... bringt es auf den Punkt. Anti-Schwerkraft, Gedankenlesen und Tarnmäntel: Was wie ein spannender Zukunfts-Roman klingt, ist längst Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Der Autor erzählt verständlich und unterhaltsam faszinierende Geschichten aus Biologie, Robotik, Physik und Raumfahrt. Garniert sind seine unglaublichen, aber wahren Berichte mit kleinen Exkursen in die Welt der Science Fiction. G Der Autor: Götz Roderer hat Physik studiert und arbeitet heute in leitender Funktion in der Entwicklungsabteilung eines großen Automobilzulieferers. Für verschiedene Magazine schreibt er regelmäßig Artikel über aktuelle Diskussionen in der Wissenschaft. Bekannt wurde Götz Roderer durch zahlreiche Science Fiction-Kurzgeschichten und ein Taschenbuch, das er für die Romanserie Perry Rhodan unter dem Titel „HALO 1146“ verfasst hat. Faszinierende Wissenschaften ISBN 978-3-89994-141-8 9,90 EUR (D) GÖTZ RODERER www.humboldt.de Faszinierende Wissenschaften Freizeit & Hobby Ö T Z R O D E R E R Die spannendsten Neuigkeiten aus der Welt der Forschung Götz Roderer Faszinierende Wissenschaften 141-8_0001-0256.indd 1 10.07.2008 15:41:34 Uhr 141-8_0001-0256.indd 2 10.07.2008 15:41:36 Uhr Götz Roderer Faszinierende Wissenschaften Die spannendsten Neuigkeiten aus der Welt der Forschung 141-8_0001-0256.indd 3 10.07.2008 15:41:37 Uhr Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-89994-141-8 Der Autor: Götz Roderer hat Physik studiert und arbeitet heute in leitender Funktion in der Entwicklungsabteilung eines großen Automobilzulieferers. Für verschiedene Magazine schreibt er regelmäßig Artikel über aktuelle Diskussionen in der Wissenschaft. Bekannt wurde Götz Roderer durch zahlreiche Science Fiction-Kurzgeschichten und ein Taschenbuch, das er für die Romanserie Perry Rhodan unter dem Titel „HALO 1146“ verfasst hat Bildnachweis: 2AEA 42, A. Adamatzky (Internet) 69, Bigelow Aerospace 238, Cambridge/COBE 169, Courtesy of EFDA-JET 131, 133, Courtesy Ray Kurzweil 127, Courtesy Uni Frankfurt 136, D. Padgett (IPAC/Caltech), W. Brandner (IPAC), K. Stapelfeldt (JPL) und NASA 23, Don Harley, Stanford University 162, ESA 21, 31, 39, ESA, S. Vaughan (University of Leicester) 250, ESO 171 G. Roderer 9, 15, 16, 20, 25, 80, 85, 90, 110, 118, 138, 164, 174, 193, 228, 233, 248, Gerard ’t Hooft 172, Harvard, Chandra-Observatorium 176, Harvard, ESO Very Large Telescope 180, Henry Aldrich 36, Internet 48, 63, 77, 89, 114, 140, 158, 230, 236, JBL-NASA 202, JPL 229, 239, Michael Lutch, Courtesy der Kurzweil Technologies 122, NASA 35, 74, 83, 150, 153, 190, 191, 217, 224, 226, 231, 252, 253, NASA/CXC 166, New Scientist 135, 157, Perlmutter et al./ JBL 199, Phillips 147, Rotary Rocket Company 234, Russ Leese, Stanford University 208, Stanford University 205, 206, Univ. of Alabama 185, University of Karlsruhe, Marc Szymanski, Ramon Estane (Internet) 101, Wikipedia 52, WMAP–NASA 200 Originalausgabe © 2008 humboldt Ein Imprint der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover www.schluetersche.de www.humboldt.de Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. Lektorat: Covergestaltung: Innengestaltung: Titelfoto: Satz: Druck: Eckhard Schwettmann DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen akuSatz Andrea Kunkel, Stuttgart Corbis PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe Hergestellt in Deutschland. Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. 141-8_0001-0256.indd 4 10.07.2008 15:41:37 Uhr Kolumne rechts: ÜS 2 (ohne Ziffer oder Sy 5 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Schwerpunkt Astonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 9 Ferne Welten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwerpunkt Biologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die aus der Hölle kamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursprünge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von Fliegen und Genen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leben, Version 2.0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exoleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fremde Geister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwerpunkt Robotik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deus Ex Formiculae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 31 44 55 62 73 84 96 96 Schwerpunkt Zunkunft des Menschen . . . . . . . . . . . . . . 