Pressespiegel _______________________________________________________________ Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Wanderausstellung »›Was damals Recht war war …‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« 21. März 2006 – 14. Dezember 2011 (Auswahl) STATIONEN ÜBERSICHT BERLIN 21. Juni bis 1. August 2007 in der St. Johannes-Evangelist-Kirche KÖLN 10. August bis 21. Oktober 2007 im NS-Dokumentationszentrum EL-DE Haus WILHELMSHAVEN 5. November 2007 bis 23. Januar 2008 im Deutschen Marinemuseum MÜNCHEN 11. Februar bis 30. April 2008 im Justizpalast HALLE 15. Mai bis 26. Juni 2008 im Stadtmuseum Halle PEENEMÜNDE 10. Juli bis 30. Oktober 2008 im Historisch-Technischen-Informationszentrum FREIBURG 6. November bis 18. Dezember 2008 in der Albert-Ludwigs-Universität KIEL 9. Januar bis 6. Februar 2009 im Schleswig-Holsteinischen Landtag BIELEFELD 15. Februar bis 29. März 2009 im Historischen Museum DORTMUND 4. April bis 24. Mai 2009 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte BREMEN 29. Mai bis 28. Juni 2009 im Rathaus Bremen HAMBURG 7. Juli bis 8. August 2009 in der Universität Hamburg WIEN 1. September bis 13. Oktober 2009 im Theater im Nestroyhof MARBURG 25. Oktober bis 22. November 2009 im Rathaus Marburg HANNOVER 8. Dezember 2009 bis 28. Februar 2010 im Historischen Museum POTSDAM 3. März bis 7. April 2010 in den Bahnhofspassagen Potsdam ERFURT 11. April bis 5. Juni 2010 in der Peterskirche auf dem Petersberg PRORA 1. Juli bis 31. August 2010 im Dokumentationszentrum Prora KLAGENFURT 7. September bis 10. Oktober 2010 im Künstlerhaus Klagenfurt OSTHOFEN 2. Februar bis 3. April 2011 Gedenkstätte KZ Osthofen FRANKFURT 2. Mai bis 14. Juni 2011 Karmeliterkloster Frankfurt am Main INGOLSTADT 1. Juli bis 21. August 2011 Armeemuseum Ingolstadt 2 DORNBIRN 29. September bis 31. Oktober 2011 Stadtmuseum Dornbirn GIEßEN 5. November 2011 bis 4. Januar 2012 Oberhessisches Museum Gießen 3 ___________________________________________________________________ Station Berlin, Berlin TELEGRAPH , 28. Juni 2007 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 4 ___________________________________________________________________ Station Berlin, Berlin FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 05. Juli 2007 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 5 ___________________________________________________________________ Station Köln Köln, RHEINISCHE POST, 14. August 2007 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 6 ______________________________________________________________ Station Wilhelmshaven, Wilhelmshaven WILHELMSHAVENER ZEITUNG, 7. November 2007 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 7 Zentrum · Betroffene der NSNS-Militärjustiz Ausstellung »Was damals Recht war…« im Justizpalast Aktuelles - Artikel vom 12.02.2008 Zentrum · Die Wanderausstellung »Was damals Recht war…« macht Station in München. Seit 11. Februar ist sie im JustizpaJustizpalast, Prielmayerstraße 7, zu sehen. München ist die vierte StaStation dieser bundesweiten Wanderausstellung. Die Ausstellung wird für zwölf Wochen bis ein einschließlich 30. April im Lichthof des Münchner Münchner Justizpalastes zu sehen sein: Montag bis DonDonBewegende Schicksale nerstag, 10 bis 18 Uhr, Freitag, 10 bis 14 Uhr. im Lichthof des Justizpalastes. Foto: VA Der Eintritt ist frei. Buchung von Führungen unter Telefonnummer 21 86 21 72. München stellt eine besondere Etappe dar, da die Ausstellung eine Vielzahl an Bezügen zur Landeshauptstadt, ihren Einwohnern und einzelnen Orten der Stadt aufweist: »(…) Meine Lieben, es ist hart für euch. Hier diese letzte Nacht bleibe ich auf. Habe noch einige Briefe geschrieben und jetzt will ich noch ein wenig lesen, damit ich mich ein wenig zerstreue. Es ist jetzt ungefähr 19 Uhr, also noch acht Stunden, dass ich meine Sinne noch beisammen habe, seht ihr. Von Angst keine Spur. Nun grüße ich euch noch ein letztes Mal, macht euch keinen Kummer es ist ja jetzt vorbei (…)« Mit diesen