Diskrete Mathematik Martin Wirz [email protected] Contents 1 Mengenlehre 2 2 Relationen, Funktionen, Ordnungen 3 3 Gruppen 5 4 Ringe und Körper 8 5 Elementare Zähprinzipien 10 6 Erzeugende Funktion 12 7 Logik 16 1 1 Mengenlehre Der Begriff der Menge Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten zum Ganzen. Mengenoperationen Definitionen Definition 1.1 (Schnitt) Seien A,B Mengen. Der Schnitt der Menge A und B ist definiert als A ∩ B = {x|x ∈ A und x ∈ B} Definition 1.2 (Vereinigung) Seien A, B Mengen. Die Vereinigung der Menge A und B ist definiert als A ∪ B = {x|x ∈ A oder x ∈ B} Definition 1.3 (Differenz) Seien A, B Mengen. Die Differenz der Menge A und B ist definiert als A \ B = {x|x ∈ A und x ∈ / B} Definition 1.4 (Komplement) Seien A, B Mengen und gelte weiter A ⊆ B. Das Komplement der Menge A ist dann definiert als A = {x|x ∈ B und x ∈ / A} Gesetze Kommutivität A∩B =B∩A A∪B =B∪A Assoziativität (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C) (A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C) Distributivität A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) De Morgan’sche Gesetze C \ (A ∩ B) = (C \ A) ∪ (C \ B) C \ (A ∪ B) = (C \ A) ∩ (C \ B) 2 2 Relationen, Funktionen, Ordnungen Relationen Eine Relation ist eine Menge geordneter Paare R ⊆ X × Y = {(x, y)|x ∈ X, y ∈ Y } Für (x, y) ⊆ R schreiben wir auch xRy (”x steht in Relation zu y”). Falls X = Y , so sprechen wir auch von einer Relation auf X. A member x of X and a member y of Y are related, whenever the pair (x, y) belongs to the given subset. For example, if X is a set of students and Y is a set of courses, we could say that x and y are related whenever x is a student who is taking course y. Definition 2.1 (reflexive Relation) Eine Relation R auf X heisst reflexiv, falls xRx für alle x ∈ X. Definition 2.2 (symmetrische Relation) Eine Relation R auf X heisst symmetrisch, falls xRy impliziert yRx für x, y ∈ X. Definition 2.3 (transitive Relation) Eine Relation R auf X heisst transitiv, falls xRy, yRz impliziert xRz für x, y, z ∈ X. Definition 2.4 (antisymetrische Relation) Eine Relation R ⊆ X ×X heisst antisymmetrisch, falls xRy und yRx impliziert, dass x = y. Definition 2.5 (Äquivalenzrelation) Eine reflexive, symmetrische und transitive Relation auf X heisst Äquivalenzrelation. Definition 2.6 (Äquivelenzklasse) Sei R eine Äquivelenzrelation auf X und x ∈ X. Dann heisst [x]R = {y ∈ X|xRy} Äquivelenzklasse von x in X unter R. Satz 2.1 Sei R eine Äquivalenzklasse auf X. 1. [x]R 6= ∅ ∀x ∈ X 2. Für x, y ∈ X ist entweder [x]R = [y]R oder [x]R ∩ [y]R = ∅ 3. Sei {xi }i∈I eine Auswahl von Elementen aus X, eines auf jeder Äquivalenzklasse. So gilt ] X= [xi ]R i∈I d.h. R partitioniert X in Äquivalenzklassen. 