Vorhofflimmern – Risikofaktor für einen Schlaganfall

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Hintergrundinformation
(Stand: September 2014)
Initiative
Schlaganfallvorsorge
Bei Vorhofflimmern handeln
Vorhofflimmern –
Risikofaktor für einen Schlaganfall
Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu knapp 200.000 neuen Schlaganfällen und 66.000 Schlaganfallrezidiven.1 Jeder
Fünfte davon ist auf Vorhofflimmern zurückzuführen.2 Bei fast zwei Millionen Menschen tritt allein in Deutschland diese
häufigste Form der Herzrhythmuserkrankungen auf.3 Bei Vorhofflimmern ist der natürliche Herzrhythmus gestört. Die
Vorhöfe des Herzens ziehen sich nicht mehr rhythmisch zusammen, sondern schlagen chaotisch. In dieser Situation
können sich im linken Vorhof Blutgerinnsel bilden. Werden diese mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt und verschließen dort eine Arterie, kommt es zu einem Schlaganfall. Trotz dieser Gefahr ist Vorhofflimmern als SchlaganfallRisikofaktor in der Bevölkerung oder in der Öffentlichkeit nicht präsent. Oft wird die Herzrhythmuserkrankung nur zufällig
erkannt.4 Und viele Patienten mit Vorhofflimmern kennen ihr persönliches Schlaganfallrisiko bzw. mögliche Maßnahmen
zur Vorbeugung nicht. Mithilfe einiger Leitfragen können Menschen, bei denen Vorhofflimmern diagnostiziert wurde, jene
Hinweise herausfinden, von denen der behandelnde Arzt Kenntnis haben sollte, um das Schlaganfallrisiko einschätzen und
geeignete Vorsorgemaßnahmen einleiten zu können.
Das menschliche Herz schlägt im Laufe eines Lebens rund 2,5 Milliarden Mal und pumpt dabei etwa 250 Millionen Liter
Blut.5 Es leistet Schwerstarbeit, um den Blutkreislauf anzutreiben. Das Herz besteht aus zwei im gleichen Takt schlagenden
Herzhälften, deren Millionen kleine Herzmuskelzellen, gesteuert vom Sinusknoten, für einen regelmäßigen Rhythmus sorgen.
Beim Vorhofflimmern ist nicht mehr der Sinusknoten der Schrittmacher. Kleine elektrische „Störenfriede“ übernehmen
das Kommando. Sie liegen häufig am Übergang zur Lungenvene und sorgen für ein elektrisches Chaos. Damit ziehen
sich die Vorhöfe nicht mehr rhythmisch zusammen, sondern schlagen chaotisch, bis zu 600-mal in der Minute – sie
„flimmern“. Mechanisch gesehen stehen die Vorhöfe somit praktisch still, das Blut wird nun nicht mehr vollständig aus
den Vorhöfen in die Kammern gepumpt. Und Blut, das nicht mehr richtig fließen kann, gerinnt. Die Folgen:
• Aufgrund des gestörten Blutflusses kann es zur Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) im Vorhof kommen.
• Losgeschwemmte Blutgerinnsel können mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort zu einem Schlaganfall
führen.
Im linken Vorhof ist die Bildung von Gerinnseln in Bezug auf die Entstehung eines Schlaganfalls besonders gefährlich:
Sie wandern vom linken Vorhof in die linke Kammer und werden von dort über die Hauptschlagader und Halsschlagadern
ins Gehirn geschwemmt. Im Gehirn können die Gerinnsel Blutgefäße verschließen und einen Schlaganfall verursachen.
Eine Initiative von:
Initiative
Schlaganfallvorsorge
Bei Vorhofflimmern handeln
Unterschiedliche Anzeichen für Vorhofflimmern
Manche Patienten können Vorhofflimmern als unangenehmes Herzklopfen, Herzrasen und Schwindel wahrnehmen. Aber
bei vielen Menschen tritt die Rhythmusstörung ganz ohne Beschwerden auf. Dieses sogenannte asymptomatische Vorhofflimmern birgt die Gefahr, zunächst unerkannt zu bleiben, notwendige Therapiemaßnahmen können daher nicht rechtzeitig
eingeleitet werden.3
Anhand der Dauer unterscheidet man verschiedene Typen des Vorhofflimmerns:
•
•
•
Es tritt von Zeit zu Zeit auf und hört von selbst wieder auf (paroxysmales Vorhofflimmern).
Es besteht länger als sieben Tage und hört nicht von selbst auf, kann aber mittels einer
spezifischen Therapie beendet werden (persistierendes Vorhofflimmern).
Es besteht dauerhaft, nämlich länger als ein Jahr (permanentes Vorhofflimmern).
Die wichtigste Untersuchungsmethode zur Diagnose des Vorhofflimmerns ist das Elektrokardiogramm (EKG). Wenn die
Diagnose Vorhofflimmern feststeht, stellt sich die Frage, ob möglicherweise Erkrankungen vorliegen, die die Rhythmusstörung
ausgelöst haben könnten. Dazu gehören vor allem Bluthochdruck (Hypertonie), Verengung der Herzkranzgefäße bzw. Mangeldurchblutung der Herzmuskulatur (koronare Herzerkrankung; KHK), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Schilddrüsenüberfunktion, Herzmuskelentzündungen.
