1993, 323) die Frage, ob es überhaupt möglich sei zu einem Spitzenunternehmen zu werden „ohne über das Wertsystem volle Klarheit erlangt und die richtigen Werte gefunden zu haben“. Es werde durch eine „glaubwürdige Wertekultur die Strahl- und Anziehungskraft einer Firma erhöht“ (Girbig 2014, 176). Somit bekämen Mitarbeiter „Stabilität, Klarheit und Zusammengehörigkeit vermittelt“, was wiederum die Mitarbeiterfluktuation reduzieren und Motivation sowie Leistungsfähigkeit steigern solle (vgl. ebd. 176). Laut Hattendorf et al. (2015, 9) seien Vertrauen und Verantwortung die zentralen Werte für die befragten Führungskräfte. Vertrauen7 habe weltweit einen so hohen Stellenwert, da es durch die Wirtschaftskrise 2008/2009 einen erheblichen Vertrauensverlust gab, den es wieder aufzuholen gilt (vgl. Hattendorf 2013, 11). Werte wie „Integrität, Respekt, Nachhaltigkeit und Mut“ (Hattendorf et al. 2015, 9) sowie „Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Solidarität“ (Hattendorf 2013, 14) seien ebenfalls wichtig. Durch die unterschiedlichen Subkulturen gäbe es verschiedene Wertekulturen im Unternehmen, denen man sich bewusst sein müsse und die den internen Wettbewerb steigern können (vgl. Girbig 2014, 180). So könne laut, Girbig (ebd. 182), ein gemeinsames und gut verwirklichtes Werteset „kulturprägend sein und […] letztlich auch zum dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg“ beitragen. Ein gemeinsames Verständnis von den Unternehmenswerten sei dennoch unabdingbar (vgl. ebd. 182), was die „Einbindung der Mitarbeiter in den langfristigen Werteprozess“ (Hattendorf 2013, 25) empfehlenswert mache. Auch nach außen hin ist eine glaubwürdige Wertekultur wichtig, da sie die Attraktivität des 7 Siehe im Anhang Abb.10 wie sich die Reihenfolge der Wertebegriffe seit 2006 verändert hat. 13 Unternehmens steigert und beispielsweise auch im Rekrutierungsprozess eingesetzt werden könne (Girbig 2014, 176). Die Attraktivität eines Arbeitgebers und der Unternehmenserfolg hängt mit der Einhaltung von Werten zusammen (vgl. o.V. 2015c). Die jeweilige Unternehmenskultur kann hingegen ebenfalls dabei helfen die Mitarbeiter zu rekrutieren, bei denen es Überschneidungen mit ihrem persönlichen und dem unternehmerischen Wertesets gebe (vgl. Girbig 2014, 180). Nach Hattendorf (2013, 25) sei „die Berücksichtigung von persönlichen Werten bei der Einstellung von Mitarbeitern“ ratsam. 3.1.1. Das Werteviereck „JOSEF WIELAND bietet eine praxisorientierte Klassifikation durch sein Werteviereck“ (Kunze 2008, 158; H.i.O.). Es unterteilt Werte in vier Bereiche: In „Leistungs-, Kommunikations-, Kooperations- und moralische Werte“ (Girbig 2014, 2). Abb. 3:„Werteviereck der Organisation“ (Wieland 2006, 3). Im Unternehmensalltag würden Leistungswerte den höchsten Stellenwert einnehmen (vgl. Girbig 2014, 2), da auf ihnen der Fokus lege (vgl. ebd. 181). Auch die Kommunikation-, Kooperations- und moralischen Werte tragen mindestens genauso „zu einer langfristigen 14 Zufriedenheit und emotionalen Bindung der Mitarbeiter bei“ (ebd. 2). Es sei simpler den Erfolg oder Misserfolg der Leistungswerte zu überprüfen, da diese mit Zahlen belegt werden können und es gäbe „schlicht weniger Diskussionsbedarf über Zahlen“ (ebd. 3). Als Vergleich zieht Girbig (ebd. 3) den Wert der Fairness heran und erklärt: „Wer oder was fair ist sieht jeder anders“, daraus lasse sich schließen, dass ebenso jede Führungskraft eine andere Auffassung von Fairness habe. So verhalte es sich mit vielen dieser nicht messbaren Werte (vgl. ebd. 3). Diese unterschiedlichen Auffassungen und Interpretationen beschreibt Girbig (ebd. 3) „als das individuelle Füllmaterial von Werten“, was zu verschiedenen Erwartungen und somit auch Anlass für Missverständnisse seien könne. Damit ein Unternehmen dauerhaft erfolgreich ist, sei es notwendig, dass die Quadranten des Wertevierecks ausbalanciert seien (vgl. ebd. 181). Es sollten dementsprechend „Werte aus allen vier Quadranten“ verfolgt werden (ebd. 181). Eine Konzentration auf die Leistungswerte reiche nicht aus, da sie „eine Fundierung durch die Werte der anderen drei Quadranten“ benötigen (ebd. 181). Durch die Fokussierung auf Leistungswerte könne, laut Girbig (ebd. 181), nur „Erfolg auf Sicht […], aber keine Nachhaltigkeit“ generiert werden. 3.2. Differenzierung Organisation vs. Institution im Kontext von Medien „Der Begriff Organisation wird sowohl für den Prozess der Herstellung einer funktionsfähigen Verbindung als auch für den dadurch gebildeten Zustand verwendet“ (Rühl 2011, 195). Laut Thommen/Achleitner (2012, 822) verstehe man unter organisieren „die Gesamtaufgabe des Unternehmens, die von Menschen und Maschinen arbeitsteilig erfüllt werden muss, sinnvoll in Teilaufgaben zu gliedern und diese zueinander in Beziehung zu setzten, damit die Ziele des Unternehmens optimal erreicht werden“. Dieses sei somit die Aufgabe der Organisation (vgl. ebd. 822). Des Weiteren handeln Organisationen „autonom, sie entscheiden in Orientierung und in Auseinandersetzung mit ihren spezifische Mitwelten 8 durch strukturelle Selbstregulierung“ (Rühl 2011. 198; H.i.O.). In Journalismussystemen ist dies hingegen anders, da diese „nicht wirklich mit ihrer Mitwelt, sondern mit sich selbst als System in Mitweltkontakten“ kommunizieren (ebd. 225f). Ziel sei es „durch eine optimale Arbeitsverteilung die Effizienz einer Organisation und somit den Erfolg eines Unternehmens zu erhöhen“ (Thommen/Achleitner 2012, 824). Institutionen wiederum seien laut Jarren/Donges (2011, 83): „Dauerhafte Regelsysteme, die ein angemessenes oder auch legitimes Handeln für einzelne Rollenträger in bestimmten 8 Durch System/Mitwelt-Beziehungen werden „die Journalismen und ihre gesellschaftlichen Mitwelten füreinander zugänglich“ gemacht (Rühl 2011, 225). 15 Handlungssituationen definieren“; somit seien Institutionen Strukturen, welche das Handeln von Akteuren ermöglichen jedoch ebenso begrenzen würden. Mitarbeiter einer Institution müssen sich ihrem Chef gegenüber rechtfertigen (vgl. Winczewski 2013, 110). Jedoch macht Winczewski (ebd. 110) hier deutlich, in Institutionen Strukturen geschaffen werden müssen, durch denen es den Mitarbeitern ermöglicht wird frei und ohne Furcht vor Rechtfertigung arbeiten zu können. Medien haben „den Status von Institutionen“, sie sind hingehen auch in das Regelsystem der Gesellschaft eingefügt und demnach institutionalisiert (Jarren/Donges 2011, 82). 3.3. Mitarbeiterorientierung, Personalentwicklung und -management „Menschen als Mitarbeiter eines Unternehmens bilden zusammen mit den Potenzialfaktoren (Betriebsmittel) diejenigen Produktionsfaktoren, welche die dauerhaft nutzbaren, produktiv tätigen Elemente eines Unternehmens darstellen“ (Thommen/Achleitner 2012, 715). Die Personalwirtschaft habe das Ziel die „Interessen des Unternehmens mit den Interessen der Mitarbeiter in Einklang zu bringen“ (Sigler 2010, 127), um so die Beziehung zwischen Arbeitgeber und -nehmer zu fördern (vgl. ebd. 128). Erst Anfang der 60er Jahre habe sich das Personalmanagement als organisatorischer Bereich etablieren können, da es vorher der kaufmännischen Verwaltung angehörte (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 725). Laut Biesel (2013, 165; H.i.O.) werde zukünftig „Mitarbeiterqualität […] DER entscheidende Faktor für langfristiges Wachstum“ werden, was ebenfalls den Unternehmenserfolg bedinge. Aus diesem Grund müsse die Personalentwicklung „mittel- bis langfristig auf Basis von Unternehmenszielen und Marktveränderungen“ angelegt werden (ebd. 165). Pühringer gibt den Anreiz, dass durch eine strukturierte und systematische Personalentwicklung der Kapitalertrag verbessert werden könne (vgl. Pühringer 2007, 225). Die Mitarbeiter erwarten „die bestmögliche Gestaltung der Arbeitsumfänge unter Berücksichtigung der Ergonomie, Arbeitsplatzgestaltung, Führung, Motivation“ und Mitbestimmung (Sigler 2010, 128). Dementsprechend sei es, laut Heinrich (2010, 347), die Aufgabe der Personalentwicklung „inner- und außerbetriebliche Aus- und Weiterbildungen zu planen und zu organisieren sowie den Aufstieg innerhalb der Unternehmenshierarchien zu planen“. Folglich sei eine effiziente Entwicklungsplanung wesentlich „für die Qualifikation und Motivation von Mitarbeitern“ (ebd. 347). So fördere beispielsweise, laut einer Studie der Wertekommission 2015, eine gut ausgeprägte Personalentwicklung die intrinsische9 Motivation im Unternehmen (vgl. Hattendorf et al. 2015, 9). Die Unternehmen bekommen Mitarbeiter „mit individuellen 9 Intrinsische Motivation „bezieht sich auf einen Zustand, bei dem wegen eines inneren Anreizes, der in der Tätigkeit selbst liegt […] gehandelt wird“ (Maier o.J.). 16 Motivationen, mit eigenem Willen und mit verschiedenartigen Ansprüchen“ und dementsprechend nicht nur Arbeitskräfte in bestimmter Menge und mit bestimmten Qualifikationen (Thommen/Achleitner 2012, 716). 3.4. Mitarbeitermotivation und Anreize für Mitarbeiter Motivation sei „die Aktivierung oder Erhöhung der Verhaltensbereitschaft eines Menschen bestimmte Ziele, welche auf eine Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet sind, zu erreichen“ (Thommen/Achleitner 2012, 766). Laut Heinrich (2010, 344) müssen Mitarbeiter „motiviert, qualifiziert und informiert werden“, damit die Unternehmensziele erlangt werden können. Widersprechen die Unternehmensziele allerdings den individuellen Werten der Mitarbeiter, kann sich dies demotivierend auswirken (vgl. Hattendorf et al. 2015, 7). Peters/Waterman Junior (1993, 323) „vermuten, daß Unternehmen mit vorrangig finanzieller Zielsetzung recht erfolgreich die obersten 15 – vielleicht sogar 50 – Mitarbeiter motivieren können“. Zu beobachten sei, dass nur selten die einfachen Mitarbeiter durch diese Ziele motiviert und angespornt werden, obwohl es meist diese Mitarbeiter seien „die das Produkt herstellen, verkaufen und warten“ (ebd. 323). So zielt ein erfolgreiches Wertesystem ebenso auf die „Mitarbeiter am unteren Ende der Hierarchie“ ab (ebd. 327). Da Kooperation als „das prägende Element von Organisationen“ verstanden werde, müsse diese durch Anreize aufrechterhalten werden, damit „die Organisationsteilnehmer weiterhin ihre Beiträge leisten“ könnten (Pühringer 2007, 55). Es gäbe „materielle (monetäre) und immaterielle (nichtmonetäre) Anreize“ (Thommen/Achleitner 2012, 764; H.i.O.), die in der folgenden Abbildung zusammengefasst sind. Abb. 4:„Immaterielle vs. materielle Anreize“ (Friedrich 2009). Dennoch ließen sich nicht alle Anreize exakt einer der beiden Kategorien zuordnen, beispielweise sei eine Beförderung sowohl ein immaterieller Anreiz aber die mit der 17 Beförderung verbundenen Lohnerhöhung sei ein materiellen Anreiz (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 764). Organisationen, die auf das Mitwirken ihrer Mitarbeiter angewiesen sind, müssten versuchen „entweder positive Anreize zu finden oder aber negative Anreize zu reduzieren“, beziehungsweise diese im besten Falle ganz zu eliminieren (Pühringer 2007, 56). Für die Organisation sei es wichtig die Bedürfnisse und Motive ihrer Mitarbeiter zu kennen, um „diese durch geeignete Anreize“ zu aktivieren; da nur Anreize von Bedeutung seien, die „eine Befriedigung der aktuellen Bedürfnisse versprechen“ (Thommen/Achleitner 2012, 766). Dementsprechend gebe die Organisation ihren Mitarbeitern Anreize, wofür diese wiederrum Beiträge für die Organisation leisten (vgl. Berger et al. 2014, 121f.). Dies geschieht lediglich so lange, wie die gebotenen Anreize den Mitarbeitern „gemessen an ihren Werten und unter Beachtung der möglichen Alternativen“ genügen, nur so setzen die Mitarbeiter ihre Teilnahme in der Organisation auch fort (Pühringer 2007, 59f.). Demnach ermöglichen Werte eine Erhöhung der Motivation sowie der Leistungsbereitschaft (vgl. von Groddeck 2011, 15). „Aufgrund der individuellen Bedürfnis- und Motivationsstrukturen […] existiert auch eine Vielzahl von individuellen Anreizen“ (Thommen/Achleitner 2006, 765). Thommen/Achleitner (ebd. 765) beschreiben ein Motiv als ein Bedürfnis, dass in „Hinblick auf ein anzustrebendes Ziel“ besteht. Sie bilden sich durch Sozialisation und werden zu stabilen Werten (ebd. 765). Werte wiederum können in einem gewissen Maße motivierend sein und erwartungslenkende Leistungen beinhalten (vgl. von Groddeck 2011, 55). Viele Mitarbeiter wollen neben einem angemessenen Gehalt auch einer sinngebenden Tätigkeit nachgehen (vgl. Biesel 2013, 33) und möchten kreativ an der Unternehmensentwicklung beteiligt sein (vgl. ebd. 50). Voraussetzungen hierfür seien allerdings, dass „Mitarbeiter über klare gemeinsame Ziele gesteuert werden und ein internes Wettbewerbsdenken unter Kollegen und ein egoistisches Verhalten unterbunden werden“ (ebd. 50). Um eine dauerhafte Eigenmotivation von Mitarbeitern zu erreichen, seien verschiedene Bausteine erforderlich, wie in Abbildung fünf zu erkennen ist (vgl. ebd. 45). 18 Abb. 5:„Die Bausteine der Motivation“ (Biesel 2013, 45). Man könne „durch Geld oder alle möglichen spezifischen Anreize […] Nutzenerwägungen des Gegenübers ansprechen“, bei Arbeitnehmern seien das zum Beispiel Karrierechancen (Schimank 2010, 271). Hierzu stellt Heinrich (2010, 334) fest: „Individuen handeln geleitet vom Eigeninteresse, Triebfeder ihres Handelns ist die Kosten-Nutzen-Analyse ihrer sozialen Tauschbeziehungen“. Eine zentrale Tauschbeziehung sei zum Beispiel der Tausch von „Arbeit“ gegen „Lohn“ (vgl. ebd. 334). „Arbeitsentgelte10 sind ein wesentlicher Faktor der Anreize, wichtig für die persönliche Anerkennung und die Motivation“ (ebd. 346; H.i.O.). Von Bedeutung sei es, dass der Lohn hierbei auch der erbrachten Leistung entspreche (ebd. 346). Hier sei Potential für Konflikte zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gegeben, die davon handeln, „ob die Leistungen der Mitarbeiter das Geld auch wert sind beziehungsweise, ob das Unternehmen den einzelnen Mitarbeiter für seine Leistung fair und angemessen entlohnt“ (Biesel 2013, 45). Gleichwohl lasse sich in den üblichen arbeitsteiligen Verbundproduktionen11 der Medien „die Leistung der Mitarbeiter häufig nicht richtig erfassen und das Arbeitsentgelt kann mithin nicht der Leistung entsprechen“ (Heinrich 2010, 346). Mitarbeiter sollten dennoch nicht das Gefühl bekommen, dass sie nur für das Entgelt arbeiten, denn dann könnten sie versuchen „mit wenig Einsatz viel ‚Schmerzensgeld‘ 10 Zu Arbeitsentgelten gehören der Lohn bzw. das Gehalt, gesetzliche Personalzusatzkosten, tarifliche und freiwillige Personalzusatzkosten und Mitarbeiterbeteiligungen (vgl. Heinrich 2010, 346). 11 Heinrich (2009, 236) definiert das „Prinzip der Verbundproduktion“ wie folgt: „Zeitungsbetriebe produzieren und verkaufen zwei Güter gleichzeitig: Information, Bildung und Unterhaltung für den Lesermarkt sowie eine Verbreitungswahrscheinlichkeit von Werbebotschaften für den Werbemarkt. Diese Güter werden in Verbundproduktion mit variierbarer Kopplung produziert. Die Leser erwerben das gesamte in der Zeitung enthaltene Informationsangebot, auch das Informationsangebot, das im Anzeigenteil enthalten ist; die Werbetreibenden erwerben die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Botschaft von einer bestimmten Zahl von Lesern gelesen wird“. 