Lehrstuhl für Experimentelle Physik 5 + - Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science Extraktion und Analyse von Myon-Ereignissen am FACT-Teleskop korrigierte Version vom 09. September 2014 Maximilian Nöthe 2014 Lehrstuhl für Experimentelle Physik V Fakultät Physik Technische Universität Dortmund Erstgutachter: Zweitgutachter: Abgabedatum: Prof. Dr. Dr. Wolfgang Rhode Prof. Dr. Carsten Westphal 11. Juli 2014 Kurzfassung Für abbildende Tscherenkow-Teleskope bieten Myonen-Ringe eine gut verstandene Signalklasse. Die Eigenschaften der Ringe können deshalb für die Ermittlung wichtiger Eigenschaften des Teleskops und als Test für die Simulationen genutzt werden. Hierzu müssen die Myonen-Ereignisse zunächst aus den aufgenommenen, großen Datenmengen extrahiert werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde für das FACT-Teleskop ein Algorithmus zur Extraktion von Myon-Ereignissen in die Analyse-Software fact-tools implementiert. Der genutzte Algorithmus basiert auf der Hough-Transformation zur Formerkennung in Bildern und wurde auf mehrere Datensätze und Monte-Carlo-Simulationen angewendet. Mit Hilfe der gefundenen Myon-Ereignisse wurden anschließend die Monte-Carlo Simulationen mit aufgenommenen Daten verglichen. Außerdem wurde der Effekt untersucht, den eine im Mai 2014 vorgenommene Spiegeljustage auf die genommenen Daten hat. Das Augenmerk lag dabei auf der Zeitverteilung der Photonen und auf dem Photoneninhalt der Ringe. Die Analyse zeigt einen großen Unterschied zwischen Daten und Monte-Carlo-Simulationen. Die Zeitverteilung ist in den Monte-Carlos deutlich schmaler als in den Daten, der Photoneninhalt deutlich größer. Abstract Muon rings are a well known signal class in imaging Cherenkov telescopes. The properties of these muon events can therefore be used to calculate important properties of the telescope and to test the Monte Carlo simulations. The first step is to extract the muon events from the large amount of measured data. During this bachelor-thesis an algorithm for the FACT-telescope was developed and implemented into the data analysis framework fact-tools to perform this task. The algorithm uses the Hough transform, which was developed for shape recognition in images. Three data sets and one Monte-Carlo simulation set were used to find muons. The found muon events were then analysed in order to compare data to simulation and to look for effects of the mirror adjustments which took place in May 2014. The analysis showed a huge mismatch between data and Monte-Carlo simulation. The time deviation of the simulation is a lot narrower than in the data and the simulated muon events have a higher photon deposition. I Inhaltsverzeichnis 1 Myonen in der Gamma-Astronomie 1 2 FACT 2.1 Optische Eigenschaften des Teleskops . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Kamera und Ausleseelektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Änderung der Spiegelanordnung im Mai 2014 . . . . . . . . . . . . 2 2 3 3 3 Entstehung und Eigenschaften von Myon-Ringen 3.1 Der Tscherenkow-Effekt . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Eigenschaften von Myonen . . . . . . . . . . . . 3.3 Entstehung von Ringen . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Zeitverteilung der Myon-Ring-Photonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4 5 7 9 4 Hough-Transformation und Trennparameter 4.1 Grundlagen der Hough-Transformation . . . . . 4.2 Einschränkung des Parameter-Raumes . . . . . . 4.3 Implementierung in die fact-tools . . . . . . . . . 4.4 Erste Anwendung auf Daten und Monte-Carlos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 12 13 14 17 5 Ergebnisse 5.1 Gefundene Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Ankunftszeitverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Size-Verteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 19 21 23 6 Zusammenfassung und Ausblick 26 Literatur 27 II 1 Myonen in der Gamma-Astronomie Das Spektrum der von verschiedenen Inner- und Extragalaktischen Quellen ausgesandten hochenergetischen Photonen kann Aufschluss über viele aktuelle Fragestellungen der Teilchen- und Astroteilchenphysik geben. Photonen als ungeladene Elementarteilchen werden nicht auf ihrem Weg zur Erde von kosmischen Magnetfeldern abgelenkt. Im Gegensatz zu Protonen und schwereren Atomkernen lassen sie sich somit zu ihrer Quelle zurückverfolgen. Das Photonen-Spektrum verschiedener Quellen wird aktuell von vielen Experimenten über einen Energiebereich von mehr als 30 Größenordnungen, von Radiowellen bis zu den höchstenergetischen Teilchen, untersucht. Dabei wird zur Detektion der höchstenergetischen Photonen die Erdatmosphäre genutzt. Bei der Wechselwirkung von hochenergetischen Teilchen mit der Erdatmosphäre entstehen Kaskaden an neuen Teilchen, sogenannte Schauer. Die geladenen Teilchenanteile im Schauer besitzen zum Teil eine höhere Geschwindigkeit als die Lichtgeschwindigkeit in dem sie umgebendem Medium. Dies führt zur Emission von Tscherenkow-Strahlung, Licht, welches sich vom UV- bis in den sichtbaren Bereich erstreckt und mit speziellen Teleskopen in der Atmosphäre beobachtet werden kann. Anhand der Eigenschaften der Schauerdaten kann dann auf die Energie des Primärteilchens zurückgeschlossen werden. In diesen Schauern entstehen in Prozessen mit verschiedenen hadronischen Endprodukten auch Myonen, hauptsächlich aus den Zerfällen geladener Pionen. Die ringförmigen Signale dieser Myonen in den Tscherenkow-Teleskopen sind im Wesentlichen Untergrundereignisse, die vor der Analyse aussortiert werden müssen. Allerdings können Myonen-Ereignisse als Lichtquelle mit sehr gut bekannten Eigenschaften dazu genutzt werden, Eigenschaften des Teleskops zu bestimmen. Deshalb soll in dieser Arbeit eine Methode vorgestellt werden, mit der MyonenEreignisse identifiziert werden können. 