Hannibal wurde mitten im 1. punischen Krieg geboren

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Hannibal wurde mitten im 1. punischen Krieg geboren. Das genaue Datum und das
Geburtsjahr sind nicht bekannt. Er war der älteste von fünf Brüdern und mehreren
Schwestern. Sein Vater Hamilkar war zu dieser Zeit Befehlshaber über die karthagischen
Truppen in Sizilien, über seine Mutter ist nichts bekannt. Sein Vater stammte aus einer
vornehmen karthagischen Familie. Viele antike Schriftsteller schrieben über Hannibal, von
denen aber nur wenige Zeitgenossen waren. Meistens sind diese Schriften aus römischer Sicht
der Dinge geschrieben worden. Lediglich zwei davon beschrieben die Ereignisse aus
karthagischer Sicht. Leider wurden beide Werke bei dem Brand in der größten antiken
Bibliothek in Alexandria zerstört. Dennoch kann man aus den erhaltenen Schriften die
Vorgänge einigermaßen rekonstruieren. Aus Hannibals Privatleben ist so gut wie nichts
bekannt. Auch auf seinen Charakter und sein Temperament kann man keine Schlüsse ziehen,
da keiner der Schriftsteller jemals Kontakt mit Hannibal hatte. Zu Propagandazwecken wurde
Hannibal oft als brutaler Herrscher bezeichnet, der eine "unmenschliche Grausamkeit" besaß (
Livius XX 14 ) . Karthago (übersetzt "neue Stadt") wurde von der Phöniziern aus der Stadt
Tyros gegründet. Die einstige Kolonie wurde schnell mächtiger wie die Heimatstadt und
machte sich selbständig. Die Karthager waren äußerst geschickte Händler. Ihre Handelswege
reichten von Tyros bis Cornwall im Süden Englands und den kanarischen Inseln. Es gibt
sogar Spekulationen, dass sie Afrika umsegelt hätten und sogar bis nach Südamerika
vorgestoßen wären. Karthago war zur Zeit von Hannibals Geburt ein grosses Handelszentrum
mit unbeschreiblichem Reichtum. Nicht ganz unberechtigt fühlten sich die stolzen Karthager
als Mittelpunkt der zivilisierten Welt. Die Römer hausten zu dieser Zeit noch in Lehmhütten.
Die Bevölkerung Karthagos war in zwei Schichten eingeteilt: eine phönikisch stämmige
Oberschicht und eine Unterschicht, die aus allen Mittelmeerländern zugezogen war. Dank
ihres riesigen Reichtums brauchten die Karthager kein Volksheer aufzustellen, sondern
rekrutierten ihre Söldner aus Numidien und Griechenland. Das Umland Karthagos war
landwirtschaftlich sehr gut erschlossen und wurde für die damalige Zeit sehr fortschrittlich
bewirtschaftet. Vieles davon wurde von den Römern übernommen. Nach dem langen
1.punischen Krieg mit Rom schloss Karthago notgedrungen einen Friedensvertrag (
Latatiusvertrag ). Es musste darin Sizilien und alle Inseln zwischen Sizilien und Nordafrika
abgeben und durfte die römischen Küstengewässer nicht befahren. Außerdem mussten sie an
Rom 3 200 Talente Silber ( 128 Tonnen ) zahlen. Diese Forderungen machten Karthago
schwer zu schaffen. Zu allem Unglück verlangten auch noch die aus Sizilien zurückkehrenden
Soldaten ihren Sold. Die karthagischen Beamten zögerten die Zahlung hinaus. Die Soldaten,
die vor der Stadt lagerten, wurden immer unruhiger. Bald war es absehbar, dass die Beamten
den Sold nicht auszahlen würden und unter den Soldaten brach ein Aufstand aus. Die schwer
befestigte Stadt Karthago hatte nichts zu befürchten, aber das Umland wurde von den
Soldaten geplündert. Der karthagische Senat schickte Hanno ( einen karthagischen Heerführer
) mit einem Heer den Rebellen entgegen. Dieser wurde jedoch besiegt. Danach wurde
Hamilkar zum Strategen ( Heerführer ) gewählt. Inzwischen griff der Aufstand auch auf die
unterworfenen Lybier über. Hamilkar besiegte durch seine energische und entschlossene
Kriegsführung den Feind. Unterdessen rebellierten auch die Soldaten auf Sardinien. Die
Karthager rüsteten eine Flotte aus und setzten nach Sardinien über. Die Römer sahen dies als
Bruch des Friedensvertrages an und erklärten den Krieg. Die karthagische Flotte sank jedoch
im Sturm. Rom nützte die Gelegenheit und besetzte Sardinien. In einem neuen
Friedensvertrag mussten die Karthager jetzt auch noch die Inseln Sardinien und Korsika
abgeben und Rom weiter 1 200 Talente Silber ( 48 Tonnen ) bezahlen. Die Karthager mussten
jetzt eine Alternative für die weggefallenen Inseln finden. Deshalb schickten sie Hamilkar auf
dessen Vorschlag nach Hispanien ( die gesamte Iberische Halbinsel ). Denn dort gab es viele
wichtige Rohstoffe wie Holz, Wolle, Getreide und Metalle wie Eisen, Silber, Blei und Zink.