19 herauszuschinden“, so Biesel (2013, 45). „Die Deep-White-Studie zeigt […], dass Leistungsanerkennung durch finanzielle Honorierung zu einseitig ist und nur kurze Motivationswirkung hat“ (Schönborn 2004, 2). Dadurch können Handlungen von Mitgliedern einer Organisation nicht alleine durch Anreize und Sanktionen, sondern auch durch Werte, wie beispielsweise Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen, gesteuert werden (vgl. Wieland 2002, 4). Daher könne durch Kosten-Nutzen-Abwägungen ein bestimmtes Zufriedenheitsniveau erreicht werden (vgl. Biesel 2013, 344). Als entscheidend bezeichnet Heinrich (2010, 344) „die Nutzenvorstellung der Mitarbeiter, ihre sogenannte Bedürfnisstruktur“. Laut Schimank (2010, 271) lege der Nutzen nicht immer „in der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung“ des Gegenübers. Man könne Mitarbeitern auch Einflussfaktoren zukommen lassen, die ihnen „zukünftig erlauben, die eigenen Interessen besser zu verfolgen“ (ebd. 271). Einflussfaktoren seinen zum Beispiel Geld, die „Zusage zukünftiger Unterstützung“ wie auch die Reputation des Gegenübers zu fördern (ebd. 271). 3.4.1. Bedürfnisse und Bedürfnisbefriedigung Durch Bedürfnisse werde ein allgemeines Mangelempfinden beschrieben (vgl. Thommen/Achleitner 2006, 765). Laut Heinrich (2010, 345) seien Bedürfnisse individuell festgelegt, individuell unterschiedlich und „Grundlage der Ansätze zur Motivation zur Hervorbringung eines gewünschten Handelns“. Dies bedeutet, dass Bedürfnisse „rangmäßig vor den Motiven stehen“ (Thommen/Achleitner 2012, 765). Zusätzlich seien Bedürfnisse „angeboren oder in frühester Kindheit von der Umwelt über- oder angenommen“ (ebd. 765) und so werden Bedürfnisse von der Kultur modifiziert (vgl. Maslow 2008, 131). Bedürfnisse lassen sich zudem aus den Grundängsten ableiten, die der Mensch besitze (vgl. Saulus 2015, 166). Beispielsweise lasse sich aus der Existenzsicherung das Bedürfnis nach dem Überleben oder aus der Sozialisation das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ableiten (vgl. ebd. 167). Menschliche Bedürfnisse seien „äußerst vielfältig und im Hinblick auf ihre Bedeutung sehr verschieden, doch existieren Ähnlichkeiten in der Reihenfolge in der die Bedürfnisse aufgrund ihrer Dringlichkeit befriedigt werden müssen“ (Thommen/Achleitner 2012, 767). Maslow (2008, 127) beschreibt, dass es „Unterscheide zwischen den <<höher>> genannten und den als <<niedriger>> bezeichneten Bedürfnissen gibt“. „Ein grundlegendes Modell über die Bedürfnisse von Menschen, die sogenannte Bedürfnispyramide liefert Maslow“ (siehe Abbildung sechs) (Hutzschenreuter 2015, 293). 20 Abb. 6: „Bedürfnispyramide nach Maslow 1954“ (Hutzschenreuter 2015, 293). Die Grundannahme des Modells sei, dass die Ursache von Motivation in dem Streben nach der Bedürfnisbefriedigung lege (vgl. ebd. 293). Diese Bedürfnisse würden sich nach ihrer unterschiedlichen Dringlichkeit, nach der sie befriedigt werden müssen, auszeichnen (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 767). Aus diesem Grund sei die Bedürfnispyramide als Hierarchie angeordnet (vgl. Hutzschenreuter 2015, 293). Laut Maslow (2008, 128) seien die höheren Bedürfnisse weniger dringlich zu erfüllen, als die niedrigeren. Das bedeute: „Je höher das Bedürfnis, desto weniger zwingend ist es für das bloße Überleben, um so länger kann die Befriedigung aufgeschoben werden“ (ebd. 128; H.i.O.). Wird ein Bedürfnis befriedigt, tauchen sofort „andere (und höhere) Bedürfnisse auf“, die anschließend den Organismus beherrschen (ebd. 65; H.i.O.) „Die Befriedigung niedriger Bedürfnisse bildet jeweils die Voraussetzung für die Befriedigung höherer Bedürfnisse“ (Thommen/Achleitner 2012, 769). Als Beispiel: „Wenn alle Bedürfnisse unbefriedigt sind und der Organismus damit von den physiologischen Bedürfnissen beherrscht wird, können alle anderen Bedürfnisse einfach aufhören oder sie werden in den Hintergrund gedrängt“ (Maslow 2008, 63). Dementsprechend sei „Achtung ein entbehrlicher Luxus, verglichen mit Nahrung oder Sicherheit“ (ebd. 130). Die physiologischen Bedürfnisse können als grundlegende Bedürfnisse (vgl. ebd. 62) oder ebenso als primäre Bedürfnisse beschrieben werden (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 768). „Ihre Befriedigung ist eine nicht zu umgehende Voraussetzung für die Lebenserhaltung“ (ebd. 768). Sie seien im Vergleich die mächtigsten Bedürfnisse (vgl. Maslow 2008, 63). Laut Maslow (ebd. 63) könnten Kataloge mit Beispielen für physiologische Bedürfnisse gefüllt werden. Schlaf und Nahrung seien zwei dieser Bespiele (Thommen/Achleitner 2012, 768). Neben den primären Bedürfnissen, gäbe es ebenfalls die sekundären Bedürfnisse, welche auf den Stufen zwei bis fünf zu finden sind (ebd. 768). Auf der zweiten Stufe der 21 Bedürfnispyramide stehen die Bedürfnisse nach Sicherheit, die „sich auf Schutz vor möglichen Bedrohungen und Gefahren“ beziehen (ebd. 768). Beispiele wären hier „Sicherheit; Stabilität; Geborgenheit; Angstfreiheit“ (Maslow 2008, 66) aber auch ein bestimmtes Einkommen, Schutz vor Krankheit sowie die Altersvorsorge (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 768). Des Weiteren gibt es auf der dritten Stufe die sozialen Bedürfnisse (ebd. 768), welche „die Bedürfnisse nach Liebe, Zuneigung und Zugehörigkeit“ seien (Maslow 2008, 70). Durch diese äußere sich das Bedürfnis nach menschlicher Geborgenheit, das durch „Liebe, Freundschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl“ (Thommen/Achleitner 2012, 768) oder Zuneigung befriedigt werden könne (vgl. Maslow 71f). Die Bedürfnisse nach Wertschätzung stehen auf der vierten Stufe und beschreiben das menschliche „Verlangen nach einer Anerkennung“ durch die Umwelt (Thommen/Achleitner 2012, 768). Laut Maslow (2008, 72) haben alle Menschen unserer Gesellschaft den Wunsch nach einer höheren Selbstachtung und einer höheren Achtung durch Andere. Folglich habe der Mensch ein selbstverständliches Bedürfnis nach Wertschätzung (vgl. Saulus 2015, 140). Obwohl alle Bedürfnisse befriedigt sind, könne trotzdem neue Unzufriedenheit und Unruhe aufkommen, „wenn der einzelne nicht tut, wofür er, als Individuum, geeignet ist“ (Maslow 2008, 73; H.i.O.). Das ist schlussendlich die letzte Stufe der Pyramide, die die Bedürfnisse nach Selbstbefriedigung beschreibt (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 768). Maslow (2008, 73f) gibt hier als Beispiel: „Musiker müssen Musik machen, […] wenn sie sich letztlich in Frieden mit sich selbst befinden wollen“. Thommen/Achleitner (2012, 768) beschreiben dies wie folgt: Der Mensch „strebt danach, die in ihm verborgenen Möglichkeiten und Fähigkeiten voll auszuschöpfen um damit sich selbst zu entfalten“. Wenn nun ein niedrigeres Bedürfnis befriedigt ist, muss das nächst höhere befriedigt werden (vgl. Maslow 2008, 65). Aus diesem Grund spielen Bedürfnisse bei der Motivation eine wichtige Rolle (vgl. ebd. 85). Die Motivation resultiere somit daraus, dass nach der Befriedigung eines Bedürfnisses neue Ziele auftauchen (vgl. ebd. 65). Wie oben schon erläutert, ist „das Streben nach Befriedigung von Bedürfnissen die Ursache von Motivation“ (Hutzschenreuter 2015, 293). Unternehmen haben nicht nur Finanz- und Leistungsziele, sondern auch Ziele, die sie auf ihre Mitarbeiter beziehen (vgl. Thommen/Achleitner 2012, 111f.). Hierunter sei zu verstehen „die Bedürfnisse und Ansprüche der Mitarbeiter zu erfassen und zu berücksichtigen“ (ebd. 112). Zur Bedürfnisbefriedigung bieten Organisationen „nicht nur Vergütungen in Form von beispielsweise Geld, Status, Güter oder Dienstleistungen und moralischen Organisationszwecken“ an, sondern es werde auch versucht Individuen so zu beeinflussen, dass sie die angebotenen Anreize als befriedigend ansehen (Berger et al. 2014, 123). 22 Girbig (2014, 174) stellt in ihrer Studie fest, dass es einen grundsätzlichen Bedarf an bestimmten Werten gäbe. Folglich steuern und befriedigen Werte Bedürfnisse von Individuen (vgl. Kunze 2008, 41). Zu verstehen sind hier „Werte wie Ehrlichkeit, Offenheit und Klarheit“, da diese in den von Girbig geführten Interviews stets angesprochen wurden, sie seien somit der „Boden für eine vertrauensvolle Beziehung“ (Girbig 2014, 174). Eine vertrauensvolle Führung im Unternehmen bestehe somit unter anderem aus „Mitgefühl für die Bedürfnisse der Mitarbeiter“ (Hattendorf et al. 2015, 23). Ergänzend könne Vertrauen als Rohstoff beschrieben werden durch den soziale Beziehungen wachsen (vgl. Kappes 2014, 69) und der daher „grundlegend für jedes soziale Gebilde“ sei (ebd. 63). „Die Anwesenheit dieser Werte wird als Voraussetzung für ein gutes Miteinander“ beschrieben (Girbig 2014, 174). So gäbe es laut Girbig (ebd. 174) Werte „die immer wiederkehren, da sie zum einen grundlegende Bedürfnisse erfüllen und zum anderen gesellschaftlich positiv besetzt sind“. 3.4.2. Mitarbeiterfluktuation Unter Fluktuation seien freiwillige und unfreiwillige Arbeitsplatzwechsel zu verstehen; zu beachten seien hier Ereignisse wie beispielsweise Tod, Invalidität oder das Erreichen des Rentenalters. (Thommen/Achleitner 2012, 734). Die Fluktuationsrate12 sei eine Kennzahl, die die „Beziehung zwischen den Abgängen und den beschäftigten Mitarbeitern in einer bestimmten Planperiode zum Ausdruck“ bringt (ebd. 734). Fluktuation soll durch die Vermittlung von Klarheit, Stabilität und Zusammengehörigkeit reduziert werden (vgl. Girbig 2014, 176). Fraglich sei jedoch, ob die Mitarbeiterfluktuation als verlässlicher Wertindikator, dementsprechend als Kennzahl, herangezogen werden könne (vgl. Hattendorf 2013, 22). 12 Die Fluktuationsrate wird wie folgt berechnet: „Fluktuationsrate = (Anzahl der Austritte / Durchschnitt Anzahl der Beschäftigten) x 100“ (Thommen/Achleitner 2012, 734). 23 4. Definition Journalismus Im vierten Teil der vorliegenden Arbeit werden nach der Definition von Journalismus, die Differenzierung von Medienorganisationen und journalistischen Organisationen (4.1.) dargestellt, um im Anschluss aufzuzeigen, ob der Journalismus als Geschäftsmodell verstanden werden kann (4.2.). Im Folgenden wurde herausgearbeitet wodurch sich die Berufsgruppe der Journalisten abgrenzen lässt (4.3.). Zusätzlich wird auf die Rollenverteilung und die Akteure einer Redaktion eingegangen (4.3.1). Es schließt sich eine Definition der Berufsgruppe der freien Journalisten (4.3.2.) an. Schlussendlich wird gezeigt, dass Redaktionen als konkrete journalistische Organisationen verstanden werden können (4.4.). Für die vorliegende Arbeit ist die Begriffsdefinition Meiers (2011, 13) sehr prägnant und passend: „Journalismus recherchiert, selektiert und präsentiert Themen, die neu, faktisch und relevant sind. Er stellt Öffentlichkeit her, in dem er die Gesellschaft beobachtet, diese Beobachtungen über periodische Medien einem Massenmedium zur Verfügung stellt und dadurch eine gemeinsame Wirklichkeit konstruiert. Diese konstruierte Wirklichkeit bietet Orientierung in einer komplexen Welt“. Im Folgenden soll diese Definition genauer erklärt werden. Historisch betrachtet sei der Journalismus im 19. Jahrhundert eine „Nebentätigkeit politisch interessierter Bürger“ gewesen, mittlerweile habe er sich zu einem Ganztagsberuf entwickelt, der allerdings durch die „Aktivitäten von journalistischen Akteuren im Internet wieder unschärfer wird“ (Kepplinger 2011, 7). So gab es, laut Rühl (2004, 69), noch nie „einen Einheitsjournalismus über den eindeutig richtige oder falsche Aussagen gemacht werden konnten“. Scholl/Weischenberg (1998, 270) beschreiben: „Die Definition von Journalismus wird zunehmend schwieriger, da das System an den Rändern ‚zerfranst‘“. Das bedeutet, dass Journalisten nicht mehr nur im klassischen Journalismus oder im Online-Journalismus tätig sind, sondern sich auch andere Berufsfelder, wie zum Beispiel Kommunikationsberufe oder die Öffentlichkeitsarbeit, erschließen (vgl. Altmeppen 1999a, 81ff). Laut Rühl (1995, 117) stehe Journalismus „für die Herkunft öffentlicher Kommunikation (Publizistik), und damit sowohl für die Hersteller wie für die besondere Art der Herstellung journalistischer Produkte“. „Auf Grund von Kommerzialisierungs- und Technisierungsprozessen in den Mediensystemen“ seien die Schwierigkeiten einer richtigen Definition noch größer geworden (Weischenberg 2004, 41). Journalismus würde gelegentlich „auch als ein ‚System‘ dargestellt, worunter dann ein Ganzes verstanden wird, das mit organisatorisch aufgebauten Medien zu tun hat und dessen Einzelteile zueinander in Wechselbeziehung stehen“ (Rühl 1995, 118). Die Systemtheorie definiere Journalismus relativ komplex als „Handlungszusammenhang, der in soziale Prozesse eingebunden ist“ (Weischenberg 2004, 41f.). Luhmann (1981, 311) definiert Gesellschaft „als das soziale System aller 24 kommunikativ erreichbaren Erlebnisse und Handlungen; als System also, das aus allen kommunizierten Erlebnissen und Handlungen besteht“. Zudem zeigt Luhmann (ebd. 319) auf, „daß die Weltgesellschaft nur noch über Massenmedien kommunikativ integriert werden kann“. Die „gesellschaftliche Primärfunktion liegt in der Beteiligung aller an einer gemeinsamen Realität oder, genauer gesagt in der Erzeugung einer solchen Unterstellung, die dann als operative Fiktion sich aufzwingt und zur Realität wird“ (ebd. 320). Altmeppen (2012, 39) fasst die Systemtheorie knapp zusammen als Theorie, „die in der Kommunikationswissenschaft zu großen Teilen auf Journalismus angewendet worden ist und die beabsichtigt, dieses Feld als ein soziales System zu definieren, das als Funktions- oder Leistungssystem, autopoietisch13, selbstreferenziell und optional geschlossen existiert“. Journalismus könne als „Leistungssystem der Öffentlichkeit beschrieben werden“ (Löffelholz 2003, 42), „dessen Sinngrenzen durch eine Funktion und einen binären Code markiert“ (Neuberger 2007, 141) seien. „Alle wichtigen Funktionssysteme der heutigen Gesellschaft verfügen über systemeigene binäre Codes“ (Luhmann 1981, 315). Als Code für die Massenmedien nennt Luhmann (1996, 36) „die Unterscheidung von Information und Nichtinformation“. So sei Information der positive Wert mit dem das System arbeiten kann und Nichtinformation wird benötigt, um Informationen überhaupt als solche erkennen zu können (vgl. ebd. 36f). Informationen haben ein besonderes Verhältnis zu der Zeit, lassen sich nicht wiederholen und „sobald sie Ereignis werden, zur Nichtinformation“ (ebd. 41). Das hieße, dass sich das System selbst reproduziere, da Informationen fortlaufend in Nichtinformationen umgewandelt werden und, dass wiederum einen Bedarf an neuen Informationen hervorriefe (vgl. Jarren/Donges 2011, 39). Der binäre Code sei folglich von Bedeutung, da nur durch ihn die Möglichkeit bestehe, dass sich das System von der Umwelt unterscheide, Komplexität reduziert und Selektion organisiert werde (vgl. Luhmann 1996, 37). Als Primärfunktion identifiziert Weischenberg (2004, 61) „die Bereitstellung von Themen für die aktuelle Medienkommunikation“. Wobei die bereitgestellten Themen „Neuigkeitswert und Faktizität besitzen, und zwar insofern, als sie an sozial verbindliche Wirklichkeitsmodelle gebunden sind“ (ebd. 67). So werden dem Journalismus die Attribute „Neutralität, Richtigkeit, Glaubwürdigkeit, Kontinuität, Relevanz und Tiefe“ zugeschrieben (Neuberger 2012, 59). Weitere Funktionen seien: „Die Gesellschaft zu informieren, durch Kritik und Kontrolle Aufklärung zu betreiben, Bildung zu leisten und nicht zuletzt auch zu unterhalten“ (Altmeppen 2010, 501). „In einer Demokratie soll der Journalismus als Moderator des öffentlichen Diskurses fungieren“, so Neuberger/Kapern (2013, 27; H.i.O.). 13 Autopoietische Systeme sind „Systeme, die sich permanent selbst erzeugen“ (Stangl o.J.a). 