FOKUS Urologie INFORMATIONEN DER KLINIK FÜR UROLOGIE FÜR ZUWEISENDE ÄRZTE, PATIENTINNEN UND PATIENTEN Alles dreht sich um die Patienten 7/2014 | Auflage: 3500 Exemplare | © Kantonsspital Winterthur Ein interdisziplinäres Team von Fachärzten, Pflegefachleuten und weiteren Spezialisten sorgt gemeinsam für das Wohl der Patienten. Modernste und schonende Behandlungsmethoden, hohe Fachkompetenz und eine freundliche Atmosphäre schenken Sicherheit und ermöglichen eine baldige Erholung. Fokus Urologie 21.7.14.indd 2 21.07.2014 16:32:17 2 ÄRZTETEAM | ZAHLEN UND FAKTEN | FOKUS UROLOGIE Liebe Leserin, lieber Leser Die Patienten stehen in unserer Klinik für Urologie im Mittelpunkt. Ein interdisziplinäres Team von Fachärzten, Pflegefachleuten und weiteren Fachspezialisten bietet ihnen eine umfassende Versorgung – vom Eintritt bis zum Austritt. Die grosse Erfahrung unseres Fachteams macht es möglich, dass wir am KSW modernste Behandlungsmethoden einsetzen. Davon profitieren in erster Linie die Patienten, denn aufgrund der schonend durchgeführten Eingriffe erholen sie sich viel schneller von einer Operation. So optimieren offene chirurgische, laparoskopische sowie roboter- und laserunterstützte Operationsmethoden das Behandlungsresultat und erhöhen die Zufriedenheit der Patienten. Unser ärztliches und pflegerisches Team ist rund um die Uhr für Patienten und Angehörige da. Zahlen und Fakten 2013 zur Klinik für Urologie 8100 Konsultationen 2210 Eingriffe 22–30 Betten 11 Ärztinnen/Ärzte 1 Robotikspezialist Herzlichen Dank für das Vertrauen. Prof. Dr. med. Hubert John Chefarzt Klinik für Urologie Breites urologisches Wissen (von links): Dr. med. Christian Padevit, Leitender Arzt Dr. med. Isabelle Keller, Oberärztin Prof. Dr. med. Hubert John, Chefarzt Dr. med. Jan Brachlow, Oberarzt Dr. med. Jure Tornic, Oberarzt Fokus Urologie 21.7.14.indd 2 21.07.2014 16:32:22 FOKUS UROLOGIE | NEWS 3 Am Puls der Entwicklung – News Die Klinik für Urologie ist aktiv an der Entwicklung und Einführung neuer Techniken und Methoden beteiligt, die den Patienten konkrete Vorteile bringen. Fluoreszenzunterstützte minimalinvasive und organerhaltende Nierentumorentfernung BiopSee – MRI- und sonographiegesteuerte Prostatabiopsie durch Bildfusion Heutzutage werden Nierentumoren meist in einem frühen Stadium als Zufallsbefund anlässlich von CT- oder Ultraschalluntersuchungen entdeckt. Die Mehrzahl dieser Tumoren ist klein und auf die Niere begrenzt. Der Grossteil der Niere ist daher gesund, was ein nierenerhaltendes Operationsverfahren ermöglicht. Mit dem neuen Fluoreszenzverfahren lässt sich gesundes Gewebe wesentlich besser von krankem unterscheiden. Hierzu wird intraoperativ ein fluoreszierender Farbstoff (Indocyaningrün) verabreicht. Dieser reichert sich im normalen Nierengewebe an und leuchtet im Nahinfrarotbereich grün. Durch den kombinierten Einsatz der neuen Fluoreszenzmethode und des Da-VinciSystems (Roboterassistenz) können wir die Eingriffe sehr präzise und minimalinvasiv durchführen. Gelegentlich wird ein Prostatakarzinom vermutet, in der Standardbiopsie aber nicht gefunden. In solchen Fällen setzen wir die punktgenaue Biopsie karzinomverdächtiger Areale ein. Hierfür werden vorgängig aufgenommene MRI-Bilder mit sonographischen «Live»-Bildern der Prostata elektronisch fusioniert. Dadurch lassen sich die karzinomverdächtig erscheinenden Areale im MRI auf die sonographischen Bilder übertragen. Mit Hilfe eines Rasters wird nun der genaue Biopsiepunkt ermittelt. Jetzt können wir die Biopsien über die Haut im Dammbereich in einer kurzen Narkose oder Spinalanästhesie entnehmen. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Biopsietechnik besteht darin, dass der Prostata gleichzeitig weitere Biopsien entnommen werden können. Dadurch verbessert sich die Karzinomdiagnostik, was zu einer exakteren Behandlungsempfehlung führt. Fokus Urologie 21.7.14.indd 3 «Blasenschwäche»-Forschungslabor Seit 2014 betreibt die Klinik für Urologie ein modern eingerichtetes Forschungslabor. Unser Ziel ist es, heute und in Zukunft optimale Bedingungen für eine umfassende Aus- und Weiterbildung unserer Assistenz- und Oberärzte zu gewährleisten. Dazu gehört neben der klinischen Tätigkeit auch die klinisch-wissenschaftliche Forschung. Unser hauseigenes Forschungslabor bietet die Möglichkeit, das wissenschaftliche Denken praxisbezogen zu fördern. Im Fokus dieser Projekte stehen immer die Harnblase und ihre Funktion, wie beispielsweise die überaktive Blase bei der Frau, die «Blasenschwäche» oder die obstruktive Blase beim Mann. Das Forschungslabor soll in Zukunft auch anderen KSW-Kliniken zugänglich sein. Der Betrieb wird aus kompetitiven Drittmittelgeldern finanziert. 21.07.2014 16:32:24 4 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | FOKUS UROLOGIE Fokus Urologie 21.7.14.indd 4 21.07.2014 16:32:34 FOKUS UROLOGIE | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK 5 Das ganze Spektrum der Urologie – unser Leistungsangebot International anerkanntes Fachwissen, Behandlungen mit modernsten Apparaturen und eine persönliche Atmosphäre – dafür steht die Klinik für Urologie am KSW. Entsprechend vielfältig ist unser Leistungsangebot. Spezialsprechstunden Urologische Notfälle Laparoskopie und Robotik – Niere und Nebenniere – Blase und Harninkontinenz – Steine und Infekte – Prostatakarzinom sowie benigne Prostatahyperplasie – Andrologie und Infertilität Die Klinik für Urologie versorgt zusammen mit der interdisziplinären Notfallstation rund um die Uhr alle urologischen Notfälle – es ist zu jeder Zeit ein Facharzt für Urologie im Haus. Folgende Notfälle sollten von einem Facharzt der Urologie abgeklärt und behandelt werden: – Harnverhalt und Nierenkoliken – Infektionen wie Nierenbecken-, Prostata- und Nebenhodenentzündung – Urosepsis (schwere, lebensbedrohliche Infektion aus dem Harntrakt) – Makrohämaturie (Blut im Urin) – akute Hodenschmerzen – Verletzungen der urogenitalen Organe (Nieren, Harnleiter, Blase, Harnröhre, Genitale) – Probleme nach einer urologischen Operation Bei vielen urologischen Eingriffen kann heute die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie angewendet werden. Das bedeutet für die Patienten schonendere Eingriffe und nachweislich kürzere Erholungszeiten. Unser Team am Kantonsspital Winterthur verfügt über grosse Erfahrung mit minimalinvasiven Eingriffen an der Prostata, an Nieren und Nebennieren sowohl in der konventionellen Laparoskopie als auch in der roboterassistierten Technik. Das KSW ist für beide Techniken eine Referenzklinik der Sektion Urotechnologie (ESUT) der Europäischen Urologischen Fachgesellschaft (EAU). In Spezialsprechstunden erhalten Patienten vertiefte Beratung und Betreuung. Die Anmeldung erfolgt in der Regel durch die zuweisende Ärztin oder den Arzt. Termine können jederzeit mit dem Sekretariat vereinbart werden. Mehr Informationen über die Spezialsprechstunden auf Seite 8. Fokus Urologie 21.7.14.indd 5 21.07.2014 16:32:40 6 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | FOKUS UROLOGIE Offene operative Eingriffe Endourologische Eingriffe Steinbehandlungen In der Urologie werden auch heute noch viele Eingriffe mit der klassischen offenen Schnitttechnik durchgeführt. Die offenchirurgische Technik kommt beispielsweise bei ausgedehnten Blasentumoren, grossen Nierentumoren, Nierenteilentfernungen oder metastasierenden Hodentumoren für die Lymphknotenentfernung zur Anwendung. Am Kantonsspital Winterthur verfügen wir über grosszügige, helle Operationssäle mit hochmodernen Einrichtungen, die alle Qualitätsstandards erfüllen. Als Zentrumsspital mit mehreren urologischen Fachärzten und erfahrenen Operateuren im Team streben wir höchste Qualität bei jeder Behandlung an. Bei endourologischen Eingriffen handelt es sich um jene Operationen, bei denen der Zugang über die Harnröhre erfolgt. Dabei werden ausschliesslich über die natürliche Körperöffnung verschiedene feine Instrumente eingebracht, um beispielsweise