Hamilkar nahm Hannibal und seine Brüder, die er Löwenbrut nannte, dorthin mit. Vor dem
Abmarsch ließ Hamilkar seinen ältesten Sohn Hannibal im Baaltempel schwören, die Römer
ewig zu hassen. Diese Szene, die von Livius ( Livius XXI 1 ) und Polybios ( Polybios III 11 )
beschrieben wird, ist wahrscheinlich nicht geschehen. Sie wurde von den Schriftstellern nur
eingebaut um die Karthager als besonders schlecht und böse darzustellen. Hannibal war
damals neun Jahre alt. Während Hamilkar Hispanien eroberte ( dessen Feldzug mit dem
Gallienfeldzug Caesars verglichen werden kann ), hielt sich Hannibal hauptsächlich in der
Stadt Gades auf. Hier wurde er von seinen Lehrern Silenos und Sosylos unterrichtet. Er erhielt
Unterricht in Rhetorik, Literatur, Mathematik und wahrscheinlich auch in der iberischen
Sprache und in Latein. Auch wurde er schon früh im Umgang mit Waffen trainiert. Manchmal
begleitete er auch seinen Vater auf dessen Feldzügen. Wahrscheinlich war er auch dabei als
sein Vater 229 v.Chr. bei der Belagerung der Stadt Helike im Fluss ertrank. Jetzt war
Hannibal achtzehn Jahre alt und durchaus erfahrener Soldat. Er befehligte damals bereits
einen Kavallerieverband. Nachfolger Hamilkars wurde Hannibals Schwager Hasdrubal. Er
eroberte Hispanien in wenigen Jahren bis an den Fluss Ebro und gründete die Stadt Karthago
Nova ( heute Carthagena ). Die Römer waren inzwischen misstrauisch geworden. Sie
befürchteten die Karthager könnten nach Gallien eindringen und dort die Stadt Massillia (
heute Marseille ) erobern. Deshalb beschlossen sie mit Hasdrubal den Ebrovertrag. Es wurde
darin den Karthagern verboten, die Gebiete nördlich des Flusses Ebro zu erobern. Hierbei
kam es zu einem folgenschweren geographischen Missverständnis. Wenig später starb
Hasdrubal, Hannibal wurde jetzt 26-jährig Oberbefehlshaber von Hispanien. Kurz darauf
eroberte er die Stadt Sagunt. Die Römer betrachteten dies als Bruch des Ebrovertrages, weil
sie meinten, Sagunt liege nördlich des Flusses Ebro. Dies war ein geographisches
Mißverständnis. Sie erklärten 218 v.Chr. Hannibal den Krieg. Darauf zog sich Hannibal nach
Carthago Nova zurück. Dort sammelte er ein Heer, das aus 100 000 Mann bestand. Er wollte
von Hispanien über die Alpen nach Italien eindringen. Er machte seinen Bruder, auch namens
Hasdrubal, zum Oberbefehlshaber von Hispanien und hinterließ ihm 40 000 Soldaten. Sein
jetzt neu gegliedertes Heer bestand aus 40 000 Fußsoldaten, 10 000 Reitern und etwa 40
Kriegselefanten. Er überschritt die Pyrenäen und erreichte Ende August die mehrere 100
Meter breite Rhone. Hier musste er sein Heer auf Floße verladen. Polybios schreibt darüber:
"Indem man auf die gleiche Weise immer zwei Floße aneinandergefügt hatte, gelang es die
meisten Tiere (Elefanten) hinüber zu bringen. Einige stürzten sich aus Angst mitten auf der
Fahrt in den Fluss. Deren Führer kamen sämtlich um, während die Elefanten gerettet
wurden. Denn in Folge ihrer Stärke und Größe ihrer Rüssel, die sie über das Wasser
emporhielten, hielten sie Stand, obwohl sie das längste Stück unter Wasser hoch aufgerichtet
gehen mussten." (Polybios III 46)
Der römische Konsul Publius Cornelius Scipio zog nach Massillia, um dort Hannibals Marsch