25 Hierzu bemerkt Luhmann (1981, 314), dass Demokratie auf der Voraussetzung beruhe, „daß politische Ereignisse gleichzeitig allen bekannt werden (sofern sie nicht geheimgehalten werden), so daß der Politiker unterstellen muß, daß andere gleichzeitig mit ihm wissen, worauf er reagiert und ihn verstehen, sei es billigen, sei es mißbilligen“. So habe jeder Bürger das Recht „sich seine eigene Meinung zu politischen Streitfragen zu bilden“ und dies könne nur durch unbeeinflusste und umfassende Informationen sichergestellt und nicht durch „unvollständige, einseitige oder wertende Berichterstattung“ geprägt werden (Erbring 1989, 302). „Professioneller, redaktionell organisierter Journalismus ist und bleibt eine […] demokratische Notwendigkeit“ (Kramp/Novy 2013, 236). Journalismus sei überdies Kommunikationsmittel und Bindeglied moderner Gesellschaften, dass Orientierung schaffe und dabei helfe „unsere Welt zu begreifen“ (Novy 2013, 19). Das gelinge vor allem, da Journalismus einer Gesellschaft ihre Selbstbeobachtung ermögliche (vgl. Altmeppen 2012, 37). Aus diesem Grund bilden journalistische Leistungen „eine wichtige Voraussetzung, damit gesellschaftliche Subsysteme wie beispielsweise Politik, Wirtschaft, Sport oder Kunst sich beobachten und ihre Operationen an eine sich verändernde Umwelt anpassen können“ (Löffelholz 2003, 42). Systemtheoretisch betrachtet liege die Funktion von Journalismus darin „Themen aus den diversen sozialen Systemen (der Umwelt) zu sammeln, auszuwählen, zu bearbeiten und dann diesen sozialen Systemen (der Umwelt) als Medienangebot zur Verfügung zu stellen“ (Weischenberg 2004, 42). So gäbe es den Versuch „Selbstreferenz und Fremdreferenz unter sehr strengen systemspezifischen Bedingungen in Einklang zu halten“ (Luhmann 1996, 137). Neuberger/Kapern (2013, 29) definieren: „Der Journalismus ist ein gesellschaftliches Teilsystem mit der Funktion der Selbstbeobachtung der Gesellschaft. Dafür stellt er Öffentlichkeit her, indem er Themen aktuell und universell auswählt, objektiv über sie berichtet, Beiträge veröffentlicht und kontinuierlich mit Hilfe der Massenmedien an das Publikum verbreitet“. So lege die Kernkompetenz des Journalismus in der „Produktion aktueller Berichterstattung“ (Altmeppen 2010, 499). Neben seinen Funktionen, sei auch die „organisationale Anbindung an Medien“ kennzeichnend für den Journalismus (Altmeppen 1999a, 77), demnach sei er „strukturell und funktional an die Medien gebunden“ (ebd. 81). Auf die Ko-Orientierung von Journalismus und Medien soll hier nur kurz eingegangen werden, da diese in Kapitel 4.2 (Journalismus als Geschäftsmodell?) ausführlicher beschrieben wird. Altmeppen (2012, 37f) hat die KoOrientierung kurz und prägnant zusammengefasst: „Der Journalismus ist für die Selbstbeobachtung der Gesellschaft zuständig, er produziert die dafür notwendigen Inhalte, deren Distribution die Medien übernehmen. Für diese Distribution kassieren die Medien Gelder, aus Werbung hauptsächlich. Einen Teil davon stellen sie dem Journalismus zur Verfügung, damit er seiner Aufgabe nachgehen kann“. 26 Das Themenspektrum des Journalismus sei sachlich offen (vgl. Neuberger 2007, 141) und orientiere sich an der Universalität von Themen, um ein breites Spektrum ansprechen zu können (vgl. Neuberger/Kapern 2013, 28). Luhmann (1981, 316) sieht hier ein Problem, da es zu einem „relativ unvermittelten Selektionsdruck, zu einer scharfen, kaum begründbaren Selektion aus einem kaum limitieren Feld von Möglichkeiten“ komme. Aus diesem Grund gäbe es einen Bedarf an Selektionskriterien (vgl. Neuberger 2007, 141), folglich könne so jedes Thema kommuniziert werden (vgl. Luhmann 1981, 316). Selektivität hat auch ihre Folgen, beispielsweise „die unbekannt bleibende Kommunikation, all das, was möglicherweise keine Chance hat“ publiziert zu werden, jedoch könnten Massenmedien nur durch Selektion ihren Funktionen nachgehen (ebd. 320). Themen können somit „aus allen gesellschaftlichen Teilsystemen aufgegriffen werden, sofern sie gegenwärtig (=zeitlich) weitgehend einheitlich (=sozial) relevant“ seien (Neuberger 2007, 141). Hieraus könnten zwei „Parameter für einen modernen Journalismus“ abgelesen werden: Die „Thematisierung als Funktion und […] Aktualität als Themenmerkmal“ (Scholl/Weischenberg 1998, 17). Zeitnähe zum Thema generiere, laut Wrobel-Leipold (2009, 85), Aufmerksamkeit, „weil sie Informationen in konkret anwendbares Wissen“ umsetze. Das bedeute, Rezipienten können sich schnell über die jeweiligen Entwicklungen informieren und konsumieren diese Informationen nicht bei der Konkurrenz (vgl. ebd. 85). Der Umgang mit dem Begriff der Aktualität erweise sich, laut Weischenberg (2004, 42), als schwierig, da „‚Aktualität‘ ein schillernder Begriff [ist], wie allein schon seine Verwendung in der Publizistikwissenschaft zeigt, wo er gleichermaßen im Sinne von Zeitgröße, Wirkungsgröße und Wirklichkeitsmaß auftaucht“. Luhmann (1981, 317) hingegen definiert Aktualität als „das vielleicht wichtigste Reproduktionsprinzip“ und als Zulassungsbedingung. „Aktualität ist ein Wesensmerkmal jeder publizistischen Aussage“ (Hagemann 1950, 17). „Ereignisse können nicht abgeschätzt und die Themenauswahl kann nicht vorab festgelegt werden“ laut Altmeppen (2004, 420). So fokussiere der Journalismus „sachlich und zeitlich die Aufmerksamkeit des Publikums auf wenige Themen“ und gäbe somit Themen vor, die derzeit wichtig seien und „über die man informiert sein sollte“ (Neuberger/Kapern 2013, 27). Das zeitnahe Publizieren einer Information dürfe jedoch nicht auf Kosten einer gründlichen Recherche geschehen (vgl. Wrobel-Leipold 2009, 85). Weitere Merkmale des Journalismus sind überdies die Recherche und die Nachrichtenselektion (vgl. Altmeppen 2010, 501). 27 Ergänzend sei es von Bedeutung, dass es in Deutschland bestimmte Strukturbedingungen gebe, denen sich der Journalismus fügen muss; hierzu zählen juristische und politische Normen14 sowie ökonomische Einflüsse15 (vgl. Löffelholz 2003, 43). 4.1. Differenzierung Medienorganisation vs. journalistischer Organisation Zur Differenzierung von journalistischen und Medienorganisationen sei „es von entscheidender Bedeutung die Sinngrenzen“ von Medien und Journalismus zu beschreiben (Altmeppen 2012, 40). Nur durch die Sinngrenzen seien sie „von anderen gesellschaftlichen Handlungsbereichen zu unterscheiden“ (Kohring 2004, 153). Eines dieser Unterscheidungsmerkmale sei, (siehe Abbildung sieben) dass Journalismus sich daran orientiere, was publiziert werden soll und was nicht (vgl. Altmeppen 2012, 40f). Medienorganisationen handeln „nach der Devise von Zahlung/Nichtzahlung“ (zahlen/nichtzahlen) (Altmeppen 2006b, 152) und somit nach wirtschaftlichen Kriterien (vgl. ebd. 146). Die „Aufgaben, Leistungen und Funktionen des Journalismus“ funktionieren nicht nach den Kriterien Zahlung/Nichtzahlung (Altmeppen 2013, 134), sondern nach den Kriterien öffentlich/nicht-öffentlich (vgl. Altmeppen 2012, 40). Gesellschaftliche Journalismus Medien Orientierungshorizont öffentlich/nicht-öffentlich zahlen/nicht-zahlen Institutionelle Ordnungen Journalistische Programme; Geschäft; Profit Strukturierung Gemeinwohl Akteurkonstellationen Journalisten Medienschaffende Abb. 7: „Ebenen der gesellschaftlichen Strukturierung: Unterscheidungsmerkmale“ (Altmeppen 2012, 40). Historisch betrachtet wurden Journalismus und Medien lange Zeit synonym verwendet (vgl. Altmeppen/Arnold 2013, 38). Das könne dadurch begründet werden, da „bis Anfang/Mitte des 19.Jahrhunderts […] eine Person in Personalunion für die Zusammenstellung der Nachrichten wie auch für deren Druck und Verbreitung zuständig“ (ebd. 38) war. Dennoch Z.B. „Freiheit der Medien vom Staat“ (Löffelholz 2003, 43). Diese Normen seinen „vor allem im Grundgesetz und in den Landespresse- bzw. Landesmediengesetz beschrieben“ (vgl. ebd. 43). 15 Zu den ökonomischen Einflüssen gehören unteranderem: „Der Medienwettbewerb, die Medienkonzentration, die erwerbswirtschaftliche Ausrichtung der meisten Medienorganisationen sowie ihre Abhängigkeit von der Werbung als wichtigster Finanzierungsquelle“ (Löffelholz 2003, 43). 14 28 „Journalismus und Medien sind eigenständige und autonome Organisationssysteme“ (Altmeppen 2006b, 17). „Medien haben eine zentrale Funktion für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Sie vermitteln unterhaltsam Wissen, Einblicke und Erfahrungen und sollen den Anspruch auf eine objektive, vollständige und verständliche Informationsdarstellung erfüllen“ (Sigler 2010, 11). In Medienunternehmen wiederum gehe es um Betriebswirtschaftslehre (vgl. Scholz 2006, 62). Laut Altmeppen (2006b, 147) können Medien als „Distributeure kommerzieller Waren angesehen“ werden. Sie sind nicht nur „für die Distribution der vom Journalismus erstellten Produkte“ zuständig, sondern auch für Unterhaltung und Werbung (ebd. 167). So sei die Distribution die Kernkompetenz der Medien (vgl. Altmeppen 2006b, 150; 2012, 41), weil sie Werbung, Information und Unterhaltung vertreiben würden (vgl. Altmeppen 2006b, 147). Ein Beispiel hierfür wären Zeitungen, sie „fürchten das Internet nicht als Hort der Produktion, sondern als Vertriebskanal, der aufgrund seiner technologischen Beschaffenheit vielfältige Konkurrenz“ hervorbringe (Altmeppen 2012, 41). Der zentrale Faktor sei „die mit der Distribution verbundene Generierung von Einnahmen“ (Altmeppen 2006b, 150). Allerdings seien Medien nicht mehr nur technische Verbreitungskanäle, sondern sie werden mittlerweile auch als ökonomische Organisationen wahrgenommen, die als Unternehmen Gewinne generieren müssen (vgl. Altmeppen/Arnold 2013, 37.). Folglich handeln Medienorganisationen „grundsätzlich ökonomisch, denn für Medienunternehmen ist die Geldabhängigkeit […], also die Beschaffung, Bewirtschaftung und Mehrung des Geldes“ maßgeblich (Altmeppen 2012, 38f). Überdies sei auch die Beschaffungslogistik für Medienorganisationen relevant (vgl. Altmeppen 2006b, 157). Somit sind Medienorganisationen für die Organisation von „Beschaffung, Produktion, Bündelung, Finanzierung von Medienangeboten, ohne die das Geschäft der Distribution nicht angebahnt und abgeschlossen werden kann“ verantwortlich (Altmeppen 2012, 41). Laut Keel/Wyss (2010, 355) verfolgen Medienorganisationen jedoch sowohl publizistische als auch ökonomische Ziele und seien somit weder „‚reine‘ ökonomische noch politische oder publizistische Organisationen“. Ergänzend verfügen Medienorganisationen nicht über eine „derart klare – empirisch ermittelte – Könnensbeschreibung“, wie das beim Journalismus der Falls sei, denn hier „lassen sich relativ einheitliche Arbeitsprogramme zusammenfassen, die die hauptsächlichen Aktivitäten von Journalistinnen und Journalisten in unterschiedlichen Organisationen treffend beschreiben und analysieren können“ (Altmeppen 2006b, 38). Bei sinkenden Einnahmen werden Rationalisierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Outsourcing oder Leiharbeit, ergriffen (vgl. Altmeppen 2012, 37). „Dabei sind es wohlgemerkt, die Medienorganisationen, die Rationalisierungsmaßnahmen ergreifen, nicht der Journalismus“ 29 (ebd. 37; H.i.O.). Denn „keine Redaktion, keine Chefredaktion macht sich (freiwillig oder prinzipiell) Gedanken über Einsparmaßnahmen“ so Altmeppen (ebd. 37) weiter. Die „enge Verwobenheit des Journalismus mit klassischen Medienorganisationen“ und dementsprechend auch die gesamte „wirtschaftliche Basis der journalistischen Profession“ sei durch diese Einsparungsmaßnahmen bedroht (Kramp 2013, 34). Dem Ziel der Medienorganisationen „die erfolgreiche Durchführung des Geschäfts der Distribution“, steht „die Veröffentlichung aktueller Informationsangebote“ als Ziel der journalistischen Organisationen gegenüber (Altmeppen 2006b, 214f). Journalistische Organisationen dienten als Scharnier zwischen unterschiedlichen Ebenen (vgl. Altmeppen 2007, 289). So lasse sich „auf der Ebene des Verhältnisses von Individuen (Journalist) und Organisationen (Journalismus) […] mit diesem Scharnier erkunden, welche Einflüsse auf die Ziele und Strategien journalistische Organisationen auf das Handeln der Journalisten haben und inwieweit journalistisches Handeln die Organisation beeinflusst“ (ebd. 289). Dennoch dienen sie ebenfalls als Scharnier zwischen „dem gesellschaftlichen Wollen des Journalismus und dem Können der journalistischen Akteure“ (Altmeppen 2012, 42). Als wesentliches Element von journalistischen Organisationen benennt Altmeppen (2004, 420) das Entscheidungshandeln. So bestehe journalistisches Handeln „mindestens aus Entscheidung und Koordination“ (ebd. 420). Infolgedessen beschreibt Altmeppen (2006a, 558) journalistische Organisationen als Koordinationszentren, da einerseits Entscheidungsprämissen der Organisation, andererseits auch das selbstbestimmte Arbeiten der Journalisten vorhanden sei und beides koordiniert werden müsse. „Die Produktion (Beschaffung und Bearbeitung) aktueller, informierender [und] informierend-unterhaltender Berichterstattung“ könne als Kernkompetenz und als Organisationsziel des Journalismus verstanden werden (Altmeppen 2006b, 167). Journalistische Organisationen seien Systeme, „in denen Themen selektiert, bearbeitet und publiziert werden, die als informativ und relevant gelten“ (Altmeppen 2006a, 557). Altmeppen (2006b, 158) fasst zusammen, dass die Kernkompetenz journalistischer Organisationen in der Inhaltproduktion und die der Medienorganisationen in der Distribution liege. 4.2. Journalismus als Geschäftsmodell? „Mit Journalismus allein hat sich noch kein Geld verdienen lassen“ (Altmeppen 2013, 133). Um beantworten zu können, ob der Journalismus ein Geschäftsmodell ist, wird im Folgenden definiert, was unter einem Geschäftsmodell zu verstehen ist. Was Journalismus ist wurde in Kapitel 4. (Definition Journalismus) ausreichend erläutert. 30 Laut Grösser (o.J.) sei ein Geschäftsmodell „eine modellhafte Repräsentation der logischen Zusammenhänge, wie eine Organisation bzw. Unternehmen [einen] Mehrwert für Kunden erzeugt und einen Ertrag für die Organisation sichern kann“. Altmeppen (2006b, 151) definiert dies etwas spezifischer und bezieht sich auf Medien, für ihn besteht ein Geschäftsmodell aus den Komponenten der: „Generierung, Beschaffung und Bearbeitung (Produktion) von Information, Unterhaltung, Werbung, ihre Planung und Bündelung und ihre Distribution sowie alle Formen der Finanzierung und Erlösgenerierung“. Die vorgestellte Definition von Altmeppen findet in der vorliegenden Arbeit Verwendung. Wird nun von der oben genannten Definition des Geschäftsmodells ausgegangen, so entspricht der Journalismus diesem nicht (Altmeppen 2012, 38; 47). Laut Altmeppen (2006b, 157) gehöre es zum Geschäft der Medienorganisationen „Informationen und Unterhaltung (Recherche, Selektion, Ideenfindung, Formatenentwicklung) zu beschaffen oder zu produzieren“. Der Journalismus wiederum richte sich „anhand seiner gesellschaftlich erwarteten Leistung aus“ (Altmeppen 2012, 38) und journalistische Organisationen seien einzig für die Produktion „und die Beschaffung und Erstellung informativer Medienangebote“ verantwortlich (Altmeppen 2006b, 158). Beispielsweise übernimmt nicht die journalistische, sondern die Medienorganisation die Beschaffung von Werbeeinnahmen, welche als eine Kernkompetenz von Geschäftsmodellen gelte (vgl. Altmeppen 2012, 47). Nur die Produktion im Informationssektor gehöre zu den journalistischen Organisationen (vgl. Altmeppen 2006, 158). Um seinen Aufgaben nachzugehen (vgl. Altmeppen 2012, 37f), sei der Journalismus abhängig von Geldern (vgl. Altmeppen 2013, 134; vgl. Kiefer 2013, 123). Für die Beschaffung und die Produktion von Inhalten fallen dementsprechend Kosten an (vgl. Altmeppen 2006b, 151). Zwar übernehmen die Medienorganisationen die Finanzierung (vgl. Kiefer 2013, 123), dennoch würden diese Gelder, bedingt durch Sparmaßnahmen der Medienunternehmen, immer knapper und daher müssen „die journalistischen Organisationen mit verringerten Ressourcen“ die Arbeit bewältigen (Altmeppen 2006b, 48). Wie in Kapitel 4.1 (Differenzierung Medienorganisation vs. journalistischer Organisation) bereits beschrieben, funktioniere der Journalismus nicht nach den Kriterien Zahlung/Nicht-Zahlung (vgl. Altmeppen 2013, 134). Was, laut Altmeppen (ebd. 134), eine Voraussetzung wäre, um den Journalismus als Geschäftsmodell ansehen zu können. Nach Wirtz (2013, 76f) bräuchte ein Geschäftsmodell eine Wertschöpfungskette. Infolgedessen benötige der Journalismus eine Wertschöpfungskette, die koordiniert werden müsse (vgl. Altmeppen 2012, 47). Wertschöpfung bedeute für den Journalismus: „Einen gesamtgesellschaftlichen Wert zu liefern“ und nicht nur einen, der dem Unternehmen Profit einbringe (Altmeppen 2013, 142). Vor allem zähle die Contentproduktion „zu den Kernkompetenzen medialer Wertschöpfung“ und gehöre daher zum Geschäft von Medienorganisationen, so Altmeppen (2006b, 157). 