PCR 3. Bei 72 °C verlängert die Taq-Polymerase den Komplementärstrang = Polymerisieren. In einem solchen Zyklus, der nur wenige Minuten dauert, erfolgt die Verdoppelung der DNA. Wird der Vorgang n mal wiederholt, erhält man nach n Zyklen theoretisch 2n DNA-Kopien. Das wären nach 20 Zyklen über eine Million. TECHNIK Im April 1983 kam Kary MULLIS bei einer Mondscheinfahrt durch die kalifornischen Berge die Idee zur PCR (engl. polymerase chain reaction, PolymeraseKetten-Reaktion). Die Methode revolutionierte die Molekularbiologie, und 1993 erhielt er dafür den Nobelpreis. Mit der PCR gelingt es, einen DNA-Abschnitt in kürzester Zeit millionenfach zu vervielfältigen. Zunächst wird die DNA isoliert und in einen Reaktionsansatz gebracht, der einen Puffer, Nucleotide, zwei verschiedene Primer und als Enzym eine DNA-Polymerase enthält. Diese Taq-Polymerase wurde ursprünglich aus dem in heißen Quellen lebenden Bakterium Thermus aquaticus gewonnen. Primer sind kurze, einzelstängige DNA-Stücke, die aus etwa 25 Nucleotiden synthetisiert werden. Die beiden Primer passen jeweils komplementär an eine ganz bestimmte Stelle der Ziel-DNA, die vorher einzelsträngig gemacht wurde. Jeweils ein Primer bindet an einen der beiden Komplementärstränge. Sie rahmen so den zu vervielfältigenden DNA-Abschnitt ein. Von den Primern aus verknüpft die Taq-Polymerase die Nucleotide zu einem neuen Komplementärstrang. Die Schritte der PCR laufen bei unterschiedlichen Temperaturen ab. Daher wird der Reaktionsansatz in ein programmgesteuertes Heizgerät, den Thermocycler gebracht. Die Temperaturen werden zyklisch nacheinander wiederholt: 1. Bei 95 °C wird die doppelsträngige Ziel-DNA gespalten = Denaturieren. 2. Bei 60 °C lagern sich die beiden Primer an = Hybridisieren. Die vervielfältigten DNA-Stücke können nun durch Gelelektrophorese sichtbar gemacht oder weiter verarbeitet werden. Verwendet werden sie beispielsweise bei der Sequenzierung, der Herstellung von Gensonden oder bei der gezielten Erzeugung von Mutationen (Mutagenese). In der Medizin kann man mittels PCR Gewebeverträglichkeiten schnell erkennen oder Krankheitserreger aufspüren. Es können bestimmte Krebsarten früh erkannt oder Erbkrankheiten schnell diagnostiziert werden. Der Nachweis eines HI-Virus gelingt lange bevor eine immunologische Reaktion erfolgen kann. In der Paläobiologie (gr. palaios, altertümlich) wurde DNA aus Knochen des Neandertalers, aus in Dauerfrost konserviertem Mammut oder aus fossilisierten Pflanzen vervielfältigt und untersucht. In der Kriminalbiologie spielt die PCR eine große Rolle bei der Erstellung des genetischen Fingerabdrucks. In der Lebensmittelanalytik werden Fremdgene in Lebensmitteln nachgewiesen. 3’ 5’ zu vervielfältigender DNA-Abschnitt 3’ 5’ 3’ 3’ 5’ 5’ Denaturieren: Schmelzen bei 95 °C verdoppelter DNA-Abschnitt 3’ Taq-Polymerase Primer 1 3’ Kary Mullis Polymerisieren: Synthese der Komplementärstränge bei 72 °C Primer 2 5’ Hybridisieren: Anlagern der Primer bei 60 °C 5’ Gentechnik 111