. Parameteridentifikation bei permanenterregten Synchronmaschinen Der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Grades DOKTOR–INGENIEUR vorgelegt von Dipl.-Ing. Univ. Sven Ludwig Kellner Erlangen – 2012 II . Als Dissertation genehmigt von der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg Tag der Einreichung: 05.07.2012 Tag der Promotion: 30.11.2012 Dekan: Prof. Dr.-Ing. habil. Marion Merklein Berichterstatter: Prof. Dr.-Ing. Bernhard Piepenbreier Prof. Dr.-Ing. Gerhard Huth III . Remember, that time is money. He that can earn ten shillings a day by his labor, and goes abroad, or sits idle, one half of that day, though he spends but six pence during his diversion or idleness, ought not to reckon that the only expense; he has really spent, or rather thrown away, five shillings besides. Benjamin Franklin (1706 - 1790) Advice to a Young Tradesman, 1748 IV Vorwort Während der Entstehung der vorliegenden Arbeit war war ich als akademischer Rat am Lehrstuhl für Elektrische Antriebe und Maschinen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beschäftigt. Ermöglicht wurde diese Arbeit durch den Lehrstuhlinhaber Prof. Dr.-Ing. Bernhard Piepenbreier, dem mein ganz besonderer Dank gilt. Des Weiteren möchte ich mich bei Prof. Dr.-Ing. Gerhard Huth, Inhaber des Lehrstuhls für Mechatronik und Elektrische Antriebssysteme der Technischen Universität Kaiserslautern, für sein Interesse an meiner Forschung und die Übernahme des Koreferats bedanken. Bei Prof. Dr.-Ing. Ingo Hahn bedanke ich mich für die fachlichen Diskussionen, seine Unterstützung während meiner Zeit am Lehrstuhl und die Übernahme des Prüfungsvorsitzes. Weiterhin möchte ich mich bei Prof. Dr.-Ing. habil. Kai Willner für seine Teilnahme als fachfremdes Prüfungsmitglied bedanken. In Zusammenhang mit dem Forschungsthema gebührt besonderer Dank den Herren Dr.-Ing. Gerald Amler und Dr.-Ing. Hans Bergner, ohne deren Hilfe meine Forschung so nicht hätte realisiert werden können. Gerne erinnere ich mich an die Gespräche mit meinem Zimmerkollegen Dr.-Ing. Lothar Sack, zu denen des Öfteren auch Prof. Dr.-Ing. Gerald Pfaff gestoßen ist. Mir haben diese Unterhaltungen viel Freude bereitet, sodass ich beiden an dieser Stelle ein Dankeschön aussprechen möchte. Der technische und wirtschaftliche Dialog mit Herrn Dr.-Ing. Josef Reill hat mich überaus erfolgreich durch so manche Krise gebracht. Unter anderem für die dankbare Aufgabe des Korrekturlesens möchte ich mich bei Frau Dipl.-Technomath. Veronika Kräck bedanken, ein spezieller Dank geht an Herrn Dipl.Ing. Stefan Meier. Für die sehr angenehme Arbeitsatmosphäre bedanke ich mich bei allen (ehemaligen) Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich! Last but not least geht mein herzlichster Dank an meine Eltern Ute und Jürgen Kellner, meine beiden Brüder Ralf und Uwe und natürlich meine Partnerin Katharina. Auf eure Unterstützung konnte ich jederzeit zählen – das weiß ich sehr zu schätzen. V VI Summary Permanent magnet synchronous machines are used in a wide range of applications, mainly in small and medium sized drive trains. In many applications the closed loop control has to be as dynamic as possible. In some cases (i.e. cost-sensitive ones) a sensorless acquisition is desired. In such applications it is paticularly important to know the electrical parameters of the machine: Dynamic sensorless closed loop controls require the inductances of the machine not only to be constant but also variable values, depending on the current present. The flux linkage of permanent magnets varies due to aging and temperature changes in the magnets. In addition, the ohmic stator resistance doubles during normal operation due to temperature alterations. Both the permanent magnet flux linkage and ohmic stator resistance are essential in order to calculate the internal torque. This work includes the measurement and identification of the parameters of permanent magnet synchronous machines. The parameters include absolute and differential inductances, the ohmic stator resistance, and the permanent magnet flux linkage. The theory is based on the rotor-fixed d,q-coordinate system. To consider non-linear behaviour of the machine, such as saturation or cross-coupling effects, the known linearized ud ,uq -voltage equations are modified and become general voltage equations. These general equations contain an additional model to consider the speed-dependent iron losses. Measurements on test benches with machines of different type (i.e. external and internal magnets) are being conducted to prove the concept. For precise closed loop control, knowledge of the absolute and differential inductances is of great importance. Generally, the inductances depend on the two stator currents in the rotor-fixed coordinate system, in other words an offline identification method is sufficient. The absolute inductances are identified with a method requiring a constant speed of the drive system, the method employed to measure the differential inductances uses test signals, very similar to those needed for sensorless operation near stand-still. To identify the ohmic stator resistance a new method using low frequency test signals is presented. Contrary to known passive methods, the new method is robust against offset measurement errors, i.e. due to non-linearities of the inverter. VII VIII Summary Especially with passive identification methods, those offset errors lead to a very limited operating range. In contrast, the stable performance of the new measurement method is proven by extensive measurements on three different test benches. Once the stator resistance is identified, the permanent magnet flux linkage can be calculated. Two different methods are presented. The first uses stationary states with constant drive speeds, in which the speed has to be higher than a minimal value. The second method can be used when the drive speed is constantly changing and therefore can even identify the permanent magnet flux linkage at zero speed. The influence of parameter errors on the identification of inductances, stator resistance, and permanent magnet flux linkage is discussed. The results of this work can be used as a basis for a more accurate model of permanent magnet synchronous machines, i.e. for simulation purposes or as an observer. Other applications in need of accurate parameters are highly-dynamic closed loop controls with speed/position sensors or or to allow for cost savings due to drive system parts that are no longer needed, such as speed, position or torque sensors. Inhaltsverzeichnis Vorwort V Summary VII 1 Einleitung 1 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen 5 2.1 Motorbauformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Motorgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2.1 Läuferfeste Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2.2 Linearisierte Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.2.3 Allgemeine Motorgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.2.4 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.3 Pulsumrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.3.1 Allgemeine Linearisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.3.2 Vereinfachte Linearisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.4.1 Testsignalverfahren für niedrige Drehzahlen . . . . . . . . . . . . . . 36 2.4.2 Differentieller Schenkligkeitskoeffizient . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.4.3 EMK-Verfahren für hohe Drehzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3 Berücksichtigung der Eisenverluste 63 3.1 Allgemeine Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3.2 Linearer stationärer Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 3.3 Einführung der Eisenverlustparameter ξd und ξq . . . . . . . . . . . . . . . . 74 3.4 Identifikation der Eisenverlustparameter am Prüfstand . . . . . . . . . . . . 75 4 Induktivitäten 79 4.1 Darstellung der Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.1.1 Lineare Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.1.2 Kubische Spline-Interpolation für Parameterkurven . . . . . . . . . . 86 4.1.3 Bi-kubische Spline-Interpolation für Parameterflächen . . . . . . . . 92 IX X Inhaltsverzeichnis 4.2 Absolute Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 4.2.1 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 4.2.2 Berücksichtigung der Eisenverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 4.2.3 Identifikation in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 4.2.4 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 4.3 Differentielle Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 4.3.1 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 4.3.2 Messablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 4.3.3 Testsignalerzeugung und Auswertung am Prüfstand . . . . . . . . . 121 4.3.4 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4.4 Integration der Messdaten in die Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 5 Ständerwiderstand und -temperatur 137 5.1 Vorhandene Literatur auf dem Gebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 5.2 Konventioneller Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 5.2.1 Auswertung der ud -Spannungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . 141 5.2.2 Auswertung der uq -Spannungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . 144 5.3 Identifikation mit Testsignalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 5.3.1 Berücksichtigung der Eisenverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 5.3.2 Erzeugung der Offsetsignale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5.3.3 Filterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 5.3.4 Implementierung in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 5.3.5 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 5.4 Ständertemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 6 Permanentmagnetflussverkettung 179 6.1 Permanentmagnete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 6.2 Identifikation mit Testsignalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 6.2.1 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 6.2.2 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 6.3 Identifikation durch Geschwindigkeitsänderung . . . . . . . . . . . . . . . . 190 6.3.1 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 6.3.2 Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 6.3.3 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 7 Auswirkung von Parameterfehlern 199 7.1 Theorie zur Fehlerrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 7.2 Parameterfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 7.2.1 Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 7.2.2 Ständerwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Inhaltsverzeichnis XI 7.2.3 Permanentmagnetflussverkettung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 7.3 Auswirkung auf die Drehmomentberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 7.4.1 Testsignalverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 7.4.2 EMK-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 8 Zusammenfassung 225 Abbildungsverzeichnis 227 Literaturverzeichnis 234 A Prüfstände 247 A.1 Echtzeitrechensystem dSPACE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 A.2 Prüfstand A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 A.2.1 Prüfling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 A.2.2 Belastungsmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 A.2.3 Identifikation des Ständerwiderstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 A.3 Prüfstand B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 A.3.1 Prüfling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 A.3.2 Belastungsmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 A.3.3 Identifikation des Ständerwiderstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 A.4 Prüfstand C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 A.4.1 Prüfling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 A.4.2 Identifikation des Ständerwiderstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 B Verwendete Abkürzungen 261 C Verwendete Symbole und Formelzeichen 263 XII Inhaltsverzeichnis Kapitel 1 Einleitung Elektrische Synchronmaschinen mit Permanentmagneterregung werden in einer Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen, vor allem bei kleinen bis mittleren, im Einzelfall auch großen Leistungen, eingesetzt. Oftmals sind dies Anwendungen, die eine hochdynamische Regelung erfordern. Teilweise wird aus Kosten- oder Wartungsgründen zudem auf einen Drehgeber verzichtet, die Lage des Läufers zum Ständer wird dann „geberlos“ aus den elektrischen Größen geschätzt. Gerade hierbei ist es nötig, die elektrischen Parameter der Maschine zu kennen: Die hochdynamischen (geberlosen) Regelungen benötigen die Induktivitäten der Maschine nicht nur als konstante Größen, sondern abhängig von den momentanen Strömen. Die Flussverkettung der Permanentmagnete ändert sich aufgrund von Alterungserscheinungen und Temperaturveränderungen im Laufe des Betriebs. Zusammen mit dem ohmschen Ständerwiderstand, der sich durch Erwärmung des Ständers im Laufe des Betriebs im ungünstigen Fall fast verdoppeln kann, wird die Permanentmagnetflussverkettung zum Beispiel zur Berechnung des Motordrehmoments verwendet. Induktivitäten können auf verschiedene Arten offline gemessen werden. Eine Möglichkeit ist die Nutzung der im Regelfall bereits im Rahmen der Maschinenauslegung durchgeführten Finite-Elemente-Berechnung (FEM) und Berechnung der Induktivitäten auf dieser Basis. Die Herausforderung hierbei ist, dass die auf Basis einer vereinfachten und idealisierten Maschine durchgeführte FEM-Berechnung dennoch realistische Werte liefern soll. Bei realen Maschinen treten zum einen Fertigungstoleranzen auf und zum anderen werden Wickelköpfe oder ähnliche Elemente von Maschinen in der meist in 2D durchgeführten FEM-Berechnung nicht berücksichtigt. Daher ist es oftmals sinnvoll, die Induktivitäten zwar weiterhin offline, allerdings an der realen Maschine, zu messen. Hier gibt es unter anderem zwei erfolgversprechende Ansätze: Einerseits ist es möglich, mit auf unterschiedlichen Wegen realisierten Testsignalen im Stillstand der Maschine die sogenannten differentiellen Induktivitäten zu bestim1 2 1 Einleitung men. Andererseits können bei konstanter Drehzahl die absoluten Induktivitäten identifiziert werden. Sind die Induktivitäten gemessen, können sie in geeigneter Weise innerhalb der Regelung gespeichert werden. Diese Arbeit behandelt sowohl Verfahren zur Messung der Induktivitäten wie auch deren Nachbearbeitung, um zu sinnvollen und schließlich möglichst einfach zu implementierenden Induktivitätsverläufen zu gelangen. Im Gegensatz zu den Induktivitäten ist es sinnvoll, den ohmschen Ständerwiderstand der Synchronmaschine während des laufenden Betriebs, also online, zu identifizieren. Zur Identifikation des Ständerwiderstands gibt es in der Literatur eine Anzahl von verschiedenen Ansätzen, zum Beispiel MRAC-Algorithmen (model reference adaptive control) oder hochfrequente Testsignale. Das in dieser Arbeit vorgestellte Verfahren zur Widerstandsidentifikation unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von den bereits bekannten Verfahren. Es verwendet ein rechteckförmiges Testsignal niedriger Frequenz, was unter anderem eine rechenzeitsparende Implementierung ermöglicht. Um die Auswirkungen auf die Drehmomentbildung möglichst gering zu halten, wird das Testsignal in die flussbildende Achse eingespeist. Der zugehörige und zudem möglichst einfach gehaltene Algorithmus muss nur einmal je Testsignalhalbwelle berechnet werden. Einige Teilaspekte dieser Dissertation wurden vorab veröffentlicht und erscheinen mit einem vorangestellten K in der Literaturliste: [K-1, K-2, K-3, K-4, K-5, K-6, K-7, K-8] Verifiziert wurden die in dieser Arbeit vorgestellten theoretischen Überlegungen durch intensive Messungen an drei Prüfstandsaufbauten A, B und C im Labor. Die ausgewählten Prüflingsmaschinen decken einen großen Teil der derzeit am Markt befindlichen permanenterregten Synchronmaschinen ab: Einen Leistungsbereich von klein (A) bis Abbildung 1.1: Prüfstand A: Der Prüfling befindet sich links, die Lastmaschine rechts. 3 Läufer Ständer verteilte konzentrierte Oberflächen- vergrabene Wicklung Wicklung magnete Magnete A Prüfstand B C Abbildung 1.2: Übersicht über die verwendeten Prüfstände mittel (B, C), verteilte (C) und konzentrierte (B) Wicklungen im Ständer und läuferseitig Oberflächenmagnete (C) sowie vergrabene Magnete (B). Eine Übersicht in tabellarischer Form zeigt Abbildung 1.2. Immer dann, wenn es sich bei den Abbildungen im Text um Messergebnisse eines der drei Prüfstände handelt, ist dies ausdrücklich durch Angabe des entsprechenden Prüfstands in Klammern vermerkt. Abbildung 1.1 zeigt den Prüfstand A: Links die Sanyo-Prüflingsmaschine mit einer Nennleistung von 0,75 kW, rechts die Gleichstromlastmaschine. Die exakten technischen Daten, auch des Umrichters und Echtzeitrechensystems, finden sich im Anhang A.2. Die Maschinenkonfigura- Abbildung 1.3: Prüfstand C: Auch hier befindet sich der Prüfling links, die Lastmaschine rechts. tion C ist in Abbildung 1.3 zu sehen. Auch hier ist links wieder der Prüfling, eine permanenterregte Synchronmaschine mit Oberflächenmagneten und einer Nennleistung von 26,2 kW, und rechts die durch einen Thyristorsteller gespeiste Gleichstromlastmaschine zu sehen. Nicht dargestellt ist der Prüfstand B, allerdings entspricht dieser – bis auf die Prüflingsmaschine – dem Aufbau des Prüfstands C. Die permanenterregte Synchronmaschine B beinhaltet vergrabene Magnete im Läufer und eine Zahnspulenwicklung im Ständer. 4 1 Einleitung Kapitel 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Beschreibung der Messverfahren für Induktivitäten und insbesondere der Ständerwiderstandsidentifikation. Den Induktivitätsmessungen in Kapitel 4 liegt das in diesem Kapitel zu beschreibende, allgemeine Motormodell zugrunde, welches neben den Eisensättigungserscheinungen und Kreuzkopplungseffekten auch die Eisenverluste angemessen berücksichtigt. Zusätzlich werden die grundlegenden Bauformen von permanenterregten Synchronmaschinen beschrieben und deren Unterschiede, insbesondere im Hinblick auf Durchflutungsverteilungen, erläutert (Kapitel 2.1). Auf Basis der linearisierten Gleichungen für permanenterregte Synchronmaschinen (PMSM) werden im Kapitel 2.2 verallgemeinerte Maschinengleichungen hergeleitet, die zusätzlich Kreuzkopplungs- und Sättigungserscheinungen berücksichtigen. Verfahren zur Linearisierung von Umrichtern werden im Kapitel 2.3 beschrieben. Das letzte Unterkapitel 2.4 beschäftigt sich mit Verfahren zur geberlosen Regelung von PMSM. Die entwickelten, allgemeinen Motorgleichungen werden auf die Verfahren zur geberlosen Regelung angewendet (Kapitel 2.4). Eine gute Übersicht und weitergehendes Hintergrundwissen über die Fortschritte und Möglichkeiten im Bereich der permanenterregten Synchronmaschinen finden sich in [12]. 2.1 Motorbauformen Permanenterregte Synchronmaschinen, die in dieser Arbeit untersucht werden, haben insbesondere eine Gemeinsamkeit: Permanentmagnete – fast ausschließlich aus Materialien aus Seltenen Erden gefertigt – am oder im Rotor mit dem Zweck des Erzeugens eines Erregerfeldes. An diesem Punkt jedoch beginnen bereits die mannigfaltigen Unterschiede dieses allgemeinen Maschinentyps der PMSM. In der konventionellen Vari5 6 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen (a) (b) (c) Abbildung 2.1: Vergleich verschiedener Magnetanordnungen am Rotor: (a) An der Rotoroberfläche, (b) im Rotor, also innen liegend oder „vergraben“ und (c) als Flusssammleranordnung ante werden die Magnete auf die Oberfläche aufgeklebt und anschließend meist noch bandagiert. Diese in Abbildung 2.1a dargestellte Rotorbauweise ist aufgrund der nötigen Fixierung der Permanentmagneten gegen die Fliehkräfte aufwändig und damit kostenintensiv. Dafür sind die Eigenschaften einer Maschine mit Oberflächenmagneten, insbesondere bei gleichzeitiger Verwendung von verteilten Wicklungen im Ständer, in einem weiten Betriebsbereich in guter Näherung linear. Zusätzlich sind die Induktivitäten Ld und Lq in den rotorfesten Koordinaten (Kapitel 2.2.1, 11ff) annähernd identisch. Auf eine gesonderte Fixierung der Magnete kann verzichtet werden, wenn man die Permanentmagnete innerhalb des Rotorblechpakets positioniert, sie werden dann ausschließlich durch das umgebende Blechpaket in Position gehalten. Der prinzipielle Aufbau eines Rotors mit innen liegenden, oder auch vergrabenen, Magneten ist in Abbildung 2.1b,c dargestellt. Denkbar sind jedoch auch andere Rotorbauformen als die drei vorgestellten. Nachteile der einfachen Montage der vergrabenen Magneten sind nichtlineare Effekte wie starke Sättigungs- und Kreuzkopplungserscheinungen. Die einfachen, linearisierten Gleichungen zur Beschreibung von PMSM gelten hier nur noch bedingt und müssen für einige Anwendungen erweitert werden. Dies führt zu den in Kapitel 2.2.3 ab Seite 17 beschriebenen allgemeinen Motorgleichungen. Neben den verschiedenen Rotorbauformen gibt es auch verschiedene Arten, die Ständer von PMSM zu kombinieren und zu fertigen. Hier wird unterschieden zwischen verteilten und konzentrierten Wicklungen, Letztere werden auch als Zahnspulen- oder Einzelzahnwicklungen bezeichnet. Bei verteilten Wicklungen sind Hin- und Rückleiter einer Windung – Sehnung und Zonung vernachlässigt – jeweils um 180◦ elektrisch voneinander verschoben am Umfang angebracht. Dies bedeutet einen großen Wickelkopf und damit einhergehende erhöhte ohmsche Kupferverluste, Materialkosten, Bauraumbedarf und Gewicht. Zudem ist die Fertigung aufgrund der komplexen Wickelschemata relativ zeitaufwändig und kostenintensiv. Zahnspulenwicklungen hingegen werden, wie es der Name bereits vermuten lässt, jeweils als Ganzes um einen Zahn gewickelt. Alternativ kann jede Spule auch vorgewickelt und anschließend fertig auf 2.1 Motorbauformen 7 einen Zahn geschoben werden. Damit ergeben sich kleinere Wickelköpfe und vereinfachte Arbeitsabläufe, was schließlich zu einer kostengünstigen Fertigung führt. Die einfachere Bauweise von Ständern mit konzentrierten Wicklungen – einer anderen Bezeichnung für Zahnspulenwicklungen – wird allerdings durch Nachteile in deren elektrischem Verhalten erkauft. Besonders der hohe Anteil an Harmonischen im Luftspalt ist als Nachteil zu sehen. Dieser wird im weiteren Verlauf dieses Kapitels erläutert. Im Rahmen dieser Arbeit werden nur die wesentlichen Bauformen von Ständer und Rotor von PMSM erklärt. Diese Hauptbauformen werden in unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen gefertigt. Für weitergehende Informationen wird an dieser Stelle auf die verfügbare Fachliteratur verwiesen [12, 13, 14]. Der Unterschied zwischen verteilter und konzentrierter Ständerwicklung lässt sich gut anhand der Durchflutungsverteilungen erkennen. Da bei den folgenden Betrachtungen nur prinzipielle Verhältnisse erläutert werden sollen, werden zwei Vereinfachungen angenommen: • Es wird angenommen, dass die Permeabilität µF e gegen unendlich geht. Damit fällt bei allen Integrationswegen durch das Eisen dort keine magnetische Span- nung ab, das heißt, ausschließlich Wege im Luftspalt sind für den magnetischen Widerstand relevant. • Ferner wird vorausgesetzt, dass der Luftspalt konstant und der Einfluss der Nutschlitze vernachlässigbar ist. Damit sind die Verhältnisse im Luftspalt über den gesamten Motorumfang konstant. Die Durchflutung θ im Luftspalt wird über ein Ringintegral, welches über dem Luftspalt geschlossen wird und die Ständerströme einschließt, ermittelt. Die allgemeine Formel für die Durchflutung lautet: I X → → θ(x, x0 ) = H ◦ d s = Vδ (x) − Vδ (x0 ) = i. (2.1) Das heißt, die Durchflutung ist im Allgemeinen durch die Differenz der beiden magnetischen Spannungen Vδ (x) und Vδ (x0 ) definiert und damit von den beiden Luftspaltpositionen abhängig, durch die das Ringintegral gelegt wird. Die magnetische Spannung im Luftspalt Vδ (x) lässt sich wie folgt beschreiben: Vδ (x) = Zb a → B(x) → δ. H ◦ d s = H(x) δ = µ0 (2.2) Die einzelnen Variablen sind in Abbildung 2.2 definiert. Um schließlich zur üblichen Darstellung der Durchflutungsverteilung im Luftspalt zu gelangen, wird folgenes Verfahren angewendet: Die Variable x0 wird auf exakt den Wert gelegt, bei dem für die 8 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen y a θ τ x b i 2 θ τ x − 2i Abbildung 2.2: Definitionen der elektrischen Größen und Beispiel einer Durchflutungsverteilung einer Wicklung magnetische Spannung ! Vδ (x0 ) = 0 (2.3) gilt. Nur dann ist der Mittelwert der Durchflutung θ(x) und damit die Quellenfreiheit der magnetischen Induktion B(x) = µ0 θ(x) δ (2.4) gegeben. In Abbildung 2.2 wurde das Ringintegral bereits entsprechend gewählt. In der Mitte eines Leiters ist die magnetische Spannung gleich null, da hier die magnetische Induktion im Luftspalt Bδ (x) ebenfalls gleich null ist. Werden nun alle Durchflutungsringintegrale nach Gleichung (2.1) auf diesen Punkt bezogen, dann ergibt sich der in Abbildung 2.2 unten aufgezeichnete Verlauf der Durchflutungsverteilung θ(x). Sind in einem Ständer einer Drehfeldmaschine mehrere Spulen beziehungsweise Wicklungen verbaut, so können die Durchflutungen der einzelnen Wicklungen jeweils addiert werden. Abbildung 2.3a zeigt die Durchflutungsverteilung eines Ständers mit verteilten Wicklungen. Die Durchflutungsverteilung einer Zweischichtzahnspulenwicklung ist in Abbildung 2.3b zu sehen. Im Gegensatz zum Ständer mit verteilter Wicklung beinhaltet die Durchflutungsverteilung bei der Zahnspulenwicklung neben der Grundwelle einen deutlich höheren Anteil an Oberwellen. Die Abbildung 2.4 zeigt diese Durchflutungsverteilungen räumlich, das heißt bei verschiedenen Phasenlagen ωt der Ständerströme. Gut zu erkennen sind die jeweiligen Wanderwellen, die sich dann zeitabhängig ausbilden. Um die Darstellung zu vereinfachen, wurde jeweils ein Motor mit nur einem Polpaar angenommen, oder, anders ausgedrückt, es ist nur eine elektrische Umdrehung des Motors gezeichnet. 2.2 Motorgleichungen 9 y y A+ C- B+ A- C+ C- A+ B- A- B+ B- C+ τ τ x θa x θa τ τ x θb x θb τ τ x θc x θc τ τ x θges x θges τ τ x (a) Verteilte Wicklungen x (b) Zweischicht-Zahnspulenwicklung Abbildung 2.3: Durchflutungsverteilung bei einem Ständer einer zweipoligen Drehfeldmaschine mit (a) verteilten Wicklungen beziehungsweise (b) einer Zweischicht-Zahnspulenwicklung zu einem diskreten Zeitpunkt 2.2 Motorgleichungen Grundlegende Aussagen zur Beschreibung elektrischer Maschinen liefern Standardwerke wie zum Beispiel [15, 16, 17, 18]. Bei den in dieser Arbeit betrachteten, hochausgenutzten PMSM sind die in aller Regel verwendeten linearisierten Spannungsgleichungen mit konstanten elektrischen Parametern allerdings nicht mehr ausreichend. Es werden daher in Unterkapitel 2.2.3 allgemeinere Gleichungen vorgestellt, die veränderliche Parameter, insbesondere veränderliche Induktivitäten, beinhalten. Es gibt verschiedene Ansätze zur Erweiterung der linearisierten Gleichungen. Einige Ansätze unterteilen die absoluten Induktivitäten Ld und Lq in zwei separate Selbst- und Gegeninduktivitäten. Bei [19] sind dabei sowohl die Selbst- als auch die Gegeninduk- 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen 2 2 1 1 θges θges 10 0 −1 0 −1 0 0 300 2 300 2 200 4 ωt 100 6 0 2τp (a) verteilte Wicklungen 200 4 ωt 100 6 0 2τp (b) Zweischicht-Zahnspulenwicklung Abbildung 2.4: Durchflutungsverteilungen von zwei verschiedenen Ständerwicklungsgeometrien. Neben der räumlichen Position der jeweiligen Durchflutung im Luftspalt ist jeweils zusätzlich die Abhängigkeit von der Phasenlage der am Ständer anliegenden Ströme berücksichtigt (ωt). tivitäten jeweils von beiden Strömen id und iq abhängig. Auf die Definitionen der Flussverkettungen wird in [19] nicht weiter eingegangen. Eine andere Möglichkeit ist, die Selbstinduktivitäten als rein von dem „eigenen“ Strom abhängig zu betrachten und alle anderen Effekte in die Gegeninduktivitäten zu integrieren [K-1, 20, 21, 22]. Damit die Induktivität Ld für id gegen null nicht fehlerhaft gemessen beziehungsweise berechnet wird, muss zusätzlich der Permanentmagnetfluss ψp als abhängig von iq angenommen werden, sofern Sättigungserscheinungen auftreten [23]. Bei den genannten Methoden wird vereinfachend angenommen, dass die elektrischen Parameter nicht abhängig vom Rotorwinkel γ sind. Diese Abhängigkeiten, zum Beispiel Nutrasteffekte, wurden in [24] näher untersucht. Energiebasierte Ansätze [25, 26] werden im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. Im Gegensatz zu den genannten Ansätzen zur allgemeinen Modellierung wird in dieser Arbeit weiterhin – genau wie bei den linearisierten Gleichungen – lediglich jeweils eine absolute Induktivität in d- und q-Richtung verwendet. Dies hat den immensen Vorteil, dass bei Vereinfachungen wieder das lineare Gleichungssystem entsteht. Auch diese erweiterten Gleichungen unterschlagen jedoch in ihrer einfachen Version die Berücksichtigung der Eisenverluste. Dies ist aber notwendig, um Induktivitäten messen und insbesondere den ohmschen Ständerwiderstand in der gewünschten Genauigkeit identifizieren zu können. In Kapitel 3 werden daher die grundlegenden Effekte, die zu den Eisenverlusten führen, erläutert und die dazugehörige Literatur diskutiert. Eine Möglichkeit zur Berücksichtigung der Eisenverluste wird dargestellt und in die Gleichungen eingefügt. Alle Anpassungen des Maschinenmodells beziehen sich aber weiterhin nur auf das Grundwellenverhalten der Maschine. Die zusätzliche Betrachtung 2.2 Motorgleichungen 11 der Oberwelleneffekte wird aus Platzgründen innerhalb dieser Arbeit nicht weiter betrachtet. Lagewinkelabhängige Verläufe werden zum Beispiel in [24] besprochen und in einem Maschinenmodell berücksichtigt. 2.2.1 Läuferfeste Koordinaten Auf die grundlegenden elektrischen Effekte reduziert kann eine permanenterregte Synchronmaschine nach Abbildung 2.5 dargestellt werden: drei konzentrierte Induktivitäten im Ständerblechpacket zusammen mit dem Permanentmagneten im Läufer. Etwas umgezeichnet ergibt sich für den Ständer einer PMSM die Abbildung 2.6. Die Herleitung physikalischer Zusammenhänge wird an dieser Stelle nicht weiter thematisiert, hierfür wird auf einschlägige Literatur verwiesen [13, 15, 16, 17, 18, 27, 28]. a α ia d ua γx x γel N β ub S ib uc b ic c q Abbildung 2.5: Graphische Veranschaulichung der verschiedenen Koordinatensysteme: dreiphasig (a, b, c), ständerfest (α, β) und rotorfest (d, q). Das Induktionsgesetz (2.5) besagt, dass die in einer Spule induzierte Spannung gleich der entgegengesetzen Änderung der durch die Wicklungen der Spule fließenden Flussverkettung ist [29, Gleichungen 3.42b und 4.10][30]: ui = − d ψ dt (2.5) 12 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen ua uab ubc ia Rs ψa ib Rs ψb ic Rs ψc Abbildung 2.6: Allgemeines Netzwerk des Ständers einer Drehstrommaschine Damit ergeben sich die fundamentalen Grundgleichungen einer permanenterregten Synchronmaschine ganz allgemein unter Verwendung der Phasenströme und -spannungen zu [17, 27] ua = Rs ia + d d d ψa , ub = Rs ib + ψb und uc = Rs ic + ψc . dt dt dt (2.6) Die einzelnen Flussverkettungen, deren Name auf der „Verkettung“ der durch das Eisen geführten Flüsse mit den Spulen im Ständer basiert, setzen sich aus verschiedenen Anteilen zusammen: zum einen aus dem Anteil des durch die entsprechende Wicklung selbst fließenden Stroms, zum anderen aus den induzierten Spannungen aufgrund der benachbarten Ständerwicklungen und schließlich aus den Anteilen der durch die Permanentmagnete hervorgerufenen Flüsse. Es wird im Folgenden davon ausgegangen, dass das dreiphasige System symmetrisch und damit nullsystemfrei ist. Unter dieser Voraussetzung können die dreiphasigen Beziehungen (2.6) in das sogenannte ständerfeste α,β-Koordinatensystem transformiert werden. Dies hat den Vorteil, dass nun komplexe Zahlen beziehungsweise Zeiger zur Darstellung der Ströme und Spannungen verwendet werden können. Der komplexe Spannungszeiger in ständerfesten Koordinaten lautet: α,β u 2 ua + a ub + a2 uc = 3 mit a = e j 2π 3 √ 3 1 =− +j 2 2 (2.7) Eine ausführliche Beschreibung der Raumzeigerdefinition findet sich in einschlägiger Grundlagenliteratur [18, 31]. An dieser Stelle soll nur erwähnt werden, dass der eingeführte Faktor 2 3 im Grunde einer willkürlichen Dimensionierung des Raumzeigers entspricht. Dass diese Definition sinnvoll ist, zeigt sich bei der im späteren Verlauf dieses Kapitels hergeleiteten Gleichung (2.11): Der Realteil des eingeführten Raumzeigers uα,β entspricht nämlich genau der Amplitude der Phasenspannung ua . Eine Vektoraddition der Phasen b und c ergibt das gleiche Ergebnis. Die einfache Rücktransformation in die Phasengrößen ist damit ohne Anpassung der Amplituden jederzeit möglich. Zusätzlich sind bei der Wahl des Faktors 2 3 Hin- und Rücktransformation leistungsin- variant. Die Normierung des Betrages des Raumzeigers auf Phasengrößen muss jedoch 2.2 Motorgleichungen 13 bei der späteren Berechnung des inneren Moments berücksichtigt werden. Das innere Drehmoment berechnet sich aus den Luftspaltgrößen und enthält daher keine mechanischen Verluste, wie zum Beispiel Reibungsverluste, die in den Motorlagern auftreten. Bei einer in Sternschaltung betriebenen Maschine, deren Sternpunkt nicht geerdet ist, in Verbindung mit symmetrisch vorgegebenen Klemmenspannungen ist kein Nullsystem vorhanden. Daher wird zur Vereinfachung der Berechnungen davon ausgegangen, dass das betrachtete System kein Nullsystem besitzt, auch wenn die vom Umrichter erzeugten Spannungen in der Realität nicht ideal sind und die Nullsystemfreiheit nicht für Motoren in Dreiecksschaltung zutrifft. Es gilt: ua + ub + uc = 0 (2.8) Aus (2.6), (2.7) und (2.8) folgt der Spannungszeiger uα,β in ständerfesten Koordinaten abhängig von Phasenströmen und -flussverkettungen: α,β u 2 = 3 d d 2 2 Rs ia + ψa · 1 − a + Rs ib + ψb · a − a . dt dt (2.9) Die Definition der einzelnen Koordinatensysteme findet sich in Abbildung 2.5. Werden die Terme, die den Drehoperator a enthalten, ersetzt durch deren komplexe Entsprechung gemäß √ p 3 3 1−a = +j und a − a2 = j 3 , 2 2 2 (2.10) so ergibt sich die Darstellung von Real- und Imaginärteil des Spannungszeigers in ständerfesten Koordinaten: n o d Re uα,β = Rs ia + ψa = ua dt o n 2 d d ua 2 ub 1 ψa · √ + Rs ib + ψb · √ = √ + √ Im uα,β = Rs ia + dt dt 3 3 3 3 (2.11) (2.12) Nun kann die komplexe Spannungsgleichung in α,β-Koordinaten geschrieben werden als uα,β = Rs iα,β + d ψα,β dt mit iα,β = ia + a · ib + a2 · (−ia − ib ) , ψα,β = ψa + a · ψb + a2 · (−ψa − ψb ) . (2.13) (2.14) (2.15) Aus (2.13) lassen sich durch Multiplikation mit dem entsprechenden Drehoperator und anschließender Realteilbildung wieder die Phasenwerte berechnen. Für die Phase b muss die Gleichung mit dem Drehoperator a, für die Phase c mit a2 multipliziert werden. Die Phase a entspricht bereits dem Realteil des Raumzeigers. Hier kann ohne vorherige Multiplikation gleich der Realteil gebildet werden. 14 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen Zusätzlich zum ständerfesten Koordinatensystem kann ein läuferfestes Koordinatensystem einführt werden. Der Vorteil ist hierbei, dass die läuferfesten Koordinaten Gleichgrößen sind, während die ständerfesten Koordinaten – genau wie die Phasenströme und -spannungen – Wechselgrößen sind. Diese Eigenschaft der läuferfesten Koordinaten wird für die feldorientierte Regelung [17, 18] verwendet. Es ist mit den läuferfesten Koordinaten möglich, das Motormodell nach Gleichung (2.6) mit als Gleichgrößen abzubilden. Damit genügt es, konventionelle PI-Regler zu verwenden. Die direkte Regelung der Wechselgrößen, zum Beispiel mit einem Proportional-Regler mit resonantem Anteil [32, 33, 34, 35] oder mit Hilfe der Zustandsregelung [36, 37], wird in der Antriebstechnik äußerst selten eingesetzt. Die läuferfesten Koordinaten werden durch Drehung des α,β-Koordinatensystems um den elektrischen Läuferwinkel γel gewonnen. In der Abbildung 2.5 ist die Definition der Drehung von α,β- auf d,qKoordinatensystem gezeigt. Es gelten folgende Gleichungen für den beispielhaft eingezeichneten Zeiger x: x α,β = x · ejγx = x d,q · ejγel x d,q = x · ej (γx −γel ) = x α,β · e−jγel (2.16) (2.17) Mit Hilfe der Beziehung (2.16) lässt sich allgemein schreiben: uα,β = ud,q ejγel = Rs id,q ejγel + d d,q jγel ψ e dt (2.18) Die in Gleichung (2.18) enthaltene Ableitung des Flusses kann mit der Produktregel umgeschrieben werden zu d d d,q jγel d d jγel ψ e ψα,β = ψd,q + ψd,q e = ejγel dt dt dt dt d ψd,q + j ωel ψd,q ejγel . = dt (2.19) Es ergibt sich daher in einem ersten Schritt Gleichung (2.20) und schließlich vereinfacht (2.21) für die Spannungen im Motor in vektorieller Schreibweise: d d,q jγel d,q jγel d,q d,q u e + ψ + j ωel ψ = Rs i e ejγel dt d ψd,q + j ωel ψd,q ud,q = Rs id,q + dt (2.20) (2.21) Die Beziehung (2.21) beschreibt den Spannungsraumzeiger in den läuferfesten d,qKoordinaten, das heißt, das Koordinatensystem dreht sich entsprechend der elektrischen Winkelgeschwindigkeit ωel . Bei Synchronmaschinen entsprechen die läuferfesten Koordinaten gleichzeitig den flussorientierten Koordinaten, da der Permanentmagnetfluss mit dem Läufer rotiert. Gleichung (2.21) kann gemäß d ψd + j ψq + j ωel ψd + j ψq ud + j uq = Rs id + j iq + dt (2.22) 2.2 Motorgleichungen 15 dargestellt werden. Eine Trennung von Real- und Imaginärteil ergibt schließlich die bekannten, üblicherweise verwendeten Gleichungen [17, 27, 38]: Spannungsgleichungen im rotorfesten System d ψd − ωel ψq dt d ψq + ωel ψd uq = Rs iq + dt ud = Rs id + (2.23) (2.24) Allgemein kann das innere Drehmoment einer einpolpaarigen elektrischen Maschine und damit auch im Speziellen einer permanenterregten Synchronmaschine nach [27, Seiten 91ff.] aus dem in Richtung der Motorwelle zeigenden Vektorprodukt aus Ständerfluss ψd,q und -strom id,q berechnet werden: 3 d,q (2.25) ψ × id,q 2 Es wird dabei vorausgesetzt, dass die Ständerwicklung symmetrisch und dreiphasig, Mi = der Strombelag sinusförmig über dem Umfang verteilt und zudem kein Nullsystem vorhanden ist. Anders dargestellt ergibt sich für das Drehmoment 3 (2.26) Mi = ψd + j ψq × id + j iq . 2 Das innere Moment Mi für eine Maschine mit p Polpaaren kann schließlich nach Auswertung des Vektorprodukts ermittelt werden: inneres Drehmoment 3p ψd iq − ψq id Mi = 2 (2.27) Nun fehlt allein die mechanische Bestimmungsgleichung (2.28), um das System vollständig zu beschreiben: Mi − ML = J d J d ωmech = ωel dt p dt (2.28) Hierbei steht ML für das Lastmoment, J für die Trägheit des Systems und p für die Polpaarzahl der Maschine. Damit ist die allgemeine Betrachtung des Grundwellenmodells abgeschlossen. Nun ist es in vielen Fällen aber nötig, die Flussverkettungen durch Induktivitäten und Ströme zu ersetzen, um damit arbeiten zu können. Meist werden hierfür die linearisierten Gleichungen verwendet, dies führt zu dem im folgenden Kapitel beschriebenen linearisierten Maschinenmodell. Bei diesem Modell sind alle Parameter, vor allem die Induktivitäten, konstant, die Ableitungen der Flussverkettungen, die in den Gleichungen (2.23) und (2.24) enthalten sind, daher einfach und unkompliziert zu bestimmen. Aufgrund von Sättigungseffekten sind insbesondere bei hochausgenutzten Maschinen jedoch die Induktivitäten der PMSM gerade nicht mehr konstant, sie sind vielmehr signifikant von den Motorströmen abhängig. Diese Sättigungs- und Kreuzkopplungseffekte werden durch das allgemeine Motormodell beschrieben, welches im Unterkapitel 2.2.3, ab Seite 17, im Detail erläutert wird. 16 2.2.2 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen Linearisierte Gleichungen Beim linearen Maschinenmodell gibt es definitionsgemäß keine Sättigungserscheinungen. Alle elektrischen Parameter und damit auch die Induktivitäten der Maschine sind damit konstant. Aus dieser Annahme folgt für den Fluss in läuferfesten d,q-Komponenten: ψd = ψp + Ld id (2.29) ψq = Lq iq (2.30) Die von den in Richtung der d-Achse ausgerichteten Permanentmagneten rufen die ebenfalls als konstant angenommene Flussverkettung ψp hervor. Daraus ergeben sich – eingesetzt in (2.23), (2.24) und (2.27) – die Grundgleichungen des linearen Maschinenmodells: linearisierte Gleichungen did − ωel Lq iq dt diq + ωel Ld id + ωel ψp uq = Rs iq + Lq dt 3 Mi = p ψp iq + Ld − Lq id iq 2 ud = Rs id + Ld (2.31) (2.32) (2.33) Die beiden Spannungsgleichungen können gemäß Abbildung 2.7 graphisch dargestellt werden. Erkennbar ist in der Abbildung 2.7, dass die beiden Gleichungen nur über id Rs Ld Lq Rs iq uq ud ωel Lq iq ωel Ld id ωel ψp Abbildung 2.7: Graphische Darstellung der Gleichungen (2.31) und (2.32). die beiden Spannungsquellen ωel Lq iq und ωel Ld id miteinander verkoppelt sind. Im nächsten Kapitel 2.2.3 wird allerdings gezeigt, dass diese linearisierte Darstellungsweise mit konstanten Induktivitäten nicht immer ausreichend ist und eine allgemeinere Darstellung benötigt wird. Auf die weitgehende Entkopplung der beiden Gleichungen für d- und q-Richtung muss dann jedoch verzichtet werden. Löst man nun die obenstehenden Gleichungen zusammen mit der mechanischen Gleichung (2.28) nach den Ableitungen von id , iq und ωel auf, so ergeben sich die linearen Gleichungen des 2.2 Motorgleichungen 17 permanenterregten Synchronmotors in Zustandsform: Lq Rs 1 did =− · id + ωel · iq + · ud dt Ld Ld Ld diq Rs 1 ωel Ld = −ωel · id − · iq + · uq − · ψp dt Lq Lq Lq Lq 3 p2 3 p2 p dωel Ld − Lq i q · i d + = ψp · iq − · ML dt 2 J 2 J J Oder übersichtlicher in Matrixschreibweise dargestellt: ˙ Lq Rs ω 0 − id el Ld Ld id ψ L Rs p d iq iq = −ω − − el Lq Lq Lq 2 2 p p 3 3 ωel ωel 0 Ld − Lq iq 2 J ψp 2 J 1 0 0 Ld ud 1 + 0 Lq + 0 ML uq p −J 0 0 2.2.3 (2.34) (2.35) (2.36) (2.37) Allgemeine Motorgleichungen Bei jeder PMSM ändern sich die Induktivitäten abhängig von der Belastung. Grund hierfür sind in erster Linie Sättigungseffekte, aber auch Kreuzkopplungen. Letztere entstehen durch die gegenseitige Beeinflussung der in Realität verkoppelten Induktivitäten der d- und q-Achsen des rotorfesten Systems: Da in der realen Maschine die Flüsse der beiden Achsen in dem gleichen Ständerblech verlaufen, ist es leicht nachvollziehbar, dass zum Beispiel ein positiver id -Strom eine Vorsättigung des Blechs verursacht und damit in der Folge bei einem zusätzlich eingeprägten iq -Strom die Sättigung des Blechs früher eintritt. Gleiches gilt auch umgekehrt. Natürlich gibt es auch noch weitere Effekte, auf die allerdings an dieser Stelle im Einzelnen nicht eingegangen werden soll. Wichtig für diese Arbeit ist, dass solche Effekte keine unbedeutenden Nebenerscheinungen sind, sondern eine echte Relevanz für die Regelung haben und somit berücksichtigt werden müssen. Details zu den Effekten finden sich zum Beispiel in [14]. In diesem Kapitel werden nun nach den neuen Definitionsgleichungen für die Flussverkettungen die Spannungsgleichungen und Momentengleichung im sättigungsbehafteten System hergeleitet. Der Vollständigkeit halber werden die entwickelten Gleichungen in die zum Beispiel für Simulationszwecke sinnvolle Zustandsform überführt. Bei Verwendung der linearen Gleichungen aus dem vorherigen Kapitel 2.2.2 war die Definition der Flussverkettungen gemäß ψd = ψp + Ld id und ψq = Lq iq 18 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen leicht möglich und direkt einsichtig. Bei Berücksichtigung von Sättigungseffekten sind die Induktivitäten Ld und Lq nicht mehr konstant, sondern ändern sich je nach Belastung des Motors, das heißt abhängig von den Strömen id und iq . Einige Autoren [20, 21] zerteilen die Induktivitäten des linearen Systems in Selbst- und Gegeninduktivitäten, die Gleichungen der Flussverkettungen sähen dann wie folgt aus: χ χ ψd = ψp + Ldd (id ) · id + Ldq (id , iq ) · iq (2.38) ψq = (2.39) χ Lqq (iq ) · iq χ + Lqd (id , iq ) · id Um Verwechslungen mit den später eingeführten Induktivitätsdefinitionen zu vermeiden, wurden in (2.38) und (2.39) der hochgestellte griechische Buchstabe χ zu den χ χ Induktivitätssymbolen hinzugefügt. Die Selbstinduktivitäten Ldd und Lqq beschreiben die Induktivitäten, die allein durch den jeweiligen „eigenen“ Strom hervorgerufen wurχ den, also id beziehungsweise iq . Dagegen beschreiben die Gegeninduktivitäten Ldq χ und Lqd den Anteil, den der jeweils andere Strom hervorruft. Wie in den Gleichungen (2.38) und (2.39) gut zu erkennen ist, hängen die Selbstinduktivitäten nur von dem eigenen Strom ab, die Gegeninduktivitäten von beiden Strömen id und iq . In einer weiteren Literaturquelle wurden die Selbstinduktivitäten jedoch auch abhängig von beiden Strömen id und iq gewählt [39]. Es stellt sich nun die Frage, ob diese Aufteilung der Induktivitäten wirklich für alle Anwendungen sinnvoll ist oder ob es einfachere, intuitivere Möglichkeiten der Darstellung von Flussverkettungen im sättigungsbehafteten System gibt. Es ist möglich, Induktivitäten gemäß (id ,iq ) Ld (id ,iq ) Lq iq id id χ χ = Lqq (iq ) + Lqd (id , iq ) · iq χ χ = Ldd (id ) + Ldq (id , iq ) · und (2.40) (2.41) zu definieren. Um die Abhängigkeit der Induktivitäten von den Strömen beschreiben zu können und dennoch eine möglichst kurze Darstellungsweise zu erreichen, wird im Folgenden diese Abhängigkeit im Exponenten der Induktivitäten kenntlich gemacht, (id ,iq ) also zum Beispiel Ld . Die Flussverkettungen aus den Gleichungen (2.38) und (2.39) können dann vereinfacht analog zu den linearen Gleichungen (2.29) beziehungsweise (2.30) beschrieben werden: (id ,iq ) ψd (id ,iq ) ψq (iq ) = ψp (id ,iq ) = Lq (id ,iq ) + Ld · id und · iq (2.42) (2.43) Die obigen Definitionen (2.42) und (2.43) sind aus zweierlei Gründen sinnvoll: 1. Es ergeben sich in der Folge nicht nur kürzere mathematische Ausdrücke, sondern es ist auch für die praktische Anwendung nicht ersichtlich, welchen Mehrwert die Trennung in Selbst- und Gegeninduktivitäten hat. Im Gegenteil, der 2.2 Motorgleichungen 19 Messaufwand ist höher und es müssen mehr Parameterkurven beziehungsweise -flächen in die Mikroprozessoren implementiert werden. Erhöhter Speicherplatzbedarf und Rechenaufwand sind die Folge. 2. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass nun die erweiterten Gleichungen ohne weiteres wieder in die linearisierten überführt werden können. Die obige Definition der Flussverkettungen stimmt mit der linearisierten Version überein. Werden konstante Parameter unterstellt, so entsprechen die auf den nächsten Seiten eingeführten differentiellen Induktivitäten den absoluten, die Kreuzkopplungen sind null. Damit werden aus den allgemeinen Motorgleichungen ohne Umwege wieder die linearisierten Gleichungen. Es wurde zusätzlich berücksichtigt, dass im Allgemeinen auch der Permanentmagnetfluss ψp , der sich über den Luftspalt schließt, vom iq -Strom anhängig ist. Als ψp wird nicht der gesamte Fluss der Permanentmagnete bezeichnet, sondern lediglich der Anteil, der über den Luftspalt vom Läufer zum Ständer gelangt. Der restliche Anteil, der sich zum Beispiel direkt im Läuferblechpaket schließt, ist nur für das Sättigungsverhalten des Motors, nicht aber für die Drehmomentbildung relevant. Abhängig vom iq -Strom in der Maschine verändert sich damit der Fluss der Permanentmagnete über den Luftspalt. Es wird daher im Folgenden die Beschreibung nach (2.42) und (2.43) gewählt. Beachtet werden muss in diesem Zusammenhang, dass ψp nur von iq und nicht von id abhängig ist. Würde ψp auch als von id abhängig definiert, dann würde ψp zusätzlich die Kreuzkopplungseigenschaften der Maschine beschreiben. Damit wäre keine sinnvolle Definition der Induktivitäten möglich. Die Definition der Induktivitäten nach den Gleichungen (2.40) und (2.41) wurde bereits in [39] vorgeschlagen. Dort wurden allerdings die resultierenden Spannungsgleichungen nur für den stationären Zustand betrachtet und im weiteren Verlauf der Veröffentlichung nicht weiter verwendet. In [20, 39] werden Probleme mit Singularitäten bei dieser Art der Darstellung aufgrund der Gleichungen (2.40) und (2.41) beschrieben: Sind id oder iq gleich null, dann gehen die beiden Terme, in denen die Ströme im Nenner stehen, tatsächlich auf den ersten Blick gegen unendlich. Somit wären keine Aussagen über die Kreuzkopplungen möglich, falls einer der beiden Ströme im rotorfesten Koordinatensystem gegen null geht. Dies ist allerdings eher ein theoretisches denn ein praktisches Problem. Wenn statt den Selbst- und Gegeninduktivitäten gleich die zusammengefassten (id ,iq ) Induktivitäten Ld (id ,iq ) und Lq gemessen werden (siehe Kapitel 4.2, ab Seite 97), so ergeben sich die Probleme mit Singularitäten lediglich bei der Messung der Selbstinduktivitäten an sich. Für jede Messung der (absoluten) Induktivitäten gelten nämlich die allgemeinen in Kapitel 4.2.1 ab Seite 97 hergeleiteten Beziehungen (id ,iq ) Ld (id ,iq ) = ψd (iq ) − ψp id (id ,iq ) und Lq (id ,iq ) = ψq iq . 20 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen Egal ob Induktivitätskennlinie oder -kennfläche, eine Interpolation für id = 0 bei Ld beziehungsweise iq = 0 bei Lq ist in jedem Fall erforderlich. Verschiedene Interpolationsarten sind in Kapitel 4.1, ab Seite 80, beschrieben. Zur Bestimmung der Spannungsbeziehungen wird wieder von den Gleichungen (2.23) und (2.24) ausgegangen, die hier noch einmal aufgeführt werden: ud = Rs id + d d ψd − ωel ψq und uq = Rs iq + ψq + ωel ψd dt dt Dass alle Größen bis auf den ohmschen Ständerwiderstand Rs ebenfalls von der Zeit abhängig sind, wird an dieser Stelle vorausgesetzt und der Übersichtlichkeit halber nicht explizit in den Gleichungen dargestellt. Da im Gegensatz zum linearen Modell die Induktivitäten nicht mehr konstant sind, lassen sich die Ableitungen d ψd und dt d ψq dt (2.44) nicht mehr durch Differenzieren des Stromes und Multiplikation der entsprechenden Induktivität bestimmen. Es müssen vielmehr die Differentiationsregeln für von mehreren Variablen abhängige Funktionen angewendet werden [40]: ∂ ψp (id , iq ) ∂ψd (id , iq ) ∂ψd (id , iq ) did d · ψd (id , iq ) = + + dt ∂t ∂id dt ∂iq i i ,iq d ∂ψq (id , iq ) d ψq (id , iq ) = dt ∂id id ,iq ∂ψq (id , iq ) did · + dt ∂iq i d ,iq · diq dt d ,iq · diq dt (2.45) (2.46) Die partiellen Ableitungen der Flussverkettungen ψd (id , iq ) und ψq (id , iq ) werden im Folgenden oft benötigt, daher ist es sinnvoll, sie als differentielle Induktivitäten zu bezeichnen: [19, 41] (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) Ldq ∂ψd (id , iq ) = ∂id i ,iq d ∂ ψd (id , iq ) = ∂ iq i ,iq , (id ,iq ) Lqq , Lqd (id ,iq ) d ∂ ψq (id , iq ) = ∂ iq i ,iq d ∂ ψq (id , iq ) = ∂ id i ,iq (2.47) (2.48) d An dieser Stelle soll betont werden, dass die eingeführten differentiellen Induktivitäten keinen direkten physikalischen Hintergrund haben. Sie sind als theoretische Rechengröße zu sehen, um die Beziehungen der Größen untereinander kürzer und damit (id ,iq ) übersichtlicher darzustellen. Ldq (id ,iq ) und Lqd sind ein Maß für die Kreuzkopplungs- einflüsse in einer Maschine, zudem haben – wie in Kapitel 4.3 noch beschrieben wird – (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) und Lqq (id ,iq ) und Lq (id ,iq ) einen vergleichbaren Verlauf wie die absoluten Induktivitäten Ld . Abbildung 2.8 zeigt die prinzipielle Beziehung zwischen absoluten und differentiellen Induktivitäten: Die absoluten Induktivitäten entsprechen der Steigung 2.2 Motorgleichungen 21 L ψ Labs Ldif f i i (a) Fluss(verkettung) (b) Induktivität Abbildung 2.8: Prinzipelle Darstellung der Beziehung zwischen absoluter und differentieller Induktivität. Ein beispielhafter Arbeitspunkt ist jeweils als Kreis eingezeichnet. der Geraden, die durch den Ursprung und den Arbeitspunkt auf der stromabhängigen Flusskennlinie geht (Abbildung 2.8a, gestrichelte Linie), während die differentiellen Induktivitäten der partiellen Ableitung der Funktion am Arbeitspunkt des Flusses ψ(i) entsprechen (Abbildung 2.8a, schwarze Linie). Abbildung 2.8b zeigt die sich ergebenden Verläufe. Die absolute Induktivität Labs ist immer größer als die differentielle Ldif f , der prinzipielle Verlauf jedoch ähnlich. Mit den differentiellen Induktivitäten ergeben sich die Ableitungen der Flussverkettungen zu ∂ψp (id , iq ) d (id ,iq ) did (id ,iq ) diq ψd (id , iq ) = + Ldd + Ldq und dt ∂t dt dt d (id ,iq ) diq (id ,iq ) did ψq (id , iq ) = Lqq + Lqd . dt dt dt (2.49) (2.50) Daraus resultieren die Spannungsgleichungen des allgemeinen Modells: (iq ) ∂ψp ud = Rs id + ∂t (id ,iq ) uq = Rs iq + Lqq did (id ,iq ) diq (id ,iq ) + Ldq − ωel Lq iq und dt dt diq (id ,iq ) did (id ,iq ) + Lqd + ωel Ld id + ωel ψp dt dt (id ,iq ) + Ldd (2.51) (2.52) beziehungsweise in Matrixschreibweise: allgemeine Spannungsgleichungen (id ,iq ) ud Rs − ωel Lq i = d (id ,iq ) uq iq ωel Ld Rs (i ,i ) (iq ) (id ,iq ) ˙ d q ∂ψp Ldd Ldq i d + ∂t + (i (id ,iq ) d ,iq ) (i ) q iq Lqd Lqq ωel ψp {z } | (2.53) diff. Induktivitäten Die Gleichungen (2.53) können gemäß Abbildung 2.9 anschaulich graphisch dargestellt werden. Die meist nicht relevante Ableitung der Permanentmagnetflussverkettung 22 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen nach der Zeit wurde hierfür vernachlässigt. Im Unterschied zu den linearisierten Gleichungen – Abbildung 2.7 auf Seite 16 – sind die beiden Spannungsgleichungen (2.53) und damit die Anteile der d- und q-Achsen zusätzlich durch die Anteile der differentiellen Induktivitäten Ldq und Lqd verkoppelt. Wie in der Abbildung 2.9 zu sehen ist, id id − iq Ldd Rs ud Ldq ωel Lq iq Lqq Rs iq uq Lqd id − iq ωel Ld id ωel ψp Abbildung 2.9: Graphische Darstellung der Gleichungen (2.53). werden dazu zwei Stromquellen integriert. Dabei ist gut zu erkennen: Sind die beiden Induktivitäten Ldq und Lqd gleich null, so ergibt sich ein ähnliches Netzwerk wie in Abbildung 2.7 auf Seite 16 für die linearisierten Gleichungen. Lediglich die beiden differentiellen Induktivitäten Ldd und Lqq sind bei dem Netzwerk für die linearisierten Gleichungen in Abbildung 2.7 durch die absoluten Induktivitäten Ld und Lq ersetzt. Um zur Drehmomentgleichung zu gelangen, lassen sich ausgehend von der allgemeinen Darstellung (2.27) die Flussverkettungen entsprechend ersetzen: 3p (iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) Mi = ψp iq + Ld − Lq id iq 2 (2.54) Wird nun noch die mechanische Bestimmungsgleichung (2.28) eingefügt, so ergibt sich schließlich: J dωel 3 p = p dt 2 (iq ) ψp iq + (id ,iq ) Ld (id ,iq ) − Lq id iq − ML (2.55) Der Vollständigkeit halber werden die Gleichungen (2.51), (2.52) und (2.55) genau wie bei den linearisierten Gleichungen in Zustandsdarstellung transferiert: (id ,iq ) (id ,iq ) ∂ψ Lqq did (id ,iq ) p · ud − Rs id + ωel Lq iq − = + (i ,i ) (i ,i ) (id ,iq ) (id ,iq ) d q d q dt ∂t Ldd Lqq − Lqd Ldq (id ,iq ) − Ldq (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) − Lqd (id ,iq ) (id ,iq ) Ldq · (id ,iq ) uq − Rs iq − ωel Ld id (id ,iq ) − ωel ψp ! (2.56) ! L diq (id ,iq ) (id ,iq ) = + (i ,i ) (i ,i )dd (i ,i ) (i ,i ) · uq − Rs iq − ωel Ld id − ωel ψp d q d q d q d q dt Ldd Lqq − Lqd Ldq 2.2 Motorgleichungen 23 (id ,iq ) − Lqd (id ,iq ) · ud − Rs id + ωel Lq iq (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) Ldd Lqq − Lqd Ldq dωel 3 p 2 = dt 2J (id ,iq ) (id ,iq ) (iq ) − Lq ψp iq + Ld id iq − ML (id ,iq ) ∂ψp − ∂t (2.57) (2.58) Auf Basis dieser drei Gleichungen lassen sich allgemeine mathematische Modelle zur Simulation einer Synchronmaschine erstellen. 