31 Auch andere Kernkompetenzen, wie zum Beispiel die Beschaffung von Werbeeinnahmen, gehören zu einem Geschäftsmodell (vgl. Altmeppen 2012, 47). Über diese verfüge der Journalismus allerdings nicht, sondern die Medienorganisationen (vgl. ebd. 47). „Der Journalismus hat kein Geschäftsmodell und er war nie eines“ (ebd. 49), denn als Geschäftsmodell würde der Journalismus nicht funktionieren (vgl. Altmeppen 2013, 142). Die Annahme, dass der Journalismus ein Geschäftsmodell sei, begründe sich an der KoOrientierung von Journalismus und Medien (vgl. Altmeppen 2012, 49). Wie oben bereits beschrieben wurde, ist der Journalismus für die Produktion von Inhalten verantwortlich und die Medien für deren Distribution (vgl. ebd. 37f). Dies „übernehmen die beiden Organisationen sozusagen in Eigenregie, sie sind allerdings insofern in einer Ko-Orientierung miteinander verbunden, als erst die produzierte Information und deren Distribution den Kommunikationsprozess vervollständigen“ (Altmeppen 2010, 499). Dementsprechend benötigt der Journalismus „eine Distributionsinstanz und die Medien benötigen Inhalte“ (Altmeppen 2013, 142). So gelange der Journalismus zwar „in den Sog werblicher Einflüsse, doch wirkt sich dieser Sog immer nur vermittelt über die Medien aus“ (Altmeppen 2006b, 161). Die Werbung richtet sich mit Distributionswünschen und Sanktionen an die Medien und nicht an den Journalismus; somit seien die Redaktionen nicht betroffen (vgl. ebd. 161). Dies bedeute allerdings nicht mehr, dass Journalismus und Medien unbedingt voneinander abhängig seien (Altmeppen 2012, 49). Vorstellbar wäre, dass journalistische Inhalte auch im Internet ohne die Hilfe der klassischen Medien verbreitet werden können und Medien ebenfalls ohne journalistische Inhalte überleben, indem sie beispielsweise nur noch Unterhaltungsinhalte veröffentlichen (vgl. ebd. 49). Das würde einen grundlegenden Wandel des Mediensystems bedeuten und hätte somit auch Auswirkungen auf die Demokratie (ebd. 50). Als Beispiel bringt Altmeppen (2012, 48) an, dass nicht das Radio, Zeitungen oder Zeitschriften, sondern deren Medienunternehmen, sich das Internet zu Nutze gemacht haben, da sie das Internet als Distributionskanal besetzten, ehe Konkurrenz entstehen konnte. So „betreibt der Journalismus kein Geschäft“ (ebd. 41; H.i.O.). Es läge nur eine „Verwechslung von Medien und Journalismus“ vor (ebd. 47). 4.3. Definition Journalist In Deutschland ist „Journalist“ keine geschützte Berufsbezeichnung jeder habe das Recht sich so zu nennen (vgl. Lieske 2008, 24; vgl. Altmeppen/Arnold 2013, 82). Artikel 5 des Grundgesetztes besagt: „Jeder hat das Recht seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“ (vgl. Fechner/Mayer, Art.5 I 1.HS GG 2012, 2). „Das Grundgesetz schützt Äußern und Verbreiten der Meinung, also ihre Aufgabe und den mehr oder minder 32 langen Prozess der Informationsübertragung. Geschützt sind der Inhalt, aber auch die Form bzw. die Art und Weise der Äußerung“ (Jarass/Pieroth 2014, 193; H.i.O.). „Die Meinungsäußerung ist nicht Selbstzweck, sondern wesensnotwendig angelegt auf das Erzielen einer geistigen Wirkung, auf Meinungsbildung und Überzeugung des (der) Adressaten“ (Wendt 2012, 437). Ergänzend sei es gleichgültig, ob die Äußerung privat oder öffentlich (Jarass/Pieroth 2014, 193; Wendt 2012, 427), „kostenlos oder gegen Entgelt erfolgt“ (Jarass/Pieroth 2014, 193). Jeder der eine geschützte Tätigkeit ausübt, sei laut Jarass/Pieroth (ebd. 194; H.i.O.), „Träger des Grundrechts“. Das bedeute, dass in Artikel 5 des Grundgesetztes der „offene Zugang zum Journalistenberuf […] gesetzlich festgelegt“ (Hangen 2012, 1) wurde „und nicht an eine bestimmte Ausbildung gebunden sein darf“ (Lieske 2008, 24). Der Journalismus sei „eine Berufstätigkeit für jedermann“ (Rühl 1995, 125). Demnach könne sich jeder als Journalist bezeichnen (vgl. Altmeppen/Arnold 2013, 82), indem er „sich auf den Wortlaut des Art. 5 GG beruft“ (Hangen 2012, 1). So brauche der Journalist weder eine bestimmte Ausbildung noch müsse er Examina ablegen (vgl. Weischenberg et al. 2006, 13). Laut Rühl (1989, 256) seien dies schwach formalisierte „Zugangs- und Ausübungsqualifikationen für journalistische Berufe“. Altmeppen (1999a, 77) beschreibt dies als „keine verbindlichen Ausbildungs- und Zugangsregeln“, da der Journalismus ein freier Beruf sei. Dies erhöhe die Quote der Quereinsteiger, was wiederum zu mehr Konkurrenz auf dem journalistischen Arbeitsmarkt führe (vgl. ebd. 77). Gruber (1975, 11f.) bezeichnet den Journalist als „Sammelbezeichnung“, unter der die unterschiedlichsten Berufsbezeichnungen summiert würden. Gehrau/Malik (2011, 340) werden da deutlicher: „Als Journalisten gelten alle Personen, die hauptberuflich – in fester Anstellung oder in freier Mitarbeiterschaft – direkt an der Herstellung der Berichterstattung von journalistischen Medien beteiligt sind“. Der Deutsche Journalisten Verband (2015) beschreibt die Aufgaben von Journalisten wie folgt: „Journalistinnen und Journalisten haben die Aufgabe, Sachverhalte oder Vorgänge öffentlich zu machen, deren Kenntnis für die Gesellschaft von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung ist. Durch ein umfassendes Informationsangebot in allen publizistischen Medien schaffen Journalistinnen und Journalisten die Grundlage dafür, dass jede/r die in der Gesellschaft wirkenden Kräfte erkennen und am Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung teilnehmen kann“. So sei es laut, dem Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalisten Verbands, Michael Konken: „Die Pflicht der Journalistinnen und Journalisten, über politische Affären und Skandale kritisch zu berichten“ (Zörner 2012). Da es am Informationsmarkt dauerhaft ein Überangebot von Informationen gäbe, kommt Journalisten die Aufgabe zu Selektionsentscheidungen zu treffen (vgl. Jarren/Donges 2011, 237). So nehmen Journalisten durch Veröffentlichungen von in anderen Systemen generierten 33 Themen, zum Beispiel im politischen System, an der Funktion des Mediensystems teil (vgl. ebd. 237). Journalist zu sein heiße eine Sonderstellung inne zu haben, da Journalisten zum einen bestimmte Rechte (zum Beispiel Auskunftsanspruch) in Anspruch nehmen können, zum anderen müssen sie aber auch einigen Pflichten (zum Beispiel Abdruck von Gegendarstellungen) nachgehen (vgl. Rühl 1995, 124). „Der führende Journalist muß also eine Persönlichkeit sein, ein gefestigter und geläuterter Charakter, der sich nicht durch Lockungen oder Drohungen von seinem Weg abbringen läßt“ und somit müsse er ebenfalls den Mut haben gegen den Strom zu schwimmen (Hagemann 1950, 217). Man müsse sich dennoch bewusst darüber sein, „daß es ‚den‘ Journalisten“ nicht gäbe, da die verschiedenen Journalisten „verschiedenartige publizistische Aufgaben“ erfüllen müssten (Hagemann 1950, 216). Recherchieren, selektieren, schreiben, redigieren und präsentieren gelten als Basisqualifikationen und könnten als journalistische Kerntätigkeiten angesehen werden (vgl. Altmeppen 1999a, 82f)16. Gute Journalisten, so Löffelholz (2004, 17), „kämpfen für die Veröffentlichung von Geschichten, die eigentlich keiner erzählen will. Gute Geschichten enthüllen Gewalt und Korruption in Institutionen, die eigentlich respektabel sind“. Journalisten haben zudem die Aufgabe „den Sprachlosen in dieser Gesellschaft eine Stimme zu verleihen“ (Weischenberg et al. 2006, 13). Des Weiteren sei eine kritische Selbstreflexion nicht der „ausgeprägteste Charakter von Journalisten“ (Altmeppen 2010, 497). Doch wo könne nun die Grenze gezogen werden, wann jemand als Journalist gilt und wann dementsprechend nicht (Weischenberg et al. 2006, 31). Durch das Internet sei die Verbreitung von Nachrichten und Botschaften sowie der Zugang zu Informationen nicht mehr länger auf Journalisten beschränkt. (vgl. Sadrozinski 2013, 84). Daraus resultiere eine Erosion des traditionellen Rollenverständnisses des Journalismus, indem jeder sowohl zum Sender als auch zum Empfänger werden könne (vgl. ebd. 84). Altmeppen (2006b, 38) merkt dazu an: „Während es noch einsichtig ist, dass die Kaufleute aus den Verwaltungen und Werbeabteilungen der Medien keine Journalisten sind, wird die Unterscheidung diffus, wenn es um die Produktionsabteilungen geht“. Weischenberg et al. (2006, 31) unterscheiden hauptberufliche von nebenberuflichen Journalisten, in dem sie definieren, dass hauptberufliche Journalisten „mehr als die Hälfte ihres Einkommens aus journalistischer Arbeit beziehen oder mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit für journalistische Medien tätig sind“. 16 Eine Abbildung zu journalistischen Kompetenzen befindet sich im Anhang, Abb. 11. 34 4.3.1. Rollenstrukturen und Akteure in Redaktionen „In modernen Redaktionen sind die Strukturen zu komplex, um eine starre, nur hierarchische Ordnung aufrechtzuerhalten, da die Spitze damit überlastet wäre“ (Weischenberg et al. 2006, 75). Demzufolge gäbe es das Delegationsprinzip, wodurch den verschiedenen Ressorts bestimmte Freiräume zukommen, diese jedoch immer noch dem Ressortleiter unterstellt seien (vgl. ebd. 75). Im Folgenden wird zunächst die Rolle und somit auch die Mitgliedsrolle in Redaktionen definiert, bevor im Anschluss auf die einzelnen Rollen eingegangen wird, die am häufigsten in Redaktionen zu finden sind. Es werde „mit dem Begriff ‚Rolle‘, die mit der Position in einer Gruppe oder einer Institution verbundenen Verhaltenserwartungen“ bezeichnet (Weischenberg 2004, 294). So sei „das Handeln der Akteure […] an Rollen gebunden“ und „Rollen umfassen bestimmte Erwartungen an Akteure“ (Jarren/Donges 2011, 240f; H.i.O.). Zu verstehen darunter sei zum Beispiel die Art der Berufsausübung (vgl. ebd. 240f). Akteure verfügen über drei Merkmale: „Sie verfolgen bestimmte Interessen, verfügen über Einflusspotentiale um ihre Interessen […] durchzusetzen, und haben eine Handlungsstrategie“ (Neuberger 2007, 145). Sobald Journalisten einer journalistischen Organisation beitreten, übernehmen sie eine Mitgliedsrolle, mit der bestimmte Erwartungen und Verpflichtungen verbunden seien (vgl. Altmeppen 2006a, 564; 2006b, 128). Des Weiteren gibt es in Organisationen Berufsrollen, diese beinhalten übergeordnete Merkmale einer Berufsgruppe, beispielsweise Arbeitsbeziehungen (Weischenberg 2004, 294). Von den Mitgliedern einer Redaktion werde erwartet, dass sie die mit der von ihnen angenommenen Rolle, Erwartungen sowie Leistungsund Aufgabenbeschreibungen erfüllen (vgl. Altmeppen 2006b, 128). Durch diese Rollen werden bestimmte Verhaltenserwartungen aufgebaut (vgl. ebd. 128). Was bedeute, dass die Mitglieder der Redaktion an bestehende Normen und Werte gebunden sind (vgl. ebd. 128). Ergänzend „existiert in journalistischen Organisationen ein Set an Arbeitsrollen, mit dem die Erwartungen der Organisation konkreter bestimmt werden“ (Altmeppen 1999b, 45). Beispielsweise werden durch den Producer oder den Chef vom Dienst einzelne Rollen markiert und entsprechende Arbeitsanforderungen gebündelt (vgl. Altmeppen 2006b, 128). „Die Rolle ist vor allem deswegen interessant, da sie eines der wesentlichen Strukturmerkmale der Organisation“ (Schlüter 2007, 334) sei und auch, da durch sie „Anforderungen von Organisationen in das Handeln der Akteure“ (Jarren/Donges 2011, 241) einfließen. Laut Altmeppen (2006b, 128) gehören Rollen „zu den eindeutigsten Strukturmerkmalen in journalistischen Organisationen, da mit ihnen bestimmte Erwartungen und zum Teil sogar explizit Aufgaben- und Leistungsbeschreibungen verbunden sind“. Aus diesem Grund sei es möglich journalistisches Handel zu konkretisieren (ebd. 128f.). Dennoch 35 sei das „tatsächliche Rollenverhalten […] immer abhängig von der sozialen Interaktion“ (Schlüter 2007, 337). Oft seien es gerade die Akteure einer Organisation, Akteure wie Leo Kirch, die ihr ihren Stempel aufdrücken (vgl. Altmeppen 2006b, 36). „Es sind Akteure, die organisationalen Wandel anstoßen oder verhindern, und es sind Akteure, die für ihr Handeln und ihr verfehltes Handeln verantwortlich gemacht werden“, so Altmeppen (2006b, 36). Auf das oben beschriebene Set von Arbeitsrollen wird im Folgenden näher eingegangen. Die einzelnen Arbeitsrollen bündeln verschiedene Arbeitsanforderungen, bauen Verhaltenserwartungen auf, definieren Funktionsleistungen und strukturieren somit Verhalten und Handlungen (vgl. Altmeppen 2006a, 564). An der Spitze der Redaktionsorganisation stehe der Chefredakteur (vgl. Weischenberg 2004, 294; Weischenberg et al. 2006, 75). „Mit dieser Position sind im wesentlichen Führungs-, Kontroll- und Koordinationsfunktionen verbunden“ (Weischenberg 2004, 294). Somit seien Chefredakteure eine spezifische Entscheidungsinstanz in Redaktionen (vgl. Altmeppen 2006a, 560). Der Chefredakteur müsse täglich festlegen, was publiziert wird und was nicht (Dal Zotto 2006, 503). Allerdings gehören ebenfalls „Repräsentationsmerkmale17 sowie hohe Verantwortung und Autonomie“ zu seinen Aufgaben (Weischenberg et al. 1994, 42). „Chefredakteure nehmen eine <Achsenfunktion> ein“ (Altmeppen 2012, 44), was Weischenberg (2004, 294) als „Schaltstelle zwischen Redaktion und Verleger“ beschreibt. Dies bedeute, dass sich der Chefredakteur nicht nur um die Organisation innerhalb der Redaktion kümmern muss, etwa ob genügend recherchiert wurde, sondern er muss die Auflagen- sowie die Quotenzahlen vor der Geschäftsführung rechtfertigen und über Ressourcen für die Redaktion verhandeln können (vgl. Altmeppen 2012, 44). Schon 1950 definierte Hagemann (1950, 78): „Der Chefredakteur nimmt eine Zwischenstellung zwischen Verlag und Redaktion ein, er ist nicht selten der Vertreter und Vertrauensmann des Verlegers“. Des Weiteren gibt es stellvertretende Chefredakteure, die zugleich meist Leiter von wichtigen Ressorts seien (vgl. Weischenberg 2004, 294). Diese Aufgabe kann ebenfalls vom Chef vom Dienst übernommen werden, indem er „bei der Regelung der täglich anfallenden Einzelprobleme als Relais18 zwischen der Redaktion und anderen Bereichen wie Technik und Anzeigenabteilung fungiert“ (ebd. 294). Auch Chefs vom Dienst seien, wie die Chefredakteure, spezifische Entscheidungsinstanzen in Redaktionen (vgl. Altmeppen 2006a, 560). Das bedeutet, dass der Chefredakteur die Redaktion „politisch, gesellschaftlich und manchmal wirtschaftlich gegenüber Außenstehenden, Staat, Partei, Behörden und Leserschaft“ repräsentiere (Hagemann 1950, 78). 18 Gemeint ist, dass der Chef vom Dienst als Schaltstelle fungiert (vgl. Weischenberg 2004, 294). 