Besondere Lernleistung Im Fach Physik Schwingungsdiagnostik im Elektromotor, insbesondere am Wälzlager von David Krake Klasse 12/1 Werner-Heisenberg-Gymnasium Riesa Betreuer: Herr Pamsch Abgabedatum: 2008-02-18 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .......................................................................................................................... 3 2. Schwingungsdiagnostik im wälzgelagertem Elektromotor.................................................. 4 2.1 Prozesse der Instandhaltung ......................................................................................... 4 2.2 Elektromotor mit wälzgelagertem Rotor....................................................................... 5 2.2.1 Aufbau und Funktionsweise eines Elektromotors .................................................. 5 2.2.2 Aufbau und Funktionsweise eines Wälzlagers ..................................................... 11 2.3 Mechanische Schwingungen ...................................................................................... 13 2.3.1 Parameter mechanischer Schwingungen .............................................................. 13 2.3.2 Überlagerung von mechanischen Schwingungen ................................................. 16 2.4 Die parameterspezifische Aufschlüsselung einer Summenschwingung ....................... 17 2.4.1 Das Fouriersche Theorem.................................................................................... 17 2.4.2 Fourier-Transformation ....................................................................................... 19 2.5 Funktion des Elektromotors G355 im Werk Zeithain.................................................. 21 2.6 Überblick der Schwingungsursachen.......................................................................... 22 2.7 Signalformen von mechanischen Schwingungen ........................................................ 23 2.8 Funktionsweise des FFT-Schwingungsanalysators VIBXpert ..................................... 26 2.9 Beschreibung des Instandhaltungszyklus im Zeithainer Rohrwerk.............................. 28 2.10 Schwingungsanalyse eines wälzgelagertem Elektromotors Typs G355 ..................... 28 2.10.1 Summenschwingungsanalyse ............................................................................ 28 2.10.2 Wälzlagerdiagnose an einem funktionstüchtigem Lager..................................... 30 2.10.3 Wälzlageranalyse an einem defekten Lager ....................................................... 30 3. Resümee .......................................................................................................................... 34 4. Quellenverzeichnis .......................................................................................................... 36 5. Eigenständigkeitserklärung .............................................................................................. 40 6. Anlagen ........................................................................................................................... 41 2 1. Einleitung Mit dem Zitat „Remember that time is money“ oder auch „Zeit ist Geld“ erkannte Benjamin Franklin1 schon frühzeitig den Charakter der industriellen Revolution. Auch in der heutigen Zeit findet dieses Zitat noch große Resonanz. Nicht umsonst werden Industrieanlagen für einen vierundzwanzig-Stunden-rundum-Betrieb konstruiert, um die Produktionskapazität weitestgehend zu maximieren. Jedoch können bei dieser hohen Auslastung von Maschinen auch Ausfälle auftreten, wodurch der komplette Produktionsbetrieb zum Erliegen kommen kann. Um diesen drastischen Konsequenzen von Maschinenausfällen zu entgehen, versuchen Ingenieure und Wartungstechniker sich ein klares Bild vom gegenwärtigen und zukünftigen Zustand von Maschinen zu machen. Dabei spielen dynamische Probleme wie Schwingungsschäden eine der wesentlichsten Rollen im heutigen Instandhaltungsprozess. Doch genau diese Schwingungen machen sich Diagnostiker zu Nutze, indem sie durch diagnostische Maßnahmen ermitteln, in welchem Zustand sich eine Baugruppe einer Anlage befindet. Dadurch lässt sich die Verfügbarkeit von Anlagen, die im Wesentlichen durch die Zuverlässigkeit der einzelnen Baugruppen bestimmt wird, erhöhen und Ausfällen kann frühzeitig vorgebeugt werden. Genau mit diesen Diagnoseverfahren beschäftigt sich die folgende Arbeit. Zunächst befasse ich mich grundlegend mit dem Aufbau und der Funktionsweise von wälzgelagerten Elektromotoren sowie der Beschreibung von im Motor auftretenden Schwingungen. Weiterhin erläutere ich die mathematische Ermittlung von Spektren mittels der FourierTranformation sowie die Signalform von im Motor auftretenden Schwingungen, die bei dem darauf folgend beschriebenem Fast-Fourier-Datenanalysator zur Anwendung kommt. Grundlage für meine Untersuchung bilden zwei vierpolige Gleichstrommaschinen des Typs G355, an welchen ich die Schwingungsanalsyse mittels eines VIBXpert FFT-Datensammlers und Signalanalysators durchführen konnte. Ziel dieser Besonderen Lernleistung ist es, die Effizienz heutiger Fast-Fourier-Transformation-Analysatoren zu untersuchen. Besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich Herrn Dipl.-Ing. Rainer Bäger, dem Gruppenleiter der Motorenwerkstatt, sowie Herrn Steffen Seibold der Mannesmannrohr Sachsen GmbH, Werk Zeithain aussprechen, die mir stets hilfreich zur Seite standen. 1 Benjamin Franklin (1706-1790) war ein amerikanischer Verleger, Staatsmann, Naturwissenschaftler, Erfinder und gilt zudem als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. 3 2. Schwingungsdiagnostik im wälzgelagertem Elektromotor 2.1 Prozesse der Instandhaltung In der heutigen maschinellen Fertigung spielt die dauerhafte Verfügbarkeit von industriellen Anlagen eine bedeutende Rolle, um einen maximallen Produktionsbetrieb zu gewährleisten. Daher müssen die Maschinen regelmäßig kontrolliert und gewartet werden, um die maximale Betriebsdauer der einzelnen Maschinenkomponenten zu nutzen. Diesen Prozess nennt man Instandhaltung. Gemäß der Festlegung Nummer 31051 des Deutschen Instituts für Normung ist die Instandhaltung „die Gesamtheit aller Maßnahmen zur Bewahrung des Soll-Zustandes und zudem zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustands von technischen Mitteln eines Systems“ (DIN 31051). Das Ziel der Instandhaltung ist die Reduzierung von Störungen und Ausfällen, die Gewährleistung und sogar Erhöhung der optimierten Nutzung der Lebensdauer von Anlagen und Geräten sowie die Optimierung von Betriebsabläufen. All diese Maßnahmen werden den Arbeitskategorien Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Verbesserung zugeordnet: A. Inspektion Unter dem Begriff der Inspektion versteht man gemäß DIN 31051 „Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des Funktionszustands, die Bestimmung der Abnutzungsursachen sowie das Ableiten der notwendigen Maßnahmen zur Rückführung in den Soll-Zustand“ (DIN 31051). Zur Feststellung des Ist-Zustands ist das Erstellen eines Inspektionsplanes, welcher auf die spezifischen Belange der Anlage abgestimmt ist, nötig. Dieser Plan enthält Angaben über Methode, Termin, Gerät und Maßnahmen, die getroffen werden müssen, um die kontinuierliche Arbeit der Maschine zu gewährleisten. Durch die Ergebnisse der quantitativen Ermittlung bestimmter Zustandsgrößen lässt sich der Ist-Zustand herausfinden, mögliche Konsequenzen zur Zurückführung in den Soll-Zustand ableiten, um Störungen des Produktionsablaufes zu vermeiden. Dies erfolgt durch die Aufnahme von Messwerten, dem Prüfen von Bauelementen und dem Diagnostizieren möglicher Schäden. B. Wartung Die Wartung umfasst alle „Maßnahmen zur Verzögerung des Abbaus des vorhandenen Abnutzungsvorrats“ (DIN 31051). Sie beinhaltet ebenso das Erstellen eines Plans, welcher sich ebenfalls auf die spezifischen Belange einer Anlage beziehen muss. Dieser Wartungsplan beinhaltet Angaben über das jeweilige Maschinenteil, die Zeitabstände und die Art der 4 verrichteten Wartungsarbeit machen. Die Wartungsarbeit umfasst dabei ein großes Spektrum an Maßnahmen. Sie reicht vom Schmieren und Reinigen über das Wechseln von Hilfsstoffen, wie zum Beispiel Öl oder Kühlflüssigkeiten, bis hin zum Nachjustieren und Austauschen von Verschleißteilen. C. Instandsetzung Nach DIN 31051 setzt sich der Begriff Instandsetzung aus allen „Maßnahmen zur Rückführung in den funktionsfähigen Zustand mit Ausnahme von Verbesserungen“ (DIN 31051) zusammen. Dies meint das Wiederherstellen des Soll-Zustands durch Austauschen von Teilen, Reinigen und Reparieren. Zu diesem Zweck werden in heutigen Anlagen und Maschinen in zunehmendem Maß die Elektronik und die elektrische Steuerung durch Programme zum Gegenstand von Reparaturen. Da die Verbesserung ein Maximum an technischem Verständnis im Maschinenbau erfordert, lasse ich sie aus meiner Betrachtung außen vor, da eine solche Verbesserung am untersuchten Motor des Zeithainer Rohrwerks nicht vollführt wird. Man unterscheidet die Instandhaltung in drei klassische Arten. Zum einen die operative Instandhaltung, also die Instandsetzung nach einem Schaden oder Ausfall, die vorbeugende Instandhaltung, also die Instandsetzung nach festen Zeitintervallen, unabhängig vom tatsächlichen Zustand der Baugruppen, und in die zustandsorientierte Instandhaltung. Diese ist das am meisten verwendete Verfahren, da man die Maschinen aufgrund ihres tatsächlichen Verschleißzustandes ihrer Baugruppen instand setzt. Dadurch lassen sich enorme Kosteneinsparungen gegenüber den beiden anderen Verfahren erringen (vgl. Wirth 2003, S. 1). 