Worten wandte sich der junge Münchner Franz Fellner, der 1941 als Deserteur erschossen wurde, an seine Familie. Fellner ist einer von den mehr als 20.000 Soldaten und Zivilisten aus nahezu ganz Europa, die durch Unrechtsurteile umkamen. Auch der 1944 in Griechenland hingerichtete Münchner Kommunist Franz Scheider wurde Opfer der NS-Militärjustiz. Seine Zusammenarbeit mit den Partisanen, die auch das Leben vieler deutscher Soldaten rettete, trug ihm ein Todesurteil wegen Kriegsverrat ein, ein Delikt, das bei der Aufhebung der Urteile der Wehrmachtjustiz des Bundestags 2002 von der Rehabilitierung ausgenommen wurde. Auf der anderen Seite stehen Täter wie der in München geborene General Ferdinand Schörner. Ungezählte deutsche Soldaten verloren in den letzten Kriegswochen ihr Leben, weil Schörner jede Form der Entfernung von der Truppe mit dem Tode bestrafen ließ – als Gerichtsherr der Wehrmachtjustiz hatte er schon 1944 die Kriegsrichter beschuldigt, zu milde Urteile zu fällen. »Nie wieder Schörners in einer deutschen Armee!« Dieser Ausspruch von Franz-Josef Strauß aus dem Jahr 1955 zeigt, welche Aufmerksamkeit dem ehemaligen General nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Gefangenschaft in der Bundesrepublik zuteil wurde. 1956 erhielt Schörner im Rahmen eines im Münchner Justizpalast durchgeführten Verfahrens eine vierjährige Gefängnisstrafe aufgrund seiner Anordnungen als vormaliger Gerichtsherr. Die Wanderausstellung »Was damals Recht war…« wurde Anfang 2006 von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas konzipiert und erinnert an die etwa 20.000 Soldaten und Zivilisten unterschiedlicher Nationen, die durch Unrechtsurteile der deutschen Wehrmachtgerichte ihr Leben verloren. __________________________________________________________________ Station München, München WOCHENANZEIGER ONLINE, 12. Februar 2008 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 8 Für Gerechtigkeit darf es nicht zu spät sein ... Stichworte: Stadtmuseum Roter Ochse Geschichte Nationalsozialismus "Was damals Recht war ... - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht" ist ab sofort im Stadtmuseum Halle zu sehen (ens) Kulturdezernent Hans-Jochen Marquardt brachte es am Donnerstagnachmittag auf den Punkt: “es ist ein ungeheuerlicher Satz.” Gemeint hat er damit ein Zitat des damaligen badenwürttembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. “Was damals rechtens war, kann heute nicht unrecht sein.” Damit wollte Filbinger 1978 sein Handeln als Marinerichter im Dritten Reich rechtfertigen. “Was damals Recht war” … das ist auch der Titel einer neuen Ausstellung im Stadtmuseum Halle (Saale), die am Donnerstag offiziell eröffnet wurde. “Die Schau konfrontiert uns mit einem lange tabuisierten Thema”, sagte Hans-Jochen Marquardt zur Eröffnung. Gerade die Konfrontation mit den Opfern sei erschütternd. Denn auch die Saalestadt war Schauplatz viele Exekutionen. 549 Todesurteile gegen Menschen aus 15 Ländern wurden hier während der Nazizeit gefällt. “Das ist ein wichtiges Stück Stadtgeschichte, dass wie ein Stachel in die Gegenwart ragt”, so Marquardt. Sachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb sagte, die Justiz der NS-Zeit dürfe man nicht ad acta legen, “denn es darf nicht zu spät sein, für Gerechtigkeit zu sorgen.“ Seit diesem Jahr arbeite deshalb auch die Justiz in Sachsen-Anhalt diese Zeit auf. Im Januar nächsten Jahres sollen dann die lokalen Ergebnisse erstmals in einer Ausstellung in Halle der Öffentlichkeit präsentiert werden. Anhand der Ausstellung werde deutlich was passiert, wenn der Rechtsstaat nicht funktioniert, so die Ministerin. “Die Ausstellung berührt und mahnt vor einem Wiedererstarken des Rechtsextremismus.” “Die Ausstellung zeigt ein umfassendes Bild der Unrechtsurteile und verdeutlicht die Willkür der Urteilssprechung”, erklärte Innenstaatssekretär Rüdiger Erben. Mit der Schau könne man Jugendlichen die Gelegenheit geben, sich mit der Geschichte Deutschlands auseinanderzusetzen. Besonders