Tumorzentrum Winterthur INFORMATIONEN DES TUMORZENTRUMS WINTERTHUR FÜR ZUWEISENDE ÄRZTE, PATIENTINNEN UND PATIENTEN Interdisziplinäre Zusammenarbeit Die Aktivitäten der medizinischen Onkologie und der Radio-Onkologie werden im Tumorzentrum Winterthur koordiniert. Im interdisziplinären Tumorzentrum laufen aber auch die Fäden aller übrigen krebsmedizinischen Disziplinen am KSW zusammen. 2 EDITORIAL | ZAHLEN UND FAKTEN | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Liebe Leserin, lieber Leser «Krebs» macht Angst. Immer noch. Obwohl heute dank modernster Therapiemöglichkeiten durchaus Heilungschancen bestehen. Wer an Krebs erkrankt, wird meist operiert, erhält vielleicht eine Chemotherapie und wird bestrahlt. Die richtigen Therapien und die optimale Reihenfolge festzulegen ist die Aufgabe von Fachleuten, Ärztinnen und Ärzten. Doch weil die Diagnosen nicht immer einfach sind und die Therapien immer komplexer werden, treffen sie diese Entscheidungen nicht mehr allein: Am Tumorzentrum Winterthur wird die Interdisziplinarität gelebt, das heisst, es gibt eine sehr enge und kollegiale Zusammenarbeit sämtlicher am Behandlungsprozess beteiligten Spezialisten und Abteilungen, die gemeinsam für eine umfassende Betreuung der Patientinnen und Patienten sorgen. Damit garantiert es den Patientinnen und Patienten eine dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens entsprechende Diagnostik und Therapie. Doch bei allem Wissen, der technischen und medizinischen Entwicklung: Für uns stehen immer die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. Aus diesem Grund engagieren wir uns in der klinischen Forschung und in der Weiterbildung der Ärzte. Aus diesem Grund sind wir daran, neue Instrumente zur Qualitätskontrolle zu entwickeln, und aus diesem Grund bieten wir regelmässig Informationsveranstaltungen für die von Krebs Betroffenen an. Prof. Dr. med. Miklos Pless Leiter Tumorzentrum Chefarzt Medizinische Onkologie/Dept. Medizin TUMORZENTRUM WINTERTHUR | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK Tumorzentrum Winterthur – interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Onkologie «Den» Krebs gibt es nicht, genauso wenig wie «die» Behandlung. So unterschiedlich die bösartigen Tumoren sind, so verschieden sind die Therapien. Das Tumorzentrum Winterthur stellt sicher, dass die Patientinnen und Patienten in jedem Fall die bestmögliche Behandlung erhalten. In der Schweiz erkranken jährlich rund 36 000 Menschen an bösartigen Tumoren. Bei Männern ist Krebs an Prostata, Lunge, Dickdarm und an der Blase am häufigsten. Bei Frauen treten bösartige Tumoren mehrheitlich in Brust, Dickdarm, Lunge und Gebärmutter auf. Krebs ist eine komplexe Krankheit, die Therapien sind sehr unterschiedlich. Die Erfolge der heutigen Krebsmedizin sind auf die Zusammenarbeit der Chirurgie, der onkologischen Medizin und der RadioOnkologie zurückzuführen. Das Tumorzentrum des Kantonsspitals Winterthur stellt diese Zusammenarbeit sicher. Sein Ziel: die Betreuung von Krebspatienten in der Region zu koordinieren und auf einem hohen Niveau sicherzustellen. Wichtigstes Werkzeug des Tumorzentrums sind die Tumorboards: Mehrmals in der Woche treffen sich rund vierzig Ärzte aus verschiedenen Fachbereichen und tauschen sich aus – und das nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis: Jeder einzelne Fall eines Krebspatienten, der am Kantonsspital Winterthur behandelt wird, wird an diesen Tumorboards vorgestellt, entweder gleich nach der Diagnosestellung oder nach der Operation. Es ist wichtig, dass die Krebsfälle von Ärzten mit viel Erfahrung besprochen werden. Deshalb nehmen in der Regel die Chefärzte selber oder aber ihre Stellvertreter an den Tumorboards teil. Die Fallbesprechungen sind für die Ärzte ebenso wertvoll wie für die Patienten, weil sie die zum Teil schwierigen Entscheidungen gemeinsam treffen können. Da das Tumorzentrum Winterthur über eine Klinik für Radio-Onkologie verfügt, werden hier auch Patientinnen und Patienten der Partnerspitäler bestrahlt. Dazu gehören die Spitäler in Bülach, Schaffhausen, Uster und Wetzikon sowie das Lindbergspital in Winterthur. Damit die Patienten in allen Spitälern gleichwertig behandelt werden, nehmen die Ärzte aus Winterthur an den Tumorboards der Partner teil. Zur Vertiefung der interdisziplinären Zusammenarbeit werden am Kantonsspital Winterthur zudem zweimal wöchentlich Fachvisiten durchgeführt. Hier können junge Ärzte direkt vom Knowhow der Spezialisten profitieren. Ausserdem engagiert sich das Tumorzentrum in der Weiterbildung und organisiert zweioder dreimal im Jahr eine interne Fortbildung für Ärzte. Um die Behandlung unserer Patienten noch weiter zu verbessern, werden innerhalb des Tumorzentrums spezielle, nach nationalen oder internationalen Standards zertifizierte Einheiten geschaffen, z.B. das Zentrum für Brustkrebs oder das Zentrum für Darm- und Pankreaskrebs. Dadurch können wir die Qualität unserer Behandlung von unabhängigen Fachleuten beurteilen und bestätigen lassen. Ein weiteres wichtiges Element zur Verbesserung der Resultate der Krebsbehandlung ist die klinische Forschung. Durch die Teilnahme an Studien können wir unseren Patienten den Zugang zu den neuesten Medikamenten und Therapien ermöglichen. Das KSW hat eigens eine Forschungskommission gegründet, die sicherstellt, dass die Sicherheit der Studienpatienten gewährleistet ist und alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Und weil im Tumorzentrum immer die Patienten im Zentrum stehen, organisiert es regelmässig Vorträge und engagiert sich bei niederschwelligen Angeboten. Dazu gehören – die Tumortage, ein Kongress für Patientinnen und Patienten, – die Vortrags-Reihe «Gratwanderung – Leben mit Krebs», – das Turmhaus, ein Begegnungsort und Treffpunkt für Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen. 3 4 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Diagnose und Therapie Beim Auftreten eines Tumors gibt es immer drei Fragen zu beantworten, bevor ein Therapiekonzept erstellt werden kann: 1. Um welche Krebsart handelt es sich? 2. Wie stark hat sich die Krankheit im Körper bereits ausgebreitet? 