2.2.4 Messergebnisse Die Gültigkeit der entwickelten Gleichungen kann im Experiment nachgewiesen werden. Dazu werden in Abbildung 2.10 die Spannungen ud , uq und das Drehmoment M für den Prüfstand C ausgewertet. Es wird je ein Messwert mit den berechneten Werten der unterschiedlichen Modelle verglichen. Als einfachstes Modell wurden die linearisierten Gleichungen nach (2.33) ohne Berücksichtigung der Ableitungen verwendet (hellblau gestrichelte Linien). Die Ergebnisse der linearisierten Gleichungen (2.33) unter Berücksichtigung der Ableitungen, aber mit konstanten Induktiväten in d- und q-Richtung, wurden in hellblau gezeichnet, die Rechenergebnisse der allgemeinen Gleichungen nach (2.53) in dunkelblau. Um die dynamischen Effekte in Verbindung mit Sättigungserscheinungen gut zu veranschaulichen, wurde ein Betriebspunkt mit sinusförmig moduliertem id -Strom gewählt. Die Frequenz des Sinussignals beträgt hier 25 Hz, die Amplitude knapp 20 A bei einem Gleichanteil von ebenfalls circa 20 A. Infolge der Anregung des id -Stroms schwingt auch der iq -Strom etwas, im Wesentlichen wurde dieser jedoch bei 50 A konstant gehalten. Nun wird dieser Betriebszustand in realen Anwendungen eher selten auftreten, da meist nur ein negativer, feldschwächender und kein feldverstärkender Strom gefordert wird. Um allerdings die Effekte der variablen Induktivitäten gut erkennen zu können, ist es (zumindest bei der verwendeten Prüflingsmaschine C) nötig, einen Zustand starker Sättigung hervorzurufen. Dies ist nur bei positivem id -Strom und gleichzeitiger iq -Strombelastung möglich. Ein ähnlicher Betriebszustand mit sinusförmig schwankendem id -Strom wird in [42] beschrieben. In dieser Veröffentlichung werden die auftretenden Spannungen aufgrund des mit doppelter Netzfrequenz pulsierenden – in diesem Fall jedoch feldschwächenden – id -Stroms ausgenutzt, um bei Antriebssystemen mit schlankem Zwischenkreis die Drehmomentschwankungen zu minimieren. Zudem zeigt Abbildung 2.10 neben den Spannungen, Strömen und dem Drehmoment auch die aktuell wirksamen Induktivitäten der Maschine. Diese werden aus den gemessenen Induktivitätsparameterflächen für jeden Stromarbeitspunkt berechnet. Messverfahren zur Gewinnung der Induktivitäten werden in Kapitel 4 beschrieben. Es ist gut zu erkennen, dass bei gleichzeitig 24 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen ud,mess ud,stat ud,L=const ud,L=var 0 −10 −20 −30 in V uq,mess uq,stat uq,L=const uq,L=var 60 50 40 30 in V umess u stat uL=const u L=var 70 60 50 40 in V 60 id,mess iq,mess 40 20 0 in A Ld Lq Ldd Lqq 3 2.8 2.6 2.4 2.2 in mH 150 Mmess ML=const ML=var 100 50 0 in Nm 0 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06 0.07 t Abbildung 2.10: (Prüfstand C) Vergleich von Messung und Berechnung nach den verschiedenen PMSMModellen. Die gemessenen Spannungen (Subscript ’mess’) sind grau unterlegt. Die beste Übereinstimmung findet sich bei Verwendung der allgemeinen Gleichungen (2.53) mit variabler Induktivität (’L=var’). Während bei Verwendung der linearisierten Gleichungen nach (2.33) (’L=const’) ebenso eine gute Übereinstimmung vorhanden ist, ist diese bei Vernachlässigung der Ableitungen in (2.33) erwartungsgemäß deutlich geringer. 2.2 Motorgleichungen 25 ud,mess ud,stat ud,L=const ud,L=var 5 0 −5 in V uq,mess uq,stat uq,L=const uq,L=var 10 5 0 in V umess u stat u L=const u 10 5 L=var 0 in V id,mess iq,mess 5 0 −5 in A 9 Ld Lq Ldd Lqq 8 7 6 5 4 in mH 3 Mmess ML=const ML=var 2 1.5 1 in Nm 0 0.02 0.04 0.06 0.08 0.1 0.12 0.14 0.16 0.18 0.2 t Abbildung 2.11: (Prüfstand A) Beschreibung von Messung und Darstellung wie in Abbildung 2.10 26 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen großem id und iq -Strom die Induktivitäten – besonders die differentiellen Induktivitäten Ldd und Lqq – deutlich aufgrund der auftretenden Sättigungseffekte absinken. Wie in Abbildung 2.10 zu erkennen ist, entsprechen die gemäß der stationären Gleichungen berechneten Werte jeweils den Mittelwerten der gemessenen. Die dynamischen Einflüsse können naturgemäß mit diesen Gleichungen nicht nachgebildet werden. Werden die differentiellen Terme der linearisierten Gleichungen berücksichtigt, so unterscheiden sie sich von den allgemeinen Gleichungen lediglich durch die Tatsache, dass bei den linearisierten Gleichungen die Induktivitäten und die Permanentmagnetflussverkettung konstant sind. Sind die Kreuzkopplungseffekte zudem nicht vernachlässigbar, so müssen diese in den allgemeinen Gleichungen zusätzlich berücksichtigt werden. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Verläufe beider Berechnungen (’L=const’ und ’L=var’) ähnlich sind. Allerdings erkennt man in Bereichen großer Sättigung, also wenn gleichzeitig ein großer (positiver) id - und iq -Strom vorhanden ist, dass bei Verwendung der stromabhängigen Induktivitäten eine genauere Nachbildung der Messwerte möglich ist. Dieser Effekt ist jedoch im normalen Betrieb – also ohne signifikaten positiven id -Strom – so gut wie nicht erkennbar, da bei id = 0 zumin- dest bei dem hier betrachteten Motor C keine signifikanten Sättigungserscheinungen auftreten. In einigen Fällen ist es somit nicht nötig, stromvariable Induktivitäten zum Entwurf einer Vorsteuerung für die feldorientierte Regelung zu verwenden. Die Abwägung der Notwendigkeit von stromabhängigen Induktivitäten muss von Fall zu Fall neu entschieden werden. Daher haben stromabhängige Induktivitäten eine praktische Relevanz, so zum Beispiel bei Ansätzen zur geberlosen Regelung [20, 21, 43] und für die Identifikation des Ständerwiderstands. Letztere wird in Kapitel 5.3 ab Seite 148 beschrieben. Alle Aussagen für Abbildung 2.10 – also für den Prüfstand C – können genauso auch am Prüfstand A verifiziert werden. Im Gegensatz zum Prüfstand C sind hier auch ohne stark vorsättigenden id -Strom signifikante Verbesserungen bei Verwendung der variablen Induktivitäten zu erkennen. Die Ergebnisse sind in Abbildung 2.11 dargestellt. Für den Prüfstand B liegen keine Messwerte vor. 2.3 Pulsumrichter Um PMSM, beziehungsweise elektrische Maschinen im Allgemeinen, frequenzvariabel betreiben zu können, werden Umrichter benötigt. Diese erzeugen aus der konstanten Netzfrequenz von 50 Hz in Europa die gewünschte, von der Drehzahl des Antriebssystems abhängige Frequenz und zugleich die von der Regelung berechneten dazu passenden Spannungen. Abbildung 2.12 zeigt den Umrichter als Bindeglied zwischen dem öffentlichen Versor- 2.3 Pulsumrichter 27 öffentliches elektrische Netz Maschine Umrichter f = konstant f = variabel Abbildung 2.12: Frequenzumrichter zwischen öffentlichem Netz und elektrischer Maschine gungsnetz und der anzutreibenden elektrischen Maschine. Neben der klassischen Umrichtertopologie mit Gleichrichter, Gleichspannungszwischenkreis und dreiphasigem Wechselrichter gibt es noch eine Reihe von anderen Ansätzen, wie zum Beispiel die Verwendung eines Impedanzzwischenkreises [44, 45, 46] oder schlanken Zwischenkreises, um die Kondensatoren im Zwischenkreis zu reduzieren [42, 47, 48]. Zudem wird vermehrt versucht, den weit verbreiteten, auf Silizium basierenden IGBT als schaltendes Element durch andere Werkstoffe und Bauelemente, zum Beispiel auf Basis von Siliciumcarbit [49], zu ersetzen. Im Folgenden wird nur auf die klassische und derzeit am weitesten verbreitete Topologie mit Gleichspannungszwischenkreis eingegangen. In Abbildung 2.13 ist der Wechselrichter eines Pulsumrichters mit angeschlossenem uaM uca uab ubc uzk ua− ub− uc− Abbildung 2.13: Wechselrichter mit eingezeichneten Spannungen Motor gezeichnet, auf den netzseitigen Gleichrichter wurde verzichtet, da im weiteren Verlauf dieses Kapitels von einer idealen Gleichrichtung und damit einer konstanten Zwischenkreisspannung ausgegangen wird. Weitergehende Informationen zu deren Erzeugung und den einzelnen Topologien im Allgemeinen finden sich in [50, 51]. Unter Voraussetzung eines idealen Umrichters sind die angelegten mittleren Spannungen direkt proportional zu den Aussteuersignalen für die Transistoren. Zusammen mit der Spannung uzk im Gleichspannungszwischenkreis können die Ausgangsspannungen an den Klemmen des Umrichters und die Aussteuergrade ineinander umgerechnet werden. In der Realität ist genau das nicht mehr der Fall, die Aussteuersignale sind nicht mehr direkt proportional zu den Ausgangsspannungen, es treten nichtlineare Effekte auf. Im Wesentlichen sind dies drei Effekte: 28 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen 1. Verriegelungszeiten, Totzeiten. Idealerweise schalten die IGBTs einer Halb- brücke des Umrichters unendlich schnell, das heißt, wenn der obere IGBT ausschaltet, wird direkt der untere ohne Zeitverzug eingeschaltet. Reale Bauelemente haben allerdings von null verschiedene Ein- und Ausschaltzeiten, schalten also nicht unendlich schnell. Legt man nun direkt nach dem Abschalten der Gatespannung bei dem einen IGBT die Gatespannung bei dem anderen IGBT an, so wären für eine Zeit lang beide IGBTs gleichzeitig eingeschaltet, es entsteht ein Brückenkurzschluss. Wird der daraufhin eintretende hohe Kurzschlussstrom nicht schnell genug abgeschaltet, führt dies zur Zerstörung der Leistungsbauelemente und damit zum Ausfall des Umrichters. Aus diesem Grund werden Verriegelungszeiten eingeführt: Nach dem Ausschalten des einen IGBTs wird der andere erst nach einer gewissen Verriegelungszeit eingeschaltet. Während dieser Zeitspanne sind beide IGBTs der Halbbrücke ausgeschaltet. Dies führt zu einer Verzerrung der Ausgangsspannungen. 2. Durchlassspannungen. Jedes reale Bauelement hat eine gewisse Durchlassspannung, die von dem momentanen Stromfluss durch das Bauelement abhängt. Je nachdem, ob dieser Strom positiv oder negativ ist, müssen nun die Durchlasskennlinien für entweder Diode oder IGBT berücksichtigt werden. Die Durchlassspannungen werden je nach Betriebszustand zur Zwischenkreisspannung addiert oder von ihr subtrahiert. 3. Umrichterperipherie. Zusätzlich zu den Totzeiten und Durchlassspannungen, die sich gut aus den jeweiligen Datenblättern der Bauelemente ablesen lassen, treten noch weitere Spannungsabfälle innerhalb des Umrichters auf, die die ausgegebene Spannung weiter verfälschen. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Verfahren zur Kompensation dieser Effekte sind in der Literatur vorgeschlagen. So werden zum Beispiel konstante Spannungen in Verbindung mit in Reihe geschalteten Widerständen verwendet, um die Leistungsbauelemente nachzubilden [52]. Ebenso können Look-up-Tables verwendet werden, in denen die Fehlerspannungen der Leistungsbauelemente abhängig vom Betriebszustand gespeichert sind [53, 54]. Eine Möglichkeit der Online-Kompensation ist in [55] beschrieben, eine weitere, aufwändige Kompensation in [56]. Ein ausführlicher Vergleich verschiedener Kompensationsvarianten findet sich in [57]. Weitere Ansätze zur Umrichterlinearisierung können den Quellen [K-5, 58, 59, 60, 61, 62, 63] entnommen werden. Eine Möglichkeit, diese Effekte möglichst vollständig zu erfassen und zu kompensieren, wird im Kapitel 2.3.1 vorgestellt. Möchte man aus Rechenzeitgründen eine vereinfachte Version oder ist eine exakte Umrichterlinearisierung aus verschiedenen Grün- 2.3 Pulsumrichter 29 u− u− u− u− Tp 0 t stromführende Bauelemente IGBT Diode t (a) t stromführende Bauelemente IGBT Diode Tp 0 t (b) Abbildung 2.14: Je nach Stromrichtung führen andere Bauelemente den Strom. In Abbildung (a) fließt der positiv gezählte Strom aus der Halbbrücke heraus, bei Abbildung (b) in die Halbbrücke hinein. den nicht notwendig oder möglich, so beschreibt Kapitel 2.3.2 eine vereinfachte Möglichkeit der Umrichterlinearisierung. 2.3.1 Allgemeine Linearisierung Die Auswirkung der Totzeiten und Durchlassspannungen lassen sich ganz allgemein mit Hilfe der Abbildungen 2.14a und 2.14b illustrieren. In Abbildung 2.14a ist eine Halbbrücke gezeigt, die einen positiven Strom an den Ausgang führt. Darunter sind zwei Diagramme angeordnet. Das obere zeigt die Ausgangsspannung an den Klemmen zum negativen Zwischenkreispotential. Das untere Diagramm gibt an, welche Bauelemente zu dem jeweiligen Zeitpunkt aktiv, das heißt von Strom durchflossen sind. Wenn zuerst der untere IGBT eingeschaltet ist, der obere folglich ausgeschaltet, wird der Strom, wie in der Abbildung eingezeichnet, durch die untere Diode fließen. Wird anschließend der untere IGBT ausgeschaltet, muss eine gewisse Verriegelungszeit – in der Abbildung als graue Fläche dargestellt – eingehalten werden, bevor der 30 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen obere IGBT eingeschaltet werden darf. Dies hat zur Folge, dass während dieser Totzeit keiner der beiden IGBTs eingeschaltet ist und damit der Strom weiter über die untere Diode fließen muss. Nach Ablauf der Totzeit wird schließlich der obere IGBT eingeschaltet, der Strom kommutiert von der unteren Diode auf den oberen IGBT. Für Abbildung 2.14b gilt das Beschriebene analog: Fließt der Strom in die Halbbrücke hinein, so leitet je nach Betriebszeitpunkt entweder die obere Diode oder der untere IGBT. Hier ist zu beachten, dass in diesem Fall nicht die Totzeit des oberen IGBT relevant ist, sondern die Totzeit des unteren. Es müssen also (mindestens) zwei Fälle betrachtet werden, einer bei positiver, der andere bei negativer Stromrichtung aus der Halbbrücke hinaus. Optional können noch Fälle betrachtet werden, bei denen sich das Vorzeichen des Stroms verglichen zur vorherigen Pulsperiode ändert. Abhängig vom Vorzeichen des Stroms sind zu einem bestimmten Zeitpunkt der Pulsperiode entweder jeweils eine Diode oder ein IGBT stromdurchflossen. Die Durchlassspannungen für Diode und IGBT sind unterschiedlich, dies muss in der praktischen Umsetzung der Umrichterlinearisierung berücksichtigt werden. Die Verriegelungszeit bewirkt, dass die von der Regelung für einen idealen Umrichter berechneten Ansteuerzeiten nicht realisiert werden können. Ist der Strom aus der Halbbrücke hinaus positiv (Abbildung 2.14a), so bewirkt die Verriegelungszeit eine Verringerung der anliegenden Spannung vom Ausgang zum negativen Zwischenkreispotential. Ist der Strom jedoch negativ (Abbildung 2.14b), so resultiert aus der Verriegelungszeit eine Erhöhung der am Ausgang anliegenden Spannung. Ändert sich das Stromvorzeichen innerhalb einer Taktperiode des Umrichters nicht, beziehungsweise wird von dieser Vereinfachung ausgegangen, so genügt es, die beiden in Abbildung 2.14 betrachteten Fälle zu berücksichtigen. Die Diagramme unterhalb der Halbbrücken in Abbildung 2.14 zeigen die idealen Umrichterausgangsspannungen (grau) und die realisierten Spannungen (schwarz) unter Berücksichtigung von Totzeit und Durchlassverlusten. Ist der Strom aus der Halbbrücke positiv (Fall a), so werden die Durchlassspannungen von IGBT und Diode, jeweils entsprechend ihrer stromabhängigen Kennlinie, die Ausgangsspannung verringern. Außerdem wird der IGBT aufgrund der Verriegelungszeit erst später eingeschaltet, was die resultierende mittlere Spannung weiter reduziert. Ist der Strom aus der Halbbrücke heraus jedoch negativ, so erhöhen die Durchlassverluste die am Ausgang messbare Spannung zum negativen Zwischenkreispotential. Wird der untere IGBT wiederum aufgrund der Totzeit erst später eingeschaltet, so bleibt die obere Diode länger aktiv, und die resultierende mittlere Spannung am Halbbrückenausgang (zum negativen Zwischenkreispotential) ist größer als im idealen Fall. Idealerweise gibt die Regelung, im Labor realisiert durch ein dSPACE-System, einen 2.3 Pulsumrichter 31 Aussteuergrad vor, der sich dann in Form einer Spannung ux− = a · uzk (2.59) am Umrichterausgang messen lässt. Der Aussteuergrad a und damit auch die zugehörige Spannung ux− werden – wie bereits beschrieben – in Realität nicht ideal am Ausgang realisiert. Die Spannung ux− steht für die Spannung am Ausgang einer der Halbbrücken zum negativen Zwischenkreispotential. Zusätzlich kann bei einigen Anwendungen, zum Beispiel bei Einspeisung durch eine Diodenbrücke, die Zwischenkreisspannung uzk schwanken. Wie bereits erwähnt, wird im Folgenden vereinfachend davon ausgegangen, dass uzk durch eine aktive, rückspeisefähige netzseitige Gleichrichtung konstant gehalten wird. In Abbildung 2.14 ist gut zu erkennen, dass sich der reale Aussteuergrad aufgrund der Totzeit je nach Stromvorzeichen verändert. Es ergeben sich damit für den wirksamen Aussteuergrad folgende Beziehungen: aideal Tab − Ttot Te − Ttot = = aideal − Tab Tab aideal Tab + Ttot Te + Ttot = = aideal + = Tab Tab für i > 0: ar eal = für i < 0: ar eal Ttot Tab Ttot Tab (2.60) (2.61) Te steht für die gewünschte ideale Einschaltzeit des oberen IGBTs. Die mittleren Spannungen innerhalb einer Taktperiode zum negativen Zwischenkreispotential ergeben sich mit dem modifizierten Aussteuergrad damit zu: Ttot Ttot + u − u (i) · a − für i > 0: ui>0 = −u (i) · 1 − a + T D zk ideal ideal x− Tab Tab (2.62) Ttot Ttot für i < 0: ui<0 = u (i) · 1 − a − + u + u (i) · a + D T ideal zk ideal x− Tab Tab (2.63) Die Spannungen uD (i) und uT (i) repräsentieren die stromabhängigen Durchlassspannungen von Dioden und IGBTs, bei Bedarf kann für jedes Bauelement eine eigene Kennlinie hinterlegt werden. Im Normalfall sind nicht die internen Spannungen zum negativen Zwischenkreispotential, sondern die einzelnen Motorspannungen uaM , ubM und ucM relevant. Abbildung 2.13 zeigt die entsprechenden Spannungen im Wechselrichter. Unter Berücksichtigung der Gleichungen (2.62) und (2.63) sind zuerst nur die internen Spannungen ua− , ub− und uc− im Wechselrichter bekannt. Daraus lassen sich die am Umrichterausgang an den Klemmen anliegenden Spannungen uab = ua− − ub− (2.64) ubc = ub− − uc− und (2.65) uca = uc− − ua− (2.66) 32 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen berechnen. Nach kurzer Zwischenrechnung ergeben sich schließlich die gewünschten Motorspannungen zu 1 (uab − uca ) 3 1 = (ubc − uab ) und 3 1 = (uca − ubc ) . 3 uaM = (2.67) ubM (2.68) ucM (2.69) Mit der in diesem Kapitel beschriebenen Vorgehensweise kann man, ohne auf aufwändige Zeigeroperationen zurückgreifen zu müssen, aus den Ansteuersignalen für die drei Halbbrücken die real am Motor anliegenden Spannungen berechnen. Berücksichtigt werden bei der Berechnung die Verriegelungszeiten und Durchlassspannungen von IGBTs und Dioden. Bei Bedarf können die Durchlassspannungen für jedes Umrichterelement einzeln vorgegeben werden, zum Beispiel durch Kennlinien. Zur Vereinfachung wird angenommen, dass sich die Polarität des Phasenstroms nur zwischen zwei Pulsperioden und nicht währenddessen ändert. 2.3.2 Vereinfachte Linearisierung Im vorangegangen Kapitel wurde eine Linearisierungsmethode beschrieben, die die einzelnen nichtlinearen Effekte gezielt kompensiert. Dazu ist eine gute Kenntnis des Umrichters notwendig. Ist der Aufbau des Umrichters nicht genau genug bekannt oder soll der Aufwand zur Ausmessung des Umrichters vermieden werden, so ist es möglich, den Umrichter selbst als Blackbox zu betrachten. Dieses Prinzip soll nun erläutert werden. Die Genauigkeit dieser Methode ist nicht so hoch wie die in Kapitel 2.3.1 beschriebene, aber dennoch für viele Zwecke ausreichend. Abbildung 2.15 zeigt den grundlegenden Messaufbau, der für dieses Verfahren zur Bestimmung der Umrichternichtlinearitäten notwendig ist. Für die Messung kann das Antriebssystem in Regelung Pulsumrichter (dSPACE) ua− ,ub− ,uc− duty-cycle PMSM udc ur eal uideal ∆u Abbildung 2.15: Verfahren zur Bestimmung der Umrichternichtlinearität [K-4] drei Hauptbestandteile unterteilt werden: Der anzutreibende Motor wird über einen Pulsumrichter gespeist, der wiederum die Ansteuersignale von einer übergelagerten 2.3 Pulsumrichter 33 Regelung erhält. Bei den verwendeten Prüfständen wurde die Regelung mit Hilfe von dSPACE-Systemen realisiert. Die Regelung gibt die Aussteuergrade („duty cycle“) a der einzelnen Halbbrücken vor. Ein Aussteuergrad von null bedeutet idealerweise, dass die Phasenspannung eines Umrichterausgangs zum negativen Umrichterzwischenkreispotential null Volt beträgt. Entspricht der duty cycle im Fall eines idealen Umrichters gleich eins, so wird die Potentialdifferenz zwischen Ausgangsspannung und negativem Zwischenkreispotential gleich uzk entsprechen. Bei nichtidealen Umrichtern liegen die von der Regelung gewünschten Spannungen ux−,ideal = ax · uzk (2.70) aufgrund von Totzeiten und Durchlassverlusten nicht am Motor an, sondern werden – wie bereits beschrieben – verfälscht. Die Spannung ux−,ideal steht für die Potentialdifferenz eines idealen Umrichters zwischen der Ausgangsklemme x = a, b, c und dem negativen Zwischenkreispotential. Diese Differenz ∆ux zwischen idealen Spannungen ux−,ideal und realen Spannungen ux−,r eal kann gemessen und ausgewertet werden. ∆ux = ux−,ideal − ux−,r eal (2.71) Das Ziel der Linearisierung ist, die Differenzspannung ∆ux zu kompensieren. Diese Kompensationskennlinien müssen in der Regelung hinterlegt werden. Als nächstes muss entschieden werden, in Abhängigkeit von welchen elektrischen oder mechanischen Größen diese Kennlinien gemessen werden sollten. Dazu wurden an einem im Labor vorhanden Umrichter [64] verschiedene Messungen durchgeführt. Die Abbildungen 2.16a-c zeigen jeweils für eine Umrichterausgangsphase die Spannungsdifferenz in Abhängigkeit vom iq -Strom und dem elektrischen Rotorlagewinkel ϕel . Je größer der Betrag des iq -Stroms ist, desto größer ist der Betrag der Differenzspannung ∆u. Das Vorzeichen von ∆u hängt von dem Vorzeichen des aktuellen Phasenstroms, den iq abhängig von der momentanen Rotorlage hervorruft, ab. Daher ändert sich das Vorzeichen der ∆u-Spannung alle 180◦ des Läuferwinkels. Da die Linearisierungskurve nicht vom iq -Strom, sondern von dem entsprechenden Phasenstrom abhängt, ist es sinnvoll, diesen gleich als Referenz zu verwenden. Dies geschieht in Abbildung 2.17. Für eine Umrichterausgangsphase wurde jeweils ein Diagramm gezeichnet. Gemessen wurde für eine große Anzahl an Betriebspunkten, wobei jeder Punkt durch ein Kreuz kenntlich gemacht wurde. Bis auf einen Offsetabgleich der Differenztastköpfe wurden die Messwerte nicht bearbeitet. Die endgültige für die Linearisierung verwendete Kennlinie ist in jeder der drei Phasen in gleicher Weise eingezeichnet. Die Streuung um den Mittelwert ist durch die Messungenauigkeiten des Messaufbaus, insbesondere die Kombination aus Oszilloskop und Differenztastköpfen, zu erklären. Wie in der Abbildung 2.17b zu erkennen ist, hat sich im Laufe 34 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen 8 6 4 5 ∆ua [V] ∆ua [V] 2 0 0 −2 −5 −4 0 −5 −6 0 200 5 iq [A] −8 −6 ϕel [◦ ] −4 −2 0 2 4 6 2 4 6 2 4 6 ia [A] (a) Phase A (a) Phase A 8 6 4 ∆ub [V] 5 ∆ub [V] 2 0 0 −2 −5 −4 0 −5 −6 0 200 5 iq [A] −8 −6 ϕel [◦ ] −4 −2 0 ib [A] (b) Phase B (b) Phase B 8 6 5 ∆uc [V] 4 ∆uc [V] 2 0 0 −5 −2 0 −5 0 200 5 iq [A] ◦ ϕel [ ] (c) Phase C −4 −6 −8 −6 −4 −2 0 ic [A] (c) Phase C Abbildung 2.16: (Prüfstand A) Spannungsdifferenzen zwischen idealer und realer Umrichteraus- Abbildung 2.17: (Prüfstand A) Spannungsdifferen- gangsspannung in Abhängigkeit von iq -Strom und zen zwischen idealen und realen Umrichteraus- Rotorlage ϕel des angeschlossenen Motors [K-4] gangsspannungen in Abhängigkeit von den zugehörigen Phasenströmen [K-4] 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 35 der Messung der Offset des Differenztastkopfs sprunghaft verändert, daher ist eine zweite Kennlinie etwas tiefer zu erkennen. Für die Qualität der Messung spricht, dass sich außerhalb des Toleranzbandes ansonsten kein einziger Messpunkt befindet. Die Kompensation abhängig von den drei Phasenströmen wurde aufgrund der einfacheren Implementierung im Vergleich zur Kompensation abhängig von iq und ϕel verwendet [K-4]. Des Weiteren wurde angenommen, dass der Linearisierungsfehler in allen drei Phasen gleich ist, und nur eine Kompensationskennlinie in der Regelung hinterlegt. Weitere Messergebnisse, die die Wirksamkeit dieser Umrichterlinearisierung bestätigen, finden sich in [K-4]. Der Umrichter ist die Basis für eine erfolgreiche Antriebsregelung. Neben Steuerverfahren wie die U/f-Steuerung für einfache Applikationen wie zum Beispiel Pumpenund Lüfteranwendungen wird die feldorientierte Regelung heutzutage flächendeckend eingesetzt. Für Anwendungen, in denen keine höchste Dynamik erforderlich ist, werden geberlose Regelungen bereits industriell eingesetzt. Ein Beispiel hierfür wäre die Sinamics-Umrichterbaureihe der Siemens AG, die eine dort als Vektorregelung bezeichnete feldorientierte Regelung mit optionalem geberlosen Betrieb anbietet [65]. 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung Wie die Bezeichnung bereits nahelegt, wird bei der geberlosen Regelung auf den Drehgeber verzichtet. Dies bringt einige Vorteile mit sich. Bei günstigen Antriebssystemen ist es vor allem die Kostenersparnis, bei anderen Antrieben das Einsparen von Bauraum oder das Vermindern des Wartungsaufwands. Meist wird bei geberlosen Regelungen lediglich aus den drei Phasenströmen der Läuferlagewinkel berechnet, wobei von den drei Phasenströmen oftmals nur zwei gemessen werden und der Dritte üblicherweise aus ihnen berechnet wird [66]. Auf welche Weise die Berechnung des Läuferwinkels geschieht, ist völlig unterschiedlich, unzählige Veröffentlichungen beschäftigen sich mit geberloser Regelung für unterschiedlichste Anwendungsfälle. Da sich diese Arbeit nicht hauptsächlich mit der geberlosen Regelung beschäftigt, wird von einem Vergleich unterschiedlicher Implementierungsvarianten und Verfahren abgesehen. Es wird sich im Folgenden auf die in [20, 21] beschriebenen Verfahren beschränkt. Die Betrachtungen in den folgenden Kapiteln können jedoch mit einigen Anpassungen auch auf andere Verfahren zur geberlosen Regelung angewendet werden. Geberlose Regelungen gibt es im Übrigen nicht nur bei permanenterregten Synchronmaschinen, sondern auch für andere Maschinentypen, zum Beispiel Asynchronmaschinen [67]. Die Relevanz der geberlosen Regelung liegt darin, dass die präzise Kenntnis der Maschinenparameter nicht nur für die Auslegung von hochdynamischen Regelungen benötigt wird. Daher werden in diesem Kapitel beispielhaft einige Regelverfahren erläu- 36 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen tert. Auch, und besonders bei Verwendung modellbasierter Ansätze wie den Methoden zur geberlosen Regelung, müssen das Maschinenverhalten und damit deren Parameter im Detail untersucht und verstanden werden. 2.4.1 Testsignalverfahren für niedrige Drehzahlen Aus den allgemeinen Spannungsbeziehungen in Abhängigkeit vom Fluss ud = Rs id + dψq dψd − ωel ψq und uq = Rs iq + + ωel ψd dt dt (2.72) ergeben sich im allgemeinen Fall die in Kapitel 2.2.3 (Seite 17) hergeleiteten Spannungsgleichungen in Abhängigkeit von den Strömen und Induktivitäten. Bei der ausschließlichen Betrachtung des Systems im Stillstand bei ωel = 0 und der Annahme, dass sich der Polradfluss zeitlich gesehen nur sehr langsam ändert, vereinfachen sich die Gleichungen zu: (id ,iq ) ud = Rs id + Ldd (id ,iq ) uq = Rs iq + Lqq did (id ,iq ) diq + Ldq und dt dt diq (id ,iq ) did + Lqd dt dt (2.73) (2.74) Diese Gleichungen gelten nur für den idealen Fall, also bei exakt bekanntem Läuferwinkel. Im Allgemeinen und bei der geberlosen Regelung im Besonderen, ist der Lagewinkel jedoch nur ungefähr bekannt, es ergibt sich ein Lagefehler ∆γ = γ̂ − γ. Die Variable γ̂ bezeichnet den fehlerbehafteten Lagewinkel. Dieser Fehler wirkt sich auf die Transformationen ins d,q-Koordinatensystem aus, die sich dann wie folgt verändern: id = îd cos ∆γ − îq sin ∆γ , iq = îd sin ∆γ + îq cos ∆γ , ud = ûd cos ∆γ − ûq sin ∆γ und uq = ûd sin ∆γ + ûq cos ∆γ (2.75) (2.76) Im Folgenden werden durch das Dach-Symbol jeweils die Größen im fehlerbehafteten Modellsystem bezeichnet. Ein Einsetzen der Gleichungen (2.75) bis (2.76) in (2.73) und (2.74) und deren Auflösung nach ûd beziehungsweise ûq ergibt: ûd =Rs îd dîd (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) + Ldd sin ∆γ cos ∆γ · cos2 ∆γ + Lqq sin2 ∆γ + Ldq + Lqd dt dîq (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) + Lqq − Ldd sin ∆γ cos ∆γ + Ldq cos2 ∆γ − Lqd sin2 ∆γ · dt (2.77) ûq =Rs îq 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 37 dîd dt dîq (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) + Ldd sin ∆γ cos ∆γ · sin2 ∆γ + Lqq cos2 ∆γ − Ldq + Lqd dt (2.78) + (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) − Ldd sin ∆γ cos ∆γ (id ,iq ) Werden die Koppelinduktivitäten Ldq (id ,iq ) − Ldq sin2 ∆γ (id ,iq ) und Lqq (id ,iq ) + Lqd cos2 ∆γ · gleich null gesetzt, so ergibt sich die gleiche Beziehung wie in [20] (Kapitel 5.4.1). Um die weitere Vergleichbarkeit zu [20] zu gewährleisten, werden wenn möglich gleiche oder ähnliche Variablenbezeichnungen gewählt. Das quadratische Auftreten der trigonometrischen Terme in den Gleichungen (2.77) und (2.78) kann unter Zuhilfenahme mathematischer Umwandlungen vermieden werden. Es gilt a−b sin 2α und a − b sin α cos α = 2 (2.79) a+b a−b a+b a−b sin2 α + cos2 α + − 2 2 2 2 a−b a+b 2 = sin α + cos2 α + sin2 α − cos2 α 2 2 a+b a−b = − cos 2α 2 2 a−b 1 − cos 2α . (2.80) =b+ 2 a sin2 α + b cos2 α = Damit lassen sich die Gleichungen (2.77) und (2.78) folgendermaßen darstellen: ûd =Rs îd (id ,iq ) + Ldd + (id ,iq ) Lqq + (id ,iq ) Lqq 2 1 − cos 2∆γ + sin 2∆γ (id ,iq ) + Ldq − Ldq (id ,iq ) Ldq (id ,iq ) (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) + Lqd 2 (id ,iq ) + Lqd 2 dîd sin 2∆γ · dt dîq 1 − cos 2∆γ · dt ûq =Rs îq (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) L + L L − L (id ,iq ) dq qd qq dd + 1 − cos 2∆γ · sin 2∆γ + Lqd − 2 2 (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) L + L L − L qq dq qd (id ,iq ) dd − + Lqq 1 − cos 2∆γ − sin 2∆γ · 2 2 (2.81) dîd dt dîq dt (2.82) 38 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen oder noch etwas umgeschrieben ûd =Rs îd (id ,iq ) + + Ldd (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) (id ,iq ) + Lqd + (id ,iq ) Lqq 1 − cos 2∆γ + (id ,iq ) Ldq sin 2∆γ − 2 Ldq (id ,iq ) + Lqd 2 (id ,iq ) (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) + Lqd 2 dîd sin 2∆γ · dt dîq 1 − cos 2∆γ · dt (2.83) dîd 1 − cos 2∆γ · sin 2∆γ − 2 dt (id ,iq ) (id ,iq ) + Lqd Ldq dîq 1 − cos 2∆γ − sin 2∆γ · 2 dt (id ,iq ) (id ,iq ) − Ldd Ldq 2 (id ,iq ) Lqq − + Lqq (id ,iq ) 2 (id ,iq ) Lqq + Ldq + ûq =Rs îq (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) + Lqd (2.84) Die Gleichungen (2.83) und (2.84) lassen gut erkennen, dass bei ideal bekanntem Winkel (∆γ = 0) die realen Induktivitäten wirken. Werden diese beiden Gleichungen verkürzt zu (id ,iq ) ûd = Rs îd + L̂dd (id ,iq ) ûq = Rs îq + L̂qq dîd (id ,iq ) dîq + L̂dq und dt dt dîq (id ,iq ) dîd + L̂qd , dt dt (2.85) (2.86) so ergeben sich die im winkelfehlerbehafteten System messbaren Induktivitäten zu (id ,iq ) L̂dd (id ,iq ) L̂qq (id ,iq ) L̂dq (id ,iq ) L̂qd = = = = (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) Ldq (id ,iq ) Lqd (id ,iq ) + Lqq 2 (id ,iq ) − Lqq Lqq (id ,iq ) + 1 − cos 2∆γ + 1 − cos 2∆γ − sin 2∆γ − 2 sin 2∆γ − (id ,iq ) + Lqd 2 (id ,iq ) Ldq Ldq Ldq sin 2∆γ (2.87) sin 2∆γ (2.88) (2.89) (id ,iq ) + Lqd 2 (id ,iq ) + Lqd 2 (id ,iq ) (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) Ldq (id ,iq ) (id ,iq ) − Ldd 2 Lqq (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) + (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) + Lqd 2 1 − cos 2∆γ 1 − cos 2∆γ . (2.90) Ausgehend davon, dass sich die beiden Kreuzkoppelinduktivitäten aufgrund von Symmetrieeigenschaften entsprechen, kann (id ,iq ) Lcc (id ,iq ) = Ldq (id ,iq ) = Lqd (2.91) 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 39 angenommen werden. Der Index „cc“ wurde in Anlehnung an die englische Bezeichnung für Kreuzkopplung, „cross coupling“, gewählt. Die Gleichungen (2.87) bis (2.90) vereinfachen sich damit zu (id ,iq ) L̂dd (id ,iq ) L̂qq (id ,iq ) L̂cc = = (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) = Lqq (id ,iq ) + Lqq 2 (id ,iq ) − (id ,iq ) − Ldd Lqq (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) 1 − cos 2∆γ + Lcc sin 2∆γ , (id ,iq ) 1 − cos 2∆γ − Lcc sin 2∆γ und (id ,iq ) sin 2∆γ + Lcc 2 cos 2∆γ . (2.92) (2.93) (2.94) Für die spätere Verwendung der Gleichungen (2.92) und (2.93) ist es sinnvoll, diese mathematisch umzuformen. Unter Beachtung von a+b a−b a−b 1 − cos 2α − cos 2α = b + 2 2 2 (2.95) gilt somit schließlich für die drei Induktivitäten im winkelfehlerbehafteten Modellsystem (id ,iq ) L̂dd (id ,iq ) L̂qq (id ,iq ) L̂cc (id ,iq ) = Lqq 2 (id ,iq ) = Lqq Lqq (id ,iq ) − (id ,iq ) − Ldd 2 Lqq + (id ,iq ) − Ldd Lqq (id ,iq ) cos 2∆γ + Lcc 2 (id ,iq ) (id ,iq ) + Ldd 2 (id ,iq ) = (id ,iq ) + Ldd (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) sin 2∆γ + Lcc (id ,iq ) cos 2∆γ − Lcc cos 2∆γ . sin 2∆γ , (2.96) sin 2∆γ und (2.97) (2.98) Diese Beziehungen können nun dazu verwendet werden, die Winkeldifferenz ∆γ zu berechnen. Um die Vermessung der Induktivitäten im momentanen Betriebszustand durchführen zu können, werden Testsignale in den Motor eingespeist. Dies kann prinzipiell auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Eine Übersicht über einige der eingesetzten Verfahren findet sich in [43]. Verschiedene Arten der Implementierung werden unter anderem in [68, 69, 70, 71, 72, 73, 74] behandelt. Hier wird im Folgenden von einem sinusförmigen Signal, welches entweder nur in eine Achse oder in beide Achsen (d und q) eingespeist wird, ausgegangen. Werden ein sinusförmiger Strom in die d-Achse und ein kosinusförmiger in die q-Achse gemäß îd = Îd,t,sin sin ωt t (2.99) îq = Îq,t,cos cos ωt t (2.100) eingeprägt, so können nach den hergeleiteten Spannungsgleichungen (2.85) und (2.86) 40 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen die Spannungen (id ,iq ) ûd = Rs Îd,t,sin sin ωt t + ωt L̂dd (id ,iq ) ûq = Rs Îq,t,cos cos ωt t − ωt L̂qq (id ,iq ) Îd,t,sin cos ωt t − ωt L̂dq (id ,iq ) Îq,t,cos sin ωt t + ωt L̂qd Îq,t,cos sin ωt t (2.101) Îd,t,sin cos ωt t (2.102) erzeugt werden. Nun können die beiden Gleichungen (2.101) und (2.102) umsortiert gemäß ûd = (id ,iq ) Rs Îd,t,sin − ωt L̂dq Îq,t,cos (id ,iq ) ûq = Rs Îq,t,cos + ωt L̂qd (id ,iq ) sin ωt t + ωt L̂dd (id ,iq ) Îd,t,sin cos ωt t − ωt L̂qq Îd,t,sin cos ωt t (2.103) Îq,t,cos sin ωt t (2.104) und die einzelnen Spannungsanteile mit ûd = Ûd,t,sin sin ωt t + Ûd,t,cos cos ωt t (2.105) ûq = Ûq,t,cos cos ωt t − Ûq,t,sin sin ωt t (2.106) bezeichnet werden. Die Parameter Ûd,t,sin , Ûd,t,cos , Ûq,t,cos und Ûq,t,sin sind Spannungen im Modellsystem und können damit relativ einfach bestimmt werden. Zu diesem Zeitpunkt sind allerdings noch Testsignal- und Grundwellengrößen einander überlagert, benötigt werden jedoch allein die Spannungsantworten aufgrund der Testsignalströme. Daher ist eine Art der Filterung nötig. Dies kann entweder mit den bekannten Filtern geschehen [68, 75], oder aber – wesentlich eleganter – mit dem sogenannten Goertzel-Algorithmus. Dieser wirkt wie eine Fast-Fourier-Transformation (FFT) für nur eine Frequenz und ist damit ohne großen Rechenaufwand implementierbar. Der Vorteil des Goertzel-Algorithmus ist insbesondere, dass im Gegensatz zu den anderen Filtermethoden hierbei keine Phasenverschiebung auftritt. Eine geberlose Regelung, die den Goertzel-Algorithmus verwendet, ist in [21] realisiert. Eine etwas genauere Erläuterung der Funktionsweise des Goertzel-Algorithmus findet sich auch im weiteren Verlauf dieser Arbeit in Kapitel 4.3.3 ab Seite 121. Damit ergeben sich für die beiden (id ,iq ) Kreuzkoppelinduktivitäten L̂dq (id ,iq ) L̂dq (id ,iq ) L̂qd (id ,iq ) und L̂qd =− = die Gleichungen Ûd,t,sin − Rs Îd,t,sin ωt Îq,t,cos Ûq,t,cos − Rs Îq,t,cos ωt Îd,t,sin . (2.107) (2.108) Würde lediglich in einer der beiden Achsen (d oder q) ein Teststrom eingespeist, so wären die beiden Gleichungen (2.108) und (2.108) nicht mehr vom Widerstand Rs abhängig. Gäbe es zum Beispiel lediglich einen Testsignalstrom in d-Richtung, so wäre 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 41 (id ,iq ) Îq,t,cos gleich null. In der Auswertung der Gleichung für L̂qd fällt damit der Term mit dem Widerstand Rs weg (siehe Gleichung (2.109)). Wird nun lediglich eine Testsignaleinprägung in die d-Achse betrachtet, so vereinfacht sich die Berechnung von L̂qd aufgrund des fehlenden q-Stromes ohnehin zu (id ,iq ) L̂qd = Ûq,t,cos ωt Îd,t,sin . (2.109) Zusammen mit Gleichung (2.98) ergibt sich damit für den Winkelfehler ! Û 1 2 (id ,iq ) q,t,cos . ∆γ = arcsin (i ,i ) − Lcc (id ,iq ) d q 2 ω Î t d,t,sin −L L qq (2.110) dd Die Gleichung (2.110) lässt sich bis zu Winkelfehlern von 45◦ auswerten. Winkelfehler, die darüber hinausgehen, werden falsch erkannt. Genauer wird dies in [20], Seite 112ff, erklärt. Sollen Winkelfehler bis 90◦ erkannt werden, so muss statt der SinusFunktion eine Tangens-Funktion verwendet werden. Dies erreicht man genau dann, wenn zusätzlich zu Gleichung (2.94) auch die beiden Gleichungen für die differentiellen Induktivitäten (2.97) und (2.96) verwendet werden. Dazu wird Gleichung (2.94) umgeformt (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) = 2 L̂cc (id ,iq ) − Lcc sin 2∆γ (2.111) und in die beiden anderen Gleichungen (2.96) und (2.97) eingesetzt: (id ,iq ) L̂dd (id ,iq ) L̂qq (id ,iq ) = Lqq Lqq (id ,iq ) − 2 (id ,iq ) = (id ,iq ) + Ldd (id ,iq ) + Ldd (id ,iq ) − Lcc tan 2∆γ (id ,iq ) + 2 L̂cc L̂cc (id ,iq ) + Lcc (id ,iq ) − Lcc tan 2∆γ (id ,iq ) − Lcc sin 2∆γ (2.112) sin 2∆γ (2.113) sin 2∆γ (2.114) sin 2∆γ . (2.115) Gleichung (2.113) aufgelöst (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) + Ldd 2 (id ,iq ) = L̂qq (id ,iq ) − L̂cc (id ,iq ) − Lcc tan 2∆γ (id ,iq ) + Lcc und eingesetzt in (2.112) ergibt die Lösungsgleichung (id ,iq ) L̂dd (id ,iq ) = L̂qq (id ,iq ) −2 L̂cc (id ,iq ) − Lcc tan 2∆γ (id ,iq ) + 2 Lcc Wie bereits in [20] erwähnt, lassen sich diese Gleichungen nur dann auswerten, wenn Ldd ≠ Lqq , der Motor also eine Schenkligkeit besitzt. Ist keine Schenkligkeit vorhanden, so muss diese künstlich erzeugt werden, zum Beispiel durch Einprägen eines vorsättigenden d-Stromes. Die Induktivität in d-Richtung wird damit verringert und 42 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen auf diese Weise eine Schenkligkeit erzeugt [20]. Sowohl die Beschreibung des Verfahrens als auch viele der Variablenbezeichnungen bauen auf [20], ab Seite 124, auf. Bei niedrigen Umrichterschaltfrequenzen kann die Forderung nach einem sinusförmigen Testsignal nicht aufrechterhalten werden. Dies würde die Dynamik des Systems zu sehr beeinträchtigen. Deswegen wird ein rechteckförmiges Testsignal verwendet, dessen Frequenz ein Viertel der Umrichterfrequenz beträgt. Bei einer angenommenen Umrichterfrequenz von 1 kHz wären dies 250 Hz. Die Ströme und Spannungen eines utest itest ∆itest Abbildung 2.18: Ströme und Spannungen eines Testsignals (idealisiert) solchen Testsignals sind in Abbildung 2.18 prinzipiell dargestellt. Bei Einprägung der Testsignalspannung utest entsteht aufgrund der Motorinduktivitäten ein Strom itest mit der dazugehörigen Stromänderung ∆itest . Die zeitdiskrete Darstellungsform der Gleichungen (2.85) und (2.86) lautet: (id ,iq ) ūd [k] = Rs īd [k] + L̂dd (id ,iq ) ūq [k] = Rs īq [k] + L̂qq ∆îd [k] (id ,iq ) ∆îq [k] + L̂cc Tab Tab (2.116) ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îd [k] + L̂cc Tab Tab (2.117) Es gibt daher zwei Gleichungen für die drei unbekannten Induktivitäten und den ebenso nicht bekannten ohmschen Widerstand Rs . Daher werden noch die beiden Gleichungen des letzten Abtastschrittes verwendet. In Matrixschreibweise sieht das Ergebnis schließlich folgendermaßen aus [20]: ∆îd [k] 0 ∆î [k − 1] d 0 0 ∆îq [k] 0 ∆îq [k − 1] ∆îq [k] Tab īd [k] ∆îd [k − 1] Tab īq [k − 1] L̂dd ∆îd [k] Tab īq [k] L̂qq · ∆îq [k − 1] Tab īd [k − 1] L̂cc Rs ūd [k] ūq [k] = Tab ū [k − 1] d ūq [k − 1] (2.118) 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 43 Eine andere, rechentechnisch einfachere Möglichkeit der Berechnung des Winkelfehlers ergibt sich, wenn man annimmt, dass der ohmsche Widerstand Rs als bekannt vorausgesetzt werden darf. Werden in die Gleichungen (2.116) und (2.117) die Induktivitäten nach (2.92) bis (2.94) eingesetzt, so ergibt sich ūd [k] = Rs īd [k] (id ,iq ) + Ldd (id ,iq ) + Lcc ūq [k] = Rs īq [k] (id ,iq ) + Lqq (id ,iq ) + Lcc (id ,iq ) + Lqq 2 (id ,iq ) + Lqq Lqq Lqq (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) 1 − cos 2∆γ + Lcc sin 2∆γ ∆îq [k] Tab (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) + (id ,iq ) − Ldd 2 (id ,iq ) − (id ,iq ) − Ldd 1 − cos 2∆γ sin 2∆γ sin 2∆γ ∆îd [k] Tab (2.119) (id ,iq ) − Lcc ∆îd [k] . Tab sin 2∆γ ∆îq [k] Tab (2.120) Weiterhin gelten folgende Beziehungen beziehungsweise abkürzende Schreibweisen: (id ,iq ) a+b a−b a−b 1 − cos 2α , − cos 2α = b + 2 2 2 (id ,iq ) Lqq−dd = Lqq (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) (id ,iq ) und Lqq+dd = Lqq (id ,iq ) + Ldd (2.121) (2.122) Die Gleichungen (2.119) und (2.120) lassen sich damit umschreiben zu (id ,iq ) (id ,iq ) L L (id ,iq ) qq−dd qq+dd ∆îd [k] ūd [k] = Rs īd [k] + − cos 2∆γ + Lcc sin 2∆γ 2 2 Tab (id ,iq ) L qq−dd ∆îq [k] (id ,iq ) sin 2∆γ und (2.123) + + Lcc 2 Tab (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq−dd (id ,iq ) Lqq+dd ∆îq [k] ūq [k] = Rs īq [k] + + cos 2∆γ − Lcc sin 2∆γ 2 2 Tab (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq−dd ∆îd [k] + + Lcc sin 2∆γ . (2.124) 2 Tab Aufgelöst wird dieses Gleichungssystem vorzugsweise mit maschineller Unterstüt- 44 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen zung. Es ergibt sich schließlich: (id ,iq ) Lqq−dd 2 Tab sin 2∆γ = (id ,iq ) L ∆îd [k] (id ,iq ) ∆îd [k] qq+dd ∆îq [k] + − Lcc ūq [k] − Rs īq [k] − 2 2 2 Tab Tab ∆îd [k] + ∆îd [k] (id ,iq ) L ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îq [k] qq+dd ∆îd [k] + − Lcc ūd [k] − Rs īd [k] − 2 2 2 Tab Tab ∆îd [k] + ∆îd [k] (2.125) und (id ,iq ) Lqq−dd 2 Tab (id ,iq ) Lqq+dd ∆îd [k] cos 2∆γ = ī [k] − ū [k] − R s d d 2 Tab ∆î2d [k] + ∆î2d [k] (id ,iq ) (id ,iq ) L ∆ î [k] 2 Lcc (id ,iq ) ∆îd [k] q qq−dd + (i ,i ) ūq [k] − Rs īq [k] − − Lcc d q 2 T Tab ab Lqq−dd (id ,iq ) Lqq+dd ∆îq [k] ∆îq [k] + 2 ūq [k] − Rs īq [k] − 2 Tab ∆îd [k] + ∆î2d [k] (id ,iq ) (id ,iq ) L ∆ î [k] 2 Lcc ∆ î [k] (i ,i ) qq−dd q d d q + (i ,i ) ūd [k] − Rs īd [k] − − Lcc d q 2 T T ab ab Lqq−dd ∆îd [k] (2.126) Der gesuchte Winkel ∆γ lässt sich dann ganz allgemein berechnen: (i ,iq ) ∆îd [k] ūq [k] − Rs īq [k] − ∆γ = 1 arctan 2 d Lqq+dd ∆îq [k] 2 Tab (i ,iq ) d Lqq+dd ∆îd [k] 2 Tab ∆îq [k] ūd [k] − Rs īd [k] − " (i ,iq ) ∆îd [k] ūd [k] − Rs īd [k] − (i ,iq ) 2 Lccd (i ,iq ) d Lqq−dd " (i ,iq ) 2 Lccd (i ,iq ) d Lqq−dd (id ,iq ) ∆îq [k] Tab − Lcc ! ! + d Lqq+dd ∆îd [k] 2 Tab + ūq [k] − Rs īq [k] − (i ,iq ) ∆îq [k] ūq [k] − Rs īq [k] − (id ,iq ) ∆îd [k] − Lcc Tab (i ,iq ) d Lqq−dd ∆îq [k] 2 Tab d Lqq+dd ∆îq [k] 2 Tab + ūd [k] − Rs īd [k] − (i ,iq ) d Lqq−dd ∆îd [k] 2 Tab (id ,iq ) ∆îd [k] − Lcc Tab (id ,iq ) ∆îq [k] − Lcc Tab !# + !# (2.127) 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 45 0.8 −4 0.8 0.8 0.6 x 10 0.6 0.4 0.2 0.4 8 0.4 0.4 id id,n Lqq − Ldd [H] 0.6 0.6 0.4 6 0 0.2 0.2 4 0.2 0.1 −0.2 0.1 2 0.1 −0.4 0 0.2 0.1 0.5 −2 1 0 0 iq iq,n −1 −0.5 id id,n −0.6 1 (a) Seitenansicht 0.5 0 iq iq,n −0.5 −1 (b) Draufsicht Abbildung 2.19: (Prüfstand C, Oberflächenmagnete, verteilte Wicklung) Darstellung der Induktivitätsdifferenz Lqq − Ldd über den d,q-Strömen zusammen mit der in Weiß gezeichneten Fläche, in der die Induktivitätsdifferenz gleich null ist. 2.4.2 Differentieller Schenkligkeitskoeffizient Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln erläutert, können die Gleichungen zum Testsignalverfahren nur ab einem gewissen Maß an Unsymmetrie des Rotors ausgewertet werden. Unter der Annahme, dass die Kreuzkopplungsinduktivitäten null sind, muss gelten: (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq = L(id ,iq ) > ǫ − L qq−dd dd (2.128) Hierbei steht ǫ für das Mindestmaß an Unsymmetrie, welches nötig ist, um die Rotorlage sicher zu identifizieren. Bei einem Motor mit vergrabenen Magneten ist diese Bedingung zumindest im Leerlauf in der Regel sehr gut erfüllt. Allerdings kann es vorkommen, dass sich die Induktivitäten Ldd und Lqq bei zunehmender Belastung einander annähern. Die Abbildungen 2.19 und 2.20 zeigen die Induktivitätsdifferenz beispielhaft für eine PMSM mit Oberflächenmagneten und verteilter Wicklung (Prüfstand C) und eine mit vergrabenen Magneten und konzentrierter Wicklung (Prüfstand B). Erkennbar ist, dass bei der Maschine mit Oberflächenmagneten bei negativen id -Strömen die Induktivititätsdifferenz relativ gleichmäßig kleiner wird und schließlich verschwindet. Bei einem positiven id -Strom ist die Induktivitätsdifferenz konstant und umso größer, je größer der positive d-Strom ist. Die geberlose Regelung benötigt für das Testsignalverfahren eine möglichst große Induktivitätsdifferenz, daher wurde in [20] ein konstanter positiver id -Strom in eine Maschine mit Oberflächenmagneten eingeprägt, um 46 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen 0.6 5 0.5 1 1. 1 0.4 5 1.5 0.5 0.2 Lqq − Ldd [H] 1.5 1 id id,n 3 2 2. 2 −3 x 10 0 2 1 −0.2 0.5 1 0.5 0 −0.5 iq iq,n −1 (a) Seitenansicht −0.5 id id,n 1.5 2 −0.6 1 0.5 0 iq iq,n −0.5 1 2 1 0 2 −0.4 1.5 0 0.5 0.5 1 −1 (b) Draufsicht Abbildung 2.20: (Prüfstand B, vergrabene Magnete, konzentrierte Wicklung) Darstellung der Induktivitätsdifferenz Lqq − Ldd über den d,q-Strömen zusammen mit der in Weiß gezeichneten Fläche, in der die Induktivitätsdifferenz gleich null ist. die gewünschte minimale Induktivitätsdifferenz zu erreichen. Für die Maschine mit vergrabenen Magneten stellt sich das Verhalten deutlich anders dar. Abbildung 2.20 zeigt, dass für einen geringen iq -Strom die Induktivitätsdiffernz bereits groß ist und auch durch id -Ströme nicht wesentlich beeinflusst werden kann. Je größer jedoch der q-Strom wird, desto kleiner wird die Differenz. Gemessen wurde in diesem Fall nur bis Nennstrom. Bereits hier sieht man, dass bei Nennstrom die Induktivitätsdifferenz circa null wird, bei höheren Strömen würde sie negativ werden. Dieser Zusammenhang tritt bei allen Maschinen in ähnlicher Weise auf und kann verallgemeinert werden [76]: Motoren mit Oberflächenmagneten sind bei keinem oder negativen id -Strömen nahezu symmetrisch. Hier muss eine Induktivitätsdifferenz und damit eine Asymmetrie gezielt durch Einprägen eines positiven id -Stroms erzeugt werden. Bei Motoren mit vergrabenen Magneten erhält man im Leerlaufpunkt eine große Asymmetrie, welche allerdings mit steigender Belastung, also steigendem iq -Strom, stark abnimmt und meist im Bereich der Nennbelastung null wird. Das heißt, Maschinen mit vergrabenen Magneten benötigen zwar keinen vorsättigenden positiven id -Strom – was mit einer Reduzierung der ohmschen Verluste im Ständer insbesondere im Teillastbereich einhergeht –, dennoch ist deren Asymmetrie stark belastungsabhängig. Eine Überlastung mit mehrfachem Nennstrom ist bei geberloser Regelung mit dem Testsignalverfahren, das heißt bei Stillstand oder kleinen Drehzahlen ohne Modifikation an den bisher bekannten Verfahren, nicht möglich, da der Bereich ohne Asymmetrie des Motors bei Nennbelastung nicht durchfahren werden kann. Damit können auch die Kreuzkopp- 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 47 0.15 0.6 0.15 0.15 0.4 0.1 0.1 0.1 0.2 id id,n 0.2 k∆L 0.15 5 0.0 0 0.05 0.05 0.1 2 0.0 −0.2 0.02 0.05 0.0 0.02 2 −0.4 0 0 0.5 −0.05 1 0 iq iq,n −1 0 −0.6 0 0 −0.5 id id,n 0 0 0.5 1 (a) Seitenansicht 0 −0.5 iq iq,n −1 (b) Draufsicht Abbildung 2.21: (Prüfstand C, Oberflächenmagnete, verteilte Wicklung) Differentieller Schenkligkeitskoeffizient bei Maschinen mit Oberflächenmagneten bzw. vergrabenen Magneten 0.6 0.5 0 −0.5 iq iq,n (a) Seitenansicht −1 −0.5id id,n 0.18 −0.05 1 −0.4 0.05 0.18 k∆L 0 0.13 5 0.1 0.05 0 13 −0.2 0.0 0. 0.5 0.1 0 0.15 0.1 0.13 0.1 id id,n 0.2 05 8 0.18 0 0.2 0. 0.1 4 0.2 0.05 0.4 0.1 0.13 −0.6 1 0.5 0 iq iq,n −0.5 −1 (b) Draufsicht Abbildung 2.22: (Prüfstand B, vergrabene Magnete, konzentrierte Wicklung) Differentieller Schenkligkeitskoeffizient bei Maschinen mit Oberflächenmagneten bzw. vergrabenen Magneten lungsinduktivitäten einen Anteil zur Asymmetrie einer Maschine liefern und somit ist auch bei Lqq − Ldd = 0 ein gewisses Maß an Asymmetrie vorhanden. In [20] wurde auf Seite 136 ein Faktor eingeführt, der die Eigenschaften permanenterregter Synchronmotoren bezüglich deren Eignung zur Testsignalregelung unter Berücksichtigung der Kreuzkopplungsinduktivitäten darstellt. Dieser Faktor wird in Prozent angegeben: Je höher er ist, desto besser ist der entsprechende Motor für die geberlose Regelung ge- 48 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen eignet. Der von ihm als „differentieller Schenkligkeitskoeffizient“ bezeichnete Faktor ist wie folgt definiert: (id ,iq ) k∆L = s (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) Lqq 2 2 (id ,iq ) + 2 Lcc (id ,iq ) (2.129) + Ldd Es ist zu erkennen, dass bei der Maschine mit Oberflächenmagneten (Abbildung 2.21) bei größer werdendem id -Strom der Schenkligkeitskoeffizient zunimmt. Bei der Maschine mit vergrabenen Magneten (Abbildung 2.22) sieht die Lage ein wenig anders aus. Hier ist direkt anhand des Flächenverlaufs erkennbar, dass es keine monoton steigende Kennlinie mehr gibt. Zudem wird im Bereich der Nennbelastung der Schenkligkeitskoeffizient fast null, und somit ist auch im Hinblick auf den differentiellen Schenkligkeitskoeffizienten eine geberlose Testsignalregelung in diesen Bereichen eher schlecht möglich. Der Schenkligkeitskoeffizient ist weitgehend unabhängig vom id -Strom. Im Wesentlichen verläuft der Schenkligkeitskoeffizient wie die Induktivitätsdifferenz, jedoch berücksichtigt er zusätzlich die Kreuzkopplungseffekte. Damit ist der differentielle Schenkligkeitskoeffizient auch in den Bereichen, in denen die Induktivitätsdifferenz null ist, ungleich null. Für einen ersten Überblick – oder falls Messdaten zu den Koppelinduktivitäten fehlen – reicht jedoch die Betrachtung der Differenz aus Ldd und Lqq aus, um die prinzipielle Eignung einer Maschine für die geberlose Regelung mit dem Testsignalverfahren abzuschätzen. 2.4.3 EMK-Verfahren für hohe Drehzahlen Im Gegensatz zu dem beschriebenen Testsignalverfahren, welches aktiv in das Antriebssystem eingreift, bieten sich bei genügend hohen Drehzahlen verschiedene passive Verfahren an. Beobachterkonstruktionen werden zum Beispiel in [77, 78] verwendet, Kalmanfilter in [79]. In dieser Arbeit werden die Herleitungen der Formeln für die geberlose Regelung dazu verwendet, die Auswirkungen von Parameterfehlern auf die Genauigkeit der Winkelschätzung zu untersuchen. Für die Vergleichsbetrachtungen bei hohen Drehzahlen wird daher ein Verfahren analysiert, welches auf der Auswertung der induzierten Spannungen beruht [43]. Unterschiedliche Induktivitäten Ld und Lq werden hierbei berücksichtigt. Eine Drehzahl ist immer dann für das EMK-Verfahren ausreichend, wenn die angelegten Spannungen so groß sind, dass der Rauschanteil auf den gemessenen oder berechneten Spannungen vernachlässigbar klein ist. Basis der Spannungsgleichungen des EMK-Modells sind in aller Regel die linearisierten Motorgleichungen. Es wird daher in den meisten Fällen davon ausgegangen, dass der Motor im betrachteten Betriebsbereich weitestgehend lineares Verhalten zeigt. In diesem Kapitel wird die Frage erörtert, inwieweit diese Gleichungen noch gelten, wenn 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 49 stark asymmetrische, hochausgenutzte Motoren verwendet werden, die eben auch in den normalen Betriebsbereichen nicht mehr mit den linearisierten Motorgleichungen beschrieben werden können. Als erster Schritt wird in der allgemeinen Herleitung der Berechnungsformel für den Läuferwinkel γ angenommen, dass die beiden Induktivitäten Ld und Lq nicht wie in vielen Publikationen [21, 43] gleich, sondern voneinander verschieden sind. Ziel ist es, den Winkel des Polradflusses zu ermitteln. Da der Polradfluss immer in der d-Achse zu finden ist, entspricht dessen Winkel gleichzeitig dem gesuchten Läuferwinkel. Da die Induktivitäten nur im d,q-Koordinatensystem bekannt sind und zudem zwischen α,β- und d,q-System bereits der gewünschte Läuferwinkel liegt, wird von der Formulierung ψα,β = ψd,q · ejγ (2.130) ausgegangen. Nach Einsetzen der bekannten d,q-Größen ergibt sich bei Verwendung der allgemeinen Flussgleichungen: ψα,β = ψd + j ψq · ejγ = ψp + Ld id + j Lq iq · ejγ (2.131) Der Übersichtlichkeit halber werden in diesem Kapitel im Gegensatz zu den vorangegangenen die folgenden symbolischen Vereinfachungen durchgeführt: ! (id ,iq ) ψp = ψp ! (id ,iq ) , Ld = L d ! (id ,iq ) , Lq = Lq Die Umformung nach (2.131) gilt ganz allgemein, unabhängig davon, ob die permanenterregte Synchronmaschine elektrisch symmetrisch oder unsymmetrisch ist. Es ist ebenso nicht von Belang, ob lediglich stationäre oder zusätzlich auch dynamische Betriebszustände betrachtet werden. Aufgrund der fehlenden Ableitungen in Gleichung (2.131) treten die differentiellen Induktivitäten in der Gleichung nicht in Erscheinung. Dennoch haben die differentiellen Induktivitäten auf die Bestimmung der Läuferlage einen Einfluss. Sie sind in Gleichung (2.135) bei den gemessenen beziehungsweise anzulegenden Spannungen uα,β bereits enthalten und haben damit durchaus – wenn auch indirekt – einen Einfluss auf die Flussverkettung ψα,β in α,β-Koordinaten. Ein wenig umgeformt und umgeschrieben ergibt sich daraus ψα + j ψβ = ψp ejγ + Ld id ejγ + j Lq iq ejγ (2.132) ψp ejγ = ψα + j ψβ − Ld id ejγ − j Lq iq ejγ . (2.133) und schließlich Wird jetzt der Arcustangens der rechten Seite der obigen Gleichung (2.133) gebildet, so erhält man den gesuchten Winkel γ. Die Flussverkettungen ψα und ψβ lassen sich 50 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen aus der allgemeinen komplexen Spannungsgleichung nach (2.13), Seite 13, berechnen: d ψα,β uα,β = Rs iα,β + dt Zt α,β α,β uα,β − Rs iα,β dτ + ψ0 = ψ (2.134) (2.135) 0 Sie ergeben sich folglich zu ψα = Zt (uα − Rs iα ) dτ + ψα,0 und 0 Zt uβ − Rs iβ dτ + ψβ,0 . ψβ = (2.136) (2.137) 0 Zur Bestimmung der Anfangsbedingungen ψα,0 und ψβ,0 muss der Läuferwinkel zu Beginn der Regelung bekannt sein. Mögliche Verfahren zur Messung dieses Winkels sollen an dieser Stelle nicht weiter betrachtet werden, sind aber zum Beispiel in [20] beschrieben. Es wird lediglich vorausgesetzt, dass der Anfangswinkel γStar t bekannt ist. Die Anfangsbedingungen lassen sich aus der Transformation der bekannten d,qGrößen in α,β-Koordinaten zum Zeitpunkt γStar t berechnen: ψα,0 = ψp + Ld id · cos γStar t − Lq iq · sin γStar t ψβ,0 = ψp + Ld id · sin γStar t + Lq iq · cos γStar t (2.138) (2.139) Unbekannt sind nun noch die beiden Ströme id und iq . Sie können folgendermaßen in bekannten α,β-Größen ausgedrückt werden: id = +iα cos γ + iβ sin γ (2.140) id = −iα sin γ + iβ cos γ (2.141) Mit ejγ = cos γ + j sin γ gilt damit für Gleichung (2.132): ψp ejγ = ψα + j ψβ − Ld iα cos γ + iβ sin γ cos γ + j sin γ (2.142) − j Lq −iα sin γ + iβ cos γ cos γ + j sin γ bzw. ψp ejγ = ψα + j ψβ − Ld iα cos2 γ + j iα sin γ cos γ + iβ sin γ cos γ + j iβ sin2 γ − j Lq −iα sin γ cos γ − j iα sin2 γ + iβ cos2 γ + j iβ sin γ cos γ (2.143) Nach der Auftrennung der Gleichung (2.143) in Real- und Imaginärteil ergeben sich die beiden reellen Gleichungen zu: ψp cos γ = ψα − Ld iα cos2 γ + Ld iβ sin γ cos γ − Lq iα sin2 γ + Lq iβ sin γ cos γ (2.144) ψp sin γ = ψβ − Ld iα sin γ cos γ − Ld iβ sin2 γ + Lq iα sin γ cos γ − Lq iβ cos2 γ (2.145) 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 51 und in übersichtlicherer zusammengefasster Schreibweise: i h ψp cos γ = ψα − iα Ld cos2 γ + Lq sin2 γ + iβ Ld − Lq sin γ cos γ i h ψp sin γ = ψβ − iβ Ld sin2 γ + Lq cos2 γ + iα Ld − Lq sin γ cos γ (2.146) (2.147) Real- und Imaginärteil ergeben in Verbindung mit der Arcustangensfunktion den ge- wünschten Winkel γ: i h ψβ − iβ Ld sin2 γ + Lq cos2 γ + iα Ld − Lq sin γ cos γ i h γ = arctan ψα − iα Ld cos2 γ + Lq sin2 γ + iβ Ld − Lq sin γ cos γ (2.148) Leider ist es nicht möglich, das Gleichungssystem der Gleichungen (2.146) und (2.147) nach dem Winkel γ aufzulösen. Somit ist die direkte Nutzung der Gleichung (2.148) eher eingeschränkt. Für den oft betrachteten Spezialfall Ld = Lq = L1 vereinfacht sich die Gleichung (2.148) deutlich: i h ψβ − iβ L1 sin2 γ + L1 cos2 γ + iα (L1 − L1 ) sin γ cos γ i (2.149) h γ = arctan ψα − iα L1 cos2 γ + L1 sin2 γ + iβ (L1 − L1 ) sin γ cos γ ψβ − L1 iβ sin2 γ + cos2 γ (2.150) = arctan ψα − L1 iα cos2 γ + sin2 γ Da cos2 γ + sin2 γ = 1 gilt, vereinfacht sich die Berechnung des Läuferwinkels γ zu der aus der Literatur bekannten Form [43] Läuferwinkel für Ld = Lq = L1 ! ψβ − L1 iβ . γ = arctan ψα − L1 iα (2.151) Im Allgemeinen, das heißt für unterschiedliche Induktivitäten in d- und q-Achse, ist die Gleichung (2.151) nicht verwendbar. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass nicht der Betrag der Permanentmagnetflussverkettung ψp ejγ , sondern nur deren Winkel benötigt wird, kann das System zur Berechnung des Läuferlagewinkels γ deutlich vereinfacht werden. Abbildung 2.23 zeigt die elektrischen Größen in der komplexen Zahlenebene des ständerfesten α,β-Koordinatensystems. Dargestellt ist in Schwarz die hier wiederholte Gleichung (2.131) von Seite 49: ψα,β = ψp + Ld id + j Lq iq · ejγ ′ ′ Ohne Einfluss auf den Läuferwinkel können ψp und Ld durch ψ und L ersetzt werden, solange Länge und Richtung des Gesamtzeigers in d-Richtung gleich bleiben. Dies ist in Abbildung 2.23 graphisch (grau unterlegt) gezeigt. Die zugehörige Gleichung lautet dann ′ ′ ψα,β = ψ + L id + j Lq iq · ejγ . (2.152) 52 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen α q-Achse ψα,β jLq iq ejγ Ld id ejγ ψp ejγ d-Achse ′ L id ejγ γ ′ ψ ejγ β Abbildung 2.23: Graphische Veranschaulichung von Gleichung (2.131) (schwarzes Dreieck) und mögliche Vereinfachung (graue, durchgezogene Linie) Ohne Einschränkung der Allgemeinheit wird nun zunächst einmal willkürlich ′ ! L = Lq (2.153) gesetzt. Da nur der Winkel γ gefragt ist, können Betragsanteile der Induktivitäten in ′ d-Richtung in die Flussverkettung verschoben werden, die dann durch ψ bezeichnet wird. Gleichung (2.152) verändert sich damit zu ′ ψα,β = ψ + Lq id + j Lq iq · ejγ ′ = ψ ejγ + Lq id + j iq · ejγ ′ = ψ ejγ + Lq iα,β ejγ . (2.154) Die Auflösung nach dem Zeiger der Polradflussverkettung und die anschließende Arcustangens-Bildung ergibt ′ ψ ejγ = ψα,β − Lq iα,β (2.155) beziehungsweise γ = arctan ψβ − Lq iβ ψα − Lq iα ! . (2.156) Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass Gleichung (2.156) deutlich einfacher als Gleichung (2.148) ist, insbesondere kommt nun im Argument des Arcustangens kein Winkel γ mehr vor. Diese Vereinfachung kommt zustande, weil es möglich ist, mit der Substitution von Ld durch Lqin Gleichung (2.154) die Induktivität Ld auszuklammern, und infolgedessen der Term id + j iq · ejγ durch iα,β ersetzt werden kann. 