2.2 Elektromotor mit wälzgelagertem Rotor 2.2.1 Aufbau und Funktionsweise eines Elektromotors Aufbau des Elektromotors Ein Elektromotor besteht im Wesentlichen aus einem ruhenden und einem frei drehbaren Magneten. Der ruhende Magnet ist der so genannte Stator, welcher aus zwei gewickelten Spulen besteht, die an der Innenseite des Stators mit aufgepressten Blechen besetzt sind. 5 Zwischen den Hauptpolen, deren Spulen mit Kompensationsspulen2 besetzt sind, liegen die Wendepolspulen. Bild 1: Aufbau eines Elektromotors (freeweb.dnet.it) Bild 2: Stator (6-polig) (BBC Brown Boveri, S. 5) Bild 3: Rotor (BBC Brown Boveri, S. 5) Bei dem frei drehbaren Magneten handelt es sich um den Rotor oder auch Anker genannt. Bei Gleichstrommaschinen wird dabei bevorzugt der Trommelanker verwendet, da dieser aus jeder Position heraus automatisch in Betrieb genommen werden kann. Er besteht zum einen aus dem Kollektor und aus einzelnen Teilspulen, die, wie die Hauptpolspulen des Stators, nach außen hin mit aufgepressten Dynamoblechen besetzt sind, wobei jede Teilspule mit je einem Blech besetzt ist (vgl. Moller [Universität Münster], Der Gleichstrommotor). Die Teilspulen sind fortlaufend miteinander verbunden, damit diejenigen Teilspulen, die nicht miteinander kurzgeschlossen sind, ebenfalls Strom durchflossen sind. Die dünnen Dynamobleche sind jeweils durch leitungsunfähiges Material voneinander isoliert und dienen zum Einen der gezielten Bündelung des magnetischen Flusses und zum Anderen der Formgebung des Rotors. Der Kollektor, der so genannte Stromwender, besteht aus Lamellen, welche mit dem Anfang und dem Ende einer jeden Teilspule verbunden sind. Auf diesen Lamellen schleifen die Kohlebürsten, die den Stromfluss im gesamten Anker erzeugen (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). Wirkungsweise eines Gleichstrommotors Die Wirkungsweise beruht im Wesentlichen auf den magnetischen Abstoßungs- und Anziehungskräften. Diese sich beeinflussenden Felder werden durch stromdurchflossene Spulen erzeugt, wobei sowohl die Hauptpolspulen als auch die Wendepolspulen des Stators immer die gleiche Polung beibehalten. 2 Auf den Hauptspulen angebrachte Spulen, die Störfeldstärken beseitigen. 6 Bild 4: elektrische Ladung im Magnetfeld (Model Magnetfeld) (Wikipedia, Lorentzkraft) Schießt man nun eine bewegte elektrische Ladung Q in ein magnetisches Feld, verläuft diese nicht gerade durch das Feld, sondern wird abgelenkt. Dafür verantwortlich ist die Lorentzkraft F, die auf bewegte Ladungsträger einwirkt. Dabei gilt wie in Bild 4 ersichtlich: F ×v×B Die Lorentzkraft berechnet sich dabei nach: (1) F = q ⋅v ⋅ B oder F = I ⋅l ⋅ B Die Ablenkung ergibt sich dabei nach der so genannten Drei-Finger-Regel (UVW-Regel). Dabei gibt der Daumen den Vektor der Geschwindigkeit v beziehungsweise die technische Stromrichtung I an. Der ausgestreckte Zeigefinger steht für den Vektor der magnetischen Flussdichte3 B beziehungsweise den Magnetlinienverlauf und der senkrecht zum Zeigefinger stehende Mittelfinger bildet die Wirkungsrichtung der Lorentzkraft. Nach Bild 4 würde also eine von rechts kommende, senkrecht zu den Feldlinien verlaufende, bewegte Ladung aus der Ebene abgelenkt werden (vgl. Wikipedia, Lorentzkraft). Entsprechend dem elektromagnetischen Induktionsgesetz von Michael Faraday4, wird in einer Spule bei der Änderung des magnetischen Flusses5 eine Spannung induziert. 3 4 5 Formelzeichen B, Einheit Tesla (T), Feldvektor des magnetischen Feldes definiert durch die Kraftwirkung auf bewegte elektr. Ladungen, B = (magnetisch er Fluss φ ) ÷ (Querschnit tsfläche A ) (vgl. elektonikkomdendium.de) Britischer Chemiker (1791-1867) (vgl. Paizoni [Technische Universität München]) Verhältnis aus der magnetischen Spannung Um und dem magnetischen Widerstand Rm in einem magnetischen Feld H 7 Eine Änderung des magnetischen Flusses erfolgt einerseits durch eine Änderung der magnetischen Feldstärke H und damit der magnetischen Flussdichte B, denn es gilt: H= n⋅I l n⋅I l (2) B=µ⋅ (3) U ind = − n ⋅ bzw. B = µ⋅H ∆( B ⋅ A) ∆t Andererseits, wie aus Gleichung (3) ersichtlich, erfolgt dies ebenfalls durch eine Änderung der vom magnetischen Feld durchsetzten Fläche. Bild 5: Feldlinienverlauf eines 2-poligen Motors (zottl.de, Gleichstromotor) mit Trommelanker Diese physikalischen Prinzipien werden nun beim Elektromotor genutzt. Dazu werden sowohl die Hauptpolspulen als auch die Ankerspulen von einem elektrischen Strom durchflossen. Bei den Ankerspulen geschieht dies mittels Kohlebürsten, die auf den Kommutatorlamellen schleifen und somit die Stromzufuhr herstellen. Dadurch werden die Elektronen beschleunigt. Dies kommt der Ablenkung durch die Lorentzkraft gleich, denn den Elektronen wird dabei ihre Bewegungsrichtung aufgezwungen. Senkrecht zu dieser Kraft wirkt der magnetische Fluss, da auf der Grundlage des Induktionsgesetzes ein Magnetfeld, durch den Stromfluss, um die Ankerspule induziert wurde. Die Feldlinien des magnetischen Flusses der Ankerspule stehen aufgrund ihrer senkrechten Lage zur Lorentzkraft auch senkrecht und entgegengesetzt zum magnetischen Fluss der Statorspule. Die aus der gleichnamigen Polung der Haupt- und Ankerspulen folgende Abstoßung erfolgt wie im Bild 5 dargestellt. Dies lässt sich auf die Überlagerung und Auslöschung der magnetischen Flüsse zurückführen. Aus Bild 5 Abbildung 3 wird ersichtlich, dass sich die Feldlinien der Hauptpole als auch der Ankerpole einerseits überlagern und andererseits abschwächen. Dadurch wirkt einerseits eine Abstoßungskraft, der keine Kraft auf der gegenüberliegenden Seite entgegenwirkt. Die Stärke sowohl der Überlagerung als auch der Abschwächung und somit der Geschwindigkeit der Rotation und der wirkenden Kraft hängt von den abstoßenden magnetischen Feldern ab. Diese lässt sich 8 beliebig durch das Vergrößern der angelegten Spannung regulieren, wie aus der Umformung der Gleichung (3) Bind = U ⋅ (4) ∆t ∆A ersichtlich wird. Aufgrund der periodisch wechselnden Überlagerung und Auslöschung der Magnetfelder kommt es zur Drehbewegung des Ankers (vgl. Wikipedia, Elektromagnetische Induktion). Diese würde jedoch schon nach einer viertel Drehung enden und der Rotor würde zum Erliegen kommen, da sowohl keine Überlagerung als auch keine Abschwächung der Felder mehr vorhanden ist. Der Anker befindet sich in der so genannten neutralen Zone, in der kein Drehmoment6 mehr vorhanden ist. Daher muss der Stromfluss der betreffenden Ankerspule kommutiert, also die Richtung des Stromflusses gewendet werden. Dies erfolgt durch die Kohlebürsten, die auf den Lamellen schleifen. Bild 6 zeigt schematisch einen Ausschnitt einer Ankerwicklung in der Nähe einer Kohlebürste beim Kommutieren. Bild 6: Stromwendung a) Kurzschluss der Spule 3 b) Kurzschluss der Spule 4 (VEB Fachbuchverlag Berlin, Rotierende elektrische Maschinen) Der Strom tritt aus der Bürste in die Ankerwicklungen ein. Der Läuferstrom IL teilt sich in zwei gleich große Teilströme IS. Im Bild 6a ist die Spule 3 kurzgeschlossen, im Bild 6b die Spule 4. Während die Kommutatorlamelle die Bürste durchläuft, wird jeweils die betreffende Teilspule aus dem einen Stromkreis (links) in den anderen (rechts) kommutiert. Die Stromrichtung ändert sich dabei von +IS über Null auf -IS. Dabei ist der Stromfluss I bei exakt 90° Null. In Gleichung: (5) M = c ⋅φ ⋅ I wird deutlich, dass nun auch das Drehmoment gleich Null ist. Die Bewegung kommt jedoch nicht zum Erliegen, denn aufgrund der physikalischen Trägheit von Massen behält der Anker seine Bewegung bei, da die Reibungskraft nicht ausreicht, um den Anker bei exakt 90° zu stoppen. Nach der Überwindung der neutralen Zone kommt es 6 Ist jene physikalische Größe, die die Bewegung eines drehbaren Körpers beeinflusst, einerseits durch Beschleunigung, andererseits durch Verzögerung. 9 aufgrund der Stromrichtungsänderung von +IS zu -IS zur Induktion eines des vorangegangenen Magnetfeldes genau entgegen gesetzt gerichteten Magnetfeldes. Dadurch wirken die Abstoßungs- und Auslöschungskräfte wieder auf der gleichen Seite wie vor der Stromrichtungsänderung, wodurch die Drehbewegung aufrechterhalten bleibt. Diese Stromwendung erfolgt daraufhin aller 90°. Bild 7: Verschiebung der neutralen Zone durch die Ankerrückwirkung (uni-muenster.de, Der Gleichstrommotor) Die neutrale Zone liegt aber nur theoretisch genau zwischen zwei Hauptpolen. Denn sie wird, wie im Bild 7 dargestellt, durch die so genannte Ankerrückwirkung entgegen des Drehsinns verschoben. Sie resultiert daraus, dass sich der magnetische Fluss während des Kommutierens innerhalb der Ankerwicklung ändert, da: (6) φ = B⋅ A und der magnetische Fluss B nach Gleichung (4) abhängig von der Spannung U ist, die sich bei der Stromwendung ändert. Dadurch wird nach dem elektromagnetischen Induktionsgesetz in den Ankerwicklungen eine so genannte Stromwendespannung induziert, welche sich aus der Ankerfeldspannung und der Reaktanzspannung zusammensetzt. Die Ankerfeldspannung entsteht durch das Umpolen des Ankerfeldes und die Reaktanzspannung durch das Umpolen des Streuflusses7 der Spule. Diese Stromwendespannung ruft ihrerseits ein Magnetfeld hervor, welches den Hauptfeldern entgegen wirkt und somit die neutrale Zone verschiebt. Da die Spule jedoch während der Kommutierzeit über die Kohlebürste kurzgeschlossen ist, würde ein Lichtbogen, oder auch Bürstenfeuer8, entstehen. Die Folge wäre die Beschädigung der Kohlebürsten als auch der Lamellen des Kommutators. Die Wendepole verhindern jedoch diesen schädigenden Prozess. Dazu werden die Wendepolspulen vom Ankerstrom durchflossen und erzeugen damit ein Wendefeld in der neutralen Zone. Dieses Wendefeld hebt einerseits das Ankerfeld im Nulldurchgang auf und 7 8 Feldlinien, die nicht den rotierenden Ankermagneten durchsetzen. Elektrischen Überschlägen, die als Funken sichtbar werden 10 induziert andererseits in den kommutierenden Leitern eine der Reaktanzspannung gleich große, jedoch entgegengesetzte Spannung, die zur Auslöschung der Reaktanzspannung führt (vgl. VEB Verlag Technik Berlin 1969, S.40-46). Weiteren Anteil an der Rückwirkung haben Störfeldstärken, die bei der Zunahme der Hauptfeldstärke in der Mitte der Hauptspulen entstehen. Die Kompensationswicklungen beheben jedoch diese Störfeldstärken durch Feldstärkekompensation. Die Kompensationsspulen, in Reihe zu den Hauptspulen geschalten, erzeugen dabei ein Magnetfeld in der Gegenrichtung und vermindern daher das Gesamtmagnetfeld in der Spulenmitte (Anlage 2) möglichst auf Null (vgl. pitfax.de, Kompensationsspulen). Doch lässt sich das Entstehen eines Lichtbogens nie zu 100 Prozent beheben, da sich die Gesamtmagnetfeldstärke der Hauptspulen in der Spulenmitte durch die Kompensationswicklungen nicht exakt auf Null korrigieren lässt (Anlage 2), wodurch immer ein geringfügiges Bürstenfeuer entsteht. Dieses ruft daraufhin im Motor elektrisch induzierte Schwingungen hervor, die in die Gehäuseschwingung eines Elektromotors mit einfließen (vgl. Dr.