AutorschaftalsBedingungzurWillensfreiheit,undihreImplikationenfürdie praktischePhilosophie Einleitung ObunserWilleletztendlichfreiistundwennja,vonwasundzuwas,isteineDebatte,die,wieesmir scheint,ebensowenigbeantwortetwerdenkannwieunbeantwortetgelassenwerdenkann.Freier Willeimpliziert,dasseinePerson,ein„Ich“,UrsacheeinerkausalenSequenzvonEreignissensein kann,unddamitfürdieFolgendieserEreignisseauchverantwortlichist. InwieweiteinIch„ersteUrsache“seinkannodermuss,sollhiernichtdasThemasein.Ichwerde aberindemfolgendenEssayversuchen,einenbestimmtenTeilaspektderobigenProblematikzu untersuchen,dermireinfacherzubeantwortenscheintunddocheinegewissepraktischeRelevanz hat.Ichmöchteuntersuchen,wasdieVoraussetzungensind,damiteinePersonsichalsUrsacheeiner KettevonEreignissenempfindet,alsovonsichselbstund/odervonseinenMitmenschenalsUrheber (Autor)vonEreignissenwahrgenommenwird.DazuverwendeicheineinfachesModellvon UrheberschaftundeineReihevonGedankenexperimenten.Weiterwillichversuchen,Urheberschaft ineinemetwasweiterenKontextzuverorten,insbesondereimBezugzurpersonalenAuthentizität, mitderwirunsauchinderVorlesungbeschäftigthaben. RelevantundauchvonpraktischemNutzenscheintmirderVersuchvorallemdeshalb,weilaufder EbenedersubjektivenWahrnehmungenfürjedePersoneinewederzuverneinende,nochzu objektivierendeWahrheitentsteht.DasgiltauchfürdiesubjektiveWahrnehmungvonUrheberschaft undWillensfreiheit.DamitwirddieDiskussionumVerantwortung,VerdienstundSchuldverankert amUrsprungvonsubjektiverWahrheit,diesichdurchmaximalenIch-Bezugundnichtdurch Objektivierbarkeitauszeichnet.Dasschliesst„dahinterliegende“undobjektivierbareWahrheiten keinesfallsaus.ObjektivierbarkeitimpliziertabereineAbstraktionvomBeobachter.Objektive Wahrheiten„betreffen“darumdasSubjektinsofernweniger,alsesnichtmehrimZentrumder Wahrnehmungsteht.WillensfreiheitbleibtalsoindiesemEssaynichtobjektiviert,istaberdennoch einesubjektivempfundeneWahrheit,dieauchohneobjektiveBegründungbesteht.Willensfreiheit bleibtdarum,aufderselbenEbene,einenichtweiterhinterfragbaresubjektivemoralischeRealität. ImHauptteilmeinesEssayswerdeichzuerstversuchen,eineinfachesModelldereigenen WahrnehmungvonUrheberschaftaufzustellen.ObwohlichmichmitsolchenFragenprimärim KontextderNeurowissenschaftenauseinandergesetzthabe,sollendieIdeenunabhängigvoneinem biologischenSubstratformuliertwerden,sodasssieverallgemeinertwerdenkönnen.Ichwerdedann ineinerReihevonGedankenexperimenteneinzelneElementedesModellsmanipulierenunddie AuswirkungendieserManipulationenaufdieWahrnehmungvonUrheberschaftuntersuchen.Diese GedankenexperimentemöchteichauchmitkonkretenBeispielenanreichern.FürdenBezugzur personalenAuthentizitätwerdeichmichandenIch-FunktionennachGerhardRoth(2003) orientieren,diedafürguteAnknüpfungspunktebieten. Hauptteil WasbrauchtesfürdieWahrnehmungvonUrheberschaft? Ichschlagevor,dasseinesubjektiveGewissheitvonUrheberschaftimmerdannentsteht,wenndie eigeneIntention,dieeigeneHandlungunddieWirkungdieserHandlungzueinemgenügendgrossen Teilmitdemübereinstimmen,wasdashandelndeSubjekterwartet.Wennetwasanderespassiertals das,wasdasSubjekterwartethat,entstehtkeinGefühlderUrheberschaft.Ichhabeversucht,diesen