Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe des Typs LRuX3 (X = Cl-, NCO-, NCS“, Nj; L = l,4,7-Trimethyl-l,4,7-triazacyclononan) M ononuclear R uthenium (III) Complexes of the Type LRuX3 (X = Cl-, NCO“, NCS-, N3; L = l,4,7-Trimethyl-l,4,7-triazacyclononane) Ralf Schneider, Thomas Jüstel, Karl Wieghardt* Lehrstuhl für Anorganische Chemie I, Ruhr-Universität, D-44780 Bochum Bernhard Nuber Anorganisch-Chemisches Institut der Universität, D-69120 Heidelberg Z. Naturforsch. 49 b, 330-336 (1994); eingegangen am 6. Oktober 1993 Mononuclear Ru(III) Complexes, Synthesis, Crystal Structure, Electrochemistry The chloro ligands in [LRuC13] (1), the crystal structure of which has been determined, are readily substituted in aqueous solution by NCO“, NCS“, and N3 with formation of LRumX3 complexes. [LRu(N3)3] is very thermolabile and light sensitive and forms diamagnetic [LRun(N3)2(N2)]. The thiocyanate species probably contains N- and S-coordinated NCS-ligands: [LRu(NCS)2(SCN)j. The electrochemistry of the new complexes is reported. Einkernige, verzerrt oktaedrische Trishalogenokomplexe mit dem L R uni-Fragment, wobei L das facial koordinierte cyclische Triamin 1,4,7-Trimethyl-l,4,7-triazacyclononan ist, haben sich als hervorragende Synthesebausteine zum hydrolyti­ schen Aufbau m ehrkerniger, oxo-/hydroxoverbrückter Komplexe des R uthenium (II), (III) und (IV) erwiesen [1-3]. Das LRu-Fragm ent ist kine­ tisch so robust, daß die drei Halogenoliganden in [LRuX3] (X = Cl, Br) vergleichsweise labil sind und so für Substitutionsreaktionen zur Verfügung ste­ hen. Hier zeigen wir, daß in [LRumCl3] • H 20 (1) die drei Chloroliganden leicht gegen die Pseudohalo­ genide NCO“, NCS“ und Nj ausgetauscht werden können. Ü ber die Synthese, Eigenschaften und Elektrochem ie der Komplexe [LRuX3] (X = NCO“ (2), NCS“ (3) und N3 (4)) soll hier berichtet werden. Umkristallisation von 1 aus konz. HCl-Lösung führ­ te zu orangen Einkristallen von [LRuCl3], die zur Kristallstrukturanalyse geeignet waren. Synthese und Eigenschaften der Kom plexe Die Herstellung von [LR uC13] • H 20 (1) aus [Run(dmso)4Cl2] (dmso = Dimethylsulfoxid), 1,4,7Trimethyl-l,4,7-triazacyclononan (L) und konz. HCl ist kürzlich von uns beschrieben worden [1]. * Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. K. Wieg­ hardt. Verlag der Zeitschrift für Naturforschung, D-72072 Tübingen 0932-0776/94/0300-0330/$ 01.00/0 W erden zu wässerigen Suspensionen von 1 die Salze NaOCN, KSCN oder NaN3 gegeben, so entstehen beim gelinden Erwärmen und R ühren klare, farbi­ ge Lösungen, aus denen Kristalle der N eutralkom ­ plexe [LRuX3] (X = NCO“ (2), NCS- (3), Nj (4)) ausfallen. Komplex (4) erwies sich im trockenen, festen Zustand als extrem explosiv. D aher wurden für die folgenden Experim ente nur kleine Mengen (10-20 mg) hergestellt und eingesetzt. Im IR-Spektrum einer gepulverten, orangefar­ benen Probe von 2 werden zwei sehr starke Banden der anti- und symmetrischen v(NCO)-Streckschwingung bei 2238 