3. Wie ist der Gesundheitszustand des Patienten, auf welche Begleiterkrankungen muss man Rücksicht nehmen? Diese Fragen werden im Rahmen der Diagnostik in interdisziplinärer Zusammenarbeit geklärt. Gemeinsam wird ein Behandlungsplan entwickelt und dem Patienten vorgeschlagen. Wenn er einverstanden ist, folgt die Therapie. Diese erfordert erneut die Zusammenarbeit vieler Spezialisten: Soll man operieren? Braucht es eine Chemotherapie? Vor oder nach der Operation? usw. Nach Abschluss der Behandlung braucht es eine Nachsorge. Bei dieser Nachuntersuchung wird kontrolliert, ob ein Rückfall aufgetreten ist oder sich durch die Therapie Komplikationen ergeben haben, die eine Behandlung erforderlich machen. Am Tumorzentrum Winterthur stehen alle modernen und heute gängigen Untersuchungsverfahren zur Diagnosestellung zur Verfügung. Dasselbe gilt für die Therapie von bösartigen Tumoren: Auch hier ist man auf dem neusten Stand der Entwicklung. Tumorboard Diagnostik Therapie Pneumologie Gastroenterologie Pathologie Labormedizin Interventionelle Radiologie Radiologie /Nuklearmedizin Gynäkologie Urologie Psychoonkologie Chirurgie Radio-Onkologie Medizinische Onkologie Innere Medizin Patient Tumorboard: Zusammenarbeit von Ärzten aus verschiedenen Fachbereichen TUMORZENTRUM WINTERTHUR | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK Gastroenterologie (Departement Medizin) Pneumologie (Departement Medizin) Störungen der Verdauungsorgane umfassen ein weites Spektrum an akuten und chronischen, gut- und bösartigen Krankheiten. Gastroenterologen stellen die Diagnose bei Erkrankungen in den Bereichen Darm, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Leber und Magen. Zu den häufigsten Untersuchungen gehören Magen- und Dickdarmspiegelungen sowie die Entnahme von Gewebeproben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Ultraschalldiagnostik des Bauchraumes mit Punktions- und Drainagemöglichkeit. Am Tumorzentrum Winterthur stehen alle modernen Untersuchungsverfahren zur Verfügung. Dazu gehören speziell: – Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP), Untersuchung der Gallenwege, der Gallenblase und des Pankreas mittels Kontrastmittel. – Endosonographie mit Punktions- und Interventionsmöglichkeiten. Der endoskopische Ultraschall hat sich zu einem wichtigen nichtinvasiven diagnostischen Verfahren mit hoher Spezifität entwickelt. Die transmurale endosonographisch gesteuerte Punktion bietet die Möglichkeit, eine verlässliche Diagnose auf minimalinvasivem Weg zu stellen. Damit kann auch das lokale Krankheitsstadium festgestellt werden («Staging»). Bei Tumorstenosen der Gallenwege sowie des oberen und des unteren Verdauungstraktes stehen palliative Eingriffe mittels Endoprothesen («Stents») im Zentrum. Damit gelingt es, die Durchgängigkeit des betroffenen Organs wiederherzustellen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Radiologie und der Chirurgie. Zu Tumoren in den Verdauungsorganen kommt es am häufigsten durch Dickdarm-, Enddarm-, Bauchspeicheldrüsen-, Speiseröhren- oder Leberkrebs. Die Pneumologie befasst sich mit der Diagnose und der Behandlung von Erkrankungen der Lunge, der Bronchien, des Brustfells sowie der Atemwege. Die häufigsten Tumoren der Atemorgane sind: Lungenkrebs und das maligne Pleuramesotheliom (Brustfellkrebs). Dazu kommen Stimmbandkrebs, Mund- und Rachenkrebs sowie, eher seltener, Thymustumoren (Zirbeldrüsenkrebs). Aufgabe der Pneumologie ist es, bei Vorliegen eines Lungentumors die Diagnose und die Tumorausdehnung genau zu sichern, zu definieren, welche Therapieoptionen für den Patienten möglich sind, und ihn optimal auf die weitere Behandlung vorzubereiten. Der wichtigste Faktor für die Prophylaxe wie auch für die Therapie von Lungenkrebs ist das Nichtrauchen. Die Pneumologie bietet daher auch ein psychologisch geführtes Raucherentwöhnungsprogramm an. Ob die Behandlung eines Bronchialkarzinoms auf Heilung oder auf Linderung ausgerichtet ist, hängt von Grösse und Art des Tumors und dem Vorhandensein oder Fehlen von Ablegern (Metastasen) in Lymphknoten an der Lungenwurzel oder in Organen ausserhalb des Brustraums ab. Im Frühstadium werden Bronchialkarzinome so weit wie möglich operiert. Man muss dafür meist den betroffenen Lungenlappen, manchmal auch den ganzen Lungenflügel entfernen. Ist der Lungenkrebs bereits weiter fortgeschritten und eine Heilung kaum mehr möglich, kommt eine tumorhemmende Therapie in Frage. Lungenfunktionsprüfungen geben Auskunft über die Leistungsfähigkeit der Lunge. Bei Bronchoskopien können Prozesse im Bronchialbaum und in der Lunge untersucht werden. Zudem können Verlegungen grösserer Bronchien behoben werden mittels Elektrokoagulation/Laserresektion und Stenteinlage. Bei der Untersuchung von Lungenkarzinomen, Lymphomen oder anderen unklaren, krankhaften Schwellungen der Lymphknoten kommt der endobronchiale Ultraschall (EBUS) zum Einsatz. 