Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde Einfache Ionengitter, abgeleitet von kubisch-dichten Ionenpackungen: NaCl, CaF2, Li2O, inverse Strukturtypen, ZnS (Zinkblende), Li3Bi, Strukturvarianten: FeS2, SrO2, K2[Pt(CN)6], Einfache Ionengitter, abgeleitet von hexagonal-dichten Ionenpackungen: Wurtzit (hexagonales ZnS), Nickelarsenid (NiAs) Thema heute: Weitere Grundlegende Ionenstrukturen Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 135 Die Cadmiumiodid-CdI2-Struktur Hexagonale Elementarzelle, 1 CdI2 pro Zelle, RG P3 m1 2 1 1 1 2 3 Basis: 1 Ca auf (0,0,0) und 2 I auf ( , , ) und ( , , ) 3 3 4 3 3 4 Koordination: Cd: 6 I, oktaedrisch Schichtstruktur! Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 136 Die Cadmiumiodid-CdI2-Struktur Wrml-7 Vertreter: Di-Halogenide, Di-Hydroxide, Di-Chalkogenide: z.B. PbI2, FeBr2, VCl2, (Mg,Ni)(OH)2, TiS2, ZrSe2, CoTe2 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 137 Die Rutil-TiO2-Struktur · Tetragonal primitive Elementarzelle, 2 TiO2 pro Zelle, RG P42/mnm · Basis: 2 Ti auf (0,0,0) und (½,½,½), 4 O auf ±(0.3,0.3,0) und ± (0.8,0.2, ½) · Koordination: Ti: 6 O, oktaedrisch, O: 3 Ti, trigonal planar · Beispiele: Oxide MO2 mit M = Ti, Nb, Cr, Mo, Ge, Pb, Sn, Fluoride MF2 mit M = Mn, Fe, Co, Ni, Cu, Zn, Pb WRML-4 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 138 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 139 Die Rheniumtrioxid-ReO3-Struktur · Kubisch primitive Elementarzelle, 1 ReO3 pro Zelle, RG Pm3 m · Basis: 1 Re auf (0,0,0); 3 O auf (½,0,0), (0,½,0), und (0,0,½) · Koordination: Re: 6 O, oktaedrisch, O: 2 Re, linear · Defekt kubisch-dichte Packung von O (einige O fehlen!) Wrml-5 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 140 In Rheniumtrioxid-Typ kristallisieren: • ReO3, TiOF2, TiOOHF, MoOF2, NbO2F, NbO1,25F1,75 • mit alternierender Kationenverteilung: CaPbF6 Verwandtschaften • Ersetzt man die Re-Atome durch Ti-Atome und fügt in jedes Würfelzentrum ein Ca-Atom ein, so erhält man den Perowskit-Typ. • Ähnliche Strukturen mit anderen O-Valenzwinkeln bilden Sc(OH)3 und In(OH)3. • Im VF3-Typ sind die MX6-Oktaeder gegeneinander verkippt. Im RhF3-Typ schließlich bilden die F-Atome eine hexagonal-dichteste Packung. • Im Fe(CN)3 werden je zwei Fe-Atome durch ein CN-System verknüpft. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 141 Die Perowskit-CaTiO3-Struktur · Kubisch-dichte Packung von O + Ca, 1 CaTiO3 pro Zelle · Koordination: Ti: 6 O, oktaedrisch, O: 2 Ti, linear und 4 Ca, quadratisch-planar; Ca: 12 O · Ferro- und piezoelektrisches Material Wrml-6 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 142 Beschreibung der Perowskit-Struktur Die Ti-Atome besetzen die Ecken eines Würfels. Auf den Kantenmitten liegen zwischen je zwei Ti-Atomen O-Atome. Im Zentrum des Würfels befindet sich ein CaAtom. Die Ti-Atome sind von sechs O-Atomen in Form eines Oktaeders und von acht CaAtomen in Form eines Würfels umgeben. Die Ca-Atome sind von acht Ti-Atomen in Form eines Würfels und von zwölf OAtomen in Form eines Kuboktaeders umgeben. Die O-Atome sind von zwei Ti-Atomen linear und von vier Ca-Atomen quadratischplanar umgeben. Dadurch liegen TiO6-Oktaeder vor, die in allen drei Raumrichtungen mit anderen ReO6-Oktaedern eckenverknüpft sind. Zwischen jeweils acht dieser Oktaeder liegt ein Ca-Atom. Alternative Beschreibung Die Ca2+- und die O2--Atome bilden zusammen eine kubisch-dichte Packung, in deren Oktaederlücken die kleinen Ti4+-Ionen eingelagert sind. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 143 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 144 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 145 Im Perowskit-Typ (ABO3) kristallisieren: • Oxide • A=Ca, Sr, Ba; B=Ti, Zr, Hf, Sn, Ce, Tc; z.B. CaTiO3, BaCeO3 • mit Lücken im O-Teilgitter: SrTiO2,5, SrVO2,5-2,7, BaFeO2,5 • A=Lanthanoid, B=Al, Sc, V, Cr, Mn, Fe, Co, Ga, z.B. LaMnO3 • mit Lücken im Lanthanoid-Teilgitter: La2/3TiO3 • Weiterhin: Pb(Sc0,5Nb0,5)O3, Pb(Fe0,5Nb0,5)O3, La(MeII0,5Ru0,5)O3 (wobei MeII=Mg, Ni, Zn), MeII(Ni0,5MeVI0,5)O3, (wobei MeII=Sr, Ba; MeVI=W, U, Te; MeV=Nb, Ta, Sb), MeII(Ni1/3MeV2/3)O3, (wobei MeII=Sr, Ba), BaMeIVO3 (wobei MeIV=Th, Pa, U, Np, Pu, Am) • Fluoride • KBF3 (wobei B=Mg, Cr, Mn, Fe, Co, Ni, Cu, Zn) • Oxidfluoride, z.B. MeINbO2F (wobei MeI=Li, Na, K) • Chloride und Bromide, z.B. CsBCl3 und CsBBr3 (wobei B=Cd, Hg) • CsAuCl3, CsGaCl3, KMnCl3 • Sulfide • ATiS3 (wobei A=Sr, Ba), AZrS3 (wobei A=Ca, Sr, Ba) • Anti-Perowskit-Typ: Ag3IS Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 146 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 147 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 148 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 149 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 150 Die kubische Diamantstruktur Kubisch-dichte Packung von C, eine Hälfte der Tetraederlücken ebenfalls mit C gefüllt, tetraedrische Koordination. In diesem Strukturtyp kristallisieren auch Si und Ge. Es existiert auch eine hexagonale Modifikation des Diamant Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 151 Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 152 Ersetzt man eine Hälfte der C-Atome durch Zn und die andere durch S, so erhält man die kubische- Sphalerit-Struktur. Analog kristallisieren viele Verbindungen, deren Atome über die gleiche Anzahl von Valenzelektronen verfügen. Beispiele: AlP, BN, GaP, GaAs, CdS, CuCl, AgCl.... Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 153 Fügt man in die Struktur des Si (Diamant-Typ) zwischen alle Si-Atome je ein O-Atom ein, so gelangt man zur Struktur der Hochtemperaturform des Cristobalits (β β-Cristobalit). In allen SiO2-Modifikationen, außer der Hochdruck-form Stishovit, die im Rutil-Typ mit KZ=6 für Si kristallisiert, liegen über alle vier Ecken verknüpfte SiO4-Tetraeder vor. Tridymit hat eine hexagonale Struktur, zugrunde liegt der hexagonale Diamant. Die Quarz-Struktur läßt sich nicht von der Diamant-Struktur ableiten, obwohl auch hier ein Netzwerk von eckenverknüpften SiO4-Tetraedern vorliegt. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 154 Die α-Quarz-Struktur enthält 31- bzw. 32-Schraubenachsen entlang der kristallographischen c-Achse. Es gibt deshalb links und rechts-Quarze mit unterschiedlichem Drehsinn in der Anordnung der SiO4-Tetraeder. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 155 Der Carnegieit, NaAlSiO4, ein Alumosilikat, hat eine enge Beziehung zum Cristobalit. Die Hälfte der Si4+ ist durch Al3+ ersetzt, zum Ladungsausgleich befinden sich in der Hälfte der Lücken Na+-Ionen. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 156 In der Struktur des Cuprits, Cu2O, sind die Hohlräume des Cristobalitgitters durch ein identisches, zweites, verschobenes Netzwerk gefüllt. Zwischen den beiden Teilstrukturen gibt es keine chemischen Bindungen. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 157 Die Graphit-Struktur (II) (s. a. 1. Vorlesungsstunde) • Intercalationsverbindungen • Zintl-Verbindungen mit graphitartigen Teilstrukturen Beispiel: Hexagonales Bornitrid oder CaAl2Si2: Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 158 Vom Graphit abgeleitete Strukturen: Fullerene Die Fullerene stellen eine praktisch unbegrenzte Zahl von metastabilen Modifikationen zwischen Dodecahedran und Graphit dar. Alle Fullerene enthalten 12 Fünfringe und eine variable Zahl von Sechsringen. C60 - das kleinste Fulleren - ist um ca. 0.4 eV/Atom weniger stabil als Graphit. Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 159 Vom Graphit abgeleitete Strukturen: Fullerene Zylinderformig, tubular aufgerollte Graphitschichten: Nanoröhren, Nanotubes Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 160 Vom Graphit abgeleitete Strukturen: Fullerene Zylinderformig, tubular aufgerollte Graphitschichten: Nanoröhren, Nanotubes Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 161 Vom Graphit abgeleitete Strukturen: Fullerene Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 162 Vom Graphit abgeleitete Strukturen: Fullerene Vorlesung „Festkörperchemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, 163