und 1325 cm-1 beobachtet, wie sie typischerweise für N-koordinierte Cyanatokomplexe gefunden werden [4]. Das effektive m a­ gnetische Moment von 2,12 /uB bei 293 K ist cha­ rakteristisch für eine t2g5low-spin Elektronenkonfi­ guration des Ru(III)-Ions. Im Einklang mit dem S=l/2-Grundzustand zeigt das ESR-Spektrum einer polykristallinen Probe bei 4,2 K ein „rhom bi­ sches“ Signal mit gj = 2,79, g2 = 1,64 und g3 = 1,21. Kristalle des Thiocyanatoderivats (3) sind dage­ gen blau-schwarz, Acetonitrillösungen von 3 sind tiefblau. Die Elektronenspektren von 2 und 3 sind sehr unterschiedlich (siehe Abb. 1 und Tab. I). Das effektive magnetische M oment von 1,8 /uB und das ESR-Spektrum (Tab. I) beweisen die t2g5-low-spinElektronenkonfiguration des R u(III)-Ions. Im IRSpektrum von 3 werden zwei starke v(NCS)-Valenzschwingungen bei 2117 (s) und 2071 (vs) c m 1 beobachtet. Die erste deutet auf S-koordiniertes, während die zweite für N-gebundenes Thiocyanat Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. R. Schneider et al. • Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe 331 Tab. I. Elektronen- und ESR-Spektren sowie magnetische Eigenschaften der Komplexe. Komplex Amax, nm (£, L moH cm 1)3 ESR-Spektrumb (g-Werte) /iets (293K)7jmb 2,35 2,12 1,8 paramag. diamag. [LRuinCl3] •H20 (1) [LRuin(NCO)3] (2) 324 (4,0 X 103), 403 (4,7 X 103) 2,79,1,64,1,21 [LRuni(NCS)2(SCN)] (3) 340 (sh, 390), 496 (1,8 X 103), 645 (3,6 X 103) 2,15 (glso) 398 (1,2 x 103), 538 (1,4 x 103) [LRuni(N3)3] (4) 283 (4,4 X 103), 424 (990) [LRun(N3)3(N2)] (5) a In CHjCN vermessen; b polykristalline Probe bei 4,2 K. typisch ist [4]. Da letztere intensiver ist, schlagen wir vor, daß in 3 zwei N- und ein S-koordinierter Thiocyanatligand vorliegen: [LRu(NCS)2(SCN)]. Daß dieser Typ von Ligandenisomerie in oktaedrischen Ru(III)-K om plexen auftritt, haben Schwerdtfeger und Preetz am Beispiel des [Ru(NCS)6]3_ ein­ drucksvoll nachweisen können [5]. Die R eaktion von 1 in wäßriger alkalischer Lö­ sung mit überschüssigem Natriumazid führt inner­ halb weniger M inuten - selbst bei 0 °C - zu einer tiefroten klaren Lösung, aus der rote Kristalle von 4 ausfallen. Diese sind in trockenem Zustand hoch­ explosiv. Reibende Berührungen mit einem Glas­ stab initiieren bereits die Detonation. Im IR-Spektrum wird eine starke vas(N3)-Streckschwingung bei 2039 cm-1 und eine M ode vs(N3) bei 1276 cm-1 be­ obachtet. Komplex 4 ist paramagnetisch, wie aus den param agnetisch verschobenen, breiten ^ - R e sonanzsignalen von 4 bei (3 = + 22, - 7,5 und -1 3 ppm im SO-MHz^H-NMR-Spektrum (C D 3CN-Lösung) 4000 - hervorgeht. Die Elem entaranalyse und diese spek­ troskopischen D aten sind im Einklang mit einer Formulierung von 4 als [LRu(N3)3]. Komplex 4 ist selbst im festen Zustand licht­ empfindlich und thermolabil. U nter Distickstoffabgabe reagieren rote Kristalle von 4 am Tages­ licht bei R aum tem peratur zu einem diamagnetischen, gelb-braunen Ruthenium(II)-Kom plex [LRu"(N3)2(N2)J (5), Gl. (1). 