Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original Eingereicht: 27. 10. 2008 Akzeptiert: 20. 1. 2009 Die Entdeckung von Vitamin-D-Rezeptoren (VDR) auf nahezu allen Zellen des Immunsystems sowie auf den β-Zellen des Pankreas und die Erkenntnis, dass Vitamin D für die Aufrechterhaltung einer adäquaten Insulinsekretion erforderlich ist, rückte die Autoimmunerkrankung Diabetes mellitus Typ 1 in den Fokus der Vitamin-D-Forschung. Hier wird vor allem die Frage diskutiert, ob bzw. wie Vitamin D Einfluss auf die Entstehung von Diabetes Typ1 nehmen kann, und inwieweit ein schlechter Vitamin-D-Status mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden ist. Spielt Vitamin D eine Rolle bei der Prävention von Diabetes Typ 1? Der genetisch bedingte Diabetes Typ 1 (Insulin Dependend Diabetes Mellitus, IDDM) zählt zu den Autoimmunerkrankungen und entwickelt sich bevorzugt im Kindes- und Jugendalter. Bei dieser Erkrankung werden die gesunden β-Zellen der Langerhansschen Inseln des Pankreas durch körpereigene Antikörper angegriffen und im Rahmen einer Entzündungsreaktion zerstört, was zu einem absoluten Insulinmangel führt. Sind 80 bis 90% der Insulin produzierenden β-Zellen nicht mehr funktionsfähig, spricht man von einem manifesten Diabetes Typ 1 [1]. Dipl. Oecotroph. Anna Wilkes1 Zum Ausbruch eines Diabetes Typ 1 tragen neben einer erblichen Veranlagung vermutlich Virusinfektionen (Masern-, Mumps-, Grippeviren) bei, die eine überschießende Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems auslösen. Inwieweit auch andere Umweltfaktoren zur Krankheitsentstehung beitragen, kann zurzeit noch nicht abschließend beurteilt werden. Häufigkeit des Diabetes Typ 1 In Deutschland leiden derzeit ca. 3,7 Mio. Menschen an Diabetes, was einer Prävalenzrate in der Bevölkerung von 4,6 % entspricht. Etwa 5 % dieser Diabetiker (ca. 185 000 Personen) weisen einen Diabetes Typ 1 auf [2]. 338 Ernährungs Umschau | 6/09 Schätzungsweise 11 000 bis 12 000 Kinder unter 15 Jahren bzw. 22 000 bis 24 000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren leiden in Deutschland an einem Diabetes Typ 1. Damit ist ungefähr jedes tausendste Kind in der Bundesrepublik betroffen. Die Neuerkrankungsrate hat in der Vergangenheit in Deutschland – wie auch weltweit – kontinuierlich zugenommen. Die Inzidenz stieg dabei mit jährlich ca. 3 % schneller an als bei jeder anderen Krankheit. Am höchsten war der Inzidenzanstieg in der Altersgruppe der Kinder bis 5 Jahre. Insgesamt hat sich seit den 1980er Jahren die Neuerkrankungsrate an Diabetes Typ 1 in Deutschland fast verdoppelt [3]. Für die nächsten 20 Jahre prognostiziert das Inzidenz-Register Baden-Württemberg an der Uni-Kinderklinik Tübingen für Deutschland eine weitere Verdopplung der Inzidenzrate bei Kindern unter 15 Jahren. Zusammenhang zwischen UVStrahlung und Diabetes Typ 1 Weltweit hat der Diabetes Typ 1 in den Altersgruppen unter 15 Jahren länderspezifisch deutlich unterschiedliche Neuerkrankungsraten. In Europa weisen die skandinavischen Länder und Großbritannien hohe bis sehr hohe (15–19,9 bzw. ≥ 20 Fälle/100 000 Personen/Jahr), südlicher liegende Länder (mit Aus- Weitere Autoren: Dr. troph. Monika Hages1 Dr. oec. troph. Reinhild Prinz-Langenohl1 1 Institut für Ernährungsund Lebensmittelwissenschaften Abteilung Pathophysiologie der Ernährung Endenicher Allee 11–13 53115 Bonn E-mail: pathophysiology @uni-bonn.de Altersstandardisierte Inzidenz (pro 100 000 Personen und Jahr) 20 15–19,9 10–14,9 < 10 Ohne Angabe Abb. 1: Inzidenz des Diabetes Typ 1 bei Kindern unter 15 Jahren in Europa (nach [4]) nahme von Spanien und Portugal) vergleichsweise