Vom Metalloxid-Konzept zur Metalloxid

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Vom Metalloxid-Konzept zur Metalloxid-Methode
Wasserlösliche nanostrukturierte mono-, bi-, tri- und tetrametallische
Metalloxid-Kolloide
Dissertation
zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften
der Abteilung für Chemie an der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Marco Lopez
aus Wermelskirchen
2001
Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit von Januar 1999 bis Dezember 2001 unter der
Leitung von Prof. Dr. M. T. Reetz am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim
an der Ruhr.
Herrn Prof. Dr. M. T. Reetz danke ich sehr herzlich für die äußerst interessante und
herausfordernde Themenstellung, die bei der Ausgestaltung der Arbeit gewährte Freiheit, die
hervorragenden Arbeitsbedingungen und die stete Gesprächs- und Diskussionsbereitschaft.
Herr Prof. Dr. M. Feigel danke ich für die Übernahme des Korreferates sowie Herrn Prof. Dr.
Sheldrick für sein Auftreten als Drittprüfer.
Allen Mitarbeiter des Arbeitskreises danke ich für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit,
die ständige Hilfsbereitschaft und das gute Arbeitsklima.
Der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft sowie dem Land NordrheinWestfalen danke ich für die gewährten Promotionsstipendien.
Ein besonderer Dank gilt der Abteilung Elektronenmikroskopie des Max-Planck-Instituts für
Kohlenforschung unter der Leitung von Dr. Tesche, für die ungezählten TEM-Aufnahmen,
sowie die vielen interessanten Gespräche. Dabei gilt mein Dank insbesondere Herrn A. Dreier
und Herrn H. J. Bongard für die engagierte Mitarbeit während der vergangenen drei Jahre, die
maßgeblich zum gelingen der Arbeit beigetragen hat. Herrn Dr. Tesche danke ich für die
stetige
Diskussionsbereitschaft
und
Hilfestellung
bei
der
Beantwortung
elektronenmikroskopischer Fragen. Herrn U. Holle danke ich darüber hinaus für Hilfestellung
rund um die bildbearbeitende Software.
Herrn Dr. W. Vogel vom Fritz-Haber-Instiut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin gilt mein
besonderer Dank für die Anfertigung der zahlreichen XRD/DFA-Messungen und der äußerst
stetigen Diskussionsbereitschaft bei der Beantwortung der Fragen zu der von Ihm
entwickelten Analysemethode.
Herrn Prof. Dr. Grünert von der Fakultät für Technische Chemie der Ruhr-Universität
Bochum gilt mein Dank für die XPS-spektroskopischen Untersuchungen an den MetalloxidKolloiden.
Den Mitarbeitern des NaKaB-Projektes danke ich für gute Zusammenarbeit und die vielen
fruchtbaren Diskussionen innerhalb der vergangenen Jahre.
Namentlich gilt mein Dank Frau N. Fink für die Anfertigung der cyclovoltammetrischen
Messungen an den Kolloid-Katalysatoren und die fruchtbaren Gespräche.
Herrn O. Niemzig danke ich für die unter Indirekt-Methanol-Brennstoffzellen-Bedingungen
angefertigten Messungen der Brennstoffzellen-Katalysatoren.
Herrn Dr. K. Wippermann danke ich für die unter Direkt-Methanol-BrennstoffzellenBedingungen
angefertigten
Messungen
der
Brennstoffzellen-Katalysatoren
und
die
fruchtbaren Diskussionen zu Fragestellungen der Brennstoffzellentechnologien.
Allen analytischen Abteilungen und allen Werkstätten des Max-Planck-Instituts für
Kohlenforschung gilt mein Dank für das Engagement und die zahlreichen analytischen
Untersuchungen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.
Für die Unterstützungen bei EDV-Problemen danke ich unseren Administratoren M. Hermes
und H. Lenk.
Den Hauptkorrektoren M. Krein und A. Meiswinkel gilt mein besonderer Dank für das
gewissenhafte Lesen und die kritischen Kommentare. Desweiteren danke ich Herrn Dr. B.
Tesche, Frau Dr. C. Weidenthaler und Herrn Dr. Vogel für das Lesen einzelner Kapitel dieser
Arbeit.
I
1.
Einleitung ..........................................................................................................1
1.1.
Historie und Allgemeines ...................................................................................1
1.2.
Stabilisierung der Metall-Kolloide .....................................................................5
1.3.
Darstellungsmethoden für Metall-Kolloide........................................................7
1.3.1.
Physikalische Methoden .....................................................................................8
1.3.2.
Chemische Methoden .........................................................................................9
1.3.3.
Wasser als Lösungsmittel .................................................................................14
1.4.
Charakterisierungmethoden für Kolloide .........................................................16
2.
Aufgabenstellung ............................................................................................18
3.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide .............................20
3.1.
Kolloide Edelmetall- und Metalloxide .............................................................20
3.2.
Allgemeine Bemerkungen zur Synthese...........................................................21
3.2.1.
UV-Spektroskopie ............................................................................................22
3.2.2.
Stabilisator, Base und Reaktionstemperatur.....................................................23
3.3.
Monometallische Oxid-Kolloide ......................................................................24
3.3.1.
Rutheniumoxid-Kolloide ..................................................................................24
3.3.2.
Osmiumoxid-Kolloide ......................................................................................27
3.3.3.
Iridiumdioxid-Kolloide.....................................................................................28
3.4.
Bimetallische Metalloxid-Kolloide ..................................................................31
3.4.1.
Einführung ........................................................................................................31
3.4.2.
Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide ......................................................................31
3.4.3.
Platin-Osmium-Oxid-Kolloide .........................................................................35
3.4.3.1.
Kaliumosmat-Precusor .....................................................................................36
3.4.3.2.
Osmiumtrichlorid-Precusor ..............................................................................38
3.4.4.
Platin-Iridium-Oxid-Kolloide...........................................................................40
3.4.5.
Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide....................................................................42
3.5.
Trimetallische Metalloxid-Kolloide .................................................................44
3.5.1.
Einführung ........................................................................................................44
3.5.2.
Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide ...................................................45
3.5.3.
Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide ......................................................47
3.5.4.
Weitere Trimetallische Metalloxid-Kolloide....................................................49
3.6.
Tetrametallische Metalloxid-Kolloide..............................................................51
II
3.6.1.
Einführung ........................................................................................................51
3.6.2.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(1/1/1/1)-Oxid-Kolloide .........................52
3.6.3.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Oxid-Kolloide ...................53
3.7.
Chloridfreie Edelmetall-Oxid-Kolloide............................................................55
3.8.
Reduktion der bi-, tri- und tetrametallischen Metalloxid-Kolloide..................59
3.9.
Zusammenfassung ............................................................................................62
4.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide ...............................................65
4.1.
Einleitung..........................................................................................................65
4.2.
Nichtionische Tenside der Polyoxyethylenalkyl-Gruppe.................................65
4.2.1.
Verwendung der nitchtionischen (NIO)-Tenside .............................................65
4.2.2.
Stabilisator-Test................................................................................................67
4.2.3.
Anwendungsbreite des C16E20-Tensids ............................................................70
4.2.4.
Stabilisator-Überschuss ....................................................................................71
4.3.
Nafion-Polymer ................................................................................................73
4.3.1.
Allgemeines ......................................................................................................73
4.3.2.
Darstellung der Platindioxid/Nafion-Kolloide .................................................74
4.3.3.
Darstellung von Platin-Ruthenium-Oxid/Nafion-Kolloiden ............................78
4.3.4.
Darstellung des Nafion/Platindioxid/Vulcan-Katalysators ..............................80
4.4.
Zusammenfassung ............................................................................................82
5.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide.........................................83
5.1.
Trägerung der Metall-Kolloide auf Vulcan XC72 ...........................................83
5.2.
Instant-Katalysatoren - Instant-Methode ..........................................................86
5.2.1.
Immobilisierung präformierter Hydroxid-stabilisierter Kolloide.....................87
5.2.2.
in-situ Immobilisierung ....................................................................................90
5.2.3.
pH-Wert-Abhängigkeit des Beladungsgrads ....................................................91
5.2.4.
Doppelte Trägerung..........................................................................................93
5.2.5.
Trägerung auf verschiedenen Rußen ................................................................94
5.2.6.
Bi-, tri-, und tetrametallische Systeme nach der Instant-Methode ...................96
5.2.7.
Reduktion..........................................................................................................98
5.3.
Trägerscreening ..............................................................................................100
5.4.
Zusammenfassung ..........................................................................................104
III
6.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide ..............................................106
6.1.
XRD/DFA-Messungen ...................................................................................106
6.1.1.
Einleitung; Methodenbeschreibung................................................................106
6.1.2.
Iridiumoxid-Kolloid........................................................................................111
6.1.3.
Platin-Iridium-Oxid-Kolloide.........................................................................115
6.1.4.
Platin-Osmium-Oxid-Kolloide .......................................................................116
6.1.5.
Platin-Ruthenium-Osmium-(1/1/1)-Oxid-Kolloide........................................122
6.1.6.
Platin-Ruthenium-Osmium-(65/25/10)-Oxid-Kolloide..................................127
6.1.7.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(1/1/1/1)-Oxid-Kolloide .......................130
6.1.8.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Oxid-Kolloide .................134
6.1.9.
Zusammenfassung ..........................................................................................138
6.2.
XPS-Untersuchungen .....................................................................................143
6.2.1.
Einleitung; Methodenbeschreibung................................................................143
6.2.2.
Platinoxid-Kolloid ..........................................................................................145
6.2.3.
Iridiumdioxid-Kolloid ....................................................................................147
6.2.4.
Platin-Iridium-Oxid-Mischkolloide................................................................148
6.2.5.
Platin-Osmium-Oxid-Kolloide .......................................................................152
6.2.6.
Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide ....................................................157
6.2.7.
Platin-Ruthenium-Iridium-Oxid-Kolloide......................................................162
6.2.8.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide.......................................165
6.2.9.
Zusammenfassung ..........................................................................................171
6.3.
HRTEM/EDX-Analyse ..................................................................................173
6.3.1.
Einleitung; Methodenbeschreibung................................................................173
6.3.2.
Iridiumdioxid- und Osmiumoxid-Kolloide ....................................................174
6.3.3.
Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide ....................................................................175
6.3.4.
Platin-Osmium-Oxid-Kolloide .......................................................................176
6.3.5.
Platin-Iridium-Oxid-Kolloide.........................................................................178
6.3.6.
Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide ....................................................181
6.3.7.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide.......................................182
6.3.8.
Zusammenfassung ..........................................................................................184
7.
Katalyse .........................................................................................................185
7.1.
Elektrokatalyse: Brennstoffzelle.....................................................................185
7.1.1.
Historie ...........................................................................................................185
IV
7.1.2.
Allgemeines, Stand der Technik.....................................................................186
7.1.2.1.
Indirekte Methanol-Brennstoffzellen (IMFC) ................................................190
7.1.2.2.
Direkt-Methanol-Brennstoffzelle (DMFC) ....................................................191
7.1.3.
Methanol-Oxidation in der DMFC .................................................................193
7.1.3.1.
Klassische und Instant-Katalysatoren.............................................................194
7.1.3.2.
Literaturvergleich ...........................................................................................197
7.1.4.
Wasserstoffoxidation in der IMFC .................................................................198
7.1.4.1.
Strom/Spannungs-Verhalten im Wasserstoff-Betrieb ....................................200
7.1.4.2.
Strom/Spannungs-Verhalten bei CO-Belastung.............................................201
7.1.5.
Zusammenfassung der DMFC- und IMFC-Messungen .................................206
7.1.6.
Cyclovoltammetrische Messungen.................................................................207
7.1.6.1.
Nafion-stabilisierte Platindioxid- und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide ......207
7.1.6.1.1.
Messungen in wässriger Schwefelsäure .........................................................208
7.1.6.1.2.
Methanol-Oxidation........................................................................................211
7.1.6.2.
Instant-Katalysatoren......................................................................................212
7.1.6.2.1.
Platindioxid-Kolloide auf Vulcan XC72 ........................................................212
7.1.6.2.2.
Platindioxid-Kolloide auf neuen Leitrußen ....................................................215
7.1.6.3.
Zusammenfassung der CV-Messungen ..........................................................217
7.2.
Homogene Katalyse: Friedel-Crafts-Acylierung............................................218
7.2.1.
Allgemeines, Stand der Technik.....................................................................218
7.2.2.
Zielsetzung......................................................................................................221
7.2.3.
Ausbeute/Reaktionszeit ..................................................................................223
7.2.4.
Hintergrundreaktion........................................................................................225
7.2.5.
Substrat/Katalysator-Verhältnis......................................................................226
7.2.6.
Vergleich von Nafion und Platindioxid/Nafion..............................................227
7.2.7.
Substratscreening............................................................................................229
7.2.8.
Reduktion........................................................................................................232
7.2.9.
Eintopfsynthese ..............................................................................................235
7.2.10.
Zusammenfassung ..........................................................................................236
8.
Zusammenfassung und Ausblick ................................................................238
8.1.
Zusammenfassung ..........................................................................................238
8.2.
Ausblick..........................................................................................................241
V
9.
Experimenteller Teil.....................................................................................243
9.1.
Allgemeine Hinweise .....................................................................................243
9.2.
Chemikalien....................................................................................................244
9.3.
Analytik ..........................................................................................................245
9.3.1.
Elementaranalysen..........................................................................................245
9.3.2.
UV/Vis-Spektroskopie....................................................................................246
9.3.3.
GC/MS-Kopplung ..........................................................................................246
9.3.4.
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) ................................................246
9.3.5.
XPS.................................................................................................................248
9.3.6.
XRD/DFA.......................................................................................................248
9.4.
Allgemeine Arbeitsvorschriften .....................................................................248
9.4.1.
AAV1 Reinigung der verwendeten Glasgeräte ..............................................249
9.4.2.
AAV2 Reinigung der Kolloid-Lösungen mittels Dialyse ..............................249
9.4.3.
AAV3 Darstellung monometallischen Oxidkolloide .....................................250
9.4.4.
AAV4 PVP-, und DTAB-stabilisierten Rutheniumoxid-Kolloide .................250
9.4.5.
AAV5 Darstellung bi-, tri- und tetrametallischer Metalloxid-Kolloide .........250
9.4.6.
AAV6 Wasserstoff-Reduktion der Metalloxid-Kolloide ...............................251
9.4.7.
AAV7 Aufarbeitung der kommerziellen Nafion-Lösung...............................252
9.4.8.
AAV8 Darstellung der Nafion-stabilisierten Metalloxid-Kolloide ................252
9.4.9.
AAV9 Immobilisierung auf Leitruß Vulcan XC72 ........................................253
9.4.10.
AAV10 Trägermaterialscreening ...................................................................253
9.4.11.
AAV11 Instant-Katalysatoren ........................................................................254
9.4.12.
AAV12 Darstellung des Nafion-Polymerpulvers...........................................254
9.4.13.
AAV13 Nafion-Polymer als Katalysator in der Acylierung in Anisol...........255
9.4.14.
AAV14 Nafion-Polymer als Katalysator in der Acylierung in Nitromethan .255
9.4.15.
AAV15 Reduktion des 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanons ...............256
9.5.
Darstellung der Metalloxid-Kolloide..............................................................256
9.5.1.
Rutheniumoxid-Kolloide ................................................................................256
9.5.2.
Rutheniumoxid-Kolloide ................................................................................257
9.5.3.
Osmiumoxid-Kolloide ....................................................................................257
9.5.4.
Iridiumdioxid-Kolloide...................................................................................258
9.5.5.
Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide ....................................................................258
9.5.6.
Platin-Osmium-Oxid-Kolloide (Kaliumosmat)..............................................259
9.5.7.
Platin-Osmium-Oxid-Kolloide(Osmiumtrichlorid)........................................260
VI
9.5.8.
Platin-Iridium-Oxid-Kolloide.........................................................................261
9.5.9.
Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide..................................................................261
9.5.10.
Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide .................................................262
9.5.11.
Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide ....................................................263
9.5.12.
Platin-Ruthenium-Zinn-Oxid-Kolloide ..........................................................264
9.5.13.
Platin-Ruthenium-Iridium-Oxid-Kolloide......................................................264
9.5.14.
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide.......................................265
9.5.15.
Darstellung Isopolymetallat stabilisierter Platindioxid-Kolloide ...................267
9.5.16.
Chloridfreie Edelmetall-Oxid-Kolloide..........................................................267
9.5.17.
Reduktion der binären Metalloxid-Kolloide...................................................268
9.5.18.
Reduktion verschiedener Metalloxid-Kolloide ..............................................268
9.6.
NIO-Tenside als neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide.......................269
9.6.1.
Verschiedene NIO-Tenside ............................................................................269
9.6.2.
Anwendungsbreite des C16E20-Tensids ..........................................................270
9.6.3.
Stabilisator-Überschuss ..................................................................................271
9.7.
Nafion-Polymer ..............................................................................................272
9.7.1.
Darstellung der Platindioxid-Nafion-Kolloide ...............................................272
9.7.2.
Darstellung der Nafion-Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide.............................273
9.7.3.
Darstellung des 3-Komponenten-Systems......................................................274
9.8.
Trägerung der Metall-Kolloide auf Vulcan XC72 .........................................274
9.9.
Instant-Katalysatoren bzw. -Methode.............................................................276
9.9.1.
Immobilisierung präformierter Hydroxid-stabilisierter PtO2-Kolloide..........276
9.9.2.
Immobilisierung präformierter Hydroxid-stabilisierter Pt-Ru-Ox-Kolloide...276
9.9.3.
in-situ Imobilisierung von Hydroxid-stabilisierte Metalloxid-Kolloide ........277
9.9.4.
pH-Abhängigkeit der Direkt-Trägerungs-Methode........................................277
9.9.5.
Doppelte direkte Trägerung von Platin auf Vulcan XC72 .............................278
9.9.6.
Trägerung auf verschiedenen Rußen ..............................................................279
9.9.7.
Bi-, tri-, und tetrametallische Systeme nach der Instant-Methode .................279
9.9.8.
Reduktion der direkt geträgerten Platindioxid-Kolloide ................................280
9.10.
Trägerscreening ..............................................................................................281
9.10.1.
Trägerung in verdünnter Salzsäure.................................................................282
9.10.2.
Trägerung in Citrat-gepufferter Lösung .........................................................283
9.10.3.
Trägerung in Acetat-gepufferter Lösung........................................................284
9.10.4.
Trägerung unter pH-neutralen Bedingungen ..................................................286
VII
9.11.
Katalysen ........................................................................................................287
9.11.1.
Reaktionszeit der Acylierung von Anisol mit PAC........................................287
9.11.2.
Reaktionszeit der Acylierung von Anisol mit PC ..........................................287
9.11.3.
Hintergrundreaktion........................................................................................288
9.11.4.
Substrat/Katalysator-Verhältnis (S/C)............................................................288
9.11.5.
Vergleich von lyophilisiertem Nafion mit Platindioxid-Nafion-Kolloiden ...289
9.11.6.
Substratscreening............................................................................................290
9.11.7.
Acylierung mit lyophilisiertem Nafion in Nitromethan .................................291
9.11.8.
Reduktion des 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanons .............................291
9.11.8.1.
Reduktion bei p = 50 bar ................................................................................291
9.11.8.2.
Reduktion bei p = 100 bar ..............................................................................292
9.11.9.
Eintopfsynthese ..............................................................................................293
10.
Literaturverzeichniss....................................................................................294
VIII
Abkürzungen
3-12-SB
3-(N,N-Dimethyldodecylamonio)propansulfonat
AAV
Allgemeine Arbeitsvorschrift
Äquiv.
Äquivalente
AOT
Natrium-bis(2-ethylhexyl)sulphonsuccinat
BKxx
Brennstoffzellen-Katalysator Nr. xx
BZ
Brennstoffzelle
bzw.
beziehungsweise
C12E10
Polyoxyethylen-10-dodecylether
C16E20
Polyoxyethylen-20-cetylether
C18E20
Polyoxyethylen-20-sterarylether
C12EO
Polyethylenmonolaurat
CHCl3
Chloroform
ca.
circa
cmc
critical micelle concentration
CO
Kohlenmonoxid
CV
Cyclovoltammogramm
d
Durchmesser
DFA
Debye Funktions Analyse
DME
Dimethoxyethan
DMFC
direct methanol fuel cell
DTAB
Dodecyltrimethylammoniumbromid
EDX
Energiedisperse Röntgenanalyse
EA
Elementaranalyse
EXAFS
Extended X-Ray Absoption Fine Structure
GC-Analyse
gaschromatografische Analyse
Gew.-%
Gewichtsprozent
gef.
gefunden
ges.
gesättigt
ggfs.
gegebenenfalls
h
Stunde
HRTEM
hochauflösende TEM
IR-Verlust
ohmscher Spannungsverlust
IX
IMFC
indirect methanol fuel cell
Kat.
Katalysator
Mxx
Metall-Kolloid Nr. xx
M
Mol pro Liter
MEA
membrane electrode array
Moxxx
Metalloxid-Kolloid Nr. xxx
n
Stoffmenge
NakaB
Nanomaterialien als Katalysatoren in PEFC-Brennstoffzellen
n. b.
nicht bestimmt
NIO-Tensid
nichtionisches Tensid
n. n.
nicht nachweisbar
o-
ortho
o. a.
oben angegeben
ox.
oxidiert
p-
para
PAC
Phenylacetylchlorid
PC
Propionsäurechlorid
PEM-FC
Polymerelektrolytmebran-Brennstoffzelle
PVA
Polyvinylalkohol
PVP
Polyvinylpyrrolidon
R
organischer Rest
red.
reduziert
RHE
Reversible Wasserstoffelektrode
SHE
Standard Wasserstoffelektrode
RT
Raumtemperatur
S/C
Substrat/Katalysator
SDS
Natriumdodecylsuflat
SEM
scanning electron microscope
UV-Spektrum
Ultraviolett-Spektrum
TEM
Transmissions-Elektronenmikroskopie
THF
Tetrahydrofuran
UHQ
ultra high quality
UV
Ultraviolett
V
Volumen
X
vgl.
vergleiche
vs.
versus
XRD/DFA
Röntgen-Pulver-Diffraktometrie und Debye-Funktions-Analyse
XPS
Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie
w
Massenanteil
z. B.
zum Beispiel
Einleitung
1
1.
Einleitung
1.1.
Historie und Allgemeines
Die Kolloid-Chemie ist eines der ältesten Fachgebiete der Chemie. Die Anwendung von
nanoskalierten Partikeln ist schon seit der Antike bekannt.[1] In dieser Zeit wurde lösliches
kolloides Gold zum Färben von Gläsern und Keramiken sowie als Therapeutikum gegen
Arthritis genutzt. Die Begriffe nano (griech. nanos: Zwerg) und Kolloid (griech. kolla: Leim),
mit denen die Substanzen umschrieben werden, leiten sich jeweils aus dem Griechischen ab
und sind eine phänomenologische Umschreibung des physikalischen Zustands der Partikel.
Der Begriff Kolloid wurde erstmals im Jahre 1861 von Graham verwendet.[2] Nach dieser
Definition handelt es sich bei Kolloiden um nicht kristallisierbare Stoffe mit einer geringen
Diffusionsgeschwindigkeit in entsprechenden Lösungsmitteln.
Ein zusätzliches Kriterium für die kolloide Phase stellt das Verhalten bei Filtration dar. Nach
W. Ostwald gehören alle gelösten Partikel, die zwar ein Filterpapier aber keine semipermeable
Membran passieren können, zu kolloiden Lösungen.[3] Diese rein phänomenologische
Definition beruht einzig auf der Größe der Partikel. Sie sind größer als Moleküle, die eine
semipermeable Membran passieren können, aber kleiner als in Suspensionen dispergierte
Feststoffe. Die moderne Definiton spricht von Kolloiden, wenn eine Phase (die kolloiden
Feststoffe) derart in einer zweiten Phase (dem Lösungsmittel) suspendiert ist, dass keine
Phasenseparation z. B. durch Sedimentation stattfindet.
Die ersten wissenschaftlichen Arbeiten der Kolloid-Chemie stammen aus dem 19.
Jahrhundert von Faraday.[4] Es gelang ihm, Goldkolloide aus [AuCl4]- durch Reduktion mit
weißem Phosphor zu erhalten. Eine genaue Charakterisierung der Partikel war zu dieser Zeit
noch nicht möglich. Später wurde die Synthese von Thomas et al. nachgestellt, wobei sich
herausstellte, dass die Faraday´schen Gold-Kolloide eine Größe von 3-30 nm aufweisen.[5]
Die Arbeit von Faraday blieb lange Zeit unbeachtet. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts
beschäftigten sich einige Arbeitsgruppen mit der Darstellung kolloider[6] Lösungen der
Edelmetalle und ihrer katalytischen Eigenschaften.[7] Die Kolloidforschung war seinerzeit sehr
von den Analyse-Methoden abhängig. Siedentopf und Zsigmondy entwickelten zu dieser Zeit
eine modifizierte hochauflösende optische Bank, mit der sie in der Lage waren, Goldpartikel
Einleitung
2
in Gläsern bis zu einer Größe von 6 nm zu vermessen.[8] Einen wichtigen Anstoß gab der
deutsche Wissenschaftler W. Ostwald im Jahre 1907.[9] Er vermittelte seinen Lesern auf
einzigartige Weise den kolloiden Zustand der Materie. Dafür nutzte er das noch heute
verwendete Beispiel des in N Teile zerteilten Metallquaders. Mit abnehmender Kantenlänge
der Würfel steigt die Größe der Gesamtoberfläche aller Quader an. Wird dies beispielsweise
auf einen Eisenquader von 1 cm Kantenlänge übertragen, beträgt der Anteil der OberflächenAtome zunächst nur ca. 10-5 % (Fläche: 6 cm², Dichte: ~ 8 g/cm², Atomgewicht: ~ 50 g/mol).
Eine Aufteilung in 1000 Quader von 0,1 cm Kantenlänge ergibt einen Anteil von 10-4 %
Oberflächenatomen (Abbildung 1). Erst bei einer Kantenlänge von ca. 2,5 nm beträgt der
Anteil der Oberflächenatome 60 %, und bei Partikeln von 1 nm Kantenlänge sind alle Atome
Oberflächenatome.[1] Bei dieser Größe liegt demzufolge eine hundertprozentige Dispersion
der Eisenatome vor.
Abbildung 1: hypothetisch in 96 kleine Quader zerteilter Eisenquader[1]
Nach einer Vortragsreise in den USA und Kanada fasst W. Ostwald den Stand der KolloidForschung im beginnenden 20. Jahrhundert pragmatisch in seinem Buch „Die Welt der
vernachlässigten Dimensionen“ zusammen.[3]
Einen Meilenstein in der Wissenschaft der Kolloide stellte 1931 die Entwicklung des
Transmissions-Elektronen-Mikroskops (TEM) von E. Ruska dar.[10] Damit war es erstmals
möglich, die nanostrukturierten Partikel zu visualisieren. Zusammen mit G. Binning und
H. Rohrer, die 1981 das Tunnelmikroskop entwickelten.[11] erhielt E. Ruska 1986 den
Einleitung
3
Nobelpreis für seine Arbeiten. Sieben Jahre nach Ruskas Entwicklung wurde von der Firma
Siemens das erste kommerzielle TEM entwickelt, das eine 300.000fache Vergrößerung
ermöglicht: eine Leistung, die heute nur von hochauflösenden Geräten übertroffen wird.
In der Nachkriegszeit markieren die Arbeiten von Turkevich et al. wichtige Fortschritte in der
Kolloid-Chemie.[12] Von Turkevich et al. stammen neue Synthese- und Charakterisierungsmethoden, wie beispielesweise die Citrat-Reduktions-Methode mit der Gold-Kolloide
dargestellt wurden. Turkevich et al. entwickelten außerdem ein noch heute anerkanntes
theoretisches Konzept zur Beschreibung der Kolloidbildung, das auf Nukleation, Wachstum
und Agglomeration beruht.
Heute beschäftigt sich die Wissenschaft hauptsächlich mit der Darstellung von MetallKolloiden und deren Anwendung in der heterogenen[13] oder homogenen[14] Katalyse. MetallKolloide stellen dabei ideale Modellverbindungen für die Untersuchung an Metalloberflächen
ablaufender Katalyseprozesse dar. In der Industrie werden z. B. ca. 80 % aller Umsetzungen
katalytisch geführt, davon sind wiederum ca. 80 % heterogen katalysiert. Industriell werden
Metall-Katalysatoren
durch
Tränkung
und
Fällung
von
Metallsalzen
und
anschließender Aufarbeitung durch Reduktion, Tempern und Calzinieren hergestellt.
daran
[15]
Erst
gegen Ende dieses mehrstufigen Prozesses wird ein einsatzfähiger Katalysator erhalten.
Gerade bei modernen Systemen, in denen die Aktivkomponente aus mehr als einem Metall
besteht, sind die gewünschten Eigenschaften des Katalysators während des gesamten
Herstellungsprozesses wenig kontrollierbar. Aus diesem Grund bezeichnete Schlögl die
heterogene Katalyse auch als „schwarze Kunst“.[16] Die Verwendung von Metallkolloiden
bietet den entscheidenden Vorteil, dass die Aktivkomponente am Anfang des Prozesses
generiert wird und dadurch schon zu diesem Zeitpunkt charakterisiert werden kann.
Außerdem können heterogene Katalysatoren durch die Verwendung präformierter
Aktivkomponenten schneller hergestellt werden. Den Vorteil dieses Konzeptes erkannte
Turkevich schon 1970[17] und inzwischen wurde es von vielen Gruppen aufgegriffen.[18]
Neben dem Begriff „Metall-Kolloide“ werden in der Literatur eine Vielzahl von
Umschreibungen wie nanostrukturierte Metallcluster, Metallsole, Nanokristallite, etc. für die
Beschreibung dieses speziellen Zustands der Materie verwendet. Allen Begriffen ist gemein,
dass sie einen Zustand beschreiben, bei dem Metalle in Form von 1–10 nm großen Partikeln
mit einer mehr oder weniger gleichförmigen statistischen Größenverteilung vorliegen. Ziel
der Forscher ist es unter anderem, Nano-Partikel mit einer möglichst engen Größenverteilung
Einleitung
4
zu erzeugen. Die Kolloid-Phase darf in diesem Zusammenhang auf keinen Fall mit den
diskreten, der Definition nach stöchiometrischen Metall-Clustern verwechselt werden. MetallCluster basieren auf einer Summenformel, aus der sich eine diskrete Struktur des Clusters
ableitet. Die Grenze zwischen beiden Formen ist fließend, was in der wissenschaftlichen
Gemeinschaft zu kontroversen Diskussionen geführt hat.[19]
Eine Besonderheit der Metall-Kolloide sind ihre außergewöhnlichen optischen[20],
magnetischen[21] und elektronischen[22] Eigenschaften, die meistens zwischen denen
molekularer Verbindungen und makroskopischer Festkörper liegen. Diese Eigenschaften
resultieren aus der besonderen Bandstruktur, die bei Kolloiden vorliegt (Abbildung 2). Der
Abstand von Valenz- und Leitungsband hängt direkt von der Partikelgröße bzw. der Anzahl
der Atome ab. Mit abnehmender Größe der Partikel gehen die typischen Metalleigenschaften
verloren.[23] Dieser Übergang wird als SIMIT („Size Induced Metal Insulator Transition“)
bezeichnet. Je kleiner die Partikel werden, desto starker tragen die speziellen Eigenschaften
der Oberflächen-Atome zum Verhalten der Partikel bei; dieses Phänomen wurde bereits 1907
von W. Ostwald erkannt.[9] Beispielsweise kann eine Erniedrigung des Schmelzpunktes von
Gold (bulk-Gold: 1064 °C) auf 500-600 °C beobachtet werden, sofern 1,5 nm große Kolloide
betrachtet werden.[24] Ein weiteres Phänomen ist die Verkürzung der Bindungslänge in den
Partikeln, die auch in der vorliegenden Arbeit beobachtet wurde.[25]
Abbildung 2 :Modell der Valenz- und Leitungsband-Struktur eines Atoms, Clusters, Kolloids und von
bulk-Material
Einleitung
5
1.2.
Stabilisierung der Metall-Kolloide
Reine nanoskalierte Metall-Partikel zeigen aufgrund der hohen Oberflächenenergie der
einzelnen Partikel die Tendenz, schnell zu agglomerieren und schließlich auszufallen. Eine
theoretische Beschreibung dieses Phänomens gelingt mit der DLVO-Theorie nach Deryagin,
Landau, Verwey und Overbeek.[26] Zwischen den Partikeln wirken attraktive Van-der-WaalsKräfte, die z. B. durch das Lösungsmittel abgeschwächt werden.[27] Um die Agglomeration
wirksam zu unterbinden, ist die Verwendung von Stabilisatoren notwendig. Die Stabilisatoren
bauen nach der DLVO-Theorie eine Gegenkraft auf, die auf elektrostatischen oder sterischen
Wechselwirkungen beruht.[28] Zur sterischen Stabilisierung wurden in der Kolloid-Chemie
bereits Polymere und Tenside, aber auch Zeolithe,[29] Phosphane[19a] oder Donor-Solventien[30]
erfolgreich eingesetzt.
Abbildung 3: Vereinfachende Darstellung der elektrostatischen Stabilisierung von Metall-Kolloiden
Die elektrostatische Stabilisierung geht auf die Ausbildung einer Doppelschicht aus Kationen
und Anionen zurück (Abbildung 3). Wenn dass sich zwei Teilchen nähern, kommt es
aufgrund der geladenen Hülle zu repulsiven Wechselwirkungen, die verhindern, dass sich die
Partikel noch weiter annähern. Die Ausdehnung der Doppelschicht wird stark durch äußere
Parameter beeinflusst. Hohe Temperaturen und die Ionenstärke des Lösungsmittels wirken
sich negativ auf die Schutzhülle aus und fördern so die Agglomeration der Partikel.
Einleitung
6
Abbildung 4: Vereinfachende Darstellung der sterischen Stabilisierung von Metall-Kolloiden
Eine sterische Stabilisierung mit räumlich anspruchsvollen Molekülen bietet eine bessere
Möglichkeit, die hergestellten Metall-Kolloide in Lösung zu halten. Bei der Annäherung
zweier Partikel kommen zwei thermodynamische Effekte zum Tragen. In dem Moment in
dem sich die Schutzhüllen durchdringen, nimmt die Konzentration der LösungsmittelMoleküle ab, wodurch ein osmotischer Druck entsteht, der einer weiteren Durchdringung
entgegenwirkt (Abbildung 4). Der zweite Effekt bei der Durchdringung der Schutzhüllen ist
eine Abnahme der Freiheitsgrade, was eine höhere lokale Ordnung der Stabilisatormoleküle
zur Folge hat und zu einer Abnahme der Entropie führt. Eine Abnahme der Entropie ist aber
bekanntermaßen nach dem 2. Hauptsatz der Thermodymanik nicht begünstig.
Einleitung
7
1.3.
Darstellungsmethoden für Metall-Kolloide
Zur Darstellung von Metall-Kolloiden bzw. nanostrukturierten Partikeln gibt es prinzipiell
zwei Möglichkeiten (Abbildung 5).
Abbildung 5: Physikalische und chemische Darstellung von Metall-Kolloiden
Einerseits kann durch geeignete physikalische Methoden bulk-Material so fein verteilt
werden, dass letztendlich nanostrukturierte Partikel erhalten werden. Andererseits werden bei
den chemischen Methoden aus molekularen Precusoren über Aggregation der Atome
nanosturkturierte Partikel erzeugt. Das bei dem physikalischen Prozess verfolgte Prinzip wird
in der Mikrolithografie als top-downward-Ansatz beschrieben, wohingegen das Prinzip,
größere Strukturen aus kleinen aufzubauen, als bottom-upward-Ansatz bekannt ist.
Einleitung
8
1.3.1. Physikalische Methoden
Zu den physikalischen Methoden gehört die Metallverdampfung, bei der ein Metall durch
Widerstandheizung, Beschuss mit Elektronen oder Plasma erhitzt und so vaporisiert wird. Die
Methode wurde von Klabunde in den siebziger Jahren entwickelt[31] und wird inzwischen von
vielen Gruppen angewendet.[32] Der in die Gasphase überführte Metalldampf wird in
geeigneten Lösungsmitteln wie z. B. Methylcyclohexan, Toluol oder Benzol bei tiefen
Temperaturen auskondensiert. Bei Verwendung von aromatischen Lösungsmitteln werden
hierbei
definierte
Solvens-Metall-Komplexe
ausgebildet
(„Solvated
Metal
Atom
Dispersions“; SMAD). Sofern beim Auftauen der kondensierten Matrix geeignete
Stabilisatoren wie iso-Butylaluminoxan,[32a] Aceton,[31b] Polymere[31c] oder anorganische
Träger[31d] vorhanden sind, kann die Agglomeration der thermisch instabilen MetallKomplexe verhindert werden. Der Vorteil des Metallverdampfungsverfahrens ist, dass
praktisch alle Metalle und Legierungen verwendet werden können und so eine Vielzahl nanostrukturierter Metalle hergestellt werden können. Weitere physikalische Methoden sind die
Photolyse[33] und Radiolyse[34] sowie sono-chemische Methoden.[35]
Bei der photochemischen Methode werden beispielsweise durch photolytische Reduktion mit
eingestrahltem UV-Licht unter Mitwirkung von Tensiden Platin-[36] oder Goldsalze[37]
reduziert. Auch die Darstellung von PVP-polymerstabilisierten Silber-[38] und SilberPalladium-Kolloiden gelingt auf diese Weise.[39]
Die radiolytische Methode nutzt durch Bestrahlung entstandene Elektronen bzw. Radikale,
die in-situ als Reduktionsmittel fungieren. Vor allem die Gruppen um Hengelein[40] und
Belloni [41] haben diese Methode erfolgreich angewendet und konnten eine große Zahl
verschiedener Metalle in kolloider Form herstellen.
Der Nachteil der Metallverdampfungs-Methode liegt in dem hohen apparativen Aufwand.
Des Weiteren sind bei allen Methoden nur geringe Produktmengen zugänglich.
Einleitung
9
1.3.2. Chemische Methoden
Den weitaus größten Teil der Darstellungsmethoden machen allerdings die chemischen
Methoden aus. Generell werden dazu geeignete Metall-Precusor in Gegenwart von
organischen Stabilisatoren wie Liganden, Polymeren und Tensiden mit den verschiedensten
Reduktionsmitteln
umgesetzt.
Neben
elektrochemischen
Methoden[42]
werden
Reduktionsmittel wie Wasserstoff,[43] komplexe Borhydride,[44] Silane,[45] Hydrazin,[46]
Hydroxylamin,[47]
Phosphor,[48]
Citrat,[49]
Carboxylate,[50]
Aldehyde,[51]
Alkohole,[52]
Kohlenmonoxid[53] und solvatisierte Elektronen[54] angewendet.
Als Lösungsmittel für Metall-Kolloide kommen sowohl organische Lösungsmittel als auch
Wasser in Frage. Je nach verwendetem Lösungsmittel handelt es sich entsprechend um
Organosole oder Hydrosole. Die Verwendung von Wasser als Lösungsmittel ist bei der
Darstellung
von
Metall-Kolloiden
allerdings
auf
die
Edelmetalle
mit
positiven
Redoxpotentialen beschränkt. Unedle Metalle wie z. B. Titann, Mangan, Eisen, Kobalt oder
Nickel würden in Wasser sofort wieder oxidiert werden. Zu den bekanntesten Hydrosolen
zählen die bereits erwähnten Gold-Kolloide von Faraday.[4]
Die Verwendung von Tensiden zur Stabilisierung von Edelmetall-Kolloiden wurde erstmals
von Kiwi und Grätzel beschrieben.[55] Ihnen gelang es, mittels Wasserstoffreduktion
hergestellte
Platin-Kolloide
in
Wasser
mit
dem
kationischen
Tensid
Cetyltrimethylammoniumchlorid (CTAC) zu stabilisieren. Ein ähnliches Tensid wurde später
von Toshima et al. verwendet.[36a] Mit Hilfe der photochemischen Reduktion stellte er so mit
Dodecyltrimethylammoniumchlorid stabilisierte Platinkolloide her, die in der Hydrierung von
Olefinen getestet wurden.
Von Hirai et al. stammen die ersten Beispiele der Metallsalz-Reduktion mittels niederer
aliphatischer Alkohole.[56] In Gemischen aus Wasser und Methanol bzw. Ethanol wurden so
Metall-Kolloide von Rhodium, Palladium, Silber, Osmium, Iridium, Platin und Gold
hergestellt. Stabilisiert wurden diese Kolloide durch polare wasserlösliche Polymere wie
Polyvinylpyrrolidon (PVP) oder Polyvinylalkohol (PVA).
Die Herstellung entsprechender bimetallischer Edelmetall-Kolloide gelingt ebenfalls durch
die Reduktion mit Alkohol. So konnten Toshima et al. bimetallische Systeme aus Gold/Platin,
Gold/Palladium, Gold/Rhodium und Platin/Ruthenium mit PVP und PVA stabilisieren. Die
Einleitung
10
Autoren untersuchten die amplifizierende Wirkung dieser Mischmetall-Kolloide in der Lichtinduzierten Tris-bipyridyl-Ruthenium-(III) katalysierten Wasserspaltung.[57] Ein Nachteil bei
der Verwendung von niederen aliphatischen Alkoholen als Reduktionsmittel zur Darstellung
bimetallischer Systeme ist, dass nur Edelmetalle mit ähnlichem Redoxpotential verwendet
werden können. Den Zugang zu bimetallischen Systemen aus einem Edelmetall und einem
Metall aus der Gruppe Kobalt, Nickel, Kupfer bietet die Reduktion in Glykol bei hohen
Temperaturen. Diese Methode wurde ebenfalls von Toshima et al. beschrieben.[58] Mit der
Glykol-Reduktion
wurden
Nickel/Palladium-Kolloide
so
z.
hergestellt.
B.
Die
PVP-stabilisierte
Kupfer/Palladium-
Nickel/Palladium-Kolloide
wurden
und
mit
unterschiedlichen Nickel/Palladium-Verhältnissen produziert. Dabei zeigten die Kolloide der
Metallzusammensetzung Ni/Pd = 1/4 im Vergleich zu allen anderen bimetallischen Kolloiden
und den reinen Palladium-Kolloiden in der Reduktion von verschiedenen Nitroaromaten die
größte Aktivität.[58d]
Die Glykol-Reduktions-Methode wurde auch von Liu et al. angewendet, die auf diese Weise
u. a. Platin/Kobalt-Kolloide darstellten.[59] Eine interessante Entwicklung stellt dabei die vor
kurzer Zeit vorgestellte Anwendung von Mikrowellen in der Alkohol-Reduktion dar.[60] Liu et
al. nutzen als Wärmequelle in der Glykol-Reduktion eine leicht modifizierte HaushaltsMikrowelle. Durch quasi-kontinuierliche Reaktionsführung ist es möglich, eine große Menge
an Edelmetallkolloiden herzustellen.[61] Von den Autoren sind auch Arbeiten bekannt, in
denen Natriumborhydrid als Reduktionsmittel genutzt wird.[62] So gelang ihnen z. B. die
Darstellung
PVP-stabilisierter
Mischmetall-Kolloide
aus
Palladium/Ruthenium
und
Platin/Ruthenium.[63] Durch Zugabe von geringen Mengen Übergangsmetallsalzen wie
Kobalt(III), Eisen(III) oder Nickel(II) als Promotoren konnte die Leistungsfähigkeit der
Kolloide in der Reduktion von o-Chlornitrobenzol zu o-Chlor-Anilin gesteigert werden. Der
positive Einfluss der Übergangsmetallkationen wurde auch bei der Verwendung von PlatinPVPAA-Kolloiden (Vinylpyrrolidon-Acrylsäure-Copolymer) in der Reduktion von oChlornitrobenzol bestätigt.[64]
Ein interessantes Beispiel stellt auch die von den Autoren vorgestellte Synthese von PlatinPVP-Kolloiden dar.[65] Durch Wasserstoffreduktion einer zuvor gefriergetrockneten Lösung
von Hexachlorplatinsäure und PVP konnten präparative Mengen PVP-stabilisierter PlatinKolloide produziert werden. Eine größenselektive Darstellung gelang den Autoren durch
Veränderung des Pt/PVP-Verhältnisses.
Von der Verwendung von Natriumborhydrid als Reduktionsmittel zur Darstellung von
Hydrosolen wurde in der Literatur jedoch schon vorher berichtet. So konnten Nakao et al.
Einleitung
11
durch Borhydrid-Reduktion Ruthenium-, Rhodium-, Palladium-, Platin-, Silber- und Gold Kolloide
erhalten,
welche
dodecylbenzolsulfonat
und
mit
Stearyltrimethylammoniumchlorid,
Natrium-
Polyethylen-glycol-mono-p-nonylphenylether
stabilisiert
wurden.[66]
Die Borhydrid-Reduktions-Methode wurde auch von Bönnemann et al. zur Darstellung einer
großen Zahl an Übergangsmetall-Organosolen verwendet.[18d] Über diese Methode waren z. B.
Lösungsmittel- bzw. Tensid-stabilisierte Metall-Kolloide von Titan bis Mangan bzw. Eisen
bis Platin zugänglich. Eine interessante Weiterentwicklung der Borhydrid-Reduktion wurde
von Bönnemann et. al vorgestellt.[67] Die Zusammenführung des Stabilisators [(n-Octyl)4N]Br
mit dem Reduktionsmittel Na[BH4] zu einem einzigen Molekül [(n-Octyl)4N]∗[BH4]
eröffnete einen direkten Weg, um eine große Zahl an Übergangsmetall-Kolloiden in THF als
Lösungsmittel herzustellen. Das [(n-Octyl)4N]∗[BH4]-Reagenz wurde von Bönnemann et al.
auch für die Herstellung bimetallischer Organosole verwendet. Die Platin-Rhodium-Kolloide
zeigten bei einem Pt/Rh-Verhältnis von 1/9 die beste Leistung in der ButyronitrilReduktion.[68] Auf die gleiche Weise wurden Platin-Ruthenium- und Gold-PalladiumOrganosole als Precursor für PEM-Brennstoffzellen-Katalysatoren hergestellt.[69]
Die Borhydrid-Methode ist damit neben der Alkohol-Reduktion eines der universellsten
Verfahren zur Darstellung von Übergangsmetall-Organosolen und -Hydrosolen. Nachteilig
wirkt sich bei dieser Methode aus, dass das Bor durch die Wechselwirkung des mit dem
Übergangsmetall während der Reduktion als Metallborid in das Metall-Kolloid mit eingebaut
werden kann.[70]
Einen
weiteren
Zugang
zu
Edelmetall-Kolloiden
stellen
elektrochemische
Herstellungsmethoden dar. Die Verwendung von elektrischem Strom zur Darstellung von
Metallkolloiden wurde erstmals 1898 von Bredig beschrieben.[7a] Dabei handelte es sich
streng genommen um eine physikalische Methode (vgl. Kapitel 1.3.1). Durch elektrische
Zerstäubung von entsprechenden Metalldrähten im Lichtbogen unter Wasser konnten so
Gelatine-stabilisierte Gold-, Silber-, Platin-, Iridium- und Cadmium-Kolloide hergestellt
werden.[7b]
In der Folgezeit wurden elektrochemische Verfahren vor allem zur Herstellung von
nanodispergierten Metallpulvern und spezieller Elektrodenbeläge genutzt.[71] Hempelmann et
al. verwendeten die gepulste Elektrodeposition, um definierte nanokristallisierte Metalle (Pd,
Cu, Ni, Co, Fe) und Legierungen (Ni-Cu, Ni-Fe) von 10-100 nm Größe auf Elektroden
abzuscheiden.[72] Die Methode wurde von den Autoren auch zur Darstellung von
Einleitung
12
nanokristallisiertem Platin genutzt, das in der Polymer-Brennstoffzelle als Katalysator
Verwendung findet, genutzt.[73]
Die elektrochemischen Methoden zur Darstellung von löslichen nanostrukturierten Metallen
wurden erst wieder von Reetz und Helbig aufgegriffen, die auf diese Weise präparative
Mengen von Edelmetall-Kolloiden herstellten.[74] Die durch anodische Auflösung in THF
hergestellten Palladium- und Nickel-Organosole wurden mit Tetraalkylammonium-Salzen
stabilisiert. Das bei der elektrochemischen Synthese verwendete Tetraalkylammonium-Salz
dient dabei sowohl als Stabilisator wie auch als Leitsalz in der Elektrolyse. In Anschluss
wurden von Reetz et al. zahlreiche Parameter untersucht, die Einfluss auf die Größe der
dargestellten Metall-Kolloide nehmen. Die systematisch erarbeiteten Ergebnisse zeigten, dass
die
Wahl
des
Lösungsmittels,
der
Elektrolysedauer,
der
Temperatur
und
des
Elektrodenabstandes einen maßgeblichen Einfluss auf die Größe der Partikel haben.[21c, 75, 76]
Durch anodische Auflösung sind so z. B. neben Palladium und Nickel auch Metall-Kolloide
von Kobalt, Eisen, Titan, Silber und Gold zugänglich.
Durch die Verwendung von zwei unterschiedlichen Opferanoden konnten Reetz und Helbig
auch bimetallische Kolloide (z. B. Pd-Ni, Fe-Ni, Fe-Co) herstellen.[77] Für die nach diesem
Verfahren nicht herstellbaren Kolloide der Metalle Platin, Rhodium und Ruthenium wurde
von Reetz und Quaiser ebenfalls ein elektrochemisches Verfahren entwickelt.[42c] Die
anodisch inerten Edelmetalle werden dabei aus geeigneten Salzen elektrochemisch reduziert.
In diesen Fällen wurde ein Tetraalkylammoniumacetat verwendet, um eine definierte AnodenReaktion zu gewährleisten. Das Acetat wird dabei in einer der Kolbe-Elektrolyse analogen
Reaktion in CO2 und Methan abgebaut. Durch die Reduktion von Edelmetallsalzen in
organischen Lösungsmitteln waren so auch bimetallische Kolloide zugänglich. Im Anschluss
gelang es, beide Verfahren (anodische Auflösung und Reduktion von Metallsalzen) zu
kombinieren und damit einen weiteren Zugang zu bimetallischen Kolloiden zu erhalten.[42d]
Das Tetraalkylammoniumacetat, welches in den elektrochemischen Methoden als Stabilisator
und elektrochemisches Additiv verwendet wurde, konnte von Reetz und Maase als neues
Reagenz für die chemische Reduktion zur Darstellung von Organosolen genutzt werden.[78]
Durch gezielte Variation des Carbonsäure-Gegenions im Tetraalkylammoniumcarboxylat
gelang es, größen- und formselektiv Metall-Kolloide herzustellen. Zur Anwendung kamen
neben dem Acetat auch Lactate, Pivalate und Dichloracetate. Dabei wurden die
unterschiedlichen Redoxpotentiale der verwendeten Carbonsäuren ausgenutzt.[50] Bei den
Untersuchungen zeigte sich ein klarer Trend in der Abhängigkeit der Kolloidgröße von der
Einleitung
13
verwendeten Carbonsäure: Je stärker die Säure, desto kleiner die erhaltenen Partikel. Ebenso
steht das Redoxpotential mit dem pKS-Wert der Säure in Verbindung. Es zeigte sich, dass die
stärkste Säure das höchste Oxidationspotential aufweist und damit das stärkste
Oxidationsmittel darstellt.
Durch
die
Verwendung
des
wasserlöslichen
zwitterionischen
Tensides
Dimethyldodecylammoniumpropansulfonat (3-12-SB) war es möglich, die elektrochemische
Reduktion auch in Wasser als Lösungsmittel durchzuführen. Reetz, Helbig und Quaiser
konnten so z. B. Hydrosole von Platin, Palladium und Rhodium in vorher noch nicht
zugänglichen Konzentrationen bis 0,1 M herstellen.[74, 79]
Neben den bisher beschriebenen klassischen Organosolen und Hydrosolen gibt es noch ein
weiteres Medium, das zwischen den organischen Lösungsmitteln und Wasser steht:
Mikroemulsionen von Wasser in Öl bzw. Öl in Wasser. Die Tröpfchen des einen Mediums
werden dabei durch Tenside in Lösung gehalten. Grundsätzliche Arbeiten zur Herstellung und
Eigenschaft von Mikroemulsionen stammen von Kahlweit et al..[80] Bei Verwendung von
Wasser in Öl Mikroemulsionen können durch gezieltes Einbringen von Metallsalzen und
Reduktionsmitteln wie beispielsweise Hydrazin in die Wassertröpfchen Metall-Kolloide
erzeugt werden. Über das Konzentrationsverhältnis von Wasser zu Tensid kann die Größe der
Wassertröpfchen und damit die Größe der Metall-Kolloide gesteuert werden. Als Tenside
können kationische, anionische und nichtionische Tenside verwendet werden. Die in den
meisten
Fällen
verwendete
Substanz
ist
das
anionische
Natrium-bis(2-
ethylhexyl)sulfosuccinat-Tensid (AOT). Mit dieser Methode konnten Pileni et al.
nanostrukturierte Metalpartikel von Kupfer,[81] Kobalt,[81a,
82]
Eisen[81a] und Silber[83]
herstellen. Ingelsten et al. untersuchten den Einfluss der Stabilisatoren AOT und AlkylPolyoxyethylen bei der Darstellung von Platin-Kolloiden in Mikroemulsionen.[84] Die
Mikroemulsions-Technik
ermöglicht
auch
die
Herstellung
von
nanostrukturierten
Übergangsmetall-Oxiden[85] und Sulfiden.[86] Von Carpenter et al. wurden mit Hilfe dieser
Methode goldüberzogene Eisen-Partikel hergestellt.[87] Die Autoren untersuchten den Einfluss
der Goldhülle auf die Magnetisierung der Eisen-Gold-Kolloide. Hirai et al. stellten auf
analogen Wege Cadmiumsulfid nano-Partikel her, die anschließend in einer Silica-Matrix
immobilisiert wurden.[88]
Einleitung
14
1.3.3. Wasser als Lösungsmittel
Wie von Turkevich et al.[17] und anderen Arbeitskreisen erkannt[18], bieten Präformierte
Metallkolloide und Mischmetall-Kolloide einen schnellen Zugang zu katalytisch aktiven
Verbindungen. Die überwiegende Zahl der Metallkolloid-Synthesen wird allerdings in
organischen Lösungsmitteln mit niedrigen Metallkonzentrationen zwischen 10-3 und 10-4
M
durchgeführt. Um mit existierenden industriellen Verfahren zur Katalysator-Herstellung[89]
wie Tränkung und Auffällung konkurrieren zu können, müssen Verfahren entwickelt werden,
die es erlauben Metallkolloide in hohen Konzentrationen und auf Wasserbasis herzustellen.
Dies eröffnet die Möglichkeit, in wenigen Schritten zu vollständig charakterisierten
Aktivspezies zu gelangen.
Die Verwendung von Wasser hat dabei vor allem ökonomische und ökologische Gründe,
denn Wasser besitzt eine Reihe von Vorteilen gegenüber organischen Lösungsmitteln.[90]
Wasser
•
ist kostengünstig
•
ist unbegrenzte Verfügbarkeit
•
hat vorteilhafte physiokochemische Eigenschaften:
Wärme-Leitfähigkeit, -Kapazität, hohe Löslichkeit für Gase
•
ist nicht toxisch
•
ist geruch- und farblos
•
zeigt amphoteres Verhalten (Brönsted-Säure/Base)
•
hat häufig positiven Einfluss auf die chemische Reaktivität
Aufgrund dieser Vorteile beschäftigen sich viele Gruppen mit der Darstellung von
Hydrosolen. Dabei werden hauptsächlich wasserlösliche Polymere und Micellen-bildende
Tenside verwendet. Ein sehr frühes Beispiel stammt in diesem Zusammenhang von Rampino
und Nord.[91] Die Autoren verwendeten Polyvinylalkohol und Polyacrylsäure, um damit
Platin- und Palladium-Kolloide in Wasser zu stabilisieren. Diese Kolloide untersuchten sie in
der Hydrierung von ungesättigen Fettsäuren. Ein weiteres, heute häufig verwendetes Polymer
ist Polyvinylpyrrolidon (PVP).
Alle wasserlöslichen Polymere bieten eine gute sterische Abschirmung, allerdings müssen sie
im großen Überschuss bei niedrigen Metallkonzentrationen eingesetzt werden.[92] Darüber
hinaus bedarf es besonderer Methoden, um die Polymere bei einer Trägerung wieder von dem
Einleitung
15
Metallkolloid zu entfernen.[13c] Tenside bilden eine dynamische micellare Schutzhülle um den
Partikel, die vergleichsweise einfach entfernt werden kann. Polymere hingegen, so die
allgemeine Vorstellung[13c,
93]
, bilden eine ungeordnete, in sich gewundene Struktur um die
Partikel und sind somit schwieriger zu entfernen.
Auch bei der Verwendung von Tensiden sind meist hohe Verdünnungen und hohe
Stabilisatorüberschüsse notwendig. Toshima et al. verwendeten verschiedene Tenside zur
Darstellung
von
Platin-Hydrosolen.[94]
Zur
Stabilisierung
mit
dem
anionischen
Natriumdodecylsulfat (SDS) war ein Tensid/Edelmetall-Verhältnis von 40/1 notwendig. Im
Fall des kationischen Tensides Dodecyltrimethylammonium-chlorid (DTAC) war ein
100facher
Überschuss
erforderlich,
bei
Verwendung
des
nichtionischen
Tensids
Polyethylenglycolmonolaurat (C12EO) wurde sogar ein Überschuss von 250 Äquivalenten
verwendet.
Andere Autoren konnten den notwendigen Überschuss des Tensides bis zu äquimolaren
Verhältnissen senken. So stellten Yonezawa et al. größenselektiv Palladium-Hydrosole her,
indem sie Palladium-Salze in Gegenwart von 12-Trimethylammoniumdodecylisocyanat bzw.
6-Trimethylammoniumhexcylisocyanat mit Hydrazin reduzierten.[95] Für die mit 12Trimethylammoniumdodecylisocyanat stabilisierten Kolloide fanden die Autoren eine
Durchschnittsgröße von 2,9 nm, wohingegen die mit 6-Trimethylammoniumhexcylisocyanat
stabilisierten Kolloide bei 9,9 nm lagen. Allerdings wurden nur Metallkonzentrationen von ca.
10-3 mol/l beschrieben. Auf ähnliche Weise gelang den Autoren die Herstellung von SilberHydrosolen.[96] Durch NaBH4-Reduktion wurden bei molaren Stabilisator/EdelmetallVerhältnissen von 0,2 bis 5 Silber-Kolloide von ca. 3-5 nm hergestellt. Als Stabilisator
fungierte
[Bis(11-trimethylammonium-decanoylaminoethyl)disulfid]dibromid.
Es
war
möglich, vollständig redispergierbare Kolloid-Pulver mit bis zu 18,5 Gew.-% zu isolieren.
Chen
und
Huang
stellten
durch
Wasserstoffreduktion
Trimethyl(8-mercaptooctyl)-
ammoniumbromid-stabilisierte Palladium-Kolloide her. Die mittels Dialyse aufgereinigten
und als Feststoff isolierten Kolloidpulver waren und vollständig redispergierbar.[97]
Bönnemann et al. konnten unter Verwendung anionischer, kationischer, zwitterionischer und
nichtionischer Tenside ebenfalls mono- und bimetallische Edelmetall-Hydrosole herstellen.
Dabei wurden verschiedene Reduktionsmittel wie Wasserstoff, komplexe Borhydride und
Formiat verwendet.[18d] Die heterogenisierten und in der Katalyse getesteten Metall-Kolloide
waren den kommerziellen Systemen dabei überlegen und verdeutlichen damit die
Überlegenheit des Precusor-Konzeptes.[18a, 98]
Einleitung
16
Auch von Reetz et al. sind Arbeiten zu wasserlöslichen Metall-Kolloiden bekannt.[74, 79] Wie
schon bei den elektrochemischen Methoden beschrieben, verwendeten die Autoren erstmals
ein zwitterionisches Tensid zur Stabilisierung von Hydrosolen. Auf diese Weise konnten
wässrige Lösungen mit bis zu 0,1
M
Edelmetall hergestellt werden, die vollständig
redispergierbar waren und bis zu 40 Gew.-% Metall im Feststoff aufwiesen.
Einen völlig neuen Zugang zu Hydrosolen bieten die wasserlöslichen Edelmetalloxide. Reetz
und Koch konnten durch Hydrolyse und Kondensation von Hexachlorplatinsäure und anderen
Metallsalzen wie beispielsweise Rutheniumtrichlorid Edelmetalloxid-Kolloide mit einem
Durchmesser von 1-2 nm herstellen[99] Verwendet wurde das schon aus der wässrigen
elektrochemischen Methode bekannte zwitterionische Tensid Dodecyltrimethylammoniumpropansulfonat (3-12-SB) mit dem bis zu 0,5
M
Edelmetall-Kolloid-Lösung über Monate
stabilisiert werden konnten. Die isolierten Metalloxid-Kolloid-Pulver waren vollständig
redispergierbar und enthielten bis zu 30 Gew.-% Metall im Feststoff. Durch Reduktion mit
Wasserstoff können die Edelmetalloxid-Kolloide zu metallischen Partikeln reduziert werden,
die mit bis zu 0,1 M redispergierbar waren.
Im Gegensatz zu den reduktiven Methoden, bei denen nur Metalle ähnlichen Redoxpotentials
miteinander legiert werden können, sind über das Metalloxid-Konzept[101] MischmetallKolloide herstellbar, die mit reduktiven Methoden nicht erhältlich sind. Die immobilisierten
Kolloide erweisen sich sowohl in der reduktiven Aminierung[99] als auch in PolymerBrennstoffzellen-Katalysatoren
den
kommerziellen
Systemen
überlegen
bzw.
gleichwertig.[100] Von den Autoren wurde in diesem Zusammenhang der Begriff des
Metalloxid-Konzepts geprägt, womit sie sich mit der Methode von den beschriebenen
reduktiven Methoden abgrenzen.[101]
1.4.
Charakterisierungmethoden für Kolloide
Zu Beginn des Jahrhunderts standen den Wissenschaftlern zur Analyse von nanostrukturierten
Partikeln nur wenige[8] und kaum aussagekräftige Analysemethoden zur Verfügung.[3] Mit der
Entwicklung des Transmissionselektronenmikroskops (TEM) von Ruska,[10] den ab Ende der
sechziger Jahre verfügbaren Röntgen-Photoelektronen-Spektrometern (XPS) und dem zu
Beginn der achziger Jahre entwickelten Rastertunnelmikroskop von Binning und Rohrer[11]
steht inzwischen eine große Zahl an Analyse-Methoden zur Verfügung, mit denen eine
Einleitung
17
umfassende Charakterisierung von Metall-Kolloiden möglich ist. Tabelle 1 fasst die gängigen
Methoden und die jeweils erzielbaren Informationen zusammen.
Tabelle 1: Spektroskopische Methoden zur Charakterisierung von Metall-Kolloiden
Methode
Information
Transmissionselektronenmikroskopie
Partikelgrößenverteilung
TEM & HRTEM
Kristallstruktur (HRTEM)
Energie-disperse Röntgenanalyse
Partikelzusammensetzung
Literatur
[1, 102, 103, 104]
[1, 102]
EDX
Rastertunnelmikroskopie
Partikelgröße
STM
elektronische Eigenschaften
Rasterkraftmikroskopie
Partikelgröße
[102, 105, 104, 106]
[102, 105, 106]
AFM
Röntgenkleinwinkelstreuung
Partikelgrößenverteilung
SAXS
Agglomerationsverhalten in
Lösung
Röntgenpulverdiffraktometrie
Partikelgrößenverteilung
XRD; XRD/DFA
Kristallstruktur
Röntgenabsorptionsspektroskopie
Koordinationszahl
EXAFS & XANES
Oxidationsstufe
[104, 107]
[1, 19b, 102, 104, 108]
[1, 102, 104]
Gitterabstände
Röntgenphotoelektronenspektroskopie
Oxidationsstufe
[102, 104]
XPS & Auger-Spektroskopie
NMR-Spektroskopie
metallische Eigenschaften
[1, 102, 104]
Adsorbate
UV-Spektroskopie
Aggregationsverhalten
[1, 102, 104, 109, 110]
IR-Spektroskopie
Adsorbate
[1, 102, 104, 111]
Raman-Spektroskopie
Adsorbate
[1, 102]
Die in dieser Arbeit zur Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide verwendeten Methoden
werden im weiteren Verlauf näher beschrieben.
Aufgabenstellung
2.
18
Aufgabenstellung
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde das Metalloxid-Konzept[101] zur Darstellung von
wasserlöslichen
gemischten
Edelmetalloxid-Kolloiden
systematisch
auf
seine
Anwendungsbreite untersucht. Ziel der Arbeit war mit Hilfe dieses Konzepts die
Zugänglichkeit von gemischten Edelmetalloxid-Kolloiden aller späten Übergangs- und
Edelmetalle zu betrachten (Gl. 1).
M1La + M2Lb+ M3Lc+ M4Ld + Stabilisator
Base
H2O
[M1M2M3M4Ox] Stabilisator
M = Pt, Ru, Os, Ir, Mo, Sn, etc.
Gl. 1: Basische Hydrolyse von Metallsalzen zur Darstellung von Mischmetalloxid-Kolloiden
Einer der Hauptaugenmerke bei der Auswahl der mit den Edelmetallen zu cokondensierenden
Übergangsmetalle lag dabei auf der Berücksichtigung der Tauglichkeit als Cokatalysatoren
für die Polymer-Brennstoffzelle. Zu den Metallen, die es zu untersuchen galt, zählten
beispielsweise Molybdän,[112] Osmium und Iridium.[113] Nachdem bereits gezeigt werden
konnte,[100] dass über das Metalloxid-Konzept[101] bimetallische Metalloxid-Kolloide
herstellbar sind, wurde besonderes Gewicht auf die Frage nach der Zugänglichkeit von
höheren Systemen mit drei und vier verschiedenen Metallen gelegt.
Die so hergestellten Metalloxid-Kolloide sollten im Anschluss umfassend charakterisiert
werden, um für die Anwendung in der Katalyse definierte Katalysatoren bereitstellen zu
können. Als Untersuchungsmethoden wurden dazu die visuelle Analyse mit TEM, die
strukturelle Untersuchung mit XRD/DFA und XPS-Spektroskopie zur Analyse der
elektronischen Zustände herangezogen.
Im Hinblick auf potentielle Anwendungen der Edelmetall-Kolloide als Precursor für
heterogene Katalysatoren, insbesondere für die Polymer-Brennstoffzellen, sollte das bekannte
Metalloxid-Konzept[101] weiter optimiert werden. Wichtige Aspekte waren hierbei Die Suche
nach neuen, leistungsfähigeren Stabilisatoren, die Entwicklung neuer ImmobilisierungsKonzepte sowie die Suche nach neuen Ruß-Trägermaterialen für die Kolloide.
19
Aufgabenstellung
Die Leistungsfähigkeit der in dieser Arbeit hergestellten Katalysatoren wurde mittels
elektrochemischer Messungen in der Direkt-Methanol- (DMFC) und Indirekten-MethanolBrennstoffzelle (IMFC) sowie mit cyclovoltammografischen Methoden untersucht.
Ein Weitere Fragestellung war, inwiefern die in dieser Arbeit hergestellten MischmetallKolloide auf geläufigen anorganischen Trägermaterialien für die Anwendung als heterogene
Katalysatoren immobilisiert werden können.
Zuletzt galt es, neue Anwendungen für die nanoskalierten Edelmetalloxid-Partikel in der
homogenenen Katalyse zu finden.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
20
3.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
3.1.
Kolloide Edelmetall- und Metalloxide
Wie eingangs beschrieben, gibt es zahlreiche Beispiele für die Darstellung von EdelmetallKolloiden und bimetallischen kolloiden Partikeln. Zur Darstellung von metallischen
Organosolen und Hydrosolen wurden verschiedenste Methoden entwickelt. Allen gemein ist
die Verwendung von Reduktionsmitteln.
Über die Darstellung von Edelmetalloxid-Kolloiden hingegen wurde nur sehr wenig berichtet.
Henglein beschreibt die Darstellung von kolloidem Braunstein durch Radiolyse von
Kaliumpermanganat.[114]
Seit den achtziger Jahren beschäftigten sich einige Gruppen mit der Herstellung von
Rutheniumdioxid-Kolloiden. In Verbindung mit Tris(2,2-bipyridyl)ruthenium(II)-Komplexen
wurde dabei die amplifizierende Wirkung der Kolloide in der lichtinduzierten Wasserspaltung
untersucht. Beispiele stammen von Grätzel et al.[115] bzw. Harriman et al..[116] Die Größe der
von Grätzel et al. beschriebenen, mit PVA-stabilisierten Rutheniumdioxid-Kolloide wurde
mit Lichtstreuungs-Methoden zu 28 nm bestimmt.[117] Durch eine klassische Imprägnierung
von BaTi4O9 mit RuCl3 konnten Kakihana et al. ca. 2-4 nm große Rutheniumoxid-Partikel
herstellen[118]. Thomas et al. gelang es, durch Hydrolyse polymerstabilisierte IridiumdioxidKolloide von ca. 4 nm Größe zu generieren.[119] Die Iridiumdioxid-Kolloide erwiesen sich im
Vergleich zu den bekannten Rutheniumdioxid-Kolloiden als stabilere Katalysatoren in der
lichtindizierten Wasserspaltung.[120] Weitere aktuelle Beispiele der Anwendung von
Iridiumdioxid-Kolloiden für die lichtinduzierte Wasserspaltung stammen von Mallouk et
al..[121] Die Autoren beschreiben in ihren Arbeiten ca. 10 nm große Iridiumdioxid-Kolloide,
die mit Citrat-Ionen stabilisiert und über Monate in Lösung gehalten werden konnten.
Nagy et al. ist die Darstellung kolloider Rheniumdioxid-Partikel durch die Reduktion von
NaReO4 mit Hydrazin in Mikroemulsionen bekannt.[122]
Feldmann und Jungk beschreiben eine Synthese, mit der es gelingt, nanoskalierte Metalloxide
fast
aller
Übergangsmetalle
herzustellen.[123] Durch
Gemische
von
Wasser
und
Diethylenglycol sind so beispielsweise TiO2, CoO, Fe2O3, MoO3 und Cu2O darstellbar, um
nur einige zu nennen. Durch Variation der Konzentrationen des Wassers und des Metall-
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
21
Precursors sind gezielt Partikel von 30 bis 200 nm zugänglich. Nachträgliche Zugabe von
Wasser
führte
zur
Sedimentation
der
Kolloide.
Nanoskalierte
Oxidpartikel
der
Übergangsmetalle gewinnen zunehmend an Bedeutung für Werkstoffe aller Art. Die
Sedimentation der Metalloxid-Partikel kann so zur Oberflächen-Beschichtung von
Werkstoffen genutzt werden.
Nanoskalierte Osmiumoxid-Partikel wurden von Mallouk et al. beschrieben.[124] Allerdings
handelt es sich dabei nicht um kolloide Partikel bzw. Lösungen, sondern um ca. 2-20 nm
große, an α-Zirconiumphosphat-Schichten abgeschiedene Partikel, die durch Reaktion von
Osmiumtetroxid mit dem α-Zirconiumphosphat entstanden sind.
Ein anderer, indirekter Weg wurde von Reetz et al. beschritten. Durch nachträgliche gezielte
Oxidation elektrochemisch hergestellter Kolloide konnten z. B. Kobaltoxid-Nanopartikel
erzeugt werden.[125]
Eine weitere Möglichkeit bietet die von Reetz und Koch entwickelte Kondensation bzw.
Cokondensation von Edelmetallsalzen in Wasser in Gegenwart eines geeigneten Tensids.[99]
Mit dieser Methode ist es möglich, Misch-Metalloxid-Kolloide bestehend aus bis zu drei
verschiedenen Metallen als 1–2 nm große Partikel zu erhalten. Dazu können auch Metalle
verwendet werden, die über reduktive Methoden nicht als Mischphase darstellbar sind.
3.2.
Allgemeine Bemerkungen zur Synthese
Die in dieser Arbeit synthetisierten Metalloxid-Kolloide wurden anhand mehrerer Methoden
detailliert charakterisiert. Zu den angewandten Methoden zählen die optische Analyse zur
Größenbestimmung mit Transmissions-Elektronen-Mikroskop (TEM) und die EinzelpartikelAnalyse
im
hochauflösenden
Transmissions-Elektronen-Mikroskop
(HRTEM/EDX).
Strukurelle Untersuchungen und die Überprüfung der Homogenität der nanokristallinen
Partikel wurden mit der von Vogel entwickelten Röntgen-Pulverdiffraktometrie mit
anschließender Debye-Funktions-Analyse (XRD/DFA) durchgeführt. Zur Bestimmung der
Oxidationsstufe der betreffenden Metalle wurden die Kolloid-Pulver mit Hilfe der RöntgenPhotoelektronen-Spektroskopie (XPS) vermessen.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
22
3.2.1. UV-Spektroskopie
Der Reaktionfortschritt der Hydrolyse und Kondensation kann, sofern Platin beteiligt ist, wie
von Koch[100] beschrieben mit Hilfe der UV-Spektroskopie beobachtet werden. Das UVSpektrum der Hexachlorplatinsäure zeigt zwei diskrete Absorptionen bei ca. 220 nm und 260
nm. Während der Reaktion (Gl. 2) nimmt die Intensität der 260 nm Bande kontinuierlich ab.
Base
H 2O
H2PtCl6 + RuCl 3 + K2OsO 4 + Stabilisator
[Pt-Ru-Os-Ox]Stabilisator
Gl. 2: Hydrolyse von Platin, Ruthenium und Osmium-Salzen zum gemischten Metalloxid-Kolloid MO57
Gleichzeitig entsteht eine Plasmonbande (Abbildung 6), UV-Spektrum zu Beginn und zum
Ende der Hydrolyse).
2,5
H2PtCl6
Kolloid
Absorption
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
200
220
240
260
280
300
320
340
360
380
400
Wellenlänge [nm]
Abbildung 6: Veränderung des UV-Spektrum des Kolloids Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloids
MO57
Die Plasmonbande zeigt eine zu kleineren Wellenlängen kontinuierlich zunehmende
Absorption ohne diskrete Absortionsbanden. Zahlreiche nanostrukturierte Edelmetall-partikel,
23
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
wie beispielsweise die von Pileni hergestellten Silber-Kolloide, zeigen im UV-Spektrum eine
ähnliche plasmonartige Absorption.[126] Der Verlauf der Plasmon-Bande kann nach der
Definiton von Furlong für eine Größen-Analyse eines Metall-Kolloids herangezogen werden.
Koch[100] konnte allerdings zeigen, dass im Falle der Metalloxid-Kolloide vor allem die
Oxidationsstufe des Platins die Form der Plasmonbande beeinflusst. Da Platin in dieser Arbeit
mit zahlreichen redox-aktiven Metallen in Verbindung gebracht wurde, wird die UVSpektroskopie in dieser Arbeit nur zur Beurteilung des Reaktionsfortschritts herangezogen.
Eine Reaktion nach dem Metalloxid-Konzept[101] wird demzufolge als abgeschlossen
angesehen, wenn sich die Plasmonbande nicht mehr verändert.
3.2.2. Stabilisator, Base und Reaktionstemperatur
In den von Koch[100] durchgeführten Untersuchungen zeigte sich das zwitterionische
3-(N,N-Dimethyldodecylamonio)propansulfonat-Tensid (3-12-SB) innerhalb der Gruppe der
betrachteten zwitterionischen Tenside als die leistungsfähigste Verbindung (Abbildung 7).
Die Abkürzung 3-12-SB bezieht sich dabei auf die Kohlenstoffbrücke zwischen Stickstoff
und Schwefel (3) sowie auf die Kettenlänge des lipohilen Alkyl-Substituenten am Stickstoff
(12).
N+
SO3-
Abbildung 7: 3-12-SB Tensid
Des Weiteren wurde aus der Gruppe der verwendeten Basen (Li2CO3, NaOH, Na2CO3,
K2CO3) das Lithiumcarbonat als Reagenz der Wahl identifiziert, um die basische Hydrolyse
zu induzieren. Bei der Verwendung von Natriumhydroxid bzw. Natriumcarbonat wurden in
EXAFS-Experimenten Natriumplatinbronzen der Form NaxPt3O4 identifiziert. Dieses
Verhalten ist von Lithium nicht bekannt. Aus diesen Gründen wurden für die MetalloxidKolloid-Synthesen jeweils das 3-12-SB-Tensid und Lithiumcarbonat verwendet.