2 [LRu(N3)3 h- v 2 [LRull(N3)2(N2)] + N2 (1) Diese Festkörperreaktion läßt sich gut IR-spektroskopisch verfolgen. Abb. 2 a zeigt das IR-Spektrum einer frischen Probe von 4 im KBr-Preßling im Bereich 1600-2400 cm-1. Deutlich zu erkennen ist nur die vas(N3)-Valenzschwingung von 4 bei 2039 cm-1. Nach zweistündigem Verweilen des Preßlings am Tageslicht wurde das IR-Spektrum erneut aufgenommen (Abb. 2 b). Nun ist eine neue Bande bei 2108 cm-1 zu erkennen, die der v(N2)-Va­ lenzschwingung des koordinierten N2-Liganden in 5 zugeordnet wird. Abb. 2 c zeigt das IR-Spektrum des am Tageslicht aufbewahrten Preßlings nach 12 d. Es ist identisch mit dem einer diamagnetischen 3000 - 2000 1000 2110 cm '1 2108 cn 2037 cm '1 - 2400 2000 Wem'1 ■ I T~l 200 400 600 X/nm 1600 Vnm Abb. 1. Elektronenspektren von 2 (links) und 3 (rechts) in CH,CN. 2400 2000 1600 Wem'1 2400 2000 1600 Wem' Abb. 2. Infrarotspektren (1600-2400 cm'1) von 4 als KBr-Preßling (von links nach rechts): a) frisch herge­ stellte Probe; b) nach 2 h Belichtung am Tageslicht (22 °C); c) derselbe Preßling nach 12 d an Tageslicht auf­ bewahrt. 332 R. Schneider et al. • Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe Probe von 5 und zeigt die v(N2)- sowie vas(N3)-Valenzschwingungen bei 2110 und 2037 cm '1. Wurde ein frisch hergestellter Preßling von 4 bei -3 0 ° C unter Lichtausschluß aufbewahrt, erhielten wir das Spektrum der unzersetzten Probe wie in Abb. 2 a auch nach einm onatiger Lagerung. Daß 5 diamagnetisch ist, zeigt das SO-MHz^H-NMR-Spektrum (C D 3CN), das die Methyl- und M ethylenprotonensignale des koordinierten cyclischen Amins im Be­ reich d = 2,0-3,3 ppm als kompliziertes Multiplett aufweist. Die Umwandlung von 4 in 5 erfolgt auch in Acetonitrillösung, wie die Elektronenspektren als Funktion der Zeit in Abb. 3 zeigen. Unzersetztes 4 hat zwei intensive charge-transfer-Absorptionsmaxima bei 398 und 538 nm, die in Abwesenheit langsam und in Gegenwart von Tageslicht viel schneller verschwinden. Das Spektrum von reinem 5 zeigt nur ein Absorptionsmaximum bei 424 nm im sichtbaren Bereich. D er isosbestische Punkt bei 360 nm deutet auf eine saubere Umwandlung von 4 in 5 ohne Folgeproduktbildung hin. Ganz ähn­ liches Verhalten wurde von Basolo et al. [6] für c/s'-[RuIII(trien)(N 3)2](PF6), das sich in [RuII(trien)(N 3)(N 2)]+umwandelt, berichtet. Meyer et al. [7] haben die licht- und wärmeinduzierte Umwandlung von in situ erzeugten Azidoruthenium (III)-Kom plexen beschrieben, wobei sie z.B. [Run(bpy)2(N3)2] elektrochemisch oder che­ misch zum entsprechenden Ru(III)-Kom plex oxi­ dierten. Sie konnten allerdings die dann entstehen­ den R un(N2)-Interm ediate nicht fassen. A/nm Abb. 3. Scan-Spektrum der Umwandlung von 4 in 5 in CH3CN-Lösung bei 22 °C. Es wurden 10 Scans alle 15 min aufgenommen. Elektrochemie Die Cyclovoltammogramme (CV) der Komple­ xe 2,3 und 4 wurden in Acetonitrillösungen (0,10 M [N(n-Butyl)4]PF6, [Komplex] ~ 10-4 M) an einer Glaskohlenstoffelektrode aufgenommen; als R efe­ renzelektrode diente eine Ag/AgCl (ges. LiCl, Ethanol)-Elektrode. Die Aufnahmegeschwindig­ keit wurde zwischen 0,02 und 1,0 V/s variiert. Die Auswertung der CVs erfolgte nach den diagnosti­ schen Kriterien von Nicholson und Shain [8]. Die CVs von 1 [1] und [LRuBr3] [2] wurden von uns schon früher publiziert. Tab. II faßt die Ergebnisse zusammen; Abb. 4 zeigt das CV von 2 und Abb. 5 das von 4. Die Komplexe 1, [LRuBr3] und 2 zeigen im an­ odischen Bereich eine reversible Einelektronenoxidation zu den entsprechenden Ru(IV)-Komplexen (Gl. (2)). E /V gg. Ag/AgCI/ges.LiCI(EtOH) Abb. 4. Cyclovoltammogramm von 2 in CH3CN (0,10 M [N(n-Butyl)4]PF6) an einer Glaskohlenstoffelektrode bei 0,10 V/s Scangeschwindigkeit. E /V gg. Ag/AgCI/ges.LiCI(EtOH) Abb. 5. Cyclovoltammogramm von 4 in CH3CN (0,10 M [N(«-Butyl)4]PF6) an einer Glaskohlenstoffelektrode bei verschiedenen Scangeschwindigkeiten. 333 R. Schneider et al. • Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe Komplex E, V gg. NWE (RuIV/Runi)b E, V gg. NWE (Ruin/Ruu)b 1 [LRuBr3] 2 3 4 +1,18 rev. +1,14 rev. +1,24 rev. + 0,75 irrev. Tab. II. Elektrochemische Daten der Komplexe3. -0,59 irrev. -0,46 irrev. -0,48 rev. + 0,08 rev. -0,67 rev. a Meßbedingungen: Glaskohlenstoffelektrode, CH3CN-Lösung (0,10 M [N(n-butyl)4]PF6, [Komplex] ~ ICH M), Scan-Geschwindigkeit: 0,1 V/s;b Peakpotentiale Epox oder Epred für irreversible (irrev.) und for­ male Redoxpotentiale E 1/2für reversible (rev.) Elektrodenprozesse. [LRuX3] ?=* [LRuX3]+ + eX = CI-, B r , OCN (2) Das formale Redoxpotential für diesen Oxida­ tionsschritt ist nahezu unabhängig von der N atur des Liganden X~. D er Triazidokomplex (4) wird da­ gegen irreversibel bei einem etwas weniger positi­ ven Potential oxidiert, d. h. [LRuIV(N3)3]+ist auf der Zeitskala eines CV nicht stabil. Interessanterweise zeigt das CV von 3 im Poten­ tialbereich + 1,4 bis -2 ,1 V gg. NWE nur einen reversiblen Einelektronentransferschritt bei E 1/2 = + 0,08 V gg. NWE. Dies entspricht einer re­ versiblen R eduktion zum entsprechenden [LRuII(NCS)2(SCN)]~-Anion. Im dreifachen N-koordinierten Isom er [LRum(NCS)3] sollte dieser Übergang bei wesentlich negativerem Potential er­ folgen. Ein S-koordinierter Thiocyanatligand sta­ bilisiert also die zweiwertige Oxidationsstufe des Rutheniums erheblich, und die vierwertige Form ist im untersuchten Potentialbereich nicht mehr zu­ gänglich. Die Elektrochem ie von 3 bestätigt daher indirekt den oben gemachten Strukturvorschlag. Wie wir früher gezeigt haben [1, 2], erfolgt die R eduktion der Trishalogenokomplexe (1) und [LRuBr3] in Acetonitril irreversibel bei negativem Potential. In den [LRunX3]~ (X = Cl, Br) Species wird unter diesen Bedingungen schnell ein X -L igand durch den n -Akzeptorliganden CH3CN sub­ stituiert (Gl. (3)), der die zweiwertige Oxidations­ stufe stabilisiert. den als ^-A kzeptoren fungieren können und nicht durch CH3CN Moleküle des Lösungsmittels substi­ tuiert werden. Die gleiche Beobachtung wird für den