Das Standardmodell der Teilchenphysik - Physik

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Das Standardmodell der
Teilchenphysik
µ−
µ+
νµ
W−
W+
u,c,(t)
d
K 0 (ds) −→ µ− + µ+
Manfred Ender
s
Stand: 29.03.2017
[email protected]
ii
Für Kathrin und Hendrik
iii
iv
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1
Einführung
3
1 Kurze Skizze der Quantenmechanik
I
9
1.1
Mathematische Formulierung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.2
Die Unschärferelation
9
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
1.3
Räumliche und zeitliche Translationen
1.4
Die Schrödinger-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
24
1.5
Impulsdarstellung des Ortsoperators
. . . . . . . . . . . . . . .
27
1.6
Der Operator der zeitlichen Veränderung . . . . . . . . . . . . .
29
1.7
Energie- und Impulserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
1.8
Wechselwirkende Quantensysteme
. . . . . . . . . . . . . . . .
33
1.9
Zusammenfassung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
37
. . . . . . . . . . . . . .
Quantenfelder und ihre Anwendung
2 Die Elementarteilchen
17
39
41
2.1
Die Poincare-Transformation
2.2
Die elementaren Quantenzustände
2.3
Darstellungen der Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . .
52
2.4
Freie Skalarfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
57
2.5
Freie Spinorfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
61
2.6
Freie Proca-Felder
66
2.7
Freie Maxwell-Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
2.8
Die elektrische Ladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
70
2.9
Exkurs: Der relativistische Ortsoperator . . . . . . . . . . . . .
73
2.10 Zusammenfassung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
v
41
47
81
3 Die Feldoperatoren
83
3.1
Mehrteilchenzustände
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2
Das Wechselwirkungsbild
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
87
3.3
Die Vertauschungsrelationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
92
3.4
Maxwell-Felder
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
98
3.5
Vertauschungsrelationen für gleiche Zeiten . . . . . . . . . . . .
106
3.6
Der Feynman-Propagator
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
107
3.7
Spinor-Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
110
3.8
Die Pauli-Gleichung
3.9
Die Newton-Lorentz-Gleichung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
119
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
124
3.10 Die Coulomb-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
127
3.11 Zusammenfassung
133
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4 Störungstheorie
II
83
135
4.1
Der Streuoperator
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
135
4.2
Die Störungsreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
140
4.3
Die Feynman-Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
144
4.4
Ladungsrenormierung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
154
4.5
Die Born-Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
161
4.6
Zusammenfassung
168
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Theorien des Standardmodells
5 Quanten-Elektrodynamik
171
173
5.1
Der freie Hamilton-Operator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2
Das Cluster-Dekompositionsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . .
180
5.3
Das Heisenberg-Bild
185
5.4
Der Lagrange-Formalismus
5.5
Die Skalentransformation
5.6
Der Higgs-Mechanismus
5.7
Die Lagrange-Dichte
5.8
Skalare Elektrodynamik
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
213
5.9
Exkurs: Eektive Feldtheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
214
5.10 Zusammenfassung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
173
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
190
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
200
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
204
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6 Quanten-Chromodynamik
208
221
225
6.1
Das Quark-Parton-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
225
6.2
Spinalgebra
231
6.3
Mesonen und Baryonen
6.4
Die SU(3)-Invarianz
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
238
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
243
vi
6.5
Die Lagrange-Dichte
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
246
6.6
Geistfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
251
6.7
Die BRST-Symmetrie
257
6.8
Hinweise zur Störungsrechnung
6.9
Zusammenfassung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
262
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
269
7 Die schwache Wechselwirkung
273
7.1
Phänomenologie
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.2
Chirale Fermionen
273
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3
Die Lagrange-Dichte
275
7.4
Die Massen der Eichbosonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
284
7.5
Die Kopplungskonstanten
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
290
7.6
Die Wechselwirkungen zwischen den Eichbosonen . . . . . . . .
292
7.7
Die Massen der Fermionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
295
7.8
Die Fermion/Z-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
299
7.9
Die Mischung der Generationen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
301
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.10 Einige typische Teilchenzerfälle
280
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
303
7.11 Hinweise zur kovarianten Eichung . . . . . . . . . . . . . . . . .
306
7.12 Zusammenfassung
309
III
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zusammenfassung und Ausblick
313
8 Die Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel
315
8.1
Kurze Skizze der Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . . .
315
8.2
Die Elementarteilchen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
317
8.3
Die Feldoperatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
318
8.4
Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
320
8.5
Quanten-Elektrodynamik
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
323
8.6
Quanten-Chromodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
326
8.7
Die schwache Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
330
9 Ausblick
335
9.1
Schwächen des Standardmodells . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.2
Das SU(5)-Modell
9.3
Ein einfaches Preon-Modell
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
335
338
345
Schlussbemerkung
347
Literaturverzeichnis
349
vii
IV
Nachtrag
351
viii
1
Vorwort
Die Theoretische Physik hat im letzten Jahrhundert eine rasante Entwicklung durchlaufen und mich schon in jungen Jahren sehr fasziniert. Nach dem
Studium der Elektrotechnik und anschlieÿender Promotion an der Universität
Hannover war ich 22 Jahre in der Mobilfunkindustrie bei verschiedenen internationalen Firmen tätig. Während dieser Zeit hat mich das Interesse für die
Physik nie verlassen. So habe ich neben meiner beruichen Tätigkeit die Fortschritte in der Teilchenphysik verfolgt und mir wichtig erscheinende oder mir
unklare Sachverhalte handschriftlich aufgearbeitet. Auf diesem Wege ist eine
umfangreiche, mehr oder weniger zusammenhängende Sammlung von Notizen
entstanden, die nun die Basis für diesen Text bildet.
Der Text war in erster Linie für mich selbst gedacht, als systematische Ableitung des Standardmodells der Teilchenphysik aus ihren zugrunde liegenden
Prinzipien. Es war ein weiteres Ziel für mich, alle notwendigen Rechnungen
auch tatsächlich auszuführen, so dass die Darstellung in diesem Sinne vollständig ist. Die Wahl der Themenschwerpunkte konnte dabei natürlich immer
nur subjektiv sein. Das Ergebnis betrachtend, ist der Text aber sicherlich auch
für andere Leser nützlich, da das Standardmodell unter einem neuen Blickwinkel beschrieben wird und dies in meinen Augen eine sinnvolle Ergänzung der
Darstellungen in den gängigen Lehrbüchern zur Quantenfeldtheorie ist.
Seit einem Jahr kann ich mir nun den Traum erfüllen, meine Notizensammlung
zu strukturieren und in diesen Text einzuarbeiten. Für diese Freiheit sowie für
die Geduld meiner Ehefrau, die sie gezeigt hat, wenn ich wieder einmal im
Arbeitszimmer war, bin ich dankbar.
Dezember 2009
Manfred Ender
2
VORWORT
3
Einführung
Das Standardmodell der Teilchenphysik bendet sich in ausgezeichneter Übereinstimmung mit allen experimentellen Befunden. Die zugrunde liegende Quantenfeldtheorie ist die Basis zur Beschreibung aller bekannten Wechselwirkungen im Bereich der Elementarteilchen.
In den Lehrbüchern zur Quantenfeldtheorie erfolgt häug eine Darstellung, die
die wesentlichen physikalischen Ideen nicht transparent werden lässt. Es wird
der historischen Entwicklung gefolgt und ausgehend von der ersten Quantisierung über die zweite Quantisierung die gewünschten Ergebnisse gewonnen. Die
einzelnen Schritte sind zwar nachvollziehbar, erscheinen jedoch oftmals ad-hoc
und es ist nicht klar, was sie rechtfertigt.
In diesem Text soll dagegen aus wenigen Postulaten der kinematische Rahmen
der Quantenfeldtheorien abgeleitet werden. Um die einzelnen Ergebnisse besser einordnen zu können, wird jeweils der Bogen zu der Schrödinger-Gleichung,
zu den Newtonschen Axiomen der Mechanik, zu den Maxwell-Gleichungen der
Elektrodynamik und auch zu den Einstein-Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie gespannt. Alle diese Theorien lassen sich aus den grundlegenden
Postulaten schrittweise herleiten. Die einzelnen Ableitungsschritte bilden dabei
eine logische Folge. Ebenso wird eine physikalische Begründung des LagrangeFormalismus gegeben, der die Basis für eine anschauliche Formulierung des
Standardmodells ist.
Die zwei wesentlichen Säulen aller physikalischen Theorien sind die Quantentheorie und die spezielle Relativitätstheorie. Zusammen mit dem ClusterDekompositionsprinzip und der Skaleninvarianz führen sie zu dem kinematischen Rahmen für die verschiedenen physikalischen Theorien.
EINFÜHRUNG
4
Die ihnen zu Grunde liegenden Postulate sind:
Postulate der Quantentheorie
•
Über die Werte einer Eigenschaft eines Quantensystems lassen sich nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen treen.
•
Die Energie eines Quantensystems ist immer positiv.
•
Quantenobjekte einer Sorte sind ununterscheidbar.
•
Das Quantenvakuum ist eindeutig und invariant.
Postulate der speziellen Relativitätstheorie
•
Die Naturgesetze sind in jedem Inertialsystem gleich.
•
Die Lichtgeschwindigkeit ist eine Konstante und in jedem Inertialsystem
gleich.
•
Raumartig getrennte Ereignisse können sich nicht beeinussen.
Ergänzende Postulate
•
Die elementaren Quantenobjekte sind punktförmig.
•
Die Ergebnisse von verschiedenen Experimenten, die weit genug voneinander entfernt durchgeführt werden, sind nicht korreliert (ClusterDekompositionsprinzip).
•
Die Naturgesetze sind invariant unter Skalentransformationen.
Aus den vorstehenden Postulaten lassen sich die Elementarteilchen als Invarianten der Symmetrietransformationen der physikalischen Systeme denieren und abhängig von ihrem Spin durch unterschiedlich aufgebaute Quantenzustände, die jeweils charakteristischen Bewegungsgleichungen folgen, repräsentieren. Der Übergang zu Erzeugungsoperatoren für die Elementarteilchen führt zu einer einfachen Darstellung der Wechselwirkungen im LagrangeFormalismus und erlaubt es auch Teilchenerzeugung und -vernichtung zu beschreiben. Zusammen mit dem Teilcheninhalt des Standardmodells lässt sich
dann dessen vollständige Lagrange-Dichte formulieren, aus der alle experimentellen Ergebnisse mit hoher Genauigkeit berechnet werden können.
EINFÜHRUNG
5
Der Text ist nicht als eine Einführung in die Quantenfeldtheorie gedacht. Es
ist notwendig, die spezielle Relativitätstheorie und die Grundzüge der Quantenmechanik bereits zu kennen. Er stellt die bekannten Ergebnisse in einen
gemeinsamen logischen Kontext, der hilft, die physikalischen Grundlagen sowie Zusammenhänge der Quantenfeldtheorie besser zu verstehen. Eine solche
Darstellung habe ich in der Literatur bisher nicht gefunden.
Die einzelnen Kapitel sind wie folgt aufgebaut:
Kapitel 1: Kurze Skizze der Quantenmechanik
Der mathematische Formalismus für die Quantentheorie wird entwickelt. Es
wird gezeigt, dass der Zustand eines Quantensystems die Schrödinger-Gleichung
erfüllt und einem Quantensystem mit deniertem Impuls Welleneigenschaften zugeordnet werden können. Im nicht-relativistischen Grenzfall werden die
Schrödinger-Gleichung für die Wellenfunktion sowie die Newtonschen Axiome
der klassischen Mechanik abgeleitet.
Kapitel 2: Die Elementarteilchen
Die Poincare-Transformation wird deniert und die zugehörigen Vertauschungsrelationen bestimmt. Die Elementarteilchen ergeben sich als invariante Zustände der verschiedenen Darstellungen der Poincare-Gruppe. Im Ortsraum werden
die Feldzustände der Elementarteilchen kovariant nach Impulseigenzuständen
entwickelt und ihre charakterisierenden Eigenschaften wie Masse, Spin und
Ladung deniert.
Kapitel 3: Die Feldoperatoren
Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren werden für die Elementarteilchen
eingeführt. Mit Hilfe der Mikro-Kausalitätsbedingung wird gezeigt, dass Erzeugungsoperatoren im Ortsraum Teilchen- und Antiteilchen-Anteile enthalten
müssen. Mit der Gupka-Beuler-Methode wird auch das Maxwell-Feld kovariant
formuliert. Die Feynman-Propagatoren werden eingeführt sowie die MaxwellGleichungen und die Gleichungen der Spinor-Elektrodynamik abgeleitet.
Kapitel 4: Störungstheorie
Der Streuoperator wird deniert und die Störungsreihe zur Berechnung von
Zerfallsraten und Streuquerschnitten abgeleitet. Die Feynman-Regeln zur Berechnung der zugehörigen Feynman-Amplitude werden eingeführt und die für
praktische Rechnungen wichtige Renormierungstheorie besprochen. Durch Vergleich mit der Born-Näherung wird abschlieÿend der Bezug zum nicht-relativistischen Potential hergestellt und das durch den Austausch virtueller Teilchen
erzeugte Potential ermittelt.
6
EINFÜHRUNG
Kapitel 5: Quanten-Elektrodynamik
Der Aufbau des freien Hamilton-Operators aus den verschiedenen Feldoperatoren wird abgeleitet und die Struktur des Wechselwirkungsteils des HamiltonOperators aus dem Cluster-Dekompositionsprinzip gewonnen. Die Äquivalenz
zwischen dem Hamilton-Formalismus und dem Lagrange-Formalismus wird im
Heisenberg-Bild gezeigt und danach werden aus den Forderungen der Lorentz-,
Skalen- sowie Eichinvarianz die Lagrange-Dichten für die verschiedenen Wechselwirkungen konstruiert.
Kapitel 6: Quanten-Chromodynamik
Das Quark-Parton-Modell zur Darstellung von Hadronen als gebundene Zustände der Quarks wird eingeführt und daraus die Invarianz bei Drehungen im
so genannten Farbraum abgeleitet. Dies führt dann zu der Lagrange-Dichte für
die dynamische Beschreibung der starken Wechselwirkung. Es wird gezeigt, wie
ungewollte Beiträge der Pseudogluonen in Störungsrechnungen durch Beiträge
von Geistfeldern kompensiert werden können. Abschlieÿend erfolgt die Festlegung der physikalisch zulässigen Zustände mit Hilfe der BRST-Symmetrie.
Kapitel 7: Die schwache Wechselwirkung
Aus der Beobachtung, dass die linkshändigen Lepton- und Quarkpaare einer Generation jeweils ein SU(2)-Duplett bilden, wird die Lagrange-Dichte
der schwachen Wechselwirkung abgeleitet. Der Mechanismus der spontanen
Symmetrie-Brechung wird formuliert und gezeigt, wie die Yukawa-Kopplungen
mit dem Higgs-Feld zu einer Mischung der Generationen führen. Die FeynmanRegeln für die Wechselwirkung zwischen den beobachtbaren Teilchen werden
gewonnen. Abschlieÿend erfolgt die Beschreibung typischer Teilchenzerfälle.
In den einzelnen Kapiteln sind die Rechnungen sehr detailliert ausgeführt, so
dass für den interessierten Leser die einzelnen Schritte einfach nachvollzogen
werden können. Es ist aber nicht notwendig allen Zwischenschritte zu folgen,
wichtig sind vor allen Dingen die Ergebnisse. Die Darstellung legt den Schwerpunkt dabei auf solche Zusammenhänge, die wichtig für das Verständnis der
Grundgleichungen des Standardmodells sind. Alle Ergebnisse werden konsequent selbst abgeleitet.
Es ist nicht das Ziel diese Textes, die zum Vergleich mit dem Experiment
notwendigen Rechenmethoden zur Auswertung der Grundgleichungen zu behandeln. Diese sind ausführlich und sehr gut in vielen Lehrbüchern zur Quantenfeldtheorie dargestellt.
EINFÜHRUNG
7
Noch einige Hinweise zu den verwendeten Einheiten der physikalischen Gröÿen.
Wichtige physikalische Gröÿen sind im SI-Einheitensystem
die Lichtgeschwindigkeit
c
2.998 · 108
=
−34
das Plancksche Wirkungsquantum
~
=
1.054 · 10
und die Dielektrizitätskonstante
0
=
8.850 · 10−12
m
s
Js
As
Vm
.
In der Elementarteilchenphysik wird aber üblicherweise nicht im SI-Einheitensystem, sondern in natürlichen Einheiten gearbeitet. In natürlichen Einheiten
wird
c = ~ = 0 = 1
gesetzt. Hierdurch vereinfachen sich alle Rechnungen, da diese Konstanten
nicht mehr in den Beziehungen auftauchen. In natürlichen Einheiten ist die
Dimension jeder Gröÿe eine Potenz der Energiedimension, für die üblicherweise
das Elektronenvolt verwendet wird
1
MeV
= 1.602 · 10−13
Die Umrechnung einer numerischen Gröÿe
X
J
.
aus ihrer natürlichen Einheit
in ihre Darstellung im SI-Einheitensystem erfolgt durch Multiplikation mit
entsprechenden Potenzen von
c, ~
und
0
über die eindeutige Beziehung
Xin SI-Einheiten = Xin natürlichen Einheiten · cl · ~m · n0
,
wobei die Exponenten l,m und n so zu wählen sind, dass sich für die Gröÿe
X
die gewünschte Dimension im SI-Einheitensystem ergibt. Für die in natürlichen
Einheiten dimensionslose elektrische Kopplungskonstante
enE = 0.3028
bedeutet dies zum Beispiel
1
eSI = enE · (c · ~ · 0 ) 2
m
= 0.3028 · 2.998 · 108 · 1.054 · 10−34 Js · 8.850 · 10−12
s
= 1.602 · 10
−19
As
.
Im weiteren Verlauf werden die natürlichen Einheiten verwendet.
As
Vm
12
8
EINFÜHRUNG
Alle verwendeten Parameter (Massen der Elementarteilchen, Kopplungskonstanten, Zerfallsraten, etc.) sind dem Particle Physics Booklet Stand November 2009 entnommen. Zur Erklärung ein Zitat von der Homepage der Particle
Data Group:
The Particle Data Group is an international collaboration charged with summarizing Particle Physics, as well as related areas of Cosmology and Astrophysics. In 2008, the PDG consists of 170 authors from 108 institutions in 20
countries.
The summaries are published in even-numbered years as a now 1340-page book,
the Review of Particle Physics, and as an abbreviated version (294 pages), the
Particle Physics Booklet. The Review is published in a major journal, and in
addition the PDG distributes 16,000 copies of it and 31,000 copies of the Booklet. The Review has been called the bible of particle physics; over the years, it
has been cited in 30,000 papers.
9
Kapitel 1
Kurze Skizze der
Quantenmechanik
In diesem Kapitel wird der mathematische Formalismus für die Quantentheorie entwickelt. Es wird gezeigt, dass der Zustand eines Quantensystems die
Schrödinger-Gleichung erfüllt und einem Quantensystem mit deniertem Impuls Welleneigenschaften zugeordnet werden können. Im nicht-relativistischen
Grenzfall werden die Schrödinger-Gleichung für die Wellenfunktion sowie die
Newtonschen Axiome der klassischen Mechanik abgeleitet.
1.1 Mathematische Formulierung
Nach dem ersten Postulat der Quantentheorie sind nur Wahrscheinlichkeitsaussagen über die möglichen Ergebnisse einer Messung möglich. Dies soll am
Doppelspaltversuch erläutert werden.
Lässt man einen Elektronenstrahl auf einen Doppelspalt treen, so ergibt sich
hinter diesem eine Interferenzerscheinung. Ordnet man nun auf dem Schirm
hinter dem Doppelspalt Detektoren zur Ortsmessung an und verringert die Intensität des einfallenden Strahls derart, dass er nur mehr ein Elektron enthält,
so spricht auch nur einer der Detektoren an. Die Interferenzgur ist also bei
Verwendung eines Elektrons im Rahmen dieser Ortsmessung nicht vorhanden.
Führt man dieses Experiment mit einem Elektron unter denselben Anfangsbedingungen öfter hintereinander aus, so spricht aber keinesfalls immer derselbe
Ortsdetektor an. Trägt man die Ansprechrate der einzelnen Detektoren bei
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
10
vielen Versuchen über den Ort auf, so entspricht die entstehende Häugkeitsverteilung der Messung gerade dem Interferenzbild, das bei einer Elektronenwelle entstehen würde.
Das Verhalten der einzelnen Elektronen bei einer Messung lässt sich demnach
nicht deterministisch aus den Anfangsbedingungen vorhersagen. Man kann nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen über den Ausgang einer Messung machen. Eine
darüber hinausgehende Beschreibung ist nicht möglich. Zudem scheint sich das
Elektron sowohl wie ein Teilchen als auch wie eine Welle zu verhalten, was ein
Widerspruch zu seien scheint. Es ist jedoch möglich, die in den Experimenten
sich äuÿernden Wirkungen der Quantenobjekte widerspruchsfrei zu behandeln,
wenn man darauf verzichtet, Begrie für die Quantensysteme selbst zu ernden. Spricht man von einer bestimmten, sich in einem Experiment zeigenden
Eigenschaft(etwa von einem Ort), so bedeutet dies nur, dass sich das Quantenobjekt in diesem Versuch so verhält, als ob es ein makroskopisches Objekt
mit dieser Eigenschaft wäre. Ob das Quantenobjekt dabei die Eigenschaft Ort
selbst hat oder nicht, ist eine Frage der Interpretation und nicht der Quantentheorie selbst.
Mit dem Begri der physikalischen Gröÿe ist stets eine diese Gröÿe messende
Apparatur verknüpft. Bei der Messung an Quantensystemen ist es prinzipiell
nicht möglich vom Einuss der Messapparatur zu abstrahieren, da der Messvorgang im Allgemeinen den Zustand des Quantensystems beeinusst. Entsprechend kann man auch nur den Messwert derjenigen Observablen, die man
gerade gemessen hat, dem Quantensystem zuordnen.
Es gilt einen mathematischen Formalismus zu entwickeln, der obigen Tatsachen Rechnung trägt. Als einfaches Beispiel liege ein Quantensystem vor, an
dem eine Observable gemessenen wird, wobei die möglichen Messwerte
l
dis-
kret sein sollen. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines bestimmten
Messwertes
l
sei
W (l). Bezeichnet man den Zustand des Quantensystems vor
|ηi und den Zustand nach der Messung mit |η 0 i, so kann
der Messung durch
man den Messvorgang der Observablen (d.h. die Messung mit der Messapparatur, die der Observablen zugeordnet ist), der den Wert
l
ergibt, symbolisch
durch
|ηi
Messung
−−−−−−−−−→
|η 0 i
;
Messwert
l
(1.1.1)
beschreiben. Wenn Messungen einen physikalischen Sinn haben sollen, so ist
zu fordern, dass bei einer unmittelbaren Wiederholung derselben Messung sich
dasselbe Ergebnis wie bei der vorherigen Messung ergibt. Ordnet man jedem
möglichen Messwert
l
einen ket-Vektor
|li
zu und führt zur Beschreibung des
1.1. MATHEMATISCHE FORMULIERUNG
11
Messvorganges für die Observable den Operator
L̂
ein, so kann man dies ma-
thematisch durch
1.Messung
|ηi
mit L̂
−−−−−−−−−−−−−−−→
|li
;
Messwert
l
(1.1.2)
ausdrücken und festlegen, dass sich der Zustand des Quantensystems nach der
Messung eines Wertes
l
|li
im Eigenzustand
des Operators
L̂
benden soll.
Jede weitere Messung liefert dann
weitere Messung mit L̂
|li
−−−−−−−−−−−−−−−−−−→
|li
;
Messwert
l
,
da die Anwendung eines Operators auf seinen Eigenzustand
L̂ |li = l |li
(1.1.3)
diesen nicht ändert. Das Spektrum der möglichen Messwerte deniert hierdurch die Eigenzustände des Operators
Die ket-Vektoren
|li
L̂
vollständig.
können als Basisvektoren eines Vektorraumes genommen
und die Wirkung des Operators
|vi =
X
L̂
vl |li
auf einen beliebigen Vektor entsprechend
L̂ |vi =
=⇒
l
X
vl l |li
(1.1.4)
wl∗ hl|
(1.1.5)
l
deniert werden. Führt man durch
|wi =
X
wl |li
hw| =
=⇒
l
X
l
einen bra-Vektor ein und deniert für die Basisvektoren
hl|l0 i = δll0
,
(1.1.6)
so ist
XX
X
|wi; |vi := hw|vi =
wl∗0 vl hl0 |li =
wl∗ vl
l0
l
in diesem Vektorraum ein Skalarprodukt. Die Observable
L̂ =
X
l
l|lihl|
(1.1.7)
l
.
L̂ hat die Darstellung
(1.1.8)
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
12
Man überprüft
L̂ |li =
X
=
X
l0 |l0 ihl0 |li
l0
l0 |l0 iδll0
l0
= l |li
.
Mittels des Skalarproduktes deniert man den adjungierten Operator
L̂†
durch
die Forderung
L̂ |wi; |vi = |wi; L̂† |vi
.
Da für Messwerte als Zeigerstellungen von Messapparaturen immer
L̂
müssen alle Eigenwerte einer Observablen
l = l∗
ist,
reell sein. Dies bedeutet
|li; L̂† |li = L̂ |li; |li = l∗ |li; |li
= l |li; |li = |li; L̂ |li
,
dass die beiden Operatoren
L̂† = L̂
(1.1.9)
identisch sind, da sie die gleichen Eigenwerte und Eigenvektoren besitzen. Observable müssen also selbstadjungierte, so genannte hermitesche Operatoren
sein und es ist egal, wo sie im Skalarprodukt stehen. Sei jetzt der Zustandsvektor
|ηi =
X
cl |li
(1.1.10)
l
eine entsprechend
hη|ηi =
X
c∗l cl =
X
l
|cl |2 = 1
(1.1.11)
l
normierte Superposition, so wird oenbar
hl|ηi = hl|
X
cl0 |l0 i
l0
=
X
cl0 hl|l0 i
l0
= cl
(1.1.12)
1.1. MATHEMATISCHE FORMULIERUNG
13
und
"
X
hη|L̂|ηi =
c∗l0 hl0 |
#"
X
l0
=
X
#"
#
X
l|lihl|
cl00 |l00 i
l00
l
2
l |cl |
.
(1.1.13)
l
Wegen der gewählten Normierung kann man die Koezienten
cl
durch die
Forderung
W (l) = |cl |2
(1.1.14)
in Beziehung zu der Wahrscheinlichkeit, als Ergebnis einer Messung den Wert
l
zu erhalten, setzen. Der Erwartungswert
hL̂i =
X
hL̂i
einer Messung
lW (l)
l
=
X
l |cl |2
l
= hη|L̂|ηi
(1.1.15)
und die Wahrscheinlichkeit bei der Messung das Ergebnis
l
zu erhalten
2
W (l) = |cl |2 = |hl|ηi|
sind dann aus dem so denierten Zustandvektor
(1.1.16)
|ηi
berechenbar. Der Zu-
standsvektor trägt die vollständige Information über die Wahrscheinlichkeit,
mit der die verschiedenen möglichen Messergebnisse auftreten.
Damit ist folgende Korrespondenz zwischen physikalischen und mathematischen Gröÿen konstruiert
•
Der Zustand eines Quantensystems wird durch einen normierten Zustandsvektor
•
|ηi
in einem Vektorraum repräsentiert.
Eine über den Zustandsvektor hinausgehende Beschreibung eines Quantensystems ist nicht möglich.
•
Die beobachtbaren physikalischen Gröÿen (Observablen) werden durch
hermitesche Operatoren in diesem Raum beschrieben.
•
Der zugehörige Vektorraum wird durch die Eigenvektoren der relevanten
Observablen aufgespannt.
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
14
Dann gilt
•
Bei einer Messung kann man nur einen der Eigenwerte des entsprechenden Operators der Observablen nden.
•
Nach einer Messung bendet sich das Quantensystem in dem Zustand,
der dem gemessenen Eigenwert entspricht.
•
Bendet sich ein Quantensystem vor einer Messung im Zustand
dann ist die Wahrscheinlichkeit, bei der Messung den Wert
W (l) = |hl|ηi|2 .
l
|ηi,
zu erhalten,
Bei den vorstehenden Beziehungen ist zu beachten, dass sie keinen neuen physikalischen Inhalt haben, sondern nur als ein Modell zur Beschreibung der
Messergebnisse entsprechend dem ersten Postulat der Quantentheorie konstruiert wurden. Das für die Quantentheorie wichtige Superpositionsprinzip
(1.1.10) ist dabei einfach das Ergebnis der durchgeführten Konstruktion, die
so gewählt wurde, dass der Zustandsvektor die Wahrscheinlichkeiten der möglichen Messergebnisse kodiert. Im Rahmen der Quantentheorie werden keine Aussagen getroen, wie die einzelnen Messergebnisse entstehen, d.h. wie
die Wechselwirkung zwischen dem Quantensystem und der makroskopischen
Messapparatur abläuft. Der Formalismus erlaubt lediglich Aussagen über die
möglichen Ergebnisse einer Messung zu treen. Ob die so gemessenen Eigenschaften reale Eigenschaften der Quantenobjekte sind, ist dabei eine Frage der
Interpretation und nicht der Quantentheorie selbst.
Sind die möglichen Messwerte
o
einer Observablen
Ô
kontinuierlich und nicht
diskret, so bleiben alle Überlegungen gültig. Die Dimension des entstehenden
Vektorraums wird dann allerdings unendlich, da es unendliche viele Basisvektoren
|oi
gibt, die in diesem Fall entsprechend
ho|o0 i = δ(o − o0 )
(1.1.17)
zu normieren sind. Einen solchen linearen Vektorraum mit der Dimension unendlich nennt man Hilbert-Raum. Für die Entwicklungskoezienten des Zustandsvektors
Z
|ηi =
η(o) |oido
(1.1.18)
folgt aus der Normierungsbedingung für den Zustandsvektor
Z Z
hη|ηi =
∗
0
0
0
η (o )η(o)ho |oido do =
Z
η ∗ (o)η(o)do = 1 ;
(1.1.19)
1.2. DIE UNSCHÄRFERELATION
d.h. die Wahrscheinlichkeitsdichte
15
w(o)
einen Messwert
2
w(o) = |ho|ηi| = η ∗ (o)η(o) = |η(o)|
o
zu erhalten ist mit
2
(1.1.20)
identizierbar.
Anmerkung: Oftmals wird der Zustandvektor nicht auf 1 normiert, dann ist
bei diskretem Spektrum der Eigenwerte einer Observablen
L̂
2
W (l) =
|hl|ηi|
hη|ηi
und
hL̂i =
hη|L̂|ηi
hη|ηi
bzw. bei kontinuierlichem Spektrum der Eigenwerte einer Observable
Ô analog
2
w(o) =
|ho|ηi|
hη|ηi
und
hÔi =
hη|Ô|ηi
hη|ηi
.
1.2 Die Unschärferelation
Die Messung an einem Quantensystem beeinusst im Allgemeinen den Zustand
des Systems; d.h. wenn man zwei Observable
L̂
und
Ô
hat, so ist es nicht
selbstverständlich, dass nacheinander ausgeführte Messungen zu dem gleichen
Ergebnis führen, wenn man die Reihenfolge der Messungen vertauscht. Ist die
Vertauschbarkeit gegeben, so sind die entsprechenden Messungen verträglich.
In diesem Fall muss
L̂Ô |ηi = ÔL̂ |ηi
bzw.
h
i
L̂, Ô = 0
(1.2.1)
mit dem so genannten Kommutator
h
i
L̂, Ô := L̂Ô − ÔL̂
(1.2.2)
sein. Für den Kommutator wird in der Quantenmechanik ein eigenes Symbol
eingeführt, da die Vertauschungsrelationen von Operatoren einen wesentlichen
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
16
Inhalt jeder Quantentheorie darstellen. Die Operatoren
L̂
und
Ô
besitzen im
Falle der Vertauschbarkeit dieselben Eigenvektoren. Kann die Messung der
Observablen
o
L̂
den Wert
l
und die der Observablen
Ô
gleichzeitig den Wert
ergeben, so sind die Eigenvektoren, die den Raum der möglichen Beobach-
tungsergebnisse aufbauen, durch
|l, oi
beschreibbar. Denitionsgemäÿ ist
L̂ |l, oi = l |l, oi
(1.2.3)
Ô |l, oi = o |l, oi .
(1.2.4)
Für unverträgliche Messungen gilt dagegen
h
i
L̂, Ô =
6 0 ;
(1.2.5)
d.h. die zugeordneten Operatoren besitzen keine gemeinsamen Eigenvektoren.
Es gibt keinen Zustand, für den die Streuungen von
L̂
Ô
und
gleichzeitig Null
sind. Nach der Schwarzschen Ungleichung gilt für zwei beliebige Vektoren
2
hη1 |η1 ihη2 |η2 i = k |η1 ik k |η2 ik ≥ |hη1 |η2 i|
Für zwei hermitesche Operatoren
ˆl und ô
bedeutet dies mit
|η1 i = ˆl |ηi
und
|η2 i = ô |ηi:
hˆl2 ihô2 i = hη|ˆl2 |ηihη|ô2 |ηi = hˆlη|ˆlηihôη|ôηi
2
≥ hη|ˆlô|ηi = hη|ˆlô|ηihη|ôˆl|ηi = hˆlôihôˆli.
Mit
ˆl = L̂ − hL̂i und ô = Ô − hÔi erhält man für die Streuung der Messwerte
σ 2 L̂ σ 2 Ô = hˆl2 i hô2 i
≥ hˆlôi hôˆli
= h L̂ − hL̂i Ô − hÔi i h Ô − hÔi L̂ − hL̂i i
h
ih
i
= hL̂Ôi − hL̂ihÔi hÔL̂i − hL̂ihÔi
2 2
1
1
=
hL̂Ô + ÔL̂i − hL̂ihÔi +
hL̂Ô − ÔL̂i
2
2i
2
1
≥
hL̂Ô − ÔL̂i
2i
h
i 2
1
=
h L̂, Ô i ,
2i
1.3. RÄUMLICHE UND ZEITLICHE TRANSLATIONEN
da die Operatoren in den Klammern
[...]2
17
hermitesch sind und deshalb reelle
Erwartungswerte besitzen. Damit ist die Unschärferelation
i 1 h
σ L̂ σ Ô ≥ h L̂, Ô i
2i
(1.2.6)
gewonnen. Dies bedeutet zum Beispiel
h
i
L̂, Ô = i
=⇒
1
σ L̂ σ Ô ≥
2
.
Ist ein Quantensystem in einem Eigenzustand der Observablen
σ(L̂) = 0 aus
Observablen Ô sind
wegen
der Unschärferelation
σ(Ô) = ∞
L̂,
so folgt
; d.h. die Messwerte der
dann vollständig unbestimmt.
1.3 Räumliche und zeitliche Translationen
In der klassischen Physik erfolgt die Denition der Observablen über Erhaltungssätze bei bestimmten Symmetrietransformationen. So bezeichnet man die
Observable, die mit der Translation eines physikalischen Systems verbunden
ist, als Impuls. Entsprechend ist es sinnvoll zur quantenmechanischen Beschreibung der Observablen gerade die Operatoren zu verwenden, auf die man durch
den entsprechenden quantenmechanischen Zusammenhang zwischen Symmetrie und Erhaltungsgröÿe geführt wird. Bei der linearen Transformation eines
Quantensystems kann sich der zugeordnete Hilbert-Raum zur Beschreibung
der Beobachtungen nicht ändern, da sich auch die Messapparatur selbst nicht
ändert; d.h. die Basisvektoren und möglichen Messwerte sind vor und nach
der Transformation identisch. Der Zustandsvektor
|η(t)i
des Quantensystems
verändert sich natürlich entsprechend
|η 0 (t)i = Û |η(t)i ,
wobei
Û
(1.3.1)
der Operator ist, der die Transformation des Quantensystems im
Hilbert-Raum beschreibt. Da sich die Normierung des Zustandsvektors nicht
ändern darf, muss für den der Transformation zugeordneten Operator
hη 0 (t)|η 0 (t)i = hÛ η(t)|Û η(t)i = hη(t)|Û † Û |η(t)i = hη(t)|η(t)i
(1.3.2)
sein. Dies bedeutet
Û † Û = 1
=⇒
Û † = Û −1
.
(1.3.3)
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
18
Einen Operator, bei dem der adjungierte gleich dem inversen Operator ist,
nennt man unitär. Lineare Transformationen eines Quantensystems werden im
Hilbert-Raum also durch unitäre Operatoren dargestellt (Satz von Wigner).
Hängt eine Transformation
T
von einem kontinuierlichem Parameter ab und
gilt im physikalischen Raum
T (a)T (b) = T (a + b)
(1.3.4)
(wie z.B. bei nacheinander ausgeführten Translationen um die Strecken
b,
was der Translation um die Strecke
a+b
a
und
entspricht), so muss entsprechend
im zugeordneten Hilbert-Raum
Û (a)Û (b) = Û (a + b)
(1.3.5)
gelten. Hieraus folgt unmittelbar
Û (0) =
1
h a iN
Û (a) = Û
N
Für innitesimales
(1.3.6)
.
(1.3.7)
wird mit einem geeigneten Operator
∂ Û () Û () = Û (0) + ∂ = 1 ± iĜ
Ĝ
,
(1.3.8)
=0
wobei die Wahl des Vorzeichens jeweils eine zweckmäÿige Konvention ist (alles
in natürlichen Einheiten; sonst würde der Operator
Faktor wie zum Beispiel
~
Û † () = Û −1 ()
dass der Operator
G
mit einem zusätzlichen
erscheinen). Aus der Unitarität folgt
⇒
1 ∓ iĜ† = (1 ± iĜ)−1 = 1 ∓ iĜ
⇒
Ĝ† = Ĝ
,
Ĝ hermitesch sein muss. Damit wird für =
h a iN
h
a iN
Û
= lim 1 ± i Ĝ
= e±iaĜ
N →∞
N →∞
N
N
Û (a) = lim
Den Operator
(1.3.9)
a
N und
.
N →∞
(1.3.10)
Ĝ nennt man den Erzeugenden der Transformation. Da natürlich
h
i h
i
Û , Ĝ = e±iaĜ , Ĝ = 0
(1.3.11)
1.3. RÄUMLICHE UND ZEITLICHE TRANSLATIONEN
ist, wird für einen beliebig transformierten Zustand
|η 0 (t)i = Û |η(t)i
19
:
g 0 = hη 0 (t)|Ĝ|η 0 (t)i = hÛ η(t)|Ĝ|Û η(t)i
= hη(t)|Û † ĜÛ |η(t)i
= hη(t)|Û † Û Ĝ|η(t)i = hη(t)|Ĝ|η(t)i = g
Der Erwartungswert g einer Messung der Observablen
Ĝ
(1.3.12)
ändert sich nicht bei
der Transformation und ist damit eine Erhaltungsgröÿe der Transformation
Û (a),
die durch die Observable erzeugt wird.
Räumliche Translationen
TX (a) TX (b) = TX (a + b)
(1.3.13)
werden im Hilbert-Raum, wenn sie auf Ortseigenzustände wirken, wie der
Übergang zu einem neuen Koordinatensystem festgelegt und durch die Beziehung
ÛX (a) |xi = |x − ai
(1.3.14)
deniert. Weil die Transformation kontinuierlich von dem Parameter
hängt, muss mit einem hermiteschen Operator
a
ab-
P̂
ÛX (a) = e+iaP̂
(1.3.15)
sein. Für einen derart verschobenen Zustand gilt
p0 = hη 0 (t)|P̂ |η 0 (t)i
= hη(t)|P̂ |η(t)i = p
.
(1.3.16)
Der Erwartungswert p ist eine Erhaltungsgröÿe bei räumlichen Translationen
und der Operator
P̂
ist deshalb mit dem Impulsoperator zu identizieren.
Bei innitesimalen Translationen
f (X̂)
ÛX () = e+iP̂
ergibt sich für eine Funktion
des Ortsoperators
h
i
ÛX (), f (X̂) |xi = ÛX ()f (X̂) |xi − f (X̂)ÛX () |xi
= ÛX ()f (x) |xi − f (X̂) |x − i
= f (x) |x − i − f (x − ) |x − i
= f (x) − f (x − ) |x − i
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
20
bzw.
h
Damit muss
i
h
i
ÛX (), f (X̂) |xi = 1 + iP̂ , f (X̂) |xi
h
i
h
i
= 1, f (X̂) |xi + i P̂ , f (X̂) |xi
h
i
= i P̂ , f (X̂) |xi .
i
f (x) − f (x − )
P̂ , f (X̂) |xi = −i
|x − i
→ 0 zu dem Kommutator
h
sein, was mit
h
i
∂f (X̂)
P̂ , f (X̂) = −i
∂ X̂
(1.3.17)
führt. Speziell für den Impuls- und den Ortsoperator folgt hieraus
h
i
P̂ , X̂ = −i
.
(1.3.18)
Dies in die Unschärferelation eingesetzt liefert
h
i 1
1
1
σ P̂ σ X̂ ≥ h P̂ , X̂ i = (−i) =
2i
2i
2
.
(1.3.19)
Je genauer man also den Ort ausmessen will, desto gröÿer ist die damit verbundene Streuung des Impulses. Als Konsequenz sind bei Hochenergieversuchen
∆x Impulse
−1
1 ∆x
p≈
2
2
mit einer gewünschten Ortsauösung
der Gröÿenordnung
notwendig.
Ein Zahlenbeispiel (in SI-Einheiten): Die Gröÿenordnung der Energie, um in
einem Teilchenbeschleuniger eine Auösung von
10−15 m
zu erreichen, ergibt
sich mit
1eV = 1.6 · 10−19 J
c = 3.0 · 108 m/s
~ = 1.0 · 10−34 Js
zu
c~
E = cp ≈
2
∆x
2
−1
≈ 200MeV .
(1.3.20)
1.3. RÄUMLICHE UND ZEITLICHE TRANSLATIONEN
21
Mit zeitlichen Translationen
TT (τ2 ) TT (τ1 ) = TT (τ1 + τ2 )
(1.3.21)
verknüpft man im Hilbert-Raum die zeitliche Entwicklung der Zustandsvektoren und deniert sie durch die Beziehung
ÛT (τ ) |η(t)i = |η(t + τ )i .
Dementsprechend muss mit einem hermiteschen Operator
(1.3.22)
Ĥ
ÛT (τ ) = e−iτ Ĥ
(1.3.23)
sein. Für einen zeitlich verschobenen Zustand wird
E 0 = hη(t0 )|Ĥ|η(t0 )i
= hη(t)|Ĥ|η(t)i = E
.
(1.3.24)
Der Erwartungswert E ist eine Erhaltungsgröÿe bei zeitlichen Translationen
und deshalb mit der Energie des Quantensystems zu identizieren. Der Operator
Ĥ
des Quantensystems wird als Hamilton-Operator bezeichnet.
Da räumliche und zeitliche Translationen kommutieren
TX (a)TT (τ ) = TT (τ )TX (a)
⇒
⇒
ÛX (a)ÛT (τ ) = ÛT (τ )ÛX (a)
h
i
Ĥ, P̂ = 0
(1.3.25)
kommutiert der Hamilton- mit dem Impulsoperator. Die beiden Operatoren
besitzen deshalb gemeinsame Eigenvektoren
Ĥ |E(p), pi = E(p) |E(p), pi
(1.3.26)
P̂ |E(p), pi =
(1.3.27)
p |E(p), pi .
Geht man von den Impulsen aus, so ist die Energie auch als Funktion der Impulse anzusetzen, da es keinen Grund gibt anzunehmen, dass die Eigenvektoren
mit verschiedenen Impulsen die gleiche Energie haben. Die Translationsoperatoren angewendet auf diese Eigenvektoren ergeben
ÛT (τ ) |E(p), pi = e−iτ Ĥ |E(p), pi = e−iτ E(p) |E(p), pi
ÛX (a) |E(p), pi = e
+iaP̂
|E(p), pi = e
+iap
|E(p), pi .
(1.3.28)
(1.3.29)
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
22
In einer relativistischen Theorie muss der Translationsoperator invariant formuliert werden. In relativistischer Notation mit den Vierer-Vektoren (in natürlichen Einheiten mit der Lichtgeschwindigkeit
c = 1)
µ
xµ = (t, −~x)
(1.3.30)
µ
aµ = (τ, −~a)
(1.3.31)
x = (t, ~x)
a = (τ, ~a)
ist der Translationsoperator
ÛT = e−iaµ P̂
µ
(1.3.32)
genau dann invariant, wenn der Hamilton- und der Impulsoperator ebenfalls
einen Vierer-Vektor
ˆ
P̂µ = Ĥ, −P~
ˆ
P̂ µ = Ĥ, P~
bilden. Da
P̂ 2 = P̂µ P̂ µ
(1.3.33)
ein Lorentz-Skalar und damit invariant bei einer re-
lativistischen Transformation ist, können seine Eigenwerte nicht vom Impuls
oder der Energie abhängig sein, da diese sich bei Lorentz-Transformationen
m2 ,
verändern. Bezeichnet man die Eigenwerte mit
µ
so wird
2
P̂µ P̂ |m, E(~
p), p~ i = m |m, E(~
p), p~ i .
(1.3.34)
Damit wird
ˆ
2
p), p~ i = E 2 (~
p) − |~
p | |m, E(~
p), p~ i
P̂µ P̂ µ |m, E(~
p), p~ i = Ĥ 2 − P~ 2 |m, E(~
und es muss
m2 = E 2 (~
p) − |~
p|
sein. Für
p~ = ~0
2
(1.3.35)
ergibt sich insbesondere
m2 = E 2 (~0) .
m
ist somit die Ruheenergie. Da zwischen
(1.3.36)
m, E(~
p)
und
p~
ein eindeutiger Zu-
sammenhang besteht, ist es sinnvoll die Eigenvektoren des Hamilton-Operators
Ĥ0
eines freien Quantensystems, der mit
bezeichnet wird, durch die beiden
unabhängigen Eigenwerte, die Ruheenergie
m
(die in diesem Falle unabhän-
gig von einer Wechselwirkung ist) und den Impuls
p~
des Quantensystems, zu
charakterisieren; dann wird
Ĥ0 |m, p~ i =
P̂ µ |m, p~ i =
µ
P̂µ P̂ |m, p~ i =
q
m2 + |~
p|
pµ
2
m
2
|m, p~ i
|m, p~ i
|m, p~ i .
(1.3.37)
(1.3.38)
(1.3.39)
1.3. RÄUMLICHE UND ZEITLICHE TRANSLATIONEN
Für einen beliebigen Zustand
|η(t)i
23
eines freien Quantensystems ist
Z
P̂µ P̂ µ |η(t)i = P̂µ P̂ µ η(p, t) |m, p~ id3 p
Z
= η(p, t)P̂µ P̂ µ |m, p~ id3 p
Z
= η(p, t)m2 |m, p~ id3 p
Z
= m2 η(p, t) |m, p~ id3 p
= m2 |η(t)i ;
d.h. jeder Zustand ist ein Eigenzustand von
P̂µ P̂ µ
zum Eigenwert
m2 .
Quan-
tensysteme können damit durch den Parameter m, ihre Ruheenergie, unterschieden werden. Da die Energie eines Quantensystems und damit auch die
Ruheenergie
m
immer positiv sind (siehe zweites Postulat der Quantentheo-
rie), folgt aus der Bedingung
2
|~
p | m2
(1.3.40)
für den so genannten nicht-relativistischen Grenzfall
q
2
m2 + |~
p|
r
1
2
= m 1 + 2 |~
p|
m
1
2
≈m+
|~
p|
2m
E(~
p) =
bzw. als Operatorbeziehung formuliert
Ĥ0 ≈ m +
1 ~ˆ 2
P
2m
.
(1.3.41)
Dies legt es nahe, einen nicht-relativistischen Hamilton-Operator
Ĥnr = Ĥ − m
(1.3.42)
zu denieren. Dann folgt für ein ungestörtes Quantensystem
Ĥ0nr =
1 ~ˆ 2
P
2m
(1.3.43)
als freier Hamilton-Operator. In der nicht-relativistischen Quantenmechanik
ist der Hamilton-Operator also eine Funktion der Impulsoperatoren und der
Energie-Nullpunkt wird um
m
verschoben.
24
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
1.4 Die Schrödinger-Gleichung
Eine innitesimale zeitliche Translation
ÛT () = e−iĤ
angewendet auf den
Zustand eines Quantensystems liefert
ÛT () |η(t)i = |η(t + )i
(1.4.1)
bzw.
ÛT () |η(t)i = e−iĤ |η(t)i = (1 − iĤ) |η(t)i .
Zusammen ergibt dies
Ĥ |η(t)i = i
bzw. nach Grenzübergang
→0
i
|η(t + )i − |η(t)i
die so genannte Schrödinger-Gleichung
∂ |η(t)i
= Ĥ |η(t)i
∂t
(1.4.2)
für den Zustandvektor eines Quantensystems. Die Schrödinger-Gleichung beschreibt die zeitliche Entwicklung des Zustandsvektors, wenn der HamiltonOperator des Quantensystems gegeben ist. Für den Zustandsvektor eines freien Quantensystems mit scharfem Impuls ergibt sich mit geeignet gewählter
Anfangsbedingung hieraus
|η; m, p~ i = e−iE(~p)t |m, p~ i .
Eine innitesimale räumliche Translation
ÛX () = e+iP̂x
(1.4.3)
angewendet auf
einen Ortseigenvektor (nur für eine Koordinate ausgeführt) liefert entsprechend
ÛX () |xi = |x − i
(1.4.4)
bzw.
ÛX () |xi = e+iP̂x |xi = (1 + iP̂x ) |xi
und schlieÿlich
P̂x |xi = i
|xi − |x − i
∂
=i
|xi .
∂x
(1.4.5)
1.4. DIE SCHRÖDINGER-GLEICHUNG
25
Damit hat man zusammenfassend
∂ |η(t)i
∂t
∂ |xi
ˆ
Px |xi = i
∂x
Ĥ |η(t)i = i
mit
UT (τ ) = e−iτ Ĥ
mit
UX (a) = e+iaPx
ˆ
(1.4.6)
.
(1.4.7)
Obwohl die beiden Beziehungen analog aufgebaut sind, treten im Exponenten
unterschiedliche Vorzeichen auf. Der Hintergrund hierfür ist, dass im ersten
Fall das Quantensystem
|xi
|η(t)i
und im anderen Fall das Koordinatensystem
der Translation unterworfen wird. Dies entspricht dem Unterschied zwi-
schen aktiven und passiven Translationen und führt zu den unterschiedlichen
Vorzeichen. Die tiefere Ursache liegt in der besonderen Rolle der Zeit in der
Quantentheorie. Der Zeit ist im Gegensatz zum Ort kein eigener Eigenvektor
zugeordnet, sondern sie ist ein Parameter, der durch eine makroskopische Uhr
gemessen und durch eine reelle Zahl beschrieben wird.
Trotz ihrer Asymmetrie in den Orts- und Zeitvariablen widerspricht die Schrödinger-Gleichung nicht einer relativistisch invarianten Dynamik. Aus der nur
für einen freien Quantenzustand zweckmäÿigen Entwicklung
Z
|η(t)i =
nach orthonormalen Basiszuständen
η(~x, t) |m, ~xid3 x
|m, ~xi ergibt
(1.4.8)
sich für die zugehörige Wel-
lenfunktion des freien Quantensystems
m2 hm, ~x|η(t)i = hm, ~x|m2 |η(t)i
= hm, ~x|P̂µ P̂ µ |η(t)i
ˆ
= hm, ~x|Ĥ 2 − P~ 2 |η(t)i
ˆ
= hm, ~x|Ĥ 2 |η(t)i − hm, ~x|P~ 2 |η(t)i
ˆ
= hm, ~x|Ĥ 2 |η(t)i − P~ 2 |m, ~xi; |η(t)i
2
∂2
∂
∂2
∂2
+ 2 + 2 |m, ~xi; |η(t)i
= −hm, ~x| 2 |η(t)i − −
∂t
∂x2
∂y
∂z
2
2
2
2
∂
∂
∂
∂
= − 2 hm, ~x|η(t)i +
+ 2 + 2 hm, ~x|η(t)i
∂t
∂x2
∂y
∂z
die relativistisch invariante Klein-Gordon-Gleichung
∂ µ ∂µ + m2 η(~x, t) = 0
.
(1.4.9)
26
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
Die allgemeine Lösung der Klein-Gordon-Gleichung ist
Z
η(~x, t) =
c(~k)e±i
E(~
k)t−~
k·~
x
d3 k
.
(1.4.10)
Für einen Impulseigenzustand mit
c(~k) = c · δ 3 (~
p − ~k)
(1.4.11)
ergibt sich als spezielle Lösung die ebene Welle
η(~x, t) = c · e±i
E(~
p)t−~
p·~
x
;
(1.4.12)
d.h. ein freies Quantensystem ist durch die so genannten deBroglie Wellenbeziehungen
f=
E(~
p)
2π
und
λ=
2π
|~
p|
(1.4.13)
charakterisierbar. Die zur Gewinnung dieses Ergebnisses verwendete Darstellung (1.4.8) liefert allerdings ein nicht Lorentz-invariantes Skalarprodukt und
ist deshalb für den Aufbau einer relativistischen Theorie ungeeignet.
Im nicht-relativistischen Grenzfall ist es wegen der Verschiebung des EnergieNullpunktes um
m
zweckmäÿig, einen neuen Zustandsvektor entsprechend
|η(t)inr = eimt |η(t)i
(1.4.14)
zu denieren. Für diesen wird
i
∂
∂ imt
|η(t)inr = i
e
|η(t)i
∂t
∂t
= −meimt |η(t)i + ieimt
∂ |η(t)i
∂t = −meimt |η(t)i + ieimt −iĤ
= Ĥ − m eimt |η(t)i
=
Ĥnr |η(t)inr
.
|η(t)i
(1.4.15)
Die Schrödinger-Gleichung gilt also auch im nicht-relativistischen Grenzfall.
Für einen nicht-relativistischen Quantenzustand (nur für eine Koordinate angeschrieben)
Z
|η(t)inr =
ηnr (x, t) |m, xidx
(1.4.16)
1.5. IMPULSDARSTELLUNG DES ORTSOPERATORS
27
wird mit der Annahme, dass die Basiszustände im nicht-relativistischen Grenzfall durch Wechselwirkungen praktisch nicht beeinusst werden,
i
∂
ηnr (x, t) =
∂t
∂
hm, x|η(t)inr
∂t
∂
hm, x| i
|η(t)inr
∂t
hm, x| Ĥnr |η(t)inr
i
=
=
.
Für ein Quantensystem sei nun
Ĥnr =
P̂x2
+ V (X̂)
2m
(1.4.17)
mit einem hermiteschem Wechselwirkungspotential, woraus weiter
hm, x| Ĥnr |η(t)inr = hm, x|
P̂x2
+ V (X̂)
2m
!
P̂x2
+ V (X̂)
2m
=
|η(t)inr
!
|m, xi; |η(t)inr
1 ∂2
+ V (x) |m, xi; |η(t)inr
=
−
2m ∂x2
1 ∂2
= −
+ V (x) hm, x|η(t)inr
2m ∂x2
1 ∂2
+ V (x) ηnr (x, t)
= −
2m ∂x2
folgt, was dann schlieÿlich zu der Schrödinger-Gleichung
∂
i ηnr (x, t) =
∂t
1 ∂2
−
+ V (x)
2m ∂x2
als Dierentialgleichung für die Wellenfunktion
ηnr (x, t)
ηnr (x, t)
(1.4.18)
führt.
1.5 Impulsdarstellung des Ortsoperators
Die Wirkung des Ortsoperators auf einen Impulseigenvektor kann man mit
Hilfe der Entwicklung
Z
|px i =
|xihx|px idpx
(1.5.1)
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
28
ableiten. Aus der Dierentialgleichung
∂
∂
px · hpx |xi = hpx |Pˆx |xi = hpx |i |xi = i hpx |xi
∂x
∂x
folgt für das Skalarprodukt zwischen Impuls- und Ortseigenvektoren
hpx |xi = c · e−ipx x
.
(1.5.2)
Wegen der Normierung der Impuls- und Ortseigenvektoren auf eine
Z
δ(px − qx ) = hpx |qx i =
hpx |xihx|qx idx = c2 · 2π ·
ergibt sich die auftretende Integrationskonstante zu
1
2π
Z
δ -Funktion
e−i(px −qx )x dx
√
c = 1/ 2π .
Damit hat
man
Z
1
|px i = √
eipx x |xidx
2π
Z
1
√
|xi =
e−ipx x |px idpx
2π
(1.5.3)
.
(1.5.4)
Zwischen den Wellenfunktionen in der Orts- und der Impulsdarstellung ergibt
sich aus dem Vorstehenden mit
Z
|η(t)i =
η(x, t) |xidx
(1.5.5)
η(px , t) |px idpx
(1.5.6)
Z
|η(t)i =
der Zusammenhang
Z
1
η(x, t) = √
η(px , t)eipx x dpx
2π
Z
1
η(px , t) = √
η(x, t)e−ipx x dx
2π
(1.5.7)
.
(1.5.8)
Für die Wirkung des Ortsoperators auf einen Impulseigenzustand ergibt sich
damit
Z
X̂ |px i
X̂ |xihx|px idx
=
Z
x |xihx|px idx
=
Z
=
x
|xi · √ · eipx x dx
2π
1.6. DER OPERATOR DER ZEITLICHEN VERÄNDERUNG
∂
−i
√ · eipx x dx
∂px
2π
Z
∂hx|px i
=
|xi · −i
dx
∂px
Z
∂ |px i
=
|xihx| · −i
dx
∂px
∂ |px i
.
= −i
∂px
29
Z
=
|xi ·
(1.5.9)
Wegen
Z
X̂ |η(t)i =
η(x, t)X̂ |xidx
Z
η(x, t)x |xidx
=
Z
=
x · η(x, t) |xidx
und
Z
X̂ |η(t)i =
η(px , t)X̂ |px idpx
∂
= η(px , t) −i
|px i dpx
∂px
Z ∂
=
i
η(px , t) |px idpx
∂px
Z
wird der Ortsoperator auch oft durch seine Wirkung
X̂η(x, t) = x · η(x, t)
∂
X̂η(px , t) = i
η(px , t)
∂px
(1.5.10)
(1.5.11)
auf die Wellenfunktionen charakterisiert. Dabei ist die Umkehrung des Vorzeichens zwischen (1.5.11) und (1.5.9) zu beachten.
1.6 Der Operator der zeitlichen Veränderung
Physikalische Prozesse werden im Allgemeinen durch Dierentialgleichungen
dargestellt, die die Veränderung von Observablen beschreiben. Dies legt es
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
30
o
nahe, zu einem Operator
L̂
L
der zeitlichen Veränderung des
d
hLi
dt
(1.6.1)
den Operator
Erwartungswertes
o
hLi =
zu denieren. Für innitesimales
o
τ
wird mit der getroenen Denition
d
hLi
dt
i
1h
=
hL̂(t + τ )i − hL̂(t)i
τ
i
1h
=
hη(t + τ )|L̂(t + τ )|η(t + τ )i − hη(t)|L̂(t)|η(t)i
τ
"
#
1
∂ L̂(t)
=
hÛT (−τ )η(t)|L̂(t) + τ
|ÛT (−τ )η(t)i − hη(t)|L̂(t)|η(t)i
τ
∂t
hLi =
"
#
∂ L̂(t)
1
h(1 − iτ Ĥ)η(t)|L̂(t) + τ
|(1 − iτ Ĥ)η(t)i − hη(t)|L̂(t)|η(t)i
=
τ
∂t
"
#
1
∂ L̂(t)
=
h−iτ Ĥη(t)|L̂(t)|η(t)i + hη(t)|L̂(t)| − iτ Ĥη(t)i + hη(t)|τ
|η(t)i
τ
∂t
= hη(t)| iĤ L̂(t) − iL̂(t)Ĥ +
h
i ∂ L̂(t)
= hη(t)| i Ĥ, L̂(t) +
∂t
∂ L̂(t)
∂t
|η(t)i
|η(t)i ,
woraus
h
i ∂ L̂
o
L = i Ĥ, L̂ +
∂t
(1.6.2)
folgt. Dies ist das universelle Dynamikgesetz der Quantentheorie.
Anmerkung: Bei anderen Zugängen zur Quantentheorie wird oftmals durch
Vorgabe des obigen Dynamikgesetzes das Verhalten des Operators der zeitlichen Veränderung abgeleitet. Die Berechtigung des Dynamikgesetzes ist dabei
aber nicht unmittelbar einsichtig.
1.7. ENERGIE- UND IMPULSERHALTUNG
31
Da die üblichen physikalischen Messapparaturen zeitunabhängig sind, können
auch die zugeordneten Operatoren keine Zeitabhängigkeit besitzen; d.h. in
diesem Fall vereinfacht sich das Dynamikgesetz zu
h
i
o
L = i Ĥ, L̂
Wenn ein solcher Operator
L̂
.
(1.6.3)
mit dem Hamilton-Operator
Ĥ
des Quantensys-
tems kommutiert, ist die zugeordnete Observable eine zeitliche Erhaltungsgröÿe des Systems.
Für den nicht-relativistischen Grenzfall rechnet man (nur für eine Koordinate
ausgeführt und ohne Vorliegen von Wechselwirkungen)
o
dx
dhX̂i
=
= hXi
dt
dt
i
i
h
h
= hi Ĥ, X̂ i = ih Ĥnr + m, X̂ i
h
i
i hˆ2 i
= ih Ĥnr , X̂ i =
h Px , X̂ i
2m
i h
i
i ˆ hˆ
=
hPx Px , X̂ + Pˆx , X̂ Pˆx i
2m
px
hPˆx i
=
=
m
m
d.h. es ergibt sich die klassische Denition des Impulses
p=m·
dx
=m·v
dt
.
(1.6.4)
1.7 Energie- und Impulserhaltung
Eine Symmetrie-Transformation
Û
eines Quantensystems ist deniert als eine
lineare Transformation, welche die Dynamik nicht verändert; d.h. für die
∂ Û |η(t)i
= −iĤ Û |η(t)i
∂t
⇒
∂ |η(t)i
= −iĤ |η(t)i
∂t
(1.7.1)
gilt. Nun ist
∂ Û |η(t)i
∂ Û
∂ |η(t)i
= −iĤ Û |η(t)i ⇒
|η(t)i + Û
= −iĤ Û |η(t)i
∂t
∂t
∂t
!
∂ |η(t)i
−1
−1 ∂ Û
⇒
= −i Û Ĥ Û − iÛ
|η(t)i ,
∂t
∂t
32
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
woraus sich
Ĥ = Û −1 Ĥ Û − iÛ −1
∂ Û
∂t
bzw.
h
i ∂ Û
0 = i Ĥ, Û +
∂t
ergibt. Durch Betrachtung einer innitesimalen Transformation
folgt daraus für den erzeugenden Operator
h
i ∂ Ĝ
0 = i Ĥ, Ĝ +
∂t
Ĝ
Û () = e−iĜ
der Symmetrie-Transformation
o
d.h.
G=0 .
(1.7.2)
Der erzeugende Operator einer Symmetrie-Transformation deniert eine Erhaltungsgröÿe.
Nach dem Postulat der speziellen Relativitätstheorie sind die Naturgesetze in
jedem Inertialsystem gleich. Insbesondere sind danach räumliche und zeitliche
Translationen Symmetrie-Transformationen von jedem Quantensystem. Energie und Impuls sind damit Erhaltungsgröÿen von (abgeschlossenen) Quantensystemen.
Da der Hamilton-Operator mit sich selbst und auch mit dem Impulsoperator
vertauscht, bedeutet dies
h
i ∂ Ĥ
o
∂ Ĥ
H = 0 ⇒ i Ĥ, Ĥ +
=0⇒
=0
∂t
∂t
(1.7.3)
h
i ∂ P̂
o
∂ P̂
P = 0 ⇒ i Ĥ, P̂ +
=0⇒
=0 .
∂t
∂t
(1.7.4)
Der Hamilton- und der Impulsoperator können damit keine Zeitabhängigkeit
besitzen.
Anmerkung: In der Quantentheorie wird mit verschiedenen aber gleichwertigen so genannten Bildern gearbeitet, in denen den Zustände und Operatoren
unterschiedliche Zeitabhängigkeiten aufgeprägt werden. Die bisherigen Überlegungen sind immer von Operatoren ausgegangen "wie sie sind". Dieses Bild, in
dem der Impulsoperator keine Zeitabhängigkeit aufweist, ist das SchrödingerBild.
1.8. WECHSELWIRKENDE QUANTENSYSTEME
33
1.8 Wechselwirkende Quantensysteme
Es seien jetzt zwei unterscheidbare Quantensysteme 1 und 2 betrachtet.
System 1:
•
Zustandsvektor
|η1 (t)i
•
Ruheenergie
•
zugeordnete Operatoren
•
zugeordneter Hamilton-Operator
m1
L̂(1)
Ĥ0 (1)
System 2:
•
Zustandsvektor
|η2 (t)i
•
Ruheenergie
•
zugeordnete Operatoren
•
zugeordneter Hamilton-Operator
m2
L̂(2)
Ĥ0 (2)
Der Index 0 soll die entsprechenden Gröÿen kennzeichnen, wenn keine Wechselwirkung zwischen den Systemen vorliegt. Da die beiden Systeme unabhängig
voneinander sein sollen, gelten für alle Operatoren die Vertauschungsrelationen
h
i
L̂(1), L̂(2) = 0
und
h
i
Ĥ0 (1), Ĥ0 (2) = 0 .
(1.8.1)
Das Gesamtsystem kann für diesen Fall entsprechend
|η(t)i = |η1 (t)i |η2 (t)i
(1.8.2)
durch die beiden Teilsysteme beschrieben werden. Eine zeitliche Translation
der nicht wechselwirkenden Systeme wird durch
ÛT () = e−iĤ0 (1) e−iĤ0 (2) = e−i(Ĥ0 (1)+Ĥ0 (2))
(1.8.3)
erzeugt; d.h. der Hamilton-Operator des Gesamtsystems ist
Ĥ0 = Ĥ0 (1) + Ĥ0 (2) .
(1.8.4)
Bisher ist davon ausgegangen worden, dass die beiden Teilsysteme frei sind.
Liegt nun eine Wechselwirkung zwischen ihnen vor, so kann bei hohen Energien eine Erzeugung und Vernichtung von Quantensystemen stattnden. Wegen
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
34
dem Energieerhaltungssatz sind dazu Energien oberhalb der Ruheenergie notwendig. Um Erzeugung und Vernichtung eines Quantensystems auszuschlieÿen,
soll in diesem Abschnitt nur der nicht-relativistische Grenzfall betrachtet und
die Wechselwirkung selbst als klein angenommen werden.
Da sich die beiden Systeme durch die Wechselwirkung über die Zeit beeinussen, kann eine zeitliche Translation nicht mehr nur durch
Ĥ0
erzeugt werden,
sondern es ist zusätzlich der Einuss der Wechselwirkung in dem Translationszeitraum zu berücksichtigen; d.h. für das Gesamtsystem mit Wechselwirkung
muss
Ĥ = Ĥ0 (1) + Ĥ0 (2) + V̂
sein, wobei
V̂
(1.8.5)
den Einuss der Wechselwirkung beschreibt. Das Gesamtsystem
ist dann nicht mehr in seine Teilsysteme separierbar. Nicht-relativistisch wird
mit dem Hamilton-Operator
1
1
P̂x2 (1) +
P̂ 2 (2) + V̂
2m1
2m2 x
V̂ = V X̂(1), X̂(2) für das System 1
Ĥ =
und mit
m1
(1.8.6)
d2 hX̂(1)i
d2 x(1)
=
m
1
dt2
dt2
oo
= m1 hX(1)i
o
= m1 h i Ĥ, X(1)
i
o
zh }| i{
= m1 h i Ĥ, X̂(1) i
o
= m1 h
o
i
2m1
zh
}|
i{
P̂x2 (1), X̂(1) i
= hP x (1)i
h
i
= hi Ĥ, P̂x (1) i
h
i
h
i
h
i
= hi Ĥ0 (1), P̂x (1) i + hi Ĥ0 (2), P̂x (1) i + hi V̂ , P̂x (1) i
h
i
= hi V̂ , P̂x (1) i ,
1.8. WECHSELWIRKENDE QUANTENSYSTEME
35
entsprechend für das Teilsystem 2
m2
h
i
d2 x(2)
=
hi
V̂
,
P̂
(2)
i
x
dt2
und mit
h
i h
i h
i h
i
0 = Ĥ, P̂ = Ĥ, P̂x (1) + P̂x (2) = Ĥ, P̂x (1) + Ĥ, P̂x (2)
h
i h
i
= V̂ , P̂x (1) + V̂ , P̂x (2)
schlieÿlich entsprechend dem dritten Newtonschen Axiom der klassischen Physik
m1
d2 x(1)
d2 x(2)
+ m2
=0 .
2
dt
dt2
(1.8.7)
Hat man insbesondere ein Potential, das nur von dem Abstand der beiden
Teilsysteme abhängt
V̂ = V X̂(1) − X̂(2)
,
(1.8.8)
und ist die Breite eines Wellenpaketes klein gegenüber der Länge, auf der sich
das Potential wesentlich ändert (d.h. bei geringer Ortsunschärfe), so wird
h
i
hi Ĥ, P̂x i =
h
i
hi V (X̂), P̂x i
= −h
∂V (X̂)
i
∂ X̂
∂V (X̂)
|η(t)i
= −hη(t)|
∂ X̂
Z Z
∂V (X̂)
=−
η ∗ (x0 , t)η(x, t)hx0 |
|xidx0 dx
∂
X̂
Z Z
∂V (x) 0
=−
η ∗ (x0 , t)η(x, t)
hx |xidx0 dx
∂x
Z Z
∂V (x)
δ(x0 − x)dx0 dx
=−
η ∗ (x0 , t)η(x, t)
∂x
Z
∂V (x)
dx
= − η ∗ (x, t)η(x, t)
∂x
Z
∂V (x)
= − w(x, t)
dx
∂x
∂V (x) ≈−
.
∂x x=hX̂i
36
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
Dies entspricht dem zweiten Newtonschen Axiom der klassischen Physik
m
d2 x
=F
dt2
(1.8.9)
mit
F =−
Ein geeignetes Potential
V̂
∂V (x)
∂x
.
(1.8.10)
beschreibt zwar die Wechselwirkung, sagt aber
nichts darüber aus, wie die Wechselwirkung tatsächlich stattndet. Später wird
sich zeigen, dass Wechselwirkungen durch so genannte Austauschteilchen zwischen den Quantensystemen vermittelt werden. Diese Austauschteilchen besitzen eine bestimmte Energie
EA
und es stellt sich die Frage, wie ihre Existenz
während der Wechselwirkung möglich ist, ohne die Energieerhaltung zu verletzen. Die Lösung hierfür liefert die Unschärferelation.
Nach der Unschärferelation ist
h
i 1 o 1 dhX̂i 1
σ Ĥ σ X̂ ≥ h Ĥ, X̂ i = hXi = 2i
2
2 dt .
Eine Verletzung der Energieerhaltung ist nicht beobachtbar, wenn die Energie
EA
der Austauschteilchen kleiner als die Energieunschärfe
1 dhX̂i c
1
EA σ X̂ ≤ ≤ =
2 dt
2
2
ist (in natürlichen Einheiten mit der Lichtgeschwindigkeit
c = 1). Die Gröÿen-
ordnung der Reichweite der Kraft wird dann durch
R ≈ σ X̂ ≤
1
2EA
begrenzt. Je mehr Energie ein Austauschteilchen besitzt (d.h. je mehr Masse es hat), um so kürzer ist die Reichweite der Kraft, die durch das Austauschteilchen vermittelt werden kann. Eine unendliche Reichweite einer derart vermittelten Kraft ist nur durch masselose Austauschteilchen möglich. Da
Austauschteilchen nicht beobachtet werden können, spricht man auch von virtuellen Teilchen.
1.9. ZUSAMMENFASSUNG
37
Ein Zahlenbeispiel (in SI-Einheiten): Bei der schwachen Wechselwirkung wird
die Kraft durch den Austausch von so genannten W-Bosonen vermittelt. Diese
haben eine Ruheenergie von
mc2 = 80GeV.
1eV = 1.6 · 10−19 J
Mit
~ = 1.0 · 10−34 Js
c = 3.0 · 108 m/s
wird die Gröÿenordnung der Reichweite dann
R≈
~c
~c
≈ 10−18 m
=
2EA
2mc2
.
1.9 Zusammenfassung
Zur mathematischen Implementation der Erfahrungstatsache, dass es nur möglich ist Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Ergebnisse einer Messung an einem physikalischen System zu treen, kann man die Korrespondenz
•
Der Zustand eines Quantensystems wird durch einen normierten Zustandsvektor
•
|ηi
in einem Hilbert-Raum repräsentiert.
Eine über den Zustandsvektor
|ηi
hinausgehende Beschreibung eines
Quantensystems ist nicht möglich.
•
Die beobachtbaren physikalischen Gröÿen (Observablen) werden durch
hermitesche Operatoren in diesem Raum beschrieben.
•
Der zugehörige Vektorraum wird durch die Eigenvektoren der relevanten
Observablen aufgespannt.
zwischen physikalischen und mathematischen Gröÿen konstruieren. Dann gilt
•
Bei einer Messung kann man nur einen der Eigenwerte des entsprechenden Operators der Observablen nden.
•
Nach einer Messung bendet sich das Quantensystem in dem Zustand,
der dem gemessenen Eigenwert entspricht.
•
|ηi,
l zu erhalten,
Bendet sich ein Quantensystem vor einer Messung im Zustand
dann ist die Wahrscheinlichkeit, bei der Messung den Wert
W (l) = |hl|ηi|2
.
Für die Streuungen der Erwartungswerte zweier Operatoren gilt die Unschärferelation
i 1 h
σ L̂ σ Ô ≥ h L̂, Ô i
2i
.
38
KAPITEL 1. KURZE SKIZZE DER QUANTENMECHANIK
Der Ort und der Impuls eines Quantensystems sind danach nicht gleichzeitig
scharf messbar. Die Verschiebung eines Quantenzustandes in der Raumzeit
wird relativistisch durch den Translationsoperator
ÛT = e−iaµ P̂
µ
mit
beschrieben. Der Hamilton-Operator
Ĥ
ˆ
P̂ µ = (Ĥ, P~ )
besitzt als Eigenwerte die möglichen
Energien des Quantensystems, während der Operator
P̂
die möglichen Impulse
als Eigenwerte besitzt.
Der Zustandsvektor eines Quantensystems muss die Schrödinger-Gleichung
∂ |η(t)i
= Ĥ |η(t)i
∂t
i
erfüllen. Besitzt ein Quantensystem einen scharfen Impuls, so folgt mit
Z
|η(t)i =
η(~x, t) |m, ~xid3 x
für die Wellenfunktion
η(~x, t) = c · e
±i E(~
p)t−~
p·~
x
,
woraus sich die deBroglie Wellenbeziehungen
f=
E(~
p)
2π
und
λ=
2π
|~
p|
ergeben. In nicht-relativistischer Näherung ergibt sich (für nur eine Koordinate
angeschrieben) die Schrödinger-Gleichung
∂
i ηnr (x, t) =
∂t
1 ∂2
−
+ V (x)
2m ∂x2
ηnr (x, t)
für die Wellenfunktion eines Quantenzustandes. Berücksichtigt man die Wechselwirkungen zwischen zwei verschiedenen Quantensystemen, so erhält man im
nicht-relativistischen Grenzfall die Newtonschen Axiome
m1
d2 x(2)
d2 x(1)
+
m
=0
2
dt2
dt2
und
m
der klassischen Mechanik.
d2 x
∂V (x)
=−
dt2
∂x
Teil I
Quantenfelder und ihre
Anwendung
41
Kapitel 2
Die Elementarteilchen
In diesem Kapitel werden die Poincare-Transformationen eingeführt und die
zugehörigen Vertauschungsrelationen bestimmt. Die Elementarteilchen ergeben sich als invariante Zustände der verschiedenen Darstellungen der PoincareGruppe. Im Ortsraum werden die Feldzustände der Elementarteilchen kovariant nach Impulseigenzuständen entwickelt und ihre charakterisierenden Eigenschaften wie Masse, Spin und Ladung deniert.
2.1 Die Poincare-Transformation
Nach den Postulaten der speziellen Relativitätstheorie sind die Naturgesetze
in jedem Inertialsystem gleich und die Lichtgeschwindigkeit eine in allen Systemen gleiche Konstante. Ein Inertialsystem ist ein System, in dem sich ein Objekt geradlinig und mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, solange keine Kraft
auf das Objekt wirkt. Es ist leicht einzusehen, dass zwei Inertialsysteme sich
relativ zueinander mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Die KoordinatenTransformation, die die Postulate der speziellen Relativitätstheorie erfüllt,
ist die Poincare-Transformation. Da die Lichtgeschwindigkeit eine Invariante
der speziellen Relativitätstheorie ist, muss eine Poincare-Transformation das
Linienelement
ds2 = dt2 − dx2 − dy 2 − dz 2
(2.1.1)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
42
invariant lassen. Im weiteren Verlauf des Textes wird folgende Nomenklatur
verwendet:
Vierer-Vektoren
Abltg. nach
xµ
Abltg. nach
xµ
Metriktensor
(xµ ) = (t, x, y, z)
(xµ ) = (t, −x, −y, −z)
∂
∂ ∂ ∂ ∂
(∂µ ) =
=
,
,
,
∂xµ
∂t ∂x ∂y ∂z
∂
∂
∂
∂
∂
µ
(∂ ) =
,− ,− ,−
=
∂xµ
∂t ∂x ∂y ∂z


