Implantieren mit Endopore

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Zahnheilkunde
Implantieren mit Endopore
Theoretische Grundlagen und praktische Durchführung
Neben klinischen Parametern hat die Implantatoberfläche – und hier Material, Makround Mikrostruktur – wesentlichen Einfluss auf den initialen Verbund des Implantats mit
dem umgebenden Gewebe. Der Einsatz kurzer, wurzelförmiger Implantate mit poröser
Oberfläche stellt auch bei schwieriger anatomischer Situation eine verlässliche, wenig
invasive Behandlungsmethode zur Versorgung mit Implantaten dar.
Im folgenden Beitrag werden die beeinflussenden Verbundfaktoren und ihre Wirkung
allgemein erläutert, bevor anhand eines Patientenfalles die Anwendung des EndoporeImplantatsystems, eines Vertreters der enossalen Implantate mit entsprechender Oberflächenbeschaffenheit, beschrieben wird.
In einer mehr als 100-jährigen Entwicklungszeit hat sich heute der annähernd
zahnwurzelförmige rotationssymmetrische Zylinder mit einer aufgerauten Oberfläche als Grundform des Zahnimplantats
herausgebildet. Die Entwicklung der oralen Implantologie basiert auf den fundamentalen Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppen um Brånemark et al. und
Schroeder et al., die unabhängig voneinander zeigen konnten, dass enossale Titanimplantate im Kieferknochen eine zuverlässige Verankerung mit direktem
Knochenimplantatkontakt erzielen können1,2,25,27. Mit dem Wunsch, die Verweildauer der Implantate im menschlichen
Körper zu steigern, die Erfolge vorhersagbarer zu machen und das Indikationsspektrum zu erweitern, wurde die Entwicklung der dentalen Implantate weiter
vorangetrieben, sowohl in Bezug auf ihre
Form als auch hinsichtlich ihrer Oberflächenbeschaffenheit.
Oberflächenstruktur und
Materialeigenschaften der
Implantate
Neben klinischen Parametern, wie zum
Beispiel einem ausreichenden Knochenangebot, einer atraumatischen chirurgischen Technik oder der Ruhigstellung des
Implantats in den ersten Wochen, hat die
Implantatoberfläche einen entscheidenden
Einfluss auf den initialen Verbund mit
dem umgebenden Gewebe. Sowohl das
Material als auch die Makro- und Mikrostruktur der Oberfläche spielen beim initialen Kontakt mit den physiologischen
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Medien und Zellen eine wichtige Rolle
und tragen zur funktionellen Integration
eines enossalen Implantats bei. Titan und
Titanlegierungen sind aufgrund ihrer biologischen Verträglichkeit im Knochen der
Werkstoff der Wahl für enossale Implantate. Sie sind ausgesprochen korrosionsbeständig und bewirken keine erkennbaren unerwünschten Überempfindlichkeitsreaktionen sowie keine allergischen
oder immunologischen Reaktionen. Die
hohe Biokompatibilität des Titans ist unter
anderem durch die Oxidschicht der Implantatoberfläche bedingt, die einen direkten Kontakt des Metalls zum umgebenden Gewebe ausschließt. Diese Oxidschicht entsteht unmittelbar nach einer
Bearbeitung des Titans, hat eine Dicke
von etwa 3 nm [oder 20 Atomdurchmessern (Å)] und besteht beim „commercially-pure-Titanium“ vor allem aus TiO23,12,19.
Die Langzeitstabilität enossaler Implantate wird im Wesentlichen durch drei Einflussgrößen bestimmt. So sollten die
Werkstoffeigenschaften des Implantatmaterials an das ortsständige Gewebe angepasst sein, um bei mechanischer Belastung Scherkräfte an der Implantatoberfläche zu vermeiden. Mit einer optimalen
Biokompatibilität wird eine entzündungsfreie Gewebereaktion angestrebt, und im
Bereich der Implantatdurchtrittsstelle
(Halsbereich) muss eine dichte Gewebeanlagerung Schutz vor bakterieller Invasion bieten. Im enossalen Implantatbereich sollte die Oberfläche neben mechanischer Stabilität und chemischer Inertheit
die Fähigkeit haben, die periimplantäre
Knochenneubildung aktiv zu beeinflus-
Dr. Peter Ghaussy M.Sc.
