Synthese strukturierter Hybridnanopartikel und neuartiger filmbildender Polymerdispersionen via Miniemulsionsprozess Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) in der Wissenschaftsdisziplin Makromolekulare Chemie der Universität Ulm vorgelegt von Nicole Jagielski geboren am 8.11.1979 in Berlin Ulm, im April 2007 ii Amtierender Dekan Herr Prof. Dr. Klaus-Dieter Spindler 1. Gutachter Frau Prof. Dr. Katharina Landfester 2. Gutachter Frau Prof. Dr. Nicola Hüsing Tag der Promotion 9.Juli 2007 iii iv 0. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung -3- 2. Grundlagen 2.1. Heterophasensysteme -6- 2.1.1. Emulsionen -6- 2.1.2. Emulsionspolymerisation -8- 2.1.3. Miniemulsion -11- 2.2. Polyaddition -15- 2.3. Lanthanide -19- 2.3.1. Gadolinium -22- 2.3.2. Lanthanidnanopartikel -23- 2.3.3. NMR-Shift-Reagenzien -25- 2.4. Funktionalisierung von Partikeloberflächen -27- 2.5. Nanokapseln -30- 3. Messmethoden 3.1. Mikroskopische Methoden 3.1.1. Elektronenmikroskopie -36-36- 3.1.1.1. Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) -38- 3.1.1.2. Rasterelektronenmikroskopie (REM) -39- 3.1.2. Rasterkraftmikroskopie (AFM) -40- 3.2. Röntgenstreuung -42- 3.3. SQUID-Magnetometer -45- 3.4. Elektrokinetische Phänomene -47- 3.4.1. Elektrophorese -48- 3.4.2. Strömungspotentialuntersuchungen -50- 3.5. Magnetresonanztomographie (MRT) -52- 3.5.1. Spin-Gitter-Relaxation (Längsrelaxationszeit T1) -54- 3.5.2. Spin-Spin-Relaxation (Querrelaxationszeit T2) -57- 4. Ergebnisse und Diskussion 4.1. Wässrige PUR-Dispersionen -58- 4.1.1. Analyse des Einflusses von Diisocyanat und NCO/OH-Verhältnis -60- 4.1.2. Kettenverlängerung mit Ethylendiamin -73- 4.1.3. Kontaktwinkelmessungen -78- 4.2. Synthese von strukturierten Lanthanid-Partikeln 4.2.1. Gadoliniumhaltige PLMA-Nanopartikel -80-801 0. Inhaltsverzeichnis 4.2.2. Variation der Lösungszeit des Komplexes in LMA -91- 4.2.3. Variation der Tensidart und –konzentration -93- 4.2.4. Variation des Molverhältnisses zwischen Monomer und Komplex -97- 4.2.5. Untersuchung des Monomereinflusses -100- 4.2.6. Variation Lanthanidion -107- 4.2.7. Variation des Liganden -113- 4.2.8. Funktionalisierung der Partikeloberfläche -118- 4.2.9. Synthese von fluoreszierenden Polymerpartikeln -122- 4.3. Verkapselung von Kontrastmitteln -125- 4.3.1. Synthese von PUR-Nanokapseln -129- 4.3.2. Variation der Polymerhülle -136- 4.3.3. Variation des Magnevist® zu Wasser-Verhältnisses -142- 4.3.4. Einfluss verschiedener Parameter auf die Teilchengröße -144- 4.3.5. Variation des Kontrastmittels -149- 5. Zusammenfassung -152- 6. Summary -159- 7. Experimenteller Teil 7.1. Synthese von PUR-Dispersionen -164- 7.2. Herstellung strukturierter Lanthanidnanopartikel -166- 7.3. Synthese von Nanokapseln -171- 8. Anhang 2 8.1. Abkürzungen -175- 8.2. Symbole -176- 8.3. Methoden -178- 9. Referenzen -182- Danksagung -189- Curriculum Vitae -191- Erklärung -193- 1. Einleitung Kapitel 1. Einleitung Erstaunen ist der Beginn der Naturwissenschaft. (Aristoteles) Die Nanotechnologie, welche sich vom griechischen Wort „nanos“ für „Zwerg“ ableitet, stellt in der heutigen Zeit einen stark anwachsenden Industriezweig dar. Diese bezeichnet weniger eine Technologie als eher einen Überbegriff für eine Vielzahl von Anwendungen und Produkten im Nanometermaßstab, z.B. kleinste Partikel. Durch die Reduzierung von Materialien auf Nanometerbereiche können deren Eigenschaften, wie beispielsweise das elektrische und magnetische Verhalten sowie das Erscheinungsbild, verändert werden. Warum sind Nanopartikel für industrielle Anwendungen so interessant? Ein wesentlicher Punkt ist das Verhältnis seiner Oberfläche zu seinem Volumen. Je kleiner ein Partikel ist, desto größer wird seine relative Oberfläche. Auf Grund der relativ großen Oberfläche können Materialien aus Nanopartikeln andere mechanische, elektronische, chemische oder optische Eigenschaften als das Ausgangsmaterial aufweisen. Es ist außerdem möglich, die Materialeigenschaften über die Teilchengröße zu verändern. Im industriellen Maßstab werden Nanopartikel zu anderen Stoffen bzw. Stoffgemischen zugesetzt, um deren Eigenschaften zu verändern. Bereits jetzt werden Sonnenschutzprodukten Titandioxidnanopartikel beigesetzt, um eine Adsorption von UV-Strahlen zu minimieren. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht in der Beschichtung von Materialien durch Nanopartikel. Dies wird vor allem zur Verbesserung des Korrosionsschutzes sowie des Abweisens von Bakterien, Wasser und Schmutz angewendet. Eine Möglichkeit der Herstellung von Partikeln im Nanobereich stellt Miniemulsionstechnik dar. Bereits 1973 entwickelte die Gruppe um Ugelstad [1] die diese Methode, welche eine spezielle Methode der Heterophasenpolymerisation darstellt. Durch Unterdrückung von Diffusionsprozessen (Ostwald-Reifung) werden kleine und stabile Nanotröpfchen hergestellt, welche als abgeschlossene Nanoreaktoren zu betrachten sind. 3 1. Einleitung Dieses wird einerseits durch eine Homogenisierung der Miniemulsion durch beispielsweise Ultraschall und andererseits durch den Zusatz eines hydrophoben Reagenz erreicht. Bei der Ostwaldreifung handelt es sich um das Wachsen der größeren Tröpfchen zu Gunsten der kleineren. Die Triebkraft ist der in den Tröpfchen vorhandene Laplace-Druck. Durch den Zusatz eines hydrophoben Reagenz, welches in den Tröpfchen vorliegt, kommt es zur Entstehung eines osmotischen Drucks in den Tröpfchen, welcher dem Laplace-Druck entgegenwirkt und dadurch die Ostwaldreifung verhindert. In der vorliegenden Arbeit sollen nun die Synthese und der Filmbildungsprozess von Polyurethandispersionen, die Eigenschaften von lamellaren anorganisch-organischen Nanohybridmaterialien sowie deren Funktionalisierung und die Herstellung von Nanokapseln zur Anwendung in der medizinischen Diagnostik mit Hilfe des Miniemulsionsprozesses untersucht werden. Die Polyadditionsreaktion zwischen einer Diol- und einer Diisocyanatkomponente zu Polyurethan wird auf Grund der hohen Reaktivität des Diisocyanats mit Wasser meist in organischen Medien durchgeführt. Ziel war es hier, die Miniemulsionstechnik zu nutzen, um Polyurethandispersionen in wässrigen Medien herzustellen. Um den Filmbildungsprozess zu optimieren und stark hydrophobe Filme herzustellen, wurden Dispersionen eine zusätzliche Fluorkomponente zur Erhöhung der Hydrophobie der PUR-Filme zugesetzt. Der Filmbildungsprozess wurde unter Variation des Diisocyanats und des Verhältnisses zwischen Diol und Diisocyanat untersucht. Eine Kettenverlängerung der Polymermoleküle erfolgte zur Herstellung von längerkettigen Polyurethanen. Lanthanidverbindungen kommen in verschiedenen Bereichen zur Anwendungen. Hydrophobe Komplexe, wie beispielsweise Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, werden als NMR-Shiftreagenzien verwendet, während hydrophile Verbindungen, wie zum Beispiel Magnevist®, ein hohes Anwendungspotential als Kontrastmittel in der bildgebenden Medizin zeigen. Im ersten Fall wurde die Synthese von anorganisch-organischen Hybridmaterialien durch den Zusatz von hydrophoben Lanthanidkomplexen in Miniemulsionen untersucht. Die Verwendung des hydrophoben Komplexes führte zu Selbstorganisationsprozessen innerhalb der erhaltenen Nanopartikel unter Ausbildung von lamellaren Strukturen. 4 1. Einleitung Durch die Untersuchung verschiedener Reaktionsparameter, wie den verwendeten Monomeren, dem Monomer-zu-Komplex-Verhältnis, dem Metallzentrum oder auch dem Tensid, konnte gezeigt werden, dass die Strukturierung auf Organisationsvorgänge zwischen dem Lanthanidkomplex und dem Tensid SDS beruht. Des Weiteren spielte die Wahl des Monomers und die Konzentration an SDS eine wichtige Rolle. Funktionalisierte Nanopartikel sind vor allem für die Anwendung im biologischen sowie medizinischen Bereich von zunehmender Bedeutung. Hierzu wurden die Oberflächen von strukturierten Gadoliniumpolymerpartikeln mit Carboxylgruppen durch Copolymerisation in Miniemulsion funktionalisiert und diese zu ersten Untersuchungen in Zelllinien gegeben. Es ist nun möglich, in späteren Schritten an diesen Carboxylfunktionen Kopplungsreaktionen mit Antikörpern und Proteinen etc. durchzuführen, um den Transport von Nanopartikeln gezielt steuern zu können. Vorteil dieser Methode ist die zusätzliche Möglichkeit der Einkapselung von Materialen (z.B. Wirkstoffe), welche gezielt zum Wirkstoffort gelangen und dort freigesetzt werden können. Zusätzlich zur Einbettung von hydrophoben Lanthanidkomplexen in Polymerpartikel wurde auch die Verkapselung von hydrophilen Gadoliniumverbindungen (z.B. Magnevist®) in polymere Hüllen untersucht. Diese beeinflussen auf Grund des paramagnetischen Verhaltens des Gadoliniumions die T1-gewichteten Relaxivitäten der im Körper vorhandenen Protonen und lassen das Gewebe in MRT-Aufnahmen heller erscheinen. Da zur Kontrastierung des Körpers hohe Dosen an Kontrastmittel nötig sind, gibt es zunehmendes Interesse an der Verkapselung von Kontrastmitteln in Polymerpartikeln, welche sich dann nur in selektiven Regionen im Körper befinden würden. Durch die Einbettung in eine Polymermatrix ist es dadurch möglich, die Menge an Kontrastmittel unter Abnahme der Dosierungsmenge zu erhöhen und gleichzeitig eine Erhöhung der Relaxivitäten zu erhalten. In dieser Arbeit wurden die wässrigen MRT-Kontrastmittel Magnevist® und Gadovist® in Nanokapseln mit unterschiedlichen Polymerhüllen (Polyurethan, Polyharnstoff, vernetztes Dextran) durch einen inversen Miniemulsionsprozess eingebracht. Durch Variation von Reaktionsparametern konnte festgestellt werden, dass die Gadoliniumverbindungen tensidische Eigenschaften zeigen und zur zusätzlichen Stabilisierung der Kapsel vom Kapselinneren dienen. Erste Kernspinuntersuchungen zeigten unter physiologischen Bedingungen (Pufferlösungen, Blut etc.) für kontrasthaltige Polyurethan- sowie Dextran-Nanokapseln einen positiven Effekt auf die T1-Relaxivität des Wassers. 5 2. Grundlagen Kapitel 2. Grundlagen Discovery is seeing what everybody else has seen, and thinking what nobody else has thought. (Albert Szent-Gyorgi) 2.1. Heterophasensysteme Heterophasensysteme spielen in unserem alltäglichen Leben eine wichtige Rolle. Zu solchen Systemen zählen unter anderem Phänomene wie Nebel, Rauch oder Schäume. Eine besondere Bedeutung wird vor allem Dispersionen und Emulsionen zugeordnet. Diese lassen sich beispielsweise in der Lebensmittelindustrie als Fruchtsaft, Bier (Dispersionen) sowie als Milch und Mayonaise (Emulsionen) oder auch in der pharmazeutischen Industrie in Cremen, Schminken und Zahnpasta (Emulsionen und Dispersionen) wiederfinden. Auch für die Kunststoffindustrie ist die Verwendung vor allem von Emulsionen zunehmend von großer Bedeutung. So finden sie beispielsweise in Dispersionsfarben und in der Herstellung von Kunststoffen Anwendung. 2.1.1. Emulsionen Emulsionen sind Heterophasensysteme, welche aus zwei nicht miteinander mischbaren Flüssigkeiten bestehen. Fein verteilte Tröpfchen einer flüssigen Phase (dispergierte Phase) in einer zweiten flüssigen Phase (kontinuierliche Phase) können durch Einsatz von mechanischen Kräften wie Schütteln, Rühren oder Ultraschall erhalten werden. 6 2. Grundlagen Wird als kontinuierliche Phase Wasser verwendet, so spricht man von direkten Emulsionen oder Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W-Emulsion), wird Öl verwendet, bezeichnet man diese als inverse Emulsionen bzw. Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O-Emulsion). Des Weiteren können Emulsionen hinsichtlich ihrer Teilchengröße, ihrer Thermodynamik und ihrer Herstellung in Makro-, Mini- und Mikroemulsion unterschieden werden. Bei der Makroemulsion wird die Ölphase durch Rühren in eine wässrige Phase dispergiert. Der Zusatz eines Tensides begünstigt die Erhöhung der Stabilität der Emulsion. Die Tröpfchengrößenverteilung liegt in einem breiten Bereich und durch die hohe Tensidkonzentration liegen neben den an der Grenzfläche adsorbierten Tensidmolekülen oft auch Mizellen in der kontinuierlichen Phase vor. Makroemulsionen sind meist instabil und brechen nach kurzer Zeit. Die Miniemulsion, welche in Kapitel 2.1.3. ausführlich beschrieben wird, unterscheidet sich durch zwei grundlegende Besonderheiten von anderen Emulsionsarten. Dem System wird ein hydrophobes Reagenz zugegeben und die Dispergierung erfolgt durch intensives Rühren unter Energieeintrag mittels Ultraschall oder anderen hohen Scherenergien. Dadurch können Emulsionen, die kinetisch stabil sind und Teilchengrößen im Bereich von 30 bis 550 nm aufweisen, erhalten werden. Der Begriff Mikroemulsion wurde 1959 vom englischen Chemiker Schulman [2] geprägt. Danach sind unter Mikroemulsionen disperse, makroskopisch homogene, thermodynamisch stabile Systeme zu verstehen, die aus zwei nicht miteinander mischbaren Flüssigkeiten – in der Regel Wasser und Öl – bestehen, denen ein Tensid und häufig ein kurzkettiger aliphatischer Alkohol als Cotensid zugesetzt werden. Mikroemulsionen erscheinen transparent bis opak, da die Teilchengrößen mit 5 - 50 nm sehr gering sind und das Licht nur schwach gestreut wird. Die Herstellung von Mikroemulsionen kann nur erfolgen, wenn die Grenzflächenspannung zwischen den beiden Phasen extrem erniedrigt werden kann und so die thermische Energie allein zur Homogenisierung ausreicht. Diese ist nur durch hohe Tensidkonzentrationen und Zugabe eines Cotensids möglich. Ein Cotensid ist ein oberflächenaktives Reagenz, das zusammen mit dem Tensid die Grenzflächenspannung weiter erniedrigt. Cotenside bilden selbst keine mizellaren Aggregate [3, 4]. 7 2. Grundlagen 2.1.2. Emulsionspolymerisation Zur Herstellung von Latexdispersionen im industriellen Maßstab wird die Emulsionspolymerisation angewandt [5]. Dabei handelt es sich meist um radikalische Polymerisationen von nur sehr gering wasserlöslichen Monomeren, durch welche Partikel mit Größen von 0.05 bis 5 μm synthetisiert werden können. In Abbildung 2.1. ist schematisch das Prinzip der Emulsionspolymerisation dargestellt. Zu Beginn der Polymerisation liegen Monomertröpfchen mit Größen von bis zu 1 μm vor, welche durch oberflächenaktive Substanzen, Tenside, stabilisiert werden. Tensidmoleküle sind amphiphile Moleküle, bestehend aus einem hydrophoben Schwanz und einer hydrophilen Kopfgruppe. M M M I M I M M M M M M I M I M I M – Monomer I – Initiator – Tensid – Polymerkette Abb. 2. 1. Schematische Darstellung der Emulsionspolymerisation. Auf Grund dieser Morphologie lagern sie sich an der polar/unpolaren Grenzfläche (z.B. Wasser/Luft oder Wasser/Öl) an, wobei die hydrophile Kopfgruppe in die umgebende Wasserphase eintaucht und der hydrophobe Schwanz aus der wässrigen Phase herausgedrängt wird. 8 2. Grundlagen Tenside bilden oberhalb ihrer kritischen Mizellkonzentration (engl. critical micelle concentration; cmc) Mizellen, in deren lipophiles Inneres nun die hydrophoben Monomermoleküle eindringen können und sie aufquellen lassen. Demzufolge liegen in der Emulsionspolymerisation neben Monomertröpfchen auch monomergequollene Mizellen, leere Mizellen und gequollene Polymerpartikel vor. Zwischen den Monomeren in den Tröpfchen und der umgebenden Wasserphase stellt sich ein Verteilungsgleichgewicht ein. Normalerweise wird in der Emulsionspolymerisation mit Tensidkonzentrationen oberhalb der cmc gearbeitet. Dadurch sind mehr Mizellen (≈ 1018 cm-3) als Monomertröpfchen vorhanden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Monomer in eine Mizelle eintritt, ist demnach wesentlich größer als die Rückdiffusion in ein Monomertröpfchen. Es entsteht ein Diffusionsstrom aus den Monomertröpfchen in die Mizellen. Die Monomertröpfchen wirken als Reservoir. Der Initiator zerfällt in der wässrigen Phase und die entstandenen Radikale reagieren zunächst mit freien Monomermolekülen, bevor sie in die Mizellen oder Monomertröpfchen hinein diffundieren und dort die Polymerisation starten. Da die Gesamtoberfläche der Mizellen größer ist als die Gesamtoberfläche der Monomertröpfchen (ca. 103 bis 104) findet der Start der Polymerisation nahezu ausschließlich in den monomergequollenen Mizellen statt. Die Polymerisation in der wässrigen Phase ist dadurch ohne jede Bedeutung. Die Emulsionspolymerisation kann an verschiedenen Orten gestartet werden. So ist der Start in der wässrigen Phase, in der Mizelle, in den Monomertröpfchen und an der Grenzfläche zwischen Wasser- und Ölphase möglich. Der bevorzugte Initiierungsort stellt die wässrige Phase dar. Monomere, die in der Wasserphase frei vorliegen, werden von Initiatorradikalen erfasst, angelagert und zu Polymerisationskeimen umgewandelt. Für die Synthese der endgültigen Teilchen werden nun unterschiedliche Mechanismen diskutiert. Bei einer homogenen Keimbildung wachsen die Polymerisationskeime in der Wasserphase zu primären Teilchen weiter und adsorbieren dabei Emulgator [6-9] . Beim mizellaren (heterogenen) Mechanismus erfolgt eine Diffusion der Oligoradikale in die mit Monomer gequollenen Mizellen, in denen dann die Polymerisation weiterläuft [10-14]. Die Kinetik des mizellaren Mechanismus wird in drei bzw. vier Intervalle eingeteilt (Abb. 2. 2.): Nukleierung und Partikelbildungsphase (I), Partikelwachstumsphase (II), Monomerverarmungsphase (III) und Gelpeak (IV). 9 2. Grundlagen vbrutto II I III IV t Abb. 2. 2. Kinetik der Emulsionspolymerisation nach Harkins [15] , Auftragung der Polymerisations- geschwindigkeit (vbrutto) in Abhängigkeit von der Zeit (t). In der Nukleierung und Partikelbildungsphase (I) der Polymerisation werden nahezu alle Partikelkerne innerhalb der Mizellen gebildet. Die Polymerteilchen wachsen rasch in den Mizellen, später in denen durch Tenside stabilisierten Teilchen. Die wachsenden Teilchen benötigen auf Grund ihrer immer größer werdenden Oberfläche mehr und mehr Tensidmoleküle zur Stabilisierung, welche aus den Mizellen geliefert werden. Nach einer bestimmten Zeit sind alle Mizellen verschwunden, und die Zahl der Latexteilchen ist weitgehend festgelegt (Ende des Intervalls I). In der Partikelwachstumsphase II nehmen die Polymer-Monomer-Teilchen fortlaufend Monomer auf, welches aus den Monomertröpfchen über die Wasserphase angeliefert wird. Die Reaktionsgeschwindigkeit bleibt konstant, bis alle Monomertröpfchen verbraucht sind. In der dritten Phase (III) kommt es zur Verarmung des Systems an Monomer. Die mit Monomer gefüllten Polymerpartikel polymerisieren aus. Da kein Monomer aus der wässrigen Phase oder den Monomertropfen nachgeliefert werden kann, nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit ab. In der Emulsionspolymerisation kann auch ein viertes Intervall (IV) auftreten, in dem durch den Norrish-Trommsdorff-Effekt eine Erhöhung der Polymerisationsgeschwindigkeit hervorgerufen werden kann. Diese Erhöhung wird in der Literatur auch als Gelpeak bezeichnet. Mit steigender Kettenanzahl nimmt die Viskosität in den Latexteilchen zu. Dadurch wird die Diffusion zweier Makroradikale zueinander gehemmt und die Zahl der aktiven Teilchen pro Mizelle steigt, was in einer Erhöhung der Polymerisationsgeschwindigkeit resultiert. Ist die Viskosität so hoch, dass die Monomere nicht mehr frei diffundieren können, so Polymerisationsgeschwindigkeit. 10 kommt es wieder zu einer Abnahme der 2. Grundlagen 2.1.3. Miniemulsion Das Prinzip der Miniemulsionstechnik wurde 1973 von Ugelstad et al. entwickelt [1] . Ein Miniemulsionssystem bestehend aus Öl, Wasser, Tensid und Hydrophob wird einer hohen Scherung unterworfen. Es können stabile Emulsionen und nach der Polymerisation stabile Latices mit sehr geringen Tensidanteilen hergestellt werden. Neben dem eingesetzten Tensid dient auch das Hydrophob zur Stabilisierung der Tröpfchen. In der älteren Literatur wird das Hydrophob häufig als „Cotensid“ bezeichnet. Dies ist allerdings nicht korrekt, da es sich bei der hydrophoben Substanz nicht um ein Amphiphil handelt [16] . Es liegt als hydrophobes Reagenz im gesamten Tröpfchen vor und reichert sich nicht an der Phasengrenzfläche an. In Abbildung 2.3. ist schematisch der Prozess zur Herstellung von wässrigen (direkten) Miniemulsionen gezeigt. Tensid Hydrophob Monomer Monomer Monomer Polymer Wasser Zugabe von Wasser und Tensid Ultraschall Polymerisation Abb. 2.3. Schematische Darstellung der direkten Miniemulsionspolymerisation. Zu Beginn des Miniemulsionsprozesses befindet sich das Hydrophob, meist Hexadekan [17, 18], gelöst in der Monomerphase. Zu der Ölphase wird eine wässrige Tensidlösung gegeben. Diese Mischung wird nach kräftigem Rühren mittels Ultraschall oder eines Hochdruckhomogenisators emulgiert [19]. 11 2. Grundlagen Durch das Einwirken des Ultraschalls wird ein Pseudo-Gleichgewicht eingestellt, welches die Polydispersität erniedrigt und durch die vorliegenden Tenside eine maximal zu stabilisierende Oberfläche bildet. Dadurch können Miniemulsionströpfchen mit geringen Größen erhalten werden. Miniemulsionen werden daher direkt nach der Homogenisierung auch als „kritisch stabilisiert“ bezeichnet [20, 21] . Durch eine Variation der Tensidkonzentration wird nach ausreichender Ultraschalldauer die für das System minimal erreichbare Teilchengröße bzw. die maximale Grenzfläche erhalten. Das bedeutet, jedes Tensidmolekül stabilisiert die größtmögliche Fläche. Dies wird durch die bei der Homogenisierung auftretenden Kavitationserscheinungen ermöglicht [22]. Bei Kavitation handelt es sich um einen Prozess, bei dem die longitudinale Kompressionswelle eine Unterdruckphase schafft, die ausreicht, um die Kohäsionskräfte einer Flüssigkeit zu überwinden. Hohlräume bzw. Dampfbläschen entstehen und kollabieren während der anschließenden Überdruckphase. Dadurch kommt es zur Entwicklung hoher Temperaturen und Drücke [23, 24]. Durch die implodierenden Kavitationsblasen können die Emulsionströpfchen zerreißen. Es bilden sich kleine Tröpfchen, die wegen ihrer großen Oberfläche nicht mehr stabilisiert werden können und teilweise aggregieren oder zusammenfließen. Dieser Prozess wiederholt sich mehrmals. Zur Stabilisierung der neu geschaffenen Tröpfchen dient eine Tensidadsorption an der neu gebildeten Grenzfläche. Damit das geschieht, müssen sich die Tröpfchen durch eine zusätzliche Strömung vom Haupterzeugungspunkt der Kavitationsbläschen, beispielsweise direkt unterhalb des Ultraschallstabes, wegbewegen [19]. Die gebildeten Tröpfchen werden anschließend durch einen wasserlöslichen Initiator aus der kontinuierlichen Phase oder durch einen öllöslichen Starter, der der Monomerphase vor der Emulgierung zugegeben wird, polymerisiert. Die Stabilisierung der Nanotröpfchen erfolgt durch eine Tensid/Hydrophob-Kombination. Die Monomertröpfchen sind im Gegensatz zur konventionellen Emulsionspolymerisation der Nukleationsort. Wird jedes Monomer-Nanotröpfchen unabhängig voneinander polymerisiert und weisen die Monomertröpfchen die gleiche Größe auf, so geht man von einer idealen Miniemulsionspolymerisation aus. Dieses wurde mit Hilfe der Neutronen- Kleinwinkelstreuung (SANS) von Teilchengrößen vor und nach der Polymerisation belegt [17, 18] . Um feinteilige Emulsionen herstellen zu können, müssen die kleinen Tröpfchen gegen Koaleszenz und Ostwald-Reifung stabilisiert werden. 12 2. Grundlagen Die Koaleszenz ist definiert als das Zusammenfließen der Tröpfchen durch Kollisionsvorgänge. Die Stabilisierung dagegen wird in der Regel durch Zugabe eines Tensides erreicht. In der Literatur wird dazu meist der Gebrauch des anionischen Tensides Natriumdodecylsulfat (SDS) beschrieben. Nur durch Tensidzugabe kann allerdings nicht die Ostwald-Reifung kleiner Tröpfchen unterdrückt werden. Bei der Ostwald-Reifung handelt es sich um das Wachsen größerer Tröpfchen auf Kosten der Kleineren [25]. Die Triebkraft dieses Prozesses ist der größere Laplace-Druck PL im Inneren der Tröpfchen, der durch die stärkere Oberflächenkrümmung hervorgerufen wird. Er kann durch die Gleichung: PL = 2γ LL r (2. 1.) mit γLL für die Grenzflächenspannung zwischen den Flüssigkeiten und r für den Tröpfchenradius beschrieben werden. Der Laplace-Druck ist für kleinere Tröpfchen größer als für größere, dadurch wird bei endlicher Löslichkeit der dispersen Phase in der kontinuierlichen Phase Flüssigkeit aus den kleinen Tröpfchen in die großen diffundieren. Im Fall der Miniemulsionstechnik wird die Unterdrückung der Ostwald-Reifung durch Zugabe einer öllöslichen und nahezu wasserunlöslichen Substanz (Hydrophob) erreicht. Dieser baut einen entgegenwirkenden osmotischen Druck innerhalb der Tröpfchen auf [26] (siehe Abbildung 2.4.). Abb. 2.4. Unterdrückung der Ostwald-Reifung durch Zugabe einen Hydrophobs. Der osmotische Druck kann nach folgender Formel berechnet werden, Π osm = nRT 4 3 πr 3 (2. 2.) 13 2. Grundlagen mit Πosm - osmotischer Druck, n - Zahl der Hydrophobmoleküle, R - ideale Gaskonstante, T Temperatur und r - Tröpfchenradius. Neben der Öl-in-Wasser-Miniemulsion (direkte Miniemulsion) kann auch der inverse Fall, in welcher eine wässrige Phase in einem organischen Lösungsmittel dispergiert ist, genutzt werden (Abb. 2.5.). Tensid Lipophob Monomer Monomer Öl Zugabe von Öl, Tensid Polymer Ultraschall Polymerisation Abb. 2.5. Schematische Darstellung der indirekten Miniemulsionspolymerisation. Statt eines Hydrophobs wie bei direkten Miniemulsionen wird hier ein Lipophob eingesetzt. Üblicherweise handelt es sich dabei um Salze, da sie eine geringe Löslichkeit in organischen Medien aufweisen [27]. Im Vergleich zur direkten Miniemulsionspolymerisation ist die Auswahl an einsetzbaren Tensiden beschränkt. Zur Herstellung von stabilen inversen Dispersionen werden beispielsweise Natrium-bis(2-ethylhexyl)-sulfosuccinat (AOT), Sorbitmonoleat (Span 80) oder auch nichtionische Blockcopolymere als Tenside eingesetzt. Als am effektivsten hat sich dabei das amphiphile herausgestellt (Abb. 2.6.). 14 Blockcopolymer Poly[(ethylen-co-butylen)-b-(ethylenoxid)] 2. Grundlagen O n m O O p Poly[(ethylen-co-butylen)-b-(ethylenoxid)] Abb. 2. 6. Strukturformel des amphiphilen Blockcopolymers P(B/E-b-EO). 2.2. Polyaddition Bei einer Polyaddition handelt es sich um eine Stufenwachstumsreaktion [28-30]. Die Synthese von Polymeren erfolgt über die schrittweise Reaktion zweier mindestens bifunktionalisierter Monomere. Im Unterschied zur Kettenpolymerisation zeigen die Zwischenprodukte die gleiche Reaktivität wie die Monomere. Das Kettenwachstum erfolgt nicht über Monomeranlagerung, sondern durch Verknüpfung bereits gebildeter Oligomere oder polymerer Kettenmoleküle. Durch Zugabe von Katalysatoren, meist tertiären Aminen, Zinnverbindungen oder Säurechloriden, können die Reaktionsgeschwindigkeiten durch Aktivierung der funktionellen Gruppen mittels Wärmezufuhr erhöht werden. Die Stufenreaktionen lassen sich auf Grund der verwendeten Monomere in zwei Gruppen einteilen. Bei der ersten Gruppe reagieren zwei polyfunktionelle Monomere miteinander, wobei jedes Monomer nur eine Funktionalitätsart trägt (z.B. A-A, B-B). Monomere, welche mehr als eine Funktionalität aufweisen, stellen die zweite Gruppe dar (z.B. A-B). Die Durchführung von Polyadditionen kann je nach Stabilität und Reaktivität der Monomere und Polymere in der Schmelze oder in Lösung, an der Phasengrenzfläche, in Kristallen und in der Gasphase erfolgen. Außerdem können sie homogen oder heterogen sowie diffusionskontrolliert oder nicht-diffusionskontrolliert ablaufen. Vereinfacht kann man auch sagen, dass es sich bei der Polyaddition um die Anlagerung funktioneller Gruppen entweder an Doppelbindungen oder unter Ringöffnung an Ringe handelt. Polyadditionsreaktionen können in zwei Methoden klassifiziert werden. Es kann zur Polyaddition zwischen a) Diepoxiden und Diaminen zur Bildung von Polyepoxiden sowie zwischen b) Diisocyanaten und Diolen zur Bildung von Polyurethanen kommen. 15 2. Grundlagen Die Reaktion zwischen Diepoxiden und Diaminen erfolgt durch die Anlagerung funktioneller Gruppen an Ringe. Im ersten Schritt dieser Additionsreaktion erfolgt die Reaktion von Diepoxiden mit Diaminen unter Ringöffnung (Abb. 2.7.) Die gebildeten Hydroxy- und sekundären Amingruppen können im zweiten Schritt mit weiteren Epoxidgruppen reagieren. Die ringöffnende Additionsreaktion wird bei der Härtung (Vernetzung) von Epoxiden genutzt. R + O HN2 R1 N2H O Diamin Diepoxid OH C H2 OH C R H2 C C H N H R1 N H H Abb. 2.7. Darstellung der Ringöffnungsreaktion bei der Addition von Diaminen an Diepoxiden. Wie in Abb. 2.8. dargestellt, handelt es sich bei der Synthese von Polyurethanen um die Polyaddition von Diisocyanaten mit Diolen. HO R + OH O C N Diol R1 N C O Diisocyanat # R1 N C O H O R O R O R1 O N H N H Zwischenzustand Urethan-Gruppe Abb. 2.8. Schematische Darstellung der Polyaddition von Diolen mit Diisocyanaten unter Bildung von Polyurethan. Die Reaktion führt im einfachsten Fall zur Bildung linearer Polymere. Durch Verwendung von multifunktionalen Edukten können verzweigte oder vernetzte Strukturen erhalten werden. Die Eigenschaften und die Steifheit der Gruppen R und R1 in den Ausgangsstoffen steuern die Materialeigenschaften des Produkts. Damit zusammen hängen die Flexibilität oder Härte und somit die Anwendungsmöglichkeiten des gebildeten Polyurethans. 16 2. Grundlagen Wie in Abb. 2.8. zu erkennen, handelt es sich bei der Kettenwachstumsreaktion um eine Addition ohne Eliminierung eines kleinen Moleküls, z.B. Wasser. Durch die hohe Elektrophilie des Kohlenstoffatoms in der Isocyanatgruppe können nucleophile Reagenzien wie beispielsweise Alkohole, Säuren, Wasser, Amine und Mercaptane, diese angreifen. Durch Variation des Substituenten R1, z.B. ein aromatischer Ring, lässt sich die Elektrophilie des Kohlenstoffatoms weiter steigern. Daher zeigen aromatische Diisocyanate eine höhere Reaktivität als ihre aliphatischen Analoga [31] . Polyurethane bieten breit gefächerte Anwendungsmöglichkeiten wie beispielsweise in Schaumstoffen, Fasern, Gummi, Klebstoffen und Dichtungsmaterialien. Auf Grund ihrer Biokompatibilität können diese auch als Biomaterialien verwendet werden [32]. Zunehmend finden auch Polyurethandispersionen Einsatz. Sie können einerseits als Klebstoffe und andererseits als Beschichtungsmaterial für Textilien, Kunststoffe, Metalle und Holz genutzt werden [33] . Das starke Interesse von Seiten der Industrie für wässrige PUR- Dispersionen liegt vor allem in den guten Eigenschaften wie Elastizitäts- und Abriebverhalten. Auf Grund der hohen Sensibilität der Isocyanatkomponenten zu Wasser werden Polyurethane normalerweise in organischen Lösungsmitteln hergestellt. Wässrige PUR-Dispersionen werden daher meist in einem Zweistufenprozess synthetisiert. Zuerst wird ein PUR-Prepolymer durch Polyadditionsreaktion in organischem Medium hergestellt, dieses im anschließenden zweiten Schritt in Wasser dispergiert und das organische Lösungsmittel mittels Destillation entfernt [34]. Um die Herstellung von Polyurethandispersionen zu verbessern, wäre es von Vorteil, die Synthese in einem Emulsionspolymerisation Eintopfverfahren durchzuführen. direkt Mit der im in wässrigen Kapitel Medium 2.1.2. mittels beschriebenen Emulsionspolymerisation werden allerdings hauptsächlich Polymere durch radikalische Polymerisationen hergestellt. Ein Grund hierfür ist, dass bei der Emulsionspolymerisation das Monomer durch die wässrige Phase zum Reaktionsort diffundieren muss. Bei Polyadditionen mit zwei unterschiedlich funktionalisierten Monomeren würde auf Grund der verschiedenen Löslichkeiten durch den Prozess des Diffundierens die Stöchiometrie der Reaktionspartner gestört werden und somit können nur niedrige Umsätze erhalten werden. Auf Grund der hohen Reaktivität der Monomere ist eine Abreaktion mit dem umgebenden Wasser möglich. Daraus resultieren geringe Umsätze an Polymeren. 17 2. Grundlagen Da das Prinzip der Miniemulsionspolymerisation als Nanoreaktorkonzept verstanden werden kann, in dem die Tröpfchen auspolymerisieren und die Diffusion des Monomers durch die kontinuierliche Phase vernachlässigt werden kann, stellt diese Methode eine einfache Möglichkeit zur Synthese von Polyurethanen in wässrigen Medien dar. Die Gruppe um Schork et al. synthetisierte Hybrid-Miniemulsionen acrylischer Monomere in Gegenwart von ölmodifizierten Polyurethanen. Hierbei wirken die gebildeten Polyurethane sowohl als Reaktanden als auch als Hydrophobe [35]. Frühere Arbeiten unserer Arbeitsgruppe beschäftigten sich bereits mit der Synthese von Polyurethanpartikeln in einem „Eintopfverfahren“. Tiarks et al. synthetisierten Polyurethanpartikel durch Variation der Diolkomponente (1,6-Hexandiol, Bisphenol A und Neopentylglycerol) [36] . Mit dem Diisocyanat Isophorondiisocyanat (IPDI) konnten stabile Dispersionen mit Polymerteilchen von 200 nm hergestellt werden, welche hinsichtlich ihrer thermischen Eigenschaften (Tg) und mit Hilfe von FTIR-Spektroskopie analysiert wurden. Spätere Arbeiten befassten sich mit der Untersuchung des Einflusses verschiedener Reaktionsparameter (Katalysator, Menge an Diol und Diisocyanat) auf die Polyadditionsnebenreaktionen [37]. Dabei konnten Molekulargewichte von bis zu 80.000 g/mol erhalten werden. Des Weiteren wurde hier die Polyaddition mit einer radikalischen Polymerisation kombiniert, um in einem Schritt Polyurethan/Polystyrol- und Polyurethan/Polybutylacrylat-Nanopartikel mit Größen von 90 bis 130 nm zu synthetisieren. Durch Anwendung der gleichen Methode konnten Polyurethan-block-Polystyrol-Nanopartikel mittels der Miniemulsionstechnik hergestellt werden [38] . Zur Herstellung solcher Nanopartikel erfolgte in einem ersten Schritt die Synthese eines PUR-Makroinitiators, an dem in einem zweiten Schritt die radikalische Polymerisation von Styrol durch Zugabe eines Katalysators erfolgte. Durch Untersuchungen mit GPC und 1H-NMR-Spektroskopie konnten 45 Gew-% Copolymer und 28 Gew-% Polystyrolhomopolymer gefunden werden. TEMAufnahmen zeigten dabei, dass die Menge an Copolymer ausreichend ist, um homogene Partikel zu erhalten. In den Partikeln liegt demnach eine homogene Mischung aus PUR und Polystyrol vor. Torini et al. nutzten die Miniemulsionstechnik zur Herstellung von Polyurethannanokapseln durch Grenzflächenpolyaddition [39] . Die Reaktion erfolgte im organischen Medium mit den Reaktanden IPDI und 1,6-Hexandiol an der Grenzfläche der Tropfen. Dadurch konnten stabile Polyurethannanokapseln mit Größen von ~ 200 nm erhalten werden. Die Forschungsgruppe um Soldi, Borsale und Cramail synthetisierte monodisperse Polyurethanpartikel mit Größen von 200 bis 400 nm [40]. 18 2. Grundlagen Die Polyadditionsreaktion erfolgte unter Verwendung eines natürlichen Triols (Rizinusöl) und Isophorondiisocyanat (IPDI). Als hydrophobes Reagenz wurde Olivenöl und als Tensidkomponente SDS, Tween 80 oder Pluronic F68 verwendet. 2.3. Lanthanide Die auch als „Seltene Erden“ bezeichneten Lanthanide umfassen die größte Gruppe natürlich vorkommender Elemente im Periodensystem. Der Begriff „Seltene Erden“ stammt aus der Zeit, als angenommen wurde, diese Elemente hätten erdartigen Charakter. Wie in Tabelle 2. 1. zusammengefasst, werden zu den Lanthaniden die Elemente Lanthan und die 14 im Periodensystem folgenden Elemente gerechnet. 19 2. Grundlagen Tab. 2. 1. Lanthanide und ihre Eigenschaften. Ordnungszahl Name (Symbol) Elektronenkonfiguration Oxidationsstufe 57 Lanthan (La) [Xe]6s25d14f0 +3 58 59 60 61 62 63 Molare Masse (g/mol) 138,91 Cer (Ce) Praseodym (Pr) Neodym (Nd) [Xe]6s25d14f1 +3, +4 140,12 [Xe]6s25d14f2 +3, +4 140,91 [Xe]6s25d14f3 +2, +3 144,24 Promethium (Pm) Samarium (Sm) [Xe]6s25d14f4 +3 146,92 [Xe]6s25d14f5 +2, +3 150,36 Europium (Eu) [Xe]6s25d14f6 +2, +3 151,96 64 Gadolinium (Gd) [Xe]6s25d14f7 +3 157,25 65 Terbium (Tb) [Xe]6s25d14f8 +3, +4 158,93 66 Dysprosium (Dy) [Xe]6s25d14f9 +2, +3 162,50 67 Holmium (Ho) Erbium (Er) Thulium (Tm) Ytterbium (Yb) [Xe]6s25d14f10 +3 164,93 [Xe]6s25d14f11 +3 167,26 [Xe]6s25d14f12 +2, +3 168,93 [Xe]6s25d14f13 +2, +3 173,04 Lutetium (Lu) [Xe]6s25d14f14 +3 174,97 68 69 70 71 Verwendung La2O3: in hochbrechenden Gläsern LaB6:elektrischer Leiter als Elektronen-Emitter für Elektronenmikroskope YAG=Y3Al5O12: in Bildschirmröhren Katalysator, Gelbfärben von Gläsern Nd-YAG: als Lasermaterial Nd2Fe14B: eines der besten Materialien für Permanentmagnete Strahlungsquelle für Dickenund Füllstandsmessung in Form intermetallischer Verbindungen mit Cobalt als Permanentmagnet Eu-dotiertes Y2O2S: roter Leuchtstoff in Monitoren und Fernsehern Eu-dotiertes Y2O3: für Energiesparlampen Tb-Gd2O2S: grüner Leuchtstoff bei Radarbildschirmen Kontrastmittel in Medizin Tb-Fe-Co-Legierungen: für magneto-optische 'MiniDiscs' Verbesserung der magnetischen Eigenschaften der Dauermagneten Herstellung von Hochleistungsmagneten Vergütung von Gläsern und zur Laserherstellung Lasertechnik Lasertechnik, Ytterbiumfluorid: in den neuen Zahnfüllungen - Lanthanide zeigen eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Auf Grund ihrer magnetischen, elektronischen und optischen Eigenschaften werden sie häufig in der Lasertechnik (z.B. Er, Yb), bei der Herstellung von Magneten (z.B. Nd, Dy) und zur Bildgebung in Leuchtstoffen (z.B. Eu, Ce) verwendet. 