Technische Universität Berlin Institut für Mathematik Prof. Dr. Stefan Felsner Andrea Hoffkamp Wintersemester 2007/08 11. Februar 2008 Lösungsskizzen zur Klausur zur Linearen Algebra I Definitionen Aufgabe 1 (1+1+1 Punkte) Definieren Sie die folgenden Begriffe: a) Lineare Unabhängigkeit: Sei V ein K-Vektorraum. {v1 , . . . , vn } ⊆ V heisst linear unabhängig, falls aus n P λk vk = 0 mit λk ∈ K stets folgt λk = 0 für alle k = 1, . . . , n. k=1 b) Lineares Erzeugnis (”Spann”): Sei V ein K-Vektorraum und {v1 , . . . , vn } ⊆ V . Das lineare Erzeugnis der Vektoren v1 , . . . , vn ist die Menge aller Linearkombinationen dieser Vektoren, also n P spanK (v1 , . . . , vn ) := { λk vk | λk ∈ K}. k=1 c) Basis: Sei V ein K-Vektorraum. B = {v1 , . . . , vn } ⊆ V heisst Basis von V , falls B linear unabhängig ist und spanK (B) = V gilt. Aufgabe 2 (1+1+1 Punkte) a) Definieren Sie den Begriff Determinante einer Matrix: Sei MK (n, n) die Menge aller n × n-Matrizen über dem Körper K. Eine Abbildung det : MK (n, n) → K heisst Determinante, falls gilt • det ist linear in jeder Zeile. • det ist alternierend, d.h. besitzt eine Matrix A ∈ MK (n, n) zwei gleiche Zeilen, so ist det A = 0. • det ist normiert, d.h. det En = 1. b) In welcher Beziehung stehen die Determinante einer Matrix und der Rang einer Matrix (ohne Beweis!)?: Für A ∈ MK (n, n) gilt: det A 6= 0 ⇐⇒ rgA = n. c) Wie lautet die Leibnizformel zur Berechnung der Determinante einer Matrix?: P Für A = (aij )i,j=1,...,n ∈ MK (n, n) ist det A = (sgnπ)a1π(1) a2π(2) · . . . · anπ(n) . π∈Sn Aussagen Aufgabe 3 (6 Punkte) Sei V ein endlich-dimensionaler K-Vektorraum, U, W Unterräume von V und v, w ∈ V . Kreuzen Sie die richtigen Implikationen bzw. die richtigen Aussagen an. (a) Ist dimK U + dimK W = dimK V , dann ist V = U ⊕ W . (b) Ist BU eine Basis von U und BW eine Basis von W, dann ist BU ∪ BW eine Basis von U + W . (c) Ist dimK V = 8, dimK U = 6 und dimK W = 3, dann weiß man 8 ≥ dimK (U + W ) ≥ 6. (d) v + U = 0 + U (e) v und w linear unabhängig ⇒ ⇐ N N wahr falsch N N N v=0 v + U und w + U linear unabhängig (f) Sei V = R3 und U = spanR ((1, 0, 0), (0, 1, 0)). Kreuzen Sie an, welche der folgenden Mengen eine Basis von V /U ist. {(1, 1, 0) + U } {(1, 0, 0) + U, (0, 1, 0) + U } N {(0, 0, 1) + U } Aufgabe 4 (6 Punkte) Entscheiden Sie, welche der folgenden Aussagen wahr oder falsch sind: (a) Wenn die Spalten einer Matrix linear abhängig sind, so sind es auch ihre Zeilen. (b) Der Spaltenraum einer 3 × 3-Matrix ist gleich dem Zeilenraum. (c) Der Spaltenraum einer 3 × 3-Matrix hat dieselbe Dimension wie der Zeilenraum. (d) Die Spalten einer Matrix bilden eine Basis des Spaltenraums. wahr falsch N N N N wahr N falsch N Es sei A eine 6 × 4-Matrix über R. Kreuzen Sie an: (e) Hat A maximalen Rang, dann ist rgA = 6. (f) Der Kern von A hat die Dimension 3, wenn A den Rang 1 hat. Aufgaben Aufgabe 5 (2+2+2+2+3 Punkte) Sei R[x]2 = {a0 + a1 x + a2 x2 | ai ∈ R} der Vektorraum der Polynome vom Grad ≤ 2 über R. Eine lineare Abbildung f : R[x]2 → R3 sei definiert durch f (a0 + a1 x + a2 x2 ) = (a2 , a0 − a1 + 2a2 , a0 − a1 − a2 ). a) Sei A = (1, x, x2 ) die kanonische Basis von R[x]2 und B = (e1 , e2 , e3 ) die kanonische Basis von R3 . Bestimmen Sie die darstellende Matrix MBA (f ) von f bzgl. der Basen A und B. Es ist f (1) = (0, 1, 1), f (x) = (0, −1, −1), f (x2 ) = (1, 2, −1). Also ist 0 0 1 MBA (f ) = 1 −1 2 1 −1 −1 b) Bestimmen Sie das Bild von f . Geben Sie eine Basis von Imf und die Dimension von Imf an! Imf ist gerade der Spaltenraum von MBA (f Da die ersten beiden Spalten offenbar ). 