Reise von der Erde bis ans Ende des Weltraums Grundlagen der Astronomie Dr. Christian Reimers Institut für Astronomie Universität Wien [email protected] Reise von der Erde bis … • Orientierung am Himmel • Welt der Planeten • Welt der Sterne • Welt der Galaxien Orientierung am Himmel Orientierung am Himmel Orientierung am Himmel • Koordinatensysteme: dient der Positionsangabe von Punkten im Raum. Der Fachbegriff der Koordinate, in der Bedeutung „Lageangabe“, wurde im 18. Jahrhundert aus dem Wort Ordinate (von lateinisch (linea) ordinata, „geordnet(e Linie)“) gebildet. Das Ziel astronomischer Koordinatensysteme ist die Stellung am Himmel (2 Zahlen) bzw. die Lage im Raum (3 Zahlen) eines astronomischen Objekts zu beschreiben. • Polarkoordinaten: definieren eine Achse, die die Pole markiert (definiert wiederum eine Bezugsebene) und eine Nullrichtung (in der Bezugsebene) – Länge (Winkelabstand von der Nullrichtung in der Bezugsebene) – Breite (Höhenwinkel über der Bezugsebene) – Radiuskoordinate für den Abstand – – – – Horizontalsystem Äquatorialsystem Ekliptikalsystem Galaktisches System Orientierung am Himmel • Horizontalsystem: – Achse / Pole: • „Lotrichtung“ / Zenit oder Scheitelpunkt & Nadir oder Fußpunkt – Bezugsebene: • Horizontalebene: Die vom Horizont aufgespannte Ebene ist die Horizontebene oder Horizontalebene; sie steht rechtwinklig zur Zenit- oder Lotrichtung. – Meridian: halber Längenkreis von Pol zu Pol / Meridianebene http://www.greier-greiner.at/hc/navi.htm: Horizontalsystem Azimut Az oder a / Höhe h Orientierung am Himmel • Horizontalsystem: Horizont (1) Der Horizont (griech. ορίζοντας „der Gesichtskreis“) ist die Grenzlinie zwischen der sichtbaren Erde und dem Himmel. Der Begriff Horizont wurde von Philipp von Zesen (1619-1689, Dichter und Schriftsteller) durch den Ausdruck Gesichtskreis eingedeutscht. Kugelabschnitt (Kugelsegment, Kugelkappe, Kugelkalotte) R α a h Horizontlinie R w α R d (→ Geogebra-Modell) Orientierung am Himmel • Horizontalsystem: Horizont (2) EUMETSAT/Meteosat 2 Mmahaffie: Containerschiff JAXA/Kaguya NASA/ISS Orientierung am Himmel • Äquatorialsystem: – Achse / Pole: • Rotationsachse der Erde / Nord- & Südpol – Bezugsebene: • Äquatorebene oder Aquatorialebene: Die Rotationsachse eines Astronomischen Objekts definiert als Normale im Zentrum eine Ebene. • Der Äquator ist die Schnittlinie der Äquatorebene mit der – im Allgemeinen idealisierten – Oberfläche. Die Projektion des Äquators auf die Himmelssphäre ist der Himmelsäquator. http://www.greier-greiner.at/hc/navi.htm: Äquatorsystem (ruhend) Deklination δ / Stundenwinkel t http://www.greier-greiner.at/hc/navi.htm: Äquatorsystem (rotierend) Deklination δ / Rektaszension α Orientierung am Himmel • Ekliptikalsystem: – Achse / Pole: • Normale auf Ekliptik / Nord- & Südpol der Ekliptik – Bezugsebene: • Ekliptik: Die Ekliptik ist die Projektion der scheinbaren Bahn der Sonne im Verlauf eines Jahres auf die Himmelskugel. • Die Ekliptik ist ein Großkreis am Himmel, das heißt, sie definiert eine Ebene, in der sowohl