Pulmonale Hypertonie Die pulmonale Hypertonie ist eine gefährliche Erkrankung, bei der die zur Lunge führenden Blutgefäße nicht mehr in der Lage sind, genügend Blut zu transportieren, und der Druck in den Lungenarterien steigt. Dank neuer Behandlungen sind die Überlebenschancen heute jedoch besser als noch vor fünf Jahren, und die Forschung trägt auch weiterhin zu einem immer besseren Verständnis dieser Erkrankung bei. Was ist pulmonale Hypertonie? Der menschliche Körper hat zwei Arten von großen Blutgefäßen, über die das Blut aus der linken und der rechten Herzkammer (Ventrikel) herausgepumpt bzw. wieder den beiden Herzkammern zugeführt wird. Der linke Ventrikel des Herzens pumpt sauerstoffreiches Blut aus den Lungen in die Arterien, die den Körper mit Blut versorgen. Der rechte Ventrikel pumpt das aus den Körpervenen zurückkehrende Blut in die Lungenarterien, damit es in der Lunge wieder mit Sauerstoff angereichert werden kann. Der Blutdruck in den Lungen- oder Pulmonalarterien ist normalerweise erheblich niedriger als der Druck im systemischen Kreislauf. Während der Druck im Körperkreislauf normalerweise etwa 120/80 mmHg beträgt, liegt er in den Pulmonalarterien nur bei 25/15 mmHg. Wenn der Druck im Pulmonalkreislauf abnormal erhöht ist, spricht man von pulmonaler Hypertonie. F Ü R M E N S C H E N Eine pulmonale Hypertonie kann durch Erkrankungen des Herzens und der Lungen verursacht werden, wie z.B. chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Emphysem, Insuffizienz des linken Herzventrikels oder aus den Bein- oder Beckenvenen wiederholt eingeschwemmte Blutgerinnsel, die die Pulmonalarterien verstopfen. M E D I K A M E N T E Bei pulmonaler Hypertonie können die zur Lunge führenden Blutgefäße nicht genügend Blut transportieren, sodass sich der Druck in den Gefäßen erhöht. Aufgrund der strukturellen Veränderungen in den Wänden der Pulmonalarterien leistet das Herz mehr Arbeit, um das Blut zur Lunge zu befördern. Wenn der erhöhte Druck über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden muss, kann die Kraft des Herzens schließlich erlahmen, und es zirkuliert weniger Blut durch die Lungen, um mit Sauerstoff beladen zu werden. Die betroffenen Patienten ermüden bereits bei den leichtesten körperlichen Anstrengungen und leiden dann an Atemnot. Die Belastung des Herzens führt zur Vergrößerung der Ventrikel, und schließlich kann sich Flüssigkeit in der Leber und in Geweben, wie z.B. in den Beinen, ansammeln. 1/4 Eine pulmonale Hypertonie, die durch andere Erkrankungen verursacht wird, bezeichnet man als sekundäre pulmonale Hypertonie. Die pulmonale Hypertonie ist definiert als ein systolischer Pulmonalarteriendruck über 30 mmHg oder ein Pulmonalarterien-Mitteldruck über 20 mmHg infolge einer Lungen- oder Herzkrankheit. Tritt das Leiden ohne zugrunde liegende Herz- oder Lungenkrankheit oder andere Krankheit auf, bezeichnet man es als primäre pulmonale Hypertonie oder idiopathische pulmonale Hypertonie. Es ist zwar bekannt, dass die Arterienobstruktion durch eine Zunahme der glatten Muskelzellen, die die Arterien auskleiden, verursacht wird, doch über die eigentliche Ursache der Krankheit weiß man erst wenig. Wer ist von pulmonaler Hypertonie betroffen? Die pulmonale Hypertonie betrifft Schätzungen zufolge etwa 100.000 Menschen weltweit. Es besteht kein ethnisches Häufigkeitsmuster. Am häufigsten sind Frauen im gebärfähigen Alter und Kinder betroffen. Das Verhältnis von betroffenen Frauen zu Männern beträgt etwa 6:1. Die Gründe für diese höhere Inzidenz bei Frauen sind nicht bekannt. In Europa ist die primäre pulmonale Hypertonie für jährlich etwa 200 Todesfälle verantwortlich und hat eine Inzidenzrate von etwa drei Fällen pro 