In den Untersuchungen bezüglich der Reaktionstemperatur zeigte sich, dass durch Erhöhung
der Reaktionstemperatur die Reaktionszeit verkürzt wird. Allerdings zeigten die bei hohen
Temperaturen
(80 °C
bis
100 °C)
hergestellten
Metalloxid-Kolloide
ein
stärkeres
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
24
Agglomerationsverhalten. Deshalb wurden die Hydrolysen der Edelmetallsalze in dieser
Arbeit sämtlich bei 60 °C durchgeführt; diese Temperatur stellt einen akzeptablen
Kompromiss zwischen Reaktionstemperatur und Agglomerationsverhalten dar.
3.3.
Monometallische Oxid-Kolloide
Ein Ziel der Arbeit war unter anderem die Synthese von Multi-Metalloxid-Kolloiden nach
dem Metalloxid-Konzept.[101] Deshalb wurde zunächst untersucht, ob nach diesem Konzept
monometallische Metalloxid-Kolloide der ausgewählten Metalle zugänglich sind. Im Fall der
Rutheniumoxid-Kolloide war bereits bekannt, dass Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide mit dem
Metalloxid-Konzept[101] über Cokondensation herstellbar sind.[100] Rutheniumoxid-Kolloide
selbst waren bisher allerdings nicht bekannt.
3.3.1. Rutheniumoxid-Kolloide
Zur Darstellung von Rutheniumoxid-Kolloiden wurde in Anlehnung an die von Koch[100]
etablierten
Synthese-Bedingungen
unter
basischen
Bedingungen
Hydrolysen
von
Rutheniumtrichlorid in Gegenwart von 3-(N,N-dimethyl-dodecylammonio)-propan-1-sulfonat
(3-12-SB) durchgeführt. Dazu wurde zu einer wässrigen Lösung von Lithiumcarbonat und
dem Tensid langsam die Lösung des Rutheniumtrichlorids zugetropft (Gl. 3).
RuCl 3
+
3-12-SB
Base
H 2O
[RuOx] 3-12-SB
Gl. 3: Hydrolyse des Rutheniumtrichlorids zum stabilisierten Rutheniumoxid-Kolloid
Die durchgeführten Versuche sind in Tabelle 2 aufgeführt. Sämtliche Versuche wurden für
die Dauer von16 Stunden bei 60 °C gerührt.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
25
Tabelle 2: 3-12-SB stabilisierte Rutheniumoxid-Kolloide nach dem Metalloxid-Konzept[101]
Eintrag
1
Kolloid
MO1
V
Ru
Äquiv.
Li2CO3
wMetall
Ausbeute
dTEM
[ml]
[mmol]
3-12-SB
[mmol]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
150
0,2
5
0,4
n.b.a)
n.b.a)
n.b.
a)
a)
n.b.
n.b.a)
n.b.
2
MO2
150
0,2
5
2,0
n.b.
3
MO3
75
0,1
5
1,0
n.b.a)
n.b.
a) Bei Dialyse ausgefallen
Eine bei Platindioxid-Kolloiden während der Reaktion auftretende Farbveränderung der
Metallsalz-Lösungen konnte nicht beobachtet werden,[127] da die Ruthenium-Lösungen
aufgrund des dunkelgrünen Rutheniumtrichlorids stark gefärbt waren. Am Ende jeder
Reaktion waren immer geringe Mengen schwarzer Niederschläge, die wahrscheinlich von
ausgefallenem Rutheniumoxid stammen, zu beobachten. Vorversuche hatten gezeigt, dass
eine kürzere Reaktionszeit zu einer unvollständigen Umsetzung führt, da das Permeat
während der Dialyse durch Ruthenium-Ionen rot eingefärbt war. Die Dialysen der Filtrate
wurden mit einer micellaren 3 mM Stabilisator-Lösung (critical micelle concentration (cmc)
des 3-12-Sulfobetains: 2,2 mM[128]) durchgeführt, so dass eine ausreichende Stabilisierung der
kolloiden Partikel durch Tensid-Micellen sichergestellt war. Trotzdem wurde während der
Dialyse der Filtrate bei allen Versuchen ein teilweiser oder vollständiger Niederschlag im
Retenat beobachtet. Von den Versuchen 2 und 3 wurde deshalb direkt nach der Filtration je
eine Probe für die TEM präpariert. Die Aufnahmen zeigen, dass während der Reaktion
offensichtlich 1-2 nm große Nano-Partikel entstanden sind (Abbildung 8).
Abbildung 8: TEM-Aufnahme der Reaktionslösung Versuch 2 (Kolloid MO2)
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
26
Die Partikel lagern sich großen Überstrukturen zusammen. Die Agglomerate werden
offensichtlich durch das Tensid nicht ausreichend stabilisiert, was schließlich zur
vollständigen Sedimentation führt.
Im Anschluss an die Festellung, dass das 3-12-SB-Tensid ungeeignet war, wurde auf andere
Stabilisatoren zurückgegriffen. Es wurden Versuche mit Polyvinylpyrrolidon (PVP) und
Dodecyltrimethylamoniumbromid
(DTAB)
durchgeführt.
In
Tabelle
3
sind
die
durchgeführten Versuche aufgelistet.
Tabelle 3: Mit PVP bzw DTAB hergestellte Rutheniumoxid-Kolloide
Eintrag
1
Kolloid
MO4
Ru
Stabilisator
Li2CO3
t
wMetall
Ausbeute
dTEM
[mmol]
[mmol]
[mmol]
[h]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
0,1
PVP, 300 mg
0,4
16
n.b.a)
n.b.b)
n.b.
d)
2
MO5
0,1
PVP, 300 mg
keine
36
2,80
n.b.
3
MO6
0,1
PVP, 300 mg
keine
16
n.b.a)
n.b.b)
a)
4
MO7
0,1
PVP, 300 mg
keine
6
1,99
5
MO8
0,1
PVP, 100 mg
keine
36
6,54
b)
6
MO9
0,1
DTAB, 2,0
keine
20
n.b.
7
MO10
0,1
DTAB, 1,0
keine
20
1,64a)
c)
8
MO11
0,1
DTAB, 0,5
keine
36
n.b.
9
MO12
0,1
DTAB, 0,5
keine
20
n.b.a)
20
a)
10
MO13
0,1
DTAB, 0,5
keine
2,21
300,0
d)
1,0 ± 0,3
n.b.
1,3 ± 0,2
n. b.d)
1,0 ± 0,2
n.b.
n. b.
288,0d)
1,3 ± 0,3
n.b.
n.b.
n.b.b)
259,9
d)
n.b.
1,0 ± 0,2
a) Permat rot, Reaktion unvollständig; b) Bei Dialyse ausgefallen; c) klares Permeat, aber während der Dialyse ausgefallen;
d) nicht vollständig redispegierbar
In den Versuchen wurden die Reaktionszeit sowie das Metall/Stabilisator-Verhältnis variiert.
Eine zu geringe Reaktionszeit äußert sich in Form eines von Ruthenium-Ionen rotgefärbtes
Permeats (Eintrag 1, 3, 4, 7, 9, 10) und entsprechend niedriger Metallgehalte. Bei den
erfolgreich durchgeführten Versuchen wurden in den TEM-Aufnahmen Partikelgrößen von
1,0 bis 1,3 nm beobachtet (Eintrag 2, 4, 5, 7, 10), die damit um mehr als den Faktor 20 kleiner
sind als die von Grätzel et al. beschriebenen, ebenfalls aus Rutheniumtrichlorid erhaltenen
PVA-stabilisierten 28 nm großen Kolloide. Es war jedoch in keinem Fall möglich, die
isolierten Feststoffe wieder vollständig zu redispergieren. Die Lösungen der mittels Dialyse
gereinigten PVP- und DTAB-stabilisierten Rutheniumkolloide waren außerdem nur für Tage
bis wenige Wochen stabil. Insgesamt stabilisieren das PVP-Polymer bzw. das DTAB-Tensid
die synthetisierten Rutheniumoxid-Kolloide nur unzureichend. Dennoch konnte in dieser
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
27
Arbeit gezeigt werden, dass sehr kleine Rutheniumoxid-Kolloide über das MetalloxidKonzept[101] zugänglich sind. Es sollte außerdem möglich sein, die ausreichend stabilen
Kolloid-Lösungen direkt zu immobilisieren und auf diese Weise zu heterogenen RutheniumKatalysatoren mit hoher Dispersion zu gelangen.
3.3.2. Osmiumoxid-Kolloide
Ein weiteres im Rahmen dieser Arbeit für die Cokondensation mit Platin ausgewähltes Metall
war Osmium.
OsCl3
+
Base
H2O
3-12-SB
[OsOx] 3-12-SB
Gl. 4: Hydrolyse des Osmiumtrichlorids zum Tensid-stabilisierten Osmiumoxid-Kolloid
Für die Darstellung der Osmiumoxid-Kolloide wurde in Analogie zu den RutheniumoxidKolloiden und aufgrund der chemischen Ähnlichkeit Osmiumtrichlorid verwendet (Gl. 4). Als
Stabilisator wurde wiederum das 3-12-SB-Tensid genutzt. Tabelle 4 zeigt die durchgeführten
Versuche.
Tabelle 4: Osmiumoxid-Kolloide (Osmiumtrichlorid-Precusor)
Eintrag
Kolloid
V
Os
Äquiv.
Li2CO3
wMetall
Ausbeute
dTEM
[ml]
[mmol]
3-12-SB
[mmol]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
1
MO14
100
1,0
5,0
3
4,87
1195
ca. 1,0a)
2
MO15
100
1,0
5,0
3
10,61
1552
1,3 ± 0,3
3
MO16
25
0,25
2,5
0,25
6,81
53
0,9 ± 0,2
a) TEM-Aufnahme nicht statistisch auswertbar
Die Reaktions-Lösungen wurden jeweils für 18 Stunden bei 60 °C gerührt. Die fertigen
Kolloid-Lösungen waren blau und zeigten auch nach Monaten keine Sedimentation. Damit
wiesen die Osmiumoxid-Kolloide eine mit den von Koch[100] hergestellten PlatindioxidKolloide vergleichbare Stabilität auf. Die TEM-Analyse der Partikel zeigte wie im Fall der
Rutheniumoxid-Kolloide, sehr kleine Partikel von ca. 1 nm Größe (Abbildung 9). In der
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
28
HRTEM-Aufnahme des Osmiumoxid-Kolloids MO16 sind darüber hinaus teilweise die
Netzebenen des Osmiumoxids zu erkennen, so dass von einer nanokristallinen Struktur der
Partikel ausgegangen werden kann. Im Vergleich zu den von Mallouk et al. hergestellten
Osmiumdioxid-Partikeln sind die im Rahmen dieser Arbeit dargestellten OsmiumoxidKolloide kleiner und weisen eine engere Größenverteilung auf.[124]
Abbildung 9: HRTEM-Aufnahme des Osmiumoxid-Kolloids MO16
3.3.3. Iridiumdioxid-Kolloide
Wie bereits von Ruthenium und Osmium wurden auch von Iridium zunächst MetalloxidKolloide durch Hydrolyse des Metallsalzes hergestellt. Iridiumdioxid-Kolloide wurden bereits
von Thomas et al. beschrieben.[119] Die Autoren erhielten über einen dem MetalloxidKonzept[101] verwandten Prozess dunkelblaue Lösungen mit ca. 4 nm großen IridiumdioxidKolloiden. Zur Stabilisierung wurde das Polymer Carbowax 20M verwendet. Weitere
Iridiumdioxid-Kolloide beschrieben Mallouk et al..[121] Die Autoren berichteten über
ca. 10 nm große Citrat-stabilisierte Partikel. Die Synthese der in dieser Arbeit hergestellten
Iridiumdioxid-Kolloide
entspricht
den
Reaktionsbedingungen,
die
schon
bei
den
Rutheniumoxid- bzw. Osmiumoxid-Kolloiden angewendet worden waren. Als Iridium-Quelle
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
29
wurde in allen Fällen Hexachloriridiumsäure (H2IrCl6) genutzt (Gl. 5). Tabelle 5 zeigt die
anhand der Experimente gewonnenen Ergebnisse.
Base
H2O
3-12-SB
H2IrCl6 +
[IrO2] 3-12-SB
Gl. 5: Hydrolyse der Hexachloriridiumsäure zum Tensid-stabilisierten Iridiumdioxid-Kolloid
Tabelle 5: Iridiumdioxid-Kolloide
Eintrag
Kolloid
V
Ir
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
Ausbeute
dTEM
[ml]
[mmol]
Äquiv.
[mmol]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
1
MO17
200
2,0
2
4,0
24,7
794,5
1,0 ± 0,3
2
MO18
200
1,0
4
2,5
11,8
814,4
0,9 ± 0,2
3
MO19
50
0,25
5
0,625
8,3
303,1
1,2 ± 0,3
4
MO20
50
0,05
10
0,125
14,0
81,6
1,0 ± 0,3
Während der Reaktion änderte sich die Farbe der Reaktionslösung von ursprünglich Rot über
Hellgelb zu Dunkelblau beobachtet. Die Kolloid-Lösungen haben damit die gleiche Farbe wie
die von Thomas et al. beschriebenen Iridium-Kolloid-Lösungen.[119] Der StabilisatorÜberschuss konnte bei den hier hergestellten Iridiumdioxid-Kolloiden bis auf ein
Metall/Stabilisator-Verhältnis von 1/2 gesenkt werden (Eintrag 1), ohne dass die Stabilität der
Lösung negativ beeinflusst wurde. Tatsächlich sind die Iridiumdioxid-Kolloid-Lösungen über
Monate stabil. So war es möglich, aus diesem Versuch (Eintrag 1) einen Feststoff mit einem
Metallgehalt von 24,7 Gew.-% Iridium zu isolieren. Die Verringerung des Stabilisatorgehaltes
hat keinen negativen Einfluss auf die Partikelgröße. In allen Fällen wurden im TEM Partikel
von ca. 1 nm gefunden. Stellvertretend zeigt Abbildung 10 eine TEM-Aufnahme der
Iridiumdioxid-Kolloide MO17 gezeigt.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
30
Abbildung 10: TEM-Aufnahme der Iridiumdioxid-Kolloide MO17
Die Partikel sind homogen auf dem Objekträger verteilt und weisen mit 1,0 ± 0,3 nm eine
sehr geringe Größe und Größenverteilung auf. Der Vergleich der bekannten IridiumdioxidKolloid-Systeme von Thomas et al. und Mallouk et al. mit den hier vorgestellten
Iridiumdioxid-Kolloiden zeigt dass alle Partikel eine unterschiedliche Größe haben. Die von
Mallouk et al. beschriebenen Citrat-stabilisierten Kolloide sind mit 10 nm die größten
Partikel.[121] Die von Thomas et al. vorgestellten, mit Carboxax M20 stabilisierten Kolloide
liegen mit 4 nm im mittleren Bereich.[119] Offenkundig beeinflusst der jeweilige Stabilisator
die Größe der aus den Versuchen erhaltenen Kolloide. Die in dieser Arbeit hergestellten
Iridiumdioxid-Kolloide weisen mit einem Partikel-Durchmesser von ca. 1 nm die größte
Dispersion auf. In Bezug auf die Anforderungen der heterogenen Katalyse nach möglichst
hohen Metalldispersionen sind mit den 3-12-SB stabilisierten Iridiumdioxid-Kolloiden
präformierte Aktivkomponenten zugänglich, die eine sehr gute Oberflächen-ausnutzung
ermöglichen.
Andererseits stehen der Forschung durch die verschiedenen Herstellungsprozesse mehrere
Methoden zur Verfügung, um Iridiumdioxid-Partikel unterschiedlicher Größe zu produzieren.
Damit können Größeneffekte, die auf eine bestimmte Partikelgröße zurückgeführt werden
können, gezielt untersucht werden.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
31
3.4.
Bimetallische Metalloxid-Kolloide
3.4.1. Einführung
Nachdem im vorhergehenden Kapitel gezeigt werden konnte, dass es möglich ist, nach dem
Metalloxid-Konzept[101] Metalloxid-Kolloide ausgewählter Metalle herzustellen, soll im
Folgenden untersucht werden, ob es möglich ist, die verwendeten Metalle zusammen mit
Platin zu cokondensieren. Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide wurden schon zuvor von Koch[100]
dargestellt und deshalb nicht näher untersucht. Stattdessen wurde neben Platin-Osmium- und
Platin-Iridium- auch das Platin-Molybdän-System untersucht. Neben dem für die Darstellung
der Osmiumoxid-Kolloide verwendeten Osmiumtrichlorid (OsCl3) wurde wegen seiner
geringeren Toxizität auch Kaliumosmat (K2OsO4) als mögliche Osmium-Quelle in den
Cokondensations-Experimenten
berücksichtigt.
Ein
weiterer
Aspekt
der
folgenden
Untersuchungen war die Frage nach der Mischbarkeit der jeweiligen Metalle. Oftmals zeigen
nur ganz bestimmte Mischungen der legierten Metalle eine höhere Leistung in der
Katalyse.[58d] Aus diesem Grund wurden innerhalb jedes Systems mehrere Experimente unter
gleichen Bedingungen durchgeführt, bei denen lediglich das Platin/Sekundärmetall-Verhältnis
variiert wurde.
3.4.2. Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide
Die Anwendbarkeit des Metalloxid-Konzepts[101] auf die Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide und
das Mischungsverhalten der Metalle wurde in mehreren identischen Experimenten untersucht.
In 4 Ansätzen wurde das Platin-Molybdän-Verhältnis von 4:1 bis zu 1:2 variiert. Abweichend
von der im Allgemeinen bei pH-Werten von 9–10 durchgeführten Hydrolyse und
Kondensation wurde bei der Verwendung von Molybdän bei einem pH-Wert von 7,5
gearbeitet (Gl. 6).
H2PtCl6 + Na2MoO4 + 3-12-SB
Gl. 6: Darstellung des Platin-Molybdän-Oxid-Kolloids
H2O
pH = 7,5
[Pt-Mo-Ox] 3-12-SB
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
32
Wie von Koch[100] bezüglich der Platin-Wolfram-Oxid-Kolloide erkannt wurde, wird Wolfram
unter basischen Reaktionsbedingungen nur wenig in das Metalloxid-Kolloid eingebaut. Weil
Molybdän und Wolfram sich chemisch ähnlich sind, wurden die Reaktionen hier ebenfalls
unter fast neutralen Bedingungen durchgeführt. Da die Hydrolyse normalerweise durch eine
Base induziert wird, verlängert sich unter diesen Reaktionsbedingungen die Reaktionszeit.
Durchschnittlich waren für eine vollständige Umsetzung mindestens 20 Stunden notwendig,
während normalen Bedingungen eine Reaktion zwischen 1 und 18 Stunden abgeschlossen
war. Als Molybdän-Quelle wurde in dieser Arbeit das wasserlösliche Natriummolybdat
(Na2MoO4) verwendet. Tabelle 6 zeigt die so durchgeführten Experimente und die mittels
Elementaranalyse und TEM-Spektroskopie erhaltenen Werte. Die Lösungen hatten nach
beendeter Reaktion alle die von den Platindioxid-Kolloiden bekannte gelbe Farbe.[100]
Tabelle 6: Pt-Mo-Ox-Oxid-Kolloide nach de modifizierten Metalloxid-Konzept
Eintrag Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
[ml]
[mM]
[mmol]
50
3
0,15
Atom-%
Mo
wMetall
[Gew.-%]
Atom.-%
Mo gef.
dTEM
[nm]
3,98 Pt
1
MO21
20
18
1,6 ± 0,3
27
1,5 ± 0,3
32
1,8 ± 0,5
54
1-2a)
50
2,1 ± 0,5
0,42 Mo
3,47 Pt
2
MO22
50
3
0,15
33,3
0,63 Mo
13,67 Pt
3
MO24
50
5
0,25
50
3,16 Mo
4,77 Pt
4
MO27
120
5
0,60
66,6
2,77 Mo
2,5 Pt
5
MO28
50
3
0,15
66,6
1,34 Mo
a) TEM-Aufnahme nicht statistisch auswertbar
Zunächst
wird
eine
kontinuierliche
Zunahme
der
Partikelgröße
mit
steigendem
Molybdängehalt beobachtet. Außerdem ist in allen Versuchen das Molybdän nach beendeter
Reaktion im Vergleich zur vorgegebenen Stöchiometrie unterrepräsentiert. Dieser Effekt
nimmt mit zunehmendem Molybdängehalt in der Reaktionslösung zu (Eintrag 1 bis 5).
Molybdän wurde offensichtlicht nur schlecht in die Struktur des Platindioxid-Kolloids
eingebaut.
33
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
Um eingehendere Informationen über die Zusammensetzung der Platin-Molybdän-OxidKolloide zu erhalten, wurde von der Verbindung MO24 eine Einzelpartikel-Analyse mittels
hochauflösender Transmissions-Elektronen-Mikrokopie und energiedisperser Röntgenanalyse
(HRTEM/EDX) angefertigt (Kapitel 6.3.3). Beide Metalle wurden im Experiment
identifiziert,
allerdings
war
eine
Einzelpartikelanalyse
aufgrund
der
geringen
Röntgenquantenausbeute der isoliert vorliegenden Partikel nicht möglich, Stattdessen mussten
immer 3-5 Partikel gleichzeitig untersucht werden.
Abbildung 11 zeigt eine der während der HRTEM/EDX-Analyse erhaltenen Aufnahmen.
Abbildung 11: HRTEM-Aufnahme des Platin-Molybdän-Oxid-Kolloids MO24
Sofern nach beendeter Umsetzung noch Molybdate in der Reaktionslösung vorhanden wären,
würden diese bei der Dialyse in das Permeat übergehen. Aus diesem Grund wurden vom
ersten und zweiten Permeat der Dialyse des Kolloids MO27 jeweils Elementaranalysen
angefertigt. In den eingedampften Lösungen konnten neben dem Sulfobetain erhebliche
Anteile an Molybdän identifiziert werden (Tabelle 7).
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
34
Tabelle 7: Molybdängehalt der bei der Dialyse erhaltenen eingedampften Permeate des Kolloids MO27
Permeat
Molybdän [Gew.-%]
1
4,47
2
2,15
Nach Abschluss der die Reaktion, befanden sich also noch niedermolekulare MolybdänVerbindungen in Lösung, die nicht mit die Metalloxid-Kolloide eingebaut wurden. In der
Literatur findet sich ein Hinweis, der das beobachtete Verhalten der Platin-Molybdän-OxidKolloide erklärt: Von Finke et al. wurden in verschiedenen Publikationen die Synthese von
Rhodium- und Iridium-Kolloiden beschrieben, die durch Wasserstoffreduktion aus
metallorganischen Komplexen gewonnen wurden.[129] Zur Stabilisierung fanden neben
Tetraalkylammonium-Liganden
auch
Polyoxoanionen
der
Zusammensetzung
[P2W15Nb3O62]9- Anwendung. Diese Verbindungen gleichen den Isopolymetallaten in
struktureller Weise. Es ist vorstellbar, dass das Molybdän unter den Bedingungen des
Metalloxid-Konzepts[101] nicht oder nur zum Teil mit in das Kolloid eingebaut wird und sich
stattdessen kondensierte gelöste Isopolymolybdate bilden.
Diese Hypothese wurde mit einem Experiment verifiziert. Falls es eine stabilisierende
Wirkung durch Isopolymolybdate gäbe, würden daraus Isopolymolybdat-stabilisierte
Metalloxid-Kolloide erhalten werden können. Dazu wurde ein Versuch mit einem
Platin/Molybdän-Verhaltnis von 1/2 in Abwesenheit von 3-12-SB-Stabilisator durchgeführt
(Gl. 7).
H2PtCl6 + Na2MoO4
H 2O
pH = 7,5
[PtO2] [Mo7O246-]
Gl. 7: Darstellung des Isopolymolybdat-stabilisierten Platindioxid-Kolloids
Die Reaktionslösung wurde anschließend wieder mittels Dialyse von Ionen befreit und
gefriergetrocknet.
Nach der Gefriertrocknung konnte ein Feststoff MO77 isoliert werden, der einen Platingehalt
von 20,44 Gew.-% und einen Molybdängehalt von 21,75 Gew.-% aufwies. Das vorher
eingestellte Platin/Molybdän-Verhältnis wurde damit perfekt wiedergegeben. Der Feststoff
konnte vollständig redispergiert werden und war über einige Monate stabil. Abbildung 12
zeigt die nanostrukturierten Partikel deren Größe zu 1,3 ± 0,3 nm bestimmt wurde.
35
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
Abbildung 12: TEM-Aufnahme des Isopolymolybat-stabilisierten Platindioxid-Kolloids MO77
In einem analogen, von Koch[100] beschriebenen Experiment, bei dem eine Platin-(IV) Lösung
ohne Stabilisator umgesetzt wurde, fiel das Platin während der Hydrolyse nach kurzer Zeit als
braunes Hydroxid aus. Da in dem oben beschriebenen Versuch offensichtlich eine stabile
Kolloid-Lösung
enstanden
war,
kann
von
einer
stabilisierenden
Wirkung
der
Isopolymolybdate ausgegangen werden. Um den chemischen Zustand der Molybdatstabilisierten
Platinoxid-Kolloide
eingehender
zu
untersuchen,
wären
EXAFS-
Untersuchungen notwendig, um unter anderem die Nachbaratome des Platins bzw.
Molybdäns ermitteln zu können.[1, 102, 104] Somit könnte mit dieser Methode genau zwischen
Platin-Molybdän-Oxid-Kolloiden und Isopolymolybdat-stabilisierten Platindioxid-Kolloiden
unterschieden werden.
3.4.3. Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Für die Darstellung der Platin-Osmium-Oxid-Kolloide wurden zwei Osmium-Salze
verwendet. Neben dem schon für die Darstellung der Osmiumoxid-Kolloide benutzten
Osmiumtrichlorid wurde auch das formal sechswertige Kaliumosmat verwendet. Zum einen
weist es, wie bereits erwähnt (vgl. Kapitel 3.3.2), nicht die hohe Toxizität des
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
36
Osmiumtrichlorids auf, zum anderen bietet sich so die Möglichkeit Metalloxidkolloide zu
synthetisieren, die sich in den Oxidationsstufen der Metalle unterscheiden. In der heterogenen
Katalyse spielen neben der Größe und der Kristallstruktur bzw. der Oberflächenstruktur auch
die Oxidationsstufe der jeweiligen Aktivkomponente eine wichtige Rolle für die Aktivität des
Katalysators.[130]
3.4.3.1.
Kaliumosmat-Precusor
Wie bei den Platin-Molybdän-Oxid-Kolloiden wurden Ansätze im Bereich von 1 mM bis
10 mM mit verschiedenen Platin/Osmium-Verhältnissen von 4/1 bis 1/4 angefertigt (Gl. 8).
H2PtCl6 + K2OsO4 + 3-12-SB
Base
H2 O
[Pt-Os-Ox] 3-12-SB
Gl. 8: Darstellung der Platin-Osmium-Oxid-Kolloide unter Verwendung von Kaliumosmat
Aufgrund der geringen Löslichkeit des Kaliumosmats in Wasser war es nicht möglich, die
Experimente mit Platin/Osmium-Verhältnissen von 1/2 bzw. 1/4 durchzuführen. Stattdessen
wurden lediglich Experimente mit Platin/Osmium-Verhältnissen von 4/1, 2/1 und 1/1
durchgeführt. Die Versuche wurden mit dem 3-12-SB-Tensid als Stabilisator durchgeführt.
Die bei der Verwendung des Kaliumosmats erzielten Ergebnisse sind Tabelle 8
zusammengefasst.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
37
Tabelle 8: Pt-Os-Ox-Kolloide nach dem Metalloxid-Konzept[101] (Kaliumosmat)
Eintrag Kolloid
1
MO29
V
cMetall
ΣMetall
Atom-%
Äquiv.
wMetall
Atom-%
dTEM
[ml]
[mM]
[mmol]
Os
3-12-SB
[Gew.-%]
Os gef.
[nm]
50
5,0
0,25
20
5
11,46 Pt
25,0
1,4 ± 0,3
31,0
1,4 ± 0,4
33,3
1,7 ± 0,4
3,68 Os
2
MO30
50
5,0
0,25
33,3
5
9,17 Pt
3,91 Os
3
MO31
300
3,3
1,00
50
5
5,74 Pt
2,90 Os
Nach Beendigung der mittels UV-Spektroskopie verfolgten Hydrolyse-Reaktion wurden die
Lösungen durch Dialyse und Gefriertrocknung aufgearbeitet. In allen Fällen waren
vollständig redispergierbare Kolloidpulver das Ergebnis. Mit steigendem Osmiumgehalt geht
die Farbe der entsprechenden Lösungen von braun in dunkelbraun über.
Bei der Verwendung von Kaliumosmat sind in den isolierten Produkten uneinheitliche
Zusammensetzungen bezüglich der Metalle feststellbar. Mit steigendem Kaliumosmat-Anteil
in der Reaktionslösung steigt der Anteil des Osmiums in den Kolloiden. Die vorgegebenen
Platin/Osmium-Stöchiometrien werden in den Kolloiden jedoch nicht wieder gefunden. Die
Partikelgröße und die Partikelgrößenverteilung liegen in dem für die Metalloxid-Kolloide
erwarteten Bereich (Tabelle 8). Offenbar ist Kaliumosmat für die Cokondensation mit Platin
ungeeignet, sofern große Osmiumgehalte gewünscht sind.
Ein weiterer Grund für die beobachteten uneinheitlichen Osmiumgehalte kann im RedoxVerhalten des Osmiums gefunden werden. Wie in Kapitel 6.2.5 beschrieben, trat das Osmium
im Kolloid in drei verschiedenen Oxidationsstufen auf. Unter anderem wurde eine metallische
Osmiumspezies identifiziert. Das Auftreten metallischen Osmiums lässt sich durch eine
während der Reaktion auftretende Disproportionierungsreaktion erklären. Dadurch entsteht
neben metallischem Osmium wahrscheinlich Osmiumtetroxid, das als flüchtige Substanz bei
60 °C Reaktionstemperatur aus der Reaktionslösung getrieben wird. Die Hypothese einer
parallel zur Hydrolyse ablaufenden Disproportionierungs-Reaktion wird durch eine weitere
Beobachtung gestützt: Während der Arbeiten mit den osmiumhaltigen Kolloiden wurde
häufig ein schwarzer Metallspiegel an Kunststoffen festgestellt, die mit der Probe in Kontakt
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
38
standen. Der schwarze Metallspiegel konnte mit einer SEM/EDX-Analyse als Osmium
identifiziert werden.
3.4.3.2.
Osmiumtrichlorid-Precusor
Im Anschluss an die Experimente zu Kaliumosmat basierenden Platin-Osmium-OxidKolloiden wurden analoge Experimente mit Osmiumtrichlorid als Osmium-Quelle
durchgeführt (Gl. 9).
Base
H2 O
H2PtCl6 + OsCl3 + 3-12-SB
[Pt-Os-Ox] 3-12-SB
Gl. 9: Darstellung der Platin-Osmium-Oxid-Kolloide unter Verwendung von Osmiumtrichlorid
Einschränkungen bezüglich der Löslichkeit des Osmiumsalzes traten nicht auf. Insgesamt
wurden 5 verschiedene Experimente mit Edelmetall-Verhältnissen von Pt/Os = 4/1 bis 1/4
durchgeführt. Die Ergebnisse der Versuche sind in Tabelle 9 aufgelistet.
Tabelle 9: Pt-Os-Ox-Kolloide nach dem Metalloxid-Konzept[101] (Osmiumtrichlorid)
Eintrag Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
Atom-%
Äquiv.
Gew.-%
Atom-% Os
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
Os
3-12-SB
Metall
gef.
[nm]
50
5
0,25
20
3
17,0
1,9 ± 0,5
31,0
1,5 ± 0,6
48,0
1,2 ± 0,3
60,0
1,4 ± 0,4
66,6
1,4 ± 0,3
23,81 Pt
1
MO35
4,72 Os
12,84 Pt
2
MO36
50
5
0,25
33,3
5
5,52 Os
8,86 Pt
3
MO38
300
10
3
50
3
7,86 Os
6,73 Pt
4
MO39
50
5
0,25
66,6
5
6,96 Os
7,08 Pt
5
MO42
50
5
0,25
80
3
13,18 Os
39
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
Neben der Variation der Edelmetall-Verhältnisse wurde in dieser Versuchsreihe auch das
Edelmetall/Stabilisator-Verhältnis variiert. Die Verringerung des Stabilisator-Überschusses
auf drei Äquivalente hatte dabei keinen negativen Einfluss auf die Stabilität der KolloidLösungen. Das Ergebnis war in allen Fällen vollständig redispergierbare Kolloid-Pulver
erhalten, die in Lösung für mehrere Monate stabil waren. Die Farbe der Kolloidlösungen
reicht von braun (Eintrag 1) bis grau (Eintrag 5). Die Partikelgröße schwankt zwischen 1,2
nm und 1,9 nm und liegt damit in dem für die auf Platin basierenden Metalloxid-Kolloide zu
erwartenden Bereich (Abbildung 13).
Abbildung 13: TEM-Aufnahme des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO103
Bei der Verwendung von Osmiumtrichlorid als Osmium-Precusor zeigt der Vergleich von
vorgegebenen Stöchiometrien und den mittels Elementaranalyse in den isolierten Pulvern
festgestellten
Platin/Osmium-Verhältnissen,
dass
die
Metall-Stöchiometrien
besser
wiedergegeben werden als bei der Verwendung des Kaliumosmats (Eintrag 1 → 5). In den
Experimenten in denen Platin die Hauptkomponente ist (Eintrag 1 → 3) wird das eingestellte
Platin/Osmium-Verhältnis in den isolierten Festoffen gut wiedergegeben. Sobald Osmium die
Hauptkomponente darstellt, ist dies nicht mehr der Fall. Gemäß der Elementaranalyse ist zwar
Osmium die Hauptkomponente, das Metall ist aber nicht in dem gleichen Maße enthalten wie
es in die Reaktionslösung eingebracht wurde. In diesen Experimenten kommt offensichtlich
die in Kapitel 6.2.5 angeführte Redoxreaktion des Osmiums zum Tragen. Im Vergleich zu
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
40
Kaliumosmat ist Osmiumtrichlorid aber besser für die Darstellung von Platin-Osmium-OxidKolloiden geeignet, da der Verlust an Osmium geringer ist. Die Ursache für das
unterschiedliche
Verhalten
der
beiden
Osmiumsalze
ist
möglicherweise
in
der
Oxidationsstufe des Metalls zu suchen.[131] In der Redoxreaktion von Kaliumosmat(VI) zu
flüchtigem Osmiumtetroxid werden direkt zwei Elektronen übertragen (Gl. (10)).
2 Os (VI) → Os(VIII) + Os(III)
Gl. (10)
In der gleichen Redoxreaktion, die von Osmiumtrichlorid(III) ausgeht, müssen insgesamt fünf
Elektronen über den Osmium(VI)-Oxidationszustand als Zwischenstufe (Gl. (11) undGl. (10))
ausgetauscht werden.
2 Os (III) → Os(VI) + Os(0)
Gl. (11)
Dieses Redoxreaktionen stellen aber lediglich eine Hypothese dar. In den XPSUntersuchungen (vgl. Kapitel 6.2.5) konnte lediglich die Existenz eines Osmium(0)-Zustands
sicher nachgewiesen werden. Die weiteren beobachteten Spezies konnten aufgrund der
geringen Zahl an Literaturdaten nicht zweifelsfrei bestimmten Oxidationszuständen
zugeordnet werden.
3.4.4. Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Als letztes der auf Platin basierenden bimetallischen Metalloxid-Kolloide wurde das PlatinIridium-System betrachtet. Auch für dieses System wurde die Mischbarkeit der Metalle
untersucht.
Dazu
unterschiedlichen
wurden
wiederum
fünf
verschiedene
Experimente
Platin/Iridium-Edelmetall-Verhältnissen
unter
den
mit
etablierten
Reaktionsbedingungen (vgl. Kapitel 3.2) durchgeführt (Gl. 12).
H2PtCl6 + H2IrCl6 + 3-12-SB
Base
H2O
[Pt-Ir-Ox] 3-12-SB
Gl. 12: Darstellung der Tensid-stabilisierten Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
jeweils
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
41
Verwendet wurden in diesen Versuchen 3 bzw. 5 Äquivalente des 3-12-SB-Tensids (Tabelle
10). Der geringere Stabilisatorgehalt hatte, wie im Fall der Platin-Osmium-Oxid-Kolloide,
keinen Einfluss auf die Stabilität der Kolloidlösungen. Bei Vergleich der erzielbaren
Metallgehalte in den isolierten Kolloidpulvern (Eintrag 2 vs. Eintrag 5) wird klar, dass es mit
dem auf 3 Äquivalente verringerten Stabilisatorüberschuss möglich ist, Kolloidpulver mit
größeren Metallgehalten herzustellen.
Tabelle 10: Hergestellte Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Eintrag
Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
[ml]
[mM]
[mmol]
50
5
0,25
Atom-%
Ir
Äquiv.
3-12-SB
Gew.-%
Metall
Atom-%
Ir gef.
dTEM
[nm]
17,93 Pt
1
MO44
20,0
3
21
1,3 ± 0,4
26
1,3 ± 0,2
50
1,4 ± 0,4
62
1,1 ± 0,3
71
1,1 ± 0,2
4,67 Ir
9,69 Pt
2
MO45
50
5
0,25
33,3
5
3,26 Ir
12,36 Pt
3
MO46
300
10
3,0
50,0
3
12,7 Ir
9,77 Pt
4
MO49
50
5
0,25
66,6
3
14,8 Ir
10,3 Pt
5
MO50
50
5
0,25
80,0
3
24,76 Ir
Alle isolierten Kolloidpulver waren vollständig redispergierbar. Die Lösungen wiesen im
Unterschied zu den braunen bzw. grauen Platin-Osmium-Oxid-Lösungen eine grüne Färbung
auf. Die Grünfärbung war umso intensiver, je höher der Iridiumgehalt lag. Mit zunehmendem
Iridiumgehalt der Metalloxid-Kolloide, lässt sich eine geringe Abnahme der Partikelgröße
von ca. 1,3 nm auf ca. 1,1 nm beobachten. Dies ist unter Umständen auf die unterschiedlichen
Größen der reinen Platindioxid- bzw. Iridiumdioxid-Kolloide zurückzuführen. PlatindioxidKolloide haben eine durchschnittliche Größe von 1,8 nm.[100] Für die im Rahmen dieser Arbeit
hergestellten Iridiumdioxid-Kolloide wurde eine Größe von ca. 1,0 nm festgestellt (vgl.
Kapitel 3.3.3). Die Platin-Iridium-Oxid-Kolloide gleichen in ihrer Größe infolgedessen je
nach Metallanteil mehr der einen bzw. anderen monometallischen Verbindung.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
42
In den Experimenten, in denen Platin die Hauptkomponente darstellt, wird das vorgegebene
Platin/Iridium-Verhältnis im Vergleich zu den Platin-Osmium-Oxid-Kolloiden ähnlich gut
wiedergegeben (Eintrag 1 bis 3). In den Experimenten, in denen der Iridium-Anteil überwiegt,
stimmt die vorgegebene Stöchiometrie hingegen schlechter mit der mittels Elementaranalyse
in den isolierten Festoffe festgestellten Zusammensetzung überein. Die Mischbarkeit des
Platins und Iridiums ist aber in jedem Fall über einen großen Bereich gegeben, zumal für die
in dieser Arbeit herzustellenden Brennstoffzellen-Katalysatoren nur ein kleiner Anteil an
Iridium im Katalysators notwendig ist (vgl. Kapitel 3.6.3).
3.4.5. Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide
Als weiteres bimetallisches Metalloxid-Kolloid-System wurden Iridium-Molybdän-OxidKolloide hergestellt. Verglichen mit den entsprechenden monometallischen Substanzen
zeigen Legierungen eines Edelmetalls und eines Übergangsmetalls teilweise überlegene
Eigenschaften in der Katalyse. Genannt seien in diesem Zusammenhang die metallischen
Platin-Cobalt-Kolloide von Liu[59] und die Palladium-Kupfer-Partikel von Toshima.[132] Die
Palladium-Kupfer-Partikel wurden von den Autoren erfolgreich in der Hydrierung von
Acrylnitril zu Acrylamid angewendet.
Mit dem hier beschriebenen System sollte die Frage beantwortet werden, ob mit dem
Metalloxid-Konzept[101] auch andere Platin-freie bimetallische Kolloide zugänglich sind (Gl.
13).
H2IrCl6 + Na2MoO4 + 3-12-SB
Base
H2O
[Ir-Mo-Ox]3-12-SB
Gl. 13: Darstellung von Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloiden
Unter den beschriebenen Reaktionsbedingungen wurde ein 10 mM Versuch, bezogen auf die
Gesamt-Metall-Konzentration, durchgeführt. Dabei wurden zwei Äquivalente des 3-12-SBTensids als Stabilisator verwendet. Tabelle 11 zeigt die Versuchsparameter und die
Ergebnisse. Die Reaktionslösung wurde für 18 Stunden bei 60 °C gerührt. Trotz der hohen
Metallkonzentration von 10 mM konnte kein Metallverlust durch Sedimentation beobachtet
werden.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
43
Tabelle 11: Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide nach der Metalloxid-Methode
Eintrag
Kolloid
V
Ir
Mo
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
100
0,5
0,5
2,0
1,0
Atom-%
Mo
dTEM
[nm]
18,68 Ir
1
MO52
30
0,9 ± 0,2
4,06 Mo
Bei der Verbindung MO52 wiederholten sich mehrere Beobachtungen, die zuvor schon bei
verwandten Systemen beschrieben wurden. Die Partikel haben die gleiche Größe wie reine
Iridiumdioxid-Kolloide (Abbildung 14). Allerdings sind die Lösungen des Iridium-MolybdänOxid-Kolloids im Gegensatz zu den Iridiumdioxid-Kolloid-Lösungen nicht blau, sondern
braun. Die Veränderung in der Farbe der kolloiden Lösung spricht für eine Wechselwirkung
von Iridium und Molybdän auf atomarer Ebene. Insofern kann in diesem Fall angenommen
werden, dass es sich um Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide handelt.
Abbildung 14: TEM-Aufnahme des Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloids MO52
Im Fall der Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide (vgl. Kapitel 3.4.2) wurde die Hypothese
aufgestellt, dass es sich bei diesen Kolloiden wahrscheinlich um Platindioxid-Kolloide
handelt, die von einer Molybdat-Hülle umgeben sind. Für diese Hypothese spricht im Fall der
Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide, dass im isolierten Kolloid-Pulver des Iridium-Molybdän-
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
44
Oxid-Kolloids eine ähnliche Metall-Zusammensetzung festgestellt wurde wie bei den
vergleichbar zusammengesetzten Platin-Molybdän-Oxid-Kolloiden (Tabelle 6; Eintrag 3).
Für genauere Aussagen müssten auch hier EXAFS-Messungen durchgeführt werden. Das
Experiment zeigt in jedem Fall, dass die Cokondensation nach dem Metalloxid-Konzept[101]
auch auf andere Metalle als Platin angewendet werden kann.
3.5.
Trimetallische Metalloxid-Kolloide
3.5.1. Einführung
Trimetallische Systeme wurden unter anderem als Aktivkomponenten für die MethanolPolymer-Brennstoffzelle (PEM-FC) beschrieben. Sie zeichnen sich durch eine höhere COToleranz aus als die standardmäßig in den Indirekten Methanol-Brennstoffzellen (IMFC) und
den Direkten Methanol-Brennstoffzellen (DMFC) verwendete Platin-Ruthenium (50/50)
Legierung. Ein Beispiel ist das von Smotkin et al. entwickelte Platin-Ruthenium-OsmiumSystem.[133] Weiterhin wurden ternäre Systeme bestehend aus Platin, Ruthenium,
Molybdän[134] sowie Platin, Ruthenium und Wolfram[135] beschrieben und in der MethanolOxidation getestet. Von Koch[100] wurde ein nach dem Metalloxid-Konzept[101] hergestelltes
Platin-Ruthenium-Wolfram Metalloxid-Kolloid bereits beschrieben. Mit den Erfahrungen, die
bei der Herstellung der in dieser Arbeit erstmals dargestellten bimetallischen MetalloxidKolloide gesammelt wurden (vgl. Kapitel 3.4), sollten die oben beschriebenen trimetallischen
Systeme und weitere, bisher noch nicht bekannte Systeme nach den Methoden des
Metalloxid-Konzepts[101] zugänglich sein. Im einzelnen wurden im Rahmen dieser Arbeit
nach diesem Konzept vier verschiedene trimetallische Metalloxid-Systeme hergestellt.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
45
3.5.2. Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide
Bei der Darstellung der Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide wurde die Reaktion in
Abweichung von den ansonsten verwendeten Hydrolyse-Bedingungen wieder unter
annähernd pH-neutralen Bedingungen durchgeführt (Gl. 14).
H2PtCl6 + RuCl3 + Na2MoO4 + Stabilisator
H2O
pH = 7,5
[Pt-Ru-Mo-Ox]Stabilisator
Gl. 14: Darstellung der Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide
Dadurch waren durchschnittlich 20 Stunden Reaktionszeit notwendig, bis das Ende der
Reaktion, bestimmt durch die UV-Spektroskopie, erreicht war. Von den Platin-RutheniumMolybdän-Oxid-Kolloiden wurden, wie schon im Fall der bimetallischen Systeme,
Verbindungen mit variierender Metall-Stöchiometrie angefertigt. Exemplarisch wurde dazu je
ein Versuch mit einem Platin-Ruthenium-Molybdän-Verhältnis von 1/1/1 bzw. 2/1/1
durchgeführt (Tabelle 12).
Tabelle 12: Pt-Ru-Mo-Ox-Kolloide nach der modifizierten Metalloxid-Methode
Eintrag
Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
Atom.-%
Tensid
wMetall
[ml]
[mM]
[mmol]
Pt/Ru/Mo
Äqiuv.
[Gew.-%]
Atom.-%
gef.
Pt/Ru/Mo
dTEM
[nm]
11,85 Pt
1
MO54
50
5
0,25
33/33/33
3
a)
7,64 Ru
35/40/25
1,2 ± 0,3
64/20/16c)
1,4 ± 0,5
4,46 Mo
13,36 Pt c)
2
MO55
300
10
3
50/25/25
2b)
2,11 Ru
1,64 Mo
a) 3-12-SB; b) NIO-Tensid C16E20; c) Kolloid nicht isoliert, Metallgehalt des geträgerten Katalysators, Metallgehalt nach
SEM/EDX
Nach beendeter Reaktion wurde mittels Dialyse und Gefriertrocknung (Eintrag 1)
aufgearbeitet. Die Lösung der Kolloide hatte aufgrund des enthaltenen Rutheniums eine
dunkelgraue bis schwarze Färbung. Durch TEM-Untersuchungen wurden die Partikelgrößen
zu 1,2 ± 0,3 nm bzw. 1,4 ± 0,5 nm bestimmt (vgl. Abbildung 15). Damit weisen die PlatinRuthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide die zu erwartete Größe und Größenverteilung auf.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
Die
in
den
Experimenten
vorgegebene
Stöchiometrie
wird
in
46
den
Substanzen
zufriedenstellend wiedergegeben. Die Stöchiometrie des Kolloids MO55 wurde allerdings
nicht aus dem Metalloxid-Kolloid bestimmt, sondern aus der Analyse des im Anschluss direkt
präparierten Katalysators BK3 (vgl. Kapitel 5.1). Die dabei auftretenden Abweichungen
bewegen sich in einer Größenordnung, die bei den bereits beschriebenen Substanzklassen
festgestellt wurde.
Abbildung 15: TEM-Aufnahme des C16E20-stabilisierten Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloid
Zur Darstellung des Mischoxid-Kolloids LB675 wurde in Abweichung zu dem bisher
standardmäßig verwendeten schwefelhaltigen zwitterionischen 3-12-SB-Tensid ein in dieser
Arbeit erstmals zur Darstellung von Hydrosolen verwendetes nichtionisches Polyoxyethylencetyl-Tensid (NIO-C16E20) benutzt. Diese schwefelfreie Substanz birgt den Vorteil, dass eine
durch Schwefel bedingte Vergiftung im Anschluss hergestellter Katalysatoren ausgeschlossen
werden kann. Das beobachtete Agglomerationsverhalten ist im Vergleich mit den 3-12-SBstabilisierten Metalloxid-Kolloiden geringfügig höher (Abbildung 15), jedoch wird auch in
diesem Fall keine Koagulation beobachtet.
In Kapitel 4.2 wird näher auf diese Substanzklasse eingegangen. Aus dem Kolloid wurde
anschließend durch Immobilisierung auf Leitruß ein Brennstoffzellen-Katalysator präpariert
und unter DMFC-Bedingungen getestet.
47
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
3.5.3. Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
Wie eingangs erwähnt wurde von Smotkin et al. mit dem Platin-Ruthenium-Osmium-System
ein dem Platin-Ruthenium-System in der Methanol-Oxidation potentiell überlegenes System
entwickelt.[133] Allerdings handelte es sich dabei nur um über arc-melting hergestellte MetallLegierungen, die anschließend im hochpolierten Zustand elektrochemisch vermessen wurden.
Es zeigte sich, dass die Verhältnisse von Platin, Ruthenium und Osmium für die
elektrochemische Aktivität in der Methanol-Oxidation entscheidend sind. So wurde von den
Autoren eine Zusammensetzung von Platin-Ruthenium-Osmium (65/25/10) als die beste
Legierung identifiziert. Neben anderen Verbindungen gehörten die Platin-RutheniumOsmium-Verbindungen in dieser Arbeit zu den Zielsubstanzen mit besonderem Stellenwert.
Nach dem Metalloxid-Konzept[101] sollten solche Brennstoffzellen-Katalysatoren über eine
kolloide Vorstufe hergestellt werden. Damit wären die aus der Literatur bekannten
Verbindungen erstmals als vollwertige auf Leitruß immobilisierte BrennstoffzellenKatalysatoren verfügbar und könnten folglich erstmals unter realen BrennstoffzellenBedingungen getestet werden.
Die im Folgenden (Tabelle 13) aufgelisteten kolloiden Verbindungen von Platin, Ruthenium
und Osmium wurden mittels der in dieser Arbeit für die Darstellung der Metalloxid-Kolloide
verwendeten Hydrolyse-Reaktion hergestellt (Gl. 15).
H2PtCl6 + RuCl3 + OsCl3 bzw. K2OsO4 + Stabilisator
Base
H 2O
[Pt-Ru-Os-Ox]Stabilisator
Gl. 15: Darstellung der Tensid-stabilisierten Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
Bei der Zugabe der Edelmetall-Lösungen zu dem jeweils im Reaktionsgefäß vorgelegten
Stabilisator und der Base ist darauf zu achten, dass immer die Reihenfolge Platin, Ruthenium,
Osmium eingehalten wird. Andernfalls besteht das Risiko, dass Platin durch den Überschuss
an Ruthenium bzw. Osmium vollständig reduziert wird und als bulk-Pulver ausfällt.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
48
Tabelle 13: Pt-Ru-Os-Ox-Kolloide
Eintrag
Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
Atom-%
Tensid
wMetall
[ml]
[mM]
[mmol]
Pt/Ru/Os
Äqiuv.
[Gew.-%]
a)
5
b)
1
MO57
300
1
0,3
65/25/10
2
MO58
300
1
0,3
65/25/10
5b)
3
MO61
300
10
3
65/25/10
1,5c)
4
MO63
50
6
0,3
33/33/33
3b)
5
MO64
50
6
0,3
65/25/10
3b)
9,05 Pt
1,9 Ru
0,92 Os
7,49 Pt
1,9 Ru
1,11 Os
15,3 Ptd)
2,67 Ru
1,66 Os
13,05 Pt
7,87 Ru
11,03 Os
22,19 Pt
3,55 Os
4,46 Ru
Atom-%
gef.
Pt/Ru/Os
dTEM
[nm]
66/27/7
1,4 ± 0,3
60/30/10
1,3 ± 0,4
70/23/7
1,5 ± 0,4
32/38/30
1,3 ± 0,3
64/25/11
1,3 ± 0,4
a) Kaliumosmat; b) 3-12-SB-Tensid; c) NIO-Tensid C16E20; d) Kolloid nicht isoliert, Metallgehalt des Katalysators BK4
nach SEM/EDX
Wie Tabelle 13 zeigt, wurden zur Darstellung der Platin-Ruthenium-Osmium-Kolloide
zahlreiche Parameter variiert. Ziel der Versuche war es, die von Smotkin et al. vorgeschlagene
Stöchiometrie im isolierten Metalloxid-Kolloid möglichst gut zu reproduzieren.[133] Bei einem
Anteil von 10 Atom-% konnte neben Osmiumtrichlorid auch Kalimosmat als Osmium-Quelle
verwendet werden (Eintrag 1). Die vorgegebene Stöchiometrie wurde in allen Fällen gut
(Eintrag 2, 3, 5) bis sehr gut wiedergegeben (Eintrag 1 und 4), wobei die Zusammensetzung
des Kolloids MO61 (Eintrag 5) aus der Zusammensetzung des im Anschluss präparierten
Katalysators BK4 abgeleitet wurde. Die Verringerung des Stabilisator-Überschusses von 5
auf 3 Äquivalente im Fall des 3-12-SB-Tensids hatte keine Auswirkung auf die Größe der
erhaltenen Metalloxid-Kolloide. Bei der Verwendung des nichtionischen C16E20-Tensids
konnte sogar mit einem Überschuss von nur 1,5 Äquivalenten gearbeitet werden (Eintrag 5).
In allen Versuchen wurden vollständig redispergierbare Metalloxid-Kolloid-Pulver bzw.
langzeitstabile -Lösungen erhalten, die jeweils Metalloxid-Partikel von 1-2 nm enthielten. Mit
den so hergestellten und teilweise zu Katalysatoren weiterverarbeiteten Mischoxid-Kolloiden
stehen erstmals neue, hochleistungsfähige Materialien für die Methanol-Brennstoffzellen zur
Verfügung.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
49
3.5.4. Weitere Trimetallische Metalloxid-Kolloide
Neben den oben beschriebenen Systemen wurden zwei weitere trimetallische MetalloxidSysteme exemplarisch betrachtet. Von Koch[100] wurde die Herstellung von Platin-Zinn-OxidKolloiden berichtet. Es sollte demzufolge möglich sein, auch Platin-Ruthenium-Zinn-OxidKolloide zu synthetisieren (Gl. 16).
H2PtCl6 + RuCl3 + SnCl2 + 3-12-SB
Base
H 2O
[Pt-Ru-Sn-Ox] 3-12-SB
Gl. 16: Darstellung des Platin-Ruthenium-Zinn-Oxid-Kolloids MO65
Diese Metall-Kombination ist als Katalysator in der Brennstoffzellen-Forschung bisher noch
nicht beschrieben worden und stellt ein weiteres neues und vielversprechendes KatalysatorSystem für Methanol-Brennstoffzellen dar. Zur Darstellung der Platin-Ruthenium-Zinn-OxidKolloide wurde Hexachlorplatinsäure, Rutheniumtrichlorid und Zinndichlorid verwendet.
Durch basische Hydrolyse in Gegenwart des 3-12-SB-Tensids wurden so Platin-RutheniumZinn-Oxid-Kolloide hergestellt (Tabelle 14).
Tabelle 14: Pt-Ru-Sn-Ox-Kolloide nach dem Metalloxid-Konzept[101]
Eintrag Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
[ml]
[mM]
[mmol]
Atom-% 3-12-SB
Pt/Ru/Sn
[mmol]
wMetall
Atom-%
dTEM
[Gew.-%]
Pt/Ru/Sn
gef.
[nm]
33/32/34
1,3 ± 0,3
10,5 Pt
1
MO65
60
10
0,6
33/33/33
1,2
5,25 Ru
6,73 Sn
Die Zusammensetzung der Metalloxid-Kolloide stimmt genau mit dem vorgegebenen MetallVerhältnis überein. Die aus der TEM-Aufnahme ermittelte Partikelgröße von 1,3 ± 0,3 nm
zeigt, dass die Kolloide eine sehr hohe Dispersion aufweisen, die ein Maximum an katalytisch
aktiven Oberflächenatomen verspricht. Somit ist ein weiteres, für die PEM-Brennstoffzellen
sehr interessantes Katalysator-System über das Metalloxid-Konzept[101] zugänglich.
Das vierte in dieser Arbeit untersuchte System ist das Platin-Iridium-Ruthenium-System. Im
Vergleich zum Standard-IMFC- bzw. DMFC-Katalysator Pt-Ru (50/50) wurde in diesem Fall
ein Teil des Platins gegen einen bestimmten Anteil an Iridium ausgetauscht, um durch
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
50
positive kooperative Effekte der Metalle einen potenziell ein bessern BrennstoffzellenKatalysator zu generieren. Da auch in diesem Fall die bimetallischen Metalloxid-Kolloide
bereits bekannt (Pt-Ru)[100] bzw. zugänglich (Pt-Ir) (vgl. Kapitel 3.4.4) waren, sollte auch
dieses ternäre Misch-System durch Hydrolyse der Metallsalze in Gegenwart eines
stabilisierenden Tensids darstellbar sein (Gl. 17).
H2PtCl6 + H2IrCl6 + RuCl3 + Stabilisator
Base
H2O
[Pt-Ir-Ru-Ox] Stabilisator
Gl. 17: Darstellung der Platin-Iridium-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Es wurden exemplarisch zwei Experimente mit unterschiedlichen Metall-Stöchiometrien
durchgeführt. Tabelle 15 zeigt die erzielten Ergebnisse.
Tabelle 15: Platin-Iridium-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Eintrag
Kolloid
V
[ml]
cMetall
ΣMetall
[mM] [mmol]
Atom.-% Tensid
Pt/Ir/Ru
Äquiv.
wMetall
Atom-%
dTEM
[Gew.-%]
Pt/Ir/Ru
[nm]
gef.
1
MO66
200
5
1
33/33/33
5a)
6,15 Pt
31/24/45
2,1 ± 0,4
25/25/50c)
1,8 ± 0,3
4,66 Ir
4,66 Ru
2
MO67
100
1
0,2
25/25/50
3
b)
3,88 Pt
3,84 Ir
3,93 Ru
a) 3-12-Sulfobetain; b) NIO-Tensid C16E20; c) Analyse nach SEM/EDX
Bei der Synthese wurde, wie im Fall der Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide, auf beide
Stabilisatoren (3-12-SB Eintrag 1; NIO-C16E20 Eintrag 2) zurückgegriffen. Die Größe der
Platin-Iridium-Ruthenium-Oxid-Kolloide lag mit den im TEM festgestellten Größen von 2,1
nm bzw. 1,8 nm im typischen Bereich vom 1-2 nm. In dem theoretisch aus gleichen Anteilen
bestehendem Mischkolloid (Eintrag 1) stimmt die Zusammensetzung nach Elementaranalyse
nicht zufriedenstellend mit der vorgegebenenen Stöchiometrie überein. Das nach Dialyse und
Gefriertrocknung isolierte Kolloidpulver des zweiten Kolloids (Eintrag 2) weist hingegen eine
Stöchiometrie auf, die sehr gut zu den eingestellten Metall-Verhältnissen passt. Im PlatinIridium-Ruthenium-System ist also auch bei gleichbleibender Partikelgröße die Variation der
Metallzusammensetzung möglich. Das Kolloid MO66 wurde im Folgenden eingehender
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
51
mittels XPS-Spektroskopie charakterisiert, um Kenntnis über die Oxidationsstufen der drei
Metalle zu erhalten (vgl. Kapitel 6.2.7).
3.6.
Tetrametallische Metalloxid-Kolloide
3.6.1. Einführung
Bisher wurde zwei tetrametallische Systeme als Katalysatoren für die PEM-FC in der
Literatur beschrieben. Ein Katalysator ist das von Arico et al. durch reduktive Auffällung auf
Ketjen Black-Leitruß hergestellte Platin-Ruthenium-Wolfram-Zinn-System.[136] Die Größe der
Partikel wurde durch Auswertung der Röntgenpulver-Diagramme zu durchschnittlich 6 nm
bestimmt. Das zweite neuere Beispiel stammt von Smotkin und Mallouk et al..[137] In Analogie
zu dem von Smotkin et al. zuvor vorgestellten Platin-Ruthenium-Osmium-System konnte
durch Zufügen von Iridium zu der Legierung eine noch CO-tolerantere Legierung für die
Methanol-Oxidation hergestellt werden. Bei dem mit Hilfe eines kombinatorisches Ansatzes
gefundenen Material handelte es sich zunächst nur um eine durch reduktive Fällung im
Mikrogramm-Maßstab vorhandene Legierung. Später stellten die Autoren mittels arc-melting
und Fällung von Metallsalzen größere Menge dieser und ähnlicher Legierungen her.[138] Ein
auf Leitruß geträgerter Brennstoffzellen-Katalysator ist bisher nicht bekannt.
In Fortsetzung der bisher im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experimente zur
Darstellung multimetallischer Metalloxid-Kolloide sollte auch die von Smotkin und Mallouk
et
al.
beschriebene
Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Legierung
als
wasserlösliche
nanoskalierte Verbindung nach dem Metalloxid-Konzept[101] hergestellt werden (Gl. 18).
H2PtCl6 + RuCl3 +
K2OsO4
Base/Stabilistator
bzw. + H2IrCl6
H2O
OsCl3
[Pt-Ru-Os-Ir-Ox]Stabilisator
Gl. 18: Darstellung der Tensid-stabilisierten tetrametallischen Metalloxid-Kolloide
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
52
3.6.2. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(1/1/1/1)-Oxid-Kolloide
Wie im Falle der zuvor beschriebenen bimetallischen und trimetallischen Metalloxid-Kolloide
geschehen, sollte im Folgenden die Anwendbarkeit des Metalloxid-Konzepts[101] auf ein
tetrametallisches System bestehend aus Platin, Ruthenium, Osmium und Iridium überprüft
werden. Des Weiteren sollte überprüft werden, inwieweit durch das Einstellen verschiedener
Stöchiometrien eine Variabilität in der Zusammensetzung der vier Edelmetalle in den
Metalloxid-Kolloide erreicht werden kann. Dazu wurde mit den bisher gesammelten
Erfahrungen zunächst ein aus äquivalenten Teilen zusammengesetztes tetrametallisches
Mischoxid-Kolloid hergestellt. Tabelle 16 zeigt die Ergebnisse der Experimente.
Tabelle 16: Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(1/1/1/1)-Oxid-Kolloide nach den Metalloxid-Konzept[101]
Eintrag Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
3-12-SB
[ml]
[mM]
[mmol]
Äquiv.
wMetall
Atom-%
[Gew.-%] Pt/Ru/Os/Ir gef.
dTEM
[nm]
3,08 Pt
1
MO69
300
2,7
0,8
4
2,23 Ru
2,77 Os
24/34/22/20
1,1 ± 0,4
27/20/23/30
1,3 ± 0,4
2,41 Ir
6,21 Pt
2
MO70
50
10
0,5
3
2,36 Ru
5,20 Os
6,98 Ir
Zur Darstellung der Kolloide wurden die Metallsalze in Analogie zu den Platin-RutheniumOsmium-Oxid-Kolloiden in der Reihenfolge ihrer Standardpotentiale zu der basischen
Stabilisator-Lösung gegeben, um eine vollständige Reduktion und Sedimentation des Platins
und des Iridiums zu verhindern. Auf diese Weise konnten zwei graue MetalloxidKolloidpulver isoliert werden, die einen Edelmetallgehalt von 10,49 Gew.-% (Eintrag 1) bzw.
20,75 Gew.-% (Eintrag) aufwiesen. Der Unterschied im Metallgehalt ist dabei einzig auf den
eingesetzten Stabilisator-Überschuss zurückzuführen. Die Partikelgröße bleibt, wie bereits
beobachtet, von der Verringerung des 3-12-SB-Anteils nahezu unberührt. Die Differenz von
0,2 nm liegt im Bereich der für die Kolloide ermittelten Standardabweichung. Die KolloidPulver waren vollständig redispergierbar und wiesen in Lösung eine hohe Stabilität auf.
Nachdem die Synthesen erfolgreich durchgeführt worden waren, sollten die erhaltenen
Metalloxid-Kolloide eingehender untersucht werden. Dazu wurden von dem Kolloid MO70
53
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
Einzelpartikelanalysen
im
HRTEM
(vgl.
Kapitel
6.3.7)
und
kristallografische
Untersuchungen mit der von Vogel entwickelten XRD/DFA-Methode durchgeführt (vgl.
Kapitel 6.1.7). Abbildung 16 zeigt exemplarisch eine HRTEM-Aufnahme des Kolloids
MO70, in der anhand der einzelnen sichtbaren Netzebenen die nanokristalline Struktur der
Partikel zu erkennen ist.
Abbildung 16: HRTEM-Aufnahme des Kolloids MO70
Nachdem gezeigt werden konnte, dass es prinzipiell möglich ist, das Platin-RutheniumOsmium-Iridium-Oxid-Kolloid durch die nach dem Metalloxid-Konzept[101] angewendete
Edelmetallsalz-Hydrolyse herzustellen, sollte im Anschluss die Synthese der von Smotkin und
Mallouk et al. vorgestellten Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Legierung in
Form eines Metalloxid-Kolloids durchgeführt werden.
3.6.3. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Oxid-Kolloide
Die Herstellung der Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Oxid-Kolloide erfolgte
auf gleiche Weise wie bei den bereits beschriebenen tetrametallischen Metalloxid-Kolloiden.
Zur Stabilisierung wurde auch in diesem Fall auf beide bereits angesprochenen und in dieser
Arbeit verwendeten Tenside zurückgegriffen. Im Fall des NIO-C16E20-Tensids war es
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
54
möglich, mit einen Stabilisator-Überschuss von lediglich 2 Äquivalenten zu arbeiten, ohne
dass ein Ausbeuteverlust durch bulk-Metall in Kauf genommen werden musste.
Auch der Herstellung der Reaktionslösung muss auf die Einhaltung der Zugabereihenfolge
der Metallsalze geachtet werden. Für die Herstellung der tetrametallischen MetalloxidKolloide wurde in diesem Fall nur Osmiumtrichlorid verwendet. Tabelle 17 zeigt die
Ergebnisse der unter diesen Vorgaben durchgeführten Experimente.
Tabelle 17: Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Oxid-Kolloide
Eintrag Kolloid
V
cMetall
ΣMetall
Tensid
wMetall
Atom-%
dTEM
[ml]
[mM]
[mmol]
Äquiv.
[Gew.-%]
Pt/Ru/Os/Ir
[nm]
gef.
7,93 Pt
1
MO72
200
5,00
1,00
3a)
4,23 Ru
3,05 Os
40/41/16/3
1,6 ± 0,3
45/40/9/6
1,1 ± 0,4
44/41/11/4
1,2 ± 0,3
0,63 Ir
8,53c)
2
MO73
600
5,25
3,15
2b)
3,8
1,78
1,18
10,15d)
3
MO76
50
10,00
0,5
3a)
4,38
3,67
3,72
a) 3-12-Sulfobetain; b) NIO-Tensid C16E20; c) Kolloid nicht isoliert, Metallgehalt des Katalysators, Analyse mit SEM/EDX;
d) Kolloidanalyse mit SEM/EDX
Die speziellen tetrametallischen Metalloxid-Kolloide waren über das Metalloxid-Konzept[101]
herstellbar. In allen Fällen stimmt die Stöchiometrie der erhaltenen Metalloxid-Kolloide gut
(Eintrag 1 und 2) bis sehr gut (Eintrag 3) mit der von Smotkin und Mallouk et al. vorgestellten
Zusammensetzung der entsprechenden bulk-Legierung überein. Die in den Synthesen
erhaltenen Partikel sind mit 1,1 nm (Eintrag 2) bis 1,6 nm (Eintrag 1) sehr klein und
entspricht fast einer hundertprozentigen Dispersion der Metalle (Abbildung 17).[139]
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
55
Abbildung 17: TEM-Aufnahme des Pt-Ru-Os-Ir-Ox-(44/41/10/5)- Kolloids MO73
Mittels des Metalloxid-Konzepts[101] ist es möglich, diese Materialien reproduzierbar in
präparativen Mengen herzustellen. So wurden beispielsweise nach zwei weiteren
Syntheseschritten aus dem nicht isolierten Kolloid MO73 (Eintrag 2) schließlich 1,79 g des
Brennstoffzellen-Katalysators BK10 hergestellt.
3.7.
Chloridfreie Edelmetall-Oxid-Kolloide
Bei der Herstellung von heterogenen Katalysatoren werden, soweit möglich, chloridhaltige
Metallsalze vermieden, da Chloridionen im Allgemeinen ein Katalysatorgift darstellen und
auch nur schlecht aus dem Katalysatormaterial entfernt werden können.[130] In den bisher
beschriebenen
Metalloxid-Kolloid-Synthesen
wurden
als
Edelmetall-Precursor
fast
ausschließlich chloridhaltige Metallsalze verwendet. In jedem Fall wäre es wünschenswert,
chloridfreie Metallsalze nutzen zu können.
In diesem Kapitel wird die Synthese von Platinoxid und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloiden
beschrieben, die aus chloridfreien Edelmetallsalzen hergestellt wurden. In der Industrie
werden als Quelle für Platin und Ruthenium Platinnitrat bzw. Rutheniumnitrosylnitrat
verwendet. Diese Salze sind in hoher Konzentration in Wasser löslich. Nach einer
entsprechenden Tränkung oder Imprägnierung eines Trägers wird das Nitrat in Form von
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
56
nitrosen Gasen ausgetrieben, wobei das entsprechende Edelmetall als Oxid auf dem Träger
zurückbleibt.[15]
Die Experimente wurden unter den bereits beschriebenen Bedingungen durchgeführt.
Insgesamt wurden so drei verschiedene Kolloid-Systeme hergestellt. Tabelle 18 zeigt die im
einzelnen durchgeführten Experimente.
Tabelle 18: Auf Basis von Chlorid-freien-Precusoren hergestellte Edelmetalloxid-Kolloide
Eintrag
Kolloid
V
nEdelmetall
3-12-SB
t
wMetall
dTEM
[ml]
[mmol]
Äquiv.
[h]
[Gew.-%]
[nm]
0,5 Pt(NO3)2
3
17
23,09 Pt
1,4 ± 0,4
2
24
1
MO78
50
2
MO79
100
0,25 Pt(NO3)2
10,93 Pt
3
MO80
50
0,25 Pt(NO3)2
0,25 Ru(NO)(NO3)3
1,2 ± 0,3
7,58 Ru
0,25 RuCl3
10,88 Pt
3
18
2,2 ± 0,3
6,75 Ru
Zunächst wurde so ein vollständig redispergierbares Platinoxid-Kolloid hergestellt, das nach
Dialyse und Gefriertrocknung als gelbes Pulver mit einem Platingehalt von 23,09 Gew.-%
isoliert wurde. Das Platinoxid-Kolloid MO78 (Eintrag 1) zeigte im TEM die gleiche Größe
wie die von Koch[100] beschriebenen Platindioxid-Partikel (Abbildung 18).
57
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
Abbildung 18: TEM-Aufnahme des aus Platinnitrat dargestellten Platinoxid-Kolloids MO78
Im Unterschied zu den von Koch[100] beschriebenen Kolloiden waren die 10 mM Lösungen der
in dieser Arbeit hergestellten Platinoxid-Kolloide rot gefärbt. Koch[100] zeigte mittels XPSMessungen, dass es sich bei den hergestellten Kolloiden um ein Platin(IV)oxid handelte. Es
wurde im Anschluss als kolloides Platindioxid bezeichnet.[99] Die hier dargestellten
Platinoxid-Kolloide wurden ebenfalls mittels XPS analysiert. Im Unterschied zu den
Platindioxid-Kolloiden wurden sowohl eine Platin(II)-Spezies als auch eine Platin(IV)Spezies identifiziert (vgl. Kapitel 6.2.2).
Im Folgenden sollte ein Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloid mit Platinnitrat als Platin-Quelle
hergestellt werden. Wie aus Tabelle 18 hervorgeht (Eintrag 2), wurden in diesem Experiment
ebenfalls Kolloide erhalten, die den von Koch[100] beschriebenen Platin-Ruthenium-OxidKolloiden mit 1,2 ± 0,3 nm in ihrer Größe gleichen ( Abbildung 19 links). Das Kolloid-Pulver
MO79 weist einen ähnlich hohen Metallgehalt auf wie die bisher beschriebenen MetalloxidKolloide.
Um schließlich ein völlig chloridfreies Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloid herstellen zu können,
wurde in einem weiteren Experiment Rutheniumnitrosylnitrat als Ruthenium-Precursor
verwendet. Auch in diesem Fall wurde durch Hydrolyse der Metallsalze eine kolloide Lösung
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
58
erhalten. Die Lösung der Kolloide MO80 war im Unterschied zu den mit Rutheniumtrichlorid
hergestellten Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide von gelber Farbe. Die Größe der mit TEM
bestimmten Partikel betrug 2,2 ± 0,3 nm. Damit waren die aus chloridfreien Edelmetallsalzen
hergestellten Kolloide signifikant größer als die von Koch[100] beschriebenen PlatinRuthenium-Oxid-Kolloide und die im Rahmen dieser Arbeit aus Platinnitrat und
Rutheniumtrichlorid hergestellt Kolloide. Die Partikel wiesen im TEM außerdem ein
außergewöhnliches Agglomerationsverhalten auf. Aufgrund der engen Größenverteilung von
2,2 ± 0,3 nm bildeten die Kolloide auf dem Objektträger ca. 50 – 100 nm große geordnete
Überstrukturen aus (Abbildung 19 rechts).
Abbildung 19: TEM-Aufnahmen der aus Platinnitrat und Rutheniumtrichlorid (links) bzw. Rutheniumnitroylnitrat MO79 (rechts) dargestellten Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide MO80
Mit den hier beschriebenen Versuchen konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, auch
andere Edelmetall-Salze zur Darstellung der Edelmetalloxid-Kolloide zu verwenden. Die
Darstellung der von Koch[100] beschriebenen Platinoxid-Kolloide ist nun auch mit
chloridfreien Platin-Salzen möglich. Des Weiteren wurde ein neuer Ruthenium-Precusor für
die Metalloxid-Kolloid-Synthese entdeckt. Es gelingt auf diese Weise, chloridfreie PlatinRuthenium-Oxid-Kolloide herzustellen, die im Vergleich zu dem bisher bekannten System
geeingnetere Präkatalysatoren für die Brennstoffzellen darstellen.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
59
3.8.
Reduktion der bi-, tri- und tetrametallischen Metalloxid-Kolloide
Aus der Hydrolyse der Edelmetallsalze in Gegenwart eines stabilisierenden Tensids werden
oxidische nanostrukturierte Partikel von 1–2 nm Durchmesser gewonnen. Für verschiedene
Anwendungen
wie
beispielsweise
die
Brennstoffzelle
sind
allerdings
metallische
Aktivkomponentenen notwendig. Deshalb müssen die Metalloxid-Kolloide nachträglich
durch Reduktion in eine metallischen Form überführt werden. Von Koch[100] wurden die
Metalloxid-Kolloide durch Rühren der entsprechenden wässrigen Metalloxid-KolloidLösungen in einer Wasserstoff-atmosphäre von 1 bar bei Raumtemperatur (RT) zu den
entsprechenden metallischen Kolloiden reduziert (Gl. 19). Während der Reduktion wachsen
die Partikel durchschnittlich auf eine Größe von 2–3 nm an. Eine Sedimentation von
Edelmetall wurde dabei nicht beobachtet.
[M1M2M3M4Ox] Stabilisator
H2 1bar
H2O
[M1M2M3M4] Stabilisator
Gl. 19: Reduktion der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide durch Wasserstoff
Die Reduktion der Metalloxid-Kolloide ist auch unter präparativen Aspekten notwendig.
Sofern
die
tensidstabilisierten
Edelmetalloxid-Kolloide
für
die
Anwendung
als
Brennstoffzellen-Katalysatoren auf Vulcan XC72 Leitruß immobilisiert werden sollen,
müssen die Kolloide in metallischer Form vorliegen. Wie Koch[100] zeigen konnte, ist nur in
diesem Fall eine hohe und zu einer vollständigen Absorption mit dem Träger führenden
Wechselwirkung gewährleistet.[100]
Aus diesem Grund wurden ausgewählte 3-12-SB stabilisierte Metalloxid-Kolloide
exemplarisch nach der von Koch[100] beschriebenen Methode mit Wasserstoff reduziert. Dazu
wurden jeweils 1 bis 10 mM wässrige Lösungen der entsprechenden Metalloxid-Kolloide für
24 Stunden bei Raumtemperatur in einer Wasserstoffatmosphäre gerührt. Die Partikelgröße
und das Agglomerations-Verhalten nach der Wasserstoffreduktion wurden anschließend
mittels TEM bestimmt. Tabelle 19 zeigt die aus den Versuchen resultierenden zu metallischen
Kolloiden reduzierten Metalloxid-Kolloide sowie die mittels TEM bestimmten Größen der
Partikel.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
60
Tabelle 19: Mit Wasserstoff reduzierte bimetallische-Metalloxid-Kolloide; Größenvergleich
Eintrag
MetalloxidKolloid
MetallKolloid
Atom-Verhältnis
wMetall
dTEM ox.
dTEM red.
