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Karl Matthäus Schmidt: "Geld bleibt auf Sparbüchern liegen"
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Montag, 7. August 2017
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Die WirtschaftsWoche > Finanzen > Geldanlage > Karl Matthäus Schmidt: "Geld bleibt auf Sparbüchern liegen"
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INTERVIEW
Karl Matthäus Schmidt
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01. August 2017
"Geld bleibt auf Sparbüchern liegen"
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Karl Matthäus
Schmidt, Chef der
Quirin Privatbank.
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(Foto: Sven Serkis)
Bild: Presse
von Niklas Hoyer
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Karl Matthäus Schmidt, Chef der Quirin Privatbank, will die
Honorarberatung in Deutschland etablieren. Leicht ist das
nicht: Viele Deutsche blocken Finanzthemen generell ab.
Ein Hoffnungsschimmer: Der Robo-Advisor.
WirtschaftsWoche: Herr Schmidt, was ist aus der
unabhängigen Finanzberatung gegen Honorar geworden.
Täuscht der Eindruck, dass es schwerer geworden ist,
Kunden von den Vorteilen zu überzeugen?
Karl Matthäus Schmidt: Leicht war das noch nie. Vor den
Finanzkrisenjahren haben wir viele Interessenten gehabt, aber
es war schwierig, die als Kunden zu gewinnen. Während der Finanzkrise gab es
zwar weniger Interessenten, aber es war viel leichter, diese als Kunden zu
gewinnen. Heute blocken viele Finanzthemen ganz generell ab. Die sagen sich:
‚Ich habe das Spiel durchschaut. Ich fall auf Euch nicht mehr rein.‘ Das Problem
ist nur, dass diese Leute dann gar nichts machen und ihr Geld auf Sparbüchern
und Tagesgeldkonten liegen lassen.
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Zur Person
Karl Matthäus Schmidt
Sind die Leute damit denn zufrieden?
Nein, überhaupt nicht. Die wissen ja, dass sie in diesen Zeiten so keinen Ertrag
mehr bekommen.
Viele sagen, dass der Begriff Honorarberatung Teil des Problems sei. Er
stellt das Honorar in den Vordergrund, also die Bezahlung. Damit wirkt die
Beratung besonders teuer.
Das ist richtig, dabei geht es im Kern um etwas ganz anders. Es geht darum
Kunden provisionsfrei und unabhängig von Interessenkonflikten zu
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beraten. Umfragen des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz
haben gezeigt, dass die Menschen mit dem Begriff der „unabhängigen Beratung
„ im Vergleich zur „Provisions-abhängigen Beratung“ viel mehr anfangen
können. Zudem wird Honorarberatung häufig mit einem Stundenlohn verbunden.
Dabei arbeiten wir bei der Quirin Privatbank nicht mit einem Stundenhonorar,
sondern mit einer prozentualen Gebühr. Die Kritik am Begriff ist insofern schon
berechtigt. Wir hätten bei der neuesten gesetzlichen Regulierung des
Bereichs im Rahmen der MiFID 2, daher auch gerne einen anderen Begriff
festgelegt: unabhängige Anlageberatung.
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Vermögensverwaltung
Lieber aktiv statt von Robotern gesteuert
Menschen lieben Freiheit. Bei der Geldanlage aber
lassen sie sich gerne in fremdbestimmte Indizes und
Strategien zwängen. Das ist schädlich.
Unproblematisch ist der Begriff aber auch nicht. Als „unabhängige
Finanzberater“ haben sich früher gerne die Strukturvertriebe bezeichnet,
bevor ihnen das teils auch gerichtlich verboten worden ist. Wie stark bauen
Sie überhaupt auf den Gesetzgeber?
Wir haben noch nie auf den Gesetzgeber gebaut. Dafür gibt es bei der
Finanzberatung einfach zu viele Kräfte, die eine starke Lobby haben. Der Blick
auf die aktiv gemanagten Investmentfonds reicht, um das zu verstehen.
Vergleicht man deren Gebühren mit denen von passiv verwalteten Indexfonds,
zeigt sich: Anleger geben dafür jedes Jahr 14 Milliarden Euro zusätzlich aus,
ohne dass diesen Kosten ein spürbarer Mehrwert gegenübersteht. Neben viel zu
hohen Kosten zeigen alle Studien zeigen, dass kein Fondsmanager es auf
längere Sicht schafft, seinen Vergleichsindex zu schlagen. All das schmälert die
Rendite des Anlegers.
Offenbar wollen viele Anleger einen Menschen, der ihr Geld für sie anlegt,
der bei Krisen eingreifen kann, und sind bereit dafür zu zahlen.
Der Glaube an die Vermeidbarkeit von Risiken am Kapitalmarkt ist eine
Masche. Schließlich bekomme ich nur dann mehr Rendite, wenn ich bereit bin,
ein gewisses Risiko einzugehen. Viele glauben in Finanzfragen an die großen
Gurus, die die Zukunft vorhersehen können. Fakt ist: Niemand kann das.