3 Funktionen Eine Relation R ⊆ X × Y heisst Funktion auf X, falls für jedes x ∈ X genau ein y ∈ Y existiert mit xRy fR : X→Y x 7→ y Definition 2.7 (injektive Funktion) Eine Funktion heisst injektiv, wenn für jeds y ∈ Y höchstens ein x ∈ X existiert mit xRy. Definition 2.8 (surjektive Funktion) Eine Funktion heisst surjektiv, wenn für jedes y ∈ Y mindestens ein x ∈ X existiert mit xRy. Definition 2.9 (bijektive Funktion, Bijektion) Eine Funktion heisst bijektiv, wenn sie injektiv und surjektiv ist. Ordnung Eine reflexive, antisymmetrische und transitive Relation R ⊆ X × X heisst Ordnung auf X; meist schreiben wir x ≤ y statt xRy. Die Ordnung heisst linear, falls für alle x, y ∈ X entwerder x ≤ y oder y ≤ x erfüllt ist. Nichlineare Ordnungen heissen auch partielle Ordnungen oder Halbordnungen. 4 3 Gruppen Definition Definition 3.1 (Gruppe) Eine Gruppe ist eine Menge G zusammen mit einer zweistelligen Verknüpfung ◦, für die folgende Axiome gelten: 1. g ◦ h ∈ G für g, h ∈ G 2. (g ◦ h) ◦ k = g ◦ (h ◦ k) für g, h, k ∈ G 3. ∃e ∈ G mit e ◦ g = g ◦ e = g ∀g ∈ G (Einselement) 4. ∃g ′ ∈ G∀g ∈ G mit g ◦ g ′ = g ′ ◦ g = e (Inverses zu g) Definition 3.2 (Abelsche Gruppe) Eine Gruppe heisst abelsch, falls die Verknüpfung ◦ kommutativ ist: g ◦ h = h ◦ g ∀g, h ∈ G Definition 3.3 (Ordnung einer Gruppe (enspricht Anzahl Elementen in dieser Gruppe)) Ist G eine endliche Menge, so heisst |G| die Ordnung von G. Eine Gruppe mit unendlich vielen Elementen heisst Gruppe von unendlicher Ordnung. Definition 3.4 (Ordnung) Sei (G, ◦) eine endliche Gruppe und g ∈ G. die kleinste natürliche Zahl m, für die gilt: gm = g ◦ . . . ◦ g = e | {z } m−mal heisst die Ordnung von g. Bezeichnung: |g|. e ist die Eigenabbildung, Abbildung auf sich selbst. Gruppenoperationen Definition 3.5 (Operation) Sei (G, ◦) eine Gruppe und M eine Menge. G operiert auf M , falls jedes g ∈ G eine Abbildung M →M g: x 7→ g(x) definiert ist, sodass gilt: 1. e(x) = x ∀x ∈ M 2. (g ◦ h)(x) = g(h(x)) ∀g, h ∈ G, x ∈ M Definition 3.6 (Bahn von G auf M) Wir definieren eine Äquivalenzrelation auf M durch x∼y ⇔ ∃g ∈ G mit g(x) = y (Symmetrie, Reflexität und Transitivität sind erfüllt) Die Äquivalenzklasse von ∼ heisst die Bahn von G auf M ; die Bahn [x]∼ von x unter G bezeichnen wir mit Gx. Die Äquivalenzrelation liefert uns eine Partiton von M , die Bahnzerlegung von M unter G. Die Gruppenoperation heisst transitiv, falls es nur eine eizige Bahn gibt, d.h. zu je zwei x, y ∈ M existiert ein g ∈ G mit g(x) = y. Gx = {y ∈ X| y = g(x) für einige g ∈ G} Intuitively, the Orbit Gx contains all the objects which are indistinguishable from x under the action of G. |G| gibt also die Anzahl der ununterscheidbaren Abbildung einer Operation an. Bein einem Würfel kann jede der 8 Ecken mittels einer Rotation in jede andere ununterscheidbar überführt werden. ⇒ Rx = 8 5 Definition 3.7 (Stabilisator) Es operiere eine Gruppe G auf einer Menge M und es sei x ∈ M . Dann heisst Gx = {g ∈ G|g(x) = x} der Stabilisator von x. Gx ist eine Untergruppe von G. Der Stabilisator kennzeichnet also Eigenabbildungen G(x → x). ”nichts tun” ist auch eine Abbildung (also drehung um 0◦ respektiv 360◦ , wobei da dies die selbe Abbildung beschreibt und daher nur ein mal gezählt wird) Satz 3.1 Sei G eine endliche