105 Der technisierte Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Fokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 An der Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Schwerpunkt Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Kaltes Feuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 König Laurins Gedanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Falsch wie der Traum vom Fliegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 141-8_0001-0256.indd 5 10.07.2008 15:41:37 Uhr 6 Schwerpunkt Physik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 Vortex – Die Reise im Zeitstrudel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Am Rande der Raumzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quo Vadis, Schwarzes Loch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vakuumzerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phantom Menace . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tanz der Sphären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 165 175 184 192 204 Schwerpunkt Raumfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 Aufwärts, bitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 Zu den Sternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Schwerpunkt Überleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Apokalypse mal Fünf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 141-8_0001-0256.indd 6 10.07.2008 15:41:37 Uhr 7 Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Neugierde ist eine der Triebfedern für menschliche Entwicklung: Der Wunsch, herauszufinden, was sich „hinter der nächsten Ecke“ befindet, oder – um es ein wenig literarisch mit Goethes Hilfe zu formulieren – herauszufinden, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, hat zu unglaublichen Entdeckungen geführt, zu fantastischen Reisen an die Grenzen des bekannten Wissens. Viele dieser Reisen beginnen zuerst in der Phantasie, bevor sie ihren Niederschlag in der Forschung und irgendwann in der handfesten Realität finden: Kants kategorischer Imperativ, Luhmanns Systemtheorie oder Einsteins Spezielle Relativitätstheorie mögen, wenn man sie im Original liest, anfangs komplex sein und fast unverständlich wirken, werden aber in der täglichen Praxis durch politische Entscheidungen, psychologische Erkenntnisse und physikalische Umsetzungen bestätigt. Leider wird aktuelle Wissenschaft im deutschsprachigen Raum oft so vermittelt, dass eben nicht die Neugierde befriedigt wird, sondern vor allem der Ehrgeiz der Forscher: Man möchte innerhalb der eigenen „Community“ möglichst erfolgreich sein und formuliert deshalb – so scheint es – seine Forschungsergebnisse in einer Weise, die sich Außenstehenden größtenteils verschließt. Umso erfreulicher, dass es Menschen wie Götz Roderer gibt. Der Physiker und Science-Fiction-Schriftsteller vereint in seiner Arbeit die erwähnte Neugierde mit dem Ehrgeiz, die erworbenen Kenntnisse an interessierte Laien weiterzugeben. Dabei hält Roderers Spaß an der Suche nach neuen Wahrheiten nicht an den Grenzen seines eigenen Fachgebietes an. Sein Ziel ist immer wieder, wissenschaftliche Themen beispielsweise in Science-Fiction-Geschichten unterzubringen: Dabei verbinden sich Fakten mit Phantasie, Gedankenspielerei mit ernsthafter Arbeit – ein unterhaltsamer Reigen, der die Leser zu eigenen Überlegungen anregt. 