Kompendium Internistische Onkologie Standards in Diagnostik und Therapie Teil I: Epidemiologie, Tumorbiologie, Zytostatika, Prinzipien der Tumortherapie, Supportive Maßnahmen. Teil II: Therapiekonzepte maligner Tumoren. Teil III: Indikationen und Therapiekonzepte Kurzversion. Bearbeitet von Hans-Joachim Schmoll, Klaus Höffken, Kurt Possinger Neuausgabe 2005. Taschenbuch. CXIV, 6853 S. Paperback ISBN 978 3 540 20657 6 Format (B x L): 12,7 x 19 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Klinische und Innere Medizin Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. 72 Multiples Myelom H. Ludwig, H.-J. Schmoll Definition: Das multiple Myelom (MM) gehrt zu den malignen lymphoproliferativen Erkrankungen des B-Zell-Systems. Die frher gebruchliche Bezeichnung „Plasmozytom“ sollte wegen des unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbildes und der meist unterschiedlichen Therapie nur fr das solitre und das extramedullre Plasmozytom (s. Abschn. 8.3.1) benutzt werden. 1 Epidemiologie Häufigkeit: Circa 30/100 000 Personen > 25 Jahre haben ein multiples Mye- lom; Verhltnis Mnner zu Frauen 55 zu 45%. Inzidenz: 4/100 000 (Mnner und Frauen). Schwarze haben eine hhere In- zidenz als Weie. Die Inzidenz zeigt tendenziellen Anstieg; die Mortalitt ist bisher nur geringfgig gesunken. Altersverteilung: Die Inzidenz ist altersabhngig, im 6. und 7. Lebensjahrzehnt ansteigend auf 9…10/100 000. Ätiologie: Ionisierende Strahlen sind als wichtiger Risikofaktor bekannt (Atombombenopfer, berufliche Strahlenexposition). Ein Zusammenhang mit chronisch-entzndlichen Erkrankungen oder Exposition mit Schadstoffen wird diskutiert, gilt aber derzeit nicht als gesichert. Genetische Prädisposition: nicht bekannt. 2 Histologie 2.1 Histologische Klassifikation Zwischen morphologischem Differenzierungsgrad der Myelomzellen und Prognose besteht eine enge Korrelation; Patienten mit reifzelligem Myelom weisen eine gnstige und jene mit plasmoblastischen Myelomzellen eine uerst ungnstige Prognose auf (Fritz et al. 1984; Bartl 1988); Neben der morphologischen Differenzierung kommt auch der Infiltrationsdichte und dem Verteilungsmuster (Abb. 1) der Tumorzellen prognostische Bedeutung zu (Bartl 1988). II 3166 II Maligne Lymphome Abb. 1. Formenkreis plasmazellulärer Neoplasien. (Nach Bartl et al. 1986) EXT extramedulläres Plasmazytom, SOL solitäres Plasmazytom des Knochens, FOK multifokales Myelom, DIF diffus-systemisches Myelom (Myelomatose), SAR plasmablastisches Sarkom, *Überlebenszeit ab Initialdiagnose 2.2 Pathogenese, Biologie und Molekularbiologie Beim multiplen Myelom erfolgt die maligne Transformation auerhalb des Knochenmarks in Keimfollikel von peripherem lymphatischem Gewebe. Die in die Lymphknoten eintretenden B-Lymphozyten haben bereits das Rearrangement (Ausschneidung bestimmter Gensequenzen und Neuanlagerung der fr die Antigenspezifitt verantwortlichen V-D-J-Gene) absolviert und werden durch Antigenstimulation zur Hypermutation (durch die Klone mit hoher Antigenspezifitt selektioniert werden sollen) angeregt. Danach erfolgt der „Isotyp-Switch“, also der Wechsel der variablen Sequenz der konstanten Region einer IgM-Kette zur konstanten Region eines anderen Immunglobulin-Isotyps (IgA, IgG, IgD, IgE). Auf dieser Ebene drften die entscheidenden genetischen Vernderungen erfolgen, die bei den seltenen IgM-Myelomen bereits frher im Rahmen der somatischen Hypermutation auftreten drften. Bei den meisten Patienten (bis zu 80%) knnen reziproke Translokationen beobachtet werden, die dazu fhren, da ein Onkogen unter die Kon- 72 Multiples Myelom 3167 trolle des Immunglobulin Enhancer-Gens auf Chromosom 14q31 kommt (Kuehl u. Bergsagel 2002). Als hufige Translokationspartner wurden die Chromosomen 4 (4p16.3; Fibroblast Growth Factor Receptor 3 und MMSET), 6 (6p21; Cyclin D3), 11 (11q13; Bcl-1, Cyclin D1), 20 (20p11; maf 8) und 16 (16q23; C-maf) identifiziert. In weniger als 5% der Flle wurde 8q24 (c-myc) und noch seltener 18q21 (bcl-2), 11q23 (MLL-1) sowie 20q11 (maf B) als Partnerregion nachgewiesen. Im Rahmen des Krankheitsverlaufs erfolgen weitere Translokationen, die unter anderem zur Deregulation von c-myc fhren knnen. Ebenfalls spt auftretende Ereignisse sind Mutationen von Ras und FGFR3, die deren Aktivierung bewirken knnen und auf diese Weise zu einem aggressiveren Phnotyp fhren. Die verschiedenen Translokationen korrelieren mit unterschiedlichen klinischen Verlaufsformen und stellen somit definierte Krankheitsbilder dar. F F F F Patienten mit t(4;14) t(14;16) und/oder dem Verlust von 17p13 weisen eine ungnstige und jene mit t(11;14) und t(6;14) eine gnstige Prognose auf (Fonseca et al. 2003). Bei Patienten ohne nachweisbare Translokation bleibt der zugrundeliegende Transformationsmechanismus ungeklrt; sie zeigen eine intermedire Prognose. Vorlufige Genexpressionsanalysen zeigen ebenfalls distinkte Genexpressionsmuster, die mit unterschiedlichen klinischen Verlaufsformen assoziiert sind (Shaughnessy et al. 2003). Mittels FISH nachgewiesene Deletion von Chromosom 13 finden sich bei etwa 45% der Patienten und weisen auf eine kurze berlebenszeit hin. Die Prognose von Patienten mit Deletion 13 ist noch ungnstiger, wenn der Befund mittels Metaphasenzytogenetik nachweisbar ist. Die Einnistung von Myelomzellen im Knochenmark wird durch Chemokine wie Stroma-Derived Factor 1 (SDF-1), die an Chemokinrezeptoren der Myelomzellen binden und in weiterer Folge auch zur Expression von verschiedenen Adhsionsmoleklen (VLA4, ICAM1, LFA-1 VL-A4) fhren, gefrdert. Durch die enge Interaktion zwischen Tumor- und Stromazellen sowie Bindegewebe (Abb. 2), werden vermehrt Wachstums- und Differenzierungsfaktoren (IL-6, IGF-1, VEGF, SDF-1, IL-10, IL-11, Oncostatin-M etc.) freigesetzt, die antiapoptotische Wirkung aufweisen und die Ausdifferenzierung in Myelomzellen begnstigen. Myelomzellen selbst verfgen nur mehr ber eine geringe Proliferationskapazitt, sie sind aber langlebiger als normale Plasmazellen. Die enge gegenseitige Beeinflussung zwischen Myelom- und Knochenmarkstromazellen fhrt auch zur vermehrten Freisetzung von Zytokinen, die Osteoklasten aktivieren; insbesondere finden sich eine vermehrte Produktion (durch aktivierte T-Lymphozyten und Osteoblasten) von RANKL, II 3168 II Maligne Lymphome Abb. 2. Die Interaktion von Myelomzellen mit Knochenmarkstromazellen und Fibronektin führt zur Induktion zahlreicher Zytokine, die Überleben, Migration und Proliferation der Myelomzellen stimulieren dem strksten Osteoklastenaktivator, und eine Verminderung von OPG, einem Inhibitor von RANKL. Des weiteren trgt MIP-1a (Macrophage Inflammatory Protein-1a) als Chemotaxis- und Reifungsfaktor fr Osteoklasten sowie Interleukin-1b (IL-1b), Tumornekrosefaktor (TNF) und Interferon-c (IFN-c) zur Aktivierung der Osteoklasten bei. Die Produktion von DKK1, einem Inhibitor der Osteoblastendifferenzierung, korreliert mit dem Vorliegen osteolytischer Lsionen. Insgesamt wird durch diese Vernderungen das Gleichgewicht zwischen Knochenan- und -abbau zugunsten einer Steigerung des Knochenabbaus verschoben, was letztlich zur Stammskelettosteoporose und zu den charakteristischen myelomspezifischen Knochenlsionen, die im konventionellen Rntgenbild … ohne den sonst blichen osteoplastischen Randsaum … wie „ausgestanzt“ erscheinen, fhrt. 3 Stadieneinteilung Die Stadieneinteilung erfolgt nach der von Durie und Salmon (1975) beschriebenen Klassifikation, die auf rntgenologischen Daten und Laborbefunden basiert (Tabelle 1). Da die Beurteilung des Ausmaes des Knochenbefalls sowohl von der eingesetzten radiologischen Methode (konventionelle Radiographie oder MR) als auch von der subjektiven Interpretation der Befunde abhngt, drfte das Durie-Salmon-System vom „International Staging System“ abgelst werden. Dieses wurde anhand von klinischen und 72 Multiples Myelom 3169 Tabelle 1. Stadieneinteilung (nach Durie u. Salmon 1975) Stadium I Erfüllung aller folgenden Kriterien: * * * * * Hb > 10 g/dl Serumkalzium normal keine röntgenologisch nachweisbaren Knochendestruktionen oder maximal 1 Herd geringe Paraproteinkonzentration im Serum – IgG < 5 g/dl – IgA < 3 g/dl Bence-Jones-Proteinausscheidung im Urin < 4 g/24 h Stadium II Patienten, die weder dem Stadium I noch dem Stadium III zugeordnet werden können Stadium III Erfüllung eines oder mehrerer der folgenden Kriterien: * * * * * Hb < 8,5 g/dl Serumkalzium > 12 mg/dl fortgeschrittene röntgenologisch nachweisbare Knochendestruktion hohe Paraproteinkonzentrationen im Serum – IgG > 7 g/dl – IgA > 5 g/dl Bence-Jones-Protein im Urin > 12 g/24 h Zusatzbezeichnung: Bei normaler Nierenfunktion oder einem Serumkreatinin < 2 mg/dl (< 176 mmol/l) wird die Bezeichnung „A“ an das Stadium angefügt. Bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einem Serumkreatinin von > 2 mg/dl (> 176 mmol/l) wird die Bezeichnung „B“ angefügt. * * laborchemischen Daten von 11 179 Patienten entwickelt und basiert auf zwei weitgehend verfgbaren bekannten Prognosefaktoren, nmlich Albumin und b2-Mikroglobulin. Vorteilhaft sind sowohl die ausschlieliche Verwendung von objektiven Parametern und die Trennung in drei Gruppen mit deutlich unterschiedlicher berlebenszeit und homogenerer Verteilung der Patienten. 