VorschlagimfolgendenSchemagraphischdarzustellen. Subjekt Konvergenz? Konvergenz? Wahrnehmung derFolgen Wirkung Vorhersageder Folgen Wahrnehmung derFolgen Vorhersageder Folgen Handlung Wahrnehmung derFolgen Vorhersageder Folgen Intention Konvergenz? Urheberder Intention:«Ichwill» Urheberder Handlung:«Ichtue» Urheberder Wirkung:«Ichbewirke» WiedasSchemazeigt,beinhaltetderVorschlagdreiElementeeinerHandlung,dieIntention(wasdas Subjektwill),dieeigentlicheHandlung(wasestut)unddieWirkung(waspassiert).Jedesdieser ElementeunterliegteinerSelbstkontrolle:DasSubjektmachteineVoraussage,wasdiegegebene Intention,HandlungoderWirkungfürzuerwartendeFolgenhabenwird.Gleichzeitigwerdendie realenFolgenwahrgenommenundmitdenVoraussagenverglichen.NurwenndieserVergleichzu keinenintolerablenUnterschiedenführt,erlebedasSubjektUrheberschaft.Urheberschaftkann darumauchaufverschiedenenEbenenerfahrenwerden,alsUrheberschaftdeseigenenWillens,als UrheberschaftdereigenenHandlung,undalsUrheberschaftdereigenenWirkung. Natürlichkanndas,waseinSubjektalsFolgendereigenenIntention,HandlungoderWirkungerlebt undalskongruentmitdenVoraussagenempfindet,auchaufGrundvonUrsachenentstandensein, dienichtsmitdessenWillen,HandlungoderWirkungzutunhaben.EsbestehtalsoimmerdieGefahr derTäuschung. IchmöchtedenAnsatzimFolgendenkurzmitdreieinfachenBeispielenillustrieren:Wennichmit demeigenen,wohlbekanntenFahrradunterwegsbin,kannichdurchdiegenügendeÜbungim FahrradfahrenundmitmeinerErfahrungmitdemVerhaltenvongenaumeinemFahrraddieFolgen jedermeinerBewegungenaufdieEinheitFahrrad–Fahrergenauvoraussagen.Ichhabedamitauf derEbenederWirkungeinungebrochenesGefühlvonUrheberschaftfüralles,wasdieseEinheitvon Fahrradundmirbewirkt.IchbewirkeGeschwindigkeit,weilichindiePedaletrete.Dieausführlichere Kausalkette„meinFahrradundichbewegenuns,weildasFahrradmeineBeinbewegungenüberdie KetteineineRotationsbewegungaufdasHinterradundvondortineineHorizontalbewegung überträgt“wirdabgekürzt,weilderEffektvonmeinenBeinbewegungenaufdieHorizontalbewegung fürmichgenügendgutvorhersehbarist.Wenn„meinFahrrad“einenFussgängeranfährt,binichder Täter,nichtdasFahrrad,undichfühlemichdafürzweifellosverantwortlich. DieSituationwirdsofortanders,wennsichdasFahrradnichtsoverhält,wieichdaserwarte.Gehen wirmaldavonaus,ichhättemeinFahrradordnungsgemässinstandhaltenlassenundichfahrenach allenRegelnderKunsteinesverantwortungsvollenFahrradfahrers.AufderFahrtaufeinerals BegegnungszonesignalisiertenStrasse(Fahrenerlaubt,FussgängerhabenaberimmerVortritt)will ichkorrekterweiseeinemFussgängerdenVortrittlassenundbremse.PlötzlichreisstdasBremskabel. DamitverhältsichdasFahrradabruptnichtmehrso,wieichdasvorausgesagthabe:Der vorhergesagteEffektvonderBetätigungdesBremshebelstrittnichtein,dieerlebteEinheitFahrrad– FahrerzerbrichtzumindestimzentralenAspektderGeschwindigkeitskontrolle,unddamitauchmein GefühlvonUrheberschaft.WennichalsFolgedenFussgängeranfahre,habeichwesentlichweniger dasGefühl,ichseidieUrsachefürdenUnfall,vielmehrempfindeichmichebenfallsalsLeidtragender desgerissenenBremskabels,undderFahrradmechaniker,derdendrohendenDefektnicht