Anfangs dachten die Kunden auch bei uns: Ihr seid ja unabhängig. Also wisst ihr
sicher, wo der Dax morgen steht. Wir haben dann langsam vermittelt, dass unser
Konzept ein anderes ist. Wir investieren prognosefrei, nach wissenschaftlich
fundierten Grundsätzen. Der Kern des Konzeptes ist dabei, dass wir das
Anlagevermögen auf verschiedene Anlageklassen verteilen und dann
regelmäßig gut gelaufene Anlageklassen verkaufen, schlechter gelaufene
nachkaufen. So passen wir die Gewichtungen antizyklisch an, streng
regelbasiert. Es kann eben keiner mittel- bis langfristig den Markt schlagen. Was
nicht heißt, dass unsere Berater überflüssig sind, aber sie haben heute eine
andere Rolle. Sie sind wichtig als Sparringspartner und Coach unserer Kunden.
Portfolien „matchen“
Ähnlich sehen auch die Konzepte vieler Robo-Advisor aus, die eine
Anlageverwaltung über das Internet anbieten, wobei das Geld je nach
Risikoklasse verteilt wird und Anpassungen dann von einem Algorithmus
gesteuert werden. Wie erfolgreich ist Ihr Robo-Advisor Quirion?
Wir waren Ende 2013 mit unserem Online-Angebot der Pionier in Deutschland.
Dahinter steht die Erkenntnis, dass es in Deutschland eine Zielgruppe gibt, die
das herkömmliche Banking nicht mehr will, weil sie damit schlechte Erfahrungen
gemacht hat. Der Vertrauensverlust in die Branche ist nach wie vor zu spüren,
also suchen Menschen nach Möglichkeiten ihr Geld selbstverantwortlich und
bequem anzulegen. Aktuell funktioniert Quirion vor allem deshalb, weil wir
Menschen mit Portfolien „matchen“, also zusammenbringen, was
zusammen passt. Dabei gibt es elf verschiedene Risiko-/ Renditeklassen, die
passgenau auf die Bedürfnisse der Anleger ausgerichtet sind.
Dafür, dass Sie so früh am Start waren, hört man heute wenig von Quirion.
Stattdessen machen Anbieter wie Scalable Schlagzeilen, an denen sich
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kürzlich Blackrock beteiligt hat. Haben Sie zu wenig aus dem Startvorteil
gemacht?
Je nach Betrachtungsweisegehören wir zu den Top 3 der Robo-Advisor in
Deutschland. Das ist zunächst mal nicht schlecht. Zentral ist dabei, dass wir ein
Aldi-Prinzip verfolgen. Wir bieten günstige Preise für alle. Unsere normale
Kostenquote liegt bei 0,48 Prozent, bei anderen sind es teilweise über ein
Prozent. Der Nachteil ist, dass man bei 0,48 Prozent Kostenquote eben nichts
an andere abgeben kann. Wir zahlen keine Kickbacks an Vermittler, die uns
Kunden bringen. Andere machen das schon und können damit schneller
wachsen.
Intelligent investieren
Die Robo-Investoren kommen - Gefahr und
Gewinn für alle Anleger
Die vollautomatisierte Geldanlage mit Robo-Advisor und
Robo-Investor hat unbestreitbare Vorteile, aber auch
konzeptionelle Nachteile. Das birgt Risiken - und
Chancen für Anleger, die daraus die richtigen Schlüsse
ziehen.
Ein Nachteil also?
Momentan mag das so erscheinen. Aber wir denken, dass sich diese
Strategie langfristig auszahlen wird. Je populärer Robo-Advisor werden, desto
stärker werden Kunden auf die Kosten achten. Und dann werden auch
mehr Menschen zu Quirion kommen. Momentan sind wir mit 1500 Kunden und
rund 70 Millionen an angelegtem Vermögen schon sehr ordentlich
unterwegs. Seit Dezember 2016 sind wir bereits um über 42 Prozent
gewachsen.
Bis Ende 2021 wollen sie die Kundeneinlagen bei der Quirin Privatbank von
derzeit 3,1 Milliarden auf 5 Milliarden Euro steigern. Wie viel davon wird
von Quirion-Kunden stammen?
Das lässt sich heute seriös nicht prognostizieren. Diese Zielsetzung gilt
unabhängig vom erhofften Erfolg von Quirion, an den wir glauben. Aber
hinter diesem Wachtumsplan steckt etwas anderes: Wir denken, dass wir sowohl
mehr Neukunden gewinnen werden, als auch unsere Bestandskunden
überzeugen können, einen größeren Anteil ihres Vermögens über uns
anzulegen.
Herr Schmidt, wir danken für das Gespräch.
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Seite 1: "Geld bleibt auf Sparbüchern liegen"
Seite 2: Portfolien „matchen“
Autor Niklas Hoyer
Stellvertretender Ressortleiter Geld
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Schlagworte: Interview | Anlageberatung | Kunde | Aldi | Karl Matthäus Schmidt
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