-Ing. Rainer Wirth, Maschinendiagnose an Industriegetrieben). 2.2.2 Aufbau und Funktionsweise eines Wälzlagers Die Verbindung des rotierenden Trommelankers und dem Statorgehäuse der 30 G355 Elektromotoren (Anlage 3) des Zeithainer Streckreduzierwalzwerkes wird mittels Rillenkugellagern (Anlage 6), den am meisten verbreiteten Wälzlagertyp, geschaffen. Die Wälzlagerungen dienen dabei der Verbindung zwischen starren und sich bewegenden Bauteilen sowie der Abstützung und Führung der bewegenden Komponente. Bild 8: Rillenkugellager (mdesign.de, Rillenkugellager) Bild 9: Aufbau eines Wälzlagers (bs-wiki.de,Wälzlagerungen) Bild 10: Radialkraft Fr Axialkraft Fa (skf.com, Radiallager) Diese Lager bestehen, wie im Bild 9 gezeigt, aus zwei zueinander beweglichen Ringen, dem Innen- und Außenring, die durch rollende Körper, den so genannten Wälzkörpern, voneinander getrennt sind. Die Ringe bestehen aus gehärtetem Stahl, an denen, hauptsächlich 11 durch den Wälzkörper, Rollreibung auftritt. Die Reibung wird dabei durch regelmäßige Schmierung verringert. Rillenkugellager sind darauf ausgelegt hauptsächlich die durch die Drehbewegung des Rotors entstehenden, radialen Kräfte aufzunehmen. In den Ringen sind dabei relativ tiefe Furchen eingelassen, in denen die Kugeln laufen. Zwischen der Kugel und der Laufrille besteht jedoch sowohl axial als auch radial eine geringfügige Toleranz, um der thermischen Verformung, die drehzahlabhängig ist, entsprechen zu können (vgl. Wikipedia, Wälzlager). Diese Toleranzen, auch Lagerluft bezeichnet, sind lagerspezifisch (Anlage 4). Beim Rillenkugellager wird versucht, diese gegen Null gehen zu lassen, „um einen idealen Rundlauf des Lagers zu erreichen“ (bs-wiki.de, Wälzlagerungen), auch wenn man damit einen höheren Verschleiß und somit eine kürzere Lebensdauer in Kauf nehmen muss (vgl. bs-wiki.de, Wälzlagerungen). Die Übertragung der Rotationsbewegung des Ankers zum Gehäuse wird durch die Verwendung von einzelnen Wälzkörpern auf ein minimales Reibmoment gesenkt. Somit lassen sich Leistungsverluste, verursacht durch hohe Reibmomente wie in komplett bestückten Wälzlagern durch Berührung der Walzkörper, nahezu ausschließen. Bild 11: Radiale und Axiale Lagerluft (bs-wiki.de, Wälzlagerungen) Bild 12: Umfangslast Bild 13: Punktlast (medias.ina.de, Wellen- und Gehäuseausführung) Der Außenring des Wälzlagers ist dabei fest mit dem Statorgehäuse verbunden. Die Bilder 12 und 13 zeigen deutlich, dass sich die Umfangslast auf den Innenring und die Punktlast auf den Außenring auswirkt (Anlage 5) (vgl. medias®, Wellen- und Gehäuseausführung). Das ist bei der Schwingungsdiagnose ebenfalls von großer Bedeutung, da sich dies auf die Frequenzspektren der Schwingungsanalyse auswirkt. Dieser Typ des Wälzlagers ist besonders für den Betrieb im Streckreduzierwalzwerk geeignet, da die Kugeln sehr eng an den Laufrillen anliegen und somit auch axiale Kräfte aufnehmen können. Solche axial wirkenden Kräfte entstehen beispielsweise durch die Kraftrückwirkung 12 über die Welle, die beim Durchlaufen eines Rohres durch das betroffene Walzgerüst entsteht. Auch geringfügige Unwuchten in der Welle oder eine relativ ungenaue Ausrichtung von Welle und Motorende können diese Lager schadlos verkraften. Somit ist eine weitaus längere Verfügbarkeit der Lager gewährleistet (vgl. bs-wiki.de, Wälzlagerungen). So zeigt die Erfahrung der Motorenwerkstatt des Zeithainer Rohrwerkes, dass diese Lager regulär, also im Normalfall, eine weitaus längere Lebenszeit als zum Beispiel Gleitlager besitzen und damit wirtschaftlich kostengünstiger sind als andere Lagertypen. Jedoch ist das Lager eines Elektromotors die am meisten vom Verschleiß betroffene Baugruppe (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). 2.3 Mechanische Schwingungen 2.3.1 Parameter mechanischer Schwingungen „Eine zeitlich veränderliche, physikalische Größe soll schwingende Größe genannt werden“ (Fischer/Stephan 1984, S. 11). Die dabei veränderlichen physikalischen Größen sind beispielsweise die Kraft, der Ort, die Geschwindigkeit, die Beschleunigung, die Energie oder die Auslenkung. Man unterscheidet zwischen „harmonischen Schwingungen9“ und „anharmonischen Schwingungen“ (Lindner 1955, S. 117). In einem komplexen Gebilde wie einem Elektromotor besteht ein großes Spektrum an diversen Schwingungen, wobei die einzelnen Teilschwingungen periodisch wirken und die Schwingungen, die aus der Überlagerung zweier Schwingungen resultieren, teilweise periodisch und teilweise nichtperiodisch wirken. Jedoch lassen sich alle durch harmonische Schwingungen beschreiben, was die große Bedeutung harmonischer Schwingungen in der Mathematik erklärt. Die wichtigsten Kenngrößen harmonischer Schwingungen sind: y – Elongation Auslenkung zu einer bestimmten Zeit A = ymax – Amplitude maximale Auslenkung T – Periodendauer Zeit für eine volle Schwingung f - Frequenz Anzahl voller Schwingungen (T,2T,usw.) je Zeiteinheit – Kreisfrequenz Winkelgeschwindigkeit im Bogenmaß – Winkelbeschleunigung Geschwindigkeitsänderung in bestimmter Zeit 9 Schwingung, deren zeitabhängige veränderliche Zustandsgrößen sinusförmig sind, da sie keine Dämpfung aufweist. 13 – Phasenwinkel Argument der Sinusfunktion. Beschreibt den Winkel, den die Projektion einer Schwingung auf einer Kreisbahn zurückgelegt (siehe Bild 14) 0 – Nullphasenwinkel Ist der Phasenwinkel zur Zeit t = 0 Harmonische Schwingungen oder auch Sinusschwingungen lassen sich mathematisch darstellen durch die Gleichung: f (t ) = A ∗ (7) sin 2π ∗t T Ort-Zeit-Funktion der harmonischen Schwingung Der zeitliche Verlauf in Abhängigkeit zur Auslenkung einer Sinusschwingung ist im Bild 14 dargestellt. Bild 14: Ort–Zeit–Funktion einer harmonischen Schwingung (Lindner 1955, S. 118) Eine solche harmonische Schwingung lässt sich als gleichförmige Bewegung auf einer Kreisbahn darstellen. Aus Bild 14 wird ersichtlich, dass die Schwingung ihre Amplitude bei einem Phasenwinkel von 90° und jeweils weiteren 180° besitzt. Dieser Phasenwinkel besteht, wie aus der Abbildung erkennbar, aus dem Nullphasenwinkel und dem Winkel, den der Punkt (P1) im Zeitraum von t = 0 bis t = t überstreicht. Dieser Winkel lässt sich mathematisch darstellen durch ϕ´= ωt , da die Winkelgeschwindigkeit konstant bleibt. Damit ist der Phasenwinkel: (8) ϕ = ωt + ϕ 0 Das Produkt aus dem Sinus des Phasenwinkels und der Amplitude bilden den Wert der Elongation. (9) y = A * sin( ωt + ϕ 0 14 Aufgrund rechnerischer Einfachheit legt man den Beginn der Zeitzählung auf einen der Ruhepunkte der Schwingung. Da für t = 0 dann die Elongation ebenfalls gleich Null ist, ergibt sich für die Amplitude: A= (10) y sin ωt Während der einfachen Periodendauer durchläuft der zugeordnete Punkt auf der Kreisbahn den Winkel ϕ = 360° = 2 . Daher gilt 2 = ω *T = ω = 2πf = (11) ω f . Daher gilt für die Kreisfrequenz: 2π T Geschwindigkeit und Beschleunigung der harmonischen Schwingung Für die Geschwindigkeit v auf einem Kreis gilt die Gleichung v = r* ω (vgl. Lindner 1955, S. 41) mit v = vmax (gleichförmige Bewegung). Daraus folgt, dass die Maximalgeschwindigkeit des Punktes auf der Kreisbahn gleich dem Produkt aus Amplitude mal Kreisfrequenz ist, wenn dieser seine Ruhelage durchquert. v max = A * ω (12) Die Geschwindigkeit für einen beliebigen Zeitpunkt erhält man durch Differenzieren der Funktion (9) nach der Zeit t: v= dy d [ A * sin(ωt + ϕ 0 )] = dt dt und erhält dabei die Gleichung: (13) v = A * ω * cos(ωt + ϕ 0 ) Die Gleichung (12) für die Maximalgeschwindigkeit entsteht also im Falle ϕ0 = 0 für alle Phasenwinkel ϕ = ωt , bei denen der cos ωt den Maximalwert 1 annimmt, so beispielsweise wenn ωt = 0, , 2 usw. ist. An den Umkehrpunkten ωt = π 3 , π , usw. hingegen nimmt die 2 2 Funktion cos ωt den Wert Null an. Dadurch ist auch die Geschwindigkeit in diesen Fällen Null und gewinnt erst im weiteren Verlauf wieder an Geschwindigkeit, bis sie ihren Maximalwert wieder erreicht hat. Aus dieser Erkenntnis folgt, dass eine harmonische Schwingung eine abwechselnd beschleunigte und verzögerte Bewegung ist, daher einer Beschleunigung ausgesetzt ist. 15 Für die Beschleunigung a auf einem Kreis gilt die Gleichung a = r* ω 2 (vgl. Lindner 1955, S. 53) mit ar = amax (Radialbeschleunigung (vgl. Lindner 1955, S. 52)). Die Maximalbeschleunigung des Punktes auf der Kreisbahn ist demnach gleich dem Produkt aus Amplitude mal dem Quadrat der Kreisfrequenz für den Durchgang des Umkehrpunkts. (14) a = A *ω 2 Die Beschleunigung für einen beliebigen Zeitpunkt erhält man durch die Bildung der ersten Ableitung der Gleichung (14): a= dv d [ A * ω * cos(ωt + ϕ 0 )] = dt dt und erhält dabei die Gleichung: (15) a = A * ω * sin(ωt + ϕ 0 + π ) Die Gleichung (14) entsteht daher für die Umkehrpunkte, da hier die Funktion sin(ωt + ϕ 0 + π ) jeweils den Wert 1 annimmt (vgl. Lindner 1955, S. 117-122). 