Umweltwissenschaftliche Grundlagen und Zielsetzungen im

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Umweltwissenschaftliche Grundlagen und Zielsetzungen
im Rahmen des Nationalen Umweltplans
für die Bereiche Klima, Luft, Lärm und Geruch
ERSTELLT IM AUFTRAG DES BUNDESMINISTERIUMS
FÜR UMWELT, JUGEND UND FAMILIE
durch die
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Kommission für Reinhaltung der Luft
Schriftenreihe der Sektion I
des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie
Band 17
Wien, November 1994
Impressum:
Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie
Druck Umschlag: Fa. Anton Riegelnik, Wien
Vervielfältigung: Fa. Multicopy
Copyright: Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie, November 1994
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 3-901 305-18-1
Umweltwissenschaftliche Grundlagen und Zielsetzungen
im Rahmen des Nationalen Umweltplans
für die Bereiche Klima, Luft, Geruch und Lärm
im Auftrag des
Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie
(GZ. 01 2939/1-I/7/93)
ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
KOMMISSION FÜR REINHALTUNG DER LUFT
2. Auflage, Wien, Juni 1994
MITGLIEDER DER KOMMISSION FÜR REINHALTUNG DER LUFT
Univ. Prof. Dr. Othmar Preining
(Obmann)
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
Univ. Prof. DDr. Manfred Haider
(Stellvertreter)
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Siegfried Bauer
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Graz
Univ. Prof. Dr. Axel Berner
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Karl Burian
Institut für Pflanzenphysiologie
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Albert Hackl
Institut für Verfahrens-, Brennstoff- und
Umwelttechnik
Technische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Gottfried Halbwachs
Zentrum für Natur- und Umweltschutz
Universität für Bodenkultur Wien
Univ. Prof. Dr. Michael Hantel
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Helger Hauck
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Edmund Hlawka
Institut für Analysis, Techn. Mathematik und
Versicherungsmathematik
Technische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Helmuth Horvath
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Josef Huber
Institut für Analytische Chemie
Universität Wien
Univ. Doz. Dr. Helga Kromp-Kolb
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Wolfgang Kummer
Institut für Theoretische Physik
Technische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Hanns Malissa
Institut für Analytische Chemie
Technische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Manfred Neuberger
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Hans Puxbaum
Institut für Analytische Chemie
Technische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Peter Steinhauser
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Friedrich Steininger
Institut für Paläontologie
Universität Wien
VERZEICHNIS DER MITARBEITER
PROJEKTLEITUNG
Univ. Prof. Dr. Othmar Preining
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
REDAKTION
Univ. Prof. Dr. Othmar Preining
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Helger Hauck
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
ARBEITSGRUPPEN
Kapitel 1: Vorbemerkung
Univ. Prof. Dr. Othmar Preining
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
Kapitel 2: Grundsätzliche Überlegungen
Univ. Prof. Dr. Othmar Preining
Institut für Experimentalphysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Albert Hackl
Institut für Verfahrens-, Brennstoff- und
Umwelttechnik
Technische Universität Wien
Univ. Prof. DDr. Manfred Haider
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Gottfried Halbwachs
Zentrum für Natur- und Umweltschutz
Universität für Bodenkultur
Univ. Prof. Dr. Helger Hauck
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Doz. Dr. Helga Kromp-Kolb
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Manfred Neuberger
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Kapitel 3: Klima
Univ. Prof. Dr. Michael Hantel
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Mag. Annemarie Haslinger
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Kapitel 4: Luft
Univ. Prof. Dr. Helger Hauck
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Dr. Helga Dieberger
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Albert Hackl
Institut für Verfahrens-, Brennstoff- und
Umwelttechnik
Technische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Gottfried Halbwachs
Zentrum für Natur- und Umweltschutz
Universität für Bodenkultur Wien
Univ. Doz. Dr. Helga Kromp-Kolb
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Manfred Neuberger
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Ass. DI Dr. Wolfgang Vitovec
Institut für Verfahrens-, Brennstoff- und
Umwelttechnik
Technische Universität Wien
Univ. Prof. DI Dr. Werner Wruss
Institut für Chemische Technologie Anorganischer Stoffe
Technische Universität Wien
Kapitel 5: Geruch
Univ. Prof. DDr. Manfred Haider
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Ing. Dr. Renate Cervinka
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Elisabeth Groll-Knapp
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Doz. DI Dr. Karl Pfeiffer
Institut für Physiologie
Universität Graz
Kapitel 6: Lärm
Univ. Prof. DDr. Manfred Haider
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Margit Koller
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Hon. Prof. DI Dr. Judith Lang
Staatl. Versuchsanstalt für Wärme- und
Schallschutz
Technologisches Gewerbemuseum Wien
Ing. Hans Günther Stidl
Institut für Umwelthygiene
Universität Wien
Darüber hinaus haben folgende Kollegen Hilfestellungen oder kleinere Beiträge zu
einzelnen Fragen geliefert:
Hofrat DI Dr. Walter Kilian
Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien
Univ. Prof. DI Dr. Josef Pollanschütz
Institut für Waldwachstumsforschung
Universität für Bodenkultur Wien
Mag. Andreas Stohl
Institut für Meteorologie und Geophysik
Universität Wien
Univ. Prof. DI Dr. Kurt Zukrigl
Institut für Botanik
Universität für Bodenkultur Wien
Ferner sei gedankt:
für Sekretariat, Protokoll und Organisation
Mag. Gudrun Breschar
für technische Bearbeitung
Ing. Hans Günther Stidl
für Graphiken
Richard Hauck
INHALT
1
VORBEMERKUNG (O.Preining) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1
2
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN (O.Preining,
A.Hackl, M.Haider, G.Halbwachs, H.Hauck,
H.Kromp-Kolb, M.Neuberger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1
2.1
Die Lage der Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
Wurzeln der Umweltprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1
Die globale Umweltsituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2
Die Umweltsituation in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4
Die Umweltsituation in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4
2.2
Kriterien eines NUP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.09
2.2.1
Definition NUP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.09
2.2.1.1
2.2.1.2
2.2.1.3
Schutzprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.10
Vorsorgeprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.10
Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11
2.2.2
Ziele des NUP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11
2.2.2.1
2.2.2.2
2.2.2.3
2.2.2.4
2.2.2.5
Zielbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11
Kurz- und mittelfristige Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11
Langfristige Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11
Neubestimmung und Änderung von Zielen . . . . . . . . . . . . 2.11
Regulation von Fehlentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12
2.3
Wirtschaftliche Aspekte des NUP Vorreiterrolle Österreichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12
2.4
Die sachlichen Verflechtungen des NUP . . . . . . . . . . . . . 2.12
2.4.1
2.4.2
2.4.3
2.4.4
2.4.5
NUP und Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13
NUP und Luft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13
NUP und Geruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13
NUP und Lärm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13
NUP und Boden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13
ii
2.4.6
2.4.7
2.4.8
2.4.9
NUP und Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14
NUP und Abfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14
NUP und Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14
NUP und einige spezifische Problemfelder . . . . . . . . . . . . . 2.15
2.4.9.1
2.4.9.2
2.4.9.3
2.4.9.4
NUP und radioaktive Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.15
NUP und Flugverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16
NUP und Lichtbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16
NUP und elektrische und magnetische Felder . . . . . . . . . . . 2.16
2.5
Beurteilungsfragen des NUP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16
2.5.1
2.5.2
2.5.3
Prioritäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16
Experten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.17
Die Austragung von Konflikten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.17
2.5.3.1
2.5.3.2
2.5.3.3
Konflikte der Zielvorstellungen (Bewertung) . . . . . . . . . . . 2.17
Konflikte der Prioritätensetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.17
Konflikte durch Interessen von
Einzelpersonen und Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.17
2.6
Maßnahmen aufgrund des NUP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18
2.6.1
2.6.2
2.6.3
2.6.4
Raumordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18
Direkte Eingriffe (Gesetze und Verordnungen) . . . . . . . . . . 2.18
Indirekte Effekte (Steuern und Anreize) . . . . . . . . . . . . . . 2.18
Freiwillige Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18
2.7
Information und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18
2.7.1
2.7.2
2.7.3
2.7.4
NUP und Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18
NUP und Erwachsenenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18
NUP und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.19
NUP und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.19
2.8
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.19
3
KLIMA (M.Hantel und A.Haslinger) . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1
3.1
Das Klima allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1
iii
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.1.4
3.1.5
3.1.6
Das Klimasystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1
Beschreibung des Klimasystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2
Das Haushaltsprinzip für die Ordnung der Klimagrößen . . . . 3.5
Instabilitäten - Das Skalenproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7
Klimamechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.10
Klimadefinition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.10
3.2
Die Erfassung der globalen Situation . . . . . . . . . . . . . . . 3.12
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
Weltweites Monitoring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.12
Der Strahlungshaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.13
Der planetare Energiehaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.15
Die Arbeitsweise von Klimamodellen . . . . . . . . . . . . . . . . 3.16
Klimavorhersage und Klimaszenarien . . . . . . . . . . . . . . . . 3.17
3.3
Szenarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.22
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.3.5
3.3.6
3.3.7
Die natürliche Variabilität des Klimasystems . . . . . . . . . . . 3.22
Der Wasserhaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.27
Der Kohlenstoffhaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.28
Weitere Spurenstoffhaushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.29
Die Modellierung der anthropogenen Spurenstoffhaushalte . . 3.32
Der anthropogene Treibhauseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.32
Analogien zum Klimasystem im Bereich von Biologie
und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.37
3.4
Auswirkungen auf Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.38
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
Die Möglichkeiten regionaler Aussagen . . . . . . . . . . . . . . 3.38
Die Rolle der Gebirgsgletscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.40
Zusammenhang Schneedeckendauer Österreich Temperatur Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.43
Stadtklima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.45
3.5
Systemkritische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.48
3.5.1
3.5.2
3.5.3
Das Klimaproblem in der öffentlichen Diskussion . . . . . . . . 3.48
Die Sicherheit und Unsicherheit
wissenschaftlicher Aussagen zum Klimaproblem . . . . . . . . . 3.49
Ansatzpunkte für Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.50
3.6
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.53
iv
4
LUFT (H.Hauck, H.Dieberger, A.Hackl, G.Halbwachs,
H.Kromp-Kolb, M.Neuberger, W.Vitovec, W.Wruss) . . . . . 4.1
4.1
Wirkungen von Luftschadstoffen (Grundsätzliches) . . . . . 4.1
4.1.1
Wirkungen auf die Atmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2
4.1.1.1
4.1.1.2
Aufbau der Atmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2
Drei wesentliche globale Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2
4.1.2
Humantoxische Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4
4.1.2.1
4.1.2.2
4.1.2.3
4.1.2.4
Schwefeldioxid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13
Stickstoffoxide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14
Kohlenstoffmonoxid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.16
Organische Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.16
4.1.2.4.1
4.1.2.4.2
4.1.2.4.3
4.1.2.4.4
4.1.2.4.5
Benzol, Toluol, Xylol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.17
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . 4.18
Aliphatische Chlorkohlenwasserstoffe (Dichlormethan,
Dichlorethan, Trichlorethen, Tetrachlorethen . . . . . . . . . . . 4.19
Dibenzodioxine (PCDB) und Dibenzofurane (PCDF) . . . . . . 4.20
Formaldehyd (HCHO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.21
4.1.2.5
4.1.2.6
Schwefelwasserstoff (H2S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.22
Halogenverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.22
4.1.2.6.1
4.1.2.6.2
Chlorwasserstoff (HCl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.22
Fluorwasserstoff (HF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.23
4.1.2.7
4.1.2.8
4.1.2.9
Ammoniak (NH3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.24
Ozon (O3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.24
Aerosole (Staub) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.26
4.1.2.9.1
4.1.2.9.2
4.1.2.9.3
Schwermetalle (As, Cd, Cr, Hg, Pb) . . . . . . . . . . . . . . . . 4.28
Faserförmige Stäube (Asbest, KMF) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.29
Mikroorganismen als Aerosole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.29
4.1.2.10
4.1.2.11
Kombinationswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.30
UV-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.31
4.1.3
Phytotoxische Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.32
4.1.3.1
Wirkungen - allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.32
v
4.1.3.2
4.1.3.3
4.1.3.4
4.1.3.5
4.1.3.6
Wirkobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.33
Schwefeldioxid (SO2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.38
Stickstoffoxide (NOx) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.41
Kohlenstoffmonoxid (CO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.43
Staub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.43
4.1.3.6.1
Schwermetallhaltige Stäube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.44
4.1.3.6.1.1
4.1.3.6.1.2
4.1.3.6.1.3
4.1.3.6.1.4
4.1.3.6.1.5
Arsen (As) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.44
Cadmium (Cd) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.44
Chrom (Cr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.42
Quecksilber (Hg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.45
Blei (Pb) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.45
4.1.3.7
Organische Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.45
4.1.3.7.1
4.1.3.7.2
4.1.3.7.3
4.1.3.7.4
Benzol, Toluol, Xylol;
polyzyklische Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.45
Aliphatische Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.45
Halogenierte Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.46
Formaldehyd (HCHO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.46
4.1.3.8
4.1.3.9
4.1.3.10
4.1.3.11
4.1.3.12
4.1.3.13
4.1.3.14
Schwefelwasserstoff (H2S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.47
Halogenverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.47
Ammoniak (NH3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.48
Ozon (O3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.48
Saure Niederschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.50
Kombinationswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.51
UV - Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.52
4.1.4
Wirkungen auf Sachgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.52
4.1.4.1.
Metallische Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.53
4.1.4.1.1
4.1.4.1.2
4.1.4.1.3
4.1.4.1.4
Eisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.53
Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.53
Silber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.54
Aluminium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.54
4.1.4.2
4.1.4.3
4.1.4.4
Mineralische Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.54
Organische Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.54
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.55
4.2
Emissionssituation in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.56
4.2.1
Anthropogene Emission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.56
vi
4.2.1.1
4.2.1.2
4.2.1.2.1
4.2.1.2.2
4.2.1.2.3
4.2.1.2.4
Rahmenbedingungen (Energieverbrauch, KFZ-Bestand,
Heizungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.56
Toxikologisch wirksame Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.62
4.2.1.2.5.
4.2.1.2.6
4.2.1.2.7
4.2.1.2.8
4.2.1.2.9
Schwefeloxide (SO2, SO3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.62
Stickstoffoxide (NO, NO2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.70
Kohlenstoffmonoxid (CO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.75
Organische Verbindungen (Aromaten, Halogenkohlenwasserstoffe, Aldehyde) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.78
Schwefelwasserstoff (H2S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.87
Halogene (Cl, HCl, F, HF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.89
Ammoniak (NH3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.93
Ozon (O3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.96
Staub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.96
4.2.1.2.9.1
4.2.1.2.9.2
Schwermetalle (As, Cd, Cr, Hg, Pb) . . . . . . . . . . . . . . . . 4.101
Faserförmige Stäube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.107
4.2.1.3
Klimawirksame Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.109
4.2.1.3.1
4.2.1.3.2
4.2.1.3.3
4.2.1.3.4
Kohlendioxid (CO2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.109
Methan (CH4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.113
Fluorchlorkohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.115
Distickstoffoxid (N2O) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.119
4.2.2
Phytogene Emission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.121
4.3
Immissionssituation in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.123
4.3.1
Atmosphärische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.123
4.3.1.1
4.3.1.2
4.3.1.3
4.3.1.4
4.3.1.5
Globale Skala . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.123
Regionale Skala . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.123
Lokale Skala . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.125
Episoden erhöhter Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.126
Auswirkungen des Flugverkehrs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.127
4.3.2
4.3.3
Immissionsmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.127
Immissionssituation in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.131
4.3.3.1
4.3.3.2
4.3.3.3
4.3.3.4
4.3.3.5
4.3.3.6
Schwefeldioxid (SO2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.131
Stickstoffoxide (NOx) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.131
Kohlenstoffmonoxid (CO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.135
Flüchtige Kohlenwasserstoffe (VOC) . . . . . . . . . . . . . . . . 4.135
Schwefelwasserstoff (H2S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.138
Halogenwasserstoffe (HCl, HF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.138
vii
4.3.3.7
4.3.3.8
4.3.3.9
4.3.3.10
4.3.3.11
Ammoniak (NH4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.139
Ozon (O3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.140
Staub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.142
Schwermetalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.143
Fasern (Asbest, KMF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.145
4.3.4
4.3.5
Messungen mit Passivsammlern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.145
Deposition von Schadstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.147
4.3.5.1
4.3.5.2
4.3.5.3
Trockene Deposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.147
Nasse Deposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.150
Okkulte Deposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.151
4.3.6
Schadstoffimporte und Schadstoffexporte . . . . . . . . . . . . . . 4.152
4.4
Gesetzliche Regelungen, Richtlinien und Normen . . . . . . . 4.174
4.4.1
Emission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.174
4.4.1.1
4.4.1.2
4.4.1.3
4.4.1.4
4.4.1.5
4.4.1.6
4.4.1.7
4.4.1.8
4.4.1.9
4.4.1.10
4.4.1.11
Gewerberecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.174
Dampfkesselrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.177
Bergrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.188
Abfallwirtschaftsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.188
Chemikalienrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.189
Kraftfahrzeugrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.196
Sonstige Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.197
Multilaterale Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.198
Länderrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.202
Recht der Europäischen Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 4.204
Rechtsvorschriften in Deutschland und der Schweiz . . . . . . . 4.206
4.4.2
Immission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.206
4.4.2.1
Grenz- und Richtwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.207
4.4.2.1.1
4.4.2.1.2
Grenz- und Richtwerte zum Schutz der menschlichen
Gesundheit und der Vegetation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.209
Alarm- und Warnwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.221
4.4.3
4.4.4
Ö-NORMEN zur Luftreinhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.224
VDI-Richtlinien zur Luftreinhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.229
4.5
Zielvorstellungen und Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 4.230
viii
4.6
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.232
5
GERUCH (M.Haider, R.Cervinka, E.Groll-Knapp,
P.K.Pfeiffer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1
5.1
Problemstellung, Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1
5.2
Derzeitige Situation im Wohnbereich in Österreich . . . . . 5.2
5.2.1
5.2.2
5.2.3
5.2.4
Anzahl der im Wohnbereich durch Gerüche
belästigten Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2
Art der hauptsächlich genannten Geruchsquellen . . . . . . . . . 5.4
Auswirkungen der Geruchsbelästigung . . . . . . . . . . . . . . . 5.5
Durch Gerüche betroffene Wohnungen . . . . . . . . . . . . . . . 5.7
5.3
Bedeutung der Geruchswirkung für den Menschen . . . . . 5.8
5.3.1
Allgemeine Grundlagen (anatomische, physiologische,
psychologische Gegebenheiten, Reizcharakteristika) . . . . . . 5.8
5.3.1.1
5.3.1.2
5.3.1.3
5.3.1.4
5.3.1.5
5.3.1.6
5.3.1.7
5.3.1.8
5.3.1.9
5.3.1.10
Geruchsstoffkonzentration und Geruchseinheit . . . . . . . . . . 5.8
Intensität der Geruchswahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9
Qualität der Geruchswahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9
Hedonische Geruchswirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.10
Riechschwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.12
Kombination von mehreren Gerüchen . . . . . . . . . . . . . . . . 5.12
Adaptation, Habituation, Sensibilisierung . . . . . . . . . . . . . 5.13
Einfluß von Alter und Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.13
Verminderung des Riechvermögens . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.14
Akzeptanz, positive und negative Einstellung zum Geruch
Vermeidbarkeit von Gerüchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.14
5.3.2
Auswirkungen von Gerüchen auf Gesundheit und
Wohlbefinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.15
5.4
Gesetzliche Regelungen und Grenzwertempfehlungen . . . . 5.17
5.5
Beurteilungs- und Bewertungskriterien . . . . . . . . . . . . . . 5.22
5.5.1
Erfassung von Geruchsbelastungen durch Begehungen -
ix
5.5.2
5.5.3
5.5.3.1
5.5.3.2
5.5.3.3
5.5.3.4
die modifizierte und erweiterte Rastermethode . . . . . . . . . . 5.24
Ausbreitungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.24
Weitere Erhebungsmethoden zur Erfassung von
Geruchsbelästigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.25
Erfassung von Beschwerden: Beschwerdenstatistik
(Community Reaction) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.25
Systematische Einmalbefragung von Anrainerstichproben in
definierten Beurteilungsgebieten mittels eines Fragebogens . . 5.26
Systematische Mehrfachbefragung von ortsansässigen
Probanden zur Bestimmung der Häufigkeit von momentanen
Belästigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.26
Tagebuchbefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.26
5.6
Allgemeine Umweltziele und Qualitätsziele für
Geruchsbelastungen und Maßnahmenvorschläge . . . . . . . 5.27
5.6.1
5.6.2
Allgemeine Umweltziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.27
Qualitätsziele für Geruchsimmissionen . . . . . . . . . . . . . . . 5.27
5.6.2.1
Zielvorstellungen hinsichtlich der Verminderung des
Anteils geruchsbelästigter Wohnungen . . . . . . . . . . . . . . . 5.27
Zielvorstellungen und Maßnahmenvorschläge hinsichtlich
der Verminderung des Belästigungsgrades, der Begrenzung
der Belästigungsdauer und der Sonderregelungen für
spezielle Geruchsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.28
5.6.2.2
5.7
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.31
ANHANG:
Modifizierte und erweiterte Rastermethode . . . . . . . . . . . . 5.34
6
LÄRM (M.Haider, M.Koller, J.Lang, H.G.Stidl) . . . . . . . . 6.1
6.1
Einleitung und Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1
6.2
Bewertungs- und Beurteilungssgrößen . . . . . . . . . . . . . . 6.4
6.2.1
6.2.2
6.2.3
Frequenzbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6
Zeitbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6
Empfehlungen für in Österreich zu verwendende
Bewertungs- und Beurteilungsgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . 6.8
x
6.2.4
Gehörbezogene Bewertungsverfahren ("Psychoakustik") . . . . 6.10
6.3
Die derzeitige Situation in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . 6.13
6.3.1
6.3.2
6.3.3
6.3.4
6.3.5
Lärmbelastung durch den Straßenverkehr . . . . . . . . . . . . . 6.16
Lärmbelastung durch den Schienenverkehr . . . . . . . . . . . . 6.20
Lärmbelastung durch den Flugverkehr . . . . . . . . . . . . . . . 6.21
Lärmbelastung durch Betriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.23
Lärmbelastung durch Freizeiteinrichtungen . . . . . . . . . . . . 6.24
6.4
Auswirkungen von Schallimmissionen auf den Menschen . 6.26
6.4.1
Einfluß physikalischer Geräuschcharakteristika . . . . . . . . . . 6.26
6.4.1.1
6.4.1.2
6.4.1.3
6.4.1.4
6.4.1.5
Lautstärke, Lautheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.26
Frequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.27
Expositionszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.29
Zeitliche Variabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.29
Verhältnis zwischen Signal und Störgeräusch . . . . . . . . . . . 6.30
6.4.2
Einfluß nicht-physikalischer und situativer Faktoren . . . . . . 6.31
6.4.2.1
6.4.2.2
6.4.2.3
6.4.2.4
6.4.2.5
6.4.2.6
Informationsgehalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.31
Voraussagbarkeit und Kontrollierbarkeit . . . . . . . . . . . . . . 6.31
Einstellung zur Geräuschquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.32
Aktivität zur Zeit der Geräuschexposition . . . . . . . . . . . . . 6.32
Tageszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.33
Empfundene "Notwendigkeit" der Schalleinwirkung . . . . . . 6.34
6.4.3
6.4.4
Einfluß individueller Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.34
Betroffene physische, mentale, psychische und
soziale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.35
6.4.4.1
6.4.4.2
6.4.4.3
6.4.4.4
6.4.4.5
Kurzzeitig andauernde Reaktionen auf Schallreize . . . . . . . . 6.37
Langzeitig andauernde Reaktionen auf Schallreize . . . . . . . . 6.37
Beeinflussung des Schlafes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.38
Zwischenmenschliche Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.42
Nacheffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.42
6.4.5
6.4.6
Kombinationswirkungen von Lärm und anderen
Umwelteinflüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.42
Gesundheitsgefährdungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.43
6.5
Gesetzliche Regelungen, Normen, Richtlinien und
xi
Richtwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.46
6.5.1
Gesetzliche Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.46
6.5.1.1
6.5.1.2
6.5.1.3
6.5.1.4
Begrenzung der Schallemission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.46
Begrenzung der Schallimmission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.51
Meß- und Rechenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.53
Vorschreibung des erforderlichen baulichen
Schallschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.53
Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.53
Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.53
VDI-Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.53
EG-Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.54
6.5.2
6.5.3
6.5.4
6.5.5
6.6
Rahmenbedingungen für die Lärmminderung, Qualitätsziele für bestimmte Auswirkungen und Umwelten . . . . . . 6.54
6.6.1
6.6.2
Rahmenbedingungen für die Lärmminderung,
Mindestforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.54
Qualitätsziele zum Schutz bestimmter Aktivitäten . . . . . . . . 6.57
6.6.2.1
6.6.2.2
6.6.2.3
Sprachkommunikation, geistige Tätigkeiten . . . . . . . . . . . . 6.57
Schlaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.57
Schutz vor Belästigungswirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.58
6.6.3
Qualitätsziele für bestimmte Umwelten . . . . . . . . . . . . . . . 6.58
6.6.3.1
6.6.3.2
6.6.3.3
6.6.3.4
6.6.3.5
Außenpegel in Wohngebieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.59
Wohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.59
Schulen und Kindergärten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.59
Außenpegel in Ruhegebieten und Kurbezirken . . . . . . . . . . 6.59
Spitäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.59
6.7
Maßnahmen zur Lärmminderung . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.60
6.7.1
6.7.2
Raumordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.60
Geräuschminderung an der Quelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.64
6.7.2.1
6.7.2.2
Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.64
Kraftfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.64
6.7.2.2.1
6.7.2.2.2
6.7.2.2.3
6.7.2.2.4
Motorgeräusch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.65
Rollgeräusch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.66
Geschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.68
In Verkehr stehende Kraftfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.68
xii
6.7.2.3
6.7.2.4
6.7.2.5
6.7.2.6
6.7.2.7
Schienenfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.68
Maschinen und Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.69
Verfahren zur Definition "lärmarm" . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.70
Ökonomische und sonstige Anreize (incentives) für den
Einsatz lärmarmer Fahrzeuge und Maschinen . . . . . . . . . . . 6.72
Überwachung und Kontrolle der Geräuschemission . . . . . . . 6.72
6.7.3
6.7.4
Organisatorische Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.74
Maßnahmen zur Minderung der Geräuschimmission . . . . . . 6.75
6.7.4.1
6.7.4.2
6.7.4.3
6.7.4.4
Abstand Schallquelle - Immissionsort . . . . . . . . . . . . . . . . 6.75
Abschirmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.76
Schallschutz am Objekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.79
Aktive Geräuschminderung (active noise control) . . . . . . . . 6.80
6.7.5
Erziehung und Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.81
6.8
Zusammenfassung und Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . 6.83
6.9
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.87
ANHANG 6.1 Verzeichnis der verfügbaren Lärmkarten in Österreich,
Stand 1990 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
ANHANG 6.2 Verzeichnis der ÖNORMEN zum Schallschutz . . . . . . . .
ANHANG 6.3 Verzeichnis der Richtlinien des Österreichischen
Arbeitsringes für Lärmbekämpfung . . . . . . . . . . . . . . .
ANHANG 6.4 Verzeichnis von VDI - Richtlinien zum Schallschutz . . . .
ANHANG 6.5 Verzeichnis von EG - Richtlinien zum Schallschutz . . . . .
A 6.1
A 6.2
A 6.3
A 6.4
A 6.5
1
Kurzfassung
Umweltwissenschaftliche Grundlagen und Zielsetzungen
im Rahmen des Nationalen Umweltplans für die Bereiche
Klima, Luft, Geruch und Lärm
Kurzfassung
ÖAW-KRL
Aufgrund einer Aufforderung des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie
wurde im Rahmen der Erstellung eines Nationalen Umweltplans seitens der Kommission für
Reinhaltung der Luft unter Beiziehung weiterer externer Mitarbeiter eine umfangreiche
Grundlagenstudie und eine Zusammenstellung der internationalen Informationen zu den
Bereichen Klima, Luft, Geruch und Lärm erstellt. Diese Studie soll als wissenschaftlicher
Input für Arbeitskreise und weitere politische Gremien bei der Erstellung eines Nationalen
Umweltplanes dienen.
In einem einleitenden Kapitel wird auf grundsätzliche Überlegungen zur Problematik eines
nationalen Umweltplans eingegangen, da die Umweltproblematik nicht für die einzelnen
Problemkreise gesondert behandelt werden darf. Gerade für die Vernetzung aller Gesichtspunkte sind interdisziplinäre Arbeitsgruppen, die neben dem naturwissenschaftlich-technischem auch das gesellschaftliche, soziale und ökonomische Umfeld berücksichtigen,
unbedingt notwendig. Hochspezialisierte Fachwissenschafter müssen sich unter Einbringung
ihres Wissens an der politischen Meinungsbildung beteiligen. Sowohl ethische wie auch
weitsichtige wirtschaftliche Ansatzpunkte, die einander keinesfalls widersprechen, sind zu
berücksichtigen. Dem Prinzip der Nachhaltigkeit kommt dabei grundsätzliche Bedeutung zu.
Ausgangspunkt - auch für Österreich - ist die globale Situation insbesonders in den Bereichen
Bevölkerungsentwicklung, Wasserressourcen und Energieverbrauch. Der status quo in
Österreich für die behandelten und auch für die im weiteren nicht behandelten Problemkreise
wie Boden, Wald, etc. wurde kurz zusammengefaßt.
Die Grundtatsachen über das Klima und seine Mechanismen sowie die regionalen und lokalen
Besonderheiten des Klimas Österreichs werden besprochen. Als Klima wird die Gesamtheit
der Eigenschaften des Klimasystems, d.h. derjenigen Komponenten der Erde, die am Klimageschehen teilnehmen, verstanden.
Das heutige Klima ist auf der globalen Skala und im Jahresgang gut durch Modelle simulierbar; aber weniger befriedigend werden kleinskalige Phänomene (lokales Klima) sowie Klimaschwankungen erfaßt.
Die Variabilität des Klimas hat eine Reihe natürlicher Ursachen. Sie folgen aus Veränderungen des Klimaantriebs (astronomisch bedingte sehr langfristige Änderungen der Sonnenstrahlung), aus natürlichen Änderungen der chemischen Zusammensetzung des Klimasystems
(Vulkanausbrüche, Vegetationsänderungen), sowie aus internen Instabilitäten aufgrund der
2
Kurzfassung
Nichtlinearität der Klimadynamik.
Die Variabilität des Klimas aufgrund von Änderungen der Spurenstoffhaushalte wird anhand
von Messungen und Modellrechnungen und im Zusammenhang mit möglichen anthropogenen
Beeinflussungen diskutiert. Dabei sind zwei Gruppen von Spurenstoffen zu unterscheiden: die
natürlichen Spurenstoffe (z.B. Wasser, Kohlendioxid), deren Gehalt auch vom Menschen
beeinflußt wird, und die rein anthropogen erzeugten Spurenstoffe (z.B. FCKWs).