5 6 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Pathologie Radiologie/Nuklearmedizin Die Pathologie stellt an Zell- oder Gewebeproben oder an Operationspräparaten fest, ob es sich um eine gut- oder eine bösartige Veränderung handelt. Bei Tumoren werden die genaue Tumorart sowie der Schweregrad und die Ausdehnung der Veränderung festgestellt und allenfalls zugrundeliegende Vorerkrankungen diagnostiziert. Bei den histopathologischen Untersuchungen werden Operationspräparate und Biopsien beurteilt, wobei mikrodünne (Tausendstel-Millimeter) gefärbte Gewebeschnitte hergestellt und unter dem Mikroskop beurteilt werden. Mittels Schnellschnittverfahren (Gefriermethode) kann während einer Operation eine histopathologische Begutachtung durchgeführt und dabei zum Beispiel die Vollständigkeit einer Tumorentfernung überprüft werden. In der Zytologie werden einzelne Zellen und Zellverbände, welche mittels Abstrich, Feinnadelpunktion oder Spülflüssigkeiten (Hohlorgane/Körperhöhlen) gewonnen werden, in Analogie zur Histologie mikroskopisch untersucht. In der Immunhistochemie (Immun- bzw. Antikörperfärbung) werden mit Hilfe von markierten Antikörpern Eiweisse oder andere Zellstrukturen sichtbar gemacht. Sie dient zur Identifikation und Klassifizierung von Tumorzellen, die bestimmte Antigene (Oberflächenstrukturen) exprimieren. Seit kurzem können im Tumorgewebe durch genetische bzw. molekulare Analysen Zelleigenschaften nachgewiesen werden, die direkt in Zusammenhang mit der Wirksamkeit von bestimmten Medikamenten gebracht und therapeutisch genutzt werden können (Stichwort «Targeted Therapy/gezielte Krebstherapie»). So lässt sich z.B. die Wirksamkeit von Herceptin bei Brustkrebs feststellen. Für diese Analysen arbeitet das Kantonsspital vor allem mit den universitären Pathologieinstituten Zürich und Basel sowie mit dem Kantonsspital St. Gallen zusammen. Bildgebende Verfahren sind essenziell, um eine Diagnose zu stellen und die Tumoren genau zu lokalisieren. Am Tumorzentrum werden alle modernen Methoden zur Diagnose von Tumoren eingesetzt: – Bildgebende Verfahren mit klassischen Röntgenstrahlen: Röntgenbild und Computertomographie (CT) – Bildgebung mit Ultraschallwellen – Bildgebung mittels MRI (Kombination von Magnetfeldern und Radiowellen-Impulsen) – Bildgebung mittels Szintigraphie: Injektion von kleinen strahlenden Teilchen, welche sich an gewisse Körpergewebe binden; diese Technik kann mit Betastrahlen auch zur Therapie benutzt werden. – Moderne Tumorbildgebung beruht häufig auf einer Kombination verschiedener Verfahren. Besonders hilfreich ist das PET-CT: Es kombiniert die Darstellung von Stoffwechselaktivitäten (Zuckerumsatz in Tumoren) mit exakter anatomischer Bildgebung. TUMORZENTRUM WINTERTHUR | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK Institut für Labormedizin Psychoonkologie Am Institut für Labormedizin werden wichtige Abklärungen anhand von Blut, Punktaten und Urin gemacht. Sie sind hilfreich bei der Diagnose und der Beurteilung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Patienten. Für die Diagnose von Leukämien, Myelomen und Lymphomen werden Knochenmarkuntersuchungen vorgenommen. In den Laboratorien werden die Blutwerte gemessen. So kann z.B. anhand von Tumormarkern beurteilt werden, ob die Behandlung anschlägt. Am Kantonsspital Winterthur gibt es ein Gerät zur immunologischen Typisierung von Proben aus Blut und Punktaten, mit dem entartete Blutzellen von regulären Abwehrzellen unterschieden werden können. Falls die Beurteilung des Behandlungserfolgs es erfordert, können Krebszellen auch in sehr geringen Mengen nachgewiesen werden. Zudem wird vor jeder Chemotherapie-Sitzung das Blutbild bestimmt, um den Gesamtzustand der Patienten beurteilen zu können. Ist das Blutbild schlecht, wird die Therapie unterbrochen, bis sich die Werte verbessert haben. Eine Krebserkrankung hat immer auch Auswirkungen auf die Psyche. Starke Gefühle wie Trauer, Wut oder Verzweiflung, aber auch Ängste und Verunsicherung sind normale psychische Reaktionen. Mit einer Krebserkrankung leben zu lernen, erfordert die Auseinandersetzung mit neuen, manchmal schwierigen oder belastenden Situationen. Psychoonkologische Gespräche können helfen, Gedanken und Gefühle zu ordnen und den Prozess der Krankheitsbewältigung zu unterstützen und zu begleiten. Ziel solcher Gespräche ist es, die Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehörigen zu verbessern. Psychoonkologie kann nur in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen sinnvoll erfolgen. Deshalb sind die Psychoonkologinnen in das klinische Team integriert und nehmen auch regelmässig an den medizinischen Besprechungen teil. Am Kantonsspital Winterthur arbeiten speziell geschulte Psychoonkologinnen sowohl in der Radio-Onkologie als auch in der medizinischen Onkologie. 7 8 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Radio-Onkologie Chirurgie In der Radio-Onkologie wird mit Röntgenstrahlen das Absterben von Krebszellen eingeleitet, wobei die gesunden Zellen überleben. Mit modernen Geräten und auf Computertomographien basierenden Berechnungen gelingt es, das betroffene Gewebe sehr genau zu treffen und die Umgebung zu schonen. Alle vorangegangenen Untersuchungen werden in der Therapieplanung berücksichtigt. Die radioonkologische Behandlung gehört zu den wichtigsten Bestandteilen der Krebstherapie. Am Tumorzentrum Winterthur sind die neusten Hightechgeräte im Einsatz: – Linearbeschleuniger (kurz Linac für Linear Accelerator). Der Linac erzeugt zwei Arten von Strahlen: ultraharte Röntgenstrahlen (für die Behandlung von tiefer liegenden Tumoren) und Elektronenstrahlen (für Tumoren an der Oberfläche). – Brachytherapie: Dabei wird die Quelle der radioaktiven Strahlen direkt in den Körper und dort in den Tumor oder in dessen Nähe gebracht. – Orthovolt-Therapie (konventionelle Bestrahlung): Sie wird bei der Behandlung von Hauttumoren eingesetzt. Am häufigsten sind Bestrahlungen wegen Brust-, Prostataund Lungenkrebs. Dazu kommen Darm-, Blasen-, Nieren- und Gebärmutterkrebs, Hirntumoren, Hautkrebs, Lymphome und andere Tumorarten. Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, werden die Strahlen dazu eingesetzt, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und möglicherweise über Jahre zu erhalten. Die Chirurgie ist eines von drei Standbeinen der Krebstherapie. Auch die Tumorchirurgie hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Moderne Operationstechniken ermöglichen es, Eingriffe mit grosser Präzision, wenig Blutverlust und häufig auch mit kleinen Zugängen durchzuführen. Insbesondere die Knopfloch-Chirurgie spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der operativen Tumorbehandlung. Das Ziel der Tumorchirurgie ist es, das bösartige Gewebe vollständig zu entfernen. Somit spielen Operationen insbesondere bei Krebserkrankungen mit limitierter Ausdehnung eine Rolle. Heutzutage ist die Chirurgie häufig eingebunden in interdisziplinäre, das heisst kombinierte Behandlungskonzepte. Chemooder Radiotherapien vor oder nach der Operation helfen dabei, die Langzeitresultate der Krebsbehandlungen zu verbessern. Am Tumorzentrum des KSW werden sämtliche Tumoren der Lunge und des Magen-Darm-Traktes operiert. Seltener sind Eingriffe wegen Sarkomen oder Schilddrüsenkrebs. TUMORZENTRUM WINTERTHUR | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK Gynäkologie und Brustkrebs Urologie In der Klinik für Gynäkologie werden alle Patientinnen mit Brustkrebs und gynäkologischen Tumoren abgeklärt und gegebenenfalls operiert. Zur Behandlung der Tumoren arbeitet die Gynäkologie eng mit den medizinischen Onkologen und den Spezialisten für Strahlentherapie zusammen. Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Unser interdisziplinäres Brustzentrum arbeitet intensiv daran, die Vorgaben der Schweizerischen Krebsliga für ein zertifiziertes Brustzentrum zu erfüllen. Die Vorbereitung auf diese im Jahr 2014 erwartete Zertifizierung erfordert ein kritisches Durchleuchten unserer klinikinternen Abläufe und Behandlungskonzepte und gewährleistet eine hochwertige Betreuung unserer Patientinnen. In der Gynäkologie werden Ultraschalluntersuchungen der Brust, Mammographien und wenn nötig Gewebeentnahmen mittels Biopsie durchgeführt. Ausserdem werden sowohl gutartige wie auch bösartige Erkrankungen an der Gebärmutter und den Eierstöcken operiert. Die Fachärzte verfügen über grosse Erfahrung auf ihrem Gebiet und sind auf verschiedene Operationen spezialisiert. Wenn immer möglich operieren sie von der Scheide her oder mittels Bauchspiegelung. Die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie belastet den Körper weniger als herkömmliche Methoden. Das Departement Geburtshilfe und Gynäkologie des KSW ist Gründungsmitglied des Netzwerks für Brustgesundheit SenoSuisse, das die öffentlichen Spitäler Winterthur, Schaffhausen, Bülach, GZO Wetzikon und Uster umfasst. Im Zentrum der Klinik für Urologie stehen die Diagnostik, die Behandlung und die Erforschung von Prostata-, Harnblasen-, Nieren-, Nebennieren-, Hoden- und Peniskarzinomen. Die Therapien sind häufig multimodal und werden im Tumorzentrum wöchentlich im Rahmen des urologischen Tumorboards besprochen. Zum Spektrum der operativen Therapien gehören klassische wie auch modernste Operationstechniken. Die offen-chirurgische Technik kommt beispielsweise für die Lymphknotenentfernung bei ausgedehnten Blasentumoren, grossen Nierentumoren oder metastasierenden Hodentumoren zum Zug. Oft kann jedoch auch die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie angewendet werden. Die Spezialisten am Kantonsspital Winterthur verfügen über grosse Erfahrung mit minimalinvasiven Eingriffen an der Prostata, an Nieren und Nebennieren, sowohl in konventioneller Laparoskopie wie auch in roboterassistierter Technik mit dem KSW-eigenen «Da Vinci»-Roboter. Die Klinik für Urologie ist für laparoskopische und roboterassistierte Eingriffe eine Referenzklinik der European School of Urologic Technologies (ESUT). Dazu kommen endourologische Eingriffe, bei denen der Zugang über die Harnröhre erfolgt. Sie ermöglichen das Operieren ohne Bauchschnitt, indem die feinen Instrumente über eine natürliche Körperöffnung eingebracht werden. Dieses Verfahren kommt unter anderem bei Blasentumoren zum Einsatz. Die Klinik für Urologie beteiligt sich aktiv an der klinischen Forschung zu neuen innovativen uroonkologischen Operationsverfahren und trägt zur Entwicklung von neuen Medikamenten bei. 9 10 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Medizinische Onkologie Die medizinische Onkologie befasst sich mit der medikamentösen Behandlung von Tumorkrankheiten. Die Gefährlichkeit von Krebs beruht vor allem darauf, dass es über die Blutbahn zu Ablegern (Metastasen) kommen kann. Die Krebszellen verlassen dabei ihren Ursprungsort, wandern in ein neues Organ im Körper und wachsen dort wieder. Metastasen kann man schlecht mit lokalen Massnahmen wie Operation und Bestrahlung behandeln. Die von uns eingesetzten Medikamente gehen über die