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Fachinformation
Akute
und chronische
Pankreatitis
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Akute und chronische Pankreatitis
Vor allem die akute Pankreatitis stellt eine dramatische Verlaufsform der Bauchspeicheldrüsenentzündung dar. Der Ausgangspunkt für diese Entwicklung ist das Versagen der verschiedenen
Schutzmechanismen, die eine Selbstverdauung des Pankreas verhindern: Normalerweise
werden die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse in inaktiver Form produziert, gespeichert und auch sezerniert. Erst in der Darmschleimhaut bzw. im Darmlumen – also in angemessener Entfernung von der Bauchspeicheldrüse – entstehen hieraus die biologisch aktiven
Enzyme.
Eine vorzeitige Aktivierung der Verdauungsenzyme bereits im Pankreas führt in Abhängigkeit
von Ursache und Dauer der Erkrankung über eine milde ödematöse Entzündung hin zur hämorrhagischen und schließlich nekrotisierenden Pankreatitis. Einen meist tödlichen Verlauf nimmt
die Erkrankung, wenn proteolytische Enzyme in die Blutbahn geraten, da es dann in relativ kurzer Zeit zu einem massiven Verbrauch von Plasmaproteaseinhibitoren – vor allem den α-Makroglobulinen – kommt. Freie Proteasen können nur nach vorheriger Bindung an α-Makroglobuline inaktiviert werden. Der Zusammenbruch dieser Schutzmechanismen führt nach relativ
kurzer Zeit zum Tod des Patienten.
Symptome
In Abhängigkeit von der Ursache und dem Verlauf können die nachfolgend beschriebenen
Symptome entweder völlig fehlen oder aber in ganz extremer Form beobachtet werden.
Meist tritt mittelgradiges bis schweres Erbrechen auf, das durch Futter und/oder Wasseaufnahme meist ausgelöst bzw. intensiviert wird. Oft entsteht in der Folge Durchfall und die
Tiere zeigen mehr oder weniger stark ausgeprägte Anzeichen für adominale Schmerzen. Alle
Tiere sind anorektisch und lethargisch bis hin zu ausgeprägter Depression und Schockzustand.
Fieber tritt normalerweise nicht auf, es sei denn bei einer nekrotisierenden Pankreatitis.
Vor allem bei der Katze sind die oben beschriebenen Symptome auch bei schweren Verlaufsformen oft nur andeutungsweise ausgeprägt, was selbst das Stellen einer Verdachtsdiagnose
erheblich erschwert.
Als häufigste Symptome werden für die Katze in abnehmender Inzidenz Lethargie, Anorexie,
Dehydratation, Tachypnoe, Tachycardie, Hypothermie, Ikterus, abdominale Schmerzen und
Erbrechen angegeben.
Ursachen
Oft kann bei einer Pankreatitis keine ätiologische Diagnose gestellt werden. Als mögliche
Ursachen bzw. potentielle Risikofaktoren werden folgende Punkte diskutiert: Verfettung aber
auch Unterernährung, fettreiche Mahlzeiten, Hypertriglyceridämie, Endotoxämie (z. B.
Pyometra, Ileus), Leber- und Gallenwegserkrankungen (Entzündungen, Obstruktionen,
Tumoren, Duodenalreflux u. a.), Medikamente (Thiaziddiurektika, Furosemid, Glukokortikoide,
Azathioprin, Sulfonamide, Tetrazykline usw.), Hypercalcämie, Toxine und Gifte (z. B.
Organophospate), Traumen, Parasiten,...
Für einige Rassen ist eine erbliche Prädisposition beschrieben, so zum Beispiel für den
Zwergschnauzer.
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synlab.vet GmbH & Co. KG Leitershofer Straße 25 86157 Augsburg Telefon 0821 / 4 4017 80 Fax 08 21/ 40 40 99 [email protected]
Labor Köln An der Wachsfabrik 25 50996 Köln Telefon 0 22 36 / 391170 Fax 0 22 36 / 6 95 03 [email protected] www.synlab-vet.de
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Diagnose
Mehr als bei vielen anderen Erkrankungen gilt bei der Pankreatitis die Feststellung:
„Um eine Erkrankung zu diagnostizieren, muss man erst einmal an sie denken“.
Neben dem Vorbericht und dem klinischen Bild sollten zur Sicherung der Diagnose und zur
Abklärung der Differentialdiagnosen folgende Laboruntersuchungen herangezogen werden:
Blut
TLI (Trypsin–like–Immunoreactivity)
Vor allem bei einer akuten Pankreatitis ist mit einem deutlichen Anstieg der TLI zu rechnen.