Die von der Erde einschließlich ihrer Atmosphäre absorbierte kurzwellige Strahlungsenergie
wird im infraroten Bereich wieder abgestrahlt. Ein Teil dieser Abstrahlung wird in der
Atmosphäre durch die Treibhausgase (Wasserdampf, CO2, Ozon u.a.) wieder absorbiert und
zurückgestrahlt, was eine mittlere Oberflächentemperatur der Erdoberfläche von ca. 15°C
bewirkt. Ohne diesen Treibhauseffekt würde sich eine Temperatur von etwa _18°C einstellen, im Falle vollständiger Absorption der langwelligen Abstrahlung etwa +30°C. Der
Zusatztreibhauseffekt infolge von Absorption durch anthropogen in die Atmosphäre eingebrachte Spurengase (CO2, FCKWs etc.) wird derzeit mit einer Erwärmung von 3,0 ± 1,5°C
in den nächsten 100 Jahren abgeschätzt; wegen der Unsicherheiten in der anthropogenen
Beeinflussung der natürlichen Spurenstoffhaushalte ist diese Abschätzung jedoch umstritten.
Das regionale Klima ist in das globale Klima eingebettet. Dennoch hat die regionale Komponente eine gewichtige Eigenbedeutung. Als für Österreich relevante Beispiele werden die
Schneedeckendauer, die Gebirgsgletscher sowie Stadt-Klima-Einflüsse besprochen.
Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ist im Klimasystem vielfach nicht
eindeutig erhebbar, vor allem nicht im Bereich der anthropogenen Klimabeeinflussung.
Derzeit kann die Wissenschaft weder beweisen noch widerlegen, daß die in den letzten 100
Jahren beobachtete Temperatursteigerung von etwa 0,4°C auf anthropogene Ursachen
zurückzuführen ist. Monokausale Klimaargumente als Grundlage wirtschaftlicher und politischer Handlungsanweisungen erscheinen daher wissenschaftlich als nicht vertretbar. Um
dennoch die möglichen anthropogenen Auswirkungen klein zu halten, wird eine gemäßigte No
Regret Strategy empfohlen.
Die Ergebnisse von Klimamodellen sind als Szenarien und nicht als Prognosen zu sehen.
Solange aber nicht bewiesen werden kann, daß die Klimaänderungen nicht eintreten werden,
ist Handlungsbedarf gegeben. Dies umso mehr, als emissionsreduzierende Maßnahmen aus
einer großen Zahl anderer Gründe (Ressourcenschonung, gesundheitliche Aspekte, Umweltqualität) notwendig sind.
Nur die Emission von Spurenstoffen ist vom Menschen beeinflußbar. Damit können Maßnahmen zur Reduktion des anthropogenen Treibhauseffektes auch nur an dieser Stelle ansetzen. Bei der Auswahl solcher Maßnahmen ist jedoch zu beachten, daß Vorteile in einem
Bereich nicht durch Nachteile in anderen Bereichen erkauft werden dürfen.
Die von der österreichischen Bundesregierung beschlossenen CO2-Reduktionsziele, welche
eine Herabsetzung der CO2-Emission um 20% auf Basis 1988 bis zum Jahr 2005 vorsehen,
müssen als Teil einer gemäßigten No Regret-Strategie betrachtet werden.
Im Kapitel LUFT werden zunächst die Wirkungen von Luftschadstoffen auf die Atmosphäre,
Kurzfassung
3
auf den Menschen, auf die Pflanzenwelt und auf Sachgüter diskutiert. Im ersten Fall ist die
Verknüpfung der drei globalen Problemkreise des anthropogenen Treibhauseffekts, des
stratosphärischen Ozonabbaus und der troposphärischen Oxidantienbildung wichtig. Bei den
human- und ökotoxischen Wirkungen wird zunächst auf die klassischen Luftschadstoffe wie
Schwefeldioxid, Stickstoffoxide, Kohlenstoffmonoxid etc., aber auch auf Kohlenwasserstoffe,
Dioxine, Formaldehyd, Schwefelwasserstoff und Halogenverbindungen eingegangen. Weitere
Abschnitte sind den sekundären Schadstoffen wie Ozon sowie Staub und seinen verschiedenen
Varianten, wie Schwermetallen, Fasern etc., gewidmet. In einer tabellarischen Zusammenfassung wird versucht, die wichtigsten Richtwerte und Risikoabschätzungen zusammenzustellen. Im Hinblick auf eine mögliche Zunahme der ultravioletten Sonnenstrahlung wird
auch dieser Problemkreis kurz erörtert.
Ein zweiter Abschnitt widmet sich der anthropogenen und phytogenen Emission der genannten Schadstoffe. Dabei wird der derzeitige Stand (1991) möglichst umfassend in Tabellen und
Graphiken dargestellt, wobei vielfach bisher noch nicht vorliegende Zusammenstellungen und
Emissionsabschätzungen durchgeführt werden. Soweit absehbar werden auch die weitere
Emissionsentwicklung und mögliche Ansätze zur Reduktion der Emissionen angeführt.
Im dritten Abschnitt wird die Immissionssituation in Österreich behandelt. Entsprechend den
Vorgängen in der Atmosphäre wird hier zwischen globaler, regionaler und lokaler Skala bei
Transmission und Bildung von Luftschadstoffen unterschieden. Bevor auf Immissionsmeßwerte eingegangen wird, werden kritische Überlegungen bezüglich Meßstrategien und
Auswerteproblemen bei Immissionsmessungen angestellt. Da ein Gesamtüberblick der
Immissionssituation in Österreich in diesem Rahmen aus Platzgründen nicht möglich ist,
werden einzelne interessante Situationen für ausgewählte Luftschadstoffe vorgestellt. Beispielshaft sind für 1991 die Jahresmittel und die 97,5-Perzentile aller österreichischen Meßstationen (Bundesländer, UBA) zusammengestellt. Wichtige Fragestellungen wie Trends bei
einzelnen Schadstoffen und die Situation im internationalen Einflußfeld (Schadstoffimporte
und Exporte) werden gesondert diskutiert. Auch die Depositionsmechanismen - z.B. der
Eintrag in den Boden - werden beschrieben und beispielshaft quantifiziert.
Im letzten Abschnitt dieses Kapitels werden gesetzliche Regelungen, Richtlinien und Normen
für Emissionen und Immissionen zusammengestellt, wobei nicht nur die österreichische
Rechtslage, sondern auch das Recht der Europäischen Gemeinschaft sowie Rechtsvorschriften
im benachbarten Ausland (Schweiz, Deutschland) berücksichtigt werden.
Geruchsbelästigungen gehören nach Lärmbelästigungen zu den am meisten genannten
Umweltbelästigungen. 23,3% der Österreicher, das sind 1,4 Millionen Personen, sind in ihren
Wohnungen umweltbedingten Geruchsbelästigungen ausgesetzt. Anhand einer kurzen Übersicht über die derzeitige Geruchsbelastungssituation in Österreich kann gezeigt werden, daß,
abgesehen von lokalen Geruchsquellen, vor allem der Verkehr einer der Hauptverursacher
von Geruchsbelästigungen ist.
Im Gegensatz zu den im Kapitel Luft beschriebenen toxischen Schadstoffen oder den Lärmbelastungen ist im Bereich des Geruches sowohl die meßtechnische Erfassung als auch die
Objektivierung von Geruchseinwirkungen sehr schwierig. Man ist in diesem Fall vielfach auf
Befragungen angewiesen, weshalb auf die dabei auftretenden Probleme im besonderen
eingegangen wird.
4
Kurzfassung
Viele geruchsaktive Substanzen sind zwar an sich toxisch, in den umweltrelevanten Konzentrationen führen sie aber meist zu keinen akuten gesundheitlichen Schäden. Die durch Geruchsbelästigung hervorgerufenen, teils massiven Belästigungen können jedoch Gesundheitsbeeinträchtigungen verursachen und die Lebensqualität entscheidend negativ beeinflussen.
In einem eigenen Abschnitt wird auf die wesentlichen Dimensionen der Geruchswahrnehmung, inklusive der besonderen emotionalen Komponente von Gerüchen, eingegangen, da
diese für den Grad und die Art der zu erwartenden Geruchsbelästigung mitbestimmend sind.
Es werden ferner die Fragen der Habituation, Adaptation und Sensibilisierung diskutiert und
im speziellen Fragen der Akzeptanz von Geruchsbelästigungen angesprochen. Im anschließenden Abschnitt werden die Auswirkungen von Gerüchen auf den Menschen diskutiert.
Obwohl durch Geruchsbelastungen erhebliche Beeinträchtigungen von Gesundheit und
Wohlbefinden auftreten können, ist eine gesetzliche Regelung sehr schwierig. Aus diesem
Grunde gibt es auch kaum einschlägige gesetzliche Regelungen und Grenzwerte. Trotzdem
wird abschließend versucht, Qualitätsziele für Geruchsimmissionen zu formulieren, und auf
die Notwendigkeit gesetzlicher Regelungen hingewiesen.
Lärm ist die Umweltbelastung, von der sich die Bevölkerung wegen der direkten Wahrnehmbarkeit am meisten betroffen fühlt. Gemäß Mikrozensus 1991 sind insgesamt 33,5% der
österreichischen Wohnungen durch Lärm gestört, 17,9% stark und sehr stark gestört. Als
Ursache der Störung wird überwiegend (80%) der Verkehr genannt, insbesondere der KFZVerkehr. Das Ziel der Strategien in den nächsten 10 Jahren muß die wesentliche Herabsetzung des Anteils Betroffener auf etwa maximal 25% durch Lärm gestörter Personen und
10% stark und sehr stark gestörter Personen sein.
Wesentliche Elemente der Vorsorge gegen unerwünschte Schallimmissionen sind: die Minderung der Schallemission an der Quelle (Einsatz geeigneter Technologien, widmungsgemäße
Benützung) und die Raumordnung (räumliche Trennung von Schallemittenten und Bereichen
mit Ruheanspruch). Da Maßnahmen der Raumordnung ausreichende Abstände zwischen den
Schallquellen und dem Immissionsort erfordern, müssen bei Neuplanungen von Betrieben,
Verkehrswegen, etc. bestehende Widmungen für Wohngebiete sowie für Flächen mit besonderem Ruheanspruch unbedingt beachtet werden. Die Neuwidmung von Wohngebieten
kann nur bei entsprechend niedrigen Immissionswerten erfolgen.
Lärmkarten und Lärmkataster sind eine wertvolle Unterlage für raumplanerische Maßnahmen,
sie sollten vermehrt eingesetzt werden. Eine Vereinbarung über bundeseinheitliche Immissionsgrenzwerte für die Raumordnung (basierend auf ÖNORM S 5021) wäre zweckmäßig.
Ein Lärmschutzplan muß bei jeder Neuplanung verpflichtend sein.
Der Verkehr als überwiegende Ursache der Lärmbelastung muß durch verbesserte Strukturen
in der Raumplanung, verbessertes Angebot des öffentlichen Verkehrs und durch finanzielle
Maßnahmen gesteuert werden. Dabei ist auch der Minderung der Schallemission der Verkehrsmittel selbst besonderes Augenmerk zu schenken.
Die derzeit gegebene Gesamtschallemission der Schienenstrecken sollte nicht überschritten
werden. Erhaltung eines guten Schienenzustandes und Kompensation einer Frequenzerhöhung
durch Verringerung der Emission des rollenden Materials sind entsprechende Ansatzpunkte.
Kurzfassung
5
Die in einer Prognose für das Jahr 2000 berechneten Fluglärmzonen sollen in der Raumordnung und Flächenwidmung beachtet werden. Der dieser Berechnung zugrunde liegende
Einsatz von lärmarmen Flugzeugen und die Einhaltung der vorgesehenen Flugwege ist zu
überwachen.
Die Geräuschemission von Betrieben einschließlich des betriebsinduzierten Verkehrs durch
wesentliche Erweiterungen muß verhindert werden. Bei Überschreiten der zulässigen
Immissionsgrenzwerte in angrenzenden Gebieten durch die Schallpegel des Betriebsgeräusches
sollte eine Herabsetzung der Emission des Betriebes erfolgen.
Die Geräuschemission von Maschinen und Geräten kann nach dem Stand der Technik lärmarmer Technologien vermindert werden. Zur Förderung des Einsatzes dieser Technologien trägt
die Einführung einer allgemeinen Lärmauszeichnungspflicht sowie die Definition einer
Qualifikation "lärmarm" für Kraftfahrzeuge und die am häufigsten eingesetzten Maschinen
und Geräte bei. Die Berücksichtigung der Geräuschemission neben Preis und Leistung bei der
Anschaffung von Fahrzeugen und Geräten - insbesondere durch die öffentliche Hand - und
die Schaffung von Anreizen kann den Einsatz derselben fördern (z.B. lärmabhängige Gebühren für Fahrzeuge, Subventionierung des Kaufes lärmarmer Fahrzeuge und Geräte, Ausnahme
von dem Lärmschutz dienenden Fahrverboten und Arbeitszeitbegrenzungen für lärmarme
Fahrzeuge und lärmarme Maschinen, Information der Konsumenten für den Kauf lärmarmer
Fahrzeuge und Geräte).
6
Kurzfassung
Executive Summary
7
NATIONAL ENVIRONMENTAL PLAN OF AUSTRIA
H. Hauck and O. Preining
This summary was presented at the 5th Global Warming Conference in San Francisco, April
4-7, 1994, and will be published in World Resource Review.
Introduction
As in many other industrialized countries environmental protection has become a major issue
after and perhaps as a consequence of the booming economy ("Wirtschaftswunder") following
World War II. In Austria a special ministry of - at that time - Health and Environmental
Protection was first established in 1970. Compared to other European countries Austria
pursued a progressive environmental policy. The environmental investment for 1991 in
Austria was the highest within the OECD-countries compared to the gross social product
(Figure 1). Mandatory use of catalytic converters in cars since 1987, higher price for leaded
gasoline and exclusively sale of unleaded gasoline since 1993, and emission limit of 0.1 ng/m3
dioxin equivalent for incineration plants since 1989 are some examples of this policy. Because
of its geographic position in the center of Europe, Austria is a net importer of air pollutants.
In Figure 2 the deposition pattern for nitrates in Europe as computed within EMEP for 1980
is shown (Alcamo and Bartnicki,
1988). Highest deposition rates occur
- and this is similar for sulfates - in
the central areas of the continent.
Another main problem is the
transalpine traffic situation for cargo
a n d p a s s e n g e r t r a f f i c . Si n c e
Switzerland is very strict in her
traffic policy, a great part of the
transalpine road traffic goes across
Austria, where transalpine railroads
still are not accepted in the same
extent. In addition the changed
political situation in Eastern Europe
Figure 1: Environmentaö investment 1991, percent of furthers the traffic going east-west as
gross social product (OECD)
well.
The Clean Air Commission within the Austrian Academy of Sciences was founded in 1962.
Its main activities of national importance were the compiling of air quality criteria for SO2,
NOx, and Ozone as well as a project about the impacts of climate change on Austria. When the
Federal Ministry of Environment, Youth and Family Affairs started to set up a national
environmental plan of Austria, the Clean Air Commission was asked to prepare the scientific
8
Executive Summary
input in the fields of climate, air pollution, noise and odor (ÖAW 1993). Because of limited
working capacity and expertise in the fields of forest, water, and soil these areas were covered
by additional experts from Austrian universities.
General remarks
The procedure to set up this national environmental plan of Austria (Nationaler Umweltplan NUP) should be a three level process. To speed up the whole process as much as possible the
first two steps should be taken simultaneously. Step 1 was to collect all the information necessary and to compile the scientific input. In a second step 7 working parties were convoked
from universities, federal administration, industry, etc. These working groups should combine
the scientific input and discuss all the problems with respect to their own interests, they
should also come up with final proposals for regulations and actions. This step is still going
on whereas the scientific input was available by the end of 1993. There are special working
parties for industry, energy and oil industry, traffic and transport, agriculture, forest and
water management, tourism, management of resources and consumer problems. Of course,
there is some overlapping between these 7 areas, and on the other side some problems are not
covered at all. Within level 3 a very large body representing all government agencies and
professional organizations in Austria should compose a final version of the environmental plan
consisting of well discussed and accepted recommendations for further action. Unless a wide
consent even on controversial issues based on effective information and broad understanding
is reached, there is no way how this
environmental plan should work.
One of the basic principles heavily
discussed under steps 1 and 2 was
the principle of "sustainability". It is
already difficult to find a German
definition corresponding to the
English expression "sustainable", but
it is even more difficult to go into
details. It became clear very soon,
that this concept has to be restricted
to the basic goal that future
generations of man must not be
endangered in their livelihood. Any
further extension would possibly
limit the technical progress in a
contraproductive way.
Another important issue is the fact
that even well accepted experts are
contradicting each other sometimes.
Weak input data, simplifying
models, different data access, and
different basic profession are causes Figure 2: NOx -Deposition in europe (annual mean)
for different and even contradicting according to EMEP-model for Luxembourg agreement
statements of experts. Careful and (Alcamo and Bartnicki, 1988)
Executive Summary
9
accurate mode of operation as well as high culture in scientific discussions are necessary to
form an acceptable base for political decisions. Although democracy is no base for science, in
environmental decisions it is necessary to have wide acceptance of the whole operation
procedure.
Climate
Separate chapters are related to climate, air pollution, noise, and odors. Within the climate
chapter first basic facts and definitions about the climate are discussed. Though the climate on
a global scale is understood quite well and can be modelled in a satisfying way, phenomena
on a small scale are still difficult to understand. Especially the regional and local features for
the alpine region are very important. Trace elements of natural and in our days also
anthropogenic origin influence the climate system. It is assumed that natural and
anthropogenic greenhouse effects together will cause a global temperature increase of 3oC
±1.5oC within the next 100 years. However, it must be emphasized that this estimate is not
unanimously accepted by the scientific community and that there have been several revisions
in the past.
Regional climate is basically influenced by the global effects, but due to the geographic
Figure 3: Annual mean temperatures for the northern hemisphere and Austria
10
Executive Summary
situation, elevation etc. local effects may be responsible for special situations. Like some
other European countries Austria has long backdating climate observations too, e.g. for
temperature back to 1775 (Figure 3), which represent the global temperature pattern quite
well. Present temperatures are therefore still within the normal range (ÖAW, 1993).
Within this chapter the duration of the snow cover, the development of alpine glaciers and the
influence of big urban areas on the local climate are discussed. The correlation between
duration of snow cover and monthly temperature averages in Europe were investigated by
(Haiden und Hantel, 1992). While the situations in very high and very low elevations do not
contribute very significantly, intermediate areas where many skiing areas are situated show
the most interesting effect. In this height temperature changes affect the duration of snow
cover very strongly. A temperature increase of 1oC would shorten the duration of snow cover
by about 10 days per season.
In Austria a good number of the Alpine glaciers are situated. Although these glaciers do not
always follow the global trend, none of them shows a significant signal for a dramatic
decrease of glaciers.
The difference between average urban temperatures (annual mean) and the average
temperature within the surrounding area was found to increase from 1976 to 1992 by 0.85oC.
Figure 4: Mean increase of precipitation (mm) due to the conurbation of Vienna
Executive Summary
11
Lower wind speed and lower number of clouds cause the biggest contributions. Also
precipitation had increased by up to 240 mm per year. The precipitation maximum was found
to be on the lee side of the urban area which was in the case of Vienna between 11 and 31 km
east of the center (Figure 4).
The basic message of this chapter is, that based on the current knowledge there is no proof for
a temperature increase within the next decades, but there is no proof for the contrary either.
This fact recommends a no-regret-strategy, climate reactive trace elements like chlorofluorocarbons (CFC) should be reduced as much as possible but also carbon dioxide emission
should be reduced not only because of climate effects but also due to preserving energy
resources.
Air Pollution
The next chapter about air
pollution comprises four
problems. First the effects on
atmosphere, man, and environment are discussed from a
general point of view. Anthro p o g e n i c g r e e n h o use
effect, stratospheric ozone
depletion, and tropospheric
oxidants are considered the
main global problems.
Toxicology had to be
restricted to the general air
pollutants like sulfurdioxide,
nitrogenoxides, carbon
Figure 5: CO2 emissions from fossil energy in Austria
monoxide, ozone, particulate
matter, and to some other
selected substances like hydrocarbons, dioxins, formaldehyde, hydrogensulfide and halogens.
Also heavy metals and fibers are discussed on a small base. In the second part, emissions of
these substances on the base of 1991, if available, are summarized for Austria. In many cases
special calculations had to be done because these data have not been available yet.
Toxicologically interesting emissions are discussed as well as green house emissions. In
Figure 5 the carbondioxide emission for Austria from 1950 to 2005 based on 3 different
scenarios (no emission reduction, freezing of present emission, and observing the Toronto
protocol i.e. CO2 reduction of 20% on base of 1988). Total methane emissions are approximately 600.106 kg/yr, about 60% of these are related to agriculture, another third comes from
waste. Chlorofluorocarbon emissions will decrease to about 35.106 kg/yr after a full ban in
1994 (Figure 6) mostly emitted by former foam insulations.
The air quality situation in Austria is discussed in the third part. Air quality data from the
federal and state environmental monitoring networks are comprised for 1991. Dry, wet, and
hidden deposition are briefly discussed as well as import and export of air pollutants. The last
part gives a very extensive overview on federal and state air pollution regulations including
air pollution standards. In addition the regulations of the European Union and the neighbor
12
Executive Summary
Figure 6: Emissions of fully halogenated CFCs in Austria
countries Germany and Switzerland are presented. Finally, a complete overview on the
standards of the Austrian Standards Institute and the VDI about air pollution problems is
given.
Odor Annoyance
Odor and noise annoyances are environmental problems very frequently notified by the
population. Each of them is discussed in a separate chapter. About 23% of all Austrians
complain about odor annoyances which are mostly related to traffic emissions. Since odors are
caused by very low concentrations analytical measuring techniques is a very tough task. Many
investigations rely on questionnaires. In most cases, the environmental toxicity of these
substances can be neglected. Nevertheless, permanent annoyances can give rise to health
problems and can significantly deteriorate the quality of life. Several psychological effects,
like habituation, adaptation, and sensitization determine the impacts of odors. Of course, it is
very difficult to regulate odor annoyances by environmental standards, consequently those
standards are very scarce. Nevertheless, quality goals are formulated to reduce the number of
persons affected, to reduce the intensity of odor annoyances, to reduce the duration of
annoyances, and to set up special regulations for special types of odors. Within a period of a
maximum of 10 years, preferably 5-6 years, the percentage of dwellings affected by odors
should be brought below a level of 20%. As a long-term goal this percentage should be below
15%. Finally, a standardized procedure to evaluate odor perception with respect to statistical
criteria is given.
Executive Summary
13
Noise
The general public perceives noise as the most important environmental problem. About one
third of all Austrian dwellings is considered to be impaired by noise. In 80% traffic noise is
considered the main source, especially car traffic. Sound emission reduction should be
achieved whenever possible directly at the source. Regional planning can contribute
considerably to a reduction of noise annoyance when there is enough space available. Not
only car traffic but particularly railroad traffic may become a considerable source of noise
pollution, especially if cargo transport is transferred to railroad as tried in Central Europe.
Construction of new railroads which might be desirable from the air pollution and energy
concern point of view will become a very difficult task in our times in Central Europe. Noise
from airplanes especially in the vicinity of airports is another significant problem especially
in quite densely populated areas. In principle, technical measures at present available can
contribute a lot to reduce noise emission if the necessary investment is accepted.
Outlook
Even if the political situation may slow down the process, it is generally clear, that the
development of a national environmental plan is an ongoing process. New facts have to be
considered, new problems may enforce new answering strategies. Also the international political situation may change dramatically as we have seen in the past and thus change environmental problems like increase of east-west traffic or energy supply for new economic
development.
References
Alcamo J. and J. Bartnicki (1988): Nitrogen deposition calculations for Europe; IIASA
Working Paper, Laxenburg, Austria (1988).
Haiden T. und M. Hantel (1992): Klimamodelle: Mögliche Aussagen für Österreich; In:
Österreicische Akademie der Wissenschaften: Bestandsaufnahme anthropogene Klimaänderungen, Mögliche Auswirkungen auf Österreich - Mögliche Maßnahmen in Österreich;
Wien (1992).
ÖAW (1993): Umweltwissenschaftliche Grundlagen und Zielsetzungen im Rahmen des
Nationalen Umweltplans für die Bereiche Klima, Luft, Geruch und Lärm; Österreichische
Akademie der Wissenschaften, Kommission für Reinhaltung der Luft, Wien (1993).
14
Executive Summary
VORBEMERKUNG
1.1
1 VORBEMERKUNG
Die Bundesministerin für Umwelt, Jugend und Familie hat 1992 die Initiative ergriffen und
nach Information und Kenntnisnahme durch den Ministerrat mit der Erarbeitung eines
"Nationalen Umweltplanes" begonnen. Ein solcher Umweltplan berührt die Interessen aller
Staatsbürger. Es wurde daher eine mehrschichtige Behandlung der Problematik aufgenommen:
zum einen soll eine unabhängige wissenschaftliche Instanz den wissenschaftlichen Input
bereitstellen, d.h. eine Darstellung und Analyse des derzeitigen Zustandes geben und
aufbauend hierauf Zielvorstellungen sowie die für deren Realisierung notwendigen logistischen
Strukturen und wünschenswerten zeitlichen Abfolgen entwickeln. Zum anderen müssen alle
Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft in diese Diskussion eingebunden werden, um eine
generelle Akzeptanz möglicher Maßnahmen zu erreichen. Die Problematik ist interdisziplinär
und umfaßt praktisch alle Bereiche der Natur-, Geistes- und Humanwisssenschaften
einschließlich der Medizin und der Philosophie. Die heutige Situation erfordert auch eine neue
Ethik, die sich mit der Umweltproblematik auseinandersetzen muß. So wurde z.B.
vorgeschlagen, Kant's kategorischen Imperativ in eine neue Form zu bringen, die auch die
Umweltfragen einschließt: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen
kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde (KANT 1785). Eine "Übersetzung" dieses
kategorischen Imperativs für das Ende des 20. Jahrhunderts durch den Philosophen Hans Jonas
zur Ethik der Fernwirkung (künftige Generationen) könnte Grundlage für die weitere
"Entwicklung" sein: Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit
der Permanenz echten menschlichen Lebens auf der Erde (JONAS 1979).
Das Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie hat der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften - Kommission für Reinhaltung der Luft (ÖAW-KRL) die Erstellung eines
Teiles des wissenschaftlichen Inputs übertragen. Da sich die Kommission für Reinhaltung der
Luft seit Jahrzehnten mit Umweltproblemen auseinandersetzt, hat diese Kommission es
übernommen, unter Beiziehung von Fachleuten, für die Teilbereiche Klima, Luft, Geruch und
Lärm den wissenschaftlichen Input zu erstellen. Zur Durchführung der entsprechenden
Arbeiten wurde für jeden der Problemkreise eine eigene Arbeitsgruppe gebildet. Die
Ergebnisse dieser Arbeit sind im folgenden Bericht dargestellt.
Die Umweltprobleme haben außer den wissenschaftlichen auch wirtschaftliche und politische
Aspekte, die im folgenden erwähnt, aber nicht diskutiert werden können.
Zur Beurteilung der Wirkungen von Maßnahmen benützt man mathematische Modelle
basierend auf naturwissenschaftlichen Grundlagen. Solche Modelle sind aber in ihrer
Beschränktheit für das komplexe System Mensch plus Umwelt nur bedingt einsatzfähig. Man
ist verführt, Abschätzungen vorzunehmen, welche dem schlechtesten denkbaren Fall
entsprechen. Wenn nun in einer Kaskade von Abschätzungen auf jeder Stufe der denkbar
schlechteste Fall gewählt wird, so ist das Ergebnis unweigerlich die Vorhersage einer
Katastrophe. Eine solche wird aber nur äußerst selten eintreten, da eine Abfolge nur
ungünstigster Fälle in der Natur mit sehr kleiner Wahrscheinlichkeit auftritt. Will man das
Problem auf Grundlage solcher negativer Abschätzungen steuern, so führt dies zu massiv
restriktiven Maßnahmen mit der Gefahr wirtschaftlicher Schädigungen und großer Störungen
im sozioökonomischen Bereich, welche die positiven Auswirkungen in Frage stellen.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist eine "no regret policy", d.h. man führt trotz ungesicherter Entscheidungsgrundlagen Maßnahmen durch, von denen man positive Ergebnisse erwartet,
wobei sich in Grenzen haltende Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen.
1.2
VORBEMERKUNG
Nach Vorarbeiten in der zweiten Jahreshälfte 1992 und am Anfang des Jahres 1993 im Rahmen
der KRL wurden die Arbeiten in vollem Umfang nach Abschluß des Vertrages zwischen der
ÖAW und dem BMfUJuF am 22. Februar 1993 aufgenommen. Es wurden die bisherigen
Arbeiten der KRL auf den letzten Stand gebracht und unter Beiziehung weiterer Fachleute
vereinbarungsgemäß die Bereiche Klima, Luft, Geruch und Lärm bearbeitet. Vorläufige erste
Ergebnisse für Luft, Geruch und Lärm wurden dem BMfUJuF bereits am 15. Oktober 1993
zur Verfügung gestellt. Der fertiggestellte Bericht wird vertragsgemäß mit heutigem Tage
übergeben.
Wien, am 22. November 1993
O.Univ.Prof.Dr. Othmar Preining
(Obmann der KRL)
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.1
2 GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
O. Preining, A. Hackl, M. Haider, G. Halbwachs, H. Hauck,
H. Kromp-Kolb, M. Neuberger
2.1
Die Lage der Umwelt
2.1.1
Wurzeln der Umweltprobleme
Die Menschheit, zumindest ein großer Teil von ihr, hat bisher die Natur als unerschöpfliche
Ressource angesehen; sie erachtete sich berechtigt, diese Ressourcen zu benützen und
auszubeuten. Grenzen von Ressourcen hat man bisher fast nur lokal gesehen, daher historisch
der Drang der Staaten zur Ausbreitung ihres Territoriums und zur Sicherung von Rohstoffen.
Die Erde ist in Besitz genommen, die zuwachsende Bevölkerung erhöht die Dichte, der
steigende Konsum der Industrieländer bringt einen rasch steigenden Ressourcenverzehr.
Warnungen vor einer solchen Überentwicklung gab es historisch immer wieder, aber sie
wurden kaum gehört. Die Probleme, welche durch den Ressourcenverzehr und durch die
Verunreinigung von Luft, Boden und Wasser entstanden, wurden als lokal oder regional
angesehen, daher wurden auch nur lokale oder regionale Lösungen gesucht.
Eine Änderung dieser Situation wurde eingeleitet durch den Bericht des Club of Rome
(MEADOWS 1972, MESAROVIC und PESTEL 1974), in dem die globalen Veränderungen
einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht wurden. Ein Jahr später erzeugte der
Ölschock ein Gefühl dafür, daß Ressourcen begrenzt sind; zu weltweiten Maßnahmen kam es
jedoch zunächst nicht. Hinzu kommen zwei Beobachtungen in der jüngsten Zeit:
#
#
Der Anstieg der CO2-Konzentration und anderer Treibhausgase in der
Atmosphäre, der an jedem Punkt der Erde gemessen werden kann,
Die Abnahme der Konzentration des stratosphärischen Ozons, vor allem zu
Beginn des antarktischen Frühjahrs - das spektakuläre Ozonloch.
