Aus der Universitäts-Frauenklinik (Ärztlicher Direktor: Univ. Prof. Dr. med. Dr. h. c. Gerald Gitsch) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Epidemiologie, Therapie und Follow-up des Vulvakarzinoms INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt 2014 von Alexander Freis geboren in Saarbrücken Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert E. Blum 1. Gutachterin: Prof. Dr. Annette Hasenburg 2. Gutachterin: Prof. Dr. Monika Engelhardt Jahr der Promotion: 2014 In Dankbarkeit, Liebe und tiefer Verbundenheit meinen Eltern gewidmet Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 ! ! ! 1.1 Epidemiologie 1 1.2 Diagnostik 4 1.3 Prävention 5 1.4 Stadium-Einteilung 6 1.5 Operative Therapie 7 1.6 Sentinel-Node-Technik 18 1.7 Radiotherapie 20 1.8 Psychoonkologie 22 1.9 Nachsorge 23 1.10 Prognosefaktoren 23 1.11 Rezidiv und Metastasen 24 ! 2. Material und Methoden 27 2.1 Studiendesign und Datenerhebung 27 2.2 Statistik 29 3. Ergebnisse 32 3.1 Alter 32 3.2 Histologie und Grading 34 3.3 Ausbreitung und Lokalisation bei Erstdiagnose 37 3.4 Größe und FIGO-Einteilung 38 3.5 Operative Therapie 41 3.6 Lymphonodektomie 45 3.7 Radiatio 50 3.8 Rezidivsituation 52 3.9 Gesamtkollektiv 54 3.10 Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman (!) 56 4. Diskussion 57 4.1 Alter 57 4.2 Lokalisation 58 4.3 Sicherheitsabstand 59 4.4 Lymphknoten 61 4.5 Radiatio 64 4.6 Rezidivsituation 65 4.7 Prognose 66 5. Zusammenfassung und abschließende Beurteilung 67 6. Literaturverzeichnis 69 7. Anhang 80 8. Danksagung 91 9. Lebenslauf 92 1. Einleitung 1.1 Epidemiologie Das Vulvakarzinom ist nach dem Corpuskarzinom, dem Cervixkarzinom und dem Ovarialkarzinom das vierthäufigste Genital-Karzinom (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010, Ghurani 2001) der Frau. Die Hochrechnungen der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID) gehen von 2600 bis 4100 Neuerkrankungen in Deutschland aus (Katalinic, 2012; Thauer 2011), die Gesamtinzidenz liegt bei 2,5/100000 Frauen/Jahr (Hampl, 2010; Thauer 2011), die Mortalität bei 1,3/100000 Frauen/Jahr (Thauer 2011). Damit ist das Vulvakarzinom ca. fünf Mal seltener als das Cervixkarzinom (Hampl 2008). Jährlich sterben in Deutschland ca. 700 Frauen an einem Vulvakarzinom (Hampl 2010). In den USA liegt die Inzidenz zwischen 1,35 und 1,5/100000 Frauen/Jahr (Dittmer, 2011. Die niedrigste Inzidenz findet sich in Asien mit weniger als 0,3/100000 Frauen/Jahr vorliegt (Dittmer 2011; Sankaranarayanan 2006). Weltweit wird vermutet, dass jährlich 27000 Frauen die Erstdiagnose Vulvakarzinom erhalten. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 69 und 72 Jahren (Dittmer, 2011; Ghebre 2011). 2001 waren 24 Prozent der Erkrankten bei Erstdiagnose jünger als 60 Jahre (Hampl 2010). Die Altersverteilung bei Erstdiagnose weist zwei Gipfel auf: der erste Gipfel liegt bei der Altersgruppe 40-49 Jahre, der zweite, größere, bei der Altersgruppe 70-79 Jahre (Fehr 2011). In den letzten Jahren zeigte sich, vor allem bei jüngeren Frauen, eine Zunahme der Inzidenz (Hampl 2010). In den USA wurde zwischen 1975 und 2003 ein Inzidenzanstieg von jährlich 0,6 % verzeichnet (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Hampl 2010). Der Anstieg der Inzidenz war allerdings nicht so ausgeprägt wie bei der Vulvären intraepithelialen Neoplasie (VIN) (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Lanneau & al, 2009 beschrieben eine Studie von Messing und Gallup, 1995, in der das Durchschnittsalter zwischen 1979 und 1993 von 69 auf 55 Jahre abnahm. ! "! In der Studie von Hampl et al, 2010 fiel das Durchschnittsalter der Patientinnen mit Erstdiagnose Vulvakarzinom in den Zeiträumen zwischen 1980-1989 und 2000-2009 von 65 auf 57 Jahre. Während in der Periode von 1980 bis 1989 nur 11% der Patientinnen jünger als 50 Jahre alt waren, handelte es sich, im Zeitraum von 2000 bis 2009, um 40% der Patientinnen Die genaue Entstehung des Vulvakarzinoms ist nicht endgültig geklärt, aktuell geht man von zwei verschiedenen Tumorentitäten aus. Einerseits das Vulvakarzinom der jungen Frau, stark HPV-assoziiert, histologisch meist undifferenziert und vom basaloiden oder kondylomatösen Typ, und zu 20 Prozent kombiniert mit einem Karzinom der Cervix oder des Anus. (Fox und Wells, 2003; Hampl 2010; Lanneau et al, 2009). Das Vulvakarzinom der älteren Frau ist eher hochdifferenziert, keratinisierend, weniger HPV-assoziiert und neigt eher zu Rezidiven. Ein Zusammenhang mit chronischen Dermatosen, vor allem dem Lichen sclerosus et atrophicus wurde beschrieben (Fehr 2011; Fox und Wells, 2003; Hampl, 2010; Lanneau et al, 2009). In einer Studie von Hampl, 2006 waren ca. 60 Prozent der Vulvakarzinome mit dem Humanen Papillomavirus (HPV) assoziiert, 70 Prozent davon mit den high-risk-Typen 16 und 18 (Hampl, 2006). Das Lebenszeitrisiko einer Frau, sich mit HPV zu infizieren, betrug in dieser Analyse70 Prozent, davon entwickelten 10 Prozent eine persistierende Infektion (Hampl 2006). Patientinnen, die bei Erstdiagnose jünger als 56 Jahre alt waren, wiesen häufiger einen positiven HPV-Status aus (77 versus 44 Prozent). Insgesamt hatten Patientinnen, die HPV-positiv sind, eine bessere Prognose, da das HPV-negative Vulvakarzinom früher metastasiert und rezidiviert (Hampl 2006). Der Zusammenhang zwischen einem positiven HPV-Status und der Entwicklung eines Vulvakarzinoms ist nicht so ausgeprägt wie beim Cervixkarzinom. (Lanneau et al, 2009). Als Risikofaktoren für diese Tumorentität gelten viral bedingte oder medikamentöse Immunsuppression (z.B. HIV-Infektion, Patientinnen mit rheumatischen Erkrankungen oder Patientinnen nach Transplantationen), Promiskuität, Nikotinabusus und entzündliche Erkrankungen des weiblichen Genitale (z.B. Infektion mit dem HSV-2-Virus, Granuloma inguinale, Condylomata accuminate). Es tritt bevorzugt medial in der Region zwischen Urethra und Klitoris auf. (Dittmer 2011; Fox und Wells 2003; Hampl, 2010; Lanneau et al 2009). ! #! Vergleichbar mit dem Vulvakarzinom werden seit 2005 auch bei den präkanzerösen Läsionen, vulvar intraepithelial neoplasia (VIN), zwei verschiedene Subtypen beschrieben: die sogenannte usual VIN (uVIN) und differenciated VIN (dVIN). Die uVIN betrifft häufig junge Frauen, ist für ca. 30% der Vulvakarzinome verantwortlich und tritt häufig multifokal auf. Eine p53-Überexpression liegt nicht vor, häufig finden sich begleitend eine cervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN), eine anale intraepitheliale Neoplasie (AIN) oder Kondylome (Fehr, 2011; Fox und Wells, 2003). Die uVIN lässt sich histologisch in zwei Untergruppen einteilen, die verruköse VIN, früher als M.Bowen bezeichnet, und die basaloide VIN, früher Erythroplasie Queyrat. (Fehr 2011). Die uVin kann dementsprechend in ein verruköses oder basaloides Vulvakarzinom übergehen. Die dVIN tritt meist auf dem Boden einer chronischen Dermatose (z.B. Lichen sclerosus, Lichen ruber planus) unifokal auf, ist mit einer p53-Überexpression, einer MIB-1Überexpression, oder einem zusätzlichem Chromosom 17, nicht aber mit HPV assoziiert. Sie zeigt einen aggressiven Verlauf (Fehr 2009; Tyring, 2003; Yang und Hart, 2000). Die dVIN unterscheidet sich histologisch von der uVIN durch ihre hochdifferenzierte Eigenschaften: Yang und Hart, 2010, berichteten über Parakeratose, eine verdickte Epidermis mit verlängerten und anastomosierenden Retenetzen, vergrößerte, abnormale Keratinozyten, prominente Interzellularbrücken und dysplastische Basilarzellen. Genetische und molekulare Untersuchungen wurden ebenfalls durchgeführt Jee et al, 2001, zeigten, dass Allelverluste vor allem die Chromosomen 4p, 3p und 5q, chromosomaler Hinzugewinn vor allem die Loci 9p, 14, 17 und 20q betrafen. Allen et al 2002, beschrieben einen Unterschied zwischen HPV-positiven und HPV-negativen Vulvakarzinomen. Erstere neigten zu einem Hinzugewinn von 3q, letztere zu einem Hinzugewinn von 8q (Fox und Wells, 2003). Eine Veränderung des thymosin beta 10Gens (TMBs10) wurde ebenfalls beschrieben (Dittmer; 2012). 90 Prozent der Vulvakarzinome sind Plattenepithelkarzinome, die restlichen 10 Prozent entfallen auf verschiedene Tumorentitäten, wie z.B. das maligne Melanom oder Adenokarzinome der Bartholin-Drüse (de Hullu und van der Zee, 2006). ! $! 1.2 Diagnostik Oftmals liegen unspezifische oder keine Frühsymptome vor (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010), sodass bei 50 Prozent der Patientinnen die Diagnose erst nach einem Jahr gestellt wird (de Hullu und van der Zee, 2006). Tyring, 2003, berichteten, dass 50 Prozent der Patientinnen mit frühen Läsionen asymptomatisch waren. Am häufigsten berichten die Patientinnen in der Anamnese über einen Pruritus. Weitere Symptome sind Brennen, Blutungen, tastbare oder sichtbare Veränderungen, Dysurie oder Fluor (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010,; Dittmer, 2012; de Hullu und van der Zee, 2006). 88 Prozent der Patientinnen hatten in einer Studie von Dittmer, 2012 die Symptome über sechs Monate, 28 Prozent über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren. Oftmals wird der durch die Patientin beschriebene Pruritus als Pilzinfektion, Allergie oder Schleimhautatrophie identifiziert und dementsprechend behandelt, was eine zeitgerechte Diagnosestellung weiter verzögert (Thauer, 2011). Die häufigsten Lokalisationen sind die Labien (80 Prozent), die Klitoris (10 Prozent) und die hintere Kommissur (10 Prozent) (Dittmer, 2012). Bei der gynäkologischen Untersuchung muss immer, aufgrund eines möglichen multizentralen Befalls, beim Auffinden eines verdächtigen Fokus auf weitere ipsi- und kontralaterale Herde geachtet werden. Bei verdächtigen Herden ist zur histologischen Sicherung des Befundes die Stanzbiopsie der einfachen Exzisionsbiopsie überlegen, da hier auch das subepitheliale Stroma, sowie die Invasionstiefe beurteilt werden können. Die Exzisionsbiopsie kann bei melanomsuspekten Läsionen angewandt werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Dittmer, 2012). Insgesamt muss eine komplette Vulvoskopie, eventuell unter Zuhilfenahme von 3,5- prozentiger Essigsäure (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010), und Kolposkopie durchgeführt werden. Aufgrund einer möglicherweise ursächlichen HPV-Infektion sollten die Vagina, die Cervix, der Anus, das Rektum, die Beckenwand, die inguinalen Lymphknoten und der obere Femur ebenfalls untersucht werden (Dittmer 2012). Allen voran bei prämenopausalen Patientinnen ist mit einem multifokalen Auftreten zu rechnen (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Der Collinstest (Tolluidinblau-Probe) hat aufgrund der hohen Falschnegativrate keine Bedeutung in der Diagnostik des Vulvakarzinoms (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). ! %! Der zytologische Abstrich, Standard bei der Diagnostik der malignen Cervixveränderungen, weist eine geringe Spezifität auf und wird dementsprechend nicht angewandt (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Bei der Diagnostik des Vulvakarzinoms müssen verdächtige Läsionen gegen andere mögliche Ursachen wie z.B. Verrucae, Hydradenome, eine Obstruktion des Bartholiniganges, Candida-Infektionen oder Zysten abgegrenzt werden (Tyring, 2003). Bei postmenopausalen Patientinnen ist vor allem ein Lichen sclerosus als Differenzialdiagnose in Betracht zu ziehen. Der Lichen sclerosus kann zudem direkt neben einer kanzerösen Läsion auftreten (Tyring, 2003). 1.3 Prävention ! Zur Vermeidung einer HPV-Infektion mit den Typen 16 und 18 steht seit 2006 ein hoch immunogener, aus leeren Virushüllen (sogenannte Virus like particles, VLP) bestehender Impfstoff zur Verfügung. Dieser enthält keine infektiöse DNA und löst einen hohen Titer aus, der den einer natürlichen Infektion weit übersteigt (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Wird der Impfstoff vor dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht, besteht nach 5 Jahren ein nahezu 100-prozentiger Impfschutz vor der Entwicklung einer HPV16/18-bedingeten cervikalen oder vulvären Präneoplasie (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Ein effektiver Impfschutz konnte bisher nur für zum Impfzeitpunkt HPV-negative Patientinnen gezeigt werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Nach Hampl, 2006 können durch eine Impfung gegen das HPV-Virus 76 Prozent der VIN und 58 Prozent der Vulvakarzinome vermieden werden. Villa et al, 2005 zeigten in einer doppelblind-randomisierten Phase II-Studie, dass die Inzidenz einer persistierenden Infektion oder Erkrankung mit HPV 6, 11, 16 oder 18 bei geimpften Patientinnen im Vergleich zur Placebogruppe um 90 Prozent fiel (p<0,0001). Die Sekundärprävention besteht in der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung der vulvären intraepithelialen Neoplasien. Spezifische Screening-Programme existieren derzeit nicht, umso wichtiger ist die regelmäßige gynäkologische Vorsorgekontrolle (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). ! &! 1.4 Stadium-Einteilung Die Stadium-Einteilung erfolgt gemäß der TNM-Einteilung der UICC (Union internationale contre le cancer) und der FIGO (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique)-Klassifikation (siehe Tab 1.1). Diese chirurgisch-pathologische Einteilung wurde 1988 etabliert, 1994 modifiziert und löste die bis dahin geltende klinische Einteilung ab (van der Steen et al, 2010). 