Triazidokomplex (4) gemacht, der auch rever­ sibel zu [LRun(N3)3]- reduziert wird. Im CV von 5 werden im Bereich + 0,8 bis -2 ,0 V ein irreversibler Übergang bei + 0,485 V gg. NWE und ein quasi-reversibler Elektronentransfer bei E 1/2 = -0,325 V gg. NWE beobachtet. Diese Elektrodenprozesse sind andeutungsweise auch im CV von 4 (Abb. 5) zu sehen und deuten auf eine Verunreinigung von 4 durch 5 hin. Die Struktur von [L R u C lJ Abb. 6 zeigt die Struktur des einkernigen N eu­ tralkomplexes in Kristallen von [LRumCl3] und Tab. III faßt ausgewählte Bindungsabstände und -winkel zusammen. Das R uthenium (III)-Ion ist oktaedrisch von einem facial koordinierten cycli­ schen Triamin und drei ebenfalls facial gebundenen C(2) [LRumX3] + e- <=* [LRunX3]- CH3CN > [LRunX2(NCCH3)] + X(3) D a diese Substitutionsreaktion schnell auf der Zeitskala eines CV-Experiments erfolgt, ist der Elektronentransfer irreversibel. Es ist daher signi­ fikant, daß im Triscyanatokomplex (2) diese R e­ duktion reversibel abläuft, weil die Cyanatoligan- Abb. 6. Struktur des Neutralkomplexes in Kristallen von LRuinCl3. 334 R. Schneider et al. • Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe Tab. III. Bindungsabstände (Ä) und -winkel in LRuCl3. R u l-C U 2,375(5) Ru 1 - CI 3 2,379(5) Ru 1-N 2 2,09(1) Cl 1 - Ru 1-C I 2 91,2(2) CI 2 - Ru 1-C I 3 90,4(2) 92,2(4) CI 2 - Ru 1- N I Cl 1 - Ru 1-N 2 93,7(3) CI 3 -R u l -- N 2 91,9(4) Cl 1 - Ru 1-N 3 92,2(3) CI 3 - Ru 1-N 3 175,3(3) N 2 -R u 1 --N3 84,4(5) Ru 1- CI 2 R u l-N I Ru 1-N 3 Cl 1 - Ru 1 - CI 3 C ll- R u l-N I C 1 3 -R u l-N 1 C 1 2 -R u l-N 2 N I - R u 1 - N2 C 1 2 -R u l-N 3 N I-R u 1 - N3 2,376(5) 2,12(1) 2,13(1) 90,9(2) 173,3(4) 94,8(3) 174,5(3) 82,7(5) 93,1(3) 81,9(4) Chloroliganden umgeben. Die drei fünfgliedrigen Chelatringe R u - N - C - C - N des Amins besitzen (AAA)- oder (<5 d <5)-Konformation. In der centrosymmetrischen Raum gruppe P 2 Je kristallisiert das Racemat. Die gemittelten R uIU- N - und R um-C lBindungsabstände sind typisch für low-spin Ru(III)-Komplexe. Die (CI - Ru - Cl)-Winkel (Mit­ tel: 90,8°) sind nur geringfügig größer als im regel­ mäßigen O ktaeder; die (N - R u-N )-W inkel sind bedingt durch die sterischen A nforderungen des cyclischen Triamins deutlich kleiner (Mittel: 82,9°). Experimenteller Teil D er Ligand l,4,7-Trimethyl-l,4,7-triazacyclononan [9] und [LR uC13] • H zO [1] wurden nach Li­ teraturangaben synthetisiert. Zur R öntgenstruk­ turanalyse von [LRuCl3] geeignete Einkristalle wurden aus einer konz. HCl-Lösung von [L R u C y • H 20 durch langsames Einengen des Lö­ sungsvolumens an der Luft in einem offenen Gefäß erhalten. [ L R u (N C O )3] (2) Eine Suspension von 0,10 g (0,25 mmol) 1 und 1.0 g (15 mmol) NaOCN in 20 ml H20 wurde 30 min an der Luft gerührt bis eine klare, rote Lösung ent­ standen war, aus der nach etwa 12 h orange Kristalle ausgefallen waren. (Ausbeute: 0,08 g; 80%). Analyse für C12H 21N60 3R u (MG 398,4 g/mol) Ber. C 36,2 H 5,3 N 2 1 ,l% , Gef. C 35,8 H 4,9 N 20,8% . 