Beide Beobachtungen wurden als Einfluß der Menschheit gedeutet. Der CO2-Anstieg als Folge
der stark gestiegenen Verwendung fossiler Brennstoffe und geänderter Landnutzung und das
Ozonloch in erster Linie als Folge der Verwendung der Fluorchlorkohlenwasserstoffe
(FCKWs). Diese sind chemisch so stabil, daß sie in der Troposphäre kaum abgebaut werden
können, daher in die Stratosphäre diffundieren, dort unter der kurzwelligen UV-Strahlung der
Sonne zerlegt werden, hiebei Chlor freisetzen, welches dann katalytisch, zusätzlich zu den
natürlichen Prozessen, Ozon abbaut.
Diese beiden Beobachtungen veranlaßten einige Wissenschaftler, an die Öffentlichkeit zu
gehen, und sie fanden Gehör. Bedingt durch den Wohlstand in der entwickelten Welt und eine
wachsende Unzufriedenheit mit einer technisierten, industrialisierten und urbanisierten Umwelt
mit einschränkenden bzw. vielfach negativen Auswirkungen auf den einzelnen Menschen
(Lärm, Verkehr, Geruch, reale oder vermeintliche gesundheitliche Beeinträchtigungen) wurden
die Mahnungen aufgegriffen und an die Entscheidungsträger herangebracht. Eine Reihe von
internationalen Konferenzen war die Folge. Besonders erwähnt seien:
2.2
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Abb. 2.1: Entwicklung der Weltbevölkerung (Daten: UMWELTATLAS
1993, ENCYCLOPEDIA BRITANNICA 1993)
Toronto 1988: The Changing Atmosphere: Implications for Global Security.
Ergebnis: ein dramatisches Conference Statement, das weltweite Beachtung
fand.
ASCEND 21, Wien 1991.
Ergebnis: das Programm "Agenda 21"
UNCED Rio 1992
Ergebnis: Folgediskussionen, die sicherstellen, daß die Umweltprobleme
weltweit im Zentrum des öffentlichen Interesses bleiben (ODUM 1993), ferner
die Klimakonvention u.a.
Die Umsetzung der Ergebnisse dieser Konferenzen steht noch aus.
Voraussetzung für ein tatsächliches Umdenken auf allen gesellschaftlichen Ebenen ist die
Bewußtmachung der tieferen Wurzeln von Umweltproblemen, die in unserer geistigen,
emotionalen und kulturellen Entwicklung (CLUB OF ROME 1990) zur vorherrschenden
Existenzweise des Habens und Konsumierens (FROMM 1976) zu suchen sind. Einzel- und
Gruppenegoismus bis hin zu nationalen Egoismen (PECCEI 1981) verhinderten bisher, daß
in Entwicklungsländern die Bevölkerungsexplosion und in Industrieländern der Konsum
eingebremst wurden. Gefördert wird die Entwicklung des übermäßigen Konsums u.a. durch
verschiedene menschliche Eigenschaften wie Gier oder Neid, die in der Werbung besonders
angesprochen bzw. manipuliert werden und deren Befriedigung unter dem Deckmantel der
(scheinbaren) Entscheidungsfreiheit für einzelne und Interessensgruppen in der freien
Marktwirtschaft gesellschaftsfähig gemacht werden.
2.1.2
Die globale Umweltsituation
Die Weltbevölkerung wächst rasch. Der Zuwachs findet vornehmlich in den sich entwickelnden Ländern statt. Vor 30 Jahren, im Jahr 1960, betrug die Weltbevölkerung 3 Mrd., 1990
bereits 5,3 Mrd., und im Jahr 2020 muß mit 9 Mrd. Weltbevölkerung gerechnet werden
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.3
(Abbildung 2.1). Diese Entwicklung ist de facto unaufhaltsam, da in 30 Jahren keine
grundsätzlichen Änderungen erwartet werden können. Erst für die Mitte des nächsten
Jahrhunderts darf man hoffen, daß sich die Zunahme abschwächt.
Um die Weltbevölkerung zu ernähren und den Bedürfnissen nach Gütern zu entsprechen, muß
immer mehr Energie eingesetzt werden. Obwohl zu erwarten ist, daß der Wirkungsgrad des
Energieeinsatzes steigt, ist dennoch ein Anstieg des Energiekonsums (nicht in gleichem
Ausmaß wie bei der Weltbevölkerung) zu erwarten. Da der größte Teil der Energie aus der
Verbrennung fossiler Brennstoffe stammt, ist mit einem weiteren Anstieg der CO2-Emissionen
global zu rechnen.
Um die Ernährung sicherzustellen, ist mit einem weiteren Anstieg der bewässerten Flächen und
einem Anstieg des Süßwasserkonsums weltweit zu rechnen. Auch hier ist vermutlich ein
Faktor 2 bis zum Jahre 2020, verglichen mit 1990, zu erwarten. Dieser Anstieg des
Wasserkonsums wird in vielen Teilen der Erde zu einer bedenklichen Wasserverknappung
führen (Abbildung 2.2, Tabelle 2.1).
Tabelle 2.1: Entwicklung der bewässerten Flächen in 106 ha (=
104 km2) und geschätzte zukünftige Entwicklung (nach: HARRIS
1990)
Jahr
Welt
Industrieländer
Entwicklungsländer
GUS Staaten
& Osteuropa
1950
1961/65
1974/76
1982
94
149
188
213
24
32
38
57
93
104
50
63
71
2000
2010
ca. 300
ca. 350
-
-
-
Die Weltnahrungsmittelproduktion wird im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft von
einem immer kleineren Anteil der Bevölkerung bewerkstelligt. Dies führt zu einer Urbanisierung, immer mehr Menschen leben in städtischen Ballungsräumen. Waren es 1960 1 Mrd.
Menschen, also ein Drittel der Weltbevölkerung, sind es 1990 bereits 2,2 Mrd. Menschen, die
in Ballungszentren leben, und im Jahr 2020 werden es 4,5 Mrd. sein, dies ist dann etwa die
Hälfte der Weltbevölkerung. Im gleichen Ausmaß, wie Weltbevölkerung und Weltnahrungsmittelproduktion zunehmen, ist zu erwarten, daß auch das Waldland global weiter abnehmen
wird.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Entwicklung der Böden der Welt.
Etwa 25% der globalen Landfläche sind sehr gute landwirtschaftliche Böden. 20% sind
Wüstenboden, 16% schwach entwickelte Böden, der Rest verteilt sich auf verschiedene andere
Bodentypen. Durch die Bodennutzung kommt es zu Abnützungserscheinungen, etwa 17% des
Landes mit Vegetation sind weltweit geschädigt. Dieser Prozentsatz ist in Europa als Folge der
intensiven Nutzung höher und beträgt 23% (ODUM 1993).
Alle genannten Faktoren tragen primär zur Verschlechterung der Ökosituation des Systems
Erde bei.
Verschärft werden die Probleme durch die zunehmende Ungleichverteilung der Güter auf der
Welt und durch die instabile politische Situation. Die Pro-Kopf-Einkommen der ärmsten
Länder sind um einen Faktor 50 kleiner als die Pro-Kopf-Einkommen der reichsten
2.4
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Abb. 2.2: Verwendung von Süßwasser (nach: HARRIS 1990)
Industriestaaten. Für viele der sich entwickelnden Länder ist das naheliegendste Problem die
Überwindung der zunehmenden Armut im eigenen Land. Nur wenn ein gewisses Anheben des
allgemeinen Einkommensniveaus erreicht wird, darf man hoffen, daß der Behandlung von
Umweltproblemen in diesen Ländern eine vorrangige Bedeutung beigemessen wird.
2.1.3
Die Umweltsituation in Europa
Für die ehemaligen Comeconstaaten liegen vergleichbare Daten derzeit nicht vor, doch ist für
diese Bereiche eine eher ungünstige Entwicklung anzunehmen. In der Europäischen
Gemeinschaft, also im Umfeld Österreichs, ist nicht mit einer Verbesserung der Umweltsituation unmittelbar zu rechnen. So schätzt die EG (EG 1993), daß bis zum Jahre 2010
der Energieverbrauch um 25% steigen wird, was eine Zunahme der Kohlenstoffemissionen um
20% zur Folge hätte. Beim Verkehr wird es eine 25%ige Zunahme der Kraftfahrzeugbesitzer
in den nächsten 10 Jahren geben, die gefahrene Kilometerleistung wird sich allerdings nur um
17% vermehren. In der Landwirtschaft gab es in den letzten 10 Jahren eine Zunahme des
Düngemitteleinsatzes von über 60%, und eine weitere Zunahme ist zu erwarten. Ebenso wurde
bei den Abfällen aus den Siedlungsgebieten in den letzten Jahren trotz verstärkter Bemühungen
um Recycling eine 13%ige Zunahme festgestellt, und auch hier ist die Tendenz weiter
steigend. Die gleiche Situation auch im Wasserverbrauch, die Wasserentnahme in der EG hat
in den letzten 15 Jahren um 35% zugenommen, eine Abschwächung ist nicht in Sicht. Auch
beim Tourismus ist mit einer Zunahme zu rechnen. Allein von 1984-1990 hat die Zahl der
Touristen, die jährlich die Küstenregionen des Mittelmeeres besuchen, von 55 Mio. auf etwa
100 Mio. zugenommen.
2.1.4
Die Umweltsituation in Österreich
Österreich ist nicht von allen genannten globalen Umweltproblemen in gleicher Weise
betroffen; da aber diese Probleme ein beträchtliches Konfliktpotential zwischen Interessensgruppen und zwischen Staaten enthalten, können sich auch solche, von denen Österreich nicht
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.5
direkt betroffen erscheint, auf Österreich ausweiten.
Luftverunreinigung
Seit Mitte der achtziger Jahre hat sich der durch einheimische Emissionsquellen verursachte
Beitrag zur Luftverunreinigung verändert, bei einzelnen Schadstoffen stark verringert.
Dennoch kommt es in einigen lokalen Bereichen temporär zu kritischen Immissionsepisoden,
die im Sommerhalbjahr meist Ozon und seine Vorläufersubstanzen, im Winterhalbjahr SO2 und
Staub betreffen. Für diese Situation sind auch Schadstoffverfrachtungen mitverantwortlich, die
grenzüberschreitend nach Österreich kommen.
Gewässerverunreinigung
Die Fließgewässer haben im vergangenen Jahrzehnt eine deutliche Verbesserung bezüglich
ihrer Güteklasse erfahren. Die Gewässerbelastung durch industrielle Anlagen konnte in diesem
Zeitraum um 84% gesenkt werden; dennoch sind in einzelnen Abschnitten auch Verschlechterungen eingetreten. Sind im industriellen Bereich vor allem organische Chlorverbindungen und Schwermetalle verschmutzend, so sind es bei Kommunalabwässern
Stickstoff- und Phosphorverbindungen. Da die Wohnstätten von rund 30% der Bevölkerung
noch nicht an Kläranlagen angeschlossen sind, besteht ein beträchtlicher Ausbaubedarf. Durch
diesen Ausbau und durch erhöhte Anforderungen an den Reinigungsgrad wird das Klärschlammaufkommen vergrößert. Die ökologisch einwandfreie Entsorgung des Klärschlammes
ist schon heute ein schwieriges Problem, das durch zusätzlichen Anfall noch dringlicher wird.
Das Grundwasser wird durch alte Deponien besonders gefährdet. Potentielle Gefährdungsbereiche sind im Oberösterreichischen und Wien/Niederösterreichischen Zentralraum, in der
Mürz/Mur-Furche, im Inn- und im Rheintal, in einigen Kärntner und Salzburger Gebieten
bekannt.
Naturschutz
Naturschutz ist in Österreich in Gesetzgebung und Vollziehung Angelegenheit der Bundesländer. Es gibt daher 9 Naturschutzgesetze, die zwar in vielen Punkten übereinstimmen, aber
doch in vielen auch wesentlich divergieren. Die fehlende Kompetenz des Bundes wirkt sich
besonders hemmend beim Abschluß und bei der Vollziehung internationler Abkommen aus
sowie bei Bundesländer übergreifenden Nationalprojekten. Eine Rahmenkompetenz des Bundes
wie in Deutschland wäre zweifellos günstig, da der Naturschutz zahlreiche Berührungspunkte
mit anderen Landes- und vor allem Bundesmaterien hat.
Abb. 2.3: Nationalparke in Österreich (Bestand und geplant)
2.6
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Es wird zunehmend erkannt, daß die Landschaft als Gesamtheit zu schützen ist. Die
klassischen Schutzkategorien Naturdenkmalschutz, Artenschutz, Naturgebietsschutz,
Landschaftsschutz, geschützter Landschaftsteil, Naturpark und die in Österreich jüngste
Schutzkategorie Nationalpark sind nicht ausreichend. Bedrohte Biotoptypen, wie Feuchtgebiete, Gewässerränder, Gletscherregionen werden bereits in manchen Ländern ex lege unter
Schutz gestellt, zumindest wenn sie in Biotopinventaren erfaßt sind. Nur zum Teil gibt es
bereits Fonds für Natur- und Landschaftsschutz- und -pflegemaßnahmen.
Wissenschaftliche Landesanstalten für Naturschutz fehlen in Österreich. Zum Teil werden ihre
Aufgaben von den Museen sowie zunehmend vom Umweltbundesamt wahrgenommen. Von
den bestehenden Nationalparken (Abbildung 2.3) ist noch keiner international anerkannt.
Ist die Rechtssituation im Naturschutz trotz der erwähnten Mängel im großen und ganzen
zufriedenstellend, so besteht nach wie vor ein großes Vollzugsdefizit wie wohl in keinem
anderen Bereich.
Urbanisierung und städtische Umwelt
Der weltweite Urbanisierungsprozeß ist auch in Österreich zu erkennen. Er beruht zum Teil
auf der Zuwanderung aus dem Ausland, die primär in die Städte erfolgt. Dies führt zur
Zuspitzung sozialer Probleme (Kriminalität, Drogensucht,..).
Wie in früheren Jahrhunderten geht die Urbanisierung auch heute einher mit starker Belastung
des Umlandes - sei es durch den Ressourcenbedarf, durch Abwässer, Abluft oder Müll. Je
besser die Lebensqualität in der Stadt (Grünraum, Lärm, etc. ) umso geringer ist der Druck
auf das Umland (Zweitwohnungen, Mobilität etc.). Die Lebensqualität in den Städten muß
daher gesichert bzw. verbessert werden. Die Städte haben gute Voraussetzungen, dies mit einer
Senkung des Energie- und Materialverbrauches zu verbinden. Die fortschrittlichsten
Energiekonzepte werden auch in Österreich von Stadtgemeinden praktiziert (z.B. Einsatz von
Kraft-Wärmekupplung, Fernwärme, Verbesserung der Bausubstanz, Formen der Finanzierung
von verbraucherseitigen Energiesparmaßnahmen). In Städten ist es auch leichter, sinnvolle,
umweltschonende Verkehrssysteme anzubieten, als am Land.
Aufgrund ihrer in der Regel höheren Entscheidungskompetenz haben Städte auch wesentlich
größere Entscheidungsspielräume als das Land.
In der aktuellen politischen Situation sind alle Strategien, die in Richtung Nachhaltigkeit laufen
(z.B. Verkehr, Müll) von besonderer Bedeutung, da die österreichischen Städte als Vorbild für
die östlichen Nachbarländer wirken, die im Zuge ihres Modernisierungsschubes Vorbilder
suchen.
Abfallwirtschaft
Mit einem spezifischen Abfallaufkommen von 320 kg/Einwohner und Jahr liegt Österreich im
Mittelfeld der Industriestaaten. Der jährliche Gesamtanfall an Abfall gemäß Abfallwirtschaftsgesetz 1990 beträgt z.Z. 44 Millionen Tonnen. Für die im Abfallwirtschaftsplan 1992
ausgewiesenen 620 000 t/a an gefährlichem Abfall und die darin enthaltenen etwa 150 000 t,
die der thermischen Behandlung zuzuführen sind, besteht eine inländische Entsorgungskapazität im Ausmaß von nur 60 000 t/a, die verbleibenden 60% müssen exportiert werden.
Für die Deponierung gefährlicher Abfälle besteht keine Anlage in Österreich, auch diese Stoffe
müssen exportiert werden. Somit besteht ein hohes Kapazitätsdefizit an Anlagen zur
thermischen Behandlung und für die Deponierung gefährlicher Abfälle. Durch stoffliche
Verwertung konnte der Zuwachs an Hausmüllanfall kompensiert werden. Abfallvermeidung
hat bisher keine signifikanten Resultate gebracht, soll aber durch die Verpackungsverordnung
1993 in diesem Bereich stark gefördert werden.
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.7
Energie
Der Energiebedarf wird zu rund 42% von Öl gedeckt. Die Verwendung von Erdgas hat stark
zugenommen (derzeit 20%) und wird weiter steigen. Der Abbau heimischer Braunkohle wurde
zurückgenommen, der Import von Steinkohle ist gleichbleibend. Die thermische Nutzung von
Biomasse hat in den letzten Jahren stark zugenommen und erreicht nun 12%. Die Erzeugung
elektrischer Energie kann zu rund zwei Dritteln durch Wasserkraft erfolgen. Mit dem
Energieplan 1993 der österreichischen Bundesregierung wurde erstmals ein Energiekonzept
für kommende Jahre vorgestellt.
Eine zukunftsorientierte Energiepolitik müßte den Kern des für eine nachhaltige Entwicklung
notwendigen Strukturwandels der Wirtschaft bilden, der vor allem zu einer Verminderung von
Energieumsatz und Ressourcenverschleiß führt. Eine solche Politik der Bedarfssenkung hat
wegen der vielen damit verbundenen positiven Nebenwirkungen Vorrang: die Umwelt wird
entlastet, die Energiekosten der Verbraucher werden gesenkt, die Auslandsabhängigkeit (Kohle
und Öl) wird verringert, die Versorgungssicherheit und Krisensicherheit werden verbessert,
Investitionen zur rationelleren Energieverwendung beleben die Wirtschaft und verbessern deren
Konkurrenzfähigkeit, dezentrale, verbrauchernahe Energiegewinnung leistet einen Beitrag zur
Regionalentwicklung, internationale Spannungen um die Ressourcenverteilung werden
reduziert. Rationelle Energieverwendung ist die Voraussetzung für die Annäherung an eine
nachhaltige Entwicklung. Über die angeführten Vorteile hinaus, inkludiert diese Politik auch
alles, was auch als Vorsorgemaßnahme gegen Klimaänderungen notwendig wäre.
Verkehr
Im Straßenverkehr konnten trotz steigender KFZ-Zahlen und km-Leistungen Minderungen der
Schadstoffemissionen (z.B. durch Katalysator) sowie der Lärmbelästigung (überwiegend durch
passive Maßnahmen, z.B. Schallschutzfenster) erreicht werden. Im Transitverkehr und im
bilateralen Reiseverkehr auf der Straße sind starke Zunahmen zu erwarten. Die Verlagerung
eines größeren Teilstromes des Gütertransportes auf die Schiene wird u.a. durch die z.Z. zu
geringe Kapazität der ÖBB behindert. Der Luftverkehr in und über Österreich wird weiterhin
zunehmen. Der energiesparende Wasserweg wird trotz neuer Möglichkeiten noch zu wenig
genutzt.
Verkehrsreduzierende Maßnahmen (Raumplanung, Dezentralisierung) werden bisher noch
ungenügend in Erwägung gezogen. Trotz einzelner Erfolge (Ausbau des öffentlichen Verkehrs,
Transitvertrag, lärmarme LKW) steckt in einer Verkehrsreduktion etwa durch raumplanerische
und organisatorische Maßnahmen noch ein großes Einsparungspotential.
Landwirtschaft
In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg wurde Österreich auf dem Gebiet der Grundnahrungsmittel zum Selbstversorger. Seither sind die Hektarerträge weiter angestiegen, so daß
für diese Produkte auch ein starker Exportdruck entstanden ist. Diese Produktionssteigerung
war gekoppelt mit einem drastischen Rückgang der Zahl der landwirtschaftlich Tätigen.
Die intensive landwirtschaftliche Produktion verursacht ebenso wie die industrielle Produktion
beträchtliche Belastungen der Luft, des Wassers und des Bodens, und ist keineswegs als
nachhaltig zu bezeichnen. Obwohl das derzeitige Einkommenssystem für die Landwirte diese
mit schädlichen Umwelteinflüssen verbundene Überproduktion fördert, nimmt die Zahl der
ökologisch wirtschaftenden Betriebe in Österreich zu. Mit geringerem Energie- und extremem
Düngemittelbedarf werden qualitativ hochwertige Produkte geliefert und daneben auch
Landschaftspflege geleistet.
Eine langfristige Sicherung der Ernährung der Menschen kann nur in einer Ökologisierung der
Landwirtschaft liegen, in der wiederum soweit wie möglich die Stoffkreisläufe geschlossen
werden, der Boden geschont, qualitativ hochwertige Produkte in Verbrauchernähe produziert
und die Abhängigkeit von externen Produkten reduziert werden. Eine solche Entwicklung geht
2.8
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
auch in Richtung kleinräumiger, naturnahe betriebener Landwirtschaft und steht im Einklang
mit einer Energiepolitik der Bedarfssenkung, die sich sehr stark in Richtung einer Dezentralisierung bewegen muß (Solarenergie, Biomassenutzung, Handwerker als Nebenerwerbsbauern,...). Eine ökologisch orientierte Steuerreform, die Energie und Rohstoffe besteuert und
Lohnnebenkosten senkt, könnte zur Wiederbelebung der Wirtschaft in dezentralen Regionen
führen und damit auch der Urbanisierung entgegenwirken.
Gerade auf lokaler Ebene sind auch sehr viele Probleme, wie z.B. die Klärschlammentsorgung,
Müllsammlung, Kompostierung, etc. entschärfbar, weil es sich um kleinere Mengen handelt
und die Unmittelbarkeit zwischen Ursache und Wirkung häufig externe Kontrollen überflüssig
macht.
Wald
Nach den Erhebungen der österreichischen Forstinventur ergibt sich eine ständige Zunahme
der Waldfläche, ein laufend wachsender Holzvorrat und steigende Holzvolumenzuwächse.
Diese Mehrung des Holzvorrates ist im Hinblick auf die Bindung von CO2 positiv zu bewerten.
Für die Steigerung der Holzzuwächse können unter anderem auch vermehrter Eintrag von
Stickstoffverbindungen, aber auch die Zunahme des CO2-Gehaltes der Luft und der Anstieg
der Durchschnittstemperatur in den letzten 100 Jahren verantwortlich sein. Von Bedeutung war
aber sicherlich auch das Aufhören der Streunutzungen in den Wäldern und der Rückgang der
Waldweide. Demgegenüber steht eine ständige Zunahme der Schälschäden und der durch
Holzerntemaßnahmen verursachten Rindenschäden. Beim Schutzwald besteht ein Drittel der
Fläche aus Blößen, Bestandslücken und zerfallenden Altbeständen, wodurch die Schutzwirkung
dieser Wälder verlorenzugehen droht.
Obwohl sich aufgrund der Ergebnisse des Waldschadensbeobachtungssystems insgesamt eine
Tendenz zur Verbesserung andeutet, bleibt der Anteil der stark verlichteten bzw. jährlich
abgestorbenen Bäume konstant.
Ein großer Teil der Waldböden ist dank der geomorphologischen Situation (35% karbonatisches Substrat, junge postglaziale Böden) gegen Säureeintrag weitgehend stabil. 23% sind von
Natur aus oder durch anthropogene Einwirkung stark sauer und entbast, weitere 20% sind
gegen zusätzliche Protonenzufuhr in unterschiedlichem Maße labil. Die Stickstoffausstattung
liegt noch weitgehend im Mangelbereich.
Die Schwermetallbelastung liegt - abgesehen von lokalen Kontaminationen (z.B. Brixlegg,
Arnoldstein) - weit unter toxischen Konzentrationen, doch ist eine weiträumige, diffuse
Anreicherung (Pb, Cd) über Ferntransport erkennbar. An essentiellen Schwermetallen (Cu,
Cn, Mn) herrscht lokale Unterversorgung. Neben den in den Gebirgsregionen Österreichs
zunehmend ihrer Schutzfunktion verlustig gehenden Schutzwäldern muß als größtes Problem
der Wald im niederschlagsarmen und sommerwarmen Weinviertel angesehen werden.
Lebensqualität
Die Lebensqualität in Österreich hat, international gesehen, ein hohes Niveau. Dies hängt bis
zu einem gewissen Grad mit dem erzielten Lebensstandard zusammen, doch ist zu beachten,
daß der Zusammenhang Lebensqualität - Lebensstandard bzw. Bruttonationalprodukt nur bis
zu einer gewissen Grenze gültig ist. Aus Umfragen geht hervor, daß in den Gegenden mit
höchsten Einkommen nicht immer auch die höchste Zufriedenheit mit den Lebensumständen
herrscht.
Zur Lebensqualität gehören neben direkt meßbaren Parametern, wie z.B. Luftqualität oder
Lärmbelastung, auch schwer oder nicht meßbare Werte wie das Gefühl der Partizipation an
Entwicklungen und Entscheidungen, die Nähe zu Entscheidungsträgern, geringe Kriminalität
und die Sicherheit sich ohne Angst frei bewegen zu können, Mobilität, Fragen der Nahversorgung mit Handels- und Dienstleistungsbetrieben, die eine gewisse Kontinuität und
Beratungsqualität haben, verläßliche Infrastrukturen usw.
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.9
Ein besonderes Merkmal der Lebensqualität in Österreich ist die Kombination von Umweltqualität und kulturellem Niveau, die auf die Vielfalt der Natur und auf die traditionsreiche
Geschichte des Landes zurückzuführen sind. Dies gilt insbesondere auch für die Städte, wobei
die kulturreiche Großstadt Wien mit ihrem waldreichen Umland, das mit öffentlichen
Verkehrsmitteln leicht zugänglich ist, und der Nähe sehr naturnaher Gebiete (dem künftigen
Nationalpark Donauauen) für ein Ballungsgebiet besonders hohe Lebensqualität bietet.
Die weitere Entwicklung der Lebensqualität wird von der zukünftigen Politik abhängen: weite
Teile Österreichs haben z.B. in den letzten Jahren aufgrund der Verkehrsentwicklung,
insbesondere auch der Transitproblematik, starke Einbußen an Lebensqualität hinnehmen
müssen. Ziel einer Politik, die auf Erhaltung oder Steigerung der Lebensqualität ausgerichtet
ist, muß es sein, bei breitem Zielkonsens möglichst große Freiheits- und Entscheidungsspielräume auf möglichst niedriger Ebene anzusiedeln. Voraussetzung für den Erfolg eines
solchen Ansatzes ist allerdings eine erfolgreiche Umwelterziehung und offensive Bildungspolitik.
Artenvielfalt
Aufgrund seiner unterschiedlichen Lebensräume vom pannonischen Tiefland bis zum
Hochgebirge ist Österreich sehr artenreich. Nur 3 Beispiele mögen dies erläutern: Mit 202
regelmäßigen Brutvogelarten und 416 Vogelarten insgesamt steht Österreich nur wenig hinter
dem fast dreimal so großen Bereich der alten Bundesländer Deutschlands zurück und übertrifft
die Nachbarländer Tschechien, Ungarn und Schweiz. Bei kaum 1% der Fläche Gesamteuropas
berherbergt Österreich 48% der Brutvogelarten (UBA 1993).
Die Zahl der Gefäßpflanzenarten wird je nach weiterem oder engerem Artbegriff mit rund
2 900 bis 3 200 angegeben. Man kann also gut 3 000 Gefäßpflanzenarten annehmen. Der Atlas
der Farm- und Blütenpflanzen der BRD (West) gibt 2 490 Arten an, allerdings zum Teil
Aggregate. Die Zahl der Moosarten beträgt laut Roter Liste 957.
2.2
Kriterien eines NUP
2.2.1
Definition NUP
Der Nationale Umweltplan Österreichs, der NUP, soll es erlauben, mittel- und langfristig
Strategien für eine nachhaltige1 Umweltpolitik zu entwickeln. Diese ist in Zeitabschnitte zu
gliedern. Ziele sind vorzugeben. Der erste Zeitabschnitt sollte wohl einen Rahmen von 46 Jahren haben, dem sollte ein weiterer Zeitabschnitt im gleichen oder etwas größeren Rahmen
folgen. Umweltprobleme können nicht isoliert gesehen werden; daher muß der NUP den
gesamten sozioökonomischen Komplex und die Umwelt gemeinsam erfassen. Darüber hinaus
soll der NUP Wege für eine nachhaltige Entwicklung in Österreich aufzeigen.
Der NUP muß sich selbstverständlich als nationaler Plan Österreichs in Umweltpläne der
Anrainerstaaten und in den Umweltplan der Europäischen Gemeinschaft einfügen, und er muß
letzten Endes Teil einer weltweiten Umweltplanung werden. Jedoch kann für Österreich nicht
gewartet werden, bis alle Anrainerstaaten Umweltpläne entwickelt haben oder bis es zu einer
weltweiten Einigung kommt. Österreich als hoch industrialisiertes und reiches Land hat die
Verpflichtung, auf dem Umweltsektor beispielhaft vorauszuschreiten. Auf diesem Weg werden
sowohl Schutz- als auch Vorsorgeprinzipien zur Anwendung kommen.
1
Der in der Umweltpolitik gebrauchte Begriff "nachhaltig" (sustainable) geht zurück auf die
Definition aus der Forstwirtschaft: es darf dem Wald nur so viel Holz entnommen werden wie nachwächst, so
daß der Waldbestand durch die Nutzung weder reduziert noch in seiner Struktur verändert wird. (BÄTZING
1993)
2.10
2.2.1.1
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Schutzprinzip
Alle menschlichen Aktivitäten sind so zu regeln, daß der Schutz aller Menschen und ihrer
Umwelt dauerhaft gesichert bleibt. Nach dem Schutzprinzip dürfen also keine Emissionen
zugelassen werden, welche die Gesundheit des Menschen gefährden und sein Wohlbefinden
beeinträchtigen oder eine gefährdende Belastung der Umwelt verursachen. Bei Verstößen
gegen dieses Prinzip wird man zunächst auf das Verursacherprinzip zurückgreifen. Der
Verursacher hat für die Vermeidung bzw. Beseitigung der Schäden aufzukommen. Dies ist
nicht immer möglich: es mag keinen Verursacher mehr geben (die Schäden sind in der
Vergangenheit entstanden); in diesem Fall muß der Betroffene, d.h. die Gesellschaft, für die
Kosten aufkommen. Im internationalen Bereich wird das Verursacherprinzip allein nicht
genügen. Reiche, hoch industrialisierte Staaten sind in der Beseitigung von gewissen
Umweltschäden weit fortgeschritten. Demgegenüber sind Umweltbelastungen in ärmeren
Staaten und Gesellschaften oft sehr viel größer. Ein Ressourcentransfer von reich zu arm ist
in dieser Situation der wirksamste Weg, um die globalen Umweltbelastungen effizient zu
beschränken. In hoch industrialisierten Ländern sind zusätzliche Umweltschutzmaßnahmen,
die eine weitere Reduktion von Emissionen bringen, oft sehr teuer und bringen nur mehr
relativ geringe Verbesserungen. Mit gleichem finanziellem Aufwand könnten in sich
entwickelnden Ländern (etwa auch in ehemaligen Comeconstaaten) Umweltmaßnahmen
finanziert werden, die global und regional wesentlich mehr erbringen als die geringfügigen
Reduktionen in den hochentwickelten Ländern. Da gewisse Umweltbelastungen, z.B.