Blutbahn in den ganzen Körper und greifen alle Krebsherde an, auch wenn sie so klein sind, dass man sie im Röntgenbild noch gar nicht erkennen kann. Die wichtigsten von uns eingesetzten medikamentösen Therapien sind: – Klassische Chemotherapie: Das sind Zellgifte, die alle schnell wachsenden Gewebe angreifen. – Hormonbehandlungen: Damit können Tumoren, die gegen Hormone empfindlich sind (z.B. Brust- und Prostatakrebs), sehr wirksam bekämpft werden. – Antikörperbehandlungen: Sie können bei bestimmten Tumoren die Wirksamkeit der Chemotherapie erhöhen und haben meistens wenige Nebenwirkungen. – Gezielte Antitumortherapie: Das sind in der Regel Tabletten, die ganz gezielt bestimmte Stoffwechselvorgänge in den Tumorzellen unterbrechen können. – Immunsystem stimulierende Medikamente (eine neuere Therapie): Mit Antikörpern kann das Immunsystem so stark stimuliert werden, dass es den Tumor erkennen und erfolgreich angreifen kann. Die Medizinische Onkologie am Tumorzentrum Winterthur ist in der klinischen Forschung aktiv und beteiligt sich an nationalen wie auch an internationalen Studien, so dass Patientinnen und Patienten von neuesten Medikamenten profitieren können, die noch nicht zugelassen sind. Interventionelle Radiologie (Tumorpalliation) Im interventionellen Zentrum des Tumorzentrums werden alle gängigen interventionellen therapeutischen Eingriffe nach interdisziplinärer Indikationsstellung durchgeführt. Dazu gehören: – palliative Tumorbehandlungen mittels konventioneller Embolisation und/oder Chemoembolisation ebenso wie perkutane Thermoablationsverfahren (Radiofrequenzablation) zur Zerstörung einzelner oder multipler Tumorherde sowie zur Schmerzbehandlung – Embolisation bei Tumorblutungen und zur Schmerzbehandlung – Stentbehandlungen bei tumorbedingten Gefässverschlüssen/ Einengungen – Drainage und Ableitungen bei Harnleiterverengungen – Drainage und Stentbehandlungen bei eingeengten Gallengängen und Darmabschnitten (in Zusammenarbeit mit der Gastroenterologie) – Stentbehandlungen bei Verschlüssen der Atemwege (in Zusammenarbeit mit der Pneumologie) – bildgebungsgesteuerte Ausschaltung von Nervenplexus zur Schmerzbehandlung TUMORZENTRUM WINTERTHUR Palliative Care (Departement Medizin) Trotz modernster Therapien ist Krebs nicht in allen Fällen heilbar. Das Zentrum für Palliative Care ermöglicht unheilbar kranken Patientinnen und Patienten eine umfassende Betreuung und eine optimale Behandlung. Die Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen und ihrer Angehörigen stehen dabei im Zentrum. Ziel der Palliative Care ist es, die Lebensqualität der Patienten so weit wie möglich zu verbessern und Symptome wie Schmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Schwäche, Wundprobleme und Angst zu lindern. Vor allem in der Schmerzbehandlung sind in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht worden. Die Behandlung von psychischen und sozialen Problemen ist schwieriger. Angst kann zwar medikamentös beeinflusst, aber selten ganz aufgelöst werden. Das Zentrum arbeitet eng mit internen und externen Partnern zusammen, so dass die Patienten möglichst viel Zeit zu Hause verbringen können und möglichst kurze Zeit im Spital sein müssen. Die Zusammenarbeit mit Angehörigen, Zuweisern und ambulant tätigen Organisationen ist von grosser Bedeutung. Für die ambulante Betreuung in der Region Winterthur ist das Mobile Palliative Care Team Winterthur-Andelfingen verantwortlich, ausserhalb der Region ist es Onko Plus. Mit einer umfassenden palliativen Versorgung will das KSW Hilfe zur Selbsthilfe bieten, die Autonomie der Patienten stärken und ihnen Sicherheit vermitteln. | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK Hämatologie Die Hämatologie betreut neben Krebspatienten auch Patienten mit gutartigen Krankheiten. Wir befassen uns mit der Abklärung, der Behandlung und der Vorbeugung von Störungen des blutbildenden Knochenmarks, der Blutzellen, der angeborenen oder erworbenen Immunität sowie der Blutgerinnung. Im Hämatologielabor analysieren wir Patientenproben und unterscheiden gutartige von bösartigen Blutkrankheiten. Beide können Ursache von zu wenig oder zu viel roten Blutkörperchen, weissen Blutkörperchen oder Blutplättchen, Vergrösserung der Lymphknoten oder der Milz oder einer Blutungs- und Thromboseneigung sein. Falls Blutkrebs vorliegt, wird eine Gewebeprobe am Institut für Pathologie untersucht. Für die umfassende Diagnose von Leukämien, Lymphomen, Myelomen und myeloproliferativen Erkrankungen senden wir Proben an zertifizierte Laboratorien, die unsere Diagnose mit modernen Chromosomen- und Genanalysen ergänzen. Zur Beurteilung der Krankheitsausbreitung sind Untersuchungen durch bildgebende Verfahren am Institut für Radiologie notwendig. Die Mehrheit der Patienten wird jedoch in unserem Ambulatorium behandelt. Durch Chemotherapie, Antikörper, zielgerichtete Therapie, Immunsuppressiva, Wachstumsfaktoren, Eisen- und Vitaminpräparate, Aderlass sowie gerinnungsunterstützende oder -hemmende Medikamente können wir die Blutkrankheit heilen oder zumindest kontrollieren. Ist für die Heilung des Blutkrebses eine hochdosierte Chemotherapie mit potenzieller Stammzell- oder Knochenmarktransplantation notwendig, weisen wir die Patienten dem Universitätsspital Zürich zu. Nach Abschluss der intensiven Therapie können sie zur weiteren Überwachung und Behandlung wieder unser Ambulatorium besuchen. Wesentliche Aufgaben sind die ambulante Versorgung unserer Patienten mit Blutkomponenten, die notwendigen immunhämatologischen Abklärungen und die Gewährleistung der Transfusionssicherheit. Bei Patienten mit fortgesetzter Transfusionsbehandlung setzen wir Medikamente ein, die den schädlichen Eisenüberschuss in den Organen vermindern. 