1984–1990 Studium der Zahnheilkunde an
der Universität Hamburg
1993 Niederlassung in eigener Praxis in
Hamburg
1994 Promotion zum Dr. med.dent.
1994–1996 Prüfung und Aufnahme in die
Akademie Praxis und Wissenschaft
(APW/DGZMK)
1996 Mitglied der Dt. Gesellschaft für
Implantologie (DGI) und Bundesverband
der implantologisch tätigen Zahnärzte
(BDIZ)
1998–2000 Abschluss des „Curriculum
Implantologie“ der DGI
Seit 1998 Moderator eines Qualitätszirkels der Zahnärztekammer Hamburg
2000 Erlangung der Zusatzbezeichnung
„Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie“
(BDIZ)
2001–2005 Zahnersatzgutachter der
KZV Hamburg
Seit 2004 Referent für zahnärztliche
Implantologie
2003–2005 Postgraduiertenstudium der
Implantologie an der Donau Universität
Krems (M.Sc.)
Mitglied folgender wissenschaftlicher
Vereinigungen:
Akademie Praxis und Wissenschaft, Bundesverband der implantologisch tätigen
Zahnärzte in Europa e.V. (BDIZ/EDI),
European Association of Dental Implantologists, Leiter eines „Hamburger-Qualitätszirkels“, Deutsche Gesellschaft für ZahnMund-Kieferheilkunde (DGZMK)
sen. Die direkte Knochenformation an
enossalen Implantatoberflächen wird dabei als ideale Form der Bioaktivität angesehen. Der gingivale oder Halsbereich
von Implantaten stellt nach wie vor eine
kritische Zone dar, da durch mikrobielle
Plaque periimplantäre Entzündungen mit
Knochenabbau hervorgerufen werden
können. Neben einer guten Mundhygiene
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durch den Patienten sind Implantatwerkstoffe erforderlich, die den klinischen
Anforderungen im gingivalen Implantatbereich hinsichtlich möglichst geringer
Plaqueakkumulation, hoher Verschleißbeständigkeit und guter Ästhetik gerecht
werden. Hier ist über die bindegewebigen
Fasern und das Epithel eine sichere Abdichtung zur Mundhöhle anzustreben21.
Ziel der Oberflächenvergrößerung ist die
Schaffung einer größeren Kontaktfläche
zwischen dem Implantatkörper und dem
Knochen28. Auch heute wird die Makrostruktur des Implantates hauptsächlich
durch seine äußere Form wie z. B. sein
Schraubenprofil beschrieben. Während
Vollkörperimplantate ohne Schraubengewinde eine Verankerungsoberfläche von
139 mm2 aufweisen, beträgt sie bei einem
vergleichbaren Implantat mit Schraubengewinde 165 mm2 26. Eine weitere sehr effektive Methode zur Vergrößerung der
Oberfläche des Implantatkörpers ist die
Schaffung von Rauigkeiten. Wie in mehreren Studien belegt werden konnte, erweisen sich die elektropolierten und maschinell gedrehten Oberflächen klinisch
als nicht vorteilhaft11. Es sind daher neue
Verfahren entwickelt worden, um den
Halt der Implantate im Knochen zu verbessern. So haben Untersuchungen von
Grössner-Schreiber und Martin gezeigt,
dass die Oberflächenrauheit Einfluss auf
die Proliferation, Differenzierung und die
Proteinsynthese humaner osteoblastenähnlicher Zellen hat14,20. In dieser Studie
wurden mit Aluminiumoxidpartikeln rau
texturierte oder mit Titanplasmapartikeln
porös beschichtete Titanoberflächen mit
poliertem Titan verglichen. Die Gesamtmenge des von den Zellen auf den Oberflächen gebildeten Kollagens war signifikant größer auf rauen und porösen Titanoberflächen als auf glattem Titan. Auch
die Mineralisation der Zellen in Kultur
zeigt signifikant höhere Werte für Osteoblasten auf rauen Oberflächen. So war
u. a. die Aktivität der alkalischen Phosphatase als Indikatorenzym für differenzierte Osteoblasten auf gestrahlten und
porösen Oberflächen deutlich erhöht.
