S060-062.qxd 27.09.2007 14:57 Seite 60 4 6 8 TENDENZEN CHLORHEXIDIN IN DER IMPLANTATVERSORGUNG 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Meinardus 32 34 36 38 40 Spülen gegen Periimplantitis 42 44 46 48 50 Dorothea Küsters 52 Nach Einschätzung von Implantologen sind zwischen zehn und 30 Prozent der in situ befindlichen Implantate durch das Auftreten einer Periimplantitis gefährdet. Dies kann den langfristigen Erhalt des Implantats in Frage stellen. Prof. Dr. Nicole Arweiler gibt einen Überblick zur Bedeutung von Chlorhexidin in der implantologischen Vor- und Nachsorge. 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 Weitere Informationen zu Chlorhexidin finden Sie unter www.gsk-consumer.de. Eine internationale Expertenrunde diskutierte anlässlich des zweiten Kongresses „Minimum Intervention – Maximum Benefit“ der Stiftung zur Förderung der Gesundheit (IHCF) im März dieses Jahres in Lindau am Bodensee über die Maßnahmen, die zum Implantat-Überleben beitragen können. Teilnehmer des Konsensusmeetings zum Thema „Stellenwert des Chlorhexidin in der Implantatversorgung“ waren unter Vorsitz von Prof. Dr. Elmar Reich, Biberach, Prof. Dr. Nicole Arweiler, Freiburg, Prof. Dr. Christoph Benz, München, und Prof. Dr. Edward Lynch, Belfast. 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Die bakteriell bedingte Periimplantitis weist mit ihren typischen paropathogenen Bakterien ein ähnliches Keimspektrum auf wie die Parodontitis, zeigt aber in bestimmten Punkten Unterschiede im Verlauf des Entzündungsprozesses. Welche wesentlichen Unterschiede können Sie nennen? Während der natürliche Zahn mit Zement und Desmodont in den Knochen eingebettet ist, welche eine gewisse Schutzfunktion ausüben, hat das Implantat keine Zementschicht mit inserierenden Fasern, sondern aufgrund der Osseointegration direkten Kontakt zum Knochen. Um das 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 5/2007 Implantat findet sich nur eine wenig verankerte Weichgewebsmanschette, und Bindegewebsfasern laufen meist parallel zum Implantat, sodass Keime entlang der Oberfläche relativ rasch in die Tiefe wandern und dort entzündliche Reaktionen auslösen können. Es kommt damit rascher zu einer Entzündung (Periimplantitis) und zu einem viel schnelleren Knochenverlust. Durch eine Infektion mit paropathogenen Keimen, z. B. aus benachbarten parodontal erkrankten Bereichen, kann bei zunächst gesunden periimplantären Weichgewebeverhältnissen eine periimplantäre Infektion (mit einer eventuell anschließenden progressiven Destruktion des knöchernen Lagers) eintreten. Wie können Ihrer Meinung nach die bakterienbedingten Risiken einer Periimplantitis schon vor der eigentlichen Implantation wirkungsvoll gesenkt werden? Gibt es Leitsätze aus der Parodontologie, die sich auf die Implantologie übertragen lassen? Bereits vor der Eingliederung von Implantaten ist es wichtig, die Mundhöhle möglichst keimarm zu machen, um die Übertragung von Bakterien, insbesondere paropathogene, auf das Implantat zu S060-062.qxd 27.09.2007 14:57 Seite 61 Das Röntgenbild zeigt ein Implantat mit Periimplantitis. Um das Implantat ist ein deutlicher Knochenabbau zu erkennen. Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Sculean. Im Rahmen einer OP wurde die Schleimhaut um das Implantat aufgeklappt. Das Ausmaß des starken Knochenrückgangs, als Folge einer Periimplantitis, ist zu sehen. vermeiden. Karies bzw. Parodontitis müssen vor der Implantation adäquat behandelt werden. Der Zahnarzt kann sowohl mit einer professionellen Zahnreinigung als auch mit antibakteriellen Maßnahmen in Form von Mundspüllösungen, Gelen oder Lacken zur effektiven Keimzahlsenkung bereits vor der Implantation beitragen. Dabei sollten Zunge und Tonsillen als bakterielle Nischen und Orte der möglichen Reinfektion nicht vergessen werden. Es empfiehlt sich bereits mehrere Tage vor der Implantation mit einer ChlorhexidinMundspüllösung spülen zu lassen. Für die Bakterienreduktion in den schwer zu erreichenden Nischen bieten sich Chlorhexidinprodukte in Sprayform an. Dass diese Maßnahmen wirkungsvoll einer Parodontitis vorbeugen bzw. das Ergebnis nach einer Parodontalbehandlung stabilisieren, ist wis- S060-062.qxd 27.09.2007 14:57 Seite 62 4 6 8 TENDENZEN CHLORHEXIDIN IN DER IMPLANTATVERSORGUNG 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Der IHCF hat eine Vision: 22-77-99, d.h. 22 Zähne im Alter von 77 Jahren für 99 Prozent der Bevölkerung. Weitere Infos: www.ihcf.org. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 senschaftlich belegt und kann auf die Implantologie übertragen werden. Nach den neuen Hygiene-Richtlinien des RobertKoch-Institutes von 2006 nehmen infektionspräventive Maßnahmen am Patienten einen wesentlichen Stellenwert in der Implantatversorgung ein. Was bedeutet dies für Behandler und Patient? Sowohl für Behandler als auch Patient wächst aus einer gesteigerten Aufmerksamkeit für Infektionsprophylaktische Maßnahmen eine gewisse Sicherheit. Insbesondere im Zusammenhang mit der Implantation wird darauf hingewiesen, dass Zahnreinigung und Schleimhautantiseptik zu einer erheblichen Reduktion der mikrobiellen Flora in der Mundhöhle (und im Aerosol) beitragen. Deshalb sollte vor jedem zahnärztlich-chirurgischen Eingriff eine Schleimhautantiseptik (z. B. durch Spülen mit einer wirksamen 0,2 %igen Chlorhexidinlösung) durchgeführt werden, um sowohl die Übertragung von Bakterien auf das Behandlerteam zu vermeiden, als auch die Wundheilung des Patienten zu verbessern. 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 Die Literaturliste stellen wir als PDF auf www.dentalmagazin.de zur Verfügung. Welche Faktoren sind bei der Wahl eines geeigneten CHX-Präparates zur effektiven Keimzahlsenkung zu beachten? Chlorhexidin in seiner 0,2 %igen Konzentration gilt als Goldstandard bei der Bekämpfung von Bakterien in der Mundhöhle. Das Wissen um die Wirksamkeit dieses Agens sowie die langjährige, gute Erfahrung erwachsen allerdings aus Studien, in denen bestimmte Chlorhexidin-Lösungen verwandt wurden (z. B. Chlorhexamed Forte 0,2 %). Ob einfache, wässrige Lösungen des Wirkstoffes Chlorhexidin oder die zahlreichen neuen Chlorhexidin-Lösungen Prof. Dr. B. Nicole Arweiler hat sich schon bald nach ihrem Studium (Universität des Saarlandes) mit antibakteriellen Wirkstoffen und dem Biofilm im Rahmen zahlreicher Studien an der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg, auseinandergesetzt. Ende 2005 wurde die zu der Zeit 35-Jährige zur Apl-Professorin ernannt. Ihre Schwerpunkte der klinischen Tätigkeit liegen u.a. in der Diagnostik und Therapie entzündungsbedingter Parodontalerkrankungen, der Kinderzahnheilkunde und Kariesprävention. Umfangreiche internationale und nationale Publikationen sind von der Zahnmedizinerin zu lesen. auf dem Markt die gleiche Effektivität aufweisen, ist bisher noch nicht ausreichend nachgewiesen. Ganz allgemein müssen Wirkstoffe immer in der Produktformulierung getestet und deren Wirksamkeit wissenschaftlich in zahlreichen Studien dokumentiert sein. In einer klinischen Studie aus unserer Arbeitsgruppe konnte klar nachgewiesen werden, dass der seit vielen Jahren mit guter Erfahrung eingesetzte Goldstandard Chlorhexamed Forte 0,2 % gegenüber der untersuchten alkoholfreien 0,2 %igen Chlorhexidin-Mundspül-Lösung eine signifikant bessere Wirkung gegen Plaque besitzt. Darüber hinaus sind einige Produkte in dieser Dosierung nicht als Arzneimittel zugelassen. In diesen Fällen umgehen Hersteller die im Arzneimittelgesetz für Arzneimittel vorgesehene Pharmakovigilanz zur Nachverfolgung möglicher Nebenwirkungen. 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 佥 Empfehlungen zur Prävention der Periimplantitis In der Praxis: 0,2%ige CHX-Mundspüllösung (z.B. Chlorhexamed Forte 0,2 %) 1 bis 2 Tage vor der Implantation sowie unmittelbar vor dem eigentlichen Eingriff CHX Gel 1 % nach der professionellen Zahnreinigung (z.B. Chlorhexamed 1 % Gel) CHX-Spray 0,2 % zur antibakteriellen Behandlung schwer erreichbarer Bereiche wie z. B. der Tonsillen (z. B. Chlorhexamed Forte 0,2 % als Spray) Systemisches Antiphlogistikum während der Einheilungsphase 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 5/2007 Zu Hause: 0,2%ige CHX Mundspül-Lösung in der Einheilphase (ca. 4 bis 8 Wochen) CHX 0,06 % für die antibakterielle Unterstützung mechanischer Zahnreinigung nach erfolgreicher Einheilung des Implantats CHX Gel 1 % für die Reinigung der Implantatpfosten sowie Zwischenraumbereiche mit Interdentalbürstchen CHX-Spray 0,2 % zur antibakteriellen Unterstützung schwer erreichbarer Bereiche