[Gew.-%]
[nm]
[nm]
1
MO25-Pt-Mo-Ox
M1
58/42
10,21
1 – 2a)
2,2 ± 0,6
2
MO29-Pt-Os-Ox
M2
75/25
15,14
1,4 ± 0,3
2,3 ± 0,5
3
MO30-Pt-Os-Ox
M3
69/31
13,08
1,4 ± 0,4
2,4 ± 0,5
4
MO32-Pt-Os-Ox
M4
74/25
6,14
1,1 ± 0,3
2,1± 0,7
5
MO38-Pt-Os-Ox
M5
52/48
16,72
1,2 ± 0,3
2,0 ± 0,6
6
MO43-Pt-Ir-Ox
M6
78/22
10,61
1,3 ± 0,3
2,6 ± 0,5
7
MO47-Pt-Ir-Ox
M7
52/48
12,62
1,5 ± 0,3
2,0 ± 0,4
a) TEM-Aufnahme nicht statistisch auswertbar
Die Reduktion der zunächst farbigen Metalloxid-Kolloidlösungen wurde von einer
Schwarzfärbung begleitet. Dieses Verhalten wurde bereits von Koch[100] beschrieben. Die
Analyse der TEM-Aufnahmen der metallischen Kolloide ergab in allen Fällen eine
Partikelgröße zwischen 2 und 3 nm (Tabelle 19). Die Kolloide lagerten sich auf dem TEMObjekträger zu losen Aggregaten zusammen (Abbildung 20); eine nachteilige Koagulierung
der Partikel wurde nicht beobachtet. Die Größe der 10-100 nm großen Aggregate ist unter
anderem von der Konzentration der verwendeten Kolloid-Lösung und von auftretenden
Trocknungsphänomenen während der Präparation abhängig.
Abbildung 20: TEM-Aufnahme des aus dem Metalloxid-Kolloid MO38 durch Reduktion erhaltenen
metallischen Platin-Osmium-Kolloids M5
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
61
In einer weiteren Reihe von Experimenten wurden auch die tri- und tetrametallischen
Metalloxid-Kolloide bezüglich ihres Verhaltens während der Reduktion mit Wasserstoff
untersucht. Die Reduktionen wurden auf die gleiche Weise durchgeführt wie zuvor. Zur
Reduktion wurden mehrere der tri- und tetrametallischen Metalloxid-Kolloide verwendet. In
Tabelle 20 sind die aus den TEM-Aufnahmen der einzelnen Kolloide ermittelten
Partikelgrößen aufgeführt.
Tabelle 20: Mit Wasserstoff reduzierte tri- und tetrametallische Metalloxid-Kolloide; Größenvergleich
Eintrag
Kolloid
MetallKolloid
Atom-Verhältnis
dTEM ox.
dTEM red.
[nm]
[nm]
1
MO55-Pt/Ru/Mo-Oxa)
M10
64/20/16c)
1,4 ± 0,5
2,6 ± 0,6
2
MO63-Pt/Ru/Os-Oxb)
M11
32/38/30
1,3 ± 0,3
2,5 ± 0,5
3
MO64-Pt/Ru/Os-Oxb)
M13
63/24/10
1,3 ± 0,4
2,3 ± 0,6
4
MO57-Pt/Ru/Os-Oxb)
M15
66/27/6
1,4 ± 0,3
2,6 ± 0,5
5
MO70-Pt/Ru/Os/Ir-Oxb)
M16
14/10/12/16
1,3 ± 0,4
2,2 ± 0,6
6
MO76-Pt/Ru/Os/Ir-Oxb)
M17
44/41/11/4
1,2 ± 0,3
2,5 ± 0,5
7
MO72-Pt/Ru/Os/Ir-Oxb)
M18
40/41/16/3
1,6 ± 0,3
2,5 ± 0,6
8
MO73-Pt/Ru/Os/Ir-Oxa)
M19
45/40/9/6
1,1 ± 0,4
2,4 ± 0,6
a) Stabilisator Nio-Tensid C16E20;
b) Stabilisator 3-12-SB;
c) Kolloid nicht isoliert, SEM/EDX des im Anschluss
präparierten Katalysators
Die Reduktion mit Wasserstoff konnte auch auf die in dieser Arbeit hergestellten tri- und
tetrametallischen Systeme angewendet werden. Eine Sedimentation von bulk-Metall wurde
nicht beobachtet. Die Reduktion gelang auch mit NIO-C16E20-stabilisierten Kolloiden (Eintrag
1). In sämtlichen Fällen wurden lose agglomerierte und nicht bzw. kaum koagulierte
metallische Kolloide erhalten. Exemplarisch ist je eine TEM-Aufnahme des Kolloids M11
(Eintrag 3) und des Kolloids M17 (Eintrag 8) gezeigt (Abbildung 21). Die Aufnahmen zeigen
das geringe, von der jeweiligen Probenpräparation abhängige, Agglomerationsverhalten der
Partikel in Lösung bzw. auf den TEM-Objektträgern.
Im Folgenden wurde Das Mischkolloid M11 mittels XRD/DFA-Analysen untersucht, wobei
sich zeigte, dass die Partikel eine nanokristalline Struktur aufweisen. (vgl. Kapitel 6.1).
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
62
Abbildung 21: TEM-Aufnahmen der reduzierten tri- und tetrametallischen Kolloide M11 (links) bzw.
M17 (rechts)
3.9.
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurde die Synthese zahlreicher neuer Metalloxid-Kolloide beschrieben.
Ausgehend von bisher nicht in dieser Form bekannten Rutheniumoxid-, Iridiumdioxid- und
Osmiumoxid-Kolloiden konnte schließlich ein Metalloxid-Kolloid bestehend aus Platin,
Ruthenium, Osmium und Iridium hergestellt werden. Die dazu systematisch durchgeführten
Untersuchungen der entsprechenden mono-, bi-, tri- und tetrametallischen Systeme
ermöglichten
die
gezielte
Synthese
von
Metalloxid-Kolloiden
einer
definierten
stöchiometrischen Zusammensetzung.
Neben den als Aktivkomponenten für einen DMFC-Katalysator synthetisierten PlatinRuthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloiden
wurden
weitere
Mischoxid-Kolloide
verschiedener Metalle und unterschiedlicher Stöchiometrie hergestellt. Dazu gehören die
Systeme Platin-Ruthenium-Molybdän, Platin-Ruthenium-Osmium und Platin-RutheniumZinn.
Durch die Verwendung von Platinnitrat und Rutheniumnitrosylnitrat war es erstmals möglich,
mit dem Metalloxid-Konzept[101] chloridfreie Platin- und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
herzustellen.
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
63
Alle Metalloxid-Kolloide weisen durchschnittliche Partikelgrößen von 1-2 nm auf, die dem
für das Metalloxid-Konzept[101] typischen Größenbereich entsprechen.
Die im Rahmen dieser Arbeit hergestellten Metalloxid-Kolloide können nach der von
Koch[100] entwickelten Methode durch Reduktion mit Wasserstoff in die entsprechenden
metallischen Kolloide überführt werden. Dabei wird das gleiche Partikelwachstum beobachtet
wie es von Koch[100] zuvor beschrieben wurde.
Besonders fielen die individuellen Farben der jeweiligen Metalloxid-Kolloid-Lösungen auf,
die umso intensiver waren, je größer der Anteil des mit Platins cokondensierten Metalls war.
Die mit Kaliumosmat hergestellten Platin-Osmiumoxid-Kolloide sind in Lösung hell- bis
dunkelbraun, während die auf Basis des Osmiumtrichlorids erhaltenen Mischoxid-Kolloide
grau sind. Die Lösungen der Platin-Iridium-Oxid-Kolloide sind grün gefärbt.
Die in dieser Arbeit nach dem Metalloxid-Konzept[101] hergestellten Iridiumdioxid- und
Osmiumoxid-Kolloide zeigen in Lösung eine blaue Färbung. Abbildung 22 zeigt jeweils eine
ca. 1mM Lösung der in diesem Kapitel hergestellten Metalloxid-Kolloide.
Abbildung 22: 0,1 mm bis 1 mm wässrigen Lösung der im Rahmen dieser Arbeit hergestellten MetalloxidKolloide. (v. l. n. r.: 1. Reihe: Iridiumdioxid-MO17, Osmiumdioxid-MO15, Platin-OsmiumOxid-Kolloide MO29, MO30 und MO31; 2. Reihe Platin-Osmium-Oxid-Kolloide MO35,
MO36, MO37, MO39, MO42; 3. Reihe Platin-Iridium-Oxid- MO44, MO45, MO46, und
MO49, sowie Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide MO26; 4. Reihe Iridium-Molybdän-OxidMO52,
Platinoxid-
MO78,
Platin-Ruthenium-Oxid-
Platindioxid/Nafion-Kolloide (Kapitel MO108))
MO79
und
MO80,
sowie
Synthese der Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
64
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
65
4.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
4.1.
Einleitung
Die
nach
dem
Metalloxid-Konzept[101]
zugänglichen
Kolloide
können
[100]
unterschiedlichsten Tensiden und Polymeren stabilisiert werden.
mit
den
Zur Gruppe der
wasserlöslichen Polymere gehört z. B. das in dieser Arbeit bereits zur Stabilisierung der
Rutheniumoxid-Kolloide verwendete PVP. Darüber hinaus lassen sich die MetalloxidKolloide auch durch Polyvinylalkohol (PVA), Polyethylenglycol (PEG) und durch Poly-Lasparaginsäure Natriumsalz über Monate in Lösung stabilisieren.[100]
Eine vergleichbar gute Stabilisierung ist auch mit den zwitterionischen Tensiden möglich.
Neben den bisher in dieser Arbeit verwendeten Sulfobetainen können auch die
entsprechenden Carbobetaine verwendet werden, allerdings sind diese Materialien nicht
kommerziell erhältlich und stellen folglich einen nicht zu vernachlässigenden Kostenfaktor
dar. Dies ist für mögliche industrielle Anwendungen von Nachteil, weil sich dadurch die
Gesamtkosten in der Herstellung eines Katalysators erhöhen.
Das 3-12-SB-Tensid ist das Tensid, das die höchste Stabilisierung gewährleistet. Es ist jedoch
für eine Anwendung der Metalloxid-Kolloide als Präkatalysator für die Herstellung von
industriellen Katalysatoren aufgrund des enthaltenen Schwefels und des Preises wenig
geeignet. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wurde in der vorliegenden Arbeit neben der
Synthese neuer Metalloxid-Kolloide auch nach neuen Materialien gesucht, die als
Stabilisatoren für die Metalloxid-Kolloide dienen können.
4.2.
Nichtionische Tenside der Polyoxyethylenalkyl-Gruppe
4.2.1. Verwendung der nitchtionischen (NIO)-Tenside
Diese Tenside tragen im Gegensatz zu den kationischen Tetraalkylammonium-Tensiden und
den
anionischen
Tensiden
wie
Natriumdodecylsulfat
(SDS)
oder
Natrium-bis(2-
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
66
ethylhexyl)sulphonsuccinat (AOT) keine diskrete Ladung. Die amphiphile Eigenschaft dieser
Tensidklasse entsteht durch die polaren Polyoxyethylen-Gruppen. Innerhalb der Gruppe der
Polyoxyethylenalkyl-Tenside gibt es ein große Zahl an Verbindungen unterschiedlicher
Zusammensetzung. Dabei wird sowohl die Alkylkettenlänge als auch die Zahl der
Polyoxyethylen-Gruppen variiert. Je nach Alkylkettenlänge zeigen die Tenside eine hohe oder
niedrige Wasserlöslichkeit. Abbildung 23 zeigt das u. a. in dieser Arbeit verwendete
nichtionische Polyoxyethylen-20-cetyl-Tensid (NIO-Tensid).
O
OH
20
Abbildung 23: Struktur des NIO-C16E20-Tensids
Die Nomenklatur CxEy bezieht sich dabei jeweils auf die Alkylkettenlänge (Cx) und die
Anzahl der Ethylenglycolbrücken (Ey) des Tensids. Die NIO-Tenside finden beispielsweise in
der Herstellung von Mikroemulsionen Anwendung. Diese Emulsionen können, wie bereits
beschrieben, auch zur Darstellung von Platin-Kolloiden vewendet werden.[84]
Ein Beispiel zur Darstellung von nanoskalierten Oxidpartikeln in mit NIO-Tensid
stabilisierten Mikroemulsionen stammt von Kawai et al..[140] Durch saure Hydrolyse von
Zirkoniumbutylat mit Schwefelsäure wurden auf diese Weise nanoskalierte ZirkoniumdioxidPartikel hergestellt, die allerdings hinsichtlich ihrer Partikelgröße eine signifikante Streuung
aufweisen (75,8 ± 61,9 nm).
Neben der Stabilisierung von Wasser-in-Öl-Mikroemulsionen sind auch Öl-in-WasserMikroemulsionen über die NIO-Tenside darstellbar. Ein solche Anwendung wurde von
Schultze et al. beschrieben.[141] Die Autoren stabilisierten mit Hilfe eines C12E10-Tensids das
ölige
3,4-Ethylendioxythiophen
in
Wasser,
um
so
die
Monomere
anschließend
elektrochemisch zum entsprechenden elektrisch leitenden Polythiophen zu polymerisieren.
Bönnemann et al. verwendeten das C12E10-Tensid als Modifier, um aluminiumorganisch
stabilisierte Platin-Ruthenium-Organosole nachträglich in Hydrosole umzuwandeln. Dazu
wurde die primäre Alkoholfunktion des Tensids mit den hydrolisierbaren Al-CH3-Gruppen
der Kolloid-Schutzhülle umgesetzt.[142]
Von Toshima et al. wurden von Platin-Hydrosole beschrieben, die mit einer der hier
vorgestellten NIO-Tensiden verwandten Verbindung stabilisiert wurden.[94] Dabei handelte es
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
67
sich um das Polyoxyethylenlaurat (C12EO), dass im Unterschied zu den NIO-Tensiden einen
lipophilen Laurinsäurerest beinhaltet, der über eine entsprechende Esterfunktion mit den
Polyoxyethylengruppen verknüpft ist. Allerdings waren zur Stabilisierung der Platin-Kolloide
250 Äquivalente dieses Tensids erforderlich.
Die Klasse der NIO-Tenside stellt aufgrund der breiten Anwendungsmöglichkeiten, der
Schwefelfreiheit
und
des
niedrigeren
Preises
im
Vergleich
zum
3-12-SB
eine
vielversprechende neue Stabilisator-Klasse für die Stabilisierung der Metalloxid-Kolloide dar.
4.2.2. Stabilisator-Test
Aus der Gruppe der NIO-Tenside musste zunächst ein Vertreter identifiziert werden, der mit
den etablierten Reaktionsbedingungen des Metalloxid-Konzepts[101] kompatibel ist. NIOTenside kurzer Alkylkettenlänge und geringer Anzahl von Polyglycolgruppen sind bei
Raumtemperatur flüssig. Deshalb kann bei ihrer Verwendung kein Kolloid-Pulver mittels
Gefriertrocknung isoliert werden. Tenside mit höherer Alkylkettenlänge hingegen sind nicht
mehr in ausreichender Konzentration in Wasser löslich.
Aus diesen Gründen wurden für erste Orientierungs-Versuche drei verschiedene Substanzen
ausgewählt. Im einzelnen handelte es sich dabei um die Verbindungen C12E10, C16E20 und
C18E20. Insbesondere das C12E20-Tensid stellt im Vergleich zu den beiden anderen Substanzen
eine vielversprechende Verbindung dar. Aufgrund des relativ niedrigen Molgewichts von
506,77 g/mol eröffnet sich die Möglichkeit Kolloidpulver zu isolieren, die einen hohen
Metallgehalt aufweisen. Für das C12E10-Tensid ist die cmc dokumentiert, sie liegt mit 0,0887
mM (25 °C) und 0,0743 mM (45 °C) ca. um den Faktor 30 unter der des 3-12-SB-Tensids.[143]
Damit ist eine Stabilisierung durch Tensidmicellen auch bei niedrigen Konzentrationen sicher
gestellt. Für C16E20 und C18E20 sind hingegen keine cmc dokumentiert. Murata et al. konnten
allerdings zeigen, dass die cmc der untersuchten C12Ey-Tenside vor allem von der Anzahl der
Polyethylenglycol-Gruppen abhängt. So wurde für das C12E20-Tensid eine cmc von 0,1 mM
beschrieben. Wie zuvor erläutert wurde sinkt die cmc eines Tensids mit steigender
Alkylkettenlänge des lipophilen Rests.[100] Aus diesem Grund sollte davon ausgegangen
werden können, dass auch im Fall des C16E20- bzw. C18E20-Tensids bei den verwendeten
Konzentrationen ebenfalls Micellen vorliegen.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
68
Tabelle 21 zeigt die mit diesen Tensiden in den durchgeführten Hydrolysen erzielten
Ergebnisse.
Tabelle 21: NIO-Tensid-stabilisierte Platindioxid- und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Eintrag
Kolloid System Stabilisator
Äquiv.
Stabilität a)
redispegierbar
dTEM [nm]
1
MO81
PtO2
C12E10
1
Tage
nein
n. b.
2
MO82
PtO2
C12E10
5
Tage
nein
2,5 ± 0,5
3
MO83
PtO2
C12E10
10
Tage
unvollständig
n. b.
4
MO84
PtRuOx
C12E10
1
ca. 24 Stunden
nein
n. b.
5
MO85
PtRuOx
C12E10
5
ca. 24 Stunden
nein
n. b.
6
MO86
PtRuOx
C12E10
10
Tage
unvollständig
n. b.
7
MO87
PtO2
C16E20
1
einige Wochen
vollständig
2,3 ± 0,5
8
MO88
PtO2
C18E20b)
1
n.b.c)
n. b.
n. b.
a) Stabilitätskriterium ist die Sedimentbildung der Lösung; b) Stabilisator nicht ganz löslich; trübe Lösung, bei 60 °C klar;
c) Nach Dialyse war das Permeat stark gefärbt, Versuch abgebrochen
Im Falle des C12E10-Tensids wurden die Stabilisierungseigenschaften sowohl für das
Platindioxid- als auch für das Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloid-System untersucht. Dazu
wurden
identische
Experimente
mit
unterschiedlichen
molaren
Edelmetall/C12E10-
Verhältnissen durchgeführt. Nach beendeter Dialyse wurden die Retenate halbiert. Zur
Beurteilung der Stabilität wurde die eine Hälfte der Kolloid-Lösungen über längere Zeit
beobachtet, während die andere Hälfte mittels Gefriertrocknung weiter aufgearbeitet wurde.
Dabei zeigte sich, dass nach Beendigung der Reaktion zwar Kolloide entstanden waren
(Eintrag 2), allerdings war es nach der Aufarbeitung nicht möglich, den erhaltenen
schmierseifenartigen Feststoff zu redispergieren. Einzig in den Reaktionen, in denen 10
Äquivalente des C12E10-Tensids verwendet wurde, war es möglich den Feststoff bis auf einen
geringen Rest wieder zu lösen. Die Stabilität der erhaltenen Lösungen war auf wenige Tage
bzw. Stunden begrenzt.
Die Verwendung des C16E20-Tensids führte ebenfalls zu einer Lösung stabilisierter
Platindioxid-Kolloide (Eintrag 7). Die angefertigte TEM-Aufnahme (Abbildung 24) des
Kolloids MO87 zeigte die bekannten in losen Agglomeraten vorliegenden Partikel, deren
Größe zu 2,3 ± 0,5 nm bestimmt wurde.
69
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
Abbildung 24: TEM-Aufnahme des C16E20 stabilisierten Platindioxid-Kolloids MO87
In diesem Fall wurde der Stabilisator aufgrund seines hohen Molgewichts nur äquimolar
eingesetzt (Eintrag 7). Im Gegensatz zu den mit C12E10 stabilisierten Kolloiden war die
Stabilität der C16E20 beinhaltenden Lösung trotz des niedrigen Tensid-Gehalts ähnlich gut wie
bei der Verwendung des 3-12-SB-Tensids. Der gefriergetrocknete, wachsartige Feststoff war
darüber hinaus vollständig redispergierbar.
Schon während der Vorbereitung des mit dem C18E20-Tensid durchgeführten Experiments
zeigte sich, dass das Tensid aufgrund der hohen Alkylkettenlänge nur schlecht in Wasser
löslich ist (Eintrag 8). Außerdem war die Umsetzung offenbar unvollständig, da im Permeat
der im Anschluss durchgeführten Dialyse ein großer Anteil des eingesetzten Platinsalzes
identifiziert wurde.
Diese Versuchsreihe zeigt, dass es prinzipiell möglich ist, die durch Edelmetall-Hydrolyse
erhaltenen Metalloxid-Kolloide mit den NIO-Tensiden zu stabilisieren. In der Gruppe der
untersuchten Substanzen erwies sich das C16E20-Tensid als eine zur Stabilisierung der
Metalloxid-Kolloide geeignete Verbindung. Im Anschluss an diese erste orientierende
Versuchreihe wurde die Anwendungsbreite des C16E20-Tensids untersucht.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
70
4.2.3. Anwendungsbreite des C16E20-Tensids
In einer Reihe identischer Experimente sollten einige der zuvor in dieser Arbeit vorgestellten
neuen Metalloxid-Kolloide mit dem C16E20-Tensid als Stabilisator hergestellt werden. Der in
diesem Fall verwendete Stabilisatorüberschuss betrug zwei Äquivalente bezogen auf das
Metall. Sämtliche Reaktionslösungen wurden für 10 Stunden bei 60 °C gerührt. Tabelle 22
zeigt die so erhaltenen stabilisierten Metalloxid-Kolloide.
Tabelle 22: Durch basische Hydrolyse erhaltene mittels C16E20-Tensid stabilisierte Metalloxid-Kolloide
Eintrag
Kolloid
Metalle
Verhältnis
Ergebnis Filtration
dTEM [nm]
1
MO89
Os
1
hoher Widerstand
1,0 ± 0,2
2
MO90
Ir
1
geringer Widerstand
1,0 ± 0,3
3
MO91
Pt/Os
1:1
kaum Widerstand
1,2 ± 0,3
4
MO92
Pt/Os
2:1
kein Widerstand
1,4 ± 0,3
5
MO93
Pt/Os
1:2
kein Widerstand
1,4 ± 0,4
6
MO94
Pt/Ir
1:1
kein Widerstand
1,6 ± 0,4
7
MO95
Pt/Ir
2:1
kein Widerstand
1,5 ± 0,4
8
MO96
Pt/Ir
1:2
kein Widerstand
1,5 ± 0,4
9
MO97
Pt/Ru/Os
1:1:1
kein Widerstand
1,7 ± 0,5
10
MO98
Pt/Ru/Ir
1:1:1
kein Widerstand
1,3 ± 0,4
Es gelang in jedem der untersuchten Fälle, stabile Lösungen der Metalloxid-Kolloide zu
erhalten; Sedimentation wurde nicht beobachtet. Um einen ersten Eindruck über die
Homogenität der Lösungen zu erlangen, wurden alle Ansätze nach beendeter Reaktion über
hydrophile Polymermembranfilter (Porengröße der Membran: 0,45 µm) filtriert. Sofern kein
Sediment in der Kolloid-Lösung bzw. große Agglomerate vorhanden sind, lassen sich die
Metalloxid-Kolloid-Lösungen im Allgemeinen ohne Widerstand über die Membran filtrieren.
Dabei zeigten lediglich die Lösungen der Osmiumoxid- und Iridiumdioxid-Kolloide (Eintrag
1 und 2) einen deutlichen Widerstand bei der Filtration. In allen anderen Fällen wurde
während der Filtration kein Widerstand registriert. Die filtrierten Metalloxid-Lösungen
zeigten jedoch die gewohnte, über Monate reichende Stabilität. Insofern ist das Auftreten von
großen Agglomeraten im Mikrometer-Bereich nach der Reaktion im Fall der Osmiumoxid-
71
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
und Iridiumdioxid-Kolloide eher auf eine teilweise Überreaktion dieser Kolloid-Lösungen
zurückzuführen.
Die aus den gereinigten Lösungen angefertigten TEM-Aufnahmen zeigen sämtlich Partikel
einer Größe von 1-2 nm, die keine oder nur geringe Agglomerationstendenz erkennen lassen
(Abbildung 25). Für die Osmiumoxid- und Iridiumdioxid-Kolloide wurde wie zuvor
beschrieben, eine Partikelgröße von ca. 1 nm festgestellt (Eintrag 1 und 2). Offensichtlich
bleibt die Kolloid-Partikelgröße von der Wahl des Stabilisators unberührt.
Abbildung 25: TEM-Aufnahme des Nio-Tensid-stabilisierten Platin-Osmium-Oxid-Kolloid MO91
4.2.4. Stabilisator-Überschuss
In den zuvor beschriebenen Experimenten konnten unter Verwendung nur eines Äquivalentes
des C16E20-Tensids erfolgreich Platindioxid-Kolloide hergestellt werden. Dabei stellte sich die
Frage nach dem für eine Stabilisierung grundsätzlich notwendigen Stabilisator-Überschuss.
Da das Tensid aufgrund seiner niedrigen cmc im Bereich von 0,1 mM während der Dialyse
nur in geringem Maße aus der Kolloidlösung entfernt werden kann, sollte der Überschuss
möglichst gering sein, um einen möglichst hohen Metallanteil im isolierten Kolloidpulver zu
erzielen.
Um den notwendigen Stabilisatorüberschuss zu ermitteln, wurde in identischen Experimenten
das Verhältnis von Platin/Ruthenium zu C16E20 sukzessive von 7 Äquivalenten bis auf
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
72
substöchiometrische Mengen von 0,5 Äquivalenten gesenkt. Im vorliegenden Fall wurde auf
die Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide zurückgegriffen, da von ihnen bekannt ist, dass ihre
Stabilität unter gleichen Bedingungen nicht so hoch ist wie für die Platindioxid-Kolloide,[144],
wodurch das Stabilisierungsvermögen des NIO-Tensid gut beurteilt werden kann. Tabelle 23
zeigt die Ergebnisse der verschiedenen Versuche.
Tabelle 23: Variation des Stabilisatorüberschusses; Stabilität der Pt-Ru-Ox-Kolloid-Lösungen
Kolloid
MO99
Äquiv.
V
EA
Stabilität
dTEM
Stabilisator
[ml]
Gew.-%
der Lösung
[nm]
0,50
20
5,50 Pt
Geringer Nd., Tage
1,8 ± 0,6
Geringer Nd., Tage
1,3 ± 0,4
Geringer Nd., Tage
1,4 ± 0,4
4,10 Pt
kaum Nd.
1,4 ± 0,3
3,17 Ru
Tage
1,94 Pt
Kein Nd.
1,77 Ru
Wochen
1,09 Pt
Kein Nd.
0,83 Ru
Wochen
8,18 Ru
MO100
0,75
20
4,78 Pt
5,05 Ru
MO101
1,00
20
3,36 Pt
3,92 Ru
MO102
MO103
MO104
1,50
3,50
7,00
25
25
25
1,5 ± 0,3
1,8 ± 0,4
In sämtlichen durchgeführten Experimenten wurden stabilisierte Kolloidlösungen erhalten,
die im Anschluss aufgearbeitet und isoliert wurden. Die mittels Elementaranalyse bestimmten
Metallgehalte
steigen
erwartungsgemäß
mit
Verringerung
des
eingesetzten
Stabilisatorüberschusses.
Im Anschluss wurden jeweils 10 mM Lösungen hergestellt, um die Stabilität der KolloidLösungen begutachten zu können. Dabei wurde bei den substöchiometrischen (Eintrag 1 und
2) bzw. stöchiömetrischen (Eintrag 3) Experimenten eine vergleichsweise geringe Stabilität
der Kolloid-Lösungen beobachtet. In den Experimenten, in denen ein Überschuss des C16E20Tensids eingesetzt wurde, konnte kein oder nur wenig Niederschlag beobachtet werden.
Darüber hinaus wiesen diese Lösungen eine hohe Langzeitstabilität auf.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
73
Die Experimente zeigen, dass es möglich ist, den Überschuss des Stabilisators bei der
Verwendung des C16E20-Tensids sehr gering zu halten, so dass im Folgenden bei den
Kolloidsynthesen bis auf wenige Ausnahmen ein Überschuss von 2 Äquivalenten des C16E20Tensids eingesetzt werden konnte.
Eine große Zahl der in dieser Arbeit beschriebenen Metalloxid-Kolloide wurde unter zu
Hilfenahme des C16E20-Tensids hergestellt und im Anschluss teilweise zu rußgeträgerten
Brennstoffzellen-Katalysatoren weiterverarbeitet. Im einzelnen gehörten dazu die Kolloide:
BK3-Pt-Ru-Mo-Ox
BK4-Pt-Ru-Os-Ox
BK10-Pt-Ru-Os-Ir-Ox
4.3.
Nafion-Polymer
4.3.1. Allgemeines
Nafion ist ein spezielles, als feste Supersäure bzw. Ionentauscher verwendetes Polymer der
DuPont Company. Es findet unter anderem als Katalysator für Friedel-Crafts-Reaktionen[145]
(vgl. Kapitel 7.2.1) sowie als Standard-Elektrolytmembran für PEM-Brennstoffzellen (PEMFC) Verwendung (vgl. Kapitel 7.1.2). Abbildung 26 zeigt den prinzipiellen Aufbau des
Polymers.
(CF2
CF2)6.5
CF
O
CF2
CF
230
CF2
O
CF2
CF2
SO3H
CF3
Abbildung 26: Struktur des Nafion-Polymers
Ein
Forschungsschwerpunkt
innerhalb
des
NaKaB-Projektes
(Nanomaterialien
als
Katalysatoren in PEFC-Brennstoffzellen), für das im Rahmen dieser Arbeit unter anderem
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
74
Katalysatoren hergestellt wurden, war die gezielte Deponierung der EdelmetallAktivkomponenten in der katalytisch aktiven Schicht der Brennstoffzelle, welche zu gleichen
Teilen (bezogen auf die Masse) aus Edelmetall, Nafion und Leitruß besteht.
Zu diesem Zweck wurde in der vorliegenden Arbeit der Ansatz entwickelt, die nach dem
Metalloxid-Konzept[101] zugänglichen Nanomaterialien während der Hydrolyse mit dem
wässerlöslichen Nafionpolymer zu stabilisieren. Dadurch ist es möglich, das Edelmetall
innerhalb des Nafionpolymers nanoskaliert zu dispergieren, um so eine hohe Zugänglichkeit
des Edelmetalls für den Brennstoff zu ermöglichen. Zur Präparation der Katalysatorschicht
muss im Anschluss lediglich die erforderliche Menge des Leitrußes zu einer Lösung des
Nafion-Edelmetalloxid-Kolloids zugegeben werden, um die elektrische Ableitung der
Elektronen aus der Katalysatorschicht sicher zu stellen.
Einen Hinweis darauf, dass es möglich sein sollte, die Metalloxid-Kolloide mit dem NafionPolymer zu stabilisieren, läst sich in einer Publikation von Mallouk et al. finden.[121b] Die
Autoren stellten unter sauren Reaktionsbedingungen Nafion-stabilisierte IridiumoxidKolloide her, die eine durchschnittliche Größe von ca. 10 nm aufwiesen. Wurde die
beschriebene Reaktion jedoch unter den hier angestrebten basischen Bedingungen,
durchgeführt, so war eine Stabilisierung nicht gegeben; stattdessen wurde eine Sedimentation
des Iridiumoxids beobachtet.
4.3.2. Darstellung der Platindioxid/Nafion-Kolloide
Zur Herstellung Nafion-stabilisierter Platindioxid-Kolloide wurde unter den etablierten
basischen Reaktionsbedingungen eine Reihe ähnlicher Experimente durchgeführt, in denen in
Gegenwart des Polymers als Stabilisator Hexachlorplatinsäure hydrolysiert und kondensiert
wurde. Das Ziel war, einen Feststoff zu isolieren, der bei einer gleich bleibenden
Partikelgröße von 1-2 nm einen möglichst hohen Edelmetallanteil aufweist. Dazu wurde der
Überschuss des eingesetzten Nafion-Polymers sukzessive gesenkt.
Aufgrund der hohen Acidität des Nafionpolymers war es in diesem Fall erforderlich, einen
größeren Überschuss Lithiumcarbonat in Bezug auf die eingesetzte Menge Platin zu
verwenden. Tabelle 24 veranschaulicht die hier durchgeführten Versuche.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
75
Tabelle 24: Herstellung von Nafion-stabilisierten Platindioxid-Kolloiden
Eintrag
Kolloid
Platin
Nafion
Verhältnis
t
w Platin
dTEM
[mmol]
[mg]
Platin/Nafion
[h]
[Gew.-%]
[nm]
(mmol/mg)
1
MO105
0,05
500a)
1/10000
5d)
n. b.
-
2
MO106
0,05
500b)
1/10000
46
4,55e)
1,4 ± 0,3
3
MO107
1,00
2000
1/2000
20
4,14
1,5 ± 0,4
4
MO109
0,50
500
1/1000
10
14,7
1,6 ± 0,3
5
MO110
0,50
432c)
1/864
9
20,57
1,6 ± 0,3
6
MO111
0,25
125
1/500
20
21,99
1,4 ± 0,4
7
MO112
0,25
50
1/200
20
31,15
1 – 2f)
8
MO114
0,25
25
1/100
16
49,45
1,3 ± 0,4
a) alkoholische Lösung des Nafions
b) alkoholische Nafion-Lösung, vorpräpariert durch zweifache Dialyse
(10 ml/300 ml) gegen Wasser; c) Nafion-Lösung im Vakuum fast bis zur Trockne eingedampft; mit Wasser/Aceton = 4/1 im
Ultraschallbad redispergiert; d) 80 °C; e) Metallgehalt nach Elementaranalyse; f) TEM nicht auswertbar, Größe abgeschätzt
In einem ersten Versuch wurde kommerzielle Nafionlösung zur Herstellung der PlatindioxidKolloide verwendet. Diese wässrige Lösung niederer Alkohole weist einen Polymergehalt
von 5 Gew.-% auf. Zur Synthese wurde die erforderliche Menge entnommen und ohne
weitere Aufarbeitung eingesetzt. Es zeigte sich, dass durch den in geringen Mengen in der
Reaktionslösung anwesenden Alkohol das gesamte Platin reduziert wurde und als schwarzer
metallischer Niederschlag ausfiel (Eintrag 1).
Im nächsten Experiment wurde der Alkohol zuvor durch zweifache Dialyse gegen destilliertes
Wasser aus der Nafionlösung entfernt. In diesem Experiment konnte nach Dialyse und
Gefriertrocknung ein bronzefarbenes Pulver isoliert werden, das einen Edelmetallgehalt von
4,55 Gew.-% Platin aufwies (Eintrag 2). Die aus der erhaltenen TEM-Aufnahme ermittelte
Partikelgröße von 1,4 ± 0,3 nm lag dabei in dem für Platindioxid-Kolloide typischen Bereich.
Im Unterschied zu den bei der Verwendung von Tensiden zu losen Agglomeraten
zusammengelagerten Kolloiden zeigten die Nafion-stabilisierten Platinkolloide ein höheres
Agglomerationsverhalten (Abbildung 27).
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
76
Abbildung 27: Nafion-stabilisierte Platindioxid-Kolloide MO106
Da es sich bei dem Nafionpolymer um ein dreidimensionales Netzwerk handelt, das aus ca.
20-60 nm großen Partikel besteht,[146] lagern sich die Kolloide offensichtlich bevorzugt in
diese Strukturen ein.
In den folgenden Versuchen wurde die Nafion-Lösung in Form einer 5 Gew.-% Lösung,
gelöst in einem Wasser/Aceton-Gemisch (4/1), verwendet. Dazu wurde die alkoholische
Lösung des Nafions, wie im Experimentellen Teil (vgl. Kapitel 9.4.7) beschrieben, zuvor
aufgearbeitet.
Wie aus Tabelle 24 hervorgeht, konnte auf diese Weise der Anteil des Nafions bis auf ein
Platin/Nafion-Verhältnis von 1/100 (mmol/mg) gesenkt werden (Eintrag 8), wobei in dem
isolierten Feststoff ein Platingehalt von 49,45 Gew.-% gefunden wurde.
Die aus den TEM-Aufnahmen ermittelten jeweiligen Partikelgrößen lagen dabei in jedem Fall
in dem für die Platindioxid-Partikel typischen Bereich von 1-2 nm. Bei höheren
Platingehalten lagern sich die Metalloxid-Kolloide in Form von ca. 50-100 nm großen
Agglomeraten zusammen (Abbildung 28).
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
77
Abbildung 28: Nafion-stabilisierte Platindioxid-Kolloide MO114
Mit verringertem Nafion-Anteil verringerte sich allerdings auch die Stabilität der
redispergierten Lösungen. Die Substanzen, die ca. 20 Gew.-% Platin enthielten (Eintrag 5 und
6), wiesen eine über Monate reichende Stabilität auf. Auf der anderen Seite zeigte das NafionPlatindioxid-Kolloid MO114 (Eintrag 8) lediglich eine Stabilität von einigen Wochen.
Die Substanzen wurden allerdings nicht im Hinblick auf Langzeitstabilität der KolloidLösungen entwickelt, sondern sollte als Präkatalysatoren für die aktive Katalysatorschicht der
PEM-FC dienen. Daher ist die Stabilität der Nafion-Platindioxid-Kolloidlösung in jedem Fall
ausreichend.
Durch die Realisierung der Synthese des Kolloids MO114 eröffnet sich die Möglichkeit, eine
Katalysatorschicht herzustellen, die genau den Erfordernissen der PEM-FC entspricht (s. o.).
Die Verbindungen MO110 und MO112 (Eintrag 5 und 7) wurden in der Zwischenzeit
innerhalb
des
NaKaB-Projekts
mittels
Cyclovoltammetrie
auf
ihre
Eignung
als
Elektrokatalysatoren für die Methanol-Oxidation untersucht. Die Ergebnisse werden in
Kapitel 7.1.6.1 diskutiert.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
78
4.3.3. Darstellung von Platin-Ruthenium-Oxid/Nafion-Kolloiden
Da die Platin-Ruthenium-Verbindungen bekanntermaßen eine höhere Leistung in der
Methanoloxidation zeigen, wurden parallel zu den zuvor beschriebenen Nafion-stabilisierten
Platindioxid-Kolloiden auch Nafion-stabilisierte Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide hergestellt.
Tabelle 25 zeigt die durchgeführten Versuche und die erzielten Ergebnisse.
Tabelle 25: Nafion-stabilisierte Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Verhältnis
Base
Platin/Nafion
[mmol]
Eintrag Kolloid cPt/Ru (50/50) Nafion
[mmol]
[mg]
pH
t
wMetall
dTEM
[h]
[Gew.-%]
[nm]
[mmol/mg]
1
MO115
250a)
0,125
2,70 Pt
1/2000
0,5
9,8
3,1 ± 0,6
3,0
2,07 Ru
2
3
MO116
MO117
0,500
500b)
0,500
b)
500
1/1000
1/1000
2,0
1,0
9,0
2,5c)
7,0
d)
21,5
-
-
5,06 Pte)
1,3 ± 0,6
3,81 Ru
a) alkoholische Lösung des Nafions; b) Wasser/Aceton-Lösung des Nafions; c) Reaktion abgebrochen; d) 50°C; e)
SEM/EDX
Auch zur Darstellung der Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide wurde zunächst die kommerzielle
alkoholische
Lösung
des
Nafions
eingesetzt
und
mit
Hexachlorplatinsäure
und
Rutheniumtrichlorid umgesetzt. Anhand der aufgenommenen UV-Spektren war ersichtlich,
dass die Reaktion bereits nach drei Stunden beendet war (Eintrag 1). Während der
Aufarbeitung zeigte sich allerdings, dass das eingesetzte Metall zum Teil, wie zuvor
beschrieben, durch Reduktion als bulk-Metall ausgefallen war. Dennoch konnte ein Feststoff
mit einem Edelmetallgehalt von 4,77 Gew.-% isoliert werden. Allerdings wiesen die anhand
von TEM-Aufnahmen identifizierten Partikel eine durchschnittliche Größe von 3,1 nm auf
(Abbildung 29) und entsprechen damit nicht mehr der bisher beobachteten Größe von 1-2 nm.
79
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
Abbildung 29: TEM-Aufnahme des Nafion-stabilisierten Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloids MO115
In Folgenden wurde die zur Darstellung der Nafion-stabilisierten Platindioxid-Kolloide
entwickelte Wasser/Aceton-Nafion-Lösung auch für die Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
verwendet (Eintrag 2 und 3). In der unter basischen Bedingungen durchgeführten Reaktion
wurde jedoch schon nach 2,5 Stunden ein schwarzer Niederschlag beobachtet und der
Versuch abgebrochen.
Offensichtlich ist die Stabilisierungsleistung des Nafions im Fall der Platin-Ruthenium-OxidKolloide nicht hoch genug, um die gebildeten Mischoxid-Kolloide in Lösung zu halten.
Aus diesem Grund wurde in einem weiteren Experiment eine Hydrolyse unter neutralen
Bedingungen durchgeführt (Eintrag 3). Bei dieser Reaktionsführung werden die MetalloxidKolloide langsamer gebildet, so dass die Reaktionszeit verlängert wird. Infolgedessen sollte
es möglich sein, eine ausreichende Stabilisierung durch das Nafionpolymer zu etablieren.
Tatsächlich konnte nach 21,5 Stunden Reaktionszeit (Eintrag 3) ein vollständig
redispergierbarer grauer Feststoff isoliert werden, in dem nach TEM-Analyse PlatinRuthenium-Oxid-Kolloide von 1,3 ± 0,6 nm nachweisbar waren. Auch diese Substanz wurde
innerhalb des NaKaB-Projektes in der Methanol-Oxidation untersucht (vgl. Kapitel 7.1.6.1.2).
Für die cyclovoltammografischen Untersuchungen wurde jeweils eine geringe Menge der
Nafion-Kolloidlösung auf eine Goldelektrode aufgebracht. Es zeigte sich, dass die gefundene
aktive Menge des eingesetzten Edelmetalls weit unter der theoretisch möglichen Menge lag
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
80
(vgl. Kapitel 7.1.6.1). Dieser Befund wurde darauf zurückgeführt, dass nur der Teil der
Edelmetalloxid-Kolloide in dem Nafionfilm aktiv war, der auch in elektrischem Kontakt zu
der Gold-Elektrode stand.
Um auch die nicht kontaktierten Edelmetalloxid-Kolloide innerhalb des Nafionfilms
elektrisch zu kontaktieren, wurde eine weitere Substanzklasse entwickelt, die im Folgenden
vorgestellt wird.
4.3.4. Darstellung des Nafion/Platindioxid/Vulcan-Katalysators
Zum Zwecke der besseren Kontaktierung der Nafion-stabilisierten Edelmetalloxid-Kolloide
wurden Hydrolyse-Reaktionen durchgeführt, in denen Nafion und Vulcan XC72 Leitruß zu
gleichen Teilen zu Beginn der Reaktion eingesetzt wurden. Während der Reaktionszeit sollte
so die Möglichkeit bestehen, dass sich der aus ca. 50 nm großen Primärpartikeln bestehende
Vulcan XC72 Ruß homogen mit den Nafion-stabilisierten Platindioxid-Kolloiden
durchmischt. Es wurden zwei Experimente durchgeführt, in denen jeweils das Platin/NafionVerhältnis variiert wurde (Tabelle 26).
Tabelle 26: Durch basische Hydrolyse erhaltene Platindioxid/Nafion/Vulcan-Systeme
Eintrag
Kat.
V
Platin
Nafion
Verhältnis
Vulcan
t
wMetall
dTEM
[ml]
[mmol]
[mg]
Platin/Nafion
[mg]
[h]
[Gew.-%]a)
[nm]
[mmol/mg]
1
BK1
50
0,5
500
1/1000
500
18
5,47
1,4 ± 0,4
2
BK2
40
0,1
20
1/200
20
21
25,18
2,0 ± 0,6
a) SEM/EDX
In beiden Experimenten wurden auf diese Weise nach Aufarbeitung zwei schwarze Pulver
erhalten, die in Wasser/Aceton (4/1) resuspendiert als fertige Katalysatoren für die PEM-FCs
eingesetzt werden können.
Der Metallgehalt der Substanz BK1 ist vergleichsweise niedrig, da mit einem großen
Überschuss Nafion und Ruß gearbeitet wurde. Im zweiten Experiment, in dem das
Platin/Nafion-Verhältnis auf 1/200 gesenkt wurde, konnte erwartungsgemäß ein Feststoff
BK2 mit höherem Metallgehalt isoliert werden. Der Metallgehalt, der bei dem verwendeten
81
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
Platin-Nafion-Verhältnis von 1/200 erzielt wurde, liegt unter dem, der bei den reinen Nafionstabilisierten Platindioxid-Kolloide beobachtet wurde (Tabelle 25, Eintrag 7). Da der
Reaktionslösung in dem hier behandelten Experiment allerdings nochmals die gleiche Menge
Vulcan XC72 Ruß zugesetzt wurde, muss von einen Massen-Verhältnis von 1/400
ausgegangen werden, um die Substanzen miteinander vergleichen zu können. Insofern liegt
der Platingehalt von 25,18 Gew.-% (Tabelle 26, Eintrag 2) in dem zu erwartenden Bereich
(vgl. Tabelle 25, Eintrag 6 und 7).
In beiden Substanzen wurden in den TEM-Untersuchungen Platindioxid-Partikel identifiziert,
deren Partikelgröße mit einem durchschnittlichem Durchmesser von 1,4 nm bzw. 2,0 nm im
erwarteten dem Bereich lagen. Die TEM-Aufnahme zeigt weiterhin, dass die PlatindioxidPartikel und der Leitruß homogen miteinander durchmischt sind. Das organische Polymer ist
in der TEM-Aufnahme aufgrund des niedrigen Kontrastes nicht zu erkennen (Abbildung 30).
Abbildung 30:TEM-Aufnahme des Nafion/Platindioxid/Vulcan-Katalysator BK2
Die Katalysatoren werden derzeit innerhalb des NaKaB-Projektes auf Ihre Eignung in der
Methanoloxidation untersucht.
Neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
4.4.
82
Zusammenfassung
Mit dem nichtionischen Polyoxyethylenalkyl-Tensid (C16E20) wurde ein neuer Stabilisator für
die Darstellung der Metalloxid-Kolloide entdeckt. Die Verwendung der NIO-Tenside als
Stabilisator von Hydrosolen ist in dieser Form in der Literatur bisher nicht bekannt.
Alle in dieser Arbeit vorgestellten neuen Metalloxid-Kolloide konnten auch mit diesem
Tensid erfolgreich stabilisiert werden. Dabei wurden bei einem verwendeten Überschuss von
zwei Äquivalenten des NIO-Tensids Kolloid-Lösungen erhalten, die eine über Monate
reichende Stabilität aufwiesen. Diese Stabilität entspricht diesbezüglich der des 3-12-SBTensids.
Das C16E20-Tensid kann unter vertretbaren Einbußen hinsichtlich der Langzeitstabilität mit
nur einem Äquivalent in der Synthese eingesetzt werden. Die Kolloid-Lösungen weisen dabei
immer noch eine Stabilität von mehreren Tagen auf.
Aufgrund der niedrigen cmc des Tensids werden nach Dialyse und Gefriertrocknung
allerdings nur durchschnittlich 5-10 Gew.-% Metall in den Feststoffen gefunden.
Es gelang, die Anwendung des C16E20-Tensids soweit zu verallgemeinern, dass verschiedene,
mit dem C16E20-Tensid hergestellte tri- und tetrametallische Metalloxid-Kolloide direkt zu
Brennstoffzellen-Katalysatoren weiterverarbeitet werden konnten.
Ein weiterer neuer Stabilisator für die nach dem Metalloxid-Konzept[101] herstellbaren
Metalloxid-Kolloide ist das Nafion-Polymer. Es konnte nachgewiesen werden, dass bei der
Verwendung einer Wasser/Aceton-Lösung (4/1) des Polymers Platindioxid- und PlatinRuthenium-Oxid-Kolloide zugänglich sind.
Die beobachte Größe der Platindioxid- und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide lag mit
1-2 nm in dem zu erwartenden Bereich.
Der Überschuss des in der Hydrolyse verwendeten Polymers konnte im Fall der PlatindioxidKolloide bis auf 1/100 (mmol/mg) gesenkt werden. Dabei wurde ein Feststoff mit 49,45
Gew.-% Platin isoliert. Bei einem Nafion-Überschuss von 1/500-1000 wurden Substanzen
isoliert, deren Lösungen eine über Monate reichende Stabilität aufwiesen.
Schließlich wurde ein neues System entwickelt, bei dem in der Synthese der
Metalloxidkolloide alle drei Komponenten der PEM-FC auf Nanometer-Niveau miteinander
homogen durchmischt sind. In einem Fall konnte dabei ein Feststoff isoliert werden, der 25,18
Gew.-% Platin enthielt.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
83
5.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
5.1.
Trägerung der Metall-Kolloide auf Vulcan XC72
Die zuvor beschriebenen (vgl. Kapitel 3.5 und 3.6) tri- und tetrametallischen MetalloxidKolloide wurden im Hinblick auf die Verwendung als Präkatalyatoren für die DMFC und
IMFC synthetisiert (vgl. Kapitel 7.1.3 und 7.1.4). Es konnte gezeigt werden, dass aus den
1-2 nm großen Metalloxid-Kolloiden durch Reduktion der wässrigen Kolloid-Lösungen in
Wasserstoff-Atmosphäre metallische Mischmetall-Kolloide von 2-2,5 nm hergestellt werden
können (vgl. Kapitel 3.8). Die so erhaltenen metallischen Kolloide müssen abschließend noch
auf dem Leitruß Vulcan XC72 immobilisiert werden, um zu entsprechenden BrennstoffzellenKatalysatoren zu erhalten.
Im
Sinne
einer
möglichst
vollständigen
Immobilisierung,
sollten
sich
die
Oberflächenpotentiale des Trägers und des zu immobilisierenden Materials möglichst
unterscheiden. Nur so kann es zu einer attraktiven elektrostatischen Wechselwirkung
kommen. Die von Koch[100] durchgeführten Messungen der ξ-Potentiale des Vulcan XC72
Rußes und der metallischen Platin-Ruthenium-Kolloide zeigten, dass der Leitruß erst
unterhalb eines pH-Wertes von 3 keine negative Oberflächenladung mehr aufweist. Bei dem
Platin-Ruthenium-Kolloid war hingegen in der Messung über den gesamten pH-Bereich ein
negatives Potential nachweisbar. Folglich kann eine erfolgreiche Immobilisierung nur in
saurem Milieu durchgeführt werden.
Die von Koch[100] etablierte Citrat-gepufferte Immobilisierung bei einem pH-Wert von 3,5
stellt dabei einen guten Kompromiss zwischen Immobilisierungsgrad und Stabilität der
Kolloid-Lösung dar. Die Stabilität der metallischen Kolloide nimmt in einem sauren Medium
stark ab, da das 3-12-SB-Tensid teilweise protoniert wird und die stabilisierende Wirkung
dadurch verloren geht. Außerdem neigen die metallischen Kolloide in sauren Lösungen
verstärkt zur Koagulation, was schließlich den Verlust an Edelmetall durch Sedimentation zur
Folge hat.
Die im Rahmen dieser Arbeit hergestellten tri- und tetrametallischen Kolloide wurden nach
der von Koch[100] beschriebenen Methode immobilisiert. Tabelle 27 zeigt die so aus den zuvor
reduzierten Kolloiden erhaltenen Brennstoffzellen-Katalysatoren.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
84
Tabelle 27: Durch sauer gepufferte Immobilisierung erhaltenen Brennstoffzellen-Katalysatoren
Eintrag
Katalysator
VPuffer
Ausbeute
wMetall
[ml]
[mg]
[Gew.-%]
Atom-%
dTEM
[nm]
1
BK3-Pt/Ru/Mo
0,10 m Citrat
1390,0
17,11
64/20/16
2,8 ± 0,6
2
BK4-Pt/Ru/Os
0,10 m Citrat
861,1
19,63
70/23/7
2,7 ± 0,6
3
BK5-Pt/Ru/Os
0,10 m Citrat
1926,0
11,58
69/22/9
3,4 ± 0,7
4
BK7-Pt/Ru/Os/Ir
0,10 m Citrat
882,0
14,99
41/44/9/5
2,3 ± 0,5
6
BK9-Pt/Ru/Os/Ir
0,10 m Citrat
1800,0
14,76
43/42/9/6
2,9 ± 0,5
7
BK10-Pt/Ru/Os/Ir
0,10 m Citrat
1793,0
15,29
45/40/9/6
2,6 ± 0,6
Wie aus Tabelle 27 hervorgeht, war es auf diese Weise möglich, erstmals BrennstoffzellenKatalysatoren der tri- und tetrametallischen Kolloide in präparativen Mengen herzustellen. In
allen Fällen wurden Substanzen isoliert, die einen Metallgehalt zwischen 10 und 20 Gew.-%
aufwiesen. Die von Smotkin und Mallouk et al. vorgeschlagene Stöchiometrien der Pt-Ru-Osund Pt-Ru-Os-Ir-Systeme von (65/25/10) bzw. (44/41/10/5) wird in allen Fällen gut bis sehr
gut wiedergeben.[133, 137] Die mittels TEM ermittelten Partikelgrößen zeigen ein geringfügiges
Wachstum der Partikel während der Immobilisierung an.
Im Fall des Katalysators BK10 z. B. wurde während der einzelnen Synthesestufen ein
kontinuierliches Anwachsen der Partikel von ursprünglich 1,1 ± 0,4 nm für das MetalloxidKolloid auf 2,4 ± 0,6 nm für das reduzierte Kolloid (vgl. Kapitel 3.8) bis hin zu 2,6 ± 0,6 nm
für die immobilisierten Partikel beobachtet. Die größere Veränderung tritt dabei während der
Reduktion der Kolloide auf. Die für die reduzierten Kolloide und geträgerten Partikel
gefundene Differenz von 0,2 nm zwischen liegt im Bereich der Standardabweichung der
jeweiligen Partikelgröße beider Systeme. Abbildung 31 veranschaulicht diese Beobachtung
anhand der TEM-Aufnahmen.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
85
Abbildung 31: TEM-Aufnahmen des Multimetall-Kolloid M19 (links), sowie des daraus erhaltenen
Katalysators BK10 (rechts)
Die immobilisierten Partikel legen sich vorzugsweise in die Vertiefungen zwischen zwei RußPartikeln (Abbildung 31 rechts). Demzufolge kommt es zu einer Ungleichverteilung der
Aktivkomponenten auf dem Träger.
Im Fall des Katalysators BK3 wurde ein ähnliches Partikelwachstum in den einzelnen
Herstellungsstufen beobachtet. Für die Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide wurde ein
Durchmesser von 1,4 ± 0,5 nm ermittelt, die metallischen Kolloide wiesen entsprechend eine
Größe von 2,6 ± 0,6 nm und die geträgerten Partikel eine Größe von 2,8 ± 0,6 nm auf.
Bei einer höheren Edelmetallbeladung liegt eine günstigere Verteilung der Edelmetall-Partikel
vor (Abbildung 32), da in diesem Fall nahezu alle Vertiefungen mit Edelmetall-Partikeln
bereits belegt sind.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
86
Abbildung 32: TEM-Aufnahme des Platin-Ruthenium-Osmium/Vulcan-Katalysators BK4
Die Katalysatoren BK3 und BK10 wurden inzwischen unter DMFC-Bedingungen in der
Methanol-Oxidation getestet (vgl. Kapitel 7.1.3). Entsprechende Untersuchungen unter
IMFC-Bedingungen wurden an den Katalysatoren BK5 und BK7 durchgeführt (vgl. Kapitel
7.1.4).
5.2.
Instant-Katalysatoren - Instant-Methode
Wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben (Kapitel 5.1), wird ausgehend von den primär
gebildeten Metalloxid-Kolloiden bis hin zu den geträgerten Partikeln ein durchschnittliches
Größenwachstum von ~1,5 nm auf ~2,5 nm beobachtet. Dieser Verlust an Dispersion wirkt
sich nachteilig auf die katalytische Aktivität des Brennstoffzellen-Katalysators aus, obgleich
eine Partikelgröße von 2,5 nm immer noch als akzeptabel für die Anwendungen in der
Brennstoffzelle gilt. Dennoch sollte eine neue Methode zur Darstellung der BrennstoffzellenKatalysatoren entwickelt werden, die möglichst unter Erhalt der Primärgröße der in der
Hydrolyse gebildeten Partikel abläuft. In der Hydrolyse werden die primär gebildeten
Metalloxid-Partikel normalerweise durch einen Stabilisator an weiterem Wachstum gehindert
(vgl. Kapitel 1.2). Wenn es gelingt, die gebildeten unstabilisierten Primärpartikel direkt auf
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
87
einem Träger zu immobilisieren, wäre der Umweg über die Tensid-stabilisierten metallischen
Kolloide, die ein nachteiliges Partikelwachstum mit sich bringen, nicht mehr erforderlich.
5.2.1. Immobilisierung präformierter Hydroxid-stabilisierter Kolloide
Diese Arbeitshypothese wurde anhand eines Experiments verifiziert. Dabei wurde
Hexachlorplatinsäure unter den etablierten Bedingungen in Abwesenheit eines Stabilisators
basisch hydrolysiert (Gl. 20).
H2PtCl6
Base
H2O
[PtO2] [OH-]
Gl. 20: Hydrolyse von Hexachlorplatinsäure zur Darstellung von Hydroxid-stabilisierten PlatindioxidKolloiden
Wie Eingangs (Kapitel 5.2) beschrieben, wurde dabei davon ausgegangen, dass die gebildeten
Partikel durch die in großem Überschuss vorhandenen Hydroxid-Ionen gemäß einer
elektrostatischen Stabilisierung an der Koagulation gehindert werden können.
Nach 10 Stunden Reaktionszeit wurde im UV-Spektrum keine Veränderung der
Plasmonbande mehr beobachtet und aus der klaren Lösung eine TEM-Probe präpariert, um zu
überprüfen, ob sich Platindioxid-Partikel gebildet hatten. Abbildung 33 zeigt die so erhaltene
TEM-Aufnahme.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
88
Abbildung 33: TEM-Aufnahme des Hydroxid-stabilisierten Platindioxid-Kolloids MO118
Die gefundenen Partikel liegen erwartungsgemäß dicht zusammen, da eine Separation durch
eine Tensidhülle hier nicht vorliegt. Der Durchmesser der Partikel ist mit 2,0 ± 0,5 nm
geringfügig größer als für Tensid-stabilisierte Metalloxid-Kolloide beobachtet wird, da die
Hyroxid-Ionen keine sehr gute Stabilisierung ermöglichen.
Nach der Entnahme der TEM-Probe wurde der Lösung eine Menge Vulcan XC72 Leitruß
zugesetzt, die einer Belegung mit 20 Gew.-% entspricht. Die Reaktionslösung wurde zu
diesem Zweck für weitere 20 Stunden bei 60 °C gerührt. Nach Aufarbeitung konnte
schließlich
ein
Feststoff
isoliert
werden,
der
einen
Platingehalt
von
8,27 Gew.-% Platin aufwies. In der TEM-Aufnahme des Rußes konnten im Anschluss
Platindioxid-Partikel mit einer Größe von 1-2 nm identifiziert werden.
In einem unter gleichen Bedingungen durchgeführten Versuch zur Darstellung von Hydroxidstabilisierten Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloiden wurden durch TEM-Untersuchungen sowohl
in der stabilisatorfreien Reaktionslösung als auch auf dem schließlich erhaltenen Katalysator
wiederum 1-2 nm große Partikel identifiziert (Abbildung 34).
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
89
Abbildung 34: TEM-Aufnahmen der Hydroxid-stabilisierten Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide MO119
und des darauf erhaltenen Katalysators BK12
Die Hydroxid-stabilisierten Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide liegen ebenfalls in Form von
50-100 nm großen Agglomeraten vor. Sie sind allerdings nicht so stark koaguliert und zeigen
mit 1,4 ± 0,3 nm (Abbildung 34, links) die typische Größe der nach dem MetalloxidKonzept[101] darstellbaren Metalloxid-Kolloide. Nach der Zugabe des Vulcan XC72 Rußes
wurden diese Partikel mit einer sehr gleichmäßigen Verteilung auf der gesamten Oberfläche
des Trägers immobilisiert (Abbildung 34, rechts). Die statistische Auswertung der TEMAufnahme ergab für die Partikel eine Größe von 1,8 ± 0,4 nm. Damit weisen die geträgerten
Partikel im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Systemen (vgl. Kapitel 5.1) eine
Partikelgröße auf, wie sie typischerweise für die Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
identifiziert wird.
Mit diesen Experimenten konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, in einem Schritt von den
in-situ gebildeten Metalloxid-Kolloiden zu einem Brennstoffzellen-Katalysator zu gelangen.
Für diese neue Klasse von Katalysatoren bzw. die Methode wurde in dieser Arbeit der Name
Instant-Katalysatoren bzw. Instant-Methode geprägt.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
90
5.2.2. in-situ Immobilisierung
In einem nächsten Schritt sollte der Ruß von vornherein der Reaktionslösung zugesetzt
werden, um die, wie im vorhergehenden Kapitel 5.2.1 beschrieben, gebildeten Hydroxidstabilisierten Metalloxid-Kolloide möglichst schnell auf dem Träger zu fixieren. Dadurch
sollten die in Lösung vorhandenen Partikel an weiterem Wachstum gehindert werden.
In den durchgeführten Experimenten wurde die Partikelbildung anhand der entstehenden
Platin-Plasmonbande beobachtet. Nach der Ausbildung der Plasmonbande trat im weiteren
Verlauf der Experimente nur noch eine quantitative Veränderung in der Absorbtion der
Plasmonbande auf. Diese Abnahme der Gesamtabsorption wurde der Verringerung der
Anzahl gelöster Platindioxid-Kolloide zugeschrieben. Ab einer Reaktionszeit von ca. 6-8
Stunden war im UV-Spektrum kaum noch eine Plasmon-Absorbtion zu beobachten. Um die
für eine vollständige Immobilisierung der Platindioxid-Kolloide erforderliche Reaktionszeit
zu bestimmen, wurden eine Reihe von Experimenten durchgeführt, in denen die Reaktionszeit
sukzessive verlängert wurde. Tabelle 28 zeigt die in dieser Versuchsreihe erzielten
Ergebnisse.
Tabelle 28: Nach der Instant-Methode präparierte Katalysatoren
Eintrag
Kat.
V
Platin
Li2CO3
Ruß
t
Ausbeute
WPlatin
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mg]
[h]
[mg]
[Gew.-%]
[nm]
1
BK13
50
0,5
1,5
400
6
387,0
13,17
1,2 ± 0,3
2
BK14
100
0,9
3,0
800
10
945,0
15,12
1,6 ± 0,4
3
BK15
100
1,1
3,0
800
22
1035,0
17,57
1,3 ± 0,3
Die Suspensionen wurden mit Wasser/Methanol (1/1) gewaschen, da nur nach Zusatz eines
polaren organischen Lösungsmittels die Suspensionen mittels einer Zentrifuge bei 5000
U/min vollständig sedimentiert werden können. Die anschließend durchgeführten SEM/EDXAnalysen zeigten, dass der Platingehalt in den isolierten Feststoffen mit der Reaktionszeit
anstieg (Eintrag 1 bis 3). In allen Fällen wurden in den angefertigten TEM-Aufnahmen
Partikel identifiziert, die eine Größe von 1,2 nm (Eintrag 1) bis 1,6 nm (Eintrag 2) aufwiesen.
Die ermittelten Partikeldurchmesser liegen unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers
von ca. 0,35 nm im erwarteten Bereich von 1-2 nm. Wie zuvor festgestellt, sind die
91
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
Platindioxid-Partikel gleichförmig auf dem gesamten Träger verteilt (Abbildung 35) und
unterscheiden sich damit deutlich von den Materialien, die durch sauer gepufferte Trägerung
erhalten wurden (Abbildung 31, rechts).
Abbildung 35: HRTEM-Aufnahme des Platindioxid-Katalysators BK13
Der in dieser Versuchsreihe isolierte Katalysator BK13 wurde im Anschluss im Rahmen des
NaKaB-Projektes
mittels
Cyclovoltammografie
auf
seine
Eigenschaften
in
der
Elektrokatalyse untersucht.
5.2.3. pH-Wert-Abhängigkeit des Beladungsgrads
Für alle Immobilisierungsprozesse bzw. die verwendeten Trägermaterialien gibt es einen
optimalen pH-Wert-Bereich, in dem eine hohe Absorption der Aktivkomponenten erreicht
wird.[130] Die bisher beschriebenen Experimente wurden in dem für die EdelmetallsalzHydrolyse optimalen pH-Bereich von 9-10 durchgeführt. Die folgenden Experimente sollten
klären, ob dieser pH-Bereich auch dem für eine maximale Beladung notwendigen Bereich
entspricht. Dazu wurden mehrere wässrige Suspensionen von Hexachlorplatinsäure und
Vulcan XC72 vorbereitet und mit ges. Lithiumcarbonat-Lösung bzw. 1 M NatriumhydroxidLösung auf den gewünschten pH-Wert eingestellt. Die Ansätze wurden zunächst für 10
Stunden bei 60 °C und maximal so lange weitergerührt, bis im UV-Spektrum keine
Veränderung mehr zu beobachten war. Damit sollten die bei den eingestellten pH-Werten
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
92
maximal erzielbaren Beladungen erreicht werden, da Hydrolysen nahe pH 7 stark verlangsamt
sind. Die Suspensionen wurden nach beendeter Umsetzung aufgearbeitet und die
Metallgehalte mittels SEM/EDX bestimmt. Tabelle 29 zeigt die in dieser Versuchsreihe
erhaltenen Resultate.
Tabelle 29: pH-Wert-abhängige Beladung nach der Instant-Methode
Eintrag
Kat.
Träger
Base
pH-Wert
Metall
Beladung [Gew.-%]
1
BK16
Vulcan XC72
NaOH
13,0
Pt
1,49 Pt
2
BK17
Vulcan XC72
NaOH
12,0
Pt
5,61 Pt
3
BK18
Vulcan XC72
Li2CO3
10,4
Pt
11,12 Pt
4
BK19
Vulcan XC72
Li2CO3
10,0
Pt
13,40 Pt
5
BK20
Vulcan XC72
Li2CO3
9,0
Pt
18,64 Pt
6
BK21
Vulcan XC72
Li2CO3
8,0
Pt
13,77 Pt
7
BK22
Vulcan XC72
Li2CO3
7,0
Pt
7,45 Pt
Gew.-% Platin
20
15
10
5
0
13
12
11
10
9
8
pH-Wert
Abbildung 36: pH-Wert-Abhängigkeit der Platinbeladung des Vulcan Rußes
7
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
93
Die Versuche zeigen eine klare Abhängigkeit der Beladung von dem in der Suspension
vorgegebenen pH-Wert. Bei der Verwendung sehr hoher pH-Werte wird nur eine sehr
niedrige Beladung erzielt (Eintrag 1 und 2). In diesen Fällen musste auf Natriumhydroxid als
Base zurückgegriffen werden, da derart hohe pH-Werte mit Lithiumcarbonat nicht erreichbar
sind. Der maximal mit Lithiumcarbonat einstellbare pH-Wert liegt bei 10,4 (Eintrag 3). In
diesem Fall wurde schon eine Platin-Beladung von 11,2 Gew.-% erzielt. Die ermittelten
Beladungen erhöhen sich in den weiteren Experimenten kontinuierlich mit der Abnahme des
pH-Wertes und erreichen bei einem pH-Wert von 9 ein Maximum von 18,64 Gew.-% Platin
im isolierten Feststoff (Abbildung 36). Diese Untersuchungen zeigen, dass der für die
Hydrolyse und die Immobilisierung erforderliche pH-Wert weitgehend übereinstimmen.
5.2.4. Doppelte Trägerung
Es fällt auf, dass in keinem der beschriebenen Versuche die theoretisch höchstmögliche
Beladung von 20 Gew.-% Platin im Feststoff erreicht wurde. Die mittels TEM erhaltene
Aufnahme (Abbildung 35) des Katalysators BK13 zeigt, dass die 1-2 nm großen Partikel
gleichmäßig dicht auf dem Träger verteilt sind. Da die Partikel eine negative Ladung
aufweisen (vgl. Kapitel 5.1; ξ-Potential-Messungen), nimmt mit zunehmender Beladung der
Trägeroberfläche höchstwahrscheinlich auch deren negative Ladung zu, wodurch es gegen
Ende der Reaktion vermehrt zu einer elektrostatischen Abstoßung zwischen der Oberfläche
des Trägers und den noch in Lösung befindlichen Platindioxid-Partikeln kommt.
Sofern einem bereits präparierten Katalysator allerdings nochmalig Platindioxid-Kolloide in
hoher
Konzentration
angeboten
werden,
kann
diese
elektrostatische
Abstoßung
möglicherweise überwunden werden. In einem Experiment sollte diese Hypothese verifiziert
werden.
Dazu wurden 20 mg des Katalysators BK15 (17,57 Gew.-% Pt) in einem nach der InstantMethode
durchgeführten
Versuch
nochmalig
mit
4
mg
Platin
in
Form
von
Hexachlorplatinsäure umgesetzt. Die mögliche Beladung betrug 31,7 Gew.-%. Nach
Aufarbeitung wurde der Feststoff BK23 isoliert, der nach SEM/EDX-Analyse einen
Platingehalt von 32,4 Gew.-% aufwies, die Abweichung von 0,7 % liegt im Bereich des zu
erwartenden Fehlers. Aus der im Anschluss erhaltenen TEM-Aufnahme wurde die Größe der
Partikel auf 1,4 ± 0,3 nm bestimmt (Abbildung 37).
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
94
Abbildung 37: TEM-Aufnahme des Katalysators BK23, nach der zweiten Trägerung
Vergleicht
man
die
Partikelgröße,
die
der
Katalysator
BK15
vorher
aufwies
(1,3± 0,3 nm) mit der Partikelgröße des Katalysators BK23, der aus dem Katalysator BK15
hergestellt wurde, wird klar, dass es durch doppelte Trägerung möglich ist, die Oberfläche des
Leitrußes unter Erhalt der Partikelgröße von 1-2 nm noch dichter zu belegen und damit die
Beladung des Leitrußes bei gleichbleibender Metalldispersion weiter zu erhöhen.
5.2.5. Trägerung auf verschiedenen Rußen
In sämtlichen bisherigen Immobilisierungsexperimenten wurde der Standard-Brennstoffzellen
Leitruß Vulcan XC72 als Träger verwendet. Gegenstand der aktuellen BrennstoffzellenForschung ist fast ausschließlich die Verbesserung der Edelmetall-Aktivkomponenten.
Darüber hinaus wird aufgrund des nicht vollständig vermeidbaren Methanol-Durchtritts durch
den Nafion-Polymerelektrolyten und der hohen Kosten dieses Polymers auch in diesem
Teilbereich nach neuen Materialien gesucht.
Die dritte Komponente, der Leitruß, ist hingegen nur selten Gegenstand von Untersuchungen.
Eine bekannte Alternative zum Vulcan XC72 Ruß ist beispielsweise der von Arico et al.
verwendete Leitruß namens Ketjen Black (vgl Kapitel 7.1.6).
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
95
Durch die Instant-Methode sind neue Katalysatoren sehr schnell zugänglich. Folglich bietet
sich diese Methode an, um unter identischen Reaktionsbedingungen einerseits die
Immobilisierung der Edelmetalloxid-Kolloide auf verschiedenen neuen Leitrußen zu
untersuchen. Im Anschluss können die Katalysatoren in geeingeten Systemen auf ihre
Eignung in der Katalyse untersucht werden.
In dieser Arbeit wurden zu diesem Zweck verschiedene Ruße der Firma Degussa, die alle
einen unterschiedlichen Graphitisierungsgrad aufweisen, erstmals nach der Instant-Methode
zu neuen Brennstoffzellen-Katalysatoren verarbeitet. Die im einzelnen verwendeten Ruße
sind in Tabelle 30 aufgelistet.
Tabelle 30: Immobilisierung von Platindioxid-Kolloiden auf verschiedene Leitruße nach der InstantMethode
Eintrag
Kat.
Träger
Ziel-Beladung
wPt [Gew.-%]
dTEM [nm]
1
BK24
EB111-Ruß
20 Gew.-%
14,09
1,4 ± 0,3
2
BK25
EB111-Ruß
30 Gew.-%
15,06
1,6 ± 0,4
3
BK26
N220-Ruß
20 Gew.-%
17,59
1,8 ± 0,4
4
BK27
EB171-Ruß
20 Gew.-%
18,69
1,6 ± 0,4
5
BK28
N234-Ruß
20 Gew.-%
18,98
1,6 ± 0,3
6
BK29
N234graph-Ruß
20 Gew.-%
21,71
1,7 ± 0,3
7
BK30
Printex XE2-Ruß
20 Gew.-%
17,78
1,3 ± 0,3
Im Fall des EB111-Rußes wurde neben der Belegung von 20 Gew.-% auch ein Experiment
mit 30 Gew.-% theoretischer Edelmetallbelegung duchgeführt, um zu überprüfen, ob die
zuvor durch doppelte Trägerung erzielte Beladung von ca. 30 Gew.-% auch in einem Schritt
möglich
ist.
Dabei
zeigten
die
im
Anschluss
mittels
SEM/EDX
angefertigten
Edelmetallanalysen, dass es im Fall des EB111-Rußes (Eintrag 2) nicht möglich ist, in einem
Schritt eine höhere Beladung von mehr als 20 Gew.-% zu erzielen. In allen Experimenten
wurden aber Katalysatoren mit einer hohen Beladung erhalten. Insbesondere die N234-Ruße
(Eintrag 5) und dabei vor allen der hochgraphitisierte Ruß N234graph (Eintrag 6), sind
aufgrund der hohen elektrischen Leitfähigkeit interessant für die Anwendung als
Brennstoffzellen-Katalysatoren. Alle Materialien sind derzeit Gegenstand elektrochemischer
Untersuchungen unter Brennstoffzellen-Bedingungen. Die mit dem N23graph-Ruß in der
Methanoloxidation erzielten Ergebnisse werden in einem der folgenden Kapitel näher
beschrieben (vgl. Kapitel 7.1.6.2.2).
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
96
Die ermittelten Partikelgrößen liegen erwartungsgemäß alle im Bereich von 1-2 nm. Auffällig
ist in diesem Fall die unterschiedliche Morphologie der Platindioxid-Partikel auf den
einzelnen Trägern. Neben immobilisierten Partikeln sind in den HRTEM-Aufnahmen
teilweise die Netzebenen des Graphits zu erkennen
Abbildung 38: TEM-Aufnahmen der Katalysatoren BK27 (links) und BK29 (rechts)
Je nach verwendetem Träger liegen die Edelmetall-Partikel auf der Oberfläche (N234graph)
oder in Vertiefungen des Trägers (EB171). Von Rußkatalysatoren ist bekannt, dass sich die
immobilisierten Partikel häufig durch oxidativen Abbau des Kohlenstoffs in die Struktur des
Trägers einbauen.[130a]
Mit der Instant-Methode eröffnet sich die Möglichkeit, nicht nur hochdisperse EdelmetallKatalysatoren herzustellen, es ist darüber hinaus auch möglich, diese Methode auf andere
Ruß-Trägermaterialien zu übertragen.
5.2.6. Bi-, tri-, und tetrametallische Systeme nach der Instant-Methode
Die folgenden Versuche sollten klären, ob es neben Platindioxid auch möglich ist, die in
dieser Arbeit entwickelten bi-, tri- und tetrametallischen Metalloxid-Kolloide nach der
Instant-Methode in-situ als Hydroxid-stabilisierte Kolloide herzustellen und entsprechend auf
Vulcan XC72 zu immobilisieren. Es wurden jeweils Versuche durchgeführt, in denen die
mögliche maximal Beladung bei 20 Gew.-% lag. Dabei wurden die Suspensionen jeweils
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
97
solange bei 60 °C gerührt, bis anhand der aufgenommenen UV-Spektren von einer maximal
erreichbaren Beladung ausgegangen werden konnte. Tabelle 31 zeigt die in den Versuchen
hergestellten Katalysatoren und die im Folgenden in den Feststoffen mittels SEM/EDX
ermittelten Massenanteile der Metalle sowie die aus den TEM-Aufnahmen ermittelten
Partikelgrößen.
Tabelle 31: Nach der Instant-Methode hergestellte bi-, tri-, und tetrametallischen Metalloxid/VulcanKatalysatoren
Kat.
System
Verhältnis
wMetall
[Atom-%]
[Gew.-%]
Verhältnis
gef.