erfreut zeigte sich Erben, dass auch die Gedenkstätte “Roter Ochse” in die Ausstellung involviert ist. So wies der Staatssekretär darauf hin, dass es vor der Wende kein Gedenken im Roten Ochsen gab. Erst nach 1989 fand eine Aufarbeitung statt. Mahnende Worte richtete Ludwig Baumann an die Anwesenden. Baumann wurde in Bordeaux von der Wehrmacht zum Tode verurteilt, verbrachte 10 Monate in der Todeszelle und berichtete von Folterungen. “Das war ein Grauen, dass mich noch heute verfolgt.” Erst 1990 konnte Baumann die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz gründen. Einige Ziele konnte er über die Jahre hinweg erreichen. Viele damals verurteilte wurden rehabilitiert. Doch die Urteile wegen Kriegsverrats gelten weiter. “Ein Skandal”, so Baumann. Denn was könne es besseres geben, als einen Krieg zu verraten. __________________________________________________________________ Station Halle Halle, lle HALLE FORUM ONLINE / Teil 1 / 2, 15. Mai 2008 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 9 Halle ist die fünfte Station der Ausstellung “Was damals Recht war…– Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht” in Deutschland und die erste Station in Ostdeutschland. Gezeigt wird in der Schau wie Unrecht und Willkür den NS-Militärjustiz-Alltag kennzeichneten. Tausende Männer und Frauen, nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, fielen der Unrechtsjustiz zum Opfer ebenso wie Widerstandskämpfer aus nahezu ganz Europa. Als Deserteure, Wehrkraftzersetzer oder Volksschädlinge wurden sie nicht selten zum Tode verurteilt. Allein 30.000 Menschen wurden durch die Gerichte der Wehrmacht zum Tode verurteilt, über 20.000 von ihnen verloren ihr Leben. Auch Portraits und Lebensläufe von „Deserteuren der Wehrmacht“ des Kölner Fotografen sind in der Schau zu sehen. Funck reiste drei Jahre durch Deutschland, um die Bilder und Schicksale dieser Menschen einzufangen, die sich gegen den Krieg aufgelehnt hatten und dafür teils schwere Strafen hinnehmen mussten, am Ende aber überlebten. Tausende anderer Deserteure waren wegen ihrer Fahnenflucht hingerichtet worden. Die insgesamt zwölf Porträts zeigen Persönlichkeiten aus ganz Deutschland, darunter der Schriftsteller Gerhard Zwerenz, selbst Deserteur und ehemaliges Mitglied im Deutschen Bundestag. Er setzte sich für die Rehabilitierung von Wehrmachtdeserteuren ein, die auch Jahrzehnte nach dem Krieg noch als vorbestraft galten. Erst 1997, 52 Jahre nach Kriegsende, erhielten sie eine – symbolische – Entschädigung. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt – Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundesvereinigung Opfer der NSMilitärjustiz e.V. Die Ausstellung ist bis Sonntag, den 29. Juni 2008, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet 2,10 Euro, ermäßigt 1,30 Euro. Schulklassen haben freien Eintritt. Donnerstags ist der Eintritt für alle Museumsbesucher frei. __________________________________________________________________ Station Halle, Halle HALLE FORUM ONLINE / Teil 2 / 2, 15. Mai 2008 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 10 _______________________________________________________________ Station Peenemünde, Peenemünde OSTSEE ZEITUNG (Wochendausgabe) / Teil 1 / 2, 9-10. August 2008 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 11 _______________________________________________________________ Station Peenemünde, Peenemünde OSTSEE ZEITUNG (Wochendausgabe) / Teil 2 / 2, 9-10. August 2008 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 12 __________________________________________________________________ Station Freiburg, Freiburg STUTTGARTER ZEITUNG, 08. November 2008 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 13 _______________________________________________________________ Station Kiel, Kiel SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE LANDESZEITUNG, 9. Januar 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 14 _______________________________________________________________ Station Bielefeld, Bielefeld WESTFALEN BLATT, 14-15 Februar 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 15 _______________________________________________________________ Station Dortmund, Dortmund DER WESTEN, 2. April 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 16 ___________________________________________________________________ Station Bremen, Bremen BREMER NACHRICHTEN, 29. Mai 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 17 ___________________________________________________________________ Station Hamburg, Hamburg HAMBURGER MORGENPOST, 12. Juli 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 18 ___________________________________________________________________ Station Wien, Wien TIROLER TAGESZEITUNG, 31. August 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 19 ___________________________________________________________________ Station Wien, Wien WIENER ZEITUNG, 21. Oktober 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 20 »Was damals Recht war. . .« zeigt NaziNazi-Willkür und -Unrecht Marburg (pm). Am Sonntag, 25. Oktober, wird im Marburger Rathaus die Wanderausstellung »›Was damals Recht war. . .‹ - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« eröffnet. Ein Blick auf die Wanderausstellung »Was damals Recht war. . .« am Ausstellungsort Berlin ab dem 25. Oktober ist sie in Marburg zu sehen. (Foto: pm) Ansprachen halten der frühere Bundesjustizminister Dr. Hans-Jochen Vogel, der Schirmherr und Marburger Oberbürgermeister Egon Vaupel, der ehemalige Deserteur und Vorsitzende der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, Ludwig Baumann, und Dr. Ulrich Baumann (stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Kurator der Wanderausstellung). »Die Ausstellung zeigt, wie Unrecht und Willkür den MilitärjustizAlltag kennzeichneten und tausende Männer und Frauen, nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, der Unrechtsjustiz zum Opfer fielen«, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung. Marburg ist nach 14 Städten wie Berlin, München, Hamburg und Wien die erste Station in Hessen. Bis zum 22. November können Interessierte die Ausstellung im Saal 1 und der Schirn des Marburger Rathauses kostenlos besuchen und Führungen buchen. Die Ausstellung, zu der ein Begleitprogramm angeboten wird, bietet einen Überblick über die Geschichte der Wehrmachtjustiz - von der Vorgeschichte über die Wiedereinrichtung 1933/34 zum organisatorischen Aufbau bis hin zur politischen Einbindung in das NS-Regime. Verdeutlicht wird auch der Handlungsspielraum, der den einzelnen Richtern trotz der Einbindung in das NS-Regime blieb. Zu sehen sein wird dieser Ausstellungsteil im Saal 1 des Rathauses. Von zentraler Bedeutung sind die in der Schirn präsentierten Fallgeschichten von Opfern der NS-Militärjustiz. Sie verdeutlichen die Vielfalt unterschiedlicher Lebensläufe und Handlungen der Opfer, die diese in die Mühlen der Militärgerichtsbarkeit brachten. Schließlich nimmt die Ausstellung die Ausgrenzung überlebender Justizopfer und die Karrieren der Richter in den Blick. Unter ihnen ist nach Angaben der Stiftung der Marburger Professor und Rechtswissenschaftler Erich Schwinge, der auch nach dem Krieg seine Tätigkeit unter anderem als Universitätsrektor fortsetzen konnte. In Marburg wird es zusätzlich eine lokalhistorische Ergänzung geben. Dabei ist das Rathaus ein historischer Ort. Anhand einer sachlichen und geographischen Verortung wird deutlich, dass das Marburger Feldkriegsgericht in das System der Wehrmachtsjustiz eingebunden war. Einige Fälle, die in den Zellen neben der Schirn vorgestellt werden, verdeutlichen dies. Diese Zellen wurden während des Zweiten Weltkrieges von der Gestapo zur Inhaftierung von Menschen, die später an die Militärjustiz überstellt wurden, genutzt. ___________________________________________________________________ Station Marburg, Marburg GIESSENER ALLGEMEINE / Teil 1 /2, 20. Oktober 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 21 Am Standort Marburg wird die Ausstellung unter anderem von der Geschichtswerkstatt Marburg, dem Hessischen Staatsarchiv Marburg, dem Magistrat der Stadt Marburg Fachdienst Kultur, dem Institut für Kriminalwissenschaft, dem Seminar für Neueste Geschichte, dem Institut für Politikwissenschaft sowie dem Zentrum für Konfliktforschung vorbereitet. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt - Gedenkstätte Roter Ochse Halle (Saale), der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz und der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat das Projekt finanziert. Mehr Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es im Internet unter www.stiftung-denkmal.de/projekte/ausstellungen/wasdamalsrechtwar. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Besucherservice und Buchung von Führungen auf Anfrage unter der Telefonnummer 064 21/2 01-4 00 (geschaltet während der Laufzeit der Ausstellung) oder per E-Mail an die Adresse [email protected] © Gießener Allgemeine Zeitung 2009 - www.giessener-allgemeine.de ___________________________________________________________________ Station Marburg, Marburg GIESSENER ALLGEMEINE / Teil 2 /2, 20. Oktober 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 22 Historisches Museum Museum Ausstellung in Hannover zur Geschichte der NSNS-Militärjustiz Eine Ausstellung im Historischen Museum in Hannover zeichnet die Geschichte der NSNSMilitärjustiz nach. Geschichte auf der Spur: Sophienschüler haben Deserteursschicksale erforscht. © Frank Wilde Seine letzten Lebenswochen glichen einer Odyssee: Antonius Biesterfeld wurde von einem Wehrmachtsgefängnis ins nächste verlegt, von Bruchsal nach Glatz, und schließlich kam er nach Hannover. In der heutigen Emmich-Cambrai-Kaserne wurde er am 4. November 1944 auf den Maschinengewehr-Schießstand 8 geführt, vor eine Ziegelmauer. Davor standen zehn Soldaten des Grenadierersatzbataillons 211 mit ihren Gewehren. Um 7.35 Uhr erschossen sie den jungen Deserteur. Antonius Biesterfeld wurde nur 24 Jahre alt. Jetzt wird sein Schicksal in der Ausstellung „Was damals Recht war – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ im Historischen Museum nachgezeichnet. Die Wanderausstellung, konzipiert vor zwei Jahren von der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, war bereits in 14 Städten zu sehen. Auf Tafeln mit Fotos und Texten skizziert sie die Geschichte der NS-Militärjustiz. Mehr als 20.000 Todesurteile deutscher Militärgerichte wurden im Zweiten Weltkrieg vollstreckt, davon etwa 15 000 an Deserteuren. Im gesamten Ersten Weltkrieg hingegen wurden nur 18 Fahnenflüchtige exekutiert, in der US-Armee im Zweiten Weltkrieg nur ein einziger. Auch diese Zahlen belegen, wie willfährig die Militärjustiz sich in den Dienst des totalen Krieges stellte. Je länger dieser andauerte, umso härter wurden die Urteile. Viele linientreue Wehrmachtsgerichte wollten ihren Teil zur „Aufrechterhaltung der Manneszucht“ leisten; außerdem sah mancher Richter in der angeblich milden Haltung der Gerichte von 1914–1918 eine Ursache damaliger „Auflösungserscheinungen“. ___________________________________________________________________ Station Hannover, Hannover HANNOVERSCHE ALLGEMEINE / Teil 1 /2, 7. Dezember 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 23 Dabei hatten die Richter durchaus gewisse Handlungsspielräume: Der Divisionsrichter Heinrich Hehnen aus Köln etwa erwirkte als Gutachter häufig milde Strafen, ehe er zwangsversetzt wurde. Nach dem Krieg arbeitete er als Anwalt, Karriere in der Justiz machte er nicht. Anders als Erich Schwinge, der seit 1936 Kommentare zum Militärstrafgesetzbuch verfasste und etliche Todessurteile fällte. Er wurde später Rektor der Uni Marburg und stritt bis zu seinem Tode 1994 für die Ehre der Wehrmachtsjustiz. Auf ziemlich unübersichtlich angeordneten Stelen und Tafeln dokumentiert die Ausstellung auch, dass Deserteure nach 1945 lange als „Drückeberger und Verräter“ geächtet blieben. Ihre