20 2. Grundlagen Des Weiteren werden Dy, Er, Eu, Gd, Ho, La, Pr, Yb in Komplexen als NMR-ShiftReagenzien [41] und als Katalysatoren für organische Synthesen [42] eingesetzt. Bei Lanthaniden handelt es sich um silbrig-glänzende, relativ weiche und reaktive Metalle. Sie können schnell an Luft oxidieren und verändern dadurch ihr Erscheinungsbild von glänzend zu matt. In Wasser zersetzen sie sich unter Freisetzung von Wasserstoff. Lanthanide verhalten sich auf Grund der ähnlichen Struktur ihrer Valenzschale chemisch wie die Elemente der 3. Gruppe im Periodensystem (Sc, Y). Wie die Actinide gehört die Gruppe der Lanthanide zu den inneren Übergangselementen oder f-Block-Elementen, da die f-Orbitale nicht vollständig mit Elektronen gefüllt sind. Das 4f-Orbital wird beginnend mit Cer bis Lutetium vollständig aufgefüllt. Die 4f-Orbitale liegen tief im Atominneren, so dass sie wenig Einfluss auf das chemische Verhalten der Lanthanide zeigen und dadurch sich die einzelnen Elemente in ihren chemischen Eigenschaften ähneln. Auf Grund dessen wurde bei der Entdeckung von Yttererde im Jahr 1794 angenommen, es handle sich um ein Element. Die Atom- und Ionenradien dreiwertiger Lanthanidionen nehmen auf Grund der Zunahme der Kernladung mit zunehmender Ordnungszahl ab. Dieses Phänomen wird auch als LanthanidKontraktion bezeichnet. Diese bewirkt, dass sich die Atom- und Ionenradien der Elemente, die zwischen denen der Lanthanide stehen, ähnlich verhalten. Dies gilt besonders für die Elementpaare Zr/Hf, Nb/Ta, Mo/W. Für die Anwendungen sind vor allem die magnetischen und spektralen Eigenschaften interessant. Da bei den meisten Lanthanidelementen die 4f-Niveaus mit bis zu 7 ungepaarten Elektronen besetzt sind, weisen sie einen starken Paramagnetismus auf. Paramagnetische Substanzen besitzen positive Suszeptibilitäten und magnetisieren in einem externen Magnetfeld, indem sie das Magnetfeld in ihrem Innern effektiv verstärken. Im Unterschied zu den d-(Übergangs)-Elementen werden die f-Zustände hier nicht durch die chemische Umgebung beeinflusst. Dadurch treten scharfe Absorptionsbanden der f-f-Übergänge, und somit immer die gleiche Farbe auf [43, 44] . Der Paramagnetismus von Lanthaniden kann durch das Curie-Weiss-Gesetz beschrieben werden: χ para = C T −Θ In Gleichung 2.3. wird die paramagnetische Curie-Temperatur mit Θ beschrieben (2.3.) [45] . Die paramagnetische Curie-Temperatur kann sowohl positiv als auch negativ sein. 21 2. Grundlagen Die magnetischen Dipole der Teilchen sind nicht unabhängig voneinander, dadurch wird ihre Orientierung durch die Orientierung der Nachbardipole beeinflusst. Aus der Curie-Konstante C kann das effektive magnetische Moment μ bestimmt werden: C= N Aμ 2 3k B (2.4.) Für jedes Lanthanidion sind der Spin S und der Bahndrehimpuls L direkt verbunden mit der Quantenzahl J. Daraus ergibt sich für das magnetische Moment: μ = μ B g J J ( J + 1) (2.5.) Der Landé-Faktor gJ wird beschrieben durch: gJ = 1+ J ( J + 1) + S ( S + 1) − L( L + 1) 2 J ( J + 1) (2.6.) Die Hundsche Regel gibt die Werte für die Quantenzahl J, den Spin S und den Bahndrehimpuls L. 2.3.1. Gadolinium Das Element Gadolinium zeigt auf Grund seiner guten magnetischen Eigenschaften (7,9 μB) ein hohes Potential für Anwendungen in der Medizin. Hydrophile Gadoliniumverbindungen werden daher bereits als (Kernspintomographie) eingesetzt Kontrastmittel in der medizinischen Diagnostik [46] . In diesem Fall beeinflussen die paramagnetischen Gadoliniumionen die Relaxivität der Protonen des im Körper vorhandenen Wassers und erwirken dadurch eine Kontrastierung im aufgenommenen Bild zwischen unterschiedlichen Geweben. Des Weiteren werden Gadoliniumkomplexe als NMR-Shift-Reagenz Neutrontherapie [47] eingesetzt. 22 [41] oder auch in der 2. Grundlagen Die in Abbildung 2.9. gezeigten Gadoliniumkomplexverbindungen, Gd-DTPA (Komplex im Kontrastmittel Magnevist®) werden auf Grund [48] ihrer und Gd-DOTA (Komplex im Kontrastmittel Dotarem®) hydrophilen Eigenschaften als Kontrastmittel in [49] der Kernspintomographie [engl. Magnetic Resonance Imaging (MRI) oder Magnetic Resonance Tomography (MRT)] eingesetzt. Beide Gadoliniumkomplexe besitzen ein niedriges Molekulargewicht und sind wasserlöslich. Um das niedrige Molekulargewicht zu erhöhen und damit den osmotischen Druck zu übergehen, können Gadoliniumionen oder –komplexe direkt mit synthetischen oder natürlichen Polymeren wie beispielsweise Copolymere aus Polyethylenglycolamin-Derivaten [50] , Stärke [51] , Dextran [52] [53] , Albumin , Homopolypeptid [54] , Dendrimer [55], Liposomen [56] oder Polyaminosäuren [57] gekoppelt werden. - COO- COO - OOC N - OOC O O O N N COOGd - O N 3+ N Gd N N OO O- O a) b) b) Abb. 2.9. Strukturformeln von a) Gd(DTPA), [Gadolinium-(diethylentriaminpentaessigsäure)] und b) Gd(DOTA), [Gadolinium-(1,4,7,10-tetraazacyclododecantetraessigsäure, Gadotersäure)]. 2.3.2. Lanthanidnanopartikel Auf Grund der hohen Dosen an Kontrastmittel, die bei der medizinischen Diagnostik (Kernspintomographie) nötig sind, gibt es erste Ansätze, gadoliniumhaltige Verbindungen in Polymerpartikeln einzukapseln, um die einzusetzende Menge zu verringern und gleichzeitig die Relaxationszeiten des paramagnetischen dreiwertigen Gadoliniumions zu erhöhen. Frühere Arbeiten befassten sich weniger mit der medizinischen Verwendung von Lanthanidpartikeln als vielmehr mit der Untersuchung der Lumineszenzeigenschaften von wasserlöslichen Nanopartikeln. Van Veggel et al. entwickelte in diesem Zusammenhang eine Methode, um Ln3+ enthaltene LaF3, LaPO4 und LaVO4 Nanoteilchen zu synthetisieren und diese hinsichtlich ihrer NMR-Relaxation und Lumineszenz zu analysieren [58-62]. 23 2. Grundlagen Auch besteht ein großes Lanthanidoxidnanopartikeln. Interesse Hierzu an den synthetisierten Lumineszenzeigenschaften Dosev et al. von europiumhaltige Gadoliniumoxidnanopartikel (Eu:Gd2O3) durch Spraypyrolyse. Die Nanooxidpartikel wiesen Größen von 5 bis 200 nm auf und können auf Grund ihrer guten Lumineszenzeigenschaften im Bereich des Proteinmikropatterns verwendet werden [63]. Durch die Anwendung der Layer-by-Layer-Technik konnten Caruso et al. Filme aus LaPO4Nanopartikel herstellen [64] . Die synthetisierten Lanthanidnanopartikel bilden durch elektrostatische Wechselwirkungen auf Quartz und Polystyrolmikropartikel mit Hilfe von entgegengesetzt geladenen Polyelektrolyten dünne fluoreszierende Filme. Es zeigte sich, dass die hergestellten Filme die gleichen UV- und Fluoreszenzeigenschaften aufwiesen wie die wässrige Lanthanidnanopartikel enthaltende Dispersion. Eine Funktionalisierung der LaPO4und LaPO4/PS-Nanopartikel zeigt großes Potential in der biologischen Anwendung. Zur Anwendung von Gadoliniumpartikeln in der Kernspintomographie synthetisierten Wooley et al. Kern-Schale-Morpholgien aus amphiphilen Polymeren (PAA52-b-PMA128), welche durch Amidierung mit Ethylaminen vernetzt wurden. Diese Nanopartikel mit hydrodynamischen Durchmessern von 40 ± 3 nm sind wegen ihrer Nichttoxizität vor allem für den Transport von Materialien in biologischen Systemen interessant. An diesen amphiphilen Kern-Schale-Polymerpartikel erfolgte die kovalente Bindung des hydrophilen Gd-DTPA-Komplexes. Auf Grund der hydrophilen Schale, in denen die Gadoliniumionen vorliegen, wurde mittels MRT ein schnellerer Wasseraustausch im Körper und eine dadurch bedingte Erhöhung der Relaxationszeiten der im Körper vorhandenen Protonen nachgewiesen [65] . Reynolds et al. veröffentlichten im Jahr 2000 die Synthese von Gd3+-funktionalisierten Polymerteilchen mittels Emulsionspolymerisation über einen Dreistufenprozess zur Anwendung in der Kernspintomographie [66] . Der Polymerkern besteht aus Methacrylsäure (MAA), welche mit dem später zugegebenen Gadoliniumnitrat einen Komplex bildet. Im abschließenden Schritt wird der metallbeschichtete Polymerkern durch eine zweite Emulsionspolymerisation mit einer Polymerhülle versetzt. Die hergestellten anorganischen Polymerteilchen weisen Größen um 120 nm auf. Auf Grund der geringen Größen sind diese Teilchen klein genug, um durch die Gefäßwände zu gelangen. In MRT-Untersuchungen weisen sie eine Reduktion der Relaxationszeiten (Erhöhung der Relaxivität) auf und zeigen somit eine gute Anwendungsmöglichkeit als Kontrastmittel. 24 2. Grundlagen Neben dem Einsatz von hydrophilen Gadoliniumkomplexen in der Kernspintomographie ist auch die Anwendung von Gadoliniumverbindungen in der Neutron-Capture-Therapie wichtig. Miyamato et al. beispielsweise synthetisierten Gd-DTPA-SA-enthaltene Lipidemulsionen durch die „Thin-Layer-Hydration“-Methode [67] . Eine Standardemulsion bestand aus Sojaöl, Wasser, Gd-DTPA-SA und Phosphatidylcholin in einem Gewichtsverhältnis von 7.36:92:1:2. Es wurden Partikelgrößen von 280 nm erhalten. Durch den Einsatz von Cotensiden konnte die Teilchengröße auf unter 100 nm gebracht werden. Durch eine neuartige Emulsionströpfchen-Koaleszenztechnik konnten Okumitsu et al. im Jahr 1999 Gd-DTPA enthaltende Chitosanmikropartikel herstellen [68] . Diese wurden mit 100% deacetyliertem Chitosan und einem Anteil von ~ 3% Gadolinium synthetisiert. 2.3.3. NMR-Shift-Reagenzien Auf Grund ihrer optischen, elektronischen und magnetischen Eigenschaften werden Gadolinium- bzw. Lanthanidverbindungen auch als NMR Shift Reagentien eingesetzt. Verschiedene Lanthanidionen (Gd3+, Dy3+, Eu3+, Ho3+, Yb3+) sind über CoulombWechselwirkungen mit einwertigen Liganden verbunden. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um die Liganden tmhd [Tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat)] und fod [(1,1,1,2,2,3,3-heptafluor-4,6-oktandionat)]. In Abbildung 2.10. ist die Struktur des Komplexes Gd(tmhd)3 abgebildet. C(CH3)3 C O Gd HC C O C(CH3)3 3 Abb. 2.10. Struktur des Komplexes Tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat) Gadolinium(III), Gd(tmhd)3. Gadoliniumionen besitzen auf Grund ihrer Elektronenkonfiguration eine Koordinationszahl von 9. Wie in Abbildung 2.10. zu sehen, besetzt der Ligand [Tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5heptandionat)] (tmhd) davon 6. Die restlichen drei Koordinationsstellen stehen somit anderen Verbindungen (Liganden, Wasser etc.) zur Verfügung. 25 2. Grundlagen In früheren Arbeiten konnte bereits die Synthese von Polymernanopartikeln durch eine Heterophasenpolymerisation von Butylacrylat (BA) zu Polybutylacrylat (PBA) in Gegenwart von Tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat)-Lanthanidkomplexen mittels Miniemulsion gezeigt werden [69] . Durch den Einsatz von Lanthanidverbindungen konnten hochgeordnete, „zwiebelartige“ Schichtstrukturen erhalten werden (siehe Abb. 2.11.). Der Abstand zwischen den lamellaren Schichten wurde durch SAXS-Messungen auf ~ 3.5 nm bestimmt. Abb. 2.11. TEM-Aufnahme von strukturierten Gadoliniumpartikeln [69]. Die spontane Bildung von hochgeordneten Strukturen wurde bisher häufig in Zusammenhang mit der Bildung von Vesikeln aus amphiphilen Polymeren beschrieben [70]. Im Fall der Kombination aus anorganischen und organischen Materialien werden spontan geordnete Vesikel vor allem mit Silika- [71] und Goldverbindungen [72] gefunden. El Rassy et al. synthetisierten phospholipidbasierte multilamellare Nanovesikel, die als Templat für das biometrische Wachsen von Silika verwendet wurden [71] . Faure et al. publizierten die spontane Ausbildung von multilamellaren Vesikeln zwischen Goldnanopartikeln und Phosphatidylcholin [72]. Die Arbeitsgruppe um Hitchcock et al. befasste sich intensiv mit der Untersuchung der Zwiebelstruktur von Copolymer-Partikeln [73] . Sie untersuchten die Struktur von PMMA/PS- Mikropartikeln mit Hilfe der „Soft X-ray“-Mikroskopie. Gauffre et al. beschrieben die chemische Reaktion in einem neuartigen Typ von Tensidaggregaten, sogenannten “Spheruliten” oder “onions” [74] . Spherulite sind dabei spherische Mikrodomänen mit Größen zwischen 200 und 1000 nm bestehend aus lamellaren Phasen. 26 2. Grundlagen Reaktanden können in diese eingekapselt werden. Durch die Zugabe eines zweiten Reagenz erfolgt dann eine chemische Reaktion mit den verkapselten Reaktanden. Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich um Vesikel, welche multilamellare Strukturen aufweisen. In diesem speziellen Fall wurde eine konstante Menge an Cu(II)-Ionen in die lamellaren Schichten der Spherulite eingekapselt. Bei der zweiten Komponente handelte es sich um Hydrazin, welches durch die lamellaren Schichten hindurchdiffundierte und mit den eingekapselten Kupferionen reagierte. Die entstandenen Cu2O Nanopartikel lagen in den multilamellaren Schichtstrukturen vor und wiesen Größen von 10 bis 30 nm auf. Eine weitere Anwendung der Spheruliten als chemische Reaktorsysteme wurde durch die Synthese von Indium-Zinn-Oxidpartikeln gezeigt [75] . Spherische multilamellare Vesikel mit Größen von 300 bis 10 000 nm wurden durch die Einwirkung hoher Scherkräfte aus zwei lamellaren Lösungen hergestellt. Eine Lösung enthielt die anorganischen Salze Indiumnitrat und Zinnchlorid (I), während der zweiten Lösung das Fällungsreagenz Ammoniumhydroxid (II) zugesetzt wurde. Die chemische Reaktion erfolgte in den hydrophilen Schichten der Lösung I. Diese war durch die selektive Permeabilität der Vesikelwand für Anionen nicht aber für Kationen möglich. Die ITO Partikel wiesen nach der Kalzinierung Durchmesser von 10 bis 30 nm auf. Der Effekt von Europium(III) chlorid auf das Aggregationverhalten des anionischen Tensides Natriumdodecylsulfat (SDS) wurde bereits durch Valente et al. diskutiert [76] . Bei einer geringen Konzentration an SDS wurde eine Ausbildung von Mizellen, in denen EuCl3 vorliegt, gefunden. Hohe SDS Konzentrationen führten zu der Ausbildung von zylinderartigen Aggregaten. 2.4. Funktionalisierung von Partikeloberflächen Die Funktionalisierung von Nanopartikeln ist zu einer alltäglichen Methode geworden, um die kolloidalen Eigenschaften zu verändern und das Anwendungsspektrum von Nanopartikeln im Hinblick auf medizinische Einsatzmöglichkeiten zu vergrößern. Funktionelle Gruppen auf der Partikeloberfläche erlauben eine Zunahme der Wechselwirkungen zwischen den Partikeln mit unterschiedlichen organischen (Cellulose, Textilfaser), mineralischen (Pigmente) oder metallischen Substraten. Der zweite Vorteil liegt in der Erhöhung und der Kontrolle der Immobilisierung von Biomolekülen, wie beispielsweise Proteinen, Antikörpern und Nukleinsäuren für biomedizinische Anwendungen. 27 2. Grundlagen Die Funktionalisierung ist gewährleistet durch radikalische Initiatoren (z.B. KPS, AIBN), durch die Tensidart (anionisch, kationisch, nichtionisch, amphoter) oder durch Monomere mit funktionellen Gruppen (Carboxyl-, Aminogruppen). Die Synthese von funktionalisierten Polymerpartikeln mittels Emulsionspolymerisation kann über drei Wege geschehen. In der Batch-Emulsionspolymerisation werden alle Reagenzien zu Beginn der Reaktion zusammen gegeben. Diese Methode hat sich wegen der geringen Funktionalität der späteren Latexpartikel nicht durchgesetzt. Eine weitere Methode stellt die semikontinuierliche Polymerisation dar. Sie ist vor allem für die Copolymerisation von definierten Kettenstrukturen sinnvoll. Die spätere Funktionalisierung der Teilchen ist dabei abhängig von der Reaktivität des eingesetzten funktionellen Monomers. Die Mehrstufen- Polymerisation auf einem Saatlatex ergibt durch die verzögerte Zugabe eines ionischen Monomers eine hohe Effizienz an funktionellen Gruppen. Rembaum et al. publizierten bereits 1975 die Synthese von mit Acrylmonomeren hydrophil funktionalisierten Polymerpartikeln durch Co-γ-Bestrahlung im Größenbereich von 0.3 bis 3 μm. Diese wurden hinsichtlich der Monomerkonzentration und der Stabilitätsart untersucht. Durch kovalente Kopplung von Antikörpern konnte die Anwendung von funktionalisierten Polymerpartikeln in Mäusen und menschlichen Lymphozyten nachgewiesen werden [77]. Die Forschungsgruppe um Okubo befasste sich intensiv mit der kovalenten Immobilisierung von Trypsin auf Poly(2-hydroxyethylmethacrylat)/Polystryol-Mikropartikeln durch eine zweistufige tensidfreie Mehrstufen-Polymerisation auf Saatpartikel. Nach der Synthese von PHEMA/PS-Partikeln werden diese nach intensivem Waschen mit CNBr aktiviert. Nach der Reaktion besitzen die Polymerpartikel carboxylfunktionaliserte Oberflächen, an welche anschließend die Kopplung von Trypsin erfolgte [78]. In der heutigen Zeit spielt die Oberflächenfunktionalisierung in Hinblick auf den Einsatz in der Medizin eine große Rolle. Daher ist es essentiell, vom Mikrobereich in den Nanobereich zu gehen. Hier stellt vor allem die Anwendung des Miniemulsionsprozesses, welches als Nanoreaktorprinzip verstanden werden kann, ein großes Potential dar. Als Modellsystem wird häufig Styrol als zu funktionalisierendes Monomer verwendet. Der Vorteil von Polystyroldispersionen liegt in der Synthese von monodispersen Polymerpartikeln, welche nicht biologisch abbaubar sind und dadurch in vitro und in vivo über einen langen Zeitraum zurückverfolgt werden können. Um Polystyrolpartikel in einem biologischen System nachweisen zu können, werden diese meist mit einem Fluoreszenzfarbstoff markiert [79]. 28 2. Grundlagen Das Einbringen eines Fluoreszenzfarbstoffes kann über physikalische Adsorption an der Partikeloberfläche [80] oder durch Copolymerisation mit einem fluoreszierenden Monomer [81] erfolgen. Im Fall der Miniemulsion ist eine Diffusion des Fluoreszenzfarbstoffes nicht notwendig. Hier liegt ein öllöslicher Fluoreszenzfarbstoff wie z.B. Perylenmonoimid (PMI) homogen verteilt in den Polymerpartikeln vor [82]. In der Arbeitsgruppe Landfester wurden bereits verschieden funktionalistisierte Polymerpartikel und deren Einbringen in unterschiedliche Zellarten untersucht. Im Jahr 2005 wurde das Einbringen von fluoreszierende Polystyrolpartikel mit carboxyl- und aminohaltigen Funktionalitäten als Marker für HeLa-Zellen publiziert [83] . Die Anzahl an funktionellen Gruppen auf der Oberfläche wurde durch Titrationsexperimente bestimmt und konnte durch die Menge an funktionalem Monomer kontrolliert werden. Hinsichtlich der Partikelgröße und der Menge an funktionellen Gruppen auf der Oberfläche konnten Unterschiede zwischen carboxylhaltigen Poly(St-co-AA)- und aminohaltigen Poly(St-co-AEMH)-Partikeln gefunden werden. Erste Zellexperimente von aminofunktionalisierten Partikeln deuteten darauf hin, dass diese sich intrazellulär anordnen. Durch die Einbringung von aminofunktionalisierten Polystyrolpartikeln in unterschiedliche Zelllinien (HeLa, Jurkat, MSC, KG1a) konnte eine Abhängigkeit hinsichtlich des Aufenthaltsorts in der Zelle beobachtet werden. Während die Partikel in Jurkat- und KG1a-Zellen überwiegend an den Zellwänden vorliegen, befinden sie sich in HeLa- und MSC-Zellen meist in intrazellulären Bereichen [84]. Um die Anwendung von funktionalisierten Polymerpartikeln als Transporter zu zeigen, wurden in fluoreszierende Poly(St-co-AA)-Partikel superparamagnetisches Material in Form von Magnetit (Einsatz als Kontrastmittel in der Kernspintomographie) verkapselt [85] . In einem dreistufigen Prozess wurden magnetithaltige Poly(St-co-AA)-Partikel mit Größen von 45 bis 70 nm mit einem Eisenoxidgehalt von 30 bis 40% erhalten. Die Erhöhung der Anzahl an funktionellen Gruppen führt zu einer Erhöhung im Aufnahmeverhalten in die Zellen. Um die biologischen Anwendungsmöglichkeiten zu steigern, wurde an die Carboxylfunktionalitäten das Biomolekül Poly-l-Lysin gekoppelt, was in einer guten Aufnahme in die Zellen resultiert. Neben Magnetit zeigen vor allem hydrophile Lanthanidverbindungen ein großes Potential für Einsatzmöglichkeiten in der Medizin. Die biologische Wirksamkeit der Lanthanide basiert dabei auf ihrer Ähnlichkeit zu Calcium. Auf Grund der ähnlichen Ionenradien zeigen Ln3+Ionen eine höhere Affinität zu Biomolekülen und eine stärkere Bindung zu Wassermolekülen als Ca2+ [86] . Daher ist auch die Funktionalisierung von lanthanidenthaltenden Polymerpartikeln von zunehmendem Interesse. 29 2. Grundlagen 2.5. Nanokapseln In den vorhergegangenen Kapiteln wurde intensiv die Herstellung von Partikeln behandelt. Es ist aber auch möglich, Polymerdispersionen mit komplexen Teilchenmorphologien herzustellen. Diese können kinetisch oder thermodynamisch kontrolliert erzeugt werden (siehe Abb. 2.12.). thermodynamisch kontrollierte Morphologie kinetisch kontrollierte Morphologie Kern-Schale-Struktur inverse Kern-Schale-Struktur Schneemann-Struktur Sandwich-Struktur Hemisphere-Struktur Mikrodomain-Struktur Multischichten-Struktur Abb. 2.12. Thermodynamisch und kinetisch kontrollierte Partikelmorphologien [87]. In diesem Kapitel soll dabei der Schwerpunkt auf der Hohlkugel- bzw. Nanokapsel-Struktur liegen. Der Begriff „Nanokapsel“ ist definiert für sphärische, hohle Strukturen mit einem mittleren Teilchendurchmesser von < 1 μm [88-90] . Eine Kapsel besteht typischerweise aus einer polymeren Hülle, welche mit Öl bzw. Wasser gefüllt ist. Die Synthese von Nanokapseln in stabilen Dispersionen kann durch die Bindung von funktionellen Gruppen oder durch die Adsorption von Tensidmolekülen an die Kapselhülle erzielt werden. Die Einkapselung von Substanzen in ein Polymer wird sowohl in der Pharma- und Kosmetikindustrie als auch im landwirtschaftlichen Bereich genutzt. Durch die Verkapselung ist es möglich, die Toxizität eines Stoffes herabzusetzen oder die Lagerung und den Transport zu erleichtern. 30 2. Grundlagen In der älteren Literatur wird vor allem die Darstellung von Mikrokapseln näher gehend betrachtet. Heutzutage sind Forscher und Industrien zunehmend an der Entwicklung von Kapseln im Nanometerbereich interessiert. Prinzipiell können zwei Synthesemethoden zur Herstellung von Polymernanokapseln unterschieden werden. Über die Templatmethode oder direkte Polymerisationstechniken können Kapseln verschiedener Formen und verschiedener Kapselhüllen hergestellt werden. Die Herstellung von Kapseln mittels des Templatprozesses erfolgt über drei Stufen: 1. Synthese des Kerns mit funktionellen Gruppen; 2. Beschichtung des Templatkerns mit organischen, anorganischen oder Hybrid- Schalen (Adsorption eines Präpolymers oder Polymerisation an der Kernoberfläche); 3. Entfernung des Kerns durch chemische, physikalische oder thermische Behandlung (Auflösung, Calcinierung). Als Kernmaterialien werden häufig anorganische Verbindungen verwendet. Die Schale kann sowohl anorganischer als auch organischer Natur sein. Mononodispers verteilte Silikat- (SiO2) und Zinksulfid- (ZnS) Kapseln wurden durch Entfernen des Silikatkerns erhalten [91] . Auch die Möglichkeit der Beschichtung von Silikatkernen mit Polymeren ist von zahlreichen Forschungsgruppen dokumentiert [92-96]. Statt anorganischer Kerne können auch Polymerkerne als Templat verwendet werden. Im Gegensatz zu anorganischen Kernen, welche nur durch harte Reaktionsbedingungen wie beispielsweise hohe Temperaturen oder Einsatz von starken Säuren entfernt werden können, gelingt dies bei organischen Kernen einfacher und ohne größere Schäden an der Kapselhülle. Hohlstrukturen von Yttrium- und Zirkoniumverbindungen konnten durch Beschichten von Polystyrolpartikeln mit Yttriumcarbonat Calcinierung hergestellt werden. [97, 98] Die und Zirkoniumsulfat Beschichtung von [99] , und anschließender Titandioxid (TiO2) auf [100] und Polystyrolpartikel wurde durch die Hydrolysereaktion von Titantetrabutyloxid Titantetraethyloxid [101] in ethanolischen Suspensionen ermöglicht. Eine weitere Möglichkeit ist die Adsorption der Polymerhülle auf den Kern. Hier wird vor allem die Layer-by-Layer-Methode angewandt. Die Strukturbildung erfolgt dabei über elektrostatische Wechselwirkungen zwischen unterschiedlich geladenen Polymeren, meist Polyelektrolyte. 31 2. Grundlagen Die Adsorption des Polyelektrolyten kann über zwei Wege erfolgen: die Polyelektrolytkonzentration eines jeden Schrittes ist genau so hoch, dass übersättigte Schichten entstehen, oder es wird eine übersättigte Konzentration zugegeben, um eine Adsorption zu gewährleisten. Durch diese Technik können Kapseln mit einer Größe von 70 nm bis 10 μm synthetisiert werden. Die Dicke der Polymerhülle kann durch die Anzahl der Schichten variiert werden [102-106]. Die Möglichkeit, Kapseln durch direkte Polymerisationstechniken zu synthetisieren, z.B. durch Emulsions-, Miniemulsions-, Dispersions-, Suspensions- oder Grenzflächen- polymerisationen, ist in den letzten 20 Jahren zu einem wichtigen Forschungsgebiet geworden. Auf Grund des hohen Interesses von Seiten der Industrie ist es nicht verwunderlich, dass die meisten der Veröffentlichungen Patente sind [107-110]. Die ersten Prozesse zur Darstellung von hohlen Latexteilchen wurde in den Forschungslaboren der Rohm & Haas Company entwickelt [111-115] . Das Konzept beinhaltet die Herstellung strukturierter Partikel mit einem carboxylfunktionalisierten Kernpolymer und einer oder mehrerer äußerer Schalen. Durch die Hydrolyse des Kernmaterials kommt es zum osmotischen Aufquellen dieser, und hohle mit Wasser oder Polyelektrolyt gefüllte Partikel werden gebildet. Grundlegende Erkenntnisse zur Herstellung von hohlen Partikeln Emulsionspolymerisation wurden durch McDonald und Devon entwickelt mittels [116, 117] . Sie veränderten die Emulsionspolymerisation durch Zugabe eines wasserlöslichen Alkohols und eines Kohlenwasserstoffs, in welchem das Polymer nicht löslich ist. Dadurch wird die Partikelmorphologie zu Gunsten der Bildung von hohlen Strukturen bevorzugt. In dem Fall wird die Morphologie sowohl durch kinetische als auch durch thermodynamische Faktoren geleitet. Die Kapseln wiesen Größen von 0,2 bis 1 μm auf. Um jetzt Nanokapseln definierter Größe herzustellen, wurde der Prozess der Miniemulsion auf Grund der hohen Stabilität der Tröpfchen als nutzvoll angesehen. Torini et al. untersuchten die Verkapselung Grenzflächenpolyadditionsreaktion von hydrophoben Komponenten durch [39] . In direkten O/W-Systemen reagierten die Monomere 1,6-Hexandiol und IPDI an der Tröpfchengrenzfläche. Scott et al. beschrieben die Synthese von Nanokapseln in direkten Grenzflächenpolymerisation [118]. 32 Miniemulsionen durch nicht radikalische 2. Grundlagen Die Arbeitsgruppe Landfester befasste sich bereits mit der Einkapselung verschiedenste Materialien in polymere Hüllen. Tiarks et al. synthetisierten hohle Polymernanokapseln in einem Eintopfverfahren über Variation der Monomere und der Menge an Hydrophob, hier Hexadekan [119] . Durch die Steuerung der Hydrophobkonzentration in Abhängigkeit vom eingesetzten Monomer (MMA, Styrol) konnten unterschiedliche Morpholgien (partikulär, kapselsartig) gefunden werden. Um die hohe medizinische Anwendung zu demonstrieren, wurde in einem anderen Fall ein Antiseptikum in polymere Hüllen mit Hilfe kontrollierter Nanoausfällung aus inversen Miniemulsionen eingekapselt [120] . Es konnten definierte Nanokapselstrukturen mit einem wässrigen Kern gefüllt mit dem Antiseptikum Chlorhexidindigluconat und einer Polymerhülle aus PMMA, Polycaprolacton oder PMA mit Größen von 80 bis 240 nm synthetisiert werden. Abhängig vom Polymeranteil, vom Molekulargewicht des eingesetzten Polymers und vom Polymertyp konnten durch Untersuchungen mittels NMR Verkapselungseffizienzen von 20 bis 100% erreicht werden. Der Transfer von in Lösungsmitteln hergestellten Nanokapseln in wässriges Medium stellt vor allem für medizinische Anwendungen eine wichtige Rolle dar. Hohle polymere Nanokapseln können auch durch Polykondensationsreaktionen in inversen Miniemulsionen an der Grenzfläche von Tröpfchen in einer organischen Phase synthetisiert werden [121] . Die Herstellung von Polyharnstoff-, Polythioharnstoff- und Polyurethannanokapseln mit einem wässrigen wie auch organischen Kern konnte gezeigt werden. Für biologische Zwecke wurde als Polymerhülle auch vernetzte Stärke oder Dextran produziert und bewiesen, dass die Möglichkeit der Redispergierung der Nanokapseln in wässrigem Medium und somit die Verwendung in biologischen Systemen möglich ist. Auf Grund des hohlen Charakters der Polymerkapsel kann diese auch als Nanoreaktor gesehen werden, was modellhaft durch die Reduktion von Silbernitrat studiert wurde. Vorhersage der Teilchenmorphologie Die Strukturen der Teilchen, welche aus binären Mischungen gebildet werden, können unterschiedlich vorhergesagt werden. Toza und Mason untersuchten intensiv die Wechselwirkung zwischen drei Phasen in elektrischen Feldern und Scherfeldern [122] . Sie fanden heraus, dass sich das einstellende Gleichgewicht zwischen zwei unmischbaren Flüssigkeiten (bezeichnet als Phase 1 und 3) suspendiert in einer dritten, nicht mischbaren flüssigen Phase (Phase 2) durch die Grenzflächenspannung σij sowie den Spreitkoeffizient Si bestimmt wird: 33 2. Grundlagen S i = σ jk − (σ ij + σ ik ) (2.7.) Wenn für Phase 1 σ12>σ23 gilt, so ist S1<0. Für Gleichung 2.7. können nur 3 mögliche Wertepaare existieren: vollständige Verkapselung, Teilverkapselung, Bildung separater Teilchen (siehe Abbildung 2.13.). 3 1 Vollständige Verkapselung S1<0 S2<0 S3>0 Teilverkapselung S1<0 S2<0 S3<0 Separate Teilchen S1<0 S2>0 S3<0 Abb. 2.13. Erwartete Teilchenmorphologien aus den Wertepaaren des Spreitkoeffizienten. Durch Untersuchung mittels Hochgeschwindigkeits-Cinematographie wiesen Torza und Mason nach, dass der Verkapselungsmechanismus von den zwei konkurrierenden Prozessen Penetration und Spreitung abhängt. Vereinfacht wird angenommen, dass das endgültige Gleichgewicht durch die drei Grenzflächenspannungen σ12, σ13 und σ23 bestimmt wird. Die Partikelmorphologie hängt aber auch von Art und Konzentration des Tensides, vom Polymer und vom Öl ab. Die Struktur von Mikropartikeln wird durch die Mobilität oder Diffusion mindestens zweier Spezies stark beeinflusst. Die Triebkraft tendiert dabei zur Bildung einer phasenseparierten Struktur. Das Hauptgewicht wird, trotz Viskositätsabhängigkeit der Bewegungsmöglichkeiten, auf die Änderung der freien Gibbs-Energie während des Separationsprozesses gelegt. Sundberg et al. entwickelten einen analytischen Ansatz auf Basis von thermodynamischen Grundlagen [123, 124] . Es wurde nur die Änderung der freien Energie an der Grenzfläche des dreiphasigen Systems betrachtet. Das System besteht hierbei aus den Polymeren 1 und 2 und Wasser. 34 2. Grundlagen Für drei unmischbare Phasen mit identischen Dichten ergibt sich der Gleichgewichtszustand mit der geringsten Freien Grenzflächenenergie G: G = ∑ σ ij * Aij (2.8.) (σij – Grenzflächenspannung, Aij – Grenzfläche) Es konnten zahlreiche Strukturen, wie Hemisphären, Sandwich-Strukturen, koexistierend in einer Emulsion gefunden werden. Dabei handelt es sich jeweils um verschiedene Stadien des Phasenseparationsprozesses. 35 3. Messmethoden Kapitel 3. Messmethoden Erst zweifeln, dann untersuchen, dann entdecken. (Henry Thomas Buckle) 3.1. Mikroskopische Methoden [125, 126] 3.1.1. Elektronenmikroskopie Im Vergleich zu normalen Lichtmikroskopen werden in Elektronenmikroskopen anstelle von Licht gebündelte, durch Hochspannung beschleunigte Elektronen im Vakuum zur Abbildung und Vergrößerung kleinster Materialien verwendet. Bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Grundstein zur Entwicklung von Elektronenmikroskopen gelegt. Es wurde entdeckt, dass die Wellenlänge von bewegten Elektronen in einem elektrischen Feld sehr viel kleiner ist als die von Lichtstrahlen. Klassische Lichtmikroskope haben nur ein geringes Auflösungsvermögen, welches die Abbildung von Materialien im Nanometerbereich nicht gewährleistet. Abbé beschreibt das Auflösungsvermögen δ durch die Formulierung: δ= λ 2n * sin α (3.1.) mit n*sin α – numerische Apertur, n- Brechungsindex, α – Akzeptanzwinkel des Objektes, λ – Wellenlänge des verwendeten Lichts. Wie aus Gleichung (3. 1.) ersichtlich, erhöhen sowohl kurzwelliges Licht als auch eine hohe Apertur das Auflösungsvermögen des Mikroskops. 36 3. Messmethoden Die Abbildung von Materialien im Nanometerbereich ist jedoch nur möglich, wenn die Wellenlänge des verwendeten Lichts verkleinert wird. DeBroglie schlussfolgerte, dass diese sich nur verkleinern lässt, wenn die Geschwindigkeit υ der Elektronen vergrößert wird (Gleichung 3. 2.): λ= h h = p meυ (3. 2.) mit h – Plancksches Wirkungsquantum (6,6218 * 10-34 Js), p – Impuls der Elektronen (= me*υ), me – Elektronenmasse. Die Beschleunigung eines Elektrons im elektrischen Feld kann durch die Verknüpfung der Wellenlänge λ und der kinetischen Energie Ekin wiedergegeben werden: E kin = λ= 1 me * υ 2 = e * U 2 (3. 3.) h (3. 4.) 2me * e * U Aus den vorherigen Gleichungen kann jetzt die Wellenlänge berechnet werden. Geht man von einer Beschleunigungsspannung von 100 kV aus, so ist die DeBroglie-Wellenlänge 0,0037 nm, d.h. das Auflösungsvermögen von Elektronenmikroskopen ist um das sechsfache höher als bei klassischen Lichtmikroskopen. Neben dem besseren Auflösungsvermögen und den möglichen Vergrößerungen stellt auch die bessere plastische Abbildung einen Vorteil von Elektronen- zu Lichtmikroskopen dar. Der Aufbau von Elektronenmikroskopen ist denen des Lichtmikroskops analog. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass im Elektronenmikroskop statt Glaslinsen Elektronenlinsen verwendet werden. Grund hierfür ist, dass Glaslinsen den Elektronenstrahl nicht brechen können. Das Prinzip von Elektronenlinsen besteht darin, dass Elektronenstrahlen beim Durchlaufen von elektrischen, elektrostatischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern Ablenkungen erfahren, die den Ablenkungen von Lichtstrahlen durch Glaslinsen entsprechen. Häufig eingesetzte Elektronenmikroskope in der Kolloid-, Polymer- und Grenzflächenforschung sind Transmissions- und Rasterelektronenmikroskope. 37 3. Messmethoden 3.1.1.1. Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) In den frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gelang Knoll und Ruska der Bau des ersten Transmissionselektronenmikroskops. 1986 wurde Ruska zusammen mit Binnig und Rohrer, welche die Entwicklung des Rasterelektronenmikroskops vorantrieben, mit dem Nobelpreis für Physik geehrt. Das Prinzip des TEMs besteht in der indirekten Abbildung dünner Kopien von Objekten. Das Objekt wird nicht direkt abgebildet, sondern nur die Matrizen des Objektes durchstrahlt. Der Aufbau ist ähnlich dem des Lichtmikroskops. Anstelle einer Glühbirne wird eine Elektronenquelle (Wolfram-, Lanthan-Hexaborid-, Feldemissionskathode) verwendet. Zur Abbildung werden Magnetspulen eingesetzt, welche ähnlich wie Glaslinsen Lichtstrahlen bündeln. In Abbildung 3. 1. ist der Aufbau des TEMs dargestellt. - Kondensorspule + Kathode Anode Hochvakuum Objektspule Objekt Zwischenbild Beobachtungsmikroskop Projektionsspule Leuchtschirm oder Fotoplatte Endbild Abb. 3. 1. Aufbau eines TEMs. Elektronen, die aus der Kathode austreten, werden durch einen Wehnelt-Zylinder gebündelt und durch die ringförmige Anode auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigt. Durch die Erhöhung der Spannung am Wehnelt-Zylinder wird ein stärkerer Elektronenstrahl und eine höhere Bildhelligkeit erreicht. Dadurch wird allerdings auch die Strahlenbelastung auf die Probe vergrößert. Damit die Wellenlänge der Elektronen nicht variiert, muss deren Geschwindigkeit konstant bleiben. Eine weitere Bündelung erfolgt in der ersten magnetischen Linse, der Kondensorspule. 38 3. Messmethoden In diesem Punkt kann die Bündelung durch Veränderungen an der Brennweite der Linse variiert und somit die Bildhelligkeit und die Strahlenbelastung beeinflusst werden. Im weiteren Verlauf durchdringen die Elektronen die Probe. Durch die Objektivspule wird ein erstes vergrößertes Zwischenbild entworfen. Das Bild wird abschließend durch die Projektionsspule vergrößert und auf einem Bildschirm scharf abgebildet. Das erhaltene Bild kann dann mit einer Fotoplatte oder einer CCD-Kamera aufgenommen werden. Um hohe Beschleunigungsspannungen zu erhalten und eine Emission von freien Elektronen zu ermöglichen, bedingungen (~ muss 10-6 das Transmissionselektronenmikroskop mbar) betrieben werden. Im unter Hochvakuum- Allgemeinen sind Transmissionselektronenmikroskope nicht in der Lage, einzelne Atome abzubilden. Da die Proben vom Elektronenstrahl durchstrahlt werden, ist es notwendig, eine Absorption der Proben auszuschließen. Daher muss bei der Probenpräparation darauf geachtet werden, dass die Proben extrem dünn (max. 1 μm) sind. Das Transmissionselektronenmikroskop ermöglicht die Charakterisierung von biologischen (z.B. Viren, Zellen) und chemischen (z.B. Makromolekülen, Polymerdispersionen, anorganischen Materialien) Systemen. Somit können mittels TEM-Aufnahmen sowohl Größe als auch Form von Polymerteilchen nachgewiesen werden. Besitzen die Polymerkomponenten ausreichend unterschiedliche Elektronendichten, lassen sich Heterogenitäten wie z.B. KernSchale-Strukturen beobachten. Der elektronenoptische Kontrast wird durch unterschiedliche Streuung des Elektronenstrahls in der Probe erreicht. Reicht dieser nicht aus, können die verwendeten Proben je nach Funktionalisierung mit Uranylacetat, Osmiumtetraoxid (OsO4) und RuO4 kontrastiert werden. Diese Verbindungen reagieren selektiv mit den funktionellen Gruppen der Polymere und erzeugen dadurch eine Elektronendichtedifferenz [126]. 3.1.1.2. Rasterelektronenmikroskop (REM) Im Vergleich zur Transmissionselektronenmikroskopie können durch die Rasterelektronenmikroskopie direkte Abbildungen von Oberflächen und Teilchen im Nanometerbereich aufgenommen werden. In Abbildung 3.2. ist der schematische Aufbau eines Rasterelektronenmikroskops dargestellt. 39 3. Messmethoden Elektronenquelle Ablenkgenerator Kondensorlinse Bildschirm Ablenk- und Zentrierspulen Kondensorlinse Stigmator Sekundärelektronendetektor Röntgendetektor Rückstreuelektronendetektor Probenstromdetektor Präperat Abb. 3. 2. Aufbau eines Rasterelektronenmikroskops. Die zu untersuchende Probenoberfläche wird mit einer feinen Elektronensonde punktweise abgerastert. Durch entstehende Wechselwirkungen der Probenoberfläche mit der Elektronensonde werden in einzelnen Objektpunkten Sekundärelektronen ausgelöst. Die Bildentstehung beruht darauf, dass die Sekundärelektronenausbeute an der Oberfläche von Punkt zu Punkt verschieden ist. Verstärker und Detektoren werden nun eingesetzt, um einen Hell-Dunkel-Kontrast zu erzeugen. Bei dieser Methode wird ein Abbild der Oberflächenstruktur der zu untersuchenden Probe erhalten. Der Vorteil dieser Technik besteht in der scharfen Abbildung großer Objektbereiche, und es entsteht ein dreidimensionaler Eindruck. 3.1.2. Rasterkraftmikroskopie (engl. AFM; Atomic Force Microscopy) Das Rasterkraftmikroskop wurde 1986 von Binnig, Quate und Gerber zur mechanischen Abtastung von Oberflächen im Nanometerbereich entwickelt (siehe Abb. 3.3.). Hierzu wird die Wechselwirkung zwischen einer sehr feinen Tastspitze (Tip) und einer Probenoberfläche untersucht. Der Tip ist an einem Cantilever befestigt. Die Wechselwirkungen zwischen Tip und Probe führen zu einer Auslenkung des Cantilevers, welche mit optischen Sensoren registriert wird. Durch Krümmungsradien der Spitzen von 1020 nm ist eine Auflösung von 0,1-10 nm möglich. Dieser Bereich reicht aus, um einzelne Atome abbilden zu können. 