der Mittelpunkt der Erde als auch der Mittelpunkt der Sonne liegen. Diese Ebene ist damit die Bahnebene der Erde um die Sonne und wird auch Ekliptikebene oder Ekliptikalebene genannt. Der Winkel zwischen Äquatorebene und Ekliptikebene ist die Schiefe der Ekliptik ε (Erdneigung oder auch Obliquität). http://www.greier-greiner.at/hc/navi.htm: Ekliptiksystem Ekliptikale Breite β / Ekliptikale Länge λ http://www.greier-greiner.at/hc/navi.htm: Schiefe der Ekliptik Orientierung am Himmel • Galaktisches System: – Achse / Pole: • Normale auf Galaktische Ebene / Galakt. Nord- & Südpol – Bezugsebene: • Galaktische Ebene: Bezugsebene des galaktische Koordinatensystems ist die Ebene der Milchstraße, Nullpunkt ist die Sonne. Die galaktische Länge wird ausgehend vom galaktischen Zentrum α = 17h 42.4min und δ = -28.92° gezählt, die galaktische Ebene ist um 62,6° gegenüber dem Himmelsäquator und ca. 57° gegen die Ekliptikebene geneigt. Galaktisches System Galaktische Breite β / Galaktische Länge l NASA/COBE: Infrarotaufnahme des gesamten Himmels Bläulich: Emission von Staubteilchen im Sonnensystem Orientierung am Himmel Fragen? Orientierung am Himmel Objekte im Weltraum • Welt der Planeten / Planetensystem Welt der Planeten Welt der Planeten • Was ist ein Planet? – Auf Grund der phyikalischen Eigenschaften Plutos wurde am 24. August 2006 die Planetendefinition von der IAU (Internationale Astronomische Union) geändert. – Definition Planet: Objekte, die sich auf einer Bahn um einen Stern befinden, über eine ausreichende Masse verfügen, um durch ihre Eigengravitation eine annähernd runde Form zu bilden, die Umgebungen seiner Bahnen bereinigt hat und selbst keine Sterne sind. – Definition Zwergplanet: Objekte, die sich auf einer Bahn um einen Stern befinden, über eine ausreichende Masse verfügen, um durch ihre Eigengravitation eine annähernd runde Form zu bilden, die Umgebungen seiner Bahnen nicht bereinigt hat und keine Satelliten (Monde) sind. – Pluto hat die Umgebung seiner Bahn NICHT bereinigt und gilt daher nicht mehr als Planet. Welt der Planeten • Planetenbahn ist im Raum durch 6 Parameter festgelegt – – – – a = Große Halbachse der Bahn, z.B. in [AU] e = Exzentrizität der Ellipse mit e2 = 1-b2/a2 i = Bahnneigung gegen die Ekliptik in [°] Ω = Argument des Knotens: Winkel in [°] zwischen aufgsteigendem Knoten und Frühlingspunkt – ω = Argument der Periapsis (=Perihelium) in [°], Winkel zwischen Knotenlinie und Scheitel der Bahnellipse – M = mittlere Anomalie in [º] zu einem Zeitpunkt, Winkel zwischen Punkt auf der Bahn bezogen auf die Periapsis (→ Interaktives JavaApplet der Bahnen ausgewählter Objekte im Sonnensystem) Welt der Planeten • Erd- & Mondbahn – 1. Keplersches Gesetz • Ellipse: Perigäum/Perihel – Apogäum/Aphel • Libration (→ Film des Mondes) Perihel: 2.-4. Jänner; 147,099 Mio. km APOD 2007 July 9 APOD 2007 September 2 APOD 2007 October 25 Aphel: 3.