Angehörigen wurden oft nicht entschädigt. Spät wurde ihnen einen gewisse Anerkennung zuteil: Erst im vergangenen September hob der Bundestag alle Urteile der NSMilitärjustiz gegen sogenannte Kriegsverräter auf. Für die hannoversche Version der Ausstellung haben Schüler der Sophienschule, unterstützt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und vom Kultusministerium, in aufwendiger Projektarbeit selbst Archive durchforstet. Dabei haben sie unter anderem die Biografie des in Hannover hingerichteten Antonius Biesterfeld rekonstruiert – ein erschütterndes Beispiel für die Willkür, mit der die NS-Militärjustiz Urteile fällte. Biesterfeld stammte aus dem niederländischen Breda. Da sein Vater Deutscher war, wurde er 1942 zur Marine einberufen, obwohl er kaum Deutsch sprach. Wohl auch deshalb schikanierten ihn seine „Kameraden“ in Frankreich, wo er Dienst tat. Mal wurde er – offensichtlich zu Unrecht – beschuldigt, Zigaretten gestohlen zu haben, mal behandelten ihn Vorgesetzte schlecht. „So wurde mir das Marinelazarett Nantes gewissermaßen zur Hölle“, gab er später an. Er bat sogar darum, an die Front versetzt zu werden – vergeblich. Im Sommer 1944 zog er dann Zivilkleidung an, warf seine Uniform ins Wasser und versuchte, sich nach Spanien abzusetzen. Eine Streife nahm ihn in einem Zug fest, ein Gericht in Bordeaux verurteilte ihn zum Tode. Als das Erschießungskommando in Hannover auf ihn anlegte, rief er noch zweimal: „Es lebe Holland!“ Begraben wurde er auf dem Friedhof Fössefeld in Linden, wo mindestens 21 in der NS-Zeit hingerichtete Soldaten ruhen, meist Fahnenflüchtige, erschossen auf dem Kasernengelände in Vahrenheide. Nach dem Krieg erinnerte in der Heeresoffiziersschule der Bundeswehr lange Zeit ein Ehrenhain an gefallene Soldaten. Ein Hinweis auf die Deserteure, die auf dem Gelände hingerichtet wurden, fehlt in der Emmich-Cambrai-Kaserne bis heute. [Simon Benne] ___________________________________________________________________ Station Hannover, Hannover HANNOVERSCHE ALLGEMEINE / Teil 2 /2, 7. Dezember 2009 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 24 ___________________________________________________________________ Station Potsdam, Potsdam MÄRKISCHE ALLGEMEINE, 4. März 2010 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 25 Ressort Thüringen Erschienen am 11.04.2010 10:37 Schau zeigt Unrecht der Wehrmachtjustiz Unrecht und Willkür der Wehrmachtjustiz zeigt eine Ausstellung, die heute (11.00) in Erfurt eröffnet wird. Nach Angaben der Stiftung Denkmal Denkmal für die ermordeten Juden Europas fielen der NSNS-Militärjustiz Erfurt (dpa/th) Tausende Männer und Frauen zum Opfer, die als Deserteure zum Tode verurteilt wurden. Die Wanderschau macht bis zum 5. Juni in der Peterskirche Station. Die Kirche liegt auf dem Petersberg, wo 1945 noch bis kurz vor dem Einzug der US-Truppen «fahnenflüchtige» Soldaten hingerichtet worden seien. Im Zweiten Weltkrieg befand sich im dortigen Kommandantenhaus ein Kriegsgericht. ___________________________________________________________________ Station Erfurt, Erfurt SÜDTHÜRINGER ZEITUNG, 11. April 2010 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 26 ___________________________________________________________________ Station Prora, Prora RÜGEN AKTUELL, Juli 2010 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 27 Ausstellung: "Was damals Recht war..." Wehrmachtsdeserteure wurden jahrzehntelang als "Vaterlandsverräter" angesehen. Die Ausstellung "Was damals Recht war..." im Klagenfurter Künstlerhaus widmet sich ab 9. September ihrer leidvollen Geschichte Karl Lauterbach. Deserteure - als "Verräter" geächtet Die Weigerung, in Hitlers Vernichtungsfeldzug mitzumarschieren, blieb in der österreichischen Nachkriegsgesellschaft lange Zeit unbedankt oder stand außerhalb der erinnerungspolitischen Wahrnehmung Deserteure wurden geächtet und nach dem Krieg mit dem Vorwurf konfrontiert, sie hätten Kameraden und "Vaterland" verraten - die dominante Geschichtserzählung, die