4 Prognose Die mediane berlebenszeiten der drei Prognosegruppen liegen fr Stadium I des International Staging System bei 62, fr Stadium II bei 44 und fr Stadium III bei 29 Monaten (Tabelle 2 und Abb. 3). Die prognostische Genauigkeit der traditionellen Parameter wie Krankheitsstadium, b2-Mikroglobulin (b2-M), CRP und Labelling-Index wird von zytogenetischen Befunden bertroffen. Patienten mit einer mittels FISH nachgewiesenen Deletion von 13q14, die bei etwa 45% nachzuweisen ist, haben eine signifikant ungnstigere Prognose (Zojer et al. 2000). Das Er- II 3170 II Maligne Lymphome Tabelle 2. Internationales Staging System (früher: Internationaler Prognostischer Index) (Greipp et al. 2003) Medianes Überleben (Monate) Stadium I b2M < 3,5 62 ALB 3,5 Stadium II b2M < 3,5 44 ALB < 3,5 oder b2M 3,5–5,5 Stadium III b2M > 5,5 29 gebnis der FISH-Untersuchung erweist sich in multivariaten Analysen als wichtigster unabhngiger prognostischer Faktor vor den konventionellen Parametern. Durch die Kombination von FISH-Ergebnissen mit b2-Mikroglobulin lt sich eine noch hhere prognostische Voraussagekraft erreichen (Tabelle 3). Fr die klinische Praxis ergibt sich eine bergangsphase, whrend deren zwar noch traditionelle Parameter wie b2-M, CRP und LDH, jedoch zunehmend mehr zytogenetische Daten fr die Einschtzung der Prognose herangezogen werden. Abb. 3. International Prognostic Index (Greipp et al. 2005) 72 Multiples Myelom 3171 Tabelle 3. Prognose beim multiplen Myelom Del 13 keine und b2-Mikroglobulin (mg/l) Überlebenszeit (Median, Monate) PCT1 PCT HDT2 <4 102 < 2,5 ja oder >4 > 111 46 > 2,5 ja und >4 47 11 > 2,5 1 2 HDT 25 konventionelle Polychemotherapie (Königsberg et al. 2000) Hochdosischemotherapie und autologe Transplantation (Facon et al. 2001) Die konventionelle Zytogenetik ist nur bei einem Teil der Patienten aussagekrftig, da Myelomzellen in Kultur selten Metaphasen, die fr die Auswertung Voraussetzung sind, aufweisen. Wird damit eine Deletion von Chromosom 13 nachgewiesen (bei 14% der Patienten), so ist dieser Befund mit einer besonders ungnstigen Prognose verknpft. Auch hier zeigte eine multivariate Analyse die berragende prognostische Bedeutung der zytogenetisch nachgewiesenen Deletion von Chromosom 13 (Shaughnessey et al. 2003). Patienten mit Del 13 (zytogenetisch bestimmt) weisen in Genprofilen, die mittels Microarray-Technik erstellt wurden, eine berexpression von Zellzyklusgenen auf. Es ist zu erwarten, da in Zukunft Genprofile fr die Beurteilung von Prognose und Therapieempfindlichkeit individueller Patienten herangezogen werden. Myelomzellen sind meistens aneuploid. Eine jngst erfolgte Einteilung in Patienten mit hyperdiploidem bzw. mit nicht-hyperdiploidem (inklusive: hypo-, pseudo- und fast tetradiploidem) Chromosomensatz zeigte, da letztgenannte Gruppe hufig eine Deletion 13, ein geringeres Ansprechen auf Chemotherapie und eine schlechtere Prognose aufweist (Fonseca et al. 2003). Different hierzu verhlt sich die Translokation t(11;14), die mit einem nicht-hyperdiploiden Chromosomensatz und einer gnstigen Prognose verbunden ist. Wie bei vielen anderen malignen Erkrankungen nimmt auch beim multiplen Myelom die berlebenszeit mit zunehmendem Lebensalter ab. Dies ist nicht auf eine mit steigendem Alter aggressivere Tumorbiologie, sondern auf die im hheren Alter zunehmende Multimorbiditt zurckzufhren. II 3172 II Maligne Lymphome 5 Diagnostik Die Diagnose eines multiplen Myeloms im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist in der Regel einfach. Im frhen Krankheitsstadium bzw. unter bestimmten Bedingungen kann die Diagnosestellung jedoch schwierig und zum gegebenen Zeitpunkt sogar unmglich sein. Die im Folgenden angefhrten Osserman-Kriterien (Osserman 1968) ermglichen nur eine grobe Orientierung: F F F 10% Plasmazellen im Knochenmark, Nachweis monoklonalen Immunglobulins im Serum und/oder Urin, Nachweis einer oder mehrerer Osteolysen und/oder einer generalisierten Osteoporose. blicherweise wird das Vorliegen von zumindest zwei der angefhrten Kriterien zur Diagnose eines multiplen Myeloms gefordert. Allerdings mu bercksichtigt werden, da eine Infiltration des Knochenmarks mit bis zu 30% Plasmazellen noch keine definitive diagnostische Zuordnung erlaubt, da auch bei reaktiven und entzndlichen Prozessen Plasmazellvermehrungen bis zu 30% und vereinzelt sogar darber beobachtet werden knnen. Monoklonale Immunglobuline werden auer bei malignen Plasmazelldyskrasien auch bei MGUS (monoklonaler Gammopathie undefinierter Bedeutung) sowie reaktiv bei bestimmten Infektionen und anderen lymphoproliferativen Erkrankungen gefunden. Hohe Serumkonzentrationen (IgG > 3,5 g/dl; IgA > 2,0 g/dl) bzw. hohe 24-h-Leichtkettenproteinurie (> 1,0 g/24 h) sind allerdings ein starker Hinweis fr maligne Verlaufsformen. Liegt zustzlich zur Paraproteinmie und Plasmazellvermehrung im Knochenmark eine durch die Plasmazellproliferation bedingte Organmanifestation, wie Nierenfunktionseinschrnkung, Hyperkalzmie, Anmie oder Knochendestruktion vor, so scheint die Diagnose gesichert. Vor endgltiger Diagnosestellung mssen allerdings andere mgliche Ursachen fr diese Vernderungen ausgeschlossen werden. 10…15% der Patienten mit multiplem Myelom weisen zum Diagnosezeitpunkt nur eine Osteoporose des Stammskeletts ohne osteolytische Skelettdestruktionen auf. Die Diagnose des Leichtkettenmyeloms erfolgt gelegentlich erst mit Verzgerung, insbesondere wenn in der Serumelektropherese kein Paraprotein, sondern nur eine normale Gammaglobulinfraktion oder eine Hypogammaglobulinmie erkennbar ist. ˜hnliches trifft fr Patienten mit „nicht-sekretorischem“ MM oder mit niedrig sekretorischem MM zu, weil bei diesen der diagnostische Hinweis aus der Serumelektrophorese (mit Ausnahme einer eventuellen Hypogammaglobulinmie) ebenfalls fehlt. Mit der neuerdings mglichen Bestimmung von „freien“ Leichtketten werden aber auch bei letztgenannten Patienten oft geringe Paraproteinmengen … entweder freie j- oder freie k-Leichtketten … nachgewiesen. 72 Multiples Myelom 3173 Labor Folgende Laboruntersuchungen sollen routinemig zur Diagnosestellung und im Rahmen der Verlaufskontrolle des multiplen Myeloms durchgefhrt werden: F F F F Blutbild und Differentialblutbild, Laborchemie inkl. Kreatinin, BUN (Blutharnstoff-Stickstoff), Harnsure, LDH, Elektrolyte mit Kalzium und Phosphat, Gesamteiwei, b2-Mikroglobulin, CRP, Serumelektrophorese, Immunfixationselektrophorese, „freie“ Leichtketten, quantitative Immunglobulinbestimmung (immunologische Methoden fhren zu einer flschlichen berbewertung der Paraproteinkonzentration!), Kreatinin-Clearance, Urinstatus mit Bestimmung der 24-h-Proteinurie und … falls gengend Eiwei ausgeschieden wird … Harnelektrophorese. Zytogenetische Analysen: FISH, konventionelle Zytogenetik (und zuknftig wahrscheinlich Gen-Arrays). Selten erforderlich sind Nachweis und Analyse von Kryoglobulinen. Bei Verdacht auf Amyloidose des Typs AL ist eine Rektum-, Haut- oder Mundschleimhautbiopsie bzw. eine Nierenbiopsie mit Spezialfrbung erforderlich. Apparative Diagnostik F F F F F F Röntgenstatus des zentralen Skeletts: Schdel, HWS, BWS, LWS in 2 Ebenen, Beckenbersicht, kncherner Thorax, beide Schultern, beide Oberarme, beide Oberschenkel. Die Kernspintomographie ist sensitiver als die Radiographie im Bereich der Wirbelsule. Sie sollte daher bevorzugt und ganz besonders bei negativem radiologischem Befund eingesetzt werden. Die Computertomographie kann zur Abklrung von lokal begrenzten Regionen, wie z.B. fraglicher Herde in einem oder wenigen Wirbelkrpern, herangezogen werden. Eine Skelettszintigraphie ist nur zum Nachweis von pathologischen Frakturen (Rippen, Wirbelkrper und lange Rhrenknochen), nicht aber zur Darstellung rein osteoklastischer Lsionen sinnvoll, da diese im Scan nicht erfat werden. Bei neurologischer Symptomatik werden Kernspintomographie und/oder Computertomographie der Wirbelsäule und des Spinalkanals durchgefhrt; eine Liquorpunktion ist nur in seltenen Fllen erforderlich. Mit der Positronenemissionstomographie knnen gelegentlich Herde, die mit konventionellen Methoden nicht nachweisbar sind, aufgedeckt werden. Darber hinaus lassen sich vereinzelt in stabil erscheinenden Osteolysen aktive Myelomherde darstellen. II 3174 II Maligne Lymphome 6 Charakteristika der Erkrankung und Krankheitsverlauf Schmerzen, insbesondere im Bereich der mittleren und unteren Wirbelsule, Leistungsverlust, Mdigkeit und Schwche sowie bakterielle Infektionen sind oft die ersten Krankheitssymptome, die zur Diagnose des multiplen Myeloms fhren. Nicht selten erfolgt die Diagnosestellung aufgrund pltzlich auftretender massiver Knochenschmerzen, die auf eine Spontanfraktur zurckgehen, bedingt durch die myelomspezifische Knochenlsion. Hufig finden sich osteolytische Lsionen, kombiniert mit einer Osteoporose des Stammskeletts. Oft fhren diese Knochenrarefizierungen zu Wirbeleinbrchen, aber auch zu pathologischen Frakturen von Rippen und anderen Skelettabschnitten. Allerdings lt sich bei 10…15% der Patienten zum Diagnosezeitpunkt nur eine Stammskelettosteoporose nachweisen. Jedoch wird die Erkrankung heute hufiger als frher in einer asymptomatischen Phase entdeckt. Asymptomatische Patienten im frhen Krankheitsstadium bedrfen keiner sofortigen Therapie, sondern knnen ohne negativen Einflu auf die berlebenszeit bis zum Auftreten von Beschwerden bzw. bis zur Krankheitsprogression blo beobachtet werden. 