A Fachbereich Mathematik Dr. J. Creutzig TECHNISCHE UNIVERSIT ÄT DARMSTADT Übungsaufgaben zur Vorlesung ,,Gaußprozesse” 4. Blatt Gruppenübungen G 11:(Der reproduzierende Kernhilbertraum) Es sei T 6= ∅, K eine Kovarianzfunktion auf T × T , und X = (Xt )t∈T ein zentrierter Gaußprozeß auf T . (a) Zeigen Sie, daß genau ein Hilbertraum HK von Funktionen f : T → R existiert, sodaß die Menge {K(t, ·) : t ∈ T } total in HK ist, und für jedes f ∈ HK die Beziehung f (t) = hf, K(t, ·)i für alle t ∈ T besteht. (b) Es sei umgekehrt L : T × T → R eine Funktion, für welche ein Hilbertraum HL wie in (a) beschrieben existiert. Zeigen Sie, daß L eine Kovarianzfunktion ist. (c) Es sei Xt : (Ω, A, µ) → R ein znetrierter Gaußprozeß, also Xt ∈ L2 (µ). Wir setzen HX := span {Xt : t ∈ T } L2 (µ) . Man zeige, daß HT isometrisch isomorph ist zu HK . Bemerkung: Man nennt Hilberträume der Form HK reproduzierende Kernhilberträume und K den reproduzierenden Kern von HK . G 12: (Der Ornstein–Uhlenbeck–Prozeß) Ein zentrierter Gaußprozeß O = (Ot )t≥0 heißt stationärer Ornstein–Uhlenbeck–Prozeß mit Parameter β > 0 und Größe c > 0, falls KO (t, s) = E Ot Os = ce−β|t−s| . (i) Zeigen Sie, daß für jedes c > 0 und jedes β > 0 ein stationärer Ornstein–Uhlenbeck– Prozeß existiert. Hinweis: Sei W ein Wienerprozeß. Betrachten Sie, für b, λ > 0, den Prozeß Xt := be−λt We2λt . (ii) Beweisen Sie, daß jeder stationäre Ornstein–Uhlenbeck–Prozeß eine stetige Version auf (0, ∞) hat. (Benutzen Sie eine stetige Version des Wienerprozesses.) (iii) Zeigen Sie, daß für t ≥ 0 und t1 , . . . , tn ≥ 0 gilt: d Ot1 +t , . . . , Otn +t = Ot1 , . . . , Otn . (Diese Eigenschaft eines Prozesses heißt Stationarität.) 1 G 13: Es sei X = (Xt )t∈[0,1] ein Gaußprozeß mit Kovarianzfunktion K, der auf (0, 1) im folgenden Sinne differenziebar ist: Es existiert ein Prozeß X 0 = (Xt0 )t∈(0,1) , sodaß für jedes 0 0 t ∈ T und jede Nullfolge hn gilt: h−1 n · (Xt+hn − Xt ) → Xt in L2 . Man folgere, daß X wieder ein Gaußprozeß ist (Hinweis: Satz 1.6), und bestimme seine Kovarianzfunktion. 2 Hausübung H 8: (Tensorprodukte) Es seien H1 , H2 zwei Hilberträume. (a) Zeigen Sie, daß auf dem algebraischen Tensorprodukt H1 ⊗ H2 durch die Vorschrift n DX xi ⊗ yi , i=1 m X E X xj ⊗ yj := hxi , xj i · hyi , yj i i,j j=1 ein Skalarprodukt wohldefiniert wird, mit dem H1 ⊗ H2 also zum Prä–Hilbertraum wird. Die Vervollständigung bzgl. dieses Skalarproduktes bezeichnen wir mit H1 ⊗2 H2 . Weiter zeige man, daß für Orthonormalbasen (hi )i∈I von H1 , (gj )j∈J von H2 die Tensorprodukte hi ⊗ gj , i ∈ I, j ∈ J eine Orthonormalbasis von H1 ⊗ H2 bilden. Hinweis: Für die Wohldefiniertheit nütze man die universelle Eigenschaft des Tensorproduktes wie folgt: Für jedes feste Paar (x, y) ∈ H1 × H2 ist die Abbildung (x0 , y 0 ) 7→ hx, x0 i · hy, y 0 i Φ(x,y) : H1 × H2 → R, bilinear, also existiert eine entsprechende lineare