-6. Juli; 152,096 Mio. km Welt der Planeten • Daten wichtiger Objekte im Planetensystem: – Bahnelemente und physikalische Kenngrößen – Planeten: Besonderheiten (→ Planeten unseres Sonnensystems) Welt der Planeten • Rotationsachsen • Magnetfelder Welt der Planeten • Atmosphären Welt der Planeten • Ringe um Planeten Bestehen aus zahlreichen Staub-/Gesteins-/Eisteilchen, deren Größe von der eines Sandkorns bis zu der eines Wohnhauses reicht. Dabei können Ausmaß, Zusammensetzung und Helligkeit vollkommen verschieden sein. Mehrere Ringe um einen Planeten bilden ein konzentrisches Ringsystem. Welt der Planeten • Planeteneinteilung Welt der Planeten • Innere Planeten / Gesteinsplaneten (1) - Merkur NASA/MESSENGER; APOD 2008 January 26 NASA/MESSENGER; APOD 2008 November 3 Mariner 10: NASA/Calvin J. Hamilton Venera 13: Venusoberfläche - Venus Welt der Planeten • Innere Planeten / Gesteinsplaneten (2) - Erde / Mond Apollo 17: Erde Apollo 15: Panorama der Mondoberfläche Mond; 3.476 km Apollo 16: Mondabgewandte Seite Welt der Planeten • Innere Planeten / Gesteinsplaneten (3) - Mars / Phobos & Deimos MER-A „Spirit“: Gesteinsanalyse Vikong 2: Mars MER-A „Spirit“: Sonnenuntergang MRO/Phobos: 26,8 × 22,0 × 18,4 km Viking/Deimos: 15,0 × 12,2 × 10,4 km Welt der Planeten • Äußere Planeten / Gasriesen (1) – Jupiter / 63 Monde Galileo: Io; 3643,2 km; aktiver (Schwefel-)Vulkanismus HST: Jupiter und Ganymed (größter Mond im Sonnensystem mit 5262,4 km) Galileo: Europa; 3121,6 km; 10-15km Eiskruste; 90km Ozean? Welt der Planeten • Äußere Planeten / Gasriesen (2) – Saturn / 60 Monde Cassini: Hyperion; 360 × 280 × 225 km; am stärksten unregelmäßig geformten Körper Cassini: Saturn und Erde Cassini: Enceladus; 504 km; Wassergeysire Cassini: Titan; 5150 km; zweitgrößte Mond im Sonnensystem; dichte Atmosphäre Huygens: Titanoberfläche; 14.01.2005 Welt der Planeten • Äußere Planeten / Eisriesen (1) – Uranus / 27 Monde Voyager 2: Ariel; 1158 km; gebundene Rotation Voyager 2: Uranus Voyager 2: Miranda; 471,6 km km; extreme Verwerfungen Canyon Verona Rupes bis zu 20 km Welt der Planeten • Äußere Planeten / Eisriesen (2) – Neptun / 13 Monde Voyager2: Neptun und Triton Voyager2: Neptun; „großer dunkler Fleck“ Voyager2: Triton; 2707 km; Stickstoffgeysire Welt der Planeten • • • • • Kometen – „schmutzige Schneebälle“ (1) Gravitative Störungen durch Planeten und kometares Ausgasen wesentlich Kurzperiodische Kometen: P<200 Jahre – Umlaufzeit: 2 - 200 Jahre – Bahnenneigung: i ≤ 20° – Exzentrizität: e ~ 0.5 – Ursprung: Kuiper-Gürtel Langperiodische Kometen – Umlaufzeit:102 - 108 Jahre – Bahnen: nahezu isotrop – Exzentrizität: e ≤ 1 – Ursprung: Oort‘sche Kometenwolke Aufbau – Kern: Durchmesser: mehrere km; Masse: 1012-1015 kg Wassereis, Kohlendioxid, Methan und Staubteilchen mit 1cm - 0.1µm; Annäherung an Sonne: Eis sublimiert – Koma: 50.000 - 150.000 km; entweichendes Materie tritt in Wechselwirkung mit Sonnenwind – Schweif: Gas und Staub entwickeln im Sonnenwind unterschiedliche Dynamik; Bildung von Knoten, Ecken, Schleifen im Ionenschweif durch Magnetfelder Hale-Bopp, 7. März 1997 Welt der Planeten • Kometen – „schmutzige Schneebälle“ (2) Gasschweif Flugrichtung Koma zur Sonne