Luftverunreinigungen, grenzüberschreitend sind, kann und wird in vielen Fällen durch die
Investitionen in den Verursacherländern die Situation der Betroffenen auch verbessert werden.
Es ist also dem ersten Prinzip "the polluter pays" ein zweites Prinzip zur Seite zu stellen: "the
victim pays", und beide sind in Abwägung gegeneinander zu betrachten. Das Prinzip "the
victim pays" bedeutet, daß im Interesse der allgemeinen Verbesserung der Umweltsituation
reiche, finanzkräftige Gesellschaften die Kosten für die Sanierung der Umwelt übernehmen
müssen.
2.2.1.2
Vorsorgeprinzip
Das Vorsorgeprinzip ist die Voraussetzung für eine nachhaltige umweltverträgliche
Entwicklung in der modernen Gesellschaft. Zukünftige Generationen dürfen prinzipiell in der
Befriedigung ihrer Bedürfnisse nicht beschränkt werden. Diese Forderung stellt einen
Generationenvertrag dar. Schäden und Ressourcenverluste sind nur dann tolerabel, wenn
entsprechende Reparaturmöglichkeiten und Alternativen bestehen oder absehbar sind. Das
Vorsorgeprinzip besagt, daß auch potentielle künftige Gefahren für Mensch und Umwelt zu
vermeiden sind, wenn die Möglichkeiten dazu gegeben sind; dies auch dann, wenn eine solche
Gefährdung aus heutiger Sicht noch nicht erkennbar ist. In der Praxis bedeutet das, daß der
anthropogen bedingte Einfluß auf ein nicht vermeidbares Minimum zu beschränken ist. Bei
dieser Minimierung sind jedoch die Systeme in ökologisch sinnvoller Größe zu definieren.
Dieses Vorsorgeprinzip ist die Richtschnur für einen Nationalen Umweltplan. Das Handeln
nach dem Stand der Technik stellt nur ein gesetzlich zu fixierendes Minimum dar. Der Stand
der Technik muß dynamisiert und stets weiterentwickelt werden. Forschungen sind anzustellen,
um möglichst frühzeitig noch unerkannte Gefahren aufzuspüren, und es sind die besten
Technologien einzusetzen, um solche möglichen Gefahren abzuwenden.
Es ist jedoch anzumerken, daß das Vorsorgeprinzip nicht immer bis zur letzten Konsequenz
anwendbar ist. Wollte man dieses Prinzip zum allein gültigen erheben, müßten praktisch alle
Bemühungen in Forschung und Entwicklung, alle Maßnahmen zur Vermeidung primärer und
sekundärer Folgen aus natürlichen und artifiziellen Vorgängen und Prozessen diesem Prinzip
untergeordnet werden. Eine solche Verpflichtung würde die menschliche Intelligenz und die
finanziellen Ressourcen in einem so hohen Maße binden, daß alle anderen Aktivitäten, für den
materiellen und kulturellen Bestand der Menschheit gleichermaßen wichtig, so stark reduziert
werden müßten, und dadurch die Lebensgrundlage künftiger Generationen zumindest in
gleichem Ausmaß gefährdet werden könnte.
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.11
Der notwendige Kompromiß besteht daher darin, das Vorsorgeprinzip jedenfalls in jenen
Fällen zur Anwendung zu bringen, in welchen eine Gefährdung künftiger Generationen auf der
Basis des derzeitigen Wissensstandes wahrscheinlich ist, oder zwar nicht erwiesen ist, aber
auch nicht ausgeschlossen werden kann.
2.2.1.3
Kriterien
Das Kriterium für den NUP ist der jeweilige Stand der Wissenschaft. Dazu gehören nicht nur
der Stand der Naturwissenschaften, sondern auch die Erkenntnisse der Sozial- und Politikwissenschaften und darüber hinaus natürlich auch der Wirtschaftswissenschaften, um beurteilen
zu können, inwieweit die Vorschläge auch finanziert werden können.
Der NUP ist daher nicht nur ein fester Plan mit einem Zeitrahmen, sondern darüber hinaus ein
Programm zur Etablierung eines neuen Verhaltens aufgrund einer neuen Ethik.
2.2.2
Ziele des NUP
2.2.2.1
Zielbestimmung
Das übergeordnete Ziel des NUP ist die Überführung Österreichs in ein System, das sich
nachhaltig weiter entwickelt. Um dieses Ziel zu erreichen, ist zu einem gegebenen Zeitpunkt
auf einem vorgegebenen Zeithorizont eine Zielvorgabe in Form eines Kataloges zu geben.
Im Rahmen des Erarbeitens der wissenschaftlichen Vorgaben dieses Kataloges ist die
Vielschichtigkeit der Umsetzungsebenen, auf der die jeweiligen Ziele angestrebt werden
müssen, zu berücksichtigen. In der Matrix der Zielvorstellungen und Umsetzungsebenen muß
in besonderer Weise auf einige zeitabhängige Faktoren (chemische, biologische und
physikalische) Bedacht genommen werden. Zu diesen zählen unter anderem Transportgeschwindigkeiten, chemischer und biologischer Abbau, Halbwertszeiten, Reaktionsgeschwindigkeiten, Löslichkeiten. Im Hinblick darauf sind gegebenenfalls ökologische
Prioritäten abzuleiten, die mit den unter 2.5.1 genannten Prioritäten in Einklang zu bringen
sind.
2.2.2.2
Kurz- und mittelfristige Ziele
Für eine ausgewählte Reihe von Zielen ist ein Zeithorizont von 4-6 Jahren anzusetzen; bis zum
Ablauf dieser Frist müssen die Belastungen im vorzugebenden Ausmaß reduziert werden.
Solche Vorgaben sind für alle Teilbereiche notwendig, u.a. für Luft, Lärm, Verkehr, Energie.
2.2.2.3
Langfristige Ziele
Für einen erweiterten Zielkatalog sind die Vorgaben zur Erreichung der Nachhaltigkeit zu
erarbeiten. Die Frist, bis zu welcher Nachhaltigkeit erreicht werden kann, ist nicht genau
bestimmbar und muß durch Abschätzungen angegeben werden. Auch das Erreichen der
Nachhaltigkeit ist nicht unmittelbar feststellbar; es ist ein Iterierungsverfahren, mit dessen
Hilfe z.B. im Sinne von JONAS (1979) eine Annäherung an diese Entwicklungsform gefunden
werden muß.
2.2.2.4
Neubestimmung und Änderung von Zielen
Insbesondere für die langfristigen Ziele wird es notwendig sein, diese Ziele neuen Entwicklungen und Erkenntnissen in der Wissenschaft, aber auch Entwicklungen im sozialen und
gesellschaftlichen Bereich anzupassen. Es wäre notwendig, ein Gremium zu installieren, das
diese einschlägige Entwicklung verfolgt und periodisch berichtigt.
2.12
2.2.2.5
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Regulation von Fehlentscheidungen
Da viele der Maßnahmen, die bei der Realisierung des NUP zu setzen sein werden,
beträchtliche Eingriffe in die Wirtschaft notwendig machen, auch Änderungen im persönlichen
Verhalten aller herbeiführen müssen, ist es notwendig, etwaige Fehlentscheidungen - man kann
über das Ziel hinausgeschossen sein, man kann zu wenig verlangt haben, es können neue
Forderungen auftreten aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen
und ökonomischen Entwicklungen - durch ein entsprechendes Regulativ zu beheben. Es wäre
also notwendig, ein Fachgremium bestehend aus Wissenschaftlern und Politikern zu
installieren, dem es obliegt, im Sinne einer Appellationsinstanz für den NUP solche
Fehlentscheidungen zu erkennen und zu korrigieren.
2.3
Wirtschaftliche Aspekte des NUP - Vorreiterrolle Österreichs
Alle Maßnahmen, die auf dem Umweltsektor gesetzt werden, ja selbst die Diskussion solcher
Maßnahmen haben auch wirtschaftliche Auswirkungen. Die Diskussion muß sowohl die Kosten
betrachten, die für den einzelnen und die gesamte Wirtschaft entstehen, wenn keine
Maßnahmen gesetzt werden (business as usual), als auch die Kosten der einzelnen Maßnahmen,
die verschiedene soziale Schichten und Interessensgruppen in unterschiedlichem Maße tragen
müssen. Die erstgenannten Kosten des Nichthandelns können u. U. wesentlich höher sein als
die von rechtzeitig geplanten Umweltschutzmaßnahmen. Ein gesamtwirtschaftliches Optimum
ist anzustreben. In die Kosten sind unter Berücksichtigung der Kostenwahrheit auch die
externen und die langfristig anfallenden Folgekosten einzuschließen. Die wirtschaftliche
Bewertung nicht quantifizierbarer Güter (z.B. Lebensqualität) kann hiebei ein Problem
darstellen.
Es ist aber auch festzustellen, daß eine fortschrittliche Umweltpolitik mittel- und langfristig
nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch von Nutzen sein kann. Die in der Mitte der
achtziger Jahre auf gesetzlicher Basis zur Anwendung gekommene Rauchgasentschwefelung
-damals mit Deutschland zusammen als erstes Land in Europa - wurde durch die österreichischen Kraftwerksbetreiber so weiterentwickelt, daß diese Gesellschaften Tochterunternehmen gegründet haben und ihr Know-how nun in anderen Ländern erfolgreich
vermarkten. Eine ähnliche Situation besteht bei der in Österreich erfolgten Weiterentwicklung
der Rauchgasreinigung in Abfallverbrennungsanlagen aufgrund der sehr strengen österreichischen Emissionsgrenzwerte. Auch diese Entwicklungen werden in europäischen Ländern
vermarktet. Als letzte Beispiele seien die seit 1987 bestehende Katalysatorpflicht bei PKWNeuzulassungen, der nun die restlichen europäischen (EG-) Länder nachfolgen, sowie die
Entwicklung lärmarmer LKW durch österreichische Firmen und der Export dieser Fahrzeuge
angeführt.
Der NUP sollte dazu beitragen, daß dort, wo Österreich eine Vorreiterrolle hat, diese auch
weiter bestehen bleibt bzw. weiterentwickelt wird.
Es wäre wünschenswert, daß die Medien für eine internationale Verbreitung der Information
über österreichische Umweltmaßnahmen und -technologien sorgten, denn nur dann, wenn diese
Kenntnis weit verbreitet ist, treten auch die entsprechenden positiven Rückwirkungen auf.
2.4
Die sachlichen Verflechtungen des NUP
Der NUP erfordert eine ganzheitliche Betrachtung. Er wird also übergreifend von vielen
Wissensgebieten beeinflußt werden auf der anderen Seite nahezu alle menschlichen Aktivitäten
zu berücksichtigen haben. Die Fragestellung ist so allgemein, daß es keinen für alles
zuständigen Experten gibt. In der Behandlung der Probleme ist es daher notwendig, die
Teilgebiete, für welche es Experten gibt, gesondert zu behandeln. Das Team der Experten aus
allen Bereichen muß dann die Interdisziplinarität und die Berücksichtigung der vielen
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.13
Teilaspekte sichern; in diesem Sinne ist die nachfolgende kurze Auseinandersetzung mit
Teilbereichen zu sehen.
2.4.1
NUP und Klima
Das Klima in Österreich kann durch Maßnahmen in Österreich nur in geringfügigem Ausmaß
beeinflußt werden. Da zunehmende globale Luftverunreinigung und andere Faktoren eine
Klimaänderung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit herbeiführen werden, muß ein
Nationaler Umweltplan vorbereitende Maßnahmen enthalten, welche die Folgen einer solchen
Klimaänderung für Österreich prüfen und die Forschung über Klimaauswirkungen auf
Österreich intensivieren.
2.4.2
NUP und Luft
Durch die Orographie Österreichs bedingt, kann es im Nahbereich von Emissionsquellen zu
beträchtlichen Schadstoffbelastungen in der Luft kommen (Tal-, Kessel-, Beckenlagen). Ein
Nationaler Umweltplan hat diese Gegebenheiten zu berücksichtigen. Neben der orographischen
hat auch die verkehrsgeographische Situation Österreichs ihre Berücksichtigung zu finden. Die
internen Bemühungen Österreichs müssen jedoch, speziell im Bereich Luft, durch bi- oder
multilaterale Vereinbarungen zur Emissionsreduktion von Schadstoffen in den Nachbarländern
ihre notwendige Ergänzung finden.
2.4.3
NUP und Geruch
Geruchsbelastungen stellen eine wesentliche Beeinträchtigung des Wohlbefindens dar. Seit
1979 konnten dabei in Österreich keine Verbesserungen mehr erreicht werden. Den
Emissionsbegrenzungen geruchsaktiver Substanzen muß daher sowohl im Verkehr als auch bei
Betrieben mehr Augenmerk geschenkt werden. Geruchskataster und Aktionspläne sollten
ebenso erstellt werden wie österreichische Richtlinien zur Geruchsbeurteilung und -bewertung.
2.4.4
NUP und Lärm
Von den österreichischen Wohnungen sind 33,5% lärmgestört. Dieser Prozentsatz sollte
wesentlich herabgesetzt werden. Lärmminderungen müssen insbesondere durch verbesserte
Strukturen in der Raumordnung und Raumplanung sowie im Verkehr erreicht werden. Für
Kraftfahrzeuge, Maschinen und Geräte müssen lärmarme Technologien eingesetzt oder
entwickelt werden. Geräuschemissionen und -immissionen sind in Lärmkatastern zu
dokumentieren, und bei Grenzwertüberschreitungen sind Stufenpläne zur Herabsetzung der
Emissionen zu erstellen.
2.4.5
NUP und Boden
Die Böden sind eine wesentliche Ressource, auf die Erhaltung ihrer Funktionen (neben der
allgemein bekannten biologischen Produktionsfunktion haben Böden eine Puffer-, Filter- und
Transformationsfunktion) ist besonderes Augenmerk zu lenken. Böden haben gemäß ihrer
Zusammensetzung eine gewisse Pufferkapazität. Dies führt dazu, daß Belastungen nicht
unmittelbar negativ in Erscheinung treten, sondern erst mit einer gewissen Verzögerung, dann
aber zu schwerwiegenden Konsequenzen führen können; es ist darauf zu achten, daß es zu
solchen nicht kommt. Der Zustand der Böden und ihre Belastung, insbesondere auch die
Einbringung von Kunstdünger und seine Verweilzeit, das Einbringen von Schwermetallen und
persistenten organischen Verbindungen und ihre Verweilzeit sind laufend zu verfolgen, und
es sind Maßnahmen zu setzen, um die Nachhaltigkeit der Bodenbewirtschaftung zu erreichen.
Hiefür sind erhebliche Einsätze in der Überwachung und der weiteren Erforschung der
2.14
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Zusammenhänge notwendig.
Für die Bodensituation in Österreich liegt eine eigene Untersuchung vor. (Auftrag des
BMfUJuF: "Statusbericht Boden - Istzustand und Entwicklungstendenzen in Österreich", Univ.
Prof. Dr. W. E. Blum)
2.4.6
NUP und Wasser
Wasser, d.h. Oberflächengewässer und Grundwasser, stellt eine wesentliche Ressource dar.
Die nachhaltige Bewirtschaftung ist eine unabdingbare Voraussetzung für alle anderen
nachhaltigen Entwicklungen in Österreich. Es ist hier ein großer Forschungsbedarf und ein
großer Informationsbedarf gegeben. Die Frage, wie lange Substanzen zurückgehalten werden,
und wie rasch sie in das Wasser eintreten, ist von vorrangiger Bedeutung. Auch in diesem
Bereich könnten Klimaänderungen negative Auswirkungen für Österreich bedeuten (z.B.
trockener Sommerbedarf an Bewässerung).
Für die Wassersituation in Österreich liegt ein gesonderter Bericht vor (Auftrag des BMfUJuF:
"Erstellung eines Leitbildes für Grund- und Oberflächengewässer unter Zugrundelegung
festzulegender Nutzungsarten und Zielkriterien", Inst. f. Wasservorsorge, Gewässergüte u.
Fischereiwirtschaft, Universität für Bodenkultur, Wien)
2.4.7
NUP und Abfall
Abfälle bilden bezüglich Quantität und Qualität ein großes Gefährdungspotential für Mensch
und Umwelt. Abfallwirtschaftliche Ziele sind daher wichtiger Bestandteil in jedem nationalen
Umweltplan. Abfälle stellen auch Sekundärrohstoffe dar, die einer Nutzung zugeführt werden
können. Darüber hinaus gibt es heute (auch in allen anderen Industrieländern) ungelöste
Abfallprobleme in Form von Altlasten (Deponien), die entsprechend ihrem Gefährdungspotential aufgearbeitet werden müssen.
Der Export von nicht als Sekundärrohstoffe zu behandelnden Abfällen in andere Länder ist
keine Lösung des Problems und ist aus ethischen Gründen sobald wie möglich zu beenden.
Umweltgerechte bestehende Techniken sind unter Berücksichtigung der regionalen Situation
anzuwenden, fehlende Methoden sind zu entwickeln, um alle Abfälle sicher entsorgen zu
können und in eine Form zu bringen, so daß sie entweder gefahrlos wiederverwertet oder auch
langfristig gefahrlos deponiert werden können. Der Vermeidung von Abfällen ist ein
besonderes Augenmerk zuzuwenden.
Für die Abfallsituation in Österreich liegt ein eigener Bericht vor (Auftrag des BMfUJuF:
"Ziel der Abfallwirtschaft aus ökologischer und rohstofforientierter Sicht", Univ. Prof. Dr.
P. H. Brunner, DI G. Bauer)
2.4.8
NUP und Wald
Für die Waldsituation in Österreich liegt eine eigene Studie vor (Dr.Sonderegger), doch seien
hier kurz einige wesentlich erscheinende Problemkreise angesprochen: Der Holzzuwachs hat
im letzten Dezennium außerordentlich hohe Werte erreicht. Der Hauptanteil der Zuwachssteigerung konzentrierte sich auf die hiebsunreifen 21 bis 60 Jahre alten und in den meisten
Fällen dringend im Interesse der Holzvorrats- und Waldpflege zu durchforstenden Bestände.
Die Durchforstungsrückstände übertreffen die in Österreich jährlich genutzte Holzmenge um
ein Vielfaches.
Der entscheidende Zuwachsträger im österreichischen Wald ist die Fichte, die den durchschnittlich besten Kronenzustand aufweist. Den schlechtesten Kronenzustand weist die Eiche,
gefolgt von Tanne und Weißkiefer auf. Unter den biotischen und abiotischen Schadfaktoren,
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.15
die artspezifisch unterschiedlich bedeutend, sind spielen eine wichtige Rolle:
-
Wurzelfäule (Fichte)
Schadinsekten (Weißkiefer, Eiche, Buche)
Hagelschlag (Fichte, Weißkiefer)
Steinschlag (Fichte)
Sturmschäden (Fichte)
Schälschäden (Fichte)
Trockenperioden, Frost und Grundwasserabsenkungen (Eiche, Buche).
Bei der Tanne kommen vor allem kombinatorische Wirkungen zum Tragen.
2.4.9
NUP und einige spezifische Problemfelder
Den folgenden, ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgezählten Problemen wurde bisher keine
spezielle Studie im Rahmen des NUP gewidmet.
2.4.9.1
NUP und radioaktive Belastungen
Ein Nationaler Umweltplan sollte auch die Entsorgung radioaktiver Abfälle miteinschließen.
Unter den Luftschadstoffen nimmt die Radioaktivität traditionell eine Sonderstellung ein. Sie
kann natürlichen oder anthropogenen Ursprungs sein.
Die natürliche radioaktive Belastung geht in Österreich in erster Linie auf das Edelgas Radon
zurück, das an undichten Stellen aus dem Boden in die Häuser strömt und z.T. auch von
Baustoffen an die Raumluft abgegeben wird. Die an den Feinstaub angelagerten Zerfallsprodukte des Radons (Schwermetalle) werden eingeatmet und bestrahlen die Lunge von innen.
Aus der mittleren Dosis (bei 20-40 Bq/m3 (EEC) Raumluftkonzentration 20-40 mSv/Jahr
Äquivalentdosis im Bronchialepithel) errechnet sich ein mittleres Lungenkrebsrisiko für die
Allgemeinbevölkerung, das alle anderen Krebsrisiken durch Umweltnoxen - einschließlich
Passivrauchen - übertrifft. Nach heutigem Wissensstand werden ca. 5% aller Lugenkrebsfälle
in Österreich (ca. 150 Sterbefälle pro Jahr) der Inhalation von Radonzerfallsprodukten
zugeschrieben, die in besonders belasteten Regionen bzw. Wohnungen der Hauptrisikofaktor
dieser Erkrankung ist. Die höchsten Belastungen werden im Zusammenhang mit geogenen
Quellen festgestellt, wobei in einem Tiroler Ort mit hoher Gaspermeabilität des Bodens bei
geringem Feinkornanteil in Bergsturzmaterial mittlere EEC-Werte von 1 500 Bq/m3 und
Maximalwerte von 30 000 Bq/m3 gemessen wurden. Da diese Quelle erst durch eine regionale
Lungenkrebshäufung entdeckt wurde, sind erst jetzt Sanierungsmaßnahmen (Kellerabdichtung,
Belüftung etc.) durchgeführt und Meßreihen auch in anderen Gebieten eingeleitet worden,
wobei z.B. im Mühlviertel bisher in 18% der Wohnungen Werte über dem Eingreifrichtwert
der Österreichischen Strahlenschutzkommission von 400 Bq/m3 festgestellt wurden. Auch die
Erhaltung des Planungsrichtwertes von 200 Bq/m3 für Neubauten (und der ÖNORM S 5200
"Radioaktivität in Baustoffen") werden in Zukunft besser überwacht werden müssen, wobei
die Belüftung auch für die Reduktion anderer Luftschadstoffe von Bedeutung ist, die in
Innenräumen emittiert werden, in denen wir den Großteil des Lebens verbringen.
Anthropogen verursachte radioaktive Belastung, die über den innerbetrieblichen Bereich
hinausgeht, wird in der Regel vor allem mit dem Betrieb von Kraftwerken in Zusammenhang
gebracht. Dabei stellt die in den Abgasen von Kohle- und Kernkraftwerken enthaltene
Radioaktivität nach heutigem Wissensstand kein besonderes Umweltproblem dar. Probleme
treten vor allem im Zusammenhang mit Störungen oder Unfällen in Kernkraftwerken und beim
Transport radioaktiver Substanzen auf. Wegen der möglichen großräumigen Verstrahlung
infolge solcher Unfälle ist auch das kernenergiefreie Österreich von dieser Problematik
betroffen. Berechnungen haben ergeben (BKA 1991), daß in Österreich im Falle eines
schweren Unfalles mit Kernschmelze in einem der grenznahen Kernkraftwerke die höchste
Stufe der in den Rahmenempfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit, Sport und
2.16
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Konsumentenschutz definierten Gefährdungsstufen auftreten kann, eine Gefährdungsstufe, für
die der Einsatz aller möglichen Maßnahmen zur Minimierung der Belastung der Bevölkerung
vorgesehen ist. Da eine Stillegung aller grenznahen Kernkraftwerke nicht absehbar ist, muß
in Österreich ein möglichst wirkungsvolles Krisenmanagement einschließlich der erforderlichen
Meßnetze und Simulationsmöglichkeiten aufrechterhalten werden. Darüber hinaus muß eine
Verminderung des Risikos für Österreich angestrebt werden - sei es durch Aufzeigen von
Schwächen der nuklearen Anlagen oder durch Förderung alternativer Lösungen zur
Energiegewinnung.
2.4.9.2
NUP und Flugverkehr
Der Flugverkehr hat für Österreich zwei Aspekte. Der erste ist die Belastung der Umwelt
durch Flughäfen. Hier sind die Flugbewegungen und der Zubringerverkehr zu beachten, die
eine entsprechende Quelle lokaler Luftverunreinigungen und Lärmbelastungen darstellen.
Der zweite Aspekt ist das Überfliegen Österreichs. Österreich im Herzen Mitteleuropas und
als Knotenpunkt vieler Luftrouten wird in steigendem Ausmaß überflogen. Es ist mit einer
entsprechenden starken Zunahme auch im nächsten Jahrzehnt zu rechnen. Die Effekte und
Auswirkungen dieses Überfliegens Österreichs sind zu beobachten und abzuschätzen.
2.4.9.3
NUP und Lichtbelastung
Die Entwicklung der Beleuchtung öffentlicher Flächen (Straßenbeleuchtung) hat zu einer
Verringerung der Unfallhäufigkeit geführt und ist grundsätzlich positiv zu sehen. Dies kann
aber in vielen Orten, insbesondere in städtischen Ballungsräumen, zu negativen Effekten
führen. In vielen Bereichen haben "Beleuchtungseffekte" ein solches Ausmaß erreicht, daß vor
allem im häuslichen Bereich optische Belastungen auftreten und daher eine weitere Verstärkung
nicht wünschenswert erscheint. Es wäre daher im NUP auch ein Abschnitt vorzusehen, der
Grenzen der Belastung durch Beleuchtung setzt. Solche Belastungen treten auch in der
Umgebung von Straßen im Nachtverkehr (z.B. Autoscheinwerfer) sowie von Sportanlagen,
Werbeflächen, Baustellen etc. auf. Richtlinien über höchstzulässige Lichtbelastung müßten u.a.
die Frage der Netzhautbelastung und der thermischen Belastung sowie die Probleme der
Blendung berücksichtigen. Licht hat auch über hormonelle Beeinflussung (Melatoninunterdrückung) entscheidenden Einfluß auf die biorhythmische Regulation.
2.4.9.4
NUP und elektrische und magnetische Felder
In den letzten Jahren hat sich international eine gewisse Besorgnis über die Belastung durch
elektrische und magnetische Felder bemerkbar gemacht. Dies ist verständlich, wohnen doch
zunehmend mehr Leute in der unmittelbaren Umgebung entsprechender elektrischer Systeme.
Die Entwicklung auf diesem Sektor ist zu verfolgen, und eine entsprechende Expertise sollte
in Österreich bestehen, um gegebenenfalls Grenzen der elektromagnetischen Belastung
festlegen zu können.
2.5
Beurteilungsfragen des NUP
Aus den sachlichen Verflechtungen des NUP geht zwingend hervor, daß es keine Einzelperson
geben kann, welche alle Aspekte des NUP als Experte mit gleicher Autorität behandeln könnte.
Dies führt zu einer Reihe spezieller Probleme, die im folgenden diskutiert seien.
2.5.1
Prioritäten
In der Endphase des NUP sollte aus der Gesamtsicht aller Beteiligten eine entsprechende
Prioritätensetzung erfolgen, vor allem für solche Bereiche, die für eine nachhaltige
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.17
Entwicklung besondere Bedeutung haben. Dabei sollten u.a. die im Fünften Aktionsprogramm
der EG genannten Schwerpunktbereiche (Industrie, Energie, Verkehr, Landwirtschaft,
Tourismus), horizontalen Maßnahmen (Information, Aus- und Weiterbildung etc.) und
Tätigkeitsfelder (Abfälle, Stadtumwelt, etc.) berücksichtigt werden (EG 1993).
2.5.2
Experten
Es ist für die politischen Entscheidungsträger, aber auch für die Öffentlichkeit in gleichem
Maße unerfreulich, daß es oft zu einer bestimmten Fragestellung widersprüchliche Aussagen
angesehener Experten gibt. Dies hat seinen Grund darin, daß im Umweltbereich alle Probleme
komplex und sehr stark vernetzt sind. Solche Widersprüche kommen in extenso in der
Klimaproblematik (Kapitel 3) vor.
Dazu kommen Unsicherheiten im Datenmaterial und in den Modellen. (Wegen der Komplexität
sind nur stark vereinfachte Modelle möglich). Daher können die gleichen Daten von Experten
mit verschiedenem Hintergrund unterschiedlich interpretiert werden. Grundsätzlich sind die
Ergebnisse von Modellen keine Vorhersagen, sondern Szenarien und nur unter genauer Angabe
der Parameter, welche in die Modelle eingegangen sind, vergleichbar. Es ist daher notwendig,
bei widersprüchlichen Aussagen von Experten die verwendeten Parameter zu vergleichen und
die Auswahlkriterien für die Information im Detail zu besprechen. Die Austragung von solchen
Expertenkonflikten über Modelle und Wahl von Parametern ist zu "ritualisieren", d.h. es ist
ein Schema festzulegen, wie sie auszutragen sind. Damit sollte die Akzeptanz für Expertenurteile als eine der Grundlagen gesellschaftspolitischer Entscheidungen wieder zunehmen, denn
ein Mangel an Fachkenntnissen kann demokratiepolitisch nicht ersetzt werden, ebensowenig
wie Experten selbst politische Entscheidungen treffen können.
2.5.3
Die Austragung von Konflikten
2.5.3.1
Konflikte der Zielvorstellungen (Berwertung)
Die Zielvorstellung, wie die Welt, das Land, die Stadt sein soll, ist verbunden mit individuellen Werten, die sehr unterschiedlich sein können. Um zu einer einheitlichen und zumindest von
einer großen Mehrheit akzeptierbaren Formulierung der Zielvorstellungen zu kommen, müssen
die ethischen Bewertungssysteme im einzelnen diskutiert und gewogen werden. Es ist ein neuer
Grundwert einzuführen, der sich am "Überleben der Menschheit" im allgemeinen und an einem
"Maximum an Chancen für die nachfolgenden Generationen" im besonderen orientiert.
2.5.3.2
Konflikte der Prioritätensetzung
Aufgrund einer gegebenen Situation und aufgrund von Zielvorstellungen werden die
vorhandenen Ressourcen für die Bewältigung der Probleme nach Prioritäten geordnet
eingesetzt. In der Prioritätensetzung wird es naturgemäß größere Konflikte geben. Es sind
Mechanismen und Gremien zu konstruieren, welche eine Austragung der entsprechenden
Konflikte ermöglichen.
2.5.3.3
Konflikte durch Interessen von Einzelpersonen und Gruppen
Eine Konfliktbeilegung auf diesem Niveau ist nur über intensive Information und Bildung
denkbar. Es sollten Gremien zur Austragung solcher Konflikte geschaffen werden. Um eine
Akzeptanz zu erreichen, ist es aber notwendig, solche Konflikte nicht durch zentralistische
autoritäre Urteile zu lösen.
2.18
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.6
Maßnahmen aufgrund des NUP
2.6.1
Raumordnung
Die Raumplanung muß regional und lokal die Raumnutzung und die Strukturplanung so
vornehmen, daß ökologische Gesundheit und die sozioökonomische Entwicklung eines
Gebietes, einer Region oder einer größeren Gemeinde gesichert sind. Hiezu ist eine integrale
Vorgangsweise notwendig. Die Zersplitterung der Kompetenzen in Österreich machte bisher
eine umweltgerechte Raumplanung nicht in geeignetem Umfang möglich. Hier ist eine
Änderung auf dem Rechtssektor anzustreben. Dies muß ein zentrales Anliegen des NUP
werden, Forschung muß gefördert werden.