nach Italien zu stoppen. Der andere Konsul Tiberius Sempronius Longus zog mit dem
römischen Hauptheer nach Sizilien, um von dort Karthago direkt zu bedrohen. Bei Massillia
traf Scipio auf Hannibal. Er konnte aber den Vormarsch Hannibals nicht aufhalten, da dieser
sich nicht zur Schlacht stellte. Als Scipio Hannibals Absicht die Alpen zu überqueren,
erkannte, bestieg er ein Schiff und fuhr nach Italien. Dort angekommen schickte er seinen
Bruder Gnaeus mit zwei Legionen nach Hispanien um dort Hannibals Nachschub zu stören.
Er selber stellte eine Armee auf, um Hannibal hinter den Alpen abzufangen. Hannibal zog
unterdessen, nach einem kurzen Gefecht mit ein paar Keltenstämmen (Allobroger), die es auf
Pferde und Waffen abgesehen hatten, weiter in Richtung Alpen. Hannibal teilte dann sein
Heer in drei Abteilungen, die über verschiedene Pass marschieren sollten. Die erste Abteilung
überquerten die Alpen am Mont Genevre (1850 m), die zweite und dritte Abteilung folgten
dem Flus Isere und marschierten über den kleinen St. Bernhard. Auf der anderen Seite wurden
alle Abteilungen von heftigen Schneefall und bitterer Kälte überrascht. Viele Soldaten und
Pferde starben, nicht allein durch das Erfrierern, sondern auch beim Ausrutschen auf den
engen, unbefestigten und vereisten Pfaden. Besonders groß waren die Verluste bei den
Kriegselefanten, von denen nur etwa 10 Tiere in Italien ankamen. Beiden weiteren Schlachten
spielten sie nur noch eine untergeordnete Rolle. In der Poebene ließ er dann seine Truppen
sich erholen. Sein Heer war jetzt nur noch 28.000 Mann stark. Zum Glück bekam er von den
mit Rom verfeindeten Keltenstämmen Verstärkung. Hannibal zog weiter nach Süden bis zum
Fluß Ticinius. Hier stand ihm Scipio mit 20.000 Soldaten gegenüber. Am Fluß Ticinius kam
es dann zur ersten Schlacht. Die von dem Consul Publius Cornelius Scipio aufgestellten
Fußsoldaten wurden von der karthagischen Kavallerie überrannt. Als das römische Heer
fliehen wollte, wurden sie von hinten von einer weiteren Reitereinheit Hannibals angegriffen
und vernichtet. Scipio selbst wurde in dieser Schlacht schwer verwundet. Nach diesem Sieg in
Oberitalien bekam es der römische Senat mit der Angst zu tun und schickte den zweiten
Consul Tiberius Sempronius Longus mit den zur Überfahrt nach Nordafrika bereitstehenden
Legionen nach Oberitalien. Sie trafen am Fluß Trebia auf Scipio und die geflohenen Reste
seines Heeres. Auf der anderen Flußseite lagerte Hannibal. Trotz der Warnungen Scipios
überquerte Tiberius Sempronius Longus mit dem Heer den Fluß. Hannibal hatte am Ufer und
am danebenliegenden Hügel 1000 Kavalleristen und 1000 Fußsoldaten versteckt. Diese sah
Sempronius nicht. Als er dem weiter hinten stehenden Hauptheer entgegenzog, wurde er von
diesen Truppen von hinten angegriffen und fast vernichtet. Von dem 40 000 Mann starken
Heer der Römer wurden 10 000 getötet und über 20 000 gefangen genommen. Unter den
Gefangenen befanden sich auch Männer der italischen Bundesgenossen der Römer. Diese
wurden ohne Lösegeld freigelassen. Für ihre gefangenen römischen Soldaten mussten sie