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 53 Fazit: Bei unsymmetrischen, das heißt schenkligen, Maschinen kann die gleiche Beziehung zur Berechnung des Läuferwinkels verwendet werden wie bei symmetrischen Maschinen. Statt der Induktivität L1 muss bei asymmetrischen Maschinen lediglich die Querinduktivität Lq eingesetzt werden. Die Berechnungsvorschrift lautet: Läuferwinkel für Ld ≠ Lq ! ψβ − Lq iβ γ = arctan ψα − Lq iα (2.157) mit den Flussverkettungen ψα = ψβ = Zt 0 Zt 0 (uα − Rs iα ) dτ + ψα,0 und uβ − Rs iβ dτ + ψβ,0 . (2.158) (2.159) Die beiden Flussverkettungen ψα,0 und ψβ,0 ergeben sich jeweils aus der Startposition des Läufers, die vorab mit einem geeigneten Verfahren ermittelt werden muss: (2.160) ψα,0 = ψp + Ld id · cos γStar t − Lq iq · sin γStar t (2.161) ψβ,0 = ψp + Ld id · sin γStar t + Lq iq · cos γStar t Die beiden Integrationen (2.158) und (2.159) führen allerdings dazu, dass dieses Verfahren der Winkelgewinnung in der Praxis meist nicht eingesetzt wird. Grund hierfür sind die Offsetfehler, die Messgrößen immer enthalten und in der Folge zu einem Wegdriften des Integrationsergebnisses führen. Bewährt hat sich ein anderes Verfahren, welches die Größen im Modellsystem mit denen eines Referenzsystems vergleicht [20, 21]. Die hier vorgestellte prinzipielle Vorgehensweise gleicht der in [20]. Unterschiedlich sind jedoch die mathematischen Beziehungen, da hier als Basis die allgemeinen Motorgleichungen nach Kapitel 2.2.3 (Seiten 17ff) zugrunde gelegt wurden. Die Herleitung für allgemeine Motorgleichungen findet sich in [21], jedoch sind dort die Flussverkettungen gemäß (2.38) und (2.39), Seite 18, definiert, was zu einem abweichenden Gleichungssystem für die Beschreibung der geberlosen Regelung führt. Es wird – genau wie in der Herleitung der Winkeldifferenz beim Testsignalverfahren in Kapitel 2.4.1, Seiten 36ff – von einem Modellsystem mit einem um ∆γ verdrehten Winkel ausgegan- gen. Die dazu notwendigen Transformationen lauten in diesem Fall îd = +id cos ∆γ + iq sin ∆γ , îq = −id sin ∆γ + iq cos ∆γ , ûd = +ud cos ∆γ + uq sin ∆γ und ûq = −ud sin ∆γ + uq cos ∆γ . (2.162) (2.163) Ziel ist es, den momentanen Winkelfehler ∆γ zu berechnen. Zwei Möglichkeiten zur Messung beziehungsweise Berechnung der momentanen Spannung im Modellsystem stehen dafür zur Verfügung: 54 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen 1. Am Ausgang der Regelung wird die am Umrichter anzulegende Spannung upwm in d,q-Koordinaten (des winkelfehlerbehafteten) Modellsystems ausgegeben. Dabei müssen Nichtlinearitäten des Umrichters berücksichtigt werden. Verfahren zur Umrichterlinearisierung werden in Kapitel 2.3 ab Seite 26 vorgestellt. Vereinfachend wird angenommen, dass entweder der Umrichter als ideal linear angenommen werden kann oder alternativ der Umrichter bereits mit einem entsprechenden Verfahren ideal linearisiert wurde. 2. Aus den gemessenen Strömen können die Spannungen ebenfalls berechnet werden. Natürlich muss hier auch beachtet werden, dass die Ströme in d,q-Koordinaten nur in dem winkelfehlerbehafteten Koordinatensystem bekannt sind. Die Spannungen des Ständers im „echten“ rotorfesten d,q-System können geschrieben werden als dψd − ωel ψq und dt dψq + ωel ψd . uq = Rs iq + dt ud = Rs id + (2.164) (2.165) Das heißt, beim Anlegen dieser Spannungen stellen sich die entsprechenden Ströme und Flussverkettungen im Motor ein und können auch gemessen werden. Nun ist der reale Läuferwinkel aber nicht bekannt, nur der Winkel des Modellsystems. Daher können lediglich die winkelfehlerbehafteten Spannungen angelegt werden. Dazu werden die Gleichungen (2.164), (2.165) und (2.162), (2.163) ineinander eingesetzt. Daraus resultieren die Spannungsgleichungen ud,pwm = Rs îd + dψq dψd cos ∆γ + sin ∆γ − ωel ψq cos ∆γ + ωel ψd sin ∆γ dt dt (2.166) uq,pwm = Rs îq − dψq dψd sin ∆γ + cos ∆γ + ωel ψq sin ∆γ + ωel ψd cos ∆γ . dt dt (2.167) Für die mit dem fehlerhaften Winkel berechneten Spannungen des Modellsystems ergibt sich: dψ̂d − ωel ψ̂q und dt dψ̂q ûq = Rs îq + + ωel ψ̂d dt ûd = Rs îd + (2.168) (2.169) Im Idealfall müssen die beiden Spannungen der Gleichungen (2.166) beziehungsweise (2.167) und (2.169) beziehungsweise (2.168) jeweils gleich sein, die Differenzen ∆ud = ud,pwm − ûd und ∆uq = uq,pwm − ûq (2.170) 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 55 also zu null werden. Nun werden die realen, nicht messbaren Größen in den beiden obigen Gleichungen mit Größen des fehlerbehafteten Modellsystems ersetzt. Die Ableitungen der Flussverkettungen wurden bereits im Kapitel 2.2.3 berechnet, sie lauten im allgemeinen Fall ∂ψp (id , iq ) dψd (id ,iq ) did (id ,iq ) diq = + Ldd + Ldq und dt ∂t dt dt dψq (id ,iq ) diq (id ,iq ) did = Lqq + Lqd . dt dt dt (2.171) (2.172) Des Weiteren gelten die bekannten Umformungen, die benötigt werden, um die realen Größen in winkelfehlerbehafteten Modellgrößen darzustellen: id = îd cos ∆γ − îq sin ∆γ , iq = îd sin ∆γ + îq cos ∆γ , (2.173) ud = ûd cos ∆γ − ûq sin ∆γ und uq = ûd sin ∆γ + ûq cos ∆γ (2.174) Für die Flussverkettungen und deren Ableitungen ergibt sich daher: (id ,iq ) îd cos ∆γ − îq sin ∆γ , ψd = ψp + Ld (id ,iq ) îd sin ∆γ + îq cos ∆γ , ψq = Lq ∂ψp dψd (id ,iq ) (id ,iq ) = + Ldd cos ∆γ + Ldq sin ∆γ dt ∂t + dψq = dt + (id ,iq ) Lqd (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) Ldq cos ∆γ cos ∆γ cos ∆γ (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) + Lqq (id ,iq ) − Lqd sin ∆γ sin ∆γ Hierbei wurden die Ableitungsvorschriften d sin ∆γ = dt d cos ∆γ = dt sin ∆γ ! ! · · (2.175) ! ! · · dîd − ∆ωel îq dt dîq + ∆ωel îd dt ! (2.176) ! ! , (2.177) dîd − ∆ωel îq dt ! dîq + ∆ωel îd dt (2.178) d∆γ · cos ∆γ = ∆ωel cos ∆γ und dt d∆γ · − sin ∆γ = −∆ωel sin ∆γ dt (2.179) (2.180) verwendet. Setzt man nun die Gleichungen (2.175) bis (2.178) in (2.166) und (2.167) ein, so ergeben sich die Ausdrücke für die gemessenen Spannungen ud,pwm und uq,pwm : ud,pwm = Rs îd + + + ∂ψp cos ∆γ ∂t (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) Lcc 2 (id ,iq ) + Lcc 2 (id ,iq ) − Ldd cos ∆γ cos ∆γ sin ∆γ cos ∆γ sin ∆γ cos ∆γ ! ! · · dîd − ∆ωel îq dt dîq + ∆ωel îd dt ! ! 56 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen (id ,iq ) Lcc + (id ,iq ) Lqq + sin ∆γ cos ∆γ sin ∆γ cos ∆γ (id ,iq ) + Lqq (id ,iq ) − Lcc 2 sin ∆γ 2 sin ∆γ ! ! · · dîd − ∆ωel îq dt dîq + ∆ωel îd dt ! ! îd sin ∆γ cos ∆γ + îq cos2 ∆γ (id ,iq ) îd sin ∆γ cos ∆γ − îq sin2 ∆γ + ωel ψp sin ∆γ + ωel Ld (id ,iq ) − ωel Lq ∂ψp sin ∆γ ∂t uq,pwm = Rs îq − (id ,iq ) Ldd − (id ,iq ) Ldd + (id ,iq ) Lcc + (id ,iq ) Lqq + sin ∆γ cos ∆γ (id ,iq ) + Lcc 2 (id ,iq ) − Lcc 2 (id ,iq ) + Lqq 2 (id ,iq ) − Lcc sin ∆γ cos ∆γ cos ∆γ 2 sin ∆γ sin ∆γ cos ∆γ ! ! sin ∆γ cos ∆γ sin ∆γ cos ∆γ ! ! · · · dîd − ∆ωel îq dt dîq + ∆ωel îd dt · ! ! dîd − ∆ωel îq dt dîq + ∆ωel îd dt ! ! îd sin2 ∆γ + îq sin ∆γ cos ∆γ (id ,iq ) îd cos2 ∆γ − îq sin ∆γ cos ∆γ + ωel ψp cos ∆γ + ωel Ld (id ,iq ) + ωel Lq (2.181) (2.182) Umgeformt kann geschrieben werden: ud,pwm = Rs îd + ∂ψp cos ∆γ + ωel ψp sin ∆γ ∂t (id ,iq ) + Lqq+dd 2 (id ,iq ) − Lqq−dd 2 cos 2∆γ (id ,iq ) + Lcc (id ,iq ) + Lqq−dd 2 sin 2∆γ (id ,iq ) Lq+d − ωel îq 2 + (id ,iq ) + Lcc (id ,iq ) Lq−d 2 cos 2∆γ ! · · dîd − ∆ωel îq dt ! ! dîq + ∆ωel îd dt (id ,iq ) Lq−d cos 2∆γ − ωel îd 2 dψp sin ∆γ + ωel ψp cos ∆γ + dt ! (id ,iq ) uq,pwm = Rs îq − sin 2∆γ ! sin 2∆γ (2.183) ! dîd sin 2∆γ cos 2∆γ · − ∆ωel îq + 2 dt ! ! (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq+dd Lqq−dd dîq (id ,iq ) + cos 2∆γ − Lcc sin 2∆γ · + ∆ωel îd + 2 2 dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) L Lq−d L q−d q+d ωel îd − cos 2∆γ + ωel îq sin 2∆γ (2.184) 2 2 2 Lqq−dd (id ,iq ) + Lcc 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 57 Oder sortiert nach den einzelnen Strömen und deren Ableitungen: dψp cos ∆γ + ωel ψp sin ∆γ dt ! (id ,iq ) Lqq−dd dîd (id ,iq ) + Lcc sin 2∆γ − cos 2∆γ · 2 dt ! dîq (id ,iq ) sin 2∆γ + Lcc cos 2∆γ · dt (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq−dd Lq−d (id ,iq ) cos 2∆γ · îd − ωel sin 2∆γ + ∆ωel Lcc 2 2 ud,pwm = Rs îd + (id ,iq ) Lqq+dd + + 2 (id ,iq ) Lqq−dd 2 + ∆ωel (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq+dd Lq+d (id ,iq ) − ∆ωel − ∆ωel Lcc sin 2∆γ + − ωel 2 2 (id ,iq ) (id ,iq ) Lqq−dd Lq−d + ∆ωel − ωel cos 2∆γ · îq 2 2 (2.185) dψp sin ∆γ + ωel ψp cos ∆γ dt ! dîd (id ,iq ) sin 2∆γ + Lcc cos 2∆γ · dt uq,pwm = Rs îq − (id ,iq ) Lqq−dd + 2 (id ,iq ) (id ,iq ) + Lqq+dd 2 (id ,iq ) − Lcc sin 2∆γ + (id ,iq ) Lq+d + ωel 2 + ∆ωel + ωel Lqq−dd 2 cos 2∆γ ! · dîq dt (id ,iq ) + ∆ωel Lqq+dd 2 (id ,iq ) Lqq−dd 2 − ωel (id ,iq ) Lq−d 2 − ∆ωel Zusammen mit den Formeln (id ,iq ) − ∆ωel Lcc sin 2∆γ (id ,iq ) Lq−d cos 2∆γ · îd 2 (id ,iq ) Lqq−dd (id ,iq ) cos 2∆γ · îq sin 2∆γ − ∆ωel Lcc 2 (2.186) ∂ ψ̂p (id ,iq ) dîd (id ,iq ) dîq (id ,iq ) + Ldd + Ldq − ω̂el Lq îq und (2.187) ∂t dt dt (id ,iq ) dîq (id ,iq ) dîd (id ,iq ) ûq = Rs îq + Lqq + Lqd + ω̂el Ld (2.188) îd + ω̂el ψ̂p , dt dt die ebenfalls im Kapitel 2.2.3 hergeleitet wurden, ergibt sich damit für die Winkeldifûd = Rs îd + ferenzen entsprechend der Gleichungen (2.170) ∆ud = ud,pwm − ûd ∆uq = uq,pwm − ûq : (2.189) (2.190) 58 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen dψp ∂ ψ̂p + cos ∆γ + ω̂el − ∆ωel ψp sin ∆γ ∂t dt ! (id ,iq ) Lqq−dd dîd (id ,iq ) + Lcc sin 2∆γ − 1 − cos 2∆γ · 2 dt ! (id ,iq ) Lqq−dd dîq (id ,iq ) sin 2∆γ − Lcc 1 − cos 2∆γ · + 2 dt (id ,iq ) (id ,iq ) L L (id ,iq ) q−d qq−dd cos 2∆γ · îd + ∆ωel − ω̂el − ∆ωel sin 2∆γ + ∆ωel Lcc 2 2 (id ,iq ) (id ,iq ) Lq+d Lqq+dd (id ,iq ) (id ,iq ) + ∆ωel − ω̂el + ω̂el Lq − ∆ωel Lcc − ∆ωel sin 2∆γ 2 2 (id ,iq ) (id ,iq ) L L q−d qq−dd (2.191) + ∆ωel − ω̂el + ∆ωel cos 2∆γ · îq 2 2 ∆ud = − ∂ψp sin ∆γ + ω̂el − ∆ωel ψp cos ∆γ − ω̂el ψ̂p ∂t ! (id ,iq ) Lqq−dd dîd (id ,iq ) sin 2∆γ − Lcc 1 − cos 2∆γ · 2 dt ! (id ,iq ) Lqq−dd dîq (id ,iq ) − Lcc sin 2∆γ − 1 − cos 2∆γ · 2 dt ∆uq = − + + (i ,i ) (i ,i ) d q d q Lq+d Lqq+dd (id ,iq ) (id ,iq ) + − ω̂el Ld + ω̂el − ∆ωel + ∆ωel − ∆ωel Lcc sin 2∆γ 2 2 (id ,iq ) (id ,iq ) Lq−d Lqq−dd − ω̂el − ∆ωel + ∆ωel cos 2∆γ · îd 2 2 (id ,iq ) (id ,iq ) Lq−d L (id ,iq ) qq−dd + ω̂el − ∆ωel cos 2∆γ · îq − ∆ωel sin 2∆γ − ∆ωel Lcc 2 2 (2.192) mit der Ersetzung ∆ωel = ω̂el − ωel beziehungsweise ωel = ω̂el − ∆ωel . (2.193) Die beiden Lösungsgleichungen (2.191) und (2.192) entsprechen im Übrigen den Gleichungen von [20] (Seite 104, Formeln 5.41 und 5.42), wenn man die Kreuzkopplungen Lcc vernachlässigt und in diesem Zusammenhang ebenfalls Ldd = Ld sowie Lqq = Lq setzt. Die hergeleiteten Gleichungen sind für die Anwendung zu umfangreich und lassen sich zudem nur sehr aufwändig nach den eigentlich gewünschten Winkelgrößen auflö- 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 59 sen. Daher werden im Folgenden Vereinfachungen durchgeführt, indem die Sinus- und Kosinusfunktionen durch umgänglichere Terme ersetzt werden. Es wird definiert: sin ∆γ ≈ ∆γ und sin 2∆γ ≈ 2 ∆γ (2.194) cos 2∆γ ≈ 1 . (2.195) für die Sinusbeziehungen sowie für die Kosinusfunktionen cos ∆γ ≈ 1 und Die Herleitung zur geberlosen Regelung geht davon aus, dass der Winkelfehler ∆γ klein gegenüber einer vollen elektrischen Umdrehung von 360◦ ist. Für die sin ∆γ- Substitution in Gleichung (2.194) gilt, dass bei einem Winkelfehler von 10◦ ein prozentualer Fehler von 0,5 % zwischen exakter Berechnung der trigonometrischen Funktion und der vereinfachten Berechnung mit der Geradennäherung auftritt. Bei der sin 2∆γSubstitution liegt dieser Fehler bei ansonsten gleichen Annahmen bei 2 %. Der Winkelfehler für die Kosinusnäherung liegt bei einem Winkelidentifikationsfehler von 10◦ bei gut 5 %. Werden anschließend in die Gleichungen (2.191) und (2.192) die Näherungen (2.194) und (2.195) eingesetzt und wird außerdem angenommen, dass die Veränderung des Flusses mit der Zeit so langsam ist, dass sie näherungsweise zu null gesetzt werden kann, so erhält man dîq dîd (id ,iq ) (id ,iq ) + Lqq−dd ∆γ · ∆γ · ∆ud = ω̂el − ∆ωel ψp ∆γ + 2 Lcc dt dt (id ,iq ) (id ,iq ) L L (id ,iq ) q−d qq−dd − ω̂el − ∆ωel + ∆ωel 2∆γ + ∆ωel Lcc · îd 2 2 ! (id ,iq ) + ∆ωel Lq (id ,iq ) − Ldd (id ,iq ) − 2 Lcc ∆γ · îq und ∆γ · îd (2.196) dîq dîd (id ,iq ) (id ,iq ) ∆uq = ω̂el − ∆ωel ψp − ω̂el ψ̂p + Lqq−dd ∆γ · − 2 Lcc ∆γ · dt dt ! (id ,iq ) + ∆ωel Lqq (id ,iq ) − Ld (id ,iq ) − 2 Lcc (id ,iq ) (id ,iq ) Lq−d Lqq−dd (id ,iq ) + ω̂el − ∆ωel − ∆ωel 2∆γ − ∆ωel Lcc · îq . 2 2 (2.197) Unbekannt sind nun im Wesentlichen die beiden Größen ∆γ und ∆ωel . Prinzipiell könnten die beiden obenstehenden Gleichungen danach aufgelöst werden, allerdings ergeben sich in diesem Fall immer noch lange Gleichungsstrukturen. Somit sind weitere Vereinfachungen notwendig. Wird davon ausgegangen, dass ∆γ und ∆ωel jeweils klein sind, so kann deren Produkt ∆γ ·∆ωel zusätzlich vernaschlässigt werden. Damit 60 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen ergeben sich die weiter vereinfachten Gleichungen ! dîd (id ,iq ) dîq (id ,iq ) + Lqq−dd − ωel Lq−d îd · ∆γ ∆ud = dt dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îq · ∆ωel und + Lcc îd + Lq − Ldd (id ,iq ) ω̂el ψp + 2 Lcc (2.198) (id ,iq ) dîd (id ,iq ) dîq (id ,iq ) ∆uq = ω̂el ψp − ψ̂p + Lqq−dd − 2 Lcc + ω̂el Lq−d îq dt dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îd − Lcc îq − ψp · ∆ωel . + Lqq − Ld ! · ∆γ (2.199) Für ∆γ und ∆ωel ergibt sich damit aus (2.198) und (2.199) (id ,iq ) (id ,iq ) îq ∆uq − ω̂el ψp − ψ̂p − Ldd îd + Lq (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îd − Lcc îq − ψp Lqq − Ld −∆ud ∆γ = ∆ωel = (id ,iq ) Lcc x (id ,iq ) Lcc îd + ∆ud (id ,iq ) Lq (id ,iq ) − Ldd und (2.200) îq (id ,iq ) dîd (id ,iq ) dîq (id ,iq ) ω̂el ψp + 2 Lcc + L − ω L î el q−d d qq−dd dt dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îq ∆uq − ω̂el ψp − ψ̂p · Lcc îd + Lq − Ldd (id ,iq ) dîd (id ,iq ) dîq (id ,iq ) −∆ud ω̂el ψp + 2 Lcc dt + Lqq−dd dt − ωel Lq−d îd (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îd − Lcc îq − ψp · Lqq − Ld − (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îq · x Lcc îd + Lq − Ldd (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îq mit x = Lcc îd + Lq − Ldd ! (id ,iq ) dîd (id ,iq ) dîq (id ,iq ) · Lqq−dd − 2 Lcc + ω̂el Lq−d îq dt dt ! (id ,iq ) dîq (id ,iq ) (id ,iq ) dîd + Lqq−dd − ωel Lq−d îd − ω̂el ψp + 2 Lcc dt dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) îd − Lcc îq − ψp . · Lqq − Ld (2.201) Wird zusätzlich die Kreuzkopplung vernachlässigt, so führt das zu folgenden Vereinfachungen: (id ,iq ) ! Lcc (id ,iq ) ! = 0 , Ldd (id ,iq ) = Ld (id ,iq ) ! und Lqq (id ,iq ) = Lq Die Gleichungen (2.196) und (2.197) für die Spannungsdifferenzen ergeben sich damit 2.4 Theorie zur geberlosen Regelung 61 zu ! dîq (id ,iq ) (id ,iq ) − ωel Lq−d îd · ∆γ + Lq−d îq · ∆ωel und (2.202) ∆ud = dt ! (id ,iq ) dîd (id ,iq ) ∆uq = −ω̂el ∆ψp + Lq−d + ω̂el Lq−d îq · ∆γ dt (id ,iq ) (2.203) + Lq−d îd − ψp · ∆ωel mit ∆ψp = ψ̂p − ψp . (id ,iq ) ω̂el ψp + Lq−d Die Beziehungen für ∆γ und ∆ωel sind dann (id ,iq ) (id ,iq ) Lq−d îq ∆uq + ω̂el ∆ψp − ∆ud Lq−d îd − ψp und (2.204) ∆γ = x ∆ud ∆ωel = (i ,i ) d q Lq−d îq (id ,iq ) dî (id ,iq ) (id ,iq ) ω̂el ψp + Lq−d dtq − ωel Lq−d îd Lq−d îq ∆uq + ω̂el ∆ψp (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) dîq Lq−d îd − ψp −∆ud ω̂el ψp + Lq−d dt − ωel Lq−d îd − (id ,iq ) Lq−d îq · x (id ,iq ) mit x = Lq−d − 2 îq dîd + ω̂el îq dt (id ,iq ) ω̂el ψp + Lq−d ! dîq (id ,iq ) − ωel Lq−d îd dt (2.205) ! (id ,iq ) Lq−d îd − ψp . Die Wirkungweise einer geberlosen Regelung bei Verwendung der Winkelfehlergleichung (2.204) wurde im Rahmen einer Simulation in [80] gezeigt. Wird nun zusätzlich zu den bisher angenommenen Vereinfachungen gefordert, dass die Induktivitäten in d- und q-Richtung näherungsweise gleich sind, so können die bisher hergeleiteten Beziehungen ähnlich wie in [20] weiter vereinfacht werden. Es gilt dann für die Spannungsdifferenzen in d- und q-Richtung: ∆ud = ω̂el − ∆ωel ψp ∆γ ∆uq = −ω̂el ∆ψp − ∆ωel ψp (2.206) (2.207) Aus der ersten Beziehung ergibt sich eine Gleichung für den geschätzten Lagewinkelfehler ∆γ: ∆γ = ∆ud ω̂el − ∆ωel (2.208) Die zweite Beziehung (2.208) lässt sich zu einer Gleichung für das Korrektursignal in der Drehzahlschätzung verwenden: ∆ωel = − ∆uq − ω̂el ∆ψp ψp (2.209) 62 2 Antriebe mit permanenterregten Synchronmaschinen Die Ausführungen machen deutlich, dass das EMK-Verfahren immer dann kompliziert wird, wenn Maschinen mit voneinander verschiedenen Induktivitäten in d- und q-Achse betrachtet werden. Kreuzkopplungseffekte erschweren die Auswertung noch einmal zusätzlich. Kapitel 3 Berücksichtigung der Eisenverluste Bei den bisherigen Betrachtungen wurden ständerseitig lediglich ohmsche Verlustanteile berücksichtigt. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist jedoch bekannt, dass neben den ohmschen Verlusten im Kupfer des Ständers weitere wesentliche Verluste in den elektrischen Maschinen auftreten [81]. Diese werden meist zu den sogenannten Eisenverlusten zusammengefasst und beinhalten Wirbelstromverluste, die aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit der Läufer- und Ständerblechpakete auftreten. Außerdem treten Hystereseverluste auf, die durch die Ummagnetisierung des Eisenblechs bedingt sind. Weiterführende Erläuterungen zu den Verlustmechanismen in weichmagnetischen Materialen können zum Beispiel [82, 83] entnommen werden. Eine gesonderte Untersuchung dieser beiden Effekte ist allerdings nicht sinnvoll, da Wirbelstrom- und Hystereseverluste im Grunde den gleichen physikalischen Effekt beschreiben [84]. Somit stellt sich überhaupt die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, die Trennung in Hysterese- und Wirbelstromverluste durchzuführen und nicht nur allgemein von Eisenverlusten zu sprechen. Dennoch schreibt [85], dass eine getrennte Messung, wenn auch mit sehr aufwändiger und damit in der Praxis schwer zu realisierender Messtechnik, möglich ist. Diese Diskussion soll jedoch an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Die Frage, wie diese Eisenverluste in den mathematischen Modellen für PMSM berücksichtigt werden müssen, wurde bereits in vielen Veröffentlichungen betrachtet [81, 86, 87, 88, 89]. Meist werden zu den Eisenverlusten auch noch weitere parasitäre Effekte hinzugezählt. Ein Beispiel dafür sind zusätzliche Ständerverluste, die durch nichtsinusförmige Speisung der Motoren, insbesondere durch Pulsumrichter, hervorgerufen werden [89]. Zu diesem Thema wurden Finite-Elemente-Analysen durchgeführt [90, 91, 92]. Auch numerische Methoden wurden verwendet. So hat zum Beispiel [93] ein numerisches Verfahren zur Bestimmung der Eisenwiderstände entwickelt und dabei nicht auf Finite Elemente, sondern ein elektrisches Netzwerk mit konzentrierten 63 64 3 Berücksichtigung der Eisenverluste Elementen zurückgegriffen. Vereinfachte Simulationsmodelle zur Berechnung von Eisenverlusten werden in [94, 95] beschrieben. Abhängig von der PMSM-Bauform generieren die zugehörigen Ständerwicklungen teilweise nicht zu vernachlässigende Oberwelleneffekte, also Stromharmonische. Diese Harmonischen erzeugen ebenfalls Eisenverlustanteile, die in einer ganzheitlichen Betrachtung berücksichtigt werden müssen. Insbesondere Maschinen mit konzentrierten Wicklungen rufen vergleichsweise hohe Harmonische und damit Eisenverluste hervor, wie zum Beispiel auch in Kapitel 2.1, Seiten 5ff, angedeutet ist [96]. Solche und andere Effekte werden in der Gleichung zur Berechnung der Eisenverlustleistung pv = kf α B̂ β (3.1) nicht berücksichtigt. In Gleichung (3.1) beschreibt f die erregende Frequenz, B̂ die Amplitude der magnetischen Induktion und k, α, und β die materialabhängigen Parameter. Gleichung (3.1) wird in der Literatur meist als „Steinmetzgleichung“ bezeichnet, obwohl Steinmetz in seinen Veröffentlichungen [97, 98, 99, 100] lediglich eine Gleichung ohne Frequenzabhängigkeit postuliert hat [101]. Sie gilt in guter Näherung nur für Maschinen mit sinusförmigen Größen. Eine einfache Fourieranalyse und Addition der einzelnen auf die Oberwellen entfallenden Verlustanteile ist aufgrund der nichtlinearen Materialeigenschaften nicht möglich [84]. Daher gibt es unterschiedliche Ansätze, diese Eisenverlustbeschreibung so abzuändern, dass sie die Eigenschaften heutiger, hochausgenutzter und mit Pulsumrichtern angesteuerter Maschinen besser berücksichtigt. Eine Möglichkeit der Erweiterung der Steinmetzgleichung (3.1) ist die sogenannte „modifizierte Steinmetzgleichung“, beschrieben in [84]: pv = kf α−1 B̂ β · fr (3.2) Hier wird eine umnormierte Frequenz eingeführt, die abhängig von dem nichtsinusförmigen Signalverlauf ist. Die Erregung muss in diesem Fall jedoch bekannt sein. Die Frequenz fr entspricht der Periodendauer der Erregung. Der Vorteil an diesem Verfahren ist die Ähnlichkeit zur ursprünglichen Steinmetzgleichung, es werden keine neuen empirischen Parameter eingeführt. Eine „generalisierte Steinmetzgleichung“ Z dB α 1 T |B (t)|β−α dt , pv = k1 (3.3) T 0 dt die die Limitation der modifizierten Steinmetzgleichung vermeiden soll, ist in [101] beschrieben. Dass auch die generalisisierte Steinmetzgleichung verbesserungswürdig sei, schreibt [102]. Dort wird eine Erweiterung, die sogenannte „verbesserte generalisierte Steinmetzgleichung“, eingeführt: Z dB α 1 T |∆B|β−α dt k1 pv = T 0 dt (3.4) 3.1 Allgemeine Betrachtung 65 Es ist zu erkennen, dass auf dem Forschungsgebiet der analytischen Beschreibung der Eisenverluste große Uneinigkeit über deren Art und Weise besteht. Daher ist bislang noch kein allgemeingültiger Lösungsansatz zur analytischen Beschreibung der Eisenverluste gelungen. Deshalb wird auch in dieser Arbeit im Folgenden auf eine analytische Beschreibung verzichtet. Vielmehr wird das vorhandene Motormodell um zwei variable Eisenwiderstände erweitert, die offline am Prüfstand gemessen werden müssen. Die Widerstände werden in die Spannungsgleichungen der d- und q-Achse integriert, um die Eisenverluste und eventuell weitere parasitäre Effekte zu berücksichtigen. Abbildung 3.1 zeigt das sich ergebende Netzwerk. Der Grundgedanke ist bereits in [86] beschrieben, allerdings wird hier vom stationären Zustand ausgegangen. Zusätzlich wird dort die Herleitung der erweiterten Gleichungen nur unter Voraussetzung von L = Ld = Lq angegeben. Im Allgemeinen sind jedoch Ld und Lq bei heutigen Maschinen ungleich. Zudem wird in [86] nur ein Eisenwiderstand eingeführt, der in d- und q-Achse identisch ist. Zur Bestimmung des Eisenwiderstands wird in der Ver- öffentlichung eine „innere Leistung“ definiert, welche der aufgenommenen Leistung abzüglich der ohmschen Leiterverluste entspricht, und daraus zusammen mit den Flussverkettungen der Eisenwiderstand berechnet. Probleme bei dieser Vorgehensweise sind zum einen, dass die innere Leistung nur relativ ungenau bestimmt werden kann, und zum anderen, dass der stark temperaturabhängige ohmsche Ständerwiderstand ebenfalls mit einer guten Genauigkeit bekannt sein muss. Zur Berechnung der Flussverkettungen ist schließlich eine exakte Umrichterlinearisierung erforderlich. Nach der Herleitung neuer Ständerspannungsgleichungen, die die Eisenverlusteffekte berücksichtigen, werden in dieser Arbeit nicht die Eisenwiderstände selbst verwendet, sondern neue Eisenverlustparameter ξd und ξq eingeführt. 3.1 Allgemeine Betrachtung Ausgegangen wird von den allgemeinen Gleichungen nach (2.53) auf Seite 21. In dem modifizierten, allgemeinen Maschinenmodell werden zusätzlich die Eisenwiderstände ζd und ζq eingefügt. Die nachfolgend beschriebene Vorgehensweise wurde in Teilen bereits im Jahr 2011 veröffentlicht [K-7]. Abbildung 3.1 zeigt das sich ergebende zugrunde liegende Netzwerk. Der einfache Sonderfall des stationären Betriebs bei Verwendung der linearisierten Gleichungen wurde bereits in [103] beschrieben. Analysiert wird dieses Netzwerk nun in einem ersten Schritt mit einer Kombination aus modifiziertem Maschenstrom- und Knotenpotentialverfahren [30, 104]. Betrachtet werden die die beiden Induktivitäten Ldd und Lqq enthaltenden Maschen sowie die Knotenpo- 66 3 Berücksichtigung der Eisenverluste id Rs idm − iqm idm Ldd Lqq iqm idi ud Rs iq iqi ζd Ldq ωel Lq iq ζq Lqd idm − iqm uq ωel Ld idωel ψp Abbildung 3.1: Graphische Darstellung der Gleichungen (2.53) und zweier zusätzlicher Eisenwiderstände ζd und ζq . tentiale, die die Ströme id und Iq enthalten: idi iqi idm iqm 1 0 1 0 id 0 1 0 1 iq 0 −ζq −ζd 0 (id ,iq ) d dt Lqd (id ,iq ) d dt Ldd (id ,iq ) (id ,iq ) d dt + ωel Ld + ζd Lqq (id ,iq ) d dt Ldq + ζq (id ,iq ) − ωel Lq (3.5) −ωel ψp 0 Um die Auswertung zu vereinfachen, wird nun die komplexe Wechselstromrechnung nach [30] angewendet. Um die Übersichtlichkeit der Gleichungen zu erhöhen, wird bis zum Ende des Kapitels die Kennzeichnung der stromabhängigen Induktivitäten weggelassen. Für die komplexen Impedanzen wird definiert X dd = j ω Ldd , X qq = j ω Lqq , X dq = j ω Ldq und X qd = j ω Lqd . (3.6) Zu Gleichung (3.6) sei angemerkt, dass die dort eingeführte Kreisfrequenz ω zunächst in keinem Zusammenhang mit der elektrischen Kreisfrequenz der Maschine steht. Vielmehr ist ω die Frequenz, mit der die Sinusgrößen der komplexen Wechselstromrechnung schwingen. Damit kann ω als fiktive Frequenz angesehen werden, mit der die Ströme und Spannungen der Maschine angeregt werden. Dies ist eine Vereinfachung zum allgemeinen Fall des Gleichungssystems (3.5), da dort als Anregung jede beliebige Signalform verwendet werden kann und nicht nur eine sinusförmige Erregung mit konstanter Frequenz, wie es bei der komplexen Wechselstromrechnung der Fall ist. 3.1 Allgemeine Betrachtung 67 Das anfängliche Gleichungssystem lautet damit: I di I qi I dm I qm 1 0 1 0 Id 0 1 0 1 Iq 0 −ζq X qd + ωel Ld X qq + ζq −ωel ψp −ζd 0 X dd X dq − ωel Lq 0 (3.7) Die Lösung dieses Gleichungsystems ergibt in Abhängigkeit von den Strömen I d , I q und der Permanentmagnetflussverkettung ψp : I di = 1 I ζq X dd + I q ζq X dq + I d X dd X qq − I d X dq X qd − ψp X dq ωel Λ d +Lq ψp ω2el + I d Ld Lq ω2el − I q Lq ζq ωel − I d Ld X dq ωel + I d Lq X qd ωel I qi 1 = I ζd X qd + I q ζd X qq + I q X dd X qq − I q X dq X qd + ψp ζd ωel Λ d (3.8) +ψp X dd ωel + I q Ld Lq ω2el + I d Ld ζd ωel − I q Ld X dq ωel + I q Lq X qd ωel I dm I qm 1 I ζd ζq + I d ζd X qq − I q ζq X dq + ψp X dq ωel = Λ d −Lq ψp ω2el + I q Lq ζq ωel 1 = −ωel ψp ζd + ψp X dd + I d Ld ζd Λ +I q ζd ζq − I d ζd X qd + I q ζq X dd mit Λ =ζd ζq + ζq X dd + ζd X qq + X dd X qq − X dq X qd − Ld X dq ωel + Lq X qd ωel + Ld Lq ω2el (3.9) (3.10) (3.11) (3.12) Oder aufgeteilt in die einzelnen Komponenten: I I di = +ζq X dd + X dd X qq − X dq X qd + Ld Lq ω2el − Ld X dq ωel · d Λ Iq + +ζq X dq − Lq ζq ωel + Lq X qd ωel · Λ ψp + −X dq ωel + Lq ω2el · (3.13) Λ I I qi = +ζd X qd + Ld ζd ωel · d Λ Iq + +ζd X qq + X dd X qq − X dq X qd + Ld Lq ω2el − Ld X dq ωel + Lq X qd ωel · Λ 68 3 Berücksichtigung der Eisenverluste I dm I qm ψp + +ζd ωel + X dd ωel · Λ I = +ζd ζq + ζd X qq · d + −ζq X dq + Lq ζq ωel · Λ ψp + +X dq ωel − Lq ω2el · Λ I = +ωel Ld ζd − ζd X qd · d + +ζd ζq + ζq X dd · Λ ψp + −ωel ψp ζd + ωel ψp X dd · Λ Anschließend wird der komplexe Nenner Λ mit 1 ζd ζq (3.14) Iq Λ (3.15) Iq Λ (3.16) multipliziert: 1 1 Λ =1+ X + X ζd ζq ζd dd ζq qq 1 +X dd X qq − X dq X qd − Ld X dq ωel + Lq X qd ωel + Ld Lq ω2el + ζd ζq Λ′ = (3.17) Um die vorangegangenen Terme zu vereinfachen, wird eine weitere Vereinfachung durchgeführt. Es wird angenommen, dass der komplexe Term Λ′ → 1 (3.18) konvergiert. Ohne diese Vereinfachung ist eine weitere Umformung der Gleichungen nicht möglich. Da die Induktivitäten eher klein gegenüber den Eisenwiderständen sind, ist die Annahme gerechtfertigt [103]. Es ergeben sich damit aus (3.13) bis (3.17) folgende Beziehungen für die vier Ströme: I di I qi X dd X qq X dq X qd Ld X dq ωel Ld Lq ω2el X − + − = + dd + ζd ζd ζq ζd ζq ζd ζq ζd ζq ! Lq X qd ωel X dq Lq ωel − + · Iq + + ζd ζd ζd ζq ! X dq ωel Lq ω2el + · ψp + − ζd ζq ζd ζq ! X qd Ld ωel = + + · Id ζq ζq + + I qm ζq + X dd X qq X dq X qd ζd ζq ζd ζq − ! + Ld Lq ω2el ζd ζq − Ld X dq ωel ζd ζq · Id (3.19) + Lq X qd ωel ζd ζq X ωel ωel + dd · ψp ζq ζd ζq ! ! ! X dq ωel X qq X dq Lq ω2el Lq ωel + − = 1+ · Id + − · ψp · Iq + ζq ζd ζd ζd ζq ζd ζq ! ! ! X qd ωel Ld X dd ωel ωel X dd = − + · Id + 1 + · ψp · Iq + − ζq ζq ζd ζq ζd ζq + + I dm X qq ! ! · Iq (3.20) (3.21) (3.22) 3.1 Allgemeine Betrachtung 69 Zusammen mit den Bestimmungsgleichungen U d = Rs I d + ζd I di und (3.23) U q = Rs I q + ζq I qi (3.24) ergibt sich damit: U d = Rs + X dd + X dd X qq ζq − X dq X qd ζq ! Lq X qd ωel + X dq − Lq ωel + U q = X qd + Ld ωel · I d + Rs + X qq + + ωel + X dd X qq X dd ωel ζd ζd ! ζq − · ψp ζq · Iq + − X dq X qd ζd + Ld Lq ω2el + − X dq ωel ζq Ld Lq ω2el ζd − Ld X dq ωel ζq + Lq ω2el ζq ! Ld X dq ωel ζd ! · Id · ψp + (3.25) Lq X qd ωel ζd ! · Iq (3.26) Werden nun noch die Terme, in denen zwei Reaktanzen im Zähler multipliziert werden, vernachlässigt, so erhält man schließlich eine näherungsweise Beziehung für die beiden Spannungen U d und U q mit Hilfe der komplexen Wechselstromrechnung. Die Vernachlässigung dieser Terme ist erlaubt, da der Bruch aus zwei miteinander multiplizierten und an sich schon im Gegensatz zu dem Eisenverlustwiderstand im Nenner kleinen Induktivitivitäten im Zähler ebenfalls sehr klein wird. ! ! Ld X dq ωel Lq X qd ωel Ld Lq ω2el − · I d + X dq − Lq ωel + · Iq U d = Rs + X dd + ζq ζq ζq ! X dq ωel Lq ω2el + · ψp und (3.27) + − ζq ζq ! Ld X dq ωel Lq X qd ωel Ld Lq ω2el U q = X qd + Ld ωel · I d + Rs + X qq + − + · Iq ζd ζd ζd ! X ωel · ψp (3.28) + ωel + dd ζd Deutlich erkennbar ist die Abhängigkeit der beiden Gleichungen von den Eisenverlustwiderständen. Die Untersuchung der Einflüsse der Eisenverluste bei dynamischen Vorgängen würde den Rahmen dieser Arbeit weit übersteigen, daher werden nur die stationären Eisenverluste betrachtet. Das ist für die Betrachtungen der Parameteridentifikation deswegen ausreichend, weil dafür ebenfalls nur stationäre Zustände betrachtet werden. Werden die Eisenverluste bei allen differentiellen Termen vernachlässigt, das heißt die Eisenverlustwiderstände zu Unendlich angenommen; so ergibt sich für die komplexe 70 3 Berücksichtigung der Eisenverluste Darstellung der beiden Spannungsgleichungen: ! Ld Lq ω2el Lq ω2el U d = Rs + X dd + · ψp und · I d + X dq − Lq ωel · I q + ζq ζq ! Ld Lq ω2el · I q + ωel · ψp U q = X qd + Ld ωel · I d + Rs + X qq + ζd (3.29) (3.30) Diese Gleichungen können nun wieder in Zeitbereichsdarstellung transformiert werden, man erhält schließlich: ! Lq ω2el Ld Lq ω2el diq did (id ,iq ) + Ldq − ωel Lq iq + · ψp (3.31) id + Ldd ud = Rs + ζq dt dt ζq ! Ld Lq ω2el diq did iq + Lqq + Lqd + ωel Ld id + ωel ψp (3.32) uq = Rs + ζd dt dt Beziehungsweise anders dargestellt in Matrixschreibweise: allgemeine Spannungsgl. mit Eisenverlusten Ld Lq ω2el − ω L R + ud s el q id ζq = Ld Lq ω2el iq uq ωel Ld Rs + ζd ˙ Lq ω2el Ldd Ldq id + ζq ψp + Lqd Lqq iq ωel {z } | (3.33) diff. Induktivitäten Im Gegensatz zu den allgemein hergeleiteten Gleichungen (2.53) auf Seite 21 wird die Permanentmagnetflussverkettung ψp in diesem und den nachfolgenden Kapiteln als nicht von der Zeit abhängig angenommen. Da die Effekte, die zur Änderung vom ψp im Betrieb führen, eher in längeren zeitlichen Dimensionen ablaufen, ist diese Näherung zulässig. Die für die Drehmomentbildung relevanten Ströme sind nicht mehr id und iq , sondern idm und iqm . Damit ergibt sich die modifizierte Drehmomentgleichung Mi = i 3p h ψp iqm + Ld − Lq idm iqm . 2 Gemäß Abbildung 3.1 (Seite 66) können idm und iqm ersetzt werden durch ! ud − Rs id Rs ud idm = id − idi = id − = 1+ und · id − ζd ζd ζd ! uq − Rs iq uq Rs iqm = iq − iqi = iq − = 1+ . · iq − ζq ζq ζq (3.34) (3.35) (3.36) Eingesetzt in (3.34) und unter der Annahme, dass 1+ Rs ≈1 ζd (3.37) 3.2 Linearer stationärer Fall 71 gilt erhält man die allgemeine Drehmomentgleichung unter Berücksichtigung der Eisenverluste: inneres Drehmoment inkl. Eisenverluste " ! uq 3p ψp · iq − Mi = 2 ζq !# ! uq ud + Ld − Lq · i d − · iq − ζd ζq (3.38) 3.2 Linearer stationärer Fall Sollen die Eisenverluste nur für den linearisierten stationären Betriebsfall berücksichtigt werden, so vereinfacht sich deren Berechnung. Im Gegensatz zu ähnlichen Modellen [103, 105, 106], die nur einen Eisenwiderstand für beide Achsen des rotorfesten Koordinatensystems definieren, werden hier, wie bereits für den allgemeinen Fall erläutert, zwei voneinander verschiedene Eisenwiderstände ζd und ζq eingeführt. Abbildung 3.2 zeigt die entstandenen Ersatzschaltbilder für den stationären Zustand. id Rs idm idi ζd ud ωel Lq iqm (a) d-Achse iq Rs iqm iqi ζq uq ωel Ld idm + ψp (b) q-Achse Abbildung 3.2: Ersatzschaltbilder für das rotorfeste d,q-Koordinatensystem Aus den beiden Ersatzschaltbildern 3.2a und b ergeben sich die zwei Gleichungssätze (3.39) bis (3.41) und (3.42) bis (3.44): ud = Rs id + ζd idi ωel Lq iqm = −ζd idi id = idm + idi (3.39) (3.40) (3.41) 72 3 Berücksichtigung der Eisenverluste uq = Rs iq + ζq iqi (3.42) ωel Ld idm + ωel ψp = ζq iqi (3.43) iq = iqm + iqi (3.44) Aus (3.40), (3.41) und (3.43), (3.44) folgen die beiden Gleichungen ωel Lq iq − iqi = −ζd idi und (3.45) ωel Ld (id − idi ) + ωel ψp = ζq iqi . (3.46) Die Gleichungen (3.45) und (3.46) können nun nach den Strömen idi und iqi , die durch die Eisenwiderstände fließen, und den Motorströmen idm und iqm aufgelöst werden. Es ergibt sich damit idi = iqi = idm = ω2el Ld Lq · id − ωel Lq ζq · iq + ω2el Lq · ψp , (3.47) ωel Ld ζd · id + ω2el Ld Lq · iq + ωel ζd · ψp , (3.48) ζd ζq + ω2el Ld Lq ζd ζq + ω2el Ld Lq ζd ζq · id + ωel Lq ζq · iq − ω2el Lq · ψp iqm = − ζd ζq + ω2el Ld Lq und ωel Ld ζd · id − ζd ζq · iq + ωel ζd · ψp ζd ζq + ω2el Ld Lq Werden (3.47) bis (3.50) weiter umgeschrieben und mit 1 ζd ζq . (3.49) (3.50) multipliziert, so resultiert daraus: idi = + iqi = + idm = + iqm = − ω2el Ld Lq ζd ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ωel Ld ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq 1 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ωel Ld ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq · id − · id + · id + · id + ωel Lq ζd 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ω2el Ld Lq ζd ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ωel Lq ζd 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq 1 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq · iq + · iq + · iq − · iq − ω2el Lq ζd ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ωel ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ω2el Lq ζd ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq 1+ ω2el Ld Lq ζd ζq ωel ζq · ψp , (3.51) · ψp , (3.52) · ψp und (3.53) · ψp (3.54) An diesem Punkt wird eine Näherung durchgeführt. Es wird angenommen, dass ω2el Ld Lq ≪ ζd ζq und damit 1 + ω2el Ld Lq ζd ζq ≈1 (3.55) 3.2 Linearer stationärer Fall 73 gilt. Diese Näherung wurde schon in [103] eingeführt. Es ergibt sich damit aus (3.51) bis (3.54) vereinfacht idi = iqi = ω2el Ld Lq ζd ζq · id − ω2 L q ωel Lq · iq + el · ψp , ζd ζd ζq (3.56) ω2 Ld Lq ωel Ld ωel · id + el · iq + · ψp , ζq ζd ζq ζq (3.57) ω2 L q ωel Lq · iq − el · ψp und ζd ζd ζq ωel ωel Ld · id + iq − · ψp . =− ζq ζq idm = id + (3.58) iqm (3.59) ! ! Die Gleichungen (3.58) und (3.59) sind mit denen aus [103] identisch, wenn Ld = Lq = ! ! L und ζd = ζq = ζ gesetzt werden. Im Folgenden wird für die Ströme idi , iqi , idm und iqm sowie alle anderen davon abgeleiteten Größen immer diese Vereinfachung nach Gleichung (3.55) verwendet. Die Ströme idi und iqi werden nun in die Spannungsgleichungen (3.39) und (3.42) eingesetzt: ud = Rs id + ζd idi = Rs id + ζd = ω2el Ld Lq ω2 Lq ωel Lq · id − · ψp · iq + el ζd ζd ζq ζd ζq ! ω2el Ld Lq ω2 Lq Rs + · ψp · id − ωel Lq · iq + el ζq ζq uq = Rs iq + ζq iqi ω2 Ld Lq ωel ωel Ld · id + el · iq + · ψp = Rs iq + ζq ζq ζd ζq ζq ! ω2el Ld Lq = ωel Ld · id + Rs + · iq + ωel · ψp ζd ! (3.60) (3.61) ! (3.62) (3.63) Auch diese Spannungsgleichungen können wieder in Matrixschreibweise dargestellt werden: stationäre Spannungsgl. mit Eisenverlusten ω2el Ld Lq ω2el Lq − ω L R + i ud q s el d ζq ζq = + ψp ω2el Ld Lq iq uq ω ωel Ld Rs + el ζ (3.64) d Bis auf die differentiellen Induktivitäten entspricht die Gleichung (3.64) exakt der allgemeinen Darstellung. Werden die Gleichungen (3.61) und (3.63) entsprechend aufgelöst, so können die Beziehungen für die Eisenwiderstände gewonnen werden: ζd = ω2el Ld Lq iq uq − ωel Ld id − Rs iq − ωel ψp Ld id + ψp ζq = ω2el Lq · ud − Rs id + ωel Lq iq und (3.65) (3.66) 74 3 Berücksichtigung der Eisenverluste Aus (3.65) und (3.66) geht hervor, dass die Eisenwiderstände in d- und q-Richung nicht zwingend identisch sein müssen, vor allem wenn Parameterfehler unterstellt werden. 3.3 Einführung der Eisenverlustparameter ξd und ξq Die Gleichungen (3.65) und (3.66) zeigen für das stationäre Modell eine quadratische Abhängigkeit der Eisenwiderstände von der elektrischen Winkelgeschwindigkeit ωel . Werden nun die Eisenwiderstände offline identifiziert, so ist darin folglich die Drehzahl im Quadrat enthalten. Betrachtet man die Spannungsgleichungen (3.33) beziehungsweise (3.64), so ist zu erkennen, dass hier die Eisenwiderstände nur im Nenner von Termen auftauchen, die wiederum im Zähler die quadratische Abhängigkeit von der Drehzahl besitzen. Das Problem hierbei ist, dass sich Messfehler bei der Drehzahl während der Offlinemessung der Eisenwiderstände mit Drehzahlfehlern bei der Onlineauswertung der Spannungsgleichungen – zum Beispiel bei Verwendung einer im Kapitel 5 beschriebenen Ständerwiderstandsidentifikation – gegenseitig negativ beeinflussen. Daher werden an dieser Stelle die Eisenverlustparameter Eisenverlustparameter ξd = ω2el Ld ζd und ξq = ω2el Lq ζq (3.67) eingeführt. Der Vorteil dieser Definition liegt auf der Hand: Bei Verwendung der Eisenverlustparameter ξ, kürzen sich die ω2el -Anteile heraus, Messfehler der Drehzahl aufgrund dieser Terme sind somit nicht mehr vorhanden. In der Realität zeigt sich durch diese Maßnahme ein wesentlich besseres Verhalten von Regelung und Parameteridentifikation. Die Spannungsgleichungen des vereinfachten stationären Systems (3.64) ergeben sich mit den Eisenverlustparametern zu stationäre Spannungsgl. mit ξd , ξq ud Rs + ξq Ld − ωel Lq id ξq = + ψp , uq ωel Ld Rs + ξd Lq iq ωel (3.68) die des allgemeinen Systems nach (3.33) zu allgemeine Spannungsgl. mit ξd , ξq ud Rs + ξq Ld − ωel Lq i = d uq ωel Ld Rs + ξd Lq iq ˙ id ξq Ldd Ldq ψp . + + iq ωel Lqd Lqq {z } | diff. Induktivitäten (3.69) 3.4 Identifikation der Eisenverlustparameter am Prüfstand 75 3.4 Identifikation der Eisenverlustparameter am Prüfstand Die Eisenverlustparameter wurden für die verwendeten Laborprüfstände direkt aus den vorhandenen Messwerten des Rapid-Prototyping-Systems dSPACE berechnet. Damit die einfachen Spannungsgleichungen (3.68) zur Auswertung verwendet werden können, wurden stationäre Maschinenzustände am jeweiligen Prüfstand eingestellt. Umgestellt ergeben sich daraus die Berechnungsvorschriften für die Eisenverluste: ξd = ξq = ω2el Ld = uq − ωel Ld id − Rs iq − ωel ψp und Lq i q (3.70) = ud − Rs id + ωel Lq iq Ld id + ψp (3.71) ζd ω2el Lq ζq Es ist in Gleichung (3.70) zu erkennen, dass ξd → ∞ für iq → 0 gilt, sofern der Zähler des Terms nicht ebenso gegen null geht. Allein schon aufgrund von Messfehlern ist dies unwahrscheinlich. Das in Abbildung 3.3 gezeigte Identifikationsergebnis für 4 4 x 10 x 10 0.5 0.5 ξd 1 ξd 1 0 −0.5 0 −0.5 −1 −1 −1 −1 0 0.5 0 −0.5 n nn 1 (a) Bei id = −10 A M Mn 0 0.5 0 −0.5 n nn 1 M Mn (b) Bei id = +10 A Abbildung 3.3: (Prüfstand C) Darstellung des Eisenverlustparameters ξd für zwei verschiedene id Ströme. den Eisenverlustparameter ξd am Prüfstand C bestätigt diese Aussage. Für Leerlauf, das heißt ein Drehmoment gegen null oder, in anderen Worten, wenn der q-Strom gegen null geht, streben die identifizierten Werte für ξd gegen Unendlich. Abbildung 3.3 zeigt zwei flächenhafte Verläufe von ξd . iq wurde jeweils dem Arbeitspunkt entsprechend alterniert, id konstant gehalten. Für den Prüfstand C wurden id -Ströme von ±10 A gewählt. Der Grund hierfür liegt darin, dass für die in Kapitel 5.3, 148ff, beschriebene Widerstandsidentifikation ein Teststrom verwendet wird, der genau zwischen diesen beiden Werten alterniert. Daher müssen die Verläufe der Eisenverlustparameter genau für diese beiden Werte bekannt sein. Die beiden Verläufe unterschei- 76 3 Berücksichtigung der Eisenverluste den sich nicht wesentlich voneinander, zumindest der prinzipielle Verlauf ist auch bei anderen id -Strömen identisch. Für ξq hingegen gibt es aufgrund von ψp im Nenner von Gleichung (3.71) keine derartigen Singularitäten. Abbildung 3.4 zeigt das Identifikationsergebnis am Prüfstand C für die gleichen id -Ströme wie bei ξd . Die in Kapitel 5.3, 148ff, verwendete Wider- 20 20 10 10 ξq 30 ξq 30 0 −10 0 −10 −1 −20 −1 −20 0 0.5 0 −0.5 n nn 1 0 0.5 0 M Mn −0.5 n nn (a) Bei id = −10 A 1 M Mn (b) Bei id = +10 A Abbildung 3.4: (Prüfstand C) Darstellung des Eisenverlustparameters ξq für zwei verschiedene id Ströme. standsidentifikation benötigt lediglich den Verlauf von ξq , damit sind die in Abbildung 3.3 zu sehenden Singularitäten von ξd im Leerlauf nicht relevant. Auch in diesem Fall 20 20 0 0 −20 −20 ξq ξq sind die beiden Verläufe mit unterschiedlichem id -Strom ähnlich. Eine weitere Mes- −40 −60 −40 −60 −1 −80 0 1 0 n nn −1 1 (a) Bei id = −0, 5 A iq iq,n −1 −80 0 1 0 n nn −1 1 iq iq,n (b) Bei id = +0, 5 A Abbildung 3.5: (Prüfstand A) Darstellung des Eisenverlustparameters ξq für zwei verschiedene id Ströme. 3.4 Identifikation der Eisenverlustparameter am Prüfstand 77 sung von ξq am Prüfstand A ist in Abbildung 3.5 gezeigt. Hier sieht man einen abweichenden Verlauf des Eisenverlustparameters im Vergleich zum Prüfstand C. Dies zeigt, dass die eingeführten Eisenverlustwiderstände und damit auch die Eisenverlustparameter viele Effekte in sich vereinen, die nicht nur aufgrund der Eisenverluste auftreten. Den Eisenverlustparametern werden damit alle anderen Messungenauigkeiten – wie zum Beispiel verbleibende Umrichterlinearisierungsfehler – zugeordnet. Um die reinen Eisenverluste zu bestimmen, wäre es nötig, eine numerische Feldberechnung durchzuführen. Aus realen Laboraufbauten sind die restlichen Parameter nie so genau bekannt, dass von einem idealen System ausgegangen werden kann. Abschließend kann zu den in den Abbildungen 3.3 und 3.4 gezeigten Messungen festgestellt werden, dass die Eisenverlustparameter bei konstantem Lastmoment eine weitgehend lineare Abhängigkeit von der Drehzahl zeigen. Gleiches wurde in der Literatur bereits für die Eisenwiderstände festgestellt [105, 106, 107]. 78 3 Berücksichtigung der Eisenverluste Kapitel 4 Induktivitäten Die Kenntnis der Induktivitäten der permanenterregten Synchronmaschine ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung. Innerhalb der feldorientierten Regelung [17] werden die absoluten Induktivitäten zum Beispiel für die Berechnung des Spannungssollwertmodells, also der Vorsteuerung, benötigt [108]. Im Rahmen von geberlosen Regelalgorithmen sind ebenfalls die absoluten und insbesondere differentiellen Induktivitäten erforderlich – wie die Gleichungen des Kapitels 2.4, ab Seite 35, gut veranschaulichen. Induktivitäten werden auch bei der in dieser Arbeit vorgestellten Art der Ständerwiderstandsidentifikation benötigt (Kapitel 5.3, 148ff). Da für die praktische Anwendung vor allem die Parameter in rotorfesten Koordinaten von Belang sind, beschränken sich auch Darstellung und Herleitung der Induktivitäten in diesem Kapitel auf das rotorfeste Koordinatensystem. Detaillierte Ausführungen zu den Maschinengrundlagen finden sich im vorangegangenen Kapitel 2.2, Seiten 9ff. Dieses Kapitel gliedert sich in mehrere Teile. Zuerst wird die Darstellung der gemessenen oder durch FEM-Berechnung ermittelten Induktivitätsverläufe erläutert. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze, von denen sowohl die lineare als auch die kubische Interpolation vorgestellt werden. Anschließend wird auf Messverfahren zur Ermittlung der absoluten und differentiellen Induktivitäten eingegangen und zuletzt die rechenzeitoptimierte Integration der gewonnenen Daten in die Regelung besprochen. Bei den Messverfahren für die absoluten Induktivitäten sind die im Motor auftretenden Eisenverluste relevant. Es wird beschrieben, wie deren Einfluss kompensiert werden kann [K-6]. Die Identifizierung der Induktivitäten wird ausschließlich offline durchgeführt. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen ändern sich die Induktivitäten im Wesentlichen nur abhängig von den Strömen id und iq , kaum aufgrund von anderen äußeren Umgebungseinflüssen beziehungsweise Prüfstandsparametern, wie zum Beispiel Temperatur oder Drehzahl des Systems. Eine Onlinemessung ist damit nicht erforderlich – im Gegensatz zur Ständerwiderstandsidentifikation. Zum anderen sind bekannte Onlinemessverfahren entweder gar keine richtigen „online“-Verfahren [109] oder haben 79 80 4 Induktivitäten eine zweifelhafte Stabilität und Genauigkeit [110]. So werden die Induktivitätsmessungen in [109] mit einem Multi-Sinus-Verfahren bereits am betriebsbereiten Antrieb durchgeführt, allerdings werden neben einer konstanten Drehzahl zusätzlich wechselnde Belastungen für die Messungen benötigt. Beide Bedingungen können sicherlich nur wenige fest eingebaute Antriebssysteme erfüllen. Diese Art der Identifikation ist damit entweder nur im Labor möglich oder auf ganz spezielle Anwendungen beschränkt. Eine echte Onlineidentifikation der Induktivitätsverläufe ist dagegen in [110] beschrieben. Allerdings dauert das Nachführen der identifizierten Induktivitäten eindeutig zu lange für schnell ablaufende transiente Vorgänge. Gerade bei transienten Vorgängen verbunden mit sprunghaften Stromänderungen müssen sich die Induktivitäten im Modell ebenso schnell ändern, ansonsten könnte man gleich auf variable Induktivitäten verzichten und konstante Parameter verwenden. Daher eignet sich das in [110] beschriebene Onlineidentifikationsverfahren nur für quasistationäre Zustände in Antriebssystemen. Zudem stellen sich Genauigkeits- und Stabilitätsfragen. Alles in allem erscheint eine Offlineidentifikation der Induktivität als die präzisere und damit sinnvollere Option. 4.1 Darstellung der Induktivitäten Sollen Messergebnisse in einer Regelung als Kennlinie hinterlegt werden, so ergibt sich immer das Problem, dass im späteren Betrieb die Kennlinienwerte nicht exakt bei den gemessenen Werten, sondern für nicht gemessene Zwischenwerte benötigt werden. Damit stellt sich die Frage, inwieweit eine Interpolation der Messergebnisse nötig ist, das heißt, ob und, wenn ja, auf welche Weise Zwischenwerte generiert werden müssen. Dazu werden in den Abbildungen 4.1 bis 4.3 die drei häufigsten Versionen der Interpolation von Messergebnissen vorgestellt. Die Punkte in den Unterabbildungen a) stellen die Messwerte dar, die blaue Linie jeweils die interpolierten Werte. Würde keine Interpolation verwendet werden, so ergäbe es einen treppenförmigen Verlauf wie in Abbildung 4.1. Damit wäre zwischen zwei Messwerten das Ergebnis konstant und es gäbe jeweils einen Sprung zum nächsten Messwert. Der Sprung jedoch würde eine unstetige Ableitung bewirken, was nicht nur bei der normalen Regelung Probleme bereiten könnte, sondern insbesondere, wenn Ableitungen des Messgrößenverlaufs gebildet werden. Eine lineare Interpolation nach Abbildung 4.2 hat den Vorteil, dass es in dem ursprünglichen Funktionsverlauf keine Sprünge gibt; die erste Ableitung ist zwar immer noch unstetig, bewegt sich jedoch innerhalb engerer Grenzen als bei dem nicht interpolierten Verlauf aus Abbildung 4.1. Die beste Möglichkeit der Interpolation im Sinne eines möglichst guten Interpolationsergebnisses zeigt Abbildung 4.3 mit der kubischen Spline-Interpolation. Hier werden jeweils zwischen zwei 4.1 Darstellung der Induktivitäten 81 1 10 200 0.5 5 100 0 0 0 −0.5 −5 −100 −10 −1 0 0.5 −200 0 1 (a) Messwerte und Funktionsver- 0.5 1 0 (b) 1. Ableitung 0.5 1 (c) 2. Ableitung lauf Abbildung 4.1: Funktionsverlauf ohne Interpolation 1 10 200 0.5 5 100 0 0 0 −0.5 −5 −100 −10 −1 0 0.5 −200 0 1 (a) Messwerte und Funktionsver- 0.5 1 0 (b) 1. Ableitung 0.5 1 (c) 2. Ableitung lauf Abbildung 4.2: Funktionsverlauf bei linearer Interpolation 1 10 200 0.5 5 100 0 0 0 −0.5 −5 −100 −10 −1 0 0.5 1 (a) Messwerte und Funktionsver- −200 0 0.5 (b) 1. Ableitung 1 0 0.5 1 (c) 2. Ableitung lauf Abbildung 4.3: Funktionsverlauf bei Spline-Interpolation. Die ersten beiden Ableitungen sind stetig. 82 4 Induktivitäten Messpunkten Funktionen dritter Ordnung, sogenannte Splines, eingepasst. Die Randbedingungen der abschnittsweise definierten Splines sind jeweils die Stetigkeit der ersten und zweiten Ableitung. Folglich sind dann natürlich auch die erste und zweite Ableitung stetig. Diese Stetigkeitsbedingungen können auch genutzt werden, um die Induktivitäten durch direkte Ableitung aus gemessenen und mit kubischen Splines linearisierten Flussverkettungen analytisch zu berechnen [26]. Letzteres wird aber in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. Neben all den Vorteilen der Interpolation gibt es auch einen großen Nachteil: die erforderliche Rechenzeit. Ohne Interpolation benötigt man am wenigsten Rechenzeit, es muss lediglich feststellt werden, in welchem Sektor sich der x-Wert befindet, der y-Wert ergibt sich dann automatisch. Wird linear interpoliert, also mit Geradenteilstücken, so muss für jeden Sektor eine Geradengleichung gelöst werden. Das heißt, es werden pro Sektor zwei Speicherzellen belegt, und es muss pro x-Wert-Abfrage eine Geradengleichung der Form y = a1 · x + a2 (4.1) gelöst werden. Für die Spline-Interpolation ist noch eine deutlich aufwändigere Berechnung nötig. Es ist für jeden Sektor eine Gleichung dritter Ordnung der Form y = a1 · x 3 + a2 · x 2 + a3 · x + a4 (4.2) zu lösen. Damit werden auch vier Speicherzellen für die Variablen a1 . . . a4 pro Sektor verwendet. Werden statt Kennlinien Parameterflächen verwendet, so sind bei SplineInterpolation sogar 16 Speicherzellen inklusive entsprechender Berechnung pro Sektor notwendig. Im Allgemeinen wird zwischen der einfacher zu realisierenden und rechenzeitsparenden linearen Interpolation und der rechenzeitintensiven, dafür aber qualitativ besseren Spline-Interpolation ausgewählt. Je nach Aufgabe fällt die Entscheidung somit auf die eine oder andere Interpolationsart. 4.1.1 Lineare Interpolation Abbildung 4.4 zeigt ein viereckiges Flächenelement im Raum. Definiert sind lediglich die vier äußeren Punkte, gewünscht ist jedoch, dass in jedem Punkt der das Gitter einschließenden Fläche ein linear genäherter Wert angegeben werden kann. Eine allgemeine viereckige Fläche im Raum kann man nicht linear interpolieren. Um die lineare Interpolation erst zu ermöglichen, muss das Viereck in zwei Dreiecke geteilt werden. Es werden also bei jeder beliebigen Lage der vier äußeren Punkte zwei Dreiecke mit ebenen Flächen generiert. Die Verbindungslinie der zwei Dreiecke dient damit sozusagen als Scharnier. Genauso wird auch im Computerprogramm MATLAB bei den dort generierten flächenhaften Verläufen zwischen den einzelnen Stützpunkten interpoliert. 4.1 Darstellung der Induktivitäten 83 Auch dort werden die viereckigen Flächenteile, die von den umgebenden Stützpunkten eingeschlossen werden, in zwei dreieckige Anteile mit jeweils ebener Oberfläche aufgeteilt, die dann entsprechend zueinander gekippt sind. (x3 ,y3 ) z3 z (x ,y ) z2 2 2 (xp ,yp ) zp (x1 ,y1 ) z1 (x4 ,y4 ) z4 y x (xp ,yp ) Abbildung 4.4: Allgemeines Raumelement. zp symbolisiert einen beliebigen Punkt auf einer der beiden Dreiecksflächen. Um zwischen allgemein im Raum verteilten Stützpunkten linear interpolieren zu können, muss die Gleichung der Fläche eines Dreiecks zwischen vier Stützpunkten aufgestellt werden. Für einen Punkt zp (xp , yp ) im Raum auf der Ebene, die von den Punkten des Dreiecks (z1 , z2 , z4 ) aufgespannt wird (siehe Abbildung 4.4), gilt in vektorieller Darstellung xp x1 x2 − x1 x4 − x1 y p = y1 + λ · y 2 − y 1 + µ · y 4 − y 1 . z4 − z1 z2 − z1 z1 zp (4.3) Gesucht ist zp = f xp , yp , unbekannt sind zudem die Parameter λ und µ. Letztere werden aus den ersten beiden Gleichungen des Gleichungssystems (4.3) durch Umformen ermittelt: −xp y4 + xp y1 + x1 y4 − x4 y1 + x4 yp − x1 yp und x 2 y 4 − x 2 y1 − x 1 y 4 − x 4 y2 + x 4 y 1 + x 1 y2 x p y1 − x 2 y1 − y2 x p − x 1 yp + yp x 2 + x 1 y2 µ= x 2 y 4 − x 2 y 1 − x 1 y4 − x 4 y 2 + x 4 y1 + x 1 y 2 λ=− (4.4) (4.5) Anschließend werden diese beiden Parameter in die dritte Zeile des Gleichungssystems (4.3) eingesetzt. Es ergibt sich damit für die Ebene im Raum, in der sich das erste der beiden Dreiecke zwischen den vier Stützpunkten befindet, die mathematische Beziehung −xp y4 + xp y1 + x1 y4 − x4 y1 + x4 yp − x1 yp (z2 − z1 ) x 2 y 4 − x 2 y 1 − x 1 y 4 − x 4 y2 + x 4 y 1 + x 1 y2 x p y 1 − x 2 y 1 − y 2 x p − x 1 yp + y p x 2 + x 1 y 2 + (z4 − z1 ) . x 2 y 4 − x 2 y1 − x 1 y 4 − x 4 y2 + x 4 y 1 + x 1 y2 zp = z1 − (4.6) 84 4 Induktivitäten Für einen Interpolationsalgorithmus fehlen noch die Randbedingungen, denn die Gleichung (4.6) gilt bei der zu interpolierenden gesamten Fläche nur innerhalb der Grenzen des einen Dreiecks. Randbedingungen sind daher die drei das Dreieck einschließenden Geraden: y4 − y1 · x p − x 1 + y1 x4 − x1 y1 − y2 · x p − x 2 + y2 = x1 − x2 y2 − y4 = · x p − x 4 + y4 x2 − x4 y41 = Gerade (z4 , z1 ) (4.7) y12 Gerade (z1 , z2 ) (4.8) Gerade (z2 , z4 ) (4.9) y24 Damit ist das erste der beiden Dreiecke innerhalb von vier Stützpunkten beschrieben. Für das zweite Dreieck gilt das Gesagte analog, bei den Gleichungen muss lediglich der Punkt z1 durch den Punkt z3 ersetzt werden. Die Implementierung der linearen 5 5 4 4 3 3 2 2 3 2.5 1 3 0 3 2 2 1 3 0 3 2 2 3 1.5 2 2 1 1 1 1 (a) Flächenverlauf (b) Verlauf der Stützpunkte 1 1 (c) Draufsicht Abbildung 4.5: Lineare Interpolation mit allgemein verteilten Stützpunkten Interpolation bei frei verteilten Stützpunkten ist für einen beispielhaften Verlauf in den Abbildungen 4.5 gezeigt. In der Draufsicht sind die neun Stützpunkte zu sehen, zwischen denen durch Einfügen der Formeln (4.6) bis (4.9) in ein Matlab-Script interpoliert wurde. Nun ist es meist nicht nötig, die Stützpunkte völlig frei über den Datenbereich zu verteilen. Oft ist es ausreichend, eine Stützpunktmatrix zu verwenden, die aus zwei Vektoren x und y zusammengesetzt wird. Die Abstände zwischen den einzelnen x- und y-Werten müssen dabei nicht gleichverteilt sein. Diese Vereinfachung bedeutet, dass x1 = x2 , x3 = x4 , y2 = y3 und y1 = y4 (4.10) gilt. Abbildung 4.6 zeigt es graphisch: Das Raumelement ist nun im 90◦ -Winkel zu den x- und y-Achsen ausgerichtet. In diesem Fall können die Parameter λ und µ einfach aus der Geometrie abgelesen werden. Für das linke untere der beiden Dreiecke gilt 4.1 Darstellung der Induktivitäten 85 z (x3 ,y3 ) z3 (x ,y ) z2 2 2 (xp ,yp ) zp (x ,y ) z1 1 1 (x4 ,y4 ) y z4 x (xp ,yp ) Abbildung 4.6: Raumelement parallel zu den x,y-Achsen. zp symbolisiert wiederum einen beliebi- gen Punkt auf einer der beiden Dreiecksflächen. damit: λ= xp − x1 yp − y 1 und µ = y2 − y1 x4 − x1 (4.11) Daraus ergibt sich für die Punkte auf der das Dreieck einschließenden Ebene zp = z1 + xp − x1 yp − y1 · (z2 − z1 ) + · (z4 − z1 ) . y2 − y 1 x4 − x1 (4.12) Auch die Randbedingungen vereinfachen sich, der Implementierungsaufwand sinkt deutlich. Die Punkte liegen genau dann im ersten Dreieck, wenn gilt y4 − y2 · x p − x 2 + y2 . x1 <= xp <= x4 ∧ y1 <= yp <= x4 − x2 (4.13) Für das in der Abbildung rechte obere Dreieck gilt analog λ= yp − y 3 xp − x3 und µ = y4 − y3 x2 − x3 (4.14) und daraus die Bestimmungsgleichung für die Punkte im Dreieck zp = z3 + xp − x3 yp − y3 · (z4 − z3 ) + · (z2 − z3 ) y4 − y 3 x2 − x3 (4.15) mit den Randbedingungen x1 <= xp <= x4 ∧ y2 >= yp >= y4 − y2 · x p − x 2 + y2 . x4 − x2 (4.16) Durch die Vereinfachung (4.10) können hier die gleichen Variablen wie bei Gleichung (4.13) verwendet werden. Abbildung 4.7 zeigt schließlich ein Interpolationsergebnis auf Basis der beschriebenen mathematischen Beziehungen. Aus neun Stützpunkten, die in der rechten Abbildung zu erkennen sind, wird ein sehr viel feineres Gitternetz linear interpoliert. Man beachte, dass die Stützpunkte aufgrund der Vereinfachung nach Gleichung (4.10) zwar ein Gitter bilden müssen, jedoch zwei benachbarte Stützpunkte nicht unbedingt äquidistant sind. 86 4 Induktivitäten 5 5 4 4 3 3 2 2 1 3 0 3 2 1 3 0 3 2 2 2 1 1 (a) Flächenverlauf 1 1 (b) Verlauf mit Stützpunkten Abbildung 4.7: Vereinfachte lineare Interpolation 4.1.2 Kubische Spline-Interpolation für Parameterkurven Häufig besteht die Notwendigkeit, diskrete Messwerte in kontinuierlichen Kurven darzustellen: sei es, um diese später in Regelungen oder Ähnlichem weiterzuverarbeiten, sei es einfach nur für die optisch ansprechende Darstellung. Sollen die Messwerte in Regelungen oder anderen Anwendungen als Basis für weitere Berechnungen dienen, dann ist es meist hilfreich, wenn die interpolierten Kurven keine Unstetigkeiten in den Ableitungen oder gar in den Funktionswerten selbst enthalten, da diese unter Umständen das Regelverhalten negativ beeinflussen würden. Aus diesem Grund würden sich zum Beispiel Näherungslösungen mit Polynomen anbieten. Vielen Stützpunkten oder sehr unregelmäßige Funktionen erfordern hier jedoch eine große Anzahl an Polynomen. Ein weiterer Nachteil sind die bei Polynomen höherer Ordnung oft auftretenden Oszillationen, die nur schwer vermieden werden können. Hierzu ein Zitat aus [111]: „Allerdings ist die Polynominterpolation ein nur selten angewendetes Verfahren, da Polynome höheren Grades stark zu Oszillationen neigen, die sich besonders dann auswirken, wenn die Punkte nicht in einer glatten Folge liegen. Das liegt daran, daß ein Polynom vom Grad N genau N-1 mal die Richtung wechselt, da es genau N Nullstellen hat.