1 2 FACT Das First G-APD Cherenkov Telescope (FACT), ist das erste Teleskop zur Detektion von Tscherenkow-Strahlung in der Atmosphäre, welches Halbleiter-Chips auf Silizium-Basis anstatt von Photoelektronenvervielfacherröhren verwendet. Das Teleskop befindet sich unweit der beiden größeren MAGIC-Teleskope im Areal des Roque-de-las-Muchachos-Observatoriums auf La Palma und liegt auf ca. 2200 m Höhe über dem Meeresspiegel. Drei viel beobachtete Quellen sind dabei der Krebsnebel, ein Supernova-Überrest in der Milchstraße, sowie die beiden Markarjan-Galaxien 421 und 501, die zum Typ der Blazare gehören. Dies sind Galaxien mit aktivem Kern, deren Jet Richtung Erde zeigt. Abbildung 2.1: Bild des FACT-Teleskops auf La Palma [Mathias Domke]. 2.1 Optische Eigenschaften des Teleskops FACT ist ein abbildendes atmosphärisches Tscherenkow-Teleskop, bestehend aus 30 hexagonalen, sphärischen Einzelspiegeln mit einer Gesamtfläche von 9,51 m2 . Die Spiegel bestehen aus blank poliertem, massivem Aluminium. Der Durchmesser der Spiegelfläche beträgt ca. 3,5 m, die Brennweite 𝑓 des Teleskops 4,889 m [1, S. 7-9]. 2 2.2 Kamera und Ausleseelektronik 2.2 Kamera und Ausleseelektronik Die Kamera besteht aus 1440 hexagonalen Pixeln, die eine annähernd kreisförmige Fläche mit einem Durchmesser von ca. 40 cm bilden. Die Kamera hat einen Bildwinkel von 4,5° [1, S. 5]. Verwendet werden für die FACT-Kamera, zum ersten Mal in einem TscherenkowTeleskop, sogenannte Geiger-Mode Avalanche Photodiodes, kurz G-APDs. Jeder Pixel besteht dabei aus 3600 einzelnen G-APD-Zellen. Trifft ein Photon ein Pixel, so löst es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, der Photon Detection Efficiency, ein Elektron aus, welches in dem unter Spannung stehenden Pixel eine Elektronenlawine hervorruft [1, S. 12]. Die Pixel werden alle 0,5 ns abgetastet und die Spannungswerte in Ringspeichern mit 1024 Zellen, den sogenannten DRS-Chips, zwischengespeichert. Ein Trigger entscheidet, wann ein Signal ein mögliches Ereignis ist. Ist dies der Fall, werden 300 Spannungsmesswerte, sogenannte Slices, um das vermutete Ereignis abgespeichert [1, S. 19]. Das getriggerte Ereignis liegt dabei um Slice 50. Slices werden auf Grund der Tatsache, dass ein Messwert einer Messdauer von 0,5 ns entspricht, auch als Zeiteinheit verwendet. 2.3 Änderung der Spiegelanordnung im Mai 2014 Bei der Errichtung von FACT im Jahr 2011 wurden die Spiegel in der sogenannten Davies-Cotton-Geometrie angeordnet. Dabei ist jeder der 30 Einzelspiegel in der Entfernung seiner Brennweite 𝑓 vom Kameramittelpunkt entfernt und auf einen Punkt auf der optischen Achse in der doppelten Brennweite ausgerichtet [1, S. 7]. Im Mai 2014 wurde die Reflektorgeometrie neu justiert. Dabei wurden die Einzelspiegel in einer Hybridanordnung zwischen Davies-Cotton und einem Parabol-Spiegel ausgerichtet. Die Justage erbrachte eine Verkleinerung des Radius des Kreises, in den 90 % des Lichts einer Punktquelle abgebildet wird, von 17 mm auf 6,8 mm [10]. Im Rahmen dieser Arbeit werden Daten, die vor bzw. nach der Spiegeljustage aufgenommen wurden, miteinander verglichen. 3 3 Entstehung und Eigenschaften von Myon-Ringen 3.1 Der Tscherenkow-Effekt 𝑛 𝑐0 𝑡 Teilchenschauer in der Atmosphäre werden mit dem FACT-Teleskop indirekt über das Tscherenkow-Licht beobachtet, welches die geladenen Anteile im Schauer aussenden. Bewegt sich ein elektrisch geladenes Teilchen in einem Medium mit einer höheren Geschwindigkeit als die Lichtgeschwindigkeit 𝑐 in diesem Medium, so regt es das Medium zur Emission von Tscherenkow-Strahlung an. 𝜃C 𝛽𝑐0 𝑡 Abbildung 3.1: Darstellung der klassischen Erklärung des TscherenkowEffekts für 𝛽 = 0,9 und 𝑛 = 4/3. Das geladene Teilchen regt das umliegende Medium an seiner Position zur Emission von Kugelwellen an. Zusammen bilden diese eine Wellenfront, welche sich mit einem Winkel von 𝜃C zur Bewegungsrichtung des Teilchens ausbreitet. Hierbei handelt es sich um Licht im sichtbaren und UV-Bereich. Tscherenkow-Licht wird nur unter einem festen Winkel 𝜃C zur Flugbahn des Teilchens emittiert: 𝜃C = arccos ( 4 1 ). 𝑛⋅𝛽 (3.1.1) 3.2 Eigenschaften von Myonen Hierbei bezeichnet 𝑛 den Brechungsindex des Mediums und 𝛽 ist die Geschwindigkeit des Teilchens in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum 𝑐0 . Das Licht breitet sich also kegelförmig in Flugrichtung des Teilchens aus, wobei der Öffnungswinkel des Kegels der doppelte Tscherenkow-Winkel 𝜃C ist. Für die Luft in 2200 m Höhe beträgt der Brechungsindex 𝑛 = 𝑐0/𝑐 = 1,000 22 [5, S. 10]. Damit Tscherenkow-Licht emmitert wird, muss gelten: 𝑣>𝑐 1 ⇒𝛽> 𝑛 ⇒ 𝛽min = 0,999 78 . | ∶ 𝑐0 (3.1.2) 3.2 Eigenschaften von Myonen Myonen sind im Standardmodell der Teilchenphysik die geladenen Leptonen der zweiten Familie. Sie besitzen eine Ruheenergie von 𝐸0 = (105,658 371 5 ± 0,000 003 5) MeV und eine mittlere Lebensdauer im Eigensystem von 𝜏 = (2,196 981 1 ± 0,000 002 2) µs. Die Werte wurden [2, S. 30] entnommen. Treffen Protonen als Bestandteil der kosmischen Strahlung auf die Erdatmosphäre, entstehen in hadronischen Endzuständen unter anderem auch geladene PiMesonen. 