Blasensteine, Blasentumoren oder auch Harnleitersteine zu entfernen. Auch die «kleine» Prostataoperation mittels konventioneller Elektroschlingentechnik oder Laserverfahren bei gutartiger Prostatavergrösserung wird auf diese Weise durchgeführt. Für diese Eingriffe verfügen wir am KSW ebenfalls über modernste Instrumentarien. Um Nierensteine zu entfernen, gibt es heute verschiedene schonende Methoden. In der Regel lassen sich Nierensteine mit Ultraschallwellen zertrümmern. Eine Alternative dazu ist die Harnleiterspiegelung mit Zugang über die Harnröhre, wobei die Harnleitersteine mit kleinen Instrumenten oder durch Laserstrahlen zerkleinert werden. Um grössere Nierensteine zu entfernen, wählen wir mit der «Schlüssellochtechnik» einen direkten Zugang zur Niere. Urodynamik und Harninkontinenz Mikrochirurgische Eingriffe Forschung Blasenschwäche, Harninkontinenz und Blasenfunktionsstörungen werden bei einer erweiterten urodynamischen Untersuchung abgeklärt. Diese umfasst auch eine Blasenspiegelung sowie Röntgenund Ultraschalluntersuchungen. Nebst Beckenbodentraining und medikamentösen Therapien als konservative Behandlungsmethoden bieten wir an der Klinik für Urologie auch die Inkontinenzchirurgie an (Bandtechniken oder Implantation eines künstlichen Schliessmuskels). Urologische Eingriffe, die eine besonders hohe Präzision erfordern, führen wir mit Unterstützung eines Operationsmikroskops durch. Dabei verwenden wir miniaturisierte Operationsinstrumente, die der Feinheit des Gewebes gerecht werden. Wir nehmen unter dem Operationsmikroskop ausschliesslich Fertilitätsoperationen vor. Dabei werden durch Unterbindungen getrennte Samenleiter wiedervereinigt (Vasovasostomie) oder erweiterte Samenstrangvenen durchtrennt (Varikozelenresektion). Sowohl die klinische Forschung als auch die Grundlagenforschung sind für die stetige Weiterentwicklung der Medizin unentbehrlich. Es ist uns ein Anliegen, dass die Klinik für Urologie am KSW einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Pathophysiologie urologischer Krankheitsbilder und damit zum besseren Verständnis der Krankheiten leistet. Mit der klinischen Forschung trägt die Klinik zudem zur Etablierung neuer Therapiemöglichkeiten bei. Fokus Urologie 21.7.14.indd 6 21.07.2014 16:33:04 FOKUS UROLOGIE | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK 7 durchtrennter Samenleiter Hoden Messerlose Samenleiterunterbindung («no scalpel vasectomy») Die No-Scalpel-Vasektomie ist die fortschrittliche Form der Sterilisation (Samenleiterdurchtrennung) beim Mann. Es handelt sich um einen minimalinvasiven Eingriff, den wir ohne Skalpell und somit ohne Schnitt und Naht am Hodensack durchführen. Nach lokaler Betäubung wird mit einer Ringklemme der Samenleiter durch die Hodensackhaut gefasst und die darüber liegende Haut mit einer speziellen Klemme aufgespreizt. Der Samenleiter wird durch eine kleine Öffnung in der Hodensackhaut gezogen und an zwei Stellen im Abstand von 1 bis 2 cm durchtrennt. Danach wird das herausgetrennte Stück entfernt und die Wunde mit einem kleinen Pflaster verschlossen. Fokus Urologie 21.7.14.indd 7 Roboterassistierte Zystektomie Eine Blasenkrebserkrankung mit Krebszellen in der Blasenmuskulatur erfordert die vollständige Entfernung der Blase. Für diese komplexe Operation wurde bis anhin ausschliesslich die klassische offene Schnitttechnik angewandt. Seit 2011 führen wir diese Operation in der Klinik für Urologie am KSW bei ausgewählten Patienten roboterassistiert durch. Dieses minimalinvasive Vorgehen weist verschiedene Vorzüge auf: geringerer Blutverlust, raschere Normalisierung der Darmtätigkeit, Reduktion der postoperativen Schmerzen und in der Regel ein kürzerer Spitalaufenthalt. Laserbehandlung von Harnleiterund Nierensteinen Zur Behandlung von Harnleitersteinen steht heute ein breites Spektrum an fortschrittlichen Methoden zur Verfügung. Das Ziel der Steinfreiheit strebt man immer öfter durch die direkte Steinentfernung an. Dazu werden dünnkalibrige Instrumente über die Harnröhre und die Blase direkt in den Harnleiter und die Niere eingeführt. Die Steine werden vor Ort mit einem flexiblen Instrument und einer Lasersonde zerkleinert und die Fragmente im Anschluss geborgen. Der Vorteil gegenüber der blossen Zertrümmerung von aussen liegt in der Kombination von Zertrümmerung und anschliessender Entfernung der Steine. 