+1 0
0
0
 0 −1 0
0

(gµν ) = (g µν ) = 
0
0 −1 0 
0
0
0 −1
(2.1.2)
(2.1.3)
(2.1.4)
(2.1.5)
Mit der Summenkonvention von Einstein lässt sich die Invariante dann als
ds2 = dxµ dxµ
(2.1.6)
schreiben und mittels des Metriktensors können Indizes hoch- bzw. heruntergezogen werden
dxµ = gµν dxν
dxµ = g µν dxν
bzw.
.
(2.1.7)
Die Koordinaten-Transformation zwischen den Inertialsystemen muss eine lineare Transformation sein, die durch den Ansatz
x0µ = Λµ ν xν + aµ
mit einer reellen
Linienelement
ds2
sowie
4 × 4-Matrix Λ
x0µ = xν (Λ−1 )ν µ + aµ
(2.1.8)
beschreibbar ist. Translationen lassen das
invariant und für die Lorentz-Transformation
Λ
muss
dxρ gρσ dxσ = dxµ dxµ
= dx0µ dx0µ
= dx0µ gµν dx0µ
= (Λµ ρ dxρ )gµν (Λν σ dxσ )
= dxρ (Λµ ρ gµν Λν σ )dxσ
gelten. Daraus folgt
Λµ ρ gµν Λν σ = gρσ
=⇒
(Λ−1 )ν σ = gσµ g νρ Λµ ρ
.
(2.1.9)
2.1. DIE POINCARE-TRANSFORMATION
43
Formuliert man dies in Matrizenform, so ergibt sich
ΛT gΛ = g
=⇒
det
Λ = ±1 ,
(2.1.10)
woraus bei Wahl des positiven Vorzeichens für kontinuierliche innitesimale
Transformationen
Λρ σ = δσρ + ω ρ σ = 14×4
ρ
σ
+ g µρ ωµσ
=⇒
ωρσ + ωσρ = 0
(2.1.11)
folgt. Führt man nun die so genannten Generator-Matrizen
(Lµν )
ρ
σ
= i (g µρ δσν − g νρ δσµ )
(2.1.12)
ein, so wird
(Lµν )
ρ
σ
ωµν = i (g µρ δσν − g νρ δσµ ) ωµν
= 2i · g µρ ωµσ
(2.1.13)
und man kann die Lorentz-Transformationen mit den sechs antisymmetrischen
Gröÿen
ωµν = −ωνµ
entsprechend
i
Λ(ω) = e− 2 ωµν L
µν
(2.1.14)
darstellen. Für zwei hintereinander ausgeführte Poincare-Transformationen ist
nun (wobei die Lorentz-Transformation immer vor der Translation ausgeführt
werden soll)
TP (Λ2 , a2 )TP (Λ1 , a1 ) = TP (Λ2 Λ1 , Λ2 a1 + a2 )
bzw. durch
ω
parametrisiert mit
Λ1 = Λ(ω1 ), Λ2 = Λ(ω2 )
TP (ω2 , a2 )TP (ω1 , a1 ) = TP (ω3 , Λ(ω2 )a1 + a2 )
(2.1.15)
und
Λ2 Λ1 = Λ(ω3 )
.
(2.1.16)
Dies bedeutet, dass im Hilbert-Raum für die zugehörige Transformation
µ
i
ÛP (ω, a) = e+iaµ P̂ e− 2 ωµν M̂
µν
(2.1.17)
die analoge Beziehung
ÛP (ω2 , a2 )ÛP (ω1 , a1 ) = ÛP (ω3 , Λ(ω2 )a1 + a2 )
gelten muss. Dabei ist das Vorzeichen so gewählt, dass mit
(2.1.18)
t0 = t + τ
eine
Transformation des Koordinatensystems, von dem aus der Zustandsvektor betrachtet wird, d.h. eine passive Transformation des Zustandsvektors
|η 0 (t0 )i = |η(t)i
(2.1.19)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
44
vorliegt. Dies ist konsistent, da eine Zeittranslation die zeitliche Entwicklung
der Zustände impliziert, während die durch eine Poincare-Transformation verknüpften Systeme äquivalent in dem Sinne sind, dass das gestrichene System
zur Zeit
t0
den Zustand des ungestrichenen Systems zur Zeit
t
sieht. Mit
ÛP 0 , (τ, 0, 0, 0) = e+iτ Ĥ = ÛT (−τ )
(2.1.20)
überprüft man
|η 0 (t0 )i = ÛP 0 , (τ, 0, 0, 0) · |η(t + τ )i
= ÛT (−τ ) |η(t + τ )i
= |η(t)i
.
Mit den vorstehenden Beziehungen ist es möglich, die Vertauschungsrelationen zwischen den Generatoren abzuleiten. Im Rahmen der Quantentheorie
ist es wichtig, die Vertauschungsrelationen für die Erzeugenden der PoincareTransformation zu bestimmen, da die Kenntnis der Vertauschungsrelationen
zu den Invarianten der Poincare-Transformation und damit zu den elementaren Quantenzuständen wie Skalare, Vektoren und Spinoren führt.
Für die Impulsoperatoren war bereits
h
i
P̂ µ , P̂ ν = 0
(2.1.21)
abgeleitet worden. Die Vertauschungsrelationen zwischen den Impulsoperatoren und den Erzeugenden der Lorentz-Transformation erhält man durch Betrachtung der Transformationsfolge
ÛP (ω, 0)ÛP (0, )ÛP−1 (ω, 0) = ÛP (0, Λ)
mit einer innitesimalen Translation
.
Es wird
ÛP (ω, 0)ÛP (0, )ÛP−1 (ω, 0) = ÛP (ω, 0) (1 + iρ P̂ ρ )ÛP−1 (ω, 0)
= 1 + iρ ÛP (ω, 0)P̂ ρ ÛP−1 (ω, 0)
und unter Verwendung von
Λµ ρ = (Λ−1 )ρ µ
als wegen (2.1.9) naheliegende
abkürzende Schreibweise erhält man damit
ÛP (0, Λ) := 1 + iρ (Λ−1 )ρ µ P̂ µ = 1 + iρ Λµ ρ P̂ µ
bzw. durch Vergleich
ÛP (ω, 0)P̂ ρ ÛP−1 (ω, 0) = Λµ ρ P̂ µ
.
(2.1.22)
2.1. DIE POINCARE-TRANSFORMATION
45
Wie erwartet transformiert sich der Impulsoperator bei Lorentz-Transformationen wie ein Vierer-Vektor. Für innitesimalen Transformationen
Λ = 1+ω
wird aus obiger Beziehung
i
i
(1 − ωµν M̂ µν )P̂ ρ (1 + ωµν M̂ µν ) = (δµρ + ωµ ρ )P̂ µ
2
2
bzw.
h
i
i
− ωµν M̂ µν , P̂ ρ = ωµ ρ P̂ µ
2
= g ρν ωµν P̂ µ
1
= (g ρν ωµν P̂ µ + g ρµ ωνµ P̂ ν )
2
1
= ωµν (g ρν P̂ µ − g ρµ P̂ ν ) ,
2
woraus sich durch Koezientenvergleich die Vertauschungsrelationen
h
i
i P̂ ρ , M̂ µν = g ρν P̂ µ − g ρµ P̂ ν
(2.1.23)
ergeben. Auf entsprechendem Weg ergibt sich für eine innitesimale LorentzTransformation mit den Parametern
λµν
ÛP (ω, 0)ÛP (λ, 0)ÛP−1 (ω, 0) = ÛP (ΛλΛ−1 , 0)
i
= 1 − (ΛλΛ−1 )ρσ M̂ ρσ
2
i
= 1 − gρτ Λτ µ λµ ν (Λ−1 )ν σ M̂ ρσ
2
i
= 1 − Λρ µ λµν Λσ ν M̂ ρσ
2
und
i
ÛP (ω, 0)ÛP (λ, 0)ÛP−1 (ω, 0) = 1 − λµν ÛP (ω, 0)M̂ µν ÛP−1 (ω, 0)
2
bzw. durch Koezientenvergleich
ÛP (ω, 0)M̂ µν ÛP−1 (ω, 0) = Λρ µ Λσ ν M̂ ρσ
;
(2.1.24)
d.h. die Erzeugenden der Lorentz-Transformation sind Tensoren zweiter Stufe.
Übergang zu einer innitesimalen Transformation in obiger Beziehung liefert
i
i
ÛP (ω, 0)M̂ µν ÛP−1 (ω, 0) = (1 − ωρσ M̂ ρσ )M̂ µν (1 + ωρσ M̂ ρσ )
2
2
h
i
i
= M̂ µν − ωρσ M̂ ρσ , M̂ µν
2
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
46
und
Λρ µ Λσ ν M̂ ρσ = (δρµ + ωρ µ )(δσν + ωσ ν )M̂ ρσ
= M̂ µν + g µσ ωρσ M̂ ρν + g νρ ωσρ M̂ µσ
.
Abermaliger Koezientenvergleich liefert dann wieder die Vertauschungsrelationen
h
i
i M̂ ρσ , M̂ µν = g νσ M̂ ρµ + g ρµ M̂ σν − g νρ M̂ σµ − g σµ M̂ ρν
(2.1.25)
für die Erzeugenden der Lorentz-Transformation.
Die so genannte Lie-Algebra der Poincare-Gruppe besteht damit aus folgenden
Vertauschungsrelationen:
h
i
P̂ µ , P̂ ν = 0
h
i
i P̂ ρ , M̂ µν = g ρν P̂ µ − g ρµ P̂ ν
h
i
i M̂ ρσ , M̂ µν = g νσ M̂ ρµ + g ρµ M̂ σν − g νρ M̂ σµ − g σµ M̂ ρν
(2.1.26)
(2.1.27)
(2.1.28)
Die Vertauschungsrelationen werden auch oftmals mit den Vektoren
ˆ
P~ = (P̂ 1 , P̂ 2 , P̂ 3 )
ˆ
J~ = (M̂ 23 , M̂ 31 , M̂ 12 )
~ˆ = (M̂ 10 , M̂ 20 , M̂ 30 )
K
(2.1.29)
(2.1.30)
(2.1.31)
formuliert und lauten dann in nicht-relativistischer Schreibweise
[P̂a , Ĥ] =
[Jˆa , Ĥ] =
[Jˆa , Jˆb ] =
[Jˆa , K̂b ] =
0
(2.1.32)
0
(2.1.33)
iabc Jˆc
(2.1.34)
iabc K̂c
[K̂a , K̂b ] = −iabc Jˆc
[Jˆa , P̂b ] = iabc P̂c
[K̂a , P̂b ] =
[K̂a , Ĥ] =
iĤδab
iPˆa ,
(2.1.35)
(2.1.36)
(2.1.37)
(2.1.38)
(2.1.39)
wobei in den vorstehenden Beziehungen die Indizes a,b und c verwendet wurden, um Verwechslungen mit der kovarianten Schreibweise im MinkowskiRaum vorzubeugen.
2.2. DIE ELEMENTAREN QUANTENZUSTÄNDE
47
2.2 Die elementaren Quantenzustände
Mittels der Vertauschungsrelationen sind die Invarianten der Poincare-Transformation ableitbar. Casimir-Operatoren sind Operatoren, die mit allen Generatoren einer Transformation vertauschen. Die Poincare-Transformation be-
P̂ 2 = P̂µ P̂ µ ist der erste der beiden
Casimir-Operatoren; er vertauscht mit allen P̂µ und ist auÿerdem ein LorentzSkalar, vertauscht also auch mit den Generatoren M̂µν , was leicht explizit nach
sitzt zwei solcher Casimir-Operatoren.
zurechnen ist. Zur Ableitung des zweiten Casimir-Operators deniert man den
Pauli-Lubanski-Vektor
Ŵµ =
1
µνρσ P̂ ν M̂ ρσ
2
,
(2.2.1)
der gemäÿ seiner Indexstruktur ein Vektor unter Lorentz-Transformationen ist
P̂µ transformieren muss
h
i
i Ŵ ρ , M̂ µν = g ρν Ŵ µ − g ρµ Ŵ ν .
und sich wie der Impulsoperator
(2.2.2)
Der Pauli-Lubanski-Vektor ist nur eine Eigenschaft der inneren Struktur der
Quantenzustände. Aus der Poincare-Algebra folgt
i
h
h
i 1
P̂µ , Ŵν = νλρσ P̂ λ P̂µ , M̂ ρσ
2
i
= νλρσ P̂ λ (δµρ P̂ σ − δµσ P̂ ρ )
2
i
i
= νλµσ P̂ λ P̂ σ − νλρµ P̂ λ P̂ ρ
2
2
=0 .
Für
Ŵ 2 = Ŵµ Ŵ µ
kann man mit Hilfe der vorstehenden Beziehungen die
Vertauschungsrelationen
h
i
h
i h
i
Ŵ 2 , P̂ µ = Ŵρ Ŵ ρ , P̂ µ + Ŵρ , P̂ µ Ŵ ρ = 0
sowie
h
i
h
i h
i
Ŵ 2 , M̂ µν = Ŵρ Ŵ ρ , M̂ µν + Ŵρ , M̂ µν Ŵ ρ
= iŴρ (g ρµ Ŵ ν − g ρν Ŵ µ ) + i(δρµ Ŵ ν − δρν Ŵ µ )Ŵ ρ
= i(Ŵ µ Ŵ ν − Ŵ ν Ŵ µ + Ŵ ν Ŵ µ − Ŵ µ Ŵ ν )
=0
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
48
berechnen. Da
Ŵ 2
mit allen Generatoren der Poincare-Transformation ver-
tauscht sind
P̂ 2
und
Ŵ 2
Casimir-Operatoren.
(2.2.3)
Nach den Postulaten der speziellen Relativitätstheorie ist die Poincare-Transformation eine Symmetrie-Transformation aller physikalischen Systeme. Die
Quantenzustände sind deshalb nach den Eigenwerten der beiden CasimirOperatoren klassizierbar.
Der Pauli-Lubanski-Vektor selbst besitzt die Vertauschungsrelationen
h
i 1
h
i
Ŵµ , Ŵν = µαβγ P̂ γ M̂ αβ , Ŵν
2
i
= µαβγ P̂ γ (δνβ Ŵ α − δνα Ŵ β )
2
= −iµνβγ P̂ γ Ŵ β .
Da die Eigenwerte von
Ŵ 2 eine Invariante sind, kann man sie besonders einfach
im Ruhesystem berechnen. Mit
0123
=
1
und
0ijk
=
ijk
(2.2.4)
wird
1
0νρσ · Pˆν M̂ ρσ |m, ~0, si
2
1
= 00ρσ · mM̂ ρσ |m, ~0, si
2
= 0 · |m, ~0, si
Ŵ0 |m, ~0, si =
und
1
Ŵ i |m, ~0, si = + i νρσ · P̂ ν M̂ ρσ |m, ~0, si
2
1
= − i0ρσ · mM̂ ρσ |m, ~0, si
2
1
= + 0ijk · mM̂ jk |m, ~0, si
2
1
= + ijk · mM̂ jk |m, ~0, si
.
2
Mit dem ausschlieÿlich im Ruhesystem durch
 23 
M̂
ˆ
~ |m, ~0, si =  M̂ 31  |m, ~0, si
S
M̂ 12
(2.2.5)
2.2. DIE ELEMENTAREN QUANTENZUSTÄNDE
49
denierten Spinoperator hat man dann
~ˆ |m, ~0, si = mS
~ˆ |m, ~0, si
W
(2.2.6)
sowie
~ˆ · W
~ˆ |m, ~0, si
Ŵ 2 |m, ~0, si = Ŵ0 Ŵ 0 − W
~ˆ 2 |m, ~0, si
= −m2 S
.
(2.2.7)
Für die Spinoperatoren gelten nun die Vertauschungsrelationen
h
i
Ŝa , Ŝb = iabc Ŝc
,
(2.2.8)
wobei in der letzten Beziehung wiederum die Indizes a,b und c verwendet
wurden, um Verwechslungen mit der kovarianten Schreibweise im MinkowskiRaum vorzubeugen. Die Eigenwerte der Spinoperatoren
|d, s3 i
braischem Wege berechenbar. Bezeichnet
stand von
~ˆ
~ˆ · S
Ŝ 2 = S
und
Ŝ3 ,
Ŝa
sind auf rein alge-
einen gemeinsamen Eigenzu-
so wird
Ŝ 2 |d, s3 i = d |d, s3 i
Um die möglichen Werte von
d
und
und
Ŝ3 |d, s3 i = s3 |d, s3 i .
s3
zu bestimmen, ist es sinnvoll neue
Operatoren
Ŝ± = Ŝ1 ± iŜ2 = (Ŝ∓ )†
einzuführen. Für ihren Kommutator ergibt sich
h
i
Ŝ+ , Ŝ− = 2Ŝ3
und
h
i
Ŝ3 , Ŝ± = ±Ŝ±
und es wird
h
i
Ŝ3 Ŝ± |d, s3 i = (Ŝ± Ŝ3 + Ŝ3 , Ŝ± |d, s3 i
= (Ŝ± s3 ± Ŝ± ) |d, s3 i
= (s3 ± 1)Ŝ± |d, s3 i .
Damit ist
Ŝ± |d, s3 i
ein Eigenzustand von
Ŝ3
mit dem Eigenwert
Abstände zwischen zwei benachbarten Eigenwerten von
Ŝ3
(s3 ± 1).
Die
besitzen also alle
den gleichen Wert 1; d.h. das Spektrum ähnelt einer Leiter. Auf dieser Leiter
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
50
kann mit Hilfe der Operatoren
die Eigenwerte von
s3
Ŝ±
herauf- bzw. heruntergestiegen werden. Da
für einen vorgegebenen Wert von
d
wegen
(s3 )2 = hd, s3 |(Ŝ3 )2 |d, s3 i
≤ hd, s3 |(Ŝ1 )2 + (Ŝ2 )2 + (Ŝ3 )2 |d, s3 i
= hd, s3 |Ŝ 2 |d, s3 i
=d
sowohl nach oben als auch nach unten beschränkt sind, muss für den obersten
Eigenwert
Ŝ+ |d, smax
i=0
3
sein. Drückt man nun den Casimir-Operator durch
Ŝ 2 = Ŝ− Ŝ+ + Ŝ3 (Ŝ3 + 1)
aus, so wird
Ŝ 2 |d, smax
i = smax
(smax
+ 1) |d, smax
i;
3
3
3
3
d.h. es muss
d = smax
(smax
+ 1)
3
3
gelten. Andererseits kann man den Casimir-Operator auch durch
Ŝ 2 = Ŝ+ Ŝ− + Ŝ3 (Ŝ3 − 1)
ausdrücken, so dass man für den untersten Eigenwert mit
Ŝ− |d, smin
i=0
3
aus
Ŝ 2 |d, smin
i = smin
(smin
− 1) |d, smin
i;
3
3
3
3
analog
d = smin
(smin
− 1)
3
3
erhält. Dies bedeutet, dass
smax
(smax
+ 1) = smin
(smin
− 1)
3
3
3
3
sein muss, was schlieÿlich zu der einzig möglichen Lösung
smax
= −smin
:= s
3
3
2.2. DIE ELEMENTAREN QUANTENZUSTÄNDE
51
führt. Da die Eigenwerte symmetrisch zum Nullpunkt liegen und ihr Abstand
eine ganze Zahl ist, kann s nur halb- oder ganzzahlig sein und man hat insgesamt:
2
Eigenwerte von
Ŝ : s(s + 1)
Eigenwerte von
Ŝ3 : s3
|s, s3 i
s∈
s3 ∈ {−s, −(s − 1), ..., (s − 1), s}
mit
Es ist üblich, anstellt von
Spin s entsprechend
mit
1
3
0, , 1, , ...
2
2
|d, s3 i
(2.2.9)
(2.2.10)
die Eigenzustände mit dem so genannten
zu charakterisieren. Dies bedeutet für den Pauli-
Lubanski-Vektor
Ŵµ Ŵ µ |s, s3 i = −m2 s(s + 1) · |s, s3 i
3
Ŵ |s, s3 i =
ms3 · |s, s3 i .
(2.2.11)
(2.2.12)
Ein elementarer Quantenzustand ist nach diesen Ausführungen durch seine
Masse m und seinen Spin s klassizierbar. Diese elementaren Quantenzustände werden als Elementarteilchen bezeichnet. Elementarteilchen sind also als
invariante Zustände der Poincare-Transformation deniert und ihre Masse m
und ihr Spin s sind unveränderliche Eigenschaften.
Zur Beschreibung der Zustandsvektoren der freien Elementarteilchen mit einem
scharfem Impuls wird im weiteren Verlauf die (1.4.3) entsprechende Nomenklatur
Skalar-Teilchen
s=0:
|η; m, p~ i
(2.2.13)
1
:
2
|η; m, p~, σi
mit
1 1
σ = − ,+
2 2
(2.2.14)
Proca-Teilchen
s=1:
|η; m, p~, λi
mit
λ = −1, 0, +1
(2.2.15)
Maxwell-Teilchen
s=1:
|η; ω, ~k, λi
mit
λ = −1, +1
(2.2.16)
Spinor-Teilchen
s=
verwendet. Die explizite Unterscheidung beim Spin-1 Feld zwischen dem Feld
mit Masse und dem Feld ohne Masse ist notwendig, da sich später zeigen
wird, dass sie eine unterschiedliche Beschreibung erfordern. Ein Grenzübergang
m→0
ist für Proca-Teilchen im Gegensatz zu Skalar- und Spinor-Teilchen in
der Ortsdarstellung nicht möglich.
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
52
Es ist nun zweckmäÿig den verschiedenen Elementarteilchen in der Ortsdarstellung Feldzustände so zuzuordnen, dass deren Skalarprodukt relativistisch
invariant wird. Dabei wird sich für das Skalar-Teilchen ein 1-komponentiges
Skalarfeld, für das Spinor-Teilchen ein 4-komponentiges Spinorfeld und für das
Proca-Teilchen sowie für das Maxwell-Teilchen jeweils ein 4-komponentiges
Vektorfeld ergeben. Deshalb wird für die Darstellungen der Feldzustände, die
jeweils zu einem Lorentz-invariantem Skalarprodukt führen, die Nomenklatur
Skalarfeld
Spinorfeld
|Φ(x)i
s=0:
s=
1
:
2
|Ψ(x)i =
(2.2.17)
|Ψl (x)i
(2.2.18)
l : Zählindex
Proca-Feld
|V (x)i =
s=1:
|V µ (x)i
(2.2.19)
µ : Minkowski-Index
Maxwell-Feld
|A(x)i =
s=1:
|Aµ (x)i
(2.2.20)
µ : Minkowski-Index
verwendet. Diese Feldzustände müssen durch Impulszustände der Elementarteilchen darstellbar sein. Die Forderung nach relativistischer Invarianz des
Skalarproduktes liefert die Entwicklungen für die den verschiedenen Typen
von Elementarteilchen zugeordneten freien Feldzustände.
2.3 Darstellungen der Lorentz-Transformation
Die Lorentz-Transformationen lassen sich auf innere Darstellungsräume, die
hier als 4-dimensional angenommen werden, entsprechend
0
m0 (~
p, s)
m1 (~
p, s)

m0 (~
p, s) = 
m2 (~
p, s)
m3 (~
p, s)

i
= e− 2 ωµν M
µν
 0

m (~
p, s)
m1 (~

 2 p, s) = M · m(~
p, s)
m (~
p, s)
3
m (~
p, s)
(2.3.1)
2.3. DARSTELLUNGEN DER LORENTZ-TRANSFORMATION
übertragen. Die
4 × 4-Generator-Matrizen M µν
müssen natürlich die Vertau-
schungsrelationen (2.1.25) erfüllen. Mit Hilfe einer Metrik
m1 (~
p, s); m2 (~
p, s) =
m†1 (~
p, s)
53
g
wird durch
· g · m2 (~
p, s)
(2.3.2)
ein Skalarprodukt in dem jeweiligen Darstellungsraum deniert. Die 4x4-Matrix
der Metrik muss, da das Skalarprodukt reell ist, hermitesch sein
m(~
p, s); m(~
p, s)
†
= m(~
p, s); m(~
p, s)
⇒
g = g†
(2.3.3)
und wegen der Invarianz des Skalarproduktes bei Lorentz-Transformationen
(m0 ; m0 ) = m0† gm0 = m† M † gM m = m† gm = (m; m)
die Metrikbedingung
M † gM = g
⇒
g(M µν )† g = M µν
(2.3.4)
erfüllen. Zusätzlich kann für eine spezielle Darstellung ohne Einschränkung
der Allgemeinheit
g 2 = 14×4
gefordert werden. Dies entspricht den Beziehun-
gen, die auch von dem Metriktensor im Minkowski-Raum erfüllt werden. Die
Generator-Matrizen für die so genannte Vektordarstellung werden mit
T µν
bezeichnet und durch

T 01
0
+1
= i
0
0

T 03
0
0
= i
0
+1
T 31

0
0
= i
0
0

0 0
0 0

0 0
0 0
+1
0
0
0
0 0
0 0
0 0
0 0
0
0
0
−1
0
0
0
0

+1
0

0
0

0
+1

0
0

T 02
0
0
= i
+1
0

T 23
0
0
= i
0
0

T 12
0
0
= i
0
0
0
−1
0
0
0
0
−1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
+1
0
0
0

0
0

0
0

0
0
0
0

0 −1
+1 0
0
0
0 −1
+1 0
0
0
(2.3.5)

0
0

0
0
mit der Vektorraum-Metrik

+1

0
(g µν ) = 
0
0

0
0

0
−1
(2.3.6)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
54
gegeben. Sowohl die Vertauschungsrelationen als auch die Metrikbedingungen
sind leicht explizit überprüfbar. Die Vektorraum-Metrik entspricht danach der
Metrik im Minkowski-Raum; d.h. es kann wie im Minkowski-Raum mit den
Indizes gearbeitet werden. Man überprüft leicht, dass die Generator-Matrizen
der Bildungsvorschrift
ρ
(T µν )
σ
= i (g µρ δσν − g νρ δσµ )
,
(2.3.7)
die in beliebigen Dimensionen gültig ist, folgen. Vergleich mit (2.1.12) zeigt,
dass
T µν = Lµν
ist; d.h. Lorentz-Transformationen im inneren Darstellungs-
raum mit Vektorraum-Metrik und im Minkowski-Raum sind identisch. Den
Spin
s=1
veriziert man durch
~ ·S
~ = (Sx )2 + (Sy )2 + (Sz )2
S
= (T 23 )2 + (T 31 )2 + (T 12 )2


0 0 0 0
0 1 0 0

= 2·
0 0 1 0
0 0 0 1
=⇒ s(s + 1) = 2
=⇒
s=1 .
Die Generator-Matrizen für die Spinordarstellung werden mit
Σµν
bezeichnet
und durch

Σ01
0
i
+1
=− 
2 0
0
+1 0
0
0
0
0
0 −1


0
0 −i

i
0
+i
0
 Σ02 = − 
−1
0
20
0
0
0
Σ03

+1
i
0
=− 
2 0
0
0
−1
0
0


0
0

1
0
+1
 Σ23 = + 
0
2 0
+1
0

Σ31
0
1
+i
=+ 
20
0
0
0
−1
0
−i 0
0
0
0
0
0 +i

0
0

−i
0
Σ12

+1
1
0
=+ 
2 0
0
0
0
0
−i

0
0

+i
0
+1
0
0
0

0
0
0
0

0 +1
+1 0
0
−1
0
0

0
0
0
0

+1 0 
0 −1
(2.3.8)
2.3. DARSTELLUNGEN DER LORENTZ-TRANSFORMATION
55
mit der Spinorraum-Metrik

0
0

(gab ) = 
+1
0
0
0
0
+1

+1 0
0 +1

0
0
0
0
(2.3.9)
gegeben. Sowohl die Vertauschungsrelationen als auch die Metrikbedingungen
sind auch hier leicht explizit überprüfbar. Den Spin
s =
1
2 veriziert man
ebenfalls durch
~ ·S
~ = (Sx )2 + (Sy )2 + (Sz )2
S
= (Σ23 )2 + (Σ31 )2 + (Σ12 )2


1 0 0 0
3 
0 1 0 0

=
·

0 0 1 0
4
0 0 0 1
3
4
1
s=
2
=⇒ s(s + 1) =
=⇒
.
Die obige Darstellung der Generatoren und der Metrik wird als chirale Darstellung bezeichnet. Es gibt noch andere äquivalente Spinordarstellungen, die
aber zu den gleichen Ergebnissen führen.
Damit liegt nun der Satz von Lorentz-Transformationen
x0 = Λ(ω)x
0
für den Minkowski-Raum,
(2.3.10)
v = T (ω)v
für den Vektorraum und
(2.3.11)
u0 = S(ω)u
für den Spinorraum
(2.3.12)
vor. Von Bedeutung sind noch die speziellen Lorentz-Transformationen
die ein Elementarteilchen vom Ruhezustand mit
Zustand mit dem Impuls
p~ = 0
L(~
p),
in einen beliebigen
p~ transformieren; d.h. die im Minkowski-Raum durch
m
E(~
p)
= L(~
p) ~
(2.3.13)
p~
0
deniert sind und für die dementsprechend
Λ(ω)L(~
p) = L(~
pΛ )
(2.3.14)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
56
gelten muss, wenn
p~Λ den Impuls nach der allgemeinen Lorentz-Transformation
bezeichnet. Für die Boost-Matrizen in den Darstellungsräumen muss entsprechend
T (ω)TL (~
p) = TL (~
pΛ )
im Vektorraum, wobei
TL (~
p) = L(~
p)
(2.3.15)
ist, und
S(ω)SL (~
p) = SL (~
pΛ )
(2.3.16)
im Spinorraum gelten. Treten Vektoren und Spinoren zusammen auf, ist eine
Gröÿe notwendig, die zwischen den beiden Darstellungen vermittelt. Dies sind
die so genannten Gamma-Matrizen

0

0
γ0 = 
+1
0
0
0
0
+1

+1 0
0 +1

0
0
0
0

0

0
γ1 = 
0
−1
0
0
−1
0
0
+1
0
0

+1
0

0
0
(2.3.17)

0
0
0

0
0
+i
γ2 = 
 0 +i 0
−i 0
0

−i
0

0
0

0

0
γ3 = 
−1
0
0
0
0
+1

+1 0
0 −1

0
0
0
0
.
Wie man leicht explizit nachrechnet, sind sie so konstruiert, dass
Σµν =
i µ ν
[γ , γ ]
4
(2.3.18)
ist und die Cliord-Algebra
γ µ γ ν + γ ν γ µ = 2g µν
(2.3.19)
gilt. Umgekehrt lassen sich (in beliebigen Dimensionen) aus vier Matrizen,
die der Cliord-Algebra genügen, immer Generator-Matrizen erzeugen, die
die Vertauschungsrelationen der Lorentz-Transformation erfüllen. Die GammaMatrizen erfüllen die wichtige Beziehung
S −1 (ω)γ ρ S(ω) = T (ω)ρ σ γ σ
(2.3.20)
und vermitteln dadurch zwischen der Vektor- und der Spinordarstellung. Für
innitesimale Transformationen wird hieraus
[Σµν , γ ρ ] = −(T µν )
ρ
σγ
σ
.
(2.3.21)
2.4. FREIE SKALARFELDER
57
Zum Beweis rechnet man
4 µν ρ
[Σ , γ ] = [[γ µ , γ ν ] , γ ρ ]
i
= [γ µ γ ν , γ ρ ] + [γ ρ , γ ν γ µ ]
= γµγν γρ − γργµγν + γργν γµ − γν γµγρ
= γµγν γρ + γµγργν − γµγργν − γργµγν
+ γργν γµ + γν γργµ − γν γργµ − γν γµγρ
= γ µ (γ ν γ ρ + γ ρ γ ν ) − (γ µ γ ρ + γ ρ γ µ ) γ ν
+ (γ ρ γ ν + γ ν γ ρ ) γ µ − γ ν (γ ρ γ µ + γ µ γ ρ )
= γ µ 2g νρ − 2g µρ γ ν + 2g ρν γ µ − γ ν 2g ρµ
= 4 (g νρ γ µ − γ ν g µρ )
4
i (g νρ δσµ − g µρ δσν ) γ σ
=
i
4
ρ
= ( − (T µν ) σ γ σ ) .
i
2.4 Freie Skalarfelder
Im weiteren Verlauf dieses Textes wird aus Gründen der Übersichtlichkeit für
die Poincare-Transformation statt wie am Anfang dieses Kapitels
oftmals auch die äquivalente Schreibweise
ÛP (Λ, a)
ÛP (ω, a)
verwendet. Freie skalare
Feldzustände werden in der Ortsdarstellung als Basiszustände aufgefasst (siehe
hierzu auch (2.9.2)) und werden deshalb wie Koordinatensysteme durch eine
aktive Poincare-Transformation
ÛP (Λ, a) |Φ(x)i = |Φ0 (x)i
= |Φ(x0 )i = |Φ(Λx + a)i
(2.4.1)
verknüpft. Aus der für Translationen gültigen Beziehung
ÛP (14×4 , a) |η; m, p~ i = e+ipa |η; m, p~ i
folgt für die Entwicklung
Z
|Φ(x)i =
c0 (x, p) |η; m, p~ idEd3 p
der Skalarfelder nach Quantenzuständen mit scharfem Impuls, dass
Z
|Φ(x)i =
c1 (p)eipx |η; m, p~ idEd3 p
(2.4.2)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
58
sein muss. Die zulässigen Zustandsvektoren müssen die Energiebedingung
2
E 2 = m2 + |~
p|
erfüllen; d.h.
c1 (p)
muss eine
δ -Funktion
und
E≥0
und die
Θ-Sprungfunktion
2
c1 (p) = c(p)δ(E 2 − m2 − |~
p | )Θ(E)
f (E, p~) gilt nun
Z
d3 p
2
f (E, p~) · δ(E 2 − m2 − |~
p | )Θ(E) · dEd3 p = f (E(~
p), p~) ·
2E(~
p)
enthalten. Für eine beliebige skalare Funktion
Z
und, da
2
δ(E 2 − m2 − |~
p | )Θ(E)
sowie wegen detΛ
= 1
auch
dEd3 p
(2.4.3)
invari-
ant bei Lorentz-Transformationen sind, ist das invariante Volumenelement bei
Integration über den Impulsraum damit durch
d3 p
d3 pΛ
=
2E(~
p)
2E(~
pΛ )
gegeben. Für die
δ -Funktion,
(2.4.4)
die über ihr Integral deniert ist, gilt nun
δ(a − a0 ) = |f 0 (a0 )| δ f (a) − f (a0 )
.
Dies bedeutet in dem hier relevanten Fall
δ 3 (~
p − ~q) =
d3 pΛ 3
E(~
pΛ ) 3
δ (~
pΛ − ~qΛ ) =
δ (~
pΛ − ~qΛ )
d3 p
E(~
p)
und hat Einuss auf die Lorentz-Transformation der Zustände
diese auf eine
δ -Funktion
(2.4.5)
|η; m, p~ i,
da
normiert sind. Nach der Lorentz-Transformation ei-
nes Impulseigenzustandes des Quantensystems liegt natürlich wieder ein Zustand mit deniertem Impuls vor; d.h. es muss
ÛP (Λ, 0) |η; m, p~ i = N |η 0 ; m, p~ 0 i
mit einem Normierungsfaktor N sein. Aus der Schlusskette
ÛP (Λ, 0)P̂ ÛP−1 (Λ, 0) = Λ−1 P̂
=⇒
ÛP (Λ, 0)P̂ = Λ−1 P̂ ÛP (Λ, 0)
=⇒ ÛP (Λ, 0)P̂ |η; m, p~ i = Λ−1 P̂ ÛP (Λ, 0) |η; m, p~ i
=⇒ p · ÛP (Λ, 0) |η; m, p~ i = Λ−1 P̂ ÛP (Λ, 0) |η; m, p~ i
2.4. FREIE SKALARFELDER
59
ergibt sich
p · N |η 0 ; m, p~ 0 i = Λ−1 P̂ N |η 0 ; m, p~ 0 i
= Λ−1 p 0 · N |η 0 ; m, p~ 0 i
,
woraus schlieÿlich
0
p = Λp =
E(~
pΛ )
p~Λ
(2.4.6)
folgt. Nun ist
hη; m, p~ |ÛP† (Λ, 0)ÛP (Λ, 0)|η; m, ~q i = hη; m, p~ |η; m, ~q i = δ(~
p − ~q)
und
hη 0 ; m, p~Λ |N † N |η 0 ; m, ~qΛ i = N 2 hη 0 ; m, p~Λ |η 0 ; m, ~qΛ i = N 2 δ(~
pΛ − ~qΛ ) ,
woraus sich
N2 =
E(~
pΛ )
E(~
p)
und
p
p
ÛP (Λ, 0) 2E(~
p) |η; m, p~ i = 2E(~
pΛ ) |η 0 ; m, p~Λ i
(2.4.7)
ergibt. Alles zusammengefasst führt zu der Darstellung
Z
|Φ(x)i =
p
d3 p
c(p)
ipx
p
2E(~
p
)
|η;
m,
p
~
i
e
2E(~
p)
2E(~
p) | {z }
invariant
| {z }
,
invariant
aus der man ablesen kann, dass (2.4.1) genau dann gilt, wenn der erste Term
im Integral eine Konstante ist. Auf Seite 64 wird dies explizit für das Spinorfeld gezeigt. Die Konstante wird üblicherweise zu
3
c = (2π)− 2
gewählt; dies
bedeutet
Z
|Φ(x)i =
3
(2π)− 2
p
· eipx |η; m, p~ id3 p
2E(~
p)
.
(2.4.8)
.
(2.4.9)
Unter Berücksichtigung von (1.4.3) ergibt sich abschlieÿend
Z
|Φ(x)i =
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x |m, p~ id3 p
2E(~
p)
Die letzte Darstellung zeigt, dass der Basiszustand zeitunabhängig ist.
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
60
Der freie skalare Feldzustand ist also zeitlich konstant. Analog zur Wirkung
des Impulsoperators auf die nicht-relativistischen Ortseigenzustände
P̂ i |~xi = +i
∂
|~xi
∂xi
(2.4.10)
liefert die Anwendung des Impulsoperators auf den skalaren Feldzustand
i
3
Z
(2π)− 2
p
· e−i~p~x P̂ i |m, p~ id3 p
2E(~
p)
Z
(2π)− 2
p
· e−i~p~x pi |m, p~ id3 p
2E(~
p)
P̂ |Φ(x)i =
=
3
3
(2π)− 2
∂e−i~p~x
p
|m, p~ id3 p
=
·i
∂xi
2E(~
p)
!
Z
3
∂
(2π)− 2
p
= +i
· e−i~p~x |m, p~ id3 p
∂xi
2E(~
p)
Z
= +i
∂
|Φ(x)i
∂xi
.
(2.4.11)
Dies ist konsistent mit der Interpretation eines skalaren Feldzustandes als ein
skalares Teilchen am Ort
~x.
Siehe hierzu auch (2.9.2).
Anmerkung: Oftmals wird in der Literatur bei der relativistischen Darstellung
mit dem Zustandsvektor
3
|e
η ; m, p~ i = (2π) 2 ·
p
2E(~
p) |η; m, p~ i
(2.4.12)
gearbeitet, der den Vorteil besitzt Lorentz-invariant normiert zu sein. Es gilt
he
η ; m, ~q |e
η ; m, p~ i = (2π)3 · 2E(~
p)δ 3 (~q − p~)
ÛP (Λ, 0) |e
η ; m, p~ i = |e
η 0 ; m, p~Λ i .
(2.4.13)
(2.4.14)
Weiter wird
hΦ(x)|e
η ; m, p~ i = e−ipx
,
(2.4.15)
was eine Verallgemeinerung von (1.5.2) darstellt und die Lorentz-invariante
Wellenfunktion (1.4.12) eines skalaren Teilchens mit scharfem Impuls liefert.
Dies unterstützt die Interpretation von
Teilchens am Ort
~x.
|Φ(x)i
als Feldzustand eines skalaren
2.5. FREIE SPINORFELDER
61
2.5 Freie Spinorfelder
Das Ergebnis für freie Skalarfelder lässt sich mit Hilfe eines Spinors
u(~
p, σ)
entsprechend
Z
|Ψ(x, σ)i =
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x u† (~
p, σ) |m, p~, σid3 p
2E(~
p)
(2.5.1)
auf freie Spin-1/2 Teilchen übertragen und der Feldzustand ist dann die Summe
über die beiden Spineinstellungen
X
|Ψ(x)i =
|Ψ(x, σ)i
,
(2.5.2)
σ=− 12 ,+ 21
~x sowohl ein Teilchen mit dem
σ = +1/2 repräsentieren muss. Den
†
Spinor u (~
p, σ) zu denieren ist dabei eine
da in diesem Fall der Basiszustand am Ort
Spin
σ = −1/2
als auch mit dem Spin
Feldzustand mit dem adjungierten
im Hinblick auf die noch folgende Einführung von Feldoperatoren zweckmäÿige
Konvention.
(gab ) = γ 0 und mit der Normierung
u(~
p, σ); u(~
p, σ) = u† (~
p, σ)γ 0 u(~
p, σ) = 2m
Mit der Spinorraum-Metrik
(2.5.3)
folgt für die u-Spinoren aus
u† · γ 0 · u = u∗1 u3 + u∗2 u4 + u∗3 u1 + u∗4 u2
für das Ruhesystem
r
u(0, σ) =
 
a

m 
b

ac + bd c 
d
.
Wählt man nun ein Koordinatensystem, in dem die Spins in Richtung der
z-Achse zeigen, dann müssen die Spinoren
u(0, σ)
Eigenvektoren der z-Kom-
ponente des Spinoperators
Sz · u(0, σ) = +σ · u(0, σ)
sein, da dieser die Spineinstellung misst. Mit

+1 0
1
0 −1
Sz = 

0
0
2
0
0

0
0
0
0

+1 0 
0 −1
(2.5.4)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
62
kann man dann die Zuordnung
u 0, +
1
2
 
1
√ 0

= m
1
0
wählen. Die Spinoren
u(~
p, σ)
u 0, −
und
1
2
 
0
√ 1

= m
0
1
(2.5.5)
für einen beliebigen Impuls sind durch
u(~
p, σ) = SL (~
p)u(0, σ)
(2.5.6)
mit einen Lorentz-Boost aus dem Ruhesystem denierbar, denn dann wird
u† (~
p, σ)γ 0 u(~
p, σ) = u(0, σ) SL† (~
p)γ 0 SL (~
p) u(0, σ)
= u(0, σ) γ 0 SL−1 (~
p)SL (~
p) u(0, σ) = u(0, σ)γ 0 u(0, σ) ,
wobei
†
(γ µ ) = γ 0 γ µ γ 0
ausgenutzt wurde.
Mit der Identität
γ 0 u(0, σ) = u(0, σ)
,
(2.5.7)
der zu (2.3.20) äquivalenten Beziehung
ρ
S(ω)γ ρ S −1 (ω) = T (ω)σ γ σ
(2.5.8)
sowie
pµ = m · TL (~
p)0 µ
wird nun
γ 0 mSL (~
p)
†
γ0 − 1
u(0, σ)
†
= γ0m
SL (~
p)γ 0 SL−1 (~
p) − 1
SL (~
p)u(0, σ)
†
0
= γ0m
TL (~
p)µ γ µ − 1
u(~
p, σ)
†
†
0
= u† (~
p, σ)
(γ µ ) TL (~
p)µ
−1
γ0m
= u† (~
p, σ)
γ 0 γ µ γ 0 m · TL (~
p)0 µ − m
γ0
= u† (~
p, σ)γ 0
(γ µ pµ − m)
.
2.5. FREIE SPINORFELDER
63
Insgesamt folgt für die u-Spinoren eine Formulierung der so genannten DiracGleichung
u† (~
p, σ)γ 0 (pµ γ µ − m) = 0
(2.5.9)
bzw. äquivalent
(pµ γ µ − m) u(~
p, σ) = 0
.
(2.5.10)
Im vierdimensionalen Raum existieren 4 linear unabhängige Spinoren zum
Aufbau aus der Impulsdarstellung; davon wurden bisher nur zwei verwendet.
Dies deutet darauf hin, dass ein zweites unabhängiges Spinorfeld existieren
muss. Fordert man statt (2.5.3) die Bedingung (zur besseren Unterscheidung
wird jetzt
v statt u zur Bezeichnung des Spinoren verwendet)
v(~
p, σ); v(~
p, σ) = v † (~
p, σ)γ 0 v(~
p, σ) = −2m
,
(2.5.11)
so kann man entsprechend den üblichen Konventionen

0
√ −1

= m
0
+1

v 0, +
1
2
und
v 0, −
1
2
 
−1
√ 0

= m 
+1
0
(2.5.12)
setzen, wobei für den Spin dieser Spinoren
Sz · v(0, σ) = −σ · v(0, σ)
(2.5.13)
nun mit negativem Vorzeichen gilt. Aus
γ 0 v(0, σ) = −v(0, σ)
(2.5.14)
ergibt sich entsprechend die Dirac-Gleichung
(pµ γ µ + m) v(~
p, σ) = 0
für die
(2.5.15)
v -Spinoren.
u und v linear unabhängig sind, müssen zwei verschiedene
1
Elementarteilchen mit der gleichen Masse existieren. Dies ist der erste
2
Hinweis auf die so genannten Antiteilchen
Da die Spinoren
Spin-
|Ψc (x)i =
X
σ=− 21 ,+ 12
Z
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x v(~
p, σ) |m, p~, σic d3 p
2E(~
p)
.
(2.5.16)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
64
Das Verhalten der Feldzustände bei Poincare-Transformationen ist als Beispiel
für den einfachen Fall, bei dem die Richtung des Spins parallel zum LorentzBoost oder zu der Rotationsachse zeigt, durch
ÛP (Λ, a) |Ψc (x)i
X Z (2π)− 32
p
· eipx · v(~
p, σ) · ÛP (Λ, a) |η; m, p~, σic · d3 p
=
2E(~
p
)
σ
s
X Z (2π)− 32
2E(~
pΛ ) 0
p
=
|η ; m, p~Λ , σic · d3 p
· eipx · v(~
p, σ) · ei(Λp)a
2E(~
p
)
2E(~
p
)
σ
XZ
p
3
d3 p
=
(2π)− 2 · eipx+i(Λp)a · v(~
p, σ) · 2E(~
pΛ ) |η 0 ; m, p~Λ , σic ·
2E(~
p)
σ
Z
X
p
3
d3 pΛ
p, σ) · 2E(~
pΛ ) |η 0 ; m, p~Λ , σic ·
=
(2π)− 2 · ei(Λp)(Λx)+i(Λp)a · v(~
2E(~
pΛ )
σ
=
XZ
σ
= S(Λ
−1
3
(2π)− 2
p
· ei(Λp)(Λx+a) · S(Λ−1 )v(~
pΛ , σ) · |η 0 ; m, p~Λ , σic · d3 pΛ
2E(~
pΛ )
)·
XZ
σ
3
(2π)− 2
p
· ei(Λp)(Λx+a) · v(~
pΛ , σ) · |η 0 ; m, p~Λ , σic · d3 pΛ
2E(~
pΛ )
= S(Λ−1 ) |Ψc (Λx + a)i
gegeben; d.h. es gilt
|Ψ0c (x)i = S(Λ−1 ) |Ψc (Λx + a)i
.
(2.5.17)
Man vergleiche (2.5.17) mit dem Transformationsverhalten (3.7.14) der Wellenfunktion. Hiermit kann man nun die Invarianz
|Ψ0c (x)i ; |Ψ0c (y)i
= hΨc (x0 )| S † (Λ−1 ) γ 0
S(Λ−1 ) |Ψc (y 0 )i
= hΨc (x0 )| γ 0 S −1 (Λ−1 )S(Λ−1 ) |Ψc (y 0 )i
=
|Ψc (x0 )i ; |Ψc (y 0 )i
(2.5.18)
des Skalarproduktes bei Poincare-Transformationen überprüfen. Man beachte hierbei, dass die Feldzustände zeitunabhängig sind. Ein analoges Ergebnis
ergibt sich natürlich auch für die Feldzustände von Teilchen.
2.5. FREIE SPINORFELDER
65
Für das Folgende sind die Spin-Summen
X
u(~
p, σ)u† (~
p, σ)
X
und
σ
σ
wichtig. Ausgehend von (2.5.10) wird für den
v(~
p, σ)v † (~
p, σ)
(pµ γ µ − m) u(~
p, σ)
u-Spinor
(pµ γ µ − m) u(~
p, σ)
†
γ0 = 0
bzw.
(pµ γ µ − m)
u(~
p, σ)u† (~
p, σ)γ 0
pµ γ 0 γ µ† γ 0 − m = 0 .
γ 0 γ µ† γ 0 = γ µ und Summation über σ wird daraus
X
(pµ γ µ − m)
u(~
p, σ)u† (~
p, σ)γ 0 (pµ γ µ − m) = 0 .
Mit der Identität
σ
Nun ist
pµ γ µ pν γ ν =
1
1
pµ pν (γ µ γ ν + γ ν γ µ ) = pµ pν 2g µν = pµ pµ = m2
2
2
und
X
σ
u(0, σ)u† (0, σ)γ 0 =
X
u(0, σ)u† (0, σ)
σ
 
1
0

= m
1 1
0
0
1
 
0
1

0 + m
0 0
1

1
0
= m
1
0
0
0
0
0
1
0
1
0


0
0
0
0
 + m
0
0
0
0

1
0
= m
1
0
0
1
0
1
1
0
1
0

0
1

0
1
= m γ0 + 1
.
0
1
0
1
0
0
0
0
1

0
1

0
1
0
1
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
66
Aus den vorstehenden Beziehungen folgt dann, dass die
X
u(~
p, σ)u† (~
p, σ)γ 0
=
u-Spin-Summe
pµ γ µ + m
(2.5.19)
σ
ist. Analog ergibt sich aus
für die
(pµ γ µ + m) v(~
p, σ)
v -Spin-Summe
X
†
(pµ γ µ + m) v(~
p, σ)
v(~
p, σ)v † (~
p, σ)γ 0
pµ γ µ − m
=
γ0 = 0
.
(2.5.20)
σ
Die Spin-Summen werden später für die Ableitung der Vertauschungsrelationen der zugeordneten Erzeugungsoperatoren wichtig sein.
2.6 Freie Proca-Felder
Für das freie Proca-Feld wird mit den Polarisationsvektoren
eµ (~
p, λ)
analog
zum Spinorfeld
µ
|V (x)i =
Z
X
λ=−1,0,+1
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x eµ∗ (~
p, λ) |m, p~, λid3 p
2E(~
p)
.
(2.6.1)
Die Polarisationsvektoren im Ruhesystem sollen wieder Eigenvektoren
~ 2 · e(0, λ) =
S
2 · e(0, λ)
(2.6.2)
· e(0, λ) =
λ · e(0, λ)
(2.6.3)
Sz
des Quadrats des Spinoperators und dessen z-Komponente sein. Mit

~2
S
0
0
=2·
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0

0
0

0
1

und
0
0
Sz = 
0
0
0
0
+i
0

0 0
−i 0

0 0
0 0
kann man die Zuordnung im Ruhesystem deshalb entsprechend


0
1 +1

e(0, −1) = √ 
2  −i 
0


0
0

e(0, 0) = 
0
+1


0
1 +1

e(0, +1) = √ 
2  +i 
0
(2.6.4)
2.6. FREIE PROCA-FELDER
67
wählen. Die Polarisationsvektoren
e(~
p, λ)
für einen beliebigen Impuls ergeben
sich durch einen Lorentz-Boost
e(~
p, λ) = TL (~
p)e(0, λ)
(2.6.5)
aus den Polarisationsvektoren im Ruhesystem. Das Proca-Feld besitzt die besondere Eigenschaft, dass das Skalarprodukt
p ; e(~
p, λ) = p† · (gµν ) · e(~
p, λ)
= pµ eµ (~
p, λ)
(2.6.6)
verschwindet. Man überprüft
pµ eµ (~
p, λ) = p† · (gµν ) · e(~
p, λ)

0
e1 (0, λ)

 2
e (0, λ)
e3 (0, λ)

= m
0
TL† (~
p) · (gµν ) · TL (~
p)
0
0
0

0
e1 (0, λ)

0 · (gµν ) · 
e2 (0, λ)
e3 (0, λ)

= m
=
0
0
.
(2.6.7)
Die Summe über die Produkte der Polarisationsvektoren ist über den Ansatz
X
eµ∗ (~
p, λ)eν (~
p, λ) = Ag µν + Bpµ pν
λ
bestimmbar. Kontrahieren mit
0=
X
pµ
liefert
pµ eµ∗ (~
p, λ)eν (~
p, λ) = Apν + Bp2 pν = (A + m2 B)pν
,
λ
während kontrahieren mit
−3 =
X
gµν
zu
eµ∗ (~
p, λ)eµ (~
p, λ) = 4A + Bp2 = 4A + m2 B
λ
führt. Aus diesen beiden Gleichungen folgt
A = −1
und
B = 1/m2 ;
d.h. die
Polarisationssumme ist
X
λ
eµ∗ (~
p, λ)eν (~
p, λ) = −g µν +
pµ pν
m2
.
(2.6.8)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
68
Ein Übergang vom Proca-Feld zum Maxwell-Feld ist nicht möglich, da die
Polarisationssumme bei verschwindender Masse
m → 0
nicht endlich bleibt;
d.h. ein Polarisationsvektor nicht mehr normierbar ist.
2.7 Freie Maxwell-Felder
Da das freie Maxwell-Feld keine Masse besitzt, wird zur Unterscheidung vom
Proca-Feld der Impuls-Vierervektor mit
Mit einem Einheitsvektor
~ek
k
und die Energie mit
ω
bezeichnet.
ist dann
(k µ ) = ω
1
~ek
(2.7.1)
und es gilt
k 2 = kµ k µ = 0 .
(2.7.2)
Ein Teilchen ohne Ruhemasse bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit und es
existiert kein Ruhesystem; d.h. die Polarisationsvektoren sind nicht durch
einen Lorentz-Boost aus einem Ruhesystem generierbar. Eine Möglichkeit ist
es, die Polarisationsvektoren durch die invariante Lorentz-Bedingung
kµ eµ (~k, λ) = 0
(2.7.3)
zu denieren. Im dreidimensionalen Raum existieren genau zwei linear unabhängige Vektoren zu
~ek ,
die den Spineinstellungen
λ = −1
und
λ = +1
zugeordnet werden. Sie sind durch
e0 (~k, λ = ±1) = 0
und
~ek · ~e(~k, λ = ±1) = 0
gegeben. Für einen dritten orthogonalen Polarisationsvektor mit
wegen
(2.7.4)
λ = 0 müsste
kµ k µ = 0
eµ (~k, 0) = c · k µ
=⇒
eµ (~k, 0)eµ (~k, 0) = 0
gelten. Er wäre dann aber nicht normierbar und somit folgt
eµ (~k, 0) = 0
(2.7.5)
c = 0;
.
d.h.
(2.7.6)
Maxwell-Felder sind entsprechend nur transversal polarisiert sein. Bewegt sich
ein entsprechendes Elementarteilchen in Richtung
~kz = (0, 0, 1),
so kann man
2.7. FREIE MAXWELL-FELDER
69
zum Beispiel die Zuordnung

0
1 +1

e(~kz , −1) = √ 
2  −i 
0


0
1 +1

e(~kz , +1) = √ 
2  +i 
0

und
wählen. Die Polarisationsvektoren sind aber relativistisch nicht vollständig
festgelegt. Auch für alle Polarisationsvektoren
eµ (~k, λ, a) = eµ (~k, λ) + a(~k, λ) k µ
(2.7.7)
gilt
kµ eµ (~k, λ, a) = kµ eµ (~k, λ) + a(~k, λ)kµ k µ = 0
sowie
e∗µ (~k, λ, a)eµ (~k, λ, a)
= e∗ (~k, λ)eµ (~k, λ) + a∗ (~k, λ)kµ eµ (~k, λ)
µ
+ a(~k, λ)k µ e∗µ (~k, λ) + a2 (~k, λ)k µ kµ
= e∗µ (~k, λ)eµ (~k, λ) .
Sie sind damit relativistisch gleichwertig. Damit ergibt sich schlieÿlich für die
Entwicklung dieses transversalen Maxwell-Feldes aus der Impulsdarstellung
|Aµ⊥ (x, a)i =
X
λ=−1,+1
Z
3
(2π)− 2 −i~k~x µ∗ ~
√
·e
e (k, λ, a) |ω, ~k, λid3 k
2ω
.
(2.7.8)
Da die Entwicklung des Maxwell-Feldes aus der Impulsdarstellung eindeutig
sein muss, müssen die Felder
|A⊥ (x, a)i
das gleiche Maxwell-Feld beschreiben
und man kann jeweils gerade den Repräsentanten
a0
auswählen, für den auch
die Bedingung
e0 (~k, λ, a0 ) = 0
⇒
|A0⊥ (x, a0 )i = 0
∂i |Ai⊥ (x, a0 )i
=0
erfüllt ist. Weil relativistisch alle Felder mit verschiedenen
a-Werten
(2.7.9)
(2.7.10)
äquiva-
lent sind, verletzt dies nicht die Lorentz-Invarianz. Das Maxwell-Feld bezeichnet man deshalb auch als eichinvariant und die oben gewählte Eichung als
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
70
Coulomb-Eichung. Die zugehörige Eichtransformation sieht man durch Betrachtung von
X
|Aµ⊥ (x, a)i =
Z
λ=−1,+1
3
(2π)− 2 −i~k~x µ∗ ~
√
·e
e (k, λ, a) |ω, ~k, λid3 k
2ω
3
(2π)− 2 −i~k~x µ∗ ~
√
·e
e (k, λ, 0) + a∗ (~k, λ)k µ |ω, ~k, λid3 k
2ω
λ=−1,+1
X Z (2π)− 32
~
√
· ia∗ (~k, λ) · ik µ e−ik~x |ω, ~k, λid3 k .
= |Aµ⊥ (x, 0)i −
2ω
λ=−1,+1
=
Z
X
Bei dem physikalischen Maxwell-Feld in der Coulomb-Eichung, d.h. bei dem
Maxwell-Feld, bei dem das so genannte Coulomb-Potential
A0⊥
weggeeicht ist
und welches die Lorentz-Bedingung erfüllt, wird im weiteren Verlauf des Textes
das Argument
a
nicht mehr mitgeführt.
Die Polarisationssumme des Maxwell-Feldes ergibt sich aus dem Ansatz
X
ei∗ (~k, λ)ej (~k, λ) = Ag ij + Bk i k j
.
λ=−1,+1
Multiplikation mit der Impulskomponente
ki
und Summation über
i = 1, 2, 3
liefert
−Ak j + Bω 2 k j = 0 ,
während für
j=i
und Sumation über
i = 1, 2, 3
2 = −3A + Bω 2
folgt. Dies führt zu
X
λ=−1,+1
A = −1
und
B = −1/ω 2
und damit wird
i j
kk
ei∗ (~k, λ)ej (~k, λ) = −g ij − 2
ω
mit
i, j = 1, 2, 3 .
(2.7.11)
Da nur die räumlichen Komponenten auftreten ist die Polarisationssumme
nicht kovariant.
2.8 Die elektrische Ladung
Neben den Raumzeit-Transformationen der verschiedenen Feldzustände in der
Ortsdarstellung besitzen die Elementarteilchen noch weitere innere Freiheitsgrade. Sind
|η1 (t)i
und
|η2 (t)i
zwei Zustandsvektoren eines Elementarteil-
chens, dann sind alle Erwartungswerte
hη1 (t)| · · · |η2 (t)i
und damit auch alle
2.8. DIE ELEKTRISCHE LADUNG
71
Beobachtungsergebnisse invariant, wenn man die Feldzustände gleichzeitig einer globalen Phasentransformation
eiαQ̂ |η1 (t)i = eiαq |η1 (t)i
unterwirft. Für innitesimales
und
α
eiαQ̂ |η2 (t)i = eiαq |η2 (t)i
(2.8.1)
ergibt sich daraus
Q̂ |η1 (t)i = q |η1 (t)i
und
Q̂ |η2 (t)i = q |η2 (t)i .
(2.8.2)
Da bei Phasentransformationen die Beobachtungsergebnisse invariant sind,
vertauscht der so genannte Ladungsoperator
Q̂
mit allen anderen Observa-
blen; d.h. insbesondere auch mit dem Hamilton-Operator
h
i
Q̂, Ĥ = 0 .
(2.8.3)
Damit ist die Ladung eine Erhaltungsgröÿe jedes physikalischen Systems und
man kann jedem Elementarteilchen eine Ladung zuordnen. Die Ladung
q=0
eines Elementarteilchens stellt dabei natürlich den Trivialfall dar.
Im Kapitel Quantenelektrodynamik wird sich zeigen, dass man jedem Elementarteilchen eine elektrische Ladung zuordnen kann und mit ihr als Erhaltungsgröÿe eine Wechselwirkung verbunden ist. Im Standardmodell wird der
Maÿstab für die elektrische Ladung so gewählt, dass man dem Elektron die
elektrische Ladung
qe = −1
zuordnet. Die Ladung der anderen Elementarteil-
chen legt man dadurch fest, dass die Stärke der elektrischen Wechselwirkung
nach dem Schema
Wechselwirkungsstärke
= elektr.
Ladung
× Kopplungskonstante
(2.8.4)
in Relation zu der Stärke der elektrischen Wechselwirkung des Elektrons gesetzt wird. Wie dies im Detail geschieht, hängt von der genauen Form der
Wechselwirkung ab und wird später erläutert. Sowohl die einzelnen Ladungswerte als auch die generelle Kopplungskonstante sind nicht durch das Standardmodell festgelegt, sondern müssen experimentell ermittelt werden.
Für die elektrische Wechselwirkung der Teilchen des Standardmodells gibt die
folgende Tabelle eine Übersicht.
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
72
Spin-1/2
Masse Ldg.
e-Neutrino
Elektron
e−
Spin-1/2
Masse
Ldg.
+2/3
−1/3
sehr klein
0
u-Quark
1.5-3.3 MeV
0.511 MeV
−1
d-Quark
3.5-6.0 MeV
µ-Neutrino
−
Myon µ
sehr klein
0
c-Quark
1270 MeV
105.7 MeV
−1
s-Quark
105 MeV
τ -Neutrino
−
Tau τ
sehr klein
0
t-Quark
171.3 GeV
1776.8 MeV
−1
b-Quark
4.2 GeV
+2/3
−1/3
Masse
Ldg.
80.398 GeV
±1
91.188 GeV
0
Spin-1
Masse Ldg.
Photon
0
0
8 Gluonen
0
0
Spin-0
Higgs-Boson h
Spin-1
W†
und
W
Z
+2/3
−1/3
Masse Ldg.
sehr groÿ
0
Für die sehr kleinen Neutrino-Massen konnten bisher nur obere Schranken ermittelt werden. Das Higgs-Boson muss nach dem Standardmodell eine sehr
groÿe Masse besitzen. Die Massen der W-Bosonen und des Z-Bosons sind keine unabhängigen Parameter, sondern werden im Standardmodell durch Symmetriebrechung nach dem Higgs-Mechanismus generiert. Dieser Teilcheninhalt
ergibt sich nicht aus allgemeinen Prinzipien, sondern muss von Hand in das
Standardmodell eingefügt und im Rahmen einer übergeordneten Theorie erklärt werden. In das Standardmodell gehen neben den elektrischen Ladungen
insgesamt 21 willkürliche Parameter ein. In obiger Tabelle werden davon die
14 Parameter
•
12 Massen der Spinorfelder
•
1 Higgs-Masse
•
1 elektrische Kopplungskonstante
deniert. Die Einführung der restlichen 7 Parameter
•
sowie
1 Kopplungskonstante für die starke Wechselwirkung
2.9. EXKURS: DER RELATIVISTISCHE ORTSOPERATOR
•
1 Kopplungskonstante für die schwache Wechselwirkung
•
1 schwacher Mischungswinkel und
•
4 Parameter der Cabibbo-Kobayashi-Maskawa-Matrix
73
ist erst nach Darstellung der Struktur der Wechselwirkungen sinnvoll.
2.9 Exkurs: Der relativistische Ortsoperator
Zur Ableitung des relativistischen Ortsoperators ist es sinnvoll die Entwicklung
eines allgemeinen Feldzustandes nach Impulseigenzuständen
Z
|η(t)i =
η(~
p, t) ·
Z
=
p
d3 p
2E(~
p) |m, p~ i ·
2E(~
p)
η(~
p, t)
p
· |m, p~ i d3 p
2E(~
p)
(2.9.1)
zu betrachten. Dieser Ansatz führt zu
Z
η(~
p, t)
p
2E(~
p)
Z
1
p
=
2E(~
p)
Z
Z
= η(~x, t)
|η(t)i =
Z
=
· |m, p~ i d3 p
· |m, p~ i
Z
1
3
(2π) 2
η(~x, t)e−i~p~x d3 x d3 p
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x |m, p~ i d3 pd3 x
2E(~
p)
η(~x, t) |Φ(x)i d3 x
.
(2.9.2)
Die Konsistenz des gewählten Ansatzes sieht man bei Betrachtung von Entwicklungskoezienten, für die
η(~
p, t) → 0
für
|~
p | > q << m
gilt, bei denen also die zugeordnete Schwellenenergie
q
klein gegen die Ruhe-
energie des Quantensystems ist und die somit den nicht-relativistischen Fall
darstellen. Dann folgt für den Zustandsvektor
1
|η(t)i ≈ √
2m
Z
η(~
p, t) |m, p~ i d3 p
,
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
74
was der Darstellung (1.5.6) entspricht. Für das relativistisch invariante Skalarprodukt ergibt sich aus (2.9.1)
Z
hη1 (t)|η2 (t)i =
wobei nun
η(p)
abkürzend für
1
η ∗ (p)η2 (p)d3 p
2E(~
p) 1
η(~
p, t)
steht. Der Faktor
,
1/(2E(~
p))
(2.9.3)
ist not-
wendig, um die relativistische Invarianz sicherzustellen; gleichzeitig bewirkt er
aber auch, dass der nicht-relativistische Ortsoperator (mit in diesem Abschnitt
verwendeter nicht-relativistischer Indizierung)
X̂a η(p) = i
∂
η(p)
∂pa
(2.9.4)
bezogen auf dieses Skalarprodukt nicht hermitesch ist. Man rechnet
Z
Z
1 ∗ ∗ 1
∂ ∗
3
X̂a η1 (p) η2 (p)d p =
−i
η (p) η2 (p)d3 p
2E(~
p)
2E(~
p)
∂pa 1
Z
η2 (p)
∂
∗
d3 p
= η1 (p) i
∂pa 2E(~
p)
Z
1
∂
pa
∗
=
η2 (p)d3 p
η (p) i
−i 2
p)
2E(~
p) 1
∂pa
E (~
Z
1
6=
η1∗ (p) X̂a η2 (p) d3 p
.
2E(~
p)
Hieraus sieht man aber sofort, dass der Operator
∂
pa
R̂a η(p) = i
−i 2
η(p)
∂pa
2E (~
p)
(2.9.5)
hermitesch und damit eine relativistische Observable ist. Zudem geht dieser so
genannte Newton-Wigner-Positionsoperator im nicht-relativistischen Grenzfall
wie notwendig in
X̂a η(p)
über. Die vorstehende Beziehung kann äquivalent
durch die Wirkung des relativistischen Ortsoperators auf einen Impulseigenzustand
R̂a |m, p~ i = −i
∂
|m, p~ i
∂pa
(2.9.6)
2.9. EXKURS: DER RELATIVISTISCHE ORTSOPERATOR
75
formuliert werden, die natürlich gleich der entsprechenden Beziehung des nichtrelativistischen Ortsoperators
Z
R̂a |η(t)i =
Z
=
Z
=
Z
=
Z
=
Z
=
X̂
ist. Zur Überprüfung rechnet man
η(p)
p
· R̂a |m, p~ id3 p
2E(~
p)
∂
η(p)
p
|m, p~ i d3 p
· −i
∂pa
2E(~
p)
"
!#
∂
η(p)
p
i
|m, p~ id3 p
∂pa
2E(~
p)
"
1
∂
p
η(p)
i
2E(~
p) ∂pa
η(p)
pa
+√
−i
|m, p~ id3 p
5
2
p)
2E 2 (~
∂
1
pa
p
i
η(p) |m, p~ id3 p
−i 2
∂pa
2E (~
p)
2E(~
p)
1
p
,
· R̂a η(p) |m, p~ id3 p
2E(~
p)
wie zu zeigen war. Nun ist wegen
E(~
pΛ ) = p0 + ω 0 i pi = E(~
p) − ω
~ p~
piΛ
i
~ˆ
1 − i~
ωK
0
(2.9.7)
i
= p + ω 0p = p − ω
~ E(~
p)
für einen innitesimalen Boost
i
ω
~
s
|η; m, p~ i =
=
(2.9.8)
E(~
p) − ω
~ p~ 0
|η ; m, p~ − ω
~ E(~
p)i
E(~
p)
ω
~ p~
1−
2E(~
p)
|η 0 ; m, p~ − ω
~ E(~
p)i
woraus durch Umformung
~ˆ |η; m, p~ i =
−i~
ωK
|η 0 ; m, p~ − ω
~ E(~
p)i − |η; m, p~ i
−
ω
~ p~
|η 0 ; m, p~ − ω
~ E(~
p)i
2E(~
p)
,
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
76
und anschlieÿendem Grenzübergang
|~
ω| → 0
∂
pa
K̂a |m, p~ i = E(~
p) −i
|m, p~ i
−i 2
∂pa
2E (~
p)
(2.9.9)
folgt. Dies in die Formulierung (2.9.6) des relativistischen Ortsoperators eingesetzt liefert
R̂a |m, p~ i =
pa
K̂a
+i 2
E(~
p)
2E (~
p)
!
|m, p~ i
.
(2.9.10)
Damit gelangt man zu der darstellungsunabhängigen Form
P̂a
R̂a = K̂a Ĥ −1 + i
2Ĥ 2
1
=
K̂a Ĥ −1 + Ĥ −1 K̂a
2
(2.9.11)
,
(2.9.12)
des relativistischen Ortsoperators. Dabei wurden im letzten Schritt die Vertauschungsrelationen
h
i
K̂a , Ĥ = iP̂a
=⇒
h
i
P̂a
Ĥ −1 , K̂a = i
Ĥ 2
(2.9.13)
ausgenutzt.
Es verbleibt zu zeigen, dass der vorstehend denierte relativistische Ortsoperator auch alle notwendigen Eigenschaften besitzt. Dies sind wie beim nichtrelativistische Ortsoperator die folgenden Beziehungen:
•
Hermitizität
•
Kommutativität
•
Vertauschungsrelation
•
echter Vektor bei Drehungen
•
Drehimpulsbeziehung
R̂a†
h
i
R̂a , R̂b
=
R̂a
=
0
h
i
=
iδab
h
i
Jˆa , R̂b
=
iabc R̂b
ˆ
J~
=
~ˆ × P~ˆ
R
R̂a , P̂b
2.9. EXKURS: DER RELATIVISTISCHE ORTSOPERATOR
77
Die Hermizität ist unmittelbar aus der Darstellung (2.9.12) ersichtlich. Die
Kommutativität zeigt man sehr einfach durch Anwendung auf die Wellenfunktion. Da das Operatorprodukt
R̂a R̂b η(p)
∂
pa
pb
∂
= i
−i 2
−i 2
i
η(p)
∂pa
2E (~
p)
∂pb
2E (~
p)
pb
∂
∂
∂
pb
pa
pa pb
∂ ∂
+
η(p)
+
+
−
= −
∂pa ∂pb
∂pa 2E 2 (~
p)
2E 2 (~
p) ∂pa
2E 2 (~
p) ∂pb
4E 4 (~
p)
∂ ∂
δab
pb
∂
pa
∂
5 pa pb
+
η(p)
= −
+
+
−
2
2
2
∂pa ∂pb
2E (~
p) 2E (~
p) ∂pa
2E (~
p) ∂pb
4 E 4 (~
p)
symmetrisch in den Indizes a und b ist, folgt
h
i
R̂a , R̂b η(p) = R̂a R̂b − R̂b R̂a η(p) = 0
und daraus schlieÿlich auch darstellungsunabhängig
h
i
R̂a , R̂b = 0
.
Die Vertauschungsrelationen mit den Impulsoperatoren
h
i 1 K̂a Ĥ −1 + Ĥ −1 K̂a , P̂b
R̂a , P̂b =
2
i
h
i
1h
1
=
K̂a , P̂b Ĥ −1 + Ĥ −1 K̂a , P̂b
2
2
1 −1
1
−1
= iδab Ĥ Ĥ + Ĥ iδab Ĥ
2
2
= iδab
sowie die Eigenschaft ein echter Vektor zu sein
h
i 1
Jˆa , R̂b = Jˆa ,
K̂b Ĥ −1 + Ĥ −1 K̂b
2
i
h
i
1hˆ
1
=
Ja , K̂b Ĥ −1 + Ĥ −1 Jˆa , K̂b
2
2
1
1 −1
−1
= iabc K̂c Ĥ + Ĥ iabc K̂c
2
2
= iabc R̂c
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
78
sind ebenfalls einfach zu verizieren. Zur Überprüfung der Drehimpulsbeziehung zeigt man in einem ersten Schritt
h
i
h
i h
i
R̂a Ĥ, R̂b Ĥ = R̂b R̂a Ĥ, Ĥ + R̂a Ĥ, R̂b Ĥ
h
i
h
i
h
i
= R̂b R̂a , Ĥ Ĥ + R̂a Ĥ, R̂b Ĥ + R̂a , R̂b Ĥ 2
h
i
h
i
= R̂b R̂a , Ĥ Ĥ + R̂a Ĥ, R̂b Ĥ
#
"
P̂a
−1
= R̂b K̂a Ĥ + i
, Ĥ Ĥ
2Ĥ 2
#
"
P̂b
−1
Ĥ
+ R̂a Ĥ, K̂b Ĥ + i
2Ĥ 2
h
i
h
i
= R̂b K̂a , Ĥ Ĥ −1 Ĥ + R̂a Ĥ, K̂b Ĥ −1 Ĥ
=
iR̂b P̂a − iR̂a P̂b
und in einem zweiten Schritt
h
i
"
P̂b
P̂a
#
, K̂b + i
2Ĥ
2Ĥ
"
#
"
#
h
i i
P̂b
i P̂a
= K̂a , K̂b +
K̂a ,
+
, K̂b
2
2 Ĥ
Ĥ
R̂a Ĥ, R̂b Ĥ = K̂a + i
i
i
h
i ih
i h
= K̂a , K̂b +
K̂a , P̂b Ĥ −1 + P̂b K̂a , Ĥ −1
2
2
i ih
i
i −1 h
+ Ĥ
P̂a , K̂b +
Ĥ −1 , K̂b P̂a
2
2
h
i
= K̂a , K̂b
= −iabc Jˆc
.
Vergleich der beiden Ergebnisse liefert
abc Jˆc = R̂a P̂b − R̂b P̂a
,
was der Drehimpulsbeziehung entspricht. Die vorstehenden Überlegungen bezogen sich dabei ausschlieÿlich auf Spin-0 Teilchen.
2.9. EXKURS: DER RELATIVISTISCHE ORTSOPERATOR
79
Für Teilchen mit Spin wird die Drehimpulsbeziehung
ˆ ~ˆ
~ˆ ~ˆ
J~ = R
S ×P +S
.
(2.9.14)
Hiervon ausgehend lässt sich mit Hilfe des Spinoperators der Ortsoperator für
Teilchen mit Spin verallgemeinern. Die Beziehungen (2.2.6) und (2.2.7) legen
den Spinoperator darstellungsunabhängig eindeutig zu
~ˆ = 1
S
M̂
=
1
M̂
~ˆ −
W
Ŵ 0
Ĥ + M̂
ˆ
P~
!
(2.9.15)
!
ˆ ˆ
P~ · J~ ~ˆ
ˆ ~ˆ ~ˆ
~
Ĥ J + P × K −
P
Ĥ + M̂
(2.9.16)
fest, wobei der hier verwendete Masseoperator
M̂ =
q
P̂µ P̂ µ
(2.9.17)
mit allen anderen Operatoren vertauscht, da er die Funktion eines CasimirOperators ist. Nun ist wegen der Antisymmetrie des
Ŵµ P̂ µ =
-Tensors
1
µνρσ P̂ ν M̂ ρσ P̂ µ = 0
2
,
woraus die Beziehung
~ˆ · P~ˆ = Ŵ 0 Ĥ
W
folgt. Mit
ˆ ˆ
P~ · P~ = Ĥ 2 − M̂ 2
= Ĥ − M̂ Ĥ + M̂
erhält man weiter
~ˆ · W
~ˆ −
Ŝ 2 M̂ 2 = W
~ˆ · P~ˆ Ŵ 0 + Ŵ 0 P~ˆ · W
~ˆ
W
~ˆ · W
~ˆ −
=W
+
Ĥ + M̂
2 Ŵ 0
2
Ĥ
Ĥ + M̂
2
ˆ
ˆ
~ ·W
~ − Ŵ 0
=W
.
+
Ŵ 0
2 Ĥ − M̂
Ŵ 0
2
Ĥ + M̂
ˆ ˆ
2 P~ · P~
Ĥ + M̂
(2.9.18)
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
80
Anwendung von (2.9.15) und (2.9.18) auf den Ruhezustand liefert dann wie
erwartet (2.2.6) und (2.2.7). Für den verallgemeinerten Ortsoperator
R̂S
muss
nun für einen Impulseigenzustand ohne Spin
R̂S |m, p~ i = R̂ |m, p~ i
(2.9.19)
sein. Hiermit sowie mit (2.9.14) und (2.9.16) wird er eindeutig zu
ˆ ~ˆ
P~ × S
R̂S = R̂ −
Ĥ Ĥ + M̂
bestimmt. Man veriziert
ˆ ~ˆ
ˆ
P~ × S
× P~
ˆ
ˆ
ˆ
ˆ
ˆ
ˆ
−1
~ S × P~ = J~ − Ĥ K
~ × P~ +
J~ − R
Ĥ Ĥ + M̂
~ˆ
~ˆ P~ˆ · P~ˆ − P~ˆ P~ˆ · S
S
ˆ
~ˆ × P~ˆ +
= J~ − Ĥ −1 K
Ĥ Ĥ + M̂
~ˆ Ĥ − M̂ Ĥ + M̂ − P~ˆ P~ˆ · J~ˆ
S
ˆ
~ˆ × P~ˆ +
= J~ − Ĥ −1 K
Ĥ Ĥ + M̂
ˆ ˆ ˆ
~ˆ Ĥ − M̂
S
P~ P~ · J~
ˆ
~ˆ × P~ˆ +
= J~ − Ĥ −1 K
− Ĥ
Ĥ Ĥ + M̂
!
~ˆ · J~ˆ ˆ
M̂
1
P
ˆ
ˆ
ˆ
ˆ
ˆ
~ −S
~
~ −
=S
+
Ĥ J~ + P~ × K
P~
Ĥ
Ĥ
Ĥ + M̂
~ˆ
= S.
Der relativistische Ortsoperator unter Berücksichtigung des Spinfreiheitsgrades
ist damit
R̂S =
ˆ ~ˆ
P~ × S
1
K̂a Ĥ −1 + Ĥ −1 K̂a − 2
Ĥ Ĥ + M̂
.
(2.9.20)
Er ist allerdings nur auf Teilchen mit Masse anwendbar und nicht auf masselose
Teilchenzustände, da die Masse im Nenner der Darstellung des Spinoperators
2.10. ZUSAMMENFASSUNG
81
erscheint. Da masselose Teilchen sich aber grundsätzlich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen und sich deshalb nicht an einem Ort aufhalten können, ist dies
plausibel.
Anmerkung: Die detailliertere Analyse zeigt, dass die Eigenzustände des relativistischen Ortsoperators ungewöhnliche Eigenschaften besitzen. Einige Physiker sehen dies als Hinweis, dass eine strenge Lokalisierung mit dem NewtonWigner-Positionsoperator in der relativistischen Theorie nicht konsistent möglich ist, während andere Physiker diese Eigenschaften einfach als ungewöhnlich
hinnehmen.
2.10 Zusammenfassung
Nach der speziellen Relativitätstheorie müssen die Naturgesetze invariant unter Transformationen sein, die das Linienelement
ds2 = dxµ dxµ
invariant lassen. Die entsprechende Transformation wird im Hilbert-Raum
durch den Poincare-Operator
µ
i
ÛP = eiaµ P̂ e− 2 ωµν M̂
µν
repräsentiert. Die Poincare-Gruppe erfüllt die Lie-Algebra
h
i
P̂ µ , P̂ ν = 0
h
i
i P̂ ρ , M̂ µν = g ρν P̂ µ − g ρµ P̂ ν
h
i
i M̂ ρσ , M̂ µν = g νσ M̂ ρµ + g ρµ M̂ σν − g νρ M̂ σµ − g σµ M̂ ρν
,
aus der sich zwei Casimir-Operatoren ableiten lassen. Die Eigenwerte dieser
Operatoren sind
P̂µ P̂ µ |η; m, p~, si =
2
m2
|η; m, p~, si
2
Ŵ |η; m, p~, si = −m s(s + 1) |η; m, p~, si .
Elementarteilchen sind als invariante Zustände der Poincare-Transformation
deniert und durch ihre Masse m und ihren Spin s charakterisierbar. Man
KAPITEL 2. DIE ELEMENTARTEILCHEN
82
bezeichnet die Elementarteilchen entsprechend ihrem Spin als
s
=

