Published on Management-Krankenhaus.de (http://www.managementkrankenhaus.de) 01.11.2011 Magenkrebs: kurative endoskopische Therapie ohne chirurgische Resektion Magenkrebs - diese Diagnose bedeutete bislang fast immer: Der gesamte Magen muss operativ entfernt werden. Die Folgen für die Betroffenen waren einschneidend. Mit neuen minimalinvasiven Techniken, z.B. der endoskopischen Submukosa-Dissektion (ESD), können Ärzte den Krebs in bestimmten Fällen während einer endoskopischen Untersuchung gezielt entfernen und dabei das betroffene Organ erhalten. Obwohl die Inzidenz von Karzinomen des Magens in den letzten drei Jahrzehnten stetig rückläufig ist, gehören sie immer noch zu den häufigsten Tumorerkrankungen: Nach Angaben des epidemiologischen Krebsregisters des Robert Koch-Instituts (RKI) erkrankten jährlich bundesweit über 10.000 Männer und mehr als 7.000 Frauen an Magenkrebs. Damit steht dieser unter den KrebsNeuerkrankungen in Deutschland an fünfter Stelle bei Männern und an achter Stelle bei Frauen. Die überwiegende Mehrheit der Magenkarzinome sind Adenokarzinome. Weitaus seltener treten bösartige Tumore des lymphatischen Magengewebes, sogenannte MALT-Lymphome oder andere Tumoren (z.B. GIST) bzw. Metastasen anderer Karzinome (z.B. Mammakarzinome, Melanome) im Magen auf. Eine Infektion mit Helicobacter pylori hat unter den auf den Lebensstil bezogenen Risikofaktoren die größte ätiologische Bedeutung für Magenkarzinome. Als weitere Risikofaktoren gelten Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie der häufige Genuss stark gesalzener, gegrillter, geräucherter und gepökelter Speisen. Die vergleichsweise schlechten Prognosen von Adenokarzinomen des Magens sind auch nach der Einführung neoadjuvanter Therapiekonzepte vor allem darauf zurückzuführen, dass diese häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert und entsprechend spät therapiert werden. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie ist jedoch entscheidend für den weiteren Verlauf: Je früher ein Tumor in der Magenwand erkannt und entfernt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Die hierzulande als Therapiestandard etablierte endoskopische Mukosa-Resektion (EMR) bei Magenkarzinomen im frühen Stadium erweist sich hierzu allerdings als nur bedingt geeignet. Dieses minimal-invasive endoskopische Verfahren, bei dem die erkrankte Schleimhaut in Piece-Meal-Technik mit einer elektrischen Schlinge abgetragen wird, ist zwar einfach und wenig zeitaufwendig - indessen jedoch mit einer Reihe von Nachteilen behaftet. „Mit der EMR ist die endoskopische Komplett-Resektion auf Tumore mit einem Durchmesser von weniger als zwanzig Millimeter beschränkt, wobei selbst bei diesen eine RO-Resektion oftmals nicht zu erreichen ist", so Priv.-Doz. Dr. Siegbert Faiss, Chefarzt an der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg und Präsident des Endo Club Nord 2011. Größere Tumore müssen stückweise entfernt werden. Was zum einen die Gefahr von Rezidiven erhöht, zum anderen erschwert der Einsatz der EMR die histologische Beurteilung des entnommenen Karzinoms und infolgedessen eine exakte Abschätzung des jeweiligen Patientenrisikos. Probleme, die mit der sogenannten endoskopischen Submukosa-Dissektion (ESD) komplett beseitigt werden. Die in Japan und anderen fernöstlichen Ländern bereits seit Längerem etablierte ESD erfolgt ebenso wie eine Magenspiegelung mithilfe eines flexi¬blen Endoskops über den Mund des Patienten. Über dieses wird die Mukosa im Bereich des Tumors mit Kochsalzlösung unterspritzt. Diese hebt sich dadurch von den unterliegenden Gewebsschichten ab. Anschließend umschneidet der Endoskopiker großflächig den erkrankten Bereich und durchtrennt die Submukosa. Auf diese Weise ermöglicht es die ESD, auch großflächigere Magentumore mit einem Durchmesser von mehr als 20 mm in einem Stück zu entfernen. Die mittlerweile auch in Deutschland an großen Endoskopiezentren verfügbare ESD-Methode ist „technisch sehr anspruchsvoll und erfordert viel Übung", gibt Priv.-Doz. Dr. Faiss zu bedenken. Angesichts dessen sollte das Verfahren auch nur an speziellen Zentren mit ausreichender Erfahrung durchgeführt werden, so der Hamburger Gastroenterologe weiter. Dies und weitere Aspekte rund um die ESD, deren klinische Anwendung und therapeutischen Optionen stehen dieses Jahr auf dem Tagungsprogramm des Endo Club Nord (ECN), der am 4. und 5. November in Hamburg stattfindet. Der ECN ist das weltweit größte Forum für Endoskopiker und bietet neben dem fachlichen Austausch auch eine HD-Live-Übertragung interessanter und innovativer endoskopischer Verfahren aus den drei Hamburger Endoskopiezentren, dem Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf sowie den Asklepios Kliniken Altona und Barmbek. „Eine besondere Freude ist es uns, beim diesjährigen Endo Club Nord Prof. Naohisa Yahagi begrüßen zu dürfen", so Tagungspräsident Faiss. Prof. Yahagi gilt als einer der weltweit führenden Protagonisten der ESD-Technik. Der aus Tokio stammende Spezialist ist erst kürzlich auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) für seine herausragenden Leistungen im Bereich der interventionellen Tumortherapie mit dem Endoscopy Award geehrt worden. „Prof. Yahagi wird uns, als ‚Weltmeister‘ der ESD mit seiner virtuosen endoskopischen Technik die Möglichkeiten dieser fantastischen, neuen Methode live demonstrieren", verspricht Faiss. Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die „Reizdarm Leitlinie", „Mucosal healing bei CED", „Wettlauf um das Kolonkarzinom Screening" sowie „GefäßArchitektur und Tumorbiologie". Der EHEC-Erreger wird aufgrund seiner Brisanz und andauernden Aktualität ebenfalls ein Thema auf dem diesjährigen Kongress sein. Der Endo Club Nord wurde 1991 als praxisorientiertes Fortbildungsforum für die gastroenterologische Endoskopie gegründet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Friedrich Hagenmüller (Asklepios Klinik Altona), Prof. Dr. Thomas Rösch (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) und Priv.-Doz. Dr. Siegbert Faiss (Asklepios Klinik Barmbek) richtet sich der Kongress an Ärzte, Pflegepersonal und Studierende mit dem Ziel, die endoskopische Aus- und Weiterbildung zu fördern. Mittlerweile hat sich die Veranstaltung zu einer internationalen Institution für Spezialisten aus der ganzen Welt entwickelt. Der 19. Endo Club Nord findet vom 4. bis 5. November im Congress Center Hamburg statt. 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