Gruppe, es operiere G auf M und ferner sei x ∈ M . Dann gilt |G| = |Gx| · |Gx | Beim Berechnen von |Gx | soll ein Element als Fixpunkt festgelegt werden. Danach versucht man das Objekt in sich überzuführen, den Fixpunkt aber an seiner Position zu belassen. Wählt man eine Kante als Fix”punkt”, so können ihre Endpunkte vertauscht werden. Kante muss allerdings am selben Ort verbleiben. Abzählen von Mustern Definition 3.8 (Fixpunktmenge) Es operiere G auf M , und es sei g ∈ G. Dann heisst F (g) = {x ∈ M |g(x) = x} die Fixpunktmenge von g. Lemma 3.1 (Lemma von Burnside) Sei G eine endliche Gruppe und es operiere G auf M und sei b(G, M ) die Anzahl der Bahnen von G. Dann gilt b(G, M ) = 1 X · |F (g)| |G| g∈G A given group G of permutations operates of a set X. Each orbit is a subset of X whose members are indistinguishable under the action of G and so the number of orbits tells us the number of distinguishably different types of object in X. Lösungsstrategie Geometrische Aufgaben löst man am Besten mit einer Tabelle (entsprechend ausfüllen): Elemente e (Identität) ◦ Drehung um x Spiegelung na x Ordnung Anahl 1 1 ? 2 ? ? |F (s)| n k ? ? Ordnung g m = e → m = Ordnung ”wie oft muss g angewendet werden, um eine Identitätsabbildung zu erhalten?” P Anzahl = |G| → Kontrolle Anzahl gibt zB an, wieviele Drehungen um X ◦ oder Spiegelungsachsten etc. es gibt welche diese Fixpunktmenge |F (s)| besitzen. Fixpunktmenge |F (s)| Die Anzahl unterscheidbare Konfigurationen, welche bei der Anwendung von g in sich übergeführt werden. (Identitätsabbildungen) 6 Anzahl ununterscheidbarer Muster b 1 b= · |G| X Anzahli · |F (s)|i i ! Abbildung zwischen Gruppen Homomorphie Sind A und B zwei Strukturen (Gruppen, Ringe, etc) Im folgenden bezeichne (A, ∗1 , ∗2 , ...) eine Struktur mit einer Trägermenge A sowie Verknüpfungen ∗i auf A. Eine Abbildung f : A → B heißt Gruppenhomomorphismus zwischen (A, ∗) und (B, ×), wenn für alle a, b ∈ A gilt:f (a ∗ b) = f (a) × f (b) Isomorphie Zwei Gruppen G und G′ heissen zueinander isomorph, wenn zwischen ihnen eine 1-zu-1 Korrespondenz besteht. Eine Isomorphie ist ein bijektiver Homomorphismus. Automorphie Ein Automorphismus ist eine Isomorphie einer Gruppe auf sich selbst. (Die Anzahl Isomorphien einer Strukur (zb geometrische Figur) lässt sich durch |G| berechnen. 7 4 Ringe und Körper Ringe Definition 4.1 (Ring) Ein Ring ist eine Menge R mit 2 Verknüpfungen + und ·, für die folgende Eigenschaften erfüllt sind: 1. (R, +) ist eine abelsche Gruppe 2. R ist abgeschlossen bezüglich ·, die Verknüpfung ist assoziativ und es existiert ein neutrales Element 3. Für alle Elemente a, b, c ∈ R gilt a · (b + c) = ab + ac (a + b) · c = ac + bc Definition 4.2 (Restklassenring Zm ) für m ∈ N\{0} definieren wir folgende Äquivalenzrelation auf Z: x ≡m y ⇔ x ≡ y(mod m) m ist der Modulozähler. Satz 4.1 Die Restklassen modulo m bilden einen Ring mit folgenden Verknüpfungen: [x] + [y] = [x + y] [x] · [y] = [xy] 0≤x+y ≤m−1 0 ≤ xy ≤ m − 1 Satz 4.2 (Satz von