harte Bedingungen eingehen. Damit wollte Hannibal die Bundesgenossen Roms für sich
gewinnen und gegen Rom aufwiegeln. Hannibal richtete sich nun in Bologna ein Winterlager
ein. In Rom wurden indessen zwei neue Consulen gewählt. Sie ließen als erstes alle
Verkehrswege und Pässe durch die Apenninen besetzen. Hannibal musste daher das
Mittelgebirge querfeldein überwinden. Danach folgte er dem Fluß Arno. Beim Marsch durch
die Sumpfgebiete verlor er viele Soldaten und Pferde. Er selber zog sich eine
Augenentzündung zu, an der er angeblich am linken Auge erblindete. In der Gegend von
Arretium ( heute Arrezzo ) ließ er ganze Landstriche plündern. Der verärgerte Consul
Flaminius verfolgte ihn darauf. Am Trasimenischen See stellte Hannibal sein Heer auf einer
Hügelkette auf. Die Römer wurden von kleinen Truppen abgelenkt. Diese griff Flaminius im
Frühnebel an. Dann stürzten sich die eigentlichen karthagischen Truppen auf das römische
Heer. Die Römer hatten sich fast freiwillig von drei Seiten einkesseln lassen. Die Niederlage
war katastrophal für sie. 15 000 Soldaten fielen und 10 000 wurden gefangen genommen.
Auch jetzt wurden die Gefangenen der Bundesgenossen ohne Bedingungen freigelassen.
Trotzdem scheuten sich die meisten Bundesgenossen zu Karthago überzulaufen. In Rom
herrschte nach der Niederlage großes Entsetzen. Im Senat wurde tagelang diskutiert. Sie
wollten nun einen besonnenen Mann zum Diktator wählen. Nie wieder sollten solche
Niederlagen durch die Unüberlegtheit eines Mannes passieren. Sie wählten Quintus Fabius
Maximus. Als Gehilfe unterstellte man ihm den Befehlhaber der Reiterei Marcus Minucius
Rufus. Währenddessen konnte Hannibal ungestört die fruchtbaren Gegenden Apulien und
Kampanien plündern. Am Fluß Volturnus umzingelte Fabius Maximus Hannibal. Polybios
schreibt darüber, Hannibal hätte in der Nacht eine Herde Ochsen mit Fackeln an den Hörnern
in das römische Lager getrieben. In der Verwirrung und Panik der Römer konnten sich die
Karthager aus der Umzingelung retten. (Polybios III, 93-95 ) Die Historiker streiten sich über
den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte. Immer mehr Senatoren kritisieren die
unentschlossene Kriegsführung des Fabius Maximus. Sie teilten deshalb das römische Heer
zwischen ihm und seinem Gehilfen Marcus Minucius Rufus auf. Letzterer forderte Hannibal
bei der Stadt Gereonium zur Schlacht auf. Hannibal griff ihn darauf an und besiegte ihn. Die
Diktatur des jetzt fast siebzigjährigen Fabius Maximus ging zu Ende. Im Senat wurden jetzt
wieder zwei Consulen gewählt. Diese wollten unbedingt eine Entscheidung erzwingen. Sie
stellten ein riesiges Heer aus acht Legionen mit 80 000 Fußsoldaten und 6 000 Reitern.
Hannibal hatte nur 35 000 Fußsoldaten und 10 000 Reiter. Bei Cannae kam es dann
vermutlich am 2. August 216 v. Chr. zur großen Schlacht. Hannibal musste wegen der
zahlenmäßigen Überlegenheit der Römer sich eine besondere Taktik ausdenken. Er stellte in
die Mitte seine Heeres den römischen Legionen gegenüber leicht bewaffnete gallische und
iberische Fußsoldaten. Sie sollten den römischen Angriff abwehren und dann geordnet
zurückweichen. Rechts und links daneben standen die eigentlichen karthagischen Truppen.