𝑝 + 𝑋 → 𝑌 + 𝜋− , 𝑝 + 𝑋 → 𝑌 + 𝜋+ . (3.2.1) 𝜋 + → 𝜇 + + 𝜈𝜇 , 𝜋 − → 𝜇− + 𝜈𝜇̄ . (3.2.2) Diese Mesonen sind instabil und zerfallen nach kurzer Zeit, dabei zerfällt ein PiMeson in (99,987 70 ± 0,000 04) % der Fälle in ein Myon und ein Myon-Neutrino [2, S. 34]: Für den Lorentzfaktor 𝛾 gilt 𝛾= 1 √1 − 𝛽 2 = 𝐸 . 𝐸0 (3.2.3) 5 3 Entstehung und Eigenschaften von Myon-Ringen Für die minimale Energie, ab der Myonen Tscherenkow-Strahlung emittieren, folgt daraus 𝐸0 𝐸min = ≈ 5,04 GeV . (3.2.4) √1 − 𝛽2min Des Weiteren folgt aus der Bedingung 𝛽 ≤ 1 der maximale Winkel, unter dem ein Myon in Luft auf Höhe des Teleskops Tscherenkow-Strahlung aussenden kann: 𝜃max = arccos 1 ≈ 1,2°. 𝑛 (3.2.5) In Abbildung 3.2 ist der Zusammenhang zwischen dem Tscherenkow-Winkel und der Energie des Myons dargestellt. Ab ca. 30 GeV geht 𝜃C asymptotisch gegen 𝜃max , für höhere Energien lässt sich also nicht mehr vom Winkel auf die Energie schließen. 1.4◦ 1.2◦ 1.0◦ θC 0.8◦ 0.6◦ 0.4◦ 0.2◦ 0◦ 101 102 E/GeV 103 Abbildung 3.2: Zusammenhang zwischen der Energie 𝐸 des Myons und dem Tscherenkow-Winkel 𝜃C der emmittierten Strahlung. 6 3.3 Entstehung von Ringen 3.3 Entstehung von Ringen Parallele Lichtstrahlen werden von Parabolspiegeln auf den gleichen Punkt in der Brennebene abgebildet. Dies bedeutet für ein Myon, das sich auf den Spiegel zubewegt und dabei einen Kegel aus Tscherenkow-Licht aussendet, dass in der Brennebene, in der sich die Kamera befindet, ein ringförmiges Bild entsteht. Dabei gibt es mehrere Parameter, die Einfluss auf die Gestalt des Ringes haben. Charakterisiert wird das Myon im Folgenden durch den sogenannten Impact Parameter 𝑏, seinen Winkel zur optischen Achse 𝛼 und den Tscherenkow-Winkel 𝜃C . Der Impact Parameter ist hierbei der Abstand des Auftreffpunktes des Myons auf dem Spiegel vom Spiegelmittelpunkt. Der Radius des Rings ergibt sich aus 𝜃C und der Brennweite des Teleskops zu 𝑅 = 𝜃C ⋅ 𝑓 . (3.3.1) y/m Daraus folgt über Gleichung (3.2.5) direkt der maximal mögliche Radius für MyonRinge in der FACT-Kamera: 𝑅max = 102 mm . (3.3.2) 3 2 1 0 1 2 3 50 40 30 x/m 20 10 0 Abbildung 3.3: Schematische Darstellung für die Entstehung eines MyonRings für ein Myon mit 𝑏 = 0, 𝛼 = 0 und 𝜃C = 𝜃max . Werden verschiedene Impact Parameter 𝑏 und Einfallswinkel 𝛼 betrachtet, ergeben sich drei grundlegende Szenarien. In Abbildung 3.3 ist der Fall für ein Myon aufgetragen, das weder einen Impact Parameter noch einen Winkel zur optischen Achse 7 3 Entstehung und Eigenschaften von Myon-Ringen besitzt. In diesem Fall ensteht in der Kamera ein homogen ausgeleuchteter, zentraler Ring. Außerdem lässt sich aus dieser Grafik schließen, dass die Myon-Ringe, die mit der FACT-Kamera beobachtet werden, nur auf einer recht kurzen Strecke vor dem Teleskop entstehen, da der Tscherenkow-Kegel sonst nicht die Spiegelfläche trifft. Für ein Myon mit 𝛼 = 𝑏 = 0 ist die Entfernung 𝑑, ab der Tscherenkow-Licht in der Kamera sichtbar wird, gegeben durch: 𝑑= 𝑅Spiegel tan (𝜃C ) . (3.3.3) Für Myonen mit 𝜃C = 𝜃max ergibt dies am FACT-Teleskop 𝑑= 1,75 m ≈ 85 m, tan (1,2°) (3.3.4) entsprechend ergibt sich für 𝜃C = 0,5 ⋅ 𝜃max 𝑑= 1,75 m ≈ 170 m. tan (0,6°) (3.3.5) y/m Dieser Winkel wird für Myonen schon bei einer Energie von 6 GeV erreicht, kleinere Winkel und damit größere Abstände spielen somit nur eine vernachlässigbar kleine Rolle. 3 2 1 0 1 2 3 50 40 30 x/m 20 10 Abbildung 3.4: Schematische Darstellung für die Entstehung eines MyonRings für ein Myon mit 𝑏 = 1,2 m, 𝛼 = 0 und 𝜃C = 𝜃max . 0 In Abbildung 3.4 ist die Situation für ein Myon mit einem von 0 verschiedenen Impact Parameter dargestellt. Dies führt dazu, dass Teile des Tscherenkow-Kegels 8 3.4 Zeitverteilung der Myon-Ring-Photonen die Spiegelfläche bereits aus größerer Entfernung als andere treffen und somit ein Ring mit einer inhomogenenen Helligkeitsverteilung entsteht. Ist der Impact Parameter größer als der Spiegelradius, so treffen Teile des Kegels nie den Spiegel und es entstehen unvollständige Ringe. Der Ring ist zentriert. y/m In Abbildung 3.5 ist die Situation für ein Myon mit einem von 0 verschiedenen Einfallswinkel dargestellt. Der Ring ist nicht mehr zentriert. Für den dargestellten Fall von 𝛼 = 2,5° liegt der Ring nicht mehr ganz auf der Kamera. 3 2 1 0 1 2 3 50 40 30 x/m 20 10 0 Abbildung 3.5: Schematische Darstellung für die Entstehung eines MyonRings für ein Myon mit 𝑏 = −0,25 m, 𝛼 = 2,5° und 𝜃C = 𝜃max . Ist der Fluss der Myonen in Abhängigkeit der Energie bekannt, lässt sicht hieraus die Verteilung der Radien für die Myon-Ringe bestimmmen. In Abbildung 3.6 ist der Fluss unter anderem für einen Zenit-Winkel von 0° aufgetragen, also für senkrecht von oben kommende Myonen. In Abbildung 3.7 ist die aus dem Fluss errechnete, erwartete Verteilung für den Radius der Ringe aufgetragen. Die Verteilung steigt steil bis 𝑅max an. Ringe kleiner als 40 mm bilden einen Anteil von weniger als 7 %. 