Leitfragen geben Hinweis auf das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern
Das Risiko für einen Schlaganfall bei Vorhofflimmern ist ganz unterschiedlich und wird vor allem vom Lebensalter, vom
Geschlecht und von Begleiterkrankungen bestimmt. Bei Patienten, die weiblich und über 65 Jahre alt sind und gegebenenfalls eine zusätzliche Herzerkrankung, einen zu hohen Blutdruck, eine Gefäßerkrankung, eine Zuckerkrankheit (Diabetes
mellitus) haben oder einen bereits zurückliegenden Schlaganfall hatten, liegt ein höheres Risiko vor, einen Schlaganfall zu
bekommen. Aber auch bereits Vorhofflimmern an sich kann das Risiko eines Schlaganfalls steigern und muss deswegen
mit dem Arzt abgeklärt werden.
Ärzte können nach der Diagnose Vorhofflimmern mit Hilfe eines speziellen Punktesystems, dem sogenannten CHA2DS2-VAScScore, der auch in den aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfohlen wird 2, das
Schlaganfallrisiko gut abschätzen. Die Initiative „Schlaganfallvorsorge. Bei Vorhofflimmern handeln“ hat auf Grundlage dieses
Scores einige Leitfragen für Vorhofflimmern-Patienten entwickelt. Anhand dieser Fragen können Vorhofflimmern-Patienten
jene Hinweise herausfinden, von denen der behandelnde Arzt Kenntnis haben sollte, um das Schlaganfallrisiko einschätzen
und geeignete Vorsorgemaßnahmen einleiten zu können. Die Leitfragen stehen zum Nachlesen auf
www.schlaganfall-verhindern.de.
Eine Initiative von:
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Schlaganfallvorsorge
Bei Vorhofflimmern handeln
Mit der individuell passenden Vorsorge Schlaganfälle verhindern
Der behandelnde Arzt wird entscheiden, ob bei einem Vorhofflimmern-Patienten eine medizinische Behandlung notwendig
ist, um das Schlaganfallrisiko zu senken. Er wird verschiedene Untersuchungen durchführen und mit dem Patienten geeignete
Therapiemöglichkeiten besprechen. Dank moderner Therapien ist die Lebensqualität von Menschen mit Vorhofflimmern kaum
eingeschränkt. Je nach Diagnose stehen für die Behandlung bestimmte Medikamente (zum Beispiel Betablocker) zur Verfügung,
die die Herzfrequenz regulieren. Außerdem können medikamentöse Therapien (Antiarrhythmika) oder der Einsatz eines
Defibrillators (elektrische Kardioversion) dem Herzen helfen, wieder im normalen Takt zu schlagen.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch durch eine punktuelle Gewebevernarbung die Weiterleitung der falschen
elektrischen Impulse unterbrochen und damit der Sinusrhythmus wiederhergestellt werden (Katheterablation). Zusätzlich
müssen Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder andere Herzerkrankungen behandelt werden. Zugleich ist die
Betreuung durch den Facharzt für Herzerkrankungen, den Kardiologen, oder einen entsprechend spezialisierten Hausarzt wichtig.
Um zu verhindern, dass sich bei Vorhofflimmern Blutgerinnsel bilden, ist die Gabe gerinnungshemmender Medikamente ein
wesentlicher Grundpfeiler der Behandlung. Damit kann das Schlaganfallrisiko ganz erheblich gesenkt werden. Bei Patienten mit
Vorhofflimmern werden zur Vorbeugung des Schlaganfalls allgemein Gerinnungshemmer in Form von Tabletten verwendet.
Man nennt sie daher auch „orale Antikoagulanzien“. Heute stehen dafür zwei Gruppen von Medikamenten zur Verfügung:
Vitamin-K-Hemmstoffe und direkte orale Antikoagulanzien.2 Im Einzelfall entscheidet der behandelnde Arzt, welches Medikament am besten für den Patienten geeignet ist.
Mitarbeit des Patienten bedeutend für wirksame Schlaganfallvorsorge
Ganz wichtig bei der Behandlung mit Gerinnungshemmern ist die regelmäßige Einnahme der Tabletten, also die Therapietreue
des Patienten. Es muss gewährleistet sein, dass die Medikamente täglich zur gleichen Zeit eingenommen werden, damit der
Patient vor einem Schlaganfall geschützt ist. Dazu gehört auch, die Medikamente nicht eigenmächtig abzusetzen oder die Dosis
zu verändern.
Neben einer medikamentösen Therapie kann auch ein entsprechender Lebensstil bei Vorhofflimmern die Schlaganfallprävention positiv beeinflussen. Dies betrifft eine ausgewogene, „herzgesunde“ Ernährung und ein gesundes Maß an körperlicher
Bewegung. Außerdem sollen Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sowie Stress und Schlafmangel vermieden werden.
Weitere Informationen zum Thema Vorhofflimmern und Schlaganfallvorsorge, die Leitfragen sowie alle Patientenmaterialien
stehen unter www.schlaganfall-verhindern.de zur Verfügung.
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Bei Vorhofflimmern handeln
Quellen:
1. Heuschmann PU et al. Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland. Frequency and care of stroke in Germany. Akt Neurol 2010; 37:333­-340.
2. Camm AJ et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation: the Task Force for the Management of Atrial
Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC). Europace 2010; 12:1360-1420.
3. Patienteninformation “Herz aus dem Takt: Vorhofflimmern”. Herausgeber Kompetenznetz Vorhofflimmern. Aktualisierte
Neuauflage. Stand Februar 2013.
4. Aliot E et al. An international survey of physician and patient understanding, perception, and attitudes to atrial fibrillation
and its contribution to cardiovascular disease morbidity and mortality. Eurospace 2010; 12:626-633.
5. The Atlas of Heart Disease and Stroke. Publications of the World Health Organisation, 2004;
(online) URL: http://www.who.int/cardiovascular_diseases/resources/atlas/en/ (Stand: 20.11.13).
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
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Pressestelle
Carl-Miele-Straße 210
33311 Gütersloh
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Fax: 05241/97 70-712
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Pressereferent
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