21.07.2014 16:33:14 8 SPEZIALSPRECHSTUNDEN | FOKUS UROLOGIE Unter vier Augen – Spezialsprechstunden An der Klinik für Urologie am KSW können sich Patienten in den unterschiedlichsten urologischen Bereichen beraten lassen. In den Spezialsprechstunden gehen wir vertieft auf individuelle Situationen ein. Fokus Urologie 21.7.14.indd 8 21.07.2014 16:33:20 FOKUS UROLOGIE | SPEZIALSPRECHSTUNDEN Andrologie und Infertilität Nieren und Nebennieren Blase und Inkontinenz Bei vielen Männern kann es im Lauf der Zeit zu Erektionsproblemen kommen. In unseren Sprechstunden untersuchen wir die betroffenen Patienten gründlich, um die Ursachen für ihr Problem zu finden. Anschliessend wird die geeignetste Therapie eingeleitet. Die Unfruchtbarkeit beim Mann kann unterschiedlichste Ursachen haben und ist nicht immer leicht zu diagnostizieren. Daher finden neben einem ausführlichen Gespräch auch eine körperliche Untersuchung und eine Blutentnahme statt. Wichtig ist die Anfertigung eines Spermiogramms, das Aufschluss gibt über Qualität, Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien. Abhängig von diesen Resultaten werden die geeigneten Therapieoptionen evaluiert und besprochen. Bei abgeschlossener Familienplanung bieten wir für den Mann die Unterbindung (Vasektomie) als Sterilisationsmethode an. Sie wird als «no scalpel vasectomy» an unserer Klinik durchgeführt. Die Methode ist auf Seite 7 beschrieben. Die Anmeldung sollte durch den behandelnden Haus- oder Facharzt erfolgen. Im Rahmen der Sprechstunde gehen wir bei Erkrankungen der Niere und der Nebenniere vertieft auf das weitere Vorgehen ein. So zum Beispiel auch auf die weiteren notwendigen Abklärungen bei Nebennieren, Nieren-, Nierenbecken- und Harnleitertumoren sowie bei gutartigen Abgangsverengungen im Nierenbecken. Die vollständige Entfernung von Tumoren ist das wichtigste Behandlungsziel. Nierentumoren können vom Nierengewebe oder von der Schleimhaut ausgehen. Wenn immer möglich wenden wir eine nierengewebeschonende Operationsmethode an. Erweist sich die Entfernung der gesamten Niere als unumgänglich, muss in gewissen Situationen der Harnleiter mitentfernt werden. Bei Engstellen im Bereich des Nierenabgangs, die den Abfluss des Urins vom Nierenbecken in die Blase erschweren, können unterschiedliche Symptome und Folgeprobleme auftreten: wiederkehrende Schmerzen und wiederholte Infekte sowie mögliche Ursachen für Steinbildung. Solche Engstellen lassen sich durch einen roboterassistierten minimalinvasiven Eingriff beheben. Bei den Nebennierentumoren wird zwischen hormonaktiven und hormoninaktiven Tumoren unterschieden. Bei hormoninaktiven Veränderungen werden regelmässige Kontrollen durchgeführt, und bei einer Grössenzunahme wird die operative Entfernung angestrebt. Hormonaktive Veränderungen erfordern die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Nephrologen und Endokrinologen. Eine Operation ist oftmals unumgänglich. Die Anmeldung sollte durch den behandelnden Haus- oder Facharzt erfolgen. In der Blasensprechstunde gehen wir auf die unterschiedlichsten Blasenprobleme ein und besprechen bei bösartigen Erkrankungen insbesondere die Behandlungsoptionen, die weiteren Kontrollen und Therapien. Bei Blasenfunktionsstörungen mit Reizzuständen erläutern wir die weiteren urodynamischen Abklärungen und legen in Absprache mit den Patienten die nächsten medikamentösen oder operativen Schritte fest. Mehr Informationen über das Thema Inkontinenz auf Seite 14. Prostatakarzinom; benigne Prostatahyperplasie Beim Prostatakrebs handelt es sich um den häufigsten Krebs beim Mann. In unseren Sprechstunden