3.4 Zeitverteilung der Myon-Ring-Photonen Die Tatsache, dass Tscherenkow-Teleskope das Licht von Myonen nur auf einer Strecke von wenigen hundert Metern erfassen können, führt zu einem im Vergleich zur Zeitauflösung des Teleskops kleinen Zeitverteilung der Ankunftszeiten der Photonen in der Kamera. Betrachtet wird die Situation für 𝛼 = 0 und 𝑏 = 0, dann 9 dEµ dΩ cm2 s sr GeV 0.054 1 , + × 1.1Eµ cos θ 1 + 1.1Eµ cos θ 1+ 115 GeV 850 GeV (26.4) pµ2.7dN/dpµ [m−2 s−1 sr−1(GeV/c)1.7] where the two terms give the contribution of pions and charged kaons. Eq. (26.4)und neglects a small von contribution from charm and heavier flavors 3 Entstehung Eigenschaften Myon-Ringen which is negligible except at very high energy [50]. 1000 but the exact numbe dependence is compl of the different sourc electrons plus positr below the critical ene 26.3.3. Protons : degraded remnants o approximately IN (E about 1/3 of the nuc from ≈ 10% at the to equilibrium). The int at sea level is ≈ 0.9 m 26.4. Cosmic ra Only muons and underground. The m and hadrons. 26.4.1. Muons : A lose energy by ioniza direct production of total muon energy lo of matter traversed a 100 1 10 100 1000 pµ [GeV/c] Figure 26.4: Spectrum of muons at θ = 0◦ (¨ [41], ¥ [46], H Abbildung Myonen-Spektrum auf and Meereshöhe, gemessen verschie- where a is the ioniza [47], N3.6: [48], ×, + [43], ◦ [44], • [45] and θ = 75◦ von ♦ [49]) denen Experimenten, aus [2, S. 307], ⋄: Messung für einen Zenit-Winkel three radiation proce . The line plots the result from Eq. (26.4) for vertical showers. von 75°, Rest: Messung für einen Zenitwinkel von 0°. The quantity ǫ ≡ a/b energy below which c radiative losses. Tab ergibt sich der 1.6 maximale Laufzeitunterschied Δ𝑡 zwischen zwei Photonen bis zum and b for ice, as a fu Spiegel durch: Table 26.2 shows the 𝑑 𝑑 BESS Δ𝑡 = − . (3.4.1) ρ = 2.65 g cm−3 ). 𝑐 ⋅ cos 𝜃C 𝛽 ⋅ 𝑐0 L3C 1.5 chemical composition MINOS Der Laufzeitunterschied wird größer, je höher die Energie des Myons ist. Für 𝛽 =location. 1 Fµ+ /Fµ− beträgt der Laufzeitunterschied 1.4 Δ𝑡 = 0,12 ns. (3.4.2) Table 26.2: Ave a and b calculated Dieser Wert ist sehr viel kleiner als die Länge einer Slice von 0,5 ns und kann somit loss parameter b f 1.3 nicht vom Teleskop aufgelöst werden. or 105 g cm−2 . Eµ R GeV km.w.e. Me 1.2 1.1 1.0 10 102 103 104 pµ [GeV/c] Figure 26.5: Muon charge ratio as a function of the muon momentum from Refs. [44,45,51]. 10 10 100 0.05 0.41 1000 10000 2.45 6.09 3.4 Zeitverteilung der Myon-Ring-Photonen Wahrscheinlichkeitsdichte/mm−1 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 20 40 60 RC /mm 80 100 120 Abbildung 3.7: Die Erwartete Verteilung der Myon-Ring-Radien für einen Zenitwinkel von 0°. 11 4 Hough-Transformation und Trennparameter 4.1 Grundlagen der Hough-Transformation Die Hough-Transformation ist ein mathematisches Verfahren zur Erkennung von parametrisierbaren, geometrischen Formen in Schwarz-Weiß-Bildern. Grundlegend ist die Transformation einer Funktion im Bildraum, zum Beispiel der Helligkeit eines Pixels, in einen Parameterraum. Erste Grundlagen zur Hough-Transformation ließ sich Paul Hough 1962 patentieren [8]. Zur Identifikation von Myon-Ereignissen wurde die Hough-Transformation am Veritas-Teleskop eingesetzt [12]. Im Parameterraum repräsentiert jeder Punkt eine mögliche Form. Ein Kreis lässt sich durch drei Parameter festlegen. Folgende Parametrisierung wurde für die Implementierung der Hough-Transformation gewählt: (𝑥 − 𝑥0 )2 + (𝑦 − 𝑦0 )2 = 𝑅2 . (4.1.1) PhotonCharge(𝑝𝑖𝑥) → PhotonCharge(𝑅, 𝑥0 , 𝑦0 ). (4.1.2) Hierbei sind 𝑥0 und 𝑦0 die Koordinaten des Kreismittelpunkts und 𝑅 ist der Radius des Kreises. Es kann nun eine beliebige Funktion vom Bildraum in den Parameterraum transformiert werden. Für die Suche nach Formen in Fotos wird üblicherweise das Ergebnis einer Kantenerkennung transformiert. Lokale Maxima im Parameterraum bedeuten dann mögliche gefundene Formen. Für die Suche nach Myon-Ringen in FACT-Daten wird von der ermittelten Anzahl an Photonen, der PhotonCharge, eines Pixels auf die PhotonCharge eines möglichen Ringes transformiert. Ein Ring ist dabei eine Ansammlung von Pixeln um einen Kreis mit den Parametern 𝑥0 , 𝑦0 und 𝑅. Ein Pixel wird zu einem Ring gezählt, wenn folgende Bedingung erfüllt ist: ∣√(𝑥Pixel − 𝑥0 )2 + (𝑦Pixel − 𝑦0 )2 − 𝑅∣ ≤ 𝑅Pixel . (4.1.3) Hierbei sind 𝑥Pixel und 𝑦Pixel die Koordinaten des Pixelmittelpunkts und 𝑅Pixel der Radius des Kreises, den der hexagonale Pixel einschließt. 𝑅Pixel beträgt für die FACT-Kamera 9,5 mm [1, S. 13]. Abbildung 4.1 zeigt beispielhaft drei Kreise, auf die getestet wird. Das Ergebnis der Transformation wird in einer dreidimensionalen Matrix gespeichert, in der jedes Element die PhotonCharge eines Kreises repräsentiert. Diese Matrix wird im Folgenden als Hough-Akkumulator bezeichnet. 12 4.2 Einschränkung des Parameter-Raumes Abbildung 4.1: Drei verschiedene Ringe, auf die getestet wird. Links: 𝑥0 = 0, 𝑦0 = 0, 𝑅 = 100 mm, Mitte: 𝑥0 = 0, 𝑦0 = 100 mm, 𝑅 = 50 mm, rechts: 𝑥0 = 𝑦0 = 100 mm, 𝑅 = 70 mm. 4.2 Einschränkung des Parameter-Raumes Für die Hough-Transformation wird ein diskreter Parameterraum benötigt. Hier muss ein Kompromiss zwischen Auflösung und Rechenaufwand getroffen werden. Die Grenzen des Parameterraumes lassen sich aus den in Kapitel 3 dargestellten Eigenschaften der Myonen-Ringe ableiten. Für die Radien der Myon-Ringe gilt: 0 ≤ 𝑅 ≤ 102 mm . (4.2.1) Es gibt zwei Effekte, die die Wahl der Grenzen für den Radius beeinflussen: • Kleine Ringe sind sehr selten und nur schwer von Schauern zu unterscheiden • Die optischen Eigenschaften des Teleskops und die Pixelgeometrie der Kamera können Ringe verbreitern. Diese Überlegungen führen auf die in Tabelle 4.1 aufgetragene Werte für den Parameterraum. Aus den Grenzen und den Schrittweiten für die Parameter ergeben sich untersuchte Ringe. 