2.6.2
Direkte Eingriffe (Gesetze und Verordnungen)
Über Verordnungen und Gesetze sind entsprechende Maßnahmen durchzusetzen.
2.6.3
Indirekte Eingriffe (Steuern und Anreize)
Der NUP muß finanzielle Lenkungssmaßnahmen vorsehen. Dies kann durch positive Anreize
einerseits und/oder Steuern oder Abgaben andererseits geschehen.
2.6.4
Freiwillige Maßnahmen
Freiwillige Maßnahmen hängen wesentlich von Bildung, laufender Information und Motivation
ab.
2.7
Information und Bildung
2.7.1
NUP und Schule
Umweltfragen müssen relativ frühzeitig allen Menschen als besonderes Anliegen nahegebracht
werden. Hiezu ist auf allen Schulstufen ein entsprechendes Unterrichtsprinzip einzuführen.
Dies sollte in Absprache mit den entsprechenden Fachministerien geschehen. Hiebei ist aber
darauf zu achten, daß nicht nur die biologischen, naturwissenschaftlichen, sondern auch die
sozioökonomischen und ethischen Aspekte der Umweltfragen behandelt werden. Es muß ein
Verständnis für die Vernetzung der Probleme, vor allem aber auch ein emotional verankertes
Interesse und Engagement für den Mitmenschen und die Natur geweckt werden, und zwar
möglichst frühzeitig. Durch Entwicklung von Verantwortungsgefühl für den Nachbarn, die
Dritte Welt und für die Folgegenerationen könnte das heute weit verbreitete "Florianiprinzip"
von einem "Solidaritätsprinzip" abgelöst werden und die Akzeptanz für die nötigen
Gemeinschaftseinrichtungen des Umweltschutzes (Massenverkehrsmittel, Müllentsorgung, etc.)
gesteigert werden.
2.7.2
NUP und Erwachsenenbildung
Da entsprechende Verhaltensänderungen aller Menschen relativ bald notwendig werden, sind
alle Menschen zu informieren. Dies wird nur über ein allgemeines Bildungsprogramm
gelingen, das auf gruppenspezifische Vorkenntnisse und Interessen Rücksicht nimmt. Es ist ein
solches Bildungsprogramm zu entwerfen, welches auch eine konstruktive Bürgerbeteiligung
ermöglicht.
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
2.7.3
2.19
NUP und Forschung
Es besteht ein großer Forschungsbedarf. Es sollte ein eigenes Umweltforschungsprogramm in
Österreich installiert werden, welches vor allem Augenmerk auf die Vernetzung verschiedener
Forschungszweige und internationale Kooperationen zu legen hätte.
2.7.4
NUP und Medien
In der heutigen Zeit der Informationsüberflutung verwenden die Medien lokale, regionale und
auch globale Umweltprobleme häufig als "Aufhänger". Dies gelingt nur, wenn sie die
Probleme entsprechend dramatisiert darstellen, also ein Horrorszenarium entwerfen und das
worst-case-Szenarium als Prognose bzw. wahrscheinlichste Entwicklung darstellen. Diese Art
der Berichterstattung führt aber zu einer verzerrten Einschätzung der Umweltprobleme. Man
erfährt, daß prognostizierte Katastrophen nicht eingetreten sind, und geht zur Tagesordnung
über, d.h. aber, daß dringend anstehende Probleme nicht die nötige Beachtung finden. Solches
führt zwar im allgemeinen nicht zu Katastrophen, wohl aber kann es unter Umständen zu
beträchtlichen Schäden und Beeinträchtigungen kommen. Daher sollte eine eigene Instanz
geschaffen werden, die nicht als Zensur verstanden werden darf, sondern Umweltprobleme für
die Medien laufend aufbereitet. Diese Instanz könnte nicht nur der Abstumpfung und
Gleichgültigkeit entgegenwirken, die durch Desinformation und widersprüchliche Meldungen
entstehen kann, sondern müßte vor allem auch den Teufelskreis zwischen Sensationsjournalismus und beschwichtigender Defensivpolitik durchbrechen. Außerdem werden
polarisierende Darstellungen auch deshalb durch echte Aufklärung ersetzt werden müssen, weil
sonst notwendige Besorgnis zu irrationaler Angst wird, die von Demagogen und Fanatikern
geschürt auch im Wirtschaftskampf mißbraucht werden kann. Technikfeindlichkeit,
Wissenschaftsfeindlichkeit und Okkultismus nehmen in der Bevölkerung zu, und "Glaubenskriege" zwischen verschiedenen Umweltschutzgruppen beeinträchtigen rationale, konstruktive,
vorausschauende gemeinsame Lösungen.
2.8
Literatur
BÄTZING W (1993): Nachhaltigkeit aufgrund sozialer Verantwortung; Neue Zürcher Zeitung,
7./8. März 1993. Fernausgabe Nr. 54.
BKA (1991): Bewertung der Sicherheit des Kernkraftwerkes Jaslovske Bohunice V-1, Band 1,
Zusammenfassende Darstellung; Österreichische Expertenkommission Bohunice im Auftrag
des Bundeskanzleramtes, Springer Verlag Wien, im Druck.
CLUB OF ROME (1990): Die Herausforderung des Wachstums; Schweiz-Bern-MünchenWien.
EG (1993): Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, Nr. C 138, 36. Jahrgang.
ENCYCLOPEDIA BRITANNICA (1993): 1993 Britannica Book of the Year, Encyclopedia
Britannica; Chicago, USA.
FROMM E (1976): Haben oder Sein; Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart.
HARRIS JM (1990): World Agriculture and the Envrionment; Garland Publishing, Inc., New
York.
JONAS H (1979): Das Prinzip Verantwortung; Insel Verlag, Frankfurt a. Main.
KANT I (1785): Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.
MEADOWS D (1972): Die Grenzen des Wachstums, Bericht des Club of Rome zur Lage der
2.20
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Menschheit; Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart.
MESAROVIC M und PESTEL E (1974): Menschheit am Wendepunkt, Zweiter Bericht an den
Club of Rome zur Weltlage; Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart.
ODUM EP (1993): Ecology and our endangered Life-Support Systems; Sinauer Associates,
Inc. Publishers, Sunderland, Massachusetts.
PECCEI A (1981): Die Zukunft in unserer Hand; Molden, Wien-München-Zürich-New York.
UBA (1993): Atlas der Brutvögel Österreichs; Hrsg. Umweltbundesamt, Wien.
UMWELTATLAS (1993): Internationaler Umweltatlas: Jahrbuch der Welt-Ressourcen;
Band 3, ecomed verlagsgesellschaft, Landsberg, BRD.
KLIMA
3.1
3 KLIMA
M. Hantel und A. Haslinger
In diesem Kapitel sollen die Grundtatsachen über das Klima und seine Mechanismen sowie die
regionalen und lokalen Besonderheiten des Klimas Österreichs besprochen werden.
3.1
Das Klima allgemein
Eine der frühesten Klimadefinitionen stammt von Alexander HUMBOLDT (1845):
Der Ausdruck Klima bezeichnet in seinem allgemeinsten Sinne alle Veränderungen in der
Atmosphäre, die unsre Organe merklich afficiren: die Temperatur, die Feuchtigkeit, die
Verändrungen des barometrischen Druckes, den ruhigen Luftzustand oder die Wirkungen
ungleichnamiger Winde, die Größe der electrischen Spannung, die Reinheit der Atmosphäre
oder ihre Vermengung mit mehr oder minder schädlichen gasförmigen Exhalationen, endlich
den Grad habitueller Durchsichtigkeit und Heiterkeit des Himmels; welcher nicht bloß wichtig
ist für die vermehrte Wärmestrahlung des Bodens, die organische Entwicklung der Gewächse
und die Reifung der Früchte, sondern auch für die Gefühle und ganze Seelenstimmung des
Menschen.
In ähnlicher Weise äußert sich auch KÖPPEN (1923) in der Einleitung zu seinem klassischen
Werk Die Klimate der Erde.
Diese Definitionen enthalten entscheidende richtige Ansätze; wenn man den anthropogenen
Bezug betrachtet, sind sie sogar erstaunlich modern. Aber methodisch genügen sie nicht. Das
Klima kann nicht durch Aufzählung einzelner Charakteristiken (Temperatur, Feuchtigkeit etc.)
verstanden werden, sondern ist ein ganzheitliches Phänomen.
3.1.1
Das Klimasystem
Das Klima ist die Gesamtheit der Eigenschaften des Klimasystems. Das Klimasystem besteht
aus denjenigen Komponenten der Erde, die am Klimageschehen teilnehmen.
Das Klimasystem (Abbildung 3.1) setzt sich nach der international gültigen Nomenklatur aus
den folgenden 5 Komponenten (Subsystemen) zusammen:
#
#
#
#
#
Atmosphäre,
Hydrosphäre (Weltmeer; Seen; Wassergehalt in Atmosphäre und Erdboden),
Kryosphäre (kontinentale Eisschilde, Gletscher; Meereis; jahreszeitliche Schneebedeckung),
Lithosphäre (oberste Erdschicht, feste Erde) und
Biosphäre (Pflanzen, Tiere, Menschen).
3.2
KLIMA
Abb. 3.1: Schematische Darstellung der Komponenten des Klimasystems. Schwarze Pfeile:
Externe Prozesse, die bei Klimaänderungen eine Rolle spielen können. Weiße Pfeile: Interne
Prozesse (nach: WMO/ICSU 1975)
Jedes dieser Subsysteme hat eigene Charakteristiken und tritt mit den anderen in Wechselwirkung. Die Zeitskalen dieser Wechselwirkungen reichen von den kürzesten
(Tag-NachtRhythmus) über die Jahreszeiten bis hin zu Klimaschwankungen (kurzzeitig: 100 a;
langfristig: mehr als 106 a). Wichtigste Komponenten auf kurz- und mittelfristigen Zeitskalen
sind Atmosphäre und Ozean. Gemeinsam werden sie als Klimafluide bezeichnet. Sie sind durch
hohe Mobilität charakterisiert (z.B. Wind, Wellen, Meeresströmungen). Die Kryosphäre,
insbesondere das Meereis, repräsentiert den Übergang zur eher unbeweglichen Lithosphäre. Die
Mobilität der Biosphäre äußert sich beispielsweise in der Verschiebung der Baumgrenze.
3.1.2
Beschreibung des Klimasystems
Das Klimasystem befindet sich zu einem gegebenen Zeitpunkt in einem ganz bestimmten
Zustand. Man kennzeichnet ihn durch die Angabe von Zustandsgrößen. Eine der wichtigsten ist
die Temperatur. Ihr Vertikalverlauf in der Atmosphäre ist schematisch in Abbildung 3.2
dargestellt. Im unteren Teil der Atmosphäre (der ca. 10 km mächtigen Troposphäre) fällt die
Temperatur nach oben hin vom Bodenwert (ca. +15°C) auf unter -50°C ab; oberhalb der
Tropopause steigt sie wieder. In der Troposphäre spielen sich die Wettererscheinungen ab. In
Abbildung 3.2 ist eine weitere Zustandsgrößen eingetragen, der Druck; er nimmt wie auch die
Dichte von der Erdoberfläche nach oben hin exponentiell ab.
KLIMA
3.3
Die Zustandsgrößen im Ozean zeigen eine ganz andere Verteilung. Der Druck im Ozean nimmt
nach unten hin linear zu. Die Dichte ist praktisch konstant; die Dichteunterschiede im Wasser,
die für die Zirkulation durchaus wesentlich sind, liegen im Bereich von Prozent. Wichtigste
Abb. 3.2: Wassertemperatur der obersten Meeresschicht im östlichen Nordpazifik. Vertikalstruktur der Temperatur im Jahresgang, gekennzeichnet durch strikte Isothermie der obersten
Schicht; darunter Abfall zu Werten der Tiefsee (nach: TRENBERTH 1992)
3.4
KLIMA
Zustandsgröße ist die Temperatur (Abbildung 3.3). Es gibt eine dünne Warmwassersphäre (20
bis 100 m, teilweise bis 200 m, auch Mischungsschicht genannt), eine variable Übergangszone
(100-500 m) und eine mächtige Kaltwassersphäre (mehrere km bis zum Meeresboden). In der
Mischungsschicht ist die Temperatur vertikal konstant. In der Übergangszone sinkt die Temperatur nach unten hin zunächst sehr stark, zu größeren Tiefen hin allmählich schwächer, in der
Kaltwassersphäre so gut wie nicht mehr. In der Tiefsee und am Meeresboden (mehrere km
Wassertiefe) herrschen relativ gleichmäßige Temperaturen von etwa 4°C.
Abb. 3.3: Querschnitt durch die Atmosphäre. In der Troposphäre spielen sich die meisten
wetterbildenden Prozesse ab. In 10 - 60 km Höhe wird Ozon durch photochemische Prozesse
gebildet (Maximum in ca. 25 km) (nach: HÄCKEL 1985)
KLIMA
3.5
In beiden Klimafluiden wird also die Temperatur geringer, wenn man sich von der Erd/ Meeresoberfläche vertikal nach oben oder nach unten entfernt. In der Atmosphäre liegt dies vor allem
daran, daß Luft sich beim Aufsteigen ausdehnt und dadurch abkühlt; daher muß die Atmosphäre
nach oben hin kälter werden. Im Ozean dagegen wird das Maximum der Wassertemperatur an
der Meeresoberfläche durch die ständige Sonneneinstrahlung bewirkt. Dies gilt für die tropisch-subtropischen Ozeane ganzjährig und für die außertropischen und höheren Breiten im
Sommer.
Im Winter der Außertropen überwiegt die strahlungsbedingte Abkühlung an der Meeresoberfläche. Die Temperatur der Mischungsschicht ist weiterhin vertikal konstant, wird aber von Monat
zu Monat geringer (Abbildung 3.3). Am Rand des polaren Eises (insbesondere vor Antarktika
und vor Grönland) entsteht dadurch eine kalte abwärts gerichtete Strömung, in der Oberflächenwasser zum Meeresboden fließt und dort die Kaltwassersphäre speist. Das Kaltwasser wird bis
in die tropischen Breiten geführt und steigt dort langsam wieder auf, um schließlich an der
Meeresoberfläche in die Warmwassersphäre einbezogen zu werden, womit sich der Kreislauf
schließt. Dieser Mechanismus der globalen Tiefenzirkulation erklärt die niedrigen Temperaturen der Tiefsee. In dieser vereinfachten Beschreibung ist die Rolle des Salzgehaltes (ebenfalls
eine Zustandsgröße) nicht berücksichtigt, welche das Bild modifiziert, jedoch nicht grundsätzlich ändert.
Das Meereis gehört zur Kryosphäre, jedoch in gewissem Sinne auch zu den Klimafluiden. Als
Treibeis mit jahreszeitlich stark fluktuierendem Anteil hat es eine hohe Klimarelevanz auf den
kürzeren Zeitskalen. Schwimmendes Treibeis ist im Mittel etwa 2-3 m dick; Schelfeis am Rand
der Antarktis dagegen, das mit dem Inlandeis verbunden ist, ist im allgemeinen viel mächtiger
(100 bis 1000 m). Die Bedeckung von Arktis und Antarktis mit Treibeis, vor allen in den
Randmeeren, wird heute routinemäßig von Satelliten aus überwacht.
3.1.3
Das Haushaltsprinzip für die Ordnung der Klimagrößen
Temperatur, Druck, Dichte, Salzgehalt, Eisbedeckung sind nicht die einzigen Klimagrößen.
Strahlung und Niederschlag müssen ebenso erfaßt werden. In den täglichen Klimabeobachtungen, wie sie von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Wien) regelmäßig
veröffentlicht werden, gibt es Daten für 41 Klimaelemente. Maritime Stationen haben zusätzlich
Angaben zum Zustand der See und des Wasserstands.
Um diese Fülle zu ordnen, verwendet man heute allgemein das Haushaltsprinzip als objektives
Kriterium. Klimatisch relevant sind in erster Linie solche Größen, die in einem Haushaltsgesetz
eine Rolle spielen. Man bezeichnet sie als Haushaltsgrößen. Das Haushaltsprinzip besagt: Die
zeitliche Änderung der Zustandsgröße ist gleich der Summe von Zufluß, Abfluß, Quelle und
Senke; diese vier Größen werden zusammenfassend als Flußgrößen, die letzten beiden auch
vielfach als Quellgrößen bezeichnet.
3.6
KLIMA
Tabelle 3.1: Auswahl der wichtigsten Haushaltsgrößen im Klimasystem
Größe
Einheit
a) Zustandsgrößen
Energie
Temperatur
Latente Energie
Potentielle Energie
Kinetische Energie
Substanz
Spezifische Feuchte
Spurenstoffe (Konzentr.)
Gesamtmasse
Salzgehalt im Ozean
Bodenfeuchte
Gletschereismasse
°C
J/kg
J/kg
J/kg
g/kg
g/kg
kg
g/kg
kg/m2
kg/m2
b) Flußgrößen
Energieflüsse
(1W = 1J/s)
Nettostrahlung
Fluß latenter Wärme
Fluß fühlbarer Wärme
Wasserflüsse (Hydrologie)
Niederschlag
Verdunstung
Abfluß
W/m2
W/m2
W/m2
kg m-2 s-1
kg m-2 s-1
kg m-2 s-1
Einige der wichtigsten Haushaltsgrößen sind in Tabelle 3.1 zusammengestellt. Ganz vorne steht
die Energie. Sie kommt in verschiedenen Formen vor. Als Wärme ist sie durch die Temperatur
charakterisiert. Energie ist auch als latente Wärme im Wasserdampf der Atmosphäre gespeichert und wird bei Kondensation frei. Darin liegt die große energetische Bedeutung der Wolkenbildung.
Der wichtigste Energie fluß ist die Strahlung. Sie wird in 3.2.2 näher besprochen. Der Fluß
latenter Wärme ist wegen der Kopplung zwischen Wasserdampf und Energie durch den Verdunstungsfluß gegeben. Dabei handelt es sich um den Aufwärtstransport warmer Fluidblasen, wie
man ihn etwa an heißen Sommertagen über einer Straße oder einem Getreidefeld sehen kann.
Die wichtigste natürliche Substanz im Klimasystem ist der Spurenstoff Wasser; es wird als
Feuchte in der Luft, als Wassergehalt in Luft und Boden und als Schnee und Eis erfaßt. Die
Flüsse, die den Wasserhaushalt von Atmosphäre und Erd-/Meeresoberfläche koppeln, sind
Niederschlag, Verdunstung und Abfluß.
Wasser ist in der Tat ein Spurenstoff: Der globale Wassergehalt der Luft beträgt 0,25 Prozent
(Massenverhältnis). Dieser Bruchteil deckt jedoch fast die Hälfte des Energiekreislaufes der
Atmosphäre ab (vgl. Abbildung 3.5). Hier wird deutlich, daß ein exaktes Verständnis des
hydrologischen Zyklus die Grundlage für die Erklärung des natürlichen Klimas ebenso wie für
die Spurenstoffklimatologie bildet.
KLIMA
3.7
Ein weiterer klimarelevanter Spurenstoff ist das CO2. Dieses Gas hat ebenfalls einen Haushalt.
Allgemein hat man es bei Spurenstoffhaushalten mit folgenden Größen zu tun:
# Zustandsgröße:
Konzentration des Spurenstoffs. Die zeitliche Änderung der Konzentration wird durch die Summe aller Fluß- und Quellgrößen bestimmt.
# Flußgrößen:
Emission des Spurenstoffs von der Erdoberfläche in die Atmosphäre oder
in den Ozean (z.B. Verdunstung beim Wasser; Atmung der Biosphäre
beim CO2; Abgase bei den Schadstoffen).
Vertikaler und horizontaler Transport (oder Fluß) des Stoffes im Klimasystem durch Wind und Strömung.
Immission des Stoffs aus der Atmosphäre hin zur Erdoberfläche (z.B.
saurer Regen).
# Quellgrößen:
Erzeugung bzw. Abbau (= negative Quelle) des Spurenstoffs im Klimasystem durch chemische und biologische Prozesse. Hierauf beruht die
Bedeutung der Vorläufersubstanzen. Diese sind selbst nicht unbedingt
klimawirksam (z.B. Stickstoffoxide), können sich jedoch durch chemische Reaktionen in solche Stoffe umwandeln (z.B. in bodennahes
Ozon).
Neben den Haushaltsgrößen gibt es auch noch Klimagrößen, die nicht einem Haushaltsgesetz
gehorchen. Typische Nicht-Haushaltsgrößen sind die klimatisch wichtigen Häufigkeiten, z.B.
Glatteis, Sturm, Nebel, die Wahrscheinlichkeit für Gewitter im Sommer und für Hagelschlag,
weiters die Sonnenscheindauer, die Höhe der Schneegrenze und zeitliche Andauer der Schneedecke.
Alle Klimagrößen, Haushaltsgrößen ebenso wie Nicht-Haushaltsgrößen, kann man grundsätzlich
messen und analytisch erfassen, insbesondere statistisch bearbeiten. Die entscheidende Bedeutung der Haushaltsgrößen liegt jedoch darin, daß das für sie geltende Haushaltsgesetz es
darüberhinaus gestattet, mathematische Vorhersagen der jeweiligen Zustandsgröße zu machen.
Der Umstand, daß diese Vorhersagen (die Klimamodelle) letzten Endes auch ihre Grenzen
haben, ändert nichts an der grundsätzlichen Bedeutung dieser Gesetzmäßigkeit.
3.1.4
Instabilitäten - Das Skalenproblem
Das Klima an einem Ort hängt mit dem Klima an allen anderen Orten der Erde zusammen. Auch
in einem Alpental kann man langfristig das Klima der freien Atmosphäre und sogar des Ozeans
nicht ausklammern; selbst das Klima der Tropen wird, obwohl indirekt, von dem Klima der
polaren Eiswüsten beeinflußt. Daraus ergibt sich, daß die Eigenschaft "Klima" nicht primär dem
einzelnen Ort zukommt, sondern allen Orten gemeinsam. Vor diesem Hintergrund des globalen
Klimas ist es dann sehr wohl sinnvoll, von einem lokalen Klima zu sprechen. Zwischen beiden
3.8
KLIMA
finden sich alle Übergänge, den mittleren Bereich erfaßt man mit dem Begriff des regionalen
Klimas. Allgemein gilt: Im globalen Klimasystem sind Phänomene ineinander eingebettet, deren
räumliche Erstreckung von der kleinräumigen Turbulenz bis hin zum atmosphärischen Strahlstrom reicht (Abbildung 3.4).
Das trifft auch für den Ozean zu. Beide Klimafluide zeigen quantitativ verschiedene, physikalisch aber recht ähnliche Prozesse. Diese werden mit dem Begriff der Skala (Englisch: scale)
unterschieden. Die Skala eines Phänomens ist die charakteristische räumliche Erstreckung bzw.
die charakteristische zeitliche Dauer des Phänomens.
Die Phänomene aller dieser Skalen stehen miteinander in Wechselwirkung. Ein Beispiel aus
dem kleinskaligen Größenordnungsbereich sind die Wellen auf der Meeresoberfläche, die auf
den Strand auflaufen. Zum Strand hin wird eine solche Welle instabil - sie bricht sich. Dabei
entsteht Turbulenz in Form von Schaum.
Als typisches Beispiel größerskaliger Phänomene ist die Wechselwirkung zwischen dem
mittleren Windmaximum in der Hochtropospäre und den Tiefdruckgebieten zu nennen. Das
Windmaximum ist der Strahlstrom, der in einer Höhe von ca. 10 km ständig um die Erde
herumweht; in ihn sind junge, noch unentwickelte Tiefdruckgebiete als Zyklonenwellen
eingelagert. Unter bestimmten Umständen bricht sich eine solche Zyklonenwelle und bildet ein
Tiefdruckgebiet mit Warmfront, Kaltfront und Okklusion. Bei der Wasserwelle fließt Energie
von der ursprünglichen Welle (Skala ca. 2 m) in den Schaum der sich brechenden Welle (Skala
der kleinen Turbulenzelemente ca. 2 cm); bei der Zyklone fließt Energie von der Strahlstromskala (20 000 km) in die Tiefdruckskala (2 000 km) und in die konvektive Energie der Wolkenskala (ca. 20 km), wobei die Zahlen in Klammern schematisch die Größenordnungen angeben.
In den Klimafluiden gibt es also, ausgelöst durch unterschiedliche Instabilitätsmechanismen,
Wechselwirkungen zwischen den Phänomenen verschiedener Skalen. Diese ordnen sich in
Abbildung 3.4 recht gesetzmäßig längs einer Geraden an, die schräg durch das Diagramm
verläuft.
Verständlicherweise ist es unmöglich, etwa in einem Klimamodell jedes einzelne der ineinander
eingebetteten Phänomene mit gleicher Genauigkeit darzustellen. Für globale Modelle ist nur die
großräumige Skala darstellbar. Das bedeutet, daß die kleineren Skalen mit ihrem Eigenleben
nicht exakt repräsentiert werden können, sondern nur als Mittelwerte in die Modellierung
eingehen. Die Quantifizierung des Zusammenhanges zwischen dem Mittel aus vielen kleinskaligen Vorgängen und der großen Skala nennt man mit einem Fachausdruck Parametrisierung.
Das Skalenproblem besteht darin, daß die Parametrisierung zwar den mittleren Zusammenhang
richtig erfaßt, aber im Einzelfall versagt. Der eben erwähnte Energiefluß besteht nicht nur von
der großen Skala in die kleine hinein; auch umgekehrt fließt Energie von den kleinen Skalen in
die großen. Ein Beispiel für die Unlösbarkeit des Skalenproblems ist die Wechselwirkung
zwischen den Wolken und der mittleren Zirkulation.
KLIMA
3.9
Abb. 3.4: a. Schema der charakteristischen Längen- und Zeitskalen für die wichtigsten
Prozesse in Atmosphäre und Ozean. b. Schema der Längen- und Zeitskalen für die verschiedenen Typen von Oberflächenwellen des Meeres (nach: FORTAK 1982)
3.10
3.1.5 Klimamechanismen
KLIMA
Die klimabildenden Prozesse kann man zusammenfassend als Klimamechanismen bezeichnen.
Sie lassen sich in die folgenden großen Gruppen (mit ausgewählten Beispielen) einteilen:
#
Wechselwirkungen zwischen den Klimakomponenten
- Austausch Atmosphäre-Ozean (Meeresströmungen; Wasserhaushalt),
- Austausch Kryosphäre-Klimasystem (Schneefall; Schmelzen von Schnee und
Eis)
- Austausch Biosphäre-Klimasystem (Photosynthese; Atmung).
#
Wechselwirkungen zwischen den Skalen
- Austausch Wellenenergie-Turbulenzenergie,
- Austausch Strahlstrom-Tiefdruckgebiete,
- Austausch Tiefdruckgebiet-Wolken.
#
Wechselwirkungen zwischen den Haushalten (Stoffen)
- Austausch Wasserdampf-kondensiertes Wasser
- Austausch Vorläufersubstanzen-Schadstoffe.
#
Wechselwirkungen durch Energietransporte
- Strahlungsflüsse (Treibhauseffekt),
- Advektive Energieflüsse (horizontaler Wärmetransport mit dem Wind),
- Konvektive Energieflüsse (vertikaler Transport vorwiegend latenter Wärme
durch Verdunstung).
Diese Klimamechanismen sind unterschiedlich und dennoch nicht streng unabhängig voneinander. Die Zusammenstellung zeigt, daß die Komplexität des Klimabegriffs sich von der
Komplexität des Klimasystems, seiner Komponenten und den sie koppelnden Mechanismen
herleitet.
3.1.6
Klimadefinition
Die Vielzahl der Aspekte, die für Klimasystem und Klima bedeutsam sind, und von denen oben
einige genannt wurden, lassen eine exakte Definition des Begriffs Klima nicht zu. In der Praxis
wird etwa nach folgendem Schema vorgegangen:
#
Man legt sich auf das System bzw. Subsystem und die zugehörige Größenskala
fest, für welche die Definition gebraucht wird: Globales System, System der
Wettervorhersage, Region oder Land (z.B. Europa; Österreich), lokale Systeme
(z.B. ein Gebirgstal oder eine einzelne Stadt). Die jeweils übergeordneten Systeme werden als gegeben betrachtet; sie steuern die mittleren Verhältnisse der
untergeordneten Skalen.
#
Innerhalb des betrachteten Systems (z.B. Wetterskala) sind Einzelphänomene
KLIMA
3.11
von gegebenen Anfangszuständen aus vorhersagbar (z.B. Temperaturvorhersage); dies ist der dynamische Aspekt, der mit physikalischen Haushaltsgleichungen bestritten wird.
#
Zur Klimabeschreibung im engeren Sinne bildet man die statistischen Eigenschaften der langfristig beobachteten Klimagrößen (Mittelwerte, Varianzen,
Korrelationen, Extremwerte) und beschreibt damit den mittleren Zustand des
Systems. Dazu kann man sich die folgende statistische Klimadefinition zunutze
machen.
#
Die Klimadefinition der World Meteorological Organization lautet gekürzt
(McINTOSH 1972): Das Klima eines Ortes ist die Synthese der täglichen Mittelwerte und Fluktuationen der meteorologischen Meßgrößen an diesem Ort,
insbesondere Temperatur, Niederschlag, Sonnenschein, Feuchte, Wind (und
weitere Größen). Die statistischen Werte umfassen Mittelwerte, Varianzen,
Häufigkeiten, Extremwerte (und weitere statistische Parameter). Klimadaten sind
als Mittel über individuelle Monate von Einzeljahren zu bilden; langjährige
Monatsmittelwerte sind über Normalperioden von 30 Jahren (1931-1960,
1961-1990) zu erstellen.
3.12
3.2
KLIMA
Die Erfassung der globalen Situation
Aufgabe der quantitativen Klimatologie ist es, die raum-zeitliche Struktur aller meßbaren
Größen im globalen Klimasystem zu bestimmen. Dabei stehen die Haushaltsgrößen im Vordergrund der Betrachtung. Relevante Haushaltsgrößen in diesem Sinne sind:
- Energie
- Wasser
- Weitere Spurenstoffe
- Aerosolgehalt
3.2.1
Weltweites Monitoring
Abgesehen von einigen Einzelstationen hat die Beobachtung des Klimasystems im 19. Jahrhundert begonnen; sytematisiert wurde sie durch die Schaffung der World Meteorological
Organization (WMO) sowie durch Verträge aller seefahrenden Nationen mit dem Ziel der
Überwachung der Ozeane. Die Beobachtungen waren zunächst auf die Erd- und Meeresoberflächen vor allem der bewohnten bzw. zugänglichen Weltgebiete beschränkt. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts kamen regelmäßige Höhenbeobachtungen von Ballonen, später von Flugzeugen
und Raketen hinzu. Im Gegensatz zur Atmosphäre besteht im Ozean kein Routinemeßnetz,
sondern ein laufend ausgebautes Beoachtungsnetz durch unbemannte treibende Bojen und durch
Meßkampagnen bis hin zum Meeresboden. Basisstationen für Spurenstoffe in Reinluftgebieten
(z.B. Südpol; Samoa; Mauna Loa, Hawaii; Barrow, Alaska; Sonnblickgipfel als österreichische
Hintergrundstation in Planung) messen den globalen Hintergrundpegel.