Fermat) Sei m ∈ Z,p eine Primzahl und p ∤ m. Dann gilt mp−1 ≡ 1(mod p) Bemerkung: Mit dieser Kongruenz kann man Nicht-Primzahlen erkennen, in dem man n ≪ p wählt und mp−1 ≡ 1(mod p) auswertet. Körper Definition 4.3 (Körper) Ein Körper ist eine Menge mit zwei Verknüpfungen + und ·, für die folgende Eigenschaften erfüllt sind: 1. (k, +) ist eine abelsche Gruppe mit Neutralelement 0 2. (k \ {0}, ·) ist ein abelsche Gruppe 3. a · (b + c) = a · b + a · c ∀a, b, c ∈ k Beispiele für Körper sind Q,R und C Satz 4.3 Zm ist Körper ⇔ m ist Primzahl Lateinische Quadrate Problem: Kann man 36 Offiziere son in einer 6 × 6-Formation aufmarschieren lassen, dass in jeder Zeile und jeder Reihe 6 unterschiedliche Grade und 6 unterschiedliche Regimente vertreten sind? (Antwort: für n = 6: Nein) Definition 4.4 (Lateinisches Quadrat) Sei A eine endliche Menge, |A| = n. Eine Abbildung L : {1, . . . , n} × {1, . . . , n} → A heisst lateinisches Quadrat der Ordnung n, falls gilt: L(i, j) = L(i′ , j) ⇒ i = i′ L(i, j) = L(i, j ′ ) ⇒ j = j′ 8 Definition 4.5 (Orthogonales lateinisches Quadrat) Zwei lateinische Quadrate L1 , L2 mit Einträgen in A heissen orthogonal, falls es für alle (a1 , a2 ) ∈ A × A genau ein Indexpaar gibt mit (i, j) gibt L1 (i, j) L2 (i, j) = a1 = a2 Two latin squares L1 and L2 of the same order are orthogonal if, for each ordered pair of Symbols (k, k ′ ) there is just one positon (i, j) for which L1 (i, j) = k L2 (i, j) = k ′ Sein N (n) die maximale Anzahl paarweise orthogonaler lateinischer Quadrate der Ordnung n. Wie gross ist N (n)? Satz 4.4 Für n ≥ 2 ist N (n) ≤ n − 1. Für n = pm mit p Primzahl ist N (n) = n − 1 Konstruktion p ist Primzahl Lateinische Quadrate auf {0, . . . , n − 1} = Zp . Lk (i, j) = k · i + j(mod p) k ∈ {1, . . . , p − 1}, i, j ∈ {0, . . . , p − 1} 1. Lk ist ein lateinisches Quadrate. Für k 6= 0: ki + j = ki′ + j ⇒ i = i′ ki + j = ki + j ′ ⇒ j = j′ 2. Behauptung: Lh ist orthogonal zu Lk für alle h 6= k, 1 ≤ h, k ≤ p − 1. sei (a, b) ∈ Zp × Zp hi + j = a Eintrag in Lh ⇒ finde i, j ∈ Zp : ki + j = b Eintrag in Lk ⇒ Lineares Gleichungssystem ⇒ eindeutig lösbar Satz 4.5 Let p be a prim and t a non-zero element of Zp . Then the rule Lt (i, j) = ti + j (i, j ∈ Zp ) defines a latin square. Furthermore when t 6= u then the latin square Lt and Lu are orthogonal. Beispiele aB aA bA bB aA bC cB bB cA aC cC aB bA Aa Bd Cb Dc 9 Bb Ac Da Cd Cc Db Ad Ba Dd Ca Bc Ab Aa Bc Cd Db Bb Ad Dc Ca Cc Da Ab Bd Dd Cb Ba Ac 5 Elementare Zähprinzipien Summenregel Ist S = St i=1 Si , das heisst Si ∩ Sj = ∅ für j 6= i, dann gilt t X |S| = |Si | i=1 Beispiel Binomialkoeffizient nk := # k-elementiger Teilmengen einer n-elementigen Menge. ”Wähle aus n Elementen k aus.” Summenregel n n−1 n−1 = + k k−1 k Produkteregel Ist S = S1 × . . . × St , dann gilt |S| = t Y |Si | i=1 Beispiele Produktregel n! n = k k! · (n − k)! Bijektionsregel Ist f : S → T eine Bijektion (Bijektive Abbildung) zwischen endlichen Mengen, dann gilt |S| = |T | Beispiele 2n = n X n k k=0 n n = k n−k