abgewendethat,trägtfürmichsubjektivdieHauptschuldandemUnglück. DasFahrradbeispielistauchinteressant,weilesauchaufsubtilereEffektevonVoraussagbarkeitgut abbildet.IchfühlemichzumBeispielsubjektivmehrausgeliefert,wennichmiteinemunbekannten Fahrradunterwegsbin,dassichungewohntverhält.Eslässtsichsogarumkehren:Wennichaufdem FahrradsitzeunddieBewegungendesFahrradskörperlichempfinde,empfindeichauch EinwirkungenaufdasFahrradalsEinwirkungenaufmich.WennichaufdemFahrradsitzeund jemandtrittdagegen,ärgertmichdasmehralswennichnichtaufdemFahrradsitze. ImzweitenBeispielgehtesumdieTäuschbarkeit:Nehmenwirmalan,ichsitzeimAutoundwill rückwärtseinparkieren.KurznachdemichmichrückwärtsinBewegunggesetzthabe,machtes hintermir„Rumms“.Ichsteigeerschrockenaus,weilichmeine,mitmeinemAutoeinenParkschaden verursachtzuhaben.Eszeigtsichaber,dassnureinandererAutofahrerseineFahrzeugtüretwaslaut zugeschlagenhat.Ichwurdegetäuscht;meineErwartung,wieeinemeinerHandlungenzueinem Parkschadenführenkann(Rückwärtsfahren,woandereAutosstehen),undeinemiteinem entstehendenParkschadenkongruenteWahrnehmunghabenbeimirfürkurzeZeiteinGefühlder Urheberschaftvorgetäuscht. MöglicheImplikationen IchwillimobigenSchemaeineReihevonAussagenmachen,dieichdanninverschiedenen GedankenexperimentenundBeispielenuntersuchenwill. 1. SichtbarkeitfürdieAussenwelt:AnhanddesModellswillichuntersuchen,welcheAspekte subjektiverlebterAutorenschaftunddamitauchderVerantwortlichkeitauseiner Aussenperspektivesichtbarsind. AufderintentionalenEbenekommteszukeinemnachaussensichtbarenVerhalten. SubjektiveUrheberschaftaufderEbenedesnichtverhaltensmässigenmanifestwerdenden WillensistalsovonderAussenweltnichtwahrnehmbarundentziehtsichdamitauchderen normativenAnsprüchen.WahrnehmungvonUrheberschaftaufderEbenederIntentionen wirdsomitauchzueinerRückzugsmöglichkeit,wennUrheberschaftaufderEbeneder HandlungundWirkungunmöglichwird.AlsBeispielmöchteichhierdasLied„DieGedanken sindfrei“anführen,dasdiesenmitSelbstbehauptungverbundenRückzugindieIntentionen inZeitenvonUnterdrückunggutwiedergibt.BezeichnenderweisewurdedasLiedzum BeispielzumSymboldesinnerenWiderstandsbeiStudenten,diesichinihrenpolitischen Rechteberaubtfühlten. AufderHandlungs-undWirkungsebenelässtsichdasTuneinerPersonimNormalfallgut beobachten.ObdieresultierendeHandlungdementspricht,wasdiePersonerwartethat, lässtsichabernichtvonaussenfeststellen.ObwohldiesubjektiveErwartungauf individuellenErfahrungenbasiert,existierennunaberNormen,was„man“denvoneiner bestimmtenHandlungzuerwartenhat.DieUrheberschaftkannsoüberallgemein verbindlichekausaleErwartungenunddieBewertungenvonFolgenvonaussenmoralisch bewertetwerden.Wennichalso,mitintaktemFahrradundohnezwingendeäussere EinflüsseeinenFussgängeranfahre,dannbasiertdiemoralischeBewertungmeinesTunsauf derAnnahme,dassichdiedarausmöglichenVerletzungenfürdenFussgängergenügendgut voraussehenkonnte.Obichdastatsächlichtat,spielteigentlichkeineRollemehr,weilman dasaufGrundmeinerBiografieerwartenmuss. 2. BeigelungenerUrheberschaftkonvergierenErwartungundErgebnisaufderEbeneder Intention,derHandlungundderWirkung.Ichwill,wasichtue,undwasichtue,bewirktdas ichwillundaucherwarte.DersichselberattribuierteWille,dieeigeneHandlungunddie eigeneWirkungsinddarumuntereinanderkohärent.DashöchstederGefühle,wenndemso ist,undeinegrosseEnt-täuschung,wennsichdasGanzealsTäuschungentpuppt. 