2.3.2 Überlagerung von mechanischen Schwingungen Wie im Punkt 2.3.1 bereits erwähnt, kommt es in einem Elektromotor zu einer Vielzahl von Schwingungen unterschiedlicher Frequenzen. Diese Schwingungen überlagern sich und bilden letztlich eine Gesamtschwingung, die das Motorgehäuse zum Schwingen bringt. Diese dabei letztlich entstehende Schwingung heißt Summenschwingung und entsteht aus der additiven Überlagerung (Supperposition10) der unterschiedlichen Einzelschwingungen. Bild 15: Fourier-Summe: Summe aus der Überlagerung harmonischen Funktionen (uni-tuebingen.de, FourierTransformation) 10 Ist die Überlagerung gleichartiger mechanischer Spannungen. Das Superpositionsgesetz besagt, dass gleichartige Spannungen aus 2 oder mehreren Schnittkräften in denselben Punkten addiert werden. 16 Bild 15 zeigt den zeitlichen Verlauf einer Summenschwingung, die sich aus harmonischen Funktionen mit rationalem Frequenzverhältnis bildet (siehe Punkt 2.4.1). Weiterhin wird ersichtlich, dass die Überlagerung von periodischen Teilschwingungen ebenfalls eine periodische Schwingung ergibt. Die Amplituden der einzelnen Teilschwingungen zu einer beliebigen Zeit t werden daher addiert. Die Periodendauer der resultierenden Summenschwingung wiederholt sich nach der Zeit (16) T = pT1 = qT2 . Schwingungen mit irrationalem Frequenzverhältnis (siehe 2.4.1) liegen jedoch hauptsächlich am Gehäuse eines Elektromotors vor. Solch eine daraus entstehende Summenschwingung beschreibt eher den Verlauf in Bild 16. Bild 16: Überlagerung harmonischer Schwingungen mit irrationalem Frequenzverhältnis (Fischer/Stephan 1984, S. 33) 2.4 Die parameterspezifische Aufschlüsselung einer Summenschwingung 2.4.1 Das Fouriersche Theorem Wie im Punkt 2.3.2 beschrieben, handelt es sich bei einer Summenschwingung aus zwei harmonischen Schwingungen um eine periodische Funktion der Zeit t. „Es ist leicht anzunehmen, dass die Überlagerung beliebig vieler harmonischer Funktionen mit rationalem Frequenzverhältnis[, daher f1 ω1 T2 p = = = mit p, q = 1,2,3,…,] ebenso eine periodische f 2 ω 2 T1 q Funktion der Zeit ergibt“ (Fischer/Stephan 1984, S. 21). Umgekehrt bedeutet das, „dass unter Vorraussetzungen, die von physikalischen Größen praktisch immer erfüllt werden, sich jede periodische Funktion y (t ) in eine Konstante und eine unendliche Reihe harmonischer 17 Funktionen zerlegen lässt, deren Frequenzen ganze Vielfache der Frequenz von y (t ) sind“ (Fischer/Stephan 1984, S. 21). y (t ) = A0 + (17) ∞ n =1 a n * sin(ω n t + ϕ n ) Sie heißt Fourierreihe nach dem Franzosen Josef Baron de Fourier11. Zweckmäßiger ist allerdings die Form: y (t ) = A0 + (18) ∞ n =1 ( An cos ω n t + > Bn sin ω n t ) Die Ermittlung der Amplituden, also der Größen An und Bn der Teilschwingungen, wird als Fourier-Analyse oder auch harmonische Analyse bezeichnet. Die dafür benötigten Fourierkoeffizienten An und Bn können durch die, mit Hilfe der bekannten Orthogonalitätseigenschaften der harmonischen Funktionen 2π 2π cos jx * cos nx * dx = sin jx * sin nx * dx = 0 0 π für j = n 0 für j ≠ n 2π cos jx * sin nx * dx 0 , Gleichungen A0 = T 1 y (t )dt T 0 An = T 2 y (t ) cos ω n t dt T 0 Bn = 2 y (t ) sin ω n t dt T 0 bestimmt werden. Stellt man diese Teilschwingungen als Funktion der Frequenz dar, so ergibt sich ein Linienspektrum für die Gesamtschwingung. amplitudenmoduliertes Linienspektrum. 11 Französischer Mathematiker und Physiker (1768 bis 1830) 18 Bild 17 zeigt solch ein Bild 17: ein amplitudenmoduliertes Linienspektrum (physik.uni-dortmund.de, Fourier Analyse und Synthese) Außer der Grundfrequenz v1, die gleich der Frequenz des periodischen Vorgangs ist, treten nur ganzzahlige Vielfache von v1, die so genannten Oberschwingungen auf (vgl. physik.unidortmund.de, Fourier Analyse und Synthese). Es handelt sich dabei um ein diskretes Frequenzspektrum. Jedoch treten neben den harmonischen Funktionen mit rationalem Frequenzverhältnis auch Funktionen auf, die ein irrationales Frequenzverhältnis besitzen. Es ist leicht einzusehen, dass diese Überlagerung zu keiner periodischen Schwingung führt, da ein kleinstes gemeinsames Vielfaches von T1 und T2 nicht mehr existiert. „Da aber jede irrationale Zahl mit beliebiger Genauigkeit durch eine rationale Zahl p/q mit hinreichend großen p und q angenähert werden kann, wiederholt sich ein bestimmter Schwingzustand nach einer längeren Zeit T = T1 p = T2 q fast genau“ (Fischer/Stephan 1984, S. 21-32). Bei diesen Schwingungen spricht man in der Fachliteratur von fastperiodischen Schwingungen. Dadurch lassen sich auch deren Komponenten mittels der Fourier-Analyse bestimmen. 2.4.2 Fourier-Transformation Die Fourier-Transformation ist eine Integraltransformation, die der periodischen Funktion eine andere Funktion, ihre so genannte Fourier-Transformierte, zuordnet. Während man mit Hilfe der Fourier-Analyse die Komponenten der einzelnen Teilschwingungen berechnen kann, ist es mittels der Fourier-Transformation möglich, das gesamte Frequenzspektrum12 der periodischen Funktion zu bestimmen. Dazu müssen die nichtperiodischen Funktionen durch eine Verallgemeinerung durch harmonische Funktionen dargestellt werden. Diese Darstellung ist mittels der Gleichung (18) möglich. Dazu lässt man die Periodendauer T → ∞ laufen, wobei nun ein kontinuierliches 12 Ist die Gesamtheit der Frequenzen, die ein schwingendes System erzeugt bzw. die periodische Funktion enthält. 19 Spektrum entsteht, in dem die Frequenz jeden Wert annehmen kann. Mathematisch lässt sich dies veranschaulichen, wenn die Dirichletsche Bedingungen (Anlage 7) erfüllt sind und das Integral: I= ∞ y (t ) dt −∞ existiert, durch: (19) y (t ) = ∞ [a(ω ) cos ωt + b(ω ) sin ωt ] dω −∞ Daraus ergeben sich die Teilamplituden: (20) a(ω ) = b(ω ) = ∞ 1 2π y (τ ) * cos ωτ * dτ −∞ ∞ 1 2π y (τ ) * sin ωτ * dτ −∞ Während jedoch die Größen an und bn die Amplituden der jeweiligen Sinus- bzw. Kosinusanteile sind, die dadurch dieselbe Maßeinheit wie die schwingende Größe y(t) besitzen, sind die Größen a( ) und b( ) auf das differentiell kleine Frequenzintervall d bezogene Teilamplituden, mit der Maßeinheit der beschriebenen physikalischen Größe multipliziert mit der Zeiteinheit. Sie werden auch als Dichte des Spektrums bezeichnet. Daher wird der Ausdruck (21) A(ω ) = a 2 (ω ) + b 2 (ω ) auch als Amplitudendichtenspektrum bezeichnet. Mathematisch von großer Bedeutung für viele Anwendungen ist die Darstellung der Funktion y(t) mittels des komplexen Amplitudendichtenspektrums A (ω ) . „Ausgehend von der Identität y (t ) = 1 2π ∞ y (τ )e jω (t −τ ) dτ = −∞ 1 2π ∞ e jωτ dω * −∞ ∞ y (τ ) * e − jωτ dτ −∞ folgt y (t ) = ∞ A (ω )e jωt dω −∞ mit 1 A (ω ) = 2π ∞ y (τ )e − jωτ dτ “ (Fischer/Stephan 1984, S. 35f.). −∞ Anders formuliert ist die Funktion A ( ) die so genannte Fouriertransformierte der Funktion y(t). Mittels der Fourier-Transormation gelangt man von der Darstellung einer Funktion y(t) 20 im Zeitbereich „zu einer gleichwertigen Darstellung im Frequenzbereich, die durch die komplexe Amplitudendichte ausgedrückt wird (Fischer/Stephan 1984, S. 36). Schwingungsanalysatoren wie der VIBXpert machen sich diese Transformation zu Nutze und erstellen dazu eine so genannte Hüllkurve, um das gesamt enthaltene Frequenzspektrum einer Summenschwingung zu berechnen und diese in Abhängigkeit einer bestimmten Größe (Beschleunigung, Amplitude, Geschwindigkeit etc) darzustellen, wie im Punkt 2.10.2 näher beschrieben. 2.5 Funktion des Elektromotors G355 im Werk Zeithain Der vierpolige Gleichstrommotor Nummer 16 vom Typ G355 sowie der Reservemotor 2 des gleichen Typs, an denen ich die Schwingungsanalyse durchführen konnte, sind zwei von 30 Motoren ihrer Art des 30 Gerüste umfassenden Streckreduzierwalzwerks (Anlage 1). Diese Motoren betreiben im Einzelnen die Rollwalzen der Walzgerüste. Dies geschieht über die 15 Duo-Getriebe13, die mit jeweils zwei Motoren gekuppelt sind. Über die Antriebswelle des Motors werden die Drehbewegungen mit der Nenndrehzahl14 von 900 Umdrehungen pro Minute auf das Getriebe übertragen. Die Getriebe übersetzen diese niedrigen Drehzahlen von 900 Umdrehungen pro Minute mit hohem Drehmoment auf höhere Drehzahlen von 1000 bis 1500 Umdrehungen pro Minute, jedoch mit einem niedrigeren Drehmoment. Alle 30 Motoren laufen, wenn sie alle gleichzeitig benötigt werden, mit der gleichen Drehzahl. Aufgrund der unterschiedlichen Durchmesser der Walzgerüste im Streckreduzierwalzwerk beziehungsweise der kleiner werdenden Abstände der Rollen, müssen diese sich nach hinten abnehmend immer schneller bei geringerem Drehmoment drehen, um Stauchungskräfte im Rohr zu verhindern. Dadurch kommen maximalle Stoßgeschwindigkeiten von sechs Metern pro Sekunde der Rollwalzen des letzten Rollenkäfigs zustande. Diese höhere Stoßgeschwindigkeit geht aber Zulasten des Drehmomentes, wodurch die langsameren Walzgerüste ein höheres Drehmoment aufweisen als die weiter hinten im Produktionsbetrieb liegenden Walzgerüste. Dadurch treten ebenfalls unterschiedliche rückwirkende Kräfte vom Walzgerüst über das Getriebe zum Motor, die bei der Schwingungsanalyse ebenfalls berücksichtigt werden müssen (Anlage 8), um die Datenanalyse richtig auswerten können. 13 14 Sind Getriebegerüste, bei denen zwei Getriebe in einem Gehäuse untergebracht sind. Die Nenndrehzahl ist die Drehzahl, bei der ein Motor die größtmögliche Leistung (Nennleistung) unter Volllast, also in dem Betriebszustand einer Antriebsmaschine, bei der sie das maximal mögliche Drehmoment bereitstellt, das die Bauart sowie die Energiezufuhr der Maschine zulässt, abgibt. 