Zusätzlich zu diesen klassischen boden-, meeres- oder luftgebundenen Beobachtungssystemen
existiert heute das weltweite Beoachtungsnetz von Satelliten im erdnahen Weltraum. Die
globale Satellitenüberwachung der Erde beruht auf der Methode des Fernmeßverfahrens von
elektromagnetischer Strahlung (remote sensing).
Kurzwellige oder solare Strahlung (ein Teil davon ist das sichtbare Licht) wird von der Sonne
ausgesandt und von Luft, Wolken/Aerosolen und der Erdoberfläche (Eis, Schnee, Wasserflächen, Landflächen, Vegetation) reflektiert, gestreut und/oder absorbiert (verschluckt) bzw.
transmittiert (durchgelassen). Die Emission von solarer Strahlung spielt im Klimasystem keine
Rolle. Langwellige oder terrestrische Strahlung wird im Klimasystem von Luft, Wolken/Aerosolen und der Erdoberfläche emittiert und gleichzeitig absorbiert; von der Sonne
kommt keine terrestrische Strahlung.
Meßtechnisch relevant sind folgende Strahlungsbereiche:
#
#
#
Solare Strahlung (λ = 0,2-3 µm)
Terrestrische Strahlung (λ = 3-100 µm)
Mikrowellen (λ = 10-3 - 1 m). Auch dieser Wellenlängenbereich gehört zur
terrestrischen Strahlung, führt jedoch wegen seiner meßtechnischen Bedeutung
KLIMA
3.13
eine Sonderbezeichnung; eine spezielle Mikrowellentechnik ist Radar.
Fernmeßverfahren messen Strahlung, die von irdischen Objekten kommt. Aus der Wellenlängen- und Raumwinkelabhängigkeit der Strahlung werden die physikalischen Parameter von
Atmosphäre und Erd- und Meeresoberflächen bestimmt. Die wichtigsten sind Zustandsgrößen
(Temperatur; Höhe des Meeresspiegels, der Eisflächen, der Meereisbedeckung, der Wolkenbedeckung) sowie Oberflächencharakteristika. Zu den letzteren zählt beispielsweise die Albedo der
Erd- und Meeresoberflächen.
Flußgrößen sind im allgemeinen sehr viel schwieriger mit Fernmeßverfahren bestimmbar als
Zustandsgrößen. Die am besten meßbaren Flußgrößen sind die am Oberrand der Atmosphäre
hereinkommende und die nach oben austretende Strahlung. Bei fehlender Bewölkung gut
meßbar ist ferner die vom Erdboden reflektierte kurzwellige Strahlung. Prinzipiell meßbar (mit
Mikrowellenmethoden) ist der Niederschlag; die Fehlerrate ist jedoch sehr hoch.
Vom Satelliten nicht meßbare Flußgrößen sind:
- alle Komponenten der langwelligen Strahlung an der Erdoberfläche,
- alle Komponenten der kurzwelligen Strahlung bei Bewölkung,
- die Verdunstung von Wasser,
- die Emissions- und Immissionsflüsse von Spurenstoffen an der Erdoberfläche.
Trotz dieser Grenzen sind die satellitengebundenen Fernmeßverfahren die entscheidende Stütze
des weltweiten Klimabeobachtungsnetzes. Die in diesem Netz routinemäßig erfaßten Daten
liefern heute eine praktisch lückenlose Überdeckung des globalen Klimasystems.
Die Messung der Klimagrößen allein genügt jedoch nicht. Die gewonnenen Daten müssen auf
Konsistenz geprüft und in die allgemeinen physikalischen Erhaltungssätze eingebaut werden.
Für die meteorologisch wichtigsten Zustandsgrößen (Temperatur, Druck, Feuchte, Wind) ist die
Auswertungsdichte besonders hoch: Horizontale Auflösung ca. 500 km, vertikale Auflösung ca.
10 Schichten in der Atmosphäre. Die global gewonnenen Rohdaten werden routinemäßig einem
diagnostischen Assimilationsverfahren unterzogen, bei dem die im Meßwert gelieferte relevante
Information vom Rauschen objektiv getrennt wird.
3.2.2
Der Strahlungshaushalt
Auch im globalen Strahlungshaushalt unterscheidet man, wie bei den Fernmeßverfahren,
zwischen solarer und terrestrischer Strahlung; die Mikrowellen werden hier nicht eigens
betrachtet, da sie energetisch unbedeutend sind.
Die Antriebsenergie für Wetter und Klima stammt von der Sonne. 30% der hereinkommenden
solaren Strahlung wird von den Komponenten des Klimasystems (Atmosphäre, Ozean, Land,
Eis, Biosphäre) reflektiert, die restlichen 70% absorbiert. Die absorbierte Energie wird durch die
3.14
KLIMA
terrestrische Ausstrahlung von Erde und Atmosphäre wieder an den Weltraum abgegeben. Die
Intensität der terrestrischen Strahlung wird durch die Temperatur des Systems Erde-Atmosphäre
bestimmt. Die Ausstrahlung ist umso stärker, je höher die Temperatur ist (Stefan-Boltzmannsches Gesetz). Angewandt auf einen Planeten wie die Erde liefert es:
Hier ist S die Solarkonstante (heutiger Wert für die Erde: S = 1 372 W/m2), sie gibt die gesamte
von der Sonne kommende Strahlungsleistung an; A ist die globale Albedo (Erde: 0,30); Te heißt
Strahlungsgleichgewichtstemperatur; σ ist eine Naturkonstante. Die vorstehende Gleichung
liefert für die Erde Te = 255 K oder -18°C.
Te ist jedoch nur unter idealisierten Annahmen gleich der Oberflächentemperatur Ts (keine
Atmosphäre, unendliche Wärmeleitfähigkeit). Bei vorhandener Atmosphäre ist Ts stets größer
als Te. Ursache ist der Treibhauseffekt. Kurzwellige Sonnenstrahlung geht durch die Atmosphäre
relativ unbeeinträchtigt hindurch. Die von der Erdoberfläche emittierte terrestrische Strahlung
dagegen wird in der Atmosphäre teilweise absorbiert. Die absorbierte Energie wird sowohl nach
oben wie auch zurück nach unten abgestrahlt. Als Ergebnis verliert die Erdoberfläche weniger
Wärme direkt an den Weltraum als ohne Atmosphäre und bleibt daher wärmer. Dennoch strahlt
die Erde einschließlich der Atmosphäre weiterhin genau gleich viel Energie ab wie sie von der
Sonne empfängt.
Die Hauptbestandteile der Atmosphäre: Stickstoff, Sauerstoff und Argon (zusammen mehr als
99,9%) sind im Bereich der terrestrischen Strahlung inaktiv; sie absorbieren und emittieren in
diesem Spektralbereich keine Strahlung und wirken daher nicht als Treibhausgase. Als Treibhausgase wirken nur die Spurenstoffe der Atmosphäre. Das wichtigste natürliche Treibhausgas
ist mit weitem Abstand der Wasserdampf, verstärkt durch die Wolken. Weitere natürliche
Treibhausgase sind Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O) und Ozon (O3).
#
Der natürliche Treibhauseffekt zeigt sich an verschiedenen Tatsachen:
#
Die mittlere Temperatur der Erdoberfläche ist um 33°C höher als sie ohne
Treibhausgase wäre (Te = -18°C, Ts = +15°C).
#
Die natürlichen Treibhausgase (Tabelle 3.2) halten die Erde warm. Dies gilt
nicht nur im globalen Mittel, sondern auch im Einzelfall. Die warme und feuchte
Atmosphäre der Tropen verhindert dort die nächtliche Ausstrahlung; in klaren
Tropennächten tritt durch die Wirkung des Treibhauseffektes kaum eine Abkühlung ein. Im Unterschied dazu vergleiche man die starke Abkühlung, wie sie für
klare Winternächte unseres Klimas oder Nächte in Wüsten charakteristisch ist.
Durch die Trockenheit der Luft fehlt weitgehend der Treibhauseffekt und dadurch kann die Erdoberfläche ungehindert abstrahlen und sich so abkühlen.
KLIMA
3.15
Tabelle 3.2: Beiträge zum derzeitigen Temperatur-Treibhauseffekt der wichtigsten
atmosphärischen Spurengase (nach: SCHÖNWIESE 1987)
Spurengas
atmosphärische Konzentration
(derzeit)
Erwärmungseffekt
(derzeit)
Wasserdampf (H2O)
sehr variabel (2 ppm - 3%)
20,6 °C
Kohlendioxid (CO2)
350 ppm
7,2 °C
Ozon, bodennah (O3)
0,03 ppm
2,4 °C
Distickstoffoxid (N2O)
0,3 ppm
1,4 °C
Methan (CH4)
1,7 ppm
0,8 °C
weitere
ca. 0,6 °C
Summe
ca. 33,0 °C
#
Untersuchungen von Eisbohrkernen, die 250 000 Jahre zurückreichen, zeigen,
daß die Temperatur der Erde auf diesen längeren Zeitskalen parallel zu den CO2und CH4-Konzentrationen verläuft. Auf kürzeren Zeitskalen jedoch (100 Jahre)
ist die Parallelität zwischen der Temperatur und den Spurenstoffkonzentrationen
durchbrochen. Das bedeutet: Für schnelle Klimaschwankungen ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Treibhausgasen und Temperatur nicht unbedingt
gegeben.
Der natürliche Treibhauseffekt ist eine wesentliche Komponente des Klimas. Ohne ihn wäre die
Entwicklung des Lebens auf der Erde nicht verständlich. Seine anthropogene Beeinflussung und
Modifikation wird in 3.3.6 besprochen.
3.2.3
Der planetare Energiehaushalt
Das eben besprochene Gleichgewicht von solarer und terrestrischer Strahlung führt dazu, daß
der planetare Energiehaushalt primär geschlossen ist: Einkommender und ausgehender Fluß sind
gleich (jeweils 239 W/m2). Im Klimasystem selbst (Abbildung 3.5) treten vielfältige sekundäre
Umsetzungen auf. Von der solaren Strahlung wird etwa ein Drittel (85 W/m2) von der Atmosphäre, der Rest (154 W/m2) von der Erdoberfläche absorbiert. Diese bekommt außerdem einen
hohen Strahlungsfluß von der Atmosphäre. Die Erdoberfläche ihrerseits gibt den Großteil der
eingenommenen Energie als aufwärts gerichtete Strahlung wieder ab. Dieser Zusatzkreislauf der
terrestrischen Strahlung (301 W/m2 durch die Atmosphäre nach unten und anschließend 356
W/m2 von der Erdoberfläche nach oben) ist der Treibhauseffekt. Aber die Erdoberfläche gibt die
Energie nicht nur in Form von Strahlung ab, sondern auch als Verdunstung und als Fluß
fühlbarer Wärme. Die Strahlungsbilanz der Erdoberfläche besteht in einer Netto-Einnahme von
3.16
KLIMA
Abb. 3.5: Strahlungs-Konvektions-Gleichgewicht der planetaren Atmosphäre. Breite der Pfeile
etwa proportional zur Flußstärke. Gestrichelt: Berechneter anthropogener Treibhauseffekt für
CO2-Verdoppelung
99 W/m2; diese Energie wird durch aufwärts gerichtete konvektive Flüsse wieder abgegeben
(strahlungs-konvektives Gleichgewicht, vgl. Abbildung 3.5). Der gesamte Konvektionsfluß
setzt sich zu ca. 80% aus dem Verdunstungsfluß und zu ca. 20% aus dem Fluß fühlbarer Wärme
zusammen. Das zeigt die zentrale Rolle, die der hydrologische Zyklus für den planetaren
Energiehaushalt hat. Die Meßfehler der eben genannten Zahlen liegen im Bereich von 10-20%.
Im Vorgriff auf 3.3.6 ist in Abbildung 3.5 der berechnete anthropogene Zusatz-Treibhauseffekt
für angenommene CO2-Verdoppelung eingetragen.
3.2.4
Die Arbeitsweise von Klimamodellen
Aufgrund der Kenntnis der Fluß- und Quellgrößen werden Zustandsgrößen vorhergesagt
(Wettervorhersagemodelle, Klimamodelle). Diese Methode der quantitativen Vorhersage von
Zustandsgrößen beruht auf dem in 3.1.3 diskutierten Haushaltsprinzip. Bei der Mehrzahl der
heutigen Klimamodelle werden nicht nur die Haushalte physikalischer, sondern auch die
chemischer und biologischer Größen berücksichtigt.
Dabei treten zwei grundsätzliche Probleme auf. Das erste betrifft die Unsicherheit der Anfangsbedingungen. Die Messung des aktuellen Klimazustandes, von dem aus die Vorhersage gestartet
werden soll, ist mit einem Fehler behaftet, der die Vorhersagegüte herabsetzt. An dieser Stelle
wirkt sich die Qualität des oben erwähnten Assimilationsverfahrens aus.
KLIMA
3.17
Das zweite ist das bereits oben genannte Parametrisierungsproblem. Nicht nur die Zustandsgrößen verändern sich im Lauf des Vorhersagezeitraumes, sondern auch die Fluß- und Quellgrößen. Für die letzteren gibt es aber keine Vorhersagegleichung; vielmehr muß man sie zum
neuen Zeitpunkt jeweils aus den verhergesagten Zustandsgrößen bestimmen. Die Formulierung
dieses Zusammenhanges wird als Parametrisierung bezeichnet. Dabei kommen die Wechselwirkungen zwischen den Skalen ins Spiel. Moderne Parametrisierungsansätze geben die
Wechselwirkungen im Mittel gut wieder, versagen aber im Einzelfall. Auch dies begrenzt die
Qualität der Vorhersagen.
Ein wichtiges Kennzeichen eines Modells ist seine Auflösung. Beispielsweise kann man einen
Haushalt nach Art der Abbildung 3.5 nicht nur für globale Verhältnisse angeben, sondern man
kann ihn für beliebig kleine Parzellen im Klimasystem unterteilen. Dadurch gibt es auch
horizontale Austauschvorgänge zwischen den Klimaparzellen, die in Abbildung 3.5 (vgl. auch
Abbildungen 3.13 und 3.14) nicht vorkommen, weil es sich ja um die Erde als ganzes handelt;
sie repräsentieren die Wechselwirkungen durch horizontale Transp orte. Hochauflösende
Modelle haben horizontale Gitterschritte von typisch 100 km und 10 bis 20 Schichten in der
Vertikalen. Bei 20 gekoppelten Haushalten ergibt das 10 bis 20 Millionen Haushaltsgleichungen. Dieser Gleichungssatz muß für jeden einzelnen Zeitschritt gelöst werden. Typische
Zeitschritte haben die Länge von 1 Stunde.
Solche Berechnungen sind nur mit leistungsfähigen Computern machbar. Im derzeitigen
globalen Vorhersagemodell des EZMW2 wird bei einer Auflösung von 60 km eine
10-TageVorhersage in 1,5 Stunden Rechenzeit erstellt. Dazu werden insgesamt 1013 bis 1014
Einzeloperationen ausgeführt.
Abbildung 3.6 demonstriert, daß das globale Klima, repräsentiert durch eine der konventionellen Klimaklassifikationen, durch Modelle des geschilderten Typs simulierbar ist. Die immer
noch bestehenden Unterschiede zwischen den Teilbildern a) und b) von Abbildung 3.6 sind in
neueren Modelläufen weiter reduziert worden. Die auf diese Weise simulierten wesentlichen
Komponenten des irdischen Klimas im Jahresgang sind: Die Tropen, die mittleren Breiten und
die Polargebiete; die Niederschlagsgürtel in den Tropen und Außertropen; die Wüstengebiete;
die Zonen mit ewigem Eis, Winterschneedecke und die ganzjährig schneefreien Zonen; die
großräumigen Meeresströmungen (z.B. Golfstrom); das warme Oberflächenwasser und die
kalten Wässer der Tiefsee im Weltmeer, ferner die Treibeisgebiete; die tropischen Ostwinde und
die außertropischen Westwinde; die Schwachwindgebiete und die Sturmzonen, insbesondere
den hochtroposphärischen Strahlstrom, der für den Flugverkehr eine große praktische Bedeutung
hat.
3.2.5
Klimavorhersage und Klimaszenarien
Die eben diskutierte Methode der Klimamodellierung aufgrund von Haushaltsgesetzen nennt
man deterministisch; sie führt zu Wetter- und Klima- Vorhersagen. Ein einzelnes deterministisches Modell macht keine Aussage über die zu erwartende Unsicherheit der Prognose. Um diese
2
Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage, Reading
3.18
KLIMA
Abb. 3.6: Das Klima an der Erdoberfläche; Monatswerte von Temperatur und Niederschlag.
a) Berechnet mit Klimamodell des Geophysical Fluid Dynamics Laboratory in Princeton.
Klassifikation nach KÖPPEN (nach: MANABE and HOLLOWAY 1975)
KLIMA
3.19
Abb. 3.6: Das Klima an der Erdoberfläche; Monatswerte von Temperatur und Niederschlag.
b) Beobachtet, Klassifikation nach KÖPPEN (nach: MANABE and HOLLOWAY 1975)
3.20
KLIMA
Abb. 3.7: Meridionalprofil des mittleren Januarniederschlages zwischen Südpol (rechts) und
Nordpol (links), Vergleich von 19 globalen Klimamodellen (Stand 1985). Daten in
Ost-WestRichtung gemittelt. Zusammenstellung von GATES, zitiert nach HANTEL (1989)
KLIMA
3.21
zu quantifizieren, werden Monte Carlo-Methoden eingesetzt. Im Beispiel von Abbildung 3.7
wurde ein Vorhersagelauf mit jeweils leicht veränderten Anfangsbedingungen mehrfach
wiederholt, um aus der Streuung der auseinanderdriftenden Lösungen eine Schätzung des
Vorhersagefehlers zu gewinnen.
Aber nicht nur die Fehler der Anfangswerte, sondern auch die Unsicherheiten der Parametrisierung begrenzen die Aussagekraft der Klimamodelle. Der Vergleich verschiedener Modelle
(Abbildung 3.8) zeigt am Beispiel des Niederschlages, daß die Ergebnisse eine hohe Streubreite
haben (vgl. auch IPCC 1992). Wegen der Meßfehler und wegen der natürlichen Variationen des
hydrologischen Haushaltes ist bisher nicht klar, ob die Streubreite der Klimamodelle größer ist
als die Streubreite des globalen Niederschlagsfeldes.
Dies hat dazu geführt, daß die Ergebnisse von Klimamodellen, auch wenn sie als deterministische Modelle angesetzt sind und daher methodisch als Vorhersagen verstanden werden müssen,
vorsichtiger als Klimaszenarien interpretiert werden (z.B. IPCC 1990, 1992, MINTZER 1992).
Ein methodisch anderer Ansatz, der die statistische Komponente in den Vordergrund stellt, sind
stochastische Klimamodelle. Hier geht man nicht von einem Haushaltsgesetz aus, wie es aus
den allgemeinen Naturgesetzen folgt, sondern man benutzt lange Klimareihen zur Anpassung
statistischer Parameter (Beispiel: Markov'sche Modelle).
Abb. 3.7: Auseinanderdriften der 240h-Vorhersage der Temperaturprognosen für eine Station
in Finnland. Aus der objektiven Analyse der Lage vom 20.7.1990 wurden durch stochastische
Störung 20 verschiedene Anfangsfelder hergestellt (Quelle: EZMW)
3.22
3.3
KLIMA
Szenarien
Die mögliche anthropogene Beeinflussung des globalen Klimasystems ist eingebettet in die
natürlichen Mechanismen und Regelkreisläufe. Um also die anthropogenen Effekte beurteilen
zu können, muß man sich zunächst eine Übersicht über die wichtigsten natürlichen Abläufe
verschaffen.
3.3.1
Die natürliche Variabilität des Klimasystems
Die natürliche Variabilität des Klimasystems soll zunächst anhand von Temperaturfluktuationen
im Verlauf der Erdgeschichte aufgezeigt werden. Eine Übersicht über die jeweilige Andauer der
Epochen gibt Abbildung 3.9. Man nimmt an, daß bei der astronomisch vorgegebenen Lage der
Erde bezüglich der Sonne zwei stabile Extremzustände des Erdklimas möglich sind, der Zustand
einer völlig eisfreien Erde mit im Mittel ca. 10°C höheren Temperaturen als heute und der einer
sehr viel kälteren Erde (BÖHM 1993); dazwischen sollte ein dritter, weniger stabiler Zustand
liegen, der etwa dem heutigen Klima entspricht. Die Hypothese dreier Klimazustände wurde
anhand stark vereinfachter Modelle entwickelt und zeigte die Möglichkeit instabiler Übergänge
zwischen diesen Zuständen auf (vgl. NORTH et al., 1981). Dieser Mechanismus des katastrophenartigen Umkippens von einem Klimazustand zum anderen wurde von den komplexeren
globalen Klimamodellen vorerst nicht bestätigt. Jüngste Auswertungen an Eisbohrkernen (GRIP
1993) deuten erneut auf die Möglichkeit von drei verschiedenen weitgehend getrennten Klimazuständen hin.
Für das Auftreten globaler Vereisung gibt es bis jetzt keine Hinweise. Dagegen herrschte das
vollständig eisfreie Klima des warmen Zustandes im Lauf der Erdgeschichte zu etwa 90% der
Gesamtzeit (4 600 Ma) vor (TARLING 1978). Der mittlere Zustand einer nur teilweise vereisten
Erde beherrschte den Rest. Die Phasen der Eiszeitalter (5 bis 10 Ma) mit mehr oder weniger
stark ausgeprägten Vereisungen stellen also im Vergleich zu den Warmzeiten (100-200 Ma) nur
Episoden dar.
Langfristige Klimaschwankungen, wie die Eiszeiten, können durch das Zusammenwirken
mehrerer Faktoren erklärt werden: Primäre Änderungen der Sonnenstrahlung, die Änderung der
Relief-, allgemein der paläogeographischen Verhältnisse, die Kontinentaldrift, Selbstverstärkungseffekte, Änderungen der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre sowie
Variationen der Erdbahnelemente.
Am besten erforscht ist das Quartär, dessen typisches Merkmal eine Abfolge von Eiszeiten und
Zwischeneiszeiten ist. Vor dem Quartär, im Mesozoikum und Tertiär, war es während 250
Millionen Jahre im Mittel um 10°C wärmer als heute. Angesichts der Tatsache, daß die Zeitdauer des Quartärs etwa 1% der Zeitdauer der vorherigen warmen Epochen beträgt, ist festzustellen:
Nicht die Schwankungen, sondern die Konstanz des Klimas ist das besondere Kennzeichen der
Erdgeschichte (SCHWARZBACH 1988).
Im Quartär spielte sich der entscheidende Teil der Evolution der Menschheit ab. Der Beginn der
KLIMA
3.23
Menschheitsgeschichte wird vor 5-10 Ma angesetzt (LEAKEY 1981, ZIEGELMAYER 1987),
als die tertiäre Warmphase in die quartäre Kaltphase überging.
Die im Lauf des Quartärs auftretenden Schwankungen zwischen Eiszeiten und Zwischeneiszeiten lassen sich durch periodische Änderungen der Erdbahnparameter erklären. Die
Erdbahnparameter durchlaufen Zyklen von kleinen, aber doch klimawirksamen Änderungen.
Die Exzentrizität der Erdbahn ändert sich mit einer Periodendauer von ca. 96 000 Jahren (die
Ellipse wird flacher oder kreisförmiger). Die Neigung der Erdachse gegen die Ekliptik ver-
Abb. 3.9: Geologische Zeitskala der Erdgeschichte, 4 600 Ma (Ma = 1 Million Jahre). Die
beiden rechten Spalten zeigen schematisch Phasen von Gebirgsbildung und Evolution des
Lebens (nach: SCHMIDT 1986)
3.24
KLIMA
ursacht die Jahreszeiten; dieser Parameter durchläuft durch Präzessions- und Nutuations-
Abb. 3.10: Temperaturverlauf der letzten 250 000 Jahre, abgeleitet aus einem Eisbohrkern in
Grönland. Zeitachse zu Beginn gestaucht, zur heutigen Zeit hin zunehmend gedehnt (nach:
DANSGAARD 1969, modifiziert und umgezeichnet nach SCRIBA 1993)
KLIMA
3.25
bewegungen Zyklen von 41 000 und 22 000 Jahren. Dadurch ändert sich die einfallende Strahlung um Werte im Größenordnungsbereich von 10 W/m2, die den Wechsel von Glazialen und
Interglazialen initiieren könnten (Milankovich-Theorie, vgl. RIND et al. 1989). Kühlt sich das
Klima nun ab, nimmt die Schneedecke zu. Durch den weißen Schnee wird die Albedo jedoch
noch größer und somit weniger Sonnenlicht aufgefangen, sodaß eine weitere Abkühlung eintritt
(sogenannte Eis-Albedo-Rückkopplung).
Während der letzten 900 000 Jahre, die von diesen Mechanismen geprägt sind, zeigt sich eine
Schwankung der Temperatur um rund 5°C mit einer Periodendauer von etwa 100 000 Jahren.
Die Temperaturschwankungen sind unterschiedlich über die Erde verteilt; in den Tropen sind sie
schwach, in den höheren Breiten stärker ausgeprägt.
In der Zeit von 130 000 Jahren bis heute, in welche die sogenannte Eem-Warmzeit (vor 130 000
bis 110 000 Jahren) und die Würm-Kaltzeit (vor 60 000 bis 15 000 Jahren) fallen, treten auch
Stadiale (kürzere Kälterückfälle) und Interstadiale (kürzere Warmperioden) hervor. Abbildung
3.10 zeigt den Temperaturverlauf während der letzten 250 000 Jahre, d.h. während etwa 10%
des Quartärs. Auf der linken Achse ist linear die Bohrtiefe angegeben, woraus eine Verzerrung
der Zeitachse in Abbildung 3.10 rechts folgt. Dadurch wird die jüngste Epoche, das Holozän
(ab etwa 10 000 Jahren vor heute), weit gedehnt. Der Übergang vom Pleistozän, dem im Mittel
kalten Teil des Quartärs, zum Holozän dauerte ca. 3 000 Jahre. Auffallend ist besonders das
Eem, eine Warmzeit mitten im Pleistozän, mit relativ hohen Temperaturen, aber auch starken
Schwankungen. Das Temperaturniveau im Eem lag in Europa zeitweise um mehr als 2°C über
dem Mittel der letzten 100 Jahre. Nach neuesten Ergebnissen (Eisbohrkern Grönland) kamen
Schwankungen mit einem Ausschlag von mehr als 10oC vor (Abbildung 3.11), die möglicherweise in früheren Klimazeugen wegen ihrer geringen Auflösung nicht entdeckt wurden. Die in
Abbildung 3.11 dargestellte Klimaschwankung von 14°C innerhalb von 70 Jahren ist ein
extremes Beispiel. Jedoch ist zu bedenken, daß es sich hier zunächst um einen Einzelbefund
Abb. 3.11: Extreme Klimaschwankung am Höhepunkt der Eem-Warmzeit, abgeleitet aus dem
Eisbohrkern "GRIP". Die daraus indirekt bestimmte Temperaturfluktuation betrug 14°C
während einer Zeitspanne von 70 Jahren (GRIP 1993, umgezeichnet nach SCRIBA 1993)
3.26
KLIMA
handelt, der nicht gobal gelten muß.
Wesentlich stärker weicht von unserem derzeitigen Klima das von Kaltzeiten (z.B. Würmzeit)
ab. Am Höhepunkt der Vereisung, vor 17 000 bis 18 000 Jahren, sind z.B. ganz Skandinavien,
der größte Teil der Britischen Inseln, Norddeutschland und das Baltikum unter kilometerdickem
Eis begraben. Schätzungen der mittleren Jännertemperaturen ergeben -10 bis -15°C für Mitteleuropa und -20°C für Hamburg oder Berlin. Von den Alpen ragen nur die hohen Gipfel heraus.
Der hier beschriebene Klimazyklus von Abbildung 3.10 ist auch deshalb von Interesse, da in
dieser Zeitspanne der Mensch bereits bis Mitteleuropa vorgedrungen ist und mit den Übergängen Eem-Würm und Würm-Holozän Klimaschwankungen überstehen konnte, die zu den
extremsten gehören, die in der Erdgeschichte nachgewiesen wurden. Teile der Altsteinzeit und
die gesamte Mittel- und Jungsteinzeit fallen in diese Epoche.
Zu Beginn des Holozäns herrschten in Österreich Temperaturen ähnlich wie heute vor. Die
Gletscher haben sich etwa auf diejenigen Areale reduziert, die sie auch heute einnehmen. Der
radikale Wechsel von der Würmeiszeit zum holozänen Wärmeklima ist mit einem Temperaturanstieg in Österreich um mehr als 10°C (vor 13 000-12 000 Jahren) verbunden. Dagegen sind
die während des Holozäns auftretenden Schwankungen mit einer Größenordnung von 1-2°C nur
gering (Abbildung 3.10). Für Klimaschwankungen dieser Art werden von den Klimatheorien
Ursachen wie Vulkanismus oder Änderungen der Meeresströmungen angeführt; auch stochastische Fluktuationen sind denkbar.
Die Zeitspanne von 8000-4000 vor heute ist der wärmste Abschnitt des gesamten Holozäns mit
Temperaturen, die etwa 2°C höher sind als heute. Ein Temperaturrückgang um 2 500 vor heute
führte zum wahrscheinlich kältesten nacheiszeitlichen Zeitabschnitt mit Temperaturen von
1-2°C unter den heutigen (Hallstattkultur). In den ersten Jahrhunderten nach Christus waren die
Temperaturen ähnlich hoch wie heute. Um 400-800 n.Chr. trat neuerlich eine kühlere Periode
auf, der anschließend wiederum eine Wärmephase folgte (Klimaoptimum des Mittelalters).
Bereits ab 1200 kündigte sich, zunächst nur in der subpolaren Zone, eine neuerliche Abkühlung
an. Im 16. Jahrhundert war auch in Mitteleuropa ein erster Kältehöhepunkt des Zeitabschnitts
erreicht, der als Kleine Eiszeit bezeichnet wird und der das 17., 18. und die erste Hälfte des 19.
Jahrhunderts beherrscht. Aber auch während der Kleinen Eiszeit waren die Temperaturen nicht
konstant auf niedrigem Niveau. So herrschte in der Mitte des 17. und im 18. Jahrhundert mildes
Klima vor. Alle diese kurzen nacheiszeitlichen Klimaschwankungen sind verglichen mit denen
im Pleistozän gering.
Einer der Gründe für die weltweite Sorge über die Entwicklung des globalen Klimas ist der
Anstieg der Temperatur an der Erdoberfläche in den letzten 100 Jahren. Nach den besten
existierenden Auswertungen ist die Temperatur von 1890 bis 1990 um etwa 0,45°C gestiegen
(Abbildung 3.12). Der Hauptanstieg erfolgte von 1920 bis 1940, seit 1970 steigen die Temperaturen erneut.