niedrigere Inzidenzen (5–14,9 Fälle/100 000/Jahr) auf. In Nordamerika (USA und Kanada) sind die Inzidenzraten für die Erkrankung ebenfalls hoch (≥ 15 Fälle/100 000/Jahr), während die Neuerkrankungsraten in Südamerika mittelhoch (5–9, 99/100 000/Jahr) bis niedrig (1–4, 99/100 000/Jahr) sind [4] (쏆 Abbildung 1). Diese Beobachtungen führten zu der Annahme, dass in nördlich gelegenen Ländern mit geringerer UVStrahlung tendenziell ein höheres Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 1 besteht und 1,25(OH)2D3 – die stoffwechselaktive Form des Vitamin D – möglicherweise an der Entstehung der Autoimmunerkrankung (mit-)beteiligt ist [4, 5]. Denn die kutane Vitamin-D-Synthese, die zur Deckung des Vitamin-D-Bedarfs ganz wesentlich beiträgt, wird durch die Dauer und Intensität der UV-Strahlung des natürlichen Sonnenlichts erheblich beeinflusst. Die in der Haut synthetisierte Vitamin-D-Menge ist dabei abhängig von der Tages- und Jahreszeit und vom Breitengrad des Wohnorts [5]. Allerdings haben das nördlich gelegene Finnland und das wesentlich südlicher gelegene Sardinien die weltweit höchsten Neuerkrankungsraten (>30 Fälle pro 100 000 Personen/Jahr) für Diabetes Typ 1 [4]. Dieser Widerspruch weist auf die Bedeutung der genetischen Disposition für die Entstehung von Diabetes hin. Umgekehrt wurden aber auch bei genetisch ähnlichen Populationen (z. B. bei Finnen und Esten) erhebliche In- zidenzunterschiede nachgewiesen [6]. Dies wiederum unterstreicht die Bedeutung exogener Faktoren für die Pathogenese des Diabetes Typ 1. Immunologische Veränderungen bei Autoimmunerkrankungen bzw. Allergien Für den ungestörten Ablauf immunologischer Prozesse spielt ein ausgeglichenes Verhältnis von TH1und TH2-Zellen eine entscheidende Rolle. Die T-Helferzellen (TH), eine Untergruppe der T-Lymphozyten, produzieren humorale Mediatoren, sog. Zytokine. Je nach Art der sezernierten Zytokine lassen sich die TH-Zellen in TH1oder TH2-Zellen einteilen. Während die TH1-Zellinien nach Aktivierung unter anderem die Zytokine IL-12 (Interleukin 12), IL-2, TNF-γ ( Tu m o r- N e k r o s e Faktor γ) und IFN-β (Interferon β) sezernieren und dadurch e n t z ü n d u n g s f ö rdernd wirken, wird den TH2-Zelllinien durch die Expression von (u. a.) IL-4, IL-6 und IL-10 eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen (쏆 Abbildung 2). Eine Verschiebung des Gleichgewichts von TH1- und TH2-Zellen kann zu immunologisch bedingten Erkrankungen führen. So treten bei Überwiegen von TH1-Zellen mit ent- APC TH0 IL-12 IL-4, IL-10 TH1 TH2 Abb. 2: Zytokinabhängige Differenzierung der T-Helferzellen Normalerweise erfolgt die Regulation der Differenzierung und Aktivierung der T-Zellsubtypen durch antigenpräsentierende Zellen (APC) und Zytokine. Die APC präsentieren – nach Phagozytose des die Immunantwort auslösenden Antigens – in einem komplexen Kommunikationsprozess mit den TH Fragmente (Peptide) dieses Antigens. Dadurch wird die Differenzierung der TH-Vorläuferzellen zu sog. TH0-Zellen ausgelöst. Unter dem Einfluss von IL-12 und IFN-γ differenzieren die TH0-Zellen dann weiter in TH1- und unter Beteiligung von IL-4 in TH2-Zellen. Beide TH-Subtypen können dabei durch Sekretion entsprechender Zytokine sowohl ihre eigene als auch die Proliferation des jeweils anderen Subtypus beeinflussen. Ernährungs Umschau | 6/09 339 쑺 Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original IL-12 TZ INF-γ IL-2 APC TNF TH1 β -Zelle des Pankreas IL-10 INF- γ TH2 TR IL-1 TNF-α RNO IL-10 IL-4, IL-10 Makrophage NK Abb. 3a: Interaktion verschiedener Immunzellen bei der Pathogenese des Diabetes Typ 1 (verändert nach [10]) Bei