Sie sollten die gegenüberstehenden römischen Hilfstruppen schlagen und dann die römischen
Legionen an den Seiten angreifen. Währenddessen sollte die karthagische Reiterei, welche an
den Flanken der Karthager aufgestellt war, die römische Reiterei schlagen und die Römer
dann von hinten angreifen. So wurden die Römer eingekesselt. Der Plan gelang. Die Schlacht
wurde die größte Niederlage in der römischen Geschichte. 70.000 Römer fielen in der
Schlacht, über 10.000 wurden gefangen genommen. Die Römer verfügten über keine
nennenswerten Truppen mehr. Hannibals Verluste waren jedoch gering. Die Taktik Hannibals
wurde später vielfach kopiert. Auch jetzt noch nennt man die Einkesselung eines Gegners
einen Cannae. Nun wäre es eigentlich logisch gewesen, nach Rom zu marschieren und die
Hauptstadt einzunehmen. Dies tat Hannibal aber nicht. Über die Gründe kann man nur
spekulieren. Wahrscheinlich traute Hannibal dem Heer die Eroberung der Stadt nicht zu, da
die Stärken des Heeres in der Reiterei lagen. Außerdem hätte er Belagerungsmaschinen
gebraucht. Auch hätte die Millionenstadt Rom trotz der großen Verluste bei Cannae aus der
Bevölkerung ein Heer mit über 70.000 Mann aufstellen können. Die Soldaten wären zwar nur
schlecht oder gar nicht ausgebildet gewesen, hätten aber trotzdem von den Mauern aus den
karthagischen Angriff empfindlich gestört. Auch hatten die Karthager Angst, dass ihnen die
Bundesgenossen, deren Mehrzahl immer noch zu Rom hielten, in den Rücken fallen konnten.
Nach diesem Beschluß soll Maharbal ein Unterfeldherr und guter Freund Hannibals gerufen
haben: ,,Zu siegen verstehst du Hannibal, aber den Sieg zu nutzen verstehst du nicht!".
Dennoch hätten manche Historiker die erfolgreiche Belagerung Roms zugetraut, denn es
haben schon vergleichbare Armeen vergleichbare Städte wie Rom erobert. Hannibal
überwinterte nun in der Stadt Capua. Diese Stadt war mit ein paar anderen zu Hannibal
übergelaufen. In Rom war inzwischen große Panik ausgebrochen. Der Schrekensruf
,,Hannibal ante portas" (Hannibal vor den Toren) kursierte durch Rom. Menschenopfer
wurden dargebracht um die Götter zu besänftigen. Sonderbarerweise waren die Opfer
hauptsächlich Fremde. Aber der Widerstand Roms war ungebrochen. Wenn Hannibal glaubte
Rom würde sich ergeben so hatte er sich verrechnet. Unter der Bedrohung stand der Senat und
das Volk fester zusammen wie je zuvor. In nur einem Jahr stellte Rom ein Heer aus 20
Legionen (ca. 80.000 Mann) auf. Das römische Hauptheer verfolgte nun Hannibal in Italien.
Es verwickelte Hannibal in einen fast aussichtslosen Kleinkrieg. Ein weiteres Heer griff
Hannibals neue Verbündete in Italien an.Weitere Verbände schickten sie nach Hispanien um
dort den karthagischen Nachschub zu stören. Dort führten die Römer einen sehr wechselhafen
Krieg. Die Karthager schafften es fast die Römer aus Hispanien zu verdrängen. Dann gelang
es den Römern wieder ganz Nordhispanien zu erobern. Für Hannibal bedeutete das, daß der
Nachschub aus Hispanien blockiert war. Aus dem Bewegungskrieg war nun ein
Stellungskrieg geworden. Beide Seiten versuchten mühsam Fronten zu verteidigen,
Bundesgenossen zu finden und Nachschubwege sichern. Wichtig war für Hannibal, die
Verbündung mit den Städten Syrakus und Tarent. Syrakus wurde gleich danach von den
römischen Truppen umstellt und belagert. Darauf hin schickten die Karthager Himilko mit
25.000 Mann nach Sizilien. Er wurde aber von den römischen Truppen vernichtend
geschlagen. Ähnlich erging es einem karthagischem Geschwader von 50 Schiffen, welches
die Stadt Syrakus von der Seeseite hatte angreifen sollte. Doch erst im Jahre 212 v. Chr.