Comet Hale Bopp Staubschweif Comet Holmes Stardust: Wild 2; 5 km Giotto: Halley; 15,3 x 7,2 x 7,2 km Comet McNaught Deep Impact: Tempel 1; 7,6 x 4,9 km Welt der Planeten • Kleinplaneten / Asteroiden (1) – Reste des frühen Sonnensystems – Große Planeten durch Akkretion aus Planetesimalen – Innerer Rand bei 2.06 AU durch 4:1 Resonanz mit Jupiter, nur instabile Orbits, Mars verursacht weitere Störungen – Kirkwood-Gaps: Resonanzen mit Jupiter – Schätzung: mehrere Millionen, 220 größer als 100 km Ø – Gesamtmasse der Astroiden: 3.03.6 1021 kg (etwa 4% der Mondmasse) • Trojaner – in Jupiterbahn: L4: 1632; L5: 1283 – in Neptunbahn: 6 Objekte im Asteroidengürtel und in Jupiterbahn (Trojaner) • Erdnahe Objekte (engl. Near-Earth object; NEO), auch Erdbahnkreuzer – kreuzen die Erdbahn Welt der Planeten • Kleinplaneten / Asteroiden (2) NEAR „Shoemaker“: Eros; 33 x 13 x 13 km MUSES-C „Hayabusa“: Itokawa; 535 x 294 x 209 m Welt der Planeten • Zwergplaneten – Ceres (975 x 909 km) – Pluto (2390 km); Charon (1207 km) – Eris (2400 km) HST: Pluto und seine Monde HST: Ceres HST: Pluto und Charon Welt der Planeten • Kuiper-Belt-Objekte – Große Anzahl von Körpern jenseits der Neptunbahn (30 AU) von Gerald P. Kuiper (1951) diskutiert, basierend auf Bahnen von langperiodischen Kometen – Abstände zwischen 30 AU und 50 AU, äußerer Rand durch 2:1 Resonanz mit Neptun bedingt – Klassifikation nach NeptunResonanzen – Bislang (Mai 2007) 800 entdeckt – Schätzung liefern bis zu 200 Millionen Objekte, etwa 35 000 Objekte mit mehr als 100 km Durchmesser – Masse etwa 100-fach verglichen mit Asteroiden-Gürtel Welt der Planeten • Meteoriden: Ein Meteorid ist ein kleines Objekt in unserem Sonnensystem. Es misst von einigen Millimetern bis zu einigen Meter. Tritt ein Meteorid in die Erdatmosphäre ein, kann es zu Leuchterscheinungen kommen, dann wird er als Meteor bezeichnet. Gelangt er bis an die Erdoberfläche nennt man das Objekt Meteorit. • Meteore / Bolide (Feuerkugel): – Leuchterscheinungen am Himmel – allg. Sprachgebrauch: Sternschnuppen Phasen eines Meteor-Ereignisses – Mehrmals im Jahr können Meteorschauer wie die Perseiden oder Leoniden an bestimmten Tagen beobachtet werden. Dabei handelt es sich um Staub- und Gesteinsreste eines zerbrochenen Kometen, die in der Luft auf Grund der Reibung verglühen. • Meteoriten: – extraterrestrische Fremdkörper, die durch die Atmosphäre auf die Erdoberfläche gelangt sind Ybbsitz-Meteorit Barringer Krater, Arizona – bestehen häufig aus Eis, Eisen oder Nickel beziehungsweise Silikaten – Hilfsmittel für die Untersuchung der Entstehung und des Aufbaus von extraterrestrischen Körpern Welt der Planeten • Extrasolare Planeten (1) – Supererden: schwer wie die Erde, aber leichter als der Planet Uranus – Hot Jupiter: Masse entspricht etwa der des Jupiter oder übersteigt diese – Derzeit: 228 Planeten gefunden – Bedingungen für Leben • Habitable Zonen (bewohnbare Zone) • Bahnstabilität • Zeitliche Entwicklung des Zentralsterns (lang genug, zu heiß/kalt) • Schwerkraft • Atmosphäre (Struktur, Zusammensetzung, Ozonschicht) • Temperaturbereich: 0 - 100 Grad Celsius • Existenz von flüssigem Wasser • Monde - Gezeiten? • Magnetfeld (Schutz vor kosmischer Strahlung) Welt der Planeten • Extrasolare Planeten (2) – Intelligentes Leben? Drake Formel: Arecibo-Radioteleskop: 305 Meter R* mittlere Sternentstehungsrate pro Jahr in unserer Galaxie fp Anteil an Sternen mit Planetensystem ne Anzahl der Planeten in der Ökosphäre fl Planeten mit Leben fi Planeten mit intelligentem Leben fc Interstellare Kommunikation Botschaft an ausßerirdische Intelligenzen L Lebensdauer einer technischen Zivilisation Da die Lebensdauer von Sternen begrenzt ist, ist auch die Lebensdauer einer Zivilisation im jeweiligen Sonnensystem begrenzt. • • • Gemäßigtes Modell: Eine Zivilisation in unserer Milchstraße. Optimistisches Modell: 100 Zivilisationen in unserer Milchstraße, 5000 Lichtjahre mittlerer Abstand zweier sendender Zivilisationen. Enthusiastisches Modell: 4.000.000 Zivilisationen in unserer Milchstraße, 150 Lichtjahre mittlerer Abstand zweier sendender Zivilisationen. Objekte im Weltraum • Welt der Planeten / Planetensystem Fragen? Welt der Planeten Welt der Sterne • Welt der Sterne (I) Welt der Sterne Welt der Sterne • Was ist ein Stern? Als Stern (lat. stella, ahd. sterno) wird eine massereiche, selbstleuchtende Gaskugel bezeichnet. Sternparameter: M, chem. Zusammensetzung M aber: Massenverlust, chem. Reaktionen X,Y,Z L Schwerkraft = Druckkräfte R Sternaufbau: P(r), ρ(r), T(r), Ausbildung / Lage / Ausdehnung von Konvektionszonen Teff Sternentwicklung: R(t), L(t), T(t) auf versch. Zeitskalen: tdyn << ttherm << tnuk Leuchtkraft L MV L = A F = 4 π R2 σ Teff4 Temperatur T Spektraltyp/Farbe A ... Fläche; F ... gesamter Strahlungsstrom an der Sternoberfläche; R … Sternradius; Teff ... Effektivtemperatur, aufgrund des Stefan-Boltzmannschen Strahlungsgesetz Welt der Planeten • Sonne als nächster Stern (1) • Durchmesser: 1,3914 × 106 km (109-fache Erddurchmesser) • Masse: 1,989 × 1030 kg (333.000-fache Erdmasse) • Leuchtkraft: 3,846 × 1026 W • Oberflächentemperatur: 5800 K • Energiegewinnung: durch zentrale Wasserstofffusion • Sterntyp: Gelber Zwerg der Spektralklasse G2V • Auswirkungen auf die Erde: Schematischer Aufbau – 99,98 % Energiebeitrag zum Erdklima (Rest: geothermale Energie) – Gezeiten gehen zu einem Drittel auf die Schwerkraft der Sonne zurück Welt der Planeten • Sonne als nächster Stern (2) • Sonnenaktivität: Sonnenflecken, Protuberanzen, Flares, CMEs, Sonnenwind • Interaktion mit Erdmagnetosphäre / Erdatmoshäre: Polarlichter NASA: Polarlicht vom Space Shuttle aus NASA&ESA/SOHO: MDI Continuum NASA&ESA/SOHO: 284 nm (EUV); APOD 2007 December 3 • IYA2009-Aktion „Solarscopes für Schulen“: http://www.uni-graz.at/igam-sophy/solarscope/solarscope.htm Welt der Sterne • Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD) (1) – Zwergsterne / Sonnenähnliche Sterne / Rote Riesen / Massereiche Sterne (z.B. LBV für Luminous Blue Variables) / ... Welt der Sterne • Braune Zwerge – kompaktes astronomisches Objekt, mit