3. AutorschaftkannaufdenEbenenvonIntention,HandlungundWirkungunterschiedlich starkerlebtwerden.DamitkannesauchzukonflikthaftemEmpfindenvonUrheberschaft kommen.AlsoBeispielmöchteicheinePersonanführen,dienacheinemverletzendenStreit miteinemverhasstenNachbarndemimGrolldenTodwünscht.KurzeZeitdanachwirdder Nachbarvölligunerwartetüberfahrenundgetötet.DiePersonerinnertsichanihrGefühlder UrheberschaftaufderEbenederIntention(„ichwolltewirklich,dasderstirbt“),hatkeinerlei GefühlderUrheberschaftaufderEbenederHandlung,erlebtaberplötzlich,daseine Wirkungeintritt,diemitihremWillenskonvergiert.Nehmenwirdazumalnochan,dassdie betroffenePersoneinegewisseOffenheitfürparanormalePhänomenehat.Eskannsodazu kommen,dassdiePersonsichaufderEbenederWirkungUrheberschaftattribuiert,undsich, rationalvölligzuUnrecht,abersubjektivreal,amToddesNachbarnmitverantwortlichfühlt. 4. FehlerinderToleranz(WelcheErfahrungensindmitwelchenErwartungennoch kompatibel)führenzufalschenUrheberschaftsattributen. a. EinePersonkanninihrerArt,dieFolgendereigenenIntentionen,Handlungenund WirkungenmitdeneigenenErwartungeninÜbereinstimmungzubringen,zuwenig kritischsein.Dasführtdazu,dasssichdiePersonalsUrhebervonEreignissen empfindet,diesichaufgrunddereigenenHandlungeneigentlichnichterwarten lassen.SolcheStörungenwerdenoftineinempsychiatrischenKontextbeobachtet. SokanneinePersonzumBeispieldasGefühlhaben,dieeigenenGedankenbreiten sichaufandereMenschenaus.DiePersonempfindetsichalsoalsUrheberder GedankenandererPersonen. b. UmgekehrtkanneinePersonnichtinderLagesein,dieFolgendereigenen IntentionenundHandlungenmiteigenenErwartungensinnvollinÜbereinstimmung zubringen.DiePersonerlebtsichdanninihrerWillensfreiheitbeeinträchtigtundin deneigenenWirkungenfremdgesteuert.AuchdassindErfahrungen,dievorallemin einempsychiatrischenKontextberichtetwerden. WennderAbgleichvonErwartungundErfolgdereigenenIntentionenundHandlungen fehlerhaftist,erlebtdiebetroffenePersonalsoUrheberschaftoderAbwesenheitvon UrheberschaftinFormen,diediegewohntenGrenzendesIchsdurchbrechenunddamit raschbedrohlichwerden.ZusätzlichistsolchesErlebenfürandereMenschenoftfremdund schwernachvollziehbar.GleichzeitigkannmanvonderbetroffenenPersonaberauchkeine EinsichtindieProblematikerwarten,weildasErlebtetrotzdemWiderspruchdesUmfelds subjektivwahrbleibt.StörungendesErlebensvonUrheberschaftkönnenalsoweitreichende undschwereFolgenhaben;nebendemErlebnisvoneigenerBedrohtheitwerdenauchdie sozialenBeziehungennachhaltiggestört,sodasseslangfristigzuIsolationundVereinsamung kommenkann. BezugzudenIch-FunktionenundzurAuthentizität Roth(2003,S395-396)definiertfolgendedreizentraleFunktionendesIch-Erlebens: EinZuschreibungs-Ich:DiePersonempfindetsichalsüberdieZeiteinheitlichundalsder„Ort“an demallesubjektivenErfahrungenzusammenlaufen.DieseErfahrungen,undimgegebenenKontext insbesonderedieErfahrungeneigenenWollensundHandelns,werdenüberdieZeitgesammelt. SomitkommteszueinemautobiographischenProzess,deresderPersonerlaubtfestzustellen, welcheeigenenWillens-undHandlungsmotivesichüberdieZeitkonstantmanifestieren.Unabhängig