11 12 LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Zur Vertiefung der interdisziplinären Zusammenarbeit werden am Kantonsspital Winterthur zweimal wöchentlich Fachvisiten durchgeführt. Hier können junge Ärzte direkt vom Know-how der Spezialisten profitieren. TUMORZENTRUM WINTERTHUR | LEISTUNGSANGEBOT IM ÜBERBLICK 13 14 FÜR PATIENTINNEN UND PATIENTEN | TUMORZENTRUM WINTERTHUR Für Patientinnen und Patienten «Warum gerade ich?» «Was habe ich falsch gemacht?» Wenn jemand an Krebs erkrankt, stehen ganz plötzlich existenzielle Fragen im Raum, für die Patientinnen und Patienten wie auch für die Menschen, die ihnen nahestehen. Das Tumorzentrum Winterthur engagiert sich deshalb auch ausserhalb von Diagnostik und Therapie für die Betroffenen. Tumortage Ärzte besuchen nationale und internationale Kongresse, bilden sich ständig weiter. Die Kongresse bieten die Gelegenheit, mit Kollegen und Experten zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen. Patienten haben diese Möglichkeit nicht! Das Tumorzentrum des Kantonsspitals Winterthur organisiert deshalb seit 2008 jährlich einen zweitägigen Patienten-Kongress. In Vorträgen vermitteln Spezialisten ihr Fachwissen in einer für jedermann verständlichen Sprache. Zusätzlich werden interessante Workshops zu verschiedenen Themen durchgeführt. In kleinen Gruppen werden Fragen beantwortet, und es bleibt Zeit für angeregte Diskussionen. Daneben besteht die Möglichkeit, sich zu erholen und sich mit anderen Menschen auszutauschen. Der Anlass wird vom Tumorzentrum des Kantonsspitals Winterthur organisiert in Zusammenarbeit mit dem Spital Bülach, den Kantonsspitälern Frauenfeld, Schaffhausen und Münsterlingen, dem Spital Uster, der Gesundheitsversorgung Zürcher Oberland (GZO) in Wetzikon und der Krebsliga Zürich. TUMORZENTRUM WINTERTHUR | FÜR PATIENTINNEN UND PATIENTEN Gratwanderung Turmhaus Die Diagnose Krebs erschüttert eine davon betroffene Person an Leib und Seele, und es tauchen viele Fragen auf. Der Patient und seine Nächsten fühlen sich wie auf einer Gratwanderung, bei der es darauf ankommt, sorgfältig Schritt für Schritt weiterzugehen und sich so vor einem Abstürz zu bewahren. Informationen sammeln, im Gespräch sein über die Krankheit und deren Folgen auf allen Ebenen ist wichtig, um auf diesem Grat sicher voranzuschreiten. Deshalb organisiert das Tumorzentrum zusammen mit der Seelsorge seit vielen Jahren die Reihe «Gratwanderung – Leben mit Krebs». Die Vorträge, die alle zwei Monate von Fachleuten gehalten werden, regen an, sich mit Themen aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Spiritualität im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung auseinanderzusetzen. Die Dreiteilung dieser Abende der Gratwanderung hat sich bewährt. Wir beginnen jeweils in der Aula des KSW mit dem Vortrag einer Fachperson. Im zweiten Teil können Sie Rückfragen stellen und Unklarheiten klären. Der dritte Teil des Abends bietet die Gelegenheit zum Austausch. Sie haben die Chance, in einem ungezwungenen Rahmen anderen zu begegnen, die auch mit der Diagnose Krebs leben müssen oder einen Angehörigen mit dieser Diagnose begleiten. Der Referent respektive die Referentin des Abends, andere Fachpersonen und ein Seelsorger sind anwesend und offen für Gespräche mit Ihnen. Die Diagnose Krebs ist ein Schock. Sie verändert das Leben der Erkrankten und jenes der Angehörigen. Plötzlich stehen Fragen im Zentrum, die vorher kein Thema waren. Das Turmhaus ist in dieser Situation für Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen und Freunde eine wichtige Anlaufstelle. Hier können sie sich treffen und austauschen, einen Kaffee trinken und sich zurückziehen. Hier finden sie Beratung und können Kurse und Vorträge besuchen, und das alles in einer angenehmen, gemütlichen Atmosphäre. Das Zentrum für Krebskranke in Winterthur folgt dem Vorbild der «Maggie’s Centres» in Grossbritannien und des «Espace Médiane» in Genf. Es wird betreut von zwei Onkologiepflegefachfrauen und befindet sich an der Haldenstrasse 69 in Winterthur, knapp 100 Meter neben dem KSW. Es ist das erste Zentrum dieser Art in der Deutschschweiz. Getragen wird es von der Krebsliga des Kantons Zürich und dem Kantonsspital. Die Angebote sind für die Betroffenen mehrheitlich kostenlos. 15 16 TUMORZENTRUM WINTERTHUR Gemeinsam gegen den Krebs Im «Tumorzentrum Winterthur» ist die gesamte Krebsmedizin am KSW in einem Zentrum konzentriert und vernetzt. Krebspatienten werden von Spezialisten der verschiedensten Fachbereiche nach neusten Erkenntnissen und Methoden individuell behandelt und betreut. Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen ein Schock. Viele haben das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Sie sind verzweifelt, suchen in Gesprächen oder in Internetforen Rat bei Mitmenschen, die dasselbe Schicksal teilen. Die Einsicht, dass man nicht allein ist mit seinen Ängsten, ist oft der erste Schritt, um diese schwere Krankheit möglichst gut zu bewältigen. Interdisziplinäres Tumorboard Ebenso wichtig ist eine schnelle und umfassende medizinische Behandlung. Für eine genaue Diagnose braucht es die Spezialisten der Bildgebung, die mit verschie- densten Techniken – Ultraschall, Computer- und Magnetresonanztomographie – ein präzises Bild des Tumors ermitteln und allfällige Ableger lokalisieren. Endoskopische Abklärungen und Biopsien liefern weitere Entscheidungsgrundlagen. Die Spezialisten der verschiedenen Fachdisziplinen erarbeiten darauf gemeinsam mit dem Patienten einen Behandlungsplan. Am KSW sind alle diese Spezialisten in einem Tumorzentrum vereinigt. Hier laufen allen Fäden der medizinischen Disziplinen zusammen, die sich mit Krebserkrankungen befassen. «Die sofort einsetzende Zusammenarbeit aller Die Entfernung eines Lebertumors ist Präzisionsarbeit. Mehr und mehr werden dabei klassische chirurgische Techniken mit dem neuartigen Embolisationsverfahren kombiniert. Spezialisten ist enorm wichtig», sagt Prof. Dr. med. Miklos Pless, Chefarzt der Medizinischen Onkologie und Leiter des Tumorzentrums. «Der interdisziplinäre Ansatz ermöglicht uns eine optimale Betreuung und Behandlung von Patienten nach neuesten Erkenntnissen.» Um die Krankheitsbilder der Patienten zu diskutieren, treffen sich die verschiedenen Ärzte mehrmals pro Woche zum Tumorboard. Grundsätzlich sind mindestens je ein Vertreter von Chirurgie, Onkologie, Pathologie, Radiologie und Allgemeinmedizin am Tumorboard beteiligt. Je nach Fall werden aber auch weitere Experten hinzugezogen. Nach einer ein- TUMORZENTRUM WINTERTHUR Was kann die psychoonkologische Beratung erreichen? Dr. sc. nat. Regula Wagner-Huber PSYCHOONKOLOGIN, KLINIK FÜR RADIO-ONKOLOGIE Was löst die Diagnose Krebs aus? Für die meisten Patienten ist die Diagnose ein grosser Schock. Obwohl Krebs heute in vielen Fällen heilbar ist, denken die meisten Menschen in diesem Moment auch an den Tod. Dadurch wird häufig zum ersten Mal im Leben eine bewusste Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit ausgelöst. Starke Gefühle wie Angst, Unsicherheit, aber auch Verzweiflung oder Wut sind normale Reaktionen, vor allem in der ersten Zeit unmittelbar nach der Diagnose. Danach kommt es meist relativ bald zu einer emotionalen Beruhigung. Zu dieser Stabilisierung trägt auch bei, dass mit der Diagnose in der Regel ein klares medizinisches Behandlungskonzept verbunden ist. Der Patient weiss dann, was auf ihn zukommt, kann sich darauf einstellen und fühlt sich weniger ausgeliefert und hilflos. Welche Anliegen haben Patienten, die erstmals an Krebs erkranken? Für Patienten stehen der Wunsch nach einer optimalen medizinischen Behandlung und die Hoffnung auf Heilung oder Stabilisierung der Krankheit an erster Stelle. Darüber hinaus haben Patienten oft viele Fragen, da die Diagnose Krebs zu Verunsicherung führt: Warum gerade ich? Kann ich noch arbeiten? Wie informiere ich meine Familie? Werde ich Schmerzen haben? Muss ich sterben? Die Anliegen und Fragen sind vielfältig und zum Teil sehr unterschiedlich. Das rührt daher, dass die Verarbeitung von der Persönlichkeit des Patienten, aber auch von der Prognose zur Krebserkrankung und der persönlichen Lebenssituation abhängt. Für die meisten Krebsbetroffenen ist es in dieser Phase sehr wichtig, von ihrem Umfeld unterstützt zu werden. Dabei wünscht sich der Krebskranke Gesprächspartner, die ihn als Menschen ernst nehmen, ihn zu verstehen suchen, sich dafür Zeit nehmen und nicht vorschnell Lösungen und Ratschläge anbieten. Im Zentrum der Gespräche stehen die Anliegen des Patienten. Es ist ein Ort, wo belastende Gedanken, Ängste, Sorgen oder auch Hoffnungen ohne Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer ausgedrückt werden können. Dies allein hat oft schon eine entlastende Wirkung und ist wohltuend. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zudem, dass Ängste und Depressionen durch psychologische Gespräche reduziert werden können. Mit einer Krebserkrankung leben zu lernen, erfordert die Auseinandersetzung mit neuen, manchmal schwierigen oder belastenden Situationen. Der Prozess der Krankheitsbewältigung kann durch psychoonkologische Gespräche unterstützt und begleitet werden. Letztlich ist das Ziel aller psychoonkologischen Interventionen, die Lebensqualität des Patienten und seiner Angehörigen zu verbessern. An wen richtet sich das psychoonkologische Angebot? Für alle Tumorpatienten, die am Kantonsspital Winterthur behandelt werden, besteht ein psychoonkologisches Gesprächsangebot. Die Patienten werden von ihrem behandelnden Arzt darüber informiert. Das Angebot richtet sich aber auch an Angehörige, weil diese durch die Krebserkrankung mitbetroffen und häufig auch stark belastet sind. Aus diesem Grund finden oft auch Beratungsgespräche zusammen mit Ehepartnern oder Familiengespräche statt. Wenn eine Tumorbehandlung erfolgreich verläuft, bleibt oft die Angst vor einem Rückfall. Was können Sie dagegen tun? Die Angst vor einem Rückfall ist untrennbar mit einer Krebserkrankung verbunden, weil es letztlich keine absolute Sicherheit über den Erfolg einer Therapie gibt. Deshalb sind Ängste vor einem Rückfall normal, und praktisch alle Krebspatienten sind davon betroffen. Die meisten Patienten lernen damit zu leben. Je länger die Krebserkrankung zurückliegt, desto mehr kehrt in der Regel das Vertrauen in den eigenen Körper zurück. Sind die Ängste jedoch sehr ausgeprägt und beeinträchtigen die Lebensqualität des Patienten stark, ist es sinnvoll, diese Ängste in psychoonkologischen Gesprächen genauer zu analysieren. Zusammen mit dem Patienten werden dann spezifische Strategien entwickelt, welche helfen, die Ängste zu reduzieren oder den Umgang damit zu erleichtern. 