[Atom-%]
dTEM
[nm]
BK31
Pt/Ru
50/50
13,23
45/55
1,3 ± 0,3
BK32
Pt/Ir
62,5/37,5
17,85
63/37
1,6 ± 0,4
BK33
Pt/Os
50/50
13,08
47/53
1,2 ± 0,3
BK34
Pt/Ru/Mo
50/25/25
18,98
54/30/16
1,6 ± 0,5
BK35
Pt/Ru/Os
1/1/1
6,31
50/46/4
1,3 ± 0,3
BK36
Pt/Ru/Os
65/25/10
16,77
69/25/6
1,1 ± 0,3
BK37
Pt/Ru/Os/Ir
44/41/10/5
9,24
57/31/8/4
1,1 ± 0,3
In allen untersuchten Fällen ist es mit Hilfe der Instant-Methode gelungen aus den Hydroxidstabilisierten Metalloxid-Kolloiden die entsprechenden Katalysatoren zu generieren. Dabei
wurden sowohl niedrige als auch hohe Belegungen (Eintrag 5 bzw. 4) beobachtet. Im Fall des
Katalysators BK35 (Eintrag 5) wurde ausschließlich Osmium unterstöchiometrisch gefunden;
das vorgegebene Verhältnis von Platin und Ruthenium stimmt sehr gut mit der Vorgabe
überein. Möglicherweise hat das eingesetzte Osmiumtrichlorid mit dem Ruß reagiert und ging
so gemäß der zuvor beschriebenen Redoxreaktion (vgl. Kapitel 3.4.3.2) als Osmiumtetraoxid
verloren.
Ansonsten wird in sämtlichen Fällen die vorgegebene Stöchiometrie der Metalle in den
Katalysatoren wiedergefunden. Auch die ermittelten Partikelgrößen liegen mit 1,1 bis 1,6 nm
im bisher beobachteten Bereich (Abbildung 39)
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
98
Abbildung 39: TEM-Aufnahme des Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid/Vulcan-Katalysators BK34
Die über den zuvor beschriebenen mehrstufigen Prozess hergestellten MultimetallKatalysatoren sind, wie gezeigt werden konnte, auch über die Instant-Methode erhältlich.
Ebenso wie die zuvor beschriebenen Brennstoffzellen-Katalysatoren (vgl. Kapitel 5.1) werden
auch diese Materialien derzeit innerhalb des NaKaB-Projektes untersucht. Die bereits mit dem
Katalysator BK34 erzielten Ergebnisse werden in Kapitel 7.1.3 näher besprochen.
5.2.7. Reduktion
Bei den nach der Instant-Methode hergestellten Katalysatoren handelt es sich um auf Ruß
geträgerte Metalloxid-Partikel. In der Brennstoffzelle werden für die Katalyse jedoch
metallische Aktivkomponenten benötigt. Die Metalloxid-Partikel können entweder nach
Einbringen des Katalysators in die aktive Schicht der Brennstoffzelle elektrochemisch
(vgl. Kapitel 7.1.6.1.1), oder, wie zuvor beschrieben (vgl. Kapitel 3.8) chemisch reduziert
werden.
Die Reduktion mit Wasserstoff wurde für die Tensid-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
bereits erläutert (vgl. Kapitel 3.8). In Analogie zu diesem Verfahren wurden zwei
unterschiedliche Experimente durchgeführt, in denen die Platindioxid/Vulcan-Katalysatoren
BK14 (1,6 ± 0,4nm) und BK15 (1,3 ± 0,3 nm) mit Wasserstoff reduziert wurden. Von dem
Katalysator BK14 wurde eine wässrige Suspension hergestellt, die für 24 Stunden bei
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
99
Raumtemperatur unter Wasserstoffatmosphäre gerührt wurde. Im anderen Fall wurde der
Katalysator BK15 in trockener Form unter den gleichen Bedingungen reduziert.
Im Anschluss an die Reduktion wurden TEM-Aufnahmen (Abbildung 40) angefertigt um die
Morphologie und Größe der reduzierten Platinpartikel zu bestimmen. Es zeigte sich, dass die
aus Suspension reduzierten Platinpartikel auf eine Größe von 2,3 ± 0,6 nm angewachsen
waren. Für den trocken reduzierten Katalysator wurde aus den TEM-Aufnahmen dagegen
eine Größe von 2,4 ± 0,7 nm ermittelt.
Abbildung 40: TEM-Aufnahmen der aus Suspension bzw. trocken erhaltenen reduzierten Katalysatoren
BK14red und BK15red
Der hohe Kontrast der Platinpartikel des Katalysators BK14red weist auf vollständige
Reduktion hin. Im Gegensatz dazu zeigen die Platinpartikel des Katalysators BK15red einen
deutlich niedrigeren Kontrast, wie er für Metalloxidpartikel typisch ist. Demzufolge verlief
die trockene Reduktion des Katalysators BK15 nicht vollständig. Um letztendlich den
Oxidationszustand der Platinpartikel zweifeslfrei zu ermitteln, müssten XPS-Untersuchungen
durchgeführt werden.
Die Morphologie der reduzierten Platinpartikel unterscheidet sich stark von der Morphologie,
wie sie für die unter saueren Bedingungen immobilisierten tensidstabilisierten MetallKolloiden festgestellt wurde (Abbildung 31, Kapitel 5.1). In dem zuvor beschriebenen Fall
lagern sich die Metall-Kolloide bevorzugt in die Vertiefungen zwischen zwei Rußpartikel ein.
Die den reduzierten, nach der Instant-Methode präparierten Katalysatoren wird hingegen, wie
schon für die entsprechenden geträgerten Metalloxidpartikel beobachtet, eine homogene
gleichförmige Partikelverteilung festgestellt.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
100
Diese gleichförmige Verteilung auf dem Träger wurde auch auf den bereits in der
Cyclovoltammetrie untersuchten Katalysator BK13 wiederentdeckt (Abbildung 41).
Abbildung 41: TEM-Aufnahme des Katalysators BK13, nach cyclovoltammetrischen Experimenten
Das Material wurde, wie Eingangs angesprochen, elektrochemisch reduziert. Dazu wurden die
Umkehrpotentiale von 0,0 V und +1,4 V (gegen RHE) in der cyclovoltammetrischen Messung
ca.
30
mal
durchfahren
und
anschließend
entsprechende
Untersuchungen
zur
Methanoloxidation durchgeführt. Auch nach dieser Belastung des Materials sind die
Platinpartikel immer noch gleichförmig auf dem gesamten Träger verteilt. Die in der TEMAufnahme gefundene Partikelgröße von 3,8 ± 0,7 nm liegt über der des mit Wasserstoff
reduzierten Materials BK14red. Dadurch das der Katalysator in der Messung bis zu einem
Umkehrpotential von +1,4 V belastet wurde, bei dem auch bei Platin schon Korrosion
auftreten kann, ist eine Veränderung der Platinpartikel durchaus möglich.
5.3.
Trägerscreening
Die in dieser Arbeit beschriebenen mono- und bimetallischen Metalloxid-Kolloide dienten
zunächst nur als Modellsubstanzen auf dem Weg zur Herstellung der für die Brennstoffzelle
relevanten tri- und tetrametallischen Systeme. Wie zuvor beschrieben zeigen Legierungen
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
101
bzw. Mischungen zweier Metalle oftmals eine höhere Aktivität als die entsprechenden
monometallischen Verbindungen.[58d] Die im Rahmen dieser Arbeit hergestellten MetalloxidKolloide können demnach auch als Präkatalysatoren für heterogene ÜbergangsmetallKatalysatoren dienen. Im Folgenden wurde innerhalb eines Trägerscreenings untersucht,
inwieweit diese Metalloxid-Kolloide auf in der heterogenen Katalyse geläufigen
Trägermaterialien immobilisiert werden können, um so potentielle neue Katalysatoren für die
verschiedensten Anwendungen zu erhalten. Tabelle 32 zeigt die in diesen Experimenten zur
Anwendung gekommenen Trägermaterialien.
Tabelle 32: Im Trägerscreening verwendete Trägermaterialien
Titandioxid Hombifine
Pural MG50
Aluminiumoxid S
Titandioxid (Aldrich)
Pural SB
Sliciumdioxid Aerosil
Titandioxid (BASF)
Aluminiumoxid D10
Lanthandioxid
Titandioxid P25
Aluminiumoxid N
Aktivkohle
Zirkondioxid (Lurgi)
Puralox
Magnesiumoxid
Da die meisten der verwendeten anorganischen Träger eine hohe negative Oberflächenladung
aufweisen,[130] wurden die Trägerungsexperimente unter neutralen bzw. mehr oder weniger
sauren Bedingungen durchgeführt. Dabei musste wie schon beschrieben (vgl. Kapitel 5.1) auf
die verringerte Stabilität der Kolloide im sauren Milieu Rücksicht genommen werden.
Insgesamt wurden vier verschiedene Lösungen in den Trägerungsexperimenten verwendet:
0,01 M HCl
1M Citrat-Puffer (pH-Wert = 3,5)
0,1 M Acetat-Puffer (pH-Wert = 4,5)
Wasser
Zur Immobilisierung wurden die Osmium– MO15 und Iridium-Kolloide MO18 sowie die
bimetallischen Platin-Molybdän- MO25, Platin-Osmium- MO38 und Platin-Iridium-Kolloide
MO46 sowohl in Form der Metalloxid-Kolloide als auch in der zuvor durch
Wasserstoffreduktion erhaltenen metallischen Form verwendet. Die Experimente wurden
jeweils in stabilen Lösungen der Kolloide (cstab > cmc) von 1,5 ml bis 2 ml Volumen
durchgeführt, wobei eine Belegung von 5 Gew.-% angestrebt wurde. Die so präparierten
Suspensionen wurden für vier Tage bei 50 °C in Eppendorfthermomixern gerührt. Danach
wurden nur solche Proben aufgearbeitet, die einen homogen gefärbten Feststoff aufwiesen.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
102
Der Metallgehalt der Feststoffe wurde mittels SEM/EDX analysiert. Die so isolierten
Substanzen sind im Einzelnen in Kapitel 9.10 aufgeführt. Tabelle 33 zeigt eine aus dem
Trägerscreening zusammengestellte Korrelation von Trägermaterial, Solvens und Metalloxid
bzw. Metall-Kolloid. Dafür wurden alle im Experimentellen Teil (vgl. Kapitel 9.10)
aufgeführten und charakterisierten Substanzen den entsprechenden Systemen (Träger,
Solvens, Oxidationszustand des Kolloids) zugeordnet. Tabelle 33 bietet so die Möglichkeit
geeignete Träger und Reaktionsbedingungen anhand der Häufigkeit der auftretenden
Kombinationen zu erkennen.
Tabelle 33: Korrelation von Trägermaterial, Solvens und Metalloxid- bzw. Metall-Kolloid
1M CitratPuffer
0,1 M AcetatPuffer
Wasser
Summe
HCl 0,01 M
Oxid
Metall
Oxid
Metall
Oxid
Metall
Oxid
Metall
Titandioxid Hombifine
4
1
-
-
2
1
-
3
10
Titandioxid (Aldrich)
-
-
-
-
1
-
-
1
2
Titandioxid (BASF)
1
-
-
-
3
1
-
2
7
Titandioxid P25
4
1
-
2
3
1
-
3
14
Zirkondioxid (Lurgi)
-
-
-
-
1
-
-
-
1
Pural MG50
1
1
-
2
2
1
-
1
8
Pural SB
-
-
2
-
1
-
-
1
4
Aluminiumoxid D10
-
-
-
-
2
1
1
2
6
Aluminiumoxid N
1
-
1
2
1
1
-
1
7
Puralox
1
1
1
1
-
-
-
1
5
Aluminiumoxid S
-
-
-
-
-
1
-
-
1
Sliziumdioxid Aerosil
4
-
-
2
2
2
-
2
12
Lanthandioxid
-
-
-
-
2
-
1
1
4
Aktivkohle
3
1
1
3
2
1
1
1
12
Magnesiumoxid
1
1
-
2
2
2
1
2
13
Summe
20
6
5
14
24
12
4
21
Die Metalloxid-Kolloide lassen sich bei der Verwendung eines salzsauren Mediums auf fast
allen verwendeten Trägern immobilisieren. Aufgrund der verminderten Stabilität der
metallischen Kolloide im aciden Medium wurde bei dieser Reaktionsführung in den meisten
Fällen Sedimentation der Kolloide beobachtet.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
103
Der Citratpuffer ist zur Immobilisierung hingegen weniger gut geeignet. In diesem Medium
sind lediglich die pH-neutralen und basischen Materialien zur Immobilisierung verwendbar.
Im Gegensatz zu dem salzsauren Medium lassen sich in diesem Fall jedoch offenbar die
metallischen Kolloide besser immobilisieren als die Metalloxid-Kolloide.
Den besten Kompromiss stellt der Acetat-Puffer dar. Auch in diesem Medium ließen sich die
Metalloxid-Kolloide auf einer großen Zahl unterschiedlicher Träger immobilisieren. Da der
Acetat-Puffer mit einem pH-Wert von 4,5 weniger acide ist als das salzsaure Medium, ist die
Stabilität der metallischen Kolloide in diesem Fall auch größer, was die größere Zahl
erfolgreich durchgeführter Immobilisierungen belegt.
Bei Verwendung von Wasser ist eine Immobilisierung der Metalloxid-Kolloide nur noch auf
basischem Magnesium- und Lanthanoxid sowie neutraler Aktivkohle möglich. Die
metallischen Kolloide hingegen lassen sich ähnlich gut wie im Acetat-Puffer auch unter
neutralen Bedingungen immobilisieren.
In der Gruppe der sauren Trägermaterialien zeichnen sich vor allem das Titandioxid P25 und
das Silicium Aerosil, die beide eine sehr hohe Oberfläche besitzen, durch ihre breite
Anwendungsmöglichkeit aus. Die untersuchten Aluminiumoxide dagegen sind weniger gut
zur Immobilisierung der Kolloide geeignet. Einzig das aus Aluminium- und Magnesiumoxid
bestehende Pural Mg50 ist zur Immobilisierung verwendtbar. Durch den Anteil an basischem
Magnesiumoxid weist dieser Träger schon bei einem vergleichsweise hohen pH-Wert eine
neutrale
oder
schwach
positive
Oberflächenladung
auf,
wodurch
eine
attraktive
Wechselwirkung zwischen dem Träger und den Kolloiden möglich ist.
Das reine Magnesiumoxid ist offenbar besonders gut zur Trägerung geeignet. Hier wurden
neben der Aktivkohle ähnlich viele erfolgreiche Trägerungen beobachtet.
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
104
Aus diesen Untersuchungen lassen sich folgende generelle Aussagen ableiten:
•
Metalloxid-Kolloide bedürfen zur Immobilisierung eines saureren Mediums im
Vergleich zu den metallischen Kolloide.
•
Unter den untersuchten Medien stellt der Acetat-Puffer den besten Kompromiss dar.
•
Des Weiteren ist eine effiziente Immobilisierung vor allem bei den Trägern möglich,
die eine hohe Oberfläche und/oder ein basisches Verhalten zeigen.
die hier diskutierten Untersuchungen können als Leitfaden genutzt werden, um aus den
Kolloiden heterogene Katalysatoren in größeren Mengen herzustellen. Die in dem
Trägerscreening erhaltenen Materialien wurden mit SEM/EDX lediglich hinsichtlich des
Metallgehalts untersucht. Für den Fall, dass heterogene Katalysatoren hergestellt werden
sollen, ist es unerlässlich weiterführende Untersuchungen mittels TEM durchzuführen, um so
Informationen über die Partikelgröße der immobilisierten Kolloide zu erhalten.
Die in dem Trägerscreening isolierten heterogenen Katalyatoren wurden im Arbeitskreis von
Professor F. Schüth, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim in der
Partialoxidation von Methanol untersucht.
5.4.
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurde zunächst die Immobilisierung der in der vorliegenden Arbeit
entwickelten tri- und tetrametallischen Kolloide auf Vulcan XC72 Leitruß beschrieben. Dazu
wurde die von Koch[100] entwickelte, unter Verwendung eines sauren Citrat-Puffers
ablaufende, Immobilisierung verwendet. Die immobilisierten Partikel der erhaltenen
Brennstoffzellen-Katalysatoren zeigten in den TEM-Aufnahmen Partikelgrößen von ca. 2,5
nm, die der von Koch[100] zuvor beschriebenen Größe entsprechen. Die in diesen Trägerungen
erzielten Edelmetallbeladungen lagen ebenfalls in dem bekannten Bereich. Einige der so
hergestellten Brennstoffzellen-Katalysatoren wurden inzwischen in Rahmen des NaKaBProjektes in Brennstoffzellen getestet (Kapitel 7.1.3 und 7.1.4).
Im Anschluss wurde ein neues Konzept entwickelt, mit dem es gelingt, die primär in der
Hydrolyse erhaltenen 1-2 nm großen Metalloxid-Kolloide direkt auf Ruß zu immobilisieren.
Die im Folgenden als Instant-Konzept bezeichnete Methode wurde systematisch untersucht:
Trägerung der Metalloxid- und Metall-Kolloide
105
Es konnte gezeigt werden, dass die unter den genannten Bedingungen erhaltenen InstantKatalysatoren eine höhere und gleichmäßigere Belegung aufweisen als die unter Citratgepufferten Bedingungen herstellbaren Katalysatoren.
Eine doppelte Trägerung eröffnet erstmals den Zugang zu aus kolloiden Vorläufern
hergestellten
Platindioxid/Vulcan-Katalysatoren
mit
einen
Metallgehalt
von
über
30 Gew.-%.
Durch die Verwendung anderer Leitruße als Vulcan XC72 sind nach dem Instant-Konzept
nun auch Brennstoffzellen-Katalysatoren herstellbar, die eine bessere elektrische Leitfähigkeit
aufweisen. Aus der Gruppe dieser Katalysatoren wurden bereits einige Vertreter von den
Kooperationspartnern
des
NaKaB-Projektes
unter
Brennstoffzellen-Bedingungen
elektrochemisch untersucht.
Schließlich wurden innerhalb eines Trägerscreenings geeignete Trägermaterialien und
Synthesebedingungen zur Immobilisierung der in dieser Arbeit hergestellten mono- und
bimetallischen Kolloide ermittelt. Im Folgenden sollte es damit möglich sein, schnell zu
größeren Menge heterogener Katalysatoren zu gelangen, die im Hinblick auf neue
Anwendungen untersucht werden können.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
106
6.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
6.1.
XRD/DFA-Messungen
6.1.1. Einleitung; Methodenbeschreibung
Die Röntgen-Diffraktometrie gibt u. a. Auskunft über Kristallstruktur, Partikelgröße, PhasenZusammensetzung und Gitterkonstanten eines Feststoffes. Für Einkristalle liefert die Messung
Diffraktogramme mit diskreten Bragg-Reflexen, die zur Bestimmung der Kristallstruktur
ausgewertet werden können. Die Linienbreite der bei Pulverdiffraktogrammen erhaltenen
Beugungsdiagramme wird bei kleinen Partikeln unter anderem von der die Größe der
Kristallite bestimmt und kann für eine Partikelgrößenbestimmung herangezogen werden.
Abhängig vom Material werden im Allgemeinen unterhalb von einem Teilchen-Durchmesser
von 4 nm die Reflexe so breit, dass eine Analyse gar nicht oder nur noch unzureichend
möglich ist. Kolloide Materialien sind im Allgemeinen röntgenamorph und liefern keine
diskutierbaren Reflexsysteme mehr. In diesem Fall bedeutet röntgenamorph nicht, dass sich
diese Proben wie eine Flüssigkeit verhalten, sondern nur, dass die Kristallite zu klein sind, um
sie mit der Debye-Scherrer-Methode analysieren zu können.
Für diese Größenklasse bietet die von Vogel entwickelte XRD/Debye-Funktions-Analyse
(XRD/DFA)
einen
Zugang
zur Kristallstrukturanalyse
im Nanometerbereich.
Die
Leistungsfähigkeit dieser Methode konnte von Vogel unter anderem am Beispiel des
Katalysators EuroPt-1 (6,3 Gew.-% Platin auf SiO2) sowie an mono- und bimetallischen
tensidstabilisierten Kolloiden demonstriert werden.[21c,
99, 100, 108]
Die aus der XRD/DFA
gewonnenen Daten stimmen weitestgehend mit den TEM-Analysen überein.
Zur Auswertung der gemessenen Streukurven wird eine Linearkombination von DebyeFunktionen so variiert, dass die resultierende Summen-Funktion die Streukurve möglichst
optimal wiedergibt. Mit dem nach Debye benannten Funktionstyp wird die Röntgenstreuung
eines Modellpartikel aus den Atomkoordinaten berechnet,[147] wobei davon ausgegangen
wird, dass das Partikel alle möglichen Orientierungen im Raum mit gleicher Häufigkeit
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
107
einnimmt. Die Intensitätsverteilung der von einem Modellpartikel gestreuten Röntgenstrahlen
wird nach Debye mit Gl. (21) beschrieben[108]
N
I N (b ) =
Gl. (21)
∑f
n , m =1
n
f m [sin (2π brnm )] / (2π brnm )
Die Streu-Intensität IN eines Clusters mit N Atomen wird in Abhängigkeit von b (b =
2sin(θ)/ λ, λ: Wellenlänge, 2*θ: Streuwinkel) aus der Summe aller streuenden Atom-Paare
mit dem Abstand rnm und den Streufaktoren ƒn, ƒm gebildet. Die Zahl der Summenterme
wächst mit 106 in Abhängigkeit vom Radius des Partikels. Deshalb ist die Partikel-Analyse
auf Partikel begrenzt, die kleiner als 5 ~ 6 nm sind.
Die Güte der Annäherung wird durch einen möglichst kleinen R-Wert bestimmt, der nach Gl.
(22) berechnet wird,[148]
R =
Gl. (22)
∑ (y
− y calc )
2
exp
∑y
exp
wobei yexp die gemessene Differenzintensität und ycalc die mit der DFA ermittelte
Differenzintensität bedeutet.
Ursprünglich wurden die Debye-Funktionen entwickelt um gemessene Diffraktogramme
verschiedener Modellverbindungen mit auf Debye-Funktionen basierenden simulierten
Diffraktogrammen zu vergleichen.[149] Die einzelnen Debye-Funktionen basieren auf
kristallografischen Struktureinheiten wie Kuboktaeder, Dekaeder, Ikosaeder und hexagonal
gepackten Clustern MN, die vereinfachend nur als Partikel mit abgeschlossenen Schalen
berücksichtigt werden (Abbildung 42).[139]
Abbildung 42: Strukturelemente (v. l. n. r.): Kuboktaeder mit hexagonaler (111)-Fläche, Kuboktaeder mit
dreieckigen (111)-Flächen, Dekaeder, Ikosaeder
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
108
Daraus folgt, dass zur Analyse nur Cluster (Zahlen für Kuboktaeder und Ikosaeder gültig) mit
N = 13, 55, 147, 309, 561, 923, … verwendet werden. Aus diesen Funktionen kann die
mittlere Größe sowie die Zusammensetzung der Probe aus Kuboktaedern, Dekaedern
Ikosaedern und hexagonalen Clustern abgeleitet werden. Damit wird klar, dass die DFA mit
Hilfe von diskreten Magic-Number-Modellclustern eine kontinuierliche Größenverteilung
nachbildet.
Aus
dem
selben
Grund
sind
die
aus
der
DFA
entwickelten
Größenverteilungsdiagramme, in welche die diskreten Cluster eingehen, auch nur eine
Annäherung an die Realität.
Neben den bisher angesprochenen Modellclustern existieren noch weitere Clusterstrukturen
mit fünfzähliger Symmetrie, so genannte MTP-Strukturen (multiple twinned particle). So
wurden z. B. 3-Mercapto-propinsäure stabilisierte Cluster aus Gold und auf SiO2 deponierte
Cluster aus Indium, Germanium und Blei mit dieser speziellen fünfzähligen Symmetrie durch
HRTEM-Analyse nachgewiesen.[150] Objekte mit fünfzähliger Symmetrie sind in der
klassischen Kristallographie nicht zugelassen, da mit ihnen keine Kristallstrukturen mit
Translationssymmetrie aufgebaut werden können. MTP´s unterscheiden sich von regulären
kristallografischen Strukturen u. a. auch durch die exponierten Oberflächen. MTP´s haben
ausschließlich (111)-Mikrofacetten. Kuboktaeder dagegen besitzen zum Beispiel neben (111)Mikrofacetten auch noch (100)-Mikrofacetten, welche im Verhältnis 1 zu 2 stehen.
Ein Vergleich mit den Gitterkonstanten der bulk-Materialien erlaubt auch Aussagen über den
Mischungs- bzw. Entmischungszustand von bi-, tri- und tetrametallischen Systemen, wie sie
im Zuge dieser Arbeit hergestellt wurden. EXAFS-Untersuchungen an Gold-Clustern haben
gezeigt, dass die Gitterkonstante dieser Cluster deutlich unter der des entsprechenden bulkMaterials liegt.[151] Solche Cluster besitzen demnach andere Festkörpereigenschaften als das
bulk-Material.
Vogel et al. konnten das Verhalten der Gold-Cluster mit DFA bestätigen.[108] Das gleiche
Phänomen wurde von Vogel et al. ebenfalls an Platin-Ruthenium (50/50) Mischkolloiden
gemessen;[152] Die Kontraktion Gitterkonstante wurde auch von Kazukur bestätigt.[153] Der
Autor bediente sich eines semi-empirischen Ansatzes nach Sutton und Chen mit dem er die
Energie der Struktur von Palladium-Clustern mit 147 bis 2057 Atomen (ca. 1–4 nm
Durchmesser) minimierte. Ein Ergebnis der Rechnungen war unter anderem, eine Verkürzung
der Gitterkonstante kleiner Übergangsmetallcluster bei abnehmender Clustergröße.
Bei der Auswertung der DFA-Annäherung wird zwischen zahlen- und massenbasierender
Häufigkeit der ermittelten Clusterstrukturen unterschieden. Als Äquivalent zu TEMUntersuchungen ist der zahlenmäßige Mittelwert heranzuziehen. Allerdings stimmt im
109
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Allgemeinen der massenmäßige Mittelwert besser mit TEM-Daten überein.[154] Die von
Vogel angewendete DFA hat nach eigener Abschätzung einen relativen Fehler von 10 – 20 %
hinsichtlich der Cluster-Zusammensetzung der Probe.[148]
Die Messungen wurden auf einem kommerziellen Guinier-Diffraktometer der Firma Huber in
45° Transmissions-Anordnung durchgeführt (Abbildung 43). Als Einkristallmonochromator
wurde ein Germanium (111) Kristall genutzt, um einen fokussierten Cu Kα1 Strahl (λ =
1,5406 Å) zu erhalten (Abbildung 43).[149b]
Abbildung 43: Guinier-Geometrie in 45°-Transmissions-Anordnung; Röntgenröhre mit Cu Kα1Strahlung, Ge (111) Monochromator
Die Apparatur wurde um eine in-situ-Zelle erweitert (Abbildung 44), mit der Tief- und
Hochtemperatur (78-1000 K) und/oder Vakuummessungen (~3 x 10-8 mbar) durchgeführt
werden können (s. Abb.).[149b]
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
110
Abbildung 44: in-situ-Zelle
Die Kolloid-Pulver wurden jeweils zwischen zwei 100 µm dicken Beryllium-Folien fixiert.
Für eine Auswertung mit DFA wird neben der Probe auch ein Diffraktogramm des
Stabilisators aufgenommen. Dessen Intensitätsverteilung wird vom Proben-Diffraktogramm
subtrahiert, wodurch bei kleinen Winkeln nicht vermeidbare Oszilationen entstehen. Die im
Folgenden gezeigten Differenz-Diffraktogramme sind entlang der Ordinate auf den Betrag
des reziproken Gittervektors b = 2 sin(ϑ)/λ umgerechnet.
Um den Reduktionsgrad und den Abbau der Sulfobetain-Schutzhülle zu beobachten, werden
während des Temperns in der in-situ-Zelle open-slit-Messungen durchgeführt. Bei voll
geöffneter
Analysator-Blende
(open-slit)
wird
der
Analysator
auf
verschiedene
Referenzreflexe festgesetzt und die temperaturabhängige Veränderung der Reflexe
beobachtet. Anhand der Temperaturprofile werden Informationen über den Reduktionsgrad
der
Probe,
das
Partikelwachstum
und
den
Zustand
der
Probe
während
der
Temperaturbehandlung gewonnen. Das Partikelwachstum und der Reduktionsgrad werden
durch eine Intensitätszunahme des beobachteten Reflexes angezeigt. Bei der VakuumPyrolyse wird der organische Stabilisator oxidativ durch die Metalloxid-Partikel abgebaut und
die Metalloxid-Partikel gleichzeitig reduziert.
111
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
6.1.2. Iridiumoxid-Kolloid
Untersucht wurde das Iridiumoxid-Kolloid MO19 (8,3 Gew.-% Iridium). Nach TEM-Analyse
haben die Partikel eine Größe von 1,2 ± 0,3 nm. Mit Hilfe der XRD/DFA sollte unter anderem
die Frage beantwortet werden, in welcher Oxidform das Iridiumoxid-Kolloid vorliegt. Zur
Analyse wurde ein Probe in die in-situ-Kammer eingesetzt und zunächst unbehandelt
vermessen.
Abbildung 45: Iridiumoxid-Kolloid as-received und Ir16O56-Cluster
Abbildung 45 zeigt das Diffraktogramm des Iridiumoxid-Kolloids (Linie und Kreuze) sowie
eine auf Basis eines Iridiumdioxid-Clusters berechnete Streukurve (durchgezogene Linie). Bei
b < 0,3 Å-1 stört die große Intensität der oszillierenden Stabilisator-Reflexe und macht eine
Wiedergabe des Intensitätsprofils unmöglich. Wird für die Iridium-Sauerstoff-Abstände in
dem kolloiden Metalloxid eine geringe Kontraktion angenommen, gibt die auf dem
Iridiumdioxid-Cluster basierende Streukurve das experimentelle Diffraktogramm des
Iridiumoxid-Kolloids gut wieder. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass es sich
beim kolloiden Iridiumoxid um Iridiumdioxid-Kolloide handelt. In Abbildung 46 ist ein
Modellcluster zu sehen, auf dessen Basis die Streukurve berechnet wurde. Im Vergleich zu
bulk-Iridiumdioxid wird mehr Sauerstoff benötigt, um die freien Valenzen abzusättigen.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
112
Abbildung 46: Iridiumdioxid-Cluster Ir16O56
Im Anschluss an diese Messungen wurde die Substanz im Vakuum zunächst zweimal bis
175 °C und abschließend noch einmal bis 210 °C erhitzt. Eine open-slit-Messung während der
Temperaturbehandlung zeigte, dass die Partikel danach vollständig reduziert waren. Die
Abbildung 47 zeigt sowohl das korrigierte Diffraktogramm (graue Linie) der Probe, als auch
die DFA-Simulation (schwarze Linie). Die DFA-Simulation und das Diffraktogramm passen
gut zueinander, die mittlere Abweichung beträgt lediglich R = 0,28 %. Die DFA-Simulation
liefert einen mittleren Teilchendurchmesser von 1,3 nm. Das zugehörige Histogramm zeigt
die Größenverteilung sowie den Anteil an Kuboktaedern (fcc-Cluster) und Dekaedern. Die
Probe besteht zu ca. 40 % aus Kuboktaedern und zu ca. 60 % aus Dekaedern. Am häufigsten
werden M55-Kuboktaeder (30 %) und M54-Dekaeder beobachtet. Die aus dem ermittelten
Atomabstand abgeleitete hypothetische Gitterkonstante der Cluster bleibt gegenüber bulkIridium unverändert (bulk-Ir: a=3,839 Å, exp. a=3,838Å)
113
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Abbildung 47: Iridium-Kolloid nach 210 °C Temperung im Vakuum und massenbasierte
Partikelverteilung
Das Vormaximum bei b = 0,22 zeigt, dass das Sulfobetain während der Temperung in eine
amorphe Form übergeht (vgl. Abbildung 45). Eine Behandlung bei 700 mbar H2-Druck und
175 C ergab keine Veränderung der Probe. Anschließend wurde die Probe im Vakuum
nochmals bis 300 °C erhitzt.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
114
Abbildung 48: Iridium-Kolloid nach 300 °C Temperung im Vakuum und massenbasierte
Partikelverteilung
Beim Vergleich mit der vorherigen Streukurve fällt die Abnahme des Sulfobetain-Maximums
bei b = 0,22 Å-1 auf (Abbildung 48). Offenbar ist die Substanz flüchtig und/oder wird unter
den Reaktionsbedingungen zerstört. Im Vergleich zur Kurve in Abbildung 47 sind die
Streumaxima bei b = 0,75 und 0,85 Å-1 stärker ausgeprägt. Das Hauptmaxium zeigt eine
deutliche Schulter, welche sich dem entstehenden (200)-Reflex der kubischen Struktur
zuordnen lässt. Durch die Temperaturbehandlung wachsen die Teilchen nach DFA lediglich
auf eine mittlere Größe von 1,3/1,5 nm (zahlen-/ massenbasiert) an, womit die Kolloide eine
hohe strukturelle Stabilität demonstrieren. Die Zusammensetzung der Probe aus
Kuboktaedern und Dekaedern bleibt gleich (39 Gew.-% Kuboktaeder, 61 Gew.-% Dekaeder).
Die massenbasierte Zusammensetzung hat sich allerdings geändert, fcc-M13 sind nicht mehr
vorhanden, der Anteil der M181-Dekaeder nimmt von 9 Gew.-% auf 19 Gew.-% zu und es
treten große kubische M309-Cluster von ca. 2,5 nm auf.
115
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
6.1.3. Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Die kristallografischen Untersuchungen wurden am Platin-Iridium-Oxid-Mischkolloid
durchgeführt (MO51; 17,8 Gew.-% Metall, 7,0 Gew.-% Platin, 10,8 Gew.-% Iridium, Oxid
1,3 ± 0,2 nm, 39 Atom-% Pt, 61 Atom-% Ir, nach Elementaranalyse). Die Probe wurde
zunächst in oxidiertem Zustand vermessen, wobei keine metallische Phase gefunden wurde.
Anschließend wurde die Probe wie beim Iridiumdioxid-Kolloid beschrieben zunächst im
Vakuum, danach in Wasserstoff bis 175 °C und anschließend noch einmal im Vakuum auf
210 °C erhitzt. Nach dieser Vakuumbehandlung waren die Kolloide komplett reduziert. Die
intermediäre Behandlung bei 175 °C und 700 mbar Wasserstoffatmosphäre zeigte wie beim
zuvor untersuchten Iridiumdioxid-Kolloid keine Veränderung der Probe.
Abbildung 49: Platin-Iridium-Kolloid nach 210 °C im Vakuum und massenbasierte Partikelverteilung
Abbildung 49 zeigt die Streukurve und DFA-Annnäherung sowie das Histogramm nach der
210 °C-Behandlung. Es fällt auf, dass im Gegensatz zur Iridiumdioxid-Kolloid-Probe der
kristalline Stabilisatoranteil noch vorhanden ist. Deutlich wird das durch die vielen kleinen
Reflexe im Bereich von b > 0,25 Å-1. Als Folge zeigt das Diffraktogramm einen größeren
Untergrundanteil, was die Simulation mit der DFA erschwert. Aus der DFA leitet sich ein
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
116
zahlenmäßiger Anteil von 39 % Kuboktaedern und 61 % Dekaedern ab. Das zugehörige
Histogramm zeigt die zahlenmäßige Zusammensetzung der Probe im Detail. Der Anteil an
fcc-Teilchen setzt sich hauptsächlich aus M13-Clustern (zahlenbasiert 65 %, Massenanteil
25 %) zusammen. Der mittlere Durchmesser liegt nach DFA bei 0,9/1,2 nm (zahlen-, massenbasiert).
Nach der Messung des mittlere interatomaren Abstandes in den Platin-Iridium-Kolloiden
ergibt sich eine entsprechenden Gitterkonstante von a = 3,803 Å, die damit unter dem von
bulk-Iridium und bulk-Platin (bulk-Ir: 3,839 Å, bulk-Pt = 3,923 Å) liegt. Die Verkürzung der
atomaren Abstände kann durch die Vermischung der beiden Metalle zu einer Legierung
entstanden sein. Phasendiagramme des bulk-Platin-Iridium-System belegen die unbegrenzte
Mischbarkeit beider Metalle.[155] Demnach handelt es sich offensichtlich um Platin-IridiumMischkolloide.
In einer Legierung ändert sich die Größe der Gitterkonstante normalerweise linear mit der
molaren Zusammensetzung der Legierung. Ein Vergleich der verkürzten Gitterkonstante einer
entsprechenden bulk-Platin-Iridium-Legierung von a = 3,881 Å mit dem gefundenen
Gitterkonstante von a = 3,803 Å des Kolloids, so ergibt dies eine Kontraktion der
Gitterkonstante um 2 % in der kolloiden Verbindung. Diese Kontraktion des Kristallgitters ist
in Einklang mit den o. g. Ausführungen[108, 152, 153] auf eine bei Clustern mögliche Kontraktion
der atomaren Abstände zurückzuführen.
6.1.4. Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Um den Mischungszustand der Metalle Platin und Osmium eingehender zu untersuchen,
wurden an zwei Platin-Osmium-Oxid-Kolloiden XRD/DFA-Untersuchungen durchgeführt
(MO32 Pt-Os-Ox, K2OsO4, Pt 4,5 Gew.-%, Os 1,6 Gew.-%, 26 % Osmium, 1,2 ± 0,2 nm;
MO37 Pt-Os-Ox, OsCl3, Pt 6,7 Gew.-%, Os 3,8 Gew.-%, 36 % Osmium, 1,5 ± 0,3 nm).
Hierzu wurden sowohl ein mit Kaliumosmat hergestelltes Oxid-Kolloid als auch ein mit
Osmiumtrichlorid dargestelltes Metall-Oxid-Kolloid ausgewählt. Die Verwendung von
Osmium-Precusoren unterschiedlicher Oxidationsstufe sollte sich auch in den Eigenschaften
der dargestellten Kolloide wiederspiegeln. Beide Proben wurde zusammen in der schon
beschriebenen Vakuumzelle vermessen.
Zunächst wurden Diffraktogramme der Proben im ursprünglichen Zustand aufgenommen.
Beide Proben bestanden nach diesen Messungen aus Metalloxiden. Die Diffraktogramme
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
117
waren allerdings stark von den Reflexen des Stabilisators überlagert und deshalb nicht
auswertbar. Die Proben wurden anschließend nach dem Standard-Verfahren im Vakuum
reduziert, d. h. bei einer Heizgeschwindigkeit von 10 °C/min zweimal auf 175 °C und einmal
auf 230 °C erhitzt und das Verhalten während der Reduktion mit einer open-slit-Messung
beobachtet. Schon hier zeigten die Proben ein unterschiedliches Verhalten. Wird die
Temperatur, bei der vollständige Reduktion erreicht wird, als Maß für die Leichtigkeit der
Reduktion herangezogen, lies sich die Probe MO37 mit Osmium-(III)-Precusor leichter
reduzieren. Bei dieser Probe wurde die vollständige Reduktion zwischen 170 °C und 185 °C
erreicht. Im Vergleich dazu war die Probe, bei der ein Osmium-(VI)-Precusor verwendet
wurde, erst bei 215 °C vollständig reduziert. Offenbar sind die Kolloide mit der niedrigeren
Oxidationsstufe leichter in die metallische Form zu überführen als die mit Kaliumosmat
hergestellten Kolloide. Nach Reduktion im Vakuum wurden jeweils DF-Analysen der
metallischen nano-skalierten Phasen durchgeführt.
Abbildung 50: Streukurve und zahlenbasierte Größenverteilung des Platin-Osmium-Kolloid MO37
(OsCl3)
Die Auswertung der DFA-Annäherung ergab für MO37 einen mittleren Durchmesser von
1,4/1,7 nm (zahlen-, massenbasiert), der gering über dem TEM-Wert von 1,5 ± 0,3 nm lag .
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
118
Nach DFA besteht die Probe aus kubischen und dekaedrischen Teilchen, wobei die
dekaedrischen Strukturen nur zu 36 Gew.-% beitragen (Abbildung 50). Es ist auffällig, dass
keinerlei hexagonale Phase zu beobachten war, was insofern wichtig ist, als dass Osmium in
hexagonaler Phase kristallisiert. Außerdem war eine Verringerung der Gitterkonstante um
1,9 % auf 3,8491 Å gegenüber bulk-Platins (a = 3,9236 Å) zu beobachten. Die verkürzte
Gitterkonstante deutet auf eine Legierung von Platin und Osmium hin. Pro Atom ist das
Elementarzellenvolumen des Osmiums um 7 % kleiner als das von Platin; ein Legieren von
Osmium mit Platin führt also zu einer Verkleinerung der Gitterkonstante. Andererseits ist von
bulk-Legierungen bekannt, dass Osmium nur zu ca. 20 % in Platin löslich ist, und dass sich
oberhalb von 20 % eine hexagonale Phase abscheidet.[156] Das Fehlen einer hexagonalen
Phase und die kleinere Gitterkonstante der beobachteten Phase deuten zusammen auf eine
Mischung der Metalle im Kolloid hin.
Um diesen Befund zu bestätigen, wurden im Anschluss Hochtemperaturmessungen
durchgeführt. Durch die Behandlung bei höherer Temperatur wird der störende
Stabilisatoranteil weiter zurückgedrängt und eine bessere Annäherung mit DFA möglich.
Dazu wurde die Probe im Vakuum mit einer Heizgeschwindigkeit von 10 °C/min auf 530 °C
aufgeheizt.
Eine
open-slit-Messung
Teilchenwachstum ab 400 °C beginnt.
während
des
Temperns
zeigte,
dass
das
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
119
Abbildung 51: Streukurve und Histogramm des Platin-Osmium-Kolloids MO37 (OsCl3-Precusor) nach
530 °C, sowie die zu erwartenden Reflexe einer vergleichbaren bulk-Platin-OsmiumLegierung.
Nach der Hochtemperaturbehandlung wurde der mittleren Durchmesser mit 3,8 nm bestimmt.
Der Anteil an Dekaedern verringert sich zugunsten von verzwillingten Kuboktaedern auf 26
Gew.-%. Die Gitterkonstante ist immer noch um ~1,2 % kleinere als im Vergleichbaren bulkMaterial. Darüberhinaus tritt keine hexagonale Phase auf, die auf sich abscheidendes Osmium
hindeuten würde. Abbildung 51 zeigt die experimentelle Streukurve und die entsprechende
DFA-Annäherung. Im Vergleich zu bulk-Platin sind die deutlich verschobenen Reflexlagen
vor allem bei b = 0,45 Å-1, 0,73 Å-1 und 0.85 Å-1 deutlich zu erkennen.
Die mit der DFA durchgeführten Untersuchungen zeigen deutlich, dass es sich bei dem
Kolloid MO37 um eine homogene Mischung der beiden Metalle handelt. Gestützt wird diese
Annahme vor allem durch die fehlende hexagonale Phase. Bemerkenswert ist in diesem
Zusammenhang, dass nach Hansen Osmium in der bulk-Phase nur zu ca. 25 Gew.-% im
kubisch kristallisierendem Platin löslich ist.[157] In MO37 wurde nach Elementaranalyse aber
einen Anteil von 36,6 Gew.-% Osmium gefunden. Die bulk-Platin-Osmium-Legierungen und
die entsprechenden kolloiden Platin-Osmium-Legierungen verhalten sich offensichtlich
unterschiedlich. Die für die bulk-Substanz gefundene Mischungsgrenze gilt nicht für die
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
120
kolloide Legierung. Eine Erklärung könnte das unterschiedliche Verhältnis von Gitterenergie
und Grenzflächenenergie in der bulk- und kolloiden-Phase sein. Bei bulk-Verbindungen
kommt der Effekt der Fehlordnung, verursacht durch hexagonal gepacktes Osmium, viel
stärker zum Tragen als in einem kolloiden Partikel, der aus nur ca. 100 bis 200 Atomen
besteht.
In
der
kolloiden
Phase
können
die
Metallatome
die
konkurrierenden
Kristallordnungen besser ausgleichen. Diese Erklärung wird von der Tatsache gestützt, dass
die DFA-Simulation nach Hochtemperatur-Behandlung mit verzwillingten fcc-Teilchen viel
besser gelingt als mit reinen fcc-Teilchen. Bei den größeren Teilchen treten stark
fehlgeordnete, aber immer noch kubische Teilchen auf.
Die DFA des mit einem Osmium-(VI)-Precusor hergestellten und auf die gleiche Weise
behandelten Kolloids MO32 ergibt ähnliche Resultate. Nach der Temperaturbehandlung bis
210 °C werden mit DFA Partikel mit einer Durchschnittsgröße von 1,7/1,3 nm (massen-,
zahlenbasiert) identifiziert (Abbildung 52). Die Probe ist nur aus Kuboktaedern und Dekaeder
zusammengesetzt. Der Anteil an Dekaedern beträgt auch hier ca. 36 Gew.-%. Die
Verringerung der Gitterkonstante liegt hier nur bei 1,7 %, allerdings ist der Osmiumanteil mit
26,5 Gew.-% auch geringer.
Abbildung 52: Streukurve und zahlenbasierte Partikelverteilung des Platin-Osmium-Kolloids nach 210 °C
(Os(VI))
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
121
Abbildung 53: Streukurve und Histogramm des Platin-Osmium-Kolloids nach 520 °C (Os(VI)), sowie die
zu erwartenden Reflexe einer vergleichbaren bulk-Platin-Osmium-Legierung
Nach der Behandlung bei 530 °C sind die Teilchen für eine DFA schon zu groß. Eine
Auswertung
wurde
deshalb
mit
verallgemeinerten
Lorentz-Profilen
(Pearson-VII)
durchgeführt. Die breiten Reflexfüße deuten auf eine hohe Polydispersität der Probe hin.
Nach der Hochtemperatur-Behandlung wird immer noch eine um 0,55% verkleinerte
Elementarzelle aufgefunden. Abbildung 53 zeigt neben den Lorentzprofilen die zu
erwartenden Pulverreflexe einer vergleichbaren bulk- Platin-Osmium Legierung. Die
experimentell beobachteten Reflexe sind, ebenso wie bei MO37, gegenüber bulk-Platin
verschoben. Außerdem wird deutlich, dass keine hexagonale Phase vorhanden ist. Mit der
DFA konnte auch in diesem Fall belegt werden, dass im untersuchten Kolloid eine nanoskalierte Mischung der Metalle Platin und Osmium vorliegt, und dass es somit gelingt Platin
und Osmium homogen in der kolloiden Phase zu dispergieren.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
122
6.1.5. Platin-Ruthenium-Osmium-(1/1/1)-Oxid-Kolloide
Zur Analyse des Mischungszustandes der ternären Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
wurden neben der Einzelpunktanalyse mit HRTEM/EDX auch DF-Analysen der
Diffraktogramme
angefertigt.
Untersucht
wurde
das
Kolloid
MO63
sowohl
im
Ausgangszustand als auch als mit Wasserstoff vorreduziertes Kolloid (13,1 Gew.-% Pt, 7,9
Gew.-% Ru, 11,0 Gew.-% Os; 1,3 ± 0,3 nm, 2,5 ± 0,5 nm nach Wasserstoff-reduktion).
Anhand des Diffraktogramms des vorreduzierten Kolloids lässt sich belegen, dass die
Reduktion mit Wasserstoff vollständig verläuft, da nur die metallische Phase auftritt.
Abbildung 54: Diffraktogramm des vorreduzierten Platin-Ruthenium-Osmium-Kolloids MO63
Das Diffraktogramm lässt sich mit DFA nur unbefriedigend annähern. Abbildung 54 zeigt
eine Annäherung mit einer hexagonalen Phase (gepunktete Linie) sowie die Annäherung an
eine Mischung aus fcc- und dekaedrischen Teilchen (durchgezogene Linie). Die Mischung
von Dekaedern und verzwillingten Kuboktaedern (56 Gew.-% zu 44 Gew.-%) liefert dabei
das bessere Resultat. In diesem Fall ergibt die DFA eine mittlere zahlenbasierte Partikelgröße
von 1,4 nm, und eine um 1,2% verkleinerte Gitterkonstante des Platins. Das offensichtliche
123
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Fehlen einer hcp-Phase (hexagonal closed shell-Phase) und die Verringerung der
Gitterkonstante kann als Indiz für eine Legierungsbildung von Ruthenium und Osmium mit
Platin gewertet werden; diese Schlußfolgerung ist aber durch die vergleichsweise schlechten
Annäherung mit R = 0,59% nicht gesichert.
Um genauere Ergebnisse zu erhalten, wurde in einer Vakuumpyrolyse die Schutzhülle des
reduzierten Kolloides entfernt. Dazu wurde die Probe mit einer Heizgeschwindigkeit von
10 °C/min auf 320 °C aufgeheizt und anschließend ein Diffraktogramm bei Raumtemperatur
aufgenommen. Abbildung 55 und Abbildung 56 zeigen das Diffraktogramm und die
jeweiligen DFA-Simulationen.
Abbildung 55: Streukurve und Größenverteilung des Vakuum-reduzierten Platin-Ruthenium-OsmiumKolloid nach 320 °C (Dekaeder/Kuboktaeder)
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
124
Abbildung 56: Streukurve und Größenverteilung des Vakuum-reduzierten Platin-Ruthenium-OsmiumKolloids nach 320 °C (hcp-Teilchen/Kuboktaeder)
Die DFA-Simulation des erhaltenen Diffraktogramm setzt sich aus Debye-Funktionen
zusammen, die eine homogene Mischung der beteiligten Metalle anzeigen. Die dominate
Strukturvariante ist dekaedrisch, mit einem kleinen Anteil von 10 Gew.-% kubischer Teilchen
mit Stapelfehler (Abbildung 55). Basierend auf der Dekaeder/Kuboktaeder-Annäherung
ergibt sich die mittlere Partikelgröße nach DFA zu 1,0 nm bzw. 1,5 nm (zahlen/massenbasierend), bei einem R-Wert von 0.49 %. Außerdem ist die Gitterkonstante immer noch um
2,2 % gegenüber dem zu erwartenden Wert einer bulk-Verbindung verkleinert.
Neben der Kuboktaeder/Dekaeder-basierten Simulation wurde eine fcc/hcp-Annäherung
durchgeführt (Abbildung 56). Die Annäherung ergibt einen leicht verbesserten R-Wert von
0,42 % und eine mittlere Partikelgröße von 1,30/1,85 Å (zahlen/massen-basierend). Die
hexagonale Phase geht mit 45 % in die Simulation ein.
Im Anschluß wurde zur Validierung der mit DFA gefundenen Ergebnisse eine simulierte
Streukurve bestehend aus drei jeweils monometallischen M343-fcc-Clustern erzeugt. Damit
wurde untersucht, ob mit DFA zwischen einer homogenen Legierung und einer „nanoskalierten“ mechanischen Mischung der reinen Metalle unterschieden werden kann. Diese
125
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
theoretische Streukurve wurde mit den selben Debye-Funktionen angenähert, die für die
experimentelle Streukurve verwendet wurden. Das Ergebnis war ebenfalls eine relativ gute
Annäherung, mit einer um 1,7 % verkleinerte Platin-Gitterkonstante. Demnach ist die für das
Kolloid MO63 nach 320 °C Behandlung mit DFA gefundene Zusammensetzung nicht
eindeutig. Allerdings weicht die simulierte Streukurve, bei der für die monometallischen
Ruthenium- und Osmium-Cluster eine hexagonale Kristallstruktur zugelassen wird, stark von
der experimentellen Kurve ab.
Abbildung 57: Streukurve und Größenverteilung des Vakuum-reduzierten Platin-Ruthenium-OsmiumKolloid nach 520 °C (Dekaeder/Kuboktaeder)
Da die bisher erhaltenen Ergebnisse nicht eindeutig waren, wurde die Probe im Vakuum bei
520 °C getempert, um größere Partikel zu produzieren, die genauer untersucht werden
können. Nach Temperung bei 520 °C wuchsen die Teilchen nach DFA auf eine
durchschnittliche Größe von 2,5 nm (massenbasiert) an. Abbildung 57 zeigt eine Annäherung,
bei der eine Mischung von Dekaedern und Kuboktaedern genutzt wurde.
Die Annäherung, weicht bei großen b-Werten stark von der experimentellen Streukurve ab.
Diese Simulation ergibt einen Anteil von 19 % fcc-Teilchen, bei einem R-Wert von 0,8 %.
Wie Abbildung 58 verdeutlicht, gibt erst die Simulation mit einer fcc- und hcp-Phase die
Streukurve zufriedenstellend wieder.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
126
Abbildung 58: Streukurve und Größenverteilung des Vakuum-reduzierten Platin-Ruthenium-OsmiumKolloid nach 520 °C (hcp-Teilchen/Kuboktaeder)
Der R-Wert der fcc/hcp-Simlation beträgt 0,7 % bei einer Größe von 1,32 bzw. 2,34 nm
(zahlen-, massenbasiert). Bei b = 0,61 Å-1 erkennt wird in der DFA-Annäherung ein kleines
Maximum des (102)-Reflexes der hexagonalen Phase sichtbar. Durch die real wahrscheinlich
vorhandenen Stapelfehler ist dieser Reflex in der experimentellen Streukurve nicht sichtbar.
Der Anteil der hcp-Phase beträgt ca. 40 %, was ungefähr dem gesamten Anteil Osmium
(29 %) in der Probe entspricht. Die fehlenden 11 % stammen wahrscheinlich von ebenfalls im
hexagonalen Gitter kristallisierendem Ruthenium. Ruthenium ist im Unterschied zu Osmium
bis 80 % in Platin löslich. Darüber hinaus sind die hcp-Teilchen mit ca. 1,7 nm viel kleiner als
die fcc-Teilchen (ca. 3,0 nm). Die Übereinstimmung mit dem Osmiumgehalt und die
bimodale Größenverteilung der Probe deutet darauf hin, dass sich nach der Temperung bei
520 °C zwei Phasen gebildet haben.
Zusammenfassend lässt sich festestellen, dass mit Hilfe der XRD/DFA-Methode der
strukturelle Aufbau des Kolloides MO63 nicht eindeutig bestimmt werden kann. Die
Messungen der Ausgangssubstanzen sind zu ungenau, da ihre Streukurven durch den
Stabilisatoranteil einen zu großen Rauschanteil besitzen. Zumindest nach der Behandlung bei
127
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
520 °C ist eine zweite hexagonale Osmium-Phase entstanden. Ob diese hexagonale Phase
bereits vorher existierte oder erst während der Temperung entstanden ist, ist aus diesem
Messungen nicht ersichtlich. Ähnliche Platin-Ruthenium-Osmium-Verbindungen, ebenfalls
mit einem Osmiumanteil an der Löslichkeitsgrenze, wurden von Smotkin et. al. mit Hilfe der
Röntgendiffraktometrie untersucht.[138] Allerdings verwendete Smotkin et. al. über
Natriumborhydrid-Fällung hergestellte bulk-Legierungen aus Platin, Ruthenium und Osmium.
Auch hier wurde in den durchschnittlich 9 nm großen Kristalliten nach Behandlung bei
500 °C eine zusätzliche hexagonale Phase für Osmium identifiziert. Ob schon vorher kleine
hexagonale Kristallite vorhanden waren, die nur nicht erkannt wurden, ist unklar.
6.1.6. Platin-Ruthenium-Osmium-(65/25/10)-Oxid-Kolloide
Für die Direkt-Methanol-Brennstoff-Zelle fanden Smotkin und Mallouk et al. mit Hilfe eines
kombinatorischen Ansatzes eine spezielle Mischung von Platin, Ruthenium und Osmium, die
sich als CO-toleranter erwies als der klassische Platin/Ruthenium = 50/50 Katalysator.[133] Im
Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten ebenfalls Misch-Metalloxid-Kolloide dieser
Zusammensetzung hergestellt werden. Die Kristallstruktur einer solchen kolloiden
Verbindung MO64 (22,2 Gew.-% Platin, 4,5 Gew.-% Ruthenium, 3,6 Gew.-% Osmium,
(65/25/10), TEM-Ox. 1,3 ± 0,4 nm) wurde mit der XRD/DFA-Methode charakterisiert. Das
Misch-Metalloxid-Kolloid wurde vor der Messung unter Argon bei 320 °C ex-situ getempert,
um die störende Überlagerung des Stabilisator zu verringern und das Kolloid zu reduzieren.
Abbildung 59 zeigt die nach der Temperung aufgenommene Streukurve sowie die
anschließend durchgeführte DFA-Annäherung.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
128
Abbildung 59: Streukurve und DFA-Annäherung nach 320 °C Behandlung
Die Annäherung mit DFA ist sehr effektiv, der R-Wert beträgt 0,38 %. Die Probe besteht
hauptsächlich aus Dekaedern (~68 Gew.-%), der Rest sind Kuboktaeder. Eine hexagonale
Phase von Osmium konnte nicht identifiziert werden. Beide Strukturelemente unterscheiden
sich in der Kontraktion der Gitterkonstanten bezogen auf Platin. Die dekaedrischen Teilchen
sind um 0,34 %, die Kuboktaeder um 0,94 % kontrahiert. Die DFA-Auswertung ergibt einen
mittleren Partikeldurchmesser von 1,7/1,4 nm (massen-, zahlenbasiert), der relativ gut mit den
im TEM festgestellten Partikelgrößen übereinstimmt. Die statistische Zusammensetzung der
vermessenen Probe zeigen die Histogramme in Abbildung 60.
129
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Abbildung 60: Massen- zahlenbasierte Zusammensetzung des Kolloids MO64
Eine weitere Messung wurde an mit Wasserstoff vor-reduzierten metallischen Kolloiden
durchgeführt. Die Analyse der reduzierten Kolloide ergibt eine andere Zusammensetzung. Die
massen-, zahlenbasierte mittlere Größe beträgt 3,0/1,1 nm bei einem R-Wert von 0.46 %.
Nach DFA überwiegen in diesem Fall die Kuboktaeder mit 62 %. Die Kontraktion der
Gitterkonstanten beträgt für die Kuboktaeder 0,89 % und für die Dekaeder 0,30 %.
Die Unterschiede in der Zusammensetzung sind eine Folge der unterschiedlichen
Reduktionsarten. In der Feststoffreduktion wird der Gittersauerstoff der einzelnen Partikel
entfernt, ohne dass die Partikel stark interagieren; die ursprüngliche Größe des MischMetalloxid-Kolloids bleibt erhalten. Es ist anzunehmen, dass das Metalloxid-Kolloid während
der Vakuumpyrolyse als Oxidationsmittel wirkt, wodurch der Stabilisator oxidativ abgebaut
wird. Im Fall einer Wasserstoffreduktion in Lösung koagulieren einzelne Teilchen während
der Reduktion, wodurch das größere Partikelwachstum erklärt werden kann.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
130
6.1.7. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(1/1/1/1)-Oxid-Kolloide
Die Homogenität des im Rahmen dieser Arbeit für die Anwendung in der DMFC (directmethanol-fuel-cell) hergestellten Metalloxid-Kolloides soll mit Hilfe der XRD/DFA-Methode
eingehender untersucht werden. Dazu wurde exemplarisch das mit HRTEM/EDX (vgl.
Kapitel 6.3.7) analysierte Modell-Kolloid MO70 (Platin 6,2 Gew.-%, Ruthenium 2,4 Gew.%, Osmium, 7,0 Gew.-%, 6,98 Gew.-% Ir, Oxid 1,3 ± 0,4 nm, Metall 2,2 ± 0,6 nm)
ausgewählt. Im Gegensatz zur für die DMFC vorgeschlagenen Stöchiometrie von Pt/Ru/Os/Ir
= 44/41/10/5 ist die Modellsubstanz reicher an Osmium und Iridium, um beide Metalle mit
dem HRTEM/EDX Verfahren nachweisen zu können.[137] Die beiden Metalloxid-Kolloide
(Pt-Ru-Os vgl Kapitel 6.1.5, Pt-Ru-Os-Ir) wurden zunächst in die Vakuummesszelle
eingebracht und gemeinsam mit einer Heizrampe von 10 °C/min auf 320 °C erhitzt.
Abbildung 61: open-slit-Messung der Pt-Ru-Os-(1/1/1) (Quadrate) und Pt-Ru-Os-Ir-(1/1/1/1)-OxidKolloide (Kreise) während der Vakuumpyrolyse
Abbildung 61 zeigt das Verhalten der Probe während des Aufheizvorgangs. Dazu wurde die
Veränderung des Sulfobetain-Reflexes bei theta = 10° und die Veränderung des Kolloides bei
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
131
einem Reflex von theta = 20,5° beobachtet. Der Abbau des Sulfobetains beginnt bei ca.
150 °C, damit einher geht die Reduktion des Kolloides. Die Pyrolyse und Reduktion sind bei
ca. 250 °C abgeschlossen. Abbildung 61 veranschaulicht darüber hinaus die Stabilität der
Partikel bis 320 °C. Ein eventuelles Anwachsen der Partikel –nachweisbar in Form steigender
Intensität des Reflexes bei theta = 20,5°- wurde nicht beobachtet. Nach der Temperung wurde
bei Raumtemperatur ein Diffraktogramm aufgenommen und mit DFA ausgewertet
(Abbildung 62).
Abbildung 62: Streukurve des Pt-Ru-Os-Ir-Kolloids MO70 nach Behandlung bei 320 °C, Dekaeder und
Kuboktaeder Simulation
Nach DFA werden nach der Vakuum-Reduktion bei 320 °C Partikel mit einer zahlen-,
bzw. massenbasierte
mittlere
Größe
von
1,1
nm
bzw.
1,6
nm
gefunden.
Die
Zusammensetzung der Probe ist überwiegend dekaedrisch mit einem geringen Anteil von
14,5 % verzwillingten Kuboktaedern. Die homogene Mischung der Metalle wird durch die
um 2,5% verkleinerte Gitterkonstante des Platins deutlich. Allerdings ist diese DFAAnnäherung nur begrenzt zuverlässig, belegt durch einen schlechten R-Wert von = 0,59 %.
Vor allem bei großen b-Werten fällt eine schlechte Übereinstimmung der DFA-Annäherung
mit der experimentellen Streukurve auf. Das Histogramm (Abbildung 62) zeigt die
massenbasierende Verteilung der Cluster.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
132
Neben der Kuboktaeder/Dekaeder-basierenden Simulation wurde auch hier eine Simulation
mit fcc- und hcp-Teilchen durchgeführt (Abbildung 63). Im Unterschied zum ternären System
ist die Annäherung mit einen R-Wert von 0,71 % schlechter (vgl Kapitel 6.1.5 R-Wert =
0,42 %). Aus der fcc/hcp-Simulation errechnen sich eine Probenzusammensetzung mit 38%
hcp-Teilchen und eine Teilchengröße von 1,4 bzw. 2,1 nm (zahlen-, massenbasiert).
Abbildung 63: Streukurve des Pt-Ru-Os-Ir-Kolloids nach Behandlung bei 320 °C, hcp- und fcc-Teilchen
Simulation
Wie in Kapitel 6.1.5 angesprochen, wurde auch hier eine simulierte Streukurve aus gleich
großen monometallischen fcc-Clustern aus Platin, Ruthenium, Osmium und Iridium errechnet
und mit den vorhandenen Sätzen der Debye-Funktionen ausgewertet. Auch in diesem Fall
gelang die Annäherung relativ gut. Werden in der Simulation für Osmium und Ruthenium
hcp-Cluster zugelassen, stimmt die simulierte Streukurve mit der experimentellen Kurve nicht
mehr überein. Wie im Fall des Kolloids (vgl. Kapitel 6.1.5) MO63 ist die Analyse der nach
320 °C Temperung aufgenommenen experimentellen Streukurve nicht eindeutig. Aus diesem
Grund wurde die Substanz noch einmal bis 520 °C getempert, um eine homogenere Probe zu
erhalten. Das Anwachsen der in der Probe vorhandenen Partikel ist allerdings problematisch:
aus einer vorher eventuell inhomogenen Verteilung kann dadurch eine homogene Verteilung
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
133
werden. Die nach Temperung aufgenommenen Streukurve wurde wie vorher mit einem Satz
von Dekaedern und fcc-Teilchen (Abbildung 64) und mit einem Satz von fcc/hcp-Teilchen
angenähert (Abbildung 65).
Abbildung 64: Streukurve des Pt-Ru-Os-Ir-Kolloids nach Behandlung bei 520 °C, Dekaeder und
Kuboktaeder Simulation
Abbildung 65: Streukurve des Pt-Ru-Os-Ir-Kolloids nach Behandlung bei 520°C, hcp- und KuboktaederSimulation
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
134
Die Simulation mit Dekaedern und fcc-Teilchen ergibt eine schlechte Annäherung (Abbildung
64). Der R-Wert beträgt lediglich 0,80 %. Die fcc-Teilchen treten mit einem Anteil von 21%
und einer mittleren Teilchengröße von 1,6/2,3 nm (zahlen-, massenbasiert) auf. Eine bessere
Anpassung kann, wie auch bei der ternären Probe MO63, mit der fcc/hcp-Simulation erzielt
werden. Abbildung 65 zeigt neben Streukurve und Annäherung auch die massenbasierte
Verteilung der Cluster. Der Anteil der hcp-Phase beträgt bei diesem Kolloid nur ca. 34 % im
Vergleich zu 40 % im Fall der ternären Verbindung MO63. Bei b = 0,61 Å-1 befindet sich in
der Simulation der Reflex der (102)-Netzebene der hcp-Phase. In der Streukurve taucht dieses
Streumaximum aufgrund von Stapelfehlern in der hcp-Phase nicht auf. Nach Temperung bei
520 °C scheidet sich demnach eine hexagonale Osmium-Phase ab. Aus der Literatur sind
zahlreiche Beispiele bekannt, die belegen dass Osmium nur zu ca. 20% in der fcc-Struktur des
Platin löslich ist.[156a, b, 157] In der Probe ist Osmium mit einem Anteil von ca. 23% enthalten.
Folglich muss sich noch ein weiteres Metall in der hexagonalen Phase befinden.
Wahrscheinlichster Kandidat ist Ruthenium, welches auch eine hexagonale Kristallstruktur
bildet. Andererseits sind die energetischen Unterschiede der hexagonalen und kubischen
Phase aufgrund der Symmetrie-Unterschiede und elektronischen Einflüsse sehr gering. Diese
Fernordungs-Effekte eines bulk-Kristalls konkurrieren mit den im Kolloid überwiegenden
Oberflächeneffekten und werden von diesen überkompensiert. Es ist deshalb durchaus
vorstellbar, dass sich auch Platin und/oder Iridium mit in der hexagonalen Phase finden.
Tatsächlich ist Platin zu ungefähr 5-10% in Osmium löslich.[156a]
In allen Simulationen wird ein gegenüber bulk-Platin verkleinerter Atomabstand, bzw. eine
daraus abgeleitete verkürzte Gitterkonstante beobachtet, die durch eine Legierungsbildung
verursacht sein könnte. Außerdem ist der Atomabstand der hexagonalen im Vergleich zur
bulk-Osmium Phase aufgeweitet. Auch das deutet auf eine Legierungsbildung hin.
6.1.8. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-(44/41/10/5)-Oxid-Kolloide
Neben den im vorhergehenden Kapitel untersuchten äquimolaren Verbindungen (vgl. Kapitel
6.1.7) wurde für die Anwendung in der DMFC und CO-toleranten Brennstoffzelle auch die in
der Literatur bekannte 4-Metall-Legierung als kolloide Spezies hergestellt.[133] Um den
kristallografischen Zustand dieses Mischmetall-Kolloides zu bestimmen, wurde das Kolloid
MO76 ausgewählt (Pt 12,8 Gew.-%, Ru 7,9 Gew.-%, Os 3,1 Gew.-%, Ir 1,0 Gew.-%;
40/48/10/3; TEM Ox. 1,2 ± 0,3 nm TEM Red. 2,5 ± 0,5). Im Gegensatz zu dem bisher
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
135
angewandten Verfahren wurde die Probe außerhalb der in-situ-Kammer unter Argon 310 °C
pyrolysiert und anschließend in das Spektrometer eingeschleust, da ,wie teilweise gezeigt,
Messungen der Original-Proben aufgrund des Stabilisator-Anteil nicht genau angenähert
werden können. Darüberhinaus ist eine ex-situ-Behandlung einfacher und schneller
durchzuführen. Abbildung 66 zeigt das Diffraktogramm sowie die mit DFA berechnete
Annäherung.
Abbildung 66: Streukurve und Größenverteilung des Vakuum-reduzierten Platin-Ruthenium-OsmiumIridium-Kolloids nach 310 °C (Dekaeder/Kuboktaeder)
In diesem Fall stimmt die Simulation mit DFA mit einem R-Wert = 0,34 % ähnlich gut, wie
beim Iridiumdioxid-Kolloid überein. Probleme wie im Fall der aus vier äquimolaren Teilen
zusammengesetzten Metallverbindungen (vgl. Kapitel 6.1.7) treten nicht auf; die Simulation
wurde ausschließlich mit Dekaedern und verzwillingten Kuboktaedern durchgeführt. Die
Verwendung einer hexagonalen Phase war nicht erforderlich. Die Histogramme zeigen die
zahlen- und massenbasierte Verteilung der in die Simulation eingegangenen Cluster
(Abbildung 67).
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
136
Abbildung 67: Zusammensetzung des Pt-Ru-Os-Ir-Kolloid nach 310 °C-Behandlung
Die Substanz besteht demnach hauptsächlich aus Dekaedern (70 Gew.-%) und großen fccClustern von 3,5 nm Durchmesser mit Zwillingsdefekten (jeweils 1452 Atome). Die Analyse
ergibt bei den dekaedrischen Teilchen eine um 2,05 ± 0,22 % verkürzte Gitterkonstante
bezogen auf Platin. In Fall der fcc-Cluster wird entsprechend eine Kontraktion von 0,86 ±
0,22% gefunden. Die mittleren Teilchendurchmesser betragen 2,3/1,6 nm (massen-,
zahlenbasiert). In der Literatur wird für ähnliche über arc-melting und NaBH4-Fällung
hergestellte bulk-Verbindungen ebenfalls nur eine kristallografische Phase gefunden.[138] Die
Existenz nur einer Phase ist wichtig für die katalytische Aktivität des entsprechenden
Katalysators.[138] Mit der XRD/DFA-Untersuchung am Kolloid ist diese wichtige
Voraussetzung für einen Brennstoffzellen-Katalysator belegt.
Die über die Hydrolyse/Kondensation-Route hergestellten Mischmetalloxid-Kolloide stellen
dementsprechend sehr gute Katalysator-Precursor dar. Von Smotkin und Mallouk et al. wurde
berichtet, dass die hergestellten bulk-Legierungen nach einer Behandlung bei 500 °C ihre
Homogenität verlieren und sich eine hexagonale Phase bildet. Die hier hergestellten kolloiden
Legierungen waren bis 320 °C strukturell stabil. Für einen Vergleich mit den bekannten bulkSubstanzen wurde das Kolloid mit einer flash-Pyrolyse (100 °C/min) unter Argon auf 510 °C
aufgeheizt.[138] Abbildung 68 zeigt die im Anschluss gemessene Streukurve und die DFA-
137
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Annäherung. Es findet sich keine hexagonale Phase; nach DFA besteht die Probe nur aus
Kuboktaedern und Dekaedern. Die Annäherung gelingt sehr gut, was der R-Wert von 0,38 %
belegt. Die Teilchengröße bleibt stabil bei 2,2/1,2 nm (massen-, zahlenbasiert). Eine
Veränderung ist nur in der Zusammensetzung der Probe zu beobachten, die anhand der
Histogramme deutlich wird (Abbildung 69).
Der Anteil an Dekaedern verringert sich zu Gunsten der verzwillingten Kuboktaeder, die jetzt
mit 37 Gew.-% zur Struktur beitragen. Die Verkürzungen der Gitterkonstanten haben sich
gegenüber der Analyse nach 310 °C-Behandlung leicht verändert. Die Kontraktion für die
Dekaeder betragen -1,53 ± 0,57 % und -0,31 ± 0,57 % für die Kuboktader. Diese
Veränderung ist auf höchstwahrscheinlich auf den größeren Anteil an Kuboktaedern
zurückzuführen. Eine ebenfalls auf Basis von hcp-Teilchen durchgeführte DFA-Annäherung
(nicht gezeigt) gibt die gemessene Streukurve deutlich schlechter wieder. Die Existenz einer
hexagonalen Phase kann somit ausgeschlossen werden. Die kolloide Probe ist demnach
strukturell stabiler als die bisher bekannten bulk-Verbindungen, wie die von Mallouk et al.
dargestellt wurden.[133]
Abbildung 68: Streukurve und DFA-Annäherung nach 520 °C flash-Pyrolyse unter Argon
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
138
Abbildung 69: Histogramme nach 520 Flashpyrolyse
6.1.9. Zusammenfassung
Die XRD/DFA-Methode ermöglicht eine detailierte strukturelle Analyse der in dieser Arbeit
dargestellten Metalloxid-Kolloide. Die Methode liefert wertvolle Informationen bezüglich der
Metalldurchmischung und der vorhandenen kristallinen Phasen. In den Tabelle 34 bis 37 sind
die wichtigsten Daten aufgelistet.
Tabelle 34: Kristallografische Daten des Iridiumdioxid- und Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Kolloid
Temperung 210 °C
Struktur
Größe
[nm]
DFAa TEM
IrO2
1,3
1,2
40 %
Kuboktaeder
Temperung 320 °C (IrO2)
Gitter- R-Wert
konstante
[%]
[Å]
exp. 3,839
0,28
Größe
[nm]
DFAa TEM
1,5
n.b.
60 % Dekaeder
PtIrOx
1,2
1,3
39 %
Kuboktaeder
Struktur
39 %
Kuboktaeder
Gitter- R-Wert
konstante
[%]
[Å]
3,874.
0,32
-
-
61 % Dekaeder
exp. 3,803
0,51.
--
-
-
b)
-0,90 %
61 % Dekaeder
a
massenbasierte Größe;
Legierung, a = 3,881 Å
b
-2,00 %c)
bezogen auf Iridium a = 3,8394 Å;
c
bezogen auf die entsprechende bulk-Pt-Ir-
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
139
Tabelle 35: Kristallografische Daten der Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Kolloid
Temperung 220 °C
Größe
Struktur
[nm]
1,7
1,3
Os(III)
Gitter- R-Wert
konstante
[Å]b)
DFAa TEM
PtOsOx
Temperung 530 °C (PtOsOx)
64 %
Kuboktaeder
3,850
Größe
[nm]
0,49
3,8
n.b.
-1,90 %
1,7
1,2
Os(VI)
64 %
Kuboktaeder
massenbasierte Größe
b
bezogen auf Platin a = 3,9236 Å
74 % fccZwillinge
3,877
0,65
-1,20 %
26 %
Dekaeder
3,857
0,36
-1,70 %
36 %
Dekaeder
a
Gitter- R-Wert
konstante
[Å]b)
DFAa TEM
36 %
Dekaeder
PtOsOx
Struktur
Zu
groß
für
DFA
n.b.
n.b.
3,90
n.b.
-0,55 %
Tabelle 36: Kristallografische Daten der Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
Kolloid
Temperung 320 °C
Größe
Struktur
[nm]
DFA TEM
1,5
1,3
1/1/1
Gitter- R-Wert
konstante
[Å]b)
a
Pt/Ru/OsOx
Temperung 520 °C
10 % fccZwillinge
exp. 3,840
Größe
Struktur
[nm]
[Å]b)
DFAa TEM
0,49
2,5
-
-2,2 %
90 %
Dekaeder
Gitter- R-Wert
konstante
19 %
Kuboktaeder
81 %
Dekaeder
deka.
0,8-
–3,2 %
fcc
0,0 %
Pt/Ru/OsOx
1,9
1,3
1/1/1
55 % fccStruktur
3,880
0,42
-1,2 %.
45 % hcpStruktur
2,3,
(hcp
1,7)
n.b.
60 % fccStruktur
40 % hcpStruktur
fcc
0,7
-1,09 %
hcp
-1,6 %
Pt/Ru/OsOx
1,7
1,3
65/25/10
32 %
-0,94 %
Kuboktaede Kuboktaeder
r
-0,34 %
68 %
Dekaeder
Dekaeder
a
massenbasierte Größe
b
bezogen auf Platin a = 3,9236 Å
0,38
n. b.
n. b
n. b
n. b
n. b
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
140
Tabelle 37: Kristallografische Daten der Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide
Kolloid
Temperung 320 °C
Größe
Struktur
[nm]
DFAa TEM
Pt/Ru/Os/IrOx
1,6
1/1/1/1
Temperung 520 °C
Gitter- R-Wert
konstante
[%]
[Å]b
1,3 14,5 % fcc- -2,50 %
Zwillinge
Größe
Struktur
[nm]
DFAa TEM
0,59
2,3
n.b.
85,5 %
Dekaeder
21 %
Kuboktaeder
79 %
Dekaeder
Gitter- R-Wert
konstante
[%]
[Å]b)
fcc
0,80
0,00 %
deka.