Aktivierung sezernieren antigenpräsentierende Zellen (APC) verschiedene Botenstoffe (Zytokine) wie z. B. Interleukine (IL), Interferone (INF) und Tumor-Nekrose-Faktoren (TNF). IL-12 stimuliert dabei die TH1-Zellen, die daraufhin den Botenstoff INF-γ produzieren. Dieser regt wiederum Makrophagen an, zytotoxisch wirksam zu werden und reaktive Sauerstoff- und Stickstoffoxid-Metabolite (RNO) zu produzieren. Zusätzlich aktivieren von den TH1-Zellen freigesetztes INF-γ und IL-2 zytotoxische T-Zellen (TZ), die durch weitere Botenstoffe und Mechanismen zur Zerstörung der β-Zellen des Pankreas beitragen. Dadurch werden wiederum Bestandteile und Inhaltsstoffe der β-Zellen freigesetzt, die als neue Antigene fungieren und von den APC präsentiert werden. Gleichzeitig sind beim Diabetes Typ 1 Mechanismen defekt, die im Normalfall eine überschießende Immunantwort regulieren. So ist die Freisetzung des antagonistisch auf die Immunreaktion wirkenden IL-10 der TH2-Zellen gehemmt. Zusätzlich sind die Downregulation von TH1-Zellen durch direkten Zell-Zell-Kontakt mit regulatorischen T-Zellen (TR) und die Zytokinsynthese der Natürlichen Killerzellen (NK) gestört. Hierdurch wiederum entsteht ein Mangel an TH2-Zellen stimulierenden Zytokinen (IL-4, IL-10). sprechendem Zytokinmuster vermehrt Autoimmunerkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis und Diabetes Typ 1 [5] und bei Überwiegen der TH2-Zellen mit den entsprechenden Zytokinen vermutlich vermehrt Allergien [7] auf. D-Verbindung deren Proliferation, Differenzierung und Apoptose [8]. VDR kommen dabei nicht nur auf Zellen vor, die am Knochenstoffwechsel beteiligt sind, sondern wurden auch auf den meisten Zellen des Immunsystems nachgewiesen [9]. Immunologische Wirkungen von Vitamin D Für Vitamin D wurden sowohl in vivo als auch in vitro eine Vielzahl immunologischer Effekte nachgewiesen. Nicht nur immunsupressive (Hemmung zytotoxischer Makrophagen und T-Lymphozyten), sondern auch immunmodulatorische Wirkungen durch Stimulierung der Zytokin-Produktion wurden beobachtet (쏆 Abbildungen 3a und b). Wie andere Steroidhormone wirkt auch 1,25(OH)2D3 über die Interaktion mit einem intrazellulären Rezeptor. Durch Bindung des sog. Vitamin-D-Rezeptors (VDR) und seiner Liganden an DNA-Promotorregionen der Zielzellen reguliert die Vitamin- 340 Ernährungs Umschau | 6/09 Beim Diabetes Typ 1 werden die Insulin produzierenden β-Zellen des Pankreas unter anderem durch Überwiegen der autoimmun wirkenden TH1-Zellen zerstört. Ein wesentlicher Mechanismus der protektiven Vitamin-D-Wirkung wird daher in einer Verschiebung des ungünstigen TH1/ TH2-Verhältnisses zugunsten der protektiven TH2-Zellen gesehen [9]. Ursachen und Häufigkeit eines Vitamin-D-Mangels in Deutschland Die Menge des in der Haut aus 7-Dehydrocholesterol gebildeten Vitamin D hängt in erheblichem Umfang von Art und Menge der UV-Strahlung ab. Der Einstrahlungswinkel der Sonne ist im Winter in Regionen oberhalb von 35 °N und 35 °S so flach, dass nur wenige UVB-Strahlen die Erdoberfläche erreichen. Daher wird im Winter bei Bewohnern dieser Regionen nur sehr wenig bis kein Vitamin D3 in der Haut gebildet [5]. Aufgrund seiner geografischen Lage (47–55° nördliche Breite) zählt auch Deutschland zu den Ländern, in denen zumindest im Winterhalbjahr keine ausreichende Vitamin-D3-Synthese in der Haut möglich ist. Der Beitrag der UVB-induzierten VitaminD-Synthese zur Versorgungslage ist aber wichtig, da Vitamin D in der menschlichen Nahrung nur in vergleichsweise geringer Menge vorkommt. Außerdem werden in Deutschland Lebensmittel, die Vitamin D in größerer Menge enthalten (wie