Einleitung Projektionszonen Die Anordnung der Korrespondenzpunkte am Ohr ergibt im Wesentlichen das Bild eines auf dem Kopf stehenden Fetus. Für das Erlernen der Organpunkte kann dieses Bild eine hilfreiche Gedankenstütze sein. Auf dem Kopf stehender Embryo Der Kopf des Embryos füllt den gesamten Lobulus aus. Tatsächlich befinden sich auch dort die wesentlichen Anteile des Kopfes (Sinnesorgane, Gehirn, Kiefergelenk, Zähne, Kieferhöhlen, Gesichtsmuskulatur). Der Embryo liegt mit dem Rücken(mark) am hinteren Ohrrand, dem Helixschwanz an – dort befindet sich am Ohr in diesem Bereich die Reflexlokalisation des sensiblen und motorischen Rückenmarkes. Der Embryo bedeckt mit dem Bauch (Eingeweideorgane) die Concha – hier finden sich fast alle Eingeweideorgane, ebenfalls auf dem Kopf stehend. Der Embryo verschränkt die Beine über der Fossa triangularis – der Reflexlokalisation der unteren Extremität. Grundsätzlich befinden sich auf der Ohrvorderseite die sensiblen, auf der Rückseite die motorischen Lokalisationen. Ebenen der Ohroberfläche Für die Einprägung der verschiedenen Punktgruppen ist es auch hilfreich, sich die unterschiedlichen Ebenen oder „Terrassen“ der Ohroberfläche anzusehen bzw. zu ertasten: In der tiefen Ebene, der Concha, liegen (fast) alle inneren Organe. In der terrassenartig darüber liegenden oberflächlichen Ebene, der so genannten Scapha, liegt der gesamte Bewegungsapparat. Im Bereich der äußeren, oberen und hinteren Begrenzung des Ohres (Helix) liegt z. B. das Rückenmark. 4 Strittmatter, Taschenatlas Ohrakupunktur (ISBN 978-3-8304-5384-0) © 2008 Hippokrates Verlag Projektionszonen Projektionszonen: Der Homunculus Strittmatter, Taschenatlas Ohrakupunktur (ISBN 978-3-8304-5384-0) © 2008 Hippokrates Verlag 5 Einleitung Gewebeschichten/Ektoderm, Endoderm, Mesoderm Die Innervation des Ohres erfolgt durch folgende drei Nerven: 1. Nervus auricularis magnus (aus dem Plexus cervicalis) Er versorgt den äußeren Rand der Helix sowie das Ohrläppchen. Hier finden sich die Reflexlokalisationen der Organe ektodermalen Ursprungs (Haut, Nervensystem etc.). 2. Nervus auriculotemporalis (Seitenast des Nervus trigeminus) Er innerviert die restliche Ohrmuschel, d. h. die aufsteigenden Helix bis etwa zum Tuberculum Darwinii, die Fossa triangularis, die Scapha, den Antitragus sowie die Anthelix inklusive Vormauer. Dieses Gebiet entspricht den Korrespondenzzonen mesodermaler Organe (Muskeln, Knochen, Bänder, Herz, Niere etc.). Das Innervationsmuster des Ohres ist leicht zu merken und kann beim Erlernen der Reflexzonen des Ohres eine große Hilfe darstellen: Jede der drei Innervationszonen entspricht einem der drei Keimblätter (Endoderm, Ektoderm, Mesoderm, s. o.) und ist damit einer ganz klar begrenzten Organgruppe zuzuordnen. Es ist bemerkenswert, dass die Repräsentation der allermeisten Organe am Ohr der Zuordnung zu den Keimblättern folgt – z. B. liegt die Niere nicht im Bereich des Endoderms wie alle anderen Organe, sondern unter der aufsteigenden Helix im Bereich des Mesoderms, aus dem die Niere sich beim Menschen entwickelt. 3. Ramus auricularis des Nervus vagus Er innerviert die Concha, in deren Gebiet sich die Organe des endodermalen Keimblattes projizieren (innere Organe außer Niere und Herz). Der Bereich reicht bis zur Projektion des sympathischen Grenzstranges, wo die Concha in die Vormauer aufsteigt. 6 Strittmatter, Taschenatlas Ohrakupunktur (ISBN 978-3-8304-5384-0) © 2008 Hippokrates Verlag Innervation und Projektion der Keimblätter Die drei Gewebeschichten: 1 Ektoderm 2 Mesoderm 3 Endoderm Strittmatter, Taschenatlas Ohrakupunktur (ISBN 978-3-8304-5384-0) © 2008 Hippokrates Verlag 7