2009 wurde die FIGO-Einteilung in folgenden Punkten verändert: - Patientinnen ohne Lymphknotenmetastasen haben unabhängig von der Größe des Tumors eine gute Prognose, sodass die Stadien IB (Durchmesser kleiner zwei Zentimeter) und II (Durchmesser größer zwei Zentimeter) kombiniert wurden (van der Steen et al, 2010). - Stadium III beinhaltete Patientinnen mit und ohne befallene Lymphknoten. Nodalnegative Patientinnen, die einen Befall der Vagina und beziehungsweise oder der Urethra aufweisen, werden nun in Stadium II, nodal-positive Patientinnen werden weiterhin in Stadium III eingeteilt (van der Stehen et al, 2010). Rouzier et al, 2008, belegten in Ihrer Studie einen statistisch signifikanten (p<10-10) Unterschied im Gesamtüberleben zwischen nodal-positiven Patientinnen (Fünf-Jahres-Überleben 39 Prozent, Zehn-Jahres-Überleben 27 Prozent) und nodal-negativen Patientinnen (Fünf-Jahres-Überleben 62 Prozent, Zehn-Jahres-Überleben 47 Prozent), die in Stadium III eingeteilt wurden. - Die modifizierte Fassung macht keinen Unterschied mehr, ob die Lymphknoten einoder beidseitig befallen sind, da dies kein unabhängiger Prognosefaktor ist (van der Steen et al, 2010). - Größe, Anzahl und Morphologie der Lymphknoten gehen in die Klassifikation ein. Patientinnen mit intranodalen Lymphknotenmetastasen haben eine bessere Prognose als Patientinnen mit extranodalen Lymphknotenmetastasen. Eine höhere Anzahl und größere Lymphknotenmetastasen ergeben ein schlechteres Gesamtüberleben (van der Steen, 2010). Sznurkowsi et al, 2012, erfassten in einer univariaten Analyse als statistisch signifikante Prognosefaktoren das Alter, Lymphknotenmetastasen, das Grading und das FIGO1994Stadium. Als unabhängige Prognosefaktoren in der multivariaten Analyse ergaben sich ! '! das Alter, das Grading und das FIGO1994-Stadium, und nicht der Lymphknotenstatus. Die modifizierte FIGO2009-Einteilung war als Prognosefaktor weder in der univariaten, noch in der multivariaten Analyse statistisch signifikant. Sznurkowski et al, 2012, schlossen daraus, dass die FIGO1994-Einteilung das Gesamtüberleben besser stratifiziert als die modifizierte FIGO2009-Fassung. Aufgrund der widersprüchlichen Angaben in der Literatur bezieht sich diese Promotionsarbeit auf die aktuellste Vorliegende Leitlinie zum Vulvakarzinom der AWMF (Jahrgang 2010) und arbeitet mit dem in Tab 1.1. folgendem Staging. 1.5 Operative Therapie Anfang des letzten Jahrhunderts stellten sich die Patientinnen meist mit einem weit fortgeschrittenem Vulvakarzinom vor. Durch die limitierten chirurgischen Techniken lag das Fünf-Jahres-Überleben bei 20 bis 25 % (de Hullu und van der Zee, 2006). Dieses steigerte sich auf mehr als 60 % als in den 1940er Jahren Taussig und Way die 1912 von Antoine Basset beschriebene „en-bloc-Resektion“ der Vulva zusammen mit den inguinalen Lymphknoten einführten (Balega et al, 2008; de Hullu und van der Zee, 2006). Dieses Verfahren hatte über den sogenannten „Schmetterlingsschnitt“ das Ziel, jedes eventuell tumorinfiltrierte Gewebe zu entfernen: die gesamte Vulva, die inguinalen Lymphknoten sowie die dazugehörigen Lymphbahnen (de Hullu und van der Zee, 2006, Fehr 2011). Dieses Verfahren erwies sich mit einer Mortalitätsrate von zwei Prozent, Lymphödemen in 64 Prozent, Wunddehiszenzen in 71 Prozent, einem kompletten Verlust der sexuellen Aktivität in 75 Prozent der Fälle und einer erheblichen Veränderung des Körperbildes als sehr komplikationsreich (Fehr 2011;Tyring, 2003). Die erste Modifizierung zur Senkung der Radikalität war das Einführen der sogenannten Drei-Schnitt-Technik, bei der die Lymphonodektomie und die Vulvektomie über jeweils eigene Hautschnitte durchgeführt werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Die Drei-Schnitt-Technik bedeutete immer noch den Verlust der gesamten Vulva, brachte aber eine Verbesserung der perioperativen Mortalität (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Sie verkürzt die Operationszeit, verringert den Blutverlust und dezimiert die Hospitalisationsdauer (Helm et al, 1992). ! (! FIGO UICC Tumorausbreitung 0 Tis Carcinoma in situ Tumor beschränkt auf die Vulva oder Vulva und den Damm, größter Durchmesser < 2cm; I T1 ohne Lymphknotenmetastasen (T1 N0) IA T1a Stromainvasion ! 1,0 mm IB T1b Invasionstiefe > 1,0 mm Tumor beschränkt auf die Vulva oder Vulva und den Damm; > 2 cm ohne II T2 Lymphknotenmetastasen (T2N0) Tumor jeglicher Größe mit Ausdehnung auf Urethra, Vagina, Anus oder mit unilateralen III T3 N0, T1-3 N1 Leistenlymphknotenmetastasen mit Infiltration der proximalen Urethra, der Blasen- oder Rektummucosa, des IV T4 Beckenknochens okale Ausbreitung oder bilaterale IV A T4 N0-2 M0, T1-3 N2 M0 Lymphknotenmetastasen Fernmetastasen, eingeschlossen pelvine IV B T1-4 N0-2 M1 Lymphknotenmetastasen N0 Lymphknoten nicht befallen N1 Lymphknoten einseitig befallen N2 beidseitiger Befall der Lymphknoten M1 Fernmetastasen Tab 1.1: Staging gemäß der TNM- und FIGO-Klassifikation (Quelle: Vulvakarzinom Leitlinie AWMF, 2010) ! )! In den letzten zwei Jahrzehnten wurde versucht, die Therapie so wenig radikal und so stadienadaptiert und individuell wie möglich zu gestalten, sodass heute als Standardverfahren die lokale radikale Exzision und die radikale Vulvektomie etabliert sind (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; de Hullu und van der Zee, 2006; Höckel, 2010). Bei der lokalen radikalen Exzision wird der Tumor makroskopisch im Gesunden entfernt. Der Hautschnitt erfolgt meist in Steinschnittlage und sollte einen makroskopisch allseits zwei Zentimeter großen Resektionsrand umfassen und bis auf die Fascia lata weitergeführt werden (de Hullu und van der Zee, 2006; Höckel, 2010). Der mikroskopische Sicherheitsabstand sollte mindestens 10 Millimeter, beziehungsweise im Paraffin-fixierten Gewebe 8 Millimeter betragen (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Fehr, 2011). Dadurch werden das Corpus spongiosum und das Corpus cavernosum mitreseziert (Fehr, 2011). Bei der radikalen Vulvektomie werden, nach Anzeichnen einer inneren und äußeren Umschneidungsfigur, makroskopisch im Gesunden die kleinen und großen Labien, die Klitoris und die hintere Kommissur entfernt (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Ansink et al, 2011, berichteten in einer Cochrane-Analyse, dass die lokale, radikale Exzision eine sichere Alternative zur radikalen Vulvektomie ist. Der erforderliche Sicherheitsabstand von acht Millimeter wurde in einer Studie von Palaia et al, 2011, zu 83 Prozent (112/135) erreicht, wenn der makroskopische Abstand ein Zentimeter, zu 91 Prozent (58/64), wenn der makroskopische Abstand 1,5 Zentimeter und zu 98 Prozent, wenn der makroskopische Abstand zwei Zentimeter betrug. Der Unterschied zwischen makroskopischer Wahrnehmung und mikroskopischem Sicherheitsabstand wurde der Schrumpfung des Gewebes zugeschrieben (Palaia et al, 2011). In einer Studie von Balega et al, 2008, war der Sicherheitsabstand oft inadäquat, wenn der Operateur versuchte, einen makroskopischen Sicherheitsabstand von einem Zentimeter zu erreichen. Woelber et al, 2011, analysierten den Sicherheitsabstand bei 102 konsekutiven Patientinnen. Bei kontinuierlicher Betrachtung des Sicherheitsabstandes fand sich kein signifikanter Einfluss auf das Disease-free survival (DFS). Bei Einteilung in Subgruppen, abhängig vom jeweils erzielten Sicherheitsabstand, ergab sich kein Unterscheid im DFS. Die Untergruppen unterschieden sich ebenfalls nicht signifikant bezüglich Tumorstadium und adjuvanter Radiotherapie ! *! Der Lymphabfluss erfolgt über die oberflächlichen inguinalen Lymphknoten in die tiefen inguinalen Lymphknoten, weiter über die femoralen Lymphknoten in die pelvinen Lymphknoten (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; van den Einden et al, 2012; van Oostrum et al, 2011). Über einen direkten Lymphabfluss der Vulva, vor allem der Klitoris, in die pelvinen Lymphknoten wird widersprüchlich diskutiert (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Fehr 2011). Die inguinofemorale Lymphonodektomie wird durchgeführt, indem der Schnitt zwischen der Spina iliaca anterior und dem Tuberculum pubicum, durch das subcutenae Fettgewebe bis auf die Fascia superficialis gelegt wird. Das subcutane Fettgewebe wird erhalten und das Fettgewebe zwischen der Fascia superficialis und der Fascia lata sollte ebenfalls entfernt werden. Um alle inguinalen Lymphknoten zu erreichen, ist die Dissektion bis zwei Zentimeter über das Leistenbad zu führen. Die Fascia lata und die Lamina cribrosa werden eröffnet und die Arteria und Vena femoralis müssen dargestellt werden, um die tiefen femoralen Lymphknoten entfernen zu können. Diese liegen medial der Femoralvene in der Fossa ovais. Ein Erhalt der Vena saphena ist nicht notwendig, aber wünschenswert (de Hullu und van der Zee, 2006; Dittmer et al, 2011). Eine Reduzierung der operativen Morbidität durch Erhalt der Vena saphena konnte bislang nicht bewiesen werden (de Hullu und van der Zee, 2006). Ein Entfernen der Fascia lata lateral der Femoralgefäße und ein Miteinbeziehen des Musculus sartorius ist nicht notwendig. (de Hullu und van der Zee, 2006). Der Unterschied zwischen einer oberflächlichen inguinalen Lymphonodektomie und einer kompletten inguinalen Lymphonodektomie liegt darin, dass bei der ersten Methode die Fascia cribriformis nicht eröffnet und die darunter liegenden Strukturen nicht entfernt werden. Diese Methode rechtfertigt sich dadurch, dass bei negativen inguinalen Lymphknoten die femoralen Lymphknoten ebenfalls negativ sein sollten. Allerdings ist dieses Verfahren durch einige unerwartete Lymphknotenrezidive bei negativen inguinalen Lymphknoten in Frage gestellt (de Hullu und van der Zee, 2006). Oberflächliche Lymphknoten können auch im Inneren der Fascia cribriformis liegen und damit bei einer oberflächlichen Lymphonodektomie in situ belassen werden (DeSimone et al, 2011). Ansink et al, 2011, berichteten in einer Corchrane-Analyse, dass die vollständige inguinofemorale Lymphknotenentfernung sicherer war als die oberflächliche Lymphknotenentfernung, da bei Belassung der femoralen Lymphknoten häufiger Lymphknotenrezidive auftraten. ! "+! Pelvine Lymphknotenmetastasen sind in Abwesenheit von inguinofemoralen Lymphknotenmetastasen selten (de Hullu und van der Zee, 2006). 30 Prozent der Patientinnen mit einem Vulvakarzinom haben bei Erstdiagnose inguinofemorale Lymphknotenmetastasen, 20 Prozent dieser Patientinnen präsentieren zusätzlich positive pelvine Lymphknoten (de Hullu und van der Zee, 2006). In einer randomisierten Studie von Homesley et al wurde die pelvine Radiotherapie mit einer pelvinen Lymphonodektomie verglichen. Die Bestrahlungsgruppe wie ein längeres Überleben und mehr pelvine Rezidive auf (de Hullu und van der Zee, 2006). Fehr, 2009, berichtete, dass das Fünf-Jahres-Überleben nach pelviner und inguinaler Bestrahlung bei 68 Prozent, und nach pelviner Lymphonodektomie bei 54 Prozent liegt. Die operative Therapie orientiert sich an dem FIGO-Stadium, dem Allgemeinzustand und den Komorbiditäten der Patientin, sowie deren Wünsche bezüglich der Therapie. Patientinnen mit Stadium T1a werden gemäß der aktuellen Leitlinien mit einer radikalen lokalen Exzision mit einem minimalen Sicherheitsabstand von einem Zentimeter operiert (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Höhere Rezidivzahlen sind mit dieser Therapie im Vergleich zur radikalen Vulvektomie nicht zu erwarten (de Hullu und van der Zee, 2006). Eine operative Therapie der Lymphabflusswege muss nicht durchgeführt werden, da bei einer Invasionstiefe von unter einem Millimeter eine Ausbreitung in die Lymphknoten nicht anzunehmen ist (Tyring, 2003). Befindet sich der Tumor nah an der Klitoris, kann die Klitoris unter optimaler histopathologischer Kontrolle auch erhalten werden, wenn der Resektionsrand nicht sicher ein Zentimeter beträgt (Dittmer et al, 2012). Bei Tumorlokalisationen nahe des Anus ist ein Kontinenzerhalt anzustreben. Hauptziel bleibt aber die R0-Resektion. Eine R1-Resektion mit nachfolgender Strahlentherapie sollte vermieden werden (Dittmer et al, 2012). Ist das Vulvakarzinom nahe des Orificium urethrae lokalisiert, kann die Urethra bis zu zwei Zentimeter entfernt werden, ohne die Kontinenz einzuschränken. Zur Deckung des Defekts werden lokale Rotationslappen oder Transpositionslappen benutzt. (Dittmer et al, 2012). Bei Patientinnen mit Stadium T1b wird eine lokale radikale Exzision mit einem Sicherheitsabstand von einem Zentimeter durchgeführt. Hat der Tumor einen Abstand von über einem Zentimeter zur Mediane wird eine Lymphonodektomie durchgeführt (DeSimone et al, 2011). ! ""! ipsilaterale inguino-femorale In einer Corchrane-Analyse von Ansink et al, 2011, ergab sich kein Unterschied in Anzahl der Lymphknotenrezidive und dem disease-free-survival (DFS) nach ipsilateraler und bilateraler Lymphknotenentfernung bei Patientinnen mit Stadium cT1 und lateralisiertem Tumor. In einer Datenanalyse von Van der Velden wurden aber bei 19 von 489 (3,9 Prozent) Patientinnen mit unilateralem Vulvakarzinom und ipsilateral negativen inguinalen Lymphknoten kontralaterale Lymphknotenmetastasen gefunden (de Hullu und van der Zee, 2006). Bei einem Abstand von weniger als einem Zentimeter, oder bei einem positiven Nodalstatus nach ipsilateraler inguinaler Lymphonodektomie wird eine bilaterale inguinofemorale Lymphonodektomie durchgeführt (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). 