0



 1
Skalarfelder
Spinorfelder
2

1



1
m>0:
m=0:
Proca-Felder
Maxwell-Felder
.
Spinor- und Vektorfeldern lassen sich Darstellungsräume zuordnen, deren Elemente sich durch ihre Transformationseigenschaften bei Lorentz-Transformationen unterscheiden. Die Darstellungsräume sind wie die Minkowski-Raumzeit
4-dimensional.
γ -Matrizen
können sich wie Vektoren aber auch wie Spinoren
transformieren und vermitteln so zwischen der Spinor- und der Vektordarstellung.
In der Ortsdarstellung lassen sich die den Elementarteilchen zugeordneten zeitunabhängigen Feldzustände nach Impulseigenzuständen entwickeln:
3
Skalarfelder
|Φ(x)i =
(2π)− 2
p
· e−i~p~x |m, p~ id3 p
2E(~
p)
Spinorfelder
|Ψ(x)i =
X
Z
(2π)− 2
p
· e−i~p~x u† (~
p, σ) |m, p~, σid3 p
2E(~
p)
Z
(2π)− 2
p
· e−i~p~x v(~
p, σ) |m, p~, σic d3 p
2E(~
p)
Z
(2π)− 2
p
· e−i~p~x eµ∗ (~
p, λ) |m, p~, λid3 p
2E(~
p)
σ=− 21 ,+ 12
|Ψc (x)i =
X
σ=− 21 ,+ 12
Proca-Felder
µ
|V (x)i =
X
λ=−1,0,+1
µ
Maxwell-Felder |A⊥ (x)i
=
X
λ=−1,+1
3
Z
Z
3
3
3
(2π)− 2 −i~k~x µ∗ ~
√
·e
e (k, λ) |ω, ~k, λid3 k
2ω
Lorentz-Invarianz des Maxwell-Feldes ist dabei nur in Kombination mit einer
Eichtransformation möglich, da die 0-Komponente des physikalischen MaxwellFeldes in der gewählten Darstellung verschwinden muss.
83
Kapitel 3
Die Feldoperatoren
In diesem Kapitel werden Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren für die
Elementarteilchen eingeführt. Die Mikrokausalitätsbedingung erfordert, dass
Erzeugungsoperatoren im Ortsraum Teilchen- und Antiteilchen-Anteile enthalten müssen. Mit der Gupka-Beuler-Methode wird auch das Maxwell-Feld
kovariant formuliert. Die Feynman-Propagatoren werden eingeführt sowie die
die Gleichungen der Spinor-Elektrodynamik abgeleitet.
3.1 Mehrteilchenzustände
In der Natur wird eine Vielzahl von Teilchen beobachtet. Die Existenz dieser Teilchen wird aus den Beobachtungen bei Zerfallsprozessen und bei Stoÿprozessen geschlossen. Ursache der Zerfallsprozesse ist vorwiegend die schwache Wechselwirkung, während bei Stoÿprozessen die elektrische und die starke Wechselwirkung von Bedeutung sind. Die elektrische Wechselwirkung wird
auch verwendet, um die Teilchenbahnen in entsprechenden Detektoren zu interpretieren. In jedem Falle ist es notwendig, Teilchenerzeugung und -vernichtung
zu beschreiben; d.h. eine Beschreibung der Dynamik von Vielteilchensystemen
zu entwickeln.
Einen Mehrteilchenzustand identischer Teilchen kann man bei Vorliegen scharfer Impulse durch einen ket-Vektor
|η; m, p~1 , ..., p~n i
(3.1.1)
beschreiben. Ein quantenmechanischer Mehrteilchenzustand unterscheidet sich
grundsätzlich von einem makroskopischen Mehrteilchenzustand. Im Mikrosko-
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
84
pischen ist es nicht möglich Marken zur Unterscheidung der Elementarteilchen
anzubringen; d.h. gleiche Elementarteilchen besitzen keine Individualität und
sind nach dem dritten Postulat der Quantenmechanik in Strenge nicht unterscheidbar. Dies bedeutet, dass es keine Observable gibt, welche die Individualität der Teilchen festlegt. Betrachtet man den Permutationsoperator
P̂ij ,
der
das i-te Teilchen mit dem j-ten Teilchen vertauscht
P̂ij |η; m, p~1 , ..., ~r, ..., ~s, ..., p~n i
= NP |η; m, p~1 , ..., ~s, ..., ~r, ..., p~n i ,
(3.1.2)
so müssen für ein System identischer Teilchen alle Observablen mit dem Permutationsoperator vertauschen
h
i
Ô, P̂ij = 0 .
(3.1.3)
Die gleiche Permutation zweimal ausgeführt liefert wieder den ursprünglichen
Zustand; d.h.
P̂ij2 = 1
=⇒
NP = ±1 .
(3.1.4)
Es muss deshalb zwei Sorten von Elementarteilchen geben, Bosonen
|η; m, p~1 , ..., ~r, ..., ~s, ..., p~n i = + |η; m, p~1 , ..., ~s, ..., ~r, ..., p~n i
(3.1.5)
und Fermionen
|η; m, p~1 , ..., ~r, ..., ~s, ..., p~n i = − |η; m, p~1 , ..., ~s, ..., ~r, ..., p~n i .
(3.1.6)
Bosonen besitzen danach vollständig symmetrische und Fermionen vollständig
antisymmetrische Mehrteilchenzustände. Da alle Observablen mit dem Permutationsoperator vertauschen, kann keine Observable existieren, die diese
verschiedenen Zustände ineinander überführt; d.h. es ist eine unabänderliche
Eigenschaft der Elementarteilchen entweder zu den Bosonen oder zu den Fermionen zu gehören. Während bei den Bosonen zwei Teilchen die gleichen Werte
für die Observablen haben können, folgt aus (3.1.6) aufgrund der Antisymmetrie für Fermionen
|η; m, p~1 , ..., ~r, ..., ~r, ..., p~n i = 0 .
(3.1.7)
Zwei Fermionen können sich im Gegensatz zu Bosonen nicht in dem gleichen
Quantenzustand benden. Dies ist das Paulische Ausschlieÿungsprinzip.
3.1. MEHRTEILCHENZUSTÄNDE
85
Nach dem vierten Postulat der Quantenmechanik ist das Vakuum eindeutig
und invariant; d.h. wenn man mit
|0i den normierten Vakuumzustand bezeich-
net, muss für diesen
h0|0i = 1
(3.1.8)
µ
(3.1.9)
P̂ |0i = 0
M̂
µν
|0i = 0
(3.1.10)
Q̂ |0i = 0
(3.1.11)
gelten; d.h. der Vakuumzustand trägt keine Energie, besitzt keinen Impuls,
keinen Drehimpuls und ist ungeladen. Da der Vakuumzustand eindeutig ist
und die Elementarteilchen einer Sorte nicht unterscheidbar sind, ist es möglich
Erzeugungsoperatoren
↠(p)
zu denieren, die entsprechend
|m, p~ i = ↠(~
p) |0i
(3.1.12)
einen zeitunabhängigen Impulseigenzustand aus einem Vakuumzustand heraus
erzeugen. Mehrfache Anwendung des Erzeugungsoperators liefert dann einen
zeitunabhängigen Impulseigenzustand für mehrere identische Teilchen
1
|m, p~1 , ..., p~n i = √ ↠(~
pn )...↠(~
p1 ) |0i .
n!
(3.1.13)
Der Normierungsfaktor ist notwendig, da die Reihenfolge der Argumente im
Zustandsvektor keine Bedeutung hat, da es sich um nicht unterscheidbare Teilchen handelt. Zudem wurde angenommen, dass die Impulse
p~i
verschieden sind
(der Normierungsfaktor ist sonst komplizierter aufgebaut). Die Erzeugungsoperatoren sind entsprechend ihrer Denition (in dem hier zugrunde liegenden
Schrödinger-Bild) zeitunabhängig.
Man beachte, dass dieser so denierte Erzeugungsoperator einen Impulseigenzustand und keinen Zustandsvektor (1.4.3) eines physikalischen Systems
erzeugt. Aufgrund von (3.1.2) muss für die Erzeugungsoperatoren
↠(~
p)↠(~q) = NP · ↠(~q)↠(~
p)
bzw.
h
↠(~
p), ↠(~q)
i
∓
=0
(3.1.14)
sein, wobei das Minuszeichen für Bosonen und das Pluszeichen für Fermionen
steht. Aus
0=
h0|m, p~ i
= h0|↠(~
p)|0i
δ(~
p − ~q) = hm, p~ |m, ~q i = hm, p~ |↠(~q)|0i
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
86
folgt
h0| ↠(~
p) = 0
(3.1.15)
†
hm, p~ | â (~q) = h0| δ(~
p − ~q) .
(3.1.16)
Adjungieren von (3.1.14) und Übergang von bra- zu ket-Vektoren in den vorstehenden beiden Beziehungen liefert
h
i
â(~
p), â(~q) = 0
(3.1.17)
â(~
p) |0i = 0
(3.1.18)
∓
â(~q) |m, p~ i = δ(~
p − ~q) |0i .
Der Operator
(3.1.19)
â(~
p) ist also ein Operator, der einen Quantenzustand vernichtet.
Wendet man die vorstehenden Beziehungen auf Mehrteilchenzustände an, so
sieht man, dass der Kommutator zwischen Vernichtungs- und Erzeugungsoperatoren
h
i
â(~
p), ↠(~q) = δ(~
p − ~q)
∓
(3.1.20)
sein muss. Damit sind alle wichtigen Eigenschaften der Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren für Elementarteilchen im Impulseigenzustand abgeleitet.
Im nächsten Abschnitt wird sich zeigen, dass Skalar-, Vektor- und MaxwellFelder Bosonen und Spinorfelder Fermionen beschreiben. Dies sind Spezialfälle
des Spin-Statistik-Theorems von W.Pauli.
In der Ortsdarstellung kann man entsprechend für
Skalarfelder
|Φ(x)i = Φ̂† (~x) |0i
(3.1.21)
Ψ̂†l (~x) |0i
V̂µ† (~x) |0i
(3.1.23)
(3.1.24)
Spinorfelder
|Ψl (x)i =
Proca-Felder
|Vµ (x)i =
Maxwell-Felder
|Aµ (x)i = †µ (~x) |0i
(3.1.22)
zeitunabhängige Erzeugungsoperatoren für die verschiedenen Feldzustände der
freien Elementarteilchen einführen.
3.2. DAS WECHSELWIRKUNGSBILD
87
3.2 Das Wechselwirkungsbild
Unterwirft man alle Zustandsvektoren und Operatoren gleichzeitig einer unitären Transformation
Â(t)
|η 0 (t)i = Â(t) |η(t)i
0
(3.2.1)
†
Ô (t) = Â(t)ÔÂ (t) ,
(3.2.2)
so bleiben alle physikalischen Aussagen gleich, da sich bei dieser Transformation die Erwartungswerte wegen
hη 0 (t)|Ô0 (t)|η 0 (t)i = hÂ(t)η(t)|Â(t)Ô† (t)|Â(t)η(t)i
= hη(t)|† (t)Â(t)Ô† (t)Â(t)|η(t)i
= hη(t)|Ô|η(t)i
(3.2.3)
nicht ändern. Die Dynamik der Zustände und der Operatoren ändert sich natürlich. Man spricht von der Dynamik in einem Bild. Durch geschickte Wahl
eines Bildes ist es möglich, die Dynamik der Operatoren und der Zustandsvektoren voneinander zu entkoppeln. Dies erleichtert einige Rechnungen erheblich. Die bisherigen Überlegungen sind alle im so genannten Schrödinger-Bild
durchgeführt worden, in dem die Impulsoperatoren ruhen. Die Dynamik im
Schrödinger-Bild (ab jetzt durch den Index S gekennzeichnet) war nun durch
d
∂
|η(t)iS =
|η(t)iS
dt
∂t
= −iĤ S |η(t)iS
d S
∂
Ô = ÔS
dt
∂t
(3.2.4)
(3.2.5)
gegeben. Das Wechselwirkungsbild wurde erstmals 1943 von E.C.G. Stückelberg formuliert. Im Wechselwirkungsbild wird
S
ÂW (t) = eitĤ0
(3.2.6)
gewählt, wobei der Hamilton-Operator des Schrödinger-Bildes entsprechend
Ĥ S = Ĥ0S + Ĥ1S
(3.2.7)
in einen freien Anteil ohne Wechselwirkung und einen Anteil mit Wechselwirkung aufgeteilt wird. Dies bedeutet
S
S
Ĥ W (t) = eitĤ0 Ĥ S e−iĤ0
S
S
S
S
= eitĤ0 Ĥ0S e−itĤ0 + eitĤ0 Ĥ1S e−itĤ0
S
S
= Ĥ0S + eitĤ0 Ĥ1S e−itĤ0
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
88
bzw.
Ĥ0W = Ĥ0S = Ĥ0
(3.2.8)
und
Ĥ1W (t) = eitĤ0 Ĥ1S e−itĤ0
.
(3.2.9)
Weiter wird
d
|η(t)iS
|η(t)iS + eitĤ0
dt
itĤ0
S
itĤ0
= iĤ0 e
|η(t)i + e
−iĤ S |η(t)iS
= iĤ0 eitĤ0 |η(t)iS − ieitĤ0 Ĥ0 + Ĥ1S e−itĤ0 eitĤ0 |η(t)iS
d
|η(t)iW =
dt
d itĤ0
e
dt
= −ieitĤ0 Ĥ1S e−itĤ0 · eitĤ0 |η(t)iS
= −iĤ1W (t) |η(t)iW
sowie
d itĤ0 S −itĤ0 d W
Ô e
Ô (t) =
e
dt
dt
= iĤ0 eitĤ0 ÔS e−itĤ0 + eitĤ0
∂ ÔS −itĤ0
e
+ eitĤ0 ÔS −iĤ0 e−itĤ0
∂t
∂ ÔS −itĤ0
e
+ iĤ0 ÔW (t) − iÔW (t)Ĥ0
∂t h
i
∂ W =
Ô (t) + i Ĥ0 , ÔW (t)
,
∂t
= eitĤ0
ex
wobei
∂ W ∂ ÔS −itĤ0
Ô (t) = eitĤ0
e
∂t
∂t
ex
(3.2.10)
keine direkte Ableitung ist, sondern eine transformierte Ableitung aus dem
Schrödinger-Bild darstellt. Im weiteren Verlauf dieses Textes werden aber nur
Operatoren betrachtet, die im Schrödinger-Bild zeitunabhängig sind. Im Wechselwirkungsbild ist die Dynamik damit durch
d
|η(t)iW = −iĤ1W (t) |η(t)iW
dt
h
i
d W
Ô (t) = i Ĥ0 , ÔW (t)
dt
(3.2.11)
(3.2.12)
3.2. DAS WECHSELWIRKUNGSBILD
89
gegeben. Die Operatoren im Wechselwirkungsbild folgen also freien Bewegungsgleichungen, die nicht durch Wechselwirkungen beeinusst werden. Wichtig ist noch, dass es sich bei dem Übergang zwischen den Bildern um eine
kanonische Transformation
h
i
Ô1S , Ô2S
= Ô3S
±
h
⇐⇒
Ô1W , Ô2W
i
±
= Ô3W
(3.2.13)
handelt, die die Vertauschungsrelationen zwischen Operatoren unverändert
lässt.
Für die Erzeugungsoperatoren von freien Skalarfeldern im Schrödinger-Bild
ergibt sich aus (2.4.9)
|Φ(xiS =
Z
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x |m, p~ iS d3 p
2E(~
p)
und mit (3.1.21) der Zusammenhang
Φ̂†S (~x) = B̂S† (~x) + D̂S (~x) ,
mit
B̂S† (~x)
Z
=
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x ↠(~
p)d3 p
2E(~
p)
D̂S (~x) |0i = 0 .
D̂S (~x)
ist dabei ein noch zu bestimmender Operator. Dessen Berücksichti-
gung ist zwingend notwendig, um die Kausalität der Theorie sicherzustellen.
Übergang in das Wechselwirkungsbild liefert
†
B̂W
(~x, t) =
Z
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x â†W (~
p, t)d3 p
2E(~
p)
.
Nun gilt für die Impulseigenzustände
|m, p~ iW = eitE(~p) |m, p~ iS
,
woraus für die Erzeugungsoperatoren im Wechselwirkungsbild der Ansatz
â†W (~
p, t) = eitE(~p) ↠(~
p)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
90
abgeleitet werden kann, den man unter Ausnutzung der Beziehung
h
i
Ĥ0 , ↠(~
p) = E(~
p) · ↠(~
p)
durch Einsetzen in die Dynamikgleichung der Operatoren im Wechselwirkungsbild veriziert. Damit ergibt sich dann
†
B̂W
(~x, t) =
3
Z
(2π)− 2
p
· e−i~p~x eitE(~p) ↠(~
p)d3 p
2E(~
p)
Z
(2π)− 2
p
· eipx ↠(~
p)d3 p
2E(~
p)
=
3
.
Im Wechselwirkungsbild folgt insbesondere auch
|η; m, p~ iW = eitE(~p) |η; m, p~ iS
= eitE(~p) e−itE(~p) |m, p~ iS = ↠(~
p) |0i
d.h. der Operator
,
(3.2.14)
↠(~
p) erzeugt im Wechselwirkungsbild den zeitunabhängigen
Zustandsvektor eines Teilchens.
Im Folgenden wird bis auf weiteres im Wechselwirkungsbild gearbeitet und deshalb der Index W bei den Zuständen und Operatoren nicht mehr mitgeschrie†
ben. Unter â (~
p) ist dabei aber immer der Operator zu verstehen, der einen
zeitunabhängigen Impulseigenzustand erzeugt.
Mit diesem Wechsel der Schreibweise ist dann
Φ̂† (x) = B̂ † (x) + D̂(x) ,
(3.2.15)
mit
†
B̂ (x) =
Z
3
(2π)− 2
p
· eipx ↠(~
p)d3 p
2E(~
p)
D̂(x) |0i = 0 .
(3.2.16)
(3.2.17)
Nach dem dritten Postulat der speziellen Relativitätstheorie können sich raumartig getrennte Ereignisse nicht beeinussen. Dies bedeutet, dass Messungen
an zwei Raumzeit-Punkten, die einen raumartigen Abstand besitzen, die also
nicht durch Licht- (oder andere) Signale miteinander in Wechselwirkung treten können, sich nicht gegenseitig beeinussen dürfen. Für freie Teilchen, d.h.
ohne das Vorliegen von Wechselwirkungen, ist im Wechselwirkungsbild der
3.2. DAS WECHSELWIRKUNGSBILD
91
Zustandsvektor zeitlich konstant und die Zeitabhängigkeit wird ausschlieÿlich
durch die Operatoren getragen. Für die Feldoperatoren bedeutet dies, dass sie
die Mikrokausalitätsbedingung
h
Φ̂(x), Φ̂† (y)
i
=0
∓
für
(x − y)2 ≤ 0
(3.2.18)
D̂(x)
fest und bestimmt
erfüllen müssen. Diese Forderung legt den Operator
die Art der Vertauschungsrelationen der verschiedenen Elementarteilchen.
Für das Folgende ist die Funktion
1
(2π)3
i∆+ (m; x) =
wichtig.
∆+ (m; x)
Z
e−ipx
d3 p
2E(~
p)
(3.2.19)
x, oensichtlich invariant und
x2 abhängen, was die Berech2
erlaubt. Für x ≤ 0 können für die
ist eine gerade Funktion von
kann deshalb nur von der invarianten Gröÿe
nung durch geeignete Koordinatenwahl
Berechnung die speziellen Koordinaten
ts = 0
=⇒
x2s = −~xs · ~xs ≤ 0
gewählt werden. Dies liefert
1
∆+ (m; ~xs , 0) =
2(2π)3
ei~ps ·~xs
Z
q
m2
+ |~
ps |
2
· d3 ps
und zeigt, dass auch für beliebige Koordinaten
∆+ (m; x) 6= 0
für
x2 ≤ 0
(3.2.20)
ist. Die erweiterte Funktion
∆(m; x)
= ∆+ (m; x) − ∆+ (m; −x)
Z
sin(px) 3
1
d p
=−
(2π)3
E(~
p)
(3.2.21)
(3.2.22)
hat jedoch die oensichtlichen Eigenschaften
∆(m; x0 )
Lorentz-Invarianz
∆(m; x)
=
Antisymmetrie
∆(m; x)
= −∆(m; −x)
(3.2.23)
(3.2.24)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
92
und verschwindet bei
t=0
∆(m; ~x, 0)
=
=
Z
1
+
(2π)3
0
,
p~ · ~x ) 3
d p
E(~
p)
sin(
(3.2.25)
da im Integral eine ungerade Funktion des Impulses steht. Dies bedeutet für
raumartige Abstände
∆(m; x) = 0
x2 ≤ 0
für
.
(3.2.26)
Weiter gilt die wichtige Beziehung
∂
=
∆(m; x)
∂t
t=0
=
=
Z
1
cos ( p
~ · ~x ) d3 p
(2π)3
Z
1
−
ei~p·~x d3 p
(2π)3
−
−δ 3 (~x)
.
(3.2.27)
3.3 Die Vertauschungsrelationen
Skalarfelder: Für den Erzeugungsoperator hatte sich
Φ̂† (x) = B̂ † (x) + D̂(x)
mit
B̂ † (x) =
Z
3
(2π)− 2
p
· eipx ↠(~
p)d3 p
2E(~
p)
D̂(x) |0i = 0
ergeben. Der Operator
D̂(x) ergibt sich durch Auswertung der Mikrokausalitäts-
bedingung
h
Φ̂(x), Φ̂† (y)
i
∓
h
i
= B̂(x) + D̂† (x), B̂ † (y) + D̂(y)
∓
h
i
h
i
†
†
= B̂(x), B̂ (y) + D̂ (x), D̂(y) = 0
∓
∓
für
x2 ≤ 0 .
3.3. DIE VERTAUSCHUNGSRELATIONEN
93
Mit
h
1
(2π)3
Z Z
e−ipx
eiqy p
p
â(~
p), ↠(~q) ∓ d3 pd3 q
2E(~
p) 2E(~q)
1
=
(2π)3
Z Z
eiqy
e−ipx
p
p
δ 3 (~
p − ~q)d3 pd3 q
2E(~
p) 2E(~q)
i
B̂(x), B̂ † (y) =
∓
Z −ip(x−y)
1
e
=
d3 p
(2π)3
2E(~
p)
= i∆+ (m; x − y)
wird die Mikrokausalitätsbedingung nur erfüllbar, wenn
ist wie
D† (x)
so aufgebaut
B † (x)
D̂† (x) =
Z
3
(2π)− 2
p
· eipx â†c (~
p)d3 p
2E(~
p)
und für den Kommutator das Minuszeichen gilt. Damit folgt
3
(2π)− 2 −ipx
p
e
â(~
p) + eipx â†c (~
p) d3 p
Φ̂(x) =
2E(~
p)
Z
− 32 (2π)
p
Φ̂† (x) =
eipx ↠(~
p) + e−ipx âc (~
p) d3 p
2E(~
p)
Z
(3.3.1)
(3.3.2)
sowie die kovarianten Vertauschungsrelationen
h
i
Φ̂(x), Φ̂† (y) = i∆(m; x − y) .
−
(3.3.3)
Skalarfelder beschreiben also Bosonen. Da das Skalarfeld aus ebenen Wellen
e±ipx
aufgebaut ist, erfüllt es die Klein-Gordon-Gleichung
(∂µ ∂ µ + m2 )Φ̂(x) = 0
.
(3.3.4)
Die Klein-Gordon-Gleichung drückt nichts anderes aus, als die relativistische
Beziehung zwischen Energie, Impuls und Masse. Sie muss deshalb für alle Elementarteilchen gelten und nicht nur für Skalarfelder. Anfangs wurde sie jedoch
als relativistische Feldgleichung verworfen, da sie inkompatibel mit der statistischen Interpretation einer Wahrscheinlichkeitsamplitude ist. Bei dem hier
gewählten Weg tritt diese Problematik nicht auf, da die Feldzustände zwar
die Klein-Gordon-Gleichung erfüllen, ihre Denition jedoch nicht als Lösung
dieser Gleichung erfolgt, sondern sich aus der geforderten relativistischen Invarianz des Skalarproduktes ergibt.
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
94
In obiger Beziehung müssen die durch
a† (~
p)
und
a†c (~
p)
erzeugten Zustände
nicht identisch sein; es kann sich um zwei verschiedene skalare Teilchen
|η; m, p~ i = a† (~
p) |0i
(3.3.5)
|η; m, p~ ic = a†c (~
p) |0i
(3.3.6)
handeln, die sich allerdings nur durch das Vorzeichen ihrer Ladungen unterscheiden. Für die elektrische Ladung kann man dies wie folgt einsehen. Aus
den zueinander adjungierten Beziehungen
e−iαQ̂ · Φ̂† (x) · e+iαQ̂ = e−iαq · Φ̂† (x)
e−iαQ̂ · Φ̂(x) · e+iαQ̂ = e+iαq · Φ̂(x)
folgt, da der Vakuumzustand ungeladen ist
e±iαQ̂ |0i = |0i
,
durch Anwendung auf diesen
e−iαQ̂ · Φ̂† (x) |0i = e−iαq · Φ̂† (x) |0i
e−iαQ̂ · Φ̂(x) |0i = e+iαq · Φ̂(x) |0i ,
woraus sich durch Übergang zu innitesimalen
α-Werten und Berücksichtigung
der Darstellung der Feldoperatoren im Impulsraum schlieÿlich
Q̂ · Φ̂† (x) |0i = +q · Φ̂† (x) |0i
=⇒
Q̂ |η; m, p~ i = +q |η; m, p~ i
(3.3.7)
Q̂ · Φ̂(x) |0i = −q · Φ̂(x) |0i
=⇒
Q̂ |η; m, p~ ic = −q |η; m, p~ ic
(3.3.8)
ergibt. Das dem Teilchen
|η; m, p~ i
zugeordnete Elementarteilchen
|η; m, p~ ic
wird als Antiteilchen bezeichnet. Teilchen und Antiteilchen besitzen die gleiche
Masse, während ihre Ladungen zwar auch dem Betrage nach gleich sind, aber
umgekehrte Vorzeichen aufweisen. Die Existenz von Antiteilchen ist eine zwingende Konsequenz der Lorentz-Invarianz; d.h. der Forderung nach Gültigkeit
der Mikrokausalitätsbedingung für die Feldoperatoren.
3.3. DIE VERTAUSCHUNGSRELATIONEN
95
Spinorfelder: Die analogen Überlegungen wie für die Skalarfelder führen mit
B̂l† (x)
X Z (2π)− 32
p
=
· eipx u∗l (~
p, σ)↠(~
p, σ)d3 p
2E(~
p)
σ
sowie
h
i
B̂l (x), B̂l†0 (y)
∓
Z Z
e−ipx
eiqy
1 XX
p
p
=
(2π)3 σ
2E(~
p) 2E(~q)
σ0
· ul (~
p, σ)u∗l0 (~q, σ 0 ) · â(~
p, σ), ↠(~q, σ 0 ) ∓ d3 pd3 q
=
Z Z
e−ipx
1 XX
eiqy
p
p
3
(2π) σ
2E(~
p) 2E(~q)
σ0
· ul (~
p, σ)u∗l0 (~q, σ 0 ) · δ 3 (~
p − ~q)δσσ0 d3 pd3 q
e−ip(x−y) X
·
ul (~
p, σ)u∗l0 (~
p, σ) · d3 p
2E(~
p)
σ
Z −ip(x−y) X
1
e
· d3 p
=
·
u(~
p, σ)u† (~
p, σ)
3
(2π)
2E(~
p)
ll0
σ
Z −ip(x−y) 1
e
=
· [pµ γ µ + m] γ 0
· d3 p
3
(2π)
2E(~
p)
ll0
Z
3
1
µ ∂
0
−ip(x−y) d p
=
iγ
+
m
γ
e
3
∂xµ
2E(~
p)
ll0 (2π)
= iγ µ ∂µ + m γ 0 i∆+ (m; x − y)
=
1
(2π)3
Z
ll0
zu der Notwendigkeit, dass bei dem Spinorfeld
h
D̂l† (x), D̂l0 (y)
i
∓
= − iγ µ ∂µ + m γ 0 0 i∆+ (m; y − x)
ll
sein muss. Wie man leicht überprüft, liefert
D̂l† (x) =
X Z (2π)− 23
p
· eipx vl (~
p, σ)â†c (~
p, σ)d3 p
2E(~
p
)
σ
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
96
das gewünschte Ergebnis
h
D̂l† (x), D̂l0 (y)
i
∓
Z Z
1 XX
eipx
e−iqy
p
p
=
3
(2π) σ
2E(~
p) 2E(~q)
σ0
· vl (~
p, σ)vl∗0 (~q, σ 0 ) · â†c (~
p, σ), âc (~q, σ 0 ) ∓ d3 pd3 q
=
Z Z
1 XX
e−iqy
eipx
p
p
(2π)3 σ
2E(~
p) 2E(~q)
σ0
· vl (~
p, σ)vl∗0 (~q, σ 0 ) · ∓ âc (~q, σ), â†c (~
p, σ 0 ) ∓ d3 pd3 q
=
Z Z
1 XX
e−iqy
eipx
p
p
3
(2π) σ
2E(~
p) 2E(~q)
σ0
· vl (~
p, σ)vl∗0 (~q, σ 0 ) · ∓δ 3 (~
p − ~q)δσσ0 d3 pd3 q
e−ip(y−x) X
·
vl (~
p, σ)vl∗0 (~
p, σ) · d3 p
2E(~
p)
σ
Z −ip(y−x) X
e
1
†
·
v(~
p
,
σ)v
(~
p
,
σ)
· d3 p
=∓
(2π)3
2E(~
p)
ll0
σ
Z −ip(y−x) 1
e
µ
0
=∓
[p
γ
−
m]
γ
·
· d3 p
µ
(2π)3
2E(~
p)
ll0
Z
3
1
µ ∂
0
−ip(y−x) d p
= ∓ −iγ
−
m
γ
e
3
∂xµ
2E(~
p)
ll0 (2π)
µ
0
= ± i γ ∂µ + m γ
i∆+ (m; y − x) ,
0
=∓
1
(2π)3
Z
ll
wenn der Kommutator mit dem Pluszeichen ausgeführt wird. Mit dem
u-Spinor
ist dies nicht möglich. Damit folgt
Ψ̂(x) =
X Z (2π)− 32 p
e−ipx u(~
p, σ)â(~
p, σ) + eipx v(~
p, σ)â†c (~
p, σ) d3 p
2E(~
p)
σ
(3.3.9)
X Z (2π)− 23 †
p
Ψ̂ (x) =
eipx u† (~
p, σ)↠(~
p, σ) + e−ipx v † (~
p, σ)âc (~
p, σ) d3 p
2E(~
p)
σ
(3.3.10)
3.3. DIE VERTAUSCHUNGSRELATIONEN
sowie die kovarianten Vertauschungsrelationen (γ
h
97
0
ist ein zweistuger Spinor)
i
Ψ̂l (x), Ψ̂†l0 (y) = i∂µ γ µ + m γ 0 i∆(m; x − y) .
ll0
+
(3.3.11)
Spinorfelder beschreiben also Fermionen und die Mikrokausalitätsbedingung
führt auch hier zur Notwendigkeit der Existenz von Antiteilchen. Aus (2.5.10)
und (2.5.15) folgt, dass das freie Spinorfeld die Dirac-Gleichung
(i∂µ γ µ − m) Ψ̂(x) = 0
(3.3.12)
erfüllt.
Proca-Felder: Nach dem gleichen Schema wird mit
B̂ µ† (x) =
X Z (2π)− 32
p
· eipx eµ∗ (~
p, λ)↠(~
p, λ)d3 p
2E(~
p
)
λ
der B-Kommutator
h
i
B̂ µ (x), B̂ ν† (y)
=
1
(2π)3
∓
XXZ Z
λ0
λ
e−ipx
eiqy
p
p
2E(~
p) 2E(~q)
· eµ (~
p, λ)eν∗ (~q, λ0 ) · â(~
p, λ), ↠(~q, λ0 ) ∓ d3 pd3 q
Z Z
1 XX
e−ipx
eiqy
p
p
=
(2π)3
2E(~
p) 2E(~q)
λ λ0
=
1
(2π)3
Z Z
e−ip(x−y)
2E(~
p)
· eµ (~
p, λ)eν∗ (~q, λ0 ) · δ 3 (~
p − ~q)δλλ0 d3 pd3 q
X
·
eµ (~
p, λ)eν∗ (~
p, λ) · d3 p
λ
Z Z −ip(x−y) 1
e
1 µ ν
µν
=
· −g + 2 p p · d3 p
(2π)3
2E(~
p)
m
1
= − g µν + 2 ∂ µ ∂ ν i∆+ (m; x − y) .
m
Die Mikrokausalitätsbedingung führt zu dem Minuszeichen beim Kommutator
und es muss
X Z (2π)− 32
p
D̂ (x) =
· eipx eµ∗ (~
p, λ)â†c (~
p, λ)d3 p
2E(~
p
)
λ
µ†
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
98
sein. Insgesamt ergibt sich für das Proca-Feld
X Z (2π)− 32 p
V̂ (x) =
e−ipx eµ (~
p, λ)â(~
p, λ) + eipx eµ∗ (~
p, λ)â†c (~
p, λ) d3 p
2E(~
p)
λ
µ
(3.3.13)
V̂ µ† (x) =
XZ
λ
− 23
(2π)
p
eipx eµ∗ (~
p, λ)↠(~
p, λ) + e−ipx eµ (~
p, λ)âc (~
p, λ) d3 p
2E(~
p)
(3.3.14)
mit den kovarianten Vertauschungsrelationen
h
i
1
V̂ µ (x), V̂ ν† (y) = − g µν + 2 ∂ µ ∂ ν i∆(m; x − y) .
m
−
(3.3.15)
Proca-Felder beschreiben Bosonen. Jede Komponente des freien Proca-Feldes
erfüllt natürlich die Klein-Gordon-Gleichung
(∂µ ∂ µ + m2 )V̂ ν (x) = 0
(3.3.16)
und (2.6.7) führt zu der Lorentz-Bedingung
∂µ V̂ µ (x) = 0
.
(3.3.17)
Deren Konsistenz mit den Vertauschungsrelationen sieht man durch
h
i
h
i
∂µ V̂ µ (x), V̂ ν† (y) = ∂µ V̂ µ (x), V̂ ν† (y)
−
−
1
= −i∂µ g µν + 2 ∂ µ ∂ ν ∆(m; x − y)
m
i ν 2
= − 2 ∂ m + ∂µ ∂ µ ∆(m; x − y) = 0
m
.
(3.3.18)
Anmerkung: In vielen Lehrbüchern werden mit Hilfe einer Lagrange-Dichte
so genannte kanonisch konjugierte Feldoperatoren eingeführt und die Vertauschungsrelationen zu gleichen Zeiten als Quantisierungsvorschrift mit diesen
postuliert und daraus dann obige Vertauschungsrelationen für beliebige Zeiten
für die angegebenen Erzeugungsoperatoren abgeleitet.
3.4 Maxwell-Felder
Das Maxwell-Feld unterscheidet sich sehr wesentlich vom Proca-Feld und muss
gesondert behandelt werden. Wie sich später zeigen wird, kann das einfache
3.4. MAXWELL-FELDER
99
Maxwell-Feld nur mit Materie wechselwirken, wenn es neutral ist. Deshalb
wird an dieser Stelle auch nur das neutrale Maxwell-Feld diskutiert. Folgt
man dem Ansatz wie beim Proca-Feld, so ergeben sich mit reell gewählten
Polarisationsvektoren aus
µ⊥ (x) =
X Z (2π)− 32 √
e−ikx eµ (~k, λ)â(~k, λ) + eikx eµ (~k, λ)↠(~k, λ) d3 k
2ω
λ=±1
(3.4.1)
die Vertauschungsrelationen
h
i
Âi⊥ (x), Âj⊥ (y) = −g ij · i∆(0; x − y) + ∂xi ∂xj H(x − y)
−
(3.4.2)
mit
(2π)−3 −ikx
e
− eikx d3 k
3
2ω
(
sgn(t) für |~
x| < |t|
i
=−
t
4π
für |~
x
| > |t|
|~
x|
Z
H(x) =
Dies bedeutet
∂xi ∂xj H(x − y) 6= 0
(3.4.3)
für raumartige Abstände. Das Maxwell-
Feld erfüllt also nicht die Mikrokausalitätsbedingung und kann damit nicht
ausmessbar sein. Dies ist nicht überraschend, da aufgrund der Eichinvarianz
das Maxwell-Feld nicht eindeutig deniert ist. Betrachtet man dagegen den
Feldstärketensor

0
 ˆ1
+
E

(F̂ µν ) =  ˆ2
+E
+Eˆ3
−Eˆ1
0
+Bˆ3
−Bˆ2
−Eˆ2
−Bˆ3
0
+Bˆ1

−Eˆ3

+Bˆ2 

−Bˆ1 
0
,
(3.4.4)
so wird
h
i
h
i
Ê i (x), Ê j (y) = ∂x0 ∂y0 Âi⊥ (x), Âj⊥ (y)
−
−
= −g ij · ∂x0 ∂y0 · i∆(0; x − y) + ∂xi ∂xj · ∂x0 ∂y0 H(x − y)
= +g ij · ∂x0 ∂x0 · i∆(0; x − y) − ∂xi ∂xj · ∂x0 ∂x0 H(x − y)
= g ij · ∂x0 ∂x0 + ∂xi ∂xj i∆(0; x − y) ;
(3.4.5)
d.h. die Feldstärkeoperatoren
Ê i
erfüllen die Mikrokausalitätsbedingung und
sind damit beobachtbare Gröÿen des Maxwell-Feldes. Entsprechendes ergibt
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
100
sich bei Einbeziehung der Feldstärkeoperatoren
B̂ i .
Da der Feldstärketensor
invariant bei Eichtranformationen ist, gilt dies auch für die Feldstärkeoperatoren. Damit ist die Eichinvarianz der beobachtbaren Gröÿen sichergestellt.
Die obigen Vertauschungsrelationen sind allerdings nicht kovariant. Dies liegt
daran, dass die Zerlegung der Felder in transversale und longitudinale Komponenten von der Wahl des Bezugssystems abhängt und so die Lorentz-Invarianz
der Theorie verborgen bleibt. Dies ist ein erheblicher Nachteil dieser Formulierung der Theorie, da die systematische Behandlung der Störungsreihe nur
mit sehr viel Rechenaufwand möglich ist. Insbesondere der Beweis der Renormierbarkeit in allen Ordnungen der Störungstheorie verlangt eine kovariante
Darstellung des Maxwell-Feldes. Praktisch kann dies durch Einführung von
mehr Zuständen im Hilbert-Raum als das physikalische Maxwell-Feld besitzt
und deren anschlieÿende Eliminierung durch geeignete Bedingungen erfolgen.
Diese Formulierung wurde 1950 von S.Gupta und K.Beuler erarbeitet.
Bei der kovarianten Formulierung des Maxwell-Feldes wird üblicherweise eine
neue Zuordnung der Polarisationen zu den Polarisationsvektoren gewählt. Den
physikalischen transversalen Polarisationsvektoren ordnet man die Polarisationen
mit
λ=1
λ=0
sowie
λ=2
zu und führt zudem einen skalaren Polarisationsvektor
und einen longitudinalen Polarisationsvektor mit
λ=3
ein. Das so
erweiterte Maxwell-Feld lautet dann
µ (x) =
3
3 Z
X
(2π)− 2 −ikx µ ~
√
e
e (k, λ)â(~k, λ) + eikx eµ (~k, λ)↠(~k, λ) d3 k
2ω
λ=0
.
(3.4.6)
Die zusätzlichen Polarisationsvektoren müssen der Orthogonalitätsbedingung
eµ (~k, λ1 )eµ (~k, λ2 ) = 0
für
λ1 6= λ2
genügen. Diese Bedingung wird durch
1
k=ω
~ek
=⇒
1
~
e(k, 0) = ~
0
und
e(~k, 3) =
0
~ek
(3.4.7)
erfüllt, was insgesamt zu
eµ (~k, λ1 )eµ (~k, λ2 ) = gλ1 λ2
(3.4.8)
3.4. MAXWELL-FELDER
101
führt. Damit ergibt sich die Polarisationssumme


X
λ
 ij k i k j
gλλ eµ (~k, λ)eν (~k, λ) = δiµ δjν 
g + ω 2
| {z }
λ=±1
ki kj 
− 2 
ω }
| {z
+g µ0 g ν0
| {z }
= g µν .
λ=0
λ=3
(3.4.9)
Die Kovarianz der Vertauschungsrelationen der Feldoperatoren erfordert, dass
h
i
â(~k, λ), ↠(~k 0 , λ0 ) = −gλλ0 δ 3 (~k − ~k 0 )
(3.4.10)
−
ist. Skalare Photonen besitzen also eine negative Norm
hη; ω, ~k, 0|η; ω, ~k, 0i = h0|â(~k, 0), ↠(~k, 0)|0i
h
i
= h0| â(~k, 0), ↠(~k, 0) |0i
−
= −δ 3 (0) .
Dies macht deutlich, dass skalare Photonen nicht-physikalische Pseudozustände sind. Dies ist der Preis, den man für die kovariante Formulierung bezahlen
muss. Die Kovarianz der Vertauschungsrelationen überprüft man
h
µ (x), Âν (y)
i
−
Z Z −ikx ik0 y
e
1 XX
e
√
√
=
(2π)3
2ω
2ω 0
λ λ0
h
i
· eµ (~k, λ)eν (~k 0 , λ0 ) · â(~k, λ), ↠(~k 0 , λ0 ) d3 kd3 k 0
−
Z Z ikx −ik0 y
1 XX
e
e
√
√
+
(2π)3
2ω
2ω 0
λ λ0
h
i
· eµ (~k, λ)eν (~k 0 , λ0 ) · ↠(~k, λ), â(~k 0 , λ0 ) d3 kd3 k 0
−
Z Z −ikx ik0 y
e
1 XX
e
√
√
=
(2π)3
2ω 2ω 0
λ λ0
· eµ (~k, λ)eν (~k 0 , λ0 ) · −gλλ0 δ 3 (~k − ~k 0 ) d3 kd3 k 0
+
Z Z ikx −ik0 y
e
1 XX
e
√
√
(2π)3
2ω
2ω 0
λ λ0
· eµ (~k, λ)eν (~k 0 , λ0 ) · +gλλ0 δ 3 (~k − ~k 0 ) d3 kd3 k 0
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
102
Z
1 X e−ik(x−y) µ ~
· e (k, λ)eν (~k, λ) · (−gλλ ) d3 k
(2π)3
2ω
λ
Z ik(x−y)
X
1
e
+
· eµ (~k, λ)eν (~k, λ) · (+gλλ ) d3 k
(2π)3
2ω
λ
Z −ik(x−y)
e
− eik(x−y) X
1
·
gλλ eµ (~k, λ)eν (~k, λ) · d3 k
=−
(2π)3
2ω
λ
Z −ik(x−y)
1
e
− eik(x−y) µν 3
=−
·g ·d k
(2π)3
2ω
= −g µν · i∆(0; x − y)
=
und hat schlieÿlich
i
h
µ (x), Âν (y) = −g µν · i∆(0; x − y) .
−
(3.4.11)
Das um die skalaren und longitudinalen Photonen ergänzte Maxwell-Feld erfüllt damit die Mikrokausalitätsbedingung und besitzt kovariante Vertauschungsrelationen. Dies erlaubt es, das Maxwell-Feld in der Störungsrechnung so
wie die anderen Felder zu behandeln.
Die unerwünschten Pseudozustände eliminiert man dadurch, dass man (im
Falle freier Maxwell-Felder) als physikalische Zustände nur solche zulässt, für
die die Anzahlen der skalaren und longitudinalen Photonen gleich sind:
hηphy (t)| ↠(~k, 0)â(~k, 0) |ηphy (t)i
= hηphy (t)| ↠(~k, 3)â(~k, 3) |ηphy (t)i
(3.4.12)
Obige Beziehung ist erfüllt, wenn mit
Ê(~k) = â(~k, 0) − â(~k, 3)
(3.4.13)
Ê(~k) |ηphy (t)i = 0
hηphy (t)| Ê † (~k) = 0
gilt. Der Operator
h
Ê(~k)
(3.4.14)
(3.4.15)
erfüllt die nützliche Vertauschungsrelation
i h
i
Ê(~k), Ê † (~k 0 ) = â(~k, 0) − â(~k, 3), ↠(~k 0 , 0) − ↠(~k 0 , 3)
h
i h
i
= â(~k, 0), ↠(~k 0 , 0) + â(~k, 3), ↠(~k 0 , 3)
= −δ 3 (~k − ~k 0 ) + δ 3 (~k − ~k 0 ) = 0
.
(3.4.16)
3.4. MAXWELL-FELDER
103
Es gilt zu überprüfen, dass alle Zustände mit gleicher Konguration von transversalen Photonen physikalisch äquivalent sind, auch wenn sie unterschiedliche
Beimischungen von longitudinalen und skalaren Photonen besitzen. Bezeichnet
|ηT (t)i
einen Zustand, der nur transversale Photonen enthält, so stellt
|ηE (t)i = Ê † |ηT (t)i
(3.4.17)
mit
Ê † = 1 +
Z
e∗ (~k)Ê † (~k)d3 k
Z Z
+
e∗ (~k, ~k 0 )Ê † (~k)Ê † (~k 0 )d3 kd3 k 0 + ...
(3.4.18)
einen allgemeinen äquivalenten physikalischen Zustand dar. Dabei ist
Ê |ηT (t)i = |ηT (t)i
†
hηT (t)| Ê = hηT (t)|
da der Zustand
|ηT (t)i
(3.4.19)
,
(3.4.20)
per Denition keine Beimischung von longitudinalen
oder skalaren Photonen enthält. Der Eichoperator
Ê †
erzeugt je nach Wahl
der Koezienten alle zulässigen Beimischungen von longitudinalen und skalaren Photonen. Er vertauscht wegen (3.4.16) für beliebig gewählte, auch unterschiedliche Sätze von Beimischungskoezienten mit sich selbst
h
i
Ê 0 , Ê † = 0 .
(3.4.21)
Damit folgt für zwei verschiedene Zustände mit zudem unterschiedlichen Sätzen von Beimischungskoezienten
0
0
0 †
hηE
0 (t)|ηE (t)i = hηT 0 (t)|Ê Ê |ηT (t)i
= hηT0 0 (t)|Ê † Ê 0 |ηT (t)i
= hηT0 0 (t)|ηT (t)i ;
(3.4.22)
d.h. das Skalarprodukt wird nicht durch die Beimischungen der Pseudophotonen beeinusst, sondern ausschlieÿlich durch den transversalen Sektor des
Hilbert-Raumes bestimmt. Die Zustände
|ηT (t)i
eine Äquivalenzklasse.
|ηE (t)i
bilden bei festgehaltenem
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
104
Den Einuss der verschiedenen Beimischungen auf den Erwartungswert des
Feldoperators sieht man durch Betrachtung von
Aµ (x, e) = hηE (t)|µ (x)|ηE (t)i
= hηT (t)|Ê Âµ (x)Ê † |ηT (t)i
Z
= hηT (t)| 1 + e(~k)Ê(~k)d3 k + ..... · µ (x)
Z
· 1 + e∗ (~k)Ê † (~k)d3 k + ..... |ηT (t)i
Z
i
h
= hηT (t)|µ (x)|ηT (t)i + hηT (t)| e(~k) Ê(~k), µ (x) d3 k|ηT (t)i
Z
h
i
+ hηT (t)| e∗ (~k) µ (x), Ê † (~k) d3 k|ηT (t)i.
In der vorstehenden Ableitung wurde ausgenutzt, dass die Summanden höherer
Ordnung wegen (3.4.16) nichts zu dem Erwartungswert beitragen. Mit
3
3 Z
h
i
h
i X
(2π)− 2 ik0 x µ ~ 0
µ
~
√
Ê(k), Â (x) =
e e (k , λ) â(~k, 0) − â(~k, 3), ↠(~k 0 , λ) d3 k 0
2ω 0
λ=0
3
3 Z
X
(2π)− 2 ik0 x µ ~ 0
√
=
e e (k , λ) −δ(k~0 − ~k)(δλ0 + δλ3 ) d3 k 0
2ω 0
λ=0
3
(2π)− 2 ikx µ ~
=− √
e
e (k, 0) + eµ (~k, 3)
2ω
3
(2π)− 2
=− √
· k µ eikx
ω 2ω
wird dann
Z
− 23
(2π)
A (x, e) = hηT (t)|Â (x)|ηT (t)i − hηT (t)| e(~k) √
· k µ eikx d3 k|ηT (t)i
ω 2ω
Z
3
(2π)− 2
− hηT (t)| e∗ (~k) √
· k µ e−ikx d3 k|ηT (t)i
ω 2ω
Z
Z
3
3
(2π)− 2
(2π)− 2
= Aµ (x) − e(~k) √
· k µ eikx d3 k − e∗ (~k) √
· k µ e−ikx d3 k
ω 2ω
ω 2ω
Z
3
(2π)− 2 ~ ikx
µ
µ
√
= A (x) + ∂
ie(k)e − ie∗ (~k)e−ikx d3 k
ω 2ω
µ
µ
3.4. MAXWELL-FELDER
105
und damit schlieÿlich
Aµ (x, e) = Aµ (x) + ∂ µ e(x) .
(3.4.23)
Die Beimischung von skalaren und longitudinalen Photonen bewirkt eine Eichtransformation des Erwartungswertes des Feldoperators. Da der Feldstärketensor invariant unter solchen Eichtransformationen ist, trit dies auch für alle
beobachtbaren Gröÿen zu. Damit sind alle Zustände, die eine gleiche Konguration von skalaren und longitudinalen Photonen besitzen, physikalisch äquivalent.
Da das kovariante Maxwell-Feld aus ebenen Wellen aufgebaut ist, gilt auch
hier die Klein-Gordon-Gleichung für jede Komponente des Feldoperators
∂µ ∂ µ Âν (x) = 0
(3.4.24)
aber nicht die Lorentz-Bedingung
∂µ µ (x) 6= 0 .
(3.4.25)
Die physikalisch zulässigen Zustände sind jedoch gerade so deniert, dass die
Lorentz-Bedingung für den Erwartungswert
hηphy (t)|∂µ µ (x)|ηphy (t)i = 0
(3.4.26)
weiterhin gültig ist. Die Gültigkeit folgt aus der Beziehung
∂µ
3
X
e−ikx eµ (~k, λ)â(~k, λ) |ηphy (t)i
λ=0
=
3
X
(−ikµ )e−ikx eµ (~k, λ)â(~k, λ) |ηphy (t)i
λ=0
= −ie−ikx kµ eµ (~k, 0)â(~k, 0) + kµ eµ (~k, 3)a(~k, 3) |ηphy (t)i
= −ie−ikx ωâ(~k, 0) + (−ω)â(~k, 3) |ηphy (t)i
= −ie−ikx ω · Ê(~k) |ηphy (t)i
=0
sowie deren Adjungierung
hηphy (t)| ∂µ
3
X
λ=0
eikx eµ (~k, λ)↠(~k, λ) = 0
.
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
106
Entsprechend obiger Ableitung gilt für zwei beliebige physikalisch zulässige
Zustände sogar die allgemeinere Beziehung
hη2phy (t)|∂µ µ (x)|η1phy (t)i = 0
.
(3.4.27)
3.5 Vertauschungsrelationen für gleiche Zeiten
Im weiteren Verlauf des Textes sind noch die nachstehenden Vertauschungsrelationen der Feldoperatoren für gleiche Zeiten wichtig. Aus (3.2.25) ergibt
sich unmittelbar
h
i
Φ̂(~x, t), Φ̂† (~y , t) =
i∆(m; ~x − ~y , 0) = 0
h
i
µ (~x, t), Âν (~y , t) = −g µν · i∆(0; ~x − ~y , 0) = 0
(3.5.1)
.
(3.5.2)
Weiter wird für das Skalarfeld
h
i
h
i
Φ̂(~x, t), ∂ 0 Φ̂† (~y , t) = Φ̂(~x, tx ), ∂ 0 Φ̂† (~y , t)
h
i
= ∂ 0 Φ̂(~x, tx ), Φ̂† (~y , t)
für
tx = t
für
tx = t
= ∂ 0 i∆(m; ~x − ~y , tx − t)tx =t
∂
0 = −i 0 ∆(m; ~x − ~y , t )
∂t
t0 =0
=
iδ 3 (~x − ~y )
.
(3.5.3)
Dieses Ergebnis kann man direkt auf das Maxwell-Feld übertragen:
h
i
µ (~x, t), ∂ 0 Âν (~y , t) =
−g µν · iδ 3 (~x − ~y )
(3.5.4)
Man beachte hierbei das negative Vorzeichen bei der 0-Komponente im Vergleich zum Skalarfeld. Für das Spinorfeld liefert die entsprechende Rechnung
h
Ψ̂l (~x, t), Ψ̂†l0 (~y , t)
i
+
i
Ψ̂l (~x, t), Ψ̂†l0 (~y , ty )
für
ty = t
+
=
i∂ µ γµ + m γ 0 0 i∆(m; ~x − ~y , t − ty )
ll
ty =t
0
0
= i∂ γ0 γ
i∆(m; ~x − ~y , t − ty )
ll0
ty =t
∂
= −δll0 0 ∆(m; ~x − ~y , t0 )
∂t
t0 =0
=
=
h
δll0 δ 3 (~x − ~y )
.
(3.5.5)
3.6. DER FEYNMAN-PROPAGATOR
107
3.6 Der Feynman-Propagator
Für den Feldoperator eines Skalarfeldes mit der Ladung
e−iαQ̂ · Φ̂† (x) · e+iαQ̂ = e−iαq
α
i
Q̂, Φ̂† (x) = q Φ̂† (x)
q
war
Φ̂† (x) ,
(3.6.1)
woraus für kleine
h
folgt. Ist nun
|η(t)i
⇒
Q̂Φ̂† (x) = Φ̂† (x)(Q̂ + q)
(3.6.2)
ein Zustandsvektor, der auch ein Eigenzustand des La-
dungsoperators ist
Q̂ |η(t)i = Q |η(t)i ,
so wird
Q̂Φ̂† (x) |η(t)i = Φ̂† (x)(Q̂ + q) |η(t)i
= Φ̂† (x)(Q + q) |η(t)i
= (Q + q)Φ̂† (x) |η(t)i ;
d.h. der Feldzustand
Φ̂† (x) |η(t)i
besitzt die Ladung
ein Eigenzustand des Ladungsoperators. Der Operator
(3.6.3)
(Q + q) und ist auch
Φ̂† (x) erhöht also die
q , indem er entweder ein Teilchen
q erzeugt oder ein Antiteilchen mit der Ladung −q vernichtet.
Φ̂(x) vermindert entsprechend
Ladung eines Ladungseigenzustandes um
mit der Ladung
Der Operator
Q̂Φ̂(x) |η(t)i = (Q − q)Φ̂(x) |η(t)i
(3.6.4)
die Ladung eines Ladungseigenzustandes um q.
Bendet sich nun an einem Ort
~x1
eine Ladung
um die Ladungsmenge q erhöht, und am Ort
~x2
Q1 ,
die sich zum Zeitpunkt
eine Ladung
Q2 ,
t1
die sich zum
Zeitpunkt t2 um die Ladungsmenge q verringert, so ist dieser Prozess auf zwei
verschiedene Weisen realisierbar:
• t1 > t2 :
Ein Teilchen mit der Ladung
emittiert, bewegt sich nach
~x1
q
wird bei
~x2
zum Zeitpunkt
und wird dort zum Zeitpunkt
t1
t2
absor-
biert.
• t1 < t2 : Ein Antiteilchen mit der Ladung −q wird bei ~x1 zum Zeitpunkt
t1 emittiert, bewegt sich nach ~x2 und wird dort zum Zeitpunkt t2 absorbiert.
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
108
Die beiden Prozesse lassen sich durch den Feynman-Propagator
i∆F (x1 − x2 ) = Θ(t1 − t2 )h0|Φ̂(x1 )Φ̂† (x2 )|0i + Θ(t2 − t1 )h0|Φ̂† (x2 )Φ̂(x1 )|0i
i
h
|0i ,
(3.6.5)
= h0| T Φ̂(x1 )Φ̂† (x2 )
mit dem durch

B̂(x1 )B̂ † (x2 )

i 
T B̂(x1 )B̂ † (x2 ) =
+B̂ † (x2 )B̂(x1 )


−B̂ † (x2 )B̂(x1 )
h
wenn
wenn
wenn
t1 > t2
t2 > t1
t2 > t1
bei Bosonen
bei Fermionen
deniertem zeitgeordneten Produkt von Operatoren darstellen. Der FeynmanPropagator beschreibt -abhängig von der Zeitordnung- die ungestörte Ausbreitung (d.h. ohne Wechselwirkung) von Teilchen und Antiteilchen. Ihm kommt
im Hinblick auf die Störungsrechnung eine groÿe Bedeutung in der Quantenfeldtheorie zu. Die Unterscheidung der beiden Prozesse durch
t1 > t2
t1 < t2
bzw.
ist für raumartige Abstände nicht Lorentz-invariant, da in diesem
Fall die Einteilung in früher oder später vom Bezugssystem abhängt. Die Berücksichtigung beider Prozesse im Feynman-Propagator führt aber dazu, dass
dieser kovariant ist. Damit wird
i∆F (x1 − x2 ) = Θ(t1 − t2 )h0|Φ̂(x1 )Φ̂† (x2 )|0i + Θ(t2 − t1 )h0|Φ̂† (x2 )Φ̂(x1 )|0i
Z
i
1
d3 p h
−ip(x1 −x2 )
ip(x1 −x2 )
=
Θ(t
−
t
)e
+
Θ(t
−
t
)e
1
2
2
1
(2π)3
2E(~
p)
= Θ(t1 − t2 ) · i∆+ (m; x1 − x2 ) + Θ(t2 − t1 ) · i∆+ (m; x2 − x1 )
Z
i
=
∆F (p) · e−ip(x1 −x2 ) d4 p
(3.6.6)
(2π)4
mit
∆F (p) =
1
p2 − m2 + i
Im Nenner ist der innitesimale Term
.
(3.6.7)
i addiert worden, damit die Integration
entlang der reellen Zeitachse erfolgen kann.
Eine vollständig analoge Rechnung wie bei der Ableitung der Vertauschungsrelationen liefert mit der Bezeichnung
ˆ
Ψ(x)
= Ψ̂† (x)γ 0
für den Feynman-
3.6. DER FEYNMAN-PROPAGATOR
109
Propagator der Spinorfelder
h
i
ˆ 0 (x )
iSF (x1 − x2 )ll0 = h0| T Ψ̂l (x1 )Ψ
l
2
|0i
= (iγ µ ∂µ + m)ll0 i∆F (x1 − x2 )
Z
i
SF (p)ll0 · e−ip(x1 −x2 ) d4 p
=
(2π)4
(3.6.8)
mit
SF (p) =
1
γ µ pµ + m
= µ
− m2 + i
γ pµ − m + i
.
p2
(3.6.9)
Dabei wurde ausgenutzt, dass beim Herausziehen der zeitlichen Ableitung aus
dem Integral sich die durch Ableitung der Sprungfunktion auftretenden Zusatzterme
iγ 0 δ(t1 − t2 )∆+ (m; x1 − x2 ) − iγ 0 δ(t1 − t2 )∆+ (m; x2 − x1 )
= iγ 0 δ(t1 − t2 )∆(m; x1 − x2 )
= iγ 0 δ(t1 − t2 )∆(m; x~1 − x~2 , t1 − t2 )
= iγ 0 δ(t1 − t2 )∆(m; x~1 − x~2 , 0)
=0
aufheben.
Bei der Berechnung des Feynman-Propagators für die Proca-Felder heben sich
die auftretenden Zusatzterme dagegen nicht gegenseitig auf und man erhält
dadurch
h
i
µ
ν†
i∆µν
(x
−
x
)
=
h0|
T
V̂
(x
)
V̂
(x
)
1
2
1
2
F
|0i
1
g µ0 g ν0 4
= −(g µν + 2 ∂ µ ∂ ν )i∆F (x1 − x2 ) −
iδ (x1 − x2 )
m2
Z m
i
−ip(x1 −x2 ) 4
=
∆µν
d p
(3.6.10)
F (p) · e
(2π)4
mit
∆µν
F (p) = −
(g µν − m12 pµ pν ) g µ0 g ν0
−
p2 − m2 + i
m2
.
(3.6.11)
Die zeitartige Komponente des Feynman-Propagators des Proca-Feldes ist also
ausgezeichnet und scheint die Lorentz-Invarianz zu zerstören. In störungstheoretischen Rechnungen kann man diesen Term jedoch praktisch einfach weglassen, da er durch einen dort auftretenden so genannten normalenabhängigen
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
110
Term aufgehoben wird, was die Lorentz-Invarianz wieder hergestellt.
Der Feynman-Propagator des Maxwell-Feldes ergibt sich entsprechend zu
h
i
iDFµν (x1 − x2 ) = h0| T µ (x1 )Âν (x2 )
|0i
µν
= −g i∆F (x1 − x2 )|m=0
Z
i
=
DFµν (k) · e−ik(x1 −x2 ) d4 k
(2π)4
(3.6.12)
(3.6.13)
mit
DFµν (k) = −
g µν
k 2 + i
.
(3.6.14)
3.7 Spinor-Elektrodynamik
Die bisherigen Ergebnisse für die Wechselwirkung zwischen Spinorfeldern und
Maxwell-Feldern lassen sich wie folgt
(i∂µ γ µ − m) Ψ̂(x) = 0
(3.7.1)
µ
(3.7.2)
ν
∂µ ∂ Â (x) = 0
d
|η(t)i = −iĤ1 (t) |η(t)i
dt
(3.7.3)
zusammenfassen. Die Theorie wird durch die Form des Wechselwirkungsanteils
des Hamilton-Operators
Z
Ĥ1 (t) = eq
ˆ
µ
3
:Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x):Â (x)d x
(3.7.4)
vervollständigt. Diese Beziehung wird erst im Kapitel zur Quanten-Elektrodynamik abgeleitet werden. Die Verwendung an dieser Stelle erfolgt aber schon,
um die Zusammenhänge zu verdeutlichen. Dabei bezeichnet
Kopplungskonstante und
q
e
die elektrische
die elektrische Ladung des dem Spinor zugeordne-
ten Teilchens. Die so genannte Normalordnung
:...: der Operatoren wird später
erklärt werden, wenn ihre Eigenschaften ausgenutzt werden.
Die vorstehenden Beziehungen denieren vollständig die Quanten-Elektrodynamik. Die Auswertung dieses Gleichungssystems ist jedoch nur im Rahmen
der so genannten Störungstheorie möglich, da es sich um gekoppelte, nichtlineare Operatorgleichungen handelt, die nicht exakt lösbar sind. Die Störungstheorie wird im nächsten Kapitel detailliert besprochen werden. In diesem Abschnitt soll der Zusammenhang mit dem klassischen Maxwell-Feld
Aµ (x)
und
3.7. SPINOR-ELEKTRODYNAMIK
der Einteilchenwellenfunktion
111
Ψ(x) der Dirac-Theorie gezeigt werden; d.h. der
Zusammenhang mit den Feldgleichungen
∂µ F µν (x) = eq · Ψ(x)γ ν Ψ(x)
(3.7.5)
(i∂µ γ µ − m) Ψ(x) = eq · γµ Aµ (x)Ψ(x)
(3.7.6)
der Spinor-Elektrodynamik in der so genannten ersten Quantisierung. Die erste Gleichung erlaubt das durch ein Spinorfeld erzeugte Maxwell-Feld zu berechnen, während die zweite Gleichung die Wirkung eines Maxwell-Feldes auf
ein Spinorfeld beschreibt. Bei dem Übergang von der allgemeinen Theorie zur
Theorie in der ersten Quantisierung sind folgende Besonderheiten zu beachten:
•
Da das Maxwell-Feld bosonisch ist und Photonen keine Masse besitzen,
muss jede Theorie bezüglich des Maxwell-Feldes einer Vielteilchentheorie entsprechen und das klassische Maxwell-Feld wird deshalb als Erwartungswert
Aµ (x) = hηphy (t)|µ (x)|ηphy (t)i
des Feldoperators deniert, wobei jeder Zustand
|ηphy (t)i
(3.7.7)
des Maxwell-
Feldes eine Superposition von Zuständen mit verschiedenen Photonenanzahlen sein muss, ein so genannter quasiklassischer Zustand.
•
Das Spinorfeld ist fermionisch und an einem Ort kann sich jeweils nur
ein Teilchen benden. Man kann deshalb eine Theorie auf der Einteilchenwellenfunktion
Ψ(x) = h0|Ψ̂(x)|η1Ψ (t)i
aufbauen, wobei der Zustandsvektor
|η1Ψ (t)i
(3.7.8)
nur ein Teilchen repräsen-
tieren soll. Dies kann natürlich nur eine Näherung für Situationen sein,
in denen Teilchenerzeugung und -vernichtung vernachlässigt werden können.
•
Es soll keine Selbstwechselwirkung eines Feldes auf sich selbst auftreten;
d.h. wenn durch einen Zustand
|η1Ψ (t)i des Spinorfeldes eine Verände|ηphy (t)i verursacht wird, so darf
rung des Zustandes des Maxwell-Feldes
sich der Zustand
|η1Ψ (t)i
selbst nicht ändern. Entsprechendes muss na-
türlich auch umgekehrt gelten. Der Gesamtzustandsvektor muss deshalb
ein Produktzustand
|ηg (t)i = |η1Ψ (t)i |ηphy (t)i
(3.7.9)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
112
sein, wobei die Zustandsvektoren entsprechend
hη1Ψ (t)|η1Ψ (t)i = 1
(3.7.10)
hηphy (t)|ηphy (t)i = 1
(3.7.11)
einzeln normiert sein müssen.
Die Spinor-Elektrodynamik ist also der Grenzfall der allgemeinen Theorie mit
vielen Photonen aber nur einem geladenem Fermion, wobei der Gesamtzustandsvektor als separierbar in die beiden Teilzustandsvektoren angenommen
wird.
Das Verhalten der Einteilchenwellenfunktion eines freien Teilchens bei PoincareTransformationen ergibt sich durch Projektion des transformierten Zustandsvektors auf den Einteilchenraum
0
Ψ0 (x0 ) = h0|Ψ̂(x0 )|η1Ψ
i
Der Zustandsvektor
0
i
|η1Ψ
.
(3.7.12)
ist in diesem Fall zeitunabhängig, da keine Wech-
selwirkung vorliegen soll. Aus der analog wie (2.5.17) zu zeigenden Beziehung
ÛP (Λ, a) Ψ̂(x) |0i = S(Λ−1 ) Ψ̂(Λx + a) |0i
erhält man
ÛP (Λ, a)Ψ̂(x)ÛP−1 (Λ, a) = S(Λ−1 )Ψ̂(Λx + a) .
(3.7.13)
Nutzt man nun aus, dass das Vakuum Poincare-invariant ist, so folgt
Ψ0 (x0 ) = h0|ÛP−1 (Λ, a) Ψ̂(x0 ) ÛP (Λ, a)|η1Ψ i
= h0| ÛP (Λ−1 , −Λ−1 a)Ψ̂(x0 )ÛP−1 (Λ−1 , −Λ−1 a) |η1Ψ i
= h0| S(Λ)Ψ̂(Λ−1 x0 − Λ−1 a) |η1Ψ i
= S(Λ) h0| Ψ̂(Λ−1 (x0 − a)) |η1Ψ i
= S(Λ) h0| Ψ̂(x) |η1Ψ i
= S(Λ) Ψ(x)
.
(3.7.14)
3.7. SPINOR-ELEKTRODYNAMIK
113
Jetzt zur Ableitung der klassischen Maxwell-Gleichungen. Der Erwartungswert
Aµ (x) = hηphy (t)|µ (x)|ηphy (t)i
(3.7.15)
des Feldoperators erfüllt im Gegensatz zum Feldoperator selbst die LorentzBedingung
∂µ Aµ (x) = 0
.
(3.7.16)
Zur Überprüfung rechnet man
∂µ Aµ (x) = ∂µ hηphy (t)|µ (x)|ηphy (t)i
= ∂µ hηg (t)|µ (x)|ηg (t)i
= ∂0 hηg (t)|Â0 (x)|ηg (t)i + ∂i hηg (t)|Âi (x)|ηg (t)i
= ∂0 hηg (t)|Â0 (x)|ηg (t)i + hηg (t)|∂i Âi (x)|ηg (t)i
= ∂0 hηg (t)|Â0 (x)|ηg (t)i − hηg (t)|∂0 Â0 (x)|ηg (t)i
= h∂0 ηg (t)|Â0 (x)|ηg (t)i + hηg (t)|Â0 (x)|∂0 ηg (t)i
= h−iĤ1 (t)ηg (t)|Â0 (x)|ηg (t)i + hηg (t)|Â0 (x)| − iĤ1 (t)ηg (t)i
h
i
= hηg (t)| i Ĥ1 (t), Â0 (x)
|ηg (t)i .
Mit
Z
h
i
h
i
ˆ
µ
ν
3
i Ĥ1 (t), Âν (x) = ieq :Ψ(y)γ
µ Ψ̂(y): Â (y), Â (x) d y
Z
h
i
ˆ
µ
= ieq :Ψ(y)γ
y , t), Âν (~x, t) d3 y
µ Ψ̂(y): Â (~
Z
ˆ
3
= ieq :Ψ(y)γ
µ Ψ̂(y): · 0 · d y
=
0
,
folgt dann die Behauptung. Aus (3.4.26) folgt weiter
0 = ∂ i hηg (t)|∂µ µ (x)|ηg (t)i = hηg (t)|∂µ ∂ i µ (x)|ηg (t)i
sowie
0 = ∂ 0 hηg (t)|∂µ µ (x)|ηg (t)i
= h∂ 0 ηg (t)|∂µ µ (x)|ηg (t)i + hηg (t)|∂µ µ (x)|∂ 0 ηg (t)i
+ hηg (t)|∂µ ∂ 0 µ (x)|ηg (t)i
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
114
h
i
= hηg (t)|i Ĥ1 (t), ∂µ µ (x) |ηg (t)i + hηg (t)|∂µ ∂ 0 µ (x)|ηg (t)i
h
i
= hηg (t)|i Ĥ1 (t), ∂0 Â0 (x) |ηg (t)i + hηg (t)|∂µ ∂ 0 µ (x)|ηg (t)i
i
h
= hηg (t)|i Ĥ1 (t), ∂ 0 Â0 (x) |ηg (t)i + hηg (t)|∂µ ∂ 0 µ (x)|ηg (t)i .
Zusammen mit (3.4.24) folgt aus den vorstehenden Ergebnissen
hηg (t)|∂µ F̂ µν (x)|ηg (t)i = hηg (t)|∂µ ∂ µ Âν (x)|ηg (t)i − hηg (t)|∂µ ∂ ν µ (x)|ηg (t)i
h
i
= g ν0 · hηg (t)|i Ĥ1 (t), ∂ 0 Â0 (x) |ηg (t)i .
Die Erwartungswerte der Feldstärkeoperatoren sind beobachtbare Gröÿen. Für
diese ergibt sich
∂µ F µ0 (x) = ∂µ hηg (t)|F̂ µ0 (x)|ηg (t)i
= ∂i hηg (t)|F̂ i0 (x)|ηg (t)i + ∂0 hηg (t)|F̂ 00 (x)|ηg (t)i
= hηg (t)|∂i F̂ i0 (x)|ηg (t)i
= hηg (t)|∂µ F̂ µ0 (x)|ηg (t)i
h
i
= hηg (t)| i Ĥ1 (t), ∂ 0 Â0 (x) |ηg (t)i
sowie
∂µ F µj (x) = ∂µ hηg (t)|F̂ µj (x)|ηg (t)i
= ∂i hηg (t)|F̂ ij (x)|ηg (t)i + ∂0 hηg (t)|F̂ 0j (x)|ηg (t)i
= hηg (t)|∂i F̂ ij (x)|ηg (t)i + ∂0 hηg (t)|F̂ 0j (x)|ηg (t)i
= hηg (t)| − ∂0 F̂ 0j (x)|ηg (t)i + ∂0 hηg (t)|F̂ 0j (x)|ηg (t)i
= h∂0 ηg (t)|F̂ 0j (x)|ηg (t)i + hηg (t)|F̂ 0j (x)|∂0 ηg (t)i
= h−iĤ1 (t)ηg (t)|F̂ 0j (x)|ηg (t)i + hηg (t)|F̂ 0j (x)| − iĤ1 (t)ηg (t)i
h
i
= hηg (t)| i Ĥ1 (t), F̂ 0j (x)
|ηg (t)i
3.7. SPINOR-ELEKTRODYNAMIK
h
i
= hηg (t)| i Ĥ1 (t), ∂ 0 Âj (x)
h
i
= hηg (t)| i Ĥ1 (t), ∂ 0 Âj (x)
i
h
= hηg (t)| i Ĥ1 (t), ∂ 0 Âj (x)
115
h
i
|ηg (t)i − hηg (t)| i Ĥ1 (t), ∂ j Â0 (x)
h
i
|ηg (t)i − ∂ j hηg (t)| i Ĥ1 (t), Â0 (x)
|ηg (t)i
|ηg (t)i
|ηg (t)i .
Mit der Ladungsstromdichte
h
i
j ν (x) = hηg (t)| i Ĥ1 (t), ∂ 0 Âν (x)
|ηg (t)i
Z
h
i
ˆ
µ
0 ν
3
= hηg (t)| ieq :Ψ(y)γ
µ Ψ̂(y): Â (y), ∂ Â (x) d y |ηg (t)i
Z
ˆ
µν 3
y − ~x) d3 y |ηg (t)i
= hηg (t)| ieq :Ψ(y)γ
µ Ψ̂(y): −ig δ (~
ˆ
ν
Ψ̂(x): |η1Ψ (t)i
= hη1Ψ (t)| eq :Ψ(x)γ
(3.7.17)
führt dies zu den beiden klassischen Maxwell-Gleichungen
∂µ F µν (x) = j ν (x)
(3.7.18)
bzw. mit den elektromagnetischen Feldstärken formuliert
~
divE(x)
~
rotB(x)
−
= j 0 (x)
(3.7.19)
~
∂ E(x)
= ~j(x) .
∂t
(3.7.20)
Die zwei verbleibenden Maxwell-Gleichungen
~
divB(x)
~
rotE(x)
+
=0
(3.7.21)
~
∂ B(x)
=0
∂t
(3.7.22)
ergeben sich aus der Identität
∂ ρ F µν + ∂ ν F ρµ + ∂ µ F νρ = 0
,
(3.7.23)
die eine Konsequenz der Antisymmetrie des Feldstärketensors ist. Die klassischen Gröÿen der Maxwell-Theorie sind die Erwartungswerte der entsprechenden Feldoperatoren und die Amplitude des Vektorpotentials
Aµ (x)
ent-
spricht der Anzahl der Photonen im jeweiligen Raumzeitpunkt. Neben den
vorstehenden Feldgleichungen erfüllt das Vektorpotential in der hier gewählten relativistisch invarianten Darstellung wie bereits in (3.7.16) gezeigt auch
die Lorentz-Bedingung
∂µ Aµ (x) = 0
.
(3.7.24)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
116
Vor der weiteren Auswertung der Ladungsstromdichte ist die Normalordnung
zu erläutern. Die Denition der Normalordnung für einen Erzeugungsoperator
B̂ † (x2 )
und seinem adjungierten Operator
B̂(x1 )
erfolgt ähnlich wie bei dem
zeitgeordnetem Produkt:
:B̂ † (x2 )B̂(x1 ): = B̂ † (x2 )B̂(x1 )
:B̂(x1 )B̂ † (x2 ): =
(
+B̂ † (x2 )B̂(x1 )
−B̂ † (x2 )B̂(x1 )
für Bosonen
für Fermionen
Mit der Darstellung des Feldoperators
Ψ̂† (x) = B̂ † (x) + D̂(x)
(3.7.25)
ergibt sich
ˆ
ν
:Ψ(x)γ
Ψ̂(x): = :Ψ̂† (x)γ 0 γ ν Ψ̂(x):
i
i
h
h
= : B̂ † (x) + D̂(x) γ 0 γ ν B̂(x) + D̂† (x) :
=
i
i
XX h †
h
: B̂l (x) + D̂l (x) γ 0 γ ν ll0 B̂l0 (x) + D̂l†0 (x) :
l0
l
XXh †
=
B̂l (x) γ 0 γ ν ll0 B̂l0 (x) − D̂l†0 (x) γ 0 γ ν ll0 D̂l (x)
l0
l
+B̂l† (x) γ 0 γ ν
ll0
D̂l†0 (x) + D̂l (x) γ 0 γ ν
ll0
i
B̂l0 (x) .
Damit wird die Ladungsstromdichte als Erwartungswert
ˆ
ν
j ν (x) = hη1Ψ (t)| eq :Ψ(x)γ
Ψ̂(x): |η1Ψ (t)i
XX †
= hη1Ψ (t)| eq ·
B̂l (x) γ 0 γ ν ll0 B̂l0 (x) |η1Ψ (t)i
l
†
l0
= hη1Ψ (t)| eq · B̂ (x)γ 0 γ ν B̂(x) |η1Ψ (t)i ,
(3.7.26)
da alle anderen Terme keine Beiträge liefern. Wenn die Ladungsstromdich-
D̂† (x)l0
ll0
auftreten, dessen Erwartungswert nicht verschwindet. Schiebt man nun den
te nicht normalgeordnet wäre, würde auch der Term
D̂l (x) γ 0 γ ν
Eins-Operator
1̂ = |0ih0|
+
XZ
σ
|η; m, p~, σihη; m, p~, σ|d3 p
+ ...
(3.7.27)
3.7. SPINOR-ELEKTRODYNAMIK
zwischen
B̂ † (x)
und
B̂(x),
117
so trägt nur die
|0ih0|-Komponente
zum Erwar-
tungswert bei; d.h. es wird
j ν (x) = hη1Ψ (t)| eq · B̂ † (x)γ 0 γ ν B̂(x) |η1Ψ (t)i
= eq · hη1Ψ (t)|B̂ † (x) |0i · γ 0 γ ν · h0| B̂(x)|η1Ψ (t)i
= eq · hη1Ψ (t)|Ψ̂† (x) |0i · γ 0 γ ν · h0| Ψ̂(x)|η1Ψ (t)i
= eq
·
Ψ† (x)
γ0γν
·
·
Ψ(x)
= eq · Ψ(x)γ ν Ψ(x) .
(3.7.28)
Dieses Ergebnis in Kombination mit der klassischen Maxwell-Gleichung (3.7.18)
ergibt dann die erste Feldgleichung (3.7.5) der Spinor-Elektrodynamik.
Die Ableitung der zweiten Feldgleichung ergibt sich aus
h
i
(iγµ ∂ µ − m) Ψ(x) |ηphy (t)i
h
i
= (iγµ ∂ µ − m) h0| Ψ̂(x) |ηg (t)i
h
i
= h0| (iγµ ∂ µ − m)Ψ̂(x) |ηg (t)i + h0| γ0 Ψ̂(x)i∂ 0 |ηg (t)i
= h0| γ0 Ψ̂(x)i∂ 0 |ηg (t)i
= h0| γ0 Ψ̂(x)Ĥ1 (t) |ηg (t)i .
Nun ist wegen der Normalordnung des Hamilton-Operators
h0| Ĥ1 (t)
=0
,
was zu
= γ0 h0| Ψ̂(x)Ĥ1 (t) |ηg (t)i − γ0 h0| Ĥ1 (t)Ψ̂(x) |ηg (t)i
h
i
= γ0 h0| Ψ̂(x), Ĥ1 (t) |ηg (t)i
Z
ˆ
µ
3
= γ0 h0| Ψ̂(x), eq :Ψ(y)γµ Ψ̂(y):Â (y)d y |ηg (t)i
Z
h
i
ˆ
= eqγ0 h0| Ψ̂(x), :Ψ(y)
γµ Ψ̂(y):µ (y) |ηg (t)i · d3 y
+
Z
h
i
ˆ y , t) γ Ψ̂(y):µ (y) |η (t)i · d3 y
= eqγ0 h0| Ψ̂(~x, t), :Ψ(~
µ
g
+
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
118
Z
= eqγ0
Z
= eqγ0
Z
= eqγ0
h0| γ 0 · δ 3 (~x − ~y ) · γµ Ψ̂(y)µ (y)
|ηg (t)i · d3 y
γ 0 · δ 3 (~x − ~y ) · γµ · h0| Ψ̂(y) |η1Ψ (t)i · µ (y) |ηphy (t)i · d3 y
γ 0 · δ 3 (~x − ~y ) · γµ · Ψ(y) · µ (y) |ηphy (t)i · d3 y
= eqγµ · Ψ(x) · µ (x) |ηphy (t)i
führt. Damit hat man
h
i
(iγµ ∂ µ − m) Ψ(x) |ηphy (t)i = eqγµ · Ψ(x) · µ (x) |ηphy (t)i .
Multipliziert man beide Seiten dieser Beziehung von links mit
(3.7.29)
hηphy (t)| ,
so
erhält man:
h
iγµ ∂ µ −
m − hηphy (t)| i∂ 0 |ηphy (t)i · γ0
i
Ψ(x) = eqγµ · Ψ(x) · Aµ (x)
In Situationen, in denen das Strahlungsfeld als eingeprägt approximiert werden
kann, gilt im Wechselwirkungsbild
i∂ 0 |ηphy (t)i ≈ 0
(3.7.30)
und man kann den entsprechenden Term auf der linken Seite der Gleichung
vernachlässigen, womit sich die Feldgleichung (3.7.6) ergibt.
Multipliziert man diese Gleichung nun von links mit
te Gleichung von rechts mit
γ 0 Ψ(x)
Ψ(x), sowie die adjungier-
und subtrahiert die beiden entstehenden
Beziehungen, so ergibt sich die Divergenzfreiheit
∂µ j µ (x) = 0
(3.7.31)
der Ladungsstromdichte. Dies bedeutet insbesondere die Erhaltung der Norm
der Wellenfunktion
∂
∂t
Z
V
Z
1 ∂
j 0 (x)d3 x
eq ∂t V
Z
1
div~
j(x)d3 x
=
eq V
I
1
~=0
~j(x) · dA
=
eq A
Ψ† (x)Ψ(x)d3 x =
(3.7.32)
und erlaubt bei entsprechender Normierung das Betragsquadrat der Spinorwellenfunktion als Wahrscheinlichkeitsdichte zu interpretieren.
3.8. DIE PAULI-GLEICHUNG
119
Anmerkung : Für die Wellenfunktion
Ψp (~x, t) = h0|Ψ̂(~x, t)|η; m, p~, σi
(3.7.33)
eines freien Teilchens mit scharfen Impuls wird nach (4.1.14)
Z
Ψ†p (x)Ψp (x)d3 x =
V
V
(2π)3
,
(3.7.34)
woraus man den Normierungsfaktor
r
N=
(2π)3
V
(3.7.35)
abliest.
3.8 Die Pauli-Gleichung
Für den Übergang zum nicht-relativistischen Grenzfall ist es zweckmäÿig von
der Dirac-Gleichung
(i∂µ γ µ − m) Ψ(x) = eq · γµ Aµ (x)Ψ(x)
(3.8.1)
der Spinor-Elektrodynamik auszugehen, da Teilchenerzeugung oder Teilchenvernichtung nicht stattnden kann. Gibt es zwei Sätze von
γ̃
µ
γ -Matrizen γ µ
und
, die beide einer Cliord-Algebra
γ µ γ ν + γ ν γ µ = 2g µν
µ ν
ν µ
γ̃ γ̃ + γ̃ γ̃ = 2g
µν
(3.8.2)
(3.8.3)
genügen, so existiert nach dem so genannten Pauli-Fundamentaltheorem eine
nicht-singuläre unitäre Matrix
U,
die bis auf eine Phase bestimmt ist und den
Zusammenhang
γ̃ µ = U γ µ U †
(3.8.4)
vermittelt. Die unitäre Transformation
Ψ̃(x) = U Ψ(x)
(3.8.5)
†
(3.8.6)
µ
µ
γ̃ = U γ U
liefert angewendet auf (3.8.1) die äquivalente Darstellung
(i∂µ γ̃ µ − m) Ψ̃(x) = eq · γ̃µ Aµ (x)Ψ̃(x)
(3.8.7)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
120
der Dirac-Gleichung. Insbesondere ergibt sich aus der chiralen Darstellung

0
0
0
γ =
+1
0
0
0
0
+1

0
+1

0
0
+1
0
0
0

0
0
1
γ =
0
−1

0 +1
+1 0 

0
0
0
0
0
0
−1
0
(3.8.8)

−i
0

0
0

0
0
0
0
0 +i

γ =
0 +i 0
−i 0
0
2
der
γ -Matrizen

0
0

γ =
−1
0
3

0
0
0
+1
+1 0
0 −1

0
0
0
0
mit der speziellen unitären Transformation

+1
1 
0
Uchiral → standard = √ · 
2 −1
0
0
+1
0
−1
+1
0
+1
0

0
+1

0
+1
0
0
−1
0
0
+1
0
0
(3.8.9)
die so genannte Standarddarstellung

+1

0
γ̃ 0 = 
0
0

0
0

0
−1
0
0
+1 0
0 −1
0
0

0

0
γ̃ 1 = 
0
−1

+1
0

0
0
(3.8.10)

