Soziale Beziehungen und Konflikte in der Schulklasse „Warum so aggressiv?“… kann die Frage eines Elternteils voller Erstaunen sein, als er (Mutter oder Vater) sich auf seinem eigenen Kind bezieht. Der Beginn der Schulzeit ist für Kinder und Eltern eine wichtige „Prüfung“ – auf dem Spiel stehen die Optionen „Freundschaft“ oder „Ablehnung“ (oder Indifferenz). Oft kann es zu spät sein. Hoffentlich nicht! Eines ist sicher: Die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern braucht Förderung und Unterstützung von Anfang an – seitens der Lehrpersonen, aber v.a. der Eltern. Die Grundschule ist daher nicht nur der Ort, in dem Kinder Rechnen, Lesen und Schreiben lernen, sondern auch ein sehr wichtiger „Lebensraum“ für soziale Erfahrungen, in dem Kinder Beziehungen zu Gleichaltrigen eingehen, sich mit anderen vergleichen, anfreunden oder mit ihnen konkurrieren können. Kinder haben in dieser Anfangsphase mit vielen Konfliktsituationen zu tun, sie haben aber noch nicht eine konstruktive Konfliktfähigkeit entwickelt – und das wird keine leichte Arbeit sein. Grund dafür ist, dass in unserer Gesellschaft Konflikte zu vermeiden bzw. zu ignorieren die „Norme“ ist: Streiten gilt als unanständig und unfein, sowohl in der Schule als auch zu Hause. Wir Menschen sind aber „Konfliktwesen“… Was ist ein „Konflikt“? Von einem „Konflikt“ spricht man, wenn Interessen, Ziele oder Werten von Personen (1, 2 oder mehr) miteinander unvereinbar sind oder unvereinbar erscheinen. In jedem Konflikt lassen sich in der Regel drei Ebenen bzw. Komponenten erkennen: Phone +41 43 960 21 03 Mobile +41 77 447 28 69 [email protected] www.montoya-romani-intercultural.ch Kooperative Konfliktregelung in der Schule Wenn der Konflikt leider skaliert hat und drin viele Akteure involviert sind (Schüler/inLehrer/in-Eltern), soll die Schule (bzw. ihre Dienste) die Verantwortung der Konfliktbearbeitung übernehmen. Für engagierte Eltern: Empfohlene Schritte zur Konflikt-Regelung Benutzen Sie diese Auswahl von Fragen, falls Sie schon zu Hause mit Ihrem Kind über einen Konflikt besprechen möchten. - Thema: Was ist los, worum geht`s? - Wer zeigt sich betroffen? Wer ist involviert? - Für wen ist der Konflikt wie aktuell, bedeutsam, brennend? Sind die richtigen hier? Ist es der richtige Rahmen, der richtige Zeitpunkt? - Welche Konfliktthemen werden genannt? Worum geht es? Welche Positionen, Gefühle und Bedürfnisse werden genannt und gegenseitig verstanden? - Welche Lösungsversuche sind bereits unternommen worden? Was hat genützt – was weniger? - Welche Ressourcen haben die Beteiligten, die sie hier nützen (könnten)? Wie kommen die Beteiligten vom „Verteidigen der Positionen“ zum „Verhandeln von Bedürfnissen“? - Was ist das „Nützliche“ am derzeitigen Konflikt? Was kostete er? - Was ist noch nicht probiert? Wenn wir versuchen Option XY (etwas Neues) zu tun, was könnte passieren? (Szenarien – möglichst mehrere!) Phone +41 43 960 21 03 Mobile +41 77 447 28 69 [email protected] www.montoya-romani-intercultural.ch - Welcher Lösung können alle Beteiligten zustimmen? Was sind die ersten Schritte einer neuen Vereinbarung? Was wird sie bringen, was wird sie kosten? „Das probieren wir ab jetzt…“ Wen/was brauche ich dazu? Was haben wir schon? Umsetzen! Dann Reflexion und Bewertung nach kurzer Zeit – Wie lauft es jetzt? Was ist besser geworden? Eventuell neue Entscheidung, Anpassung der Lösung Für engagierte Lehrer/innen: Empfohlene Haltung Lehrer/innen spielen oft sowohl die Rolle der Vorbilder als auch die der Organisatoren von sozialen Prozessen, in denen wesentliche pro-soziale (also „konstruktive“) Verhaltensweisen erfahren, eingeübt und reflektiert werden können. Beispiele für diese konstruktiven Prozesse könnten/sollten sein: - Soziales Lernen als Thema im Unterricht - Soziales Lernen als Gegenstand von Projekten - Annehmender und konstruktiver Umgang mit Konflikten und Meinungsverschiedenheiten als „Unterrichtsprinzip“ - Konstruktive/faire Vermittlung in Konflikten zwischen Kindern im Schulalltag Realität ist aber: Die Bearbeitung von Konflikten stellt im Grundschulalltag oft eine schwere Gedulds- und Belastungsprobe dar. Die ständigen „kleinen“ Streitereien und Reibereien zu lösen, können auch die geduldigsten Lehrer/innen überfordern, weil diese den Unterricht und die Vermittlung des Stoffes zu „stören“ scheinen. Trotzdem gilt gerade hier: Die Haltung, mit der Lehrer/innen in dieser Situation auf die Kinder zugehen, ihre Fähigkeit, mit Konflikten umzugehen, prägt sich den Kindern tief ein und beeinflusst den Aufbau ihres Wertesystems nachhaltig. Für alle, die engagiert bleiben und daran arbeiten wollen Eine konstruktive Konfliktbearbeitung, bei der die Streitenden durch die Moderation des/der Lehrer/in zum selbstständigen Aushandeln einer „Lösung“ zwischen Gleichberechtigten befähigt werden, ist für Kinder in der Grundschule v.a. „eine Erziehung zu einer sozial optimistischen Haltung“! …Denn sie erleben, dass durch eine gute Bearbeitung von Konflikten Freundschaften und Spielgemeinschaften entstehen können, wo sie vorher nur Trennendes gesehen haben. Kinder erleben also… - Dass sie selber über positive soziale Kräfte verfügen, - Dass sie sich auf ihre Gefühle und Bedürfnisse einlassen können/dürfen/sollen - Dass sich gegenseitig zu respektieren und zu verstehen möglich und erwünscht ist Zuhause sieht die Rolle der Eltern nicht gerade weitentfern von der der Lehrer/innen! Mit Interesse, Engagement und Liebe lässt sich vieles auch im familiären Umfeld umsetzen – so können wir als Eltern die Qualität der sozialen Beziehungen unserer Kinder und deren Konfliktfähigkeit positiv beeinflussen! Phone +41 43 960 21 03 Mobile +41 77 447 28 69 [email protected] www.montoya-romani-intercultural.ch