141-8_0001-0256.indd 7 10.07.2008 15:41:38 Uhr 8 Vorwort Im vorliegenden Buch führt Götz Roderer die oftmals getrennten Bereiche weiter zusammen. Seien es neue Erkenntnisse der Biologie oder der Physik, der Autor schafft es, sie mit augenzwinkerndem Humor so zu vermitteln, dass die Themen tatsächlich Spaß bereiten. Das vorliegende Buch fasst Artikel und Beiträge so zusammen, dass ein unterhaltsamer Streifzug durch die aktuelle Forschung entsteht. Ich lade Sie ein, sich an diesem Streifzug zu beteiligen, und ich bin sicher, dass er Ihnen viel Vergnügen bereiten wird. Klaus N. Frick Chefredakteur der Science-Fiction-Serie PERRY RHODAN 141-8_0001-0256.indd 8 10.07.2008 15:41:38 Uhr 9 Schwerpunkt Astronomie Ferne Welten Heiße Riesen und einsame Wanderer – die Entdeckung der Planeten Rom, Erde, a. D. 2007. Auf dem Campo dei Fiori sitzend, einem lang gestreckten, von schattigen Cafes und alten Häusern gesäumten Platz voller bunter Blumenstände, fällt der Blick auf jene dunkle, in eine weite Kutte gehüllte Gestalt, die von ihrem Granitsockel aus das schillernde Leben mit Argwohn zu beobachten scheint. Es ist das Standbild von Giordano Bruno, hingerichtet am Ende des finsteren Mittelalters, einer jener herausragenden Köpfe der Menschheitsgeschichte, die zu ihrer Zeit unvergleichlich weit in die Zukunft vorausblickten. Giordano Bruno war mit einem Verstand beschenkt, der so scharf war, dass er die Gedankenwelt der Naturwissenschaft hervorbrachte und prägte, aber auch so manche Grenzlinie durchschnitt zwischen der einen Erkenntnis, die seine Zeitgenossen zu verstehen und zu akzeptieren vermochten – und jener anderen Erkenntnis, die Vordenker wie ihn auf den Scheiterhaufen brachte. „Unzählige Sonnen existieren“, so schrieb Giordano Bruno im Jahre des Herrn 1584: „und unzähWelten unter fremden Sternen lige Planeten umkreisen sie in einer Art, wie die sieben Planeten unsere eigene Sonne umkreisen.“ Lange Zeit waren diese Äußerungen eine reine – und zu Zeiten auch höchst gefährliche – Spekulation, durch nichts bewiesen, weder im Geiste des Glaubens, noch im Sinne naturwissenschaftlicher Beobachtung. Bis zum 6. Oktober 1995, jenem Tag, da die beiden amerikanischen Astronomen Michael Mayor und Didier Queloz die Entdeckung des 141-8_0001-0256.indd 9 10.07.2008 15:41:38 Uhr 10 Schwerpunkt Astronomie ersten extrasolaren Planeten vermeldeten. Damit war die Jagd nach neuen Planeten eröffnet, extrasolaren Planeten, und was vor wenigen Jahren noch mit Unglaube und Skepsis aufgenommen worden wäre, zumindest aber Aufsehen erregt hätte, gehört heute beinahe zum Alltag der modernen Astronomie: Der Begleiter des Sterns 51-Pegasus, 50,1 Lichtjahre von der Erde entfernt, war der erste Eintrag in einer Liste, die seitdem unaufhörlich anwächst – bald war der 100. Eintrag erreicht, der 200., im Mai 2007 schließlich der 235. und sicherlich nicht letzte. Eine jahrhundertealte philosophische Debatte dürfte damit ad acta gelegt sein, das geozentrische Weltbild hat einen schweren Schlag erlitten: Da draußen wimmelt es geradezu von Planeten. Bald wurde sogar die Existenz von Sonnensystemen bestätigt, in denen zwei, drei oder sogar noch mehr Planeten um ihr Muttergestirn kreisen. Riesige Gasplaneten versetzen jene Astronomen in Entzücken, die sich der so genannten Transit-Methode zum Nachweis von Planeten verschrieben haben, während andere Forschergruppen auf winzigsten Positionsveränderungen der Zentralgestirne lauern und wieder andere sogar so exotische Phänomene wie Gravitationslinsen zum Nachweis ferner Welten dienstverpflichten wollen. Derweil hat die Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten im Jahre 1997 hohe Geldbeträge in die Entwicklung terrestrischer wie auch weltraumgestützter Teleskopsysteme gelenkt, was allmählich Früchte Giordano Bruno Giordano Filippo Bruno, italienischer Naturphilosoph, * 1548 Nola (bei Neapel), verbrannt am 17.2.1600 (hingerichtet). Kopernikus (1473–1543) hatte die nähere himmlische Umgebung als ein um die Sonne laufendes System beweglicher Sterne erkannt, aber den Fixsternhimmel als festes Gewölbe bestehen lassen. Bruno betrachtete das Universum als unendlich, mit zahllosen Sonnen und Planetensystemen. Er wurde wegen Ketzerei und Magie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Im Jahr 2000 erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht. 141-8_0001-0256.indd 10 10.07.2008 15:41:38 Uhr Ferne Welten 11 Das Hubble-Weltraumteleskop (englisch Hubble Space Telescope, HST) wurde nach dem US-Astronomen Edwin Hubble (1889–1953) benannt. Es ist ein