Gute hausärztliche Praxis 301 Durchfall Problemstellung • „W „Wie sieht der Stuhl aus?“ 90 % der Pahaben wässerige Stühle, Ursatien tienten (Rota-) Viren, ETEC, EPEC, ch chen: Campylobakter spp., Toxintyp. 5–10 % Cam leiden unter Dysenterie (Tenesmen, lei F Fieber, Bauchschmerz, Schleim, ggf. mit Blut), Ursachen: bakteriell, Amoeben. Bei 3–4 % zeigt sich protrahierte wässrige Diarrhoe ohne Allgemeinsymptome, Ursachen: EPEC, Lamblien. • Nicht regelmäßig häufig, aber bei entsprechender Anamnese denken an: - Cholera (reiswasserartige, perakute, sekretorische Diarrhoe) - hämorrhagische Diarrhoe - (EHEC, Clostridium difficile, virales hämorrhagisches Fieber) - Teerstuhl (Eisenpräparate, NSAR-Einnahme?) - Würmer. ko pie Durchfall wird vom Patienten meist als veränderte Stuhlkonsistenz aufgefasst. Ein ewicht wicht Teil der Betroffenen erfüllt die wenig brauchbaren Krierien (> 3 Stühle, Stuhlgewicht us: mehr als 200 g) nicht. Die hausärztliche, pragmatische Definition ergibt sich aus: nst und d 3. 1. mehr als drei Stühle pro Tag, 2. Stuhlgang anamnestisch flüssiger als sonst ibt es zirka Leidensdruck des Patienten oder objektive Krankheitszeichen. Pro Jahr gibt ne ärztliche ztliche 41 Millionen Behandlungsfälle mit Durchfall, von denen zwei Drittel ohne ll nach h HäuBehandlung spontan ausheilen. In der Hausarztpraxis nimmt Durchfall figkeit Rang 18 unter den Beratungsursachen ein. Es handelt sich in ersterr Linie um ndliche, e, die junge Erwachsene, die eine AU brauchen oder um Kinder und Jugendliche, n doch h abwendb abwendbar schwerer krank sind. Obwohl meistens selbstlimierend, kommen gefährliche Verläufe (AGV) regelmäßig häufig vor. ZEN-Diagnostik ndruck k Erster Eindruck mplizierter zierter Durchfall: Du Durch • Unkomplizierter Akute, serige ge (nicht dysen d wässerige dysenterische) Diaroe mit geringe geringer E rhoe Exsikkosegefahr, Risikofaktoren faktoren fe fehlen mpliziert Durc • Komplizierter Durchfall: Dauer länger alss vier Woch Wochen, A Allgemeinsymptomatik, Blut im St Stuhl, auffällige Eigen-, Berufs- od oder R Reiseanamnese Funktion • Funktionelle Beschwerden: veränderte Stuhlk Stuhlkonsi Stuhlkonsistenz und weitere Symptome steh stehen im Vordergrund (Abb. 2). Um bru Zuhören/Zuschauen • Beruf: Ist der Patient arbeitsfähig? Ist er im Lebensmittelbereich tätig? • AGV bei Säuglingen und Senioren besonders häufig. Nachfolgend klinische Untersuchung, zwingend beim (Klein-) Kind! • Woher kommt der Patient? Ist err )? Heimbewohner (Salmonellen!)? ge? Kommt eine Reisediarrhoe in Frage? mnese e Nachfolgend ist ökologische Anamnese tion ist zwingend, die regionale Situation zu beachten. hfall? • Wie lange besteht bereits Durchfall? WoAkuter Durchfall: weniger alss vier W end. Die chen, ist meist selbstlimitierend. d Prognose bei Erwachsenen ist in der Regel gut, wenn es nicht zur Exsikkose kommt. • Erlebte Anamnese: Bestehen Vorerkrankungen wie Colitis, chronische Pankreatitis, chronischer Alkoholabusus, Immunsuppression oder Somatisierung? Dies erfordert ein sofortiges spezifisches Management. • Wie erklärt sich der Patient/die Eltern die Beschwerden? Die Pizza ist selten Schuld! Verdacht auf Lebensmittelinfektionen besteht bei typischer Symptomatik oder auffälliger Häufung. Die ch Rahmen des InDiagnostik erfolgt im Rahm hutzgesetzes. zgesetzes. fektionsschutzgesetzes. Problemanalyse Untersuchung Unkomplizierter Durchfall • Bei Säuglingen und Kleinkindern: Ganzkörperuntersuchung, Messen, Wiegen, auf Exsikkose achten (Fontanelle, Hautturgor, Zunge feucht, Gewichtsverlust?). Peristaltik und Allgemeinzustand beurteilen • Bei Senioren: spezifische Alarmsymp- Na Nachfra Nachfragen Ko Komp Komplettierung der Anamnese, insbesond sondere die Frage bezüglich A01 Schmerzen D • Dauer der Symptome A02 Frösteln • Alarmsymptome: BauchA03 Fieber schmerz, Fieber, GewichtsA04 Schwächegefühl verlust, heftiges Erbrechen D01 Koliken • Selbstmedikation, SelbstbeD02 Bauchschmerzen handlung? D03 Sodbrennen • Cave: Vorausgehend AntiD06 lok. Bauchschmerzen biotika? „Nehmen Sie die D08 Blähungen ‚Pille’?“ – Sicherheit der AnD09 Übelkeit tikonzeption? Bei DauerD10 Erbrechen medikation auf Toxizität N01 Kopfschmerzen achten (Kaliummangel + DiT08 Gewichtsverlust gitalis) %>0 0 10 20 30 • „Fühlen Sie sich arbeitsfähig?