25 bis 30 Prozent der Patientinnen mit einem Vulvakarzinom im Frühstadium weisen Lymphknotenmetastasen auf. (DeSimone et al, 2011) Zum weiteren Vorgehen bei Stadium T1b, siehe Abb. 1.1. Im Stadium T2 ist das gleiche Therapieschema indiziert wie im Stadium T1b, wenn der Abstand zu Mediane weniger als ein Zentimeter beträgt. Eine radikale lokale Exzision wies bei Tumoren im Stadium T2 keine schlechtere Rezidivrate auf, als bei einer radikalen Vulvektomie (Dittmer et al, 2012). Ist bei Patientinnen mit Stadium T2 oder T3 eine R0-Resektion und der Kontinenzerhalt nicht möglich, sind die Folgen einer nicht kontinenzerhaltenden Operation gegen eine primäre Radiochemotherapie abzuwägen. Das Belassen eines Residualtumors und eine postoperative Bestrahlung sollte vermieden werden. (Dittmer et al, 2012). Das direkte Adaptieren der Wundränder ist nicht immer möglich. Um Dehiszenzen aufgrund der Spannung zu vermeiden, können myocutane Lappen verwenden werden, z.B. des M.gracilis oder des M. tensor fasciae latae. Zum Erhalt der Kontinenz können auch künstliche Anus-Sphinkter eingesetzt werden (Dittmer et al, 2012). Nach derzeitigem Stand ist eine neoadjuvante Therapie bei Patientinnen, die mit einer radikalen Vulvektomie und bilateraler inguinaler Lymphonodektomie behandelt werden können, einer Operation unterlegen (Dittmer et al, 2012). Bei Befall des Rektums, der Blase oder der oberen Urethra muss individuell zwischen einer operative Therapie und einer primäre Radiochemotherapie gewählt werden. Ist die distale Urethra befallen, ist ein operatives Vorgehen einzuschlagen. Liegt eine ! "#! Knocheninfiltration vor, ist eine primäre Radiochemotherapie angezeigt, eventuell gefolgt von einer sekundären Operation (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). ! ! T1b mit Abstand > 1 cm zur Medianen Radikale lokale Exzision T1b mit Abstand < 1 cm zur Medianen Ipsilaterale inguinale Lymphonodektomie Bilaterale inguinale Lymphonodektomie T2 Lymphknoten befallen Min. 3 metastasierte LK oder Kapseldurchbruch oder Metastase > 10 mm Pelvine Lymphonodektomie Pelvine LK positiv Pelvine LK negativ Inguinale Radiotherapie "$! Pelvine und inguinale Radiotherapie Abb. 1.1: Therapiealgorithmus für Stadium T1 und T2 Die Hauptnebenwirkungen der aktuellen chirurgischen Therapie sind Wunddehiszenzen, Wundinfektion, Lymphozelen, Lymphoedeme und psychosexuelle Folgeerscheinungen. Diese haben im Vergleich zur „en-bloc“-Technik abgenommen, stellen aber weiterhin eine wichtige Rolle für die postoperative Strategien dar (de Hullu und van der Zee, 2006). Psychosexuelle Probleme nach einer operativen Therapie des Vulvakarzinoms sind vielfältig und können unter anderem Depressionen, Körperwahrnehmungsstörungen, Ängste und weitere psychologische Aspekte umfassen. Bei einer zeitlichen Koinzidenz mit physischen körperlichen Problemen nach der Therapie, z.B. Schwellung der Vulva, Dyspareunie oder Oedemen an den Beinen, können sich die psychosexuellen Probleme noch weiter verschlimmert (de Hullu und van der Zee, 2006). Es existieren aktuell verschiedene Fragebögen, einer der meistbenutzen ist der Functional Assessment of Cancer Therapy (FACT) (Janda et al, 2004). Dieser besteht aus verschiedenen Modulen, mit einem allgemeinen Teil (FACT-G) für jegliche Form von Krebserkrankungen in Phase I, II und III-Studien Verwendung findet. Dem allgemeinen Teil wird eine organabhängiger Subskala hinzugefügt, der für die jeweilige Tumorentität spezifisch ist. Janda et al, 2004, entwickeln eine vulvaspezifische Subskala, in der die teilnehmenden Patientinnen vor allem über mangelnde Informationen, Lymphoedeme und sexuelle Probleme klagen. Green et al, 1999, werteten die Fragebögen von 41 Patientinnen, die eine Vulvektomie bekommen haben, zur Körperwahrnehmung und sexuellen Dysfunktion aus. Die Autoren beschrieben, jeweils statistisch signifikant, eine Änderung der Körperbildstörung (p=0,004), eine Abnahme der sexuellen Aktivität (p=0,0001), eine Aversion gegen Geschlechtsverkehr (p=0,01) und Schwierigkeiten bei der sexuellen Erregung (p=0,02). Die Ausdehnung der chirurgischen Behandlung korrelierte dabei in keiner Kategorie mit dem Ausmaß der sexuellen Dysfunktion. Patientinnen, die während dem Ausfüllen des Fragebogens zeitgleich an einer Depression litten, hatten statistisch signifikant eher eine Aversion gegen sexuelle Handlungen (p=0,05) und nicht statistisch signifikant eher Körperbildstörungen (p=0,1) und globale sexuelle Dysfunktionen (p=0,06). In der Studie von Likes et al, 2007, wurden die Lebensqualität und die sexuelle Funktion von Patientinnen nach Exzision bei einer VIN-Läsion untersucht. Höheres Alter (p=0,001) und ausgedehntere Exzision (p=0,009) waren mit einer statistisch signifikant schlechteren sexuellen Funktion und einer schlechteren Lebensqualität assoziiert. Keine Korrelation lag bei der Lokalisation der Exzision und der Zeit seit der Behandlung vor. ! "%! In einer retrospektiven Analyse von Ryan et al, 2003, an 487 Patientinnen, die eine Behandlung wegen einer gynäkologischen Tumorerkrankung bekommen hatten, war das Risiko, ein Lymphödem der unteren Extremität zu entwickeln, für Patientinnen, die eine Vulvektomie mit inguinaler Lymphonodektomie und postoperativer Radiotherapie unter allen Tumorentitäten am größten. Insgesamt entwickelten 26 von 44 (59 Prozent) Patientinnen nach einer Vulvektomie mit inguinaler Lymphknotenentfernung ein Lymphoedem der unteren Extremität. Bei Betrachtung von allen 487 Patientinnen lag die Prävalenz des Lymphoedems bei 18 Prozent (n=89). 53 Prozent entwickelten ein Lymphodem in den ersten drei Monaten, 18 Prozent in den ersten sechs Monaten, 13 Prozent im ersten Jahr und 16 Prozent in den ersten fünf Jahren nach der Behandlung. In der Studie von Cavanagh et al, 1990, wurden 9 Prozent von 415 VulvakarzinomPatientinnen mit Lymphödem der unteren Extremitäten beschrieben. In der Studie von Janda et al, 2004 lag die Prävalenz des Lymphödems bei 40 Prozent (6 der insgesamt 15 Patientinnen) Im Hinblick auf die verschiedenen postoperativen Nebenwirkungen erscheint die Reduktion der operativen Radikalität notwendig. Um diese weiter zu dezimieren, berichteten Höckel et al, 2010, über den Ansatz der „Vulvar field resection“ (VFR), basierend auf der Idee einer Tumorausbreitung in bestimmten, durch die ontogenetische Anatomie definierten, Kompartimenten. Die ontogenetische Anatomie versucht morphologische Einheiten zu erkennen. Eine morphologische Einheit ist ein differenzierter Gewebeblock von verschiedenen Vorläufergeweben, sogenannten Primordia, den frühestmöglich wahrnehmbaren Gewebekomplexen im Embryo mit einer definitiven morphologischen Bestimmung (Höckel et al, 2010). Die Compartmenttheorie besagt, dass sich maligne Tumoren relativ lange in Ihrem, aus der embryogenetischen Entwicklung resultierendem, Kompartiment bleiben. Die Grenzen zwischen den einzelnen Kompartimenten wirken tumorsuppressiv und ein Wechsel zwischen den Kompartimenten ist nur durch eine phänotypische Änderung der Tumorzellen möglich, die erst spät in der Tumorgenese stattfindet. Lokalrezidive sind als übrig gebliebene Tumorzellen im entsprechenden Kompartiment zu verstehen. Diesem Ansatz folgt eine neue Entwicklung bezüglich der Resektionsgrenzen: nichtlymphatisches Gewebe aus den unmittelbar angrenzenden Kompartimenten kann erhalten bleiben, nur noch der Resektionsrand im befallenen Kompartiment werden (Höckel et al, 2010). ! "&! muss eingehalten Dunkelgrün = Inneres Kompartiment der Vulva Hellgrün = Äußeres Kompartiment der Vulva Rot = Gewebe anderer Vorläufergewebe (z.B. Anus, große Labien) Abb. 1.2: Kompartimente der Vulva (Quelle: Höckel et al, 2010) Bezüglich der Rezidive unterschieden die Autoren zwei verschiedene Subentitäten: Lokalrezidive im Bereich der Primärlokalisation, die auch nach der Compartmenttheorie Lokalrezidive vom Primärkarzinom darstellten, und lokale Rezidive außerhalb des ursprünglich behandelten Kompartiments. Bei dieser Form handelte es sich um ein Sekundärkarzinom, das unabhängig vom Primärkarzinom entstand. Das Sekundärkarzinom trat später auf und hatte eine bessere Prognose als das Lokalrezidiv im Kompartiment des Primärkarzinoms (Höckel et al, 2010). In die Studie wurden Patientinnen mit einem primären Vulvakarzinom, cT1 bis cT3 von Januar 2006 bis Januar 2010 eingeschlossen. Es wurde bei einer R0-Resektion keine Bestrahlung durchgeführt. Es erfolgte eine Resektion mit acht Millimeter mikroskopischem Sicherheitsabstand im entsprechenden Kompartiment und zum mediolateralem Perineum hin, wo die Kompartimentgrenzen makroskopisch nicht eindeutig zu erkennen waren. Als primäre Endpunkte wählten die Autoren postoperative Komplikationen, lokale Rezidive und Störungen des Köperbildes. Sekundäre Endpunkte waren anderweitig lokalisierte Rezidive, das Überleben und Sexualitätsstörungen in Folge der Behandlung. Die Studienpopulation betrug 38 Patientinnen, die mit der VFR-Methode operiert wurden. Bei 33 Patientinnen wurden bilateral die inguinalen Lymphknoten entfernt, bei einer Patientin ipsilateral, bei vier Patientinnen wurde keine Lymphonodektomie durchgeführt. Der Median des Follow-up lag bei 19 Monaten (3-50 Monate), 3 Patientinnen starben. Keine der Patientinnen entwickelte während des Beobachtungszeitraumes ein Lokalrezidiv. Für das gesamte Kollektiv lag das 95-Prozent-Konfidenzintervall bei 0-9 ! "'! Prozent und für die 15 Patientinnen, die einen Sicherheitsabstand von weniger als acht Millimeter aufwiesen, bei 0-22 Prozent. 87 Prozent der Patientinnen nach VFR gaben keine Störung des Körperbildes an. Die ventralen 25 Prozent des Anus wurden bei 11 Patientinnen reseziert, eine entwickelte postoperativ eine Obstipation. Die häufigste postoperative Komplikation waren Miktionsbeschwerden, zehn Patientinnen bemerkten eine Inkontinenz, eine Patientin Pollakisurie und eine Patientin eine spray-artige Miktion. Alle fünf Patientinnen, bei denen die distale Urethra reseziert werden musste, entwickelten eine Dranginkontinenz. 76 Prozent der Patientinnen gaben keinen Einfluss der Therapie auf das Sexualleben an. Die Schwächen der Studie waren die niedrige Anzahl an Patientinnen, das kurze Followup, die fehlenden Multizentrizität und fehlende statistische Signifikanz. Hinten et al, 2011 untersuchten postoperative Komplikationen und deren Risikofaktoren. Kurzfristige Komplikationen nach Lymphknotenentfernung waren Infektionen, Lymphozelen und Wunddehsizenzen. Langfristige Komplikationen sind Lymphoedeme, Zellulitis und Erysipele. Ein erhöhtes Risiko für kurzfristige Komplikationen hatten Patientinnen mit einem höheren Alter, Diabetes Mellitus, hohen Föderungsvolumina am letzten Tag der Drainage in situ und nach einer „en-bloc“-Resektion. Blake-Drainagen waren aufgrund höherer Komplikationsraten den Jackson-Drainagen unterlegen. Junges Alter und eine postoperative Lymphozele waren Risikofaktoren für langfristige Komplikationen nach Lymphknotenentfernung. Eine höhere Anzahl an entnommenen Lymphknoten schien gegen späte Komplikationen zu schützen (Hinten et al, 2011). Bezüglich der Zellulitis lag der Cut-off-point zum Schutz bei zehn Lymphknoten (Carlson et al, 2008; Hinten et al, 2011). Courtney-Brooks et al, 2010, berichteten, dass der Cut-offpoint von zehn entnommenen Lymphknoten nur für Patientinnen mit FIGO-Stadium III einen statistisch signifikanten schützenden Effekt hatte, bei den FIGO-Stadien I und II fehlte die statistische Signifikanz. Andere Behandlungsmethoden, wie z.B. Photodynamische Therapie mit 5- Acetylsalicilsäure sind derzeit nur eine Alternative für die Behandlung der VIN, und zeigen dort, außer bei Multifokalität, gute Ergebnisse (Fehr et al, 2000; Hillemanns et al, 2000) ! "(! 1.6 Sentinel-Node-Technik Es gibt zur Zeit kaum effektive, nicht-invasive Techniken zur Erkennung von Lymphknotenmetastasen. Die Palpation ist nicht akkurat, und PET-Untersuchungen zeigen häufig enttäuschende Ergebnisse (deHullu und van der Zee, 2006). Die Bedeutung der Sonographie in der Detektion positiver Lymphknoten wurde alternativ in der Studie von Abang et al, 1999, diskutiert. An 20 Patientinnen wurde mittels Durchmesser und dem Verhältnis Länge/Breite des Lymphknotens via Ultraschall der Nodalstatus ermittelt. Der Durchmesser erfasste nicht alle Metastasen. Das Verhältnis Länge/Breite erfasste alle befallenen Lymphknoten, wies allerdings eine hohe falschnegative Rate auf, und konnte nur mit einer folgenden Feinnadelaspiration durchgeführt werden (Abang Mohammed et al, 1999). Die MRT-Lymphographie weist eine Spezifität von 90-100 Prozent und eine Sensitivität von 40 bis 50 Prozent auf (deHullu und van der Zee, 2006). Weitere Untersuchungen sind anschließend notwendig. Der Sentinel lymph node (SLN) ist definiert als der erste Lymphknoten, der die Lymphflüssigkeit aus dem Abflussgebiet filtert. Sein histopathologischer Status ist repräsentativ für alle weiteren nicht-SNL. Ein negativer SNL bedeutet, dass die weiteren Lymphstationen ebenfalls metastasenfrei sind (deHullu und van der Zee, 2006). Die erste Tumorentität, bei der die SLN-Technik angewendet wurde, war das Maligne Melanom (deHullu und van der Zee, 2006). In der Gynäkologie ist die SLN-Detektion beim Mammakarzinom eine etablierte Methode. Achimas-Cadariu et al, 2009, berichteten bezüglich der SNL-Technilk beim Vulvakarzinom, dass die Spezifität, die Sensitivität, der Positive prädiktive Wert und der negativ prädiktive Wert bei 100 Prozent lagen. Die Durchführbarkeit wurde mit 94 Prozent angegeben (Achimas-Cadariu et al, 2009). Barinoff et al, 2012 gaben einen falschnegativen Wert von 7,7 Prozent an. Aktuell werden zwei Techniken standardmäßig eingesetzt, um den SLN zu finden: die peritumorale Injektion von blauer Farbe und/oder die Benutzung von radioaktiven Tracern mit oder ohne Lymphoszintigraphie. Blauer Farbstoff ist billig und setzt die Patientin und das Personal keinem Strahlungsrisiko aus, allerdings dauert die Identifikation des SLN meist länger, es muss eine größere Inzision gewählt werden und es sind allergische Schockreaktionen beschrieben worden (deHullu und van der Zee, 2006). ! ")! Die Identifikationsrate ist bei der Benutzung der radioaktiven Tracer höher (deHullu und van der Zee, 2006; Huttemann et al, 2012). Von Huttemann et al, 2012 wurden gute Ergebnisse wurden über die Verwendung von 500 "mol Indocyaningrün zur Verbesserung der SLN-Technik berichtet. Im Vergleich zu einer kompletten inguinofemoralen Lymphonodektomie ist die Lymphknotenrezidivrate bei SLN-Patientinnen nicht höher (van Ootrum et al, 2011). Van der Zee et al, 2008, führten eine multizentrische Beobachtungstudie mit einem Kollektiv von 403 Patientinnen mit Stadium T1/T2 (kleiner als vier Zentimeter) durch. Insgesamt wurden 623 Lymphknoten mittels der SLN-Technik untersucht. Das Follow-up lag durchschnittlich bei 35 Monaten). Sechs von 259 (2,3 Prozent, 95%-KI: [0,6%; 5%]) Patientinnen mit unifokalem Tumor und negativer SLN-Untersuchung entwickelten ein Rezidiv, das Drei-Jahres-Überleben beträgt 97 Prozent (95%-KI: [91%; 99%]). Patientinnen mit einer Metastase im positiven SLN größer als zwei Millimeter hatten laut van Oostrum et al, 2011 eine schlechte Prognose. Verglichen mit Patientinnen, die bei einem positiven SLN mit einer nachfolgenden inguinofemoralen Patientinnen ohne Lymphonodektomie anschließende behandelt werden, inguinofemorale weisen SLN-negative Lymphonodektomie statistisch signifikant weniger Wunddehiszenzen, Zellulitis, rezidivierende Erysipel-Beschwerden und Lymphoedeme (Van der Zee et al, 2008). In einem Case Report von Fons et al, 2004, wurde über eine Patientin mit negativem SLN berichtet, deren inguinaler Lymphknoten komplett durch Tumormasse ersetzt war. Die radioaktiven Tracer erkannten keine Metastasen, was die Autoren auf eine Stase im Lymphfluss zurückführen (Fons et al, 2004). Bei Patientinnen mit medialem Befall der Vulva sollte eine bilaterale SLN-Untersuchung durchgeführt werden. Ein unilateral gefundener, nicht befallener SLN schließt einen kontralateralen Befall nicht aus (Louis-Sylvestre et al, 2005). Barinoff et al, 2012 berichteten, dass die SLN-Methode für Mittellinientumore ungeeignet und dass die Qualität der SLN-Technik wichtig für die Aussagekraft war. Deshalb sollte die SLN-Technik nur in erfahrenen Zentren durchgeführt werden (Barinoff et al, 2012). ! "*! 