Pädiatrie: Entwicklung und Wachstum Entwicklung eines Kindes von vielen Faktoren abhängig - genetische Anlage - Umwelteinflüsse - Eigenaktivität Körperproportion verschieben sich im Laufe des Wachstums Körpermaße werden erhoben: Säuglinge und Kleinkinder im Liegen ältere Kinder im Stehen Körpermaße in Perzentilkurven eingetragen: (je nach Nationalität gibt es andere Kurven) Normgrenzen = 3. und 97. Perzentile Körpergewicht wird bis auf 100g genau gemessen allometrisches Wachstum Normwerte: Alter Körpergröße Körpergewicht Neugeborenes 4. – 5. Monat ca. 50 cm ca. 60 cm 3 – 3,5 kg 6 – 7 kg 1 Jahr ca. 75 cm 9 – 10,5 kg 4 Jahre ca. 100 cm 6 Jahre ca. 120 cm (Geburtsgröße verdoppelt) 12 Jahre ca. 150 cm (Geburtsgewicht verdoppelt) (Geburtsgewicht verdreifacht) 15 – 17,5 kg (Geburtsgewicht verfünffacht) 18 - 21 kg (Geburtsgewicht versechsfacht) 40 kg Unterschied zwischen: - Kleinwuchs : o Körperlänge unter der 3. Perzentile muss nicht immer pathologisch sein. Kann auch familiär bedingt sein. - Vermindertes/Unzureichendes Wachstum: o Die individuelle Kurve kreuzt nach unten hin den Perzentilenverlauf Proportionen: Körperlänge und Kopfhöhe: - Neugeborene 4:1 - Erwachsene 8:1 Beinlänge - Neugeborene 1/3 der Gesamtlänge - Erwachsene 1/2 der Gesamtlänge Wachstumsgeschwindigkeit: - nimmt im ersten Lebensjahr ab - bleibt zwischen 3 – 11 Jahren konstant (5 – 7 cm und 2-3 kg pro Jahr) - nimmt dann in der Pubertät wieder zu säkulare Akzeleration : Kinder werden aufgrund verbesserter Lebensbedingungen von Generation zu Generation größer Kopfwachstum: - entspricht der Massenzunahme des Gehirns Kopfumfang Indikator für Hirnwachstum - Hirngewicht o Neugeborene 300 g o 2 Jahre 900 g - kleine Fontanelle und Schädelnähte nach der Geburt nicht mehr tastbar - große Fontanelle nach einem Jahr geschlossen, jedoch große Variationsbreite (6 – 24 Monate) Zahnentwicklung: - Erste Zähne : 3. – 12. Monate (6 Monate) 1. untere Schneidezähne 2. obere Schneidezähne 3. Mahl- und Eckzähne mit 3 Jahren Milchgebiss (20 Zähne) komplett Tetrazykline führen zu Verfärbungen der Zähne - Zahnwechsel: mit 6 Jahren Zuerst obere Molaren Zahnwechsel mit 12 Jahren abgeschlossen Durchbruch der dritten Molaren (Weißheitszähne) erst nach dem 18. Lebensjahr Knochenentwicklung: - beurteilt durch Zahl, Form und Größe der Handwurzelkerne - Methode zur Altersbestimmung - angewandt bei Diagnose von Wachstumsstörungen mit 2 Jahren 2 Handwurzelknochen erkennbar mit 12 Jahren alle Handwurzelknochen erkennbar Zielgröße = (Größe des Vaters + Größe der Mutter) / 2 Junge + 6.5 Mädchen - 6.5 Vorsorgeuntersuchungen: primäre Prävention: - Krankheit primär verhüten (z.B. Impfung, Rachitis- und Kariesprophylaxe) sekundäre Prävention: - frühestmöglich Erkennung bestehender Krankheiten (Screeninguntersuchungen PKU, Galaktosämie, Hypothyreose...) tertiäre Prävention: - Folgezustand einer Erkrankung behandeln (z.B. Rehabilitation) Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U10 U1 U2 U3 U4 U5 U6 U7 U8 U9 U10 Unmittelbar nach der Geburt im Kreißsaal 3. - 10. Lebenstag (Basisuntersuchung) 4. – 6. Lebenswoche (weitere Basisuntersuchung) 3. – 4. Lebensmonat (erfasst werden hauptsächlich neurologische und motorische Entwicklungsstörungen) 6. – 7. Lebensmonat 10. – 12. Lebensmonat 21. – 24. Lebensmonat 43. – 48. Lebensmonat (3 ½ - 4 Jahre) 60. – 64. Lebensmonat (5 – 5 ¼ Jahre) 13. – 14. Lebensjahr Bei allen Vorsorgeuntersuchungen: Körpergewicht, Körperlänge und Kopfumfang bestimmt und in Somatogramme eingetragen Aussage über Über-/Unterernährung, Groß/Kleinwuchs, Störungen im Schädelwachstum(Hirnentwicklung) U1: 