22 ⋅ 612 = 81862 13 4 Hough-Transformation und Trennparameter Tabelle 4.1: Gewählter Parameterraum für die Anwendung der HoughTransformation. Paramter 𝑥0 𝑦0 𝑅 untere Grenze −300 mm −300 mm 40 mm obere Grenze 300 mm 300 mm 110 mm Schrittweite 10 mm 10 mm 10 mm 3 4.3 Implementierung in die fact-tools Die fact-tools sind eine sich im Aufbau befindliche Sammlung aus Java-Klassen, die die Analyse von FACT-Daten mit Hilfe des streams-Frameworks ermöglichen [4]. Im Rahmen dieser Bachelor-Arbeit wurde die Hough-Transformation zur Suche der Myonen-Ringe als eigene Klasse, auch Operator genannt, in die fact-tools implementiert. Der Quellcode kann unter [3] eingesehen werden. Der erstellte Operator führt die Transformation aus und berechnet aus der Akkumulator-Matrix die Trennparameter, die zu der Entscheidung dienen, ob ein Ereignis als Myon-Ring klassifiziert wird oder nicht. Bevor die Hough-Transformation auf die FACT-Daten angewendet werden kann, müssen verschiedene Schritte der Vorverarbeitung durchgeführt werden. 1. DRS-Kalibration 2. Entfernen von Jumps und Spikes 3. Bestimmung der Position der steigenden Flanke des Spannungssignals für jeden Pixel 4. Bestimmung der PhotonCharge für jeden Pixel 5. Core-Neighbour-Cleaning. Bei der DRS-Kalibration werden die Spannungssignale in den Roh-Daten der DRSChips mit Hilfe von zu diesem Zweck aufgenommenen Daten kalibriert. Die Kalibration der Spannungsamplitude ist bereits implementiert. Die Zeitkalibration, die leichte Abweichungen in der Breite der Slices ausgleichen soll, ist zum Zeitpunkt dieser Arbeit noch in Entwicklung. Jumps und Spikes sind elektronische Artefakte im Spannungssignal, die aus der Ausleseelektronik stammen. Jumps bezeichnen hierbei den sprunghaften Anstieg der Spannungskurve um einen gewissen Offset für einen Bereich von mehreren Nanosekunden. Bei Spikes steigt die Spannung für 1-4 Slices auf einen im Vergleich zum Signal sehr hohen Wert an [11, S. 28f]. 14 4.3 Implementierung in die fact-tools Die Position der steigenden Flanke des Spannungssignals kann als mittlere Ankunftszeit der Photonen interpretiert werden, sie wird deshalb auch als ArrivalTime bezeichnet. Sie wird für das Cleaning und die anschließende Analyse benötigt. Zur Berechnung der PhotonCharge wird das Signal, das einzelne Photonen in den Pixeln erzeugen, genutzt, um die Anzahl der Photonen, die den Pixel getroffen haben, zu ermitteln [6]. Als Einheit wird im Folgenden Photon Equivalence (p.e.) verwendet. Das Core-Neighbour-Cleaning dient zur Extraktion der Signalpixel und soll Pixel, die nur ein Rauschsignal haben oder die nur von Untergrundphotonen getroffen wurden, aussortieren. Übrig bleibt eine Liste von Pixeln, die das Cleaning als zum Signal gehörig klassifiziert hat. Die genaue Funktionsweise des Cleanings wird in [11, S. 35f] erläutert. Die Hough-Transformation wird nur für die Pixel durchgeführt, die den CleaningProzess überlebt haben. Dies reduziert den Rechenaufwand immens, da statt den 1440 Pixeln der FACT-Kamera nur sehr viel weniger Pixel betrachtet werden müssen. Nach dem Cleaning wird ein erster Schnitt angewendet: Es werden nur Ereignisse weiterverarbeitet, bei denen mehr als 15 Pixel das Cleaning überlebt haben, da eine Hough-Transformation für wenige Pixel nur eine unzureichende Aussagekraft besitzt. Nach der Vorverarbeitung erfolgt die Anwendung der Hough-Transformation. Der Akkumulator wird durch ein dreidimensionales Array repräsentiert, jedes Element steht für einen Ring. Es wird über alle möglichen Ringe iteriert und die PhotonCharge für alle auf dem jeweiligen Ring liegenden Signal-Pixel in dem zugehörigen Akkumulator-Element aufsummiert. In Abbildung 4.2 ist die 𝑥0 , 𝑦0 -Scheibe des Akkumulators für ein simuliertes MyonEreignis gezeigt, in der der höchste Eintrag liegt. Es lässt sich ein klares, spitzes Maximum an einer Stelle erkennen, dem Mittelpunkt des Ringes, der die größte PhotonCharge beinhaltet. Diese Gestalt motiviert den ersten Trennparameter, die Peakness, vorgestellt von Jonathan Tyler in [12, S. 35]: Peakness = 𝑃𝐶max 𝑃𝐶 , 𝑃𝐶 = ∑ 𝑃𝐶 𝑁nicht Null . (4.3.1) Hierbei bezeichnet 𝑃𝐶max die PhotonCharge im größten Element des Akkumulators und 𝑃𝐶 die über die Anzahl 𝑁nicht Null der Nicht-Null-Elemente des Akkumulators gemittelte PhotonCharge. Dieser Parameter sollte für Myonen-Ereigenisse groß im Vergleich zu den Werten bei Teilchenschauern sein. 15 4 Hough-Transformation und Trennparameter Abbildung 4.2: Ereignis-Ansicht (l.) und Hough-Akkumulator (r.) in der 𝑥0 , 𝑦0 -Scheibe beim besten 𝑅 für ein simuliertes Myon-Ereignis. Abbildung 4.3: Ereignis-Ansicht (l.) und Hough-Akkumulator (r.) in der 𝑥0 , 𝑦0 -Scheibe beim besten 𝑅 für ein simuliertes Proton-Ereignis. In Abbildung 4.3 ist die 𝑥0 , 𝑦0 -Scheibe des Akkumulators für ein simuliertes ProtonEreignis gezeigt, in der der höchste Eintrag liegt. In diesem Akkumulator ist kein einzelner, klarer Peak erkennbar, die zwei höchsten Einträge sind deutlich weiter von einander entfernt als beim Myon-Ereignis und es gibt einen Ring von höheren PhotonCharge-Werten. Diese Gestalt motiviert einen zweiten Trennparameter, der ebenfalls von Jonathan Tyler vorgestellt wurde [12, S. 36]: die Distance. Es werden zur Berechnung die höchsten drei Einträge des Akkumulators ermittelt, die Distance ergibt sich dann 16 4.4 Erste Anwendung auf Daten und Monte-Carlos als Summe der Abstände zwischen den drei besten Ringen im Parameterraum. Distance = ∑ √(𝑥𝑖 − 𝑥𝑗 )2 + (𝑦𝑖 − 𝑦𝑗 )2 + (𝑅𝑖 − 𝑅𝑗 )2 . 