stehen die weiterführende Diagnostik und die Therapieoptionen im Zentrum der Gespräche. Im Frühstadium der Erkrankung können verschiedene Therapien wie «active surveillance», operative Entfernung (roboterassistiert, nervenschonend) oder Bestrahlung erfolgversprechend sein. Bei gutartigen Veränderungen der Prostata, die sich oftmals durch zunehmende Probleme beim Wasserlösen bemerkbar machen, werden zwei Therapieformen besprochen: die vorrangige medikamentöse und die nachrangige operative Therapie. Fokus Urologie 21.7.14.indd 9 9 Steine und Infekte In der Steinsprechstunde orientieren wir die Patientinnen und Patienten über Nieren- und Harnleitersteine sowie über die Behandlungsarten und -möglichkeiten. Zu den verschiedenartigen Therapieformen zählen die nichtinvasive Stosswellenzertrümmerung (ESWL), die minimalinvasiven endoskopischen sowie die minimalinvasiven Methoden. Bei wiederkehrender Steinbildung werden die Patienten auf Wunsch bei einer Ernährungs- und Lebensstiländerung angeleitet. Bei immer wieder auftretenden Infekten beim Mann wie auch bei der Frau sind weitere urologische Abklärungen unumgänglich. Dabei werden in einem ausführlichen Gespräch mögliche Ursachen eruiert und die Abklärungen durch weiterführende klinische und bildgebende Untersuchungen ergänzt. In diesem Zusammenhang erweist sich die Blasenspiegelung über die Harnröhre in der Regel als aufschlussreich. Die Anmeldung sollte durch den behandelnden Haus- oder Facharzt erfolgen. 21.07.2014 16:33:20 10 LASERBEHANDLUNG | FOKUS UROLOGIE Fokus Urologie 21.7.14.indd 10 21.07.2014 16:33:27 FOKUS UROLOGIE | LASERBEHANDLUNG 11 Präzis und schonend – Laserbehandlung in der Urologie An der Klinik für Urologie am KSW kommt die Laserbehandlung in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz. Sie ist seit Jahren etabliert und wird immer weiter ausgebaut. Steinbehandlung Prostata Kondylome (genitale Warzen) Der Einsatz von Lasern ist aus der invasiven Steinbehandlung nicht mehr wegzudenken. Je nach Lage und Grösse der Steine in der Niere und im Harnleiter spielt der Laser eine wichtige Rolle. Besonders bei der Harnleiterspiegelung und der flexiblen Nierenspiegelung mit Zugang über die Harnröhre können wir den Stein durch Laserstrahlen zerkleinern und dadurch schonender für die umgebenden Strukturen entfernen. Im Bereich der Prostatachirurgie kommt dem Laser als zusätzliche Operationsmethode zur konventionellen Elektroschlingentechnik eine wichtige Rolle zu. Für Patienten, bei denen eine blutverdünnende Medikation nicht aufgehoben werden darf, ist die Lasertechnik eine Alternative zur Schlingenoperation. Das genaue Vorgehen wird mit jedem Patienten individuell besprochen und festgelegt. Kondylome sind durch Viren ausgelöste, gutartige Veränderungen im Genitalbereich und zählen zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Sollte das konservative Vorgehen mit lokaler Behandlung nicht erfolgreich sein, stellt die Laserabtragung das nächste Mittel der Wahl dar. Da Kondylome meistens auf der Hautoberfläche auftreten, sind sie für eine Laserbehandlung leicht zugänglich. Fokus Urologie 21.7.14.indd 11 21.07.2014 16:33:28 12 ROBOTIK | FOKUS UROLOGIE Der Da-Vinci-Roboter – ein unentbehrlicher Helfer im Operationsalltag Eine gewebeschonende Operation verkürzt die Rehabilitationsdauer – ganz im Sinne der Patienten. Der Telemanipulator da Vinci unterstützt den Operateur beim Eingriff, verbessert die Sicht und die Instrumentenführung. Seit 2012 verfügt das KSW über ein eigenes hochmodernes System, das in die Klinikroutine eingebettet ist. In den vergangenen Jahren hat der Telemanipulator da Vinci vermehrt Einzug in den Operationssaal gehalten. Mittlerweile ist diese Methode insbesondere bei der Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) und weiteren urologischen Eingriffen zur Routine geworden. An der Klinik für Urologie am Kantonsspital Winterthur betreiben wir ein schweizweit führendes Robotikprogramm. Das Operationssystem ist zur Routine