Auch der klinische Heilungsverlauf und
die Langzeitstabilität werden durch raue
bzw. poröse Oberflächen positiv beein-
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flusst. Nach Hulbert et al. verläuft die Heilung des periimplantären Gewebes an porösen Oberflächen, die eine initale „Fibrinverkrallung“ in den Poren und ein
Einwachsen des Knochens ermöglichen,
schneller16,17. Die Porengröße beeinflusst
dabei die Reaktion der angrenzenden Gewebe maßgeblich. Die Rautiefe (bzw. Porengröße) einer enossalen Implantatoberfläche sollte oberhalb 100 µm liegen, um
neben der Osseointegration auch günstige biomechanische Voraussetzungen für
die funktionelle Integration des Implantats zu erzielen. Eine Rautiefe unterhalb
100 µm beeinflusst eher zelluläre Anlagerungsvorgänge. Neben Osteoblasten können sich vor allem Fibroblasten an strukturellen Unterschieden der Oberfläche
orientieren. Experimentell lässt sich dadurch (in vitro) eine gerichtete Anheftung
und Ausbreitung der Zellen auslösen. Dies
konnte in vielen Studien mit Epithelzellen und Fibroblasten, u. a. von Chehroudi
und Brunette, eindrucksvoll gezeigt werden4,5,6,7,13,15. Prinzipiell sind alle Implantathersteller bemüht, die Kontaktfläche
durch eine Vergrößerung der Implantatoberfläche auszudehnen. Dabei kommen
Oberflächenstrukturierungen durch mechanische Bearbeitung wie z. B. „Sand“
(AL2O3)-strahlen, Ätztechniken oder Beschichtungen und Sinterungen zum Einsatz. Die osteokonduktiven Eigenschaften
eines Biomaterials resultieren aus der
Möglichkeit der Zellwanderung zur Implantatoberfläche und der Adhäsion an ihr.
Durch die primäre Gerinnung in der
Nachbarschaft des Implantates, durch die
Aggregation von Thrombozyten, werden
aus diesen Zytokine (Mitogene) freigesetzt, die u. a. Makrophagen anlocken und
Präosteoblasten bzw. Präfibroblasten zur
Mitose zwingen. Das sich um das Implantat bildende Koagulum, das Zellen
des MPS-Systems enthaltene Fibringerüst, wird dabei stabilisiert. Die Adhäsion
und Stabilisation des Fibringerüstes an der
Implantatoberfläche spielt offenbar eine
besondere Rolle, da ansonsten primär
keine Kontaktosteogenese erfolgen kann.
Die Raustrukturierung der Implantatoberfläche spielt hierbei, wie Forschungsergebnisse zeigen, eine große Rolle. Sie bietet nicht nur eine bessere Adhäsion als an
glatten Implantatoberflächen, sie stimuliert auch die Präosteoblasten zur Entwicklung von zahlreichen Pseudopodien
und abgeflachten Formen. Es gibt einige
Hinweise dafür, dass die Implantatoberflächenstruktur einen direkten Einfluss
auf die zelluläre Bereitstellung von Zytokinen und Wachstumsfaktoren ausübt, die
osteoinduzierend wirken. Die Benetzbarkeit der Oberfläche ist für die Fibrinretention ebenso essenziell und umso größer, je flacher der Kontaktwinkel ist.