17 36 Als Untergliederung, um einzelne Arbeitsgebiete besser identifizieren zu können, gäbe es einzelne Ressorts (vgl. Weischenberg 2004, 294), „die sich nach geografischen oder spezifisch sachbezogenen Gesichtspunkten abgrenzen“ (Weischenberg et al. 2006, 75). Die Ressorts werden von den jeweiligen Ressortleitern geführt (vgl. Weischenberg 2004, 294). Einzelne Redakteure seien den Ressorts zugeordnet (vgl. ebd. 294). Laut Weischenberg et al. (2006, 75) können Ressortleiter „sich nicht permanent und überall ins journalistische Alltagsgeschäft einmischen“. Da Ressortleiter, ähnlich wie die Redaktionsleiter für die gesamte Redaktion, als Führungs-, Kontroll- und Koordinationsinstanzen für ihr Ressort zuständig seien (vgl. Weischenberg 2004, 294). In abgestufter Weise übernehmen sie allerdings ebenso „Verantwortung und Autonomie sowie administrative Aufgaben“ (Weischenberg et al. 1994, 42). Laut Wolf (2002, 115) haben sowohl Chefredakteure als auch Ressortleiter zukünftig die Aufgabe „fit […] in Fragen der strategischen Unternehmensführung, der Mitarbeitermotivation, der Kommunikation, des Kosten- und Zeitmanagements, des Arbeitsablaufes“ zu sein. Die Redakteure der einzelnen Ressorts ließen sich durch themenbedingte Kompetenzen charakterisieren (vgl. Weischenberg et al. 1994, 42). Ihnen komme die Aufgabe der „Bearbeitung von Fremdstoffen und die Auswahl der Artikel“ zu (Blöbaum 1994, 154). „Redakteurrollen im Rahmen der Nachrichtenproduktion und -distribution“ seien durch „die hohe Bedeutung von Informationsbearbeitung“ gekennzeichnet (Weischenberg et al. 1994, 42). Laut Pavlik (2009, 31) stellen die Redakteure „sozusagen das Fußvolk“ dar, während Chefredakteur und Chef vom Dienst die Managementaufgaben der mittleren und unteren Ebene übernehmen. Des Weiteren gehören zu einer Redaktion Volontäre, freie Mitarbeiter (vgl. Weischenberg 2004, 294) sowie Präsentatoren beziehungsweise Moderatoren (vgl. Weischenberg et al. 1994, 43). Die Rolle der Präsentatoren und Moderatoren kann „durch eine besondere Position im Verhältnis Kommunikator – Rezipient“ beschrieben werden (ebd. 43). „Am unteren Ende der Hierarchieleiter stehen die Volontäre, die ihr Handwerk noch erlernen, obwohl sie oft wie vollwertige Redaktionsmitglieder eingesetzt werden“ (Weischenberg et al. 2006, 76). Ein Volontariat sei, laut Sigler (2010, 147f), eine Personalentwicklungsmaßnahme und soll auf eine Arbeitsaufnahme in einem bestimmten Bereich vorbereiten. In der nachfolgenden Abbildung werden die unterschiedlichen journalistischen Berufsrollen im Rahmen von unterschiedlichen Tätigkeits- und Aufgabenbereichen und in verschiedenen Mediensystemen dargestellt (vgl. Weischenberg et al. 1994, 43). 37 Abb. 8: „Journalistische Berufsrollen in Mediensystemen“ (Weischenberg et al. 1994, 44). Doch laut Altmeppen (1999b, 107) sei es eher eine Ausnahme, dass Journalisten sich auf eine einzige Rolle festlegen würden, denn „im Durchschnitt übernimmt ein Journalist die Aufgabe von 1,7 Rollen“. Insgesamt gelte für journalistische Rollen, dass sie Strukturierungsleistungen seien, „die einen Rahmen für journalistisches Handeln aufspannen, ohne zugleich dieses Handeln ausschließlich zu determinieren“ (ebd. 45). 4.3.2. Die Berufsgruppe der freien Journalisten „Freie Journalisten haben meist keinen festen Arbeitgeber und erhalten Honorare für Beiträge, die sie an die Medien liefern“ definiert Buckow (2011, 23). Schon seit längerem sei die freie journalistische Arbeit ein Kennzeichen für den Journalismus (vgl. Altmeppen 1999a, 76) und aus der Medienbranche nicht mehr wegzudenken (vgl. Buckow 2011, 17). Da jegliche Sender mit kreativen Produkten des freien Journalismus versorgt werden (vgl. Weichler 2003, 8). Auch in den Printmedien werden freie Journalisten immer beliebter, denn „freie Mitarbeiter sind aus Sicht der Verlagsmanager nicht nur preiswerter, weil sie nur projektweise eingebunden werden, sondern häufig auch kreativer und besser“ (ebd. 8). Ferner 38 sollen, mit Hilfe von freien Mitarbeitern, Kosten eingespart werden (vgl. Altmeppen 1999a, 77). Festangestellte Redakteure, so Pavlik (2009, 32), erfahren durch „eine wachsende Anzahl freiberuflich arbeitender Redakteure oder Korrespondenten“ Unterstützung. „Der Trend journalistischer Tätigkeit geht zunehmend in Richtung Freiberuflichkeit“ (Hilmer 2009, 25). Weichler (2002, 8) gibt einen Ausblick für die Zukunft und bemerkt, dass zeitnah „die Hälfte aller Journalisten nicht mehr über einen festen Arbeitsvertrag mit einer Redaktion verbunden sein, sondern heute mal für diese Redaktion arbeiten, morgen mal für jene und übermorgen wieder für eine andere“. Bereits 1999 schrieb Altmeppen (1999, 70), dass „eine Auflösung der Normalarbeitsverhältnisse (Festanstellungen) zugunsten einer risikobehafteten Arbeit ‚auf eigene Rechnung‘ […] als Freiberufler“ zu beobachten sei. Daher wäre es nur „eine Frage der Zeit, bis der typische Journalist kein Angestellter mehr ist, sondern ein Freiberufler“ (Weichler 2002, 8). Laut dem Deutschen Journalistenverband könne der Trend zur Freiberuflichkeit auch mit den steigenden Existenzgründungen von IchAGs begründet werden (vgl. Kaiser 2014). Durch den offenen Berufszugang des Journalismus, wie bereits in Kapitel 4. (Definition Journalist) beschrieben, sei es schwierig „Größenordnungen und Arbeitsplätze von freien Journalisten zu ermitteln“, da „kaum ein Beruf so leicht ergriffen werden [kann] wie der des freien Journalisten“ (Buckow 2011, 22). Infolgedessen lasse sich eine Zahl nur schwer schätzen (Kaiser 2014). Durch die technischen Neuerungen der Multimedialität und der Crossmedialität können freie Journalisten stärker in die Arbeit der Ressorts miteinbezogen werden, da sie ihre „Bilder oder Meldungen direkt vom Ort des Geschehens senden“ können (Pavlik 2009, 35). 4.4. Redaktionen als konkrete journalistische Organisationen „Organisationen können in einer institutionellen Sichtweise mit ihrer spezifischen Zweckorientierung, Arbeitsteilung und Grenzziehung gegenüber ihrer Umwelt analysiert werden“ (Altmeppen/Arnold 2013, 88). „Die Entstehung der Redaktion als eigenständige Organisation im System Journalismus läßt sich rekonstruieren durch die Beschreibung von eigenständigen redaktionellen Handlungen“ (Blöbaum 1994, 136). Gemeint sind hier zum Beispiel das Redigieren (vgl. Hagemann 1950, 78) oder das Selektieren von Nachrichten (vgl. Rühl 1995, 136). Laut Altmeppen (2006a, 557) sei die Redaktion eine konkretisierte journalistische Organisation, da diese dauerhaft ein Ziel verfolgen, formale Strukturen erkennen lassen und „über die Mitgliedschaft bestimmte Erwartungen an die Mitglieder“, folglich deren Mitgliedsrollen, stellen. „Die journalistische Organisationsforschung hat sich teilweise an organisationssoziologischen Vorlagen orientiert und dabei so etwas wie eine Redaktionsbetriebslehre entwickelt“ (Altmeppen 2007, 286). 39 5. Wertemanagement in Redaktionen Dieses Kapitel beinhaltet die Bedeutung des Wertemanagements für Redaktionen. In diesem Zusammenhang wird darauf eingegangen, welche Werte in Redaktionen (5.1.) elementar sind und wie Erfolg von Wertemanagement in Redaktionen (5.2.) generiert wird. Es folgt eine Beschreibung, des Beitrags des Personalmanagements (5.3.). Daran schließt sich die Erwartung der Führungskräfte an ihre Mitarbeiter an (5.4.). Eine Beschreibung der Erwartungen, die von Führungskräfte zu erfüllen sind, folgt (5.5). Mit hinein spiel hier die Motivation von Mitarbeitern (5.6.). Die erfolgreiche Umsetzung der Werte fördert die Bindung der Mitarbeiter an die Redaktion (5.6.1.). Des Weiteren werden die Begriffe „Medienmanagement“ und „Redaktionsmanagement“ voneinander differenziert (5.7.), bevor spezifischer auf die Ziele und Aufgaben des Redaktionsmanagement (5.7.1) sowie Effektivität und Effizienz (5.7.2) eingegangen wird. Laut Kramp/Novy (2013, 237) stehe fest: „Professionell, redaktionell geführter Journalismus sieht sich im Zeitalter der digitalen Moderne vielerorts mit einer Gefährdung seiner existentiellen Grundlage, seiner Prinzipien und Werte konfrontiert“. So hätten sich die Arbeitsbedingungen in Redaktionen verändert, da die Finanzierung durch Werbung und Verkauf seitens des Internets unter Druck gerieten (vgl. Sadrozinski 2013, 85). Durch die Medienorganisationen werde der Journalismus zwar finanziert (vgl. Kiefer 2013, 123), dennoch fielen diese finanziellen Ressourcen, bedingt durch die Sparmaßnahmen der Medienorganisationen, immer knapper aus (vgl. Altmeppen 2006b, 48). Daraus folgend müssen die journalistischen Organisationen ihre Arbeit mit weniger Ressourcen bewerkstelligen (vgl. ebd. 48). Somit seien Chefredakteure und Ressortleiter in Zukunft gezwungen mit dem Kosten- und Zeitmanagement, der strategischen Unternehmensführung, der Kommunikation, den Arbeitsabläufen aber auch mit dem Gebiet der Mitarbeitermotivation vertraut zu sein (vgl. Wolf 2002, 115). Trotz dessen müsse Wertearbeit dauerhaft, wie „am laufenden Motor“, erfolgen (vgl. Girbig 2014, 177). Es könne an den Einstellungen der Mitarbeiter gearbeitet werden, indem ein Wertesystem formuliert wird von dem alle anderen partizipieren könnten (vgl. Rückle 1991, 25). Des Weiteren lähme autoritäres Verhalten, so Pfeifer (1991, 65), „jede Initiative und die Freude an der Arbeit“, die für Journalisten jedoch von hoher Bedeutung seien. Bedingt durch ihre Mitgliedsrollen müssen die Mitarbeiter einer Redaktion sich an die bestehenden Werte und Normen der Redaktion halten (vgl. Altmeppen 2006b, 128). 40 5.1. Werte in Redaktionen Es ist viel darüber bekannt welche Werte Journalismus nach Außen vermittelt, beispielsweise werden ihm Werte wie „Neutralität, Richtigkeit, Glaubwürdigkeit, Kontinuität, Relevanz und Tiefe“ zugeschrieben (Neuberger 2012, 59). In diesem Kapitel soll beschrieben werden, welche Werte intern für Journalisten relevant sind. Werte könnten mit Hilfe von verschiedenen Aktivitäten und Maßnahmen im Unternehmen implementiert werden (vgl. Hattendorf 2013, 24). Hattendorf (ebd. 25) nennt hier als Beispiel die „Integration der Wertedebatte in die Ausbildung von Nachwuchskräften; Feedbackgespräche/Befragungen der Mitarbeiter und Teammaßnahmen“. Allerdings seien ebenso „die Entwicklung eines Leitbildes […], Werte-/Verhaltenskodexe, eine gemeinsame Vision und die Förderung unternehmenskultureller Bereiche“ zielführend (ebd. 25). Freiheit bilde einen elementaren Wert für Journalisten (vgl. Pfeifer 1991, 66). Es sei wesentlich, „Journalisten mit neuen Aufgaben herauszufordern, ihnen mit neuen Aufgaben neue berufliche Chancen und berufliche Befriedigung zu geben“ (ebd. 66f). Auch Führungskräfte legen großen Wert auf Freiheit, Wertschätzung und Kreativität im Unternehmen (vgl. Hattendorf et al. 2015, 23). Dementsprechend sei nicht nur ein respektvoller Umgang in der Redaktion wichtig (vgl. Pfeifer 1991, 72), sondern auch das Ausleben der eigenen journalistischen Kreativität (vgl. Zimmermann 1991, 86). Welches Zimmermann (ebd. 86) als einen unumgänglichen Wert für Journalisten beschreibt. Allerdings seien freie Journalisten, laut Weichler (2003, 8), meist kreativer als ihre festangestellten Kollegen. Journalisten seien kreative Einzelkämpfer, die nur schwer zusammenzubringen seien (vgl. Meckel 1999, 93). Auch „Initiative und Freude an der Arbeit“ seien für Journalisten unverzichtbar (Pfeifer 1991, 65). So fand Gruber (1975, 325) heraus, dass gerade Berufsanfänger noch Idealvorstellungen haben; beispielsweise haben sie den Glauben daran die Welt zu verändern. Verantwortung sei ebenfalls ein zentraler Wert, der an die Redaktionsmitglieder weitergegeben wird (vgl. Zimmermann 1991, 83). Die Verantwortung innerhalb der Redaktion zu delegieren sei die Aufgabe des Chefredakteurs (vgl. Weischenberg et al 1994, 42). Des Weiteren braucht ein redaktioneller Mitarbeiter, laut Zimmermann (1991, 85), ein „besonders hohes Maß eigener Verantwortung am Arbeitsplatz“ um zufrieden mit seinem Beruf zu sein. Überdies sei es elementar, auf die Ängste der Mitarbeiter einzugehen und ihnen nicht das Gefühl zu vermitteln mit deren Bewältigung allein dazustehen (vgl. Pfeifer 1991, 71). Das bedeute sie brauchen Informationen, die ihnen Sicherheit geben (vgl. ebd. 71). Laut Blöbaum (1994, 161) dränge der Journalist „auf Weiterbildung, um den spürbar steigenden Anforderungen“ des Journalistenberufes gewachsen zu sein. Dennoch hat 41 Pühringer in ihrer Studie herausgefunden, dass Weiterbildungsmöglichkeiten im Vergleich weniger motivierend für Mitarbeiter seien (vgl. Pühringer 2007, 218). Weiterbildungen müssen jedoch nicht im engeren Sinne als Bildungsmaßnahmen verstanden werden, sondern können beispielsweise auch Auslandsaufenthalte sein, in denen Kontakte geknüpft werden (vgl. Blöbaum 1994, 161). Die Weiterbildung von qualifiziertem Personal sei ebenso substanziell für die Sicherung der publizistischen Qualität und des Markenerfolgs (vgl. Meckel 1999, 21f). Auch Belohnungen und Sanktionen seien bei der Verankerung des Wertemanagements von Bedeutung (vgl. Hattendorf 2013, 25). Laut Hattendorf (ebd. 24) müssen einzelne Maßnahmen im Wertemanagement nicht zwangsläufig den erwünschten Erfolg bringen, nur die Aktivität des Vorlebens von Werten könne als unverzichtbare Maßnahme angesehen werden. Dementsprechend sei die Verankerung im Unternehmen ein langwieriger Prozess und Werte müssen „als langfristiger Treiber“ verstanden werden (vgl. ebd. 25). 5.2. Erfolg durch Wertemanagement in Redaktionen Werte müssten als Grundlage für den Erfolg eines Unternehmens angesehen werden (vgl. Hattendorf 2013, 25). „Erfolg und Mißerfolg läßt sich sehr häufig darauf zurückführen, wie gut das Unternehmen es versteht, die großen Energie- und Talentreserven seiner Mitarbeiter zu nutzen“ so Peters/Waterman Junior (1993, 322). Somit würde der Unternehmenserfolg durch wertebewusstes Handeln gefördert werden (vgl. Hattendorf 2013, 15). Erfolgreiche Unternehmen sind meist aufgrund ihrer „Überzeugung und dem Maß, in dem sich die Menschen im Unternehmen diese Überzeugungen zu eigen machen“ erfolgreich (Peters/Waterman Junior 1993, 322; H.i.O.). Daher gewinne vertrauensvolles Führungsverhalten für den Unternehmenserfolg immer stärker an Bedeutung (vgl. Hattendorf et al. 2015, 28). Zudem müsse ein Unternehmen dazu bereit sein alles zu verändern um konkurrenzfähig zu bleiben, jedoch dürfen die Grundüberzeugungen des Unternehmens nicht umgeformt werden (vgl. Peters/Waterman Junior 1993, 322). Da diesen der größte Einfluss auf Erfolg im Wettbewerb zukommt (vgl. ebd. 322). So könne, laut Girbig (ebd. 182), ein gemeinsames und gut verwirklichtes Werteset „kulturprägend sein und […] letztlich auch zum dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg“ beitragen. Das bedeute: Umso mehr die Mitarbeiter von den Grundprinzipien überzeugt und ihnen treu sind, desto erfolgreicher würde das Unternehmen, nach Peters/Waterman Junior (1993, 322), werden. Als Erfolgsfaktoren von höchster Bedeutung nennt Hattendorf (2013, 16) „die Verbesserung des allgemeinen Betriebsklimas innerhalb der Unternehmenskultur“, welches eine gute Mitarbeiterorientierung einschließt. Auch Teambuilding, das durch eine werteorientierte 42 Unternehmenskultur gefördert werde, könne als ein Erfolgsfaktor verstanden werden (vgl. ebd. 17). So werfen Peters/Waterman Junior (1993, 323) die Frage auf ob ein Unternehmen überhaupt zu einem Spitzenunternehmen werden könne, ohne ein klares Wertesystem zu besitzen, welches die richtigen Werte beinhalte. 