geworden Beim Da-Vinci-Telemanipulator sitzt der Operateur im Operationssaal an einer ergonomisch komfortablen Steuerkonsole. Er arbeitet mit mehreren Pedalen und zweifingrigen Instrumentengriffen für jede Hand. Die Bewegungen und Befehle werden vom Computer via Sensoren erkannt und über Seilzüge an die drei für den Eingriff steril bezogenen Instrumentenarme weitergeleitet, die über dem Patienten positioniert sind. Ein Tremor-Filter unterdrückt das Zittern der menschlichen Hand und sorgt für hohe Präzision. Für die Patienten ergeben sich durch dieses Operationssystem wesentliche Vorteile (siehe Kasten). Erfahrung macht den Unterschied In Prof. Dr. med. Hubert John leitet ein erfahrener Pionier mit heute über 1000 eigenen Eingriffen das Robotikteam am KSW. Er führte 2002 in der Schweiz die ersten roboterassistierten urologischen Eingriffe durch und trug in den folgenden Jahren wesentlich dazu bei, die roboterassistierte radikale Prostatektomie und weitere Eingriffe in der Urologie mit der roboterunterstützten Schlüsselloch-Chirurgie zu standardisieren. 2012 haben wir am KSW ein eigenes, modernstes Robotiksystem angeschafft. Das 4-Arm-System verfügt über einen Simulator als Trainingseinheit für angehende Operateure, eine Fluoreszenzmöglichkeit und einen 3-D-Monitor, der auch für die Operationsassistenz zum Einsatz kommt. In Kevin Horton haben wir einen Robotikspezialisten im Team, der das Da-Vinci- Das Operationssystem da Vinci im Operationssaal im Kantonsspital Winterthur. Ansicht am Operationstisch mit 3-D-Sicht. Prof. Dr. med. Hubert John leitet die Klinik für Urologie seit 2009. Fokus Urologie 21.7.14.indd 12 21.07.2014 16:33:34 FOKUS UROLOGIE | ROBOTIK 13 Programm technisch und organisatorisch unterstützt. Investitionen in die neueste Technologie und langjährige Erfahrung im Team bilden die Grundlage für den schweizweit einmaligen Erfolg des Robotikprogramms. An der Klinik für Urologie am KSW wurden bereits über 600 Eingriffe mit dem Da-Vinci-Roboter durchgeführt. Das Team und die Weiterbildung Am KSW führen wir täglich bis zu drei solcher Eingriffe durch. Teamarbeit und gegenseitige Unterstützung sind in der täglichen Arbeit zentral. Bei der Zusammensetzung des Teams standen denn auch Qualität und Sicherheit an erster Stelle. Nebst der internen Weiterbildung werden regelmässig Fortbildungsveranstaltungen auch für auswärtige Ärzte angeboten, wie zum Beispiel die jährliche «Master Class» für erfahrene Operateure. Nach der Operation werden die Patienten der Klinik für Urologie rund um die Uhr von spezialisierten Pflegefachleuten betreut. An diese können sie sich auch wenden, wenn sie Fragen rund um einen Da-Vinci-Eingriff haben. Anwendung auf anderen Gebieten Die vollständige Prostataentfernung bei Prostatakrebs ist der häufigste Eingriff, der mit dem Da-Vinci-Roboter vorgenommen wird. Die Methode hat sich in den vergangenen Jahren aber auch bei weiteren Eingriffen bewährt, die heute routinemässig durchgeführt werden. Dazu gehören die Nierenteilentfernung bei Nierenkrebs oder die vollständige Blasenentfernung bei Blasenkrebs. Andere, seltenere Eingriffe werden am KSW selektiv ebenfalls mit Hilfe des Roboters vorgenommen. Im Jahr 2014 hat die Klinik für Urologie über 150 Eingriffe mit dem Da-Vinci-Roboter durchgeführt. Über die Hälfte der Patienten, die mit dieser Methode in Winterthur operiert werden, stammt von ausserhalb des Einzugsgebietes des Kantonsspitals Winterthur, aus anderen Kantonen und Fokus Urologie 21.7.14.indd 13 Kompetenz in allen Bereichen Nichtärztliche Mitglieder der Leitung der Klinik für Urologie (von links): Markus Benz, Fachmann Operationstechnik; Simone Illi, Abteilungsleiterin Pflege; Kevin Horton, Fachspezialist Robotik; Esther Bosshard, Assistentin Chefarzt und Leitung Ambulatorium/Sekretariate; Regula Stadler, Stv. Abteilungsleiterin Pflege sogar aus dem Ausland. Neue Patienten beraten wir vor und nach der Operation in Spezialsprechstunden. Forschung und Wissenschaft Das