z. B. fettreicher Fisch), bei üblichen Kostgewohnheiten nicht in solchen Mengen verzehrt, dass auch ohne ausreichende UV-Einstrahlung eine adäquate Vitamin-D-Versorgung sichergestellt ist [11]. Eine wie in den USA praktizierte Anreicherung von Grundnahrungsmitteln (Milch, Getreide und Brot) erfolgt in Deutschland nicht. Es gibt bisher nur eine Ausnahmegenehmigung zur Anreicherung von Margarine und Speiseöl (800 IE/L) [12]. Außerdem darf in Deutschland bei Säuglingsmilchnahrungen und bei bestimmten diä- tetischen Lebensmitteln eine spezielle Vitamin-D-Anreicherung erfolgen. Zur Rachitisprophylaxe empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Säuglingen und Kleinkindern im 1. Lebensjahr ab der 2. Lebenswoche eine tägliche Vitamin-D-Aufnahme von 10–12,5 µg (400–500 I.E.) in Tablettenform. Diese zusätzliche VitaminD-Gabe wird allerdings nicht allen Kindern konsequent verabreicht [13]. Bei Kindern jenseits des Säuglingsalters kann in der Bundesrepublik Deutschland nicht immer sich von einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung ausgegangen werden. So lag z. B. bei der DONALD-Studie die totale Vitamin-D-Aufnahme von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 2 und 18 Jahren (n = 931) in fast allen Altersgruppen – auch unter Berücksichtigung von Supplementen – durchschnittlich 20 % unterhalb der Empfehlungen [14]. Auch von den 2 506 im Rahmen der EsKiMoStudie (= Modul des bundesweiten repräsentativen Kinder- und JugendSurveys KiGGS) untersuchten Jungen und Mädchen im Alter zwischen 6 und 17 Jahren wurde die empfohlene Vitamin-D-Aufnahme im Mittel in allen Altersgruppen – auch mit Supplementation – nicht erreicht [15]. Dementsprechend war auch bei über der Hälfte dieser Kinder die 25(OH)D3 (Calcidiol)-Konzentration im Serum zu niedrig. Kinder und Jugendliche mit dunkler Hautpigmentierung bzw. Migrationshintergrund hatten besonders niedrige 25-OH-D3Blutwerte [16]. Auch die Vitamin-DAufnahme der deutschen Erwachsenen lag beim 4. bundesweiten Gesundheitssurvey des Robert KochInstituts in Berlin im Mittel fast 50 % unterhalb der von der DGE empfohlenen Zufuhrmenge, und bei knapp 60 % der deutschen Erwachsenen wiesen die 25(OH)D3-Serumkonzentrationen auf einen milden (25– 50 nmol/l) bzw. moderaten (12,5–25 nmol/l) Vitamin-D-Mangel hin [17]. 1,25(OH)2D3 IL-12 TZ INF-γ IL-2 APC TNF TH1 β-Zelle des Pankreas IL-10 INF-γ IL-1 TNF-α RNO TH2 TR IL-10 IL-4 IL-4, IL-10 Makrophage NK 1,25(OH)2D3 1,25(OH)2D3 Abb. 3b: Wirkung von 1,25 (OH)2D3 auf verschiedene Immunzellen (verändert nach [10]) Indem das 1,25 (OH)2D3 die Transkription von IL-12 hemmt, sinkt zwangsläufig auch die Freisetzung von IL-2 und INF-γ durch die TH1-Zellen. Dies wiederum verhindert die INF-γ-abhängige Stimulation der Makrophagen, wodurch diese nicht mehr zytotoxisch wirksam sind. Ebenso wird durch 1,25 (OH)2D3 die INF-γ-gesteuerte Blockade der TH2-Zellentwicklung aufgehoben, wodurch die irreversible Zerstörung der insulinproduzierenden β-Zellen verhindert wird. Gleichzeitig induziert 1,25 (OH)2D3 durch eine Erhöhung der IL-4-Produktion präventiveTH2-Reaktionen. Verschiebt sich das TH1/ TH2-Verhältnis zugunsten der TH2-Zellen, kommt es zur verstärkten Freisetzung von IL-10, einem wichtigen Gegenspieler von IL-12 und somit der TH1-Entwicklung. Darüber hinaus soll die durch 1,25 (OH)2D3-induzierte IL-10-Sekretion zu einer erhöhten Präsenz von immunsuppressiven TR-Zellen führen. Ergebnisse von Humanstudien Die Resultate verschiedener Untersuchungen am Menschen bestätigen eine mögliche präventive Wirkung von Vitamin D bei der Entwicklung von Diabetes Typ 1. So zeigten die Ergebnisse der