Aus der Klinik für Neurochirurgie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. M. Buchfelder Die Rolle des xCT-Transporters bei der Progression maligner Gliome Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Alexandra Rebekka Heckel aus Gera Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Schüttler Referent: Prof. Dr. med. Michael Buchfelder Korreferent: PD Dr. med. Ilker Eyüpoglu Tag der mündlichen Prüfung: 14.03.2011 Widmung Ich möchte diese Promotion meinen Eltern, Frau Uta Heckel und Herrn Gerd Heckel, in inniger Verbundenheit widmen und mich für ihre unerschöpfliche Unterstützung in allen Lebenslagen, ihre Motivation und ihre unendliche Geduld bedanken. I nhaltsverzeichnis Widmung 3 I nhaltsverzeichnis 4 1 Zusammenfassung 6 1.1 Hintergrund und Ziele 6 1.2 Untersuchungsmethoden 6 1.3 Ergebnisse 6 1.4 Praktische Schlussfolgerungen 7 2 3 Conclusion 8 2.1 Background and aims 8 2.2 Methods 8 2.3 Results 8 2.4 Clinical significance 8 Einleitung 10 3.1 Definition und histologische Einteilung der Gliome 10 3.2 Kausalität, Epidemiologie und klinisches Erscheinungsbild der 11 Gliome 3.3 Charakteristika der Gliomausbreitung 12 3.4 Glutamat als Neurotransmitter und als Induktor der neuronalen 14 Apoptose 3.5 Der Astrozyt und seine Transporter 15 3.6 Das xCT-System und ihr Missbrauch durch Gliome 16 3.7 Die Entstehung des Gehirnödemes sowie Unterscheidung zweier 17 Subtypen 3.8 4 Fragestellung der Arbeit 18 M aterial und M ethoden 19 4.1 Verwendete chemische Substanzen 19 4.2 Zelllinien, Zellkultur und deren Splitting 19 4.3 Transfektion der F98-Gliomzellen 20 4.4 Zellfärbung 21 4.5 Proteinpräparation und Immunoblotting 21 4.6 Patientenauswahl 22 4.7 siRNA-Vektorkloning und Expressionsanalyse 22 4.8 RNA-Isolation und die RT-PCR-Analyse 23 4.9 Organotypische Gehirnschnittkulturen und das organotypische 24 Gliominvasionsmodell (OGIM) 5 4.10 Mikroskopische Evaluierung 25 4.11 Xenograft-Studien und die mikrodialytische Untersuchung 25 4.12 Quantifizierung von Glutamat 27 4.13 MRT und die Bestimmung des Gehirnödemes 27 4.14 Statistische Auswertung 28 Ergebnisse 29 5.1 29 Sichtbarmachung der Tumorausbreitung auf Basis des OGIM 5.1.1 Quantifizierung der Gliomproliferation und der Gliominvasion 29 5.1.2 Analysen der Tumor-induzierten Neurotoxizität 32 5.2 34 Beweise für eine Glutamatexzitotoxizität 5.2.1 MK 801-Behandlung 34 5.2.2 GYKI 52466-Behandlung 35 5.3 Analyse des Rezeptorstatus in Gliomen 36 5.4 Hemmung der Expression des xCT-Systems 38 5.4.1 Reduktion der Glutamatsekretion durch den xCT-Knockdown 39 5.5 42 Klinische Relevanz der verminderten Glutamatansammlung 5.5.1 Nachweis von reduzierter Glutamatsekretion in vivo und ex vivo 43 5.5.2 Prolongierte Überlebenszeiten bei verzögertem Auftreten von 45 neurologischen Defiziten 5.6 Bildgebende Darstellung der verminderten Glutamatansammlung 47 5.6.1 Verringerung des perifokalen Ödemes 47 6 Diskussion 49 7 Literaturverzeichnis 53 8 Abkürzungsverzeichnis 60 9 Veröffentlichungen 62 10 Danksagung 63 11 Lebenslauf 64 6 1 Zusammenfassung 1.1 Hintergründe und Ziele Die ungehemmte Proliferation, das invasive Wachstumsverhalten, die pathologische Angiogenese sowie die massive Induktion der Neurodegeneration als auch des Gehirnödemes kennzeichnen einen der aggressivsten und häufig tödlich endenden menschlichen primären Hirntumoren, das maligne Gliom, mit seinem bösartigsten Vertreter des Glioblastoma multiforme WHO Grad IV. Trotz chirurgischer Resektion, adjuvanter Radio- und Chemotherapie kann der Tumor bis heute nicht geheilt werden und geht daher mit einer durchschnittlichen Überlebenszeit von ca. 12 Monaten nach Diagnosestellung einher. Die bei der Entstehung der neuronalen Degeneration und des Gehirnödemes zugrunde liegenden Mechanismen sind bis heute ungeklärt, wobei Vermutungen vorliegen, in denen bestimmten extrazellulären neurotoxischen Faktoren eine wichtige Rolle in diesem Prozess zugesprochen wird. Die Motivation dieser Arbeit lag darin, diese unbestätigten Prozesse näher zu beleuchten, die zugrundeliegenden molekularen Faktoren zu identifizieren und daran mögliche neue Behandlungsansätze abzuleiten. 1.2 Untersuchungsmethoden Um dieser These nachzugehen, wurde in dieser experimentellen Studie speziell eine Technik entwickelt, in der mit einem zeitmessenden Mikroskop die lebenden Gliomzellen in einem organotypischen Umgebungsmodell untersucht und mittels der Fluoreszenzmikroskopie sichtbar gemacht werden konnten. Damit war es zum einen möglich, das Gliomzellwachstum selbst zu verfolgen und sich zum anderen Zugang zum Extrazellularraum zu verschaffen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Glutamatbestimmung lag. Zur Berechnung des vorliegenden Gehirnödemes wurden zu verschiedenen Zeitpunkten MRT-Aufnahmen im in-vivo-Modell vorgenommen. 1.3 Ergebnisse Im Rahmen der Promotion konnte gezeigt werden, dass der exzitatorische Neurotransmitter Glutamat vornehmlich zur Induktion der neuronalen Apoptose beiträgt. Die Glutamattransporteranalyse in primären menschlichen Gliomen ermittelte den Cystin/Glutamat-Antiporter (System xCT) als führende Instanz in diesem Prozess. Die sogenannte siRNA-vermittelte Herabregulierung dieses xCT-Transporters erzielte zum einen eine verminderte Glutamatsekretion mit konsekutiver Senkung der Neurodegeneration, wobei jedoch das Tumorwachstum selbst unbeeinflusst blieb. Das 7 kernspintomographisch ermittelte zerebrale Ödem zeigte zum anderen in den xCTherabregulierten Gliomen, die in Rattengehirne implantiert wurden, eine deutlich geringere Ausdehnung, und erreichte dadurch einen verzögerten klinischen Eintritt der neurologischen Ausfallsmuster mit längerer Überlebenszeit der Ratten. Diese Resultate belegen die kritische Funktion und Stellung von xCT in der Gliom-induzierten Neurodegeneration und der Entwicklung des Gehirnödemes. 1.4 Praktische Schlussfolgerungen Anhand dieser Ergebnisse kann die These unterstützt werden, dass die perifokale Ödemzone um die Gliome, zumindest zum Teil, eine Konsequenz der erhöhten extrazellulären Glutamatansammlung mit dem nachfolgenden peritumoralen Zelltod sein könnte. Möglicherweise könnte dies als Ansatzpunkt in der zukünftigen Behandlungsstrategie der malignen Gliome dienen. Diese Kenntnisse können sowohl das Überleben als auch die neurologischen Schäden zugunsten der Patienten beeinflussen, und dadurch eine Steigerung der Lebensqualität verschaffen. 8 2 Conclusion 2.1 Background and aims Malignant gliomas, for example glioblastoma multiforme WHO IV, represent one of the most aggressive and lethal human neoplasias. Hallmarks are unresisted proliferation, invasive tumour growth, angiogenesis and induction of neurodegeneration and brain edema. Neurosurgery and adjuvant therapies like irradiation and chemotherapy are mostly insufficient options. The mechanisms by which malignant gliomas cause neuronal degeneration and brain edema are still unclear. It is thought, that extracellular neurotoxic factors play an important role in this process. To illuminate these unresolved processes and possibly to create new methods for treatment, both were incentives for this work. 2.2 M ethods To address this issue, we have developed, in this experimental study, a technique for tracking glioma cell growth and for making the extracellular fluid accessible in an organotypic brain environment using real-time live cell microscopy with fluorescence. Determination of glutamate was the main focus of attention. Cerebral edema was measured by MRI scans at different time periods. 2.3 Results In this study, the excitatory neurotransmitter glutamate has been mainly shown as an inductor of neuronal apoptosis. Analysis of glutamate transporters revealed further that the cystine-glutamate-exchanger xCT is elevated in primary human gliomas. SiRNAmediated-knockdown of xCT achieved diminished glutamate secretion in gliomas and consequently reduced glioma-induced cell death, although xCT is dispensable for malignant glioma growth. To characterize the impact of these results, we assessed the clinical status of the xCT-knockdown implanted gliomas in rat brains and used MRI imaging. Gliomas with silenced xCT showed a delayed onset of neurological deficits and a prolonged survival. MRI scans with xCT-knockdown gliomas revealed a significant smaller perifocal edema. xCT demonstrate a critical role for glioma-induced neurodegeneration and the development of brain edema. 2.4 Clinical significance Probably these results offer a new starting point for strategy in the treatment of malign gliomas in future, supporting the concept, that perifocal edema formation around 9 gliomas may in part be a consequence of the high glutamate concentrations and peritumoral cell death. These examinations may have an influence on an elongated survival of the patients in the first instance and enhance quality of life. 10 3 Einleitung 3.1 Definition und histologische Einteilung der Gliome Epidemiologisch stellen Neoplasien gegenwärtig eine der häufigsten Todesursachen in den Industrienationen dar. Mit einem Prozentsatz von approximativ 2 %, gemessen an allen auftretenden Neoplasien, nimmt die Gesamtheit der Tumoren des Gehirnes und des Rückenmarkes einen relativ geringen Anteil ein, wobei jedoch die Inzidenz der zerebralen Neoplasien deutlich überwiegt [15]. Unter ihnen zählen die malignen Gliome, und im Speziellen die Glioblastome WHO Grad IV, zu den bösartigsten und aggressivsten Tumoren überhaupt [14]. Die mittlere Überlebenszeit ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung und nach stattgehabter adjuvanter Behandlung beträgt in vielen Fällen weniger als 12 Monate [13], wobei das Alter und der Karnofsky-Index in diesem Zusammenhang eine prädiktive Rolle spielen und für die Einschätzung der Prognose berücksichtigt werden müssen [41]. Definitionsgemäß werden Gliome im Allgemeinen als hirneigene Tumoren neuroektodermalen Ursprungs und mit unterschiedlicher Dignität bezeichnet, die sich durch zytogenetische Entartungen der im Gehirnparenchym vorkommenden astrozytären, oligodendrozytären und ependymalen Zellen entwickeln können [41]. Die Astrozyten, Oligodendrozyten wie auch die Ependymzellen werden unter dem Begriff der Gliazellen zusammengefasst und nehmen jeweils verschiedenartige und vielfältige Funktionen ein. Im Rahmen der Promotion wird der Fokus im Besonderen auf die Astrozyten gerichtet, deren Hauptfunktion unter anderem in der Ausbildung eines Stützskelettes im ZNS liegt. Weitere sehr wichtige Aufgaben bestehen in der Aufrechterhaltung der Blut-HirnSchranke über zahlreiche Fortsätze der Astrozyten und in der Ernährung der Neuronen über die Nähe zu den Kapillaren. Zudem nehmen die Astrozyten eine bedeutende Rolle in der Wiederaufnahme von Transmittern bei und nach der Erregungsübertragung sowie in der Synthese antioxidativer Substanzen zur Protektion der umliegenden Neurone ein [67]. Die aktuelle Einteilung der Gliome gemäß der WHO [34; 32] erfolgt in vier Grade, wofür vorrangig morphologische und histologische Kriterien zur Unterscheidung herangezogen werden. Für WHO Grad I ist beispielsweise das pilozytische Astrozytom anzuführen, welches einem gut abgrenzbaren, hoch differenzierten und teilweise 11 zystischen Tumor mit langsamer Wachstumstendenz entspricht. WHO Grad II Tumoren, mit dem Vertreter des diffusen Astrozytomes, unterscheiden sich nicht wesentlich von dem des I. Grades, jedoch werden hier histologisch eindeutig diffuse Parenchyminfiltrationszonen und eine erhöhte Mitoserate nachgewiesen. Beide Tumorgrade beschränken sich somit auf ein lokales und langsames Wachstum und werden zusammen als Gliome niedrigeren Malignitätsgrades bezeichnet. Im Gegensatz dazu stehen die sich schnell entwickelnden, invasiv wachsenden und wenig differenzierten Gliome des III. und IV. Grades, die den hochgradig malignen Neoplasien zugerechnet werden. Diese Einteilung bezieht sich fast ausschließlich auf die histologischen Malignitätskriterien und definiert sich über eine immens erhöhte mitotische und apoptotische Aktivität mit daraus resultierender gesteigerter Zelldichte im Zentrum des Tumors. Weitere Hinweise zur histologischen Diagnose eines malignen Glioms liefern die Zeichen der zellulären Anaplasie mit Kernatypien und vielfältige pathologische Gefäßproliferationen [34]. Alle aufgeführten Merkmale treffen sicher auf ein Gliom III. Grades zu, wobei als Exempel das anaplastische Astrozytom angeführt werden kann. Um ein Glioblastom (WHO IV) davon abgrenzen zu können, sollten zentrale Nekrosen kleineren oder größeren Ausmaßes nachweisbar sein [34], die Mitoserate zeigt sich nochmalig um ein Vielfaches gesteigert und der Tumor ist über multiple pathologische Gefäßproliferate versorgt. Das makroskopisch sichtbare perifokale Gehirngewebe lässt eine äußerst hohe Vulnerabilität durch die Ausbildung eines Hirnödemes erkennen, das unter anderem mit der Zerstörung der Blut-Hirn-Schranke (vasogenes Ödem) entsteht. 3.2 Kausalität, Epidemiologie und klinisches Erscheinungsbild der Gliome Die Frage nach der Ursache für das Entstehen der Gliome, das entweder über einen primären Prozess oder über eine sekundäre Malignisierung möglich ist, wird noch weitgehend als ungeklärt angesehen. Die Vermutungen gehen dahin, dass eine chronische Exposition gegenüber petrochemischen Stoffen wie z. B. Benzol ein auslösender Faktor sein könnte [41]. Zudem lassen sich genetische Faktoren nicht gänzlich von der Hand weisen, speziell kann hier die Mutation des p53-Tumorsuppressorgens und des Bc1-2 Proteins 12 aufgeführt werden, da diese Substanzen im Originalzustand regulierend auf die Mitose und Apoptose wirken [50]. Gliome stellen mit einem Anteil von 30-50% die häufigsten aller intrakraniellen Tumoren [41] dar, wovon über die Hälfte den Glioblastomen (WHO IV) zugeschrieben wird, an zweiter Stelle folgen die Astrozytome WHO Grad I - III und die Meningeome. Der Manifestationsgipfel liegt bei den malignen Gliomen um das 50.