Außerdem ist die Benetzbarkeit, z. B. bei
verunreinigten Implantatoberflächen, verringert. Im Anschluss an diese erste Phase
der Adhäsion beginnt die Knochenmineralisation. Im optimalen Fall, d. h. bei ausreichender Anlagerung, erfolgt dies direkt
auf der Implantatoberfläche. Dieses Phänomen wird heute allgemein als Osseointegration oder funktionelle Ankylose bezeichnet2,25,27.
Biomechanik
Biomechanische und statische Aspekte
spielen für die erfolgreiche Planung und
Durchführung implantatprothetischer Rekonstruktionen eine erhebliche Rolle.
Zahlreiche biomechanische Parameter beeinflussen nachweislich das Langzeitergebnis und sollten daher in eine Gesamtplanung implantatprothetischer Versorgungen einbezogen werden. Es handelt
sich dabei um Implantatzahl, Implantatlänge, Implantatform, Implantatdurchmesser, Verhältnis Implantat/Kronenlänge, Verblockung von Implantaten, Richtung der eingeleiteten Kraft, Ausdehnung
von Extensionen, „Passive fit“ der Suprakonstruktion, Gestaltung der Kauflächen,
Wahl von Verankerungs- und Verbindungselementen sowie die Kombination
von Zähnen und Implantaten. Wenngleich
aufgrund des biologischen Umfeldes
keine rein mathematischen Gesetzmäßigkeiten zur Gewährleistung des Behandlungserfolgs existieren, so wird dennoch
eine Gesamtplanung unter Berücksichtigung der bekannten biomechanischen
Grundlagen das langfristige Behandlungsergebnis in jedem Fall positiv beeinflussen. Demgegenüber kann durch die
Veränderung biomechanischer Parameter
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unmittelbar Einfluss auf die Implantatbelastung genommen werden. Dabei stehen
dem implantologischen Behandler folgende biomechanische Einflussgrößen zur
Verfügung:
– Implantatlänge
– Implantatzahl
– Implantatdurchmesser
– Implantatform
– Verhältnis Implantat/Kronenlänge
– Verblockung von Implantaten
– Richtung der eingeleiteten Kraft
– Ausdehnung von Extensionen
– „Passive fit“ der Suprakonstruktion
– Gestaltung der Kaufläche
– Wahl von Verankerungs- und Verbindungselementen
– Überlegungen bei der Kombination
von Zähnen und Implantaten.
Allein durch die Kenntnis der biomechanischen Parameter und ihre Berücksichtigung bei der Planung und Ausführung der
implantatgetragenen Versorgung können
Kaukräfte in optimierter Form auf die gesamte Konstruktion sowie auf das Implantatlager verteilt und Überbelastungen,
die zum Misserfolg führen, weitgehend
vermieden werden. Der Auswahl der Implantatzahl, der Implantatlänge sowie des
Implantatdurchmessers liegt das physikalische Prinzip „Kraft pro Fläche“ zugrunde. Die Kaukräfte werden über das Implantat-Knochen-Interface übertragen.
Bei Annahme einer bestimmten, vertikal
einwirkenden Kaukraft kann die Belastung des Implantat-Knochen-Interface
durch einen einfachen Zusammenhang
beschrieben werden:
Interface-Belastung(N/mm2) = eingeleitete
Kraft (N)/Implantatoberfläche(mm2)
Die Gesamt-Implantatoberfläche ist
wiederum abhängig von der Oberflächenstruktur, der Implantatzahl, der Implantatlänge, dem Implantatdurchmesser sowie der Implantatform (z.B. Schraube,
Zylinder). Das Langzeitergebnis wird somit durch zahlreiche biomechanische Parameter beeinflusst. Um das Behandlungsergebnis positiv zu beeinflussen,
müssen die Anzahl der inserierten Implantate, die Implantatlänge und der
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Durchmesser, die Gesamtoberfläche der
Implantate, die Implantatform, die Richtung der eingeleiteten Kräfte, das knöcherne Lager, die Verblockung der Implantate, die prothetische Konstruktion
und das Okklusionskonzept bei der Planung berücksichtigt werden. Der genaue
Stellenwert der einzelnen biomechanischen Aspekte ist in Anbetracht der hohen
Erfolgsquote und der Ergebnisqualität
umstritten29.