Multizenterstudie EURODIAB (1999), dass eine VitaminD-Supplementation im 1. Lebensjahr mit einem verminderten Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 1 verbunden ist. Die Aussagekraft dieser Studie ist allerdings wegen methodischer Mängel begrenzt. So wurden zum Beispiel Art und Dosierung des aufgenommenen Vitamin D nicht genau erfasst. Sogar von den Autoren selbst werden Fehler bei der Studienplanung und mangelnde Sorgfalt bei der Befragung der Studienteilneh- mer eingeräumt. Beides kann zu einer möglichen Verzerrung von Studienergebnissen beigetragen haben [18]. Die finnische Studie von HYPPÖNEN et al. (2001), die ebenfalls die VitaminD-Aufnahme im 1. Lebensjahr in Relation zum Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 1 setzte, gibt weitere Hinweise für die protektive Wirkung von Vitamin D. Allerdings war mit nur zwei Diabetesfällen in der Gruppe ohne Vitamin-D-Supplementation (n=32) die Fallzahl gering, was das ermittelte Relative Risiko (RR) stark beeinflusste. Außerdem betrug zum Zeitpunkt des Beobachtungsbeginns im Jahre 1966 die empfohlene tägliche Vitamin-D-Dosis in Finnland laut der Autoren 4 000–5 000 IE. Diese empfohlene Vitamin-D-Menge reduzierte sich im fast 30-jährigen Verlauf Ernährungs Umschau | 6/09 341 쑺 Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original der Studie auf den heutigen Wert von 400 IE/Tag. Das geringste Relative Risiko für einen Diabetes Typ 1 wurde jedoch in der Studiengruppe festgestellt, die regelmäßig mehr als 2 000 IE aufgenommen hatte. Eine Aussage, welche Risikoreduzierung für Diabetes Typ 1 durch die heute empfohlene Vitamin-D-Aufnahmemenge erreicht würde, konnte bei dieser Untersuchung nicht gemacht werden. Die Autoren vermuten sogar umgekehrt, dass der Anstieg der DiabetesInzidenz in Finnland während der letzten Jahrzehnte auf die reduzierte Vitamin-D-Empfehlung sowie eine verminderte Einnahme von VitaminD-Supplementen zurückzuführen ist [19] (쏆 Tabelle 1). Dass noch weitere Ernährungsfaktoren Einfluss auf die Diabetes-Typ-1Inzidenz bei Kindern haben, lassen die Ergebnisse der Studien von STENE et al. (2003) [20] und FRONCZAK et al. (2003) [21] vermuten. Die Autoren beider Studien konnten keinen signifikanten Einfluss durch eine regelmäßige Vitamin-D-Aufnahme über Supplemente beobachten. Jedoch führte eine Vitamin-D-Aufnahme durch Lebertran (400 IE/Tag fünfmal pro Woche im 1. Lebensjahr) bzw. über die Nahrung der Mutter während des letzten Trimesters der Schwangerschaft (ca. 250 IE/Tag) zu einer signifikanten Reduzierung des Risikos für Diabetes Typ 1 bzw. für eine Inselzellautoimmunität. Ob das verminderte Erkrankungsrisiko dabei auf Vitamin D selbst, andere Nahrungsfaktoren und/oder andere Umweltfaktoren zurückzuführen ist, muss noch geklärt werden. Messungen von Biomarkern der Vitamin-DVersorgung bzw. der Versorgungslage mit anderen Nahrungsfaktoren (z. B. Omega-3-Fettsäuren) erfolgten in dieser Studie nicht. Dennoch lassen die Ergebnisse der beiden Studien vermuten, dass die Vitamin-DWirkung im Nahrungsmittelverbund bzw. bei Lebertranverzehr – möglicherweise durch eine bessere Bioverfügbarkeit – höher ist als bei der Aufnahme von Supplementen [21]. Bedeutung des Zeitpunktes der Vitamin-D-Gabe Bei der Prävention des Diabetes Typ 1 scheint der Zeitpunkt der VitaminD-Gabe bzw. -Wirkung ein wichtiger Einflussfaktor für den prophylaktischen Effekt zu sein. So zeigten prospektive Untersuchungen von FRONCZAK et al. (2003), LORINI et al. (2005) und ZIEGLER et al. (1999), dass genetisch prädisponierte Kinder, die im späteren Alter einen Diabetes Typ 1 bekommen, offenbar schon innerhalb der ersten