-60. Lebensjahr, wobei das männliche Geschlecht häufiger betroffen ist [41]. Klinisch auffällig werden die Gliome meist erst in einem sehr fortgeschrittenen Wachstumsstadium, grundsätzlich abhängig vom histologischen Typ und von der anatomischen Lokalisation des Tumors. Bei Neubildungen in sogenannten stummen Arealen bleiben diese über eine geraume Zeit unerkannt und können sich ungehemmt ausbreiten. Vorzugsweise treten sie supratentoriell auf und äußern sich zunächst nicht selten vorerst unbemerkt in neurologischen Ausfällen, wie Paresen und/oder Sensibilitätsstörungen mit langsamer Progredienz. Bei Manifestation der Gliome in Arealen mit niedrigem epileptischem Schwellenpotential kann ein fokaler oder generalisierter epileptischer Anfall ein erster Hinweis in Richtung Tumor sein. Dabei muss der Tatsache Beachtung geschenkt werden, dass Krampfanfälle ihre Ursache auch in anderen Krankheitsbildern als Tumoren haben können [44]. Nicht selten berichten die Patienten von länger bestehenden lokalen oder diffusen Zephalgien, die bildgebend erstmalig näher abgeklärt wurden, und als Zufallsbefund bereits Tumoren in fortgeschrittenen Stadien zeigten. 3.3 Charakteristika der Gliomausbreitung In der heute zur Verfügung stehenden Bildgebung mittels Computertomographie oder Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittelgabe lassen sich maligne Gliome makroskopisch häufig relativ scharf gegenüber dem umliegenden Gehirnparenchym abgrenzen und werden in der Regel von einem ausgeprägten perifokalen Ödem begleitet. Dieses ist in den meisten Fällen für den erhöhten Hirndruck verantwortlich und bewirkt Verschiebungen von Gehirngewebe, die sich, wie oben erwähnt, unter anderem in verschiedenartigen Zephalgien äußern können [41]. Mikroskopisch findet sich jedoch eine völlig gegensätzliche Darstellung. 13 Maligne Gliome besitzen die verheerende Eigenschaft, sich durch Infiltration im intakten Gehirnparenchym über nur zum Teil bekannte molekulare Mechanismen auszubreiten [14]. Diese Invasivität betrifft nicht nur das peritumorale Gewebe, sondern auch Gehirnregionen, die anatomisch eng miteinander in Verbindung stehen [41]. Bei bifrontaler Lokalisation mit Wachstum über das Corpus callosum spricht man hier auch von einem sogenannten Schmetterlingsgliom. Eine klassische Metastasierung in extrakranielle Gewebe findet bei den Gliomen nicht statt. Im Rahmen ihrer Invasivität beschränken sich die Wege der Metastasierung im Gehirn, wie schon angeführt, zum einen auf die Kommissurenbahnen von einer zur anderen Großhirnhemisphäre, zum anderen kann eine weitere Ausbreitung über die Meningen, die inneren und äußeren Liquorräume, einschließlich des Ventrikelsystemes, erfolgen. In umgekehrter Weise kommen im menschlichen Körper Syndrome vor, die mit einem gehäuften Auftreten von Glioblastomen oder anderen höhergradigen hirneigenen Tumoren einhergehen, jedoch hereditären Ursprunges sind, wie zum Beispiel das seltene Turcot-Syndrom oder das Li-Fraumeni-Syndrom [33]. Neben der unkontrollierten Zellproliferation sowie der diffusen Gewebeinvasion stellen der peritumorale Zelltod und die Entwicklung eines Gehirnödemes Kennzeichen von malignen Gliomen dar [23; 36; 71]. Es wird vermutet, dass extrazelluläre neurotoxische Faktoren eine große Rolle innerhalb dieser Prozesse spielen [11; 65]. In früheren invitro-Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die Gliomzellen die exzitatorische Aminosäure Glutamat sezernieren [53; 73; 74]. Dieser Ansatzpunkt wurde im Rahmen der Promotion erneut aufgegriffen. Jedes der genannten Merkmale sowie die Kombination der Attribute lassen die Tatsache plausibel erscheinen, dass der Tumor mittels einer oder multipler operativer Maßnahmen nicht komplett in Remission gebracht werden kann, ohne die Gefahr einzugehen, ein beträchtliches Maß an Gehirnparenchym bei diffuser Infiltration mitzuresezieren. Die nachfolgenden Einbußen an neurologischer Funktion und die konsekutiv eingeschränkte Lebensqualität des Patienten wären dementsprechend groß, so dass daher in vielen Fällen lediglich Subtotalresektionen, unter Berücksichtigung dieses Aspektes, vorgenommen werden können. Die malignen Gliome werden aus diesem Grund, entsprechend dem heutigen Standard, obligat mit einer adjuvanten Radiatio und Chemotherapie nachbehandelt. Beide Behandlungstherapien haben einen zytotoxischen Wirkmechanismus [59], der bei simultaner Gabe einen guten Effekt erzielen kann. Das derzeitige Chemotherapeutikum der Wahl ist Temodal, für das, im 14 Vergleich zur solitären Radiatio, eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeit nachgewiesen werden konnte [64]. 3.4 Glutamat als Neurotransmitter und I nduktor der neuronalen Apoptose Die saure Aminosäure L-Glutamat ist wohl der verbreiteste exzitatorische Neurotransmitter im ZNS und somit an vielen physiologischen Abläufen, wie z.B. der Kognition, der Gedächtnisfunktion und dem Lernen beteiligt [12]. Der ubiquitär vorkommende Neurotransmitter ist ebenso während der normalen Gehirnentwicklung an der Verbreitung der Astrozyten beteiligt, dem Zelltyp, aus dem sich die Glioblastoma multiforme entwickeln [37; 60]. Nach synaptischer Freisetzung entfaltet Glutamat seine Wirkung sowohl post- als auch präsynaptisch über verschiedene Subtypen von ionotropen und metabotropen Glutamatrezeptoren [29]. Innerhalb der Gruppe der ionotropen ligandengesteuerten Glutamatrezeptoren lassen sich 3 Klassen differenzieren, die besser unter den Namen der AMPA-, der Kainat- und der NMDARezeptoren bekannt sind [16]. Diese 3 Subtypen befinden sich hauptsächlich auf den Neuronen [40], wohingegen AMPA-Rezeptoren zusätzlich in der Zellmembran der Astrozyten vorkommen. Die Konzentration von extrazellulärem Glutamat liegt unter physiologischen Bedingungen gewöhnlich unter 1 µM, sie kann jedoch unter pathophysiologischen Zuständen im ZNS, die durch Defekte in der Blut-Hirn-Schranke charakterisiert sind, bis auf Werte um 20 µM und höher ansteigen [42]. Krankheitsbilder, die mit länger anhaltenden erhöhten Glutamatkonzentrationen im Zusammenhang stehen, sind unter anderem die Epilepsie, hierzu zählt ebenso die tumorassoziierte, insbesondere bei malignen Tumoren auftretende, Epilepsie [44]. Weitere Beispiele stellen der Apoplex, Traumata, die Multiple Sklerose und diverse Meningitiden dar [4]. Diese enormen Konzentrationssteigerungen an Glutamat über einen längeren Zeitraum sowie die exzessive Aktivierung der Glutamatrezeptoren können eine akute Degeneration, den konsekutiven Zelltod von Neuronen aber auch die Zerstörung der Blut-Hirn-Schranke verursachen [3; 9; 38]. Dieser Vorgang wird als Exzitotoxizität bezeichnet. Die Mechanismen, die kaskadenförmig zum exzitotoxischen Untergang von neuronalen Zellen führen, sind komplex und sollen im Folgenden näher erläutert werden. 15 Glutamat besitzt die Fähigkeit, über zwei molekulare Wege den neuronalen Zelltod herbeizuführen. Zum einen kann Glutamat an die bereits aufgeführten ionotropen Rezeptoren binden und darüber einen Anstieg des intrazellulären Kalziums im Neuron bewirken, was in einem nächsten Schritt die Aktivierung von potenziell destruktiven Faktoren wie der Phosphokinase C (PKC) und dem Transkriptionsfaktor NF- B nach sich zieht. Diese sind beide in der Lage, direkt die neuronale Apoptose einzuleiten, wohingegen die PKC über Zwischenschritte, das PARP und die Caspase 3, dieses Ziel erreichen kann [72]. Auf der anderen Seite besitzt der Neurotransmitter Glutamat die Eigenschaft, ebenso über die Blockade eines in der neuronalen Zellmembran lokalisierten Cysteintransporters den Weg zum irreversiblen Zelluntergang zu induzieren. Man bezeichnet diesen Weg auch als rezeptorunabhängigen oxidativen Signalweg [59], der über eine chemische Reduktion des intrazellulären Cysteins und der Glutathionsynthetase das zelltoxische Wasserstoffperoxid in die Höhe steigen lässt, was konsekutiv zum Zelltod von Neuronen führt. Beide Kaskaden beeinflussen sich gegenseitig und führen in Kombination zu einem rasch fortschreitenden neuronalen Zelltod. 3.5 Der Astrozyt und seine Transporter Um diesen pathologischen Abläufen vorzubeugen und sie bis zu einem gewissen Grad aufhalten zu können, bedarf es im ZNS wirksamer Systeme, die das Glutamat nach Freisetzung wieder aus dem Extrazellularraum aufnehmen und verstoffwechseln können. Das Ziel ist, eine niedrige, nichttoxische Glutamatkonzentration im synaptischen Spalt zu erreichen. Hierfür stehen sogenannte Natrium-abhängige Glutamattransporter zur Verfügung, die in der Lage sind, das aufgenommene Glutamat unter dem Kotransport von Natrium intrazellulär auf das 10000-fache gegenüber dem Extrazellularraum zu konzentrieren [28; 43]. Bis dato ist es gelungen, fünf dieser Natrium-abhängigen Glutamattransporter zu identifizieren, von denen zwei im Rahmen der Promotion besonders von Interesse sind. Es handelt sich hier um die humanen Transporter SLC1A3 und SLC1A, die eine sehr hohe Homologie zu den bei der Ratte als GLAST [63] und GLT-1 [49] bezeichneten 16 Transportern aufweisen. Nachfolgend wird, zur Vereinfachung, ausschließlich die Nomenklatur der bei den Ratten vorkommenden Transportern verwendet. Sowohl GLAST als auch GLT-1 sind vorwiegend in der astrozytären Plasmamembran lokalisiert [8] und nehmen, von allen Glutamattransporten, den größten Anteil an der Glutamathomöostase im Extrazellularraum ein [51; 1]. Eine ganze Reihe von Faktoren, wie das Glutamat selbst, Zytokine und Wachstumsfaktoren, können sowohl die Expression als auch die Aktivität der Glutamattransporter beeinflussen und dadurch regulierend in diesen Prozess eingreifen. Die Aufgabe der Transporter beschränkt sich nicht ausschließlich auf den synaptischen Spalt, sie gibt auch Informationen an die 1DFKEDUV\QDSVHQ ZHLWHU VR GDVV KLHU DXFK YRQ HLQHP LQWHUV\QDSWLVFKHQ Ä&URVVWDON gesprochen wird [48]. Das aufgenommene Glutamat steht wiederum im Zellinneren zur Synthese von z.B. ȖAminobuttersäure (GABA) und Glutathion sowie zum Energieaufbau zur Verfügung [12]. 3.6 Das xCT-System und ihr M issbrauch durch die Gliome Der Astrozyt besitzt, neben der Fähigkeit über die genannten Glutamattransporter Glutamat in das Zellinnere aufzunehmen, ebenso das Vermögen, Glutamat von intrazellulär nach extrazellulär zu befördern. Für diesen Vorgang existiert in der Zellmembran der Astrozyten ein weiterer Transporter, der im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Transportern Natrium-unabhängig und über einen Austausch- mechanismus funktioniert und somit als ein Antiporter bezeichnet wird. Durch die Aufnahme von extrazellulärem Cystein kann über diesen Antiporter zudem überschüssiges intrazelluläres Glutamat aus den Astrozyten befördert werden. Somit nimmt dieser Cystin/Glutamat-Antiporter [11; 25], der in der Literatur dem Terminus xCT-System gleichgesetzt wird, eine regulierende Instanz in der Glutamathomöostase im Bereich der Astrozyten ein. Das aufgenommene Cystein ist dabei essentiell, da es intrazellulär zur Synthese von Glutathion (GSH), einem Peptid, benötigt wird und den Astrozyten auf diese Weise vor äußerem oxidativem Stress in Form von freien Radikalen schützt [6; 70]. Die Gliome machen sich diesen Regulationsmechanismus gezielt zunutze, da im Zuge der erhöhten extrazellulären Glutamatkonzentrationen das protektive xCT-System 17 inhibiert wird, so dass keine Aufnahme von Cystein aus dem Extrazellularraum erfolgen kann und konsekutiv die Glutathionsynthese sowie das Abwehren von freien Radikalen in den Astrozyten stark vermindert ist. Infolge des steigenden oxidativen Stresses intraastrozytär kommt es zum Zelluntergang [59] und zu einer weiteren Freisetzung von Glutamat durch die induzierte Apoptose. Die Gliome besitzen zugleich die Fähigkeit, selbst Glutamat über Kalzium-durchlässige AMPA-Rezeptoren zu transduzieren, was zum einen die Migration und zum anderen die Proliferation der Gliome wesentlich begünstigt. Dieser autokrine Loop fördert nochmalig das Ungleichgewicht der intra- gegenüber der extrazellulären Glutamatkonzentration und unterstützt zusätzlich die Induktion der neuronalen Apoptose [35]. Die Ausführungen lassen erkennen, dass xCT eine bedeutende Rolle innerhalb dieser Prozesse einnimmt, so dass im Rahmen dieser Promotion das Augenmerk auf xCT als möglicher weiterer Zielpunkt einer multimodalen Tumorbehandlung gerichtet wird. 3.7 Die Entstehung des Gehirnödemes sowie Unterscheidung zweier Subtypen Die massiv gesteigerten extrazellulären Glutamatkonzentrationen können zu einer exzitotoxisch bedingten Neurodegeneration sowie zu einer Zerstörung der intakten BlutHirn-Schranke führen [3; 9; 38]. Durch die geschädigte Barriere zwischen den Blutgefäßen und dem Gehirnparenchym kann es zu einem vermehrten Übertritt an Proteinen, Elektrolyten und konsekutiv Flüssigkeitsansammlung wird als an vasogenes Plasmavolumen kommen. Diese oder extrazelluläres Gehirnödem bezeichnet. Eine weitere Form stellt das sogenannte zytotoxische oder auch intrazelluläre Gehirnödem dar. Hierbei kommt es in Folge der gestörten NatriumKalium-ATPase in der Plasmamembran zu einer intrazellulären Hypernatriämie, die durch eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme versucht wird auszugleichen und schließlich, nach Aufbrauchen der Reserveräume, in der Lyse endet [21]. Bei der peritumoralen Ödemansammlung geht man davon aus, dass beide Mechanismen an der Entstehung beteiligt sind, wobei das vasogene Ödem überwiegt [31; 46]. Durch den gestörten Flüssigkeitsabfluss kommt es zu einer intrakraniellen Drucksteigerung, die zunächst noch versucht wird zu kompensieren, jedoch im Verlauf bei aufgebrauchten Reservekapazitäten rapide zu steigen beginnt (Monro-Kellie-Doktrin). Klinisch äußert 18 VLFK HLQ HUK|KWHU +LUQGUXFN LQ GHU 6\PSWRPHQWULDV Ä.RSIVFKPHU]HQ 6FKZLQGHO Übelkeit und Erbrechen" [41]. Symptomatisch wird das peritumorale Ödem in erster Linie mit hochdosierten Glucokortikoiden behandelt, jedoch können diese aufgrund des Nebenwirkungsprofiles wie zum Beispiel der Entwicklung eines Diabetes mellitus und der Osteoporose nicht als Dauertherapie eingesetzt werden. Alternativ, jedoch nur in Ausnahmefällen, kommt in der Tumorbehandlung der Einsatz von hyperosmolaren Substanzen in Frage [27]. 