Das Verhältnis zwischen Implantatlänge und der Länge der klinischen Krone ist
insbesondere bei Einzelzahnversorgungen
bzw. bei nicht verblockten Suprakonstruktionen von Bedeutung, wenn nichtaxiale Kräfte einwirken. Jedes Implantataufbausystem besteht aus dem ossären
Anteil des Implantats und dem supraossären Anteil des Zahnersatzes. Die Biegebelastung auf einzeln stehenden Implantaten wird maßgeblich durch die Länge des
supraossären Aufbaus bis zur Kauebene
bestimmt. Je länger die klinische Krone
und je geringer die Implantatlänge ist,
desto höher ist – bei gleicher Größe der
einwirkenden Kraft – das auf das Implantat ausgeübte Biegemoment. Die Bedeutung des Verhältnisses zwischen Implantatlänge und der Länge der klinischen
Krone ist wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht, um eine Empfehlung
absoluter Zahlen bzw. konkreter Verhältnisse zwischen Kronen und Implantatlänge zu begründen, da letztlich die Größe
der einwirkenden Kraft die entscheidende Rolle für die Implantatbelastung spielt.
Der ohne kritische Prüfung als unanfechtbare Wahrheit angesehene Lehrsatz, dass
ein bestimmtes Kronen-ImplantatlängenVerhältniss notwendig sei, ist auf die Dominanz von Lehrmeinungen und eine intensive Prägung in der Ausbildung bei
gleichzeitig unzureichender Wissensbasis
zurückzuführen. In Anbetracht der hohen
Erfolgsquoten sowie der erreichbaren Ergebnisqualität in funktioneller und ästhetischer Hinsicht stellt sich die Frage nach
dem Stellenwert biomechanischer Aspekte bei der Planung von implantatgetragenem Zahnersatz. Bewährte Implantatsysteme zeigen gewisse Belastungsreserven,
verbunden mit einer Anpassung des Knochens bei statischen und dynamischen Be-
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lastungen10,24. Diese Reserven werden genutzt, um die Indikation für implantatgetragenen Zahnersatz bei schwierigen anatomischen Situationen zu erweitern.
Das EndoporeImplantatsystem
Für Implantate ist eine Reihe von Oberflächenbehandlungen verfügbar, die eine
Oberflächenrauigkeit schaffen und dadurch die Oberfläche für den Kontakt mit
dem Knochen vergrößern. Der Zusatz
eines porösen Multilayers sphärischer Titanlegierungspartikel einer definierten
Größe ermöglicht das Einwachsen des
Knochens in die vorhandenen Oberflächenrauigkeiten. Damit wird eine dreidimensionale, mechanische Verschlüsselung zwischen Knochen und Implantat erreicht (Abb. 1). Dieser Mechanismus der
Osseointegration kommt einmalig nur bei
einer porösen Oberfläche zustande und
wurde bereits 1970 in der Orthopädie für
die Hüftendoprothetik eingesetzt.