𝑖≠𝑗 (4.3.2) Dieser Parameter sollte für Myonen-Ringe im Vergleich zu Proton- oder GammaSchauern klein sein. Proton- und Gamma-Schauer haben im Vergleich zu Myon-Ringen eine größere, flächendeckendere Ausdehnung. Nicht alle Pixel, die das Cleaning überlebt haben, können deshalb auf einem Ring liegen. Deshalb wird ein weiterer Trennparameter eingeführt: der Prozentsatz der Signal-Pixel, die auf dem besten Ring liegen, im folgenden Percentage genannt. Percentage = 𝑁Pixel ∈ Ring . 𝑁Pixel (4.3.3) Dieser Parameter sollte für Myon-Ringe größer sein als für Gamma- oder ProtonSchauer. Um einen Wert zu erhalten, der die Vollständigkeit der Ringe charakterisiert, wird außerdem der Ring in acht gleiche Teile unterteilt und die Anzahl der Kreisachtel mit Signal-Pixeln ermittelt. Dieser Parameter wird als OctantsHit bezeichnet. 4.4 Erste Anwendung auf Daten und Monte-Carlos Die mit Hilfe der Hough-Transformation generierten Parameter können zur Separation von Myon-Ringen von anderen Ereignisarten genutzt werden. Hierzu sollte ein multivariater Algorithmus auf simulierten Myon-, Gamma- und Proton-Ereignissen trainiert und dann auf Daten angewendet werden. Für das Training eines solchen Algorithmus, beispielsweise eines Random Forest, wird allerdings für die simulierten Daten die wahre Klassenzugehörigkeit benötigt. Im Monte-Carlo-Generator, der in der FACT-Kollaboration genutzt wird, kann das Primärteilchen festgelegt werden, welches simuliert werden soll. Es wurden für diese Bachelor-Arbeit Simulationen für Myonen als Primärteilchen durchgeführt und vorhandene Proton-Simulationen genutzt. Auf Grund von zwei Phänomenen steht aber keine Monte-Carlo-Wahrheit für Myonen-Ringe zur Verfügung: • Myonen können ebenfalls Teilchenschauer hervorrufen oder zerfallen. • In Proton-Schauern treten Myonen als Sekundärteilchen auf. 17 4 Hough-Transformation und Trennparameter Dies führt dazu, dass in den Myon-Monte-Carlos auch Untergrund vorhanden ist und in den Proton-Monte-Carlos Signal. Deswegen musste im Rahmen dieser Arbeit auf einen multivariaten Ansatz zur Separation verzichtet werden. Stattdessen wurden die Schnitte auf die Parameter empirisch bestimmt, dabei wurde Wert auf einen möglichst reinen Myon-Datensatz für die weitere Analyse gelegt. Durch die Begutachtung der Ereignisbilder für verschiedene Schnitte wurden diese schließlich auf folgende Werte festgelegt: Percentage ≥ 70 % OctantsHit ≥ 5 Peakness ≥ 7 Distance ≤ 100 mm 18 5 Ergebnisse 5.1 Gefundene Ringe Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Extraktionsalgorithmus auf vier Datensätze angewandt. Genutzt wurde hierfür die fact-tools Version 0.4.1 vom Stand des 5. Juni 2014. • Daten aus 13,7 h effektiver Beobachtungszeit des Krebsnebels aus 2012 und 2013 (Crab), nur unter guten Bedingungen aufgenommene Daten. • Daten aus 18,7 h effektiver Beobachtungszeit von Mrk501 und Mrk421 aus März und April 2014 vor der Spiegeljustage (OldPSF). • Daten aus 37,4 h effektiver Beobachtungszeit von Mrk501 und Mrk421 aus Mai und Juni 2014 nach der Spiegeljustage (NewPSF). • Proton-Monte-Carlo-Ereignisse, entsprechend ca. 3,29 h effektiver Beobachtungszeit (MC). Das Augenmerk der Analyse soll dabei auf dem Unterschied zwischen Daten und Monte Carlos sowie dem Vergleich der Daten von vor bzw. nach der Spiegeljustage liegen. In Tabelle 5.1 ist die Anzahl der gefundenden Myon-Ereignisse und die dazugehörige Rate aufgetragen. Beispielereignisse aus dem Monte-Carlo-Datensatz sind in Abbildung 5.1 dargestellt. Tabelle 5.1: Anzahl gefundener Myon-Ringe und zugehörige Rate für die vier Datensätze. Datensatz Crab OldPSF NewPSF MC Anzahl Ringe 1827 1331 9199 447 1 Rate/ min 2,2 1,2 4,1 2,3 Die Verteilung der Radien für die gefundenen Ringe ist in Abbildung 5.2 dargestellt. Da unterschiedliche Ereigniszahlen vorliegen, wird auf eine Fläche von 1 unter der Kurve normiert. Als Fehler ist die Wurzel der Bineinträge angegeben. 19 12.0 10.5 9.0 7.5 6.0 4.5 3.0 1.5 0.0 PhotonCharge 12.0 10.5 9.0 7.5 6.0 4.5 3.0 1.5 0.0 PhotonCharge 12.0 10.5 9.0 7.5 6.0 4.5 3.0 1.5 0.0 PhotonCharge PhotonCharge 16 14 12 10 8 6 4 2 0 22.5 20.0 17.5 15.0 12.5 10.0 7.5 5.0 2.5 0.0 PhotonCharge 9.0 7.5 6.0 4.5 3.0 1.5 0.0 PhotonCharge 5 Ergebnisse Abbildung 5.1: Beispiele für gefundene Myon-Ringe im MC-Datensatz. Im Vergleich mit der erwarteten Verteilung in Abbildung 3.7 fällt auf, dass vergleichsweise weniger kleine Ringe gefunden werden. Mögliche Ursachen für die Unterdrückung kleiner Radien durch das Teleskop oder den verwendeten Algorithmus sind: • Der Trigger entscheidet bei kleinen Ringen seltener auf „mögliches Ereignis“. • Das Cleaning-Verfahren entfernt zum Ring gehörige Pixel, sodass nur weniger als 15 Pixel übrig bleiben und das Ereignis somit verworfen wird. 20 5.2 Ankunftszeitverteilung Crab OldPSF NewPSF MC normierte Häufigkeit 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 30 40 50 60 70 80 BestR/mm 90 100 110 120 Abbildung 5.2: Verteilung der Radien der in den vier Datensätzen gefundenen Ringen. 