Musterloesung Aufgabe 3, Blatt 3 Sei G eine topologische Gruppe. Wir zeigen: G ist pro-endlich ⇔ G kompakt, hausdorffsch und total unzusammenhaengend. Beweis: “⇒” Sei (I, ≥) eine partiell geordnete Menge. Zu jedem i ∈ I sei Gi eine topologische Gruppe und fuer i ≤ j sei ϕji : Gj → Gi ein stetiger Gruppenhomomorphismus so dass gilt: ϕii = Id, i ≤ j ≤ k ⇒ ϕji ◦ ϕkj = ϕki . Die Menge G = lim Gi = {g ∈ ← Y Gi : ϕji gj = gi ∀i ≤ j} i i∈I Q ist eine abgeschlossene Untergruppe von i Gi . Q auf den j-ten Faktor. Wir versehen G Sei pj : i Gi → Gj die Projektion Q mit der Teilraumtopologie von i Gi . Insbesondere ist dann eine Abbildung X → G von einem topologischen Raum X genau dann stetig, wenn alle pi Abbildungen X → G −→ Gi stetig sind. Seien nun alle Gi endliche Gruppen versehen mit der diskreten Topologie. Dann heisst G eine pro-endliche Gruppe. Da die GiQendlich, also kompakt sind, ist nach dem Satz von Tychonov Q das Produkt i Gi kompakt. Da G eine abgeschlossene Teilmenge von i Gi ist, ist G kompakt. Hausdorffsch: Seien g 6= h in G. Dann existiert i ∈ I mit gi 6= hi . Es ist −1 U = p−1 i ({gi }) eine offene Umgebung von g. Ebenso ist V = pi ({hi }) eine offene Umgebung von h. Ausserdem gilt U ∩ V = ∅, also ist G hausdorffsch. Total unzusammenhaengend: Fuer eine endliche Teilmenge E von I setze Y Y UE = {1} × Gi . i∈E i∈E / Q Dann ist die Familie (UE )E eine Einsumgebungsbasis in i Gi und jedes UE Q ist eine offene Untergruppe. Damit ist i Gi total unzusammenhaengend, also auch die Untergruppe G. “⇐” Sei {(Ni )i∈I } die Menge aller offenen Normalteiler von G. Wir definieren eine partielle Ordnung auf der Indexmenge I durch i ≤ j ⇔ Ni ⊃ Nj . Wir zeigen: 1 (a) Jede offene Untergruppe einer kompakten Gruppe G hat endlichen Index. (b) Jede offene Untergruppe einer kompakten Gruppe enthaelt einen offenen Normalteiler. Zu (a) sei H eine offene Untergruppe. Dann ist xH offen fuer jedes x ∈ G S und also ist G = x∈G xH eine offene Ueberdeckung. Da G kompakt ist, gibt es eine endliche Teilueberdeckung, also hat H endlichen Index. Sn Nun zu (b). Si wieder H eine offene Untergruppe, nach Teil (a) ist G = j=1 xj H, also folgt def N = \ xHx −1 = n \ xj Hx−1 j . j=1 x∈G Nach Definition ist N der groesste in H enthaltene Normalteiler und wir haben festgestellt, dass N der Schnitt endlich vieler offener Untergruppen ist, also ist N offen und (b) ist bewiesen. Q Fuer i ∈ I setzen wir Gi = G/Ni und definieren die Abbildung φ : G → i∈I Gi durch φ(g)i = gNi ∈ Gi = G/Ni . Fuer i ≤ j haben wir die natuerliche Abbildung φji : Gj = G/Nj → G/Ni = Gi und wir stellen fest, dass die φji die Axiome eines projektiven Systems erfuellen und dass φ(G) schon in lim Gi liegt. Wir behaupten, dass φ ein → i isomorphismus ist. Injektivitaet. Sei φ(g) = 1, dann ist 1 = pi (φ(g)) = gNi , damit liegt g in jedem offenen Normalteiler Ni und nach (b) liegt g in jeder offenen Untergruppe von H. Diese bilden aber eine Einsumgebungsbasis und da G hausdorffsch ist, folgt g = 1. Stetigkeit. Da der projektive Limes die Teilraumtopologie Q des Produktes hat, reicht es, zu zeigen, dass φ als Abbildung von G nachQ i Gi stetig ist. Da das Produkt die Initialtopologie der Projektionen pj : i Gi → Gj traegt, φ genuegt es, festzustellen dass fuer jedes j ∈ I die Abbildung φj : G −→ Q pj i Gi −→ Gj = G/Nj stetig ist. Da G/Nj die diskrete Topologie traegt ist jede Teilmenge offen, wir haben also zu zeigen, dass φ−1 j ({gNj }) offen ist fuer jedes g ∈ G. Dieses Urbild ist aber gleich gNj und diese Menge ist offen in G, da Nj eine offene Menge ist. 2 Surjektivitaet Sei x ∈ lim Gi . Fuer jedes i ist Ki = φ−1 i (xi ) eine nichtleere, → i offene und abgeschlossene Teilmenge von G. Fuer je endlich viele i1 , . . . in ∈ I ist Ki1 ∩ · · · ∩ Kin 6= ∅, denn die Gruppe N = Ni1 ∩ · · · ∩ Nin ist selbst wieder ein offener Normalteiler, also existiert ein Index j mit N = Nj . Es folgt j ≥ i1 , . . . , in und es ist istTKi1 ∩ · · · ∩ Kin = Kj 6= ∅. Aus der Kompaktheit von G folgt nun, dass K = i∈I Ki 6= ∅. Sei also y ∈ K, dann folgt φi (y) = xi fuer jedes i und damit ist φ(y) = x und φ ist als surjektiv erkannt. Es bleibt zu zeigen, dass die Umkehrabbildung von φ stetig ist, dies folgt aber automatisch aus der Kompaktheit von G und der Hausdorffeigenschaft des projektiven Limes, denn es ist zu zeigen, dass die Bilder offener Mengen offen sind. Durch Uebergang zu Komplementen ist dies aequivalent dazu, dass Bilder abgeschlossener Mengen abgeschlossen sind. Sei also A ⊂ G abgeschlossen. dann ist A kompakt, da G kompakt ist. Damit ist φ(A) ⊂ lim Gi kompakt. Da lim Gi hausdorffsch ist, ist φ(A) abgeschlossen und wir → → i i sind fertig. 3