40 3. Messmethoden Dadurch besitzt die Rasterkraftmikroskopie zusammen mit der Rastertunnelmikroskopie (engl. STM; Scanning Tunneling Microscope) die höchste Auflösung aller Mikroskopietechniken. Experimentell liegt die Scangeschwindigkeit zwischen 0,5 und 10 Zeilen pro Sekunde, und bei normalen Bildauflösungen (256*256 bis 512*512) ergibt sich eine Messdauer von 1 bis 20 min pro Bild. Photodetektor Laser Cantilever Tip Oberfläche Tipatome Oberflächenatome Abb. 3.3. Aufbau eines AFMs. Der am Cantilever befestigte Tip wird in geringem Abstand über die Probenoberfläche geführt. Die Bewegung der Spitze über die Probe wird durch einen piezoelektrischen Scanner erhalten. Indem der Laserstrahl auf den Tip gerichtet wird, kann die Auslenkung des Cantilevers durch Auffangen des reflektierten Strahls durch den Photodetektor detektiert werden. Die Auslenkung gibt nun Aufschluss über die Oberflächeneigenschaften der zu vermessenden Probe. Es können zwei Methoden zur Bildgebung klassifiziert werden: Kontakt-Modus und Nichtkontakt-Modus bzw. Tapping-Modus. Im Kontaktmodus wird die Spitze direkt auf die Probenoberfläche aufgesetzt. Die Lageänderung der Spitze wird beim anschließenden Abrastern der Probenoberfläche über die Auslenkung des Cantilevers ermittelt. Im Tapping-Modus berührt der Cantilever die Probenoberfläche nicht, sondern tippt nur auf die Oberfläche. 41 3. Messmethoden 3.2. Röntgenstreuung [125, 127] Die von Röntgen im Jahr 1895 entdeckte Röntgenstrahlung bezeichnet kurzwellige elektromagnetische Strahlung. Der Bereich von Röntgenstrahlen schließt kurzwellige Ultraviolettstrahlung bis γ-Strahlung ein. Sie kann erzeugt werden, indem eine Metalloberfläche mit hochenergetischen Elektronen beschossen wird. Die Elektronen werden beim Aufprall auf die Metalloberfläche abgebremst. Dadurch erzeugen die Elektronen eine Strahlung mit kontinuierlichem Spektrum von Wellenlängen, welche auch als Bremsstrahlung bezeichnet wird. Das Kontinuum von Wellenlängen ist durch einige intensive und scharfe Signale überlagert, die bei der Kollision der Elektronen mit den Rumpfelektronen des Metalls entstanden sind. Dadurch wird ein Elektron aus der inneren Schale herausgeschlagen, und ein Elektron eines höheren Niveaus „fällt“ hinein. Dabei wird es durch das starke elektrische Feld abgelenkt. Die zur Ablenkung und somit zur Emission der elektromagnetischen Strahlung erforderliche Energie wird durch die Verringerung der kinetischen Energie des Elektrons (Abbremsung) aufgebracht. Die Bremsstrahlung ist umso intensiver, je höher die Ordnungszahl Z des Metalls ist. Als Bremsstrahlungsquelle wird z.B. 241 Am zusammen mit Targets aus Ag, Ba, Cu, Mo, Rb und Tb verwendet. Um spektroskopische Untersuchungen mittels Röntgenstrahlung durchführen zu können, benötigt man monochromatische Strahlung. Diese kann beispielsweise durch Beugung der Röntgenstrahlen an gebogenen Quarzlamellen (Fokussierung) oder durch Durchtritt von Röntgenstrahlen durch Filterfolien erzeugt werden. Das Beugungsphänomen wurde von Laue mathematisch dargestellt. Er ging davon aus, dass die Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch einen Kristall gebeugt werden können, da ihre Wellenlänge ungefähr den Abständen der Gitterebenen entspricht. Röntgenbeugung wird durch die Bragg-Gleichung vereinfacht, dessen Prinzip in Abb. 3.4. gezeigt ist. θ A θ Abb. 3.4. Schematische Darstellung der Bragg-Bedingung. 42 θ B θ C d 3. Messmethoden Zur Erklärung von Beugungsmustern wurde jede Gitterebene als Spiegel betrachtet und der Kristall als Stapel von reflektierenden Ebenen im Abstand d voneinander beschrieben. Durch dieses Modell kann jetzt der Winkel berechnet werden, in welchem der einfallende Röntgenstrahl auf die Kristalloberfläche auftreffen muss, damit eine konstruktive Interferenz beobachtet werden kann. Die Weglängendifferenz der in Abbildung 3.4. gezeigten Strahlen ist: AB + BC = 2d sin θ (3.5.) θ wird hier als Glanzwinkel oder Braggscher Winkel bezeichnet. Die Wellen interferieren destruktiv, wenn die Weglängendifferenz kein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge ist. Ist die Weglängendifferenz ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge, so gilt: AB + BC = nλ (3.6.) Die gebeugten Wellen befinden sich in Phase und interferieren konstruktiv. Intensive Reflexe können bebachtet werden, wenn der Winkel θ das Bragg-Gesetz erfüllt: nλ = 2d sin θ (3.7.) mit λ – Wellenlänge der Röntgenstrahlen, n – Ordnung der Reflexe (n =1,2…), θ Braggscher oder Glanzwinkel, d – Netzebenenabstand. Die Reflexe mit n = 2, 3, … usw. stellen Reflexe zweiter und dritter Ordnung usw. dar. Sie entsprechen Weglängendifferenzen von zwei, drei oder mehreren Wellenlängen. Die Anordnung der Atome in Materialien kann durch zwei Methoden detektiert werden. Es handelt sich dabei um die Weitwinkel- (engl. Wide Angle X-ray Scattering; WAXS) und die Kleinwinkel-Röntgenstreung (engl. Small Angle X-ray Scattering; SAXS). Ursprünglich wurde das von Laue entwickelte Verfahren für photochromatische Röntgenstrahlung auf einen Einkristall gerichtet. Ein alternatives Verfahren wurde von Debye und Scherrer entwickelt (Abb. 3.5.). Sie verwendeten monochromatische Röntgenstrahlung, um eine pulverförmige Probe zu analysieren. Die Idee war, dass zwar die Röntgenstrahlung monochromatisch war, aber einige der vielen Kristalle in der Probe die richtige Ausrichtung besitzen, um für bestimmte Kristallebenen die Bragg-Bedingungen zu erfüllen. 43 3. Messmethoden Abb. 3.5. Schematischer Aufbau des Debye-Scherrer-Verfahrens [128] . Die Probe befindet sich in einem Glasröhrchen oder auf einer Alumininumplatte und wird von einem monochromatischen Röntgenstrahl getroffen. Die vom Kristallpulver reflektierten bzw. gebeugten Röntgenstrahlen werden auf einem in der Messkammer ringförmig um die Probe angebrachten Film aufgezeichnet. Anstelle des Films wird in moderneren Geräten ein Zählrohr, welches durch den Messkreis fährt, angebracht. Die abschließende Auswertung der erhaltenen Linien (Ringe) auf dem Film hinsichtlich ihrer Lage (Beugungswinkel) und ihrer Intensität erlaubt die Berechnung der d-Werte. Voraussetzung für diese Methode sollte die optimale Korngröße der Kristallite von 1/100 mm sein. Die Pulverbeugungsmethoden werden vielfach eingesetzt. Eine beispielsweise in der Archivierung in Datenbanken (z.B. ICSD Anwendung liegt [129] : Inorganic Crystal Structure Database, JCPDS [130]). Auch können sie auf Grund der unterschiedlichen Beugungsmuster von Festkörperphasen zur Untersuchung von Phasendiagrammen herangezogen werden. 44 3. Messmethoden 3.3. SQUID-Magnetometer [131-133] Die magnetischen Eigenschaften der Lanthanid-enthaltenden Dispersionen wurden mittels eines SQUID-Magnetometers analysiert. Die Abkürzung leitet sich vom Englischen „superconducting quantum interference device“ ab. Es handelt sich dabei um ein hochempfindliches Gerät, welches die Untersuchung von dünnen magnetischen Proben erlaubt. Durch eine supraleitende Leiterschleife mit zwei nichtleitenden „Einschnürungen“, auch als Josephson-Kontakte bezeichnet, erfolgt die magnetische Untersuchung. Im Allgemeinen bestehen der supraleitende Ring aus Niob und die Kontakte aus Nioboxid (NbO). Die Supraleitung wird durch das Arbeiten in flüssigem Helium gewährleistet. Der durch die Kontakte maximal fließende Suprastrom ist abhängig vom Magnetfeld. Durch Ändern des Magnetfeldes im Inneren der Leiterschleife kann die Supraleitung durch einen induzierten Strom zusammenbrechen. Das Messsignal resultiert jetzt aus den entstehenden periodischen Stromschwankungen. Die Messung des Magnetismus einer Probe erfolgt über das Einschließen derer in eine Gelatinekapsel, welche in einen PVC-Halm befestigt wird. Dieser wird in die Probenkammer eingebracht. Bei den Untersuchungen wurden die temperaturabhängigen magnetischen Eigenschaften einer Probe gemessen. Daraus ließ sich die Volumen- und Molsuszeptibilität berechnen. Das SQUID-Magnetometer funktioniert nach folgendem Prinzip (Abb. 3.6.): U~ Messkreis V UC, IC Probe Kompensation SQUID Flußtransformator Abb. 3.6. Aufbau eines SQUID-Magnetometers. 45 3. Messmethoden Der von der Probe ausgehende magnetische Fluss Φp wird von zwei supraleitenden Spulen aufgenommen und über den Flusstransformator in das eigentliche SQUID eingekoppelt. Das SQUID-Gerät besteht aus einem supraleitenden Ring, der an einer Stelle durch einen dünnen Isolator unterbrochen ist (engl. weak link). Durch diesen weak link wird der kritische Fluss ΦC erniedrigt und ein Flussquant kann in den Ring eindringen. Neben dem Fluss der Probe wird zusätzlich ein vom Schwingkreis (=Messkreis) stammender hochfrequenter Fluss Φ~ eingekoppelt. Im SQUID liegt somit ein Gesamtfluss von Φp + Φ~ an. Dadurch wird der kritische Fluss periodisch mit der Frequenz Φ~ überschritten und induziert somit Spannungsimpulse im Messkreis. Diese Spannung wird über einen so genannten Kompensationskreis konstant gehalten. Dies geschieht durch die Induzierung eines Feldes mit entgegengesetzten Vorzeichen. Das Messsignal ergibt sich nun auf Grund der direkten Proportionalität vom notwendigen Strom zur Flussänderung aus den Bewegungen der Probe. Auf Grund der Messung der Probe in einer Gelatinekapsel und einem PVC-Halm (M) muss das Ergebnis um die Magnetisierung des Probenbehälters (MK) korrigiert werden. Dadurch kann die Magnetisierung für die verwendete Probe erhalten werden: MP = M − MK (3.8.) Aus dieser Annahme lässt sich die Molsuszeptibilität (χmol) bestimmen: χ mol = MP H *n (3.9.) mit χmol – Molsuszeptibilität (cm3mol-1), H – Magnetfeld (Am-1), N – Stoffmenge (mol). Der paramagnetische Anteil der Suszeptibilität kann jetzt durch Abzug der diamagnetischen molaren Suszeptibilität erhalten werden: χ para = χ mol − χ dia (3.10.) Mit Hilfe des Curie-Weiss-Gesetzes ist es möglich, aus der paramagnetischen Suszeptibilität das magnetische Moment μ zu berechnen: 46 3. Messmethoden χ para = C= C T −Θ μO * N A μ= 3k B *μ 2 3k B * C μ0 * N A (3.11.) (3.12.) (3.13.) mit: C – Curie-Konstante (Km3mol-1), T – Temperatur (K), Θ − paramagnetische CurieTemperatur (K), μ0 – magnetische Feldkonstante (VsA-1m-1), NA – Avogadro-Konstante (6,023*1023 mol-1), kB – Boltzmann-Konstante (JK-1), μ – magnetisches Moment (Am2). Spins ungepaarter Elektronen rufen Paramagnetismus hervor. Durch Anlegen von hohen Temperaturen ordnen sich diese durch thermische Bewegungen statisch an. Tiefe Temperaturen erwirken eine Ordnung der Spins parallel zum angelegten Magnetfeld. Die Ausrichtung der Spins kann auf Grund der geringen thermischen Energie nicht verhindert werden. 3.4. Elektrokinetische Methoden [10, 134, 135] Die Stabilität von Dispersionen wird maßgeblich bestimmt durch die Eigenschaften der kolloidalen Partikel. Dies gilt vor allem für die Partikelgröße, die Partikeldispersität und die Ladung der Teilchen. Elektrokinetische Erscheinungen umfassen verschiedene Einzelphänomene. Es handelt sich dabei um die Elektrophorese und das Sedimentationspotential, die Elektroosmose und das Strömungspotential. Die Elektrophorese und das Strömungspotential sind im Prinzip zwei analoge, aber gegenläufig ablaufende Vorgänge geladener Partikel. Durch Anlegen eines elektrischen Feldes kommt es in der Elektrophorese zur Wanderung geladener Teilchen, wohingegen die geladenen Partikel im Schwerefeld sedimentieren und das Sedimentationsspotential ausbilden. 47 3. Messmethoden Die Elektroosmose und das Strömungspotential sind Grenzflächenerscheinungen. Bei der Elektroosmose wird ein elektrisches Feld angelegt, welches eine Bewegung der Flüssigkeit auslöst. Wenn hingegen ein mechanischer Überdruck angelegt wird, findet die Umkehrung der Elektroosmose statt. Die Flüssigkeit wird in einem Kapillarsystem zur Strömung gebracht (Strömungspotential). Im Folgenden soll auf die in dieser Arbeit relevanten Methoden der Elektrophorese und des Strömungspotentials eingegangen werden. 3.4.1. Elektrophorese Wie bereits erwähnt, wird bei der Untersuchung der elektrophoretischen Eigenschaften einer Dispersion ein elektrisches Feld angelegt. Die Ladungsverteilung auf Partikeloberflächen kann durch drei grundsätzliche Modelle, Helmholtz- [136], Gouy-Chapman- [137, 138] und Stern-Modell [139], erläutert werden. Helmholtz ging von einer starren Doppelschicht an der Phasengrenzfläche der Partikel aus. Die Teilchenoberfläche ist mit entgegengesetzt geladenen Ionen aus der Elektrolytphase belegt. Damit entspricht das Modell einem Plattenkondensator, der aus zwei Schichten besteht und dem Prinzip der Elektroneutralität gehorcht. Dieses Modell kann nur für den absoluten Nullpunkt und hohe Elektrolytkonzentrationen angewandt werden. Die Weiterentwicklung des Modells wurde von Gouy-Chapman erreicht. Anstatt einer starren Doppelschicht ging er von einer diffusen Schicht aus. Die Anzahl der Überschussladungen nimmt dabei mit dem Abstand von der Oberfläche ab. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kombinierte nun Stern beide Modelle miteinander. Neben den spezifischen Wechselwirkungen wird auch der Volumenbedarf der Ionen berücksichtigt. Demnach besteht das Modell sowohl aus einer starren Helmholtz-Schicht als auch aus einer diffusen Schicht (Gouy-Chapman). In dem in Abbildung 3.7. gezeigten Beispiel besitzen die Teilchen ein negatives Oberflächenpotential, das hier als Nernstpotential Ψ0 bezeichnet wird. 48 3. Messmethoden Potential - Ψi Ψs Ψ0 - + - + - + - + - + - + + + + - - + + Helmholtz Schicht + - - + - + Potentialverlauf + - + - Gouy-Chapman Schicht Abstand von der Oberfläche Abb. 3.7. Aufbau einer diffusen Doppelschicht nach Stern. Das negative Potential kann jetzt durch spezifische Adsorption auf das Potential der inneren Helmholtzschicht Ψι erhöht werden. Ein Potentialabfall auf das Sternpotential Ψs wird bewirkt durch die Adsorption von positiven Gegenionen in der äußeren Helmholtzschicht. Die Potentialänderung verläuft in beiden Helmholtzschichten linear, und das Potential der anschließenden diffusen Schicht fällt exponentiell ab. Die statistische Ladungsverteilung kann durch die Boltzmann-Verteilung quantitativ bestimmt werden: ⎛ zF ⎞ q i = F ∑ z1c1 exp⎜ − i ΔΨ ⎟ ⎝ RT ⎠ (3.14.) mit z1 – Ladungszahl (Wertigkeit), qi – mittlere Ladungsdichte, ΔΨ – Potentialdifferenz, c1 – Volumenkonzentration. Da die diffuse Schicht aus freibeweglichen Ionen besteht, kann es durch Partikelbewegungen im elektrischen Feld zu einer Abscherung bzw. Abstreifung der diffusen Schicht kommen. Dadurch fehlen der adsorbierten Schicht Gegenionen zur Kompensation der Oberflächenladung, und es entsteht eine Potentialdifferenz an der Scherebene gegenüber der Bulklösung, das Zetapotential ξ: ξ= η VE ε 0ε r E (3.15.) 49 3. Messmethoden mit ξ – Zetapotential (mV), η – dynamische Viskosität (kg/ms), VE – elektroosmotische Flussrate (m/s), E – elektrische Feldstärke (v/m), εr – Dielektrizitätskonstante, ε0 – elektrische Feldkonstante. Bei der Elektrophorese wird als Messzelle meist eine Glasskapillare eingesetzt. In Abbildung 3.8. ist der schematische Strömungsverlauf in einer Messkapillare dargestellt. Die elektrische Doppelschicht wird an der inneren Oberfläche der Kapillare ausgebildet. Bei Anlegen einer Spannung führt dies zur Ausbildung der elektroosmotischen Strömung. Der Flüssigkeitsstrom ist nur in einem bestimmten Zentrumsbereich möglich. Dieser Flüssigkeitsstrom überlagert die elektrophoretische Wanderung der Partikel. Dadurch ist es wichtig, dass die Messung in der stationären Schicht stattfindet, wo sich elektroosmotische Strömung und Rückströmung aufheben. + d d Abb. 3.8. Schematischer Strömungsverlauf in der Messkapillare. Aus der experimentell bestimmten elektrophoretischen Mobilität (Beweglichkeit, u) kann das Zetapotential berechnet werden: u= 2ε r ε 0ξ 3η (3.16.) 3.4.2. Strömungspotentialuntersuchungen Das Strömungspotential entsteht, wenn eine Flüssigkeit durch Anlegen einer mechanischen Kraft in einem Kapillarsystem zur Strömung gebracht wird. Neben der Bestimmung der Teilchenladung durch Zetapotentialmessungen (Kap.3.4.1.), geben auch titrimetrische Methoden (Potentiometrie, Turbiometrie, Konduktiometrie und Polyelektrolyttitrationen) Rückschlüsse auf die Oberflächenbeschaffenheit der Teilchen. 50 3. Messmethoden In diesem Kapitel soll explizit auf die Untersuchung mittels Polyelektrolyttitration eingegangen werden. Experimentell wird dies durch Messungen an einem Partikelladungsdetektor (engl. Particle Charge Detector (PCD)) durchgeführt. Vorteil dieser Methode gegenüber den anderen ist ihre einfache und empfindliche Möglichkeit zur Bestimmung von Ladungsmengen ohne zeitaufwendigen Ionenaustausch, wie beispielsweise bei potentiometrischen oder konduktiometrischen Säure-/Basetitrationen. Mit Hilfe der PCD-Endpunktbestimmung können die probenspezifische Ladungsmenge und die Oberflächenladungsdichte bestimmt werden. Grundlage von Polyelektrolyttitrationen ist eine Komplexbildung zwischen Polyanion und Polykation durch Ladungsneutralisation zum Symplex bzw. Polyelektrolytkomplex. Im Fall von funktionalisierten Polymerpartikeln kommt es zu einer Komplexbildung zwischen den funktionellen Gruppen mit dem verwendeten Polyelektrolyt. Die Symplexbildung zwischen Partikel und Polyelektrolyt erfolgt über Coulomb-Wechselwirkungen. Dadurch sind diese nur bei geringen Ionenstärken möglich. Wie in Abbildung 3.9. dargestellt, besteht das PCD-Gerät aus einer Teflonmesszelle und einem Teflonkolben. Titrand - Probe + a) b) Abb. 3.9. Partikelladungsdetektor: a) prinzipieller Aufbau und b) Situation an der Kolbenwand. Die zu untersuchende Dispersion befindet sich in der Messzelle, welche über zwei Goldelektroden mit dem PCD-Gerät verbunden ist. Der Kolben ist direkt mit dem Instrument verknüpft. 51 3. Messmethoden Durch Auf- und Abwärtsbewegungen des Teflonkolbens und gleichzeitige Zugabe an entgegengesetzt geladenem Titrand kommt es zur Abscherung der elektrochemischen Doppelschicht der Partikel. Dadurch ergibt sich eine Ladungsverschiebung, die als Strömungspotential gemessen wird. Die Signaländerung wird bis zum Messwert von ±0V in Abhängigkeit der Menge an Titrator verfolgt. Die Ladungsmenge bzw. die Menge an funktionellen Gruppen kann anschließend aus dem Verbrauch an Polyelektrolyt mittels der Gleichung 3.17. berechnet werden [83]: [gruppen / nm ] = V * M * N FG* ρ* *6 D 2 A n *10 −18 (3.17.) mit V – Volumen des Polyelektrolyten (l), M – Molkonzentration des Polyelektrolyts (mol/l-1), NA – Avogadro-Konstante (6,022*1023 mol-1), FG – Feststoffgehalt des Latexes (g), ρ – Dichte des Polymers, Dn – Teilchengröße. 3.5. Magnetresonanztomographie (MRT) [140, 141] Die MRT wird in der Medizin als diagnostisches und bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Strukturen des Körperinneren genutzt. Physikalische Grundlage der Methode stellt die Kernspinresonanz (NMR) dar. Dazu wird die Tatsache ausgenutzt, dass Protonen Eigendrehimpulse (Spin) und Atomkerne magnetische Momente besitzen. Wird jetzt ein rotierender Kern in ein Magnetfeld B0 gebracht, so richtet sich dieser nach B0 aus. Mit dem Ausrichten ist eine Präzessionsbewegung des Kerns verbunden, die Rotationsachse des Kerns dreht sich um die Richtung des angelegten B0 im angelegten Magnetfeld. Diese Bewegung tritt auf, wenn der Kern sich nicht in seiner Ruhelage befindet. Durch Abstellen des magnetischen Feldes fällt dieser wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück. Durch Zuschaltung eines zweiten Feldes (Transversalfeld Br), welches senkrecht zu B0 steht, beginnt der Kern sich zu bewegen und bei Abschaltung wieder zu ruhen. Um eine dauerhafte Präzession zu gewährleisten, ist das zweite Magnetfeld ein hochfrequentes Wechselfeld (HFFeld), welches in der xy-Ebene rotiert. 52 3. Messmethoden Für die Präzessionsbewegung existiert eine Resonanzfrequenz, welche bei Atomkernen auch als ihre Eigenfrequenz (Lamorfrequenz) bezeichnet wird. Sie ist abhängig von der Stärke des angelegten Magnetfeldes und vom Kernaufbau. Durch die Wahl der Stärke des Magnetfeldes B0 und der Wahl der Frequenz von Br kann exakt bestimmt werden, welche Kerne in Resonanz geraten sollen. Dadurch wird das magnetische Moment m des Kerns um 90° in die xy-Ebene gekippt und rotiert mit dem Transversalfeld Br. Wird Br abgeschaltet, rotiert der Kern weiter in der xy-Ebene. Bringt man eine Spule in die Nähe des rotierenden magnetischen Moments, so wird in der Spule eine Spannung induziert. Die gemessene Spannung ist dabei auf Grund dessen, dass sich die Messspulen in der xy-Ebene befinden, proportional zur Quermagnetisierung mT des magnetischen Moments m (siehe Abbildung 3.10.). z Spule Φ mT y x U Abb. 3.10. Schematische Darstellung der Induzierung einer Spannung in einer Messspule durch den magnetischen Fluss des rotierenden Dipols. Durch aneinanderfolgende HF-Impulse des Magnetfeldes Br im Körper, der in einem starken Magnetfeld liegt, wird eine rotierende Quermagnetisierung MT erzeugt. Diese setzt sich aus Quermagnetisierungen mT der einzelnen Kerne zusammen. Die Quermagnetisierung ist abhängig von Ort und Gewebetyp. Ziel der MRT ist es, Schichtbilder der Quermagnetisierung MT(x,y) zu erzeugen. 53 3. Messmethoden 3.5.1. Spin-Gitter-Relaxation (Längsrelaxationszeit T1) Kerne können durch Einbringen eines Hochfrequenzsignals zur Präzession gebracht werden. Mit zunehmender Einbringzeit präzedieren alle Kerne in der xy-Ebene, und die zKomponente der Magnetisierung nimmt den Wert 0 an. Durch Abstellen des Signals kommt es durch Wechselwirkungen mit den umgebenden Atomen zu einer Relaxation. Bei dieser Spin-Gitter-Relaxation (T1) richten sich die Magnetisierungsvektoren exponentiell entlang des Magnetfeldes B0 aus. In der MRT werden durch die Zugabe von Kontrastmitteln die T1-Zeiten der Protonen des im Körper vorhandenen Wassers beeinflusst, wodurch eine höhere Signalintensität erreicht wird und Körpergewebe von Blutgefäßen unterschieden werden können. Des Weiteren beeinflussen Kontrastmittel die Bildgebung in Geweben, da sich das Kontrastmittel in krankem Gewebe meist anders verhält als in gesundem. Die erste Untersuchung der Spin-Gitter-Relaxation von 1H-Protonen wurde von Bloch et al. im Jahr 1946 durchgeführt. Als paramagnetisches Reagenz setzten sie Eisennitrat ein [142]. Die mathematische Beschreibung von Relaxationen mit Zugabe von paramagnetischen Substanzen wurde zuerst durch Solomon beschrieben Bloembergen [144] [143] und im Jahr 1957 durch modifiziert: 1 2 S ( S + 1)γ 2 g 2 β 2 = 6 T1 15 r in 2 ⎛ 3τ ⎞ 2 ⎞ τe 7τ C ⎛ A ⎞ ⎛⎜ C ⎜ ⎟ ⎟ (3.18.) + + + ( 1 ) S S ⎜ ⎟ ⎜1+ 2 2 1+ 2 2 ⎟ 3 ⎜1+ 2 2 ⎟ h ⎝ ⎠ ϖ Sτ C ⎠ ⎝ ϖ Iτ c ⎝ ϖ Sτ e ⎠ mit S – Spinquantenzahl, γ – gyromagnetisches Verhältnis, g – elektronischer Faktor, β – Bohr Magnetum, ω und ωS – Lamorfrequenz für Kern- und Elektronenspin, rin – Ionen-Kern Abstand, A/ћ – Elektronkernhyperfeinkopplungskonstante, τC und τe – Korrelationszeit für dipolare und skalare Wechselwirkung. Die Gesamtrelaxation T1 in Gegenwart von paramagnetischen Substanzen setzt sich zusammen aus den paramagnetischen und diamagnetischen Teilen der Spin-Gitter-Relaxation: 1 T1 ges 54 = 1 T1 paramagn + 1 T1 diamagn (3.19.) 3. Messmethoden Dabei ist die Relaxivität R1 linear abhängig von der Konzentration der paramagnetischen Verbindung [M]: 1 = R1 [M ] + T1 ges 1 (3.20.) T1 diamagn Die Relaxivität von Wasserprotonen in wässrigen Gd3+-Komplexlösungen erhöht sich durch dipolare Kopplungen zwischen dem elektromagnetischen Moment des Metallions und dem kernmagnetischen Moment des Lösungsmittelkerns [145]. In Abbildung 3.11. ist das Modell zur Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen dem paramagnetischen Metallzentrum und dem umgebenden Wasser dargestellt. Es können dabei drei Arten von Wassertypen charakterisiert werden: innere Phase, zweite Phase und äußere Phase. In der inneren Phase (engl. inner sphere) sind die Sauerstoffmoleküle des Wassers direkt am Gd3+-Ion gebunden. Es erfolgt ein chemischer Austausch der Wassermoleküle. Bei der zweiten Phase (engl. second sphere) liegen die Wassermoleküle hydratisiert um den Gadoliniumkomplex vor. Der Wasseraustausch findet über Wasserstoffbrückenbindungen statt. Im Fall der äußeren Phase (engl. outer sphere) befinden sich die Wassermoleküle um den Komplex herum. Ein Austausch der Protonen findet nur über Diffusionsvorgänge statt [145] . τr O H H O O H H O H O H H H rH Gd H H k=1/τm O O H H H a O H τS H H O H H O H H Abb. 3.11. Schematische Darstellung der 3 Hydratationschichtenarten um einen Gd3+-Komplex. In der Magnetresonanztomographie können verschiedene Kontrastmittelarten zum Einsatz kommen. 55 3. Messmethoden Neben den am häufigsten verwendeten hydrophilen und paramagnetischen Gadoliniumchelaten (z.B. Gd(DTPA), Gd(DOTA)) werden auch superparamagnetisches Eisenoxid, Bariumsulfat und Manganverbindungen eingesetzt. Tab. 3. 1. Verschiedene Kontrastmittel und ihre Eigenschaften [146]. Kategorie Beispiel Eigenschaften Ausrichtung im externen Magnetfeld Diamagnetismus H 2O Gepaarte Elektronen antiparallel Paramagnetismus Gd(DTPA) Ungepaarte Elektronen parallel Ferromagnetismus Eisen Ungepaarte Elektronen parallel Superparamagnetismus Magnetit Ungepaarte Elektronen parallel Bei den paramagnetischen Kontrastmitteln zeigen vor allem seltene Erden ein hohes Anwendungspotential. Als Paradebeispiel gilt hierbei das Element Gadolinium, welches mit seinen 7 ungepaarten Elektronen einen hohen paramagnetischen Effekt zeigt [147]. Magnetische Dipole von paramagnetischen Substanzen sind um den Faktor 600-800 stärker als Dipole von diamagnetischen Verbindungen, z.B. Wasserstoff. Die magnetische Wechselwirkung ist dabei proportional zum Quadrat der beteiligten magnetischen Momente. Dadurch ist die paramagnetische Wechselwirkung zwischen einem Gadolinum-Kontrastmittel und einem Proton um einen Faktor von ~500.000 stärker als die Wechselwirkung zweier Protonen untereinander. Durch die hohe Stärke der Wechselwirkung ist die Präzession der Wasserstoffatome des Gewebes und dadurch auch die Bildauflösung des MRT-Bildes beeinflusst. Vereinfacht kann die Wirkweise als T1-Relaxationszentrum beschrieben werden. Die durch das Relaxationszentrum verursachten schnell fluktuierenden Felder führen zu einer Verkürzung der T1- und T2-Relaxation. Da die T1-Erniedrigung eine Erhöhung der Signalintensitäten bewirkt, werden paramagnetische Substanzen auch als „positive“ Kontrastmittel bezeichnet. Die intensivste Wechselwirkung findet zwischen dem Relaxationszentrum des Gadoliniums und einem an freie Koordinationsstellen gekoppelten Proton statt. Die an den Koordinationsstellen gebundenen Protonen und die freien Protonen des Gewebes stehen in regem Austausch miteinander. Auf Grund der starken Wechselwirkung und der damit verbundenen Zeitabhängigkeit werden viele Protonen durch die Gadoliniumkomplexe in ihrer freien Präzession gestört und tragen dadurch nicht mehr zum Signal des Gewebes bei. 56 3. Messmethoden Anders als bei den Signalintensitäten sind die Relaxationen 1/T1 und 1/T2 linear proportional zur Konzentration des Kontrastmittels (siehe Abbildung 3.12. am Beispiel von Gd(DTPA)). Daher muss in der medizinischen Praxis auf die richtige Dosierung des positiven Kontrastmittels geachtet werden. Durch eine zu hohe Dosis kann es durch den erhöhten T2-Einfluss zu einer Verringerung der Signalintensitäten oder gar zu deren Auslöschung kommen [141]. 1 T1 1 T2 30 -1 Relaxation 1/T (s ) 40 20 10 0 0 1 2 3 4 5 Gd(DTPA)-Konzentration (mmol/l) Abb. 3.12. Relaxationen als Funktion der Konzentration an Gd(DTPA). Vorteil dieser Methode liegt in der besseren Darstellbarkeit vieler Organe im Vergleich zu anderen diagnostischen Verfahren. Nachteile der MRT sind beispielsweise die hohen Anschaffungskosten und die Störung der Bildentstehung durch zusätzliche Magnete, z.B. Herzschrittmacher. 3.5.2. Spin-Spin-Relaxation (Querrelaxationszeit T2) Durch Spin-Spin-Wechselwirkungen mit benachbarten Atomen kann die Quermagnetisierung eines Spin-Ensembles zerfallen. Der Zerfall kann exponentiell mit der Zeitkonstante T2 dargestellt werden. Die Quermagnetisierung nimmt dabei in der xy-Ebene schneller ab als durch Spin-Spin-Wechselwirkungen. Grund hierfür ist, dass bei MRT-Aufnahmen über ein Volumenelement gemittelt wird, in dem das äußere Magnetfeld nicht konstant ist. Durch Entfernen des Hochfrequenzsignals verschieben sich die Phasen der Kerne untereinander und die xy-Komponenten der einzelnen Kerne laufen auseinander. 57 4. Ergebnisse und Diskussion Kapitel 4. Ergebnisse und Diskussion Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will. (Galileo Galilei) 4.1. Wässrige PUR-Dispersionen Auf Grund der hohen Reaktivität des zur Polyaddition verwendeten Diisocyanats mit Wasser wird die Reaktion von Polyurethanen (PUR) meist in organischen Medien durchgeführt. Dabei können neben der eigentlichen Synthese von Polyurethan verschiedene Nebenprodukte wie Polyharnstoff oder Polyamide erhalten werden. Ziel war es nun, hydrophobe Polyurethanfilme aus wässrigen Dispersionen mittels der Miniemulsionstechnik herzustellen. Hierzu wurde die Polyadditionsreaktion mit zwei verschiedenen Systemen durchgeführt. In System A wurde die Reaktion zwischen dem industriellen Arcol Polyol PPG 2000 und verschiedenen Diisocyanaten durchgeführt. Im zweiten System, System B, wurde dem Polyol Desmophen VP LS 2391 eine Fluorkomponente, FBB, zur Erhöhung der Hydrophobie der PUR-Filme zugesetzt. Die Polyaddition zwischen der Polyol- und der Diisocyanatkomponente (IPDI, TDI, HMDI) wurde im wässrigen Medium stabilisiert durch das Tensid SDS bei einer Reaktionstemperatur von 60 °C (12 h) durchgeführt (siehe Abb. 4.1.). Katalysiert wurde die Polyaddition durch Dibutylzinndilaurat (DBTDL). 58 4. Ergebnisse und Diskussion wässrige SDS-Lösung mit Hydrophob (HD) System A: Polyol + Diisocyanat Ultraschall System B: Desmophen/FBB + Diisocyanat Polyaddition durch Zusatz von DBTDL Abb. 4.1. Schematische Darstellung der Synthese von PUR-Partikeln mittels direkter Miniemulsion. Die Synthesevorschrift stützt sich dabei auf frühere Arbeiten von Barrère et al [37] . Sie synthetisierten PUR-Partikel unter Anwendung der direkten Miniemulsionstechnik. Da es im wässrigen Medium zwei mögliche Reaktionen (Isocyanat mit Diol zu Urethan sowie Isocyanat mit Wasser zu Harnstoff) gibt, untersuchten sie den Einfluss verschiedener Parameter zur Minimierung der Nebenreaktion zu Harnstoff. Sie fanden heraus, dass durch die Variation der Reaktionstemperatur (60 °C - 80 °C) ein Effekt hinsichtlich des entstandenen Polymers erfolgt. Grund hierfür ist der Unterschied der Aktivierungsenergien beider Reaktionen. Bei geringen Temperaturen (60 °C) besitzt die Reaktion mit Wasser eine höhere Aktivierungsenergie als die Reaktion mit der Diolkomponente. Dies bewirkt eine stärkere Ausbildung von Urethaneinheiten im Polymer. Dieses Ergebnis kann auch mit der Wasserkonzentration in der organischen Phase korreliert werden. Durch Variation der Konzentration des anionischen Tensides SDS konnte kein Effekt auf das Molekulargewicht erhalten werden. Der Wechsel der Tensidart zu kationischen Tensiden war nicht möglich, da diese als Katalysator für die Polyadditionsreaktion wirken. Als Katalysator wurde die Zinnverbindung DBTDL verwendet, welche effektiv die Reaktion zwischen Diol und Diisocyanat katalysiert. Dadurch resultieren im Vergleich zu tertiären Aminen hohe Molekulargewichte. 59 4. Ergebnisse und Diskussion 4.1.1. Analyse des Einflusses von Diisocyanat und NCO/OH-Verhältnis Zunächst wurde der Einfluss der Diisocyanatkomponente und des Verhältnisses zwischen Diisocyanat und Polyol auf die Herstellung von stabilen wässrigen Polyurethandispersionen erörtert. Als Diisocyanat wurden Isophorondiisocyanat (IPDI), 2,4-Toluoldiisocyanat (TDI) und Hexamethyldiisocyanat (HMDI) getestet. Das Verhältnis zwischen Diisocyanat- und Polyolkomponente (NCO/OH) wurde mit 2:1 und 1:1 festgelegt. Zur prinzipiellen Analyse der PUR-Dispersionen wurde die FTIR-Spektroskopie herangezogen. In Abbildung 4.2. ist ein typisches IR-Spektrum einer Polyurethandispersion Transmission (a.u.) dargestellt. -1 ~ 1640 cm Harnstoff -1 ~ 1740 cm Urethan 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 -1 Wellenzahl (cm ) Abb. 4.2. Typisches FTIR-Spektrum einer wässrigen PUR-Dispersion. Es können zwei charakteristische Bandenbereiche definiert werden. Bei einer Wellenzahl von ca. 1740 cm-1 befindet sich die Absorptionsbande der Urethan-, und bei ca. 1640 cm-1 die der Harnstoffgruppe [37]. O O N H a) N H O n n b) Abb. 4.3. Strukturformeln von a) Polyurethan und b) Polyharnstoff. 60 N H 4. Ergebnisse und Diskussion Da bei der Polymerisation zu Polyurethan im Allgemeinen immer eine Kombination aus Urethan- und Harnstoffeinheiten vorliegt, dient die FTIR-Spektroskopie zur Differenzierung beider funktionellen Gruppen. Dies kann in erster Näherung durch Integration der erhaltenen Absorptionsbanden erhalten werden. System A Der Diisocyanateinfluss wurde bei einem konstanten NCO/OH-Verhältnis von 1:1 untersucht. Es konnten stabile Miniemulsionen mit den Diisocyanaten IPDI und TDI, jedoch nicht unter Verwendung von HMDI erhalten werden. Mit dem Wechsel des Diisocyanates von IPDI auf TDI wird eine Erhöhung der Teilchengröße von 201 nm (IPDI, deg 64) auf 408 nm (TDI, deg 151) beobachtet (siehe Tab.4.1.). Grund hierfür ist der aromatische Charakter und die dadurch höhere Reaktivität von TDI mit der wässrigen Umgebung im Vergleich zu IPDI. Durch Analyse der FTIR-Spektren konnten Verhältnisse zwischen Urethan- und Harnstoffeinheiten im entstandenen Polymer nach der Reaktion von 1:2,1 für IPDI (deg 64) und 1:2,4 für TDI (deg 151) bestimmt werden. D.h. in beiden Fällen ist die Ausbildung von Harnstoffeinheiten doppelt so hoch wie die Ausbildung von Urethaneinheiten. Untersuchungen mittels GPC ergaben für beide Proben niedrige Molekulargewichte von 4580 g/mol (IPDI, deg 64) und 2740 g/mol (TDI, deg 151). Durch DSC-Analysen konnten die Glasstemperaturen der synthetisierten Polyurethane bestimmt werden. Glasübergänge von -67.6 ° C (IPDI, deg 64) und -72.2 ° C (TDI, deg 151) deuten in beiden Fällen auf Polymere hin, welche bei Raumtemperatur weiches Verhalten aufweisen. Rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen dienten dem Ziel, Informationen über die Morphologie der Polymerpartikel zu erhalten. In Abbildung 4.4. sind diese unter Variation der Diisocyanatkomponente dargestellt. Auf beiden Aufnahmen können längliche Gebilde, welche sich um vereinzelte partikuläre Strukturen befinden, erkannt werden. 61 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.1. Ergebnisse PUR-Dispersionen des Systems A. Probe NCO- Zugabezeit an Menge an NCO/OH- PUR/Polyharnstoff- DI PDI FG Mw Komponente Ethylendiamin in der Ethylendiamin zu Verhältnis Verhältnis nach (nm)** (DV/Dn) (%) (g/mol) Polyaddition (h) NCO-Komponente Mw/Mn Tg (°C) Polyaddition* (Gew-%) deg 61 IPDI 2:1 1,7:1 229 2,3 20,6 7690 1,8 -63.7 deg 64 IPDI 1:1 1:1,21 201 2,1 18,7 4580 1,4 -67,6 deg 149 TDI 2:1 1:3,4 409 5,6 19,7 2780 1,2 -72.0 deg 151 TDI 1:1 1:2,4 408 6,2 7,1 2740 1,1 -72,2 deg 91 IPDI 1 2:1 1:2,8 286 2,7 23,3 5596 1,6 -65.1 deg 92 IPDI 4 1:1,9 313 2,9 28,3 6442 1,6 -65.1 deg 93 IPDI 6 1:1,7 210 1,8 23,3 6038 1,6 -64.1 deg 121 IPDI 1 1,1:1 231 3,2 18,3 4980 1,7 -69.8 deg 124 IPDI 4 1,2:1 286 2,5 18,3 5400 1,6 -69.8 deg 125 IPDI 6 1:1,2 260 3,6 18,3 5200 1,6 -69.5 * bestimmt durch Integration des FTIR-Spektrums ** bestimmt durch DLS 62 10 21 1:1 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.4. REM-Aufnahmen von System A: a) IPDI:Acrol Polyol PPG 2000 (deg 64) und b) TDI: Acrol Polyol PPG 2000 (deg 151). Um das Filmverhalten der Polymerdispersionen zu untersuchen, wurden die Dispersionen auf Glimmer mittels Spincoating aufgebracht und anschließend hinsichtlich der Rauhigkeit der Filme mittels AFM analysiert (Abb. 4.5.). a b 63 4. Ergebnisse und Diskussion d c Abb. 4.5. AFM-Aufnahmen hinsichtlich der Rauhigkeit der PUR-Filme von System A - IPDI: Acrol Polyol PPG 2000 (deg 64): a) Aufsicht, b) Seitenansicht und TDI: Acrol Polyol PPG 2000 (deg 151): c) Aufsicht, d) Seitenansicht. Durch den so genannten RMS-Wert kann der Grad der Rauhigkeit einer Oberfläche bestimmt werden. Es handelt sich dabei um das quadratische Mittel der Rauhigkeit der Oberfläche. Im Beispiel der Dispersion unter Verwendung von IPDI als Diisocyanat (Abb. 4.5. a, b) werden RMS-Werte von 19 bis 31 nm gefunden (Tab. 4.2.). Die maximale Höhe liegt zwischen 123 nm und 171 nm. Durch die Polyadditionsreaktion mit TDI werden höhere RMS-Werte von 29 nm bis 37 nm erhalten (Abb. 4.5. c, d). Die maximale Höhe des Filmes ist ebenfalls deutlich höher (221 – 323 nm). Auf Grund dieser RMS-Werte können wir schlussfolgern, dass PUR-Filme, welche mit IPDI hergestellt wurden, eine relativ ebene Oberfläche haben, während mit TDI hergestellte PUR-Filme eine sehr rauhe Oberfläche aufweisen. Tab. 4.2. Ergebnisse der AFM-Analysen von PUR-Dispersionen des Systems A. Probe deg 64 deg 151 Nachdem die geeigneten Übersicht Ausschnitt Übersicht Ausschnitt RMS; RQ (nm) 19 21 37 29 Diisocyanate zur max. Höhe (nm) 171 123 323 221 Herstellung von wässrigen Polyurethandispersionen gefunden wurden, bestand der nächste Schritt in der Untersuchung des NCO/OH-Verhältnisses auf die Dispersionseigenschaften. 