3.8 Fragestellung der Arbeit Es ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig bewiesen und erforscht, über welche Mechanismen der Expansion zum einen die Ausbreitung der malignen Gliome erfolgt und zum anderen das peritumorale Gehirnparenchym konsekutiv zerstört wird. Ist es möglich, dass das umliegende Gehirnparenchym einerseits durch das Wachstum der Gliome und andererseits durch die Kalotte als begrenzenden äußeren Faktor dem Zelltod zugeführt wird oder besitzen die Gliome die Fähigkeit, neurotoxische Substanzen aktiv zu produzieren, die das Gewebe auf diesem Weg zugrunde gehen lassen? Um dieser Frage nachzugehen und nähere Erkenntnisse zu erlangen, wurde ein Modell entwickelt, das es ermöglicht, bestimmte Gehirnregionen auf zellulärer, molekularer und anatomischer Ebene zu erforschen und zu jedem Zeitpunkt mikroskopisch sichtbar zu machen und dokumentieren zu können. Es handelt sich hier um organotypische Schnittkulturen von Rattengehirnen, die möglicherweise eine Brücke zwischen den in-vitro-Einzelzellkulturen und den in-vivoVerhältnissen im Gehirn, die von außen nicht einsehbar sind, spannt. Mittels dieser Schnittkulturen konnten experimentelle Transplantationen und pharmakologische sowie genetische Manipulationen durchgeführt werden, die uns Aufschluss über den Ausbreitungsmechanismus der Gliome gaben und die Rolle des xCT-Systemes im Speziellen näher beleuchtete. 19 4 M aterial und M ethoden 4.1 Verwendete chemische Substanzen Die Substanzen MK 801, Glutamat, PI und der Antikörper gegen GLT-1 wurden von der Firma Sigma-Aldrich, mit Firmensitz in München, bezogen, und MK 801, der als hochpotenter und selektiver nicht-kompetitiver NMDA-Rezeptorantagonist fungiert, wurde nach Auflösung in sterilem Wasser in einer Endkonzentration von 100 µM hinzugegeben. Der selektive nicht-kompetitive AMPA-Rezeptorantagonist GYKI 52466 wurde von der Firma Biotrend in Köln erworben, und musste zunächst in Methanol aufgelöst werden, um schließlich in einer Endkonzentration von 80 µM zur Anwendung zu kommen. Der xCT-Antikörper wurde freundlicherweise von Dr. P. Kalivas von der Medical University of South Carolina bereitgestellt. Die Zellkulturmedien und die entsprechenden Zusätze konnten von der Firma Biochrom in Berlin erhalten werden. Als Lieferant von NeuN und GFAP und dem Aquaporin 4-Antikörper stand die englische Firma Chemicon aus Hants zur Verfügung. 4.2 Zelllinien, Zellkultur und deren Splitting Die Rattengliomzelllinien F98 (Passage 30-60) und C6, die menschliche Gliomzelllinie U87MG (American Type Culture Collection, Manassas, VA, Passage 130-150), die den Mäusen zugehörige Nervenzelllinie HT22 (Subklon der HT4 Zelllinie mit Gewinnung aus dem Hippokampus MORIMOTO, Passage 60-80) und die Mausgliomzelllinien SMA560 sowie GL261 (New England Medical Center Boston, Passage 30-50) wurden allesamt in DMEM (Dulbecco modified Eagle medium) von der Firma Gibco aus Karlsruhe kultiviert. Das Medium war mit 10 % fetalem Kalbsserum (Biochrom, Berlin) und 1 % antibiotischen Substanzen (Gibco) versetzt. Die Kulturen wurden konsequent in einer 37°C warmen Atmosphäre mit hoher Luftfeuchtigkeit aufbewahrt, die 5 % Kohlendioxid und 95 % Luft enthielt. Bei ausreichender Dichte des Zellrasens in den Zellflaschen mit 10 ml Medium, wurde das verbrauchte Medium abpipettiert und die Zellen ca. 1 - 3 mal mit PBS gewaschen, um die apoptotischen Zellen herauszufiltern. Zur Ablösung des Zellrasens selbst verwendete man 5 ml Trypsin, gab es für 10 min in 20 die 37° C warme Atmosphäre, pipettierte im Folgenden dieses Gemisch aus Trypsin mit den losgelösten Zellen in ein 20 ml Tube, und zentrifugierte es für 8 min bei 900 U/min. Danach wurde der Überstand verworfen und das Pellet mit 10 ml frischem Medium vermischt. Anschließend erfolgt das Splitting in die gewünschte Anzahl von Versuchsflaschen, um neues Zellmaterial für nachkommende Versuchsreihen zu erzeugen. 4.3 Transfektion der F98-Gliomzellen Die Transfektion der F98-Gliomzellen erfolgte mittels des Plasmides pEGFP-N1 (BD Biosciences Clontech, Heidelberg) unter Verwendung der von Sambrook und Russell entwickelten Kalzium-Phosphat-Methode [54]. Hierbei wurden die F98-Zellen zunächst mit einer Dichte von 20000 Zellen in 1,9 cm2 Schälchen zusammen mit 500 µl Kulturmedium ausplattiert. Nach einer Dauer von 24 h verwarf man vorsichtig dieses Medium und ersetzte es durch 500 µl des DNA-Präzipitates, welches in jedes Well gegeben wurde. Das DNA-Präzipitat selbst wurde folgendermaßen hergestellt, man pipettierte 417,5 µl steriles Wasser, 62,5 µl des 2M-CaC12, 20 µg des DNA-Plasmides und 500 µl BES-Puffer (enthielt 1,07 g BES von Sigma-Aldrich, 1,63 g NaC1 und 0,0267 g Na2HPO4 x 2H2O auf 100 ml steriles Wasser bei einem pH von 6,95) zusammen und füllte es mit dem Kulturmedium auf ein Endvolumen von 10 ml auf. Die nachfolgende Inkubation der Zellen betrug 20 h bei 37° C in einer Atmosphäre mit 5 % CO2 und 95 % Luft. Danach folgten die Entfernung des DNA-Mediums und eine weitere Inkubation der Zellen in normalem Kulturmedium für 24 h. Die transfizierten Zellen wurden anschließend für 4 Wochen in einem Selektionsmedium (es enthielt 500 µg G418/ml) kultiviert, wobei das Selektionsmedium alle 2 Tage gewechselt wurde. Roti-Fect (Firma Roth, Karlsruhe) wurde alternativ zur Transfektion herangezogen, da dies nicht auf der Kalzium-Phosphat-Methode basierte, und konnte entsprechend dem Herstellerprotokoll verwendet werden. 21 4.4 Zellfärbung Die Zelllinien U87MG, GL261 und HT22 wurden mittels eines Vybrant CFDA SE Färbesets (Molecular Probes, Eugene, OR) koloriert. Dabei diffundiert das CFDA SE passiv in die Zellen. Es ist farblos und nicht-fluoreszierend, bis seine Acetatgruppen durch intrazelluläre Esterasen gespalten werden. Diese Eigenschaft wird nach Zellteilung oder Zellvereinigung an die Tochterzellen vererbt und kann nicht auf die angrenzenden Zellen in einer Population übertragen werden. Die geschätzten Gipfelpunkte der Anregung und Abregung nach Hydrolyse betragen jeweils 492 und 517 nm. 4.5 Proteinpräparation und I mmunoblotting Die Durchführung und Auswertung der Westernblots basierte auf früheren Protokollanordnungen, wie bei [7]. Für die gesamte Proteinextraktion wurden die Zellpellets in einen Lysepuffer resuspendiert, der 50 mM Tris-HC1 (pH 8, SigmaAldrich), 150 mM NaCl (Merck, Nürnberg ), 1 % Triton X-100 (Sigma-Aldrich), 0,1 % SDS (Sigma-Aldrich), 1 mM EDTA (pH 8, Merck), 1 mM Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF, Roche, Mannheim) und 1 Tablette eines Proteaseinhibitors (Roche) enthielt. Nach der Zentrifugierung mit dem 15000-fachen der Erdbeschleunigung für 10 min bei 4° C wurde der aus diesem Procedere entstandene Überstand mit einem 12%-igen Polyacrylamidgel auf einer SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophorese aufgetragen. Hierbei dienten als Standard 20 µg pro Bahn. Die getrennten Proteine wurden zum Vorgang des Elektroblottens auf einer Nitrozellulosemembran (Sigma-Aldrich) aufgebracht. Der monoklonale ß-Actin-Anti-Maus-Antikörper diente als Referenzprobe bei gleichwertiger Ladungsmasse. Zur Zellanalyse fanden entsprechend den Protokollen des Herstellers die jeweiligen Antikörper und Chemolumineszenzmethoden (Amersham, Freiburg) Anwendung, wobei hier GLT-1 oder xCT analysiert wurden. 22 4.6 Patientenauswahl Sechs operative Beispiele, die in dieser Studie herangezogen wurden, waren histologisch entsprechend der WHO-Klassifikation als ein Glioblastoma multiforme diagnostiziert worden. Eine Einverständniserklärung von Patientenseite über die wissenschaftliche Verwendung des gewonnenen Materiales lag in schriftlicher Form vor. 4.7 siRNA-Vektorkloning und Expressionsanalyse Entsprechend den Kriterien von [68] wurden drei 19-er siRNAs für die RNA-Störung mit den vom Nagetier stammenden xCT-Kopien (Genbank acc. AB022345) ausgewählt. Das Klonen der synthetischen Oligonukleotide in den pSuperGFP-Vektor (pS-GFP; Oligoengine, Seattle, USA) wurde durchgeführt, indem ein leerer Vektor mit EcoRl und Xho 1 beladen wurde, entsprechend den vorliegenden Protokollen des Herstellers. Die Zellen wurden bei einer geringen Dichte (< 20.000 Zellen/cm ) mit dem Vektor transfiziert und anschließend 72 h nach Transfektion geerntet. Nach Auflösung der Zellen in einem 12%-igen SDS-Gel führte man einen Elektroblot auf einer Nitrozellulosemembran (Millipore, Deutschland) durch. Alle Inkubationen verliefen über Nacht bei 4°C in der Lösung PBST. Das xCT-Antiserum wurde in einer Verdünnungskonzentration von 1:200 verwendet. Sekundäre Anti-Kaninchen- Antikörper, die an die Meerrettich-Peroxidase gekoppelt waren, fanden in einer Verdünnung von 1:5000 Anwendung, und wurden über eine Inkubation in ECLReagenzien (Amersham) nachgewiesen. Hier benutzte man als Vergleichsladung wiederum den monoklonalen Mausantikörper ß-Actin (Sigma-Aldrich). In Abhängigkeit von der Proteinmolekularmasse nahm man Myosin (212 kDa), MBP-bGalaktosidase (158 kDa) und das maltosebindende Protein 2 (42 kDa) zum Vergleich. Die Quantifizierung der Immunoblotte über die Anfärbung der Gele mittels Mohnfarbe erfolgte mittels der Dichtemessung von Metamorph (Universal Imaging, USA). 23 4.8 RNA-I solation und die RT-PCR-Analyse Die Isolation der gesamten RNA geschah unter Verwendung des RNeasy Mini Kit und der QIA-Zerkleinerungssäulen, entsprechend den vorliegenden Protokollen des Herstellers (Qiagen, Hilden). Die relative Quantifizierung der Zielgenexpression wurde über 2 Schritte vorgenommen, zum einen erfolgte sie über den QuantiTect SYBR Green RT-PCR Kit und zum anderen mittels der Bestätigung über den QuantiTect Primer Assays (Qiagen) auf einem bereitgestellten Biosystem 7500 Real-Time PCR System. Die folgenden Ratten- und Menschen-QuantiTect Primer Assay waren in Gebrauch: Ratten-ß-Actin (Ratten-Actb, NM_031144, Rn_Actb_l_SG, Kat.-Nr.: QT00193473, Amplikonlänge: 145 bp); Ratten-Slcla3 (EAAT1, GLAST, NM_019225, Rn_SIcla3_SG_I, Kat.No.: QT00189329, Amplikonlänge: 78 bp); Ratten-Slcla2 (EAAT2, GLT1, NM_017215, Rn_Slc1a2_SG_1, Kat.-Nr.: QT00181090, Amplikonlänge: 91 bp); Ratten-S1c7all (xCT, XM_227120 Rn_LOC310392_1_SG, Kat.-Nr.: QT00393841, Amplikonlänge: 90 bp); Ratten-S1c3a2 (4F2HC, CD98, NM_019283 Rn_Slc3a2_SG_1, Kat.-Nr.: QT00175665, Amplikonlänge: 84 bp); Humanes ß-Actin (Hs_ACTB_SG_1, Kat.-Nr.: QT0005431); Humaner SLC1A3 (EAAT1, GLAST, Hs_SLC1A3_1_SG, QT00069874); Humaner SLC1A2 (EATT2, GLT-1, Hs_SLC1A2_1_SG, Hs_SLC7A1l_l_SG, QT00085339); QT00002674); Humaner Humaner SLC3A2 SLC7A11 (XCT, (4F2HC, CD98, Hs_SLC3a2_1_SG, QT00085987). Amplikons wurden zur Erfassung einer äußeren Grenze entwickelt, um falsch positive Nachweise von genomischen Verschmelzungen auszuklammern. Jeder 20 µl RT-PCRMix beinhaltete 10 ng reine RNA, 2 µl des QuantiTect Primer Assays, 2x 10 µl QuantiTect SYBR Green RT-Master-Mix und 0,2 µl des QuantiTect RT-Mix. Die EinSchritt-RT-PCR-Reaktionen wurden in 96-Well Reaktionsplatten ausgeführt, die mit optisch behafteten Materialen (Applied Biosystems, Darmstadt) bedeckt waren. Die folgenden Zyklen mussten eingehalten werden: 50° C für 30 min, 95° C für 15 min, weitere 40 Zyklen bei 94° C für 15 sec, 55° C für 30 sec und 72° C für 35 sec. Die Real-Time (RT)-PCR wurde 4 Mal für jedes Gen und jede RNA-Probe vorgenommen. In einer vergleichbaren Methode zur Bestimmung der relativen Quantifikation wurde für jedes Zielgen das relative Expressionsniveau herangezogen und gegenüber den nichtbehandelten Kontrollproben abgewogen, wobei ȕ-Actin als Referenzwert diente. Die Genauigkeit der RT-PCR für jede einzelne 24 Reaktion wurde durch verschmolzene Kurvenanalysen überprüft und anschließend über eine Elektrophorese mit 2%-igem Agarosegel bestätigt. 4.9 Organotypische Gehirnschnittkulturen und das organotypische Gliominvasionsmodell (OGI M ) Die Hirnschnittkulturen wurden vorbereitet und instand gehalten, der detaillierte Hergang hierzu wird an anderer Stelle erfasst [17]. Nach der Dekapitation von 7 Tage alten Wistar-Ratten oder C57BL/6 Mäusen entfernte man zügig unter sterilen Bedingungen das Gehirn dieser Tiere und gab es in ein eisgekühltes Präparationsmedium. Die Gehirne wurden im Präparationsmedium unter Verwendung eines Vibratoms (Technical Products International, St. Louis, MO) in 350 µm dünne horizontale Scheiben zugeschnitten und bei einer Temperatur von 35° C mit hoher Luftfeuchtigkeit und 5 % Kohlendioxid im Kulturmedium kultiviert. 5000 stabil transfizierte GFP-positive F98-Gliomzellen (p-EGFP-Nl von der Firma BD Biosciences Clontech, Heidelberg) oder 5000 CFDA SE-gefärbte U87MG, GL261 oder HT22-Zellen wurden einen Tag nach der Schnittpräparation zusammen mit 0,1 µl Medium in den entorhinalen Kortex (Schicht II und III) implantiert [18]. Die Implantation der F98- und U87MG- Zellen erfolgte auf Rattenschnittkulturen, dagegen die GL261 und HT22-Zellen auf Mausschnittkulturen. Ein Mediumswechsel wurde direkt einen Tag nach Präparation und im Verlauf jeden zweiten Tag vorgenommen. Im gleichen zeitlichen Intervall wurde mit einem inversen Fluoreszenzmikroskop (BX51 Mikroskop der Firma Olympus, Hamburg) das Wachstum und die Invasion der Gliome beurteilt sowie ausgewertet. Am fünften Tag nach Präparation inkubierte man die Schnitte für 20 min mit 11.1 g/ml Propidiumjodid, um die Tumor-induzierte Neurotoxizität zu analysieren und wechselte anschließend das Medium vollständig aus. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurden die Schnittkulturen zudem in eine Lösung aus destilliertem Wasser mit 4 % Formaldehyd und 1 % Glutaraldehyd eingetaucht und für 2 h fixiert. Nach der Fixation wurden die Schnitte mit 0,1 M Phosphatpuffer abgewaschen und im Folgenden für 2 Wochen in einer 0,8 M Saccharoselösung aufbewahrt, im Anschluss daran erfolgte mit Hilfe eines Kryostaten (HM560 Microm, Walldorf) der Zuschnitt auf 14 µm dünne Scheiben. 25 4.10 M ikroskopische Evaluierung Für die morphometrischen Analysen nutzte man eine digitalisierte Hochleistungskamera mit optischen Rastern (CCD-Kamera, Soft Imaging System, Münster), die an das bereits erwähnte BX51 Mikroskop angeschlossen und in Verbindung mit einem Bildverarbeitungsprogramm (analySIS, Soft Imaging System) eingesetzt werden konnte. Die fluoreszenzmarkierten Zellen als auch die Stärke der Propidiumjodidfärbung wurden mittels eines Olympusmikroskopes (IX70) analysiert. Die qualitativ hochwertige technische Ausstattung des Olympusmikroskopes mit einem TRITC- (Anregungsfilter 520 - 550 nm, Schrankenfilter 580 nm) und FITC- (Anregungsfilter 450 - 490 nm, Schrankenfilter 520 - 550 nm) Schmalbandfilter sowie einer CCD-Kamera und einem adaptierten Bildverarbeitungsprogramm erlauben eine exakte Untersuchung des Materiales. Überkoppelungen und das Auslaufen des Fluochromfilters zwischen dem Übertragungsweg wurde regelmäßig kontrolliert und die Software korrekt angewandt. Die konfokale direkte Zellabbildung erfolgte mittels des Leica DM/IRE2 inversen Mikroskopes, das gleichzeitig einen TCS-AOBS Scankopf und eine temperaturregulierte Vorkammer aufweist (Leica, Mannheim). Die Zellzyklusanalysen wurden mit Hilfe eines FACS Calibur (BD Biosciences, CA, USA) durchgeführt, in dem eine Argonlaserlinie sowie eine rote Laserdiode inkludiert sind. Die Quantifizierung selbst konnte aus der Multiplikation der Bildgröße mit dem Faktor 1,27 (NIH, USA) ermittelt werden. Die statistische Signifikanz wurde mit dem Student's t-Test ermittelt (Statview II Abacus, Berkeley, CA). 4.11 Xenograft Studien und die mikrodialytische Untersuchung Grundsätzlich wurde bei den durchgeführten Tierexperimenten auf die exakte Umsetzung der europäischen Richtlinien im Umgang mit Labortieren geachtet (86/609/EEC). Die weiblichen Fisher-Ratten mit einem Gewicht von 150 - 200 g (Charles River, Sulzfeld) erhielten über eine intraperitoneale Injektion Narkotika in einer Mischung aus 70 mg/kg Körpergewicht Ketamin (Pfizer, Karlsruhe), 15 mg/kg Körpergewicht Xylazin (Bayer, Leverkusen) und 0,05 mg/kg Körpergewicht Atropin (Braun, Kronberg/Taunus). Sie wurden anschließend in einem stereotaktischen Rahmen 26 (David Kopf Instruments, Bilaney Consultants, Düsseldorf) fixiert. Stabile xCT oder unspezifische siRNA, die von den F98-Rattengliomzellen exprimiert wurden, wurden auf stereotaktischem Weg mit einer Hamilton Spritze (VWR, Darmstadt) mit einem Gesamtvolumen von 5 µl (1,5 x 105) in den rechten Frontallappen (2 mm seitlich der Bregma, 4 mm tief ab der Duraoberfläche) der Tiere implantiert. Die Tumorimplantation wurde für 10 Tage nach dem operativen Eingriff mit einem 1,5 Tesla MRT-Gerät überwacht. Zur Einschätzung der neurologischen Defizite benutzte man eine feststehende klinische Skala [20], nach der die Tiere täglich bewertet wurden (Grad 0: keine Defizite; Grad 1: Rumpfschwäche oder -paralyse, Grad 2; Paraparese der Hinterläufe oder Hemiparese; Grad 3: Paralyse der Hinterläufe oder Hemiplegie; Grad 4: Tetraplegie, Erstarrungsphase oder Tod) [19]. Sechs Tiere wurden nach der MRTKontrolle getötet und deren Gehirne zur histologischen Aufarbeitung bestimmt. Hierzu fand eine Fixierung der Gehirne statt, die mittels eines Gemisches aus 4 % Paraformaldehyd und 1 % Glutaraldehyd in destilliertem Wasser erreicht werden konnte. Nachdem die Gehirne mit PBS abgespült waren, bewahrte man sie bei 4° C in einer 30 %-igen Saccharoselösung für 5 Tage auf. Für die weiteren histologischen Analysen fertigte man 10 µm dünne koronare Kryoschnitte an und führte Immunfärbungen für xCT, GFAP, Aquaporin-4 und NeuN oder Hämatoxylin&Eosin (H&E) durch. Die Ausdehnung der Tumormasse wurde über Digitalbilder und den entsprechenden Bildverarbeitungsprogrammen (AnalySIS, Soft Imaging System, Münster) dokumentiert. Die extrazellulären Glutamatlevel errechnete man in vivo über mikrodialytische Messsonden. Die Ratten wurden hierfür, wie bereits beschrieben, anästhesiert und in den stereotaktischen Rahmen platziert. Eine mikrodialytische Messsonde (CMA 12/4; Durchstichgröße 20 kDa; CMA Microdialysis, Semrau) wurde unter fluoreszierender Lichtkontrolle in der peritumoralen Region platziert und die Sonde mit ACSF (147 mM NaCL; 4 mM KCl; 2,3 mM CaCl2; 1 mM MgCl2) bei einer Flussrate von 1,6 µl/min perfundiert. Die ersten 6 Fraktionen wurden verworfen, um Beimengungen von Gehirnparenchym vorzubeugen und um approximativ einen gleichbleibenden Zustand sicherzustellen. 27 4.12 Quantifizierung von Glutamat In jedem Schritt dieses analytischen Verfahrens fand eine chemische Bestimmung statt, wofür eine Waters 600S mit einer C-18 Säule (Atlantis, USA) genutzt wurde. Dieser Hochleistungschromatograph für gleichzeitig mehrere Flüssigkeiten (HPL = high performance liquid chromatography) ist in der Lage, die Glutamatkonzentration über einen abtastenden fluoreszierenden Detektor mit einer Anregungswellenlänge von 320 nm und einer Emissionswellenlänge von 440 nm zu ermitteln. Die Quantifizierung der Glutamatkonzentration erfolgte über den Vergleich der Ausschlaghöhe der Gipfel von den gewonnenen Proben mit den externen Standards. Es wurde im Ablauf zunächst in der Vorsäule eine Derivatisierung und eine Proteinabsonderung durchgeführt. Eine ausführliche und eingehende Beschreibung des Vorganges kann an anderer Stelle nachvollzogen werden [75]. Zusammenfassend kann erläutert werden, dass die deproteinisierten Proben mit einem O-Phthalaldehyd/ß-Mercapthethanol (pH 10,4) für 2 Minuten derivatisiert und anschließend in die umgekehrte Phase der C18- Säule eingebracht wurden. Das daraus resultierende Isoindol-Glutamatderivat mit zusätzlicher Thio-Gruppe konnte dann in der isostatischen umgekehrten Phase des HPLC gesondert erhalten werden. Die mobile Phase A und B bestand aus 0,02 mol/l wasserhaltigem Natriumacetat (pH 6,1) und 100 % Methanol, und wurde mit einer Flussrate von 1,7 ml/min durch das HPLC-System gepumpt. 4.13 M RT und die Bestimmung des Gehirnödemes Die kernspintomographische Bildgebung wurde mit einem 1,5 Tesla-Gerät (Sonata, Siemens, Erlangen) ausgeführt, wobei eine 40 mm durchmessende Orbita- Mikromagnetspule als Empfänger eingesetzt wurde. Die Übersichtsbilder und eine 3DCISS-Sequenz (Wiederholungzeit: 9 ms, Echozeit: 5 ms, Rekonstruktionen mit einer Schichtdicke von 0,4 mm) wurden in koronarer, axialer und transversaler Schnittführung angefertigt. Zehn koronare T1- und T2- gewichtete Schichten, jeweils mit 1 mm Dicke und mit einem Abstand von 0,2 mm zwischen den Schichten, wurden über dem Tumor auf den transversalen Übersichtsbildern positioniert. Die T1 gewichteten Bilder waren mit einem 256 x 256 Raster ausgestattet, das Blickfeld betrug, wie bereits angemerkt, 40 mm. Die Wiederholungzeit kann mit 507 ms angegeben 28 werden, die Echozeit mit 17 ms. Der gesamte Scanvorgang konnte nach 3 min 42 sec als abgeschlossen angesehen werden. Zur Erstellung von kontrastmittelverstärkten Bildern erhielt jedes Tier 1 ml eines Kontrastmittelagens pro kg Körpergewicht, in unserem Fall Magnevist von der Firma Schering aus Berlin, welches 10 min vor dem Beginn der T1-gewichteten Sequenz appliziert wurde. Die T2-gewichteten Bilder wurden ebenfalls mit einer 512 x 512 Matrix belegt, das Blickfeld vergrößerte sich auf 52 mm. Die Wiederholungzeit betrug 4500 ms, die Echozeit 158 ms, die gesamte Phase des Scanvorganges verlängerte sich hier auf 6 min 12 sec. Die Bildanalyse wurde für jede Ratte in den zentralen Schichten unter Verwendung des eingebauten Bildberechnungsprogrammes von Siemens durchgeführt, um das eigentliche Tumorvolumen in den T1-gewichteten kontrastmittelverstärkten Bildern abzugrenzen. Das totale Tumorvolumen errechnete sich aus der Summe aller Schichtebenen multipliziert mit dem festgelegten Schichtabstand. Das Resultat wurde im Anschluss mit dem histologisch abgeleiteten Tumorvolumen verglichen. Zur endgültigen Bestimmung des Ödemvolumens subtrahierte man das erfasste Tumorausmaß von dem Volumen des hyperintensen Bereiches in den T2-gewichteten Bildern. 4.14 Statistische Auswertung Die Daten aller Versuchsreihen wurden in unabhängigen Experimenten ermittelt und zusammengefasst. Die Daten der in den Abbildungen gezeigten Immunoblots sind ausgewählte typische Beispiele der durchgeführten Experimente. Für die Auswertung wurde der Mann-Whitney U-Test angewandt (Statview II, Abacus, USA) oder der entsprechend beschriebene Vorgang. Das Signifikanzniveau betrug bei P* < 0.05, bei P** < 0.01 und bei P*** < 0.001. Der Fehlerbalken soll das Signifikanzniveau verdeutlichen. 29 5 Ergebnisse 5.1 Sichtbarmachung der Turmorausbreitung auf Basis des OGI M 5.1.1 Quantifizierung der Gliomproliferation und der Gliominvasion Für die Beobachtungsreihe wurden lebende Hirnschnittkulturen verwendet, die zur Überwachung der Gliomproliferation und -invasion innerhalb der organotypischen Umgebung der hippokampalen Formation und des entorhinalen Kortex, der enge anatomische Verbindungen zum Hippokampus aufweist, dienten. Die GFP-markierten F98-Gliomzellen wurden in den entorhinalen Kortex eines Rattengehirnes implantiert, was die Analyse als auch die Manipulation zum einen der Interaktion zwischen den malignen Zellen und den Neuronen erlaubt und zum anderen Einblicke in die zellulären Metabolismen gibt. A: Kultivierung der entorhinohippokampalen Rattenschnittkulturen für 6 Tage. B: Identische Schnittkultur wie in A nach Implantation von ungefähr 5000 GFPtransfizierten F98-Gliomzellen. Balken = 100 µm; DG = Gyrus dentatus; EC = Entorhinaler Kortex; NC = Neokortex Abb. 1: Beispiel für das OGIM 30 Um nähere Erkenntnisse hinsichtlich der lokalen Ausbreitung der Gliomzellen zu erlangen, wurden die infiltrierten Tumorareale im Anschluss an die Implantation im Verlauf nach 1, 3, 5, 10 und 20 Tagen mikroskopisch dargestellt. Es konnte zu allen Zeitpunkten eine kontinuierliche Zunahme der Haupttumormasse beobachtet und dokumentiert werden. Eine diffuse Umrandung, die in einiger Entfernung des Tumors sichtbar wird, repräsentiert die äußere Grenze der Tumorzellinfiltration in das umliegende Gehirnparenchym. Der gesamte entorhinale Kortex war innerhalb von 20 Tagen nach der Implantation von den Tumorzellen befallen. Die Implantationsexperimente wurden unter Verwendung der menschlichen Gliomzelllinie U87MG und der Maus-Gliomzelllinie GL261 wiederholt und ebenfalls mikroskopisch festgehalten. Abb. 2: Implantation von neoplastischen und nicht-neoplastischen Zellen in die organotypischen Schnittkulturen. A-E: Die Ratten-F98Gliominfiltrations-areale (grüne Fluoreszenz) wurden 1, 3, 5, 10 und 20 Tage nach der Implantation (DAI) gemessen, wobei nur die Fluoreszenzbilder abgebildet sind. Die Pfeile in B zeigen die Tumormasse 3 Tage nach Implantation. Eine fluoreszierende Korona trat nach insgesamt 5 Tagen auf (Pfeilspitzen in C), was die Gliomzellinvasion in das umliegende Gehirnparenchym verdeutlicht. F: In Abhängigkeit von der Zeit wurde das F98-Tumorwachstum ermittelt und errechnete sich als Durchschnitt der GFP-positiven Areale 1 Tag nach Implantation (definiert als (100%). Die Daten sind Durchschnittswerte ± der Standardabweichung aus 9 Schnittkulturexperimenten in jeder Gruppe (dies gilt ebenso für die Berechnungen in I, L, O und R). G-I: Die Daten stammen aus ähnlichen Experimenten, wobei die humanen Gliomzellen U87MG verwendet wurden. J-L: Verwendung der Mausgliomzellen GL261, wobei Mausschnittkulturen angefertigt wurden. 31 M-O: Implantation der humanen Be(2)c-Neuroblastomzellen in den entorhinalen Kortex. Es fehlt hier jegliche Tumorkorona 5 Tage nach Implantation. P-R: Implantation von HT22 neuronalen Zellen in die mausspezifischen entorhinohippokampalen Schnittkulturen. Balken 100 µm (A-E, G, H, J, K, M, N, P und Q) Es konnte ein ähnliches Invasionsmuster, wie gerade eben für F98 beschrieben, beobachtet werden, bei der die diffuse Umrandung jedoch bereits fünf Tage nach Implantation auftrat. Diese Korona wurde vergleichsweise nicht in den Experimenten beobachtet, in denen die Neuroblastom Be(2)c-Zellen oder die neuronale Zelllinie HT22 verwendet wurden, was als Beweis herangezogen werden kann, dass die Invasion in den organotypischen Hirnschnittkulturen spezifisch für die Gliomzellen ist. Nichtsdestotrotz zeigten alle Zelllinien eine Progression der Haupttumormasse während der gesamten experimentellen Zeitperiode. Um die Gehirninvasion weiter zu analysieren, wurden die F98-Rattenzelllinien mit den GFP-implantierten Gliomzellen in den Schnittkulturen fixiert, tiefgefroren und zu verschiedenen Zeitpunkten mit einem Kryostaten hauchdünn geschnitten. Verglichen mit der scharfen Umrandung der Haupttumormasse, die am dritten Tag nach Implantation sichtbar war, beginnen die Gliomzellen in dieser Darstellung bereits aus dem makroskopisch nahtlosen Verbund auszubrechen und sich zunehmend radiär in den Folgetagen in der organotypischen Gehirnumgebung auszubreiten. Dies erklärt die unscharf wirkende peritumorale Tumorzone bei vermehrtem Tumorwachstum. Um den radiär erscheinenden Invasionscharakter und damit die Ausbreitung in die Tiefe besser demonstrieren zu können, wurden die Hirnschnittkulturen mittels der Konfokalmikroskopie bildgebend aufgearbeitet und damit die Invasion makro- und mikroskopisch bewiesen. 