5.3. Personalressourcen, -management und -führung Der Personalführung sowie der Personalentwicklung komme in Redaktionen zu wenig Aufmerksamkeit zu, obwohl diese wesentliche Elemente für die Redaktion darstellen (vgl. Pfeifer 1991, 73). Generell beschäftige sich die Personalführung „mit der Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern“ (Sigler 2010, 131). Mitarbeiter sollen von ihren Vorgesetzten zielorientiert beeinflusst werden (vgl. Dal Zotto 2006, 499). Die Aufgabe der Personalführung sei es „zu planen, warum, wo, wann, wer und wie eingesetzt werden soll“ (Sigler 2010, 138; H.i.O.). Weiterführende Aufgabe der Personalplanung sei es, den aktuellen und zukünftigen Personalbedarf zu analysieren und hieraus die Aufgaben der Personalbeschaffung abzuleiten (vgl. Sigler 2010, 130). „Die Höhe des Personalbedarfs eines Unternehmens ergibt sich aus dem Umfang der einzelnen Leistungsbeiträge zur Erfüllung der betrieblichen Gesamtaufgabe“ (Thommen/Achleitner 2012, 731). Die Personalbeschaffung wiederum beschäftige sich mit „der Suche und Auswahl“ potentieller Mitarbeiter (Sigler 2010, 130). Sie hat jedoch auch die Aufgabe die „vom Unternehmen angebotenen Anreize an die Umwelt“ zu vermitteln um geeignete Mitarbeiter zu rekrutieren (Thommen/Achleitner 2012, 745). Wie in Kapitel 3.1 (Werte im Arbeitsleben) bereits erwähnt, seien Werte in der Rekrutierung von neu6en Mitarbeitern besonders bedeutend (vgl. Hattendorf 2013, 25). Hier komme es einerseits auf die internen Unternehmenswerte an (vgl. Girbig 2014, 176), andererseits auf die persönlichen Werte der zu rekrutieren Mitarbeiter (vgl. Hattendorf 2013, 25). Hohe Bedeutung komme somit der Überschneidungen zwischen den Unternehmenswerten und den Werten der potenziellen Mitarbeiter zu (vgl. Girbig 2014, 180). Das Personalmanagement gehe der „Planung, Beschaffung und Auswahl, die Gestaltung des Arbeitsplatzes, Führung und Motivation, Entwicklung, Entlohnung und Freisetzung von Mitarbeitern“ nach (Sigler 2010, 127). „Die Stärke von Medienorganisationen basiert auf jener ihrer Mitarbeiter“ (Pühringer 2007, 153). Infolgedessen sei das Personal gerade in Medienorganisationen eine besonders notwendige Ressource, „da die Medienproduktion eine personalintensive Branche darstellt“ (Altmeppen 2006b, 163). Meckel (1999, 93) formuliert das Problem der Personalführung in Medienorganisationen so: Es sei einfacher „einen Sack Flöhe zu hüten, als einen Haufen kreativer Einzelkämpfer in einer Redaktion zusammenzubringen und zu gemeinsamer 43 Höchstleistung zu führen“. Die Bereiche des Personalmanagements und der Personalentwicklung würden in Redaktionen auf Grund des gewachsenen Drucks sowie durch das Rollenverständnis der Beteiligten vernachlässigt (vgl. Pühringer 2007, 153). Da es auf der einen Seite schwierig sei Journalisten zu steuern, auf der anderen Seite müssen sich die Redaktionsmanager ihrer „Diskrepanz zwischen journalistischer Fähigkeit und fehlender Führungserfahrung“ (Meckel 1999, 92) stellen. Pühringer (2007, 223) eruierte 2007, dass „eine strukturierte Personalentwicklung in Zeitungsredaktionen eher ein Fremdwort“ sei. Das lege zum einen „an den Besonderheiten von Medienunternehmen selbst“, zum anderen „an den journalistischen Rollen“ (ebd. 223). Schon im Jahr 1950 schrieb Hagemann (1950, 78), dass es von Bedeutung sei, Mitarbeiter zum „zeitgemäßen Schauen und Schreiben zu erziehen, sie anzuregen, anzuweisen und wertvolle Kräfte an sich zu binden“. Infolgedessen sei es zukünftig ebenfalls wichtig qualifiziertes Personal zu finden, um sich medienspezifischen Herausforderungen adäquat zu stellen (vgl. Böskens 2009, 125). Der Erfolg von Medienunternehmen „hängt von der Verfügbarkeit geeigneter Personalressourcen ab“ (Dal Zotto 2006, 494). Aus diesem Grund sei es geboten einen Personalplan aufzustellen, der die „Menschen zu den einzelnen journalistischen Aufgaben zuordnet“ (Pfeifer 1991, 66). Damit die Personalentwicklung funktioniere, müsse ein klares journalistisches Ziel formuliert werden (vgl. ebd. 66). Dieses Ziel müsse auf Grund von diversen Entwicklungen permanent neu definiert werden, am ehesten in einem Diskurs von Verleger und Journalisten (vgl. ebd. 67). Ein bewussterer Umgang mit Personal- und Geldressourcen sowie mit technischen Produktionsmitteln resultiere aus der „veränderten Konkurrenzsituation am Medienmarkt“ (Meckel 1999, 151). Zusammenfassend ist anzuführen, dass die Personalführung in Redaktionen nicht nur von „oben“ nach „unten“ gesteuert werde, „sondern ein interaktiver, reflexiver Prozess der personalpolitischen Zielanpassung“ (ebd. 103) sei. 5.4. Erwartungen an Führungskräfte Führung sei laut Pfeifer (1991, 65) „ein Fachgebiet, dass erschlossen werden muß“ und dementsprechend erlernbares, dynamisches Wissen erfordere. „Unter Führung versteht man grundsätzlich das Verhalten des Vorgesetzten, das auf eine Verhaltensbeeinflussung“ von Mitarbeitern ausgerichtet sei (Böskens 2009, 124). So werde eine gute Personalführung durch die „Kompetenz bei der sozialen Kommunikation“ ausgezeichnet; gemeint seien zum Beispiel „Mitarbeitergespräche, Konfliktgespräche, Konferenzen und Workshops“ (Sigler 2010, 143). Führen, ohne die Befindlichkeit der Mitarbeiter zu kennen, sei fatal (vgl. Pfeifer 1991, 66). Sögtrop et al. (2013, 152) beschreiben Führungskräfte als „die Säulen der 44 Gesellschaft“. Nach Meckel (1999, 102) müsse Führung, „im Sinne von positiver Beeinflussung“, deutlich von Manipulationen abgegrenzt werden. Da es einen Unterschied zwischen Mitarbeitermotivation und -manipulation gäbe, die „beim Führen unbedingt zu vermeiden sei“ (Saulus 2015, 166). Durch Manipulation würden „die Mitarbeiter bewusst über die Ziele und Strategien im unklaren“ gelassen (Meckel 1999, 102). Eine gute Führungskraft mache aus, dass sie bei gleich welchen Themen, selbst wenn Eigeninteresse bestehe, nicht wegschaut sondern das Thema adäquat bearbeite (vgl. Kaschek/Schumacher 2015, 9). Der Führungsfokus liegt, laut Sögtrop et al. (2013, 36), „nicht nur auf Zahlen, Reporting, Controlling, etc., sondern auch auf der Pflege und dem Ausbau von Werten und Kultur, um dadurch ein gemeinsames Verständnis auf allen Ebenen zu schaffen“. Laut Biesel (2013, 36) seien „viele Verantwortliche noch nicht in ihren Führungsrollen angekommen“; statt Ziele würden sie Aufgaben vermitteln. Jedoch sollen Führungskräfte „Orientierung und Sicherheit als Rahmenbedingungen für die vielen anstehenden Managementaufgaben geben“ (Kaschek/Schumacher 2015, 45). Von einer Führungskraft werde somit erwartet, dass sie sich bewusst über ihre Wertehaltung ist (vgl. ebd. 128). „Daher ist es wichtig, dass sie eine hohe Klarheit über sich selbst haben, dass sie selbst Orientierung haben und in ihrem eigenen Koordinationssystem von Persönlichkeit und Werten zu Hause sind“ (ebd. 45). Das Führungsverhalten und die damit verbundenen vorgelebten Werte wirken sich „auf die Wertevorstellungen der Mitarbeiter im Unternehmen“ aus und damit auch auf deren Verhältnis zu den Unternehmenszielen (vgl. Hattendorf et al. 2015, 7). „Die Werteverwirklichung und Entfaltung erfolgt mehrheitlich Top-down“ im Unternehmen (Girbig 2014, 177), dürfe jedoch nicht nur die Führungsebenen betreffen, es müssten hingegen alle Mitarbeiter erreicht werden (vgl. Sögtrop et al. 2013, 34). Anstatt des TopDown-Managements schlägt die Wertekommission eine Dialogorientierung vor, bei der die Mitarbeiter die Chance bekommen „Werte zu reflektieren und zu ihrer Weiterentwicklung beizutragen“ (o.V. 2015c). Ungeachtet dessen muss sich vor allem das Topmanagement mit den Werten identifizieren können (vgl. Pforr/Schmiedeknecht 2011, 34), denn „Führung lebt durch Vorbild“, so Thorsten Pelka19 (Kaschek/Schuhmann 2015, 124). Das bedeute: „Werte müssen in den Unternehmensalltag integriert und durch Führungskräfte vorgelebt werden“ (Hattendorf et al. 2015, 7). Aus diesem Grund habe der Wertemanager die Aufgabe als Musterbeispiel zu fungieren (vgl. Peters/Waterman Junior 1993, 330), denn „eine Führungskraft, die sich ihrer Werte bewusst ist, diese sichtbar lebt, kann für ihre Mitarbeiter Dies antwortet Thorsten Pelka auf die Frage: „Was ist Ihre Kernbotschaft an junge Führungskräfte?“ (Kaschek/Schuhmann 2015, 124). „Thorsten Pelka berät seit über 20 Jahren deutsche Versicherungsunternehmen bei der Optimierung ihrer Geschäftsprozesse. […] Er bekleidete verschiedene europäische Führungspositionen im Outsourcing und in der Transformationsberatung international agierender IT-Dienstleister“ (o.V. 2015b). 19 45 ein Vorbild sein“ (Kaschek/Schumacher 2015, 128). Fehle dieser Vorbildcharakter, so „haben Werte auch auf der Mitarbeiterebene keine Chance“ (Hattendorf 2014, 26). So solle der Wertemanager „zum authentischen Botschafter“ der Wertewelt des Unternehmens werden (Girbig 2014, 173). Seine Aufgabe bestehe dementsprechend darin Werte vorzuleben (Hattendorf 2013, 14). Der Unternehmenserfolg hänge ebenfalls davon ab, dass jeder Mitarbeiter die Unternehmenswerte leben kann, von Bedeutung sei hierbei, dass der Mitarbeiter wisse, wie die Werte gelebt werden (vgl. o.V. 2015c). Des Weiteren müssen „Werte durch Handlungen, statt durch Worte“ vermittelt werden (Peters/Waterman Junior 1993, 330). Durch seine Vorbildfunktion muss der Wertemanager „registrieren, wenn Werte nicht oder besonders gut gelebt werden“ (Girbig 2014, 178). Oft werden Werte im Unternehmen vernachlässig (Sögtrop et al. 2013, 130f). Das läge nicht nur am häufigen Zeitmangel, sondern ebenfalls daran, dass „in vielen Abteilungen das Ansprechen von Werten […] ein absolutes Tabuthema“ darstelle (ebd. 130). Hierfür gäbe es, laut Sögtrop et al. (ebd., 130f), zwei Gründe: Zum einen werden Werte, wenn überhaupt, häufig nur recht unsensibel angesprochen, zum anderen haben viele das Gefühl sich für emotionale Entscheidungen durch Rationalität rechtfertigen zu müssen. Durch den Vorbildcharakter können Führungskräfte ebenso zum Coach oder Mentor ihrer Mitarbeiter werden (vgl. Kaschek/Schumacher 2015, 128). Diese Vorbildfunktion könne in Verbindung mit dem Vorleben der Werte kostenneutral umgesetzt werden (vgl. Hattendorf 2013, 25). Das Vorleben von Werten sei „die wichtigste Komponente zur Förderung von Werten im Unternehmen“ (ebd. 25). „Durch das direkte Vorleben Top-down werden Werte für alle Unternehmensmitglieder sichtbar und erhalten Gestalt“ (Girbig 2014, 178). „Ohne ein hundertprozentiges Commitment20 der Führungskraft sind alle Versuche und weitere Maßnahmen nicht wirkungsvoll“, so Hattendorf (2013, 24). Daher müsse im Unternehmen ein „Verstehens-, Verständigungs- und Austauschprozess“ angeregt und zugelassen werden (Girbig 2014, 178f). Laut Peters/Waterman Junior (1993, 333) reiche ein Wertemanager jedoch nicht aus, vielmehr müsse die Unternehmensspitze die Werte des Unternehmens bestimmen. Nur wenn die Top-Ebene des Unternehmens sich dauerhaft mit den Werten beschäftige, werde langfristig ein Richtungszeig gefördert (vgl. Girbig 2014, 173). „Bei der Vermittlung der entscheidenden Wertevorstellungen hat [die Top-Ebene] keine Wahl, sie muss ganz einfach mit einer Stimme sprechen“ (Peters/Waterman Junior 1993, 333). Die einfachste Option wäre es sich mit den schon bestehenden Wertesets auseinanderzusetzen, da es hier meist schon „weitreichend unterschiedliche Vorstellungen und Zielsetzungen“ gebe 20 Unter Commitment sei „die gefühlsbezogene Bindung an ein Unternehmen, die MitarbeiterInnen für sich wahrnehmen“ sowie deren Identifikation mit dem Unternehmen zu verstehen (Stangl o.J.b). 46 (Girbig 2014, 173). Peters/Waterman Junior (1993, 334) gehen sogar soweit, dass sie sagen: „Ein klares Wertesystem aufzubauen und es mit Leben zu erfüllen sind die größten Leistungen, die ein Führer zu vollbringen vermag“. Weiterhin müsse den Führungsverantwortlichen deutlich sein, dass die Mitarbeiter in erster Linie ihr eigenes Wohl und nicht „zuerst das Wohl des Unternehmens im Sinn haben“ (Biesel 2013, 33). Dr. Markus Ernst, Vorstand Marketing und Vertrieb der Schuler AG, appelliert in einem Interview an Führungskräfte weltweit: „Nehmt die Menschen wahr. […] Menschen wahrnehmen heißt, ordentliche Werte, menschliche Werte nicht zu programmieren, sondern sie zu leben“ (Kaschek/Schuhmacher 2015, 62). Nur so könne „eine Balance zwischen Unternehmens- und Mitarbeiterinteressen“ (Biesel 2013, 33) geschaffen werden. Hattendorf (2013, 7) beschreibt, dass männliche und weibliche Führungskräfte Unterschiede darin aufzeigen, wie wichtig sie bestimmte Werte einstufen. So seien den männlichen Führungskräften Nachhaltigkeit und Respekt wichtiger, als den weiblichen (vgl. ebd. 7). Für sie wiederum seien Werte in Verbindung mit der Mitarbeiterbindung und der Unternehmenskultur von größerer Bedeutung, als für ihre männlichen Kollegen (vgl. ebd. 16). „Die Führungsaufgabe verlangt vom Vorgesetzten auch den Aufbau guter Mitarbeiterbeziehungen“ (Sigler 2010, 138; H.i.O.). Hierdurch würden das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit unterstützt, welche förderlich für das Erreichen der Unternehmensziele seien (vgl. ebd. 138). Des Weiteren sei es eine zentrale Aufgabe von Führungskräften die Vermittlung von Informationen (vgl. ebd. 143). Die Bewertung von Führungsaufgaben sei mit Hilfe der Auswertung von Effektivität und Effizienz möglich (vgl. Stein 2006, 545). Durch eine verantwortungsvolle Führung könne die Wertediskrepanz21 verringert und die Arbeitszufriedenheit sowie die Motivation erhöht werden (vgl. Hattendorf et al. 2015, 9). Hier bestehe vor allem für große Unternehmen noch Handlungsbedarf (vgl. ebd. 9). Laut Thommen/Achleitner (2012, 963) sei Führungsstil „das Resultat der Ausgestaltung der Führungsfunktionen Planung, Entscheidung, Aufgabenübertragung und Kontrolle“. Der Führungsstil bezeichnet somit „das übergeordnete Konzept einzelner Führungsentscheidungen“ (Meckel 1999, 103) und sei „die individuelle Art und Weise wie Führungskräfte Mitarbeiter führen“ (Sigler 2010, 139). Dies sei dementsprechend das „Verhalten des Vorgesetzten, das auf eine Verhaltensbeeinflussung der Mitarbeiter“ ausgerichtet ist (Böskens 2009, 124). Einerseits ergebe sich der Führungsstil aus „der 21 Eine Diskrepanz ergebe sich aus dem Unterschied der persönlichen Relevanz von Werten für Führungskräften und der tatsächlich gelebten Werten des Unternehmens (vgl. Hattendorf et al. 2015, 18). 47 Bestimmung der an der Führung Beteiligten, der Gestaltung der Führungsprozesse sowie der Führungsinstrumente“ (Thommen/Achleitner 2012, 963). Andererseits „aus der Integration der individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter im Führungsprozess, der Gestaltung der Vorgesetzten/Untergebenen-Beziehung und der Berücksichtigung sozialer und kultureller Normen“ (ebd. 963). Doch „trotz zahlreicher Untersuchungen ist es bislang nicht möglich, verbindliche Empfehlungen zum Führungsstil zu geben“ (Heinrich 2010, 347). Dennoch müssten Führungskräfte entscheiden, „welches Menschenbild sie teilen“ (Sigler 2010, 139), denn „ein bestimmter Führungsstil hat zur Folge, dass jede Führungssituation durch ein einheitliches Verhalten“ gekennzeichnet sei (Thommen/Achleitner 2012 963). Führungskräfte kommen nicht umhin zu einem bestimmten Führungsstil ausgebildet werden, „so dass die Realisierung der unternehmerischen Werte darüber sichergestellt und in den Unternehmen angereizt werden“ und sie zu guten Vorbildern werden (Pforr/Schmiedeknecht 2011, 36). Zusammenfassend ist anzuführen: Die Umsetzung von Werten könne „als ‚Führungsinstrument‘ der Zukunft betrachtet werden“ (Hattendorf 2013, 25). Da die Führung von Journalisten diese fördern, zu ihrer Selbstentfaltung beitragen und sie zu ihrem persönlichen Erfolg führen soll (vgl. Pfeifer 1991, 66). 5.5. Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter Die Wertekommission hat bei ihrer Befragung ermittelt, dass den Führungskräften Vertrauen und Verantwortung am wichtigsten seien (vgl. o.V. 2015a). So bestehe vertrauensvolle Führung „aus Ehrlichkeit und Eintreten für soziale Werte, Kommunikation und Durchsetzung ethischer Standards, Gerechtigkeit sowie Freundlichkeit und Mitgefühl für die Bedürfnisse der Mitarbeiter“, darüber hinaus ebenfalls aus, der Weitergabe von Aufträge an vertrauensvolle Mitarbeiter (Hattendorf et al. 2015, 23). Führungskräfte betonen zunehmend die Bedeutung von Wertschätzung, Personalentwicklung, Kreativität sowie Freiheit im Unternehmen (ebd. 9). In Bezug auf diese Aspekte lasse „die Realität in den Unternehmen“ dies weitestgehend unbeachtet (ebd. 9). Des Weiteren lasse sich aus den Studienergebnissen von Hattendorf et al. (ebd. 21) schlussfolgern, dass eigenverantwortliches Handeln „die intrinsische Motivation und die Arbeitszufriedenheit“ von Führungskräften deutlich fördere. Führungskräfte erwarten „Loyalität, Arbeitseinsatz und Engagement“ von ihren Mitarbeitern, im Gegenzug unterstützen die Führungskräfte ihre Mitarbeiter und geben an sie Informationen weiter (vgl. ebd. 23). 