64 4. Ergebnisse und Diskussion Ziel war es Polyurethane mit einem höheren Anteil an Urethaneinheiten auf Grund der stöchiometrischen Zusammensetzung herzustellen. Hierzu wurden Miniemulsionen, hergestellt mit IPDI und TDI, der Verhältnisse 2:1 und 1:1 miteinander verglichen. Durch einen Überschuss an der Diisocyanatkomponente sollte eine Erhöhung des Molekulargewichts durch die Minimierung der Reaktion zwischen Diisocyanat und Wasser erhalten werden. Durch den Wechsel der Verhältnisse kommt es zu keiner signifikanten Änderung der Teilchengrößen (Tab. 4.1.). Im Fall von IPDI werden Größen von 229 nm (2:1, deg 61) und 201 nm (1:1, deg 64) gemessen. Der Wechsel des NCO/OH-Verhältnisses von 2:1 auf 1:1 unter Einsatz des reaktiveren Diisocyanat TDI zeigt mit Partikeldurchmessern von 409 nm (2:1, deg 149) und 408 nm (1:1, deg 151) ebenfalls keinen Einfluss auf die Größenverteilung. Das Verhältnis zwischen Urethan- und Harnstoffeinheiten im synthetisierten Polymer hängt nur geringfügig vom eingesetzten NCO/OH-Verhältnis ab. In allen vier Fällen liegen mehr Harnstoff- als Urethaneinheiten vor. Bei den Molekulargewichten kann unter Verwendung von IPDI eine Erniedrigung mit zunehmendem Diolanteil von 7690 g/mol (2:1, deg 61) auf 4580 g/mol (1:1, deg 64) beobachtet werden. Unter Einsatz von TDI verhalten sich die gemessenen Molekulargewichte beider Verhältnisse ähnlich und liegen im Bereich von 2750 g/mol. DSC-Analysen zeigen hinsichtlich der Änderung des NCO/OH-Verhältnisses kaum veränderte Glasübergänge. Polyurethane hergestellt mit IPDI weisen Glasstemperaturen in einem Bereich von -64 bis -68 °C auf, während die der mit TDI synthetisierten Polymere bei -72 °C liegen. Dadurch ist der weiche Charakter der Polymere bewiesen. Durch rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen konnte mit steigendem Gehalt an Polyolkomponente unter Verwendung von IPDI eine Verringerung der Ausbildung von Partikelstrukturen beobachtet werden (Vergleich Abb. 4.3.a mit Abb. 4.5.a). Es wurde außerdem eine Zunahme der Bildung von länglichen Strukturen gefunden. Unter Verwendung von TDI tritt nur eine geringe Änderung hinsichtlich der Partikelstrukturen auf. Es werden in beiden NCO/OH-Verhältnissen vereinzelte Partikel, welche über lineare Ketten miteinander verbunden sind, gefunden (Vergleich Abb. 4.4.b mit Abb. 4.6.b). 65 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.6. REM-Aufnahmen von System A: a) IPDI: Acrol Polyol PPG 2000 2:1 (deg 61) und b) TDI: Acrol Polyol PPG 2000 2:1 (deg 149). System B Dem System B wurde eine Fluorkomponente (FBB) zur Hydrophobisierung der späteren Polyurethanfilme zugegeben (siehe Abb. 4.7.). OH HN NH N O OH O O FBB M = 823.4 g/mol (F2 C) n= 6-16 CF3 Abb. 4.7. Strukturformel der Fluorkomponente (FBB). Der erste Schritt bestand in der Wahl des Diisocyanats zur Bildung stabiler Dispersionen. Hierzu wurden, bereits wie im System A, die Diisocyanate IPDI, TDI und HMDI verwendet (NCO/OH-Verhältnis 1:1). Es konnten stabile PUR-Miniemulsionen mit dem aliphatischen IPDI und dem aromatischen TDI erhalten werden. Keine stabilen Dispersionen wurden mit HMDI erhalten. Unter Einsatz von IPDI wurden Teilchengrößen von 299 nm und mit TDI von 584 nm erhalten (siehe Tab. 4.3.). Die höheren Größen im Fall von TDI resultieren aus der höheren Reaktivität zum umgebenden Medium. 66 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.3. Ergebnisse PUR-Dispersionen des Systems B. Probe NCO- Zugabezeit an Menge an NCO/OH- PUR/Polyharnstoff- DI PDI FG Mw Komponente Ethylendiamin in der Ethylendiamin Verhältnis Verhältnis nach (nm)** (DV/Dn) (%) (g/mol) Polyaddition (h) zu NCO- Mw/Mn Tg Statische Kontaktwinkel (°) Polyaddition* Komponente (Gew-%) H 2O HD deg 66 IPDI 2:1 1:7,8 248 5,1 16,5 14.640 2.8 -63.7 67 78 deg 69 IPDI 1:1 1:1,3 299 7,3 10,2 25.750 2.2 -53.7 78 73 deg 152 TDI 2:1 3,5:1 320 5,2 1,9 11.620 2.2 -33.3 33 68 deg 154 TDI 1:1 3,7:1 584 4,3 8,7 14.170 2.0 -49.3 33 71 deg 111 IPDI 1 2:1 1,6:1 775 17,2 12,1 17.581 1.8 -53.1 76 71 deg 114 IPDI 4 1,7:1 269 3,9 10,9 8894 4.9 -51.9 99 74 deg 115 IPDI 6 2:1 208 2,6 28,1 9636 4.8 -52.3 79 70 deg 139 IPDI 1 1,9:1 230 3,2 2,1 9409 1.7 -53.7 n.m. 74 deg 142 IPDI 4 2,4:1 211 3,2 3,3 12500 1.8 -54.3 n.m. 74 deg 143 IPDI 6 1,8:1 213 2,9 1,3 14920 2.0 -52.1 n.m. 78 9 17 1:1 * bestimmt durch Integration des FTIR-Spektrums ** bestimmt durch DLS n.m. – nicht möglich 67 4. Ergebnisse und Diskussion Der Zusatz der hydrophoben Fluorverbindung zeigte einen hohen Einfluss auf die Partikeldurchmesser. Im Vergleich mit den Größen von Dispersionen des Systems A, 201 nm für IPDI (deg 64) und 408 nm für TDI (deg 151), wurde durch die Zugabe an FBB mit beiden Diisocyanaten ein deutlicher Anstieg um ca. 100 nm erhalten. Durch Integration der in FTIR-Spektren enthaltenen Absorptionsbanden bei 1740 cm-1 und 1640 cm-1 konnte das Verhältnis zwischen Urethan- und Harnstoffeinheiten im synthetisierten Polymer bestimmt werden. Unter Verwendung von IPDI wurde ein Verhältnis von 1:1,3 zu Gunsten der Ausbildung von mehr Harnstoff- als Urethaneinheiten erhalten. Durch den Wechsel zum aromatischem Diisocyanat TDI wurde ein deutlicher Anstieg der Urethaneinheiten gefunden (Verhältnis 3,7:1). Durch die geringe Reaktionstemperatur von 60 °C ist die Aktivierungsenergie für die Reaktion Diisocyanat - Wasser höher als für die Reaktion Diisocyanat - Diol. Auf Grund der höheren Reaktivität des TDIs im Vergleich zum IPDI ist die Reaktion zwischen Diisocyanat und Diol bevorzugt und es erfolgt eine starke Ausbildung von Urethaneinheiten im Polymer. Mittels GPC-Analyse wurden Molekulargewichte von 25.750 g/mol (IPDI, deg 69) und 14.170 g/mol (TDI, deg 154) bestimmt. Das niedrigere Molekulargewicht unter Verwendung von TDI konnte durch deren hohe Reaktivität mit Wasser und damit der deutlichen offStöchiometrie der Reaktionspartner erklärt werden. Im direkten Vergleich zu den Molekulargewichten von Dispersionen des Systems A (4580 g/mol, IPDI und 2740 g/mol, TDI) wurden hier deutlich längerkettige Polymere erhalten. Dies hängt hauptsächlich von der zusätzlichen Verwendung der Fluorverbindung ab, da diese in das Polymer eingebaut wird und demnach quasi als Kettenverlängerer fungiert. Des Weiteren kommt es offensichtlich durch die Zugabe von FBB zu einer höheren Abschirmung des Wassers, wodurch die Isocyanatgruppen schneller mit den Alkoholgruppen des Polyols als mit dem umgebenden Wasser reagieren können. Untersuchungen mittels DSC zeigen, dass PUR-Dispersionen beider Diisocyanate (IPDI, TDI) als weiche Materialien zu betrachten sind. Es konnten Glastemperaturen von -53.7 °C (IPDI, deg 69) und -49.3 °C (TDI, deg 154) erhalten werden. Zur Analyse der Teilchenmorphologie wurden rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen durchgeführt (siehe Abbildung 4.8.). 68 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.8. REM-Aufnahmen von System B: a) IPDI:Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1 (deg 69) und b) TDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1 (deg 154). Durch Verwendung von IPDI und TDI ist in beiden Fällen die Ausbildung von Polymerpartikeln zu erkennen. Abbildung 4.8.a zeigt die Situation mit IPDI. Es wurden Teilchen unterschiedlicher Größe, die bereits verfilmt sind und eine rauhe Oberfläche besitzen, gefunden. Bei der PUR-Dispersion, welche mit TDI hergestellt wurde, ist die Ausbildung zu sphärischen Strukturen stärker ausgeprägt (Abb. 4.8.b). Die rauhen Polymerpartikel liegen in unterschiedlichen Größen vor und befinden sich meist aneinandergelagert. Die breite Größenverteilung dieser beiden Dispersionen korrespondiert mit Polydispersitäten von >2, welche aus dynamischen Lichtstreuungsergebnissen bestimmt wurden. Aus anschließenden AFM-Untersuchungen konnten Informationen über das Filmverhalten der PUR-Dispersionen erhalten werden (Abb. 4.9.). Im Vergleich zu Dispersionen des Systems A wurden Dispersionen des Systems B auf Grund der zusätzlichen hydrophoben Fluorkomponente statt auf Glimmer auf einer Glasoberfläche aufgebracht. 69 4. Ergebnisse und Diskussion a b c d Abb. 4.9. AFM-Aufnahmen hinsichtlich der Rauhigkeit der PUR-Filme von System B - IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB (deg 69): a) Aufsicht, b) Seitenansicht und TDI: Desmophen VP LS 2391/FBB (deg 154): c) Aufsicht, d) Seitenansicht. Durch den Einsatz von IPDI als Diisocyanat (Abb. 4.9. a, b) wurden RMS-Werte im Bereich von 10 nm bestimmt (Tab. 4.4.). Die maximale Höhe liegt zwischen 79 nm und 111 nm. PUR-Filme, hergestellt mit TDI, weisen höhere RMS-Werte auf. Diese liegen im Bereich von 56 – 95 nm. Die Seitenansicht des AFM-Höhenbildes (Abb. 4.9.d) zeigt dieses graphisch. Wir können festhalten, dass PUR-Filme, welche mit IPDI hergestellt wurden eine relativ ebene Oberfläche haben, während mit TDI hergestellte PUR-Filme eine sehr rauhe Oberfläche aufweisen. 70 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.4. Ergebnisse der AFM-Analysen von PUR-Dispersionen des Systems B. Probe deg 69 deg 154 Übersicht Ausschnitt Übersicht Ausschnitt RMS; RQ (nm) 9 10 95 56 Max. Höhe (nm) 111 79 603 330 Analog zum System A wurde das NCO/OH-Verhältnis mit den Diisocyanaten IPDI und TDI variiert (2:1, 1:1). Die Teilchendurchmesser nehmen bei beiden Diisocyanaten mit zunehmendem Diolanteil zu (siehe Tab. 4.3.). Der gleiche Effekt wird bei den erhaltenen Molekulargewichten beobachtet. Unter Verwendung von IPDI kommt es zu einer Steigerung von 14.460 g/mol (2:1) auf 25.750 g/mol (1:1). Der starke Anstieg ist vor allem auf die Zunahme von Urethaneinheiten im hergestellten Polymer zurückzuführen. Im Vergleich zeigen TDI-synthetisierte Polymerpartikeln geringere Molekulargewichte, welche ebenfalls mit höherem Diolanteil von 11.620 g/mol (2:1) auf 14.170 g/mol (1:1) steigen. Auch hier kommt es durch die Abnahme des Diisocyanatanteils zu einem Anstieg von im Polymer enthaltenen Urethaneinheiten. Dieser ist nicht so stark ausgeprägt wie im Fall von IPDI und wirkt sich deshalb auch nicht so stark auf das Molekulargewicht aus. DSC-Analysen ergaben einen Anstieg der Glasstemperaturen von -63.7 °C (2:1) auf -54 °C (1:1) im Fall von IPDI und einen Abfall von -33 °C (2:1) bis -49 °C (1:1) für TDIDispersionen. Die erhaltenen niedrigeren Glasstemperaturen von IPDI-PUR-Dispersionen weisen auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zur Ausbildung von Filmen hin. In Abbildung 4.10. sind rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen des NCO/OHVerhältnisses von 2:1 dargestellt. a b Abb. 4.10. REM-Aufnahmen von System B: a) IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 2:1 (deg 66) und b) TDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 2:1 (deg 152). 71 4. Ergebnisse und Diskussion Unabhängig vom Disocyanat konnten in beiden Aufnahmen partikuläre Strukturen unterschiedlicher Durchmesser gefunden werden (Abb. 4.10.a, b). Unter Verwendung von IPDI liegen diese eher zusammenhängend vor, während mit TDI vereinzelte Aggregate größerer Polymerpartikel gefunden werden. Um nun den Einfluss der Fluorkomponente näher festzustellen, wurden TEM-Bilder aufgenommen (Abb. 4.11.). a b c d Abb. 4.11. TEM-Aufnahmen von System B: a) IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 2:1 (deg 66), b) IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1 (deg 69), c) TDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 2:1 (deg 152) und d) TDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1 (deg 154). 72 4. Ergebnisse und Diskussion Vor allem Proben, in welchen IPDI als Diisocyanat eingesetzt wurde, zeigen strukturierte Teilchenmorphologien. Die Kernschalestruktur der Polymerpartikel deutet darauf hin, dass die Fluorverbindungen nicht homogen eingekapselt wurden. Die Struktur verändert sich kaum mit abnehmendem Isocyanatanteil. Wird statt IPDI TDI verwendet, kann eine Änderung in der Partikelmorpholgie beobachtet werden. Neben einigen wenigen Kernschalepartikeln werden vor allem sphärische Teilchen, bestehend aus einem homogenen PUR-FBB-System, erhalten (Abb. 4.11.c, d). Die Strukturart ist dabei nahezu unabhängig vom NCO/OH-Verhältnis. 4.1.2. Kettenverlängerung mit Ethylendiamin Um Polyurethane mit höheren Molekulargewichten zu synthetisieren, wurde Ethylendiamin als Kettenverlängerer zugegeben. Die Reaktivität der Isocyanatgruppe wurde kinetisch untersucht, um die Zugabezeit an Ethylendiamin bestimmen zu können. Dazu wurde die Polymerisation zwischen Polyol und Diisocyanat in beiden Systemen beobachtet und mittels FTIR-Spektroskopie untersucht. Die Isocyanatgruppe zeigt eine charakteristische Absorptionsbande bei 2250 cm-1. In Abbildung 4.12. sind die gemessenen FTIR-Spektren in Abhängigkeit von der Transmission (a.u.) Transmission (a.u.) Polymerisationszeit für die Verwendung des Diisocyanats IPDI und TDI dargestellt. nach 5 min Polyaddition nach 15 min Polyaddition nach 1 h Polyaddition nach 1 h Polyaddition nach 4 h Polyaddition nach 6 h Polyaddition 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 3250 1600 3000 a) 2750 2500 2250 2000 1750 1500 1250 1000 -1 -1 Wellenzahl (cm ) Wellenzahl (cm ) b) Abb. 4.12. FTIR-Spektren von kinetischen Messungen des Systems A: a) IPDI: Acrol Polyol PPG 2000 1:1 (deg 147) und b) TDI:Acrol Polyol PPG 2000 1:1 (deg 155). 73 4. Ergebnisse und Diskussion Wird IPDI als Diisocyanatkomponente verwendet, kann deren Isocyanatgruppe bis zu vier Stunden nach Beginn der Polyadditionsreaktion reagieren (Abb. 4.12.a). Um später Polyurethane mit höheren Molekulargewichten durch eine Kettenverlängerung zu erhalten, reicht es aus, den Kettenverlängerer Ethylendiamin bis zu vier Stunden nach dem Polymerisationsstart zuzugeben. Auf Grund des aromatischen Charakters und der daraus resultierenden höheren Reaktivität von TDI, muss hier der Kettenverlängerer bis spätestens eine Stunde nach Start der Polyaddition zugegeben werden (Abb. 4.12.b). Dadurch ist es möglich, höhermolekulare Polyurethane herzustellen. Mit beiden Diisocyanaten ist bei späterer Zugabe die Reaktivität der Isocyanatgruppe nahezu verbraucht, und die Zugabe eines Kettenverlängeres führte nicht zum gewünschten Ergebnis (höheres Molekulargewicht). Die gleichen Schlussfolgerungen können auch im Fall des Systems B aus den FTIR-Spektren Transmission (a.u.) Transmission (a.u.) gezogen werden (siehe Abbildung 4.13.). nach 5 min Polyaddition nach 15 min Polyaddition nach 1 h Polyaddition nach 1 h Polyaddition nach 4 h Polyaddition nach 6 h Polyaddition 2400 2250 2100 1950 1800 1650 1500 2700 -1 a) 2550 2400 2250 2100 1950 1800 1650 1500 -1 Wellenzahl (cm ) Wellenzahl (cm ) b) Abb. 4.13. FTIR-Spektren von kinetischen Messungen des Systems B: a) IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1 (deg 148) und b) TDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1 (deg 156). Die Kettenverlängerung mit Ethylendiamin erfolgte jetzt zu unterschiedlichen Zeiten der Polyaddition (nach 1 h, 4 h, 6 h). Die Untersuchungen konnten nur mit dem Diisocyanat IPDI durchgeführt werden, da es unter der Verwendung von TDI nicht möglich war, stabile vernetzte Dispersionen herzustellen. 74 4. Ergebnisse und Diskussion System A Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.1. zusammengefasst. Unter Verwendung von 10 Gew-% Ethylendiamin bei unterschiedlichen Additionszeiten kommt es zu einer Erhöhung der Partikelgrößen von 286 nm (Zugabe nach 1 h) auf 313 nm (Zugabe nach 4 h). Eine spätere Zugabe resultierte in einer Abnahme der Teilchengrößen. Im Vergleich zu Dispersionen ohne Ethylendiamin wird eine Erhöhung der Größen von 229 nm auf 313 nm erhalten. Das Verhältnis zwischen Urethan- zu Harnstoffeinheiten im Polymer verändert sich durch die Verlängerung und es werden vermehrt Harnstoffeinheiten ausgebildet. Die ermittelten Glasstemperaturen zeigen keine nennenswerten Änderungen. Durch Einsatz von Ethylendiamin kommt es zu einer Verringerung des Molekulargewichts von 7690 g/mol auf 5596 g/mol (Zugabe nach 1 h Reaktion). Bei einer Zugabezeit an Ethylendiamin nach 4 h Polyadditionsreaktion werden Polymere mit Molekulargewichten von 6442 g/mol erhalten. Spätere Zugabe resultierte in einem erneuten Abfall der Molekulargewichte. Durch den Einsatz eines Kettenverlängerers wird demnach kein Effekt auf das Molekulargewicht der Polymeren erreicht. Bei einer Konzentration von 21 Gew-% an Ethylendiamin wurden nur geringe Unterschiede hinsichtlich der Teilchengröße gefunden. Die Größen steigen von 201 nm, ohne Ethylendiamin (deg 64), auf 286 nm, Zugabe Ethylendiamin nach vier Stunden Polyadditionsreaktion (deg 124). Durch Zugabe von Ethylendiamin kommt es zu einer Erhöhung des Anteils an Polyurethaneinheiten, der bei zu später Zugabe (6 h) wieder abnimmt. Bei dieser Zugabezeit ist die Polyadditionsreaktion zwischen Diol und Diisocyanat nahezu beendet. Wird nun Ethylendiamin zugegeben, so reagiert dieses mit der wässrigen Phase unter Bildung von Polyharnstoff. Die Molekulargewichte erhöhen sich von 4579 g/mol ohne Kettenverlänger auf 5406 g/mol mit Kettenverlänger (Zugabe Ethylendiamin nach 4 h Polyadditionsreaktion, deg 124). Bei einer späteren Zugabe von sechs Stunden kommt es zu einer leichten Erniedrigung des Molekulargewichts auf 5207 g/mol (deg 125). In diesem Fall zeigt die Zugabe von Ethylendiamin keinen Effekt auf eine Verlängerung der Polymerketten. Die mit DSC gemessenen Glasübergänge weisen durch Zugabe an Ethylendiamin kaum Veränderungen auf. Sie bewegen sich im Bereich von -68 °C bis -70 °C und deuten auf bei Raumtemperatur weiche Materialien hin. 75 4. Ergebnisse und Diskussion Durch die Zugabe des Kettenverlängerers kommt es zu einem Verschwinden der partikulären Strukturen zu Gunsten einer Vernetzung linearer Segmente (Abb. 4.14. b). a b Abb. 4.14. REM-Aufnahmen von System B; Zugabe Ethylendiamin nach 4 h Polyadditionsreaktion: a) 10 Gew-% Ethylendiamin (IPDI: Acrol Polyol PPG 2000 2:1, deg 92) und b) 21 Gew-% Ethylendiamin (IPDI: Acrol Polyol PPG 2000 1:1, deg 124). System B Die Ergebnisse von wässrigen PUR-Dispersionen des Systems B sind in Tabelle 4.3. dargestellt. Bei einer Konzentration von 9 Gew-% Ethylendiamin erfolgt mit steigender Additionszeit eine Abnahme der Partikelgrößen von 765 nm auf 201 nm. Im Vergleich zu Dispersionen ohne Kettenverlängerer verändert sich, mit Ausnahme von einer Zugabe nach einer Stunde, die Teilchengröße kaum. Hinsichtlich des Molekulargewichtes werden Unterschiede erhalten. Durch die Zugabe eines Kettenverlängerers kommt es zu einer Verringerung des Molekulargewichtes von 14.640 g/mol (ohne Ethylendiamin) auf 8894 g/mol. Eine Ausnahme stellt die Dispersion, welche einen Zusatz von Ethylendiamin nach einer Stunde Reaktionszeit enthält, dar. Durch die hohen Partikelgrößen von 765 nm wird ein hohes Molekulargewicht von 17.581 g/mol erhalten. Das Verhältnis zwischen Urethan- und Harnstoffeinheiten im Polymer verändert sich durch die Kettenverlängerung zu Gunsten des Urethananteils. DSCUntersuchungen zeigen, dass durch die Kettenverlängerung Glasstemperaturen von -63.7 °C auf bis zu -51.9 °C erfolgte. 76 eine Zunahme der 4. Ergebnisse und Diskussion Die erhaltenen REM-Aufnahmen von kettenverlängerten Polyurethanen zeigen kaum Unterschiede zu nicht kettenverlängerten Polymeren (Abb. 4.15.a, Abb. 4.10.a). In beiden Fällen werden partikuläre Strukturen unterschiedlicher Größe ausgebildet. Mit zunehmender Additionszeit an 17 Gew-% Ethylendiamin wurden Teilchengrößen im Bereich von 211 nm bis 230 nm gefunden. Im Vergleich zu Größen wässriger PUR-Dispersionen ohne Ethylendiamin kann eine Erniedrigung von 299 nm auf 211 nm beobachtet werden. Betrachten wir die Molekulargewichte der Dispersionen, so zeigt sich, dass Proben ohne Kettenverlängerer ein höheres Molekulargewicht aufweisen als Proben mit Ethylendiamin. Das Molekulargewicht reduziert sich von 25.750 g/mol (deg 69) durch Zugabe von Ethylendiamin nach einer Stunde Polymerisation auf 9409 g/mol (deg 139). Erklärbar wäre dies durch eine Reaktion zwischen Ethylendiamin und der Diisocyanatkomponente. Das Verhältnis zwischen Urethan- und Harnstoffeinheiten ist zu Gunsten des Harnstoffanteils verschoben. Bei späterer Zugabe steigen die Molekulargewichte auf bis zu 14.920 g/mol (deg 143) wieder. Die Zugabe an Ethylendiamin zeigt keinen Einfluss auf die Glastemperaturen, welche mit -54 ºC einen konstanten Wert anstreben. Das mittels IR-Analyse bestimmte Urethan/Harnstoff-Verhältnis nimmt, wie im System A, mit zunehmender Zugabezeit zu. REM-Aufnahmen zeigen durch die Addition von Ethylendiamin eine vermehrte Ausbildung an Partikeln (Abb. 4.15.b). Dabei sind kleinere Teilchen miteinander verschmolzen. Große Partikel liegen vereinzelt auf den verschmolzenen kleineren Partikeln vor. a b Abb. 4.15. REM-Aufnahmen von System B; Zugabe Ethylendiamin nach 4 h Polyadditionsreaktion: a) 9 Gew-% Ethylendiamin (IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 2:1, deg 114) und b) 17 Gew-% Ethylendiamin (IPDI: Desmophen VP LS 2391/FBB 1:1, deg 142). 77 4. Ergebnisse und Diskussion Für beide Systeme (A, B) können wir festhalten, dass der Zusatz des Ethylendiamins als Kettenverlängerer, unabhängig von seiner Konzentration, nicht zu einer Erhöhung der Molekulargewichte führt. Jedoch kommt es durch den Eintrag von Ethylendiamin zu einer zunehmenden Ausbildung an vernetzten Strukturen. 4.1.3. Kontaktwinkelmessungen Um die Filmeigenschaften zu verstehen, wurden mit beiden Systemen statische Kontaktwinkeluntersuchungen durchgeführt. Hierzu wurden die Dispersionen auf eine Glasoberfläche aufgebracht, anschließend getrocknet und mit den Substanzen Wasser und Hexadekan benetzt. Wie in Abbildung 4.16. erkennbar, werden mögliche Benetzungsarten von Oberflächen in drei Arten unterschieden: vollständige, partielle und keine Benetzung. Durch die mit dem Goniometer bestimmten Kontaktwinkel kann jetzt auf die Art der Benetzung geschlossen werden. a b c θ ~ 0° θ < 90° θ > 90° Abb. 4.16. Darstellung der möglichen Benetzungsphänomene; a – vollständige Benetzung, b – partielle Benetzung, c – keine Benetzung. Im Fall von System A war es äußerst schwierig, Kontaktwinkelwerte zu messen. Der Grund liegt in der schnellen Spreitung der aufgetragenen Tropfen auf der Glasoberfläche, auf welcher die Dispersionen aufgetrockneten waren, welche keine Messung erlaubte. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Proben eine vollständige Benetzung auf Grund ihrer hohen Hydrophobie zeigen. Die zusätzliche Fluorkomponente FBB im System B erlaubt es jetzt, die erhaltenen Filme hinsichtlich ihrer Oberflächeneigenschaften zu analysieren (siehe Tabelle 4.3.). Durch die Verwendung von IPDI konnten mit den Medien Wasser und Hexadekan statische Kontaktwinkel von 67 ° bis 78 ° erhalten werden. 78 4. Ergebnisse und Diskussion Diese Werte deuten auf eine partielle Vernetzung hin und somit auf hydrophobe Filme. Unter Verwendung von TDI kann eine deutliche Veränderung zwischen den eingesetzten Medien erkannt werden. Wird als Medium das hydrophile Wasser verwendet, werden Werte im Bereich von 33 ° gemessen. Demnach zeigen die PUR-Dispersionen in diesem Fall hydrophoben Charakter. Mit dem hydrophoben Hexadekan befinden sich die Kontaktwinkel allerdings im Bereich von 70 °, ähnlich wie mit IPDI. Dies deutet auf hydrophile Eigenschaften hin. Daraus können wir schlussfolgern, dass die PUR-Filme, welche mit TDI hergestellt wurden, oleophobes Verhalten aufweisen. Das Benetzungsverhalten von mit TDI hergestellten PUR-Filmen hängt dabei vom Verhältnis von Urethan- zu Harnstoffeinheiten ab. Unter Verwendung des Diisocyanats IPDI wird durch die Änderung des NCO/OH-Verhältnis von 2:1 zu 1:1 der Anteil an Urethaneinheiten im Polymer erhöht. In beiden Fällen liegen jedoch mehr Harnstoff- als Urethaneinheiten vor. Mit TDI synthetisierte PUR-Dispersionen zeigen unabhängig vom eingesetzten Verhältnis zwischen Disocyanat und Polyol einen höheren Anteil an Urethaneinheiten. Abschließend können wir festhalten, dass das Benetzungsverhalten von PUR-Filmen (hydrophil oder hydrophob), welche die Fluorverbindung FBB besitzen, abhängig vom verwendeten Diisocyanat ist. 79 4. Ergebnisse und Diskussion 4.2. Synthese von strukturierten Lanthanid-Partikeln In diesem Teilabschnitt wird die Synthese von strukturierten anorganisch-organischen Hybridmaterialien durch Einsatz der Miniemulsionstechnik beschrieben. Detailliert wird die Untersuchung der Strukturierung von Polymernanopartikeln mit Lanthanidkomplexen X(Y)3 (X: Sm, Eu, Gd, Tb, Dy, Ho, Yb; und Y: tmhd, fod, dbm, pbd, aema) bei der Verwendung verschiedener Polymere aus Methacrylaten, Acrylaten und Vinylmonomeren untersucht. Die Variation der Tensidart sowie –konzentration, der Lösungszeit und des Molverhältnisses zwischen Monomer und Komplex gibt ebenfalls Aufschluss über die Strukturierung. Um die biomedizinische Anwendung solcher lanthanidhaltigen Systeme aufzuzeigen, wurden Funktionalisierungen der Partikeloberfläche durchgeführt. 4.2.1. Gadoliniumhaltige PLMA-Nanopartikel Frühere Arbeiten befassten sich bereits mit der Synthese von Lanthanidnanopartikeln [69, 148] . Die Idee dahinter war, dass verkapselte Lanthanidverbindungen in einer Polymermatrix als neuartige Kontrastmittel in der medizinischen Diagnostik eingesetzt werden sollten. Dabei wurde durch das Einbringen von Lanthanidkomplexen eine Strukturierung mit dem Monomer bzw. Polymer erhalten. Ramirez et al. untersuchten bereits die Heterophasenpolymerisation von Butylacrylat (BA) in Gegenwart von Lanthanidkomplexen [69, 148] . In Anlehnung an diese Arbeiten wurde im nachfolgenden Kapitel als Ausgangsmonomer das längerkettige Laurylmethacrylat (LMA) verwendet. Hierzu wurden erste Untersuchungen der Polymerisation von LMA mit dem Komplex Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, durchgeführt. Das molare Verhältnis zwischen Monomer (LMA) und Komplex (Gd(tmhd)3) lag dabei bei 50:1, und zur Stabilisierung der Dispersion wurde das anionische Tensid SDS (30 Gew-% zur dispersen Phase) verwendet. Eine schematische Darstellung des Herstellungsprozesses mittels Miniemulsionstechnik ist in Abbildung 4.17. dargestellt. 80 4. Ergebnisse und Diskussion R1 O O Gd 1) Zugabe von H2O, SDS und HD, Initiator + O 2) Ultraschall OC 12H 26 R2 Polymerisation 3 Gadolinium tris(2,2,6,6-tetramethyl3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3 Laurylmethylacrylat (LMA) Abb. 4.17. Schematische Darstellung der Synthese von gadoliniumhaltigen PLMA-Nanopartikeln. Um den Komplex homogen in der Dispersion zu verteilen, wurde er durch einen 30 minütigen Temperschritt im Monomer bei 72 °C gelöst. Nach Zugabe des Hydrophob Hexadekan wurde zur anschließenden Voremulgierung eine wässrige Tensidlösung (SDS) und der radikalische Initiator V59 hinzugefügt. Nachdem die Mischung homogen gerührt wurde, erfolgte die Herstellung der Miniemulsion mittels Ultraschall. Die Polymerisation wurde radikalisch bei 72 °C durchgeführt. In Tabelle 4.5. sind Dispersionen mit und ohne Zusatz des hydrophoben Gadoliniumkomplexes Gd(tmhd)3 dargestellt. Tab. 4.5. Eigenschaften von PLMA-Nanopartikeln. DI (nm) Molverhältnis LMA/Gd(tmhd)3 gd 16 0 64 gd 9 50:1 253 *bestimmt durch SAXS-Analysen PDI (Dv/Dn) 1,6 3,6 Probe FG (%) 11,8 11,3 Theo FG (%) 9,6 10,6 Schichtabstand (nm)* 3,87 Schichtabstand (nm)** 4 ** bestimmt aus TEM-Aufnahmen Sowohl in Bezug auf die Partikelgröße als auch die Polydispersität kann ein Anstieg durch Einsatz des hydrophoben Gadoliniumkomplexes beobachtet werden. Die Teilchendurchmesser steigen dabei von 64 nm auf 253 nm. In beiden Fällen werden auf Grund von Trocknungseffekten höhere Feststoffgehalte gemessen als theoretisch möglich wären. Berechnete Polydispersitäten zeigen für PLMA-Nanopartikel einen Wert von 1,6, welcher auf eine monomodale Größenverteilung hinweist. Durch Zugabe des Gadoliniumkomplexes kommt es zu einer Erhöhung der Polydispersität auf 3,6. Der hohe PDI-Wert kann auf die Morphologie der Partikel zurückgeführt werden. Dispersionen ohne Gadoliniumanteil konnten auf Grund der niedrigen Glasstemperatur (Tg) hinsichtlich ihrer partikulären Struktur nicht im TEM untersucht werden. Es ist aber zu erwarten, dass die Partikel sphärischer Natur sind. 81 4. Ergebnisse und Diskussion Erst durch Zugabe des Gadoliniumkomplexes war es möglich, TEM-Analysen durchzuführen (Abb. 4.18.). Durch den Einsatz des Gadoliniumkomplexes findet eine „Härtung“ der Partikel statt. Des Weiteren liegt eine höhere Elektronendichte des Gadoliniumkomplexes vor und das dreiwertige Gadoliniumion wirkt als Kontrastmittel, welches elektronenmikroskopische Untersuchungen möglich macht. Abb. 4.18. TEM-Aufnahmen von LMA:Gd(tmhd)3 50:1 (gd 9). Wie in Abbildung 4.18. zu erkennen, werden offene Teilchenmorphologien erhalten, welche in den verhältnismäßig hohen Teilchengrößen resultieren. Es kommt zur Ausbildung von lamellaren Schichten. Auf Grund der höheren Elektronendichte von Gadolinium sind die dunkleren Schichten auf den Gadoliniumkomplex zurückzuführen. Die Schichtabstände können zu 4 nm bestimmt werden. Untersuchungen mittels Röntgendiffraktometrie (WAXS) wurden durchgeführt, um nun die Eigenschaften der Dispersionen (amorph, kristallin) zu analysieren. In Abbildung 4.19. sind Röntgendiffraktogramme von Ausgangsprodukten (SDS, Gd(tmhd)3) im Vergleich mit einer getrockneten Dispersion (PLMA:Gd(tmhd)3 50:1, Lösungszeit: 0,5 h vor US) gezeigt. 82 4. Ergebnisse und Diskussion Intensität (a.u.) Gd(tmhd)3 SDS gd 9 5 10 15 20 25 30 2 Theta (°) Abb. 4.19. WAXS-Diffraktogramme von SDS, Gadoliniumkomplex und PLMA:Gd(tmhd)3-Nanopartikeln (gd 9). Deutlich erkennbar ist hierbei die hohe kristalline Ordnung des anionischen Tensides SDS. Der Gadoliniumkomplex Gd(tmhd)3 weist ebenfalls leicht kristallines Verhalten auf. Bei der getrockneten Dispersion ist zu erkennen, dass ein Hauptteil der in SDS auftretenden Reflexe sich im Diffraktogramm der getrockneten Probe wiederfindet lässt. Um jetzt die kristallinen Bereiche in der Miniemulsion näher zuordnen zu können, wurden Diffraktogramme von getrockneten Dispersionen mit und ohne den Zusatz des Gadoliniumkomplexes gemessen (Abb. 4.20.). Intensität (a.u.) gd 9 gd 16 5 10 15 20 25 30 2 Theta (°) Abb. 4.20. WAXS-Diffraktogramme von PLMA-Nanopartikeln (gd 16) und PLMA:Gd(tmhd)3-Nanopartikeln (gd 9). 83 4. Ergebnisse und Diskussion Der Vergleich zeigt, dass eine getrocknete Dispersion mit dem verwendeten Gadoliniumkomplex (gd 9) eine höhere Anzahl an kristallinen Reflexe aufweist als eine getrockneten Dispersion, welcher kein Gadoliniumkomplex zugegeben wurde. Diese Reflexbereiche (bei 2Theta = 9°, 14°, 18°) können nicht dem reinen Gadoliniumkomplex zugeordnet werden (siehe Abb. 4.20.). Eine Annahme wäre, dass diese Bereiche durch mögliche Organisationsvorgänge zwischen SDS und dem Gadoliniumkomplex entstehen. Um dies näher zu analysieren, wurden Dispersionen gewaschen und nach dem Trocknen mittels Röntgenbeugung untersucht (Abb. 4.21.). Intensität (a.u.) ohne Dialyse mit Dialyse 5 10 15 20 25 30 2 Theta (°) Abb. 4.21. WAXS-Diffraktogramme von PLMA:Gd(tmhd)3-Nanopartikeln (gd 9) konzentriert und nach Auswaschen von SDS. Es ist zu erkennen, dass durch den Waschvorgang die kristallinen Bereiche der getrockneten Probe verschwinden. Durch das Waschen erfolgt das Entfernen der lamellaren Schichten innerhalb der Partikelmorphologie. Durch TEM-Aufnahmen konnte erkannt werden, dass mit dem Auswaschen von SDS die Strukturierung der Polymerpartikel verloren geht (nicht gezeigt). Eine geringe Tensidkonzentration führt zu einer Abnahme der Partikelstabilität. Um den Abstand der Schichten zueinander bestimmen zu können, wurden Untersuchungen mittels Röngenkleinwinkelstreuung (SAXS) durchgeführt. Anhand des erhaltenen Reflexes konnte durch Hinzuziehung der Bragg-Gleichung der Schichtabstand in nm berechnet werden. In Abbildung 4.22. ist ein SAXS-Diffraktogramm einer gefriergetrockneten Probe, PLMA:Gd(tmhd)3 50:1, dargestellt. 84 4. Ergebnisse und Diskussion Strukturfaktor q 0,04 1,00 1,25 0,06 1,50 0,08 0,10 1,75 0,12 2,00 0,14 2,25 0,16 2,50 0,18 0,20 2,75 3,00 2 Theta (°) Abb. 4.22. SAXS-Messung einer gefriergetrockneten Miniemulsion PLMA:Gd(tmhd)3 50:1. Es konnte ein Reflex der Probe bei 2,28° (2θ) gefunden werden. Wird jetzt die BraggGleichung zur Bestimmung des Schichtabstandes verwendet, so konnte in diesem Fall ein Wert von 3,87 nm berechnet werden. Dieser Wert stimmt sehr gut mit den Abständen von ca. 4 nm, welche aus TEM-Aufnahmen bestimmt wurden, überein. Wir nehmen an, dass die Strukturierung, wie bereits durch WAXS-Untersuchungen gezeigt, hauptsächlich durch Wechselwirkung des Gadoliniumkomplexes mit den Tensidmolekülen (SDS) entsteht. Da in den Miniemulsionen eine Konzentration von 30 Gew-% an SDS zur dispersen Phase eingesetzt und dadurch die kritische Mizellbildungskonzentration (engl. cmc, für SDS: 1,3*10-3 mol dm-3 [149] ) überschritten wurde, können die lamellaren Schichten auf eine geordnete Anordnung der Tensidmoleküle zurückzuführen sein. In diesem Fall liegen die Tensidmoleküle in einer verzahnten Anordnung vor (Abb. 4.23.). Gadoliniumkomplexschicht Schicht aus Tensid und Polymer Gadoliniumkomplexschicht Abb. 4.23. Modell zur Erklärung des Selbstorganisationsprozesses durch SAXS-Ergebnisse: verzahnte Formation der Tensidmoleküle. 85 4. Ergebnisse und Diskussion Die hydrophoben Lanthanidkomplexmoleküle liegen zwischen den lamellaren Schichten vor. Die lamellaren Schichten entstehen durch einen Selbstorganisationsprozess der Tenisidmoleküle mit den Polymermolekülen. Da ein SDS-Molekül eine Größe von ca. 2,5 nm besitzt (siehe Abb. 4.24.), kann durch den Trocknungsprozess der Probe eine Verzahnung der Tensidmoleküle erfolgen. Dadurch wäre der erhaltene Abstand von ca. 3,9 nm erklärbar. O Na+ O S O- O l0 = 1,72 nm a0 = 0,62 nm 2 (0,78 nm) Abb. 4.24. Aufbau und Längenverhältnisse des Tensides SDS. Es wird angenommen, dass die Sauerstoffatome der Sulfatgruppe des Tensides und die Carboxylfunktionen des Acrylatmonomers an die freien Koordinationsstellen des Gadoliniumions gebunden werden. Wird die Konzentration an SDS im System und dadurch die Entfernung zur kritischen Mizellbildungskonzentration herabgesetzt (siehe Kap.4.2.2.), so kann eine verringerte Ausbildung an lamellaren Schichten beobachtet werden. O O O S O S O O Gd O O O O O C C O RO O O O O S S O 3 O O OR Gd O O O 3 Abb. 4.25. Mögliches Modell zur Erklärung des Selbstorganisationsprozesses durch SAXS-Ergebnisse. Magnetische Analysen wurden durchgeführt, um das hohe magnetische Potential des Gadoliniumkomplexes Gd(tmhd)3 darzustellen. Um die in der Literatur beschriebene Paramagnetisierung des dreiwertigen Gadoliniumions für den hier verwendeten Komplex zu bestätigen, wurde zuerst das magnetische Verhalten unter Variation des Feldes und der Temperatur bestimmt (Abb. 4.26.). 86 4. Ergebnisse und Diskussion Bei dieser Messung kann aus den verwendeten Parametern (Temperatur und angelegtes Feld) Longitudionale Magnetisierung (emu) die Magnetisierung berechnet werden. -2 4,0x10 -2 3,0x10 -2 2,0x10 -2 1,0x10 0,0 4 -6,0x10 4 -4,0x10 0,0 4 -2,0x10 -2 -1,0x10 4 2,0x10 4 4,0x10 4 6,0x10 Feld (Oe) -2 -2,0x10 -2 -3,0x10 Abb. 4.26. Magnetisches Verhalten des Komplexes Gd(tmhd)3 in Abhängigkeit vom angelegten Feld. Durch die Variation des angelegten Feldes wurde ein linearer Kurvenverlauf gefunden. Dieser Verlauf wird in der Regel für paramagnetische Verbindungen erhalten. Diese Messung zeigte die hohen Anwendungsmöglichkeiten des Komplexes Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5heptandionat), Gd(tmhd)3, auf Grund seiner paramagnetischen Eigenschaften. Zur Darstellung der paramagnetischen Eigenschaften des Komplexes wurde die reziproke paramagnetische Suszeptibilität gegen die Temperatur aufgetragen (Abb. 4.27.). Die Suszeptibilität (lat. Susceptiblis – Übernahmefähigkeit) ist eine Materialeigenschaft, die die Fähigkeit der Magnetisierung eines Materials in einem extern angelegten Magnetfeld wiedergibt. Sie stellt in vielen Fällen eine Proportionalitätskonstante zwischen der Magnetisierung zur magnetischen Feldstärke dar. Diese Konstante hängt vor allem von der verwendeten Frequenz des Magnetfeldes ab. Suszeptibilitäten können Werte von -1 bis unendlich annehmen. Werte im negativen Bereich stehen dabei für eine Magnetisierung entgegen dem äußeren Magnetfeld. Analog zum magnetischen Feld bezeichnet man den Zusammenhang zwischen elektrischer Polarisierung und elektrischem Feld als (di-)elektrische Suszeptibilität. In paramagnetischen Materialien kommt es zur Ausrichtung der atomaren magnetischen Momente im externen Magnetfeld. Dadurch verstärken diese das Magnetfeld im Inneren des Materials. Es werden positive Magnetisierungen und somit auch positive paramagnetische Suszeptibilitäten erhalten. 87 4. Ergebnisse und Diskussion In Abbildung 4.27. ist nun die temperaturabhängige Auftragung für den Komplex Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, bei einem konstant angelegten Feld (10.000 Oe) dargestellt. Der lineare Kurvenverlauf und Werte von 1/χpara bis zu 50 weisen dabei auf einen hohen Paramagnetismus hin, d.h. hier gilt das Curiesche Gesetz, welches die Abhängigkeit der paramagnetischen Suszeptibilität von der absoluten Temperatur beschreibt. Auf Grund der ungepaarten Elektronen des Gadoliniumions richten sich die Teilchen nach dem äußeren Feld aus. Das gelingt mit höherer Temperatur allerdings nur teilweise. Daher ist die paramagnetische Suszeptibilität temperaturabhängig, und es gilt das Curie-Gesetz: χ para = C T (4. 1.) mit χpara – paramagnetische Suszeptibilität, T –Temperatur und C – Curie-Konstante. Die Curie-Konstante ist für jeweils einen Stoff konstant und kann durch die Gleichung 3.10. berechnet werden. 50 40 1/χpara 30 20 10 0 0 50 100 150 200 250 300 T (K) Abb. 4.27. Temperaturabhängigkeit von 1/ paramagnetische Suszeptibilität des Komplexes Gd(tmhd)3. Zur Untersuchung der paramagnetischen Eigenschaften von gadoliniumhaltigen PLMANanopartikeln wurde eine flüssige Dispersion gefriergetrocknet und die paramagnetische Suszeptibilität gegen die Temperatur aufgetragen (Abb. 4.28.). 