Regel vom doppelten Abzählen Es sei R ⊆ X × Y eine Relation zwischen zwei endlichen Mengen X und Y (xRy, x ∼R y für(x, y) ∈ R). Für x0 ∈ X und y0 ∈ Y gilt: r(x0 ) = #Elemente y ∈ Y mit x0 ∼R y s(y0 ) = #Elemente x ∈ Xmit x ∼R y0 Dann gilt X r(x) = x∈X X s(y) y∈Y Zurück zu Binomialkoeffizienten (x + y)n = n X n i=0 10 i · xi · y n−i y=1: (x + 1)n = y = 1, x = 1 : y = 1, x = −1 : Pn i=0 (2)n = 0= n i Pn i=0 Pn i=0 Vandermondsche Identität n i · xi n i · (−1)i m+n k = k X m n · n k−j j=0 Inklusion-Exklusion Prinzip der Inklusion-Exklusion Seien B1 , . . . , Bm Teilmengen von S. Dann gilt m m [ X X X Bi = |S| − |Bi | + |Bi ∩ Bj | − |Bi ∩ Bj ∩ Bk | ± . . . + (−1)n · |B1 ∩ . . . ∩ Bm | S \ i=1 i=1 1≤i<j≤m 1≤i<j<k≤m 11 6 Erzeugende Funktion Idee Zahlenfolge a0 , a1 , . . . → unendliche Reihe P n a n≥0 n x → Funktionsausdruck in x A(x) Formale Potenzreihen Definition 6.1 Sei (an ) eine Folge reeller Zahlen. Dann heisst die formale unendliche Potenzreihe X A(x) = an · xn n≥0 die erzeugende Funktion von (an ). Lösen von Rekursionen Allgemein Wir betrachten die lineare Rekursion vom Grad d mit konstanten Koeffizienten: An + a1 An−1 + a2 An−2 + . . . + ad An−d = 0 n≥d • a1 , . . . , ad ∈ C (Koeffizienten) • A0 , . . . , Ad−1 ∈ C (Anfangswerte) 1. Schritt (ist ai (zb a0 ) nicht gegeben/definiert, kann es = 1 gesetzt werden) Rekursion und Anfangswerte in einer Form ausdrücken: An + a1 An−1 + a2 An−2 + . . . + ad An−d + kd−1 [n = d − 1] + . . . k0 [n = 0] = 0 {z } | Korrekturterm k∈C [n = 1] := 1 für n = 1 0 sonst 2. Schritt Rekursion als Identität erzeugneder Funktionen repräsentieren: X A(x) = An · xn n≥0 d A(x) + a1 · x · A(x) + . . . + ad · x · A(x) + kd−1 · xd−1 + . . . + k1 · x + k0 = 0 3. Schritt Lösen in A(x) A(x) = p(x) 1 + a1 x + . . . + ad xd = q(x) −kd−1 xd−1 − . . . − k1 x − k0 4. Schritt A(x) als formale Potenzreihe schreiben, dann Koeffizientenvergleich: A(x) = p(x) Qd i=1 (1 − d X αi x) gi 1 − αi x i=1 d X X gi · (αi x)n = p(x) · = p(x) · i=1 12 n≥0 Beispiel bn b0 = 2bn−1 + 5bn−2 − 6bn−3 = 1 b1 b2 b3 = = = 1 6 3 1. Schritt: 2bn−1 + 5bn−2 − 6bn−3 + 1[n = 0] − 1[n = 1] −1 [n = 2] |{z} ! B2 =6==2 B1 +5 B0 +δ⇒δ=−1 |{z} |{z} =1 =1 denn (einsetzen in Rekursionsformel) b0 b1 b2 = = = 1 1 = 2B0 + x ⇒ x = −1 6 = B1 + 5B0 + x ⇒ x = −1 b3 = 3 2. Schritt: X n≥0 bn xn = 2x · bn−1 xn−1 + 5x2 · bn−2 xn−2 − 6x3 · bn−3 xn−3 X X X bn xn = 2x · bn xn + 5x2 · bn xn − 6x3 · bn xn + 1 − x − x2 | {z } n≥0 n≥0 n≥0 Auch Summe, aber das gibt ja grad den Wert 2 B(x) = 2x · B(x) + 5x · B(x) − 6x3 · B(x) + 1 − x − x2 3. Schritt: B(x) = 1 − x − x2 1 − 2x − 5x2 + 6x3 4. Schritt: Faktorisierung des Nenner von B(x) B(x) = 1 − x − x2 (1 − α1 x)(1 − α2 x)(1 − α3 x) Bilde dazu das reflektierte Polynom und suche die Nullstellen q R (x) = x3 − 2x2 − 5x + 6 α1 α2 α3 = 3 = −2 = 1 Suche Potenzreihe der Art A B C A(1 − 2x)(1 − x) + B(1 − 3x)(1 − x) + C(1 − 3x)(1 + 2x) + + = (1 − 3x) (1 + 2x) (1 − x) (1 − 3x)(1 + 2x)(1 − x) Koeffizientenvergleich mit B(x) A+B+C ! = 1 ! A − 4B − C = −1 −2A + 3B − 6C = −1 13 ! 