0
0
0

0
0
+i
γ̃ 2 = 
 0 +i 0
−i 0
0
der
γ -Matrizen,

−i
0

0
0

0

0
γ̃ 3 = 
−1
0

0
0
0
+1
+1 0
0 −1

0
0
0
0
die für die Ableitung des nicht-relativistischen Grenzfalls be-
sonders geeignet ist. Die Standarddarstellung der
γ -Matrizen
unterscheidet
sich von der chiralen Darstellung dabei nur in der 0-Komponente. Einführung
der Pauli-Matrizen
σ1 =
0
+1
erlaubt es die
+1
,
0
σ2 =
0
+i
−i
0
γ -Matrizen entsprechend
+12×2
0
0
γ̃ =
,
0
−12×2
und
i
γ̃ =
σ3 =
0
−σ i
+1 0
0 −1
(3.8.11)
+σ i
0
(3.8.12)
3.8. DIE PAULI-GLEICHUNG
121
darzustellen. Wie man leicht überprüft, erfüllen die Pauli-Matrizen die Vertauschungsrelationen
σi σj
,
2 2
= i ijk
σk
2
(3.8.13)
eines Spinoperators.
Anmerkung: Im weiteren Verlauf dieses Abschnittes wird ausschlieÿlich die
Standarddarstellung verwendet und deshalb das Tildezeichen fortgelassen.
Führt man den Operator (die räumlichen Komponenten der so genannten eichinvarianten Ableitung)
Di = ∂ i + ieqAi = −∇i + ieqAi
(3.8.14)
ein, so geht die Dirac-Gleichung in nicht-relativistischer Schreibweise in
iγ 0
∂
~ Ψ(x) − mΨ(x) − eqγ 0 A0 Ψ(x) = 0
Ψ(x) − i ~γ · D
∂t
über. Der Ansatz
Ψ(x) =
Ψp (x)
e−imt
Ψk (x)
mit den 2-komponentigen, nicht-relativistischen Spinoren
(3.8.15)
Ψp (x)
und
Ψk (x)
γ-
führt die Dirac-Gleichung unter Berücksichtigung der Blockstruktur der
Matrizen in die zwei gekoppelten Gleichungen
∂
~ Ψk (x) − eqA0 Ψp (x) = 0
Ψp (x) − i ~σ · D
∂t
∂
~ Ψp (x) − 2mΨk (x) + eqA0 Ψk (x) = 0
−i Ψk (x) + i ~σ · D
∂t
i
über. Nun ist im nicht-relativistischen Grenzfall
∂
i Ψk (x) << m |Ψk (x)|
∂t
sowie
eqA0 << m
,
womit aus der zweiten Gleichung
Ψk (x) =
i ~
~σ · D Ψp (x)
2m
(3.8.16)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
122
folgt. Dies zeigt, dass
|Ψk (x)| << |Ψp (x)|
gilt und
Ψp (x)
(3.8.17)
die dominierende Komponente des Dirac-Spinors ist. Das vor-
stehende Ergebnis in die erste Gleichung eingesetzt liefert
∂
1 ~ 2
0
i Ψp (x) = −
~σ · D + eqA Ψp (x)
∂t
2m
.
Nun gilt
~ ~σ · B
~ = A
~·B
~
~σ · A
12×2 + i~σ ·
~×B
~
A
.
(3.8.18)
Damit wird
~
~ =D
~ 2 + i~σ · D
~ ×D
~
~σ · D
~σ · D
2
h
i
~ + ieq A
~ + i~σ · −∇
~ + ieq A
~ × −∇
~ + ieq A
~
= −∇
2
~ + ieq A
~ + eq~σ · ∇
~ ×A
~
= −∇
2
~
~ + ieq A
~ + eq ~σ · B
,
= −∇
wobei
~ ×A
~+A
~×∇
~ Ψp (x) = ∇
~ × AΨ
~ p (x) + A
~ × ∇Ψ
~ p (x)
∇
~ ×A
~ + ∇Ψ
~ p (x) × A
~+A
~ × ∇Ψ
~ p (x)
= Ψp (x) ∇
~ ×A
~
= Ψp (x) ∇
ausgenutzt wurde. Dies eingesetzt ergibt für die Wellenfunktion schlieÿlich die
Pauli-Gleichung
i
2
∂
1 ~
~ − eq ~σ · B
~ + eqA0 Ψp (x)
Ψp (x) = −
−∇ + ieq A
∂t
2m
2m
(3.8.19)
als nicht-relativistische Version der Dirac-Gleichung.
Es verbleibt zu zeigen, dass die Pauli-Wellenfunktion eine Wahrscheinlichkeitsdichte
w(x) = Ψ†p (x)Ψp (x) = Ψ∗1 (x)Ψ1 (x) + Ψ∗2 (x)Ψ2 (x)
(3.8.20)
3.8. DIE PAULI-GLEICHUNG
123
deniert. Dies ist gewährleistet, wenn diese eine Kontinuitätsgleichung der
Form
∂w
+ div ~j = 0
∂t
mit einer Stromdichte
~j
(3.8.21)
erfüllt, da dann das zugehörige Raumintegral zeit-
lich erhalten ist. Multipliziert man die Pauli-Gleichung von links mit
adjungierte Pauli-Gleichung von rechts mit
Ψp
Ψ†p ,
die
und subtrahiert die so entste-
henden Gleichungen, so folgt
i
∂ †
1 h † ~ 2 ~ 2 † i
Ψp Ψp = −
Ψp ∇ Ψp − ∇ Ψp Ψp
∂t
2m
h
i
ieq
~ ·A
~+A
~·∇
~ Ψp + ∇
~ ·A
~+A
~·∇
~ Ψ† Ψp
+
Ψ†p ∇
p
2m
da sich die Anteile, die keine Ableitungen enthalten, heraus heben. Nun ist
~ 2 Ψp − ∇
~ 2 Ψ†p Ψp = div Ψ†p ∇Ψ
~ p − ∇Ψ
~ †p Ψp
Ψ†p ∇
sowie
Ψ†p
~ ·A
~+A
~·∇
~ Ψp + ∇
~ ·A
~+A
~·∇
~ Ψ†p Ψp
∇
~ + 2A
~ · Ψ†p ∇Ψ
~ p + ∇Ψ
~ †p Ψp
= 2Ψ†p Ψp divA
~ + 2A
~·∇
~ Ψ†p Ψp
= 2Ψ†p Ψp divA
~ †p Ψp
= 2 div AΨ
.
Dies bedeutet
i
1
∂ †
Ψ Ψp = −
∂t p
2m
div
~ p − ∇Ψ
~ †p Ψp + ieq
Ψ†p ∇Ψ
m
div
~ †p Ψp ,
AΨ
was mit der Teilchenstromdichte
~ p − ∇Ψ
~ †p Ψp − eq AΨ
~ †p Ψp
~j = − i
Ψ†p ∇Ψ
2m
m
der Beziehung (3.8.21) entspricht. Multiplikation mit der Ladung
chens ergibt dann die elektrische Stromdichte
~je
(3.8.22)
eq
des Teil-
aufgrund der Bahnbewegung
des Teilchens. Die Wellenfunktion in der Pauli-Gleichung kann damit als Wahrscheinlichkeitsamplitude interpretiert werden.
Der Spin eines relativistischen Teilchens wird durch den Pauli-Lubanski-Vektor
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
124
beschrieben. Im nicht-relativistischen Grenzfall entspricht dieser dem im Ruhesystem. Dies bedeutet, dass
µ
Ŵnr
0
=m ˆ
~
S
!
(3.8.23)
mit den Spinoperatoren
Ŝ x =
1
2
σx
0
1 σy
0
y
,
Ŝ
=
σx
2 0
ist. Da der Pauli-Spinor
0
σy
und
1
2
Ŝ z =
σz
0
0
σz
(3.8.24)
Ψp (x) gleich den oberen beiden Komponenten des
Ψ(x) ist, ergibt sich der zugehörige Spinoperator
ursprünglichen Dirac-Spinors
für den Pauli-Spinor zu
Ŝpi =
σi
2
.
(3.8.25)
Da Dirac-Spinoren Spin-1/2 Teilchen repräsentieren, ist die zugehörige Eigenwertgleichung
1
Ŝpi · |si ; ±i = ± · |si ; ±i
2
,
(3.8.26)
woraus sich leicht die Eigenvektoren
1
|s ; +i = √
2
1
1
1
|s ; +i = √
2
1
i
x
y
z
|s ; +i =
1
0
sowie
1
|s ; −i = √
2
sowie
1
|s ; −i = √
2
sowie
x
y
z
|s ; −i =
1
−1
1
−i
(3.8.27)
0
1
(3.8.28)
(3.8.29)
ablesen lassen.
3.9 Die Newton-Lorentz-Gleichung
In vielen physikalischen Situationen ist die spinabhängige Komponente
−
eq ~ ~σ · B
2m
3.9. DIE NEWTON-LORENTZ-GLEICHUNG
125
in der Pauli-Gleichung klein und kann gegen die anderen Komponenten vernachlässigt werden. In diesen Fällen ist die Spinausrichtung eine Konstante
und man kann den Pauli-Spinor mit Hilfe eines Skalarfeldes entsprechend
Ψp (x) = η(x)
α
β
mit
2
2
|α| + |β| = 1
(3.9.1)
darstellen. Die Pauli-Gleichung geht dann in die Beziehung
i
2
∂
1 ~
~ + eqA0 η(x)
η(x) = −
−∇ + ieq A
∂t
2m
für die skalare Wellenfunktion
(3.9.2)
η(x) über. Der Hamilton-Operator für die nicht-
relativistische Theorie ohne Berücksichtigung des Spinanteils ist damit
Ĥη = −
=
2
1 ~
~
−∇ + ieq A
+ eqA0
2m
2
1 ~ˆ
~ˆ t) .
~ X,
~ˆ t) + eqA0 (X,
P − eq A(
2m
(3.9.3)
Hieraus folgt für den Erwartungswert des Geschwindigkeitsoperators
~ˆ
~ˆ i = ~v = d ~x = d hXi
hV
dt
dt
o
h
i
~ = h i Ĥη , X
~ˆ i
= hXi
2
1 ~ˆ
ˆ
ˆ
ˆ
0 ~
~
~
~
P − eq A(X, t) + eqA (X, t) , X
i
=h i
2m
1 ~ˆ
~ X,
~ˆ t)
=h
P − eq A(
i .
m
Der Geschwindigkeitsoperator ist damit
~ˆ = 1 P~ˆ − eq A(
~ X,
~ˆ t)
V
m
.
(3.9.4)
Aufgrund der Zeitabhängigkeit des Maxwell-Feldes ist der Geschwindigkeitsoperator explizit zeitabhängig. Wegen der allgemein gültigen Beziehung
h
i
~ˆ = −i ∂ f (X)
~ˆ
P̂a , f (X)
∂xa
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
126
ergeben sich für den Geschwindigkeitsoperator die Vertauschungsrelationen
h
i
i
i
h
eq h
~ˆ t) − eq Ax (X,
~ˆ t), P̂y
V̂x , V̂y = − 2 P̂x , Ay (X,
2
m
m
eq
∂
∂
ˆ
ˆ
~
~
=i 2
Ay (X, t) −
Ax (X, t)
m
∂x
∂y
eq
~ˆ t)
= i 2 Bz (X,
m
(3.9.5)
und entsprechend durch zyklisches Vertauschen der Koordinaten
i
eq
~ˆ t)
V̂y , V̂z = i 2 Bx (X,
m
h
i
eq
~ˆ t)
V̂z , V̂x = i 2 By (X,
m
h
(3.9.6)
.
(3.9.7)
Die Kraft, die auf ein Teilchen wirkt, erhält man aus der Geschwindigkeitsänderung zu
d ~ˆ
d
i
F~ = m ~v = m hV
dt
dt
o
i
h
~ˆ + ∂ V
~ i = m h i Ĥη , V
~ˆ i .
= m hV
∂t
(3.9.8)
Nun folgt mit (3.9.4) für die partielle Ableitung
∂ ~ˆ
eq ∂ ~ ~ˆ
V =−
A(X, t)
∂t
m ∂t
(3.9.9)
sowie für den Hamilton-Operator
Ĥη =
1 ~ˆ 2
~ˆ t) .
mV + eqA0 (X,
2
(3.9.10)
Damit wird der Kommutator
h
i mh
i mh
i
h
i
~ˆ t), V̂x
Ĥη , V̂x =
V̂y2 , V̂x +
V̂z2 , V̂x + eq A0 (X,
2
2
.
(3.9.11)
Nun ist
h
i
h
i h
i
V̂y2 , V̂x = V̂y V̂y , V̂x + V̂y , V̂x V̂y
eq ~ˆ t) + Bz (X,
~ˆ t)V̂y
= −i 2 V̂y Bz (X,
m
(3.9.12)
3.10. DIE COULOMB-WECHSELWIRKUNG
127
sowie
h
i
eq ~ˆ t) + By (X,
~ˆ t)V̂z
V̂z2 , V̂x = +i 2 V̂z By (X,
m
und, da
~ˆ t)
A0 (X,
mit
~ X,
~ˆ t)
A(
(3.9.13)
vertauscht,
i
h
i
h
~ˆ t), P̂x = i ∂ A0 (X,
~ˆ t) .
~ˆ t), V̂x = 1 A0 (X,
A0 (X,
m
m ∂x
(3.9.14)
Einsetzen der vorstehenden Ergebnisse in Gleichung (3.9.8) liefert
eq
∂ 0
∂
h V̂y Bz − V̂z By + Bz V̂y − By V̂z i − eq h
A + Ax i
2
∂x
∂t
Fx =
bzw. in Vektorschreibweise
F~ = eq ·
1 ~ˆ
~ X,
~ˆ t) − B(
~ X,
~ˆ t) × V
~ˆ i + h E(
~ X,
~ˆ t) i
h V × B(
2
,
(3.9.15)
was die quantenmechanische Version der klassischen Newton-Lorentz-Gleichung
F~ = eq ·
~ +E
~
~v × B
(3.9.16)
ist und für ein eng lokalisiertes Wellenpaket in diese übergeht.
3.10 Die Coulomb-Wechselwirkung
Es ist auch illustrativ zu sehen, wie der Zusammenhang der Spinor-Elektrodynamik mit der Darstellung der Quantentheorie im ersten Kapitel ist. Dies
kann sehr gut am Beispiel der Coulomb-Wechselwirkung mit einem ruhenden
Teilchen als Quelle des Maxwell-Feldes gezeigt werden. Die Idealisierung eines
ruhenden Teilchens kann man dadurch erreichen, dass man die Masse als sehr
groÿ annimmt. Es soll hier zudem nur der nicht-relativistische Fall betrachtet
werden. Im ersten Kapitel wurde gezeigt, dass die auf ein Teilchen wirkende
Kraft durch die Ableitung des Erwartungswertes des Potential-Operators
Fa = −
∂
hη(t)|V̂ |η(t)i
∂xa
(3.10.1)
gegeben ist. Den Potential-Operator des nicht ruhenden Teilchens kann man
aus der Beziehung (3.7.6) gewinnen. Formt man diese Gleichung entsprechend
i ∂ 0 Ψ(x) = γ0
(−iγi ∂ i + m) + eqγµ Aµ (x)
Ψ(x)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
128
um, multipliziert sie von rechts mit dem Eigenvektor
|~xi des Ortsoperators und
integriert über die räumlichen Koordinaten, so folgt mit partieller Integration
Z
Ψ(x) |~xid3 x
Z
= γ0
(−iγi ∂ i + m) + eqγµ Aµ (x) Ψ(x)
|~xid3 x
Z
3
= γ0
γi −i∂ i Ψ(x) |~xi + mΨ(x) |~xi + eqγµ Ψ(x)Aµ (x) |~xi
d x
Z
3
= γ0
γi Ψ(x) +i∂ i |~xi + mΨ(x) |~xi + eqγµ Ψ(x)Aµ (x) |~xi
d x
Z h
h
i
i
~ˆ t) |~xi
= γ0
γi Ψ(x) −P̂ i |~xi + mΨ(x) |~xi + eqγµ Ψ(x)Aµ (X,
d3 x
Z h
i
~ˆ t)
Ψ(x) |~xid3 x
= γ0
(−γi P̂ i + m) + eqγµ Aµ (X,
h
h
i iZ
~ˆ t)
=
γ0 (−γi P̂ i + m) + eqγµ Aµ (X,
Ψ(x) |~xid3 x ;
i∂
0
d.h. man kann einen 4-komponentigen Spinor-Zustandsvektor
Z
|ηl (t)i =
Ψl (x) |~xid3 x
(3.10.2)
einführen, was dann zu dem Hamilton-Operator
~ˆ t) .
Ĥ4×4 = γ0 (−γi P̂ i + m) + eqγ0 γµ Aµ (X,
(3.10.3)
führt. In dieser Darstellung kann der Hamilton-Operator eine explizite Zeitabhängigkeit besitzen, da die Quelle des Maxwell-Feldes auÿerhalb des Systems
liegt. Nimmt man die übliche Aufteilung des Hamilton-Operators in einen freien und einen wechselwirkenden Teil
Ĥ4×4 = Ĥ0 + V̂
(3.10.4)
vor, so ergibt sich für den Potential-Operator
~ˆ t) .
V̂ = eqγ0 γµ Aµ (X,
(3.10.5)
3.10. DIE COULOMB-WECHSELWIRKUNG
129
Damit wird sein Erwartungswert
V (t) = hη(t)|V̂ |η(t)i
Z Z
~ˆ t)|~x0 iΨ(x0 )d3 xd3 x0
=
Ψ† (x)h~x|V (X,
Z Z
=
Ψ† (x)V (~x0 , t)Ψ(x0 )h~x|~x0 id3 xd3 x0
Z Z
=
Ψ† (x)V (~x0 , t)Ψ(x0 )δ 3 (~x − ~x0 )d3 xd3 x0
Z
= Ψ† (x)V (~x, t)Ψ(x)d3 x
Z
= Ψ† (x)eqγ0 γµ Aµ (~x, t)Ψ(x)d3 x
Z
= eqΨ† (x)γ0 γµ Ψ(x)Aµ (x)d3 x
Z
= jµ (x)Aµ (x)d3 x .
(3.10.6)
Vernachlässigt man die Selbstwechselwirkung des bewegten Teilchens, so kann
man die Wechselwirkung zwischen den beiden Teilchen beschreiben, wenn man
annimmt, dass das Maxwell-Feld durch eines der Teilchen hervorgerufen wird
und entsprechend obiger Beziehung auf das andere Teilchen wirkt. Bezeichnet
der Index b das erste Teilchen und der Index a das zweite Teilchen, so ist das
Potential dann durch
Z
Vab =
jaµ (x)Aµb (x)d3 x
(3.10.7)
gegeben. Das Maxwell-Feld ist nun aus der Beziehung (3.7.5) der SpinorElektrodynamik berechenbar. Wegen
∂ρ ∂
ρ
|x DFµν (x
Z −ik(x−y)
e
1
d4 k
− y) = −g ∂ρ ∂ |x ·
(2π)4
k 2 + i
Z
−ik(x−y)
1
2 e
= −g µν ·
(−k
)
d4 k
(2π)4
k 2 + i
Z
1
µν
= g ·
e−ik(x−y) d4 k
(2π)4
µν
=
ρ
g µν · δ 4 (x − y)
(3.10.8)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
130
ist die Lösung unter Berücksichtigung der Lorentz-Bedingung
Aµb (x) =
Z
DFµν (x − y)jbν (y)d4 y
,
(3.10.9)
mit der Ladungsstromdichte als Quellterm für den Feynman-Propagator. Damit ergibt sich die Wechselwirkung zwischen den beiden Teilchen zu
Z Z
Vab =
jaµ (x)DFµν (x − y)jbν (y)d4 yd3 x
.
(3.10.10)
Da für das ruhende Teilchen
jb0 (y) = ρb (~y )
ist, folgt hieraus
Z Z
ρa (~x)DF00 (~x − ~y , tx − ty )ρb (~y )d4 yd3 x
Z Z
=−
ρa (~x)∆F (~x − ~y , tx − ty )ρb (~y )d4 yd3 x
Z
Z Z
=
ρa (~x) − ∆F (~x − ~y , tx − ty )dty ρb (~y )d3 yd3 x
Vab =
.
Wegen
Z
−
∆F (~x − ~y , tx − ty )dty
0
~
eik(~x−~y)
∆F (k)dk 0 d3 kdty
2π
(2π)3
Z Z
Z
~
0
eik(~x−~y)
1
ik0 ty
0 3
=−
e−ik tx
e
dt
∆
(k)
F
y dk d k
(2π)3
2π
Z Z
~
0
eik(~x−~y)
=−
e−ik tx
∆F (k)δ(k 0 )dk 0 d3 k
(2π)3
Z i~k(~x−~y)
e
∆F (~k, 0)d3 k
=−
(2π)3
Z i~k(~x−~y)
e
1
=
d3 k
2
3
(2π)
~k + i
1
=
4π |~x − ~y |
Z Z Z
=−
e−ik
(tx −ty )
3.10. DIE COULOMB-WECHSELWIRKUNG
131
ergibt sich dann
Z Z
Vab =
ρa (~x)ρb (~y ) 3 3
d yd x
4π |~x − ~y |
(3.10.11)
für das gesuchte Potential. Idealisiert man die beiden Teilchen durch Punktladungen an den Orten
~ra
und
~rb ,
so folgt mit
ρa (~x) = eqa Ψ†a (~x)Ψa (~x) = eqa δ 3 (~x − ~ra )
ρb (~y ) = eqb Ψ†b (~y )Ψb (~y ) = eqb δ 3 (~y − ~rb )
schlieÿlich die Coulomb-Wechselwirkung
Vab =
eqa · eqb
4π |~ra − ~rb |
.
(3.10.12)
Wie zu erwarten ist der Erwartungswert des Potentials symmetrisch bezüglich
der beiden wechselwirkenden Punktladungen und nur eine Funktion von deren
Abstand. Dies bedeutet für die Kraft, die aufgrund dieses Potentials auf das
Teilchen mit der Ladung
qa
am Ort
~ra
wirkt:
F~ (~ra ) = −grada Vab
=
eqa · eqb ~ra − ~rb
·
3
4π
|~ra − ~rb |
(3.10.13)
Nun gilt nach der Newton-Lorentz-Gleichung (3.9.16) ebenso
~ ra )
F~ (~ra ) = eqa · E(~
.
Damit folgt für das elektrische Feld, das an einem Ort
Teilchen mit der Ladung
qb
(3.10.14)
~r = ~ra
von einem
erzeugt wird:
~ b (~r) = eqb ·
E
~r − ~rb
3
4π |~r − ~rb |
Dies stellt die wesentliche Beziehung der Elektrostatik dar.
(3.10.15)
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
132
Anmerkung 1: Mit den vorstehenden Ergebnissen lässt sich der Hamilton-Operator (3.10.3) gemäÿ
ˆ
~ X
~ˆ a , t) + γ 0 ma
Ĥa (t) = γ 0~γ P~a − eqa A(
eqa · eqb
~ˆ
rb 4π X
a −~
+
(3.10.16)
umschreiben. Die Ableitung des Coulomb-Terms ging dabei von einem ruhenden Teilchen, d.h. von einer zeitunabhängigen Ladungsdichte aus. Für eine zeitunabhängige Ladungsdichte ist aber die
A0 -Komponente
des erzeugten
Maxwell-Feldes ebenfalls zeitunabhängig und die Lorentz-Eichung geht damit
in die Coulomb-Eichung über. Aus Symmetriegründen ist dann (allerdings nur
in der Coulomb-Eichung) bei endlicher Masse beider Teilchen der HamiltonOperator für die 2-Teilchen Wellenfunktion
Ĥab =
Ψ(~xa , ~xb , t)
X ˆ
~ˆ n ) + γ 0 mn +
~ X
γ 0~γ P~n − eqn A(
n=a,b
eqa · eqb
~ˆ
~ˆ 4π X
a − Xb .
(3.10.17)
Anmerkung 2: Bei der strengeren Herleitung der obigen Ergebnisse unter Berücksichtigung auch der von
A0 (x)
abhängigen Komponente des Hamilton-
Operators des Maxwell-Feldes entsteht der Coulomb-Term in der CoulombEichung aus dem zu (3.10.11) allgemeinerem Integral
0
Vab
=
1
2
Z Z
ρ(~x) · ρ(~y ) 3 3
d xd y
4π |~x − ~y |
.
(3.10.18)
ρ(~x) = eqa δ 3 (~x − ~ra ) + eqb δ 3 (~x − ~rb )
(3.10.19)
Mit der Ladungsdichte
liefert die Auswertung dieses Integrals
0
Vab
= Vab +
eqa · eqa
eqb · eqb
+
8π |~ra − ~ra | 8π |~rb − ~rb |
.
(3.10.20)
Die beiden unendlichen Selbstenergieterme der Teilchen sind konstant und
können deshalb im Hamilton-Operator vernachlässigt werden.
3.11. ZUSAMMENFASSUNG
133
3.11 Zusammenfassung
Da im Mikroskopischen die Elementarteilchen einer Sorte in Strenge nicht unterscheidbar sind, bedeutet dies zusammen mit der Eindeutigkeit des Vakuums,
dass man den Zustandsvektor eines Quantensystems mit scharfem Impuls im
Wechselwirkungsbild durch einen Erzeugungsoperator
|η; m, p~i = ↠(~
p) |0i
aufbauen kann. Die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren erfüllen die Vertauschungsrelationen
â(~
p), ↠(~q) ∓ = δ(~
p − ~q) ,
wobei das Minuszeichen für Bosonen und das Pluszeichen für Fermionen zutrit. Im Wechselwirkungsbild ist die Dynamik durch
d
|η(t)i = −iĤ1 (t) |η(t)i
dt
h
i
d
Ô(t) = i Ĥ0 , Ô(t)
dt
gegeben. Alle Operatoren, die Observable beschreiben, müssen in der Ortsdarstellung die Mikrokausalitätsbedingung
h
i
Ô1 (x), Ô2† (y) = 0
∓
für
(x − y)2 ≤ 0
erfüllen. Aus der Zustandsentwicklung der Elementarteilchen sowie der Kausalitätsbedingung ergibt sich die Existenz von Antiteilchen. Antiteilchen besitzen
die gleiche Masse und den gleichen Spin wie das zugeordnete Teilchen, jedoch
ein umgekehrtes Vorzeichen der Ladung. Die Feldoperatoren im Ortsraum lassen sich entsprechend
3
(2π)− 2 −ipx
p
e
â(~
p) + eipx â†c (~
p) d3 p
2E(~
p)
Z
3
X
(2π)− 2 −ipx
p
Ψ̂(x) =
e
u(~
p, σ)â(~
p, σ) + eipx v(~
p, σ)â†c (~
p, σ) d3 p
2E(~
p)
σ=− 1 ,+ 1
Z
Φ̂(x) =
2
V̂ µ (x) =
µ (x) =
2
3
+1 Z
X
(2π)− 2 −ipx µ
p
e
e (~
p, λ)â(~
p, λ) + eipx eµ∗ (~
p, λ)â†c (~
p, λ) d3 p
2E(~
p)
λ=−1
Z
3
3
X
(2π)− 2 −ikx µ ~
√
e
e (k, λ)â(~k, λ) + eikx eµ (~k, λ)↠(~k, λ) d3 k
2ω
λ=0
KAPITEL 3. DIE FELDOPERATOREN
134
in Impulseigenzustände entwickeln und erfüllen die Vertauschungsrelationen
h
Φ̂(x), Φ̂† (y)
i
i∆(m; x − y)
i∂µ γ µ + m γ 0 0 · i∆(m; x − y)
+
ll
h
i
1 µ ν
µ
ν†
µν
V̂ (x), V̂ (y) = − g + 2 ∂ ∂
· i∆(m; x − y)
m
−
h
i
µ (x), Âν (y) = −g µν · i∆(0; x − y)
.
h
=
−
i
Ψ̂l (x), Ψ̂†l0 (y) =
−
Da für raumartige Argumente
∆(m; x) = 0
für
x2 ≤ 0
ist, gilt für alle Felder die Mikrokausalitätsbedingung.
Die ungestörte Ausbreitung der verschiedenen Quantenfelder wird im Impulsraum durch die Feynman-Propagatoren
1
p2 − m2 + i
γ µ pµ + m
SF (p) =
2
p − m2 + i
(g µν − m12 pµ pν ) g µ0 g ν0
−
∆µν
F (p) = −
p2 − m2 + i
m2
µν
g
DFµν (k) = − 2
k + i
∆F (p) =
beschrieben.
135
Kapitel 4
Störungstheorie
In diesem Kapitel wird der Streuoperator deniert und die Störungsreihe zur
Berechnung von Zerfallsraten und Streuquerschnitten abgeleitet. Die FeynmanRegeln zur Berechnung der zugehörigen Feynman-Amplitude werden eingeführt und die für praktische Rechnungen wichtige Renormierungstheorie besprochen. Durch Vergleich mit der Born-Näherung wird abschlieÿend der Bezug zum nicht-relativistischen Potential hergestellt und das durch den Austausch virtueller Teilchen erzeugte Potential ermittelt.
4.1 Der Streuoperator
Für niederenergetische Prozesse (freie Bewegung, gebundene Zustände) ist eine Beschreibung im Rahmen der Spinor-Elektrodynamik mit Hilfe von Wellenfunktionen im Allgemeinen ausreichend. Grundlegende Voraussetzung für die
Anwendbarkeit ist die Erhaltung der Teilchenart und -zahl während der Wechselwirkung. Die volle Quantenfeldtheorie ist aber notwendig zur Beschreibung
hochenergetischer Prozesse, da diese immer mit der Erzeugung und Vernichtung von Teilchen verbunden sind. Auch wenn die Bewegungsgleichung
d
|η(t)i = −iĤ1 (t) |η(t)i
dt
(4.1.1)
des Zustandvektors in praktischen Anwendungen nicht exakt lösbar ist, existiert eine wichtige Klasse von Anwendungen, die sich durch Störungsrechnung
lösen lassen. Dies betrit die Beschreibung von Streuvorgängen. Die typische Situation bei einem Streuvorgang ist, dass zu Beginn (idealisiert durch
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
136
t = −∞)
und zu Ende (idealisiert durch
t = +∞)
des Streuvorganges weit se-
parierte und deshalb untereinander nicht wechselwirkende Teilchen vorliegen.
Die Teilchen bewegen sich aufeinander zu, wechselwirken und die nach der
Wechselwirkung verbleibenden bzw. neu entstehenden Teilchen entfernen sich
dann wieder voneinander. Mathematisch beschreibt man dies mit dem durch
|η(+∞)i = Ŝ |η(−∞)i
(4.1.2)
denierten Streuoperator. Das so denierte Streuproblem ist einfacher zu lösen als die allgemeine Bewegungsgleichung des Zustandsvektors. Die Anfangsund die möglichen Endzustände lassen sich entsprechend der Voraussetzung
asymptotisch durch die freien Zustände
|ii =
Ni
Y
â†i (~
pi , si ) |0i
(4.1.3)
â†f (~
pf , sf ) |0i
(4.1.4)
i=1
|f i =
Nf
Y
f =1
approximieren. Man beachte, dass im Wechselwirkungsbild die Zustände freier
Teilchen wegen (3.2.14) zeitunabhängig sind. Die Zustände von realen Teilchen unterscheiden sich nun allerdings von denen idealisierter freier Teilchen,
da sich die Wechselwirkung nicht abschalten lässt. Berücksichtigt man dies, so
gelangt man zum mathematisch einwandfreien LSZ-Reduktionsformalismus.
Dieser liefert zusätzlich eine an dieser Stelle nicht wichtige Feldrenormierung,
ansonsten stimmen die Ergebnisse aber mit dem hier etwas naiv gewähltem
Weg überein. Im weiteren Verlauf wird ohne Einschränkung der Allgemeinheit davon ausgegangen, dass bei dem Streuvorgang der Eingangs- und der
Ausgangszustand orthogonal sind; d.h. von der
Voraussetzung:
hf | ii = 0
(4.1.5)
Anmerkung: Oftmals wird deshalb auch mit dem durch
Ŝ = 1 + iT̂
denierten Operator
T̂
(4.1.6)
gearbeitet, der unter obiger Voraussetzung wegen
hf |Ŝ|ii = ihf |T̂ |ii
gleichwertig zu dem Streuoperator
Ŝ
ist.
(4.1.7)
4.1. DER STREUOPERATOR
137
Aufgrund der Energie- und Impulserhaltung muss in der Wahrscheinlichkeitsamplitude eine Deltafunktion


Nf
Ni
X
X
= hf |Ŝ|ii = (2π)4 δ 4 
pi −
pf  · Mf0 i
Sf i
i=1
(4.1.8)
f =1
auftreten. Nun ist
3 2
δ (~
p) = δ 3 (~
p)p~=0 δ 3 (~
p)
Z
1
i~
p~
x 3 · δ 3 (~
p)
=
e
d
x
3
(2π)
p
~=0
Z
1
=
d3 x · δ 3 (~
p)
(2π)3
V
=
· δ 3 (~
p)
(2π)3
(4.1.9)
sowie
2
[δ(E)] = δ(E)|E=0 δ(E)
Z
1
· δ(E)
=
e−iEt dt
2π
E=0
Z
1
=
dt · δ(E)
2π
T
=
· δ(E) .
2π
(4.1.10)
Damit ergibt sich die Wahrscheinlichkeitsdichte für einen Übergang
2
w( |ii → |f i) = hf |Ŝ|ii
|ii → |f i
(4.1.11)

4 4
= V T · (2π) δ 
Ni
X
i=1
pi −
Nf
X

2
pf  · Mf0 i .
(4.1.12)
f =1
Bei Streuvorgängen ist die Eingangsgröÿe nun aber nicht ein Impulseigenzustand, sondern jeweils ein Teilchen mit genau deniertem Impuls. Dann ist die
Übergangswahrscheinlichkeit, dass sich ein Endzustand im Impulsbereich
d3 p f
ergibt, durch
dW =
"N
Yi
i=1
#
1/Zi · w [ |ii → |f i] ·
Nf
Y
f =1
d3 pf
(4.1.13)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
138
gegeben, wobei
Zi
die Anzahl der Teilchen ist, die dem nicht auf ein Teilchen
normierten Impulseigenzustand des i-ten Teilchens zuzuordnen sind. Nun wird
für Spinorfelder
Z
Zi =
Ψ†p (x)Ψp (x)d3 x
Z
hη; m, p~, σ|Ψ̂† (x)|0i · h0|Ψ̂(x)|η; m, p~, σid3 x
# "
#
Z "
3
− 32
(2π)
(2π)− 2
p
· e+ipx u† (~
p, σ) · p
· e−ipx u(~
p, σ) d3 x
=
2E(~
p)
2E(~
p)
Z †
1
u (~
p, σ)u(~
p, σ) 3
=
d x
(2π)3
2E(~
p)
Z
1
=
d3 x
(2π)3
V
.
(4.1.14)
=
(2π)3
=
Das gleiche Ergebnis ergibt sich für die anderen Quantenfelder, womit man für
die Übergangswahrscheinlichkeit
dW =
(2π)3
V
=VT
Ni
(2π)
V
· w [ |ii → |f i] ·
Nf
Y
d3 pf
f =1
3 Ni


Nf
Nf
Ni
X
X
0 2 Y
4 4

(2π) δ
pi −
p f · Mf i ·
d3 pf
i=1
f =1
(4.1.15)
f =1
erhält.
Hieraus ergibt sich für den Zerfall eines einzelnen Teilchens (Ni
1
−→
2 + 3 + ... + N
= 1)
(4.1.16)
die dierentielle Zerfallsrate pro Zeiteinheit
dΓ =
dW
T
(4.1.17)
N
2 Y
d3 pf
= (2π)7 · δ 4 (p1 − p2 − p3 ... − pN ) · Mf0 i ·
f =2
.
(4.1.18)
4.1. DER STREUOPERATOR
139
Existieren verschiedene Zerfallskanäle für das Teilchen, so ist seine gesamte
Zerfallsrate nach Integration durch
Γ=
X
Γr
(4.1.19)
r
gegeben, was zu der mittleren Lebensdauer
τ=
1
Γ
(4.1.20)
des Teilchens führt.
Die Kollision eines Teilchens mit einem Targetteilchen
1+2
−→
3 + 4 + ... + N
(4.1.21)
beschreibt man durch ihren so genannten Streuquerschnitt. Der Streuquerschnitt ist anschaulich so deniert, dass er sich zur gesamten Wechselwirkungsäche der beiden Teilchen verhält, wie die Anzahl der gestreuten Teilchen zu
der Anzahl der einfallenden Teilchen
dσ
dNstreu
=
A
Nein
.
(4.1.22)
Nun ist
dNstreu = Nein · dW
und
A=
wobei
urel
V
V
=
L
urel · T
,
(4.1.23)
die relativistische Relativgeschwindigkeit der beiden an dem Stoÿ
beteiligten Teilchen ist (Ni
= 2). Dies eingesetzt in die denierende Beziehung
des Streuquerschnittes liefert
dσ =
N
2 Y
(2π)10 4
d3 pf
· δ (p1 + p2 − p3 − p4 ... − pN ) · Mf0 i ·
urel
.
(4.1.24)
f =3
Dabei ist im Laborsystem, in dem das Teilchen 2 ruht,
urel |LS =
|~
p1 |
E1
(4.1.25)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
140
und im Schwerpunktsystem wegen
urel |SP =
p~1 = −~
p2
|~
p1 | |~
p2 |
E1 + E2
+
= |~
p1 |
E1
E2
E1 E2
(4.1.26)
bzw. relativistisch invariant formuliert
p
urel =
(p1 p2 )2 − (m1 m2 )2
E1 E2
.
(4.1.27)
Durch die Zerfallsrate und den Streuquerschnitt lässt sich eine Vielzahl von
physikalischen Beobachtungen beschreiben. Der Term
Mf0 i
enthält dabei die
vollständige Information über alle möglichen Streu- und Zerfallsprozesse. Bei
der Ableitung der vorstehenden Beziehungen war es notwendig mit den unendlichen Gröÿen V und T zu arbeiten, um die Produkte der Delta-Funktionen
handhaben zu können. Will man dieses mathematisch nicht ganz saubere Vorgehen vermeiden, muss man mit Wellenpaketen arbeiten und kann so die auf
δ -Funktionen
normierten Zuständen vermeiden. Die Rechnungen werden da-
durch komplizierter, ändern die Ergebnisse aber nicht.
Anmerkung: Mit einem auslaufenden Teilchen 3 und dem Targetteilchen 4
führt die Kombination der Beziehungen (4.1.12) und (4.1.24) zu
2
2
V
dσ(~
p3 , p~4 )
3
3
·
hf |Ŝ|ii · d p3 d p4 =
3
(2π)
A
.
(4.1.28)
Ist man nur an dem gestreutem Teilchen interessiert, ergibt Integration
2
Z 2
V
dσ(~
p3 )
3
3
·
|
Ŝ|ii
·
d
p
d
p
=
hf
4
3
(2π)3
A
.
(4.1.29)
Man beachte, dass in beiden Fällen der entsprechende Streuquerschnitt mit
dσ
bezeichnet wird, was leicht zu Verwechselungen führen kann.
4.2 Die Störungsreihe
Die Bewegungsgleichung (4.1.1) lässt sich zur Integralgleichung
Z
t
|η(t)i = |η(t0 )i + (−i)
dt1 Ĥ1 (t1 ) |η(t1 )i
(4.2.1)
dt1 Ĥ1 (t1 ) |η(t1 )i .
(4.2.2)
t0
umformen. Für
t0 = −∞
bedeutet dies
Z
t
|η(t)i = |ii + (−i)
−∞
4.2. DIE STÖRUNGSREIHE
141
Iteration dieser Beziehung liefert im Limes
t→∞
den Streuoperator als Rei-
henentwicklung
Ŝ = 1 +
∞
X
(−i)
n
∞
Z
t1
Z
dt1
n=1
−∞
∞
X
Z
tn−1
Z
dtn · Ĥ1 (t1 )Ĥ1 (t2 ) . . . Ĥ1 (tn )
dt2 . . .
−∞
−∞
(4.2.3)
=1+
(−i)n
n!
n=1
∞
Z
∞
dt1
−∞
∞
Z
dt2 . . .
−∞
i
h
dtn · T Ĥ1 (t1 )Ĥ1 (t2 ) . . . Ĥ1 (tn )
−∞
(4.2.4)
mit dem bereits eingeführten zeitgeordneten Produkt
h
i
T Ĥ1 (t1 )Ĥ1 (t2 ) . . . Ĥ1 (tn ) = Ĥ1 (ti1 )Ĥ1 (ti2 ) . . . Ĥ1 (tin )
für
ti1 ≥ ti2 ≥ . . . ≥ tin
(4.2.5)
.
Da der Hamilton-Operator ein Skalar ist und deshalb nur eine gerade Anzahl
von Fermion-Operatoren enthalten kann, ändert sich das Vorzeichen bei der
Umordnung im zeitgeordneten Produkt nicht. Geht man von dem HamiltonOperator zu dem Hamilton-Dichteoperator
Z
Ĥ1 (t) =
3
Ĥ1 (~x, t)d x =
Z
Ĥ1 (x)d3 x
(4.2.6)
über, so ergibt sich die Störungsreihe in der explizit kovarianten Form:
Ŝ = 1 +
Z
Z
∞
h
i
X
(−i)n
. . . d4 x1 d4 x2 . . . d4 xn · T Ĥ1 (x1 )Ĥ1 (x2 ) . . . Ĥ1 (xn )
n!
n=1
(4.2.7)
In der Spinor-Elektrodynamik ist der Hamilton-Dichteoperator
ˆ
µ
Ĥ1 (x) = eq :Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x):Â (x)
(4.2.8)
proportional zur Kopplungskonstanten e. Die Störungsreihe ist damit eine Entwicklung nach Potenzen der Kopplungskonstanten.
Die Anwendung der Störungsreihe zur Berechnung der Übergangsamplitude
soll an dem einfachen (wegen der Energie- und Impulserhaltung aber physikalisch nicht realisierbarem) Beispiel der Emission eines Photons
Elektron
γ
von einem
e−
e− → e− + γ
(4.2.9)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
142
transparent gemacht werden. Diesen Prozess kann man durch den so genannten
Feynman-Graphen
e− (p2 , σ2 )
µ
γ(k3 , λ)
e− (p1 , σ1 )
abbilden. Mit dem Streuoperator
Z
Ŝ (1) = (−i) d4 x · Ĥ1 (x)
Z
ˆ
µ
4
= :Ψ(x)(−ieqγ
µ )Ψ̂(x):Â (x)d x
(4.2.10)
.
(4.2.11)
in erster Ordnung, dem Anfangszustand
|ii = |e− ; m, p~1 , σ1 i |0γ i
(4.2.12)
|f i = |e− ; m, p~2 , σ2 i |γ; ω; ~k3 , λi
(4.2.13)
und dem Endzustand
wird die zugehörige Übergangsamplitude in erster Ordnung
(1)
Sf i = he− ; m, p~2 , σ2 | hγ; ω; ~k3 , λ|
Z
h
i
ˆ
µ
4
· T :Ψ(x)(−ieqγ
µ )Ψ̂(x):Â (x) d x
|e− ; m, p~1 , σ1 i |0γ i
= he− ; m, p~2 , σ2 | hγ; ω; ~k3 , λ|
Z
ˆ
µ
4
· :Ψ(x)(−ieqγ
|e− ; m, p~1 , σ1 i |0γ i
µ )Ψ̂(x):Â (x)d x
Z
ˆ
−
= he− ; m, p~2 , σ2 | :Ψ(x)(−ieqγ
~1 , σ1 i
µ )Ψ̂(x): |e ; m, p
· hγ; ω; ~k3 , λ| µ (x) |0γ i d4 x
4.2. DIE STÖRUNGSREIHE
Z "
=
143
#
#
"
3
3
(2π)− 2 +ip2 x
(2π)− 2 −ip1 x
√
·e
·e
u(~
p1 , σ1 )
u(~
p2 , σ2 ) (−ieqγµ ) · √
2E2
2E1
"
#
3
(2π)− 2 +ik3 x µ ~
· √
·e
e (k3 , λ3 ) d4 x
2ω
3
3
3
3
3
3
(2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2
√
√
= √
· u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k3 , λ3 )
2E1
2E2
2ω
Z
−i(p1 −p2 −k3 )x 4
· e
d x
(2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2
√
√
= √
· u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k3 , λ3 )
2E1
2E2
2ω
· (2π)4 δ 4 (p1 − p2 − k3 )
Vergleicht man dies mit der Wahrscheinlichkeitsamplitude in (4.1.8), so folgt
3
3
3
(2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2
√
√
· u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k3 , λ3 ) .
Mf0 i = √
2E1
2E2
2ω
Da unabhängig vom betrachteten Prozess durch die Abpaarung der einlaufenden und auslaufenden Teilchen mit den entsprechenden Feldoperatoren jeweils
ein Faktor
(
3
(2π)− 2
√
2E
mit
E=
E(~
p)
ω
für Fermionen
(4.2.14)
für Photonen
geliefert wird, deniert man als Feynman-Amplitude den prozessabhängigen
Teil
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k3 , λ3 )
Mf i = u(~
(4.2.15)
ohne diese Faktoren. Bei der Berechnung der Feynman-Amplitude liefert offensichtlich
•
jedes einlaufende Fermion einen Faktor
u(~
p, σ)
•
jedes auslaufende Fermion einen Faktor
u(~
p, σ)
•
jedes auslaufende Photon einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
und der Fermion-Photon-Vertex einen Faktor
−ieqγµ
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
144
und entsprechend ergibt sich bei Analyse der Struktur der Wahrscheinlichkeitsamplitude der Emission eines Photons
γ
von einem Positron
e+ ,
dass
•
jedes einlaufende Antifermion einen Faktor
v(~
p, σ)
•
jedes auslaufende Antifermion einen Faktor
v(~
p, σ)
•
jedes einlaufende Photon einen Faktor
•
und der Antifermion-Photon-Vertex einen Faktor
eµ (~k, λ)
−ieqγµ
bei der Berechnung liefert. In den Vertexfaktor geht also immer die Ladung
des Teilchens ein. Der vollständige Satz der Feynman-Regeln für die SpinorElektrodynamik wird im nächsten Abschnitt besprochen. Die Feynman-Regeln
erlauben es, aus dem Feynman-Graphen direkt die zugehörige Feynman-Amplitude zu berechnen.
Schreibt man die Zerfallsrate mit der wie oben denierten Feynman-Amplitude,
erhält man aus Gleichung (4.1.18) Fermi's goldene Regel
1
−→
2 + 3 + ... + N
N
2
|Mf i | Y d3 pf
dΓ = (2π) · δ (p1 − p2 − p3 ... − pN ) ·
·
2m1
(2π)3 2Ef
4
4
(4.2.16)
f =2
für der Zerfall eines ruhenden Teilchens. Analog ergibt sich aus Gleichung
(4.1.24)
1+2
−→
3 + 4 + ... + N
N
2
Y
d3 pf
|Mf i |
·
dσ = (2π)4 · δ 4 (p1 + p2 − p3 . . . − pN ) · p
4 (p1 p2 )2 − (m1 m2 )2 f =3 (2π)3 2Ef
(4.2.17)
als Berechnungsvorschrift für den Streuquerschnitt zweier Teilchen in relativistisch invarianter Formulierung.
4.3 Die Feynman-Regeln
Die systematische Berechnung der Störungsreihe erfordert die Auswertung des
zeitgeordneten Produktes
h
i
T ÂB̂ Ĉ . . . Ŷ Ẑ
(4.3.1)
4.3. DIE FEYNMAN-REGELN
145
von Operatoren. Dies gelingt mit Hilfe der Wick-Theoreme, die hier ohne Beweis angegeben werden, da dieser sehr technisch ist und keine tieferen Einblicke
vermittelt.
Wick-Theorem für einfache zeitgeordnete Produkte: Das zeitgeordnete
Produkt lässt sich in eine Summe von Produkten mit Normalordnung entwickeln, deren einzelne Summanden alle möglichen Kontraktionen von je zwei
Operatoren enthalten.
Das Theorem ist am Besten an einem einfachen Beispiel erläuterbar. Angewendet auf das zeitgeordnete Produkt von 4 Operatoren wird
h
i
T ÂB̂ Ĉ D̂ =
wobei
:ÂB̂ Ĉ D̂:
+ (−1)f (ABCD) · ÂB̂ · :Ĉ D̂:
+ (−1)f (ACBD) · ÂĈ · :B̂ D̂:
+ (−1)f (ADBC) · ÂD̂ · :B̂ Ĉ :
+ (−1)f (BCAD) · B̂ Ĉ · :ÂD̂:
+ (−1)f (BDAC) · B̂ D̂ · :ÂĈ :
+ (−1)f (CDAB) · Ĉ D̂ · :ÂB̂ :
+ (−1)f (ABCD) · ÂB̂ · Ĉ D̂
+ (−1)f (ACBD) · ÂĈ · B̂ D̂
+ (−1)f (ADBC) · ÂD̂ · B̂ Ĉ
f (...)
,
die Anzahl der Vertauschungen benachbarter fermionischer Ope-
ratoren angibt, die nötig sind, um
ABCD
in die Reihenfolge umzusortieren,
die im Argument angegeben steht, und die Kontraktion zweier Operatoren
h
i
ÂB̂ = h0|T ÂB̂ |0i
(4.3.2)
der Vakuumerwartungswert des zeitgeordneten Produktes der Operatoren ist.
Letzteres entspricht der Denition der Feynman-Propagatoren und damit ist
Φ̂(x)Φ̂† (y)
=
i∆F (x − y)
(4.3.3)
ˆ 0 (y)
Ψ̂l (x)Ψ
l
=
iSll0 (x − y)
(4.3.4)
ˆ 0 (y)Ψ̂ (x)
Ψ
l
l
= −iSll0 (x − y)
µ (x)Âν (y)
=
iDFµν (x − y) .
(4.3.5)
(4.3.6)
Als Vakuumerwartungswert wird eine Kontraktion aber immer dann verschwinden, wenn keiner der beiden Operatoren Teilchen erzeugt, die der andere Ope-
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
146
rator absorbiert; d.h. es gilt
Φ̂(x)Φ̂(y)
=0
Φ̂† (x)Φ̂† (y)
=0
(4.3.7)
Ψ̂l (x)Ψ̂l0 (y)
=0
ˆ (x)Ψ
ˆ 0 (y)
Ψ
l
l
=0
(4.3.8)
und insbesondere verschwinden alle Kontraktionen zwischen Operatoren, die
zu verschiedenen Teilchen gehören.
Unter gemischten zeitgeordneten Produkten versteht man solche, in denen einige Operatoren bereits als Normalordnung vorliegen. Für diese gilt das
Wick-Theorem für gemischte T-Produkte:
Für gemischte T-Produkte
sind in der Entwicklung nach normalgeordneten Produkten alle die Terme fortzulassen, die Kontraktionen von bereits normalgeordneten Operatoren entsprechen.
Auch hier ein erklärendes Beispiel:
T
h
:ÂB̂ :Ĉ D̂
i
=
:ÂB̂ Ĉ D̂:
+ (−1)f (ACBD) · ÂĈ · :B̂ D̂:
+ (−1)f (ADBC) · ÂD̂ · :B̂ Ĉ :
+ (−1)f (BCAD) · B̂ Ĉ · :ÂD̂:
+ (−1)f (BDAC) · B̂ D̂ · :ÂĈ :
+ (−1)f (CDAB) · Ĉ D̂ · :ÂB̂ :
+ (−1)f (ACBD) · ÂĈ · B̂ D̂
+ (−1)f (ADBC) · ÂD̂ · B̂ Ĉ
.
Aus der Störungsreihe lassen sich durch Anwendung der Wick-Theoreme die
verbleibenden Feynman-Regeln ableiten. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die
Analyse der Elektron-Myon-Streuung
e− + µ− → e− + µ−
(4.3.9)
in zweiter Ordnung mit einem einlaufenden Elektron und einem einlaufenden
Myon
|ii = |e− ; me , p~1 , σ1 i |µ− ; mµ , p~2 , σ2 i
(4.3.10)
sowie einem auslaufenden Elektron und einem auslaufenden Myon
|f i = |e− ; me , p~3 , σ3 i |µ− ; mµ , p~4 , σ4 i .
(4.3.11)
4.3. DIE FEYNMAN-REGELN
147
Dieser Prozess wird durch den Feynman-Graphen
e− (p3 , σ3 )
µ− (p4 , σ4 )
µ
ν
k
e− (p1 , σ1 )
µ− (p2 , σ2 )
beschrieben. Der Hamilton-Dichteoperator für die Wechselwirkung der beiden
unterschiedlichen Teilchen ist die Summe der einzelnen Hamilton-Dichteoperatoren
Ĥ1 (x) = Ĥ1e (x) + Ĥ1m (x) .
(4.3.12)
In zweiter Ordnung der Störungsreihe wird dann
Z Z
h
i
(−i)2
d4 x1 d4 x2 · T Ĥ1e (x1 ) + Ĥ1m (x1 ) Ĥ1e (x2 ) + Ĥ1m (x2 )
2!
Z Z
h
1
=−
d4 x1 d4 x2 · T Ĥ1e (x1 )Ĥ1e (x2 ) + Ĥ1m (x1 )Ĥ1m (x2 )
2
i
+Ĥ1e (x1 )Ĥ1m (x2 ) + Ĥ1m (x1 )Ĥ1e (x2 )
.
Ŝ (2) =
Zur Übergangsamplitude der Elektron-Myon-Streuung liefern nun nur die Terme
(2)
Ŝem
1
=−
2
=
Z Z
h
i
d4 x1 d4 x2 · T Ĥ1e (x1 )Ĥ1m (x2 ) + Ĥ1m (x1 )Ĥ1e (x2 )
Z Z
h
i
d4 x1 d4 x2 · T Ĥ1e (x1 )Ĥ1m (x2 )
−
(4.3.13)
einen Beitrag. Mit den Hamilton-Dichteoperatoren für das Elektron und für
das Myon
ˆ (x)γ Ψ̂ (x):µ (x)
Ĥ1e (x) = eqe :Ψ
e
µ e
ˆ
Ĥ (x) = eq :Ψ (x)γ Ψ̂ (x):µ (x)
1m
m
m
µ
m
(4.3.14)
(4.3.15)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
148
wird das zeitgeordnete Produkt:
h
i
T Ĥ1e (x1 )Ĥ1m (x2 )
h
i
ˆ (x )γ Ψ̂ (x ):µ (x ) · eq :Ψ
ˆ (x )γ Ψ̂ (x ):Âν (x )
= T eqe :Ψ
e 1 µ e 1
1
m
m 2 ν m 2
2
ˆ (x )γ Ψ̂ (x ) · eq Ψ
ˆ
= µ (x1 )Âν (x2 ) · :eqe Ψ
e 1 µ e 1
m m (x2 )γν Ψ̂m (x2 ):
ˆ (x )(−ieq γ )Ψ̂ (x ):
ˆ (x )(−ieq γ )Ψ̂ (x ) · Ψ
= −iDFµν (x1 − x2 ) · :Ψ
e 1
e µ
e 1
m 2
m ν
m 2
Damit folgt für die Übergangsamplitude der Elektron-Myon-Streuung
(2)
Sem
Z Z
d4 x1 d4 x2 · iDFµν (x1 − x2 )
=
ˆ (x )(−ieq γ )Ψ̂ (x ) |e− ; m , p~ , σ i
· he− ; me , p~3 , σ3 | Ψ
e 1
e µ
e 1
e 1
1
ˆ
−
−
· hµ ; mµ , p~4 , σ4 | Ψm (x2 )(−ieqm γν )Ψ̂m (x2 ) |µ ; mµ , p~2 , σ2 i
Z Z
=
"
(2π)− 2
√
2E3
"
3
·
3
(2π)− 2
· √
2E4
i
(2π)4
Z
DFµν (k)e−ik(x1 −x2 ) d4 k
#
"
#
3
(2π)− 2 −ip1 x1
+ip3 x1
·e
u(~
p3 , σ3 ) (−ieqe γµ ) √
·e
u(~
p1 , σ1 )
2E1
#
"
#
− 23
(2π)
· e+ip4 x2 u(~
· e−ip2 x2 u(~
p2 , σ2 )
p4 , σ4 ) (−ieqm γν ) √
2E2
d4 x1 d4 x2 ·
Z
3
3
3
3
1
(2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2
√
√
√
= √
·
d4 k
2E1
2E2
2E3
2E4 (2π)4
· u(~
p3 , σ3 )(−ieqe γµ )u(~
p1 , σ1 ) · iDFµν (k) · u(~
p4 , σ4 )(−ieqm γν )u(~
p2 , σ2 )
Z Z
·
d4 x1 d4 x2 e−ik(x1 −x2 ) e+ip3 x1 e−ip1 x1 e+ip4 x2 e−ip2 x2
Z
3
3
3
3
(2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2
1
√
√
√
d4 k
= √
·
2E1
2E2
2E3
2E4 (2π)4
· u(~
p3 , σ3 )(−ieqe γµ )u(~
p1 , σ1 ) · iDFµν (k) · u(~
p4 , σ4 )(−ieqm γν )u(~
p2 , σ2 )
· (2π)8 · δ 4 (p1 − p3 + k) · δ 4 (p2 − p4 − k)
4.3. DIE FEYNMAN-REGELN
3
3
3
149
3
(2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2 (2π)− 2
√
√
√
= √
· (2π)4 · δ 4 (p1 + p2 − p3 − p4 )
2E1
2E2
2E3
2E4
p3 , σ3 )(−ieqe γµ )u(~
p1 , σ1 ) · iDFµν (p3 − p1 ) · u(~
p4 , σ4 )(−ieqm γν )u(~
p2 , σ2 )
· u(~
mit dem einfachen Ausdruck
(2)
p3 , σ3 )(−ieqe γµ )u(~
p1 , σ1 )
Mem
= u(~
· iDFµν (p3 − p1 ) · u(~
p4 , σ4 )(−ieqm γν )u(~
p2 , σ2 )
(4.3.16)
für die Feynman-Amplitude der Elektron-Myon-Streuung. Dies führt zu den
nächsten Feynman-Regeln, nach denen bei der Berechnung der Feynman-Amplitude aus dem Feynman-Graphen
iDFµν (k)
•
jede innere Photonenlinie einen Faktor
•
an jedem Vertex die Energie- und Impulserhaltung gilt.
beiträgt
Durch Analyse eines Prozesses mit innerer Fermionenlinie ergibt sich analog,
dass bei der Berechnung der Feynman-Amplitude
•
jede innere Fermionenlinie einen Faktor
iSF (p)
beiträgt.
Zur Ableitung der verbleibenden Feynman-Regeln ist ein Prozess zu betrachten, der eine geschlossene Fermionenschleife enthält. Das einfachste Beispiel
hierfür ist die Vakuum-Polarisation
q
γ(k1 , λ1 )
γ(k2 , λ2 )
p
mit einem einlaufendem und einem auslaufendem Photon
|ii = |γ, ω1 , ~k1 , λ1 i
|f i = |γ, ω2 , ~k2 , λ2 i .
(4.3.17)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
150
Die Terme des zeitgeordneten Produktes, die Beiträge zur Übergangsamplitude
leisten, sind
h
i
ˆ
ˆ
µ
ν
TV P eq :Ψ(x
1 )γµ Ψ̂(x1 ):Â (x1 ) · eq :Ψ(x2 )γν Ψ̂(x2 ):Â (x2 )
h
i
ˆ (x )(γ ) Ψ̂ (x ):µ (x ) · eq :Ψ
ˆ (x )(γ ) Ψ̂ (x ):Âν (x )
= TV P eq :Ψ
a 1
µ ab b 1
c 2
ν cd d 2
1
2
ˆ (x )Ψ̂ (x ) · Ψ̂ (x )Ψ
ˆ (x )
= (−1)2 · Ψ
a 1
d 2
b 1
c 2
· eq(γµ )ab · eq(γν )cd · :µ (x1 ) · Âν (x2 ):
= −iSF da (x2 − x1 ) · iSF bc (x1 − x2 ) · eq(γµ )ab · eq(γν )cd · :µ (x1 ) · Âν (x2 ):
= (−1) · Spur [iSF (x2 − x1 ) · eqγµ · iSF (x1 − x2 ) · eqγν ] · :µ (x1 ) · Âν (x2 ):
Der Faktor
(−1) und die Spurbildung sind charakteristisch für eine geschlosse-
ne Fermionenschleife. Die Spurbildung resultiert letztlich von der Summation
über alle Spinzustände des virtuellen Elektron-Positron-Paares. Es ist klar,
dass auch bei Prozessen mit komplizierteren Schleifen immer eine Kontraktion
mit vertauschter Reihenfolge auftritt, die dann einen Faktor
(−1)
liefert. Mit
diesen Vorüberlegungen ergibt sich für die Übergangsamplitude
SV P
(−i)2
=
2!
Z Z
d4 x1 d4 x2
· (−1) · Spur [iSF (x2 − x1 ) · eqγµ · iSF (x1 − x2 ) · eqγν ]
· hγ, ω2 , ~k2 , λ2 | :µ (x1 ) · Âν (x2 ): |γ, ω1 , ~k1 , λ1 i
Z Z
(−i)2
=
(−1)
d4 x1 d4 x2
2!
Z
Z
1
1
4
−ip(x2 −x1 )
·
d
p
e
d4 q e−iq(x1 −x2 )
(2π)4
(2π)4
· Spur [iSF (p) · eqγµ · iSF (q) · eqγν ]
"
#"
#
3
3
(2π)− 2 +ik2 x1 µ ~
(2π)− 2 −ik1 x2 ν ~
√
·2· √
·e
e (k2 , λ2 )
·e
e (k1 , λ1 )
2ω2
2ω1
4.3. DIE FEYNMAN-REGELN
151
Z
Z
3
3
(2π)− 2 (2π)− 2
1
1
4
√
= √
·
d p
d4 q
(2π)4
2ω1
2ω2 (2π)4
· eµ (~k2 , λ2 ) · (−1) · Spur [iSF (p) · (−ieqγµ ) · iSF (q) · (−ieqγν )] · eν (~k1 , λ1 )
Z Z
·
d4 x1 d4 x2 · e−ip(x2 −x1 ) · e−iq(x1 −x2 ) · e+ik2 x1 · e−ik1 x2
Z
Z
3
3
1
1
(2π)− 2 (2π)− 2
4
√
·
d p
d4 q
= √
(2π)4
2ω1
2ω2 (2π)4
· eµ (~k2 , λ2 ) · (−1) · Spur [iSF (p) · (−ieqγµ ) · iSF (q) · (−ieqγν )] · eν (~k1 , λ1 )
· (2π)4 · δ 4 (p − q + k1 ) · (2π)4 · δ 4 (p − q + k2 )
3
3
(2π)− 2 (2π)− 2
√
= √
· (2π)4 · δ 4 (k1 − k2 ) · eµ (~k2 , λ2 ) · eν (~k1 , λ1 )
2ω1
2ω2
Z
(−1)
·
d4 p · Spur [iSF (p) · (−ieqγµ ) · iSF (p + k1 ) · (−ieqγν )]
(2π)4
.
Damit liefert die Feynman-Amplitude für die Vakuum-Polarisation
MV P = eµ (~k2 , λ2 ) · iΠµν (k1 ) · eν (~k1 , λ1 )
(4.3.18)
die so genannten Selbstenergie
Z
(−1)
d4 p · Spur [iSF (p) · (−ieqγµ ) · iSF (p + k1 ) · (−ieqγν )]
(2π)4
Z
(eq)2
=
d4 p · Spur [iSF (p) · γµ · iSF (p + k) · γν ]
(4.3.19)
(2π)4
iΠµν (k) =
des Photons als Faktor für eine geschlossene Fermionenschleife. Aus der Feynman-Amplitude kann man die zusätzlich notwendigen Feynman-Regeln
•
über jede geschlossene Fermionenschleife ist die Spur zu bilden und ein
Faktor
•
(−1)
hinzuzufügen
für jeden Viererimpuls
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt ist, ist eine Integration über
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
152
ablesen. Bei der weiteren Analyse anderer Terme auch in höherer Ordnung
treten keine neuen Eigenschaften auf. Damit ist der vollständige Satz der
Feynman-Regeln für die Spinor-Elektrodynamik gewonnen. Nachstehend noch
einmal alle Regeln zusammengefasst.
Feynman-Regeln der Spinor-Elektrodynamik
Die Feynman-Amplitude
me über die Amplituden
Mf i eines Prozesses |ii → |f i besteht aus der Sum(n)
Mf i von n-ter störungstheoretischer Ordnung
Mf i =
∞
X
(n)
Mf i
.
n=1
Diagrammatisch enthält die Feynman-Amplitude
(n)
Mf i
alle topologisch ver-
schiedenen, zusammenhängenden Feynman-Graphen, die n-Vertices und die
richtigen externen Linien haben, und berechnet sich aus diesem wie folgt:
•
Jedes einlaufende Fermion liefert einen Faktor
u(~
p, σ)
•
Jedes auslaufende Fermion liefert einen Faktor
u(~
p, σ)
•
Jedes einlaufende Antifermion liefert einen Faktor
v(~
p, σ)
•
Jedes auslaufende Antifermion liefert einen Faktor
v(~
p, σ)
•
Jedes einlaufende Photon liefert einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
Jedes auslaufende Photon liefert einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
Jede innere Fermionenlinie liefert einen Faktor
iSF (p)
•
Jede innere Photonenlinie liefert einen Faktor
iDFµν (k)
•
Jeder Spinor-Photon-Vertex liefert einen Faktor
•
An jedem Spinor-Photon-Vertex gilt die Energie- und Impulserhaltung
•
Für jeden Viererimpuls
−ieqγµ
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt wird, ist eine Integration über
•
Über jede geschlossene Fermionenschleife ist die Spur zu bilden und ein
Faktor
(−1)
hinzuzufügen
4.3. DIE FEYNMAN-REGELN
153
Es verbleibt zu zeigen, dass die longitudinalen und skalaren Photonen der
physikalisch zulässigen Zustände keinen Beitrag zu den Feynman-Amplituden
liefern. Hierzu ist es zweckmäÿig, noch einmal die Fermion-Photon-Kopplung
zu betrachten, für die nach (4.2.15)
Mf i = u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k, λ)
mit
k = p1 − p2
war. Da aufgrund der Denition der physikalisch zulässigen
Zustände longitudinale und skalare Photonen immer in der gleichen Anzahl an
den äuÿeren Photonenlinien auftreten, geht in die Berechnung der FeynmanAmplitude durch die Kopplung der Fermionen mit den Pseudophotonen immer
die Summe
Mfλ=0,3
= u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k, 0)
i
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k, 3)
+ u(~
(4.3.20)
über beide Polarisationen ein. Nun ist nach (3.4.7)
k µ = ω · eµ (~k, 0) + eµ (~k, 3)
(4.3.21)
und aufgrund der Dirac-Gleichung in der Impulsdarstellung
u(~
p2 , σ2 )γµ k µ u(~
p1 , σ1 ) = u(~
p2 , σ2 )γµ (pµ1 − pµ2 )u(~
p1 , σ1 )
= u(~
p2 , σ2 ) · γµ pµ1 u(~
p1 , σ1 ) − u(~
p2 , σ2 )γµ pµ2 · u(~
p1 , σ1 )
= u(~
p2 , σ2 ) · mu(~
p1 , σ1 ) − u(~
p2 , σ2 )m · u(~
p1 , σ1 )
=0
.
(4.3.22)
Dies bedeutet für die Fermion/Pseudophotonen-Kopplung
Mfλ=0,3
=
i
=
=
=
u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k, 0)
+ u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 )eµ (~k, 3)
u(~
p2 , σ2 )(−ieqγµ )u(~
p1 , σ1 ) · eµ (~k, 0) + eµ (~k, 3)
−ieq
· u(~
p2 , σ2 )γµ k µ u(~
p1 , σ1 )
ω
0
;
(4.3.23)
d.h. bei der Wechselwirkung mit Fermionen kompensieren sich die Beiträge
der Pseudophotonen und gehen deshalb nicht in die Berechnung der FeynmanAmplituden ein.
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
154
4.4 Ladungsrenormierung
Die Berechnung des bei der Vakuum-Polarisation auftretenden Integrals führt
auf einen divergenten Ausdruck. Die damit verbundene Problematik hat die
Entwicklung der Quantenfeldtheorie jahrzehntelang aufgehalten. Mittels Renormierung kann man die Divergenzen der auftretenden Integrale jedoch handhaben. Dabei werden die divergenten Terme in Relationen zwischen beobachtbaren und nicht beobachtbaren physikalischen Parametern absorbiert. Dies ist
möglich, da die nicht beobachtbaren physikalischen Parameter keine experimentelle Bedeutung haben. Diese Renormierung der physikalischen Parameter
ist konsistent in allen Ordnungen der Störungstheorie durchführbar.
Es gibt jedoch auch einen anschaulichen Zugang zur Renormierung; denn selbst
wenn keine divergenten Integrale auftreten würden, wäre es sinnvoll eine Renormierung durchzuführen. Bei der Berechnung jeder Feynman-Amplitude treten bestimmte Teilgraphen immer wieder auf, was es sinnvoll erscheinen lässt,
diese vorab zu berechnen. Hierdurch wird man genau zu den renormierten
physikalischen Parametern geführt. Alle zu berechnenden Terme sind dabei
endlich. Trotzdem kann man allerdings nicht vermeiden divergente Integrale
handhaben zu müssen, da die zu berechnenden Terme sich als Dierenz zweier
solcher divergenter Integrale ergeben.
Um konkret zu werden, soll ein beliebiger Feynman-Graph n-ter Ordnung mit
einer inneren Photonenlinie betrachtet werden. In die Berechnung der gesamten Feynman-Amplitude gehen immer folgende Feynman-Graphen ein (zur
besseren Übersicht wird die Ladung mit q=1 angenommen):
µ
ν
k
(n)
Mf i = Aµ · e · iDFµν (k) · e · Bν
p1
µ
k
(n+1S)
Mf i
= Aµ · e ·
ν
k
p1 + k
µρ
iDF (k) · iΠρσ (k)
· iDFσν (k) · e · Bν
4.4. LADUNGSRENORMIERUNG
p1
(n+2S)
Mf i
p2
k
µ
= Aµ · e ·
k
p1 + k
µρ
iDF (k) · iΠρτ (k)
p1
µ
k
ν
p2 + k
· iDFτ ω (k) · iΠωσ (k) · iDFσν (k) · e · Bν
p2
k
p3
k
k
p2 + k
p1 + k
(n+3S)
Mf i
Die Terme
155
ν
k
p3 + k
= Aµ · e · .................................................................. · e · Bν
Aµ
und
Bν
stehen dabei für die hier nicht dargestellten restlichen
Teile der Feynman-Graphen. Die vorstehende unendliche Reihe führt zu
f(n) = M (n) + M (n+1S) + M (n+2S) + M (n+3S) +
M
fi
fi
fi
fi
fi
...
e µν (k) · e · Bν
= Aµ · e · iD
(4.4.1)
mit
e µν (k) = iDµν (k) + iDµρ (k) · iΠρσ (k) · iDFσν (k) + iDµρ (k) · ...
iD
F
F
F
e σν (k)
= iDµν (k) + iDµρ (k) · iΠρσ (k) · iD
F
F
bzw.
e µν (k) = Dµν (k) − Dµρ (k) · Πρσ (k) · D
e σν (k)
D
F
F
Nun ist
DFµν (k) =
und
e µν (k)
D
sowie
Πµν (k)
−g µν
k2
müssen die Form
µν
e µν (k) = −g f (k 2 ) + k µ k ν f1 (k 2 )
D
2
k
Πµν (k) = e2 gµν k 2 Π(k 2 ) + e2 kµ kν Π1 (k 2 )
.
(4.4.2)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
156
besitzen, da dies die allgemeine Form von Tensoren zweiter Stufe ist, die sich
aus dem Vierer-Vektor
kµ
bilden lässt. Setzt man dies in die Gleichung (4.4.2)
ein, so liefert Koezientenvergleich der Terme, die den Metriktensor enthalten,
−g µν
−g µν
−g µρ 2
−g σν
f (k 2 ) =
−
· e gρσ k 2 Π(k 2 ) ·
f (k 2 )
2
2
2
k
k
k
k2
bzw.
f (k 2 ) =
1
1−
e2 Π(k 2 )
.
Damit wird
e µν (k) =
D
Der Term mit
f1 (k 2 )
DFµν (k)
+ k µ k ν f1 (k 2 ) .
1 − e2 Π(k 2 )
(4.4.3)
ist nun bei der Berechnung einer Feynman-Amplitude
ohne Bedeutung. Da eine Photonenlinie immer an Fermionen-Vertices koppelt,
erscheint er entsprechend
u(~
p2 , σ2 )(−ieγµ )u(~
p1 , σ1 ) · k µ k ν f1 (k 2 ) · u(~
p4 , σ4 )(−ieγν )u(~
p3 , σ3 )
eingebettet. Nun folgt aus der Dirac-Gleichung in der Impulsdarstellung
u(~
p2 , σ2 )γµ k µ u(~
p1 , σ1 ) = u(~
p2 , σ2 )γµ (pµ1 − pµ2 )u(~
p1 , σ1 )
= u(~
p1 , σ1 ) − u(~
p1 , σ1 )
p2 , σ2 ) · γµ pµ1 u(~
p2 , σ2 )γµ pµ2 · u(~
= u(~
p2 , σ2 ) · mu(~
p1 , σ1 ) − u(~
p2 , σ2 )m · u(~
p1 , σ1 )
=0 ,
dass der Term mit
f1 (k 2 )
keinen Beitrag zur Feynman-Amplitude liefert. Da-
mit wird
f(n) = Aµ · e · iD
e µν (k) · e · Bν
M
fi
DFµν (k)
µ ν
2
= Aµ · e · i ·
+ k k f1 (k ) · e · Bν
1 − e2 Π(k 2 )
iDFµν (k)
= Aµ · e ·
· e · Bν
1 − e2 Π(k 2 )
µν
= Aµ · eR · iDR
(k) · eR · Bν
(4.4.4)
4.4. LADUNGSRENORMIERUNG
157
mit den so genannten renormierten Gröÿen
p
Z3
eR = e ·
(4.4.5)
iDFµν (k)
µν
iDR
(k) = (Z3 )−1 ·
1 − e2 Π(k 2 )
iDFµν (k)
=
Z3 − e2R Π(k 2 )
und zunächst beliebigem Renormierungsfaktor
Z3 .
(4.4.6)
Die nackte Kopplungskon-
stante e ist dabei vollständig aus den Beziehungen verschwunden. Dies ist
nicht weiter problematisch, da die Kopplungskonstante sowieso erst durch ein
Experiment bestimmt werden muss und sich für deniertes
Z3
messtechnisch
auch nur die renormierte Kopplungskonstante bestimmen lässt (z.B. über das
Coulomb-Potential bei niedrigen Energien).
Auch wenn man den Renormierungsfaktor
Z3
im Prinzip beliebig wählen kann,
ist es zweckmäÿig entweder
Z3 = 1 + e2R Π(0)
zu wählen, da das Integral
oder
2
Π(k )
Z30 = 1 + e2 (k)Π(k 2 )
(4.4.7)
divergiert, aber die Dierenz
ΠD (k 2 ) = Π(k 2 ) − Π(0)
Z30 erreicht man, dass der renormierte
Z3 = 1 + e2R Π(0) wird
q
eR = e 1 + e2R Π(0)
e
=p
1 − e2 Π(0)
endlich ist. Durch die Wahl von
Z3
(4.4.8)
oder
Photonen-Propagator endlich ist. Mit
= konstant
(4.4.9)
sowie
µν
iDR
(k) =
Entsprechend folgt aus
iDFµν (k)
1 − e2R ΠD (k 2 )
.
(4.4.10)
Z30 = 1 + e2 (k)Π(k 2 )
p
e(k) = e 1 + e2 (k)Π(k 2 )
e
=p
1 − e2 Π(k 2 )
= Funktion
von
k2
(4.4.11)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
158
sowie
µν
µν
iDR
.
0 (k) = iDF (k)
(4.4.12)
k2
abhängt, wird sie als gleiten-
Da die Kopplungskonstante in diesem Fall von
de Kopplungskonstante
e(k) bezeichnet. Für zwei verschiedene Impulsübertra-
gungen wird
e2 (k1 )
1 + e2 (k1 )Π(k12 )
=
e2 (k2 )
1 + e2 (k2 )Π(k22 )
bzw.
1
e2 (k1 )
−
1
e2 (k
2)
= ΠD (k12 ) − ΠD (k22 )
=−
da im Grenzbereich groÿer
1
· ln
12π 2
k1
k2
(4.4.13)
2
für
k 2 >> m2 ,
(4.4.14)
k 2 -Werte
1
· ln
ΠD (k ) ≈ −
12π 2
2
k
m
2
für
k 2 >> m2
(4.4.15)
gilt. Bei den bisherigen Rechnungen ist für die geschlossene Fermionenschleife
genau ein Teilchen mit der Ladung
q = 1 zugrunde gelegt worden. Sind für die
qf relevant, so ergibt sich
Renormierung mehrere Teilchen mit den Ladungen
2
X
1
1
k1
1
2
− 2
=−
·
qf · ln
2
2
e (k1 ) e (k2 )
12π
k2
k 2 >> m2f
für
.
(4.4.16)
f
Im Grenzbereich kleiner
k 2 -Werte
ΠD (k 2 ) ≈ −
1
·
60π 2
ist
k
m
2
für
k 2 << m2
und man kann im nicht-relativistischen Grenzfall deshalb
(4.4.17)
ΠD (k 2 ) ≈ 0
anset-
zen. Dies bedeutet
e(k) = eR
für
Die genaue Berechung des Integrals
k 2 << m2
ΠD (k 2 )
.
(4.4.18)
selbst soll hier nicht durchge-
führt werden. Hierzu sei auf die Literatur verwiesen. Die geschlossene Fermionenschleife liefert die Ladungsrenormierung bis zur Ordnung
e2R .
In höherer
4.4. LADUNGSRENORMIERUNG
159
Ordnung sind für die Berechnung der Vakuum-Polarisation zusätzliche Einfü-
gungen wie zum Beispiel
mit einzubeziehen. Die Renormierung kann konsistent Ordnung für Ordnung
durchgeführt werden. Bei der Berechnung der Feynman-Amplitude ist dann
von skelettierten Feynman-Graphen auszugehen, die nur aus nackten Photonenlinien ohne Vakuum-Polarisationstermen bestehen. Da keine geschlossenen Fermionenschleifen mehr auftreten können, kann die korrespondierende Feynman-Regel gestrichen werden. Bei Anwendung der Feynman-Regeln
sind dabei natürlich die renormierte Kopplungskonstante und der renormierte Photonenpropagator zu verwenden. Die Renormierung über die VakuumPolarisation kann graphisch durch
eR
eR
k
k
µν
iDR
(k)
dargestellt werden. Ganz analog führen Fermion-Selbstenergieterme bzw. Vertex-Korrekturterme zu einem renormierten Fermionen-Propagator bzw. zu einem renormierten Vertexfaktor.
q
k
p
p
p
Fermionen-Selbstenergie
=⇒ iSR (p)
Vertex-Korrektur
=⇒ −ieqΓµ (p, q)
Sowohl die Fermionen-Selbstenergieterme als auch die Vertex-Korrekturterme
führen jeweils auch zu einer Renormierung der Kopplungskonstanten, kompensieren sich dabei aber gerade gegenseitig. Die Renormierung der Kopplungskonstanten wird damit ausschlieÿlich durch die Vakuum-Polarisation bestimmt. Auf die weiteren Details der technisch anspruchsvollen Renormie-
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
160
rungstheorie soll hier verzichtet werden, da in diesem Text keine Rechnungen
in höherer Ordnung durchgeführt werden.
Nach vollständiger Durchführung der Renormierung hat man einen skelettierten Feynman-Graphen, dessen Auswertung nur auf wohldenierte Integrale
führt. Der zugehörige skelettierte Feynman-Graph nächst höherer Ordnung
muss zwei zusätzliche Vertices, die je einen Faktor
e
liefern, sowie einen nicht
durch Energie-Impulserhaltung festgelegten Viererimpuls eines virtuellen Photons, über den zu integrieren ist, besitzen. Mit
q = ~k rechnet man unter
Vernachlässigung der aus einem speziellen Feynman-Graphen kommenden zusätzlichen Terme exemplarisch für den Beitrag des Feynman-Propagators des
zusätzlichen virtuellen Photons zur Feynman-Amplitude
e2
(2π)3
Z
+∞
−∞
Z +∞
e2
−ig µν
−ig µν
3
· 4πq 2 dq
2 · d ~k =
3
2 − q2
2
(2π)
E
~
0
E − k
Z +∞
e2
−ig µν q 2
· dq
=
2
2π 0
E 2 − q2
Z +∞
e2
−ig µν q 2
=
· dq
2
4π −∞ (E − q + i)(E + q − i)
und, wenn man das Wegintegral über die obere komplexe Halbebene schlieÿt,
liefert der Residuensatz mit dem Pol bei
q = E + i
e2
−ig µν E 2
(−2πi)
4π 2
E+E
e2
=
· (−g µν ) · E
.
4π
=
Dies macht plausibel, dass immer ein Faktor
e2 /4π
in die Berechnung der
nächst höheren Ordnung der Feynman-Amplitude eingeht und die Störungsreihe eigentlich eine Entwicklung nach Potenzen dieser Feinstrukturkonstanten
ist. Mit
e(0) = 0.3028
und dem bei
mZ = 91.2GeV
gemessenem Wert ist nun
e2 (0)
= 1/137.0
4π
e2 (mZ )
αe (mZ ) =
= 1/127.9
4π
αe (0) =
und
(4.4.19)
,
(4.4.20)
was die sehr gute Konvergenz der Störungsreihe der Quanten-Elektrodynamik
bei allen zugänglichen Energien erklärt.
4.5. DIE BORN-NÄHERUNG
161
4.5 Die Born-Näherung
Es ist interessant sich den Zusammenhang zwischen dem nicht-relativistischen
Potential der Quantenmechanik und der Feynman-Amplitude zu verdeutlichen. Dies ist durch Betrachtung der zeitunabhängigen Störungstheorie in der
so genannten Born-Näherung möglich. Ausgangspunkt ist wiederum der Ansatz, dass vor und nach der Wechselwirkung freie ungestörte Teilchen vorliegen.
Es sei jetzt ein System von zwei unterscheidbaren Teilchen mit den Massen
und
M
m
gegeben. Dann ist nach der nicht-relativistischen Quantenmechanik
der Hamilton-Operator
Ĥ =
2
P̂m
P̂ 2
+ M + V̂
2m 2M
,
(4.5.1)
wobei der Potentialoperator alle Eekte der die Wechselwirkung vermittelnden
Austauschteilchen zusammenfasst. Vor der Wechselwirkung ist der Zustandsvektor ein Eigenzustand des freien Hamilton-Operators
Ĥ0 =
2
P̂ 2
P̂m
+ M
2m 2M
;
(4.5.2)
d.h. es gilt
Ĥ0 |ii = E(i) |ii .
(4.5.3)
Entsprechend muss der Zustandsvektor nach der Wechselwirkung ein Eigenzustand des vollständigen Hamilton-Operators sein
Ĥ0 + V̂
|η(+∞)i = E(+∞) |η(+∞)i
(4.5.4)
bzw. wegen der Energie-Erhaltung
Ĥ0 + V̂
|η(+∞)i = E(i) |η(+∞)i .
Kombiniert man die beiden Ergebnisse und berücksichtigt, dass für
|η(+∞)i → |ii gelten muss, kann man ansetzen
E(i) − Ĥ0 |η(+∞)i = E(i) − Ĥ0 |ii + V̂ |η(+∞)i
(4.5.5)
V̂ → 0
(4.5.6)
und erhält daraus die Lipmann-Schwinger-Gleichung
|η(+∞)i = |ii +
V̂
E(i) − Ĥ0 + i
|η(+∞)i ,
(4.5.7)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
162
wobei ein innitesimaler Term
i
hinzugefügt wurde, um die Singularität der
Operatorgleichung zu vermeiden. Iteration liefert:
|η(+∞)i = |ii +
V̂
E(i) − Ĥ0 + i
|ii +
!2
V̂
E(i) − Ĥ0 + i
|η(+∞)i
(4.5.8)
Mit der Annahme, dass die Störung durch das Potential klein ist, ergibt sich
die Näherung
|η(+∞)i = |ii +
V̂
E(i) − Ĥ0 + i
|ii .
(4.5.9)
Einschieben eines vollständigen Satzes von Zuständen freier Teilchen
Z
1̂ =
|η, zihη, z| dz
,
(4.5.10)
wobei z für alle orthonormierten Freiheitsgrade steht, liefert
Z
dz
|η(+∞)i = |ii +
|η, zihη, z| V̂ |ii
E(i) − Ĥ0 + i
Z
dz
|η, zihη, z| V̂ |ii .
= |ii +
E(i) − E(z) + i
(4.5.11)
(−2πi)-fache des Wertes des
E(i) − E(z) + i = 0. Das Integral verhält
Nach dem Residuen-Satz ist das Integral das
Zählers im Integranden an der Stelle
sich für
→0
danach wie
Z
|η(+∞)i = |ii + (−2πi)
dz · δ( E(i) − E(z) ) |η, zihη, z| V̂ |ii .
Damit folgt für einen denierten Endzustand
|f i =
6 |ii
(4.5.12)
die so genannte Born-
Näherung
Z
hf |η(+∞)i = −2πi
dz · δ( E(i) − E(z) ) · hf |η, zi · hη, z| V̂ |ii
= −2πi · δ ( E(i) − E(f ) ) · hf | V̂ |ii .
(4.5.13)
Nun ist nach der Störungsreihe
hf |η(+∞)i = hf | Ŝ |ii
= (2π)4 δ 4 (pmi + pM i − pmf − pM f )
1
1
1
1
p
p
p
·p
· Mf i
3
(2π)3 2Emi (2π)3 2EM i (2π) 2Emf (2π)3 2EM f
4.5. DIE BORN-NÄHERUNG
163
und da im nicht-relativistischen Fall jedes einlaufende Teilchen auch ausläuft,
sowie die Energie durch die Ruhemasse bestimmt ist, ergibt sich
hf |η(+∞)i = (2π)4 δ 4 (pmi + pM i − pmf − pM f ) ·
1
1
· Mf i
3
(2π) 2m (2π)3 2M
.
(4.5.14)
Vergleich mit der Born-Näherung liefert schlieÿlich den Zusammenhang mit
dem nicht-relativistischen Potential
hf | V̂ |ii =
1
iMf i
· δ 3 (~
pmi + p~M i − p~mf − p~M f ) ·
3
(2π)
2m · 2M
Zur Berechnung der Kraft, die zwei Teilchen an den Orten
x1
.
und
(4.5.15)
y1
aufein-
ander ausüben, muss von der Impulsdarstellung des Potentials in die Ortsdarstellung übergegangen werden. Wegen
h~
p|~xi = p
1
(2π)3
· e−i~p~x
wird
Z Z
d3 x2 d3 y2 · hx2 , y2 | V̂ |x1 , y1 i
Z
Z
= · · · d3 x2 d3 y2 d3 pmi d3 pmf d3 pM i d3 pM f
V (x1 , y1 ) =
ei~pmf ~x2 ei~pM f ~y2
e−i~pmi ~x1 e−i~pM i ~y1
p
p
·p
· hf | V̂ |ii · p
(2π)3 (2π)3
(2π)3
(2π)3
Z
Z
1
=
· · · d3 x2 d3 y2 d3 pmi d3 pmf d3 pM i d3 pM f
(2π)9
iMf i
· δ 3 (~
pmi + p~M i − p~mf − p~M f ) ·
2m · 2M
· ei~pmf ~x2 ei~pM f ~y2 e−i~pmi ~x1 e−i~pM i ~y1
.
Mit den
δ -Funktionen
Z
1
ei~pmf ~x2 d3 x2 = δ 3 (~
pmf )
(2π)3
Z
1
ei~pM f ~y2 d3 y2 = δ 3 (~
pM f )
(2π)3
(4.5.16)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
164
folgt nach Ausführung der Integrationen auch über
p~mf
p~M f
und
V (x1 , y1 )
Z Z
1
iMf i
=
d3 pmi d3 pM i δ 3 (~
pmi + p~M i ) · e−i~pmi ~x1 e−i~pM i ~y1 ·
(2π)3
2m · 2M
bzw. nach Ausführung der Integration über
V (x1 , y1 ) =
1
(2π)3
Z
p~M i
iMfSP
i
· e−i~pmi (~x1 −~y1 ) · d3 pmi
2m · 2M
(4.5.17)
mit der Feynman-Amplitude
MfSP
i = Mf i | p
~mf =0;
p
~M f =0;
(4.5.18)
p
~mi +~
pM i =0
im Schwerpunktsystem. Damit ist der Zusammenhang zwischen dem nichtrelativistischen Potential in der Ortsdarstellung und der Feynman-Amplitude
hergestellt.
Beispiel 1: Das Coulomb-Potential
Das Coulomb-Potential entsteht durch den Austausch eines Photons zwischen
geladenen Teilchen. Aus dem Feynman-Graphen
pmf
pM f
µ
iDFµν (k)
ν
pmi
pM i
ergibt sich die Feynman-Amplitude
pmf , σm )(−ieqm γµ )u(~
pmi , σm )
MfSP
i = u(~
· iDFµν (pmi − pmf ) · u(~
pM f , σM )(−ieqM γν )u(~
pM i , σM )
= u(0, σm )(−ieqm γµ )u(~
pmi , σm )
µν
−ig
·
· u(0, σM )(−ieqM γν )u(−~
pmi , σM ) .
(pmi − pmf )2
Nun ist nicht-relativistisch
2
(pmi − pmf )2 = − |~
pmi − p~mf | = − |~
pmi |
2
,
(4.5.19)
4.5. DIE BORN-NÄHERUNG
165
was deutlich macht, dass das Integral bei der Berechnung des Potentials im
Wesentlichen durch die Beiträge bei kleinen Impulsen bestimmt wird. Wegen
bzw.
u(~
p, σ)γµ u(~
p, σ) = 2pµ
(4.5.20)
u(0, σ)γµ u(0, σ) = 2m · g0µ
(4.5.21)
vereinfacht sich die Feynman-Amplitude
MfSP
i ≈ u(0, σm )(−ieqm γµ )u(0, σm )
ig µν
·
2 · u(0, σM )(−ieqM γν )u(0, σM )
|~
pmi |
ig µν
= (−ieqm ) · 2m · g0µ ·
2 · (−ieqM ) · 2M · g0ν
|~
pmi |
2m · 2M
= −i · (eqm )(eqM ) ·
2
|~
pmi |
(4.5.22)
(4.5.23)
dadurch erheblich. Damit wird das Coulomb-Potential
iMfSP
i
· e−i~pmi (~x1 −~y1 ) · d3 pmi
2m · 2M
Z −i~pmi (~x1 −~y1 )
1
e
= (eqm )(eqM ) ·
· d3 pmi
2
3
(2π)
|~
pmi |
e2
qm qM
=+
·
.
4π |~x1 − ~y1 |
1
VCP (x1 , y1 ) =
(2π)3
Z
(4.5.24)
Abhängig vom Vorzeichen der elektrischen Ladungen resultiert der Austausch
eines Photons entweder in eine anziehende oder eine abstoÿende Kraft.
Beispiel 2: Das Yukawa-Potential
Das Yukawa-Potential entsteht durch den Austausch eines elektrisch neutralen
Spin-0 Teilchen. Zur Berechnung des Feynman-Graphen
pmf
pM f
i∆F (q)
pmi
pM i
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
166
sind die Feynman-Regeln
•
jede innere Skalarlinie liefert einen Faktor
•
jeder Fermion-Skalar-Vertex liefert einen Faktor
i∆F (p)
−ig
notwendig. Der Vertexfaktor ergibt sich aus dem Hamilton-Dichteoperator
ˆ Ψ̂(x):Φ̂(x) ,
Ĥ1 (x) = g :Ψ(x)
(4.5.25)
dessen Ableitung im nächsten Kapitel erfolgt. Damit wird die Feynman-Amplitude
pmf , σm )(−ig)u(~
pmi , σm )
MfSP
i = u(~
pM f , σM )(−ig)u(~
pM i , σM )
· i∆F (pmi − pmf ) · u(~
= u(0, σm )(−ig)u(~
pmi , σm )
i
·
· u(0, σM )(−ig)u(−~
pmi , σM ) .
(pmi − pmf )2 − m2φ
Die gleichen Überlegungen wie beim Photonenaustausch ergeben
2
MfSP
i ≈i·g ·
2m · 2M
2
|~
pmi | + m2φ
(4.5.26)
und führen zu dem Yukawa-Potential
iMfSP
i
· e−i~pmi (~x1 −~y1 ) · d3 pmi
2m · 2M
Z −i~pmi (~x1 −~y1 )
1
e
= −g 2 ·
· d3 pmi
2
3
(2π)
|~
pmi | + m2φ
1
VY P (x1 , y1 ) =
(2π)3
=−
Z
g 2 e−mφ |~x1 −~y1 |
·
4π
|~x1 − ~y1 |
.
(4.5.27)
Aufgrund des negativen Vorzeichens resultiert der Austausch eines Spin-0 Teilchens im Gegensatz zum Photonenaustausch immer in eine anziehende Kraft
zwischen den beiden beteiligten Fermionen.
4.5. DIE BORN-NÄHERUNG
167
Beispiel 3: Das Newton-Potential
Das Newton-Potential entsteht durch den Austausch von masselosen Spin-2
Teilchen, so genannten Gravitonen. Zur Berechnung des Feynman-Graphen
pmf
pM f
µν
ρσ
iPFµν;ρσ (k)
pmi
pM i
sind die zusätzlichen Feynman-Regeln (siehe hierzu Kapitel 5.9)
•
jede innere Linie eines Gravitons liefert einen Faktor
•
jeder Fermion-Graviton-Vertex liefert einen Faktor
iPFµν;ρσ (k)
− 4i · κγµ (piν + pf ν )
notwendig, wobei der Feynman-Propagator eines Gravitons
PFµν;ρσ (k) =
g µρ g νσ + g µσ g νρ − g µν g ρσ
k2
(4.5.28)
ist. Zu dem Integral bei der Berechnung der Feynman-Amplitude liefert nun
im Wesentlichen nur der Term mit
µ = ν = ρ = σ = 0
für kleine Impulse
relevante Beiträge.
Dies ergibt
MfSP
i
i
≈ u(0, σm ) · − · κγ0 (pmi0 + pmf 0 ) · u(0, σm )
4
i
i
·
2 · u(0, σM ) · − 4 · κγ0 (pM i0 + pM f 0 ) · u(0, σM )
− |~
pmi |
i
i
i
2
2
= − · κ · (2m) ·
2 · − 4 · κ · (2M )
4
− |~
pmi |
= i · mM ·
κ2 2m · 2M
·
2
4
|~
pmi |
.
(4.5.29)
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
168
Damit wird das Newton-Potential zu
iMfSP
i
· e−i~pmi (~x1 −~y1 ) · d3 pmi
2m · 2M
Z −i~pmi (~x1 −~y1 )
κ2
1
e
· d3 pmi
= − · mM ·
2
4
(2π)3
|~
pmi |
κ2
mM
=−
·
,
16π |~x1 − ~y1 |
VN P (x1 , y1 ) =
1
(2π)3
Z
(4.5.30)
woraus man den Zusammenhang
κ2 = 16πG
(4.5.31)
mit der Newtonschen Gravitationskonstanten ablesen kann. Wegen des negativen Vorzeichens und der Tatsache, dass die Masse eines Teilchens immer
positiv ist, ist die Gravitationskraft grundsätzlich anziehend.
4.6 Zusammenfassung
Bei einem typischen Streuvorgang liegen zu Beginn und zu Ende des Streuprozesses weit separierte und idealisiert deshalb untereinander nicht mehr wechselwirkende Teilchen vor. Den zugeordneten Streuoperator
|η(+∞)i = Ŝ |η(−∞)i
kann man in die Störungsreihe
Ŝ = 1 +
Z
Z
∞
h
i
X
(−i)n
. . . d4 x1 d4 x2 . . . d4 xn · T Ĥ1 (x1 )Ĥ1 (x2 ) . . . Ĥ1 (xn )
n!
n=1
entwickeln. Aus dieser ergibt sich mit den Wick-Theoremen für die Zerfallsrate
1
−→
2 + 3 + ... + N
dΓ = (2π)4 · δ 4 (p1 − p2 − p3 ... − pN ) ·
N
2
|Mf i | Y d3 pf
·
2m1
(2π)3 2Ef
f =2
eines ruhenden Teilchens sowie für den Streuquerschnitt zweier Teilchen
1+2
−→
3 + 4 + ... + N
N
2
Y
|Mf i |
d3 pf
dσ = (2π)4 · δ 4 (p1 + p2 − p3 . . . − pN ) · p
·
4 (p1 p2 )2 − (m1 m2 )2 f =3 (2π)3 2Ef
4.6. ZUSAMMENFASSUNG
169
in relativistisch invarianter Formulierung.
Die in den vorstehenden Beziehungen auftretende Feynman-Amplitude
eines Prozesses
|ii → |f i
in
N -ter
Mf i
störungstheoretischer Ordnung besteht aus
der Summe über die Amplituden
MfNi =
N
X
f(n)
M
fi
.
n=1
Diagrammatisch enthält die renormierte Feynman-Amplitude
f(n)
M
fi
alle topo-
logisch verschiedenen, zusammenhängenden Feynman-Graphen, die nur skelettierte Photonenlinien ohne geschlossene Fermionenschleifen, n-Vertices und
die richtigen externen Linien haben.
Die Berechnung der Feynman-Amplitude erfolgt durch Anwendung der Feynman-Regeln:
•
Jedes einlaufende Fermion liefert einen Faktor
u(~
p, σ)
•
Jedes auslaufende Fermion liefert einen Faktor
u(~
p, σ)
•
Jedes einlaufende Antifermion liefert einen Faktor
v(~
p, σ)
•
Jedes auslaufende Antifermion liefert einen Faktor
v(~
p, σ)
•
Jedes einlaufende Photon liefert einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
Jedes auslaufende Photon liefert einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
Jede innere Fermionenlinie liefert einen Faktor
iSF (p)
•
Jede innere Photonenlinie liefert einen Faktor
iDFµν (k)
•
Jeder Spinor-Photon-Vertex liefert einen Faktor
•
An jedem Spinor-Photon-Vertex gilt die Energie- und Impulserhaltung
•
Für jeden Viererimpuls
−ie(k)qγµ
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt wird, ist eine Integration über
KAPITEL 4. STÖRUNGSTHEORIE
170
Bei der Renormierung werden immer wieder auftretende Teilgraphen vorab
berechnet und so die auftretenden physikalischen Parameter renormiert. Auswertung der Vakuum-Polarisation führt zu der gleitenden Kopplungskonstanten
e2 (k) =
1+
Daraus wird im Grenzbereich groÿer
e2R
2
eR ΠD (k 2 )
.
k 2 -Werte
1
1
1
− 2
=−
· ln
2
e (k1 ) e (k2 )
12π 2
k1
k2
2
für
k 2 >> m2 ,
und im nicht-relativistischen Grenzfall
e(k) = eR
für
k 2 << m2
.
In der Born-Näherung ergibt sich der Zusammenhang zwischen dem nichtrelativistischen Potential der Quantenmechanik und der Feynman-Amplitude
MfSP
i = Mf i | p
~mf =0;
p
~M f =0;
p
~mi +~
pM i =0
im Schwerpunktsystem zu
V (x1 , y1 ) =
1
(2π)3
Z
iMfSP
i
· e−i~pmi (~x1 −~y1 ) · d3 pmi
2m · 2M
.
Für die Potentiale der Kraftwirkungen zwischen zwei Fermionen erhält man
durch Anwendung der Feynman-Regeln bei
Austausch von Spin-0-Teilchen:
Austausch von Spin-1-Teilchen:
Austausch von Spin-2-Teilchen:
g 2 e−mφ |~x1 −~y1 |
·
4π
|~x1 − ~y1 |
e2
qm qM
VCP (x1 , y1 ) = +
·
4π |~x1 − ~y1 |
κ2
mM
VN P (x1 , y1 ) = −
·
16π |~x1 − ~y1 |
VY P (x1 , y1 ) = −
Teil II
Die Theorien des
Standardmodells
173
Kapitel 5
Quanten-Elektrodynamik
Der Aufbau des freien Hamilton-Operators aus den verschiedenen Feldoperatoren wird abgeleitet und die Struktur des Wechselwirkungsteils des HamiltonOperators aus dem Cluster-Dekompositionsprinzip gewonnen. Die Äquivalenz
zwischen dem Hamilton-Formalismus und dem Lagrange-Formalismus wird im
Heisenberg-Bild gezeigt und danach werden aus den Forderungen der Lorentz-,
Skalen- sowie Eichinvarianz die Lagrange-Dichten für die verschiedenen Wechselwirkungen konstruiert.
5.1 Der freie Hamilton-Operator
In den vorherigen Kapiteln sind aus den Prinzipien der Quantentheorie und
der speziellen Relativitätstheorie bereits viele relevante Ergebnisse abgeleitet
worden. Dabei wurde für die Wechselwirkung zwischen einem Spinor- und dem
Maxwell-Feld die Hamilton-Dichte
ˆ
µ
Ĥ1ΨA (x) = eq :Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x):Â (x)
(5.1.1)
und für die Wechselwirkung zwischen einem Spinor- und dem neutralen Skalarfeld die Hamilton-Dichte
ˆ Ψ̂(x):Φ̂(x)
Ĥ1ΨΦ (x) = g :Ψ(x)
(5.1.2)
verwendet. Bisher wurde aber nicht begründet, warum der Hamilton-Operator
durch eine Hamilton-Dichte
Z
Ĥ1 (t) =
Ĥ1 (x)d3 x
(5.1.3)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
174
darstellbar ist und warum die Hamilton-Dichten gerade den oben angegebenen
Aufbau besitzen. Beides wird in diesem Kapitel nachgeholt. Während dies für
den Wechselwirkungsteil des Hamilton-Operators einigen Aufwand erfordert,
ist die Darstellung des freien Hamilton-Operators
Ĥ0
durch die Feldoperatoren
relativ einfach ableitbar und soll im ersten Schritt für das neutrale Skalarfeld
durchgeführt werden.
Im zugrunde liegenden Wechselwirkungsbild muss für den freien HamiltonOperator des Skalarfeldes
ĤSkalar |η; m, p~i = E(~
p) |η; m, p~i
i
h
dΦ̂(x)
= i ĤSkalar , Φ̂(x)
dt
(5.1.4)
(5.1.5)
gelten. Jeden Operator -und damit auch den Hamilton-Operator- kann man
so darstellen, dass er den Zustand, auf den er wirkt, vernichtet und dann
den gewünschten Ausgangszustand erzeugt. Die Erzeugungsoperatoren müssen
dabei immer links von den Vernichtungsoperatoren stehen:
Ĥ0 =
∞ X
∞ Z
X
Z
···
hnm (~
p1 , · · · p~n , ~q1 , · · · , ~qm )
n=0 m=0
· ↠(~
p1 ) · · · ↠(~
pn )â(~q1 ) · · · â(~qm ) · d3 p1 · · · d3 pn d3 q1
· · · d3 qm
(5.1.6)
Da ein Operator vollständig durch die Wirkung auf seine Eigenvektoren charakterisiert ist, kann man für den freien Hamilton-Operator unmittelbar auf
die Impulsdarstellung
Z Z
ĤSkalar =
Z
=
E(~
p1 )δ 3 (~
p1 − ~q1 ) · ↠(~
p1 )â(~q1 ) · d3 p1 d3 q1
E(~q) · ↠(~q)â(~q) · d3 q
schlieÿen, da
Z
E(~q) · ↠(~q)â(~q) |η; m, p~i · d3 q
Z
E(~q) · ↠(~q)δ 3 (~
p − ~q) |0i · d3 q
ĤSkalar |η; m, p~i =
=
= E(~
p) · ↠(~
p) |0i
= E(~
p) |η; m, p~i
(5.1.7)
(5.1.8)
5.1. DER FREIE HAMILTON-OPERATOR
175
ist. Das Besondere an dem freien Hamilton-Operator ist, dass die von Null verschiedene Koezientenfunktion
h11
genau eine impulserhaltende
δ -Funktion
aufweist. Dies wird sich als allgemeine Eigenschaft auch des vollständigen
Hamilton-Operators erweisen.
Mit dem so dargestellten Hamilton-Operator kann man die Beziehung
h
i
i ĤSkalar , Φ̂(x)
Z
h
i
= i E(~q) · ↠(~q)â(~q), Φ̂(x) · d3 q
3
Z Z
(2π)− 2
E(~q) p
2E(~
p)
†
· â (~q)â(~q), â(~
p) e−ipx + ↠(~q)â(~q), ↠(~
p) eipx d3 qd3 p
Z Z
(2π)− 2
E(~q) p
2E(~
p)
†
· â (~q), â(~
p) â(~q)e−ipx + ↠(~q) â(~q), ↠(~
p) eipx d3 qd3 p
Z Z
(2π)− 2
E(~q) p
2E(~
p)
=i
=i
=i
3
3
· −δ 3 (~q − p~)â(~q)e−ipx + ↠(~q)δ 3 (~q − p~)eipx d3 qd3 p
Z
=i
Z
=
=
3
(2π)− 2
−â(~
p)e−ipx + ↠(~
p)eipx d3 p
E(~
p) p
2E(~
p)
3
(2π)− 2 p
â(~
p)(−iE(~
p))e−ipx + ↠(~
p)(iE(~
p))eipx d3 p
2E(~
p)
dΦ̂(x)
dt
verizieren. Der Hamilton-Operator ist nicht nur in der Impulsdarstellung nach
Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren entwickelbar, sondern auch in der
Ortsdarstellung. Da in der Ortsdarstellung die Feldzustände der Elementarteilchen keine Eigenvektoren des freien Hamilton-Operators sind, ist diese Entwicklung aber nicht so unmittelbar einsichtig wie in der Impulsdarstellung. Mit
dem Feldoperator
Z
Φ̂(x) =
3
(2π)− 2 −ipx
p
e
â(~
p) + eipx ↠(~
p) d3 p
2E(~
p)
(5.1.9)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
176
des neutralen Skalarfeldes gilt
Z
E(~q) · ↠(~q)â(~q) · d3 q
Z
X
1
=
: (∂ µ Φ̂(x))2 + m2 Φ̂2 (x): d3 x
2
µ
ĤSkalar =
,
(5.1.10)
wobei die Normalordnung anzuwenden ist, da die Erzeugungsoperatoren immer
links von den Vernichtungsoperatoren stehen müssen. Die Richtigkeit dieser
Darstellung ist leicht einzusehen. Mit
Z
:(∂ µ Φ̂(x))2 :
Z
:
=
"
∂
"Z
µ
Z
d3 x
#
3
3
(2π)− 2 −ipx
ipx †
p
e
â(~
p) + e â (~
p) d p
2E(~
p)
" Z
#
3
3
(2π)− 2 −iqx
µ
iqx †
p
· ∂
e
â(~q) + e â (~q) d q : d3 x
2E(~q)
#
3
−ipx
3
(2π)− 2
µ
ipx †
p
· ip · −e
â(~
p) + e â (~
p) d p
2E(~
p)
"Z
#
3
−iqx
3
(2π)− 2
µ
iqx †
p
·
· iq · −e
â(~q) + e â (~q) d q : d3 x
2E(~q)
Z
:
Z Z
d3 p
d3 q
1
p
p
· ipµ iq µ ·
(2π)3
2E(~
p) 2E(~q)
=
=
Z
h
d3 x · e−i(p+q)x â(~
p)â(~q)
i
−e−i(p−q)x ↠(~q)â(~
p) − e+i(p−q)x ↠(~
p)â(~q) + e+i(p+q)x ↠(~
p)↠(~q)
Z Z
=
d3 p
d3 q
p
p
· ipµ iq µ
2E(~
p) 2E(~q)
h
· δ 3 (~
p + ~q)e−i(E(~p)+E(~q))t â(~
p)â(~q) − δ 3 (~
p − ~q)e−i(E(~p)−E(~q))t ↠(~q)â(~
p)
−δ 3 (~
p − ~q)e+i(E(~p)−E(~q))t ↠(~
p)â(~q) + δ 3 (~
p + ~q)e+i(E(~p)+E(~q))t ↠(~
p)↠(~q)
i
5.1. DER FREIE HAMILTON-OPERATOR
wird wegen
Z
E(~
p) = E(−~
p)
:(∂ 0 Φ̂(x))2 :
Z
=
177
d3 x
d3 p
· (ip0 )2
2E(~
p)
h
i
· e−i2E(~p)t â(~
p)â(−~
p) − ↠(~
p)â(~
p) − ↠(~
p)â(~
p) + e+i2E(~p)t ↠(~
p)↠(−~
p)
E 2 (~
p) †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
i
E 2 (~
p) h −i2E(~p)t
−
· e
· â(~
p)â(−~
p) + e+i2E(~p)t · ↠(~
p)↠(−~
p) · d3 p
2E(~
p)
Z
=
Z
=
E 2 (~
p) †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
−
E 2 (~
p)
· Term(~
p) · d3 p
2E(~
p)
sowie
Z
:(∂ k Φ̂(x))2 :
Z
=
d3 x
d3 p
· (ipk )2
2E(~
p)
h
i
· −e−i2E(~p)t â(~
p)â(−~
p) − ↠(~
p)â(~
p) − ↠(~
p)â(~
p) − e+i2E(~p)t ↠(~
p)↠(−~
p)
(pk )2 †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
i
(pk )2 h −i2E(~p)t
+
· e
· â(~
p)â(−~
p) + e+i2E(~p)t · ↠(~
p)↠(−~
p) · d3 p
2E(~
p)
Z
=
Z
=
(pk )2 †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
+
(pk )2
· Term(~
p) · d3 p
2E(~
p)
.
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
178
Ganz analog ergibt sich
Z
m2 :Φ̂2 (x): d3 x
Z
m2
=
· ↠(~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
h
i
m2
+
· e−i2E(~p)t · â(~
p)â(−~
p) + e+i2E(~p)t · ↠(~
p)↠(−~
p) · d3 p
2E(~
p)
Z
=
m2
· ↠(~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
+
m2
· Term(~
p) · d3 p
2E(~
p)
.
Sammelt man alle Terme zusammen, so ergibt sich
ĤSkalar =
=
1
2
Z
1
2
Z
E 2 (~
p) †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z P k 2
(p )
· ↠(~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
m2
· ↠(~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
+
1
2
X
(∂ µ Φ̂(x))2 + m2 Φ̂2 (x): d3 x
µ
+
=
:
+
P k 2
(p ) + m2 †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
P
Z
E 2 (~
p) − (pk )2 − m2
3
· Term(~
p) · d p
2E(~
p)
2E 2 (~
p) †
· â (~
p)â(~
p) · d3 p
E(~
p)
Z
Z
=
+
E 2 (~
p) +
Z
−
1
=
2
E 2 (~
p)
· Term(~
p) · d3 p
2E(~
p)
Z P k 2
(p )
· Term(~
p) · d3 p
2E(~
p)
Z
m2
· Term(~
p) · d3 p
2E(~
p)
Z
−
E(~
p) · ↠(~
p)â(~
p) · d3 p
als das erwartete Ergebnis.
5.1. DER FREIE HAMILTON-OPERATOR
179
Die Überlegungen für das Skalarfeld lassen sich direkt auf das Maxwell-Feld
übertragen. Dabei ist zu beachten, dass bei einem physikalischen Zustand immer die gleiche Anzahl von skalaren und longitudinalen Photonen vorliegt und
sich deren Beiträge zur Energie gegenseitig aufheben müssen. Dies führt zu
Z
h
i
ω · ↠(~k, 1)â(~k, 1) + ↠(~k, 2)â(~k, 2) · d3 k
Z
h
i
+ ω · ↠(~k, 3)â(~k, 3) − ↠(~k, 0)â(~k, 0) · d3 k
ĤMaxwell =
1
=
2
Z
:
(5.1.11)
i
Xh
(∂ µ Â1 (x))2 + (∂ µ Â2 (x))2 : d3 x
µ
1
+
2
Z
:
i
Xh
(∂ µ Â3 (x))2 − (∂ µ Â0 (x))2 : d3 x
.
(5.1.12)
µ
Eine analoge Rechnung liefert für den freien Hamilton-Operator des DiracFeldes
ĤDirac =
XZ
E(~q) · ↠(~q, σ)â(~q, σ) + â†c (~q, σ)âc (~q, σ) · d3 q
(5.1.13)
σ
Z
=
:
i
1 Xh ˆ
ˆ
−iΨ(x)γk ∂ k Ψ̂(x) + i∂ k Ψ(x)γ
k Ψ̂(x)
2
k
ˆ Ψ̂(x): d3 x
+ mΨ(x)
(5.1.14)
und für das geladene Skalarfeld
Z
Ĥg-Skalar =
Z
=
E(~q) · ↠(~q)â(~q) + â†c (~q)âc (~q) · d3 q
:
"
(5.1.15)
#
X
∂ Φ̂ (x)∂ Φ̂(x) + m2 Φ̂† (x)Φ̂(x): d3 x
µ
†
µ
.
(5.1.16)
µ
Damit sind die Darstellungen der freien Hamilton-Operatoren nach den verschiedenen Feldoperatoren in der Ortsdarstellung gewonnen. Insgesamt hat
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
180
man die freien Hamilton-Dichten:
ĤSkalar
=
ĤMaxwell =
1
2
:
1
2
:
X
(∂ µ Φ̂(x))2 + m2 Φ̂2 (x):
i
Xh
(∂ µ Â1 (x))2 + (∂ µ Â2 (x))2 :
µ
1
2
+
ĤDirac
=
(5.1.17)
µ
:
:
i
Xh
(∂ µ Â3 (x))2 − (∂ µ Â0 (x))2 :
(5.1.18)
µ
i
1 Xh ˆ
ˆ
−iΨ(x)γk ∂ k Ψ̂(x) + i∂ k Ψ(x)γ
k Ψ̂(x)
2
k
ˆ Ψ̂(x):
+ mΨ(x)
Ĥg-Skalar =
:
"
X
(5.1.19)
#
∂ Φ̂ (x)∂ Φ̂(x) + m2 Φ̂† (x)Φ̂(x):
µ
†
µ
(5.1.20)
µ
Während die Impulsdarstellung des freien Hamilton-Operators jeweils einfach
und einsichtig ist, ist dies in der Ortsdarstellung nicht der Fall. Insbesondere ist dem Hamilton-Formalismus nicht zu entnehmen, dass die Theorie
Lorentz-invariant ist. Deshalb wird später in diesem Kapitel zum LagrangeFormalismus, der eine explizit Lorentz-invariante Darstellung erlaubt, übergegangen. Für die Störungsrechnung ist der Hamilton-Formalismus jedoch unverzichtbar.
5.2 Das Cluster-Dekompositionsprinzip
Es ist ein fundamentales Prinzip der Physik, das Experimente, die weit genug
voneinander stattnden, nicht korreliert sind. Die Übergangswahrscheinlichkeiten, die bei Streuversuchen am CERN in Genf beobachtet werden, sind
unabhängig von entsprechenden Experimenten am DESY in Hamburg. Wenn
dieses Cluster-Dekompositionsprinzip nicht gültig wäre, könnten überhaupt
keine Experimente sinnvoll ausgewertet werden.
Um zu sehen, wie sich dieses Prinzip auf die Struktur der Wahrscheinlichkeitsamplituden auswirkt, sei ein zusammenhängender Feynman-Graph betrachtet.
5.2. DAS CLUSTER-DEKOMPOSITIONSPRINZIP
181
Sein Beitrag zur gesamten Wahrscheinlichkeitsamplitude ist nach dem vorherigen Kapitel