1 Million Einwohner pro Jahr. Die Inzidenz und Prävalenz der sekundären pulmonalen Hypertonie sind wesentlich höher. Generell steigt die Häufigkeit der sekundären pulmonalen Hypertonie. In einem kürzlichen epidemiologischen Überwachungsbericht weisen die amerikanischen Centres for Disease Control and Prevention (CDC) darauf hin, dass die pulmonale Hypertonie nicht mehr als seltene Krankheit zu betrachten ist, sondern vielmehr als neues chronisches Leiden. M E D I K A M E N T E F Ü R M E N S C H E N Aktuelle Therapien: Die Behandlung der pulmonalen Hypertonie besteht darin, die zugrunde liegenden Ursachen anzugehen, wie etwa durch Gabe von Sauerstoff zur Steigerung der Sauerstoffsättigung des Blutes, Diuretika zur Ausschwemmung von Flüssigkeit aus dem Körper, Antikoagulanzien oder blutverdünnende Medikamente zur Vorbeugung von Embolien und Medikamente zur Erweiterung der Blutgefäße wie z.B. Calciumantagonisten und Angiotensin-Converting-Enzyme-(ACE)Hemmer. Diese Medikamente bewirken eine Verringerung des pulmonalen Gefäßwiderstandes, indem sie das Herzzeitvolumen erhöhen und den Pulmonalarteriendruck senken. Außerdem verbessern sie die Lebensqualität und die Überlebensrate. Herzglykoside werden zur Prävention und Behandlung von supraventrikulären Arrhythmien und bei Patienten, die gleichzeitig an Linksherzinsuffizienz leiden, verabreicht. 2/4 Intravenöses oder subkutanes Prostazyklin, ein Prostaglandinderivat mit systemischen und pulmonalen gefäßerweiternden und auch blutgerinnungshemmenden Wirkungen, wird in schweren Fällen eingesetzt. Eine inhalierbare Darreichungsform des Prostazyklin-Analogons steht ebenfalls zur Verfügung. Vor kurzem wurden Medikamente, die die Wirkungen einer überschüssigen Produktion von Endothelin (ET) vermitteln oder blockieren, in die Therapie eingeführt. ET ist ein potenter Mediator der Blutgefäßverengung und des Wachstums von glatten Muskeln in Gefäßwänden. Es gibt ET-A und ET-B-Rezeptoren, die sehr verschiedene Aufgaben erfüllen. Die Bindung an ET-A-Rezeptoren auf glatten Muskelzellen führt zur Vasokonstriktion (Engstellung von Gefäßen), während die Bindung an ET-B-Rezeptoren auf Zellen, die die Innenwand von Blutgefäßen auskleiden, eine Gefäßerweiterung durch die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) bewirkt. Diese letztere Aktivität schützt vermutlich vor einer übermäßigen Vasokonstriktion. Trotz Fortschritten bei verschiedenen Therapien ist noch immer keine Heilung der pulmonalen Hypertonie in Aussicht. Ein verminderter Sauerstoffgehalt in der Luft verschlimmert die pulmonale Hypertonie. Deshalb profitieren Patienten mit der Krankheit von der Einatmung zusätzlichen Sauerstoffs, und sei es nur vorübergehend während Flugreisen oder bei Reisen an hoch gelegene Orte. Und schließlich ist die ein- oder beidseitige Lungentransplantation ein etabliertes Verfahren zur Behandlung der primären pulmonalen Hypertonie. Ohne eine Transplantation versterben die meisten Patienten zwei bis fünf Jahre nach der Diagnose der Krankheit. Eine Transplantation kann auch als eine mögliche Behandlung der schweren sekundären pulmonalen Hypertonie in Frage kommen, wenn die Behandlung der Grundkrankheit versagt. von Kopf und Armen zu Kopf und Armen Pulmonalarterie SVC zur rechten Lunge zur linken Lunge LA Arterien Was ist in der Entwicklung? Wissenschaftler arbeiten weiter an der Erforschung von ET-Rezeptorantagonisten. Neue Wirkstoffe sind möglicherweise nicht nur bei pulmonaler Hypertonie wirksam, sondern auch bei der Behandlung verschiedener anderer Krankheiten, bei denen die Regulation der Gefäßverengung eine wichtige Rolle spielt. Eine Substanz befindet sich in klinischen Phase-3-Studien und gilt als 6500-mal selektiver