“ Abb. 1 Begleitsymptome bei Durchfall Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33 (6): 301–302 40 302 Gute hausärztliche Praxis Regelmäßig häufig: Nicht regelmäßig häufig, meist chronisch: Akuter, unkomplizierter Durchfall (K52.9) Nahrungsmittelallergie (K52.2) Laktoseintoleranz (E73.9) Zöliakie (K90.9) „Gastroenteritis“, „Enterokolitis“ Durch Infektionen bedingten Durchfall (A09) Nach Gastrektomie (K91.9) Pankreatitis (K85.9) Pankreasinsuffizienz (K86.8) Diabetes (E13.7) Hyperthyreose (E05.8) Alkoholismus, Leberzirrhose (K70.9) Exsikkose (E86) Mangelernährung (E63.9) Reisediarrhoe Bakterielle Dysenterie (A04.9) Nahrungsmittel-Intoxikation (T62.9) op ie Funktionelle Störungen (F45.38) Co Colon irritabile (K58.0) C Colitis ulzerosa (K51.09) M. Crohn (K50.09) Paradoxe Diarrhoe (R19.5) Divertikulitis (K57.72) Neoplasien © Prof. Dr. med. Hagen Sandholzer, Leipzig Abb. 2 Beratungsergebnisse „Bauch“: Regelmäßig häufig bei akutem Durchfall, chfall,, selten bis sehr sselten bei prolongiertem oder chronischem Durchfall. tome: Delir / Verwirrtheitszustand, Einschränkung der Alltagsaktivitäten. Wird der Patient bettlägerig: immer Abdomen, rektal, Ernährungszustand (EZ) und Allgemeinzustand (AZ) prüfen, sowie Medikation (Digitalis, Diuretika, Antidiabetika?…) beurteilen. • Bei Erwachsenen reicht oft ZEN aus, die Untersuchung kann gegebenenfalls entfallen. Komplizierter Durchfall • Untersuchung des Abdomens, Sonographie, Labor (incl. Elektrolyte, Hämoglobin) incl. Dokumentation. Stuhlbesichtigung, Hämokult/Stuhlprobe: Leukozyten, Blut, Salmonellen, Shigellen, Campylobakter, Yersinien. Bei Immunsupprimierten, Homosexuellen, n, Auslandreisenden: Speziallabor. • Überweisung zum Laborarzt, gegebegebenenfalls Gastroenterologen oder Pädiater. Problemlösung Entscheidungsfindung nach dem Ampel-Modell Rot: Einweisung, gegebenenfalls auch ambulantes Konsil bei: • Akuter Pankreatitis: Wichtigster AGV bei Erwachsenen! • Exsikkose, Mangelernährung, Gedeihstörung: AGV Kleinkind! • Meldepflicht und Infektionschutz be- achten rhoe oe (fortgeschrit(fortgeschr • Cave: paradoxe Diarrhoe betes melli mellitus tenes Lebensalter, Diabetes mellitus: Digital/Einlauf) chtigte gte Antikonzeption, Antikonzept Antikonz • Cave: beeinträchtigte oxizität. tät. Arzneimitteltoxizität. Gelb: hen andere ndere Beschwerden Beschw Be • Akut stehen als rchfall all im Vord Vorderg der Durchfall Vordergrund, zum iel Blähungen, lähungen, Sch Beispiel Schmerzen, Benis, Angst etc sorgnis, etc. lstricke: cke: Erstdiagnose Erstd Erstdiagn • Fallstricke: Colitis, M. rohn, der „alt gewo Crohn, gewordene“ Somatiker mit it Kolonkarzi Kolonkarzinom Kolonkarzinom. Patienten mit Colon n irritabile (Ps (Psychosomatik), nach Gastrektomie astrektom un und chronisch entzündlichen Da Darm Darmerkrankungen (Krankheitsbew heitsbewältig heitsbewältigung) brauchen psychosomatische G matisc Grundversorgung. rün Grün: Wa & see, beim Erwachsenen gegebe• Wait nenf nenfalls auch ohne körperliche Untersuchung, wenn Hinweise auf eine somatische Fixierung oder AGVs fehlen. Beratung Akuter unkomplizierter Durchfall (Grün) • „Der flotte Otto kommt und geht“ • Aufklärung/Anleitung – gegebenenfalls der Eltern • Teepause, Brühe und Kostaufbau, zum Beispiel Zwieback, Joghurt, Reis • Krankschreibung 3–7 Tage, Wiedereinbestellung, falls nicht besser. Empfehlung lindernder nicht-medika- mentöser Maßnahmen • Säuglinge: Aufklärung der Eltern über Risiken und deren Vermeidung, Anleitung zum Füttern (meist Weiterstillen) • Erwachsene: Diät (fett- und eiweißarm, Ausnahme: Joghurt) • Gegebenenfalls Flüssigkeitszufuhr und Zufuhr von Elektrolyten, Brühe. Medikation • Oralpädon (immer bei Patienten < 2 Jahre!) • Loperamid, zum Beispiel Lopedium bei Patienten > 12 Jahre (Tropfen im Einzelfall bei Kindern zwischen 2–12 Jahren sinnvoll) • Gegebenenfalls Paracetamol/Emesan oder MCP (Erwachsene) bei Schmerzen beziehungsweise Erbrechen. Merke Steht der akute Durchfall im Vordergrund, drei regelmäßig häufige AGVs ausschließen: 1. Reisediarrhoe 2. Pankreatitis (Erwachsene, oft dissimulierende Alkoholiker) 3. Exsikkose (Säuglinge) ZEN weist den Weg! Praxisstempel, Unterschrift Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33 (6): 301–302