Alle anderen Arten der Oberflächenbehandlung besitzen nur minimale oder
keine Porösitäten und werden nur durch
Friktion gehalten23. Das Endopore-Implantat (Firma Amann Girrbach GmbH,
Pforzheim) wurde 1983 an der Universität
Toronto entwickelt und besitzt eine gut
definierte Oberflächentopographie22. Das
Entwicklungsziel war, eine verlässliche
Implantverankerung durch das Knocheneinwachsen in eine durch einen Sinterungsprozess entstandene poröse Oberfläche zu erreichen. Das Implantat besteht
aus einer Titanlegierung (Ti-6Al-4V), ist
konisch, wurzelförmig und erhält seine
Primärstabilität durch Pressfit-Passung
(Abb. 2). Durch den Multilayer kommt es
zu einer signifikanten Vergrößerung der
Oberfläche und zu Unter- und Hinterschnitten (Abb. 3). Dies ermöglicht das
Einwachsen des Knochens in die vorhandenen Oberflächenrauigkeiten und somit
eine dreidimensionale, mechanische Verschlüsselung zwischen Knochen und Implantat. Hierdurch ist es bei anatomisch
schwierigen Situationen, also bei fortgeschrittener Atrophie des knöchernen Lagers, in vielen Fällen möglich, auf eine
aufwändige Augmentation oder Knochentransplantation bei der implantatpro-
thetischen Versorgung zu verzichten. Da
die Gesamtoberfläche des Implantates
durch die poröse Struktur vergrößert ist,
können verlässlich kürzere Implantate
verwendet werden8,9. Auf der Grundlage
der Anzahl und der wissenschaftlich-methodischen Qualität klinischer Untersuchungen zum Endopore-Implantatsystem
erfüllen die klinischen Dokumentationen
das Kriterium der extensiven klinischen
Dokumentation18. Sechs Zentren in vier
Ländern haben Langzeitstudien durchgeführt. Insgesamt 1.352 Implantate wurden
über einen Zeitraum von bis zu acht Jahren nach der Eingliederung nachuntersucht. Die Gesamterfolgsrate der sechs
Zentren beträgt 95,9 Prozent.
Chirurgisches Protokoll
und Falldarstellung
Bei einer 49-jährigen Frau mit gutem
Allgemeinzustand mussten die Zähne
35–37 aus endodontischen Gründen entfernt werden. Nach Ausheilung der Wunden bestand der Wunsch nach festsitzender Zahnersatzversorgung. Das vertikale
Knochenangebot war durch den Canalis
mandibulae begrenzt, ein leichter horizontaler Knochenverlust wurde festgestellt (Abb. 4 u. 5). Nach Anästhesie wird
Abb. 2: Konisches Endopore-Implantat vor
Insertion im anterioren UK.
Abb. 4: Präoperative Ausgangssituation.
Abb. 1: Histologisches Präparat eines Implantates mit poröser Oberfläche 18 Monate
post op. Die Mehrzahl der Oberflächenporösitäten ist von eingewachsenem Knochen erfüllt (Vergrößerung 25 x).
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Abb. 3: Oberflächenvergleich von Zahn,
maschiniertem und Endopore-Implantat.
Abb. 5: Leichter horizontaler Knochenverlust.
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mit einem crestalen Schnitt von regio
35–37 der Mukoperiostlappen präpariert
und das knöcherne Lager vorbereitet.
Nach Festlegung der Implantatposition
(Abb. 6) wird eine Pilotbohrung bei einer
Knochenkamm liegen (Abb. 8). Das Implantat muss unter aseptischen Bedingungen aus seiner sterilen Verpackung entnommen und sofort in den Bohrstollen
eingesetzt werden. Dabei darf es ausschließlich mithilfe des Kunststoffhalters
berührt werden, ein Kontakt mit Weichgewebe ist unbedingt zu vermeiden. Mithilfe eines Setzinstrumentes wird das Implantat in seine endgültige Position geklopft, der feste Sitz der Deckschraube
und die Primärstabilität werden geprüft
(Abb. 9 u. 10). Abweichend von der Her-
K.S.I.-BauerSchraubenimplantat
ische
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Abb. 8: Überprüfung mit Prüfschablonen.
Abb. 6: Festlegung der Implantatposition
durch eine Bohrorientierungsschablone.