88 4. Ergebnisse und Diskussion 1000 800 1/χpara 600 400 200 0 0 50 100 150 200 250 T (K) Abb. 4.28. Temperaturabhängigkeit von 1/ paramagnetischer Suszeptibilität der Gd(tmhd)3-PLMANanopartikel, Molverhältnis 50:1(gd 9). Im Vergleich zum unverkapselten Komplex kann ein verändertes paramagnetisches Verhalten beobachtet werden. Bis zu einer Temperatur von 100 K wird ebenfalls ein linearer Anstieg gefunden. Bei weiterer Erhöhung der Temperatur wird statt eines linearen Kurvenverlaufs ein exponentieller Anstieg, welcher eventuell auf die thermischen Eigenschaften des verwendeten Polymers zurückzuführen ist, gefunden. Die deutliche Erhöhung der erhaltenen Werte für 1/χpara von 50 für den Komplex auf bis zu 1000 für den verkapselten Komplex zeigen, dass im Vergleich zum reinen Komplex eine sehr geringe Paramagnetisierung vorliegt. Diese könnte auf die Strukturierung der Polymerpartikel zurückzuführen sein. Aus den erhaltenen Werten der magnetischen Messungen unter Variation der Temperatur bei einem konstanten Magnetfeld (10.000 Oe) kann jetzt das magnetische Moment bestimmt werden (Abb. 4.29.). 89 4. Ergebnisse und Diskussion 10 Gd(tmhd)3 Gd(tmhd)3-PLMA-Nanopartikel (Molverhältnis Monomer:Komplex 50:1) Magnetisches Moment μ (μb) 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 50 100 150 200 250 T (K) Abb. 4.29. Temperaturabhängigkeit des magnetischen Moments μ vom Komplex Gd(tmhd)3 und den Gd(tmhd)3-PLMA-Partikeln, Molverhältnis 50:1. Der Komplex Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, besitzt ein magnetisches Moment von ca. 7,3 μb. Der lineare Kurvenverlauf ist charakteristisch für einen Paramagneten. Der gemessene Wert liegt nahe dem des berechneten Wertes von 7,94 μb [43] . Durch das Einbringen des Komplexes in PLMA kommt es zu einer Herabsetzung des magnetischen Moments mit zunehmender Temperatur. Das magnetische Moment liegt bei einer Temperatur von 2 K für den Gadoliniumkomplex bei 6,9 μb, jedoch für gadoliniumhaltige Nanopartikel nur bei 5,65 μb. Mit steigender Temperatur erfolgt ein Kurvenabfall bis auf ein magnetisches Moment von 0 μb. Dies könnte auf die Umhüllung des Komplexes durch PLMA zurückzuführen sein. Der Grund für das unterschiedliche magnetische Verhalten des Komplexes in PLMANanopartikeln und dem puren Komplex könnte in einer durch die Strukturierung der anorganischen Hybridpartikel erfolgten Änderung der Komplexkoordinationsstruktur liegen. Es ist auch möglich, dass statt intermolekularer Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Gadoliniumzentren der Komplexe intramolekulare Wechselwirkungen zwischen den Gadoliniumionen und den komplexierten Molekülen (Tensid-, Monomer-; siehe fortführende Kapitel) vorliegen. 90 4. Ergebnisse und Diskussion 4.2.2. Variation der Lösungszeit des Komplexes in LMA Durch Variation der Zeit des Lösungsvorgangs des Gadoliniumkomplexes im Monomer soll dessen Einfluss auf den Organisationsprozess der strukturierten Polymerteilchen untersucht werden. Dazu wurden unterschiedliche Zeiten der Lösungsperiode, 0,5 h, 1,5 h und 4 h, vor dem Ultraschall und 0.5 h nach Ultraschall untersucht. Bei einer Lösungszeit vor der Ultraschallbehandlung wurde der Komplex im Monomer durch Temperaturerhöhung auf 72 °C gelöst, anschließend das Hydrophob Hexadekan zugegeben und diese Mischung zu einer wässrigen Tensidlösung, welche V59 als Initiator beinhaltete, gegeben. Bei einer Lösungszeit nach Ultraschallbehandlung wurden alle Reaktanden zu Beginn des Prozesses zusammengegeben und es erfolgte ein „Temperschritt“ nach der Homogenisierung. Anschließend wurde die radikalische Reaktion bei 72 °C gestartet. In Tabelle 4.6. sind die Ergebnisse verschiedener Dispersionen in Abhängigkeit von der Lösungszeit dargestellt. Tab. 4.6. Variation der Lösungszeit im System LMA:Gd(tmhd)3 mit einem Molverhältnis von 50:1. Probe Lösungszeit DI (nm) gd 9 0.5 h vor US 253 gd 251 1.5 h vor US 77 gd 252 4.0 h vor US 57 gd 240 0.5 h nach US 140 *bestimmt durch SAXS-Analysen PDI (Dv/Dn) 3,6 1,74 1,53 1,83 FG (%) 11,3 14,0 12,9 13,3 Theo FG (%) 10,6 9,8 9,9 11,7 Schichtabstand (nm)* 3,87 3,86 3,87 3,84 Schichtabstand (nm)** 4 3-4 n.m. 2-4 ** bestimmt aus TEM-Aufnahmen, n.m. – nicht möglich Werden die Partikelgrößen mit unterschiedlichen Lösungszeiten vor der Ultraschallbehandlung betrachtet, so kann ein Abfall der Teilchendurchmesser von 253 nm (0,5 h) auf bis zu 57 nm (4 h) festgestellt werden. Der Vergleich zwischen Partikelgrößen von Dispersionen mit einer Vorheizzeit von 0,5 h vor und nach der Ultraschallbehandlung zeigt nur eine leichte Verringerung der Partikelgrößen von 253 nm (vor) auf 140 nm (nach). TEM-Aufnahmen wurden anschließend durchgeführt, um den Einfluss der Lösungsperiode auf den Strukturierungsprozess zu erkennen (Abbildung 4.30.). 91 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.30. TEM-Aufnahmen von LMA:Gd(tmhd)3 50:1 a) 1.5 h Lösungszeit vor US (gd 251) und b) 0,5 h Temperschritt nach US (gd 240). Bei einer Lösungsperiode von 0,5 h vor dem Ultraschallprozess werden offene Teilchenmorpholgien erhalten (siehe Abb. 4.18.). Durch eine Erhöhung der Lösungszeit von 0,5 h auf 1,5 h vor US werden „geschlossene“ Polymerpartikel erhalten, welche nur am Teilchenrand Strukturierung aufweisen (Abb. 4.30.a). Eine Temperperiode nach dem Ultraschall weist ebenfalls eine geringe Strukturierung der anorganischen Polymerpartikel am Partikelrand auf (Abb. 4.30.b). Anhand dieser Aufnahmen kann jetzt auch der Unterschied hinsichtlich der Teilchengröße erklärt werden. Die offenen Partikelmorphologien bei Dispersionen einer Periode von 0,5 h vor US resultieren in hohen Teilchengrößen. Der Abstand der Schichten konnte durch SAXS-Untersuchungen bestimmt werden (Tab. 4.6.). Demnach ist der Abstand unabhängig von der Zeit der Lösungsperiode und es werden Abstände von 3,9 nm gemessen. Diese stimmen mit aus TEM-Aufnahmen erhaltenen Werten überein. Im Fall einer Lösungsdauer von 4 h vor dem Ultraschallprozess konnten keine Werte aus TEM-Aufnahmen bestimmt werden. Durch TEM- und Röntgenstrukturanalysen konnte gezeigt werden, dass eine Lösungszeit von 30 min vor der Ultraschallbehandlung die Ausbildung der geordneten lamellaren Strukturen am effektivsten fördert. In den nächsten Teilabschnitten werden deshalb ausschließlich Dispersionen mit dieser Lösungszeit untersucht. 92 4. Ergebnisse und Diskussion 4.2.3. Variation der Tensidart und –konzentration Als nächstes soll der Einfluss der Tensidart sowie deren Konzentration auf den Organisationsprozess analysiert werden. Bei diesen Untersuchungen wurden als Monomer LMA und als Komplex Gd(tmhd)3 mt einem Monomer/Komplex-Molverhältnis von 50:1 verwendet. Eingesetzt wurden die anionischen Teniside Natriumdodecylsulfat (SDS) und Natriumoctadecylsulfat (SOS) sowie das nichtionische Tensid Lutensol AT50. Die Konzentrationsvariation erfolgte mit dem Tensid SDS (30 Gew-%, 17 Gew-%, 3 Gew-%, 1,7 Gew-% bezogen auf die disperse Phase). Tabelle 4.7. zeigt die Abhängigkeit der Teilchengrößen von der Tensidart und der Tensidkonzentration. Als erstes wurde der Einfluss der Konzentration des anionischen Tensids SDS untersucht. Tab. 4.7. Variation der Tensidart und –konzentration im System LMA:Gd(tmhd)3 50:1. Probe Tensid TensidDI (nm) konzentration (Gew-% zur dispersen Phase) gd 9 SDS 30 253 gd 248 SDS 17 90 gd 249 SDS 3 100 gd 250 SDS 1,7 164 gd-sos1 SOS 30 139 gd 198 Lutensol AT50 30 1007 *bestimmt durch SAXS-Analysen, n.m. – nicht möglich PDI (DV/Dn) FG (%) Theo FG (%) Schichtabstand (nm)* Schichtabstand (nm)** 3,6 1,1 1,1 1,4 2,1 7,2 11,3 15,7 9,3 8,3 11,8 12,2 10,6 16,5 9,3 10,6 10,2 9,4 3,87 n.m. n.m. n.m. 4,9 - 4 3,5 - 4 3,5 - 4 3,5 - 4 3,5 - 5 - ** bestimmt aus TEM-Aufnahmen In Abhängigkeit von der SDS-Konzentration kann mit einer Verringerung der Tensidmenge eine Abnahme der Partikelgröße von 253 nm (30 Gew-%) auf 90 nm (17 Gew-%) beobachtet werden. Diese resultiert aus der Morphologieänderung der synthetisierten Polymerteilchen. Bei einer hohen Konzentration an SDS werden offene Strukturen erhalten, welche in größeren Partikelgrößen resultieren (siehe Abb. 4.18.). Durch die Verringerung von SDS wird zunehmend die Ausbildung von sphärischen Teilchen beobachtet. Bei einer Tensidkonzentration von 3 Gew-% bezogen auf die disperse Phase kommt es auf Grund der zu geringen Stabilisierung der Polymerteilchen zu Aggregationsprozessen und somit zur erneuten Erhöhung der Teilchengrößen (100 nm). 93 4. Ergebnisse und Diskussion TEM-Aufnahmen zeigen mit einer zunehmenden Verringerung der Menge an SDS eine abnehmende Ausbildung von Schichtstrukturen (Abb. 4.31.). Dies ist erneut ein deutlicher Hinweis, dass das Tensid SDS an dem Strukturierungsprozess maßgeblich beteiligt ist. a b c Abb. 4.31. TEM-Aufnahmen von LMA:Gd(tmhd)3 50:1: a ) 17 Gew-% SDS (gd 248), b) 3 Gew-% SDS (gd 249) und c) 1,7 Gew-% SDS (gd 250). Röntgenanalysen zeigen den Einfluss der SDS-Konzentration auf den Strukturierungsprozess (Abb. 4.32.). 94 4. Ergebnisse und Diskussion Intensität (a.u.) 30 Gew-% SDS mit Gd(tmhd)3 (gd 9) 17 Gew-% SDS mit Gd(tmhd)3(gd 248) 3 Gew-% SDS mit Gd(tmhd)3(gd 249) 1,7 Gew-% SDS mit Gd(tmhd)3(gd 250) 30 Gew-% SDS ohne Gd(tmhd)3 (gd 16) 5 10 15 20 25 30 2 Theta (°) Abb. 4.32. WAXS-Messungen in Abhängigkeit von der SDS-Konzentration. Durch die Herabsetzung der Tensidkonzentration verschwinden die kristallinen Bereiche bei 2 θ-Werten von 9°, 14° und 18°. Das würde bedeuten, dass die Selbstorganisation zwischen den SDS-Molekülen und den dreiwertigen Gadoliniumionen kaum stattfindet und es nur in verringertem Maße zu Ordnungseffekten kommt. Durch die Erniedrigung der Tensidkonzentration werden die SDS-Moleküle statt zum Aufbau der lamellaren Schichten zur Stabilisierung der Partikel genutzt. SAXS-Untersuchungen bestätigen diese Theorie. Bei geringeren SDS-Konzentrationen war es nicht möglich, Reflexe im SAXS-Diffraktogramm zu erhalten. Aus TEM-Aufnahmen konnte der Abstand der lamellaren Phasen bestimmt werden. Es wurden Werte im Bereich von 3,5 bis 4 nm für alle eingesetzten Tensidkonzentrationen gefunden. Um jetzt den Einfluss der Sulfatgruppe des Tensides SDS näher zu betrachten, wurden Dispersionen mit dem nichtionischen Tensid (Lutensol AT50) hergestellt (Tabelle 4.5.). Der Einsatz des nichtionischen Tensides Lutensol AT50 bewirkt eine starke Vergrößerung des Partikeldurchmessers auf 1 μm. Der starke Größenanstieg ist möglicherweise auf den nichtionischen Charakter des Lutensol AT50 zurückzuführen. Die Dispersion mit dem Tensid zeigt keinerlei Strukturierung der Partikel. Die Gadoliniumkomplexe scheinen vereinzelt, eventuell in aggregierter Form, in einer polymeren Hülle vorzuliegen (Abb. 4.33.). 95 4. Ergebnisse und Diskussion Abb. 4.33. TEM-Aufnahmen von LMA:Gd(tmhd)3 50:1: Tensid: Lutensol AT50 (gd 198). Die vorherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass der Strukturierungsprozess nur unter Verwendung von SDS erfolgt. Es ist weiterhin interessant, inwieweit die Kettenlänge des Tensides diesen Prozess beeinflusst. Hierzu wurden Untersuchungen mit dem längerkettigen Natriumoctadecylsulfat (SOS) durchgeführt (siehe Abb. 4.34.). O Na+ H 3C (H 2C)16 CH 2 O S O- O Abb. 4.34. Strukturformel von Natriumoctadecylsulfat (SOS). Wie in Tabelle 4.7. dargestellt, werden mit dem Tensid SOS stabile Dispersionen mit Teilchengrößen von 139 nm gefunden. Diese unterscheiden sich demnach nur geringfügig von den Partikeln, welche mit SDS hergestellt wurden (253 nm, gd 9). Der Wechsel bewirkt allerdings eine Änderung hinsichtlich der Partikelmorphologie. Statt zur Ausbildung von offenen lamellaren Strukturen, welche bei Dispersionen mit SDS gefunden wurden (Abb. 4.18.), kommt es hier zur Entstehung von strukturierten sphärischen Partikeln (Abb. 4.35.). Im direkten Vergleich beider anionischen Tenside zeigt SDS ein höheres Potential zur Ausbildung von geordneten Strukturen. 96 4. Ergebnisse und Diskussion Abb. 4.35. TEM-Aufnahme von LMA:Gd(tmhd)3 50:1: Tensid: SOS (gd-sos 1). Durch SAXS-Untersuchungen konnte im Vergleich zu Polymerpartikeln, hergestellt mit dem Tensid SDS, eine Vergrößerung des Abstandes zwischen den lamellaren Schichten von 3,9 nm auf 4,9 nm beobachtet werden. Die Erhöhung kann durch die längere Seitenkette des Tensides SOS erklärt werden. In Analogie zum Fall von SDS kommt es zu einer verzahnten Anordnung der Tensidmoleküle (siehe Abb. 4.24.). Abschließend kann festgestellt werden, dass der Strukturierungsprozess von der Art des eingesetzten Tensides und von der Konzentration an SDS abhängt. Nur der Einsatz von sulfathaltigen anionischen Tensiden (SDS, SOS) in Kombination mit dem Acrylmonomer LMA bewirkt die Ausbildung von lamellar strukturierten Gadoliniumpolymerpartikeln. Die Abnahme der Konzentration an SDS zeigt ebenfalls einen Einfluss auf die Partikelstruktur. Mit abnehmender SDS-Menge kommt es zum zunehmenden Verlust an lamellaren Schichten. 4.2.4. Variation des Molverhältnisses zwischen Monomer und Komplex Um den Einfluss des Komplexgehaltes auf die Ausbildung der lamellaren Schichten in Hinblick auf den Abstand zwischen diesen zu untersuchen, wurde das Molverhältnis zwischen LMA und Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat) von 50:1 bis 2:1 variiert. Bei allen Dispersionen wurde Gd(tmhd)3 als Komplex und SDS als Tensid (30 Gew-% bezogen auf die disperse Phase) genutzt. In Tabelle 4.8. sind die Ergebnisse unter Variation des Molverhältnisses dargestellt. 97 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.8. Variation des Molverhältnisses LMA:Gd(tmhd)3. Probe Molverhältnis LMA:Gd(tmhd)3 DI (nm) PDI (DV/Dn) gd 16 64 gd 9 50:1 253 gd 318 25:1 88 gd 319 15:1 120 gd 320 10:1 150 gd 321 8:1 169 gd 323 6:1 183 gd 325 4:1 221 gd 326 2:1 245 *bestimmt durch SAXS-Analysen, n.b. – nicht bestimmt 1,6 1,6 1,7 2,2 2,4 2,2 2,0 2,3 1,9 FG (%) Theo FG (%) 11,8 11,3 9,7 12,6 8,7 10,3 8,3 9,4 11.7 9,6 10,6 8,6 10,5 8,7 10,9 11,8 15,2 15,7 Schichtabstand (nm)* 3,87 n.b. n.b. n.b. 3,87 n.b. n.b. 3,99 Schichtabstand (nm)** 3-4 3-4 3-4 3-4 3-4 3-4 3-4 3-4 ** bestimmt aus TEM-Aufnahmen Wie aus Tabelle 4.8. ersichtlich, nimmt die Partikelgröße mit steigendem Anteil an Gadoliniumkomplex von 88 nm (25:1, gd 318) auf 245 nm (2:1, gd 326) zu. Die Ausnahme stellt der Teilchendurchmesser bei einem Molverhältnis von 50:1 dar. Hier werden Polymerpartikel von 253 nm gefunden. Der Grund liegt vor allem in der unterschiedlichen Teilchenmorphologie. Bei einem molaren Verhältnis von 50:1 werden offene, strukturierte Partikelstrukturen erhalten (siehe Abb. 4.18.). Mit abnehmendem Monomeranteil verändert sich die Morpholgie zu ovalen bis runden partikulären Strukturen (Abb. 4.36.). Mit zunehmender Komplexkonzentration kommt es zu einer Verringerung der Ausbildung an lamellaren Schichten. a 98 b 4. Ergebnisse und Diskussion c Abb. 4.36. TEM-Aufnahmen von Proben unterschiedlicher LMA:Gd(tmhd)3-Molverhältnisse: a) 25:1 (gd 318), b) 8:1 (gd 321) und c) 2:1 (gd 326). Aus den erhaltenen TEM-Aufnahmen können jetzt Schichtabstände von 3 bis 4 nm bestimmt werden. Diese Werte korrelieren mit den erhaltenen Daten aus Reflexen von SAXSDiffraktogrammen (3,9 nm). Das bedeutet, dass die Ausbildung der lamellaren Schichten sich nicht durch die Erhöhung des Komplexanteils ändert. Viel eher kommt es durch den erhöhten Zusatz an Gadoliniumkomplex zu einer Vergrößerung des Teilchendurchmessers. Magnetische Untersuchungen wurden durchgeführt, um den Einfluss des Molverhältnisses auf die paramagnetischen Eigenschaften des Gadoliniumions zu analysieren (Abb. 4.37.). 10 Gd(tmhd)3 Molverhältnis 50:1 Molverhältnis 8:1 Magnetisches Moment μ (μb) 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 50 100 150 200 250 300 T (K) Abb. 4.37. Magnetisches Verhalten des Komplexes Gd(tmhd)3 und des Komplexes eingebracht in LMA unter Variation des Molverhältnisses LMA:Gd(tmhd)3. 99 4. Ergebnisse und Diskussion Der paramagnetische Komplex Gd(tmhd)3 besitzt ein magnetisches Moment von ca. 7,3 μb. Wird der anorganische Komplex unter Ausbildung der Schichtstruktur eingebracht, so kommt es zu einer Verringerung des magnetischen Moments. Bei einem Molverhältnis von 50:1 wird mit steigender Temperatur ein Abfall des magnetischen Moments bis auf 1 μb beobachtet. Ein Grund könnte eine Koordinationsänderung des Komplexes in Abhängigkeit von der Partikelstruktur sein. Wird die Konzentration an Gadoliniumkomplex auf ein Molverhältnis von 8:1 erhöht, so kommt es ebenfalls zu einer Verringerung der magnetischen Momente mit der Temperatur. Mit zunehmender Temperatur verhält sich die Kurve in Analogie zum reinen Komplex, lediglich eine Verschiebung von 7,3 μb auf 5 - 6 μb erfolgte. Auf Grund der erhöhten Menge an Gadoliniumionen ist es denkbar, dass eine Strukturänderung des Komplexes, wie im Fall von 50:1 beschrieben, nicht zur Änderung der magnetischen Eigenschaften führte. Es ist möglich, dass die Umhüllung des Komplexes mit dem Polymer diese Verschiebung bewirkte. 4.2.5. Untersuchung des Monomereinflusses In diesem Teilabschnitt werden verschiedene Monomere eingesetzt, um deren Einfluss auf die Strukturierung zu untersuchen. Hierzu wurden neben dem bisher betrachteten Monomer LMA Methacrylate mit kürzeren Seitenketten (BMA, MMA), Acrylate mit unterschiedlichen Seitenketten (LA, BA, MA) sowie Acrylnitril und das Vinylmonomer Styrol verwendet. Styrol wurde verwendet, um den Einfluss der aromatischen Struktur und der in der Struktur fehlenden Carboxylfunktion zu untersuchen. Acrylnitril wurde auf Grund seiner vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten als Polymer, wie beispielsweise in Fasern, eingesetzt. Auf Grund starker molekularer Wechselwirkungen ist das Polymer PAN nicht im Monomer AN löslich. Dadurch ist es schwierig, eine Homopolymerisation von Acrylnitril mittels Emulsionspolymersation durchzuführen. Polymerpartikel, die einmal nukleiert wurden, können nicht durch Monomerdiffusion zu monomergequollenen Partikel anwachsen. Auf Grund dessen wird in der Literatur meist die Synthese von Copolymerpartikeln, z.B. mit Styrol, Acrylaten oder Butadien/Styrol, beschrieben [150] . In unserem Fall haben wir uns für eine Kombination aus Acrylnitril/Butylacrylat im Verhältnis von 80:20 entschieden. Bei allen Dispersionen wurde Gd(tmhd)3 als Komplex, SDS als Tensid (30 Gew-% bezogen auf die disperse Phase) und ein Monomer/Komplex-Molverhältnis von 50:1 verwendet. In Tabelle 4.9. sind die Ergebnisse von Dispersionen unterschiedlicher Monomere dargestellt. 100 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.9. Variation des Monomers im System Monomer:Gd(tmhd)3 50:1. Probe DI (nm) Monomer PDI (DV/Dn) gd 9 LMA 253 3,6 gd 4 BMA 96 1,2 gd 11 MMA 69 2,1 gd 135 LA 153 1,5 gd 26 BA 70 2,1 gd 144 MA 85 2,2 gd 282 Styrol 72 1,6 gd 399 AN/BA (80:20) 106 1,5 *bestimmt durch SAXS-Analysen, n.m. – nicht möglich FG (%) Theo FG (%) 11,3 12,2 12,4 12,8 12,8 12,1 14,1 11,9 10,6 10,8 12,0 10,1 14,0 11,0 9,3 11,0 Schichtabstand (nm)* 3,87 3,9 3,86 3,85 3,75 3,2 n.m. - Schichtabstand (nm)** 4 3-4 3-4 3-4 3-4 3-4 2-3 - ** bestimmt aus TEM-Aufnahmen Bei Betrachten der Methacrylatserie kann mit abnehmender Seitenkettenlänge (LMA>BMA>MMA) eine Abnahme der Partikeldurchmesser von 253 nm (LMA) auf 69 nm (MMA) beobachtet werden. Acrylatmonomere zeigen diesen Verlauf nicht. Es wird zwar eine Abnahme der Teilchengröße von 64 nm (LA) auf 49 nm (BA) erhalten, aber das kurzkettige MA zeigt mit 73 nm die größten Partikelgrößen dieser Reihe. Es konnte festgestellt werden, dass Dispersionen mit den Acrylatmonomeren kleinere Teilchengrößen aufweisen als Dispersionen mit Methylacrylatmonomeren. Durch den Wechsel zu den Monomeren Styrol und Acrylnitril werden Teilchendurchmesser von 72 nm und 106 nm erhalten. TEM-Untersuchungen wurden durchgeführt, um die Abhängigkeit der Teilchenmorpholgie vom Monomer zu untersuchen (Abb.4.38.). a b 101 4. Ergebnisse und Diskussion c d e f 102 4. Ergebnisse und Diskussion h g Abb. 4.38. TEM-Aufnahmen unter Variation der Monomerkomponente, Molverhältnis Monomer:Gd(tmhd)3 50:1: a) Monomer: BMA (gd 4), b) Monomer: MMA (gd 11), c) Monomer: LA (gd 135), d) Monomer: BA (gd 26), e) Monomer: MA (gd 144), f) und g) Monomer: Styrol (gd 282) und h) Monomer: AN/BA 80:20 (gd 399). Durch die Verwendung von Methyl- bzw. Acrylmonomeren kann die Ausbildung von lamellaren Schichten beobachtet werden. Bereits im Teilkapitel 4.2.1. wurde gezeigt, dass mit dem Monomer LMA offene lamellare Strukturen gefunden werden (siehe Abb. 4.18.). Beim Einsatz kürzerkettiger Methylacrylate, wie z.B. BMA und MMA, werden geschlossene Partikelstrukturen, welche mit BMA oval und mit MMA sphärisch sind, erhalten. Im Fall von BMA wird lediglich eine Strukturierung an den Randbereichen beobachtet (Abb. 4.38.a), während unter Einsatz des Monomers MMA die Ausbildung der Schichtstruktur bis in den Partikelkern begünstigt wird (Abb. 4.38.b). Dispersionen, hergestellt mit Acrylaten, weisen in allen Fällen einen Strukturierungsprozess nur in den äußeren Partikelbereichen auf (Abb. 4.38.c, d, e). Gadoliniumhaltige PBA- und PMA-Nanopartikel sind dabei sphärischen Charakters, während PLA-Partikel eher offene Strukturen zeigen. Im Gegensatz dazu kann bei anderen Monomertypen, wie z.B. Styrol und Acrylnitril, eine deutliche Änderung der Teilchenmophologie beobachtet werden. TEM-Aufnahmen von Polystyroldispersionen zeigen zwei unterschiedliche Partikelspezies (Abb. 4.38.f, g). Neben runden Polystyrolpartikeln werden auch strukturierte Partikel gefunden. Polyacrylnitrilpartikel zeigen hingegen keine Strukturierung. Somit besteht die Annahme, dass die Komplexmoleküle verkapselt in deformierten runden Strukturen vorliegen (Abb. 4.38.h). 103 4. Ergebnisse und Diskussion Auf Grund der Ergebnisse kann festgestellt werden, dass die Ausbildung der Lamellen nicht nur von der Zeit, in welcher der Komplex im Monomer gelöst wird (siehe Kapitel 4.2.2.), von der SDS-Konzentration und der Tensidart (siehe Kapitel 4.2.3.), sondern auch vom verwendeten Monomer abhängt. Aus den aufgenommenen TEM-Bildern kann nun der Abstand zwischen den einzelnen lamellaren Schichten bestimmt werden. Dieser liegt im Fall der eingesetzten acrylathaltigen Monomeren in einem Bereich von 3 bis 4 nm. Dieser Bereich konnte durch Analysen mittels Kleinwinkelstreuung bestätigt werden. Der hydrophobe Lanthanidkomplex liegt zwischen den lamellaren Schichten vor, welche durch die Selbstorganisation der Tensidmoleküle und der Polymermoleküle entstanden sind. Die Kettenlänge, sowie die im Fall von Methacrylaten zusätzliche Methylgruppe, zeigen keinen Effekt auf den Schichtabstand. Unter Verwendung von Styrol als Monomer, kann ein geringer Einfluss auf den Abstand zwischen den Schichten erkannt werden. Aus TEM-Aufnahmen ist es möglich, Abstände zwischen 2 und 3 nm zu bestimmen. Die Verringerung könnte bedeuten, dass das Polymer nur zu geringen Anteilen an dem Strukturierungsprozess beteiligt ist und der Großteil in separaten sphärischen Polystyrolpartikeln vorliegt. Um das paramagnetische Verhalten in Abhängigkeit von der Monomerkomponente zu untersuchen, wurden SQUID-Messungen durchgeführt. Abbildung 4.39. zeigt die temperaturabhängige Auftragung gadoliniumhaltiger Nanopartikel mit unterschiedlichen Monomeren (Styrol, Acrylnitril/BA) bei einem konstant angelegten Feld (10.000 Oe). Wie bereits in Kapitel 4.2.1. dargestellt, weist der reine Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl3,5-heptandionat)-Komplex, Gd(tmhd)3, eine reziproke paramagnetische Suszeptibilität von bis zu 50 auf. Im Fall von Gd(tmhd)3-PLMA-Nanopartikeln wird ein Anstieg von 1/χpara auf einen Wert bis zu 1000 gefunden (siehe Abb. 4.28.). Die Erhöhung der Werte und die damit verbundene Herabsetzung der Paramagnetisierung ist auf die Strukturierung der Polymerpartikel zurückzuführen. Unter Verwendung des Monomers Styrol werden reziproke paramagnetische Suszeptibilitäten von bis zu 275 gefunden (Abb. 4.39.a). Die Abnahme der Intensität kann auf die unterschiedlichen Partikelmorphologien zurückgeführt werden (siehe Abb. 4.38. f, g). Es werden nur vereinzelt strukturierte anorganische Polymerpartikel gefunden. Der Hauptteil der entstandenen Partikelstrukturen ist sphärischer Natur, welche in der Regel für Polystyrolpartikel ohne einen anorganischen Zusatz gefunden werden. 104 4. Ergebnisse und Diskussion Wird Acrylnitril, in Kombination mit Butylacrylat, eingesetzt, kommt es zu keiner Strukturierung der Nanopartikel (siehe Abb. 4.38. h). Hier werden deformierte runde Strukturen erhalten. Magnetische Untersuchungen ergaben in diesem Fall paramagnetische Suszeptibilitäten bis zu einem Maximalwert von 70 (Abb. 4.39.b). Dieser Wert ist ähnlich wie dem vom reinen Gadoliniumkomplex mit 50. 300 70 250 60 50 1/χpara 1/χpara 200 150 100 40 30 20 50 10 0 0 0 50 100 150 200 250 0 300 50 150 200 250 300 T (K) T (K) a) 100 b) Abb. 4.39. Temperaturabhängigkeit von 1/paramagnetische Suszeptibilität von getrockneten Dispersionen; Monomer:Gd(tmhd)3, Molverhältnis 50:1: a) Monomer: Styrol und b) Monomer: Acrylnitril/Butylacrylat 80:20. An Hand dieser drei unterschiedlichen Ergebnisse mit drei verschiedenen Monomeren im Vergleich zum reinen Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, wirkt sich der Strukturierungsprozess auf die magnetischen Eigenschaften des Materials aus. Die Strukturierung der Polymerteilchen nimmt in der Reihenfolge PLMA>PS>PAN/PBA ab. In der gleichen Reihenfolge nehmen auch die paramagnetische Suszeptibilität und damit die Magnetisierung ab. Das würde bedeuten, dass auf Grund der Entstehung der lamellaren Schichten es parallel durch die Wechselwirkungen zwischen Tensid, Komplex und Monomer zu einer Verringerung der magnetischen Eigenschaften kommt. Aus den Daten von SQUID-Untersuchungen kann jetzt unter Variation der Temperatur das magnetische Moment bestimmt werden (Magnetfeld konstant bei 10.000 Oe) (Abb. 4.40.). 105 4. Ergebnisse und Diskussion 9 Gd(tmhd)3 BMA:Gd(tmhd)3 50:1 MMA:Gd(tmhd)3 50:1 Magnetisches Moment μ (μb) 8 7 6 5 4 3 0 50 100 150 200 250 T (K) Abb. 4.40. Temperaturabhängigkeit des magnetischen Moments μ vom Komplex Gd(tmhd)3 und der PBMA- Gd(tmhd)3- und PMMA- Gd(tmhd)3- Partikel, Molverhältnis 50:1. Wie bereits in Kapitel 4.2.1. besprochen, weist der unverkapselte Gadoliniumtris(2,2,6,6tetramethyl-3,5-heptandionat)-Komplex ein magnetisches Moment von ca. 7,3 μb auf. PLMAPartikel zeigen mit steigender Temperatur einen Kurvenabfall bis auf ein magnetisches Moment von 1 μb (siehe Abb. 4.29.). Hingegen wird bei den Monomeren BMA und MMA in Analogie zum Gadoliniumkomplex ein linearer Kurvenverlauf beobachtet. Für BMA wird ein magnetisches Moment von ca. 6 μb und für MMA von ca. 3,5 μb erhalten. Ein Grund könnte die unterschiedliche Schichtenausbildung sein. Während gadoliniumhaltige PBMA-Partikel lediglich am Partikelrand Strukturierung aufweisen, können unter Verwendung von MMA Schichten bis in den Kern beobachtet werden. In Abbildung 4.41. ist das magnetische Moment in Abhängigkeit von der Temperatur für die Monomere Acrylnitril (in Mischung mit Butylacrylat) und Styrol dargestellt. Das magnetische Moment nimmt von 7,3 μb (Gadoliniumkomplex) auf 5,9 μb (Acrylnitril) und 2,9 μb (Styrol) ab. Die Herabsetzung hängt im Fall von Acrylnitril, auf Grund fehlender Strukturierung, lediglich von der Verkapselung des Gadoliniumkomplexes ab. Im Fall von Styrol erfolgt ein stärkerer Abfall durch zusätzliche Strukturierungsvorgänge. 106 4. Ergebnisse und Diskussion 10 Gd(tmhd)3 S tyrol:Gd(tmhd)3 50:1 AN/BA:Gd(tmhd)3 50:1 Magnetisches Moment μ (μb) 9 8 7 6 5 4 3 2 0 50 100 150 200 250 300 T (K) Abb. 4.41. Temperaturabhängigkeit des magnetischen Moments μ vom Komplex Gd(tmhd)3 und der PS- Gd(tmhd)3- und PAN/PBA- Gd(tmhd)3- Partikel, Molverhältnis 50:1. 4.2.6. Variation Lanthanidion Um den Einfluss des verwendeten Lanthanidions auf den Strukturierungsprozess der Dispersionen zu untersuchen, wurden nun Sm-, Eu-, Dy-, Ho- und Yb-haltige Miniemulsionen hergestellt. Dazu wurde der kommerziell erhältliche Lanthanidkomplex X(tmhd)3 verwendet. Es wurde ein Molverhältnis von 50:1 zwischen Monomer, LMA, und Komplex gewählt. Der Wechsel von Gadolinium zu anderen Lanthanidionen führt zu einer Änderung hinsichtlich der Teilchengrößen und Partikelmorpholgien (Tab. 4.10., Abb. 4.42.). Tab. 4.10. Variation des Metallzentrums im System LMA:X(tmhd)3 50:1. Probe Metallzentrum DI (nm) sm 31 Sm 122 eu 60 Eu 136 gd 9 Gd 253 dy1 Dy 139 ho 47 Ho 134 yb 13 Yb 122 *bestimmt durch SAXS-Analysen PDI (DV/Dn) 1,4 1,5 3,6 2,3 1,4 1,3 FG (%) 12,9 12,7 11,3 6,7 13,3 13,3 Theo FG (%) 10,0 10,0 10,6 10,1 10,1 10,1 Schichtabstand (nm)* 3,85 3,85 3,87 3,2 3,85 3,87 Schichtabstand (nm)** 3-4 3-4 4 3-4 3-4 3-4 ** bestimmt aus TEM-Aufnahmen 107 4. Ergebnisse und Diskussion Die Teilchengrößen liegen in einem Bereich von 122 nm (Sm, Yb) bis 139 nm (Dy). Die Partikel weisen damit kleinere Durchmesser als gadoliniumhaltige PLMA-Nanopartikel auf. Der Grund liegt vor allem in der Partikelmorphologie. Während unter Verwendung des Komplexes Gd(tmhd)3 mit dem Monomer LMA offene Strukturen erhalten werden (siehe Abb. 4.18.), bewirkt der Wechsel des Lanthanidions die Ausbildung von sphärischen Morphologien (Abb. 4.42.). Dispersionen mit Eu und Sm weisen geschlossene runde bis ovale Strukturen auf (Abb. 4.42.b, a). Diese besitzen nur am Partikelrand geordnete Schichten. Das würde bedeuten, dass der Großteil an eingesetztem Lanthanidkomplex zwischen den lamellaren Schichten und das Polymer im Partikelinneren vorliegen. Mit den Lanthanidionen Holmium, Ybtterbium und Dysprosium werden höhergeordnete Strukturen gefunden (Abb. 4.42.d, e, c). Die Bildung der lamellaren Schichten erfolgt bis in den Partikelkern, wobei die Schichten dabei meist ungeordnet im Kerninneren angeordnet sind. a 108 b 4. Ergebnisse und Diskussion c d e Abb. 4.42. TEM-Aufnahmen unter Variation des Lanthanidions; LMA:X(tmhd)3 50:1 mit a) X = Sm (sm 31), b) X = Eu (eu 60), c) X = Dy (dy 1), d) X = Ho (ho 47) und e) X = Yb (yb 13). Aus den erhaltenen elektronenmikroskopischen Aufnahmen können für alle eingesetzten Lanthanidkomplexe Schichtabstände zwischen 3 und 4 nm bestimmt werden. SAXSUntersuchungen bestätigen diese mit Abständen von 3,2 bis 3,9 nm. Ebenfalls wie für gadoliniumhaltige PLMA-Partikel sind die lamellaren Schichten auf eine verzahnte Anordnung der Tensidmoleküle zurückzuführen. Die unterschiedlichen Größen der Lanthanidionen spielen demnach für den Strukturierungsprozess keine Rolle. In Abbildung 4.43. sind WAXS-Aufnahmen von lanthanidhaltigen Dispersionen im Vergleich zu einer LMA-Dispersion ohne Zusatz eines Lanthanidkomplexes dargestellt. 109 4. Ergebnisse und Diskussion Intensität (a.u.) ohne Lanthanidkomplex X = Yb X = Ho X = Dy X = Gd X = Eu X = Sm 5 10 15 20 25 30 2 Theta (°) Abb. 4.43. WAXS-Diffraktogramme von LMA:X(tmhd)3, Molverhältnis 50:1, unter Variation des Lanthanidions. Wie bereits in Kapitel 4.2.1. diskutiert, wird angenommen, dass die markierten Reflexbereiche (bei 2θ = 9°, 14°, 18°) möglichen Organisationsvorgängen zwischen SDS und dem Lanhanidkomplex zugeordnet werden können. Bei Dispersionen mit den Lanthanidionen Europium und Samarium wird die Ausbildung dieser Reflexbereiche auf Grund der geringen Ausbildung von lamellaren Schichten in den Polymerpartikeln kaum beobachtet. Holmiumund dysprosiumhaltige Polymerpartikeln zeigen ähnlich wie Gadolinium eine höhere Ausbildung an lamellaren Schichten. Die für die Strukturierung zwischen SDS und Komplex charakteristischen Bereiche sind hier stark ausgebildet. Yb3+-PLMA-Partikel weisen, trotz nachgewiesener Strukturierung mittels TEM, nur sehr schwach ausgebildete Reflexe auf. Ein Grund hierfür könnte die Überlagerung von einzelnen Schichten und eine dadurch erfolgte Auslöschung der Reflexe sein. Neben dem bisher untersuchten Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat)- Komplex, Gd(tmhd)3, zeigen auch die tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat)-Komplexe der dreiwertigen Lanthanidionen Holmium und Dysprosium paramagnetische Eigenschaften, welche mittels SQUID gemessen wurden. In Analogie zum Lanthanidion Gadolinium kann für die Komplexe mit den Lanthanidionen Holmium und Dysprosium das Curie Gesetz beschrieben werden (Abb. 4.44.). 110 4. Ergebnisse und Diskussion 60 55 50 45 40 50 45 40 35 35 30 1/χpara 1/χpara Dy(tmhd)3 Dy(tmhd)3-PLMA-Nanopartikel (Molverhältnis Monomer:Komplex 50:1) 55 Ho(tmhd)3 Ho(tmhd)3-PLMA-Nanopartikel (Molverhältnis Monomer:Komplex 50:1) 25 20 30 25 20 15 15 10 10 5 5 0 0 0 50 100 150 200 250 300 0 50 100 T (K) 150 200 250 300 T (K) a) b) Abb. 4.44. Temperaturabhängigkeit von 1/χpara (paramagnetischer Suszeptibilität) des Komplexes: a) Ho(tmhd)3 und b) Dy(tmhd)3 und des jeweiligen verkapselten Komplexes in LMA; Molverhältnis 50:1. Im Fall des Komplexes Ho(tmhd)3 nimmt der reziproke Wert der paramagnetischen Suszeptibilität (1/χpara) sowohl für den Komplex als auch für holmiumhaltige Polymerpartikeln linear mit der Temperatur zu (Abb. 4.44.a). Durch das Einbringen des Komplexes in eine Polymermatrix kommt es zu einer Erhöhung der erhaltenen Werte für 1/χpara auf 55. Das würde bedeuten, dass die Paramagnetisierung des Holmiumkomplexes auf Grund der PLMA-Hülle sinkt. Abbildung 4.44.b zeigt die Situation mit einem Dysprosium-haltigen System. Das lineare Anwachsen von 1/χpara für den Komplex Dy(tmhd)3 bestätigt die Abhängigkeit der Suszeptibilität von der Temperatur und somit das Curie-Gesetze. Wird der Komplex in Polymerpartikel eingebaut, so wird ebenfalls ein linearer Anstieg mit steigender Temperatur beobachtet. Die erhaltenen Werte für 1/χpara steigen durch die Polymermatrix von 20 auf 60. Das Einbringen des Komplexes in der Dispersion erniedrigt die paramagnetischen Eigenschaften des Komplexes. Die Auftragung des magnetischen Moments gegen die Temperatur gibt nun genaue Aufschlüsse über das magnetische Verhalten (Abb. 4.45.). 111 4. Ergebnisse und Diskussion 12 12 Magnetisches Moment μ (μb) 11 10 9 8 7 Dy(tmhd)3 Dy(tmhd)3-PLMA-Nanopartikel (Molverhältnis Monomer:Komplex 50:1) 11 Magnetisches Moment μ (μb) Ho(tmhd)3 Ho(tmhd)3-PLMA-Nanopartikel (Molverhältnis Monomer:Komplex 50:1) 6 10 9 8 7 6 0 50 100 150 200 250 300 0 50 100 150 T (K) 200 250 300 T (K) a) b) Abb. 4.45. Magnetisches Verhalten des Komplexes: a) Ho(tmhd)3 und b) Dy(tmhd)3 und des jeweiligen verkapselten Komplexes in LMA. Der Ho(tmhd)3-Komplex besitzt ein magnetisches Moment von ca. 10,5 μb, welcher mit der Literatur übereinstimmt (10,6 μb [43] , siehe Abb. 4.44.a). Die Dispersion, in welcher der Komplex in PLMA-Nanopartikeln vorliegt, weist ein magnetisches Moment von 7 - 8 μb auf. Der Kurvenverlauf nimmt dabei nicht wie im Fall von Gadolinium exponentiell bis auf 1 μb ab, sondern zeigt einen linearen Verlauf lediglich zu geringeren magnetischen Momenten hin verschoben. Die Verringerung der paramagnetischen Eigenschaften des Komplexes hängt demnach von der Umhüllung durch das Polymer ab. Wie in Abbildung 4.45.b ersichtlich, weist der Dysprosiumkomplex ein magnetisches Moment von 10 μb (10,65 μb [43] ) auf. Durch die Verkapselung nimmt die Anzahl an ungepaarten Elektronen des Dysprosium(ΙΙΙ)- ions mit steigender Temperatur von 10,7 μb bis 6,6 μb ab. In Analogie zu Gadolinium kann die Änderung des magnetischen Verhaltens auf eine Koordinationsänderung des Komplexes auf Grund der Strukturierung der Polymerpartikel oder auf intramolekulare Wechselwirkungen zwischen dem Metallzentrum und den komplexierten Molekülen zurückzuführen sein. 112 4. Ergebnisse und Diskussion 4.2.7. Variation des Liganden Um den Einfluss von verschiedenen Parametern auf den Strukturierungsprozess weitergehend zu untersuchen, wurde im Fall vom Lanthanidion Gadolinium der Komplexligand variiert. Als Liganden wurden 1,1,1,5,5,5-hexafluoro-2,4-pentadion (fod), Dibenzylmethan (dbm), 1Phenyl-1,3-butandion (pbd) und 2-(Methacryloyloxy)ethyl-acetoacetat (aema) verwendet. Die Komplexierung mit Gd3+ wird im Kapitel 7 detailiert beschrieben. Die Dispersionen wurden unter Verwendung des Monomers LMA, des Tensides SDS (30 Gew-% zum Monomer) und mit einem Molverhältnis von 50:1 hergestellt. In Kooperation mit Prof. Albrecht der RWTH Aachen wurde auch der Einsatz von helikalen Bis(β-diketon)-Gadolinium- und Europiumkomplexen untersucht [151]. Zuerst wurde die Variation der Liganden bei der Komplexierung mit Gadolinium betrachtet (Tab. 4.11.). Tab. 4.11. Variation des Liganden im System LMA:Gd(X)3 50:1. Probe Ligand DI (nm) Gd 9 Gd-fod 1 Gd-dbm 1 Gd-pbd 1 Gd-aema 11 tmhd fod dbm pbd aema 253 119 97 109 102 PDI (DV/Dn) 3,6 1,6 1,6 1,8 1,7 FG (%) 11,3 12,9 15,2 13,9 11,4 Theo FG (%) 10,6 10,1 10,1 10,0 10,1 Durch den Wechsel des Liganden von Tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat) [tmhd] zu Tris(1,1,1,5,5,5-hexafluoro-2,4-pentadion) [fod], Tris(dibenzylmethan) [dbm], Tris(1-Phenyl1,3-butandion) [pbd] und Tris(2-(Methacryloyloxy)ethyl-acetoacetat) [aema] konnte eine Verringerung der Partikeldurchmesser von 253 nm (tmhd) auf bis zu 97 nm (dbm) beobachtet werden. TEM-Untersuchungen zeigen deutliche Unterschiede zum bisher verwendeten Komplex tmhd. Exemplarisch hierfür ist eine TEM-Aufnahme einer Probe mit dem Liganden dbm dargestellt (Abb. 4.46.). 113 4. Ergebnisse und Diskussion Abb. 4.46. TEM-Aufnahme von LMA:Gd(dbm)3 50:1 (gd-dbm 1). Im Gegensatz zu tmhd erfolgt bei den hier eingesetzten Liganden keine Strukturierung (siehe Abb. 4.18.). Diese beruht auf sterischen Hinderungen, da es sich in den meisten Fällen um eine Verlängerung der Seitenkette oder der Verwendung von Phenylringen handelt. Dadurch ist ebenfalls die Anlagerung von Monomer- und Tensidmolekülen an den Gadoliniumkomplex gehemmt. Es konnte gezeigt werden, dass durch den Wechsel des Liganden eine Verkapselung von lanthanidhaltigen Verbindungen in Polylaurylmethacrylat möglich ist. Das Ziel der Kooperation mit Prof. Albrecht der RWTH Aachen bestand vorwiegend in der Untersuchung der Fluoreszenzeigenschaften von europiumhaltigen Nanopartikeln. In Aachen wurden so die Europium- und Gadoliniumkomplexe mit Bis(β-diketon)-Liganden synthetisiert, welche nun in Polymerpartikel eingebaut wurden. Auf Grund der geringen Komplexmengen wurden hier statt Molverhältnissen lediglich Gewichtsverhältnisse untersucht. 114 4. Ergebnisse und Diskussion X O X O O O O O Br Br 3 X - Eu, Gd Abb. 4.47. Strukturformel des eingesetzten helikalen Bis(β-diketon)-Komplexes. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.12. dargestellt. Tab. 4.12. Ergebnisse von Dispersionen mit den Bis(β-Diketon)-Komplexen. Probe Aa 16 Aa 8 Aa 5 Aa 10 Aa 11 Aa 6 Aa 13 Aa 14 Aa 15 Zusammensetzung (Gew-%) Styrol Styrol:Eu(Aa) 99:1 Styrol:Eu(Aa) 98:2 Styrol:Eu(Aa) 95:5 Styrol:Eu(Aa) 90:10 Styrol:Eu(Aa) 80:20 Styrol:Eu(Aa) 70:30 Styrol:Gd(Aa) 98:2 Styrol:Gd(Aa) 90:10 DI (nm) 60 59 78 68 54 93 68 60 61 PDI (DV/Dn) 1,2 1,2 1,5 1,8 1,5 1,8 1,6 1,2 2,1 FG (%) 13,5 14,3 17,2 13,5 13,8 15,1 10,6 12,5 13,6 Theo FG (%) 10,8 10,8 10,8 10,8 10,8 10,8 10,8 10,8 10,8 Unter Verwendung von Methylacrylaten konnten keine stabilen Dispersionen hergestellt werden. Vermutlich erschweren die in der Komplexstruktur enthaltenen Phenylringe durch sterische Effekte die Anlagerung der Monomermoleküle. Deshalb wurde in diesem Abschnitt das Monomer Styrol verwendet. Hier kommt es über den aromatischen Ring der Phenylgruppe des Komplexes mit dem Ringsystem des Polystyrols zu Wechselwirkungen. Um den Einbau der Komplexe nun studieren zu können, wurde als erstes eine Referenzprobe einer Polystyroldispersion synthetisiert. Dabei zeigen Polystyrolnanopartikel einen Durchmesser von 60 nm. Der Einbau des Europiumkomplexes bewirkt einen leichten Anstieg der Größen auf bis zu 93 nm. Die Verwendung eines analogen Gadoliniumkomplexes führt zu keiner signifikanten Änderung der Teilchengrößen. Die Partikel besitzen ähnlich wie Polystyrolpartikel Größen um 60 nm. TEM-Analysen wurden durchgeführt, um den Einfluss des Komplexes auf die Teilchenmorphologie zu untersuchen (Abb. 4.48.). 115 4. Ergebnisse und Diskussion a b c d Abb. 4.48. TEM-Aufnahmen von ausgewählten Proben: a) PS-Partikel (Aa 16), b) Styrol:Eu(Aa) 98:2 (Aa 5), c) Styrol:Eu(Aa) 80:20 (Aa 6) und d) Styrol:Gd(Aa) 90:10 (Aa 15). Durch das Einbringen des helikalen Europiumkomplexes erfolgt eine Deformierung der sphärischen Polystyrolpartikel (siehe Abb. 4.48.a, b, c). Wird der analoge Gadoliniumkomplex verwendet, kommt es ebenfalls zur Ausbildung von deformierten Teilchenstrukturen (Abb. 4.48.d). Erste Fluoreszenzanalysen wurden mit den Proben Eu-Aa 5 und Eu-Aa 6 an der RWTH Aachen durchgeführt. Es wurden sowohl Anregungs Emmissionsspektren aufgenommen (Abb. 4.49. und 4.50.). 116 (Excitation)- als auch 4. Ergebnisse und Diskussion Abb. 4.49. Fluoreszenzspektren von Styrol:Eu(Aa) 98:2 (Aa 5). Abb. 4.50. Fluoreszenzspektren von Styrol:Eu(Aa) 80:20 (Aa 6). Zur Anregung wurden die erhaltenen Signale aus den Anregungsspektren im Bereich von 250 nm verwendet. Hinsichtlich der Emission können Unterschiede zwischen beiden Proben gesehen werden. Bei einem geringen Anteil an Europiumkomplex (Eu-Aa5) werden zwei Signalbereiche bei ca. 620 und ca. 725 nm erhalten (Abb. 4.49.). Beide Signale zeigen eine ähnliche Intensität. Mit Erhöhung des Anteils an Europiumkomplex (Eu-Aa6) kommt es zu einer Veränderung des Gleichgewichts zwischen beiden Signalen. Die Intensität des Signals bei 620 nm steigt unter gleichzeitiger Abnahme der Signalintensität bei 725 nm. Die Signalbereiche sind dabei auf den eigesetzten Europiumkomplex sowie auf das Polymer Polystyrol zurückzuführen. 117 4. Ergebnisse und Diskussion Über den aromatischen Ring der Phenylgruppe des Komplexes kommt es zu Wechselwirkungen mit dem Ringsystem des Polystyrols, welche in einer Erhöhung der Fluoreszenzintensität im Vergleich zum reinen Europiumkomplex resultieren. 4.2.8. Funktionalisierung der Partikeloberfläche Funktionalisierte Nanopartikel sind vor allem für die biologische sowie medizinische Anwendung interessant. An den funktionellen Gruppen können jetzt Kopplungsreaktionen mit Antikörpern und Proteinen etc. durchgeführt werden. Dadurch ist es möglich, den Transport von Nanopartikeln in biologischen Systemen gezielt zu steuern. In diese Nanopartikel können aktive Materialien (Wirkstoffe, Kontrastmittel) eingekapselt werden, welche gezielt zum Wirkstoffort gelangen, dort detektiert werden und eventuell vorhandene Komponente selektiv freisetzen. COOCOO- - OOC - OOC COOCOO- Kopplung von Biomolekülen (z.B. Proteine, Antikörper) Abb. 4.51. Schematische Darstellung der Kopplung von Biomolekülen an carboxylfunktionalisierte Nanopartikel. In diesem Teilkapitel wird nun die Herstellung von carboxylfunktionalisierten Nanopartikeln, die als Modellsystem zur späteren Kopplung mit biologischen Molekülen dienen, unter Verwendung des direkten Miniemulsionsprozess beschrieben. Bereits in früheren Arbeiten der Arbeitsgruppe Landfester konnten erfolgreich die Funktionalisierungen von Polystyrolpartikeln erarbeitet werden [83, 84]. Es wurde nun der Fokus auf funktionalisierte gadoliniumhaltige Acrylatnanopartikel gelegt. Der Einbau des hydrophoben Gadoliniumkomplexes Gd(tmhd)3 erfolgte, um die Verwendung dieser Partikel als Kontrastmittel in der MRT zu verbessern. Das Molverhältnis zwischen Monomer und Komplex lag konstant bei 50:1. Die Funktionalisierung der Partikeloberfläche mit [COO-]-Gruppen erfolgte durch Zugabe von Acrylsäure. Es hat sich als günstig erwiesen, die Acrylsäure zu Anfang dem Reaktionsgemisch beizumischen. 118 4. Ergebnisse und Diskussion Alle Reaktionskomponenten wurden zu Beginn der Reaktion 1 h gerührt, mit Ultraschall behandelt und anschließend bei 72 °C polymerisiert. Zunächst wurde der Einfluss des verwendeten Monomers und der Acrylsäurekonzentration auf gadoliniumhaltige Polymerpartikel untersucht. Als Monomere wurden neben LMA die Acrylate BMA und MMA sowie Styrol verwendet. Die Konzentrationen des Comonomers Acrylsäure wurden von 0 bis max. 30 Gew-% bezogen auf das verwendete Monomer variiert. Um die Anzahl der Carboxylgruppen auf der Oberfläche bestimmen zu können, wurden die Dispersionen dialysiert, um das Tensid auszuwaschen, und anschließend mittels Strömungspotentialmessungen (PCD) analysiert. Die Dispersionen wurden in Abhängigkeit vom Monomer und der Acrylsäurekonzentration hinsichtlich ihrer Teilchengrößen, ihrer Stabilität und ihrer Anzahl an funktionellen Gruppen auf der Oberfläche analysiert (Tab. 4.13.). Tab. 4.13. Variation der Acrylsäurekonzentration mit verschiedenen Monomeren, Monomer:Gd(tmhd)3 50:1. Probe gd 9 gd 478 gd 432 gd 479 gd 480 gd 481 gd 105 gd 4 gd 444 gd 434 gd 445 gd 446 gd 447 gd 11 gd 482 gd 436 gd 437 gd 282 gd 464 gd 465 gd 466 gd 467 gd 468 Monomer LMA LMA LMA LMA LMA LMA LMA BMA BMA BMA BMA BMA BMA MMA MMA MMA MMA Styrol Styrol Styrol Styrol Styrol Styrol AA (Gew-% zum Monomer) 0 1 5 10 15 20 30 0 1 5 10 15 20 0 1 5 15 0 1 5 10 15 20 DI (nm) 253 104 71 100 107 165 341 44 59 300 267 372 379 63 87 116 184 78 64 980 141 424 151 PDI (DV/Dn) 3,6 1,4 1,4 1,8 1,9 2,5 3,0 1,2 2,1 3,7 3,5 4,2 6,6 2,1 1,7 1,6 1,8 1,6 2,1 9,3 2,2 6,8 2,4 FG (%) 11,3 13,0 13,4 13,1 12,5 14,0 13,5 12,2 13,1 13,1 13,8 14,4 11,5 12,4 12,8 12,7 12,6 19,9 13,6 11,8 8,9 12,0 8,3 ζ Potential (mV) -40,0 -49,9 -63,3 -50,3 -57,5 -31,2 -44,0 -42,1 -33,4 -70,3 -73,5 -73,8 -63,1 -31,7 -34,9 -49,8 -46,9 -46,7 -37,2 -48,1 -47,2 -52,5 -50,6 [COO-] – Gruppen pro Partikel 0 665 1.248 5.963 16.036 75.939 504.623 0 309 95.629 124.723 207.959 463.890 0 424 4.338 60.971 0 211 363.770 17.760 282.007 39.239 nm2 0 0.02 0.08 0.19 0.44 0.88 1.38 0 0.03 0.34 0.56 0.48 1.03 0 0.02 0.10 0.57 0 0.02 0.12 0.28 0.50 0.55 119 4. Ergebnisse und Diskussion Im Fall vom Monomer LMA werden ohne Acrylsäurezusatz Partikelgrößen von 253 nm (gd 9) gefunden. Durch die Zugabe an Acrylsäure kommt es zu einer Abnahme der Größen bis auf 71 nm bei 5 Gew-% AA. Bei höheren Acrylsäurekonzentrationen (bis zu 30 Gew-%) werden Teilchendurchmesser von bis zu 341 nm erhalten. Das Ansteigen der Partikelgrößen ist einerseits auf eine Verzweigung der Carboxylgruppen auf der Partikeloberfläche und andererseits auf das Aufquellen der Polymerpartikel zurückzuführen. Die Verringerung der Teilchendurchmesser von carboxylfunktionalisierten Gd(tmhd)3-PLMA-Nanopartikeln im Vergleich zu Gd3+-PLMA-Partikeln wird durch die veränderte Teilchenmorphologie erklärt. Partikel ohne funktionelle Gruppen auf der Oberfläche zeigen offene Strukturen (siehe Abb. 4.18.), während TEM-Aufnahmen von gadoliniumhaltigen PLMA-Nanopartikeln mit carboxylfunktionalisierten Gruppen nicht möglich waren. Der Grund liegt hier in der zunehmenden Hydrophilie der Polymerpartikel. Proben ohne Acrylsäurezusatz zeigen stark hydrophoben Charakter durch die beiden hydrophoben Reagenzien Gadoliniumkomplex und LMA. Bei dem Einsatz und der anschließenden Erhöhung des Gehaltes an Acrylsäure kommt es durch eine zunehmende Einlagerung von Wasser zu einer Steigerung der Hydrophilie innerhalb der Polymerteilchen. Es wurde außerdem untersucht, wie viel Acrylsäure dem System zugesetzt werden kann. Im Fall von Dispersionen mit LMA war es möglich, stabile Dispersionen bis zu einer Acrylsäurekonzentration von 30 Gew-% herzustellen. Zetapotentialmessungen weisen bei allen Acrylsäuremengen hohe Stabilitäten der Dispersionen auf. Im Hinblick auf die Anzahl an Carboxylgruppen auf der Partikeloberfläche ist ein Anstieg mit zunehmendem Gehalt an Comonomer von 0.019 auf 1.38 Carboxylgruppen pro nm2 zu beobachten. Dispersionen mit dem Monomer BMA zeigen mit zunehmender Acrylsäurekonzentration eine Erhöhung der Partikelgröße von 44 nm (0 Gew-%) auf 379 nm (20 Gew-%). Mit steigender AA-Menge wird auch ein Anstieg der Polydispersität der Dispersionen beobachtet. Ohne Acrylsäurezugabe wird ein PDI von 1,2 erhalten. In diesem Fall liegt eine nahezu monodisperse Verteilung vor. Durch die Zugabe an AA kommt es zu einer Erhöhung der Polydispersität auf bis 6,6. Statt einer monodispersen wird in diesem Fall eine stark polydisperse Verteilung gefunden. Die Anzahl der Carboxylgruppen pro nm2 steigt mit der Erhöhung des Acrylsäureanteils von 0.028 (1 Gew-%) auf 1.0 (20 Gew-%). Im Vergleich zu Gd3+-haltigen PLMA-Nanopartikeln ist es hier nur möglich, bis zu einer Acrylsäuremenge von 20 Gew-% zu BMA stabile Miniemulsionen herzustellen. 120 4. Ergebnisse und Diskussion Der Wechsel zum Monomer MMA führt ebenfalls zu einer Erhöhung des Teilchendurchmessers mit steigender Acrylsäurekonzentration von 63 nm (0 Gew-%) auf 184 nm (15 Gew-%). Auf Grund der sehr geringen maximalen Konzentration an Acrylsäure von 15 Gew-% zu MMA, welche möglich war, um stabile Dispersionen zu bekommen, konnte lediglich eine Beladung der Partikeloberfläche von 0,57 [COO-]-Gruppen pro nm2 erhalten werden. Neben Copolymerisationen von Acrylsäure mit Acrylaten wurden außerdem die Funktionalisierungen von gadoliniumhaltigen Polystyrolpartikeln durchgeführt. Im Hinblick auf die Teilchengrößen und die entsprechenden Polydispersitäten konnten keine einheitlichen Unterschiede festgestellt werden. Die Partikelgröße schwankt unabhängig von der Acrylsäurekonzentration zwischen 64 nm und 980 nm. Es ist möglich, eine maximale AAMenge von bis zu 20 Gew-% bzgl. Styrol in den Dispersionen zu erhalten. Dadurch kann eine Funktionalisierung der Oberfläche bis maximal 0,55 Carboxylgruppen pro nm2 erhalten werden. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die maximale Menge an Acrylsäure, welche eingesetzt werden kann, um stabile Dispersionen zu erhalten, vom verwendeten Monomer abhängt. Proben mit den Monomeren BMA und Styrol zeigen bis zu einer Konzentration von 20 Gew-% AA stabile Systeme. Über dieser Konzentration werden die Dispersionen instabil und es kann Ausflockung beobachtet werden. Mit dem Monomer MMA ist eine maximale Zugabe von 15 Gew-% an Acrylsäure zur Synthese stabiler Miniemulsionen möglich. Wird LMA als Monomer verwendet, können Konzentrationen von 30 Gew-% an Acrylsäure eingesetzt werden. Vergleicht man die Acrylate untereinander, so ist hier vor allem die Kettenlänge von Bedeutung. Dabei gilt: mit zunehmender Kettenlänge kann eine höhere Konzentration an Comonomer ins System eingebracht werden (LMA>BMA>MMA). Anders dargestellt: mit zunehemender Hydrophilie der Monomere können weniger Acrylsäuremoleküle in das System eingebracht werden. Die Anzahl der funktionellen Gruppen reicht bei allen verwendeten Monomeren aus, um an diesen weitere Reaktionen durchführen zu können. 121 4. Ergebnisse und Diskussion 4.2.9. Synthese von fluoreszierenden Polymerpartikeln Um die Einsatzmöglichkeiten von funktionalisierten Nanopartikeln zu zeigen, wurden fluoreszierende gadoliniumhaltige Nanopartikel als Markerpartikel synthetisiert und diese anschließend in Zellexperimenten untersucht. Als Fluoreszenzmarker wurde das aromatische N-(2,6-Diisopropylphenyl)-perylen-3,4-dicarboximid (PMI) verwendet (Abb. 4.52.). O N O Abb. 4.52. Strukturformel von N-(2,6-Diisopropylphenyl)-perylen-3,4-dicarboximid (PMI), Mw= 481,36 g/mol. Es wurden gadoliniumhaltige PLMA-Partikel untersucht. Während der Synthese der anorganischen Polymerpartikel wurden Konzentrationen von 0, 15 und 25 Gew-% Acrylsäure bezogen auf das Monomer verwendet. Das Molverhältnis zwischen Monomer/Comonomer und Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, lag bei 50:1. Die fluoreszierenden Gd3+-haltigen PLMA/AA-Partikel wurden als Zellmarker in Mesenchymalen Stammzellen, (MSCs)-Zelllinien, eingebracht. Diese Untersuchungen wurden durch Frau Myriam Lorenz am Institut für Transfusionsmedizin in Ulm durchgeführt [152]. Die jeweiligen Zellen wurden mit den fluoreszierenden Nanopartikeln für 24 h inkubiert. Nach anschließendem Waschvorgang wurde die Aufnahme der Partikel in die Zellen mittels FACS–Untersuchungen (fluorescence activated cell sorter) quantitativ nachgewiesen. Die optische Aufnahme der Partikel wurde durch konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie bestimmt. Hierbei wurde zusätzlich die Zellwand mit dem Fluoreszenzfarbstoff RH414 rot eingefärbt. Die Nanopartikel zeigen auf Grund des verwendeten PMI eine Grünfärbung. In Tabelle 4.14. sind die Ergebnisse der in Zellen eingebrachten Proben dargestellt. Durch die Zugabe von Acrylsäure werden unterschiedliche Teilchenmorpholgien erhalten, welche in einer Abnahme der Partikelgrößen resultieren (siehe Kapitel 4.2.8.). FL1-Werte sind Fluoreszenzintensitäten, welche aus FACS–Untersuchungen (fluorescence activated cell sorter) erhalten werden. Aus diesen Werten können Rückschlüsse auf die Einbettung der Partikel in die Zellen gezogen werden. 122 4. Ergebnisse und Diskussion Wie in Tabelle 4.14. zu erkennen, erfolgt durch die Funktionalisierung der Partikeloberfläche eine Erhöhung der Fluoreszenzintensität von 17 auf 69 (15 Gew-% AA). Eine Erhöhung der Acrylsäuremenge im System auf 25 Gew-% führt nur noch zu einem geringen Anstieg der FL1-Werte auf 77. Das bedeutet, dass durch die Partikelfunktionalisierung mehr Polymerpartikel in die Zellen eingebettet werden können. Tab. 4.14. Charakteristika von fluoreszierenden Gd(tmhd)3-PLMA-Nanopartikeln (Molverhältnis Monomer: Komplex 50:1) unter Variation der Acrylsäurekonzentration. Probe AA (Gew-%) Dn (nm) PL1 Gd 4 fluoro Gd 6 fluoro 0 15 25 254 71 179 [COO-] - Gruppen pro Partikel nm2 1.378 0.086 26.372 0.263 Konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie-Aufnahmen von FL1 17 69 77 Gd3+-haltigen PLMA/(AA)- Partikeln in Mesenchymalen Stammzellen (MSCs) bestätigen diese Ergebnisse (siehe Abb. 4.53.). Durch die Funktionalisierung der Partikeloberfläche mit Carboxylgruppen kann eine zunehmende Einbettung der Partikel in das Zellinnere beobachtet werden. Es kann ebenfalls die Einbringung von nichtfunktionalisierten Partikeln in die Zellen gefunden werden, allerdings ist die aufgenommene Teilchenmenge deutlich geringer. Die Carboxylfunktionen bewirken demnach eine leichtere und effektivere Aufnahme von Nanopartikeln in die Zellen. 123 4. Ergebnisse und Diskussion a b c Abb. 4.53. LSM-Aufnahmen von MSC-Zellen mit fluoreszierenden Gd(tmhd)3-PLMA–Nanopartikeln mit a) 0 Gew-% AA (PL1), b) 15 Gew-% AA (gd 4 fluoro) und c) 25 Gew-% AA (gd 6 fluoro). Mittels TEM-Untersuchungen konnten die erhaltenen Ergebnisse aus FACS- und LSMAnalyse bestätigt werden. In Abbildung 4.54. sind exemplarisch TEM-Bilder von MSCZellen (Gesamtansicht und Ausschnitt) von Gd(tmhd)3-PLMA-Partikeln mit einem Zusatz an 15 Gew-% Acrylsäure dargestellt. Die Nanopartikel liegen innerhalb der Zellen in den Zellorganellen vor. 124 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.54. TEM-Aufnahmen von MSC-Zellen mit fluoreszierenden PLMA/ 15 Gew-% AA:Gd(tmhd)3 – Nanopartikel (gd 4 fluoro): a) Übersicht der Zelle und b) Zellausschnitt. Abschließend kann festgestellt werden, dass durch die Funktionalisierung der Partikeloberfläche mit Carboxylfunktionalitäten eine erhöhte Aufnahme der Partikel in die Zellen erfolgt. Kopplungsreaktionen an diese Gruppen erlauben in späteren Anwendungen die gezielte Anlagerung von Partikeln und eine gegebenenfalls gewünschte Wirkstofffreigabe. 4.3. Verkapselung von Kontrastmitteln Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein diagnostisches und bildgebendes Verfahren, welches zur Darstellung von Strukturen des Körperinneren genutzt wird. Die Erzeugung von Bildern erfolgt durch die Anlegung von starken Magnetfeldern. Mit Hilfe dieser Technik ist es möglich, Schichtaufnahmen von nahezu jedem Körperteil in relativ kurzer Zeit zu erhalten (sie Kapitel 3.5.). Zur digitalen Bildgebung wird meist ein zusätzliches Kontrastmittel eingesetzt. Diese sind unverzichtbar bei der Differenzierung von Körpergeweben, wie beispielsweise Muskeln und Blutgefäßen. Auch bei der Untersuchung von Tumoren werden Kontrastmittel verwendet, da sich die Protonen des Wassers im kranken Gewebe anders verhalten als im gesunden Gewebe. Die Unterscheidung von unterschiedlichen Gewebetypen beruht dabei auf den magnetischen Eigenschaften der Kontrastmittel. Durch die Anwesenheit von magnetischen Elementen werden die Relaxationszeiten des im Körper befindlichen Wassers beeinflusst, und es kann daraus die Relaxivität bestimmt werden. 125 4. Ergebnisse und Diskussion Kontrastmittel können in zwei Klassen eingeteilt werden. Superparamagnetisches Eisenoxid wird zum Beispiel zur Gruppe der T2-gewichteten Kontrastmittel zugeordnet. Diese beeinflussen die T2-Relaxationszeiten des Wassers und lassen das zu untersuchende Gewebe dunkler erscheinen. In der Medizin werden meist positive Kontrastmittel, welche die T1Relaxationszeiten beeinflussen und dadurch das Gewebe heller erscheinen lassen, verwendet. Am häufigsten genutzte Verbindungen stellen hierbei hydrophile paramagnetische Gadoliniumchelate (z.B. Gd(DTPA), Gd(DOTA)) dar. Da jedoch hohe Dosen an Kontrastmittel nötig sind, gibt es zunehmendes Interesse an der Verkapselung von Kontrastmitteln in Polymernanopartikeln. Dadurch ist es möglich, die für Untersuchungen notwendige Anzahl an Gadoliniummolekülen durch die Herabsetzung des osmotischen Druckes zu verringern, das Kontrastmittel gezielt zum Wirkungsort zu transportieren und gleichzeitig die Relaxationszeiten des Körperwassers zu erhöhen. Daher bestand das Interesse, hydrophile Gadoliniumchelate in poröse Polymerhüllen zu verkapseln, um dadurch eine Erhöhung der Relaxivitäten mit gleichzeitiger Herabsetzung der im Körper nötigen Kontrastmittelmenge zu erzielen. Als Kontrastmittel wurden das bereits in der MRT eingesetzte Magnevist® (Konzentration: 0,5 mmol/ml) mit dem Komplex Gadoliniumdiethylentriaminpentaessigsäure Gd(DTPA) und das in der klinischen Testphase befindliche Gadovist® (Konzentration: 1 mmol/ml) mit dem Komplex Gadobuterol verwendet (Abb. 4.55.). O O O O O N O N N O Gd3+ Gd3+ O O N O N OH N OH O O H O N O O O O O O H H a) H b) Abb.4.55. Strukturformel von a) Gadoliniumdiethylentriaminpentaessigsäure Gd(DTPA) (Komplex in Magnevist®) und b) Gadobuterol (Komplex in Gadovist®). Als polymere Hüllen wurden die Polymere Polyurethan und Polyharnstoff sowie vernetztes Dextran, welche mittels Grenzphasenpolyaddition hergestellt wurden, Polyurethan findet bereits Anwendung in der Medizin (siehe Abb. 4.56.b). 126 eingesetzt. 4. Ergebnisse und Diskussion So sind beispielsweise künstliche Blutgefäße, künstliche Herzklappen und Hautimplantate aus Polyurethan aufgebaut [153]. Auf Grund der Dichte der PUR-Hülle kann dieses System als Modellsystem verstanden werden, da dadurch gewährleistet ist, dass der wässrige Gadoliniumkomplex sich in der Polymernanokapsel befindet und nicht hinausdiffundiert. Anwendungstechnisch von größerem Interesse ist die Verkapselung von Materialien in eine biokompartiple Polymerhülle. Hierzu wurden Versuche mit dem hochmolekularen und neutralen Biopolysaccharid Dextran durchgeführt (Struktur siehe Abb. 4.56.a). CH 2 * O H H CH 2 H H OH H O H O OH H H H OH OH O OH * CH 2 O H H H OH OH H CH 2 H O H O OH H H H H OH CH 2 O OH O H H H H OH CH 2 H OH O OH O H H H H OH H OH O OH H OH a) O O N H N H O n b) N H n c) Abb.4.56. Strukturformel von a) Dextran, b) Polyurethan und c) Polyharnstoff. Auf Grund der in Wasser vorliegenden Komplexe wurde der inverse Miniemulsionsprozess gewählt (Abb. 4.57.). Crespy entwickelte hierfür diesen Syntheseweg [121] . Er stellte Nanokapseln her, in welchen hydrophile organische Substanzen (Formamid, DMSO, 2Pyrrolidon) sowie Wasser eingekapselt wurden. 127 4. Ergebnisse und Diskussion Als polymere Materialien verwendete er Polyharnstoff (PH), Polyurethan (PUR), Polythioharnstoff sowie mit 2,4-Toluoldiisocyanat vernetztes Dextran und Stärke. Je nach Reaktionsparametern konnten Kapseln oder Partikel synthetisiert werden. Ziel war es zu zeigen, dass diese Kapselstrukturen als Nanoreaktorprinzip verstanden werden können. Um dies zu demonstrieren, führte er in hohlen Polyharnstoffkapseln die Reduktion zu Silber durch. Zugabe von Kontrastmittel (KM), Monomer 1, Lipophob Zugabe von Tensid, Cyclohexan, Monomer 2 KM Grenzflächenpolyaddition 1) 1h rühren KM KM KM KM KM KM 2) Ultraschall KM KM Messungen der T1Relaxationszeiten im MRT KM KM KM Redispergierung in wässriger Tensidlösung KM Öl und Tensid Abb.4.57. Darstellung der Nanokapselsynthese mittels inverser Miniemulsionstechnik. Wie in Abbildung 4.57. dargestellt, wird zuerst das amphiphile Blockcopolymer Poly[(ethylen-co-butylen)-b-(ethylenoxid)], (P(B/E-b-EO), siehe Kapitel 2.1.3.), welches hier als Tensid wirkt, unter Temperaturerhöhung und Ultraschallbadbehandlung im Lösungsmittel Cyclohexan gelöst. Zu dieser Mischung wird eine disperse Phase, bestehend aus einem Lipophob (NaCl), einem Monomer (ein Diol zur Herstellung von Polyurethan, ein Diamin zur Herstellung von Polyharnstoff, Dextran) und dem zu verkapselnden Material (Wasser, wässriges Kontrastmittel) zugegeben. Nach Rühren und anschließender Ultraschallbehandlung wird das zweite hochreaktive Monomer 2,4-Toluoldiisocyanat (TDI), verdünnt in Cyclohexan, langsam zugetropft. Die Grenzflächenpolyaddition erfolgt im Fall von Polyurethan und Dextran bei 60 °C und im Fall von Polyharnstoff bei Raumtemperatur. Für Untersuchungen in der Kernspintomographie wurden unterschiedliche Mengen der Probe in eine wässrige SDS-Lösung redispergiert und anschließend Verdünnungsreihen (mit Wasser etc.) untersucht. 128 4. Ergebnisse und Diskussion 4.3.1. Synthese von PUR-Nanokapseln In diesem Teilabschnitt soll der Einfluss der Polymerhülle auf die Eigenschaften der Nanokapseln, welche einen wässrigen Magnevist®-haltigen Kern besitzen, untersucht werden. Die Grenzflächenpolyadditionsreaktion wurde mit den Monomeren 1,6-Hexandiol (Monomer 1) und 2,4-Toluoldiisocyanat (TDI, Monomer 2) durchgeführt. Das eingesetzte Verhältnis Diol zu Diisocyanat lag bei 1:2,8. Die Konzentration an Monomer 1 zur kontinuierlichen Phase betrug 1,3 Gew-%. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.15. dargestellt. Tab. 4.15. Ergebnisse der PUR-Nanokapseln. Probe Gew -% Verhältnis Verhältnis Monomer 1: Polymer: Monomer 2 Magnevist® cap 17 100:0 1:2.8 cap 19 30:70 1:2.8 * aus TEM-Aufnahmen bestimmt DI in Cyclohexan (nm) PDI Cyclohexan (DV/Dn) DI in Wasser (nm) PDI Wasser (DV/Dn) FG (%) Theo FG (%) Hüllendicke (nm)* 327 119 2,0 1,7 201 223 2,3 3,2 3,0 6,9 2,6 2,6 16 - 26 23 - 33 Wie in Tabelle 4.15. erkennbar, zeigen PUR-Kapseln mit einem wässrigen Kern in der organischen Lösung Teilchengrößen von 327 nm. Durch den Wechsel von reinem Wasser zu einer wässrigen Magnevist®-Lösung wird eine Erniedrigung der Partikelgröße auf 119 nm bei einem Polymer zu Magnevist®-Verhältnis von 30:70 erhalten. Des Weiteren weisen magnevisthaltige PUR-Kapseln höhere Feststoffgehalte als nicht magnevisthaltige Kapseln auf. Auf Grund dieser Ergebnisse wird angenommen, dass der hydrophile Gadoliniumkomplex tensidische Wirkungen zeigt. Demnach stabilisieren das amphiphile Blockcopolymer (P(B/Eb-EO) die Kapseln von außen und der hydrophile Gadoliniumkomplex die Kapseln von innen. Gleichzeitig bedeutet das, dass der Gadoliniumkomplex vermehrt an der Kapselhülle vorliegt (siehe Abb. 4.58.). Um diese Annahmen beweisen zu können, wurden ® Oberflächenspannungen von reinem Wasser und von der wässrigen Magnevist -Lösung bei 20 °C aufgenommen. Die Oberflächenspannung von Wasser liegt bei dieser Temperatur im Bereich von 72,5 ± 0,020 mN/m. Im Fall der wässrigen Magnevist®-Lösung kann ein Wert von 69,4 ± 0,035 mN/m gefunden werden. Die leichte Erniedrigung der Oberflächenspannung erfolgt durch die Herabsetzung der Anziehungskräfte zwischen den Wassermolekülen. 129 4. Ergebnisse und Diskussion Der Unterschied zwischen den gemessenen Oberflächenspannungen ist nur geringfügig, daraus ergibt sich, dass allein die Magnevist®-Lösung nicht als Tensid wirkt, sondern nur in Kombination mit einem weiteren Tensid. Das bedeutet, dass der Einsatz des hydrophilen Gadoliniumkomplexes sinnvoll ist, wenn eine zusätzliche Stabilisierung von Nanopartikeln bzw. Nanokapseln vom Inneren heraus erwünscht ist. P(B/E-b-EO) Gd(DTPA) Abb. 4.58. Schematisches Modell zur Erklärung der tensidischen Eigenschaften des Gadoliniumkomplexes. Ein Vergleich beider Proben hinsichtlich ihrer Teilchenmorphologie ist in Abbildung 4.59. gezeigt. Kapseln, die Wasser als Kernmaterial besitzen, zeigen ovale Formen, welche nach dem Trocknen Kristalle des Lipophobs NaCl im Inneren aufweisen. Durch das Verkapseln der wässrigen Magnevistlösung in die Polyurethanhülle kann in TEM-Aufnahmen, auf Grund des hohen Kontrastvermögens des Gadoliniumions eine deutliche Kontrastverstärkung gesehen werden (Abb. 4.59.b). In beiden Fällen sind die Nanokapseln von sphärischen Kugeln mit Größen von 35 bis 45 nm umgeben. Es wird angenommen, dass es sich dabei um Mizellen des eingesetzten amphiphilen Blockcopolymertensides handelt. Aus den erhaltenen TEMAufnahmen konnten außerdem die Hüllendicken bestimmt werden. PUR-Nanokapseln, welche Wasser als zu verkapselndes Material haben, zeigen Dicken im Bereich von 16 bis 26 nm. Durch den Einsatz der wässrigen Magnevist®-Lösung erfolgt eine geringfügige Verbreiterung der Kapselhüllen auf 23 bis 33 nm. Das bestätigt die Annahme, dass der hydrophile Gadoliniumkomplex sowohl im Kapselinneren als auch zur Stabilisierung der Kapseln an der Polymerhülle vorliegt. 130 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.59. TEM-Aufnahmen von PUR-Polymerkapseln: a) mit Wasser (cap 17) und b) mit Magnevist®-Lösung (cap 19). Durch Analyse der Nanokapseln mittels FTIR-Spektroskopie konnte der Verbrauch an Transmission (a.u.) reaktivem Monomer 2 (TDI) untersucht werden (Abb. 4.60.). 2,4-Toluoldiisocyanat (TDI) mit Wasserkern (cap 17) mit Magnevistkern (cap 19) 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 -1 Wellenzahl (nm ) Abb. 4.60. IR-Spektren von PUR-Polymerkapseln mit Wasserkern (cap 17) und mit Magnevist®-Kern (cap 19) im Vergleich zum Monomer 2 (2,4-Toluoldiisocyanat, TDI), charakteristischer Peak der Isocyanatgruppe: 2280 cm-1. In Abbildung 4.60. sind die IR-Spektren beider Proben im Vergleich zum eingesetzten Monomer 2 dargestellt. Die reaktive Isocyanatgruppe des TDIs zeigt eine charakteristische Bande bei 2280 cm-1. 131 4. Ergebnisse und Diskussion Dieser Bereich ist nach der Synthese der Nanokapseln nicht mehr zu detektieren, somit ist die Grenzflächenpolyaddition vollständig abgelaufen. Da bei MRT-Untersuchungen Aufnahmen durch die Relaxivitätsänderung der Protonen des im Körper vorhandenen Wassers erhalten werden, müssen die Magnevist®-haltigen Nanokapseln, welche in einer Cyclohexanphase hergestellt wurden, in eine wässrige Phase überführt werden (Redispergierungsschritt). Diese redispergierten Lösungen werden dann im MRT untersucht. DLS-Messungen zeigen, dass durch die Redispergierung von PUR-Kapseln ohne Magnevistlösung (cap 17) eine Abnahme der Teilchengröße von 327 nm (in Cyclohexan) auf 201 nm (in Wasser) erfolgt (Tab. 4.15.). Wasser, welches sich im Kapselinneren befindet, diffundiert durch die poröse Polymerhülle in die umgebende wässrige Phase und erniedrigt dadurch den Teilchendurchmesser. Magnevisthaltige Nanokapseln zeigen eine Erhöhung der Partikelgröße von 119 nm (in Cyclohexan) auf 223 nm (in Wasser). In diesem Fall findet der umgekehrte Prozess statt. Wasserprotonen der umgebenden kontinuierlichen Phase registrieren den paramagnetischen Gadoliniumkomplex, welcher sich im Kapselinneren befindet, und diffundieren durch die Polymerhülle ins Kapselinnere und erhöhen dadurch den Kapseldurchmesser. TEM-Untersuchungen wurden durchgeführt, um die Morphologie im wässrigen Medium zu bestimmen (Abb. 4.61.). a b Abb. 4.61. TEM-Aufnahmen von redispergierten PUR-Polymerkapseln: a) 100 Gew-% Wasser (cap 17) und b) 100 Gew-% Magnevist®-Lösung (cap19). 132 4. Ergebnisse und Diskussion Sowohl mit einem wässrigen als auch mit einem magnevisthaltigen Kapselkern können geschlossene Teilchenstrukturen erkannt werden, wobei mit einem magnevisthaltigen Kern stärkere partikuläre Strukturen ausgebildet werden. Durch die geschlossenen Morphologien ist gewährleistet, dass der hydrophile Gadoliniumkomplex im Inneren der Kapsel vorliegt und nur das umgebende Wasser auf Grund des porösen Charakters der Polymerhülle in das Kapselinnere hinein- und hinausdiffundieren kann. Es erfolgt somit nur durch die Anwesenheit des paramagnetischen Gadoliniumions die Beeinflussung der Relaxivität der Wasserprotonen. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie wurden die T1-Relaxationszeiten von Wasserprotonen bestimmt und aus den erhaltenen Werten die T1-Relaxivität berechnet, um die Anwendungsmöglichkeiten des verkapselten Kontrastmittels zu zeigen. Um zu zeigen, dass der Gadoliniumkomplex in den Nanopartikeln vorliegt und es lediglich zu einem Austausch der Protonen des Wassers kommt, wurden MRT-Untersuchungen mit PURKapseln durchgeführt, welche nicht in ein wässriges Medium überführt wurden. Es konnten hierbei T1-Relaxivitäten von unter 0.005 mM-1s-1 gemessen werden. Wie bereits in Kapitel 3.5. dargestellt, können drei unterschiedliche Arten von Wasseraustausch stattfinden. In der inneren Phase (engl. inner sphere) sind die Sauerstoffmoleküle des Wassers direkt am Gd3+Ion gebunden und es erfolgt ein chemischer Austausch der Wassermoleküle. In der zweiten Phase (engl. second sphere) liegen die Wassermoleküle hydratisiert um den Gadoliniumkomplex vor. Über Wasserstoffbrückenbindungen findet ein Wasseraustausch statt. Bei der äußeren Phase (engl. outer sphere) befinden sich die Wassermoleküle um den Komplex herum und es kann nur ein Protonenaustausch über Diffusionsvorgänge stattfinden. [145] . Auf Grund der sehr geringen T1-Relaxivitäten kann nur ein Wasseraustausch im Kapselinneren erhalten werden, welcher in unserem Fall der inneren Phase entspricht. Daher nehmen wir an, dass es durch die Überführung der Kapseln in eine wässrige Phase zu einem Diffusionsstrom der Wasserprotonen aus der umgebenden Wasserphase durch die poröse Polymerhülle in das Kapselinnere kommen muss (siehe Abb. 4.62.). 133 4. Ergebnisse und Diskussion H H O O H H H O H Gd3+ 3+ Gd3+ Gd H O H H O H Gd3+ O O H H H H O H H O H H Abb. 4.62. Prinzip des Protonenaustausches in Gegenwart von Gd3+ durch die poröse Polymerhülle. Um diese Annahme zu bestätigen, wurden T1-Relaxivitäten von magnevisthaltigen PURNanokapseln in Wasser aufgenommen. Hierzu wurden die Nanokapseln von der organischen in die wässrige Phase überführt und von dieser redispergierten Kapsellösung wurden 5 verschiedene Verdünnungen hergestellt. Aus den erhaltenen T1-Relaxationswerten wurde durch die Auftragung von 1/T1 gegen die Konzentration an Gd3+ aus der Steigung die Relaxivität des Kontrastmittels bestimmt. In Abbildung 4.63. sind jetzt die reziproken T1-Relaxationszeiten gegen die Gadoliniumkonzentration von reiner Magnevist®-Lösung und Magnevist®-haltigen PURNanokapseln aufgetragen. 25 ® Magnevist -Lösung ® PUR-Nanokapsel mit Magnevist -Lösung 15 -1 1/ T1 (sec ) 20 -1 -1 R = 4.02 mM s 10 -1 -1 R = 3.71 mM s 5 0 0 1 2 3 4 5 6 3+ Gd -Konzentration (mmol/L) Abb. 4.63. Auftragungen von 1/T1 gegen die Gadoliniumionkonzentration zur Bestimmung der Relaxivitäten. In beiden Fällen steigt die reziproke T1-Relaxationszeit mit zunehmender Gd3+-Konzentration linear an. Die Relaxivität reiner wässriger Magnevist®-Lösung beträgt 4.02 mM-1s-1. 134 4. Ergebnisse und Diskussion Durch die Verkapselung des Kontrastmittels in einer Polyurethanhülle wird eine T1Relaxivität von 3.71 mM-1s-1 beobachtet. Durch diese Ergebnisse ist bewiesen, dass es durch die poröse Polymerhülle zu einem Wasseraustausch mit den umgebenden Wassermolekülen kommt. Wäre dies nicht der Fall, hätten wir statt einer porösen eine undurchlässige Polymerhülle. Es wäre kein Wasseraustausch möglich und T1-Relaxivitäten lägen im Bereich der erhaltenen Werte für Kapseln in Cyclohexan. Um die Anwendungsmöglichkeiten dieser magnevisthaltigen PUR-Nanokapseln in der Medizin zu zeigen, wurden die T1-Relaxivitäten mittels Magnetresonanztomographie auch unter physiologischen Bedingungen (isotonische NaCl-Lösung, Jonasteril®BAS Lösung, menschliches Blut) untersucht (Tab. 4.16.). Tab. 4.16. Aus magnetresonanztomographischen Ergebnissen bestimmte Relaxivitäten von Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln im Vergleich zur Magnevist®-Lösung. Lösung T1-Relaxivität (mM-1s-1) von Magnevist®-Lösung isotonisches NaCl Jonasteril® BAS menschliches Blut (verdünnt mit K3EK3EDTA) EDTA-Plasma Serum 3.70 4.70 3.97 5.53 4.54 T1-Relaxivität (mM-1s-1) von Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln 3.09 3.97 3.96 3.54 3.44 Als Startlösung wurde der Protonenaustausch in wässriger isotonischer NaCl-Lösung untersucht. Die erhaltene Relaxivität nimmt durch die Verkapselung von 3.70 auf 3.09 mM-1s-1 ab. Trotzdem kann festgehalten werden, dass ein Protonenaustausch durch die poröse Polymerhülle stattfindet, da sonst noch geringere Relaxivitäten erhalten werden müssten. Als zweite ionische Lösung wurde Jonasteril®BAS, welche als Injektionslösung in der Medizin eingesetzt wird, verwendet. Hauptbestandteil dieser Lösung ist Glucosemonohydrat. Die Verkapselung von Magnevist®-Lösung in eine Polyurethanhülle zeigt eine leichte Erniedrigung der Protonenrelaxivität von 4.70 mM-1s-1 auf 3.97 mM-1s-1. Untersuchungen von Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln im menschlichen Blut (verdünnt mit K3EK3EDTA) dienten dem Ziel, das hohe Potential solcher Nanosysteme, hergestellt mit dem Miniemulsionsprozess, für medizinische Anwendungen darzustellen. Die erhaltenen Relaxivitäten von reinem Kontrastmittel und verkapselten Kontrastmittel bewegen sich im Bereich von 3.97 mM-1s-1 und 3.96 mM-1s-1. 135 4. Ergebnisse und Diskussion Um den Einfluss der Nanokapseln auf das Blut näher zu untersuchen, wurde das Blut in seine Bestandteile (EDTA-Plasma, Serum) aufgetrennt und die Relaxivitäten gemessen. Im Fall von EDTA-Plasma wird durch die Verkapselung eine Erniedrigung der Relaxivitäten von 5.53 mM-1s-1 nach 3.54 mM-1s-1 beobachtet. Das Einbringen der Nanokapseln in Serum zeigt ebenfalls eine leichte Erniedrigung der Relaxivitäten von 4.54 mM-1s-1 auf 3.44 mM-1s-1. 4.3.2. Variation der Polymerhülle Im nächsten Schritt wurde der Einfluss der Konzentration an Monomer 1 (1,6-Hexandiol) untersucht (siehe Tabelle 4.17.). Tab. 4.17. Ergebnisse von PUR-Nanokapseln unter Variation der Polymerhülle. Probe Monomer 1 Gew-% Verhältnis Monomer 1: Monomer 2 cap 22 1,6-Hexandiol 1:1.12 cap 23 1,6-Hexandiol 1:0.56 cap 35 1,3-Propandiol 1:2.8 cap 37 1,3-Propandiol 1:2.8 cap 36 Glycerol 1:2.8 cap 38 Glycerol 1:2.8 * aus TEM-Aufnahmen bestimmt Gew -% Verhältnis Polymer: Magnevist®Lösung 45:55 40:60 100:0 30:70 100:0 30:70 DI (nm) PDI (DV/Dn) FG (%) 181 307 405 178 587 5096 2,7 3,6 5,2 2,3 5,1 9,8 7,6 7,9 4,9 6,8 4,2 7,8 Hüllendicke (nm)* 13 - 24 20 - 36 15 - 25 19 - 35 Es wurden Polyurethankapseln unterschiedlicher Mengen an Monomer 1 unter Beibehaltung der Monomer 2-Menge mit magnevisthaltigem Kern synthetisiert. Hierbei wurde lediglich das Verhältnis zwischen den Monomeren 1,6-Hexandiol (Monomer 1) und 2,4-Toluoldiisocyanat (Monomer 2) variiert. Mit zunehmendem OH-Gehalt konnte eine Zunahme der Partikelgröße von 119 nm (OH/NCO 1:2,8, siehe Tabelle 4.15.) auf 307 nm (OH/NCO 1:0,56) beobachtet werden (Tabelle 4.17.). TEM-Aufnahmen zeigen eine deutliche Änderung der Teilchenmorphologie (Abb. 4.64.). 136 4. Ergebnisse und Diskussion a b Abb. 4.64. TEM-Aufnahmen von Magnevist®-haltigen PUR-Polymerkapseln: a) OH/NCO 1:1,12 (cap 22) und b) OH/NCO 1:0,56 (cap 23). Mit steigendem Alkoholanteil kann ein Verschwinden der Kapselstruktur beobachtet werden (Abb. 4.64.). Es werden zunehmend runde Partikel gefunden. Ein Grund kann in der Reduzierung der Diisocyantkomponente liegen. Bei einem OH/NCO-Verhältnis von 1:2,8 erfolgt durch den Überschuss an TDI die Grenzflächenpolyadditionsreaktion vollständig. Durch die Herabsetzung der Diisocyanatverbindung läuft die Reaktion nicht vollständig ab, daraus resultieren überschüssige freie Alkoholgruppen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Isocyanatgruppen (mit abnehmendem Gehalt) vermehrt mit dem Wasser der Magnevistlösung reagieren und dadurch Partikelstrukturen bilden. Das unterschiedliche OH/NCO-Verhältnis Magnevist®-haltiger PUR-Nanokapseln wurde auch mit der Magnetresonanztomographie untersucht (Abb. 4.65.). 