davon,woherdenndieseKonstanzkommt,kannsoeinGefühlvonzeitloserIdentitätentstehen(Als Beispielaussage:„Eswarschonimmerso,dassmirGenusswichtigwar…“).FürdasobigeSchema bedeutetdas,dassmitderZeiteineMetaebeneentsteht;diePersonerfährt,inwelchenKontexten eigenerWilleundeigenesHandelnentstehen,undidentifiziertsichdamit. EinHandlungs-Ich:DiePersonschreibtsicheineneigenenWillenzuundempfindetsichalsUrsache dereigenenHandlung.DasobenskizzierteSchemaistinderLage,dieEmpfindungvoneigenem WillenundsubjektiverUrheberschaftzuerklärenunddecktdamitdieseIch-Funktionab. EinInterpretations-undLegitimations-Ich:DieeigenenMotiveundHandlungenwerdenaufeiner bewussten,verbalisierbarenEbenereflektiertundmöglicherweiseauchmanipuliert.Dasistwichtig fürdiezwischenmenschlicheKommunikation,insbesondereindenBereichen,wodie AussenperspektivekeinenZugangbietet.DasbietetneueMöglichkeiten:EigeneIntentionenund HandlungsmusterkönnenverallgemeinertundineineGruppevonGleichgesinntenintegriertwerden oderumgekehrtauchkritischhinterfragtoderbewusstabgelehntwerden.WeiterkanneinePerson, eigeneMotiveundHandlungen,diedensozialenErwartungennichtentsprechen,verbal manipulierenundsozumindestnachausseneinmitdensozialenNormenkompatiblesIch-Bild suggerieren.BeispielsätzefürdieseIch-Funktionenwären„ImHerzenbinicheinLiberaler“ (interpretativ),oder,legitimierend„ichbinzwarmitdemAutoschonschnellergefahrenalserlaubt, aberichhabeaufgepasstdabeiundhatteesimmerimGriff.“ ImZusammenhangmitdenIch-Funktionen,wieRothsiebeschreibt,erlaubtdieskizzierteFormder WahrnehmungvonUrheberschaftalsodieErklärungeinerüberdieZeitentstehendenund gelungenenAuthentizität.EinerseitslerntdasSubjekt,dieFolgendereigenenIntentionenund Handlungenvorherzusagen,ihreFolgenwahrzunehmen,unddamitAusseneinflüssevomSelbst abzugrenzen.WeitererlebtdasSubjekt,dasdieeigenenIntentionenundHandlungenüberdieZeit einegewisseStrukturhaben,undkannundsieentsprechendanpassen.DerLernprozessführtim günstigstenFallzueinerMaximierungderKonvergenzundzueinerdieZeitüberdauerndenund bewusstreflektierbarenKohärenzimVerhaltendesSubjekts.Authentisch,soderVorschlaghier,sind IntentionenundHandlungendemnachimmerdann,wennsiemiteinerdemSubjekteigenenund zeitlichstabilenWillens-undHandlungsstrukturkompatibelsind.ErfahrungvonAuthentizitätberuht demnachzwingendaufderErfahrungvonfreiemWillen,abernichtjedeErfahrungvonfreiemWillen mussauchauthentischsein.Dabeiwirdauchklar,dasAuthentizitätdauerndundaktivaufrecht erhaltenwerdenmuss,andererseitsaberauchaneinegewisseKonstanzdesErlebensundHandelns gebundenist,dieautobiographischverankertist.NachFrankfurt(2001),würdediesesErkennender GrundstrukturendereigenenWillensbildungmitdenVolitionenzweiterStufekorrespondieren. Schlussteil ImobigenEssayhabeichanhandvoneinemeinfachenModelluntersucht,wasdenndie Voraussetzungenseinkönnten,damiteinePersoneigeneUrheberschaftwahrnimmt.Esscheint,das füreinegelingendeErfahrungvonUrheberschaftvorallemdiefolgendenElementewichtigsind: - EinepräziseWahrnehmungderFolgendeseigenenWollensundTuns, einSchatzanErfahrungen,dieeinepräziseVoraussagederFolgendeseigenenWollensund