Bohrgeschwindigkeit von 900 U/min
durchgeführt. Mit Parallelstiften werden
die Ausrichtung im Vergleich zu angrenzenden Zähnen oder Implantaten sowie
die Okklusion kontrolliert. Sobald die
endgültige Tiefe mit dem Pilotbohrer erreicht ist, wird die Implantationsstelle mit
einem Formbohrer (entsprechend der gewählten Implantatgröße) durch die finale
Osteotomie erweitert (Abb. 7). Die Implantationsstelle wird mit entsprechenden Prüfschablonen (Implantatanalogen)
überprüft. Die Schulter der kegelförmigen
Prüfschablone sollte etwas unter dem
Abb. 9: Die Implantate sind lege artis inseriert.
·
·
·
·
primärstabil
sofortbelastbar
minimalinvasiv
transgingival
0482
Abb. 7: Präparation des Bohrstollens.
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Abb. 10: Postoperative Röntgenkontrolle.
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K.S.I.-Bauer-Schraube
Eleonorenring 14 · 61231 Bad Nauheim
Tel. 06032/31911 · Fax 06032/4507
[email protected]
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stellerangabe ist das Einhalten einer mindestens 18-wöchigen Einheilzeit empfehlenswert, um den ungestörten Umbau von
Geflechtknochen zu lamellären Knochen
abzuwarten. Nach Freilegung und Weichgewebskonditionierung erfolgt die Zahnersatzversorgung. Nach geschlossener
Abformung werden die Prothetikelemente im Labor beschliffen und Kronen hergestellt. Die röntgenologische Kontrolle
der Übertragungspfosten sowie der Prothetikpfosten (Abutments) ist unverzichtbar. Der einzugliedernde Zahnersatz ist
sorgfältig auf korrekte Passgenauigkeit
und die Gestaltung der Okklusalflächen
zu prüfen (Abb. 13–17). Empfehlungen
zur Kauflächengestaltung beruhen weitgehend auf theoretischen Überlegungen,
da Modellversuche und In-vivo-Messungen in der Literatur kaum vorliegen. Es
scheint sinnvoll, transversale Kräfte, die
die ungünstigsten Auswirkungen auf die
Implantate haben, weitgehend nach anterior zu verlagern. Erheblichen Einfluss auf
Abb. 17: Eingegliederte Kronen 35–37.
Abb. 13: Die Übertragungspfosten sind mit
den Implantaten für eine geschlossene Abformung verschraubt.
Zusammenfassung
Abb. 14: Zahntechnische Fertigstellung.
Abb. 11: Implantatfreilegung 18 Wochen
postoperativ.
die Größe der Biegemomente besitzt jedoch die orovestibuläre Breite der Kaufläche. Das verwendete Material für die
Gestaltung der Kaufläche scheint für das
Langzeitergebnis von nachgeordneter Bedeutung zu sein29.
Abb. 15: Eingeschraubte Prothetikelemente
(Abutments).
Der Einsatz kurzer, wurzelförmiger Implantate mit poröser Oberfläche stellt auch
bei schwieriger anatomischer Situation
eine verlässliche, wenig invasive Behandlungsmethode zur Versorgung mit
Implantaten dar. Die Oberflächenvergrößerung des porösen Multilayers sphärischer Titanpartikel ermöglicht das Einwachsen des Knochens in die vorhandenen Oberflächenrauigkeiten und somit zu
einer dreidimensionalen mechanischen
Verschlüsselung zwischen Knochen und
Implantat. Das Endopore-Implantatsystem ermöglicht in vielen Fällen eine minimalinvasive chirurgische Versorgung.
Die Literaturliste kann bei der Redaktion
angefordert werden.
Korrespondenzadresse:
Dr. Peter Ghaussy M.Sc.
Bramfelder Chaussee 1
22177 Hamburg
Tel.: 040 6918126
Fax: 040 6906711
Abb. 12: Der Gingivaformer.
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Abb. 16: Kontrolle der Prothetikelemente
(Abutments).
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