-3,00 %
Pt/Ru/Os/IrOx
2,1
1,3
1/1/1/1
62 % fccStruktur
-1,37 %
0,71
2,4
n.b.
38 % hcpStruktur
Pt/Ru/Os/IrOx
2,3
44/41/10/5
(fcc
3,5)
1,2
66 % fccStruktur
-1,62 %
0,77
37 % fccZwillinge
0,31 %
Kuboktaeder
0,38
63 %
Dekaeder
-1,53 %
34 % hcpStruktur
30 % fcc- -0,86 %
Zwillinge Kuboktaed
er
70 %
Dekaeder -2,05 %
0,34
2,2
n.b.
Dekaeder
Dekaeder
a
massenbasierte Größe
b
bezogen auf Platin a = 3,9236 Å
Die
Iridiumdioxid-Kolloide
konnten
mit
Hilfe
der
XRD/DFA-Methode
eindeutig
charakterisiert werden. Sowohl mit XRD/DFA als auch mit TEM wird eine Partikelgröße von
1,2 nm festgestellt. Nach XRD/DFA bestehen die Partikel zu ca. 40 % aus Kuboktaedern und
zu 60 % aus Dekaedern. Durch die Hochtemperaturbehandlung entstanden metallische
Partikel, die nach dem Tempern bei 320 °C auf lediglich 1,5 nm anwuchsen, ohne dass sich
die strukturelle Zusammensetzung änderte.
Die untersuchten Platin-Iridium-Oxid-Kolloide sind, wie die bulk-Legierung, homogen
gemischt, was die, bezogen auf eine vergleichbare bulk-Platin-Iridium, um 2 % verkleinerte
Gitterkonstante des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids belegt. Die Kolloide setzen sich laut DFA
aus 39 % Kuboktaedern und 61 % Dekaedern zusammen. Die bezüglich des IridiumdioxidKolloids erzielte Größenübereinstimmung zwischen XRD/DFA und TEM wird für die
untersuchten Platin-Iridium-Oxid-Kolloide ebenfalls erreicht. Mit der DFA werden im Mittel
Partikel von 0,9/1,2 nm (zahlen/massen-basiert) gefunden, wo die TEM-Analyse Partikel von
1,2 ± 0,3 nm erfasst.
141
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Die Ergebnisse der XRD/DFA-Methode belegen, dass beide analysierten Platin-OsmiumOxid-Kolloide homogen legiert sind. Das ist insofern außergewöhnlich, als dass in der bulkLegierung Osmium nur zwischen 20-25 % im Platin-Kristall löslich ist. Oberhalb dieser
Mischungsgrenze scheidet sich im bulk eine hexagonale Osmium-Phase ab. In den Kolloiden
wird trotz des Osmium-Anteils von 26 Gew.-% bzw. 36 Gew.-% keine hexagonale Phase
identifiziert.
Die für beide Verbindungen verkürzte Gitterkonstante stützt die These der homogenen
Legierung. Die errechneten Partikelgrößen stimmen nicht exakt mit der Partikelgröße der
TEM-Analyse überein. Allerdings wurde die Partikelgröße an einer im Vakuum unter
Pyrolyse-Bedingungen reduzierten Probe bestimmt. Bei diesem Prozess ist ein Wachstum der
Partikel leicht möglich. Diese Abweichung sollte nicht überbewertet werden. Nach einer
Hochtemperaturbehandlung bei 520 °C hatte sich immer noch keine hexagonale Phase
entwickelt, die Partikel wuchsen aber erwartungsgemäß weiter. Außerdem entstanden in der
kubischen Phase Stapelfehler, was durch das Auftreten von verzwillingten Kuboktaedern
angezeigt wird.
Im Fall der ternären Metalloxid-Kolloide fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Die
Modellverbindung mit fast gleichen molaren Anteilen an Platin, Ruthenium und Osmium
kann nicht eindeutig charakterisiert werden. Die Messungen der vorreduzierten Proben (nicht
in der Tabelle) sind nicht eindeutig, die schlechte Korrelation von Streukurve und DFAAnnäherung wird durch einen R-Wert von 0,59 % belegt. Die nano-Strukturierung der Probe
ist eindeutig nachgewiesen, nur kann die strukturelle Zusammensetzung nicht aufgeklärt
werden. Erst die Untersuchungen nach 320 °C bzw. 520 °C Temperung liefern verlässliche
Ergebnisse. Nach der Hochtemperaturbehandlung hat sich in der Substanz eine hexagonale
Phase entwickelt. Im Falle des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids wurde eine Phasenseparation
nicht beobachtet. Die Stabilisierung der kubischen Struktur ist mit nur ~41% Platin in der
Probe nach Temperung nicht mehr möglich. Über die Ausgangs-Struktur kann aufgrund der
oben genannten Aspekte keine Aussage gemacht werden.
Die Analyse der Brennstoffzellen-relevanten Verbindungen liefert hingegen eindeutige
Ergebnisse. Nach Temperung bei 310 °C wird lediglich eine kubische Phase identifiziert, die
sich aus Kuboktaedern und Dekaedern zusammensetzt. Die Strukturanalyse kann mit einem
R-Wert von 0,38 % als gesichert gelten. Die Verkürzung der Gitterkonstanten für Dekaeder
und Kuboktaeder fällt unterschiedlich aus. Wird die Verkürzung der Gitterkonstanten als Maß
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
142
für die Durchmischung herangezogen, enthalten die Kuboktaeder mehr Ruthenium und
Osmium. Eine hexagonale Phase wurde nicht identifiziert, die Probe ist homogen.
Das Verhalten der quartären Verbindung MO70 ist dem der ternären Verbindung MO63
ähnlich. Die Modellsubstanz lässt sich nicht eindeutig charakterisieren. Nach Temperung wird
ebenfalls eine hexagonale Phase identifiziert, die offensichtlich Osmium und eine oder
weitere Metalle enthält. Sichere Aussagen über die ursprüngliche Struktur können nicht
getroffen werden, da die bei niedrigen Temperaturen aufgenommenen Streukurven keine
verlässlichen DFA-Annäherungen erlaubten.
Die zweite untersuchte quartäre Verbindung MO76 besteht nach Temperung bei 310 °C nur
aus kubischen Partikeln Die Strukturanalyse gelingt in diesem Fall sehr gut, was der R-Wert
von 0,34 % belegt. Die Gitterkonstante, bezogen auf reines Platin, ist in den dekaederischen
Teilchen um 2,05 % kleiner. Damit ist die Kontraktion mehr als doppelt so groß als in den
Kuboktaedern. Das deutet auf eine unterschiedliche Durchmischung der vier Metalle in den
Dekaedern bzw. Kuboktaedern hin. Bemerkenswert ist die strukturelle Stabilität der
Verbindung. Nach einer zweiten Temperung bei 520 °C wird immer noch keine hcp-Phase
gebildet. Die Partikel behalten ihre homogene kubische Struktur. Die Kolloide zeigen damit
eine außerordentliche Stabilität im Vergleich zu anderen bekannten Substanzen.[138]
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
143
6.2.
XPS-Untersuchungen
6.2.1. Einleitung; Methodenbeschreibung
Die Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie (XPS) liefert unter anderem Informationen über
die elektronische Struktur von Metall-Komplexen, atomaren Verbindungen oder Festkörpern
liefert. Anhand der gemessenen Spektren lässt sich beispielsweise die Oxidationstufe der
enthaltenen Elemente ermitteln. Erste Publikationen erschienen Ende der sechziger Jahre,[158]
weitreichende Anwendung findet die XPS-Spektroskopie aber erst seit Beginn der siebziger
Jahre, als Geräte zur kommerziellen Nutzung verfügbar wurden. Als Röntgenquellen
fungieren Aluminium- bzw. Magnesium-Anoden genutzt, die Röntgenstrahlung von 1486,6
eV bzw. 1253,6 eV emitieren. Experimentell wird die kinetische Energie Ekin der austretenden
Photoelektronen gemessen.[159] Deren Energie Ekin stehen gemäß Gl. (23) mit der
Ionisierungsenergie EI der Rumpfelektronen in folgendem Zusammenhang:
Gl. (23)
Ekin = 1/2mv² = hυ - Ei ,
wobei hυ die Energie der verwendeten Röntgenstrahlung ist. Die Ionisierungsenergie Ei
stimmt nach dem Koopmann´schen Theorem in guter Näherung mit der Bindungsenergie Eb
der Elektronen überein Gl. (24).
Gl. (24)
Ei ≈ Eb
Die Bindungsenergie Eb der emitierten Photoelektronen ergibt sich demnach über den
Zusammenhang:
Gl. (25)
Eb = hυ + Ekin .
Die Messungen der XPS-Spektren wurden von Professor Grünert an der Universität Bochum
mit einem Spektrometer der Firma Leybold (LH 10/100 MCD (Mehrkanaldetektion))
durchgeführt, das Al-Kα1 Photoelektronen emitiert. Die erhaltenen Spektren wurden mit dem
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
144
nichtkommerziellen Software-Paket „MacFit“ ausgewertet (Autor H.-G. Boysen, Basel).
Dieses Softwarepaket zeichnet sich vor allem durch seine hohe Leistungsfähigkeit bei der
Korrektur von Röntgensatelliten und der Wiedergabe realistischer Linienformen aus. Die
angegebenen Bindungsenergien sind jeweils auf das C1s-Signal des Stabilisator-Tensides
referenziert, das auf 284,5 eV festgelegt wurde.
Untersucht wurden ausschließlich kolloide Proben mit 3-12-SB als Stabilisator. Die Proben
der zu vermessenen Kolloide wurden zur Analyse in Pulverform auf den Probenträger
aufgeschüttet und angedrückt. Auf eine Präparation aus Pentan-Suspension wurde bewusst
verzichtet, um eine Veränderung der Proben durch die Zerstörung der Schutzhülle der
Kolloide zu verhindern. Die Annahme, dass durch die Art der Präparation die Proben optisch
nicht dicht waren, bestätigte sich durch teilweise gefundene Artefakte von Eisen und Nickel
aus dem Probenträger. Durch den großen vom organischen Stabilisator stammenden
Kohlenstoff-Überschuss war das Ruthenium 3d-Signal durch das 1s-Signal des Kohlenstoffs
überdeckt.
Aus diesem Grund wurde zur Bestimmung des Ruthenium-Oxidationszustands das
Ruthenium 3p-Signal ausgewertet. Im Unterschied zu den übrigen Metall-Linien ist die
Probeneindringtiefe der Röntgenstrahlen beim Ru-3p Übergang um 20 % geringer und das
Ru-3p-Dublett zudem ein sehr schwaches Signal.[160] Verglichen mit dem Ruthenium 3dÜbergang sind für diesen Übergang in der Literatur nur wenige Referenzen dokumentiert. Da
es sich bei den Proben um Kern-Hüllen-Präparate (Kern = Kolloid, Hülle = Stabilisator)
handelt, wird das Signal des Ru-3p-Übergangs durch die begrenzte Eindringtiefe der
Strahlung zusätzlich abgeschwächt.
Der Fehler für die Reproduzierbarkeit des Kohlenstoff/Metall-Verhältnisses kann auf
±10-15% geschätzt werden.[160] Bezogen auf die oben genannten Einschränkungen bei der
Ruthenium-Analyse muss der Gesamtfehler für Ruthenium in diesem Fall mit ±20-25 %
angesetzt werden.[160]
In vielen Fällen mussten die experimentellen Bindungsenergien mit mehreren Spezies
angenähert werden. Die ausgewählten Spezies gehen jeweils mit einem unterschiedlichen
Anteil in die Annäherung des experimentellen Spektrums ein. Die Anteile sind im Folgenden
als Flächenprozente angegeben.
Wegen des in allen Proben vorkommenden Kohlenstoff/Metall-Verhältnisses C/M von >100
waren lange Aquisitionszeiten erforderlich. Es wurden verschiedene Zeitintervalle zu
Teilspektren zusammengefasst, um die Veränderung der Proben während der Messungen zu
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
145
dokumentieren. Die geringe Größe der vermessenen Partikel resultiert teilweise in einer
Verschiebung der Bindungsenergien zu höheren Energiewerten. In nanostrukturierten
Partikeln sind die interatomaren Wechselwirkungen signifikant stärker vertreten als in bulkMaterialien,
weshalb
Verschiebungen
der
Bindungsenergien
um
mehrere
zehntel
[160]
Elektronenvolt im Vergleich zu bulk-Substanzen beobachtet werden.
6.2.2. Platinoxid-Kolloid
Bisher
wurde
in
Anlehnung
Hexachlorplatinsäure
zur
an
Darstellung
die
von
von
Koch[100]
vorgestellten
Platin-basierenden
Ergebnisse
Metalloxid-Kolloiden
verwendet. Da chloridhaltige Precursor für die Anwendung in der Katalyse von Nachteil sind,
wurde in dieser Arbeit erstmals Platinnitrat eingesetzt. Abbildung 70 zeigt die Summe der
ersten vier Messungen des Platin-Dubletts des Platinoxid-Kolloids MO78 sowie die im
Anschluss an das gemessenen Spektrum angenäherten Platinübergänge.
18000
16000
Intensität [counts]
14000
12000
10000
8000
6000
4000
2000
84
82
80
78
76
74
72
70
68
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 70: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platinoxid-Kolloids MO78 (Messungen 1-4)
Insgesamt wurden 97 Einzelmessungen der Substanz durchgeführt. Es zeigte sich, dass
während der Spektrenaquisition eine Reduktion, durch Sekundär-Elektronen die aus der
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
146
Umgebung oder der Probe selbst stammen, zu beobachten war. Zur Analyse der
Zusammensetzung wurden deshalb die ersten vier Messungen summiert. Tabelle 38 zeigt die
den Spektren entnommene Probenzusammensetzung sowie einige aus der Literatur bekannte
Platin-Verbindungen mit ähnlichen Bindungsenergien, die zur Auswertung herangezogen
wurden.[161]
Tabelle 38: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien von Platin
Verbindung
Platinoxid-Kolloid MO78
Pt 4f7/2 Bindungsenergie [eV]
Messungen 1-4
Messungen 93 -97
72,7 (23 %)
72,4 (31,5 %)
74,4 (74 %)
74,2 (68,5 %)
Pt
70,9
PtO
73,9
PtO2
74,7
Pt(OH)2
72,3
Pt(OH)4
74,3
PtO(OH)2
74,5
In dem Platinoxid-Kolloid liegt das Platin offensichtlich in zwei Oxidationstufen vor. Die
Bindungsenergie des Zustands bei 72,7 eV stimmt weitgehend mit der Bindungsenergie einer
Pt(II)-Oxidationstufe überein, und kann dem Platin(II)hydroxid zugeordnet werden. Die
Verschiebung der Bindungsenergie des Pt(OH)2 um 0,4 eV ist auf den schon angesprochenen
Cluster-Effekt zurückzuführen. Die Beobachtung, dass der Platin-Oxidationszustand bei 74,4
eV während der Spektenaquisition zu Gunsten des Zustands bei niedriger Bindungsenergie
abnimmt, spricht für Platin(IV). In Analogie zum Platin(II)hydroxid sollte für die Platin(IV)Spezies auch ein Platin(IV)hydroxid angenommen werden. Diese Zuordnung wird durch die
gemessene Bindungsenergie von 74,4 eV unterstützt. Bei der untersuchten Verbindung
handelt es sich demzufolge um ein nanostrukturiertes Platin(II/IV)hydroxid.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
147
6.2.3. Iridiumdioxid-Kolloid
Stellvertretend für die hergestellten Iridiumoxid-Kolloide wurde das Kolloid MO19
untersucht. Abbildung 71 zeigt das zugehörige Ir 4f7/2-Dublett und die entsprechend den
experimentellen Spektren angenäherten Spezies. Die Iridium-Oxid-Kolloid Probe weist eine
Bindungsenergie von 61,9 eV bezogen auf das erste Maximum des Iridium-Dubletts auf.
10000
Intensität [counts]
9000
8000
7000
6000
5000
4000
3000
70
68
66
64
62
60
58
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 71: XPS-Spektrum der Ir 4f7/2-Region des Iridiumdioxid-Kolloids (Messungen 1-5)
Der Vergleich der ersten fünf Messungen mit den letzten zehn Messungen verdeutlicht die
zeitliche Veränderlichkeit der Probe (Tabelle 39). Aus diesem Grund wurden zur Analyse der
XPS-Spektren die ersten fünf Messungen herangezogen. Nachstehende Tabelle listet IridiumVerbindungen, für die in der Literatur ähnliche Bindungsenergie festgestellt wurden, auf.[161]
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
148
Tabelle 39: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien des Iridiums
Iridium-Spezies
Bindungsenergie 4f7/2 [eV]
Iridium-Oxid-Kolloid
61,9 (Messungen 1-5)
61,7 (Ende der Messung)
Ir
60,45
IrCl3
62,4
IrO2
61,7
Der ermittelte Bindungsenergie stimmt weitgehend mit den für Iridiumdioxid aufgelisteten
Bindungsenergien überein. Die geringe Abweichung von 0,2 eV ist auf den Cluster-Effekt
zurückzuführen. Dies legt den Schluss nahe, dass es sich bei der Verbindung MO19 um ein
kolloides Iridiumdioxid handelt.
6.2.4. Platin-Iridium-Oxid-Mischkolloide
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden zahlreiche Mischkolloide aus Platin und Iridium
hergestellt. Sie unterscheiden sich durch das vorgegebene molare Verhältnis der beiden
Metalle. Exemplarisch für alle Verbindungen wurde ein Kolloid mit einem Pt/IrMischungsverhältnis von nahezu 1/1 vermessen (Kolloid MO47: 52% Pt, 48% Ir). Abbildung
72 zeigt das nach Summierung der ersten fünf Messungen erhaltene Platin 4f7/2-Spektrum mit
dem Dublett bei 71,8 eV und die simulierten Spezies. Die Bindungsenergie bezieht sich auf
das größere Maximum bei niedrigerer Bindungsenergie.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
149
10000
Intensität [counts]
8000
6000
4000
2000
0
82
80
78
76
74
72
70
68
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 72: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO47
(Messungen 1-5)
Zur Auswertung wurden wegen der Veränderlichkeit der Probe wiederum die ersten fünf
Messungen herangezogen. Es gelingt, das Platin-Dublett mit zwei verschiedenen PlatinOxidations-Zuständen zu simulieren. Abbildung 72 zeigt die Annäherung an das gemessene
Spektrum bestehend aus einer Spezies bei 71,8 eV mit einem Anteil von 79% und einer
Spezies bei 74,0 eV mit einem Anteil von 21%. Tabelle 40 zeigt neben der gemessenen
Bindungsenergie des Kolloids aus der Literatur entnommen Bindungsenergie entsprechender
Platin- und Ir-Verbindungen, die zur Auswertung herangezogen wurden.[161a]
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
150
Tabelle 40: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien von Platin und Iridium
Verbindung
Pt 4f7/2 Bindungsenergie
Ir 4f7/2 Bindungsenergie
[eV]
[eV]
Messungen
Ende der
Messung
Messungen
71,8 (79%)
71,8 (90%)
61,6
74,0 (21%)
74,0 (10%)
1-5
Platin-Iridium-Oxid Kolloid
MO47
Ende der
Messung
1-5
61,5
Pt
70,9
-
PtO
73,9
-
PtO2
74,7
-
Pt(OH)2
72,3
-
Pt(OH)4
74,3
-
PtO(OH)2
74,5
-
Ir
-
60,4
IrCl3
-
62,4
IrO2
-
61,7
Die Auswertung der XPS-Spektren anhand der aufgelisteten Platin-Oxid-Spezies legt nahe,
dass dasKolloid aus einer Platin(II)-Spezies und Platin(IV)-Spezies zusammengesetzt ist. Bei
Betrachtung der Probenzusammensetzung zu Beginn und am Ende der Messung (Tabelle 40)
fällt die unterschiedliche quantitative Zusammensetzung auf. Zum Ende der Messung beträgt
das Verhältnis von Pt(II) und Pt(IV) 9/1. Durch Sekundär-Elektronen, die aus der Umgebung
oder der Probe selbst stammen können, wird Platin(IV) häufig zu Platin(II) reduziert.[158, 159,
161a]
Aus diesem Grund ist eine Zuordnung der Bindungsenergie von 74,0 eV zu PtO nicht
plausibel. Infolgedessen muss es sich bei der Spezies mit der Bindungsenergie 74,0 eV um
eine Verbindung mit der Oxidationsstufe +(IV) handeln. Diese Zuordnung wird durch die als
Edukt verwendete Hexachlorplatin(IV)säure gestützt. Die gefundenen Bindungsenergien
stimmen weitgehend mit den Platinhydroxiden überein. Aus der Analyse des XPS-Spektrums
ergibt sich eine Probenzusammensetzung von Pt(II) und Pt(IV) im Verhältnis 4/1 mit einer
Hydroxid-Umgebung der Platinatome.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
1000 cps
Intensität [counts]
151
68
66
64
62
60
58
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 73: XPS-Spektrum der Ir 4f7/2-Region des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO47
(Messungen 1-5)
Aus dem XPS-Spektrum der Ir 4f7/2-Region kann nach den ersten fünf Messungen eine
Bindungsenergie von 61,6 eV abgeleitet werden (Abbildung 73). Nach den in Tabelle 40
aufgelisteten Referenzdaten stimmt diese Bindungsenergie gut mit der Bindungsenergie des
Iridiumdioxids überein. Demnach bleibt Iridium bei der Synthese des Kolloids vollständig in
der Oxidationsstufe +(IV) erhalten. Nach den letzten zehn Messungen beträgt die
Bindungsenergie immer noch 61,5 eV. Iridium wird während des XPS-Experiments nicht
reduziert.
Bei der Auswertung der C/M-Verhältnisse von Platin und Iridium (Messungen 1-5; Pt 0,007,
Ir 0,0034) wird ein Atom-Verhältnis von Pt/Ir ≈ 67/33 ermittelt. Die Zusammensetzung des
Kolloids
nach
Elementaranalyse
ist
jedoch
fast
äquimolar
(Pt/Ir 52/48).
Unter
Berücksichtigung der begrenzten Eindringtiefe der Röntgenstrahlung in die Probe[162] und des
eingangs angesprochenen relativen Fehlers von ±10 % , kann der Schluss gezogen werden,
dass Platin an der Oberfläche des Partikels angereichert sein muss. Demnach weisen die
Platin-Iridium-Oxid-Misch-Kolloide eine Core/Shell-Struktur auf.[42d] Dieses Verhalten
wurde zuvor von Reetz et al. bei Palladium-Platin-Kolloiden beobachtet. EXAFS-Messungen
zeigten eine Anreicherung des Palladiums an der Oberfläche der Mischmetall-Kolloide.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
152
6.2.5. Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Für die Herstellung der in dieser Arbeit produzierten Platin-Osmium-Oxid-Kolloide wurden
zwei verschiedene Osmium-Vorstufen verwendet. Die Metalloxid-Kolloide der verschiedenen
Stöchiometrien wurden mit Kaliumosmat (K2OsO4) bzw. Osmiumtrichlorid (OsCl3)
hergestellt. Exemplarisch für beide Osmiumverbindungen wurde je ein Misch-MetalloxidKolloid mit XPS analysiert. Ausgewählt wurden MO29 und MO41, die mit Kaliumosmatbzw. Osmiumtrichlorid-Precursor hergestellt wurden. Die Eigenschaften der Kolloide sind in
untenstehender Tabelle 41 aufgelistet.
Tabelle 41: Charakteristische Daten der untersuchten Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Kolloid
MO29
Os-Precursor
K2OsO4
Größe TEM
Pt-Os-Ox [nm]
Gehalt Metall
1,4 ± 0,3
11,46 Pt
[Gew.-%]
Verhältnis
Pt/Os
Osmium
[Atom-%]
3/1
25
10/12
55
3,68 Os
MO41
OsCl3
1,3 ± 0,3
5,55 Pt
6,47 Os
Die unterschiedlichen Oxidationsstufen der verwendeten Osmiumsalze sollten sich in
Verbindung mit Hexachlorplatinsäure als Redox-Partner in einer unterschiedlichen Verteilung
der Oxidationsstufen des Osmiums im Platin-Osmium-Oxid-Kolloid niederschlagen. Ein
direkter Vergleich der Proben ist nicht möglich, da beide ein unterschiedliche Pt/OsVerhältnisse aufweisen.
Die Proben unterlagen einer zeitlichen Veränderung, weshalb die Auswertung der
Bindungsenergien anhand der ersten fünf aufsummierten Spektren erfolgte. Die
Auswertungen der Pt 4f7/2-Dubletts wurden jeweils unter Einbeziehung zweier PlatinOxidationszustände unterschiedlicher Bindungsenergien durchgeführt. Die Platin-Dubletts
und die simulierten Übergänge der beiden Platin-Osmium-Oxid-Kolloide zeigen die
folgenden Abbildungen (Abbildung 74, Abbildung 75).
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Intensität [counts]
153
84
82
80
78
76
74
72
70
68
66
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 74: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO29
Intensität [counts]
(Messungen 1-5)
84
82
80
78
76
74
72
70
68
66
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 75: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO41
(Messungen 1-5)
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
154
Beide Proben unterscheiden sich geringfügig in der Lage und Form des Platin-Dubletts.
Tabelle
42
zeigt
die
mit
Hilfe
der
verwendeten
Parametersätze
festgestellten
Bindungsenergien.
Tabelle 42: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien von Platin und Osmium
Verbindung
Platin-Osmium-Oxid Kolloid
MO29
Platin-Osmium-Oxid Kolloid
MO41
Pt 4f7/2 Bindungsenergie
[eV]
Os 4f7/2 Bindungsenergie
[eV]
Messungen
1-5
Ende der
Messung
Messungen
Ende der
Messung
71,9 (80%)
71,9 (96%)
50,9 (28%)
50,9 (37%)
74,0 (20%)
74,4 (4%)
52,0 (47%)
52,2 (63%)
53,3 (25%)
-
1-5
71,7 (83%)
71,8 (95%)
51,1 (33%)
51,1 (37%)
73,9 (17%)
74,2 (5%)
52,2 (36%)
52,1 (42%)
53,6 (31%)
53,5 (21%)
Pt
70,9
-
PtO
73,9
-
PtO2
74,7
-
Pt(OH)2
72,3
-
Pt(OH)4
74,3
-
PtO(OH)2
74,5
-
Os
-
50,4
OsCl3
-
52,8
OsO2
-
51,7
K2OsO2(OH)4
54,9
K2OsO4
4d5/2 283,3
Die Proben bestehen aus einer Mischung zweier verschiedener Platin-Zustände. Den
Bindungsenergien von 71,9 eV bzw. 71,7 eV kann in weitgehender Übereinstimmung mit den
angeführten aus der Literatur entnommenen Daten das Platin(II)hydroxid zugeordnet werden.
Während der Spektrenaquisition nimmt der Anteil des Pt(II)-Zustands zu, was auf
analysenbedingte Reduktion zurückzuführen ist.[158,
159, 161a]
Der PtO-Zustand für die
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
155
Bindungsenergien von ~ 74 eV kann folglich ausgeschlossen werden. Infolgedessen kann den
Zuständen höherer Bindungsenergie eine Platin(IV)-Verbindung zugeordnet werden.[161a]
Anhand der Lage der Bindungsenergie der Platin(IV)-Verbindung kann allerdings zunächst
nicht entschieden werden, ob es sich um Pt(OH)4 oder PtO2 handelt. Durch die Art der
Herstellung und die Probenpräparation sowie aufgrund der chemischen Ähnlichkeit zu dem
zuvor identifizierten Platin(II)hydroxid kann der Bindungsenergie von ca. 74 keV das
Intensität [counts]
Pt(IV)hydroxid zugeordnet werden.
60
58
56
54
52
50
48
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 76: XPS-Spektrum der Os 4f7/2-Region des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO29
(Messungen 1-5)
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Intensität [counts]
156
64
62
60
58
56
54
52
50
48
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 77: XPS-Spektrum der Os 4f7/2-Region des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO41
(Messungen 1-5)
Abbildung 76 und Abbildung 77 verdeutlichen, dass jeweils auf vier unterschiedliche
Osmiumspezies mit speziellen Bindungsenergien und Halbwertsbreiten zurückgegriffen
werden musste, um die experimentellen Kurven optimal wiederzugeben [BE (Os 4f5/2) =
50,80 – 51,15 (A); 52,00 – 52,25 (B), 53,25 – 53,60 (C); 54,20 eV (D)]. Der Zustand A stellt
dabei insofern eine Besonderheit dar, als dass er wenige zehntel Elektronenvolt über dem
Zustand des metallischen Osmiums liegt. Außerdem ist die Halbwertsbreite der Spezies A
deutlich niedriger als die der übrigen Spezies. Beides sind Indizien für metallisches Osmium.
In den isolierten Platin-Osmium-Oxid-Kolloid-Pulvern (vgl. Kapitel 3.4.3) wurde immer ein
Osmiumgehalt nachgewiesen, der unter dem Gehalt lag, der nach der Einwaage des
jeweiligen Versuchs zu erwarten war. Außerdem wurde während der Arbeiten mit den
osmiumhaltigen Kolloiden häufig ein schwarzer Metallspiegel an organischen Polymeren
gefunden, die mit der Probe in Kontakt standen. Der Spiegel konnte durch SEM/EDXAnalyse als Osmium identifiziert werden. Der Metallbelag und die unterstöchiometrischen
Mengen an Osmium in den Proben legen die Vermutung nahe, dass intermediär durch
Disproportionierung des Osmium(III)- bzw. Osmium(VI)-Precursors Osmiumtetroxid
enstanden ist. Da diese Verbindung leicht flüchtig ist, wird ein Produkt der Redoxreaktion
(vgl. Kapitel 3.4.3) dem Gleichgewicht entzogen, das infolgedessen zur Produktseite
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
157
verschoben wird. So läst sich das Vorhandensein relativ großer Mengen metallischen
Osmiums in den XPS-Spektren erklären.
Die Bindungsenergien der weiteren in den XPS-Spektren identifizierten Osmium-Spezies
können aufgrund der geringen Anzahl an Literaturdaten nicht eindeutig bestimmten
Oxidationsstufen zugeordnet werden. Unter Berücksichtigung des Cluster-Effekts kann dem
Oxidationszustand der Bindungsenergien von 52,2 eV bzw. 52,1 eV jedoch in weitgehender
Übereinstimmung mit den aus der Literatur entnommenen Daten eine Osmiumdioxid-Spezies
(51,7 eV) zugeordnet werden.
Ein Vergleich der Pt/C- und Os/C-Verhältnisse beider Kolloide ergibt für das Kolloid
LOPLA179 im XPS-Spektrum ein Platin/Osmium Atom-Verhältnis von ca. 71/29 und für das
Kolloid MO41 ein Verhältnis Pt/Os von ca. 50/50. Tabelle 43 zeigt die jeweils mit
Elementaranalyse und XPS bestimmten Zusammensetzungen der Verbindungen. Im
Unterschied zu den Platin-Iridium-Oxid-Kolloiden zeigen die Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
kein Core/Shell-Verhalten.
Tabelle 43: Atomare Zusammensetzung der Pt-Os-Ox-Kolloide nach EA und XPS
Kolloid
MO29
Gehalt Metall [Gew.%]
Atom-% Pt/Os
Atom-% Pt/Os
(Elementaranalyse)
(XPS)
75/25
71/29
45/55
50/50
11,46 Pt
3,68 Os
MO41
5,55 Pt
6,47 Os
6.2.6. Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
In der Literatur werden spezielle Mischungen von Platin, Ruthenium und Osmium
beschrieben, die für die DMFC eine höhere katalytische Aktivität als das bekannte
Platin/Ruthenium (50/50) System versprechen.[133] Diese ternären Verbindungen wurden in
der vorliegenden Arbeit in Form von Metalloxid-Kolloiden hergestellt. Stellvertretend für die
produzierten Substanzen wurden zwei Verbindungen des Typs Pt-Ru-Os-Ox mit XPSSpektroskopie analysiert. Die gefundenen Platin-Dubletts konnten mit zwei Spezies simuliert
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
158
werden. Abbildung 78 und Abbildung 79 zeigen die Messkurven und Simulationen des
Platindubletts der Kolloide MO58 und MO59.
12000
Intensität [counts]
10000
8000
6000
4000
2000
84
82
80
78
76
74
72
70
68
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 78: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloids MO58
(Messungen 1-5)
22000
Intensität [counts]
20000
18000
16000
14000
12000
86
84
82
80
78
76
74
72
70
68
66
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 79: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloids MO59
(Messungen 1-5)
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
159
Beide Verbindungen enthalten je eine Platin(II)- und eine Platin(IV)-Spezies (Tabelle 44).
Die Bindungsenergie der Pt(II)-Spezies bei 71,9 eV stimmt weitgehend mit den aus der
Literatur entnommenen Daten für Platin(II)hydroxid überein. Der Bindungsenergie von
74,1 eV kann zunächst nur der Platindioxid- oder Platin(IV)hydroxid-Zustand zugeordnet
werden.[161a] Aufgrund der während der Messung beobachteten Reduktion durch
Sekundärelektonen ist die Zuordnung des Platin(II)oxids zu dem Platin-Zustand bei 74,1 eV
jedoch ausgeschlossen.
Tabelle 44: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien der Edelmetalle
Verbindung
Pt-Ru-Os-OxKolloid MO58
Pt-Ru-Os-OxKolloid MO59
Pt 4f7/2 Bindungsenergie
[eV]
Ru 3p3/2
Bindungsenergie [eV]
Os 4f7/2 Bindungsenergie
[eV]
Messungen
1-5
Ende der
Messung
Messungen
1-5
Ende der
Messung
Messungen
1-5
Ende der
Messung
71,9 (83%)
72,0 (100%)
462,3
462,3
51,1 (22%)
51,1 (23%)
52,1 (58%)
52,1 (55%)
53,2
53,2
(20%)
(22%)
50,8 (30%)
50,7 (25%)
52,2 (50%)
52,0 (75%)
74,1 (17%)
71,9 (42%)
72,0 (100%)
463,2
462,7
74,1 (58%)
53,5
(20%)
a
Pt
70,9
-
-
PtO
73,9
-
-
PtO2
74,7
-
-
Pt(OH)2
72,3
-
-
Pt(OH)4
74,3
-
-
PtO(OH)2
74,5
-
-
RuCl3
-
463,5
-
RuCl4
-
464,5
-
RuO2
-
462,4, 462,7, 463,6a
-
Os
-
-
50,4
OsCl3
-
-
52,8
OsO2
-
-
51,7
K2OsO2(OH)4
-
-
54,9
K2OsO4
-
-
4d5/2 283,3
Abweichende Literaturdaten
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
160
Die für das Ruthenium ermittelten Bindungsenergien (Tabelle 44) liegen im Bereich der für
Rutheniumdioxid beschriebenen Bindungsenergien und verändern sich während der Messung
nicht.[163] Eine genaue Analyse des Ruthenium-Zustands ist aufgrund der lückenhaften
Literaturdaten und des eingangs beschriebenen Fehlers bei der Auswertung des Ru 3p3/2Übergangs nicht möglich. Allerdings sollte in Analogie zu den von Koch[100] beschriebenen
Untersuchungen von einem vierwertigen Ruthenium ausgegangen werden, das analog dem
Platin mit Sauerstoff und/oder Hydroxid-Ionen koordiniert ist.
Die Annäherung der Osmium-Spektren gelingt mit drei verschiedenen Osmium-Spezies
(Abbildung 80 und Abbildung 81).
12000
Intensität [counts]
10000
8000
6000
4000
2000
62
60
58
56
54
52
50
48
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 80: XPS-Spektrum der Os 4f7/2-Region des Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloids MO58
(Messungen 1-5)
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
161
22000
Intensität [counts]
20000
18000
16000
14000
12000
62
60
58
56
54
52
50
48
46
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 81: XPS-Spektrum der Os 4f7/2-Region des Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloids MO59
(Messungen 1-5)
Im Fall des Kolloids MO59 musste für die Simulation des Osmium-Spektrums die 5p3/2Nebenlinie des Platins bei ca. 54 eV mit berücksichtigt werden, da nur so eine adäquate
Annäherung mit einer geringen Abweichung von dem gemessenen Spektrum möglich war.
Innerhalb des Messzeitraums nahm im Fall des Kolloids MO59 der Anteil des
Oxidationszustands mit der Bindungsenergie 53,5 eV soweit ab, dass er zum Ende der
Messung nicht mehr beobachtet wurde. Eine genaue Zuordnung der in der Simulation
verwendeten Spezies zu bestimmten Osmiumverbindungen ist aufgrund mangelnder
Referenzdaten nicht möglich. Der Zustand mit 50,8 eV (MO58), bzw. 51,1 eV (MO59)
unterscheidet sich im Vergleich zu den anderen verwendeten Spezies durch seine geringere
Halbwertsbreite. Die Bindungsenergie dieses Oxidationszustands liegt dem metallischen
Osmium (50,4 eV) sehr nahe. Die festgestellte geringe Differenz der Bindungsenergie zu
bulk-Osmium kann durch einen Cluster-Effekt erklärt werden.[160] Die Existenz eines
metallischen Osmiumzustands wird wie im Fall der binären Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
durch die Disproportionierung des Osmium-Precursors während der Reaktion erklärt. Der
Bindungsenergie von 52,1 eV (MO58) bzw. 52,2 eV (MO59) kann unter Berücksichtigung
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
162
dieser Einschränkungen eine dem Osmiumdioxid (51,7 eV) ähnliche Verbindung zugeordnet
werden.
6.2.7. Platin-Ruthenium-Iridium-Oxid-Kolloide
Untersucht wurde das Platin-Iridium-Ruthenium-Oxid-Kolloid MO66. Abbildung 82 zeigt
das Übersichts-Spektrum der Verbindung in der Platin-, Iridium- und Osmium-Region. Im
einzelnen sind die Spektren als Summe der ersten fünf, der letzten zehn und als Summe aller
gemessenen Scans des Misch-Metalloxid-Kolloids dargestellt.
Intensität [counts]
alle Scans
Ende der Messung
Scan 1-5
90
80
70
60
50
40
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 82: XPS-Spektren der Pt 4f7/2-, Ir 4f7/2-, Os 4f7/2-Region des Platin-Ruthenium-Iridium-OxidKolloids MO182 nach verschiedenen Messzeiträumen
Es fällt auf, dass im XPS-Spektrum des Platin-Ruthenium-Iridium-Oxid-Kolloids im Bereich
der Osmium-Bindungsenergien eine sehr schwache und breite Linie vorhanden ist. Diese
Linie wurde der Nebenlinien des Platin und Iridium 5p3/2-Übergangs zugeordnet. Unterstützt
wird diese Zuordnung durch die Tatsache, dass im Fall des Platin-Ruthenium-Osmium-OxidKolloids MO59 eine gute Annäherung des Osmium 4f7/2-Übergangs nur unter Zuhilfenahme
des Platin 5p3/2-Übergangs möglich war (vgl. Kapitel 6.2.6). Abbildung 83 zeigt das
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
163
gemessene Platin-Dublett bei 71,8 eV. Das Dublett konnte mit einer einzigen Spezies
Intensität [counts]
angenähert werden (Tabelle 45).
82
80
78
76
74
72
70
68
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 83: XPS-Spektrum der Pt 4f7/2-Region des Platin-Iridium-Ruthenium-Oxid-Kolloids MO66
(Messungen 1-5)
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
164
Tabelle 45: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien der Metalle
Verbindung
Pt 4f7/2 Bindungsenergie
Ir 4f7/2 Bindungsenergie
Ru 3p3/2 Bindungsenergie
[eV]
[eV]
[eV]
Messungen
Pt-Ir-Ru-OxKolloid MO66
Messungen
1-5
Messungen
49-58
Messungen
1-5
Messungen
49-58
1-5
Messungen
49-58
71,8 (100%)
71,8 (100%)
61,4 (90%)
61,5 (100%)
462,8
462,7
64,1 (10%)
Pt
70,9
-
-
PtO
73,9
-
-
PtO2
74,7
-
-
Pt(OH)2
72,3
-
-
Pt(OH)4
74,3
-
-
PtO(OH)2
74,5
-
-
Ir
-
60,45
IrCl3
-
62,4
IrO2
-
61,7
RuCl3
463,5
RuCl4
464,5
RuO2
-
462,7/463,6
Im Gegensatz zu den anderen Proben wurde bei diesem Kolloid lediglich eine einzige PlatinSpezies
bei
71,8 eV
identifiziert.
Gemäß
den
bisherigen
Zurordnungen
dieser
Bindungsenergie handelt es sich um ein Platin(II)hydroxid.
Für die Analyse des Ruthenium-Spektrums wurde aufgrund der Überlagerung des Ru 3d5/2Übergangs mit dem C1s-Signal der Ru 3p3/2-Übergang genutzt. In diesem Fall wurde eine
Bindungsenergie von 462,8 eV festgestellt, die während der Messung nahezu konstant blieb.
Ein Vergleich mit den der Literatur entnommenen Daten legt die Zuordnung zu einem
Rutheniumdioxid-Zustand nahe. In der Literatur werden für diesen Übergang abweichende
Bindungsenergien beschrieben.[163] Die festgestellte Bindungsenergie unterscheidet sich
deutlich von den Übergängen für die Chlorid-Verbindungen RuCl3 und RuCl4, so dass die
Existenz einer Rutheniumchlorid-Verbindung auszuschließen ist.[164]
Im Fall des Iridiums wurde das gemessene Spektrum mit zwei Spezies unterschiedlichen
Bindungsenergien zugeordnet (Abbildung 84).
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
165
5800
5600
Intensität [counts]
5400
5200
5000
4800
4600
4400
4200
4000
68
66
64
62
60
58
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 84: XPS-Spektrum der Ir 4f7/2-Region des Platin-Iridium-Ruthenium-Oxid-Kolloids MO66
(Messungen 1-5)
Die bei 64,1 eV identifizierte Spezies weist einen Flächenanteil von lediglich 10 % auf und
liegt damit an der Nachweisgrenze. Zum Ende der Spektren-Aquisition musste dieser
Oxidationszustand zudem in der Auswertung nicht mehr berücksichtigt werden. Zu der
Bindungsenergie von 61,4 eV bzw. 61,5 eV passt unter Berücksichtigung der zuvor
getroffenen Zuordnungen und den Literaturdaten die Bindungsenergie des Iridiumdioxids.
Nach Auswertung der XPS-Spektren besteht das untersuchte Metalloxid-Kolloid aus einem
Platin(II)-Hydroxid und einem Iridium(IV)- bzw. Ruthenium(IV)-Oxid. Da Platin
offensichtlich in Form des Pt(OH)2 vorkommt, ist es allerdings sinnvoll, für Iridium und
Ruthenium ebenfalls ein Metallhydroxid bzw. ein gemischtes Oxyhydroxid anzunehmen.
6.2.8. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide
Neben der aus der Literatur bekannten bulk-Platin-Ruthenium-Osmium-Verbindung,[133]
wurde von Smotkin und Mallouk et al. eine spezielle bulk-Legierung bestehend aus Platin,
Ruthenium, Osmium und Iridium für die Anwendung in der DMFC getestet.[137] Im Rahmen
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
166
der vorliegenden Arbeit konnte diese bulk-Metalllegierung in Form von Metalloxid-Kolloiden
hergestellt werden. Stellvertretend für die hergestellten Verbindungen wurde das Kolloid
MO72
im
XPS-Experiment
untersucht.
Abbildung
85
zeigt
das
gemessene
Übersichtsspektrum der Pt, Ir und Os 4f7/2-Übergänge zwischen 95 eV und 40 eV. Der
Vergleich der zu Beginn der Messung aufgenommenen Spektren und zum Ende der Messung
erhaltenen Spektren zeigt die innerhalb der Messzeit beobachtete Veränderlichkeit der Probe.
Intensität [counts]
Scans 1-5
Ende der Messung
alle Scans
100
90
80
70
60
50
40
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 85: XPS-Spektren der Pt 4f7/2-, Ir 4f7/2-, Os 4f7/2-Region des Platin-Ruthenium-OsmiumIridium-Oxid-Kolloids MO72
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Intensität [counts]
167
84
82
80
78
76
74
72
70
68
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 86: XPS-Spektren der Pt 4f7/2-Region des 4-Metall-Oxid-Kolloids MO72 (Messungen 1-5)
Wie in Abbildung 86 erkennbar, kann der experimentell ermittelte Platin 4f7/2-Übergang durch
zwei Spezies verschiedener Oxidationsstufen bei 71,9 eV und 73,9 eV angenähert werden. In
Tabelle 46 sind die ermittelten Bindungsenergien sowie die für die Auswertung verwendeten
Referenzdaten der aus der Literatur bekannten Verbindungen aufgelistet.[161, 163, 164]
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
168
Tabelle 46: Ermittelte und Referenz Bindungsenergien der Metalle
Pt 4f7/2
Bindungsenergie
[eV]
Ru 3p3/2
Os 4f7/2
Bindungsenergie
[eV]
Bindungsenergie
[eV]
Ir 4f7/2
Bindungsenergie
[eV]
Messung Messung Messung Messung Messung Messung Messung Messung
1-5
49-58
1-5
49-58
1-5
49-58
1-5
49-58
Pt-Ru-Os-Ir-OxKolloid MO84
71,9
(42%)
71,9
(84%)
73,9
(58%)
74,7
(16%)
463,0
(100%)
462,7
(100%)
51,1
(10%)
52,0
(65%)
52,2
(60%)
53,6
(35%)
61,2
(100%)
61,6
(100%)
54,2
(30%)
a
uPt
70,9
-
-
-
PtO
73,9
-
-
-
PtO2
74,7
-
-
-
Pt(OH)2
72,3
-
-
-
Pt(OH)4
74,3
-
-
-
PtO(OH)2
74,5
-
-
-
RuCl3
-
463,5
RuCl4
-
464,5
a
-
-
-
-
RuO2
-
462,4, 462,7, 463,6
Os
-
-
50,4
-
OsCl3
-
-
52,8
-
OsO2
-
-
51,7
-
K2OsO2(OH)4
-
-
54,9
-
K2OsO4
-
-
4d5/2 283,3
-
Ir
-
-
-
60,45
IrCl3
-
-
-
62,4
IrO2
-
-
-
61,7
Abweichende Literaturdaten
Der ermittelten Bindungsenergie von 71,9 eV kann ein Platin(II)hydroxid zugeordnet werden
(Tabelle 46). Im Gegensatz dazu ist eine Zuordnung der Bindungsenergie von 73,9 eV nicht
eindeutig möglich. Basierend auf den angeführten Literaturdaten kommen sowohl
Platindioxid als auch Platin(IV)hydroxid in Frage. Eine Zuordnung der Bindungsenergie zu
Platin(II)oxid ist aufgrund der beobachteten Reduktion durch Sekundärelektronen nicht
sinnvoll.[158,
159, 161a]
Die Bindungsenergie von 73,9 eV zeigt bei einem Vergleich von
Platindioxid und Platin(IV)hydroxid eine geringere Abweichung zu der in der Literatur
beschriebenen Bindungsenergie des Hydroxid-Zustands auf. Aus diesem Grund und im
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
169
Einklang mit den zuvor den Bindungsenergien von ca. 74 eV zugeordneten Spezies, wird der
Bindungsenergie von 73,9 eV das Platin(IV)hydroxid zugeordnet.
Das gemessene Ruthenium-Spektrum wurde in diesem Fall mit zwei verschiedenen
Übergängen angenähert. Abbildung 87 zeigt das gemessene XPS-Spektrum des Ruthenium
3p-Übergangs, in dem zwei Übergänge, der Ru 3p1/2- und der Ru 3p3/2-Übergang, identifiziert
Intensität [counts]
wurden.
490
480
470
460
450
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 87: XPS-Spektrum der Ru 3p1/2- und Ru 3p3/2-Übergänge des 4-Metall-Oxid-Kolloids MO84
(Messungen 1-5)
Die ermittelte Bindungsenergie des Ruthenium 3p3/2-Übergangs von 463,0 eV stimmt unter
Berücksichtigung des eingangs beschriebenen Messfehlers mit den in der Literatur
beschriebenen
Bindungsenergien
für
Rutheniumdioxid
überein.[163]
Innerhalb
des
Messzeitraums veränderte sich die Bindungsenergie des Übergangs leicht, so dass zum Ende
der Messung eine Bindungsenergie von 462,7 eV ermittelt wurde.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Intensität [counts]
170
60
58
56
54
52
50
48
Bindungsenergie [eV]
Abbildung 88: XPS-Spektren der Os 4f7/2-Region des 4-Metall-Oxid-Kolloids MO84 (Messungen 1-5)
Für die Annäherung des Osmium 4f7/2-Dubletts mussten in diesem Fall drei unterschiedliche
Spezies
berücksichtigt
werden
(Abbildung
88).
Der
Oxidationszustand
mit
der
Bindungsenergie von 51,1 eV, der zuvor (vgl. Kap. 6.2.6) zu einem großen Anteil gefunden
wurde, ging in diesem Fall nur mit einem Flächenanteil von 10 % in die Annäherung ein und
lag damit an der Nachweisgrenze. Zum Ende der Messung war eine Berücksichtigung dieser
Bindungsenergie ebenso wie die des Zustands mit der Bindungsenergie von 54,2 eV nicht
mehr notwendig. Statt dessen wurden nur Osmium-Spezies mit den Bindungsenergien von
52,0 eV bzw. 53,6 eV beobachtet. Eine genaue Zuordnung der gefundenen Zustände gelingt
auf Grund der geringen Anzahl verfügbarer Daten nicht. In beiden Spektren wurde als
Hauptkomponente eine Spezies bei 52,2 eV (Messungen 1-5) bzw. 52,0 eV (Ende der
Messung)
identifiziert.
Dieser
Bindungsenergie
kann
unter
den
oben
genannten
Einschränkungen ein vierwertiges Osmiumdioxid zugeordnet werden.
Die für das Iridium-Dublett gefundenen Bindungsenergie von 61,2 eV bzw. 61,6 eV kann wie
zuvor der Bindungsenergie des Iridiumdioxids zugeordnet werden.(Tabelle 46).
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
171
6.2.9. Zusammenfassung
Mit der XPS-Spektroskopie wurden folgende Kolloide untersucht:
Tabelle 47: Mittels XPS-Spektroskopie untersuchte Metalloxid-Kolloide
Verbindung
Kolloid-Typ
MO78
Pt-Ox-Kolloid (Platinnitrat)
MO19
Ir-Ox-Kolloid
MO47
Pt-Ir-Ox-Kolloid
MO29
Pt-Os-Ox-Kolloid (K2OsO4-Precursor)
MO41
Pt-Os-Ox-Kolloid (OsCl3-Precursor)
MO66
Pt-Ir-Ru-Ox-Kolloid
MO58
Pt-Ru-Os-Ox-Kolloid
MO59
Pt-Ru-Os-Ox-Kolloid
MO72
Pt-Ru-Os-Ir-Ox-Kolloid
Aus den durchgeführten Messungen können folgende Verallgemeinerungen in Bezug auf die
Oxidations-Zustände der Metalle in den betrachteten Metalloxid-Kolloiden abgeleitet werden:
•
Die gemessenen Bindungsenergien stimmen in einigen Fällen exakt mit den
Literaturwerten für die erwarteten Zustände überein. In anderen Fällen betragen die
Abweichungen einige zehntel Elektronenvolt, welche auf einen Cluster-Effekt
zurückzuführen sind.[160]
•
Für das aus Platinnitrat hergestellte Platinoxid-Kolloid wurde ein Mischzustand von
Pt(OH)2 und Pt(OH)4 festgestellt. Die ermittelten Bindungsenergien stimmten unter
Berücksichtigung eines Cluster-Effekts sehr gut mit den bulk-Platin-Hydroxiden
überein. Das Verhältnis der Oxidationsstufen Pt(II)/Pt(IV) betrug ca. 1/3. Damit
unterscheidet sich dieses Platinoxid-Kolloid deutlich von dem zuvor von Koch[100]
vorgestellten Platindioxid-Kolloid, für das lediglich einen Oxidationsstufe von +(IV)
festgestellt wurde.
•
Für das untersuchte Platin-Iridium-Oxid-Kolloid wurde einen Anreicherung des
Platins an der Oberfläche der Partikel gefunden; demnach weisen diese Kolloide ein
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
172
Core/Shell-Phänomen auf. Bei den entsprechenden Platin-Osmium-Oxid-Kolloiden
konnte dieses Verhalten nicht beobachtet.
•
In allen anderen Verbindungen, in denen zur Synthese der Metalloxid-Kolloide
Hexachlorplatin(IV)säure eingesetzt wurde, trat Platin in den Kolloiden immer als ein
Gemisch der Oxidationsstufen +(II) und +(IV) auf. Beiden Oxidationsstufen konnte
anhand der Literaturdaten jeweils Platin(II)hydroxid bzw. Platin(IV)hydroxid
zugeordnet werden. Den Hauptanteil stellte dabei das Platin(II)hydroxid. Das
Platin(IV)hydroxid wurde während der Messung durch Sekundärelektronen reduziert,
und infolgedessen nahm der Anteil des Platin(II)hydroxids zu. In einem Fall war das
Platin(IV)hydroxid zum Ende der Messung vollständig in Platin(II)hydroxid
umgewandelt worden (MO84).
•
Die
experimentell
festgestellten
Iridium-Bindungsenergien
stimmten
immer
weitgehend mit dem in der Literatur beschriebenen Daten der entsprechenden
Bindungsenergie des bulk-Iridiumdioxids überein.
•
In Proben, in denen Osmium enthalten war, wurden nach Auswertung der Spektren zu
Beginn der Messung immer mindestens drei verschiedene Spezies identifiziert. Die
ermittelten
Bindungsenergien
konnten
aber
aufgrund
mangelnder
Vergleichssubstanzen nicht vollständig und eindeutig bestimmten Oxidationsstufen
zugeordnet werden. Die Hauptkomponente stellte eine Spezies dar, die einem
Osmiumdioxid zugeordnet werden konnte. Des Weiteren wurde bis auf wenige
Ausnahmen immer zu einem großen Anteil eine Spezies identifiziert, deren
Bindungsenergie dem metallischen Osmium entsprach. Die Existenz metallischen
Osmiums
wurde
auf
eine
während
der
Herstellung
parallel
ablaufende
Disproportionierung des eingesetzten Osmium-Precursors zurückgeführt.
•
Ruthenium trat in den untersuchten Proben ausschließlich in der Oxidationsstufe(IV)
auf. Die jeweils für das Ruthenium ermittelten Bindungsenergien des 3d3/2-Übergangs
stimmten unter Berücksichtigung des eingangs beschriebenen Messfehlers gut mit den
Literaturwerten für Rutheniumdioxid überein.
173
6.3.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
HRTEM/EDX-Analyse
6.3.1. Einleitung; Methodenbeschreibung
Die hochauflösende Transmissions-Elektronen-Mikroskopie (HRTEM) ermöglicht die
Analyse nur weniger Nanometer großer einzelner Partikel. In Kombination mit einer
energiedispersen Röntgenanalyse (EDX) ist es möglich, die Zusammensetzung der Partikel
bezüglich der Elemente zu bestimmen. Zur Analyse wurde in dieser Arbeit ein
Transmissions-Elektronenmikroskop der Firma Hitachi vom Baumuster HF-2000 verwendet,
das mit einem kalten Feld-Emitter ausgerüstet war und mit 200kV betrieben werden konnte.
Die instrumentelle Vergrößerung betrug 500.000/1. Die EDX-Analyse der Einzelpartikel
wurde mit einem lithiumdotierten Silizium-Kristall als EDX-Analysator durchgeführt. Die
Spektrenauswertung geschah anschließend mittels des Unix-basiernden Programms Voyager
der Firma Noran. Alle Messungen wurden in der Elektronenmikroskopie-Abteilung des MaxPlanck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim durchgeführt.
Zur Aufnahme der punktförmigen EDX-Analysen (Spotgröße ca. 2 nm), wurde der
Elektronenstrahl auf die Probe fokussiert. Die im Elektronenmikroskop beschleunigten
Elektronen regen die kernnahen Elektronen der Objekt-Atome an und die anschließend
emitierten Röntgenquanten werden am EDX-Detektor aufgefangen und gezählt. Punktförmige
Messungen dieser Art werden durch die zerstörerische Wechselwirkung des Elektronenstrahls
mit dem Objekt begrenzt. Aufgrund der geringen Quantenausbeute der isoliert liegenden
Partikel mussten in den hier untersuchten Proben Mittelwerte über 2-5 Partikel gebildet
werden. Die Energien der zu erwartenden Elektronenübergänge für die in dieser Arbeit
untersuchten Metalle sind in Tabelle 48 aufgelistet.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
174
Tabelle 48: Kernübergänge einzelner Übergangsmetalle
Kern-Übergänge [keV]
Molybdän
Ruthenium
Osmium
Iridium
Platin
Kα1
17,478
19,278
-
-
-
Lα1
2,293
2,558
8,910
9,173
9,441
Lβ1
2,394
2,683
10,354
10,655
11,068
Mα1
-
-
1,910
1,980
2,051
Teilweise konnte das Auswertungsprogramm die detektierten Kern-Übergange aufgrund
geringer Intensität und verbreiterten Intensitätsmaxima nicht automatisch identifiziert. Diese
Intensitätsmaxima wurden den im Folgenden gezeigten EDX-Spektren nachträglich
zugeordnet und sind deshalb jeweils in Klammern gesetzt.
6.3.2. Iridiumdioxid- und Osmiumoxid-Kolloide
Die monometallischen Systeme wurden mit EDX analysiert, um Kenntnis über die Verteilung der
Komponenten und die zu erwartenden Elektronen-Übergänge zu erlangen. Exemplarisch
wurden das Iridiumdioxid-Kolloid MO19 und das Osmiumoxid-Kolloid MO16 untersucht.
Abbildung 89 und Abbildung 90 zeigen die erhaltenen EDX-Spektren.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
175
Abbildung 89: EDX-Spektrum des Iridiumdioxid-Kolloids MO19
Abbildung 90: EDX-Spektrum des Osmiumoxid-Kolloids MO16
Die Kupfer- und Silizium-Signale stammten nicht aus den Proben, sondern aus Bauteilen des
Mikroskops
und
sind
somit
messtechnisch
bedingt,
wobei
das
Silizium-Signal
höchstwahrscheinlich von Schlifffett stammt. In beiden Spektren sind die Lα1-, Lβ1- und Mα1Elektronenübergänge von Osmium und Iridium gut zu identifizieren. Bei einem Vergleich der
Lage und Breite der Linien wird deutlich wie nah die Übergänge des Osmiums und Iridiums
beieinander liegen. Die erzielbare Signalintensität ist relativ gering. Da die bereits in den
monometallischen Kolloiden erzielbaren Intensitäten sehr gering sind, ist damit zu rechnen,
dass
bei
Metalloxid-Kolloiden,
die
aus
mehreren
Metallen
bestehen,
erhebliche
Schwierigkeiten für Nachweis und Trennung in einem Partikel auftreten werden.
6.3.3. Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide
Die Messungen wurden am Kolloid MO24 (32% Molybdän im Kolloid-Partikel nach
Elementaranalyse) durchgeführt. Abbildung 91 zeigt ein typisches EDX-Spektrum. Neben
Platin-Übergänge wurden vom Objekt-Träger stammende Kupfer-Linien beobachtet. In
Nachbarschaft zu dem intensiven Platin Mα1-Übergang bei 2,051 keV befindet sich der Lα1-
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
176
Übergang des Molybdäns bei 2,293 keV. Im Bereich um ca. 17,5 keV treten erhöhte
Intensitäten
auf,
die
dem
Mo-Kα1-Übergang
zugeordnet
werden
können.
Die
Intensitätsmaxima sind niedrig und die Intensitätsverteilung verbreitert. Aufgrund des
schlechten Signal/Rausch-Verhältnisses ist keine quantitative Auswertung möglich, obgleich
zu erkennen ist, dass Platin und Molybdän nanodispergiert vorliegen. Es kann allerdings nicht
abschließend entschieden werden, ob Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide oder Isopolymolybdat
stabilisierte Platindioxid-Kolloide vorliegen (vgl Kapitel 3.4.2).
Abbildung 91: EDX-Spektrum des Platin-Molybdän-Oxid-Kolloids MO24
6.3.4. Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Stellvertretend für die hergestellten Platin-Osmium-Oxid-Kolloide wurde das Kolloid MO33
(19
Atom-%
Osmium
im
Kolloid-Partikel)
untersucht.
Insgesamt
wurden
vier
Einzelpunktmessungen mit EDX-Analyse angefertigt. Beispielhaft zeigt die folgende
Abbildung 92 ein typisches EDX-Spektrum des Kolloids.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
177
Abbildung 92: EDX-Spektrum des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO33
Der Nickel-Übergang bei ca. 7,5 keV stammt vom verwendeten Nickel-Objektträger. In zwei
der EDX-Spektren war der Os-Lα1-Übergang zwar sichtbar, die Intensität dieses OsmiumSignals war jedoch so gering, dass es von dem Auswertungs-programm nicht erfasst werden
konnte. Tabelle 49 zeigt die mit EDX bestimmte Zusammensetzung der untersuchten Partikel,
bei denen beide Metalle automatisch identifiziert wurden.
Tabelle 49: EDX-Einzelpartikel-Analyse des Platin-Osmium-Oxid-Kolloids MO33
Eintrag
% Platin
% Osmium
Os in der Probe
gemessen
gemessen
[Atom-%]
1
4,11
0,57
12,2
2
2,52
1,46
36,7
Das mittels der Elementaranalyse bestimmte Platin/Osmium-Verhältnis kann nach der
Einzelpartikelanalyse mit EDX nicht bestätigt werden. Offenbar treten innerhalb der
einzelnen Partikel Schwankungen in der Metall-Zusammensetzung auf.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
178
6.3.5. Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Es wurden mehrere Platin-Iridium-Oxid-Kolloide verschiedener Zusammensetzungen mit der
HRTEM/EDX-Methode untersucht, um das Mischungsverhalten von Platin und Iridium in
den Partikeln zu bestimmen. Im Einzelnen wurden die Verbindungen MO47, MO45 und
MO43 (Anteil an Iridium im Kolloid: 47 Atom-% Ir, 25 Atom-% Ir , 22 Atom-% Ir)
untersucht. Tabelle 50 zeigt die für das Kolloid MO47 festgestellte Zusammensetzung der
Partikel. Wie im Fall der Iridiumoxid,- Osmiumoxid- und Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide
war die Intensität der gemessenen Elektronen-Übergänge sehr gering, so dass nur wenige
Messpunkte ausgewertet werden konnten.
Tabelle 50: EDX-Einzelpartikel-Analyse des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO47
Eintrag
% Platin
% Iridium
Ir in der Probe [Atom-%]
1
2,9
6,85
70,0
2
1,56
3,76
70,6
3
7,69
4,80
38,4
In Tabelle 50 ist zu erkennen, das innerhalb der vermessenen Partikel eine Streuung in der
Edelmetallzusammensetzung vorliegt. Nur für einen Messpunkt (Eintrag 3) wurde eine
Partikelzusammensetzung
gefunden,
die
der
mittels
Elementaranalyse
bestimmten
Zusammensetzung des Kolloides MO47 entsprach. In den beiden anderen Messpunkten war
der Iridium-Anteil größer als nach der Elementaranalyse zu erwarten war. Wie bei dem
Platin-Osmium-Kollid MO33 traten innerhalb der Substanz Schwankungen in der
Einzelpartikelzusammensetzung auf. Die folgenden Tabellen (Tabelle 51, Tabelle 52) zeigen
die gefundenen Zusammensetzungen der Kolloide MO45 und MO43.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
179
Tabelle 51: EDX-Einzelpartikel-Analyse des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO45
a
Eintrag
% Platin
% Iridium
Anteil Ir in der Probe [%]
1
32,88
67,12
67,12
2
25,72
-
a
-
3
30,16
-a
-
4
30,16
-
a
-
5
20,35
-a
-
6
11,25
16,11
58,9
7
4,80
-a
-
8
3,08
-
a
-
9
10,55
22,71
68,3
10
23,53
76,47
76,47
Iridium im EDX-Spektrum sichtbar, aber nicht quantifizierbar
Tabelle 52: EDX-Einzelpartikel-Analyse des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO43
a
Eintrag
% Platin
% Iridium
Anteil Ir in der Probe
[%]
1
8,22
12,39
60,1
2
3,14
3,50
52,7
3
3,19
-a
-
Iridium im EDX-Spektrum sichtbar, aber nicht quantifizierbar
Eine genauere Bestimmung der Partikelzusammensetzung ist nicht möglich, da der IridiumAnteil in den einzelnen Messpunkten häufig unterhalb der Auswertungsgrenze des
Analyseprogramms lag. Die EDX-Spektren (Abbildung 93 und Abbildung 94) zeigten
hingegen immer eindeutig neben dem Pt-Lα1-Übergang bei 9,44 keV den Ir-Lα1-Übergang bei
9,17 keV. Bei 1,98 keV wird der Mα1-Übergang des Iridiums automatisch von dem
Auswertungsprogramm identifiziert. Der Mα1-Übergang des Platins bei 2,05 keV ist durch den
Iridium-Mα1-Übergang überlagert.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
180
Abbildung 93: EDX-Spektrum des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO45
In der vorliegenden Arbeit wurde bereits gezeigt (vgl. Kapitel 3.3.3), dass Iridium
Metalldioxid-Partikel bildet. Weiterhin ist bekannt, dass Platin ebenfalls ein nanoskaliertes
Metalldioxid bildet.[99] Höchstwahrscheinlich konkurriert die Bildung des Platin-IridiumOxid-Kolloids
mit
den
entsprechenden
Bildungsreaktionen
der
monometallischen
Metaldioxid-Kolloide. Während der Hydrolyse-Reaktion bilden sich wahrscheinlich sowohl
Platin- als auch Iridium-Keime, die das entsprechend andere Metall mit einbauen, wodurch
die Streuung in den gefundenen Partikelzusammensetzungen zustande kommt. Von reinen
Platindioxid- und Iridiumdioxid-Kolloiden auszugehen ist hingegen nicht sinnvoll, da mittels
XDR/DFA gezeigt werden konnte (vgl. Kapitel 6.1.3), dass Platin und Iridium gemeinsam in
den Partikeln vorliegen. Die gefundene Streuung in den Partikelzusammensetzungen
entspricht der von Koch zuvor bei den Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloiden gefundenen
Streuung.[100] Die mittels Elementaranalyse bestimmte Zusammensetzung konnte im Rahmen
der in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen der Partikel nicht bestätigt werden. Für
eine verlässliche Mittelwertbildung aus den EDX-Einzelpartikel-Analysen, welche mit den
Daten der Elementaranalyse verglichen werden könnten, existieren zu wenig Messpunkte.
181
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
Abbildung 94: EDX-Spektrum des Platin-Iridium-Oxid-Kolloids MO43
6.3.6. Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
Eine quantitative Auswertung der Partikelzusammensetzung war bei dieser Probe nicht mehr
möglich. Die Empfindlichkeit des Gerätes in Verbindung mit den geringen gemessenen
Intensitäten erlaubten nur noch qualitative Aussagen über die Zusammensetzung der Partikel.
In allen Messungen wurden die zu erwartenden Elemente wiedergefunden. Von dem
Auswertungsprogramm wurden Platin und Ruthenium automatisch identifiziert. Im Fall des
Osmiums gelingt die Zuordnung nur nachträglich auf Basis der Kenntnis der zu erwartenden
Übergänge.
Exemplarisch
wurde
dasPlatin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloid
untersucht. Gezeigt ist ein typisches EDX-Spektrum der Kolloide (Abbildung 95).
MO63
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
182
Abbildung 95: EDX-Spektrum des Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloids MO63
Der OsLβ1-Übergang bei 10,35 keV ist in dem Spektrum deutlich zu erkennen. Die
Vergrößerung des EDX-Spektums von 0–3 keV zeigt eindeutig den Mα1-Übergang des
Osmiums bei 1,98 keV.
6.3.7. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide
Im Folgenden wurde das Kolloid MO70, das Platin, Ruthenium, Osmium und Iridium in
äquimolaren Anteilen enthält, vermessen, um sicher zu stellen, dass von allen vier Metallen
genügend Röntgenquanten gesammelt werden können. Mit der EDX-Analyse sollte
untersucht werden, ob die vier Metalle jeweils in den einzelnen Partikeln detektiert werden
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
183
können. Es musste allerdings, wie bereits zuvor ein Mittelwert über mehrere Partikel gebildet
werden, um genügend Röntgenintensität zu erhalten. Abbildung 96 zeigt ein typisches EDXSpektrum der Substanz.
Abbildung 96: EDX-Spektrum Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloids MO70
Eine quantitative Auswertung war auch für diese Substanz nicht möglich. Automatisch
identifiziert wurden Platin und Ruthenium. Der Lα1-Übergang des Osmiums ist durch Kupfer
überlagert. Bei 1,98 keV ist der Mα1-Übergang des Osmiums erkennbar. Im Bereich der Lβ1Übergänge
zwischen
10-11
keV
wird
eine
erhöhte
Intensität
beobachtet.
Das
Intensitätsmaximum befindet sich allerdings an der Nachweisgrenze, da die Peaks nur wenig
über dem Rauschniveau liegen. In diesem Bereich treten die Lβ1-Übergänge von Osmium und
Iridium auf, weshalb diese Intensitätserhöhung als Indiz für die Anwesenheit beider Metalle
gewertet werden kann.
Charakterisierung der Metalloxid-Kolloide
184
6.3.8. Zusammenfassung
Die EDX-Methode wurde angewendet, um die Zusammensetzung der einzelnen, im HRTEM
identifizierten Partikel zu bestimmen. Es war bei den in dieser Arbeit untersuchten MetallOxid-Kolloiden nicht möglich, genügend Röntgenintensität von einzelnen, der nur 1-2 nm
großen Misch-Metalloxid-Partikel zu erhalten. Um innerhalb der durch destruktive
Wechselwirkungen des Elektronenstrahls mit der Probe zeitlich begrenzten Messzeit für jeden
Messpunkt genügend Röntgenstrahlung zu erhalten, mussten mehrere Partikel gleichzeitig
untersucht werden. Selbst unter dieser Vorraussetzung war es teilweise nicht möglich, alle
Elemente in einer Messung automatisch zu detektieren.
Ein 2 nm durchmessender Platin-Cluster besteht lediglich aus 227 Atomen, deshalb ist die
Anzahl der detektierbaren Röntgenquanten sehr begrenzt.[165] In dieser Arbeit wurden 1-2 nm
große Kolloide bestehend aus bis zu vier Elementen untersucht, wodurch sich die Menge der
Röntgenquanten pro Atomsorte entsprechend reduziert. Erschwerend kommt hinzu, dass die
Energien der Lα1-, Lβ1- und Mα1-Übergänge von Osmium, Iridium und Platin sich teilweise
überlagern.
Im Fall der bimetallischen Metalloxid-Kolloide konnten quantitative Aussagen gemacht
werden. Die Zusammensetzung der Partikel stimmt in den ausgewerteten Bereichen nicht mit
der Zusammensetzung überein, die mittels Elementaranalyse bestimmt wurde. Im Vergleich
zu der in der Elementaranalyse festgestellten Zusammensetzung der Mischmetall-Kolloide,
werden bei den vermessenen Partikeln relative Schwankungen von 30–40 % beobachtet.
Diese Schwankungen liegen in dem gleiche Bereich der zuvor für das kolloide PlatinRuthenium-Oxid-Kolloid gefunden wurde.[100]
Über die tri- und tetrametallischen-Metalloxid-Kolloide sind nur noch qualitative Aussagen
möglich. In beiden Fällen konnten Platin und Ruthenium automatisch von dem
Auswertungsprogramm identifiziert werden. Für Anwesenheit von Osmium und Iridium gibt
es sichere Indizien.
Für eine genauere Aussage ist die Empfindlichkeit der EDX-Analyse jedoch nicht
ausreichend bzw. die detektierbare Röntgenstrahlung zu gering. Zusammenfassend kann
gesagt werden, dass die vorhandenen Metalle in allen Fällen innerhalb einer Gruppe von vier
bis fünf Partikeln identifiziert werden konnten. Eine Durchmischung der Substanzen auf
Nanometer-Ebene ist also gegeben. Infolgedessen ist es plausibel, jeweils von MischMetalloxid-Kolloiden auszugehen.
Katalyse
185
7.
Katalyse
7.1.
Elektrokatalyse: Brennstoffzelle
7.1.1. Historie
Das Prinzip der Brennstoffzelle ist seit mehr als einem Jahrhundert bekannt. Der erste
Apparat wurde 1839 von Sir William Grove entworfen.[166] In diesem Gerät wurden
Wasserstoff und Sauerstoff an Platinelektroden in schwefelsaurem Medium umgesetzt, so
dass zwischen beiden Elektroden ein Strom floss (Abbildung 97).
Abbildung 97: Brennstoffzelle nach Grove
Die Erkenntnisse von W. Grove wurden erst 1894 von W. Ostwald aufgegriffen, als er sich in
einer Veröffentlichung zum Stand der „wissenschaftlichen Elektrochemie“ der damaligen Zeit
äußert.[167]
Erst in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde von Bacon eine komplette
Brennstoffzelle entworfen, die 200 °C heiße Kalilauge als Elektrolyt nutzte. Technische
Anwendung fand die Brennstoffzelle wegen hoher Kosten zunächst nur im RaumfahrtProgramm der USA und beim Militär. Ein verändertes Umweltbewusstsein und die immer
Katalyse
186
weiter zunehmende Umweltbelastung durch Kraftwerk- und Auto-Abgase führte im
amerikanischen Bundesstaat Kalifornien zu der Gesetzesnovelle „clean air act“. Das Gesetz
fordert ab 2004 einen festen Anteil an Null-Emissions Automobilen. Durch den legislativ
ausgeübten Druck und mangels schnell verfügbarer Alternativen wurde die BrennstoffzellenTechnologie als Antriebsalternative zum Verbrennungsmotor favorisiert.[168]
Tabelle 53 fasst die entscheidenden Entwicklungen der Brennstoffzellen-Wissenschaft in
einer Zeittafel zusammen.
Tabelle 53: Zeittafel der entscheidenden Brennstoffzellenentwicklungen
Jahr
Entwicklung
1800
Johannes von Ritter führt eine Elektrolyse von Schwefelsäure zu Wasserstoff und Sauerstoff durch
1839
Sir William Grove erkennt die Reversibilität der o. g. Versuche, und konstruiert den ersten
brennstoffzellenartigen Apparat
1894
Wilhelm Ostwald erinnert an die Bedeutung der Entdeckung von Grove
30er
Bacon konstruiert die erste Brennstoffzelle (200°C Kalilauge, Druck)
50er
Erste kommerzielle Brennstoffzellen von Siemens und Varta
60er
Amerikanisches Raumfahrt-Programm gibt neue Impulse; Konstruktion einer Alkalische
Wasserstoff Brennstoffzelle
1965
PEM-FC Brennstoffzelle in der Gemini-Raumkapsel (Polystyrolsulfonsäure)
1982
Einbau einer Brennstoffzelle in ein U-Boot
1994
Das erste Blockheizkraftwerk mit einer Phosphorsäure-Brennstoffzelle geht in Hamburg ans Netz
1997
Daimler-Benz stellt den linienbetriebstauglichen Personenbus NEBUS vor
1997
Beginn der Necar-Baureihe, mobile Brennstoffzellen in Kleinwagen
2000
Vorstellung eines DMFC-betriebenen Go-carts bei Daimler-Chrysler
7.1.2. Allgemeines, Stand der Technik
Brennstoffzellen sind elektrische Systeme, in denen über eine direkte elektrochemische
Umwandlung die chemische Energie einer Redoxreaktion in Elektrizität umgewandelt wird.
Im einfachsten Fall reagieren Wasserstoff und Sauerstoff. Die chemische Energie, die in der
Knallgasexplosion schlagartig frei wird, kann in der Brennstoffzelle kontrolliert abgeführt
werden und wird so nutzbar.
Katalyse
187
Der Wasserstoff wird in der Brennstoffzelle in Form einer „kalten“ Verbrennung umgesetzt.
Vorraussetzung hierfür ist die Trennung von Anoden- und Kathoden-Raum ermöglicht. An
der Anode Gl. (26) und Kathode Gl. (27) laufen formal folgende Teilreaktionen ab:
H2 → 2 H+ + 2 e-
Gl. (26)
1/2 O2 + 2 e- → O2-
Gl. (27)
Als
Elektrolyt
wird
ein
substratundurchlässiger,
ionenleitender
Stoff
verwendet.