“ Eine weitere bessere Möglichkeit der Interpolation von Messpunkten sind die bereits angesprochenen Splines. Splines sind abschnittsweise definierte Funktionen, die nur zwischen zwei Stützpunkten den gleichen Parametersatz haben. Randbedingung für die Spline-Funktionen ist die Stetigkeit der Ableitungen, bei Splines dritter Ordnung 4.1 Darstellung der Induktivitäten 87 (kubische Splines) wird die Stetigkeit bis zur zweiten Ableitung vorausgesetzt. Optisch vergleichbar ist eine Kurve, die mit Splines interpoliert wurde, mit einem sehr biegsamen Lineal, das man über die Kurvenpunkte legt. Der Ursprung des englischen Begriffes „spline“ findet sich im Bootsbau, denn die Holzplanken, die um den Rumpf gebogen werden, werden so bezeichnet. Die Herleitung der kubischen Splines in diesem und dem folgenden Kapitel wurde weitgehend aus [112, 113] übernommen. Eine mit kubischen Splines interpolierte Funktion s(x) soll folgenden Randbedingungen genügen, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Stützpunkte mit (xi , yi ), i = 1, 2, . . . , n gegeben sind: • An allen Aufpunkten muss die Spline-Funktion gleich den Stützstellen sein, das heißt s(xi ) = y(xi ) mit x und y als Vektoren der Ausgangsgrößen. • Bei kubischen Splines besteht die Funktion s(x) in jedem Intervall [xi , xi+1 ] aus einem Polynom mit dem Grad ≤ 3. • Die Funktion s(x) ist im gesamten Intervall [xi , xn ] zweimal stetig differenzierbar. • Die zweifachen Ableitungen von s(x) an den Außenpunkten der Kurve sind jeweils null: s(x1 ) = s(xn ) = 0. Nach [40] (Satz von Holladay) kann aus diesen Bedingungen geschlossen werden, dass Gleichung (4.17) gilt. Die erzeugte Funktion s(x) hat damit die niedrigste Gesamtkrümmung aller in Frage kommenden Funktionen g(x). Z xn x1 d2 s(x) dx ≤ dx Z xn x1 d2 g(x) dx dx (4.17) Die abschnittsweise definierten Funktionen lassen sich wie folgt schreiben: s(x) = si (x) = ai + bi (x − xi ) + ci (x − xi )2 + di (x − xi )3 für i = 1, 2, . . . , n − 1 (4.18) Die Koeffizienten ai bis di der obigen Gleichung müssen nun für jedes Intervall bestimmt werden. Sind sie bekannt, so kann damit die gesamte Kurve dargestellt werden, es müssen nur noch die für den entsprechenden Kurvenabschnitt geltenden Koeffizienten verwendet und in die Gleichung (4.18) eingesetzt werden. Der Koeffizient ai kann direkt aus der ersten Forderung, dass die Splines die Stützstellen enthalten sollen, entnommen werden. Wird nämlich in Gleichung (4.18) x = xi angenommen, so werden alle Terme außer ai gleich null. Damit gilt: ai = yi für i = 1, 2, . . . , n (4.19) 88 4 Induktivitäten ′′ Eine weitere Forderung für die zweite Ableitung der Ursprungsfunktion s (x), lautet, dass sie an den inneren Knoten stetig sein muss. Damit gilt: ′′ ′′ si−1 (xi ) = si (xi ) ′′ (4.20) ′′ si (xi ) lässt sich direkt aus Gleichung (4.18) ablesen: si (xi ) = 2 ci . Die Bestimmung ′′ ′ ′′ von si−1 (xi ) ist etwas aufwändiger, hier müssen die Ableitungen si−1 (xi ) und si−1 (xi ) gebildet werden. Um die Gleichungen zu verkürzen, wird hi = xi+1 − xi definiert. Gleichung (4.18) lässt sich dann gemäß (4.21) mit den Ableitungen (4.22) und (4.23) schreiben: si−1 (xi ) = ai−1 + bi−1 hi−1 + ci−1 h2i−1 + di−1 h3i−1 ′ si−1 (xi ) = bi−1 + 2 ci−1 hi−1 + 3 di−1 h2i−1 ′′ si−1 (xi ) = 2 ci−1 + 6 di−1 hi−1 für i = 1, 2, . . . , n − 1 (4.21) für i = 1, 2, . . . , n − 1 (4.22) für i = 1, 2, . . . , n − 1 (4.23) Mit (4.21) bis (4.23) lässt sich Gleichung (4.20) umschreiben zu: 2 ci−1 + 6 di−1 hi−1 = 2 ci (4.24) Es ergibt sich damit für den Koeffizienten di die Beziehung di = ci − ci−1 . 3 hi−1 (4.25) Der Koeffizient bi kann aus der Stetigkeit von s(x) bestimmt werden: si−1 (xi ) = si (xi ) (4.26) Mit si (xi ) = ai lässt sich der rechte Teil der Gleichung wieder leicht angeben. Der linke Teil entspricht Gleichung (4.21). Nun müssen diese beiden Anteile in (4.26) eingesetzt und nach bi−1 aufgelöst werden. ai−1 + bi−1 hi−1 + ci−1 h2i−1 + di−1 h3i−1 = ai bi−1 = = ai − ai−1 − ci−1 h2i−1 + di−1 h3i−1 hi−1 ai − ai−1 − ci−1 hi−1 + di−1 h2i−1 hi−1 Kombiniert mit dem bereits in (4.25) bestimmten Koeffizienten di ergibt sich ci − ci−1 ai − ai−1 − ci−1 hi−1 + hi−1 bi−1 = hi−1 3 ai − ai−1 3 ci−1 hi−1 ci − ci−1 = − + hi−1 hi−1 3 3 (4.27) (4.28) (4.29) (4.30) (4.31) 4.1 Darstellung der Induktivitäten 89 und schließlich bi−1 = ci + 2 ci−1 ai − ai−1 − hi−1 hi−1 3 für i = 2, 3, . . . , n . (4.32) ′ Aus der weiterhin geforderten Stetigkeit von s (x) kann der letzte noch verbliebene Koeffizient c berechnet werden: ′ ′ si−1 (xi ) = si (xi ) (4.33) Nach Einsetzen der Ableitungen (4.22) und (4.23) ergibt sich bi−1 + 2 ci−1 hi−1 + 3 di−1 h2i−1 = bi . (4.34) Die bereits bestimmten Koeffizienten bi und di werden eingesetzt: ai − ai−1 ci + 2 ci−1 ci − ci−1 2 − hi−1 + 2 ci−1 hi−1 + 3 hi−1 hi−1 3 3 hi−1 ai+1 − ai ci+1 + 2 ci = − hi hi 3 (4.35) Um später leicht auf Matrixschreibweise übergehen zu können, werden in einem ersten Schritt alle Terme mit ci auf die linke und der Rest auf die rechte Seite der Gleichung gebracht: − ci + 2 ci−1 ci − ci−1 2 ci+1 + 2 ci hi−1 + 2 ci−1 hi−1 + 3 hi−1 + hi 3 3 hi−1 3 ai+1 − ai ai − ai−1 = − hi hi−1 (4.36) Anschließend werden die ci -Koeffizienten nach den einzelnen Indizes sortiert. 1 1 2 2 − hi−1 + 2 hi−1 − hi−1 ci−1 + − hi−1 + hi−1 + hi ci + ci+1 hi 3 3 3 3 ai+1 − ai ai − ai−1 = − hi hi−1 (4.37) Nach Multiplikation der gesamten Gleichung mit dem Faktor drei ergibt sich das gewünschte Ergebnis: hi−1 ci−1 + 2 (hi−1 + hi ) ci + hi ci+1 ai − ai−1 ai+1 − ai − =3 hi hi−1 für i = 2, 3, . . . , n − 1 (4.38) 90 4 Induktivitäten Gleichung (4.39) zeigt dies anschaulich in Matrixschreibweise. 2 (h1 + h2 ) h2 0 0 0 0 h2 2 (h2 + h3 ) h3 0 0 0 0 h3 2 (h3 + h4 ) h4 0 0 .. . .. .. . . hn−2 0 = 3 0 a3 −a2 h2 − a2 −a1 h1 0 − 3 a4 −a3 a5 −a4 − h3 3 h4 .. . an −an−1 an−1 −an−2 3 − hn−1 hn−2 a4 −a3 h3 a3 −a2 h2 hn−2 0 2 (hn−2 + hn−1 ) · für i = 2, 3, . . . , n − 1 c2 c3 c4 .. . cn−1 (4.39) Gesucht ist der Koeffizientenvektor c, denn damit lassen sich über die Gleichungen (4.25) und (4.34) die Vektoren b und d bestimmen. Der Koeffizient a ist nach (4.19) bereits durch die Wahl der Stützpunkte eindeutig festgelegt. Da die Koeffizientenmatrix tridiagonal ist, kann das Gleichungssystem leicht durch eine LR-Zerlegung [113] gelöst werden. Basis der LR-Zerlegung ist das Gleichungssystem A·x =d , (4.40) beziehungsweise b1 a2 0 0 c1 0 0 0 0 b2 c2 0 0 0 a3 b3 c3 0 0 .. . .. .. . . cn−1 0 0 0 an bn x1 x2 x3 · .. . xn−1 xn d1 d2 d3 = .. . dn−1 dn . (4.41) 4.1 Darstellung der Induktivitäten 91 Nun wird die Matrix A in die beiden Matrizen L und U aufgeteilt. β1 α2 L= 0 0 0 0 0 0 β2 0 0 0 α3 β3 0 0 .. . .. 0 0 0 0 0 .. . βn . αn 0 1 ν2 0 0 0 0 1 ν3 0 0 0 0 1 ν4 0 0 0 U= 0 0 .. . 0 .. 0 0 .. . . 0 1 (4.42) (4.43) Nach dieser Aufteilung kann das Gleichungssystem (4.40) umgeschrieben werden zu: L · y = d mit U · x = y . (4.44) Im Grunde wird das eine Gleichungssystem in zwei Untersysteme aufgeteilt, die sich aufgrund der einfacheren Struktur der Matrizen L und U deutlich leichter lösen lassen. Man verwendet die Zwischenlösung y der ersten Gleichung, um den gewünschten Vektor x der zweiten Gleichung zu erhalten. Zur Gewinnung der einzelnen Koeffizienten der Matrizen L und U werden diese miteinander multipliziert. Es ergibt sich: β1 α2 L·U= 0 0 β2 ν2 0 0 0 0 α2 ν2 + β2 β2 ν3 0 0 0 α3 α3 ν3 + β3 β3 ν4 0 0 .. . 0 .. 0 0 .. . . αn αn νn + βn (4.45) Die Werte von α, β und ν ergeben sich damit zu: ! α1 = 0 αi = ai für i = 2, 3, . . . , n (4.46) βi = bi − αi νi ci−1 νi = βi−1 für i = 1, 3, . . . , n (4.47) für i = 2, 3, . . . , n (4.48) 92 4 Induktivitäten Wird davon ausgegangen, dass βi ≠ 0 für alle i = 1 . . . n ist, dann kann die erste Gleichung (4.44) nach y aufgelöst werden. d1 β1 di − αi yi−1 yi = βi y1 = für i = 2, 3, . . . , n (4.49) Die Auflösung der zweiten Gleichung nach x liefert x n = yn xi = yi − νi+1 xi+1 für i = n − 1, n − 2, . . . , 1 . (4.50) Somit ist das Problem gelöst und der gesuchte Lösungsvektor x gefunden. Ein möglicher speicherplatzoptimierter Algorithmus zur Realisierung des Lösungsweges in einem Programm wird nun vorgestellt – speicherplatzoptimiert deswegen, weil die Variablen αi und βi nur temporär auftauchen und nicht gespeichert werden. 1 v(1) a(1) c(n) y(0) = = = = 6 for k = 1 to n beta = 1 / ( b(k) - a(k)*v(k) v(k+1) = beta * c(k) 4.1.3 y(k) next 0 0 0 0 = beta * ( d(k) - a(k)*y(k-1) ) 11 ) for k = n-1 to 1 x(n) = y(n) x(k) = y(k) - v(k+1)*x(k+1) next Bi-kubische Spline-Interpolation für Parameterflächen Oft reichen hinterlegte kurvenförmige Verläufe nicht mehr als Grundlage für die von der Regelung benötigten Parameter aus. In diesen Fällen kann auf flächenförmige Zusammenhänge zurückgegriffen werden. Ein Beispiel dafür sind die stark nichtlinearen Eigenschaften von Induktivitäten bei permanenterregten Synchronmaschinen mit vergrabenen Magneten. Ähnlich zu den kubischen Splines für die Interpolation von Kurven aus Kapitel 4.1.2 wird nun ein Verfahren beschrieben, mit dem aus wenigen bestimmten Messpunkten Näherungsflächen konstruiert werden können. Um von den diskreten Messpunkten zu Messflächen zu gelangen, werden bi-kubische Splines verwendet. Eine weitere Herausforderung ist es schließlich, mit möglichst wenig Rechenschritten aus den hinterlegten Koeffizientenmatrizen den entsprechenden Funktionswert in Echtzeit zu bestimmen. Abbildung 4.8 zeigt das interpolierte Ergebnis bei bikubischer Interpolation für ein Flächenelement zwischen vier Stützpunkten. Die Interpolation einer Fläche geschieht analog zur Interpolation einer Kurve. Die Umsetzung ist jedoch mathematisch gesehen etwas komplexer und wird wiederum im Wesentlichen aus [112, 113] entnommen. Wie bereits bei den Kurven in Kapitel 4.1.2 auf Seite 86 werden auch hier kubische Funktionen verwendet, um die Flächenteilstücke zwischen den einzelnen Stützpunkten zu approximieren. Mit relativ geringem Aufwand 4.1 Darstellung der Induktivitäten 93 z y x Abbildung 4.8: Bi-kubisch interpoliertes Flächenelement zwischen vier Stützpunkten könnte man allerdings auch ganz allgemeine rationale Funktionen zur Approximation verwenden. Dies ist besonders dann interessant, wenn die mathematische Funktion bekannt ist, die hinter einer Messreihe steckt. Die Abbildungen 4.9 und 4.10 zeigen mögliche Ergebnisse der Interpolation mit den sogenannten bi-kubischen Splines. In Abbildung 4.10 ist gut zu erkennen, dass genau wie bei den kubisch interpolierten Kurven in Kapitel 4.1.2 die Stützstellen beliebig angeordnet werden können und nicht in einem festen Raster stehen müssen. Ausgehend von den Vektoren x = x1 . . . xn und y = y1 . . . ym , die eine Fläche aufspannen, sind uij für i = 1, 2, . . . , n und j = 1, 2, . . . , m (4.51) die z-Koordinaten, die die Form der Fläche definieren. In jedem durch die Stützstellen aufgespannten Rechteck o n Rij = (x, y) : xi ≤ x ≤ xi+1 , yj ≤ y ≤ yj+1 (4.52) wird dazu eine Funktion fij (x, y) = 4 X 4 X k=1 l=1 aijkl · gik (x) · gjl (y) (4.53) definiert. Dies ist der allgemeine Ansatz für Splines mit beliebig vorgegebenen rationalen Funktionen, die zusätzlich je nach Intervall voneinander verschieden sein können. Sollen wie in diesem Fall lediglich kubische Spline-Funktionen verwendet werden, so schreibt sich die anzusetzende Funktion gemäß Gleichung (4.54): fij (x, y) = 4 X 4 X k=1 l=1 l−1 aijkl · (x − xi )k−1 · y − yj . (4.54) Genau wie bei der Interpolation von Kurven wird auch hier vorausgesetzt, dass die entstehende glatte Fläche zweimal stetig differenzierbar ist und zudem u(xi , yj ) = 94 4 Induktivitäten 8 8 6 6 4 4 2 2 4 3 0 4 2 3 2 1 4 3 0 4 2 3 2 1 1 (a) Grobe Gitterstruktur 1 (a) Grobe Gitterstruktur 8 8 6 6 4 4 2 2 4 3 0 4 2 3 2 1 4 3 0 4 2 3 2 1 1 (b) Bi-kubisch interpoliert 1 (b) Bi-kubisch interpoliert 8 8 6 6 4 4 2 2 4 3 0 4 2 3 2 1 1 4 3 0 4 2 3 2 1 1 (c) Stützpunkte (c) Stützpunkte Abbildung 4.9: Bi-kubisch interpolierte Rohdaten Abbildung 4.10: Bi-kubisch interpolierte Rohda- mit gleichmäßig verteilten Stützpunkten ten mit ungleichmäßig verteilten Stützpunkten 4.1 Darstellung der Induktivitäten 95 uij gilt. Gemäß Gleichung (4.55) werden die ersten Ableitungen der Splines in x- und y-Richtung mit pij und qij bezeichnet, die zweimalige Ableitung des Produkts beider Splines mit rij . pij = ux (xi , yj ) qij = uy (xi , yj ) für i = 1, 2, . . . , n und j = 1, 2, . . . , m (4.55) rij = uxy (xi , yj ) Weiterhin wird definiert: uij qij ui,j+1 qi,j+1 p rij pi,j+1 ri,j+1 ij Sij = ui+1,j qi+1,j ui+1,j+1 qi+1,j+1 pi+1,j ri+1,j pi+1,j+1 ri+1,j+1 g1 (ξi ) g2 (ξi ) g3 (ξi ) g4 (ξi ) ′ ′ ′ g ′ (ξ ) g4 (ξi ) g3 (ξi ) g2 (ξi ) 1 i G(ξi ) = g1 (ξi+1 ) g2 (ξi+1 ) g3 (ξi+1 ) g4 (ξi+1 ) ′ ′ ′ ′ g1 (ξi+1 ) g2 (ξi+1 ) g3 (ξi+1 ) g4 (ξi+1 ) aij11 aij12 aij13 aij14 a ij21 aij22 aij23 aij24 Aij = aij31 aij32 aij33 aij34 aij41 aij32 aij43 aij44 (4.56) (4.57) (4.58) Mit den Matrizen (4.56), (4.57) und (4.58) lässt sich in knapper Form Sij = G(xi ) · Aij · G(yj )T (4.59) schreiben. Zur Berechnung der gesuchten bislang noch unbekannten Koeffizientenmatrix Aij wird Gleichung (4.59) umgestellt: −1 . Aij = (G(xi ))−1 · Sij · G(xi )T (4.60) Bei kubischen Splinefunktionen definieren sich die allgemeinen Funktionen g1 bis g4 wie folgt: g1 (ξ) = 1 (4.61) g2 (ξ) = ξ − ξi (4.62) g3 (ξ) = (ξ − ξi ) g4 (ξ) = (ξ − ξi ) 2 (4.63) 3 (4.64) 96 4 Induktivitäten Mit der Abkürzung ∆ξi = ξi+1 − ξi 1 0 Gij = 1 0 G−1 ij kann die Matrix G geschrieben werden als 0 0 0 1 0 0 oder 3 2 ∆ξi ∆ξi ∆ξi 1 2 ∆ξi 3 ∆ξi2 1 0 = − 32 ∆ξi 2 0 0 0 1 0 0 3 ∆ξi2 − ∆ξ 2 − ∆ξ 1 ∆ξi2 ∆ξi3 i 1 2 − 3 ∆ξi 1 ∆ξi2 (4.65) i . (4.66) Nun werden für j = 1 . . . m kubische Splinefunktionen durch die Punkte (xi , uij ) ′ ′ (i = 1 . . . n) bei vorgegebenen Randbedingungen y1 = p1j und yn = pnj gelegt. Bildlich gesprochen: Es werden durch alle Stützstellen parallel zur x-Achse kubische Splinekurven gelegt. Die dabei benötigten Ableitungen an den äußeren Rändern der Gesamtfläche werden vorgegeben, alle anderen Ableitungen können mit der im vorherigen Kapitel 4.1.2 auf den Seiten 86ff erläuterten LR-Zerlegung bestimmt werden. 1 1 1 1 pi,j + pi−1,j + 2 · + pi+1,j ∆xi−1 ∆xi−1 ∆xi ∆xi ! ui,j − ui−1,j ui+1,j − ui,j =3· + für i = 2, 3, . . . , n − 1 (4.67) (∆xi−1 )2 (∆xi )2 Gleiches kann für die Punkte parallel zur y-Achse berechnet werden, das heißt, für i = 1 . . . n werden kubische Splinefunktionen durch die Punkte (yi , uij ) (i = 1 . . . n) ′ ′ bei vorgegebenen Randbedingungen y1 = qi,1 und ym = pi,m gelegt: ! 1 1 1 1 qi,j−1 + 2 · + qi,j+1 qi,j + ∆yj−1 ∆yj−1 ∆yj ∆yj u − u u − u i,j−1 i,j+1 i,j i,j =3· 2 + 2 für j = 2, 3, . . . , m − 1 ∆yj−1 ∆yj (4.68) Die letzte einzuhaltende Bedingung ist, dass das Produkt dieser beiden Splinekurven (in x- und y-Richtung) zweimal stetig differenzierbar ist. Daher werden die Werte uxy (xi , yi ) = rij der Stützpunkte bestimmt. Dazu werden für j = 1 und j = m rationale Splines durch die Punkte (xi , qij ) (i = . . . n) gelegt: 1 1 1 1 ri,j + ri−1,j + 2 · + ri+1,j ∆xi−1 ∆xi−1 ∆xi ∆xi ! ui,j − ui−1,j ui+1,j − ui,j =3· + für i = 2, 3, . . . , n − 1 2 (∆xi−1 ) (∆xi )2 (4.69) 4.2 Absolute Induktivitäten 97 Damit sind die Randwerte ermittelt, mit denen für i = 1 . . . n Splines durch die Punkte (yi , pij ) (j = . . . m) gelegt werden können. ! 1 1 1 ri,j + + ri,j+1 ∆yj−1 ∆yj ∆yj ui,j+1 − ui,j + 2 für j = 2, 3, . . . , m − 1 ∆yj 1 ri,j−1 + 2 · ∆yj−1 ui,j − ui,j−1 =3· 2 ∆yj−1 (4.70) Sind die Vektoren p, q und die Matrix r durch die Gleichungssysteme (4.67) bis (4.70) bestimmt, können zusammen mit den Gleichungen (4.56), (4.60), (4.65) und (4.66) die gewünschten Koeffizientenmatrizen Aij berechnet werden. Diese können vor der Laufzeit eines eventuell echtzeitfähigen Systems, also offline, bestimmt werden. Zusammen mit Gleichung (4.54) kann aus den Koeffizientenmatrizen Aij jeder beliebige interpolierte Punkt in der definierten Ebene berechnet werden. 4.2 Absolute Induktivitäten Die Messung der absoluten Induktivitäten wurde bereits in einer Vielzahl von Veröffentlichungen behandelt, Beispiele finden sich in [K-1]. Meist werden aber nur die einfachen linearisierten Spannungsgleichungen im rotorfesten d,q-Koordinatensystem zugrunde gelegt. Diese Gleichungen wurden im Kapitel 2.2.2 ab Seite 16 hergeleitet. Bei Verwendung der linearisierten Gleichungen wird allerdings davon ausgegangen, dass die Induktivitäten Ld und Lq konstant sind. Bei stromabhängigen und damit variablen Induktivitäten ist die einfache Ableitung der Flussverkettungen ψd und ψq nach Gleichung (2.30) nicht möglich. Dies ist jedoch ein Widerspruch in sich: Wenn sich verändernde Induktivitäten bei verschiedenen Belastungszuständen der PMSM erwartet werden, dann sind die Induktivitäten eben gerade nicht konstant. Wie in Kapitel 2.2.3 dargelegt, gelten in diesen Fällen nicht mehr die linearisierten Gleichungen, sondern vielmehr das allgemeine Spannungsgleichungssystem (2.53), welches nun der Übersichtlichkeit halber noch einmal abgedruckt ist: (i ,i ) ˙ (iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) d q dψp Ldd Ldq id ud Rs − ωel Lq id = + + dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (iq ) i uq i ωel Ld Rs Lqd Lqq q q ωel ψp {z } | diff. Induktivitäten 4.2.1 Theorie Die prinzipielle Vorgehensweise bei der Messung der absoluten Induktivitäten ist im Grunde unkompliziert. Für einen konstanten Betriebszustand, vor allem eine konstante Drehzahl, wird ein Belastungszustand, das heißt ein (id , iq )-Strompaar eingeprägt. 98 4 Induktivitäten Für diesen Zustand werden die beiden d,q-Spannungen und die aktuelle Drehzahl (id ,iq ) gemessen. Daraus lassen sich schließlich die Induktivitäten Ld (id ,iq ) und Lq be- rechnen. Wird der Einfluss der Eisenverluste vorerst nicht berücksichtigt, so ist der Ausgangspunkt für die Betrachtungen das im Kapitel 2.2.1 (Seiten 11ff) hergeleitete allgemeine Spannungsgleichungssystem (2.24) (Seite 15) in Abhängigkeit von den Flussverkettungen ψd und ψq . Für stationäre Zustände fallen die Ableitungen weg, das System vereinfacht sich damit zu (id ,iq ) ud (id ,iq ) uq (id ,iq ) = Rs id − ωel ψq (id ,iq ) = Rs iq + ωel ψd und . (4.71) (4.72) Löst man die Gleichungen nun nach den beiden Flussverkettungen auf, so ergeben sich die folgenden Beziehungen für die beiden Flussverkettungen (id ,iq ) ψd (id ,iq ) ψq (id ,iq ) = uq − Rs iq und ωel (id ,iq ) =− ud − Rs id ωel . (4.73) (4.74) Aus der Gleichung (4.73) folgt, dass der ohmsche Ständerwiderstand Rs immer dann relevant für die Berechnung der Flussverkettung ψd ist, wenn der iq -Strom ungleich null ist. Analoges gilt für ψq . Der Widerstand Rs ist jedoch stark abhängig von der Temperatur des Ständers. Entweder wird der Ständerwiderstand mit Hilfe eines Temperatursensors, der in vielen Motoren im Ständerblechpaket vergossen ist, gemäß Gleichung Rs = Rs,20◦ C · (1 + αCu (ϑs − 20◦ C)) (4.75) berechnet, oder es wird ein Verfahren zur Identifizierung des Ständerwiederstand verwendet. Letzteres wird in Kapitel 5 genauer beschrieben. In Gleichung (4.75) steht αCu = 3, 93 · 10−3 für den Temperaturkoeffizient von Kupfer und ϑs für die Tempera- tur des Ständers. Zur Veranschaulichung der Gleichungen (4.73) und (4.74) zeigt Abbildung 4.11 die Verläufe für die Flussverkettungen beispielhaft für den Prüfstand C. Bei dieser Darstellungsform sieht der Verlauf der Flussverkettungen relativ linear aus. Bei höheren Strömen sind leichte Sättigungserscheinungen erkennbar, die Ableitungen dieser Flächen entsprechen jedoch nicht den in diesem Kapitel besprochenen absoluten, sondern den im Kapitel 4.3 besprochenen differentiellen Induktivitäten. Veranschaulicht wird dies auch durch die prinzipielle Abbildung 2.8 über den Zusammenhang zwischen Fluss(verkettung), absoluter und differentieller Induktivität auf Seite 21. Die dunkle, blaue Linie in Abbildung 4.11a entspricht der Flussverkettung der Permanentmagnete ψp in Abhängigkeit vom iq -Strom. 4.2 Absolute Induktivitäten 99 0.6 0.3 0.2 ψq [Vs] ψd [Vs] 0.5 0.4 0.3 1 0.2 −1 1 iq in −1 0 −0.1 −0.2 0 0 0.1 1 0 −1 id in 0 id in (a) ψd 1 −1 iq in (b) ψq Abbildung 4.11: (Prüfstand C) Flussverkettungen ψd und ψq in rotorfesten Koordinaten. Die blaue Linie in der linken Abbildung stellt den Verlauf der Permanentmagnetflussverkettung ψp abhängig von iq dar. Die absoluten Induktivitäten berechnen sich nun aus den Flussverkettungen gemäß den Gleichungen (2.42) und (2.43): (id ,iq ) Ld (id ,iq ) Lq (id ,iq ) = ψd (iq ) − ψp und id (4.76) (id ,iq ) = ψq iq (4.77) Es ist wichtig zu beachten, dass der Rotorfluss gleich dem Fluss in der d-Achse bei null id -Strom gesetzt wird. Nur dann geht der Term für id → 0 auch im Zähler gegen null und die resultierende Induktivität Ld geht nicht rein rechnerisch gegen Unendlich. In Abbildung 4.11a ist dies noch einmal graphisch gezeigt: Der Permanentmagnetfluss ψp entspricht der blauen Linie. Im Prinzip gilt das Gleiche auch für Lq in Gleichung (4.77). Ist zum Beispiel aufgrund von Messfehlern ψq (iq = 0) ≠ 0, so muss auch hier ein Offsetabgleich eingesetzt werden, um zu vermeiden, dass die Lq -Induktivität für iq → 0 rechnerisch gegen Unendlich geht. Die beiden Bestimmungsgleichungen zur Berechnung der absoluten Induktivitäten lauten daher allgemein absolute Induktivitäten (id ,iq ) Ld (id ,iq ) Lq (id ,iq ) = ψd und id (id ,iq ) = (id =0,iq ) − ψd ψq (id ,iq =0) − ψq iq . (4.78) (4.79) Theoretisch könnte man den Polradfluss auch mit anderen Messverfahren ermitteln, 100 4 Induktivitäten sicherlich würden daraus hiervon leicht abweichende Werte resultieren. Dies ist jedoch auf Genauigkeitsfehler in den unterschiedlichen Messverfahren zurückzuführen und würde zu dem bereits beschriebenen Problem führen. Ein leicht unterschiedlicher Polradfluss ergibt bei der Berechnung der Induktivitäten immer einen Offset, der umso größer wird, je kleiner der betrachtete Strom ist. 4.2.2 Berücksichtigung der Eisenverluste Die Gleichungen (4.78) und (4.79) gelten immer dann zur Bestimmung der absoluten Induktivitäten, wenn die elektrische Maschine als weitgehend ideal aufgefasst wird und Eisenverluste vernachlässigt werden. In diesem Kapitel wird nun gezeigt, dass die Eisenverluste basierend auf der im Kapitel 3 eingeführten Definition ohne großen Aufwand und – das ist am wichtigsten – ohne Kenntnis der Eisenverluste an sich berücksichtigt werden können. Die Ergebnisse werden dadurch wesentlich genauer [K-7]. Die Messungen der absoluten Induktivitäten werden im stationären Zustand durchgeführt, daher kann die stationäre Spannungsgleichung (3.68) auf Seite 74 als Grundlage für die folgenden Betrachtungen verwendet werden. Sie ist hier noch einmal in Komponentenschreibweise abgedruckt: ud = Rs + ξq Ld · id − ωel Lq · iq + ξq · ψp uq = Rs + ξd Lq · iq + ωel Ld · id + ωel · ψp (4.80) (4.81) Ganz allgemein gilt für die rotorfesten Spannungen in Abhängigkeit von den Flussverkettungen nach den Gleichungen (2.23) und (2.24) wiederum im stationären Zustand ud = Rs id − ωel ψq und (4.82) uq = Rs iq + ωel ψd . (4.83) Hierbei wird angenommen, dass der gesamte Einfluss der Eisenverluste in den beiden Flussverkettungen ψd und ψq enthalten ist. Aus (4.80) bis (4.83) lassen sich durch Koeffizientenvergleich die Flussverkettungen ψd und ψq unter Berücksichtigung der Eisenverluste ablesen: ξd Lq iq + Ld id + ψp und ωel ξq ψp ξq Ld id + Lq i q − ψq = − ωel ωel ψd = (4.84) (4.85) Nun gilt für die Eisenverlustwiderstände ζd und ζq ζ(ωel ) ≈ ζ(−ωel ) . (4.86) 4.2 Absolute Induktivitäten 101 100 2 1.5 50 ∆ud [V] ud [V] 1 0 0.5 0 −50 −0.5 −100 −1000 −500 0 500 −1 −1000 1000 −500 1 min 0 500 1000 1 min (a) Gemessene (schwarz) und berechnete ud - (b) Differenz aus gemessener und berechne- Spannungen (blau) ter ud -Spannung Abbildung 4.12: (Prüfstand C) Spannungen in ud -Richtung bei einem (id , iq ) Arbeitspunkt für verschiedene Drehzahlen. In Abbildung (a) sind die gemessene Spannung (schwarz) und die berechnete Spannung aus den identifizierten Parametern (blau) aufgetragen. Abbildung (b) zeigt die Differenz zwischen den beiden Spannungen. −3 x 10 Lq [H] 3.5 3 2.5 −1000 −500 0 500 1000 1 min Abbildung 4.13: (Prüfstand C) Unbearbeitete Identifikationsergebnisse der Induktivität Lq in Abhängigkeit von der Drehzahl, bei der gemessen wird (blau). In Schwarz jeweils der Mittelwert aus zwei Messungen bei betragsmäßig gleicher positiver und negativer Drehzahl. Dieser Zusammenhang kann graphisch veranschaulicht werden. Die blaue Kurve in Abbildung 4.12a wurde mit der einfachen Gleichung ud = Rs id − ωel Lq iq (4.87) unter der Vorgabe berechnet, dass die hier verwendete Induktivität bereits der in Abbildung 4.13 in Schwarz dargestellten gemittelten Induktivität entspricht. Damit wer- 102 4 Induktivitäten den in dieser Beziehung die Eisenverluste nicht berücksichtigt. Die schwarze Kurve hingegen entspricht direkt der gemessenen Spannung ud , hierin sind alle realen Effekte und damit auch die Eisenverluste enthalten. Die Differenz zwischen beiden Kurven ist in Abbildung 4.12b dargestellt und entspricht der Spannungsdifferenz, die durch die parasitären Effekte, insbesondere die Eisenverluste, hervorgerufen wird. Man erkennt gut, dass diese Spannung bis auf Messungenauigkeiten nur vom Betrag der Motordrehzahl abhängt. Somit ist auch der Eisenverlustwiderstand vom Betrag der Drehzahl abhängig. Damit gilt auch für die in Gleichung (3.67) eingeführten Eisenverlustparameter ξd und ξq : +ωel ≈ ξd +ωel ≈ ξq ξd ξq −ωel −ωel |ω | ≈ ξd el und (4.88) |ω | ≈ ξq el (4.89) Um den Einfluss der Eisenverluste, im Übrigen auch aller anderen drehzahlabhängigen Verlustanteile, aus den Messergebnissen zu eliminieren, werden zwei Induktivitätsmessungen durchgeführt: eine für +ωel , die andere bei −ωel . Die beiden Mes- sungen finden also bei gleichem Betrag, aber anderem Vorzeichen statt. Die für die Auswertung der Messdaten benötigten Flussverkettungen werden nun aus den beiden Messungen bei den verschiedenen Drehzahlen kombiniert, im Grunde findet eine Mittelwertbildung statt. Aus den Gleichungen (4.84) und (4.85) ergeben sich damit die beiden Flussverkettungen durch Bildung der Mittelwerte aus den zwei Induktivitätsmessungen: 1 ψd = 2 +ωel ξd Lq i q Lq i q + Ld id + ψp −ωel ω | el | |ω | Lq i q ξd el Lq iq 1 ξd − ≈ Ld id + ψp + 2 ωel ωel | {z } +ωel + Ld id + ψp + −ωel ξd ! (4.90) (4.91) =0 = Ld id + ψp und +ω ξq el +ω ξq el −ω ξq el −ω ξq el ψp ψp Ld i d Ld i d + Lq i q − − + Lq i q − +ωel +ωel −ωel −ωel |ωel | |ωel | |ωel | |ωel | ξ ξ ψ ψ ξ L i ξ L i 1 q q q p q p d d d d − + + ≈ Lq i q + − 2 ωel ωel ωel ωel {z } | ψq = 1 2 − ! (4.92) (4.93) (4.94) =0 = Lq i q (4.95) Es ist zu erkennen, dass sich die Anteile, die die Eisenverluste berücksichtigen, bei geeigneter Messung gegenseitig aufheben. Durch die Durchführung der beiden Messungen werden damit die Einflüsse der Eisenverluste berücksichtigt, ohne dass die 4.2 Absolute Induktivitäten 103 Eisenverlustanteile quantitativ bekannt sein müssen. Diese Wahl der beiden Messungen mit betragsmäßig gleicher Drehzahl führt zu der Aufhebung der eisenverlustabhängigen Terme, am Ende gewinnt man wieder die gleichen einfachen Beziehungen für die Flussverkettungen ψd und ψq wie ohne Berücksichtigung der Eisenverluste mit dem Unterschied, dass in (4.92) und (4.95) die Eisenverluste eben bereits berücksichtigt sind. Die Effektivität der beschriebenen Theorie zur Berücksichtigung der Eisenverluste lässt sich gut in der Praxis belegen. Abbildung 4.14 zeigt Identifikationsergebnisse für die Induktivität Ld , zur besseren graphischen Veranschaulichung je einmal als Draufsicht und 3D-Ansicht. Idealerweise müsste die Ld -Induktivität symmetrisch zum 1 iq -Strom sein. Wird jedoch bei einer negativen Drehzahl n1 = −500 min gemessen, dann ergibt sich aus Abbildung 4.14a, dass die blau eingezeichnete Scheitellinie, die im Wesentlichen der Symmetrielinie entspricht, von dem idealen Wert abweicht. Wird 1 für die Messung der Induktivitäten eine positive Drehzahl n2 = +500 min eingestellt, so ist eine Abweichung in die andere Richtung zu erkennen. Verwendet man das im Kapitel 4.2.3 beschriebene Messverfahren zur Eliminierung der Eisenverluste, so zeigt sich in der sich ergebenden Abbildung 4.14c, dass die Induktivität Ld symmetrisch ist. Die gleichen Überlegungen gelten natürlich auch für die Lq -Induktivität, die in Abbildung 4.15 dargestellt ist. Übrigens: Im Gegensatz zu den hier beschriebenen absoluten Induktivitäten wird die Identifikation der differentiellen Induktivitäten bei n ≈ 0 durchgeführt, daher spielen drehzahlabhängige Eisenverluste bei der Messung der differentiellen Induktivitäten keine Rolle. 4.2.3 Identifikation in der Praxis Im vorherigen Kapitel wurden die Identifikation der absoluten Induktivitäten in der Theorie beschrieben und die theoretischen Grundlagen erläutert. Nun wird die praktische Ausführung der Messung näher beschrieben. Die Vorgehensweise lässt sich wie folgt zusammenfassen: 1. Die Regelung des Prüflings muss derart aufgebaut sein, dass jede mögliche Kombination aus id - und iq -Strömen eingestellt werden kann. Die Regelung der Lastmaschine muss einen konstanten Drehzahlsollwert realisieren können. 2. Es wird eine konstante mittlere Drehzahl eingestellt. Bei zu tiefen Drehzahlen wären die gemessenen Spannungen so gering, dass die Umrichterlinearisierungsfehler die Messergebnisse verfälschen. Bei zu hohen Drehzahlen wirken sich drehzahlabhängige Fehler, wie zum Beispiel die Eisenverluste, negativ auf die Messergebnisse aus. 104 4 Induktivitäten −3 x 10 3.1 2.7 2.8 6 .7 2. 2 5 . 2 2.1 2. 2. 2 3 .4 2.6 2.4 −1 −1 2.2 −1 0 0 2.7 2.6 2.5 2.4 −0.5 −0.5 2.8 2.8 2.9 Ld [H] 3 0.5 0 0 iq iq,n 1 1 id iq,n 0.5 id iq,n 1 1 iq iq,n 1 , 3D (a) Keine Komp. n = −500 min −1 2.8 2.9 3 3 2.9 3.2 1 (b) Keine Komp. n = −500 min −3 2.9 x 10 3 2.8 −1 3.2 Ld [H] 3 3 2.9 2.8 2.8 2.4 2.8 2. 7 0 2. 6 2. 5 2. 4 0.5 2. id 3 2. iq,n 2 2.7 2.6 2.5 2.4 2.6 −1 −1 2.2 −1 0 −0.5 0 0 iq iq,n 1 1 id iq,n 0.5 1 1 iq iq,n 1 (c) Keine Komp. n = +500 min , 3D −0.5 2.9 1 (d) Keine Komp. n = +500 min −3 x 10 3 3 2.9 3.2 2.8 2.7 2.6 2.5 2.4 Ld [H] 3 2.8 2.6 2.4 2.3 −1 −1 2.2 −1 0 −0.5 2.9 iq iq,n 1 1 (e) Mit Kompensation, 3D id iq,n 2.8 2.7 2.6 0 2.8 2.7 2.6 2.5 2.4 0.5 2.3 0 0 −1 2.9 −0.5 2.9 2.8 2.7 2.6 2.5 2.4 3 0.5 iq iq,n id iq,n 1 1 (f) Mit Kompensation Abbildung 4.14: (Prüfstand C) Einfluss des Messverfahrens auf die Identifikation der absoluten Induktivitäten, hier Ld . Nur mit Kompensation der Eisenverluste ergeben sich symmetrische Induktivitätsverläufe. 4.2 Absolute Induktivitäten 105 3 −3 −1 3.1 3 x 10 3.2 Lq [H] 3 −0.5 3.1 2.8 3.1 3 3 2.6 0 3 2.4 2.9 −1 2.9 2.9 −1 2.2 −1 0 −0.5 0.5 2.8 2.8 0 0 iq iq,n 1 id iq,n 1 0.5 1 1 iq iq,n 1 (a) Keine Komp. n = −500 min , 3D id iq,n 1 (b) Keine Komp. n = −500 min −3 x 10 −1 3.1 3.1 3.2 Lq [H] −0.5 3 3 3 3.1 2.8 2.9 2.6 2.8 2.4 0 3 −1 0 3 2.9 −1 2.2 −1 0 0 iq iq,n 1 id iq,n 1 2.8 0.5 id iq,n 1 1 iq iq,n 1 0.5 2.9 −0.5 1 (c) Keine Komp. n = +500 min , 3D (d) Keine Komp. n = +500 min −3 3.1 3. 1 x 10 −1 3.2 3 −0.5 3.1 1 3. 3 2.6 2.4 −1 2.8 3 2.9 2.9 −1 2.2 −1 0 3 Lq [H] 3 2.8 2.8 0 0 iq iq,n 1 1 (e) Mit Kompensation, 3D id iq,n 2.9 −0.5 0.5 iq iq,n 0 0.5 id iq,n 1 1 (f) Mit Kompensation Abbildung 4.15: (Prüfstand C) Einfluss des Messverfahrens auf die Identifikation der absoluten Induktivitäten, hier Lq . 106 4 Induktivitäten 3. Über den gesamten Messbereich werden nun – vorzugsweise automatisiert – ein zelne Betriebspunkte id , iq eingestellt. Nachdem sich ein stationärer Zustand eingestellt hat, werden alle für die Identifikation der absoluten Induktivitäten benötigten Messwerte gespeichert. 4. Nachdem die Messung beendet ist, werden die gemessenen Werte ausgewertet und die Induktivitäten berechnet. Die Prüfstände für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Induktivitätsmessungen haben jeweils den gleichen prinzipiellen Aufbau. Der Testmotor ist mit einer mechanischen Kupplung an die Welle des Lastmotors angebunden. Die Ansteuerung der Prüflingsmaschine erfolgte durch einem Umrichter, der entweder ein kompletter Eigenbau war, oder es wurde – im Falle eines Industrieumrichters – die Regelungsbaugruppe entfernt. Somit konnten die Ansteuersignale für die einzelnen IGBTs direkt vorgegeben werden. Nur so ist es möglich, mit einem frei programmierbaren Echtzeitrechensystem die Regelung des Prüflings von Grund auf zu programmieren und damit auf die einzelnen Größen innerhalb der Regelung zuzugreifen. Im Falle der in dieser Arbeit verwendeten dSPACE-Systeme ist deren Programmierung durch die graphische Programmierumgebung MATLAB-Simulink möglich. Damit kann dann auch ohne weiteres eine feldorientierte Regelung implementiert werden. Die Lastmaschine wurde entweder auch durch ein dSPACE-System oder mit einem gewöhnlichen und nicht modifizierten Industrieumrichter angesteuert. Für die Induktivitätsmessungen ist es wichtig, dass die Lastmaschine auf eine konstante Drehzahl geregelt wird. Zu Beginn der Messung wird über die Lastmaschine eine konstante Drehzahl des Systems eingestellt. Die Wahl dieser Drehzahl ist entscheidend für die Genauigkeit der zu identifizierenden Induktivitäten. Wird eine zu tiefe Drehzahl gewählt, so sind die sich ergebenden Spannungen sehr gering und je nach Maschine und Drehzahl im einstelligen Volt-Bereich. Die mit den nichtlinearen Effekten des Pulsumrichtes behafteten Umrichterausgangsspannungen werden innerhalb der Regelung aus den Aussteuergraden berechnet. Da die Kompensation der nichtlinearen Eigenschaften aufwändig ist und nicht alle Effekte berücksichtigen kann (siehe Kapitel 2.3), ergeben sich bei gleichzeitig geringen Spannungen am Umrichterausgang signifikante Unterschiede zwischen den in der Regelung gemessenen und den realen Spannungen am Motor. Bei höheren Drehzahlen sind die Spannungen an den Motorklemmen wegen der drehzahlabhängigen EMK höher, die Messfehler aufgrund der Umrichternichtlinearitäten bleiben jedoch in der gleichen Größenordnung und fallen demzufolge prozentual weniger ins Gewicht. Damit ist aus dieser Sichtweise eine möglichst hohe Drehzahl für die Messung wünschenswert. Wird jedoch eine zu hohe Drehzahl zur Identifikation der Induktivitäten verwendet, treten wiederum andere drehzahlabhängige Effekte vermehrt auf, wie zum 4.2 Absolute Induktivitäten 107 Beispiel die Eisenverluste (Kapitel 3). Bei den durchgeführten Messungen hat sich eine Drehzahl von ungefähr der halben Nenndrehzahl als geeignet erwiesen. Ist die gewünschte konstante Drehzahl des Prüfstands eingestellt, kann mit der Messung begonnen werden. Um die absoluten Induktivitäten über den gesamten Belastungsbereich zu messen, also id/q = −in . . . + in , muss eine Vielzahl von Betriebspunkten eingestellt werden. Möchte man zum Beispiel die id -Richtung mit 11 Messungen auflösen und die iq -Richung mit 13 Messungen, dann werden insgesamt 143 Betriebspunkte benötigt. Eine unterschiedliche Auflösung von id - und iq -Achse empfiehlt sich, weil so bei der späteren Auswertung auf den ersten Blick erkennbar ist, welche die d- und welche die q-Achse ist. Falsche Zuordnungen während der umfangreichen Auswertung sind somit von vornherein ausgeschlossen. Außerdem ist es vorteilhaft, eine ungerade Anzahl von Messungen in jeder Achse durchzuführen: Durch die zusätzliche Vorgabe konstanter Abstände zwischen den Messpunkten ist gewährleistet, dass in jedem Fall auch bei id/q = 0 Messwerte aufgenommen werden. Jede Messung läuft nach dem gleichen Schema ab: Zuerst werden die gewünschten id , iq -Sollwerte der Regelung vorgegeben und eine genügend lange Zeit gewartet, bis sich ein stationärer Zustand eingestellt hat. Anschließend werden die benötigten Messgrößen ud , uq , id , iq und ωel gespeichert. An dieser Stelle ist es bereits sinnvoll, eine Glättung der Messwerte vorzunehmen. Diese kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass 200 Messwerte aufgenommen und in einem nächsten Schritt daraus der Mittelwert gebildet wird. Alternativ könnte man die Messwerte bereits im Echtzeitrechensystem glätten lassen. Dies hätte allerdings den Nachteil, dass wertvolle Rechenzeit allein für die Messwertausgabe verwendet wird. Es empfiehlt sich außerdem, die einzelnen Messungen aufgrund der Vielzahl an Messpunkten automatisiert durchzuführen. Wird dSPACE in Verbindung mit MATLAB-Simulink für die Programmierung des Modells verwendet, so ist es nicht aufwändig, mit Hilfe der MATLAB mlib-Befehle ein m-File zu programmieren, das die einzelnen Betriebspunkte automatisch einstellt, wartet bis der stationäre Zustand vorliegt und daraufhin die Messwerte in eine Datei speichert. Bei 143 Betriebspunkten kann von einer Messdauer von rund einer Stunde ausgegangen werden. Gespeichert werden die Messwerte der einzelnen Betriebspunkte sinnvollerweise innerhalb von Vektoren. Das heißt, jeder Messwert (Strom, Spannung, Drehzahl) wird in einem separaten Vektor gespeichert: uq,1 ud,1 u u q,2 d,2 , .. .. . . ud,n uq,n , id,1 i d,2 .. . id,n , ... (4.96) In (4.96) beschreibt die Variable n den Betriebspunkt, dem die jeweiligen Messwerte zugeordnet werden. Der Vorteil, die Werte in Vektoren zu speichern im Gegensatz 108 4 Induktivitäten ψp Messdaten (1) Berechnung (1) ψd (1) ψd und ψq Berechnung Kompensation Ld drehzahlab- (mit Offset) Korrektur Ld ψd → ψp,d hängiger Effekte (Eisenverluste) Berechnung → ψd , ψq Lq (mit Offset) Messdaten (2) Korrektur Lq ψq → ψp,q Berechnung (2) (2) ψd und ψq ψq Abbildung 4.16: Verarbeitung der Messdaten zu absoluten Induktivitäten zu den naheliegenderen Matrizen, liegt auf der Hand: Es ist bei Verwendung von Vektoren ohne weiteres möglich, die Messung zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Nach der Messung folgt die Auswertung der Messergebnisse. Die Vorgehensweise ist in Abbildung 4.16 dargestellt. Um die Eisenverluste nach Kapitel 4.2.2 zu berücksichtigen, muss der bislang beschriebene Messvorgang zweimal durchgeführt werden: Je einmal bei positiver und einmal bei negativer Drehzahl. Für jede dieser Messungen werden die beiden Flussverkettungen in d,q-Koordinaten bestimmt. Schon dabei werden die bislang als Vektoren vorliegenden Messwerte in Matrizen umgewandelt. Verwendet man für die Berechnung die Software MATLAB, kann hierfür zum Beispiel der Befehl „griddata“ zusammen mit der Option bi-kubischer Interpolation verwendet werden [114]. Wie im Kapitel 4.2.2 beschrieben wurde, werden nun die Flussverkettungen beider Messungen zur Kompensation der Eisenverluste verwendet. Als Ergebnis erhält man die beiden Flussverkettungen ψd und ψq . Sind die Flussverkettungen berechnet, können anschließend die Induktivitäten Ld und Lq bestimmt werden. Die mathematischen Details zu den Berechnungen sind im Theoriekapitel 4.2.1 beschrieben. Abbildung 4.17 zeigt die vier wesentlichen Schritte zur Berechnung von Ld . In einem ersten Schritt (Abbildung 4.17a) wird die Induktivität aus Ld = ψd id berechnet. Die in ψd enthaltene Flussverkettung der Permanentmagnete ψp wird an dieser Stelle entgegen Gleichung (4.78) aus Kapitel 4.2.1 noch nicht abgezogen. Somit 4.2 Absolute Induktivitäten 109 0.02 0.02 Ld [H] 0.04 Ld [H] 0.04 0 −0.02 0 −0.02 1 1 0 −1 0 id in 1 −1 0 id in iq in (a) Rohdaten mit Offset 1 −1 iq in (b) Während der Bearbeitung −3 −3 x 10 x 10 3.2 3.2 3 3 2.8 2.8 Ld [H] Ld [H] 0 −1 2.6 2.4 1 2.2 −1 0 0 id in 1 −1 (c) Induktivität ohne Offset iq in 2.6 2.4 1 2.2 −1 0 0 id in 1 −1 iq in (d) Geglättetes Ergebnis Abbildung 4.17: (Prüfstand C) Bearbeitungsschritte während der Berechnung von Ld geht die sich ergebende Induktivität für id → 0 gegen Unendlich, weil der Zähler nicht in gleichem Maße gegen null geht. Der Grund für diesen Zwischenschritt ist, dass ψp noch nicht bekannt ist. Um ψp zu gewinnen oder – in anderen Worten – den Offset aus der in Abbildung 4.17a gezeigten Induktivität zu eliminieren, wird ψd im Zähler der Induktivitätsgleichung zeilenweise variiert, bis jeweils der Offset für eine Zeile verschwunden ist. Die Differenz zwischen variierter Flussverkettung und ψd entspricht in diesem Fall der Permanentmagnetflussverkettung ψp . Abbildung 4.17b zeigt den Ablauf diesen iterativen Verfahrens. Die vorderen Zeilen wurden bereits bearbeitet und sind offsetfrei, die hinteren müssen noch bearbeitet werden. Das Ergebnis dieser Offsetentfernung zeigt 4.17c in einer anderen Skalierung der z-Achse. Der spätere Verlauf von Ld ist bereits gut zu sehen, ein Offset ist nicht mehr zu erkennen. Da für die Implementierung in die Regelung auch Induktivitätswerte für id = 0 benötigt werden, wird dieses Ergebnis geglättet (Abbildung 4.17d). Für die Berechnung der absoluten 110 4 Induktivitäten −3 −3 x 10 3.4 3.4 3.2 3.2 3 3 Lq [H] Lq [H] x 10 2.8 2.6 2.6 1 2.4 −1 1 −1 0 0 id in iq in (a) Rohdaten mit Offset 1 −1 iq in (b) Während der Bearbeitung −3 −3 x 10 x 10 3.4 3.4 3.2 3.2 3 3 Lq [H] Lq [H] 1 2.4 −1 0 0 id in 2.8 2.8 2.6 2.6 1 2.4 −1 1 −1 1 2.4 −1 0 0 id in 2.8 0 0 id in iq in (c) Induktivität ohne Offset 1 −1 iq in (d) Geglättetes Ergebnis Abbildung 4.18: (Prüfstand C) Bearbeitungsschritte während der Berechnung von Lq Induktivität in q-Richtung Lq ist die Vorgehensweise die gleiche, allerdings kann in Abbildung 4.18 direkt der Unterschied zur Berechnung der Ld -Induktivität gesehen werden. Lq ist im Vergleich zu Ld bereits weitgehend offsetfrei. Dies liegt daran, dass im Idealfall ohne Messungenauigkeiten direkt Lq = ψq iq gilt und damit keine Offsetkorrektur nötig wäre. Aufgrund von Messungenauigkeiten und möglicherweise geringen, zum Beispiel bauartbedingten, Einflüssen von ψp in die q-Richtung der Flussverkettung muss, wie in Abbildung 4.18a zu erkennen ist, dennoch eine Offsetkorrektur durchgeführt werden. Abbildung 4.18b zeigt wieder den Zustand, wenn die zeilenweise Korrektur bereits für ungefähr die Hälfte der Zeilen durchgeführt wurde. Das Ergebnis ist in Abbildung 4.18c zu sehen. Auch für Lq wird 4.2 Absolute Induktivitäten 111 eine Glättung auf Basis bi-kubischer Splines durchgeführt, was zur endgültigen Abbildung 4.18d führt. Neben dem bereits erwähnten Vorteil der Glättung der Induktivitätswerte um id/q = 0 ist es ebenso möglich, Induktivitätswerte zu gewinnen, die möglicherweise praktisch nicht gemessen werden können, in diesem Fall für Betriebspunkte, in denen gleichzeitig id und iq hoch sind. 4.2.4 Messergebnisse Nachdem in den vorangegangen Kapiteln die theoretischen Betrachtungen zu den absoluten Induktivitäten und die prinzipiellen Mess- und Auswerteverfahren erläutert wurden, folgen nun konkrete Messergebnisse an den beiden Prüfständen A und C. Die Abbildung 4.19 zeigt die Identifikationsergebnisse der absoluten Induktivitäten für den Prüfstand C. Die Vorgehensweise zur Erstellung der Abbildungen 4.19a-d wurde im vorangegangen Kapitel ausführlich erklärt. Wie beschrieben, können bei id = 0 beziehungsweise iq = 0 keine Messergebnisse aufgenommen werden. Um dennoch Messwerte für diese Betriebspunkte zu bekommen, muss eine Extrapolation der Messdaten durchgeführt werden, die dann sinnvollerweise auch gleich die äußeren Bereiche der Induktivitätsflächen mit einschließt, die wegen Strombegrenzungen des Prüfstandes nicht vermessen werden konnten. Die Lastmaschine des Prüfstands C war bereits vorher vorhanden und so auf den Prüfling ausgelegt, dass sie lediglich das Nennmoment des Motors aufnehmen konnte. Wegen Reluktanzerscheinungen konnten daher die Betriebspunkte bei gleichzeitig hohen iq - und id -Strömen nicht vermessen werden. Dies ist in den Abbildungen 4.17 und 4.18 gut zu erkennen. Aufgrund der Notwendigkeit der Extrapolation und der damit einhergehenden Interpolation der Messdaten werden hier keine Rohdaten, sondern die bereits leicht geglätteten Induktivitätsverläufe gezeigt. Einen Eindruck von den Rohdaten erhält man in den Abbildungen 4.17c und 4.18c, wobei hier nur bedingt von Rohdaten gesprochen werden kann, können doch die Induktivitätsverläufe nicht direkt gemessen, sondern müssen aus den gemessenen Strömen und Spannungen berechnet werden. Die Draufsichten 4.18c,d auf die Induktivitätsverläufe zeigen gut die durch die Kompensation der Eisenverluste und sonstiger drehzahlabhängiger unerwünschter Effekte gewonnene Symmetrie zur iq -Achse. Die absoluten Verläufe der Induktivitäten veranschaulichen die Eigenschaften von PMSM mit Oberflächenmagneten: Ld ist immer kleiner als Lq und sinkt mit positivem feldverstärkenden id -Strom weiter ab. Somit ist – insbesondere bei Einprägung eines konstanten id -Stroms – jederzeit eine sichere Lageerkennung für die geberlose Regelung gewährleistet. Näheres hierzu findet sich in Kapitel 2.4.2 ab Seite 45. Sozusagen als Nebenprodukt der Vorgehensweise zur Berechnung der absoluten Induktivitäten in Kapitel 4.2.3 ist zusätzlich die Permanentmagnetflussverkettung ψp bekannt. Sie ist für den Prüfstand C in Abbildung 4.20b dargestellt und lediglich von dem Strom iq 112 4 Induktivitäten −3 −3 x 10 3.2 3.2 3 3 Lq [H] Ld [H] x 10 2.8 2.6 2.4 iq in 1 −1 2.2 −1 0 0 2.6 2.4 −1 2.2 −1 2.8 0 0 id in 1 iq in (i ,iq ) (a) Ld d id in 1 1 (i ,iq ) (b) Lq d 3 2 2.9 .8 2 2.7 2.6 .42.5 -1 3. 2. 7 2.7 2.6 2.5 0 2.6 0.5 iq in (i ,iq ) (c) Ld d 0.5 2.9 -1 id in (i ,iq ) (d) Lq d 1 0.02 0.5 0.01 0 0 iq in 0 id −1 −1 i n (e) Mi , gemessen id in 1 1 , Draufsicht 0 −0.01 −0.5 1 0.5 2.8 0.5 Mber echnet Ti,n −0.5 2.9 0 , Draufsicht 0 0 -0.5 iq in 1 −1 1 3 3 2.9 1 1 0.5 1 3 0 2.8 2.4 2.3 -0.5 3. 3.1 8 2.8 2.4 3 -0.5 2. 2.9 -0.5 Mgemessen Mi,n -1 2.9 ∆Mi Mi,n 2.3 -1 3 3.1 2.8 . 27 2.6 2.5 1 3 2.9 1 −1 1 0 iq in 0 id −1 −1 i n 1 −0.02 −1 0 iq in (f) Mi , berechnet (i ,iq ) 1 Abbildung 4.19: (Prüfstand C) n = 500 min , Absolute Induktivitäten (a,c) Ld d (g) ∆Mi 0 id 1 −1 i n (i ,iq ) und (b,d) Lq d sowie (e) gemessenes Drehmoment, (f) berechnetes Drehmoment Ti aus Gleichung (2.54) und (g) Differenz aus berechnetem und gemessenem Drehmoment, jeweils normiert auf Nennmoment beziehungsweise Nennströme. 4.2 Absolute Induktivitäten 113 0.43 0.42 ψp [Vs] ψp [Vs] 0.058 0.056 0.054 0.052 0.41 0.4 0.39 0.38 0.05 −1 iq in 0 (a) Prüfstand A 1 0.37 −1 iq in 0 1 (b) Prüfstand C Abbildung 4.20: Permanentmagnetflussverkettungen ψp abhängig vom jeweiligen iq -Strom abhängig. Warum sie nicht vom Strom id abhängen darf, wird im weiteren Verlauf dieses Kapitels erläutert. Das am Prüfstand mit einer Drehmomentmesswelle gemessene Drehmoment ist mit dem Drehmoment zu vergleichen, welches sich gemäß der in Kapitel 3.1 auf Seite 71 hergeleiteten Beziehung (3.38) " ! ! uq 3p ud Mi = ψp iq − id − + Ld − Lq 2 ζq ζd uq iq − ζq !# (4.97) berechnen lässt. Vernachlässigt wurden die in Gleichung (4.97) enthaltenen Eisenverlustanteile ud ζd und uq ζq . Das berechnete Motormoment wird in der Folge etwas größer als bei Berücksichtigung der Eisenverluste sein. Durch die Berechnung des Drehmoments ist es möglich, die gemessenen Induktivitäten und ψp auf deren Plausibiliät hin zu verifizieren. Die Abbildungen 4.19e-g zeigen den Vergleich zwischen Messung und Berechnung. Der Fehler zwischen Berechnung und Messung des inneren Drehmoments der Maschine liegt über den gesamten Messbereich bei unter 1 % und damit im Rahmen der Messgenauigkeit und Auswertung der Drehmomentmessung. Das Fazit lautet daher, dass die Kombination aus absoluten Induktivitäten und der Flussverkettung der Permanentmagnete ein System aus Parametern bildet, mit denen sich sehr genau das (Grundwellen-)Drehmoment der Maschine berechnen lässt. In Abbildung 4.20 und Gleichung (4.97) wurde ψp – bei Vernachlässigung der Eisenverluste – als nur von dem drehmomentbildenden iq -Strom abhängig angenommen. Dies ist im realen Motor so nicht der Fall, ψp wird eher vom gesamten Strom in der Maschine abhängen, da auch der id -Strom Sättigungserscheinungen hervorruft, die die Ausbildung der Permanentmagnetflussverkettung über den Luftspalt beeinflusst. Auf der anderen Seite werden die Sättigungserscheinungen den Induktivitäten zugewiesen, diese sind ebenso stromabhängig. Für eine in diesem Punkt exakte Nachbildung der Realität müssten die beiden Effekte getrennt und entweder der Flussverkettung oder den Induktivitäten zugewiesen werden. Möglich wäre dies, indem man Messungen bei verschiedenen Drehzahlen durchführt, denn der Anteil der Sättigungeffekte aufgrund 114 4 Induktivitäten −3 −3 x 10 12 12 10 10 Lq [H] Ld [H] x 10 8 −1 6 0 1 iq in −1 6 0 −1 8 0 −1 0 id in 1 1 iq in (i ,iq ) (a) Ld d id in 1 (i ,iq ) (b) Lq d 7 7 7 7 7 -1 8 -1 7 8 8 9 9 11 9 8 910 1 90 8 8 0 7 7 7 10 7 9 8 6 -0.5 12 -0.5 11 8 7 10 0 8 7 6 0.5 0.5 6 6 0 7 7 1 1 id in 0 -0.5 iq in (i ,iq ) (c) Ld d 0.5 7 0.5 id in -0.5 -1 1 , Draufsicht iq in (i ,iq ) (d) Lq d (i ,iq ) Abbildung 4.21: (Prüfstand A) Absolute Induktivitäten (a,c) Ld d -1 1 , Draufsicht (i ,iq ) und (b,d) Lq d . des id -Stroms, der ψp zugewiesen werden müsste, ist drehzahlabhängig. Alle nicht drehzahlabhängigen Sättigungseffekte würden den Induktivitäten zugeschlagen. Ginge man jetzt vereinfachend den Weg, alle Sättigungseffekte der Flussverkettung ψp zuzuweisen, so wären die Induktivitäten bei der Messdrehzahl nicht mehr von den Strömen abhängig und damit konstant. Wesentlich praktikabler ist die Vereinfachung in der Weise, wie sie hier vorgenommen wurde: Die Flussverkettung hängt nur vom iq -Strom ab, dieser Anteil lässt sich leicht während der Berechnung der Induktivitäten bestimmen, siehe dazu Kapitel 4.2.3. Alle anderen Sättigungserscheinungen, insbesondere die vom id -Strom hervorgerufenen, werden den Induktivitäten zugerechnet. Diese Vorgehensweise hat sich in der Praxis bewährt. 4.3 Differentielle Induktivitäten 115 Die Identifikationsergebnisse für Ld und Lq des Prüfstands A sind in Abbildung 4.21 dargestellt. Die Verläufe sehen entgegen denen des Prüfstands C relativ ähnlich aus, allerdings sind auch hier die Induktivitäten Ld durchwegs kleiner als Lq , eine geberlose Regelung scheint auch bei dieser Maschine möglich und ist bereits in einer früheren Forschungsarbeit [21] erfolgreich für diesen Maschinentyp angewandt worden. Der Verlauf der Permanentmagnetflussverkettung von Maschine A ist in Abbildung 4.20a dargestellt. 4.3 Differentielle Induktivitäten Die sogenannten differentiellen Induktivitäten sind lediglich dann von Relevanz, wenn Stromänderungen vorhanden sind, also während dynamischer Vorgänge. Abbildung 2.10 auf Seite 24 macht deutlich, dass in diesem Fall die durch Lxx dix dt hervorgeru- fenen Spannungen erheblich sind und deren Anteile daher im allgemeinen Modell berücksichtigt werden müssen. Die Auswirkungen der differentiellen Induktivitäten werden bei einigen Verfahren auch gezielt ausgenutzt, um gewünschte Effekte zu erzeugen [42]. Beschrieben wurde die Theorie zu den Messungen der differentiellen Induktivitäten in [K-6] und [K-1], wobei in der letztgenannten Veröffentlichung von einem anderen in [21] erläuterten Motormodell ausgegangen wird. Die differentiellen Induktivitäten sind in den allgemeinen Spannungsgleichungen für permanenterregte Synchronmaschinen enthalten, die im Kapitel 2.2.3 hergeleitet wurden: (i ,i ) ˙ (iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) d q dψp Ldd Ldq ud Rs − ωel Lq id id = + + dt (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) (iq ) uq i i ωel Ld Rs Lqd Lqq q q ωel ψp {z } | diff. Induktivitäten Die für die Messungen der absoluten Induktivitäten relevanten und in den Kapiteln 3 und 4.2.2 beschriebenen drehzahlabhängigen Eisenverluste sind bei den Messungen der differentiellen Induktivitäten nur von untergeordneter Bedeutung. Signifikante Eisenverluste treten bei der Messung im Stillstand nicht auf, sie beschränken sich auf die Verluste aufgrund der Wechselrichtertaktung und werden für die Messungen der differentiellen Induktivitäten im Folgenden vernachlässigt. 4.3.1 Theorie Die grundlegende Abhängigkeit zwischen Strom und Flussverkettung in einer PMSM kann Abbildung 4.22 entnommen werden. Im Diagramm oben links sind in hell- und dunkelblau zwei zeitabhängige Stromverläufe dargestellt. Beide sind zusammengesetzt aus einem nur langsam veränderlichen, nahezu konstanten Signal und einem 116 4 Induktivitäten überlagerten hochfrequenten Signal. Jeder der beiden Ströme bewirkt in der Maschine einen Fluss, der – Sättigungserscheinungen vernachlässigt – linear zu dem eingeprägten Strom ist. Ein beispielhafter Sättigungsverlauf ist im oberen rechten Bild gezeigt. Bei der vorgegebenen Sättigungskennlinie erkennt man gut, dass beim oberen hellblauen Verlauf der hochfrequente Stromanteil im Gegensatz zu dem dunkelblauen Verlauf bei gleicher Amplitude des hochfrequenten Stromanteils nur eine deutlich geringere Änderung des Flusses hervorruft (unteres rechtes Bild). Dieser Effekt wird bei i i t ψ ψ −t Abbildung 4.22: Abhängigkeit zwischen Strom und Flussverkettung [115] der Messung der differentiellen Induktivitäten ausgenutzt. Es wird zu dem vorgegebenen stationären Stromarbeitspunkt ein hochfrequentes Testsignal addiert. Aus der hochfrequenten Spannungsantwort lässt sich schließlich die differentielle Induktivität berechnen. Wie noch gezeigt wird, ist ein Einprägen eines hochfrequenten Spannungstestsignals nicht zielführend, da in diesem Fall zu viele Unbekannte für die Auswertungsgleichungen vorhanden sind. Ausgangspunkt der Betrachtungen sind die bereits angesprochenen Spannungsgleichungen des allgemeinen Motormodells aus Kapitel 2.2.3 (ab Seite 17): dψp (id , iq ) (id ,iq ) did (id ,iq ) diq (id ,iq ) + Ldd + Ldq − ωel Lq iq dt dt dt (id ,iq ) diq (id ,iq ) did (id ,iq ) uq = Rs iq + Lqq + Lqd + ωel Ld id + ωel ψp dt dt ud = Rs id + (4.98) (4.99) Betrachtet man zunächst lediglich die ud -Gleichung (4.98) unter der Näherung eines während der Messung konstanten Permanentmagnetflusses ψp und unter Berücksich- 4.3 Differentielle Induktivitäten 117 tigung der Tatsache, dass die Messungen der differentiellen Induktivitäten im Still! stand, also bei ωel = 0, durchgeführt werden, so kann geschrieben werden (id ,iq ) ud = Rs id + Ldd did (id ,iq ) diq + Ldq . dt dt (4.100) Das Ergebnis sind Induktivitätsverläufe, die von den Strömen id und iq abhängen. Um diese Verläufe zu gewinnen, muss für jeden Arbeitspunkt, der durch ein id , iq Strompaar gekennzeichnet ist, innerhalb des gewünschten Wertebereichs eine Messung der differentiellen Induktivitäten durchgeführt werden. Für einen Messpunkt müssen daher zuerst die zugehörigen konstanten d- und q-Ströme eingestellt werden. Anschließend werden diese konstanten Ströme mit einem hochfrequenten Testsignal einer relativ kleinen Amplitude in d-Richtung überlagert. Es kann nun ud,0 + ud,test (t) =Rs id,0 + id,test (t) + (id ,iq ) Ldd d id,0 + id,test (t) (id ,iq ) d iq,0 + iq,test (t) + Ldq dt dt (4.101) geschrieben werden. Die Spannung ud,0 und der Strom id,0 beschreiben die konstanten, ud,test und id,test die durch den Teststrom hervorgerufenen Anteile. Die Ableitungen der konstanten Ströme sind null, und in q-Richtung wird kein Testsignal eingespeist. Gleichung (4.101) vereinfacht sich damit zu (id ,iq ) did,test (t) ud,0 + ud,test (t) =Rs id,0 + id,test (t) + Ldd . dt | | {z } {z } ud,mess (4.102) id,mess In einem nächsten Schritt wird Gleichung (4.102) in konstante und hochfrequente Anteile aufgespaltet. Hierzu können geeignete Filter verwendet werden. Bei der in diesem Fall konstanten Testsignalfrequenz, die zudem ohne weiteren Aufwand auf einen ganzzahligen Bruchteil der Taktfrequenz eingestellt werden kann, ist jedoch die Goetzel-Methode [116] die beste Lösung. Im Grunde besteht diese Methode aus einer FFT, die nur für eine einzige Frequenz ausgewertet wird. Der Anteil in Gleichung (4.102), der von den Gleichanteilen hervorgerufen wird, ist ud,0 = Rs id,0 , (4.103) die Induktivität Ldq fällt weg, da kein Teststrom in die q-Achse eingeprägt wird und damit auch dessen Ableitung gleich null ist. Der hochfrequente Anteil in Gleichung (4.102) ergibt sich schließlich zu (id ,iq ) ud,test (t) = Rs id,test (t) + Ldd did,test (t) . dt (4.104) Gleichung (4.104) ist die Basis für die weiteren Betrachtungen. Ohne die Gleichspannungen und -ströme beschreibt sie ausschließlich das Kleinsignalverhalten des Motors. 