21 Aufgrund der geringen Länge des Streckreduzierwalzwerkes sind jeweils zwei Antriebsmotoren versetzt übereinander als auch hintereinander angeordnet. Bei den hinteren Motoren sind dadurch sehr lange Wellen zum Getriebe hin nötig (Anlage 9). Dabei kann schon eine geringe Abweichung in der Ausrichtung der Lage von Motor und Getriebe enorme Schwingungen in den Wälzlagern des Getriebes und vor allem im Motor verursachen. Daher müssen die Motoren nach einer Reparatur oder Instandhaltung wieder genau mittels Laser ausgerichtet werden, um eine möglichst genaue Übereinstimmung der Ausrichtung von Motorwelle und Getriebewelle zu erreichen. Zentrier- und Fluchtfehler können dabei mittels Signalanalysatoren gemessen und dadurch dann korrigiert werden (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). 2.6 Überblick der Schwingungsursachen Die im vorangegangen Text bisher erläuterten Schwingungsursachen sollen im folgenden Text noch einmal zusammengefasst werden. Wie sich bereits zeigte, kommt es in einem Elektromotor zu einer Vielzahl von Schwingungen, die sich überlagern, aber in den verschiedenen Parametern klar voneinander unterscheiden. Die Schwingungen entspringen dabei entweder aus dem Motor (A), dem Wälzlager (B), dem Getriebe und der Welle (C) oder äußeren Krafteinwirkungen (D). A. Motor Schwingungen mit harmonischem Kraftverlauf durch die Ankerdrehung elektrisch induzierte Schwingungen Schwingungen hervorgerufen durch das Anschlagen loser Teile im Motor B. Wälzlager Passieren von Unregelmäßigkeiten der Wälzkörper auf den Wälzbahnen Anschlagen eines verformten Käfigs Aufeinanderprallen von Wälzkörpern (“Knattern”) Radiale und axiale Lagerluft Mechanisches Lagerspiel Schwingungen hervorgerufen durch das Anschlagen loser Teile im Lager C. Getriebe und Welle Axiale Getriebeschwingungen Fluchtfehler durch thermische Verformung (Anlage11) 22 Zentrierfehler und deformierte Wellen15 Unwuchten16 D. Äußere Krafteinwirkungen Übertragene Schwingungen umgebender Motoren Prozessbedingte Stoßanregungen (Eintritt der Rohrluppe in den Wälzkäfig) 2.7 Signalformen von mechanischen Schwingungen Die im Punkt 2.6 aufgelisteten Schwingungsursachen rufen an den wälzgelagerten Motoren zwei unterschiedliche Formen von Schwingungen hervor. Die Schwingungsform sowie Schwingungsfrequenz sind dabei charakteristisch für die Schwingungsursache. Zum einen werden harmonisch oszillierende Kräfte (siehe 2.3.2) erzeugt und zum anderen Stoßimpulse. Die harmonisch oszillierenden Kräfte entstehen beispielsweise durch: - Unwuchten - Fluchtfehler - Zentrierfehler und deformierten Wellen17 - Prozesseinflüssen mit harmonischem Kraftverlauf. Diese harmonischen Kraftanregungen führen zu Schwingungen mit kleinen Amplituden und hoher Signalenergie. Sie überlagern sich mit allen anderen Signalanteilen durch Superposition. Daher werden alle Elongationen miteinander addiert (siehe Punkt 2.3.2). Diese Primärereignisse verursachen dabei ein verknüpftes, beispielsweise amplitudenmoduliertes Signal. Die Auswertung dieses Signals mit dem VIBXpert (Fourier-Analyse) ermöglicht dann Ursachen für beispielsweise hohe Amplituden oder hohe Frequenzen zu erkennen und diese zu beheben. Eine solche Ursache kann eine unexakte Justierung des Motors mit der Welle sein, die zu Fluchtfehlern führt, was sehr häufig auftritt, vor allem wenn ein Motor in der Reparatur war und dann nur sehr ungenau wieder eingebaut wurde. Solche Ungenauigkeiten können mit bloßem Auge nicht erkannt werden, doch können sie zur Schädigung von Baugruppen und letztlich auch zum Ausfall der Maschine führen. Weiterhin kann mittels dieser Technik eine Unwucht der Welle erkannt werden. Schäden am Lager erzeugen jedoch nicht diesen harmonischen Kraftverlauf. 15 16 17 Bauteil, welches zur Kraftübertragung zwischen Getriebe und Motor dient. Von einer Unwucht spricht man bei rotierenden Körpern, deren Masse nicht rotationssymmetrisch verteilt ist. Unwuchten führen vor allem bei hohen Drehzahlen zu Vibrationen und erhöhtem Verschleiß. Bauteil, welches zur Kraftübertragung zwischen Getriebe und Motor dient. 23 Schwingungen, die aufgrund von Schäden des Lagers resultieren, weisen einen stoßimpulsförmigen Kraftverlauf auf. Diese entstehen durch das Aufeinanderprallen zweier fester Körper im Lager und erzeugen einen zeitlich begrenzten, sehr kurzen Stoßimpuls. Bild 18: Stoßimpuls (vgl. Wirth 1998, Maschinendiagnose an Industriegetrieben) Diese Primärereignisse, die sich in periodischen Stoßimpulsfolgen äußern, entstehen zum Beispiel durch: - das Anschlagen eines verformten Käfigs, - mechanisches Lagerspiel, - das “Knattern”, einem Effekt des Aufeinanderprallens von Wälzkörpern. Der periodische Verlauf dieser Stoßimpulsfolge resultiert daraus, dass beispielsweise bei einem Schaden am Außenring des Lagers alle Walzrollen diesen Schaden an exakt derselben Stelle durchlaufen. Die Änderung der Schwingbeschleunigung über der Zeit ist ein Maß für seinen Frequenzgang. Bild 19: Frequenzgang (vgl. Wirth 1998, Maschinendiagnose an Industriegetrieben) Die Kenntnis über den Frequenzgang ist insofern von Bedeutung, dass nur die Eigenfrequenzen der Maschinenteile zum Schwingen angeregt werden, die im Anregungsbereich des Stoßimpulses in Resonanz liegen. Aufgrund der Reihung der in einem Motor auftretenden Stoßimpulse kommt es dazu, dass die Elongation des realen Stoßimpulses in der Regel nicht auf den Wert Null zurückfällt. Infolgedessen enthält der Anregungsbereich des realen Stoßimpulses nur bestimmte Frequenzanteile, die in Resonanz liegen. 24 Die Stoßimpulse verknüpfen sich durch Faltung18 mit dem Einheitsimpulsüber- tragungsverhalten19 der umgebenden schwingfähigen Struktur. Wirkt daher an den schwingungsfähigen Motorkomponenten ein Eingangssignal (Stoßimpuls) x(t) infolge eines Schadens, so entsteht ein Ausgangssignal, welches sich mittels der Fourieranalyse bestimmen und graphisch darstellen lässt. Da die Maschinenkomponenten wie Wellen, Wälzlagerringe und Gehäuse die Eigenschaft linearer zeitinvarianter Systeme besitzen, weisen sie somit dieses Einheitsimpulsübertragungsverhalten auf. Infolge dieser Tatsache ruft das Einwirken eines Einheitsimpulses auf die Motorkomponenten material- und strukturtypische Reaktionen hervor. Bild 20 zeigt solch ein strukturtypisches Ausgangssignal. Es zeigt die Impulsantwort eines Wälzlageraußenrings auf einen realen Stoßimpuls, der durch das Aufschlagen mittels eines harten Gegenstandes erzeugt wurde. Bild 20: Impulsantwort eines Wälzlageraußenringschadens (vgl. Wirth 1998, Maschinendiagnose an Industriegetrieben) Auch die Impulsantwort hat einen Frequenzgang (siehe Bild 21), der aus meist sehr schmalen Eigenfrequenzbereichen der schwingfähigen Struktur besteht. Bild 21: Frequenzgang der Impulsantwort Maschinendiagnose an Industriegetrieben) 18 19 eines Wälzlageraußenrings 23026 (vgl. Wirth 1998, Die Faltung beschreibt einen mathematischen Operator, der für zwei Funktionen f und g eine dritte Funktion liefert, welche eine Art "Überlappung" zwischen f und einer gespiegelten und verschobenen Version von g angibt und einem gleitenden Durchschnitt ähnelt. Ist das Verhalten von linear zeitinvarianter Systeme. Diese weisen strukturtypische Reaktion auf das Einwirken eines Einheitsimpulses auf, unabhängig von der Zeit, zu welcher dies geschieht. 25 In der Diagnosepraxis treten Stoßimpulse nicht einzeln auf, sondern als Stoßimpulsfolge. Die Faltung dieser Stoßimpulsfolgefunktion mit dem Einheitsimpulsübertragungsverhalten ergibt für Wälzlageraußenringschäden ein typisches Zeitsignal (vgl. Dr.-Ing. Rainer Wirth 1998, Maschinendiagnose an Industriegetrieben). Bild 22: Zeitsignal Industriegetrieben) eines Wälzlageraußenringschadens (vgl. Wirth 1998, Maschinendiagnose an Die Stoßanregungen in Bild 22 repräsentieren das Passieren der Außenringunregelmäßigkeit durch einen Wälzkörper. Diese stoßimpulsförmigen Kraftanregungen äußern sich mit extrem hoher Amplitude, aber geringer Signalenergie. Mittels der Messung eines Datenanalysators kann eine so genannte Hüllkurve erstellt werden, wodurch die Wartungstechniker diesen Schaden gezielt beheben können. 2.8 Funktionsweise des FFT-Schwingungsanalysators VIBXpert Die Schwingungsanalyse mittels des VIBXpert FTT-Datensammlers und Signalanalysators (Anlage 11) erfolgt daraufhin wie im Punkt 2.7 beschrieben. Dieser Signalanalysator wird an den G355 Motoren genutzt, um einerseits die Gesamtschwingung oder auch real anliegende Summenschwingung zu messen und andererseits die von hohem Verschleiß betroffenen Wälzlager zu beurteilen. Dazu müssen jedoch zunächst die erforderlichen Daten in das Datenanalysegerät eingegeben werden. Entscheidend dabei sind: die Drehzahl des Motors, an welches Getriebe dieser Motor gekuppelt ist, der Wälzlagertyp. 