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 C= ⇒ + + 3 6 2 1 − 3x 3 1 + 2x 6 1 − x X X 1 1 1 1 1 1X n n n (3x) + (−2x) + (x) −→ Bn = 3n + (−2)n + 1n = 2 3 6 2 3 6 ⇒A= B= n≥0 n≥0 n≥0 Schnellverfahren (Ohne Umweg über erzeugende Funktion) Let un be a sequence satisfying the linear recursion un+2 + a1 un+1 + a2 un u0 u1 = 0 = c0 = c1 and let α and β be the solution of the ausxiliary equation t2 + a1 t + a2 = 0 If α 6= β then there are constants A and B such that un = Aαn + Bβ n (n ≥ 0) while if α = β there are constants C and D such that un = (C · n + D)αn The constants A and B (or C and D) are determined by the values of c0 and c1 . Umformungen A(z) = Summe X an z n B(z) = X bn z n Nullelement A(z) = 0 Einselement A(z) = 1 A(z) + B(z) = Vielfaches c · A(z) = X X (an + bn )z n (c · an )z n Produkt/Konvolution A(z) · B(z) = n X X n≥0 ak · bn−k k= ! zn Verändern von Folgen k-faches Auseinanderziehen (a0 , a1 , . . .) → (a0 , 0 . . . , a1 , 0 . . . 0, . . .) ⇒ A(z) → a(z k ) k-fache Indexverschiebung (a0 , a1 , . . .) → (0, . . . , a0 , a1 , . . .) X X ⇒ A(z) → z k · A(z) = z k · A(z) = an · z n+k = an−k · z n k 14 n Liste von erzuegenden Funktionen zn = 1 1−z (−1)n z n = 1 1+z X n≥0 X n≥0 X z 2n = n≥0 X c + k - 1 z n = (1 − z)−c n n≥0 X m+n 1 zn = n (1 − z)m+1 n≥0 X zn = ez n! 1 1 − z2 n≥0 X c z n = (1 + z) n X (−1)n+1 z n = log(1 + z) n n≥0 n≥0 1 = (1 − cz)2 X (n + 1)cn z n n≥0 15 7 Logik Aussgenlogik Verknüpfungen Verknüpfungsoperatoren werden als Junktoren bezeichnet. Negation (¬, NICHT) P 0 1 ¬P 1 0 ¬ ist wahr gnau dann, wenn P falsch ist. Konjunktion (∧, UND) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P∧Q 0 0 0 1 P ∧ Q ist wahr gnau dann, wenn P und Q wahr sind. Disjunktion, Alternative, Adjunktion (∨, ODER) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P∨Q 0 1 1 1 P ∨ Q ist falsch gnau dann, wenn P und Q falsch sind. Implikation (→, WENN, DANN) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P→Q 1 1 0 1 Bemerkungen ¬P ∨ Q P → Q ist falsch gnau dann, wenn P wahr und Q falsch sind. (Die Implikation ist nur dann falsch, wenn wir aus etwas Wahrem etwas Falsches folgern.) Replikation (←, NUR WENN, DANN) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P←Q 1 0 1 1 Bemerkungen P ∨ ¬Q 16 P ← Q ist falsch gnau dann, wenn P falsch und Q wahr sind. (Die Replikation ist nur dann falsch, wenn wir aus etwas Falschem etwas Wahres folgern.) Bikondition, Äquivalenz, Äquijunktion (↔, GENAU DANN, WENN) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P↔Q 1 0 0 1 Bemerkungen (P ∧ Q) ∨ (¬P ∧ ¬Q) Ist genau dann wahr, wenn links und rechts dasselbe steht. salopp:”=” Antikonjunktion, Sheffer-Strich (|, NICHT BEIDE) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P|Q 1 1 1 0 Bemerkungen ¬P ∨ ¬Q Antivalenz, Disvalenz (⊕, ENTWEDER ODER) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P⊕Q 0 1 1 0 Bemerkungen Antialternative, Peirce-Pfeil, Nicodscher Junktor (↓, WEDER NOCH) P 0 0 1 1 Q 0 1 0 1 P↓Q 1 0 0 0 