118 4 Induktivitäten Da das Testsignal sinusförmig ist, kann mit Hilfe der komplexen Wechselstromrechnung [30, 104] die gesuchte Induktivität Ldd berechnet werden. Umgeschrieben lautet die obige Gleichung dann U d,test = Rs I d,test + j ωtest Ldd I d,test . (4.105) Spannung und Strom werden zu den komplexen Zeigern U d,test und I d,test , die Kreisfrequenz ωtest beschreibt nicht die Geschwindigkeit der elektrischen Maschine, sondern die Frequenz des Testsignals. Werden nur die Beträge von rechter und linker Seite der Gleichung q 2 2 + ω2test L2dd Id,test Ud,test = Rs2 Id,test (4.106) differentielle Induktivität Ldd v u 2 u 1 u Ud,test t − Rs2 . Ldd = 2 ωtest Id,test (4.107) betrachtet und Gleichung (4.106) nach Ldd umgeformt, so ergibt sich schließlich Werden statt dem bisher verwendeten Testsignal in d-Richtung ein Teststrom in qRichtung eingeprägt, lässt sich die bisherige Überlegung auf die gleiche Weise für die uq -Gleichung (4.99) anstellen. Man erhält dann differentielle Induktivität Lqq v u 2 1 u t Uq,test − R 2 . Lqq = s 2 ωtest Iq,test (4.108) Für die Koppelinduktivität Ldq wird die ud -Gleichung verwendet und ein iq -Teststrom eingespeist. Der id -Teststrom ist in diesem Fall null. Es ergibt sich damit als Gleichung für die hochfrequenten Anteile, basierend auf (4.101) ud,test = Ldq diq,test , dt (4.109) beziehungsweise in komplexer Schreibweise U d,test = j ωtest Ldq I q,test (4.110) Ud,test = ωtest Ldq Iq,test . (4.111) und nach Betragsbildung Durch Umstellen der Gleichung (4.111) erhält man die Koppelinduktivität differentielle Induktivität Ldq Ldq = Ud,test . ωtest Iq,test (4.112) 4.3 Differentielle Induktivitäten 119 Diese Koppelinduktivität ist immer dann null, wenn ein Teststrom in q-Richtung in die Maschine eingespeist wird und dieser keine ud -Spannung hervorruft, also keine Verkopplung zwischen den Achsen vorhanden ist. Analog dazu erhält man bei einem id -Teststrom und ausgewerteter uq -Gleichung differentielle Induktivität Lqd Lqd = Uq,test . ωtest Id,test (4.113) Prinzipiell ist es ebenso möglich, statt Testströme einzuprägen und auf die Spannungsantworten zu achten, Testspannungen zu verwenden und die Stromantworten auszuwerten. Dies hätte den Vorteil, dass die Stromregelung nicht modifiziert werden müsste, Genaueres dazu wird im Kapitel 4.3.3 zur Erzeugung und Auswertung der Testsignale erläutert. Die Implementierung einer Testspannung ist deutlich einfacher als die Vorgabe von Testströmen. Es gelten die beiden Gleichungen (id ,iq ) ud,test (t) = Rs id,test (t) + Ldd (id ,iq ) uq,test (t) = Rs iq,test (t) + Lqq did,test (t) (id ,iq ) diq,test (t) + Ldq und dt dt diq,test (t) (id ,iq ) did,test (t) + Lqd . dt dt (4.114) (4.115) Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass bei (4.114) im Gegensatz zur Gleichung (4.104) die Kreuzkoppelinduktivität Ldq nicht wegfällt. Eine vorgegebene ud -Testsignalspannung teilt sich auf in die drei Terme der rechten Seite der Gleichung, es treten damit hochfrequente Ströme sowohl in d- als auch in q-Richtung auf. Diese hochfrequenten Ströme induzieren wiederum – Gleichung (4.115) folgend – hochfrequente uq -Spannungsanteile. Gleiches gilt analog bei Testsignalspannungen in q-Richtung. Auch wenn davon ausgegangen wird, dass die Koppelinduktivitäten gleich sind, also ! Ldq = Lqd , so gibt es in dem System bestehend aus den beiden Gleichungen (4.114) und (4.115) immer noch mindestens drei Unbekannte, nämlich die beiden Induktivitäten Ldd und Lqq sowie die Koppelinduktivität Ldq = Lqd . Das Gleichungssystem ist somit nur lösbar, wenn die Koppelinduktivitäten zu null gesetzt werden. Diese Vereinfachung mag näherungsweise für Synchronmaschinen mit Oberflächenmagneten gelten, allerdings möchte man durch die Induktivitätsmessungen ja meist erst herausfinden, wie groß die Verkopplungen in der zu messenden Maschine sind. Kann bei einer Maschine vor der Messung nicht mit Bestimmheit gesagt werden, dass die Koppelinduktivitäten vernachlässtigt werden können, ergeben die Induktivitätsmessungen nach diesem Verfahren für Ldd und Lqq zu hohe Messwerte. Es empfiehlt sich daher, für eine möglichst exakte Messung den Teststrom in nur eine Achse des rotorfesten Koordinantensystems einzuprägen. 120 4 Induktivitäten Eine Anmerkung: Werden die linearisierten Gleichungen aus Kapitel 2.2.2 gemäß did − ωel Lq iq dt diq + ωel Ld id + ωel ψp uq = Rs iq + Lq dt ud = Rs id + Ld als Grundlage für die Identifikation verwendet, so werden rein theoretisch mit dem beschriebenen Testsignalverfahren die absoluten Induktivitäten Ld und Lq ermittelt. Dieser Gedankengang hat jedoch den Fehler, dass die linearisierten Gleichungen gar nicht für veränderliche Induktivitäten, sondern nur bei konstanten elektrischen Parametern gelten. Daher müssen zwingend die allgemeinen Gleichungen der PMSM (4.98) und (4.99) als Grundlage für die Identifikation der differentiellen Induktivitäten verwendet werden. Anschließend ist es bei Bedarf möglich, die Kreuzkopplungen zu vernachlässigen, und man gewinnt zwei Spannungsgleichungen, die den linearisierten Gleichungen sehr ähnlich sind: ud = Rs id + Ldd uq = Rs iq + Lqq 4.3.2 did − ωel Lq iq dt diq + ωel Ld id + ωel ψp dt (4.116) (4.117) Messablauf Zur Ermittlung der gewünschten Verläufe der Induktivitäten muss eine Vielzahl an Betriebspunkten durchlaufen werden. Für jeden einzelnen Betriebspunkt, der aus einer id ,iq -Kombination besteht, werden folgende Schritte abgearbeitet, um zu einem Induktivitätswert an diesem Betriebspunkt zu gelangen: 1. Bestimmung des aktuellen Ständerwiderstands. Er kann entweder durch Temperatursensoren innerhalb des Ständers oder ein geeigentes Identifikationsverfahren (siehe Kapitel 5) ermittelt werden. Unter Umständen ist es ausreichend, wenn die Reihenfolge der zu messenden Betriebspunkte so ausgewählt wird, dass die Verlustleistung der Maschine im Mittel konstant bleibt und damit auch der Ständerwiderstand. In diesem Fall reicht es aus, den Ständerwiderstand einmal zu Beginn der Messung bei bereits vorgewärmtem Motor zu messen. 2. Einstellen der gewünschten Strompaare (id ,iq ) durch die Stromregelung der Prüflingsmaschine. 3. Einprägen eines Testsignals mit einer vorgegebenen Frequenz in q-Richtung. Aus den Amplituden von Strom und Spannung des Testsignals können – wie im vorherigen Kapitel 4.3.1 beschrieben – die differentiellen Induktivitäten Lqq und Ldq ermittelt werden. 4.3 Differentielle Induktivitäten 121 utest isoll feldorientierte Stromregelung usoll Pulsumrichter PMSM u u ′ iist t iist t Frequenzweiche (Goertzel) i i i t itest t t Auswertung Ldd , Lqq Abbildung 4.23: Vereinfachte Struktur der Testsignalerzeugung und Auswertung bei Verwendung von Spannungstestsignalen 4. Gleiche Vorgehensweise wie unter Punkt 3, nur mit einem Testsignal in d-Richtung um Ldd und Lqd zu bestimmen. Werden diese vier Schritte für verschiedene id ,iq -Kombinationen durchlaufen, dann erhält man die Kennflächen der differentiellen Induktivitäten in Abhängigkeit der beiden Ständerströme id und iq im rotorfesten Koordinatensystem. Im Gegensatz zur Messung der absoluten Induktivitäten im Kapitel 4.2 ist bei den differentiellen Induktivitäten keine aufwändige Berechnung nötig, um die Induktivitätsverläufe zu erhalten. Nach einer einfachen Glättung der Rohdaten zum Ausgleich von Messwertstreuungen können die Verläufe direkt verwendet werden. 4.3.3 Testsignalerzeugung und Auswertung am Prüfstand Die Struktur der Testsignalerzeugung zur Messung der differentiellen Induktivitäten am Prüfstand ist in den Abbildungen 4.23 und 4.24 verallgemeinert dargestellt. Wie bereits im Theoriekapitel 4.3.1 erläutert, ist es im Prinzip möglich, sowohl ein Spannungsals auch ein Stromtestsignal in die Maschine einzuspeisen und die entsprechenden hochfrequenten Strom- und Spannungsantworten auszuwerten. Die benötigte Auswertestruktur bei Verwendung von Spannungstestsignalen ist in Abbildung 4.23 gezeichnet. Die vorhandene feldorientierte Stromregelung erhält weiterhin als Eingangsgröße den gemessenen Strom iist , allerdings ohne den Testsignalanteil. Die allgemeine Vorgehensweise des Abspaltens des Testsignalanteils von dem Grundwellensignal wird im späteren Verlauf dieses Kapitels erläutert. Ausgangsgröße der Regelung ist die Sollspannung, die im Pulsumrichter erzeugt wird. In diesem Fall wird der Sollspannung noch das hochfrequente Testsignal aufmoduliert. Dieses Verfahren ist deswe- 122 4 Induktivitäten gen so einfach zu implementieren, weil die Stromregelung nicht modifiziert werden muss. Vielmehr „sieht“ die Stromregelung das Testsignal in diesem Fall gar nicht, da die Testspannung erst am Reglerausgang aufgeschaltet wird und der sich ergebende hochfrequente Teststromanteil abgespalten wird, bevor der Stromistwert den Stromregler erreicht. Ein weiterer Vorteil der Vorgabe einer Testspannung ist, dass in diesem Fall die Spannungsreserve, die am Umrichter für das Testsignal vorgehalten werden muss, bereits durch die Testspannungsamplitude bekannt ist. Die Einprägung einer konstanten Testsignalspannung speziell für geberlose Regelungen im Stillstand beziehungsweise bei kleinen Drehzahlen kann jedoch auch Nachteile mit sich führen, wie [20] auf den Seiten 112f beschreibt. Die mit dem Testsignal beaufschlagte Spannung verursacht in der PMSM einen entsprechenden Strom, der sich aus dem stationären Anteil des Arbeitspunkts und einem durch das Testsignal verursachten Anteil zusammensetzt. Diese beiden Anteile im Strom, der Gleichanteil und der hochfrequente Anteil, müssen voneinander getrennt werden. Hierzu sind zwei grundsätzlich verschiedene Methoden möglich und auch in der Literatur bereits beschrieben: 1. Filterung des Signals mithilfe eines Hochpasses oder Bandpasses. Die Vor- und Nachteile bei Verwendung eines digitalen Filters [117] zur Trennung von Grundwelle und hochfrequentem Signalanteil wird in [21, Seiten 115ff] ausführlich beschrieben und soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. 2. Verwendung des Goertzel-Algorithmus. Er entspricht im Wesentlichen einer FastFourier-Transformation (FFT), die prinzipiell auch verwendet werden könnte. Im Gegensatz zur FFT, die sehr rechenzeitintensiv ist und damit bei aktuellen Echtzeitrechensystemen nicht verwendet werden kann, verursacht der Goertzel-Algorithmus nur einen geringen Rechenaufwand. Vereinfacht ausgedrückt entspricht er einer FFT an einer einzigen Frequenz. Der Goertzel-Algorithmus hat zwei wesentliche Nachteile, die seine Verwendbarkeit normalerweise stark einschränken, in diesem Fall aber nicht von Bedeutung sind: Zum einen ist er nur für stationäre Problemstellungen einsetzbar. Ähnlich wie ein übliches Filter verursacht er eine Phasenverschiebung falls sich die Phase oder die Amplitude der zu filternden Frequenz ändert. Bei konstanter Frequenz und Amplitude des zu analysierenden Signals ist die Phasenverschiebung jedoch gleich null. In diesem Anwendungsfall sind Phasenlage und Amplitude des Testsignals konstant. Zum anderen muss die zu filternde Frequenz ein ganzzahliger Bruch der Abtastfrequenz sein. Bei einer Abtastfrequenz von 1 kHz kann somit eine Testsignalfrequenz von 50 Hz verwendet werden, nicht aber 60 Hz! Auch diese Einschränkung stellt bei der hier benötigten Verwendung keinen Nachteil dar, da die Testsignalfrequenz relativ frei festgelegt werden kann. Im stationären Betrieb ergeben sich mit dem Goertzel- 4.3 Differentielle Induktivitäten 123 itest isoll usoll feldorientierte i PMSM Pulsumrichter Stromregelung i u t t iist t i itest Auswertung Frequenzweiche utest (Goertzel) t u, i Ldd , Lqq , Ldq , Lqd t Abbildung 4.24: Vereinfachte Struktur der Testsignalerzeugung und Auswertung bei Verwendung von Stromtestsignalen Algorithmus keinerlei Phasenverschiebung und Amplitudenfehler zum Originalsignal. Eingesetzt wird der Goertzel-Algorithmus aus den genannten Gründen auch für die Testsignalabspaltung bei geberlosen Regelungen [21, 67]. Durch die mit dem Goertzel-Algorithmus realisierte Frequenzweiche ist es möglich, der Stromregelung lediglich den Grundschwingungsanteil des Stroms und der Auswertung nur das Testsignal zuzuweisen. Die Berechnung der Induktivitäten innerhalb der Auswerteblöcke kann nun relativ einfach mit den Gleichungen (4.107), (4.108), (4.112) und (4.113) erfolgen. Bei der Verwendung von Spannungstestsignalen dürfen die hochfrequenten Anteile nicht zur Stromregelung gelangen, da diese sonst versuchen würde, diese Anteile auszuregeln. Verwendet man jedoch Stromtestsignale, so muss die Stromregelung diese einregeln, und damit dürfen die hochfrequenten Stromanteile folglich nicht aus den Strom-Istwerten entfernt werden. Das Mess- und Auswerteprinzip für diesen Fall ist in Abbildung 4.24 dargestellt. Dem eigentlichen Stromsollwert wird noch das gewünschte hochfrequente Stromtestsignal aufgeschaltet. Die Abspaltung von Grundwellensignalen und hochfrequenten Signalen erfolgt auch hier wieder mit dem Goertzel-Algorithmus. Da von allen vier Signalen (ud , uq , id und iq ), also auch dem vorgegeben Stromtestsignal, die Amplituden ausgewertet werden, ist es nicht nötig, dass die Regelung die Stromtestsignale ideal einregelt. Um eine gleichbleibende Messgenauigkeit über den gesamten Messbereich zu erhalten, wird eine nicht in der Abbildung 4.24 eingezeichnete überlagerte Testsignalamplitudenregelung verwendet, die die Sollamplitude des Testsignals anpasst, wenn die von der Regelung realisierte Testsignalstromamplitude signifikant vom gewünschten Wert abweicht. 124 4 Induktivitäten 4.3.4 Messergebnisse −3 −3 x 10 3.5 3.5 3 3 Lqq [H] Ldd [H] x 10 2.5 2.5 2 2 −0.5 1.5 1 0 0 0 0 0.5 i d in −1 iq in −0.5 1.5 1 −1 iq in (a) Rohdaten, ungeglättet 0.5 i d in (a) Rohdaten, ungeglättet 3.1 3.1 3 3 3 2.8 3 −0.6 3 −0.6 3.1 −0.4 −0.4 2.8 2.6 2.8 3 −0.2 2.6 2.4 2.6 0 8 2.4 0.4 0.5 0 −0.5 iq in 2 id 0.6 in −1 (b) Draufsicht, geglättet 1 9 2. 0.5 0 0.2 2.9 2.2 1 3 0.2 2.2 2 2.9 2. 2.4 2.2 −0.2 3 2.8 0 −0.5 iq in 0.4 id 0.6 in −1 (b) Draufsicht, geglättet Abbildung 4.25: (Prüfstand C) Differentielle Induk- Abbildung 4.26: (Prüfstand C) Differentielle Induk- tivität Ldd bei konstanter Testspannung tivität Lqq bei konstanter Testspannung Im vorherigen Kapitel wurden zwei verschiedene Möglichkeiten der Testsignaleinspeisung für die Messung der differentiellen Induktivitäten erläutert. Am Prüfstand C, der Maschine mit Oberflächenmagneten, wurden beide Verfahren, Stromtestsignale und Spannungstestsignale, implementiert. Daher sind die Unterschiede, soweit sie vorhanden sind, sehr gut zu erkennen. Die Abbildungen 4.25 und 4.26 zeigen die Ergebnisse bei Verwendung des einfacheren Verfahrens mit eingeprägten Testspannungen. Die Verläufe sind bereits im ungeglätteten Zustand sehr glatt, wie die Abbildungen 4.25a und 4.26a zeigen. Anhand der Draufsicht sieht man weiterhin, dass die Induktivitätsverläufe jeweils weitgehend symmetrisch zum iq -Strom sind. Die Messergebnisse des 4.3 Differentielle Induktivitäten 125 −3 −3 x 10 3.5 3.5 3 3 Lqq [H] Ldd [H] x 10 2.5 2.5 2 2 −1 1.5 1 0 0 0 0 id in 1 −1 iq in −1 1.5 1 (a) Rohdaten, ungeglättet (a) Rohdaten, ungeglättet 3.1 −1 9 2.6 2.4 2.2 2 0.5 0.5 0 −0.5 iq in 3 0 −1 1 (b) Draufsicht, ungeglättet 2. 3 1 id in 9 0 9 2 1 −0.5 2.8 3.1 2.8 2.6 2.4 2.2 2. 2 1 −0.5 3 3 2.2 2. −1 3. 3.1 3 2.8 3 3 3. 1 3 2.6 2.4 id in 1 −1 iq in 2.9 0.5 0.5 8 2. 0 −0.5 iq in id in −1 1 (b) Draufsicht, ungeglättet Abbildung 4.27: (Prüfstand C) Differentielle Induk- Abbildung 4.28: (Prüfstand C) Differentielle Induk- tivität Ldd bei konstantem Teststrom tivität Lqq bei konstantem Teststrom Identifkationsverfahrens mit Stromtestsignalen werden in den Abbildungen 4.27 und 4.28 dargestellt. Der Messbereich ist hier im Bereich des id -Strom etwas größer als bei der Messung mit Spannungstestsignalen, die Ursache hierfür liegt lediglich darin, dass die Messung mit Stromtestsignalen zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt wurde als die mit der Testspannung. Man erkennt hier bei den ebenfalls ungeglätteten Induktivitätsverläufen einen noch glatteren Verlauf; allenfalls dort, wo sowohl id als auch iq gegen null gehen, befindet sich eine Messungenauigkeit, die für die spätere Verwendung geglättet werden müsste. Werden nun die Messungen mit Spannungsund Stromtestsignalen miteinander verglichen, so erkennt man, dass deren Ergebnisse weitestgehend übereinstimmen. Dies ist bei dem Prüfling C auch nicht weiter verwun- 126 4 Induktivitäten derlich, da dieser aufgrund der Oberflächenmagnete erwartungsgemäß kaum Kreuzkopplungseffekte aufweist. Bei signifikanten Kreuzkopplungseffekten wäre ersichtlich, dass die Messung unter Verwendung der Spannungstestsignale höhere Induktivitätswerte für Ldd und Lqq aufweist. Dies ist, wie in Kapitel 4.3.1 beschrieben, deswegen der Fall, weil den Induktivitäten Ldd und Lqq noch die Werte der Kreuzkoppelinduktivitäten Ldq und Lqd zugewiesen werden (müssen), da sich sonst das Gleichungssystem (4.114) und (4.115) (Seite 119) nicht lösen lässt. Die Messung der differentiellen Induktivitäten am Prüfstand C – egal ob mit Spannungsoder Stromtestsignalen – veranschaulicht gut, warum sich Maschinen mit Oberflächenmagneten gut zur geberlosen Regelung eignen. Werden Testsignale zur Bestimmung des Läuferlagewinkels verwendet, so ist eine Induktivitätsdifferenz zwischen Ldd und Lqq Voraussetzung für die Identifikation des Winkels. Näheres hierzu wird in den Kapiteln 2.4.1 und 2.4.2 ab Seite 36 beziehungsweise 45 erläutert. An den Messergebnissen ist zu erkennen, dass die Induktivität Lqq bereits im Leerlauf zumindest etwas kleiner als Ldd ist. Unter Belastung sinkt Lqq typischerweise weiter ab, das heißt, die Induktivitätsdifferenz wird noch größer und die Identifikation des Läuferlagewinkels erleichert. Speist man zusätzlich noch einen positiven, also feldverstärkenden, id -Strom in die Maschine ein, so ergeben sich noch günstigere Verhältnisse. Auf diese Weise wurde – vereinfacht gesagt – die geberlose Regelung in [20] realisiert. Bei Maschinen mit vergrabenen Magneten ist die Lqq -Induktivität im Leerlauf größer als Ldd . Da aber auch hier Lqq bei Belastung stärker absinkt als Ldd , ergeben sich immer dann Probleme, wenn die Induktivitätsdifferenz gegegen null geht. Im Rahmen des Motordesigns wird angestebt, diesen Punkt der Gleichheit beider Induktivitäten möglichst weit über den Nennbetriebspunkt zu legen. Neben den Ergebnissen für die differentiellen Induktivitäten am Prüfstand C werden in den Abbildungen 4.29 bis 4.32 noch die des Prüfstands A vorgestellt. Man erkennt bei den Messergebnissen für Ldd und Lqq in den Abbildungen 4.29 und 4.30 – wie übrigens auch bei den Ergebnissen vom Prüfstand C – den relativ ähnlichen Verlauf der differentiellen Induktivitäten mit den absoluten Induktivitäten Ld und Lq . Warum dies genau so sein muss und wie der genaue Zusammenhang zwischen absoluter und differentieller Induktivität ist, wird in Abbildung 2.8 auf Seite 21 und dem dazugehörigen Text veranschaulicht. Die differentiellen Induktivitäten des Prüflings A wurden mit Stromtestsignalen ermittelt, daher können die in diesem Fall messbaren Kreuzkopplungsinduktivitäten Ldq und Lqd ebenfalls dargestellt werden (Abbildungen 4.31 und 4.32). Die Werte der Induktivitäten Ldd und Lqq weisen einen deutlichen Anstieg für den Leerlauffall beziehungsweise einen deutlichen Abfall auf, sobald Strom in die Maschine eingeprägt wird. Im Gegensatz zu den Messungen am Prüfstand C, wo ebenso ein – wenn auch deutlich kleinerer – Effekt im Leerlauf zu beobachten ist (Abbildungen 4.27 und 4.28), handelt es sich hierbei nicht um Messfehler, da der gleiche Effekt 127 0.015 0.015 0.01 0.01 Lqq [H] Ldd [H] 4.3 Differentielle Induktivitäten 0.005 0.005 −1 0 1 −1 0 1 0 0 id in −1 1 iq in 0 0 (a) Rohdaten, ungeglättet id in −1 1 iq in (a) Rohdaten, ungeglättet 6 7 6 −1 −1 7 8 0.5 0 5 10 8 7 1 id in −1 1 (b) Draufsicht, geglättet −0.5 0 5 6 5 5 0.5 −0.5 iq in 8 0 6 0.5 0.5 6 6 6 6 11 14 6 98 1123 109 −0.5 6 1 6 5 6 5 10 6 8 9 7 7 8 9 1114321 10 6 7 6 5 5 4 7 7 0 −0.5 iq in id in −1 1 (b) Draufsicht, geglättet Abbildung 4.29: (Prüfstand A) Differentielle Induk- Abbildung 4.30: (Prüfstand A) Differentielle Induk- tivität Ldd bei konstantem Teststrom tivität Lqq bei konstantem Teststrom auch bei den absoluten Induktivitäten des Prüfstands A zu erkennen ist (siehe dazu Abbildung 4.21 auf Seite 114) und da das Messverfahren für die absoluten Induktivitäten ein völlig anderes ist als das für die differentiellen Induktivitäten. Dieser Effekt konnte jedoch nicht weiter untersucht werden, weil keine exakten Informationen über den Läufer der Maschine A vorhanden sind. Wie die Abbildungen 4.31 und 4.32 zeigen, sind die differentiellen Kreuzkoppelinduktivitäten Ldq und Lqd um eine Größenordnung kleiner als Ldd und Lqq . Des Weiteren sind sie weitgehend symmetrisch und unterscheiden sich nicht. Diese Messung bestätigt die in dieser Arbeit stellenweise vorgenommene Gleichsetzung der beiden Kreuzkoppelinduktivitäten zu Lcc aus Gründen der Vereinfachung in der Praxis. 4 Induktivitäten 0.015 0.015 0.01 0.01 Lqd [H] Ldq [H] 128 0.005 0.005 −1 0 1 −1 0 1 0 0 id in −1 1 iq in 0 0 (a) Rohdaten, ungeglättet 1 (a) Rohdaten, ungeglättet id in −1 1 iq in 1 0.5 1 1 1 −1 1 1.5 1 5 1 0.5 0. 1.5 1.5 −0.5 1 1. 5 0 1 1 0.5 1 1 0.5 0.5 0 −0.5 iq in 0 1 1 1 5 −0.5 1 0. 1 1 1.5 5 1 1. 5 1.5 1. 1 1 1 1 1 −1 5 1 0.5 1 0. 1 id in −1 1 1 0.5 0.5 0 −0.5 iq in id in −1 1 (b) Draufsicht, geglättet (b) Draufsicht, geglättet Abbildung 4.31: (Prüfstand A) Differentielle Induk- Abbildung 4.32: (Prüfstand A) Differentielle Induk- tivität Ldq bei konstantem Teststrom tivität Lqd bei konstantem Teststrom Die Messergebnisse für den Prüfstand B werden aus Platzgründen hier nicht weiter beschrieben. Die für die geberlose Testsignalregelung relevante Differenz aus Ldd und Lqq ist in Abbildung 2.20 auf Seite 46 dargestellt und in der dazugehörigen Beschreibung erläutert. 4.4 Integration der Messdaten in die Regelung In den vorherigen Kapiteln wurden Methoden zur Messung, Auswertung sowie Darstellung der Messdaten beschrieben. Nun stellt sich die Frage, wie die Daten, also die Induktivitätsverläufe, in die Regelung integriert werden können. Prinzipiell muss eine 4.4 Integration der Messdaten in die Regelung 129 Integration so aussehen, dass, wie in Abbildung 4.33 dargestellt, die beiden Ströme id und iq , von denen die Induktivitäten abhängen, die Eingangsgrößen der Induktivitätsberechnung bilden. Mit so einem Verfahren der Darstellung kann natürlich auch Lx id Lx iq iq id Abbildung 4.33: Stromabhängige Induktivitätsdarstellung jede andere Größe dargestellt werden. Verwendet man MATLAB-Simulink in Verbindung mit einem leistungsfähigen Echtzeitrechensystem, wie zum Beispiel dSPACE, so kann der Aufwand der Darstellung minimiert werden, indem die in Simulink enthaltenen Toolboxen zur Darstellung der Kennflächenverläufe verwendet werden. In diesem Fall werden Simulink neben der Matrix mit den Messwerten die beiden zugehörigen Stromvektoren übergeben, die gesamte Interpolation übernimmt Simulink. Wird jedoch eine andere Programmierumgebung verwendet oder steht eine rechenzeitoptimierte Realisierung im Vordergrund, so müssen die Messwerte bearbeitet und reduziert werden, bevor eine geeignete Implementierung in die Regelung erfolgen kann. Es wird eine Realisierung vorgestellt, die eine Reduzierung der Messdatenpunkte auf nur neun Stützstellen im Messbereich verwendet, gleichzeitig aber mit bi-kubischen Splines interpoliert, um Unstetigkeiten der Ableitungen, wie in Kapitel 4.1 ab Seite 80 beschrieben, zu verhindern, und die eine Extrapolation der Messdaten über den Messbereich hinaus vorsieht. Eine gute Extrapolation ist im praktischen Einsatz überaus wichtig: Nur sie verhindert, dass die Induktivitätsverläufe bei dynamischen Vorgängen den Messbereich, für den die Induktivitätswerte gemessen wurden, überschreiten können, unplausible Werte annehmen können. Bei einer einfachen linearen Extrapolation könnte es vorkommen, dass die Induktivitätswerte negativ werden. Dies würde zu einem undefinierten und unvorhergesehenen Verhalten der Regelung führen. Wie bereits beschrieben, können die Induktivitätsmessdaten im einfachsten Fall auf neun Messpunkte reduziert werden. Abbildung 4.34 zeigt die neun Messpunkte als schwarz umkreiste Schnittpunkte. Wird davon ausgegangen, dass die äußeren neun Stützpunkte für Nennströme gelten, so ist es wichtig, dass bei transienten Betriebszuständen, die durchaus deutlich höhere Ströme als Nennströme hervorrufen können, ebenso plausible Induktivitätswerte definiert sind. Auch in diesen Zuständen müssen daher gültige Werte aus dem Kennlinienfeld entnommen werden können. Aus diesem Grund werden außerhalb dieser neun Messpunkte noch einmal 16 weitere Punkte angeordnet, in der Abbildung 4.34 in Blau dargestellt. Für die äußeren Punkte stehen 130 4 Induktivitäten Abbildung 4.34: Benötigte Messpunkte (umkreist), die als Stützpunkte für die spätere SplineBerechnung dienen. im Regelfall keine Messwerte zur Verfügung, da sie sich auf Strombetriebspunkte beziehen, die weit über den Nennbereich hinausgehen. Da hier nur die Speicherung von Induktivitätsflächen betrachtet wird, können für die Schätzungen einige typische Eigenschaften als Randbedingungen verwendet werden. Nachdem diese äußeren Punkte ermittelt sind, werden die Spline-Funktionen berechnet, die später zur Bestimmung der geforderten Induktivitätswerte verwendet werden. 3.2 3.2 3 3 2.8 2.8 2.6 2.6 2.4 −100 2.2 −100 0 0 100 (a) Stützpunkte 100 2.4 −100 2.2 −100 0 0 100 100 (b) Spline-Funktionen Abbildung 4.35: Einfache Vorgabe der äußeren Stützpunkte Die realitätsnahe Schätzung der äußeren Stützpunkte ist besonders wichtig, da durch die spätere Spline-Interpolation die äußeren Stützpunkte auch den Verlauf der Splines im Nennbereich beeinflussen. In Abbildung 4.35a ist eine mögliche einfache Vorgabe der äußeren Stützpunkte verwirklicht. Die Werte der einzelnen äußeren Stützpunkte 4.4 Integration der Messdaten in die Regelung 131 wurden einfach denen der zugeordneten inneren gleichgesetzt. Dies ist auf den ersten Blick eine logische Lösung. Allerdings kann Abbildung 4.35b entnommen werden, dass die sich daraus ergebenen Splines einem sehr unrealistischen Verlauf folgen. Sie steigen nämlich teilweise nach außen hin wieder an, was bei realen Induktivitätsverläufen natürlich aufgrund der Sättigungserscheinungen im Motor nicht möglich ist. Auch wenn die äußeren Punkte nur für die transienten Zustände relevant sind, so sollte doch der Induktivitätsverlauf in diesen Bereichen so realistisch wie möglich sein. Hervorgerufen wird dieser ansteigende Effekt von der Definition der Splines an sich. Für diese wird nämlich gefordert, dass die Ableitungen bis zu einem gewissen Grad an den Stützpunktlinien stetig sind. Daher kann die Funktion nicht „knicken“. Dies führt wiederum zwangsläufig zu der zu beobachtenden Bildung einer Senke. Verhindert wer- 3.2 3.2 3 3 2.8 2.8 2.6 2.6 2.4 −100 2.2 −100 0 0 100 (a) Stützpunkte 100 2.4 −100 2.2 −100 0 0 100 100 (b) Spline-Funktionen Abbildung 4.36: Optimierte Vorgabe der äußeren Stützpunkte den kann dies, indem die äußeren Stützpunkte genau so weit abgesenkt werden, dass sich diese Senke nicht mehr bilden kann. Dies ist in Abbildung 4.36 gezeigt. Dieser Verlauf ist wesentlich harmonischer als der Verlauf aus Abbildung 4.35, es kommen keine Senken mehr vor. Der Verlauf nach Abbildung 4.36a wurde mit Hilfe eines iterativen Verfahrens gewonnen. Die einzelnen äußeren Stützpunkte werden in Abbildung 4.37 entsprechend ihrer Lage mit Mittelpunkt (M), Nebenpunkt (N) und Eckpunkt (E) bezeichnet. Nun ist es in diesem Fall immer so, dass die Nebenpunkte kleiner als die benachbarten Mittelpunkte und zugleich größer als die benachbarten Eckpunkte sein müssen. Diese Schlussfolgerung ist zwingend, da aufgrund der Sättigungserscheinungen im Motor die Induktivitäten bei größer werdenden Strömen prinzipiell kleiner werden oder zumindest gleich bleiben, jedoch nie ansteigen. Zudem muss der Funktionswert der Splines zu den äußeren Splines hin auf jeden Fall abfallen, in der Abbildung 4.37 ist dies durch Pfeile angedeutet. In dem entwickelten Verfahren wer- 132 4 Induktivitäten den diese Voraussetzungen in jedem Schritt der iterativen Berechnungen geprüft und gegebenenfalls die betreffenden Stützpunkte abgesenkt. Dies geschieht so lange, bis alle äußeren Stützpunkte den Vorgaben genügen oder die Berechnung aufgrund einer vorher vorgegebenen maximalen Iterationszahl abgebrochen wird. Ausgegeben wird schließlich eine 5x5-Matrix, die die Induktivitätswerte bei den Stützpunkten enthält. Sie wird weiterverarbeitet und dient als Eingangsgröße für die Berechnung der Splines. Basierend auf den ermittelten Stützpunkten werden die entsprechenden Parameter E N M N E N N M M N N E N M N E Abbildung 4.37: Prinzipielle Darstellung der 5x5-Matrix mit Beschriftung der äußeren Stützpunkte für die Splines berechnet. Wie die einzelnen Splines ermittelt werden können, wird in Kapitel 4.1.3 ab Seite 92 beschrieben und hergeleitet. Für die Implementierung in Programmcode, zum Beispiel als MATLAB/Simulink-S-Function [114], ist es sinnvoll, eine große Matrix mit den einzelnen Spline-Parametern zu bilden. Abbildung 4.38 zeigt diese Matrix A schematisch. Sie besteht aus den 4x4-Untermatrizen, welche ihrerseits die jeweils 16 Spline-Koeffizienten beinhalten, die für jedes Flächenelement benötigt werden, auf dem eine Spline-Funktion definiert ist. Eine andere Möglichkeit ist, die einzelnen 4x4-Untermatrizen innerhalb einer MATLAB-Struktur abzulegen, falls MATLAB m-Files verwendet werden. Abbildung 4.38: Aufbau der Matrix beziehungsweise der Struktur von A Die Abbildungen 4.39 bis 4.41 veranschaulichen die Integrierung der Messdaten in die 4.4 Integration der Messdaten in die Regelung 133 −3 −3 x 10 3.2 3.2 3 3 2.8 2.8 Ld [H] Ld [H] x 10 2.6 2.4 2.6 2.4 −1 2.2 −1 2.2 0 1 0 −1 1 0 1 −1 id in iq in 1 id in iq in (a) Interpolierte Fläche (b) Fläche mit Stützpunkten −3 −3 x 10 x 10 3.2 1 3 0.5 2.8 Ld [H] Ld [H] 0 2.6 0 −0.5 2.4 −1 2.2 0 1 0 −1 iq in (c) Gemessene Fläche −1 −1 0 1 0 1 id in −1 iq in 1 id in (d) Differenz der Messung zur Interpolation Abbildung 4.39: (Prüfstand C) Extrapolation der Messergebnisse und Reduzierung der Stützpunkte für die absolute Induktivität Ld 134 4 Induktivitäten −3 −3 x 10 3.2 3.2 3 3 2.8 2.8 Lq [H] Lq [H] x 10 2.6 2.6 2.4 2.4 −1 2.2 −1 2.2 0 1 0 −1 1 0 1 −1 id in iq in 1 id in iq in (a) Interpolierte Fläche (b) Fläche mit Stützpunkten −3 −3 x 10 x 10 3.2 1 3 0.5 2.8 Lq [H] Lq [H] 0 2.6 0 −0.5 2.4 −1 2.2 0 1 0 −1 iq in (c) Gemessene Fläche −1 −1 0 1 0 1 id in −1 iq in 1 id in (d) Differenz der Messung zur Interpolation Abbildung 4.40: (Prüfstand C) Extrapolation der Messergebnisse und Reduzierung der Stützpunkte für die absolute Induktivität Lq 4.4 Integration der Messdaten in die Regelung 135 −3 −3 x 10 7 7 6.5 6.5 Lq [H] Lq [H] x 10 6 5.5 6 5.5 −1 5 2 0 1 iq in −2 −1 5 2 0 0 0 id in 1 iq in (a) Interpolierte Fläche id in −2 (b) Fläche mit Stützpunkten −3 x 10 −3 x 10 7 1 0.5 Lq [H] Lq [H] 6.5 6 5.5 0 −0.5 −1 5 2 0 0 1 iq in −2 (c) Gemessene Fläche −1 −1 2 0 0 id in iq in −2 1 id in (d) Differenz der Messung zur Interpolation Abbildung 4.41: (Prüfstand B) Extrapolation der Messergebnisse und Reduzierung der Stützpunkte für die absolute Induktivität Lq 136 4 Induktivitäten Regelung anhand realer Messergebnisse. Die Unterabbildungen (a) zeigen jeweils den gesamten extrapolierten Induktivitätsbereich, der für die Regelung verwendet werden kann. In (b) ist der gleiche Bereich gezeichnet, allerdings ist hier nur der gemessene Bereich mit einer durchgezogenen Fläche belegt, der restliche Bereich lediglich als Gitternetz. Auf diese Weise sieht man gut die verwendeten Stützpunkte, auf die sich die Induktivitätsfläche bezieht. Im Gegensatz zu den Diagrammen (a) und (b), die bereits die interpolierten und damit vereinfachten Induktivitätsverläufe zeigen, ist in (c) der wirklich gemessene Verlauf und in (d) schließlich der Fehler zwischen dem gemessenen Verlauf und der interpolierten Fläche innerhalb des Messbereichs dargestellt. Für die extrapolierten Bereiche, die ja außerhalb des Messbereichs liegen, kann naturgemäß kein Fehler angegeben werden, weil hierfür definitionsgemäß keine Messwerte vorliegen. Der Vergleich zwischen der gemessenen Fläche (c) und der interpolierten Fläche (a,b) innerhalb des Messbereichs zeigt, dass die Differenz zwischen beiden gering ist. Die in diesem Kapitel vorgenommene Vereinfachung und die einhergehende Einführung der in (b) zu sehenden Stützpunkte sind damit auch in der Praxis gut einsetzbar. Eine Anmerkung zu Abbildung 4.41: Hier sind die extrapolierten Stützpunkte nicht symmetrisch, im Gegensatz zu den Abbildungen 4.39 und 4.40. Dies liegt daran, dass die Induktivitätsmessungen am Prüfstand B nicht mit der in Kapitel 4.2.2 auf Seiten 100ff beschriebenen Eisenverlustkompensation durchgeführt wurden. Die Induktivitätsmessungen am Prüfstand C wurden im Gegensatz dazu mit der Kompensation aufgenommen, was letztlich zu den symmetrischen Abbildungen 4.39 und 4.40 führt. Kapitel 5 Ständerwiderstand und -temperatur Der Ständerwiderstand Rs ist eine relevante Größe für den Betrieb von elektrischen Maschinen. So wird zum Beispiel bei Traktionsanwendungen trotz Drehmomentregelung oft auf die Messung des Drehmoments an der Motorwelle verzichtet. Gründe hierfür gibt es einige, nicht nur die Kostenersparnis bei der Anschaffung, sondern auch den deutlich verringerten Wartungsaufwand und die geringere Störanfälligkeit. Um ohne Drehmomentmesseinrichtung eine hochgenaue Regelung zu ermöglichen, muss das Drehmoment aus den vorhandenen Größen berechnet werden, die dazu nötige Gleichung wurde in Kapitel 2.2.3 ab Seite 17 hergeleitet: 3p (iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) Mi = ψp iq + Ld − Lq id iq 2 Die eingehenden Größen dieser Drehmomentgleichung liegen dabei mit unterschiedlicher Genauigkeit vor: Ströme können im Umrichter in der Regel mit einer guten Genauigkeit gemessen werden, die Induktivitäten werden zum Beispiel mit den Verfahren aus Kapitel 4 vorab hinreichend gut identifiziert. Die Flussverkettung ψp der Permanentmagnete kann jedoch ohne weitere Maßnahmen lediglich geschätzt werden, ist sie doch signifikant von der Magnettemperatur und damit dem Betriebszustand der Maschine sowie vom Alter der Permanentmagnete abhängig [118, 119]. Die Permanentmagnetflussverkettung kann allerdings – vereinfacht dargestellt – unter Zuhilfenahme der Spannungsgleichung (id ,iq ) uq = Rs iq + ωel Ld id + ωel ψp bestimmt werden. In Kapitel 6 auf den Seiten 179ff werden Verfahren zu Identifizierung der Permanentmagnetflussverkettung beschrieben. Ausführlichere Betrachtungen zum Einfluss der einzelnen Parameter auf die Drehmomentberechnung finden sich in Kapitel 7.3 ab Seite 212. In obiger Gleichung wurde vorausgesetzt, dass sich das Antriebssystem in einem stationären Zustand befindet und die Drehzahl einen 137 138 5 Ständerwiderstand und -temperatur Wert ungleich null besitzt: Im Stillstand ist ψp in keinem Fall identifizierbar. Zur Bestimmung von ψp ist der Ständerwiderstand Rs relevant, denn immer dann, wenn die ! PMSM belastet wird, also iq = 0 gilt, kann ψp nur dann hinreichend genau bestimmt werden, wenn Rs möglichst gut bekannt ist. Eine weitere Anwendung, bei der ein möglichst genau bekannter Ständerwiderstand benötigt wird, ist die geberlose Regelung mit dem modellbasierten EMK-Verfahren bei sehr kleinen Drehzahlen des Antriebssystems [120]. Je geringer die Drehzahl des Systems, desto kleiner ist auch die auswertbare induzierte Spannung und desto relevanter wird der Ständerwiderstand, da sich die Spannungsabfälle an ihm dann nicht mehr vernachlässigen lassen. In [120] wurde zur Identifikation des Ständerwiderstands die Least-squares-Methode verwendet, die Induktivititäten wurden weiterhin offline ermittelt. Bei bekannten Parametern konnte das EMK-Verfahren somit bis 2,5 % der Nenndrehzahl angewendet werden. Prinzipiell ist es möglich, den Ständerwiderstand auf viele verschiedene Arten zu identifizieren. Im nachfolgenden Kapitel 5.1 werden einige in der Literatur zu findende Beispiele vorgestellt. Einfache Verfahren zur Bestimmung des Ständerwiderstands werden im Kapitel 5.2 kurz beschrieben, bei ihnen wird lediglich wahlweise die ud oder uq -Spannungsgleichung ausgewertet. Zur Auswertung der ud -Gleichung ist ein d-Strom ungleich null Voraussetzung, was die praktische Anwendbarkeit dieser Methode stark einschränkt. Wird hingegen die uq -Gleichung ausgewertet, so liefert diese immer dann gute Ergebnisse wenn gleichzeitig hohe id -Ströme und kleine Drehzahlen vorhanden sind. Für Antriebe, bei denen ein häufiges Anfahren aus dem Stand vorkommt, ist dies kein Nachteil. Ein typischer Anwendungsfall hierfür wäre der öffentliche Nahverkehr, zum Beispiel Straßen- oder U-Bahnen. Aufgrund der Rollphase bei höheren Geschwindigkeiten kann hier sogar noch die Flussverkettung bestimmt werden, was schließlich eine genaue Berechnung des Drehmoments ermöglicht. Stellt man sich allerdings einen Güterzug vor, der mit konstanter mittlerer Geschwindigkeit fahrend eine positive Steigung überwinden muss, so ergeben sich hier weder die für die Ständerwiderstandsidentifikation nach der uq -Gleichung benötigte geringe Geschwindigkeit noch eine hohe Geschwindigkeit bei gleichzeitig geringer Last zur einfachen Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Identifikationsverfahren entwickelt, welches den ohmschen Ständerwiderstand Rs für alle Betriebszustände zuverlässig identifiziert. Aufgrund von Limitationen der verwendeten Prüfstände wurde die Verifikation des Verfahrens im Labor auf den Grunddrehzahlbereich beschränkt. Ist Rs genau genug bekannt, kann in der Folge auch die Permanentmagnetflussverkettung berechnet werden. Letzteres wird in Kapitel 6 näher beschrieben. Zudem dient der Ständerwiderstand als Grundlage für eine grobe Temperaturschätzung (Kapitel 5.4 ab Seite 174). 5.1 Vorhandene Literatur auf dem Gebiet 139 5.1 Vorhandene Literatur auf dem Gebiet Seit geraumer Zeit werden Verfahren zur Identifikation der Parameter von permanenterregten Synchronmaschinen entwickelt. In diesem Kapitel werden ausgewählte Verfahren mit den dazugehörigen Veröffentlichungen vorgestellt. Einige Autoren verwenden MRAC-Algorithmen (model-reference adaptive control) zur Identifikation des Ständerwiderstands. Der prinzipielle Aufbau einer solchen Regelungsstruktur ist in Abbildung 5.1 gezeigt. Wenn bekannt ist, welchen Verlauf die Ausgangsgröße der Strecke Referenz- berechneter Istwert modell Sollwert Regler Stellgröße Istwert g Strecke g - Adaptiver Änderung der Parameter Algorithmus ∆ Abbildung 5.1: Prinzipielle Darstellung eines MRAC-Systems [121] bei einer bestimmten Eingangsgröße haben soll, dann kann diese mathematische Beziehung in einem Referenzmodell hinterlegt werden. Ein Regler versucht nun über die Strecke die Ausgangsgröße zu erreichen. Die Differenz ∆ zum Ausgang des Referenz- modells wird dazu verwendet, mit Hilfe eines Adaptionsalgorithmus die Reglereinstellungen so zu beeinflussen, dass die Strecke den gewünschten Wert des Referenzmodells erreicht. Genauer beschrieben ist das Prinzip der MRAC unter anderem in [121]. Ein Beispiel: Soll ein Roboterarm eine Last nicht über die kürzeste Strecke, sondern innerhalb einer gewissen Trajektorie bewegen, weil ein Hindernis vorhanden ist, so kann diese Trajektorie im Referenzmodell hinterlegt werden. Der Regler im MRAS-System wird die Differenz zwischen gewünschter Trajektorie und realem Verlauf minimieren. Bei der Parameteridentifikation kann das Referenzmodell die Gleichungen der PMSM beschreiben, der Regler passt über den Ständerwiderstand (und eventuell gleichzeitig über die Permanentmagnetflussverkettung) die teilweise unbekannte Strecke so lange an, bis sie den idealen Maschinengleichungen entsprechen. Dies ist jedoch genau das Problem von Veröffentlichungen wie [122] und [123]: Wenn die Parameter der PMSM nicht genau bekannt sind, dann ist es auch nicht möglich, ein genaues Referenzmodell der Maschine zu erstellen, weil dieses ja in irgendeiner Weise die Parameter enthalten müsste. So sind in den beiden genannten Veröffentlichungen auch nur Simulationergebnisse zu finden, bei [122] hängt das Identifikationsergebnis für die Parameter zusätzlich stark von der Drehzahl ab und ist bei kleinen Drehzahlen bei gleichzeitig 140 5 Ständerwiderstand und -temperatur hoher Last möglicherweise instabil [124]. Eine andere Möglichkeit der Identifikation des Ständerwiderstands ist die Einprägung von Testsignalen in d- und/oder q-Richtung und Auswertung der Spannungs- beziehungsweise Stromantwort. In der Veröffentlichung [125] wird eine Methode beschrieben, mit der durch Injektion eines Stromraumzeigers der Widerstand und damit auch die Temperatur der Ständerwicklung bestimmt wird. Es wird versucht, durch verschiedene Verfahren die Auswirkungen des mit 10 kHz relativ hochfrequenten Stromraumzeigers auf das Drehmoment so gering wie möglich zu halten. Das vorgestellte Verfahren wurde lediglich simuliert. Sind zum Beispiel aufgrund einer geberlosen Regelung bereits Testsignale vorhanden, wie in [126] und dem zugehörigen Patent [124] beschrieben, so können diese ebenfalls für die Parameteridentifikation verwendet werden. Da bei geberloser Regelung – wie der Name schon sagt – der Drehgeber weggelassen wird, ist eine Drehzahldifferenz zwischen der identifizierten Modelldrehzahl und der realen, aber nicht messbaren Drehzahl der Maschine möglich. Es wird vorausgesetzt, dass diese Differenz aus einem im Motormodell falsch angenommenen Ständerwiderstand resultiert. Dieser Ständerwiderstand wird über eine Art PI-Regler so lange variiert, bis der Drehzahlfehler gleich null ist. Wie bei der geberlosen Regelung allgemein üblich, wird das hochfrequente Testsignal nur bei geringen Drehzahlen verwendet, bei höheren Drehzahlen kommt das sogenannte EMK-Verfahren zum Einsatz, siehe dazu zum Beispiel [21]. Der entscheidende Nachteil dieses Prinzips ist also, dass auch die Ständerwiderstandsidentifikation nur funktioniert, wenn das hochfrequente Testsignal vorhanden ist, also nur bei geringen Drehzahlen. Weitere patentierte Identifikationsverfahren auf dem Gebiet sind in [127] (Berechnung des Ständerwiderstands aus Stromdifferenzen von Modellsystem und Messung), [128] (zwingend eine gute Kenntnis des Permanentmagnetflusses erforderlich) und [129] (benötigt eine Vielzahl an Sensoren zur Parameteridentifikation) beschrieben. In den nachfolgenden Kapiteln wird ein testsignalbasiertes Verfahren zur Indentifikation des Ständerwiderstands vorgestellt, das sich im Wesentlichen durch die folgenden grundlegenden Eigenschaften auszeichnet. Es unterscheidet sich damit von den bereits bekannten Verfahren zur Identifikation des Ständerwiderstands: Es werden rechteckförmige Testsignale verwendet, die auf den id -Strom und damit ausschließlich in d-Richtung eingeprägt werden. Dies hat den Vorteil, dass die Rückwirkung auf das Drehmoment minimal ist und sich auf die Kreuzkopplungseigenschaften des Motors beschränkt. Zudem lassen sich diese Testsignale einfach und damit rechenzeitschonend generieren. Zusammen mit den rechteckförmigen Testsignalen garantiert eine niedrige Testsignalfrequenz im Bereich von wenigen Hertz möglichst geringe Einflüsse der aufgrund der differentiellen Induktivitäten bei Stromänderungen hervorgerufenen Spannungen. Zweimal pro Rechteckhalbwelle werden die Messdaten ausgewertet und ein Identifikationsergebnis bestimmt. Zusammen mit weiteren Optimierungen ist 5.2 Konventioneller Ansatz 141 das Verfahren damit auf einen minimalen Rechenaufwand hin optimiert. 5.2 Konventioneller Ansatz Bevor ab Kapitel 5.3 auf Seite 148 das testsignalbasierte Widerstandsidentifikationsverfahren beschrieben wird, sollen zum Vergleich zwei einfache Möglichkeiten der Identifikation vorgestellt werden. Diese benötigen keine Testsignale und werten allein die bekannten Spannungsgleichungen entweder in d- oder in q-Richtung in rotorfesten Koordinaten aus. Für einige Anwendungen ist dies sicherlich ausreichend. Der Vergleich zwischen konventioneller Vorgehensweise und der testsignalbasierten Identifikation findet sich auch in [K-2]. 5.2.1 Auswertung der ud -Spannungsgleichung Prinzipiell ist es möglich, die in Kapitel 2.2.3 hergeleitete Spannungsgleichung (2.52) auf Seite 21 zur Adaption des Ständerwiderstandes zu verwenden: ud = Rs id + dψp (id , iq ) (id ,iq ) did (id ,iq ) diq (id ,iq ) + Ldd + Ldq − ωel Lq iq dt dt dt (5.1) Gleichung (5.1) beschreibt die ud -Spannungsgleichung für ideal bekannte Parameter. Da der zu identifizierende ohmsche Ständerwiderstand Rs nicht genau bekannt ist, ergibt sich eine abweichende Spannung im Modellsystem: ûd = R̂s id + dψp (id , iq ) (id ,iq ) did (id ,iq ) diq (id ,iq ) iq + Ldd + Ldq − ωel Lq dt dt dt (5.2) Die beiden Spannungen ud und ûd sind bekannt. ud wird von der feldorientierten Regelung als Grundlage für den Spannungsraumzeiger ausgegeben, sofern eine entsprechend genaue Umrichterlinearisierung vorausgesetzt wird. Die fehlerbehaftete Spannung ûd kann aus den einzelnen Parametern und Messgrößen gemäß Gleichung (5.2) berechnet werden. R̂s ist der Widerstand, der in der Regelung aktuell hinterlegt ist. Wird Rˆs = Rs − ∆Rs (5.3) definiert, so lässt sich die momentane Widerstandsdifferenz ∆Rs aus (5.1) bis (5.3) berechnen: ∆Rs = ud − ûd id (5.4) Die Verwendung dieser Gleichung zur Widerstandsadaption ist allerdings nicht immer praktikabel, da in normalen Betriebszuständen in der Regel kein feldschwächender Strom vorhanden ist. Ohne feldschwächenden Strom ist es jedoch nicht möglich, 142 5 Ständerwiderstand und -temperatur die Gleichung (5.4) zur Widerstandsdifferenz auszuwerten. Einen feldschwächenden Strom dauerhaft in der Maschine einzuprägen, wäre zwar prinzipiell möglich, ist aber aus energetischen Gründen aufgrund der dann auftretenden höheren Verlustleistung, insbesondere in Betriebszuständen nahe dem Leerlauf, nicht gewünscht. 1.1 Rs,ident Rs,r eal 1.5 −1 1 −0.5 0.5 1.05 1 0.95 0 −1 0.1 0 0.1 0 n nn −0.1 1 M Mn 0 M Mn 0.9 0.5 0.05 0 −0.05 n nn (a) 3D-Ansicht 0.85 −0.1 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.2: (Prüfstand B) Ständerwiderstandsidentifikation nach Gleichung (5.5) bei einem id -Strom von 10 A. 1.1 1.05 1.5 Rs,ident Rs,r eal −1 1 −0.5 1 0.5 0 −1 0 0.95 0.5 0 0.5 0.5 M Mn 0 0 −0.5 n nn (a) 3D-Ansicht 1 M Mn n−0.5 nn 0.9 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.3: (Prüfstand C) Ständerwiderstandsidentifikation nach Gleichung (5.5) bei einem id -Strom von 10 A. Wird davon ausgegangen, dass die Widerstandsidentifikation nur im stationären Zustand aktiviert ist, so ergibt sich für den auszuregelnden Fehler basierend auf den 5.2 Konventioneller Ansatz 143 Gleichungen (5.2) und (5.4): (id ,iq ) ∆Rs = ud − R̂s id − ωel Lq id iq (5.5) (id ,iq ) Man erkennt in (5.5), dass bei einer Drehzahl ungleich null der Term ωel Lq iq relevant wird. Da die Induktivität nicht mit absoluter Genauigkeit bestimmt werden kann, ist der Identifikationsfehler im Ständerwiderstand nach diesem Verfahren drehzahlabhängig und wird bei höherer Drehzahl größer. Zudem wird die Spannung ud nicht gemessen, sondern berechnet sich aus den Ansteuersignalen für die IGBTs des Pulsumrichters. Der verbleibende Umrichterlinearisierungsfehler geht damit ebenfalls in die Betrachtungen mit ein. Die Auswirkungen der Umrichternichtlinearitäten und deren Kompensation werden in Kapitel 2.3 ab Seite 26 beschrieben. Da die nichtlinearen Effekte nicht völlig kompensiert werden können, ist hier ebenfalls ein Fehler zu erwarten. Abbildung 5.2 zeigt das Identifikationsergebnis für den Ständerwiderstand nach Gleichung (5.5) am Prüfstand B, gemessen bei einem konstanten id -Strom von 10 A. Dargestellt sind die Abweichungen der Identifikationsergebnisse vom realen Wert für verschiedene Drehzahlen und Belastungen. Ein Wert von 1,5 entspricht somit einer Abweichung vom realen Wert um 50 %. Der reale Wert wird durch ein Temperaturmesselement, das in die Ständerwicklung vergossen wurde, im Voraus ermittelt. Durch die Temperaturänderung im Vergleich zu einem bei Referenztemperatur gemessenen Widerstand kann der aktuelle Ständerwiderstand nach Gleichung Rs = Rs,20◦ C · (1 + αCu (ϑs − 20◦ C)) (5.6) bestimmt werden. Rs,20◦ C beschreibt den vorab gemessenen Ständerwiderstand bei einer Umgebungstemperatur von 20◦ C, ϑs die aktuelle Ständertemperatur und αCu den Temperaturkoeffizienten von Kupfer. Abbildung 5.2 kann entnommen werden, dass bereits bei kleinen Drehzahlen bis 10 % der Nenndrehzahl ein Identifikationsfehler von 50 % auftritt. Daraus kann schlussgefolgert werden, dass diese Art der Identifikation nur im Stillstand gute Ergebnisse liefert; dann jedoch unter Voraussetzung eines konstanten id -Stroms – im Gegensatz zu dem Verfahren mit Auswertung der uq -Gleichung im Kapitel 5.2.2 – unabhängig von der Belastung. Die gleichen Überlegungen gelten auch für die Messergebnisse am Prüfstand C. Da hier im Gegensatz zum Prüfstand B bis fast Nenndrehzahl gemessen wird, weist der Verlauf deutliche Unterschied auf. Man erkennt jedoch, dass hier, genau wie beim Prüfstand B, die Identifikation von Rs im Stillstand unabhängig von der Belastung gut ist. Bereits kleine Drehzahlen führen dazu, dass die Widerstandsidentifikation unmöglich wird. 144 5.2.2 5 Ständerwiderstand und -temperatur Auswertung der uq -Spannungsgleichung Analog zu Kapitel 5.2.1 kann auch die uq -Spannungsgleichung zur Ermittlung des Ständerwiderstands verwendet werden. Werden alle Größen als ideal bekannt vorausgesetzt, so ergibt sich die Spannung uq zu (id ,iq ) uq = Rs iq + Lqq diq (id ,iq ) did (id ,iq ) id + ωel ψp . + Lqd + ωel Ld dt dt (5.7) Zumindest der zu identifizierende Ständerwiderstand Rs ist jedoch nicht genau bekannt. Daher lässt sich in analoger Vorgehensweise zu Kapitel 5.2.1 im Modellsystem der Regelung wegen des fehlerbehafteten Widerstands R̂s eine Spannung ûq berechnen: (id ,iq ) ûq = R̂s iq + Lqq diq (id ,iq ) did (id ,iq ) + Lqd + ωel Ld id + ωel ψp dt dt (5.8) Definiert man den momentanen Ständerwiderstand im Modellsystem wie im vorherigen Kapitel zu R̂s = Rs − ∆Rs , (5.9) dann ergibt sich schließlich ebenfalls analog für die Widerstandsdifferenz ∆Rs = uq − ûq . iq (5.10) Wieder davon ausgehend, dass die Widerstandsidentifikation nur bei stationären Zuständen betrachtet wird, so können die Gleichungen (5.8) und (5.10) zusammengefasst werden zu (id ,iq ) ∆Rs = uq − R̂s iq + ωel Ld iq id + ωel ψp . (5.11) Die aus den der Regelung vorliegenden Maschinenparametern berechnete Spannung ûq wird verglichen mit der Spannung uq , die aus den Ansteuersignalen für den Pulsumrichter gewonnen werden kann. Mit dem rückgeführten Fehler ∆Rs wird der aktu- elle Ständerwiderstand im Modellsystem R̂s so lange verändert, bis dieser im Idealfall dem realen Ständerwiderstand Rs entspricht, der Fehler zwischen beiden folglich null wird. Die Identifikation wird nicht bei hohen Drehzahlen oder kleinem iq -Strom, also niedriger Belastung, durchgeführt. Der Grund hierfür ist klar: Bei kleinem iq Strom lässt sich der Ständerwiderstand nicht identifizieren, der entsprechende Term verschwindet in der grundlegenden Gleichung (5.7). Bei hohen Drehzahlen werden (id ,iq ) die beiden Terme ωel Ld id und ωel ψp relevant. Die Induktivität Ld spielt kei- ne große Rolle, da bei den Drehzahlen, in denen eine Identifikation des Widerstands nach dem in diesem Kapitel vorgestellten Verfahren möglich ist, in der Regel ohnehin 5.2 Konventioneller Ansatz 145 kein feldschwächender Strom id verwendet wird. Der zweite die Permanentmagnetflussverkettung ψp enthaltende Term wird jedoch bei steigender Drehzahl durchaus relevant. Unvermeidbare Fehler in der Flussverkettung der Permanentmagnete wirken sich in diesem Fall stärker aus. So zeigen zum Beispiel die Permanentmagnete, die ψp bereitstellen, ein deutlich temperaturabhängiges Verhalten. Zugleich lässt sich die Temperatur der Magnete zumindest bei Maschinen mit Innenläufer nur schlecht bis gar nicht messen. Auch eine Identifikation der Temperatur der Permanentmagnetflussverkettung ist nur für einige Arbeitspunkte und nicht über den gesamten Betriebsbereich möglich [130]. Um die Auswirkungen der Fehler von ψp zu untersuchen, wurde bei den Messungen die bekannte Permanetmagnetflussverkettung ψp variiert. Damit erhält man aus (5.7) bei Vorgabe stationärer Zustände und id = 0 eine modifizierte Spannungsgleichung uq = Rs iq + ωel ψp + ∆ψp . (5.12) Aufgelöst nach dem gesuchten Ständerwiderstand ergibt sich dann als Gleichung zur Beschreibung der Kurvenform der berechneten Widerstände: Rs = ωel ∆ψp uq − ωel ψp − iq iq (5.13) Der erste Term in Gleichung (5.13) steht für den idealen Anteil des Ständerwiderstands, der zweite Teil für den Fehler, den man aufgrund der nur fehlerbehaftet bekannten Permanentmagnetflussverkettung macht. Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus der Gleichung ziehen und auch in den Messungen beobachten: Zum einen ist der Anteil wegen der fehlerbehafteten Permanentmagnetflussverkettung ψq vom Vorzeichen des Stromes iq und damit des Drehmoments abhängig. Zum anderen gilt die Tatsache: Je größer der Strom iq ist, desto weniger macht sich ∆ψp bemerkbar, da der Strom im Nenner steht. Schließlich ist der Fehler im Ständerwiderstand bei konstantem iq linear von der Drehzahl ωel abhängig. Die Abbildungen 5.4 bis 5.6 zeigen die berechneten Widerstände für den Prüfstand B. Variiert wurde die Flussverkettung ψp um 10 % vom idealen Wert. Dargestellt wurde wieder der Fehler des identifizierten Ständerwiderstands Rs zu dessen realem Wert, ein Wert von 1,2 entspricht somit einem Fehler von 20 % bezogen auf den realen Widerstand. Während bei ideal bekannter Flussverkettung (Abbildung 5.5) noch eine relativ gute Bestimmung des Widerstands möglich ist, reicht bereits eine Variation der Flussverkettung um ±10 % aus, um die Berechnung des Widerstands bei Drehzahlen ungleich null praktisch unmöglich zu machen. Weiterhin ist auch bei dieser Messung bis Nennbelastung gut zu erkennen, dass die Berechnung umso schlechter wird, je kleiner der Strom iq ist. Bei iq = 0 ist die Berechnung überhaupt nicht mehr möglich. Daraus folgt schließlich, dass diese Adaptionsmethode nur bei kleinen Drehzahlen 146 5 Ständerwiderstand und -temperatur 1.1 Rs,ident Rs,r eal 1.5 −1 1 −0.5 0.5 1.05 1 0.95 0 −1 0.1 0 0.1 0 n nn −0.1 1 0.5 0.05 0 0 M Mn −0.05 n nn (a) 3D-Ansicht 0.9 M Mn 0.85 −0.1 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.4: (Prüfstand B) Ständerwiderstandsidentifikation nach Gleichung (5.11) mit einer zugrunde liegenden Permanentmagnetflussverkettung: ψp = 0, 9 · ψp,r eal . 1.1 Rs,ident Rs,r eal 1.5 −1 1 −0.5 0.5 0 1.05 1 0.95 −1 0.1 0 0.1 0 0 n nn −0.1 1 0.5 0.05 M Mn (a) 3D-Ansicht 0 −0.05 n nn 0.9 M Mn 0.85 −0.1 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.5: (Prüfstand B) Ständerwiderstandsidentifikation nach Gleichung (5.11) mit einer zugrunde liegenden Permanentmagnetflussverkettung: ψp = ψp,r eal . und bei gleichzeitig hohem iq -Strom angewendet werden kann, da die Flussverkettung der Permanentmagnete in aller Regel nicht genau genug bekannt ist. Die Messung am Prüfstand C zeigt bereits bei als ideal angenommener Flussverkettung ψp deutliche Identifkationsfehler. Nur bei hohen iq -Strömen, also bei hoher Belastung, und gleichzeitig niedriger Drehzahl des Antriebssystems ist eine gute Identifikation des Ständerwiderstands Rs möglich. Man sieht also, dass dieses einfache Identifikationsverfahren, das auf der passiven Auswertung der Spannungsgleichungen im rotorfesten Koordinatensystem beruht, nur 5.2 Konventioneller Ansatz 147 1.1 Rs,ident Rs,r eal 1.5 −1 1 −0.5 0.5 1.05 1 0.95 0 −1 0.1 0 0.1 0 n nn −0.1 1 0.5 0.05 0 0 M Mn −0.05 n nn (a) 3D-Ansicht 0.9 M Mn 0.85 −0.1 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.6: (Prüfstand B) Ständerwiderstandsidentifikation nach Gleichung (5.11) mit einer zugrunde liegenden Permanentmagnetflussverkettung: ψp = 1, 1 · ψp,r eal . 1.1 1.5 1.05 Rs,ident Rs,r eal −1 1 −0.5 1 0.5 0 −1 0 0.95 0.5 0 0.5 0.5 0 0 −0.5 n nn 1 M Mn (a) 3D-Ansicht n −0.5 nn M Mn 0.9 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.7: (Prüfstand C) Ständerwiderstandsidentifikation nach Gleichung (5.11) mit einer zugrunde liegenden Permanentmagnetflussverkettung: ψp = 1, 0 · ψp,r eal . bei wenigen Betriebspunkten gute Ergebnisse liefert. Daher wird nun ein Verfahren vorgestellt, das auf einer aktiven Einspeisung von Testsignalen in die Maschine beruht und damit eine gute Identifikation des Ständerwiderstands im gesamten Betriebsbereich der Maschine möglich macht. 