26 Der Wälzlagertyp ist bei der Wälzlagerdiagnose von entscheidender Bedeutung. Denn die notwendigen Kenngrößen: Durchmesser des Außen- und Innenringes sowie der Wälzkugel des Lagers, Toleranzen von Laufrille zu Kugel (Lagerluft) müssen zuvor bekannt sein. Die Firma Prüftechnik steht jedoch in Zusammenarbeit mit vielen Lagerproduzenten, wodurch das VIBXpert auf eine große Kartei von diesen lagertypischen Kenngrößen zurückgreifen kann, ohne dass diese Werte per Hand eingegeben werden müssten, was die Bedienung dieses Signalanalysators sehr einfach macht. Die Messungen der im Wälzlager auftretenden Schwingungen sowie der Summenschwingung erfolgen an drei vorgefertigten Schwingungsaufnahmepunkten am Motor. Diese befinden sich vorn und hinten am Gehäuseende senkrecht zur Welle und am Wellenausgang des Motors parallel zu ihr (Anlage 12). So werden einerseits die radial auftretenden Schwingung beider Wälzlager eines Motors gemessen und andererseits die axialen Schwingungen am wellenseitigen Motorende (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). Diese werden über einen piezoelektrischen20 Beschleunigungssensor gemessen und in elektrische Signale umgewandelt (vgl. telediagnose.com 2001, S. 5). Das VIBXpert erstellt dann die für die Wälzlagerdiagnose wichtigen Frequenzspektren mittels der im Punkt 2.4.2 beschriebenen Fourier-Transformation. Die Berechnung dieser DiskretenFourier-Transformation wird jedoch durch einen Algorithmus stark vereinfacht, wodurch sich der Rechenaufwand reduziert. Diesen Algorithmus bezeichnet man als Fast-FourierTransformation (FFT21). Dabei „verringern sich Rundungsfehler, die bei der Zwischenrechnung entstehen“ (kgw.tu-berlin.de, Fast Fourier Transformation (FFT)). Bei diesem Algorithmus handelt es sich um ein Teile-und-herrsche-Verfahren, wodurch im Gegensatz zur Diskreten-Fourier-Transformation bereits berechnete Zwischenergebnisse schnell zusammengesetzt werden (vgl. Wikipedia.de, Schnelle Fourier-Transformation) und sich der Rechenaufwand um fast das 100-fache verringert (vgl. kgw.tu-berlin.de, Fast Fourier Transformation (FFT)). Diese Daten lassen sich dann auf einen PC laden und sowohl graphisch als auch tabellarisch darstellen. 20 21 Der Piezoeffekt beschreibt das Phänomen, dass bei der Verformung von Festkörpern auf der Oberfläche des Materials elektrische Ladungen auftreten. 1965 veröffentlichtes Verfahren von James Cooley und John W. Tukey 27 2.9 Beschreibung des Instandhaltungszyklus im Zeithainer Rohrwerk Um nun die Verfügbarkeit der 30 Antriebsmotoren des Streckreduzierwalzwerkes zu gewährleisten, ist die Zuverlässigkeit der einzelnen Baugruppen der Motoren sicherzustellen. Dabei stellt die vorangegangene Wälzlagerdiagnose die wichtigste Diagnoseform der G355 Antriebsmotoren dar, da vor allem die Wälzlager von hohem Verschleiß betroffen sind. Die Möglichkeiten der Prävention von Ausfällen sind vielfältig und lassen sich in drei Instandhaltungsstrategien einordnen. Dazu zählt die operative Instandhaltung, also die Instandsetzung nach einem Ausfall, die vorbeugende und die zustandsorientierte Instandhaltung. Da die vorbeugende Instandhaltung eine Instandsetzung nach festen Zeitintervallen und somit unabhängig vom tatsächlichen Abnutzungsgrad der Maschine ist, ist sie mit enormen Kosten verbunden, da die maximalle Lebensdauer von bestimmten Baugruppen nie erreicht wird (vgl. Wirth 2003, S. 1). Um wirtschaftlich arbeiten zu können, setzt die Mannesmannrohr Sachsen GmbH, Werk Zeithain auf die zustandsorientierte Instandhaltung der Motoren. Dazu werden die Motoren unabhängig voneinander einmal im Quartal der im Punkt 2.8 beschriebenen vollautomatischen Maschinendiagnose unterzogen. Die Ergebnisse der Inspektion lassen Schlussfolgerungen zu möglichen kleineren Nachbesserungen, wie dem Schmieren der Lager, sowie der verbleibenden Restlaufzeit, also der Zeit, in der der Motor den geforderten Werten entspricht, zu. Mithilfe dieser Ergebnisse ist eine Planung der Instandsetzungstermine möglich. Weist ein Motor erhöhte Messwerte auf, wird die Zeit zwischen den einzelnen Inspektionen verkürzt. Sind dann stark erhöhte Werte gemessen worden, wird versucht den Motor bei nächster Gelegenheit auszubauen. Wenn ein Motor einen Schaden aufweist, der Folgeschäden mit sich ziehen würde, kann dieser, wenn nicht alle 30 Walzgerüste für den Produktionsbetrieb genutzt werden, ausgebaut und wieder instand gesetzt werden. Zudem wird mittels dieser Wälzlagerdiagnose überprüft, welche der Motoren beim halbjährlichen Stillstand des Werkes, aufgrund von groß angelegten Reparaturarbeiten, ausgebaut und erneuert wird. 2.10 Schwingungsanalyse eines wälzgelagertem Elektromotors Typs G355 2.10.1 Summenschwingungsanalyse Wie bereits erläutert wurde, wird die Schwingungsanalyse der G355 Elektromotoren im Rohrwerk Zeithain eingeteilt in die Summenschwingungsanalyse und die Wälzlageranalyse. Die Summenschwingungsanalyse ist dabei ein Indikator für den Gesamtzustand des Motors. Dabei wird nur die real anliegende Schwingung am Motorgehäuse gemessen. „Die 28 Schwinggeschwindigkeit ist die maßgebende Messgröße in allen Richtlinien oder Normen zur Beurteilung der Gehäuseschwingungen von Maschinen mit rotierenden Massen“ (telediagnose.com, Nr. 01 – März 2001). Für die Bewertung wird dabei vorzugsweise der Effektivwert der Schwinggeschwindigkeit in mm/s (Peak to Peak) gemessen (vgl. telediagnose.com, Nr. 01 – März 2001). Die Messwerte werden dann mit den in Anlage 13 gezeigten Richtwerten für Maschinen der Gruppe 2 mit starren Fundamenten (Beton) gemäß ISO 2372/VDI2056 verglichen, um sich ein Bild vom Zustand der Maschine zu verschaffen. Ein Inspektionsablauf, wie er im Punkt 2.9 beschrieben wurde, also zunächst aller drei Monate und daraufhin bei der Verschlechterung der Messwerte in kürzeren Abständen, kann jedoch nicht dargestellt werden, weil diese Messmethode mittels des VIBXpert zu diesem Zeitpunkt in der Motorenwerkstatt neu eingeführt wurde. Die von mir vorgenommene Summenschwingungsanalyse zeigt dennoch eine kontinuierliche Verschlechterung des Gesamtzustandes des Elektromotors Nummer 16 bis zum 12.04.2007. Datum Geschwindigkeit Datum Geschwindigkeit Datum Geschwindigkeit 08.02.07 14:31 0,33 mm/s 08.02.07 14:27 0,53 mm/s 08.02.07 14:29 0,56 mm/s 05.04.07 10:51 0,80 mm/s 05.04.07 10:49 0,88 mm/s 05.04.07 10:50 1,43 mm/s 12.04.07 12:30 1,09 mm/s 12.04.07 13:11 6,33 mm/s 12.04.07 13:14 5,89 mm/s 31.05.07 07:33 0,45 mm/s 31.05.07 07:30 0,81 mm/s 31.05.07 07:32 0,40 mm/s 31.05.07 12:20 0,71 mm/s 31.05.07 12:15 1,15 mm/s 31.05.07 12:18 1,22 mm/s A-Seite AX A-Seite RH B-Seite RH Daraufhin entschloss man sich, diesen Motor während der folgenden groß angelegten Betriebsreparatur auszubauen und wieder in den Soll-Zusatand zu versetzen. Nach der Reparatur des Motors wurde dieser im Leerlauf in der Motorenwerkstatt erneut einer Summenschwingungsanalyse unterzogen, um die Grundschwingung zu ermitteln und festzustellen, dass sich der Motor in einem einsatzbereiten Zustand befindet. Eine weitere Messung wurde dann im eingebauten Betriebszustand durchgeführt, um einerseits Fluchtfehler oder Zentrierfehler auszuschließen und andererseits sicherzustellen, dass sich der Motor in einwandfreiem Zustand befindet und eine lange Betriebsdauer gewährleistet. Somit ist die Summenschwingungsanalyse bei der Inspektion der G355 Elektromotoren des Streckreduzierwalzwerkes das maßgebende Verfahren zur Beurteilung des Betriebszustandes (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). 29 2.10.2 Wälzlagerdiagnose an einem funktionstüchtigem Lager Jedoch reicht die Summenschwingungsanalyse allein nicht aus, denn ein von hohem Verschleiß betroffenes Wälzlager, welches, wie im Punkt 2.2.2 bereits erwähnt wurde, die am meisten vom Verschleiß betroffene Baugruppe ist, würde bei der Summen- schwingungsanalyse eines sonst vollkommen intaktem Motors nicht in dem Maße sichtbar, wie es gegebenenfalls nötig wäre. Die Stoßimpulse eines stark abgenutzten Lagers würden sprichwörtlich in der Summenschwingung „untergehen“. Daher ist die Aufnahme der Stoßimpulse und die Erstellung einer Hüllkurve von Nöten. Dieses Verfahren wurde jedoch bei dem Motor 16 nicht vollzogen, da – wie schon erwähnt – diese Messtechnik zu dem damaligen Zeitpunkt neu war. Daher wurde eine komplette Schwingungsanalyse am Reservemotor 2 des gleichen Typs des Streckreduzierwalzwerkes durchgeführt. Die Summenschwingungsaufnahme zeigte eine Verschlechterung des Betriebszustandes des Motors (Anlage 15). Daraufhin wurde eine so genannte Stoßimpulsmessung an den erst kürzlich gefetteten Wälzlagern durchgeführt. Die Stoßimpulse werden in Dezibel22 angegeben. Dabei wird einerseits die Trägerleistung dBm (decibel maximum value), also der Stoß mit der höchsten Amplitude, auch als MaxWert bezeichnet, angegeben (spminstrument.se, Stoßimpulsmessung dBm/dBc). Zum Anderen wird der so genannte Teppich-Wert angegeben. Dabei handelt es sich um die Signalpegeldifferenz zwischen den Modulationsseitenbändern und dem dazugehörigen Träger dBm (Anlage16), auch als dBc (decibel carpet value) bezeichnet (mhf-e.desy.de, dBc). Dieser Teppich-Wert spiegelt dabei das Grundrauschen24 eines Lagers wieder. Die Stoßimpulsmessung zeigte jedoch eine deutliche Verbesserung der Lagerzustände (Anlage 17). Dies ist voraussichtlich auf die vorangegangene Schmierung der Lager zurückzuführen. Die danach erstellte Hüllkurve, wie im Punkt 2.4.2 beschrieben, zeigte ebenfalls den einwandfreien Zustand des Lagers, da hier keine Geräuschspitzen, die einen Lagerschaden signalisieren könnten, hervortraten (Anlage 18). 