48 5.6. Motivation der Mitarbeiter Nicht nur der Personalführung und -entwicklung komme in Redaktionen zu wenig Aufmerksamkeit zu, sondern auch der Personalmotivation (vgl. Pfeifer 1991, 73). Es gäbe drei Voraussetzungen, die erfüllt sein müssten: „Information, Qualifikation und Motivation“ (Heinrich 2009, 179). Unter Motivation seien die „Gründe, die eine Handlung auslösen“ zu verstehen (Rückle 1991, 19). Durch Motivation soll in der Redaktion eine „lebendige geistige Gemeinschaft“ geschaffen werden (Pfeifer 1991, 73). Individuen müssen in die „arbeitsteilige Verbundproduktion der Medienunternehmung“ eingebunden werden (Heinrich 2001, 179). Vor allem in Verbundproduktionen entsprächen die Arbeitsentgelte nicht immer der erbrachten Leistung, daher seien „differenzierte Arbeitsentgelte funktional notwendig um Mitarbeiter zu Leistungen anzuspornen“ (Heinrich 2010, 346). Aus diesem Grund verdiene der Chefredakteur „nicht deswegen so viel, weil er so viel leistet“, sondern damit die Redakteure motiviert sind selber diese Position zu erlangen (Heinrich 2010, 346f.). Im Rahmen ihrer Studie22 zum Thema: „Wie und in welchen Ausformungen werden Personalentwicklungskonzepte in Zeitungsredaktionen zur Sicherung des Wissenstransfers und als Anreize und Motivatoren für Journalisten eingesetzt?“ (Pühringer 2007, 15) fragte Pühringer Journalisten auch nach ihren Motivationsfaktoren (vgl. ebd. 186). Den Befragten wurden einige Motivationsfaktoren, wie zum Beispiel ein sicherer Arbeitsplatz, nette Kollegen oder Weiterbildungsmöglichkeiten genannt, die sie mit „motivierend“ oder „nicht motivierend“ bewerten sollten (vgl. ebd. 186f.). Am bedeutensten sei den Befragten die interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit, nette Kollegen, kompetente Vorgesetzte, positives Arbeitsklima sowie die Möglichkeit des ständigen Arbeitens (vgl. ebd. 218). Zwar sei es Aufgabe der Personalentwicklung Mitarbeiterpotenziale zu fördern und weiterzuentwickeln (vgl. Sigler 2010, 131), auffällig sei hier jedoch, dass Weiterbildungsmöglichkeiten und die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung im Vergleich weniger motivierend für die Mitarbeiter seien (vgl. Pühringer 2007, 218). Abschließend fasst Pfeifer (1991, 72) die Motivation von Redaktionsmitgliedern passend zusammen: „Wäre ich gezwungen, das Rezept für die Motivierung einer Redaktion in einem Satz zu nennen würde ich sagen: Unverkrampftes Verhalten, ein natürlicher und respektvoller Umgang miteinander und überzeugende Argumente motivieren Intellektuelle noch am ehesten“. 22 Befragt wurden Journalisten aus zwei überregionalen Schweizer Zeitungsredaktionen (vgl. Pühringer 2007, 15). 49 5.6.1. Gut umgesetzte Werte binden Mitarbeiter „Die Verbesserung der Bindung zum Unternehmen“ durch Werte sei unbestritten (Hattendorf 2013, 18; H.i.O.). Hattendorf et al. (2015, 15) fanden bei ihrer Befragung heraus, dass die Werte der Humanressourcen-Orientierung am stärksten im Unternehmen gelebt werden. Dementsprechend haben die „Wertschätzung und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter und Führungskräfte“ (ebd. 12) den höchsten Stellenwert, gefolgt vom Innovationsstreben (vgl. ebd. 15). Dieses lege den „Fokus auf Dynamik, Flexibilität, Freiheit und Kreativität“ (ebd. 12). Diese Werte werden jedoch nicht ausreichend im Unternehmen gelebt, obwohl Führungskräfte diese Werte als wünschenswert erachten (vgl. ebd. 18). Durch eine wertbewusste Unternehmensführung komme es zu einer höheren Motivation der Mitarbeiter, diese können sich zudem besser mit dem Arbeitgeber identifizieren und werden „in ihrer individuellen Sozialkompetenz gestärkt“ (Hattendorf 2013, 18). Hierfür müssen sich die Führungskräfte ihrer eigenen Werte bewusst sein, um einen Vorbildcharakter für die Mitarbeiter anzunehmen, damit diese sich im Unternehmen wohlfühlen und bereit für Veränderungen seien (vgl. Girbig 2014, 181). Laut Blöbaum dränge der Journalist „auf Weiterbildung, um den spürbar steigenden Anforderungen“ des Journalistenberufes gewachsen zu sein (Blöbaum 1994, 161). Dieses müssen jedoch nicht nur Weiterbildungen im engeren Sinne sein, sondern können wie oben bereits beschrieben beispielsweise ebenfalls Auslandsaufenthalte sein (vgl. ebd. 161). Ein gemeinsames Verständnis von Unternehmenswerten sei daher unabdingbar (vgl. Girbig 2014, 180). Folglich sei es, laut Hattendorf (2013, 25), empfehlenswert Mitarbeiter langfristig in den Werteprozess mit einzubinden. 5.7. Differenzierung Redaktionsmanagement vs. Medienmanagement Auf die Definition des Managementbegriffs wurde in Kapitel 2.2 (Wertemanagement) ausreichend eingegangen. Medien- und Redaktionsmanagement besitzen die Verfügungsmacht über die Strukturen in einer Organisation, indem Ressourcen verteilt und Regeln formuliert werden (vgl. Altmeppen 2006b, 213). Es bedürfe allerdings einer Abgrenzung beider Begriffe, da „Journalismus und Medien eigenständige, autonome Organisationssysteme mit spezifischen Zielen sind“ (ebd. 214). Medienmanagement bestehe aus „einer speziellen Betriebswirtschaftslehre, die neben den allgemeinen betriebswirtschaftlichen Grundlagen auch speziell auf die Medienbranche ausgerichtete Themen behandelt“ (Hilmer 2009, 23). So hat das Medienmanagement die Aufgabe sich mit „allen Stadien des Geschäfts der Medien“ zu befassen (Altmeppen 2006b, 50 213). Dies beinhaltet untern anderem die Bündelung von Informationen, Gewährleistung der Distribution sowie die Finanzierung des gesamten Geschäftsmodells (vgl. ebd. 215). Medienmanagement „umfasst [somit] alle zielgerichteten Aktivitäten der Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle im Rahmen des Erstellungs- und Distributionsprozesses von informativen oder unterhaltenden Inhalten (Content) im Medienunternehmen“ (Wirtz 2013, 23). Den Medienmanagern komme die Aufgabe zu „eine Fülle spezieller gesetzlicher Normen, wie etwa Pressegesetze und Rundfunkgesetze zu beachten“ (Stein 2006, 542). Erfolgskriterium des Medienmanagements sei, nach Scholz (2006, 53), „nicht der Journalismus, sondern die Betriebswirtschaftslehre“. Redaktionsmanagement wiederum „umfasst die Organisation der Organisation im Journalismus, umfasst das an Entscheidungsprämissen orientierte journalistische Handeln, das Fällen – oder Ausbleiben – von Grundsatzentscheidungen allein über die Produktion journalistischer Angebote“ (Altmeppen 2006b, 214). Nur in Ausnahmefällen23 gehöre die „Bündelung, Distribution und Finanzierung“ zum Redaktionsmanagement“ (ebd. 214). Gleichwohl würden auch in Redaktionen prinzipiell allgemeine Managementgrundsätze gelten (vgl. Böskens 2009, 116). „Die Abläufe in der Redaktion orientieren sich an festen Regeln, die aufgrund von Planung und organisatorischer Arbeit realisiert werden“ (ebd. 116). „Ausdehnung, Intensivierung, Verfeinerung und Konzentration von Kapital beruhen auf Entscheidungen, die durch das Medienmanagement getroffen werden“ (Altmeppen 2012, 39). 5.7.1. Redaktionsmanagement „Redaktionen sind keine wirtschaftsfreien Räume“ (Meckel 1999, 196) so Althans24. Die Notwendigkeit eines Redaktionsmanagements zweifle seit der wirtschaftlichen Rezession25 der Medienbranche, niemand mehr an (vgl. Böskens 2009, 115). Dass der Journalismus in der Defensive stehe, treffe auf die Situation zu, dass „die Berichterstattung in den Medien für die gesellschaftlichen Vorgänge ebenso wie für den Alltag der Menschen immer wichtiger“ werde (Mast/Spachmann 2014, 257). Historisch betrachtet wurde in den USA die Tatsache, dass Redaktionen zu steuernde Organisationen sind viel früher erkannt als in Deutschland; hier werden erst seit Anfang der neunziger Jahre diese Denkansätze immer populärer (vgl. 23 Ausnahmefälle sind beispielsweise Zeitschriften- und Zeitungsverlage, weil hier die Bündelung redaktioneller Leistungen vom Journalismus übernommen werde (vgl. Altmeppen 2006b, 215). 24 Althans war von 1986-2003 „Verlagsleiter bzw. Verlagsgeschäftsführer des STERN, der GEO-Gruppe und der G+J-Wirtschaftspresse“ (Adler, o.J.). 25 2001 schwächten die weltweite Konjunkturkriese, die drastischen Kursrückgänge und die rückläufigen Werbeinvestitionen die Medien deutlich. Die Folgen waren Verluste, drastische Einsparungen sowie erhebliche Personalreduzierungen (vgl. Kaiser 2014). 51 Meckel 1999, 19). Trotz dessen formuliert Böskens (2009, 115): „Redaktion und Management – zwei Welten treffen aufeinander“. Der freie, ungebundene Journalismus treffe auf „die hierarchisch aufgebaute Organisationsstruktur, die Führungsaufgaben zu erfüllen hat“ (ebd. 115). Laut Rau (2007, 65) operiere Redaktionsmanagement „zumeist konsequent eingebettet in übergeordnete Managementkultur und -struktur“. Für den Redaktionsalltag und dessen Steuerung brauche man somit einige Managementfunktionen, ohne die „eine Medienunternehmung langfristig nicht überlebensfähig“ sei (Meckel 1999, 21). Meckel (ebd. 21f.) nennt hier Managementfunktionen, die auf „die langfristige Implementierung, Steuerung und Sicherung publizistischer Qualität sowie auf den Markenerfolg“ abzielen: „Entwicklung eines redaktionellen Konzeptes“; Kontrolle der Qualitätsstandards und Qualitätssicherung; „Entwicklung und Implementierung redaktioneller Strukturen“; „Einstellung und Fortbildung von angemessen qualifiziertem Personal“; „Entwicklung, Einhaltung und Überprüfung finanzieller Rahmenbedingungen“; „Abstimmung vom publizistischem Produkt und Publikumsinteresse“. „Wesentliche Aufgaben eines Redaktionsmanagers bestehen aus Controlling, also der Steuerung und Kontrolle des redaktionellen Angebots“ (Böskens 2009, 118). Hier seien für die Qualitätssicherung die „Meinungen von Hörern, Zuschauern oder Lesern immer ein guter Indikator“ (ebd. 119). Eine weitere Aufgabe des Redaktionsmanagements sieht Böskens (ebd. 120) in der Themensteuerung. Es sollte deutlich sein, „wer macht was und vor allem wie [und] bis wann?“ (ebd. 120). Der Redaktionsmanager müsse zunehmend die getroffenen Entscheidungen des Medienmanagements durchsetzen und kann weniger die von der Redaktion geforderten „Ansprüche und Erwartungen im Medienunternehmen vertreten“ (Altmeppen 2012, 48). Daher gehören ebenfalls „Kostenstellen, Soll-Ist-Vergleiche, Wirtschafts-, Sendeleistungs- und Produktionsleistungs- und Stellpläne“ zu den Aufgaben des Redaktionsmanagements (Böskens 2009, 120). Bedingt werde dies durch die Rationalisierungs- und Sparmaßnahmen der Medienorganisationen (Altmeppen 2012, 47f.). „Modernes Redaktionsmanagement, das den Machern mehr Freiheit lässt, setzt voraus, dass auch die Bürokratie im Hintergrund entsprechend organisiert ist“ (Wolf 2002, 114). Die „publizistische Qualität und den Markterfolg in Einklang zu bringen“ könne, laut Böskens (2009, 116), als das Hauptziel des Redaktionsmanagements beschrieben werden. Zusammenfassend sei festzuhalten: „Redaktionsmanagement bezeichnet […] die strategische Implementierung, Steuerung und Sicherung publizistischer Qualität in Verbindung mit Markenerfolg auf dem Wege des konzeptionellen, organisatorischen Personal- und Kostenmanagements“ (Meckel 1999, 22). 52 5.7.2. Effektivität und Effizienz Auch Medienunternehmen stellen sich „die Frage der Effektivität und der Effizienz ihrer Organisationsstrukturen“ (Eigler 2006, 521). Laut Nissen (1998, 5) bedarf es einer Differenzierung der Begriffe Effektivität und Effizienz, da diese im alltäglichen Sprachgebrauch häufig synonym verwendet werden (vgl. ebd. 9). „Effizienz ist das große Wort unserer Gesellschaft, […] das Kriterium, an dem sich alle messen lassen müssen“ (Biesel 2013, 94). Thommen/Achleitner (2012, 114) verstehen unter Effizienz „die Beurteilung der Beziehung zwischen der erbrachten Leistung und dem Ressourceneinsatz“. Dazu schreibt Meckel (1999, 151; H.i.O.), dass „die Steigerung von Effizienz […] die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit“ beschreibe. Es solle somit das bestmögliche „Verhältnis von Wirkung und den damit verbundenen Ressourcenverbrauch“ (Janz/Reinecke 2007, 39) verfolgt werden. Vereinfacht lässt sich sagen: „Effizienz sei der Nutzen geteilt durch den Aufwand“ (Branz 2009, 10). Bezogen auf Medienunternehmen bedeute dies, dass die Relation zwischen den eingesetzte Produktionsmitteln und dem damit erzeugten Output verbessert werde (vgl. Meckel 1999, 151). Ein effektiver Einsatz von Medien könne nur durch die Analyse der Rezipienten und des Medienmarktes erreicht werden (vgl. Hilmer 2009, 24). Allein durch wirtschaftliche Maßnahmen sei es möglich die Effizienz zu steigern, zum Beispiel können „mehr Programmangebote für weniger Geld“ (Meckel 1999, 151) produziert werden. Die einzelnen Organisationseinheiten, beispielsweise Stellen und Ressorts, müssen koordiniert werden um ein „effizientes Zusammenspiel in der Organisation“ zu ermöglichen (Altmeppen 2006a, 560). Redaktionskonferenzen können als solche Koordinationsinstanzen dienen (vgl. ebd. 560). Meckel (1999, 151; H.i.O.) betont weiterhin, dass die „Verbesserung der wirtschaftlichen Effektivität“ wichtiger, als „das reine Effizienz-Denken“ sei. Unter dem Begriff Effektivität wird die „Wirksamkeit und somit der Output der Leistungserstellung“ (Janz/Reinecke 2007, 39) verstanden. Thommen/Achleitner (2012, 115; H.i.O.) definieren: „Unter Effektivität versteht man die Beurteilung der Zielerreichung, d.h. in welchem Ausmaß die geplanten Ziele auch tatsächlich erreicht worden sind“. Um Effektivität feststellen zu können, seien der Output und das Ziel wichtige Größen (vgl. Branz 2009, 10). Die zentralen Fragestellungen seien hier: „Werden vorgegebene Ziele erreicht? […] Liegt die Zielerreichung über dem vorab formulierten Zielniveau?“ (Janz/Reinecke 2007, 39). Bezieht man Effektivität nun auf Medienunternehmen so bedeute dies die Überprüfung von dem Einsatz der Produktionsmittel gemessen an den unterschiedlichen produzierten Angeboten (vgl. Meckel 1999, 151). 53 Auch die Effektivität und Effizienz von Wertemanagement könne anhand von drei Kriterien gemessen werden: „Prävention, Umfassendheit und Nachhaltigkeit“ (Wieland 2004, 51f). Durch Prävention helfen Wertesysteme bei der Aufdeckung und Kontrolle „unmoralischen und illegalen Verhaltens in der Organisation“ und sollen diese im besten Falle auch verhindern (ebd. 52). Durch Umfassendheit soll die moralische Integrität im Unternehmen untersucht werden (vgl. ebd. 52). Durch Nachhaltigkeit würde „ein Wertesystem auf einen permanenten Prozess der Förderung moralischer und wertgetriebener geschäftlicher Handlungen und Entscheidungen“ ausgerichtet sein (ebd. 52). 