148 5 Ständerwiderstand und -temperatur 5.3 Identifikation mit Testsignalen Wie im vorangegangen Kapitel erläutert, hat eine reine Identifikation mit Systemgrößen, also ohne Eingriff in den laufenden Betrieb des Antriebssystems, eine Reihe von Nachteilen. Insbesondere ist es bei diesen Verfahren nur innerhalb bestimmter Betriebsbereiche möglich, eine Identifikation des ohmschen Ständerwiderstands durchzuführen. Gewünscht ist aber die Möglichkeit der Identifikation über einen weiteren Betriebsbereich. Hierzu wird nun ein Verfahren vorgestellt, welches mit Hilfe von niederfrequenten id -Strom-Testsignalen die ud -Spannungsgleichung auswertet [K-2, K-3]. Erwähnt wird ein auf den ersten Blick ähnliches Prinzip bereits im Jahr 1993 in [131] auf den Seiten 276-278. Signifikante Unterschiede zu dem hier vorgestellten Verfahren sind sowohl die Art der Auswertung der Spannungsantworten als auch die Form des eingespeisten Testsignals. Das vorrangige Ziel bei der Entwicklung des vorgestellten Verfahrens war, einen sowohl ressourcenschonenden als auch robusten Algorithmus zu entwickeln. Der gesamte Identifikationsprozess läuft innerhalb des rotorfesten d,q-Koordinatensystems ab. Für die Ständerwiderstandsidentifikation können damit prinzipiell sowohl die ud Spannungsgleichung (2.51) auf Seite 21 als auch die uq -Spannungsgleichung (2.52) verwendet werden, beide sind abhängig von Rs und somit prinzipiell für die Identifikation geeignet. Die uq -Gleichung scheidet jedoch aus: Der benötigte alternierende iq -Teststrom würde ein unerwünschtes Pendelmoment erzeugen. Es wird daher Gleichung (2.51) als Basis für die Identifikation verwendet. Der Einfluss des Teststroms in d-Richtung auf das abgegebene Drehmoment ist wesentlich geringer und beschränkt sich auf die Kreuzkopplungseffekte innerhalb der Maschine. Zudem wird die Flussverkettung lediglich im später noch beschriebenen Term der Eisenverluste benötigt und geht nicht drehzahlabhängig als weitere Unbekannte in die Berechnung mit ein. Das entwickelte Verfahren beruht auf der Annahme, dass die relevanten Störungen der Messsignale zum Teil Gleichtaktstörungen beziehungsweise Offsetfehler sind. So wirkt sich zum Beispiel eine Ungenauigkeit der Umrichterlinearisierung in zwei ähnlichen Betriebszuständen ähnlich aus, die Differenz aus diesen beiden Störungen enthält damit diesen Fehler in einem deutlich geringeren Maß. Gleiches gilt für die Ungenauigkeiten der Induktivitäten Ld und Lq , die Drehzahl und die Ströme hingegen sind meist mit einer guten Genauigkeit bekannt. Daher werden mit Hilfe eines Testsignalstroms zwei sinnvolle Zustände generiert, deren Messgrößen Spannung, Strom, Geschwindigkeit und Induktivitäten voneinander abgezogen werden, um die Offsetfehler zu eliminieren. Geschwindigkeitsabhängige Fehler und Messrauschen werden bereits vorher durch eine geeignete Filterung der Messsignale entfernt. Eine genauere Beschreibung der Filterung findet sich in Kapitel 5.3.3 ab Seite 154. Die beiden Zustände werden im Folgenden mit (1) and (2) bezeichnet. Es ergeben sich aus (2.51) die 5.3 Identifikation mit Testsignalen 149 beiden Gleichungen (1) ud (2) ud (1) (1) = (1) Rs id (i ,iq ) + Lddd = (2) Rs id (i ,iq ) + Lddd (2) (2) (1) did (1) (i (1) (1) ,iq ) (2) (i (2) (2) ,iq ) − ωel Lq d dt (2) did − ωel Lq d dt (1) iq (2) iq und (5.14) . (5.15) Werden nun die Gleichungen (5.14) und (5.15) ineinander eingesetzt, so ergibt sich zunächst ganz allgemein (2) (2) (2) (i ,iq ) did (1) (2) (1) (2) ud − ud = Rs id − id + Lddd dt (i (1) (1) ,iq ) − Lddd (1) did dt (2) (i (2) (2) ,iq ) − ωel Lq d (2) (1) (i (1) (1) ,iq ) iq + ωel Lq d (1) iq . (5.16) Eine Vereinfachung dieser Gleichung kann erreicht werden, wenn die Ableitungen gleich null gesetzt werden. Dies ist möglich, wenn lediglich stationäre Zustände ausgewertet werden. Auf den ersten Blick widerspricht diese Annahme dem Prinzip eines Testsignals. Allerdings wird ein besonderes, rechteckförmiges Testsignal mit einer niedrigen Frequenz gemäß Abbildung 5.8 verwendet, welches auf den d-Strom aufmoduliert wird. Daher kann davon ausgegangen werden, dass zum Ende jeder Testsignalperiode ein stationärer Betriebspunkt vorliegt. Wertet man die Größen an den itest (1) (2) t Abbildung 5.8: Prinzipieller Verlauf des rechteckförmigen Testsignalstroms beiden in der Abbildung eingezeichneten Zeitpunkten (1) und (2) aus und unterstellt weiterhin, dass die Frequenz des Rechtecksignals genügend klein ist, so kann von stationären Zuständen an den beiden Zeitpunkten (1) und (2) ausgegangen werden. Es gilt damit (1) did dt (2) = did dt ! =0. (5.17) Die Testsignalfrequenz bewegt sich bei den betrachteten Prüfständen im Bereich von wenigen Hertz. Unter Annahme stationärer Zustände vereinfacht sich Gleichung (5.16) zu (2) (2) (1) (1) (2) (i ,iq ) (2) (1) (i ,iq ) (1) (2) (1) (2) (1) iq + ωel Lq d iq . ud − ud = Rs id − id − ωel Lq d (5.18) 150 5 Ständerwiderstand und -temperatur Damit kann die Gleichung für den identifizierten Ständerwiderstand gemäß (5.18) geschrieben werden: Identifikation von Rs Rs,ident = 1 (2) id (2) (1) − id (1) · ud − ud (2) (2) (2) (i ,iq ) (2) + ωel Lq d iq (1) (1) (1) (i ,iq ) (1) − ωel Lq d iq ! (5.19) Bei Antriebssystemen mit hohem Trägheitsmoment verändert sich die Winkelgeschwindigkeit ωel innerhalb einer Taktperiode des Testsignals nicht signifikant. Von konstanten Winkelgeschwindigkeiten (1) (2) ωel = ωel = ωel , (5.20) ausgehend, vereinfacht sich Gleichung (5.16) zu (2) ud (1) − ud = Rs (2) id (1) − id (2) (2) − ωel (i ,iq ) (2) iq Lq d (1) (1) (i ,iq ) (1) iq − Lq d ! . (5.21) Aus (5.21) ergibt sich schließlich die vereinfachte Identifikationsgleichung für den ohmschen Ständerwiderstand unter der Annahme, dass die Winkelgeschwindigkeit des Antriebssystems innerhalb einer Testsignalperiode konstant bleibt: Identifikation von Rs , ωel = const. " 1 ! (1) (2) Rs,ident = (2) · ud − ud (1) id − id (2) (2) + ωel (i ,iq ) (2) iq Lq d (1) (1) (i ,iq ) (1) iq − Lq d !# (5.22) Aus den Gleichungen (5.19) und (5.22) folgt, dass im Stillstand für die Identifikation lediglich ud und id relevant gilt, je höher die Teststromamplitude, also sind. Außerdem (2) (1) ist, desto geringer ist der Identifikationsfehler. Die je größer die Differenz id − id Drehzahl des Antriebssystems und die Ströme können mit einer hohen Genauigkeit gemessen werden. Damit verbleiben als wesentliche Fehlerquellen: • Die Induktivität Lq . Induktivitäten können zwar mit den in Kapitel 4 vorgestellten Verfahren gut und genau identifiziert werden, die absolute Genauigkeit ist jedoch geringer als die einer direkten Strommessung. Der Grund hierfür ist, dass die Induktivitätswerte aus mehreren Strom- und Spannungsmesswerten berechnet werden. Insbesondere die Spannungsmessungen enthalten weiterhin Linearisierungsfehler. Allerdings ist es ein Vorteil des vorgestellten Identifikationsverfahrens, dass der absolute Wert der Induktivität nicht von allzu großer Bedeutung ist. Wenn die Identifikationsgleichung (5.22) mit konstanter Drehzahl 5.3 Identifikation mit Testsignalen 151 und Belastung betrachtet wird, ist der absolute Wert sogar völlig unbedeutend. Geht man nämlich davon aus, dass innerhalb einer Periode des Testsignalstroms (1) (2) iq ≈ iq gilt, geht der von Drehzahl und Induktivität abhängige Term mit (2) ωel iq (i ,iq ) Lq d (1) (i ,iq ) − Lq d ! in die Ständerwiderstandsidentifikation ein. Das heißt, dass lediglich die Änderung der Induktivität – also der Verlauf der Kennfläche – relevant ist, nicht der absolute Betrag. Natürlich unterliegt auch die Induktivitätsdifferenz potentiell einem Fehler, allerdings wirkt sich dieser weniger aus als der absolute Fehler der Induktivitätsmessung. • Die Spannung ud . Sie kann nicht direkt an den Ausgangsklemmen gemessen wer- den, sie wird nur aus den Ansteuersignalen für die IGBTs berechnet. Die nichtlinearen Eigenschaften eines Pulsumrichters müssen hierbei kompensiert werden. Einige Verfahren zur Umrichterlinearisierung mit den verschiedensten Ansätzen sind im Kapitel 2.3, Seiten 26ff, beschrieben. Da auch ud nur in einer Differenz in der Identifikationsgleichung vorkommt, sind hier reine Offsetfehler für das Identifikationsergebnis nicht relevant. 5.3.1 Berücksichtigung der Eisenverluste Bislang wurde die Identifikationsgleichung für die Bestimmung des ohmschen Ständerwiderstands ohne Berücksichtigung von Eisenverlusten hergeleitet. Da die Eisenverluste einen signifikaten Einfluss auf das Identifikationsergebnis haben, werden sie nun gemäß den Definitionen in Kapitel 3 berücksichtigt. Gemäß Gleichung (3.69) auf Seite 74 müssen die Gleichungen (5.14) und (5.15) erweitert werden: (1) ud = (1) Rs id (1) (1) (1) (i ,iq ) (1) + ξq Ld d id (1) (1) (i ,iq ) + Lddd (1) did dt (1) (i (1) (1) ,iq ) − ωel Lq d (1) (1) iq + ξq ψp (5.23) (2) ud = (2) (2) (2) (2) (2) (id ,iq ) did (2) (2) (id ,iq ) (2) Rs id + ξq Ld id + Ldd dt (2) (i (2) (2) ,iq ) − ωel Lq d (2) (2) iq + ξq ψp . (5.24) 152 5 Ständerwiderstand und -temperatur Setzt man die beiden um den Einfluss der Eisenverluste erweiterten Gleichungen (5.23) und (5.24) ineinander ein, so ergibt sich analog zu Kapitel 5.3 (2) (2) (1) (1) (2) (2) (i ,iq ) (2) (1) (2) (1) (i ,iq ) (1) (1) id − ξq Ld d ud − ud = Rs id − id + ξq Ld d id (2) did (2) (2) (i ,iq ) + Lddd dt (2) (2) (id ,iq ) (2) (1) (i ,iq ) − Lddd did (2) (i (1) (1) (1) dt (1) (1) ,iq ) − ωel Lq iq + ωel Lq d (2) (1) . + ψp ξq − ξq (1) iq (5.25) Für die Identifikation des Ständerwiderstands resultiert damit bei Voraussetzung rein stationärer Zustände, also (1) did dt (2) did = dt ! =0, ganz allgemein die Identifikationsgleichung für den Ständerwiderstand unter Berücksichtigung der Eisenverluste nach Kapitel 3: Identifikation von Rs mit ξ Rs,ident = 1 (2) (1) id − id (2) (i (2) (1) (2) (1) · ud − ud − ψp ξq − ξq (2) (2) ,iq ) − ξq Ld d (2) (1) (i (1) (1) ,iq ) id + ξq Ld d (2) (2) (2) (i ,iq ) (2) + ωel Lq d iq (1) id (1) (1) (1) (i ,iq ) (1) − ωel Lq d iq ! (5.26) Unter der Annahme konstanter Geschwindigkeit des Antriebssystems vereinfacht sich Gleichung (5.25) zu (2) (1) (1) (1) (2) (i ,iq ) (2) (1) (i ,iq ) (1) (2) (1) (2) (1) id − ξq Ld d id ud − ud = Rs id − id + ξq Lq d ! (2) (2) (1) (1) (i ,iq ) (2) (i ,iq ) (1) (2) (1) i q − Lq d − ωel Lq d iq . + ψp ξq − ξq (5.27) Damit ergibt sich für die Ständerwiderstandsidentifikationsgleichung unter Berücksichtigung der Eisenverluste bei konstanter Geschwindigkeit Identifikation von Rs mit ξ, ωel = const. " 1 (2) (1) (1) (2) Rs,ident = (2) ξ − ξ − ψ − u · u q q p d d (1) id − id (2) (i (2) (2) ,iq ) − ξq Ld d (2) (2) + ωel (2) (1) (i (1) (1) ,iq ) id + ξq Ld d (i ,iq ) (2) Lq d iq (1) (1) (1) id (i ,iq ) (1) − Lq d iq !# . (5.28) 5.3 Identifikation mit Testsignalen 153 Bei Berücksichtigung der Eisenverluste müssen im Gegensatz zu den Gleichungen (5.19) und (5.22) also zusätzlich noch die Induktivität Ld und die Permanentmagnetflussverkettung ψp bekannt sein. Zur Vereinfachung wird für die Implementierung ein konstantes ψp angenommen. 5.3.2 Erzeugung der Offsetsignale Das in den vorherigen Kapiteln vorgestellte Testsignalverfahren benötigt zwei Zustände mit voneinander verschiedenem id -Strom. Auch wenn die Identifikation nicht ständig aktiv sein muss, so muss der identifizierte Widerstand doch zumindest über mehrere Testsignale gemittelt werden. Daher werden lediglich periodische Testsignale in Betracht gezogen. Abbildung 5.9 zeigt zwei mögliche Testsignalverläufe. Beide wurden hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit am praktischen Aufbau getestet. Der treppen- t (a) Treppenförmiger Testsignalverlauf t (b) Rechteckförmiger Testsignalverlauf Abbildung 5.9: Zwei mögliche Verläufe der Offsetsignale förmige Testsignalverlauf in Abbildung 5.9a ist asymmetrisch um den Nullpunkt und prägt lediglich feldschwächende id -Offsetsignale ein. Ein ähnliches Testsignal mit verschiedenen Stufen wird in [110] verwendet. Messungen am Prüfstand B haben schnell gezeigt, dass ein Offsetsignal nach Abbildung 5.9b bessere Ergebnisse liefert. Nach einigen Tests hat sich das Rechtecksignal 5.9b ohne Gleichanteil als deutlich positiver herausgestellt, da aufgrund dessen Symmetrieeigenschaften Messabweichungen ausgeglichen werden können. In den folgenden Betrachtungen wird daher ausschließlich dieses Rechtecksignal betrachtet. Die praktische Erzeugung der Rechtecksignale am Prüfstand kann zum Beispiel durch eine MATLAB-Simulink S-Function realisiert werden. Abbildung 5.10 zeigt eine mögliche prinzipielle Implementierung. Ausgehend von einem Betrieb ohne Feldschwächung und ohne Ausnutzung der Reluktanzmomen! te gilt jederzeit id = 0. Um den id -Sollstrom zu erhalten, muss nun noch der Offsetsignalverlauf addiert werden. Da sich die Frequenz des Offsetsignals nur im einstelligen Hertz-Bereich bewegt und damit relativ gering ist, kann die nachgelagerte feldorientierte Regelung, insbesondere der PI-Stromregler, ohne weiteres den Sollstromverlauf realisieren. Trotzdem muss beachtet werden, dass zu Beginn jeder Rechteckhalbwelle ein Einschwingvorgang stattfindet und die Messdaten während des Einschwingens nicht für die im Kapitel 5.3.3 beschriebene Filterung verwendet werden dürfen. 154 5 Ständerwiderstand und -temperatur Offsetsignal itest t Vorsteuerung PI-Stromregler ! id = 0 ∆ud id,soll ud id,ist Abbildung 5.10: Implementierung des Offsetsignals in die feldorientierte Regelung 5.3.3 Filterung Unter idealen Voraussetzungen lässt sich der Teststrom in id -Richtung, wie in Abbildung 5.11 in dunkelblau gezeichnet, ideal rechteckförmig realisieren. Wird zusätzlich angenommen, dass die Regler den Stromanstieg an den Flanken nicht sofort, sondern mit einer gewissen Verzögerung realisieren, so kann davon ausgegangen werden, dass spätestens an den beiden Zeitpunkten (1) und (2) der Endwert erreicht ist und man zu diesen Zeitpunkten die benötigten Größen ideal messen und auswerten kann. Dieser realistischere Verlauf ist in Abbildung 5.11 hellblau eingezeichnet. In der Realität itest (1) (2) t Abbildung 5.11: Prinzipieller Verlauf des rechteckförmigen Testsignalstroms sehen die Verläufe jedoch nicht mehr so ideal aus. Relevant sind ohnehin nicht nur der id -Strom, sondern auch die anderen elektrischen Größen, die zur Auswertung der Identifikationsgleichungen aus Kapitel 5.3.1 benötigt werden. Die Abbildung 5.12 zeigt beispielhaft die resultierenden Spannungen beim Prüfstand B mit der Synchronmaschine mit vergrabenen Magneten. Hier ist der Effekt am deutlichsten ausgeprägt. Gut zu erkennen ist eine überlagerte, drehzahlproportionale Frequenz. Die Amplitude der überlagerten Frequenz ist in diesem Fall sogar größer als die durch den Teststrom hervorgerufene Spannungsamplitude. Ohne Filterung der Messsignale würde eine Adaption des Ständerwiderstands so nicht möglich sein, da die Signale sowohl verrauscht als auch die d,q-Größen im Allgemeinen mit der 6. Harmonischen der Drehzahl überlagert sind. Letztere ist aufgrund der 5. und 7. Harmonischen in den dreiphasigen Größen vorhanden, welche wiederum von der nicht sinusförmigen Permanentmagnet- 5.3 Identifikation mit Testsignalen 155 u [V] 25 uq 20 0 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 t -5 -10 ud -15 -20 Abbildung 5.12: (Prüfstand B) Spannungsverläufe ud und uq bei rechteckförmigem Testsignalverlauf. n = 100 1 ,i min q = 40 A flussverkettung hervorgerufen wird [132]. Die Harmonischen in den Messgrößen sind insbesondere bei Motoren mit vergrabenen Magneten beziehungsweise Zahnspulenwicklung im Ständer relevant, wie in Abbildung 5.12 zu erkennen ist. Bei Maschinen mit Oberflächenmagneten tritt dieser Effekt nicht so ausgeprägt auf. Die Effekte der Harmonischen in den induzierten Spannungen bei Motoren mit vergrabenen Magneten werden zum Beispiel in [133] beschrieben und die notwendigen Abhilfemaßnahmen erläutert. In den folgenden Unterkapiteln werden drei verschiedene Arten der Messgrößenfilterung für die Ständerwiderstandsidentifikation vorgestellt. Ziel ist jeweils, die beiden in Abbildung 5.11 dargestellten Werte (1) und (2) innerhalb einer Testsignalperiode möglichst gut zu messen. Dazu wird über einen kurzen Zeitraum vor diesen Messpunkten (1) und (2), in dem die Messgrößen bereits ihre stationären Zustände erreicht haben, gemittelt. Eine Möglichkeit besteht darin, einfach den Mittelwert über einen gewissen konstanten Zeitraum hinweg zu bilden. Im Grunde wird hier lediglich über eine Anzahl an Messpunkten in der Vergangenheit gemittelt. In der Simulation ist dieses Verfahren zwar gut nachzubilden, in der Praxis allerdings nicht anwendbar: Jeder zur Filterung verwendete Messpunkt muss in einem Register 156 5 Ständerwiderstand und -temperatur abgespeichert werden. Dies führt zu einem großen Speicherbedarf und ist daher nicht sinnvoll realisierbar. Eine weitere Möglichkeit ist die Filterung mit einem Fenster konstanter Zeitdauer. Im Gegensatz zur ersten Variante wird hier jeweils über einen in der Rechteckhalbwelle des Testsignals genau definierten Zeitraum gemittelt. Am Ende dieses Zeitraums liegt ein Messwert vor, der dann später ausgewertet werden kann. Der Vorteil hierbei: Es ist nur ein Speicherregister erforderlich, egal wie lange der zu betrachtende Zeitraum ist. Der Nachteil der beiden Verfahren liegt in der Schwebung, die auf den Messsignalen entstehen kann. Ursächlich für diese Schwebung ist die erwähnte den Signalen überlagerte 6. Harmonische der Drehzahl. Entspricht die Fensterungszeit nicht exakt einem Vielfachen der Periodendauer der 6. Harmonischen, so wird bei einer Mittelung nicht exakt der Mittelwert dieser Harmonischen berechnet, und der ausgegebene Messwert ist falsch. Die Summe der falschen Messwerte ergibt dann über einen längeren Zeitraum betrachtet eine unerwünschte Schwebung. Eine hohe Frequenz dieser Schwebung ist weniger ein Problem, hier ist eine PT1-Filterung mit relativ kleiner Zeitkonstante möglich. Es kann allerdings drehzahlabhängig auch möglich sein, dass die Periodendauer der Schwebung im Minutenbereich liegt. Dies heißt, dass eine PT1Mittelung über die Messwerte ebenfalls im Minutenbereich sein müsste. Da mitunter – insbesondere bei Maschinen mit Wasserkühlung, wie das bei Prüfstand B der Fall ist – die thermischen Zeitkonstanten der eingesetzten Motoren auch in diesem Zeitbereich liegen, wäre unter diesen Umständen eine Identifikation des Ständerwiderstands nicht möglich. Dieses Problem der Schwebung wird in dieser Arbeit durch eine adaptiv angepasste Fensterung der Filtermesswerte vermieden. Abhängig von der momentanen Drehzahl der Maschine wird die Fensterlänge auf ein Vielfaches der Periodendauer der 6. Harmonischen gesetzt. Auf diese Weise wird die Schwebung effektiv verhindert und für alle Drehzahlen eine sichere Identifikation ermöglicht [K-2, K-3]. Einfache Mittelung Bei dem verwendeten rechteckförmigen Testsignal ist eine PT1-Filterung der Messsignale nicht möglich, da die zu messenden Größen keinen stationären Endwert erreichen, sondern sich mit der Frequenz des Testsignals verändern. Zumindet in der Theorie wäre eine Mittelung über die letzten x Werte möglich sofern für x< 1 2 ftest Tab gilt. Das heißt, zum Ende jeder Testsignalhalbwelle erhält man den Mittelwert der Werte dieser Rechteckhalbwelle. Im Gegensatz zur PT1-Mittelung werden damit nur die relevanten letzten x-Werte berücksichtigt. Allerdings erfordert jeder Wert, der 5.3 Identifikation mit Testsignalen 157 zur Mittelung beiträgt, ein Speicherregister. Da Register im Mikrokontroller rar sind und erhebliche Rechenzeit für Lesen, Schreiben etc. benötigen, ist diese Methode der Mittelung praktisch weniger geeignet. Die Abbildungen 5.13a und 5.13b zeigen einen t (a) Sinusförmige Störung t (b) Weißes Rauschen als Störung Abbildung 5.13: Simulierter Mittelungsvorgang. Das Ergebnis ist jeweils in Dunkelblau dargestellt. Grundlage ist immer die Rechteckschwingung des Testsignals. Mittelungsvorgang bei zwei verschiedenen Störsignalen jeweils mit den verwendeten Rechtecktestsignalen als Grundlage. Es ist gut zu erkennen, dass zum Ende der jeweiligen Rechtecksignalhalbwelle deren Wert gut ermittelt wird. Die dem gemittelten Signal überlagerte Schwebung in Abbildung 5.13a entspricht genau dem erwähnten Effekt, der in der Realität aufgrund der durch die Permanentmagnete hervorgerufenen Harmonischen auftritt, wenn die Anzahl der Mittelungspunkte nicht exakt mit dem Vielfachen einer Periodendauer übereinstimmt. Abbildung 5.13b zeigt das Mittelungsergebnis, wenn weißes Rauschen dem Testsignal als Störung überlagert ist. Wie zu erwarten, tritt hier keine Schwebung auf, das gefilterte Signal entspricht zum Ende jeder Testsignalhalbwelle exakt dem gewünschten Testsignal. Wie der Messung in Abbildung 5.12 zu entnehmen ist, wird in Realität eine Mischung aus (Mess-)Rauschen und sinusförmiger Störung auftreten. Neben der Schwebung liegt – wie bereits geschrieben – der Nachteil dieses Verfahrens vor allem in der großen Anzahl an Registern, die zu dessen Realisierung benötigt werden. Auch wenn Echtzeitrechensysteme heute und sicherlich noch viel mehr in Zukunft keine Schwierigkeiten haben sollten, 158 5 Ständerwiderstand und -temperatur diese Rechenleistung zur Verfügung zu stellen, so ist es dennoch sinnvoll, die Verfahren auf einen minimalen Rechenzeitverbrauch hin zu optimieren. Nur so ist eine kostengünstige Realisierung möglich. Davon abgesehen haben die im Verlauf dieser Arbeit verwendeten dSPACE-Systeme nicht die erforderliche Rechenleistung, um die Filterung für alle benötigten Messwerte durchzuführen. Filterung mit konstantem Fenster Der Nachteil des gerade beschriebenen Verfahrens ist, dass viele rechen- und speicherintensive Register benötigt werden. Dafür steht zu jedem Zeitpunkt der Mittelungswert zur Verfügung, was im Grunde gar nicht nötigt ist. Die gefilterten Messergebnisse werden nur an einem Zeitpunkt zum Ende einer Testsignalhalbwelle benötigt. Daher kann das vorgestellte Verfahren dahingehend optimiert werden, dass man zwar über die gleiche Anzahl an Messpunkten mittelt, jedoch nur während eines festen Zeitfensters innerhalb einer Rechteckhalbwelle. Statt je ein Register für jeden Messpunkt wird hier nur ein einziges Register benötigt, egal wie viele Messpunkte verwendet werden. Das prinzipielle Verfahren zeigt Abbildung 5.14: Innerhalb eines in der Abbildung in Messpunkt negative Halbwelle t Messpunkt positive Halbwelle Abbildung 5.14: Darstellung der Mittelung über eine Rechteckfunktion Dunkelblau dargestellten Rechteckzeitraums werden die einzelnen Messwerte in einem einzigen Register aufsummiert und zum Ende des Zeitraums durch die Anzahl der Summationselemente geteilt ausgegeben. Da Fensterungsdauer und Abtastzeit bekannt sind und sich im Verlauf der Regelung nicht ändern, ist die Anzahl der Summationselemente einfach berechenbar: n= TF enster Tab Der Ausgabewert entspricht damit genau dem Mittelwert der Messgröße innerhalb des Messzeitraums. Start- und Endpunkt der Mittelung werden durch geeignete Triggerbedingungen beziehungsweise Interruptsignale vorgegeben. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Es ist nicht nötig, die einzelnen Messwerte zu speichern, 5.3 Identifikation mit Testsignalen 159 lediglich deren Summe muss jeweils in die nächste Pulsperiode übernommen werden. Trotzdem wird nur innerhalb des vorzugebenden Rechteckfensters gemittelt, es werden nicht die gesamten vorherigen Messwerte berücksichtigt – im Gegensatz zu einem PT1-Glied. Die Mittelung mit einem Fenster konstanter Zeitdauer eliminiert jedoch nicht die im vorherigen Kapitel angesprochene den Messsignalen überlagerte Schwebung. Drehzahladaptive Filterung Um die Schwebung aufgrund der 6. Harmonischen der Drehzahl im d,q-System auf den Messsignalen zu verhindern, müssen die Fenster, in denen die Signalfilterung durchgeführt wird, abhängig von der Drehzahl verändert werden. Nur wenn die Fensterdauer genau einem ganzzahligen Vielfachen der aktuellen Drehzahl entspricht, ist die Schwebung eliminiert. χ x1 · T 2 T 2 0 x2 · T t T 2 Abbildung 5.15: Filterung der Messsignale Die drehzahlabhängige Filterung der Messwerte wird in Abbildung 5.15 gezeigt. Innerhalb einer Rechteckhalbwelle des verrauschten Testsignals χ(t) wird ein Zeitraum tf = x1 T 2 herausgenommen, innerhalb dessen die Mittelung durchgeführt wird. Der Mittelwert ergibt sich schließlich zu 2 x1 T T 2 (1−x2 ) Z χ(t) dt . (5.29) T 2 (1−x1 −x2 ) Ließe man die Filterdauer tf konstant, so träte wegen der im Signal enthaltenen 6. Drehzahlharmonischen immer dann eine Schwebung im Messwert auf, wenn die Filterdauer tf nicht exakt einem Vielfachen der 6. Harmonischen entspricht. Daher wird die Filterdauer durch den Faktor x1 ständig der sich ändernden Drehzahl angepasst. Damit wird die niederfrequente Schwebung effektiv vermieden. Der Faktor x2 bleibt konstant und gibt den Abstand des Filterungsfensters zur nachfolgenden Testsignalhalbwelle vor. In den Abbildungen 5.16 und 5.17 werden die Messergebnisse der Filterung mit konstantem Fenster mit denen des drehzahladaptiven am Prüfstand B verglichen. Darge- 160 5 Ständerwiderstand und -temperatur 0.4 0.4 0.4 0.35 0.35 0.35 0.2 0.15 0.25 0.2 0.15 0.25 0.2 0.15 0.1 0.1 0.1 0.05 0.05 0.05 0 0 0 10 20 30 t [s] 40 1 , iq = −50 A (a) n = −75 min 0.4 0 0 10 20 30 t [s] 40 1 , iq = 50 A (b) n = −75 min 0.4 0.35 0 0.15 0.2 0.15 0.25 0.2 0.15 0.1 0.1 0.05 0.05 0.05 0 0 10 20 30 t [s] 40 1 (d) n = −45 min , iq = 50 A 40 0.3 0.25 0.1 0 30 t [s] 0.4 Rs,ident [Ω] Rs,ident [Ω] 0.2 20 0.35 0.3 0.25 10 1 , iq = −50 A (c) n = −45 min 0.35 0.3 Rs,ident [Ω] 0.3 Rs,ident [Ω] 0.3 Rs,ident [Ω] Rs,ident [Ω] 0.3 0.25 0 0 10 20 30 t [s] 40 0 1 (e) n = 45 min , iq = −50 A 10 20 30 t [s] 40 1 (f) n = 45 min , iq = 50 A Abbildung 5.16: (Prüfstand B) Identifikationsergebnisse mit (blau) und ohne (grau) drehzahladaptive Filterung bei einer Testsignalfrequenz von 2 Hz 0.4 0.4 0.4 0.35 0.35 0.35 0.2 0.15 0.25 0.2 0.15 0.25 0.2 0.15 0.1 0.1 0.1 0.05 0.05 0.05 0 0 10 20 30 t [s] 40 1 (a) n = −75 min , iq = −50 A 0.4 30 t [s] 40 0.4 0.3 Rs,ident [Ω] 0.35 0.2 20 1 0.3 0.15 10 (b) n = −75 min , iq = 50 A 0.35 0.25 0 0 0 0.3 0.25 0.2 0.15 0.25 0.2 0.15 0.1 0.1 0.05 0 20 30 t [s] 40 1 (d) n = −60 min , iq = 50 A 40 0.35 0.05 10 30 t [s] 0.4 0.1 0 20 1 0.05 0 10 (c) n = −60 min , iq = −50 A Rs,ident [Ω] 0 Rs,ident [Ω] 0.3 Rs,ident [Ω] 0.3 Rs,ident [Ω] Rs,ident [Ω] 0.3 0.25 0 0 10 20 30 t [s] 40 1 (e) n = 45 min , iq = −50 A 0 10 20 30 t [s] 40 1 (f) n = −45 min , iq = 50 A Abbildung 5.17: (Prüfstand B) Identifikationsergebnisse mit (blau) und ohne (grau) drehzahladaptive Filterung bei einer Testsignalfrequenz von 4 Hz 5.3 Identifikation mit Testsignalen 161 stellt sind die Identifikationsergebnisse für den Ständerwiderstand im zeitlichen Verlauf. Pro Testsignalhalbwelle wird jeweils ein Widerstandswert berechnet. In Grau sind die Ergebnisse bei Filterung mit konstanter Länge, in Blau die drehzahlabhängige Filterung dargestellt. Zu sehen sind typische Verläufe einiger ausgewählter Betriebspunkte. Gemessen wurde bei einer Vielzahl von Betriebspunkten; eine Verschlechterung des Filterergebnisses durch die drehzahladaptive Filterung war in keinem Punkt zu erkennen. Während bei einigen Betriebspunkten bereits bei der konstanten Filterung keine Schwebung auftritt (zum Beispiel 5.16b und c), ist bei anderen Betriebspunkten (zum Beispiel 5.16d-f) eine völlige Auslöschung von relativ hochfrequenten Schwebungen zu erkennen. Bei wieder anderen Betriebspunken ist hingegen keine wesentliche Verbesserung zu erkennen (zum Beispiel 5.17c und f). Bemerkenswert und problematisch gleichermaßen sind besonders die Betriebspunkte, die eine Schwebung mit großer Periodendauer hervorrufen (zum Beispiel 5.16a und 5.17b). Diese Schwebungen können in keinem Fall von herkömmlichen Glättungsverfahren herausgefiltert werden; eine Identifikation wäre in diesen Betriebszuständen nicht möglich. Daher ist gerade in diesen Fällen die drehzahladaptive Filterung von großer Bedeutung. Gut zu sehen ist, dass auch die Schwebungen mit großer Periodendauer völlig eliminiert werden. Die neuartige Filterung erlaubt also die Identifikation des Ständerwiderstands in allen Betriebspunkten. Es gibt keinen singulären Betriebspunkt innerhalb des erlaubten Bereichs, der keine zuverlässige Identifikation ermöglicht. Das neben der Schwebung vorhandene Rauschen aufgrund der verrauschten Eingangssignale kann nicht durch die drehzahladaptive Filterung vermindert werden. Hier wird eine klassische Filterung verwendet, um ein glattes Ausgangssignal für den Ständerwiderstand zu erhalten. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Schwebung lediglich bei geringen Drehzahlen eine praktische Relevanz hat. Bei höheren Drehzahlen sinkt die Relevanz, da innerhalb einer Fensterung bereits derart viele Perioden der 6. Harmonischen der Drehzahl enthalten sind, dass die Schwebung keine relevante Amplitude mehr besitzt. 5.3.4 Implementierung in der Praxis Implementiert werden kann die Onlineidentifikation des Ständerwiderstands auf relativ einfache Weise. Das Prinzip ist in Abbildung 5.18 graphisch dargestellt. Als Grundlage für die Identifikation müssen der stromabhängige Verlauf der Ld -Induktivitäten und – falls die Eisenverluste berücksichtigt werden sollen – ebenso der Verlauf der Lq -Induktivität sowie der Eisenverlustparameter ξd und ξq bekannt sein. Diese Verläufe werden offline gemessen, für die Induktivitäten ist dies zum Beispiel in Kapitel 4.2 ab Seite 97 beschrieben. Auf Basis dieser Induktivitätsverläufe werden an beiden in Abbildung 5.11 dargestellten Zuständen (1) und (2) die Induktivitäten in Abhängigkeit von den id - und iq -Strömen den vorab gemessenen Kennflächen entnommen und 162 5 Ständerwiderstand und -temperatur ξ Messergebnisse (1) ξd (1) ξq zum Zeitpunkt (1) ωel iq iq drehzahlabh. L Filterung (1) Ld χ x1 · (1) Lq T 2 T 2 0 iq x2 · T t Auswertung der T 2 Gleichung (5.26) id id zur Berechnung ψp L (2) Ld (2) Lq iq von Rs unter drehzahlabh. Berücksichtigung Filterung der Eisenverluste χ x1 · Rs T 2 id 0 id T 2 x2 · ξ T t T 2 (2) ξd (2) ξq ωel iq Messergebnisse zum Zeitpunkt (2) iq offline online Abbildung 5.18: Prinzip der Ständerwiderstandsidentifikation gespeichert. Auch alle anderen benötigten Parameter, wie die Drehzahl der Maschine oder die Ständerspannungen, werden zu diesen beiden Zeitpunkten gespeichert. Anzumerken ist weiterhin, dass eine Filterung der Messwerte zwingend notwendig ist. Verwendet wurde für die im Rahmen dieser Forschungsarbeit aufgebauten Laborprüfstände stets eine drehzahlabhängige Filterung, wie sie in Kapitel 5.3.3 ab Seite 159 beschrieben ist. Bei der Transformation der Phasenströme in das läuferfeste d,q-Koordinatensystem muss besonders darauf geachtet werden, dass Ströme und Spannungen zueinander zeitsynchron transformiert werden. Während die Spannungen ud und uq , die von der Regelung im aktuellen Abtastintervall ausgegeben werden, erst in der Mitte der darauffolgenden Periode als an der Maschine anliegend betrachtet werden können, sind die Ströme, die im aktuellen Abtastintervall vorliegen, bereits davor gemessen worden. Werden die Ströme zum Beispiel in der Mitte des vorherigen Abtastintervalls aufgenommen, so ergibt sich eine Verschiebung im Transformationswinkel um eine Abtastperiode. Auf die Problematik der Transformation muss immer dann geachtet werden, wenn die Drehzahl des Antriebssystems ungleich null ist. Die Transformation der ge- 5.3 Identifikation mit Testsignalen 163 messenen Ströme und Spannungen muss daher immer mit dem Winkel durchgeführt werden, der zum Zeitpunkt der Messung beziehungsweise Realisierung der Größen angelegen hat beziehungsweise noch anliegen wird. Definiert man als Zeitpunkt für die Transformation die Realisierung der Spannungen am Umrichter, so müssen die Ströme mit einem Differenzwinkel zum aktuellen Läuferlagewinkel transformiert werden. Ansonsten ergäben sich falsche Beträge für die transformierten Größen in läuferfesten Koordinaten, und die Identifikation des Ständerwiderstands wäre bei Drehzahlen ungleich null unmöglich. Die zugehörige Gleichung zur Winkelverschiebung lautet (tr ans) γel = γel − p · ωmech · Tver z . (5.30) Hierbei entspricht γel der gemessenen Winkellage während der aktuellen Abtastperio(tr ans) de, γel dem Winkel, der für die Transformation verwendet werden muss, und Tver z der Verzögerungszeit, die zwischen Spannungs- und Strommessung liegt. Die Rohdaten werden anschließend mit Gleichung (5.26) verarbeitet. Das Ergebnis ist der identifizierte ohmsche Ständerwiderstand Rs . Nicht in der Abbildung 5.18 dargestellt, aber dennoch unverzichtbar, ist eine Glättung des Identifikationsergebnisses. Eine relativ lange Glättungszeitkonstante von mehreren Sekunden ist in diesem Fall vertretbar, da der Ständerwiderstand hier im Wesentlichen linear von der Temperatur des Stators abhängt und dieser sich aufgrund seiner großen Wärmezeitkonstante nur sehr langsam bezogen auf die Taktfrequenz des Umrichters erwärmt oder abkühlt. 5.3.5 Messergebnisse Natürlich wurde auch die Ständerwiderstandsidentifikation an Prüfständen im Labor implementiert und ausgiebig getestet. Bei vielen Antriebsaufgaben gibt es längere stationäre oder quasistationäre Phasen. Daher wurde der Ständerwiderstand zum einen für stationäre Zustände gemessen, zum anderen gibt es je nach Antriebsaufgabe selbstverständlich mehr oder weniger häufig auch dynamische Zustände. Ein Drehmomentoder Drehzahlsprung darf unter keinen Umständen dazu führen, dass die Identifikation des Ständerwiderstands instabil wird. Daher wurden zusätzliche Messungen für repräsentative dynamische Zustände durchgeführt. Die Ergebnisse der Messungen in stationären Zuständen der Prüfstände A, B und C werden in den Abbildungen 5.19 bis 5.21 gezeigt. Dargestellt ist jeweils eine Kennfläche, die das Verhältnis zwischen realem und identifiziertem Ständerwiderstand zeigt. Das heißt also, bei einer „1“ wurde der Ständerwiderstand perfekt identifiziert. Nun muss die Widerstandsidentifikation natürlich nicht nur in einem stationären Zustand stabil laufen, sondern möglichst über den gesamten Betriebsbereich hinweg. Daher wurde der Ständerwiderstand jeweils über mehr als 100 stationäre Punkte gleichmäßig über den Betriebsbereich verteilt identifiziert, wobei der Betriebsbereich durch 164 5 Ständerwiderstand und -temperatur 1.1 1.5 1.05 −1 Rs,ident Rr eal 1 −0.5 1 0.5 0 −1 0.95 1 0 1 0 0.5 0.5 iq iq,n 0 0 n nn −1 1 (a) Seitenansicht iq iq,n 0.9 −0.5 n nn −1 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.19: (Prüfstand A) Identifikation von Rs mit Testsignalen, Ergebnisse für den stationären Zustand verschiedene Drehzahlen und Drehmomente definiert wurde. Als Folge ergeben sich die dargestellten Kennflächen. Der ideale Referenzständerwiderstand wurde für die Prüfstände B und C aus der Temperatur des Ständers, die durch einen in den Stator eingegossenen Temperaturfühler gemessen wurde, berechnet. Der Prüfling des Prüfstands A hatte keinen derartigen Temperaturfühler eingebaut, daher wurde hier angenommen, dass sich die Ständertemperatur während der Messung nicht verändert. Dies wurde näherungsweise mit unterschiedlichen Methoden erreicht: Zum einen wurde der Prüfstand vor der Messung auf Betriebstemperatur gebracht und zugleich massiv durch Lüftereinsatz fremdgekühlt. Zum anderen ist in Abbildung 5.24a auf Seite 169 zu sehen, dass die Maschine sich im Gegensatz zur Messdauer eines stationären Betriebspunkts von deutlich unter einer Minute nur sehr langsam erwärmt, obwohl bei der Messung, die dieser Abbildung zugrunde liegt, die Fremdbelüftung sogar deaktiviert wurde. Dennoch führt diese Vereinfachung des konstanten Referenzwiderstands dazu, dass die Messung für den Prüfstand A in Abbildung 5.19 mit einer höheren Ungenauigkeit als die der Prüfstände B und C beaufschlagt ist. Trotzdem zeigt die Messung gut die Wirksamkeit der Widerstandsidentifikation, die Identifikationsfehler liegen über den gesamten Betriebsbereich unter ±10 %. Und das obwohl davon ausge- gangen werden kann, dass die Parameterunsicherheit des Prüflings A größer ist als die der Prüflinge B und C. Genaueres hierzu kann insbesondere für die Genauigkeit der Induktivitätsmessungen, die eine hohe Relevanz für die Genauigkeit der Widerstandsidentifikation haben, dem Kapitel 7.2 ab Seite 203 zu den Parameterfehlern entnommen werden. Abbildung 5.20 zeigt das Identifikationsergebnis für den Prüfstand C. Hier ist sehr gut zu erkennen, dass bis fast zur Nenndrehzahl der Maschine ein sehr glatter Identifikationsverlauf vorliegt. Lediglich bei sehr hohen Drehzahlen zeigt 5.3 Identifikation mit Testsignalen 165 1.1 1.5 1.05 −1 Rs,ident Rr eal 1 −0.5 1 0.5 0 −1 0 0.95 0.5 0 0.5 0.5 0 0 −0.5 n nn 1 M Mn M Mn n−0.5 nn (a) Seitenansicht 0.9 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.20: (Prüfstand C) Identifikation von Rs mit Testsignalen, Ergebnisse für den stationären Zustand sich ein signifikanter Fehler bei der Identifikation, der allerdings nie die 10 %-Marke überschreitet. Weiterhin zu beobachten ist ein Identifikationsfehler immer dann, wenn sich der Prüfling im Leerlauf befindet und das Drehmoment folglich null ist. Die Ursache hierfür ist die Umrichterlinearisierung. Ohne Belastung ist der Gesamtstrom der Maschine q iges = i2d + i2q relativ klein. Damit sind auch die drei Phasenströme eher klein, und die Umrichterlinearisierung kann nicht mehr so einfach das nötige Vorzeichen der Phasenströme zur Kompensation der Dioden- beziehungsweise IGBT-Druchlassspannungen erkennen. Aus diesem Grund muss gerade im Bereich des Leerlaufs der id -Teststrom genügend groß gewählt werden. Für größere Belastungen könnte der Teststrom niedriger gewählt werden, was sowohl geringere ohmsche Verluste durch die niedrigere Teststromamplitude als auch eine geringere Drehmomentwelligkeit wegen des dann kleineren Reluktanzmomentrippels zur Folge hat. Eine variable Teststromamplitude wurde ebenfalls in den Laborantrieben implementiert und dessen Funktionsfähigkeit gezeigt. Allerdings wurde dieser Ansatz nicht weiter verfolgt, da sich in dieser Arbeit auf die prinzipielle Funktionsweise des beschriebenen Identifikationsverfahrens beschränkt wird. Die Optimierung auf einen Einsatz für industrielle Zwecke könnte in einer weiteren Arbeit untersucht werden. Anschließend zeigt Abbildung 5.21 die Identifikationsergebnisse für den Prüfstand B mit der Maschine mit innenliegenden Magneten und Zahnspulenwicklung. Diese Maschine war wegen der Limitationen des zur Verfügung stehenden dSPACE-Systems in Verbindung mit dem vorhandenen Umrichter nur bis circa 10 % der Nenndrehzahl regelbar. Der Grund hierfür lag darin, dass 166 5 Ständerwiderstand und -temperatur 1.1 1.5 1.05 −1 Rs,ident Rr eal 1 −0.5 1 0.5 0 −1 0.95 0.1 0 0.1 0 0.05 0.5 0 0 −0.1 n nN 1 M MN (a) Seitenansicht M MN −0.05 n nN 0.9 −0.1 1 (b) Draufsicht Abbildung 5.21: (Prüfstand B) Identifikation von Rs mit Testsignalen, Ergebnisse für den stationären Zustand die Maschine eine derart hohe Drehmomentwelligkeit aufwies, dass eine Oberwellenregelung notwendig war. Damit für diese Oberwellenregelung bei der zur Verfügung stehenden Taktfrequenz von 2 kHz eine genügend große Anzahl an Taktperioden zur Verfügung stand, um Sinusgrößen auszuregeln, war die Drehzahlbegrenzung auf nur 10 % der Nenndrehzahl notwendig. Innerhalb dieses Bereiches funktionierte die Widerstandsidentifikation jedoch problemlos, der Identifikationsfehler war – wie in Abbildung 5.21 gut zu sehen – stets unter ±10 %. Wie bereits anfangs erwähnt, werden neben den stationären auch dynamische Messungen durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit der Ständerwiderstandsidentifikation während dynamischer Zustände zu belegen. Gemessen wurden jeweils Drehzahlund Drehmomentsprünge sowie über einen längeren Zeitraum Erwärmungs- und bei Maschine A auch Abkühlvorgänge. Letztere sind zwar keine dynamischen Messungen im Sinne von sich in einem kurzen Zeitraum schnell veränderlicher elektrischer Größen, dennoch erreichen die Temperaturen keinen stationären Zustand, es handelt sich hier also um dynamische Messungen bezogen auf die Temperaturveränderung. Für den Prüfstand A zeigt Abbildung 5.22 eine Messung mit Drehzahlsprüngen von 1 (fast) null auf 500 min bei Nennbelastung. Die Drehzahl null kann aufgrund der lastseitigen Gleichstrommaschine in Verbindung mit der dann auftretenden Überlastung des Kommutators unter Belastung nicht eingestellt werden. Gezeigt wird – wie auch in den folgenden Abbildungen – in dem jeweils oberen Diagramm die Größe, die sich verändert, in diesem Fall ist dies die Drehzahl. Im mittleren Diagramm wird das Identifikationsergebnis für den Ständerwiderstand dargestellt: zum einen das ungeglättete Ergebnis in Schwarz, hier tauchen auch kurze Ausreißer im identifizierten Widerstand auf, 5.3 Identifikation mit Testsignalen 167 n 600 400 200 0 in 1 min ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung 5.22: (Prüfstand A) Drehzahlsprung unter Nennbelastung und zum anderen in Blau das geglättete Identifikationsergebnis. In den unteren Diagrammen werden schließlich die identifizierten Temperaturverläufe in Blau und die mit einem Thermoelement im Stator gemessenen in Schwarz dargestellt. Die Berechnung der Temperatur basiert auf dem geglätteten Widerstandsidentifikationsergebnis. Für den Prüfstand A gibt es keine gemessenen Referenztemperaturverläufe, da die Maschine A keinen Temperatursensor im Stator verbaut hat. Abbildung 5.22 zeigt, dass die Widerstandsidentifikation von den Drehzahlsprüngen nicht gestört wird, selbst deren Rohdaten enthalten keine Identifikationsfehler. Bei höheren Drehzahlen erkennt man lediglich eine relativ hochfrequente Schwingung auf den Rohidentifikationsdaten, die jedoch gut geglättet werden kann. Ihr Ursprung sind Motorharmonische, die nicht vollständig von der drehzahlabhängigen Filterung, siehe dazu Kapitel 5.3.3 ab Seite 154, unterdrückt werden können. Auch wenn für Prüfstand A keine Referenztemperatur vorliegt, so sieht man zusätzlich, dass die Temperatur in der Maschine während der zehnminütigen Messdauer ansteigt; die Schwankungsbreite zwischen den beiden verschiedenen Drehzahlen beträgt circa 10◦ C und liegt damit gut im erwarteten Rahmen. Näheres zur Temperaturberechnung und deren Genauigkeit findet sich in Kapitel 5.4 ab Seite 174. Bei der folgenden Abbildung 5.23 wurde kein Drehzahlsprung, sondern ein Drehmomentsprung von null auf Nennmoment nachgebildet. Die Drehzahl 1 beträgt in diesem Fall konstante 500 min . Es ist wieder der verbleibende Rippel auf den Rohidentifikationssignalen zu sehen. Zusätzlich sind – im Gegensatz zur Abbildung 168 5 Ständerwiderstand und -temperatur M 2 1 0 in Nm ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung 5.23: (Prüfstand A) Drehmomentsprung bei n = 250 500 600 1 min 5.22 – noch kleine Peaks bei den Drehmomentsprüngen sichtbar. Da diese Peaks nicht betragsmäßig begrenzt wurden, beeinflussen sie die PT1-Filterung des Widerstandssignals, was sich schließlich deutlich auf die Temperaturberechnung auswirkt. Man erkennt bei jedem Drehmomentsprung folglich einen deutlichen Temperatursprung. Der Sprung lässt sich verhindern, wenn die Zeitpunkte, bei denen die Peaks im Rohwiderstandsidentifikationssigal auftauchen, aus der PT1-Filterung herausrechnet werden. Dieser Weg wurde hier jedoch ausdrücklich nicht beschritten, um die Auswirkung solcher Peaks auf den Rohsignalen zu verdeutlichen. Ohne diese Effekte würde auch hier ein Temperaturhub von circa 10◦ C zwischen den beiden Lastzuständen auftauchen. Schließlich zeigt Abbildung 5.24 eine Langzeitmessung über ungefähr vier Stunden. Zwei Stunden lang wurde der Maschinensatz A erwärmt (Abbildung 5.24a) und direkt im Anschluss zwei Stunden lang abgekühlt (Abbildung 5.24b). Während der Abkühlphase wurde nach circa einer Stunde ein externer Lüfter eingeschaltet, um die Abkühlung zu beschleunigen, was deutlich in dem Temperaturverlauf sichtbar ist. Es ist zu sehen, dass während der gesamten Messdauer eine stabile Identifikation des Ständerwiderstands möglich war, kein einziger Identifikationswert befand sich außerhalb einer gewissen Toleranz. Weitere dynamische Messungen am Prüfstand A finden sich im Anhang A.2.3 ab Seite 249. Die Abbildungen 5.25 bis 5.27 zeigen gemessene Verläufe für den Prüfstand C in dynamischen Betriebszuständen. Abbildung 5.25 stellt einen Drehzahlsprung von null 5.3 Identifikation mit Testsignalen 169 M 2 1 0 in Nm ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 20 40 60 t in Minuten 80 100 (a) Erwärmungsphase M 2 1 0 in Nm 1.5 uq,mess uq,stat 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 20 40 60 t in Minuten 80 100 (b) Abkühlungsphase Abbildung 5.24: (Prüfstand A) Erwärmung des kalten Motors bei n = 500 Abkühlung (b) 1 min (a) und anschließende 170 5 Ständerwiderstand und -temperatur n 1500 1000 500 0 in 0.2 1 min ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung 5.25: (Prüfstand C) Drehzahlsprung im Leerlauf n 1500 1000 500 0 in 0.2 1 min ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 Abbildung 5.26: (Prüfstand C) Drehzahlsprung bei Nennbelastung 600 5.3 Identifikation mit Testsignalen 171 M 150 100 50 0 in Nm 0.2 uq,mess uq,stat 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 50 100 150 200 250 300 t in Sekunden 350 Abbildung 5.27: (Prüfstand C) Erwärmungsmessung bei n = 500 400 450 1 min 1 dar, wobei sich der Maschinensatz im Leerlauf befindet. Auch wenn die auf 1500 min Ständerwiderstandsidentifikation weiterhin einen Fehler von unter 10 % innehat, so kann der Abbildung in diesem Fall ein relativ großer Fehler in der Temperaturberechnung von ungefähr 20◦ C entnommen werden. Dies liegt daran, dass hier zwei ungünstige Betriebszustände zusammenkommen: zum einen die hohe Drehzahl, die in Verbindung mit der verwendeten Taktfrequenz der Regelung bereits die physikalische Grenze des Möglichen darstellt, zum anderen der Leerlauffall, der aufgrund von Limitationen der Umrichterlinearisierung bei Strömen um null als kritisch anzusehen ist. Im Gegensatz zu Abbildung 5.25 befindet sich der Maschinensatz in Abbildung 5.26 unter Nennbelastung. Man erkennt hier eine sehr gleichmäßige Widerstandsidentifikation ohne signifikante Spitzen in positiver oder negativer Richtung. Dies ermöglicht die genaue Temperaturberechnung, die gut mit der realen gemessenen Temperatur übereinstimmt und dem Temperaturanstieg folgt. Eine weitere Messung für eine kon1 stante Drehzahl von 500 min und Nennmoment zeigt Abbildung 5.27. Gut zu sehen ist, dass der identifizierte Temperaturanstieg sehr gut mit dem gemessenen übereinstimmt. Da es sich bei dem Prüfling um eine luftgekühlte Maschine handelt, ist die Temperaturänderung des Ständers relativ langsam. Beim Prüfling B handelt es sich im Gegensatz dazu um eine wassergekühlte Maschine, deren Temperaturzeitkonstante des Stators deutlich kleiner ist, wie in den zugehörigen Abbildungen im Anschluss gut zu sehen ist. Weitere Abbildungen zu dynamischen Vorgängen am Prüfstand C 172 5 Ständerwiderstand und -temperatur können dem Anhang A.4.2 ab Seite 258 entnommen werden. n 150 100 50 0 in 1 min ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung 5.28: (Prüfstand B) Drehzahlsprung bei Nennbelastung Schließlich sollen an dieser Stelle noch die Messergebnisse des Prüfstands B vorgestellt werden. Als direkter Unterschied zu den Ergebnissen der Prüfstände A und C treten hier signifikante Schwankungen des Rohidentifikationssignals für den Ständerwiderstand auf. Dies liegt daran, dass die Maschine B aufgrund der Kombination von Zahnspulenwicklung und innenliegenden Magneten hohe Oberwellenmomente besitzt. In Verbindung mit der relativ niedrigen Umrichtertaktfrequenz von 2 kHz und der Tatsache, dass das verwendete dSPACE-System lediglich asynchrone Taktung beherrscht, 1 war die Drehzahl des Systems zudem auf maximal 150 min beschränkt. Dennoch zeigen die Abbildungen 5.28 bis 5.30, dass eine Identifikation von Ständerwiderstand und -temperatur gut möglich ist. Abbildung 5.28 zeigt Drehzahlsprünge bei Belastung der Maschine mit Nennmoment. Wenn auch die Rohidentifikation des Ständerwiderstands relativ großen Schwankungen unterworfen ist, insbesondere bei einer Drehzahl ungleich Stillstand, so ist doch der Mittelwert des Identifikationsergebnisses konstant. Der daraus berechnete Temperaturverlauf stimmt gut mit der gemessenen Temperatur überein. In Abbildung 5.29 werden Drehmomentsprünge von null auf Nennmoment bei nahezu Stillstand des Maschinensatzes dargestellt. Die Identifikation des Ständerwiderstands ist hier möglich, der Temperaturverlauf der Identifikation folgt nahezu perfekt dem der gemessenen Temperatur. Hier sieht man deutlich den Einfluss einer Wasserkühlung auf das Temperaturverhalten des Ständers: Durch die Wasser- 5.3 Identifikation mit Testsignalen 173 M 150 100 50 0 in Nm ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung 5.29: (Prüfstand B) Drehmomentsprung bei n = 30 500 600 1 min M 150 100 50 0 in Nm ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung 5.30: (Prüfstand B) Drehmomentsprung bei n = 150 500 1 min 600 174 5 Ständerwiderstand und -temperatur kühlung können die Maschinen deutlich kleiner dimensioniert werden, die Leistungsdichte pro Volumen wird dadurch größer. Als Folge verkleinert sich auch die Temperaturzeitkonstante des Stators, und die Temperatur in der Maschine verändert sich je nach Belastung, wie in der Abbildung 5.29 zu sehen ist, schnell. Das gleiche Temperaturverhalten kann auch Abbildung 5.30 entnommen werden, die Drehmomentsprünge 1 bei einer konstanten Drehzahl von 1000 min zeigt. Auch hier folgt das Identifikationsergebnis sowohl für den Ständerwiderstand als auch die -temperatur gut dem realen Verlauf. Weitere Messergebnisse für dynamische Betriebszustände finden sich im Anhang A.3.3 ab Seite 255. Als Ergebnis zu den praktischen Messungen von dynamischen Betriebszuständen kann zusammengefasst werden, dass die Widerstandsidentifikation und damit auch die Temperaturberechnung von Drehzahl- oder Drehmomentsprüngen nicht wesentlich beeinflusst werden. Lediglich die Identifikationsfehler sind je nach Betriebszustand etwas voneinander verschieden, was zum Beispiel zu scheinbaren Temperatursprüngen von bis zu 20◦ C führt, die jedoch in der Realität nicht vorhanden sind.Zu jedem Zeitpunkt – sowohl bei den hier betrachteten Messungen als auch bei weiteren Messungen, die hier aus Platzgründen nicht alle beschrieben werden können – war die Identifikation des Ständerwiderstands und damit auch der Ständertemperatur stabil. 5.4 Ständertemperatur Die Identifikation der Ständertemperatur ist immer im Zusammenhang mit der Identifikation des Ständerwiderstands zu sehen. Ist der Ständerwiderstand bekannt, so kann daraus die Temperatur des Ständers bestimmt werden. Wie bereits in Kapitel 5.1 erwähnt, wird in [125] ein Verfahren vorgestellt, um den Ständerwiderstand unter Zuhilfenahme eines hochfrequenten Stromraumzeigers zu bestimmen. Leider wird das Verfahren nur durch Simulationen belegt. In dieser Veröffentlichung ist ebenfalls erwähnt, dass die Identifikation des Ständerwiderstands von der Geschwindigkeit und Beschleunigung des Antriebssystems abhängt. Außerdem wurde für die Identifikation 1 verwenin der Simulation lediglich eine recht geringe Geschwindigkeit von 100 min det. Auch in einer darauf aufbauenden Veröffentlichung [134] wurden keine Messergebnisse präsentiert. Eine weitere Veröffentlichung [123], in der die Identifikation des Ständerwiderstands mit einem auf MRAS basierten Ansatz durchgeführt wurde, stützt sich ebenfalls nur auf simulative Ergebnisse und hat zudem mit Parameterungenauigkeiten zu kämpfen. Sind die restlichen Parameter der Maschine nur ungenügend bekannt, so lässt sich auch kein Referenzsystem aufstellen, das ja gerade auf diesen Parametern beruht. In [135] werden ausführlich die verschiedenen möglichen Ansätze zur Identifikation der Statortemperatur beschrieben und zusätzlich Messergebnisse 5.4 Ständertemperatur 175 am Prüfstand bereitgestellt. Auch wenn sich diese Aussagen auf die Asynchronmaschine beziehen, so lassen sich die grundsätzlichen Überlegungen auch auf die Synchronmaschine anwenden. Die Veröffentlichung [135] kommt zu dem Schluss, dass die genaue Identifikation des Ständerwiderstands entweder nur bei exakt bekannten Parametern – wie Spannungen, Drehzahl und Indukivitäten – möglich ist oder eine Beschränkung auf sehr geringe Drehzahlen notwendig ist. Folglich gilt das auch für die darauf basierende Temperaturschätzung. Die Ansätze in der Literatur zeigen, dass der an sich oft selbst gestellte Anspruch an die Genauigkeit der Temperaturberechnung nur selten erreicht werden kann. So schreibt [134], dass für eine Temperaturauflösung beziehungsweise -genauigkeit von 10◦ C der Widerstand mit einer Genauigkeit von besser als 5 % identifiziert werden müsste. Den Beweis am Prüfstand, dass dies möglich ist, bleibt er schuldig. Die Problematik der Online-Temperaturidentifikation wird deutlich, wenn die Gleichung zur Berechnung der Temperatur aus dem identifizierten Ständerwiderstand genauer analysiert wird: Rs − Rs,ϑr ef + ϑr ef → ϑs = Rs = Rs,ϑr ef · 1 + αCu ϑs − ϑr ef αCu Rs,ϑr ef (5.31) In obiger Gleichung beschreibt ϑr ef die Temperatur, bei der der Referenzwiderstand Rs,ϑr ef gemessen wurde, meist geschieht dies bei Raumtemperatur. Warum der Ständerwiderstand genau bekannt sein muss, wird klar, wenn man auf Basis von Gleichung (5.31) den Temperaturfehler abhängig vom Identifikationsfehler des Ständerwiderstands darstellt als beziehungsweise ϑs + ∆ϑs = (Rs + ∆Rs ) − Rs,ϑr ef ∆ϑs = αCu Rs,ϑr ef ∆Rs 1 · αCu Rs,ϑr ef + ϑr ef (5.32) (5.33) und anschließend diesen Zusammenhang, wie in Abbildung 5.31 geschehen, graphisch veranschaulicht. Beträgt der Fehler der Ständerwiderstandsidentifikation nur 5 %, so ergibt sich daraus nach Abbildung 5.31 ein Fehler in der Temperaturberechnung von circa 12◦ C, bei 10 % schon 25◦ C. Somit ist eine gute Temperaturberechnung noch möglich bei einem Ständerwiderstandsidentifikationsfehler von maximal 5 %, bei höheren Fehlern wird die Temperaturberechnung zur groben Abschätzung, insbesondere wenn die Widerstandsidentifikation einen Fehler von mehr als 10 % aufweist. Ist dies der Fall, dann erscheint es sinnvoller, gleich einen Temperaturfühler im Ständer zu verbauen. Die Messergebnisse für die Prüfstände B und C sind in Abbildung 5.32 dargestellt. Gezeigt 176 5 Ständerwiderstand und -temperatur 40 35 30 ∆ϑs [◦ C] 25 20 15 10 5 0 0 5 ∆Rs Rr ef 10 (prozentual) 15 Abbildung 5.31: Genauigkeit der Ständertemperatur in Abhängigkeit vom Identifikationsfehler des Ständerwiderstands 35 30 30 25 25 −1 −1 20 20 −0.5 −0.5 15 15 0 0 10 10 0.1 0.5 0.05 0.5 iq iq,n 0 −0.05 n nn −0.1 1 (a) Prüfstand B 5 5 0.5 iq iq,n 0 0 n−0.5 nn 0 1 (b) Prüfstand C Abbildung 5.32: Temperaturidentifikation an den Prüfständen B und C werden die Fehler der Ständertemperaturbestimmung in Bezug auf die reale Temperatur der Statorwicklungen. Basis hierfür sind die gleichen Messungen, die bereits für die Ständerwiderstandsidentifikation in den Abbildungen 5.20 und 5.21 auf den Seiten 165 und 166 verwendet wurden. Die Identifikationsfehler für den Ständerwiderstand sind für jeden Betriebspunkt geringer als 10 %. Trotzdem ergeben sich entgegen der Darstellung aus Abbildung 5.31 höhere Temperaturabweichungen als 25◦ C. Dies liegt daran, dass die Temperaturen, bei denen die Messungen durchgeführt wurden, deutlich höher als die Referenztemperaturen waren. Der Widerstandsfehler wurde in den Messungen der Abbildungen 5.20 und 5.21 auf den realen Widerstand bei der 5.4 Ständertemperatur 177 Messtemperatur bezogen. Wird dieser Widerstandsfehler jedoch auf den Referenzwiderstand bezogen – was gemäß Gleichung (5.33) für die Bestimmung des Temperaturfehlers nötig ist –, so ergeben sich höhere prozentuale Fehler und damit höhere Abweichungen in den Temperaturen. 178 5 Ständerwiderstand und -temperatur Kapitel 6 Permanentmagnetflussverkettung Wie es der Name schon sagt, werden die in dieser Arbeit behandelten permanenterregten Synchronmaschinen durch Permanentmagnete erregt. Relevant für die Erregung der Maschine ist der Anteil des Flusses der Magnete, der über den Luftspalt vom Läufer zum Ständer übergeht. Dieser wird Permanentmagnetflussverkettung genannt und mit ψp bezeichnet. Der Fluss ψp über den Luftspalt ist nicht identisch mit dem Fluss, den die Magnete hervorrufen. Letzterer ändert sich nicht aufgrund der elektrischen Betriebszustände in der Maschine, während ψp sehr wohl vom Arbeitspunkt der PMSM abhängt. Aus einem ähnlichen Grund ist es auch kritischer, eine PMSM mit Oberflächenmagneten stark feldzuschwächen, als das bei einer Maschine mit vergrabenen Magneten der Fall wäre. Bei Maschinen mit vergrabenen Magneten ist es möglich, dass sich der Fluss der Permanentmagnete vollständig über das die Magnete umgebende Eisen schließt und überhaupt nicht mehr über den Luftspalt geht. Bei Oberflächenmagneten ist die Gefahr einer irreversiblen Entmagnetisierung bei einer vergleichbar starken Feldschwächung ungleich höher. 