1,0 g NaPF6 versetzt (Aussalzen). Nach 1 - 2 d fie­ len blau-schwarze Kristalle von 3 aus, die aus wenig H 20 umkristallisiert wurden. (Ausbeute: 0,07 g; 63%). Analyse für C12H 21N6S3Ru (M G 446,6 g/mol) Ber. C 32,3 H 4,7 N 18,8 S21,5% , Gef. C 31,9 H 4,5 N 18,6 S21,3% . [L R u (N ^ J (4) Zu einer gerührten, eisgekühlten Lösung von 1,5 g (23 mmol) NaN3 in 25 ml H 20 wurden unter Lichtausschluß 0,25 g (0,63 mmol) 1 gegeben. In­ nerhalb von 30 min entstand eine leuchtend rote Lösung, aus der allmählich rote Kristalle ausfielen. Diese wurden abgesaugt und mit H 20 , Ethanol und Ether gewaschen und an der Luft getrocknet. (Ausbeute: 0,15 g; 60%). Die Substanz ist licht­ empfindlich; sie kann aber im Dunkeln bei -3 0 °C über Wochen unzersetzt gelagert werden. Vorsicht: Die trockene kristalline Substanz 4 ist sehr explosiv. Es sollten nur kleinste Mengen unter geeigneten Schutzmaßnahmen (Gesichtsschutz, Handschuhe, Schutzscheibe) hergestellt werden. Komplex 4 detoniert im festen, trockenen Zustand selbst beim vorsichtigen B erühren mit einem Glas­ stab in einer Fritte. Analyse für C9H 21N 12Ru (MG 398,4 g/mol) Ber. C 27,1 H 5,3 N 42,2% , Gef. C 27,1 H 5,3 N 4 2 ,l% . [L R u ^ N J ^ N J (5) Noch etwas feuchtes, kristallines 4 (0,15 g; 0,38 mmol) wurde in einer offenen Kristallisier­ schale 6 h mit einer UV-Lampe bestrahlt. Dabei änderte sich die Farbe der Substanz von rot nach gelb-braun. Gleichzeitig wurde eine Gewichtsab­ nahme der Probe (N2-Abspaltung) beobachtet. (Ausbeute: 0,14 g; 97%). Kristallines 5 ist nicht explosiv und kann unbegrenzt bei R aum tem pera­ tur und Licht gelagert werden; es ist gut löslich in CH3CN und CH2C12 sowie Aceton. Analyse für C9H 21NnRu (MG 384,4 g/mol) Ber. C 28,12 H 5,51 N 40,08%, Gef. C 28,0 H 5,6 N 39,9% . Kristallstruktu ranalyse [L R u (N C S )2(SC N )] (3) Eine Suspension von 0,10 g (0,25 mmol) 1 und 1.0 g (10 mmol) KSCN in 30 ml H 20 wurde unter R ühren auf 40 °C erwärmt. Nach 1 h wurde die grüne Lösung filtriert, auf ~ 5 °C abgekühlt und mit Die Abmessungen der Elem entarzelle von [LRuCl3] und Details der Intensitätsm essung sowie der Strukturlösung sind in Tab. IV, die A tom koor­ dinaten in Tab. V zusammengefaßt [10]. Die ge­ messenen Intensitäten wurdenin der üblichen Weise R. Schneider et al. • Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe Formel Molgewicht Kristallsystem Raumgruppe Gitterkonstanten o[Ä] M fl c[A 335 Tab. IV. Kristallographische Daten für [LRuClj]. C9H->1N3C13R u 378,7 monoklin P2 Je ßn Zahl der Formeleinheiten Zellvolumen [A3] ber. Dichte [g •cm-3] Kristallgröße Diffraktometer Strahlung Meßtemperatur [°C] Scan-Typ Meßbereich gem. Reflexe unabh. Reflexe Absorptionskoeffizient [mm1] LS-Parameter Transmissionskoeffizienten i?