Soziologie der Internationalen Beziehungen Sommersemester 2016-2017 Dr. Christian Schuster Fakultät für Europastudien – Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca Multilateralismus Multilateralismus = die Koordination nationaler Politik zwischen drei oder mehr Staaten (Robert Keohane) Beispiel: das internationale System kollektiver Sicherheit. Das Prinzip: Aggression gegen einen Staat = Aggression gegen alle eine kollektive Antwort Multilateralismus • Kann entweder durch Allianzen, oder in IO zustande kommen; • Die Interessen aller Partner werden berücksichtigt kleinere Staaten erhalten so eine Stimme; große Mächte halten sich so gegenseitig in Schach; • Mittlere Mächte suchen öfters multilaterale Lösungen; • Großmächte neigen dazu, unilateral zu handeln; • Die Grundlage bilden gemeinsame (d.h. nicht bilaterale) Verträge. Beispiel: der Wiener Kongress (1814) • Schlussakte des Wiener Kongresses: Frankreich, Großbritannien, Österreich, Preußen, Portugal, Russland, Schweden und Spanien; • Wird als erstes modernes multilaterales Abkommen anerkannt; • Folge: die „Heilige Allianz“ Multilateralismus in der Charta der VN • Artikel 1: Die Vereinten Nationen setzen sich folgende Ziele: den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen. Europäische Sicherheitsstrategie (2003) • Weltordnung auf der Grundlage eines wirksamen Multilateralismus: „In einer Welt globaler Bedrohungen, globaler Märkte und globaler Medien hängen unsere Sicherheit und unser Wohlstand immer mehr von einem wirksamen multilateralen System ab. Daher ist es unser Ziel, eine stärkere Weltgemeinschaft, gut funktionierende internationale Institutionen und eine geregelte Weltordnung zu schaffen. Wir sind der Wahrung und Weiterentwicklung des Völkerrechts verpflichtet. Die Charta der Vereinten Nationen bildet den grundlegenden Rahmen für die internationalen Beziehungen.“ Europäische Sicherheitsstrategie (2003) • Weltordnung auf der Grundlage eines wirksamen Multilateralismus: „Wir wollen, dass die internationalen Organisationen, Regelungen und Verträge Gefahren für den Frieden und die Sicherheit in der Welt wirksam abwenden, und müssen daher bereit sein, bei Verstößen gegen ihre Regeln zu handeln.“ Europäische Sicherheitsstrategie (2003) • Weltordnung auf der Grundlage eines wirksamen Multilateralismus: „Die transatlantischen Beziehungen zählen zu den tragenden Elementen des internationalen Systems. Dies ist nicht nur im beiderseitigen Interesse, sondern stärkt auch die internationale Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit. Die NATO ist ein besonderer Ausdruck dieser Beziehungen.“ Europäische Sicherheitsstrategie (2003) • Weltordnung auf der Grundlage eines wirksamen Multilateralismus: „Die Qualität der Staatengemeinschaft hängt von der Qualität der sie tragenden Regierungen ab. Der beste Schutz für unsere Sicherheit ist eine Welt verantwortungsvoll geführter demokratischer Staaten. Die geeignetsten Mittel zur Stärkung der Weltordnung sind die Verbreitung einer verantwortungsvollen Staatsführung, die Unterstützung von sozialen und politischen Reformen, die Bekämpfung von Korruption und Machtmissbrauch, die Einführung von Rechtsstaatlichkeit und der Schutz der Menschenrechte.“