54 6. Ausblick „Die Relevanz des Wertemanagements und seine wahrgenommene Bedeutsamkeit spiegelt sich derzeit noch nicht 1:1 in der Umsetzung wieder“ (Girbig 2014, 181), obwohl die Debatte, dass Werte Teil der ökonomischen Wertschöpfung seien, in den letzten Jahren an Bedeutung und Intensität gewonnen habe (vgl. Hattendorf 2013, 24). So gäbe es zwar einige gut umgesetzte Maßnahmen in den Unternehmen, ein roter Faden im Wertemanagement sei, laut Girbig, nur im geringen Maße zu erkennen (vgl. Girbig 2014, 181f.). Auf lange Sicht sei wertorientiertes Handeln ökonomisch effizient, obwohl „es im Unternehmensalltag kurzfristige Zielkonflikte zwischen ökonomisch rationalem und ethisch wünschenswertem Handeln geben kann“ (Hattendorf 2013, 27). Die Unternehmen haben nicht nur die Aufgabe ihre eigenen Wertesets gut aufzustellen, sondern sie müssen sich „auch den individuellen, persönlichen Wertesets widmen“, um die bestehenden Arbeitsmodelle weiter auszudifferenzieren (Girbig 2014, 182). Führungskräfte müssen sich demnach ihrer eigenen Werten bewusst werden, damit sie für ihre Mitarbeiter als Vorbild fungieren und ihnen so den Sinn des Wertemanagements vermitteln können (vgl. ebd. 181). Dadurch können sie dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlen und somit auch veränderungsbereit seien (vgl. ebd. 181). In der Führungskräftebefragung 2013 seien für 28,8% der Teilnehmer „Werte als Führungs- und Personalinstanz“ notwendig für die Zukunft (Hattendorf 2013, 24). Fast 17% gaben an, dass es unumgänglich für den Ausblick in der Branche sei berufliche und private Werte zusammenzuführen (vgl. ebd. 24)26. Vor allem bei der Rekrutierung von gut ausgebildeten Arbeitskräften werde dieses immer bedeutender, da das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der potentiellen Arbeitnehmer entscheidend sei (vgl. Girbig 2014, 182). Durch wertbasiertes Handeln können Unternehmen nicht nur engagierte Mitarbeiter gewinnen, sie sind auch nachhaltiger wettbewerbsfähig (vgl. Hattendorf 2013, 27). Nach Girbig (2014, 181) erhalten Offenheit, Veränderung und ähnliche Werte zukünftig eine größere Bedeutung, begründet sei dies durch die „stetig wechselnden Anforderungen und instabilen Arbeitssituationen“, die für Unternehmen zur wachsenden Herausforderung werden. Der Wille zur Veränderung trage wesentlich zum Erfolg sowie zu der Entwicklung von Unternehmen bei (vgl. ebd. 181). 26 Die genaue Tabelle der Untersuchung befindet sich im Anhang, Abb. 12. 55 7. Fazit Dass Redaktionen ein Wertemanagement brauchen, wurde in der vorliegenden Arbeit deutlich dargestellt. Somit kann die oben aufgeworfene Forschungsfrage mit Ja beantwortet werden. Redaktionen brauchen ein Wertemanagement! Es gibt viele Werte, die den redaktionellen Mitarbeitern wichtig sind, etwa Verantwortung (vgl. Zimmermann 1991, 83), Kreativität (vgl. ebd. 86) und Respekt (vgl. Pfeifer 1991, 86). Von Groddeck (2011, 57) zeigt deutlich, dass es definitiv noch Handlungsbedarf bei dem Thema „Wertemanagement“ gebe, sowohl in der Forschung, als auch in der Praxis. Es scheine so, „dass Werte zwar allerorts in aller Munde sind, eine Sinnfixierung von Werten jedoch nicht möglich“ (ebd. 57) sei. Viele Unternehmen fokussieren sich bis lang lediglich auf die Leistungswerte und kurzfristige Gewinne, was dementsprechend nicht zur Nachhaltigkeit führe (vgl. Girbig 2014, 181). Es scheint unterstützenswert, dass auch die Führungsmanager wissen, wie bestimmte Arbeitsabläufe in der Redaktion ablaufen, um diese wertschätzen zu können. Laut Meckel (1999, 21) fehle den Führungskräften oft „die Erfahrung mit Produktionsabläufen“. Führungskräfte müssen wissen womit sich ihre Mitarbeiter tagtäglich auseinandersetzten, nur so können sie ihrer Vorbildrolle gerecht werden. Wissen Führungskräfte nicht, wie der Arbeitsalltag von ihren Mitarbeitern aussieht, können sie die wichtigen Werte daher nicht mit in die Arbeit einbinden. Es ist erwiesen, dass im Journalismus eher auf Routine und bewährte Strukturen gesetzt wird, als auf Innovationen (vgl. Löffelholz 2003, 42). Dies lässt es fraglich erscheinen, ob bei einer guten Einbindung von Wertemanagement in Redaktionen, dieses überhaupt angenommen wird. Natürlich würden Werte nicht erst durch das neue Wertemanagement in Redaktion integriert, sie existieren schon im Vorfeld. Dennoch zeigen Mitarbeiter häufig kein Bewusstsein für die bereits vorhandenen Werte. Es wurde ebenso versucht zu verdeutlichen, dass Führungskräfte ihrer Vorbildrolle gerecht werden müssen, damit Wertemanagement in Redaktionen funktionieren kann. Das Personalmanagement und die Mitarbeitermotivation tragen hier einen erheblichen Teil bei. Vor allem ist zu beachten, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter und deren Befriedigung im Fokus stehen sowie, dass die Wertesets des Unternehmens und die der Mitarbeiter mit ihnen in Einklang zu bringen sind (vgl. Girbig 2014, 180). Nur so sind die Mitarbeiter motiviert ihrer Arbeit mit einer angemessenen Qualität nachzugehen. Auch bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern spielen die Unternehmenswerte eine entscheidende Rolle (vgl. ebd. 180). Da eine Überschneidungen von persönlichen Werten, der zu rekrutierenden Mitarbeiter, und der unternehmerischen Wertesets bei der Rekrutierung helfen (vgl. ebd. 180). Ergänzend lasse die Einhaltung der Unternehmenswerte einen potentiellen Arbeitgeber attraktiver erscheinen (vgl. o.V. 2015c). Ob dieses auch der Fall ist, wenn keine Vollbeschäftigung am 56 Arbeitsmarkt, wie zurzeit, besteht bleibt zu prüfen. Zwar könne Wertemanagement kostenneutral umgesetzt werden (vgl. Hattendorf 2013, 25), dennoch ist deutlich geworden, dass Zeit in ein funktionierendes Wertemanagement investiert werden muss. Hier ist jedoch von elementarer Bedeutung, dass das Wertemanagement nicht vernachlässigt werden darf. Selbst in Phasen in denen nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Die „Übermittlung von Werten und Normen“ sei immer substanziell (Sögtrop et al 2013, 130). Es wurde jedoch ebenfalls herausgearbeitet, dass ein Wertemanagement nie perfekt und ohne Konflikte zu implementieren und bewältigen ist (vgl. Wieland 2004, 52). Beispielsweise, dass Unternehmenswerte mit den persönlichen Werten der Mitarbeiter in Einklang zu bringen sind (vgl. Girbig 2014, 180). Des Weiteren sollte das Wertemanagement neben dem Redaktionsmanagement angesiedelt werden. Hierbei sollte der Redaktionsmanager jedoch nicht gleichzeitig der Wertemanager sein. Der Redaktionsmanager muss zunehmend die getroffenen Entscheidungen des Medienmanagements durchsetzen und kann daher weniger die von der Redaktion geforderten „Ansprüche und Erwartungen im Medienunternehmen vertreten“ (Altmeppen 2012, 48). Diese Arbeit hat sich in einigen Punkten leider nur auf wenige Autoren beziehen können, da dem Thema „Wertemanagement und Werte in Redaktionen“ erst wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Hier liegt ein Defizit in der Forschung und es besteht die Option für weiterführende Arbeiten in diesem Themenbereich. Daher wurden verschiedene Autoren, wie beispielsweise Girbig, Hattendorf und Altmeppen häufig zitiert, da diese sich dem Thema „Wertemanagement in Redaktionen“ angenähert haben. So auch Kunze (2008), jedoch lediglich im Rahmen einer Dissertation. Überdies bleibt fraglich, in welchem Umfang die Studienergebnisse der Wertekommission übernommen sowie auf ein Wertemanagement in Redaktionen übertragen werden können. Daher wäre es notwendig, dass sich zukünftig mehr Autoren kritisch mit diesem Thema auseinandersetzten, da Wertemanagement ein Unternehmen zu größerem Erfolg verhelfen kann und somit eine beträchtliche Forschungslücke geschlossen werden könne. Zweifelhaft ist, wie erbrachte Leistungen finanziell zu entlohnen sind, da Arbeitsentgelte in Verbundproduktionen nicht immer den erbrachten Leistungen entsprechen und in welchem Maße Anreize für Mitarbeiter geschaffen werden müssen um diese zu motivieren. Zwar wurde gezeigt, dass in Redaktionen hauptsächlich nicht finanzielle Werte von Bedeutung sind, gleichwohl spielen diese zweifellos eine Rolle. Hier könnte ein Ansatz für zukünftige Untersuchungen liegen. Ein weiterer Ausgangspunkt für eine Untersuchung wäre das Thema, inwieweit Redaktions- und Wertemanagement miteinander vereinbar sind. Für ein erfolgreiches Wertemanagement müssten Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Zudem könne untersucht werden, ob und in wie weit sich die Werte von freien und festangestellten 57 Journalisten unterscheiden. Hier könnten auch die Journalisten hinzugezogen werden, deren Arbeitsfeld in der Werbung oder den Public Relations liegt. Untersuchungen in diesen Bereichen wären äußerst wertvoll, da diese Grundlagen hervorbringen würden, woraus ein adäquater Vergleich resultieren könnte. Weiterhin könnte Girbigs Studie (2014) mit Redaktionsmitgliedern wiederholt werden. Eine Verbesserung könne darin bestehen, dass ausschließlich Gespräche mit Redaktionsmitglieder geführt werden, um die Relevanz für Wertemanagement in Redaktionen herauszufinden. Girbig hat ihre Studie lediglich örtlich begrenzt, in Hamburg, durchgeführt. Interessant wäre die Untersuchung deutschlandweit oder sogar weltweit zu wiederholen, um die regionalen Unterschiede im Wertemanagement, -verständnis und der Bedeutung von Werten aufzuzeigen und diese Daten zu generieren. Girbig (2014, 181) übt ebenso Kritik an ihrer Studie, in dem sie feststellt: „In wie weit diese Werte jeweils auch tatsächlich in den aufgeführten Unternehmen umgesetzt werden, kann durch diesen kurzen Einblick nicht beurteilt werden und war auch kein Gesprächsfokus“. Vor allem ist es jedoch zukünftig von Bedeutung zu untersuchen, existieren die von den redaktionellen Mitarbeitern angegeben Werte auch wirklich so im Unternehmen und in welchem Maße sie gelebt werden. Hier stößt man hingegen auf ein Problem. Es sei „schwierig, Werte überhaupt empirisch zu beobachten“ (von Groddeck 2011, 57). Hierfür bräuchte es eine spezifische Definition des Begriffs „Wert“, die seine wesentlichen Züge und den Inhalt beschreibt (vgl. ebd. 73). Dies ist wichtig, da Werte nichts Greifbares sind, denn „Werte können als Werte nicht beobachtet werden“ (ebd. 73). Hattendorf (2013, 22) beschreibt dieses Problem wie folgt: „Heiß umstritten ist und bleibt die Frage, ob die Wirkung von Wertesystemen in Unternehmen gemessen werden kann, oder ob dieses der Quadratur des Kreises gleichkommt“. Ein Tool hierfür könnte eine Untersuchung darstellen, bei der „Werte in Organisationen zum Thema gemacht“ werden; soll heißen, ob diese zum Beispiel bei Reden oder Jahresberichten angesprochen werden (von Groddeck 2011, 60; H.i.O.) oder in Homepageinhalten vorkommen (vgl. ebd. 81). Bei einer zukünftigen Untersuchung sollten nicht nur Firmenchefs, sondern Mitarbeiter aus jeglichen redaktionellen Hierarchieebenen befragt werden. Es wäre jedoch ebenso eine Option Jahresberichte oder Protokolle von Reden auszuwerten. Werden hier gewisse Werte genannt, könnten nach diesen gezielt in Interviews gefragt werden. Ähnlich hat es auch Kunze (2008) im Rahmen seiner Dissertation gemacht. Er hat Unternehmenspublikationen auf Werte, wie zum Beispiel das Menschenbild des Unternehmens, untersucht und bekam anschließend in Anfragen und Interviews Antworten auf noch offengebliebene Fragen (vgl. Kunze 2008, 249). Durch diese Vorgehensweise kann herausgefunden werden, in wie weit sich die Mitarbeiter auf allen Hierarchieebenen mit den Werten identifizieren können oder nicht. Hattendorf et al. (2015, 10) gaben an, dass „zur Wahrnehmung und Einschätzung der Werte […] eine entsprechend ausreichend lange 58 Betriebszugehörigkeit vorteilhaft“ wäre. Problematisch ist, dass nicht angegeben wird, wie sich eine „entsprechend lange Betriebszugehörigkeit“ (ebd. 10) definieren lässt. Um die Werte besser wahrnehmen und einschätzen zu können führen einige Unternehmen, laut Hattendorf (2013, 22), intern in diesem Bereich Einzelgespräche mit Mitarbeitern durch oder halten Teamsitzungen ab. Dieses deute eher auf eine qualitative Einschätzung als auf eine quantitative Untersuchung von Werten hin und zeige auf, dass Werte nicht durch Kennzahlen erfasst werden können (vgl. ebd. 22). Würden von diesen Gesprächen Protokolle existieren, wäre es möglich diese ebenfalls auszuwerten. Gleichwohl existiere „keine einheitliche Methode zur Messung von Werten“ und aus diesem Grund findet oft keine Messung der Wertewirkung statt (vgl. ebd. 22). Ebenso erachten nur 11% der Teilnehmer, der Führungskräftebefragung von 2013, es für wichtig, die „Messung von Werten als Steuerungsinstrument“ intensiver zu diskutieren (ebd. 24). „Das Leben der Werte bzw. die Vorbildfunktion kann jedoch eine Wirkungsmessung überflüssig machen“ so Hattendorf (ebd. 22). Jedoch könne, laut Girbig (2014, 177), Wertemanagement „nur gelingen, wenn es eine entsprechende Evaluation des Werteverhaltens durch ein regelmäßiges Prüfen“ gäbe. Hierfür müssen „Prozesse und operative Tools zur Verfügung stehen und eine Ankopplung an geeignete Kommunikations- und Feedbacksysteme gegeben sein“. Es wäre daher von Bedeutung in einer künftigen Studie herauszufinden, welche negativen Aspekte Wertemanagement mit sich bringt, wodurch sich seine Durchführung in Redaktionen als nicht rentabel erweisen könnte. Vorstellbar wären hier Antworten, die das Wertemanagement, angesichts finanzieller Gründe, ablehnen oder dem Wertemanagement grundsätzlich keine Rentabilität zutrauen. Der Grund hierfür ist, dass Redaktionen immer weniger Ressourcen zur Verfügung haben (Altmeppen 2012, 47). Dem allerdings wiederspricht Hattendorf (2013, 25) mit seiner Aussage, dass die Vorbildfunktion der Führungskräfte, in Verbindung mit den Maßnahmen des Vorlebens der Werte, im Unternehmen kostenneutral umzusetzen sei (vgl. Hattendorf 2013, 25). Zwar untersuchte Gruber (1975, 334ff.) in seiner Studie, was Journalisten für Optionen haben, als Beispiel: „Man hat die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten“. Kritisch zu bewerten ist, dass nicht danach gefragt wurde, wie die Teilnehmer diese Möglichkeiten bewerten; ob sie diese demnach als positiv oder negativ empfinden. Das könne einen Anstoß für eine weitere, zukünftige Studie darstellen. Es muss jedoch angemerkt werden, dass es nicht das Ziel der Studie Grubers (1975) war herauszufinden, wie Journalisten die abgefragten Möglichkeiten Professionalisierung von bewerten. Es Kommunikatoren sollten in lediglich den Stätten „die Vorgänge ihrer der Ausbildung (Zeitungsredaktionen und Journalistenschulen)“ untersucht werden (ebd. 207). Interessant an Grubers Studie ist allerdings, dass sowohl Volontäre befragt wurden, die sich gerade in der 59 Mitte oder am Ende ihrer Ausbildung befanden, als auch ihre Ausbilder (vgl. ebd. 237). Dieses Forschungsdesign mache es möglich, die Einschätzung der Volontäre noch einmal von ihren Ausbildern überprüfen oder einordnen zu lassen (vgl. ebd. 214). So ist in der vorliegenden Arbeit deutlich geworden, dass sich das einleitende Zitat Biesels (2013, 94): „Wenn Produkte und Leistungen immer vergleichbarer werden, machen die Mitarbeiter den Unterschied. Deshalb ist es erfolgsrelevant, auf eine wertorientierte Führung zu setzen. Führung und Mitarbeiter benötigen einen Leitfaden für zukünftiges Handeln“, auch auf Redaktionen beziehen lässt. Da gerade im Journalismus die Mitarbeiter den Unterschied ausmachen. Diese sind im Endeffekt dafür verantwortlich ob das hergestellte Produkt von guter oder schlechter Qualität ist. Daher ist es von großer Relevanz, dass auch in Redaktionen auf eine werteorientierte Führung gesetzt wird, damit diese nachhaltig erfolgreich bleiben. Hierfür muss, wie Biesel es schon anspricht, ein Leitfaden entwickelt werden, an den sich sowohl die Führungskräfte, als auch die Mitarbeiter aller Hierarchieebenen halten können. Journalistische Unternehmen sollten ihre Führungskräfte in Hinblick auf Wertemanagement schulen. Hier sollte auf jeden Fall ein Bewusstsein darüber geschaffen werden, dass Führungskräfte in ihrem Unternehmen Werte vermitteln müssen. Abschließend lässt sich festhalten, dass es noch erheblichen Handlungs- und Forschungsbedarf auf dem Gebiet des Wertemanagements mit Fokus auf Redaktionen existiert. Die vorliegende Arbeit kann dementsprechend als Denkanstoß und Grundlagenforschung für weitere Forschungsarbeiten gewertet werden. 60 Literaturverzeichnis Adler, Alexander (o.J.): Dr. Jürgen Althans übergibt die Leitung der G+J-Personalentwicklung an Adrian Schimpf. 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IV Abb. 11: „Journalistische Kompetenz: analytische Begriffsdifferenzierung“ (Weischenberg et al. 1994, 48). Abb. 12: „Wohin wird sich die Wertediskussion entwickeln?“ (Hattendorf 2013, 24). V