-Wert jR^-Wert max. Restelektronendichte [eÄ~3] 12,246(6) 7,258(2) 15,848(8) 90,05(4) 4 1408,6(16) 1,78 0,2 x 0,2 x 0,6 Syntex R3 M o-K a (Graphitmonochromator) 22 ü) 3,0 < 2 $ < 50° 2836 2078 (I > 2,5 a(I)) 1,65 143 0,93-1,00 0,095 0,088 1,9/-0,5 R = X 11F01- 1Fc11/ S IF01; Rw= {I w (Fc- Fc)2/ 1 w IF0l2}1/2, w = l/a2(F) Tab. V. Atomkoordinaten (XlO4) und äquivalente isotrope Temperaturfaktoren (X 103) für [LRumCl3]. Atom X Ru(l) Cl(l) Cl(2) Cl(3) N(l) N(2) N(3) C(l) C(2) C(3) C(4) C(5) C(6) C(7) C(8) C(9) 2462(1) 3728(4) 966(3) 2507(3) 1413(11) 3674(9) 2442(10) 2071(11) 3247(14) 4017(14) 3603(13) 1698(15) 876(11) 530(14) 4707(12) 2170(21) y 500(2) -1823(6) -1493(6) -513(7) 2762(18) 2461(17) 1633(17) 4370(24) 3851(28) 3355(24) 2295(31) 3193(28) 3222(20) 2375(30) 1744(30) 293(27) z U eq 1233(1) 838(3) 952(3) 2660(3) 1471(7) 1458(8) -5(7) 1784(12) 1982(12) 605(11) -150(12) -72(11) 682(9) 2102(14) 1874(12) -671(11) 24(1) 64(2) 53(2) 50(1) 36(4) 34(4) 29(4) 52(6) 68(8) 50(6) 69(8) 64(8) 32(5) 93(10) 70(8) 88(10) Äquivalente isotrope Ueq sind definiert als ein Drittel der Spur des orthogonalisierten U-Tensors. korrigiert; eine empirische Absorptionskorrektur (V’-Scans) wurde durchgeführt. Die Struktur wurde mittels Patterson- und Differenz-Fourier-Synthesen gelöst. Alle A tom e mit Ausnahm e der H-Atom e wurden mit anisotropen Auslenkungsparam etern verfeinert. Die Lagen der H-A tom e wurden mit einem isotropen Tem peraturfaktor (U eq = 0,080 Ä 2) berechnet. Die Kristallqualität war gering; die A tom konnektivitäten konnten aber zweifelsfrei ermittelt werden. Am R uthenium zentrum wur­ den Abbruchseffekte beobachtet. Alle R echnun­ gen wurden mit dem SHELXTL-PLUS-Programmsystem [11] auf einer Microvax II durchgeführt. Wir danken dem Fonds der Chemischen Indu­ strie für finanzielle Unterstützung dieser Arbeit und der Degussa (Hanau) für eine Chemikalien­ spende. Frau Dr. S. P. C. Deila Vedova danken wir für Aufnahm e der Cyclovoltammogramme und Herrn Dr. E. Bill (Medizinische Universität Lü­ beck) für die Messung von ESP-Spektren. 336 R. Schneider et al. ■Einkernige Ruthenium(III)-Komplexe [1] P. Neubold, K. Wieghardt, B. Nuber, J. Weiss, Inorg. Chem. 28,459 (1989). [2] P. Neubold, B. S. P. C. Della Vedova, K. Wieghardt, B. Nuber, J. Weiss, Inorg. Chem. 29, 3355 (1990). [3] K. Wieghardt, W. Herrmann, M. Koppen, I. Jibril, G. Hüttner, Z. Naturforsch. 39 b, 1335 (1984). [4] K. Nakamoto: Infrared and Raman Spectra of In­ organic and Coordination Compounds, 3. Auflage, Wiley, New York (1978). [5] H.-J. Schwerdtfeger, W. Preetz, Angew. Chem. 89, 108 (1977). [6] L. A. P. Kane-Maguire, P. S. Sheridan, F. Basolo, R. G. Pearson, J. Am. Chem. Soc. 92, 5865 (1970). [7] G. M. Brown, R. W. Callahan, T. J. Meyer, Inorg. Chem. 14,1915 (1975). [8] R. S. Nicholson, I. Shain, Anal. Chem. 36, 706 (1964). [9] K. Wieghardt, P. Chaudhuri, B. Nuber, J. Weiss, Inorg. Chem. 21, 3086 (1982). [10] Weitere Einzelheiten zur Kristallstrukturanalyse können beim Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathematik GmbH, D-76344 EggensteinLeopoldshafen, unter Angabe der Hinterlegungs­ nummer CSD 57777, der Autoren und des Zeit­ schriftenzitats angefordert werden. [11] G. M. Sheldrick (Universität Göttingen).