einer Masse zwischen 13 und 75 Jupitermassen – massereicher als planetare Gasriesen und masseärmer als stellare Rote Zwerge – > 13 Jupitermassen: Deuteriumfusion – > 65 Jupitermassen: Lithiumfusion bei 2 Mio. Kelvin – < 13 Jupitermassen: Planeten / Hot Jupiter Welt der Sterne • Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD) (2) – Sternentwicklung vorrangig durch Masse des Sterns bestimmt nach Gautschy (2001): HRD Welt der Sterne • Sternentstehung (1) / Sternentstehungsgebiete – Interstellare Wolken (Bsp.: Orionnebel): höhere Dichten und geringere Temperaturen; Fragmentation – Globulen: Dichtere Region innerhalb von HII-Regionen, M~10-20 M, R~0.1-2pc, etwa 105 Globulen in unserer Milchstraße HST: Orion-Nebel M42 HST (2002): Globulen in IC2944 Welt der Sterne • Sternentstehung (2) – Herbig Haro Objekte / Stellare Jets • Stellare Winde und Aktivität von jungen Sternen • Jets entlang der Rotationsachse, v~100 km/s, Kollimation (Fokussierung): Mechanismus durch WW von zirkumstellarer Scheibe, Rotation und Magnetfeldern, Details nahe am Stern ungeklärt • Keine kontinuierliche Abströmung im Jet, gleichzeitige Akkretion in der Äquatorebene HST: HH111 HST: HH47 Welt der Sterne • Sternentstehung (3) – Protostellare Scheiben / Proplyds • Kollaps mit Drehimpuls führt unweigerlich zur Bildung einer Scheibe • Akkretion von Material auf den Zentralkörper • Wachstum von Staubteilchen zu sog. Planetesimalen, Wachstum der Planetenkerne • Gasakkretion führt zu jupiter-artigen Gasplaneten, MPlanet ≥11ME HST: Proplyds im Orion-Nebel HST: Stellare Scheiben im Orion-Nebel Protostellare Scheibe, schematisch HST: HH30, Protostellare Scheibe mit Jet Welt der Sterne • Sternentstehung (4) – HII-Regionen: Interstellare Wolken mit jungen, heißen, blauen Sterne die den Nebel ionisieren – Offene Sternhaufen: alle Sterne besitzen ein ähnliches Alter; gemeinsam vor kurzer Zeit aus interstellarer Wolke entstanden; lösen sie sich meistens mit der Zeit auf KPNO: M33 in Hα NOAO: M7 nach Sandage 1957: Altersbestimmung der Sternhaufen durch Sternentwicklung (Abknickpunkt) Welt der Sterne • Endstadien (1) – Supernovae: Explodierende Sterne Sterne mit 8..20 M: Roter Riese Supernova Neutronenstern oder Schwarzes Loch – Supernovaüberreste: Abgeschleuderte Sternhülle Brennzonen massereicher Sterne HST: NGC 4526 & SN 1994D ESO/VLT: N70 in LMC Welt der Sterne • Endstadien (2) – Planetarische Nebel: Allmählich abgestoßene Sternhülle wird vom Zentralobjekt zum Leuchten angeregt • Sterne mit 1..8 M: Roter Riese (AGB) Planetarischer Nebel Weißer Zwerg GALEX: Massenverlust von Mira (Roter Riese; 1,2 Sonnenmassen) IAC: IC 1295 HST: NGC 2818 Zwei-Wind Modell Langsamer Wind-Halo des früheren Roten Riesen ~10 km/s Schneller Wind Äußere Stoßwelle ~ 2000 km/s ZentralStern Heiße Windblase Expandierende PN-Schale ~25 km/s Innere Stoßwelle Kwok, 1982 Kahn & West, 1985 Welt der Sterne • Endstadien (3) / exotische Objekte – Weiße Zwerge: „auskühlende Sternkerne“ • Masse: ≤ 1,44 M • Radius: ~ 0,013 R = 9 000 km • Oberflächentemperatur: 4 000 