32 Abb. 3: Mikrophotographische Dokumentation der histopathologischen Analyse der Gliom-implantierten Schnittkulturen. A-C: Die F98-implantierten Schnittkulturen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten fixiert und mit einem Kryostaten auf 14 µm dünne Scheiben zugeschnitten. Die fluoreszenzmikroskopischen Bilder sind hier gezeigt. Die Pfeile markieren die scharfe Grenze des Tumors 3 Tage nach Implantation. Am 5. Tag nach Implantation wanderten die Gliomzellen entlang von radiär ausgerichteten Pfaden in das umliegende Gehirnparenchym, was ebenfalls am 10. Tag sichtbar wird. Die Pfeilspitzen in B und C markieren die grün fluoreszierenden Gliomzellen außerhalb der Tumormasse. D: Die konfokale Laserscannmikroskopie am 5. Tag nach Implantation verdeutlicht die zentrifugalen Wanderungswege ebenso wie die Invasion in die Tiefe in der Schnittkultur. Balken = 12,5 µm (A-C) und 15 µm (D) 5.1.2 Analysen der Tumor-induzierten Neurotoxizität Die Implantation von GFP-transfizierten F98-Gliomzellen in den entorhinalen Kortex der Ratten zeigte weiterhin als Ergebnis, dass sich die Tumorausbreitung nicht nur in einem lokalen Tumorwachstum äußerte, sondern dass auch im infiltrierten Gehirnparenchym zytotoxische Schäden mittels des Zelltodmarkers Propidiumjodid nachweisbar waren. Überraschenderweise stellte sich ebenfalls eine übermäßige Propidiumjodid-Aufnahme (PI) in den neuroanatomisch-assoziierten Gehirnarealen dar, was als Beweis für die tumorassoziierten Mechanismen eines anterograden neuronalen Zelltodes dient. Eine vergleichende Analyse hinsichtlich der PI-Aufnahme zwischen den implantierten Schnitten und zeitgleichen nicht-malignen Kontrollen wies eindeutig auf, dass ein irreversibler Zellschaden vorliegen muss, da das PI lediglich über einen Membranschaden in den Zellkern aufgenommen werden kann. 33 Signifikante PI-Anstiege innerhalb des entorhinalen Kortex. (139,6 % ± 1,1 %) und des anatomisch-assoziierten Gyrus dentatus (131,5 % ± 5,3 %) sind gut mit der zytotoxischen Eigenschaft der malignen Gliomzellen vereinbar. In der organotypischen Hirnschnittkultur ist der Neokortex nicht in die entorhinalenhippokampalen Projektionsbahnen miteingebunden. Es wurde daher auch eine Implantation von F98-Gliomzellen in den Neokortex vorgenommen und die konsekutive PI-Aufnahme im entorhinalen Kortex und im Gyrus dentatus gemessen. Hier konnte jedoch kein signifikanter Anstieg der PI-Intensität, verglichen mit zeitgleichen Kontrollproben, festgestellt werden. Das dazugehörige bildgebende Material wird zum besseren Vergleich mit dem nächsten Ergebnisteil zusammen abgebildet und in diesem Abschnitt nicht gesondert aufgeführt. Weitere immunhistochemische Charakterisierungen der peritumoralen Zelltodareale enthüllten fast alle untergehenden Zellen als Neuronen (92 % ± 6 %), wodurch der Tumorinvasion und -expansion der Gliomzellen der Weg im Gehirn selbst geebnet wird. Dies dient weiterhin als indirekter Beweis für den Gliom-induzierten neuronalen Zelltod. Abb. 4: Immunhistochemische Analysen der abgestorbenen Zellen (mit PI markiert) zeigten, dass die meisten Zellen NeuN-Zellen darstellten (Pfeile). Verdeutlicht wird dies im rechten Bild der Tumorimplantation, bei dem die PI-Färbung und die Anfärbung der neuronalen Zellen maßstabsgetreu übereinandergelegt wurden. Die untere Reihe stellt die Kontrolle dar. Balken = 15 µm. 34 In einem weiteren Versuch, in dem Gehirnschnittkulturen mit Kulturmedien behandelt wurden, die von malignen Zellkulturen stammten, konnte wiederum ein signifikanter Anstieg an Zelltod beobachtet werden, was den Rückschluss zulässt, dass die Gliome eine lösliche neurotoxische Substanz in den Extrazellularraum freisetzen. Auf eine bildgebende Darstellung wurde an dieser Stelle verzichtet. 5.2 Beweise für die Glutamatexzitotoxizität Um der These nachzugehen, ob der peritumorale Gewebezelluntergang durch extrazelluläre neurotoxische Substanzen verursacht wird und ob es in dieser Hinsicht therapeutische Ansätze gibt, behandelte man die Gliom-transplantierten Hirnschnittkulturen mit unterschiedlichen Medikamenten. Diese Pharmaka sollten die Fähigkeit besitzen, das vitale Gehirnparenchym zu schützen und zu einer Verminderung des Gliom-induzierten neuronalen Zelltodes beitragen. Bereits frühere in-vitro-Studien haben gezeigt, dass die Gliomzellen die exzitatorische Aminosäure Glutamat in den Extrazellularraum sekretieren und dies bei überdurchschnittlicher Anreicherung zur Neurodegeneration sowie zur Zerstörung der Blut-Hirn-Schranke führt [3; 9; 38]. Die Gliomzellen wurden für einen Zeitraum von insgesamt 5 Tagen mit den unten aufgeführten Medikamenten behandelt und anschließend wurde für jede einzelne Substanz die Neurotoxizität ermittelt. 5.2.1 M K 801-Behandlung Die Behandlung von F98-implantierten Hirnschnittkulturen erfolgte mit Pharmaka, die Einfluss auf den Glutamatzyklus besitzen. Zunächst wurde der NMDA- Rezeptorantagonist MK 801, ein bekannter nicht-kompetitiver Antagonist, verwendet. Durch diese spezifische Blockade, die mit einer initialen Konzentration von 100 µM durchgeführt wurde, erreichte man eine deutliche Verringerung des lokalen Zelltodes im Bereich des Gyrus dentatus, wohingegen jedoch keine Auswirkungen auf die Tumorinvasion in den Arealen des entorhinalen Kortex erzielt werden konnten. In höheren Dosierungen bis 500 µM nahm der neuroprotektive Effekt weiterhin zu und im 35 Gegenzug wurde die Gliom-induzierte Neurodegeneration abgeschwächt, höhere Konzentrationen über 500 µM zeigten keine relevanten Ergebnisse. 5.2.2 GYKI 52466-Behandlung In einem zweiten Schritt wurden spezifische Inhibitoren der AMPA-Rezeptoren zur Anwendung gebracht, wie zum Beispiel GYKI 52466, ZK 200775 oder CPG 39551. Man beschränkte sich auf die Nutzung von GYKI 52466, der zu Beginn in einer Konzentration von 80 µM vorlag. Auch unter dieser Behandlung ergab sich ein deutlicher Abfall des Zelltodes im direkt umliegenden Invasionsgebiet des Tumores, wohingegen das Projektionsfeld im Gyrus dentatus unbetroffen blieb. In höheren Dosierungen bis 500 µM konnte der Effekt ebenso gesteigert werden, gleichermaßen der gemeinsame Gebrauch von NMDA- und AMPA-Rezeptor-Antagonisten. Die Zugabe von MK 801 oder von GYKI 52466 ergab in beiden Fällen eine niedrige, aber doch signifikante Neuroprotektion, mit der die These untermauert wird, dass die Gliom-induzierte Neurotoxizität über den Neurotransmitter Glutamat vonstatten geht. 36 Abb. 5: Behandlung mit Glutamatrezeptorantagonisten im OGIM. A: Der neurotoxische Zellschaden konnte durch die Inkubation der Gehirnschnittkulturen mit PI in einer isotonischen Lösung sichtbar gemacht werden. Lediglich eine dezente Degeneration konnte nach 11 Kulturtagen festgestellt werden. B: Nach der F98-Gliomtransplantation in den entorhinalen Kortex mit GFP konnte ein signifikanter Anstieg des PI im umliegenden Gehirnparenchym beobachtet werden (Pfeile). Zusätzlich waren die Projektionsareale im Hippokampus und im Gyrus dentatus betroffen (Pfeilspitzen). C: Die F98Gliomzellen wurden in den Neokortex implantiert, auch hier beobachtete man im angrenzenden Gehirnparenchym einen deutlichen PI-Anstieg (Pfeile), dem gegenüber trat keine PI-Erhöhung im entorhinalen Kortex und im Gyrus dentatus verglichen mit den zeitgleichen Kontrollen aus A auf. D: Die Behandlung mit dem NMDA-Rezeptorantagonisten MK 801 verminderte den Gliom-induzierten Zelltod im Gyrus dentatus, aber nicht in der umgebenden Tumorinfiltrationszone. E: Im Gegensatz dazu verringerte die Behandlung mit dem AMPA-Rezeptorantagonisten GYKI 52466 den Gliom-induzierten Zelltod nur im entorhinalen Kortex und nicht im Hippokampus und dem Gyrus dentatus. F: Schematische Darstellung der neuroanatomischen Verbindungen in der organotypischen Gehirnschnittkultur. Die roten Linien repräsentieren die laterale Bahn des perforierenden Weges, die grünen Linien die mediale Bahn; CA1 und CA3 = Pyramidenzellschichten des Hippokampus; gcl = Granulationszellschicht des Gyrus dentatus. G: Die Balkengraphik fasst den PI-Anstieg im entorhinalen Kortex und im Gyrus dentatus in den Schnittkulturen mit und ohne die F98-Gliomimplantation zusammen (alle Zellschnittkohorten wurden für 11 Tage kultiviert). Die Daten sind Durchschnittswerte ± der Standardabweichung aus 9 Schnittkulturexperimenten in jeder Gruppe. *p < 0,01; Student's t-Test; Maßstabsbalken 100 µm (A-E). 5.3 Um Analyse des Rezeptorstatus in Gliomen die Glutamatsekretion näher zu beleuchten, war einerseits die Glutamattransporterexpression in den Gliomzellen und andererseits die Stellung der einzelnen Transporter in den unterschiedlichen Zelllinien von Interesse. Hierzu wurde eine Realtime-PCR-Analyse zum einen für GLT-1, zum anderen für GLAST und als drittes für das System xCT durchgeführt. Das xCT-System setzt sich aus zwei Teilen zusammen, dem xCT-Transporter und dem CD98-Part, wobei letzterer die schwere Kette des 4F2-Antigens darstellt. Das xCT selbst repräsentiert den Cystin/GlutamatAntiporter, welcher Natrium-unabhängig funktioniert und der Aufnahme von Cystin im Austausch gegen Glutamat bedarf, wodurch das intrazellulär angereicherte L-Cystin für die Glutathionsynthese verwendet werden kann. Konsekutiv dient das gebildete Glutathion der antioxidativen Zellabwehr, indem es für die Aufrechterhaltung des Redoxpaargleichgewichtes intrazellulär verantwortlich ist [6; 70]. Glutamat wird möglicherweise als Nebenprodukt gebildet und anschließend in den Extrazellularraum transportiert. Für die Testung waren hauptsächlich die menschlichen Gliomzelllinien U87MG und U373MG von Interesse, und es konnte gezeigt werden, dass sowohl xCT als auch CD98 in hohen Konzentrationen nachgewiesen werden konnten, wohingegen die GLAST und GLT-1 Transporter lediglich eine geringe Expression aufzeigten [58]. Die bildlichen 37 Darstellungen verdeutlichen den Sachverhalt, dass die Expression von xCT und CD98 in den Gliomzelllinien im Vergleich zu den menschlichen Kontrollzelllinien auf das 46-fache angestiegen war, was mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen Missbrauch des xCT- Systemes durch die Gliomzellen spricht und somit zu einer möglichen verstärkten Glutamatsekretion führen kann. Die verminderte Nachweisbarkeit von GLAST und GLT-1 Transportern, die für die Entfernung von Glutamat aus dem synaptischen Spalt verantwortlich sind, und damit die Neuronen vor übermäßiger Aktivierung schützen, unterstreicht die hier vorliegende Konstellation, um die Glutamatkonzentration extrazellulär konstant hoch zu halten. Abb. 6: Gliomzellen exprimieren im Besonderen xCT und sekretieren neurotoxische Glutamatkonzentrationen. Die quantitative Real-time-PCR-Expressionsanalyse der Glutamattransporter xCT, CD98, GLAST und GLT-1 in den humanen Gliomzellen und dem menschlichen Gehirn (brain h) zeigt, dass eine über dreifach so hohe Expression von xCT in den Gliomen vorliegt, GLAST und GLT-1 jedoch kaum mehr existent sind. Um herauszufinden, ob diese Beobachtungen und Erkenntnisse eine klinische Aussagekraft besitzen, wurde nun die Expression von xCT in primären menschlichen Gliomproben untersucht. Das Ergebnis offenbarte, dass in allen getesteten humanen malignen Gliomen im Vergleich zu den nicht-malignen humanen Proben eine eindeutige erhöhte xCT-Expression nachgewiesen werden konnte [58]. In weiteren Versuchsreihen ergab sich ein sichtbarer Unterschied des aufgezeigten xCTVorkommens zwischen dem Tumorverband selbst und der perifokalen Tumorzone, da in der angrenzenden Tumorregion kein xCT-Protein existierte. 38 A Abb. 7: A: xCT weist erhöhte Konzentrationen in primären menschlichen Gliomen (GBM, WHO Grad IV) auf. Repräsentative Bilder werden hier von immungefärbten menschlichen Kortexpräparaten (Cx, obere Reihe) von einem Patienten ohne malignen primären Tumor und von einem Patienten mit diagnostiziertem GBM (WHO Grad IV, untere Reihe) gezeigt. Die weiß gestrichelte Linie in der unteren Reihe zeigt die Grenze des Tumors zwischen den grün immungefärbten GFAP (oberer Anteil) und dem peritumoralen Gebiet (unterer Anteil). Der Maßstabsbalken entspricht in beiden Reihen 60 µm. B B: Quantifizierung der xCT-immungefärbten Zellen in der Kontrollprobe (cx), dem Tumor (T) und dem peritumoralen Gewebe (PT). P* < 0,05, Student's t-Test, Durchschnittswerte ± des Signifikanzniveaus außer n = 4. C C: Sechs repräsentative menschliche Proben mit der gesicherten Diagnose eines GBM (GBM1-GBM6) und zwei Proben ohne malignen Tumor (Cxl, Cx2) wurden bezüglich xCT einem Immunoblot unterzogen, GAPDH diente hier als Kontrollprotein. 5.4 Hemmung der Expression des xCT-Systems Basierend auf den bisherigen pharmakologischen und molekularen Resultaten stellt sich nun die Frage, ob die Gliomproliferation und die Glutamatsekretion auf direktem Wege 39 von xCT betroffen sind oder nicht, und ob dies möglicherweise als Ansatzpunkt für therapeutische Behandlungsmaßnahmen dienen kann. Um dieser Fragestellung nachzugehen, näherte man sich der xCT-Expression auf dem genetischen Wege unter Verwendung von RNA-Interferenzen (RNAi). Dies ist ein molekularbiologisches Verfahren, um die Aktivität eines bestimmten Genes zu blockieren. Hierzu werden auf enzymatischer Ebene über sogenannte Dicer die mikroRNA-Interferenzen aus der doppelsträngigen RNA herausgelöst, die in der Lage sind, an die komplementäre Boten-RNA (Messenger-RNA, mRNA) zu binden und damit die Bildung des entsprechenden Proteines zu verhindern oder zu zerstören. Dieser Vorgang wird auch als posttranskriptionales Gene-Silencing bezeichnet [76]. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang die small-interfering RNA (siRNA), die eine experimentelle Gruppe der durch Dicer herausgelösten mikroRNA darstellen. Ob die gewünschte Herabregulierung des xCT-Proteines über die siRNA effizient war, wurde über Immunoblots 72 h nach der Transfektion in den Gliomzellen bestimmt. 