Weltraumteleskop für sichtbares Licht, Ultraviolett- und Infrarotstrahlung, das die Erde in 590 Kilometer Höhe innerhalb von 95 Minuten einmal umkreist. Das Teleskop entstand aus der Zusammenarbeit von NASA und ESA und wurde 1990 von dem Space Shuttle Discovery in den Umlauf um die Erde gebracht. abwirft: Im Januar 2005 gelang dem damals brandneuen VLT (Very Large Telescope) der ESA der erste direkte Nachweis eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, den das Hubble-Weltraumobservatorium umgehend mit einem Bild im optischen Spektralbereich bestätigte. Damit muss wohl auch der letzte Skeptiker einlenken: Die Welt im Orbit um den Stern 2M1207 existiert tatsächlich. Die Planeten existieren tatsächlich. Sie können nicht mehr als Denk- oder Messfehler, als eine Täuschung durch bislang unberücksichtigte Effekte abgetan werden. Und je feiner die Nachweismethoden werden, je besser die Teleskope, desto näher rückt der nächste Schlag gegen die Annahme, unser Sonnensystem wäre ein besonderer Ort im Universum: Die Entdeckung kleiner, felsiger Welten wie der Erde. Doch was kann man aus der Existenz dieser extrasolaren Planeten lernen, von Welten wie jener im Orbit um einen so fernen Stern, dass er den prosaischen Namen 2M1207 trägt? Ändert sich durch die Beobachtung ferner Planeten auch unser grundlegendes Verständnis des Universums? Das tut es. Denn es geht der Astronomie nicht nur um den einfachen Nachweis der Existenz anderer Planeten, man möchte und muss auch verstehen, wie sie entstanden sind, welche Formen es gibt, und wohin sie sich entwickeln. Das Panoptikum der 235 bietet da einiges an Überraschungen, sogar von der ersten Stunde an, denn schon der Planet um 51-Pegasus warf mehr Fragen auf, als den Astronomen lieb war. 141-8_0001-0256.indd 11 10.07.2008 15:41:39 Uhr 12 Schwerpunkt Astronomie Indirekte Blicke Die ersten Planeten, die man entdeckte, waren allesamt Gasriesen – was vermutlich nicht bedeutet, dass es keine kleineren, felsigen und damit erdähnlichen Welten gäbe. Es handelt sich vielmehr um einen klassischen Fall selektiver Berichterstattung, bei dem die Methode der Beobachtung das Resultat derselben beeinflusst: Zu Anfang der Jagd standen den Astronomen keine spezialisierten Instrumente zur Verfügung, und die heutigen Hochleistungs-Teleskope in der Machart eines VLT (Very Large Telescope) existierten nur auf dem Reißbrett oder befanden sich in frühen Stadien des Aufbaus. Man bediente sich also zweier indirekter Methoden: Der Transit-Methode und der Doppler-Spektroskopie. Die Transit-Methode beruht auf dem einfachen Effekt, dass ein Planet, der vor dem flammenden Hintergrund seiner Sonne vorbeizieht, eine zwar äußerst geringe, aber durchaus nachweisbare Abschattung verursacht – simpel, aber ausreichend für den Nachweis des Planeten, sofern die Messungen mit höchstmöglicher Präzision durchgeführt werden. Denn die Messgenauigkeit setzt die Grenze, wie groß ein Planet sein muss, um mit der Transit-Methode noch sicher entdeckt werden zu können, und die liegt in einer Größenordnung, die den Blick auf kleine Welten noch verwehrt. Auch die zweite Methode, die Doppler-Spektroskopie, reagiert empfindlich auf die Größe des zu beobachtenden Planeten: Sie beruht auf dem bekannten Doppler-Effekt, der kurz ausgedrückt besagt, dass die beobachtete Wellenlänge des Lichts mit der relativen Bewegung von Sender und Empfänger zusammenhängt: Bewegt sich der Sender auf die Quelle zu, erscheint die Wellenlänge Joseph von Fraunhofer (1787–1826) war ein deutscher Optiker und Physiker. Er begründete am Anfang des 19. Jahrhunderts den wissenschaftlichen Fernrohrbau. Seine hervorragendste Leistung bestand in der Verbindung von exakter wissenschaftlicher Arbeit und deren praktischer Anwendung für neue innovative Produkte. So wurde Joseph von Fraunhofer zum Namensgeber und Vorbild der heutigen Fraunhofer-Gesellschaft. 