bis 60 000 K • Zentraldichte: ~ 15 t pro cm3 HST: Weiße Zwerge im Kugelsternhaufen M4 Welt der Sterne • Endstadien (4) / exotische Objekte – Neutronensterne: „entartete Sterne“ • Masse: 0,4 bis ~ 4 M • Radius: wenige 10 km • Dichte: 107 bis 1010 t pro cm3 • Starke Magnetfelder (Magnetare, Pulsare) HST: Pulsar in M1 (Krebsnebel) • Millisekunden-Pulsare Abschätzung über Drehimpulserhaltung (Punktmasse im Abstand r): Masse bleibt ungefähr konstant Rotationsdauer der Sonne: 25,38 Tage = 91368 Sekungen Radius der Sonne: 695700 km typischer Radius eines Neutronensterns: 20 km Welt der Sterne • Endstadien (5) / exotische Objekte – Schwarze Löcher Art Masse Größe • Masse: > 3 M Supermassereiches SL ~10.000–109 MSonne ~0,001–10 AE • Radius: wenige km • Dichte: Singularität Mittelschweres SL ~1000 MSonne ~103 km = RErde Stellares SL ~10 MSonne ~30 km Primordiales SL bis zu ~MMond bis zu ~0,1 mm • Hineinstürzende Materie ist für immer verloren • Schwarzschildradius (Ereignishorizont): Abschätzung (nichtrelativistisch): Kinetische Energie = potentielle Energie F Fluchtgeschw. = Lichtgeschwindigkeit HST: Schwarzes Loch im Zentrum der Galaxie NGC 4261 (2,9 km für 1 M) • Eigenschaften: Masse, Drehimpuls, elektrische Ladung • „Spagettisierung“ durch „steilen Potentialtopf“ Welt der Sterne • Gamma Ray Bursts (GRBs) – Gammablitze; verlöschen innerhalb weniger Sekunden – GRBs sind großräumig im gesamten Kosmos verteilt, extragalaktischen Ursprungs und finden in Galaxien statt – GRBs haben meistens eine Rotverschiebung >1 – Derzeitige Erklärung: • Core-Collapse Supernova (Hypernova): Der Gravitationskollaps des Vorläufersterns, eines Kollapsars, mündet dabei direkt in der Bildung eines rotierenden stellaren Schwarzen Loches. • Neutronensternkollisionen für kurze Gammablitze HST: GRB000301c Welt der Sterne • Materiekreislauf Welt der Sterne • Welt der Sterne (I) Welt der Sterne Fragen? Objekte im Weltraum • Welt der Galaxien (I) Welt der Galaxien Welt der Galaxien • Was ist eine Galaxie? Bezeichnet eine gravitativ gebundene große Ansammlung von Materie wie Sternen und Planetensystemen, Gasnebeln, Staubwolken und sonstigen Objekten. – Beispiel: Milchstraße • • • • Interstellare Wolken / Gas / Staub Sterne / Sternhaufen Planeten / Monde / Kleinkörper Elektromagnetische Strahlung / Teilchenstrahlung Tony Hallas: APOD 2008 January 24; Andromeda-Galaxie Larry Landolfi: APOD 2007 October 20; Molchstraße Welt der Galaxien • Galaxienklassifikation • • • • Spiralgalaxien / Balkenspiralgalaxien Elliptische Galaxien Irreguläre Galaxien Zwerggalaxien Welt der Galaxien • Galaxienaufbau – Elliptische Galaxien: Kern / Hülle – Spiralgalaxien: bulge / Spiralarme und Staub – Zusammen besitzen sie einen Halo aus dunkler Materie HST: (Balken-)Spiralgalaxie NGC 1300 HST: Elliptische Galaxie NGC 1316 Welt der Galaxien • Kugelsternhaufen: um jede Galaxie, älteste Objekte – 147 Kugelsternhaufen in unserer Milchstrasse – Befinden sich im Galaxienhalo – 104 bis 106 Sterne Verteilung der Kugelsternhaufen um unsere Galaxis HST: M80 Welt