5.4.1 Reduktion der Glutamatsekretion durch den xCT-Knockdown Die auf dem genetischen Wege faktisch erzielte Herabregulation von xCT konnte zunächst in Westernblots im Vergleich zu einem verwendeten Kontrollprotein, in diesem Fall GAPDH, aufgetragen und sichtbar gemacht werden. Eine vollständige Unterdrückung von xCT war nicht möglich, jedoch konnte eine signifikante Herabregulierung bei Gegenüberstellung mit dem Ausgangs-siRNA-Vektor erreicht werden [58]. Um eine Plasmid-spezifische Wirkung auszuschließen, wurde das Experiment mit zwei unterschiedlichen Vektoren xCT und xCT2 durchgeführt und man erhielt ein beinahe identisches erniedrigtes Expressionsresultat. Die Reparabilität dieses Knockdowns wurde durch den Überexpressionsversuch mit dem humanen xCT-Vektor bewiesen, so dass sich xCT deutlich verstärkt im Westernblot vergleichsweise mit dem Knockdown-Resultat als auch mit dem ursprünglichen siRNA-Vektor darstellt. 40 Abb. 8: Der si-RNA vermittelte Knockdown von xCT in den Gliomzellen wird durch einen Immunoblot verdeutlicht, GADPH dient hier als Kontrollprotein. Reproduzierbare Überexpression nach Behandlung mit dem humanen xCT-Vektor. PS-con = Kontrollgliome; pS-xCT(2) = herabregulierte Gliome; pS-xCT+ p-HxCT = mit humanem xCT überexprimierte Gliome. Nach dem erfolgreichen Knockdown für xCT wurden die herabregulierten Gliomzellen anschließend auf die organotypischen Hirnschnittkulturen transplantiert, um weitere Untersuchungen hinsichtlich Tumorwachstumes selbst der und extrazellulären des Glutamatkonzentration, intrazellulären Levels an des reaktiven Sauerstoffmolekülen (= freien Radikalen) vorzunehmen. Interessanterweise hatte der Knockdown keinerlei Einfluss auf die Morphologie der Gliomzellen und somit auf die fortschreitende Proliferation der Tumorzellen [58]. Es konnte gezeigt werden, dass in den verschiedenen Stadien eines Zellteilungszyklus, selbst nach erniedrigter Genexpression von xCT, keine vermehrte Apoptose zu verzeichnen war, was für einen normalen Ablauf der Zellteilung spricht. Prozentuale Messungen der Tumorgröße in beiden Vergleichsgruppen ergaben ebenfalls keine greifbaren Divergenzen. Auf intrazellulärer Ebene sollte man vermuten, dass durch den Knockdown die Konzentration an reaktiven Sauerstoffmolekülen durch eine verminderte Cystinanwesenheit deutlich Überhand nehmen müsste, was sich jedoch in den Auswertungen nicht bestätigte, da in beiden Vergleichsgruppen, mit und ohne Genregulation, quantitativ kein Unterschied feststellbar war. Die unveränderte Konzentration der reaktiven Sauerstoffmoleküle zeigt, dass xCT für die malignen Gliome überflüssig ist, was sich bereits in der Entwicklung der Säugetiere und in der unzureichenden Funktion von xCT bei Mäusen abzeichnete [56]. 41 A B Abb. 9: A: Die Zellzyklusanalysen des xCT-Knockdowns (pS-xCT) wie auch der verschlüsselten siRNA der transfizierten Gliomzellen (ps-con) basieren auf der Fluoreszenz-aktivierten Zellfraktionierung, die sich weitestgehend für alle Zellphasen identisch darstellen. Fast jede Phase des Zellzyklus erreicht übereinstimmende Prozentzahlen. B: Das Zellwachstum, das konsekutive Tumorvolumen als auch die Anzahl der freien Radikale (ROS) im Tumor ergaben keinen signifikanten Unterschied in den Kontrollgliomen (ps-con) und den Knockdown-Gliomen (ps-xCT). Was jedoch mit dem xCT-Knockdown erzielt werden konnte und für die weiteren Analysen sehr hohe Bedeutung hatte, war die massive Reduktion der extrazellulären Glutamatsekretion, was bisher einzig und allein durch eine vielfache Hinzugabe von LCystin realisierbar war. Die ursprüngliche Glutamatkonzentration von 60 µM konnte auf unter 10 µM vermindert werden, was einer Kürzung auf 1/6 entspricht. Die Reproduzierbarkeit bei anschließender Überexpression mit dem humanen xCT-Vektor ist, wie bei den Westernblotverfahren, gegeben. 42 Abb. 10: Der Knockdown von xCT ex vivo unterdrückt signifikant die Glutamatsekretion und konsekutiv die Gliom-induzierte Neurodegeneration. Nach Überexpression mit dem humanen xCT-Vektor wird annähernd die Ausgangskonzentration der Kontrollproben erreicht. PS-con = Kontrollgliome; ps-xCT herabregulierte Gliome; pS-xCt = mit humanem xCT überexprimierte Gliome. Dies alles lässt erkennen, dass der xCT-Knockdown in der Zellkultur keine Auswirkungen auf die Gliomzellproliferation und deren Migration besitzt, sondern zu einer geringeren Neurodegeneration über eine verminderte Glutamatsekretion führt [58]. 5.5 Klinische Relevanz der verminderten Glutamatansammlung Um zu beurteilen, ob die Herabregulation von xCT in Gliomen mit der konsekutiven Verminderung der Glutamatsekretion in vivo positive Effekte hinsichtlich der raumfordernden Läsion der Gliome aufzeigt und somit gegebenenfalls das klinische Outcome beeinflussen kann, wurden Gliomzellen mit und ohne Knockdown von xCT auf stereotaktischem Wege in Rattengehirne im Bereich des rechten Frontallappens implantiert und nachfolgend der klinische Status beurteilt. Um die Ergebnisse der in vivo-Experimente beschreiben zu können, wurde einerseits die Glutamatsekretion und das Gliomwachstum unter Verwendung von mikrodialytischen Techniken analysiert und andererseits die Tiere beider Gruppen anhand des klinischen Verlaufes beurteilt. 43 5.5.1 Nachweis von reduzierter Glutamatsekretion in vivo und ex vivo Zur Verdeutlichung und Sichtbarmachung des implantierten Tumorgewebes, das sich makroskopisch nach Trepanation vom normalen Gehirnparenchym nicht identifizieren lässt, wurde über die Fluoreszenzmikroskopie das Tumorkonvolut kenntlich gemacht. Zur Untersuchung der Gliom-abhängigen Glutamatsekretion in vivo wurden zum einen über das Verfahren der Mikrodialyse direkte Messungen des peritumoralen extrazellulären Glutamates bei den Tieren mit und ohne xCT-Herabregulierung vorgenommen. Hier ergaben sich signifikant erniedrigte Glutamatlevel mit einer durchschnittlichen Konzentration von 3,58 µM bei den Tieren mit dem Knockdown für das xCT-Gen im Vergleich zu den gemessenen Wildtypgliomen, die im Durchschnitt eine Glutamatkonzentration von 9,85 µM aufwiesen, was einer Steigerung um das knapp 3-fache entsprach. A B Abb. 11: A: Die in den Frontallappen der Ratten stereotaktisch eingebrachten GFP-exprimierenden F98Tumorzellen können unter der Fluoreszenz sichtbar gemacht und in situ lokalisiert (Pfeil) werden. B: Die quantitative Analyse der extrazellulären Glutamatkonzentration (Glutamat o) in der Peritumoralzone der Kontrollgliome (pS-con) und der herabregulierten Gliome (pS-xCT). Das Ergebnis demonstriert eine deutliche Konzentrationsminderung in der Knockdown-Gruppe. Auf der anderen Seite und zur weiteren Verifizierung der Glutamatsekretion, hier jedoch ex vivo, wurde die Neurodegeneration des umliegenden Tumorgewebes nach Implantation in den Kontrollgliomen und den xCT-Knockdown-Gliomen mittels der 44 Verwendung des Zelltodmarkers Propidiumjodid bestimmt. Beide Gruppen wiesen eine vergleichbare zeitliche Tumorgrößenprogression auf, was sich mit den Resultaten aus der Zellkultur deckt, jedoch zeigte sich das Ausmaß des neuronalen Zelltodes in der xCT-unterdrückten Gruppe, welches über die Fluoreszenzmikroskopie bildlich dargestellt werden konnte, merklich vermindert. Eine vollständige Reduktion der peritumoralen Apoptose war nicht möglich, dennoch konnte die Ausgangsquote im Rahmen der transplantierten Gliomzellen um ca. 1/3 dezimiert werden. In den organotypischen Gehirnschnittkulturen vergleichsweise konnte bei identischer Versuchsdurchführung mit Propidiumjodid die Neurodegeneration der Gliomzellen mit und ohne xCT-Knockdown prozentual sogar um circa die Hälfte minimiert werden, während ex vivo nur annähernd diese Resultate realisiert wurden. A B Abb. 12: A: Zelltodanalysen an Gehirnschnitten, die von xCT-Knockdown-Gliomen (pS-xCT) und von Kontrollgliomen (pS-con) stammen. Der Zelltod wurde kontrolliert, mittels des Apoptosemarkers Propidiumjodid (PI) gemessen und in ein Säulendiagramm übertragen (wie es auf der rechten Seite sichtbar ist). Es zeigt eine deutliche Reduktion des neuronalen Zelltodes. B: Implantation von 45 transfizierten GFP-positiven Gliomzellen mit {TI (pS-xCT)} und ohne {TI (pS-con)} Herabregulation von xCT auf die Gehirnschnitte und Auswertung des Zelltodes nach 5 Tagen. Die statistische Signifikanz ZXUGHPLWGHP6WXGHQW¶VW-Test berechnet (Durchschnittswerte ± Standardabweichung, *P < 0,05; n = 10 Schnitte pro Gruppe). Balken in A und B = 100 µm. Zusammenfassend unterstreichen die bisherigen Ermittlungen das Konzept, dass die malignen Gliome über den xCT-Transporter Glutamat sezernieren und darüber für den neuronalen Zelltod verantwortlich sind [58]. 5.5.2 Prolongierte Überlebenszeiten bei verzögertem Auftreten von neurologischen Defiziten Basierend auf den in vivo- und ex vivo-Resultaten, wurden die Tiere beider Implantationsgruppen für insgesamt 3 Wochen klinisch unter Beobachtung genommen und das zeitliche Auftreten von klinisch-neurologischen Ausfallsmustern sowie der Zeitpunkt ihres Todes ermittelt. Anhand der Kaplan-Meier-Überlebenszeitkurve zeigten die Tiere mit den herabregulierten xCT-Gliomen ein deutlich verlängertes Dasein im Vergleich zu den Wildtypgliomen, wobei die Zeitspanne zwischen dem Ableben beider Parteien hier 5 Tage beträgt. Bemerkenswert ist, dass, nach dem Eintreten erster neurologischer Defizite, der weitere Progress in beiden Kollektiven in nahezu gleichem Tempo stattfindet, lediglich der Beginn der neurologischen Entwicklung ist verzögert und entspricht zeitlich gesehen im Durchschnitt ebenfalls einer Differenz von 5 Tagen. Nach Implantation der Wildtypgliome und der xCT-Knockdown-Gliome in den rechten Frontallappen der Ratten konnte zunächst im Wildtypkollektiv nach 7 Tagen eine Schwäche bzw. eine Lähmung im Bereich der Hinterläufe und des Schwanzes beobachtet werden, während die identische klinische Symptomatik im xCT-Kollektiv erst nach 12 Tagen zu verzeichnen war. Im weiteren Verlauf traten bei den Ratten beider Gruppen Hemiparesen bzw. Hemiplegien auf, die im Finalstadium in einer Tetraplegie endeten. 46 AA Abb. 13 A: Kaplan-Meier-Überlebenskurve, in der die Rattengruppe mit den xCTherabregulierten Gliomen (pS-xCT) 5 Tage länger als die Kontrollgruppe ohne xCTKnockdown lebte; jeweils n = 6; B Um eine Abb. 13 B: Durch stereotaktische Implantation von Gliomzellen mit (blaue Punkte) und ohne (schwarze Rechtecke) xCT-Knockdown in den rechten Frontallappen der Ratten ergab sich ein unterschiedliches Auftreten an neurologischen Defiziten. Rechts werden die klinisch-neurologischen Beurteilungskriterien in beiden Gruppen veranschaulicht, hier ergab sich eine Latenz von 6-7 Tagen (Grad 0: keine Symptome, Grad 1: Schwäche oder Paralyse des Rumpfes, Grad 3: Paralyse der Hinterläufe oder Hemiparalyse, Grad 4: komplette Paralyse/Tetraplegie). Um einen einzelnen zelllinienspezifischen rattenabhängigen Effekt auszuschließen, wurde der xCT-Knockdown ebenfalls in GL261 Zellen vorgenommen und schließlich in das Gehirn von Mäusen implantiert. Auch hier bestätigte sich das prolongierte Auftreten von neurologischen Ausfällen sowie ein längeres Überleben im Vergleich zu den Mäusen, die den Wildtyp implantiert bekamen. Auf die bildgebende Darstellung wurde an dieser Stelle verzichtet. 47 5.6 Bildgebende Darstellung der verminderten Glutamatansammlung Aufgrund dieser Erkenntnisse stellte sich nun die Frage, warum bei den Tieren mit dem xCT-Knockdown eine verlängerte Existenz möglich war und welche Faktoren dies beeinflussen können. Dazu machte man sich die in der heutigen Zeit allzeit zur Verfügung stehende bildgebende Diagnostik zu Nutze. Im Speziellen wurden kernspintomographische Schnittbildverfahren angefertigt, die besonders für das Gehirnparenchym geeignet sind und Kontraste über verschiedene Relaxationszeiten der Gewebearten hervorrufen können. Zusätzlich wurde den Tieren Kontrastmittel appliziert, um manche Kontraste besser hervorheben zu können oder überhaupt erst sichtbar zu machen. 5.6.1 Verringerung des perifokalen Ödemes Nach Implantation der Gliomzellen mit und ohne xCT-Knockdown in den rechten Frontallappen der Ratten wurde das Tumorwachstum in vivo über 10 Tage lang per Magnetresonanztomographie (MRT) kontrolliert. In den T1-gewichteten Sequenzen nach Kontrastmittelgabe wurde die Haupttumormasse in beiden Fällen sichtbar, wobei das Tumorvolumen selbst über die Dauer des Beobachtungszeitraum von 10 Tagen keine massiv divergierenden Messungen ergab. Die durchschnittliche räumliche Ausdehnung der implantierten Kontrollgliome zeigte 73 mm 3, die der xCTunterdrückten Gliome 68,1 mm3. Zur Verdeutlichung des realen Tumoraktionsradius, der nicht nur den Tumor selbst, sondern auch das perifokale Ödem umfasst, wurden T2gewichtete Schnittbilder durchgeführt, die das perifokale Ödem hyperintens darstellten. Hier fand sich im Bereich der xCT-Knockdown-Gliome ein signifikant kleineres Ödem als in den Kontrollgliomen. Prozentual gesehen konnte eine Reduktion um 2/3 im Vergleich zum Kontrollödem in den T2-Wichtungen erreicht werden. Das wiederum deutete auf eine verminderte Störung der Blut-Hirn-Schranke hin. 48 Abb.14: Repräsentative MRT-Analysen 10 Tage nach Tumorimplantation. Die Haupttumormasse konnte nach Applikation eines intraperitonealen Kontrastmittels und anschließenden T1-gewichteten Bildern (T1+CM) für die Gliomgruppen mit und ohne xCT-Knockdown sichtbar gemacht werden. Die Bilder darunter stellen das Perifokalödem in den T2-gewichteten Bildern dar. Rechts ist die Verringerung der Ödemausbreitung in der xCT-Knockdown-Gruppe verdeutlicht. Die statistische 6LJQLILNDQ]ZXUGHPLWGHP6WXGHQW¶VW-Test berechnet (Durchschnitt ± Standardabweichung, *P < 0,5) Die Rückschlüsse, die aus den vorliegenden Erkenntnissen gezogen werden können, sind, dass bei einer identischen Tumorgröße das verbesserte klinische Outcome in der Gruppe der Gliome des xCT-Knockdowns eine direkte Konsequenz der reduzierten Ödementstehung ist [581. Diese verminderte Ödemansammlung, die ebenfalls mit einer geringeren Schädigung der Blut-Hirn-Schranke einherging, wurde zusätzlich histologisch aufgearbeitet. Es fanden sich weniger geschwollene Astrozyten und eine reduzierte Expression von GFAP und Aquaporin-4 in der Perifokalzone (Daten sind an dieser Stelle nicht veröffentlicht) [45; 69]. Ob die Resultate dieser Versuchsreihen auch als Ansatzpunkte für die Behandlung im klinischen Alltag herangezogen werden können und ob diese realisierbar sind, soll im Folgenden diskutiert werden. 