6.1 Differentialdiagnosen Schwierig bis unmglich kann sich zu einem gegebenen Zeitpunkt die Differentialdiagnose zwischen multiplem Myelom im Stadium I und MGUS gestalten. Die in Tabelle 4 angefhrten Parameter untersttzen die Differentialdiagnose, wobei im Einzelfall die definitive Zuordnung eventuell erst nach lngerer Verlaufsbeobachtung mglich wird. 6.1.1 Monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz (MGUS) Als MGUS (frhere Bezeichnung: „benigne monoklonale Gammopathie“) wird das Vorliegen eines Paraproteins im Serum in niedriger Konzentration ohne exzessive Plasmazellvermehrung, ohne myelomtypische Knochenlsionen und ohne klinische Symptome bezeichnet. Die Inzidenz der MGUS liegt bei 1% der ber 25jhrigen Bevlkerung und steigt mit zunehmendem Lebensalter an (3% bei ber 70jhrigen und 10% bei ber 90jhrigen). Die kumulative Wahrscheinlichkeit einer Transformation in ein multiples Myelom oder in eine andere maligne lymphoproliferative Erkrankung, wie z.B. Morbus Waldenstrm, primre Amyloidose, NHL etc., lag in einer Langzeitstudie (Kyle et al. 2002) bei 12% nach 10 bzw. 25% nach 20 Jahren. 72 3175 Multiples Myelom Tabelle 4. Differentialdiagnose zwischen multiplem Myelom (MM), „smouldering“ MM (SMM) und monoklonaler Gammopathie unbestimmter Signifikanz (MGUS) > 30 SMM 30 MGUS Serum-M-Protein [g/l] MM Serum-M-Proteinanstieg + 0 0 Bence-Jones-Proteinurie (+) 0* Plasmazellinfiltration/Knochenmark [%] ++ bis 0 10 > 10 od. < 20% < 10 Plasmazellmorphologie Variabel Marschalko, kleinzellig Marschalko < 30 Plasmazellwachstumsmuster Variabel Interstitiell Interstitiell Plasmazell-Labelling-Index (PCLI) [%] > 0,4 < 0,4 < 0,4 Osteolysen/Osteopenie +++ 0/(+) 0 b2-Mikroglobulin i.S. [mg/l] > 2,3 < 2,3 < 2,3 Anämie ++ bis 0 0/(+) 0 Hyperkalzämie +/0 0 0 Niereninsuffizienz +/0 0 0 Extramedulläre Plasmazelltumoren +/0 0 0 Sekundärer Immunglobulinmangel + +/0 0 *selten 6.1.2 Solitäres Plasmozytom Dabei handelt es sich um einen solitren Plasmazelltumor, der vom Skelettsystem ausgeht und sich hufig im Bereich der Wirbelsule manifestiert. Durch Kompression von Nervenstrngen knnen Schmerzen hervorgerufen werden und Paresen bis zur Querschnittsymptomatik auftreten. Das mediane Manifestationsalter liegt bei etwa 55…60 Jahren, was deutlich jnger ist als bei Patienten mit multiplem Myelom (Median 65 Jahre). Solange keine Dissemination des Tumors vorliegt, sind Patienten mit solitrem Plasmozytom durch lokale Therapiemanahmen (chirurgische Resektion und/oder Strahlentherapie) potentiell heilbar. 6.1.3 Extramedulläres Plasmozytom Hierbei handelt es sich um einen solitren Plasmazelltumor (medianes Erkrankungsalter 55 Jahre), der extraossr meist in Schleimhuten entsteht und keine Invasion in das Skelettsystem aufweist. Da diese Tumoren hufig im HNO-Trakt angesiedelt sind, fhren sie frhzeitig zur Diagnose und damit auch zur Therapie, die in erster Linie auf lokalen Manahmen, wie chirurgischer Resektion oder Strahlentherapie, beruht. Da bei den II 3176 II Maligne Lymphome meisten Patienten zum Therapiezeitpunkt keine Generalisierung vorliegt, ist die Heilungsrate hoch. 6.1.4 Smouldering („schwelendes“) multiples Myelom Als „smouldering“ multiples Myelom wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das den diagnostischen Kriterien des multiplen Myeloms entspricht, aber ber lange Zeit (bis zu mehreren Jahren) stationr bleibt (Kyle et al. 2002). Die Patienten sind in dieser Phase asymptomatisch und haben keine Hyperkalzmie, Niereninsuffizienz oder progrediente Knochenlsionen. Weiters ist der Labelling-Index niedrig. Eine Chemotherapie ist in diesen Fllen nicht indiziert. 6.1.5 Plasmazell-Leukämie Eine Plasmazell-Leukmie liegt vor, wenn die Anzahl zirkulierender Plasmazellen 2000/ll bersteigt. Plasmazell-Leukmien knnen entweder de novo … ohne vorher diagnostiziertes multiples Myelom … oder aus einer vorbestehenden Plasmazelldyskrasie (vorwiegend aus einem MM) entstehen. Zytogenetische Aberrationen, wie Deletionen von 13q (80%) und am Chromosom 16 (80%) sowie multiple Kopien von 1q, werden weit hufiger als beim multiplen Myelom gefunden (Gutierrez et al. 2001). Die berlebenszeit ist meist auf wenige Monate beschrnkt. Therapeutisch empfiehlt sich der Einsatz aggressiver Manahmen, umfangreiche Studien liegen aber wegen der geringen Inzidenz nicht vor. 6.1.6 Multiples Myelom (MM) Das Vollbild eines multiplen Myeloms besteht hufig aus disseminierten Knochenlsionen und daraus resultierenden, zum Teil uerst heftigen, nicht selten aber auch in Intensitt und Lokalisation wechselnden Schmerzen. Oft findet sich als Folgeerscheinung der myelombedingten Suppression des normalen Knochenmarks eine Anmie und/oder erhhte Infektanflligkeit. Trotz groer Fortschritte auf dem Gebiet der supportiven Behandlung und der Einfhrung der Hochdosistherapie mit autologer oder (seltener) allogener Stammzelltransplantation bleibt die Erkrankung weiterhin unheilbar. Die mediane berlebenszeit von Patienten mit multiplem Myelom liegt mit konventioneller Chemotherapie bei 3…4 Jahren und nach Hochdosistherapie bei 5…6 Jahren. 72 Multiples Myelom 3177 6.2 Krankheitsverlauf Der Verlauf der Erkrankung ist einerseits vom Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose und andererseits von den oben genannten prognostischen Kriterien abhngig, so da Verlufe zwischen wenigen Wochen und Monaten bis zu mehr als 10 Jahre resultieren knnen. Die hufigste Todesursache von Patienten mit multiplem Myelom sind interkurrente bakterielle Infektionen, die aufgrund von Immunsuppression, Leukopenie und Beeintrchtigung verschiedener Organfunktionen oft nicht beherrschbar sind. Weiters kann es, bedingt durch die Leichtkettenproteinurie, zu einer tubulren Nephropathie mit Nierenfunktionseinschrnkung bis zur Urmie kommen. Vermehrte ossre Kalziummobilisation und verminderte renale Kalziumexkretion sind die Ursachen fr eine Hyperkalzmie. Die mit der Krankheitsdauer oft zunehmenden Wirbeleinbrche fhren nicht selten zu schweren Deformierungen des knchernen Thorax, Abnahme der Krpergre und Beeintrchtigung von Herz-Kreislauf- und Lungenfunktion. Bei einem Teil der Patienten stellen Amyloidablagerungen in Herz, Nieren, Gefen und anderen Geweben und Organen eine weitere Komplikation dar. Zur Verlaufskontrolle sind die in Abschnitt 5 genannten Laborparameter, Rntgenuntersuchungen und die Kernspintomographie geeignet. Bei etwa 5% der Patienten ergibt sich eine Diskrepanz zwischen Labor- und Rntgenbefunden (z.B. rntgenologisch nachgewiesene Krankheitsprogression ohne gleichzeitigen Anstieg des Myelomproteins). Auf die wiederholte Rntgenuntersuchung sollte daher nicht verzichtet werden; sie sollte in Abhngigkeit vom Krankheitsverlauf alle 6…12 Monate durchgefhrt werden. 7 Therapiestrategie 7.1 Übersicht Konventionelle Chemotherapie, Dexamethason und in zunehmendem Mae Thalidomid und Bortezomib sowie hochdosierte Chemotherapie oder in bestimmten Fllen allogene Stammzelltransplantation stellen die wichtigsten Behandlungsmanahmen dar. Die Strahlentherapie eignet sich zur lokalen Tumorkontrolle und Schmerzbehandlung. Zur supportiven Therapie stehen Bisphosphonate, nichtsteroidale antiinflammatorische Substanzen (NSAID), Opiode und Steroide zur Schmerzpalliation zur Verfgung. Bluttransfusionen und die risikormere physiologische Substitution von Erythropoietin werden zur Behandlung der Anmie, die Substitution mit Immunglobulinen wird zur Therapie und Prophylaxe bei Patienten mit symptomatischem sekundrem Antikrpermangelsyndrom eingesetzt. In klinischen Studien werden neue Substanzen auf deren therapeutische Wertigkeit untersucht, wobei der Proteasominhibitor Bortezomib und das II 3178 II Maligne Lymphome Thalidomiderivat RevlimidJ betrchtliche Wirksamkeit haben, selbst bei vielfach vorbehandelten Patienten. Bei pathologischen Frakturen langer Rhrenknochen empfiehlt sich eine chirurgische Intervention mit Orthodese, und bei Wirbelkrperimpression kann eine Kypho- bzw. Vertebroplastie schmerzlindernd und stabilisierend sein. Die wesentlichen Behandlungsgrundstze der medikamentsen Therapie des multiplen Myeloms sind (Abb. 4): F F „Smouldering“ Myelom: keine primre Therapieindikation, sondern mittelfristige berwachung, Therapieeinleitung nur bei nachgewiesener Krankheitsprogression oder bei krankheitsbedingten Symptomen (Knochenschmerzen, Anmie etc.), die meist den bergang in ein progressives multiples Myelom signalisieren. Frakturgefhrdete Osteolysen werden bestrahlt (s. Abschn. 7.3). Stadium I: Bei asymptomatischen Patienten mit stabilem Krankheitsbild besteht keine Indikation fr eine konventionelle Chemotherapie. Regelmige Kontrollen der klinischen Situation des Patienten und die Bestimmung wesentlicher Laborparameter, wie M-Komponente, Nierenfunktion, Kalzium und Hmoglobin, sind jedoch erforderlich. Bei Auftreten von Krankheitsprogression bzw. krankheitsbedingter Symptome mu die Behandlung eingeleitet werden. Ob eine frhzeitig eingeleitete Hochdosistherapie mit Stammzelltransplantation im Stadium I Vorteile erbringt, ist derzeit ungeklrt. Abb. 4. Algorithmus zur Betreuung/Therapie von Patienten mit Plasmozytom oder multiplem Myelom 72 F F F F Multiples Myelom 3179 Stadien II und III: Konventionelle Chemotherapie, entweder Melphalan/ Prednisolon als Standardtherapie oder eventuell Polychemotherapie mit VAD, VMCP etc. wird bei ungnstiger Prognose und gutem Allgemeinzustand des Patienten empfohlen. Thalidomid-Dexamethason stellt eine Alternative zur Erstlinien-Chemotherapie dar. Bei jngeren Patienten (< 65 Jahre) fhrt die Hochdosistherapie zu einer signifikanten Verlngerung der berlebenszeit, wobei neuere Ergebnisse eine berlegenheit von 2 Zyklen versus 1 Zyklus Hochdosistherapie, insbesondere bei Patienten, die auf die erste Transplantation ungengend ansprechen (Attal et al. 2003). Remissionserhaltung: Eine Weiterfhrung der Chemotherapie nach Erreichen einer maximalen Remission fhrt zu marginaler Verlngerung der