Mit zunehmender Chronizität fällt dieser Anstieg immer weniger markant aus.
Für die Katze kann bisher nur in Amerika eine TLI-Bestimmung durchgeführt werden.
Transport- und Untersuchungskosten sind allerdings so hoch, dass von Ausnahmefällen
abgesehen, eine routinemäßige Untersuchung ausgeschlossen ist.
Hunde müssen vor der Blutentnahme unbedingt 12 Stunden nüchtern sein. Die Verlegung
der Ausführungsgänge des Pankreas oder eine stark eingeschränkte Nierenfunktion kann
zu falsch normalen bzw. falsch erhöhten TLI-Werten führen. Hunde, die an einer exokrinen
Pankreasinsuffizienz leiden (siehe Infoblatt EPI), haben subnormale bzw. stark erniedrigte
TLI-Werte.
Lipase und Amylase
Erhöhungen der Lipase um mehr als das Dreifache des oberen Referenzbereiches gelten als
hochgradig verdächtig für eine Pankreatitis bzw. eine Pankreasnekrose.
Sowohl die Lipase, als auch die Amylase werden über die Niere ausgeschieden. Eine Niereninsuffizienz kann infolge verzögerter renaler Ausscheidung zu einer unspezifischen Erhöhung
auf den 2- bis 3-fachen Wert führen. Die Beurteilung sollte also stets mit Blick auf die
Nierenfunktion erfolgen. Je früher das Serum nach Beginn der Erkrankung gewonnen wird,
umso höher ist die zu erwartende Sensitivität und Spezifität. Niedrige oder normale Lipaseund Amylasewerte schließen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung nicht aus (v. a. bei der
Katze).
Insgesamt betrachtet gilt die Lipase als diagnostisch spezifischer im Vergleich zur Amylase.
Sie reagiert langsamer als die Amylase, bleibt aber über einen längeren Zeitraum erhöht. Im
Gegensatz dazu steigt die Amylase sofort an, sinkt aber schon nach 1 bis 2 Tagen wieder ab.
Lipase und Amylase sollten deshalb immer gemeinsam untersucht werden.
Weitere Laborwertveränderungen
Verschiedene andere Abweichungen werden in unterschiedlicher Häufigkeit bei
Bauchspeicheldrüsenentzündungen beobachtet:
Leukozytose mit Linksverschiebung
normozytäre und normochrome Anämie
Hyperbilirubinämie
Hypercholesterinämie
Hyperglycämie
GPT-, GOT- und AP-Erhöhung
Azotämie durch Dehydratation oder primäre bzw. sekundäre Niereninsuffizienz;
Die Differenzierung von prärenaler und renaler Harnstoff- und Kreatininerhöhung erfolgt
durch Urinanalyse und das Ansprechen auf eine Infusionstherapie.
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Therapie
Die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen sind symptomatischer Natur:
Flüssigkeitstherapie, um Verluste, Dehydratation, Schock und Nierenversagen zu behandeln.
Nahrungskarenz, um eine weitere Selbstdigestion zu vermindern.
Kontrolle des Vomitus: z. B. Meoclopramid, Cimetidin ;
Schmerztherapie: z. B. Buscopan, Novalgin;
Antibiose, um Sekundärinfektionen zu bekämpfen bzw. zu verhindern. Antbiotika aus
der Gruppe der Gyrasehemmer gelten als Mittel der Wahl und sollten wenn möglich –
wie auch alle anderen Medikamente – parenteral verabreicht werden.
Bluttransfusion, um α-Makroglobuline, Gerinnungsfaktoren und andere Blutbestandteile,
die bei einer akuten Pankreatitis einem starken Verbrauch unterliegen, dem Körper zur
Verfügung zu stellen.
Diät: nach angemessener Nahrungskarenz sollte zunächst Wasser und/oder
Elektrolytlösung in kleinen Menge verabreicht werden. Wenn die orale
Flüssigkeitsaufnahme ohne Erbrechen innerhalb von 24 Stunden möglich ist, sollte in
1- bis 2-stündigen Abständen löffelweise eine fett- und eiweißarme Diät von breiig-flüssiger Konsistenz angeboten werden. Die gleichzeitige Verabreichung von Pakreasenzymen
und Medikamenten, die die Magenmotilität und Magenentleerung fördern, scheint sich
günstig auf die Rekonvaleszenz auszuwirken und senkt die Rezidivrate.
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