Anlageinfo maj-juni.indd

Werbung
Siden sidst ...
Monatsrückblick
von Jacob Graven,
Analyseabteilung
Die Wirtschaft hat einen „wunden
Punkt“ getroffen - oder nicht?
In den letzten Wochen waren die
Signale von der konjunkturellen
Entwicklung in den USA und Europa außerordentlich trübe. Mehrere
entscheidende Wirtschaftsdaten
deuteten im April auf ein rückläufiges Wirtschaftswachstum hin. Zum
Beispiel fielen die maßgeblichen
Verbraucher- und GeschäftsklimaIndizes auf das niedrigste Niveau
wie zuletzt vor 1½ Jahren, siehe
Abb. 1. Seit Anfang Mai deuteten
weitere Wirtschaftsdaten jedoch
auf die diametrale Entwicklung
hin, mit starkem Beschäftigungsund Einzelhandelswachstum in den
USA und einem relativ hohen BIPWachstum in Deutschland, siehe
Abb. 2.
Etwas weichere Töne
von den Zentralbanken
darauf bestanden haben, dass das
US-Wirtschaftswachstum robust
und selbsttragend sei, während
die konjunkturelle Belebung in
Euroland im Laufe des Jahres zulegen würde. Trotz der weicheren
Töne blieb die bisherige Geldpolitik unverändert. Die Fed hat wie
erwartet die Leitzinsen um weitere
25 Basispunkte auf 3,0 % erhöht
und blieb dabei, dass die Zinsen
zukünftig wahrscheinlich in einem
mäßigen Tempo erhöht würden.
Die EZB hat 23 Monate in Folge die
Leitzinsen unverändert auf 2,0 %
belassen, betonte jedoch erneut,
dass das hohe Geldmengenwachstum, trotz der schwachen kurzfristigen Wachstumsaussichten, nach
wie vor ein „Upside Risk“ für die
Inflationsrate ausmache.
Sowohl die US-Notenbank (Fed) als
auch die Europäische Zentralbank
(EZB) haben in ihren Kommentaren
im Rahmen der Zinssitzungen Anfang Mai erkannt, dass die jüngsten
Kennzahlen schwach waren. Das
waren ganz neue Töne von den
beiden Banken, zumal sie bisher
Europäische Zinsen
erreichten ein Rekordtief
Abbildung 1
Abbildung 2
Führende Geschäftsklimaindizes in den USA
und in Euroland, Indexpunkte
USA
60
Gestärkter USD
Der USD ist in den letzten Wochen
weiter gestärkt worden und lag
vorübergehend bei etwa 5,90
gegenüber der DKK, das höchste
Niveau wie zuletzt vor 7 Monaten,
siehe Abb. 4. Teils infolge der nach
wie vor relativ verbesserten Wachstumsaussichten für die USA und
Euroland sowie der Aussichten auf
Beschäftigungszuwachs in den USA pro Monat in 1.000
10
65
Die schwachen Wirtschaftsdaten
im April bewirkten wie erwartet
rückläufige Langfristzinsen, nachdem die Furcht vor einer steigenden
Inflationsrate in den USA einen relativ starken Zinsanstieg im Februar
und März bewirkte, siehe Abb. 3.
Die stärkeren Kennzahlen Anfang
Mai waren jedoch wider Erwarten
nicht in der Lage erneut einen Zinsanstieg auszulösen. Die Langfristzinsen in Dänemark sind deshalb so
niedrig wie zuletzt in den 1930erJahren. Die Erklärung für dieses
„Entkoppeln“ der Zinsen von der
wirtschaftlichen Entwicklung sind
vermutlich die besonderen Nachfrageumstände am Rentenmarkt,
wo sowohl die asiatischen Zentralbanken als auch Investmentfonds
in zahlreichen westlichen Ländern
„gezwungen“ sind Staatsanleihen
mit langer Laufzeit zu kaufen. Dadurch werden die Zinsen selbstverständlich nach unten gedrückt.