progressionsfreien Phase, jedoch nicht zur Verlngerung der Gesamtberlebenszeit. Sowohl nach konventioneller Induktionstherapie als auch nach Hochdosisbehandlung konnte eine signifikante, wenn auch begrenzte Verlngerung der Remissionsdauer und der berlebenszeit durch eine Interferon-Remissionserhaltungstherapie nachgewiesen werden. In einer Studie konnte mit einer Prednison-Erhaltungstherapie (50 mg p.o., jeden zweiten Tag) eine signifikante Verlngerung der berlebenszeit erreicht werden (Berenson et al. 2002). Rezidiv: Nach lngerer Remissionsdauer (> 6 Monate) verspricht eine neuerliche Behandlung mit dem Erstlinienprotokoll Erfolg, bei krzerer Remissionsdauer werden VAD bzw. ein alternatives Polychemotherapieprotokoll, Thalidomid-Dexamethason oder die Monotherapie mit Dexamethason empfohlen. Primäre Therapieresistenz: Besteht eine primre Resistenz auf die initiale Chemotherapie, so ist mit einer ungnstigen Prognose zu rechnen. Es empfiehlt sich ein Therapiewechsel auf VAD, Bortezomib oder Thalidomid/Dexamethason bzw., falls dies der Allgemeinzustand zult, eine Hochdosistherapie oder eine nicht-myeloablative allogene Transplantation. Bei auf medikamentse Therapien resistenten Patienten kann eine Halbkrperbestrahlung erwogen werden. In allen Situationen erforderlich: F F Adäquate Schmerztherapie mit NSAID (bevorzugt, jedoch Vorsicht bei Nierenschdigung) und … wenn ntig … mit Opioiden; Einsatz von lokaler Strahlentherapie und Verabreichung von Bisphosphonaten (letztere sind auch zur Prophylaxe gegen Hyperkalzmie empfohlen). Wesentlich ist eine adquate Hydrierung und Diurese bei Patienten mit Bence-Jones-Proteinurie zur Prvention und Therapie einer Niereninsuffizienz. II 3180 F F F II Maligne Lymphome Therapie des klinisch relevanten sekundären Antikörpermangels mit parenteraler Immunglobulinsubstitution (siehe Abschn. 8.6.3). Therapie der klinisch relevanten Anmie mittels Erythropoietin bzw. Erythrozytentransfusionen (s. Abschn. 8.6.4). Therapie des Hyperviskositätssyndroms durch adquate Chemotherapie und bei Bedarf Plasmapherese. 7.2 Stellung der Chirurgie und Orthopädie Chirurgische Manahmen werden bei Patienten mit extramedullrem bzw. solitrem Plasmozytom in kurativer Absicht eingesetzt und kommen als Notfallmanahme zur Rckenmarksdekompression bei Patienten mit drohender Querschnittslhmung in Frage. Eine orthopdische Intervention wird bei pathologischen Frakturen zur Fixation bzw. zur Implantation von Endoprothesen notwendig. Die Einbringung von Knochenzement in frakturierte bzw. mit Osteolysen befallene Wirbelkrper kann zu einer raschen Schmerzerleichterung und zur Stabilisierung (Vertebroplastik) bzw. Stabilisierung und Aufrichtung (Kyphoplastik) des Wirbelkrpers fhren. Aufwendige Operationen zur Prvention von Wirbelkompressionen sind nur in seltenen Fllen sinnvoll, da sie meist operativ aufwendig und oft nur von geringem Nutzen fr den Patienten sind. 7.3 Stellung der Strahlentherapie Das multiple Myelom zhlt zu den sehr strahlenempfindlichen Tumoren, doch werden die Mglichkeiten der Strahlentherapie oft nicht entsprechend ausgeschpft. Insbesondere bei Patienten mit schmerzhaftem und/oder progredientem bzw. frakturgefhrdetem Befall des Achsenskeletts, aber auch der langen Rhrenknochen ist eine frhzeitige lokale Strahlentherapie indiziert. Die Strahlenbehandlung kann als Monotherapie oder kombiniert mit Chemotherapie appliziert werden und Schmerzen innerhalb weniger Tage deutlich bessern. F F Beim extramedullären, aber auch beim solitären Plasmozytom stellt die Strahlentherapie eine potentiell kurative Behandlung dar, vorausgesetzt, es handelt sich zum Therapiezeitpunkt nicht um ein pseudosolitres Plasmozytom, was durch langfristige Nachkontrollen zu sichern ist. Beim extramedullren und etwas seltener beim solitren Plasmozytom kann bei ausreichender Dosierung in der Mehrzahl der Flle mit einer Heilung gerechnet werden. Bei Patienten mit drohender Querschnittslsion aufgrund myelombedingter Kompression des Rckenmarks besteht … insbesondere wenn keine chirurgische Mglichkeit zur Dekompression besteht … eine dringende Indikation zur sofortigen Einleitung einer lokalen 72 F Multiples Myelom 3181 Strahlentherapie. Bei rechtzeitiger Therapieeinleitung kann dadurch die drohende Querschnittslhmung in der Regel abgewendet werden. Auerdem knnen mittels Halbkörperbestrahlung bei zwei Drittel von bereits chemotherapieresistenten Patienten eine deutliche, allerdings nur passagere Besserung des subjektiven Befindens und bei etwa 30% eine objektive Tumorreggression erreicht werden. 7.4 Stellung der systemischen Therapie 7.4.1 Standardtherapie Die Standardtherapie gilt fr Patienten, die keine Kandidaten fr eine Hochdosistherapie sind. Wirksam sind in erster Linie Alkylanzien wie Melphalan und Cyclophosphamid sowie Doxorubicin, Etoposid, BCNU und Vincaalkaloide, mit einer Monoaktivitt von ca. 10…20%. Thalidomid und seine Derivate sowie Bortezomib stellen eine neue, nicht zytotoxische Therapie dar. Kortikosteroide entweder in Form einer Dexamethason-Monotherapie oder in Kombination mit anderen Substanzen sind ein hochwirksamer und wichtiger Bestandteil der Therapie. Die intermittierende Chemotherapie mit Melphalan/Prednisolon (MP) ist seit 30 Jahren die Standardtherapie; sie kann oral oder intravens erfolgen. Bei 50…60% der Patienten lassen sich so Remissionen erzielen und mittlere berlebenszeiten von 28…43 Monaten erreichen. Mit Polychemotherapie kann eine hohe Remissionsrate, jedoch keine Verlngerung der berlebenszeit erreicht werden (Tabelle 5). Da die Resorptionsrate von Melphalan betrchtlichen inter- und intraindividuellen Schwankungen unterliegt, sollte die orale Behandlung nadiradaptiert vorgenommen werden, das heit, die Dosis sollte entsprechend Tabelle 5. Remissionsraten der wichtigsten beim multiplem Myelom wirksamen Substanzen (als Monotherapie) Autor Substanz Dosierung Remissionsrate* Korst et al. 1968 Cyclophosphamid 2 mg/kg, kontinuierlich 48% Alexanian et al. 1969 Melphalan (konventionell) 0,25 mg/kg/d 4, Wh. 4–6 Wo. 32% Alexanian et al. 1992 Dexamethason intermitt./kont. 43% Alberts et al. 1975 Doxorubicin 25–40 mg/m2 33%* Richardson et al. 2003 Bortezomib 0,15 mg/m2, 2/Wo. 35%* unvorbehandelte Patienten: vorbehandelte Patienten: * SWOG oder Chronic Leukemia-Myeloma Task Force II 3182 II Maligne Lymphome dem Nadirwert der Leukozyten modifiziert werden. In der Praxis wird dabei eine milde Granulozytopenie (etwa 1000…2000/ll) bzw. Thrombopenie (etwa 100 000/ll) drei Wochen nach Therapieverabreichung angestrebt. Bei Ausbleiben eines Therapieansprechens bzw. bei fehlender Myelosuppression sollte die Dosis um etwa 20% erhht werden. Die Therapiezyklen werden in 4- bis 6wchigen Intervallen appliziert. Von einigen Arbeitsgruppen wird die parenterale Verabreichung von Melphalan empfohlen, da dadurch die Probleme der schwankenden Resorptionsrate sowie jene der Patienten-Compliance umgangen werden knnen. In diesem Falle ist bei Patienten mit eingeschrnkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 20 ml/min) eine Dosisreduktion um 25…50% notwendig, da Melphalan teilweise renal eliminiert wird. Cyclophosphamid weist beim multiplen Myelom ebenfalls eine gute Wirksamkeit auf und besitzt im Vergleich zu Melphalan eine geringere leukmogene Potenz, so da es alternativ zu Melphalan eingesetzt werden kann; allerdings wurden mit Cyclophosphamid kaum kontrollierte Studien durchgefhrt. Ribomustin, ein parenteral verabreichbares Derivat des Stickstoff-Losts mit alkylierender Wirkung stellt eine Therapiealternative zu Melphalan und Cyclophosphamid dar, die in Deutschland von mehreren Zentren bevorzugt wird. Durch die parenterale Applikation wird das Risiko einer ungengenden enteralen Resorption vermieden und mglicherweise deswegen eine hhere Remissionsrate, jedoch keine Verbesserung der berlebenszeit erreicht. Thalidomid wird zunehmend zur Erstlinientherapie herangezogen. Thalidomid wirkt auf Myelomzell-Linien proapoptotisch, hemmt die Angiogenese und reduziert die Produktion von IL-6 und VEGF in Stromazellen und wichtige Wachstumsstimuli der Myelomzelle. Darber hinaus hemmt Thalidomid die Adhsion von Myelomzellen an Stromazellen und weist immunstimulierende Wirkung auf. In Kombination mit Dexamethason werden in der Erstlinientherapie Remissionsraten bis 70% beobachtet (Tabelle 6). Weitere Details, insbesondere Nebenwirkungen, werden unter „Rezidivbehandlung“ besprochen, da Thalidomid in dieser Indikation besser untersucht ist. Kortikosteroide aktivieren proapoptotische Mechanismen in Myelomzellen und entfalten einen direkten Antimyelomeffekt. Mit einer Dexamethason-Monotherapie knnen in der Erstlinientherapie bei 20…40% der Patienten Remissionen erreicht werden (Alexanian et al. 1992). Die Kombination obengenannter Zytostatika oder Substanzen mit Kortikosteroiden fhrt zu hheren Remissionsraten. Kortikosteroide hemmen verschiedene Zytokine, die die Knochenresorption stimulieren und fhren dadurch sowie aufgrund ihres antiphlogistischen Effekts zur Schmerzlinderung. Weitere kortikoidspezifische positive 72 3183 Multiples Myelom Tabelle 6. Therapie mit Thalidomid beim multiplen Myelom (nach Eleutherakis-Papaiakovou et al. 2004) Autoren Protokoll Thalidomiddosis (mg/Tag) Kombination mit Patienten (N) Remissionsrate (%) unvorbehandelte Patienten: Singhal et al. 800 – 84 25 Barlogie et al. 800 – 269 30 Schey et al. 600 – 69 28 Dimopoulos et al. 400 Dexamethason 44 55 Palumbo et al. 100 Dexamethason 120 60 Moehler et al. 400 Chemotherapie 56 64 Kropff et al. 