1.7 Radiotherapie Die Radiotherapie wird postoperativ bei Patientinnen mit R1-Resektion, ungenügendem Sicherheitsabstand oder Lymphknotenmetastasen zur Reduzierung des Rezidivrisikos eingesetzt (Jhingran 2006; Sharma, 2012). Bei großen Primärtumoren verkleinert die neoadjuvante Radiotherapie die Tumorgröße und verbessert die Operabilität (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Die IMRT (intense-modulatet radiotherapy) steigert die Dosis im Tumorbett, und verringert die Strahlung des normalen Gewebes, z.B. die Femoralgefäße (Jhingran, 2006). Die alleinige Strahlentherapie kann als palliative Anwendung bei nicht-operablen Patientinnen, bei Rezidiven nach chirurgischer Ersttherapie und bei Patientinnen mit einem Vulvakarzinom im Frühstadium mit medialem Befall angewendet werden. Die Dosis im Bereich des Primärtumors beträgt 60 bis 70 Gy und im Bereich der inguinalen Lymphknoten 45-50 Gy (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Sharma 2012). Pohar et al, 1995, behandelten 34 Patientinnen (21 mit Primärtumor und 31 in Rezidivsituation) mit alleiniger Iridium-192-Brachytherapie. Die mittlere Dosis betrug 60 Gy. Das Fünf-Jahres-Überleben lag bei 70 Prozent, das Fünf-Jahres-DFS 80 Prozent (Pohar et al, 1995; Sharma, 2012). Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Rezidiv-Gruppe und der Primärtumorgruppe bezüglich des Überleben und des DFS lag nicht vor (Pohar et al, 1995). Akl et al, 2000 führten an 12 Patientinnen mit Stadium T1 bis T3 und N0 eine primäre Strahlentherapie durch, das mittlere Follow-up betrug 41 Monate. Alle 12 Patientinnen zeigten unmittelbar nach der Therapie ein komplettes Ansprechen. Das Drei-Jares-DFS lag bei 84 Prozent, das Fünf-Jahres-DFS 43 Prozent (Akl et al, 2000). In einem Review von Sharma, 2012 zeigten einige Studien gute Ergebnisse für die adjuvante Radiochemotherapie, begleitend zur chirurgischen Behandlung, allerdings war das Patientenkollektiv oft sehr heterogen aus Patientinnen mit Rezidivsituation und Patientinnen mit einem Primärtumor aufgebaut, sodass die Ergebnisse schwierig zu interpretieren waren. Bei neoadjuvanter Intention lag die Dosis bei 20-50 Gy. Die Therapiedauer wurde meist kurz gehalten, um die anschließende chirurgische Behandlung nicht zu verzögern. Höhere Dosen, z.B. 60 Gy, wurden eher zur definitiven Therapie verwendet (Sharma, 2012). Für eine Radiochemotherapie wurden vor allem 5-Fluorouracil (5-FU) in Kombination mit Cisplatin oder Mytomycin C verwendet (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). ! #+! Bei Patientinnen mit lokal fortgeschrittenen Tumoren bewirkt die neoadjuvante Radiochemotherapie in 63 bis 92 Prozent der Fälle eine Reduktion der Tumorgröße. Durch diese Reduktion wurde versucht, einen operablen Zustand herbeizuführen (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010, Moore et al, 1998). Komplette Remissionen sind bei kombinierter Radiochemotherapie in 45 bis 80 Prozent zu erwarten. Auch hier sollte anschließend eine Resektion des Tumorbetts erwogen werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). In einer prospektiven Studie der Gynecologic Oncology Group wurden 71 Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem Vulvakarzinom mit einer neoadjuvanten Radiochemotherapie mit 5-FU, Cisplatin und einer Bestrahlungsdosis von 47,7 Gy behandelt. Die Operation wurde vier bis acht Wochen nach Ende der Bestrahlung geplant. 48 Prozent erzielten ein komplettes klinisches Ansprechen. 70 Prozent dieser Patientinnen hatten ein histopathologisch komplettes Ansprechen (Sharma, 2012). Die Studien von Tans et al, 2011, Gerszten et al, 2005, Cunningham et al, 1997, und Mak et al, 2011, unterstützen die Anwendung von 5-FU, Cisplatin und einer Radiatio zur neoadjuvanten Therapie. Moore et al, 2012, berichteten über den Einsatz von wöchentlichen CisplatinGaben (40 mg/m2) und einer Bestrahlungsdosis von 57,6 Gy. Sie erzielten damit eine komplette Remission bei 64 Prozent der 40 Patientinnen. 78 Prozent dieser Patientinnen hatten auch histopathologisch eine komplette Remission. Für das Regime 5-FU mit Mytomycin C wurde von Mulayim et al, 2004 von schweren Nebenwirkungen und einer hohe Mortalität berichtet. Van Doorn et al, 2009 berichte, dass nur 20 Prozent der Patientinnen, die mir Bleomycin behandelt wurden, nach der Bestrahlung operabel waren. Wagenaar et al, 2001, zeigten in einer Phase-II-Studie, dass ein therapeutisches Regime aus Bleomycin, Methotrexat und CCNU eine Ansprechrate von 56 Prozent aufwies und eine Alternative für die palliative Therapie darstellte (Wagenaar et al, 2011). Insgesamt war in einer Cochrane-Analyse bei Patientinnen, die adäquat mit einer Vulvektomie und einer bilateralen Lymphonodektomie operiert werden konnten, diese Behandlung immer vorzuziehen. Bei großen Primärtumoren, die eine Kolostomie oder eine Urostomie notwendig machten, waren die Nebenwirkungen einer neoadjuvanen Chemoradiotherapie gegen die Komplikationen einer alleinigen Operation abzuwägen (Van Doorn et al, 2009). Bezüglich des Lymphknotenmanagements zeigt aktuell eine alleinige inguinofemorale Bestrahlung weniger Nebenwirkungen als die inguinofemoralen Lymphonodektomie, ist ! #"! aber im Gesamtüberleben unterlegen (Sharma 2012; Stehman et al, 1992). Bezüglich des DFS finden sich derzeit in der Literatur unterschiedliche Ergebnisse, die Mehrheit der Studien weist aber auf einen Nachteil der Radiatio im Vergleich zur operativen Therapie hin (Hallak et al, 2007; Sharma 2012; Stehman et al, 1992). Die Indikationen für eine adjuvante Bestrahlung der Inguinalregion sind mindestens drei metastasierte Lymphknoten, extranodale Ausbreitung des Tumors und eine Metastase von mehr als einem Zentimeter Durchmesser (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Einige Autoren berichteten bereits von einem Vorteil der inguinofemoralen Radiatio, wenn mindestens zwei Lymphknoten befallen waren (Jhingran, 2006; Sharma, 2012). Die Nebenwirkungen der Radiotherapie umfassen vor allem Schäden an Nachbarorganen, die mitbestrahlt werden. Enteritis, Proktitis, Zystitis, Hautschäden und Vaginaltrockenheit oder Vaginalstenose stehen im Vordergrund. (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Barnes und Thomas, 2006). Tans et al, 2011 berichteten, dass 93 Prozent der Patientinnen eine Desquamation der bestrahlten Gebiete erlitten. Weitere Nebenwirkungen waren Neutropenie, Narbenbildung, Ulzera, Teleangiektasien und Lymphoedeme. Zur Minderung der Nebenwirkung kann neben symptomatischen Therapieansätzen auch hyperbarer Sauerstoff eingesetzt werden (Allen et al, 2012). Durch die Anwendung der IMRT konnte die Morbidität der adjuvanten Radiotherapie gesenkt und eine Ansprechrate von 70 Prozent erreicht werden (Beriwal et al, 2007). 1.8 Psychoonkologie Psychoonkologische Maßnahmen sind ein integraler Bestandteil der ganzheitlichen Therapie der Patientinnen mit einem Vulvakarzinom. Um den Bedarf einer psychoonkologischen Intervention zu erkennen, ist sowohl bei Diagnosestellung, während der Primärtherapie und auch in der Nachsorge eine Evaluation der Lebensqualität durchzuführen. Dabei sollte die Patientin und auch auf Wunsch die Angehörigen auf alle gängigen Hilfsangebote hingewiesen werden, allen voran Paar-und Sexualtherapie und Selbsthilfeorganisationen. Um dies zu gewährleisten, werden aktuell neue Strategien und Ansätze in der psychoonkologischen Unterstützung gefordert (Senn et al, 2011) ! ##! 1.9. Nachsorge Zentrale Ziele der Nachsorgen sind die Früherkennung von Rezidiven und das Erfassen beziehungsweise Behandeln von therapiebedingten unerwünschten Nebenwirkungen, wie z.B. Lymphödeme, Narben, Dyspareunie und Stenosierungen (Thauer, 2011). In Anlehnung an die Rezidivwahrscheinlichkeit wird die Nachkontrolle in den ersten drei Jahren alle drei Monate durchgeführt. Nach vier bis fünf Jahren wird eine halbjährliche, ab sechs Jahren nach der Erstdiagnose eine jährliche Kontrolle empfohlen (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Bestandteil der Nachsorgeuntersuchung sind eine krankheits- und symptomspezifische Anamnese, die auch die Beschwerden Pruritus, Blutungen, Lymphödem, Sexualitätsstörungen, Miktionsanomalien, psychische Schwankungen, Schmerzen und Fluor umfasst (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Oonk et al, 2003, werteten die Nachsorge von 238 Patientinnen aus. Das durchschnittliche Follow-up betrug 63 (6 -149) Monate. 65 Patientinnen (27 Prozent) entwickelten Rezidive, davon 49 lokal und sechs inguinal. Bei 42 Patientinnen wurde das Rezidiv in einem routinemäßigen Follow-up entdeckt, die Hälfte dieser Patientinnen war asymptomatisch. Die Rezidivherde, die während des Follow-up entdeckt wurden, waren statistisch signifikant kleiner als die Rezidive, die bei einer außerplanmäßigen Konsultation diagnostiziert wurden. 1.10 Prognosefaktoren Das Fünf-Jahres-Überleben betrug in einer Studie von Raspagliesi et al, 2006 66 Prozent, das Zehn-Jahres-Überleben 62 Prozent. Der wichtigste Prognosefaktor für das Überleben in dieser Studie war der Nodalstatus mit einer Hazard Ratio (HR) von 2,06, gefolgt von der Lymphscheideninfiltration mit einer HR von 3,47. Relativ zu den positiven Lymphknoten schienen das extrakapsuläre Wachstum und der Prozentsatz an tumorbefallenem Lymphknoten die wichtigsten unabhängigen Prognosefaktoren zu sein (Raspagliesi et al, 2006). Andere Prognosefaktoren in weiteren Studien waren das Alter, das Staging und die Gesamtanzahl der befallenen Lymphknoten (Bosquet et al, 2005; Courtney-Brooks et al, 2010). ! #$! Das DFS ist statistisch signifikant mit dem Grading, dem Stadium, dem Nodalstatus und der Lymphscheideninfiltration assoziiert (Bosquet et al, 2005; Maggino et al, 2000; Nicoletto et al, 2010). Die Anzahl der befallenen Lymphknoten wirkt sich nicht auf das DFS aus (Maggino et al, 2000). Stankevica et al, 2012, führten den Befall der Mittellinienstrukturen (z.B. Klitoris) als unabhängigen Prognosefaktor auf. Laut den Autoren hatten diese Patientinnen ein längeres DFS, was auf eine aggressivere Therapie zurückzuführen ist (Stankevica et al, 2012). 1.11 Rezidiv und Metastasen Beim Lokalrezidiv ist die Behandlung abhängig von der Primärtherapie und der individuellen klinischen Situation der Patientin. Als gängigste Methoden sind operative Eingriffe, wie z.B. eine Exzision, eine Vulvektomie oder exenterierende Eingriffe und die Bestrahlung zu nennen (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Die Inzidenz an Lokalrezidiven ist hoch und liegt bei 15 bis 37 Prozent (Balega et al, 2008; Höckel et al, 2010). Lokalrezidive haben einen Anteil von mehr als 50 Prozent an allen Rezidiven (Balega et al, 2008). Der wichtigste Faktor um die Wahrscheinlichkeit eines Lokalrezidivs abzuschätzen, war in einer Studie von Heaps et al, 1990 der Resektionsrand. Lag eine R1-resektion vor, betrug das Risiko, ein Lokalrezidiv zu entwickeln, 50 Prozent (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010, Heaps et al, 1990). Weitere Risikofaktoren sind Lymphscheideninvasion, Tumorgröße und Invasionstiefe (Balega et al, 2008). Bei inguinalen Rezidiven können operative Maßnahmen, eine Radiotherapie oder eine Chemotherapie alleine oder kombiniert angewendet werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Eine bildgebende Staginguntersuchung zur Abklärung einer hämatogenen oder lymphogenen Ausbreitung sollte durchgeführt werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). Lymphknotenrezidive treten früher auf als Lokalrezidive (durchschnittlich sieben Monate versus drei Jahre rezidivfreie Zeit (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010) und haben im Vergleich eine schlechtere Prognose (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Bosquet et al, 2005). ! #%! Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Frührezidiven, die innerhalb der ersten 20 Monate nach Primärtherapie auftreten, ist schlechter als die Fünf-Jahre-Überlebensrate bei Spätrezidiven (27-28 Prozent versus 60-68 Prozent, Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010; Maggino et al, 2000). Die schlechteste Prognose haben Patientinnen, bei denen multiple Rezidive auftreten (Fünf-Jahres-Überleben 14 Prozent) und Patientinnen, mit Fernrezidiven (Fünf-Jahres-Überleben 15 Prozent) (Maggino et al, 2000) 35 Prozent der Rezidive ereignen sich nach fünf Jahren oder mehr, was die Notwendigkeit eines langfristigen Follow-ups notwendig macht (Bosquet et al, 2005). In der Studie von Maggino et al, 2000, entwickelten 187 der 502 Patientinnen (37,3 Prozent) ein Rezidiv, 40 bis 60 Prozent in den ersten beiden Jahren. In der aktuellen Klassifikation des Vulvakarzinomes wird nicht, wie beim Mammakarzinom, zwischen nodalen Mikrometastasen und nodalen Makrometastasen unterschieden. Mikrometastasen sind zwischen 0,2 Millimeter und 0,2 Zentimeter groß und sind durch die Invasion oder die Penetration der Lymphgefäßwände in Kontakt mit dem Lymphknotenstroma (Horn et al, 2005). Mikrometastasen wurden in einer Studie von Horn et al, 2005 erst ab einem Follow-up von mindestens fünf Jahren prognoserelevant. Liegen nur Mikrometastasen vor, kann nach einem Vorschlag optional der Zusatz (mi) benutzt werden, z.B. pN1 (mi) (Horn et al, 2005). Als isolierte Tumorzellen (ITC) werden kleine Gruppen Tumorzellen bezeichnet, die kleiner als 0,2 Millimeter sind und nicht in Kontakt mit dem Lymphknotenstroma stehen. Ihre prognostische Bedeutung ist derzeit unklar. Die derzeitige Empfehlung ist, sofern keine weitere Metastase vorliegt, sie als pN0 zu klassifizieren und im Befund mit der entsprechenden Nachweismethode zu erwähnen (Horn et al, 2005). Das einzige histologische Merkmal um das Risiko gleichzeitig existierender Lymphknotenmetastasen abzuschätzen, ist die Invasionstiefe. Betrug die Invasionstiefe laut Yoder et al, 2008 weniger als einen Millimeter, ist von tumorfreien inguinalen Lymphknoten auszugehen. Patientinnen mit positiven Lymphknoten wiesen eine statistisch signifikant höhere Invasionstiefe auf (Sznurkowski et al, 2012). Fernmetastasen können bei gutem Allgemeinzustand der Patientin eine Indikation zur Chemotherapie sein. Die Ansprechrate liegt derzeit ! #&! bei ca. 30 Prozent. Zum Einsatz kommen Substanzen wie z.B. Cisplatin und Taxane. Die Nebenwirkungen müssen immer mit den Erfolgsaussichten einer Chemotherapie abgewogen werden (Vulvakarzinom Leitlinie AWMF 2010). ! ! ! ! #'! 