hf |Ŝ|ii = (2π)4 δ 4 

X
i
pi −
X
p f  · Mf i ·
f
Y (2π)− 32
p
2Ei,f
i,f
.
(5.2.1)
Die einlaufenden und auslaufenden Teilchen sollen jetzt in zwei beliebige Cluster
i = i1 ∪i2
und
f = f1 ∪f2
aufgeteilt werden. Bezeichnen
~x1
und
~x2
die Orte
der einlaufenden bzw. auslaufenden Teilchen des ersten Clusters und
~y2
~y1
und
die Orte der einlaufenden bzw. auslaufenden Teilchen des zweiten Clusters,
so muss nach dem Cluster-Dekompositionsprinzip in der Ortsdarstellung die
Wahrscheinlichkeitsamplitude verschwinden, wenn man die Cluster sehr weit
voneinander entfernt; d.h. die Wahrscheinlichkeitsamplitude muss die Bedingung
h ~y2 + ~a, ~x2 | Ŝ |~x1 , ~y1 + ~a i −→ 0
für
|~a| −→ ∞
erfüllen. Dies bedeutet, dass die Feynman-Amplitude
Mf i
(5.2.2)
δδ 3 (~q2 − ~q1 )
keine weiteren
Funktionen aufweisen darf. Würde sie z.B. zusätzlich den Faktor
enthalten, so wäre
h ~y2 + ~a, ~x2 | Ŝ |~x1 , ~y1 + ~a i
Z
ei~q2 (~y2 +~a) ei~p2 ~x2 e−i~q1 (~y1 +~a) e−i~p1 ~x1
p
p
p
p
· hf |Ŝ|ii · d3 q2 d3 p2 d3 q1 d3 p1
(2π)3
(2π)3
(2π)3
(2π)3
Z
ei~q2 (~y2 +~a) ei~p2 ~x2 e−i~q1 (~y1 +~a) e−i~p1 ~x1
p
p
p
p
· Mf i
(2π)3
(2π)3
(2π)3
(2π)3

 

Y (2π)− 32
X
X
 · d3 q2 d3 p2 d3 q1 d3 p1
p
· (2π)4 δ 4 
pi −
pf  · 
2E
i,f
i
i,f
f
Z
ei~q2 ~y2 ei~p2 ~x2 e−i~q1 ~y1 e−i~p1 ~x1
p
p
p
p
· ei~a(~q2 −~q1 ) Mf i
(2π)3 (2π)3 (2π)3 (2π)3

 

X
X
Y (2π)− 23
 · d3 q2 d3 p2 d3 q1 d3 p1
p
· (2π)4 δ 4 
pi −
pf  · 
2E
i,f
i
f
i,f
=
=
=
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
182
Z
=
ei~q2 ~y2 ei~p2 ~x2 e−i~q1 ~y1 e−i~p1 ~x1
p
p
p
p
· Mf i
(2π)3 (2π)3 (2π)3 (2π)3


 
X
X
Y (2π)− 32
 · d3 q2 d3 p2 d3 q1 d3 p1
p
· (2π)4 δ 4 
pi −
pf  · 
2E
i,f
i
f
i,f
= h ~y2 , ~x2 | Ŝ |~x1 , ~y1 i
,
was jedoch dem Cluster-Dekompositionsprinzip widerspricht. Die Wahrscheinlichkeitsamplitude kann deshalb nur genau eine impulserhaltende
δ -Funktion
besitzen und die Feynman-Amplitude muss eine ausreichend glatte Funktion
sein und darf selbst keine weitere
δ -Funktion
enthalten.
Es stellt sich die Frage, welcher Hamilton-Operator zu einer Wahrscheinlichkeitsamplitude führt, die das Cluster-Dekompositionsprinzip erfüllt. Dies ist
nun dann und nur dann der Fall, wenn der Hamilton-Operator in der Impulsdarstellung
Ĥ1 =
∞ XZ
∞ X X
X
n=0
s
Z
···
d3 p1 · · · d3 pn d3 q1 · · · d3 qm
m=0 s0
· hnm (~
p1 , s1 ; · · · p~n , sn ; ~q1 , s01 ; · · · ; ~qm , s0m )
· ↠(~
p1 , s1 ) · · · ↠(~
pn , sn )â(~q1 , s01 ) · · · â(~qm , s0m )
(5.2.3)
Koezientenfunktionen
hnm (~
p1 , s1 ; · · · p~n , sn ; ~q1 , s01 ; · · · ; ~qm , s0m )
= δ 3 (~
p1 + · · · + p~n − ~q1 − · · · − ~qm ) · e
hnm (~
p1 , s1 ; · · · p~n , sn ; ~q1 , s01 ; · · · ; ~qm , s0m )
besitzt, die genau eine impulserhaltende
δ -Funktion
enthalten und genügend
glatte Funktionen sind. Ein solcher Hamilton-Operator ergibt sich, wenn man
ihn aus einer Hamilton-Dichte mit normalgeordneten Produkten von Feldoperatoren und deren Ableitungen aufbaut. Wie leicht einzusehen ist, führt die
Integration über die drei räumlichen Koordinaten zu genau einer impulserhaltenden
δ -Funktion,
was im vorherigen Kapitel an einigen Beispielen explizit
gezeigt worden ist.
Dies ist jedoch nicht die einzige wesentliche Bedingung, die eine HamiltonDichte erfüllen muss. Im Kapitel Störungstheorie ist die Wahrscheinlichkeitsamplitude nach zeitgeordneten Produkten der Hamilton-Dichte entwickelt worden. Die Zeitordnung und damit die Wahrscheinlichkeitsamplitude ist aber
5.2. DAS CLUSTER-DEKOMPOSITIONSPRINZIP
183
nur dann Lorentz-invariant, wenn die Hamilton-Dichte auch selbst die Mikrokausalitätsbedingung
h
i
Ĥ1 (x), Ĥ1 (y) = 0
(x − y)2 ≤ 0.
für
(5.2.4)
erfüllt. Dass dies der Fall ist, wenn man die Hamilton-Dichte aus Produkten der
Feldoperatoren und deren Ableitungen aufbaut, kann man an einem einfachen
Beispiel sehen. Da der Hamilton-Operator ein hermitescher Lorentz-Skalar ist,
müssen die Feldoperatoren immer paarweise auftreten. Das führt zum Beispiel
für ein Dirac-Teilchen zu der Struktur
ˆ
Ĥ1 (x) = : · · · Ψ(x)
· · · · · · Ψ̂(x) · · · :
,
(5.2.5)
in der auÿer den Dirac-Feldoperatoren keine anderen Feldoperatoren explizit
dargestellt sind. Mit den Identitäten
i
h
i
i h
Â, B̂ Ĉ = Â, B̂ Ĉ + B̂ Â, Ĉ
i
h
i
i h
h
Â, B̂ Ĉ = Â, B̂ Ĉ − B̂ Â, Ĉ
h
(5.2.6)
(5.2.7)
+
+
kann man die Mikrokausalitätsbedingung (5.2.4) nun immer so umformen, dass
die Dirac-Feldoperatoren nur in Vertauschungsrelationen der Form
ˆ (x)h Ψ̂ (x):
ĤΨ (x) = :Ψ
α
αβ β
ˆ
= Ψ (x)h Ψ̂ (x) + c
α
auftreten, wobei
hαβ
und
cαβ
αβ
β
(5.2.8)
αβ
reine c-Zahl Terme sind, die keine Operatoren
enthalten. Für diese Vertauschungsrelationen ergibt sich dann:
h
i
i h
ˆ (x)h Ψ̂ (x), Ψ
ˆ (y)h Ψ̂ (y)
ĤΨ (x), ĤΨ (y) = Ψ
α
αβ β
ρ
ρσ σ
ˆ (x)h
=Ψ
α
αβ
h
i
ˆ (y) h Ψ̂ (y)
Ψ̂β (x), Ψ
ρ
ρσ σ
+
h
i ˆ
− Ψρ (y)hρσ Ψ̂β (x), Ψ̂σ (y)
+
h
i
ˆ (x), Ψ
ˆ (y) h Ψ̂ (y)
+ Ψ
α
ρ
ρσ σ
+
h
i ˆ
ˆ
− Ψρ (y)hρσ Ψα (x), Ψ̂σ (y)
hαβ Ψ̂β (x)
+
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
184
h
i
ˆ (x)h
ˆ
=Ψ
hρσ Ψ̂σ (y)
α
αβ Ψ̂β (x), Ψρ (y)
+
h
i
ˆ (x) h Ψ̂ (x)
ˆ (y)h
Ψ̂
(y),
Ψ
−Ψ
ρ
ρσ
σ
α
αβ β
+
ˆ (x)h · (i∂ γ µ + m) i∆(m; x − y) · h Ψ̂ (y)
=Ψ
α
αβ
µ
ρσ σ
βρ
ˆ (y)h · (i∂ γ µ + m) i∆(m; y − x) · h Ψ̂ (x)
−Ψ
ρ
ρσ
µ
αβ β
σα
Da bei raumartigen Abständen
∆ m; ±(x − y) = 0
für
(x − y)2 < 0
gilt, erhält man schlieÿlich
h
i
ĤΨ (x), ĤΨ (y) = 0
für
(x − y)2 < 0 .
(5.2.9)
Daraus folgt, dass auch die Hamilton-Dichte die Mikrokausalitätsbedingung
erfüllt. Das Cluster-Dekompositionsprinzip und die Lorentz-Invarianz führen
also dazu, dass der Hamilton-Operator aus einer Hamilton-Dichte, bestehend
aus Produkten der Feldoperatoren und deren Ableitungen aufgebaut werden
kann. Durch diese Struktur ergibt sich automatisch eine Wahrscheinlichkeitsamplitude, die genau eine impulserhaltende
δ -Funktion
besitzt, und eine her-
mitesche Hamilton-Dichte, die die Mikrokausalitätsbedingung erfüllt.
Oen bleibt, wie die Hamilton-Dichte konkret aufgebaut ist. Die Struktur der
Hamilton-Dichte muss in jedem Fall aber so sein, dass die Theorie Lorentzinvariant, eichinvariant und skaleninvariant ist. Es wird sich zeigen, dass durch
diese Bedingungen die Hamilton-Dichten für die verschiedenen Wechselwirkungen vollständig festgelegt werden. Dies kann relativ einfach im LagrangeFormalismus gezeigt werden, während der bisher verwendete Hamilton-Formalismus dafür vollkommen ungeeignet ist. Dies mindert jedoch nicht die Bedeutung des Hamilton-Formalismus, da dieser für Störungsrechnungen unverzichtbar ist.
Der Lagrange-Formalismus basiert auf dem Heisenberg-Bild und nicht auf dem
bisher verwendeten Wechselwirkungsbild. Deshalb erfolgt im nächsten Abschnitt der Übergang zum Heisenberg-Bild. Im Heisenberg-Bild werden dann
die verschiedenen Hamilton-Dichten gewonnen. Für die Durchführung von Störungsrechnungen muss aber jeweils wieder in das Wechselwirkungsbild übergegangen werden. In diesem Sinne ergänzen sich die beiden Bilder.
5.3. DAS HEISENBERG-BILD
185
5.3 Das Heisenberg-Bild
Die Dynamik im Schrödinger-Bild (nun wieder durch den Index S gekennzeichnet) war durch die beiden Beziehungen
d
|η(t)iS = −iĤ S |η(t)iS
dt
d S
∂
Ô = ÔS
dt
∂t
(5.3.1)
(5.3.2)
gegeben. Das Heisenberg-Bild ergibt sich aus dem Schrödinger-Bild durch
gleichzeitige Transformation der Zustandsvektoren und Operatoren
|η(t)iH = Â(t) |η(t)iS
ÔH (t) = Â(t)ÔS † (t)
mit dem unitären Operator
ÂH (t) = eitĤ
S
.
(5.3.3)
Der Hamilton-Operator im Heisenberg-Bild
S
S
Ĥ H = eitĤ Ĥ S e−itĤ = Ĥ S
(5.3.4)
ist identisch mit dem Hamilton-Operator im Schrödinger-Bild und damit wie
dieser zeitunabhängig. Weiter wird
d
d itĤ S
d
H
S
itĤ S
S
|η(t)i =
e
|η(t)i + e
|η(t)i
dt
dt
dt
S
S
= iĤ S eitĤ |η(t)iS + eitĤ (−iĤ S ) |η(t)iS
=0
sowie
d H
d h itĤ S S −itĤ S i
Ô (t) =
e
Ô e
dt
dt
S
S
= iĤ S eitĤ ÔS e−itĤ + eitĤ
S
S
S
∂ ÔS −itĤ S
e
+ eitĤ ÔS (−iĤ S )e−itĤ
∂t
∂ ÔS −itĤ S
e
+ iĤ S ÔH (t) − iÔH (t)Ĥ S
∂t i
h
∂ H =
Ô (t) + i Ĥ H , ÔH (t)
,
∂t
ex
= eitĤ
S
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
186
wobei wie im Wechselwirkungsbild
S
S ∂ Ô
S
∂ H Ô (t) = eitĤ
e−itĤ
∂t
∂t
ex
keine direkte Ableitung ist, sondern eine transformierte Ableitung aus dem
Schrödinger-Bild darstellt. Für Operatoren, die im Schrödinger-Bild zeitunabhängig sind, wird die Dynamik im Heisenberg-Bild durch
|η(t)iH = const.
h
i
d H
Ô (t) = i Ĥ H , ÔH (t)
dt
(5.3.5)
(5.3.6)
gegeben. Im Heisenberg-Bild wird die Dynamik ausschlieÿlich von den Operatoren getragen, während der Zustandsvektor ruht.
Da die Dynamik der Feldoperatoren im Heisenberg-Bild von der Wechselwirkung abhängt, ist es im Heisenberg-Bild nur sinnvoll Vertauschungsrelationen
zu gleichen Zeiten für die Feldoperatoren zu betrachten. Feldoperatoren von
Teilchen verschiedener Sorten vertauschen natürlich auch im Heisenberg-Bild
für alle Zeiten, da die Hilbert-Räume verschiedener Teilchensorten orthogonal
zueinander sind. Eine weitere Konsequenz beim Vorliegen von Wechselwirkungen ist, dass im Heisenberg-Bild keine einfache Entwicklung der Feldoperatoren
nach Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren angegeben werden kann.
Dies bedeutet, dass im Heisenberg-Bild die Normalordnung :...: ohne praktische Bedeutung ist und deshalb im weiteren Text nicht mehr mitgeschrieben
wird. Beim Übergang in das Wechselwirkungsbild ist die Normalordnung aber
immer wieder von Hand einzufügen!
Der Zusammenhang zwischen dem Wechselwirkungs- und dem Heisenberg-Bild
ÔH (t) = Û −1 (t) ÔW (t) Û (t)
W
Ô (t) = Û (t)
H
Ô (t) Û
−1
(t)
(5.3.7)
(5.3.8)
wird durch den Transformationsoperator
S
Û (t) = eitĤ0 e−itĤ
S
vermittelt. Für ein einfaches Produkt von Operatoren
ÔW = X̂ W Ŷ W Ẑ W
(5.3.9)
5.3. DAS HEISENBERG-BILD
187
folgt
ÔH = Û −1 ÔW Û
= Û −1 X̂ W Ŷ W Ẑ W Û
= Û −1 X̂ W Û Û −1 Ŷ W Û Û −1 Ẑ W Û
= X̂ H Ŷ H Ẑ H
,
d.h. ein Produkt von Operatoren hat im Wechselwirkungsbild und im Heisenberg-Bild die gleiche Struktur. Dies führt für die Vertauschungsrelationen für
gleiche Zeiten zu
h
i
Φ̂W (~x, t), Φ̂W (~y , t) =
0
i
Φ̂H (~x, t), Φ̂H (~y , t) =
0
(5.3.10)
h
i
µW (~x, t), ÂνW (~y , t) =
0
h
i
⇐⇒
µH (~x, t), ÂνH (~y , t) =
0
(5.3.11)
i
h
Ψ̂W
x, t), Ψ̂W
y , t) =
0
l (~
l0 (~
+
h
i
⇐⇒
Ψ̂H
x, t), Ψ̂H
y , t) =
l (~
l0 (~
0
⇐⇒
h
(5.3.12)
+
h
i
Ψ̂W
x, t), Ψ̂†W
y , t) = δll0 δ 3 (~x − ~y )
l (~
l0 (~
+
h
i
†H
⇐⇒
Ψ̂H
(~
x
,
t),
Ψ̂
(~
y
,
t)
= δll0 δ 3 (~x − ~y ) .
0
l
l
+
(5.3.13)
Treten zeitliche Ableitungen auf, sind die Darstellungen
S
∂ 0 Û (t) = eitĤ0 (iĤ0S − iĤ S )e−itĤ
S
= −eitĤ0 iĤ1S e−itĤ
S
S
S
S
S
= −eitĤ0 e−itĤ eitĤ iĤ1S e−itĤ
= −iÛ (t)Ĥ1H
=
−iĤ1W (t)Û (t)
S
(5.3.14)
(5.3.15)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
188
und
∂ 0 Û −1 (t) =
iĤ1H Û −1 (t)
=
iÛ
−1
(5.3.16)
(t)Ĥ1W (t)
(5.3.17)
für die Ableitung des Transformationsoperators sowie die Darstellungen
h
i
∂ 0 ÔW (t) = ∂ 0 Û (t)ÔH (t)Û −1 (t)
h
i
h
i
= ∂ 0 Û (t) ÔH (t)Û −1 (t) + Û (t) ∂ 0 ÔH (t) Û −1 (t)
h
i
+ Û (t)ÔH (t) ∂ 0 Û −1 (t)
h
i
= −iÛ (t)Ĥ1H ÔH (t)Û −1 (t) + Û (t) ∂ 0 ÔH (t) Û −1 (t)
Û (t)
+ Û (t)ÔH (t)iĤ1H Û −1 (t)
i Û −1 (t)
(5.3.18)
∂ 0 ÔH (t) − iĤ1H , ÔH (t)
∂ 0 ÔH (t) = Û −1 (t)
h
i
∂ 0 ÔW (t) + iĤ1W (t), ÔW (t)
=
h
Û (t)
(5.3.19)
für die Ableitung von Operatoren nützlich. Wegen
h
i
W
Ĥ1ΨΦ
(t), Φ̂W (~y , t) = 0
h
i
W
Ĥ1ΨA
(t), µW (~y , t) = 0
(5.3.20)
(5.3.21)
ergeben sich für gleiche Zeiten die weiteren wichtigen Vertauschungsrelationen
h
i
Φ̂W (~x, t), ∂ 0 Φ̂W (~y , t) = iδ 3 (~x − ~y )
h
i
⇐⇒ Φ̂H (~x, t), ∂ 0 Φ̂H (~y , t) =
iδ 3 (~x − ~y )
h
i
µW (~x, t), ∂ 0 ÂνW (~y , t) = −ig µν δ 3 (~x − ~y )
h
i
⇐⇒ µH (~x, t), ∂ 0 ÂνH (~y , t) = −ig µν δ 3 (~x − ~y )
(5.3.22)
(5.3.23)
Bei den betrachteten Wechselwirkungen stimmen damit alle Vertauschungsrelationen im Wechselwirkungsbild und im Heisenberg-Bild überein.
5.3. DAS HEISENBERG-BILD
189
Bei der Darstellung der Hamilton-Dichte ist zu beachten, dass im Wechselwirkungsbild immer die Normalordnung anzuwenden ist; d.h. es gilt
Ĥ1W (x) = :Û (t)Ĥ1H (x)Û −1 (t):
(5.3.24)
Dies bedeutet für die Wechselwirkung zwischen dem Spinor- und dem MaxwellFeld
ˆ W γ Ψ̂W (x)µW (x):
W
Ĥ1ΨA
(x) = eq :Ψ(x)
µ
ˆ H γ Ψ̂H (x)µH (x)
H
⇐⇒ Ĥ1ΨA
(x) = eq Ψ(x)
µ
(5.3.25)
sowie für die Wechselwirkung zwischen dem Spinor- und dem ungeladenen
Skalarfeld
ˆ W Ψ̂W (x)Φ̂W (x):
W
Ĥ1ΨΦ
(x) = g :Ψ(x)
ˆ H Ψ̂H (x)Φ̂H (x) ,
H
⇐⇒ Ĥ1ΨΦ
(x) = g Ψ(x)
(5.3.26)
da diese einfach ein Produkt aus Feldoperatoren sind. Die Hamilton-Dichte im
Wechselwirkungsbild ist damit einfach aus der Hamilton-Dichte im HeisenbergBild ableitbar.
Der Aufbau der verschiedenen freien Hamilton-Dichten im Heisenberg-Bild
kann wegen
Ĥ0H = Ĥ0S = Ĥ0W
(5.3.27)
direkt aus dem Wechselwirkungsbild übernommen werden:
H
ĤSkalar
=
H
ĤMaxwell
=
X
1
2
X µ
=
(5.3.28)
2 2 ∂ µ Â1H (x) + ∂ µ Â2H (x)
µ
+
H
ĤDirac
2 1
2
∂ µ Φ̂H (x) + m2 Φ̂H (x)
2
1
2
1
2
X 2 2 ∂ µ Â3H (x) − ∂ µ Â0H (x)
(5.3.29)
µ
i
1 Xh ˆ H
ˆ H γ Ψ̂H (x)
−iΨ(x) γk ∂ k Ψ̂H (x) + i∂ k Ψ(x)
k
2
k
ˆ H Ψ̂H (x)
+ mΨ(x)
(5.3.30)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
190
Anmerkung: Bei der Entwicklung der Feldoperatoren nach Erzeugungs- und
Vernichtungsoperatoren ist zu beachten, dass im Heisenberg-Bild deren Zeitabhängigkeit aufgrund der Wechselwirkungen nicht mehr explizit angegeben
werden kann. Deshalb wird dann zum Beispiel für das Skalarfeld
Φ̂H (x) =
Z
3
(2π)− 2 +i~p~x
p
e
âH (t, p~) + e−i~p~x â†H (t, p~) d3 p
2E(~
p)
.
(5.3.31)
Im Folgenden wird im Heisenberg-Bild gearbeitet und deshalb der Index H bei
den Zuständen und Operatoren im Heisenberg-Bild nicht mehr mitgeschrieben.
5.4 Der Lagrange-Formalismus
Im Lagrange-Formalismus wird eine physikalische Theorie mittels der so genannten Lagrange-Dichte
L(x)
deniert. Aus dem Wirkungsintegral
Z
W =
L(x)d4 x
(5.4.1)
wird dabei durch das Variationsprinzip
δW = 0
(5.4.2)
F̂n (x) die verschiedenen mit
n durchnummerierten Feldoperatoren, so ergibt sich durch die Variation dieses
die Dynamik des Systems abgeleitet. Bezeichnet
Wirkungsintegrals
Z
L F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) · d4 x
"
#
XZ
∂L
∂L
µ
δ F̂n (x) +
δ(∂ F̂n (x)) d4 x
=
µ F̂ (x))
∂
F̂
(x)
∂(∂
n
n
n
"
#
XZ
∂L
∂L
µ
=
δ F̂n (x) +
∂ (δ F̂n (x)) d4 x
µ
∂ F̂n (x)
∂(∂ F̂n (x))
n
"
!
Z
X
∂L
∂L
µ
=
δ F̂n (x) + ∂
δ F̂n (x)
∂ F̂n (x)
∂(∂ µ F̂n (x))
n
!
#
∂L
µ
δ F̂n (x) d4 x
−∂
∂(∂ µ F̂n (x))
"
!#
XZ
∂L
∂L
µ
=
−∂
· δ F̂n (x) · d4 x
.
µ F̂ (x))
∂
F̂
(x)
∂(∂
n
n
n
δW = δ
5.4. DER LAGRANGE-FORMALISMUS
191
Hierbei wurde ausgenutzt, dass die Variation der Feldoperatoren an den Integrationsgrenzen verschwindet und deshalb die entsprechenden Terme keinen
Beitrag zum Integral liefern. Da die Variation ansonsten beliebig gewählt werden kann, müssen für jeden Feldoperator die Dynamikgleichungen
∂L
∂ F̂n (x)
−∂
∂L
µ
!
∂(∂ µ F̂n (x))
=0
(5.4.3)
gelten. Diese Beziehungen werden als Euler-Lagrange-Gleichungen bezeichnet.
Nun ist das Wirkungsintegral invariant bei Poincare-Translationen
Z
Z µ
4
L F̂n (x + a), ∂ F̂n (x + a) d x = L F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) d4 x
.
(5.4.4)
Zudem sind, wie man sich leicht verdeutlicht, die Operatoren für PoincareTransformationen im Schrödinger-Bild sowie im Heisenberg-Bild identisch. Da
das Volumenelement
d4 x
Lorentz-invariant ist, folgt, dass das Wirkungsinte-
gral und damit auch die Dynamikgleichungen genau dann ebenfalls Poincareinvariant sind, wenn die Lagrange-Dichte ein hermitescher Lorentz-Skalar ist
.
L F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) = L† F̂n (x), ∂ µ F̂n (x)
(5.4.5)
Durch geeignete Wahl der Lagrange-Dichte kann man also sehr einfach eine
Poincare-invariante Theorie formulieren.
Der Lagrange-Formalismus ist nun natürlich nur dann nützlich, wenn eine Beziehung zwischen der Lagrange-Dichte und der Hamilton-Dichte hergestellt
werden kann. Der Hamilton-Operator ist eine Erhaltungsgröÿe bei zeitlichen
Translationen eines physikalischen Systems und ändert sich deshalb nicht unter
der Dynamik des Systems. Der Zusammenhang zwischen solchen SymmetrieTransformationen und Erhaltungsgröÿen eines Systems wird im LagrangeFormalismus durch das Noether-Theorem hergestellt.
Noether-Theorem:
Ist das Wirkungsintegral bei der innitesimalen Sym-
metrietransformation
xµ
−→
xµ + X µν · δν
F̂n
−→
F̂n + fnν · δν
invariant, dann ist der Stromoperator
Jˆµν (x) =
X
∂L
n
∂(∂µ F̂n (x))
h
i
fnν − X νρ ∂ρ F̂n (x) + X µν L
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
192
divergenzfrei
∂µ Jˆµν (x) = 0
und der Operator
ν
Z
Q̂ =
Jˆ0ν (x)d3 x
eine Erhaltungsgröÿe des Systems bei der Symmetrietransformation.
Das Wirkungsintegral ist nun natürlich unter reinen raumzeitlichen Translationen
invariant. Mit
T̂
µν
(x)
X µν = −g µν
xµ
−→
und
fnν = 0
xµ − µ
ergibt sich für den in diesem Fall mit
bezeichneten Stromoperator, den so genannten Energie-Impulsdichte-
Tensor des Systems,
T̂ µν (x) =
X
∂L
n
∂(∂µ F̂n (x))
∂ ν F̂n (x) − g µν L
Für zeitliche Translationen ist die Komponente
.
µ=ν =0
(5.4.6)
auszuwerten und
führt zu dem Hamilton-Operator als Erhaltungsgröÿe bei zeitlichen Translationen
Z
Ĥ(t) =
T̂ 00 (x)d3 x
.
(5.4.7)
Dies liefert die Hamilton-Dichte
Ĥ(x) =
X
∂L
n
∂(∂0 F̂n (x))
∂ 0 F̂n (x) − L
.
(5.4.8)
Die Hamilton-Dichte ist also direkt aus der Lagrange-Dichte bestimmbar. Ein
wesentlicher Vorteil des Lagrange-Formalismus ist, dass Lorentz-invariante Lagrange-Dichten sehr leicht angegeben werden können, während dies für physikalisch korrekte Hamilton-Dichten sehr schwierig ist.
Es verbleibt zu zeigen, dass die Euler-Lagrange-Gleichung mit der quantenmechanischen Bewegungsgleichung übereinstimmt. Hierzu deniert man zu jedem
Feldoperator einen kanonisch konjugierten Operator, der für die einfachen hier
betrachteten Theorien
π̂n (x) :=
∂L
∂(∂0 F̂n (x))
(5.4.9)
5.4. DER LAGRANGE-FORMALISMUS
193
wird, und kann mit diesem Operator die Hamilton-Dichte entsprechend
Ĥ(x) =
X
π̂n (x)∂0 F̂n (x) − L
(5.4.10)
n
umschreiben. Wegen
∂ Ĥ(x)
∂(∂0 F̂n (x))
= π̂n (x) −
∂L
∂(∂0 F̂n (x))
=0
(5.4.11)
ist die Hamilton-Dichte in der so genannten kanonischen Form
Ĥ(x) = Hπ F̂n (x), ∂ j F̂n (x), π̂n (x), ∂ j π̂n (x)
(5.4.12)
ohne zeitliche Ableitungen darstellbar. Die Euler-Lagrange-Gleichung und die
Heisenberg-Bewegungsgleichung sind nun genau dann identisch, wenn für gleiche Zeiten die Vertauschungsrelationen
h
i
F̂n (~x, t), π̂n (~y , t)
∓
i
h
F̂n (~x, t), F̂n (~y , t)
∓
h
i
π̂n (~x, t), π̂n (~y , t)
∓
=
iδ 3 (~x − ~y )
(5.4.13)
=
0
(5.4.14)
=
0
(5.4.15)
gelten. Dies ist wie folgt einzusehen. Sind
F̂B (~x, t)
und
π̂B (~y , t)
zwei boso-
nische Feldoperatoren, so ergibt sich aus den Vertauschungsrelationen durch
vollständige Induktion
F̂B (~x, t)
N
, π̂B (~y , t)
N −1
= N F̂B (~x, t)
· iδ 3 (~x − ~y )
−
N
∂ F̂B (~x, t)
=
∂ F̂B (~x, t)
· iδ 3 (~x − ~y ) .
(5.4.16)
Entsprechend ergibt sich für zwei fermionische Feldoperatoren F̂F (~
x, t)
π̂F (~y , t) aus den Vertauschungsrelationen
h
i
π̂F (~x, t)F̂F (~x, t), π̂F (~y , t)
−
h
i
= π̂F (~x, t) F̂F (~x, t), π̂F (~y , t) − [π̂F (~x, t), π̂F (~y , t)]+ F̂F (~x, t)
+
= π̂F (~x, t) · iδ 3 (~x − ~y )
∂ π̂F (~x, t)F̂F (~x, t)
=
· iδ 3 (~x − ~y ) ,
∂ F̂F (~x, t)
und
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
194
woraus man durch vollständige Induktion wiederum
N
N
∂ π̂F (~x, t)F̂F (~x, t)
, π̂F (~y , t) =
π̂F (~x, t)F̂F (~x, t)
· iδ 3 (~x − ~y )
∂
F̂
(~
x
,
t)
F
−
(5.4.17)
erhält. Da eine Hamilton-Dichte bosonisch ist und wegen der Mikrokausalitätsbedingung fermionische Operatoren immer paarweise enthält, folgt aus den
vorstehenden Beziehungen für die Hamilton-Dichte
[Hπ , π̂n (~y , t)] =
∂Hπ
∂ F̂n (~x, t)
· iδ 3 (~x − ~y ) +
∂Hπ
∂(∂ j F̂n (~x, t))
· ∂ j iδ 3 (~x − ~y )
.
(5.4.18)
Damit ergibt sich aus der Heisenberg-Bewegungsgleichung
∂ 0 π̂n (~y , t)
h
i
= i Ĥ(t), π̂n (~y , t)
Z
Ĥπ d3 x , π̂n (~y , t)
=i
Z h
i
=i
Hπ F̂n (~x, t), ∂ j F̂n (~x, t), π̂n (~x, t), ∂ j π̂n (~x, t) , π̂n (~y , t) · d3 x
#
Z "
∂Hπ
∂Hπ
3
j
3
=i
· iδ (~x − ~y ) +
· ∂ iδ (~x − ~y ) · d3 x
j
∂ F̂n (~x, t)
∂(∂ F̂n (~x, t))
Z "
π
∂H
· iδ 3 (~x − ~y )
=i
∂ F̂n (~x, t)
!
!
#
∂Hπ
∂Hπ
j
3
j
3
+∂
· iδ (~x − ~y ) − ∂
· iδ (~x − ~y ) · d3 x
∂(∂ j F̂n (~x, t))
∂(∂ j F̂n (~x, t))
!
#
Z "
∂Hπ
∂Hπ
3
j
3
=i
· iδ (~x − ~y ) − ∂
· iδ (~x − ~y ) · d3 x
∂ F̂n (~x, t)
∂(∂ j F̂n (~x, t))
!
∂Hπ
∂Hπ
j
=
−
+∂
∂ F̂n (~y , t)
∂(∂ j F̂n (~y , t))
!
∂L
∂L
j
=
+
−∂
.
∂ F̂n (~y , t)
∂(∂ j F̂n (~y , t))
5.4. DER LAGRANGE-FORMALISMUS
195
Aufgrund der Denition des kanonisch konjugierten Operators ist dies aber
gerade die Euler-Lagrange-Gleichung, wodurch die Äquivalenz des LagrangeFormalismus mit dem Hamilton-Formalismus gezeigt ist. Der Lagrange-Formalismus bestimmt also nicht nur die Dynamikgleichungen, sondern auch mit diesen konforme Vertauschungsrelationen der Feldoperatoren. Es stellt sich hier
natürlich die Frage, warum erst der Hamilton-Formalismus und nicht gleich der
Lagrange-Formalismus eingeführt wurde. Dies liegt darin begründet, dass die
Störungsrechnung nur im Hamilton-Formalismus durchgeführt werden kann
und erst vorstehende Ableitung die physikalische Rechtfertigung für das Variationsprinzip im Lagrange-Formalismus liefert. In vielen Lehrbüchern werden
der Lagrange-Formalismus, die kanonisch konjugierten Operatoren sowie deren Vertauschungsrelationen a priori postuliert, ohne jedoch eine zwingende
physikalische Rechtfertigung dafür zu geben.
Die einer freien Hamilton-Dichte zugeordnete freie Lagrange-Dichte lässt sich
durch Rückwärtsauswertung der Legendre-Transformation
Ĥ0 (x) =
X
∂L0
n
∂(∂0 F̂n (x))
∂ 0 F̂n (x) − L0
(5.4.19)
gewinnen. So kann man aus der freien Hamilton-Dichte des Skalarfeldes
ĤSkalar (x)
=
2 1
1 X µ
∂ Φ̂(x) + m2 Φ̂2 (x)
2 µ
2
ohne Probleme die zugehörige freie Lagrange-Dichte
LSkalar
=
1
1
∂µ Φ̂(x)∂ µ Φ̂(x) − m2 Φ̂2 (x)
2
2
(5.4.20)
ablesen. Mit dieser Lagrange-Dichte kann man wegen
π̂(x) =
∂L
∂(∂0 Φ̂(x))
= ∂ 0 Φ̂(x)
(5.4.21)
den Hamilton-Dichteoperator schlieÿlich in seine kanonische Form
π
ĤSkalar
=
2 1
1 X j
1 2
π̂ (x) +
∂ Φ̂(x) + m2 Φ̂2 (x)
2
2 j
2
(5.4.22)
bringen. Die Lagrange-Dichte ist, wie es sein muss, ein hermitescher LorentzSkalar. Bei Vorliegen von Wechselwirkungen ist zu beachten, dass ausschlieÿlich der Hamilton-Dichteoperator
π
ĤSkalar
zu verwenden ist, da auch nur in
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
196
dessen kanonischer Form die Euler-Lagrange-Gleichungen mit den HeisenbergBewegungsgleichungen übereinstimmen.
Aus der freien Hamilton-Dichte des Dirac-Feldes
ĤDirac (x)
=
i
1 Xh ˆ
ˆ
ˆ
−iΨ(x)γk ∂ k Ψ̂(x) + i∂ k Ψ(x)γ
k Ψ̂(x) + mΨ(x)Ψ̂(x)
2
k
liest man analog die zugehörige freie Lagrange-Dichte
LDirac
=
i
1h ˆ
ˆ
ˆ
iΨ(x)γµ ∂ µ Ψ̂(x) − i∂ µ Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x) − mΨ(x)Ψ̂(x)
2
(5.4.23)
ab. An dieser Lagrange-Dichte kann man gut eine weitere Eigenschaft des
Lagrange-Formalismus zeigen. Dieser legt die Lagrange-Dichte nämlich nur
bis auf eine vollständige Divergenz fest; d.h. die Lagrange-Dichte
L0 F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) = L F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) + ∂ ν fν F̂n (x), ∂ µ F̂n (x)
liefert das gleiche Wirkungsintegral
W0 =
Z
ZV
L0 F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) d4 x
Z
4
=
L F̂n (x), ∂ F̂n (x) d x +
∂ ν fν F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) d4 x
ZV IV
µ
4
=
L F̂n (x), ∂ F̂n (x) d x +
fν F̂n (x), ∂ µ F̂n (x) d∂V ν
∂V
ZV µ
4
=
L F̂n (x), ∂ F̂n (x) d x
µ
V
=W
,
da auf der im Unendlichen liegenden Raumzeitäche die Feldoperatoren verschwinden müssen. Für das freie Dirac-Feld bedeutet dies, dass
L0Dirac
i
1 h ˆ
= LDirac + ∂ µ iΨ(x)γ
µ Ψ̂(x)
2
i
1h ˆ
ˆ
=
iΨ(x)γµ ∂ µ Ψ̂(x) − i∂ µ Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x)
2
h
i
ˆ
ˆ Ψ̂(x) + 1 ∂ µ iΨ(x)γ
− mΨ(x)
µ Ψ̂(x)
2
ˆ
ˆ
µ
= iΨ(x)γ ∂ Ψ̂(x) − mΨ(x)Ψ̂(x)
µ
(5.4.24)
5.4. DER LAGRANGE-FORMALISMUS
197
eine zur Ableitung der Dynamikgleichung gleichwertige Lagrange-Dichte ist.
Die Hamilton-Dichte muss aber immer aus einer hermiteschen Lagrange-Dichte
gewonnen werden!
Zu der freien Hamilton-Dichte des Maxwell-Feldes
X 1
ĤMaxwell =
2
2 2 µ 2
∂ Â (x) + ∂ Â (x)
µ
1
µ
+
1
2
2 2 X µ 3
µ 0
∂ Â (x) − ∂ Â (x)
µ
gehört die sehr einfach aufgebaute Lagrange-Dichte
1
L0A-Feld = − ∂µ Âν (x)∂ µ Âν (x) .
2
(5.4.25)
Diese Lagrange-Dichte verdeckt jedoch die Eichinvarianz der Theorie. Nun ist
i
1 h
LA-Feld = L0A-Feld + ∂µ Âν (x) ∂ ν µ (x) − ∂ν Âν (x) µ (x)
2
i
1
1 h
= − ∂µ Âν (x)∂ µ Âν (x) + ∂µ Âν (x) ∂ ν µ (x) − ∂ν Âν (x) µ (x)
2
2
1
1
1
= − ∂µ Âν (x)∂ µ Âν (x) + ∂µ Âν (x)∂ ν µ (x) − ∂ν Âν (x)∂µ µ (x)
2
2
2
2
1
1
= − F̂ µν F̂µν −
∂µ µ (x)
(5.4.26)
4
2
eine vollkommen äquivalente hermitesche Lagrange-Dichte des Maxwell-Feldes,
die sich aus einem eichinvarianten Term
1
LMaxwell = − F̂ µν F̂µν
4
(5.4.27)
und einem eichxierenden Term
LEichterm = −
2
1
∂µ µ (x)
2
(5.4.28)
zusammensetzt. Der eichxierende Term resultiert aus der früher getroenen
speziellen Wahl der Polarisationsvektoren bei der Einführung des kovarianten
Maxwell-Feldes. Ohne einen solchen Term ist eine kovariante Darstellung der
Theorie nicht möglich.
Die physikalisch möglichen Beobachtungen dürfen durch den Eichterm natürlich nicht beeinusst werden. Dies kann man sich am Einfachsten verdeutlichen, wenn man sich die Dynamik des Erwartungswertes des Maxwell-Feldes
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
198
anschaut. Für ein beliebig wechselwirkendes System liefert der eichxierende
Term den
Eichtermbeitrag
∂ µ ∂ν Âν (x)
zur Euler-Lagrange-Gleichung. Aus der im Wechselwirkungsbild gültigen Beziehung (3.4.27) folgt durch Anwendung von (5.3.19) und (5.3.21), dass auch
im Heisenberg-Bild der Erwartungswert
hη2phy |∂ν Âν (x)|η1phy i = 0
(5.4.29)
verschwindet. Da der Zustandsvektor im Heisenberg-Bild konstant ist, verschwindet damit der Erwartungswert
hη2phy |∂ µ ∂ν Âν (x)|η1phy i = ∂ µ hη2phy |∂ν Âν (x)|η1phy i = 0
des Eichtermbeitrages zur Euler-Lagrange-Gleichung auf allen physikalisch zulässigen Zuständen; d.h. er beeinusst nicht die Dynamik der Erwartungswerte
des Maxwell-Feldes, die sich aus den Erwartungswerten der Euler-LagrangeGleichung ergibt. Wie erwartet ist die Dynamik eichunabhängig. Damit muss
aber auch
2
1 µ
Lα
=
−
α
∂
Â
(x)
µ
Eichterm
2
mit willkürlich wählbarem Parameter
α
(5.4.30)
ein erlaubter Eichterm sein, der dann
den
Eichtermbeitrag
α∂ µ ∂ν Âν (x)
zur Euler-Lagrange-Gleichung liefert. Die verschiedenen Eichungen führen natürlich auch zu verschiedenen Darstellungen des gleichen Maxwell-Feldes. Dies
bedeutet, dass sich je nach Wert des eichxierenden Parameters unterschiedliche Vertauschungsrelationen für das Maxwell-Feld ergeben. Ausgehend von
der Lagrange-Dichte
2
α−1
1
∂µ µ (x)
LAα -Feld = − ∂µ Âν (x)∂ µ Âν (x) −
2
2
ist der zum Feldoperator
µ (x)
kanonisch konjugierte Operator
π̂ µ (x) = −∂ 0 µ (x) − (α − 1)g µ0 ∂ν Âν (x) ,
was sich zu (über
j = 1, 2, 3
(5.4.31)
(5.4.32)
summiert)
∂ 0 µ (x) = −π̂ µ (x) +
α − 1 µ0 0
g
π̂ (x) − ∂j Âj (x)
α
(5.4.33)
5.4. DER LAGRANGE-FORMALISMUS
199
umformen lässt. Hiermit folgt der Zusammenhang
h
i
µ (~x, t), ∂ 0 Âν (~y , t)
h
i
= − µ (~x, t), π̂ ν (~y , t)
i
h
i
α − 1 ν0 h µ
g
 (~x, t), π̂ 0 (~y , t) − ∂j µ (~x, t), Âj (~y , t)
α
α − 1 ν0
= −ig µν δ 3 (~x − ~y ) +
g · ig µ0 δ 3 (~x − ~y )
α α − 1 µ0 ν0 3
= −i g µν −
g g
δ (~x − ~y )
(5.4.34)
α
+
zwischen den Vertauschungsrelationen und dem eichxierenden Parameter
Für
α = 1
α.
ergibt sich wieder das bereits früher gewonnene Ergebnis. Die
vorstehende Ableitung zeigt, wie relativ einfach das Arbeiten im LagrangeFormalismus ist.
Für Störungsrechnungen ist der Hamilton-Dichteoperator aus der LagrangeDichte der jeweiligen Theorie zu bestimmen und in seinen freien sowie seinen
wechselwirkenden Teil aufzuspalten:
H1π F̂n (x), ∂ j F̂n (x), π̂n (x), ∂ j π̂n (x)
!kanonische Form
=
X
− Ĥ0π
π̂n (x)∂0 F̂n (x) − L
(5.4.35)
n
Dabei ist es zweckmäÿig die kanonische Form zu verwenden, da der HamiltonDichteoperator
Ĥ1π
keine zeitlichen Ableitungen enthält und sein Aufbau im
Heisenberg-Bild deshalb identisch mit seinem Aufbau im Wechselwirkungsbild
ist. Dies erlaubt einen problemlosen formalen Übergang zum Wechselwirkungsbild. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die kanonisch konjugierten Operatoren in den beiden Bildern einen unterschiedlichen Aufbau besitzen können,
wobei im Wechselwirkungsbild die kanonisch konjugierten Operatoren über
die Vertauschungsrelationen für gleiche Zeiten deniert sind, da diese in beiden Bildern gültig sein müssen.
Enthält der Wechselwirkungsteil der Lagrange-Dichte jedoch selbst keine Ableitungen, so ist der Aufbau der kanonisch konjugierten Operatoren unabhängig von der Wechselwirkung und deshalb in beiden Bildern identisch. Damit
ergibt sich der sehr einfache Zusammenhang
Ĥ1 (x) = −L1 F̂n (x)
.
(5.4.36)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
200
5.5 Die Skalentransformation
Im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie wird gefordert, dass die Lichtgeschwindigkeit immer den gleichen Wert aufweist. Aus der Transformationsbedingung
ds02 = ds2
(5.5.1)
ist die Poincare-Transformation als zugehörige Symmetrietransformation abgeleitet worden. Ausreichend für die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist
jedoch die schwächere Transformationsbedingung
ds02 = ds2 = 0
,
(5.5.2)
die natürlich durch die Poincare-Transformation erfüllt wird. Diese Bedingung
wird aber auch durch die Skalentransformation
x
eµ = e−s xµ
erfüllt, wobei
s
(5.5.3)
den Parameter der Skalentransformation bezeichnet. Da
e−s
immer positiv ist, bleiben alle Kausalitätsbeziehungen bei der Skalentransformation erhalten. Die Skalentransformation muss damit auch eine gültige
Symmetrietransformation jedes physikalischen Systems sein. Daraus folgt die
notwendige Invarianz des Wirkungsintegrals bei Skalentransformationen
Z
f=
W
e 4x
Ld
e=
Z
Ld4 x = W
.
(5.5.4)
Aus dem Skalenverhalten
d4 x
e = e−4s d4 x
(5.5.5)
der Koordinatendierentiale ergibt sich das notwendige Skalenverhalten
e = e+4s L
L
(5.5.6)
der Lagrange-Dichte. Anschaulich kann man das Skalenverhalten einer Gröÿe
durch seine Skalendimension charakterisieren. Aus den vorstehenden Ausführungen kann man die Skalendimensionen
[ xµ ]
µ
=
−1
(5.5.7)
[ dx ]
=
−1
(5.5.8)
[ ∂µ ]
=
+1
(5.5.9)
4
[ dx ]
=
−4
(5.5.10)
[L]
=
+4
(5.5.11)
5.5. DIE SKALENTRANSFORMATION
201
ablesen. Die Hamilton-Dichte muss natürlich die gleiche Skalendimension wie
die Lagrange-Dichte besitzen und da der Hamilton-Operator das Volumenintegral über die Hamilton-Dichte sowie die Energie der Eigenwert des HamiltonOperators ist, gilt
[ Ĥ(x) ]
=
+4
(5.5.12)
[ Ĥ(t) ]
=
+1
(5.5.13)
[ E(~
p) ]
=
+1
.
(5.5.14)
Aus den freien Lagrange-Dichten kann man für die einzelnen Feldoperatoren
die Skalendimensionen
LSkalar =
1
1
∂µ Φ̂(x)∂ µ Φ̂(x) − m2 Φ̂2 (x)
2
2
=⇒ [ Φ̂(x) ]
=
+1
(5.5.15)
=
+
3
2
(5.5.16)
+1
(5.5.17)
ˆ
ˆ
µ
LDirac = iΨ(x)γ
µ ∂ Ψ̂(x) − mΨ(x)Ψ̂(x)
1
LMaxwell = − F̂ µν F̂µν
4
=⇒
[ Ψ̂(x) ]
=⇒
[ µ (x) ]
=
ablesen, womit sich auch für den Eichterm der Lagrange-Dichte die richtige
Skalendimension
+4
ergibt. Ist nun
L1O = g Ô(x)
(5.5.18)
ein Wechselwirkungsterm einer Lagrange-Dichte, wobei der Operator
Ô(x) ein
Produkt aus den Feldoperatoren sowie deren Ableitungen ist, so muss für die
Skalendimensionen
[g]
gelten. Nun folgt für
[ Ô(x) ]
=
+4
(5.5.19)
[g]<0
= e [ g ]s · g
ge
+
−→ ∞
für
s −→ −∞
(5.5.20)
und gleichzeitig
e
E
=
e+s · E
−→
0
für
s −→ −∞
.
(5.5.21)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
202
Bei verschwindenden Energien würde der Wechselwirkungsteil alles dominieren. Da dies jeder physikalischen Erfahrung widerspricht, muss in diesem Fall
g=0
sein. Damit können nur solche Operatoren
Ô(x)
in einem Wechselwir-
kungsterm auftreten, deren Skalendimension
≤
[ Ô(x) ]
4
(5.5.22)
ist. Dies schränkt die möglichen Wechselwirkungsterme sehr eng ein. So sind
die zulässigen einfachen Wechselwirkungsterme zwischen einem Spinor- und
einem Maxwell-Feld sowie zwischen einem Spinor- und einem neutralen Skalarfeld, die sowohl Lorentz-invariant sind als auch die richtige Skalendimension
≤4
besitzen (mit üblich gewählter Vorzeichenkonvention),
L1ΨA
=
ˆ
µ
−eq Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x)Â (x)
(5.5.23)
L1ΨΦ
=
ˆ Ψ̂(x)Φ̂(x)
−g Ψ(x)
(5.5.24)
sowie
.
Wegen (5.4.36) sind damit auch die entsprechenden Wechselwirkungsterme
in der Hamilton-Formulierung gewonnen. Die notwendige Eichinvarianz von
L1ΨA
wird im übernächsten Abschnitt noch gezeigt werden. Im Rahmen der
schwachen Wechselwirkung (siehe dort) kann man mittels der skalaren Matrix
γ 5 = iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3
noch weitere zulässige Wechselwirkungsterme formulieren.
Für das neutrale Skalarfeld liefern zudem die Selbstwechselwirkungsterme
Φ3 (x)
;
Φ4 (x)
mögliche Bausteine zur Konstruktion einer Lagrange-Dichte. Für das komplexe
Skalarfeld wird später noch gezeigt, dass die drei Terme
∂µ Φ̂† (x) Φ̂(x)µ (x) ; Φ̂† (x) ∂µ Φ̂(x) µ (x) ; Φ̂† (x)Φ̂(x)µ (x)µ (x)
in einer eichinvarianten Lagrange-Dichte notwendig sind.
Die Forderung nach Skaleninvarianz hat noch eine andere wesentliche Konsequenz. Schaut man sich nochmals die freie Lagrange-Dichte des Spinor- oder
des Skalarfeldes an, so sieht man, dass die Masse als Ruheenergie eines Systems
die Skalendimension +1 hat und mit skaliert wird. Die Elementarteilchen sind
nun aber gerade als Invarianten bei allen raumzeitlichen Symmetrietransformationen deniert. Dies bedeutet, dass Elementarteilchen keine Masse besitzen
5.5. DIE SKALENTRANSFORMATION
dürfen; d.h.
203
m = 0 sein muss! Dies kann man sich nochmals durch Betrachtung
im Hilbert-Raum verdeutlichen.
Im physikalischen Raum gilt für Skalentransformationen und Translationen die
Beziehung
S(s)T (a) = T (e−s a)S(s)
,
(5.5.25)
woraus für die unitären Transformationen im Hilbert-Raum
ÛS (s)ÛT (a) = ÛT (e−s a)ÛS (s)
(5.5.26)
folgt. Der erzeugende Operator der Skalentransformation wird als Dilatationsoperator
D̂
bezeichnet. Mit den Darstellungen
ÛS (s) = e−isD̂
und
ÛT (a) = e−iaµ P̂
µ
(5.5.27)
wird bei innitesimalen Transformationen
1 − isD̂
1 − iaµ P̂ µ = 1 − i(1 − s)aµ P̂ µ 1 − isD̂
,
woraus sich durch Umformung die Vertauschungsrelationen
h
i
P̂ µ , D̂ = iP̂ µ
(5.5.28)
ergeben. Dies bedeutet wiederum, dass der Dilatationsoperator
D̂
wegen
h
i
h
i h
i
P̂µ P̂ µ , D̂ = P̂µ P̂ µ , D̂ + P̂µ , D̂ P̂ µ = iP̂µ P̂ µ
nicht mit dem Operator
P̂µ P̂ µ
(5.5.29)
vertauscht, der die Elementarteilchen als seine
Eigenzustände
P̂µ P̂ µ |η; m, p~, si = m2 |η; m, p~, si
(5.5.30)
deniert. Invarianz bei Skalentransformationen ist deshalb nur möglich, wenn
m = 0
ist, da dann der Dilatationsoperator
D̂
und der Operator
P̂µ P̂ µ
auf
allen Zustandsvektoren der Elementarteilchen vertauschen
h
i
P̂µ P̂ µ , D̂ |η; 0, p~, si = iP̂µ P̂ µ |η; 0, p~, si
=
0 · |η; 0, p~, si
.
(5.5.31)
Als Konsequenz kann ein Proca-Feld kein fundamentales Feld sein. Es ist aber
eine allgemeine Erfahrung, dass die Materie Masse besitzt! Es muss deshalb ein
Mechanismus existieren, der Masseterme für die Elementarteilchen generieren
kann, ohne die Symmetrien der Theorie zu verletzen. Dies gelingt durch den
Higgs-Mechanismus.
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
204
5.6 Der Higgs-Mechanismus
Ausgangspunkt für die folgenden Überlegungen ist die Invarianz des Vakuums
bei Poincare-Transformationen
ÛP (Λ, a) |0i = |0i
.
(5.6.1)
Daraus ergibt sich für das Spinorfeld bei Betrachtung von Lorentz-Transformationen
h0|Ψ̂(x)|0i = h0|ÛP−1 (Λ, 0)ÛP (Λ, 0)Ψ̂(x)ÛP−1 (Λ, 0)ÛP (Λ, 0)|0i
= h0|ÛP (Λ, 0)Ψ̂(x)ÛP−1 (Λ, 0)|0i
= h0|S(Λ−1 )Ψ̂(Λx)|0i
= S(Λ−1 )h0|Ψ̂(Λx)|0i
und entsprechend für das Maxwell-Feld
h0|Â(x)|0i = T (Λ−1 )h0|Â(Λx)|0i
.
Da die Transformationsmatrizen keine Einheitsmatrizen sind, müssen die Vakuumerwartungswerte des Spinor- und des Maxwell-Feldes verschwinden
h0|Ψ̂l (x)|0i = 0
(5.6.2)
µ
h0|Â (x)|0i = 0
.
(5.6.3)
Für das Skalarfeld kann man eine solche Schlussfolgerung nicht ziehen, da bei
Poincare-Transformationen
h0|Φ̂(x)|0i = h0|ÛP−1 (Λ, a)ÛP (Λ, a)Φ̂(x)ÛP−1 (Λ, a)ÛP (Λ, a)|0i
= h0|ÛP (Λ, a)Φ̂(x)ÛP−1 (Λ, a)|0i
= h0|Φ̂(Λx + a)|0i
ist; d.h. der Vakuumerwartungswert muss lediglich konstant und kann deshalb
von Null verschieden sein! Ein solches besonderes Skalarfeld mit
h0|Φ̂h (x)|0i = v 6= 0
(5.6.4)
wird Higgs-Feld genannt und ist mit dem zugehörigen Higgs-Boson, einem
gewöhnlichen Skalarfeld
h0|ĥ(x)|0i = 0
,
(5.6.5)
5.6. DER HIGGS-MECHANISMUS
205
entsprechend
Φ̂h (x) = v + ĥ(x)
(5.6.6)
darstellbar. Um zu sehen, welcher Vakuumerwartungswert sich für ein HiggsFeld einstellt, ist die Kenntnis der zugehörigen Lagrange-Dichte notwendig. Im
Standardmodell wird für den Higgs-Sektor eine Lagrange-Dichte der Form
LHiggs-Sektor =
mit
µ2 > 0
und
1
λ
µ2 2
∂µ Φ̂h (x)∂ µ Φ̂h (x) +
Φ̂h (x) − Φ̂4h (x)
2
2
4
λ > 0
angenommen. Wegen des Vorzeichens des
(5.6.7)
µ2 -Terms,
stellt dieser keinen Masseterm dar. Diese Lagrange-Dichte folgt aus keinen physikalischen Prinzipien und wird per Hand in das Standardmodell eingeführt.
Die Rechtfertigung liegt ausschlieÿlich im Erfolg der Theorie. Eine theoretische
Begründung dafür steht noch aus.
Aus der Lagrange-Dichte ergibt sich die zugehörige Hamilton-Dichte
2 µ2
1 X
λ
∂µ Φ̂h (x) −
Φ̂2h (x) + Φ̂4h (x)
2 µ
2
4
2 µ2 2 λ 4
1 X
=
∂µ ĥ(x) −
v + ĥ(x) +
v + ĥ(x) .
2 µ
2
4
ĤHiggs-Sektor =
(5.6.8)
(5.6.9)
Da das Higgs-Boson ein gewöhnliches Skalarfeld und der Hamilton-Operator
normalgeordnet (auch wenn im Heisenberg-Bild nicht explizit angebbar, die
Erzeugungsoperatoren immer links von den Vernichtungsoperatoren stehen)
ist, folgt für den Erwartungswert der Energie des Vakuums
EV = h0|ĤHiggs-Sektor |0i
Z µ2 2
λ
v |0i + h0| + v 4 |0i d3 x
=
h0| −
2
4
Z
µ2 2 λ 4
= − v + v
d3 x
2
4
µ2
λ
= − v2 + v4 · V
.
2
4
Der Vakuumerwartungswert
v
(5.6.10)
des Higgs-Feldes wird sich nun immer so ein-
stellen, dass die Energie-Dichte des Vakuums minimal wird. Dies liefert
r
v=±
µ2
λ
.
(5.6.11)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
206
Der Vakuumerwartungswert kann im Grundzustand immer nur einen der beiden möglichen Werte annehmen, der im Folgenden als positiv angenommen
wird. Hierdurch wird die ursprüngliche Symmetrie der Lagrange-Dichte bezüglich der Transformation
Φ̂(x) → −Φ̂(x)
gebrochen. Dies sieht man, wenn
man diese mit dem Higgs-Boson formuliert:
LHiggs-Sektor
1
µ2 2
λ
∂µ Φ̂h (x)∂ µ Φ̂h (x) +
Φ̂ (x) − Φ̂4h (x)
2
2 h
4
2 λ 4
2 1
µ
= ∂µ ĥ(x)∂ µ ĥ(x) +
v + ĥ(x) −
v + ĥ(x)
2
2
4
1
µ
= ∂µ ĥ(x)∂ ĥ(x)
2
µ2 2
+
v + 2v ĥ(x) + ĥ2 (x)
2
λ 4
−
v + 4v 3 ĥ(x) + 6v 2 ĥ2 (x) + 4v ĥ3 (x) + ĥ4 (x)
4
1
µ2
µ
2λ
= ∂µ ĥ(x)∂ ĥ(x) − 6v
−
ĥ2 (x)
2
4
2
2
µ2
λ
λ
4λ
3λ
2µ
−v
+ 2v
− 4v
ĥ(x) − 4v ĥ3 (x) − ĥ4 (x)
+ v
2
4
2
4
4
4
=
Lässt man die irrelevanten konstanten Terme weg und setzt den Wert für
v
ein, hat man schlieÿlich
LHiggs-Sektor =
1
1
∂µ ĥ(x)∂ µ ĥ(x) −
2µ2 ĥ2 (x)
2
2
p
λ
3
− µ2 λ · ĥ (x) − ĥ4 (x) .
4
(5.6.12)
Diese Lagrange-Dichte beschreibt das gleiche physikalische System wie die ursprüngliche Lagrange-Dichte. Sie stellt nur eine Änderung der Schreibweise
dar, ist aber nicht symmetrisch bezüglich der Transformation
ĥ(x) → −ĥ(x);
die Spiegelsymmetrie ist gebrochen. Der Grund hierfür ist, dass das Vakuum
die Symmetrie der Lagrange-Dichte (egal mit welchem Grundzustand man arbeitet) nicht teilt. Die Sammlung aller Grundzustände bleibt dabei natürlich
symmetrisch; konkret kann sich aber immer nur ein Grundzustand einstellen. Da kein externer Vorgang für die Symmetriebrechung verantwortlich ist,
spricht man von spontaner Symmetriebrechung. Die Symmetrie des Systems
wird durch die willkürliche Auswahl des Grundzustandes des Vakuums verborgen.
5.6. DER HIGGS-MECHANISMUS
207
Der Lagrange-Dichte kann man entnehmen, dass sie ein Higgs-Boson mit der
Masse
mh =
p
2µ2
(5.6.13)
und Selbstwechselwirkungen beschreibt. Diese Lagrange-Dichte kann direkt zur
Ableitung der Hamilton-Dichte in der Störungsrechnung verwendet werden. Da
die Störungsreihe nur anwendbar ist, wenn die einzelnen Terme immer kleiner
werden, ist das fundamentalen Higgs-Feld
Boson wegen seinem konstanten Term
v
Φ̂h (x)
im Gegensatz zum Higgs-
dagegen nicht in der Störungsreihe
verwendbar.
Die Kopplung des Higgs-Feldes mit einem Spinorfeld wird durch die YukawaLagrange-Dichte (Achtung: Die fundamentalen Quanten-Felder dürfen keine
Masse besitzen)
LΨΦh = LDirac;m=0 + L1ΨΦh + LHiggs-Sektor
(5.6.14)
beschrieben, in der alle (bereits abgeleiteten) notwendigen Terme für diese
Wechselwirkung gesammelt sind. Setzt man in die einzelnen Terme die entsprechenden Feldoperatoren ein und geht zu dem Higgs-Boson über, wird hieraus
ˆ
ˆ Ψ̂(x) v + ĥ(x)
µ
LΨh = iΨ(x)γ
∂
Ψ̂(x)
−
g
Ψ(x)
µ
1
1
+ ∂µ ĥ(x)∂ µ ĥ(x) − m2h ĥ2 (x)
2
2
p
λ
3
2
+ µ λ · ĥ (x) − ĥ4 (x)
4
ˆ
ˆ
µ
= iΨ(x)γ ∂ Ψ̂(x) − gv · Ψ(x)Ψ̂(x)
µ
1
1
+ ∂µ ĥ(x)∂ µ ĥ(x) − m2h ĥ2 (x)
2
2
p
λ
ˆ
− g Ψ(x)Ψ̂(x)ĥ(x) − µ2 λ · ĥ3 (x) − ĥ4 (x) .
4
(5.6.15)
Durch die Darstellung der Lagrange-Dichte mit dem Higgs-Boson hat sich auch
ein Term ergeben, der für das Spinorfeld die Masse
m = gv
(5.6.16)
liefert. Hat man mehrere massive Fermionen, so muss für alle die gleiche Beziehung
mi
=v
gi
(5.6.17)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
208
gelten. Die Mehrzahl der freien Parameter des Standardmodells sind solche
Yukawa-Kopplungen zwischen den Fermionen und dem Higgs-Feld. Es gibt
verschiedene mögliche Higgs-Modelle für das Standardmodell zwischen denen
das Experiment entscheiden muss. An dieser Stelle ist erst einmal nur wichtig,
dass der Higgs-Mechanismus überhaupt existiert.
Das Higgs-Boson wurde bisher noch nicht beobachtet. Im Standardmodell
wird deshalb angenommen, dass seine Masse gröÿer als die bisher in TeilchenBeschleunigern erreichten Energien ist. Bei niedrigen Energien kann man dann
das Higgs-Boson vernachlässigen und erhält als Approximation die LagrangeDichte
LΨh (niedrige
Energien)
→
ˆ
ˆ
µ
iΨ(x)γ
µ ∂ Ψ̂(x) − m · Ψ(x)Ψ̂(x)
=
LDirac
(5.6.18)
des Spinorfeldes mit Masse. Der vorgestellte Higgs-Mechanismus erlaubt es
Masseterme für die Quantenfelder zu generieren, ohne die Lorentz-Invarianz
oder die Skaleninvarianz zu verletzen. Es wird sich bei Diskussion der elektroschwachen Wechselwirkung zudem zeigen, dass in Theorien mit dem MaxwellFeld auch die Eichinvarianz erhalten bleibt. Dies ist für den Beweis der Renormierbarkeit der Störungstheorie in allen Ordnungen unverzichtbar.
5.7 Die Lagrange-Dichte
Die Quanten-Elektrodynamik beschreibt die Wechselwirkung zwischen Spinorfeldern und dem Maxwell-Feld. Da die Reichweite dieser elektrischen Wechselwirkung unendlich ist, kann das sie vermittelnde Maxwell-Feld keine Masse
besitzen. Die Spinorfelder erhalten mit Ausnahme der Neutrinos über den
Higgs-Mechanismus einen Masseterm. Zu der Quanten-Elektrodynamik gehört
damit die Lagrange-Dichte:
LQED = LDirac + L1ΨA + LMaxwell
1 µν
ˆ
ˆ
µ
(iγµ ∂ µ − m) Ψ̂(x) − eq Ψ(x)γ
F̂µν
= Ψ(x)
µ Ψ̂(x)Â (x) − F̂
4
(5.7.1)
Der Eichterm ist nicht mit in die Lagrange-Dichte aufgenommen worden, um
die Eichinvarianz der Theorie explizit zu machen. Er muss aber für konkrete
Rechnungen immer mit hinzugefügt werden. Da die vorstehende LagrangeDichte nicht so gestaltet werden kann, dass das Maxwell-Feld invariant unter
globalen Phasentransformationen ist, besitzt das Maxwell-Feld selbst keine
elektrische Ladung.
5.7. DIE LAGRANGE-DICHTE
209
Es ist noch die Invarianz der Theorie unter den Eichtransformationen
µ (x) → µ (x) + ∂ µ ê(x)
(5.7.2)
zu zeigen. Dies gelingt mit der Hilfe des Noether-Theorems. Die LagrangeDichte der QED ist invariant unter globalen Phasentransformationen des Spinorfeldes
Ψ̂(x) → e−iqα Ψ̂(x)
ˆ
ˆ
+iqα
Ψ(x)
→ Ψ(x)e
.
(5.7.3)
(5.7.4)
Mit
Xµ = 0
(5.7.5)
fΨ = −iqΨ
(5.7.6)
fΨ = +iqΨ
(5.7.7)
fA = 0
,
(5.7.8)
ergibt sich aus dem Noether-Theorem der Stromoperator
ˆ
Jˆµ (x) = q · Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x)
.
(5.7.9)
Damit liefert eine Eichtransformation des Maxwell-Feldes
L0QED = L0Dirac + L1Ψ0 A0 + L0Maxwell
= LDirac + L1ΨA0 + LMaxwell
ˆ
0µ
= LDirac − eq Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x)Â (x) + LMaxwell
ˆ
µ
µ
= LDirac − eq Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x) Â (x) + ∂ ê(x) + LMaxwell
= LQED − eJˆµ (x)∂ µ ê(x)
= LQED − e∂ µ Jˆµ (x)ê(x) + e ∂ µ Jˆµ (x) ê(x)
= LQED − e∂ µ Jˆµ (x)ê(x)
,
wobei ausgenutzt wurde, dass die Divergenz des Stromoperators verschwindet.
Da die beiden Lagrange-Dichten sich nur durch eine vollständige Divergenz
unterscheiden, ist die Eichinvarianz des Wirkungsintegral und damit der Dynamikgleichungen gezeigt.
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
210
Die Theorie ist oensichtlich eichinvariant, weil das Maxwell-Feld an einen erhaltenen Strom ankoppelt. Ein solcher erhaltener Strom existiert immer, wenn
ein Quantenfeld geladen ist. Dann führt eine globale Phasentransformation
F̂ (x) → e−iqα F̂ (x)
†
†
F̂ (x) → F̂ (x)e
(5.7.10)
+iqα
(5.7.11)
zu einem erhaltenen Strom, an den das Maxwell-Feld eichinvariant gekoppelt
werden kann, wenn der so entstehende Wechselwirkungsterm selbst keinen
Strombeitrag liefert; d.h. keine Ableitungen des Quantenfeldes enthält.
Die Invarianz der Lagrange-Dichte
h
i
L0F F̂ † (x), ∂µ F̂ † (x), F̂ (x), ∂ µ F̂ (x)
h
i
= L0F F̂ † (x)e+iqα , ∂µ F̂ † (x) · e+iqα , e−iqα F̂ (x), e−iqα ∂ µ F̂ (x)
bei globalen Phasentransformationen ist eine strukturelle Eigenschaft der Lagrange-Dichte; die entsprechenden Faktoren
e±iqα
kompensieren sich gerade.
Damit muss für die Lagrange-Dichte auch
h
i
L0F F̂ † (x), ∂µ F̂ † (x), F̂ (x), ∂ µ F̂ (x)
h
i
= L0F F̂ † (x)e+iqα(x) , ∂µ F̂ † (x) · e+iqα(x) , e−iqα(x) F̂ (x), e−iqα(x) ∂ µ F̂ (x)
gelten, wenn der Transformationsparameter orts- und zeitabhängig ist. Diese Tatsache kann man nutzen, um direkt die richtigen Terme für eine eichinvariante Ankopplung des Maxwell-Feldes zu erhalten. Bildet man mit der so
genannten eichinvarianten Ableitung
Dµ F̂ (x) = ∂ µ F̂ (x) + ieq µ (x) · F̂ (x)
(5.7.12)
Dµ F̂ † (x) = ∂ µ F̂ † (x) − F̂ † (x) · ieq µ (x)
(5.7.13)
die Lagrange-Dichte
h
i
L0F F̂ † (x), Dµ F̂ † (x), F̂ (x), Dµ F̂ (x)
,
(5.7.14)
so ist diese aufgrund der Konstruktion Lorentz-invariant und wegen
[ ∂µ ]
=
[ µ (x) ]
(5.7.15)
5.7. DIE LAGRANGE-DICHTE
211
auch skaleninvariant. Zudem ist die Lagrange-Dichte invariant unter den kombinierten lokalen Eichtransformationen
F̂ (x) → e−iqα̂(x) F̂ (x)
†
†
F̂ (x) → F̂ (x)e
(5.7.16)
+iq α̂(x)
1
µ (x) → µ (x) + · ∂ µ α̂(x)
e
(5.7.17)
;
(5.7.18)
d.h. unter Eichtransformationen des Maxwell-Feld, wenn man gleichzeitig auch
F̂ (x) transformiert. Mit
D0µ F̂ 0 (x) = ∂ µ + ieq µ (x) + iq∂ µ α̂(x) e−iqα̂(x) F̂ (x)
= e−iqα̂(x) −iq∂ µ α̂(x) F̂ (x) + e−iqα̂(x) ∂ µ F̂ (x)
+ ieq µ (x)e−iqα̂(x) F̂ (x) + iq∂ µ α̂(x) e−iqα̂(x) F̂ (x)
das Quantenfeld
= e−iqα̂(x) ∂ µ F̂ (x) + ieq µ (x)e−iqα̂(x) F̂ (x)
= e−iqα̂(x) Dµ F̂ (x)
(5.7.19)
lässt sich dann die Invarianz
h
i
L0F F̂ 0† (x), Dµ0 F̂ 0† (x), F̂ 0 (x), D0µ F̂ 0 (x)
h
i
= L0F F̂ † (x)e+iqα̂(x) , Dµ F̂ † (x) · e+iqα̂(x) , e−iqα̂(x) F̂ (x), e−iqα̂(x) Dµ F̂ (x)
h
i
= L0F F̂ † (x), Dµ F̂ † (x), F̂ (x), Dµ F̂ (x)
zeigen. Damit enthält die Lagrange-Dichte
h
i
LFA-Theorie = L0F F̂ † (x), Dµ F̂ † (x), F̂ (x), Dµ F̂ (x) + LMaxwell
(5.7.20)
automatisch die richtigen Kopplungsterme zwischen dem Quantenfeld
F̂ (x)
und dem Maxwell-Feld. Man spricht von minimaler eichinvarianter Ankopplung des Maxwell-Feldes, die eine Konsequenz der Forderungen nach Lorentz-,
Skalen- und Eichinvarianz ist sowie der Tatsache, dass die partielle Ableitung
und das Maxwell-Feld die gleiche Skalendimension besitzen. Der Wechselwirkungsterm der Lagrange-Dichte der so gekoppelten F-A-Theorie ist dann
h
i
L1FA = L0F F̂ † (x), Dµ F̂ † (x), F̂ (x), Dµ F̂ (x)
h
i
− L0F F̂ † (x), ∂µ F̂ † (x), F̂ (x), ∂ µ F̂ (x)
.
(5.7.21)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
212
Die Lagrange-Dichte der Quanten-Elektrodynamik in dieser Formulierung
h
i
LQED = LDirac Ψ̂† (x), Dµ Ψ̂† (x), Ψ̂(x), Dµ Ψ̂(x) + LMaxwell
1
ˆ
= Ψ(x)
iγµ ∂ µ + ieq µ (x) − m Ψ̂(x) − Fµν F µν
4
(5.7.22)
ist natürlich die bereits bekannte Lagrange-Dichte. Die zugehörigen lokalen
Eichtransformationen sind
Ψ̂(x) → e−iqα̂(x) Ψ̂(x)
Ψ̂† (x) → Ψ̂† (x)e+iqα̂(x)
1
µ (x) → µ (x) + · ∂ µ α̂(x)
e
(5.7.23)
(5.7.24)
.
(5.7.25)
Das Noether-Theorem liefert für diese lokalen Eichtransformationen keine neuen Erhaltungsgröÿen, sondern nur den schon bekannten Stromoperator. Im
Standardmodell sind nun abgesehen von den Neutrinos alle Fermionen geladen.
Damit beschreibt
LSTM
QED-Fermionen
i
X hˆ
ˆ (x)γ Ψ̂ (x)µ (x)
ΨL (x) (iγµ ∂ µ − mL ) Ψ̂L (x) − eqL Ψ
=
L
µ L
L=e,µ,τ
+
i
X hˆ
ˆ (x)γ Q̂ (x)µ (x)
Qf (x) (iγµ ∂ µ − mf ) Q̂f (x) − eqf Q
µ f
f
f =1,6
1
− F̂ µν F̂µν
4
(5.7.26)
vollständig die elektrische Wechselwirkung des fermionischen Sektors der QED,
wobei der Index
L
über die geladenen Fermionen und der Index
f
über die
Flavours der Quarks läuft.
Für die Feldoperatoren der Quarks wurde eine extra Bezeichnung eingeführt,
da sich im Rahmen der Quanten-Chromodynamik zeigen wird, dass ihre Feldoperatoren sich aus drei Dirac-Spinoren aufbauen, die mit den Farben rot, blau
und grün bezeichnet werden:


Ψ̂rot (x)
Q̂(x) = Ψ̂grün (x)
Ψ̂blau (x)
(5.7.27)
5.8. SKALARE ELEKTRODYNAMIK
213
Die Quarks unterliegen im Gegensatz zu den Leptonen alle der starken Wechselwirkung, die sich aus dem Aufbau der Feldoperatoren der Quarks ergibt.
Dies wird detailliert im Kapitel Quanten-Chromodynamik abgeleitet werden.
5.8 Skalare Elektrodynamik
Die vorstehenden Überlegungen lassen sich direkt auf die verschiedenen Wechselwirkungen anwenden. So wird die Wechselwirkung zwischen einem geladenem Skalarfeld und dem Maxwell-Feld durch die Lagrange-Dichte der skalaren
Elektrodynamik
i
h
LSED = Lg-Skalar Φ̂† (x), Dµ Φ̂† (x), Φ̂(x), Dµ Φ̂(x) + LMaxwell
= ∂µ Φ̂† (x) − Φ̂† (x) · ieq µ (x) · ∂ µ Φ̂(x) + ieq µ (x) · Φ̂(x)
1
− m2 Φ̂† (x)Φ̂(x) − Fµν F µν
4
(5.8.1)
beschrieben, die entsprechend ihrer Konstruktion invariant bei den lokalen
Eichtransformationen
Φ̂(x) → e−iqα̂(x) Φ̂(x)
†
†
Φ̂ (x) → Φ̂ (x)e
(5.8.2)
+iq α̂(x)
µ (x) → µ (x) +
(5.8.3)
1 µ
· ∂ α̂(x)
e
(5.8.4)
ist. Der Wechselwirkungsteil der Lagrange-Dichte ergibt sich aus obiger Beziehung zu
L1SED = ieq · ∂µ Φ̂† (x) · Φ̂(x)µ (x) − ieq Φ̂† (x) · ∂µ Φ̂(x) · µ (x)
+ (eq)2 Φ̂† (x)Φ̂(x)µ (x)µ (x)
.
(5.8.5)
Da in dem Wechselwirkungsteil zeitliche Ableitungen vorkommen, sind die
kanonisch konjugierten Operatoren
π̂(x) =
π̂ † (x) =
∂L
∂(∂0 Φ̂(x))
∂L
∂(∂0 Φ̂† (x))
= ∂ 0 Φ̂† (x) − ieq Â0 (x)Φ̂† (x)
= ∂ 0 Φ̂(x) + ieq Â0 (x)Φ̂(x)
(5.8.6)
.
(5.8.7)
Im Gegensatz zum Wechselwirkungsbild treten im Heisenberg-Bild damit Terme auf, die der Wechselwirkung Rechnung tragen. Aus diesem Grunde sind im
Heisenberg-Bild für die Operatoren die Vertauschungsrelationen auch nur für
gleiche Zeiten angebbar.
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
214
5.9 Exkurs: Eektive Feldtheorien
Dieser Abschnitt soll die Überlegungen zu den Quantenfeldtheorien etwas vertiefen und in einen breiteren Kontext einbetten. Die Ergebnisse werden in den
folgenden Kapiteln nicht weiter verwendet und deshalb sind auch nicht alle
Rechnungen im Detail ausgeführt.
Bei der Formulierung der Quanten-Elektrodynamik ist für niedrige Energien
der Einuss des Higgs-Bosons vernachlässigt worden, da dieses eine sehr groÿe
Masse besitzt und deshalb bei niedrigen Energien nicht auftreten kann. Trotzdem treten aber Eekte des Higgs-Bosons auch bei niedrigen Energien auf.
Im Kapitel zur Störungstheorie war für den Austausch eines neutralen Spin-0
Teilchens zwischen zwei Fermionen die Feynman-Amplitude
MfSP
pmi , σm )
i = u(0, σm )(−ig)u(~
i
·
(pmi − pmf )2 − m2h
· u(0, σM )(−ig)u(−~
pmi , σM )
(5.9.1)
abgeleitet worden. Hat ein Beobachter keine Kenntnis von dem schweren HiggsBoson, würde er bei niedrigen Energien lediglich die Feynman-Amplitude
MfSP
pmi , σm ) · ige · u(0, σM )u(−~
pmi , σM )
i = u(0, σm )u(~
mit einer eektiven Kopplungskonstanten
ge
(5.9.2)
sehen. Die Auösung von
ge
in seine einzelnen Elemente wäre ihm nicht möglich. Dies bedeutet, dass die
Wechselwirkung für diesen Beobachter wie eine direkte Fermion-Fermion-Wechselwirkung
Ψo1
Ψo2
Ψi1
Ψi2
aussieht, der die Lagrange-Dichte
2
ˆ
Le
1ΨΨ = ge Ψ(x)Ψ̂(x)
(5.9.3)
5.9. EXKURS: EFFEKTIVE FELDTHEORIEN
215
zuzuordnen ist. Bei niedrigen Energien ist die Masse des Higgs-Bosons groÿ
gegen die übertragenen Energien, was zu der in diesem Fall erlaubten Näherung
(−ig)2
ge =
≈
(pmi − pmf )2 − m2h
g
mh
2
(5.9.4)
führt. Berücksichtigt man diesen Term, wird die so entstehende eektive Theorie durch die Lagrange-Dichte
1 µν
ˆ
µ
Le
QED = Ψ(x) (iγµ ∂ − m) Ψ̂(x) − 4 F̂ F̂µν
2 g
ˆ Ψ̂(x) 2
ˆ
µ
Ψ(x)
Ψ̂(x)
Â
(x)
+
− eq Ψ(x)γ
µ
mh
(5.9.5)
beschrieben, wobei der zusätzliche Term wegen der groÿen Masse des HiggsBosons stark unterdrückt ist.
Das vorstehende Beispiel steht für ein allgemeines Prinzip. Wenn man schwere
Teilchen einer fundamentalen Theorie, die erst bei einer Energieschwelle
M
auftreten können, nicht mit in die Lagrange-Dichte zur Beschreibung des Verhaltens bei niedrigen Energien aufnimmt, so lässt sich allgemein zeigen, dass
die Lagrange-Dichte dieser eektiven Theorie aus allen Termen der leichten
Teilchen, die konsistent mit den Symmetrien der Theorie sind, gebildet wird.
Ist
Le
1O = ge · Ô(x)
mit
[ Ô(x) ]
=
4+n
(5.9.6)
ein solcher Term, so wird die eektive Kopplungskonstante mit der n-ten Potenz der Energieschwelle
ge = c ·
g n
M
(5.9.7)
unterdrückt. Ist die Energieschwelle sehr groÿ gegen den betrachteten Energiebereich, so sind bei einer Beschreibung der Theorie nur mit den leichten
Teilchen die notwendigen Korrekturen durch die schweren Teilchen entsprechend klein. In einer eektiven Theorie können danach im Gegensatz zu einer
fundamentalen Theorie auch Wechselwirkungsterme mit höherer Skalendimension auftreten.
Das Phänomen der Entkopplung schwerer Teilchen in der Beschreibung eines
Systems wird als Appelquist-Carazzone Theorem bezeichnet. Es lässt sich im
Rahmen der Renormierungstheorie streng beweisen. Die Darstellung durch eine eektive Feldtheorie ist jedoch nur bis zu einer bestimmten Energieschwelle
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
216
gültig und je näher sich ein untersuchter Energiebereich dieser Energieschwelle
nähert, umso gröÿer wird die Abweichung von der zugrunde liegenden fundamentalen Theorie. Dies bedeutet umgekehrt, dass bei genügend niedrigen
Energien jede eektive Feldtheorie wie eine skaleninvariante Quantenfeldtheorie aussieht. In diesem Sinne wird von vielen Physikern angenommen, dass
auch das Standardmodell nur eine eektive Feldtheorie ist.
Das historische Beispiel einer eektiven Feldtheorie ist die Heisenberg-EulerTheorie, die die Photon-Photon-Wechselwirkung bei niedrigen Energien beschreibt. Sie ist das am Besten untersuchte Beispiel einer solchen Theorie
und geht von der Quanten-Elektrodynamik als fundamentale Theorie aus. Bei
Energien kleiner als die Elektronenmasse können Elektronen und Positronen
zwar nicht erzeugt werden, als virtuelle Teilchen aber zum Beispiel über den
Feynman-Graphen
γo1
γo2
γi1
γi2
eine indirekte Photon-Photon-Wechselwirkung vermitteln. Die Terme mit der
niedrigsten Skalendimension, die alle Symmetrien der Quanten-Elektrodynamik erfüllen, enthalten jeweils vier Faktoren
F̂ µν .
Da nur zwei solche vonein-
ander unabhängige Terme existieren, hat die zugehörige Lagrange-Dichte der
eektiven Feldtheorie zur Beschreibung der Photon-Photon-Wechselwirkung
in niedrigster Ordnung die Form:
1 µν
Le
Euler-Heisenberg = − 4 F̂ F̂µν
√ !4 2
e/ 4π
+ c1
F̂ µν F̂µν + c2
m
√ !4
e/ 4π
F̂ µν F̂νρ F̂ ρσ F̂σµ
m
(5.9.8)
Die beiden zusätzlichen Terme in der Lagrange-Dichte haben die Skalendimension
8 = 4+4
und müssen damit mit einem Faktor proportional zu
unterdrückt sein. Die beiden Koezienten
c1
und
c2
1/m4
können über ein Ex-
periment bestimmt oder aus der Feynman-Amplitude des oben angegebenen
5.9. EXKURS: EFFEKTIVE FELDTHEORIEN
217
Feynman-Graphen mit Hilfe der Quanten-Elektrodynamik ermittelt werden.
Die konkrete Berechnung liefert die Werte
c1 = −
5
180
und
c2 = +
14
180
.
(5.9.9)
Die Gröÿe der Photon-Photon-Wechselwirkung ist im allgemeinen jedoch vernachlässigbar.
Ein Zahlenbeispiel (in SI-Einheiten): Der Wechselwirkungsterm ist eine Summe von Produkten aus je vier Ableitungen. Jede Ableitung liefert einen Faktor
proportional zu
ω.
Bei einer Wellenlänge von
λ = 500nm,
d.h. im Bereich des
sichtbaren Lichtes, ist die Feynman-Amplitude dann proportional zu
e
~ω
√ ·
4π mc2
4
=
1
137
2 0, 5 · 10−5
4
= 3.3 · 10−26
.
(5.9.10)
Photonen können damit für alle praktischen Belange als unabhängig voneinander angesehen werden.
Weil Lagrange-Dichten eektiver Feldtheorien Terme mit einer Skalendimension gröÿer vier haben, sind sie allerdings nicht mehr renormierbar. Dies ist
unkritisch, da sie bei höheren Energien ihre Gültigkeit verlieren und deshalb
nur mit Energien bis zu einer bestimmten Schwelle gerechnet werden darf.
Die Überlegungen dieses Kapitels sollen jetzt auf die Wechselwirkung zwischen
einem Spin-2 Teilchen -dem Graviton- und der restlichen Materie angewendet
werden. Das Gravitonfeld wird in kovarianter Formulierung durch einen zweistugen, symmetrischen Tensoroperator
ĥµν (x) = ĥνµ (x)
(5.9.11)
repräsentiert und muss ähnlich wie das Maxwell-Feld invariant unter Eichtransformationen
ĥ0µν (x) = ĥµν (x) + ∂ν êµ (x) + ∂µ êν (x)
(5.9.12)
sein. Die Forderungen nach Lorentz-Invarianz, Eichinvarianz sowie gleicher
Skalendimension aller Terme legt die aus dem Gravitonfeld und seinen Ableitungen aufzubauende freie Lagrange-Dichte des Gravitons bis auf eine ViererDivergenz vollständig fest
LGraviton =
1
1
∂ν ĥρµ (x)∂ ν ĥρµ (x) − ∂µ ĥρρ (x)∂ µ ĥρρ (x)
4
4
1
1
+ ∂ρ ĥνν (x)∂µ ĥρµ (x) − ∂ ν ĥνρ (x)∂µ ĥµρ (x) ,
2
2
(5.9.13)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
218
wobei die Vorzeichenkonvention der Teilchenphysiker verwendet wurde. Wie
beim Maxwell-Feld ist auch beim Gravitonfeld für konkrete Rechnungen eine
geeignete Eichung zu wählen. Wählt man den DeDonder-Eichterm
1
LEichterm =
2
∂ν ĥνµ (x)
1
− ∂µ ĥνν (x)
2
1 µ ν
νµ
∂ν ĥ (x) − ∂ ĥν (x)
2
(5.9.14)
führt dies auf die eichxierte Lagrange-Dichte
1
LGraviton + LEichterm = ∂λ ĥρσ (x)
2
1 ρµ σν 1 ρσ µν
g g − g g
∂ λ ĥµν (x) ,
2
4
(5.9.15)
aus der sich der im Kapitel Störungstheorie verwendete Feynman-Propagator
g µρ g νσ + g µσ g νρ − g µν g ρσ
k2
PFµν;ρσ (k) =
(5.9.16)
des Gravitons ergibt. Das Gravitonfeld ist eichinvariant und kann deshalb
wie das Maxwell-Feld nur an einen erhaltenen Strom koppeln, da sonst die
Lagrange-Dichte nicht eichinvariant wird. Das Gravitonfeld ist ein zweistuges Tensorfeld und deshalb muss auch der erhaltene Strom ein zweistuger
Tensor sein. Das einzige erhaltene zweistuge Tensorfeld eines Systems ist
nun aber der Energie-Impulsdichte Tensor. Der Wechselwirkungsterm zwischen
dem Gravitonfeld und den anderen Quantenfeldern kann deshalb nur
L1h = −
κ
· T̂µν (x)ĥµν (x)
2
(5.9.17)
sein. Der Faktor 1/2 ist dabei reine Konvention. Aus den Skalendimensionen
[ T̂ µν (x) ]
=
+4
(5.9.18)
[ ĥµν (x) ]
=
+1
(5.9.19)
folgt, dass der Wechselwirkungsterm die Skalendimension +5 besitzt und deshalb nur zu einer eektiven Theorie gehören kann. Die Quantengravitation
ist keine fundamentale Theorie. Im Kapitel zur Störungstheorie war gezeigt
worden, dass die Kopplungskonstante
κ
wegen
G = 6.709 · 10−39
−2
GeV
=
√
16πG
(5.9.20)
wie erwartet sehr klein; d.h. die gravitative
Kopplung stark unterdrückt ist. In den gewählten Einheiten (~
= c = 1)
muss
deshalb ungefähr bei der so genannten Planck-Masse
r
mPlanck =
~c
1
= √ = 1.22 · 1019 GeV
G
G
(5.9.21)
5.9. EXKURS: EFFEKTIVE FELDTHEORIEN
219
eine neue Physik auftreten. Dies ist plausibel, da bei diesen Energien die Quanteneekte und die Gravitationseekte in die gleiche Gröÿenordnung kommen.
Die Quantengravitation ist nicht renormierbar und kann als eektive Feldtheorie deshalb auch nur bis zu dieser Energieschwelle angewendet werden.
Zur Darstellung der vollständigen Theorie der Wechselwirkung zwischen dem
Gravitonfeld und den anderen Quantenfeldern ist es zweckmäÿig von der äquivalenten Lagrange-Dichte
LGraviton =
mit
und
1
2
1
L
R̂µν
− gµν R̂L ĥµν (x)
2
(5.9.22)
L
R̂L = g µν R̂µν
1
L
∂µ ∂ ρ ĥρν (x) − ∂ ρ ∂ρ ĥµν (x) − ∂µ ∂ν ĥρρ (x) + ∂ν ∂ ρ ĥρµ (x)
R̂µν
=
2
,
die sich durch Addition einer Vierer-Divergenz zu der ursprünglichen LagrangeDichte ergibt, auszugehen. Wie man leicht überprüft ist
L
R̂µν
eichinvariant und,
um die Eichinvarianz der vollständigen Lagrange-Dichte in dieser Form zu zeigen, muss man die Identität
1
L
∂ µ R̂µν
− gµν R̂L = 0
2
(5.9.23)
ausnutzen. Damit erhält man schlieÿlich die Lagrange-Dichte
1
Le
QG = 2
L
R̂µν
κ
1
L
ĥµν (x) − · T̂µν (x)ĥµν (x) + LM
− gµν R̂
2
2
aus der man unter Beachtung der Struktur
h∂∂h
(5.9.24)
der Terme in der Lagrange-
Dichte die Euler-Lagrange-Gleichungen
κ
1
L
R̂µν
− gµν R̂L = · T̂µν (x)
2
2
(5.9.25)
für das Gravitonfeld ablesen kann. Dieser Darstellung der Bewegungsgleichung
kann man sofort entnehmen, dass sie der Einstein-Gleichung der Allgemeinen
Relativitätstheorie
κ2
1
· Tµν (x)
Rµν − gµν (x)R =
2
2
(5.9.26)
entspricht, wenn man zu Operatoren übergeht und das Gravitonfeld mit einer
schwachen Anregung der Metrik
ĝµν (x) = gµν + κ · ĥµν (x)
(5.9.27)
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
220
identiziert. Nun kann man auch aus der Lagrange-Dichte des Gravitonfeldes
einen Energie-Impulsdichte Tensor ableiten. Berücksichtigt man dies im Wechselwirkungsterm, ergeben sich Selbstwechselwirkungen des Gravitonfeldes. Auf
diese Weise erhält man eine modizierte Lagrange-Dichte. Diese neue LagrangeDichte ist nun allerdings nicht mehr konsistent mit dem im Wechselwirkungsterm verwendeten Energie-Impulsdichte Tensor. Dies zeigt, dass es nicht möglich ist, dem Gravitonfeld auf diese Weise einen Energie-Impulsdichte Tensor
zuzuordnen. Mit einer geeignet denierten Selbstwechselwirkung des Gravitonfeldes mit sich selbst kann man aber in einer iterativen Prozedur die vollständigen, nichtlinearen Einstein-Gleichung gewinnen. Damit kann auch die
Allgemeine Relativitätstheorie aus den hier diskutierten Konzepten abgeleitet
werden.
Ist die Materie das freie Dirac-Feld, ergibt sich der Energie-Impulsdichtetensor
der Materie unter Ausnutzung der freien Bewegungsgleichungen der beiden
Spinorfelder zu
∂LDirac
ˆ
∂ν Ψ̂(x) + ∂ν Ψ(x)
− gµν LDirac
ˆ
∂(∂ µ Ψ(x))
i
1h ˆ
ˆ
iΨ(x)γµ ∂ν Ψ̂(x) − ∂ν Ψ(x)
=
iγµ Ψ̂(x)
.
2
Materie (x) =
T̂µν
∂LDirac
∂(∂ µ Ψ̂(x))
(5.9.28)
Damit wird der Wechselwirkungsteil der Lagrange-Dichte
L1Ψh = −
i
κ 1h ˆ
ˆ
·
iΨ(x)γµ ∂ν Ψ̂(x) − ∂ν Ψ(x)
iγµ Ψ̂(x) · ĥµν
2 2
,
(5.9.29)
woraus der im Kapitel Störungstheorie verwendete Vertexfaktor
i
− · κγµ (piν + pf ν )
4
(5.9.30)
für die Spinor-Graviton-Wechselwirkung folgt.
Das Tensorfeld
ĥµν (x)
beschreibt nach den vorstehenden Ausführungen den
Raum selbst und kann deshalb auch nur näherungsweise als Teilchen in diesem
beschrieben werden.
5.10. ZUSAMMENFASSUNG
221
5.10 Zusammenfassung
Das Cluster-Dekompositionsprinzip führt für die Wahrscheinlichkeitsamplitude
eines zusammenhängenden Feynman-Graphen zu der Bedingung
h ~y2 + ~a, ~x2 | Ŝ |~x1 , ~y1 + ~a i −→ 0
|~a| −→ ∞ ,
für
die impliziert, dass der Hamilton-Operator aus einer Hamilton-Dichte von normalgeordneten Produkten der Feldoperatoren und deren Ableitungen aufgebaut ist. Zur weiteren Bestimmung des Wechselwirkungsteils einer HamiltonDichte ist der Übergang in den Lagrange-Formalismus zweckmäÿig. Der Lagrange-Formalismus arbeitet mit dem Heisenberg-Bild, in welchem die Dynamik eines Systems vollständig durch die Operatoren getragen wird
|η(t)i = const.
h
i
d
Ô(t) = i Ĥ, Ô(t)
dt
.
Dem Lagrange-Formalismus liegt das Variationsprinzip
δW = 0 mit dem Wir-
kungsintegral
Z
W =
Ld4 x
zugrunde. Ist die Lagrange-Dichte ein hermitescher Skalar, sind die aus dem
Lagrange-Formalismus für die Feldoperatoren
F̂n (x) folgenden Euler-Lagrange-
Gleichungen
∂L
∂ F̂n (x)
−∂
∂L
µ
!
=0
∂(∂ µ F̂n (x))
Lorentz-invariant. Die zugehörige Hamilton-Dichte ergibt sich aus einer Lagrange-Dichte durch die Legrende-Transformation
Ĥ(x) =
X
π̂n (x)∂0 F̂n (x) − L
n
mit dem kanonisch konjugierten Operator
π̂n (x) =
∂L
∂(∂0 F̂n (x))
.
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
222
Die Euler-Lagrange-Gleichung des Lagrange-Formalismus und die quantenmechanische Heisenberg-Bewegungsgleichung des Hamilton-Formalismus stimmen überein, wenn für die Feldoperatoren und deren kanonisch konjugierten
Operatoren für gleiche Zeiten die Vertauschungsrelationen
h
i
F̂n (~x, t), π̂n (~y , t)
∓
i
h
F̂n (~x, t), F̂n (~y , t)
∓
h
i
π̂n (~x, t), π̂n (~y , t)
∓
=
iδ 3 (~x − ~y )
=
0
=
0
gelten. Die freien Lagrange-Dichten der verschiedenen Quantenfelder sind
LSkalar
=
LDirac
=
LMaxwell
=
1
1
∂µ Φ̂(x)∂ µ Φ̂(x) − m2 Φ̂2 (x)
2
2
ˆ
Ψ(x)
(iγ ∂ µ − m) Ψ̂(x)
µ
1
− F̂ µν F̂µν
4
.
Für die Auswertung der Lagrange-Dichte eines Systems ist das
Noether-Theorem:
Ist das Wirkungsintegral bei der innitesimalen Sym-
metrietransformation
xµ
−→
xµ + X µν · δν
F̂n
−→
F̂n + fnν · δν
invariant, dann ist der Stromoperator
Jˆµν (x) =
X
∂L
n
∂(∂µ F̂n (x))
h
i
fnν − X νρ ∂ρ F̂n (x) + X µν L
divergenzfrei
∂µ Jˆµν (x) = 0
und der Operator
ν
Q̂ =
Z
Jˆ0ν (x)d3 x
eine Erhaltungsgröÿe des Systems bei der Symmetrietransformation.
5.10. ZUSAMMENFASSUNG
223
von zentraler Bedeutung, weil es eine einfache Bestimmung der Erhaltungsgröÿen eines Systems ermöglicht. Aufgrund der Eichinvarianz des Maxwell-Feldes
kann dieses nur an einen erhaltenen Strom ankoppeln. Zusammen mit der Forderung nach Lorentz- und Skaleninvarianz ergibt sich mit der eichinvarianten
Ableitung die Lagrange-Dichte
h
i
LFA-Theorie = L0F F̂ † (x), Dµ F̂ † (x), F̂ (x), Dµ F̂ (x) + LMaxwell
für die Wechselwirkung zwischen einem Quantenfeld
F̂ (x)
und dem Maxwell-
Feld. Diese Lagrange-Dichte ist invariant bei lokalen Eichtransformationen
F̂ (x) → e−iqα̂(x) F̂ (x)
F̂ † (x) → F̂ † (x)e+iqα̂(x)
1
µ (x) → µ (x) + · ∂ µ α̂(x)
e
.
Die elektrische Wechselwirkung des vollständigen fermionischen Sektors des
Standardmodells wird durch die Lagrange-Dichte
LSTM
QED-Fermionen
=
ˆ (x) (iγ Dµ − m ) Ψ̂ (x)
Ψ
L
µ
L
L
X
L=e,µ,τ
+
X ˆ
Qf (x) (iγµ Dµ − mf ) Q̂f (x)
f =1,6
1
− F̂ µν F̂µν
4
=
i
X hˆ
ˆ (x)γ Ψ̂ (x)µ (x)
ΨL (x) (iγµ ∂ µ − mL ) Ψ̂L (x) − eqL Ψ
L
µ L
L=e,µ,τ
+
i
X hˆ
ˆ (x)γ Q̂ (x)µ (x)
Qf (x) (iγµ ∂ µ − mf ) Q̂f (x) − eqf Q
µ f
f
f =1,6
1
− F̂ µν F̂µν
4
beschrieben. Ihre Masse erhalten die Fermionen dabei über den Higgs-Mechanismus. Das dazugehörige Higgs-Boson muss allerdings eine sehr groÿe Masse
besitzen, da es bei den bisher in Teilchen-Beschleunigern erreichten Energien
noch nicht beobachtet wurde.
KAPITEL 5. QUANTEN-ELEKTRODYNAMIK
224
Bei niedrigen Energien kann die indirekte Photon-Photon-Wechselwirkung der
Quanten-Elektrodynamik durch die Euler-Heisenberg-Theorie
1 µν
Le
Euler-Heisenberg = − 4 F̂ F̂µν
√ !4 2
e/ 4π
+ c1
F̂ µν F̂µν + c2
m
√ !4
e/ 4π
F̂ µν F̂νρ F̂ ρσ F̂σµ
m
als eektive Feldtheorie beschrieben werden.
Wendet man die in diesem Kapitel entwickelten Konzepte auf das Spin-2 Feld
an, erhält man die Lagrange-Dichte
1
Le
QG = 2
1
κ
L
L
R̂µν − gµν R̂
ĥµν (x) − · T̂µν (x)ĥµν (x) + LM
2
2
der Quantengravitation, die zu der linearisierten Einstein-Gleichung
1
κ
L
R̂µν
− gµν R̂L = · T̂µν (x)
2
2
führt.
225
Kapitel 6
Quanten-Chromodynamik
Das Quark-Parton-Modell zur Darstellung von Hadronen als gebundene Zustände der Quarks wird eingeführt und daraus die Invarianz bei Drehungen im
so genannten Farbraum abgeleitet. Dies führt dann zu der Lagrange-Dichte für
die dynamische Beschreibung der starken Wechselwirkung. Es wird gezeigt, wie
ungewollte Beiträge der Pseudogluonen in Störungsrechnungen durch Beiträge
von Geistfeldern kompensiert werden können. Abschlieÿend erfolgt die Festlegung der physikalisch zulässigen Zustände mit Hilfe der BRST-Symmetrie.
6.1 Das Quark-Parton-Modell
Die klassische Periode der Teilchenphysik begann 1897 mit der Entdeckung des
Elektrons durch J.J.Thompson und endete 1932 mit der Entdeckung des Neutrons durch J.Chadwick. Zusammen mit dem Proton sind dies die Bausteine
der Atome. Ein Atom besteht aus Z Protonen und N Neutronen im Kern, um
den sich nach dem klassischen Atommodell Z Elektronen in der Hülle verteilen,
die die Ladung des Kerns kompensieren. Die Stabilität der Atomkerne wird,
wenn man die relativ geringen Bindungsenergien der Elektronen an das Atom
vernachlässigt, durch ihre Bindungsenergie bestimmt, die sich aus der Dierenz
der Masse
M
des Atoms und der Summe der Massen seiner Bestandteile
B(Z, N ) =
mit
Z · (mp + me ) + N · mn − M
mp
=
938.272
MeV
mn
=
939.566
MeV
me
=
0.511
MeV
(6.1.1)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
226
ergibt. Typische Bindungsenergien sind dabei in der Gröÿenordnung von 1%
der Kernmasse. Dieser so genannte Massedefekt war einer der ersten experimentellen Beweise der Masse-Energie-Relation
E = mc2 .
Aus dem Atommo-
dell ergab sich sofort die Frage, was den Kern zusammenhält, da die Protonen
sich aufgrund ihrer Nähe im Kern ja gegenseitig stark abstoÿen sollten. Es
musste also eine Kraft geben, die stärker als die abstoÿende elektrische Kraft
ist und deshalb starke Kraft genannt wurde.
Die erste bedeutende Theorie der starken Kraft legte 1934 H.Yukawa vor, der
sie durch den Austausch von Spin-0 Teilchen erklärte (siehe hierzu (4.5.27)).
10−15 m der starken Kraft schätzte er die
≈ 200MeV (siehe hierzu (1.3.20)). Ein pas-
Aus der geringen Reichweite von
Masse der Austauschteilchen auf
sendes Teilchen wurden 1947 in der kosmischen Strahlung entdeckt und als
Pion mit einer Masse von
≈ 140MeV
klassiziert. Ab 1947 fand man jedoch
immer mehr Teilchen, die der starken Wechselwirkung unterlagen. Mittlerweile
listet die Standard Referenz Particle Data Booklet weit mehr als 100 experimentell nachgewiesene Hadronen (Teilchen, die an der starken Wechselwirkung
teilnehmen) auf und deren Anzahl nimmt mit immer höher werdenden Energien bei den Teilchenbeschleunigern weiter zu.
Die Untersuchung der Protonen und Neutronen zeigte, dass ähnliche Anregungsspektren wie bei Atomen auftreten. Zudem zeigten hochenergetische
Streuversuche, dass Protonen und Neutronen eine innere Struktur mit drei
Streuzentren besitzen. Dies legte es nahe anzunehmen, dass die Hadronen aus
noch fundamentaleren Teilchen -den Quarks- aufgebaut sind. Die Verikation
dieser Idee war eine rein kombinatorische Aufgabe: Wie viele Quarks mit welchen Eigenschaften sind notwendig, damit sich mit ihnen die Grundzustände
der Hadronen erklären lassen? Dies führte schlieÿlich zu den Quarks
Quarkavour
Masse
Ladung
+2/3
−1/3
u-Quark
1.5-3.3 MeV
d-Quark
3.5-6.0 MeV
c-Quark
1270 MeV
s-Quark
105 MeV
t-Quark
171.3 GeV
b-Quark
4.2 GeV
+2/3
−1/3
+2/3
−1/3
und dem Quark-Parton-Modell für die Hadronen. Wie bei der elektrischen
Wechselwirkung wird bei der starken Wechselwirkung angenommen, dass die
6.1. DAS QUARK-PARTON-MODELL
227
Quarks starke Ladungen tragen. Die Bezeichnung der Ladungen der starken
Wechselwirkung basiert auf einem Analogum zur Theorie der Farben.
Das Quark-Parton-Modell besagt, dass
•
jedes Quark mit den Farbladungen rot, grün und blau auftreten kann
•
alle natürlich auftretenden Teilchen farblos sind
und dass die einzigen möglichen farblosen Kombinationen
•
rot+antirot oder grün+antigrün oder blau+antiblau
•
rot+grün+blau oder antirot+antigrün+antiblau
sind. Hadronen können deshalb nur aus einem Quark und einem Antiquark
(Mesonen) oder aus drei Quarks (Baryonen) bestehen. Trotz der elektrischen
Drittelladungen der Quarks besitzen alle Hadronen aufgrund ihrer Zusammensetzung jedoch immer nur ganzzahlige Ladungen.
Da Quarks selbst nicht farblos sind, erklärt das Quark-Parton-Modell auch,
warum freie Quarks nicht beobachtet werden. Quarks sind grundsätzlich in
farbneutralen Hadronen eingeschlossen. Der farbneutrale Zustand muss der
energetisch bevorzugte Bindungszustand der Quarks sein. Als Analogie kann
man die elektromagnetische Wechselwirkung nehmen, die zur Bildung elektrisch neutraler Atome führt. Der wesentliche Unterschied ist aber, dass man
durch Zufuhr entsprechend hoher Energien jedes Atom wieder in seine elektrisch geladenen Teile trennen kann, während dies bei Hadronen nicht möglich
ist. Versucht man zwei Quarks zu trennen, führt die aufgewendete Energie
lediglich zur Bildung von Quark-Antiquark Paaren, d.h. zu zusätzlichen Mesonen.
Die Eigenschaften der bis 1947 bekannten Hadronen sind in nachstehender
Tabelle zusammengefasst, wobei Antiquarks durch einen Querstrich gekennzeichnet sind.
Hadronen Quarkinhalt Spin Ladung
p+
Neutron n
Proton
Pion
Pion
Pion
π0
π+
π−
uud
1/2
udd
1/2
Masse
+1
−1
938.3 MeV
939.6 MeV
uu;dd
0
0
135.0 MeV
ud
0
139.6 MeV
ud
0
+1
−1
139.6 MeV
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
228
Mit 2.4MeV und 4.8MeV sind die Massen des u-Quarks und des d-Quarks
relativ klein, während die Masse z.B. des Protons demgegenüber sehr groÿ
ist. Der Grund für die groÿe Protonenmasse liegt in der sehr kurzen Reichweite der starken Wechselwirkung, die dazu führt, dass die einzelnen Quarks
im Proton auf ein Volumen von ungefähr
(10−15 m)3
lokalisiert werden. Nach
der Unschärferelation besitzt ein derart lokalisiertes Quark in jede räumliche
≈ 200MeV, was
p
Eu ≈ 3 · (200)2 + 2.42
p
Ed ≈ 3 · (200)2 + 4.82
Richtung einen Impuls von
insgesamt zu der Energie von
MeV
≈ 346MeV
MeV
≈ 346MeV
führt. Man sieht, dass die Bindungszustände der leichten Quarks so gut wie
unabhängig von ihren Massen sind. Die genaue Analyse ergibt für obige so
genannten eektiven Massen des u-Quarks und des d-Quarks in Baryonen
363MeV und in Mesonen 310MeV.
Die detaillierte Beschreibung der Hadronen erfordert die Betrachtung von
Mehrteilchenzuständen aus Quarks. Bei dem Aufbau von Baryonenzuständen
aus einzelnen Quarkzuständen ist dabei eine subtile Besonderheit zu beachten,
die sich aus den beobachtbaren Teilchenzerfällen
−→ p+ + e− + ν e
n
−
−
π −→ µ + ν µ
(6.1.2)
(6.1.3)
ergibt. Wie sich zeigen wird, können diese Teilchenzerfälle nicht durch die
starke Wechselwirkung erklärt werden. Es muss also eine weitere Wechselwirkung geben, die wegen des relativ langsamen Zerfalls der Teilchen als schwache
Wechselwirkung bezeichnet wird. Die Details der schwachen Wechselwirkung
sind an dieser Stelle nicht relevant, wichtig ist hier nur, dass obige Teilchenzerfälle überhaupt auftreten. Im Quark-Parton-Modell sind die beiden Zerfälle
etwas genauer durch
n(udd) −→ p+ (udu) + e− + ν e
−
−
π (ud) −→ µ + ν µ
(6.1.4)
(6.1.5)
beschreibbar. Beim Neutronenzerfall liegt oenbar die Umwandlung eines uQuarks in ein d-Quark vor, während beim Pionenzerfall ein Anti-u-Quark und
ein d-Quark verschwinden. Dies impliziert, dass die unterschiedlichen Quarkavour nur verschiedene Zustände eines einzigen Teilchens sind, da entsprechend
dem Aufbau der Hamilton-Dichte aus Feldoperatoren bei allen physikalischen
Vorgängen die Anzahl der Teilchen einer Teilchensorte erhalten bleibt, wenn
6.1. DAS QUARK-PARTON-MODELL
229
Teilchen mit +1 und Antiteilchen mit 1 gezählt werden. In diesem Sinne ist
der Quarkavour nichts anderes als eine Quantenzahl dieser einen Quarksorte.
Das u-Quark und das d-Quark sind also lediglich verschiedene Ladungszustände eines einzigen Teilchens. Die unterschiedliche Kopplung mit dem Higgs-Feld
ist bei dieser Betrachtung durch die unterschiedlichen Ladungszustände erklärbar. Ähnliche Überlegungen können natürlich auch für die Leptonen durchgeführt werden. Da Leptonen miteinander keine gebundenen Zustände bilden,
ist dies aber ohne praktische Relevanz.
Sind nun zwei Quarkzustände mit den Quantenzahlen a und b, die auch den
Quarkavour enthalten sollen, gegeben
Teilchen
A : |ηq ; ai
Teilchen
B : |ηq ; bi
,
so kann man aus diesen den Zweiteilchenzustand
1
|ηqq ; a, bi = √ ( |A; ηq ; ai |B; ηq ; bi − |A; ηq ; bi |B; ηq ; ai)
2
(6.1.6)
bzw. in etwas vereinfachender Schreibweise
1
= √ ( |A; ai |B; bi − |A; bi |B; ai)
2
(6.1.7)
aufbauen. Da Quarks Fermionen sind, ist er so konstruiert, dass bei Vertauschung der beiden Quarks
|ηqq ; a, bi = − |ηqq ; b, ai
gilt. Der Faktor
√
1/ 2
(6.1.8)
ist für die richtige Normierung
hηqq ; a, b|ηqq ; a, bi = 1
(6.1.9)
notwendig. Ein Baryonenzustand ist ganz analog
1
|ηqqq ; a, b, ci = √ · xyz |A; xi |B; yi |C; zi
6
mit
x, y, z ∈ {a, b, c}
(6.1.10)
mit Einteilchenzuständen darstellbar, wobei der vollständig antisymmetrische
Tensor
xyz
zur übersichtlichen Schreibweise verwendet wurde.
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
230
Nun noch einmal zurück zum Atomkern, der ja aus Protonen und Neutronen
besteht. Die abstoÿende elektrische Kraft zwischen den Protonen wird in dem
einfachen Yukawa-Modell durch den Austausch von virtuellen Pionen
+
p+
1 + p2
−→
0
π
+
p+
10 + p20
(6.1.11)
mehr als kompensiert, wodurch die Protonen im Atomkern zusammengehalten
werden. Warum aber zerfällt das Neutron im Atomkern nicht? Die Grund hierfür ist, dass im Atomkern durch den Austausch von geladenen Pionen ständig
eine Umwandlung von Neutronen in Protonen und umgekehrt stattndet
n + p+
−→
−
p+ + n
π
−→
+
n + p+
π
.
(6.1.12)
Das Neutron hat hierdurch keine Zeit mehr zu zerfallen. Im Quark-PartonModell wird diese Umwandlung durch die zwei Teilprozesse
n + p+ −→ (udd)
+
−→ (uud + ud) +
(uud)
(uud)
−→ (uud)
+ (ud + uud)
−→ (uud)
+
(udd)
+
(udd)
+
−→ p + n
und
p+ + n −→ (uud)
−→ (udd + ud) +
(uud)
−→ (udd)
+ (ud + uud)
−→ (udd)
+
−→ n + p
(uud)
+
dargestellt. Die Kombinatorik des Quark-Parton-Modells erklärt auf diese relativ einfache und plausible Weise die Vielfalt der beobachtbaren Hadronen und
phänomenologisch deren Wechselwirkungs- und Zerfallsprozesse. Da Hadronen
zusammengesetzte Teilchen sind, kann die genaue Form der Wechselwirkung
recht kompliziert sein. Um die starke Kraft im fundamentalen Bereich zu studieren, ist die Wechselwirkung zwischen den individuellen Quarks zu betrachten. Aus dieser Wechselwirkung muss sich letztlich das Quark-Parton-Modell
ergeben.
6.2. SPINALGEBRA
231
6.2 Spinalgebra
Eine Verfeinerung des Quark-Parton-Modells ergibt sich, wenn man den Spin
explizit bei der Zustandsbeschreibung berücksichtigt. Hierzu ist zu analysieren
wie der Spin eines Hadrons aus den Spins seiner Konstitutenquarks entsteht.
Bezeichnet
|ηAB ; s, s3 i
einen Spineigenzustand eines Zweiteilchensystems der
Quarks A und B, dann gilt wie auf den Seiten 48 -51 abgeleitet
Ŝ 2 |ηAB ; s, s3 i =
s(s + 1) · |ηAB ; s, s3 i
Ŝ3 |ηAB ; s, s3 i =
· |ηAB ; s, s3 i
s3
2
Ŝ∓ Ŝ± = Ŝ −
Ŝ32
∓ Ŝ3
.
(6.2.1)
(6.2.2)
(6.2.3)
Dies ergibt mit
2
†
Ŝ± |ηAB ; s, s3 i = hηAB ; s, s3 |Ŝ± Ŝ± |ηAB ; s, s3 i
= hηAB ; s, s3 |Ŝ∓ Ŝ± |ηAB ; s, s3 i
= hηAB ; s, s3 |Ŝ 2 − Ŝ32 ∓ Ŝ3 |ηAB ; s, s3 i
=
s(s + 1) − s23 ∓ s3
die wichtige Beziehung
Ŝ± |ηAB ; s, s3 i =
p
s(s + 1) − s3 (s3 ± 1) · |ηAB ; s, s3 ± 1i .
(6.2.4)
Dabei ist der Zusammenhang zwischen den Spinoperatoren des zusammengesetzten Systems und den der Quarks
Ŝ = ŜA + ŜB
(6.2.5)
Ŝ3 = ŜA3 + ŜB3
(6.2.6)
Ŝ± = ŜA± + ŜB±
(6.2.7)
2
2
Ŝ 2 = ŜA
+ ŜB
+ 2ŜA3 ŜB3 + ŜA+ ŜB− + ŜA− ŜB+
(6.2.8)
Für die Konstitutenquarks gilt mit vereinfachten Bezeichnungen
(
Quark A:
|ηq ; s = 1/2, s3 i :=
(
Quark B:
|ηq ; s = 1/2, s3 i :=
|A; ↑i
|A; ↓i
für
|B; ↑i
|B; ↓i
für
für
für
s3 = + 12
s3 = − 21
(6.2.9)
s3 = + 12
s3 = − 21
(6.2.10)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
232
und
x ∈ {A, B}
3
· |x; ↑i
4
1
Ŝx3 |x; ↑i = + · |x; ↑i
2
Ŝx− |x; ↑i =
|x; ↓i
3
· |x; ↓i
4
1
Ŝx3 |x; ↓i = − · |x; ↓i
2
Ŝx+ |x; ↓i =
|x; ↑i
Ŝx− |x; ↓i =
Ŝx+ |x; ↑i =
Ŝx2 |x; ↑i =
0
Ŝx2 |x; ↓i =
0
(6.2.11)
(6.2.12)
(6.2.13)
.
(6.2.14)
Die zwei Konstitutenquarks spannen einen Produktraum mit den vier Basisvektoren
|A; ↑i |B; ↑i
|A; ↑i |B; ↓i
|A; ↓i |B; ↓i
|A; ↓i |B; ↑i
auf. Diese Basisvektoren sind allerdings keine Eigenzustände der Spinoperatoren des zusammengesetzten Systems und damit auch keine Invarianten bei
Lorentz-Transformationen. Da man im Experiment nur die Eigenzustände der
Spinoperatoren des zusammengesetzten Systems sieht, ist es zweckmässig den
Produktraum in dieser Basis darzustellen. Der erste neue Basisvektor ergibt
sich durch Betrachtung des Produktzustandes
|A; ↑i |B; ↑i.
Für diesen ist
2
2
Ŝ 2 |A; ↑i |B; ↑i = ŜA
+ ŜB
+ 2ŜA3 ŜB3 + ŜA+ ŜB− + ŜA− ŜB+ · |A; ↑i |B; ↑i
1 1
3 3
+ + 2 · · + 0 + 0 · |A; ↑i |B; ↑i
=
4 4
2 2
= (1 + 1) · 1 · |A; ↑i |B; ↑i
und
Ŝ3 |A; ↑i |B; ↑i = ŜA3 |A; ↑i |B; ↑i + |A; ↑i ŜB3 |B; ↑i
1
1
· |A; ↑i |B; ↑i + · |A; ↑i |B; ↑i
2
2
= 1 · |A; ↑i |B; ↑i
.
=
Dies bedeutet, dass
|ηAB ; s = 1, s3 = +1i
=
|A; ↑i |B; ↑i
(6.2.15)
ist. Ganz analog kann man ohne weitere Rechnung
|ηAB ; s = 1, s3 = −1i
=
|A; ↓i |B; ↓i
(6.2.16)
6.2. SPINALGEBRA
233
angeben. Nun ist nach (6.2.4)
Ŝ− |ηAB ; s = 1, s3 = +1i
=
√
2 · |ηAB ; s = 1, s3 = 0i ,
woraus sich der noch fehlenden Spin-1 Zustand
|ηAB ; s = 1, s3 = 0i
=
=
=
1
√ · Ŝ− |ηAB ; s = 1, s3 = +1i
2
1 √ · ŜA− |A; ↑i |B; ↑i + ŜB− |A; ↑i |B; ↑i
2
1 √ |A; ↓i |B; ↑i + |A; ↑i |B; ↓i
(6.2.17)
2
ergibt. Der vierte Basisvektor ist orthogonal zu den bereits abgeleiteten drei
anderen Basisvektoren und kann deshalb nur
1 √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
2
sein. Für diesen ist
Ŝ 2
1 √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
2
1 2
2
= √ ŜA
+ ŜB
+ 2ŜA3 ŜB3 + ŜA+ ŜB− + ŜA− ŜB+
2
· |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
3 3
1
1
1
+ +2· −
·
· |A; ↓i |B; ↑i + |A; ↑i |B; ↓i
=√
4 4
2
2
2
1
1
1
3 3
−√
+ +2· · −
· |A; ↑i |B; ↓i + |A; ↓i |B; ↑i
4 4
2
2
2
1 = (0 + 1) · 0 · √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
2
sowie
Ŝ3
1 √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
2
1 √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
= ŜA3 + ŜB3
2
1 1 1 1 1
√ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
= − + + −
2 2 2 2
2
1 = 0 · √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
.
2
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
234
Damit sind die vier neuen Basisvektoren die Komponenten eines Spin-1 Teilchens
|ηAB ; s = 1, s3 = +1i
=
|ηAB ; s = 1, s3 =
0i
=
|ηAB ; s = 1, s3 = −1i
=
|A; ↑i |B; ↑i
1 √ |A; ↓i |B; ↑i + |A; ↑i |B; ↓i
2
|A; ↓i |B; ↓i
(6.2.18)
(6.2.19)
(6.2.20)
sowie ein Spin-0 Teilchen
|ηAB ; s = 0, s3 =
0i
=
1 √ |A; ↓i |B; ↑i − |A; ↑i |B; ↓i
.
2
(6.2.21)
Als Invarianten der Lorentz-Transformation sind damit ein Spin-1 Teilchen
und eine Spin-0 Teilchen beobachtbar.
Zur Ableitung der Spineigenschaften eines aus einem Quark und einem Spin-1
Teilchen zusammengesetztes Teilchen, ist mit den Bezeichungen
(
Quark C:
|ηq ; s = 1/2, s3 i :=
Spin-1 Teilchen D:
|C; ↑i
|C; ↓i
für
für


 |D; 1, ↑i
|η; s = 1, s3 i := |D; 1, 0i


|D; 1, ↓i
s3 = + 21
s3 = − 21
für
für
für
s3 = +1
s3 = 0
s3 = −1
(6.2.22)
(6.2.23)
der durch die 6 Basisvektoren
|C; ↑i
|C; ↓i
)
⊗


 |D; 1, ↑i
|D; 1, 0i


|D; 1, ↓i
aufgespannte Produktraum zu betrachten. Dann kann man direkt raten, dass
|ηCD ; s = 3/2, s3 = +3/2i
ist.
=
|C; ↑i |D; 1, ↑i
(6.2.24)
6.2. SPINALGEBRA
235
Beweis:
Ŝ 2 |C; ↑i |D; 1, ↑i
2
2
= ŜC
+ ŜD
+ 2ŜC3 ŜD3 + ŜC+ ŜD− + ŜC− ŜD+ · |C; ↑i |D; 1, ↑i
1
3
+ 2 + 2 · · 1 + 0 + 0 · |C; ↑i |D; 1, ↑i
=
4
2
3
3
+ 1 · · |C; ↑i |D; 1, ↑i
=
2
2
und
Ŝ3 |C; ↑i |D; 1, ↑i
= ŜC3 |C; ↑i |D; 1, ↑i + |C; ↑i ŜD3 |D; 1, ↑i
1
· |C; ↑i |D; 1, ↑i + 1 · |C; ↑i |D; 1, ↑i
2
3
= · |C; ↑i |D; 1, ↑i
.
2
=
Nach (6.2.4) ist nun wiederum
Ŝ− |ηCD ; s = 3/2, s3 = +3/2i
=
√
3 · |ηCD ; s = 3/2, s3 = +1/2i
woraus
|ηCD ; s = 3/2, s3 = +1/2i
1
= √ · Ŝ− |ηCD ; s = 3/2, s3 = +3/2i
3
1 = √ · ŜC− + ŜD− |C; ↑i |D; 1, ↑i
3
s 1
1 1
1 1
=√ ·
+1 −
− 1 · |C; ↓i |D; 1, ↑i
2 2
2 2
3
p
1
+ √ · 1 (1 + 1) − 1 (1 − 1) · |C; ↑i |D; 1, 0i
3
r
r
1
2
=
· |C; ↓i |D; 1, ↑i +
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
(6.2.25)
236
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
folgt. Entsprechend zeigt man
|ηCD ; s = 3/2, s3 = −3/2i
woraus sich durch Anwendung von
=
Ŝ+
|C; ↓i |D; 1, ↓i
,
(6.2.26)
auf diesen Zustand wiederum
|ηCD ; s = 3/2, s3 = −1/2i
r
r
1
2
=
· |C; ↑i |D; 1, ↓i +
· |C; ↓i |D; 1, 0i
3
3
(6.2.27)
ergibt. Damit hat man die Lorentz-invarianten Basisvektoren
|ηCD ; s = 3/2, s3 = +3/2i
=
|C; ↑i |D; 1, ↑i
(6.2.28)
|ηCD ; s = 3/2, s3 = +1/2i
r
r
1
2
=
· |C; ↓i |D; 1, ↑i +
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
(6.2.29)
|ηCD ; s = 3/2, s3 = −1/2i
r
r
1
2
· |C; ↑i |D; 1, ↓i +
· |C; ↓i |D; 1, 0i
=
3
3
|ηCD ; s = 3/2, s3 = −3/2i
=
|C; ↓i |D; 1, ↓i
(6.2.30)
,
(6.2.31)
die ein Spin-3/2 Teilchen darstellen. Da der Produktraum 6-dimensional ist,
fehlen noch zwei orthogonale Basisvektoren, deren Form unmittelbar einsichtig
ist. Sie bilden ein Spin-1/2 Teilchen
|ηCD ; s = 1/2, s3 = +1/2i
r
r
2
1
=
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
|ηCD ; s = 1/2, s3 = −1/2i
r
r
2
1
=
· |C; ↑i |D; 1, ↓i −
· |C; ↓i |D; 1, 0i ,
3
3
(6.2.32)
(6.2.33)
6.2. SPINALGEBRA
237
was leicht zu überprüfen ist. Es wird z.B.
r
Ŝ
2
2
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
3
r
1
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
!
2
2
= ŜC
+ ŜD
+ 2ŜC3 ŜD3 + ŜC+ ŜD− + ŜC− ŜD+
!
r
r
2
1
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· |C; ↑i |D; 1, 0i
·
3
3
r
r
2 3
1 3
=
· · |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· · |C; ↑i |D; 1, 0i
3 4
3 4
r
r
2
1
+
· 2 · |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· 2 · |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
r
r
2
1
+
· (−1) · |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· 0 · |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
r
r
2 √
1
· 2 · |C; ↑i |D; 1, 0i −
· 0 · |D; 1, ↓i
+
3
3
r
r
2
1 √
+
·0·0−
· 2 · |C; ↓i |D; 1, ↑i
3
3
!
r
r
3
2
1
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· |C; ↑i |D; 1, 0i
= ·
4
3
3
sowie
!
r
2
1
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
!
r
r2
1
= ŜC3 + ŜD3
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
3
r r 2
1
1
1
=
· − + 1 |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· + + 0 |C; ↑i |D; 1, 0i
3
2
3
2
!
r
r
1
2
1
= ·
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
· |C; ↑i |D; 1, 0i
.
2
3
3
r
Ŝ3
Die Zusammensetzung eines Spin-1/2 und eines Spin-1 Teilchens liefert als
Invarianten bei Lorentz-Transformation und damit als beobachtbare Zustände
ein Spin-3/2 und ein Spin-1/2 Teilchen.
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
238
Anmerkung: Die Entwicklungskoezienten der beiden Basen, wie z.B.
r
hC; ↑ | hD; 1, ↓ | |ηCD ; s = 1/2, s3 = −1/2i
=
hC; ↓ | hD; 1, 0| |ηCD ; s = 1/2, s3 = −1/2i
=
2
3
r
1
−
3
+
(6.2.34)
(6.2.35)
werden als Clebsch-Gordan-Koezienten bezeichnet. Da ihre Berechnung zwar
einfach aber langwierig und umständlich ist, ndet man sie in speziellen Tabellen aufgelistet.
6.3 Mesonen und Baryonen
Nach dem Quark-Parton-Modell sind Mesonen aus einem Quark und einem
Antiquark aufgebaut. Quark und Antiquark sind unterschiedliche Teilchen und
somit ist der zusammengesetzte Zustand einfach durch das Produkt der Einzelzustände
|ηqq ; a, bi = |A; ηq1 ; ai |B; ηq2 ; bi
(6.3.1)
gegeben. Untersucht man ein Meson, so enthält es in je einem Drittel der Fälle ein rot/antirotes, grün/antigrünes oder blau/antiblaues Quark/AntiquarkPaar. Bei der Betrachtung der Dynamik der starken Wechselwirkung wird
sich zeigen, dass durch Austausch von farbigen Gluonen die Farb/AntifarbKombination eines Mesons ständig geändert wird. Da der Zustandsvektor diese
Wahrscheinlichkeiten kodiert, muss
√ |ηMeson ; a, bi = 1/ 3 ·
|A; ηq1 ; a, roti |B; ηq2 ; b, antiroti
+ |A; ηq1 ; a, grüni |B; ηq2 ; b, antigrüni
+ |A; ηq1 ; a, blaui |B; ηq2 ; b, antiblaui
=
|A; ηq1 ; ai |B; ηq2 ; bi · |qq − Farbei
(6.3.2)
mit
√ |qq − Farbei = 1/ 3 ·
|A; roti |B; antiroti
+ |A; grüni |B; antigrüni
+ |A; blaui |B; antiblaui
(6.3.3)
6.3. MESONEN UND BARYONEN
239
sein. Den Farbzustand spaltet man zweckmäÿigerweise ab, da er für alle Mesonen identisch ist.
Die Mesonen mit einem der drei schweren Quarks sind relativ leicht zu beschreiben, da die Quarks aus denen sie bestehen, sich stark in ihrer Masse
unterscheiden. Bei den drei leichten Quarks sieht dies grundlegend anders aus,
da das u-Quark und das d-Quark identische eektive Massen besitzen und die
eektive Masse des s-Quarks nur geringfügig darüber liegt. Dies führt dazu,
dass sich die leichten Mesonen nicht streng nach Quarksorten kategorisieren
lassen, sondern Mischzustände auftreten. Deshalb ist es sinnvoll, alle Mesonen,
die aus den leichten Quarks aufgebaut sind, gleichzeitig zu betrachten.
Die Situation ist relativ einfach für die Mesonen, die aus einem Quark und einem Antiquark mit verschiedenem Flavour bestehen. Für diese Mesonen kann
man eindeutig einen Quarkinhalt angeben:
Quarkinhalt Ladung Spin 0 Spin 1
+1
−1
π+
π−
ρ+
ρ−
su
+1
−1
K+
K−
K ∗+
K ∗−
ds
0
sd
0
K0
0
K
K ∗0
∗0
K
ud
du
us
Damit verbleibt den neutralen Quark/Antiquark-Kombinationen uu, dd und
ss Mesonen zuzuordnen. Diese drei Quark/Antiquark-Kombinationen besitzen
abgesehen davon, dass die Masse der ss-Kombination geringfügig über der Masse der beiden anderen Kombinationen liegt, identische Eigenschaften. Im Experiment können sich deshalb Mischzustände zwischen diesen Quark/AntiquarkKombinationen ausbilden. Welche Mischzustände auftreten, ergibt sich dabei
aus der fundamentalen Wechselwirkung zwischen den Quarks.
Da die Quark/Antiquark-Kombinationen uu und dd auch die gleiche Masse
besitzen, müssen alle Mischungen symmetrisch in diesen beiden Kombinationen sein. Mischungen mit der ss-Quark/Antiquark-Kombination treten nur bei
dem
η-
und dem
η 0 -Meson
auf. Experimentell ergibt sich
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
240
Quarkinhalt
√1
2
√1
2
uu
√1
6
√1
2
uu
√1
3
uu
Ladung Spin Meson
− dd
uu − dd
0
0
+ dd − 2ss
uu + dd
+ dd + ss
0
0
0
ss
0
0
1
π0
ρ0
0
1
η
ω
0
1
η0
φ
für die Zusammensetzung der verbleibenden Mesonen aus den leichten Quarks.
Zur genaueren Darstellung der Mesonenzustände muss noch der Quarkinhalt
mit den Spinvarianten gekoppelt werden. Für das
π + -Meson als Spin-0 Teilchen
ergibt sich zum Beispiel
1 |π + i = √ |A; u, ↑i |B; d, ↓i − |A; u, ↓i |B; d, ↑i · |qq − Farbei .
2
Entsprechend ist für das
+
|ρ ; s3 = +1i
|ρ+ ; s3 =
0i
|ρ+ ; s3 = −1i
und für das
als Spin-1 Teilchen
|A; u, ↑i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
1
= √ |A; u, ↑i |B; d, ↓i + |A; u, ↓i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
2
=
|A; u, ↓i |B; d, ↓i · |qq − Farbei
=
ρ0 -Meson
|ρ0 ; s3 = +1i
|ρ0 ; s3 =
ρ+ -Meson
0i
|ρ0 ; s3 = −1i
1 = √ |A; u, ↑i |B; u, ↑i − |A; d, ↑i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
2
1
=
|A; u, ↑i |B; u, ↓i − |A; d, ↑i |B; d, ↓i
2
+ |A; u, ↓i |B; u, ↑i − |A; d, ↓i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
1 = √ |A; u, ↓i |B; u, ↓i − |A; d, ↓i |B; d, ↓i · |qq − Farbei
2
Die Beispiele zeigen, dass eine explizite Darstellung der Mesonenzustände aufwendig werden kann. Dies macht auch deutlich, warum die exakte Beschreibung der starken Kraft zwischen Hadronen basierend auf der fundamentalen
starken Wechselwirkung zwischen den Quarks relativ kompliziert ist. So besteht alleine der Zustandsvektor des
ρ0 -Mesons
im Spinzustand
s3 = 0
aus
6.3. MESONEN UND BARYONEN
241
insgesamt 12 Termen. Zusätzlich kommt hinzu, dass angeregte Zustände der
Mesonen auftreten können. Bisher wurde ja nur der Grundzustand ohne Bahndrehimpuls besprochen.
Baryonen sind nach dem Quark-Parton-Modell aus drei Quarks aufgebaut.
Wie die Mesonen besitzen auch alle Baryonen den gleichen Farbzustand. Den
Farbzustand kann man durch Betrachtung des so genannten
dem Quarkinhalt uuu ableiten. Das
∆
++
∆++ -Baryons mit
ist ein Spin-3/2 Teilchen und aus dem
Zustandsvektor
|∆++ ; s3 = +3/2i
im Spineigenzustand
= |A; u, ↑i |B; u, ↑i |C; u, ↑i · |qqq − Farbei
s3 = +3/2
folgt, dass der Farbzustand total antisymme-
trisch sein muss, denn der kombinierte Flavour/Spin-Zustand ist symmetrisch.
Wegen der Farbneutralität der Baryonen ist der einzig mögliche Farbzustand
√ |qqq − Farbei = 1/ 6 ·
|A; roti |B; grüni |C; blaui
− |A; roti |B; blaui |C; grüni
+ |A; blaui |B; roti |C; grüni
− |A; blaui |B; grüni |C; roti
+ |A; grüni |B; blaui |C; roti
− |A; grüni |B; roti |C; blaui
.
(6.3.4)
Je nach Quarkinhalt unterscheidet man bei Kombination der beiden leichten
Quarks die Baryonen
Quarkinhalt Ladung Spin 3/2 Spin 1/2
uuu
uud
+2
+1
udd
0
ddd
−1
∆++
∆+
∆0
∆−
p+
n
,
wobei ein Spin-1/2 Teilchen mit dem Quarkinhalt uuu oder ddd nicht möglich ist. Die Spin-3/2 Zustände müssen symmetrisch unter Flavour- und SpinAustausch zweier Teilchen sein. Der Zustandsvektor für den Spineigenzustand
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
242
s3 = +1/2
|∆
ist deshalb
++
; s3 = +1/2i
= 1/3 · (
|A; u, ↑i |B; u, ↑i |C; d, ↓i
+ |A; u, ↑i |B; u, ↓i |C; d, ↑i
+ |A; u, ↓i |B; u, ↑i |C; d, ↑i
+ |A; u, ↑i |B; d, ↑i |C; u, ↓i
+ |A; u, ↑i |B; d, ↓i |C; u, ↑i
+ |A; u, ↓i |B; d, ↑i |C; u, ↑i
+ |A; d, ↑i |B; u, ↑i |C; u, ↓i
+ |A; d, ↑i |B; u, ↓i |C; u, ↑i
+ |A; d, ↓i |B; u, ↑i |C; u, ↑i
)
· |qqq − Farbei
bzw. in weiter vereinfachter Schreibweise
= 1/3 · (
u↑u↑d↓
+ u↑u↓d↑ + u↓u↑d↑
+ u↑d↑u↓ + u↑d↓u↑ + u↓d↑u↑
+ d↑u↑u↓ + d↑u↓u↑ + d↓u↑u↑
· |qqq − Farbei
)
.
Insgesamt sind in diesem Fall 3 Flavourterme, 3 Spinterme und 6 Farbterme
zu kombinieren, was zu insgesamt 54 Termen für die Beschreibung des
∆+ -
Baryons führt.
Der Aufbau eines Protons mit Spin-1/2 ist etwas verwickelter, da der Zustandsvektor ohne den Farbzustand total symmetrisch, aber ein Quarkspin
jeweils antiparallel zu den Spins der beiden anderen Quarks sein muss. Der
Spinzustand
↑↑↓
ist nun weder total symmetrisch noch total antisymmetrisch;
deshalb muss der Flavourzustand ebenso gemischt symmetrisch sein, damit
der kombinierte Spin-Flavour-Zustand total symmetrisch wird. Dies ist auch
der Grund, warum die Quarkkombinationen uuu und ddd keinen Spin-1/2 Baryonenzustand bilden können.
Für den Spin-1/2 Zustand koppelt man zuerst zwei Quarks zu einem Spin-1
System und dann das dritte Quark hinzu. Der Aufbau eines Spin-1/2 Zustandes
aus einem Spin-1 und einem Spin-1/2 Zustand für z.B. den Spineigenzustand
s3 = +1/2
ist durch die Beziehung (6.2.32)
r
|ηCD ; s = 1/2, s3 = +1/2i
=
2
· |C; ↓i |D; 1, ↑i −
3
r
1
· |C; ↑i |D; 1, 0i
3
6.4. DIE SU(3)-INVARIANZ
243
gegeben. Mit den Zuordnungen
C = d; D = uu ;
C = u; D = ud
oder
C = u; D = du
sowie den Beziehungen (6.2.18) und (6.2.19) ergibt sich für das Proton in
vereinfachter Schreibweise
|p+ ; s3 = +1/2i
√
= 1/ 18 · (
2u↑u↑d↓ − u↑u↓d↑ − u↓u↑d↑
+ 2u↑d↑u↓ − u↑d↓u↑ − u↓d↑u↑
+ 2d↑u↑u↓ − d↑u↓u↑ − d↓u↑u↑
· |qqq − Farbei
Der Protonenzustand ist anders als der
∆+ -Zustand
)
.
nicht mehr in seinen
Spinzustand und seinen Flavourzustand faktorisierbar. Ganz analog ist der
Zustandvektor für das Neutron im Spineigenzustand
|n; s3 = −1/2i
√
= 1/ 18 · (
s3 = −1/2
2u↓d↓d↑ − u↓d↑d↓ − u↑d↓d↓
+ 2d↓u↓d↑ − d↓u↑d↓ − d↑u↓d↓
+ 2d↓d↓u↑ − d↓d↑u↓ − d↑d↓u↓
· |qqq − Farbei
)
.
6.4 Die SU(3)-Invarianz
Das Quark-Parton-Modell beruht auf der Hypothese von Farbladungen, die
die Ursache der starken Wechselwirkung sind. Die Eigenschaften der starken
Wechselwirkung sind in den Farbzuständen der Mesonen und Baryonen enthalten. Schreibt man diese mit
x, y, z ∈ {rot, grün, blau}
in der Form
|qq − Farbei = δxy |A; xi |B; yi
(6.4.1)
|qqq − Farbei = xyz |A; xi |B; yi |C; zi
so wird deutlich, dass sie wegen des Tensorcharakters von
,
δxy
(6.4.2)
und
xyz
invari-
ant bei Drehungen



|rot0 i
|roti
 |grün0 i = U3×3 ·  |grüni
|blau0 i
|blaui

(6.4.3)
im Farbraum sind. Da die Feldzustände der Quarks komplexe Gröÿen sind, ist
die zugehörige Drehmatrix eine unitäre
†
U3×3
· U3×3 = 1
3 × 3-Matrix
mit
det
U3×3 = 1 .
(6.4.4)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
244
Diese Drehungen mit komplexer Drehmatrix werden als SU(3)-Transformation
bezeichnet. Die Transformationsmatrix besitzt
32 − 1 = 8
unabhängige reelle
Parameter. In der Elementarteilchenphysik wird üblicherweise die Parametrisierung
U3×3 (α) = e−iαa
mit reellen Parametern
αa
für
a = 1, ..., 8
(6.4.5)
und den linear unabhängigen Gell-Mann-Matrizen



+1 0 0
0 −i 0
λ3 =  0 −1 0
λ2 = +i 0 0
0
0 0
0
0 0




0 0
0
0 0 −i
λ6 = 0 0 +1
λ5 =  0 0 0 
0 +1 0
+i 0 0


+1 0
0
1
λ8 = √  0 +1 0 
(6.4.6)
3
0
0 −2

0 +1 0
λ1 = +1 0 0
0
0 0


0 0 +1
λ4 =  0 0 0 
+1 0 0


0 0
0
λ7 = 0 0 −i
0 +i 0


gewählt. Für die
λa
2
λ-Matrizen
ist
λa = λ†a
und
Spur
λa = 0 ,
(6.4.7)
was die Gültigkeit der Beziehungen (6.4.4) sicherstellt. Zudem sind sie so gewählt, dass die Orthogonalitätsbedingung
Spur
λa λb
·
2 2
=
1
δab
2
(6.4.8)
gilt und man spricht deshalb von der fundamentalen Darstellung. Die SU(3)Transformationen bilden eine Gruppe, denn Matrizenmultiplikationen erfüllen
das Assoziativgesetz, die SU(3)-Transformationen enthalten das Einselement
U3×3 (α = 0)
=
1
sowie mit
−1
U3×3
(α)
=
†
U3×3
(α)
=
U3×3 (−α)
zu jeder SU(3)-Transformation auch die inverse SU(3)-Transformation und
zudem ist wegen
det
U3×3 (α0 )U3×3 (α)
=
det
U3×3 (α0 ) det U3×3 (α)
=
1
6.4. DIE SU(3)-INVARIANZ
245
sowie
U3×3 (α0 )U3×3 (α)
† · U3×3 (α0 )U3×3 (α)
†
†
= U3×3
(α) · U3×3
(α0 )U3×3 (α0 ) · U3×3 (α)
†
= U3×3
(α)U3×3 (α)
=1
auch das Produkt zweier SU(3)-Transformationen wieder eine SU(3)-Transfor-
λ-Matrizen
Vertauschungsrelationen der
λc
λa λb
,
= ifabc
2 2
2
(6.4.9)
mation. Dies bedeutet auch, dass die
Form
erfüllen. Die Strukturkonstanten dieser so genannten Lie-Algebra sind total
antisymmetrisch und ergeben sich durch direkte Rechnung zu
f123 = 1
1
f147 = −f156 = f246 = f257 = f345 = −f367 =
2
√
3
f458 = f678 =
.
2
(6.4.10)
Nun ist die Lagrange-Dichte für einen Quarkavour unter Berücksichtigung
der Farbladungen
LQuark
=
ˆ (x) (iγ ∂ µ − m) Ψ̂ (x)
Ψ
rot
µ
rot
ˆ
µ
+Ψ
grün (x) (iγµ ∂ − m) Ψ̂grün (x)
ˆ
+Ψ
(x) (iγ ∂ µ − m) Ψ̂
(x)
blau
µ
blau
.
(6.4.11)
Farbinvarianz dieser Lagrange-Dichte kann man sicherstellen, wenn man fordert, dass jeder Quarkavour einen Spaltenvektor


Ψ̂rot (x)
Q̂(x) = Ψ̂grün (x)
Ψ̂blau (x)
(6.4.12)
bildet. Dann kann man die Lagrange-Dichte entsprechend
LQuark
=
ˆ
Q(x)
(iγµ ∂ µ − m) Q̂(x)
(6.4.13)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
246
umschreiben und sieht sofort, dass Invarianz bei den Farbtransformationen
Q̂(x)
ˆ
Q(x)
−→
−→
U3×3 (α) · Q̂(x)
ˆ
Q(x)
· U † (α)
(6.4.14)
(6.4.15)
3×3
vorliegt. Diese Form der Lagrange-Dichte der freien Quarks wird zwar durch
das Quark-Parton-Modell motiviert und führt auch zu den vollen Dynamikgleichungen der Quanten-Chromodynamik, aber eine tiefere theoretische Begründung steht jedoch aus. Die Invarianz unter SU(3)-Farbtransformationen
wird per Hand in das Standardmodell eingefügt und ist nur durch den Erfolg
der Theorie gerechtfertigt.
Anmerkung: Bei der hier gewählten Schreibweise ist darauf zu achten, dass die
γ -Matrizen auf die Komponenten der Spinoren wirken, während die λ-Matrizen
auf den Spaltenvektor, der von den Spinoren gebildet wird, wirken.
6.5 Die Lagrange-Dichte
Quarks als Spin-1/2 Teilchen können wie im Falle der Quanten-Elektrodynamik
auch im Kontext der Quanten-Chromodynamik an masselose Spin-1 Teilchen,
die als Gluonen bezeichnet werden, koppeln. Die Lagrange-Dichte setzt sich
aus vier Termen zusammen, die der freien Quarks und der freien Gluonen
sowie aus der Quark-Gluon-Wechselwirkung als auch einem Term der GluonGluon-Wechselwirkung
LQCD = LQuarks + L1QG + L1GG + Lfreie Gluonen
.
(6.5.1)
Die Gluon-Gluon-Wechselwirkung kommt zustande, weil es in der QuantenChromodynamik mehrere verschiedene Gluonen gibt, die alle miteinander wechselwirken, da sie wie die Quarks Farbladungen tragen. Die Lagrange-Dichte
muss nun
•
invariant bei lokalen Farbtransformationen sein
•
und die richtige Skalendimension besitzen.
Mit den gleichen Argumenten, wie sie bei der Quanten-Elektrodynamik diskutiert wurden, erfordert dies, dass jedes Gluon für sich an einen erhaltenen
Strom koppelt. Aus den innitesimalen globalen Farbtransformationen
Q̂(x) −→
ˆ
Q(x)
−→
Ĝaµ (x)
−→
(1 − iαa λa /2) Q̂(x)
ˆ
Q(x)
(1 + iα λ /2)
a a
noch abzuleiten
6.5. DIE LAGRANGE-DICHTE
247
ergibt sich nach dem Noether-Theorem für jeden der acht a-Werte mit
Xµ
=
0
fQ
=
fQ
=
(−iλa /2) Q̂(x)
ˆ
Q(x)
(+iλ /2)
fGa
=
noch abzuleiten
a
ein erhaltener Farbstrom
Jˆaµ (x)
=
ˆ
µ λa
Q(x)γ
Q̂(x) + Gluonen-Farbstrom-Anteil .
2
(6.5.2)
Aus dem Quark-Farbstrom-Anteil folgt dann mit der Gluonenmatrix
Ĝµ (x) =
λa a
Ĝ (x)
2 µ
(6.5.3)
die Quark-Gluon-Wechselwirkung
ˆ
µ λa
Q̂(x)Ĝaµ (x)
L1QG = −g Q(x)γ
2
ˆ
µ
= −g Q(x)γ
Ĝµ (x)Q̂(x)
.
Die notwendige Invarianz des Wechselwirkungsterms
(6.5.4)
(6.5.5)
L1QG der Lagrange-Dichte
legt das Verhalten bei globalen Farbtransformationen fest. Aus
ˆ0
ˆ
µ
Ĝµ (x)Q̂(x)
−g Q (x)γ µ Ĝ0µ (x)Q̂0 (x) = −g Q(x)γ
(6.5.6)
ergibt sich unter Berücksichtigung des Transformationsverhaltens der Quarks
für die Gluonenmatrix das Transformationsverhalten
†
Ĝ0µ (x) = U3×3 (α)Ĝµ (x)U3×3
(α)
(6.5.7)
bei globalen Farbtransformationen. Für innitesimale Farbtransformationen
wird hieraus
λb λd d
λb
1 − iαb
Ĝ (x) 1 + iαb
2
2 µ
2
λd d
λb λd
=
Ĝ (x) − i
,
αb Ĝdµ (x)
2 µ
2 2
λd d
λc
=
Ĝ (x) + fbdc αb Ĝdµ (x)
2 µ
2
λd d0
Ĝ (x) =
2 µ
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
248
und weiter nach Multiplikation mit
λa /2
sowie Spurbildung
0
Ĝaµ (x) = Ĝaµ (x) + fabc αb Ĝcµ (x)
.
(6.5.8)
Durch die Farbtransformationen werden die Gluonenfelder auf komplizierte
Weise verkoppelt und müssen deshalb selber Farbladungen tragen. Dies sieht
man, wenn man die Quark-Gluon-Wechselwirkungsterme näher betrachtet. So
bedeutet z.B.
ˆ
µ λ1
− g Q(x)γ
Q̂(x)Ĝ1µ (x)
2



Ψ̂rot (x)
0 +1 0
g ˆ
µ
ˆ
ˆ
+1 0 0 Ψ̂grün (x) Ĝ1µ (x)
=−
Ψrot (x) Ψ
grün (x) Ψblau (x) γ
2
0
0 0
Ψ̂blau (x)
g ˆ
ˆ
µ
1
=− ·
Ψrot (x)γ µ Ψ̂grün Ĝ1µ (x) + Ψ
,
grün (x)γ Ψ̂rot Ĝµ (x)
2
dass im Rahmen von Störungsrechnungen durch die Wechselwirkung mit dem
Gluon
Ĝ1µ (x)
aus einem grünen Quark ein rotes Quark oder aus einem roten
Quark ein grünes Quark wird. Der Transport der Farbladungen kann nun nur
durch das Gluon erfolgen, weshalb der Farbzustand des Gluons
1 |Ĝ1µ (x) − Farbzustandi = √ |roti |antigrüni + |grüni |antiroti
2
bzw. in abgekürzter Schreibweise
1
= √ (rg + gr)
2
sein muss. Insgesamt ergeben sich auf diese Weise aus den
λ-Matrizen
acht Gluonen die Farbzustände:
Gluon Farbzustand
1
2
3
4
√1
2
−i
√
2
√1
2
√1
2
(rg + gr)
(rg − gr)
(rr − gg)
rb + br
Gluon Farbzustand
5
6
7
8
−i
√
2
√1
2
−i
√
2
√1
6
rb − br
gb + bg
gb − bg
rr + gg − 2bb
für die
6.5. DIE LAGRANGE-DICHTE
249
Jetzt zu den beiden verbleibenden Termen
LGluon = L1GG + Lfreie Gluonen
(6.5.9)
der Lagrange-Dichte. Die Gluonen sind Spin-1 Felder und wie beim MaxwellFeld ist deshalb die Lagrange-Dichte der freien Gluonenfelder
1
a
Lfreie Gluonen = − F̂aµν F̂µν
4
(6.5.10)
F̂aµν = ∂ µ Ĝνa (x) − ∂ ν Ĝµa (x) .
mit
(6.5.11)
Die Gluon-Gluon-Wechselwirkung muss nun solche Terme mit erlaubter Skalendimension enthalten, die dazu führen, dass
LGluon
invariant bei Farbtrans-
formationen wird. Dies legt die entsprechenden Terme eindeutig fest. Mit diesen Termen ist die Gluon-Lagrange-Dichte dann
1
a
LGluon = − F̂aµν F̂µν
4
g
+ fabc F̂aµν Ĝbµ (x)Ĝcν (x)
2
g2
− fabc f ade Ĝbµ (x)Ĝcν (x)Ĝµd (x)Ĝνe (x)
4
1
= − Ĝµν
Ĝa
4 a µν
µ
µν
ν
Ĝµν
a =F̂a − gfabc Ĝb (x)Ĝc (x)
mit
(6.5.12)
.
(6.5.13)
Die Invarianz bei Farbtransformationen sieht man, wenn man sich das Transformationsverhalten von
λa
2
λ
λa
a
= F̂aµν
− gfabc Ĝµb (x)Ĝνc (x)
2
2
λa
λa
λb λc
µ ν
ν µ
= ∂ Ĝa (x)
− ∂ Ĝa (x)
+ ig Ĝµb (x)Ĝνc (x)
,
2
2
2 2
h
i
µ ν
ν µ
µ
ν
= ∂ Ĝ (x) − ∂ Ĝ (x) + ig Ĝ (x), Ĝ (x)
Ĝµν = Ĝµν
a
(6.5.14)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
250
anschaut, denn wegen (6.5.7) wird
Ĝµν
0
†
= U3×3 (α)Ĝµν U3×3
(α)
,
(6.5.15)
woraus die Invarianz des Lagrange-Dichteterms
1 µν 0 a 0
Ĝa
Ĝµν
4
0 0 1
Ĝµν
Ĝµν
= − · Spur
2
1
†
†
= − · Spur U3×3 (α)Ĝµν U3×3
(α) U3×3 (α)Ĝµν U3×3
(α)
2
1
†
= − · Spur U3×3 (α)Ĝµν Ĝµν U3×3
(α)
2
1
†
= − · Spur U3×3
(α)U3×3 (α)Ĝµν Ĝµν
2
1
= − · Spur Ĝµν Ĝµν
2
1 µν a
= − Ĝa Ĝµν
4
= LGluon
L0Gluon = −
bei Farbtransformationen folgt. Dabei wurde ausgenutzt, dass Matrizen unter
der Spur zyklisch vertauscht werden dürfen.
Sammelt man alle Terme zusammen, so ergibt sich schlieÿlich die auch bei
αa (x) invariante Lagrange-Dichte
X ˆ
λa
ˆ
µ
µ
STM
Qf (x) (iγµ ∂ − mf ) Q̂f (x) − g Qf (x)γµ Q̂f (x)Ĝa (x)
LQCD =
2
kombinierten lokalen Farbtransformationen
f =1,6
1
− Ĝµν
Ĝa
4 a µν
(6.5.16)
der Quanten-Chromodynamik. Führt man die eichinvariante Ableitung
µ
DQ
= ∂ µ + ig
λa µ
Ĝ (x)
2 a
(6.5.17)
ein, so kann man dies wie bei der Quanten-Elektrodynamik entsprechend
LSTM
QCD =
1
X ˆ
µ
Qf (x) iγµ DQ
− mf Q̂f (x) − Ĝµν
Ĝa
4 a µν
f =1,6
(6.5.18)
6.6. GEISTFELDER
251
formulieren. Die Invarianz bei innitesimalen lokalen Eichtransformationen
λa
1 − iαa (x)
Q̂(x)
2
λa
ˆ
ˆ
Q(x)
−→ Q(x)
1 + iαa (x)
2
1
Ĝaµ (x) −→ Ĝaµ (x) + · ∂µ αa (x) + fabc αb (x)Ĝcµ (x)
g
Q̂(x) −→
(6.5.19)
(6.5.20)
(6.5.21)
ist leicht direkt überprüfbar. Die vorstehenden Schreibweisen verdeutlichen
die strukturelle Ähnlichkeit zwischen der Quanten-Elektrodynamik und der
Quanten-Chromodynamik.
6.6 Geistfelder
Genauso wie die kovariante Formulierung des Maxwell-Feldes die Einführung
von Pseudophotonen erfordert, erfordert auch die kovariante Formulierung der
Gluonenfelder die Einführung von in diesem Falle Pseudogluonen. Während
aber die Pseudophotonen nicht an physikalische Freiheitsgrade koppeln und damit keine Beiträge zu den Ergebnissen der Störungsrechnung liefern, trit dies
für die Pseudogluonen nicht zu. Um dies besser zu verstehen ist es sinnvoll, sich
die Dynamik der Pseudophotonen im Rahmen der Quanten-Elektrodynamik
noch einmal näher von einer anderen Seite als bisher zu betrachten.
Aus der eichxierten Lagrange-Dichte der Quanten-Elektrodynamik
ˆ
ˆ
µ
LQED + LEichterm = Ψ(x)
(iγµ ∂ µ − m) Ψ̂(x) − eq Ψ(x)γ
µ Ψ̂(x)Â (x)
2
1
1
− F̂ µν F̂µν −
∂µ µ (x)
(6.6.1)
4
2
ergibt sich die Euler-Lagrange-Gleichung
ˆ
ν
∂µ F̂ µν (x) + ∂ ν ∂µ µ (x) − eq Ψ(x)γ
Ψ̂(x) = 0
(6.6.2)
für das Maxwell-Feld. Nun ist wegen der Antisymmetrie des Feldstärketensors
∂ν ∂µ F̂ µν (x) = 0
(6.6.3)
und wegen der Stromerhaltung
ˆ
ν
∂ν q Ψ(x)γ
Ψ̂(x) = 0 .
(6.6.4)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
252
Nochmalige Ableitung der Euler-Lagrange-Gleichung liefert mit den vorstehenden Beziehungen
∂ν ∂ ν ∂µ µ (x) = 0
(6.6.5)
T̂ (x) = ∂µ µ (x)
(6.6.6)
bzw., wenn man das Feld
einführt, für dieses die Dynamik
∂ν ∂ ν T̂ (x) = 0
(6.6.7)
eines freien Feldes. Nach (5.4.29) ist für alle physikalisch zulässigen Zustände
hη2phy |T̂ (x)|η1phy i = 0
weshalb das Feld
T̂ (x)
,
(6.6.8)
keine physikalischen Freiheitsgrade, sondern nur die
Dynamik der Pseudophotonen beschreiben kann. Da die Dynamik der Pseudophotonen die eines freien Feldes ist, wechselwirken sie nicht mit den Fermionen oder den transversalen Photonen und liefern deshalb auch keinen Beitrag
bei der Berechnung einer Feynman-Amplitude. Dies ist bei den Pseudogluonen
grundsätzlich anders.
Für konkrete Rechnungen ist es auch im Rahmen der Quanten-Chromodynamik
sinnvoll analog zur Quanten-Elektrodynamik den Eichterm
LEichterm = −
2
1 X
∂µ Ĝµa (x)
2 a
(6.6.9)
zu verwenden. Aus der so eichxierten Lagrange-Dichte ergeben sich dann die
Euler-Lagrange-Gleichungen
ˆ
ν
µ
b
µν
ν λa
∂µ Ĝµν
Q̂(x) = 0
a (x) + ∂ ∂µ Ĝa (x) − gfabc Ĝµ (x)Ĝc (x) − g Q(x)γ
2
(6.6.10)
sowie mit dem Noether-Theorem die erhaltenen Farbströme
Jˆaν (x)
=
ˆ
ν λa
Q(x)γ
Q̂(x)
2
+ fabc Ĝbµ (x)Ĝµν
c (x)
+
fabc Ĝνb (x)∂µ Ĝµc (x)
Quarkanteil
Gluonanteil
Eichanteil
.
(6.6.11)
6.6. GEISTFELDER
253
Mit der Stromerhaltung und
∂ν ∂µ Ĝµν
a (x) = 0
(6.6.12)
folgt aus den Euler-Lagrange-Gleichungen
∂ν ∂ ν ∂µ Ĝµa (x) + gfabc ∂ν Ĝνb (x)∂µ Ĝµc (x) = 0
(6.6.13)
bzw. mit dem Pseudogluonenfeld
T̂a (x) = ∂µ Ĝµa (x)
formuliert
(6.6.14)
∂ν ∂ ν T̂a (x) + gfabc ∂ν Ĝνb (x)T̂c (x) = 0
.
(6.6.15)
Diese Beziehung macht deutlich, dass die Pseudogluonen mit den physikalischen Gluonen wechselwirken. Aufgrund des 3-Gluonen Wechselwirkungsterms
g
L1GGG = + fabc F̂aµν Ĝbµ (x)Ĝcν (x)
2
in der Lagrange-Dichte sind geschlossene Gluonenschleifen der Form
Gaµ
Gbν
möglich, die dann Beiträge zu Feynman-Amplituden liefern. Um diese Problematik zu vermeiden, kann man die gesamte Theorie nicht kovariant nur mit
transversalen Gluonen durchführen. Dies ist allerdings sehr aufwendig und
unübersichtlich. Deshalb wendet man einen mathematischen Trick an, um die
Beiträge der Pseudogluonen zu kompensieren. Wegen
fabc ∂ν Ĝνb (x)T̂c (x) = fabc Ĝνb (x)∂ν T̂c (x) + fabc ∂ν Ĝνb (x) T̂c (x)
= fabc Ĝνb (x)∂ν T̂c (x) + fabc T̂b (x)T̂c (x)
= fabc Ĝνb (x)∂ν T̂c (x)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
254
kann man die Dynamik der Pseudogluonen durch die beiden gleichwertigen
Beziehungen
∂ν ∂ ν T̂a (x) + gfabc ∂ν Ĝνb (x)T̂c (x) = 0
∂ν ∂ ν T̂a (x) + gfabc Ĝνb (x)∂ν T̂c (x)
beschreiben. Man führt nun zwei Skalarfelder
(6.6.16)
=0
η̂a (x)
und
(6.6.17)
η̂ a (x)
ein, die eine
Dynamik wie die Pseudogluonen besitzen sollen
∂ν ∂ ν η̂a (x) + gfabc ∂ν Ĝνb (x)η̂c (x) = 0
∂ν ∂ ν η̂ a (x) + gfabc Ĝνb (x)∂ν η̂ c (x)
=0
(6.6.18)
,
(6.6.19)
und deniert, dass sie im Gegensatz zu den Gluonenfeldern fermionische Vertauschungsrelationen
h
i
η̂a (~x, t), π̂ηb (~y , t)
+
i
h
η̂ a (~x, t), π̂ηb (~y , t)
+
h
i
η̂a (~x, t), η̂ b (~y , t)
+
i
h
π̂ηa (~x, t), π̂ηb (~y , t)
= iδab δ 3 (~x − ~y )
(6.6.20)
= iδab δ 3 (~x − ~y )
(6.6.21)
=0
(6.6.22)
=0
(6.6.23)
+
erfüllen. Skalare Geistfelder mit fermionischen Vertauschungsrelationen sind
möglich, weil Mikrokausalität für nicht beobachtbare Felder keine Bedingung
ist. Die Dynamikgleichungen dieser so genannten Fadeev-Popov-Geistfelder
sind die Euler-Lagrange-Gleichungen der Lagrange-Dichte
LFP = −i∂µ η̂ a (x) ∂ µ η̂a (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c (x)
.
(6.6.24)
Aus dem Wechselwirkungsterm dieser Lagrange-Dichte
L1FP = −igfabc ∂µ η̂ a (x) Ĝµb (x)η̂c (x)
kann man direkt den für Störungsrechnungen relevanten Vertex
ηc
Gµb
ηa
(6.6.25)
6.6. GEISTFELDER
255
ablesen. Die Fadeev-Popov-Geistfelder können damit in Feynman-Graphen nur
gemeinsam in geschlossenen Schleifen
Gµa
Gνb
auftreten. Dabei kompensieren sie den durch eine geschlossene Gluonenschleife
gelieferten Beitrag zur Feynman-Amplitude, da durch die fermionischen Vertauschungsrelationen ein zusätzlicher Faktor (-1) geliefert wird. Die Geistfelder
besitzen je einen Freiheitsgrad und können deshalb die zwei Freiheitsgrade der
Pseudogluonen auch nur gemeinsam kompensieren.
Da eine Lagrange-Dichte hermitesch sein muss, gilt dies auch für LagrangeDichte der Geistfelder
L†F P = LF P
.
(6.6.26)
Dies bedeutet, dass die Geistfelder selbst jeweils hermitesch
η̂a† (x) = η̂a (x)
6=
†
η̂ a (x) = η̂ a (x)
(6.6.27)
und verschieden voneinander sind. Über die Hermitezität der Geistfelder bestand lange Zeit die falsche Vorstellung, dass das Antigeistfeld das hermitesch
konjugierte Geistfeld ist. Für solch ein Geistfeld ist die Lagrange-Dichte
LF P
aber nicht hermitesch.
Anmerkung für die folgenden Rechnungen: Bei der Ableitung nach fermionischen Operatoren ist eine Besonderheit zu beachten, die bei den bisherigen
Ausführungen noch nicht wichtig war. Gilt für zwei Operatoren
[Â, B̂]+ = 0,
dann ist die Ableitung des Produktes nach einem fermionischen Operator
durch
∂(ÂB̂)
∂ F̂
= Â
∂ B̂
∂ F̂
−
∂ Â
∂ F̂
B̂
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
256
 = F̂
gegeben. Denn ist zum Beispiel
∂(F̂ B̂)
∂ F̂
∂(−B̂ F̂ )
und auch
∂ F̂
und
= F̂
B̂
∂ B̂
∂ F̂
= −B̂
nicht von
−
∂ F̂
∂ F̂
∂ F̂
∂ F̂
+
F̂
abhängig, so wird
B̂ = −B̂
∂ B̂
∂ F̂
F̂ = −B̂
.
Mit den kanonisch konjugierten Feldoperatoren
π̂ηa =
∂LF P
= −i∂ 0 η̂ a
∂(∂0 η̂a )
(6.6.28)
π̂ηa =
∂LF P
= +i ∂ 0 η̂a (x) + gfabc Ĝ0b (x)η̂c (x)
∂(∂0 η̂ a )
(6.6.29)
veriziert man nun
L†F P
†
= +i ∂ µ η̂a† (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c† (x) ∂µ η̂ a (x)
= +i ∂ µ η̂a (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c (x) ∂µ η̂ a (x)
= +i ∂ 0 η̂a (x) + gfabc Ĝ0b (x)η̂c (x) ∂0 η̂ a (x)
+ i ∂ j η̂a (x) + gfabc Ĝjb (x)η̂c (x) ∂j η̂ a (x)
=
+π̂ηa
·
iπ̂ηa
+ i ∂ j η̂a (x) + gfabc Ĝjb (x)η̂c (x) ∂j η̂ a (x)
=
π̂ηa ·
−iπ̂ηa
− i∂j η̂ a (x) ∂ j η̂a (x) + gfabc Ĝjb (x)η̂c (x)
= −i∂0 η̂ a (x) ∂ 0 η̂a (x) + gfabc Ĝ0b (x)η̂c (x)
− i∂j η̂ a (x) ∂ j η̂a (x) + gfabc Ĝjb (x)η̂c (x)
= −i∂µ η̂ a (x) ∂ µ η̂a (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c (x)
=
LF P
.
6.7. DIE BRST-SYMMETRIE
257
6.7 Die BRST-Symmetrie
Sammelt man wiederum alle bisher diskutierten Terme zusammen, so erhält
man die erweiterte Lagrange-Dichte
LE+F
QCD = LQCD + LEichterm + LFP
(6.7.1)
ˆ (x) (iγ ∂ µ − m ) Q̂ (x) − 1 Ĝµν Ĝa
=Q
µ
f
f
f
4 a µν
ˆ (x)γ λa Q̂ (x)Ĝµ (x)
− gQ
f
µ
f
a
2
1
− T̂a (x)∂µ Ĝµa (x) + T̂a (x)T̂a (x)
2
− i∂µ η̂ a (x) ∂ µ η̂a (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c (x)
(6.7.2)
der Quanten-Chromodynamik. Für das Folgende ist der Eichterm dabei mit
dem Pseudogluonenfeld entsprechend
1
LEichterm = −T̂a (x)∂µ Ĝµa (x) + T̂a (x)T̂a (x)
2
umformuliert worden. Dass dies zulässig ist sieht man, wenn man aus
die Euler-Lagrange-Gleichung
T̂a (x) = ∂µ Ĝµa (x)
(6.7.3)
LE+F
QCD
(6.7.4)
für das Pseudogluonenfeld ableitet. Dieses erwartete Ergebnis in die obige
Lagrange-Dichte des Eichterms eingesetzt ergibt dann wieder seine urspüngliche Formulierung. Das Pseudogluonenfeld spielt die Rolle eines reinen Hilfsfeldes, da keine Ableitungen von ihm in der Lagrange-Dichte auftreten und es
keine unabhängige Dynamik besitzt.
C.Becchi, A.Rouet und R.Stora und unabhängig davon I.V.Tyutin haben 1976
eine weitere Invarianztransformation der obigen Lagrange-Dichte entdeckt.
Diese wird nach ihren Entdeckern BRST-Symmetrie genannt. Erst mit der
Entdeckung der BRST-Symmetrie sind einfache und übersichtliche Beweise
der Renormierbarkeit und der Unitarität der physikalischen Streumatrix möglich geworden. Die BRST-Symmetrie hat einen kontinuierlichen, so genannten
grassmannwertigen und rein imaginären Parameter
θ2
θF̂
=
0
(
+F̂ θ
=
−F̂ θ
und
θ∗
=
−θ
falls der Operator
falls der Operator
F̂
F̂
θ,
für den
sowie
bosonisch ist
fermionisch ist
(6.7.5)
(6.7.6)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
258
gilt. Bezeichnet
Q̂B
den erzeugenden Operator der BRST-Transformation,
dann ergibt sich insbesondere die ungewohnte Eigenschaft
ÛB (θ) = eiθQ̂B = 1 + iθQ̂B
.
(6.7.7)
Die BRST-Transformation selbst ist durch die Beziehungen
δB Q̂f
=
δB Ĝµa
=
δB η̂a
=
δB η̂ a
=
λa
θ ig η̂a Q̂f
2
µ
θ ∂ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c
1
θ − gfabc η̂b η̂c
2
θ −iT̂a
δB T̂a
=
0
(6.7.8)
(6.7.9)
(6.7.10)
(6.7.11)
(6.7.12)
deniert. Das eigentlich Verblüende ist nun, dass die BRST-Transformation
eine Symmetrietransformation der Lagrange-Dichte
LE+F
QCD
ist und die durch
sie festgelegte Dynamik invariant lässt. Um diese Invarianz zu verizieren, ist
das Transformationsverhalten der einzelnen Terme zu untersuchen.
Der Term
LQCD
ist invariant bei BRST-Transformationen, da man die Iden-
tikation
αa = −θη̂a
(6.7.13)
vornehmen kann und Invarianz bei lokalen Eichtransformationen vorliegt. Für
den Eichterm und den Fadeev-Popov-Term ergibt die BRST-Transformation
δB LEichterm + δB LFP
= −T̂a θ∂µ ∂ µ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c −iθ∂µ −iT̂a ∂ µ η̂a
{z
}|
{z
}
|
Term A
Term A
1
−i∂µ η̂ a θ∂ µ − gfabc η̂b η̂c −iθ∂µ −iT̂a gfabc Ĝµb η̂c
2
{z
}
|
{z
}|
Term A
Term B
−i∂µ η̂ a gfabc θ ∂ µ η̂b + gfbde Ĝµd η̂e η̂c
|
{z
}
Term B
1
µ
− i∂µ η̂ a gfabc Gb θ − gfcde η̂d η̂e
2
.
6.7. DIE BRST-SYMMETRIE
259
Die A-Terme
− T̂a θ∂µ ∂ µ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c − iθ∂µ −iT̂a ∂ µ η̂a − iθ∂µ −iT̂a gfabc Ĝµb η̂c
h i
= −θ∂µ T̂a ∂ µ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c
bilden eine vollständige Divergenz und sind damit irrelevant. Die B-Terme
heben sich wegen
1
− i∂µ η̂ a θ∂ µ − gfabc η̂b η̂c − i∂µ η̂ a gfabc θ ∂ µ η̂b
2
h
i
i
= ∂µ η̂ a θg fabc (∂ µ η̂b ) η̂c + fabc η̂b (∂ µ η̂c ) − 2fabc (∂ µ η̂b ) η̂c
2
h
i
i
= ∂µ η̂ a θg fabc (∂ µ η̂b ) η̂c + facb η̂c (∂ µ η̂b ) − 2fabc (∂ µ η̂b ) η̂c
2
h
i
i
= ∂µ η̂ a θg fabc (∂ µ η̂b ) η̂c + fabc (∂ µ η̂b ) η̂c − 2fabc (∂ µ η̂b ) η̂c
2
=
0
gegenseitig auf. Damit verbleiben die restlichen Terme
1
− i∂µ η̂ a gfabc θ gfbde Ĝµd η̂e η̂c − i∂µ η̂ a gfabc Gµb θ − gfcde η̂d η̂e
2
i
= − ∂µ η̂ a g 2 θĜµd (fabc fbde η̂e η̂c )
2
i
− ∂µ η̂ a g 2 θĜµd (fabc fbde η̂e η̂c )
2
i
+ ∂µ η̂ a g 2 θGµb (fabc fcde η̂d η̂e )
2
i
= + ∂µ η̂ a g 2 θĜµd ( −fabc fbde η̂e η̂c − fabe fbdc η̂c η̂e + fadb fbce η̂c η̂e
2
i
= + ∂µ η̂ a g 2 θĜµd ( +fabc fbde − fabe fbdc + fadb fbce ) η̂c η̂e
2
i
= + ∂µ η̂ a g 2 θĜµd ( +fabc fdeb + fdbc feab + febc fadb ) η̂c η̂e
2
)
zu untersuchen. Nun folgt mit (6.4.9)
λa λd
λe
,
= ifade
2 2
2
und der Jacobi-Identität
[λa , [λd , λe ]] + [λd , [λe , λa ]] + [λe , [λa , λd ]] = 0
(6.7.14)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
260
für die Strukturkonstanten
fabc fdeb + fdbc feab + febc fadb
=
0
.
(6.7.15)
Damit heben sich auch die restlichen Terme der BRST-Transformation auf,
womit die BRST-Symmetrie der Lagrange-Dichte
LE+F
QCD
gezeigt ist.
Nach dem Noether-Theorem bedeutet dies die Existenz eines BRST-Stromes

E+F
∂L
λa
QCD 
θJˆµB =  θ ig η̂a Qˆf
2
∂ ∂ µ Q̂f


∂LE+F
QCD 
θ ∂ ν η̂a + gfabc Ĝνb η̂c
+ ∂ ∂ µ Ĝνa
# "
∂LE+F
1
QCD
θ − gfabc η̂b η̂c
+
∂ (∂ µ η̂a )
2
"
#
E+F
∂LQCD
θ −iT̂a
+
,
∂ ∂ µ η̂ a

den man unter Berücksichtigung der aus
Gleichung für die Gluonen
LE+F
QCD
folgenden Euler-Lagrange-
ˆ ν λa Q̂
ν
b µν
ν
∂µ Ĝµν
a + ∂ T̂a − gfabc Ĝµ Ĝc (x) − igfabc ∂ η̂ b η̂c = g Qγ
2
(6.7.16)
in die Form
JˆµB
=
−T̂a ∂µ η̂a + gfabc Ĝbµ η̂c + ∂µ T̂a η̂a
i
∂µ η̂ a gfabc η̂b η̂c − ∂ ν Ĝaµν η̂a
+
2
(6.7.17)
bringen kann. Daraus ergibt sich als Volumenintegral über die 0-Komponente
der BRST-Ladungsoperator
Q̂B
Z h
=
−T̂a ∂0 η̂a + gfabc Ĝb0 η̂c + ∂0 T̂a η̂a
i
i
+
∂0 η̂ a gfabc η̂b η̂c d3 x
2
.
(6.7.18)
Da alle Feldoperatoren, aus denen der BRST-Ladungsoperator aufgebaut ist,
hermitesch sind, ist dieser auch selbst hermitesch
Q̂†B
=
Q̂B
.
(6.7.19)
6.7. DIE BRST-SYMMETRIE
Q̂B
261
ist als Ladungsoperator der erzeugende Operator der BRST-Transformation.
Dies bedeutet für einen beliebigen Operator
δB F̂
=
=
=
=
F̂
ÛB (θ)F̂ ÛB† (θ) − F̂
1 + iθQ̂B F̂ 1 − iQ̂†B θ† − F̂
1 + iθQ̂B F̂ 1 − iQ̂B (−θ) − F̂
h
i
iθQ̂B , F̂
.
(6.7.20)
Nun ist andererseits
1
δB η̂ a ∂µ Ĝµa − T̂a
2
1
= θ −iT̂a
∂µ Ĝµa − T̂a + η̂ a θ∂µ ∂ µ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c
2
h
i
1
= iθ −T̂a ∂µ Ĝµa + T̂a T̂a − i∂µ η̂ a ∂ µ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c
i
h 2
− θ∂µ η̂ a ∂ µ η̂a + gfabc Ĝµb η̂c
h
i
= iθ LEichterm + LFP
+ vollständige
Divergenz
,
was bei Vernachlässigung der vollständigen Divergenz zu
1
LEichterm + LFP = −iθ−1 δB η̂ a ∂µ Ĝµa − T̂a
2
1
−1
µ
= −iθ
iθQ̂B , η̂ a ∂µ Ĝa − T̂a
2
−
1
=
Q̂B , η̂ a ∂µ Ĝµa − T̂a
2
+
(6.7.21)
führt. Dieses Ergebnis kann man benutzen, um die physikalisch zulässigen
Zustände zu identizieren. Hierfür ist es zweckmäÿig, sich noch einmal die
physikalisch zulässigen Zustände der Quanten-Elektrodynamik anzusehen, die
durch die Forderung
hη2phy |∂µ µ |η1phy i = 0
(6.7.22)
ausgewählt werden. Daraus folgt
hη2phy |LQED-Eichterm |η1phy i = 0
,
(6.7.23)
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
262
wie man durch Einschieben eines vollständigen Satzes physikalisch zulässiger
Zustände sieht. Der Eichterm der Quanten-Elektrodynamik ist damit ein Nulloperator auf allen physikalisch zulässigen Zuständen des Hilbert-Raumes. Dies
gewährleistet, dass die physikalischen Ergebnisse unabhängig von der Eichung
sind. Überträgt man dies auf die Quanten-Chromodynamik, muss man für die
physikalisch zulässigen Zustände
hη2phy |LEichterm + LFP |η1phy i = 0
(6.7.24)
fordern, da die physikalischen Ergebnisse unabhängig von der Eichung und
den Geistfeldern sein müssen. Die vorstehende Beziehung ist nun genau dann
erfüllt, wenn man die physikalisch zulässigen Zustände wegen (6.7.21) durch
die Kugo-Ojima-Auswahlregel
Q̂B |ηphy i = 0
(6.7.25)
festlegt. Da der BRST-Ladungsoperator eine Erhaltungsgröÿe ist, ist der physikalische Teil des Hilbert-Raumes zeitlich invariant.
Nach den vorstehende Ausführungen sind auch andere Eich- und Geistterme
der allgemeinen Form
LEichterm + LFP = −iθ−1 δB η̂ a F̂a
(6.7.26)
mit einer beliebigen skalaren Eichfunktion
F̂a = F Ĝµa , T̂a
(6.7.27)
möglich. Hiermit ist die allgemeine Form der Zusatzterme gefunden, die man
durch eine Eichung auf dem Niveau der Lagrange-Dichte erhalten kann.
Die vorstehenden Ausführungen lassen sich mit Hilfe der BRST-Transformation
mathematisch streng beweisen. Für die sehr technischen Beweise sei auf die
Literatur verwiesen, da sie kein tieferes physikalisches Verständnis vermitteln.
6.8 Hinweise zur Störungsrechnung
Achtung: In diesem Abschnitt wird das Wechselwirkungsbild verwendet!
Im Rahmen der Quanten-Chromodynamik können Störungsrechnungen ganz
analog zur Quanten-Elektrodynamik über die Berechnung einer FeynmanAmplitude durchgeführt werden. Die Ableitung der Feynman-Regeln erfolgt
6.8. HINWEISE ZUR STÖRUNGSRECHNUNG
263
wie bei der Quanten-Elektrodynamik. Als Beispiel soll der Prozess der Streuung eines roten u-Quarks in ein grünes u-Quark durch Aussendung eines Gluons betrachtet werden, der durch den Feynman-Graphen
u(p2 , σ2 ,grün)
µ
Gb (k, λ)
u(p1 , σ1 ,rot)
dargestellt wird. Mit dem Streuoperator
Ŝ
(1)
Z
=
λa
ˆ
:Q(x) −igγµ
Q̂(x):Ĝµa (x)d4 x
2
(6.8.1)
in erster Ordnung, dem Anfangs- und dem Endzustand
|ii = |u; m, p~1 , σ1 , roti |0G i
|f i = |u; m, p~2 , σ2 , grüni |Gb ; ω; ~k, λi
(6.8.2)
(6.8.3)
wird die zugehörige Übergangsamplitude in erster Ordnung
(1)
Sf i = hu; m, p~2 , σ2 , grün| hGb ; ω; ~k, λ|
Z
λa
ˆ
· T :Q(x)
−igγµ
Q̂(x):Ĝµa (x) d4 x |u; m, p~1 , σ1 , roti |0G i
2
= hu; m, p~2 , σ2 , grün| hGb ; ω; ~k, λ|
Z
λa
ˆ
· :Q(x) −igγµ
Q̂(x):Ĝµa (x)d4 x |u; m, p~1 , σ1 , roti |0G i
2
Z
λa
ˆ
= hu; m, p~2 , σ2 , grün| :Q(x) −igγµ
Q̂(x): |u; m, p~1 , σ1 , roti
2
· hGb ; ω; ~k, λ| Ĝµa (x) |0G i d4 x
Z
ˆ (x) Ψ
ˆ
ˆ
= hu; m, p~2 , σ2 , grün| : Ψ
rot
grün (x) Ψblau (x)


Ψ̂rot (x)
λa 
· −igγµ
Ψ̂grün (x) : |u; m, p~1 , σ1 , roti
2
Ψ̂blau (x)
~
· hGb ; ω; k, λ| Ĝµ (x) |0G i d4 x
a
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
264
bzw. unter Beachtung der Tatsache, dass in der Normalordnung die Vernichtungsoperatoren immer rechts von den Erzeugungsoperatoren stehen
Z
=
ˆ
hu; m, p~2 , σ2 , grün| : 0 Ψ
grün (x) 0


λa Ψ̂rot (x)
· −igγµ
: |u; m, p~1 , σ1 , roti
0
2
0
· hGb ; ω; ~k, λ| Ĝµ (x) |0G i d4 x
a
Z
=
hu; m, p~2 , σ2 , grün| : 0
0
1
λa
ˆ
·Ψ
grün (x) −igγµ
2
 
1
Ψ̂rot (x) 0 : |u; m, p~1 , σ1 , roti
0
· δab · hGa ; ω; ~k, λ| Ĝµa (x) |0G i d4 x
.
Ab hier verläuft die weitere Ableitung wie bei der Quanten-Elektrodynamik
und unterscheidet sich nur durch das Auftreten des Farbvektors. Deshalb kann
man aus obigem Ergebnis direkt als Feynman-Regeln ablesen, dass
•
jedes einlaufende Quark einen Faktor
c · u(~
p, σ)
•
jedes auslaufende Quark einen Faktor
u(~
p, σ) · c†
•
jedes einlaufende Antiquark einen Faktor
v(~
p, σ) · c†
•
jedes auslaufende Antiquark einen Faktor
c · v(~
p, σ)
•
jeder Quark-Gluon-Vertex einen Faktor
−igγµ λ2a
mit dem Farbvektor
c
†
=
 
= c†rot
1
0
0


 †
0 1 0 = cgrün



†

0 0 1 = cblau
für ein rotes Quark
für ein grünes Quark
(6.8.4)
für ein blaues Quark
liefert.
Da Quarks Spinoren und die freien Gluonen Spin-1 Felder mit der gleichen
Eichung wie in der Quanten-Elektrodynamik sind, kann man die weiteren
Feynman-Regeln
6.8. HINWEISE ZUR STÖRUNGSRECHNUNG
265
•
jede innere Fermionenlinie liefert einen Faktor
•
jede innere Gluonenlinie liefert einen Faktor
•
an jedem Spinor-Gluon-Vertex gilt die Energie- und Impulserhaltung
•
für jeden Viererimpuls
iSF (p)
δab · iDFµν (k)
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt wird, ist eine Integration über
hinzufügen. Damit sind alle Feynman-Regeln formuliert, um Störungsrechnungen auf Baumniveau durchführen zu können. Der vollständige Satz der
Feynman-Regeln umfasst noch die 3-Gluonen-Wechselwirkung, die 4-GluonenWechselwirkung, die Gluonen-Geist-Wechselwirkung und den Geistpropagator. Für die (auch nicht sehr komplizierte) Ableitung dieser vier zusätzlichen
Feynman-Regeln sei auf die Literatur verwiesen.
Als Anwendungsbeispiel soll die Quark/Antiquark-Wechselwirkung
u
+ d −→
u
+d
(6.8.5)
zweier verschiedener Flavour betrachtet werden. Aus dem Feynman-Graphen
u(p3 , σ3 , c3 )
d(p4 , σ4 , c4 )
µ, a
k
u(p1 , σ1 , c1 )
ν, b
d(p2 , σ2 , c2 )
liest man die Feynman-Amplitude
Mud =
λa
c1 u(~
p1 , σ1 ) · δab · iDFµν (p3 − p1 )
−igγµ
2
λb
†
· v(~
p2 , σ2 )c2 −igγν
c4 v(~
p4 , σ4 )
2
u(~
p3 , σ3 )c†3
= u(~
p3 , σ3 ) (−igγµ ) u(~
p1 , σ1 ) · iDFµν (p3 − p1 ) · v(~
p2 , σ2 ) (−igγν ) v(~
p4 , σ4 )
λa
λa
c†2 c4
(6.8.6)
· c†3 c1
2
2
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
266
ab. Dies ist aber, wenn man eq durch g ersetzt, nichts anderes als die FeynmanAmplitude des Coulombpotentials einer Fermion-Antifermion-Streuung mit
dem zusätzlichen Farbfaktor
F =
c†3
λa
c1
2
λa
c†2 c4
2
.
(6.8.7)
Zu dieser Feynman-Amplitude gehört deshalb das Potential
Vud (r) = −F ·
g2
4πr
(6.8.8)
F ziehen sich Quark
F > 0 liegt Anziehung vor, während
zwischen Quark und Antiquark. Abhängig vom Farbfaktor
und Antiquark an oder stoÿen sich ab. Für
F <0
zu Abstoÿung führt.
Der Farbfaktor hängt vom Farbzustand der wechselwirkenden Quarks ab. Ist
z.B. das einlaufende Quark rot und das einlaufende Antiquark antigrün, dann
muss, da die Farbladungen erhalten sind, das auslaufende Quark ebenfalls rot
und das auslaufende Antiquark antigrün sein. Somit gilt
c1 = c3 = crot
und
c2 = c4 = cgrün
,
(6.8.9)
woraus sich der Farbfaktor

F = 1
0
ergibt. Da
λ3
  
λa 1
0  0
0
2
0
und
λ8
die einzigen
1
 
λa 0
1 = 1 (λa ) (λa )
0
11
22
2
4
0
λ-Matrizen
(6.8.10)
mit Einträgen in den Positionen
11 und 22 sind, ist
F =
1 1
· (λ3 )11 (λ3 )22 + (λ8 )11 (λ8 )22 = −
4
6
<
0
.
(6.8.11)
Das vorstehende Ergebnis erklärt, warum es keine farbigen Mesonen gibt, da
Quark und Antiquark sich abstoÿen, wenn sie keine farblose Kombination bilden. Für Mesonen ist nun der Farbzustand in abgekürzter Schreibweise
1
|qq − Farbei = √
3
mit
x, y ∈ {rot,
rr
1
+ gg + bb = √ · δxy · xy
3
(6.8.12)
grün, blau}. Der innere Gluonenaustausch im Meson ist die
Ursache für die Quark/Antiquark-Bindung. Da der ein- und der auslaufende
6.8. HINWEISE ZUR STÖRUNGSRECHNUNG
267
Mesonenzustand identisch sind (das Meson verändert sich nicht), setzt sich der
zugehörige Farbfaktor aus insgesamt 9 Termen zusammen:
F
=
=
=
=
=
Wegen
F >0
δwz δxy
† λa
† λa
√ · √ · cw cx
cy cz
2
2
3
3
1
· c†w λa cx c†x λa cw
12
1
· (λa )wx · (λa )xw
12
1
· Spur (λa λa )
12
4
3
(6.8.13)
ziehen sich in einem Meson Quark und Antiquark an, was den
strukturellen Aufbau der Mesonen und damit diesen Teil des Quark-PartonModells durch die Quanten-Chromodynamik erklärt.
Auch in der Quanten-Chromodynamik ist es sinnvoll und notwendig eine Renormierung der Kopplungskonstanten durch Vorabberechnung immer wieder
auftretender Teilgraphen vorzunehmen. Die folgende Seite zeigt die dafür auszuwertenden Feynman-Graphen, wenn die Renormierung bis zur Ordnung
g2
durchgeführt wird.
Man sieht, dass im Gegensatz zur Quanten-Elektrodynamik die dafür notwendigen Rechnungen sehr umfangreich werden. Da die Auswertung der verschiedenen Feynman-Graphen ein eigenes Kapitel füllen würde, verweise ich hier
auf die Literatur. Als Ergebnis besteht zwischen den Kopplungskonstanten einer SU(N) mit n Generationen von Fermionen für groÿe Impulse ein ähnlich
einfacher Zusammenhang
1
1
−
=
g 2 (k1 ) g 2 (k2 )
=
2
11
4
k1
N − n · ln
3
3
k2
2
7
k1
· ln
2
16π
k2
(6.8.14)
(6.8.15)
wie in der Quanten-Elektrodynamik. Die starke Kopplungskonstante nimmt
im Gegensatz zur elektrischen Kopplungskonstanten mit zunehmender Energie
jedoch ab; d.h. je gröÿer die Energie der betrachteten Prozesse ist, desto besser
konvergiert die Störungsreihe. Bei niedrigen Energien ist die Konvergenz der
Störungsreihe allerdings nicht gegeben. Dies sieht man, wenn man aus dem
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
268
gR
gR
=
g
g
+
g
g
g
g
g
g
g
g
+
g
g
g
g
g
g
g
+
g
g
g
g
g
g
g
g
+
g
g
g
g
g
g
g
g
+
g
g
g
g
g
g
g
g
+
g
g
g
g
g
g
g
g
Feynman-Graphen zur Berechnung der renormierten starken
Kopplungskonstanten bis zur Ordnung
g2
6.9. ZUSAMMENFASSUNG
269
mit hoher Genauigkeit ermittelten Wert
αs (mZ ) = g 2 (mZ )/4π = 0.1176
bei
mZ = 91.2GeV
(6.8.16)
und mit obiger Beziehung den Wert
αs (0.35GeV) = g 2 (0.35GeV)/4π ≈ 1
(6.8.17)
ableitet, da die Störungsreihe ja eine Entwicklung nach Potenzen von
αs
ist.
Damit wird auch die Gültigkeit der gewonnenen Quark/Antiquark-Potentiale
eingeschränkt. Bisher ist es nicht gelungen, das Potential auch für gröÿere Abstände aus der Quanten-Chromodynamik abzuleiten. Phänomenologisch wird
man zu einem Potential der Form
4 g2
VMeson (r) = − ·
+ F0 r
3 4πr
(6.8.18)
geführt, das bei gröÿer werdender Entfernung unbegrenzt zunimmt. Experimentell ziehen sich Quark und Antiquark unabhängig von ihrer Entfernung
mit einer Kraft
F0
von mindestens etwa
1015 GeV/m
oder
105 Newton
an. Als
Konsequenz kann man kein einzelnes Quark aus einem Meson herauslösen.
Eine weitere Problematik bei der Anwendung der Quanten-Chromodynamik
besteht darin, dass die Berechnung von Bindungsenergien der Hadronen und
ihrer Wechselwirkungen miteinander komplizierte Vielkörperprobleme sind, die
spezielle Lösungsmethoden erfordern und bisher nur teilweise erfolgreich bearbeitet werden konnten. Dies ist ein aktuelles Gebiet intensiver Forschung.
6.9 Zusammenfassung
Die Vielfalt der beobachtbaren Hadronen wird auf relativ einfache und plausible Weise durch das Quark-Parton-Modell
•
jedes Quark kann mit den Farbladungen rot, grün und blau auftreten
•
alle natürlich auftretenden Teilchen sind farblos
und die einzigen möglichen farblosen Kombinationen sind
•
rot+antirot oder grün+antigrün oder blau+antiblau
•
rot+grün+blau oder antirot+antigrün+antiblau
erklärt. Hadronen aus einem Quark und einem Antiquark werden Mesonen und
Hadronen aus drei Quarks Baryonen genannt. So ist als Beispiel ein typischer
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
270
Mesonenaufbau die Struktur des
|ρ0 ; s3 = +1i
|ρ0 ; s3 =
0i
|ρ0 ; s3 = −1i
ρ0 -Mesons
1 = √ |A; u, ↑i |B; u, ↑i − |A; d, ↑i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
2
1
|A; u, ↑i |B; u, ↓i − |A; d, ↑i |B; d, ↓i
=
2
+ |A; u, ↓i |B; u, ↑i − |A; d, ↓i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
1 = √ |A; u, ↓i |B; u, ↓i − |A; d, ↓i |B; d, ↓i · |qq − Farbei
2
und analog ist in abgekürzter Schreibweise ein Beispiel für den Aufbau eines
Baryons die Struktur des Protons im Spinzustand
√
= 1/ 18 · (
|p+ ; s3 = +1/2i
s3 = +1/2
2u↑u↑d↓ − u↑u↓d↑ − u↓u↑d↑
+ 2u↑d↑u↓ − u↑d↓u↑ − u↓d↑u↑
+ 2d↑u↑u↓ − d↑u↓u↑ − d↓u↑u↑
· |qqq − Farbei
)
.
Die Farbzustände der Mesonen und der Baryonen
|qq − Farbei = δxy |A; xi |B; yi
|qqq − Farbei = xyz |A; xi |B; yi |C; zi
mit
x, y, z ∈ {rot, grün, blau}
sind invariant bei Drehungen



|rot0 i
|roti
 |grün0 i = U3×3 (α) ·  |grüni
|blau0 i
|blaui

des Farbraumes durch die unitäre Transformationsmatrix
U3×3 (α) = e−iαa
mit acht reellen Parametern
αa
λa
2
und acht linear unabhängigen
λ-Matrizen,
für
die in der Elementarteilchenphysik üblicherweise die fundamentale Gell-MannDarstellung gewählt wird.
Auf dem Niveau der Lagrange-Dichte erfordert die Farbinvarinz, dass jeder
Quarkavour einen Spaltenvektor


Ψ̂rot (x)
Q̂(x) = Ψ̂grün (x)
Ψ̂blau (x)
6.9. ZUSAMMENFASSUNG
271
bildet, was zu der invarianten Lagrange-Dichte der Quanten-Chromodynamik
LSTM
QCD =
1
X ˆ
µ
Ĝa
Qf (x) iγµ DQ
− mf Q̂f (x) − Ĝµν
4 a µν
f =1,6
führt, wobei
µ
DQ
= ∂ µ + ig
λa µ
Ĝ (x)
2 a
die eichinvariante Ableitung ist. Die Lagrange-Dichte ist auch invariant bei
dem Übergang zu lokalen innitesimalen Eichtransformationen
λa
Q̂(x)
Q̂(x) −→
1 − iαa (x)
2
λa
ˆ
ˆ
Q(x)
−→ Q(x)
1 + iαa (x)
2
1
Ĝaµ (x) −→ Ĝaµ (x) + · ∂µ αa (x) + fabc αb (x)Ĝcµ (x)
g
.
Zur Kompensation der Beiträge der nicht-physikalischen Freiheitsgrade der
Gluonen in Störungsrechnungen führt man so genannte Geistfelder ein, die
dann die Lagrange-Dichte
LFP = −i∂µ η̂ a (x) ∂ µ η̂a (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c (x)
besitzen müssen. Nimmt man in der Lagrange-Dichte eine Eichxierung der
Quanten-Chromodynamik mit dem Eichterm
1
LEichterm = −T̂a (x)∂µ Ĝµa (x) + T̂a (x)T̂a (x)
2
vor und berücksichtigt auch noch die Lagrange-Dichte der Geistfelder, so ist
die derart erweiterte Lagrange-Dichte invariant bei BRST-Transformationen.
Diese BRST-Symmetrie liefert eine erhaltene BRST-Ladung, die zu der KugoOjima-Auswahlregel
Q̂B |ηphy i = 0
für die physikalisch zulässigen Zustände führt. Durch diese Festlegung der physikalischen zulässigen Zustände wird sichergestellt, dass alle physikalischen Ergebnisse unabhängig von den Eich- und Geisttermen sind.
KAPITEL 6. QUANTEN-CHROMODYNAMIK
272
Führt man einen 3-komponentigen Farbvektor
c†
=
 
1


 0




0
0
1
0
0
0
1
für ein rotes Quark
für ein grünes Quark
für ein blaues Quark
ein, dann sind die Feynman-Regeln der Quanten-Chromodynamik auf Baumniveau durch die Zusammenstellung
•
jedes einlaufende Quark liefert einen Faktor
c · u(~
p, σ)
•
jedes auslaufende Quark liefert einen Faktor
u(~
p, σ) · c†
•
jedes einlaufende Antiquark liefert einen Faktor
v(~
p, σ) · c†
•
jedes auslaufende Antiquark liefert einen Faktor
c · v(~
p, σ)
•
jede innere Fermionenlinie liefert einen Faktor
iSF (p)
•
jede innere Gluonenlinie liefert einen Faktor
δab · iDFµν (k)
•
jeder Quark-Gluon-Vertex liefert einen Faktor
−igγµ λ2a
•
an jedem Spinor-Gluon-Vertex gilt die Energie- und Impulserhaltung
•
für jeden Viererimpuls
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt wird, ist eine Integration über
gegeben. Die Anwendung der Feynman-Regeln ergibt im Meson für kurze Abstände ein anziehendes Quark/Antiquark-Potential, das man phänomenologisch für alle Abstandsbereiche in der Form
4 g2
+ F0 r
VMeson (r) = − ·
3 4πr
formulieren kann. Die auch bei weiteren Abständen extrem groÿe anziehende
Kraft
F0
von etwa
105 Newton
erklärt den Quarkeinschluss im Meson.
Renormierung führt zu dem Zusammenhang
1
1
−
=
g 2 (k1 ) g 2 (k2 )
7
· ln
16π 2
k1
k2
2
zwischen den Kopplungskonstanten bei verschiedenen Energien. Die starke
Kopplungskonstante nimmt im Gegensatz zur elektrischen Kopplungskonstanten mit zunehmender Energie ab.
273
Kapitel 7
Die schwache
Wechselwirkung
Aus der Beobachtung, dass die linkshändigen Lepton- und Quarkpaare einer Generation jeweils ein SU(2)-Duplett bilden, wird die Lagrange-Dichte
der schwachen Wechselwirkung abgeleitet. Der Mechanismus der spontanen
Symmetrie-Brechung wird formuliert und gezeigt, wie die Yukawa-Kopplungen
mit dem Higgs-Feld zu einer Mischung der Generationen führen. Die FeynmanRegeln für die Wechselwirkung zwischen den beobachtbaren Teilchen werden
gewonnen. Abschlieÿend erfolgt die Beschreibung typischer Teilchenzerfälle.
7.1 Phänomenologie
Die Entdeckung der schwachen Wechselwirkung geht auf die Analyse des 1896
entdeckten Beta-Zerfalls zurück. Beim Beta-Zerfall zerfällt ein im Atomkern
gebundenes Neutron
n
−→ p+ + e− + ν e
(7.1.1)
in ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino. Das Antineutrino wurde erstmals 1930 durch W.Pauli zur Wahrung des Energieerhaltungssatzes bei dem
Beta-Zerfall postuliert, da die Energien des entstehenden Protons und Elektrons geringer sind als die Energie des ursprünglichen Neutrons. Auf der Ebene
der Konstituten ndet beim Beta-Zerfall die Umwandlung eines d-Quarks in
ein u-Quark statt
d
−→ u + e− + ν e
.
(7.1.2)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
274
Die Halbwertszeit dieses Zerfalls ist mit 18min sehr lang, was den Schluss
nahe legt, dass die zugehörige Wechselwirkung nur schwach ist. Weder die
Quanten-Elektrodynamik noch die Quanten-Chromodynamik kann den BetaZerfall erklären.
Eine Schwierigkeit bei der Analyse der schwachen Wechselwirkung ist die Verdeckung vieler ihrer Eekte durch die wesentlich stärkeren Eekte der elektromagnetischen und der starken Wechselwirkung. Da aufgrund der schwachen
Wechselwirkung keine gebundenen Zustände gebildet werden, waren es vor allem Teilchenzerfälle, an denen ihre Eigenschaften erforscht wurden. Typische
Beispiele solcher Teilchenzerfälle sind der
−→ p+ + e− + ν e
n
Beta-Zerfall:
Kaon-Zerfall:
Kaon-Zerfall:
K
−
−
K
−
−→ µ + ν µ
−
−
−→ π + π
(7.1.4)
(7.1.5)
−
µ −→ νµ + e + ν e
Myon-Zerfall:
(7.1.3)
0
.
(7.1.6)
Die ersten drei Zerfälle sind im Quark-Parton-Modell
Beta-Zerfall:
d
−→ u + e− + ν e
(7.1.7)
Kaon-Zerfall:
s
−→ d + u + u
(7.1.8)
Kaon-Zerfall:
s
+u
−
−→ µ + ν µ
.
(7.1.9)
Mittlerweile ist es aber auch gelungen Streuversuche mit Neutrinos an Nukleonen und Elektronen durchzuführen.
Aus dem Experiment ergibt sich als eine wesentliche Eigenschaft der schwachen Wechselwirkung, dass sie unsymmetrisch bezüglich der Spins der an der
Wechselwirkung beteiligten Fermionen ist. Beim Zerfall eines Teilchens entstehen fast ausschlieÿlich Fermionen mit dem Spin
σ = −1/2.
Der Spin dieser
so genannten linksdrehende Fermionen zeigt entgegen zur Bewegungsrichtung,
wenn man die z-Achse, die konventionsgemäÿ die Quantisierungsachse für den
Spin ist, mit der Bewegungsrichtung des jeweiligen Teilchens identiziert. Fermionen mit Spin
σ = +1/2,
d.h rechtsdrehende Fermionen mit der Spinrich-
tung in Bewegungsrichtung, entstehen beim Zerfall eines Teilchens nur sehr
wenige.
Die Eigenschaft, links- oder rechtsdrehend zu sein, ist für ein Fermion mit
Masse jedoch keine Invariante bei Lorentz-Transformationen, da ein Teilchen
mit Masse sich mit einer Geschwindigkeit kleiner als die Lichtgeschwindigkeit
bewegt und deshalb immer überholt werden kann. Durch das Überholen kehrt
7.2. CHIRALE FERMIONEN
275
sich für den entsprechenden Beobachter die Bewegungsrichtung, aber nicht der
Spin um. Aus einem linksdrehenden wird so ein rechtsdrehendes Fermion und
aus einem rechtsdrehenden wird ein linksdrehendes Fermion.
Freie Fermionen (d.h. Fermionen, die auch nicht mit dem Higgs-Feld wechselwirken) sind wegen der notwendigen Skaleninvarianz immer masselos; d.h. sie
bewegen sich grundsätzlich mit Lichtgeschwindigkeit und können nicht überholt werden. Ihre Eigenschaft, links- oder rechtsdrehend zu sein, ist dann aber
eine Invariante bei Lorentz-Transformationen. Da es keine Möglichkeit gibt, ein
masseloses linksdrehendes in ein rechtsdrehendes Fermion (und umgekehrt) zu
transformieren, sind das links- und das rechtsdrehende masselose Fermion unterschiedliche Teilchen.
Einige Autoren meinen, dass man nicht so weit gehen darf, links- und rechtsdrehende Fermionen als unterschiedliche Teilchen zu betrachten, da, wenn das
Fermion eine Masse besitzt, ein anfänglich linksdrehender Zustand bei der
Ausbreitung auch rechtsdrehende Anteile entwickelt und umgekehrt. Diese
Betrachtung ist aber nicht konsequent, da bei einem Fermion mit Masse eine Wechselwirkung mit dem Higgs-Feld stattgefunden haben muss und damit
keine freie Ausbreitung vorliegt.
7.2 Chirale Fermionen
Die Eigenschaft eines Fermions, linksdrehend oder rechtsdrehend zu sein, ist
nicht Lorentz-invariant und kann deshalb nicht zur Formulierung einer Theorie der schwachen Wechselwirkung benutzt werden. Eine Lorentz-invariante
Erweiterung dieser Eigenschaft ist die Chiralität, die links- und rechtshändigen Fermionen einführt. Die Händigkeit wird mit Hilfe der Matrizen
γ 5 = iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3
1
L=
1 − γ5
2
1
R=
1 + γ5
2
(7.2.1)
(7.2.2)
(7.2.3)
mathematisch formuliert. Wegen
†
=
γ5
(7.2.4)
5 2
=
1
(7.2.5)
γ5
γ
5 µ
γ γ
µ 5
= −γ γ
(7.2.6)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
276
gelten die Beziehungen
L†
R
†
=
=
R·L
L
R
und
L2
=
L
(7.2.7)
und
2
=
R
(7.2.8)
=
0
R
= L·R
(7.2.9)
sowie
R+L
=
µ
γ ·L
1
(7.2.10)
R·γ
.
(7.2.11)
Die Wellenfunktion eines Fermions wird linkshändig
Ψ(x, L) bzw. rechtshändig
Ψ(x, R)
=
µ
genannt, wenn
L · Ψ(x, L) = Ψ(x, L)
(7.2.12)
R · Ψ(x, R) = Ψ(x, R)
(7.2.13)
bzw.
gilt. Man spricht dann von chiralen Fermionen.
Mit der Beziehung (7.2.6) gilt auch
γ 5 · Σµν
=
γ5 ·
i µ ν
[γ , γ ]
4
=
i µ ν
[γ , γ ] · γ 5
4
=
Σµν · γ 5
und damit für die Matrix der Lorentz-Transformation für die Spinoren
γ 5 · S(ω)
=
S(ω) · γ 5
,
woraus
S(ω) · L = L · S(ω)
(7.2.14)
S(ω) · R = R · S(ω)
(7.2.15)
folgt; d.h. die Chiralität der Fermionen ist im Gegensatz zur Eigenschaft, linksdrehend oder rechtsdrehend zu sein, invariant bei Lorentz-Transformationen.
Die Bedeutung der chiralen Fermionen zur Formulierung einer Theorie der
schwachen Wechselwirkung ist in der für masselose Fermionen gültigen Beziehung
linksdrehendes Fermion
rechtsdrehendes Fermion
⇐⇒ linkshändiges
Fermion
⇐⇒ rechtshändiges
Fermion
(7.2.16)
(7.2.17)
7.2. CHIRALE FERMIONEN
277
begründet. Da freie Fermionen masselos sind und ihre Chiralität bei LorentzTransformationen erhalten bleibt, können chirale Fermionen zur Theoriebildung verwendet werden.
Die oben formulierte Beziehung kann man am Einfachsten in der in diesem
Text verwendeten chiralen Darstellung der Gamma-Matrizen zeigen. In dieser
chiralen Darstellung ergibt sich einfach

−1
0
5

γ =
0
0

1
0
L=
0
0
0
−1
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0

0
0
0
0

+1 0 
0 +1

0
0

0
0
und damit

0
0
R=
0
0
;
0
0
0
0

0
0

0
1
0
0
1
0
.
(7.2.18)
Legt man die z-Achse in Bewegungsrichtung, so wird die Wellenfuktion eines
freien Fermions aus ebenen Zuständen der Form
3
(2π)− 2
Ψpz (x, σ) = p
· e−i( E(pz )t−pz z ) u(pz , σ)
2E(pz )
(7.2.19)
aufgebaut, mit dem durch einen Boost in z-Richtung gebildeten Spinor
u(pz , σ) = SL (pz )u(0, σ)
und
u 0, +
1
2
 
1
√ 0

= m 
1
0
und
u 0, −
Da die Bewegung in z-Richtung erfolgt, ist mit
1
2
 
0
√ 1

= m 
0
1
ω03 = −ω30 := ω
.
278
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
i
i
03
30
SL (pz ) = exp − ω03 Σ − ω30 Σ
2
2



+1 0
0
0
 ω  0 −1 0

0


= exp 
−
 20
0 −1 0 
0
0
0 +1



+1 0
0
0
+1 0
ω  0 −1

 0 +1 0
0
 cosh
=
−
0
0
0 +1 0 
0
2
0
0
0 +1
0
0

 −ω
e 2
0
0
0
+ω

 0
2
0
0
e

.
=
+ω
 0
0
e 2
0 
ω
0
0
0
e− 2

0
0
0
0
 sinh ω

−1 0
2
0 +1
(7.2.20)
Für die auftretenden Exponentialfunktionen erhält man aus

 
m
E(pz )
0
 0 

 

 0  = TL (pz )  0 
0
pz


  
0 0 0 +1
m

 0 0 0 0   0 

  
= exp 
+ω  0 0 0 0   0 
+1 0 0 0
0



+1 0 0 0
0
 0 0 0 0 
0



=
 0 0 0 0  coshω +  0
0 0 0 +1
+1


m · coshω


0

=


0
m · sinhω

0 0
0 0
0 0
0 0

 
+1
m
0
0
 sinhω   
0
0
0
0
(7.2.21)
durch Auösen der Hyperbelfunktionen
me±ω = E(pz ) ± pz
.
(7.2.22)
7.2. CHIRALE FERMIONEN
279
Damit folgt
u(pz , +1/2) = SL (pz )u(0, +1/2)
p
 
E(pz ) − pz p
0
0
0
1

 0
0
E(p
)
+
p
0
0
z
z
 
p
=

 1
0
0
E(pz ) + pz p
0
0
E(pz ) − pz
0
0
0
p



E(pz ) − pz
0

 0 

0



−→ √ 
= p
für
m→0
(7.2.23)
2pz 
E(pz ) + pz 
0
0
und
Ψpz (~x, +1/2)m=0
 
0
 
− 23 −i( E(pz )t−pz z ) 0
= (2π) e
1
0
.
(7.2.24)
 
0
 
− 32 −i( E(pz )t−pz z ) 1
= (2π) e
0
0
.
(7.2.25)
Ganz analog ergibt sich
Ψpz (~x, −1/2)m=0
Aus den vorstehenden beiden Beziehungen folgt
L · Ψpz (~x, −1/2)m=0 = Ψpz (~x, −1/2)m=0
R · Ψpz (~x, +1/2)m=0 = Ψpz (~x, +1/2)m=0
(7.2.26)
(7.2.27)
und damit ist gezeigt, dass freie masselose linksdrehende Fermionen linkshändig und freie masselose rechtsdrehende Fermionen rechtshändig sind.
Die Lagrange-Dichte eines freien chiralen Fermions muss als Dirac-Feld
LL-Dirac = iΨ(x, L)γµ ∂ µ Ψ(x, L)
(7.2.28)
LR-Dirac = iΨ(x, R)γµ ∂ µ Ψ(x, R)
(7.2.29)
sein. Ein Dirac-Masseterm für ein freies chirales Fermion kann im Gegensatz
zum nicht chiralen Fermion nicht auftreten, da dieser für linkshändige chirale
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
280
Fermionen wegen
mΨ(x, L)Ψ(x, L) = mΨ† (x, L)γ 0 · Ψ(x, L)
†
= m LΨ(x, L) · γ 0 · LΨ(x, L)
= mΨ† (x, L) · Lγ 0 L · Ψ(x, L)
= mΨ† (x, L)γ 0 · RL · Ψ(x, L)
= mΨ(x, L) · RL · Ψ(x, L)
=
0
(7.2.30)
verschwindet und das Gleiche auch für den entsprechenden Dirac-Masseterm
der rechtshändigen Fermionen gilt. Freie chirale Fermionen sind damit grundsätzlich masselos. Ein Masseterm wird sich erst aus der Wechselwirkung mit
einem andershändigen Fermion und dem Higgs-Feld durch spontane Symmetriebrechung ergeben.
7.3 Die Lagrange-Dichte
Die Quanten-Elektrodynamik und die Quanten-Chromodynamik sind mit Feldoperatoren formuliert worden, die den physikalisch beobachtbaren Fermionen
mit Masse entsprechen. Die schwache Wechselwirkung ist dagegen mit chiralen, d.h. auch masselosen Fermionen zu formulieren. Es ist deshalb zweckmäÿig auch in der Nomenklatur zwischen den Feldoperatoren, die ein masseloses
chirales Fermion beschreiben, und den Feldoperatoren, die ein physikalisches
Fermion mit Masse wie es nach der spontanen Symmetriebrechung vorliegt
beschreiben, zu unterscheiden. Eine für das Folgende nützliche Nomenklatur
zur Beschreibung der masselosen Fermionen ist durch
T̂n (x)
für
D̂n (x)
für
n ∈ {νe , νµ , ντ }
n ∈ e− , µ− , τ −
und
n ∈ {u, c, t}
(7.3.1)
und
n ∈ {d, s, b}
(7.3.2)
und zur Beschreibung der Fermionen mit Masse durch
Ψ̂T n (x)
für
Ψ̂Dn (x)
für
n ∈ {νe , νµ , ντ }
n ∈ e− , µ− , τ −
und
n ∈ {u, c, t}
(7.3.3)
und
n ∈ {d, s, b}
(7.3.4)
gegeben. Wird im nachstehenden Text der Generationenindex n weggelassen,
so steht die Kombination
Quarkgeneration.
T̂ (x) und D̂(x) immer für eine beliebige Lepton- oder
7.3. DIE LAGRANGE-DICHTE
281
Der schwachen Wechselwirkung liegt nun das Postulat zugrunde, dass die elementaren Feldoperatoren einer Generation
T̂ (x, R) ,
D̂(x, R)
und
L̂(x) =
T̂ (x, L)
D̂(x, L)
(7.3.5)
sind. Aus diesem einfachen Postulat ergibt sich die gesamte Dynamik der
schwachen Wechselwirkung. Es basiert aber auf keinem tieferen physikalischen
Prinzip und ist ausschlieÿlich durch seinen Erfolg zur Beschreibung der schwachen Wechselwirkung gerechtfertigt.
Die freie Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung muss dann
LT ;D
=
iTˆ (x, R)γµ ∂ µ T̂ (x, R)
ˆ
+ iD(x,
R)γ ∂ µ D̂(x, R)
µ
ˆ
µ
+ iL(x)γ
µ ∂ L̂(x)
(7.3.6)
sein. Die freie Lagrange-Dichte der nicht chiralen Fermionen ist wegen
LT ;D
=
iTˆ (x, R)γµ ∂ µ T̂ (x, R)
ˆ
+ iD(x,
R)γ ∂ µ D̂(x, R)
µ
=
=
=
ˆ
µ
+ iL(x)γ
µ ∂ L̂(x)
ˆ
iTˆ (x, R)γµ ∂ µ T̂ (x, R) + iD(x,
R)γµ ∂ µ D̂(x, R)
ˆ
+ iTˆ (x, L)γµ ∂ µ T̂ (x, L) + iD(x,
L)γµ ∂ µ D̂(x, L)
h
i
h
i
i Tˆ (x, R) + Tˆ (x, L) γµ ∂ µ T̂ (x, R) + T̂ (x, L)
i
h
i
h
ˆ
ˆ
R) + D(x,
L) γµ ∂ µ D̂(x, R) + D̂(x, L)
+ i D(x,
ˆ
µ
iTˆ (x)γµ ∂ µ T̂ (x) + iD(x)γ
µ ∂ D̂(x)
mit der Identizierung
T̂ (x)
=
T̂ (x, R) + T̂ (x, L)
(7.3.7)
D̂(x)
=
D̂(x, R) + D̂(x, L)
(7.3.8)
natürlich in der freien Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung enthalten. Die fundamentale Lagrange-Dichte ist aber die der schwachen Wechselwirkung, während die der freien nicht chiralen Fermionen nur abgeleitet ist.
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
282
Die Lagrange-Dichte
LT ;D
der freien Felder ist analog zur Quanten-Elektro-
dynamik invariant bei innitesimalen
UY (1)-Transformationen
δY T̂ (x, R) = −iYRT T̂ (x, R) · αy
(7.3.9)
δY D̂(x, R) = −iYRD D̂(x, R) · αy
(7.3.10)
δY L̂(x) = −iYL L̂(x) · αy
mit den erhaltenen so genannten Hyperladungen
(7.3.11)
YRT , YRD
YL . Das an
B̂ µ (x) bezeich-
und
diese Hyperladungen koppelnde Maxwell-Feld wird als Eichfeld
net. Ebenso liegt analog zu den SU(3)-Transformationen bei der QuantenChromodynamik Invarianz bei innitesimalen SU(2)-Transformationen
δSU (2) T̂ (x, R) =
0
(7.3.12)
δSU (2) D̂(x, R) =
0
τa
δSU (2) L̂(x) = −i L̂(x) · αa
2
(7.3.13)
(7.3.14)
vor, mit den Pauli-Matrizen
τ1 =
0
+1
+1
,
0
τ2 =
−i
0
0
+i
und
τ3 =
+1
0
0
,
−1
(7.3.15)
die die Vertauschungsrelationen
τb i
τc
= iabc
2 2
2
hτ
a
,
(7.3.16)
erfüllen; d.h. die Strukturkonstanten der SU(2) entsprechen dem vollständig
antisymmetrischen Tensor. Die zugehörigen Gluonen werden als Eichfelder
Ŵaµ (x)
bezeichnet.
Analog zur Quanten-Elektrodynamik und zur Quanten-Chromodynamik kann
man aus der Invarianz bei diesen globalen Transformationen über das NoetherTheorem divergenzfreie Ströme bestimmen. Wie dort gezeigt, ist die Kopplung zu Eichfeldern sehr einfach mit Hilfe der eichinvarianten Ableitungen
beschreibbar. Damit wird die Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung
LSchWW
=
µ
T̂ (x, R)
iTˆ (x, R)γµ DR
ˆ
+ iD(x, R)γ Dµ D̂(x, R)
µ
R
µ
ˆ
+ iL(x)γ
µ DL L̂(x)
1
1
a
− F̂Bµν F̂Bµν − Ŵaµν Ŵµν
4
4
(7.3.17)
7.3. DIE LAGRANGE-DICHTE
283
mit den Feldstärketensoren
F̂Bµν = ∂ µ B̂ ν (x) − ∂ ν B̂ µ (x)
Ŵaµν
=∂
µ
Ŵaν (x)
−∂
ν
Ŵaµ (x)
(7.3.18)
−
gw abc Ŵbµ (x)Ŵcν (x)
(7.3.19)
und den eichinvarianten Ableitungen
µ
= ∂ µ + igy Y B̂ µ (x)
DR
(7.3.20)
τa
µ
= ∂ µ + igy Y B̂ µ (x) + igw Ŵaµ (x)
DL
2
.
(7.3.21)
Dabei wurden für die Hyperladung die Kopplungskonstante
schwache Ladung die Kopplungskonstante
gw
gy
und für die
eingeführt. Die Lagrange-Dichte
der schwachen Wechselwirkung ist eine unmittelbare Konsequenz des anfangs
formulierten Postulates (7.3.5).
Die Hyperladungen sind bestimmbar, wenn man die Brücke zur elektrischen
Wechselwirkung schlägt, für die ja unabhängig von der Chiralität für innitesimale Transformationen
δQ T̂ (x) = −iqT T̂ (x) · α
(7.3.22)
δQ D̂(x) = −iqD D̂(x) · α
(7.3.23)
gilt. Für eine kombinierte innitesimale UY
α1 = α2 = 0
und
α3 = αy = α
(1)- und SU(2)-Transformation mit
ist nun
δα T̂ (x, R) = −iYRT T̂ (x, R) · α
(7.3.24)
δα D̂(x, R) = −iYRD D̂(x, R) · α
τ3 L̂(x) · α
δα L̂(x) = −i YL +
2
(7.3.25)
.
(7.3.26)
Vergleich der beiden Transformationen führt dann zu den Beziehungen
qT = YRT
(7.3.27)
qD = YRD
(7.3.28)
1
2
1
= YL −
2
qT = YL +
(7.3.29)
qD
(7.3.30)
zwischen der elektrischen Ladung und der Hyperladung. Man könnte auch
c3 · α3 = cy · αy = α
mit beliebigen Konstanten
c3
und
cy
wählen, würde
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
284
dadurch aber lediglich andere Ladungsmaÿstäbe erhalten. Da die Ladungsmaÿstäbe aber reine Konvention sind, wurde einfach
c3 = cy = 1
gesetzt. Auf
diese Weise ergibt sich nachstehende Übersicht:
Fermion
q
YR
YL
νe , νµ , ντ
0
0
− 12
e− , µ− , τ −
−1
−1
− 12
u, c, t
+ 23
+ 23
+ 16
d, s, b
− 13
− 13
+ 16
Damit sind alle Hyperladungen der chiralen Fermionen deniert.
7.4 Die Massen der Eichbosonen
Die Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung, soweit sie bisher formuliert wurde, beschreibt eine Wechselwirkung mit unendlicher Reichweite.
Phänomenologisch ist die Reichweite der schwachen Wechselwirkung jedoch
sehr klein. Dies kann man nur durch eine entsprechend groÿe Masse der Eichbosonen erklären. Die Erzeugung der Masseterme für die Eichbosonen erfolgt im Standardmodell durch den Higgs-Kibble-Mechanismus. Hierzu führt
man das Higgs-Feld als SU(2)-Duplett (hier in der so genannten 't HooftParametrisierung formuliert)
1 0
Φ̂(x) = √ v + ĥ(x) + iτa σ̂a (x)
1
2
1
σ̂2 (x) + iσ̂1 (x)
=√
2 v + ĥ(x) − iσ̂3 (x)
mit reellen skalaren Feldern
die Hyperladung
YΦ = 1/2
ĥ(x)
und
σ̂a (x)
(7.4.1)
ein und ordnet dem Higgs-Feld
zu. Das Higgs-Feld besitzt dann den Vakuumer-
wartungswert
1
h0|Φ̂(x)|0i = √
2
0
v
(7.4.2)
7.4. DIE MASSEN DER EICHBOSONEN
285
Die Lagrange-Dichte des Higgs-Sektors wird im Standardmodell als
2
LHiggs-Sektor = ∂µ Φ̂† (x)∂ µ Φ̂(x) + µ2 Φ̂† (x)Φ̂(x) − λ Φ̂† (x)Φ̂(x)
(7.4.3)
angenommen. Da das Higgs-Feld ein SU(2)-Duplett ist, erhält man die möglichen Kopplungen des Higgs-Feldes mit den Eichbosonen mittels der eichinvarianten Ableitung aus
2
µ
Φ̂(x) + µ2 Φ̂† (x)Φ̂(x) − λ Φ̂† (x)Φ̂(x) .
L(Φ̂, B̂, Ŵa ) = DµL Φ̂† (x)DL
Die Lagrange-Dichten
LSchWW
und
L(Φ, B, Wa )
(7.4.4)
sind analog aufgebaut wie
die Lagrange-Dichten der Quanten-Elektrodynamik und der Quanten-Chromodynamik und deshalb nicht nur invariant bei globalen Eichtransformationen,
sondern auch invariant beim Übergang zu lokalen Eichtransformationen; d.h.
invariant bei innitesimalen
UY (1)
Transformationen
δY T̂ (x, R) = −iYRT T̂ (x, R) · αy (x)
(7.4.5)
δY D̂(x, R) = −iYRD D̂(x, R) · αy (x)
(7.4.6)
δY L̂(x) = −iYL L̂(x) · αy (x)
(7.4.7)
δY Φ̂(x) = −iYΦ Φ̂(x) · αy (x)
1
· ∂ µ αy (x)
δY B µ (x) =
gy
(7.4.8)
(7.4.9)
und invariant bei innitesimalen SU(2)-Transformationen
δSU (2) T̂ (x, R) =
0
(7.4.10)
δSU (2) D̂(x, R) =
0
τa
δSU (2) L̂(x) = −i L̂(x) · αa (x)
2
τa
δSU (2) Φ̂(x) = −i Φ̂(x) · αa (x)
2
1
µ
· ∂ µ αa (x) + abc αb (x)Ŵcµ (x) .
δSU (2) Ŵa (x) =
gw
(7.4.11)
(7.4.12)
(7.4.13)
(7.4.14)
Diese Eichfreiheitsgrade kann man nutzen, um das Higgs-Feld in die Form
1
Φ̂(x) = √
2
0
v + ĥ(x)
(7.4.15)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
286
zu transformieren. Die zugehörige Eichtransformation besteht aus einer SU(2)Transformation, die die obere Feldkomponente verschwinden lässt, mit anschieÿender
UY (1)-Transformation, die die untere Komponente in eine reelle Gröÿe
ĥ(x) besitzt als untere Kom-
transformiert. Das übrig bleibende Higgs-Boson
ponente des Higgs-Feldes keine elektrische Ladung
qh = YΦ −
1
=0
2
.
(7.4.16)
Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass alle anderen Felder auch bereits
in dieser so genannten unitären Eichung geschrieben sind.
Teilt man die Lagrange-Dichte entsprechend
L(Φ̂, B̂, Ŵa ) = LHiggs-Sektor + LMasse (B̂, Ŵa ) + L1 (ĥ, B̂, Ŵa )
auf, so erhält man mit
Φ̂h (x) = v + ĥ(x)
(7.4.17)
für den Higgs-Sektor
1
1
0
LHiggs-Sektor = √ 0 ∂µ Φ̂h (x) · √
µ
2
2 ∂ Φ̂h (x)
1
1
0
+ µ2 · √ 0 Φ̂h (x) · √
2
2 Φ̂h (x)
2
1
1
0
− λ · √ 0 Φ̂h (x) · √
2
2 Φ̂h (x)
2
1
µ 2
λ
= ∂µ Φ̂h (x)∂ µ Φ̂h (x) +
Φ̂h (x) − Φ̂4h (x)
.
2
2
4
Dies entspricht aber genau (5.6.7), weshalb die dortigen Ergebnisse übernommen werden können; d.h. es wird
r
µ2
λ
p
mh = 2µ2
v=
(7.4.18)
(7.4.19)
und der Higgs-Sektor
LHiggs-Sektor =
1
1
∂µ ĥ(x)∂ µ ĥ(x) − m2h ĥ2 (x)
2
2
λ
3
− λv · ĥ (x) − · ĥ4 (x) .
4
Das Higgs-Boson ist ein skalares Feld mit der Masse
h
4
mh
und besitzt
-Selbstwechselwirkungsterme, denen die Feynman-Regeln
(7.4.20)
h3 -
und
7.4. DIE MASSEN DER EICHBOSONEN
h
287
h
h
h
h
h
h
m2
3! · i (−λv) = −3 h · i
v
λ
4! · i −
4
= −3
m2h
·i
v2
zugeordnet sind. Die kombinatorischen Faktoren 3! und 4! treten auf, weil es
entsprechend viele verschiedene Zuordnungen zu den ein- und auslaufenden
Linien im Feynman-Diagramm gibt.
Mit
YΦ = 1/2
ergibt sich für den Masseterm
1
τ†
LMasse (B̂, Ŵa ) = √ 0 v · −igy YΦ B̂µ (x) − igw a Ŵµa (x)
2
2
1 τ
0
a
· igy YΦ B̂ µ (x) + igw Ŵaµ (x) · √
2
2 v
v2
0 1 · −gy B̂µ (x) − gw τa† Ŵµa (x)
=
8
0
µ
µ
· −gy B̂ (x) − gw τa Ŵa (x) ·
1
2 h
v
=
−gy B̂µ (x) + gw Ŵ3µ (x) −gy B̂ µ (x) + gw Ŵ3µ (x)
8
i
2
.
+ gw
Ŵ1µ Ŵ1µ + Ŵ2µ Ŵ2µ
Da die physikalisch beobachtbaren Teilchen Masseeigenzustände sein müssen,
sind die Felder B und
Wa
selbst oenbar nicht beobachtbar, sondern nur die
Linearkombinationen
−gy B̂µ (x) + gw Ŵµ3 (x)
q
2
gy2 + gw
1 Ŵµ (x) = √ Ŵ1µ − iŴ2µ
2
1
Ŵµ† (x) = √ Ŵ1µ + iŴ2µ
.
2
Ẑµ (x) =
(7.4.21)
(7.4.22)
(7.4.23)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
288
Führt man nun den schwachen Mischungswinkel
sinΘw
gy
=q
2
2
gy + gw
(7.4.24)
ein, so wird
LMasse (B̂, Ŵa ) = LMasse (Ẑ, Ŵ )
2
2
v 2 gw
v 2 gw
µ
· Ŵµ† (x)Ŵ µ (x)
·
Ẑ
(x)
Ẑ
(x)
+
µ
8cos2 Θw
4
1
= m2Z · Ẑµ (x)Ẑ µ (x) + m2W · Ŵµ† (x)Ŵ µ (x)
2
=
(7.4.25)
mit den Massen
vgw
2cosΘw
vgw
=
2
mZ =
mW
(7.4.26)
(7.4.27)
für die physikalisch beobachtbaren Bosonen. Massen lassen sich in Streuversuchen sehr genau bestimmen. Es ergibt sich auf diese Weise
mZ = 91.188
GeV
mW = 80.398
GeV
(7.4.28)
,
(7.4.29)
woraus der schwache Mischungswinkel
sin
2
Θw |th. = 1 − cos2 Θw
2
mW
=1−
mZ
= 0.2226
(7.4.30)
folgt. Dies steht in ausgezeichneter Übereinstimmung zu dem bei niedrigen
Energien experimentell bestimmten schwachen Mischungswinkel von
sin
2
On-Shell
Θw |exp.
= 0.2231 .
Die genauesten Messungen sind jedoch im Energiebereich
(7.4.31)
mZ
durchgeführt
worden. In diesem Energiebereich ist (mit MS-Renormierung)
sin
2
MS
Θw (mZ ) |exp. = 0.2312 .
(7.4.32)
7.4. DIE MASSEN DER EICHBOSONEN
289
Auch dieser Wert stimmt mit den theoretischen Vorhersagen, die sich unter
Berücksichtigung von Termen höherer Ordnung bei der Störungsrechnung ergeben, sehr gut überein.
Für die Wechselwirkungsterme zwischen dem Higgs-Boson und dem B- bzw.
den
Wa -Bosonen
ergibt sich weiter
1
τa† a
L1 (ĥ, B̂, Ŵa ) = √ 0 ĥ(x) · −igy YΦ B̂µ (x) − igw Ŵµ (x)
2
2
1 0
τa µ
µ
· igy YΦ B̂ (x) + igw Ŵa (x) · √
2
2 v
†
1
τa a
+ √ 0 v · −igy YΦ B̂µ (x) − igw Ŵµ (x)
2
2
1 0 τ
a
· igy YΦ B̂ µ (x) + igw Ŵaµ (x) · √
2
2 ĥ(x)
1
τ†
+ √ 0 ĥ(x) · −igy YΦ B̂µ (x) − igw a Ŵµa (x)
2
2
1
τa
0
· igy YΦ B̂ µ (x) + igw Ŵaµ (x) · √
2
2 ĥ(x)
v
= 2 · · ĥ(x) 0 1 · −gy B̂µ (x) − gw τa† Ŵµa (x)
8
0
· −gy B̂ µ (x) − gw τa Ŵaµ (x) ·
1
v 2
+ · ĥ (x) 0 1 · −gy B̂µ (x) − gw τa† Ŵµa (x)
8
0
µ
µ
· −gy B̂ (x) − gw τa Ŵa (x) ·
1
bzw. wenn man wieder die physikalisch beobachtbaren Felder in die Beziehungen einführt und wie vorher vorgeht
L1 (ĥ, B̂, Ŵa ) = L1 (ĥ, Ẑ, Ŵ )
=
2
g2
vgw
· ĥ(x)Ŵµ† (x)Ŵ µ (x) + w · ĥ2 (x)Ŵµ† (x)Ŵ µ (x)
2
4
2
2
vgw
gw
µ
+
·
ĥ(x)
Ẑ
(x)
Ẑ
(x)
+
· ĥ2 (x)Ẑµ (x)Ẑ µ (x).
µ
4cos2 Θw
8cos2 Θw
(7.4.33)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
290
Dieses Ergebnis liefert unter Berücksichtigung der kombinatorischen Faktoren
die Feynman-Regeln
h
2! · i ·
Zν
h
Zν
Zµ
h
Zµ
2
vgw
2m2Z
µν
· ig µν
·
g
=
4cos2 Θw
v
h
i·
2!2! · i ·
2
gw
2m2Z
µν
· ig µν
·
g
=
8cos2 Θw
v2
Wν
h
Wν
W †µ
h
W †µ
2
vgw
2m2W
· g µν =
· ig µν
2
v
i·
2
gw
2m2W
· g µν =
· ig µν
4
v2
für die Wechselwirkung zwischen dem Higgs-Boson und den physikalisch beobachtbaren Eichbosonen.
7.5 Die Kopplungskonstanten
Das physikalische Z-Boson ergab sich aus der Mischung des B- und des
W3 -
Feldes
Ẑµ (x) =
−gy B̂µ (x) + gw Ŵ3µ (x)
q
2
gy2 + gw
= −B̂µ (x) · sinΘw + Ŵ3µ (x) · cosΘw
.
(7.5.1)
Die Darstellung mit Hilfe des schwachen Mischungswinkels zeigt, dass die
zwei Freiheitsgrade des Z-Bosons oensichtlich durch eine Drehung um den
7.5. DIE KOPPLUNGSKONSTANTEN
schwachen Mischungswinkel gebildet werden. Das B- und das
291
W3 -Feld
besit-
zen nun aber insgesamt vier Freiheitsgrade. Es muss danach ein orthogonaler
Mischungszustand
µ (x) = B̂µ (x) · cosΘw + Ŵ3µ (x) · sinΘw
(7.5.2)
existieren, der masselos sein muss. Dieser orthogonale Mischungszustand ist
mit dem Photon identizierbar. Mit der Festlegung
µ
gy JˆYµ (x)B̂µ (x) + gw Jˆ3µ (x)Ŵ3µ (x) = eJˆQ
(x)µ (x) + gz JˆZµ (x)Ẑµ (x)
(7.5.3)
ist dies konsistent möglich. Nun ist
µ
ˆ
µ
D̂(x)
JˆQ
(x) = qT · Tˆ (x)γ µ T̂ (x) + qD · D(x)γ
ˆ
= qT · Tˆ (x, R)γ µ T̂ (x, R) + qD · D(x,
R)γ µ D̂(x, R)
ˆ
+ q · Tˆ (x, L)γ µ T̂ (x, L) + q · D(x,
L)γ µ D̂(x, L)
T
D
ˆ
= YT · Tˆ (x, R)γ µ T̂ (x, R) + YD · D(x,
R)γ µ D̂(x, R)
1
1
ˆ
ˆ
µ
· T (x, L)γ T̂ (x, L) + YL −
· D(x,
L)γ µ D̂(x, L)
+ YL +
2
2
ˆ
R)γ µ D̂(x, R)
= Y · Tˆ (x, R)γ µ T̂ (x, R) + Y · D(x,
T
D
ˆ
µ
+ YL · L(x)γ
L̂(x)
= JˆYµ (x) + Jˆ3µ (x)
+
ˆ
µ τ3
L(x)γ
L̂(x)
2
.
(7.5.4)
Damit wird
gy JˆYµ (x)B̂µ (x) + gw Jˆ3µ (x)Ŵ3µ (x)
µ
= gy JˆQ
(x) − Jˆ3µ (x) −Ẑµ (x) · sinΘw + µ (x) · cosΘw
+ gw Jˆ3µ (x) Ẑµ (x) · cosΘw + µ (x) · sinΘw
µ
= gy cosΘw · JˆQ
(x)µ (x) − (gy cosΘw − gw sinΘw ) Jˆ3µ (x)µ (x)
µ
+ −gy sinΘw · JˆQ
(x) + (gy sinΘw + gw cosΘw ) Jˆ3µ (x) Ẑµ (x)
Koezientenvergleich mit (7.5.3) liefert
e = gy cosΘw
0 = gy cosΘw − gw sinΘw
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
292
sowie
µ
gz JˆZµ (x) = −gy sinΘw · JˆQ
(x) + (gy sinΘw + gw cosΘw ) Jˆ3µ (x)
gw
µ
=−
JˆQ
(x)sin2 Θw − Jˆ3µ (x)
,
cosΘw
(7.5.5)
woraus die wichtigen Beziehungen
gy =
gw =
folgen. Mit
e(mZ ) = 0.3135
und sin
2
e
(7.5.6)
cosΘw
e
sinΘw
(7.5.7)
Θw (mZ )=0.2312
erhält man dann
gy (mZ ) = 0.358
αy (mZ ) = 0.010
gw (mZ ) = 0.652
αw (mZ ) = 0.034
(7.5.8)
.
(7.5.9)
Dies zeigt, dass die schwache Wechselwirkung nicht wegen der Gröÿe der
Kopplungskonstanten schwach ist, sondern weil die Austauschteilchen durch
die Symmetriebrechung einen Masseterm erhalten. Weiter ergibt sich für den
Vakuumerwartungswert des Higgs-Feldes
2mW
gw (mZ )
2mW
=
· sinΘw (mZ )
e(mZ )
= 247 GeV
.
v
Damit verbleibt die Masse
=
mh
(7.5.10)
des Higgs-Bosons der einzige unbekannte Para-
meter des Higgs-Sektors.
7.6 Die Wechselwirkungen zwischen den Eichbosonen
Aus den Wechselwirkungstermen zwischen den
Wa -Felder
(siehe hierzu auch
Seite 249)
L1 (W1 , W2 , W3 ) =
+
gw
abc F̂aµν Ŵµb (x)Ŵνc (x)
2
g2
− w abc ade Ŵµb (x)Ŵνc (x)Ŵdµ (x)Ŵeν (x)
4
(7.6.1)
7.6. DIE WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN DEN EICHBOSONEN 293
ergeben sich durch Umschreiben mit
1 Ŵ1µ (x) = √ Ŵµ (x) + Ŵµ† (x)
2
i Ŵ2µ (x) = √ Ŵµ (x) − Ŵµ† (x)
2
Ŵ3µ (x) = µ (x) · sinΘw + Ẑµ (x) · cosΘw
(7.6.2)
(7.6.3)
(7.6.4)
die Wechselwirkungen zwischen den physikalisch beobachtbaren Eichbosonen.
Dies beinhaltet auÿer viel Schreibarbeit keine Besonderheiten und soll hier
deshalb nicht explizit ausgeführt werden. Als Ergebnis erhält man
L1 (Ŵ1 , Ŵ2 , Ŵ3 ) = L1 (Â, Ẑ, Ŵ )
= igw cosΘw
Ŵµ† Ŵν − Ŵν† Ŵµ ∂ µ Ẑ ν
+ ∂µ Ŵν − ∂ν Ŵµ Ŵ †ν Ẑ µ
− ∂µ Ŵν† − ∂ν Ŵµ† Ŵ ν Ẑ µ
+ ie
Ŵµ† Ŵν − Ŵν† Ŵµ ∂ µ Âν
+ ∂µ Ŵν − ∂ν Ŵµ Ŵ †ν µ
− ∂µ Ŵν† − ∂ν Ŵµ† Ŵ ν µ
2
2
+ gw
cos Θw
Ŵµ Ŵν† Ẑ µ Ẑ ν − Ŵµ Ŵ †µ Ẑν Ẑ ν
+ e2
Ŵµ Ŵν† Âµ Âν − Ŵµ Ŵ †µ Âν Âν
+ egw cosΘw Ŵµ Ŵν† Ẑ µ Âν + µ Ẑ ν − 2Ŵµ Ŵ †µ Âν Ẑ ν
g2 Ŵµ† Ŵν Ŵ †µ Ŵ ν − Ŵ µ Ŵ †ν
.
(7.6.5)
+ w
2
Obwohl die Grundprinzipien der schwachen Wechselwirkung relativ einfach
sind, wird die Gesamtheit der Wechselwirkungsterme durch das Umschreiben
auf die physikalisch beobachtbaren Felder sehr schnell unübersichtlich, obwohl
die ursprünglichen Felder lediglich einer Drehung unterworfen werden. Aus
der oben umgeschriebenen Lagrange-Dichte sind die Feynman-Regeln für die
beobachtbaren Eichbosonen direkt ablesbar. In den nachstehenden FeynmanDiagrammen werden alle Impulse als einlaufend angenommen, weshalb ihre
Orientierung graphisch nicht mit angegeben ist.
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
294
Die Feynman-Regeln für die Wechselwirkung zwischen den physikalisch beobachtbaren Eichbosonen sind dann
W †ν
W †ν
Zµ
p
k
p
Aµ
k
q
q
Wρ
Wρ
igw cosΘw · Γµνρ (k, p, q)
mit
sowie
ie · Γµνρ (k, p, q)
ρ
µ
ν
Γµνρ (k, p, q) = g µν (k − p) + g νρ (p − q) + g ρµ (q − k)
Zµ
W †ρ
Aµ
W †ρ
Zν
Wσ
Aν
Wσ
2
2
µνρσ
igw
cos Θw · Γ
ie2 · Γµνρσ
Zµ
W †ρ
W †µ
W †ρ
Aν
Wσ
Wν
Wσ
iegw cosΘw · Γµνρσ
mit
2
−igw
· Γµρνσ
Γµνρσ = g µσ g νρ + g µρ g νσ − 2g µν g ρσ
.
7.7. DIE MASSEN DER FERMIONEN
295
7.7 Die Massen der Fermionen
Im Standardmodell besitzt das Higgs-Feld zwei Komponenten und deshalb
muss der Mechanismus zur Erzeugung der Masseterme für die Fermionen gegenüber dem im Kapitel Quanten-Elektrodynamik verwendeten Modell angepasst werden. Dabei ist es notwendig alle Generationen der Leptonen oder der
Quarks gleichzeitig zu betrachten. Zur übersichtlichen Darstellung werden in
den folgenden Abschnitten die abgekürzten Schreibweisen



D̂d (x)
D̂e− (x)
D̂(x) = D̂µ− (x) bzw. D̂s (x)
D̂b (x)
D̂τ − (x)



T̂νe (x)
T̂u (x)
T̂(x) = T̂νµ (x) bzw.  T̂c (x) 
T̂t (x)
T̂ντ (x)


sowie
verwendet. Eine entsprechende Schreibweise wird für die rechts- und linkshändigen Fermionen sowie für die Fermionen mit Masse benutzt. Damit wird
der allgemeinste hermitesche Term zur Erzeugung eines Masseterms durch das
Higgs-Feld für die D-Fermionen
LYukawa (D̂) = −L̂(x)ΛD D̂(x, R)Φ̂(x)
− Φ̂† (x)D̂(x, R)Λ†D L̂(x)
,
(7.7.1)
ΛD eine beliebige komplexe 3x3-Matrix sein kann. Da D̂(x, R) und das
ˆ
Produkt L(x)Φ̂(x) SU(2)-Skalare sind, ist diese Yukawa-Kopplung invariant
bei SU(2)-Transformationen. UY (1)-Invarianz ist wegen der verschwindenden
wobei
Hyperladung der Kopplungsterme
1
1
−YL + YD + YΦ = + − 1 + = 0
2
2
1 1 1
− YL + YD + YΦ = − − + = 0
6 3 2
und
für Leptonen
für Quarks
(7.7.2)
(7.7.3)
ebenfalls gegeben. In der unitären Eichung werden die unteren Komponenten
von
L̂(x)
herausprojiziert und man erhält
LYukawa (D̂) = −
h
D̂(x, L)ΛD D̂(x, R)
+
D̂(x, R)Λ†D D̂(x, L)
i
1 · √ v + ĥ(x) .
2
(7.7.4)
Nach einem Satz der Matrizenrechnung kann eine komplexe nxn-Matrix immer
als Produkt
†
ΛD = VD · M D · W D
(7.7.5)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
296
zweier unitärer Matrizen
VD
und
WD
sowie einer Diagonalmatrix (hier für
n=3 angeschrieben)
MD

m11
= 0
0

0
0 
m33
0
m22
0
mit
mnn
reell und
mnn ≥ 0
(7.7.6)
dargestellt werden. Hiermit kann man zu einer Darstellung der Yukawa-Wechselwirkung mit den physikalisch beobachtbaren Fermionen übergehen, indem
man diese durch die Drehungen
D̂(x, R) = WD · Ψ̂D (x, R)
D̂(x, L) = VD · Ψ̂D (x, L)
(7.7.7)
(7.7.8)
einführt. Damit wird dann
LYukawa (D̂) = LYukawa (Ψ̂D )
h
ˆ (x, L) · V † Λ W · Ψ̂ (x, R)
=− Ψ
D
D
D D D
i
ˆ (x, R) · W † Λ† V · Ψ̂ (x, L) · √1 v + ĥ(x)
+Ψ
D
D
D D D
2
h
ˆ (x, L) · M · Ψ̂ (x, R)
=− Ψ
D
D
D
i
ˆ (x, R) · M · Ψ̂ (x, L) · √1 v + ĥ(x)
+Ψ
D
D
D
2
h
ˆ
= − Ψ (x) · R · M · R · Ψ̂ (x)
D
D
D
i
ˆ (x) · L · M · L · Ψ̂ (x) · √1 v + ĥ(x)
+Ψ
D
D
D
2
h
i 1 ˆ
= − ΨD (x) · (R + L) · MD · Ψ̂D (x) · √ v + ĥ(x)
2
h
i 1 ˆ (x) · M · Ψ̂ (x) · √ v + ĥ(x)
=− Ψ
D
D
D
2
X
1 ˆ
=−
(MD )nn · ΨDn (x)Ψ̂Dn (x) · √ v + ĥ(x) .
2
n
(7.7.9)
Die gedrehten Felder sind wie erwartet die Masseeigenzustände und damit die
physikalisch beobachtbaren Fermionen mit einer Masse
v
mDn = √ · (MD )nn
2
.
(7.7.10)
7.7. DIE MASSEN DER FERMIONEN
297
Die Vertexfaktoren für die Wechselwirkung der D-Fermionen mit dem HiggsBoson ergeben sich durch Betrachtung des Yukawa-Terms
LYukawa (Ψ̂D ).
ΨDn
h
ΨDn
−i ·
(MD )nn
mDn
√
= −i ·
v
2
Um einen Masseterm auch für die T-Fermionen zu erzeugen, führt man die
Kombination der Higgs-Feldkomponenten
e
Φ(x)
= τ · Φ̂∗ (x)
(7.7.11)
mit der Hilfsmatrix
τ=
0
−1
+1
0
(7.7.12)
ein. Für innitesimale SU(2)-Transformationen folgt aus
δSU (2) Φ̂(x) = −i
τa
Φ̂(x) · αa
2
(7.7.13)
für das konjugiert komplexe Feld
δSU (2) Φ̂∗ (x) = +i
und mit
τ τa∗ = −τa τ
τa∗ ∗
Φ̂ (x) · αa
2
wird für das modizierte Higgs-Feld
τ τa∗ ∗
Φ̂ (x) · αa
2
τa τ ∗
= −i
Φ̂ (x) · αa
2
τa e
= −i Φ(x)
· αa
;
2
e
δSU (2) Φ(x)
= +i
(7.7.14)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
298
d.h.
Φ̂(x)
und
e
Φ(x)
besitzen das gleiche SU(2)-Transformationsverhalten. Da-
mit wird der allgemeinste hermitesche Term der Yukawa-Kopplung zur Erzeugung eines Masseterms durch das Higgs-Feld für die T-Fermionen
e
LYukawa (T̂ ) = −L̂(x)ΛT T̂(x, R)Φ(x)
e † (x)T̂(x, R)Λ† L̂(x)
−Φ
T
wobei
ΛT
,
(7.7.15)
wiederum eine beliebige komplexe 3x3-Matrix sein kann. Da
und das Produkt
ˆ Φ(x)
e
L(x)
T̂ (x, R)
wieder SU(2)-Skalare sind, liegt Invarianz bei
SU(2)-Transformationen vor. Mit
YΦ
e = −YΦ = −
ist
UY (1)-Invarianz
1
2
(7.7.16)
wegen der verschwindenden Hyperladung der Kopplungs-
terme
und
1
1
−YL + YT + YΦ
=0
e =+ −0−
2
2
1 2 1
− YL + YT + YΦ
− =0
e =− +
6 3 2
für Leptonen
(7.7.17)
für Quarks
(7.7.18)
ebenfalls gegeben. Geht man zu einer Darstellung der Yukawa-Wechselwirkung
mit den physikalisch beobachtbaren Fermionen über, indem man diese durch
die Drehungen
T̂(x, R) = WT · Ψ̂T (x, R)
T̂(x, L) = VT · Ψ̂T (x, L)
(7.7.19)
(7.7.20)
einführt, ergibt sich analog zu vorher
LYukawa (T̂ ) = LYukawa (Ψ̂T )
X
ˆ (x)Ψ̂ (x) · √1 v + ĥ(x)
=−
(MT )nn · Ψ
Tn
Tn
2
n
,
(7.7.21)
woraus wiederum die Massen
v
mT n = √ · (MT )nn
2
(7.7.22)
für die physikalisch beobachtbaren Fermionen folgen. Die Vertexfaktoren für
die Wechselwirkung der T-Fermionen mit dem Higgs-Boson ergeben sich wiederum durch Betrachtung des Yukawa-Terms
LYukawa (Ψ̂T ).
7.8. DIE FERMION/Z-WECHSELWIRKUNG
299
ΨT n
h
ΨT n
−i ·
(MT )nn
mT n
√
= −i ·
v
2
Die Feynman-Regeln für die Wechselwirkung zwischen dem Higgs-Boson und
den T- bzw. D-Fermionen haben die gleiche Struktur und die Indizierung mit
Dn oder Tn kann entfallen.
7.8 Die Fermion/Z-Wechselwirkung
Die Wechselwirkung zwischen den Fermionen und dem Z-Boson folgt aus dem
Lagrange-Dichteterm
L1 (T̂ , D̂, Ẑ) = −gz JˆZµ (x)Ẑµ (x)
.
(7.8.1)
Mit (7.5.5) wird hieraus
gw ˆµ
JQ (x)sin2 Θw − Jˆ3µ (x)
cosΘw
gw =
qT T̂(x)γ µ T̂(x)sin2 Θw
cosΘw
L1 (T̂ , D̂, Ẑ) =
=
gw
cosΘw
+ qD D̂(x)γ µ D̂(x)sin2 Θw
τ3
− L̂(x)γ µ L̂(x) Ẑµ (x)
2
2
µ
qT T̂(x)γ T̂(x)sin Θw
+ qD D̂(x)γ µ D̂(x)sin2 Θw
1
− T̂(x, L)γ µ T̂(x, L)
2
1
+ D̂(x, L)γ µ D̂(x, L) Ẑµ (x) .
2
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
300
Nach Drehung zu den physikalisch beobachtbaren Fermionen wird hieraus
L1 (Ψ̂, Ẑ) =
gw ˆ
qT ΨT (x)γ µ Ψ̂T (x)sin2 Θw
cosΘw
ˆ (x)γ µ Ψ̂ (x)sin2 Θ
+q Ψ
D
D
D
w
1ˆ
µ
− Ψ
T (x, L)γ Ψ̂T (x, L)
2
1ˆ
µ
+ Ψ
(x,
L)γ
Ψ̂
(x,
L)
Ẑµ (x)
D
D
2
=
gw ˆ
qT ΨT (x)γ µ Ψ̂T (x)sin2 Θw
cosΘw
ˆ (x)γ µ Ψ̂ (x)sin2 Θ
+q Ψ
D
D
D
w
1ˆ
µ
− Ψ
1 − γ 5 Ψ̂T (x)
T (x)γ
4
1ˆ
µ
+ Ψ
1 − γ 5 Ψ̂D (x) Ẑµ (x)
D (x)γ
4
gw ˆ
ΨT (x)γ µ −1 + 4qT sin2 Θw + γ 5 Ψ̂T (x)
=
4cosΘw
ˆ (x)γ µ +1 + 4q sin2 Θ − γ 5 Ψ̂ (x) Ẑ (x)
+Ψ
µ
D
D
w
D
Dies liefert die Vertexfaktoren für die Fermion/Z-Kopplungen
Ψ
Zµ
Ψ
i·
gw
· γ µ cV − cA γ 5
4cosΘw
mit
Fermion
cV
cA
Fermion
νe , νµ , ντ
−1
−1
u, c, t
+1 − 4sin2 Θw
+1
d, s, b
e− , µ− , τ −
cV
cA
−1 +
2
8
3 sin Θw
−1
+1 −
2
4
3 sin Θw
+1
7.9. DIE MISCHUNG DER GENERATIONEN
301
7.9 Die Mischung der Generationen
Es verbleibt die Wechselwirkung zwischen den Fermionen und dem W-Boson
aus dem zugehörigen Lagrange-Dichteterm abzuleiten. Dies liefert
L1 (T̂ , D̂, Ŵ ) = −gw Jˆ1µ (x)Ŵ1µ (x) − gw Jˆ2µ (x)Ŵ2µ (x)
τ1
= −gw L̂(x)γ µ L̂(x)Ŵ1µ (x)
2
τ2
− gw L̂(x)γ µ L̂(x)Ŵ2µ (x)
2
τ1
gw
τ
µ
√ · Ŵ1µ (x) + √2 · Ŵ2µ (x) L̂(x)
= − √ · L̂(x)γ
2
2
2
gw
0
Ŵµ (x)
L̂(x)
= − √ · L̂(x)γ µ
0
Ŵµ† (x)
2
gw
= − √ · D̂(x, L)γ µ Ŵµ† (x)T̂(x, L)
2
gw
− √ · T̂(x, L)γ µ Ŵµ (x)D̂(x, L)
2
und mit den physikalisch beobachtbaren Fermionen wird hieraus
gw ˆ
†
µ
†
L1 (Ψ̂, Ŵ ) = − √ · Ψ
D (x, L)VD · γ Ŵµ (x) · VT Ψ̂T (x, L)
2
gw ˆ
†
µ
− √ ·Ψ
T (x, L)VT · γ Ŵµ (x) · VD Ψ̂D (x, L)
2
gw ˆ
= − √ · ΨD (x, L)γ µ · VD† VT · Ψ̂T (x, L)Ŵµ† (x)
2
gw ˆ
†
µ
− √ ·Ψ
T (x, L)γ · VT VD · Ψ̂D (x, L)Ŵµ (x)
2
gw ˆ
µ
=− √ ·Ψ
1 − γ 5 · VD† VT · Ψ̂T (x)Ŵµ† (x)
D (x)γ
2 2
gw ˆ
µ
1 − γ 5 · VT† VD · Ψ̂D (x)Ŵµ (x)
− √ ·Ψ
T (x)γ
2 2
gw ˆ
†
= − √ · ΨD (x)γ µ 1 − γ 5 · VMischung
· Ψ̂T (x)Ŵµ† (x)
2 2
gw ˆ
µ
− √ ·Ψ
1 − γ 5 · VMischung · Ψ̂D (x)Ŵµ (x)
T (x)γ
2 2
mit der Mischungsmatrix
VMischung = VT† VD
.
(7.9.1)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
302
Daraus liest man unmittelbar die Vertexfaktoren
ΨDn
ΨT n
W †µ
ΨT m
Wµ
ΨDm
†
gw
−i · √ · γ µ 1 − γ 5 VMischung
mn
2 2
gw
− i · √ · γ µ 1 − γ 5 (VMischung )mn
2 2
ab. Da die W-Bosonen die elektrische Ladung zwischen den an der Wechselwirkung beteiligten Fermionen transportieren, tragen sie selbst die elektrische
Ladung
qW = qD − qT = −1
qW † = qT − qD = +1
(7.9.2)
.
(7.9.3)
Als unitäre 3x3-Matrix besitzt die Mischungsmatrix 9 reelle Parameter. Sie
koppelt 6 verschiedene Fermionen, womit ausgehend von einem Fermion die
5 Phasendierenzen zu den anderen Fermionen in deren Feldzuständen absorbiert werden können. Damit verbleiben vier unabhängige Parameter zur Beschreibung der Mischungsmatrix. Diese Parameter folgen nicht aus dem Standardmodell, sondern sind experimentell zu ermitteln. Eine der verwendeten
Parametrisierungen ist durch

1
VMischung = 0
0
0
c23
−s23
 
0
c13
s23  ×  0
c23
−s13 eiδ
 
c12
0 s13 e−iδ
1
0  × −s12
0
0
c13
s12
c12
0

0
0
1
(7.9.4)
mit drei Winkeln entsprechend
Phase
δ
smn =
sin
θmn
und
cmn =
cos
θmn
und einer
gegeben. Die Mischungsmatrix im Quarksektor wird als Cabibbo-
Kobayashi-Maskawa-Matrix bezeichnet. Die experimentell ermittelten Beträge
ihrer einzelnen Komponenten sind


0.974 0.226 0.004
VCKM (Beträge) = 0.226 0.973 0.042
0.009 0.041 0.999
.
(7.9.5)
7.10. EINIGE TYPISCHE TEILCHENZERFÄLLE
303
Im Standardmodell wird angenommen, dass die Neutrinos masselos sind und
damit keine Mischung der Generationen stattndet, die Mischungsmatrix im
Leptonsektor also eine 3x3-Einheitsmatrix ist. Mittlerweile ist jedoch gesichert,
dass die Neutrinos eine Masse besitzen und das Standardmodell an dieser
Stelle zu ergänzen ist. Die zugehörige Mischungsmatrix im Leptonsektor wird
Pontecorvo-Maki-Nakagawa-Sakata-Matrix genannt. Die besten experimentell
ermittelten Werte der Beträge ihrer einzelnen Komponenten sind zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Textes


0.78 − 0.86 0.51 − 0.61 0.00 − 0.18
VP M N S (Beträge) = 0.21 − 0.57 0.41 − 0.74 0.59 − 0.78
0.19 − 0.56 0.39 − 0.72 0.62 − 0.80
.
(7.9.6)
7.10 Einige typische Teilchenzerfälle
In diesem Abschnitt sollen als Beispiele noch die Feynman-Diagramme einiger
typischer Teilchenzerfälle der schwachen Wechselwirkung gezeigt werden.
Der Zerfall des Myons ist ein Beispiel für den Zerfall eines freien Teilchens,
νµ
νe
e−
W−
µ−
µ− −→ νµ + ν e + e−
während der Neutronzerfall auf eine Teilchenumwandlung im gebundenen Zustand zurückzuführen ist.
u
νe
e−
W−
d
Neutron(udd)
−→ Proton(udu) + ν e + e−
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
304
Während bei dem Neutronenzerfall die Teilchenumwandlung innerhalb einer
Generation stattndet, ist der Zerfall des
K ∗+ -Mesons
nur aufgrund der Mi-
schung der Generationen möglich.
ν e+
e+
W+
u
s
K ∗+ (us) −→ ν e+ + e+
Bei dem Zerfall des ruhenden
K ∗+ -Mesons
müssen das Antineutrino und das
Positron wegen der notwendigen Impulserhaltung in entgegengesetzter Richtung fortiegen. Die schwache Wechselwirkung koppelt linkshändige Fermionen bzw. rechtshändige Antifermionen; d.h. wenn das Antineutrino rechtsdrehend und das Positron linksdrehend ist, addieren sich ihre Spins zu dem
Gesamtspin
s = 1,
da sie sich in entgegengesetzter Richtung bewegen. Dies ist
schlüssig, da der Spin des
K ∗+ -Mesons j = 1
ist.
Mit der vorstehenden Argumentation scheint der Zerfall eines Pions in ein Antineutrino und ein Elektron nicht möglich, da das Pion den Spin
ν e−
j=0
hat.
e−
W−
d
u
π − (du) −→ ν e− + e−
Der Zerfall wäre auch tatsächlich nicht möglich, wenn das Elektron keine Masse
besitzen würde, da ein rechtsdrehendes Elektron dann ausschlieÿlich rechtshändig wäre und somit nicht an der schwachen Wechselwirkung teilnehmen könnte.
7.10. EINIGE TYPISCHE TEILCHENZERFÄLLE
305
Aufgrund der Masse besitzt ein rechtsdrehendes Elektron jedoch auch einen
kleinen linkshändigen Anteil, der den Zerfallskanal ermöglicht. Nach (7.2.23)
ist nämlich für einen rechtsdrehenden Spinor
p

E(pz ) − pz


0

p
ue (pz , +1/2) = 
 E(pz ) + pz 
0
(7.10.1)
und damit der an der schwachen Wechselwirkung teilnehmende linkshändige
Anteil dieses rechtsdrehenden Spinors

p
E(pz ) − pz


0
 ≈ √me
L · ue (pz , +1/2) = 


0
2pz
0
 
1
0
 
0
0
für
pz >> me
.
(7.10.2)
Nur weil das Elektron eine Masse besitzt ist dieser Zerfallskanal also möglich.
Da die Masse des Myons wesentlich gröÿer als die des Elektrons ist, muss
danach der Zerfallskanal über das Myon erheblich wahrscheinlicher sein als
der Zerfallskanal über das Elektron. Die genaue Rechnung und das Experiment
liefern dann auch
Γ(π − → νe + e− )
= 1.23 · 10−4
Γ(π − → νµ + µ− )
Der Zerfall eines
K 0 -Mesons
.
(7.10.3)
ist auf Baumniveau nicht möglich, sondern nur
in höherer Ordnung über ein u-Quark, ein c-Quark oder ein t-Quark als Zwischenzustand. Der Zerfallsanteil über das t-Quark ist wegen der sehr groÿen
Masse des t-Quarks dabei aber praktisch vernachlässigbar.
µ−
µ+
νµ
W−
W+
u,c,(t)
d
s
K 0 (ds) −→ µ− + µ+
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
306
Der Zerfall des
K 0 -Mesons
ist jedoch sehr stark unterdrückt. Um dies zu ver-
stehen, muss man sich noch einmal die CKM-Matrix anschauen. Vergleich von
(7.9.4) und (7.9.5) zeigt, dass näherungsweise

VCKM
c12
≈ −s12
0
s12
c12
0

0
0
1
(7.10.4)
gilt. Mit der so genäherten CKM-Matrix sieht man, dass der Übergang
d
→u→s
den Mischungsfaktor
c12 s12
(7.10.5)
→c→s
den Mischungsfaktor
− s12 c12
(7.10.6)
und der Übergang
d
als Beiträge bei der Berechnung der Feynman-Amplitude liefern. In der betrachteten Näherung kompensieren sich diese beiden Beiträge genau, was als
GIM-Mechanismus bezeichnet wird. Der GIM-Mechanismus wurde 1970 vorgeschlagen und führte zur Postulierung des c-Quarks, da zu dem damaligen
Zeitpunkt nur das u-Quark, das d-Quark und das s-Quark bekannt waren.
Da nur die genäherte CKM-Matrix verwendet wurde und zudem das u-Quark
und das c-Quark unterschiedliche Massen besitzen, ndet dieser Zerfallskanal
tatsächlich jedoch statt, ist aber extrem langsam.
7.11 Hinweise zur kovarianten Eichung
In der bisher verwendeten unitären Eichung hat sich für das freie physikalische
W-Boson die Lagrange-Dichte
1
1
µν
µν
− F̂W2 µν F̂W
+ m2W Ŵµ† (x)Ŵ µ (x)
LW-Boson = − F̂W1 µν F̂W
1
2
4
4
1 †
µν
2
†
µ
= − F̂W
µν F̂W + mW Ŵµ (x)Ŵ (x)
2
= −∂µ Ŵν† (x)∂ µ Ŵ ν (x) + ∂µ Ŵ †µ (x)∂ν Ŵ ν (x) + m2W Ŵµ† (x)Ŵ µ (x)
(7.11.1)
ergeben, zu der der Feynman-Propagator des Proca-Feldes
∆µν
F (p) = −
g µν − pµ pν /m2W
p2 − m2W + i
(7.11.2)
7.11. HINWEISE ZUR KOVARIANTEN EICHUNG
307
gehört, wobei die irrelevante zeitartige Komponente des Feynman-Propagators
vernachlässigt wurde. Wegen
∆µν
F (p) −→
pµ pν
· m−2
W
p2
für
p→∞
(7.11.3)
ist das Konvergenzverhalten bei Störungsrechnungen in höheren Ordnungen
sehr schlecht. Die Störungsrechnungen werden deshalb äuÿerst unübersichtlich
und kompliziert. Auch die Renormierbarkeit der schwachen Wechselwirkung
kann in der unitären Eichung nicht bewiesen werden.
Aus den vorstehenden beiden Gründen wird oftmals eine andere Eichung verwendet, die von der 't Hooft Parametrisierung des Higgs-Feldes ausgeht und
am Einfachsten mit Hilfe der BRST-Symmetrie formuliert werden kann. Die
BRST-Transformation für die Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung
kann direkt von der Quanten-Chromodynamik übertragen werden und ist
durch die Beziehungen
δB L̂(x)
=
δB Ŵaµ (x)
=
δB η̂a (x)
=
δB η̂ a (x)
=
τa
θ igw η̂a (x) L̂(x)
2
µ
θ ∂ η̂a (x) + gw abc Ŵbµ (x)η̂c (x)
1
θ − gw abc η̂b (x)η̂c (x)
2
θ −iT̂a (x)
δB T̂a (x)
=
0
(7.11.8)
=
∂µ Ŵaµ (x)
(7.11.9)
(7.11.4)
(7.11.5)
(7.11.6)
(7.11.7)
mit
T̂a (x)
deniert. Da das Higgs-Feld ein SU(2)-Duplett ist, ist Invarianz des HiggsSektors mit der BRST-Transformation
δB Φ̂(x)
=
τa
θ igw η̂a (x) Φ̂(x)
2
(7.11.10)
ebenfalls gegeben. Die Komponenten des Higgs-Feldes transformieren sich damit entsprechend
δB ĥ(x)
=
δB σ̂a (x)
=
g
w
θ −
· η̂a (x)σ̂ a (x)
2
gw θ·
v η̂a (x) + ĥ(x)η̂a (x) + abc σ̂b (x)η̂c (x)
2
(7.11.11)
.
(7.11.12)
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
308
Wie bei der Quanten-Chromodynamik gezeigt wurde, sind die erlaubten Eichund Geistterme dann durch die BRST-Transformation
LEichterm + LFP = −iθ−1 δB η̂ a (x)F̂a (x)
gegeben. Als sinnvoll und praktisch hat sich die
(7.11.13)
Rξ -Eichung
1
F̂a (x) = ∂µ Ŵaµ (x) − T̂a (x) + mW σ̂a (x)
2
(7.11.14)
von G.'t Hooft erwiesen. In dieser Eichung ergibt sich für die freie LagrangeDichte des W-Bosons
1
1
µν
µν
LW-Boson = − F̂W1 µν F̂W
− F̂W2 µν F̂W
+ m2W Ŵµ† (x)Ŵ µ (x)
1
2
4
4
2 1 2
1
∂µ Ŵ1µ (x) −
∂µ Ŵ2µ (x)
−
2
2
1 †
µν
2
†
= − F̂W µν F̂W + mW Ŵµ (x)Ŵ µ (x) − ∂µ Ŵ †µ (x)∂ν Ŵ ν (x)
2
= −∂µ Ŵν† (x)∂ µ Ŵ ν (x) + m2W Ŵµ† (x)Ŵ µ (x) ,
(7.11.15)
woraus der in Störungsrechnungen leicht handhabbare Propagator
∆µν
F (p) = −
p2
g µν
− m2W + i
(7.11.16)
folgt, da dieser bei groÿen Impulsen wegen
∆µν
F (p) −→ 0
für
p→∞
(7.11.17)
verschwindet. Die vorstehend für das W-Boson durchgeführten Überlegungen
gelten natürlich ganz analog auch für das Z-Boson. Dies soll hier aber nicht
ausgeführt werden. In der
Rξ -Eichung
ist 1971 von G.'t Hooft und M.J.D.
Veltmann erstmals die Renormierbarkeit der schwachen Wechselwirkung gezeigt worden.
Den Preis, den man für den Übergang in die
Rξ -Eichung
bezahlt, sind 15 zu-
sätzliche Wechselwirkungsvertices mit den so genannten Goldstone-Bosonen
1 Ĝ± (x) = √ σ̂2 (x) ± iσ̂1 (x)
2
0
Ĝ (x) = σ̂3 (x) ,
12 zusätzliche Wechselwirkungsvertices mit den drei Geistfeldern
(7.11.18)
(7.11.19)
η̂a (x)
sowie
die zusätzlichen 5 Feynman-Propagatoren für diese fünf unphysikalischen Felder. Für das konkrete Arbeiten in der
Rξ -Eichung
von D. Bardin und G. Passarino verwiesen.
sei auf das sehr gute Buch
7.12. ZUSAMMENFASSUNG
309
7.12 Zusammenfassung
Die Entdeckung der schwachen Wechselwirkung geht auf die Analyse des 1896
entdeckten Beta-Zerfalls zurück. Beim Beta-Zerfall zerfällt ein im Atomkern
gebundenes Neutron
−→ p+ + e− + ν e
n
in ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino. Auf der Ebene der Konstituten ndet beim Beta-Zerfall die Umwandlung eines d-Quarks in ein u-Quark
statt
d
−→ u + e− + ν e
.
Die Halbwertszeit dieses Zerfalls ist mit 18min sehr lang, was den Schluss nahe
legt, dass die zugehörige Wechselwirkung nur schwach ist. Weder die QuantenElektrodynamik noch die Quanten-Chromodynamik können den Beta-Zerfall
erklären.
Aus dem Experiment ergibt sich als eine wesentliche Eigenschaft der schwachen Wechselwirkung, dass sie unsymmetrisch bezüglich der Spins der an der
Wechselwirkung beteiligten Fermionen ist. Beim Zerfall eines Teilchens entstehen ausschlieÿlich so genannte linkshändige Fermionen. Zur Beschreibung der
Händigkeit eines Fermions führt man die Matrizen
γ 5 = iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3
1
L=
1 − γ5
2
1
R=
1 + γ5
2
ein. Die Wellenfunktion eines Fermions wird linkshändig
händig
Ψ(x, R)
Ψ(x, L)
bzw. rechts-
genannt, wenn
L · Ψ(x, L) = Ψ(x, L)
bzw.
R · Ψ(x, R) = Ψ(x, R)
gilt.
Der schwachen Wechselwirkung liegt das Postulat zugrunde, dass die elementaren Feldoperatoren der beiden masselosen Fermionen einer Quark- oder Leptongeneration
T̂ (x, R) ,
D̂(x, R)
und
L̂(x) =
T̂ (x, L)
D̂(x, L)
310
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
sind. Analog zur Quanten-Elektrodynamik und zur Quanten-Chromodynamik
kann man aus der Invarianz der freien Lagrange-Dichte der Fermionen bei
globalen Transformationen über das Noether-Theorem divergenzfreie Ströme
bestimmen. Wie dort gezeigt, ist die Kopplung zu Eichfeldern dann sehr einfach mit Hilfe der eichinvarianten Ableitungen beschreibbar. Damit wird die
Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung
LSchW W
=
µ
iTˆ (x, R)γµ DR
T̂ (x, R)
ˆ
+ iD(x,
R)γ Dµ D̂(x, R)
µ
R
µ
ˆ
+ iL(x)γ
µ DL L̂(x)
1
1
a
− F̂Bµν F̂Bµν − Ŵaµν Ŵµν
4
4
mit den Feldstärketensoren
F̂Bµν = ∂ µ B̂ ν (x) − ∂ ν B̂ µ (x)
Ŵaµν = ∂ µ Ŵaν (x) − ∂ ν Ŵaµ (x) − gw abc Ŵbµ (x)Ŵcν (x)
und den eichinvarianten Ableitungen
µ
= ∂ µ + igy Y B̂ µ (x)
DR
µ
DL
= ∂ µ + igy Y B̂ µ (x) + igw
τa µ
Ŵ (x)
2 a
.
Dabei wurden für die Hyperladung die Kopplungskonstante
schwache Ladung die Kopplungskonstante
gw
gy
und für die
eingeführt.
Die Lagrange-Dichte des Higgs-Sektors
2
µ
LHiggs-Sektor = DµL Φ̂† (x)DL
Φ̂(x) + µ2 Φ̂† (x)Φ̂(x) − λ Φ̂† (x)Φ̂(x)
wird per Hand in das Standardmodell eingefügt. In der unitären Eichung
nimmt das Higgs-Feld die einfache Form
1
Φ̂(x) = √
2
an.
0
v + ĥ(x)
7.12. ZUSAMMENFASSUNG
311
Die beobachtbaren Masseeigenzustände der Eichbosonen ergeben sich dann als
die Linearkombinationen
−gy B̂µ (x) + gw Ŵµ3 (x)
q
2
gy2 + gw
1 Ŵµ (x) = √ Ŵ1µ − iŴ2µ
2
1
Ŵµ† (x) = √ Ŵ1µ + iŴ2µ
2
Ẑµ (x) =
der ursprünglichen Eichfelder mit den Massen
v q 2
2 = 91.188 GeV
· gy + gw
2
v
= · gw
= 80.398 GeV .
2
mZ =
mW
Für die Kopplungskonstanten folgen mit dem schwachen Mischungswinkel
sin
2
Θw |th. = 1 −
mW
mZ
2
= 0.2226
die wichtigen Beziehungen
gy =
gw =
e
cosΘw
e
sinΘw
.
Die allgemeinste Form der Yukawa-Kopplungen zwischen dem Higgs-Feld und
den Fermionen
LYukawa = −L̂(x)ΛD D̂(x, R)Φ̂(x) − Φ̂† (x)D̂(x, R)Λ†D L̂(x)
e
e † (x)T̂(x, R)Λ† L̂(x)
− L̂(x)ΛT T̂(x, R)Φ(x)
−Φ
T
führt bei der Wechselwirkung zu einer Mischung der Generationen, die im
Quarksektor durch die Cabibbo-Kobayashi-Maskawa-Matrix


0.974 0.226 0.004
VCKM (Beträge) = 0.226 0.973 0.042
0.009 0.041 0.999
312
KAPITEL 7. DIE SCHWACHE WECHSELWIRKUNG
und im Leptonsektor durch die Pontecorvo-Maki-Nakagawa-Sakata-Matrix

0.78 − 0.86 0.51 − 0.61
VP M N S (Beträge) = 0.21 − 0.57 0.41 − 0.74
0.19 − 0.56 0.39 − 0.72

0.00 − 0.18
0.59 − 0.78
0.62 − 0.80
.
beschrieben wird. Die Mischungsmatrizen sind nicht durch die Theorie festgelegt, sondern müssen experimentell bestimmt werden. Die Mischung bedeutet
praktisch, dass die physikalisch beobachtbaren Fermionen als Masseeigenzustände durch Drehung mit der Mischungsmatrix aus den ursprünglichen masselosen Fermionen gebildet werden.
Durch den Übergang zu den physikalisch beobachtbaren Eichbosonen und
Fermionen ergeben sich aus der so modizierten Lagrange-Dichte die für die
schwache Wechselwirkung gültigen Feynman-Regeln. Für Rechnungen in höherer Ordnung der Störungstheorie ist es jedoch sinnvoll in die 't Hooft-Eichung
zu wechseln, da die unitäre Eichung ein schlechtes Konvergenzverhalten zeigt.
Teil III
Zusammenfassung und
Ausblick
315
Kapitel 8
Die Zusammenfassungen der
einzelnen Kapitel
Um den roten Faden des Textes noch einmal darzustellen, werden abschlieÿend
die Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel gemeinsam aufgeführt.
8.1 Kurze Skizze der Quantenmechanik
Zur mathematischen Implementation der Erfahrungstatsache, dass es nur möglich ist Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Ergebnisse einer Messung an einem physikalischen System zu treen, kann man die Korrespondenz
•
Der Zustand eines Quantensystems wird durch einen normierten Zustandsvektor
•
|ηi
in einem Hilbert-Raum repräsentiert.
Eine über den Zustandsvektor
|ηi
hinausgehende Beschreibung eines
Quantensystems ist nicht möglich.
•
Die beobachtbaren physikalischen Gröÿen (Observablen) werden durch
hermitesche Operatoren in diesem Raum beschrieben.
•
Der zugehörige Vektorraum wird durch die Eigenvektoren der relevanten
Observablen aufgespannt.
zwischen physikalischen und mathematischen Gröÿen konstruieren. Dann gilt
•
Bei einer Messung kann man nur einen der Eigenwerte des entsprechenden Operators der Observablen nden.
316
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
•
Nach einer Messung bendet sich das Quantensystem in dem Zustand,
der dem gemessenen Eigenwert entspricht.
•
|ηi,
l zu erhalten,
Bendet sich ein Quantensystem vor einer Messung im Zustand
dann ist die Wahrscheinlichkeit, bei der Messung den Wert
W (l) = |hl|ηi|2
.
Für die Streuungen der Erwartungswerte zweier Operatoren gilt die Unschärferelation
i 1 h
σ L̂ σ Ô ≥ h L̂, Ô i
2i
.
Der Ort und der Impuls eines Quantensystems sind danach nicht gleichzeitig
scharf messbar. Die Verschiebung eines Quantenzustandes in der Raumzeit
wird relativistisch durch den Translationsoperator
ÛT = e−iaµ P̂
µ
mit
beschrieben. Der Hamilton-Operator
Ĥ
ˆ
P̂ µ = (Ĥ, P~ )
besitzt als Eigenwerte die möglichen
Energien des Quantensystems, während der Operator
P̂
die möglichen Impulse
als Eigenwerte besitzt.
Der Zustandsvektor eines Quantensystems muss die Schrödinger-Gleichung
i
∂ |η(t)i
= Ĥ |η(t)i
∂t
erfüllen. Besitzt ein Quantensystem einen scharfen Impuls, so folgt mit
Z
|η(t)i =
η(~x, t) |m, ~xid3 x
für die Wellenfunktion
η(~x, t) = c · e±i
E(~
p)t−~
p·~
x
,
woraus sich die deBroglie Wellenbeziehungen
f=
E(~
p)
2π
und
λ=
2π
|~
p|
ergeben. In nicht-relativistischer Näherung ergibt sich (für nur eine Koordinate
angeschrieben) die Schrödinger-Gleichung
∂
i ηnr (x, t) =
∂t
1 ∂2
−
+ V (x)
2m ∂x2
ηnr (x, t)
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
317
für die Wellenfunktion eines Quantenzustandes. Berücksichtigt man die Wechselwirkungen zwischen zwei verschiedenen Quantensystemen, so erhält man im
nicht-relativistischen Grenzfall die Newtonschen Axiome
m1
d2 x(1)
d2 x(2)
+ m2
=0
2
dt
dt2
und
m
∂V (x)
d2 x
=−
2
dt
∂x
der klassischen Mechanik.
8.2 Die Elementarteilchen
Nach der speziellen Relativitätstheorie müssen die Naturgesetze invariant unter Transformationen sein, die das Linienelement
ds2 = dxµ dxµ
invariant lassen. Die entsprechende Transformation wird im Hilbert-Raum
durch den Poincare-Operator
µ
i
ÛP = eiaµ P̂ e− 2 ωµν M̂
µν
repräsentiert. Die Poincare-Gruppe erfüllt die Lie-Algebra
h
i
P̂ µ , P̂ ν = 0
h
i
i P̂ ρ , M̂ µν = g ρν P̂ µ − g ρµ P̂ ν
h
i
i M̂ ρσ , M̂ µν = g νσ M̂ ρµ + g ρµ M̂ σν − g νρ M̂ σµ − g σµ M̂ ρν
,
aus der sich zwei Casimir-Operatoren ableiten lassen. Die Eigenwerte dieser
Operatoren sind
P̂µ P̂ µ |η; m, p~, si =
2
m2
|η; m, p~, si
2
Ŵ |η; m, p~, si = −m s(s + 1) |η; m, p~, si .
Elementarteilchen sind als invariante Zustände der Poincare-Transformation
deniert und durch ihre Masse m und ihren Spin s charakterisierbar. Man
318
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
bezeichnet die Elementarteilchen entsprechend ihrem Spin als
s
=

0



 1
Skalarfelder
Spinorfelder
2

1



1
m>0:
m=0:
Proca-Felder
Maxwell-Felder
.
Spinor- und Vektorfeldern lassen sich Darstellungsräume zuordnen, deren Elemente sich durch ihre Transformationseigenschaften bei Lorentz-Transformationen unterscheiden. Die Darstellungsräume sind wie die Minkowski-Raumzeit
4-dimensional.
γ -Matrizen
können sich wie Vektoren aber auch wie Spinoren
transformieren und vermitteln so zwischen der Spinor- und der Vektordarstellung.
In der Ortsdarstellung lassen sich die den Elementarteilchen zugeordneten zeitunabhängigen Feldzustände nach Impulseigenzustände entwickeln:
3
(2π)− 2
p
· e−i~p~x |m, p~ id3 p
2E(~
p)
X Z (2π)− 32
p
Spinorfelder
|Ψ(x)i =
· e−i~p~x u† (~
p, σ) |m, p~, σid3 p
2E(~
p
)
σ=− 12 ,+ 21
X Z (2π)− 32
p
|Ψc (x)i =
· e−i~p~x v(~
p, σ) |m, p~, σic d3 p
2E(~
p
)
σ=− 12 ,+ 21
X Z (2π)− 32
µ
p
· e−i~p~x eµ∗ (~
p, λ) |m, p~, λid3 p
Proca-Felder
|V (x)i =
2E(~
p)
λ=−1,0,+1
Z
3
X
(2π)− 2 −i~k~x µ∗ ~
µ
√
Maxwell-Felder |A⊥ (x)i =
·e
e (k, λ) |ω, ~k, λid3 k
2ω
λ=−1,+1
Z
Skalarfelder
|Φ(x)i =
8.3 Die Feldoperatoren
Da im Mikroskopischen die Elementarteilchen einer Sorte in Strenge nicht unterscheidbar sind, bedeutet dies zusammen mit der Eindeutigkeit des Vakuums,
dass man den Zustandsvektor eines Quantensystems mit scharfem Impuls im
Wechselwirkungsbild durch einen Erzeugungsoperator
|η; m, p~i = ↠(~
p) |0i
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
319
aufbauen kann. Die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren erfüllen die Vertauschungsrelationen
â(~
p), ↠(~q) ∓ = δ(~
p − ~q) ,
wobei das Minuszeichen für Bosonen und das Pluszeichen für Fermionen zutrit. Im Wechselwirkungsbild ist die Dynamik durch
d
|η(t)i = −iĤ1 (t) |η(t)i
dt
h
i
d
Ô(t) = i Ĥ0 , Ô(t)
dt
gegeben. Alle Operatoren, die Observable beschreiben, müssen in der Ortsdarstellung die Mikrokausalitätsbedingung
h
i
Ô1 (x), Ô2† (y) = 0
∓
für
(x − y)2 ≤ 0
erfüllen. Aus der Zustandsentwicklung der Elementarteilchen sowie der Kausalitätsbedingung ergibt sich die Existenz von Antiteilchen. Antiteilchen besitzen
die gleiche Masse und den gleichen Spin wie das zugeordnete Teilchen, jedoch
ein umgekehrtes Vorzeichen der Ladung. Die Feldoperatoren im Ortsraum lassen sich entsprechend
Ψ̂(x) =
X
σ=− 21 ,+ 12
V̂ µ (x) =
µ
 (x) =
3
Z
(2π)− 2 −ipx
p
e
â(~
p) + eipx â†c (~
p) d3 p
2E(~
p)
Z
(2π)− 2 −ipx
p
e
u(~
p, σ)â(~
p, σ) + eipx v(~
p, σ)â†c (~
p, σ) d3 p
2E(~
p)
Φ̂(x) =
3
3
+1 Z
X
(2π)− 2 −ipx µ
p
e
e (~
p, λ)â(~
p, λ) + eipx eµ∗ (~
p, λ)â†c (~
p, λ) d3 p
2E(~
p)
λ=−1
3
3 Z
X
(2π)− 2 −ikx µ ~
√
e
e (k, λ)â(~k, λ) + eikx eµ (~k, λ)↠(~k, λ) d3 k
2ω
λ=0
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
320
in Impulseigenzustände entwickeln und erfüllen die Vertauschungsrelationen
h
Φ̂(x), Φ̂† (y)
i
i∆(m; x − y)
· i∆(m; x − y)
i∂µ γ µ + m γ 0
+
ll0
h
i
1
V̂ µ (x), V̂ ν† (y) = − g µν + 2 ∂ µ ∂ ν · i∆(m; x − y)
m
−
h
i
µ
ν
 (x),  (y) = −g µν · i∆(0; x − y)
.
h
=
−
i
Ψ̂l (x), Ψ̂†l0 (y) =
−
Da für raumartige Argumente
∆(m; x) = 0
für
x2 ≤ 0
ist, gilt für alle Felder die Mikrokausalitätsbedingung.
Die ungestörte Ausbreitung der verschiedenen Quantenfelder wird im Impulsraum durch die Feynman-Propagatoren
1
p2 − m2 + i
γ µ pµ + m
SF (p) =
p2 − m2 + i
(g µν − m12 pµ pν ) g µ0 g ν0
−
∆µν
(p)
=
−
F
p2 − m2 + i
m2
µν
g
DFµν (k) = − 2
k + i
∆F (p) =
beschrieben.
8.4 Störungstheorie
Bei einem typischen Streuvorgang liegen zu Beginn und zu Ende des Streuprozesses weit separierte und idealisiert deshalb untereinander nicht mehr wechselwirkende Teilchen vor. Den zugeordneten Streuoperator
|η(+∞)i = Ŝ |η(−∞)i
kann man in die Störungsreihe
Z
Z
∞
h
i
X
(−i)n
Ŝ = 1 +
. . . d4 x1 d4 x2 . . . d4 xn · T Ĥ1 (x1 )Ĥ1 (x2 ) . . . Ĥ1 (xn )
n!
n=1
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
321
entwickeln. Aus dieser ergibt sich mit den Wick-Theoremen für die Zerfallsrate
1
−→
2 + 3 + ... + N
dΓ = (2π)4 · δ 4 (p1 − p2 − p3 ... − pN ) ·
N
2
|Mf i | Y d3 pf
·
2m1
(2π)3 2Ef
f =2
eines ruhenden Teilchens sowie für den Streuquerschnitt zweier Teilchen
1+2
−→
3 + 4 + ... + N
N
2
Y
|Mf i |
d3 pf
dσ = (2π)4 · δ 4 (p1 + p2 − p3 . . . − pN ) · p
·
4 (p1 p2 )2 − (m1 m2 )2 f =3 (2π)3 2Ef
in relativistisch invarianter Formulierung.
Die in den vorstehenden Beziehungen auftretende Feynman-Amplitude
eines Prozesses
|ii → |f i
in
N -ter
Mf i
störungstheoretischer Ordnung besteht aus
der Summe über die Amplituden
MfNi
=
N
X
f(n)
M
fi
.
n=1
Diagrammatisch enthält die renormierte Feynman-Amplitude
f(n)
M
fi
alle topo-
logisch verschiedenen, zusammenhängenden Feynman-Graphen, die nur skelettierte Photonenlinien ohne geschlossene Fermionenschleifen, n-Vertices und
die richtigen externen Linien haben.
Die Berechnung der Feynman-Amplitude erfolgt durch Anwendung der Feynman-Regeln:
•
Jedes einlaufende Fermion liefert einen Faktor
u(~
p, σ)
•
Jedes auslaufende Fermion liefert einen Faktor
u(~
p, σ)
•
Jedes einlaufende Antifermion liefert einen Faktor
v(~
p, σ)
•
Jedes auslaufende Antifermion liefert einen Faktor
v(~
p, σ)
•
Jedes einlaufende Photon liefert einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
Jedes auslaufende Photon liefert einen Faktor
eµ (~k, λ)
•
Jede innere Fermionenlinie liefert einen Faktor
iSF (p)
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
322
iDFµν (k)
•
Jede innere Photonenlinie liefert einen Faktor
•
Jeder Spinor-Photon-Vertex liefert einen Faktor
•
An jedem Spinor-Photon-Vertex gilt die Energie- und Impulserhaltung
•
Für jeden Viererimpuls
−ie(k)qγµ
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt wird, ist eine Integration über
Bei der Renormierung werden immer wieder auftretende Teilgraphen vorab
berechnet und so die auftretenden physikalischen Parameter renormiert. Auswertung der Vakuum-Polarisation führt zu der gleitenden Kopplungskonstanten
e2 (k) =
1+
e2R
2
eR ΠD (k 2 )
k 2 -Werte
2
1
1
1
k1
−
=−
· ln
e2 (k1 ) e2 (k2 )
12π 2
k2
.
Daraus wird im Grenzbereich groÿer
für
k 2 >> m2 ,
und im nicht-relativistischen Grenzfall
e(k) = eR
für
k 2 << m2
.
In der Born-Näherung ergibt sich der Zusammenhang zwischen dem nichtrelativistischen Potential der Quantenmechanik und der Feynman-Amplitude
MfSP
i = Mf i | p
~mf =0;
p
~M f =0;
p
~mi +~
pM i =0
im Schwerpunktsystem zu
V (x1 , y1 ) =
1
(2π)3
Z
iMfSP
i
· e−i~pmi (~x1 −~y1 ) · d3 pmi
2m · 2M
.
Für die Potentiale der Kraftwirkungen zwischen zwei Fermionen erhält man
durch Anwendung der Feynman-Regeln bei
Austausch von Spin-0-Teilchen:
Austausch von Spin-1-Teilchen:
Austausch von Spin-2-Teilchen:
g 2 e−mφ |~x1 −~y1 |
·
4π
|~x1 − ~y1 |
e2
qm qM
·
VCP (x1 , y1 ) = +
4π |~x1 − ~y1 |
κ2
mM
VN P (x1 , y1 ) = −
·
16π |~x1 − ~y1 |
VY P (x1 , y1 ) = −
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
323
8.5 Quanten-Elektrodynamik
Das Cluster-Dekompositionsprinzip führt für die Wahrscheinlichkeitsamplitude
eines zusammenhängenden Feynman-Graphen zu der Bedingung
h ~y2 + ~a, ~x2 | Ŝ |~x1 , ~y1 + ~a i −→ 0
|~a| −→ ∞ ,
für
die impliziert, dass der Hamilton-Operator aus einer Hamilton-Dichte von normalgeordneten Produkten der Feldoperatoren und deren Ableitungen aufgebaut ist. Zur weiteren Bestimmung des Wechselwirkungsteils einer HamiltonDichte ist der Übergang in den Lagrange-Formalismus zweckmäÿig. Der Lagrange-Formalismus arbeitet mit dem Heisenberg-Bild, in welchem die Dynamik eines Systems vollständig durch die Operatoren getragen wird
|η(t)i = const.
h
i
d
Ô(t) = i Ĥ, Ô(t)
dt
.
Dem Lagrange-Formalismus liegt das Variationsprinzip
δW = 0 mit dem Wir-
kungsintegral
Z
W =
Ld4 x
zugrunde. Ist die Lagrange-Dichte ein hermitescher Skalar, sind die aus dem
Lagrange-Formalismus für die Feldoperatoren
F̂n (x) folgenden Euler-Lagrange-
Gleichungen
∂L
∂ F̂n (x)
−∂
∂L
µ
!
=0
∂(∂ µ F̂n (x))
Lorentz-invariant. Die zugehörige Hamilton-Dichte ergibt sich aus einer Lagrange-Dichte durch die Legrende-Transformation
Ĥ(x) =
X
π̂n (x)∂0 F̂n (x) − L
n
mit dem kanonisch konjugierten Operator
π̂n (x) =
∂L
∂(∂0 F̂n (x))
.
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
324
Die Euler-Lagrange-Gleichung des Lagrange-Formalismus und die quantenmechanische Heisenberg-Bewegungsgleichung des Hamilton-Formalismus stimmen überein, wenn für die Feldoperatoren und deren kanonisch konjugierten
Operatoren für gleiche Zeiten die Vertauschungsrelationen
h
i
F̂n (~x, t), π̂n (~y , t)
∓
i
h
F̂n (~x, t), F̂n (~y , t)
∓
h
i
π̂n (~x, t), π̂n (~y , t)
∓
=
iδ 3 (~x − ~y )
=
0
=
0
gelten. Die freien Lagrange-Dichten der verschiedenen Quantenfelder sind
LSkalar
=
LDirac
=
LMaxwell
=
1
1
∂µ Φ̂(x)∂ µ Φ̂(x) − m2 Φ̂2 (x)
2
2
ˆ
Ψ(x)
(iγ ∂ µ − m) Ψ̂(x)
µ
1
− F̂ µν F̂µν
4
.
Für die Auswertung der Lagrange-Dichte eines Systems ist das
Noether-Theorem:
Ist das Wirkungsintegral bei der innitesimalen Sym-
metrietransformation
xµ
−→
xµ + X µν · δν
F̂n
−→
F̂n + fnν · δν
invariant, dann ist der Stromoperator
Jˆµν (x) =
X
∂L
n
∂(∂µ F̂n (x))
h
i
fnν − X νρ ∂ρ F̂n (x) + X µν L
divergenzfrei
∂µ Jˆµν (x) = 0
und der Operator
ν
Q̂ =
Z
Jˆ0ν (x)d3 x
eine Erhaltungsgröÿe des Systems bei der Symmetrietransformation.
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
325
von zentraler Bedeutung, weil es eine einfache Bestimmung der Erhaltungsgröÿen eines Systems ermöglicht. Aufgrund der Eichinvarianz des Maxwell-Feldes
kann dieses nur an einen erhaltenen Strom ankoppeln. Zusammen mit der
Forderung nach Lorentz- und Skaleninvarianz ergibt sich die mit der eichinvarianten Ableitung Lagrange-Dichte
h
i
LFA-Theorie = L0F F̂ † (x), Dµ F̂ † (x), F̂ (x), Dµ F̂ (x) + LMaxwell
für die Wechselwirkung zwischen einem Quantenfeld
F̂ (x)
und dem Maxwell-
Feld. Diese Lagrange-Dichte ist invariant bei lokalen Eichtransformationen
F̂ (x) → e−iqα̂(x) F̂ (x)
F̂ † (x) → F̂ † (x)e+iqα̂(x)
1
µ (x) → µ (x) + · ∂ µ α̂(x)
e
.
Die elektrische Wechselwirkung des vollständigen fermionischen Sektors des
Standardmodells wird durch die Lagrange-Dichte
LSTM
QED-Fermionen
X ˆ
=
ΨL (x) (iγµ Dµ − mL ) Ψ̂L (x)
L=e,µ,τ
+
X ˆ
Qf (x) (iγµ Dµ − mf ) Q̂f (x)
f =1,6
1
− F̂ µν F̂µν
4
=
i
X hˆ
ˆ (x)γ Ψ̂ (x)µ (x)
ΨL (x) (iγµ ∂ µ − mL ) Ψ̂L (x) − eqL Ψ
L
µ L
L=e,µ,τ
+
i
X hˆ
ˆ (x)γ Q̂ (x)µ (x)
Qf (x) (iγµ ∂ µ − mf ) Q̂f (x) − eqf Q
µ
f
f
f =1,6
1
− F̂ µν F̂µν
4
beschrieben. Ihre Masse erhalten die Fermionen dabei über den Higgs-Mechanismus. Das dazugehörige Higgs-Boson muss allerdings eine sehr groÿe Masse
besitzen, da es bei den bisher in Teilchen-Beschleunigern erreichten Energien
noch nicht beobachtet wurde.
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
326
Bei niedrigen Energien kann die indirekte Photon-Photon-Wechselwirkung der
Quanten-Elektrodynamik durch die Euler-Heisenberg-Theorie
1 µν
Le
Euler-Heisenberg = − 4 F̂ F̂µν
√ !4 2
e/ 4π
F̂ µν F̂µν + c2
+ c1
m
√ !4
e/ 4π
F̂ µν F̂νρ F̂ ρσ F̂σµ
m
als eektive Feldtheorie beschrieben werden. Wendet man die in diesem Kapitel
entwickelten Konzepte auf das Spin-2 Feld an, erhält man die Lagrange-Dichte
1
Le
QG = 2
1
κ
L
L
R̂µν − gµν R̂
ĥµν (x) − · T̂µν (x)ĥµν (x) + LM
2
2
der Quantengravitation, die zu der linearisierten Einstein-Gleichung
1
κ
L
R̂µν
− gµν R̂L = · T̂µν (x)
2
2
führt.
8.6 Quanten-Chromodynamik
Die Vielfalt der beobachtbaren Hadronen wird auf relativ einfache und plausible Weise durch das Quark-Parton-Modell
•
jedes Quark kann mit den Farbladungen rot, grün und blau auftreten
•
alle natürlich auftretenden Teilchen sind farblos
und die einzigen möglichen farblosen Kombinationen sind
•
rot+antirot oder grün+antigrün oder blau+antiblau
•
rot+grün+blau oder antirot+antigrün+antiblau
erklärt. Hadronen aus einem Quark und einem Antiquark werden Mesonen und
Hadronen aus drei Quarks Baryonen genannt. So ist als Beispiel ein typischer
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
Mesonenaufbau die Struktur des
|ρ0 ; s3 = +1i
|ρ0 ; s3 =
0i
|ρ0 ; s3 = −1i
327
ρ0 -Mesons
1 = √ |A; u, ↑i |B; u, ↑i − |A; d, ↑i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
2
1
|A; u, ↑i |B; u, ↓i − |A; d, ↑i |B; d, ↓i
=
2
+ |A; u, ↓i |B; u, ↑i − |A; d, ↓i |B; d, ↑i · |qq − Farbei
1 = √ |A; u, ↓i |B; u, ↓i − |A; d, ↓i |B; d, ↓i · |qq − Farbei
2
und analog ist in abgekürzter Schreibweise ein Beispiel für den Aufbau eines
Baryons die Struktur des Protons im Spinzustand
√
= 1/ 18 · (
|p+ ; s3 = +1/2i
s3 = +1/2
2u↑u↑d↓ − u↑u↓d↑ − u↓u↑d↑
+ 2u↑d↑u↓ − u↑d↓u↑ − u↓d↑u↑
+ 2d↑u↑u↓ − d↑u↓u↑ − d↓u↑u↑
· |qqq − Farbei
)
.
Die Farbzustandsvektoren der Mesonen und der Baryonen
|qq − Farbei = δxy |A; xi |B; yi
|qqq − Farbei = xyz |A; xi |B; yi |C; zi
mit
x, y, z ∈ {rot, grün, blau}
sind invariant bei Drehungen



|rot0 i
|roti
 |grün0 i = U3×3 (α) ·  |grüni
|blau0 i
|blaui

des Farbraumes durch die unitäre Transformationsmatrix
U3×3 (α) = e−iαa
mit acht reellen Parametern
αa
λa
2
und acht linear unabhängigen
λ-Matrizen,
für
die in der Elementarteilchenphysik üblicherweise die fundamentale Gell-MannDarstellung gewählt wird.
Auf dem Niveau der Lagrange-Dichte erfordert die Farbinvarinz, dass jeder
Quarkavour einen Spaltenvektor


Ψ̂rot (x)
Q̂(x) = Ψ̂grün (x)
Ψ̂blau (x)
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
328
bildet, was zu der invarianten Lagrange-Dichte der Quanten-Chromodynamik
LSTM
QCD =
1
X ˆ
µ
Ĝa
Qf (x) iγµ DQ
− mf Q̂f (x) − Ĝµν
4 a µν
f =1,6
führt, wobei
µ
DQ
= ∂ µ + ig
λa µ
Ĝ (x)
2 a
die eichinvariante Ableitung ist. Die Lagrange-Dichte ist auch invariant bei
dem Übergang zu lokalen innitesimalen Eichtransformationen
λa
Q̂(x)
Q̂(x) −→
1 − iαa (x)
2
λa
ˆ
ˆ
Q(x)
−→ Q(x)
1 + iαa (x)
2
1
Ĝaµ (x) −→ Ĝaµ (x) + · ∂µ αa (x) + fabc αb (x)Ĝcµ (x)
g
.
Zur Kompensation der Beiträge der nicht-physikalischen Freiheitsgrade der
Gluonen in Störungsrechnungen führt man so genannte Geistfelder ein, die
dann die Lagrange-Dichte
LFP = −i∂µ η̂ a (x) ∂ µ η̂a (x) + gfabc Ĝµb (x)η̂c (x)
besitzen müssen. Nimmt man in der Lagrange-Dichte eine Eichxierung der
Quanten-Chromodynamik mit dem Eichterm
1
LEichterm = −T̂a (x)∂µ Ĝµa (x) + T̂a (x)T̂a (x)
2
vor und berücksichtigt auch noch die Lagrange-Dichte der Geistfelder, so ist
die derart erweiterte Lagrange-Dichte invariant bei BRST-Transformationen.
Diese BRST-Symmetrie liefert eine erhaltene BRST-Ladung, die zu der KugoOjima-Auswahlregel
Q̂B |ηphy i = 0
für die physikalisch zulässigen Zustände führt. Durch diese Festlegung der physikalischen zulässigen Zustände wird sichergestellt, dass alle physikalischen Ergebnisse unabhängig von den Eich- und Geisttermen sind.
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
329
Führt man einen 3-komponentigen Farbvektor
c†
=
 
1


 0




0
0
1
0
0
0
1
für ein rotes Quark
für ein grünes Quark
für ein blaues Quark
ein, dann sind die Feynman-Regeln der Quanten-Chromodynamik auf Baumniveau durch die Zusammenstellung
•
jedes einlaufende Quark liefert einen Faktor
c · u(~
p, σ)
•
jedes auslaufende Quark liefert einen Faktor
u(~
p, σ) · c†
•
jedes einlaufende Antiquark liefert einen Faktor
v(~
p, σ) · c†
•
jedes auslaufende Antiquark liefert einen Faktor
c · v(~
p, σ)
•
jede innere Fermionenlinie liefert einen Faktor
iSF (p)
•
jede innere Gluonenlinie liefert einen Faktor
δab · iDFµν (k)
•
jeder Quark-Gluon-Vertex liefert einen Faktor
−igγµ λ2a
•
an jedem Spinor-Gluon-Vertex gilt die Energie- und Impulserhaltung
•
für jeden Viererimpuls
p, der nicht durch Energie-Impuls-Erhaltung
festR
1/(2π)4 d4 p auszuführen
gelegt wird, ist eine Integration über
gegeben. Die Anwendung der Feynman-Regeln ergibt im Meson für kurze Abstände ein anziehendes Quark/Antiquark-Potential, das man phänomenologisch für alle Abstandsbereiche in der Form
4 g2
+ F0 r
VMeson (r) = − ·
3 4πr
formulieren kann. Die auch bei weiteren Abständen extrem groÿe anziehende
Kraft
F0
von etwa
105 Newton
erklärt den Quarkeinschluss im Meson.
Renormierung führt zu dem Zusammenhang
1
1
− 2
=
2
g (k1 ) g (k2 )
7
· ln
16π 2
k1
k2
2
zwischen den Kopplungskonstanten bei verschiedenen Energien. Die starke
Kopplungskonstante nimmt im Gegensatz zur elektrischen Kopplungskonstanten mit zunehmender Energie ab.
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
330
8.7 Die schwache Wechselwirkung
Die Entdeckung der schwachen Wechselwirkung geht auf die Analyse des 1896
entdeckten Beta-Zerfalls zurück. Beim Beta-Zerfall zerfällt ein im Atomkern
gebundenes Neutron
−→ p+ + e− + ν e
n
in ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino. Auf der Ebene der Konstituten ndet beim Beta-Zerfall die Umwandlung eines d-Quarks in ein u-Quark
statt
d
−→ u + e− + ν e
.
Die Halbwertszeit dieses Zerfalls ist mit 18min sehr lang, was den Schluss nahe
legt, dass die zugehörige Wechselwirkung nur schwach ist. Weder die QuantenElektrodynamik noch die Quanten-Chromodynamik können den Beta-Zerfall
erklären.
Aus dem Experiment ergibt sich als eine wesentliche Eigenschaft der schwachen Wechselwirkung, dass sie unsymmetrisch bezüglich der Spins der an der
Wechselwirkung beteiligten Fermionen ist. Beim Zerfall eines Teilchens entstehen ausschlieÿlich so genannte linkshändige Fermionen. Zur Beschreibung der
Händigkeit eines Fermions führt man die Matrizen
γ 5 = iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3
1
L=
1 − γ5
2
1
R=
1 + γ5
2
ein. Die Wellenfunktion eines Fermions wird linkshändig
händig
Ψ(x, R)
Ψ(x, L)
bzw. rechts-
genannt, wenn
L · Ψ(x, L) = Ψ(x, L)
bzw.
R · Ψ(x, R) = Ψ(x, R)
gilt. Der schwachen Wechselwirkung liegt das Postulat zugrunde, dass die elementaren Feldoperatoren der beiden masselosen Fermionen einer Quark- oder
Leptongeneration
T̂ (x, R) ,
D̂(x, R)
und
L̂(x) =
T̂ (x, L)
D̂(x, L)
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
331
sind. Analog zur Quanten-Elektrodynamik und zur Quanten-Chromodynamik
kann man aus der Invarianz der freien Lagrange-Dichte der Fermionen bei
globalen Transformationen über das Noether-Theorem divergenzfreie Ströme
bestimmen. Wie dort gezeigt, ist die Kopplung zu Eichfeldern dann sehr einfach mit Hilfe der eichinvarianten Ableitungen beschreibbar. Damit wird die
Lagrange-Dichte der schwachen Wechselwirkung
LSchW W
=
µ
iTˆ (x, R)γµ DR
T̂ (x, R)
ˆ
+ iD(x,
R)γ Dµ D̂(x, R)
µ
R
µ
ˆ
+ iL(x)γ
µ DL L̂(x)
1
1
a
− F̂Bµν F̂Bµν − Ŵaµν Ŵµν
4
4
mit den Feldstärketensoren
F̂Bµν = ∂ µ B̂ ν (x) − ∂ ν B̂ µ (x)
Ŵaµν = ∂ µ Ŵaν (x) − ∂ ν Ŵaµ (x) − gw abc Ŵbµ (x)Ŵcν (x)
und den eichinvarianten Ableitungen
µ
DR
= ∂ µ + igy Y B̂ µ (x)
µ
DL
= ∂ µ + igy Y B̂ µ (x) + igw
τa µ
Ŵ (x)
2 a
.
Dabei wurden für die Hyperladung die Kopplungskonstante
schwache Ladung die Kopplungskonstante
gw
gy
und für die
eingeführt.
Die Lagrange-Dichte des Higgs-Sektors
2
µ
LHiggs-Sektor = DµL Φ̂† (x)DL
Φ̂(x) + µ2 Φ̂† (x)Φ̂(x) − λ Φ̂† (x)Φ̂(x)
wird per Hand in das Standardmodell eingefügt. In der unitären Eichung
nimmt das Higgs-Feld die einfache Form
1
Φ̂(x) = √
2
0
v + ĥ(x)
332
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
an. Die beobachtbaren Masseeigenzustände der Eichbosonen ergeben sich dann
als die Linearkombinationen
−gy B̂µ (x) + gw Ŵµ3 (x)
q
2
gy2 + gw
1 Ŵµ (x) = √ Ŵ1µ − iŴ2µ
2
1
Ŵµ† (x) = √ Ŵ1µ + iŴ2µ
2
Ẑµ (x) =
der ursprünglichen Eichfelder mit den Massen
v q 2
2 = 91.188 GeV
· gy + gw
2
v
= · gw
= 80.398 GeV .
2
mZ =
mW
Für die Kopplungskonstanten folgen mit dem schwachen Mischungswinkel
sin
2
Θw |th. = 1 −
mW
mZ
2
= 0.2226
die wichtigen Beziehungen
gy =
gw =
e
cosΘw
e
sinΘw
.
Die allgemeinste Form der Yukawa-Kopplungen zwischen dem Higgs-Feld und
den Fermionen
LYukawa = −L̂(x)ΛD D̂(x, R)Φ̂(x) − Φ̂† (x)D̂(x, R)Λ†D L̂(x)
e
e † (x)T̂(x, R)Λ† L̂(x)
− L̂(x)ΛT T̂(x, R)Φ(x)
−Φ
T
führt bei der Wechselwirkung zu einer Mischung der Generationen, die im
Quarksektor durch die Cabibbo-Kobayashi-Maskawa-Matrix


0.974 0.226 0.004
VCKM (Beträge) = 0.226 0.973 0.042
0.009 0.041 0.999
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
333
und im Leptonsektor durch die Pontecorvo-Maki-Nakagawa-Sakata-Matrix

0.78 − 0.86 0.51 − 0.61
VP M N S (Beträge) = 0.21 − 0.57 0.41 − 0.74
0.19 − 0.56 0.39 − 0.72

0.00 − 0.18
0.59 − 0.78
0.62 − 0.80
.
beschrieben wird. Die Mischungsmatrizen sind nicht durch die Theorie festgelegt, sondern müssen experimentell bestimmt werden. Die Mischung bedeutet
praktisch, dass die physikalisch beobachtbaren Fermionen als Masseeigenzustände durch Drehung mit der Mischungsmatrix aus den ursprünglichen masselosen Fermionen gebildet werden.
Durch den Übergang zu den physikalisch beobachtbaren Eichbosonen und
Fermionen ergeben sich aus der so modizierten Lagrange-Dichte die für die
schwache Wechselwirkung gültigen Feynman-Regeln. Für Rechnungen in höherer Ordnung der Störungstheorie ist es jedoch sinnvoll in die 't Hooft-Eichung
zu wechseln, da die unitäre Eichung ein schlechtes Konvergenzverhalten zeigt.
334
DIE ZUSAMMENFASSUNGEN DER EINZELNEN KAPITEL
335
Kapitel 9
Ausblick
9.1 Schwächen des Standardmodells
Das Standardmodell der Teilchenphysik ist die Kombination aus QuantenElektrodynamik, Quanten-Chromodynamik sowie der schwachen Wechselwirkung. Störungstheoretisch ergibt es sich sehr einfach aus der Gesamtheit der
abgeleiteten Feynman-Regeln.
Der kinematische Rahmen jeder Quantenfeldtheorie wird durch die anfangs
formulierten Postulate gegeben und durch die Postulate zum Teilcheninhalt
und zum Higgs-Sektor zum Standardmodell vervollständigt. Nachstehend sind
noch einmal alle Postulate zusammengefasst:
Postulate der Quantentheorie
•
Über die Werte einer Eigenschaft eines Quantensystems lassen sich nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen treen.
•
Die Energie eines Quantensystems ist immer positiv.
•
Quantenobjekte einer Sorte sind ununterscheidbar.
•
Das Quantenvakuum ist eindeutig und invariant.
Postulate der speziellen Relativitätstheorie
•
Die Naturgesetze sind in jedem Inertialsystem gleich.
•
Die Lichtgeschwindigkeit ist eine Konstante und in jedem Inertialsystem
gleich.
KAPITEL 9. AUSBLICK
336
•
Raumartig getrennte Ereignisse können sich nicht beeinussen.
Ergänzende Postulate
•
Die elementaren Quantenobjekte sind punktförmig.
•
Die Ergebnisse von verschiedenen Experimenten, die weit genug voneinander entfernt durchgeführt werden, sind nicht korreliert.
•
Die Naturgesetze sind invariant unter Skalentransformationen.
Postulate zum Teilcheninhalt
•
Es gibt drei Generationen von Fermionen.
•
Jede Fermiongeneration besteht aus 2 Leptonen und 6 Quarks.
•
Die Symmetriegruppe einer Fermiongeneration ist durch
UY (1) × SUlinks (2) × SUFarbe (3)
gegeben.
Postulate zum Higgs-Sektor
•
Es existiert ein zweikomponentiges Spin-0 Feld.
•
Die Symmetriegruppe für dieses Higgs-Feld ist
UY (1) × SUlinks (2) .
•
Der Vakuumerwartungswert des Higgs-Feldes ist
h0|Φ̂(x)|0i =
√1
2
0
v
.
Zusätzlich zu den vorstehenden Postulaten erfordert das Standardmodell noch
die Festlegung der 21 freien Parameter:
•
12 Massen der Spinorfelder
•
1 Higgs-Masse
•
1 elektrische Kopplungskonstante
•
1 Kopplungskonstante für die starke Wechselwirkung
•
1 Kopplungskonstante für die schwache Wechselwirkung
•
1 schwacher Mischungswinkel
9.1. SCHWÄCHEN DES STANDARDMODELLS
•
337
4 Parameter der CKM-Matrix
Auch wenn die elektrischen Ladungen in der Literatur üblicherweise nicht explizit als freie Parameter mitgezählt werden, sind zur vollständigen Beschreibung aber auch noch die
•
12 elektrischen Ladungen der Spinorfelder
festzulegen. Das Standardmodell ist das Ergebnis einer Vielzahl von experimentellen und theoretischen Arbeiten. Es ist auÿerordentlich erfolgreich und
beschreibt mit Ausnahme der Neutrinomischung alle beobachtbaren Phänomene im Bereich der Elementarteilchen. Der experimentelle Nachweis des HiggsBosons steht zur Zeit aber noch aus.
Trotz seines enormen Erfolges wird das Standardmodell als unvollständig angesehen. Einige der nicht zufriedenstellenden Eigenschaften sind:
•
Das Muster der Symmetriegruppen erscheint willkürlich.
•
Die Kopplungskonstanten stehen in keiner Beziehung zueinander.
•
Die Quantisierung der elektrischen Ladung ist nicht erklärt.
•
Die Festlegung aller freien Parameter muss rein experimentell erfolgen.
•
Der Mechanismus zur Symmetriebrechung erscheint künstlich.
Die Antworten auf diese Probleme sind auÿerhalb des Standardmodells zu
suchen. Im vorgegebenem kinematischen Rahmen gibt es hierfür zwei oensichtliche Wege:
•
Die gleichen fundamentalen Felder mit neuen Wechselwirkungen anzunehmen. Dies führt zu den Grand Unied Theories und zu den supersymmetrischen Theorien.
•
Neue fundamentale Felder mit neuen Wechselwirkungen anzunehmen.
Dies führt zu Theorien mit Preonen oder Technicolour.
Diese beiden Wege werden in den abschlieÿenden Abschnitten kurz diskutiert.
Neben diesen oensichtlichen Ansätzen sind natürlich auch noch exotischere
Ansätze möglich und Gegenstand intensiver Forschung.
Gibt man als Beispiel das Postulat auf, das die Elementarteilchen punktförmig sind, so gelangt man zur Stringtheorie. In der Stringtheorie werden die
Elementarteilchen als verschiedene Schwingungsmoden einer fundamentalen
KAPITEL 9. AUSBLICK
338
eindimensionalen Struktur aufgefasst. Die Stringtheorie erlaubt es, die Wechselwirkungen auf mikroskopischer Ebene sehr einfach durch Vereinigung oder
Aufspaltung und Änderung des Schwingungszustandes der Strings zu erklären. Das Standardmodell liefert im Gegensatz hierzu keinen Ansatz, wie eine
Wechselwirkung im Mikroskopischen tatsächlich abläuft. Ein weiteres attraktives Merkmal der Stringtheorie ist es, dass sie automatisch die Gravitation
in die Beschreibung mit einbezieht und damit eine mögliche Vereinigung aller bekannten Wechselwirkungen liefern könnte. Bisher ist es aber noch nicht
gelungen, das Standardmodell als Grenzfall aus der Stringtheorie zu gewinnen.
9.2 Das SU(5)-Modell
Die Philosophie der Grand Unied Theories basiert auf der Hypothese, dass die
elektrische, die starke und die schwache Wechselwirkung verschiedene Zweige
einer einzigen Wechselwirkung sind und bei hohen Energien mit einer einzigen
Eichgruppe zusammenhängen. Diese Eichgruppe deniert den Zusammenhang
zwischen den drei Kopplungskonstanten und wird bei einer sehr hohen Energie
M
durch einen Higgs-Mechanismus zum Standard-Modell gebrochen, das
selbst einer weiteren Symmetriebrechung bei 80-90GeV unterliegt. Das einfachste Modell hierfür ist das minimale SU(5)-Modell mit
52 − 1 = 24
Eichbo-
sonen.
⇒
hohe Energie
SUFarbe (3)
⇒
SU (5)
niedrige Energie
UY (1)
×
SUlinks (2)
×
B̂ µ (x)
Ŵaµ (x)
Ĝµa (x)
⇒
Eichbosonen
gy
gw
g
⇒
g5
X̂aµ (x)
Bei Energien gröÿer als die Vereinigungsenergie ist die Theorie symmetrisch
bezüglich der SU(5) und es tritt nur die Kopplungskonstante
g5
auf, während
sich bei niedrigen Energien durch die erste Symmetriebrechung unterschiedliche Kopplungen ergeben. Auf den ersten Blick erscheint dies unmöglich, da die
Werte der Kopplungskonstanten bei niedrigen Energien erheblich voneinander
abweichen. Gelöst wird dieser scheinbare Widerspruch durch die Renormie-
9.2. DAS SU(5)-MODELL
339
rungsgleichungen der einzelnen Kopplungskonstanten, die die Werte bei verschiedenen Energien zueinander in Beziehung setzen.
Bezeichnet
tn
die 24 Generatormatrizen der SU(5), dann ist der Zusammen-
hang der Symmetriegruppen des Standardmodells durch die Einbettungen
ti =
t20+j =
λi
03×2
02×3
02×2
03×3
03×2
02×3
τj

t24
−2
0
1 
0
=√ 
15 
0
0
;
X̂iµ (x) =
;
µ
X̂20+j
(x) = Ŵjµ (x)
0
−2
0
0
0
0
0
0
0
−2 0
0 +3
0
0
Ĝµi (x)

0
0

0
;
0
+3
für
für
i = 1, ..., 8
j = 1, ..., 3
µ
X̂24
(x) = B̂ µ (x)
(9.2.1)
(9.2.2)
(9.2.3)
gegeben. Die verbleibenden 12 Generatormatrizen der SU(5) haben die dazu
orthogonale Struktur
tn =
03×3
Tn
Tn†
02×2
;
für
Die zugehörigen Eichbosonen
n = 9, ..., 20
X̂nµ (x)
.
(9.2.4)
mit n=9,...,20 erhalten durch die erste
Symmetriebrechung die sehr groÿe Masse
M,
so dass sie bei Rechnungen mit
niedrigen Energien nicht berücksichtigt werden müssen. Das Standardmodell
ist in diesem Sinne eine eektive Feldtheorie.
Während die Einbettung der SU(3) und der SU(2) sofort anschaulich transparent ist und zu
g(M ) = gw (M ) = g5
führt, bedarf die Einbettung der
(9.2.5)
UY (1) einer näheren Betrachtung. Im Rahmen
der SU(5) ist es notwendig die Zuordnung


drot
dgrün 



Ψ̂5 (x) = 
 dblau

 e+ 
νe
R
(9.2.6)
KAPITEL 9. AUSBLICK
340
der rechthändigen Fermionen/Antifermionen zu der fundamentalen SU(5) Darstellung zu treen, während die verbleibenden Teilchen der adjungierten Darstellung zugeordnet werden. Dies ist konsistent mit der Einbettung der SU(2)Generatoren in die SU(5)-Generatoren, da die Fermionenpaare
+
e
νe R
und
νe
e−
L
sich bei SU(2)-Transformationen gleich verhalten. Da die Ladungsstromdichten von einem Teilchen und einem Antiteilchen umgekehrte Vorzeichen besitzen, gilt für die zugehörigen Feldoperatoren die Identität
ˆ
ˆ (x, R)γ Ψ̂ (x, R)
Ψ(x,
L)γµ Ψ̂(x, L) = −Ψ
c
µ c
Damit erhält man für den Wechselwirkungsterm mit dem
µ
g5 Jˆµ24 (x)X̂24
(x) =
=
.
t24 -Generator
ˆ (x)γ t24 Ψ̂ (x)X̂ µ (x)
g5 Ψ
5
µ
5
24
2
−2
ˆ (x, R)γ · √
g5 Q
· Q̂d (x, R)B̂ µ (x)
µ
d
2 15
+3
ˆ + (x, R)γ · √
· Ψ̂e+ (x, R)B̂ µ (x)
+ g5 Ψ
µ
e
2 15
+3
ˆ (x, R)γ · √
+ g5 Ψ
· Ψ̂ν e (x, R)B̂ µ (x)
νe
µ
2 15
r
=
g5
3
1
ˆ (x, R)γ Q̂ (x, R)B̂ µ (x)
· −
·Q
µ d
d
5
3
r 3
1
ˆ − (x, R)γ Ψ̂ − (x, R)B̂ µ (x)
+ g5
· +
·Ψ
µ ce
ce
5
2
r 1
3
ˆ (x, R)γ Ψ̂ (x, R)B̂ µ (x)
+ g5
· +
·Ψ
cνe
µ cνe
5
2
r
=
3
1
ˆ (x, R)γ Q̂ (x, R)B̂ µ (x)
g5
· −
·Q
µ d
d
5
3
r 3
1
ˆ − (x, L)γ Ψ̂ − (x, L)B̂ µ (x)
+ g5
· −
·Ψ
µ e
e
5
2
r 3
1
ˆ (x, L)γ Ψ̂ (x, L)B̂ µ (x) .
· −
·Ψ
+ g5
νe
µ νe
5
2
9.2. DAS SU(5)-MODELL
Mit
341
YRd = −1/3, YLe− = −1/2 und YLνe = −1/2 ergibt sich daraus schlieÿlich
r
3
gy (M ) =
· g5
.
(9.2.7)
5
Da die Spur der SU(5)-Generatoren verschwinden muss, folgt für die Hyperladungen die Bedingung
−3YRd + YLe− + YLνe = 0
.
(9.2.8)
Im Rahmen des minimalen SU(5)-Modells wird damit die korrekte Quantisierung der Ladungen der Fermionen vorhergesagt!
Nun zurück zu der Renormierung der Kopplungskonstanten. Für die starke
Kopplungskonstante ist nach (6.8.15)
1
1
−
=
g 2 (k) g 2 (M )
1
· 7 · ln
16π 2
k
M
2
.
(9.2.9)
Bei der Renormierung der schwachen Kopplungskonstanten und der Kopplungskonstanten der Hyperladung ist der Beitrag
1
1
· · ln
−
16π 2 6
k
M
2
(9.2.10)
des Higgs-Feldes zu berücksichtigen, den ich hier ohne Ableitung angebe. Dann
ergibt sich mit N=2 und n=3 aus (6.8.14) für die schwache Kopplungskonstante
1
1
− 2
=
2
gw (k) gw (M )
=
2
2
4
k
1
k
11
1
· 2 − · 3 ln
−
· · ln
2
3
3
M
16π 6
M
2
1
19
k
· ln
(9.2.11)
·
16π 2 6
M
1
16π 2
und mit
"
X
alle Fermionen
Yf2
2
2 #
1
1
2
=3
0 + −
+ (−1) + −
2
2
"
2 2 2 2 #
2
1
1
1
+9 +
+ +
+ −
+ +
3
6
3
6
2
=
10
(9.2.12)
KAPITEL 9. AUSBLICK
342
wird in Analogie zu (4.4.16)
2
2
1
1
1
1X 2
k
1
1
k
−
=−
·
Yf · ln
−
· · ln
gy2 (k) gy2 (M )
12π 2 2
M
16π 2 6
M
f
2
k
1
41
=−
·
·
ln
,
(9.2.13)
16π 2 6
M
wobei zu beachten ist, dass die Summe über die Hyperladungen sowohl der
rechts- als auch der linkshändigen Fermionen gebildet wird, was den zusätzlichen Faktor 1/2 erfordert. Bei der Renormierung der Kopplungskonstanten
der Hyperladung sind nur die Fermionen und das Higgs-Feld zu berücksichtigen, da die Eichbosonen und Geistfelder keine Hyperladungen tragen. Im Gegensatz hierzu besitzen die
W ± -Bosonen
und die zugehörigen
η ± -Geistfelder
eine elektrische Ladung und sind deshalb für die Renormierung der elektrischen Kopplungskonstanten wichtig. Dies bedeutet auch, dass die Beziehung
(4.4.16) nur für Energien gilt, die klein gegenüber der Masse der Eich- und
Geistfelder sind. Die Renormierungsgleichung für groÿe Energien kann man
am Einfachsten mit der aus (7.5.6) und (7.5.7) folgenden Beziehung
1
e2 (k)
=
1
gy2 (k)
+
1
(9.2.14)
2 (k)
gw
gewinnen. (9.2.11) und (9.2.13) liefern dann mit
e(M ) = q
gy (M )gw (M )
r
=
2 (M )
gy2 (M ) + gw
3
· g5
8
(9.2.15)
die Renormierungsgleichung
1
1
1
11
−
=−
· ln
·
e2 (k) e2 (M )
16π 2 3
k
M
2
(9.2.16)
für die elektrische Kopplungskonstante. Die vorstehenden Renormierungsgleichungen ermöglichen die Berechnung der Vereinigungsenergie. So liefert
(9.2.16)
−
8
1
8
· (9.2.9) = 2
− 2
3
e (k) 3g (k)
2
67
k
=−
· ln
48π 2
M
9.2. DAS SU(5)-MODELL
343
die Beziehung
ln
M
k
2
48π 2
·
67
=
1
8
−
e2 (k) 3g 2 (k)
(9.2.17)
und weiter wird
1
1
= 2
2
g5
g (M )
2
1
7
k
= 2
−
· ln
g (k) 16π 2
M
1
21
11
=
·
+
.
67
e2 (k) g 2 (k)
Mit
e(mZ ) = 0.313
und
g(mZ ) = 1.216
(9.2.18)
folgt dann
M
=
6.6 · 1014
g5
=
0.55
GeV
.
(9.2.19)
(9.2.20)
Im Rahmen der SU(5) ist auch der schwache Mischungswinkel ableitbar
sin
2
e2 (k)
Θw (k) |SU (5) = 2
g (k)
" w
2 #
19
k
1
1
2
+
·
· ln
= e (k) 2
2
gw (M ) 16π
6
M
"
2 !
2 #
1
7
k
1
19
k
2
= e (k)
−
· ln
+
·
· ln
g 2 (k) 16π 2
M
16π 2 6
M
=
23
109 e2 (k)
+
·
134 201 g 2 (k)
woraus sich bei
k = mZ
,
(9.2.21)
der Wert
sin
2
Θw (mZ ) |SU (5) = 0.2076
(9.2.22)
ergibt, der im Widerspruch zu dem experimentell gemessenem Wert
sin
2
Θw (mZ ) |exp. = 0.2312
(9.2.23)
KAPITEL 9. AUSBLICK
344
steht. Eine weitere Vorhersage der minimalen SU(5) betrit den Zerfall des
Protons über Wechselwirkungsterme mit den Generatoren
t9
-
t20 .
Der dabei
dominierende Zerfallskanal ist
p+ (uud) −→ π 0 (dd) + e+
u
+u
−→
d
+e
+
(9.2.24)
.
(9.2.25)
Die im SU(5)-Modell vorhergesagte Lebensdauer des Protons ist nun
Γ−1
p+ |SU (5) ≈
1030
Jahre
Γ−1
p+ |exp. >
1032
Jahre
,
(9.2.26)
während experimentell
(9.2.27)
ermittelt wurde. Insgesamt zeigt dies, dass das minimale SU(5)-Modell experimentell ausgeschlossen ist. Eine Änderung der Symmetriegruppe zu SO(10)
oder noch anderen Gruppen verbessert die Situation nicht, da die Vorhersagen
durch die Einbettung der Generatoren bestimmt sind und sie deshalb für die
gesamte Klasse dieser GUTs folgen.
Trotzdem ist es möglich das minimale SU(5)-Modell zielführend zu ergänzen.
Theoretisch lässt sich nämlich zeigen, dass es genau eine Möglichkeit gibt die
Poincare-Symmetrie zu einer gröÿeren Symmetriegruppe zu erweiteren. Die
Ergänzung wird Supersymmetrie genannt und erlaubt es Bosonen und Fermionen ineinander zu transformieren. Im Rahmen der Supersymmetrie wird
jedem Spin-1/2 Fermion ein zugehöriges Spin-0 Boson, jedem Spin-1 Eichboson
ein zugehöriges Spin-1/2 Fermion und dem Spin-0 Higgs-Boson ein Spin-1/2
Fermion zugeordnet. Der Teilcheninhalt des Standardmodells wird auf diese
Weise verdoppelt. Hierdurch ändern sich die Renormierungsbeziehungen für
die einzelnen Kopplungskonstanten, wodurch die Vereinigungsenergie soweit
noch oben verschoben wird, dass sich mit dem Experiment konsistente Vorhersagen für den schwachen Mischungswinkel und die Lebensdauer des Protons
ergeben.
Da die supersymmetrischen Partner der Teilchen des Standardmodells bisher
nicht entdeckt wurden, muss auch die Supersymmetrie, falls sie tatsächlich zur
korrekten Naturbeschreibung gehört, bei niedrigen Energien gebrochen sein.
Man erwartet/erhot die ersten SUSY-Teilchen im Energiebereich ab etwa
1TeV zu entdecken.
9.3. EIN EINFACHES PREON-MODELL
345
9.3 Ein einfaches Preon-Modell
Das Standardmodell besitzt mit 24 Fermionen, 24 Antifermionen, 12 Eichbosonen und einem Higgs-Boson eine Vielzahl von fundamentalen Teilchen.
Jedes dieser Teilchen kann über eine Wechselwirkung in andere Teilchen umgewandelt werden. Zudem zerfallen alle Fermionen der zweiten und dritten
Generation sehr schnell. Es stellt sich hier die Frage, ob instabile Teilchen
fundamental sein können und ob eine wesentliche Eigenschaft eines fundamentalen Teilchens nicht seine Stabilität sein sollte?
Es hat deshalb Ansätze gegeben, die Teilchen des Standardmodells als gebundene Zustände noch kleinerer Konstituten, den Preonen, zu erklären. Das
Harari-Shupe-Modell geht von der Existenz eines c-Preons und eines n-Preons
mit Spin-1/2 und der Annahme aus, dass die Fermionen jeweils aus drei Preonen oder drei Antipreonen aufgebaut sind. Die Farben der Quarks werden
dabei durch die unterschiedliche Anordnung der jeweils gleichen Preonen oder
Antipreonen erklärt. Damit dies konsistent möglich ist, muss das c-Preon die
elektrische Ladung +1/3 besitzen, während das n-Preon elektrisch neutral sein
muss. Durch reine Kombinatorik erhält man auf diese Weise die Teilchen der
ersten Generation des Standardmodells.
Fermion
Ldg.
νe
Aufbau
Fermion
Ldg.
0
nnn
νe
0
nnn
e−
−1
ccc
e+
+1
ccc
u
+2/3
u
−2/3
d
−1/3
Farbe
Farbe
Aufbau
rot
ccn
rot
ccn
grün
cnc
grün
cnc
blau
ncc
blau
ncc
rot
nnc
rot
nnc
grün
ncn
grün
ncn
blau
cnn
blau
cnn
d
+1/3
Die zweite und dritte Generation der Fermionen werden in diesem einfachen
Preon-Modell als angeregte Zustände aufgefasst. Die Wechselwirkungen sind
sehr einfach durch die Umordnung der Bindungszustände darstellbar. So wird
KAPITEL 9. AUSBLICK
346
als Beispiel der Pion-Zerfall durch die Preonenumordnung
π − (du) −→ ν e + e−
d(nnc)
(9.3.28)
−
+ u(ccn) −→ ν e (nnn) + e (ccc)
(9.3.29)
und analog der Proton-Zerfall der SU(5) durch
p+ (uud) −→ π 0 (dd) + e+
u(ccn)
+ u(cnc)
−→
d(cnn)
+ e+ (ccc)
(9.3.30)
(9.3.31)
beschrieben. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass auf Preon-Ebene keine
Materie/Antimaterie-Asymmetrie vorliegt, da ein Wasserstoatom
+ −
H(p
e ) = urot + ugrün + dblau + e− = ccn + cnc + cnn + ccc
(9.3.32)
aus gleich vielen Preonen und Antipreonen besteht.
Bisher ist es allerdings nicht gelungen eine Dynamik zu entwerfen, die genau zu den gewünschten Bindungszuständen führt und erklärt, warum nur
Spin-1/2 und keine Spin-3/2 Bindungszustände auftreten. Zudem verhalten
sich die Leptonen auch bei sehr kleinen Entfernungen so, als ob sie punktförmig wären. Aufgrund der Unschärferelation würde man deshalb naiverweise
wesentlich gröÿere Massen für die Neutrinos und für das Elektron erwarten als
sie tatsächlich besitzen.
347
Schlussbemerkung
Beginnend mit der Quantenhypothese von M. Planck und mit der speziellen
Relativitätstheorie von A. Einstein Anfang des letzten Jahrhunderts bis hin zur
Inbetriebnahme des Large Hadron Colliders in diesem Jahr, mit dessen Hilfe
als letztes Puzzlestückchen das Higgs-Boson nachgewiesen werden soll, haben
mehrere tausend Physiker an der Entwicklung der Elementarteilchenphysik
mitgearbeitet.
Das in diesen Jahren schrittweise ausgearbeitete Standardmodell ist sicherlich
eines der gröÿten Leistungen des menschlichen Geistes. Es hat mir sehr viel
Freude gemacht die Ästhetik der zugrunde liegenden Ideen nachzuvollziehen
und in einer mir zweckmäÿig erscheinenden Form in diesen Text zu fassen.
348
SCHLUSSBEMERKUNG
349
Literaturverzeichnis
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LITERATURVERZEICHNIS
350
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Quantenmechanik: Eine Einführung
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[18]
S. Weinberg
The Quantum Theory of Fields, Vol.I
Cambridge University Press; 1996
Teil IV
Nachtrag
NACHTRAG
353
Der Large Hadron Collider am CERN nahm seinen regulären Betrieb am Ende
des Jahres 2009 auf. In allen bisherigen Experimenten wurde das Standardmodell der Teilchenphysik in hervorragender Weise bestätigt. Es konnten unter
anderem weitere Hadronen gefunden sowie ein Quark-Gluonen-Plasma erzeugt
werden. Auch weitere CP-Verletzungen konnten nachgewiesen werden.
Eines der wichtigsten Ergebnisse war aber der Nachweis des Higgs-Bosons im
Juli 2012. Damit wurde das letzte fehlende Teilchen des Standardmodells gefunden. Francois Englert und Peter Higgs erhielten daraufhin im Jahre 2013
den Nobelpreis für ihre schon 1964 veröentlichte zugehörige Theorie.
Im Februar 2017 berichtete die ATLAS Collaboration zudem davon, dass sie
die extrem schwache Photon-Photon-Wechselwirkung bei der Kollision von
schweren Blei-Ionen nachweisen konnten. Dies zeigt die Leistungsfähigkeit des
Large Hadron Colliders.
Hinweise für eine Physik jenseits des Standardmodells wurden jedoch bisher
trotz intensiver Suche noch bei keinem der durchgeführten Experimente gefunden.
März 2017
Manfred Ender
354
NACHTRAG
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