400 Chemotherapie 60 64 Rajkumar et al. 800 – 31 33 Weber et al. 800 – 28 36 Weber et al. 400 Dexamethason 40 72 Rajkumar et al. 200 Dexamethason 50 64 Zervas et al. 200 VAD 39 74 vorbehandelte Patienten: Auswirkungen betreffen die Verminderung der enteralen Kalziumresorption und die Stimmungsaufhellung. Allerdings kann es gerade bei hheren Dosen zu betrchtlichen Nebenwirkungen kommen. Dennoch werden aufgrund der Vorteile Kortikoide hufig mit Zytostatika kombiniert. Bortezomib gehrt zur Gruppe der Proteasominhibitoren und verfgt ber ein pleiotropes Wirkungsspektrum. Bortezomib hemmt die Aktivierung von NF-jB und damit die Transkription wesentlicher fr berleben und Progression der Myelomzellen verantwortlicher Gene sowie die Interaktion zwischen Myelom- und Stromazellen und damit indirekt auch die Expression von proliferationsstimulierenden Zytokinen wie VEGF, bFGF, IL-6, TNF und Adhsionsmoleklen. Insgesamt werden antiapoptotische und proliferationsinduzierende Mechanismen unterdrckt und die Myelomzellen gegenber Chemo- und Strahlentherapie sensibilisiert. Durch Kombination mit Dexamethason und Alkylanzien bzw. Anthrazyklinen lt sich eine Wirkungssteigerung erreichen. Vorlufige Ergebnisse mit einer Kombination von Bortezomib/Dexamethason/Adriamycin bei nicht vorbehandelten Patienten zeigen eine mit anderen konventionellen Kombinationsprotokollen nicht erreichbare hohe Remissionsrate von 90%. II 3184 II Maligne Lymphome 7.4.2 Polychemotherapie Eine groe Metaanalyse von 27 Studien mit insgesamt 6633 Patienten, in denen MP mit einer Polychemotherapie verglichen wurde (Myeloma Trialists‘ Collaborative Group 1998) ergab eine signifikant hhere Remissionsrate fr die Polychemotherapie (60,0 vs. 53,4%), jedoch keinen berlebensvorteil (Tabelle 7). Fr die hufig eingesetzte Kombinationschemotherapie VAD liegt kein prospektiver Vergleich mit MP vor; ein prospektiver unizentrischer Vergleich VAD vs. Dexamethason-Monotherapie ergab ein um 15% erhhtes Ansprechen fr VAD, jedoch keine Erhhung der Remissions- oder ber- Tabelle 7. Ergebnisse der Kombinationschemotherapie vs. Melphalan/Prednisolon (MP) beim multiplen Myelom. (Nach Salmon u. Cassady 1997) Autor Protokoll Pat. (n) Rem.-Rate (%) Überleben (Monate) Argentinien (Benson et al.) MeCCMVP 105 46 41 MP 129 38 39 MCBP 156 56 29 MCBPA 157 44 26 MP 146 47 33 CALGB (Cooper et al.) Kanada (Cassuto et al.) MCBP 116 47 31 MP 125 31 28 Dänemark (Hansen et al.) M2 31 45 21 VMP 32 73 30 MP 33 58 21 M2 134 74 31 MP 131 53 30 MOCCA 64 75 41 MP 66 54 45 M2 33 76 33 MP 34 67 33 BCP 186 49 36 MP 187 52 36 VMCP-VBAP 158 77 32 MP 146 64 37 ECOG (Alexanian et al.) Finnland (Kildahl-Anderson et al.) Norwegen (Cohen et al.) SECSG (Palva et al.) Italien (Boccadoro et al.) 72 3185 Multiples Myelom lebensrate (Alexanian et al. 1992). Auch mit VBAMDex konnte im Vergleich zu MP keine Verbesserung der berlebensrate erreicht werden (Peest et al. 1995). Melphalan/Prednisolon wird somit zum Teil noch als Standardtherapie angesehen, obwohl gerade VAD als wenig stammzelltoxische Polychemotherapie von mehreren Gruppen fr die Erstlinienbehandlung herangezogen wird. 7.4.3 Hochdosischemotherapie Die Hochdosischemotherapie mit Melphalan 200 mg/m2 und Stammzellsupport gilt nach der ersten randomisierten Studie (Attal et al. 1996) und weiteren Ergebnissen als Standardtherapie bei jngeren Patienten (biologisches Alter < 65 Jahre), aber auch bei chronologisch lteren, die aufgrund ihrer guten biologischen Konstitution einer derartigen Belastung ausgesetzt werden knnen (Tabelle 8). Damit knnen hohe Raten (20 bis 30%) an kompletter Remission und mediane berlebenszeiten von 5…6 Jahren erreicht werden. Bei einem kleinen Teil dieser Patienten knnen sogar berlebenszeiten von > 10 Jahren beobachtet werden, wobei Patienten mit ungnstigen Prognosefaktoren, insbesondere mit Del 13, von dieser Behandlung viel weniger als Patienten mit gnstiger Prognose profitieren. Hervorzuheben ist, da fr diese Therapieform eine neue Definition fr „komplette Remission“ erstellt wurde (s. Abschn. 10.2.3), die eine Reduktion der Knochenmarkplasmazellen auf < 5% und eine fehlende Nachweisbarkeit von Paraprotein in der Immunfixationselektrophorese erfordert (BladØ et al. 1998). Dennoch findet man bei fast allen Patienten eine Persistenz des Tumorklons im Sinne einer „minimalen Resterkrankung“. Tabelle 8. Ergebnisse der Hochdosistherapie (HDT) mit Stammzellsupport vs. standarddosierter Kombinationschemotherapie (CC) Autoren Pat. (n) Protokoll Rate an kompl. Remission (%) Progressionsfreies Überl. (Mo.) Überleben (Monate) IFM 90 (Attal et al.) 200 HDT CC 38 (inkl. VGPR) 14 (inkl. VGPR) 28 18 57 44 IMAG 91 (Fermand et al.) 190 HDT CC ? ? 24 19 55 50 PETHEMA (Blade et al.) 164 HDT CC 30 11 42 33 72 64 MRC VII (Child et al.) HDT 407 CC 44 8 31 31 54 42 II 3186 II Maligne Lymphome Gegenwrtig wird versucht, die Ergebnisse mit 1 Zyklus Hochdosistherapie durch 2 Zyklen Hochdosistherapie („Doppeltransplantation“) oder durch weitere Therapieeskalation zu verbessern. Eine franzsische Arbeitsgruppe (IFM) konnte durch eine Doppelhochdosistherapie mit 2 Melphalan 140 mg/m2 im Vergleich zu einem Zyklus mit Melphalan 140 mg/m2 (in jedem Therapiearm wurde auch eine TBI [total bone marrow irradiation] mit 8 Gy durchgefhrt) nicht nur eine signifikante Verbesserung der Rate an kompletten Remissionen und der progressionsfreien berlebenszeit, sondern auch der Gesamtberlebenszeit erzielen (Abb. 5a und 5b). Die 7-Jahres-berlebensrate lag in der Patientengruppe mit 2 Zyklen Hochdosistherapie bei 42%, dagegen in jener mit einem Zyklus Hochdosistherapie nur bei 21% (Attal et al. 2003). Allerdings konnte ein derartiger Vorteil nicht in allen bisher bekannt gewordenen Vergleichsstudien „Doppel- versus Einfachhochdosistherapie“ gefunden werden; als mgliche Erklrung wird die kurze Nachbeobachtungszeit in diesen Untersuchungen angefhrt, da auch in der franzsischen Studie die berlebenskurven erst nach drei Jahren auseinanderweichen. Ein von Barlogie et al. (2001) verfolgtes Konzept sieht eine weitere Therapieeskalation sowohl vor als auch nach 2 Zyklen Hochdosistherapie vor. In diesem Protokoll („Total Therapy II“) wird vor den 2 Zyklen Hochdosistherapie mit 2 Melphalan 200 mg/m2 eine Kombinationschemotherapie mit VAD-DCEP-CAD-DCEP, mit oder ohne Thalidomid, und nach 2 Zyklen Hochdosistherapie DCEP, mit oder ohne anschlieendes CAD, verabreicht. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen, da diese weitere Dosiseskalation gegenber einem Zyklus Hochdosistherapie berlegen ist; allerdings handelt es sich bisher nur um einen retrospektiven Vergleich. 7.4.4 Allogene konventionelle und allogene nicht myeloablative Knochenmarktransplantation Eine allogene Knochenmarktransplantation bietet prinzipiell die Chance auf einen therapeutisch relevanten Graft-versus-Myelom-Effekt und somit auf langfristige Tumorkontrolle, molekulare Remission und sogar Heilung. Auch mit dieser Therapie werden die besten Resultate bei Patienten mit gnstigen Prognosefaktoren erzielt. Bei Auftreten eines Rezidivs kann die Verabreichung von Lymphozyten des Stammzellspenders (Donor Lymphocyte Infusion, DLI) zu einer neuerlichen Remission fhren. Insgesamt ist die konventionelle allogene Transplantation bei Patienten mit multiplem Myelom mit einer hohen transplantationsbedingten Mortalitt verbunden, die zwar in den letzten Jahren deutlich reduziert werden konnte, aber immer noch bei 20…40% liegt. Eine weitere Einschrnkung stellt die Altersbegrenzung von 50 Jahren dar, was einen Groteil der Patienten allein aus Altersgrnden von diesem Verfahren ausschliet. 72 Multiples Myelom 3187 II Abb. 5a. Ereignisfreies Überleben bei Patienten mit 1 Zyklus bzw. 2 Zyklen Hochdosistherapie (Harousseau u. Attal 2003) Abb. 5b. Gesamtüberleben bei Patienten mit 1 Zyklus bzw. 2 Zyklen Hochdosistherapie (Harousseau u. Attal 2003) Aus obengenannten Grnden wird die allogene Transplantation mit nicht myeloablativer Konditionierung immer mehr bevorzugt. Diese kann auch bei lteren Patienten relativ sicher (transplantationsbedingte Frhmortalitt von 10…20%) durchgefhrt werden (Einsele et al. 2003) und drfte trotz der mit der konventionellen Transplantation vergleichbaren Hufigkeit von Graft-versus-Host-Reaktionen insgesamt zu besseren Ergebnissen fhren. 3188 II Maligne Lymphome Eine besondere Variante sieht ein sequentielles Vorgehen mit primrer autologer Transplantation zur Tumorreduktion, gefolgt von einer nicht myeloablativen allogenen Knochenmarktransplantation, vor. Dieses Konzept wird gegenwrtig vor allem Patienten mit ungünstiger Prognose (Del 13 und/oder hohes b2-M) und gegenber konventioneller Therapie resistenten Patienten angeboten und derzeit in prospektiv randomisierten Studien auf seinen Stellenwert berprft. 8 Indikation zur Chemotherapie 8.1 Auswahl der Patienten Grundstzlich sollte allen Patienten mit symptomatischem bzw. progredientem multiplem Myelom eine systemische Therapie offeriert werden. Fr die Therapiewahl ist folgende Differenzierung erforderlich: F F Patienten mit fortgeschrittenem Alter und erheblicher Komorbiditt vs. jngere Patienten (< 65 Jahre) mit gutem Allgemeinzustand und normaler Organfunktion. Solitres Plasmozytom (medullr oder extramedullr) vs. multiples Myelom. 