Robotikprogramm an der Klinik für Urologie wird qualitativ und quantitativ laufend evaluiert. Die Auswertungen stellen wir an Kongressen vor und publizieren wir in der Fachpresse. Im Rahmen einer randomisierten Studie transplantiert das Kantonsspital Winterthur aktuell Nerven bei jungen Patienten mit aggressivem Prostatakrebs mit dem Ziel, die Potenz wiederherzustellen. Dieser Eingriff wird europaweit erstmalig an unserer Klinik vorgenommen. Einsatzgebiete für die Da-VinciTechnologie – vollständige Prostataentfernung (Prostatakrebs) – vollständige Blasenentfernung (Blasenkrebs) – Nierenteilresektion (Nierenkrebs) – Nierenbeckenabgangsstenose (Harnleiterenge) – vesikovaginale Fistel (Blasen-Scheiden-Fistel) – Sakrokolpopexie (Blasensenkung mit Urinentleerungsstörung) Vorteile der Da-Vinci-Technologie gegenüber der offenen und der laparoskopischen Technik – optimierte Sichtbarkeit der Strukturen – g esteigerte Geschicklichkeit bei laparoskopischen Eingriffen – höhere Genauigkeit bei intrakorporalen Anastomosen – w esentlich geringerer Blutverlust – w eniger Schmerzen – g eringere Infektionsgefahr – kürzere Hospitalisations- und Katheterverweildauer – s chnellere Rehabilitation und raschere Wiederaufnahme der Arbeit 21.07.2014 16:33:37 14 INKONTINENZ | FOKUS UROLOGIE Harninkontinenz – weit verbreitet, oft tabuisiert, aber gut therapierbar Die Inkontinenz und insbesondere die Harninkontinenz ist ein verbreitetes Problem. In der Schweiz leiden rund 400 000 Menschen an unwillkürlichem Urinverlust. Frauen sind von Inkontinenz häufiger und auch früher betroffen als Männer. Ein Beitrag zur Enttabuisierung. Viele Betroffene schämen sich für ihre Inkontinenz und leiden still vor sich hin. Damit mehr Menschen professionelle Hilfe beanspruchen, braucht es Aufklärung über die Formen von Inkontinenz und die möglichen Behandlungen. Je nachdem, in welcher Situation betroffene Menschen einen Urinabgang erleiden, unterscheidet man verschiedene Formen von Harnverlust. Eine Form ist die Belastungsinkontinenz. Hier kommt es aufgrund von Druck im Bauch zum Urinverlust. Dies geschieht vor allem beim Husten, Niesen, Lachen, beim Heben schwerer Lasten sowie in schwereren Fällen auch beim Aufstehen und beim Treppensteigen. Eine andere Form ist der Urinverlust bei starkem Harndrang, wenn die Betroffenen es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen. In diesem Fall spricht man von Dranginkontinenz. Zu anderen Formen von Inkontinenz kommt es bei einer Entleerungsstörung, also wenn die Blase bereits voll ist und der ständig neu produzierte Urin ungewollt abgeht (Überlaufinkontinenz). Eine weitere Form ist auf neurologische Krankheiten zurückzuführen. Die verschiedenen Inkontinenzformen können isoliert vorkommen, häufig treten jedoch zwei oder mehr Formen kombiniert auf. Harninkontinenz bei Frauen Bei Frauen liegt in 50% der Fälle eine Belastungsinkontinenz vor. Vor allem durch Schwangerschaften und Spontangeburten kommt es zu einer Schwächung des Bindegewebes und des Beckenbodens, was zu einer Schwächung des Blasenverschlusses führt. Daher reicht schon ein geringer Druck auf die Blase für einen Urinverlust. Liegt dieses Problem isoliert vor und ist ein Beckenbodentraining erfolglos geblieben, kann in einer kleinen Operation ein Band zur Unterstützung der Harnröhre eingebaut werden. Dies Häufigkeit der Harninkontinenz abhängig von Alter und Geschlecht Männer Frauen 35 Häufigkeit in % 30 25 20 15 10 5 0 20–30 Fokus Urologie 21.7.14.indd 14 30–40 40–50 50–60 Alter 60–70 70–80 80–90 führt bei 75% der betroffenen Frauen zu vollständiger Kontinenz. Bei etwa 20% der betroffenen Frauen liegt eine Dranginkontinenz vor. Diese kann verschiedene Ursachen haben, weshalb bei bleibenden Beschwerden eine urologische Untersuchung nötig ist. Gelegentlich verbirgt sich hinter den Beschwerden nur eine Blasenentzündung, manchmal sind aber auch Geschwulste die Ursache für das Problem. Wird keine Ursache für die Beschwerden gefunden, liegt eine