17 18 TUMORZENTRUM WINTERTHUR TUMORZENTRUM WINTERTHUR gehenden Diskussion erarbeiten die verschiedenen Experten ihre Empfehlungen an den behandelnden Arzt, der mit seinem Patienten die weitere Therapie festlegt. Oft gibt es nicht nur eine einzige mögliche Therapie, sondern verschiedene Behandlungsansätze. Ein Beispiel ist der Leberkrebs. Er galt lange Zeit als praktisch unheilbar. Heute stehen verschiedene Therapieansätze zur Wahl, die oft auch kombiniert werden. Die Behandlung von Leberkrebs ist fast immer eine Teamaufgabe. Es gilt, alle Möglichkeiten zu nutzen und mit dieser Kombination die individuell beste Lösung für den Patienten zu finden. Eine Operation bietet bei Leberkrebs nach wie vor die besten Aussichten auf eine komplette Heilung. Meistens wird ein Teil der Leber entfernt, und zwar der Teil, in dem sich der Tumor befindet, zusammen mit einem Rand gesunden Lebergewebes. Eine normale Leber übersteht selbst einen grossen Gewebeverlust und erfüllt ihre Aufgaben trotzdem. In gewissen Fällen kann es allerdings notwendig sein, die Leber komplett herauszunehmen und durch eine gesunde Spenderleber zu ersetzen. Die Leber operierbar machen Ist es nicht möglich, den Tumor zu entfernen, ist es wichtig, den Krebs wenigstens «in Schach zu halten». Oberstes Ziel ist dabei, das Wachstum des Tumors zu bremsen beziehungsweise die Geschwulst zu zerstören. Hierfür gibt es verschiedene Techniken: Das bösartige Gewebe kann mit einem Verödungsmittel oder mit einer Radiofrequenzsonde verödet werden. Oder man kann die Arterien, die den Tumor mit Blut versorgen, mit verklumpenden Flüssigkeiten, kleinen Spiralen oder Kunststoffteilchen verstopfen (Embolisation). Der Gefässverschluss bewirkt, dass der Tumor zugrunde geht oder zumindest im Wachstum gehemmt wird. Die Embolisation kann auch eingesetzt werden, um eine stark befallene Leber operierbar zu machen. Dabei wird der betroffene Teil der Leber von der Blutzufuhr abgeschnitten. «Dies hat zur Folge, dass sich die gesunde Restleber innert weniger Wochen vergrössert und eine Operation möglich wird. Nach Entfernung des Tumors bleibt genügend gesundes Restlebergewebe zurück», erklärt Dr. med. Felix Grieder, Oberarzt an der Klinik für Viszeral- und Thoraxchirurgie. Die Behandlung von Leberkrebs ist fast immer eine Teamaufgabe. Es gilt, alle Möglichkeiten zu nutzen und mit dieser Kombination die individuell beste Lösung für den Patienten zu finden. Wenn der Tumor – was beim Leberkrebs leider oft der Fall ist – bereits Ableger in weiteren Organen gebildet hat, ist eine tumorhemmende Chemotherapie angezeigt. Ziel ist es dabei, das Wachstum des Tumors einzudämmen, einerseits um Beschwerden zu lindern, andererseits um weitere Kom- plikationen zu vermeiden. Dadurch wird nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erhöht, sondern auch die Überlebenszeit verlängert. Trotz diesen Fortschritten und den markant verbesserten Heilungschancen ist eine Krebserkrankung für den Betroffenen noch immer eine grosse Belastung, körperlich wie seelisch. Deshalb bietet das KSW Tumorpatienten auch eine psychoonkologische Beratung an. Alle Patienten, die eine Strahlen- oder eine Chemotherapie durchlaufen, können davon Gebrauch machen und in einem Geborgenheit vermittelnden Rahmen ihre Ängste artikulieren und die konkrete Tumorbehandlung besprechen. Das Angebot der Psychoonkologie steht auch Angehörigen offen. Tatsächlich sind sie bei Tumorerkrankungen ebenfalls stark betroffen. Deshalb ist es wichtig, dass sie mit Fachpersonen über ihre Ängste reden können. Um die Krankheitsbilder der Patienten zu diskutieren, treffen sich die verschiedenen Ärztinnen und Ärzte mehrmals pro Woche zum Tumorboard. Daran beteiligt sind mindestens je ein Vertreter von Chirurgie, Onkologie, Pathologie, Radiologie und Allgemeinmedizin. Je nach Fall werden weitere Experten hinzugezogen. 19 KANTONSSPITAL WINTERTHUR Brauerstrasse 15 Postfach 834 CH-8401 Winterthur Tel. 052 266 21 21 www.ksw.ch Wer Sie betreut Tel. 052 266 36 40 [email protected] Prof. Dr. med. Christoph A. Binkert Direktor Institut für Radiologie Chefarzt Diagnostische und Interventionelle Radiologie Tel. 052 266 26 02 [email protected] Dr. med. Thomas H. Hess Direktor Dept. Geburtshilfe und Gynäkologie Chefarzt Klinik für Gynäkologie PD Dr. med. Stefan Breitenstein Direktor Dept. Chirurgie Chefarzt Klinik für Viszeralund Thoraxchirurgie Tel. 052 266 27 02 [email protected] Tel. 052 266 24 02 [email protected] Dr. med. Urs R. Meier Direktor Klinik für RadioOnkologie Chefarzt Dr. med. Thomas Hess Chefarzt Pneumologie/ Dept. Medizin Tel. 052 266 26 45 [email protected] Tel. 052 266 23 32 [email protected] Kontakt und Anmeldung Tumorzentrum Winterthur Sekretariat Tel. 052 266 33 60 Fax 052 266 45 20 [email protected] Montag–Freitag 8.00–12.00 Uhr, 13.30–17.00 Uhr Konsiliardienst mit Ärztenummer Das Tumorzentrum Winterthur bietet für die niedergelassenen Ärzte einen telefonischen Konsiliardienst unter der Direktwahl 052 266 33 60 an. Die einzelnen Spezialisten sind weiterhin unter ihrer bisherigen Telefonnummer direkt erreichbar. Die Nummer ist für Ärztinnen und Ärzte reserviert, die kompetente Fachauskünfte vom KSW brauchen. Dr. med. Renata Flury-Frei Direktorin Institut für Pathologie Chefärztin Pathologie Tel. 052 266 25 01 renata.fl[email protected] Prof. Dr. med. Hubert John Chefarzt Klinik für Urologie Tel. 052 266 29 82 [email protected] Dr. med. Res Jost Chefarzt Gastroenterologie/ Dept. Medizin Tel. 052 266 23 31 [email protected] 1/2014 | Auflage: 1500 Exemplare | © Kantonsspital Winterthur Prof. Dr. med. Miklos Pless Leiter Tumorzentrum Chefarzt Medizinische Onkologie/Dept. Medizin