6.1 Permanentmagnete Der durch die Permanentmagnete hervorgerufene Fluss ist eine Materialeigenschaft und ändert sich vor allem als Folge von Alterungs- oder Temperatureffekten [118]. In diesem Kapitel werden einige wesentliche physikalische Grundlagen erläutert, die zum Verständnis der Wirkungsweise von magnetischen Materialien hilfreich sind. Der Inhalt dieses Kapitels ist stark angelehnt an das Grundlagenkapitel aus [118]. Zum Ende dieses Kapitels wird schließlich auf die Temperaturabhängigkeit der Permanentmagnetflussverkettung eingegangen und deren Ursachen diskutiert. Es stellt sich die grundsätzliche Frage, warum sich ein Magnet genau in eine ganz → bestimmte Richtung ausrichtet. Abbildung 6.1 zeigt eine von einem äußeren Feld B 179 180 6 Permanentmagnetflussverkettung → durchsetzte stromdurchflossene Spule mit dem Flächenelement A. Ein solches äußeres Feld könnte zum Beispiel von einem Magneten erzeugt werden. Man kann nun diese Spule in kleine Scheiben mit der Höhe ∆y unterteilen. Solange die stromführende Spule in der x-y-Ebene und das äußere Feld in der z-Ebene ist, wirken keine Kräfte auf die beiden langen Seiten ν1 ν2 und ν3 ν4 der Scheibe. Ist die Scheibe sehr dünn, so kann zusätzlich vereinfachend davon ausgegangen werden, dass ν1 ν2 ≈ ν3 ν4 gilt. Bei den beiden kurzen Enden der Scheibe bilden sich entgegengesetze Kräfte, die sich y i → A ν1 ν2 ν3 ν4 dy → dF σ B cos σ → dF B sin σ → B z x Abbildung 6.1: Stromdurchflossene Spule im äußeren Magnetfeld (Quelle: [118]) zwar ebenso der Summe nach aufheben, jedoch nicht am gleichen Aufpunkt wirken. Daher ergibt sich ein resultierendes Drehmoment → -∆M mech = ν1 ν2 · ∆y · i · B sin σ → = ∆ A · i · B sin σ . (6.1) Eine Anmerkung zu den Variablenbezeichungen: Da in diesem Kapitel sowohl Drehmoment als auch Magnetisierung vorkommen und beide mit dem Buchstaben „M“ dargestellt werden, wird innerhalb dieses Abschnitts zur besseren Unterscheidung das mechanische Drehmoment mit Mmech bezeichnet. Da alle schmalen Streifen den gleichen Strom führen und vom gleichen Fluss B durchsetzt werden, kann für das Drehmoment, welches auf die gesamte Spule mit der ein→ schließenden Fläche A wirkt, ebenso geschrieben werden → → -M mech = A i · B sin σ . (6.2) → → → Ersetzt man schließlich das Produkt aus Fläche und Strom gemäß µ m = A i, wird µ m als das magnetische Dipolmoment bezeichnet. Wird über das Drehmoment integriert, so ergibt sich die Energie, die sich im Magnetmaterial befindet, abhängig vom Winkel → zur magnetischen Flussdichte B : Z Z → -→ → → (6.3) E = M mech dσ = µ m B sin σ dσ = − µ m B cos σ 6.1 Permanentmagnete 181 Es ist aus Gleichung (6.3) ersichtlich, dass die Energie des Magnetmaterials immer genau dann am geringsten, also in dieser Formel am negativsten, ist, wenn der Winkel → σ zwischen dem magnetischen Dipolmoment µm und magnetischer Flussdichte B am geringsten ist. Ein Maß für die Stärke des magnetischen Dipolmoments pro Volumen gibt die Magne→ -tisierung M eines Materials an. P→ → -µm . (6.4) M = lim ∆V →0 ∆V → -Das interne Feld eines Magneten wird durch dessen Magnetisierung M erzeugt. Zwi→ schen dieser und der elektrischen Feldstärke B gilt die formelmäßige Beziehung → → -B = µ0 M (6.5) mit der Proportionalitätskonstanten µ0 . Im Allgemeinen wird die Magnetisierung nicht in allen Bereichen eines Magneten den gleichen Wert annehmen. Auf diesen Aspekt soll an dieser Stelle aber nicht weiter eingegangen werden, der interessierte Leser wird an die entsprechende Fachliteratur, zum Beispiel [118, Seiten 5ff], verwiesen. Die ----→ der Magnetisierung entsprechende äquivalente Stromdichte Jm lässt sich wie folgt darstellen: ----→ -→ Jm = ex ∂My ∂Mz − ∂y ∂z ! --→ + ey ∂Mz ∂Mx − ∂z ∂y ! → -+ ez ∂My ∂Mx − ∂x ∂y ! (6.6) Oder einfacher unter Zuhilfenahme des Nabla-Operators als ----→ → -Jm = ∇ × M . (6.7) → Ist nun neben der Magnetisierung noch eine äußere Stromdichte J vorhanden, so lässt sich (6.7) als → → ----→ - µ0 J + Jm = ∇ × B oder umgeformt als → → → -- µ0 J = ∇ × B − µ0 M (6.8) (6.9) → → -schreiben. Gleichung (6.9) sagt aus, dass der Magnet ein Feld B = µ0 M erzeugt, auch → wenn von außen kein Strom angelegt wird ( J = 0). Der Übersichtlichkeit halber wird → die Größe der elektrischen Feldstärke H eingeführt. Sie wird definiert gemäß → → -- → → → -→ µ0 H = B − µ0 M oder umgeformt als B = µ0 H + M . (6.10) Es ergibt sich zusammen mit Gleichung (6.9) die bekannte Darstellung → → J =∇×H . (6.11) 182 6 Permanentmagnetflussverkettung → Daher gilt: Ist kein von außen angelegter Strom vorhanden, so ist H gemäß Gleichung → (6.11) gleich null, die elektrische Flussdichte B ist jedoch nicht notwendigerweise null, was aus Gleichung (6.9) hervorgeht. → → -Zusammen mit B = µ0 M kann der Kosinusterm der Energiegleichung (6.3) umgeschrieben werden: → → 2 σ E = −µ0 µ m M 1 − 2 sin 2 (6.12) → Die Energieveränderung E k , die auftritt wenn eine Drehung hin zur Vorzugsachse (σ = 0) stattfindet, kann nun abgespalten werden: → σ → E k = 2 µ0 µ m M sin2 2 (6.13) Die aufzubringende Arbeit ist natürlich dann am größten, wenn der Verschiebungswinkel σ = 180◦ beträgt. Die Richtung der magnetischen Dipole ist der Richtung der Magnetisierung entgegengesetzt, was einem instabilen Zustand entspricht. Bei realen Materialien gibt es oftmals mehrere gleichberechtigte magnetische Vorzugsachsen, bei Eisen zum Beispiel sechs. Dies kann durch Modifikationen der Gleichung (6.13) berücksichtigt werden, wird aber an dieser Stelle nicht näher behandelt, es sei auf die entsprechende Fachliteratur, zum Beispiel [118, 119], verwiesen. An dieser Stelle soll nur die prinzipielle Vorgehensweise aufgezeigt werden. Legt man ein äußeres magnetisches → Feld H an, welches nicht der Vorzugsrichtung der magnetischen Dipole entspricht, so wird sich ein Winkel für die Magnetisierung einstellen, der zwischen der Vorzugsrichtung und der des äußeren Feldes liegt (Abbildung 6.2). Die Magnetisierungsanteile in → Richtung des H-Feldes sind damit → -→ -M = M sat cos (σ0 − σ ) . (6.14) → -M sat steht in diesem Fall für die maximal mögliche Magnetisierung, das heißt, wenn → alle Dipole ausgerichtet sind. σ0 ist der Winkel des H-Feldes zum Vorzugswinkel des Magnetmaterials. Die Energie, die aufgrund eines externen Feldes im Magneten gespeichert ist, wird nach Gleichung (6.3) mit --→ → -Ef = −µ0 M sat H cos (σ0 − σ ) (6.15) → -bezeichnet. Zu beachten ist hierbei, dass die Größen µ0 und M sat gemäß Gleichung (6.4) in diesem Fall austauschbar sind. Die Gesamtenergie, die im Magneten gespeichert ist, setzt sich zusammen aus der Summe der Gleichungen (6.13) und (6.15) mit der eingeführten Materialkonstanten K1 = 8 µ0 µm M: --→ → → -K1 σ E = sin2 − µ0 M sat H cos (σ0 − σ ) 4 2 (6.16) 6.1 Permanentmagnete 183 σ0 σ → H [1, 0, 0] → -M sat Abbildung 6.2: Vorzugsrichtung der Magnetisierung vs. äußeres magnetisches Feld (Quelle: [118]) → Nun stellt sich die Frage, ab welcher von außen angelegten magnetischen Feldstärke H → der Magnet entmagnetisiert wird. Es wird angenommen, dass das äußere Feld H genau → -entgegengesetzt zur Magnetisierung M angelegt und der Winkel σ0 damit zu σ0 = π gesetzt wird. Bei Beachtung der trigonometrischen Beziehung cos (π − σ ) = − cos σ → ergibt sich daraus für die erste und zweite Ableitung der Gesamtenergie E → --→ → -dE K1 = sin σ − µ0 M sat H sin σ und dσ 4 --→ → → -K1 d2 E = cos σ − µ0 M sat H cos σ . 2 dσ 4 (6.17) (6.18) Im Fall der um 180◦ entgegengesetzten äußeren Feldstärke wird sich anhand der ersten Ableitung (6.17) keine minimale Magnetenergie und damit kein Wechsel der Magnetisierung in Abhängigkeit der Winkeländerung σ feststellen lassen, da sich der Winkel σ nur im Zeitpunkt des Kippens der Magnetisierung plötzlich um 180◦ verändert. Daher ist hier die zweite Ableitung (6.18) interessant. Wird sie null, so ändert sich das Vorzeichen der Änderung der Energieänderung. Zu diesem Zeitpunkt kippt demnach die Magnetisierung. Die dafür aufzubringende magnetische Feldstärke heißt intrinsische Koerzitivfeldstärke Hci und lässt sich aus Gleichung (6.18) bei σ = 0 ablesen: Hci = K1 4 µ0 Msat (6.19) Jeweils beim Anlegen von mindestens der negativen beziehungsweise positiven (intrinsischen) Koerzitivfeldstärke Hci kippt die Magnetisierung Msat und wechselt ihr Vorzeichen (Abbildung 6.3). Dieses Kippen der Magnetisierung muss im realen Betrieb der PMSM unter allen Umständen vermieden werden. Es käme einem Totalschaden der elektrischen Maschine gleich, denn ein Herstellen des ursprünglichen Zustands ist in den allermeisten Fällen wirtschaftlich nicht sinnvoll. Abbildung 6.4 zeigt schließlich → - → die bekannte B -H-Darstellungsform der magnetischen Eigenschaften. In der prinzipiellen Darstellung eines beispielhaften Verlaufs ist gut zu erkennen, dass die Koer→ zitivfeldstärke Hc , die benötigt wird, um das B -Feld im Magnetmaterial zu null wer- 184 6 Permanentmagnetflussverkettung M Msat Hci −Hci H −Msat Abbildung 6.3: Magnetisierung in Abhängigkeit der äußeren Feldstärke (Quelle: [118]) den zu lassen, kleiner ist als die intrinsische Koerzitivfeldstärke, die ein Umkippen des Magnetflusses bewirkt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass im Allgemeinen Hc = Msat < Hci gilt. B µ0 Msat −Hci Hc Hci −Hc H −µ0 Msat → → Abbildung 6.4: Magnetische Flussdichte B in Abhängigkeit der äußeren Feldstärke H (Quelle: [118]) Idealerweise sollten die Permanentmagnete keine Temperaturabhängigkeit aufweisen. Reale Magnete weisen jedoch sehr wohl eine Temperaturabhängigkeit auf, die sich, je nachdem, welcher Temperatur sie ausgesetzt sind, in drei Kategorien unterteilen lässt: Werden die Magnete extrem hohen Temperaturen ausgesetzt, die nahe an die Temperaturen kommen, die im Herstellungsprozess der Magnete benötigt werden (bei AlNiCo-Magneten wären dies nach [118, Seite 57] zum Beispiel circa 500◦ C), so treten permanente Veränderungen innerhalb des Magnetmaterials auf, die auch durch vollständige Neumagnetisierung nicht wieder rückgängig gemacht werden können. Allein 6.2 Identifikation mit Testsignalen 185 ein neuer Herstellungsprozess mit den entsprechend hohen Temperaturen kann die ursprünglichen Eigenschaften wiederherstellen. Des Weiteren gibt es die Gruppe der irreversiblen Veränderungen. Diese Gruppe beinhaltet Manipulationen (zum Beispiel durch äußere Magnetfelder) am Permanentmagneten, die sich nicht von selbst wieder rückgängig machen lassen, auch wenn die Manipulation nicht mehr vorliegt. Dies wird auch als Demagnetisierung des Permanentmagneten bezeichnet. Eine Remagnetisierung reicht in diesem Fall aber aus, um die magnetischen Eigenschaften des Magneten wiederherzustellen. Abhängig von dem Grad der Demagnetisierung ist es auch möglich, dass die Feldstärke des Magneten nur geschwächt wurde, jedoch nicht gänzlich verschwunden ist. Als letztes gibt es noch die reversiblen Änderungen. Diese treten ständig im normalen Betrieb auf, als Beispiel sei der Feldschwächbetrieb genannt, der benutzt wird, um Drehzahlen oberhalb des Grunddrehzahlbereichs zu ermöglichen. Bleiben die Temperaturschwankungen im erlaubten Rahmen, so sind diese Verändungen an der Flussdichte des Magneten reversibel. Ein unerwünschter Effekt ist die schleichende zeitliche Veränderung der Magneteigenschaften, ausgelöst durch Alterungsprozesse der Werkstoffe. Daneben sind reversible Änderungen im Magnetmaterial wegen der Temperaturschwankungen der elektrischen Maschine im laufenden Betrieb ebenfalls nicht gewollt. Aus diesem Grund ändert sich in der Folge die Permanentmagnetflussverkettung ψp , welche jedoch zur Regelung im Allgemeinen und Drehmomentberechnung im Speziellen möglichst genau bekannt sein muss. Da eine Schätzung der Magnettemperatur auf Basis von magnetischen Widerstandsnetzwerken äußerst aufwändig und fehleranfällig ist [136] und eine Messung der Temperatur aus Kostengründen ebenfalls nur in wenigen Ausnahmefällen in Betracht kommt, werden im Folgenden zwei Verfahren vorgestellt, mit denen die Flussverkettung der Permanentmagnete aus den elektrischen Größen der PMSM online identifiziert werden kann. 6.2 Identifikation mit Testsignalen Zunächst werden wieder die beiden grundlegenden linearisierten Spannungsgleichungen der PMSM in rotorfesten Koordinaten analysiert: did − ωel Lq iq dt diq + ωel Ld id + ωel ψp uq = Rs iq + Lq dt ud = Rs id + Ld (6.20) (6.21) Da die Flussverkettung ψp lediglich in der q-Spannungsgleichung (6.21) auftritt, kann folglich nur diese Gleichung zur Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung ψp verwendet werden. Nun wäre es eine Möglichkeit, wie bei der Identifikation des 186 6 Permanentmagnetflussverkettung ohmschen Ständerwiderstands in Kapitel 5.3 (Seiten 148ff), ein Testsignal einzuspeisen. Als Basis für die Identifikation des Ständerwiderstands wurde ein Testsignal auf den Ständerstrom id aufmoduliert, da dieser im gleichen Term wie der Ständerwiderstand in der ud -Gleichung erscheint. Daher wäre es für die Flussverkettung ψp sinnvoll, eine variierende Winkelgeschwindigkeit ωel zu verwenden. Da das Ziel ist, ψp online während des regulären Betriebs zu identifizieren, ist eine Variation der Geschwindigkeit zumeist im Allgemeinen nicht möglich. In Kapitel 6.3, 190ff, wird gezeigt, wie eine rampenförmige Geschwindigkeitsänderung, zum Beispiel während eines lang andauernden Beschleunigungsvorgangs bei Traktionsanwendungen, dennoch zur Identifikation verwendet werden kann. Eine Variation des iq -Stroms wäre zum Beispiel bei Traktionsanwendungen prinzipiell denkbar: Werden zwei oder mehr Maschinen in einem Fahrzeug eingesetzt, so wäre es denkbar den iq -Strom derart zu variieren, dass das Gesamtdrehmoment aller Maschinen konstant bleibt. Dennoch ist es in diesem Fall einfacher, das bereits vorhandene Testsignal zu verwenden. Die Testsignale der Identifikation der Ständerflussverkettung werden verwendet, um zwei voneinander verschiedene Betriebszustände zu generieren, über die dann die Berechnungen gemittelt werden können. Eine Identifikation der Flussverkettung nahe Stillstand ist mit diesem Verfahren nicht möglich. Der Gleichung (6.21) ist zu entnehmen, dass ! für den Stillstand ωel ψp = 0 gilt, ψp folglich nicht mehr in der Gleichung enthalten und damit das System nicht beobachtbar ist. Wie die Messergebnisse in Kapitel 6.2.2 zeigen, ist der Einfluss der Eisenverluste gering, daher wird aus Gründen der Vereinfachung auf deren Berücksichtigung in den Gleichungen zur theoretischen Herleitung verzichtet. 6.2.1 Theorie Für die Identifikation der Flussverkettung ψp wird kein weiteres Testsignal eingespeist, sondern das gleiche Testsignal in d-Richtung verwendet wie bereits für die Identifikation des Ständerwiderstands. Abbildung 6.5 zeigt den prinzipiellen Verlauf des Teststroms und die zugehörigen Zeitpunkte, zu denen die elektrischen und mechanischen Größen, die ebenfalls meist diesen charakteristischen rechteckförmigen Verlauf haben, ausgewertet werden. Wie bereits erwähnt, gelten auch hier die linearisierten Gleichungen der Synchronmaschine entsprechend den Gleichungen (6.20) und (6.21). Bei der Identifikation der Flussverkettung werden nur stationäre Zustände betrachtet, daher können hier die Ableitungen der Ströme weggelassen werden, da sie im Mittel ohnehin null ergeben. Zweckmäßigerweise wird für die ψp -Identifikation nur die uq -Gleichung (6.21) verwen- 6.2 Identifikation mit Testsignalen itest 187 (1) t (2) Abbildung 6.5: Prinzipieller Verlauf des aufmodulierten Testsignalstroms (1) (2) det. Für zwei beliebige Spannungen uq (x) uq (x) = Rs iq (x) und uq (x) (x) + ωel Ld id gilt damit (x) (x) + ωel ψp mit x = 1, 2 . (6.22) Wird davon ausgegangen, dass sich ψp zwischen zwei Rechenschritten nicht verändert, so ergibt sich schließlich ep = ψ beziehungsweise ep = ψ 1 (1) 2 ωel (1) (1) (1) 1 (1) (2) ψp + ψp 2 (1) (1) uq − Rs iq − ωel Ld id + 1 (2) 2 ωel (6.23) (2) (2) (2) (1) (2) uq − Rs iq − ωel Ld id . (6.24) Eine weitere sinnvolle Vereinfachung kann unter der Annahme, dass sich die Geschwindigkeit ωel ebenfalls nicht signifikant zwischen zwei Rechenschritten verändert, erreicht werden. Es gilt dann (1) (2) ωel ≈ ωel . (6.25) fel wird eingeführt, die idealerweise genau Eine neue Variable ω (1) ! fel ωel = ω ∨ (2) ! fel ωel = ω (1) (6.26) (2) entspricht, in der Realität jedoch als Mittelwert zwischen ωel und ωel angesehen werden muss: (1) fel = ω (2) ωel + ωel 2 (6.27) Etwas Ähnliches gilt im Grunde für die Induktivität. Zur Vereinfachung wird hier angenommen, dass diese aufgrund des in der Amplitude nur relativ kleinen id -Teststroms keine größere Änderung erfährt. Damit kann hier ebenfalls (1) (2) Ld ≈ Ld (6.28) 188 6 Permanentmagnetflussverkettung e d wird eingeführt, für die gilt: vorausgesetzt werden. Eine weitere Variable L (1) ! ed Ld = L ∨ (2) ! ed Ld = L (6.29) Näherungsweise berechnet werden kann dieser mittlere Wert für die Ld -Induktivität, indem man die beiden Gleichungen (6.22) voneinander abzieht: (2) (1) (2) (1) (2) (1) e d i(2) − i(1) + ω f fel L ψ − ψ +ω uq − uq = Rs iq − iq p p el d d (6.30) Da der Teststrom nur in d-Richtung eingeprägt wird, kann iq im hier betrachteten Zustand als konstant angenommen werden. Das Gleiche gilt für ψp . Damit kann Gleichung (6.30) vereinfacht werden zu (2) (1) e d i(2) − i(1) . fel L uq − uq = ω d d (6.31) Umgeformt ergibt sich schließlich (2) ed = L (1) uq − uq 1 . · (2) (1) fel ω id − id (6.32) Ergänzt man dahingehend die Identifikationsgleichung (6.24) für die Flussverkettung e p schreiben gemäß: ψp , so lässt sich die identifizierte Flussverkettung ψ ep = ψ 1 fel 2ω Identifikation von ψp (ωel = const.) " (1) (2) (1) (2) uq + uq − Rs,ident iq + iq e d i(1) + i(2) fel L −ω d d (1) fel = mit ω (2) ωel + ωel 2 ed = und L # (6.33) (2) (1) uq − uq 1 · (2) (1) fel ω id − id Das beschriebene Verfahren entspricht im Wesentlichen der Mittelwertbildung aus den beiden alternierenden Betriebszuständen, die durch die Testsignaleinspeisung für die Ständerwiderstandsidentifikation entstehen. Die Vorgehensweise zur Implementierung dieses Verfahrens in der Praxis wird zusammen mit dem Identifikationsverfahren für sich verändernde Drehzahlen in Kapitel 6.3.2 ab Seite 193 beschrieben. 6.2.2 Messergebnisse Die Abbildungen 6.6, 6.7 und 6.8 zeigen die Identifikationsergebnisse für die Permanentmagnetflussverkettung bei den drei betrachteten Prüfständen. Dargestellt ist jeweils der Identifikationsfehler zur idealen Flussverkettung ψp in Abhängigkeit von 6.2 Identifikation mit Testsignalen 189 1.1 1.05 1.5 −1 1 ψp ψp,n −0.5 0.5 1 0 0.95 −1 1 0 1 0.5 0.5 0 iq iq,n 0 0 n nn −1 1 iq iq,n 0.9 −0.5 n nn (a) Seitenansicht −1 1 (b) Draufsicht Abbildung 6.6: (Prüfstand A) Identifizierte Flussverkettung abhängig von Drehmoment, ausgedrückt durch den drehmomentbildenden iq -Strom, und Drehzahl 1.05 1.5 −1 1 1 ψp ψp,n −0.5 0.5 0 −1 0.5 0 0.5 0 0.5 M Mn 0 0 −0.5 n nn 1 (a) Seitenansicht M Mn n−0.5 nn 0.95 1 (b) Draufsicht Abbildung 6.7: (Prüfstand C) Identifizierte Flussverkettung abhängig von Drehmoment und Drehzahl der Belastung, also dem iq -Strom beziehungsweise dem Drehmoment, und der Drehzahl. Bei Stillstand ist aufgrund der Identifikationsgleichung (6.33) keine Bestimmung von ψp möglich, daher sind für Drehzahlen nahe null keine Messwerte angegeben. Den Abbildungen lässt sich entnehmen, dass eine Identifikationsgenauigkeit von 10 % möglich ist, beim Prüfstand C wurde über den gesamten betrachteten Messbereich sogar eine Genauigkeit von 5 % erreicht. Für die Maschine A mit der kleinsten Leistung 190 6 Permanentmagnetflussverkettung 1.1 1.05 1.5 −1 1 ψp ψp,n −0.5 0.5 1 0 0.95 −1 0.1 0 0.1 0 0.5 0.05 M Mn 0 0 n nn −0.1 1 (a) Seitenansicht M Mn −0.05 n nn 0.9 −0.1 1 (b) Draufsicht Abbildung 6.8: (Prüfstand B) Identifizierte Flussverkettung abhängig von Drehmoment und Drehzahl gibt es jedoch Bereiche, in denen die Genauigkeit der Identifikation geringer als ±10 % ist, dargestellt in Schwarz. Die etwas geringere Genauigkeit dieser Maschine liegt unter anderem daran, dass der absolute Wert von ψp hier deutlich geringer als bei den beiden anderen Maschinen ist und sich damit bereits kleinere absolute Abweichungen stärker auswirken. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung ψp gut möglich ist, wenn gleichzeitig der Ständerwiderstand genau genug bekannt ist. Eine Genauigkeit von ±10 % ist realistisch, abhängig von den Para- metern der Maschine und den weiteren Eigenschaften des Antriebssystems. 6.3 Identifikation durch Geschwindigkeitsänderung Bei einem Antriebssystem, welches relativ oft die Drehzahl beziehungsweise Geschwindigkeit wechselt, kann die Veränderung in der Drehzahl als Grundlage für die Flussidentifikation verwendet werden. Als Beispiel könnte man sich eine Traktionsanwendung vorstellen: Eine U-Bahn oder Straßenbahn hat oft relativ geringe Geschwindigkeiten, jedoch beinhaltet deren Fahrzyklus meist längere Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge. Auf Basis dieser Vorgänge lassen sich mit einem Verfahren, welches die reine Drehzahländerung des Antriebssystems auswertet, auch bei geringen absoluten Geschwindigkeiten und sogar im Geschwindigkeitsnulldurchgang Berechnungen zur Identifikation von ψp durchführen. Als Grundlage für die folgenden Betrachtun- 6.3 Identifikation durch Geschwindigkeitsänderung 191 gen dient die in Kapitel 2.2.2 ab Seite 16 näher erläuterte Gleichung uq = Rs iq + Lq diq + ωel Ld id + ωel ψp . dt (6.34) Je kleiner die Geschwindigkeit des Systems ist (im Grenzfall null), desto schlechter lässt sich aus der Gleichung die Flussverkettung berechnen. Der Grund hierfür sind Messungenauigkeiten und numerische Probleme, die durch eine Division durch Werte nahe null entstehen. Bei Stillstand ist eine Auswertung sogar unmöglich. Soll jedoch – ähnlich wie bei der Identifikation des Ständerwiderstands in Kapitel 5.3 ab Seite 148 – ein alternierendes Testsignal verwendet werden, so müsste in diesem Fall die Drehzahl ωel verändert werden. Im Gegensatz zum id -Strom bei der Ständerwiderstandsidentifikation kann eine Drehzahl allerdings in aller Regel nicht einfach entsprechend einem festen Schema alterniert werden. Man kann jedoch Drehzahländerungen, die von außen vorgegeben werden, verwenden. 6.3.1 Theorie Verwendet werden, ähnlich wie bei der Ständerwiderstandsidentifikation, zwei Zustände (a) und (b) . Es ergeben sich somit aus (6.34) im stationären Zustand die beiden Gleichungen (a) uq (b) uq (a) (a) iq (a) (a) (a) (a) (6.35) (b) (b) (b) (b) (6.36) = Rs + ωel Ld id + ωel ψp und = Rs + ωel Ld id + ωel ψp . (b) (b) iq Der stationäre Zustand ist in diesem Fall nur auf die Ströme, nicht auf Drehzahlen bezogen. Die Ströme sollen sich also zwischen den beiden nahe beieinander liegenden Schritten (a) und (b) nur so wenig ändern, dass diq dt ≈ 0 gilt. Zumindest bei Trakti- onsanwendungen ist diese Bedingung oft erfüllt. Als weitere Vereinfachung kann nun definiert werden, dass sich der ohmsche Ständerwiderstand Rs nicht wesentlich ändert und zudem der feldschwächende Strom id konstant ist. Es gilt damit (a) ! Rs (b) = Rs (a) ! und id (b) = id . (6.37) Nun kann man einwenden, dass durch das rechteckförmige Testsignal in id -Richtung, welches gleichzeitig zur Widerstandsidentifikation verwendet wird, sich der Strom id durchaus verändert. Wenn die zwei Zustände so gewählt werden, dass immer bei positivem Testsignalstrom gemessen wird, dann kann trotz Testsignal in id -Richtung (b) (a) von einer Stromdifferenz id − id = 0 ausgegangen werden. Gleiches gilt, wenn man beide Zustände bei negativem Testsignalstrom misst. Im Allgemeinen muss davon aus(a) gegangen werden, dass iq (b) ≠ iq gilt. Der Teststrom in d-Richtung bewirkt gerade bei Maschinen mit ausgeprägten Kreuzkopplungseigenschaften eine Rückwirkung auf die 192 6 Permanentmagnetflussverkettung (3) (1) T 0 2T (2) (4) Abbildung 6.9: Graphische Darstellung der einzelnen Register (1) bis (4) und deren Zuordnung untereinander q-Achse. Der q-Strom iq muss daher ebenso mit der Testsignalfrequenz schwanken, um das abgegebene Drehmoment konstant halten zu können. Werden diese Vereinfachungen berücksichtigt, so ergeben sich schließlich aus (6.35) und (6.36) die beiden Gleichungen (a) uq (b) uq (a) = Rs iq (b) (a) (6.38) (b) (6.39) + ωel ψp und = Rs iq + ωel ψp , die sich nun voneinander abziehen und nach ψp auflösen lassen: (b) (a) (b) (a) uq − uq − Rs · iq − iq ψp = (b) (a) ωel − ωel (6.40) Nun stellt sich die Frage, warum Gleichung (6.40) besser konditioniert ist als Gleichung (6.34), aufgelöst nach ψp . Zwei Hauptvorteile von Gleichung (6.40) sind in diesem Zusammenhang besonders relevant: 1. Offsetfehler in den Messgrößen heben sich durch die Differenzenbildung heraus. Dies ist insbesondere für die Spannungen uq relevant, weil diese aus den Umrichteransteuersignalen berechnet werden und trotz einer vorhandenen Umrichterlinearisierung nie exakt bekannt sind. 2. Ein möglicher Restfehler im Ständerwiderstand Rs wirkt sich weniger aus. Rs geht nicht mit dem gesamten Strom iq gewichtet, sondern nur mit der meist (b) deutlich kleineren Differenz iq Flussverkettung ein. (a) − iq in die Identifikationsgleichung für die Eine weitere Fehlerreduktion kann erreicht werden, wenn die aufgrund der Widerstandsidentifikation vorhandenen Testsignale verwendet werden. Abbildung 6.9 zeigt 6.3 Identifikation durch Geschwindigkeitsänderung 193 anschaulich die Testsignale und die zu den jeweiligen Zeitpunkten abgespeicherten Messwerte, gezeichnet ist der id -Teststrom. Natürlich sind nicht nur für id derartige Register vorhanden, sondern für alle relevanten Messdaten. Für die Ständerwiderstandsidentifikation werden die beiden Register (3) (1) und (2) verwendet. Die Register und (4) sind lediglich für die Permanentmagnetflussidentifikation relevant und ent- halten jeweils die vorherigen Werte der Register (1) und (2) . Auf diese Weise gibt es jeweils zwei immer wiederkehrende Zeitpunkte, an denen der Strom id konstant ist. Diese wären (1) und (3) sowie (2) und (4) . Es gibt damit die beiden Identifikationsglei- chungen Identifikation von ψp (ωel ≠ const.) (3) (1) (3) (1) − R · i − i u − u q q q q s (1,3) ψp = und (3) (1) ωel − ωel (4) (2) (4) (2) uq − uq − Rs · iq − iq (2,4) . = ψp (4) (2) ωel − ωel (6.41) (6.42) (1,3) Da das id -Testsignal rechteckförmig um null pendelt, werden die Ergebnisse von ψp (2,4) und ψp nochmals gemittelt: ψp = 1 (1,3) (2,4) ψp + ψp 2 (6.43) Am Ende steht ψp zur Verfügung, welches – ähnlich wie bei der Ständerwiderstandsidentifikation – geglättet werden muss. 6.3.2 Modell Die prinzipielle Vorgehensweise bei der Implementierung der Gleichungen zur Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung ψp ist in Abbildung 6.10 dargestellt. Wie bereits im vorherigen Kapitel erläutert und in der Abbildung 6.9 skizziert, müssen alle nötigen Parameter für die vier verschiedenen Zustände im Verlauf einer Testsignalperiode gemessen und gespeichert werden. Diese werden verwendet, um die Flussverkettung zu so vielen Zeitpunkten wie möglich zu identifizieren. Hierzu wird die Berechnung von ψp bei konstanten Geschwindigkeiten nach Gleichung (6.33) aus Kapitel 6.2 mit der hier beschriebenen Identifikation bei sich verändernder Geschwindigkeit verbunden. Bei einer Drehzahl konstant über einer Mindestschwelle ǫ1 wird das Verfahren mit konstanter Drehzahl nach Gleichung (6.33) verwendet. Ist die Drehzahl des Systems kleiner als ǫ1 , jedoch eine Drehzahlveränderung vorhanden, die einen Minimalwert ǫ2 überschreitet, so werden die Gleichungen (6.41) und (6.42) zur Identifikation von ψp herangezogen. Sollte eine von beiden Bedingungen nicht erfüllt sein, 194 6 Permanentmagnetflussverkettung Aufnahme und Speicherung der Messdaten (1) ω =const. ψp el (2) (3) (1,3) nach ψp Gleichung (6.33) (4) (2,4) ψp nach Gleichung (6.41) nach Gleichung (6.42) Mittelwertbildung ωel > ǫ1 ωel < ǫ1 und dωel dt > ǫ2 else ψp Auswahl Abbildung 6.10: Prinzip der Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung wenn zum Beispiel eine konstante sehr kleine Drehzahl vorliegt, so ist eine Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung nicht möglich, und es wird ersatzweise die bisherige Flussverkettung beibehalten. Als Beispiel für den Einsatz eines solchen Verfahrens kann man sich Traktionsanwendungen vorstellen: Im Stillstand ist keine Identifikation von ψp möglich. Fährt der Zug schließlich an, ist die Drehzahl vorerst noch klein, die Beschleunigung jedoch bereits so groß, dass die Permanentmagnetflussverkettung nach (6.41) und (6.42) identifiziert werden kann. Später, wenn eine konstante hohe Geschwindigkeit und damit Drehzahl erreicht ist, kann das Verfahren mit konstanter Drehzahl nach Gleichung (6.33) zur Identifikation eingesetzt werden. 6.3.3 Messergebnisse Die Messergebnisse für verschiedene Beschleunigungs- beziehungsweise Abbremsvorgänge für den Prüfstand C sind in den Abbildungen 6.11 bis 6.14 dargestellt. Die jeweils linken Graphiken zeigen schematisch den der Messung zugrunde liegenden Drehzahlverlauf über der Zeit. Verwendet wurde jeweils ein Sägezahnverlauf mit ei1 ner Steigung von 25 bis 150 s 2 . Die mittlere Graphik stellt die identifizierte Flussverkettung für verschiedene an der Maschine anliegende Drehmomente dar. Die rechte Graphik schließlich zeigt den prozentualen Fehler zwischen der identifizierten Flussverkettung und der realen Flussverkettung. Da die Temperatur des Läufers nicht gemessen werden konnte, wurde für die reale Vergleichsflussverkettung immer ein kal- 6.3 Identifikation durch Geschwindigkeitsänderung 1000 0.4 0 n h 1 min i 500 −500 10 5 ∆ψp [%] 0.5 ψp,ident [Vs] 1500 0.3 0 0.2 −5 0.1 −1000 −1500 0 0 50 t [s] 195 100 −10 −100 0 M [Nm] 100 (b) ψp,ident (a) Drehzahlverlauf −100 0 M [Nm] (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.11: (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 1000 0.4 0 n h 1 min i 500 −500 −1500 50 t [s] 0.3 0 0.2 100 −5 −10 −100 0 M [Nm] 100 (b) ψp,ident (a) Drehzahlverlauf −100 0 M [Nm] 1000 0.4 i 1 min h n 0 −500 −1500 50 t [s] (a) Drehzahlverlauf 100 1 s2 5 0.3 0 0.2 −5 0 0 = 50 10 0.1 −1000 dn dt ∆ψp [%] 0.5 ψp,ident [Vs] 1500 100 (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.12: (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 500 1 s2 5 0 0 = 25 10 0.1 −1000 dn dt ∆ψp [%] 0.5 ψp,ident [Vs] 1500 100 −10 −100 0 M [Nm] (b) ψp,ident 100 −100 0 M [Nm] 100 (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.13: (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei dn dt = 100 1 s2 196 6 Permanentmagnetflussverkettung 1000 0.4 0 n h 1 min i 500 −500 10 5 ∆ψp [%] 0.5 ψp,ident [Vs] 1500 0.3 0 0.2 −5 0.1 −1000 −1500 0 0 50 t [s] 100 −10 −100 0 M [Nm] 100 −100 0 M [Nm] (b) ψp,ident (a) Drehzahlverlauf (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.14: (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 0.1 600 400 −200 −400 = 150 1 s2 5 ∆ψp [%] ψp,ident [Vs] i 1 min h n 0 dn dt 10 0.08 200 100 0.06 0 0.04 −5 0.02 −600 0 50 t [s] 100 (a) Drehzahlverlauf 0 −5 0 M [Nm] (b) ψp,ident 5 −10 −5 0 M [Nm] 5 (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.15: (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei dn dt = 25 1 s2 ter Rotor angenommen. Wegen der auf der einen Seite langen Aufwärmdauer des Rotors verbunden mit den kurzen Messzyklen sollte diese Annahme gut mit der Realität übereinstimmen. Für alle Messungen kann festgestellt werden, dass die identifizierte Flussverkettung sehr gut mit der realen übereinstimmt, der Identifizierungsfehler liegt bei deutlich unter 5 %. Die gleichen Aussagen lassen sich für die Messungen am Prüfstand A, dargestellt in den Abbildungen 6.15 bis 6.18, treffen. Der Identifizierungsfehler liegt hier aufgrund der kleineren absoluten Flussverkettung etwas höher, jedoch immer noch unter 5 %. 6.3 Identifikation durch Geschwindigkeitsänderung 0.1 600 400 0 −200 −400 5 ∆ψp [%] ψp,ident [Vs] i 1 min h 10 0.08 200 n 197 0.06 0 0.04 −5 0.02 −600 0 50 t [s] 0 −5 100 0 M [Nm] 5 Abbildung 6.16: (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei 0.1 600 400 −200 −400 dn dt = 50 1 s2 5 ∆ψp [%] ψp,ident [Vs] i 1 min h n 0 5 10 0.08 200 0 iq [A] (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal (b) ψp,ident (a) Drehzahlverlauf −10 −5 0.06 0 0.04 −5 0.02 −600 0 50 t [s] 0 −5 100 0 M [Nm] 5 (b) ψp,ident (a) Drehzahlverlauf −10 −5 0.1 400 −200 −400 = 100 1 s2 5 ∆ψp [%] ψp,ident [Vs] i 1 min h n 0 dn dt 10 0.08 200 5 (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.17: (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei 600 0 iq [A] 0.06 0 0.04 −5 0.02 −600 0 50 t [s] (a) Drehzahlverlauf 100 0 −5 0 M [Nm] (b) ψp,ident 5 −10 −5 0 iq [A] 5 (c) Proz. Fehler zu ψp,r eal Abbildung 6.18: (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei dn dt = 150 1 s2 198 6 Permanentmagnetflussverkettung Kapitel 7 Auswirkung von Parameterfehlern Zur Regelung von elektrischen Maschinen, aber auch als Basis für deren Simulation, sollten die elektrischen Parameter der Maschinen idealerweise exakt bekannt sein. Je größer die Parameterfehler sind, desto weniger bilden die Modelle, die zum Beispiel zur Vorsteuerung einer feldorientierten Regelung für eine permanenterregte Synchronmaschine benötigt werden, die Realität ab. Dies führt zwangsläufig zu einer Verringerung der Reglerdynamik. In der Simulation von Maschinen sollten die Parameter der durch die Simulation nachgebildeten Maschine ebenfalls so genau wie möglich bekannt sein, schließlich möchte man die Eigenschaften der realen Maschine im Modell nachbilden. Ziel muss es also sein, die elektrischen Parameter – das sind bei einer permanenterregten Synchronmaschine im Wesentlichen der ohmsche Ständerwiderstand, der Permanentmagnetfluss und die verschiedenen Induktivitäten aus Gleichung (2.53) – möglichst exakt zu messen. Verfahren hierzu werden in den vorangegangen Kapiteln vorgestellt. Da gemessene Größen prinzipiell mit einem Fehler beaufschlagt sind, wird in diesem Kapitel erörtert, welche Auswirkungen Messfehler haben. Nun ist es so, dass jede dieser drei Größen Auswirkungen auf alle anderen Größen und Gleichungen hat, in denen die jeweilige Größe vorkommt. Um die Vielfalt zu verringern, wird sich im Rahmen dieses Kapitels auf zwei Hauptproblematiken beschränkt: die Auswirkungen von Parameterfehlern auf die Drehmomentberechnung und die Lagewinkelberechnung bei geberloser Regelung. 7.1 Theorie zur Fehlerrechnung In der vorliegenden Arbeit werden – in unterschiedlichen Ausprägungen – aus vorliegenden beziehungsweise gemessenen Daten Werte berechnet, wie Induktivitäten, Ständerwiderstand oder Flussverkettungen. Daraus lässt sich dann zum Beispiel bei 199 200 7 Auswirkung von Parameterfehlern Verwendung einer geberlosen Regelung der Rotorlagewinkel berechnen. Diese Berechnungen sind zwangsläufig fehlerbehaftet. Zum einen sind dies Fehler im Bereich der gemessenen Daten, zum anderen Fehler der Auswertung des Algorithmus. In diesem Kapitel wird nun, basierend auf [137], beschrieben, wie die Auswirkungen von Datenfehlern die Ergebnisse beeinflussen. Allgemeinere und umfassendere Ausführungen hierzu finden sich in [137, 138]. Im allgemeinen Fall, also bei einer Berechnung von mehreren Ausgangsgrößen aus unterschiedlichen Eingangsgrößen, wird zur Bestimmung des Fehlers einer Berechnung eine verallgemeinerte Form des Betrags, die sogenannte Norm, benötigt. Eine Norm ist dabei folgendermaßen definiert [137]: Definition: Sei V ein Vektorraum über dem Körper Rn , dann heißt eine Abbildung k·k : V → Rn Norm auf V, falls gilt: 1. kvk ≥ 0, ∀ v ∈ V . Damit bedingt kvk = 0 gleichzeitig auch v = 0 2. Für alle a ∈ R, v ∈ V gilt ka vk = |a| · kvk 3. Für alle v, w ∈ V gilt die Dreiecksungleichung kv + wk ≤ kvk + kwk Je nach Einsatzzweck empfiehlt sich die Verwendung unterschiedlicher Normen. So ist der Betrag ein einfaches Beispiel für eine Norm. Hierauf soll allerdings an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden, es wird verwiesen auf [137]. Seien die Eingangsgrößen einer Funktion mit x ∈ X und die Ausgangsgrößen mit y ∈ Y , wobei x, y ∈ Rn gilt, bezeichnet, so können relativer und absoluter Fehler wie folgt definiert werden: absoluter Fehler k∆xkX , ∆y Y (7.1) ∆y k∆xkX y , δy = (7.2) relativer Fehler δx = kxkX y y Die Größen ∆x und ∆y entsprechen hier den Differenzen zwischen gemessenen bezie- hungsweise berechneten und den idealen Werten der Eingangs- und Ausgangsgrößen. ∆x und ∆y können damit positive und negative Werte annehmen, wobei die absoluten und relativen Fehler aufgrund ihrer Norm stets positiv sind. Mit den Definitionen (7.1) und (7.2) kann die relative und absolute Kondition einer Funktion f skizziert werden. Die relative beziehungsweise absolute Kondition ist für f : X → Y folgendermaßen definiert: δy δx bzw. ∆y Y . k∆xkX (7.3) Anders ausgedrückt: Je kleiner die Werte für die relative oder absolute Kondition sind, desto weniger sensitiv ist eine Funktion f auf gestörte Eingangsdaten. Sind zwei verschiedene Lösungswege vorhanden, dann ist derjenige Lösungsweg besser, der eine bessere und damit kleinere Kondition hat. 7.1 Theorie zur Fehlerrechnung 201 „Die Kondition beschreibt eine Eigenschaft des Problems selbst und nicht die Qualität einer speziellen Lösungsmethode, da exakte Auswertung von f vorausgesetzt wird [...]. Die Kondition sagt also, mit welchen unvermeidlichen Fehlern man (bei Störung der Daten) in jedem Fall (selbst bei exakter Berechnung) rechnen muss.“ [137, S. 19] Sind zum Beispiel zwei verschiedene Verfahren, die die gleiche Lösung auf Basis der gleichen Daten berechnen sollen, vorhanden, kann mit Hilfe der Kondition herausgefunden werden, welches der Verfahren einen geringeren Ausgangsfehler bei fehlerhaften Eingangsdaten hervorbringt. Liegt die zu betrachtende Funktion f in der Form y = f (x1 , x2 , . . . xn ) ∀xn , y ∈ R (7.4) mit y als einem einzigen skalaren Wert vor, so lässt sich die Norm der Ausgangsgröße vereinfachen zu k·kY = |·| , (7.5) also einem Betrag. Die Norm für die Eingangsgrößen bleibt weiterhin bestehen, da sie in diesem Fall nicht nur aus einem Wert, sondern aus einem Vektor besteht. Unter Zuhilfenahme der Taylorreihenentwicklung mit Abbruch nach der ersten Ordnung und einigen Umformungen [137, S. 20f] kann nun für den relativen Eingabefehler näherungsweise n X f (x̃) − f (x) ≈ f (x) j=1 x̃j − xj ∂f (x) xj · ∂xj f (x) xj ! (7.6) geschrieben werden. Die Variable x̃ steht für fehlerbehaftete Eingangswerte. Gleichung (7.6) gilt für x̃j − xj ≪ xj , das heißt nur für relativ kleine Fehler bezogen auf den idealen Wert xj . Ist diese Bedingung nicht erfüllt, dann gilt die Näherung (7.6) nicht mehr. Somit ergibt sich eine Beziehung zwischen dem relativen Fehlervektor der Eingabewerte δx = x̃1 − x1 x̃2 − x2 x̃n − xn , ,..., x1 x2 xn T (7.7) und dem Fehler des in diesem Fall skalarwertigen Ausgabewerts f (x̃) − f (x) . f (x) (7.8) Es gibt mehrere Möglichkeiten für die Bestimmung der Kondition. Ebenso wie es verschiedene Normen gibt, gibt es unterschiedliche Konditionen. Zwei Möglichkeiten sol- 202 7 Auswirkung von Parameterfehlern len besonders genannt werden: Wählt man für den relativen Fehlervektor der Eingabewerte δx die 1-Norm, so repräsentiert die relative Konditionszahl κr el die Maximumsnorm. Die sich ergebende Ungleichung lautet damit n ∂f (x) x f (x̃) − f (x) X j x˜j − xj ∞ ∞ mit κr el = κr el = max ≤ τr el (x) · . ∂xj f (x) xj f (x) j=1 (7.9) Die 1-Norm wird auch als Summennorm bezeichnet, das heißt, es gilt kxk1 = |x1 | + |x1 | + . . . + |xn | . (7.10) Für die Maximumsnorm gilt hingegen kxk∞ = max (|x1 | , |x1 | , . . . , |xn |) . (7.11) Möchte man δx in der Maximumsnorm messen, dann muss im Gegensatz dazu κr el in der 1-Norm definiert werden. Daraus resultiert: f (x̃) − f (x) x˜n − xn x˜1 − x1 1 ≤ κr el (x) · max ,..., f (x) x1 xn mit κr el = κr1el = (7.12) n X ∂f (x) xj . ∂xj f (x) j=1 Im einfachsten Fall, das heißt wenn sowohl die Ausgangs- als auch die Eingangsgrößen skalar sind, vereinfacht sich (7.12) zu f (x̃) − f (x) x̃ − x ≤ κr el (x) · f (x) x mit κr el = f ′ (x) x . f (x) (7.13) Beispiele und weitere Erläuterungen hierzu finden sich unter anderem in [137, S. 23ff]. Da im Rahmen dieser Arbeit kein Vergleich der Konditionen verschiedener Berechnungsmethoden durchgeführt werden soll, sondern lediglich die Auswirkungen von Fehlern der Eingangsgrößen auf Fehler der Ausgangsgrößen, und insbesondere auf den hier berechneten Läuferlagewinkel für die geberlose Regelung dargestellt werden, kann auf die Berechnung der einzelnen Kondition verzichtet werden. In Anlehnung an Gleichung (7.6) kann für den absoluten Eingabefehler geschrieben werden ! n X ∂f (x) · x̃j − xj . f (x̃) − f (x) ≈ ∂xj j=1 (7.14) Der Betrag des Fehlers lautet dann n X f (x̃) − f (x) ≈ j=1 ∂f (x) · x̃j − xj ∂xj ! . (7.15) 7.2 Parameterfehler 203 Soll der maximale Fehler berechnet werden, so ist Gleichung (7.15) nicht relevant, da sich die einzelnen Fehleranteile innerhalb der Gleichung aufheben können. Der maximale Fehler ergibt sich, wenn die Betragsbildung in die Summe verschoben wird. Es gilt maximaler, absoluter Fehler n X ∂f (x) f (x̃) − f (x) · x̃j − xj . max ≈ ∂xj j=1 (7.16) Bei der Definition nach Gleichung (7.16) wird von dem ungünstigsten Fall ausgegangen: Alle Fehler addieren sich zu dem Gesamtfehler, ein Auslöschen einzelner Fehler findet auch von dem absoluten Maximalfehler nicht statt. Daher wird bei f (x̃) − f (x) max [40] gesprochen. Im Gegensatz dazu gibt es noch andere Fehlerdefinitionen, die die anteilige gegenseitige Auslöschung der Fehler der Eingangsvariablen berücksichtigen [137]. 7.2 Parameterfehler Bevor in den nachfolgenden Kapiteln auf die Auswirkungen der Parameterfehler auf die Drehmomentregelung und geberlose Regelung eingegangen wird, wird nun als erstes betrachtet, welche Auswirkung die Berechnung der Maschinenparameter aus den gemessenen Strömen und Spannungen auf deren Genauigkeit hat. Die Parameter Rs , L und ψp können nicht direkt gemessen werden, sondern werden aus den gemessenen Größen (wie unter anderem den Strömen) und den der Regelung vorliegenden Größen (wie der Aussteuergrade für den Pulsumrichter) berechnet. Daher wird im Folgenden für die Induktivitäten, den ohmschen Ständerwiderstand und die Flussverkettung der Permanentmagnete analysiert, welchen Fehler sie bei fehlerhaft gemessenen Eingangswerten aufweisen. Beispiele für Fehler der zugrunde liegenden Messgrößen sind Ungenauigkeiten der Umricherlinearisierung oder Toleranzen der Stromsensoren. Weil Letztere eher klein sind, werden die gemessenen Ströme vereinfachend als ideal angenommen. 7.2.1 Induktivitäten In den Kapiteln 4.2 und 4.3 auf den Seiten 97ff werden zwei Arten von Induktivitäten beschrieben: absolute und differentielle. Zur Abschätzung der maximalen Fehler bei der Induktivitätsmessung werden die Gleichungen zur Berechnung der Induktivitäten aus den gemessenen Werten benötigt. Für die absoluten Induktivitäten gilt nach (4.73), 204 7 Auswirkung von Parameterfehlern (4.74), (4.76) und (4.77) (ab Seite 98): Ld = uq − Rs iq − ωel ωel id und Lq = − ud − Rs id ωel iq (7.17) Zusammen mit den Ableitungen iq ∂Lq ∂Lq 1 ∂Ld 1 id ∂Ld = , =− , =− und = ∂uq ωel id ∂Rs ωel id ∂ud ωel iq ∂Rs ωel iq ergeben sich mit der in Kapitel 7.1 hergeleiteten Gleichung zur Bestimmung des maximalen Fehlers die Beziehungen für die maximalen absoluten Fehler der beiden Induktivitäten: ∆Ld ∆Lq max max 1 i q = · ∆Rs und ω i · ∆uq + ω i el d el d 1 i d = · ∆ud + · ∆Rs ωel iq ωel iq (7.18) (7.19) Hierbei wird vorausgesetzt, dass die Drehzahl genauso wie die Ströme der PMSM bekannt ist und die wesentlichen Fehlerfaktoren bei der Berechnung der Umrichterausgangsspannungen (Umrichterlinearisierungsfehler) und der Bestimmung des Ständerwiderstands liegen. Die Flussverkettung der Permanentmagnete ψp ist zwar ebenso möglicherweise nicht exakt bekannt, dies wird jedoch bei der Identifikation der Induktivitäten bereits berücksichtigt: Wie die Gleichungen (4.78) und (4.79) auf Seite 99 zei(id =0,iq ) gen, werden für die Messungen der Induktivitäten noch Korrekturfaktoren ψd (id ,iq =0) und ψq eingeführt, die Offsetfehler bei id = 0 bzw. iq = 0 ausgleichen. Der Kor(id =0,iq ) (id ,iq =0) rekturfaktor ψd wird dabei im späteren Verlauf ψp gleichgesetzt, ψq sollte hingegen idealerweise nahe null sein. Die genaue Vorgehensweise zur Bestimmung dieser Korrekturfatoren wird im Kapitel 4.2.3 (Seiten 103ff) dargestellt. Bei Verwendung dieser Korrekturfaktoren ist die Permanentmagnetflussverkettung per Definition als bekannt vorausgesetzt und muss bei der Fehlerbetrachtung nicht mehr berücksichtigt werden. Nachteilig an dieser Vorgehensweise ist, dass Umrichterlinea(id ,iq =0) risierungsfehler ebenfalls in diesen Korrekturfaktor mit eingehen; bei ψq sind die Linearisierungsfehler sogar der überwiegende Anteil. Anders ausgedrückt: Der Korrekturfaktor ist auch dazu geeignet – zusammen mit anderen Eigenschaften des Antriebssystems –, die Funktionialität einer Umrichterlinearisierung zu überprüfen. Der Gleichung (7.18) kann entnommen werden, dass sich der Identifikationsfehler für die Ld -Induktivität indirekt proportional zur Geschwindigkeit und id -Strombelastung verhält. Je höher Strom und Geschwindigkeit bei der Induktivitätsmessung sind, desto genauer ist die Messung als solche. Da Induktivitätsmessungen über den gesamten Stromarbeitsbereich der Maschine durchgeführt werden, variiert der Messfehler aufgrund einer fehlerhaften Umrichterlinearisierung damit abhängig vom Strom. Die Dreh- 7.2 Parameterfehler 205 zahl ist während der gesamten Messung konstant und sollte so groß wie möglich gewählt werden. Über den Einfluss eines Fehlers im Ständerwiderstand Rs bei der Identifikation der Induktivität Ld kann ebenso eine Aussage getroffen werden: Je größer der absolute Fehler des Widerstands ist, desto ungenauer ist die Induktivitätsberechnung. Da der Ständerwiderstand sehr gut im ausgeschalteten Zustand an den Klemmen der Maschine gemessen werden kann, ist die Ursache von Widerstandsfehlern insbesondere aufgrund nicht hinreichend bekannter Temperaturverhältnisse im Ständer zu sehen. Je größer der absolute Widerstand des Ständers ist, desto größer ist auch der absolute Fehler des Ständerwiderstands bei gleicher Temperaturveränderung des Ständers. Das heißt, dass bei Maschinen mit sehr kleinem Ständerwiderstand dessen Einfluss auf die Identifikation der Induktivität geringer ist. Bei großem absoluten Ständerwiderstand ist damit die Identifikation der Induktivität ungenauer. Der worst-case für die Genauigkeit der Induktivitätsberechnung ist ein großer ohmscher Ständerwiderstand in Verbindung mit relativ kleinen Induktivitätswerten. Da die beiden Fehlergleichungen der absoluten Induktivitäten (7.18) und (7.19) identisch aufgebaut sind, gilt das Gesagte analog für Lq . Geht man zunächst als Beispiel vom Prüfstand A aus, so ergeben sich für einen mittleren Strom von id = iq = 2 A, einem Umrichterspannungsfehler von ud = uq = 0, 5 V, einem Widerstandsidentifikationsfehler von 77 mΩ (entspricht 10 % bei Raumtempe1 ratur) und einer Messdrehzahl von 500 min – was bei einer Polpaarzahl p = 5 einer Winkelgeschwindigkeit ωel = 262 rad entspricht – maximale absolute Induktivitätsfehler von ∆Ld,max = ∆Ld,max = 1, 2 mH, das heißt circa 15 %. Für den Prüfstand C kann ebenso ein Zahlenbeispiel gebracht werden: Geht man hier von einem mittleren Strom id = iq = 30 A, einem Umrichterspannungsfehler von ud = uq = 0, 5 V, einem Widerstandsidentifikationsfehler von 8 mΩ (entspricht ebenfalls 10 % bei Raumtempe1 ratur) und einer Messdrehzahl von 1000 min – was bei einer Polpaarzahl p = 3 einer Winkelgeschwindigkeit ωel = 314 rad entspricht – aus, so ergeben sich maximale absolute Induktivitätsfehler von ∆Ld,max = ∆Ld,max = 0, 071 mH. Dies entspricht knapp 5 %. Die Gleichungen für die differentiellen Induktivitäten wurden im Kapitel 4.3.2 ab Seite 120 entwickelt und werden hier der Vollständigkeit halber noch einmal wiederholt: Ldd v v u 2 u 2 uU 1 u d,test 1 u 2 t Uq,test − R 2 , t = − R , L = s s qq 2 2 ωtest Id,test ωtest Iq,test Ldq = Ud,test ωtest Iq,test und Lqd = Uq,test ωtest Id,test (7.20) (7.21) 206 7 Auswirkung von Parameterfehlern In diesem Fall gilt für die Ableitungen der Induktivitäten − 1 2 Ud,test 2 2 Ud,test − 1 2 Ud,test ∂Ldd Rs ∂Ldd − Rs2 , − Rs2 , (7.22) = =− 2 2 2 ∂Ud,test ∂R ω ωtest Id,test Id,test Id,test s test − 1 − 1 2 2 2 2 U ∂Lqq Uq,test Uq,test ∂L R qq s q,test 2 2 = = − , , (7.23) − R − R s s 2 2 2 ∂Ud,test ∂Rs ωtest Iq,test ωtest Iq,test Iq,test ∂Ldq ∂Ud,test ∂Ldq ∂Uq,test ∂Ldq 1 , =0 , ωtest Iq,test ∂Rs ∂Ldq 1 = und =0. ωtest Id,test ∂Rs (7.24) = (7.25) Die maximalen Fehler, die bei der Identifikation der differentiellen Induktivitäten entstehen, können damit gemäß Gleichung (7.16) auf Seite 203 angegeben werden: ∆Ldd max ∆Lqq max ∆Ldq max ∆Lqd max = = 2 Ud,test 2 Id,test 2 Uq,test 2 Iq,test − 1 2 − Rs2 − 1 2 − Rs2 Ud,test Rs · ∆Rs · · ∆Ud,test , + ω 2 ωtest Id,test test (7.26) Rs Uq,test · · ∆Uq,test + · ∆Rs , 2 ωtest ωtest Iq,test 1 = · ∆Ud,test ωtest Iq,test 1 · ∆Uq,test = ωtest Id,test (7.27) und (7.28) (7.29) Für den maximalen absoluten Fehler der differentiellen Induktivität Ldd kann Gleichung (7.26) entnommen werden, dass sich dieser in einen arbeitspunktabhängigen Teil und einen im Wesentlichen von der Testsignalfrequenz ωtest sowie der Amplitude des Testsignalstroms Id,test abhängigen Teil aufteilt. Je größer die Testsignalfrequenz, desto kleiner der Identifikationsfehler. Die maximale Testsignalfrequenz wird dabei nur durch die Taktfrequenz des verwendeten Umrichters begrenzt, da zur Auswertung der Testsignalamplituden eine Mindestanzahl von Taktzyklen innerhalb einer Testsignalperiode nötig ist, idealerweise liegt die Testsignalfrequenz nicht höher als ein Zehntel der Taktfrequenz des Pulsumrichters. Um einen möglichst geringen Identifikationsfehler zu erhalten, sollte auch der Testsignalstrom Id,test so groß wie möglich gewählt werden. Je größer jedoch die Teststromamplitude bezogen auf den Nennstrom der Maschine ist, desto weniger ergeben sich arbeitspunktabhängige differentielle Induktivitäten. Vielmehr nähern sich bei großer Teststromamplitude die gemessenen vermeintlichen differentiellen Induktivitäten den absoluten Induktivitäten an. Auf der anderen Seite sind allerdings bei zu geringer Stromamplitude auch 7.2 Parameterfehler 207 −3 −3 x 10 2 1.8 1.8 [H] 2 max max 1.6 ∆Ldd 1.6 1.4 ∆Lqq [H] x 10 1.4 1.2 1 1 1 1.2 1 1 0 0 id in −1 −1 1 0 0 id i n iq in (b) ∆Lqq (a) |∆Ldd |max −3 −1 iq in max −3 x 10 x 10 2 1.8 1.8 [H] 2 max max 1.6 ∆Ldq 1.6 1.4 ∆Lqd [H] −1 1.4 1.2 1 1 1 0 0 id i n (c) ∆Ldq −1 −1 iq in max 1.2 1 1 1 0 0 id i n (d) ∆Lqd −1 −1 iq in max Abbildung 7.1: (Prüfstand A) Maximaler absoluter Fehler der differentiellen Induktivitäten in Abhängigkeit vom Betriebszustand der Maschine die sich ergebenden Testspannungsamplituden gering, weswegen sich in diesem Fall Umrichterlinearisierungsfehler wieder verstärkt bemerkbar machen. Schließlich gilt – wie bereits bei der Identifikation der absoluten Induktivitäten – für den ohmschen Ständerwiderstand: Je kleiner dieser ist, desto genauer ist das Identifikationsergebnis. Für die differentielle Induktivität Lqq gelten die gemachten Aussagen analog. Für die differentiellen Koppelinduktivitäten Ldq und Lqd ist die Fehlerbetrachtung um einiges einfacher. Hier gilt wie schon bei Ldd und Lqq , dass möglichst hohe Testsignalfrequenzen und Testströme verwendet werden sollten, um den Fehler zu minimieren, wobei hier die gleichen Limitationen wie bereits für Ldd und Lqq beschrieben gelten. Als Beispiel werden wieder die Ergebnisse der Prüfstände A und C herangezogen. Die Abbildung 7.1 zeigt die maximalen absoluten Fehler der differentiellen Induktivitä- 208 7 Auswirkung von Parameterfehlern ten in Abhängigkeit vom jeweiligen Betriebszustand des Motors. Angenommen wurde ein Spannungsfehler von 0,1 V und ein Ständerwiderstandsfehler von 10 %. Der Spannungsfehler wurde hier deutlich geringer angenommen als bei der Fehlerabschätzung der absoluten Induktivitäten. Dies ist in diesem Fall möglich, weil bei den differentiellen Induktivitäten lediglich Differenzspannungen betrachtet werden, die Offsetfehler bei der Spannungsberechnung aus den Aussteuersignalen des Umrichters somit nicht relevant sind. Die maximalen Fehler von Ldd und Lqq liegen bei etwas unter 1,6 mH, etwa 20 % der Nennwerte der Induktivitäten. Dieser doch recht hohe Fehleranteil liegt im Messaufbau begründet: Verwendet wurde eine relativ geringe Testsignalfrequenz bei einem kleinen Testsignalstrom; Letzterer ist bedingt durch den kleinen Nennstrom des 0,75 kW-Motors. Zudem sind die Induktivitäten der Maschine A relativ klein; in der Summe ergibt dies den genannten großen Fehleranteil. Für den Prüfstand C ist der Fehler jedoch deutlich geringer. Hier wurde eine höhere Testsignalfrequenz verwendet, der Nennstrom der Maschine ist größer, der Widerstand Rs ist fast um den Faktor 10 kleiner. Der maximale Fehler lag deshalb bei konstant unter 0,1 mH und damit auch relativ bei unter 5 %. Auf eine Darstellung des Fehlers analog zu Abbildung 7.1 wurde daher verzichtet. Es kann zusammengefasst werden, dass die Messung der absoluten und differentiellen Induktivitäten, wie sie in Kapitel 4 beschrieben wurde, mit Fehlern behaftet ist, die stark vom Messaufbau und den elektrischen Größen der PMSM an sich abhängen. Je nachdem, welcher Zweck mit der Messung der Induktivitäten verfolgt wird – ob nur der prinzipielle Verlauf oder exakte Werte benötigt werden –, ist es nötig, den Aufbau des Prüfstands entsprechend zu optimieren. Bei Messung der absoluten Induktivitäten sind die wesentlichen Einflussfaktoren insbesondere die Drehzahl, bei der die Messung durchgeführt wird, und die Genauigkeit der Umrichterlinearisierung. Sollen die differentiellen Induktivitäten gemessen werden, so müssen die Einflüsse von Testsignalfrequenz und Testsignalstrom berücksichtigt werden. Auch die Umrichterlinearisierung spielt hier wieder eine große Rolle. 7.2.2 Ständerwiderstand Genau wie im vorherigen Kapitel für die Induktivitäten beschrieben, lässt sich auch für den Ständerwiderstand eine Berechnung des Identifikationsfehlers durchführen. Wiederum wird davon ausgegangen, dass sowohl die Drehzahl des Antriebssystems als auch die Ströme fehlerfrei vorliegen. Die wesentlichen Fehlerquellen bei der Widerstandsidentifikation sind Umrichterlinearisierungsfehler (ausgedrückt durch fehlerhafte Spannungen), Fehler in der als konstant angenommenen Permanentmagnetflussverkettung und den bereits identifizierten beziehungsweise gemessenen Kennlinien 7.2 Parameterfehler 209 für die Induktivitäten und Eisenverlustparameter. Als Grundlage für die nachfolgenden Betrachtungen wird Gleichung (5.26) auf Seite 152 verwendet: Rs = (2) (1) (2) (1) · ud − ud − ψp ξq − ξq 1 (2) (1) id − id (2) (2) (2) − ξq Ld id (1) (1) (1) + ξq Ld id (2) (2) (2) + ωel Lq iq (1) (1) (1) − ωel Lq iq ! Für die relevanten Ableitungen gilt demnach: ∂Rs (1) ∂ud ∂Rs (2) ∂Ld ∂Rs (1) ∂ξq =− 1 (2) , (1) ∂Rs (2) id − id ∂ud ξq id ∂Rs (2) (2) =− , (1) (2) id − id = (2) (1) id − id (1) , 1 (2) ∂Rs , (1) (1) id − id ∂Ld (1) (1) ∂Lq (1) (1) Ld id + ψp = =− ∂Rs (2) ∂ξq ωel iq (2) , (1) id − id (2) (2) = ∂Rs (2) (1) (2) ∂Lq Ld id + ψp id − id (1) (1) = ξq id (2) (1) id − id , (7.30) (2) (2) = ωel iq (2) (1) id − id , (7.31) (2) (1) d d ξq − ξq ∂Rs und = − (2) (1) ∂ψp i −i (7.32) Gemäß den Ausführungen in Kapitel 7.1 kann der maximale absolute Fehler schließlich zu ∆Rs max 1 · ∆u(1) + ∆u(2) = (2) d d i − i(1) d d (2) (2) (1) (1) ξq id ξ i · ∆L(1) + q d · ∆L(2) + (2) (2) d d (1) (1) id − id id − id (1) (1) (2) (2) ωel iq ωel iq (1) · ∆Lq + · ∆L(2) + q (2) (2) (1) (1) id − id id − id (1) (1) (2) (2) Ld id + ψp L i + ψ p · ∆ξq(1) + d d · ∆ξq(2) + (2) (2) (1) id − i(1) id − id d (2) ξq − ξq(1) · ∆ψp + (2) id − i(1) d (7.33) berechnet werden. Die Fehlerabschätzungsgleichung (7.33) zeigt relativ komplexe Zusammenhänge zwischen den einzelnen Parametern und deren Fehlern. Dennoch lässt sich ein wesentlicher Aspekt aus der Gleichung entnehmen: Bei allen Termen ist die (2) (1) (2) (1) Differenz id − id im Nenner. Das heißt, je kleiner die Differenz id − id ist, desto größer sind die Rückwirkungen der Widerstandsschätzung aufgrund von Parameterfehlern. Aus Sicht der Widerstandsschätzung ist damit ein möglichst großer Teststrom id anzustreben. Eine unbegrenzte Erhöhung des Teststroms ist allerdings nicht möglich, so sind zum Beispiel signifikante ohmsche Verluste aufgrund des id -Stromanteils insbesondere im Teillastbereich nicht zu vermeiden und führen in der Folge bei einem 210 7 Auswirkung von Parameterfehlern höheren Testsignalstrom zu einem verringerten Wirkungsgrad. Hier muss je nach Antriebsaufgabe und Maschinentyp ein optimaler Kompromiss gefunden werden. Der in Gleichung (7.33) angegebene maximale Fehler wird in der Praxis deutlich unterschritten. Dies liegt daran, dass die einzelnen Fehleranteile nicht unabhängig voneinander sind. So werden die Spannungsfehler einen ähnlichen Offset beinhalten, Gleiches gilt für die Induktivitätsfehler und die Fehler der Eisenverlustkennlinien. Betragsmäßig gleiche Offsetfehler werden allerdings – wie der Identifikationsgleichung (5.26) zu entnehmen ist – durch die Differenzenbildung aus zwei Zuständen ausgelöscht. Dies ist auch der große Vorteil der durch das niederfrequente Testsignal erzeugten zwei verschiedenen Zustände. Eine Angabe von theoretischen Maximalfehlern wie bei den Induktivitäten im Kapitel 7.2.1 ist hier nicht zielführend. Bei der Identifikation der Induktivitäten war es nicht möglich, das Identifikationsergebnis zu verifizieren. Daher ist es zweckmäßig, die Verifikation durch eine Abschätzung des maximalen Fehlers durchzuführen. Zudem ist die Fehlerberechnung relativ leicht machbar. Bei der Ständerwiderstandsidentifikation hingegen ist eine theoretische Abschätzung des Identifikationsfehlers aufgrund Gleichung (7.33) nur unter Vorgabe einer Vielzahl von Annahmen möglich und damit nicht sinnvoll – zumal es hier möglich ist, die Identifikationsgenauigkeit direkt am Prüfstand zu quantifizieren, falls der zu testende Motor einen Temperatursensor in der Ständerwicklung integriert hat. Dies ist bei den Prüfständen B und C der Fall. Praktische Messungen haben ergeben, dass sich eine Genauigkeit von ±10 % erreichen lässt (Abbildungen 5.20 und 5.21 ab Seite 165). Zudem handelt es sich bei den Aufbauten um Laboraufbauten; bei industriell gefertigten Umrichtern kann durchaus eine verbesserte Umrichterlinearisierung und damit eine deutlich bessere Genauigkeit erwartet werden. Die getestete Maschine des Prüfstands A besitzt keinen Temperatursensor, hier kann also keine Angabe bezüglich der Identifikationsgenauigkeit getroffen werden. 