137 4. Ergebnisse und Diskussion 25 ® Magnevist -Lösung ® PUR-Nanokapseln mit Magnevist -Lösung, OH/NCO-Verhältnis von 1:2,8 ® PUR-Nanokapseln mit Magnevist -Lösung, OH/NCO-Verhältnis von 1:0,56 15 -1 1/T1 (sec ) 20 10 -1 -1 R = 3.71 mM s 5 -1 -1 R = 4.02 mM s -1 -1 R = 2.15 mM s 0 0 1 2 3 4 5 6 7 3+ Gd -Konzentration (mmol/L) Abb. 4.65. Auftragungen von 1/T1 gegen die Gadolinium3+-Konzentration zur Bestimmung der Relaxivitäten unter Variation des OH/NCO-Verhältnisses von Magnevist®-haltigen PUR-Kapseln. Wie in Abbildung 4.65. zu erkennen, hängt der Protonenaustausch und die daraus erhaltene Relaxivität von dem OH/NCO-Verhältnis und der daraus resultierenden Kapseldicke ab. Die Variation des OH/NCO-Verhältnisses von 1:2,8 auf 1:0,56 führt zu einer Herabsetzung der Protonenrelaxivität von 3.71 mM-1s-1 auf 2.15 mM-1s-1. Grund ist die Verdickung der Kapselhülle. Die Polymerhülle liegt in diesem Fall so kompakt vor, dass die Protonen kaum in den gadoliniumhaltigen Kapselkern vordringen können und es somit nur zu einem geringen Protonenaustausch kommt. Neben dem OH/NCO-Verhältnis zwischen 1,6-Hexandiol und TDI wurde nun die Art des Monomers 1 variiert und deren Einfluss auf die Kapselbildung untersucht (Tab. 4.17.). Als Monomere wurden dabei das kürzerkettige 1,3-Propandiol und das trifunktionale Glycerol (1,2,3-Propantriol) verwendet. Glycerol stellt eine hydrophile Verbindung dar, die ein natürlicher Bestandteil von Ölen und Fetten ist und unter anderem in Kosmetikartikeln und in der Medizin eingesetzt wird. Ziel war es, mit diesem Triol den Anteil an hydrophilen Segmenten innerhalb des Polyurethans zu erhöhen. PUR-Nanokapseln ohne Magnevist®-haltigen Kern zeigen im Vergleich zu bisher hergestellten PUR-Kapseln eine Erhöhung der Partikelgröße (Tab. 4.15.). Sie steigt von 327 nm (mit 1,6-Hexandiol, cap 17) auf 405 nm (mit 1,3-Propandiol, cap 37) und 587 nm (mit Glycerin, cap 38). 138 4. Ergebnisse und Diskussion Wird nun wässrige Magnevist®-Lösung als Kernmaterial eingesetzt, so kann im Fall von 1,3Propandiol eine Verkleinerung der Kapselgrößen auf 178 nm gefunden werden. Unter Verwendung von Glycerol hingegen wird eine Erhöhung der Partikelgröße von 588 nm auf 5 μm erhalten. TEM-Aufnahmen zeigen unterschiedliche Kapselstrukturen in Abhängigkeit von der eingesetzten Alkoholkomponente (Abb. 4.66.). a b c d Abb. 4.66. TEM-Aufnahmen von PUR-Polymerkapseln: a) 1,3-Propandiol ohne Magnevist®-Lösung (cap 35), b) 1,3-Propandiol mit Magnevist®-Lösung (cap 37), c) Glycerol ohne Magnevist®-Lösung (cap 36) und d) Glycerol mit Magnevist®-Lösung (cap 38). 139 4. Ergebnisse und Diskussion Durch den Zusatz an Magnevist®-Lösung bei der Herstellung der PUR-Nanokapseln mit 1,3Propandiol kann eine deutliche Vergrößerung der Teilchengrößen und der Schichtdicken von 13 - 24 nm (cap 35) auf 20 - 36 nm (cap 37) erkannt werden (Abb. 4.66.a, b). Im Fall von mit Glycerol hergestellten Dispersionen ändert sich die Kapselmorphologie von geschlossenen (ohne Magnevist®-Lösung, Abb. 4.66.c) nach offenen Kapselstrukturen (mit Magnevist®Lösung, Abb. 4.66.d). Das bedeutet, dass die Verwendung von Glycerol zur Synthese von PUR-Kapseln nicht sinnvoll ist. Des Weiteren war die Variation der Polymerhülle von Interesse. Statt wie bisher in Polyurethanhüllen Wasser und Magnevist®-Lösung einzukapseln, wurden nun Hüllen aus Polyharnstoff (PH) und vernetztem Dextran synthetisiert (Tab. 4.18.). Tab. 4.18. Nanokapseln unter Variation der Polymerhülle. DI (nm) PDI (DV/Dn) FG (%) PH Gew-% Verhältnis Polymer: Magnevist®Lösung 100:0 397 3,8 3,2 Hüllendicke (nm)* 18 - 30 PH 30:70 222 2,8 4,5 23 - 40 100:0 597 6,4 3,8 10 - 20 30:70 277 4,7 4,8 20 - 45 Probe Monomer 1 Polymer cap 16 Diethylentriamin cap 18 Diethylentriamin cap 31 Dextran vernetztes Dextran cap 33 Dextran vernetztes Dextran * aus TEM-Aufnahmen bestimmt PH-Nanokapseln ohne Magnevist®-Zusatz zeigen Größen von 397 nm. Durch den Ersatz des Wassers mit Magnevist®-Lösung konnte, wie in bereits gezeigten PUR-Dispersionen, eine Verkleinerung der Teilchengrößen auf 222 nm erhalten werden. Vernetzte Dextran-Kapseln mit einem Wasserkern zeigen einen um 200 nm größeren Durchmesser als PH-Kapseln. Durch den Einsatz des Gadoliniumkomplexes kann ebenfalls eine Erniedrigung des Partikeldurchmessers von 587 nm auf 327 nm beobachtet werden. Anhand der TEM-Bilder kann ein deutlicher Einfluss des Gadoliniumkomplexes erkannt werden (Abb.4.67.). 140 4. Ergebnisse und Diskussion a b c d Abb. 4.67. TEM-Aufnahmen von Polymerkapseln mit und ohne Magnevist®-Lösung: a) PH ohne Magnevist®Lösung (cap 16), b) PH mit Magnevist®-Lösung (cap 18), c) Dextran ohne Magnevist®-Lösung (cap 31) und d) Dextran mit Magnevist®-Lösung (cap 33). Polyharnstoffkapseln mit einem wässrigen Kern zeigen geschlossene Morphologien, in denen Natriumchloridkristalle erkennbar sind (Abb. 4.67.a). Durch die Verkapselung der wässrigen Magnevist®-Lösung kann eine Verdickung der Polymerhülle festgestellt werden (Abb. 4.67.b). Dextranhaltige Kapseln zeigen ohne Magnevist®-Lösung meist geöffnete Strukturen (Abb. 4.67.c). Erst durch das Einbringen von Magnevist® entstehen geschlossene Kapseln (Abb. 4.67.d). Die Erhöhung der Wanddicke der Kapselhülle kann auf den tensidischen Effekt des Gadoliniumkomplexes zurückzuführen sein. Die Komplexmoleküle lagern sich zur Stabilisierung an die Hülle an (siehe Abb. 4.58.). 141 4. Ergebnisse und Diskussion Magnetresonanztomographische Untersuchungen von magnevisthaltigen Dextran- Nanokapseln erlauben nun Aussagen über die Beeinflussung der Protonenrelaxivität durch das gadoliniumhaltige Kontrastmittel (Abb. 4.68.). Das Biopolymer Dextran wird auf Grund seiner Biokompatibilität und Bioabbaubarkeit in der Medizin für den Einsatz von Nanomaterialien verwendet. 25 ® Magnevist -Lösung ® Dextran-Nanokapseln mit Magnevist -Lösung 20 -1 1/T1 (sec ) 15 10 -1 -1 R = 4.02 mM s 5 -1 -1 R = 3.80 mM s 0 0 1 2 3 4 5 6 7 3+ Gd -Konzentration (mmol/L) Abb. 4.68. Auftragungen von 1/T1 gegen die Gadoliniumionkonzentration zur Bestimmung der Relaxivitäten. Die Relaxivität der Magnevist®-Lösung beträgt 4.02 mM-1s-1. Durch die Verkapselung des Kontrastmittels in eine bioabbaubare Dextranhülle wird eine Relaxivität von 3.80 mM-1s-1 beobachtet. Ebenfalls wie im Fall von PUR-Kapseln kann dadurch festgestellt werden, dass das Prinzip des Wasseraustausches durch die poröse Polymerhülle funktioniert. 4.3.3. Variation des Magnevist® zu Wasser-Verhältnisses Um den Einfluss des Gadoliniumkomplexes und dessen tensidische Eigenschaften näher zu betrachten, wurden unterschiedliche Magnevist®-zu-Wasser-Verhältnisse verkapselndes Material bei der Synthese von PUR-Kapseln eingesetzt. In Tabelle 4.19. sind die Ergebnisse dokumentiert. 142 als zu 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.19. PUR-Nanokapseln mit verschiedenen Magnevist®-Lösung -zu-Wasser-Verhältnissen. Magnevist®-Lösung: H2O-Verhältnis (Gew-%) cap 19 100 cap 24 80:20 cap 25 50:50 cap 26 20:80 cap 17 0 * aus TEM-Aufnahmen bestimmt Probe DI in Cyclohexan (nm) 119 110 222 329 327 PDI Cyclohexan (DV/Dn) 1,7 1,9 2,9 2,7 2,0 FG (%) Hüllendicke (nm)* 6,9 5,6 5,3 4,6 3,0 23 - 33 25 - 50 10 - 30 10 - 30 16 - 26 Die erhaltenen Teilchengrößen und Feststoffgehalte können bereits einen ersten Hinweis auf die tensidische Wirkung des hydrophilen Gadoliniumkomplexes geben. Mit zunehmender Menge an Wasser und gleichzeitiger Abnahme des Magnevist®-anteils wird eine Zunahme der Teilchengrößen beobachtet. So nimmt beispielsweise die Kapselgröße von 119 nm (100 Gew-% Magnevist®-Lösung) auf bis zu 327 nm (100 Gew-% Wasser) zu. Diese ist erklärbar mit dem verringerten Anteil von Komplexmolekülen, welche zur Stabilisierung der Kapsel im Kapselinneren zur Verfügung stehen. Die Stabilisierung erfolgt zunehmend nur durch das in der kontinuierlichen Phase vorliegende amphiphile Blockcopolymer (P(B/E-b-EO). Des Weiteren können mit zunehmendem Wasseranteil Unterschiede in der Partikelmorphologie gefunden werden (Abb. 4.69.). a b 143 4. Ergebnisse und Diskussion c Abb. 4.69. TEM-Aufnahmen von PUR-Polymerkapseln: a) Magnevist®-Lösung:Wasser 80:20 (cap 24), b) Magnevist®-Lösung:Wasser 50:50 (cap 25) und c) Magnevist®-Lösung:Wasser 20:80 (cap 26). Durch die Verringerung der Menge an Magnevist®-Lösung kann in TEM-Aufnahmen eine Abnahme des Kontrastes, welcher vom paramagnetischen Gadoliniumion stammt, beobachtet werden. Die Kapseln weisen unterschiedliche Kapseldicken auf, welche jedoch unabhängig vom eingesetzten Verhältnis zwischen Magnevist zu Wasser sind. 4.3.4. Einfluss verschiedener Parameter auf die Teilchengröße Um magnevisthaltige Nanokapseln verschiedener Größen herzustellen, wurden unterschiedliche Reaktionsparameter variiert. Zum einen wurde die Menge an Tensid, die Ultraschalldauer sowie die Menge an Lipophob verändert. Ziel war es, zu untersuchen, ob unterschiedliche Teilchengrößen einen Effekt auf die T1Relaxivität haben. In Tabelle 4.20. sind alle Ergebnisse dargestellt. Als erstes wurde die Konzentration an Tensid variiert. In den bisher gezeigten Synthesestrategien wurden 7,7 Gew-% Tensid im Verhältnis zur dispersen Phase eingesetzt. Die Tensidkonzentration wurde sowohl erhöht (9,2 Gew-%) als auch verringert (6,5 Gew-%, 5,2 Gew-%). 144 4. Ergebnisse und Diskussion Tab. 4.20. Magnevist®-haltige PUR-Nanokapseln unter Variation von Reaktionsparametern. Probe Tensid zur dispersen Phase (Gew-%) US-Dauer (min) cap 57 9,2 cap 54 7,7 cap 55 6,5 cap 56 5,2 cap 58 7,7 cap 59 7,7 cap 60 7,7 cap 62 7,7 cap 63 7,7 * aus TEM-Aufnahmen bestimmt 3 3 3 3 1 6 10 3 3 Menge an Lipophob (NaCl) zur dispersen Phase (Gew-%) 2 2 2 2 2 2 2 0 7 DI (nm) PDI (DV/Dn) FG (%) Hüllendicke (nm)* 107 112 114 140 109 105 122 267 106 2,14 2,12 2,15 2,12 2,16 2,22 2,21 1,83 1,8 6,5 7,3 5,9 5,9 6,0 6,8 6,6 5,6 7,7 20 - 40 15 - 35 17 - 25 20 - 40 20 - 40 20 - 40 - Wie aus Tabelle 4.20. ersichtlich, ändert sich der mittlere Teilchendurchmesser nur unwesentlich mit sinkender Tensidmenge. Es werden Größen von 107 nm (9,2 Gew-% Tensid) bis 140 nm (5,2 Gew-% Tensid) beobachtet. TEM-Aufnahmen zeigen für höhere Tensidgehalte eine Filmbildung, in denen Nanokapseln vorliegen (Abb. 4.70.a). a b Abb. 4.70. TEM-Aufnahmen von Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln unter Variation der Tensidmenge: a) 9,2 Gew-% (cap 57) und b) 5,2 Gew-% (cap56). Mit der Abnahme der Tensidkonzentration verringert sich die Dicke der Kapselhülle von 20 – 40 nm (7,7 Gew-%) auf 17 – 25 nm (5,2 Gew-%). Demnach reicht bereits eine geringe Konzentration an amphiphilem Blockcopolymer (P(B/E-b-EO) aus, um die Kapseln aus der kontinuierlichen Phase zu stabilisieren. 145 4. Ergebnisse und Diskussion Auf Grund des geringen Einflusses der Tensidkonzentration auf die Partikelgröße wurde in einem nächsten Schritt die Zeit der Ultraschallbehandlung variiert. Die Ultraschallzeit betrug 1, 3, 6 und 10 min. Bei direkten Miniemulsionen zeigt die Variation der Ultraschallzeit einen Einfluss auf die Partikelgrößen; mit zunehmender Ultraschalldauer kommt es hier zu einer Verkleinerung der Partikel [20] . Nun sollte untersucht werden, wie sich die Variation der Ultraschalldauer auf die Größen von Magnevist®-haltigen Nanokapseln auswirkt. Wie in Tabelle 4.20. zu erkennen, konnte durch Änderungen der US-Zeit keine Änderung in den Partikelgrößen erhalten werden. Es wurden Größen zwischen 105 nm (6 min US) und 122 nm (10 min US) gefunden. Das würde bedeuten, dass die minimale Kapselgröße bereits bei geringen Ultraschallzeiten erreicht wird und eine Verlängerung der US-Dauer keine weitere Änderung der Größen bewirkt. Die Nanokapseln zeigen jedoch hinsichtlich ihrer Morpholgie Unterschiede (Abb. 4.71.). Abb. 4.71. TEM-Aufnahme von Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln mit 10 min US (cap 60). Während beim verwendeten Standardrezept mit einer Ultraschalldauer von 3 min ovale bis runde Kapselstrukturen mit Wanddicken von 23 bis 33 nm gefunden wurden (siehe Abb. 4.60.b, Tab. 4.13.), kommt es durch die Erhöhung der Schalldauer zu einem Aufbrechen der Struktur (Abb. 4.71.). Ein Grund kann der Platzbedarf des Gadoliniumkomplexes im Kapselinneren sein. Durch eine Erhöhung der US-Dauer kommt es zu einer zunehmenden Verkleinerung der Tröpfchengröße. Da jedoch der Komplex auf Grund seiner Größe einen bestimmten Platzbedarf hat, kann es mit steigender Tröpfchengrößenverkleinerung zum Aufbrechen der Kapseln kommen. 146 4. Ergebnisse und Diskussion Um die Teilchengrößen zu variieren, wurde in einem letzten Schritt die Konzentration an Lipophob (NaCl) variiert. In allen vorhergegangenen Proben wurden jeweils 2 Gew-% Natriumchlorid im Verhältnis zur dispersen Phase verwendet. Hier wurden jetzt magnevisthaltige PUR-Nanopkapseln ohne Zusatz des Lipophobs und mit Lipophob (7 Gew-% zur dispersen Phase) synthetisiert. Im Vergleich zum Einsatz von 2 Gew-% NaCl zeigen magnevisthaltige PUR-Kapseln ohne Lipophob eine Erhöhung der Partikelgröße von 112 nm (2 Gew-% NaCl, cap 54) auf 267 nm (0 Gew-% NaCl, cap 62). Das heißt, dass der Einsatz des Lipophobs NaCl im Fall von magnevisthaltigen PUR-Kapseln Teilchendurchmesser führt. nur geringfügig TEM-Aufnahmen zu zeigen einer statt der Verkleinerung der Ausbildung von Kapselstrukturen die Bildung von Filmmorphologien (hier nicht gezeigt). Wird die Konzentration an Natriumchlorid erhöht, sollten die Kapseln stärker gegen den osmotischen Druck stabilisiert sein und dadurch eine zusätzliche Verringerung der Partikelgrößen erfolgen. Bei Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln konnte dieser Trend jedoch nicht beobachtet werden. Die Nanokapseln wiesen Größen von 106 nm (7 Gew-% NaCl) auf und sind damit geringfügig kleiner als mit der normalerweise eingesetzten Menge an Lipophob (112 nm, 2 Gew-% NaCl). Das bedeutet, dass eine geringe Menge des Lipophobs NaCl in Kombination mit der verkapselten Magnevist®-Lösung ausreicht, um die Ostwald-Reifung zu unterbinden. Durch die Erhöhung des Lipophobs NaCl wird eine verringerte Ausbildung an Kapseln erhalten. TEM-Aufnahmen zeigen eher Partikelstrukturen (Abb. 4.72.). Abb. 4.72. TEM-Aufnahme von Magnevist®-haltigen PUR-Nanokapseln mit 7 Gew-% NaCl zur dispersen Phase (cap 63). 147 4. Ergebnisse und Diskussion Der Einfluss der Teilchengröße im Hinblick auf den Anteil an Lipophob (NaCl) wurde von magnevisthaltigen PUR-Kapseln mit Größen von 160 und 260 nm mit Hilfe der Magnetresonanztomographie untersucht (Abb. 4.73.). 25 ® Magnevist -Lösung ® PUR-Nanokapseln mit Magnevist -Lösung, DI = 160 nm ® PUR-Nanokapseln mit Magnevist -Lösung, DI = 260 nm 15 -1 1/T1 (sec ) 20 10 -1 -1 R = 3.71 mM s -1 -1 R = 4.02 mM s 5 -1 -1 R = 2.94 mM s 0 0 1 2 3 4 5 6 7 3+ Gd -Konzentration (mmol/L) Abb. 4.73. Auftragungen von 1/T1 gegen die Gadoliniumionkonzentration zur Bestimmung der Relaxivitäten unter Variation der Teilchengröße; Magnevist®-haltige PUR-Kapseln. Werden die erhaltenen Relaxivitäten mit reiner Magnevist®-Lösung verglichen, so kann durch die Variation des Lipophobs und der damit verbundenen unterschiedlichen Teilchengröße ein Unterschied festgestellt werden. PUR-Kaspeln mit einem Durchmesser von 160 nm zeigen dabei eine ähnliche Relaxivität wie die reine Magnevist®-Lösung, während bei Kapseln von 260 nm eine leichte Abnahme der Relaxivität zu erkennen ist. Es wird angenommen, dass der Grund das unterschiedlich große Kapselvolumen ist (siehe Abb. 4.74.). Bei einem kleineren Teilchendurchmesser besitzen die Kapseln ein kleineres Volumen, dadurch haben die umgebenden Wasserprotonen einen kürzeren Austauschweg. Mit der Vergrößerung der Kapsel erhöht sich gleichzeitig das Volumen der Kapsel. Dadurch benötigen die Protonen einen längeren Weg zum Austausch und es kommt zu einer leichten Absenkung der Relaxivität. 148 4. Ergebnisse und Diskussion H O H O O H H H H H H O O H H O H H H H O O O H H H H H H O H H O H O H H O O H H O O H H a) H H H b) Abb. 4.74. Schematische Darstellung zur Erklärung der Relaxivitätsergebnisse von Magnevist®-haltigen Nanokapseln unterschiedlicher Größe. 4.3.5. Variation des Kontrastmittels Um die Konzentration an Kontrastmittel in den Nanokapseln zu erhöhen, wurde statt Magnevist® das Kontrastmittel Gadovist® eingesetzt. Gadovist®-Lösungen sind in höheren Konzentrationen (1 mmol Gd/ml) als Magnevistlösungen (0,5 mmol Gd/ml) erhältlich. Daher wird es als extrazelluläres Kontrastmittel in Bereichen eingesetzt, in denen eine höhere Menge an paramagnetischen Ionen zur Bildgebung nötig ist (z.B. zentrales Nervensystem). Es wurden Polyurethankapseln mit unterschiedlichen Anteilen an Gadovist® synthetisiert. In Tabelle 4.21. werden diese mit PUR-Kapseln ohne Kontrastmittel verglichen. Tab. 4.21. Ergebnisse von Gadovist®-PUR-Nanokapseln. Probe Gew -% Verhältnis Polymer:Gadovist® cap 17 100:0 cap 75 30:70 cap 74 30:70 * aus TEM-Aufnahmen bestimmt Gadovist®: H2OVerhältnis (Gew-%) 0 50:50 100:0 DI (nm) 330 134 313 PDI (DV/Dn) 2,0 2,0 4,9 FG (%) 3,0 6,0 8,2 Hüllendicke (nm)* 16 - 26 8 - 30 20 - 40 Bei einem Anteil von 50 Gew-% Gadovist®-Lösung als Kernmaterial wird im Vergleich zu wasserhaltigen PUR-Kapseln eine Erniedrigung der Teilchengröße von 330 nm auf 134 nm beobachtet. Durch den Einsatz von 100 Gew-% Gadovist®-Lösung werden Nanokapseln mit Größen von 313 nm erhalten. Die Erhöhung resultiert aus dem erhöhten Anteil an Gadoliniumkomplex im Kern. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den bestimmten Wanddicken der Kapseln wieder. Die erhöhten Feststoffgehalte mit Gadovist® deuten genau wie im Fall von Magnevist® daraufhin, dass der Gadoliniumkomplex tensidische Eigenschaften besitzt. 149 4. Ergebnisse und Diskussion TEM-Aufnahmen zeigen Unterschiede hinsichtlich des Gadovist®-Anteils (Abb. 4.75.). a b Abb. 4.75. TEM-Aufnahmen von PUR-Nanokapseln mit a) 50 Gew-.% Gadovist®-Lösung (cap 75) und b) 100 Gew-% Gadovist®-Lösung (cap 74). Bei beiden Gadovist®-Konzentration werden PUR-Nanokapseln unterschiedlicher Größen mit dünnen Kapselhüllen gefunden. Sowohl bei der Verkapselung von reinem Wasser als auch der wässrigen Gadovist®-Lösung werden mittlere Teilchendurchmesser von 310 bis 330 nm erhalten. Durch die Erhöhung des Gadovistanteils kann eine Verdickung der Kapselhülle von 16 – 26 nm (ohne Gadovist®) auf 20 – 40 nm (100 Gew-% Gadovist®) beobachtet werden. Das heißt, dass genau wie unter Verwendung des Kontrastmittels Magnevist® der hydrophile Gadoliniumkomplex im Kaspelinneren und an der Polymerhülle vorliegt. Eine Erniedrigung des Kapseldurchmessers durch den Einsatz des Komplexes erfolgt hier auf Grund der höheren Konzentration an Gadoliniumkomplex im Kontrastmittel nicht. Im nächsten Schritt wurden PUR-Nanokapseln mit einem Gewichtsanteil von 100 Gew-% Gadovist®-Lösung mittels Magnetresonanztomographie hinsichtlich der T1-Relaxivität des Gadoliniumions untersucht (Abb. 4.76.). 150 4. Ergebnisse und Diskussion 24 22 ® Gadovist -Lösung ® PUR-Kapsel mit Gadovist -Lösung 20 18 14 -1 1/T1 (sec ) 16 12 10 8 -1 -1 R = 3.47 mM s 6 -1 -1 R = 3.57 mM s 4 2 0 0 1 2 3 4 5 6 3+ Gd -Konzentration (mmol/l) Abb. 4.76. Auftragungen von 1/T1 gegen die Gadoliniumionkonzentration zur Bestimmung der Relaxivitäten ® mit dem Kontrastmittel Gadovist ; PUR-Kapseln. Durch die Verkapselung des Kontrastmittels in einer Polyurethanhülle wird im Vergleich zum Kontrastmittel Gadovist® ein ähnlicher Wert der T1-Relaxivität erhalten. Dadurch konnte gezeigt werden, dass die Verkapselung anderer Kontrastmittel mit höheren Gadoliniumkonzentrationen möglich ist. Durch diese Ergebnisse kann festgestellt werden, dass neben dem bisher verwendeten Kontrastmittel Magnevist® auch andere Kontrastmittel wie Gadovist®, welche eine höhere Konzentration an Gadolinium aufweisen, in polymere Hüllen eingekapselt werden können. 151 5. Zusammenfassung Kapitel 5. Zusammenfassung In der Wissenschaft beginnt alles Neue damit, dass jemand brummt „Hmmm…ist ja komisch“. (Issac Asimov) Mit Hilfe der Miniemulsionstechnik ist es möglich, Polyurethanfilme in wässrigem Medium herzustellen, Selbstorganisationsprozesse von anorganisch-organischen Nanohybrid- materialien, sowie die Funktionalisierung derer Partikeloberfläche für biologische Anwendungen zu untersuchen, und kontrasthaltige Nanokapseln in Hinblick auf ihren Einfluss auf die Relaxivität von Protonen zu analysieren. Stabile Polymerdispersionen in wässrigen Medien konnten durch die Verwendung des direkten Miniemulsionsprozesses erhalten werden. Es wurden zwei unterschiedliche Dispersionsarten synthetisiert und hinsichtlich ihrer Filmbildung untersucht. In System A wurde die Reaktion des Acrol Polyol PPG 2000 mit verschieden eingesetzten Diisocyanaten durchgeführt. Dem System B wurde neben dem Polyol, Desmophen VP LS 2391, als Monomer eine Fluorkomponente, FBB, zur Steigerung der Hydrophobie der zu erhaltenden PUR-Filme zugesetzt. Der Filmbildungsprozess wurde anhand der Optimierung seiner Parameter untersucht. Hierzu wurden das Diisocyanat und das NCO/OH-Verhältnis variiert und eine Kettenverlängerung der Polymermoleküle durch Einsatz von Ethylendiamin erhalten. Es zeigte sich, dass stabile Dispersionen beider Systeme mit den Diisocyanaten IPDI und TDI erhalten wurden. Der Einsatz des aliphatischen HMDI bewirkte ein Brechen der Dispersion. Die erhaltenen Teilchengrößen lagen im Bereich von 200 bis 300 nm (IPDI) und 400 bis 600 nm (TDI). Der Grund für die Partikelvergrößerung unter Einsatz von TDI ist auf dessen aromatischen Charakter und die dadurch bedingt erhöhte Reaktivität zurückzuführen. 152 5. Zusammenfassung REM-Aufnahmen weisen auf den hohen Einfluss der eingesetzten Fluorkomponente (System B) hin. Während für System A (ohne Fluorkomponente) die Ausbildung von länglichen Gebilden, in denen vereinzelt Partikel eingelagert sind, bevorzugt ist, zeigen Dispersionen des Systems B eine erhöhte Ausbildung von sphärischen Teilchenstrukturen mit rauhen Oberflächen, welche vor allem bei Verwendung von TDI auffällig ist. Die Oberflächenmorpholgien der Systeme wurden durch AFM-Untersuchungen analysiert. Durch die Bestimmung von RMS-Werten, welche die Rauhigkeit der Probe beschreiben, werden im Fall beider Systeme höhere Filmrauhigkeiten von mit TDI hergestellten Dispersionen gefunden. Ein Vergleich beider Systeme unter Variation des Verhältnisses zwischen Diisocyanat- und Polyolkomponente (2:1, 1:1) hinsichtlich ihrer Teilchengröße, Molekulargewichte und Glasstemperaturen weist auf einen starken Einfluss der Fluorkomponente hin. Dispersionen des Systems B zeigen sowohl mit IPDI als auch mit TDI höhere Teilchengrößen, höhere Molekulargewichte und Glassübergänge bei geringeren Temperaturen als Dispersionen des Systems A. TEM-Aufnahmen zeigen Kernschale- und hemisphärische Morphologien, in welchen die Fluorkomponente nicht homogen im Polyurethan eingebaut wurde. Kontaktwinkelmessungen wurden durchgeführt, um die Oberflächenbeschaffenheit der PURFilme näher zu analysieren. Hierzu wurden sowohl mit System A als auch mit System B statische Kontaktwinkel mit den Medien Wasser und Hexadekan gemessen. Die Untersuchung von Filmen des Systems A erwies sich als äußerst schwierig, da bereits direkt nach Auftragung eine Spreitung der Medientröpfchen beobachtet wurde. Die Aufragung von polaren bzw. unpolaren Tropfen auf hydrophobisierte PUR-Filme des Systems B unter Einsatz von IPDI wies auf eine partielle Benetzung hin. Dispersionen, welche mit TDI synthetisiert wurden, zeigen eine Erniedrigung der Kontaktwinkel bei Auftragung von polaren Tropfen und bei unpolaren Tropfen ähnliche Kontaktwinkel wie mit IPDI. Sie zeigen also oleophobes Verhalten. Die verschiedenen Benetzungsverhalten sind abhängig vom Verhältnis von Urethan zu Harnstoff. 153 5. Zusammenfassung Das zweite Teilprojekt beschäftigte sich mit der Untersuchung des Selbstorganisationsprozesses von lanthanidhaltigen Polymernanopartikeln. Hierzu wurden verschiedene Reaktionsparameter (Monomer, Monomer:Komplex- Molverhältnis, Lanthanidion etc.) variiert. In Anlehnung an frühere Arbeiten wurde das Hauptaugenmerk auf die Heterophasenpolymerisation von Laurylmethylacrylat (LMA) unter Einbringung des Lanthanidkomplexes Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, gelegt. Um den Prozess der Selbstorganisation verstehen zu können, wurden PLMA- sowie gadoliniumhaltige PLMA-Nanopartikel (Molverhältnis LMA:Komplex 50:1) miteinander verglichen. Der Einsatz von Gd(tmhd)3 resultiert in einer Erhöhung der Partikelgrößen. Untersuchungen der Teilchenmorphologien waren nur von Gd3+-haltigen PLMA-Partikeln auf Grund der höheren Elektronendichte des Gadoliniumkomplexes möglich. Diese zeigen geöffnete Strukturen, welche aus lamellaren Schichten mit Abständen von ca. 4 nm bestehen. Analysen von aufgenommenen Weitwinkelröntgenstreuung-Diffraktogrammen (WAXS) zeigen, dass Organisationsvorgänge zwischen dem anionischen Tensid SDS und dem Gadoliniumkomplex stattfinden. Untersuchungen mit Kleinwinkelstreuung (SAXS) weisen einen Reflex bei 2θ = 2,28° auf, aus welchem mittels der Bragg-Gleichung ein Schichtabstand von 3,87 nm bestimmt werden konnte. Da in der Synthesestrategie eine Konzentration von 30 Gew-% an SDS bezogen auf die disperse Phase eingesetzt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass die lamellaren Schichten auf eine geordnete Anordnung der Tensidmoleküle in Kombination mit den Polymermolekülen zurückzuführen sind. Da ein SDS-Molekül eine Größe von ca. 2,5 nm besitzt, liegen die Tensidmoleküle in einer verzahnten Anordnung vor. Durch SQUID-Analysen konnte das paramagnetische Verhalten des reinen Komplexes und des Komplexes eingebracht in die Polymerpartikel bewiesen werden. In beiden Fällen wird das Curie-Gesetz erfüllt (Auftragung 1/paramagnetische Suszeptibilität gegen die Temperatur). Hinsichtlich des Kurvenverlaufs und der reziproken Suszeptibilität können Unterschiede zwischen dem Komplex und dem Komplex in einer PLMA-Matrix beobachtet werden. Es wird eine deutliche Erhöhung der erhaltenen Werte für 1/χpara von 50 für den Komplex auf bis zu 1000 für den verkapselten Komplex gefunden. Daraus resultiert eine sehr geringe Paramagnetisierung für gadoliniumhaltige PLMA-Partikel. Diese ist auf die Strukturierung der Polymerpartikel zurückzuführen und wurde durch Analyse von gadoliniumhaltigen Polystyrol- und Polyacrylnitrilpartikeln in Kombination mit Butylacrylat, bewiesen. 154 5. Zusammenfassung Es werden unter Verwendung des Monomers Styrol reziproke paramagnetische Suszeptibilitäten von bis zu 275 und unter Einsatz von Acrylnitril von bis zu 70 gefunden. Die unterschiedlichen Werte im Vergleich zu Gd3+-PLMA-Partikel sind auf die unterschiedlichen Partikelmorphologien zurückzuführen. Dispersionen mit Styrol zeigen sowohl vereinzelt strukturierte Teilchen als auch sphärische Morphologien. Im Fall von Acrylnitril wurden lediglich deformierte runde Strukturen erhalten. Demnach wirkt sich der Strukturierungsprozess auf die magnetischen Eigenschaften des Materials aus. Ein hoher Grad an Selbstorganisation bedeutet eine Abnahme des paramagnetischen Verhaltens (PLMA>PS>PAN/PBA). Durch Auftragung des magnetischen Moments gegen die Temperatur konnte für den Gadoliniumkomplex ein magnetisches Moment von 7,3 μb bestimmt werden. Gadoliniumhaltige PLMA-Partikel zeigen eine Abnahme des magnetischen Moments mit zunehmender Temperatur. Der Grund kann in einer durch die Strukturierung erfolgten Änderung der Komplexkoordinationsstruktur liegen. Auch ist es möglich, dass statt intermolekularer Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Gadoliniumzentren der Komplexe intramolekulare Wechselwirkungen zwischen den Gadoliniumionen und den komplexierten Tensidmolekülen vorliegen. Des Weiteren erfolgte die Variation der Tensidart. Nur durch den Einsatz der anionischen Tenside Natriumdodecylsulfat (SDS) und Natriumoctadecylsulfat (SOS) wurde eine Strukturierung der Nanopartikel beobachtet. SAXS-Messungen von Dispersionen mit dem Tensid SOS ergeben größere Schichtabstände (5 nm). Die Erhöhung kann durch die längere Seitenkette des Tensides SOS erklärt werden. In Analogie zum Fall von SDS kommt es zu einer verzahnten Anordnung der Tensidmoleküle in Kombination mit den Polymermolekülen. Ebenfalls wurde das Molverhältnis zwischen LMA und Gd(tmhd)3 von 50:1 auf bis zu 2:1 verändert. Durch die Steigerung des Komplexanteils in den Partikeln wird ein Wechsel von offenen zu geschlossenen Morphologien erhalten. Morphologieänderungen konnten auch durch einen Wechsel des Monomers beobachtet werden. Im Fall von Methylacrylaten werden sphärische Partikel mit Schichtenbildung am äußeren Partikelrand (PBMA) und bis in den Kern (PMMA) gefunden. Gadoliniumhaltige Polystyrolteilchen weisen sowohl strukturierte als auch runde Partikel auf. Die Kombination AN/BA (80:20) führt zu einer Ausbildung von deformierten nichtstrukturierten Partikeln. Um den Einfluss des Lanthanidions auf den Strukturierungsprozess zu untersuchen, wurden statt Gd(tmhd)3-Komplexe, Komplexe mit den Metallzentren Europium, Samarium, Holmium, Ytterbium und Dysprosium eingesetzt. 155 5. Zusammenfassung Die Variationen führten in Analogie zu Gd3+ zur Ausbildung von strukturierten anorganischen Polymerteilchen. Die paramagnetischen Eigenschaften von Ho3+- und Dy3+-Systemen wurden mittels SQUID nachgewiesen. Die Variation des Komplexliganden von Gd(tmhd)3 führte zu einem vollständigen Verlust der Strukurierung. Trotzdem war es möglich, unterschiedliche Komplexarten in eine polymere Matrix einzubringen. In Kooperation mit der RWTH Aachen (Prof. Albrecht) wurden helikale Bis(β-diketon)-Europiumkomplexe in Polymerpartikel eingebaut, um deren fluoreszierenden Charakter zu erhöhen. Eine Funktionalisierung der Partikeloberfläche mit Carboxylgruppen wurde als Modellsystem im Hinblick auf eine spätere Kopplung mit Biomolekülen entwickelt. Unter Variation des Monomers können bis zu 30 Gew-% an Acrylsäure in die Dispersionen eingebracht werden, welche in einer Oberflächenfunktionalisierung der Partikel von bis zu 1.38 [COO-]-Gruppen pro nm2 resultiert. Mit steigender Konzentration an hydrophiler Acrylsäure kam es zum Verlust der Partikelstrukturierung. Um das Potential von carboxylfunktionalisierten Teilchen zu zeigen, wurden abschließend fluoreszierende Systeme (unter Verwendung von PMI) zum Einbringen in Mesenchymale Stammzellen (MSCs) synthetisiert. Es wurden gadoliniumhaltige PLMA-Partikel mit unterschiedlicher Konzentration an Acrylsäure (0 Gew-%, 15 Gew-%, 25 Gew-%) untersucht. Durch Untersuchungen mit konfokaler LaserScanning-Mikroskopie und Transmissionselektronenmikroskopie konnte gezeigt werden, dass die Nanopartikel ausschließlich in den Zellorganellen in den Zellen vorliegen. Gadoliniumverbindungen zeigen auf Grund ihres paramagnetischen Verhaltens vor allem auf dem medizinischen Gebiet Anwendung. Sie stellen dabei Kontrastmittel dar, die in der digitalen Bildgebung zur Differenzierung von Körpergeweben, wie beispielsweise Muskeln und Blutgefäßen, welche ähnliche Signalintensitäten in der Magnetresonanztomographie (MRT) aufweisen, eingesetzt werden. Hydrophile Gadoliniumverbindungen stellen dabei positive Kontrastmittel dar, welche die T1-Relaxationszeiten beeinflussen und dadurch das Gewebe heller erscheinen lassen. Somit war es von Interesse, hydrophile Gadoliniumchelate in poröse Polymerhüllen einzukapseln, um eine Erhöhung der Relaxivitäten mit gleichzeitiger Herabsetzung der im Körper nötigen Kontrastmittelmenge zu erzielen. Dazu wurde der inverse Miniemulsionsprozess gewählt und als Kontrastmittel das bereits in der MRT eingesetzte Magnevist® und das sich in der klinischen Testphase befindende Gadovist® verwendet. 156 5. Zusammenfassung Der Schwerpunkt lag dabei auf der Synthese von gadoliniumhaltigen PUR-Nanokapseln durch Grenzflächenaddition. Bei Verwendung eines gadoliniumhaltigen Kerns konnten Kapselgrößen von 120 nm gefunden werden. Diese sind dabei kleiner als bei der Verwendung von reinem Wasser, was auf tensidische Eigenschaften des Lanthanidkomplexes zurückzuführen ist. Auf Grund der geringen Änderung der Oberflächenspannung des Wassers durch Einbringen des hydrophilen Gadoliniumkomplexes zeigt dieser dabei nur in Kombination mit dem amphiphilen Blockcopolymer Poly[(ethylen-co-butylen)-b-(ethylenoxid)], (P(B/E-b-EO), tensidische Wirkung. Um die Anwendungsmöglichkeiten von Gd3+-haltigen Nanokapseln zu bestätigen, wurden Untersuchungen hinsichtlich ihres Protonenaustausches im MRT untersucht. Hierzu wurden die in inversen Miniemulsionen hergestellten Nanokapseln in Wasser redispergiert und anschließend die T1-Relaxationszeiten zur Bestimmung der T1-Relaxivität in verschiedenen Gd3+-Verdünnungen vermessen. Es kam zu einem Diffusionsstrom der Wasserprotonen aus der umgebenden Wasserphase durch die poröse PUR-Hülle, welche zu ähnlichen T1-Relaxivitäten führte. Um jetzt das Potential von kontrastmittelhaltigen Nanokapseln in der Medizin zu verdeutlichen, wurden Untersuchungen unter physiologischen Bedingungen (isotonische NaCl-Lösung, Jonasteril®BAS Lösung, menschliches Blut) durchgeführt. In allen Fällen konnten ähnliche Relaxivitätswerte wie für unverkapselte Komplexe erhalten werden. Die Dicke der Polymerhülle kann unter der Veränderung des Verhältnisses zwischen der Diol- und der Diisocyantkomponente variiert werden. MRT-Experimente zeigen eine Abnahme der T1-Relaxivität der Protonen mit zunehmender Polymerhüllendicke. Eine Vergrößerung der PUR-Schicht führt auf Grund deren Kompaktheit dazu, dass die Protonen kaum in den gadoliniumhaltigen Kern vordringen können und dadurch die Relaxivität herabgesetzt wird. Neben PUR-Hüllen wurden auch Polyharnstoff und vernetztes Dextran als Hüllenmaterial verwendet. Mit beiden Polymeren wurde durch Einsatz von Kontrastmitteln eine Abnahme der Kapselgröße im Vergleich zu reinen Wasserkernen und gleichzeitig eine geringe Erhöhung der Kapselhüllendicke erhalten. Untersuchungen im MRT unter Verwendung einer bioabbaubaren Dextranhülle zeigen eine leichte Erniedrigung der T1-Relaxivität. Trotzdem kann festgehalten werden, dass analog zu PUR-Kapseln hier ein Wasseraustausch durch die poröse Polymerhülle möglich ist. 157 5. Zusammenfassung Die Variation verschiedener Reaktionsparameter (Tensidkonzentration, Ultraschalldauer, Menge an osmotischem Reagenz) diente der Synthese von gadoliniumhaltigen Nanokapseln unterschiedlicher Größe. Lediglich die Variation der Menge an osmotischem Reagenz führt zu einer Veränderung der Teilchengrößen und einer geringen Erhöhung der Kapselhüllendicke. Es konnten auch Gadovist®-haltige PUR-Nanokapseln synthetisiert werden, welche im Vergleich zur Gadovist®-Lösung ähnliche T1-Relaxivitäten zeigten. 158 6. Summary Kapitel 6. Summary A great pleasure in life is doing what people say you cannot do. (Walter Bagehot) In this work, the syntheses of film-forming polymer nanoparticles and rare earth nanocomposite materials using miniemulsion technique were described. In detail, the preparation of polymeric films obtained from polyurethane (PU), the self organization processes and the functionalization of the surface of lanthanide nanoparticle to be used as biomedical transporter, and the synthesis of nanocapsules containing contrast agents for medical diagnostic applications were presented. In the first subpart, a method was developed to produce stable dispersions through polyaddition reaction. Two systems were prepared: System A – comprising of polyaddition between Polyol PPG 2000 and diisocyanates and System B – comprising of addition of a fluorocompound (FFB) to increase the hydrophobicity of PUR-films. The influence of the kind of diisocyanate, the NCO/OH-ratio and the variation of the film properties by addition of a chain extender were studied. It was found that, the stability of the miniemulsion depends on the nature of the diisocyanate compound. The use of IPDI and TDI led to stable dispersions, while, with the use of the aliphatic disocyanate, HMDI, no stable polyurethane dispersions were obtained. The particle sizes were in the range of 200 to 300 nm for IPDI and 400 to 600 nm for TDI containing systems. The reason for the increase in particle size could be attributed to the higher reactivity of the aromatic diisocyanate, TDI. 159 6. Summary The influence of FBB compound in System B, lead a pronounced effect on the particle size, molecular weights and glass transition temperatures. The surface studies of the polyurethane films were performed using static contact angle measurements using water and hexadecane as medias. System A showed an instantaneous wetting of the media droplets (water and hexadecane) on the surface, while, this effect was excluded in System B to the presence of FBB compound. The use of IPDI led to the formation of hydrophobic films, while TDI resulted in hydrophilic films. The reason for the different wetting behaviours was that, the ratio between urethane and urea groups formed. Two model systems were developed. Model 1 describes the situation with TDI, where the ratio is in benefit to urethane formation and a core-shell structuring of the particle was obtained. In Model 2 with IPDI more urea groups compared to urethane groups were obtained. The particle morphology was changed to hemispherical structures. The second subpart deals with the synthesis of inorganic hybrid materials. The preparation of onion-like structured particles using inorganic hydrophobic lanthanide complexes such as Gd(III)(tmhd)3 in combination with different monomers were studied. By the variation of different parameters: molar ratio between monomer and complex, type and concentration of the surfactant and monomer, ligand and lanthanide ion, structured particles of size range from 50 to 200 nm could be obtained. Extending the previous work the heterophase polymerization of laurylmethyl acrylate (LMA) with the addition of gadolinium tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5heptanedionate), Gd(tmhd)3 complex was extensively studied. At first PLMA- and gadolinium content, PLMA nanoparticle (molar ratio 50:1) were synthesized and compared. Due to the addition of the gadolinium complex, the particle size increased. Because of the higher electron density of Gd(III), TEM analysis were possible only with lanthanide dispersions. The particles show open structures, which consists of lamellar layers with distances of app. 4 nm. From WAXS analyses it was found that, the layers are mainly from crystallization between SDS and gadolinium. The SAXS measurements confirmed this and with help of the Bragg-equation a layer distance of 3.87 nm could be calculated. Since in the synthesis strategy, as 30 wt-% of SDS compared to the dispersed phase was used, which is beyond the critical micelle concentration (cmc), the lamellar formation was built from the surfactant molecules in combination with the polymer molecules. 