sogenannte Reizblase vor, die sich mit Medikamenten behandeln lässt. In den restlichen Fällen geht es oft um Kombinationen der beiden häufigsten Inkontinenzformen, was einer sorgfältigen Abklärung und Therapie bedarf. Harninkontinenz bei Männern Männer leiden in 40% der Fälle an einer reinen Dranginkontinenz und in 15% an einer Belastungsinkontinenz. Die Belastungsinkontinenz kommt fast nur nach operativen Eingriffen an der Prostata vor – bei der sogenannten grossen Prostataoperation mit einer krebsbedingten radikalen Prostataentfernung. Die Dranginkontinenz und gemischte Formen haben – wie bei Frauen – unterschiedliche Gründe. Bei Männern ist zusätzlich die gutartige Prostatavergrösserung eine sehr häufige Ursache für Drangbeschwerden. Sie führt auch zum häufig beobachteten und lästigen Nachtröpfeln nach dem Wasserlösen. Auch bei Männern ist die sorgfältige Abklärung der Harninkontinenz wichtig und eine Therapie gut möglich. Für viele Patienten ist Inkontinenz leider immer noch ein Tabuthema. Wir ermuntern Männer und Frauen, die unter dem Problem leiden, unsere Spezialisten oder ihren Hausarzt darauf anzusprechen. 21.07.2014 16:33:46 FOKUS UROLOGIE | PFLEGE 15 Das Patientenwohl steht über allem – Aufenthalt in der Klinik für Urologie Ein Spitalaufenthalt soll für die Patienten so angenehm wie möglich sein – Zufriedenheit fördert die Genesung. Deshalb bieten wir helle, freundliche Zimmer mit eigenem Fernsehgerät für jeden Patienten. Das Eintrittsgespräch zu Beginn eines Aufenthalts bei uns dient dazu, die individuellen Bedürfnisse kennenzulernen und den Spitalaufenthalt optimal planen zu können. Unsere Klinik legt viel Wert auf fachlich gut ausgebildetes und freundliches Pflegepersonal. Auf den Abteilungen werden die Patientinnen und Patienten rund um die Uhr von kompetenten Pflegefachpersonen betreut. Dadurch ist jederzeit die bestmögliche Betreuung sichergestellt. Zusatzversicherte Patienten kommen in den Genuss von besonderen Serviceleistungen der Fokus Urologie 21.7.14.indd 15 Gästebetreuerin (Begleitungen, Terminvereinbarungen, Reservationen, Botengänge, Einkäufe und generelle Hilfestellungen). Unser Team ist stolz darauf, auf überdurchschnittlich viele langjährige und erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen zu dürfen. Die Patienten und ihre Angehörigen erhalten jederzeit Antwort auf Fragen über Art, Wirksamkeit und Zweck der Behandlung, damit sie mitentscheiden können. Beim Austrittsgespräch werden die Patienten umfassend über die Verhaltensregeln für die Zeit nach dem Spitalaufenthalt informiert. Besuchszeiten Allgemeine Abteilung 13.00 bis 20.00 Uhr Privatabteilung 10.00 bis 20.00 Uhr Besondere Patientensituationen erfordern Ausnahmen, bitte wenden Sie sich ans Pflegepersonal. 21.07.2014 16:33:49 KANTONSSPITAL WINTERTHUR Brauerstrasse 15 Postfach 834 8401 Winterthur Tel.052 266 21 21 [email protected] www.ksw.ch Wer Sie betreut Dr. med. Christian Padevit Leitender Arzt Tel. 052 266 29 83 [email protected] Dr. med. Jan Brachlow Oberarzt Tel. 052 266 41 71 [email protected] Dr. med. Isabelle Keller Oberärztin Tel. 052 266 37 81 [email protected] Dr. med. Jure Tornic Oberarzt Tel. 052 266 29 92 [email protected] Simone Illi Abteilungsleiterin Pflege Tel. 052 266 29 60 [email protected] Regula Stadler-Bodmer Stv. Abteilungsleiterin Pflege Tel. 052 266 24 69 [email protected] Esther Bosshard Assistentin Chefarzt Leitung Ambulatorium/ Sekretariate Tel. 052 266 29 82 [email protected] Kontakt und Anmeldung Departement Chirurgie Klinik für Urologie Sekretariat Tel. 052 266 29 82 Fax052 266 45 03 [email protected] www.ksw.ch/urologie Montag–Freitag: 8.00–12.00 Uhr 13.30–17.00 Uhr Fokus Urologie 21.7.14.indd 1 Patientendisposition Tel. 052 266 33 81 [email protected] Montag–Freitag: 7.30–17.00 Uhr Samstag, Sonntag, Feiertage: 8.00–12.30 Uhr 7/2014 | Auflage: 3500 Exemplare | © Kantonsspital Winterthur Prof. Dr. med. Hubert John Chefarzt Tel. 052 266 29 82 [email protected] 21.07.2014 16:32:16