Bemerkungen ¬P ∧ ¬Q = ¬(P ∨ Q) P ↓ P = ¬P Definition 7.1 (Erfüllbare Logik) Eine Formel heisst erfüllbar, wenn eine Belegung der auftretenden Aussagenvariablen mit Wahrheitswerten wahr oder falsch existiert, sodass die Formel wahr ist. Beispiel: Q ∧ (¬R → P ) ist erfüllbar. Definition 7.2 (Kontradiktion) Eine Formel heisst Kontradiktion, wenn sie unter allen möglichen Belegungen der Aussagenvariablen falsch ist. Beispiel: P ∧ ¬P ist eine Kontradiktion Definition 7.3 (Tautologie) Eine Formel heisst Tautologie, wenn sie unter allen möglichen Belegungen der Aussagenvariablen wahr ist. Beispiel: (P ← Q) ↔ (¬P ∨ Q) ist eine Tautologie. 17 Bindungsstärke der Junktoren • ¬ bindet stärker als ∧. • ∧ bindet stärker als ∨. • ∨ bindet stärker als →. • → bindet stärker als ↔. Äquivalenz von Formeln ¬¬P = P P ∧Q=Q∧P P ∨Q=Q∨P P ∧ (Q ∧ R) = (P ∧ Q) ∧ R P ∨ (Q ∨ R) = (P ∨ Q) ∨ R P ∧ (Q ∨ R) = (P ∧ Q) ∨ (P ∧ R) P ∨ (Q ∧ R) = (P ∨ Q) ∧ (P ∨ R) ¬(P ∧ Q) = ¬P ∨ ¬Q) ¬(P ∨ Q) = ¬P ∧ ¬Q) P ∧P =P P ∨P =P P ∧ ¬P = 0 P ∨ ¬P = 1 P ∧1=P P ∨0=P P ∧0=0 P ∨1=1 P ∧ (P ∨ Q) = P P ∨ (P ∧ Q) = P Doppelte Negation Kommutativität Assoziativität Distributivität De Morgan Idempotenz Komplement Neutrale Dominanz Absorption Logisches Schliessen Definition 7.4 Seien P1 , . . . , Pn und Q Formeln. Wir sagen ”Q folgt aussangelogisch ausP1 , . . . , Pn ”, falls die Implikation (P1 ∧ . . . ∧ Pn → Q) Eine Tautologie ist. Wir sprechen von einem aussagenlogisch korrekten Schluss mit den Prämissen P1 , . . . , Pn und der Konklusion Q. P1 .. Notation: . Pn Q P ∧Q⇒P P, Q ⇒ P ∧ Q P ⇒P ∨Q P → Q, Q → R ⇒ P → R P → Q, ¬Q ⇒ ¬P P → Q, P ⇒ Q P ∨ Q, ¬P ⇒ Q Simplifikation Konjunktion Addition Hypothetischer Syllogismus Modus Tollens Modus Ponens Disjunktiver Sylogismus 18 Prädikatenlogik Definition 7.5 (Prädikat) Eine Äusserung heisst Prädikat, falls Variablen auftreten und die Äusserung durch Belegen dieser Variablen mit zulässigen Objekten einen eindeutigen Wahrheitswert erhält. Die zulässigen Objekte für eine Variable x bilden das Universum für x. Notation p(x) 1-stelliges Prädikat q(x1 , . . . , xn ) n-stelliges Prädikat Beispiele g(x) Die Zahl x ist gerade g(1) ist falsch g(2) ist wahr p(x) q(x, y) r(x) x≥0 x≤y x2 < 0 (1) Prädikate können wir mittels aussagenlogischer Junktoren zu Formeln des Prädikatenkallküls verbinden, zb 1. s(x, y) = p(x) ∧ q(x, y) 2. s(x, y) → p(y) Für die Formel 1 gibt es Belegungen von x und y, unter denen s(x, y) wahr wird. Die Formel 2 ist wahr unter allen möglichen Belegugen von x und y. Derlei Aussagen lassen sich im Prädikatenkalkül formulieren. Durch hinzufügen von Quantoren (existsx, ∀x) für jede Variable werden Prädikate zu Äusserungen, denen ein Wahrheitswert zukommt, zu sogenannten quantifizierten Aussagen. logische Äquivalenz und logische Implikation für quantifizierte Aussagen ∀xp(x) ⇒ ∃xp(x) ∃x(p(x) ∧ q(x)) ∃x(p(x) ∨ q(x)) ∀x(p(x) ∧ q(x)) ⇒ ∃xp(x) ∧ ∃q(x) ⇔ ∃xp(x) ∨ ∃q(x) ⇔ ∀xp(x) ∧ ∀q(x) ∀x(p(x) ∨ q(x)) ¬(∀xp(x)) ⇐ ∀xp(x) ∨ ∀q(x) ⇔ ∃x¬p(x) ¬(∃xp(x)) ⇔ ∀x¬p(x) 19