49 6 Diskussion Massiver Zelltod und ein ausgeprägtes perifokales Ödem sind die herausragenden pathologischen Merkmale, die ein Glioblastoma multiforme WHO Grad IV ausmachen, und diese Tumoren somit zu den aggressivsten Neoplasien der Menschheit zählen lassen [24; 52]. Neueste Berichte über einen möglichen Pathomechanismus haben bereits vermuten lassen, dass die exzitatorische Aminosäure Glutamat und die dazugehörigen Rezeptoren essentiell für die Gliomproliferation und -invasion sind [26; 53; 62]. Darüber hinaus konnte an Gliomzelllinien und an primären Gliomen gezeigt werden, dass eine mangelnde Glutamatwiederaufnahme in die Astrozyten auf eine beeinträchtigte Aktivität und Expression der zuständigen Glutamattransporter zurückzuführen war, wobei gleichzeitig ein Anstieg der extrazellulären Glutamatkonzentration zu verzeichnen war [73]. Wir stellten damit die These auf, dass maligne Gliome über den xCT-Kanal neurotoxische Glutamatkonzentrationen in den Extrazellularraum sezernieren, somit massive Neuronenschäden verursachen können und für das entstehende Gehirnödem verantwortlich sind. Die Expressionsanalyse der Glutamattransporter in den Gliomzellen und in den primären menschlichen Gliomen identifizierte das System xCT als vorrangigen Transporter in den Gliomzellen, wohingegen andere Glutamattransporter in wesentlich geringerer Ausprägung gefunden wurden. Der heterodimerische Aminosäuretransporter xCT setzt sich aus 12 transmembranen Domänen und der schweren Kette CD98/4F2 zusammen, ist selektiv für Cystin und Glutamat und vermittelt die Glutamatsekretion im Austausch gegen Cystin. Cystin wird wiederum intrazellulär für die Glutathionsynthese (GSH) benötigt, die ihrerseits zur zellulären Entgiftung und zur Aufrechterhaltung des oxidativen Gleichgewichtes beiträgt [5; 22; 55; 61], da beobachtet worden war, dass xCT in kultivierten Zellen zusehends bei oxidativem Stress hochreguliert wurde [30], womit sowohl dem Cystin als auch dem xCT-Rezeptor eine wichtige Rolle in diesen Abläufen zukommt. In einem Versuch den Gliom-induzierten Zelltod über die Glutamatrezeptoren zu verhindern, näherten wir uns diesem Prozess auf pharmakologische und genetische Weise. Der peritumorale Zelltod konnte durch die pharmakologische Blockade der glutamatergen NMDA- und AMPA-Rezeptoren, abhängig von der 50 Ausgangskonzentration gemindert, jedoch nicht vollständig verhindert werden. Dies könnte auf die oxidative Glutamattoxizität zurückzuführen sein, die auf einem rezeptor-unabhängigen Weg geschieht, und daher nicht über selektive Rezeptorantagonisten alleine gestoppt werden kann [59]. Wir entschieden uns daher in einem nächsten Schritt direkt die Glutamatsekretion in Gliomen zu manipulieren. Eine andere Medikamententestung mit S-4CPG, welche im Rahmen dieser Dissertation nicht veröffentlicht wird, erlaubt die effiziente selektive Blockade des xCT-Systemes [47]. Wir zeigten, dass S-4CPG die Gliom-abhängige Glutamatausschüttung blockierte und daraus folgend den peritumoralen Zelltod abschwächte, wobei das Tumorwachstum selbst nicht beeinflusst werden konnte. Die Überlebensfähigkeit der Neuronen und der glialen Zellen war über diese pharmakologische Blockade nicht steigerbar, da über die Quote der Glutamateinsparung nach extrazellulär gleichermaßen die Cystinkonzentration stieg und ebenso Neurodegeneration verursachte. In einem weiteren Versuch die xCT-Expression direkt üEHU HLQH ÄVPDOO-interfering RNA" zu beeinflussen, erbrachte eine verminderte Glutamatsekretion in den Gliomen. Dieser siRNA-Knockdown des xCT-Systemes hatte keinerlei Wirkung auf die Gliomzellproliferation und -migration. Nachdem diese Gliome mit dem herabregulierten xCT-Protein in Gehirnschnitte implantiert wurden, konnte gezeigt werden, dass der Knockdown von xCT im Vergleich zur pharmakologischen Variante zu einer abgeschwächten Neurodegeneration führte. Die Blockade von xCT alleine beweist noch nicht die Ursächlichkeit der Gliomproliferation und es stellt sich hier die Frage, ob dieser Versuch Auswirkungen in Bezug auf die klinische Relevanz am Lebenden und auf das beschädigte peritumorale Gewebe hat. Um die Bedeutung dieser Ergebnisse in vivo charakterisieren zu können, wurden hierfür die Glutamatsekretion und Fremdtransplantatmodell das unter Gliomwachstum der Verwendung in von einem genidentischen Mikrodialyse und der bildgebenden MRT-Technik analysiert. Mit der Bestimmung von extrazellulären Glutamatkonzentrationen in vivo legte man offen dar, dass der siRNA-vermittelte Knockdown des xCT-Systemes in Gliomen signifikant die Glutamatkonzentration in den peritumoralen Regionen verminderte. Trotzdem wiesen die Tiere, denen die Gliome mit dem xCT-Knockdown implantiert wurden, ein deutlich kleineres perifokales Ödem im Vergleich zu den Kontrollen auf, obwohl die Tumormasse überall gleich groß war. Im Normalfall erhöht das Tumorödem den effektiven Durchmesser des Tumores und beschleunigt damit den Anstieg des physiologischen intrakraniellen Druckes, der 51 eventuell zum Tode führen kann. Diese Auffassung wurde in unseren klinischen Analysen bestätigt. Ratten mit den abgeschwächt exprimierenden xCT-Gliomen demonstrierten einen verzögerten Beginn der neurologischen Defizite und überlebten deutlich länger als die Ratten, die das Wildtyp-Gliom in sich trugen. Der Knockdown von xCT in den Gliomzellen verminderte jedoch die Zellproliferation nicht deutlich genug, woraus sich die gleiche Tumorgröße ergab, und wodurch gezeigt werden konnte, dass das verbesserte klinische Outcome auf das eindeutig reduzierte Ödem zurückzuführen war. Unsere experimentellen Daten werden darüber hinaus durch die Tatsache gestützt, dass sich die xCT-Proteine in allen primär menschlichen Gnomen in erhöhter Konzentration im Vergleich zum Normalgehirn befinden. Wir stellten uns daher die Frage, ob die exzessive Glutamatsekretion in den Extrazellularraum über xCT vermittelt ist. Dort agiert die exzitatorische Aminosäure auf zwei Wegen: Zum einen verursacht Glutamat den direkten neuronalen Zelltod, der über eine exzessive Aktivierung neuronaler Glutamatrezeptoren funktioniert und somit zu einem Kalziumeinstrom mit konsekutiver Zellschwellung führt [2; 10]. Währenddessen bewirken wahrscheinlich zum anderen die steigenden Glutamatkonzentrationen eine Störung der Blut-HirnSchranke, was wiederum über eine Absonderung von Wasser und Plasmaproteinen aus den betroffenen Blutgefäßen zu einer erneuten Schädigung der neuronalen Zellen führt. Auf diese Art und Weise entsteht ein Teufelskreis, der den intrakraniellen Druck immer weiter verstärkt. Diese Hypothese wird von der Tatsache gestützt, dass Glutamat zu einer Unterbrechung der Funktionsfähigkeit der endothelialen Zellen im Gehirn und folglich der Blut-Hirn-Schranke führt [3; 38]. Wir konnten ebenfalls durch eine erhöhte Aquaporin-4-Expression einen Schwellzustand der Astrozyten (Daten nicht veröffentlicht) zeigen. Diese astrozytäre Schwellung kann ebenfalls die Freisetzung von Glutamat verursachen [39; 66] und damit zusätzlich eine schädigende Rolle im Zusammenhang mit Gehirntumoren spielen. Ob die Neurodegeneration eine Voraussetzung für die Entstehung eines Hirnödemes ist oder welches Ausmaß an Gliom-induzierter neuronaler Degeneration zur Ausbildung eines Hirnödemes beiträgt, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht definiert. Es ist jedoch eine Tatsache, dass eine verminderte Glutamatausschüttung die Ausbildung eines Ödemes reduziert. Das zeigt, dass neben einer unkontrollierten Proliferation die xCT-vermittelte 52 Glutamatsekretion ein weiteres malignes klinisches Kriterium von primären Gehirntumoren darstellt. Zusammenfassend konnten wir das allererste Mal zeigen, dass eine unterdrückte xCTExpression in Gliomen einen signifikanten klinischen Nutzen in Bezug auf ein geringeres perifokales Ödem an Ort und Stelle haben kann und sich im Verlauf auf eine längere Überlebensfähigkeit auswirkt. Das wiederum beweist, dass toxische Glutamatlevel einen neuronalen Zelltod und ein Hirnödem verursachen und eine Verschlechterung der bestehenden Gehirnfunktionen durch die Gliomeinwirkung erwarten lässt. Obwohl xCT für das maligne Wachstum sowie für die Migration der Gliome entbehrlich ist, vermittelt es jedoch zwei Hauptcharakteristika der malignen Gliome. Daher stellt unsere Studie neue Einblicke in den Gliom-induzierten neuronalen Zelltod und in die Entwicklung des Gehirnödemes bereit, und sieht xCT in einer kritischen Rolle innerhalb dieser Prozesse. 53 7 Literaturverzeichnis 1. Amara, S. G., Fontana, A. C.; Excitatory amino acid transporters: keeping up with glutamate. Neurochem Int, 2002. 41(5): p. 313-8. 2. Andersen, J. K.; Oxidative stress in neurodegeneration: cause or consequence? Nat Med, 2004. 10 Suppl: p. S18-25. 3. Andras, I.E., Deli, M. A., Veszeska, S., Hayashi, K., Hennig, B., Toborek, M.; The NMDA and AMPA/KA receptors are involved in glutamate-induced alterations of occludin expression and phosphorylation in brain endothelial cells. J Cereb Blood Flow Metab, 2007. 27(8): p. 1431-43. 4. Auger, C., Atiwell, D.; Fast removal of synaptic glutamate by postsynaptic transporters. Neuron, 2000. 28(2): p. 547-58. 5. Bannai, S.; Induction of cystine and glutamate transport activity in human fibroblasts by diethyl maleate and other electrophilic agents. J Biol Chem, 1984. 259(4): p. 2435-40. 6. Bannai, S., Sato, H., Ishii, T., Sugita, Y.; Induction of cystine transport activity in human fibroblasts by oxygen. J Biol Chem, 1989. 264(31): p. 18480-4. 7. Burnette, W. N.; "Western blotting": electrophoretic transfer of proteins from sodium dodecyl sulfate-polyacrylamide gels to unmodified nitrocellulose and radiographic detection with antibody and radioiodinated protein A. Anal Biochem, 1981. 112(2): p. 195-203. 8. Chaudhry, F. A., Lehre, K. P., van Lookeren Campagne, M., Ottersen, O.P., Danbolt, N. C., Storm-Mathisen, J.; Glutamate transporters in glial plasma membranes: highly differentiated localizations revealed by quantitative ultrastructural immunocytochemistry. Neuron, 1995. 15(3): p. 711-20. 9. Chen, Q., Surmeier, D. J., Reiner, A.; NMDA and non-NMDA receptor-mediated excitotoxicity are potentiated in cultured striatal neurons by prior chronic depolarization. Exp Neurol, 1999. 159(1): p. 283-96. 10. Choi, D. W.; Excitotoxic cell death. J Neurobiol, 1992. 23(9): p. 1261-76. 11. Chung, W. J., Lyons, S. A., Nelson, G. M., Hamza, H., Gladson, C. L., Gillespie, G. Y., Sontheimer, H.; Inhibition of cystine uptake disrupts the growth of primary brain tumors. J Neurosci, 2005. 25(31): p. 7101-10. 12. Danbolt, N. C.; Glutamate uptake. Prog Neurobiol, 2001. 65(1): p. 1-105. 54 13. Davis, F. G., McCarthy, B. J., Freels, S., Kupelian, V., Bondy, M. L.; The conditional probability of survival of patients with primary malignant brain tumors: surveillance, epidemiology, and end results (SEER) data. Cancer, 1999. 85(2): p. 485-91. 14. DeAngelis, L. M.; Brain tumors. N Engl J Med, 2001. 344(2): p. 114-23. 15. Deutsche Krebsgesellschaft, e.V.; Primäre Tumoren von Gehirn und Rückenmark. [http://www.krebsgesellschaft.de/hirntumor_uebersicht,4183.html, page 1-4] 2008. 16. Dingledine, R., Borges, K., Bowie, D., Trayelis, S. F.; The glutamate receptor ion channels. Pharmacol Rev, 1999. 51(1): p. 7-61. 17. Eyüpoglu, I. Y., Bechmann, I., Nitsch, R.; Modification of microglia function protects from lesion-induced neuronal alterations and promotes sprouting in the hippocampus. Faseb J, 2003. 17(9): p. 1110-1. 18. Eyüpoglu, I. Y., Hahnen, E., Heckel, A., Siebzehnrübl, F. A., Buslei, R., Fahlbusch, R., Blümcke, I.; Malignant glioma-induced neuronal cell death in an organotypic glioma invasion model. Technical note. J Neurosurg, 2005. 102(4): p. 738-44. 19. Eyüpoglu, I. Y., Hahnen, E., Trankle, C., Savaskan, N. E., Siebzehnrübl, F. A., Buslei, R., Lemke, D., Wick, W., Fahlbusch, R.; Experimental therapy of malignant gliomas using the inhibitor of histone deacetylase MS-275. Mol Cancer Ther, 2006. 5(5): p. 1248-55. 20. Fulda, S., Wick, W., Weller, M., Debatin, K. M.; Smac agonists sensitize for Apo2L/TRAIL- or anticancer drug-induced apoptosis and induce regression of malignant glioma in vivo, Nat Med, 2002. 8(8): p. 808-15. 21. Go, K. G.; The normal and pathological physiology of brain water. Adv Tech Stand Neurosurg, 1997. 23: p. 47-142. 22. Gottesman, M. M., Fojo, T., Bates, S. E.; Multidrug resistance in cancer: role of ATP-dependent transporters. Nat Rev Cancer, 2002. 2(1): p. 48-58. 23. Hanahan, D., Weinberg, R. A.; The hallmarks of cancer. Cell, 2000. 100(1): p. 5770. 24. Holland, E. C.; Glioblastoma multiforme: the terminator. Proc Natl Acad Sci USA, 2000. 97(12): p. 6242-4. 25. Huang, Y., Dai, Z., Barbacioru, C., Sadee, W.; Cystine-glutamate transporter SLC7A11 in cancer chemosensitivity and chemoresistance. Cancer Res, 2005. 65(16): p. 7446-54. 55 26. Ishiuchi, S., Tsuzuki, K., Yoshida, Y., Yamada, N., Hagimura, N., Okado, H., Miwa, A., Kurihara, H., Nakazato, Y., Tamura, M., Sasaki, T., Ozawa, S.; Blockage of Ca(2+)-permeable AMPA receptors suppresses migration and induces apoptosis in human glioblastoma cells. Nat Med, 2002. 8(9): p. 971-8. 