Forschungsbericht 2008 - Medizinische Hochschule Hannover

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ZAHN- MUND- UND KIEFERHEILKUNDE
Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und
Präventive Zahnheilkunde
Direktor: Prof. Dr. Werner Geurtsen
Tel: 0511 / 532-4816 • E-Mail: [email protected] • www.mh-hannover.de/269.html
Forschungsprofil
Die Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde ist Teil des Zentrums
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte sind die
Kinderzahnheilkunde und Prophylaxe, die konservierende Zahnheilkunde (Zahnhartsubstanzlehre
einschließlich Kariologie und konservierend-restaurative Zahnheilkunde) die Endodontie, die Parodontologie und (Peri-)Implantologie sowie zellbiologische Untersuchungen zur Biokompatibilität
von zahnärztlichen Füllungsmaterialien. Die Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive
Zahnheilkunde verfügt neben einem Zellkultur- und Molekularbiologielabor über ein Histologielabor
sowie ein Rasterelektronenmikroskop als etablierte wissenschaftliche Forschungseinrichtung. In der
Forschungsevaluation an niedersächsischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen 2004 wurde
die von der Abteilung betriebene Forschung als erstklassig bezeichnet.
Forschungsprojekte
Orale Manifestationen, Therapie und Prävention bei Patienten mit Marfan-Syndrom
Das Marfan-Syndrom ist eine autosomal-dominant vererbbare Bindegewebserkrankung. Die
Ursache beim klassischen Marfan-Syndrom Typ 1 (MFS 1) liegt in Mutationen des Fibrillin 1- Gen
(FBN1-Gen). Fibrillin, ein Glykoprotein, welches von Fibroblasten sezerniert wird, ist neben einigen
anderen spezifischen Proteinen Hauptbestandteil der Mikrofibrillen. Die Mikrofibrillen sind extrazelluäre
Bestandteile von elastischen Fasern, welche in der Haut, Sehnen, Knorpel, Muskeln, Nieren, Perichondrium, Periost, Blutgefäßen, Pleura, Dura Mater und in den Zonulafasern der Linse vorkommen. Das
Desmodont (periodontal ligament = PDL) befindet sich zwischen der Wurzeloberfläche des Zahnes
und dem Alveolarknochen. Das PDL ist ein fibröses, gelartiges Bindegewebe, das einen ausgeprägten
Kollagenfaserapparat, Blut- und Lymphgefäße sowie Nerven beinhaltet. Der Faserapparat besteht
hauptsächlich aus Kollagen (Typ I und Typ III) und elastischen Fasern deren größter Anteil das Fibrillin 1 ist. Aufgrund der variablen Merkmalsausprägung ist die Abgrenzung des Marfan-Syndroms
zu anderen klinischen Syndromen (Ehlers-Danlos-Syndrom, Kongenitale kontrakte Arachnodaktylie)
erschwert. Eines der häufigen Risikomerkmale ist die Erkrankung des kardiovaskulären Systems,
dessen Veränderungen zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen können. Die durchschnittliche
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Lebenserwartung von Patienten mit dem Marfan-Syndrom liegt ohne Therapie bei 32 Jahren und kann
bei optimierter Therapie auf über 60 Jahre gesteigert werden. Studien diskutieren einer Prävalenz von
1:3000 für das Marfan-Syndrom vom Typ 1. Da die Betroffenen meist heterozygot sind, erkranken ca.
50% ihrer Kinder. In etwa 30 % der Fälle handelt es sich um Neumutationen und nicht um eine von
einem Elternteil vererbte Mutation. Orale Manifestationen sind bei Patienten mit Marfan-Syndrom
bisher nur selten beschrieben worden. Lediglich ein erhöhtes Auftreten von Kiefergelenkdysfunktionen,
aber auch parodontalen Veränderungen und eine erhöhte Kariesprävalenz werden in der Literatur
diskutiert. Im Rahmen dieser Studie soll untersucht werden, inwieweit sich diese Veränderungen auf
die Gesundheit der oralen Gewebe sowie auf die Zahn- und Kieferstellung auswirken. Des weiteren
werden pulpale Veränderungen, insbesondere nach orthodontischen Zahnbewegungen untersuch.
Abb. 1: Pulp stones are present in both mandibular
molars, and both molars in the maxilla display pulp
obliteration
Abb. 2: Frequency of subjects with pulp calcifications
according to age catogory in both groups. *P<.05; ns:
not significant
Abb. 3: Frequency of subjects with pulp
stones or pulp obliteration in both groups.