5.2 Ankunftszeitverteilung Wie in Kapitel 3.4 gezeigt, erreicht das von den Myonen emittierte TscherenkowLicht den Spiegel mit einer Zeitverteilung, die sehr viel kleiner ist, als die Zeitauflösung des Teleskops. Die Verteilung der gemessenen Ankunftszeiten der Photonen für die einzelnen Pixel ist damit ein gutes Maß für die Zeitauflösung des gesamten Teleskops. Dabei verbreitern verschiedene Einflüsse die Zeitverteilung. Dies ist zum einen die Reflektorgeometrie, sowie die gesamte elektronische Verarbeitungskette. Bei vorangegangenen Analysen in der FACT-Kollaboration zeigt sich ein nicht zu vernachlässigender Unterschied zwischen den gemessenen Daten und den MonteCarlo-Simulationen in der Zeitverteilung bei Gamma-Schauern. Da Gamma-Schauer aber bereits intrinsisch eine Zeitverteilung aufweisen, bieten Myon-Ereignisse eine bessere Testmöglichkeit darauf, wo die Ursache für den Unterschied zwischen Daten und Monte-Carlos liegt. Um die Wahrscheinlichkeit für Untergrund-Photonen in den Ringen zu reduzieren, werden nur Pixel mit PhotonCharge ≥ 6 p.e. untersucht. 21 5 Ergebnisse In Abbildung 5.3 ist die Standardabweichung der Ankunftszeiten für die verschiedenen Myon-Ereignisse histogrammiert. Crab OldPSF NewPSF MC normierte Häufigkeit 6 5 4 3 2 1 0 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 σArrivalTime /ns Abbildung 5.3: Standardabweichung der ArrivalTime für die vier Datensätze. Zur Ermittlung des Schätzwertes für den Median wird das Bootstrapping-Verfahren angewandt. Hierbei werden zufällig und mit Zurücklegen Messwerte aus der zu untersuchenden Verteilung gezogen, sodass ein gleich großer Datensatz entsteht. Auf diesem Datensatz wird dann der Median berechnet. Dies wird 10 000 mal wiederholt. Für die erhaltene Verteilung wird wiederum der Median berechnet. Als Fehler auf dem Median werden die Quantile angegeben, die einer 1𝜎-Umgebung entsprechen. Die erhaltenen Werte sind in Tabelle 5.2 aufgetragen. Der in Gamma- und Protonschauern beobachtete Unterschied zwischen Daten und Monte-Carlos zeigt sich ebenfalls in Myon-Ereignissen sehr deutlich. Der Median ist im Monte-Carlo um ca. einen Faktor 3 kleiner als in den Daten nach der Spiegeljustage. Es zeigt sich ebenfalls eine deutliche Verbesserung von ca. 15 % im Vergleich der Daten von vor und nach der Spiegeljustage. In diesen Werten können sich allerdings noch Effekte der verschiedenen Datensätze wiederspiegeln. Der Krebsnebel befindet sich innerhalb der Galaxis, dies führt zu höheren Untergrundraten. Allerdings wurden beim Crab-Datensatz starke Qualitätsanforderungen gestellt. Bei den beiden Markarjan-Datensätzen konnte auf Grund der zur Verfügung stehenden Messzeit nicht so stark beschnitten werden. 22 5.3 Size-Verteilung Tabelle 5.2: Mediane der Standardabweichung der ArrivalTime für die vier Datensätze. Datensatz Crab OldPSF NewPSF MC 𝑥𝜎̄ ArrivalTime 0,956+0.011 −0.014 ns 0,987+0.014 −0.024 ns 0,807+0.002 −0.005 ns 0,279+0.009 −0.017 ns 5.3 Size-Verteilung Die gesamte in einem Ereignis enthaltene PhotonCharge wird als Size bezeichnet. In Abbildung 5.4 ist die Verteilung der Size für die gefundenen Myonen-Ringe aufgetragen, die Mittelwerte sind in Tabelle 5.3 aufgetragen. Es wurden alle Pixel auf dem Ring mit einer PhotonCharge größer als 2 berücksichtigt. normierte Häufigkeit 0.012 Crab OldPSF NewPSF MC 0.010 0.008 0.006 0.004 0.002 0.000 100 200 300 400 Size/p.e. 500 600 Abbildung 5.4: Size-Verteilung für die vier Datensätze. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Daten und Monte-Carlo Simulation. Die Monte-Carlo-Myon-Ringe enthalten im Mittel etwa 50 % mehr Photonen, als die in den Daten gefundenen. Die Daten nach der Spiegeljustage 23 5 Ergebnisse Tabelle 5.3: Mittelwerte mit Fehler des Mittelwerts der Size für die vier Datensätze. Datensatz Crab OldPSF 𝑥Size ̄ /p.e. 231 ± 1 220 ± 1 NewPSF 241,6 ± 0,4 330 ± 3 MC weisen im Vergleich zum Crab-Datensatz eine um ca. 4,3 % größere Size auf, im Vergleich zu den Mrk-Daten unmittelbar vor der Justage beträgt der Unterschied sogar ca. 10 %. 1.4 Crab OldPSF NewPSF MC normierte Häufigkeit 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 3 4 5 6 7 8 Size Npix /p.e. Abbildung 5.5: Verteilung von Size pro Pixel für die vier Datensätze. Es fällt auf, dass die Monte-Carlo Ereignisse neben den höheren Size-Werten auch mehr Pixel über einer PhotonCharge von 2 aufweisen. Um zu überprüfen, ob sich die größere Size allein auf die größere Anzahl an Pixeln im Ring zurückführen lässt, wird nun die Size pro Pixel betrachtet. Die Verteilung ist in Abbildung 5.5 aufgetragen. Die Mittelwerte der Verteilungen sind in Tabelle 5.4 aufgetragen. 24 5.3 Size-Verteilung Tabelle 5.4: Mittelwerte mit Fehler des Mittelwerts von Datensätze. Datensatz Crab OldPSF NewPSF MC Size 𝑁𝑝𝑖𝑥 für die vier 𝑥 ̄ Size /p.e. 