27. Jelsma, R. K., Bucy, P. C.; The treatment of glioblastoma multiforme. Trans Am Neurol Assoc, 1967. 92: p. 90-3. 28. Kanner, B. I., Schuldiner, S.; Mechanism of transport and storage of neurotransmitters, CRC Crit Rev Biochem, 1987. 22(1): p. 1-38. 29. Kew, J. N., Kemp, J. A.; Ionotropic and metabotropic glutamate receptor structure and pharmacology. Psychopharmacology (Berl), 2005. 179(1): p. 4-29. 30. Kim, J. Y., Kanai, Y., Chairoungdua, A., Cha, S. H., Matsuo, H., Kim, D. K., Inatomi, J., Sawa, H., Ida, Y., Endou, H.; Human cystine/glutamate transporter: cDNA cloning and upregulation by oxidative stress in glioma cells. Biochim Biophys Acta, 2001. 1512(2): p. 335-44. 31. Kimelberg, H. K.; Current concepts of brain edema. Review of laboratory investigations. J Neurosurg, 1995, 83(6): p. 1051-9. 32. Kleihues, P., Sobin, L. H.; World Health Organization classification of tumors. Cancer, 2000. 88(12): p. 2887. 33. Louis, D. N., von Deimling, A.; Hereditary tumor syndromes of the nervous system: overview and rare syndromes. Brain Pathol, 1995. 5(2): p. 145-51. 34. Louis, D. N., Ohgaki, H., Wiestler, O. D., Cavenee, W. K., Burger, P. C., Jouvet, A., Scheithauer, B. W., Kleihues, P.; The 2007 WHO classification of tumours of the central nervous system. Acta Neuropathol, 2007. 114(2): p. 97-109. 35. Lyons, S. A., Chung, W. J., Weaver, A. K., Ogunrinu, T., Sontheimer, H.; Autocrine glutamate signaling promotes glioma cell invasion, Cancer Res, 2007. 67(19): p. 9463-71. 36. Maher, E. A., Furnari, F. B., Bachoo, R. M., Rowitch, D. H., Louis, D. N., Cavenee, W. K, DePinho, R. A.; Malignant glioma: genetics and biology of a grave matter. Genes Dev, 2001. 15(11): p. 1311-33. 37. Matthias, K., Kirchhoff, F., Seifert, G., Huttmann, K., Matyash, M., Kettenmann, H., Steinhauser, C.; Segregated expression of AMPA-type glutamate receptors and glutamate transporters defines distinct astrocyte populations in the mouse hippocampus. J Neurosci, 2003. 23(5): p. 1750-8. 56 38. Mayhan, W. G., Didion, S. P.; Glutamate-induced disruption of the blood-brain barrier in rats. Role of nitric oxide. Stroke, 1996. 27(5): p. 965-9; discussion 970. 39. Mongin, A. A., Kimelberg, H. K.; ATP potently modulates anion channel-mediated excitatory amino acid release from cultured astrocytes. Am J Physiol Cell Physiol, 2002. 283(2): p. C569-78. 40. Morimoto, B. H., Koshland, D. E., Jr.; Excitatory amino acid uptake and N-methylD-aspartate-mediated secretion in a neural cell line. Proc Natl Acad Sci USA, 1990. 87(9): p. 3518-21. 41. Moskopp, D., Wassmann, H.; Neurochirurgie, Handbuch für die Weiterbildung und interdisziplinäres Nachschlagewerk. Vol, 1. Auflage 2005, Stuttgart: Schattauer GmbH. 898 Seiten, 407-427. 42. Nedergaard, M., Takano, T., Hansen, A. J.; Beyond the role of glutamate as a neurotransmitter. Nat Rev Neurosci, 2002. 3(9): p. 748-55. 43. Nicholls, D., Attwell, D.; The release and uptake of excitatory amino acids. Trends Pharmacol Sci, 1990. 11(11): p. 462-8. 44. Oberndorfer, S., Schmal, T,, Lahrmann, H., Urbanits, S., Lindner, K., Grisold, W.; The frequency of seizures in patients with primary brain tumors or cerebral metastases. An evaluation from the Ludwig Boltzmann Institute of NeuroOncology and the Department of Neurology, Kaiser Franz Josef Hospital, Vienna. Wien Klin Wochenschr, 2002. 114(21-22): p. 911-6. 45. Papadopoulos, M. C., Saadoun, S., Binder, D. K., Manley, G. T., Krishna, S., Verkman, A. S.; Molecular mechanisms of brain tumor edema. Neuroscience, 2004. 129(4): p. 1011-20. 46. Papadopoulos, M. C., Verkman, A. S.; Aquaporin-4 and brain edema. Pediatr Nephrol, 2007. 22(6): p. 778-84. 47. Patel, S. A., Warren, B. A., Rhoderick, J. F., Bridges, R. J.; Differentiation of substrate and non-substrate inhibitors of transport system xc(-): an obligate exchanger of L-glutamate and L-cystine. Neuropharmacology, 2004. 46(2): p. 27384. 48. Piet, R., Vargova, L., Sykova, E., Poulain, D. A., Oliet, S. H.; Physiological contribution of the astrocytic environment of neurons to intersynaptic crosstalk. Proc Natl Acad Sci USA, 2004. 101(7): p. 2151-5. 57 49. Pines, G., Danbolt, N. C., Bjoras, M., Zhang, Y., Bendahan, A., Eide, L., Koepsell, H., Storm-Mathisen, J., Seeberg, E., Kanner, B. I.; Cloning and expression of a rat brain L-glutamate transporter. Nature, 1992. 360(6403): p. 464-7. 50. Ribeiro Mde, C., Coutinho, L. M., Hilbig, A.; The role of apoptosis, cell proliferation index, bcl-2, and p53 in glioblastoma prognosis. Arq Neuropsiquiatr, 2004. 62(2A): p. 262-70. 51. Rothstein, J. D., Dykes-Hoberg, M., Pardo, C. A., Bristol, L. A., Jin, L., Kuncl, R. W., Kanai, Y., Hediger, M. A., Wang, Y., Schielke, J. P., Welty, D. F.; Knockout of glutamate transporters reveals a major role for astroglial transport in excitotoxicity and clearance of glutamate. Neuron, 1996. 16(3): p. 675-86. 52. Rothstein, J.D.; Paving new pathways. Nat Med, 2002. 8(9): p. 938-40. 53. Rzeski, W., Turski, L., Ikonomidou, C.; Glutamate antagonists limit tumor growth. Proc Natl Acad Sci USA, 2001. 98(11): p. 6372-7. 54. Sambrook, J., Russell, D.; Molecular cloning: a laboratory manual / 3rd edition in 3 Bänden. 2001, New York: Cold Spring Harbor. 55. Sato, H., Tamba, M., Ishii, T., Bannai, S.; Cloning and expression of a plasma membrane cystine/glutamate exchange transporter composed of two distinct proteins. J Biol Chem, 1999. 274(17): p. 11455-8. 56. Sato, H., Shiiya, A., Kimata, M., Maebara, K., Tamba, M., Sakakura, Y., Makino, N., Sugiyama, F., Yagami, K., Moriguchi, T., Takahashi, S., Bannai, S.; Redox imbalance in cystine/glutamate transporter-deficient mice. J Biol Chem, 2005. 280(45): p. 37423-9. 57. Savaskan, N. E., Eyüpoglu, I. Y.; xCT modulation in gliomas: relevance to energy metabolism and tumor microenvironment normalization. Ann Anat, 2008. 192(5): p. 309-13. 58. Savaskan, N. E., Heckel, A., Hahnen, E., Engelhorn, T., Doerfler, A., Ganslandt, O., Nimsky, C., Buchfelder, M., Eyüpoglu, I. Y.; Small interfering RNA-mediated xCT silencing in gliomas inhibits neurodegeneration and alleviates brain edema. Nat Med, 2008. 14(6): p. 629-32. 59. Schubert, D., Piasecki, D.; Oxidative glutamate toxicity can be a component of the excitotoxicity cascade. J Neurosci, 2001. 21(19): p. 7455-62. 60. Seifert, G., Zhou, M., Steinhauser, C.; Analysis of AMPA receptor properties during postnatal development of mouse hippocampal astrocytes. J Neurophysiol, 1997. 78(6): p. 2916-23. 58 61. Shih, A. Y., Erb, H., Sun, X., Toda, S., Kalivas, P. W., Murphy, T. H.; Cystine/glutamate exchange modulates glutathione supply for neuroprotection from oxidative stress and cell proliferation. J Neurosci, 2006. 26(41): p. 10514-23. 62. Sontheimer, H.; Malignant gliomas: perverting glutamate and ion homeostasis for selective advantage. Trends Neurosci, 2003. 26(10): p. 543-9. 63. Storck, T., Schulte, S., Hofmann, K., Stoffel, W.; Structure, expression, and functional analysis of a Na(+)-dependent glutamate/aspartate transporter from rat brain. Proc Natl Acad Sci USA, 1992. 89(22); p. 10955-9. 64. Stupp, R., van den Bent, M. J., Hegi, M. E.; Optimal role of temozolomide in the treatment of malignant gliomas. Curr Neurol Neurosci Rep, 2005. 5(3): p. 198-206. 65. Takano, T., Lin, J. H., Arcuino, G., Gao, Q., Yang, J., Nedergaard, M.; Glutamate release promotes growth of malignant gliomas. Nat Med, 2001. 7(9): p. 1010-5. 66. Takano, T., Kang, J., Jaiswal, J. K., Simon, S. M., Lin, J. H., Yu, Y., Li, Y., Yang, J., Dienel, G., Zielke, H. R., Nedergaard, M.; Receptor-mediated glutamate release from volume sensitive channels in astrocytes. Proc Natl Acad Sci USA, 2005. 102(45): p. 16466-71. 67. Trepel, M.; Neuroanatomie, Struktur und Funktion. Vol. 2. Auflage. 1999: Urban & Fischer Verlag. 373 Seiten, 6-8. 68. Ui-Tei, K., Naito, Y., Takahashi, F., Haraguchi, T., Haraguchi, T., Ohki-Hamazaki, H., Juni, A., Ueda, R., Saigo, K.; Guidelines for the selection of highly effective siRNA sequences for mammalian and chick RNA interference. Nucleic Acids Res, 2004. 32(3): p. 936-48. 69. Verkman, A. S., Binder, D. K., Bloch, O., Auguste, K., Papadopoulos, M. C.; Three distinct roles of aquaporin-4 in brain function revealed by knockout mice. Biochim Biophys Acta, 2006. 1758(8): p. 1085-93. 70. Watanabe, H., Bannai, S.; Induction of cystine transport activity in mouse peritoneal macrophages. J Exp Med, 1987. 165(3): p. 628-40. 71. Wick, W., Kuker, W.; Brain edema in neurooncology: radiological assessment and management. Onkologie, 2004. 27(3): p. 261-6. 72. Wooten, M. W.; Function for NF-ɈB in neuronal survival: regulation by atypical protein kinase C. J Neurosci Res, 1999. 58(5): p. 607-11. 73. Ye, Z. C., Rothstein, J. D., Sontheimer, H.; Compromised glutamate transport in human glioma cells reduction-mislocalization of sodium-dependent glutamate 59 transporters and enhanced activity of cystine-glutamate exchange. J Neurosci, 1999. 19(24): p. 10767-77. 74. Ye, Z. C., Sontheimer, H.; Glioma cells release excitotoxic concentrations of glutamate. Cancer Res, 1999. 59(17): p. 4383-91. 75. Zhang, H., Zhai, S. D., Li, Y. M., Chen, L. R.; Effect of different sample pretreatment methods on the concentrations of excitatory amino acids in cerebrospinal fluid determined by high-performance liquid chromatography, J Chromatogr B Analyt Technol Biomed Life Sci, 2003. 784(1): p. 131-5. 76. Zhang, J., Hua, Z. C.; Targeted gene silencing by small interfering RNA-based knock-down technology. Curr Pharm Biotechnol, 2004. 5(1): p. 1-7. 60 8 Abkürzungsverzeichnis Bei der Verwendung von Abkürzungen wurde zum Teil auf die in der Literatur geläufige angelsächsische oder lateinische Version zurückgegriffen. acc.: accumulating AMPA: Į-amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazole-propionic acid BES: Bis (2-Hydroxyethyl)-2-Aminomethansulfonsäure bp: base pair ca.: circa CA1: Cornu Anterior 1 CaCl2: Kalziumchlorid CFDA SE: Carboxyfluorescein Diacetat Succinimidyl Ester cm : Quadratzentimeter CO2: Kohlendioxid d: Tage DMEM: Dulbecco Modified Eagle Medium EDTA: Ethlene Diamine Tetra-Acetate EGFP: Enhanced-Green-Fluorescent-Protein FDA: Fluorescein Diacetat GAPDH: Glycerinaldehyd-3-Phosphat-Dehydrogenase GBM: Glioblastoma multiforme GFAP: Glial Fibrillary Acidic Protein GLAST: Glutamat-Aspartat-Transporter GLT-1: Glutamat-Transporter g: Gramm GSH: y-L-Glutamyl-L-Cysteinylglycin (= Glutathion) GYKI 52466: 1-(4-Amino-pheny1)-4-Methyl-7,8-Methyl-Endioxyl-5H-2,3Benzodiazepin h: Stunden HCl: Salzsäure H2O: Wasser H2O2: Wasserstoffperoxid KCI: Kaliumchlorid 61 kDa: Kilodalton M: Molar/Mol MgCl2: Magnesiumchlorid min: Minuten MK 801: (+)-5-Methyl-10,11-dihydro-5H-dibenzol[a,d]cyclohepten5,10-imine-maleat ml: Milliliter MRT/MRI: Magnetresonanztomographie NaCl: Natriumchlorid Na2PO4: Dinatriumhydrogenphosphat NF- B: nuklearer Transskriptionsfaktor- B ng: Nanogramm nm: Nanometer NMDA: N-Methyl-D-Aspartat o.g.: oben genannte(n) PARP: Poly (ADP-Ribose)-Polymerase PCR: Polymerase Chain Reaction PBS: Phosphate Buffered Saline PBST: Phosphate Buffered Saline with Tween PI: Propidiumjodid PKC: Phosphokinase C RNA: Ribo-Desoxy-Nuclein Acid SDS: Sodiumdodecylsulfat siRNA: short-interfering Ribodesoxynukleinsäure SLC1A(3): solute carrier family 1A(3) S4-CPG: (S)-4-Carboxyphenylglycin z. B.: zum Beispiel ZNS: Zentrales Nervensystem µg: Mikrogramm µl: Mikroliter µm: Mikrometer µM: MikroMol 62 9 Veröffentlichungen 77. Eyüpoglu, I. Y., Hahnen, E., Heckel, A., Siebzehnrübl, F. A., Buslei, R., Fahlbusch, R., Blümcke, I.; Malignant glioma-induced neuronal cell death in an organotypic glioma invasion model. Technical note. J Neurosurg, 2005. 102(4): p. 738-44. 78. Savaskan, N. E., Heckel, A., Hahnen, E., Engelhorn, T., Doerfler, A., Ganslandt, O., Nimsky, C., Buchfelder, M., Eyüpoglu, I. Y.; Small interfering RNA-mediated xCT silencing in gliomas inhibits neurodegeneration and alleviates brain edema. Nat Med, 2008. 14(6): p. 629-32. 63 10 Danksagung Mit der Fertigstellung dieser Dissertationsarbeit ist es an der Zeit, nochmals denjenigen zu danken, die am Zustandekommen der Arbeit beteiligt waren und mich auf diesem Weg stets begleitet und unterstützt haben. Zunächst gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Michael Buchfelder, dem Ärztlichen Direktor der Neurochirurgischen Klinik an der Universitätsklinik Erlangen, der mir die Möglichkeit gab, meine Dissertation in seiner Abteilung zu erstellen und die dafür notwendigen Versuchsreihen im neurochirurgischen Labor durchführen zu können. Mein ganz besonderer Dank geht an meinen Doktorvater, Herrn PD Dr. Ilker Eyüpoglu, der mir jederzeit geduldig mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat, der mir seine fachlichen Kenntnisse weitergab, der mit immer neuen Ideen und Anregungen diese Arbeit vorantrieb und ehrlich an den verschiedenen Variationen dieser Arbeit Kritik leistete, die letztendlich zum Gelingen führte. Weiterhin möchte ich Herrn PD Dr. Nicolai Savaskan danken, der mich stets ermunterte, die Arbeit fertigzustellen und durch seine fachliche Kritik und Begutachtung meiner Arbeit einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet hat. Im Rahmen der unzähligen Versuchsreihen möchte ich auch meinen Dank an die MTAs des neurochirurgischen Labors richten, die mir stets über die Schulter geschaut haben und mir den Einstieg in die Laborarbeit erleichtert haben. Nicht zuletzt meinen Eltern bin ich für die unentwegte, gleichermaßen moralische und tatkräftige Unterstützung sowohl während des Studiums als auch während des Dissertationsprojektes zu tiefstem Dank verpflichtet. Obgleich die Anfertigung einer Dissertationsschrift ein hohes Maß an persönlichem Verzicht, Fleiß und Beharrungsvermögen abverlangt, läge diese Schrift ohne ihre Hilfe sicherlich nicht vor. Ihnen sei die vorliegende Arbeit von ganzem Herzen gewidmet.