Druckversion Schwangerschaft und Geburt Einleitung Ein Kind zu bekommen, ist eine sehr intensive Lebenserfahrung. Und neun Monate Schwangerschaft sind für viele Frauen und ihre Partner eine aufregende Zeit, oft schwankend zwischen Freude, Hoffen und Bangen: Wird alles gut verlaufen? Verhalte ich mich richtig? Wie wird sich das neue Leben mit Kind gestalten? Von der Empfängnis bis zur Geburt des Kindes verändert sich der Körper einer Frau auf erstaunliche Weise: Er stellt sich auf die Aufgabe ein, ein neues Leben in sich wachsen zu lassen. Zur Versorgung des Kindes bildet sich ein neues Organ, die Plazenta. Der Körper lagert mehr Flüssigkeit ein, und im Kreislauf fließt mehr Blut als sonst. Beides macht sich recht schnell am Gewicht bemerkbar. Die Brustdrüsen bereiten sich auf die Milchproduktion vor. Bindegewebe, Bänder, Sehnen und Muskeln werden nachgiebiger, damit das Kind auf natürlichem Wege geboren werden kann. All diese Veränderungen werden durch Hormone in Gang gesetzt und aufrechterhalten. Zu keiner Zeit produziert der Körper mehr Hormone als während der Schwangerschaft. Verlauf Zu Anfang einer Schwangerschaft sind die körperlichen Veränderungen kaum sichtbar. Durch die stärkere Durchblutung kann die Haut rosiger wirken. Dass sich ihr Körper verändert, merken aber die meisten Schwangeren: Viele fühlen sich schneller müde, ihr Appetit verändert sich, die Brüste spannen, vor allem morgens ist ihnen oft übel. Vor allem in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft beeinflusst die hormonelle Umstellung oft auch das Gefühlsleben. Frauen können dann zum Beispiel empfindlicher als sonst reagieren und sehen manche Dinge anders als bisher. Zudem ist es nicht immer leicht, sich auf die neue Lebenssituation einzustellen – vor allem, wenn die Schwangerschaft ungeplant war. Das zweite Drittel ist für viele Frauen die angenehmste Zeit der Schwangerschaft: Ihr Körper hat sich vollständig umgestellt, der Bauchumfang und das Körpergewicht behindern den Alltag aber noch nicht allzu sehr. Seelisch fühlen sich die meisten Frauen wieder im Lot, manche verspüren in dieser Zeit eine besondere Energie und genießen ihren Körper. Die Bewegungen des Kindes sind nun meist deutlich zu spüren. Im letzten Schwangerschaftsdrittel reift das Kind schnell heran, es wird größer und schwerer. Gegen Ende der Schwangerschaft haben die meisten Frauen mit Beschwerden zu tun, die der wachsende Bauchumfang mit sich bringt, und allmählich wird der Alltag mühsamer. Der neunte Monat steht bereits im Zeichen der Geburt – die Vorfreude wächst, aber auch der Respekt vor dem bevorstehenden Ereignis. Leben und Alltag Im Laufe der Schwangerschaft verändert sich auch der Alltag: Die Vorbereitungen auf die Ankunft des Kindes nehmen einen Teil der Zeit in Anspruch. Nach und nach benötigen die meisten Schwangeren mehr Zeit für die täglichen Dinge, und gegen Ende der Schwangerschaft beginnt bei berufstätigen Frauen der Mutterschutz. Viele Frauen beschäftigen sich in der Schwangerschaft mehr als vorher mit ihrer Gesundheit. Dazu gehören Fragen rund um Ernährung und Bewegung: Was soll ich essen, und brauche ich zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel? Wie viel Gewichtszunahme ist normal? Kann ich weiter Sport treiben, worauf muss ich dabei achten? Die meisten Frauen verzichten außerdem auf Alkohol und Nikotin, die dem Ungeborenen ernsthaft schaden können. So erhöht Rauchen in der Schwangerschaft das Risiko, dass die Frau eine Fehlgeburt hat, dass das Kind zu früh auf die Welt kommt oder zu wenig wiegt. Viele Frauen nehmen daher ihre Schwangerschaft zum Anlass, schädliche Gewohnheiten aufzugeben. Mit dem Rauchen aufzuhören fällt aber nicht allen Frauen leicht und viele brauchen Unterstützung. Ob sich eine Nikotinersatztherapie zur Rauchentwöhnung in der Schwangerschaft eignet, muss noch mehr erforscht werden. Besonders weil andere Entwöhnungsprogramme genauso wirksam zu sein scheinen. Beschwerden Manche Frauen fühlen sich während ihrer Schwangerschaft rundum wohl, einige sogar besser als je zuvor. Viele haben aber auch typische Beschwerden, die im Laufe der Monate wechseln: Zu Anfang ist Übelkeit ein häufiges Problem, später und mit zunehmendem Gewicht können es zum Beispiel Rückenschmerzen, Sodbrennen, Wassereinlagerungen, Krampfadern, Harndrang oder Schlafstörungen sein. Da solche Beschwerden oft als Begleiterscheinungen eines positiven Zustands empfunden werden und von selbst wieder verschwinden, kommen die meisten Schwangeren gut mit ihnen zurecht. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schwangerschaftsbeschwerden zu lindern. Krankheiten Wenn eine Frau in der Schwangerschaft ernsthaft krank wird, macht sie sich meist auch Sorgen um ihr Kind. Tatsächlich ist bei der Behandlung mit Medikamenten oft Vorsicht geboten. Dies gilt auch für bestimmte Infektionskrankheiten, die das Ungeborene schädigen könnten. Es gibt Erkrankungen, die nur während einer Schwangerschaft auftreten, wie die sogenannte Präeklampsie. Ein Risikofaktor ist die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes. Manche Schwangere mit einer chronischen Erkrankung wie etwa Asthma oder Diabetes fragen sich, ob sie ihre Medikamente weiter nehmen können. Die Antwort ist ja. In der Regel ist das sogar nötig –zum Beispiel würde eine mangelnde Sauerstoffversorgung durch einen Asthma-Anfall das Kind mehr gefährden als mögliche Medikamenten-Nebenwirkungen. Vorsorge Schwangere werden heute medizinisch intensiv betreut. Bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wird nachgeschaut, ob sich das Kind normal entwickelt und die werdende Mutter gesund bleibt. Dazu werden Frauen, bei denen es keine besonderen Risikofaktoren gibt, drei Ultraschalluntersuchungen angeboten. Weitere können nötig sein, um Auffälligkeiten abzuklären. Neben Ultraschalluntersuchungen und Blutabnahmen werden auch Urintests gemacht. Was und wie untersucht wird, ist in Deutschland in der Mutterschafts-Richtlinie festgelegt. Oft werden auch gesunden Schwangeren ohne besonderes Risiko zusätzliche Untersuchungen angeboten, etwa zur pränatalen Diagnostik. Doch nicht alle Angebote sind sinnvoll, und oft sind die Konsequenzen bestimmter Untersuchungen unklar. Vereinfacht lässt sich sagen: Was medizinisch notwendig ist, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse. Wer „mehr“ möchte – ob 3D-Ultraschallbild oder pränataldiagnostische Tests –, muss die Untersuchungen selbst zahlen. Zu den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gehört ein Test auf eine HIV-Infektion (AIDS-Test). Denn falls eine Schwangere infiziert ist und dies rechtzeitig erfährt, kann ihr Kind fast immer vor einer Ansteckung geschützt werden. Wenn ein Kind viel zu früh auf die Welt kommt, braucht es meist besondere Unterstützung. Auch schon vor einer drohenden Frühgeburt lassen sich seine Chancen auf einen gesunden Start ins Leben verbessern. Geburt Von den meisten am Ende herbeigesehnt, aber auch mit gemischten Gefühlen erwartet: Die Geburt. Auch wenn viele Frauen sich intensiv darauf vorbereiten, bleibt das Ereignis doch eine große Unbekannte. Zumindest Respekt empfinden wohl alle Schwangeren – denn wie eine Geburt verläuft, lässt sich nur in Grenzen planen: Wie lange sie dauern wird, wie schmerzhaft sie sein wird, ob sie komplikationslos bleibt – all das weiß eine Frau erst, wenn sie ihr Kind schließlich in den Armen hält. Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten, Geburtsschmerzen zu lindern. Wenn sie unerträglich werden, können Medikamente helfen. Am wirksamsten sind Mittel, die zur lokalen Narkose eingesetzt werden. Einige eignen sich auch, wenn ein Kaiserschnitt nötig wird. Für das Kind sind die Wirkstoffe ungefährlich. Wenn der errechnete Geburtstermin verstrichen ist, kann das Warten auf die Geburt zur Geduldsprobe werden. Eine Übertragung von ein bis zwei Wochen ist in der Regel kein Grund zur Sorge. Allerdings steigt danach das Risiko etwas an, dass das Kind Schaden nimmt. Nach spätestens zwei Wochen wird die Geburt dann meist eingeleitet. Nach der Geburt Sobald ein Kind geboren ist, wird untersucht, ob es ihm gut geht und alles in Ordnung ist. Während dieser „U1“ genannten ersten medizinischen Untersuchung werden auch die Herzgeräusche und der Pulsschlag eines Babys kontrolliert. Die meisten Babys kommen aber gesund zur Welt. Innerhalb der ersten 2 Tage nach der Geburt bieten Kliniken und Praxen eine für gesetzlich Krankenversicherte kostenlose Untersuchung an, die „Pulsoxymetrie“. Sie soll seltene, schwere Herzfehler entdecken, die sonst erst später aufgefallen wären und ermöglicht so eine frühere Behandlung. Nach der Geburt erholt sich der Körper der Mutter allmählich wieder. Es dauert aber eine Weile, bis alles verheilt ist und sich die Gebärmutter zurückgebildet hat. Wenn alles gut verläuft, können die ersten Wochen mit dem Kind, das sogenannte Wochenbett, eine besondere Phase der Ruhe und des Glücks sein. Auch Väter planen heute meist eine berufliche Pause ein, um das Neugeborene kennenzulernen und ihre Partnerin zu unterstützen. Bis das Kind zwei Monate alt ist, haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf eine Wochenbett-Betreuung durch eine Hebamme. In den ersten zehn Tagen nach der Geburt macht eine Hebamme sogar tägliche Hausbesuche. Ihr Rat und ihre tatkräftige Unterstützung sind für viele Mütter und ihre Familien eine wichtige Hilfe. Viele Frauen wiegen nach der Schwangerschaft noch einige Zeit mehr als vorher. Bei den meisten dauert es ein halbes Jahr, bis sie ihr ursprüngliches Gewicht wieder erreicht haben. Doch auch wenn das nicht klappt: Ein gesundheitliches Problem ist das Zusatzgewicht meist nur bei Frauen, die in der Schwangerschaft stark übergewichtig geworden sind. Direkt nach der Geburt ist die Zeit oft nicht günstig, um abzunehmen. Langfristig hilft dabei oft eine Kombination aus Ernährungsumstellung und viel Bewegung. Die erneute hormonelle Umstellung nach einer Geburt und die völlig neue Lebenssituation kann Frauen trotz aller Freude über das Kind auch psychisch zu schaffen machen: Glück und Stress liegen meist nah beieinander. Ohne ausreichende Unterstützung stellt sich leicht ein Gefühl der Überforderung ein. Bekannt ist das Phänomen des „Baby blues“, einer kurzen Phase heftiger Stimmungsschwankungen und unerklärlicher Traurigkeit nach der Geburt. Hält die Traurigkeit länger an, kann das ein Zeichen für eine Wochenbettdepression sein. Meist ist dann Hilfe von außen nötig. Das erste Jahr mit dem Kind Im ersten Lebensjahr des Kindes dreht sich vieles darum, dass es gut und ohne Probleme gedeiht. Ein zentrales Thema ist oft die Ernährung – in den ersten Monaten das Stillen oder die richtige Fläschchen-Nahrung, später die Beikost. Säuglinge legen sehr schnell an Gewicht zu und brauchen dafür viel Nahrung. Da ihr Magen noch nicht ganz ausgereift ist, stoßen viele Babys öfter etwas Milch oder Brei auf – das kann manchmal lästig sein, ist aber normalerweise kein Grund, sich Sorgen zu machen. Weitere Informationen Umfangreiche Informationen rund um Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Internet-Angebot Familienplanung.de bereit. Unter der Rubrik „Schwangerschaft“ finden Mütter und Väter Antworten auf viele Fragen zum Schwangerschaftsverlauf und zur kindlichen Entwicklung, zu Vorsorgeuntersuchungen, Geburt und Wochenbett. Quellen Rath W, Gembruch U, Schmidt S (Hg.). Geburtshilfe und Perinatologie: Pränataldiagnostik - Erkrankungen – Entbindung. Stuttgart: Thieme; 2. Auflage 2010 Beckermann M, Perl FM et al. Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Band 1. Basel: Schwabe; 2004. IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vorund Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen. Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Wir bieten keine individuelle Beratung. Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden. BIG direkt gesund 2017 - 0800 54565456 Kostenloser 24h-Direktservice