Die langen Klimareihen von Zentraleuropa, beispielsweise die aus Österreich, gestatten eine
Zurückverfolgung und einen Vergleich der Temperaturverhältnisse bis ins 18. Jahrhundert
KLIMA
3.27
(Teilbild b). Zunächst sieht man, daß von 1870 an die Temperaturen in Österreich weitgehend
parallel zur Temperatur der Nordhalbkugel verlaufen. Der Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert ist durch im Mittel hohe Temperaturen, jedoch auch durch starke Temperaturschwankungen gekennzeichnet; die Maxima und Minima übertreffen die Werte in den letzten 50 Jahren.
Die Warmphase um 1800 läßt sich in erster Linie auf übernormale Sommer zurückführen.
Wichtig für die derzeitige Diskussion ist das natürliche Auftreten von Jahresmitteltemperaturen
im 18. Jahrhundert, die im Einzelfall höher sind als heute.
Die natürlichen Klimaschwankungen zeigen sich auch in anderen Zustands- und in den Flußgrößen. Im Gegensatz zur Temperatur gibt es hier vielfach keine weit zurückreichenden Klimazeugen. Man kann nur auf die Schwankungen seit Beginn der instrumentellen Epoche (in
Österreich seit 1775) zurückgreifen. Auf kürzerer Zeitskala wird dies für lokale Verhältnisse in
Abbildung 3.17 für den Niederschlag demonstriert.
3.3.2
Der Wasserhaushalt
Die Gesamtmenge des Wassers auf der Erde hat sich in geologischen Zeiträumen gebildet. Auf
der Zeitskala von einigen hundert Jahren wird der Gesamtwasservorrat im Klimasystem allgemein als konstant angenommen.
Der globale Wasserhaushalt der Erde ist in Abbildung 3.13 dargestellt. Etwa 97% des gesamten
irdischen Wassers ist in den Meeren enthalten; der Rest findet sich auf und in den Kontinenten,
der größte Teil davon in den Eisschilden von Antarktika und Grönland. Der Wassergehalt der
Atmosphäre beträgt etwa ein Hunderttausendstel des gesamten Wassers auf der Erde. Noch viel
Abb. 3.12: Globaler Wasserhaushalt (2 Abschätzungen) in 1015 kg bzw. in 1015 kg/a. Wasser
im Ozean zu 99,99% flüssig, auf Land zu 75% in fest, in der Atmosphäre zu 99% gasförmig
(nach: PEIXOTO and OORT 1992)
3.28
KLIMA
geringer ist der Wassergehalt der Biosphäre. Die Umsetzungen zwischen den Reservoiren in
Abbildung 3.13 betreffen Niederschlag (P), Verdunstung (E) und Abfluß (A). Die beherrschenden Flüsse sind die zwischen Ozean und Atmosphäre. Wenn man die Verdunstungswerte
der beiden in Abbildung 3.13 angegebenen Abschätzungen vergleicht, so zeigen sich Unterschiede von ca. 15%. Diese Unsicherheit entspricht den Unsicherheiten der Klimamodelle.
3.3.3
Der Kohlenstoffhaushalt
Der CO2-Kreislauf ist Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufs (Abbildung 3.14). Die Atmosphäre tauscht Kohlenstoff mit dem Ozean und der Biosphäre vor allem über CO2 aus. Während
die Atmosphäre heute 740 CE enthält, sind im Ozean 39 000 CE gespeichert. In der Biosphäre
lagern 1 000 CE. Einen näherungsweise vollständigen Haushalt gibt es nur für die Atmosphäre.
Zufluß (Z = 227 CE/a) und Abfluß (A = 223 CE/a) zusammen ergeben die Tendenz. Jedoch ist
die Angabe der Einzeldaten mit hohen Fehlern behaftet; eine andere Darstellung des
C-Haushaltes (WATSON et al. 1990) weicht in den hier gegebenen Zahlen teilweise um 20%
ab. Reservoire für Biosphäre, Lithosphäre und Ozean haben nicht-quantifizierbare Tendenzen.
Die natürlichen Quellen sind Atmung, mikrobielle Zersetzung des organischen Materials,
Gesteinsverwitterung und die Freisetzung von CO2 aus dem Ozean. Senken von atmosphäri-
Abb. 3.13: Globaler Kohlenstoffkreislauf, Vorräte in Speichern: Zustandsgrößen CE
(=1012 kg C), Flüsse in CE/a) (nach: DEUTSCHER BUNDESTAG 1988, KUHN 1990)
KLIMA
3.29
schem CO2 sind die Aufnahme im Ozean und die Photosynthese der Pflanzen. Eine große Rolle
spielt die Photosynthese von Meeresplankton. Es bindet etwa 65% des Kohlenstoffs, den die
gesamte Pflanzenwelt bei der Photosynthese aufnimmt. Der totale jährliche Input von anthropogenem CO2 betrug 1980-1989 ca. 7,0 ± 1,1 CE/a, das sind ca. 4%, wobei 5,4 ± 0,5 CE/a
aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und 1,6 ± 1,0 CE/a aus der Abholzung tropischer
Wälder stammen. Die letzte Zahl ist mit besonders großen Unsicherheiten behaftet. Die Akkumulation in der Atmosphäre beträgt 3,2 ± 0,2 CE/a, die Aufnahme durch den Ozean 2,0 ± 0,6
CE/a. Das ergibt eine Netto-Imbalance von 1,8 ± 1,3 CE/a. Die vorstehenden Daten geben
SIEGENTHALER und SARMIENTO (1993) in Aktualisierung der IPCC-Daten (1990, 1992).
Danach besteht weiterhin eine fehlende Senke im globalen Kohlenstoffhaushalt.
Über die Ursachen der fehlenden Senke gibt es eine Reihe von Spekulationen. Die Zunahme von
CO2 in der Atmosphäre erfolgte weniger rasch als aus C-Kreislaufmodellen erwartet wurde (in
denen verschiedene Reaktionen der Biosphäre nicht berücksichtigt waren). Dies und Analysen
des interhemisphärischen CO2-Gradienten deuten darauf hin, daß die Landökosysteme der
Nordhemisphäre eine signifikante C-Senke darstellen könnten. Solch eine Senke wurde jedoch
bisher nicht identifiziert.
Die Zeit, die atmosphärisches CO2 braucht, um sich Änderungen seiner Quellen und Senken
anzupassen, beträgt für die globale Skala 50-200 Jahre. Sie ist hauptsächlich bestimmt durch den
langsamen Austausch von Kohlenstoff zwischen Oberflächenwasser und tieferen Ozeanschichten. Daher wird das heute in die Atmosphäre emittierte CO2 die CO2-Konzentration in der
Atmosphäre für die nächsten hundert Jahre beeinflussen (IPCC 1990).
3.3.4
Weitere Spurenstoffhaushalte
Die besondere Bedeutung von Wasser und Kohlenstoff im Klimasystem rührt u.a. von der
Tatsache her, daß diese Substanzen für mehr als einen Stoffhaushalt eine Bedeutung haben.
Weitere Stoffe im Klimasystem sind Ozon, Methan, FCKWs und Stickstoffoxide.
Stratosphärisches Ozon
Ozon ist ein wichtiger Bestandteil der Erdatmosphäre. Es schützt die Erde vor gefährlicher
UV-Strahlung und spielt eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Temperaturstruktur der
Stratosphäre, indem es sowohl die hereinkommende solare UV-Strahlung wie auch die emittierte terrestrische Strahlung absorbiert. Daneben beeinflußt es Chemie und Dynamik der Stratosphäre. Variationen der vertikalen Ozonverteilung können daher Klimaveränderungen verursachen.
Die Stratosphäre enthält etwa 90% des atmosphärischen Ozons. Allein im Höhenbereich von
15-30 km befinden sich ungefähr 75% des gesamten Ozons der Atmosphäre. Die höchsten
Ozonkonzentrationen befinden sich in den Tropen in ca. 25 km Höhe und in höheren Breiten in
ca. 20 km .
3.30
KLIMA
Die Verteilung des Ozons in der Atmosphäre wird durch ein empfindliches Gleichgewicht
zwischen photochemischen Bildungs- und Abbauprozessen bestimmt und durch Transportprozesse (z.B. allgemeine Zirkulation in der Atmosphäre) wesentlich modifiziert. Ein ausgeprägtes Ozonminimum befindet sich über der Äquatorregion trotz maximaler Produktion. In Richtung der Pole nimmt die Konzentration zu und erreicht über der Polkappe ein Maximum. Die
Ozonmenge über der Antarktis ist geringer als über der Arktis. Dies ist ein Ergebnis der unterschiedlichen Landverteilung und des Verhaltens der zirkumpolaren Wirbel.
Der natürlichen Verteilung in Antarktika wird in jüngster Zeit ein ausgeprägtes Ozonminimum
während des südpolaren Frühlings überlagert (Ozonloch), das seit Ende der siebziger Jahre
beobachtet wird. Für dieses Minimum werden hauptsächlich stabile Chlor- und Bromverbindungen (FCKWs, Halone) verantwortlich gemacht. Unter Einfluß der Sonnenstrahlung werden diese
Verbindungen zersetzt und bewirken unter den gegebenen meteorologischen Bedingungen
(geringer horizontaler Luftaustausch, polare stratosphärische Wolken) über komplexe katalytische Prozesse einen zusätzlichen Ozonabbau. Im Vergleich zur Antarktis, wo während des
Frühlings lokale Konzentrationsabnahmen bis zu ca. 90% beobachtet wurden, fand man in der
Arktis keine starken Ozonverluste. Es wurde jedoch beobachtet, daß lokale Ozonverluste in der
Arktis im Winter mit einer erhöhten Konzentration reaktiven Chlors in Zusammenhang stehen.
Kürzliche Beobachtungen (Tabelle 3.3) zeigen eine signifikante Ozonabnahme während des
Jahres auf Nord- und Südhalbkugel in mittleren und hohen Breiten. In den Tropen wurde kein
Trend beobachtet. Die Abnahme war in den achtziger Jahren stärker als in den siebziger Jahren.
Die Datenaufzeichnungen reichen jedoch nicht weit genug zurück, um zwischen natürlichen und
anthropogenen Prozessen, die auf das Ozon wirken, zu unterscheiden. Ballon- und Satellitenmessungen zeigen, daß die beobachtete Abnahme des Ozons in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten hauptsächlich in der unteren Stratosphäre (15-25 km Höhe) stattfand.
Nehmen die Konzentrationen von Chlor und Brom in der Atmosphäre weiter zu, könnten
signifikante zusätzliche Ozonverluste eintreten. Eine Zunahme der Aerosolkonzentration könnte
zu weiteren Ozonverlusten führen. Natürliche Aerosolquellen sind vor allem Vulkanausbrüche.
Tabelle 3.3: Trend des globalen Ozongehalts in ‰/a mit 95% Vertrauensgrenze (nach:
IPCC 1992)
Satellitenmessungen
1979-1991
Bodenmessungen
26°N-64°N
45°S
Äquator
45°N
1979-1991
1970-1991
DezMärz
−5,2 ±1,5
+0,3 ±4,5
− 5,6 ±3,5
−4,7 ±0,9
− 2,7 ±0,7
MaiAug
− 6,2 ±3,0
+0,1 ±5,2
− 2,9 ±2,1 − 3,3 ±1,2
SepNov
− 4,4 ±3,2
+0,3 ±5,0
− 1,7 ±1,9 − 1,2 ±1,6
− 12,3
±0,4
− 1,2 ±0,6
KLIMA
3.31
Als direkte anthropogene Quelle ist der stratosphärische Flugverkehr anzusehen, der zusätzlich
auch Wasserdampf und Stickstoffoxide in die Stratosphäre einbringt, die wesentlichen Einfluß
auf die stratosphärische Chemie haben könnten.
Methan
Methan (CH4) ist ein natürlicher Spurenstoff (vorindustrielle Konzentration 0,8 ppm), der jedoch
stark anthropogen beeinflußt ist (derzeitige Konzentration 1,75 ppm). Methan hat unter allen
Spurenstoffen die relativ größte jährliche Zuwachsrate (ca. 20% der natürlichen Zuflüsse im
Vergleich z.B. zu CO2 mit nur ca. 2% der natürlichen Zuflüsse). Der Abbau von Methan
geschieht in der Atmosphäre hauptsächlich durch Hydroxylreaktionen.
FCKWs
FCKWs sind in der Natur nicht vorkommende Gase, die seit etwa 30 Jahren großtechnisch
verwendet werden, sich durch hohe chemische Stabilität auszeichnen, in der Troposphäre nicht
abgebaut werden können und daher akkumulieren. Der einzige bekannte Abbaumechanismus ist
die photochemische Zerlegung in der Stratosphäre. Dabei werden Halogenatome freigesetzt, die
von Ozon oxidiert werden. Das Oxid reagiert abermals mit Ozon und wird dabei unter Abgabe
von Sauerstoff reduziert, sodaß ein einziges Halogenmolekül genügt, um viele Ozonmoleküle
abzubauen. Erst durch eine Reaktion mit anderen Spurenstoffmolekülen werden die Halogen-
Tabelle 3.4: Zusammensetzung der Atmosphäre Anfang der 90er Jahre (1 ppm =
10-6 mol/mol)
Name
Symbol
Molare
Masse
kg/kmol
Mengenanteil
mol/mol
Massenanteil
kg/kg
Verweilzeit
A: Hauptgase
Stickstoff
Sauerstoff
Argon
N2
O2
Ar
28,02
32,01
39,96
0,7809
0,2095
0,0095
0,7551
0,2314
0,0130
B: Spurengase (zeitlich u. räumlich konstant)
Neon
Helium
Krypton
Wasserstoff
Xenon
Ne
He
Kr
H2
Xe
20,18
4,00
83,70
2,02
131,30
18,00ppm
5,20ppm
1,00ppm
0,50ppm
0,08ppm
12 .10-6
0,7 .10-6
2,9 .10-6
35 .10-9
0,36.10-6
C: Spurengase (zeitlich u. räumlich variabel)
Wasserdampf
Kohlendioxid
Ozon (stratos.)
(bodennah)
Methan
H 2O
CO2
O3
18,00
44,02
48,00
CH4
16,03
0-3%
350-370ppm
9d
6a
5-10ppm
bis0,20ppm
1,70ppm
30-150 d
1 h-10 d
9a
3.32
KLIMA
atome aus diesem katalytischen Zyklus herausgenommen.
Außerdem sind die FCKW-Moleküle Infrarotabsorber und damit klimawirksam. Die Klimawirksamkeit des einzelnen FCKW-Moleküls übertrifft die Wirksamkeit anderer Spurenstoffmoleküle
um das mehr als Tausendfache.
Stickstoffoxide
N2O hat heute in der Atmosphäre mit 310 ppb eine um ca. 8% höhere Konzentration als vorindustriell (288 ppb). Der Stoff ist vorwiegend in der Stratosphäre photochemisch aktiv und
spielt im Ozonhaushalt eine Rolle. Auch die anderen Stickstoffoxide NOx sind bei den Reaktionen beteiligt.
3.3.5
Die Modellierung der anthropogenen Spurenstoffhaushalte
Die Zusammensetzung der Atmosphäre ist in Tabelle 3.4 dargestellt. Angegeben sind die
Konzentrationen, d.h. die jeweiligen Zustandsgrößen. Über die zugehörigen Flußgrößen ist
wenig bekannt, sie müssen geschätzt werden. Die Modellierung erfordert die vereinfachte
Darstellung komplizierter nichtlinearer Zusammenhänge (Parametrisierung s.a. 3.1.4, 3.2.4).
Natürliches Feld und anthropogenes Störungsfeld können daher nicht unabhängig voneinander
vorhergesagt werden. Ein weiteres Problem besteht darin, daß die natürlichen Flüsse im allgemeinen wesentlich größer sind als die interessierenden anthropogenen Störflüsse.
Auch die aus den Flüssen ermittelten Verweilzeiten weisen für ein und dieselbe Komponente je
nach Betrachtungsweise unterschiedliche Werte auf (vgl. die Angaben für CO2 in Tabellen 3.4
und 3.5).
3.3.6
Der anthropogene Treibhauseffekt
Bei der Beschreibung des anthropogenen Treibhauseffekts ist die folgende Kette von Vorgängen
zu erfassen:
#
Emission der anthropogenen Spurenstoffe; grundsätzlich meßbar.
#
Zunahme der Spurenstoffkonzentrationen im Klimasystem unter Beachtung
chemischer Umsetzungen; bedingt meßbar - anthropogen bedingte Zunahme
kann nicht in allen Fällen zweifelsfrei von natürlicher Fluktuation getrennt
werden.
#
Veränderung des Strahlungsfeldes im Klimasystem relativ zum natürlichen
Strahlungsfeld; bisher nicht meßbar.
#
Veränderung der Temperatur im Klimasystem, bewirkt durch Absorption der
KLIMA
3.33
Zusatzstrahlung; bedingt meßbar - anthropogen bedingte Temperaturänderung
kann bisher nicht von natürlicher Fluktuation getrennt werden.
Jeder dieser Vorgänge enthält meßtechnische und modellmäßige Unsicherheiten, die sich meist
nicht in einfacher Weise quantifizieren lassen.
In Abbildung 3.15 wird der anthropogene Zusatztreibhauseffekt mit dem natürlichen Treibhauseffekt verglichen. Den größten Beitrag zum gesamten Treibhauseffekt liefert das Wasser, dessen
Anteil 59% (nach SCHÖNWIESE) bzw. 92% (nach LINDZEN) ausmacht. Trotz der Unterschiede in beiden Abschätzungen ist der anthropogene Anteil mit jeweils 1,4% gleich. Dieser
Anteil wurde dadurch gewonnen, daß die Temperaturerhöhung der letzten 100 Jahre (0,45°C)
als rein anthropogen bedingt angenommen wurde.
Abb. 3.14: Darstellung der als anthropogener Treibhauseffekt interpretierten Temperaturerhöhung (oberes Diagramm, IPCC 1990) im Verhältnis zum natürlichen Treibhauseffekt
(untere Diagramme, links nach SCHÖNWIESE (1987), rechts nach LINDZEN (1993))
Eine Abschätzung aus den Flüssen in Abbildung 3.5 (3,0 W/m2 gegenüber 356 W/m2) liefert
einen Anteil von 0,8%. Dieser Vergleich setzt die berechnete (und dann als anthropogen
interpretierte) Zunahme des terrestrischen Strahlungsflusses bei einer unterstellten
CO2-Verdoppelung in Beziehung zum natürlichen aufwärts gerichteten terrestrischen Strahlungsfluß.
3.34
KLIMA
Beide Abschätzungen sind voneinander unabhängig und verwenden verschiedene Daten. Sie
besagen übereinstimmend, daß der Beitrag des anthropogenen Treibhauseffekts etwa im
Prozentbereich liegt. Das erscheint zunächst wenig, darf jedoch nicht dazu verleiten, die
möglichen Auswirkungen der anthropogenen Beeinflussung zu bagatellisieren. Empfindliche
Gleichgewichte können auch durch kleine Änderungen bis hin zum Umkippen gestört werden.
Tabelle 3.5: Daten der wichtigsten anthropogen beeinflußten Treibhausgase (mit Ausnahme des Wassers). Erhöhung der Wärmestrahlung = Radiative Forcing (nach:
BENGTSSON 1992)
Spurengas
Konz.
(1992)
atmosphär.
Verweilzeit
Trend
(derzeit)
Erh. der
Wärmestrahlg.
(forcing)
(1992-1750)
wichtigste anthropogene Quellen
Kohlendioxid
CO2
356 ppm
50-200 J
0,5%/J
1,87 Wm-2
foss. Brennstoffe
Waldrodungen Bodenerosion
Methan
CH4
1,75 ppm
10 J
0,9%/J
0,52 Wm-2
Reisanbau, Großviehhaltung, Verbrennung von Biomasse, foss.
Brennstoffe, Erdgaslecks
Distickstoffoxid
N2O
0,31 ppm
150 J
0,25%/J
0,12 Wm-2
Kunstdüngung,
foss. Brennstoffe
Verbrennung von
Biomasse
CCl3F
CCl2F2
302 ppb
523 ppb
65 J
130 J
4%/J
4%/J
0,27 Wm-2
FCKWs
Andere Treibhausgase
0,22 Wm-2
Gesamtsumme
3,00 Wm-2
Erhöhung
Wärmestrahlg.
Ende 21. Jhrdt.
CO2Äquivalente
Erhöhung der
Wärmestrahlung
(2100-1992)
Szenarium A
1343 ppm
6,9 Wm-2
Szenarium D
552 ppm
1,3 Wm-2
Reinigungsmittel,
Industrie
Eine Zusammenstellung von Ergebnissen bietet Tabelle 3.5. Von den vier oben genannten
Vorgängen enthält die Tabelle Angaben für den zweiten und dritten Vorgang. Die zusätzliche
Strahlung aufgrund des Stefan-Boltzmann-Gesetzes beträgt insgesamt 3 W/m2 (nach IPCC 1990:
2,45 W/m2), ein Wert, der angesichts der Unsicherheiten der Strahlungsabschätzung von
Abbildung 3.5 (ca. 30 W/m2) nicht direkt meßbar ist.
KLIMA
3.35
Abb. 3.15: Klimaszenarien, projiziert bis zum Jahr 2100 für 3 verschieden empfindliche
Klimamodelle und unterschiedliche Emissionsentwicklungen von Treibhausgasen (nach:
HOFFERT 1992)
3.36
KLIMA
In Anbetracht der Streubreiten der in den Klimamodellen benutzten Parametrisierungen wird
daher versucht, diese Unsicherheiten durch Szenarienrechnungen mit unterschiedlichen Annahmen einzugrenzen. Ein Beispiel zeigt Abbildung 3.16 für 3 verschieden empfindliche
Klimamodelle (CO2-Verdoppelung führt zu einer Temperaturerhöhung gegenüber 1765 in Höhe
von: 4,5°C - stark, 2,5°C - mittel, 1,5°C - schwach) und unterschiedliche Emissionsentwicklungen von Treibhausgasen (BaU: business as usual = unveränderter Emissionsverlauf; B, C, D:
zunehmend geringere Emissionen).
Obwohl häufig Temperaturänderungen zur Darstellung der Ergebnisse von Klimamodellberechnungen angeführt werden, ist auch mit Änderungen einer Vielzahl anderer Klimaparameter wie Niederschlag oder Anhebung des Meeresspiegels zu rechnen.
Die derzeitige Gesamtbewertung des anthropogenen Treibhauseffektes, wie er von den Klimamodellen unter Beachtung der Spurenstoffhaushalte wiedergegeben wird, kann wie folgt
zusammengefaßt werden (BENGTSSON 1992):
#
Die Absorption terrestrischer Strahlung nimmt aufgrund der Zunahme der
Treibhausgase zu (derzeit um 0,4 bis 0,5 W/m2 pro Dekade).
#
Im Klimasystem gibt es Rückkopplungsprozesse (z.B. Wasserdampf, Wolken,
Oberflächenalbedo, Meeresströmungen), die den direkten Effekt entweder
verstärken oder abschwächen können.
#
Trotz eines beobachteten Temperaturanstiegs von 0,3 bis 0,5°C im globalen
Mittel über die letzten 100 Jahre ist es bisher unmöglich, die vom Menschen
verursachte Klimaänderung von der natürlichen Klimaschwankung zu trennen.
#
Der anthropogen bedingte Anstieg der globalen Temperatur an der Erdoberfläche
beträgt in den nächsten 50 Jahren nach besten Schätzungen 1 bis 2°C. Es wird
erwartet, daß sich eine globale Erwärmung in den nächsten 20 bis 30 Jahren
bemerkbar machen wird.
#
Regionale Effekte sind mit wesentlich größeren Unsicherheiten behaftet als
globale. Modelle zeigen z.B. eine Wanderung der europäischen Vegetationszonen nach Nordosten.
#
Der Anstieg des Meeresspiegels wird sich wahrscheinlich auf wenige cm pro
Dekade (bedingt durch Ausdehnung des Wassers im Ozean) beschränken. Zum
Teil könnte dies durch erhöhte Akkumulation von Schnee auf den Kontinenten
(Gletscher in der Antarktis und Grönland) kompensiert werden.
KLIMA
3.3.7
3.37
Analogien zum Klimasystem im Bereich von Biologie und Wirtschaft
Die Ergebnisse der dynamischen Klimatologie haben bereits früh die Möglichkeit einer Labilisierung der Klimazustände bis hin zum katastrophenartigen Umkippen in einen vollständig
anderen Zustand demonstriert (z.B. NORTH et al. 1981). Ferner gilt der sogenannte runaway
greenhouse effect des Planeten Venus als wissenschaftlich gesichert. Dabei handelt es sich um
einen Instabilitätseffekt der Venusatmosphäre; diese besteht praktisch ausschließlich aus CO2
und hat einen etwa 15 mal größeren Treibhauseffekt als die Erde. Befürchtungen, ein ähnliches
Schicksal könne auch die Erde treffen, gelten zwar allgemein als unrealistisch. Dennoch ist es
eine Tatsache, daß Klimasysteme im allgemeinen mehrerer stabiler Zustände fähig sind und
beim Überschreiten kritischer Grenzen von dem einen in den anderen Zustand kippen können.
Die Lage solcher kritischer Grenzen exakt zu quantifizieren, gehört zu den ungelösten Problemen der Klimasystemforschung. Ein Beispiel eines solchen möglichen Umschlags, wenn auch
aus natürlichen Ursachen heraus, könnte das Ereignis in der Eem-Warmzeit vor 115 000 Jahren
gewesen sein, das in Abbildung 3.11 diskutiert wurde.
Man kann verschiedene Vorgänge im Klimasystem analog zu physiologischen Vorgängen im
menschlichen Organismus betrachten, oder, wenn man noch einen Schritt weiter geht, die Erde
überhaupt als Lebewesen ansehen (LOVELOCK 1992). Für beide, Mensch und Erde gilt, daß
das System destabilisiert wird, wenn Subsysteme oder einzelne Parameter desselben einseitig
gerichtete Veränderungen im Zeitablauf aufweisen und nicht mehr zur Ausgangslage zurückkehren. Wenn im System des menschlichen Organismus etwa Blutdruck, Temperatur, Laborwerte
oder Schadstoffe in Körpergeweben laufend ansteigen (Störung des Fließgleichgewichts bei
Stoffwechselvorgängen), so wird die Gefahr einer Destabilisierung erkennbar, auch wenn sich
diese gesundheitlich nicht sofort auswirkt. Hier besteht Handlungsbedarf: Das Fließgleichgewicht muß wiederhergestellt werden, um weitergehenden oder längerdauernden Destabilisierungen im System, d.h. akuter Gesundheitsgefährdung, vorzubeugen.
Eine andere und nicht weniger bedeutsame Analogie zum Klimasystem besteht in der Ähnlichkeit mit einem Wirtschaftssystem. Auch hier gibt es das Phänomen der Instabilität und die
vielfach diskutierte Problematik des planenden Eingreifens. Ökonomische Modelle und Klimamodelle haben eine Reihe formaler Ähnlichkeiten: Beide sind Input-Output-Modelle; die in
ihnen aktiven nichtlinearen Wechselwirkungen müssen parametrisiert werden. In der Ökonomie
ist die Voraussage, welchen wirtschaftlichen Effekt eine bestimmte planerische Maßnahme
haben wird, oft nicht möglich. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß die Voraussagen Rückwirkungen auf das System haben.
3.38
3.4
KLIMA
Auswirkungen auf Österreich
Globale Klimamodelle können heute selbst für die kontinentale Skala, d.h. für Europa, keine
regional differenzierten Aussagen über mögliche Klimaänderungen liefern (IPCC 1990). Noch
viel weniger sind solche Aussagen für ein kleines, orographisch stark gegliedertes Land wie
Österreich möglich. Die horizontale Auflösung dieser Modelle (typischer Wert 500 km) ist zu
gering und die Erfassung kleinräumiger Prozesse unzureichend, um die Vielzahl von orographischen Effekten zu berücksichtigen, die das Klima im Alpenraum prägen. Bei einer Abschätzung
der Auswirkungen globaler Klimaänderungen auf das regionale Klima sollen daher im folgenden
nur großräumige Charakteristika aus den Simulationsergebnissen globaler Klimamodelle
herangezogen werden.
Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Österreichischen Akademie der Wissenschften hat die
möglichen Auswirkungen von Klimaänderungen in Österreich auf Hydrologie, Limnologie,
Vegetation und den Menschen für ein bestimmtes Szenarium untersucht und allfällige Maßnahmen diskutiert (ÖAW 1992, ÖAW 1993).
3.4.1
Die Möglichkeiten regionaler Aussagen
Für den Schluß von großräumigen (z.B. mitteleuropäischen) Klimaverhältnissen auf das
regionale Klima (z.B. im Ostalpenraum) bietet sich die Analyse vergangener Klimaänderungen
an. Mit statistischen Methoden können Zusammenhänge zwischen großskaligen Parametern und
solchen, die das regionale Klima charakterisieren, gefunden werden. Die in der Periode instrumenteller Beobachtung erfaßten Klimaschwankungen betreffen in erster Linie die letzten
100 Jahre. In Europa liegen dafür Klimadaten an ca. 170 Stationen vor. Daraus läßt sich eine
Vielzahl statistischer Größen berechnen (z.B. SCHÖNWIESE et al. 1993).
Die Entwicklung der Niederschlagsmenge in Wien in den letzten 100 Jahren zeigt Abbildung
3.17 für jedes Jahr. Daraus ergeben sich folgende Aussagen:
- Aufgrund der hohen Variabilität ist der langjährige Mittelwert in Wien (654 mm/a) um mehr
als 10% unsicher. Dies folgt auch beim Vergleich mit dem Mittelwert aufgrund eines nur
50-jährigen Datensatzes; hier beträgt der Niederschlag 685 mm/a.
- Die starken interannuellen Schwankungen in Abbildung 3.17 sind das Resultat von Zirkulationsanomalien. Diese treten in Mitteleuropa bevorzugt im Winter auf und können daher anhand
von Schneedaten analysiert werden.
Danach wäre bei globaler Erwärmung im Winter in Mitteleuropa mit einer verstärkten Zonalisierung (zonal bedeutet hier in West-Ost-Richtung verlaufend) der Strömung und geringerer
Neigung zur Ausbildung blockierender Zirkulationsverhältnisse zu rechnen. Für die Gebiete
nördlich des Alpenhauptkamms würde der höhere Feuchtigkeitsgehalt der anströmenden
Luftmassen ab einer gewissen Seehöhe die direkte Wirkung einer Temperaturerhöhung auf die
Schneedecke zum Teil kompensieren. Im Höhenbereich unter 1 000 m würde die Zahl der Tage
mit Schneedecke stärker abnehmen als in größeren Höhen, im Hochgebirge könnte die Schnee-
KLIMA
3.39
höhe eventuell sogar zunehmen.
Abb. 3.17: Jahresniederschlag der letzten 100 Jahre an der Station Wien, Hohe Warte. Daten
von Rudel (private Mitteilung)
Für die Gebiete südlich des Alpenhauptkamms ist bei verstärkt zonaler Strömung allerdings eine
Abnahme der Winterniederschläge zu erwarten. Die Schneeverhältnisse in Osttirol, Kärnten und
der Weststeiermark hängen sehr stark vom Vorhandensein bzw. Fehlen von Tiefdruckgebieten
im nördlichen Mittelmeerraum ab. Die exemplarische Gegenüberstellung der beiden Winter
1989/90 und 1990/91 illustriert die hohe Variabilität der Schneeverhältnisse in diesem Raum am
Beispiel der Villacher Alpe (2 140 m). Im Winter 1990/91 wurde auf der Villacher Alpe eine
etwa viermal höhere Neuschneesumme (218 cm gegenüber 58 cm) registriert als 1989/90 (103
cm gegenüber 11 cm), sodaß die mittlere Schneehöhe 1990/91 neunmal größer war als 1989/90.