𝑁𝑝𝑖𝑥 4,66 ± 0,01 4,57 ± 0,01 4,757 ± 0,004 5,37 ± 0,02 Das auch dieser Wert für die Monte-Carlo-Ereignisse um ca. 10 % höher liegt als für die Daten, führt zu dem Schluss, dass im Monte-Carlo wichtige Effekte nicht ausreichend berücksichtigt werden. Mögliche Ursache sind eine im Monte-Carlo zu hoch eingestellte Reflektivität der Spiegel oder eine fehlende Simulation der Tragkonstruktion der Kamera. Außerdem werden in den Monte-Carlos immer perfekte Wetter-Bedingungen simuliert. Im Crab-Datensatz befinden sich ebenfalls nur Daten, die unter sehr guten Bedingungen aufgenommen wurden. In den beiden Datensätzen vor und nach der Spiegeljustage können allerdings auch Daten vorhanden sein, die unter schlechteren Bedingungen aufgenommen wurden. Bei schlechten Sichtbedingungen werden Tscherenkow-Photonen beispielsweise in Wolken absorbiert, was die leicht kleinere Size in dem OldPSF-Datensatz erklären kann. 25 6 Zusammenfassung und Ausblick Im Rahmen der Arbeit wurde erfolgreich die Hough-Transformation für MyonRinge in die FACT-Tools implementiert. Mit den hieraus gewonnenen Parametern konnten mit Hilfe empirischer Schnitte Myonen-Ereignisse in Daten wie auch in Monte-Carlo-Simulationen gefunden werden. Eine erste Analyse dieser Ereignisse zeigt ein ähnlich großes Ungleichgewicht in der Ankunftszeit- und Size-Verteilung zwischen den Monte-Carlos und den tatsächlich genommenen Daten auf, wie es bereits von anderen Analysen innerhalb der Kollaboration festgestellt wurde. Die verwendete Methodik bietet noch einen großen Optimierungsspielraum: • Verbesserung der Cleaning-Parameter Im Rahmen dieser Bachelor-Arbeit wurden weitgehend die etablierten Standardparameter für das Core-Neighbour-Cleaning verwendet, diese scheinen kleinere Ringe zu benachteiligen. Eine Optimierung des Cleanings könnte dazu führen, dass deutlich mehr kleinere Ringe gefunden werden. • Multivariate Separation Eine weitere Möglichkeit für eine Optimierung ist der ursprünglich vorgesehene multivariate Ansatz für die Separation von Myon-Ringen und sonstigen Ereignissen. Hierzu müsste zunächst eine Monte-Carlo-Wahrheit generiert werden. • Optimierung der Parameter für die Hough-Transformation Das Binning der Parameter in der Hough-Transformation wurde nicht variiert, da der erste Ansatz bereits gute Ergebnisse lieferte. Möglicherweise können andere Parameter die Effizienz des Algorithmus weiter steigern. Die Analyse von Myon-Ringen bietet zahlreiche weitere Erkenntnisse über das Teleskop. So ermöglicht der Vergleich des Photoneninhalts in den Ringen mit dem aus den Eigenschaften des Ringes bekannten Theoriewert die Möglichkeit, die Photon Detection Efficiency des Teleskops abzuschätzen [9]. Des Weiteren werden Myon-Ringe beim Magic-Teleskop genutzt, um die optischen Eigenschaften des Teleskops zu überwachen. Hierzu wird mit Hilfe der Myon-Ringe die sogenannte Point-Spread-Function des Teleskops ermittelt [7]. Dies könnte zur Abschätzung genutzt werden, ob und wann eine erneute Spiegeljustierung notwendig ist. 26 Literatur [1] H. Anderhub u. a. „Design and operation of FACT – the first G-APD Cherenkov telescope“. In: Journal of Instrumentation 8.06 (2013), P06008. [2] J. Beringer u. a. „Review of Particle Physics (RPP)“. In: Phys.Rev. D86 (2012), S. 010001. doi: 10.1103/PhysRevD.86.010001. [3] Christian Bockermann u. a. FACT-Tools Bitbucket-Repository. url: https:// bitbucket.org/cbockermann/fact-tools. [4] Christian Bockermann und Hendrik Blom. The streams Framework. Techn. Ber. 5. TU Dortmund, Dez. 2012. [5] Oliver Bolz. „Kalibration der HEGRA Tscherenkow-Teleskope mit MyonRingen“. Diplomarbeit. Universität Heidelberg, 1999. [6] Jens Björn Buß. „Gain Calibration and Development of a Single Photon Puls Template for the FACT Camera“. Diplomarbeit. TU Dortmund, 2013. [7] I. Fort und J. Albert. The MAGIC Project. Part 3: MAGIC detector and analysis details. 29th ICRC. Puna, India, 2005. arXiv: astro-ph/0508274 [astroph]. [8] Peter E. Hart. „How the Hough Transform Was Invented“. In: IEEE Signal Processing Magazine 26 (2009), S. 18–22. [9] T.B. Humensky. Calibration of VERITAS Telescope 1 via muons. 29th ICRC. Puna, India, 2005. arXiv: astro-ph/0507449 [astro-ph]. [10] Sebastian Müller. „Clear Sight in Cherenkov-Astronomy. Investigations of Reflector Geometry and Mirror Alignment for the FACT-Telescope“. Masterarbeit. TU Dortmund, 2014. [11] Fabian Temme. „Analysis of Crab Nebula Data using PARFACT, a newly Developed Analysis Software for the First G-APD Cherenkov Telescope“. Diplomarbeit. TU Dortmund, 2013. [12] Jonathan Tyler. „Muon identification with VERITAS using the Hough Transform“. Masterarbeit. McGill University Montreal, 2011. 27 28 Eidesstattliche Versicherung Ich versichere hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Extraktion und Analyse von Myon-Ereignissen am FACT-Teleskop“ selbstständig und ohne unzulässige fremde Hilfe erbracht habe. Ich habe keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, sowie wörtliche und sinngemäße Zitate kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Ort, Datum Unterschrift Belehrung Wer vorsätzlich gegen eine die Täuschung über Prüfungsleistungen betreffende Regelung einer Hochschulprüfungsordnung verstößt, handelt ordnungswidrig. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße von bis zu 50 000 e geahndet werden. Zuständige Verwaltungsbehörde für die Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten ist der Kanzler/die Kanzlerin der Technischen Universität Dortmund. Im Falle eines mehrfachen oder sonstigen schwerwiegenden Täuschungsversuches kann der Prüfling zudem exmatrikuliert werden (§63 Abs. 5 Hochschulgesetz -HG-). Die Abgabe einer falschen Versicherung an Eides statt wird mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Die Technische Universität Dortmund wird ggf. elektronische Vergleichswerkzeuge (wie z.B. die Software „turnitin“) zur Überprüfung von Ordnungswidrigkeiten in Prüfungsverfahren nutzen. Die oben stehende Belehrung habe ich zur Kenntnis genommen. Ort, Datum Unterschrift