Lebensjahre Inselzell- Autor / Jahr Studiendesign Ziel Probanden Ergebnisse EURODIAB 1999 Fall-Kontroll Diabetes Typ-1-Risiko in Abhängigkeit einer Vit. D-Supplementation im 1. Lebensjahr n D.m. = 746 n K = 2 188 bei einer Einnahmedauer von ≤ 1Jahr: OR = 0,69 (95%CI: 0,52-0,93)* > 1Jahr: OR = 0,64 (95%CI: 0,47-0,89)* HYPPÖNEN et al. 2001 Kohorte Diabetes Typ-1-Risiko in Abhängigkeit der Häufigkeit einer Vit. D-Supplementation im 1. Lebensjahr n = 10 821 n D.m. = 81 unregelmäßige Einnahme: RR = 0,16 (95%CI: 0,04-0,74)* regelmäßige Einnahme: RR = 0,12 (95%CI: 0,03-0,51)* regelmäßige Einnahme von 2 000 IE: RR = 0,22 (95%CI: 0,05-0,89)* regelmäßige Einnahme von >2.000 IE: RR = 0,14 (95%CI: 0,02-1,01)* STENE et al. 2003 Fall-Kontroll Diabetes Typ-1-Risiko in Abhängigkeit der Häufigkeit und Art einer Vit. D-Supplementation im 1. Lebensjahr n D.m. = 545 n K = 1 668 bei Aufnahme durch Supplementen von 400 IE/Tag 1-4 Mal/Woche: OR = 0,99 (95%CI: 0,69-1,42) 400 IE/Tag ≥ 5 Mal/Woche: OR = 0,97 (95%CI: 0,73-1,29) (p=0,86) Bei Aufnahme durch Lebertranverzehr von 400 IE/Tag 1-4 Mal/Woche: OR = 0,81 (95%CI: 0,55-1,91) 400 IE/Tag ≥ 5 Mal/Woche: OR = 0,74 (95%CI: 0,56-0,99) (p=0,04) FRONCZAK et al. 2003 Fall-Kontroll Risiko einer IA bei prädisponierten Kindern in Abhängigkeit von Art und Dosierung einer Vit.D-Aufnahme während der Schwangerschaft n IA = 16 n gesund = 206 bei einer durchschnittlichen Aufnahme über die Nahrung während der Schwangerschaft von 252,3 IE/Tag: HR = 0,37 (95%CI: 0,17-0,78) (p=0,02) D.m.: Diabetes mellitus, K: Kontrollgruppe, IA: Inselzellautoimmunität, HR: Hazard Ratio, OR: Odds Ratio, RR: Relatives Risiko, *: Signifikanzniveaus wurden nicht angegeben Tabelle 1: Humanstudien zur Diabetes-Typ-1-Prävention mit Vitamin D 342 Ernährungs Umschau | 6/09 Autoantikörper entwickeln, die den autoimmunologischen Zerstörungsprozess der β-Zellen einleiten [21, 22, 23]. Dieser Befund stützt die These, dass mögliche, den Zerstörungsprozess fördernde Umweltfaktoren schon in den ersten Lebensmonaten wirksam sein müssen. Auch in Tierexperimenten wurde die beste protektive Wirkung von Vitamin-D3-Verbindungen in den ersten zehn Lebenswochen erreicht [24, 25]. Die experimentellen Studien mit der NOD-Maus (= Non-obese diabeticMaus), dem klassischen Tiermodell für den autoimmunen Diabetes, zeigten, dass vor allem die frühe Gabe von aktivem Vitamin D oder von Vitamin-D-Analoga den Ausbruch der Krankheit verzögern bzw. die Entwicklung eines Diabetes sogar ganz verhindern konnte. Mögliche Nebenwirkungen einer Vitamin-D-Gabe Aus Sicht nationaler (Bundesinstitut für Risikobewertung = BfR) als auch internationaler Institutionen (Scientific Committee on Food = SCF, Food and Nutrition Board = FNB) gilt eine Vitamin-D-Aufnahme von bis zu 1 000 bzw. 2 000 IE/Tag als sicher. Dementsprechend wurde auch der jeweilige tägliche Upper Intake Level (= UL) hier festgelegt. Erst bei längerfristiger Aufnahme von 3 800 IE/Tag und mehr wurden Hyperkalzämien als „klassische“ Nebenwirkung einer zu hoch dosierten Vitamin-D-Zufuhr beobachtet [26]. Unabhängig von einer Hyperkalzämie wird seit einigen Jahren das Auftreten einer Allergie vom Soforttyp (=Typ1-Allergie) als Folge einer Vitamin-D-Supplementation im Rahmen der Rachitisprophylaxe im Säuglingsalter diskutiert. So führten VitaminD-Gaben bei jungen Versuchstieren zu einer vermehrten TH2-Antwort mit entsprechendem Zytokinmuster (Anstieg der Zytokine IL-4 und IL-13 sowie einem Anstieg von IgE). Eine epidemiologische Überprüfung des postulierten Zusammenhangs im Rahmen der Northern Finnland Institutionen BfR SCF FNB – 1 000 1 000 Kinder und Jugendliche 