Katalysatoren für die Anode und Kathode sind Edelmetalle wie Platin und Nickel. Je nach Art
des verwendeten Elektrolyts und Betriebstemperatur werden fünf grundsätzliche Typen von
Brennstoffzellen unterschieden, die in Tabelle 54 aufgeführt sind. Je nach Brennstoffzellentyp
werden ein oder mehrere Metalle als Katalysatoren benutzt.[169]
Tabelle 54: Brennstoffzellentypen
AFC
Alkalische
Brennstoffzelle
Betriebstemperatur
PEM-FC
PAFC
MCFC
SOFC
PolymerPhosphorsaureCarbonatOxidkeramischeelektrolytBrennstoffzelle
schmelzenBrennstoffzelle
Brennstoffzelle
Brennstoffzelle
800-1000
60-90
80-110
160-200
600-800
Brennstoff
H2 (hochein)
H2,Methanol
H2, Erdgas
Erdgas
Erdgas
Oxidationsmittel
O2 (hochrein)
O2, Luft
Luft
Luft
Luft
Raney-Ni,
Pt/C,
Pt/C
Pt-Ru/C
Pt/C
Ni
Ni
KathodenKatalysator
Raney-Ag
Pt/C
NiO
La-Sr-Mn-O3
Anwendung
Raumfahrt
Fahrzeuge
BlockHeizkraftwerke
BlockHeizkraftwerke
[°C]
AnodenKatalysator
Pt/C,
Pt-Co-Cr/C
BlockHeizkraftwerke
(500-600 möglich)
Die AFC findet dabei nur in der Raumfahrt Anwendung, da sie durch die verwendeten
Reinstgase für andere Anwendungen zu teuer ist.
Allerdings weist die AFC zusammen mit der PEM-FC von allen Brennstoffzellensystemen
den höchsten möglichen thermodynamischen und technischen Wirkungsgrad auf.[170] Tabelle
55 zeigt die entsprechenden erzielbaren thermodynamischen und technische Wirkungsgrade
der Brennstoffzellentypen.
Katalyse
188
Tabelle 55: Thermodynamische und technische Wirkungsgrade der Brennstoffzellen
BZ-Typ
Wirkungsgrad
(theoretisch) [%]
Wirkungsgrad
(technisch) [%]
AFC
PEM-FC
PAFC
MCFC
SOFC
83
83
80
78
73
60
60
55
55-65
60-65
Für den mobilen Einsatz werden hauptsächlich PEM-Brennstoffzellen verwendet. Abbildung
98 zeigt den Aufbau einer solchen PEM-Brennstoffzelle, und der darin enthaltenden
Membran-Elektroden-Einheit (MEA).
Membran-Elektroden-Einheit (MEA)
Abbildung 98: Schematischer Aufbau einer Brennstoffzelle und MEA[171]
Die einzelnen MEAs (membrane-electrode-array) werden jeweils mechanisch durch
Separatorplatten getrennt. Der Produkt- und Abgasstrom wird mittels elektrisch leitender
Gasverteilerplatten, die aus Graphit, Kompositwerkstoffen oder vergoldeten Edelstahlplatten
bestehen, zur MEA geführt. Auf der Katalysatorschicht der MEA sind beidseitig
Graphitgewebe angebracht, die ebenfalls die Stromableitung und den Massentransport vom
Katalyse
189
bzw. zum Katalysator sicher stellen. Der Anoden- bzw. Kathoden-Katalysator, an dem die
eigentliche katalytische Reaktion abläuft, ist direkt auf der Membran fixiert.
Die als Elektrolyt verwendete Membran ist ein protonenleitendes Polymer. In der Regel
werden Nafion-Polymermembranen der DuPont Company verwendet. Das Polymer besteht
aus einem hydrophoben Perfluorpolyethylen-Grundgerüst, an das über Etherbrücken
hydrophile Perflourethylensulfonsäure-Gruppen angeknüpft sind (vgl. Kapitel 7.2.1). Durch
die hydrophob/hydrophile-Struktur bildet das Polymer ein poröses dreidimensionales
Netzwerk, in dem die Sulfonsäuregruppen in die Hohlräume hineinragen und so die Protonenbzw. Ionenleitung ermöglichen.[172, 173] Abbildung 99 zeigt die Grundstruktur des Nafion-117Polymers.[173]
(CF2
CF2)6.5
CF
O
CF2
CF
230
CF2
O
CF2
CF2
SO3H
CF3
Abbildung 99: Struktur des Nafion-Polymers
Ursprünglich wurde Nafion als Protonenaustauscher bzw. feste Supersäure konzipiert.[145b, c]
Das Material stellt neben dem Edelmetall einen der Hauptkostenfaktoren in der PEM-FCHerstellung dar.[174] Neben Nafion werden inzwischen noch andere perfluorierteCarbonsulfonsäuren von DOW, Aciplex, Gore und Asahi Chemical verwendet.[175]
Die Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen teilen sich in drei Gruppen auf: auf der einen Seite
die Wasserstoff PEM-FC, die direkt mit Wasserstoff betrieben wird, und auf der anderen
Seite die Indirekte Methanol-Brennstoffzelle (IMFC) und die Direkte MethanolBrennstoffzelle DMFC; beide nutzen Methanol als Brennstoff.
Katalyse
7.1.2.1.
190
Indirekte Methanol-Brennstoffzellen (IMFC)
In der IMFC wird als Brennstoff Methanol genutzt, der in einem vorgeschalteten
Wasserdampf-Reformer das Methanol gemäß Gl. (28) zu Kohlendioxid und Wasserstoff
umsetzt.
Gl. (28)
CH3OH + H2O → CO2 + 3 H2
Die Reaktion läuft in Mitteltemperatur-Shift-Reaktoren bei 250-300 °C an Cu-Zn-OxidKatalysatoren oder in Hochtemperatur-Shift-Reaktoren bei über 350 °C an Fe3O4Katalysatoren ab. Wegen des Wassergas-Gleichgewichts (Gl. (29)) ist im Produktgas immer
ca. 1 % Kohlenmonoxid enthalten.[169, 176]
Gl. (29)
CO2 + H2 → CO + H2O
Kohlenmonoxid (CO) wirkt durch starke Chemisorption auf den aktiven Metall-Oberflächen
als Katalysatorgift. Das führt zu erheblichen Überspannungen an der Anode, die
entsprechende Leistungseinbußen mit sich bringen.[177] Der CO-Gehalt muss deshalb bis auf
ca. 10 ppm reduziert werden. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.
Beispielsweise kann mittels einer Reinigungsstufe das Kohlenmonoxid an Ruthenium oder
Rhodium auf Aluminiumoxid bei ca. 100 °C selektiv neben Wasserstoff oxidiert werden.[169]
Die Reinigung kann ebenso an CuO/ZnO-Katalysatoren durchgeführt werden. Diese
Katalysatoren sind billiger, allerdings ist die Aktivität stark von der Partikelgröße des
Kupferoxids abhängig.[178] In jedem Fall erhöht diese zusätzliche Einheit die Komplexität und
Kosten einer Brennstoffzelle.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von CO-toleranten Katalysatoren, die das
entstehende Kohlenmonoxid zum Kohlendioxid weiteroxidieren.[179] Verwendet werden
Platin-basierende Legierungen. Platin-Ruthenium-Katalysatoren zeichnen sich zum Beispiel
durch hohe CO-Toleranz aus.[180] Der Katalysator wird nach einen Verfahren von Watanabe
hergestellt.[181] Dabei werden Platinsulfit-Komplexe zusammen mit Ruthenium-Salzen in
einem mehrstufigen Prozess auf dem standardmäßig verwendeten Leitruß VulcanXC72
absorbiert. Neue Katalysatoren mit Wolfram,[182] Molybdän[183] und Zinn[69, 184] sowie ternäre
Mischungen aus Platin-Ruthenium-Wolfram[135] sowie Platin-Ruthenium-Molybdän[134] sind
derzeit Gegenstand intensiver Untersuchungen. Zu bemerken ist, dass Molybdän schon vor 35
Katalyse
191
Jahren von Shropshire als Promotor für die Methanol-Elektrooxidation vorgeschlagen
wurde.[185]
7.1.2.2.
Direkt-Methanol-Brennstoffzelle (DMFC)
Die DMFC setzt im Gegensatz zur PEM-FC und IMFC das Methanol direkt um. Der Vorteil
der
Methanol-Brennstoffzellen
(IMFC
und
DMFC)
gegenüber
der
Wasserstoff-
Brennstoffzelle liegt in der Verwendung des Methanols als Energiequelle. Methanol kann aus
Biogas erzeugt werden. Es hat eine hohe Energiedichte und ist bei den Betriebsbedingungen
in der DMFC flüssig. Der Aufbau der DMFC entspricht dem der IMFC (Abbildung 98). Die
Anode besteht aus einem Platin-Ruthenium-Katalysator, für die Kathode wird weiterhin
reines Platin genutzt. Ein Nachteil ist, dass bis heute kein Membranmaterial gefunden wurde,
das den Methanol-Durchtritt in den Kathodenraum unterbindet. Bei hohen Strömen kommt es
so zu Mischpotentialbildung, die wiederum einen merklichen Leistungsabfall zur Folge hat.
Ein weiterer Nachteil ist die bis heute notwendige höhere Beladung von 2 - 3 mg Edelmetall
pro Quadratzentimeter. Eine Wasserstoff-Brennstoffzelle wird im Vergleich dazu mit einer
Beladung bei ca. 0,2 mg/cm² betrieben.[186] An den DMFC-Anoden-Katalysator werden bei
der Methanol-Oxidation besondere Anforderungen gestellt.
Von Beden et al. und anderen Autoren wurde ein detaillierter Mechanismus vorgeschlagen,
der die in mehreren Teilschritten ablaufende Oxidation des Methanols an Platin
beschreibt.[187] Die Gleichungen zeigen die Reaktionen, die bei der Oxidation des Methanols
formal durchlaufen werden (Gl. (30) - Gl. (34)). das Gleichungssystem für Platinlegierungen
wurde von Freelink et al. entsprechend erweitert (Gl. (35) - Gl. (36)).[188]
Gl. (30)
Pt + CH3OH → Pt(CH3OH)ads
Gl. (31)
Pt(CH3OH)ads → Pt(CH3O)ads + H+ + e-
Gl. (32)
Pt(CH3O)ads → Pt(CH2O)ads + H+ + e-
Gl. (33)
Pt(CH2O)ads → Pt(CHO)ads + H+ + e-
Gl. (34)
Pt(CHO)ads → Pt(CO)ads + H+ + e-
Gl. (35)
Gl. (36)
(M = Ru, Mo, W, Sn, etc.)
M + H2O → M(H2O)ads
Pt(CO)ads + M(H2O)ads → Pt + M + CO2 + 2 H+ + 2 e-
Katalyse
192
Nach Adsorption des Methanols auf der Platinoberfläche läuft die Oxidation stufenweise bis
zu einer adsorbierten CO-Spezies ab. Das entstehende Kohlenmonoxid vergiftet die
Platinoberfläche der DMFC. Damit wird die Oxidation des COs auf der Platin-Oberfläche
zum umsatzbestimmenden Schritt.[134] Durch oxophile Promotoren wie z. B. Ruthenium,
dessen Wirkung seit den 1970er Jahren bekannt ist, wird gemäß Gl. (35) und Gl. (36) die
Weiteroxidation des adsorbierten COs möglich.[189] Die unedlen Metalle sind im Gegensatz zu
Platin schon bei Potentialen unterhalb von 0,4 V in der Lage, Wasser gemäß Gl. (35) zu
adsorbieren.[138] Die Metall-Sauerstoff-Bindung des Rutheniums ist so labil, dass die
adsorbierten H2O-Moleküle mit den adsorbierten, aber auf der Platinoberfläche beweglichen
CO-Molekülen zu CO2 weiterreagieren Gl. (36). In Nebenreaktionen wird beispielsweise auch
Methylformiat gebildet, das im Produktgas identifiziert werden konnte.[190]
Aus der Literatur sind viele weitere Metalle bekannt, die aufgrund ihrer chemischen
Eigenschaften die Weiteroxidation des adsorbierten Kohlenmonoxids fördern können.[113] Die
Suche nach einem neuen effizienteren Katalysator für die DMFC wurde von Smotkin und
Mallouk et al. unter Zuhilfenahme eines kombinatorischen Ansatzes durchgeführt; dabei
wurde eine Legierung der Zusammensetzung Pt44Ru41Os10Ir5 gefunden.[137] Grundlage dafür
war die Identifikation eines zuvor von Smotkin et al. ähnlichen ternären Systems, das aus
einer Reihe von mittels arc-melting hergestellten Elektroden identifiziert wurde und die
Zusammensetzung Pt65Ru25Os10 hatte.[133] Ein weiteres insgesamt vier Metalle beinhaltendes
neues Katalysator-System stellt der von Arico et al. vorgestellte Pt3Ru1W1Sn1/Ruß
Katalysator dar.[136] Durch eine reduktive Auffällung der Metallsalze auf Ketjen-Black Leitruß
mit Natriumborhydrid wurde so ein Katalysator hergestellt, der eine höhere Leistung als reine
Platin-Katalysatoren gleicher Metall-Beladung aufwies.
Ziel der aktuellen Forschung ist es, möglichst CO-tolerante Katalysatoren aus neuen
Metallmischungen, die einemöglichst hohe Dispersion aufweisen, zu finden. Die für einen
neuen Katalysator angestrebte Leistung liegt bei 0,3-0,4 Watt/cm² bei einer entsprechenden
Leistungsdichte
von
0,5
A/cm².[191]
In
vorliegenden
Arbeit
konnten
nach
dem
Hydrolyse/Kondensations-Konzept zahlreiche Mischmetalloxid-Kolloide dargestellt werden,
die die oben angesprochenen Metalle enthalten und eine hohe Dispersion aufweisen. Im
Folgenden werden die mit den in dieser Arbeit für die IMFC und DMFC hergestellten
Multimetall-Katalysatoren in den BZ-Messungen erhaltenen Ergebnisse diskutiert.
Katalyse
193
7.1.3. Methanol-Oxidation in der DMFC
Innerhalb des Brennstoffzellen-Projekts NaKaB (Nanomaterialien als Katalysatoren in PEFCBrennstoffzellen) wurden die im Rahmen dieser Arbeit hergestellten Materialien von den
Kooperationspartnern
des
Forschungszentrums
Jülich
zu
Brennstoffzellen-MEAs
weiterverarbeitet und unter DMFC-Bedingungen getestet. Alle MEAs wurden mit einer
Beladung von weniger als 1 mg/cm² hergestellt. Dies stellt im Vergleich zu dem NECAR 5
Gocart, dem ersten „Automobil“ mit einer reinen DMFC-Einheit, eine geringere Beladung
dar. Für die Brennstoffzelle des Necar 5 wurde eine Belegung von 8 mg/cm² PlatinRuthenium (50/50) Edelmetall verwendet.[192]
Die Elektrodenfläche der vermessenen MEAs betrug jeweils ca. 1,8 cm². Es wurden quasistationäre Strom-Spannungs-Kurven bei 50 °C aufgenommen, wobei die 1 M MethanolWasser-Lösung mit Stickstoff gespült wurde. Auf der Kathodenseite war zusätzlich zum
kommerziellen Platin/Vulcan-Katalysator eine ringförmige Platin/Vulcan-Referenzelektrode
aufgebracht, gegen die das Anodenpotential gemessen wurde. Durch Verwendung einer
Referenzelektrode wurde die Überspannung der Kathode abgetrennt, d.h. es wurde nur die
Überspannung an der Anode und ein Teil des ohmschen Spannungsverlustes gemessen. Der
ohmsche Spannungsverlust (‚IR-Verlust‘) wurde mit Hilfe von Impedanzmessungen ebenfalls
abgetrennt, so dass die später gezeigten IR-korrigierten Strom/Spannungskurven der
Methanol-Oxidation nur noch den kinetischen Spannungsverlust an der Anode beinhalteten.
Die Methanol-Oxidation, die thermodynamisch nahe 0,0 V gegen RHE (ReversibleWasserstoff-Elektrode) abläuft (Gl. (37)), ist durch verschiedene kinetische Hemmungen
(Diffusions-,
Durchtritts-
Reaktionsüberspannung
etc.)
zu
positiven
Potentialen
verschoben.[193]
Gl. (37)
CH3OH + H2O → CO2 + 6H+ + 6e-
δG = -17.3 kJ/mol;
E0 = + 0.030 V
(SHE)
Ein leistungsfähiger Katalysator zeichnet sich unter anderem durch eine bei möglichst
niedrigem Potential einsetzende Methanol-Oxidation aus, was gleichbedeutend mit einem
geringen Überspannungsanteil ist. Entscheidend ist außerdem die erzielbare Stromdichte bei
technisch relevanten Anodenüberspannungen von 0,4 V bis 0,6 V.
Katalyse
194
In der vorliegenden Arbeit wurden sowohl die nach dem von Koch[100] beschriebenen Prozess,
hergestellten Mischmetall-Katalysatoren, sowie ein Katalysator, der nach der in dieser Arbeit
erstmals angewendeten Instant-Methode hergestellt wurde, vermessen.
7.1.3.1.
Klassische und Instant-Katalysatoren
Der klassische Herstellungsprozess nach Koch[100] erfolgt in drei Stufen. Zunächst wird
mittels
Hydrolyse
das
stabilisierte
Mischmetalloxid-Kolloid hergestellt. Nach der
anschließenden Reduktion mit Wasserstoff werden die Kolloide in einer sauren gepufferten
Lösung auf dem Vulcan-Leitruß immobilisiert. Tabelle 56 fasst die relevanten Daten der
vermessenen Katalysatoren zusammen.
Tabelle 56: Physikalische und technische Daten der vermessenen Katalysatoren
Eintrag
Katalysator
Beladung
[Gew.-%]
Verhältnis der
Metalle
Schichtdicke
[µm]
[Atom-%]
KatalysatorBeladung
[mg/cm²]
1
BK3 (Pt/Ru/Mo)
17,11
64/20/16
86
0,6
2
BK34 (PtRu/Mo)
18,98
54/30/16
77
0,7
3
BK10 (Pt/Ru/Os/Ir)
15,29
45/40/9/6
88
0,5
4
BK38 (Pt/Ru)
12,30
37/63
58
0,3
5
BK39 (Pt/Ru)
10,12
50/50
102
0,3
6
E-TEK (Pt/Ru)
40,00
50/50
ca. 40
1,1
Nach dem in dieser Arbeit erstmals beschriebenen Instant-Verfahren, das die direkte
Immobilisierung der Hydroxid-stabilisierten Mischmetalloxid-Kolloide auf Vulcan XC72
ermöglicht, wurde ein so hergestellter Pt-Ru-Mo-Ox/Vulcan-Katalysator (Eintrag 2) unter
DMFC-Bedingungen getestet. Von den nach dem klassischen Verfahren hergestellten
Katalysatoren wurden ein neuer Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan- (Eintrag 3) und ein neuer Pt-RuMo/Vulcan-Katalysator (Eintrag 1) vermessen. Als Referenz für die Kolloid-Katalysatoren
wurden außerdem zwei schon zuvor bekannte ebenfalls in dieser Arbeit hergestellte PtRu/Vulcan-Katalysatoren (Eintrag 4 und 5) und ein kommerzieller E-TEK Katalysator mit
40 Gew.-% Pt/Ru (50/50) vermessen (Eintrag 6). Abbildung 100 zeigt die gemessenen, IRkorrigierten Strom/Spannungs-Kurven der einzelnen Katalysatoren.
Katalyse
195
220
E-TEK
(Pt-Ru)
BK34
(Pt-Ru-Mo)
BK3
(Pt-Ru-Mo)
BK10 (Pt-Ru-Os-Ir)
BK38
(Pt-Ru)
BK39
(Pt-Ru)
200
180
160
j / mA * mg
-1
140
120
100
80
60
40
20
0
-20
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
U (RHE) / V
Abbildung 100: Strom/Spannungs-Kurven der in der DMFC vermessenen Kolloid-Katalysatoren, 1 M
MeOH-Lösung, T = 50 °C, N2-Spülung
Generell
zeigen
alle
außer
dem
Pt-Ru-Mo/Vulcan-Katalysator
ein
gutes
Überspannungsverhalten, was durch die schon bei 0,3 bis 0,35 V einsetzende MethanolOxidation
bestätigt
wird
(Abbildung
100).
Oberhalb
des
sinnvoll
nutzbaren
Überspannungsbereichs von 0,6 V Anodenpotential befindet sich eine DMFC-Zelle im einem
Bereich, bei dem zwar hohe Stromdichten erzielt werden können, allerdings sinkt bei diesen
Anoden-Überspannungen die nutzbare Klemmspannung rapide ab. Die Kolloid-Katalysatoren
erzielen deutlich höhere Grenzstromdichten als der E-TEK-Katalysator (Abbildung 100).
Zwar sinkt im Grenzstrombereich die Klemmspannung durch die hohe Überspannung,
allerdings muss bei einem technischen Zellendesign ein Kompromiss zwischen Stromdichte,
Zellspannung und Leistungsdichte gefunden werden. Aufgrund der höheren erzielbaren
Stromdichten haben die Kolloid-Katalysatoren einen klaren Vorteil gegenüber dem
kommerziellen E-TEK-Katalysator.
Wird die niedrigere Beladung (12 bzw. 10 Gew.-%) der hergestellten Platin-RutheniumVerbindungen BK38 und BK39 (Eintrag 4 und 5) mit berücksichtigt, zeigt sich das hohe
Leistungspotential der Kolloid-Katalysatoren. Niedrige Beladungen und daraus resultierende
Katalyse
196
hohe Schichtdicken sind nachteilig für die Leistungsfähigkeit eines DMFC-Katalysators, da
es durch die höhere Dicke der Katalysatorschicht zu Stofftransport-Limitierung kommen
kann. Bekannt ist, das Katalysatoren mit 40 Gew.-% Beladung ca. doppelt so hohe
Stromdichten erzielen können wie Katalysatoren mit 20 Gew.-% Beladung.[194] Einerseits
treten bei zu kleiner Katalysatorbeladung aufgrund der hohen Schichtdicken MassentransportHemmungen auf, andererseits nimmt bei Metall-Beladungen oberhalb von 40 Gew.-% nur die
Größe und nicht die Oberfläche der Metallpartikel zu. Das bedeutet eine Abnahme der
erzielbaren Stromdichte bezogen auf die Masse des Metalls.
Den besten Kompromiss aus einem ausreichenden Massentransport und einer genügend
hohen Katalysatoroberfläche bietet ein Katalysator mit einem Platinanteil von 40 Gew.-%.[194]
Unter diesem Vorrausetzungen zeigen die Kolloid-Katalysatoren mit Beladungen zwischen
10 und 19 Gew.-% ein sehr gutes Strom/Spannungs-Verhalten. Für einen Kolloid-Katalysator
mit höherer Metallbeladung ist eine deutliche Verbesserung der Gesamtleistung zu erwarten.
Die nach der Literatur erwartete bessere Leistung des Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysators im
relevanten Potentialbereich zwischen 0,4 V bis 0,6 V wird nicht erreicht (Abbildung 100),
obwohl die Stöchiometrie des Kolloid-Katalysators BK10 (45/40/9/6) weitgehend mit der
Zusammensetzung der aus der Literatur bekannten Pt-Ru-Os-Ir-Verbindung (44/41/10/5)
übereinstimmt.[37a, 40] Wie Gasteiger et al. allerdings zeigen konnten, reagiert die MethanolOxidation empfindlich auf die Oberflächenzusammensetzung des Katalysators, so dass selbst
geringe Abweichungen von der idealen Zusammensetzung zu großen Leistungsverlusten
führen
können.[195]
Entscheidend
für
die
Katalyse
ist
natürlich
die
Oberflächenzusammensetzung und -beschaffenheit des Katalysators. Insofern können sich der
Kolloid-Katalysator und die „kombinatorische“ Verbindung durchaus unterscheiden.
Die gemessene Leistung (Abbildung 100) des klassisch hergestellten Pt-Ru-Mo/VulcanKatalysators BK3 (Tabelle 56, Eintrag 1) ist um Faktor 3-4 niedriger als die der Pt-Ru- und
Pt-Ru-Os-Ir-Verbindungen (Tabelle 56, Eintrag 3 bis 5). Ziel war es, durch kooparative
Effekt des Rutheniums und Molybdäns mit Platin einen leistungsfähigeren Katalysator zu
erhalten. Dieses Ziel konnte jedoch mit diesem Katalysator nicht erreicht werden.
Der nach dem neuen Instant-Verfahren hergestellte Katalysator BK34 (Tabelle 56, Eintrag 2)
zeigt dagegen eine größere Stromdichte als die anderen Kolloid-Katalysatoren (Abbildung
100). Ab einer Überspannung von ca. 0,45 V steigt die Leistungsdichte sehr steil an, um dann
ab ca. 0,58 V in ein Plateau überzugehen. Bei höheren Überspannungen nimmt die
Katalyse
197
Leistungsdichte wieder leicht ab, was auf die Ausbildung reaktionsinhibierender
Oberflächenoxide zurückzuführen ist. Die erzielbaren Stromdichten im Bereich von 0,4 V bis
0,6 V liegen um ca. 25 % über denen der anderen Kolloid-Katalysatoren (Abbildung 100).
Ein Vergleich mit den nach dem klassischen Verfahren hergestellten Pt-Ru-Mo-Katalysator
BK3 zeigt, dass die Präparation des Katalysators offensichtlich entscheidenden Einfluss auf
die Aktivität hat. Der große Unterschied zwischen beiden Substanzen kann nicht nur auf die
unterschiedliche Zusammensetzung zurückgeführt werden, sondern muss auch mit der
Herstellung sowie der Partikelgröße und -verteilung zusammenhängen (vgl. Kapitel 5.1 und
Kapitel 5.2.6, TEM-Aufnahmen).
7.1.3.2.
Literaturvergleich
Im Folgenden sollen die in dieser Arbeit hergestellten und in der DMFC vermessenen
Kolloid-Katalysatoren mit den in der Literatur beschriebenen Systemen verglichen werden.
Die Leistungsdaten der einzelnen Katalysatoren im Überspannungsbereich von 0,4 V bis
0,6 V sind in Tabelle 57zusammengefasst.
Tabelle 57: Zwischen 0,4 V und 0,6 V gemessene Stromdichten der Katalysatoren
Spannung
Stromdichte j [mA/mg]
675
678
268
194
196
0,40 V
3,2
16,7
25,0
21,9
28,6
0,45 V
7,9
42,3
42,8
36,6
46,4
0,50 V
17,3
81,9
69,5
58,6
67,5
0,55 V
32,0
120,5
95,8
86,6
93,2
0,60 V
52,8
140,7
123,0
125,5
Messbedingungen: 50° C, 1 M Methanol/Wasser-Lösung, quasi-stationäre Messung
121,1
Ein genereller Vergleich der erzielten Stromdichten mit Daten aus der Literatur ist schwierig,
da in der Literatur jeweils unterschiedliche Versuchsbedingungen beschrieben werden. Die
Erhöhung der Methanol-Konzentration hat einen positiven Einfluss auf die Stromdichte, da
hierdurch eine höhere Gleichgewichtskonzentration an Methanol und den Zwischenprodukten
auf der Metalloberfläche vorhanden ist und die Diffusionslimitierung erst bei größeren
Stromdichten einsetzt.[196] Des Weiteren hat die Reaktionstemperatur einen positiven Einfluss
Katalyse
198
auf die erzielbaren Leistungen. Technische DMFC-Systeme werden bei 100-110 °C betrieben,
da die Desorption des Kohlenmonoxids bei diesen Temperaturen kinetisch gefördert wird.
Eine Druckerhöhung wirkt sich ebenfalls positiv auf die Leistungsdichte der Katalysatoren
aus.
Ein unter diesen Einschränkungen getroffener Vergleich der Leistungsdaten mit den von
Takasu et al. auf reduktive Weise hergestellten Katalysatoren veranschaulicht die hohe
Leistungfähigkeit der Kolloid-Katalysatoren.[197] Der von Takasu et al. hergestellte
Katalysator (20 Gew.-% Pt-Ru (50/50); Partikelgröße ca. 2 nm) lieferte in der MethanolOxidation bei 0,5 mV eine Stromdichte von 38 mA*mg-1. Allerdings wurden diese Ergebnisse
mit elektrochemischen Messungen auf Glascarbon-Elektroden von 5 mm Durchmesser in 1 M
methanolischer schwefelsaurer Lösung erhalten. Die messbaren Leistungsdichten sind
tendenziell etwas schlechter, da das Methanol mit den Sulfat-Ionen um Adsobatplätze
konkurriert.[198] Die in dieser Arbeit dargestellten Kolloid-Katalysatoren liefern eine um den
Faktor 1,5 bis 2 größere Stromdichte (Tabelle 57) als die Systeme von Takasu et al..[197]
Ein direkter Vergleich von aus kolloiden Precursoren hergestellten Pt/Ru-Katalysatoren mit
kommerziellen Pt/Ru-E-TEK-Materalien wurde von Schmidt et al. durchgeführt.[196] Die
Messungen wurden wie von Takasu et al. auf Glascarbon-Elektroden durchgeführt, weshalb
die Ergebnisse nicht direkt auf die hier durchgeführten Messungen übertragbar sind. Die
Autoren fanden für die Pt/Ru-Kolloid-Katalysatoren größere Stromdichten als für das
kommerzielle System. In der Oxidation einer 0,5
M
Methanol-Lösung bei 60 °C und einem
Zellpotential von 0,5 V wurde eine Stromdichte von 55 mA/mg (E-TEK 20 Gew.-% Metall)
bzw. 70 mA/mg (Kolloid-Katalysator 20 Gew.-% Metall) gemessen. Im Vergleich zu diesen
Resultaten sind die Stromdichten, die mit den in der eigenen Arbeit hergestellten
Katalysatoren erzielt wurden, gleichwertig bis besser (Tabelle 57).
7.1.4. Wasserstoffoxidation in der IMFC
Die in dieser Arbeit dargestellten Katalysatoren wurden ebenfalls als Katalysatoren für die
indirekte Methanol-Brennstoffzelle (IMFC) getestet. Die IMFC-Messungen wurden im
Rahmen des NaKaB-Projektes von Mahlendorf und Mitarbeitern an der Universität Duisburg
durchgeführt.
Die
Strom-Spannungs-Kurven
wurden
als
Vollzellen-Messungen
Katalyse
199
aufgenommen. Dazu wurden mit den Kolloid-Katalysatoren jeweils ca. 16 cm² große Anoden
hergestellt und mit kommerziellen Platin-Kathoden zu einer MEA verbunden. Aus diesem
Grund muss bei den im Folgenden gezeigten Kurven immer der Einfluss der Kathode
berücksichtigt werden. Als Referenz wurde ein Pt-Ru/Ruß E-TEK-Katalysator vermessen.
Des Weiteren wurden ein nach der von Koch entwickelten Methode und schon bekannter PtRu/Vulcan-Kolloid-Katalysator sowie neue in dieser Arbeit entwickelte Pt-Ru-Os/Vulcanund Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Kolloid-Katalysatoren vermessen.[100] Tabelle 58 fasst die relevanten
Messbedingungen zusammen.
Tabelle 58: Messbedingungen und chemische Eigenschaften der Katalysatoren
Katalysator
Pt-Ru/Ruß
Metallgehalt
Metallverhältnis
Metallbelegung
Betriebstemperatur
[Gew.-%]
[Atom-%]
[mg/cm²]
[°C]
20
50/50
0,2
54
12,7
42/58
0,33
56
11,6
69/22/10
0,18
55
15,0
41/44/9/5
0,22
55
E-TEK
Pt-Ru/Vulcan
BK40
Pt-Ru-Os/Vulcan
BK5
Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan
BK7
Die Belegungen der MEAs liegen in einer für eine IMFC üblichen Größenordnung von 0,2
bis 0,5 mg/cm². Die Zellen wurden jeweils drucklos mit einem Gemisch aus synthetischer
Luft, Wasserstoff und zudosiertem Kohlenmonoxid-Gas betrieben. Zunächst wurde eine
Messreihe durchgeführt, bei der die Katalysatoren im reinen Wasserstoff-Betrieb vermessen
wurden.
Katalyse
7.1.4.1.
200
Strom/Spannungs-Verhalten im Wasserstoff-Betrieb
Im Folgenden werden die vermessenen Katalysatoren zunächst im reinen Wasserstoff-Betrieb
verglichen (Abbildung 101).
1,0
Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan
E-TEK Pt-Ru/Ruß
Pt-Ru/Vulcan
Pt-Ru-Os/Vulcan
0,9
Zellspannung [V]
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
-2
Stromdichte [A/cm ]
Abbildung 101: Strom/Spannungs-Kurven der untersuchten Katalysators im reinen Wasserstoffbetrieb
Im reinen Wasserstoffbetrieb lieferte der Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysator bei gleicher
Zellspannung im Vergleich zu allen anderen Katalysatoren eine ca. 20-30% größere
Stromdichte (Abbildung 101). Im Vergleich zu dem E-TEK-Katalysator (Tabelle 58,
Eintrag 1) weist der Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysator BK7 zudem einen niedrigeren
Edelmetallgehalt auf (Tabelle 58, Eintrag 4). Deshalb ist der Leistungszuwachs des Pt-Ru-OsIr/Vulcan-Katalysators BK7 im Vergleich zu den anderen Kolloidkatalysatoren noch höher zu
bewerten (vgl Kapitel 7.1.3.1).
Der Verlauf der Strom/Spannungs-Kurven des Pt-Ru-Os/Vulcan-Katalysators ähnelte dem
des Pt-Ru/Vulcan-Katalysators. Allerdings war der Edelmetallgehalt des Pt-Ru-Os/VulcanKatalysators wiederum um 45 % geringer als der des Pt-Ru/Vulcan-Katalysators, weshalb der
Katalysator ebenfalls prinzipiell aktiver ist als der Pt-Ru/Vulcan-Kolloid-Katalysator.
Katalyse
201
Mit den in dieser Arbeit erstmals auf kolloider Basis in präparativen Mengen hergestellten
Mischmetall-Katalysatoren
ist
es
demnach
möglich,
sehr
aktive
Brennstoffzellen-
Katalysatoren darzustellen, die den kommerziellen Systemen gleichwertig bzw. überlegen
sind.
Im
Folgenden
werden
die
unter
zunehmender
CO-Belastung
aufgenommenen
Strom/Spannungskurven diskutiert.
7.1.4.2.
Strom/Spannungs-Verhalten bei CO-Belastung
Die folgende Abbildung 102 zeigt das Strom/Spannungs-Verhalten des kommerziellen ETEK-Katalysators unter zunehmender CO-Belastung.
1,0
0 ppm CO
50 ppm CO
100 ppm CO
253 ppm CO
1053 ppm CO
0,9
Zellspannung [V]
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
-2
Stromdichte [A/cm ]
Abbildung 102: Strom/Spannungs-Kurven des Pt-Ru/Ruß E-TEK Katalysators in Abhängigkeit von
zudosiertem Kohlenmonoxid
Bei einem Gehalt von 50 ppm CO fällt die Leistung des kommerziellen Katalysators im
Vergleich zum reinen Wasserstoff-Betrieb stark ab (Abbildung 102). Wird der CO-Gehalt
erhöht, sinkt die Stromdichte bei gleichbleibender Zellspannung weiter. Immerhin kann selbst
bei einem CO-Gehalt von 1053 ppm noch Leistung aus der Zelle entnommen werden.
Katalyse
202
Abbildung 103 zeigt das Strom/Spannungsverhalten des Pt-Ru/Vulcan-Katalysators BK40.
Bei einem Anteil von 50 ppm CO bricht die Leistung des Katalysators stark ein. Eine weitere
Erhöhung der Kohlenmonoxid-Menge führt zu sukzessivem Leistungsverlust. Bei einem COGehalt von 1039 ppm kann schließlich keine Leistung mehr aus der Brennstoffzelle
entnommen werden.
0,9
0 ppm CO
50 ppm CO
100 ppm CO
253 ppm CO
1053 ppm CO
0,8
Zellspannung [V]
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
-2
Stromdichte [A/cm ]
Abbildung 103: Strom/Spannungs-Kurven des Pt-Ru/Vulcan-Katalysators BK40 in Abhängigkeit von
zudosiertem Kohlenmonoxid
Der Pt-Ru-Os/Vulcan-Katalysator BK5 reagiert auch deutlich auf die Zugabe von
Kohlenmonoxid. Abbildung 104 zeigt, dass bei der Zugabe von Kohlenmonoxid die Leistung
im Vergleich zum Wasserstoffbetrieb stark abnimmt. Die bei einer Zellspannung von 0,6 V
erzielbare Stromdichte gleicht der des Pt-Ru/Vulcan-Katalysators BK40. Der Katalysator
liefert eine größere spezifische Leistung, sofern die geringere Beladung der MEA
berücksichtigt wird. Ein weiterer Unterschied ist die höhere Belastbarkeit der Pt-Ru-OsVerbindung BK5. Bei Stromdichten, die größer sind als 0,1 A/cm² liegt immer noch eine
nennenswerte Zellspannung an.
Katalyse
203
1,0
0 ppm CO
25 ppm CO
50 ppm CO
75 ppm CO
Zellspannung [V]
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
-2
Stromdichte [A/cm ]
Abbildung 104: Strom/Spannungs-Kurven des Pt-Ru-Os/Vulcan-Katalysators BK5 in Abhängigkeit von
zudosiertem Kohlenmonoxid
Verglichen mit den Pt-Ru- BK40 und Pt-Ru-Os-Verbindungen BK5 zeichnet sich der Pt-RuOs-Ir/Vulcan-Katalysator BK7 vor allem durch hohe CO-Toleranz aus. In Abbildung 105
erkennt man, dass selbst bei 1039 ppm Kohlenmonoxid noch Leistung aus der Brennstoffzelle
entnommen werden kann. Bei Zugabe von 25 ppm ist das Leistungsverhalten, verglichen mit
reinem Wasserstoff-Betrieb, fast unverändert. Bei einer CO-Belastung von 50 ppm und 0,6 V
Zellspannung kann im Vergleich mit dem Pt-Ru/Vulcan-Katalysator BK40 die sechsfache
Leistung (0,02 A/cm² für Pt-Ru; 0,12 A/cm² für Pt-Ru-Os-Ir) aus der Brennstoffzelle
entnommen werden.
Katalyse
204
1,0
0 ppm CO
25 ppm CO
50 ppm CO
100 ppm CO
253 ppm CO
1039 ppm CO
Zellspannung [V]
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
-2
Stromdichte [A/cm ]
Abbildung 105: Strom/Spannungs-Kurven des Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysators BK7 in Abhängigkeit
von zudosiertem Kohlenmonoxid
Oberhalb von 100 ppm CO-Gehalt im Gasstrom ist die Veränderung im Leistungsverhalten
des Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysators BK7 nur noch gering, allerdings werden auch nur noch
geringe Stromdichten gemessen (ca. 0,1-0,05 A/cm² bei 0,4 V Zellspannung).
Im Anschluss werden die vermessenen Katalysatoren bei einer technisch relevanten COBelastung von 50 ppm CO verglichen. Abbildung 106 zeigt das Strom/Spannungs-Verhalten
aller vermessenen Katalysatoren.
Katalyse
205
1,0
E-TEK Pt-Ru/Ruß
Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan
Pt-Ru-Os/Vulcan
Pt-Ru/Vulcan
Zellspannung [V]
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
-2
Stromdichte [A/cm ]
Abbildung 106: Strom/Spannungs-Kurven der Katalysatoren bei 50 ppm CO-Belastung
Ein Vergleich zwischen dem Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysator BK7 und dem E-TEKKatalysator zeigt die hohe CO-Toleranz des Kolloid-Katalysators BK7. Bei einer
Zellspannung von 0,4 V kann doppelt soviel elektrische Leistung aus der Zelle entnommen
werden als bei dem kommerziellen Katalysator. Bei höherer Zellspannung sinkt zwar die
Stromdichte, allerdings ist die gemessene Stromdichte des Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysators
BK7 immer noch um den Faktor 2 größer. Die Pt-Ru/Vulcan- BK40 und Pt-Ru-Os/VulcanKatalysatoren BK5 ergeben eine geringere Leistung als die Pt-Ru-Os-Ir-Verbindung BK7; die
erzielbaren Stromdichten liegen allerdings im Bereich des kommerziellen E-Tek-Katalysators.
Mit dem Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysator BK7 ist es möglich, einfachere, kompaktere und
kostengünstigere Brennstoffzellen-Einheiten zu konstruieren, da aufgrund der hohen COToleranz auf aufwendige Reinigungsstufen zur Entfernung des Kohlenmonoxids aus dem
Reformergas entfernen, verzichtet werden kann.
Katalyse
206
7.1.5. Zusammenfassung der DMFC- und IMFC-Messungen
Edelmetall-Kolloide sind ideale Precursor für heterogene Katalysatoren. Die in dieser Arbeit
hergestellten und anschließend immobilisierten Mischmetalloxid-Kolloide wurden erfolgreich
in der Anwendung für die verschiedenen Polymer-Brennstoffzellen Typen getestet.
In den DMFC-Messungen wurde mit den Katalysatoren eine im Vergleich zu Literaturdaten
gleiche bis höhere Stromdichte im Anodenüberspannungs-Bereich von 0,4 V bis 0,6 V
gemessen. Die hohe CO-Toleranz des Pt-Ru-Os-Ir-Systems BK10, wie sie für bulkElektroden bzw. feinverteilte Metall-Pulver gefunden wurde, ließ sich mit dem in dieser
Arbeit
erstmals
hergestellten
Vulcan-geträgertern
Katalysator
nicht
bestätigten.[138]
Stattdessen wurde für den Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysator BK10 ein den Pt-Ru/VulcanKatalysatoren (BK38, BK39) ähnliches Strom/Spannungs-Verhalten festgestellt. Dieses
Verhalten wurde auf die sehr empfindlich auf die Katalysatorzusammensetzung reagierende
Methanol-Oxidation zurückgeführt.
Der ebenfalls nach dem klassischen Prozess dargestellte Pt-Ru-Mo/Vulcan-Katalysator BK3
wies in den DMFC-Messungen ein schlechteres Strom/Spannungs-Verhalten auf. Der Pt-RuMo/Vulcan-Katalysator BK34, der nach dem in dieser Arbeit erstmals angewendeten InstantVerfahren hergestellt wurde, zeigte bei gleicher Überspannung eine um den Faktor 1,25
höhere Stromdichte. Die höhere Leistung wurde auf die durch das Instant-Verfahren bedingte
unterschiedliche Morphologie der Aktivkomponente des Katalysators zurückgeführt.
Unter
IMFC-Messbedingungen
ist
hingegen
nur
die
möglichst
gut
katalysierte
Weiteroxidation des vorhandenen Kohlenmonoxids von Bedeutung. Unter diesem
Bedingungen liefert der Pt-Ru-Os-Ir/Vulcan-Katalysator BK7 bei einer Belastung mit 50 ppm
CO
im
Vergleich
mit
dem
kommerziellen
E-TEK-Katalysator
im
relevanten
Zellspannungsbereich von 0,4 V – 0,6 V die doppelte Stromdichte. Dieser Leitungsvorsprung
bleibt bei höheren CO-Belastungen erhalten. Die ebenfalls vermessenen Pt-Ru/Vulcan- und
Pt-Ru-Os/Vulcan-Kolloid-Katalysatoren (BK40, BK5) zeigen bei 50 ppm ein ähnliches
Strom/Spannungs-Verhalten wie der E-TEK-Katalysator. Oberhalb von CO-Gehalten von 50
ppm nimmt die Stromdichte des Pt-Ru/Vulcan-Katalysators BK40 und des E-TEKKatalysators weiter ab. Im Gegensatz dazu erweist sich der Pt-Ru-Os/Vulcan-Katalysator
BK5 bei höheren CO-Gehalten als CO-toleranter.
207
Katalyse
7.1.6. Cyclovoltammetrische Messungen
Innerhalb des NaKaB-Projektes wurden die hergestellten Kolloid-Elektrokatalysatoren von
König und Mitarbeitern an der Universität Düsseldorf mit Hilfe der Cyclovoltammetrie
eingehend charakterisiert. Cyclovoltammetrische Untersuchungen der Katalysatoren in rein
schwefelsaurer Lösung erlauben beispielsweise die Bestimmung der elektrochemisch aktiven
Oberfläche der Edelmetall-Partikel im Vergleich zur gesamten Menge bzw. Oberfläche des
Metalls. Alle Platin-CVs wurde in 1 M Schwefelsäure, bei RT und mit einem Vorschub von
20 mV/s durchgeführt. Die Messungen der elektrochemischen Aktivität in der MethanolOxidation wurden jeweils mit einer 1 M schwefelsauren methanolischen Lösung durchgeführt.
Schwefelsaure Lösungen führen zu einer leichten Verschlechterung der Stromdichten, da das
Methanol mit den Sulfat-Anionen um die freien Adsorbatplätze auf dem Katalysator
konkurriert.[198] Untersucht wurden ungeträgerte, mit Nafion stabilisierte Platindioxid- und
Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide sowie auf verschiedenen Rußen immobilisierte Kolloide.
Die Nafion-stabilisierten Platindioxid-Kolloide wurden aus einer Wasser/Aceton-Lösung
(4/1) direkt auf die Gold-Elektrode gegeben und die Lösungstropfen anschließend bei
Raumtemperatur an Luft getrocknet. Aus den geträgerten Materialien wurde mit einer
bestimmten Menge der kommerziellen Nafion-Lösung zunächst eine Suspension hergestellt,
die auf die gleiche Weise zu Elektroden weiterverarbeitet wurde.
Zur Bestimmung der aktiven Oberfläche wurde in den Platin-CVs die während des Rücklaufs
geflossene Ladung der Platin-Oxid-Reduktion herangezogen. Für die Bestimmung der
katalytischen Aktivität in der Methanol-Oxidation wurde die Ladung der Methanol-Oxidation
im Rücklauf analysiert. Der Rücklauf wurde zur Auswertung herangezogen, da hier, im
Gegensatz zum Hinlauf, die Peak-Grenzen schärfer definiert sind und Nebenreaktionen wie
die Platinoxidbildung oder die Sauerstoffentwicklung nicht auftauchen.
7.1.6.1.
Nafion-stabilisierte Platindioxid- und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Das Nafion-Polymer ist eine der drei Komponenten, aus denen eine MEA aufgebaut wird. Ein
Ziel bei der Herstellung leistungsfähiger MEAs ist eine möglichst homogene Mischung der
drei Komponenten Nafion, Edelmetall und Leitruß. In der vorliegenden Arbeit konnten die
Edelmetalloxid-Kolloide erstmals mit dem Nafion-Polymer stabilisiert werden. Damit waren
Katalyse
208
zwei der Komponenten, die Aktivkomponente und das Polymer, welches den Stofftransport
sicherstellt, homogen auf „Nano“-Niveau gemischt.
Im Folgenden werden die mit verschiedenen Platindioxid/Nafion- und Platin-RutheniumOxid/Nafion-Kolloiden aufgenommenen Cyclovoltammogramme diskutiert.
7.1.6.1.1.
Die
Messungen in wässriger Schwefelsäure
gemessenen
Cyclovoltammogramme
wurden
mit
einem
ebenfalls
vermessen
kommerziellen Heraeus Platin/Vulcan-Katalysator mit 40 Gew.-% Platin bezogen. Abbildung
107 zeigt das Platin-Cyclovoltammogramm des kommerziellen Katalysators in 1 M
0.006
0.3
0.004
0.25
0.002
0.2
Strom
0.000
0.15
-0.002
0.1
-0.004
-0.006
-0.10
Ladung
0.30
q = 0.123 C·cm -2·mg -1
0.70
1.10
q / C·cm -2·mg -1
i / A·cm -2·mg -1
Schwefelsäure.
0.05
0
1.50
U/V
Abbildung 107: Platin-CV des kommerziellen Heraeus-Katalysators
Aus dem Rücklauf (untere Kurve) können anhand des Platin-Reduktionspeaks die geflossene
Ladung (123 mC/cm²∗mg) und damit die elektrochemisch aktive Oberfläche des Heraeus
Platin/Vulcan-Katalysators bestimmt werden.
Im Gegensatz zu den kommerziellen Platin-(0)/Vulcan-Katalysatoren handelt es sich bei den
in dieser Arbeit hergestellten Verbindungen um nanodispergierte Edelmetalloxide. Diese
müssen zunächst durch mehrfaches durchlaufen der CV-Potentiale reduziert und aktiviert
Katalyse
209
werden. Abbildung 108 zeigt das zeitabhängige Verhalten der nafionstabilisierten
Platindioxid-Kolloide am Beispiel des Platin/Nafion-Kolloids MO110.
0.6
1. Cyclus
3. Cyclus
0.4
5. Cyclus
10.Cyclus
i / mA·cm -2
30.Cyclus
0.2
0.0
-0.2
qred = 4.8 mC·cm -2 (30. Cyclus)
-0.4
0.00
0.30
0.60
0.90
1.20
1.50
U/V
Abbildung 108: Zyklenabhängige Stromdichte des Platindioxid/Nafion-Kolloids MO110
Man erkennt, dass die Peaks mit der Zeit zunehmen und nach ca. 30 Zyklen einen Grenzwert
erreichen. Die nach dem 30. Durchlauf im Rücklauf für das Platin/Nafion-Kolloids MO110
errechnete Ladung beträgt 4,8 mC/(cm² mg). Wie die folgende Abbildung 109 zeigt, wurde
mit dem entsprechend vorbehandelten Platindioxid/Nafion-Kolloid MO112 (31,1 Gew.-% Pt)
im Platin-CV eine um etwas mehr als den Faktor 2 höhere Ladung von insgesamt
11,2 mC/(cm² mg) gemessen.
Katalyse
210
0.001
0.000
-2
i / A·cm ·mg
-1
0.06
0.04
-0.001
-2
q = 11.2 mC·cm ·mg
-0.002
-0.003
0.00
0.20
0.40
0.60
0.80
1.00
1.20
-1
0.02
1.40
q / C·cm -2·mg -1
0.08
0.002
0.00
1.60
U/V
Abbildung 109: Platin-CV des Platin-Kolloids MO112
Es fällt auf, dass die auf die Metallmenge normierten erzielbaren Stromdichten im Vergleich
mit dem Heraeus-Katalysator niedriger sind. In Tabelle 59 sind die gemessenen Ladungen
des Heraeus-Katalysators sowie der nafionstabilisierten Platindioxid-Katalysatoren MO110
und MO112 aufgelistet.
Tabelle 59: Errechnete Ladungen im Rücklauf der Platin-CVs
Kolloid
Ladung[mC/(cm² mg)]
Pt/Vulcan Heraeus
123,0
(40 Gew.-%)
Pt/Nafion MO110
4,8
(20,6 Gew.-%)
Pt/Nafion MO112
11,2
(31,1 Gew.-%)
Das Platindioxid/Nafion-Kolloid MO112 zeigte unter gleichen Messbedingungen eine höhere
elektrochemische Aktivität als die Verbindung MO110.
Die im Vergleich zu dem E-TEK-Katalysator geringere geflossene Ladung und die daraus
folgende geringere Menge aktiven Platins sind damit zu erklären, dass die überwiegende
Menge der Platindioxid-Kolloide nicht elektrisch mit der Goldelektrode in Kontakt standen.
Diese Platin-Kolloide können infolgedessen nicht elektrochemisch aktiv sein.
Katalyse
211
7.1.6.1.2.
Methanol-Oxidation
Im Anschluss an die Platin-CV-Messungen wurde die Methanol-Oxidation betrachtet.
Zusätzlich zu den Platindioxid/Nafion-Kolloiden MO110 und MO112 und dem HeraeusKatalysator wurden in diesem Fall auch auf analoge Weise hergestellte Platin-RutheniumOxid/Nafion-Kolloide (MO115) vermessen. Die CVs wurden in diesem Fall nur bis zu einer
Umkehrspannung von 0,8 V aufgenommen, da bei den Pt-Ru-Katalysatoren oberhalb von
0,8 V
eine
Ruthenium-Korrosion
auftritt.
Abbildung
110
zeigt
die
CVs
der
Platindioxid/Nafion-Kolloide MO110 und MO112 sowie das CV des Platin-RutheniumOxid/Nafion-Kolloids MO115.
10
8
-2
i / mA·cm ·mg
-1
6
4
2
0
-2
-4
20.57% Pt
31.1 % Pt
4.77 % M (Pt+Ru)
-6
-8
-10
0.00
0.20
0.40
0.60
0.80
U/V
Abbildung 110: Methanol-Oxidation an Platin- bzw. Platin-Ruthenium-Oxid/Nafion-Kolloiden
Die Cyclovoltammogramme bestätigen den im reinen Platin-CV gefundenen Sachverhalt. Für
das Platindioxid/Nafion-Kolloid MO112 wurde eine größere Stromdichte als für das PlatinKolloid MO110 gemessen. Die während der Messung des Platin-Ruthenium-Oxid/NafionKolloids geflossenen Ladungsmenge war größer als die für die Platin-Verbindungen MO110
ermittelte Ladung, obwohl die Substanz nur 4,8 Gew.-% Platin/Ruthenium enthielt. Insofern
konnte die höhere Leistungsfähigkeit der Platin-Ruthenium-Katalysatoren im Vergleich zu
Katalyse
212
den Platin-Katalysatoren auch für die kolloiden Materialien bestätigt werden. Die aus der
Methanol-Oxidation errechneten Ladungsmengen sind in Tabelle 60 gezeigt.
Tabelle 60: Berechnete Ladungen der vermessenen Nafion-Kolloide bei einem Umkehrpotential von 0,8 V
Kolloid
Metallgehalt [Gew.-%]
Ladung [mC/(cm² mg)]
Pt/Vulcan Heraeus
40,0
625
Pt/Nafion MO110
20,6
51
Pt/Nafion MO112
31,1
188
Pt-Ru/Nafion MO115
4,8
80
Der ebenfalls in der Methanoloxidation betrachtete Heraeus-Katalysator (CV nicht gezeigt)
liefert wie schon im reinen Platin-CV auch mit Methanol eine höhere Stromdichte als alle hier
untersuchten Metalloxid/Nafion-Kolloide. Zurückzuführen ist diese Tatsache wiederum auf
die geringere Zahl elektrochemisch aktiver Metallzentren.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde im Rahmen dieser Arbeit eine weitere Material-Klasse
entwickelt, bei der während der Synthese der Edelmetalloxid/Nafion-Kolloide zu Beginn der
Reaktionen eine entsprechende Menge des Leitrußes Vulcan XC72 zugesetzt wurde (vgl Kap
4.3.4). Derzeit werden diese Substanzen (BK1 und BK2) im Rahmen des NaKaB-Projektes
mit Hilfe der Cyclovoltammetrie untersucht.
7.1.6.2.
Instant-Katalysatoren
In dieser Arbeit konnte eine neue Methode entwickelt werden, die es erlaubt, die durch
Hydrolyse dargestellten Metalloxid-Kolloide ohne vorhergehende Reduktion direkt auf
Leitrußen zu immobilisieren. Damit bietet sich ein schnellerer Zugang zu geträgerten
hochdispersen Edelmetall-Katalyatoren für die Brennstoffzelle.
7.1.6.2.1.
Platindioxid-Kolloide auf Vulcan XC72
Die Kooparationspartner des NaKaB-Projektes untersuchten ein nach dieser Methode
hergestellten Platindioxid/Vulcan-Katalysator in der Cyclovoltammetrie. Die Verbindung
BK13 (13,2 Gew.-% Platin) wurde mit dem gleichen kommerziellen Heraeus-Katalysator
Katalyse
213
verglichen,
wie
schon
die
Nafion-stabilisierten
Edelmetalloxid-Kolloide
(vgl.
Kapitel7.1.6.1.1) zuvor. Im Platin-Cyclovoltammogramm und der Methanol-Oxidation wurde
für den Heraeus-Katalysator im Rücklauf eine Ladung von 123 mC/(cm²∗mg) (Kapitel
7.1.6.1.1) bzw. 1023 mC/(cm²∗mg) gemessen (Abbildung 111). Die für den InstantKatalysator ermittelten Ladungen zeigen die jeweils nach ca. 30 Durchläufen ausgewerteten
Cyclovoltammogramme des Instant-Katalysators (Abbildung 112 und Abbildung 113).
0.08
0.04
3.0
Ladung
2.4
q = 1.057 C·cm -2·mg -1
1.8
Strom
0.02
1.2
0.00
-0.02
-0.10
q / C·cm -2·mg -1
i / A·cm -2·mg -1
0.06
3.6
0.6
0.30
0.70
0.0
1.50
1.10
U/V
Abbildung 111: Methanol-CV des kommerziellen Heraeus-Katalysators
0.02
0.35
0.00
0.20
-2
i / A·cm ·mg
-1
0.25
0.15
-0.01
-2
q = 0.136 C·cm ·mg
-0.02
-0.03
0.00
-1
0.10
q / C·cm -2·mg -1
0.30
0.01
0.05
0.50
1.00
0.00
1.50
U/V
Abbildung 112: Platin-CV des Instant-Platin-Katalysators BK13 (0.2 mg/cm2 + 25 % Nafion, 25 °C)
Katalyse
214
0.06
2.5
2.0
Ladung
0.04
0.03
1.5
q = 0.502 C·cm -2·mg -1
0.02
0.01
1.0
Strom
0.5
0.00
-0.01
0.00
q / C·cm -2·mg -1
i / A·cm -2·mg -1
0.05
0.50
1.00
0.0
1.50
U/V
Abbildung 113: Methanol-CV des Instant-Platin-Katalysators BK13 (0.2 mg/cm² + 25% Nafion, 25°C)
Die Platin-CVs des kommerziellen Heraeus-Katalysators (vgl. Abbildung 107, Kapitel
7.1.6.1.1) und des Instant-Katalysators BK13 zeigen ein ähnliches Verhalten. Die jeweiligen
während des Rücklaufs gemessen Ladungen betragen 123 mC/(cm²∗mg) (HeraeusKatalysator) bzw. 136 mC/(cm²∗mg) (Instant-Katalysator). Damit ist die im Fall des InstantKatalysators geflossene Ladung um 10% höher. Bei der Bewertung der geflossenen
Ladungsmengen ist zu beachten, dass es sich bei dem Heraeus-Katalysator um ein Material
mit 40 Gew.-% Platin handelt. Der Instant-Katalysator hingegen weist lediglich einen
Metallgehalt von 13,2 Gew.-% Platin auf, trotzdem wurde bei diesem Katalysator eine
größere Ladungsmenge gemessen. Demnach haben beiden Materialien eine vergleichbare
aktive Oberfläche, was bedeutet, dass die Edelmetallausnutzung im Falle des InstantKatalysators BK13 erheblich höher ist.
Ähnliche Beobachtungen wurden von Takasu et al. gemacht.[197] Die Autoren stellten eine
Reihe von Platin-Ruthenium/Vulcan-Katalysatoren mit unterschiedlichem Metallgehalt her.
Dabei zeigte sich, dass mit steigendem Metallgehalt der Katalysatoren die Partikelgröße und
nicht die Partikelzahl bzw. die Anzahl katalytisch aktiver Zentren zunahm. In der Reihe der
10, 20, 30, 40 und 50 Gew.-% Platin enthaltenden Katalysatoren wurde die maximale
Aktivität bei dem Katalysator mit 40 Gew.-% gefunden.
215
Katalyse
Die in der Methanol-Oxidation mit dem Instant-Katalysator BK13 gemessene Ladung von
502 mC/(cm² mg) ist ca. 50% niedriger als die gemessenen Ladung des kommerziellen
Heraeus-Katalysators. Allerdings sind beide Werte nicht direkt vergleichbar, da der NafionGehalt der präparierten Elektroden unterschiedlich war (25 Gew.-% Instant-Katalysator; 20
Gew.-% Heraeus-Katalysator) und beide Elektroden auf unterschiedliche Art präpariert
wurden. Die mit dem Heraeus-Katalysator präparierte Elektrode wurde in einem
großflächigen homogenen Sprühprozess hergestellt. Die Elektrode des Instant-Katalysators
wurde hingegen durch einfaches Auftropfen einer Suspension auf die Gold-Oberfläche
präpariert und war demzufolge inhomogener.
7.1.6.2.2.
Platindioxid-Kolloide auf neuen Leitrußen
Neben dem Standard-Leitruß Vulcan XC72 war es möglich, die Edelmetalloxid-Kolloide
auch auf anderen Rußen unterschiedlichen Graphitisierungsgrades zu immobilisieren. Der
Grad der Graphitisierung eines Rußes beeinflusst die elektrische Leitfähigkeit des Materials.
Damit ist es möglich, die in der Katalyse produzierten Elektronen besser aus der
Katalysatorschicht abzuführen. Außerdem konnte gezeigt werden, dass durch die Wahl des
Trägers (vgl. Kap. 5.2.5, Abbildung Abbildung 38), die Struktur und Verteilung der
Edelmetallpartikel beeinflussbar ist. Die hergestellten Katalysatoren werden innerhalb des
NaKaB-Projektes derzeit von den Kooperationspartnern auf ihre katalytische Aktivität in der
Methanol-Oxidation untersucht. Die in Abbildung 114 und Abbildung 115n dargestellte CVs
zeigen das elektrochemische Verhalten eines der neuen, nach dem Instant-Verfahren
dargestellten Katalysatoren BK29 (Pt/N234graph; 21,7 Gew.-% Pt).
Katalyse
216
0.7
0.02
i / A·cm -2·mg -1
0.5
0.00
0.4
-0.01
0.3
0.2
-0.02
-0.03
0.00
-2
q = 0.334 C·cm ·mg
0.50
1.00
-1
q / C·cm -2·mg -1
0.6
0.01
0.1
0
1.50
U/V
Abbildung 114: Platin-CV des Pt/N234graph-Katalysators BK29 (0.2 mg/cm² + 31% Nafion, 25°C)
9
0.30
i / A·cm -2·mg -1
7
0.20
0.15
6
q = 2.583 C·cm -2·mg -1
5
4
0.10
3
0.05
2
0.00
-0.05
0.00
q / C·cm -2·mg -1
8
0.25
1
0.50
1.00
0
1.50
U/V
Abbildung 115: Methanol-CV des Pt/N234graph-Katalysators BK29 (0.2 mg/cm² + 31% Nafion, 25°C)
Zur Herstellung des Katalysators wurde ein spezieller graphitisierter Ruß (N234graph) der
Firma Degussa verwendet. Das CV (Abbildung 114) zeigt das Verhalten des Katalysators
BK29 in der reversiblen Wasserstoffentwicklung. Die auf die Edelmetallmenge normierte
Stromdichte liegt bei 334 mC/(cm²∗mg) und ist damit um einen Faktor von ca. 2,5 größer als
die mit der Verbindung BK13 erzielte Stromdichte (136 mC/(cm²∗mg) (vgl. Kapitel
Katalyse
217
7.1.6.2.1). Die höhere Leistung im Platin-CV kann deshalb direkt auf den Träger
zurückgeführt werden und zeigt, dass nicht nur die Aktivkomponente und das ElektrolytPolymer, sondern auch der Träger in einer PEM-BZ weiter verbessert werden können.
Aus dem entsprechenden CV der Methanoloxidation (Abbildung 115) errechnet sich eine
geflossene Ladung von 2583 mC/(cm²∗mg). Diese Ladung, normiert auf die Metallmenge
liegt um den Faktor 2,5 über der mit dem kommerziellen Heraeus-Katalysator erzielten
Ladung. Die höhere Leistung in der Methanoloxidation wird gleichzeitig durch zwei Faktoren
bestimmt: Zum einen durch den Herstellungsprozess (Instant-Methode) und zum anderen
durch Verwendung des graphitisierten Rußes N234graph. Beide Parameter zusammen
machen die höhere Leistung des in dieser Arbeit hergestellten Katalysators BK29 aus.
7.1.6.3.
Zusammenfassung der CV-Messungen
Bei den mit der Cyclovoltammetrie untersuchten und in dieser Arbeit beschriebenen
Materialien werden in den Messungen der reinen Platin-CVs im Vergleich mit dem HeraeusKatalysator geringere bis deutlich höhere Ladungen im Rücklauf beobachtet.
Die ungeträgerten, nafionstabilisierten Kolloide (MO110, MO112, MO115) zeigen aufgrund
der geringeren elektrischen Kontaktierung der Edelmetallpartikel eine niedrigere Leistung als
der geträgerte Heraeus-Katalysator.
Die in den DMFC-Messungen festgestellte hohe Leistungsfähigkeit der nach dem InstantKonzept
präparierten
Metalloxid/Vulcan-Katalysatoren
konnte
bei
dem
in
der
Cyclovoltammetrie vermessenen Platindioxid/Vulcan-Katalysatorer BK13 bestätigt werden.
Für den Katalysator BK13 wurde im Platin-CV eine um 10% höhere Ladung als bei dem
Heraeus-Katalysator nachgewiesen.
Das Instant-Konzept wurde auch zur Herstellung von auf speziellen Leitrußen
immobilisierten Platindioxid-Kolloiden verwendet. Bei dem untersuchten Katalysator BK28
wurde sowohl im Platin-CV als auch in der Methanoloxidation im Vergleich zum HeraeusKatalysator eine um den Faktor 2,5 größere geflossene Ladung festgestellt. Dieses Tatsache
wurde sowohl auf den speziellen Darstellungsprozess als auch auf den positiven Einfluss des
neuen Trägermaterials zurückgeführt.
Katalyse
7.2.
218
Homogene Katalyse: Friedel-Crafts-Acylierung
7.2.1. Allgemeines, Stand der Technik
C-C-Verknüpfungen eines Aromaten mit einem elektrophilen Substrat unter Verwendung
einer Lewis- oder Brönsted-Säure als Katalysator werden als Friedel-Crafts-Reaktionen
bezeichnet (Abbildung 116).
+
X R´
R´
Katalysator
R
R
O
+
X
Katalysator
R´
O
R´
R
Abbildung 116: Reaktionsschema der Friedel-Crafts-Alkylierung und -Acylierung
Diese Reaktionsklasse gehört zu den wichtigsten Umsetzungen in der organischen Synthese
und der industriellen Chemie.[199] Je nach eingesetztem Elektrophil wird zwischen der
Friedel-Crafts-Alkylierung bzw. der Friedel-Crafts-Acylierung unterschieden. Die FriedelCrafts-Acylierung, bei der Carbonsäurechloride bzw. Carbonsäureanhydride eingesetzt
werden, hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber der Friedel-Crafts-Alkylierung:[199d]
1. Nach der Addition der Acylgruppe ist der Aromat desaktiviert, weshalb im Gegensatz zur
Friedel-Crafts-Alkylierung keine Mehrfachsubstitutionen als Folgereaktionen auftreten.
2. Anders als bei Friedel-Crafts-Alkylierungen mit n-Alkylen (C > 3) findet keine
nachträgliche Wagner-Meerwein-Umlagerung der Alkylkette statt.
Aufgrund dieser Vorteile werden im Allgemeinen in der organischen Synthese Alkylreste
über Friedel-Crafts-Acylierung und anschließende Reduktion eingeführt.
Klassisch wird die Keton-Funktion durch Wolff-Kishner- oder Clemmensen-Reduktion
entfernt.[199d] Es sind auch heterogen katalysierte Methoden bekannt, bei denen Wasserstoff
Katalyse
219
zur Reduktion benutzt wird. Katalysatoren, die in der heterogenen Reduktion verwendet
wurden, sind z. B. Palladium auf Kohle,[200a] Palladium auf SiO2[200b] oder Ruthenium auf
Titandioxid.[200c]
Für
die
Friedel-Crafts-Acylierung
werden
Säuren
wie
AlCl3,
BCl3,
SbCl5,
Polyphosphorsäuren oder konzentrierte Schwefelsäure verwendet. Da die Lewissäuren an die
entstehenden Ketone koordinieren, sind stöchiometrische Mengen bei der Umsetzung nötig.
Die daraus resultierenden großen Salzfrachten sind insbesondere für industrielle
Anwendungen Kosten- und umweltproblematisch und daher unerwünscht. In der
Vergangenheit wurden große Anstrengungen unternommen, Lewissäuren zu finden, die es
erlauben,
die
Reaktionen
mit
unterstöchiometrischen
Mengen
an
Katalysatoren
durchzuführen. Einer der neueren Katalysatoren, die substöchiometrisch eingesetzt werden
können, ist das von Kobayashi erstmals genutzte Scandiumtriflat.[201] Durch Zugabe von
geringen Mengen Lithiumperchlorat konnte die Aktivität des Scandiumtriflats als FriedelCrafts-Katalysator weiter verbessert werden.[202]
Heute spielen heterogene Katalysatoren in der Friedel-Crafts-Chemie eine bedeutende Rolle.
Zu den heterogenen Katalysatoren zählen die Zeolithe, mit denen auch Carbonsäuren
umgesetzt werden können. Ende der sechziger Jahre setzten Ventuto und Landis als Erste
einen sauren Faujasit für die Friedel-Crafts-Acylierung und Fries-Umlagerung ein.[203] Die
Anwendung von Zeolithen in Friedel-Crafts-Reaktionen wurde inzwischen auch in
zahlreichen
Reviews
behandelt.[204]Neben
prozesstechnischen
Vorteilen
wie
guter
Abtrennbarkeit und verbesserter Umweltverträglichkeit zeigen Zeolithe im Vergleich mit den
klassisch verwendeten Lewissäuren eine größere Regioselektivität. In der Acylierung von
Toluol mit Carbonsäuren einer Kettenlänge von C2 bis C22 fanden Chiche et al. eine paraSelektivität von 94 %, während unter gleichen Bedingungen mit AlCl3 nur 79 % Selektivität
erreicht wurden.[205]
Eine der häufigsten untersuchten Modellreaktionen der Friedel-Crafts-Acylierung ist die
Umsetzung von Acetyl-basierenden Elektrophilen mit Anisol 1 (Abbildung 117).
O
O
O
+
1
O
[Kat]
2
Abbildung 117: aromatische Acylierung katalysiert durch Zeolithe
O
O
3
Katalyse
220
Als die effizientesten Elektrophile für die Acylierung von Anisol 1 hatten sich Acetylanhydrid
2 und Acetylchlorid erwiesen.[206] Bei Verwendung eines H-β-Zeolithen als Katalysator
erhielten
beispielsweise
Smith
et
al.
nach
90 Minuten
bei
120 °C
das
para-
[206a]
Methoxyacetophenon 3 in 98 % Ausbeute.
Eine weitere Möglichkeit, die Friedel-Crafts-Acylierung in einem heterogenen Prozess
durchzuführen, ist die Verwendung des Ionenaustauscherharzes Nafion-H. Hierdurch können
die problematischen korrosiven Mineralsäuren ersetzt werden.[145a] Bei dem Ionenaustauscher
handelt
es
sich
um
ein
Copolymer
aus
Tetrafluorethylen
und
Perfluoro-2-
(fluorosulfonylethoxy)-propylvinylether (Abbildung 99, Kap. 7.1.2).[207] Der starke negative
induktive Effekt der α-CF2-Gruppen bewirkt eine große Acidität der vorhandenen
Sulfonsäure-Gruppen. In der protonierten Form hat Nafion eine Säurestärke, die mit
konzentrierter
Schwefelsäure
oder
Trifluoressigsäure
in
Trifluoressigsäureanhydrid
verglichen werden kann. Das Polymer wird normalerweise in Form eines Granulats, so
genannten „Beads“, verwendet. Der Nachteil dieser Nafion NR50-Ionenaustauscher-HarzBeads ist die geringe spezifische Oberfläche (~0,02 m2/g) und die daraus resultierende
schlechte Zugänglichkeit der SO3H-Gruppen.[208] Neben dem Granulat existiert das Polymer
auch in Form einer Lösung (5 Gew.-%) in niederen Alkoholen. Harmer et al. konnten dieses
gelöste Nafion-Polymer in eine Silica-Matrix einbauen.[209] So war es möglich, einen
heterogenen Katalysator auf Basis von Nafion herzustellen, der eine deutlich höhere
Oberfläche und bessere Zugänglichkeit der Sulfonsäuregruppen besitzt als die Nafion-Beads.
In diesem Nafion-H Silica-Nanokomposit sind ca. 20-60 nm große Nafion-Partikel
eingeschlossen. Die aktive Oberfläche dieses Materials wurde mit 150-500 m2/g bestimmt.
Das Material wurde erfolgreich in der Friedel-Crafts-Alkylierung und Acylierung getestet,[146]
und wurde inzwischen unter dem Namen SAC13 kommerzialisiert (13 Gew.-% Nafion in der
Silicamatrix).
Ein Beispiel für die Anwendung der Nafion-Beads und eines Komposit-Materials wurde von
Hölderich et al. vorgestellt. Das verwendete SAC13-Komposit-Material wurde von den
Autoren
in
der
Friedel-Crafts-Acylierung
von
[210]
Phenylpropionsäurechlorid mit Anisol 1 genutzt.
Phenylacetylchlorid
(PAC)
und
Dabei wurde Anisol 1 in einem
vierfachen Überschuss bezogen auf die Masse des Elektrophils verwendet. Die Umsätze des
Silica-Komposits lagen dabei ca. 20 - 30 % über denen, die mit den Nafion-Beads erzielt
wurden. Die Umsätze waren temperaturabhängig und stiegen mit der Reaktionstemperatur. So
Katalyse
221
konnten mit dem Silica-Komposit nach 2 Stunden bei 100 °C vollständiger Umsatz bezüglich
des PACs bei 85 % para-Selektivität erreicht werden. Mit den Nafion-Beads fanden die
Autoren hingegen nur 77 % Umsatz bei einer etwas besseren para-Selektivität von 89 %.
Das SAC13-Komposit-Material wurde auch von Beers et al. in der Friedel-Crafts-Acylierung
von Anisol 1 mit Octansäure untersucht.[211] Bei einem Vergleich des Nafion-SilicaComposits
mit
vier
verschiedenen
Zeolithen
(H-BEA,
H-Y,
H-USY,
H-HFI) zeigte das Nafion-Silica-Composit die höchste Aktivität in der Acylierung.
7.2.2. Zielsetzung
In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich mit Hilfe des gelösten Nafion-Polymers 1–2
nm große Platindioxid-Kolloide erfolgreich stabilisieren lassen (vgl. Kapitel 4.3.2). Diese
Materialien wurden erfolgreich in der elektrochemischen Oxidation von Methanol verwendet
(vgl. Kapitel 7.1.6.1.2). Durch Verbindung des Friedel-Crafts-Katalysators mit einem in der
Hydrierung katalytisch aktiven Edelmetall wurde ein Material hergestellt, das gleichzeitig
zwei verschiedene Reaktionen katalysieren sollte. Im Gegensatz zum klassischen, über zwei
getrennte Stufen geführten Prozess könnte so ohne Aufarbeitung direkt ein alkylsubstituierter
Aromat zugänglich sein. Der beschriebene zweistufige Prozess könnte somit in Form einer
Eintopfsynthese durchgeführt werden. Die entsprechenden Reaktionsabfolge ist in Abbildung
118 skizziert.
Cl
+
O
R
R
Nafion/PtO2 + H2
∆ 18h
O
O
1) Nafion
3) H2/PtO2
O
OH
R
O
2) H2/PtO2
R
O
Abbildung 118: Reaktionsschema der Eintopfsynthese mit möglichen Teilschritten
Katalyse
222
Nach der abgeschlossen Friedel-Crafts-Acylierung sollte die Reaktionslösung unter
Wasserstoffatmosphäre gesetzt werden, um das aromatische Keton an den Platin-Kolloiden zu
reduzieren. Eine Reduktion der Keton-Gruppe mit Platin-Katalysator und Wasserstoff ist
bisher nicht beschrieben worden. Es ist denkbar, dass die Hydrierung in mehreren Schritten
über Benzylalkohol als Zwischenstufe abläuft (Abbildung 118). Mit diesem KatalysatorSystem wären folglich alkylierte Aromaten auf direktem Wege zugänglich, die in dieser Form
nicht über Friedel-Crafts-Alkylierung hergestellt werden können.
Die zu erwartende Aktivität des Platindioxid/Nafion-Kolloid-Katalysators sollte der des
SAC13-Komposit-Katalystors vergleichbar sein. Beide Katalysatoren wurden mit derselben
Nafion-Lösung (5 Gew.-%) hergestellt, in welcher das Polymer homogen gelöst ist. Wichtig
ist dabei der Erhalt der offenen Struktur des Nafions, um eine gute Zugänglichkeit der
Sulfonsäure-Gruppen zu gewährleisten.