2. Patienten und Methoden 2.1. Studiendesign und Datenerhebung Die Studie wurde nach Antragstellung vom Ethikkomitee der Universität Freiburg gebilligt. Die elektronische Datenbank der Universitäts-Frauenklinik Freiburg wurde nach dem ICDCode „C51“, beziehungsweise der Diagnose „bösartige Neubildung der Vulva“, durchsucht. Nach Anwendung der in Tab 2.1. aufgeführten Ein- und Ausschlusskriterien konnten insgesamt 118 Patientinnen in die Studie aufgenommen werden. Einschlusskriterien Alter > 18 Jahre zwischen Januar 2000 und Dezember 2011 in der Universitätsfrauenklinik aufgrund eines Plattenepithelkarzinoms der Vulva behandelt Ausschlusskriterien Patientinnen mit Zweitkarzinomen, welche die Prognose beeinflussen können Karzinome der Vulva, die nicht dem histologischen Subtyp des Plattenepithelkarzinoms (z.B. Melanom) entsprechen Patientinnen, die ausschließlich an einer VIN (präkanzeröse Läsionen) erkrankt sind Tab.2.1: Ein- und Ausschlusskriterien Aus den elektronisch archivierten Krankenakten wurden folgende Daten retrospektiv ermittelt: Datum und Alter bei Erstdiagnose, initiales Stadium der FIGO- und TNMKlassifikation anhand der aktuellen AWMF-Leitlinie (Stand: 29. Juli 2012, siehe Tab. 1.1.), Histologie, Grading, Resektionsstatus Größe und und Invasionstiefe, Sicherheitsabstand, Lokalisation, Operationsmethode, Lymphknotenstatus, Rezidivstatus, strahlenmedizinische Anamnese, das Sterbedatum (falls vorhanden) bzw. das Datum des letzten Kontaktes, sowie das Overall-Survival (Gesamt-Überleben) und das Disease-FreeSurvival (Krankheitsfreies Überleben). Tabelle 2.2. zeigt eine Übersicht über die erhobenen Parameter. ! "#! Klinische Daten Geburtsdatum Alter bei Erstdiagnose Klassifikation nach TNM Einteilung nach FIGO Metastasenstatus Lokalisation Overall-Survival (OS) Anzahl der Rezidive Lokalisation der Rezidive Therapie der Rezidive Disease-Free-Survival (DFS) Histologische Daten Histologischer Typ Grading Größe Invasionstiefe Nodalstatus Anzahl der entfernten Lymphknoten Anzahl der befallenen Lymphknoten Seite und Lokalisation der Lymphonodektomie Sentinel-Lymphknotenbiopsie Chirurgische Daten OP-Technik Resektionsstatus Sicherheitsabstand Strahlenmedizinische Daten Zeitpunkt der durchgeführten Radiatio - falls erfolgt - im therapeutischen Vorgehen Lokalisation der Radiatio Dosis der Radiatio Tab 2.2: Übersicht über die erhobenen Parameter ! "$! 2.2. Statistik Bei der Analyse der Daten sowie der Erstellung der Diagramme, Kurven und Abbildungen kam die Software SPSS, Version 20, der IBM corporation zum Einsatz. Die angegebenen p-Werte sind genau berechnet und beziehen sich durchweg auf zweizeitig durchgeführte Tests. Das gewählte Signifikanzniveau beträgt 0,05. Da für die Korrelationsanalyse zwar von einem monotonem, nicht aber von einem linearen Zusammenhang ausgegangen werden kann, sind die Bedingungen für den Korrelationskoeffizienten nach Pearson nicht erfüllt. Die Korrelationsanalyse wurde dementsprechend anhand des Spearman’schen Rangkorrelationskoeffizienten durchgeführt. Bei der Rangkorrelation nach Spearman werden die Werte vor Berechnung des Korrelationskoeffizienten in Rangzahlen umgewandelt, wobei der kleinste Wert den Rang 1 und der größte Wert den Rang n erhält. Treten verbundene Ränge auf, so wird die mittlere Rangzahl ermittelt, indem man Summe der entsprechenden Rangzahlen durch deren Anzahl dividiert. Dadurch wird jeder Beobachtungseinheit eine Rangzahl für die Ordinate und eine Rangzahl für die Abszisse zugeordnet. Die Differenz der beiden Rangzahlen wird als Di definiert. Aus der Summe dieser Differenzen berechnet dich der Spearman’sche Korrelationskoeffizient wie folgt: !! ! ! ! ! ! !!! ! !!! !! &'(!)*+! !!!!! !!! Aus der Formel wird ersichtlich, dass der Korrelationskoeffizient nach Spearman Werte zwischen -1 und +1 annimmt. Ein negatives Vorzeichen ist gleichbedeutend mit einem gegensinnigen, ein positives Vorzeichen mit einem gleichsinnigen Zusammenhang. Nimmt rs den Wert 0 an, ist kein monotoner Zusammenhang nachweisbar. Zur Untersuchung signifikanter Unterschiede zwischen zwei unabhängigen Stichproben wurde der nichtparametrische Mann-Whitney-U-Test verwendet. Auf den analogen parametrischen T-Test wurde bewusst verzichtet, da die Daten nicht sicher der Normalverteilung folgen. Mit dem U-Test von Mann und Whitney werden aus den Stichprobenumfängen n1 und n2, die nicht identisch sein müssen, zwei Mediane (Md1 und Md2) miteinander verglichen. Um ! "%! die Nullhypothese H0: Md1 = Md2 zu überprüfen, werden zuerst alle Werte einer Gruppe aufsteigend sortiert und mit einer Rangzahl versehen. Die separaten Summen dieser Rangzahlen werden als R1 und R2 bezeichnet. Daraus wird wie folgt berechnet: !! ! ! !! ! !! ! !! ! !! !! ! ! ! !! mit !! ! ! !! ! !! ! ! !!! !! !! ! ! ! !! ! ! !"#!!"! !"! Ist U kleiner als der zutreffende kritische Wert, der sich aus !! ! !! und dem jeweiligen Signifikanzniveau ergibt, wird die Nullhypothese abgelehnt. Zur Analyse signifikanter Unterschiede zwischen mehreren unabhängigen Stichproben wurde, äquivalent zum Mann-Whitney-U-Test für 2 Stichproben, der Kruskal-Wallis-Test eingesetzt. Der bewusste Verzicht auf die ANOVA (analysis of variance) erklärt sich ebenfalls aus der nicht sicher vorhandenen Normalverteilung der Daten. In den folgenden Analysen wurden als prognoserelavante Parameter das OAS, das DFS sowie die absolute Anzahl der Rezidive gewählt. Zur besseren Orientierung und aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden zusätzlich die Mittelwerte errechnet und aufgeführt. Diese gingen aber gemäß der entsprechenden Definitionen des Mann-Whitney-U- und des Kruskal-Wallis-Tests nicht mit in die Berechnung ein. Die Darstellung der Überlebensdaten, sowie der krankheitsfreien Intervalle erfolgte mit Hilfe der Kaplan-Meier-Methode. Die Diagramme stellen die jeweilige Überlebensfunktion dar, die wie folgt geschätzt wird: ! !! ! ! ! !! !!!! !! * !! !!!! ,-! !! * ...* !! !!!! !! !! ! !! ! ! !! stellen dabei die Zeiten dar, zu denen die entsprechenden Endereignisse stattgefunden haben. Die Anzahl der Patientinnen, die zu diesen Zeitpunkten ausscheiden, werden als !! , !! ,...!! bezeichnet. Als !! wird die Anzahl der Patientinnen bezeichnet, die unmittelbar vor einem Zeitpunkt !! noch in der Studie involviert sind. Bei den Box-and-whiskers-Plots entsprechen die untere Begrenzung der 25. und die obere Begrenzung der 75. Perzentile. Innerhalb der Box ist der Median markiert. Das Ausmaß der whiskers gibt die Werte wieder, welche sich innerhalb des 1,5-fachen Interquartilenabstandes (IQR) befinden. Werte, die über diesem 1,5-fachen IQR, aber unter dem 3-fachen IQR liegen, sind als Punkte gekennzeichnet und werden als Ausreißer bezeichnet. Liegen Werte über dem 3-fachen IQR, sind diese Extremwerte durch Sternchen dargestellt. ! ! ,.! 3. Ergebnisse 3.1 Alter Das Durchschnittsalter der 118 Patientinnen mit einem invasiven Vulvakarzinom bei Erstdiagnose lag bei 67,54 Jahren, Die jüngste Patientin war bei Erstdiagnose 30 Jahre alt und die älteste 92. Die Altersverteilung, unabhängig vom Jahr der Erstdiagnose, ist in Abb. 3.1 dargestellt. Abb. 3.1: Altersverteilung bei Erstdiagnose Bei Erstdiagnose waren 9 Patientinnen (7,6%) jünger als 40 Jahre bzw. 17 Patientinnen (14,4%) jünger als 50 Jahre alt. Der Häufigkeitsgipfel lag in der 8. Lebensdekade (70-79 Jahre) mit insgesamt 52 Patientinnen (44,2%), siehe Abb. 3.2: ! "#! Abb. 3.2: Altersdekaden bei Erstdiagnose Zwischen 2000 und 2005 wurden 58 Patientinnen mit Erstdiagnose Vulvakarzinom an der Universitätsfrauenklinik Freiburg behandelt: 51 waren älter und 7 jünger als 50 Jahre alt. Zwischen 2006 und 2011 wurden 60 Patientinnen behandelt: 50 waren älter und 10 jünger als 50 Jahre alt.! Der Mittelwert des Alters bei Erstdiagnose der Patientinnen mit Erstdiagnose vor Januar 2006 lag bei 68,84 (±1,86) Jahren, bei den Patientinnen mit Erstdiagnose nach Dezember 2005 betrug der Mittelwert 66,28 (±1,90) Jahre. ! ""! Abb. 3.3: Altersverteilung nach Zeitpunkt der Erstdiagnose Patientinnen, die bei Erstdiagnose jünger als 50 Jahre alt waren, erreichten kein signifikant längeres DFS (Mittelwert 67,18 (±11,76) vs. 49,40 (±4,56) Monate), kein signifikant längeres OAS (Mittelwert 62,59 ±10,91 vs. 44,60 (±4,05) Monate) und benötigten eine niedrigere Bestrahlungsdosis (14,52 (±6,44) vs. 28,56 (±2,88) Gy). Sie erlitten statistisch signifikant weniger Rezidive (p=0,01; Mittelwert 0,18 (±0,13) vs. 0,76 (±0,11)). Alle Ergebnisse der Mann-Whitney-U-Analyse, siehe Tab. 3.1 3.2 Histologie und Grading Die histologische Untersuchung ergab in 112 Fällen (94,9%) ein Plattenepithelkarzinom. In 73 Fällen (64%) lag ein G2-Grading vor. ! "$! ! ;+**&67&'*! ;&%+),! KLM&'*! ;)<+0)6%=1+1!%&'! ;)<+0)6%=1+1!%&'! "#$!%&'! "#$!%&'! >&1*')56?,:!.&+! >&1*')56?,:!.&+! !"#$%&$%"'()*(')+,- !"#$%&$%"'()*(')+,()*+&,*+,,&,-!%+&! ()*+&,*+,,&,-!%+&! ()*+&,*+,,&,-!%+&! ()*+&,*+,,&,-!%+&! *%"-.%,")/%&*%"-/)'%&)/%&.&+!/"!!0+,%&1*&,1! .&+!/"!89,:&'!)61!23! .&+!/"!0+,%&1*&,1! .&+!/"!89,:&'!)61!23! 012)/"()'"1+012)/"()'"1+23!4)5'&!)6*!7)'&,! 4)5'&!)6*!7)'&,! 23!4)5'&!)61!7)'&,! 4)5'&!)61!7)'&,! @A-@3!BC@-2DE! DF-GH!BCGG-FDE! IH-2D!BCI-HHE! G@-2I!BCD-@@E! J-2@!BC3-FDE! 2-A@!BC3-HJE! 2F-@J! FG-HI! 22-@D! @G-D! 34567895::- 3-GG! !! 3-3H! !! NO$!%&'! NO$!%&'! ()*+&,*+,,&,-!%+&! ()*+&,*+,,&,-!%+&! .&+!/"!P6*&'!)61!23! .&+!/"!89,:&'!)61!23! 4)5'&!)6*!7)'&,! 4)5'&!)6*!7)'&,! ! ;+**&67&'*! ;&%+),! KLM&'*! @@-D3!BC@-32E! 2F-JG! ! O,Q)56!%&'!R&Q+%+S&! O,Q)56!%&'!R&Q+%+S&! NO$!%&'! .&+!,+T5*! .&+!%?'T5:&U95'*&'! ()*+&,*+,,&,-!%+&! %?'T5:&U95'*&'! $&,*+,&6LV=%&L X&+,&!R)%+)*+=! $&,*+,&6LV=%&L W&T5,+X! .&X=00&,!5).&,! W&T5,+X! 3-FA!BC3-G2E! 3-JD!BC3-GIE! 2G-3A!BC2-ADE! 2A-AA! @A-G@! DI-GD! 3-3A! !! ;+<)$/-,%&-1$+%%&=1/>'%-?),")'"1- ! ;+**&67&'*! ;&%+),! KLM&'*! DI-2A!BCG3-AGE! FI-2! 3-3G! !! 3-3D! !! DJ-DA!BCD-@IE! 97579- 3-3G! !! "#! @J-AG!BC@-ADE! 2F-ID! 3-@@! !! ;+<)$/-,%&BC!-,%&BC!-,%&?%<","@%-*%"A)'"%+'"++%+-1$+%- A)'"%+'"++%+-."'A)'"%+'"++%+5-."'%&=1/>'%-?),")'"1- %&=1/>'%&-?),")'"1%&=1/>'%&-?),")'"1- 3-G2!BC3-32E! G-GJ!BC3-G2E! 43578D85E9F-G5G:- !! NO$!%&'! ()*+&,*+,,&,-!%+&! &+,&!R)%+)*+=! .&X=00&,!5).&,! @J-2A!BC2-@2E! E:59- NO$!.&+!&'U=6:*&'! RGLR&1&X*+=,! NO$!.&+!&'U=6:*&'! R3LR&1&X*+=,! J3-I2!BCA-3JE! @G-2H! @A-H@!BC@-@2E! 2J-JF! 3-I! !! ! ;+**&67&'*! ;&%+),! KLM&'*! ! ;+**&67&'*! ;&%+),! KLM&'*! "#$!.&+!&'U=6:*&'! RGLR&1&X*+=,! "#$!.&+!&'U=6:*&'! R3LR&1&X*+=,! JH-I3!CGG-3JE! JF-DJ! 22-2H!BC2-3GE! 2J-A! 3-3H! !! ;+<)$/-,%&;+<)$/-,%&-?%<","@%-*%"O,Q)56!%&'!R&Q+%+S&! O,Q)56!%&'!R&Q+%+S&! ?%<","@%-*%"A)'"%+'"++%+5-,"%-*%"-HB.&+!&'U=6:*&'!RGL .&+!&'U=6:*&'!R3L A)'"%+'"++%+5-,"%KL+>%&-)/(-EG-I)$&%-)/('&1&X*+=,! R&1&X*+=,! *%"-HB--."+,%('%+(J)&%+EG-I)$&%-)/(-J)&%+G-JG!BC3-JHE! 3-HA!BC3-3AE! 3-FD!BC3-GGE! 3-GH!BC3-GJE! DG-FG! 23-FI! 935874354:- 3-GD! !! O6*&'!%&'! ()*+&,*+,,&,!.&+! 0&%+)6&'! Y=X)6+1)*+=,! O6*&'!%&'! ()*+&,*+,,&,!.&+! 6)*&')6&'! Y=X)6+1)*+=,! O,Q)56!%&'! .&U)66&,&,! YZ0K5X,=*&,!.&+! 0&%+)6&'! Y=X)6+1)*+=,! D2-FJ!BCI-D@E! JD-J@! DH-@J!BCI-J3E! @G-@D! G-33!BC3-JJE! JD-HG! 3-JI! !! 3-3G! !! O,Q)56!%&'! .&U)66&,&,! YZ0=5X,=*&,!.&+! 6)*&')6&'! Y=X)6+1)*+=,! G-32!BC3-IHE! @3-G! 3-@F! !! Tab 3.1: Ergebnisse des Mann-Whitney-U-Tests ! "$! ;+<)$/-,%&?%<","@%-*%"+1,)/MN1("'"@%+A)'"%+'"++%+5-,"%+"#$'-*%('&)$/'J1&,%+-("+,3-I3!BC3-GJE! :454- ;+<)$/-,%&-?%<","@%-*%"+1,)/MN1("'"@%+A)'"%+'"++%+5-,"%*%('&)$/'-J1&,%+-("+,- 3-3I! !! G-GI!BC3-I3E! 34577- 3.3 Ausbreitung und Lokalisation bei Erstdiagnose Fernmetastasen lagen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bei keiner Patientin vor. 57 von 100 (57 %) Patientinnen, bei denen aus den vorliegenden Unterlagen über den Metastasierungsstatus bei Erstdiagnose eine sichere Aussage gemacht werden konnte, wiesen keine Metastasen auf. Bei 43 (43 %) Patientinnen wurden Lymphknotenmetastasen festgestellt . Bei insgesamt 112 Patientinnen konnte anhand der dokumentierten Angaben die Lokalisation des Vulvakarzinoms ermittelt werden: in 37 Fällen (33,0%) waren mediale Strukturen der Vulva (z.B. Klitoris, Ostium urethrae) betroffen, in 40 (35,7%) Fällen laterale Strukturen, 24 (21,4%) Patientinnen hatten ein multizentrisches Vulvakarzinom. Bei 11 (9,8%) Patientinnen waren bei Erstdiagnose Strukturen des Damms oder der Vagina mitbetroffen. In der ersten Hälfte des Beobachtungszeitraumes wurde bei 21 (40,4%) Patientinnen ein lateral lokalisiertes Vulvakarzinom festgestellt. 