für den ET-A-Rezeptor als für den ET-B-Rezeptor. Weitere Studien werden durchgeführt, um zu untersuchen, ob die Kombination eines Prostazyklin-Analogons mit einem ET-Rezeptorantagonisten zu besseren klinischen Ergebnissen führt. von der linken Lunge Mitral - oder Bikuspidalklappe ASV von der rechtenLunge PSV RA LV Trikuspidalklappe Herz RV Herzmuskel Absteigende Aorta IVC Venen von/zu den Arterien inneren Organen zu den Beinen von den Beinen Die Forschung hat außerdem gezeigt, dass die so genannten Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5-Inhibitoren) RA Rechter Vorhof RV Rechter Ventrikel mit Rezeptoren interagieren, die den Blutfluss in den LunLA Linker Vorhof gen beeinflussen. Eine Substanz dieser Arzneimittelklasse LV Linker Ventrikel wird von der US Food and Drug Administration (FDA) für die Therapie der pulmonalen Hypertonie geprüft. Für denselben Wirkstoff hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMEA) den Orphan DrugStatus (Arzneimittel für seltene Krankheiten) zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie gewährt. Aortenklappe Pulmonalklappe Untere Hohlvene Obere Hohlvene Schema der Herzkammern mit den großen Gefäßen, Herzklappen und dem Blutfluss. Sauerstoffarmes Blut ist purpur, sauerstoffreiches ist rot. Beide vermischen sich nicht; das Herz besteht aus zwei voneinander getrennten Pumpen, welche gemeinsam operieren M E D I K A M E N T E Eine weitere Forschungssubstanz, die auf einem vasoaktiven Darmpeptid basiert, ist in eine klinische Phase-2-Studie zur Inhalationsbehandlung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie eingetreten. Die Substanz besteht aus 28 Aminosäuren. Sie gehört zur Glucagon-Wachstumshormon-Releasing-Faktor-Secretin-Superfamilie und beeinflusst viele Aspekte der Lungenbiologie. Die Substanz hat von der EMEA den Orphan Drug-Status für die Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie und der chronischen thromboembolischen pulmonalen Hypertonie erhalten. ASV PSV IVC SVC F Ü R M E N S C H E N Langzeitperspektiven Für die familiäre Form der primären pulmonalen Hypertonie ist eine genetische Ursache gefunden worden. Die Krankheit wird durch Mutationen im Gen BMPR2 verursacht, das für einen transformierenden Wachstumsfaktor-beta-Typ-II-Rezeptor kodiert, der auf der Oberfläche von glatten Muskelzellen zu finden ist und Moleküle 3/4 der Tumorwachstumsfaktor-(TGF-)beta-Familie bindet. Die Bindung löst eine Reihe von biochemischen Reaktionen im Zellinneren aus, die schließlich das Verhalten der glatten Muskelzelle beeinflussen. Die Mutationen blockieren diesen Prozess. Diese Entdeckung eröffnet die Möglichkeit einer genetischen Diagnose und bietet einen möglichen Ansatzpunkt für die Therapie von Patienten mit familiärer primärer pulmonaler Hypertonie. M E D I K A M E N T E F Ü R M E N S C H E N 50 Prozent aller Patienten mit pulmonaler Hypertonie überleben nach der Diagnose fünf Jahre. Dies stellt insofern eine Verbesserung dar, als vor fünf Jahren noch 50 Prozent der Patienten nur zwei bis drei Jahre überlebten. Mit der Entwicklung neuer Therapien und dem immer besseren Verständnis der Krankheit durch neue Forschungsergebnisse bewegt sich die Prognose weiter in die richtige Richtung. 4/4 HAFTUNGSABLEHNUNGSERKLÄRUNG EFPIA hat alle angemessenen Anstrengungen unternommen, um akkurate und aktuelle Informationen in dieser PDF zur Verfügung zu stellen, wobei keine Garantie für Vollständigkeit oder Richtigkeit übernommen werden kann. Im Falle spezifischer Fragestellungen oder Problemfälle sollten sie zusätzlich zu den in dieser PDF veröffentlichten Informationen/Materien einen Arzt oder Apotheker zu Rate ziehen. 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