gelang es den Römern Syrakus zu erobern. Daß die Belagerung so lange gedauert hatte, war
hauptsächlich Archimedes zu verdanken. Er hatte mit seinen erfundenen Kriegsmaschinen die
Römer fast zur Verzweiflung gebracht. Z. B. ließ er an den Mauern einer Art Kran bauen mit
dem er die römischen Schiffe hoch hob und dann aufs Wasser fallen ließ.Die Einnahme der
Stadt Syrakus war dann der erste große Erfolg der Römer und auch der Wendepunkt des
Krieges. Wenig später wurde auch die Stadt Capua erobert. Großes strategisches Ziel der
Römer war nun, Hannibal in Italien einzuengen und die Versorgungsbasis Hispanien zu
zerstören. Die große Entscheidung über Hannibals Italienfeldzug fiel deshalb auch in
Hispanien. 210 v. Chr. landete Publius Cornelius Scipio in Hispanien. Überraschend stürmte
er nachts die Stadt Carthago Nova, das Hauptquartier der Karthager in Hispanien. Den
Römern fielen große Waffendepots und Versorgungslager in die Hände. Für Hannibal war
dies ein schwerer Schlag. Seine Versorgung war jetzt nicht mehr gesichert und seine Truppen
begannen zu ermüden. Auch die Städte, die zu ihm überliefen, brachten oft nur Probleme. Sie
lagen oft mitten in feindlichem Gebiet und konnten nur schwer beschützt werden. Hannibal
brauchte Verstärkung. Diese wollte sein Bruder Hasdrubal aus Hispanien nach Italien bringen
(208 v. Chr.). Scipio wollte dies verhindern und verwickelte ihn in eine Schlacht. Er konnte
jedoch Hasdrubal nicht aufhalten. 207 v. Chr. fiel er in Italien ein. Die Römer mußten
unbedingt verhindern, daß Hannibal und Hasdrubal sich vereinigten. Die Römer lenkten
Hannibal ab, indem sie einen Feldzug nach Lakonien vortäuschten und Hannibal dorthin
lockten. Währenddessen zog das römische Hauptheer gegen Hasdrubal und schlug ihn
vernichtend. Dabei wurde er getötet. Seinen Kopf warfen die Römer dann später in das Lager
von Hannibal. Hannibals Krieg in Italien war nun so gut wie verloren. Alle Versuche
Karthagos, Hannibal Truppen zu schicken, misslangen. Es sanken entweder die Schiffe im
Sturm oder sie wurden von den Römern überfallen. Im Jahre 204 v. Chr. landete der Consul
Publius Cornelius Scipio in Nordafrika. Er wollte, wie zuvor Hannibal, den Krieg vor der
Haustüre des Gegners austragen. Er rückte ungehindert in Richtung der Stadt Utica vor. Dort
stellte sich ihm ein karthagisches Heer in den Weg. Scipio wollte keine Schlacht. Er richtete
sich stattdessen ein Winterlager ein. Inzwischen versuchte Syphax ( König eines in
Nordafrika ansässigen Numidenstammes ) eine Verhandlungslösung zwischen Rom und
Karthago zu finden. Doch beide sahen dies nicht ein. Im Frühjahr des Jahres 203 v.Chr. griff
Scipio dann überraschend das Lager der Karthager an. In der Verwirrung gelang es ihm den
größten Teil des karthagischen Heeres zu zerschlagen. Hasdrubal (nicht Hannibals Bruder,
sondern Sohn eines gewissen Gisko) sammelte die Reste des Heeres und stellte sich Scipio in
den großen Ebenen zur Schlacht. Hasdrubal verlor die Schlacht ähnlich wie die Römer bei
Cannae wegen der Überlegenheit der gegenerischen Kavallerie. Die Römer rückten nun in
Richtung Karthago vor. Sie eroberten Tunis um Karthago von der Versorgung abzuschneiden.