2.10.3 Wälzlageranalyse an einem defekten Lager Im folgenden Beispiel wurden die hochfrequenten Stoßimpulse über einen längeren Zeitpunkt zur Wälzlagerdiagnose regelmäßig aufgenommen und überwacht (siehe Bild 23). Dies ist der so genannte Level-1 der Wälzlagerdiagnose. Als der Signalpegel den Warn-Wert überschritt, 22 23 24 Maßeinheit des Schallleistungspegels LW. LW ist die logarithmische Größe und die gebräuchlichere Angabe der Schallleistung23 (Wikipedia.de, Schallleistungspegel). Pak ist die pro Zeiteinheit von einer Schallquelle abgegebene Schallenergie (Wikipedia.de, Schallleistung). Signal ohne Geräuschspitzen (Maxwerte) 30 wurde in kürzeren Abständen gemessen, um den Grad des Verschleißes zu ermitteln und einen möglichen Schaden frühzeitig zu beseitigen. Bild 23: Stoßimpulsmessung (elektromotoren-scholz.de, Level-1/ Level-2) Als dann die Messwerte den Alarmwert überschritten, wurde in den Level-2 Modus übergegangen. Dazu wurde nun die Wälzlagerhüllkurve ermittelt, wie im Bild 24 dargestellt ist. Bild 24: Wälzlagerhüllkurve (elektromotoren-scholz.de, Level-1/ Level-2) 31 Hier zeigten sich neben dem Grundrauschen einzelne Schadensfrequenzen, die als Spitzen hervorstachen. Mittels dieser Hüllkurve können erfahrene Diagnostiker erkennen, zu welcher Baugruppe des Lagers diese im Punkt 2.7 beschriebenen, strukturspezifischen Schadensfrequenzen gehören. Bild 25: Wälzlagerhüllkurve mit aufgelegter Schadensschablone (elektromotoren-scholz.de, Level-1/ Level-2) Bild 25 zeigt diese bauteilcharakterlichen Frequenzen der Wälzlagerkomponenten, bei denen ein Schaden zu erwarten wäre (elektromotoren-scholz.de, Level-1 / Level-2 –Strategie). Diese speziellen Frequenzen sind für die Lager berechnet und im VIBXpert eingespeichert, um die entsprechende defekte Baukomponente zu ermitteln (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). Diese Schadensschablone veranschaulicht den höchsten Ausschlag bei einer Frequenz von 128,6Hz. Diese Frequenz verweist, wie in Bild 25 ersichtlich, auf einen Schaden des Wälzlageraußenrings. Dadurch konnte der Schaden vorzeitig erkannt und das komplette Lager bei nächstmöglicher Gelegenheit gewechselt werden, bevor der Außenringschaden zum Ausfall des Motors geführt hätte. Bild 26 zeigt nun die erneut aufgenommene Wälzlagerhüllkurve des neuen Lagers. Es zeigt sich lediglich das Grundrauschen ohne hervortretende Spitzen, wie bei einem neuen Wälzlager aber auch zu erwarten ist (elektromotoren-scholz.de, Level-1 / Level-2 – Strategie). 32 Bild 26: Hüllkurve des neuen Lagers (elektromotoren-scholz.de, Level-1/ Level-2) 33 3. Resümee Dr. Edwin Becker fand in seinem Artikel im condition monitoring magazin der Prüftechnik AG „telediagnose.com“ vom März 2001 einen passenden Vergleich zur Bedeutung heutiger Fast-Fourier-Transformations-Analysatoren. Er verglich die Effizienz dieser zustandsorientierten Diagnoseverfahren mit einem „Sechser im Lotto“. Sieben Jahre sind seit diesem Artikel vergangen und doch ließen sich diese Verfahren zur zustandsorientierten Instandhaltung nicht vom Markt verdrängen. Ganz im Gegenteil! Heutige FFTDatensammler- und Signalanalysatoren bilden das Grundkonzept der zustandsorientierten Instandhaltung in allen maschinellen Bereichen. So kommen FFT-Analysatoren im Schiffbau, in Windanlagen bis hin zu allen Arten maschineller Produktion (vgl. telediagnose.com, Nr. 06/ Nr. 09/ Nr. 12) zum Einsatz. Ihre Möglichkeiten wuchsen dabei ständig und ihre Genauigkeit nahm stetig zu. Galten 2001 noch Spektren mit 800 Linien als vollkommen zureichend (telediagnose.com, 2001), so gehen heutige FFT-Analysatoren wie der VIBXpert mit bis zu 102400 Linien weit über dieses Maß hinaus. Durch diese rasante Entwicklung, die die Bedienung immer leichter und die Geräte immer schneller und zuverlässiger werden ließ, haben sie sich in so gut wie allen Bereichen der Zustandsüberwachung etabliert. Dabei ist die Frage ihrer Effizienz leicht durch einen Vergleich mit der Ausfallsrate der Motoren der Mannesmannrohr Sachsen GmbH zu beantworten. So gab es im Zeitraum zwischen 1986 und 1990 nur kleinere Zwischenfälle, da in diesem Zeitraum die Motoren und Getriebe mittels eines älteren FFT-Datenanalysators überwacht wurden. Nach der Wende jedoch wurde dieses Verfahren aufgrund von Entlassungen im Rohrwerk, die auch die Instandhaltungswarte betraf, eingestellt. In dieser Zeit zwischen der Abschaffung dieses Instandhaltungsverfahrens und der Wiedereinführung, kam es zu großen Ausfällen von Getrieben und Motoren, deren Reparatur aufgrund einer Schädigung sich jeweils auf mehrere 10.000 Euro belief sowie einen Verlust durch den kompletten Stillstand des Werkes herbeiführte. Seit der Neueinführung dieses Diagnoseverfahrens kam es zu keinerlei Werksstillständen oder Ausfällen von Maschinen (vgl. Dipl.-Ing. Rainer Bäger). Zudem ließen sich die Kosten der Motorenwerkstatt, der die gesamte Motoreninstandhaltung obliegt, sogar stark reduzieren, da durch die nicht mehr vorbeugende, sondern zustandsorientierte Instandhaltung die nahezu maximale Lebensdauer der Maschinen ausgeschöpft wird und Schäden gezielt beseitigt werden können (vgl. Dr.-Ing. Rainer Wirth, Vollautomatische Maschinendiagnose an mechanischen Antrieben). 34 Auch in Zukunft wird die zustandsorientierte Instandhaltung stark an Fast-FourierTransformations-Analysatoren gebunden sein voranschreiten. 35 und die Weiterentwicklung stetig 4. Quellenverzeichnis a) Literatur b) Zeitschriften c) Internetquellen d) mündliche Quellen a) Literatur BBC Brown Boveri: Kompensierte Gleichstrommaschinen Typ G 400…900. Druckschrift Nr. Ch-T 3484 D, BBC Aktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie. Prof. Dr. sc. techn. Fischer, Udo/ Prof. Dr. sc. techn. Stephan, Wolfgang: Mechanische Schwingungen. 2. Auflage. Leipzig: VEB Fachbuchverlag Leipzig 1984 Lindner, Helmut: Lehrbuch der Physik für Ingenieur- und Fachschulen. Leipzig: VEB Fachbuchverlag Leipzig 1967 VEB Verlag Technik Berlin: Rotierende elektrische Maschinen. Berlin: VEB Verlag Technik Berlin 1969 b) Zeitschriften Dr. Becker, Edwin: Zustandsorientierter Service an einem Extrudergetriebe. In: telediagnose.com, März 2001, Nr. 1, S. 1f. Dr. Becker, Edwin: Gehäuserisse am Schaufelradbagger. In: telediagnose.com, April 2004, Nr. 6, S. 1 Dr. Becker, Edwin: Eisenabrieb im Thrustergetriebe. In: telediagnose.com, Nr. 9, S. 1f. Dr. Becker, Edwin: Betriebswuchten von Rotorblättern. In: telediagnose.com, Nr. 12, S. 1f. 36 Luft, Mathias: Messung des thermischen Wachstums eines Propan-Kälteverdichters. In: telediagnose.com, März 2002, Nr. 3, S. 7 Prüftechnik Condition Monitoring: VIBXPERT® FFT-Datensammler & Siganlanalysator. In: VIBXPERT® FFT-Datensammler & Siganlanalysator, VIBXPERT Anleitungsheft telediagnose.com: Schwingungskenngrößen für Standardmaschinen. In: telediagnose.com, März 2001, Nr. 1, S. 5f. Vallourec & Mannesmann Tubes: Werk Zeithain. In: Werk Zeithain Broschüre Dr. Ing. Wirth, Rainer: Vollautomatische Maschinendiagnose an mechanischen Antrieben. In: antriebstechnik 42, Sonderdruck Nr. 3, 2003, S. 1 Dr.-Ing. Wirth, Rainer: Maschinendiagnose an Industriegetrieben. In: antriebstechnik 37, Nr. 10, 1998, S. 75-80 c) Internetquellen ASK Kugellagerfabrik: Rillenkugellager. http://www.mdesign.de/Anzeigen/Waelzlager/ ask2.html, Dez. 07 Dr.-Ing. Brensing, Karl Heinz/ Dipl.-Ing. Sommer, Baldur: Herstellverfahren für Stahlrohre. Elektronisch umgesetzt in: http://www.mrw.de/downloads/stahlrohre_dt.pdf, Aug. 07 Deutsches Elektronen Synchrotron: dBc. http://mhf-e.desy.de/e638/e1999, Feb. 07 Gesellschaft für Maschinendiagnose mbH: Umlaufender lokaler Wälzlagerschaden. http://www.maschinendiagnose.de/Kompendium/umlaufender_lokaler_Walzlagerschaden.ht ml, Jan. 07 GMN: Lagerluft. http://www.gmn.de/front_content.php?idart=37, Feb. 07 37 medias®: Wellen- und Gehäuseausführung. http://medias.ina.de/medias/de!hp.tg.cat/ tg_rot*CHEIACID*SWLRKS, Jan. 07 Moller, Philipp: Der Gleichstrommotor. http://www.uni-muenster.de/Physik.TD/gleich strommotor.html, Aug. 07 o.V.: Das magnetische Wendefeld. http://freeweb.dnet.it/motor/Kap3.htm, Okt. 07 o.V.: Fourier-Analyse und Synthese. http://praktikum.physik.uni-dortmund.de/APAnleitungen/Schwingungen/Versuch%20Nr.351.pdf, Dez. 07 o.V.: Fourier-Transformation. http://www.uni-tuebingen.de/uni/pki/skript_ppt_07/ Schwingungen_Fourier_Summe.ppt, Dez. 07 o.V. Gleichstrommotoren. http://www.zottl.de/gleichstrommotoren.htm, Aug. 07 o.V.: Magnetische Größen und Einheiten. http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/ 1003181.htm, Feb. 07 o.V.:: Wälzlagerungen. http://www.bs-wiki.de/mediawiki/index.php/Wälzlagerungen, Jan. 07 o.V.: Wälzlagerüberwachung und Wälzlagerdiagnose Level-1 / Level-2 –Strategie. http://www.elektromotoren-scholz.de/pdf/Waelzluebwadiag.pdf, Jan. 07 Paizoni, Markus: Michael Faraday. http://users.physik.tu-muenchen.de/kressier/ Bios/Faraday.html, Feb. 07 Rüdinger, Bernd: Fast Fourier Transformation (FFT). http://www.kgw.tu-berlin.de/statisch/ lehre/skript/ds/node36.html, Jan. 07 Saupe, Pieter: Kompensationsspulen. http://www.pitfax.de/diplom/kapitel411.php, Sept. 07 skf: Radiallager. http://www.skf.com/skf/support/html/dictionary/dictionary.jsp?dict Page=r&lang=de, Dez. 07 38 SPM Instrument AB: Leonova™ Infinity – Stoßimpulsmessung, dBm/dBc. http://www.spminstrument.se/data/pdf/td/TD213C.pdf, Jan. 07 Wikipedia: Lorentzkraft. http://de.wikipedia.org/wiki/Lorentzkraft, Sept. 07 Wikipedia: Elektromagnetische Induktion. http://de.wikipedia.org/wiki/ Elektromagnetische_Induktion, Sept. 07 Wikipedia: Wälzlager. http://de.wikipedia.org/wiki/Wälzlager, Okt. 07 d) Mündliche Quellen Diplom Ingenieur Rainer Bäger: Gruppenleiter der Motorenwerkstatt, der Energie- und Nebenanlagen, April 2007 – Januar 2008 39 5. Eigenständigkeitserklärung Hiermit bestätige ich, David Krake, geboren am 17.08.1989, die vorliegende „Besondere Lernleistung“ eigenständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln geschrieben zu haben. Zeithain, den 18.02.2008 David Krake 40 6. Anlagen Anlage 1 Produktionsablauf der Rohrstoßbankanlage des Zeithainer Rohrwerkes Zunächst wird das etwa 11,5 Meter Einsatzmaterial, die so genannten Rundknüppel, mittels einer Kaltsäge auf 0,9 Meter bis 2,4 Meter gekürzt und in den Drehherdofen transportiert. Nachdem die Rohrrohlinge auf die entsprechende Umformtemperatur von zwischen 1100°C bis 1280°C, je nach Einsatzmaterial, gebracht wurden, kommen sie in eine zylindrische Lochpresse. Durch hohen Druck wird ein Dorn durch den erwärmten Rohling gepresst, jedoch ohne den Boden zu durchstoßen wodurch das Ende verschlossen bleibt. Der sehr dickwandige Hohlkörper wird