8.2 Zeitpunkt des Therapiebeginns F F F Bei asymptomatischen Patienten im frhen Krankheitsstadium fhrt die frhzeitige Einleitung einer konventionellen Chemotherapie nicht zu einer Verlngerung der berlebenszeit, so da mit dem Beginn der Chemotherapie bis zum Auftreten von Symptomen bzw. bis zur Krankheitsprogression zugewartet werden kann. Eine abwartende Haltung empfiehlt sich auch bei Patienten mit „smouldering“ Myelom. Inwieweit dieses Konzept auch fr die Hochdosistherapie gilt, kann derzeit nicht beantwortet werden. Regressionsanalysen zeigen, da mit dieser Therapie (wie allerdings mit konventioneller Behandlung auch) die besten Ergebnisse bei Patienten mit geringer Tumormasse und gnstigen Prognosefaktoren erzielt werden. Ob dies nur auf eine vorgetuschte Lebensverlngerung durch die vorzeitig eingeleitete Therapie oder tatschlich auf eine bessere Antitumorwirkung zurckgefhrt werden kann, ist derzeit ungeklrt. 72 Multiples Myelom 3189 8.3 Wahl der Therapie 8.3.1 Extramedulläres Plasmozytom, solitäres Plasmozytom Beim extramedullren (Weichteile) bzw. solitren Plasmozytomen (Skelett) kann entweder F F F der Tumor chirurgisch reseziert oder eine alleinige lokale Strahlenbehandlung durchgefhrt werden. Besteht nach einer durchgefhrten Operation Verdacht auf inkomplette Resektion, sollte unbedingt eine additive Strahlentherapie angefgt werden, nicht aber bei R0-Resektion. 8.3.2 Systemische Behandlung des multiplen Myeloms Die Entscheidung zwischen konventioneller Chemotherapie und Hochdosisbehandlung hngt von patientenspezifischen Faktoren wie Alter, Prognose, Allgemeinzustand und persnlicher Einstellung ab (Abb. 6): F F F F Bei jüngeren Patienten (biologisches Altern < 65 Jahre) gilt die Hochdosistherapie als Standardbehandlung. Ältere Patienten und jüngere Patienten, die aufgrund von Polymorbidität nicht fr eine Transplantation geeignet sind, werden konventionell behandelt. Ältere Patienten mit günstigen Prognosefaktoren (b2-Mikroglobulin < 3,5 g/dl, keine Deletion 13q) ohne gravierende myelombedingte Symptome bzw. drohende Komplikationen: … Dexamethason-Monotherapie. Bei rasch progredientem Krankheitsbild und/oder myelombedingten Organkomplikationen wie Niereninsuffizienz, Querschnittssymptomatik, Hyperkalzmie, massiven Schmerzen: … VAD, VMCP, … Thalidomid/Melphalan (oder andere Chemotherapie)/ Dexamethason (optional, da sehr wirksam, aber derzeit noch nicht Standard), … Bortezomib/Dexamethason ( weiteres Zytostatikum, z. B. Cyclophosphamid; (noch nicht Standard, aber hochwirksam). Für Patienten, die nicht den oben genannten Kategorien entsprechen: … Melphalan/Prednison, … Thalidomid/Dexamethason (derzeit noch nicht Standard, aber hochwirksam). II 3190 II Maligne Lymphome Abb. 6. Algorithmus zur Primärtherapie des multiplen Myeloms 8.4 Therapiedauer 8.4.1 Konventionelle Chemotherapie F F F Langsames Ansprechen auf konventionelle Chemotherapie ist ein prognostisch gnstiges Zeichen. Die Frage, ob ein individueller Patient auf die Therapie anspricht, kann daher manchmal erst nach 2…4 Zyklen beantwortet werden. Allerdings drfte durch die Bestimmung von freien Leichtketten eine frhere Beurteilung eines Therapieansprechens mglich werden. Bei Patienten, die auf die konventionelle Behandlung ansprechen, wird die Chemotherapie bis zum Erreichen einer maximalen Remission durchgefhrt und danach noch mit 2…4 Zyklen zur Konsolidierung fortgefhrt (Gesamttherapiedauer in der Regel maximal ein Jahr). Versuche, die berlebenszeit durch Fortsetzung der Chemotherapie in der Remissionsphase als Erhaltungsbehandlung zu verlngern, haben zur Verlngerung der Remissionsdauer, nicht aber der berlebenszeit gefhrt. Patienten, die auf die Erstbehandlung nicht ansprechen, sollten auf ein „Zweitlinienprotokoll“ (z.B. VAD, Thalidomid/Dexamethason etc.) umgestellt werden. Bei jngeren, gegenber konventioneller Chemo- 72 Multiples Myelom 3191 therapie resistenten Patienten kann, bei entsprechendem Allgemeinzustand und Vorliegen von gengend Stammzellen (oder der Mglichkeit ihrer Gewinnung), auch eine Hochdosistherapie erwogen werden. 8.4.2 Hochdosistherapie blicherweise werden nach 2…4 Zyklen konventioneller Chemotherapie Stammzellen nach einer Mobilisierungschemotherapie z.B. mit Cyclophosphamid 3…6 g/m2 oder IEV (Ifosfamid/Epirubicin/Etoposid) gewonnen und danach die Hochdosistherapie mit Stammzellreinfusion eingeleitet. Neuere Studien untersuchen die Wertigkeit multipler mittelhochdosierter Chemotherapien (s. Abb. 6). 8.5 Modifikationen der Standarddosis Bei eingeschrnkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 20 ml/min) sollte beim ersten Zyklus die Melphalandosis um 25…50% reduziert werden, da 10…13% der Substanz unverndert renal ausgeschieden werden. Im weiteren sollte bei konventionell dosiertem Melphalan die Festlegung der individuellen Dosis aufgrund des 2…3 Wochen nach Therapiebeginn zu beobachtenden Nadirs der Leukozyten („nadiradaptiert“) erfolgen. Bei Ausbleiben einer Leukozytendepletion sollte eine Steigerung bzw., bei zu ausgeprgter Leukopenie, eine Reduktion der Dosis vorgenommen werden. Hervorzuheben ist die groe inter- und auch intraindividuelle Variabilitt der enteralen Resorption von Melphalan (25…90%!), weswegen einige Therapiezentren die parenterale Applikation bevorzugen. Fr die Kombinationstherapie sollten entsprechend dem Protokoll komplexe Dosisanpassungen vorgenommen werden. 8.6 Begleittherapie 8.6.1 Hyperkalzämiesyndrom Die Symptome der Hyperkalzmie reichen von Durstgefhl, Polyurie, Mdigkeit, neuromuskulrer Schwche und Obstipation ber Verwirrtheit bis zu ventrikulren Arrhythmien und Koma. Sie hngen naturgem vom Schweregrad der metabolischen Entgleisung ab. Die Behandlung beruht in erster Linie auf: F Flssigkeitszufuhr (2000…4000 ml NaCl), F In schweren Fllen ZV-Katheter und Flssigkeitszufuhr nach ZVD, F Bisphosphonatinfusion (4 mg Zoledronat oder 1500 mg Clodronat oder 90 mg Pamidronat), F Furosemid 40…200 mg/Tag (cave: Dehydradation, daher am besten unter ZVD-Kontrolle), II 3192 F F F II Maligne Lymphome Kaliumsubstitution, falls erforderlich, Falls rascheste Kalziumsenkung notwendig ist, Calcitonin i.v. verabreichen (wirkt innerhalb weniger Stunden), Prednisolon wirkt zeitverzgert (hemmt die Freisetzung osteoklastenaktivierender Zytokine und reduziert die enterale Kalziumresorption). 8.6.2 Inhibition der Osteoklasie mit Bisphosphonaten (Prophylaxe) Die myelombedingten Skelettdestruktionen, wie Osteolysen, pathologische Frakturen und Stammskelettosteoporose, sind zu einem betrchtlichen Teil durch eine vermehrte Produktion von RANKL (Ligand des Rezeptoraktivators von Nuclear Factor-jB), der die Differenzierung von mononukleren Zellen in Osteoklasten und deren Proliferation stimuliert und deren berlebenszeit verlngert, und von einer Verminderung von OPG (Osteoprotegerin) bedingt. OPG wirkt als Inhibitor von RANKL. Darber hinaus kommt es im Rahmen der intensiven Interaktion von Myelomzellen mit Knochenmarkstromazellen zur vermehrten Produktion verschiedener anderer osteoklastenaktivierender Zytokine wie IL-1b, IL-6, TNF, Interferon-c und MIP1-a (Macrophage Inflammatory Peptide 1-a). MIP1-a ist ein krzlich identifizierter potenter osteoklastenaktivierender Faktor, der direkt an Osteoklasten bindet und die Adhsion von Myelomzellen an Stromazellen reduziert; er ist bei 70% der Patienten erhht. Bisphosphonate hemmen die gesteigerte Osteoklastenaktivitt und beeinflussen mglicherweise auch die Tumor-Stroma-Interaktion. Insgesamt fhrt dies zu einer Verlangsamung der Progression der Skelettlsionen mit einer Reduktion von Wirbelkrperfrakturen und Skelettschmerzen. Eine Verlngerung der berlebenszeit konnte allerdings mit Ausnahme von zwei Subgruppenanalysen nicht beobachtet werden. Dennoch werden aufgrund der positiven Effekte Bisphosphonate von der ASCO (Berensen et al. 2002) zur routinemäßigen Prophylaxe von Skelettmanifestationen empfohlen (Zoledronat 4 mg oder Pamidronat 90 mg, alle 4 Wo. p.inf., bzw. Clodronat 1600 mg tgl. p.o.). 8.6.3 Sekundäres Antikörpermangelsyndrom Beim multiplen Myelom bedingt der maligne Klon eine Suppression der Proliferation und Differenzierung der polyklonalen B-Zell-Populationen und fhrt dadurch bei etwa 80% der Patienten zu einer substantiellen Reduktion der polyklonalen Immunglobulinproduktion, die zur erhhten Infektanflligkeit dieser Patienten beitrgt. Bei einem Teil der Patienten verursacht dieser sekundre Antikrpermangel mit verminderter Primrreaktion auf bakterielle und andere Antigene eine besondere Hufung von bakteriellen Infektionen im Respirations- und Harntrakt oder auch eine Sepsis. Fr diese Flle empfiehlt sich die regelmige prophylaktische 72 Multiples Myelom 3193 intravenöse Verabreichung von Immunglobulinpräparaten (Chapel et al. 1994), z.B. 20 g IgG p.inf. alle 3…4 Wochen. Eine i.v. IgG-Substitution eines nur numerisch festgestellten Immunglobulinmangels ohne klinisches Korrelat ist nicht indiziert. 8.6.4 Korrektur der Anämie Bei ca. 20% der Patienten findet sich zum Diagnosezeitpunkt eine ausgeprgte Anmie (Hb < 8 g/dl), die auf eine ungnstige Prognose hinweist. Bei Patienten, die auf die Chemotherapie ansprechen, normalisiert sich auch die Anmie, whrend bei chemotherapieresistenten Patienten die Anmie bestehen bleibt und hufig verstrkt substitutionsbedrftig wird. Fr diese Situation sowie fr Patienten mit lang andauernder Erkrankung und chronischer myelomassoziierter Anmie steht als Alternative zu Bluttransfusionen die Behandlung mit Erythropoietin zur Verfgung. Mit rekombinantem Erythropoietin kann die chronische myelomassoziierte Anmie bei ca. 70…80% der betroffenen Patienten normalisiert werden (Ludwig et al. 1990). 