Matthias Birnstiel Modul Bewegungsapparat Medizinisch wissenschaftlicher Lehrgang CHRISANA Wissenschaftliche Lehrmittel, Medien, Aus- und Weiterbildung Inhaltsverzeichnis des Moduls Bewegungsapparat • Bauteile des Bewegungsapparates •Der passive Bewegungsapparat • Das knöcherne Skelett • Bausteine des Knochengewebes • Funktioneller Bau des Knochens • Formen von Knochen • Verbindungen der Skelettteile • Haften • Gelenke • Bänder • Zwischenscheiben • Gleitbeutel • Gelenkformen • Der aktive Bewegungsapparat • Muskeln • Bau der Skelettmuskulatur • Aufgaben der Skelettmuskulatur • Kontraktionsarten • Gelenkmechanik • Sehnen • Sehnenscheiden • Skeletteile und Muskelsysteme • Schädel • Körperstamm oder Rumpf • Wirbelsäule • Brustkorb • Becken • Rumpfmuskulatur • Bauchwandmuskulatur • Obere Extremitäten • Die Muskulatur des Schultergürtels und der oberen Extremität • Untere Extremitäten • Muskulatur des Beckengürtels und der unteren Extremität Auszug aus dem Modul Bewegungsapparat Bänder Bänder (Ligamenta) dienen je nach Funktion als Verstärkungsbänder für die Gelenkkapsel, als Führungsbänder bei Bewegungen oder Hemmungsbänder. Die Anhaftungsstellen von Bändern und auch Sehnen (siehe unter 2.2.2) an der Knochenoberfläche müssen hohen mechanischen Belastungen standhalten. An solchen Knochenanhaftungsstellen bildet der Knochen besondere Oberflächenstrukturen. Beispiele sind: Knochenleisten (Crista1; Abb. 434,5), Knochenvorsprünge oder Knorren Condylus2; Abb. 518,9 ), Aufrauhungen (Tuberositas3; Abb. 4313 ) oder schmale spitze Ausläufe (Dornfortsätze der Wirbelkörper; Abb. 10 und 262 ). Anmerkung Bänder werden sehr schlecht durchblutet. Dies hat zur Folge, dass Bänderrisse nur sehr langsam heilen können und die Bänder erst nach 6-8 Wochen wieder voll beansprucht werden können. Zwischenscheiben Wir unterscheiden bei den Zwischenscheiben zwischen den Bandscheiben (Disci) und den Zwischenringen (Menisci articulares). Zwischenscheiben bestehen aus kollagenem Bindegewebe mit Faserknorpelmaterial. Ein Discus unterteilt einen Gelenkspalt vollständig, ein Meniskus nur zum Teil. Sie haben eine Führungswirkung und verbessern die Gelenkkontakte. Bei Erkrankungen oder Herausnahme von Zwischenscheiben sind Neubildungen möglich. 1 Dornfortsatz (Processus spinosus) 2 Wirbelkörper (Corpus vertebrae) 3 Zwischenwirbelloch (Autrittsstelle von Rückenmarksnerven) 4 Zwischenwirbelscheibe (Diskus intervertebralis); äusserer, staffer Anulus fibrosus 5 Gallertkern (Nucleus pulposus) in der Zwischenwirbelscheibe 6 Längsband (Ligg. longitudinale) Abb. 10: Querschnitt durch zwei Wirbelkörper mit Zwischenscheibe (Diskus) 6 2 1 3 5 1 3 4 2 1Crista (Plural Cristae) ist in der Anatomie eine leistenförmige Struktur 2 Als Condylus bezeichnet man in der Anatomie den Gelenkfortsatz bzw. Gelenkkopf eines Knochens 3Als Tuberositas bezeichnet man in der Anatomie eine rauhe Stelle auf einem Knochen. Sie wird in der Regel durch Sehnenfasern verursacht, die in den Knochen einstrahlen Bildquelle: Taschenatlas der Anatomie, Bewegungsapparat, Thieme Verlag, 8. Auflage 2003 Disci kennen wir vor allem zwischen den Wirbelkörpern (Abb. 102). Diese werden Bandscheiben (Disci intervertebrales4) genannt und stellen eine faserknorpelige Verbindung zwischen den Wirbelkörpern dar. Dank ihrem faserringartigen Aufbau (Anulus fibrosus5; (Abb. 104) und dem gallertartigen Kern (Nucleus pulposus6; (Abb. 105) können sie die Aufgaben der Federung, der Beweglichkeit und des Druckausgleichs erfüllen. In manchen Gelenkhöhlen liegt ein scheiben- und ringförmiger Zwischenknorpel (Meniskus; Abb. 525 u. 7 ). Klinisch bedeutsam sind vor allem die Kniemenisken (siehe unter 3.4.3.2.1). Diese bestehen je aus einem Innen- und Aussenmeniskus. Der innere hat eine Halbmond-, der äussere eine nahezu Kreisform. Gleitbeutel Gleitbeutel oder Schleimbeutel (→Bursae synovialis7) sind bindegewe-big umschlossene Spalträume von unterschiedlicher Grösse, die bei gelenknaher Lage mit der Gelenkhöhle in Verbindung stehen können. Die Schleimbeutel sind mit Synovia gefüllt und deren Kapsel ist mit der Gelenkkapsel vergleichbar. Schleimbeutel sind wie Wasserkissen, verteilen den Druck und setzen die Reibung herab. Sie kommen an Stellen vor, wo Sehnen an Knochen reiben können oder wo Knochenvorsprünge direkt unter der Haut liegen, z. B. vor der Kniescheibe (Patellea), seitlich am grossen Rollbügel (→Trochanter8 major; Abb. 413) und am Ellbogen (Abb. 44). Zu den besonderen Einrichtungen der Gelenke gehören Bänder, Zwischenscheiben und Gleitbeutel. Kontrollfragen Je nach ihrer Funktion unterscheidet man verschiedene Arten von Bändern. Welche? Welche Arten von Zwischenscheiben kennen Sie? Nennen Sie Beispiele. 4Die Bandscheiben sind zwischen den Wirbelkörpern gelegene Bestandteile der Wirbelsäule. Sie verbinden die Wirbel flexibel untereinander und tragen zu ihrer Beweglichkeit bei. Die 23 Bandscheiben sind zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule zu finden. 5 Bandscheiben bestehen aus zwei Teilen: äußerer Anulus fibrosus (Faserring) und innerer Nucleus pulposus (Gallertkern). Der Anulus fibrosus besteht aus konzentrischen Schichten von kollagenen Bindegewebsfasern (Aussenzone), die nach innen allmählich in Faserknorpel (Innenzone) übergehen. Die Bindegewebsfasern heften sich an den Wirbelkörpern an. Der Nucleus pulposus ist ein zellarmes gallertiges Gewebe mit einem hohen Wassergehalt. Er wirkt wie ein Wasserkissen stoßbrechend. Tritt seine Flüssigkeit über den Anulus fibrosus durch eine Schädigung aus, spricht man von einem Nucleus-pulposus-Prolaps oder Bandscheibenvorfall. 6 siehe Fussnote 5 7 Als Bursa synovialis, Schleimbeutel oder einfach nur Bursa bezeichnet man einen mit Synovialflüssigkeit gefüllten Gewebesack, dessen Hauptaufgaben die Druckumverteilung und Reibungsverminderung sind. 8Der Trochanter major ist ein kräftiger Knochenvorsprung des Femur (Oberschenkelknochen), der als Muskelansatz dient.