141-8_0001-0256.indd 12 10.07.2008 15:41:39 Uhr Ferne Welten 13 verkürzt und das Licht damit ins Blaue verschoben, entfernen sie sich voneinander, so erscheint die Wellenlänge länger und das Licht damit ins Rote verschoben. Nun gibt es aber im Spektrum des Sonnenlichts charakteristische Bereiche, die dem Beobachter dunkel erscheinen, da die Sonneatmosphäre selbst für Licht dieser Wellenlängen undurchsichtig ist. Diese nach dem Münchner Optiker Joseph von Frauenhofer benannten Frauenhoferschen Linien erlauben präzise Aussagen über die Zusammensetzung fremder Sterne und, was im Zusammenhang mit der Suche nach Planeten von immenser Bedeutung ist, liegen im Spektrum immer an den gleichen, von der Physik des Schalenaufbaus der Atomhülle vorgegebenen Stellen. Sind diese Linien gegenüber der erwarteten Position verschoben, so liegt das am Doppler-Effekt, woraus die relative Bewegung des Sterns zur Erde bestimmt werden kann. Doch was geschieht nun, wenn ein großer, massereicher Planet seine Sonne umläuft? Diese wird aufgrund der Schwerkraftwirkung des Planeten nicht mehr um ihr exaktes Zentrum kreisen, sondern eine winzige Schlingerbewegung vollführen, die zu einer messbaren Oszillation der Frauenhoferschen Linien führt – allerdings setzt auch hier die Messgenauigkeit eine Grenze, wie klein ein Planet sein darf, um noch entdeckt zu werden. So war es keine Überraschung, dass die ersten Planeten, die man außerhalb des Sonnensystems fand, zu den Gasriesen zählten. Heißer Jupiter Was jedoch niemand vorhergesagt hatte: Viele dieser „Erstentdeckungen“ umkreisen ihr Zentralgestirn auf äußerst engen Bahnen. Übertragen auf unser eigenes Sonnensystem, würde sich Jupiter nicht in den kalten Außenbezirken aufhalten, sondern seine Kreise noch innerhalb der Merkur-Bahn ziehen, als ein Koloss aus glühend heißem Gas, als ein „heißer Jupiter“. Die Überraschung war deshalb so groß, weil man allgemein angenommen hatte, die Entstehungsgeschichte von Planeten zu verstehen, und die gängigen Theorien führen zu einem einleuchtend einfachen Grund, warum sich die Planeten quasi nach der Dichte ihres Materials um ihre Sonne gruppieren: Die dichtesten innen, die 141-8_0001-0256.indd 13 10.07.2008 15:41:39 Uhr 14 Schwerpunkt Astronomie Gaswelten außen. Um diesen im Ansatz zu verstehen, muss man sich in Bereiche begeben, in denen die Leere des Weltraums nicht ganz so leer ist, wie üblich und sich eine dünne Wolke aus Gas (in der Hauptsache Wasserstoff) und mikrometerkleinem Staub herausbilden kann (dessen genaue Zusammensetzung die Astrophysiker zu gerne kennen würden). Manchmal scheinen diese ausgedehnten Wolken irgendwann von selbst instabil zu werden, manchmal ist es, wie eine gängige Theorie besagt, die Schockwelle einer nahen Supernova-Explosion, die dazu führt, dass sich diese interstellare Gas- und Staubwolke an manchen Stellen ein klein wenig mehr verdichtet und von nun an unter dem Einfluss ihrer eigenen, wenn auch geringen Schwerkraft, zu kollabieren beginnt. Ein Knoten entsteht, umgeben von einer rotierenden Staubscheibe (denn der Drehimpuls muss erhalten bleiben, was zu einer symmetrischen, rotierenden Anordnung führt), der manchmal bis zu einer Proto-Sonne kollabiert. In diesem Fall kommt schließlich der Tag, da Druck und Temperatur im Inneren der Proto-Sonne eine Grenze übersteigen und die Kernfusion von Wasserstoff zu Helium einsetzt – enorme Strahlung wird dabei frei, die von nun an gegen den Zug der Schwerkraft ankämpft, bis sich ein Gleichgewicht einstellt, das der neugeborenen Sonne ihre charakteristische Struktur und Zusammensetzung verleiht. Diese Strahlung der Sonne trifft auf die rotierende, protoplanetare Staubscheibe und führt dort zu einer Trennung ihrer Bestandteile nach Gewicht. Der verbleibende Wasserstoff, andere, Die Astrophysik beschäftigt sich mit den physikalischen Grundlagen der Erforschung von Himmelserscheinungen. Die Wissensgebiete der Astrophysik und der Astronomie haben verschiedene Aspekte: Die Astronomie beschäftigt sich mit der Beobachtung, Messung und Vermessung von Himmelsobjekten (z. B. Sternhaufen, Quasare, Galaxien, Nebel, Neutronensterne, Pulsare, Sterne, Planeten, Monde, Kometen, usw.). Die Astrophysik beschäftigt sich mit den physikalischen Prozessen, die diese astronomischen Objekte verursachen. 141-8_0001-0256.indd 14 10.07.2008 15:41:40 Uhr