1 0 1 0 linear abhängig sind, gilt Imf =span( 1 , 2 ). Die Vektoren 1 , 2 −1 1 −1 1 sind offenbar linear unabhängig und deswegen eine Basis von Imf , also dim Imf = 2. c) Bestimmen Sie den Kern von f . Geben Sie eine Basis von Kernf und die Dimension von Kernf an! Es ist f (a0 + a1 x + a2 x2 ) = (a2 , a0 − a1 + 2a2 , a0 − a1 − a2 ) = (0, 0, 0) genau dann, wenn a2 = 0 und a0 = a1 . Damit ist Kernf =span(1 + x), {1 + x} ist damit Basis von Kernf und dim Kernf = 1. d) Ist f injektiv? Ist f surjektiv? f ist nicht injektiv, da Kernf 6= {0}. f ist nicht surjektiv, da dim Imf = 2 < 3. e) Sei B 0 = (b1 , b2 , b3 ) mit b1 = e1 + e2 , b2 = e2 + e3 , b3 = e1 + e3 eine weitere Basis von R3 . Bestimmen Sie die Koordinaten von f (5 + 3x − x2 ) bzgl. der Basis B 0 . Aus den drei Gleichungen b1 = e1 + e2 , b2 = e2 + e3 , b3 = e1 + e3 erhält man durch Umformungen: e1 = 12 (b1 − b2 + b3 ), e2 = 12 (b1 + b2 − b3 ) und e3 = 21 (−b1 + b2 + b3 ). Damit ist die Transformationsmatrix 1 1 −1 1 1 1 TBB0 = −1 2 1 −1 1 Die Koordinaten von f (5 + 3x − x2 ) bzgl. der Basis B 0 erhält man durch Anwenden von TBB0 auf f (5 + 3x − x2 ) = (−1, 0, 3). Es ergibt sich: −2 −1 TBB0 · 0 = 2 3 1 Aufgabe 6 (5 Punkte) Für welche Zahlen c ∈ R ist das reelle lineare Gleichungssystem x1 − cx2 = 1 (c − 1)x1 − 2x2 = 1 a) eindeutig lösbar, b) lösbar, aber nicht eindeutig c) nicht lösbar? Betrachte die erweiterte Koeffizientenmatrix 1 −c 1 c − 1 −2 1 . Für c 6= 1 ist es erlaubt die erste Zeile mit (1 − c) zu multiplizieren und das Ergebnis zur zweiten Zeile zu addieren. Man erhält: 1 −c 1 1 −c 1 = 0 −2 + c(c − 1) 2 − c 0 (c + 1)(c − 2) 2 − c als Zeilenstufenform. Für c = −1 ergibt die letzte Zeile ”0 = 3”, also ist das LGS in diesem Fall nicht lösbar. Für c = 2 ist die letzte Zeile der erweiterten Koeffizientenmatrix eine Nullzeile. Das LGS ist dann lösbar, aber nicht eindeutig lösbar, da Rang der Matrix 1 ist. 1 −1 1 . Für c = 1 sieht die erweiterte Koeffizientenmatrix so aus: 0 −2 1 1 −1 1 −1 1 ist das LGS in diesem Fall eindeutig lösbar. Wegen 2 = rg = rg 0 −2 0 −2 1 Insgesamt ist das LGS also für alle c 6= −1, 2 eindeutig lösbar. Aufgabe 7 (2+4 Punkte) a) Sei V ein K-Vektorraum. Zeigen Sie: Ist (v1 , . . . , vn ) eine Basis von V , dann ist auch (v1 , v1 + v2 , v1 + v2 + v3 , . . . , v1 + . . . + vn ) eine Basis von V . Da die Dimension von V gleich n ist, ist lediglich zu zeigen, dass die Vektoren (v1 , v1 + v2 , v1 + v2 + v3 , . . . , v1 + . . . + vn ) linear unabhängig sind: Seien λ1 , . . . , λn ∈ K, so dass λ1 v1 + λ2 (v1 + v2 ) + . . . + λn (v1 + . . . + vn ) = 0. Dann ist 0 = λ1 v1 + λ2 (v1 + v2 ) + . . . + λn (v1 + . . . + vn ) = (λ1 + . . . + λn )v1 + (λ2 + . . . + λn )v2 + . . . + (λn−1 + λn )vn−1 + λn vn . Da (v1 , . . . , vn ) linear unabhängig, folgt λn = 0, λn−1 +λn = 0, . . . , λ1 +. . .+λn = 0. Daraus folgt, dass λi = 0 ist für alle i = 1, . . . , n. b) Seien V, W K-Vektorräume und F ∈ Hom(V, W ). Sei {v1 , . . . , vn } ⊆ V und sei wi = F (vi ) ∈ W für i = 1, . . . , n. Beweisen oder widerlegen Sie: (i) Ist {v1 , . . . , vn } linear unabhängig, dann ist auch {w1 , . . . , wn } linear unabhängig. Die Aussage ist falsch. Gegenbeispiel: F : V → W mit F (v) = 0 für alle v ∈ V . (ii) Ist {w1 , . . . , wn } linear unabhängig, dann ist auch {v1 , . . . , vn } linear unabhängig. n P Seien λi ∈ K mit λi vi = 0. i=1 Dann ist 0 = F (0) = F ( n P i=1 λi vi ) = n P λi F (vi ) = i=1 von F . Da {w1 , . . . , wn } linear unabhängig, n P λi wi wegen der Linearität i=1 folgt λi = 0 für alle i = 1, . . . , n.