*P<.05; ***P<.001
Die hierbei gewonnenen epidemiologischen und klinischen Daten sollen dazu beitragen bei Patienten
mit Marfan-Syndrom, spezifische zahnärztliche und kieferorthopädische Präventions- und Therapiekonzepte zu entwickeln. Das Vorhandensein von kariösen Läsionen, verbunden mit Zahnschmerzen,
kann zu deutlichen Beeinträchtigungen des Kauvermögens führen, Zahn- und Kieferfehlstellungen
verstärken und nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit des Gesamtorganismus mit sich bringen.
Gerade diese Patienten besitzen ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Zahlreiche
Studien belegen eine Assoziation zwischen einer Bakteriämie, verursacht durch eine orale Infektion
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wie eine Parodontitis und koronaren Herzerkrankungen. Parodontale Erkrankungen besitzen einen
genetischen Hintergrund. Die derzeit aktuelle Klassifikation der Parodontalerkrankungen listet einige
seltene genetische Störungen, die mit einer erhöhten Anfälligkeit für parodontale Symptomatiken
assoziert sind, auf. Dazu zählen verschiedene Syndrome, wie zu Beispiel das Down-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom, Leukocyte-Adhesion-Deficiency-Syndrom (LADS), Papillon-Lefèvre-Syndrom,
Cohen-Syndrom oder die Hypophosphatasie Diesen Erkrankungen liegen zumeist eindeutige genetische
Kollagenese-, Prokollagenpeptidase- und Kollagendefekte zugrunde, die eine aggressiv verlaufende
Parodontitis manifestieren. Ziel ist es nach spezifischen oralen Markern zu suchen, die die Diagnose
unterstützen und erleichtern. Erste Ergebnisse zeigen, das gerade junge Patienten mit Marfan Syndrom
eine erhöhte Prävalenz für die Kalzifizierung und Obliteration der Pulpa besitzen (Abb. 1, 2 , 3). In der
Literatur werden bisher zwei Ursachen für die möglichen Veränderungen der Pulpa unterschieden.
Zum einen sind es Alterungsprozesse, bei denen die Pulpa keinen äußeren Einflüssen ausgesetzt war
und histologische Veränderungen Ausdruck des Alters selbst sind ohne das das Gewebe direkten
äußeren Einflüssen ausgesetzt war. Sie können aber auch als Folge von funktionell-physiologischen
Einfluss entstanden sein. Zu diskutieren wäre eine dritte Möglichkeit, eine genetische Komponente in
Form eines Kollagendefektes. Für eine endodontische und orthodontische Therapie könnte dies von
Bedeutung für einen Behandlungserfolg sein.
Projektleitung: Rahman, Alexander (Dr. med.dent.); Kooperationspartner: MHH; Förderung: Marfan-Hilfe Deutschland
Weitere Forschungsprojekte
Oxidative Schäden durch Methacrylate an der DNA von oralen und systemischen Zelle
Projektleitung: Leyhausen, Gabriele (Dr. rer. nat.); Förderung: DGZMK
Einfluss von Bestandteilen zahnärztlicher Kunststoffe auf die Sekretion und Genexpression
inflammatorischer Zytokine und die Aktivitätszustände wichtiger Signaltransduktionsketten
in menschlichen oralen Zellen
Projektleitung: Volk, Joachim (Dr. rer. nat.); Kooperationspartner: Rathmer, Reinhold (Dr.) Neue
Gruppe; Förderung: Neue Gruppe
Biomimetische medizinische und zahnmedizinische Materialien mit nanoskaliger Struktur
Projektleitung: Geurtsen, Werner (Prof. Dr. med.dent.); Förderung: BMBF, MHH
Molecular interactions of dental resins with human oral and intestinal cells
Projektleitung: Geurtsen, Werner (Prof. Dr. med.dent.); Förderung: DFG
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Zahnärztliche Gesundheitsfrühförderung für Mütter und Kinder aus solzial benachteiligten
Familien – ein Begleitprojekt von „Pro Kind-Niedersachsen / Bremen / Sachsen
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.); Kooperationspartner: Stiftung „Pro Kind“,
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V., Institut für Sonderpädagogik der Philosophischen Fakultät, Leibniz Universität, Institut für Öffentliche Finanzen; Förderung: AWD Hannover
Scherhaftkraft-Untersuchung selbstadhäsiver experimenteller Zement
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.); Förderung: Wirtschaft
In-vitro- und In-vivo-Nachweis Bisphenol A-induzierter Gentoxizität an humanen oralen
Zielzellen
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.); Kooperationspartner: Frauenhofer Institut;
Förderung: TUI-Stiftung
Systemische Verteilung von Bisphenol-A, Bis-GMA und Bis-DMA im menschlichen Organismus
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.); Förderung: HiLF-Projekt
Die physiologische Bedeutung von antimikrobiellen Peptiden in oralen Epithelzellen im Verlauf
einer experimentellen induzierten oralen Entzündung
Projektleitung: Eberhard, Jörg (Prof. Dr. med.dent.); Förderung: HiLF
Kronenpräparation unter Berücksichtigung der biologischen Breite mit neu artigen Instrumenten
(Erhaltung parodontaler Gesundheit bei restaurativen Versorgungen) - Verletzung der
biologischen Breite im approximalen Bereich und parodontalen Gesundheit
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.); Förderung: Wirtschaft
Bearbeitungsmöglichkeiten der Wurzeloberfläche im Rahmen parodontaler Therapie
durch verschiedene neu artigen Instrumente zur Wiederherstellung biologisch akzeptabler
Wurzeloberfläche (Voraussetzung für die parodontale Regeneration)
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.); Förderung: Wirtschaft
Kenntnisstand (Befragung) der Migrantinnen über die Bedeutung und Selbsteinschätzung der
Zahn- und Mundgesundheit für Mutter und Kind
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.)