weitergeleitet und auf einen Dorn aufgefädelt. Der Elongator, das so genannte Streck-Schrägwalzwerk, walzt ihn auf das 1,8fache seiner Größe und man erreicht eine gleichmäßigere Wandung. Die drei fast parallel laufenden Elongatorwalzen werden separat angetrieben. Die Kraftübertragung im Elongator als auch im folgenden Arbeitsschritt, der Stoßbank, wird durch eine Zahnstange erreicht, die die Dornstange antreibt. Nach Durchlaufen des Elongators wird die Dornstange wieder herausgezogen und eine dünnere Dornstange, die der Stoßbank, tritt an ihre Stelle. Die Rohrluppe25 durchläuft daraufhin die Stoßbank, welche aus 9 Rollenkäfigen besteht. Diese wiederum sind aus vier, im neunzig Grad Winkel angebrachten kalibrierten26 Walzen, welche keinen separaten Motor besitzen. Die Durchmesser der Rollenkäfige nimmt nach hinten ab, wodurch die letzten Kalibrierwalzen eine Stoßgeschwindigkeit von bis zu sechs Metern pro Sekunde erreichen können. Nach diesem Streckvorgang, der die Rohrluppe auf das zehn bis fünfzehn fache vergrößert, durchfährt diese das Lösewalzwerk, um die eng verbundene Rohrluppe von der Dornstange zu lösen. Dies erfolgt dadurch, dass separat angetriebene Rollen oben und unten und zudem in entgegengesetzter Richtung drehen, die Dornstange jedoch starr bleibt. Somit wird die Rohrluppe von der Dornstange gedreht. Darauf folgt die Warmsäge, die das geschlossene Ende absägt. In dieser modernen Anlage werden somit zwei unterschiedliche Rohrluppengrößen produziert, die dann im folgenden Streckreduzierwalzwerk auf die geforderte Größe gewalzt werden. Dazu werden die Rohre erneut im Nachwärmofen auf Umformtemperatur erwärmt, um sie wieder formbar zu machen. 25 26 Rohrluppe: Warm- bzw. kaltgefertigter, dickwandiger, zylindrischer Rohrrohling welcher als Ausgangsrohr für einen nachfolgenden Umformschritt herangezogen wird kalibrierte Walzen: Auf ein genaues Maß angepasste Walzen, die der Form des Rohres entsprechen, daher nicht gerade sind und dem Rohr die endgültige Form geben 41 Im sich darauf anschließenden Streckreduzierwalzwerk durchlaufen sie die 30 Walzgerüste, die im Einzelnen aus jeweils drei Rollwalzen bestehen, dem so genannten Kaliber. Diese werden separat angetrieben, da die Kaliber von Walzgerüst zu Walzgerüst stetig kleiner werden und sich die Drehgeschwindigkeit von Anfang nach Ende erhöht. Die Rollwalzen eines jeden Walzgerüstes sind versetzt zueinander angeordnet, um das Rohr überall gleichmäßig walzen zu können. Nach der endgültigen Formgebung im Steckreduzierwalzwerk, wo das Rohr auf das zehnfache verlängert werden kann, kommen die Rohre, die hier bis zu neunzig Meter lang sein können auf das Kühlbett. Nach der Beendigung des Abkühlvorgangs, werden die Rohre mittels einer Lagensäge gekürzt und anschließend durch Walzen gerichtet. Danach werden sie in der Adjustage nach verschiedenen Parametern wie Länge, Wanddicke und Gleichmäßigkeit mittels neuster Technik untersucht, wie beispielsweise durch die Wirbelstrom-oder Herstellverfahren für Stahlrohre). 42 Ultraschallprüfung (vgl. mrw.de, (Vallourec & Mannesmann Tubes, Werk Zeithain) 43 Anlage 2 (pitfax.de, Kompensationsspulen) Anlage 3 G355 Elektromotor Leistung 140 kW Nenndrehzahl 900 RPM ISO Klasse Gruppe 2 (ISO 10816-3) 44 Anlage 4 (gmn.de, Lagerluft) Die radiale Lagerluft ist abhängig von den Passungen, dem Wärmehaushalt des Lagers sowie den betrieblichen Belastungen. Die normale Lagerluft CN ist so festgelegt, dass bei normalen Betriebsverhältnissen genügend Betriebslagerluft verbleibt. C2 ist die geringere Lagerluft und ist dann zu verwenden, wenn eine nahezu spielfreie Lagerung vonnöten ist. C3 und C4 sind die Maße der größeren Lagerluft und sind zum Beispiel bei hoher Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenring zu wählen. Das Axialspiel ergibt sich aus dem Radialspiel und beträgt ungefähr das 8,5 – 10fache des radialen Lagerspiels. Anlage 5 (medias.ina.de, Wellen- und Gehäuseausführung) Die Punklast liegt vor, wenn die Lastrichtung und der Lagerring relativ zueinander stillstehen. Die Umfangslast liegt vor, wenn die Lastrichtung und der Lagerring relativ zueinander drehen. Dabei wird jeder Punkt der Laufbahn belastet. 45 Anlage 6 (bs-wiki.de, Wälzlagerungen) Anlage 7 Gelten die Diricletschen Bedingungen für eine beliebige nichtperiodische Funktion y (t ) , dann: 1. lässt sich die Funktion in ihrem Definitionsintervall in endlich viele Teilintervalle zerlegen, in denen sie stetig und monoton ist 2. und die Unstetigkeitsstellen (Grenzwerte) der Funktion definieren durch y (t + 0) ) und y (t − 0) . (Fischer/Stephan 1984, S. 34) 46 Anlage 8 Abbildung des Messverlaufs des VIBXpert an einem G355 Motor des Streckreduzierwalzwerks 47 Anlage 9 (Vallourec & Mannesmann Tubes, Werk Zeithain) Die Abbildung zeigt die Wellen vom Streckreduzierwalzwerk zu den Duo-Getrieben sowie die dahinter liegenden Motoren. Anlage 10 (Luft, Messung des thermischen Wachstums eines Propan-Kälteverdichters) 48 Anlage 11 (Prüftechnik Condition Monitoring, VIBXPERT® FFT-Datensammler & Siganlanalysator) 49 Anlage 12 (Messung vom 12.04.2007) Anlage 13 (telediagnose.com, März 2001) 50 Anlage 14 51 52 Anlage 15 53 54 55 56 57 Anlage 16 (mhf-e.desy.de, dBc) Die Abbildung zeigt einen Signalträger (Spitze) mit den dazugehörigen Modulationsseitenbändern. Die Signalpegeldifferenz beschreibt dabei die Differenz zwischen dem höchsten Stoß (dBm) und den dazugehörigen Modulationsseitenbändern. Beispiel: Das in der Abbildung dargestellte Spektrum zeigt einen 499,66 MHz-Träger mit symmetrischen 6,5-kHz-Seitenbändern. Die Trägerleistung beträgt dabei -15,67 dBm. Die Seitenbandleistung (die hellere Spur) beträgt -82 dBm. Die Signalpegeldifferenz - auch Trägerabstand- beträgt somit: -82 dBm - (-15.67 dBm) = 66,33 dBc. (vgl. mhf-e.desy.de, dBc) 58 Anlage 17 59 60 Anlage 18 61 62 Anlage 19 Reparatur des G355 Elektromotors Nummer 16 Nachdem der Gleichstrommotor Nummer 16 des Walzwerkes zwei Jahre lang reibungslos im Dauerbetrieb war, musste er turnusgemäß ausgebaut und überprüft werden. Dies geschah am 31.05.2007. Zu diesem Zweck wurde der Motor in seine Einzelteile zerlegt und Teile mit einem hohen Abnutzungsgrad ausgewechselt. Vor dem Ausbau wurde eine genaue Wälzlagerdiagnostik durchgeführt, um einen Vergleich vom eingebauten zum ausgebauten Motor zu bekommen. Dazu ließ man den Motor in der Reparaturhalle im Leerlauf arbeiten, um Störimpulse, wie sie im laufenden Betrieb auftreten, auszuschließen, weil diese keine genauen Daten zulassen. (VIBXpert FFT-Datensammler und Signalanalysator) 63 Nach der Wälzlagerdiagnostik folgte die Kommutatordiagnostik. Diese ermöglicht eine Aussage darüber, ob die Schleifringe an den Auftreffstellen der Kohlebürsten eine Abnutzung erfahren haben und somit nicht mehr in einer Ebene liegen. Solch eine erhöhte Abnutzung, welche keinen einhundertprozentigen Umlauf der Schleifringe garantiert, kann zu vermehrten Funkenübersprüngen führen. Zuvor wurde jedoch die Stromzufuhr zum Motor unterbunden. Zur Überprüfung des Rundlaufs wird das Rundlaufprüfgerät auf den Lagerschild angebracht und der Fühler an die Auftreffstellen der Kohlebürsten gelegt. Danach musste der Rotor von Hand gleichmäßig gedreht werden, weil die Stromzufuhr mittels Kohlebürsten nun nicht mehr möglich war. Die Diagnose ergab, dass die Schleifringe in gutem Zustand waren und somit kein Bedarf einer Auswechslung bestand. Die eigentliche Demontage des Gleichstrommotors begann damit, dass die Lagerschilde beidseitig abgeschraubt wurden. Diese waren stark durch den Kohlebürstenabrieb verschmutzt. 64 Daher mussten sie vom Kohlestaub bereinigt werden, da sonst die Möglichkeit eines Spannungsüberschlags bestünde. Dies geschieht für den Grobstaub mit Druckluft und für festsitzen Staub durch Spiritus. In diesem Bild sind die Ablagerungen deutlich zu erkennen. Danach konnten der Tachodynamo, der Zentrifugalschalter, der Zwischenflansch und die Kupplung mittels der Befestigungsschrauben gelöst werden. Um die Kupplungsnabe von der Welle zu ziehen, 65 musste die Abziehvorrichtung an das Ende der Welle angebracht werden. Da es sich jedoch um eine Kupplungsnabe mittels Schrumpfverband handelte, die sich nur durch Druckölgeräte abziehen lassen, mussten zuvor Ölpumpen und die Ölverteilungsnuten an die dafür vorgesehen Anschlüsse angebracht werden. Mittels dieser Ölpumpen wurde der Schrumpfverband durch hohen Druck um 0.022mm gelockert, wodurch man nun den Schrumpfverband von der Kupplung lösen konnte. Dies erfolgte durch die Abziehvorrichtung die am Schrumpfverband befestigt wurde, indem sie die immer noch fest verbundene Welle aus dem Schrumpfverband nach hinten rausdrückte. Nachdem dies erfolgte, mussten die Wälzlager aufgrund der Fettqualität und Fettmenge neu gefettet werden. Daraufhin wurden ebenfalls beidseitig die Bürstenbrückenkonstruktionen abgeschraubt und die Federn der Bürstenhalter, worin die Kohlebürsten beweglich eingesteckt sind, geölt, um deren Funktionalität zu gewährleisten. Die Kohlebürsten wurden standardmäßig aufgrund ihres starken Abriebes durch neue ersetzt. Letztendlich wurde der gesamte Rotor aus dem Stator gehoben und zur Inspektion geschickt. Dabei wird er vom abgeriebenen Kohlestaub befreit und verschlissene Teile ausgewechselt. Nachdem alle Teile überprüft und erneuert beziehungsweise repariert wurden, wurde die Maschine wieder komplett montiert. Nach der Montage wurde der Motor wieder in Betrieb genommen. Hierbei war zu beachten, dass die Lagertemperatur während der ersten Stunden kontrolliert werden musste, um die einwandfreie Betriebsbereitschaft zu gewährleisten. 66 Anlage 20 (Innenringschaden) (Gesellschaft für Maschinendiagnose mbH, Umlaufender lokaler Wälzlagerschaden) 67