der Galaxien • Wechselwirkende Galaxien – Verformungen („Warps“, etc.) / Gezeitenarme HST/M51 HST: Cartwheel Galaxy HST: Stephan's Quintett Welt der Galaxien • Aktive Galaxien – AGN / Seyfert Galaxien – Starburst Galaxien – Quasare Subaru/M82 HST: NGC 7742 Chandra: 3C273 Welt der Galaxien • Galaxienhaufen und Voids – Galaxienhaufen: dutzende bis tausende Mitglieder, gravitativ gebundenes heißes Gas (z.B. Lokale Gruppe, Virgo Haufen) – Superhaufen: Ansammlungen von Galaxienhaufen sind auf Skalen von etwa 100 Mpc zusammengefasst; größte Strukturen im Universum – Voids: Große Leerräume mit signifikant geringer Galaxiendichte 2dF Galaxy Redshift Survey DSS: Virgo Galaxienhaufen Welt der Galaxien • Gravitationslinsen – Lichtablenkung an massereichen Objekten Geometrie bei einer Gravitationslinse HST: CL0024+1654; Abbild einer entfernten Galaxie VLA: MG1131+0456; Einsteinring HST: 2237+030; Einsteinkreuz Welt der Galaxien • Dunkle Materie – Neben der leuchtenden Materie existiert noch andere Materie, die keine Strahlung aussendet => nur indirekter Nachweis möglich: gravitative Wechselwirkung – Auch wenn man normale nicht leuchtende Materie mitberücksichtigt bleibt ein überwiegender Teil der Materie unbekannter Natur! – Hinweise auf ihre Existenz • Bewegung von Kugelsternhaufen im Halo von Galaxien • Rotationskurven von Spiralgalaxien ( Interaktives Modell) • Gravitationslinsen erlauben eine direkte Messung der gravitativen Masse HST/NASA: Riess et al 2001 • Dunkle Materie in Galaxienhaufen als gravitative Masse notwenig, da Galaxien zu hohe Geschwindigkeiten aufweisen • Dunkle Energie – Beschleunigte Expansion des Universums – Untersuchung: Galaxienhaufenverteilung, entfernte Supernovae Welt der Galaxien • Entwicklung des Universums – Urknall vor 13,7 ± 0,2 Milliarden Jahren – Hintergrundstrahlung: 380.000 Jahre nach Urknall; Rekombination setzt ein => Universum wird „durchsichtig“ – Entstehung erster Sterne: ~200 Mio. Jahre nach dem Urknall – Entstehung erster Galaxien: bereits < 1 Mrd. Jahre nach dem Urknall • Aus Galaxienbausteinen / Protogalaxien nach Univ. Chicago WMAP-Team: 2003 HST: Galaxien im frühen Universum Welt der Galaxien • Das Ende des Universums – Voraussetzung: Expansion setzt sich beschleunigt fort – Mittlere Dichte nimmt im Lauf der Zeit ab, Sternentstehung endet, keine Galaxienwechselwirkungen mehr – Alter > 1015 Jahre: Verlöschen der Weißen Zwerge, eventuell Bildung von Schwarzen Löchern – Alter > 1070 Jahre: Zerstrahlen der Schwarzen Löcher durch die Hawking-Strahlung – Alter > 10120 Jahre: keine Aktivität, keine Photonen, sog. Dunkle Ära des Universums Time-Magazine: June 2001 Objekte im Weltraum • Welt der Galaxien (I) Fragen? Welt der Galaxien Reise von der Erde bis … • Materialien finden Sie ... – eLearning-Materialien: PDFs (Planeten), JavaApplets (Sonnensystem), etc. http://www.cosmosportal.eu – PPT-Präsentation als PDF-Dokument: http://www.univie.ac.at/astroid/astroseminar20090227.pdf • Kontakt: [email protected] • Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit