P. Ganssler w. Stute Wahrscheinlichkeitstheorie Spri nger-Verlag Berlin Heidelberg New York 1977 Peter Ganssler Winfried Stute Mathematisches Institut, Ruhr-UniversiUit Bochum 0-4630 Bochum AMS Subject Classification (1970) Primary: 60A05, 60Bl0, 60E05, 60F05, 60F15, 60G05, 60G45, 60G50 Secondary: 60G15, 60G17, 60G40, 60J30, 60J65, 62005, 62E15, 62E20, 62G30, 62L10 ISBN-13: 978-3-540-08418-1 001: 10.1007/978-3-642-66749-7 e-ISBN-13: 978-3-642-66749-7 Library of Congress Cataloging In Pubhcation Data Glnaaler. Peter. Wahracheinlichkelts' theorie. (Hochachuhextel. BIbliography: p. Includes index. 1. Probabilitiea. 2. Meaaure theory. 3. Stochastic processes. I. Stute. Winfried. 1946· joint author. II. Title. QA273.G314. 519.2. 77·21687 Oaa Werk 1st urheberrechtlich geachutzt. Ole dadurch begrundeten Rechte. Insbesondere die der Uberaetzung, des Nachdruckes. der Entnahme von Abbildungen. der Funkaendung. der Wiedergabe auf photomechanischem oder Ihnlichem Wege und der Speicherung in Daten· verarbeitungsanlagen bleiben. auch bel nur auszugswelser Verwertung. vorbehalten. Bei Vervielflltigungen fur gewerbliche Zwecke lat geml8 § 54 UrhG elne Vergutung an den Verlag zu zahlen. deren HOhe mit dem Verlag zu verelnbaren iat. Cl by Spnnger·Verlag Berlin Heidelberg 1977 Gesamtherstellung: Behz Offsetdruck. Hemsbach/Bergatr. 2144/3140·543210 Ingrid und Gerti gewidmet Vorwort Der vorliegende Hochschultext entstand aus Vorlesungen tiber Wahrscheinlichkeitstheorie an der Ruhr-Universitat Bochurn. GegenUber dem unter dem Titel "Grundlagen der Wahrscheinlichkeitstheorie" im Bochurner Studienverlag Brockmeyer 1975 erschienenen Vorlesungsskriptum ist die jetzige Fassung methodisch liberarbeitet und fast urn das Doppelte erweitert worden. In dem Bemlihen, dem jeweiligen Kenntnisstand der Studenten entgegenzukommen, wurden die Vorlesungen mit unterschiedlich gesetzten Schwerpunk ten abgehalten. Auf diese Weise entstanden im Laufe der Zeit verschiedene Manuskripte, bei deren Abfassung sich der erste Autor auf Vorlesungen seiner verehrten Lehrer K. Krickeberg (Paris) und J. Pfanzagl (Keln) stlitzen konnte, was insbesondere im flinften Kapitel zum Ausdruck kommt. Die Abfassung von Abschnitt 3.1 sowie die sonstigen mehr maBtheoretischen Teile im achten Kapitel wurden wesentlich durch Diskussionen mit F. Kapitel I wurde gepr~gt Tops~e (Kopenhagen) beeinfluBt. durch Vorlesungsskripten zur MaBtheorie unseres frliheren Bochumer Kollegen und Lehrers H.G. Kellerer (Mlinchen). Den Herren Dr. W. Adamski, Dipl.-Math. W. Hummitzsch und Dipl.-Math. J. Strobel sind wir zu groBem Dank verpflichtet. Sie haben wertvolle Anregungen beigesteuert und uns beim Lesen der Korrekturen untcrstiitzt. Herr Hummitzsch hat auBcrdem den Zcichenindex und das Namenund Sachregister angefertigt. Als besonders erfreulich empfanden wir stets die Impulse, die von studentischer Seite kamen und uns halfen, Fehler zu entdecken und frlihere Entwlirfe methodisch zu verbessern. Unser besonderer Dank gilt Frau Richter, die nicht mlide wurde, immer wieder schon fertig geglaubte Teile nach weiteren Uberarbeitungen neu zu schreiben. Die endgiiltige Reinschrift wurde von ihr mit greBter Umsicht und Sorgfalt angefcrtigt. Nicht zuletzt gilt der Dank des ersten Autors dem Department of Statistics der Universitat Princeton (USA), wo er die letzten Monate vor der endgUltigen Fertigstellung des Textes Gelegenheit zu fruchtbaren Diskussionen hatte. SchlieBlich sind wir dem Springer-Verlag auBerordentlich dankbar fUr sein Entgegenkommen bei der Abfassung dieses Hochschultextes. Peter Ganssler Bochurn, im Mai 1977 Winfried Stute Inhaltsverzeichnis Kapitel O. Grundlegende Definitionen und Hilfsm1ttel 0.1 Logische KUrzel, Abkilrzungen 1 0.2 Mengen und Mengenoperationen 1 0.3 Zahlenmengen 3 0.4 Zahlenfolgen 3 0.5 Mengenfolgen 4 0.6 Abbildungen 5 0.7 Beziehungen zwischen Mengen und Indikatorvariablen 6 0.8 Topologische Begriffe und Bezeichnungen 7 0.9 Konvexe Mengen und konvexe Funktionen 8 0.10 Der Satz von Hahn-Banach 9 Kapitel I. MaBtheoretische Hilfsmittel und Grundbegr1ffe der Wahrscheinl1chkeitstheorie 1.1 Mengensysteme 10 1.2 MeBbare Abbildungen 16 1.3 Produktraume 21 1.4 Konstruktion von MaBen 25 1.5 Inneres und auBeres MaB 33 1.6 Ubergang vom MaB zum Integral 35 1.7 ~-fast 1.8 Ubergangs- und Produktwahrscheinlichkeiten 41 1.9 Der Satz von Ionescu Tulcea 48 ilberall Eigenschaften 38 1.10 Verteilungen und Verteilungsfunktionen 51 1.11 F-fast sichere und F-stochastische Konvergenz 58 1.12 Verteilungskonvergenz 64 1.13 Konvergenz im p-ten Mittel 69 1. 14 Gle1chgradige Integrierbarkeit 73 1.15 Unabhang1gkeit 76 1. 16 Null-Eins-Gesetze 83 1.17 Charakteristische Funktionen 88 1.18 Stochastische Ungleichungen 1. 19 Normalverteilungen 104 1. 20 Laplace-Transformierte 108 97 VIII Ubungen Kapitel II. 109 Gesetze der groBen Zahlen 2.1 Das schwache Gesetz der groBen Zahlen 118 2.2 Der Kolmogoroffsche Dreireihensatz 123 2.3 Das starke Gesetz der groBen Zahlen 127 Ubungen 132 Kapitel III. Empirische Verteilungen 3.1 Uniforme Klassen 134 3.2 GleichmaBige Konvergenz empirischer Verteilungen 145 3.3 Eindimensionale empirische Verteilungen 146 Ubungen 153 Kapitel IV. Der zentrale Grenzwertsatz 4.1 Der zentrale Grenzwertsatz 154 4.2 Der Satz von Berry-Esseen 162 4.3 Der zentrale Grenzwertsatz und das Gesetz vom iterierten Logarithmus 173 Ubungen 183 Kapitel V. Bedingte Erwartungen und bedingte Verteilungen 5.1 Spezielle bedingte Erwartungen 5.2 Allgemeine Definition und grundlegende Eigenschaften bedingter Erwartungen 185 187 5.3 Regulare bedingte Wahrscheinlichkeitsverteilungen 193 5.4 Die Jensensche Ungleichung Ubungen 200 Kapitel VI. 203 Martingale Martingale und Sub-Martingale 205 6.2 Das Optional Sampling Theorem 210 6.3 Stopzeiten und Transformation durch Stopzeiten 215 6.1 6.4 Martingalkonvergenzsatze 219 6.5 Inverse Martingale und Inverse Sub-Martingale 224 6.6 Stochastische Ungleichungen fUr Martingale und 6.7 Gesetze dcr groBen Zahlen fUr nichtnegative Sub-Martingale Sub-Martingale und MDF 228 232 IX 6.8 Ein Gesetz vom iterierten Logarithmus fur SubMartingale mit einer Anwendung auf die Konvergenz empirischer Verteilungen 6.9 6.10 IjJ -Statistiken Anwendungen in der Sequentialanalyse Ubungen 253 Stochastische Prozesse 7.3 Allgemeine Existenzaussagen (Satz von Kolmogoroff) MaBe in Funktionenraumen XClR I , I = [0,1] MaBe in Funktionenrawnen XClRT , TC [O,m) 7.2 239 246 Kapitel VII. 7.1 234 257 265 288 7.4 Prozesse mit unabha.ngigen Zuwa.chsen 293 7.5 Der Poissonsche ProzeB 306 7.6 Der Brownsche BewegungsprozeB 313 Ubungen 324 Kapitel VIII. Zufallselemente in metrischen Ra.wnen 8.1 Einige allgemeine Eigenschaften von Zufallselementen 8.2 Konvergenzbegriffe fUr Zufallselemente in metrischen Ra.wnen 8.3 328 332 Ein Gesetz der groBen Zahlen fur Zufallselemente in einem separablen Banachrawn 335 8.4 Schwache Konvergenz 339 8.5 Zwei Konvergenzsa.tze von Wichura 346 8.6 Die Cramerschen Satze 352 8.7 Die Sa.tze von Levy-Cramer und Cramer-Wold 354 8.8 Der klassische mehrdimensionale zentrale Grenzwertsatz 357 Ubungen 358 Kapitel IX. Zentrale Grenzwertsa.tze fUr Martingaldifferenzschemata 9.1 Die konditionierte Lindeberg-Bedingung 9.2 Ein zentraler Grenzwertsatz fUr Martingaldifferenzschemata 365 9.3 Das Lindeberg-Levy Theorem fUr Martingale 370 Ubungen 373 Kapitel X. 10.1 362 Invarianzprinzipien Ein Invarianzprinzip fUr den PartialsummenprozeB 375 x 10.2 10.3 10.4 Ein Invarianzprinzip fUr den empirischen ProzeB Ein Invar ianzpr inz ip fUr t¥J -Statistiken Starke Approximationen fUr Partialsummen unabh~ngiger identisch verteilter Variabler Ubungen Formelanhang Literaturverzeichnis Zeichenindex Sach- und Namenregister 384 388 390 399 401 402 408 411 Hinweise Voraussetzung fUr das Verstandnis des vorliegenden Textes sind Kenntnisse aus Grundvorlesungen Uber Analysis, linearer Algebra und der mengentheoretischen Topologie. Die notwendigen maBtheoretischen Hilfsmittel werden zu Anfang zusammenfassend so dargestellt, daB damit ohne eine vorausgehende MaBtheorievorlesung ein Einstieg in die Wahrscheinlichkeitstheorie bereits zu einem frUheren Zeitpunkt ermBglicht wird. Wtinschenswert waren jedoch Grundkenntnisse aus einer Vorlesung "EinfUhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Mathematische Statistik", etwa im Umfang des in derselben Reihe erscheinenden Hochschultextes "Stochastische Methoden" von K. Krickeberg und H. Ziezold. Solche Einftihrungsvorlesungen sind an den meisten deutschen Universitaten mittlerweile Bestandteil der mathematischen Grundausbildung. Auf eine Diskussion diskreter Modelle ist deshalb bewuBt verzichtet worden. Die von uns getroffene Stoffauswahl umfaBt eine zweisemestrige Vorlesung Uber Wahrscheinlichkeitstheorie (mit in der Regel vier Wochenstunden und zusatzlichen zweistUndigen Ubungen). Neben der Vermittlung klassischer Grundlagen liegt der methodische Schwerpunkt auf der Konstruktion stochastischer Modelle unter besonderer BerUcksichtigung einiger fUr die Anwendungen in der Mathematischen Statistik wichtigen Resultate. So werden zum Beispiel sehr ausfUhrlich empirische Verteilungen, empirische Prozesse und ~-Statistiken behandelt (ein- schlieBlich Invarianzprinzipien). 1m Rahmen einer allgemeinen Theorie von Zufallselementen in metrischen Raumen werden die wichtigsten Resultate zur Verteilungskonvergenz (schwachen Konvergenz) bereitgestellt, und in einem Kapitel Uber stochastische Prozesse wird besonderes Gewicht auf die Frage ihrer Realisierbarkeit in bestimmten Funktionenraumen gelegt. Ein breiter Raum ist dabei der Brownschen Bewegung und dem Poissonschen ProzeB gewidmet. Neu, zumindest in Lehrbuchform, ist die Darstellung von zentralen Grenzwertsatzen und Invarianzprinzipien im Fall abhangiger Beobachtungsvariabler (Martingaldifferenzschemata), desgleichen der am Ende angeschnittene Problemkreis sogenannter starker Approximationen fUr Partialsummen unabhangiger identisch verteilter Variabler. Besonders wichtig erscheint uns die selbstandige Losung der zu jedem Abschnitt aufgeftihrten Ubungsaufgaben am Ende eines jeden Kapitels, wo der Leser auch Hinweise auf weiterfUhrende Spezialliteratur findet. XII Innerhalb des Textes werden die Ubungsaufgaben unter U ... zitiert: A ... verweist auf den Formelanhang am Ende. Uber den gesamten Text sind Formeln, Oefinitionen und Satze fortlaufend numeriert. Die zur Kennzeichnung von Einzelaussagen innerhalb von Beweisen verwendeten Zeichen (.), (+) usw. haben jeweils nur lokale GUltigkeit. Ein eingeschobenes Ausrufungszeichen (l) weist darauf hin, daB der betreffende Beweisschritt dem Leser zur (einfachen) Ubung Uberlassen wird. Kapitel I, II, IV, V und VI eignen sich als Stoff einer einsemestrigen Vorlesung "Wahrscheinlichkeitstheorie I". Oer Inhalt von Kapitel III kann hierbei als Erganzung vom Studenten weitgehend selbstandig erarbeitet werden. Kapitel IV kann aber auch zu einem spateren Zeitpunkt im Rahmen einer Vorlesung "Wahrscheinlichkeitstheorie II" zusammen mit dem Stoff von Kapitel VIII, IX und X gebracht werden, wobei zum Verstandnis nur ein geringer Teil von Kapitel VII benotigt wird. Kapitel VIII eignet sich besonders als Grundlage fUr eine weiterfUhrende Spezialvorlesung Uber "Topologische MaBtheorie". Neben der bereits genannten BerUcksichtigung einiger fUr die Mathematische Statistik bedeutsamen Resultate bestand unser Hauptziel nicht zuletzt darin, dem an der Mathematischen Statistik interessierten Leser die Grundlagen aus der Wahrscheinlichkeitstheorie etwas ausfUhrlicher als sonst Ublich nahezubringen. Um den Rahmen dieses Suches nicht zu sprengen, muBten wir daher auf eine eingehende Oiskussion weiterer klassischer Themenkreise wie z.B. die der Markoffschen und stationaren Prozesse verzichten. Trotzdem hoffcn wir, daB dieser Text das Interesse an der Mathematischen Stochastik weiter fordern und gleichzeitig auch dem Fachmann da und dort etwas Neues bieten moge. Kapitel O. Grundlegende Definitionen und Hilfsmittel 0.1 Logische KUrzel, Abklirzungen 0 Bedeutung: aus Aussage A folgt Aussage B Aussage A ist aquivalent mit Aussage B A ist per definitionem gleich B A gilt per definitionem genau dann, wenn B gilt Ende eines Beweises o.E. p.d. W. ohne Einschrankung paarweise disjunkt Wahrscheinlichkeit (auch in Zusammensetzungen) Zeichen: A -B A -B A := B A :- B 0.2 Mengen und Mengenoperationen Oem nachfolgenden Text wird der sogenannte naive Mengenbegriff von G. Cantor zugrundegelegt (eine kurze axiomatische Einflihrung findet sich z.B. im Anhang von Kelley (77)). 0.2.1. Sei X eine beliebige Menge; dann: XE X x~ X I xi ACX ~(X) .:1'0 (X) iii : : : : := := := x Element von X x nicht Element von X Machtigkeit von X (x E A .. X E X) (Teilmenge) IA: A C Xl (Potenzmenge) IAE~(X):o<IAI<ODI I x EX: x ~ XI (leere Menge) 0.2.2. Sei X eine beliebige Menge und von Teilmengen von X; dann: .~ eine nichtleere Gesamtheit U.Ai:= Ix: x E A fUr ein A E.Ai (\.Ai : = I x: x E A fUr alle A E.Ai (Vereinigung) (Ourchschnitt) 2 Im Fall .r;/ = III sei U.r;/:= III und (\.r;/:= X gesetzt. Ist .r;/ = {Ai: i E I} mit Indexmenge I, so schreibt man auch und A iEI i U := U.r;/ U Ai := i=1 U i E I bzw. (\ Ai iEI Ai bzw. := (\.r;/ 1\ A. i=1 := {\ Ai im Fall I={ 1, •..• n}. i E I 1 Ill. Sind die Elemente Zwei Mengen A,B heiBen disjunkt, falls An B = der Gesamtheit.r;/ U von paarweise disjunkt (p.d.), so verwendet man anstelle auch das Zeichen Zerlegung von X, falls L bzw. +. Die L Ai = X. Mengen {Ai: iE I} bilden eine i E I 0.2.3. Sei X eine beliebige Menge, .r;/ e 9 (X) und A,B e X; dann: B n.r;/ := {B nA: AE.r;/ } A' B {x EX: x4 A} (KomElement von A in X) (Differenz von A und B bzw. Komplement von B in A) := An C B At. := (A' B) + (B' A) := LA B (s:immetrische Differenz von A und B) 0.2.4 (De Morgansche Gesetze). FUr eine beliebige Menge X und Mengen Aiex, iEI, gilt ( U Ai) ( Ai) i e I f\ i E I n CA. 1 ell U t i E I Ai 0.2.5 (Distributivgesetze). FUr beliebige Teilmengen Ai ex, i E I, und B j ex, j EJ, gilt (U A.) n ( (n Ai) U ( iEIl iEI U B.) jEJJ (\ jEJ Bj ) = U iEI (\ iEI U j E J (Ai n B.) J ( \ (A. U B.) j E J 1 J 0.2.6. FUr Teilmengen A,B,C ex gilt A & B = (A U B) \ (A n B) e A U B (A 6 B) • C = A. (B' C) A • B = (A' C) • (Assoziativgesetz) (C' B) 0.2.7 (Ger1chtete S:isteme). Eine Menge 0 heiBt gerichtet, falls in 3 D eine Relation "~ " ist, welche reflexiv (a erkl~rt aED) und transitiv (a( S, S< ~ a fUr aIle ist, und so, daB zu je zwei y-a< y) Elementen a 1 ,a 2 E D ein (gemeinsamer Nachfolger) a 3 E D existiert mit aI' a 3 und a 2 < a r l'fir nennen das Paar (D,' ) ein gerichtetes System. 0.3 Zahlenmengen 0.3.1. Wir bezeichnen mit die Gesamtheit der natUrlichen :N := {1,2, ... l die Gesamtheit der ganzen Z 0 lR die Gesamlheit der rationalen C die Gesamtheit der komElexen Zahlen. die Gesamtheit der reel len und Ferner sei lR+ := {xElR: x.; Ol :R := lRu {~,-~}, lR+ (entsprechend fur Z+ und f1+) und := lR+ u {~} etc. Mit den uneigentlichen Zahlen : ~ 5011 in der Ublichen Weise gerechnet werden. Offensichtlich bilden bis auf C s~tliche trachteten Mengen bzgl. der ublichen " " Relation eine gerichtete ~ in 0.3.1 be- Menge. FUr x E lR bezeichne (x) die groBte ganze Zahl n mit n:. x. Sind a,b ElR mit a ~ b, so sei [a,b] := {xElR: a~x~bl das zugehorige abgeschlossene Intervall. Die zugehorigen offenen bzw. halboffenen Intervalle (a,b) bzw. (a,b] und [a,b) werden entsprechend definiert. 0.4 zahlenfolgen 0.4.1. Eine Folge (a n ) n E'"" mit a n ElR fUr nE:N heiBt monoton wachsend .a. [monoton fallend], falls a n :.a n + 1 [a n + 1 :.a n J fur aIle nE:N (in Zeichen: an t bzw. an - ). 0.4.2. Besitzt eine Folge (an)nE:N den Grenzwert a=lim an' so n-+~ schreiben wir auch an -+ a und im Fall einer monotonen Folge an an - a. 0.4.3. FUr eine Folge (an)nE:N bezeichne lim inf an := sup n-+~ mE:N inf an n~m t a bzw. 4 den unteren (limes inferior) H~ufungspunkt lim sup an := inf n+<D mE ~ den oberen H~ufungspunkt 0.4.4. an + a fUr n + <D - und sup a ru:m n (limes superior) der Folge. lim inf an n+<D a = lim sup an. n+<D (an)nE~ konvergiert genau dann gegen aE:R, wenn 0.4.5. Eine Folge zu jeder Tellfolge (a nk ) k E ~ eine weitere Teil-Teilfolge existiert, die gegen a konvergiert. 0.4.6. FUr zwei Folgen bn * 0) ~(bn) an an a n - und (an)nE~ (bn)nE~ reeller Zahlen (mit schreiben wir : - - rJ(b n ) : b :- n lanb~11 :;, K fUr alle -1 11m anb n n+<D -1 lim anb n n+<D nE~ und ein geeignetes K>O 0 1. 0.5 Mengenfolgen Sel X wlederum eine belleblge Menge und An C X fUr n 0.5.1. mE~ := lim sup A n n+<D mE~ 11m inf An n+<D und U lim inf An :== n+<D (\ n A U A n.:m n.:m {x EX: xEA n E~. n n' d.h. fUr schlieBlich aIle nE~) {XE X: xE An fUr unendlich viele nE~}. Insbesondere ist stets 11m inf An C lim sup An. 0.5.2. Analog zu 0.4.1 nennen wir (An) n E~ monoton wachsend [monoton fallend J (kurz A t bzw. An • ), n fUr alle nE~. An t A [An. AJ : - Ant und A U nE~ falls An C An+l An [A n + 1 CAn J n [A • und A= A J. n nE~ n 5 Zur besseren Kennzeichnung der Konvergenz kann an den Pfeil lich ein n geschrieben werden zus~tz­ (also z.B. An tn A). 0.6 Abbildungen 0.6.1. Die Schreibweise f: X~ Y bedeutet, daB f eine Abbildung der Menge X in die Menge Y ist (d.h. jedem xE X wird genau ein Bild f(x) E Y zugeordnet). Mit yX bezeichnen wir die Gesamtheit aller Abbildungen von X in Y. 0.6.2. Seien X,Y,Z beliebige (nichtleere) Mengen und AC X. ~ f (x) die Restriktion (Ein- (i) FUr f E yX bezeichne restAf: A) x (11) FUr fEyA heiBt f'EY X eine Fortsetzung von f auf X: - restAf' = f (11i) f: A~ (iv) id x : X ~ X mit idx(x) = x heiBl ldentiUit auf X FUr fEY X und gEZ Y bezeichne g.f: x~g(f(x)) die Komposition schr~nkung) (v) von f auf A X lnjektion von A in X : - = f(x) x fUr xE A von fund g (v i) 1 A: X -+ (O, 1l mit 1 A (x) : 1 falls xE A = o heiBt lndikatorfalls x4A variable von A. 0.6.3. Seien fEY X , ACX, BCY, dc9(X) und f (A) := f(d) := {f (A): A Ed} C 9 (Y) f- l (B) := ~c 9(Y); dann: (f(x): xE A} C Y (Bild von A unter f) (x E X: f (x) E B) f- l ( ~) : = (f- l (B): (Urbild von Bunter f) BE~}C9(X) 0.6.4. Seien f E yX, Ai C X und Bi C Y fUr i E I U (i) (11) f (A.) i Ell und U und -1 f (B.) i Ell = (iii) f- l (Y 'B) X, f- l (B) (iv) f- l (B l ) n f- l (B 2 ) = \21, f ( n dann gilt: A.) C iEll f-l( nB.) iEll n f (A. ) = n iEl iEl 1 f- l (B.) 1 fUr alle B C Y falls Bl ,B 2 C Y und Bl n B2 \21. 6 0.6.5. Fi.lr fE yX, AC X und BC Y ist stets f-I(f(A)) -:JA und f(f-I(B))CB und f- I (f (A)) A, falls f injektiv f (f- I (B)) B, falls f surjektiv. ,., 1st speziell X = {I, ... ,k} mit kEJol und Y = lR , so schreiben wir anstelle von mk m {I, ... ,k} kurz m k und schreiben die Elemente f von in der Form! = (XI' ... ,X k ) = (f(I), ... ,f(k)), d.h. wir verstehen unter demlR k eher einen k-dimensionalen Vektorraum im Sinne der linearen Algebra. 1st J inf r- C lR X eine Klasse von reellwertigen Funktionen auf X, so sind E lR: X und sup" E lR: X punktweise fi.lr alle x E X durch (inf 1'" ) (x) := inf (f(x): f E f" } (sup!" )(x) := sup (fIx): f E1'" und ) definiert. Bezeichnen wir mit 0 die Funktion const= 0, so sei fi.lr f E lR X spez iell f+ := sup (O,f), f := sup (O,-f) gesetzt. Insbesondere ist dann f = f+-f- und If I := sup (f,-f) = f++f-. Die Summe etc. zweier reell- oder komplexwertiger Funktionen ist in der i.lblichen Weise ebenfalls punktweise definiert. Desgleichen ist f:; g : - f(x):; g(x) fi.lr alle xE X. Fi.lr fE eX bezeichne Ifl :=sup{lf(x)1 :xE X} (:om) die Supremumsnorm von f. Unter einem Netz in X versteht man eine Abbildung f: D .. X einer gerichteten Menge D(=(D, ~ 1)) in die Menge X. Anstelle von f= (f("))"ED schreiben wir hliufig (x,,)aED oder kurz (x,,)a·Ftir D =Jol erhalten wir als Spezialfall Folgen in X. 1st E(=(E, 2)) eine zweite ~ gerichtete Menge, so heiBt (X"s) SEE ein Teilnetz von (x a ) a E D' falls S -> as eine Abbildung von E nach D derart ist, daB fi.lr aIle a ED ein SoEE existiert mit" <1 as fi.lr aIle So <2 S. 0.7 Beziehungen zwischen Mengen und Indikatorvariablen Mit den bisherigen Bezeichnungen gilt: 7 0.7.1(i) ACB . lA:' lB sup = inf 1A und 1 Us, AEd lA AEd n (iii ) n 1 lAlnA2n ... n An i=l Ai lim inf lA (iv) A lim inf An • lA n n-"· n"'" A lim sup An • lA lim sup lA n n"'" n"'" (ii) (v) (vi) lnd lA+B lA + lB lAAS IlA-lBI A t A • n lA t n lA und An ~ A • lA lA· ~ n 0.8 TOpologische Begriffe und Bezeichnungen 0.8.1. Sei (X, ~) ein topologischer Hausdorff-Raum. Die Gesamlheit offenen Teilmengen von X bezeichnen wir oft auch mit ~ ~ der (X), die der abgeschlossenen mit ji"{X) und die der kompakten mit f{X). FUr AC sei AO der offene Kern, AC die abgeschlossene Hilile und aA der X topologische Rand von A. Eine Teilmenge A eines topologischen Raumes falls Gn E ~ , nE~, existieren mit A = n (X,~) heiBt ~6-Menge, G . Das Komplement einer n E~ n G6 -Menge bezeichnet man als ~a-Menge, d.h. jede Fa-Menge ist darstellbar als Vereinigung von abzahlbar vielen abgeschlossenen Mengen. Unter einem Unterraum (U, steht man eine Relativtopologie eines topologischen Raumes (X, ~U) (nichtleer~) Ein topologischer Raum (X, ver- Teilmenge U von X, versehen mit der = lunG: ~u:=un~ ~) ~) GE~I heiBt (J-kompakt, wenn ist als abzahlbare Vereinigung kompakter X darstellbar ~eilmengen. 0.8.2 (Cantor scher Durchschnittssatz). 1st (Kn)nE~ eine monoton fallende Folge von kompakten Teilmengen von X mit leerem Durchschnitt, so existiert l:.ereits ein no Ein topologischer Raum auf X x E~ (X,~) mit Kn o =~. heiBt metrisierbar, falls auf X (genauer X) eine Metrik d existiert, so daB ~ Vereinigungen von offenen d-Kugeln ist, d.h. die Gesamtheil aller 8 G E ~ -G = U K(x,r X ) mit r x xE G > 0 geeignet, wobei K(x,r) := lyE X: d(x,y) < r} die offene Kugel mit Mittelpunkt x und Radius r > 0 bezeichne. In diesem Fall schreiben wir anstelle von (X, ~) mitunter auch (X,d). Eine Teilmenge B eines metrisierbaren Raumes X = (X,d) heiBt totalbeschr~nkt, falls zu beliebigem £ > 0 sich endlich viele Punkte n x 1 , ••• ,x n aus X finden lassen, so daB B = UK(Xi,d. Mit B ist i=1 auch BC totalbeschr~nkt. 0.8.3. FUr einen metrisierbaren Raum (X,d) sind folgende zwei Eigenschaften ~quivalent: (i) (ii) (X,d) ist kompakt (X,d) ist totalbeschr~nkt und vollst~ndig bzgl. d. Ein topologischer Raum (X, ~) heiBt polnisch genau dann, wenn (X, ~ ) eine abz~hlbare Basis besitzt und durch eine Metrik d vollst~ndig metrisierbar ist. Die Raume i k sind, so fern nicht ausdrUcklich anders vermerkt, stets mit der gewBhnlichen Topologie versehen und somit Beispiele polnischer R~ume. 0.9 Konvexe Mengen und konvexe Funktionen Eine Teilmenge C des Euklidischen Raumes m k heiBt konvex, wenn mit zwei Punk ten aus C auch deren Verbindungsstrecke zu C gehBrt. Wir wollen die leere Menge als ausgeartete konvexe Menge betrachten. 0.9.1. Der Durchschnitt beliebig vieler konvexer Mengen ist wieder konvex. Aus 0.9.1 folgt insbesondere, daB fUr ein beliebiges B cm k die Menge kon(B) :=n{c: Bec und C konvex} konvex ist. Wir nennen kon(B) die konvexe HUlle von B. 1st B endlich, nennen wir kon(B) ein konvexes Poly top. 0.9.2. 1st C em k konvex und T: mm -+mk eine lineare Abbildung, so ist T- 1 (C) eine konvexe Teilmenge des mm. 0.9.3. (vgl. [149], s. 23). FUr eine konvexe Teilmenge C des mk gilt (CC)O = Co. Ferner sind mit C auch CC und CO konvex. 9 1m folgenden bezeichne (.,.) das :R k xlRk. gew~hnliche Skalarprodukt Uber * 0.9.4 (Trennungssatz) (vgl. [149], S. 35). 1st C III eine konvexe k k k Teilmenge des lR und ~ E:R , C, so I.'iBt sich ein ,EElR ' (Ql finden mit (E'~) .i:(E'~) Hyperebene Ho :'" kann E so fUr aIle {~ElR k : ~EC, (E'~) '" d.h. C und werden, d.h. es ist (E'~» (E'~) ~o lassen sich durch die trennen. 1st C kompakt, so (E,~)l gewahlt werden, daB C und ~o durch Ho sogar strikt getrennt fUr alle ~EC. Sei C ClR k eine konvexe Teilmenge des lRk. Dann heiBt eine Abbildung f: C -+lR konvex, falls f(,\~+(l-A)r) s Af(~)+(l-A)f(r) fUr alle ~,rEC und os A S l. f heiBt strikt konvex, falls 0.9.5. Sei C ClR k konvex und f: C -+lR konvex. Dann ist D:"'{(~,y)ElR k+1 :xECundY.i:f(~)l konvex. 0.10.Der Satz von Hahn-Banach Wir ben~tigen diesen aus der Funktionalanalysis bekannten Satz ledig- lich in der folgenden Form. 0.10.1. Sei (X, 1.1) ein normierter linearer Raum. Dann existiert zu jedem ~E X mit x If I - 1 und fIx) *Q eine stetige lineare Abbildung f: X -+lR mit Ixl. Dabe! set If I := sup If(x)1 gesetzt. I xl Sl (Eine Verwechslung mit der in 0.6 definierten Supremumsnorm dUrfte im Text ausgeschlossen sein.) Bemerkungen zum Text BezUglich der in Abschnitt 0.8 verwendeten Begriffe und ohne Beweis angefUhrten Resultate aus der mengentheoretischen Topologie sei auf Dieudonne [29), Kelley [77), v. Querenburg [120) und Schubert [127) verwiesen. Die zum Verst.'indnis des Textes notwendigen Ergebnisse Uber konvexe Mengen und konvexe Funktionen findet man in den einfUhrenden Abschnitten von Valentine [149). An Kenntnissen aus der Funktionalanalysis werden im wesentlichen nur die Grundlagen aus der Theor1e der normierten linearen Raume ben~tigt, wie sie z.B. im Buch von Hirzebruch-Scharlau [64] dargestellt sind.