8.7 Erhaltungstherapie Bemhungen, die Remissionsdauer und Gesamtberlebenszeit mittels Interferontherapie zu verbessern, erbrachten initial uneinheitliche, wenn auch mehrheitlich positive Resultate (Mandelli et al. 1990; sterborg et al. 1993). Letztlich wurden die vorliegenden Studienergebnisse mit Interferon-a in zwei voneinander unabhngigen Metaanalysen analysiert, die beide einen signifikanten, wenn auch limitierten Vorteil in bezug auf Remissionsdauer und die berlebenszeit (6 Monate) erbrachten (Fritz u. Ludwig 2000; Myeloma Trialists‘ Collaborative Group 2001). F F Somit sollte die Option einer Remissionserhaltungstherapie mit Interferon-a (z.B. 3 Mio. Einheiten, 3/Wo.) und die damit eventuell verbundenen Nebenwirkungen bei Patienten mit gutem Allgemeinzustand und insbesondere bei jenen nach Hochdosistherapie erwogen werden. Eine Alternative dazu stellt die intermittierende Behandlung mit Prednison (50 mg jeden 2. Tag p.o.) dar (Berenson et al. 2002). 9 Rezidivtherapie 9.1 Progression nach initialer Remission Patienten, deren Erkrankung nach Erreichen einer Remission und lngerer Remissionsdauer (> 6 Monate) und therapiefreiem Intervall rezidiviert, knnen mit grerer Wahrscheinlichkeit (etwa 60%) durch den neuerlichen II 3194 II Maligne Lymphome Einsatz der primär erfolgreichen Erstlinientherapie in eine neuerliche Remission gebracht werden. Entsprechend dem biologischen Prinzip maligner Erkrankungen verkrzt sich die Dauer der Remission mit zunehmender Hufigkeit der Remission. Kommt es im Rahmen der Erstlinientherapie nur zu einem passageren oder ungengenden Therapieerfolg, so empfiehlt sich der Einsatz einer Zweitlinientherapie. 9.2 Zweitlinien- und Rezidivtherapie Die Wahl der Zweitlinientherapie hngt von der verwendeten Vortherapie ab. F F F F Bei Patienten, die initial mit Melphalan/Prednisolon oder einem hnlichen Protokoll ohne hochdosiertes Dexamethason behandelt wurden, lt sich mit einer Monotherapie mit Dexamethason bei 20% der Flle eine Remission erreichen. VAD fhrt als Zweitlinienprotokoll nach z. B. MP bei 20…40% zu Remissionen und wird daher hufig eingesetzt. Da fr die Verabreichung des VAD-Originalprotokolls ein zentralvenser Zugang erforderlich ist, wurden mehrere Therapievarianten entwickelt, die anstelle des kontinuierlichen Doxorubicins andere im Bolus oder oral verabreichbare Zytostatika wie Idarubicin (VID), Mitoxantron (VND), liposomales Doxorubicin (LDDV) oder Vinorelbin (VD) einsetzen. Auerdem wurde auch fr VAD eine Bolusvariante beschrieben, die die Bolusverabreichung von Vincristin am Tag 1 und von Doxorubicin an Tag 1…4 vorsieht. Insgesamt fhren diese Analogprotokolle zu einem hheren Patientenkomfort, jedoch nicht zu besseren Therapieergebnissen. Thalidomid/Dexamethason fhrt bei 30…40% vorbehandelter Patienten zur Remission. Einige Patienten profitieren bereits von geringen Thalidomiddosen (50 mg, p.o. abends), whrend bei Patienten mit ungnstiger Prognose hhere Dosen (bis zu 600 mg) zu besseren Resultaten fhren. Thalidomidbedingte Nebenwirkungen wie Neuropathie, Obstipation, Mdigkeit und Herzrhythmusstrungen knnen dosis- bzw. sogar therapielimitierend sein. Wird Thalidomid mit Dexamethason kombiniert, so steigt die Ansprechrate, aber auch die Rate an Thromboembolien, so da insbesondere bei Patienten mit einem entsprechenden Risikoprofil eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin durchgefhrt werden sollte. Bortezomib wird derzeit viermal in viertgigen Intervallen (Tag 1, 4, 8, 11), gefolgt von einer 10tgigen Pause, mittels einer intravensen Injektion verabreicht. Bisherige Daten zeigen eine Remissionsrate von 35% und eine klinische Stabilisierung bei zustzlich 20% der Patienten. Durch Kombination mit Dexamethason und Zytostatika kann die Remissionsrate weiter erhht werden. Dosislimitierende Nebenwirkungen 72 F F F F Multiples Myelom 3195 sind Neuropathie und Thrombopenie, allerdings nur bei weniger als 10% der Patienten (Richardson et al. 2003). DCEP (Dexamethason, Cyclophosphamid, Epirubicin und Cisplatin), eine ebenfalls ber 4 Tage ber einen zentralen Zugang kontinuierlich zu verabreichende Therapie, zhlt zu den besonders wirksamen Kombinationsprotokollen. Weitere hufig verwendete Kombinationsprotokolle sind: VBAP, VMCP, EDAP, DT-PACE. Eine Hochdosistherapie mit Melphalan nach initial konventioneller Chemotherapie stellt eine wirksame Zweitlinientherapie dar, die, verglichen mit einer initial durchgefhrten Hochdosistherapie mit Melphalan, vergleichbare berlebenszeiten ermglicht; allerdings ist die TWISTT (Zeit ohne Symptome von seiten der Tumorerkrankung oder der Therapie) unter Erstlinien-Hochdosistherapie lnger und somit die Lebensqualitt whrend dieser Krankheitsphase besser (Fermand et al. 1998). Die nicht myeloablative allogene Transplantation kann auch bei lteren Patienten bei Vorhandensein eines HLA-kompatiblen verwandten oder nichtverwandten Stammzellspenders durchgefhrt werden und erffnet selbst bei auf konventionelle Manahmen resistenten Patienten noch die Chance auf langdauernde Tumorkontrolle. Wie oben erwhnt, kann durch eine Halbkörperstrahlentherapie bei etwa 60% chemoresistenter Patienten eine Besserung ihrer subjektiven Symptomatik und bei etwa einem Drittel eine objektive Tumorregression erreicht werden. 9.3 Primär resistente oder sekundär refraktäre Patienten 9.3.1 Allgemeine Therapiestrategie Patienten, die auf die Primrtherapie resistent sind, knnen unter der Erstlinienbehandlung entweder einen stabilen oder einen weiter progredienten Krankheitsverlauf aufweisen. Erstgenannte Gruppe spricht oft auf eine Zweitlinienbehandlung, z.B. mit VAD, Thalidomid/Dexamethason oder Hochdosistherapie, an, whrend Patienten mit unter Erstlinientherapie progredienter Erkrankung nur selten und meist nur kurzfristig auf eine Zweitlinienbehandlung ansprechen und eine schlechte Prognose aufweisen. 9.3.2 Neue Substanzen Lenalidomid (RevlimidJ) gehrt zur Gruppe der ImiDs (immunomodulatory drugs), hat pleiotrope Wirkung auf die Produktion verschiedener Zytokine, hemmt VEG, bFGF, NF-jB und die DNS-Synthese in Myelomzellen und wirkt auf diese proapoptotisch. Auerdem hemmt die Substanz die Anbindung von Myelomzellen an Stromazellen sowie die Angiogenese. II 3196 II Maligne Lymphome RevlimidJ wird oral appliziert und fhrt bei etwa der Hlfte mehrfach vorbehandelter Patienten zu einer signifikanten Tumorreduktion. ActimidJ zhlt ebenfalls zu den oral applizierbaren ImiDs mit hoher Wirkung. Arsentrioxid induziert die Bildung von Sauerstoffradikalen, von Caspase 9 und eines Inhibitorproteins einer Cyclin(p21)-abhngigen Kinase, fhrt zur Schdigung von Mitochondrien, interferiert mit der Myelom-StromaInteraktion, schdigt Endothelzellen und hemmt die Produktion von VEGF und damit die Angiogenese. Unklar ist, welcher dieser Effekte fr die klinische Wirkung verantwortlich ist. Durch gleichzeitige Verabreichung von Ascorbinsure wird die intrazellulre Konzentration von Glutathion reduziert und damit die Arsenwirkung verstrkt. Eine Kombination mit Dexamethason und Zytostatika fhrt zur Erhhung der Effizienz. Insgesamt wurden in den bisher vorliegenden Phase-II-Studien bei etwa 30% mehrfach vorbehandelter Patienten Remissionen beobachtet. Tipifarnib (ZarnestraJ) ist ein Inhibitor der Farnesyltransferase und knnte daher besonders bei Patienten mit Ras-Mutationen und konstitutiver Aktivierung der Farnesyltransferase Wirkung entfalten. Erste Ergebnisse zeigten bei 64% umfangreich vorbehandelter Patienten eine Stabilisierung ihrer zuvor progredienten Erkrankung. Weitere, derzeit in klinischer Prfung stehende Substanzen sind Inhibitoren des Heat Shock Protein 90 (HSP 90) und der Histondeacetylase (HDAC). Desipeptid, ein Inhibitor der HDAC, induziert sowohl in Zell-Linien als auch in nativen Myelomzellen die Apoptose. Suberoylanilide hydroxamic acid (SAHA) ist ein weiterer HDAC-Inhibitor in klinischer Testung. Bevacizumab als Inhibitor des lslichen VEGF ist eine potentielle Therapieoption, die z. Z. in Studien geprft wird. 10 Maßnahmen zur Therapiekontrolle 10.1 Verlaufsuntersuchungen Zur Therapiekontrolle werden alle erforderlichen klinischen, klinischchemischen und bildgebenden Verfahren eingesetzt. Da bei 5…10% der Patienten diskrepante Ergebnisse zwischen klinisch-chemischen und rntgenologischen Untersuchungen auftreten (z.B. fortschreitende Osteolysen trotz unvernderter M-Komponente im Serum), sind regelmige Rntgenkontrollen alle 6…12 Monate empfehlenswert, ebenso wie Untersuchungen der klinisch-chemischen Parameter, insbesondere des M-Gradienten im Serum und/oder Urin alle 6…8 Wochen sowie der freien Leichtketten. Bei Nierenbeteiligung (Myelomniere, AL-Amyloidose), aber auch vor Therapie mit Zolendronat ist regelmig die Nierenfunktion zu überprüfen (Kreatinin- und Harnstoffwerte, Kreatinin-Clearance). 72 Multiples Myelom 3197 10.2 Definition von Progression und Remission 10.2.1 Progression Kriterien einer Krankheitsprogression sind die in aufeinanderfolgenden Bestimmungen nachweisbare Zunahme des M-Gradienten um > 25%, das Auftreten neuer bzw. die Vergrerung bekannter Osteolysen und/oder eine Zunahme der myelombedingten Osteopenie, weiterhin das Auftreten einer hmatopoetischen Insuffizienz mit Anmie und/oder Leukopenie bzw. Thrombopenie sowie die Entwicklung einer Hyperkalzmie. Das Auftreten bzw. die Verschlechterung einer Nierenfunktionseinschrnkung signalisiert oft eine Progression, jedoch mssen nicht myelombedingte Komplikationen, wie Infektionen oder Toxizitt von Medikamenten (cave: NSAID), als Ursache fr die Funktionseinschrnkung ausgeschlossen werden. 10.2.2 Remissionskriterien unter konventioneller Therapie In den mit konventioneller Chemotherapie durchgefhrten Studien wurden aufgrund der hufig nur begrenzten Tumorreduktion weniger strikte Remissionskriterien zur Anwendung gebracht. Eine Reduktion der SerumM-Komponente um > 50% wurde von der Chronic Leukemia-Myeloma Task Force und eine Verminderung um > 75% von der SWOG (South West Oncology Group) als komplette Remission definiert. Eine Korrelation zwischen derart definierter Remission und berlebenszeit wurde nur in wenigen Studien gefunden. Bemerkenswerterweise treten nach rasch erfolgender Tumorreduktion Rezidive frher als bei langsam induzierter Remission auf. Eine Plateauphase wird durch eine erfolgreiche Chemotherapie bei etwa 50% der Patienten herbeigefhrt, wobei die vor Behandlung progrediente Tumorzellpopulation stark reduziert und in eine zytokinetisch stabile Phase bergefhrt wird. Definitionsgem mu diese Phase zumindest drei Monate anhalten; eventuelle Schwankungen der M-Komponente drfen 25% des Werts zu Beginn der Plateauphase nicht berschreiten. Die Plateauphase geht mit einer Normalisierung bzw. dem Fehlen wesentlicher klinischer Beschwerden einher und kann Monate bis wenige Jahre andauern. 10.2.3 Remissionskriterien unter Hochdosistherapie mit Transplantation Da nach Hochdosistherapie „komplette Remissionen“ mit vlligem Verschwinden der Serum- und/oder Harn-M-Komponente hufiger beobachtet werden, wurden neue Remissionskriterien fr die Bewertung von Patienten nach Transplantation etabliert (BladØ et al. 1998), die nun auch teilweise fr die Remissionsbeurteilung nach konventioneller Therapie herangezogen werden. Patienten, die den Kriterien einer kompletten Remission entsprechen, weisen eine lngere berlebenszeit auf. II 3198 F F F F F F F II Maligne Lymphome Komplette Remission: negative Immunfixation (negative Serum-/Harnelektrophorese ist nicht ausreichend) sowohl im Serum als auch im Harn zumindest ber 6 Wochen und < 5% Plasmazellen im Knochenmark. Keine Progression der Knochenlsionen. Partielle Remission: Verminderung der M-Komponente um > 50% im Serum und > 90% der 24-h-Leichtkettenproteinurie (oder auf < 200 mg/24 h) zumindest ber 6 Wochen. Verkleinerung von Weichteilplasmozytomen um > 50%, keine Progression von Knochenmanifestationen. Minimale Remission: 25…49% Reduktion der M-Komponente. 50…89% Reduktion der 24-h-Leichtkettenproteinurie. 25…49% Reduktion der Plasmazellinfiltration im Knochenmark. 25…49% Reduktion eines Weichteilplasmozytoms. Alle Vernderungen ber zumindest 6 Wochen nachweisbar. Keine Progression von Skelettmanifestationen. Keine Veränderung: Es werden weder die Kriterien einer Remission noch jene einer Progression erfllt. Plateauphase: stabile Werte (< 25% Schwankungsbreite) nach Erreichen einer Remission ber zumindest 3 Monate nachweisbar. Rezidiv nach kompletter Remission: Wieder Nachweisbarkeit eines Paraproteins (Serum oder Harn) in der Immunfixation zumindest durch eine zweite Untersuchung besttigt. Mehr als 5% Plasmazellinfiltration im Knochenmark. Progression von Skelettmanifestationen. Auftreten einer myelombedingten Hyperkalzmie. Progression: Erhhung der M-Komponente um > 25% (zumindest 0,5 g/ dl). Erhhung der 24-h-Leichkettenparaproteinurie um > 25% (zumindest 200 mg/24 h), Vermehrung der Plasmazellinfiltration im Knochenmark > 25%. Alle Vernderungen zumindest zu zwei differenten Zeitpunkten festgestellt. Progression von Skelettmanifestationen. Vergrerung von Weichteilplasmozytomen. Auftreten einer myelombedingten Hyperkalzmie. 11 Besondere Hinweise European Myeloma Network. Eine Initiative europischer Myelomexperten zur Verbesserung der Forschung, Behandlung und Information von Patienten mit multiplem Myelom. www.EUMNE.org. International Myeloma Foundation. Internationale Organisation zur Information und Untersttzung von Patienten sowie Frderung der wissenschaftlichen Forschung. www.myeloma.org. Myeloma Research Foundation. Internationale Organisation zur Information und Untersttzung von Patienten sowie Frderung der wissenschaftlichen Forschung. www.multiplemyeloma.org. 72 Multiples Myelom 3199 Deutsche Studiengruppe multiples Myelom: Leiter: Prof. Dr. Hermann Einsele, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikstr. 6…8, 97070 Wrzburg. [email protected] Intergroupe Francophone du Myelome. Studiengruppe, die innovative Therapiekonzepte in kurzer Zeit auf ihre klinische Wertigkeit berprft. Prof. Michele Attal, Centre Hospitalier Universitaire Purpan, Place du Dr Baylac, 31059 Toulouse, Frankreich Central European Myeloma Study Group. Studiengruppe in Mitteleuropa mit Zentren in Deutschland, Schweiz, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Kroatien und Tschechien: Prof. Dr. H. Ludwig, I. Med. Abteilung mit Onkologie, Wilhelminenspital, Montleartstrae 37, A-1171 Wien. heinz. [email protected] Süddeutsche Hämoblastosegruppe (SHG) e.V. Europische Knochenmarkstransplantationsgruppe. Prof. Dr. H. Goldschmidt. Med. Klinik und Poliklinik V, Universittsklinik Heidelberg, Hospitalstr. 3, 69115 Heidelberg 12 Therapieschemata 12.1 Induktionstherapie Dexamethason-Monotherapie Dexamethason 20 mg/m2 Dex p.o. (Alexanian 1992) p.o. Tag 1, 2, 3, 4, 9, 10, 11, 12, 17, 18, 19, 20 Wiederholung Tag 35 Melphalan/Prednisolon p.o. MP p.o. (Alexanian 1969) Melphalan 0,25 mg/kg p.o. Tag 1, 2, 3, 4 Prednisolon 2 mg/kg p.o. Tag 1, 2, 3, 4 Wiederholung Tag (29–)43, d. h. alle (4–)6 Wochen Zur besseren Resorption: morgendliche Melphalaneinnahme auf nüchternen Magen! Dosissteigerung: Wegen unsicherer intestinaler Melphalanresorption sollte die Melphalandosis gesteigert werden, wenn der Leukozytennadir > 1500/ll und/oder der Thrombozytennadir > 100 000/ll liegt; ggf. i.v. Gabe! II 3200 II Maligne Lymphome Melphalan/Prednisolon i.v. MP i.v. (Peest 1990) Melphalan 15 mg/m2 i.v. Prednisolon 60 mg/m2 p.o. Bolus Tag 1 Tag 1, 2, 3, 4 Wiederholung Tag 29–43, d.h. alle 4–6 Wochen Dosisadaptation bei Kreatinin-Clearance < 20 ml/min: 50% Dosisreduktion von Melphalan Thalidomid/Dexamethason Thal/Dex (Weber 2003) Thalidomid 100–200 mg (Dosissteigerung auf max. 400 mg) Dexamethason 20 mg/m2 täglich Fortlaufend p.o. Tag 1, 2, 3, 4, 9, 10, 11, 12, 17, 18, 19, 20 Wiederholung Tag 30 Thalidomid/Melphalan/Prednison Thalidomid 100 mg 2 Melphalan 4 mg/m Prednison 40 mg/m2 T/M/P (Palumbo 2004) p.o. täglich fortlaufend p.o. Tag 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 p.o. Tag 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 Wiederholung Tag 29 Bortezomib Bortezomib Bortezomib Mono (Richardson 2003) 1,3 mg/m2 i.v. Bolus Tag 1, 4, 8, 11 Wiederholung Tag 22 Bortezomib/Dexamethason Bo/Dex (Jagannath 2004) Bortezomib 1,3 mg/m2 i.v. Dexamethason 20 mg p.o. Wiederholung Tag 22 Bolus Tag 1, 4, 8, 11 Tag 1, 2, 4, 5, 8, 9, 11, 12 72 3201 Multiples Myelom 12.2 Weitere Therapieschemata Vincristin/BCNU/Adriamycin/Melphalan/Dexamethason 2 VBAMDex (Peest 1990) Vincristin 1 mg/m i.v. Bolus Tag 1, 15, 29, 43 BCNU 40 mg/m2 i.v. Bolus Tag 1 Adriamycin 15 mg/m2 i.v. Bolus Tag 1, 15, 29, 43 Melphalan 7 mg/m2 i.v. Bolus Tag 1, 15, 29, 43 i.v. 15-min-Infusion Tag 1, 2, 3, 4, 15, 16, 17, 18, 29, 30, 31, 32, 43, 44, 45, 46 Dexamethason 25 mg/m 2 Wiederholung Tag 57, d.h. alle 8 Wochen; maximal 2 mg Vincristin Cave: Pneumocystis-carinii-Prophylaxe erforderlich Vincristin/Adriamycin/Dexamethason VAD (Barlogie 1984*) Vincristin 0,5 mg i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Adriamycin 9 mg/m2 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Dexamethason 40 mg p.o. Tag 1, 2, 3, 4, 9, 10, 11, 12, 17, 18, 19, 20 Wiederholung Tag 36 ab 2. Zyklus Dexamethason nur Tag 1–4, 17–20 * Angaben zur Dosierung und Intervall von Dr. Barlogie autorisiert. Dexamethason/Cisplatin/Doxorubicin/CTX/Etoposid/Thalidomid DT PACE (Barlogie 2001) Dexamethason 40 mg i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Cisplatin 10 mg/m2 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Doxorubicin 9 mg/m2 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Cyclophosphamid 400 mg/m2 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 i.v. 24-h-Infusion Etoposid 40 mg/m Thalidomid 400 mg Wiederholung Tag 29 2 p.o. Tag 1, 2, 3, 4 täglich II 3202 II Maligne Lymphome Dexamethason/Cisplatin/Etoposid/Cyclosphosphamid DCEP (Barlogie 2001) Dexamethason 40 mg i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Cisplatin 15 mg/m2 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 Etoposid 30 mg/m2 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 i.v. 24-h-Infusion Tag 1, 2, 3, 4 i.v. Bolus Tag 1, 2, 3, 4 Cyclophosphamid 300 mg/m 2 Wiederholung Tag 29 Mittelhoch dosiertes Cyclophosphamid Cyclophosphamid 600 mg/m2 (Lenhard 1984) Wiederholung Tag 29 Literatur Adamietz IA, Schber C, Schulte RWM et al (1991) Palliative radiotherapy in plasma cell myeloma. Radiother Oncol 20:111…116 Alexanian R, Haut A, Khan AU et al (1969) Treatment for multiple myeloma. Combination chemotherapy with different melphalan dose regimens. JAMA 208:1680… 1685 Alexanian R, Dimopoulos MA, Delasalle K, Barlogie B (1992) Primary dexamethasone treatment of multiple myeloma. Blood 80:887…890 Alberts DS, Salmon SE (1975) Adriamycin (NSC-123127) in the treatment of alkylator-resistant multiple myeloma: a pilot study. Cancer Chemother Rep 59:345…350 Alsina M, Fonseca R, Wilson EF et al (2004) Farnesyltransferase inhibitor tipifarnib is well tolerated, induces stabilization of disease, and inhibits farnesylation and oncogenic/tumor survival pathways in patients with advanced multiple myeloma. 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