Karthago fühlte sich nun ernsthaft bedroht und schickte eine Delegation zu Scipio um einen
Friedensvertrag auszuhandeln. Scipio stellte harte Bedingungen. Er wollte: Die Auslieferung
der karthagischen Flotte bis auf 20 Schiffe, die Abgabe Hispaniens und aller Inseln die
Karthago gehörten, den Rückzug Hannibals aus Italien, die Versorgung des römischen Heer
mit Getreide, sowie die Zahlung von 5.000 Talenten (200 t) Silber. Trotzdem nahmen die
Karthager diese Bedingungen an. Hannibal kam im Jahr 203 v. Chr. mit ca. 20.000 Soldaten
in der Stadt Leptis Minor an. Doch der Krieg war noch nicht zu Ende. Ein römisches
Versorgungsgeschwader strandete in der Nähe von Karthago. Da in Karthago die
Lebensmittel sehr knapp waren, plünderten die Karthager die Schiffe. Darüber brach ein Streit
zwischen Rom und Karthago aus, der bis zum Krieg ausartete. Im Herbst des Jahres 202 v.
Chr. trafen die beiden Heere in der Schlacht bei Zama aufeinander. Dabei waren die
Truppenstärken Hannibals und Scipios ausgegelichen. Beide verfügten über ca. 40.000 Mann.
Allerdings war die Kavallerie der Karthagischen überlegen. Das konnte Hannibal auch durch
den Einsatz von Kreigselefanten nicht ausgleichen. Denn die römischen Fußsoldaten öffneten
beim Ansturm der Elefanten Gassen in ihrer Aufstellung, durch die die Elefanten
hindurchrannten. Scipio verwendete genau die gleiche Taktik wie Hannibal bei Cannae und
gewann die Schlacht. Die Römer stellten folgende Bedingungen für einen Friedensvertrag:
Abgabe aller Kriegsschiffe bis auf 10 Stück und Zahlung von 10.000 Talenten ( 400 t ) Silber.
Besonders hart war für die stolzen Karthager die Eingliederung in die römische
Bundesgenossenschaft. Sie durften sich zwar allein verwalten, Kriege aber nur mit
Genehmigung Roms führen. Hannibal widmete sich jetzt der Politik Karthagos. Er wurde im
Jahr 197 v. Chr. zum Suffeten ( ähnliches Amt wie der römische Consul ) gewählt. Er führte
mehrere erfolgreiche Reformen im Finanz- und Steuerwesen durch. Einigen Gegnern in
Karthago Hannibals gefiel dieser Erfolg nicht. Sie wollten sich an ihm rächen, da er sie der
Korruption überführt hatte. Sie verbreiteten Gerüchte, dass Hannibal sich mit den anderen
Feinden Roms gegen Rom verbünden würde. Die Römer hörten dies nicht ungern und
forderten die Auslieferung Hannibals. Dieser floh deshalb zu dem Rom feindlichen Antiochus
III. von Syrien. Mit ihm versuchte er ein letztes Mal Rom zu besiegen. Dieser Plan schlug
aber fehl. Er musste weiter nach Osten fliehen. König Brusias von Bithynien ( heutigen
Nordtürkei ) nahm ihn auf. Rom schickte ein Mordkommando hinterher. Doch um den
Römern nicht in die Hände zu fallen, vergiftete er sich selbst. Er starb im Jahr 183 v. Chr. im
Alter von 64 Jahren. Seine letzten Worte waren nach Livius: ,, Wir wollen das römische Volk
von einer langen Sorge befreien, da es glaubt, es dauere zu lange auf den Tod eines alten
Mannes zu warten. Flaminius wird keinen großen und denkwürdigen Sieg über einen
Unbewaffneten und Verratenen erringen. Wie sehr sich die Sitten des römischen Volkes
geändert haben, wird gerade dieser Tag beweisen. Ihre Väter haben König Pyrrhos, einen
bewaffneten Feind, der mit einem Heer in Italien stand, gewarnt, er solle sich vor Gift hüten.
Nun haben sie einen ehemaligen Consul als Gesandten geschickt, um Prusias zu veranlassen,
seinen Gast frevelhaft umzubringen. " ( Livius XXXIX 51,9 ). Hannibals Heimatstadt
Karthago wurde 37 Jahre später ( 146 v. Chr. ) von den Römern vollständig zerstört. Die
Angst vor Hannibal steckte immer noch tief. Hannibal war einer der besten Feldherren, die es
je gegeben hat. Auch soll er ein ebenso guter Soldat gewesen sein, der immer in der ersten
Reihe mitkämpfte ( Livius ). Seine Kriege bewegten auch in viel späterer Zeit die Menschen.
1985 z.B. schloss der römische Bürgermeister mit dem Bürgermeister von Karthago über 2
100 Jahre danach einen Friedensvertrag.
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