Im Winter 1989/90 haben Kaltluftvorstöße in das westliche Mittelmeergebiet nahezu völlig
gefehlt. Die Strömung war im Mittel ausgesprochen zonal; schwache Zyklonen, die sich im Lee
des Gebirges bildeten, wurden mit der Strömung rasch verlagert, sodaß an einem gegebenen Ort
keine hohen Niederschlagsmengen auftraten.
Im Winter 1990/91 führte zweimaliges intensives Aufgleiten der Luft am Gebirge zu ergiebigen
Schneefällen südlich des Alpenhauptkamms. Zwischen diesen beiden Niederschlagsereignissen
bildeten sich bei Höhenströmungen mit starker Nord-Süd-Komponente im Gegensatz zu
1989/90 häufig stabile Hochdruckgebiete über Europa. Dadurch wurde eine Verringerung der
Schneedecke in den niederschlagsfreien Perioden verhindert.
Zirkulationsanomalien sind gerade für das Klima im alpinen Bereich von großer Bedeutung,
3.40
KLIMA
können aber von Klimamodellen noch nicht beschrieben werden. Aus einigen großräumigen
Tendenzen, die von den Klimamodellen erfaßt werden können, kann die Ableitung möglicher
Auswirkungen auf den alpinen Raum jedoch versucht werden.
Trifft z.B. der in mehreren Modellen auftretende Effekt des Bodendruckanstiegs im Mittelmeerraum mit einer leichten Nordwärtsverlagerung des Westwindbandes zusammen, so wäre
vermutlich eine Abnahme der Winterniederschläge im gesamten Alpenraum zu erwarten. Ein
solches Szenarium einer winterlichen Temperaturerhöhung bei gleichzeitiger Niederschlagsabnahme hätte eine negative Wirkung auf die Schneedecke in allen Höhenbereichen. Neuere
Arbeiten (AUER und BÖHM 1993) dagegen zeigen, daß österreichweit zwar keine einheitlichen
Trends vorliegen, aber eher die feucht-warmen und nicht die trocken-warmen Winter zunehmen.
Der spekulative Charakter dieser Aussage spiegelt die Tatsache wider, daß Simulationen von
globalen Klimamodellen einen Großteil des zur Erstellung regionaler Szenarien notwendigen
Inputs noch nicht liefern können. Dies trifft besonders auf das Sommerhalbjahr zu, in dem das
Wettergeschehen stärker von kleinräumigeren, konvektiven Vorgängen dominiert wird.
So wird beispielsweise die von den meisten globalen Klimamodellen für mittlere Breiten
simulierte negative Wirkung einer höheren Temperatur auf die sommerliche Bodenfeuchte auf
das Zusammenwirken vor allem lokaler Effekte (frühere Schneeschmelze, stärkere Verdunstung)
zurückgeführt. Diese grundlegenden Rückkopplungsmechanismen, die letztlich unabhängig von
der Ursache der Temperaturerhöhung wirken, sollten besonders beachtet werden, insbesondere
in Hinblick auf bereits bestehende Tendenzen zu trockeneren Verhältnissen in Teilen Ostösterreichs.
3.4.2
Die Rolle der Gebirgsgletscher
Die weltweiten Gletscherfluktuationen sind gut dokumentiert (RÖTHLISBERGER 1986, IPCC
1990). Dabei muß man zunächst feststellen, daß die Gebirgsgletscher für die globale Kryosphäre
so gut wie keine Rolle spielen: Die Eisschilde von Antarktika (91%) und Grönland (9%),
einschließlich des Schelfeises, jedoch ohne Meereis, machen mehr als 99% der gesamten
Eismasse der Erde aus. Die Gebirgsgletscher machen demgegenüber nur ca. 0,1% aus, Meereis
und jährliche Schneedecke etwa 0,2% (KUHN 1990).
Die Längenänderungen von Gebirgsgletschern sind jedoch Indikatoren für das regionale Klima,
die zwar mit Verzögerung, aber sehr auffällig, ansprechen. Daher werden in der Folge nur sie
betrachtet.
In die Längenänderung gehen unter anderem folgende Parameter ein: Temperatur, Niederschlag
und Bewölkung. Die Reaktionszeit eines Gletschers auf geänderte Bedingungen hängt von
seiner Größe ab: Je größer der Gletscher, desto langsamer reagiert er. Abbildung 3.18 zeigt eine
Statistik von durchschnittlich 350 Gletschern (seit 1959). Von diesen ist je knapp die Hälfte im
Vorstoß, die andere Hälfte im Rückgang begriffen; ca. 7% sind derzeit stationär. Ein globaler
Gletscherschwund ist daraus zunächst nicht ableitbar.
KLIMA
3.41
Untersuchungen in den Alpen zeigen jedoch, daß hier die meisten Gletscher kleiner geworden
sind (HAEBERLI und MÜLLER 1988). Die gesamte Massenabnahme in den Alpen seit Mitte
des 19. Jahrhunderts beträgt nach HAEBERLI (1990) 50%; nach IPCC (1992) ist dieser Wert
jedoch mit hohen Unsicherheiten behaftet.
Abb. 3.18: Anteil der beobachteten Gletscherzungen, die vorstoßen, sich zurückziehen bzw.
stationär sind. Erfaßt wurden weltweit 271 Gletscher im Jahr 1959/60 bis 486 Gletscher im
Jahr 1984/85 (jeweils 5-Jahresmittel) (nach: FOLLAND et al. 1992)
Abb. 3.19: a) Längenänderung aller Schweizer Alpengletscher von 1880-1987: Anteile der
wachsenden, stationären und schwindenden Gletscher (nach: AELLEN und HERREN 1992)
3.42
KLIMA
Statistische Analysen von räumlichen und zeitlichen Variationen der Massenbilanz von Gletschern verschiedener Kontinente zeigen, daß das Verhalten der Alpengletscher repäsentativ für
alle Gletscher ist, was die Empfindlichkeit des Gletschervolumens gegenüber Klimavariationen
bestätigt. Während des letzten Jahrhunderts erfolgte global eine Reduktion des Volumens um
13±9% (IPCC 1992).
Abbildung 3.19 zeigt Längenänderungen von Schweizer Gletschern seit 1880 (AELLEN und
Abb. 3.19: b) Längenänderung österreichischer Alpengletscher von 1959-1992 (oben) und
Anteile wachsender (schwarz), stationärer (punktiert) und schwindender (weiß) Gletscher von
der Anzahl (n) der beobachteten Gletscher (unten) (nach: PATZELT 1993)
HERREN 1992) und österreichischen Gletschern seit 1959 (PATZELT 1993). Die Schweizer
KLIMA
3.43
Gletscher zeigen einen Rückgang zwischen etwa 1920 und 1960, der im Durchschnitt etwa 80%
der beobachteten Gletscher betraf. Im Zeitraum von 1965 bis 1980 erfolgte ein Nettovorstoß
aller Alpengletscher, der mit niedrigen Mitteltemperaturen über dem größten Teil des Atlantik
und über Westeuropa zusammenhängt. Seit 1984 erfolgt erneut ein leichter Rückgang, die
Anteile der vorstoßenden und zurückgehenden Gletscher sind aber etwa gleich. Seit 1987 hat
sich der Rückgang etwas verstärkt, der Anteil der schwindenden Gletscher hat gegenüber dem
der wachsenden und stationären Gletscher zugenommen (Teilbild b). Ein auffälliger Klimatrend
im Sinne eines dramatischen Rückganges ist aber aus diesen Befunden bisher nicht erkennbar.
3.4.3
Zusammenhang Schneedeckendauer Österreich - Temperatur Europa
HAIDEN und HANTEL (1992) untersuchten den Zusammenhang zwischen Schneedeckendauer
und Temperatur. Ausgangsdaten waren Monatsmittel von Temperatur (t, Einheit°C) und Anzahl
der Tage pro Saison mit Schneedecke (N) an 109 Stationen aus dem Zeitraum 1953-1980.
Das Verfahren besteht darin, aus dem Wert von N für eine Station die Empfindlichkeit SN der
Andauer der Schneedecke gegenüber Temperaturanomalien abzuleiten. Dazu werden die Werte
von t jahreszeitlich gemittelt. Für alle Stationen und Jahre wird N in Abhängigkeit von t
eingetragen (Abbildung 3.20). Daraus wird die größte Steigung der Punktwolke objektiv
ermittelt. Höhenstationen, wie etwa der Sonnblick, mit praktisch ganzjähriger Schneebedeckung
Abb. 3.20: Zahl N der Tage mit Schneedecke für Frühjahr (Präbichl) als Funktion der
Mitteltemperatur t über Europa; jeder Punkt repräsentiert ein Kalenderjahr. Nur der durchgezogene Teil der Kurve ist durch Daten repäsentiert. SN=-8 d/°C
haben einen niedrigen Wert für SN; denn eine saisonale Erwärmung sogar um mehrere Grad
3.44
KLIMA
kann etwa die Zahl der Schneetage im Winter, die ohnehin 90 Tage beträgt, kaum ändern.
Ähnlich ist es bei Stationen im Flachland, etwa Eisenstadt, mit eher seltener Schneelage: hier
wird auch eine großräumige Abkühlung die Zahl der Schneetage nicht sogleich dramatisch
zunehmen lassen. Die Meßpunkte für den Sonnblick lägen in Abbildung 3.20 ganz links oben
im Diagramm, die für Eisenstadt ganz rechts unten.
Der interessante Bereich liegt in der Mitte. Dort ist die Empfindlichkeit gegen mögliche Klimaschwankungen am größten. Dort hat also für eine Station mit jahreszeitlich stark schwankender Schneebedeckung die Steigung der Kurve SN ein Maximum.
Tabelle 3.6: Vergleich städtischer und ländlicher Klimaparameter (nach HENDERSONSELLERS and ROBINSON 1987)
Element
Parameter
städtisch/ländlich
Einstrahlung
horizontal
UV-Strahlung
-15%
-30% (Winter)
- 5% (Sommer)
Temperatur
Jahresmittel
Wintermaximum
frostfreie Periode
+0,7°C
-1,5°C
+2 bis 3 Wochen
Windgeschwindigkeit
Jahresmittel
extreme Böen
Kalmenhäufigkeit
-20 bis -30%
-10 bis -20%
+5 bis +20%
Relative Feuchte
Jahresmittel
Jahreszeitenmittel
-6%
-2% (Winter)
-8% (Sommer)
Bewölkung
Wolkenhäufigkeit und-menge
Nebel
+5 bis +10%
+100% (Winter)
+ 30% (Sommer)
Niederschlag
Menge
Tage mit < 5 mm
Schneetage
+5 bis +10%
+10%
-14%
Aus den individuellen SN-Werten hinreichend vieler repräsentativer Stationen läßt sich eine
mittlere Empfindlichkeit für ganz Österreich ableiten. Das vorläufige Ergebnis lautet: Eine
Zunahme der europäischen Mitteltemperatur um 1°C bewirkt eine Verringerung der Anzahl der
Tage mit Schneedecke um etwa 10 Tage pro Saison.
KLIMA
3.4.4
3.45
Stadtklima
Der Einfluß des Stadtklimas kann weitgehend unabhängig vom globalen und sogar regionalen
Klima betrachtet werden. In Tabelle 3.6 werden einige typische Parameter für Städte der
gemäßigten Breiten zusammengestellt. Wesentlich ist ein relativ großer Unterschied zwischen
den innerstädtischen Verhältnissen und denen im Umland.
BÖHM (1979a) untersuchte unter Verwendung der Daten von 4 Stationen im verbauten Gebiet
und 7 Stationen in der Umgebung der Stadt den Trend des Aufbaus der städtischen Wärmeinsel
Wiens in der Zeit von 1952 bis 1976. Dabei wurde ein statistischer Trend von steigenden
Temperaturunterschieden zwischen Stadt und Umgebung gefunden. Die Steigerung (bei den
Jahresmitteln) betrug von 1952-1976 0,85°C, das sind 150% bezogen auf den Anfangswert
1952. Abbildung 3.21 zeigt die Isothermen der Temperaturabweichung vom Stadtkern. Wesentliche Ursachen für die Bildung der Wärmeinsel sind die erhöhte Wärmespeicherung durch die
vermehrte Bausubstanz im Stadtgebiet und die Veränderung des Wasserhaushalts durch die
Verbetonierung von Vegetationszonen. Dadurch wird auch die Verdunstung herabgesetzt, die
im Umland wesentlich zur Abkühlung beiträgt. Hinzu kommt noch die Produktion fühlbarer
Wärme durch Verbrennungsprozesse (Abwärme). Die markantesten wärmeinselbedingten
Temperaturunterschiede zwischen Stadtzentrum und ungestörtem Umland stellen sich an
windschwachen und bewölkungsarmen Tagen ein. Die urbane Wärmeinsel wirkt sich am
stärksten im Sommer während der Nachtstunden aus, untertags jedoch kaum. Im Winter ist das
Abb. 3.21: Lage der Temperaturmeßstationen in Wien/Umgebung und Ausdehnung der
Wärmeinsel. Durchgezogene Linien Isothermen der Temperaturabweichung vom Stadtkern an
Tagen mit günstigen Bedingungen zur Ausbildung der urbanen Wärmeinsel (BÖHM 1979a)
3.46
KLIMA
Stadtzentrum ganztags, wenn auch geringer gegenüber dem Umland übertemperiert. Obwohl die
Wärmeinsel nicht an allen Tagen gleich stark ausgeprägt ist, tritt sie bei der Jahresmitteltemperatur in Erscheinung. So ergibt sich für das Stadtzentrum eine Temperaturerhöhung von
ca. 1°C gegenüber der östlichen, ebenen Region Wiens und eine Temperaturerhöhung von ca.
1,5°C gegenüber den westlichen Randbezirken (AUER et al. 1989). Das Beispiel Wien zeigt,
daß der Wärmeinseleffekt unabhängig von der Einwohnerzahl ist; diese ist von 1950 bis zum
Anfang der 90er Jahre konstant geblieben, der Wärmeinseleffekt hat dagegen zugenommen.
Abb. 3.22: Schema der städtischen Atmosphäre. Abwärts der vorherrschenden Windrichtung
entwickelt sich über der Stadt ein schwaches, klimatisch aber wirksames Auftriebsgebiet
("urban plume") (nach: HENDERSON-SELLERS and ROBINSON 1987)
Ein schematischer Querschnitt durch die Stadtatmosphäre ist in Abbildung 3.22 dargestellt. Der
Reibungseinfluß des Untergrundes wirkt sich sehr stark aus; die mittlere Windgeschwindigkeit
ist herabgesetzt. Die vorherrschende Windrichtung ist nicht durch das Druckfeld in der freien
Atmosphäre gegeben, sondern ist reibungsbedingt um bis zu 90 Grad gedreht.
Ein Beispiel für die klimatische Auswirkung der Stadt auf das Niederschlagsfeld zeigt Abbildung 3.23 anhand von Wien. Nach einer Studie von BÖHM (1979b) beträgt die stadtinduzierte Niederschlagserhöhung im Mittel ca. 10% und hat im Zeitraum 1947 bis 1976 ca.
40% zugenommen. Das urban induzierte Niederschlagsmaximum liegt im Lee der Stadt, das
Maximum im Bereich 11 bis 31 km ostwärts des Stadtzentrums; die vom erhöhten Niederschlag
betroffene Fläche beträgt 300 bis 1 000 km2 - zum Vergleich: Fläche des Wiener Stadtgebietes
400 km2. Im Niederschlagsmaximum beträgt die Niederschlagserhöhung 75 bis 240 mm/a.
Die Analyse und Vorhersage des Stadtklimas mit Hilfe von Modellen wird heute in wachsendem
Ausmaß betrieben. Dabei steht die Simulierung der Ausbreitungsprozesse in der planetaren
Grenzschicht im Mittelpunkt. Als Beispiel seien Modelle für industriebetroffene Standorte
KLIMA
3.47
(Beispiel: Linz, vgl. PECHINGER et al. 1989) sowie für stark orographisch beeinflußte Standorte (Beispiel: Graz, vgl. PISCHINGER 1991) genannt.
Abb. 3.23: Mittlere jährliche Zusatzniederschlagsmenge östlich von Wien; Daten von 1947 bis
1976, Isohyetenabstand 10 mm/Jahr. Dieser Niederschlag ist durch urbanen Einfluß erzeugt
(nach: BÖHM 1979b)
3.48
3.5
KLIMA
Systemkritische Aspekte
In 3.1 bis 3.4 wurde das Klimaproblem vom rein naturwissenschaftlichen Standpunkt aus
dargestellt. Das Klima hat darüber hinaus weitreichenden Einfluß auf alle Bereiche menschlicher
Aktivitäten. Einige der besonders vordringlich erscheinenden Aspekte sollen im folgenden
angeführt werden.
3.5.1
Das Klimaproblem in der öffentlichen Diskussion
Die Entwicklung der Klimamodelle und der wissenschaftlichen Klimatologie führte in den 60er
Jahren erstmals zu Betroffenheit über die Möglichkeit großer Klimaänderungen. Diese Diskussionen fanden von Anfang an nicht nur unter Fachleuten statt. Beispielsweise war zu dieser Zeit
die Möglichkeit des künstlichen Abschmelzens der Eisbedeckung im Nordpolarmeer ein
Programmpunkt im Parteiprogramm der Sowjetunion. Dies hatte unter anderem zum Ziel, das
Klima Sibiriens zu verbessern (FLOHN 1989) und setzte erhebliche Forschungsmittel für die
betroffenen Fächer frei. Diese Entwicklung war international bekannt und führte auch in den
USA zu einer Verstärkung der Klimaforschung. Erste Ergebnisse von Modellrechnungen
erbrachten anthropogen bedingte Erwärmungen in höheren Breiten im Ausmaß von 20°C
(SMIC-Report 1971).
In den 70er Jahren verstärkte sich das Gewicht der Klimaforschung weiter und lieferte zunehmend überzeugende Ergebnisse. Einer der Höhepunkte war die gelungene Simulierung der
Klimaklassifikation von Köppen durch ein globales Klimamodell (vgl. Abbildung 3.6).
Die Vorhersagen der globalen Temperaturänderung beispielsweise haben sich in den letzten 20
Jahren wie folgt entwickelt.
- In den 70er Jahren wurden die Rekonstruktionen der globalen Temperaturen der letzten 100
000 Jahre dem breiten Publikum bekannt. Aufgrund einer Serie bitterkalter Winter in den USA,
verbunden mit dem Ölschock und der heraufziehenden Energiekrise, wurde das Kommen einer
neuen Eiszeit als reale Möglichkeit diskutiert (vgl. die Zusammenstellung von BALLING 1992).
- Schon in den 60er und verstärkt in den 70er Jahren hatten die Klimamodelle (z.B. MANABE
and WETHERALD 1975) die Möglichkeit eines verstärkten Treibhauseffektes durch die
anthropogenen Spurengase und damit einer globalen Erwärmung aufgezeigt. 1979 fand die erste
Weltklimakonferenz statt, und das CO2-Problem rückte ins allgemeine Bewußtsein.
- Eine wesentliche Rolle für den Fortgang der wissenschaftlichen Klimadiskussion spielten drei
Konferenzen in Villach (1979, 1981, 1985), welche schließlich die Gründung des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) auslösten.
- 1987 wurde von der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft eine Broschüre "Warnung vor drohenden weltweiten Klimaänderungen
durch den Menschen" herausgegeben (DMG 1987). Darin wurde festgestellt, daß innerhalb der
KLIMA
3.49
nächsten 100 Jahre die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche um etwa 3 bis 9°C ansteigen
werde; im polaren Winter werde der Temperaturanstieg das Doppelte bis Dreifache dieses
Wertes betragen.
- 1990 fand die zweite Weltklimakonferenz statt. Bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts
wurde eine Erwärmung von 3°C ±1,5°C vorhergesagt (HOUGHTON 1990, 1991). Im Supplementband IPCC (1992) wurde diese Zahl beibehalten.
- Die neuesten und eher kritischen Abschätzungen (LINDZEN 1990; BALLING 1992, SINGER
1992) kommen zu Erwärmungsraten, die unterhalb des Unsicherheitsbereichs des
IPCC-Berichtes liegen.
Diese Beispiele zeigen den Verlauf der wissenschaftlichen Entwicklung im Spannungsfeld
öffentlicher Interessen. In der Öffentlichkeit werden unvollständige und vielfach widersprüchliche Informationen bekannt. Die Folge sind heftige Kontroversen, die wissenschaftlich nicht
begründet sind und wissenschaftlich nicht bereinigt werden können. Ferner sind bei der Erörterung von Maßnahmen gegen allfällige Klimagefahren meist starke wirtschaftliche und politische
Interessen berührt. Jeder Widerspruch in der wissenschaftlichen Argumentation kann für die
eine oder andere Position genutzt werden. Daraus ergibt sich die Gefahr einer Ideologisierung
der Klimadiskussion.
3.5.2
Die Sicherheit und Unsicherheit wissenschaftlicher Aussagen zum Klimaproblem
Die wesentlichen Ursachen, Kräfte und Zusammenhänge des globalen Klimageschehens, der
hydrologische Zyklus, die Entstehung der Hauptklimagebiete der Erde, die Verteilung von
Niederschlag, Wind, Meeresströmungen, Eis, Vegetation und das globale und regionale Temperaturfeld unter Einschluß des jahreszeitlichen Zyklus sind meßtechnisch heute relativ gut erfaßt,
wissenschaftlich in großen Zügen verstanden und auf Großrechenanlagen einigermaßen korrekt
simulierbar. Eine weitere Verfeinerung dieses Bildes stößt jedoch auf große Schwierigkeiten.
Die zusätzlich durch anthropogene Aktivitäten bewirkten Änderungen des natürlichen Klimas,
der genaue Wert des Eintrags zusätzlicher als Schadstoffe angesehener Substanzen, und vor
allem die Auswirkungen dieser Stoffe, insbesondere der bereits eingetretene sowie der erwartete
Zusatz-Treibhauseffekt, sind zwar vermutet und durch eine große Zahl seriöser Modelle im
wesentlichen übereinstimmend beschrieben (im Sinne einer Erwärmung, vgl. IPCC 1990, 1992);
sie sind jedoch bisher nicht schlüssig durch Messungen nachgewiesen und außerdem in wesentlichen Einzelheiten umstritten.
Um die Unsicherheiten in den Aussagen der Klimamodelle zu verringern, bietet sich eine
Strategie nach Manabe (dargestellt von HOFFERT 1992) an. Darin wird ein dreifaches, gegenseitig abgestütztes, Vorgehen empfohlen (Abbildung 3.24). Seine Komponenten sind erstens
3.50
KLIMA
Abb. 3.24: Strategie zur Verbesserung von Klimavorhersagen. Vorschlag von Manabe (nach:
HOFFERT 1992)
ein globales Beobachtungs- und Diagnoseprogramm, zweitens die Anwendung ständig verbesserter Modelle und drittens eine sorgfältige Diagnose der Modellvorhersagen auf Grundlage
von Beobachtungen des Klimasystems.
3.5.3
Ansatzpunkte für Maßnahmen
Die in 3.3.6 besprochene Kette von Vorgängen, nach der eine denkbare anthropogene Klimabeeinflussung abläuft, seien im folgenden nochmals im Hinblick auf technologische Eingriffsmöglichkeiten zusammengestellt:
KLIMA
3.51
(1) Die Emission von Stoffen in das Klimasystem. Der Mensch beeinflußt (d.h. vergrößert oder
verkleinert) den Fluß von Klimagrößen im Niveau der Erdoberfläche. Wichtige Beispiele sind:
Die Änderung der solaren bzw. terrestrischen Strahlung durch Änderung der Oberflächenbeschaffenheit (z.B. Städtebau, Waldrodung, Feldbau, allgemein Kultivierung der Landschaft);
die Änderung der Verdunstung durch die gleichen Maßnahmen; die zusätzliche Emission von
Spurenstoffen durch Industrie, Verkehr, Hausbrand.
(2) Die Zunahme der Konzentration von Stoffen im Klimasystem. Diese ist zwar über die
Haushaltsbeziehungen an die Emission der Stoffe gekoppelt, mit ihr jedoch keineswegs identisch. Ein Beispiel ist das CO2, bei dem die globale Konzentrationszunahme nur etwa halb so
groß ist wie die, welche sich aus den ziemlich gut bekannten anthropogenen Emissionen
errechnen läßt.
(3) Die Änderung des Strahlungshaushaltes entfernt von der Erdoberfläche. Aufgrund der
Konzentrationsänderungen der Stoffe ändert sich die Strahlung und damit ändern sich auch die
anderen Energieflüsse im freien Klimasystem.
(4) Die Änderung der Temperatur an der Erdoberfläche. Diese ist zwar über den Treibhauseffekt
an die Änderungen von Konzentrationen und Energieflüssen im freien Klimasystem gekoppelt,
mit ihnen jedoch keineswegs identisch. Ein Beispiel ist der Umstand, daß die in den letzten 100
Jahren gemessene Temperaturerhöhung an der Erdoberfläche geringer ausfällt, als sie es nach
reinen Treibhausrechnungen sein sollte.
Von den Gliedern dieser Kette ist praktisch nur das erste vom Menschen beeinflußbar. Damit
können Maßnahmen zur Reduktion des anthropogenen Treibhauseffektes nur an dieser Stelle
ansetzen. Bei der Auswahl solcher Maßnahmen ist jedoch zu beachten, daß Vorteile in einem
Bereich nicht durch Nachteile in anderen Bereichen erkauft werden.
Es wurde gezeigt, daß die Ergebnisse der Klimamodelle, welche die Kette dieser Vorgänge zu
simulieren versuchen, teilweise stark streuen. Das bedeutet: Eine zweifelsfreie Korrelation
zwischen Ursache (1) und Effekt (4) ist umstritten. Derzeit kann die Wissenschaft weder
beweisen noch widerlegen, daß die beobachtete Temperatursteigerung von knapp einem halben
Grad in den letzten 100 Jahren auf menschliche Wirkung zurückzuführen ist.
Skeptiker empfehlen daher eine Wait and see-Strategie. Sie argumentieren: Die hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten einer Treibhausgasreduktion dürfe man nicht auf der Grundlage so unsicherer Hypothesen beschließen, wie es der anthropogene Treibhauseffekt nun einmal
sei. Das Klima habe so bemerkenswerte Stabilisierungsmechanismen, daß man in der gegenwärtigen Phase der Unsicherheit keine weitreichenden Reduktionsbeschlüsse fassen, sondern lieber
auf sichere Ergebnisse der Wissenschaft warten solle.
Dem wird entgegengehalten, daß die Wait and see-Strategie uns teuer zu stehen kommen
könnte. Wenn sich herausstellen sollte, daß doch eine irreversible Klimaänderung durch
anthropogene Aktivitäten herbeigeführt worden sei (Inadvertent climate modification), dann sei
es zu spät. Daher solle man eine No regret-Strategie (vgl. MINTZER 1992) einleiten, die heute
3.52
KLIMA
für einen späteren Zeitpunkt nichts verbaue, gleichgültig ob die Welt unmittelbar vor einer
einschneidenden Klimaänderung stehe oder nicht; diese Strategie empfiehlt, nur solche Maßnahmen zuzulassen, bei denen Balance zwischen den dafür aufzubringenden (derzeitigen und
künftigen) Kosten und den aus der Klimaänderung erwarteten Nachteilen gegeben ist.
Die No regret-Strategie leitet aus dem gemessenen Konzentrationsanstieg der Spurenstoffe
Handlungsbedarf ab, obwohl über den Grad möglicher Destabilisierungen vorläufig keine
sicheren Aussagen getroffen werden können. Dies ist ein Beispiel für die typische Situation der
Politik, Entscheidungen auf Grundlage unvollständiger Daten treffen zu müssen. Weitere
Beispiele für wissenschaftlich-ökonomische Strategien angesichts des Klima-Dilemmas bietet
MINTZER (1992).
Die von der österreichischen Bundesregierung beschlossenen CO2-Reduktionsziele müssen als
Teil einer No regret-Strategie betrachtet werden. Sie sehen eine Herabsetzung der CO2-Emission
um 20% auf Basis 1988 bis zum Jahr 2005 vor (Energiebericht 1990).
Die mittlerweile getroffenen Vereinbarungen mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der
im natürlichen Klimasystem nicht vorkommenden Spurenstoffe (FCKWs, Halone, Methylchloroform; vgl. MONTREALER PROTOKOLL 1988 und Tabelle 3.7) können als Indiz dafür
angesehen werden, daß auch auf internationaler Ebene No regret-Strategien zunehmend Akzeptanz finden. Danach darf für Gruppe I ab 1.7.1993 der berechnete Umfang des Verbrauchs und
der Produktion der angeführten Stoffe jährlich 80% desjenigen von 1986 nicht übersteigen, ab
1.7.1998 50% desjenigen von 1986. Für Gruppe II gilt ab Oktober 1990 darf der berechnete
Umfang des Verbrauchs und der Produktion der angeführten Stoffe jährlich denjenigen von
1986 nicht übersteigen.
Tabelle 3.7: Zusammenstellung der durch das MONTREALER PROTOKOLL (1988)
geregelten Stoffe
Gruppe
Stoff
Ozonabbaupotential*
(R 11)
(R 12)
(R 113)
(R 114)
(R 115)
1,0
1,0
0,8
1,0
0,6
(Halon 1211)
(Halon 1301)
(Halon 2402)
3,0
10,0
(noch zu bestimmen)
Gruppe I
CCl3F
CCl2F2
C2Cl3F3
C2Cl2F4
C2ClF5
Gruppe II
CBrClF2
CBrF3
C2Br2F4
*
) Diese Ozonabbaupotentiale sind Schätzungen auf Grund vorhandener Kenntnisse; sie werden regelmäßig
überprüft und revidiert.
KLIMA
3.53
Die von Analysen und Modellen gelieferten Indizien für eine anthropogene Beeinflussung des
Klimas sind ernstzunehmen. Wegen der wissenschaftlichen Unsicherheiten dürfen die Modellergebnisse jedoch nicht als Prognosen zu erwartender Klimaänderungen interpretiert werden. Die
Ergebnisse sind als Szenarien und nicht als Prognosen zu sehen. Solange aber nicht bewiesen
werden kann, daß die Klimaänderungen nicht eintreten werden, ist Handlungsbedarf zumindest
im Sinn einer No regret-Strategie gegeben. Dies umso mehr, als emissionsreduzierende Maßnahmen aus einer großen Zahl anderer Gründe (Ressourcenschonung, gesundheitliche Aspekte,
Umweltqualität) ebenfalls notwendig sind.
3.6
Literatur
Einige der folgenden angeführten Werke sind Sammelwerke verschiedener Autoren (Anthropogene Klimaänderungen: Mögliche Ausswirkungen auf Österreich - Mögliche Maßnahmen
in Österreich, IPCC 1990 und 1992, Confronting Climate Change, Climate Change: Science,
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In Bearbeitung
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3.54
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Zugehörige Unterlagen
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