5
400
300
200
0
55
-5
50
-10
100
0
-100
-200
45
-15
Euroland
(rechte Achse)
-300
-20
-400
40
2000
2001 2002 2003
2004
2001
2002
ANLAGEINFO Mai-Juni 2005 – Sydbank Markets
2003
2004
2005
3
eine weitere Erweiterung der Zinsspanne, teils weil das US-Leistungsbilanzdefizit im März überraschend
auf „nur“ 55 Mrd. USD von 60 Mrd.
im Februar zurückfiel, siehe Abb.
5. Das bedeutende Handelsdefizit
war eine der wichtigsten Ursachen
für die Abschwächung des USD
während der letzten Jahre, und
Zeichen, die auf eine Trendwende
hindeuten, sind deshalb von großer Bedeutung für den USD.
Wellenbewegungen
am Aktienmarkt
Emerging Markets
Die obigen Umstände an den
globalen Märkten färbten sich
auch auf die Emerging Markets ab.
Die rückläufigen Langfristzinsen
bewirkten eine Erweiterung der
Spanne zwischen der EMBI Global
Diversified und der Rendite der USStaatsanleihen. Hinzu kommt, dass
Standard & Poor’s die Bonität der
Anleihen der GM und Ford nach
unten korrigiert hat. Das bewirkte
eine niedrigere Risikobereitschaft,
die auch die Emerging Markets in
Mitleidenschaft zog.
Die Aktien haben in den letzten
Wochen etwas nachgegeben, u. a.
infolge der schwachen Erwartungen der IBM, die Kursrückgänge
für zahlreiche Technologieaktien
bewirkten. In Dänemark fiel der
KFX bedeutend nachdem die Novo
Nordisk ihre Bilanzen veröffentlicht
hatte, die dem Himmelflug der dänischen Aktien vorübergehend ein
Ende setzten. Nachfolgend haben
sich die Aktien jedoch wieder erholt, da ein Großteil der folgenden
Bilanzen relativ erfreulich war. Dieser Umstand weckte Erleichterung
darüber, dass die schwachen Erwartungen der IBM nicht Ausdruck
einer allgemeinen Entwicklung der
Unternehmen sind.
Gerüchte aus China
bewirkten Turbulenz
China war erneut in der Lage
vorübergehend Turbulenz an den
Finanzmärkten auszulösen, als
eine englischsprachige chinesische
Zeitung am 11. Mai behauptete,
dass China eine Stärkung des RMB
von 1,26 % gegenüber dem USD
innerhalb des nächsten Monats
und von 6 % innerhalb der nächsten 12 Monate zulassen würde. Obwohl der Umfang der angeblichen
Aufwertung äußerst bescheiden
war, bewirkte der Umstand jedoch
wie erwartet steigende Langfristzinsen in den USA, eine Stärkung
des JPY und des USD gegenüber
dem EUR. Der Artikel wurde
jedoch schnell dementiert, und
der Markt beruhigte sich wieder.
Diese Episode verdeutlicht jedoch,
dass eine Änderung des chinesischen Währungskurssystems von
entscheidender Bedeutung für die
Finanzmärkte werden könnte.
Abbildung 5
Leistungsbilanz, USA, in Mrd. USD
10
0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
-70
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Abbildung 3
Abbildung 4
Abbildung 6
4,80
640
116
4,60
630
114
10-jährige Rendite in Dänemark und den USA
USA
4,40
USD/DKK
108
600
4,00
590
3,80
580
Dänemark
3,60
106
104
102
570
560
98
550
96
3,20
540
Feb
Mär
Apr
Mai
DAX
100
3,40
Jan
KFX
110
610
4,20
Aktienindizes: DAX (Deutschland), S&P 500
(USA) und KFX (Dänemark). 1. Januar 2005 =
Index 100
112
620
2004
J F M A M J J A S O N D J F M AM
ANLAGEINFO Mai-Juni 2005 – Sydbank Markets
94
S&P 500
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Herunterladen