Abbildung x0 ⊗ y 0 7→ hx, x0 i · hy, y 0 i . T(x,y) : H1 ⊗ H2 → R, Nun zeige man noch, daß (x, y) 7→ T(x,y) bilinear ist. (b) Es seien nun T1 , T2 Mengen, und Ki : Ti × Ti → R Kovarianzen mit Kernhilberträumen HKi . Zeigen Sie, daß der Raum HK1 ⊗2 HK2 ein reproduzierender Kernhilbertraum ist mit reproduzierendem Kern (s. Aufgabe (G 11)) K : (T1 × T2 ) × (T1 × T2 ) → R, K(t1 , t2 , s1 , s2 ) := K1 (t1 , s1 ) · K2 (t2 , s2 ) . (1) (2) (c) Es seien X (1) = (Xt )t∈T und X (2) = (Xs )s∈S eindimensionale zentrierte Gaußprozesse. Beweisen Sie: Es gibt einen zentrierten Gaußprozeß X = (Xr )r∈T ×S , sodaß (1) (1) E X(t1 ,s1 ) · X(t2 ,s2 ) = E Xt1 Xt2 · E Xs(2) Xs(2) . 1 2 H 9 (Das Brownsche Blatt): Man zeige, daß es einen Gaußprozeß B d = (Btd )t∈[0,∞)d gibt mit der Kovarianz d Y d d E B(t B = min{tν , sν } . 1 ,...,td ) (s1 ,...,sd ) ν=1 (Nutzen Sie (H 8).) Zeigen Sie ferner: (a) B d besitzt eine stetige Version auf [0, 1]. (b) Die folgenden Prozesse sind ebenfalls Brownsche Blätter: d d – B̃(t := (a1 · · · ad )−1 B(a 2t 1 ,...,td ) 2 1 1 ,...,ad td ) , ai > 0; d – B̃(t := t1 · · · tn Btd−1 ,...t−1 ; 1 ,...,td ) 1 – Für s > 0, d B̃(t 1 ,...,td ) := d d B(t 1 +t0 ,t2 ,...td ) 3 d − B(t . 0 ,t2 ,...,td ) (c) Es sei nun d = 2. Zeigen Sie, daß durch (n) Wt 2 2 := B(t,n) − B(t,n−1) , n ∈ N, t ≥ 0 eine Folge von unabhängigen Wienerprozessen definiert wird. Folgern Sie insbesondere, daß es eine Folge von unabhängigen stetigen Wienerprozessen gibt. (d) Was ist Xt := Be2t ,e−t für ein Prozeß? H 10 (Pfadeigenschaften des Wienerprozesses). Es sei W = (Wt )t≥0 ein Wienerprozeß. √ (a) Zeigen Sie, daß mit Wahrscheinlichkeit 1 gilt: limt→∞ Wt / t = ∞. Hinweis: Zeigen Sie zunächst, daß für jede monotone Folge tn mit tn ≥ n gilt: P(limn Wtn /tn ≥ ε) = 0 für alle ε > 0; nutzen Sie hierfür das Borell–Cantelli–Lemma und die Ungleichungen für die Verteilungsfunktion Φ(t) vom Ende des ersten Kapitels. Zeigen Sie nun, daß für eine monotone Folge tn mit den Eigenschaften |tn − tn−1 | ≥ 1/2tn , tn ≤ t2n gilt: Wtn − Wtn−1 √ P ≥ T unendlich oft = 1 tn für jedes T > 0 (wieder mit Borell–Cantelli, hier beachte man die Unabhängigkeit der Ereignisse), und folgere, daß fast sicher Wtn − Wtn−1 √ =∞ tn √ gilt. Nun nutze man, daß Wtn−1 / tn ≤ Wtn−1 /tn−1 , um hieraus die Behauptung zu folgern. lim n (b) Folgern Sie aus (a), daß der Wienerprozeß rekurrent ist, also für jedes x ∈ R mit Wahrscheinlichkeit 1 die zufällige Menge {t : Wt = x} unbeschränkt ist. (c) Eine Funktion f auf [0, 1] heißt α–hölderstetig, falls |f (t) − f (s)| <∞. |t − s|α t,s∈[0,1] sup t6=s Zeigen Sie, daß für α > 1/2 die Brownsche Bewegung mit Wahrscheinlichkeit 1 nicht α–hölderstetig ist. (Nutzen Sie (G 10).) Folgern Sie, daß die Brownsche Bewegung f.s. nicht differenzierbar auf [0, 1] ist. Ist der Ornstein–Uhlenbeck–Prozeß differenzierbar? Frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr! 4