Die Rolle der Ernährung bei entzündlichen Parodontalerkrankungen und Zahn- und Mundgesundheit bei Vegetariern
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.)
Einfluss einer zusätzlichen Oberflächenbehandlung auf die Scherhaftkraft selbstadhäsiver
Zemente an humanem Schmelz und Dentin in vitro
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.)
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Forschungsbericht 2008
ZAHN- MUND- UND KIEFERHEILKUNDE
Studie zur Verbesserung der Mundgesundheit bei Sklerodermie-Patienten
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.); Kooperationspartner: Klinische Immunologie,
MHH
Parodontale Untersuchung bei HIV-infizierten Patienten unter stabiler hochaktiver antiretroviraler
Kombinationstherapie und bei Therapie-naiven Patienten mit Immundefekt
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.)
Parodontitis als Risikofaktor (-indikator) für systemische Erkrankungen
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.)
Mikrobiologische und parodontale Veränderungen nach kombiniert kieferorthopädischkieferchirurgischer Therapie
Projektleitung: Staufenbiel, Ingmar (Dr. med.dent.); Kooperationspartner: Demling, A. (Dr. med.)
Klinik für Kieferorthopädie
Einfluss einer zusätzlichen Phosphorsäurekonditionierung auf die Scherhaftkraft selbstkonditionierender Adhäsivsysteme
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.)
Zahnärztliche Gesundheitsfrühförderung und Langzeitprävention - Kariesprävalenz bei Mutter
und Kind. IV. Phase
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.)
Evaluation des periimplantären Weich- und Hartgewebes nach Kieferkammaugmentation mit
einem Transplantat aus zygomatico-alveolaris
Projektleitung: Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.)
Komposite in Klasse V-Kavitäten in vivo – Langzeitstabilität in Abhängigkeit vom Präparationsdesign
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.)
Zahnfleischfarbene Kompomere – klinische Ergebnisse nach 36 Monaten
Projektleitung: Lührs, Anne-Katrin (Dr. med.dent.)
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Originalpublikationen
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Übersichtsarbeiten
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Buchbeiträge, Monografien
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Schmalz G, Arenholt-Bindslev D. [Hrsg.]:Biocompatibility of Dental Materials.-Berlin, Heidelberg:
Springer, 2009. S.255-267
Abstracts
2008 wurden 22 Abstracts publiziert.
Promotionen
Guhr, Silke (Dr. med. dent.): Einfluss von Kalciumhydroxidlinern auf die Scherkraft selbstkonditionierender Adhäsivsysteme.
Khoramnia, Mariam (Dr. med.dent.): In-vitroVergleichder pH-Wert-Entwicklung in Bakteriensuspensionen mit probiotischen und kariogenen
Laktobazillen bei Verwendung verschiedener
Kohlenhydratquellen.
Weitere Tätigkeiten in der Foschung
Günay, Hüsamettin (Prof. Dr. med.dent.): Zahnärztliche Gesundheitsfrühförderung für Mütter
und Kinder aus sozial benachteiligten Familien:
ein Begleitprojekt von „Pro Kind-Niedersachsen /
Bremen / Sachsen (In Kooperation mit der Stiftung
Pro Kind, Kriminologisches Forschungsinstitut
Niedersachsen.
Geurtsen, Werner (Prof. Dr. med.dent.): Hauptschriftleiter „Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift“;
Gründungs-Mitschriftleiter der Zeitschrift „Clinical
Oral Investigations“; Editorial Boards Mitglied `Clinical Oral Investigations`; Editorial Boards Mitglied
`Journal of Dental Research`.
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