1. Lebenstag 1, 5, 10 Minuten nach Geburt Apgarschema (beurteilt wird: Vitalzustand des Kindes) Symptom Hautfarbe Atmung 0 blau oder weiß keine 1 Akrozyanose 2 rosig Herzaktion Muskeltonus keine schlaff langsam, unregelmäßig < 100 träge Flexion gut Reflexe beim Absaugen keine Grimassieren 7 – 10 Punkte = normal, < 7 immer verdächtig > 100 aktive Bewegung Schreien Einleitung entsprechender Maßnahmen Blutungsprophylaxe ( 2 mg Vitamin K oral) Credé – Prophylaxe (1%ig Silbernitrat in Bindehautsack der Augen) o Prophylaxe der Ophthalmia gonorhoica und anderer Ophthalmitiden Somatische Reifezeichen: Ohrmuschelknorpel Durchmesser der Brustdrüsen Testes große Labien Fingernägel Fußsohlenfalten vollständiges Knorpelgerüst ca. 10 mm (mind. eins) Deszendiert bedecken die kleinen Labien überragen Fingerkuppe über der ganzen Sohle U2: 3. – 10. Lebenstag klin. Untersuchungen (Auskultation, abdominelle Untersuchung, sowie Untersuchungen der Augen, Gehörgängen und des Mund- und Rachenraumes) Screeninguntersuchungen auf: o Hypothyreose o Phenyketonurie (PKU) o Galaktosämie o Mukoviszidose o AGS (21-Hydroxylase-Mangel) Hüfte mittels Ultraschall kontrolliert U3: 4. – 6. Lebenswoche erweiterte Basisuntersuchung nochmals Hüftsonographie Beurteilung erster Verhaltensmuster Reflexe und Reaktionen U4: 3. – 4. Lebensmonat zentrale Tonus- und Koordinationsstörungen Überprüfung des Seh- und Hörvermögen Beginn der Routineimpfung U5: 6. – 7. Lebensmonat zerebrale Bewegungsstörungen? Geistige Entwicklung wird beurteilt Kopf kann in jeder Körperhaltung aufrecht gehalten werden Umdrehen von Rücken auf Bauchlage und umgekehrt Kann gezielt greifen Rachitisprophylaxe U6: 10. – 12. Lebensmonat Fremdeln? Sinnes und Sprachentwicklung Steh- und Schreitreaktion Pinzettengriff Schielen? U7: 21. – 24. Lebensmonat Gangbild Beurteilung der Sinnes- und weiteren körperlichen Entwicklung U8: 43. – 48. Lebensmonat Sprach-/Sozialentwicklung Hörprüfung Sehprüfung Körperliche Untersuchung ( Muskeltonus, Ataxien, Koordinationsstörungen?) Urinstatus Tuberkulinprobe U9: U10: 60. – 64. Lebensmonat Sehprüfung Hörprüfung Kontrolle der Motorik (Hüpfen auf einem Bein, Seiltänzergang, Körperhaltung, Kraft der Arme und Beine) Hand-Augen-Koordination (Kreis, Dreieck, Quadrat abzeichnen) Srachfähigkeit Urinstatus Blutdruck 13. – 14. Lebensjahr Umfangreiche Anamnese - Chronische Erkrankungen, Behinderungen, schulische Entwicklung, Familiensituation) körperliche Untersuchung - Pubertätsentwicklung - Messung des Blutdruckes Reflexe: Magnetreflex: - Daumen gegen Fußsohle drücken Daumen langsam zurückziehen entsprechende Bein wird gestreckt um Kontakt mit Daumen zu halten Schreitreflex Steigreaktion Glabellareflex: - Druck auf Stirn Augen zu Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex (ATNR) - Kopf zur Seite gedreht Extremität der Gesichtsseite gestreckt andere gebeugt palmarer Greifreflex plantarer Greifreflex Bauer Reaktion - Kind in Bauchlage auf Fußsohle drücken Kind kriecht Moro-Reaktion - Kind auf den Arm nehmen Arm schnell runter bewegen Umklammerungseffekt Landau-Reaktion Sprungbereitschaft - Reflektorisches abstützen auf die Arme, wenn Kind schnell der Unterlage genähert wird Reflex Auftreten Verschwinden Moro-Reflex Geburt 4. Monat ATNR 2. Woche 6. Monat Fußgreifreflex Geburt 6. Monat Handgreifreflex Geburt 6. Monat Kopfrichten 4. - 6. Monat bleibt Abstützen 4. – 6. Monat bleibt Sprungbereitschaft 8. – 9. Monat bleibt Feinmotorik: 5. Monat Scherengriff („Rechen“) 7. Monat radial-palmares-Greifen 9. Monat radial-digitales-Greifen 10. Monat unterer Pinzettengriff 12. Monat feiner Pinzettengriff