Dies wird im Fall des SAC13-Komposit-Katalystors durch die Fixierung des Polymers in
einer SiO2-Matrix erreicht. Bei dem Platindioxid/Nafion-Kolloid-Katalysator bleibt die
Struktur des Nafions erhalten, da der Katalysator mittels Gefriertrocknung als Feststoff
isoliert wird. Bei der Gefriertrocknung wird die in Lösung vorliegende Struktur der Substanz
durch Einfrieren fixiert und anschließend nur das Lösungsmittel entfernt. Somit ist in beiden
Fällen sichergestellt, dass eine große Oberfläche entsteht. Die 1-2 nm großen PlatindioxidKolloide besitzen eine sehr hohe Oberfläche und versprechen damit eine gute
Hydrieraktivität, wie zuvor bereits von Koch in der reduktiven Aminierung gezeigt werden
konnte.[99]
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol 1 mit
verschiedenen Säurechloriden und Säureanhydriden sowie die Reduktion der Carbonylgruppe
untersucht. Da es sich um eine bisher nicht beschriebene Reaktion handelt, wurden zunächst
beide Reaktionsschritte, die C-C-Verknüpfung einerseits und die Reduktion der
Carbonylgruppe andererseits, getrennt voneinander betrachtet. Für die Friedel-CraftsAcylierung wurde zunächst statt des Platindioxid/Nafion-Kolloids reines Nafion-Polymer
verwendet, um die Acylierung ohne den Einfluss des Platindioxd-Kolloids untersuchen zu
können. Der Nafion-Katalysator wurde dazu wie im Experimentellen Teil (vgl. Kapitel
9.4.12) beschrieben durch Gefriertrocknung aus einer Wasser/Aceton-Lösung hergestellt.
Katalyse
223
7.2.3. Ausbeute/Reaktionszeit
Die Friedel-Crafts-Acylierungen wurden in Anlehnung an die von Hölderich et al.
verwendeten Bedingungen durchgeführt.[210] Der von den Autoren verwendete SAC13Komposit-Katalysator enthält 13 Gew.-% Nafion. Das aus diesem Nafion/SäurechloridVerhältnis resultierende S/C-Verhältnis wurde als Basis für die verwendete Menge
gefriergetrockneten Nafions genommen. Das Anisol 1 fungierte gleichzeitig als Lösungsmittel
der Reaktion. Aus diesen Vorgaben leitet sich ein typischer Ansatz von 50 mg NafionLyophilisat, 12,5 mmol Elektrophil und 46 mmol Anisol 1 ab. Hölderich et al. untersuchten
unter anderem die Abhängigkeit der Ausbeute von der Reaktionstemperatur. In Umsetzungen,
die bei 60 °C, 80 °C und 100 °C Reaktionstemperatur durchgeführt wurden, zeigte sich, dass
die höchste Ausbeute bei 100 °C erzielt werden konnte. Aus diesem Grund wurden die in
dieser Arbeit untersuchten Katalysen ebenfalls bei 100 °C durchgeführt.
Im ersten Schritt der Untersuchungen wurde die Acylierung von Anisol 1 mit PAC bzw.
Propionsäurechlorid (PC) betrachtet. Um Kenntnis über die für die C-C-Verknüpfung
notwendige Reaktionszeit zu erlangen, wurde jeweils über einen bestimmten Zeitraum
regelmäßig die Ausbeute mittels GC-Analyse ermittelt. Abbildung 119 und Abbildung 120
zeigen jeweils die Auftragung der Ausbeute gegen die Reaktionszeit. Dargestellt ist jeweils
die Ausbeute für das para- und ortho-substituierten Produkt.
100
Ausbeute [%]
80
60
para
ortho
40
20
0
0
20
40
60
80
100
120
Reaktionszeit [min]
Abbildung 119: Ausbeute/Zeit-Kurven der PAC-Acylierung
140
160
180
200
Katalyse
224
45
40
35
para
ortho
Ausbeute [%]
30
25
20
15
10
5
0
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Reaktionszeit [min]
Abbildung 120: Ausbeute/Zeit-Kurven der PC-Acylierung
Die Bestimmung der Reaktionszeit der Acylierung war notwendig, weil die Reduktion erst
durchgeführt werden sollte nachdem die C-C-Verknüpfung beendet war. Abbildung 119 und
Abbildung 120 zeigen, dass die Acylierung nach ca. 3 Stunden abgeschlossen ist. Tabelle 61
zeigt die den Kurven entnommenen Umsätze und Selektivitäten.
Tabelle 61: Ermittelte Ausbeuten und Selektivität in der Acylierung mit Nafion
Elektrophil
Ausbeutea) [%]
para-Selektivitätb)
parab)
orthob)
[%]
PAC
85 (gesamt)
5
94
PC
41 (gesamt)
15
73
a) bezogen auf Heptadecan als internem Standard; b) Isomere mittels GC-MS zugeordnet
In der analog durchgeführten Umsetzung von Phenylacetylchlorid und Anisol 1 mit dem
SAC13-Komposit-Katalysator erzielten Hölderich et al. nach zwei Stunden Reaktionszeit eine
Ausbeute von 99 % bei einer para-Selektivität von 85 %. Die mit dem Nafion-Lyophilisat
erzielte Gesamtausbeute liegt zwar nur bei 90 %, allerdings war die erzielbare paraSelektivität mit 94 % um 9 % höher. Die unter gleichen Bedingungen mit PC als Elektrophil
erzielten Ausbeute und Selektivität sind geringer.
Katalyse
225
Die Acylierung von Anisol 1 mit PC wurde ebenfalls von Sugunan et al. untersucht.[212] Als
Katalysator verwendeten die Autoren allerdings einen H-beta-Zeolithen. Es gelang ihnen,
nach 2 Stunden Reaktionszeit bei 97 % Ausbeute das para-substituierte Produkt mit 87 %
Selektivität zu erhalten.
7.2.4. Hintergrundreaktion
Um die Effizienz eines Katalysators bewerten zu können, muss der Anteil des durch eine
unkatalysierte Reaktion ohnehin entstehenden Produkts bekannt sein. Im Fall der FriedelCrafts-Acylierung mit Säurechloriden wird diese Hintergrundreaktion durch die äquimolar
entstehende Salzsäure katalysiert. Es ist ausreichend, wenn zu Beginn der Reaktion geringe
Mengen Salzsäure in der Reaktionslösung vorhanden sind, da während der Reaktion pro
umgesetztem Substratmolekül ein weiteres Molekül Salzsäure entsteht (Abbildung 121). Zur
Bestimmung der Hintergrundreaktion wurden zwei identische Versuche mit Anisol 1 und
PAC 4 durchgeführt, wobei nur in einem Versuch die entsprechende Menge NafionLyophilisat zugesetzt wurde.
O
Cl
O
+
1
O
4
+
HCl
O
5
Abbildung 121: Durch Salzsäure autokatalysierte Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol 1 mit PAC
Beide Versuche wurden nach den von Hölderich et al. beschriebenen Bedingungen
durchgeführt und die Ausbeute nach drei Stunden mittels Gaschromatographie bestimmt. Von
der unkatalysierten Reaktion wurde zusätzlich nach 24 Stunden eine Probe entnommen.
Tabelle 62 zeigt die ermittelten Ausbeuten für das entstehende 1-(4-Methoxy-phenyl)-2phenyl-ethanon 5.
Katalyse
226
Tabelle 62: Vergleich von Hintergrundreaktion und Nafion-katalysierter Reaktion
mit Nafion
Umsatz/para-Selektivität
Produkt [%]
ohne Nafion
3 Stunden
3 Stunden
24 Stunden
92,9/94,8
5,1/ -a)
19,0/ -a)
a) ortho-Produkt im GC nicht detektiert
In der unkatalysierten Reaktion werden nach drei Stunden laut GC-Analyse 5,1 % Ausbeute
und nach 24 Stunden 19,9 % gemessen. Die Nafion-katalysierte Reaktion zeigt nach drei
Stunden im Gegensatz dazu eine Ausbeute von 92,9 %. Damit ist die nach 24 Stunden auf
19,0 % gestiegene Ausbeute in der unkatalysierten Reaktion für die Katalyse nicht von
Bedeutung.
Im Vergleich zu der unter gleichen Bedingungen durchgeführten Reaktion zur Bestimmung
der Reaktionszeit (vgl. Kapitel 7.2.3) ist die Ausbeute hier um ca. 8 % höher, diese
Abweichung liegt jedoch im Rahmen der Toleranz.
7.2.5. Substrat/Katalysator-Verhältnis
In den bisher beschriebenen Versuchen wurde ein Substrat/Katalysator-Verhältnis von
12,5 mmol zu 50 mg verwendet. Nach den vielversprechenden Ergebnissen in der Nafionkatalysierten Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol 1 mit PAC sollte als nächstes das
Substrat/Katalysator-Verhältnis erhöht werden. Dazu wurde die eingesetzte Menge des
Nafion-Lyophilisats sukzessive reduziert. Tabelle 63 zeigt die erzielten Ausbeuten in
Abhängigkeit von der eingesetzten Menge Nafion. Die Ausbeute des gebildeten 1-(4Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanons 5 wurde nach 2 Stunden Reaktionszeit jeweils per GCAnalyse bestimmt, um einen direkten Vergleich mit den der Literatur entnommen Daten zu
ermöglichen. Die Verringerung der Katalysatormenge von 50 mg bis auf 1 mg hat erst ab 20
mg Nafiongehalt in der Lösung einen signifikanten Einfluss auf die erzielbaren Ausbeuten
(Eintrag 2 bis 4). Nach 2 Stunden und einem Substrat/Katalysator-Verhältnis von 12,5 mmol
zu 30 mg wurden noch 61,8 % Ausbeute ermittelt (Eintrag 4). Wurde die doppelte Menge des
Nafion-Lyopilisats verwendet stieg die Ausbeute erwartungsgemäß, laut GC-Analyse wurde
eine Ausbeute von 80,6 % erzielt (Eintrag 1). Im Vergleich dazu wurden von Hölderich et al.
mit dem SAC13-Komposit-Katalysator bei einen ermittelten S/C-Verhältnis von 12,5 mmol
Katalyse
227
zu 50 mg nach 2 Stunden 85 % Ausbeute erzielt. Bei einer Verringerung auf 1 mg Nafion pro
12,5 mmol PAC wird nur noch eine Ausbeute von 17,5 % gefunden (Eintrag 8).
Es ist also möglich, die eingesetzte Menge des Nafion-Katalysators um 40 % zu senken, ohne
dass nennenswerte Ausbeuteeinbußen auftreten.
Tabelle 63: Substrat/Katalysator-Verhältnis der Nafio-katalysierten Umsetzung von Aniol 1 mit PAC
Eintrag
Nafion [mg]
Ausbeutec) (para-Produkt) [%]
1
100a)
80,6
2
50
60,7
3
40
61,3
4
30
61,8
5
20
52,9
6
10
50,2
7
5
49,3
8
1b)
17,5
a) halbe Ansatzgröße; 50 mg Nafion, 6,25 mmol PAC; b) doppelte Ansatzgröße 2 mg Nafion, 25 mmol PAC; c) Bestimmt
mit GC, interner Standard Heptadecan
7.2.6. Vergleich von Nafion und Platindioxid/Nafion
Bei der geplanten Reaktions-Abfolge (Abbildung 118) handelt es sich um eine zweistufige
Synthese, die als Eintopfsynthese durchgeführt werden sollte. Demzufolge musste nach den
mit dem Nafion-Lyophilisat durchgeführten Versuchen auch der Platindioxid/Nafion-KolloidKatalysator in der Friedel-Crafts-Acylierung getestet werden. Zu diesem Zweck wurden je
zwei Experimente mit Nafion-Lyophilisat bzw. Platindioxid/Nafion-Kolloid als Katalysator
durchgeführt. Als Elektrophile wurden in den Versuchen jeweils PAC bzw. PC mit Anisol 1
umgesetzt, um die mit den unterschiedlichen Katalysatoren erzielbaren Ausbeuten
vergleichen zu können. Tabelle 64 zeigt die nach zwei Stunden erzielten Ausbeuten.
Katalyse
228
Tabelle 64: Ausbeuten von Nafion- und Platindioxid-Kolloid-Nafion katalysierter Acylierung
Eintrag
Katalysator
Elektrophil
Ausbeute
1
Nafion
PAC
58,0 %
2
Nafion
PC
23,6%
3
PtO2-Nafion
PAC
50,5 %
4
PtO2-Nafion
PC
18,9 %
Die mit dem Platindioxid/Nafion-Kolloid MO108 für das PAC erzielte Ausbeute lag 8 %
unter der mit dem Nafion-Lyophilisat erzielten Ausbeute. Das bedeutet einen relativen
Verlust von 13 %. Ein ähnliches Verhältnis zeigte sich auch im Fall des PCs. Die mit dem
Platindioxid/Nafion-Kolloid-Katalysator erzielbare Ausbeute lag relativ betrachtet ebenfalls
ca. 20 % unter der Ausbeute, die mit dem Nafion-Lyophilisat möglich war.
Die Katalysatoraktivität eines Brønsted-sauren Katalysators wird hauptsächlich durch seine
Acidität bestimmt.[199d] Ein einfacher Vergleich, der im Folgenden näher beschrieben wird,
zeigt, dass das Platindioxid/Nafion-Kolloid eine geringere Acidität als das reine Nafion
aufweist. Es wurden je zwei Lösungen in einem Wasser/Aceton-Gemisch (4/1, pH-Wert = 9)
hergestellt und die resultierenden pH-Werte verglichen. Für die Lösung des NafionLyophilisats wurde ein pH-Wert von 2,8 gemessen, wohingegen die Lösung des
Platindioxid/Nafion-Kolloids nur einen pH-Wert von 8,5 aufwies. Das unterschiedliche
Verhalten ist auf den Herstellungsprozess des Platindioxid/Nafion-Kolloids zurückzuführen.
Das kolloide Platindioxid wurde in einer basischen Hydrolyse bei einem pH-Wert von ca. 9–
10 aus der Hexachlorplatinsäure gebildet. Dazu wurden 4 Äquivalente Lithiumcarbonat
bezogen auf die Hexachlorplatinsäure eingesetzt. Daher ist davon auszugehen, dass die
Sulfonsäure-Gruppen im Nafion-Polymer überwiegend deprotoniert als Lithium-Sulfonate
vorliegen. Dies stellt eine mögliche Erklärung für die geringere Aktivität des
Platindioxid/Nafion-Katalysators im Vergleich zum reinen Nafion-Katalysator dar.
Katalyse
229
7.2.7. Substratscreening
Nachdem die bisher beschrieben Katalysen ausschließlich mit PAC 4 und PC 8 durchgeführt
wurden, sollte im Anschluss die Anwendungsbreite des Nafion-Lyophilisats als FriedelCrafts-Acylierungs-Katalysator untersucht werden. Für das Substratscreening wurden
verschiedene aliphatische und aromatische Carbonsäurechloride und -anhydride eingesetzt
(Abbildung 122).
O
O
O
Cl
O
Cl
4
O
O
7
O
O
8
C11H23
11
O
O
O
C5H11
O
O
C5H11
12
O
13
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
14
O
O
C11H23
O
10
9
O
O
O
O
Cl
Cl
Cl
6
O
15
16
17
2
Abbildung 122: Eingesetzte Carbonsäurechloride und -anhydride
Die Reaktionen wurden einerseits mit Anisol 1 als Lösungsmittel und Nukleophil, und
andererseits mit Nitromethan als Lösungsmittel und einer entsprechenden Menge Anisol 1 als
Nukelophil durchgeführt. Nitromethan ist ein in der Friedel-Crafts-Acylierung häufig
eingesetztes stark polares aprotisches Lösungsmittel, das die ionischen Intermediate, welche
während der Friedel-Crafts-Acylierung auftreten, stabilisieren kann. Tabelle 65 zeigt die in
den Katalysen mit Anisol 1 als Lösungsmittel erzielten Umsätze.
Katalyse
230
Tabelle 65: Substratbreite in der Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol 1 mit Nafion und Anisol als
Lösungsmittel
Eintrag
Elektrophil 2,5 mmol
Ausbeutea [%]
Selektivität p-/o-
1
Dihydrozimtsäurechlorid (6)
62,2
97/3
2
Benzoesäurechlorid (7)
26,6
95/5
3
Essigsäurechlorid (9)
33,1
96/4
4
p-Anissäureanhydrid (10)
47,4
100
5
Benzoesäureanhydrid (11)
55,2
94/6
6
Laurylsäureanhydrid (12)
79,8
100
7
Hexansäureanhydrid (13)
73,3
97/3
8
Valeriansäureanhydrid (14)
73,8
89/11
9
Isovaleriansäureanhydrid (15)
72,0
98/2
10
n-Buttersäureanhydrid (16)
74,9
96/4
11
Essigsäureanhydrid (2)
80,0
100
a) Bestimmt mit GC, interner Standard Heptadecan
Die Carbonsäurechloride reagierten schlechter als die Carbonsäureanhydride, und es wurde
eine deutliche Substratabhängigkeit bezüglich des Umsatzes beobachtet. Offenbar hatte die
bei den Umsetzungen der Säurechloride entstehende Salzsäure einen negativen Einfluss auf
den Katalysator. Während der Reaktion der Carbonsäurechloride war eine Zerstörung des fein
gemörserten Nafion-Pulvers zu beobachten; es bildeten sich mit fortschreitender Reaktion
schwarze Agglomerate. Die erreichbaren para-Selektivitäten in den Umsetzungen von
Dihydrozimtsäurechlorid 6, Benzoesäurechlorid 7 und Essigsäurechlorid 9 waren im
Gegensatz zu dem ermittelten Ausbeuten jedoch ähnlich. Das Benzoesäurechlorid 7 zeigte, im
Vergleich mit Essigsäurechlorid eine höhere Ausbeute, was auf die größere Elektrophilie des
Benzoesäurechlorids 7 zurückzuführen ist.
Die ermittelten Ausbeuten in den Umsetzungen der Säureanhydride waren höher als die der
Säurechloride. Mit den aliphatischen Anhydriden von Hexansäureanhydrid 13 bis
Essigsäureanhydrid 2 wurden Ausbeuten zwischen 70 % und 80 % nach GC-Analyse erzielt
(Tabelle 65, Eintrag 6 bis 11). Die eingesetzten Arylcarbonsäureanhydride reagierten jedoch
schlechter (Tabelle 65, Eintrag 4 und 5).
Katalyse
231
Es ist bekannt, dass sich das Nafion-Polymer in lipophile und hydrophile Bereiche
organisiert: demnach ist das Polytetrafluorethylen-Rückgrat räumlich von den SulfonsäureGruppen getrennt.[172, 173] In organischen Lösungen ist das Polytetrafluorethylen-Rückgrat
aufgrund seines lipophilen Charakters wahrscheinlich nach außen gefaltet, so dass sich die
aktiven Sulfonsäuregruppen im Inneren des Polymernetzwerks befinden. Dies hat zur Folge,
dass die Reaktionspartner zunächst in das Innere des Polymer-Netzewerkes gelangen müssen,
bevor
sie
reagieren
können.
Die
unterschiedlichen
Ausbeuten
bei
den
Arylcarbonsäureanhydride und den unverzweigten Alkylcarbonsäure-anhydriden sind mit
dieser räumlichen Behinderung zu erklären.
In den in Nitromethan als Lösungsmittel durchgeführten Friedel-Crafts-Acylierungen wurde
das Elektrophil mit einem Überschuss von 25 Mol-% bezogen auf das Anisol 1 eingesetzt. In
Tabelle 66 sind die erzielten Ausbeuten der einzelnen Elektrophile aufgelistet.
Tabelle 66: Substratbreite in der Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol 1 mit Nafion und Nitromethan als
Lösungsmittel
Eintrag
Elektrophil 2,5 mmol
Ausbeutea [%]
p-/o-Selektivität-
1
Dihydrozimtsäurechlorid (6)
25,2
80/20
2
Phenylacetylchlorid (4)
28,7
83/17
3
Benzoesäurechlorid (7)
30,4
100
4
Propionsäurechlorid (8)
19,6
73/27
5
Essigsäurechlorid (9)
34,7
100
6
p-Anissäureanhydrid (10)b
22,1
97/3
7
Benzoesäureanhydrid (11)
35,1
94/6
8
Hexansäureanhydrid (13)
52,0
100
9
Valeriansäureanhydrid (14)
59,4
98/2
10
Isovaleriansäureanhydrid (15)
88,0
100
11
n-Buttersäureanhydrid (16)
25,0
98/2
12
Propionsäureanhydrid (17)
82,0
98/2
a) Bestimmt mit GC, interner Standard Heptadecan; b) 10 ml Nitromethan
Katalyse
232
Die Acylierung mit Nitromethan als Lösungsmittel erbrachte keinen Vorteil. Die für die
Carbonsäureanhydride beobachteten ortho-/para-Selektivitäten lagen mit 94–100 % bezogen
auf das para-Produkt in einem ähnlichen Bereich wie in den vorher beschriebenen Reaktionen
in Anisol 1 (vgl. Tabelle 65). Die für die Anhydride gefundenen Ausbeuten (Tabelle 66)
waren uneinheitlich und niedriger als die zuvor in den Umsetzungen mit Anisol 1 als
Lösungsmittel gefundenen Ausbeuten (vgl. Tabelle 65). Für die Carbonsäurechloride wurden
in den Umsetzungen in Nitromethan sowohl niedrigere Selektivitäten als auch niedrigere
Ausbeuten ermittelt.
Die geringeren Ausbeuten können auf den Verdünnungseffekt durch das Nitromethan
zurückgeführt werden, der die Reaktionsgeschwindigkeit entsprechend herabsetzt. Des
Weiteren sind Einflüsse des Lösungsmittels auf die Struktur des Nafion-Polymers denkbar,
die die Katalyse negativ beeinflussen.
7.2.8. Reduktion
Nach diesen Untersuchungen zur Friedel-Crafts-Acylierung mit dem Nafion-Katalysator
wurde auch die Reduktion von 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanon 7 mit Wasserstoff an
Platin-Katalysatoren zu 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethan 18 zunächst isoliert betrachtet
(Abbildung 123).
O
"PtO2"
H2 / 50-100 bar
100°C
O
5
O
18
Abbildung 123: Angestrebte Reduktion des 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanons 7 zu 1-(4-Methoxyphenyl)-2-phenyl-ethan 18
Dazu wurde das Keton 7 mit dem Platindioxid/Nafion-Kolloid-Katalysator MO110 bzw. mit
kommerziellem Platindioxid Adams-Katalysator als Vergleichssystem in verschiedenen
Lösungsmitteln gelöst und unter Wasserstoffatmosphäre gesetzt. Vorversuche hatten gezeigt,
dass bei Raumtemperatur und niedrigem Wasserstoff-Druck keine Reduktion stattfindet. Die
Versuche wurden deshalb bei 50 bar bzw. 100 bar Wasserstoffdruck und 100 °C über mehrere
Katalyse
talyse
233
Stunden unter Rühren durchgeführt. Bei der Reduktion des Ketons mit Wasserstoff konnten
mittels GC/MS-Kopplung insgesamt drei Produkte identifiziert werden (Abbildung 124).
O
O
+
OH
"PtO2"
H2 / 50-100 bar
100°C
O
18
O
19
5
+
O
O
20
Abbildung 124: In der Reduktion mittels GC/MS-Kopplung identifizierte Produkte
Wie Abbildung 124 zeigt, entstehen neben dem gewünschten 1-(4-Methoxy-phenyl)-2phenyl-ethan 18 noch 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanol 19 sowie 1-(4-Methoxyphenyl)-2-cyclohexyl-ethan 20. Tabelle 67 und Tabelle 68 zeigen die in den durchgeführten
Versuchen erzielten Ausbeuten und Selektivitäten. Das 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenylethanol 19 entsteht offenbar durch eine unvollständige Reduktion der Carbonylgruppe. Das
Auftreten des 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-cyclohexyl-ethans 20 ist erklärbar, sofern eine planare
Adsorption des unsubstituierten Phenylrings auf der Platinoberfläche angenommen wird, die
die Reduktion des Phenylrings zum Cyclohexylring zu Folge hat.
Bei dem als Vergleichskatalysator eingesetzten Adams-Katalysator handelt es sich um reines
bulk-Platindioxid, das nicht, wie das kolloide Platindioxid durch ein Polymer stabilisiert wird.
Deshalb wurde in einem der mit dem kommerziellen Katalysator durchgeführten Experimente
das Substrat/Katalysator-Verhältniss (S/C) von zehn auf hundert erhöht.
Katalyse
234
Tabelle 67: Erzielte Produktzusammensetzung bei 50 bar Wasserstoff-Druck
Eintrag
Katalysator
Lösungsmittel
S/C
Umsatza [%]
Selektivität [%]
18
19
20
8,7
1
Adams-Kat.
Toluol
10
84,2
2,0
89,3
2
Adams-Kat.
Toluol
100
12,6
3,6
55,9 40,3
3
Kolloid
Toluol
10
-
-
-
-
4
Kolloid
Anisol
10
7,7
5,3
85,5
9,2
5
Kolloid
Tetrahydrofuran
10
82,2
1,0
85,3 13,7
6
Kolloid
Chloroform
10
29,3
94,4
2,0
7
Kolloid
Dimethoxyethan
10
88,5
1,8
80,7 17,5
3,6
a) Bestimmt mit GC, interner Standard Heptadecan
Tabelle 68: Erzielte Produktzusammensetzung bei 100 bar Wasserstoff-Druck
Eintrag
Katalysator
Lösungsmittel
S/C
Umsatza [%]
Selektivität [%]
18
19
20
1
Adams-Kat.
Toluol
10
88,2
0,8
96,1
3,1
2
Adams-Kat.
Toluol
100
19,3
5,0
53,7
41,3
3
Kolloid
Toluol
10
-
-
-
-
4
Kolloid
Anisol
10
3,5
4,3
93,6
2,1
5
Kolloid
Tetrahydrofuran
10
98,3
1,9
88,5
9,6
6
Kolloid
Chloroform
10
51,3
96,9
0,4
2,7
7
Kolloid
Dimethoxyethan
10
99,4
2,5
89,8
7,7
a) Bestimmt mit GC, interner Standard Heptadecan
Diskussion der Ergebnisse:
Die bei 50 bar bzw. 100 bar Wasserstoffdruck durchgeführten Katalysen zeigen generell
einheitliche Tendenzen. Lediglich in Toluol wurde für den Kolloid-Katalysator weder bei
50 bar noch bei 100 bar Umsatz beobachtet. Durch die Steigerung des Wasserstoff-Drucks
wurde allgemein eine Erhöhung des Umsatzes erzielt; die mittels GC-Analyse ermittelten
Selektivitäten blieben in allen Experimenten gleich. Der als Vergleichskatalysator eingesetzte
Adams-Katalysator zeigte bei einem S/C-Verhältnis von 10 bei 50 bar und 100 bar (Tabelle
67, Tabelle 68, Eintrag 1) in der Reduktion des Arylketons einen Umsatz von 84,2 % bzw.
Katalyse
235
88,2 %. Dagegen wurden bei einem auf 100 erhöhten S/C-Verhältnis nur noch geringe
Umsätze in Höhe von 12,6 % bzw. 19,3 % erzielt (Tabelle 67, Tabelle 68, Eintrag 2).
Die bei der Hydrierung gefundene Selektivität weist nicht in Richtung des Zielprodukts. Statt
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethan 18 wurde 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanol 19
als Hauptkomponente erhalten (Einträge 1 und 2). Die gleiche Selektivität wurde auch bei den
mit dem Kolloid-Katalysator durchgeführten Reduktionen beobachtet (Einträge 4, 5, 7).
Der in der Reduktion mit dem Kolloid-Katalysator ermittelte Umsatz (Eintrag 5 und 7) lag bei
einem S/C-Verhältnis von zehn gleich hoch oder höher als der mit dem Adams-Katalysator
erzielte Umsatz. Insbesondere DME erwies sich als gutes Lösungsmittel.
Die mit dem Platin-Kolloid-Katalysator in Anisol 1 durchgeführten Reduktionen (Eintrag 3),
die den angestrebten Reaktionsbedingungen einer Eintopfsynthese am nächsten kommen,
ergaben in beiden Fällen weniger als 10 % Umsatz. Darüber hinaus wurde als
Hauptkomponente
wiederum
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanol
19
gebildet.
Chloroform stellte sich als das einzige der verwendeten Lösungsmittel heraus, das als
Hauptkomponente das gewünschte Produkt 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethan 18 lieferte
(Eintrag 6).
Allerdings
wurde
bei
der
Verwendung
dieses
Lösungsmittels
nur
durchschnittlicher Umsatz beobachtet (p = 50 bar: 29,3 %; p = 100 bar: 51,3 %).
7.2.9. Eintopfsynthese
Mit den erarbeiteten Reaktionsbedingungen wurde trotz der erläuterten Limitierungen die
Anwendbarkeit des Acylierung/Reduktions-Konzepts in einem Versuch überprüft. Die
Acylierung des Anisols 1 mit PAC und Nafion-stabilisierten Platindioxid-Kolloiden in Anisol
als Lösungsmittel verlief nach GC-Analyse mit einer erwartungsgemäß hohen Ausbeute von
92,7 %. Im Anschluss daran wurde ohne weitere Aufarbeitung Wasserstoff mit 100 bar
zugegeben und die Lösung für 24 Stunden bei 100 °C gerührt. Das im Anschluss angefertigte
Gaschromatogramm zeigte einen Umsatz von 3,8 % bezogen auf das 1-(4-Methoxy-phenyl)2-phenyl-ethanon 5, wobei die oben beschriebenen drei Produkte 18, 19, 20 zu ungefähr
gleichen Teilen entstanden. Die Tatsache, dass die Reduktion mit Wasserstoff und PlatinKatalysator nicht quantitativ verlief und ein Produktgemisch entstand, zeigt, dass die
Reduktionsbedingungen des hier vorgestellten Konzepts nicht auf die untersuchten
Arylketone anwendbar sind. Dennoch sind die Untersuchungen insgesamt vielversprechend.
Die erforderlichen Studien zur Solvensabhängigkeit stehen noch aus.
Katalyse
236
7.2.10. Zusammenfassung
Die in dieser Arbeit für die Anwendung als Aktivkomponente in Brennstoffzellen
entworfenen, mit Nafion-Polymer stabilisierten Platindioxid-Kolloide wurden wie in diesem
Kapitel beschrieben auf die Eignung als kombinierte Friedel-Crafts-Acylierungs- und
Reduktions-Katalysatoren untersucht. Die durchgeführten Versuche zeigten, dass das in
dieser Arbeit als Lyophilisat dargestellte feste Nafion-Polymer vergleichbare Ausbeuten in
der Acylierung von Anisol 1 mit PAC bei besserer ortho/para-Selektivität lieferte als der
SAC13-Komposit-Katalysator (Tabelle 61). Wie die Ausbeute/Zeit-Untersuchungen zeigten,
benötigen die Reaktionen allerdings ca. 3 Stunden zur Komplettierung. Demnach ist die
Reaktionsgeschwindigkeit des Katalysators im Vergleich zu den aus der Literatur bekannten
Nafion-Silica-Kompositen etwas geringer.
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass eine große Zahl verschiedener Acyl-Verbindungen mit
dem Nafion-Lyophilisat umgesetzt werden kann. In den Umsetzungen der CarbonsäureAnhydride wurden höhere Ausbeuten als in den Reaktionen der Carbonsäurechloride
gefunden. Dieses Verhalten lässt sich auf eine Desaktivierung des Nafions während der
Reaktion durch die entstehenden Salzsäure zurückführen.
Ein Vergleich der Aryl- und Alkylanhydride zeigte, dass mit den Alkylanhydriden bessere
Ausbeuten erzielt werden können. Dies lässt sich mit sterischen Wechselwirkungen der
Arylanhydride mit dem Nafion-Polymer in den organischen Lösungsmitteln Anisol 1 bzw.
Nitromethan begründen.
Die Verwendung von Nitromethan als Lösungsmittel, das in der Übergangsmetall-Triflat
katalysierten Acylierung sehr geeignet ist, führte in der Anwendung mit Nafion-Lyopyllisat je
nach Substrat zu geringeren Ausbeuten. Durch den Verdünnungseffekt des Lösungsmittels
wurde offensichtlich die Reaktionsgeschwindigkeit herabgesetzt.
Die zunächst getrennt untersuchte Platindioxid-Kolloid katalysierte Reduktion von
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanon 5 mit Wasserstoff erbrachte nur bei der Verwendung
von Chloroform als Lösungsmitel das gewünschte Produkt, allerdings war der beobachtete
Umsatz mit 29,3 % (p = 50 bar) bzw. 51,3 % (p = 100 bar) niedrig. In allen übrigen
durchgeführten Reduktionen wurde statt des erwünschten 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenylethans 18 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanol 19 als Hauptkomponente gebildet. Die
dabei erzielten Umsätze waren den mit bulk-PtO2 erreichbaren Umsätzen vergleichbar oder
Katalyse
237
besser. Die Reduktion in Anisol 1, dem für die Eintopf-Synthese notwendigen Lösungsmittel,
erbrachte nur einen Umsatz von deutlich unter 10 %, wobei wiederum 1-(4-Methoxy-phenyl)2-phenyl-ethanol 19 als Hauptkomponente gebildet wurde.
Damit erwiesen sich die für die Friedel-Crafts-Acylierung und die nachfolgende Reduktion
notwendigen Reaktionsbedingungen als zu unterschiedlich, um beide Reaktionen als
Eintopfvariante kombinieren zu können.
Folglich
muss
der
Inhalt
folgender
Untersuchungen
die
Optimierung
der
Reaktionsbedingungen sein, so dass beide Teilreaktionen in einer Eintopfreaktion
durchgeführt werden können. Beispielsweise kann die Nafion-katalysierte Friedel-CraftsAcylierung in Chloroform untersucht werden, da in diesem Lösungsmittel das gewünschte
Produkt 18 bei der Reduktion als Hauptprodukt gefunden wurde. Andererseits besteht die
Möglichkeit ein anderes Edelmetall, wie beispielsweise Palladium, zu verwenden. Dazu muss
allerdings zunächst geprüft werden, ob die Stabilisierung von Palladium-Kolloiden mit
Nafion gelingt.
Zusammenfassung und Ausblick
8.
Zusammenfassung und Ausblick
8.1.
Zusammenfassung
238
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Darstellung neuer wasserlöslicher EdelmetalloxidKolloide. Zur Herstellung dieser Verbindungen wurde auf die in dem Metalloxid-Konzept[101]
beschriebene basische Hydrolyse von Edelmetallsalzen zurückgegriffen (Gl. 38).
M1La + M2Lb+ M3Lc+ M4Ld + Stabilisator
Base
H2O
[M1M2M3M4Ox] Stabilisator
Gl. 38: Allgemeines Schema zur Darstellung von Mischmetalloxid-Kolloiden durch basische Hydrolyse
Wie im ersten Teil des Synthesekapitels beschrieben, konnten unter Verwendung dieser
Reaktion zahlreiche, bisher noch nicht in dieser Form bekannte Edelmetalloxid-Kolloide
synthetisiert werden, die bis zu vier verschiedene Metalle in den jeweiligen Partikeln
enthielten. Die Stöchiometrie der Metalle in den erhaltenen Mischmetalloxid-Kolloiden war
jeweils durch die eingesetzte Menge der Metallsalze kontrollierbar. Für alle auf diese Weise
hergestellten Metalloxid-Kolloide wurde in den TEM-Aufnahmen eine Partikelgröße von 1-2
nm festgestellt.
Dadurch war es möglich, ein Metalloxid-Kolloid bestehend aus Platin, Ruthenium, Osmium
und Iridium herzustellen, das eine definierte, in der Literatur als Legierung für PEM-FCKatalysatoren
beschriebene
Zusammensetzung
aufwies.
Neben
diesem
speziellen
tetrametallischen System konnten auf die gleiche Weise auch die aus der Literatur bekannten
ternären Platin-Ruthenium-Osmium bzw. Platin-Ruthenium-Molybdän-Systeme in Form von
1-2 nm großen Mischmetall-Kolloiden hergestellt werden.
Unter Verwendung chloridfreier für die Hydrolyse bisher noch nicht erschlossener
Edelmetallsalze wie Platinnitrat und Rutheniunitrosylnitrat konnten erstmals chloridfreie
Platindioxid- und Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide synthetisiert werden, bei denen ebenfalls
eine Partikelgröße von 1-2 nm festgestellt wurde.
Bezüglich der beschriebenen Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide wurde die Hypothese
aufgestellt, dass sich die Metalloxid-Kolloide nicht nur durch Tenside und Polymere
239
Zusammenfassung und Ausblick
stabilisieren lassen, sondern dass ebenfalls eine Stabilisierung durch Isopolymolybdate
möglich ist. Sofern Molybdän in folgenden Syntheseschritte bzw. Katalysen nicht störend
wirkt, wären damit neuartige Metalloxid-Kolloide zugänglich, die vollständig frei von
Organik sind.
Der zweite Teil des Synthesekapitels beschäftigt sich mit dem Auffinden neuer Stabilisatoren
für die Synthese der Metalloxid-Kolloide, die frei sind von den für Sulfobetaine bekannten
Nachteilen,z. B. enthaltener Schwefel und hoher Preis.
Mit dem aus der Gruppe der NIO-Tenside stammenden C16E20-Tensid wurde erstmals ein
nichtionisches Tensid für die Synthese der Metalloxid-Kolloide verwendet, das in dieser Form
bislang nicht für die Stabilisierung von Kolloiden verwendet wurde. In den Untersuchungen
zeigte sich, dass es möglich ist, mit sehr geringen Überschüssen bzw. stöchiometrischen
Mengen zu arbeiten, ohne auf eine den bisher verwendeten Sulfobetainen vergleichbar hohe
Stabilität der Kolloid-Lösungen verzichten zu müssen. Im Folgenden wurden in dieser Arbeit
mehrere der vorgestellten Multimetall-Kolloide mit diesem Tensid umgesetzt. Aus den
stabilisierten Kolloiden wurden im Anschluss daran Katalysatoren für die Brennstoffzelle
hergestellt.
Mit den Nafion-Polymer stabilisierten Metalloxid-Kolloide wurde ein weiterer Katalysator
hergestellt, der speziell für die Verwendung der Metalloxid-Kolloide in den PEMBrennstoffzellen entworfen wurde. In den Experimenten konnten Nafion-stabilisierte
Kolloide mit bis zu 49 Gew.-% Platin in den isolierten Kolloidpulvern isoliert werden, von
denen einige Substanzen, wie in Kapitel 7.1.6.1 beschrieben, im Rahmen des NaKaBProjektes bereits näher in der Elektrokatalyse untersucht wurden.
Der dritte Teil beschäftigte sich schließlich mit der Immobilisierung der durch Hydrolyse
erhaltenen Mischmetall-Kolloide. Die in der vorliegenden Arbeit hergestellten tri- und
tetrametallischen Metalloxid-Kolloide konnten nach der von Koch[100] entwickelten Methode
auf Vulcan XC72 Leitruß immobilisiert werden. Im Anschluss wurden diese Katalysatoren in
IMFC- und DMFC-Systemen hinsichtlich ihrer Leistung in der Methanoloxidation untersucht.
Des Weiteren konnte im Rahmen dieser Arbeit eine neue Methode entwickelt werden, die es
ermöglicht, die in der Hydrolyse-Reaktion entstehenden 1-2 nm großen Metalloxid-Kolloide
ohne den Umweg über Reduktion und sauer gepufferte Immobilisierung direkt auf Leitrußen
zu trägern. Nach systematischen Untersuchungen konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die
Instant-Methode auf alle in dieser Arbeit hergestellten Metalloxid-Kolloide anwendbar ist.
Zusammenfassung und Ausblick
240
Dabei wurde ein Katalysator isoliert, der einen Metallgehalt von über 30 Gew-% Edelmetall
aufwies. Im Anschluss an diese Untersuchungen wurden mit Hilfe der Instant-Methode neue
Brennstoffzellenkatalysatoren
hergestellt,
die
vielversprechende,
bisher
noch
nicht
verwendete Ruße als Träger für die Metalloxid-Kolloide nutzen. Ebenso wie die bereits
angesprochenen Katalysatoren wurden auch die so hergestellten Materialien in der
Methanoloxidation als Brennstoffzelle-Katalysatoren getestet (s. u.).
Für die in dieser Arbeit hergestellten bimetallischen Metalloxid-Kolloide wurden schließlich
in
einem
Trägerscreening
geeignete
Materialien
und
Reaktionsbedingungen
zur
Heterogenisierung der Metalloxid-Kolloide etabliert, um für neue Anwendungen in der
Katalyse entsprechende Materialien bereitstellen zu können.
Die in dieser Arbeit hergestellten Mischmetalloxid-Kolloide wurden durch XRD/DFA, XPS
und HRTEM/EDX umfassend untersucht, und stellen damit vollständig charakterisierte
Materialien für die Verwendung als Aktivkomponenten in der Katalyse dar.
Insbesondere mit XRD/DFA konnte nachgewiesen werden, dass es sich bei den im Rahmen
der vorliegenden Arbeit hergestellten Mischmetalloxid-Kolloide um homogene, nanoskalierte
kubische und dekaedrische Legierungen handelt, die aus nur einer Phase bestehen. Lediglich
die zu Studienzwecken hergestellten Platin-Ruthenium-Osmium-(1/1/1)- und PlatinRuthenium-Osmium-Iridium(1/1/1/1)-Metalloxid-Kolloide zeigten aufgrund des hohen
Anteils an dem in einer hexagonalen Phase kristallisierenden Osmium und Ruthenium nach
Hochtemperatur-Behandlung eine Entmischung.
Mittels XPS gelang es, die Oxidationsstufen der in den jeweiligen Metalloxid-Kolloiden
vorliegenden Metalle zu bestimmen. Dabei konnte das in dieser Arbeit erstmals mit einer
Größe von ca. 1 nm hergestellte Iridiumoxid-Kolloide in Verbindung mit der XRD/DFAAnalyse als kolloides Iridiumdioxid identifiziert werden.
Auch in der visuellen Einzelpartikel-Analyse mit HRTEM/EDX konnte gezeigt werden, dass
die Metalle in den Kolloiden nanodispergiert vorliegen.
Im daran anschließenden Kapitel 7.1 wurden die Eigenschaften der in dieser Arbeit
hergestellten Brennstoffzellen-Katalysatoren diskutiert. Die produzierten Katalysatoren
zeigten in den durchgeführten Untersuchungen eine kommerziellen Systemen vergleichbare
bis höhere Aktivität in der Brennstoffzelle. Vor allem die nach der neuen Instant-Methode
präparierten Katalysatoren wiesen in der Elektrokatalyse eine hohe Leistung auf.
Zusammenfassung und Ausblick
241
Für
das
ursprünglich
für
die
Anwendung
in
der
Brennstoffzelle
konzipierte
Platindioxid/Nafion-Kolloid sollte im Verlauf der Arbeit ein weiteres Anwendungfeld
erschlossen werden. Da das Nafion-Polymer auch als Friedel-Crafts-Katalysator verwendet
wird, wurden die hier hergestellten Platindioxid/Nafion-Kolloide auf ihre Eignung als
kombinierte Friedel-Crafts- und Reduktions-Katalysatoren untersucht. Damit wäre nach
Acylierung
eines
Aromaten
durch
das
Nafion-Polymer
und
anschließende
Wasserstoffreduktion an den Platin-Kolloiden ohne zwischenzeitliche Isolierung des Ketons
ein substituierter Aromat herstellbar, der in dieser Form nicht über Friedel-Crafts-Akylierung
erhalten werden kann. Aufgrund der stark voneinander abweichenden, für beide Reaktionen
notwendigen Reaktions-bedingungen, war es bislang nicht möglich, beide Reaktionen in einer
Eintopfreaktion zu kombinieren. Dies könnte durch Variation des Lösungsmittels erreicht
werden.
8.2.
Ausblick
Durch die systematisch erarbeiteten und verallgemeinerten Synthesebedingungen sind, wie in
dieser Arbeit gezeigt werden konnte über das Metalloxid-Konzept[101] nun eine große Zahl
unterschiedlicher, jeweils 1-2 nm großer auf Platin basierenderMischmetalloxid-Kolloide
herstellbar. Mit dem Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloid konnte darüberhinaus gezeigt werden,
dass auch die Herstellung platinfreier Systeme möglich ist.
Es eröffnet sich somit für zukünftige Untersuchungen die Möglichkeit, eine Vielzahl von in
dieser Arbeit nicht untersuchten Metallkombinationen herzustellen und für katalytische
Anwendungen zu testen.
Die im Rahmen dieser Arbeit hergestellten und untersuchten Brennstoffzellen-Katalysatoren
zeigen das hohe Leistungsvermögen der auf Basis von Metalloxid-Kolloiden hergestellten
Materialien. In der Zukunft gilt es, die bekannten Systeme hinsichtlich ihrer Leistung zu
optimieren bzw. neue Metallkombinationen zu finden.
Durch die Instant-Methode eröffnet sich die Möglichkeit, eine große Zahl neuer
Brennstoffzellen-Katalysatoren im Sinne eines kombinatorischen Ansatzes mit einem
geeigneten Assay zu untersuchen.
Zusammenfassung und Ausblick
242
Durch die hier präsentierten Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass das MetalloxidKonzept[101] über den Status eines Konzepts erhoben und zu einer neuen Synthese-Methode
für eine große Zahl an hochinteressanten Katalysatovorläufern ausgebaut konnte werden.
Experimenteller Teil
243
9.
Experimenteller Teil
9.1.
Allgemeine Hinweise
Die meisten der hergestellten Substanzen sind wasser- und luftstabil. Sofern die Anwendung
von Schutzgastechniken erforderlich war, wird darauf an der jeweiligen Stelle besonders
hingewiesen. Die verwendeten Chemikalien werden mit der kommerziell verfügbaren
Reinheit verwendet. Die anorganischen Edelmetallsalze werden direkt in getrocknete und
argonisierte Glasgefäße umgefüllt, und anschließend, nach dem mittels Elementaranalyse
ermittelten Edelmetallgehalt, eingesetzt.
Schutzgastechnik
Die erforderlichen Glasgeräte werden auf <10-2 mbar evakuiert, und mit Bunsenbrenner oder
Heißluftfön ausgeheizt. Anschließend wird mit Argon belüftet. Diese Prozedur wird dreimal
durchgeführt. Die Zugabe von Feststoffen und größeren Lösungsmittelmengen erfolgt im
Argon-Gegenstrom. Kleinere Mengen Flüssigkeiten werden mittels einer Einwegspritze über
ein Septum zugesetzt.
Temperaturen
Die angegebenen Temperaturen beziehen sich auf die Ölbadtemperaturen.
Experimenteller Teil
9.2.
244
Chemikalien
Lösungsmittel
Die verwendeten organischen Lösungsmittel wurden nach literaturbekannten Verfahren
getrocknet, und anschließend in Vorratsflaschen mit Steilbrustaufsatz unter Argon gelagert.
Aceton
Refluxieren und Destillation über Phosphorpentoxid
Methanol
Refluxieren und Destillation über Magnesium
Toluol
Refluxieren und Destillation über LiAlH4
Ethanol
Refluxieren und Destillation über Magnesium
Tetrahydrofuran
Refluxieren und Destillation über LiAlH4
Chloroform
Refluxieren und Destillation über Phosphorpentoxid
Dichlormethan
Refluxieren und Destillation über Calciumhydrid
Wasser
vollentsalzt mit Ionentauscher
Für die Synthese der Metalloxid-Kolloide wurde UHQ-(Ultra High Quality)-Wasser mit einen
spezifischen Widerstand von 18,2 MΩ verwendet. Das Wasser wurde aus einer
Wasserreinigungsanlage der Firma USF ELGA Modell Purelab classic entnommen.
Reagenzien
Hexachlorplatinsäure-Hydrat (Aldrich A.C.S.-Reagenz), Platinnitrat 59,2 % Pt (Chempur),
Hexachloriridiumsäure-Hydrat (Aldrich), Osmiumtrichlorid 58,1 % Os (Stremm Chemicals)
Kaliumosmat-Dihydrat
(Aldrich),
Rutheniumtrichlorid-Hydrat
(Aldrich),
Rutheniumnitrosylnitrat 28,0 % Ru (Alfa-Aesar), Natriummolybdat > 99 % A.C.S Reagenz
(Aldrich), Zinndichlorid (Aldrich), Platindioxid (Aldrich), Lithiumcarbonat (Fluka),
Essigsäure > 99,8 % (Fluka), Nitromethan (Aldrich), Dimethoxyethan (Aldrich), 3-(N,NDimethyldodecylamonio)propansulfonat (Fluka), Polyoxyethylen-10-dodecylether (Sigma),
Polyoxyethylen-20-cetylether
(Sigma),
Dodecyltrimethylammoniumbromid
(Fluka),
Polyoxyethylen-20-sterarylether
Cetyltrimethylammonium-bromid
(Sigma),
(Fluka),
Polyvinylpyrrolidon MW 30.000 (Fluka), Nafion117 5 Gew.-% in niederen, aliphatischen
Experimenteller Teil
245
Alkoholen (Aldrich), EB111 Spezialruß (Degussa), N220 Spezialruß (Degussa), EB171
Nanostrukturruß (Degussa), N234 Standard-Ruß (Degussa), N234graph Ruß (Degussa),
Pritex XE2 Hochleitfähigkeitsruß (Degussa), Titandioxid Hombifine (Sachtleben Chemie),
Titandioxid (Aldrich), Titandioxid (BASF), Titandioxid P25 (Degussa), Zirkoniumdioxid
(Lurgi), Pural Mg50 (Condea), Pural SB (Condea), Aluminiumoxid D10 (BASF),
Aluminiumoxid N (Aldrich), Puralox (Condea), Aluminiumoxid S (Aldrich), Siliciumdioxid
(89376 Johnson-Matthey), Lanthanoxid (Aldrich), Aktivkohle (Fluka), Vulcan XC72 Leitruß
(Cabot).
Gase
Argon:
0,5 – 0,8 ppm Sauerstoff, Messer-Griesheim
Wasserstoff:
99,9 % Messer-Griesheim
9.3.
Analytik
9.3.1. Elementaranalysen
Sämtliche Elementaranalysen wurden im Mikroanalytischen Laboratorium H. Kolbe,
Mülheim an der Ruhr durchgeführt. Der relative Fehler der Edelmetall-Elemantaranalyse wird
mit ±5 Gew.-% abgeschätzt.
Bei kleinen Probenmengen wird als Alternative zur klassischen Elementaranalyse eine
Elementaranalyse mit Hilfe eines SEM/EDX-Gerätes S-500N der Firma Hitachi mit einem
INCA EDX-System der Firma Oxford durchgeführt. Hierbei wurde eine repräsentative Probe
des Kolloidpulvers auf einem mit Vertiefungen versehenen Aluminiumträger in das SEM
eingeschleust. Es wurden ein Übersichts-Scan von ca. 0.25 mm² und 2-3 Punktanalysen
angefertigt. Die Punktanalysen dienen zur Überprüfung der Homogenität der Probe. Über
sämtliche ermittelten Werte wurde ein arithmetisches Mittel gebildet. Dem Analyseprogramm
wurde bei der Auswertung die zu erwartenden Elemente vorgegeben.
Experimenteller Teil
246
9.3.2. UV/Vis-Spektroskopie
Die UV/Vis-Spektren der kolloidalen Edelmetall-Lösungen wurden mit einem Spektrometer
der Firma Shimadzu, Typ UV-2401 PC, aufgenommen. Die aus den Reaktionslösungen
entnommenen Proben wurden auf eine Konzentration von 10-4 mol/l verdünnt.
9.3.3. GC/MS-Kopplung
Die Auswertung der Katalyse-Reaktionen wurde mit Hilfe einer GC/MS-Kopplung
durchgeführt. Die GC/MS-Analysen wurden sowohl mit ein Gaschromatographen HP 5890,
Hewlett-Packard, der mit einem Massenspektrometer der Firma Finnigan, Typ MAT SSQ
7000 gekoppelt war, sowie mit einem Varian Saturn 2100T GC/MS durchgeführt. Die
Gaschromatogramme wurde mit einer Hewlett-Packard HP-5 GC-Säule durchgeführt.
9.3.4. Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)
Die TEM-Aufnahmen wurden an einem Transmissions-Elektronenmikroskop der Firma
Siemens, Baureihe Elmiskop 102 (80kV), und einem HF-7500 TEM (100 kV) der Firma
Hitachi durchgeführt. Die HRTEM-Aufnahmen wurden an einem HF-2000 TEM (200 kV)
der Firma Hitachi durchgeführt. Die EDX-Analyse der Einzelpartikel wurde mit einem Noran
EDX-Analysator mit einem lithiumdotierten Siliziumkristall durchgeführt. Alle Aufnahmen
wurden in der Mikroskopie-Abteilung des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in
Mühlheim an der Ruhr durchgeführt.
Für die TEM-Aufnahmen wurden Kupfer- bzw. Nickel-Objektträger (Maschenweite 400
Mesh/inch) mit einem 30 Å Kohlenstofffilm verwendet. Zur Probenpräparationen wurden
entweder direkt die gereinigten Kolloid-Lösungen, oder die in UHQ-Wasser unter zu
Hilfenahme
eines
Ultraschallbades
redispergierten
Feststoffe
verwendet.
Die
Metallkonzentration lag dabei zwischen 0,1 mM und 1 mM. In einigen Fällen war es
notwendig, die Kolloidpulver mit einer Stabilisatorlösung zu präparieren, um eine
ausreichende Haltbarkeit der Lösungen zu gewährleisten. Bei der Probenpräparation wurde
teilweise eine Zerstörung des Kohlenstofffilms aufgrund der hohen Oberflächenspannung der
247
Experimenteller Teil
wässrigen Lösungen beobachtet. Für die Probenpräparation wurde aus diesem Grund je nach
Art der zu vermessenden Probe eines der folgenden Verfahren verwendet.
Kolloid-Lösungen:
1) Dipp-Coating
Hier wird das Netzchen für 20 Sekunden in der Lösung des Präparates geschwenkt.
Anschließend wird der verbleibenden Flüssigkeitsfilm mit einem Filterpapier aufgesogen. Das
Netzchen wird mit wenigen Tropfen Methanol versetzt und zum Trocknen in einer Petrischale
gelagert.
2)
Sofern eine Zerstörung des Kohlenstofffilms bei Methode 1) zu beobachten war kann
alternativ das in eine Pinzette eingespannte Netzchen mit der Lösung des Präparates überspült
werden. Dazu wird die Kolloid-Lösung mit einer Einweg-Pasteurpipette aufgenommen und
das Netzchen in einem spitzen Winkel von ca. 30° überspült. Die Trocknung erfolgt wie oben.
Geträgerte/nichtlösliche Präparate:
1) Trockene Präparation
Das Netzchen wird für 20 Sekunden in den Feststoff gegeben. Die Immobilisierung der
Substanzen auf dem Netzchen wird durch vorsichtiges Schütteln des Probentöpfchens
unterstützt. Ein eventueller sichtbarer Überschuß an Substanz wird durch Abschlagen des an
der Pinzette befestigten Objekträgers erreicht.
2) Präparation aus einer Suspension
1-2 mg der Substanz werden im Ultraschallbad in 2 ml Methanol suspendiert. Die Präparation
erfolgt wie beim Dipp-Coating.
Die Ermittlung der Partikelgrößenverteilung erfolgt durch Auszählen von ca. 200 Partikeln
mit einer Lupe mit Noniusskala. Die Statistiken wurden mathematisch ausgewertet und
ergeben eine Partikelgröße als Mittelwert ± Standardabweichung.
Experimenteller Teil
248
9.3.5. XPS
Die XPS-Spektren wurden von Professor W. Grünert an der Ruhr-Universität Bochum mit
einem LH 10/100 MCD XPS-Spektrometer der Firma Leybold-Heraeus aufgenommen.
Verwendet wurde nichtmonochromatisierte Al Kα1 (1486.6 eV) Strahlung. Die Auswertung
der Daten wurde mit dem nichtkommerziellen Softwarepaket „MacFit“ (Autor: H.-G. Boyen,
Basel) durchgeführt. Die erhaltenen Bindungsenergien ergeben sich aus dem auf das C1s
Signal des Tensides referenzierten Signals, welches auf 284,5 eV festgelegt wurde.
Die Proben wurden trocken auf den metallischen Probenträger aufgebracht und leicht
angedrückt. Auf eine Präparation aus Pentan-Suspension wurde bewußt verzichtet, um die
Proben in ihrer Morphologie nicht zu verändern.
9.3.6. XRD/DFA
Die Röngtenpulverdiffraktogramme wurden von Dr. Vogel am Fritz-Haber-Institut in Berlin
mit einem Guinier-Pulverdiffraktometer für Zählrohrmessungen der Firma Huber
aufgenommen. Die Apparatur ist durch einen individuellen Umbau um eine in-situ-Kammer
erweitert worden. Der Cu Kα1-Primärstrahl wird mit einem (111) Germanium-Kristall der
Firma Huber erzeugt. Die Diffraktogramme wurden in 45° Transmissionsgeometrie
aufgenommen. Zur Auswertung der gemessenen Diffraktogramme wird zunächst der
mitgemessenen Hintergrund des Stabilisators subtrahiert und Gerätefehler eliminiert.
Anschließend werden die Differenzdiffraktogramme mit der von Vogel entwickelten DebyeFunktions-Analyse (DFA) ausgewertet. Der relative Fehler der Partikelzusammensetzung
wurde bei den gemessenen Proben auf 5-10 % geschätzt.
9.4.
Allgemeine Arbeitsvorschriften
Die Darstellung der Metalloxid-Kolloide erfolgt in Anlehnung an das in der Dissertation von
M. G. Koch,[100] Ruhr-Universität Bochum 1999, ausgearbeiteten Metalloxid-Konzept.[101]
Der Reaktionsfortschritt der Hydrolyse kann mittels UV-Spektroskopie verfolgt werden.
Während der Bildung der auf Platin basierenden Metalloxid-Kolloide nimmt die Intensität der
249
Experimenteller Teil
Pt(IV) Absorption bei 260 nm ab. Gleichzeitig ensteht eine unstrukturierte Plamonbande
zwischen 200 nm und 400 nm, die die Bildung des Metalloxid-Kolloids anzeigt (vgl. Kapitel
3.2.1). Wird innerhalb einer Stunde keine Veränderung der Plasmonbande im UV-Spektrum
mehr beobachtet ist die Reaktion abgeschlossen und die Lösung kann auf- oder
weiterverarbeitet werden.
9.4.1. AAV1 Reinigung der verwendeten Glasgeräte
Die verwendeten Glaskolben werden vor der Verwendung mit Königswasser von eventuellen
Metallspuren befreit. Zur Entfernung eventuell vorhandener Schlifffettreste werden die
Kolben anschließend unter heißem Wasser mit einem Scheuermittel und zum selben Zweck
mit Methyl-t.-Butylether ausgespült.
9.4.2. AAV2 Reinigung der Kolloid-Lösungen mittels Dialyse
Wie von Koch[100] gezeigt werden konnte, ist es möglich, die rohen Kolloid-Lösungen über
eine Dialyse sehr effektiv von einem Ionenüberschuss zu befreien. Sofern nach der Reaktion
ein Sediment in der Lösung vorhanden ist, wird die Reaktionslösung über eine P4-Fritte
filtriert. Das Filtrat wird in den vorgequollenen Dialyseschlauch gegeben und an beiden
Enden mit Kunststoffclips verschlossen. Verwendet wurde ein Dialyseschlauch der Firma
Nadir aus Cellulosehydrat mit einer Porengröße von 2 - 3 nm. Das im Schlauch befindliche
Retenat wird gegen die 5-fache Menge destilliertem Wasser dialysiert. Dieser Prozess wird
zweimal, zunächst für 20 Stunden, und anschließend mit frischem destilliertem Wasser
nochmal für 6 Stunden durchgeführt. Durch den enstehenden osmotischen Druck werden alle
freien Ionen aus dem Retenat entfernt. Neben den Ionen wird während der Dialyse auch der
tensidische Stabilisator, bis zum Erreichen der individuellen kritischen MicellenKonzentration (cmc) des Tensids, aus dem Retenat gewaschen. Dieser Prozess kann unter
Umständen zum Unterschreiten der cmc des Tensids im Retenat führen, was zur Folge hat,
dass die stabilisierenden Wirkung des Tensids verloren geht. In diesem Fall wird in der
Dialyse eine wässrige Spüllösung verwendet, der soviel Tensid zugesetzt wird, das die cmc
des Tensids in der Lösung überschritten ist.
Experimenteller Teil
250
9.4.3. AAV3 Darstellung monometallischen Oxidkolloide
In einen nach AAV1 gereinigten Zweihalskolben wird der notwendige Überschuss
Lithiumcarbonat und Stabilisator eingewogen und mit UHQ-Wasser (3/5 des Volumens) im
Ultraschallbad aufgelöst. Das Volumen des UHQ-Wassers wird so gewählt, dass die gesamte
Metallkonzentration schließlich zwischen 1 und 10 mM liegt. Anschließend wird das
Metallsalz in 1/10 des Volumens an UHQ-Wasser gelöst und langsam zu der basischen
Stabilisatorlösung gegeben. Dannach wird mit 1/10 des Volumens an UHQ-Wasser
nachgespült. Der pH-Wert der Lösung sollte zwischen 9 und 11 liegen. Schließlich wird die
Lösung bis zum Reaktionsende bei 60 °C gerührt. Nach beendeter Reaktion kann eventuell
ausgefallenes Metall über eine P4-Fritte entfernt werden. Die Reaktionslösung wird nach der
in AAV2 beschriebenen Methode dialysiert und abschließend gefriergetrocknet.
9.4.4. AAV4 PVP-, und DTAB-stabilisierten Rutheniumoxid-Kolloide
In
einen
nach
AAV1
gereinigten
Zweihalskolben
werden
5-10
Äquivalente
Dodecyltrimethylammonium-bromid (308,4 g/mol) bzw. PVP-Polymer eingewogen und in
4/5 des Gesamtvolumens UHQ-Wasser gelöst. Dann wird die einem 10 mM Ansatz
entsprechende Menge Rutheniumtrichlorid in UHQ-Wasser (1/10 des Gesamtvolumens) im
Ultraschallbad gelöst und langsam zu der Stabilisatorlösung getropft. Hierbei sinkt der pHWert von ~9,0 auf ~2.5. Das restliche UHQ-Wasser wird zum Nachspülen verwendet. Die
Lösung wird bei 60° C gerührt. Nach Beendigung der Reaktion wird die Reaktionslösung
über einen P4-Fritte filtriert. Das Filtrat wird abschließend durch eine Dialyse gegen eine 17
mM Stabilisatorlösung im Volumenverhältnis 1:10 gereinigt. Das erhaltene Retenat wird
lyophilisiert.
9.4.5. AAV5 Darstellung bi-, tri- und tetrametallischer Metalloxid-Kolloide
In einen gemäß AAV1 gereinigten Zweihalskolben wird die erforderliche Menge
Lithiumcarbonat und Stabilisator eingewogen und im Ultraschallbad in der Hälfte der
benötigten Menge an UHQ-Wasser aufgelöst. Das Volumen des verwendeten UHQ-Wassers
251
Experimenteller Teil
wird so gewählt, dass die gesamte Metallkonzentration schließlich zwischen 1 und 10 mM
liegt. Der Rest des Wassers wird zu gleichen Teilen zum Lösen der entsprechenden
Metallsalze und zum Nachspülen verwendet. Zunächst wird die Hexachlorplatinsäure-Lösung
zugetropft. Anschließend werden die restlichen Metallsalzlösungen in der Reihenfolge ihrer
Standardpotentiale, beginnend mit dem edlelsten Metall, auf gleiche Weise zugegeben. Das
restliche Wasser wird genutzt um die Reste der Metallsalzlösungen in den Reaktionskolben zu
überführen. Der pH-Wert der fertigen Lösung sollte zwischen 9 und 10 liegen, ggfs. kann mit
gesättigter Lithiumcarbonat-Lösung nachdosiert werden.
Sofern Molybdän eines der Metalle darstellt, kann das Molybdän-Salz zusammen mit der
Base und dem Stabilisator vorgelegt werden. Außerdem werden in diesem Fall nur
1,5 Äquivalente Lithiumcarbonat, bezogen auf die restlichen Metallsalze, vorgelegt. Nach
Zugabe aller Substanzen wird der pH-Wert der Lösung mit verdünnter Salzsäure bzw.
gesättigter Lithiumcarbonatlösung auf einen Wert von 7,5 eingestellt.
Die Lösung wird anschließend bis zu Reaktionsende bei 60 °C gerührt. Sofern Sediment in
der Reaktionslösungs festgestellt wird, kann über eine P4-Fritte filtriert werden. Zur
Entfernung von Ionen wird nach AAV2 mit Wasser dialysiert und schließlich lyophilisiert.
9.4.6. AAV6 Wasserstoff-Reduktion der Metalloxid-Kolloide
Das gewünschte Kolloid-Pulver wird in UHQ-Wasser unter Zuhilfenahme eines
Ultraschallbades in einem 100-ml-stickstoffkolben gelöst. Die Konzentration bezogen auf den
gesamten Metallgehalt nach Elementaranalyse sollte 10 mM nicht überschreiten. Alternativ
kann zur Reduktion auch direkt die mittels Dialyse gereinigte Lösung der tensidstabilisierten
Metalloxid-Kolloide herangezogen werden. Die Lösung wird dreimal an der Ölpumpe
evakuiert und mit Argon belüftet. Es soll darauf hingewiesen werden, dass die KolloidLösungen aufgrund des Stabilisator-Tensids stark zum Schäumen neigen. Anschließend wird
auf die gleiche Weise dreimal mit Wasserstoff begast. Die Lösung wird für 24 Stunden bei
Raumtemperatur in einer Wasserstoffatmosphäre gerührt, um eine vollständige Reduktion
sicherzustellen. Im Fall der Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide kann die Reduktion durch den
Farbumschlag von Ocker nach Schwarz beobachtet werden. Die Lösungen der metallischen
Experimenteller Teil
252
Kolloide werden entweder lyophilisiert, oder können in weiteren Reaktionen ohne weitere
Aufarbeitung eingesetzt werden.
9.4.7. AAV7 Aufarbeitung der kommerziellen Nafion-Lösung
100 ml der fünf gewichtsprozentigen Nafion-Lösung in niederen alphatischen Alkoholen wird
am Rotationsverdampfer zur Hälfte einreduziert. Es wird mit 50 ml UHQ-Wasser wieder auf
100 ml aufgefüllt. Die Lösung wird ein weiteres Mal zur Hälfte einreduziert und wieder mit
Wasser aufgefüllt. Durch die schlechte Löslichkeit des Nafion-Polymers in reinem Wasser
trübt sich die Lösung ein. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis kein Alkohol mehr in
der Lösung vorhanden ist. Die eingeengte wässrige Lösung des Nafion-Polymers wird mit 20
ml Aceton versetzt. Schließlich wird die Lösung wieder mit UHQ-Wasser auf 100 ml
aufgefüllt und kann in dieser Form für die Kolloid-Synthesen verwendet werden.
9.4.8. AAV8 Darstellung der Nafion-stabilisierten Metalloxid-Kolloide
In einem nach AAV1 gereinigten 100-ml-zweihalskolben werden 3-4 Äquivalente
Lithiumcarbonat (bezogen auf die Menge Edelmetall) sowie die gewünschte Menge der nach
AAV9 hergestellten Nafionpolymer-Lösung in 4/5 des Reaktionsvolumens UHQ-Wasser
gelöst. Da die Nafion-Lösung aufgrund der Sulfonsäure-Gruppen des Polymers stark sauer
reagiert, ist ein entsprechend größerer Überschuß an Base notwendig. Das Volumen des
UHQ-Wassers wird so gewählt, dass die gesamte Metallkonzentration schließlich zwischen 1
und 10 mM liegt. Anschließend wird die errechnete Menge Hexachlorplatinsäure in der Hälfte
der verbliebenen Menge UHQ-Wasser gelöst und langsam zugetropft. Mit dem Rest Wasser
wird nachgespült. Die Lösung sollte einen pH-Wert zwischen 9 und 10 haben, ggfs. kann mit
ges. Lithiumcarbonatlösung nachdosiert werden. Die Lösung wird anschließend bis zu
Reaktionsende bei 60 °C gerührt. Der Reaktionsfortschritt kann mittels UV-Spektroskopie
verfolgt werden. Die Reaktion ist abgeschlossen, wenn innerhalb einer Stunde keine
Veränderung im UV-Spektrum auftritt. Die Reaktionslösung wird nach der in AAV2
beschriebenen Methode dialysiert. Das gereinigte Retenat wird abschließend lyophilisiert.
Experimenteller Teil
253
9.4.9. AAV9 Immobilisierung auf Leitruß Vulcan XC72
Die
Apparatur
bestehend
aus
Dreihalskolben,
Rückflusskühler,
Tropftrichter
und
Überdruckventil wird dreimal auf die oben beschriebene Art (Schutzgastechnik) ausgeheitzt.
Dann wird die für ein 20 Gew.-%ige Belegung notwendige Menge Leitruß Vulcan XC72 im
Argongegenstrom eingefüllt und nochmals evakuiert und argonisiert. Als nächstes werden die
Pufferlösung (2/5 des Gesamtvolumens) und UHQ-Wasser (1/5 des Gesamtvolumens)
hinzugefügt und auf 60 °C erwärmt. Nach Erreichen der Temperatur wird die 1 bis 10 mM
Kolloid-Lösung mit einer Geschwindigkeit von ca. 1 Tropfen/s zugetropft. Die Suspension
wird für 40 Stunden bei 60 °C und nochmal 18 Stunden unter Rückfluss weitergerührt. Nach
beendeter Reaktion wird die Suspension am Rotationsverdampfer bis zur Trockne eingeengt
und in 80 ml Methanol aufgenommen. Die Suspension wird auf zwei 50 ml PolypropylenZentrifugiergefäße verteilt und für 20 Minuten bei 6000 U/min sedimentiert. Anschließend
wird zweimal in je 30 ml Methanol, zweimal in je 30 ml einer Methanol/Wasser-(2/1)-Lösung
und nocheinmal in mit Methanol gewaschen und zentrifugiert. Der Feststoff wird feucht in
einen Kolben überführt und für 24 Stunden am Ölpumpenvakuum bei RT getrocknet.
9.4.10. AAV10 Trägermaterialscreening
In 2 ml Eppendorfcaps wird die für eine theoretische 5 Gew.-%ige Belegung notwendige
Menge
Trägermaterial
eingewogen.
Die
Feststoffe
werden
im
Reaktionsmedium
(Pufferlösung, Wasser oder Salzsäure) suspendiert. Anschließend wird aus einer stabilen [cStab
> cmcStab] Kolloid-Lösung die erforderliche Menge Kolloid zupipettiert. Die Eppendorfcaps
werden für 4 Tage bei 50 °C in einem Eppendorf-Thermomixer bei 1400 U/min geschüttelt.
Im Anschluß daran werden die Gefäße zentrifugiert, um den Träger am Boden zu sammeln.
Zu diesem Zeitpunkt werden die Reaktionen visuell beurteilt. Nur die Reaktionsgefäße, die
einen homogen gefärbten Feststoff und einen möglichst klaren Überstand aufweisen werden
aufgearbeitet. Reaktionen, die einen amorphen Feststoff auf dem Trägermaterial zeigen
werden aussortiert, da das Metall nicht aufgezogen, sondern als bulk-Material ausgefallen ist.
Weiterhin werden solche Proben aussortiert, die keine Absorption zeigen. Proben, die nicht
visuell bewertet werden können (Aktivkohle), werden mit aufgearbeitet. Der Überstand der
ausgewählten Reaktionsgefäße wird abdekantiert. Die Feststoffe werden dreimal mit 1,5 ml
Experimenteller Teil
254
Methanol aufgeschlämmt und abzentrifugiert. Zum Schluß werden die Feststoffe in den
Reaktionsgefäßen über Nacht bei 40 °C im Trockenschrank getrocknet. Die Proben werden
mittels SEM/EDX charakterisiert.
9.4.11. AAV11 Instant-Katalysatoren
In einem nach AAV1 gereinigten Zweihalskolben bzw. ein 20-ml-GC-Gefäß werden 3
Äquivalente Lithiumcarbonat in 3/5 des für einen 10 mM Ansatz notwendigen Volumens an
UHQ-Wasser gelöst. Zu der Lösung wird die für eine 20 Gew.-%ige Beladung nötige Menge
Ruß gegeben. In diese Suspension wird, gelöst in 1/5 des Volumens des UHQ-Wassers, die
gewünschte Menge Edelmetallsalz zugetropft. Mit der verbliebenen Menge wird der Rest des
Metallsalzes in das Reaktionsgefäß überführt, so daß eine 10 mM Lösung bezüglich des
Edelmetallgesamtgehalts erhälten wird. Der pH-Wert der Suspension sollte nun zwischen 9
und 10 liegen. Die Suspension wird bei 60 °C gerührt. Der Reaktionsfortschritt wird mit Hilfe
der UV-Spektroskopie beobachtet. Die Proben werden zunächst bei 14000 U/min
zentrifugiert. Zu Anfang wird der Überstand 1/100 verdünnt und die 0,1 mM Lösung
vermessen. Sobald keine oder eine unveränderliche Absorption im UV-Spektrum beobachtet
wird ist die Reaktion beendet. Die Suspension wird zentrifugiert und der Feststoff dreimal mit
Wasser/Metahnol (1/1) gewaschen und wieder zentrifugiert. Zum Schluß wird der beladene
Ruß mittels Gefriertrocknung getrocknet.
9.4.12. AAV12 Darstellung des Nafion-Polymerpulvers
20 ml der nach AAV7 hergestellten Wasser/Aceton-Nafion-Lösung werden in einem 100 ml
Kolben bei -80 °C eingefroren und anschließend durch Gerfriertrocknung vom Lösungsmittel
befreit. Der so erhaltene Feststoff wird in Achat-Mörser gemahlen und für 24 Stunden bei RT
am Ölpumpenvakuum getrocknet.
255
Experimenteller Teil
9.4.13. AAV13 Nafion-Polymer als Katalysator in der Acylierung in Anisol
In ein 20-ml-GC-Gefäß werden 10 mg des nach AAV12 hergestellten Nafion-PolymerLyophilisats eingewogen. Die Gefäße werden verschlossen und über das Septum mit einer
Einwegkanüle zweimal auf < 10-2 mbar evakuiert und mit Argon belüftet. Anschließend
werden 0,20 ml Heptadecan als interner Standard und 5 ml Anisol 1 zugesetzt. Das GC-Gefäß
wird auf 100 °C erwärmt, dabei wird der Druckausgleich mit einer Einwegkanüle hergestellt,
welche über einen PP-Schlauch mit einem Überdruckventil verbunden ist. Nach Erreichen der
Reaktionstemperatur wird die berechnete Menge des Säurechlorids bzw. des Säureanhydrids
über eine Spritze der Reaktion zugesetzt. Nach 20 Stunden Reaktionszeit werden 0,10 ml für
die Ausbeuten-Bestimmung per GC-Analyse entnommen. Die Probe wird zu 4,00 ml einer
Methylenchlorid/konz.-NH3-Wasser (1/1) Mischung gegeben. Anschließend wird die
organische Phase mit Magnesiumsulfat getrocknet und mittels Gaschromatografie analysiert.
9.4.14. AAV14 Nafion-Polymer als Katalysator in der Acylierung in Nitromethan
In ein 20-ml-GC-Gefäß wird 20 mg des nach AAV12 hergestellten Nafion-Polymers
eingewogen. Die Gefäße werden verschlossen und über das Septum mit einer Einwegkanüle
zweimal auf < 10-2 mbar evakuiert und mit Argon belüftet. Anschließend werden 5,00 ml
Nitromethan, 0,10 ml Heptadecan als interner Standard und 0,22 ml (2 mmol) Anisol 1
zugesetzt. Das GC-Gefäß wird auf 100 °C erwärmt, dabei wird der Druckausgleich mit einer
Einwegkanüle hergestellt, die über einen PP-Schlauch mit einem Überdruckventil verbunden
ist. Nach Erreichen der Reaktionstemperatur werden 2,50 mmol des Säurechlorids bzw. des
Säureanhydrids über eine Spritze mit Kanüle der Reaktion zugesetzt. Nach 20 Stunden
Reaktionszeit werden 0,10 ml der Reaktionslösung für die Ausbeutenbestimmung per GCAnalyse entnommen. Die Probe wird zu 4,00 ml einer Methylenchlorid/konz.-NH3Wasser (1/1) Mischung gegeben. Die organische Phase wird mit Magnesiumsulfat getrocknet
und mittels GC analysiert.
Experimenteller Teil
256
9.4.15. AAV15 Reduktion des 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanons
In ein 10-ml-GC-Gefäß werden 20 mg des (4-Methoxy-Phenyl)-2-Phenyl-Ethanons 7 und
8,40 mg des Platindioxid/Nafion-Kolloids (MO110 20,45 % Pt, 1-2 nm; S/C = 10)
eingewogen. Es wird ein S/C-Verhältnis von 10 eingestellt. Vom bulk-PtO2 AdamsKatalysator werden 2 mg (S/C = 10) bzw. 0,50 mg (S/C = 100) eingewogen. Das Gefäß wird
mit einer Septumkappe verschlossen und zweimal evakuiert und mit Argon belüftet.
Anschließend werden 0,20 ml Heptadecan als interner Standard sowie 8,00 ml des
entsprechenden Lösungsmittels zugesetzt. Das Gefäß wird mit einer Kanüle versehen und bei
50 bar bzw. 100 bar Wasserstoffdruck im Autoklaven für 14 Stunden bei 50 °C gerührt. Nach
beendeter Reaktion wird eine 0,10 ml große Probe entnommen. Der Metallanteil wird über
eine kurze Kieselgelfiltersäule entfernt und die Probe mittels GC analysiert.