7.2.3 Permanentmagnetflussverkettung Die Identifikationsgleichung bei konstanter Drehzahl und Zuhilfenahme des Testsignals in d-Richtung lautet gemäß Gleichung (6.33) auf Seite 188 1 ψp = fel 2ω " (1) uq (2) + uq − Rs (1) iq (2) + iq (1) (2) (2) (1) id + id − uq − uq (2) (1) id − id # . (7.34) 7.2 Parameterfehler 211 Unter der Annahme, dass sowohl die Drehzahl als auch die Ströme des Systems sehr genau bekannt sind, berechnet sich zusammen mit den Ableitungen (1) (2) id + id ∂ψp 1 , 1 + (2) = (1) (1) fel 2ω ∂uq id − id (2) (1) (1) (2) i + i ∂ψp ∂ψp iq + iq 1 d d = und = − 1 − (1) (2) (2) fel fel 2ω ∂Rs 2ω ∂uq i −i (7.35) d d der maximale absolute Fehler gemäß Kapitel 7.1 zu (2) (1) i + i 1 (1) d ∆ψp = 1+ d · ∆uq (2) (1) max fel 2 ω id − id (1) (1) (2) (2) 1 + i i i + i q q (2) d · ∆Rs . 1 − d · ∆uq + + 2 ω (2) (1) fel 2ω fel id − id (1) Bei als konstant angenommenen Umrichterspannungsfehlern ∆uq (7.36) (2) und ∆uq sowie konstantem Ständerwiderstandsfehler ∆Rs gilt damit der einfache Zusammenhang, fel dass die Identifikation von ψp umso besser funktioniert, je größer die Drehzahl ω des Antriebssystems ist. Geht die Drehzahl gegen null, so geht der Fehler nach Gleichung (7.36) gegen Unendlich. Für die zweite vorgestellte Vorgehensweise bei der Bestimmung der Permanentmagnetflussverkettung, in diesem Fall für sich verändernde Drehzahlen, kann Gleichung (6.41) (1,3) ψp = (3) (1) uq − uq (3) (1) − Rs · iq − iq (3) (1) ωel − ωel als Basis für die Fehlerbetrachtung herangezogen werden. Die im Kapitel 6.3.1 ab Seite 191 beschriebenen weiteren Gleichungen (6.42) und (6.43) beinhalten für die Betrachtung des maximalen absoluten Fehlers keine neuen Informationen. Über die partiellen Ableitungen der Spannungen und des Ständerwiderstands (1,3) ∂ψp (1) ∂uq = −1 (3) (1,3) , (1) ωel − ωel ∂ψp (3) ∂uq = (1,3) 1 (3) (1) ωel − ωel und ∂ψp ∂Rs (1) = (3) iq − iq (3) (1) ωel − ωel gelangt man auch hier zur Beziehung für den maximalen absoluten Fehler (1) (3) i − i 1 q q (1,3) (3) · ∆u(1) · ∆Rs . ∆ψp + = q + ∆uq (1) (1) (3) (3) max ωel − ωel ωel − ωel (7.37) (7.38) Wie Gleichung (7.38) zu entnehmen ist, ist hier nicht die absolute Drehzahl für die Genauigkeit der Berechnung relevant, sondern die Differenz. Wie zu erwarten war, ist die Identifikation der Flussverkettung mit diesem Verfahren umso exakter, je größer die Beschleunigung des Antriebssystems, ausgedrückt durch die Differenz der beiden (3) (1) Winkelgeschwindigkeiten ωel − ωel , ist. 212 7 Auswirkung von Parameterfehlern 7.3 Auswirkung auf die Drehmomentberechnung In einigen Anwendungen ist es gewünscht, eine Drehmomentregelung zu implementieren, allerdings ohne eine Drehmomentmessung durchzuführen. Gründe für das Weglassen des Sensors können finanzieller Art oder, wie bei der elektrischen Traktion, schlichtweg fehlender Bauraum und mangelnde Ausfallsicherheit dieser Sensoren sein. Auch der Wartungs- und Pflegeaufwand sowie die Verschmutzung in rauhen Umgebungen sind Beweggründe, auf einen Drehmomentsensor zu verzichten. Ohne den entsprechenden Sensor muss die Istgröße für die Drehmomentregelung allerdings aus den Motorgleichungen berechnet werden. Da diese Berechnung einen wesentlichen Einfluss auf die Genauigkeit der Regelung hat, müssen die erforderlichen Parameter mit hoher Genauigkeit bekannt sein. Wird weiterhin vom Grundwellenmodell ausgegangen, ohne Oberwelleneffekte und Eisenverluste zu berücksichtigen, kann die hier noch einmal wiederholte Gleichung (2.54) auf Seite 22 als Grundlage für die Betrachtungen verwendet werden: Mi = i 3p h ψp iq + Ld − Lq id iq 2 Mit den partiellen Ableitungen ∂Mi 3 = p · iq und ∂ψp 2 ∂Mi ∂ Ld − Lq = 3 p · iq iq 2 berechnet sich der maximale absolute Fehler zu 3 3 ∆Mi = p iq · ∆ψp + p iq iq · ∆ Ld − Lq max 2 2 beziehungsweise bei relativ kleinem Reluktanzanteil zu 3 ∆Mi p i = q · ∆ψp . max 2 (7.39) (7.40) (7.41) Gleichung (7.41) besagt, dass – Reluktanzeffekte vernachlässigt – die Genauigkeit der Drehmomentberechnung linear mit der Genauigkeit der Permanentmagnetflussverkettung ψp zusammenhängt. Soll also eine Drehmomentgenauigkeit von 5 % erreicht werden, so ist es notwendig, dass auch ψp auf 5 % genau vorliegt. Diese ist, wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben, im Wesentlichen von der Genauigkeit des Ständerwiderstands und der Umrichterlinearisierung abhängig. Da die Identifikation des Ständerwiderstands von der Kenntnis der Induktivitäten in d- und q-Richtung abhängt, sind somit – außer den differentiellen Induktivitäten – alle Parameter für die Drehmomentberechnung relevant. Werden Eisenverluste nach dem Ersatzschaltbild 3.1 auf Seite 66 berücksichtigt, so muss beachtet werden, dass nun die für die Drehmomentbildung relevanten Ströme 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung 213 nicht mehr id und iq , sondern idm und iqm sind. Daraus ergibt sich die in Kapitel 3.1 auf Seite 71 hergeleitete modifizierte Drehmomentgleichung (3.38): 3p Mi = 2 " ψp uq iq − ζq ! + Ld − Lq ud id − ζd ! uq iq − ζq !# (7.42) Gut zu erkennen ist der durch die Eisenverluste für die Bestimmung des inneren Drehmoments hinzugekommene Einfluss der Spannungen und Eisenverlustwiderstände. Eine weitergehende Fehlerbetrachtung soll an dieser Stelle jedoch nicht erfolgen. 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung Eine Vielzahl von PMSM werden heutzutage geberlos geregelt, sei es aus Platz-, Wartungs- oder Kostengründen. Hier stellt sich speziell die Frage, wie genau die Rotorlageschätzung in den einzelnen Betriebspunkten ist, damit stets ein stabiler Zustand erreicht werden kann. In diesem Kapitel werden zu den vorgestellten geberlosen Verfahren aus Kapitel 2.4 ab Seite 35 Überlegungen zu deren Fehlertoleranz bei Parameterfehlern angestellt. Es sei dabei angemerkt, dass die vorgestellten Verfahren nur einen kleinen Ausschnitt aus den derzeit bekannten Verfahren zur geberlosen Regelung von permanenterregten Synchronmaschinen darstellen können. Allerdings lassen sich anhand der vorgestellten Beispiele auch eigene Algorithmen auf deren Fehleranfälligkeit testen. Zur Einordnung der im Folgenden dargestellten Winkelfehlerdiagramme kann [20] herangezogen werden. Dort wurde für das Testsignalverfahren ein Lageschätzungsfehler von bis zu 7◦ bei Belastung und für das EMK-Verfahren bei höheren Drehzahlen ein Fehler von bis zu 4◦ festgestellt. Hierbei handelt es sich jeweils um die gesamten Schätzfehler, wobei die Fehler aufgrund der Parameterungenauigkeiten nur einen Teil davon ausmachen dürften. 7.4.1 Testsignalverfahren Die Grundlagen der Identifikation des Läuferlagewinkels bei geringen Drehzahlen mit Testsignalen wurde im Kapitel 2.4.1 erläutert. Verwendet wird wieder die Defintion zur Berechnung des maximalen Fehlers nach Kapitel 7.1, angewendet auf die Funktion (2.127) auf Seite 44 zur Berechnung des Läuferlagewinkels. Um die nachfolgenden 214 7 Auswirkung von Parameterfehlern Ableitungen übersichtlicher zu schreiben, wird das Argument des Arcustangens mit ! (i ,iq ) ∆îd [k] ūq [k] − Rs īq [k] − ρ= ρ1 = ρ2 d Lqq+dd ∆îq [k] 2 Tab (id ,iq ) L ∆îq [k] ūd [k] − Rs īd [k] − qq+dd 2 " (i ,iq ) ∆îd [k] ūd [k] − Rs īd [k] − (i ,iq ) 2 Lccd " (i ,iq ) (i ,iq ) ∆îq [k] ūq [k] − Rs īq [k] − (i ,iq ) 2 Lccd d Lqq−dd ∆îq [k] 2 Tab d Lqq+dd ∆îq [k] 2 Tab + (i ,iq ) ūd [k] − Rs īd [k] − (i ,iq ) d Lqq−dd (id ,iq ) ∆îq [k] Tab − Lcc ! + d Lqq+dd ∆îd [k] 2 Tab + ūq [k] − Rs īq [k] − (i ,iq ) d Lqq−dd ∆îd [k] Tab (id ,iq ) ∆îd [k] Tab − Lcc d Lqq−dd ∆îd [k] 2 Tab (id ,iq ) ∆îd [k] − Lcc Tab (id ,iq ) ∆îq [k] − Lcc Tab !# + !# (7.43) abgekürzt. Grob betrachtet haben die nun folgenden Ableitungen alle prinzipiell die gleiche Form: 1 ∂∆γ 1 = ∂x 2 ρ22 1 + ρ " ′ ′ ρ2 ρ1 − ρ1 ρ2 # (7.44) Damit können die Ableitungen von ∆γ nach den in (2.127) vorkommenden Variablen berechnet werden: ∂∆γ ∂∆îd [k] = 1 2 ρ22 1 ρ2 ūq [k] − Rs īq [k] − 1+ρ (id ,iq ) Lqq+dd 2 ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îd [k] − 2 Lcc − Tab Tab (id ,iq ) 2 Lcc (id ,iq ) ∆îd [k] ρ1 ūd [k] − Rs īd [k] − Lqq+dd + (i ,i ) d q Tab Lqq−dd Rs īq [k] − ∂∆γ ∂∆îq [k] = 1 2 ρ22 (id ,iq ) Lqq−dd 2 ∆îq [k] (id ,iq ) − 2 Lcc Tab 1 ρ2 ūd [k] − Rs īd [k] − 1+ρ (id ,iq ) Lqq+dd 2 ! ∆îd [k] Tab Rs īd [k] − 2 (7.45) ∆îd [k] (id ,iq ) ∆îq [k] − 2 Lcc − Tab Tab (i ,i ) d q 2 Lcc (id ,iq ) ∆îq [k] + (i ,i ) ρ1 ūq [k] − Rs īq [k] − Lqq+dd d q Tab Lqq−dd (id ,iq ) Lqq−dd ūq [k]− ! ūd [k]− ∆îd [k] (id ,iq ) ∆îq [k] − 2 Lcc Tab Tab (7.46) (id ,iq ) ∂∆γ 1 2 Lcc 1 î [k] + (i ,i ) ∆îq [k] − ρ2 Rs ∆îq [k] R = 2 1 + ρ ρ1 s ∆ d d q ∂ īd [k] 2 ρ2 Lqq−dd (7.47) 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung 215 (id ,iq ) 2 Lcc (id ,iq ) Lqq−dd ∂∆γ 1 1 ∆îd [k] − ρ2 Rs ∆îd [k] = ρ1 Rs ∆îq [k] + ∂ īq [k] 2 ρ22 1 + ρ " # ∂∆γ 1 1 ρ2 ∆îq [k] − ρ1 ∆îd [k] = ∂ ūd [k] 2 ρ22 1 + ρ " # 1 ∂∆γ 1 = ρ2 ∆îd [k] − ρ1 ∆îq [k] ∂ ūq [k] 2 ρ22 1 + ρ " ∂∆γ 1 1 ∆ î [k] ī [k] + ∆ î [k] ī [k] − ρ = q q 1 d d ∂Rs 2 ρ22 1 + ρ # ρ2 ∆îd [k] īq [k] + ∆îq [k] īd [k] ∂∆γ (id ,iq ) ∂Lqq+dd ∂∆γ (id ,iq ) ∂Lqq−dd = 1 2 ρ22 1 ρ1 1+ρ (id ,iq ) ∂Lcc ∆î2 [k] + ∆î2q [k] d 2 Tab (id ,iq ) 1 2 Lcc = ρ î [k] 2 1 + ρ 1 ∆ d (id ,iq ) 2 2 ρ2 Lqq−dd 1 ∆îq [k] ∂∆γ (id ,iq ) 2 Lcc (i ,i ) 2 d q Lqq−dd − ρ2 ∆îd [k] ∆îq [k] Tab (id ,iq ) ∆î2d [k] + ∆î2q [k] 1 = − ρ 2 Tab 2 ρ22 1 + ρ ∆îq [k] Tab (7.49) (7.50) (7.51) ! (id ,iq ) ūq [k] − Rs īq [k] − Lcc ūd [k] − Rs īd [k] − Lcc (7.48) (7.52) ∆îd [k] Tab ! ! + (7.53) 1 (id ,iq ) Lqq−dd ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îd [k] 2 ∆îd [k] − 2 Lcc − ρ1 (i ,i ) ūq [k] − Rs īq [k] − + d q 2 Tab Tab Lqq−dd (id ,iq ) Lqq−dd ∆îd [k] 2 ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îq [k] − 2 Lcc ūd [k] − Rs īd [k] − (id ,iq ) 2 Tab Tab Lqq−dd (7.54) Zusammengefasst lässt sich damit der Rechenfehler bei der Berechnung des Winkelfehlers schreiben als ∂∆γ ∂∆γ ∂∆γ · ∆ ∆îd [k] + · ∆ ∆îq [k] + ∆ ∆γ · ∆īd [k] = ∂∆î [k] ∂ īd [k] ∂∆î [k] max q d ∂∆γ ∂∆γ ∂∆γ · ∆īq [k] + · ūq [k] · ∆ūd [k] + + ∂ ūq [k] ∂ īq [k] ∂ ūd [k] ∂∆γ ∂∆γ ∂∆γ (i ,i ) (id ,iq ) q d · ∆Lqq−dd · ∆L + + ∂R · ∆Rs + qq+dd (id ,iq ) (id ,iq ) s ∂Lqq−dd ∂Lqq+dd ∂∆γ (id ,iq ) . (7.55) + (i ,i ) · ∆Lcc q d ∂Lcc 216 7 Auswirkung von Parameterfehlern Da in diesem Kapitel die Veranschaulichung der prinzipiellen Zusammenhänge zwischen Genauigkeit der Läuferlageidentifikation und den Parameterfehlern im Vordergrund steht, wird eine weitere Vereinfachung vorgenommen: Es wird davon ausgegangen, dass lediglich die Induktivitäten einen relevanten Fehler beinhalten und dass dieser Fehler zudem für alle Induktivitäten gleich ist; es gilt damit (id ,iq ) ! ∆L = ∆Lq−d (id ,iq ) (id ,iq ) = ∆Lqq−dd = ∆Lcc . (7.56) Mit dieser Vereinfachung ergibt sich schließlich die maximale Winkelfehlerungenauigkeit zu ∆ ∆γ max mit ∂∆γ (id ,iq ) ∂Lqq+dd ∂∆γ (id ,iq ) ∂Lqq−dd ∂∆γ ∂∆γ ∂∆γ = (i ,i ) + (i ,i ) + (id ,iq ) · ∆L d q d q ∂Lqq+dd ∂Lqq−dd ∂Lcc 1 1 = 2 1+ρ 2 ρ2 " ρ1 ∆î2d [k] + ∆î2q [k] " (id ,iq ) 2 Lcc 1 ρ1 ∆îd [k] = (id ,iq ) 2 2 ρ22 1 + ρ Lqq−dd 1 (id ,iq ) ∂∆γ (id ,iq ) ∂Lcc 2 Tab + ∆îq [k] 2 Lcc (id ,iq ) 2 Lqq−dd 1 1 = 2 1+ρ 2 ρ2 " − ρ2 − ρ2 (7.57) ∆îd [k] ∆îq [k] Tab !# (id ,iq ) ūq [k] − Rs īq [k] − Lcc (id ,iq ) ūd [k] − Rs īd [k] − Lcc ∆î2d [k] + ∆î2q [k] Tab (id ,iq ) Lqq−dd ∆îq [k] Tab !# (7.58) ∆îd [k] Tab ! (7.59) ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îd [k] 2 ∆îd [k] − 2 Lcc − ρ1 (i ,i ) ūq [k] − Rs īq [k] − d q 2 Tab Tab Lqq−dd # (id ,iq ) L 2 ∆îq [k] (id ,iq ) ∆îq [k] qq−dd ∆îd [k] + (i ,i ) ūd [k] − Rs īd [k] − − 2 Lcc d q 2 Tab Tab L qq−dd (7.60) Die Abbildungen 7.2 und 7.3 zeigen jeweils die Identifikationsfehler der Läuferlage bei um circa 10 % fehlerhaften Induktivitäten abhängig von den Strömen in der Maschine. Zusätzlich sind zum Vergleich die Differenzen zwischen Ldd und Lqq dargestellt. Bei Motor A (Abbildung 7.2) fällt auf, dass es Bereiche gibt, in denen die Differenz zwischen den beiden Induktivitäten in d- und q-Achse das Vorzeichen wechselt. Genau in den Bereichen, in denen Ld = Lq gilt, ist eine Identifikation mit dem Testsignalver- fahren nicht möglich, hier geht der Winkelfehler gegen Unendlich. Der theoretische Hintergrund hierfür ist durch Gleichung (7.59) gegeben: Immer dann, wenn die Induktivitätsdifferenz gegen null geht, geht die Ableitung gegen Unendlich. Das heißt, 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung 217 5 4 10 8 1 3 ∆γ [◦ ] 6 0.5 4 2 2 1 0 1 1 0.5 0 1 0 0 id in −1 −1 −0.5 0 id −0.5 in iq in (a) ∆γ iq in 0 −1 −1 (b) Draufsicht von (a) 5 Lqq − Ldd [mH] 5 1 0 0 0.5 1 0 1 0.5 −5 1 0 0 id in −1 (c) Lqq − Ldd −1 iq in −0.5 0 id −0.5 in iq in −5 −1 −1 (d) Draufsicht von (c) Abbildung 7.2: (Prüfstand A) Maximaler Winkelfehler des Testsignalverfahrens unter Voraussetzung von verschiedenen Fehlerquellen und die Induktivitätsdifferenz Lqq − Ldd . dass dann ein kleiner Fehler in der offline gemessenen Induktivitätskennfläche ausreicht, um den Gesamtfehler ebenfalls gegen Unendlich gehen zu lassen. Die Folge davon ist, dass die Maschine A während des Testsignalverfahrens nur in den Betriebsbereichen betrieben werden darf, in denen die Induktivitätsdifferenz Ldd − Lqq einen genügend großen Wert ungleich null annimmt. Es kann zum Beispiel sinnvoll sein, bei bestimmten iq -Strömen einen Mindest-id -Strom zu verwenden, um nicht in „verbotene“ Bereiche zu kommen. Insbesondere bei Maschinen mit Oberflächenmagneten ist das Verhalten von Maschine C (Abbildung 7.3) typisch: Bei Feldschwächung sind die beiden Induktivitäten Ldd und Lqq identisch. Für id = 0 ergibt sich eine kleine Induk- tivitätsdifferenz, die dann bei höher werdendem id -Strom weiter zunimmt. Ein Übergang von negativer zu positiver Induktivitätsdifferenz, beziehungsweise umgekehrt, 218 7 Auswirkung von Parameterfehlern 0.5 0.4 5 4 −1 0.3 ∆γ [◦ ] 3 −0.5 2 0.2 1 −1 0 −1 0.1 −0.5 0 −1 0 0 id in 1 1 0.5 0 iq in iq in 0.5 id in (a) ∆γ 0 1 1 (b) Draufsicht von (a) 1 1 Lqq − Ldd [mH] 0.5 0.5 −1 0 0 −0.5 −0.5 −1 −1 −1 0 −1 −0.5 −0.5 0 0.5 0 0 id in 1 (c) Lqq − Ldd 1 iq in 0.5 id in iq in −1 1 1 (d) Draufsicht von (c) Abbildung 7.3: (Prüfstand C) Maximaler Winkelfehler des Testsignalverfahrens unter Voraussetzung von verschiedenen Fehlerquellen und die Induktivitätsdifferenz Lqq − Ldd . findet nicht statt. Damit ist beim Prüfstand C eine gute Identifikation des Lagewinkels mit dem Testsignalverfahren immer dann möglich, wenn id ≥ 0 gilt. In [20] wurde zum Beispiel ein positiver id -Strom verwendet, um jederzeit eine sichere Induktivitätsdifferenz und damit gute Identifizierbarkeit der Rotorlage zu ermöglichen. Die Problematik der Induktivitätsdifferenzen für die geberlose Regelung wurde bereits in [20] beschrieben, außerdem wird im Kapitel 2.4.2 ab Seite 45 ebenfalls näher darauf eingegangen. Im Hinblick auf das Testsignalverfahren kann zusammengefasst werden, dass die verwendeten Maschinen möglichst so konzipiert werden sollten, dass die Differenz aus Ldd und Lqq immer das gleiche Vorzeichen über den gesamten Betriebsbereich besitzt und zudem ungleich null sowie möglichst groß ist. 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung 7.4.2 219 EMK-Verfahren In Kapitel 2.4.3 ab Seite 48 wurden zwei verschiedene Verfahren zur geberlosen Lageidentifikation bei höheren Drehzahlen vorgestellt: Ein Identifikationsverfahren verwendet Integratoren, die zwar in Theorie und Simulation gut funktionieren, in der Praxis jedoch Offsetprobleme hervorrufen. Das andere Verfahren benötigt keine integrierenden Anteile und wird so oder so ähnlich in vielen Anwendungen, unter anderem [20, 21], eingesetzt und ist damit praxiserprobt. Das Integratoren verwendende Verfahren berechnet den Läuferlagewinkel mit Gleichung (2.157) (Seite 53): γ = arctan ψβ − Lq iβ ψα − Lq iα ! (7.61) Vereinfachend wird hier davon ausgegangen, dass nur die Induktivitäten fehlerbehaftet sind; die Ströme und insbesondere die Flussverkettungen werden als ideal vorausgesetzt. Dies hat zur Folge, dass man mit der einfachen Gleichung (7.61) arbeiten kann und nicht die hinter der Berechnung der Flussverkettungen ψα und ψβ stehenden Integrationen mit berücksichtigen muss. Sollte es für eine spezielle Aufgabenstellung nötig sein, auch andere Fehlerquellen zu berücksichtigen, so ist dies durch Modifikation der Gleichungen leicht möglich. Die gemäß den Ausführungen des Kapitels 7.1 zur Fehlertheorie erforderliche Ableitung von Gleichung (7.61) nach der einzigen dort enthaltenen Induktivität Lq ergibt sich zu: ψ − L i − i ψ − L i i α q α q α β β β ∂γ = ∂Lq 2 · ψα − Lq iα · ψα + ψβ − Lq iα + iβ Der maximale Fehler bei der Berechnung des Winkels lautet folglich iα ψβ − Lq iβ − iβ ψα − Lq iα ∆γmax = · ∆Lq . 2 · ψα − Lq iα · ψα + ψβ − Lq iα + iβ (7.62) (7.63) Abbildung 7.4 zeigt die Winkelfehler bei Induktivitätsfehlern der Maschine A. Es wurde jeweils der maximale Fehler innerhalb einer elektrischen Umdrehung dargestellt. Die Diagramme (a) und (b) stellen eine Fehlersituation dar, in der die Induktivitäten mit einem Skalierungsfehler behaftet sind. Im dargestellten Beispiel sind alle Induktivitätswerte konstant um 10 % zu niedrig. Es ist zu sehen, dass im Wesentlichen der iq Strom die einflussnehmende Größe ist. Ohne iq -Strom fallen Induktivitätsfehler kaum ins Gewicht: Je größer der drehmomentbildende Strom ist, desto wichtiger ist eine genau bekannte Lq -Induktivität. Der Grund dafür, dass lediglich der iq -Strom einen Einfluss auf die Identifikation des Läuferlagewinkels hat, ist Abbildung 2.23, Seite 52, zu entnehmen: Ein Induktivitätsfehler bei nicht vorhandenem iq -Strom verändert nur 220 7 Auswirkung von Parameterfehlern den Betrag des Flusszeigers, der den Winkel γ definiert, nicht aber dessen Richtung. Ändert sich hingegen Lq bei vorhandenem iq -Strom, so ändert sich auch die Richtung des resultierenden Zeigers und damit die identifizierte Rotorlage. Für den Prüfstand C, dessen Winkelfehler in Abbildung 7.5 dargestellt sind, gilt das oben Geschriebene analog. Oft wird auf eine Speicherung der gesamten Parameterflächen verzichtet, zum Beispiel aus Speicherplatz- oder Rechenzeitgründen. Eine deutliche Vereinfachung der Speicherung der Parameterverläufe ist zu erreichen, wenn statt der Flächen nur Parameterkennlinien gespeichert werden. Gezeigt ist diese Vorgehensweise in Abbildung 7.6 am Beispiel des Prüfstands C: Werden nur die Kennlinen gespeichert, die in der 3 2.5 5 4 2 −1 ∆γ [◦ ] 3 1.5 −0.5 2 1 1 −1 0 −1 0 −1 −0.5 0.5 0 0.5 0 0 1 id in iq in 1 0.5 id in (a) Ld,q = 0, 9 Ld,q(r eal) iq in 0 1 1 (b) Draufsicht von (a) 3 2.5 5 4 2 −1 ∆γ [◦ ] 3 1.5 −0.5 2 1 1 −1 0 −1 0 −1 −0.5 0.5 0 1 id in (i ) 0.5 0 0 (i ,iq =0) (c) Ld d = Ld,rd eal 1 (iq ) und Lq iq in (i =0,iq ) = Ld,rd eal 0.5 id in iq in 0 1 1 (d) Draufsicht von (c) Abbildung 7.4: (Prüfstand A) Maximaler Winkelfehler des integrierenden EMK-Verfahrens. Die Abbildungen (a),(b) zeigen den Winkelfehlerverlauf bei einem Skalierungsfehler von 10 %, bei den Abbildungen (c),(d) wurden keine Induktivitätsflächen, sondern vereinfachend Induktivitätskurven zur Winkelberechnung verwendet. 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung 221 Abbildung als breite Streifen angedeutet sind, so können jegliche Kreuzkopplungseffekte vernachlässigt werden. Je nach Aufbau der Maschine muss in diesem Fall ein mehr oder weniger großer Fehler in Kauf genommen werden. Die Diagramme (c) und (d) in Abbildung 7.4 stellen diesen Fehler für den Prüfstand A dar. Immer dann, wenn einer der beiden Ströme im rotorfesten Koordinatensystem gleich null ist, verschwindet der Winkelfehler, sofern die Kennlinienverläufe wie in diesem Fall als ideal betrachtet werden. Sind beide Ströme ungleich null, so ergibt sich ein Fehler, der je nach Kreuzkopplungseffekten der betrachteten Maschine mehr oder weniger ausgeprägt ist. Zu erkennen ist zum Beispiel, dass für die Maschine C bei Verwendung der Parameterkennlinien (Abbildungen 7.5c und d) ein kleinerer Winkelfehler auftritt. Bei 2 5 1.5 4 −1 ∆γ [◦ ] 3 1 −0.5 2 1 −1 0 −1 0.5 −0.5 0 −1 0 0 1 id in 1 0.5 0 iq in 0.5 id in (a) Ld,q = 0, 9 Ld,q(r eal) iq in 0 1 1 (b) Draufsicht von (a) 2 5 1.5 4 −1 ∆γ [◦ ] 3 1 −0.5 2 1 −1 0 −1 0.5 −0.5 0 −1 0 0 1 id in (i ) (i ,iq =0) (c) Ld d = Ld,rd eal 1 (iq ) und Lq iq in (i =0,iq ) = Ld,rd eal 0.5 0 0.5 id in iq in 0 1 1 (d) Draufsicht von (c) Abbildung 7.5: (Prüfstand C) Maximaler Winkelfehler des integrierenden EMK-Verfahrens. Die Abbildungen (a),(b) zeigen den Winkelfehlerverlauf bei einem Skalierungsfehler von 10 %, bei den Abbildungen (c),(d) wurden keine Induktivitätsflächen, sondern vereinfachend Induktivitätskurven zur Winkelberechnung verwendet. 222 7 Auswirkung von Parameterfehlern −3 −3 x 10 3.4 3.4 3.2 3.2 3 3 Lq [H] Ld [H] x 10 2.8 2.6 2.8 2.6 −0.5 2.4 −1 0 0 0.5 iq in 1 −0.5 2.4 −1 id in (a) Ld 0 0 0.5 iq in 1 id in (b) Lq Abbildung 7.6: Vergleich der Induktivitäten Ld und Lq bei Verwendung von Parameterkurven im Gegensatz zu Parameterflächen am Beispiel von Prüfstand C. Die Parameterflächen sind jeweils als Gitter dargestellt, die dazugehörigen Parameterkurven als dicke Linie. den hier gezeigten beispielhaften Winkelfehlerberechnungen für Parameterkennlinien statt -flächen wurde immer davon ausgegangen, dass die Kennlinienwerte ideal bekannt sind. Da dies, wie im vorherigen Kapitel 7.2.1 erläutert, in der Realität nicht der Fall ist und die Kennlinien die Scheitellinie der Kennfläche beschreiben (siehe Abbildung 7.6), ist es sinnvoll, die verwendeten Kennlinien um einige Prozent zu reduzieren, damit auch bei Belastung eine gute Näherung der Induktivitätsverläufe sichergestellt ist. Wie stark diese Reduzierung ausfallen muss, ist von den Sättigungseigenschaften jedes einzelnen Motortyps abhängig. Ein weiteres Verfahren zur Schätzung der Rotorlage bei höheren Drehzahlen, das bereits in [20, 21] implementiert ist, wurde ebenfalls in Kapitel 2.4.3 erläutert. Dort wurde nach einigen Vereinfachungen Gleichung (2.204) auf Seite 61 α1 α 2 (id ,iq ) (id ,iq ) und mit α1 = Lq−d îq ∆uq + ω̂el ∆ψp − ∆ud Lq−d îd − ψp ! 2 dîd (id ,iq ) + ω̂el îq îq α2 = Lq−d dt ! (id ,iq ) (id ,iq ) (id ,iq ) dîq Lq−d îd − ψp − ωel Lq−d îd − ω̂el ψp + Lq−d dt ∆γ = (7.64) entwickelt. In diesem Fall entspricht ∆γ nicht dem durch Parameterfehler hervorgeru- fenen Winkelfehler, sondern ∆γ stellt den Winkelfehler zwischen realem und identi- fizierten Rotorlagewinkel dar, den es auszuregeln gilt. Im Folgenden wird betrachtet, welchen maximalen Fehler ∆ (∆γ) |max dieser Winkelfehler aufgrund von Parameter- 7.4 Auswirkung auf die geberlose Regelung 223 fehlern erreichen kann. Aus (7.64) folgt schließlich mit den Betrachtungen zur Fehlerrechnung aus Kapitel 7.1 der Gesamtfehler ∆ ∆γ max ∂∆γ = ∂∆u d ∂∆γ (id ,iq ) · ∆ ∆uq + (i ,i ) · ∆Lq−d + d q q ∂Lq−d ∂∆γ · ∆ ∆ud + ∂∆u ∂∆γ ∂∆γ · ∆ψp + · ∆ ∆ψp ∂ψp ∂∆ψp (7.65) (id ,iq ) Lq−d îd − ψp ∂∆γ = mit ∂∆ud α2 (id ,iq ) Lq−d îq ∂∆γ = ∂∆uq α2 α2 · ∆uq îq + ω̂el ∆ψp îq − ∆ud L(id ,iq ) îd q−d (i ,i ) q d −α · 2 α L ω̂el î2q − ω̂el îd ψp + ωel î2d + ωel î2d ψp 1 1 q−d ∂∆γ = (id ,iq ) α22 ∂Lq−d (id ,iq ) (id ,iq ) α2 ∆ud − α1 · 2 ω̂el ψp + ωel Lq−d îd − ω̂el Lq−d îd ∂∆γ = ∂ψp α22 (id ,iq ) ω̂el Lq−d ∂∆γ = ∂∆ψp α2 îq . Je nachdem, auf welchen Parameterfehlereinfluss weiter eingegangen werden soll, können an dieser Stelle nun die jeweils anderen Einflüsse vernachlässigt werden. Es ergeben sich in der Folge vereinfachte mathematische Beziehungen, die Rückschlüsse auf die gewünschte Fragestellung zulassen. Ein Fazit zur geberlosen Regelung mit Hilfe des EMK-Verfahrens kann jedoch in jedem Fall gezogen werden: Im Gegensatz zum Testsignalverfahren für kleine Drehzahlen, bei dem eine möglichst große und über den gesamten Betriebsbereich konstante Differenz der Längs- und Gegeninduktivitäten gewünscht wird, verkompliziert die nötige Induktivitätsdifferenz die Identifikation des Läuferlagewinkels mit Hilfe des bei höheren Drehzahlen angewendeten EMKVerfahrens. 224 7 Auswirkung von Parameterfehlern Kapitel 8 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit der Messung und Identifkation der Parameter von permanenterregten Synchronmaschinen, namentlich der absoluten und differentiellen Induktivitäten, des ohmschen Ständerwiderstands und der Permanentmagnetflussverkettung. Alle Untersuchungen wurden innerhalb des rotorfesten d,qKoordinatensystems durchgeführt. Damit wurden zugunsten einer umfassenderen Betrachtung des Grundwellenverhaltens die Oberwelleneigenschaften der Maschinen vernachlässigt. Um die nichtlinearen Maschineneigenschaften – wie Sättigungs- und Kreuzkopplungseigenschaften – ausreichend berücksichtigen zu können, wurden die bekannten linearisierten Spannungsgleichungen zu allgemeinen Spannungsgleichungen erweitert. Diese allgemeinen Spannungsgleichungen beinhalten zusätzlich ein Modell zur möglichst einfachen Berücksichtigung der drehzahlabhängigen Eisenverluste in der Maschine. Die praktischen Messungen an verschiedenen Laboraufbauten, unter anderem bei Maschinen mit konzentrierten Wicklungen und innenliegenden Magneten, haben gezeigt, dass die Beschränkung auf das Grundwellenmodell auch bei Maschinen mit ausgeprägten Oberwelleneigenschaften gültig ist. Die möglichst genaue Kenntnis der absoluten und differentiellen Induktivitäten ist für hochdynamische Regelungen, die Ständerwiderstandsidentifikation und nicht zuletzt die geberlose Regelung von großer Bedeutung. Da sie im Wesentlichen von den beiden Ständerströmen im rotorfesten Koordinatensystem und weniger von anderen Faktoren abhängen, wie zum Beispiel von äußeren Temperatureinflüssen, ist eine Offlinemessung möglich. In dieser Arbeit wurden die absoluten Induktivitäten bei konstanten Drehzahlen ermittelt. Für die Identifizierung der differentiellen Induktivitäten wurde ein Verfahren verwendet, welches testsignalbasiert arbeitet. Es ähnelt in gewisser Weise der bei geberlosen Regelungen in Arbeitspunkten nahe Stillstand verwendeten Testsignaleinspeisung. Die ermittelten flächenhaften Verläufe der vier absoluten und differentiellen Induktivitäten wurden geeignet komprimiert, um eine möglichst 225 226 8 Zusammenfassung speicher- und rechenzeitsparende Implementierung zu gewährleisten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde neben der linearen Interpolation insbesondere auf die Interpolation durch (bi-)kubische Splines eingegangen. Zur Identifikation des ohmschen Ständerwiderstands wurde eine Methode vorgestellt, die auf niederfrequenten rechteckförmigen Testsignalen basiert. Die elektrischen und mechanischen Messgrößen werden zum Ende jeder Rechteckhalbwelle ausgelesen. Anschließend erfolgt eine drehzahlabhängige Filterung der Größen, um die gerade bei geringen Drehzahlen auftretenden Schwebungen zu reduzieren. Aus den gefilterten Messgrößen wird schließlich der ohmsche Ständerwiderstand berechnet. Im Gegensatz zu rein passiven Verfahren, die ebenfalls angesprochen wurden, gehen bei dem entwickelten testsignalbasierten Verfahren Offsetfehler auf den Messgrößen nur sehr reduziert in die Widerstandsberechnung ein. Insbesondere die Offsetfehler der Spannungen infolge einer nicht idealen Umrichterlinearisierung sorgen bei den passiven Verfahren dafür, dass sie meist nur in bestimmten Betriebsbereichen einsetzbar sind. Dahingegen wurde die Funktionsfähigkeit des vorgestellten testsignalbasierten Identifikationsverfahrens für den gesamten Grunddrehzahlbereich an Laborprüfständen verifiziert. Eine Verifikation des Verfahrens für den Feldschwächbereich war aufgrund von Limitationen der Prüfstände nicht möglich. Ist der Ständerwiderstand bekannt, kann daraus die Permanentmagnetflussverkettung berechnet werden. Es wurden hierzu zwei Verfahren vorgestellt: Ein Verfahren verwendet konstante Drehzahlen, benötigt jedoch eine gewisse Mindestdrehzahl, um eingesetzt werden zu können. Ein zweites Verfahren gewinnt aus der Drehzahländerung von (relativ langsam) beschleunigenden Systemen die Permanentmagnetflussverkettung und kann damit auch bei Drehzahlen um null, also zum Beispiel dem Anfahrzeitpunkt bei Traktionsantrieben, eingesetzt werden. Schließlich wurde in einem letzten Abschnitt dieser Arbeit betrachtet, welchen Einfluss die verschiedenen Mess- und Rechendaten auf die Berechnung der Induktivitäten, den ohmschen Ständerwiderstand und die Permanentmagnetflussverkettung haben. Ist dieser Einfluss bekannt, dann kann folglich eine Abschätzung darüber getroffen werden, wie genau die gewünschten Parameter bei einer ganz bestimmten Maschinenkonfiguration identifiziert werden können und wie sich diese Parameterungenauigkeit auf die Drehmomentberechnung oder die Winkelberechnung bei geberlosen Regelungsalgorithmen auswirkt. Die Ergebnisse der hier vorliegenden Arbeit können als Grundlage für die Erstellung eines exakten Maschinenmodells dienen, welches zum Beispiel zu Simulationszwecken eingesetzt werden kann. Außerdem lassen sich bei genau bekannten Parametern dynamischere Regelungen entwerfen oder alternativ Bauelemente einsparen. Ein Beispiel hierfür ist der Drehmomentsensor, der normalerweise bei der Implementierung ei- 227 ner Drehmomentregelung zwingend erforderlich ist. Auf ihn kann verzichtet werden, wenn das aktuelle Istdrehmoment sehr genau berechnet werden kann. Hierzu wird unter anderem der aktuelle ohmsche Ständerwiderstand benötigt, der nur online identifiziert werden kann, da er sich motortemperaturabhängig während des laufenden Betriebs um bis zu 80 % verändert. 228 8 Zusammenfassung Abbildungsverzeichnis 1.1 Foto des Prüfstands A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2 Übersicht über die verwendeten Prüfstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.3 Foto des Prüfstands B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.1 Vergleich verschiedener Magnetanordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2 Durchflutungsverteilung, Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 Durchflutungsverteilung, verteilte vs. konzentrierte Wicklung (1) . . . . . . 9 2.4 Durchflutungsverteilung, verteilte vs. konzentrierte Wicklung (2) . . . . . . 10 2.5 Definition der Koordinatensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.6 Allgemeines Netzwerk des Ständers einer Drehstrommaschine . . . . . . . 12 2.7 Linearisierte Gleichungen, elektrisches Netzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.8 Beziehung zwischen absoluter und differentieller Induktivität . . . . . . . 21 2.9 Allgemeine Gleichungen, elektrisches Netzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.10 (Prüfstand C) Verifikation des erweiterten PMSM-Modells . . . . . . . . . . . 24 2.11 (Prüfstand A) Verifikation des erweiterten PMSM-Modells . . . . . . . . . . . 25 2.12 Frequenzumrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.13 Wechselrichter mit eingezeichneten Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.14 Stromführende Bauelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.15 Verfahren zur Bestimmung der Umrichternichtlinearität . . . . . . . . . . . 32 2.16 (Prüfstand A) Diff. zw. realer und idealer Umrichterausgangsspg. (1) . . . 34 2.17 (Prüfstand A) Diff. zw. realer und idealer Umrichterausgangsspg. (2) . . . 34 2.18 Ströme und Spannungen eines Testsignals (idealisiert) . . . . . . . . . . . . 42 2.19 (Prüfstand C) Induktivitätsdifferenz Lqq − Ldd . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.20 (Prüfstand B) Induktivitätsdifferenz Lqq − Ldd . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.21 (Prüfstand C) Differentieller Schenkligkeitskoeffizient . . . . . . . . . . . . . 47 2.22 (Prüfstand B) Differentieller Schenkligkeitskoeffizient . . . . . . . . . . . . . 47 2.23 EMK-Verfahren, Vereinfachung Winkelberechnung . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.1 Allgemeine Gleichungen mit Eisenverlusten, elektrisches Netzwerk . . . . 66 3.2 Ersatzschaltbilder für das rotorfeste d,q-Koordinatensystem . . . . . . . . 71 229 230 Abbildungsverzeichnis 3.3 (Prüfstand C) Eisenverlustparameter ξd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 3.4 (Prüfstand C) Eisenverlustparameter ξq . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 3.5 (Prüfstand A) Eisenverlustparameter ξq . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.1 Funktionsverlauf ohne Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.2 Funktionsverlauf bei linearer Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.3 Funktionsverlauf bei Spline-Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.4 Allgemeines Raumelement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.5 Lineare Interpolation mit allgemein verteilten Stützpunkten . . . . . . . . . 84 4.6 Raumelement parallel zu den x,y-Achsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.7 Vereinfachte lineare Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.8 Bi-kubisch interpoliertes Flächenelement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 4.9 Bi-kubische Interpolation (gleichmäßig verteilte Stützpunkte) . . . . . . . . 94 4.10 Bi-kubische Interpolation (ungleichmäßig verteilte Stützpunkte) . . . . . . 94 4.11 (Prüfstand C) Flussverkettungen ψd und ψq . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 4.12 (Prüfstand C) Vergleich von ud gemessen und berechnet . . . . . . . . . . . 101 4.13 (Prüfstand C) Unkompensierte Ld -Berechnung (drehzahlabhängig) . . . . . 101 4.14 (Prüfstand C) Messungen von Ld mit bzw. ohne Kompensation . . . . . . . 104 4.15 (Prüfstand C) Messungen von Lq mit bzw. ohne Kompensation . . . . . . . 105 4.16 Verarbeitung der Messdaten zu absoluten Induktivitäten . . . . . . . . . . . 108 4.17 (Prüfstand C) Bearbeitungsschritte während der Berechnung von Ld . . . . 109 4.18 (Prüfstand C) Bearbeitungsschritte während der Berechnung von Lq . . . . 110 4.19 (Prüfstand C) Absolute Induktivitäten Ld und Lq . . . . . . . . . . . . . . . . 112 4.20 ψp abhängig vom iq -Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 (id ,iq ) 4.21 (Prüfstand A) Absolute Induktivitäten (a,c) Ld (id ,iq ) und (b,d) Lq . . . . . 114 4.22 Abhängigkeit zwischen Strom und Flussverkettung . . . . . . . . . . . . . . 116 4.23 Testsignal und Auswertung bei Spannungstestsignalen . . . . . . . . . . . . 121 4.24 Testsignal und Auswertung bei Stromtestsignalen . . . . . . . . . . . . . . . 123 4.25 (Prüfstand C) Ldd bei konstanter Testspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4.26 (Prüfstand C) Lqq bei konstanter Testspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4.27 (Prüfstand C) Ldd bei konstantem Teststrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 4.28 (Prüfstand C) Lqq bei konstantem Teststrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 4.29 (Prüfstand A) Ldd bei konstantem Teststrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 4.30 (Prüfstand A) Lqq bei konstantem Teststrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 4.31 (Prüfstand A) Ldq bei konstantem Teststrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 4.32 (Prüfstand A) Lqd bei konstantem Teststrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 4.33 Stromabhängige Induktivitätsdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 4.34 Reduzierung der Messpunkte für die Induktivitätskennflächen . . . . . . . 130 4.35 Einfache Vorgabe der äußeren Stützpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Abbildungsverzeichnis 231 4.36 Optimierte Vorgabe der äußeren Stützpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 4.37 5x5-Parametermatrix inklusive der äußeren Stützpunkte . . . . . . . . . . . 132 4.38 Aufbau der Matrix bzw. Struktur von A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 4.39 (Prüfstand C) Extrapolation und Stützpunktreduzierung für Ld . . . . . . . 133 4.40 (Prüfstand C) Extrapolation und Stützpunktreduzierung für Lq . . . . . . . 134 4.41 (Prüfstand B) Extrapolation und Stützpunktreduzierung für Lq . . . . . . . 135 5.1 Prinzipielle Darstellung eines MRAC-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 5.2 (Prüfstand B) Rs -Identifikation nach Gl. (5.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 5.3 (Prüfstand C) Rs -Identifikation nach Gl. (5.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 5.4 (Prüfstand B) Rs -Identifikation nach Gl. (5.11) bei ψp = 0, 9 · ψp,r eal . . . . 146 5.5 (Prüfstand B) Rs -Identifikation nach Gl. (5.11) mit bei ψp = ψp,r eal . . . . 146 5.6 (Prüfstand B) Rs -Identifikation nach Gl. (5.11) bei ψp = 1, 1 · ψp,r eal . . . . 147 5.7 (Prüfstand C) Rs -Identifikation nach Gl. (5.11) bei ψp = 1, 0 · ψp,r eal . . . 147 5.8 Prinzipieller Verlauf des rechteckförmigen Testsignalstroms . . . . . . . . 149 5.9 Offsetsignale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 5.10 Implementierung des Offsetsignals in die feldorientierte Regelung . . . . . 154 5.11 Prinzipieller Verlauf des rechteckförmigen Testsignalstroms . . . . . . . . 154 5.12 Spannungen bei aktiviertem Testsignal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5.13 Veranschaulichung der einfachen Mittelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 5.14 Darstellung der Mittelung über eine Rechteckfunktion . . . . . . . . . . . . 158 5.15 Filterung der Messsignale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 5.16 (Prüfstand B) Vergleich mit/ohne drehzahladaptive Filterung (2 Hz) . . . . 160 5.17 (Prüfstand B) Vergleich mit/ohne drehzahladaptive Filterung (4 Hz) . . . . 160 5.18 Prinzip der Ständerwiderstandsidentifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 5.19 (Prüfstand A) Rs -Identifikation mit Testsignalen, stationär . . . . . . . . . . 164 5.20 (Prüfstand C) Rs -Identifikation mit Testsignalen, stationär . . . . . . . . . . 165 5.21 (Prüfstand B) Rs -Identifikation mit Testsignalen, stationär . . . . . . . . . . 166 5.22 (Prüfstand A) Drehzahlsprung unter Nennbelastung . . . . . . . . . . . . . . 167 1 5.23 (Prüfstand A) Drehmomentsprung bei n = 250 min . . . . . . . . . . . . . . . 168 1 5.24 (Prüfstand A) Erwärmung und Abkühlung bei n = 500 min . . . . . . . . . . 169 5.25 (Prüfstand C) Drehzahlsprung im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 5.26 (Prüfstand C) Drehzahlsprung bei Nennbelastung . . . . . . . . . . . . . . . 170 1 5.27 (Prüfstand C) Erwärmungsmessung bei n = 500 min . . . . . . . . . . . . . . 171 5.28 (Prüfstand B) Drehzahlsprung bei Nennbelastung . . . . . . . . . . . . . . . 172 1 5.29 (Prüfstand B) Drehmomentsprung bei n = 30 min . . . . . . . . . . . . . . . . 173 1 5.30 (Prüfstand B) Drehmomentsprung bei n = 150 min . . . . . . . . . . . . . . . 173 5.31 Genauigkeit der Ständertemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 5.32 Temperaturidentifikation an den Prüfständen B und C . . . . . . . . . . . . 176 232 Abbildungsverzeichnis 6.1 Stromdurchflossene Spule im äußeren Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . 180 6.2 Vorzugsrichtung der Magnetisierung vs. äußeres magnetisches Feld . . . . 183 6.3 Magnetisierung in Abhängigkeit der äußeren Feldstärke . . . . . . . . . . . 184 6.4 Magnetische Flussdichte B in Abhängigkeit der äußeren Feldstärke H . . . 184 6.5 Verlauf des Testsignalstroms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 6.6 (Prüfstand A) Identifizierte Flussverkettung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 6.7 (Prüfstand C) Identifizierte Flussverkettung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 6.8 (Prüfstand B) Identifizierte Flussverkettung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 6.9 Graphische Darstellung der Register (1) bis (4) . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 6.10 Prinzip der Identifikation der Permanentmagnetflussverkettung . . . . . . 194 6.11 (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.12 (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.13 (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.14 (Prüfstand C) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.15 (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.16 (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.17 (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei 6.18 (Prüfstand A) Identifizierung der Flussverkettung bei dn dt dn dt dn dt dn dt dn dt dn dt dn dt dn dt 1 = 25 s2 . . . . . . 195 1 = 50 s2 . . . . . . 195 1 = 100 s2 . . . . . 195 1 = 150 s2 . . . . . 196 1 = 25 s2 . . . . . . 196 1 = 50 s2 . . . . . . 197 = 100 s12 . . . . . 197 1 = 150 s2 . . . . . 197 7.1 (Prüfstand A) Maximaler absoluter Fehler der diff. Induktivitäten . . . . . . 207 7.2 (Prüfstand A) Maximaler Winkelfehler des Testsignalverfahrens . . . . . . 217 7.3 (Prüfstand C) Maximaler Winkelfehler des Testsignalverfahrens . . . . . . 218 7.4 (Prüfstand A) Maximaler Winkelfehler des integrierenden EMK-Verfahrens 220 7.5 (Prüfstand C) Maximaler Winkelfehler des integrierenden EMK-Verfahrens 221 7.6 Vergleich von Parameterkurven und -flächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 A.1 Prüfstand A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A.2 (Prüfstand A) Drehzahlsprung im Leerlauf (I) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 A.3 (Prüfstand A) Drehzahlsprung im Leerlauf (II) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 A.4 (Prüfstand A) Drehzahlsprung unter Nennbelastung . . . . . . . . . . . . . . 251 1 . . . . . . . . . . . . . . . 251 1 min . . . . . . . . . . . . . . . 252 A.5 (Prüfstand A) Drehmomentsprung bei n = 50 min A.6 (Prüfstand A) Drehmomentsprung bei n = 500 A.7 (Prüfstand B) Drehzahlsprung im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 A.8 (Prüfstand B) Drehzahlsprung bei Nennbelastung . . . . . . . . . . . . . . . 256 A.9 (Prüfstand B) Drehzahlsprung im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 1 A.10(Prüfstand B) Drehmomentsprung bei n = 1500 min . . . . . . . . . . . . . . 257 A.11Prüfstand C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 A.12Drehzahlsprung im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 A.13Drehzahlsprung unter Nennbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 1 A.14(Prüfstand C) Drehmomentsprung bei n = 30 min . . . . . . . . . . . . . . . 259 Abbildungsverzeichnis 233 1 . . . . . . . . . . . . . . 260 A.15(Prüfstand C) Drehmomentsprung bei n = 1000 min 1 A.16(Prüfstand C) Erwärmungsmessung bei n = 50 min . . . . . . . . . . . . . . . 260 234 Literaturverzeichnis [K-1] Reill, J. ; Kellner, S. 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Die Busfrequenz beträgt 66 MHz. Das System verfügt über 20 Analog-Digital-Konverter und acht Digital-Analog-Konverter mit 12 bis 16 bit Auflösung. Zudem sind 32 digitale I/O Kanäle, sechs Kanäle zum Auslesen von TTL Encodern und ein Kanal für Inkrementalencoder vorhanden. Innerhalb der digitalen I/OKanäle lassen sich sechs asynchron getaktete PWM-Ansteuersignale realisieren, wobei drei davon synchronisiert sind und damit eine dreiphasige PWM ermöglichen. A.2 Prüfstand A A.2.1 Prüfling 247 248 A Prüfstände Abbildung A.1: Prüfstand A Tabelle A.1: Antriebsumrichter mit netzseitiger B6-Diodenbrücke, entwickelt in der Studienarbeit [64] Bezeichnung Symbol Nennspannung im dreiphasigen Be- uN netzseitig Wert 400 V trieb, einphasige Einspeisung möglich motorseitig Nennstrom (der IGBT-Module) iN 25 A Nennleistung PN 2 kW gesonderte keine Spezifikation Tabelle A.2: Sanyo Servo Motor Q1AA07075D Bezeichnung Symbol Wert Bemessungsdrehmoment MN 2, 38 Nm Bemessungsdrehzahl nN 3000 min Bemessungsleistung Pn 0, 75 kW Bemessungsstrom iN 4, 5 Aeff Polpaarzahl p 3 1 A.2 Prüfstand A 249 A.2.2 Belastungsmaschine Tabelle A.3: Antriebsumrichter mit netzseitiger B6-Diodenbrücke, entwickelt in der Studienarbeit [139] Bezeichnung netzseitig Symbol Wert Nennspannung uN 400 V Nennleistung PN 4 kW Tabelle A.4: Gleichstrommaschine Bezeichnung Symbol Wert Ankerbemessungsspannung uN 16, 3 V Ankerbemessungsstrom iN 10, 2 A Bemessungsleistung PN 1, 4 kW Bemessungsdrehmoment MN 4, 5 Nm Bemessungsdrehzahl nN 3000 min A.2.3 Identifikation des Ständerwiderstands 1 250 A Prüfstände n 600 400 200 0 in 1 min ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω 80 ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung A.2: (Prüfstand A) Drehzahlsprung im Leerlauf (I) n 600 400 200 0 in 1 min ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.3: (Prüfstand A) Drehzahlsprung im Leerlauf (II) 500 600 A.2 Prüfstand A 251 n 600 400 200 0 in 1 min ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung A.4: (Prüfstand A) Drehzahlsprung unter Nennbelastung M 2 1 0 in Nm ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.5: (Prüfstand A) Drehmomentsprung bei n = 50 500 1 min 600 252 A Prüfstände M 2 1 0 in Nm ′ 1.5 Rs,ident Rs,ident 1 0.5 0 in Ω ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.6: (Prüfstand A) Drehmomentsprung bei n = 500 500 1 min 600 A.3 Prüfstand B 253 A.3 Prüfstand B A.3.1 Prüfling Der Prüfling aus der Baureihe IndraDyn H von Bosch Rexroth ist als Werkzeugspindelmotor konzipiert und besteht aus zwei separat bestellbaren Elementen Ständer und Läufer. Beide können je nach Bedarf entsprechend kombiniert werden. Tabelle A.5: Antriebsumrichter SIMODRIVE 611 mit Netzfilter (6SN 1111-0AA010DA0), Ein-/Rückspeisemodul (6SN 1145-1BA010DA0) und Leistungsmodul (6SN 1123-1AA0-0EA0) Bezeichnung netzseitig motorseitig Symbol Wert Nennspannung uN 400 V Nennstrom iN 92, 5 A Nennleistung PN 55 kW Zwischenkreisspannung uzk 600 V Spannungsbereich (dreiphasig) uver k 0 . . . 430 V Bemessungsgleichstrom IAN 90 A Bemessungsleistung PN 38 kW Tabelle A.6: Werkzeugspindelmotor der Baureihe IndraDyn H von Bosch Rexroth Bezeichnung Symbol Wert Baugröße 202 Baulänge B Wicklungskennzeichen 0150 Bemessungsdrehmoment MN 140 Nm Bemessungsdrehzahl nN 1500 min Bemessungsleistung Pn 22 kW Bemessungsstrom iN 52 Aeff Polpaarzahl p 5 1 254 A Prüfstände A.3.2 Belastungsmaschine Tabelle A.7: Thyristorsteller SIMOREG DC-Master 6RA7028-6DV62-0 Bezeichnung netzseitig motorseitig Symbol Wert Bemessungsspannung uN 400 V Bemessungsstrom iN 75 A Bemessungsgleichspannung UAN 420 V Bemessungsgleichstrom IAN 90 A Bemessungsleistung PN 38 kW Tabelle A.8: Gleichstrommaschine Siemens 1GG5 136-0GF40-6VV1-Z Bezeichnung Symbol Wert Ankerbemessungsspannung uN 420 V Ankerbemessungsstrom iN 77 A Bemessungsleistung PN 28, 2 kW Bemessungsdrehmoment MN 135 Nm Bemessungsdrehzahl nN 2000 min Trägheitsmoment J 0, 14 kg m2 Masse 1 170 kg A.3 Prüfstand B 255 A.3.3 Identifikation des Ständerwiderstands n 150 100 50 0 in 1 min ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.7: (Prüfstand B) Drehzahlsprung im Leerlauf 500 600 256 A Prüfstände n 150 100 50 0 in 1 min ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung A.8: (Prüfstand B) Drehzahlsprung bei Nennbelastung n 150 100 50 0 in 1 min ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.9: (Prüfstand B) Drehzahlsprung im Leerlauf 500 600 A.4 Prüfstand C 257 M 150 100 50 0 in Nm ′ 0.4 Rs,ident Rs,ident 0.3 0.2 0.1 0 in Ω 100 ϑmess ϑident 50 0 in ◦ C 0 50 100 150 200 250 300 t in Sekunden 350 400 Abbildung A.10: (Prüfstand B) Drehmomentsprung bei n = 1500 450 500 1 min A.4 Prüfstand C Abbildung A.11: Prüfstand C Da der Prüfstand C bis auf die Prüflingsmaschine dem Prüfstand B entspricht, werden die Umrichter und die Lastmaschine an dieser Stelle nicht weiter erläutert, es wird auf die Kapitel A.3.1 und A.3.2 ab Seite 253 verwiesen. 258 A Prüfstände A.4.1 Prüfling Tabelle A.9: Synchronmaschine Siemens 1FT6134-6SC71-6AH0 Bezeichnung Symbol Wert Bemessungsdrehmoment MN 125 Nm Bemessungsdrehzahl nN 2000 min Bemessungsleistung Pn 26, 2 kW Bemessungsstrom iN 57 Aeff Polpaarzahl p 3 1 A.4.2 Identifikation des Ständerwiderstands n 1500 1000 500 0 in 0.2 1 min ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 50 100 150 200 250 300 t in Sekunden 350 Abbildung A.12: (Prüfstand C) Beim Drehzahlsprung von circa Null auf 750 400 1 min 450 500 ist eine gute Identifikati- on möglich. Allerdings ist auch zu erkennen, dass die Identifikation scheinbar zu Beginn der Messung nicht der Ständertemperatur folgt. Dies könnte daran liegen, dass schlichtweg die Temperatur des Kupfers schon deutlich kälter ist als die des Ständers! Die identifizierte Temperatur ϑident entspricht der im Kupfer, die gemessene Temperatur ϑmess des Temperaturfühlers wird nicht direkt am Kupfer, sondern an einem nicht näher bekannten Ort im Ständer gemessen. A.4 Prüfstand C 259 n 1500 1000 500 0 in 0.2 1 min ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 600 Abbildung A.13: (Prüfstand C)Der Verlauf der Temperaturidentifikation bei Nennlast entspricht sehr gut dem realen Verlauf. M 150 100 50 0 in Nm 0.2 ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.14: (Prüfstand C) Drehmomentsprung bei n = 30 500 1 min 600 260 A Prüfstände M 150 100 50 0 in Nm 0.2 ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden 500 Abbildung A.15: (Prüfstand C) Drehmomentsprung bei n = 1000 600 1 min M 150 100 50 0 in Nm 0.2 ′ Rs,ident Rs,ident 0.15 0.1 0.05 0 in Ω 80 ϑmess ϑident 60 40 20 0 in ◦ C 0 100 200 300 400 t in Sekunden Abbildung A.16: (Prüfstand C) Erwärmungsmessung bei n = 50 500 1 min 600 Anhang B Verwendete Abkürzungen Abkürzung Beschreibung EMK Elektromotorische Kraft, entspricht der induzierten Spannung bei rotierenden Maschinen FFT Fast Fourier Transformation IGBT Insulated gate bipolar transistor IPMSM Interior permanent magnet synchronous machine (PMSM mit innenliegenden Magneten) MRAS/MRAC Model reference adaptive system, auch model reference adaptive control genannt PMSM Permanent magnet synchronous machine (Permanenterregte Synchronmaschine mit Oberflächenmagneten) PWM Pulsweitenmodulation PWR Pulswechselrichter SM Synchronmaschine 261 262 B Verwendete Abkürzungen Anhang C Verwendete Symbole und Formelzeichen Symbol ggf. Einheit A Beschreibung Koeffizientenmatrix für die bi-cubische Spline- Interpolation → A Flächenelement a Aussteuergrad a Drehoperator B → E magnetische Induktion Energie im Magnetfeldmaterial (siehe Kapitel 6.1, Seiten 6.1ff) → F → H elektrische Feldstärke Hci intrinsische Koezitivfeldstärke i, I ia , ib , ic α,β i iα , iβ d,q i Kraft Ampere [A] elektrischer Strom, allgemein Phasenströme komplexer Stromzeiger in ständerfesten Koordinaten α,β i = iα + j iβ Ströme im ständerfesten Koordinatensystem komplexer Stromzeiger in läuferfesten Koordinaten d,q i = id + j iq id , iq Ströme im läuferfesten Koordinatensystem id,0 , iq,0 Gleichanteil der Ströme im läuferfesten Koordinatensystem beim Testsignalverfahren Fortsetzung auf nächster Seite 263 264 C Verwendete Symbole und Formelzeichen Fortsetzung Symbol ggf. Einheit Beschreibung id,test , hochfrequenter Anteil der Ströme im läuferfesten Koor- iq,test dinatensystem beim Testsignalverfahren îd , îq Ströme im läuferfesten Koordinatensystem, transformiert mit dem fehlerbehafteten Rotorlagewinkel γ̂ īd , īq Arithmetischer Mittelwert der Ströme im läuferfesten Koordinatensystem idm , iqm Maschinenstrom bei Berücksichtigung der Eisenverluste nach Abbildung 3.2, Seite 71 idi , iqi Strom durch den virtuellen Eisenwiderstand bei Berücksichtigung der Eisenverluste (siehe Abbildung 3.2, Seite 71) Îd,t,sin , Testsignalamplitude für geberlose Regelung in der d- Îd,t,cos Achse Îq,t,sin , Testsignalamplitude für geberlose Regelung in der q- Îq,t,cos Achse itest Testsignalstrom, allgemein J → J → Jm → K1 Massenträgheit (id ,iq ) k∆L L Ld , Lq (id ,iq ) Lcc (id ,iq ) L̂cc Stromdichte magnetische Stromdichte Materialkonstante (siehe Kapitel 6.1, Seiten 179ff) Differentieller Schenkligkeitskoeffizient Henry [H] Induktivität, allgmein (konstante) Induktivitäten in läuferfesten Koordinaten id ,iq -stromabhängige Kreuzkopplungsinduktivität id ,iq -stromabhängige Kreuzkopplungsinduktivität im winkelfehlerbehafteten System (id ,iq ) Lqq−dd (id ,iq ) Ld (id ,iq ) Ldd (id ,iq ) L̂dd (id ,iq ) Abkürzung für Lqq (id ,iq ) − Ldd absolute, id ,iq -stromabhängige Induktivität differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität im winkelfehlerbehafteten System χ Ldd (id ) differentielle, id -stromabhängige Selbstinduktivität in dRichtung, Definition nach [20, 21] (id ,iq ) Ldq differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität Fortsetzung auf nächster Seite 265 Fortsetzung Symbol ggf. Einheit (id ,iq ) L̂dq Beschreibung differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität im winkelfehlerbehafteten System χ Ldq (id , iq ) differentielle, id ,iq -stromabhängige Gegeninduktivität, Definition nach [20, 21] (id ,iq ) Lq (id ,iq ) Lqd (id ,iq ) L̂qd absolute, id ,iq -stromabhängige Induktivität differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität im winkelfehlerbehafteten System χ Lqd (id , iq ) differentielle, id ,iq -stromabhängige Gegeninduktivität, Definition nach [20, 21] (id ,iq ) Lqq (id ,iq ) L̂qq differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität differentielle, id ,iq -stromabhängige Induktivität im winkelfehlerbehafteten System χ Lqq (iq ) differentielle, iq -stromabhängige Selbstinduktivität in qRichtung, Definition nach [20, 21] m M Strangzahl [Nm] Drehmoment, allgemein; im Kapitel 6 auch Magnetisierung Mi inneres Moment einer elektrischen Maschine ML → -M → -M sat Lastmoment Magnetisierung (Kapitel 6) maximal mögliche Magnetisierung (alle Dipole ausgerichtet) p Polpaarzahl pv Eisenverlustleistung R Ohm [Ω] ohmscher Widerstand, allgemein Rs ohmscher Ständerwiderstand einer SM R̂s fehlerhaft in der (geberlosen) Regelung hinterlegter ohmscher Ständerwiderstand Rs,20◦ C Referenzwiderstand bei einer Temperatur von 20◦ C Rs,ϑr ef Ständerwiderstand bei einer allgemeinen Ständertemperatur ϑr ef ∆Rs t Differenz Rs − R̂s Zeitdauer Fortsetzung auf nächster Seite 266 C Verwendete Symbole und Formelzeichen Fortsetzung Symbol ggf. Einheit Beschreibung Te Ideale Einschaltzeit Tp Pulsperiodendauer Ttot Totzeit u, U Volt [V] Spannung, allgemein ua , ub , uc Phasenspannungen uab , Verkettete Spannungen ubc , uca uaM , ubM , ucM Spannungen zwischen Motorklemmen und Motorsternpunkt ua− , ub− , Spannungen zum negativen Zwischenkreispotential uc− uα,β komplexer Spannungszeiger in ständerfesten Koordina α,β = uα + j uβ ten u uα , uβ Spannungen im ständerfesten Koordinatensystem ud,q komplexer Spannungszeiger in ständerfesten Koordina d,q ten u = ud + j uq ud , uq Spannungen im läuferfesten Koordinatensystem ud,0 , uq,0 Gleichanteil der Spannungen im läuferfesten Koordinatensystem beim Testsignalverfahren ud,test , hochfrequenter Anteil der Spannungen im läuferfesten uq,test Koordinatensystem beim Testsignalverfahren ûd , ûq Spannungen im läuferfesten Koordinatensystem, transformiert mit dem fehlerbehafteten Rotorlagewinkel γ̂ ūd , ūq Arithmetischer Mittelwert der Spannungen im läuferfesten Koordinatensystem ′ ′ ud , uq Spannungen im läuferfesten Koordinatensystem bei Vernachlässigung des ohmschen Ständerwiderstands Ûd,t,sin , Testsignalamplitude für geberlose Regelung in der d- Ûd,t,cos Achse Ûq,t,sin , Testsignalamplitude für geberlose Regelung in der q- Ûq,t,cos Achse ui induzierte Spannung uzk → V Zwischenkreisspannung Vδ magnetische Spannung im Luftspalt Volumentelement Fortsetzung auf nächster Seite 267 Fortsetzung Symbol X dd , ggf. Einheit X qq , Beschreibung komplexe Impedanzen X dq , X qd ∆x Differenz zwischen berechneten/gemessenen und idea- ∆y Differenz zwischen berechneten/gemessenen und idea- αCu Temperaturkoeffizient von Kupfer γ len Eingangsgrößen len Ausgangsgrößen Grad [◦ ] Rotorlagewinkel, allgemein γ̂ fehlerhaft identifizierter Rotorlagewinkel γel elektrischer Rotorlagewinkel γmech mechanischer Rotorlagewinkel ∆γ Winkelfehler bei geberloser Regelung δ Luftspalt zwischen Ständer und Läufer δx relativer Eingangsfehler δy relativer Ausgangsfehler ζ Eisenwiderstand, allgemein ζd , ζq Eisenwiderstände in d- und q-Achse θ Durchflutung ϑs Ständertemperatur ∆ϑs Ständertemperaturdifferenz κr el relative Konditionszahl µ0 → µm magnetische Feldkonstante magnetisches Dipolmoment ξ Eisenverlustparameter, allgemein ξd , ξq Eisenverlustparameter in d- und q-Achse ψ Flussverkettung, allgemein ψa , ψb , ψc Flussverkettungen der einzelnen Stränge einer SM ψα,β komplexer Zeiger der Flussverkettung in ständerfesten α,β Koordinaten ψ = ψα + j ψβ ψα , ψβ Flussverkettungen im ständerfesten Koordinatensystem Fortsetzung auf nächster Seite 268 C Verwendete Symbole und Formelzeichen Fortsetzung Symbol ggf. Einheit ψd,q Beschreibung komplexer Zeiger der Flussverkettung in ständerfesten d,q = ψd + j ψq Koordinaten ψ ψd , ψq Flussverkettungen im läuferfesten Koordinatensystem ψp Flussverkettung, hervorgerufen durch die Permanentmagnete einer SM ep ψ ∆ψp ω ωel identifizierte Permanentmagnetflussverkettung mit dem Testsignalverfahren (Kapitel 6.2, Seiten 185ff) Differenz zwischen Realer und in der Regelung hinterh 1 rad i legter Permanentmagnetflussverkettung Winkelgeschwindigkeit elektrische Winkelgeschwindigkeit ωmech mechanische Winkelgeschwindigkeit ∆ωel Entspricht 55 d∆γ dt , definiert in Gleichung (2.179) auf Seite