160 6. Summary Since one SDS-molecule shows a size of 2.5 nm, an interdigitated arrangement of the surfactant molecules could have occurred. The analysis with SQUID magnetometer confirms the paramagnetic behaviour of gadolinium. To prove the Curie-law, the reciprocal susceptibility against the temperature was plotted. Due to the embedding of the complex in the polymeric matrix, the values for 1/χpara increased, which corresponds to a low paramagnetic behaviour of gadolinium. The reason could be attributed to the self organisation of the particles. With the change of the monomer to styrene and acrylonitrile, in combination with butyl acrylate, the layer formation and the values for the 1/χpara decreased, while, the paramagnetic behaviour of gadolinium was increased. The gadolinium complex has a magnetic moment of ~ 7.3 μb. As a consequence of encapsulation in a polymer matrix along with other factors such as the variation of nature and concentration of surfactant, monomer and molar ratio, the number of unpaired electrons decreased. The reason could be that, there could be a change in the coordination structure of the complex or due to the intramolecular interactions between the gadolinium atom and the bound functional groups of the surfactant and monomer. The variation of the type of surfactant demonstrates self organization processes is possible only with the anionic surfactants sodium dodecyl sulphate (SDS) and sodium octadecyl sulphate (SOS). In the case of SOS, due to SAXS-measurements a layer distance of app. 5 nm was calculated. Like in the case of SDS, an interdigitated arrangement of the surfactant molecules could have occured and the increase of the layer distance could be due to longer chain length of the SOS. It was also found that, a decrease of the SDS concentration, resulted in a decrease in the number of layers. With the variation of the molar ratio between the monomer (LMA) and complex, a higher amount of gadolinium compound leads to an increase of the particle sizes and number of layers. The influence of the nature of the monomer to the layer building process was investigated. Acrylic monomers led to the formation of structured nanoparticles. The use of the vinylmonomer styrene resulted in the building of two kinds of species - structured micelles and spherical polystyrene particles consisting gadolinium complex. Acrylonitrile as monomer produced stable dispersions of deformed nonstructured inorganic polymeric particles. In analogy to Gd3+- dispersions, different rare earth metals (oxidation state 3+) showed the formation of layered nanoparticles. Magnetic measurements prove the paramagnetic properties of the lanthanide ions Dy3+ and Ho3+ by satisfying the Curie law. 161 6. Summary The lanthanide ions holmium and dysprosium have a magnetic moment of 10 μb and 10.5 μb. Also here, decreased magnetic moments with encapsulation as in the case of gadolinium were observed. The change of the complex ligand showed that, the self organization like an onion like structure was possible only with the use of the ligand tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5heptanedionate). Neverless, the encapsulation of different metallic compounds in the polymeric matrix were possible with the help of the miniemulsion process. The cooperation with the group of Prof. Albrecht of the RWTH Aachen, where, helical bis(β-diketone)europium complexes were encapsulated, led to an increase of the fluorescence behaviour. The functionalization of the particle surfaces of such inorganic-organic nanocomposites were done as a model system for coupling reactions with biomolecules, such as proteins or antibodies. Here, carboxyl functionalized particles with the help of acrylic acid were synthesized. It was observed that, the amount of carboxylic groups on the particle surface depends on the monomer compound. With the methyl acrylate groups, the increase of the side chain led to the incorporation of a higher amount of acrylic acid (LMA>BMA>MMA). To show the high potential of functionalized rare earth nanoparticles, a fluorescence dye in addition was used to study the behaviour in cells (mesenchymale stem cells). The cell uptake was studied for PLMA particles containing gadolinium complex. It was found that the nanoparticles were present only inside the cells. The third subpart deals with the encapsulation of hydrophilic gadolinium complexes, like Magnevist® and Gadovist®, which are normally used as contrast agents in medical diagnosis, with polymeric shell coverage. The influence of encapsulation of complexes on the relaxivity was studied. The main focus was to study the properties of polyurethane nanocapsules synthesized via interfacial polycondensation reaction with diol (monomer 1) and diisocyanate (monomer 2). PU nanocapsules with water and contrast agent core were compared. A decrease of the particle size with the addition of gadolinium complex was obtained. It was also found, that, the hydrophilic complex can influence the surface tension of water as a result of this, the gadolinium complex functions also as a co surfactant in the presence of the amphiphilc blockcopolymer Poly[(ethylen-co-butylen)-b-(ethylenoxid)], (P(B/E-b-EO). To show the high potential medical application of encapsulated contrast agents, measurements using MRI were performed. 162 6. Summary Therefore the nanocapsules, which were synthesized in an organic solvent, were transferred by redispersion to an aqueous system. Due to the porous polymeric shell, a proton exchange and a similar relaxivity to the Magnevist® solution were found. The T1 relaxivitiy was found to be dependent on the thickness of the polymer shell and the diameter. Measurements simulating physiological conditions (isotonic NaCl solution, Jonasteril®BAS solution, human blood) were performed. In all cases, the proton exchange could be determined. The thickness of the polyurethane shell was studied by varying of the amount on 1,6hexanediol (monomer 1). With the increasing amount of the diol, the capsule sizes and therefore the shell thickness increased. The polymeric shell was extended to polyurea and crosslinked dextrane. In analogy to PU nanocapsules, MRT measurements for dextrane nanocapsules showed T1 relaxivity similar to the Magnevist® solution. To vary the sizes of the capsules, different parameters were checked out (surfactant concentration, ultrasonication time, concentration of osmotic reagent). Only the variation of the concentration of the osmotic reagent resulted in a considerable change in capsule sizes and wall thickness. 163 7. Experimenteller Teil Kapitel 7. Experimenteller Teil Every experiment proves something. If it doesn’t prove what you wanted it to prove, it proves something else. (Prof. Anon) 7.1. Synthese PUR-Dispersionen Die Polyole Arcol Polyol PPG 2000 und Desmophen VP LS 2391 sowie die Fluorverbindung FBB wurden ohne weitere Aufbereitung von der Degussa AG (Hanau) erhalten. Ebenfalls ohne weitere Aufreinigung wurden eingesetzt: Isophorondiisocyanat (IPDI, Fluka), Hexamethylendiisocyanat (HMDI, Fluka), Natriumdodecylsulfat (SDS, Alfa Aesar), Hexadekan (HD, Merck), Dibutylzinndilaurat (DBTDL, ABCR), Ethylendiamin (Merck), 1,4Butandiol (Aldrich). 2,4-Toluoldiisocyanat (TDI, Fluka) wurden vor Gebrauch unter Vakuum destilliert. Demineralisiertes Wasser wurde für alle Experimente verwendet. In System A wurde die Reaktion zwischen dem industriellen Arcol Polyol PPG 2000 mit verwendeten Diisocyanaten durchgeführt. Im System B wurde dem Polyol Desmophen VP LS 2391 eine Fluorkomponente, FBB, zur Erhöhung der Hydrophobie der PUR-Filme zugesetzt. 164 7. Experimenteller Teil PUR-Nanopartikel mit den Isocyanaten IPDI und HMDI Arcol Polyol PPG 2000 (für System A) und Desmophen VP LS 2391 und FBB (Gewichtsverhältnis 80:20) (für System B) und die Diisocyanatkomponente (IPDI, HMDI) wurden bei Raumtemperatur zu einer wässrigen Tensidlösung (0,1 g SDS in 36 g Wasser) bestehend aus 0,3 g Hexadekan und 0,4 g 1,4-Butandiol zugegeben. Nach 1 h Rühren wurde die Miniemulsion unter Eiskühlung mittels Ultraschallbehandlung durch einen Branson Sonifier W450 digital homogenisiert (2 min, 70% Amplitude, Tip 13 mm). Die Polyaddition erfolgte nach Zugabe von 0,1 g des Katalysators DBTDL bei 60 °C für 12 h. Die exakten Mengen an Polyol und Diisocyanat sind für die jeweiligen Verhältnisse in Tabelle 7.1. dargestellt. PUR-Nanopartikel mit dem Isocyanat TDI Arcol Polyol PPG 2000 (für System A) und Desmophen VP LS 2391 und FBB (Gewichtsverhältnis 80:20) (für System B) und das TDI (Mengen siehe Tabelle 7.1.) wurden unter Eiskühlung vermischt. Zu dieser gekühlten Mischung wird eine gekühlte wässrige Tensidlösung bestehend aus SDS (0,1 g), Wasser (36 g), Hexadekan (0,3 g) und 1,4-Butandiol (0,4 g) zugegeben. Wegen der hohen Reaktivität von TDI wurde die Mischung nicht 1 h gerührt, sondern mittels eines IKA Ultraturrax (50-2000 rev/min-1) für 30 s miniemulgiert. Die Miniemulgierung wurde anschließend mit einem Branson Sonifier W450 digital (30 s, 70% Amplitude, Tip 13 mm) durchgeführt. Die Polyaddition erfolgte nach Zugabe des Katalysators DBTDL (0,1 g) bei 60 °C für 12 h. Kettenverlängerte PUR-Nanopartikel mit dem Isocyanat IPDI Arcol Polyol PPG 2000 (für System A) und Desmophen VP LS 2391 und FBB (Gewichtsverhältnis 80:20) (für System B) und die Diisocyanatkomponente IPDI wurden bei Raumtemperatur zu einer wässrigen Tensidlösung (0,1 g SDS in 36 g Wasser) bestehend aus 0,3 g Hexadekan und 0,4 g 1,4-Butandiol zugegeben. Nach 1 h Rühren wurde die Miniemulsion unter Eiskühlung mittels Ultraschallbehandlung durch einen Branson Sonifier W450 digital homogenisiert (2 min, 70% Amplitude, Tip 13 mm). Die Polyaddition erfolgte nach Zugabe von 0,1 g des Katalysators DBTDL bei 60 °C für 12 h. 165 7. Experimenteller Teil Zur Kettenverlängerung wurde 0,3 g Ethylendiamin bei unterschiedlichen Reaktionszeiten (nach 1 h, 4 h, 6 h Polyaddition) zugegeben. Die exakten Mengen an Polyol und Diisocyanat sind für die jeweiligen Verhältnisse in Tabelle 7.1. dargestellt. Tabelle 7. 1. Monomerzusammensetzung für PUR-Dispersionen unter Variation des NCO/OH-Verhältnisses. NCO/OHVerhältnis 2:1 1:1 2:1 1:1 System A Arcol Polyol PPG 2000 (g) 6,9 6,9 6,9 6,9 System B IPDI (g) TDI (g) 2,9 1,7 - 2,7 1,0 Desmophen VP LS 2391 (g) 5 5 5 5 FBB (g) IPDI (g) TDI (g) 1 1 1 1 3,8 1,5 - 2,9 1,4 7.2. Herstellung strukturierter Lanthanidnanopartikel Die Lanthanidkomplexe Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, Mw=710,18 g/mol, Europiumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Eu(tmhd)3, Mw=701,78 g/mol, Samariumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Sm(tmhd)3, Mw=700,11 g/mol, Holmiumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Ho(tmhd)3, Dysprosiumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Dy(tmhd)3, Mw=714,45 g/mol, Mw=712,31 g/mol, und Ytterbiumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Yb(tmhd)3, Mw=722,86 g/mol, wurden ohne weitere Reinigung von Strem verwendet. Die Monomere Butylmethacrylat (BMA, Mw = 142 g/mol, Aldrich), Methylmethacrylat (MMA, Mw=100 g/mol, Merck), Laurylacrylat (LA, Mw=240 g/mol, Aldrich), Butylacrylat (BA, Mw=128 g/mol, Aldrich), Methylacrylat (MA, Mw=86 g/mol, Aldrich), und Styrol (Merck, Mw=104 g/mol) wurden nach Destillation unter Vakuum verwendet. Ohne Vorreinigung wurden Laurylmethacrylat (LMA, Mw=254 g/mol, Fluka) und Acrylnitril (AN, Mw=53 g/mol, Fluka) verwendet. Ebenfalls ohne weitere Aufreinigung wurden eingesetzt: Natriumdodecylsulfat (SDS, Alfa Aesar), Natriumoctadecylsulfat (SOS, Alfa Aesar), Hexadekan (HD, Merck), 2,2’-Azo(2methylbutyronitril) (V 59, Wako), N-(2,6-Diisopropylphenyl)-perylen-3,4-dicarboximid (PMI, BASF). Ohne Vorreinigung wurden verwendet: 1,1,1,5,5,5-Hexafluoro-2,4-pentadion (fod, Aldrich), Dibenzylmethan (dbm, Aldrich), 2-(Methacryloyloxy)ethyl-acetoacetat (aema, Aldrich), 166 1-Phenyl-1,3-butandion (pbd, Aldrich), Gadolinium-(ΙΙΙ)-chlorid-hydrat 7. Experimenteller Teil (GdCl3*H2O, Strem), Natriumhydroxid (VWR), Ethanol (Hochschule). Demineralisiertes Wasser wurde für alle Experimente verwendet. Synthese von Lanthanidnanopartikeln [148] Der Lanthanidkomplex wurde in einem Lösungsschritt bei 72 °C für 30 min im Monomer (LMA, BMA, MMA, LA, BA, MA, AN/BA 80:20, Styrol), Molverhältnis 50:1 bis 2:1, gelöst. Danach wurden 16 mg Hexadekan zugegeben. Zur dieser Mischung wurde eine wässrige Tensidlösung bestehend aus 24 mg V59 und 90 mg SDS in 2,7 g Wasser zur Monomer-Komplex-Mischung zugegeben. Nach 1 h Rühren wurde die Miniemulsion mit Hilfe eines Branson Sonifier W450 digital (3 mm Mikrotip) für 2 min ultraschallbehandelt (70% Amplitude, Pulsmodus: alle 5 s, 10 s Pause). Die Polymerisation erfolgte bei 72 °C für 12 h. Tabelle 7. 2. Konzentrationsangaben für Dispersionen unter Variation des Monomers und des Molverhaltnisses für gadoliniumhaltige Nanopartikel. Molverhältnis Monomer:Komplex 50:1 8:1 2:1 Monomer LMA BMA MMA LA BA MA Styrol AN/BA LMA BMA MMA LA BA MA LMA BMA MMA LA BA MA Monomerkonzentration (g) 0,3 0,24/0,06 0,3 0,3 Gd(tmhd)3 konzentration (g) 0,017 0,03 0,04 0,018 0,03 0,05 0,04 0,07 0,1 0,19 0,27 0,12 0,21 0,31 0,42 0,75 1,1 0,44 0,83 1,24 167 7. Experimenteller Teil Funktionalisierung Gadoliniumnanopartikel Der Gadoliniumkomplex Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, wurde im Monomer (BMA. LMA, MMA, Styrol) bei einem Molverhältnis von 50:1 bei 72 °C für 30 min gelöst. Zu einer Monomer-Komplex-Mischung wurde 16 mg Hexadekan und anschließend eine wässrige Tensidlösung, bestehend aus dem Comonomer Acrylsäure, 24 mg V59 und 90 mg SDS in 2,7 g Wasser, zugegeben. Nach 1 h Rühren wurde die Miniemulsion mit Hilfe eines Branson Sonifier W450 digital (3 mm Mikrotip) für 2 min miniemulgiert (70% Amplitude, Pulsmodus: alle 5 s, 10 s Pause). Die Polymerisation erfolgte bei 72 °C für 12 h. Zur Bestimmung der Anzahl an Carboxylgruppen auf der Oberfläche wurden die Proben auf 4% verdünnt (0,2 g Probe aufgefüllt auf 4 g mit demin. Wasser) und gegen demineralisiertes Wasser dialysiert. PCD-Messungen wurden mit zwei verschiedenen pH-Bereichen (2, 9) mit dem zur Partikelfunktionalität entgegengesetzt geladenen Polyelektrolyten (Polydiallyldimethylammoniumchlorid (PDADMAC)) durchgeführt. Bei einem pH-Wert von 2 liegen COOH und COO--Funktionalitäten nebeneinander vor. Bei Erhöhung des pH-Wertes auf 9 befinden sich nur COO--Gruppen auf der Oberfläche. Durch Abziehen der Werte voneinander kann die genaue Anzahl an Carboxylgruppen auf der Oberfläche bestimmt werden. Die Ladungsmenge bzw. die Menge an funktionellen Gruppen konnte anschließend aus dem Verbrauch an Polyelektrolyt mittels Gleichung 7.1. berechnet werden [83]: V * M * N A * ρ * Dn *10 −18 gruppen / nm = FG * 6 [ 2 ] (7.1.) mit V – Volumen des Polyelektrolyten (l), M – Molkonzentration des Polyelektrolyts (mol/l-1), NA – Avogadro-Konstante (6,022*1023 mol-1), FG – Feststoffgehalt des Latexes (g), ρ – Dichte des Polymers, DI – Teilchengröße. Tabelle 7. 3. Monomerzusammensetzungen für carboxylfunktionalisierte Lanthanidnanopartikel. Gew-% 0 1 5 10 15 20 168 Acrylsäure g 0,003 0,015 0,03 0,045 0,06 μl 2,9 14,4 28,8 43,3 57,7 Monomer g 0,3 0,297 0,285 0,27 0,255 0,24 7. Experimenteller Teil Synthese fluoreszierender carboxylfunktionalisierter Gadoliniumnanopartikel 3 mg N-(2,6-Diisopropylphenyl)-perylen-3,4-dicarboximid (PMI) wurden in 6 g Monomer (LMA) gelöst. Von dieser Mischung wurden 0,3 g entnommen und der Gadoliniumkomplex Gadoliniumtris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat), Gd(tmhd)3, bei 72 °C für 30 min gelöst (Molverhältnis 50:1). Danach wurden 16 mg Hexadekan zugegeben. Zu dieser Mischung wurde eine wässrige Tensidlösung bestehend aus 15 Gew-% (45 mg) und 25 Gew-% (60 mg) Acrylsäure, 24 mg V59 und 90 mg SDS in 2,7 g Wasser, zugegeben. Nach 1 h Rühren wurde die Miniemulsion mit Hilfe eines Branson Sonifier W450 digital (3 mm Mikrotip) für 2 min miniemulgiert (70% Amplitude, Pulsmodus, alle 5 s 10 s Pause). Die Polymerisation erfolgte bei 72 °C für 12 h. In Analogie zu carboxylfunktionalisierten Gadoliniumnanopartikeln wurde die Anzahl der Carboxylgruppen auf der Partikeloberfläche bestimmt. Synthese von Lanthanidkomplexen [154] R1 O EtOH H2O NaOH GdCl 3*H2O R1 O Gd O R2 O R2 3 Abb. 7. 1. Synthesestrategie zur Herstellung von Lanthanidkomplexen. 169 7. Experimenteller Teil O O Gd O F2C F2C Gd O CF2 3 3 Gd(fod)3 Gd(dbm)3 O Gd O O O Gd O O O Gd(pbd)3 3 Gd(aema)3 3 Abb. 7. 2. Strukturformeln der synthetisierten Lanthanidkomplexe. 3,3 g Ligand (fod: 15,9 mmol, dbm: 14,7 mmol, pbd: 20,4 mmol, aema: 15,4 mmol) und 0,4 g Natriumhydroxid (10 mmol) wurden in einer Lösung aus 100 ml Ethanol und 100 ml demin. Wasser gegeben und für 1 h gerührt. Anschließend wurden 1,1 g GdCl3*H2O (4,2 mmol) in 15 ml Wasser hinzugegeben. Nach einer weiteren Stunde Rühren wurde der erhaltene Feststoff im Vakuum abfiltriert und mit demin. Wasser gewaschen. Nach abschließender Trocknung im Vakuum wurde der Komplex mittels 1H-NMR in CDCl3 analysiert. 170 7. Experimenteller Teil 7.3. Synthese von Nanokapseln Ohne Vorreinigung wurden verwendet: Diethylentriamin (Aldrich), 1,6-Hexandiol (Aldrich), 1,3-Propandiol (Aldrich), Glycerol (wasserfrei, Fluka), Dextran aus Leuconostoc ssp. (Mn ~ 70.000, Fluka), Magnevist® (Gadoliniumdiethylentriaminpentaessigsäure [Gd(DTPA)], Schering AG), Gadovist® (Gadobuterol, Schering AG), Cyclohexan (Hochschule), Natriumchlorid (NaCl, Fischer). Das hydrophobe Monomer 2,4-Toluoldiisocyanat (TDI, Fluka) wurde vor Gebrauch unter Vakuum destilliert. Das amphiphile Blockcopolymer Poly[(butylen-co-ethylen)-b-(ethylenoxid)], P(B/E-b-EO), wurde als Tensid verwendet. Es besteht aus einem Poly(butylen-co-ethylen)-block (Mw = 3.700 g·mol-1) und einem Poly(ethylenoxid)-block (Mw = 3.600 g·mol-1) und wurde durch anionische Polymerisation hergestellt[155]. Demineralisiertes Wasser wurde für alle nicht kontrastmittelhaltigen Experimente verwendet. Synthese von Nanokapseln [121] Bei Raumtemperatur wurden Monomer 1 und 15 mg NaCl in 0,65 g Wasser bzw. Kontrastmittellösung (Magnevist®, Gadovist®) gelöst. Die Mischung wurde zu einer Lösung aus dem Tensid P(B/E-b-EO) in 3,75 g Cyclohexan gegeben. Nach 1 h Voremulgieren erfolgte die Ultraschallbehandlung mit einem Branson Sonifier W450 digital (6.4 mm Mikrotip) unter Eiskühlung bei 0 °C für 180 s bei eine Amplitude von 70%. Der 3. Teil (Monomer 2, Tensid, Cyclohexan) wurde innerhalb von 300 s zur beschallten Mischung gegeben. Die Polymerisation zu Harnstoffkapseln erfolgte bei 25 °C für 2 h, und zu Polyurethan und vernetzten Dextrankapseln bei 60 °C für 2 h. 171 7. Experimenteller Teil Tablelle 7.4. Rezept zur Synthese von Nanokaspeln mit inversem Miniemulsionspozess. Zusammensetzung Disperse Polares LM Phase PH Wasser PUR 0,65 g Kontrastmittel Monomer 1 Diethylentriamin Wasser Dextran 0,65 g Kontrastmittel 0,05 g (hydrophil) 1,6-Hexandiol Wasser 0,65 g Kontrastmittel 0,05 g Dextran 0,05 g 1,3Propandiol Glycerol Lipophob NaCl 0,015 g NaCl 0,015 g NaCl 0,015 g Kontinuierliche Unpolares Cyclohexan 3,75 g Cyclohexan 3,75 g Cyclohexan 3,75 g Phase LM (P(B/E-b-EO) 3. Teil Unpolares 0,038 g Cyclohexan 2,5 g 0,038 g Cyclohexan 2,5 g 0,038 g Cyclohexan 2,5 g LM (P(B/E-b-EO) Monomer 2 0,018 g TDI 0,14 g 0,018 g TDI 0,14 g 0,018 g TDI 0,14 g (hydrophob) Die Redispergierung für medizinische Anwendungen erfolgte wie folgt: Eine bestimmte Menge der synthetisierten inversen Miniemulsion wurde zu einer wässrigen Tensidlösung (einige mg SDS in 6 g Wasser) gegeben. Die Mischung wurde für 1 min bei 70% Amplitude emulgiert (Branson sonifier W450 Digital, Tip: 6.5 mm). Anschließend wurden 10 Gew-% der Lösung unter Temperaturerhöhung verdampft, die Lösung danach für 5 min in das Ultraschallbad gestellt. Für Untersuchungen unter physiologischen Bedingungen wurden isotonische NatriumchloridLösung (Baxter), Jonasteril®BAS mit Glucose (Freseniaus Kabi) und menschliches Blut, zur Verfügung gestellt von Dr. Volker Mailänder, verwendet. Das abgenommene Blut wurde mit K3EDTDA (Vacuette, BD) verdünnt. Durch Zentrifugation des Blutes konnte Serum und EDTA-Plasma erhalten werden. 172 7. Experimenteller Teil Berechnungen der zu redispergierenden Menge für Kernspintomographie a) Die Berechnung der Konzentration an Gadolinium in mmol/L ist in einem Beispiel dargestellt. Es wurde wie folgt berechnet: In 1 ml Magnevist®-Lösung befinden sich 78,63 mg dreiwertiges Gadolinium. Zur Kapselherstellung wurde 0,65 ml Magnevist®-Lösung verwendet. Über einen Dreisatz konnte eine Menge von 51,1095 mg Gd3+-Ionen in 0,65 ml Magnevist®-Lösung bestimmt werden. Das heißt: in der Probengesamtmenge von 6,645 g sind 51,1095 * 10-3 g Gd3+-Ionen vorhanden. Um MRT-Untersuchungen durchführen zu können, mussten die Nanokapseln in Wasser überführt und in verschiedenen Verdünnungen gemessen werden. Mittels Dreisatz wurde bestimmt, wie viel der inversen Miniemulsion in Wasser redispergiert werden muss, um als Ausgangskonzentration eine Konzentration von 5 mmol Gd3+/L zu erhalten. In diesem speziellen Fall wurde über eine Dreisatzrechnung eine zu redispergierende Menge an 0,675 g bestimmt. In dieser Menge befinden sich 5,2*10-3 g Gd3+-Ionen. D. h. die Gesamtmenge an redispergierter Probe ist 6,675 g (0,675 g Probe + 6 g Wasser + einige mg SDS). In der Kernspintomographie wurden jeweils 2 ml Proben untersucht. In 2 ml befinden sich 1,55*10-3 g Gd3+-Ionen. Um jetzt zu einer Konzentration von mmol Gd3+/L zu gelangen, wurde dieser Wert durch die Molmasse von Gadolinium (157 g/mol) dividiert, auf Grund der Probenmenge durch 2 dividiert und, um die Einheiten zu erhalten, mit 1*106 multipliziert. In Analogie wurden die Konzentrationen (2,5; 1,7; 1,25; 1 mmol Gd3+/L) für Verdünnungen der redispergierten Probe mit demin. Wasser berechnet. 173 7. Experimenteller Teil b) Die Berechnung der Konzentration an Gd3+ in mol pro Partikel ist in einem Beispiel dargestellt. Es wurde wie folgt berechnet: Der Rechnungsansatz erfolgte hier über die Oberfläche der Nanokapseln. Es wurde angenommen, dass 0,65 g Magnevistlösung in 0,19 g Polymer verkapselt sind, somit sind 51*10-3 g Gd3+-Ionen in der Probe (Gesamtmenge 7,16 g) vorhanden. In 1 g Probe sind somit 7,123*10-3 g Gd3+-Ionen. Die Kapseln besitzen eine Partikelgröße d von 133 nm und einen Feststoffgehalt von 6,19%. Die Gesamtoberfläche kann jetzt mit der Formel S all = 6 δ *d berechnet werden, wobei δ für die Dichte des Polymers steht. In unserem Fall erhalten wir für die Gesamtoberfläche der Teilchen einen Wert von 37,28 m2/g. Die Oberfläche eines Teilchens kann jetzt durch S 1t = 4π * r 2 auf 5,56 *10-14 m2 bestimmt werden. Durch Division der Werte für die Gesamtoberfläche und der Oberfläche eines Teilchens wird die Anzahl der Teilchen pro 1 g Polymer bestimmt (hier: 6,7*1014). Da jedoch nur ein Feststoffgehalt von 6,19 % (entspricht 0,0619 g) vorhanden ist, muss dieser Wert durch 0,0619 g dividiert werden, um die Anzahl der Partikel pro 1 ml Latex zu erhalten (4,153*1013). In vorherigen Berechnungen wurde bestimmt, dass in 1 g Latex eine Gd3+Konzentration von 7,123*10-3g ist. Um jetzt mol Gd3+ pro Partikel zu erhalten, muss dieser Wert durch 4,153*1013 (Anzahl der Partikel pro 1 ml Latex) dividiert werden und mit der Molmasse von Gadolinium (157 g/mol) multipliziert werden. 174 8. Anhang Kapitel 8. Anhang Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen. (Marie Curie) 8.1. Abkürzungen Abb. AFM AA aema AN a.u. BA BMA CTAB DLS dbm DSC fod FG FTIR Gew-% GPC Gd-DTPA-SA HMDI HD IPDI IR LA LM LMA Lutensol AT 50 Abbildung Rasterkraftmikroskop, engl.: Atomic Force Microscopy Acrylsäure (engl. Acrylic acid) 2-(Methacryloyloxy)ethyl-acetoacetat Acrylnitril Astronomical Unit Butylacrylat Butylmethylacrylat Cetyltrimethylammoniumbromid Dynamische Lichtstreuung Dibenzylmethan Differential Scanning Calorimetry (engl.) 1,1,1,5,5,5-hexafluoro-2,4-pentadionat Feststoffgehalt Fourier-Transfomier-Infrarotspektroskopie Gewichtsprozent Gelpermeationschromatographie Gadolinium-dtpa-distearylamid Hexamethylendiisocyanat Hexadekan Isophorondiisocyanat Infrarot Laurylacrylat Lösungsmittel Laurylmethylacrylat C16/C18-(EO)50 175 8. Anhang Min MA MMA MRT NCO/OH - Verhältnis PBMA PLMA PMI PUR PH SAXS SDS REM SOS SQUID STM Tab. TEM Theo FG TDI tmhd US V 59 WAXS Minute Methylacrylat Methylmethacrylat Magnetresonanztomographie Isocyanat/Alkohol - Verhältnis Poly-(butylmethylacrylat) Poly-(laurylmethylacrylat) N-(2,6-Diisopropylphenyl)-perylen-3,4 dicarboximid Polyurethan Polyharnstoff Small Angle X-ray Scattering (Röntgenkleinwinkelstreuung) Natriumdodecylsulfat (engl. sodium dodecyl sulphate) Rasterelektronenmikroskopie Natriumoctadecylsulfat (engl. sodium octadecyl sulphate) superconducting quantum interference device Scanning Tunneling Microscope Tabelle Transmissionselektronenmikroskopie theoretischer Feststoffgehalt 2,4-Toluoldiisocyanat tris(2,2,6,6-tetramethyl-3,5-heptandionat) Ultraschall 2,2’-Azo(2-methylbutyronitril) Wide Angle X-ray Scattering (Röntgenweitwinkelstreuung) 8.2. Symbole α ΑiJ C γLL λ Ekin PL r Πosm R n T NA μ gJ J S L Si σij 176 Akzeptanzwinkel des Objekts (TEM) Grenzfläche Curie - Konstante Grenzflächenspannung zwischen zwei Flüssigkeiten Wellenlänge Kinetische Energie Laplace - Druck Tröpfchenradius Osmotischer Druck Ideale Gaskonstante Zahl der Hydrobmoleküle Temperatur Avogadro - Konstante Magnetisches Moment Landé - Faktor Quantenzahl Spin Bahndrehimpuls Spreitkoeffizient Grenzflächenspannung 8. Anhang G Aij δ h p me θ n δ χmol MP H Χdia Χpara Θ μ0 kB n qi zi ΔΨ ci ξ η VE E εr ε0 u ρ Dn γ g β ω und ωS rin A/ћ τc und τe T1 T2 R1 Tg Mw Mn Freie Grenzflächenenergie Grenzfläche Auflösungsvermögen nach Abbé Plancksches Wirkungsquantum Impuls der Elektronen Elektronenmasse Braggscher oder Glanzwinkel Ordnung der Reflexe Netzebenenabstand Molsuszeptibilität Probenmagnetisierung Magnetfeld Diamagnetische Molsuszeptibilität Paramagnetische Molsuszeptibilität Paramagnetische Curietemperatur Magnetische Feldkonstante Boltzmann - Konstante Stoffmenge Mittlere Ladungsdichte Ladungszahl Potentialdifferenz Volumenkonzentration Zetapotential Dynamische Viskosität Elektroosmotische Flussrate Elektrische Feldstärke Dielektrizitätskonstante Elektrische Feldkonstante Elekrophoretische Mobilität Dichte des Polymers Teilchengröße gyromagnetisches Verhältnis elektronischer Faktor Bohr Magnetum Lamorfrequenz für Kern- und Elektronenspin Ionen-Kern Abstand Elektronkernhyperfeinkopplungskonstante Korrelationszeit für dipolare und skalare Wechselwirkung Spin – Gitter - Relaxation Spin – Spin - Relaxation Relaxivität Glastemperatur/ -übergang Molekulargewicht Zahlenmittel 177 8. Anhang 8.3. Methoden Dialyse Funktionalisierte Miniemulsionen wurden mit demineralisiertem Wasser gewaschen. Verdünnte Dispersionen wurden in Millipore Zentrifugenröhrchen (Amicon Ultra-4 100.000 Mw) mit Hilfe einer Sigma Zentrifuge bei 2500 rpm dialysiert. Differential Scanning Calorimetry (DSC) DSC Untersuchungen wurden am Perkin Elmer DSC 7 durchgeführt. Die Auf- und Abkühlrate lag bei 10 °C/min. Dynamische Lichtstreuung (DLS) Die Teilchengrößen wurden mittels dynamischer Lichtstreuung durch ein NICOMP particle sizer (Model 370, PSS Santa Barbara, CA, USA) mit einem festen Streuwinkel von 90° gemessen. Fluorescent activated cell sorter (FACS) Die Zellaufnahme von fluoreszierenden Partikeln wurde mit FACS – Analyse (Becton Dickinson, Heidelberg, Deutschland) gemessen. Fluoreszenzintensitäten wurden aufgezeichnet vom Kanal FL1. FTIR-Spektroskopie FTIR-Spektroskopie wurde mit einem Bruker IFS 66V Spectrophotometer mit DTGS Detektor an KBr-Presslingen durchgeführt. Gelpermeationschromatographie (GPC) Die Molekulargewichte von Polyurethanen wurden mittels GPC analysiert. Es wurde eine Dionex PS80 Pumpe mit UV486 - Detektor und RI 210 - Detektor in Chloroform (Säule: 2*PSS linear M) verwendet. Röntgenkleinwinkelstreuung (SAXS) Röntgendiffraktogramme wurden mit einem Nano-STAR-Gerät unter Verwendung eines HISTAR-Flächendetektors (2 dimensional) der Firma Bruker AXS (Cu-Kα- Strahlung: λ = 0.154 nm) bei Raumtemperatur an Polymerhybridmaterialien durchgeführt. 178 8. Anhang Die Streuintensität wurde durch die Variation des Streuwinkels im Bereich zwischen 0° und 3° aufgenommen. Konfokales Laserrastermikroskop (LSM) Die Morphologie von HeLa-Zellen wurde mit Hilfe eines LSM (Fluoview on a IX71, zwei Laser (488 and 543 nm), Olympus Hamburg, Deutschland) untersucht. Fluoreszierende Polymerteilchen wurden bei einer Wellenlänge von 543 nm angeregt und im Kanal 1 detektiert (Spiegel 570 nm, Filter 530 nm). Bei einem zweiten Durchlauf wurde der rote Fluoreszenzfarbstoff RH 414 (Molecular Probes, Eugene, OR) als Marker für die Zellmembranen zugegeben. Die Anregung erfolgte bei 488 nm und wurde im Kanal 2 detektiert (Filter 565 nm). Kontaktwinkelmessungen Statische Kontaktwinkel wurden mit einem Goniometer Krüss DSA 10 mit Hilfe der Sessile Drop Methode bei Raumtemperatur durchgeführt. Es wurden Kontaktwinkel durch Aufbringen von Wasser und Hexadekan bestimmt. Magnetische Resonanztomographie (MRT) Untersuchungen von Nanokapseln zur Bestimmung der Relaxivitäten wurden mit einem Philips 1.5 T MRT Scanner unter Verwendung der SSFP-Look Locker Sequenz durchgeführt. Die erhaltenen T1–Werte wurden mit dem MatLab Programm bearbeitet und aus der Auftragung 1/T1 gegen die Gd3+-Konzentration wurde die Relaxivität bestimmt. Particle Charge Detector (PCD) Die Oberflächendichte wurde bestimmt durch Strömungspotentialuntersuchungen mit einem particle charge detector PCD 02 (Mütek GmbH, Deutschland). Die Messungen von gewaschenen, funktionalisierten Polymerpartikeln wurden in wässrigen Lösungen (1gL-1) bei verschiedenen pH-Werten (2,7,9) durchgeführt. Carboxylgruppen wurden mit dem kationischen Polyelektrolyten Poly(allydimethylammoniumchlorid) (PDADMAC) und Aminogruppen mit dem anionischen Polyelektrolyten Natriumpolyethylensulfonat (PESNa) titriert. 179 8. Anhang Rasterelektronenmikroskop (REM) Rasterelektronmikroskopische Aufnahmen wurden mit einem DSM 962 REM (Zeiss, Deutschland) erhalten. Die Proben wurden dazu mit einer Schicht aus 70% Au/30% Pd beschichtet (ca. 20 nm). Zum Besputtern wurde das Gerät Balzers Union MED 010 mit einem Stromfluss von 30 mA benutzt. Rasterkraftmikroskop (AFM) Die Oberflächenbeschaffenheit von Polyurethanfilmen wurde mit AFM (Digital Instruments, MultimodeTM SPM) untersucht. Es wurde ein Silikoncantilever mit einer Resonanzfrequenz von ~ 300 kHz verwendet. Die Probe wurde mittels Spincoating (1500 rpm, 30 sec) auf Glimmer bzw. Glas aufgebracht. Superconducting quantum interference device (SQUID) Magnetische Messungen wurden mit Hilfe eines Quantum Design MPMS-5 SQUID Magnetometer durchgeführt. Das Feld wurde meist bei 10 Oe konstant gehalten und die Temperatur von 2 bis 300 K variiert. Transmissionselektronenmikroskop (TEM) Die Analyse der Partikelmorphologien wurde mit einem Phillips 400T TEM Spektrophotometer bei 80 kV durchgeführt. Die Miniemulsion wurde verdünnt (direkte Miniemulsion: mit Wasser, inverse Miniemulsion: mit Cyclohexan) und auf ein 300 mesh kohlebeschichtetes Kupfernetzchen aufgebracht und getrocknet. Kontrastierungen wurden nicht durchgeführt. Ultraschall (US) Die Homogenisierung der Miniemulsionen wurde durch einen Branson sonifier W450 Digital erreicht. Die Größe der Spitze hängt dabei von dem zu schallenden Probenvolumen ab. Zur Ultraschallbehandlung von Proben mit einem Volumen von > 10 ml wurde eine Spitzengröße von 13 mm und < 10 ml von 6,5 mm verwendet. Minimale Ansätze (Voulmen < 4 ml) wurden mit Hilfe einer 3 mm Spitze behandelt. Der Ultraschallvorgang wurde bei 0°C unter Eiskühlung durchgeführt. 180 8. Anhang Röngenweitwinkelstreuung (WAXS) Röntgendiffraktogramme wurden mit einem Weitwinkelgoniometer (Brooker D500) unter Verwendung von Cu-Kα-Strahlung (λ = 0.154 nm) bei Raumtemperatur an Polymerhybridmaterialien durchgeführt. Die Streuintensität wurde durch die Variation des Streuwinkels im Bereich zwischen 2° und 30° aufgenommen. Zetapotential Zetapotentiale von dialysierten, funktionalisierten Polymerpartikeln wurden mit einem Zeta Nanosizer (Malvern Instruments, UK) bestimmt. Dazu wurden die Polymerpartikel mit einer wässrigen KCL-Lösung (10-3 M) verdünnt. 181 9. Referenzen Kapitel 9. Referenzen Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben. (Albert Einstein) 1. J. Ugelstad, M.S. El-Aasser, J.Polym.Sci., Polym.Lett.Ed., 1973. 111: p. 503. 2. J.H. Schulman, W. Stoeckenius, L.M. 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Ganz herzlichst möche ich der gesamten Sektion Elektronenmikroskopie unter Prof. Paul Walther für die stetige Hilfbereitsschaft bei elektronenmikroskopischen Sachlagen danken. Für das Gelingen des Kapselprojektes gilt mein Dank Prof. Volker Rasche und Sonu Sharma für die zahlreichen Relaxivitätsmessungen. Ein riesengroßer Dank geht an Dr. Anna Musyanovych für zahlreiche Diskussionen, Hilfestellungen und nette Gespräche. Ein großer Dank geht außerdem an Dr. Volker Mailänder, der für meine Forschungsarbeit sogar Blut lassen musste. Außerdem danke ich Michael Stark für die Aufopferung seiner kostbaren Zeit für SAXS-Messungen. Yin Hong sowie Elvira Kaltenecker danke ich für die Unterstützung bei der Aufnahme von IR-Spektren. Marlies Fritz danke ich für aufgenommene DSC- und TGA-Daten, Mike Wendel für GPC-Messungen und Carola Hoffmann-Richter für AFMUntersuchungen. Dr. Clemens Weiß möchte ich für die Hilfe bei den SQUID-Untersuchungen danken. Myriam danke ich für die raschen Untersuchungen meiner Partikel in verschiedene Zellarten. Der Arbeitsgruppe von Prof Albrecht (RWTH Aachen) danke ich für die Zusammenarbeit. Ich bedanke mich bei meinen Kochknechten Amir, Dai, Hendrik, Markus und Bettina für viele Ergebnisse. Mein ganz besonderer Dank gilt den Personen, die mir mit Rat und Tat in dieser aufregenden Zeit beigestanden haben. 189 Yayun, Anitha, Eiw, Omayma, Anna, Anne and Dai I am very glad to say you are the best friends, which I ever had. Without your friendships I would never survive here and it would always rain on me. Außerdem danke ich meinen Kompanions im Büro und Labor. Andreas, danke für deine ständige Hilfe bei Computerproblemen, Verena und Andy möchte ich rückblickend für eine interessante Zeit danken. Thank you very much Daniel for your surport and spontaneous trips through Germany. Laks try to have a nice time in Ulm. Eyk, ich möchte dir für eine sehr lustige Laborzeit danken. Lass dich nicht unterkriegen. Das gleiche gilt für Christof, Sonja und Carola. Allen weiteren Mitgliedern dieser Abteilung der letzen 3 Jahre gilt mein Dank: die Truppe vom Nachbarlabor Marcel, Hendrik und Eva; Maria, Renate und Karolina für die lustigen Stunden, den ehemaligen und neuen Organikern Stefan und Andreas für ihre Hilfsbereitschaft bei Synthesefragen; den Restlichen des chronisch überfüllten Büros im 3. Stock JeanBaptiste, Nico, Marissa und Christoph. PS: Ein großer Dank für das zusätzliche Korrekturlesen an Eva. Dass ich meine Arbeiten nicht unter Verwendung eines Kolbens durchführen musste, verdanke ich Magdalene und Günther. Zusätzlicher Dank geht an Günther für die hilfreichen und lehrreichen Informationen. Den Sekretärinnen Frau Siegert und Christine Urban danke ich für ihre Hilfsbereitschaft und Unterstützung bei organisatorischen Angelegenheiten. Ohne meine Studienkollegen aus Potsdam hätte ich bereits nach dem 1. Semester entnervt aufgegeben. Deshalb einen großen Dank an Katja, Anja und Romy. Meiner kompletten Familie: Danke für eure ständige Unterstützung ohne die ich nicht so weit gekommen wäre. 190 CURRICULUM VITAE Nicole Jagielski, geb. Engfer geb. 8.11.1979 in Berlin Studium 2004 – 2007 Doktorarbeit (Makromolekulare Chemie) Institut für Makromolekulare Chemie und Organische Materialien (Organische Chemie III), Universität Ulm, Deutschland 1999 – 2004 Dipl. Chem. (Kolloidchemie) Abteilung für Kolloidchemie, Universität Potsdam, Deutschland 1996 – 1999 Abitur OSZ Nauen, Deutschland Poster I. Synthesis and Characterization of Gadoliniumparticles via Miniemulsion, DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)-Konferenz 2004, Bayreuth, Deutschland II. Characterization and functionalization of structured lanthanide particles with miniemulsion process, DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)-Konferenz 2006, Oldenburg, Deutschland 191 Publikationen I. CdS Nanocubes formed in phosphatidylcholin-based template phases, Joachim Kötz, Nicole Jagielski, Sabine Kosmella, Alwin Friedrich, Erich Kleinpeter, Colloid and Surface A: Physicochemical and Engineering Aspects (2006), 288, 1-3, 36-43 192 Erklärung Diese Dissertation wurde im Zeitraum von Juni 2004 bis Juli 2007 im Institut Makromolekulare Chemie und Organische Materialien (Organische Chemie III) der Universität Ulm erstellt. Hiermit erkläre ich, daß ich diese Arbeit selbständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln angefertigt habe. Alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn gemäß anderen Arbeiten entnommen wurden, sind durch Angabe der Quellen kenntlich gemacht. Ulm, den 18.4.2007 Nicole Jagielski