9.5.
Darstellung der Metalloxid-Kolloide
9.5.1. Rutheniumoxid-Kolloide
Tabelle 69: Mit 3-12-SB-Tensid hergestellte Rutheniumoxid-Kolloide
Kolloid
V
Ru
3-12-SB
Li2CO3
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
MO1
150
0,2
1,0
0,4
MO2
150
0,2
1,0
MO3
75
0,1
0,5
a) Bei Dialyse ausgefallen
t [h]
wMetall
[Gew.-%]
Ausbeute
dTEM
[mg]
[nm]
16,0
n.b.a)
n.b.a)
n.b.
2,0
16,0
n.b.a)
n.b.a)
n.b.
1,0
16,0
n.b.a)
n.b.a)
n.b.
Experimenteller Teil
257
9.5.2. Rutheniumoxid-Kolloide
Tabelle 70: Dargestellte Rutheniumoxid-Kolloide
Kolloid
V
Ru
[ml] [mmol]
MO4
75
0,1
Stabilisator
Li2CO3
t
wMetall
Ausbeute
dTEM
[mmol]
[mmol]
[h]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
PVP, 300 mg
0,4
16
n.b.a)
n.b.b)
n.b.
c)
MO5
50
0,1
PVP, 300 mg
keine
36
2,80
n.b.
MO6
75
0,1
PVP, 300 mg
keine
16
n.b.a)
n.b.b)
a)
MO7
50
0,1
PVP, 300 mg
keine
6
1,99
MO8
50
0,1
PVP, 100 mg
keine
36
6,54
b)
300,0
c)
1,0 ± 0,3
n.b.
1,3 ± 0,2
n. b.c)
1,0 ± 0,2
MO9
50
0,1
DTAB, 2,0
keine
20
n.b.
n.b.
n. b.
MO10
50
0,1
DTAB, 1,0
keine
20
1,64a)
288,0c)
1,3 ± 0,3
d)
n.b.
MO11
50
0,1
DTAB, 0,5
keine
36
n.b.
n.b.
MO12
50
0,1
DTAB, 0,5
keine
20
n.b.a)
n.b.b)
20
a)
MO13
50
0,1
DTAB, 0,5
keine
2,21
259,9
c)
n.b.
1,0 ± 0,2
a) Permat rot, Reaktion unvollständig; b) Bei Dialyse ausgefallen; c) nicht vollständig redispegierbar; d) klares Permeat,
aber während der Dialyse ausgefallen
9.5.3. Osmiumoxid-Kolloide
Tabelle 71: Dargestellte Osmiumoxid-Kolloide
Kolloid
V
Os
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
Ausbeute
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
MO14
100
1,00
5,000
3,00
4,87
1195
ca. 1,0a)
MO15
100
1,00
5,000
3,00
10,61
1552
1,3 ± 0,3
MO16
25
0,25
0,625
0,25
6,81
53
0,9 ± 0,2
a) TEM-Aufnahme nicht statistisch auswertbar, Größe abgeschätzt
Experimenteller Teil
258
9.5.4. Iridiumdioxid-Kolloide
Tabelle 72: Dargestellte Iridiumdioxid-Kolloide
Eintrag
V
Ir
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
Ausbeute
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
[mg]
[nm]
MO17
200
2,00
4,00
4,000
24,7
794,5
1,0 ± 0,3
MO18
200
1,00
4,00
2,500
11,8
814,4
0,9 ± 0,2
MO19
50
0,25
1,25
0,625
8,3
303,1
1,2 ± 0,3
MO20
50
0,05
0,50
0,125
14,0
81,6
1,0 ± 0,3
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Mo
[nm]
82/18
1,6 ± 0,3
73/27
1,5 ± 0,3
77/23
1,8 ± 0,4
68/32
1,8 ± 0,5
58/42
1 - 2a)
71/29
1,3 ± 0,3
46/54
1-2a)
50/50
2,1 ± 0,5
9.5.5. Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide
Tabelle 73: Dargestellte Platin-Molybdän-Oxid-Kolloide
Eintrag
V
[ml]
Pt
Mo
[mmol] [mmol]
MO21
50
0,120
0,030
0,75
0,225
MO22
50
0,100
0,050
0,75
0,225
MO23
120
2,000
2,000
12,00
6,000
MO24
50
0,125
0,125
0,75
0,250
MO25
350
1,000
2,000
6,00
3,000
MO26
300
1,000
2,000
4,00
1,000
MO27
120
0,200
0,400
1,20
0,400
MO28
50
0,050
0,100
0,75
0,225
a) Aufnahme nicht auswertbar, Größe abgeschätzt
3,98 Pt
0,42 Mo
3,47 Pt
0,63 Mo
10,87 Pt
1,55 Mo
13,67 Pt
3,16 Mo
7,56 Pt
2,65 Mo
14,06 Pt
5,62 Mo
4,77 Pt
2,77 Mo
2,5 Pt
1,34 Mo
Experimenteller Teil
259
9.5.6. Platin-Osmium-Oxid-Kolloide (Kaliumosmat)
Tabelle 74: Dargestellte Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Eintrag
V
[ml]
MO29
50
Pt
Os
[mmol] [mmol]
0,20
0,05
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Os
[nm]
1,25
0,75
11,46 Pt
75/25
1,4 ± 0,3
69/31
1,4 ± 0,4
66/33
1,7 ± 0,4
74/25
1,2 ± 0,2
80/20
1,3 ± 0,2
3,68 Os
MO30
50
0,16
0,08
1,25
0,75
9,17 Pt
3,91 Os
MO31
300
0,50
0,50
5,00
2,00
5,74 Pt
2,90 Os
MO32
200
0,50
0,50
5,00
3,00
4,54 Pt
1,60 Os
MO33
300
0,20
0,20
1,80
1,00
4,89 Pt
1,14 Os
Experimenteller Teil
260
9.5.7. Platin-Osmium-Oxid-Kolloide(Osmiumtrichlorid)
Tabelle 75: Dargestellte Platin-Osmium-Oxid-Kolloide
Eintrag
V
[ml]
MO34
50
Pt
Os
[mmol] [mmol]
0,20
0,05
3-12-SB
Li2CO3
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Os
[nm]
1,25
0,75
13,45 Pt
76/24
1,5 ± 0,3
83/17
1,9 ± 0,5
69/31
1,5 ± 0,6
64/36
1,5 ± 0,3
52/48
1,2 ± 0,3
40/60
1,4 ± 0,4
11/10
1,1 ± 0,3
10/12
1,3 ± 0,3
33/66
1,4 ± 0,3
4,24 Os
MO35
50
0,20
0,05
0,75
0,75
23,81 Pt
4,72 Os
MO36
50
0,16
0,08
1,25
0,75
12,84 Pt
5,52 Os
MO37
200
0,50
0,50
5,00
3,00
MO38
300
1,50
1,50
9,00
9,00
6,69 Pt
3,77 Os
8,86 Pt
7,86 Os
MO39
50
0,08
0,16
1,25
0,75
6,73 Pt
6,96 Os
MO40
50
0,08
0,16
0,75
0,75
10,25 Pt
9,47 Os
MO41
50
0,05
0,20
1,25
0,75
5,55 Pt
6,47 Os
MO42
50
0,05
0,20
0,75
0,75
7,08 Pt
13,18 Os
Experimenteller Teil
261
9.5.8. Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Tabelle 76: Dargestellte Platin-Iridium-Oxid-Kolloide
Eintrag
V
[ml]
MO43
50
Pt
Ir
[mmol] [mmol]
0,200
0,050
3-12-SB Li2CO3
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Ir
[nm]
1,25
0,75
8,34 Pt
78/22
1,3 ± 0,3
79/21
1,3 ± 0,4
74/26
1,3 ± 0,2
50/50
1,4 ± 0,4
52/48
1,5 ± 0,3
54/46
1,4 ± 0,3
38/62
1,1 ± 0,3
29/71
1,1 ± 0,2
39/61
1,3 ± 0,2
2,27 Ir
MO44
50
0,200
0,050
0,75
0,75
17,93 Pt
4,67 Ir
MO45
50
0,160
0,080
1,25
0,75
9,69 Pt
3,26 Ir
MO46
300
1,500
1,500
9,00
3,00
12,36 Pt
12,7 Ir
MO47
200
0,500
0,500
5,00
3,00
6,63 Pt
5,99 Ir
MO48
50
0,125
0,125
0,75
0,75
13,35 Pt
11,55 Ir
MO49
50
0,080
0,160
0,75
0,75
9,77 Pt
14,8 Ir
MO50
50
0,050
0,200
0,75
0,75
10,3 Pt
24,76 Ir
MO51
50
0,050
0,200
0,75
0,75
7,00 Pt
10,77 Ir
9.5.9. Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloide
Tabelle 77: Dargestelltes Iridium-Molybdän-Oxid-Kolloid
Eintrag
V
[ml]
MO52
100
Ir
Mo
[mmol] [mmol]
0,5
0,5
3-12-SB Li2CO3
t
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[h]
[Gew.-%]
Ir/Mo
[nm]
2,0
1,0
18
18,68 Ir
70/30
0,9 ± 0,2
4,06 Mo
Experimenteller Teil
262
9.5.10. Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide
Tabelle 78: Dargestellte Platin-Ruthenium-Molybdän-Oxid-Kolloide
Eintrag
V
[ml]
MO53
300
Pt
Ru
Mo
[mmol] [mmol] [mmol]
0,200
0,200
0,200
Tensid
Li2CO3
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Ru/Mo
[nm]
1,80a)
0,90
5,50 Pt
38/50/12
1,1 ± 0,2
35/40/25
1,2 ± 0,3
64/20/16c)
1,4 ± 0,5
3,70 Ru
0,83 Mo
MO54
50
0,083
0,083
0,083
0,75
a)
0,25
11,85 Pt
7,64 Ru
4,46 Mo
MO55
300
1,500
0,750
0,750
6,00b)
2,25
13,36 Pt
2,11 Ru
1,64 Mo
a) 3-12-SB; b) NIO-Tensid C16E20; c) Kolloid nicht isoliert, Metallanalyse mit SEM/EDX des geträgerten Katalysators
Experimenteller Teil
263
9.5.11. Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
Tabelle 79: Dargestellte Platin-Ruthenium-Osmium-Oxid-Kolloide
Eintrag
V
Pt
Ru
Os
[ml] [mmol] [mmol] [mmol]
MO56
300
0,195
0,075
0,030a)
Tensid
Base
wMetall
Atom-%
dTEM
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Ru/Os
[nm]
5,00
3,0
12,7 Pt
68/39/10
1,2 ± 0,3
66/27/7
1,4 ± 0,3
60/30/10
1,3 ± 0,4
55/34/11
1,6 ± 0,4
46/26/28
2,0 ± 0,7e)
70/23/7
1,5 ± 0,4
69/22/9
n.b.f)
32/38/30
1,3 ± 0,3
64/25/11
1,3 ± 0,4
3,55 Ru
1,78 Os
MO57
300
0,195
0,075
0,030
a)
1,50
0,9
9,05 Pt
1,90 Ru
0,92 Os
MO58
300
0,195
0,075
0,030b)
1,50
0,9
7,49 Pt
1,90 Ru
1,11 Os
MO59
100
0,65
0,25
0,10
5,00
4,0
16,02 Pt
5,18 Ru
3,25 Os
MO60
300
1,950
0,750
0,300
b)
4,50
c)
9,0
3,82 Pt
1,14 Ru
2,29 Os
MO61
300
1,950
0,750
0,300b)
4,50c)
9,0
15,3 Ptd)
2,67 Ru
1,66 Os
MO62
300
1,950
0,750
0,300
b)
4,50
c)
9,0
8,92 Ptd)
1,44 Ru
1,22 Os
MO63
50
0,083
0,083
0,083
b)
0,75
0,75
13,05 Pt
7,87 Ru
11,03 Os
MO64
50
0,163
0,0625
0,025
b)
0,75
0,75
22,19 Pt
4,46 Ru
3,55 Os
a) Kaliumosmat; b) Osmiumtrichlorid; c) NIO-Tensid C16E20; d) Kolloid nicht isoliert, Metallanalyse nach SEM/EDX des
Katalysators; e) TEM-Aufnahme des reduzierten Kolloids; f) Kolloid nicht isoliert, direkt geträgert als LB314
Experimenteller Teil
264
9.5.12. Platin-Ruthenium-Zinn-Oxid-Kolloide
Tabelle 80: Dargestelltes Platin-Ruthenium-Zinn-Oxid-Kolloid
Eintrag
V
[ml]
MO65
60
Pt
Ru
Sn
[mmol] [mmol] [mmol]
0,2
0,2
0,2
3-12-SB Li2CO3
[mmol]
wMetall
Atom-%
dTEM
Pt/Ru/Sn
[nm]
33/32/34
1,3 ± 0,3
wMetall
Atom-%
dTEM
[Gew.-%]
Pt/Ir/Ru
[nm]
6,15 Pt
31/24/45
2,1 ± 0,4
25/25/50c)
1,8 ± 0,3
[mmol] [Gew.-%]
1,2
1,2
10,5 Pt
5,25 Ru
6,73 Sn
9.5.13. Platin-Ruthenium-Iridium-Oxid-Kolloide
Tabelle 81: Dargestelltes Platin-Ruthenium-Iridium-Oxid-Kolloid
Eintrag
V
[ml]
MO66
200
Pt
Ir
Ru
Tensid
Li2CO3
[mmol] [mmol] [mmol] [mmol] [mmol]
0,33
0,33
0,33
5,0a)
3,0
4,66 Ir
4,66 Ru
MO67
100
0,10
0,10
0,20
0,6
b)
0,6
3,88 Pt
3,84 Ir
3,93 Ru
a) 3-12-Sulfobetain; b) NIO-Tensid C16E20; c) Analyse nach SEM/EDX
Experimenteller Teil
265
9.5.14. Platin-Ruthenium-Osmium-Iridium-Oxid-Kolloide
Tabelle 82: Dargestellte Pt-Ru-Os-Ir-Ox-(1/1/1/1)-Kolloide
Eintrag
MO68
V
nEdelmetalle
3-12-SB
Base
wMetall
Atom-%
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
[Gew.-%]
Pt/Ru/Os/Ir
[nm]
120
4 ∗ 0,3
2,4
2,4
6,29 Pt a)
29/26/23/22b)
n.b.a)
24/34/22/20
1,1 ± 0,4
27/20/23/30
1,3 ± 0,4
2,99 Ru
4,99 Os
4,58 Ir
MO69
300
4 ∗ 0,2
3,2
1,2
3,08 Pt
2,23 Ru
2,77 Os
2,41 Ir
MO70
50
4 ∗ 0,125
1,5
1,5
6,21 Pt
2,36 Ru
5,20 Os
6,98 Ir
a) Kolloid nicht isoliert, direkt geträgert Metallgehalt des Katalysators; b) Stöchiometrie des geträgerten Kolloids
Experimenteller Teil
266
Tabelle 83: Dargestellte Pt-Ru-Os-Ir-Ox-(44/41/10/5)-Kolloide
Eintrag
V
nEdelmetalle
[ml]
Pt/Ru/Os/Ir
Tensid
Base
wMetall
[mmol] [mmol] [Gew.-%]
Atom-%
dTEM
Pt/Ru/Os/Ir
[nm]
43/40/26/10
1,1 ± 0,3
40/41/16/3
1,6 ± 0,3
45/40/9/6
1,1 ± 0,4
41/44/9/5
n.b.e)
43/42/9/6
n.b.e)
44/41/11/4
1,2 ± 0,3
[mmol]
MO71
400
0,50/0,46/0,11/0,06
5,65a)
1,7
6,94 Pt
3,38 Ru
1,55 Os
0,53 Ir
MO72
200
0,44/0,41/0,10/0,05
5,00a)
3,0
7,93 Pt
4,23 Ru
3,05 Os
0,63 Ir
MO73
600
1,32/1,23/0,30/0,30
6,00
b)
6,0
8,53 Ptc)
3,80 Ru
1,78 Os
1,18 Ir
MO74
600
1,32/1,23/0,30/0,30
6,00
b)
6,0
7,98 Ptc)
4,40 Ru
1,69 Os
0,92 Ir
MO75
600
1,32/1,23/0,30/0,30
6,00b)
6,0
8,06 Ptc)
4,12 Ru
1,44 Os
1,14 Ir
MO76
50
0,22/0,21/0,05/0,025
1,50
1,5
10,15 Ptd)
4,38 Ru
3,67 Os
3,72 Ir
a) 3-12-Sulfobetain; b) NIO-Tensid C16E20; c) Kolloid nicht isoliert, Analyse des Katalysators mit SEM/EDX;
d) Kolloidanalyse mit SEM/EDX; e) Kolloid nicht isoliert, direkt geträgert
Experimenteller Teil
267
9.5.15. Darstellung Isopolymetallat stabilisierter Platindioxid-Kolloide
In einen nach AAV1 gereinigten 250-ml-zweihalskolben werden 159,7 mg (0,66 mmol)
Natriummolybdat Dihydrat und 24,4 mg (0,33 mmol) Lithiumcarbonat eingewogen und in 80
ml UHQ-Wasser aufgelöst. Aus einer 0,1
M
Hexachlorplatinsäure-Lösung werden 3,3 ml
(0,33 mmol Pt, Stammlösung nach Elementaranalyse) zudosiert. Nun wird der pH-Wert der
Reaktionslösung auf pH = 7.2 eingestellt und auf 100 ml aufgefüllt. Die Reaktionslösung
besitzt eine Konzentration von 10 mM bezüglich Platin und Molybdän. Vor der Reaktion wird
eine Probe für die UV-Spektroskopie entnommen und auf 60 °C erwärmt. Nach 20 Stunden
wird ein UV-Spektrum aufgenommen um den Reaktionsfortschritt zu beurteilen. Es wird jede
Stunde eine Probe entnommen bis sich das UV-Spektrum nicht mehr verändert. Anschließend
wird zweimal gegen 500 ml deionisiertes Wasser dialysiert.
Ausbeute: 82,3 mg; SEM/EDX (Gew.-%): 20,44 Pt, 21,75 Mo, 5,64 Cl, 1,61 Na
TEM: 1,3 ± 0,3 nm
9.5.16. Chloridfreie Edelmetall-Oxid-Kolloide
Nach AAV3 bzw. AAV5 wird an Stelle von Hexachlorplatin(IV)säure Platin(II)nitrat
eingesetzt. Die eingewogene Menge richtet sich nach der Elementaranalyse des Herstellers
(Platin(II)nitrat: 59,2 Gew.-% Pt; Rutheniumnitrosylnitrat: 28,0 Gew.-% Ru). Nach beendeter
Reaktion wird mit Dialyse und Gefriertrocknung aufgearbeitet.
Tabelle 84: Auf Basis von Platinnitrat hergestellte Metalloxid-Kolloide
Eintrag
MO78
MO79
V
nEdelmetall
3-12-SB
Base
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mmol]
50
0,50 Pt(NO3)2
1,5
1,5
100
0,25 Pt(NO3)2
1,0
1,0
a)
pH
t
wMetall
dTEM
[h]
[Gew.-%]
[nm]
10,2
17
23,09 Pt
1,4 ± 0,4
9,7
24
10,93 Pt
1,2 ± 0,3
0,25 RuCl3
MO80
50
0,25 Pt(NO3)2
7,58 Ru
1,5
1,5
9,8
0,25 Ru(NO)(NO3)3
a) Nachträglich 4 ml ges. Lithiumcarbonatlsg., da der pH-Wert auf 7,3 gesunken war
18
10,88 Pt
6,75 Ru
2,2 ± 0,3
Experimenteller Teil
268
9.5.17. Reduktion der binären Metalloxid-Kolloide
Die verschiedenen binären Metalloxid-Kolloide wurden nach AAV5 hergestellt und
anschließend nach AAV6 reduziert. Dabei wurde die Einwaage, der Elementaranalyse
folgend, so gewählt, dass die Konzentration der Kolloid-Lösung zwischen 1 und 10 mM liegt.
In allen Fällen war die Stabilisatorkonzentration größer als die cmc des Sulfobetains.
Tabelle 85: Nach AAV6 reduzierte Metalloxid-Kolloide
MetallKolloid
MetalloxidKolloid
AtomVerhältni
s
wMetall
Einwaage
V
dTEM ox.
dTEM red.
[Gew.-%]
[mg]
[ml]
[nm]
[nm]
M1
MO25-Pt-Mo-Ox
58/42
10,21
100,0
50
1-2
2,2 ± 0,6
M2
MO29-Pt-Os-Ox
75/25
15,14
100,0
20
1,4 ± 0,3
2,3 ± 0,5
M3
MO30-Pt-Os-Ox
69/31
13,08
100,0
20
1,4 ± 0,4
2,4 ± 0,5
M4
MO32-Pt-Os-Ox
74/25
6,14
325,0
50
1,1 ± 0,3
2,1± 0,7
M5
MO38-Pt-Os-Ox
52/48
16,72
100,0
50
1,2 ± 0,3
2,0 ± 0,6
M6
MO43-Pt-Ir-Ox
78/22
10,61
80,0
20
1,3 ± 0,3
2,6 ± 0,5
M7
MO47-Pt-Ir-Ox
52/48
12,62
237,0
50
1,5 ± 0,3
2,0 ± 0,4
9.5.18. Reduktion verschiedener Metalloxid-Kolloide
Nach AAV6 wird das gewünschte zuvor nach AAV5 hergestellte Metalloxid-Kolloid in
UHQ-Wasser mit Hilfe des Ultraschallbades redispergiert und anschließend mit Wasserstoff
für 24 Stunden reduziert.
Experimenteller Teil
269
Tabelle 86: Nach AAV6 reduzierte Metalloxid-Kolloide
Metall-Kolloid
Metalloxid-Kolloid
dTEM ox.
dTEM red.
[nm]
[nm]
M8
MO108-PtO2/Nafiona)
1,5 ± 0,4
2,7 ± 0,6
M9
MO53-Pt-Ru-Mo-Ox
1,1 ± 0,2
1,7 ± 0,5
M10
MO55-Pt-Ru-Mo-Oxb)
1,4 ± 0,5
2,6 ± 0,6
M11
MO63-Pt-Ru-Os-Ox
c)
1,3 ± 0,3
2,5 ± 0,5
M12
MO56-Pt-Ru-Os-Oxd)
1,2 ± 0,3
2,5 ± 0,6
M13
MO64-Pt-Ru-Os-Ox
e)
1,3 ± 0,4
2,3 ± 0,6
M14
MO60-Pt-Ru-Os-Oxf)
n. b.
2,0 ± 0,7
M15
MO57-Pt-Ru-Os-Ox
)
1,4 ± 0,3
2,6 ± 0,5
M16
MO70-Pt-Ru-Os-Ir-Oxh)
1,3 ± 0,4
2,2 ± 0,6
M17
MO76-Pt-Ru-Os-Ir-Ox
i)
1,2 ± 0,3
2,5 ± 0,5
M18
MO72-Pt-Ru-Os-Ir-Oxi)
1,6 ± 0,3
2,5 ± 0,6
M19
j)
1,1 ± 0,4
2,4 ± 0,6
MO73-Pt-Ru-Os-Ir-Ox
a) MO108 4.14 Gew.-% Pt; b) Stöchiometrie 2/1/1, Stabilisator Nio-Tensid C16E20; c) Stöchiometrie 1/1/1, Stabilisator 312-SB; d) Kaliumosmat; e) Stöchiometrie 65/25/10, Stabilisator 3-12-SB; f) Stöchiometrie 65/25/10, Stabilisator NioTensid C16E20; g) Osmiumtrichlorid; h) Stöchiometrie 1/1/1/1, Stabilisator 3-12-SB;
i) Stöchiometrie 44/41/10/5, Stabilisator 3-12-SB; j) Stöchiometrie 44/41/10/5 Stabilisator Nio-Tensid C16E20
9.6.
NIO-Tenside als neue Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
9.6.1. Verschiedene NIO-Tenside
In einen nach AAV1 gereinigten 100-ml-zweihalskolben werden eine entsprechenden Menge
Lithiumcarbonat und NIO-Tensid (C12E10, C16E20, oder C18E20) eingewogen und mit einem
Ultraschallbad
in
30 ml
UHQ-Wasser
gelöst.
Anschließend
werden
0,5 mmol
Hexachlorplatinsäure gelöst in 10 ml UHQ-Wasser, bzw. 0,25 mmol Hexachlorplatinsäure
und 0,25 mmol Rutheniumtrichlorid zu der Lösung getropft. Zum Schluss wird auf 50 ml
aufgefüllt. Die Lösungen werden bei 60 °C gerührt und der Reaktionsfortschritt mittels UVSpektroskopie anhand der entstehenden Plasmonbande beobachtet. Die Reaktionslösungen
wird nach der in AAV2 beschriebenen Methode dialysiert. Nach beendeter Dialyse werden
die Lösungen halbiert. Zur Beurteilung der Stabilität wurde eine Hälfte der Kolloide in
Lösung behalten, die andere Hälfte wurde mittels Gefriertrocknung weiter aufgearbeitet.
Experimenteller Teil
270
Tabelle 87: Verschiedene NIO-Tenside als Stabilisatoren für Metalloxid-Kolloide
Kolloid System
Stab.
Äquiv.
Li2CO3
t
[Äquiv.]
[h]
Stabilitäta)
redispegierbar
dTEM
[nm]
MO81
PtO2
C12E10
1
3,0
19
Tage
nein
n. b.
MO82
PtO2
C12E10
5
3,0
23
Tage
nein
±
MO83
PtO2
C12E10
10
3,0
18
Tage
unvollständig
n. b.
MO84
PtRuOx
C12E10
1
1,5
18
~ 24 Stunden
nein
n. b.
MO85
PtRuOx
C12E10
5
1,5
18
~ 24 Stunden
nein
n. b.
MO86
PtRuOx
C12E10
10
1,5
18
Tage
unvollständig
n. b.
MO87
PtO2
C16E20
1
3,0
20
einige Wochen
vollständig
2,3 ± 0,5
n. b.
n. b.
MO88
PtO2
C18E20
b)
1
3,0
18
n.b.
c)
a) Stabilitätskriterium ist die Sedimentbildung der Lösung; b) Stabilisator nicht ganz löslich; trübe Lösung, bei 60 °C klar;
c) Nach Dialyse war das Permeat stark gefärbt, Versuch abgebrochen
9.6.2. Anwendungsbreite des C16E20-Tensids
Zunächst werden 100 ml Stammlösung bestehend aus 4,5 g (4 mmol) des Tensids und
443,3 mg (6 mmol) Lithiumcarbonat hergestellt. Desweiteren werden 0,1 M Stammlösungen
von Hexachlorplatinsäure, Hexachloriridiumsäure, Rutheniumtrichlorid und eine 0,05
M
Stammlösung von Osmiumtrichlorid hergestellt. Von der Stabilisatorlösung werden je 5 ml in
20-ml-GC-Gefäße gegeben (2 Äquivalente Stabilisator, 3 Äquivalente Base). Anschließend
werden aus den Metallsalzlösungen die notwendigen Volumina zu den Stabilisatorlösungen
pipettiert, so dass sich schließlich insgesamt 0,1 mmol Edelmetall in der Lösung befinden.
Das molare Edelmetall/Stabilisator-Verhältnis beträgt 1/2. Zum Schluß wird mit UHQWasser auf 10 ml aufgefüllt. Die so präparierten Lösungen sind 10 mM bezüglich der
Gesamtmetallkonzentration. Alle Reaktionen werden für 10 Stunden bei 60 °C gerührt. Die
Kolloidlösungen werden nach beendeter Reaktion über hydrophile Spritzenfilter (Porengröße
der Membran: 0,45 µm) filtriert, um so Kenntniss über die Homogenität der KolloidLösungen zu erlangen. Aus den verdünnten Lösungen werden TEM-Proben präpariert.
Experimenteller Teil
271
Tabelle 88: Mit NIO-Tensid C16E20 hergestellte Metalloxid-Kolloide
Kolloid
Metalle
Verhältnis
Ergebnis Filtrationa)
dTEM [nm]
MO89
Os
1
hoher Widerstand
1,0 ± 0,2
MO90
Ir
1
geringer Widerstand
1,0 ± 0,3
MO91
Pt-Os
1:1
kaum Widerstand
1,2 ± 0,3
MO92
Pt-Os
2:1
kein Widerstand
1,4 ± 0,3
MO93
Pt-Os
1:2
kein Widerstand
1,4 ± 0,4
MO94
Pt-Ir
1:1
kein Widerstand
1,6 ± 0,4
MO95
Pt-Ir
2:1
kein Widerstand
1,5 ± 0,4
MO96
Pt-Ir
1:2
kein Widerstand
1,5 ± 0,4
MO97
Pt-Ru-Os
1:1:1
kein Widerstand
1,7 ± 0,5
MO98
Pt-Ru-Ir
1:1:1
kein Widerstand
1,3 ± 0,4
a) subjektiv, bezogen auf reines Wasser
9.6.3. Stabilisator-Überschuss
Nach AAV5 werden C16E20-stabilisierte Platin-Ruthenium-(50/50)-Oxid-Kolloide mit
verschiedenen Metall-Stabilisator-Verhältnissen hergestellt. Es wurden jeweils 3 Aquivalente
Lithiumcarbonat, bezogen auf die Mol Metall, eingewogen. Die Lösungen werden für 18
Stunden bei 60 °C erhitzt. Nach der Reaktion wurden die Ansätze halbiert und die eine Hälfte
mittels Dialyse und Gefriertrocknung aufgearbeitet. Die andere Hälfte wurde beobachtet um
die Stabilität beurteilen zu können.
Experimenteller Teil
272
Tabelle 89: Variation der NIO-Tensid/Metall-Verhaltnis, Stabilität und Größe der Kolloide
Kolloid
MO99
Äquiv.
V
EA
Stabilität
dTEM
Stabilisator
[ml]
Gew.-%
der Lösung
[nm]
0,50
20
5,50 Pt
Geringer Nd.,
Tage
1,8 ± 0,6
Geringer Nd.,
Tage
1,3 ± 0,4
Geringer Nd.,
Tage
1,4 ± 0,4
4,10 Pt
kaum Nd.
1,4 ± 0,3
3,17 Ru
Tage
1,94 Pt
Kein Nd.
1,77 Ru
Wochen
1,09 Pt
Kein Nd.
0,83 Ru
Wochen
8,18 Ru
MO100
0,75
20
4,78 Pt
5,05 Ru
MO101
1,00
20
3,36 Pt
3,92 Ru
MO102
MO103
MO104
9.7.
1,50
3,50
7,00
25
25
25
1,5 ± 0,3
1,8 ± 0,4
Nafion-Polymer
9.7.1. Darstellung der Platindioxid-Nafion-Kolloide
Die Darstellung der Nafion stabilisierten Platindioxid-Kolloide erfolgt nach AAV8, sofern
nicht anders angeführt wird die nach AAV7 hergestellte Nafionstammlösung verwendet. Der
Metallgehalt der isolierten Platindioxid/Nafion-Kolloide wurden mit SEM/EDX bestimmt.
Experimenteller Teil
273
Tabelle 90: Mit Nafion stabilisierte Platindioxid-Kolloide
Kolloid
V
Platin
Li2CO3
Nafion
Verhältnis
t
wPlatin
dTEM
[ml]
[mmol]
Äquiv.
[mg]
Platin/Nafion
[h]
[Gew.-%]
[nm]
[mmol/mg]
a)
1/10000
5d)
n. b.
-
MO105
50
0,05
4,0
500
MO106
50
0,05
1,5
500b)
1/10000
46
4,55e)
1,4 ± 0,3
MO107
200
1,00
1,5
2000
1/2000
20
4,14
1,5 ± 0,4
MO108
50
0,50
1,5
540
1/1080
16
9,20
1,8 ± 0,4
MO109
50
0,5
4,0
500
1/1000
10
14,70
1,6 ± 0,3
MO110
50
0,5
3,0
432c)
1/864
9
20,57
1,6 ± 0,3
MO111
30
0,25
3,0
125
1/500
20
21,99
1,4 ± 0,4
MO112
30
0,25
3,0
50
1/200
20
31,15
1 – 2g)
MO113
100
0,75
3,0
150
1/200
16
7,07f)
1,1 ± 0,3
MO114
30
0,25
3,0
25
1/100
16
49,45
1,3 ± 0,4
a) alkoholische Lösung des Nafions
b) alkoholische Nafion-Lösung, vorpräpariert durch zweifache Dialyse
(10 ml/300 ml) gegen Wasser; c) Nafion-Lösung im Vakuum fast bis zur Trockne eingedampft, mit Wasser/Aceton = 4/1 im
Ultraschallbad redispergiert; d) 80 °C; e) Metallgehalt nach Elementaranalyse; f) Reaktion unvollständig; Permeat gelb;
g)TEM nicht auswertbar, Größe abgeschätzt
9.7.2. Darstellung der Nafion-Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Die Darstellung der Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide erfolgt nach AAV8, allerdings mit einer
variierenden Menge Lithiumcarbonat. Die in AAV8 angegebene Menge Edelmetall setzt sich
hier zu gleichen Teilen aus Platin und Ruthenium zusammen.
Tabelle 91: Mit Nafion stabilisierte Platin-Ruthenium-Oxid-Kolloide
Kolloid
cPt/Ru (50/50)
Nafion
Verhältnis
Base
[mmol]
[mg]
Platin/Nafion
[mmol]
pH
t
wMetall
dTEM
[h]
[Gew.-%]
[nm]
3,0
2,70 Pt
3,1 ± 0,6
[mmol/mg]
MO115
0,125
250
a)
1/2000
0,5
9,8
2,07 Ru
d)
b)
1/1000
2,0
9,0
2,5
-
-
1/1000
1,0
7,0
21,5c)
5,06 Pte)
1,3 ± 0,6
MO116
0,500
500
MO117
0,500
500b)
3,81 Ru
a) alkoholische Lösung des Nafions; b) Wasser/Aceton-Lösung des Nafions: c) Reaktion abgebrochen; d) 50°C; e)
SEM/EDX
Experimenteller Teil
274
9.7.3. Darstellung des 3-Komponenten-Systems
Nach AAV8 wird eine Reaktionslösung zur Darstellung von Platindioxid/Nafion/Vulcan
hergestellt. Zusätzlich zum Lithiumcarbonat und der Nafion-Lösung wird eine bestimmte
Menge Vulcan XC72 Ruß vorgelegt. Zur basichen Suspension des Rußes wird die
notwendige Menge an Hexachlorplatinsäure zugetropft. Die Reaktionslösung wird nach
Abschluss der Reaktion nach der in AAV2 beschriebenen Weise zweimal dialysiert und
anschließend gefriergetrocknet.
Tabelle 92: Nach AAV8 dargestellte 3-Komponenten-Systeme
Kat.
V
[ml]
Platin
[mmol]
Nafion
[mg]
Verhältnis
Platin/Nafion
Vulcan
t
wMetall
dTEM
a)
[mg]
[h]
[Gew.-%]
[nm]
[mmol/mg]
BK1
50
0,5
500
1/1000
500
18
5,47
1,4 ± 0,4
BK2
40
0,1
20
1/200
20
21
25,18
2,0 ± 0,6
a) SEM/EDX
9.8.
Trägerung der Metall-Kolloide auf Vulcan XC72
Die nach AAV5 hergestellten Metalloxid-Kolloide und nach AAV6 mit Wasserstoff
reduzierte Kolloide werden nach AAV9 auf Vulcan XC72 Leitruß immobilisiert. Verwendet
wurden redispergierte Metall-Kolloide, oder die nach der Hydrolyse nicht isolierten sondern
nach der Dialyse reduzierten Kolloide. Als Puffer wurde ein Citrat-Puffer (pH = 3,5) bzw. ein
Acetat-Puffer (pH = 4,5) verwendet. Die Massenanteile der Edelmetalle in den Katalysatoren
wurden mittels SEM/EDX bestimmt.
Experimenteller Teil
275
Tabelle 93: Auf Vucan XC72 immobilisierte Tri- und Tetrametall-Kolloide
Eintrag
Katalysator
1
BK3
Metall
VPuffer
Ausbeute
wMetall
dTEM
[mmol]
[ml]
[mg]
[Gew.-%]
[nm]
1,50 Pt
200
1390
13,36 Pt
2,8 ± 0,6
0,75 Ru
(0,10 M Citrat)
2,11 Ru
0,75 Mo
2
BK4
1,64 Mo
0,98 Pt
100
0,68 Ru
(0,10 M Citrat)
861,1b)
BK5
1,66 Os
1,95 Pt
200
0,75 Ru
(0,10 M Citrat)
1926
BK6
6
7
8
BK7
BK8
BK9
BK10
3,4 ± 0,7
1,22 Os
Pt/Ru/Os
200
(46/26/28)a)
(0,05 M Citrat)
1853,0
15,50 Pt
2,4 ± 0,6
1,24 Ru
4,9 g, LB-129
5
8,92 Pt
1,44 Ru
0,30 Os
4
2,7 ± 0,6
2,67 Ru
0,15 Os
3
15,30 Pt
5,30 Os
0,66 Pt
100
0,62 Ru
(0,10 M Citrat)
882,0
7,98 Pt
4,40 Ru
0,15 Os
1,69 Os
0,15 Ir
0,92 Ir
0,30 Pt
180
0,30 Ru
(0,10 M Acetat)
739,2
6,29 Pt
4,99 Os
0,30 Ir
4,58 Ir
200
1,23 Ru
(0,10 M Citrat)
1800,0
8,06 Pt
1,44 Os
0,30 Ir
1,14 Ir
300
1,23 Ru
(0,10 M Citrat)
2,9 ± 0,5
4,12 Ru
0,30 Os
1,32 Pt
2,3 ± 0,5
2,99 Ru
0,30 Os
1,32 Pt
2,3 ± 0,5
1793,0
8,53 Pt
2,6 ± 0,6
3,80 Ru
0,30 Os
1,78 Os
0,30 Ir
1,18 Ir
a) Atom-% nach Elementaranalyse; b) Zur Immobilisierung wurden lediglich 50 % des nach der Hydrolyse erhaltenen
Kolloids verwendet
Experimenteller Teil
9.9.
276
Instant-Katalysatoren bzw. -Methode
9.9.1. Immobilisierung präformierter Hydroxid-stabilisierter PtO2-Kolloide
In ein 20-ml-GC-Gefäß werden 2 ml gesättigte Lithiumcarbonatlösung und 6 ml UHQ Wasser
gegeben. Unter Rühren wird 1 ml einer 0,1
M
Hexachlorplatinsäure-Stammlösung gegeben.
Zum Schluß wird mit 2 ml UHQ-Wasser auf 10 ml aufgefüllt. Die Lösung wird für 10
Stunden bei 60 °C gerührt bis das UV-Spektrum keine Veränderung in der Plasmonbande
zeigt. Nun werden 78 mg Vulcan XC72 Ruß zugesetzt, um die entstandenen Hydroxid-Ionen
stabilisierten Platindioxid-Kolloide zu immobilisieren. Nach 20 Stunden ist die Trägerung
abgeschlossen. Zur Aufarbeitung wird die Suspension in der Zentrifuge für 10 Minuten bei
5000 U/min sedimentiert. Der Feststoff wird dreimal mit Aceton/Wasser (1/1) gewaschen und
zentrifugiert.
Ausbeute:
85,5 mg
SEM/EDX:
8,27 Gew-% Pt
TEM (MO118):
2,0 ± 0,5 nm
TEM (BK11):
1 – 2 nm
9.9.2. Immobilisierung präformierter Hydroxid-stabilisierter Pt-Ru-Ox-Kolloide
In ein 20 ml GC-Gefäß wird 4 ml einer gesättigten Lithiumcarbonat-Lösung und 4 ml UHQWasser gegeben. Dazu wird zuerst 0,05 mmol Hexachlorplatinsäure gelößt in 1ml UHQWasser und anschließend 0.05 mmol Rutheniumtrichlorid gelößt im 1ml Wasser gegeben. Die
Lösung hat nun einen pH-Wert von ca. 9-10. Das GC-Gefäß wird mit einem Septum
verschlossen und die Metallsalzlösung für 10 Stunden bei 60 °C gerührt. Der
Reaktionsfortschritt kann mit UV-Spektroskopie beobachtet werden. Sobald keine
Veränderung mehr im Spektrum auftritt wird eine Probe für die TEM entnommen.
Anschließend wird 78 mg des Vulcan XC72R Leitrußes zugesetzt und für weitere 12 Stunden
bei 60 °C gerührt. Zur Aufarbeitung wird die Suspension in der Zentrifuge für 10 Minuten bei
Experimenteller Teil
277
5000 U/min sedimentiert. Der Feststoff wird dreimal mit Aceton/Wasser = 1/1 gewaschen
und zentrifugiert.
Ausbeute:
38,1 mg
SEM/EDX:
2,58 Gew-% Pt; 1,97 Gew-% Ru
TEM (MO119):
1,4 ± 0,3 nm
TEM (BK12):
1,8 ± 0,4 nm
9.9.3. in-situ Imobilisierung von Hydroxid-stabilisierte Metalloxid-Kolloide
Durchführung: Nach AAV11
Tabelle 94: Nach der Instant-Methode hergestellte Platindioxid/Vulcan-Katalysatoren
Kat.
V
Platin
Li2CO3
Ruß
t
Ausbeute
wMetall
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mg]
[h]
[mg]
[Gew.-%]
[nm]
BK13
50
0,5
1,5
400
6
387,0
13,17
1,2 ± 0,3
BK14
100
0,9
3,0
800
10
945,0
15,12
1,6 ± 0,4
BK15
100
1,1
3,0
800
22
1035,0
17,57
1,3 ± 0,3
9.9.4. pH-Abhängigkeit der Direkt-Trägerungs-Methode
In ein 20-ml-GC-Gefäß wird die für eine 20 Gew.-%ige Belegung erforderliche Menge Ruß
eingewogen, dann werden 5 ml UHQ-Wasser und 1 ml einer 0,1 M HexachlorplatinsäureStammlösungen bzw. je 0,5 ml der 0,1 M Hexachlorplatinsäure- und RutheniumtrichloridStammlösung zugesetzt. Mit einer entsprechenden Menge gesättigter LithiumcarbonatLösung oder 1 M NaOH wird auf den gewünschten pH-Wert eingestellt. Anschließend wird
mit UHQ-Wasser auf 10 ml aufgefüllt. Es wird so jeweils eine 10 mM Lösung bezüglich der
verwendeten Edelmetalle erhalten. Die GC-Gefäße werden verschlossen und mit einer Kanüle
für Druckausgleich gesorgt. Die Suspensionen werden für 10 Stunden bei 60°C gerührt, nach
jeweils 5 Stunden werden Proben für die UV-Spektroskopie entnommen und in
Experimenteller Teil
278
Eppendorfcaps bei 14000 U/min zentrifugiert. Es erfolgt eine Sichtkontrolle bezüglich der
Farbe des Überstands sowie eine Reaktionskontrolle mittels UV-Spektoskopie. Reaktionen
die im UV-Spektrum keine Absorption (kein Platin mehr in Lösung) oder ein sich nicht mehr
veränderndes Spektrum zeigen werden in 15 ml Polypropylen-Zentifugengefäße überführt
und zentrifugiert. Die anderen werden bis zum Ende der Reaktion weitergerührt. Der
Überstand wird verworfen und die Sedimente insgesamt dreimal mit einem Aecton/WasserGemisch (1/1) gewaschen und wieder sedimentiert. Abschließend werden die Feststoffe
gefriergetrocknet.
Tabelle 95: pH-Wert Abhängigkeit der Instant-Methode
Kat.
Träger
Base
pH-Wert
Metall
Beladung [Gew.-%]
BK16
Vulcan XC72
NaOH
13,0
Pt
1,49 Pt
BK17
Vulcan XC72
NaOH
12,0
Pt
5,61 Pt
BK18
Vulcan XC72
Li2CO3
10,4
Pt
11,12 Pt
BK19
Vulcan XC72
Li2CO3
10,0
Pt
13,40 Pt
BK20
Vulcan XC72
Li2CO3
9,0
Pt
18,64 Pt
BK21
Vulcan XC72
Li2CO3
8,0
Pt
13,77 Pt
BK22
Vulcan XC72
Li2CO3
7,0
Pt
7,45 Pt
9.9.5. Doppelte direkte Trägerung von Platin auf Vulcan XC72
In einem nach AAV1 gereinigten 50-ml-zweihalskolben werden 20 mg des Katalysators
BK15 (17,57 Gew.-% Platin, 3,6 mg Pt) in 18 ml UHQ-Wasser suspendiert. Dazu wird 1 ml
einer gesättigten Lithiumcarbonat-Lösung gegeben. Zuletzt werden 4,0 mg Platin als
Hexachlorplatinsäure (9,3 mg 43 Gew.-% Pt in H2PtCl6 nach EA) gelöst in 1ml UHQ-Wasser
zugegeben. Die so mögliche theoretische maximale Beladung beträgt 31,7 Gew.-%. Die
Suspension hat dannach einen pH-Wert von 10,3. Nun wird die Suspension für 24 Stunden
bei 60 °C gerührt. Die Reaktionslösung wird mittels zweier Dialysen gegen 200 ml Wasser
gereinigt und abschließend gefriergetrocknet.
Ausbeute:
20,3 mg
SEM/EDX:
32,4 Gew.-% Platin
TEM (BK23):
1,4 ± 0,3 nm
Experimenteller Teil
279
9.9.6. Trägerung auf verschiedenen Rußen
Darstellung nach AAV11
Tabelle 96: Immobilisierung von Platindioxid-Kolloiden auf verschiedene Leitruße nach der InstantMethode
Kat.
Träger
Ziel-Beladung Ruß-Einwaage [mg]
wPt [Gew.-%]
dTEM
[nm]
BK24
EB111-Ruß
20 Gew.-%
78,0
14,09
1,4 ± 0,3
BK25
EB111-Ruß
30 Gew.-%
45,5
15,06
1,6 ± 0,4
BK26
N220-Ruß
20 Gew.-%
78,0
17,59
1,8 ± 0,4
BK27
EB171-Ruß
20 Gew.-%
78,0
18,69
1,6 ± 0,4
BK28
N234-Ruß
20 Gew.-%
78,0
18,98
1,6 ± 0,3
BK29
N234graph-Ruß
20 Gew.-%
78,0
21,71
1,7 ± 0,3
BK30
Printex XE2-Ruß
20 Gew.-%
78,0
17,78
1,3 ± 0,3
9.9.7. Bi-, tri-, und tetrametallische Systeme nach der Instant-Methode
Durchführung: Nach AAV11
Tabelle 97: nach der Instant-Methode hergestellte bi-, tri-, und tetrametallischen Metalloxid/VulcanKatalysatoren
Kat.
BK31
V
Metall
Li2CO3
Vulcan-Ruß
Ausbeute
wMetall
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mg]
[mg]
[Gew.-%]
[nm]
20
0,10 Pt
0,6
119
81,0
8,15 Pt
1,3 ± 0,3
0,10 Ru
BK32
50
0,25 Pt
5,08 Ru
1,5
296
358,0
0,15 Ir
BK33
20
0,10 Pt
100
0,68 Pt
1,6 ± 0,4
6,56 Ir
0,6
15
118,0
6,19 Pt,
6,89 Os
1,2 ± 0,3
1,5
800
824,0
13,22 Pt
1,6 ± 0,5
0,10 Os
BK34
11,29 Pt
0,34 Ru
3,84 Ru
0,34 Mo
1,92 Mo
Experimenteller Teil
280
Tabelle 98: nach der Instant-Methode hergestellte bi-, tri-, und tetrametallischen Metalloxid/VulcanKatalysatoren (Fortsetzung)
Kat
V
Metall
Li2CO3
Vulcan-Ruß
Ausbeute
wMetall
dTEM
[ml]
[mmol]
[mmol]
[mg]
[mg]
[Gew.-%]
[nm]
30
0,07 Pt
0,6
130
138,0
4,07 Pt
1,3 ± 0,3
BK35
BK36
BK37
60
60
0,07 Ru
1,91 Ru
0,07 Os
0,33 Os
0,15 Pt
0,7
160
168,0
13,23 Pt
0,06 Ru
2,43 Ru
0,02 Os
1,11 Os
0,11 Pt
0,8
160
173
6,24 Pt
0,10 Ru
1,78 Ru
0,03 Os
0,83 Os
0,01 Ir
0,39 Ir
1,1 ± 0,3
1,1 ± 0,3
9.9.8. Reduktion der direkt geträgerten Platindioxid-Kolloide
Als Suspension
In einem 100-ml-stickstoffkolben werden 50 mg des Katalysators BK14 in 20 ml UHQWasser suspendiert. Der Kolben wird dreimal evakuiert und mit Argon gespült. Anschließend
noch dreimal evakuiert und mit Wasserstoff belüftet. Dann wird die Suspension für 24
Stunden unter Wasserstoffatmosphäre gerührt. Nach Abschluss der Reduktion wird das
Wasser mittels Gefriertrocknung entfernt.
TEM (BK14red):
2,3 ± 0,6 nm
Trockene Reduktion
50 mg des Katalysators BK15 werden in einen argonisierten, ausgeheitzten Schlenkkolben
gegeben. Das Gefäß wird verschlossen und dreimal evakuiert und mit Argon belüftet.
Anschließend wird wieder dreimal evakuiert und nun mit Wasserstoff belüftet. Der
Katalysator wird für 24 Stunden in der Wasserstoffatmosphäre belassen. Dannach wird
wieder mit Argon gespült und der Katalysator mittels TEM analysiert.
TEM (BK15red):
2,4 ± 0,7 nm
Experimenteller Teil
281
9.10. Trägerscreening
Nach AAV10 werden 15 verschiedene Materialien auf ihre Tauglichkeit als Trägermaterialien
für Osmium- MO15, Iridium- MO18, Platin-Molybdän- MO25, Platin-Osmium- MO38,
Platin-Iridium-Oxid-Kolloide MO46 sowie die entsprechenden durch Reduktion mit
Wasserstoff erhaltenen metallischen Kolloide untersucht. Zu den Trägermaterialien gehören:
Tabelle 99: Im Trägerscreening verwendete Trägermaterialien
Titandioxid Hombifine
Pural MG50
Aluminiumoxid S
Titandioxid (Aldrich)
Pural SB
Sliciumdioxid Aerosil
Titandioxid (BASF)
Aluminiumoxid D10
Lanthandioxid
Titandioxid P25
Aluminiumoxid N
Aktivkohle
Zirkondioxid (Lurgi)
Puralox
Magnesiumoxid
Die Versuche werden in 1M Citrat-Puffer, 0,1 M Acetat-Puffer, 0,01 M HCl sowie Wasser als
Lösungsmittel durchgeführt. Bei Verwendung der reduzierten Kolloide wird die erforderliche
Menge des Metalloxid-Kolloides vorher für 24 Stunden in Wasserstoffsatmosphäre reduziert.
Im Folgenden sind nur die Versuche aufgelistet, die nach der Selektionsanweisung von
AAV10 als erfolgreich gewertet wurden. Der Metallgehalts des Feststoffes wird mittels
SEM/EDX bestimmt.
Experimenteller Teil
282
9.10.1. Trägerung in verdünnter Salzsäure
Tabelle 100: immobilisierte Metall und Metalloxid-Kolloide in 0,01 M HCl
Kolloid/Versuch
Lösung/Puffer
Träger
Metall 1 [Gew.-%]
Metall 2 [Gew.-%]
OsOx 1
TiO2 Hombi
2,81 Os
-
2
HCL 0,01 M
s. o.
TiO2 P25
2,06 Os
-
3
s. o.
Alox N
9,52 Os
-
4
s. o.
Puralox
2,38 Os
-
5
s. o.
SiO2
0,31 Os
-
6
s. o.
Aktivkohle
6,63 Os
-
7
s. o.
Vulcan
3,22 Os
-
PtOsOx 8
TiO2 Hombi
1,94 Pt
0,18 Os
9
HCL 0,01 M
s. o.
TiO2 P25
2,43 Pt
0,20 Os
1
s. o.
SiO2
1,50 Pt
0,39 Os
11
s. o.
Aktivkohle
4,88 Pt
2,03 Os
12
s. o.
MgO
2,29 Pt
1,67 Mo
PtIrOx 13
TiO2 Hombi
1,68 Pt
1,86 Ir
14
HCL 0,01 M
s. o.
TiO2 P25
1,57 Ir
1,64 Pt
15
s. o.
SiO2
2,58 Ir
1,92 Pt
16
s. o.
Aktivkohle
2,74 Ir
2,54 Pt
16
s. o.
MgO
3,54 Ir
3,07 Pt
PtMo 17
TiO2 Hombi
0,30 Pt
0,42 Mo
18
HCl 0,01 M
s. o.
TiO2 P25
0,26 Mo
0,21 Pt
19
s. o.
Pural MG50
0,26 Mo
0,31 Pt
20
s. o.
Puralox
0,19 mo
0,78 Pt
21
s. o.
Aktivkohle
3,69 Pt
0,47 Mo
22
s. o.
MgO
0,18 Mo
0,38 Pt
Experimenteller Teil
283
9.10.2. Trägerung in Citrat-gepufferter Lösung
Tabelle 101: immobilisierte Metall und Metalloxid-Kolloide in 1,0 M Citrat-Puffer
Kolloid/Versuch
Lösung/Puffer
Träger
Metall 1 [Gew.-%]
Metall 2 [Gew.-%]
OsOx 1
Citrat 1M pH 3,5
Aktivkohle
1,76 Os
-
2
s. o.
Puralox
0,96 Os
-
3
s. o.
Alox N
0,90 Os
-
4
s. o.
Pural SB
1,20 Os
-
Os 5
TiO2 P25
1,99 Os
-
6
Citrat 1M pH 3,5
s. o.
Alox N
1,48 Os
-
7
s. o.
Puralox
1,61 Os
-
8
s. o.
MgO
0,38 Os
-
PtOsOx 9
Citrat 1M pH 3,5
Pural SB
-
0,80 Os
10
s. o.
Vulcan
0,56 Pt
0.33 Os
PtOs 11
TiO2 P25
0,04 Os
0,16 Pt
12
Citrat 1 M pH 3,5
s. o.
Pural Mg50
1,47 Pt
0,49 Os
13
s. o.
Alox N
0,04 Pt
0,02 Os
14
s. o.
SiO2
0,33 Pt
1,05 Os
15
s. o.
Aktivkohle
3,54 Pt
1,76 Os
16
s. o.
MgO
0,48 Pt
0,76 Os
PtMoOx 17
Citrat 1M pH 3,5
Aktivkohle
1,88 Pt
0,00 Mo
PtMo 18
Citrat 1M pH 3,5
Pural MG50
3,61 Pt
n. n. Mo
19
s. o.
SiO2
0,17 Pt
n. n. Mo
20
s. o.
Aktivkohle
4,08 Pt
n. n. Mo
Experimenteller Teil
284
9.10.3. Trägerung in Acetat-gepufferter Lösung
Tabelle 102: immobilisierte Metall und Metalloxid-Kolloide in 0,1 M Acetat-Puffer
Kolloid/Versuch
Lösung/Puffer
Träger
Metall 1 [Gew.-%]
Metall 2 [Gew.-%]
IrOx 1
HOAc 0,1M pH 4,5
TiO2 Hombifine
3,54 Ir
-
2
s. o.
TiO2 Aldrich
1,05 Ir
-
3
s. o.
TiO2 BASF
3,92 Ir
-
4
s. o.
TiO2 P25
2,28 Ir
-
5
s. o.
TiO2 P25
2,61 Ir
-
6
s. o.
Pural Mg50
2,61 Ir
-
7
s. o.
Pural SB
6,07 Ir
-
8
s. o.
Alox BASF D10
7,04 Ir
-
9
s. o.
Alox N
7,83 Ir
-
10
s. o.
SiO2
1,25 Ir
-
11
s. o.
La2O3
4,14 Ir
-
12
s. o.
A-Kohle
4,36 Ir
-
13
s. o.
MgO
6,54 Ir
-
OsOx 14
HOAc 0,1M pH 4,5
TiO2 Hombifine
2,44 Os
-
15
s. o.
TiO2 BASF
1,84 Os
-
16
s. o.
TiO2 P25
1,25 Os
-
17
s. o.
Pural MG50
4,43 Os
-
18
s. o.
SiO2
4,06 Os
-
19
s. o.
A-Kohle
1,67 Os
-
PtMoOx 20
HOAc 0,1M pH 4,5
TiO2 Hombifine
2,61 Pt
1,70 Mo
21
s. o.
TiO2 BASF
2,17 Pt
1,68 Mo
22
s. o.
TiO2 P25
1,72 Pt
1,27 Mo
23
s. o.
Pural MG50
6,70 Pt
1,32 Mo
24
s. o.
Alox BASF D10
3,43 Pt
1,53 Mo
25
s. o.
La2O3
1,39 Pt
1,04 Mo
26
s. o.
A-Kohle
2,35 Pt
0,32 Mo
27
s. o.
MgO
3,67 Pt
1,97 Mo
Experimenteller Teil
285
Tabelle 102: immobilisierte Metall und Metalloxid-Kolloide in 0,1 M Acetat-Puffer
Kolloid/Eintrag
Lösung/Puffer
Träger
Metall 1 [Gew.-%]
Metall 2 [Gew.-%]
28 PtOs
HOAc 0,1M pH 4,5
Pural Mg 50
3,70 Pt
1,77 Os
29
s. o.
Alox BASF D10
1,84 Pt
n. n. Os
30
s. o.
Alox N
4,79 Pt
1,09 Os
31
s. o.
Alox S
1,58 Pt
n. n. Os
32
s. o.
SiO2
0,64 Pt
n. n. Os
33
s. o.
Aktivkohle
1,48 Pt
0,43 Os
34
s. o.
MgO
0,90 Pt
n. n. Os
PtIrOx 33
HOAc 0,1M pH 4,5
TiO2 BASF
3,09 Pt
2,09 Ir
35
s. o.
TiO2 P25
1,46 Pt
1,21 Ir
36
s. o.
SiO2
1,3 Pt
1,56 Ir
PtIr 37
HOAc 0,1M pH 4,5
MgO
2,17 Ir
1,90 Pt
38
s. o.
TiO2 Hombi
1,95 Ir
1,87 Pt
39
s. o.
TiO2 BASF
2,42 Ir
1,67 Pt
40
s. o.
TiO2 P25
1,69 Ir
1,54 Pt
41
s. o.
SiO2
1,90 Ir
1,77 Pt
Experimenteller Teil
286
9.10.4. Trägerung unter pH-neutralen Bedingungen
Tabelle 103: immobilisierte Metall und Metalloxid-Kolloide in Wasser
Versuch/Kolloid
Lösung/Puffer
Träger
Metall 1 [Gew.-%]
Metall 2 [Gew.-%]
PtMo 1
Wasser
TiO2 Hombi
2,64 Pt
1,11 Mo
2
s. o.
TiO2 BASF
3,12 Pt
1,64 Mo
3
s. o.
TiO2 P25
2,20 Pt
1,48 Mo
4
s. o.
Alox BASF D10
2,59 Pt
1,40 Mo
5
s. o.
Alox N
2,23 Pt
n. n. Mo
6
s. o.
SiO2
2,32 Pt
n. n. Mo
PtIr 7
TiO2 Hombi
2,04 Ir
2,15 Pt
8
Wasser
s. o.
TiO2 P25
2,02 Ir
2,12 Pt
9
s. o.
SiO2
2,05 Ir
1,70 Pt
10
s. o.
Aktivkohle
3,29 Ir
3,59 Pt
11
s. o.
MgO
1,77 Ir
2,15 Pt
Ir 12
TiO2 Hombifine
2,89 Ir
-
13
Wasser
s. o.
TiO2 Aldrich
0,48 Ir
-
14
s. o.
TiO2 BASF
2,29 Ir
-
15
s. o.
TiO2 BASF
1,59 Ir
-
16
s. o.
Pural MG50
3,04 Ir
-
17
s. o.
Pural SB
2,95 Ir
-
18
s. o.
Alox BASF D10
3,84 Ir
-
19
s. o.
Alox N
6,88 Ir
20
s. o.
Puralox
3,39 Ir
-
21
s. o.
La2O3
6,25 Ir
-
22
s. o.
A-Kohle
2,94 Ir
-
OsOx 23
Wasser
Alox BASF D10
4,03 Os
-
24
s. o.
La2O3
2,81 Os
-
Experimenteller Teil
287
9.11. Katalysen
9.11.1. Reaktionszeit der Acylierung von Anisol mit PAC
In
einer
argonisierten
Rückflußapparatur
mit
100-ml-zweihalskolben
werden
im
Argongegenstrom 50,0 mg des nach AAV12 hergestellten Nafions eingewogen. Der Kolben
wird mit einem Septum verschlossen und mit Einwegspritzen 0,50 ml Heptadecan und 7,75
ml Anisol 1 zugegeben. Nun wird auf 100 °C erwärmt und in einem Schuß 1,65 ml (12,5
mmol) Phenylacetylchlorid 4 zugegeben. Es werden kontinuierlich Probenvolumina von
0,20 ml entnommen und in 4,0 ml Methylen-chlorid/konz.-NH3-Wasser (1/1) abgefangen. Ein
Milliliter der organischen Phase wird über eine 1 cm lange SiO2 Filtersäule filtriert und
mittels GC analysiert.
Probenentnahme nach 1, 5, 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100, 110, 120, 130, 160, 180
Minuten sowie 18 und 24 Stunden.
9.11.2. Reaktionszeit der Acylierung von Anisol mit PC
In
einer
argonisierten
Rückflußapparatur
mit
100-ml-zweihalskolben
werden
im
Argongegenstrom 50 mg des nach AAV12 hergestellten Nafions eingewogen. Der Kolben
wird mit einem Septum verschlossen und mit Einwegspritzen 0,20 ml Heptadecan und 4,64
ml (65 mmol) Anisol 1 zugegeben. Nun wird auf 100 °C erwärmt und in einem Schuß 1,14 ml
(13 mmol) Propionsäurechlorid 8 zugegeben. Es werden kontinuierlich 0,10 ml große Proben
entnommen und in 4 ml Methylenchlorid/konz.-NH3-Wasser (1/1) abgefangen. Ein Milliliter
der organischen Phase wird über eine ca. 1 cm lange Magnesiumsulfat Filtersäule filtriert und
mittels GC analysiert.
Probenentnahme nach 2, 5, 15, 30, 45, 60, 75, 90, 105, 120, 135, 150, 165, 200, 360 Minuten
sowie 8 Stunden.
Experimenteller Teil
288
9.11.3. Hintergrundreaktion
In eines von zwei 10-ml-GC-Gefäßen wird 10 mg des nach AAV12 hergestellten NafionPolymers eingewogen. Die Gefäße werden verschlossen und dreimal evakuiert und mit Argon
belüftet. Nun werden in beide Gefäße 1,50 ml Anisol 1 und 0,20 ml Heptadecan zugegeben.
Nachdem beide Gefäße auf 100 °C erwärmt sind wird je 0,33 ml Phenylacetylchlorid 4
zugegeben. Nach 3 Stunden und 24 Stunden (unkatalysierte Reaktion) werden 0,20 ml
entnommen mit 4,0 ml Methylenchlorid/konz.-NH3-Wasser (1/1) abgefangen. Ein Milliliter
der organischen Phase wird über eine ca. 1 cm lange Magnesiumsulfat Filtersäule filtriert und
mittels GC analysiert.
Ausbeute mit Nafion: 92,9 %
Ausbeute ohne Nafion:
5,1 % (nach drei Stunden)
Ausbeute ohne Nafion:
19,9 % (nach 24 Stunden)
9.11.4. Substrat/Katalysator-Verhältnis (S/C)
In vier 20 ml GC-Gefäße werden jeweils die aufgeführten Massen des nach AAV12
hergestellten Nafions eingewogen. Die Gefäße werden verschlossen und dreimal evakuiert
und mit Argon belüftet. Dann wird je 0,20 ml Heptadecan als interner Standard sowie 5,00 ml
Anisol 1 zugegeben. Nachdem Gefäße auf 100 °C erwärmt sind, werden in jedes Gefäß 1,65
ml Phenylacetylchlorid 4 gegeben (die Versuche 1 und 8 werden entsprechend modifiziert, so
dass die Verhältnisse der Substanzen gewährleistet sind). Nach 3 Stunden werden 0,20 ml
entnommen und in 4 ml Methylenchlorid/konz.-NH3-Wasser (1/1) abgefangen. Zum Schluß
wird die organische Phase über Magnesiumsulfat getrocknet und mittels GC analysiert.
Experimenteller Teil
289
Tabelle 104: S/C-abhängige Ausbeute von XX
Eintrag
Nafion [mg]
Ausbeutec) [%]
1
100a)
80,6
2
50
60,7
3
40
61,3
4
30
61,8
5
20
52,9
6
10
50,2
7
5
49,3
8
1
b)
17,5
a) halbe Ansatzgröße; 50 mg Nafion; b) doppelte Ansatzgröße 2 mg Nafion; c) Ausbeute nach GC, interner Standard
Heptadecan
9.11.5. Vergleich von lyophilisiertem Nafion mit Platindioxid-Nafion-Kolloiden
In 20-ml-GC-Gefäße werden 50 mg der Platindioxid-Nafion-Kolloide MO108 (4,14 Gew.-%
Platin) bzw. 45,5 mg des nach AAV12 hergestellten Nafions eingewogen. Die Gefäße werden
verschlossen und dreimal evakuiert und mit Argon belüftet. Dann wird 0,20 ml Heptadecan
als interner Standard sowie 5,00 ml Anisol 1 zugegeben. Die Gefäße werden auf 100 °C
erwärmt. Sobald die Reaktionstemperatur erreicht ist, werden 1,65 ml Phenylacetylchlorid 4
bzw. 1,20 ml Propionsäurechlorid 8 zugegeben. Nach 2 Stunden werden 2,00 ml entnommen
und in Methylenchlorid gegeben. Die organische Phase wird dreimal mit gesättigter
Natriumcarbonat-Lösung ausgeschüttelt. Zum Schluß wird die organische Phase über
Magnesiumsulfat und Kieselgel getrocknet und von Metallspuren befreit. Die Analyse der
Ausbeute erfolgt mittels GC.
Tabelle 105: Friedel-Crafts-Acylierung mit reinem Nafion und Platindioxid/Nafion
Eintrag
Katalysator
Carbonsäurechlorid
Ausbeutea)
1
Nafion
PAC
58,0 %
2
Nafion
PC
23,6 %
3
PtO2-Nafion
PAC
50,5 %
PC
18,9 %
4
PtO2-Nafion
a) Ausbeute nach GC, interner Standard Heptadecan
Experimenteller Teil
290
9.11.6. Substratscreening
Das Nafion wird nach AAV12 hergestellt, die Katalysen werden nach AAV13 durchgeführt
Tabelle 106: Substratbreite in der Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol mit Nafion und Anisol als
Lösungsmittel
Eintrag
Elektrophil, n = 2,5 mmol
Einwaage bzw.
Ausbeutea) [%]
Volumen
Selektivität
para/ortho
1
Dihydrozimtsäurechlorid (6)
0,28 ml
62,2
97/3
2
Benzoesäurechlorid (7)
0,29 ml
26,6
95/5
3
Essigsäurechlorid (9)
0,18 ml
33,1
96/4
4
p-Anissäureanhydrid (10)
715,0 mg
47,4
100
5
Benzoesäureanhydrid (11)
564,0 mg
55,2
94/6
6
Laurylsäureanhydrid (12)
960,0 mg
79,8
100
7
Hexansäureanhydrid (13)
0,58 ml
73,3
97/3
8
Valeriansäureanhydrid (14)
0,49 ml
73,8
89/11
9
Isovaleriansäureanhydrid (15)
0,50 ml
72,0
98/2
10
n-Buttersäureanhydrid (16)
0,40 ml
74,9
96/4
11
Essigsäureanhydrid (2)
0,24 ml
80,0
100
a) Ausbeute nach GC, interner Standard Heptadecan
Experimenteller Teil
291
9.11.7. Acylierung mit lyophilisiertem Nafion in Nitromethan
Das Nafion wird nach AAV12 hergestellt, die Katalysen werden nach AAV14 durchgeführt.
Tabelle 107: Substratbreite in der Friedel-Crafts-Acylierung von Anisol mit Nafion und Nitromethan als
Lösungsmittel
Eintrag
Elektrophil; n = 2,5 mmol
Einwaage bzw.
Volumen
Ausbeutea [%]
Selektivität
para/ortho
1
Dihydrozimtsäurechlorid (6)
280,0 µl
25,2
80/20
2
Phenylacetylchlorid (4)
0,33 ml
28,7
83/17
3
Benzoesäurechlorid (7)
0,29 ml
30,4
100
4
Propionsäurechlorid (8)
0,22 ml
19,6
73/27
5
Essigsäurechlorid (9)
0,18 ml
34,7
100
b
6
p-Anissäureanhydrid (10)
720,0 mg
22,1
97/3
7
Benzoesäureanhydrid (11)
560,0 mg
35,1
94/6
8
Hexansäureanhydrid (13)
0,58 ml
52,0
100
9
Valeriansäureanhydrid (14)
0,49 ml
59,4
98/2
10
Isovleriansäureanhydrid (15)
0,50 ml
88,0
100
11
n-Buttersäureanhydrid (16)
0,41 ml
25,0
98/2
12
Propionsäureanhydrid (17)
0,32 ml
82,0
98/2
a) Ausbeute nach GC, interner Standard Heptadecan; b) 10 ml Nitromethan
9.11.8. Reduktion des 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanons
9.11.8.1.
Reduktion bei p = 50 bar
Die Reduktion des Substrats 5 wird nach AAV15 bei 50 bar Wasserstoff-Druck durchgeführt.
Während der Reduktion enstehen mehrere Produkte:
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethan
Substanz 18
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanol
Substanz 19
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-Cyclohexyl-ethan
Substanz 20
Experimenteller Teil
292
Tabelle 108: Reduktion der XX mit Platindioxid/Wasserstoff bei 50 bar
Eintrag
Katalysator
Lösungsmittel
S/C
Umsatza [%]
Selektivität [%]
18
19
20
1
Adams-Kat.
Toluol
10
84,2
2,0
89,3
8,7
2
Adams-Kat.
Toluol
100
12,6
3,6
55,9
40,3
3
Kolloid
Toluol
10
-
-
-
-
4
Kolloid
Anisol
10
7,7
5,3
85,5
9,2
5
Kolloid
Tetrahydrofuran
10
82,2
1,0
85,3
13,7
6
Kolloid
Chloroform
10
29,3
94,4
2,0
3,6
7
Kolloid
Dimethoxyethan
10
88,5
1,8
80,7
17,5
a) Umsatz nach GC, interner Standard Heptadecan
9.11.8.2.
Reduktion bei p = 100 bar
Die Reduktion des Substrats 5 wurde nach AAV15 bei 100 bar Wasserstoff-Druck
durchgeführt. Während der Reduktion enstehen mehrere Produkte:
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethan
Substanz 18
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanol
Substanz 19
1-(4-Methoxy-phenyl)-2-Cyclohexyl-ethan
Substanz 20
Tabelle 109: Reduktion der XX mit Platindioxid/Wasserstoff bei 100 bar
Eintrag
Katalysator
Lösungsmittel
S/C
Umsatza [%]
Selektivität [%]
18
19
20
1
Adams-Kat.
Toluol
10
88,2
0,8
96,1
3,1
2
Adams-Kat.
Toluol
100
19,3
5,0
53,7
41,3
3
Kolloid
Toluol
10
-
-
-
-
4
Kolloid
Anisol
10
3,5
4,3
93,6
2,1
5
Kolloid
Tetrahydrofuran
10
98,3
1,9
88,5
9,6
6
Kolloid
Chloroform
10
51,3
96,9
0,4
2,7
7
Kolloid
Dimethoxyethan
10
99,4
2,5
89,8
7,7
a) Ausbeute nach GC, interner Standard Heptadecan
293
Experimenteller Teil
9.11.9. Eintopfsynthese
In ein 20-ml-GC-Gefäß wird 54,0 mg des Platindioxid-Nafion-Kolloids MO113 (7 Gew.-%
Platin) eingewogen. Die eingewogene Menge entspricht 50,0 mg reinen Nafions. Das Gefäß
wird verschlossen und dreimal evakuiert und mit Argon belüftet. Dann wird 0,20 ml
Heptadecan als interner Standard sowie 5,00 ml Anisol 1 zugegeben. Das Gefäß wird auf
100 °C erwärmt. Nach Erreichen der Temperatur wird 0,27 ml PAC 4 zugegeben. Nach 3
Stunden werden 0,50 ml entnommen und in ein Gemisch aus 2,00 ml Methylenchlorid und
2,00 ml konz.-Ammonik-Wasser gegeben. Die organische Phase wird über Magnesiumsulfat
und Kieselgel gereinigt und mittels GC analysiert. Anschließend wird eine Kanüle in das
Septum des GC-Gefäßes gestochen und das Gefäß in einen Edelstahl-Autoklaven eingebracht.
Dann wird für 24 Stunden bei 100 °C und 100 bar Wasserstoff-Druck gerührt. Nach
Abschluss der Reaktion wird wie oben beschrieben ein GC angefertigt. Der Umsatz in der
Reduktion wird mittels GC analyiert.
Ausbeute nach Acylierung: 92,7 % 1-(4-Methoxy-phenyl)-2-phenyl-ethanone 7 nach GC
Umsatz nach Reduktion:
3,8 % nach GC
Literaturverzeichniss
294
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kolloid der Form kolloidal vorzuziehen ist. Erstens enthält das Word kolloidal in gewisem Sinne einen
Pleonasmus; zweitens aber entspricht kolloid dem parallelen Term kristalloid. Die Form kolloidal
würde die entsprechenden kristalloidal bedingen.“
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Zur Person
Marco Lopez, geboren am 20. März 1971 in Opladen/Kreis Leverkusen
Diplom-Chemiker, ledig
Schulausbildung
8/76 bis 7/80
8/80 bis 7/87
8/87 bis 6/90
Grundschule Dabringhausen, Kreis Bergisch-Gladbach
Realschule Wermelskirchen, Kreis Bergisch-Gladbach
Gymnasium Wermelskirchen
Studium
seit 10/90
Studium der Chemie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn
2/94
Vordiplom (Note 2,0)
1/98-10/98
Diplomprüfung und -arbeit in der Abteilung von Prof. Dr. F. Vögtle (Fachgebiet
Organische Chemie) an der Universität Bonn (Note 1,0)
Abschluss mit Auszeichnung
1/99-12/01
Promotion im Arbeitskreis von Prof. Dr. M. T. Reetz; Darstellung von kolloidalen
nanostrukturierten Misch-Metalloxiden für die Brennstoffzelle
Publikationen
„Highly selective sensor materials for discriminating carbonyl compounds in the
gas phase using quartz microbalances“, C. Heil, G. R. Windscheif, St. Braschohs,
J. Flörke, J. Gläser, M. Lopez, J. Müller-Albrecht, U. Schramm, J. Bargon and F.
Vögtle, Sensors and Actuators B: Chemical, 1999, 61(1-3), 51-58
„Electrochemical Characterization of Nanomaterials in composite Films“, N.
Fink, M. Lopez, U. König, Posterbeitrag: 3. Internationales Symposium EMT
Electrochmical Microsystem Technologies, Garmisch-Partenkirchen, 2000
„Herstellung von Nanokatalysatoren für MeOH-Oxidation und elektro-chemische
Testverfahren“, M. Lopez, M.T. Reetz, N. Fink, U. König, 60. AGEF-Seminar
Elektrochemie von Nano - und Mikromaterialien, Leverkusen, 2000
„Herstellung und Anwendung von nanodispergierten Metalloxidpartikeln“, M. T.
Reetz, M. Lopez, M. G. Koch, Posterbeitrag: 34. Jahrestreffen Deutscher
Katalytiker, Weimar, 2001
„Electrochemical Characterization of Nanomaterials in Composite Films Using a
Rotating Disc Electrode (RDE)”, N. Fink, M. Lopez, U. König, 199th ECSMeeting, DC C1-Direct Methanol Fuel Cells, Washington, 2001, Book of
Abstracts Nr.73
“Methanol oxidation on Pt, PtRu, and colloidal Pt electrocatalysts: a DEMS
study of product formation”, Hongsen Wang, Christoph Wingender, Helmut
Baltruschat, M. Lopez M. T. Reetz, J. Electroanal. Chem., 2001, 509(2), 163
“Kinetics of Methanol Oxidation and SEM/EDX analysis of Nanocatalyst Layers
after Electrochemical Activation”, N. Fink, M. Lopez, U. König, 200th Meeting
of the ECS and the 52nd Meeting of the ISE, San Francisco, 2001, Book of
Abstracts Nr. 328
Zugehörige Unterlagen
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