1 000 2 000 2 000 Erwachsene 2 000 2 000 2 000 – 2 000 2 000 Personengruppen Säuglinge und Kleinkinder Schwangere und Stillende Tab. 2: Werte für das Upper Intake Level (UL) nationaler und internationaler Institutionen (IE/Tag) Birth Cohort-Study belegte eine signifikante positive Beziehung zwischen der regelmäßigen Aufnahme der empfohlenen Vitamin-D-Supplementation von 2 000 IE im Säuglingsalter und einem erhöhten Risiko für Heuschnupfen oder Asthma [27]. Auch bei Probanden der NHANES-IIIStudie konnte mit den aufsteigenden Quartilen der 25(OH)D3-Serumkonzentration ein Anstieg der Heuschnupfenhäufigkeit beobachtet werden [7]. Zukunftsperspektiven Die aktuelle Datenlage für Deutschland lässt vermuten, dass die derzeitige durchschnittliche Vitamin-DAufnahmemenge sowie die Vitaminsynthese in der Haut nicht ausreichen, um bei allen Deutschen eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung sicherzustellen. Dementsprechend kommt in unseren Breiten ein milder bzw. moderater Vitamin-D-Mangel in allen Bevölkerungsgruppen vergleichsweise häufig vor. Dabei orientieren sich die bisherigen Untersuchungen zur Vitamin-D-Versorgung sogar noch an Grenzwerten einer normalen Serumkonzentration, die deutlich unter dem wünschenswerten 25(OH)D3-Serumwert von mindestens 30 ng/ml liegen [5]. In den oben genannten Humanstudien wurde festgestellt, dass eine nicht ausreichende frühkindliche Vitamin-D-Versorgung das Risiko für einen Diabetes Typ 1 erhöht. Dieser Zusammenhang wurde auch durch die kürzlich veröffentlichte Metaanalyse von ZIPITIS und AKOBENG (2008) bestätigt, in der auch die länderspezifischen Daten der EURODIAB-Studie mit ausgewertet wurden [28]. Die Ergebnisse unterstreichen die Not- 쑺 Eine konsequente frühkindliche Supplementation mit Vitamin D dient nicht nur der Rachitisprophylaxe, sondern wirkt wahrscheinlich auch der Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 entgegen. Ernährungs Umschau | 6/09 343 Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original Die Dauer und Intensität der UV-Strahlung beeinflussen die Vitamin-D-Synthese wendigkeit, dass die bisher nicht bzw. nicht immer konsequent durchgeführte frühkindliche Supplementation mit Vitamin D zur Rachitisprophylaxe wieder mit Nachdruck propagiert werden sollte, da eine verbesserte frühkindliche Vitamin-DVersorgung offenbar zu einer Reduktion des Diabetes Typ 1 beitragen kann. Dabei sollte vor allem Eltern mit Diabetes Typ 1 bzw. einer entsprechenden Disposition der präventive Wert einer regelmäßigen, medikamentösen Vitamin-D-Gabe bei ihren Kindern vermittelt werden, denn bei ihnen ist das Risiko für Diabetes Typ 1 zusätzlich erhöht [28]. Für das 1. Lebensjahr liegen die internationalen Vitamin-D-Zufuhrempfehlungen zwischen 100 und 1 000 IE/Tag [12]. Die Empfehlung der D-A-CH-Referenzwerte befindet sich mit 400–500 IE/Tag im mittleren Bereich. Für Kinder mit einem bekannten erhöhten Diabetesrisiko könnten jedoch bei einer weiteren Bestätigung des postulierten Zusammenhangs höhere Zufuhrmengen (vgl. [19]) sinnvoll sein. Gerade weil im Vergleich zu Gesunden bei Patienten mit Diabetes Typ 1 signifikant niedrigere 25(OH)D3- und 1,25 (OH)2D3-Blutkonzentrationen festgestellt wurden [30], sollte bei zukünftigen Studien ein wesentlicher 344 Ernährungs Umschau | 6/09 Schwerpunkt in der Erforschung der Ursachen für die niedrigen VitaminD-Blutspiegel bei Diabetikern liegen. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, schon in der Schwangerschaft die Vitamin-D-Versorgung der Mutter gezielt zu verbessern, um bei den Kindern durch eine verbesserte vorgeburtliche Vitamin-D-Versorgung die Diabetes-Typ-1-Inzidenz zu reduzieren. Es bleibt offen, welche Ursachen die niedrigen Vitamin-D3-Spiegel bei Diabetes-Patienten haben bzw. welche Vitamin-D-Mengen bei der Erkrankung präventiv wirken könnten. Aus diesem Grund erscheint es angebracht, die Ursache für die niedrigen Vitamin-D-Blutkonzentrationen bei Diabetes-Patienten zu ermitteln und bei Studien den tatsächlichen Beitrag der UVB-Strahlung zur Versorgungslage zu erfassen. Außerdem sollte geklärt werden, inwieweit die Definition eines Mindest-Vitamin-D-Status zur Prävention einer Diabetes-Erkrankung – vor allem bei Kindern mit erhöhtem Erkrankungsrisiko – sinnvoll ist. Literatur 왎 1.Toeller M, Gries FA. Diabetes mellitus. In: Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, et al. (Hg) Ernährungsmedizin. Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York 2004, S. 414–428 2. Deutsche Diabetes Gesellschaft (2004) Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien DDG – Aktualisierung vom 05/2004. Scherbaum WA, Kiess W (Hg). URL: www.deutsche-diabetesgesellschaft.de/redaktion/mitteilungen/leit linien/Uebersicht_leitlinien_evidenzbasiert. php Zugriff 27.10.08 3. Ehehalt S, Willasch A, Hub R et al. (2006) Explosionsartiger Inzidenzanstieg des Typ-1Diabetes bei Kindern und Jugendlichen seit der Jahrtausendwende in Deutschland. Diabetologie & Stoffwechsel S1: 44 4. Karvonen M, Viik-Kajander M, Moltchanova E et al. (2000) Incidence of childhood type 1 diabetes worldwide. 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Die derzeitige VitaminD-Versorgung in Deutschland ist jedoch suboptimal und kann schon bei Kindern zu einem milden bzw. moderaten Vitamin-D-Mangel führen. Hierfür ist eine vor allem im Winter zu geringe UV-Einstrahlung und eine zu niedrige alimentäre Vitamin-D-Aufnahme verantwortlich. Zudem wird bei Säuglingen die Rachitis-Prophylaxe mit Vitamin D nicht immer konsequent durchgeführt. Welche Vitamin-D-Mengen aber präventiv auf die Diabetes-Entstehung und Entwicklung wirken, kann aus den vorliegenden Studien noch nicht abgeleitet werden. Schlüsselwörter: Diabetes mellitus, Vitamin D, Autoimmunerkrankungen, UV-Strahlung, Zytokine, Prävention Summary Which role plays vitamin D in prevention of type 1 diabetes? Anna Wilkes, Monika Hages and Reinhold Prinz-Langenohl; Bonn Both genetic and environmental factors increase the risk of developing type 1 diabetes. The combination of both factors determines the frequency of type 1 diabetes in a population. This can be seen in the differences in prevalence data for populations with the same ethnological background and comparable vitamin D supply, as well as in the similar frequencies for people living in geographic areas with very different UV radiation and therefore with differences in the endogenous synthesis of vitamin D (for example Finland und Sardinia). Human and animal studies have shown that improvements in the vitamin D status in the population, particularly in infants, might reduce the risk of developing type 1 diabetes in later life. The actual vitamin D supply in Germany is often insufficient and even children are at risk of mild or moderate vitamin D deficiency, as a result of the low UV radiation in winter and inadequate intake of vitamin D with food. Furthermore, oral prophylaxis of rickets during the first 12 months of life is not always practiced consistently. However, it is still unknown how much vitamin D must be taken to prevent the onset of type 1 diabetes. Key words: Diabetes mellitus, vitamin D, autoimmune diseases, UV radiation, cytokines, prevention Ernährungs Umschau 56 (2009) S. 338–345 쎱 Ernährungs Umschau | 6/09 345