Tunserlauben, eineadäquateToleranzfürFehlerdereigenenWahrnehmungunddereigenenHandlungen. WenndieseVoraussetzungengegebensind,istdiePerson,someinVorschlag,inderLage,subjektiv Urheberschaftwahrzunehmen.WennsichdieseWahrnehmungeinstellt,impliziertdasaucheine subjektiveErfahrungvonfreiemWillen:DiePersonerlebtdeneigenenWillenunddaseigene Handelnalsursächlich,weildiesubjektiveWahrheiteinerWahrnehmungfürdasSubjektnichtweiter aufobjektiveUrsachenzurückgeführtwerdenkann.DiePersonerlebtsichalsoalsfreivonEinflüssen, diesiesichnichtselbstzuordnet. SubjektiveErfahrungvonfreiemWillensetztalsoHandeln,ErwartenundWahrnehmungvorausund entstehtimkontinuierlichemAbgleichdieserAktivitäten.IchfindedieseBeobachtungauchinsofern interessant,weilbeiModellenvonBewusstseinähnlicheVorgängeangenommenwerden. Bewusstseinimpliziert,dasseinePersoneigenesErlebenundTunwahrnimmtundmitden erwartetenFolgenintegriert.DieProzesse,diezumErlebenvonfreiemWillenundzumErlebenvon Bewusstseinführensindalso,someinVorschlag,miteinanderverwandt.Esistdarumauchnicht verwunderlich,dassdasErlebenvonfreiemWillenundBewusstseinsichgegenseitigbedingen;ohne BewusstseinkeinfreierWille;undwaskeinenfreienWillenhat,demwirdauchechtesBewusstsein wahrscheinlichabgesprochen. Interessantistauch,dassdassozialeUmfeldeinerPersonanderemEntwicklungundErhaltdes GefühlsvonAutorenschaftunddamitauchanderenWillensfreiheitAnteilhat.EinePersonerfährt nämlichauchinderInteraktionmitdenErwartungenundErfahrungenAndererüberdieFolgendes eigenenTuns.EinUmfeld,dassolcheRückmeldungenpräziseundzuverlässiggibt,istdaruminder Lage,dieempfundeneUrheberschaft,AuthentizitätundWillensfreiheiteinerPersonzuverstärken; umgekehrtkönnenverzerrendeundunzuverlässigeRückmeldungenausdemsozialenUmfeldbeider betroffenenPersonenzuGefühlenvonOhnmachtführen.WeiterhatdassozialeUmfeldsichereinen Einflussaufdas,waseinePersonvonsicherwartet.SolässtsichzumBeispielbeobachten,dassLeute ausunterschiedlichenKulturkreisenkonsistentverschiedeneDingewollen,unddiesesWollenjeweils alsfreiempfinden.ÄussereEinflüssekönnenalsointernalisiertwerden,ohnemitdemGefühlvon UrheberschaftundfreiemWilleninterferierenzumüssen.UmgekehrtkanneinePersonaberauch eineEntscheidung,diesiezuerstalsfreiempfundenhat,plötzlichalsdurchsozialeEinflüsse bestimmtempfinden.DasGefühlvonAutorenschaftundWillensfreiheitsinddarumpotentiellimmer auchzerbrechlich,weilsieeinerseitssubjektivsindundeineobjektiveValidierungnichtmöglichist, andererseits,weilsiezumindestmanchmalauchvoneinemsozialenKontextabhängen. AlsFazitvondemEssaylässtsichsagen,dassesgutmöglichist,Mechanismenzuentwerfen,diees einerPersonerlauben,subjektivwahreUrheberschaftundfreienWillenzuerleben.Dieentstehende FormvonWahrheitbleibtaberimmerprekär,weilsieinihrerAnlageeineobjektive Allgemeingültigkeitausschliesst,undweildieGefahrderTäuschunglatentimmervorhandenbleibt. Literatur: Frankfurt,HarryG.(1971):„FreedomoftheWillandtheConceptofaPerson“,in:Frankfurt,Harry G.:TheImportanceofWhatWeCareAbout,Cambridge:CambridgeUniversityPress,1988,11-25. (zitiertnachM.Kühler,SkriptzurVorlesung:„ProblemederpraktischenPhilosophie“,Herbst2012, Teil11) RothGerhard(2003):Fühlen,Denken,Handeln.SuhrkampVerlag,FrankfurtamMain