17 (32,7 %) Patientinnen wiesen eine mediale Lokalisation auf. Ein multizentrisches Vulvakarzinom lag bei 8 Patientinnen (15,4%) vor. In der zweiten Hälfte des Beobachtungszeitraumes verdoppelte sich die Anzahl des multizentrischen Vulvakarzinoms auf 16 (26,7%). Ein lateralisierter Tumor lag bei 19 (31,7%), eine mediale Lokalisation bei 20 (33,3%) Patientinnen vor. Patientinnen mit einer lateralen Tumorlokalisation wurden mit einem signifikant (p=0,01) größeren Sicherheitsabstand (Mittelwert 5,94 (±0,83) mm) operiert als Patientinnen mit medialem Befall (Mittelwert 3,54 (±0,76) mm) und wiesen nicht signifikant mehr befallene Lymphknoten auf (1,05 (±0,28) vs. 1,00 (±0,33)) ! "#! Abb. 3.4: Lokalisation in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Erstdiagnose 3.4 Größe und FIGO-Einteilung Bei 102 Patientinnen wurde in der histologischen Untersuchung die Größe des Tumors bestimmt. Die durchschnittliche Größe betrug 33,35 mm (±2,473 mm). Der kleinste festgestellte Tumor war 2 mm, der größte 140 mm groß. Die 16 Patientinnen, bei denen keine Größenbestimmung erfolgte, wurden entweder nicht primär operiert oder die histologische Sicherung wurde auswärts durchgeführt, sodass diese Daten nicht vorlagen. 24 (24,24%) Patientinnen hatten bei Erstdiagnose ein Stadium I, 30 (30,30%) ein Stadium II, 34 (34,34%) ein Stadium III und 11 (11,11%) das Stadium IV. Mit zunehmendem FIGO-Stadium nahm der jeweilige mittlere Rang des OAS bzw. des DFS ab, der mittlere Rang der Anzahl der Rezidive zu. Die Mittelwerte der jeweiligen Parameter, getrennt nach FIGO-Stadien, sind Tab 3.3 zu entnehmen. ! "$! !"#$%&'()*+), 1 2 3 4 -*''./0/0,1(+), $2&,3-4+('/5, 58,35 53,78 45,94 34,00 -*''./0/0,1(+), 6!&,3-4+('/5, 56,60 50,67 50,06 33,59 2+7(8.,9/0, 1/7*9*:/, 45,17 47,33 50,78 65,41 ;, 24 30 36 11 !! "#$%&'! !! 0,08 !! 0,18 !! 0,12 !! !! Tab 3.2: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand der FIGO-Stadien (! -*''/.</0'/,$2&, 3-4+('/5, 58,96 (±9,26) -*''/.</0'/,6!&, 3-4+('/5, 65,42 (±10,09) -*''/.</0', 2+7(8.,9/0, 1/7*9*:/,, 0,46 (±0,19) )! 50,57 (±7,25) 53,97 (±8,08) 0,40 (±0,11) *! 40,06 (± 7,08) 54,25 (±8,05) 0,61 (± 0,15) +! 24,91 (±10,10) 31,45 (±11,05) 1,09 (± 0,32) !"#$%&'()*+), Tab 3.3: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand der FIGO-Stadien Beim Vergleich Kaplan-Meier-Funktion in Abhängigkeit des FIGO-Stadiums (Abb. 3.5 und 3.6) fiel auf, dass im Zeitraum zwischen 15 und 25 Monaten die Graphen des FIGOStadium II einen statistisch signifikant (OAS: p<0,001; DFS: p=0,04) höheren Wert des kumulativen Überlebens beschrieb als die Kurve der Patientinnen mit FIGO-Stadium I. Gegen Ende des Beobachtungszeitraumes glich sich die Funktion der Patientinnen mit Stadium II eher der Kurve der Patientinnen mit Stadium III an. ! "%! ()*&! ()"+! ()"'! (),,! -!/!'.',! Abb 3.5: OAS anhand des FIGO-Stadiums ()*&! ()"+! ()"'! (),,! -)'.'&! Abb. 3.6: DFS anhand des FIGO-Stadiums ! &'! 3.5 Operative Therapie Bei 91 Patientinnen (77,1%) wurde operativ eine R0-Resektion erzielt, bei 12 Patientinnen (10,2%) wurde dies nicht erreicht. 9 Patientinnen (7,6%) wurden primär bestrahlt und nicht operiert. Bei 6 auswärts operierten Patientinnen war der Resektionsstatus mit den vorliegenden Unterlagen nicht eruierbar. Der Mittelwert des Sicherheitsabstandes lag bei 4,49 mm (± 0,46mm). Bei 88 Patientinnen war der minimale Sicherheitsabstand genau dokumentiert. Eine R0-Resektion mit mindestens 8 mm Sicherheitsabstand lag bei 19 Patientinnen (21,6%) vor. Abb. 3.7: Verteilung des Sicherheitsabstands Patientinnen mit einer R0-Resektion hatten kein signifikant längeres OAS (Mittelwert 49,84 (±4,45) vs. 30,25 (±9,03) Monate), kein signifikant längeres DFS (Mittelwert 55,58 (±5,01) vs. 38,20 (±11,03) Monate) und nicht signifikant eine geringere Anzahl an Rezidiven (Mittelwert 0,89 (±0,09) vs 1,31 (±0,38)). ! &,! Tab.3.4 zeigt die Ergebnisse des Kruskal-Wallis-Tests bezüglich des Sicherheitsabstandes. Bei erzielter R0-Resektion waren die mittleren Werte des DFS statistisch signifikant (p=0,02) höher, je größer der Sicherheitsabstand gewählt wurde. Patientinnen ohne R0-Resektion hatten ein durchschnittliches OAS von 41,36 (±10,77) Monaten, ein durchschnittliches DFS von 44,71 (±12,61) Monaten und im Mittel 0,93 (±0,34) Rezidive. Bei Patientinnen mit einem minimalen Sicherheitsabstand von 1-2 mm betrugen die Mittelwerte des OAS 27,25 (±5,11) Monate, des DFS 25,63 (±5,02) und der Anzahl der Rezidive 0,63 (±0,15). Die Mittelwerte der Patientinnen, die mit einem Sicherheitsabstand von 3-5 mm operiert wurden, betrugen 49,78 (±9,23) Monate (DFS), 66,00 (±10,92 Monate) (OAS) und 0,39 (±0,14) (Anzahl der Rezidive). Bei einem Sicherheitsabstand von 6-10 mm betrug das DFS 49,00 (±9,20) Monate, das OAS 63,56 (±10,65) Monate und die Anzahl der Rezidive 0,13 (±0,09). Bei Patientinnen mit einem Sicherheitsabstand > 10mm lag das DFS bei 88,18 (±13,38), das OAS bei 88,73 (±13,66) und die Anzahl der Rezidive bei 0,82 (±0,38). -*''./0/0,1(+),$2&, &*=8/08/*'>(?>'(+9, 3-4+('/5, 0 mm 40,96 1 - 2 mm 33,48 3 - 5 mm 45,09 6 - 10 mm 47,63 > 10 mm 67,27 p-Wert -*''./0/0,1(+),6!&, 3-4+('/5, 37,36 29,73 49,87 52,47 63,00 -*''./0/0,1(+), 2+7(8.,9/0, 1/7*9*:/, 50,00 50,38 41,50 33,38 47,14 !! 0,02 !! 0,12 !! 0,08 ;, 14 24 23 16 11 !! !! Tab. 3.4: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand des Sicherheitabstands Tab. 3.5 zeigt das Ergebnis der Kruskal-Wallis-Analyse bezüglich des Sicherheitsabstandes für Patientinnen mit FIGO-Stadium II. Statistische Signifikanz lag bezüglich des DFS (p=0,04) und des OAS (p=0,04) vor. ! &*! &*=8/08/*'>(?>'(+9, @AAB, -*''./0/0,1(+),6!&, 10,00 ,! 5,25 (#)! 10,75 *#-! 11,17 .#(,! 21,00 /!(,! !! !! 0,04 "#$%&'! ! -*''./0/0,1(+), $2&, 6,00 6,00 11,85 10,08 20,60 !! 0,04 -*''./0/0,1(+), 2+7(8.,9/0,1/7*9*:/, 9,00 14,75 13,95 12,83 9,00 !! 0,50 ;, 1 2 10 6 5 !! !! ! Tab 3.5: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand des Sicherheitabstandes bei Stadium FIGO II Die Mittelwerte sind Tab. 3.6 zu entnehmen. Für die FIGO-Stadien I, III, IV lag keine statistische Signifikanz vor. &*=8/08/*'>(?>'(+9, 0 mm 1 - 2 mm 3 - 5 mm 6 - 10 mm > 10 mm -*''/.</0',6!&, 20,00 15,50 (±11,50) 43,10 (±10,27) 33,50 (±8,42) 96,40 (±13,65) -*''/.</0',$2&, 31,00 15,50 (±8,50) 44,00 (±13,38) 35,83 (±6,65) 106,40 (±13,91) -*''/.</0',2+7(8.,9/0, 1/7*9*:/, 0,00 0,50 (±0,71) 0,50 (±0,71) 0,33 (±0,52) 0,00 Tab 3.6: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand des Sicherheitabstandes bei Stadium FIGO II Bei Vergleich der drei oben erwähnten Prognosefaktoren anhand des jeweils bei allen Patientinnen erzielten Sicherheitsabstandes in der Kaplan-Meier-Analyse, stellte sich mit statistischer Signifikanz heraus, dass die Kurve der Patientinnen, die mit einem Sicherheitsabstand von 1-2 mm operiert worden sind, sowohl für das DFS (p=0,02) wie auch für das OAS (p=0,04), die niedrigsten Werte bezüglich des kumulativen Überlebens beschrieb. Die Kurven der Patientinnen, die bei einer R0-Resektion mit einem größeren Sicherheitsabstand operiert wurden, wiesen durchweg höhere Werte auf. ! &"! (),+! (),,! ()*"! (),&! ()*&! -)'.'*! Abb. 3.8: DFS anhand des Sicherheitsabstands (),+! (),,! (),&! ()*"! ()*&! Abb. 3.9: OAS anhand des Sicherheitabstands ! &&! Die Durchführung der Kaplan-Meier-Analyse bezüglich des Sicherheitsabstandes getrennt nach FIGO-Stadien ergab keinen statistisch signifikanten Unterschied. 3.6 Lymphonodektomie Zur Exploration der nodalen Verhältnisse wurde bei 81 (72,0%) Patientinnen die beidseitige inguinale Lymphonedektomie gewählt, ersichtlich aus Abb. 3.10 und 3.11. Bei 19 Patientinnen (16,1%) wurde aufgrund der klinischen Situation (nicht operabel, Ablehnung der Patientin, etc.) oder aus therapiestrategischen Gründen (z.B. bei primärer Radiatio) keine Lymphknoten entnommen. Eine einseitige Lymphonodektomie wurde in 12 Fällen (10,1%) durchgeführt. Bei 2 (1,8 %) Patientinnen konnte aufgrund von fehlenden Unterlagen keine Daten ermittelt werden. Pelvine Lymphknoten wurden zusätzlich zu den inguinalen Lymphknoten bei 4 Patientinnen (4,1%) entnommen. Seit August 2007 wurde regelmäßig die Sentinel-Node-Technik eingesetzt. 36 Patientinnen (32,1 % des Gesamtkollektivs) wurden seitdem mit dieser Technik operiert. Bei 32 der 36 mit der Sentinel-Methode operierten Patientinnen (88,9%) wurden zusätzlich noch weitere Lymphknoten, bei 4 (11,1%) Patientinnen ausschließlich der SentinelLymphknoten entfernt. In 58 (51,8 %) des Gesamtkollektvs Fällen wurde eine Lymphonodektomie ohne SentinelProbe durchgeführt. Seit deren Einführung wurde bei 13 Patientinnen auf die SentinelNode-Technik verzichtet. Patientinnen, bei denen zusätzlich weitere Lymphknoten entfernt wurden, hatten kein signifikant längeres OAS (Mittelwert 36,19 (±6,26) Monate vs. 16,50 (±8,34) Monate) und kein signifikant längeres DFS (41,30 (±7,3) Monate vs. 12,11 (±6,06) Monate) im Vergleich zu den Patientinnen, bei denen nur der SNL entfernt wurde. ! &0! ,+.,!1! 0.%!1! &.*!1! #*.'!1! Abb. 3.10: Seite der Lymphonodektomie Durchschnittlich wurden 9,44 Lymphknoten (± 0,81) entnommen, dies entsprach 5,02 Lymphknoten pro Seite. Der Maximalwert lag bei 62 intraoperativ entfernten Lymphknoten. Der Mittelwert der befallenen Lymphknoten lag bei 0,90 (± 0,16). Bei 71 Patientinnen (60,2%) waren keine Lymphknoten befallen. ! &+! Abb. 3.11: Lokalisation der Lymphonodektomie Von den 46 nodal-positiven Patientinnen hatten 21 (48,8%) einen und 19 (44,2%) mindestens zwei befallene Lymphknoten. Aufgrund fehlender Dokumentation konnte bei 3 Patientinnen die Anzahl der befallenen Lymphknoten nicht eruiert werden und bei 4 Patientinnen war eine allgemeine Aussage über den Nodal-Status nicht möglich. Bei Betrachtung der Anzahl der befallenen Lymphknoten fiel auf, dass die beste Prognose dann vorlag, wenn eine Lymphonodektomie durchgeführt wurde und keine tumorbefallenen Lymphknoten festgestellt wurden (Mittlere Ränge: OAS = 67,09, DFS = 66,64, Anzahl der Rezidive = 50,19). Die Patientinnen, bei denen keine Lymphonodektomie durchgeführt worden ist, hatten eine vergleichbare Prognose mit den Patientinnen, bei denen ein befallener Lymphknoten festgestellt wurde. Die statistische Signifikanz wurde in allen drei Prognosefaktoren erreicht. ! &#! -*''./0/0, -*''./0/0, 1(+), 1(+), -*''./0/0, 2+7(8., $2&, 1(+),6!&, 9/0, 3-4+('/5, 3-4+('/5, 1/7*9*:/, ;, 55,54 58,60 65,40 24 2+7(8.,9/0,?/C(../+/+,DEAF8G+4'/+, keine Lymphknoten-Entfernung kein befallener Lymphknoten 67,09 66,64 50,19 50 1 befallener Lymphknoten 63,40 60,33 65,17 26 mindestens 2 befallene Lymphknoten 38,06 39,67 69,31 18 !! ! p-Wert !! 0,02 !! 0,04 !! 0,04 !! ! Tab 3.7: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand der Anzahl der befallenen Lymphknoten 2+7(8.,9/0,?/C(../+/+, DEAF8G+4'/+, keine LymphknotenEntfernung -*''/.</0',$2&, 3-4+('/5, 45,08 (+-8,68) -*''/.</0',6!&, 3-4+('/5, 49,21 (+-8,97) -*''/.</0',2+7(8., 1/7*9*:/, 0,88 (+- 0,24) kein befallener Lymphknoten 55,58 (+-5,98) 60,12 (+-6,67) 0,38 (+-0,11) 1 befallener Lymphknoten 50,00 (+-8,19) 52,12 (+-9,29) 0,96 (+- 0,25) 22,67 (7,02) 32,72 (+-10,16) 0,83 (+-0,20) mindestens 2 befallene Lymphknoten Tab 3.8: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand der Anzahl der befallenen Lymphknoten Die Kurven der Patientinnengruppe in der Kaplan-Meier-Analyse, bei der keine Lymphonodektomie Anwendung gefunden hatte, wies in den ersten 60 Monaten statistisch signifikant (p(DFS) < 0,01, p(OAS)=0,01) einen ähnlichen Werte auf wie der Graph der Patientinnengruppe mit einem befallenen Lymphknoten. Ab 100 Monaten Beobachtungsdauer kreuzte er, das OAS betreffend, die Kurve der Patientinnen mit mindestens 2 befallenen Lymphknoten. ! &$! Die Funktionskurve der Patientinnen ohne befallene Lymphknoten zeigte die höchsten Werte bezüglich des kumulativen Überlebens. Mit zunehmendem Beobachtungszeitraum divergierte die Kurve zunehmend von den restlichen Graphen. ()0'! ()*+! ()*&! (),$! Abb. 3.12: OAS anhand der Anzahl der entfernten Lymphknoten ()0'! ()*+! ()*&! (),$! Abb. 3.13: DFS anhand der befallenen Lymphknoten ! &%! 3.7 Radiatio 63 Patientinnen (53,3%) erhielten eine Bestrahlung, davon 9 (7,6%) neoadjuvant oder primär, 25 (21,2%) postoperativ bei Erstdiagnose, 26 (22,0%) bei Rezidivsituation und 3 Patientinnen (2,5%) direkt postoperativ bei Erstdiagnose und bei Rezidivsituation. Eine Patientin wurde auswärts bestrahlt, sodass hier keine zuverlässigen Daten vorlagen. Bei 54 Patientinnen (45,8%) wurde keine Bestrahlung durchgeführt (siehe Abb. 3.14) Abb. 3.14: Verteilung der verschiedenen Radiatio-Schemata Patientinnen, die im Laufe der Therapie keine Bestrahlung benötigten, wiesen kein signifikant längeres OAS auf (51,09 (±5,96) vs. 43,91 (±4,96) Monate) hatten aber ein signifikant längeres DFS (p=0,01; Mittelwert 63,69 (±6,42) vs. 43,59 (±5,45) Monate) und signifikant weniger Rezidive (p=0,00; Mittelwert 0,15 (±0,05) vs. 1,13 (±0,15)). Nodal-positive Patientinnen, die nicht bestrahlt wurden, wiesen signifikant weniger Rezidive auf (p=0,02; Mittelwert 0,20 (±0,13) vs. 1,12 (±0,20)) ! 0'! In der Kruskal-Wallis-Analyse war der mittlere Rang des OAS war am niedrigsten (42,64, p=0,09) bei den Patientinnen, die direkt nach der Operation eine Bestrahlung bekommen hatten. Bei Betrachtung des DFS fiel auf, dass der höchste mittlere Rang bei den Patientinnen mit neoadjuvanter Bestrahlung (71,56) und der niedrigste mittlere Rang bei Patientinnen, welche die Radiatio postoperativ sowie im weiteren Therapieverlauf (24,83, p<0,001) bekommen haben, erreicht wurde. Das gleiche prognostische Bild ergab sich bei der absoluten Anzahl der Rezidive (p<0,001) . Bestrahlung keine neoadjuvant/primär postoperativ nach Erstdiagnose im weiteren Verlauf postoperativ nach Erstdiagnose und im Verlauf !! -*''./0/0, 1(+),$2&, 3-4+('/5, 62,16 61,67 42,64 -*''./0/0, 1(+),6!&, 3-4+('/5, 68,86 71,56 57,90 -*''./0/0,1(+), 2+7(8.,9/0, 1/7*9*:/, 42,83 54,06 52,82 ;, 54 9 25 66,92 66,83 39,90 24,83 97,08 113,83 26 3 !! p-Wert !! !! 0,09 0,00 !! 0,00 !! Tab. 3.9: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand der jeweils erfolgten Radiatio Bestrahlung keine neoadjuvant/primär postoperativ nach Erstdiagnose im weiteren Verlauf postoperativ nach Erstdiagnose und im Verlauf -*''/.</0',$2&, 51,09 (+-5,96) 54,00 (+- 16,95) 27,32 (+- 6,05) -*''/.</0',6!&, 63,69 (+- 6,42) 67,44 (+-17,25) 50,44 (+-9,61) -*''/.</0',2+7(8.,9/0, 1/7*9*:/, 0,15 (+- 0,05) 0,44 (+- 0,24) 0,40 (+-0,13) 53,31 (+-7,86) 49,33 (+- 18,48) 25,27 (+-5,46) 16,33 (+-12,35) 1,85 (+-0,19) 3,33 (+-0,33) Tab. 3.10: OAS, DFS und Anzahl der Rezidive anhand der Anzahl der befallenen Lymphknoten ! 0,! Unterscheidet man die Subgruppe der Patientinnen, die direkt postoperativ nach Erstdiagnose eine Bestrahlung erhielten, anhand des Resektionsstatus, ergab sich ein längeres DFS für die Patientinnen mit einer R1-Resektion. Statistische Signifikanz lag nicht vor. ()&! ()**! Abb. 3.15: DFS bei postoperativ bestrahlten Patientinnen anhand des Resektionsstatus ! 3.8 Rezidivsituation Nach Abschluss der Therapie blieben 70 Patientinnen (59,3%) rezidivfrei (siehe Abb. 3.16). 29 (24,6%) Patientinnen bekamen im Verlauf ein Rezidiv, 8 (6,8%) Patientinnen 2 Rezidive, 9 (7,6%) Patientinnen 3 Rezidive und 2 Patientinnen (1,7%) 4 Rezidive. ! 0*! Abb. 3.16: Anzahl der Rezidive 28 (58,3%) der 48 Patientinnen mit einem Erstrezidiv hatten dies lokal, 9 (18,8%) inguinal, 3 (6,3%) lokal und inguinal. Insgesamt wurden bei 7 (14,6%) Patientinnen Fernmetastasen festgestellt. Die Lokalisation der Zweitrezidive aus Abb. 3.18 zu entnehmen. Abb. 3.17: Lokalisation des ersten Rezidivs ! ! 0"! Abb. 3.18: Lokalisation des zweiten Rezidivs 3.9 Gesamtkollektiv Bei Betrachtung des disease-free survival (DFS) ergab sich ein Mittelwert von 52,3 (± 4,39) Monaten. Die Standardabweichung betrug 46,394. Der Median lag bei 38 Monaten, der Modalwert mit insgesamt 7 Patientinnen bei 6 Monaten. Die durchschnittliche Überlebenszeit (overall-survival, OAS) lag bei 47,19 (± 3,83) Monaten einer Standardabweichung von 41,590 Monaten, einem Median von 36 Monaten und einem Modus von 7 Monaten (5 Fälle). Abb. 3.19 und 3.20 zeigt die Kurven des Gesamtkollektivs anhand des OAS und des DFS in der Kaplan-Meier-Analyse. Bei Vergleich der beiden Graphen fiel auf, dass im Gegensatz zum gleichmäßigen Abfall der Überlebenskurve die Kurve des DFS anfangs wesentlich stärker abfiel, um dann bei 40 Monaten gleichmäßig zwischen 0,50 und 0,55 zu verlaufen. Das 5-Jahres-Überleben lag bei 60 %. ! 0&! (),,$! Abb. 3.19: OAS des Gesamtkollektivs (),,$! Abb. 3.20: DFS des Gesamtkollektivs ! 00! 3.10 Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman (!) In Tab. 3.11 ist die Korrelationsanalyse der wichtigsten Outcome-Parameter nach Spearman-Rho aufgeführt. Statistische Signifikanz wurde bei folgenden Korrelationen erzielt: OAS korreliert mit dem DFS ( ! = 0,589;p<0,001), DFS korreliert mit der Anzahl der Rezidive (! = 0,539, p<0,001). Der erzielte Sicherheitsabstand korreliert sowohl mit dem OAS (! = 0,339, p<0,001) als mit dem DFS (! = 0,421, p<0,001). Eine schwache negative Korrelation (! = -0,20) bestand zwischen der Rezidivanzahl und dem erzielten Sicherheitsabstand, allerdings war diese Korrelation statistisch nicht signifikant (p = 0,07). Alter bei ED Korrelationskoeffizient p-Wert Alter DFS Sicherheitsab bei OAS berechnet Anzahl stand min ED (Monate) (Monate) Rez [mm] 1,00 -0,16 -0,05 0,04 0,11 Korrelationskoeffizient / 118 -0,16 0,09 118 1,00 0,61 118 0,589 0,65 118 0,08 0,29 88 0,339 p-Wert N Korrelationskoeffizient 0,09 118 -0,05 / 118 0,589 < 0,01 118 1,00 0,42 118 -0,539 0,00 88 0,421 p-Wert N Korrelationskoeffizient 0,61 118 0,04 0,00 118 0,08 / 118 -0,539 0,00 118 1,00 0,00 88 -0,20 p-Wert N Sicherheits- Korrelationskoeffizient abstand min [mm] p-Wert N 0,65 118 0,11 0,42 118 0,339 0,00 118 0,421 / 118 -0,20 0,07 88 1,00 0,29 88 < 0,01 88 < 0,01 88 0,07 88 / 88 OAS (Monate) DFS berechnet (Monate) Anzahl Rezidive Tab. 3.11: Ergebnisse der Rangkorrelationsanalyse nach Spearman ! ! 0+! 4. Diskussion 4.1 Alter In unserer Studie lag das Durchschnittsalter der 118 Patientinnen bei 67,54 Jahren und somit unter dem von Dittmer et al, 2011 und Ghebre et al, 2011 vorbeschriebenem Durchschnittsalter von 69 bis 72 Jahren. Unsere Ergebnisse korrelierten mit der durch Lanneau et al, 2009 festgestellten Abnahme des mittleren Erkrankungsalters: in den Jahren 2000 bis 2005 im Vergleich zu den Jahren 2006 bis 2012 war eine Abnahme von 68,84 Jahren auf 66,28 Jahre zu beobachten (s. Abb. 3.3, S. 34). Die Studie von Hampl, 2010, zeigte, dass 24 Prozent der Patientinnen bei Erstdiagnose jünger als 60 Jahre alt waren. An der Universitäts-Frauenklinik Freiburg lag der relative Anteil der Patientinnen, die zu dem Zeitpunkt der Erstdiagnose jünger als 60 Jahre alt waren, passend zu der Studie von Hampl, 2010, bei 23,7 Prozent. Laut Hampl, 2010 nimmt der Anteil der Frauen, die bei Erstdiagnose jünger als 50 Jahre alt sind, weiterhin zu. Wir konnten das gleiche Phänomen in unserer Studie feststellen: es waren von 2000 bis 2005 7 von 51 (13,7 Prozent) Patientinnen jünger als 50 Jahre bei Erstdiagnose des Vulvakarzinoms während im Zeitraum von 2006 bis 2012 es zehn von 61 Patientinnen (16,6 Prozent) waren. Der Häufigkeitsgipfel lag in unserer Studie in der achten Lebensdekade (70 bis 79 Jahre) Dieser Altersgipfel wurde ebenfalls von Fehr et al., 2009, beschrieben. Allerdings konnten wir den von Fehr, 2009, gezeigten zweiten Altersgipfel in der Gruppe der 40 bis 49jährigen Patientinnen nicht beobachten. Patientinnen, die bei Erstdiagnose jünger als 50 Jahre alt waren, hatten sowohl ein längeres DFS, als auch ein längeres OAS, was auf eine bessere Prognose dieser Patientinnengruppe hindeutet. Allerdings sollte die klinische Relevanz des signifikanten Unterschieds bzgl. des OAS aufgrund der höheren Lebenserwartung infrage gestellt werden. Jüngere Patientinnen hatten trotz eines längeres OAS statistisch signifikant (p=0,01) weniger Rezidive, was auf eine gute Diagnostik und Therapie der jungen Patientinnen schließen ließ. !"# # Diese Ergebnisse bestätigten die gegenwärtigen epidemiologischen Ergebnisse in der Literatur und rücken das Vulvakarzinom auch als Tumorentität der jungen Frau in den Fokus. Eine adäquate Krebsfrüherkennungsuntersuchung unter Beachtung dieser Entwicklung sollte durchgeführt werden. Der von uns gewählte Cutpoint im Jahre 2005 wurde bewusst gewählt, da er den Beobachtungszeitraum von 12 Jahren in zwei gleich große Zeitintervalle teilt. Aufgrund der in der Literatur veröffentlichten Daten und der von uns beobachteten Tendenzen ist davon auszugehen, dass bei einem längeren Beobachtungszeitraum mit einem späteren Cutpoint die Abnahme des Erkrankungsalters deutlicher ausgeprägt und statistisch signifikant wäre. 4.2 Lokalisation Insgesamt lag bei 40 Patientinnen (35,7 Prozent) eine laterale Lokalisation vor. Bei 37 Patientinnen (33,0 Prozent) war das Vulvakarzinom medial, zwischen Klitoris und Urethra lokalisiert. 24 Patientinnen (21,4 Prozent) hatten einen multizentrischen, noch auf die Vulva begrenzten Befall. Betrachtete man das Kollektiv getrennt nach Datum der Erstdiagnose, fiel auf, dass sich die Anzahl der Patientinnen mit multizentrischem Befall in der zweiten Hälfte des Beobachtungszeitraumes um 100 Prozent steigerte. Die Zunahme der medialen Lokalisation betrug 17,6 Prozent. Beide Lokalisationen werden mit dem Subtyp des HPV-induzierten Vulvakarzinoms in Verbindung gebracht (Hampl, 2010), sodass deren Anstieg und die Abnahme des mittleren Erkrankungsalters (siehe 4.1) den Schluss nahe legen, dass die Inzidenzsteigerung vor allem auf einer Zunahme des HPVinduzierten Subtyps beruhen könnte. Vulvakarzinome waren in der ersten Hälfte des Beobachtungszeitraumes am häufigsten an lateralen Strukturen, wie z.B. den Labien, lokalisiert. Die lateralen Vulvakarzinome nahmen in der zweiten Hälfte des Beobachtungszeitraumes um 10,5 Prozent ab und waren in dieser Periode seltener als medial lokalisierte Vulvakarzinome. Damit konnten wir den von Hampl, 2010, beobachteten Trend bestätigen. Signifikanz war vor allem auf die zu kleinen Die fehlende statistische Subgruppen zurückzuführen, dementsprechend mussten die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden. Der erzielte Sicherheitsabstand war bei medialer Lokalisation statistisch signifikant (p=0,01) kleiner als bei lateraler Lokalisation. Der Hauptgrund für die geringere operative !$# # Radikalität bei medialer Lokalisation war der Versuch, angrenzende Strukturen, wie z.B. die Urethra, die Klitoris oder die Vagina, zur Vermeidung von Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Dyspareunie und zum Erhalt der Sexualität zu schonen. Diese Beobachtung stand im Gegensatz zu Stankevica et al, 2012, die bei Befall der medialen Strukturen über ein aggressiveres Behandlungsmanagement und dementsprechend über eine bessere Prognose berichteten. 4.3 Sicherheitsabstand Woelber et al, 2011, betonten die Notwendigkeit einer R0-resektion, konnten aber in dieser 102 Patientinnen umfassenden single-center-Studie keinen prognostischen Einfluss des Sicherheitsabstandes erfassen. In unserer Studie mit 118 Patientinnen war das DFS in der Kruskal-Wallis-Analyse statistisch signifikant proportional zum Sicherheitsabstand (p=0,04). Je größer der Sicherheitsabstand erreicht wurde, desto länger war das DFS. Bezüglich des OAS ergab sich für Patientinnen mit einem Sicherheitsabstand von drei bis fünf Millimeter eine bessere Prognose verglichen mit den Patientinnen, die mit einem Sicherheitsabstand von sechs bis zehn Millimeter operiert wurden. Dies könnte darauf zurückgeführt werden, dass die Patientinnen mit einem großen Tumor, und dementsprechend schlechter Prognose, auch eine radikalere Operation mit größerem Sicherheitsabstand erhielten. Wir konnten zeigen, dass das OAS signifikant mit der Größe des Sicherheitsabstand steigt (p=0,04). Im Gegensatz dazu konnten wir bei der Anzahl der Rezidive keine statistische Signifikanz beobachten. In der Kaplan-Meier-Analyse wurden diese Ergebnisse bestätigt. Die Patientinnen mit einem Sicherheitsabstand von einem bis zwei Millimeter hatten statistisch signifikant schlechtere Werte bezüglich des DFS und des OAS (p(DFS) = 0,02, p(OAS) = 0,04). Dies verdeutlichte die Sicherheitsabstand, schlechtere sodass Prognose ein bei ausreichend Patientinnen groß mit gewählter einem geringen Sicherheitsabstand zusammenfassend ein wichtiges prognostisches Merkmal darstellt. Bei Betrachtung der Graphen getrennt nach FIGO-Stadien ergab sich aufgrund der kleinen Subgruppen keine statistische Signifikanz. !%# # Ein weiterer Indikator für die Bedeutung des Sicherheitsabstandes ergab sich in der in der Rangkorrelationskoeffizientenanalyse nach Spearman. Der Sicherheitsabstand korrelierte statistisch signifikant (p<0,001) positiv mit dem OAS und dem DFS. Bei Vergleich der R0-Resektion mit der R1-Resektion konnte die Beobachtung von Woelber et al, 2011, bestätigt werden: Patientinnen mit einer R0-Resektion hatten trotz postoperativer Bestrahlungen bei R1-Resektion eine bessere Prognose. Bezüglich des DFS scheiterte die Analyse nur knapp am Signifikanzniveau (p=0,08). Betrachtete man die Patientinnen isoliert mit einer R1-Resektion mit den Patientinnen, bei denen ein Sicherheitsabstand von ein bis zwei Millimeter gewählt worden ist, fiel auf, dass die Prognose bezüglich des DFS und das OAS in diesem Falle besser war. Dies ist auf die sofort ergriffenen postoperativen Maßnahmen (z.B. Radiatio) zurück zu führen. Eine R1Resektion mit nachfolgender Bestrahlung hatte also ein besseres Outcome als eine R0Resektion mit lediglich einem bis zwei Millimeter Sicherheitsabstand. Der von Höckel et al, 2010, publizierte Vorschlag, mittels der VFR nur noch im befallenen Kompartiment den Sicherheitsabstand von acht Millimeter einzuhalten, wurde durch diese Ergebnisse nur teilweise entkräftet. Zwar war die Prognose der Patientinnen mit steigendem Sicherheitsabstand besser, allerdings wurde nicht nach den ontogenetischen Grenzen operiert, sodass die Ergebnisse aufgrund der beiden verschiedenen Operationsmethoden nur sehr bedingt miteinander zu vergleichen waren. Im Vergleich zu Höckel et al, 2010, war in dieser Studie das Kollektiv größer, das Followup länger und die statistische Signifikanz, auch in mehreren, verschiedenen statistischen Analysen, vorhanden. Um beide Operationsmethoden evidenzbasiert miteinander zu vergleichen, ist eine große, prospektive, randomisierte Studie notwendig. Als wichtigste Outcome-Parameter sind das OAS, das DFS, die Anzahl der Rezidive und die Nebenwirkungen zu wählen. Beide Therapiearme sollte eine ausreichend große Anzahl an Patientinnen beinhalten, um statistische Aussagekraft zu erzielen. Das Follow-up sollte mindestens fünf Jahre betragen, um auch Spätrezidive zu erfassen. &'# # Ein weiterer Ansatz, das postoperative kosmetische Ergebnis unter Gewährleistung einer adäquaten Radikalität zu verbessern, besteht in der plastischen Rekonstruktion nach der chirurgischen Therapie. Die plastische Rekonstruktion ist noch kein Bestandteil der aktuellen Standardbehandlung (Höckel und Dornhöfer, 2008), führte aber in einer Studie von Weikel et al, 2006 zu einer Verbesserung bezüglich Überleben, Operabilität und Wundheilung. Die Zahl der Rezidive verringerte sich bei Patientinnen mit rekonstruktiver Chirurgie von 36 auf 23 Prozent (Weikel et al, 2006). Ziel der Rekonstruktion ist es, zwei adäquat passende, sagittal symmetrische, sensible Hautfelder herzustellen, die Miktion und Defäkation nicht stören und eine passende und elastische Öffnung zur Neovagina erlauben. Eine Herstellung der ursprünglichen anatomischen Verhältnisse mit Preputium, Glans, und Labia minora ist meist nicht möglich (Höckel und Dornhöfer, 2008). Zur Deckung kleiner Defekte eignen sich die verschiedenen Limberglappen, bei einem großen Weichteildefekt die medialen Oberschenkellappen und die glutealen VY-Lappen. Eine Übersicht über die aktuell eingesetzten chirurgischen Techniken liefert Tab. 4.1 4.4 Lymphknoten In dieser Studie lag zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits bei 43 Prozent der Patientinnen eine Lymphknotenmetastasierung vor. Dementsprechend muss bei Erstdiagnose immer an die inguinale Ausbreitung gedacht und entsprechende Maßnahmen in der Therapie eingeplant werden, zumal der Lymphknotenbefall der wichtigste Prognosefaktor ist (Raspagliesi et al, 2006). Bei 82,7 Prozent der Patientinnen wurde zur Exploration der nodalen Verhältnisse die beidseitige, inguinale Lymphonodektomie durchgeführt, die damit als Standardprozedur angesehen werden konnte. Die Entnahme pelviner Lymphknoten wurde lediglich bei vier Patientinnen durchgeführt und blieb damit auf Einzelfälle beschränkt. Ein Vergleich der verschiedenen Techniken zur Lymphknotenentfernung war aufgrund der Verteilung der Subgruppen nicht aussagekräftig, da die Gruppe der Patientinnen mit bilateraler, inguinaler Lymphonodektomie mit 82,7 Prozent der Patientinnen eine verhältnismäßig zu große Subgruppe darstellte. &(# # Technik Vulva-Defekt Blutzufuhr Innervation Limberg Lappen Partial, anterior oder posterior Zufällig S3, S4 Dermatome Anteriorer Labiallappen Partial, anterior A. pudenda exerna NA Posteriorer Labiallappen Partial, posterior A. labialis posterior NA Medialer VY-Oberschenkellappen Partial, lateral Zufällig L2, S3, S4 Dermatome Glutealer VY-Oberschenkellappen Partial, lateral Zufällig S2-S4 Dermatome Pudendaler VY-Oberschenkellappen Partial, lateral A. pudenda interna N. pudendus Pubolabialer VY-Lappen Total Zufällig L1, L2, S3, S4 Dermatome Bilateraler, medialer VY-Oberschenkellappen Total siehe oben siehe oben Bilateraler, glutealer VY-Oberschenkellappen Total siehe oben siehe oben Bilateraler, pudendaler VY-Oberschenkellappen Total siehe oben siehe oben Tensor fasciae latae-Lappen Erweitert A. circumflexa femoris lateralis Laterale femorale Hautnerven Gracilis-Lappen Erweitert A. circumflexa femoris medialis N.femoralis, N. pudendus Rectus-abdominis Muskellappen Erweitert A. epigastrica inferior profunda NA Tab. 4.1: Techniken zur plastischen Defektdeckung an der Vulva (Höckel und Dornhöfer, 2008) !"# # Patientinnen, bei denen keine Lymphknoten entfernt wurden, hatten in der Kruskal-WallisAnalyse eine statistisch signifikant ähnliche Prognose, wie Patientinnen mit einem befallenen Lymphknoten. In der Kaplan-Meier-Analyse verlief die Kurve zu Beginn des Beobachtungszeitraumes statistisch signifikant (p(OAS) = 0,01; p(DFS) = 0.00) nahe am Graphen der Patientinnen mit einem befallenen Lymphknoten und näherte sich zum Ende des Beobachtungszeitraumes dem Graphen der Patientinnen mit mindestens zwei befallenen Lymphknoten an. Dieses Ergebnis verdeutlicht ebenfalls die Wichtigkeit einer Miteinbeziehung der Lymphknoten in das diagnostische und therapeutische Regime, um eventuell befallene, aber klinisch inapparente Lymphknoten mit zu erfassen. Allerdings müssen diese Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden, da sich in der Gruppe der Patientinnen ohne Lymphonodektomie auch die Patientinnen befinden, die aufgrund ihrer Multimorbidität nicht operiert werden konnten. Diese Patientinnen hatten auch unabhängig vom Lymphknotenmanagement eine schlechte Prognose und verzerren das Ergebnis. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass die in mehreren Analysen steigende Anzahl der befallenen Lymphknoten mit einer statistisch signifikant zunehmend schlechteren Prognose assoziiert war. Die beste Prognose schien bei Patientinnen ohne befallene Lymphknoten mit erfolgter chirurgischer Exploration der nodalen Verhältnisse vorzuliegen. Die Aussagekraft dieser Studie bezüglich der Sentinel-Node-Technik war stark limitiert. Eine statistisch zuverlässige Aussage und entsprechender Vergleich mit der Fachliteratur lies sich damit schwer treffen. Bei Anwendung der Sentinel-Node-Technik wurde bei 32 der 36 Patientinnen (88,9%) eine weitere Lymphknotenentfernung durchgeführt, lediglich bei vier Patientinnen wurde ausschließlich der Sentinel-Lymphknoten entnommen. Durch diese zu kleinen und sehr ungleichmäßig verteilten Subgruppen war jegliche statistische Analyse nicht aussagekräftig und kann damit nicht verlässlich durchgeführt werden. Nach den Ergebnissen von van Ootrum et al, 2011 und Van der Zee et al, 2008 hatte sich die Sentinel-Node-Technik als nebenwirkungsarmes und zuverlässiges Verfahren etabliert. Durch Einsatz der Sentinel-technik konnten immerhin bei 4 Patientinnen Nebenwirkungen einer potentiellen Lymphonodektomie vermieden werden. !"# # die In diesem Zusammenhang sind die Ende 2014 erscheinenden Ergebnisse der GROINSSV-II (Groningen International Study on Sentinel Nodes in Vulvar cancer II) zu erwarten, die klären soll, ob bei positivem Sentinel-Lymphknoten eine alleinige Radiatio angewendet werden kann, um die Nebenwirkungen der Lymphonodektomie zu umgehen. 4.5 Radiatio Die Indikation zur Bestrahlung in dieser Studie wurde vor allem bei Rezidiven (22 %) und bei R1-Resektion oder zu knapp bemessenen Resektionsrändern (21,2 %) gestellt. 7,6 Prozent der Patientinnen erhielten eine neoadjuvante oder eine primäre Radiatio. Das Fünf-Jahres-Gesamtüberleben dieser Subgruppe lag bei 50 Prozent, das Fünf-JahresDFS bei 65 Prozent. Dieser Wert lag über den von Akl et al, 2000, publizierten 43 Prozent. Allerdings war die in dieser Studie ausgewertete Gruppe mit einem hohen Anteil an neoadjuvant bestrahlten Patientinnen heterogener aufgebaut und erschwert damit einen genauen Vergleich. Zudem schien die Aussagekraft von Akl et al, 2000 durch die geringe Größe (N=12) begrenzt zu sein. In der Mann-Whitney-Analyse hatten Patientinnen, die im Krankheitsverlauf eine Bestrahlung erhielten, statistisch signifikant mehr Rezidive und ein kürzeres DFS. Die meisten Patientinnen (22 Prozent) wurden aber bei Rezidivsituation bestrahlt und hatten somit eine schlechtere Prognose als Patientinnen ohne Rezidiv. Aus dem Kruskal-WallisTest wurde ersichtlich, dass Patientinnen, die direkt postoperativ (R1-Resektion oder zu knapper Sicherheitsabstand) und bei späterer Rezidivsituation eine Bestrahlung erhielten, die schlechteste Prognose hatten. Aufgrund der sehr heterogenen Gruppen war ein gezielter Vergleich bestimmter Subgruppen sinnvoll. Patientinnen, die direkt nach Erstdiagnose eine Bestrahlung erhielten (R1-Resektion, zu knapp bemessener Sicherheitsabstand), hatten, bezüglich des DFS und der Anzahl an Rezidiven, eine statistisch signifikant bessere Prognose als Patientinnen, die bei Rezidivsituation bestrahlt wurden. Diese Beobachtung relativiert sich allerdings ebenfalls durch ihre Trivialität. Der in der Literatur durch Tans et al, 2011, Gerszten et al, 2005, Cunningham et al, 1997, und Mak et al, 2011 beobachtete positive Einfluss einer neoadjuvanten oder primären Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenen Tumoren konnte in dieser Studie bestätigt !$# # werden. Patientinnen, die eine primäre oder neoadjuvante Radiochemotherapie bekamen, hatten eine statistisch signifikant bessere Prognose als z.B. Patientinnen, die postoperativ wegen einem nicht eingehaltenen Sicherheitsabstand bestrahlt werden mussten. Lediglich beim DFS erzielten diese beiden Subgruppen ähnliche Ergebnisse. Analysiert man die Subgruppe der Patientinnen, die direkt postoperativ eine Bestrahlung erhielten, ergab sich ein längeres DFS für die Patientinnen, die bei R1-Resektion bestrahlt wurden. Dies könnte darauf hindeuten, dass der mit einer Bestrahlung behandelte R1Status eine bessere Prognose aufweist, als der mit Bestrahlung behandelte Nodal-positive Status. Allerdings ist die Aussagekraft dieser Analyse aufgrund der sehr kleinen Subgruppen (4 vs. 22 Patientinnen) sehr gering. Zusammenfassend eignete sich diese Analyse der Radiatio vor allem zur retrospektiven Betrachtung: wurde im Verlauf eine Bestrahlung angewendet, wiesen diese Patientinnen schlechtere Überlebensdaten auf. 4.6 Rezidivsituation Insgesamt erlitten 24,6 Prozent der Patientinnen mindestens ein Rezidiv. Damit lag das Ergebnis dieser Studie genau in dem in der Literatur beschriebenen (Balega et al, 2008; Höckel et al, 2010) Bereich zwischen 15 und 37 Prozent. Auch der mit 58,3 Prozent hohe Anteil an Lokalrezidiven wurde in der Literatur vorbeschrieben (Balega et al, 2008) und stellte somit einen allgemeinen gegenwärtigen Trend dar. Auch bei den Zweitrezidiven lag der Anteil an Lokalrezidiven bei über 50 Prozent. Der Modalwert (7) lag bei sechs Monaten. Zusammen mit der hohen Rezidivrate wurde somit die Notwendigkeit eines kompletten und engmaschigen Follow-up, sowie einer passenden adjuvanten Therapie deutlich. !%# # 4.7. Prognose In dieser Studie betrug das Drei-Jahres-Überleben 70 Prozent und das Drei-Jahres-DFS 60 Prozent. Das Fünf-Jahres-Überleben lag bei 60 Prozent und das Fünf-Jahre-DFS betrug 55 Prozent. Über einen Zeitraum von zehn Jahren lag das OAS bei 30 Prozent, und das DFS bei 50 Prozent. Die Entwicklung dieser Parameter erscheint schlüssig, da trotz der kontinuierlichen Abnahme des mittleren Erkrankungsalters (Hampl, 2010) das Durchschnittsalter bei 67,54 Jahren lag. Patientinnen in dieser Altersgruppe konnten innerhalb des Beobachtungszeitraumes an diversen anderen Komorbiditäten versterben, sodass die konstante Abnahme des OAS darin begründet sein könnte. Die geringe Abnahme des DFS begründete sich darin, dass der 65 Prozent der Rezidive vor einem Beobachtungszeitraum von fünf Jahren entdeckt werden (Bosquet et al, 2005). In den Folgejahren fanden dementsprechend nur noch circa ein Drittel der Rezidive statt. Da insgesamt etwa ein Viertel der Patientinnen ein Rezidiv entwickelten, ging also nach fünf Jahren nur noch ein Zwölftel, in unserer Studie 10 Patientinnen, in die Analyse ein. Im Vergleich zu Raspagliesi et al, 2006, war das Fünf-Jahres-Überleben vergleichbar (60 versus 66 Prozent), beim Zehn-Jahres-Überleben fiel das Kollektiv dieser Gruppe deutlich ab (30 versus 62 Prozent). Bei Betrachtung der Kaplan-Meier-Analyse anhand der FIGO-Stadien erschien eine Beibehaltung der FIGO1994-Klassifikation wenig sinnvoll, da die FIGO-Stadien II und III statistisch signifikant eine sehr ähnliche Prognose aufwiesen. Da der Nodalstatus der mit Abstand wichtigste Prognosefaktor ist (Raspagliesi et al, 2006), konnte man davon ausgehen, dass die Patientinnen mit Stadium FIGO III und N0 die Prognose verzerrten und fortanals FIGO II klassifiziert werden. Dementsprechend scheint die FIGO2009Modifikation (van der Steen et al, 2010) eine sinnvolle Weiterentwicklung zu sein um das Gesamtüberleben adäquat zu stratifizieren. Weitere wichtige Prognosefaktoren für das OAS waren der Sicherheitsabstand und das DFS, wie die Regressionsanalyse (p(DFS) <0,001; p(Sicherheitsabstand) = 0,03) und der Rangkorrelationskoeffizent nach Spearman (p<0,001) demonstrierten. !!# # 5. Zusammenfassung und abschließende Beurteilung Das Vulvakarzinom ist mit einer Gesamtinzidenz von 2,5/100000 Frauen/Jahr (Hampl, 2010; Thauer 2011) das vierthäufigste Genital-Karzinom der Frau. In den letzten Jahren zeigte sich eine Zunahme der Inzidenz, allen voran bei jüngeren Frauen (Hampl 2010), sodass sich hier neue Entwicklungen in der Epidemiologie und nachfolgend auch neue Risikogruppen ergeben, die eine besondere Achtsamkeit bei der Erkennung in der Diagnostik fordern. Dadurch werden auch neue Anforderungen an die Therapie und das Follow-up gestellt: Die Radikalität chirurgischer Interventionen sollte zur Aufrechterhaltung der Sexualität und zur Beibehaltung eines möglichst positiven body-images unter Gewährleistung einer langfristigen Sicherheit so gering wie möglich gehalten werden. Die vorliegenden Daten unserer 118 Patientinnen umfassenden Studie bestätigten aktuelle epidemiologische Studien bezüglich Altersverteilung, Lokalisation, Rezidivsituation und Prognose vor allem in den Punkten Abnahme des mittleren Erkrankungsalters, zunehmender Anteil der medialen Lokalisationen im Sinne des HPVinduzierten Subtyps des Vulvakarzinoms, Überwiegen von Lokalrezidiven bei Rezidivsituation und der prognostisch besonderen Gewichtung des Sicherheitsabstandes und des Lymphknotenstatus. Im Vergleich zu anderen Studien zeichnete sie sich durch ihr relativ großes Kollektiv und ihre mit mehreren Analysen erlangte statistische Signifikanz aus. Eine Studie, die in derart vielen Sachverhalten statistische Signifikanz erreichte, fordert damit deutlich eine verbesserte Prävention, Diagnostik, Therapie, Lymphknotenmanagement und Nachsorge des Vulvakarzinoms. Diese Studie fordert ebenfalls die Einhaltung eines möglichst großen Sicherheitsabstandes und steht damit in scheinbarem Widerspruch zur von Höckel et al, 2010 publizierten Idee der VFR. Die Größe des Kollektivs, das längere Follow-up und die statistische Aussagekraft sprechen für diese Studie. Allerdings muss betont werden, dass bei dieser Analyse nicht nach den ontogenetischen Grenzen operiert wurde. Dementsprechend konnte ein adäquater Vergleich der beiden Operationsmethoden nur in einer großen, kontrollierten, prospektiven, randomisierten Studie durchgeführt werden, welche aufgrund der vergleichsweise geringen Inzidenz des Vulvakarzinoms und der damit verbunden langen Laufzeit in nächster Zeit geplant werden sollte. ! 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Frau Prof. Engelhardt aus der Abteilung Hämatologie und Onkologie danke ich herzlich für die Übernahme des Zweitgutachtens, sowie für das Entgegenkommen bei der Terminfindung für das Kolloquium. In diesem Zusammenhang sei auch Frau Sonja Hug explizit mein großer Dank ausgesprochen, ihre Unterstützung und großartige Hilfsbereitschaft in den letzten Zügen meiner Promotion haben enorm geholfen, das Projekt zeitnah fertig stellen zu können. Meinem guten Freund, Dr. Moritz Binder, MD, spreche ich meinen Dank für die stetig mit mir geteilte statistische Expertise und kontinuierliche Beratung während meiner Promotion aus. Meiner Freundin, Kristin Huang, danke ich für die ausdauernde, vielfältige, kontinuierliche und hilfreiche Unterstützung während der gesamten Promotionsdauer, vor allem in den schwierigeren, frustrierenden Momenten. Der Größte Dank gebührt zweifelsohne meinen Eltern, die mir mit Ihrer bedingungslosen Unterstützung, Liebe und Wertevermittlung nicht nur den Abschluss dieser Dissertation, sondern auch meinen gesamten Werdegang erst ermöglicht haben. Die Dankbarkeit hierfür möchte ich mit der entsprechenden Widmung dieser Dissertation zum Ausdruck bringen. ! "#! Die Seiten 92-93 (Lebenslauf) enthalten persönliche Daten. Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Online-Veröffentlichung. ! "#! Die Seiten 92-93 (Lebenslauf) enthalten persönliche Daten. Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Online-Veröffentlichung.! ! "$!