einerseits Österreich als das "erste Opfer der Hitlerschen Aggression" darstellte, andererseits jene Soldaten als Helden feierte, die das "Dritte Reich" bis zur Kapitulation verteidigt hatten, ließ für anders lautende Interpretationen der Vergangenheit keinen Platz. Alois Holzer. Nationalrat beschloss "Anerkennungsgesetz" Erst gegen Ende der 1990er Jahre begann man in Österreich damit, sich auf politischer und wissenschaftlicher Ebene mit den Opfern der NS-Militärjustiz zu beschäftigen. Im Juli 2005 beschloss der Nationalrat das "Anerkennungsgesetz 2005". Dieses brachte zwar keine abschließende gesellschaftliche und juristische Rehabilitierung der Deserteure, beseitigte aber immerhin deren sozialrechtliche Schlechterstellung. Desertion - ein Akt des Widerstandes. Urteile der NS-Justiz erst 2009 aufgehoben Im Herbst 2009 lieferte schließlich die Ausstellung "Was damals Recht war" den entscheidenden Impuls zur vollständigen Rehabilitierung. Mit dem "Anerkennungs- und Rehabilitationsgesetz", das am 1. Dezember 2009 in Kraft trat, hob die Republik Österreich die Urteile der NSMilitärjustiz pauschal auf und erkannte Desertion ausdrücklich als Akt des Widerstandes an. Das "Recht" im Unrechtsstaat Die Justiz im NS-Regime: Ein Instrument der Vernichtung. ___________________________________________________________________ Station Klag Klagenfurt agenfurt, enfurt KÄRNTEN ORF MAGAZIN ONLINE / Teil 1 /2, 31. August 2010 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 28 Franz Jägerstätter. 15.000 Todesurteile durch Wehrmachtsjustiz Durch die Verdrängung der Opfer geriet der Unrechtscharakter der NS-Militärjustiz erst spät ins Blickfeld einer historisch interessierten Öffentlichkeit. Über Jahrzehnte hinweg galten die Wehrmachtgerichte als "Nische der Rechtsstaatlichkeit". Dabei wurde übersehen, dass die Wehrmachtsjustiz ein willfähriges Instrument im Vernichtungskrieg war, durch deren Urteile zehntausende Menschen – Soldaten und Zivilisten aus ganz Europa ihr Leben verloren. Die Militärrichter vollstreckten über 15.000 Todesurteile allein an Deserteuren, darunter 1.200 bis 1.400 gegen Österreicher. Film- und Buchpräsentationen, Vorträge Die Ausstellung im Künstlerhaus wird vom Verein "Industriekultur und Alltagsgeschichte" präsentiert. Neben Führungen durch die Ausstellung gibt es eine Reihe von begleitenden Veranstaltungen wie Buch- und Filmpräsentationen sowie einen Vortrag vom Klagenfurter Universitätsprofessor Klaus Aman. Rahmenprogramm - Details • Filmvorführung: "Wilde Minze". 15. September 2010, 19.30 Uhr, Künstlerhaus. Ein Dokumentarfilm mit Helga Emperger. A 2009, Regie: Jenny Gand, Produktion: Lisa Rettl, 85 Min. • Buchpräsentation: "Gegen das Dritte Reich. Transnationaler Widerstand in Slowenien und Österreich 1938–1940". 22. September 2010, 19.30 Uhr, Küsntlerhaus. Präsentation von Dr. Peter Pirker gemeinsam mit Dr. Gorazd Bajc (Universität Koper) • Filmvorführung: "Vrnitev/Die Rückkehr". 29. September 2010, 19.30 Uhr, Künstlerhaus SLO 1976, Regie: Anton Tomasic, Buch: Janko Messner, 59 Min. • Vortrag: "Flucht vor den Fahnen. Krieg und Desertion in der österreichischen Literatur". 6. Oktober 2010, 19.30 Uhr, Künstlerhaus. Vortragender: Universitätsprofessor Klaus Amann. Information zur Ausstellung Die Ausstelung wird vom 9. September bis 9. Oktober 2010 im Klagefnurter Künstlerhaus. Giethepark 1, 9020 Klagenfurt, zu sehen sein. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei, Führungen kosten für Schulklassen, Wehrdienstleistenden und Zivildiener zehn Euro, für private Gruppen ab fünf Personen 20 Euro. Anmeldung unter: 0650 - 24 24 555 oder via Email: [email protected] ___________________________________________________________________ Station Klagenfurt Klagenfurt, enfurt KÄRNTEN ORF MAGAZIN ONLINE / Teil 1 /2, 31. August 2010 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 29 „Was damals Recht war ...“ 04.02.2011 - OSTHOFEN Von Ulrike Schäfer AUSSTELLUNG KZKZ-Gedenkstätte Osthofen skizziert die Verbrechen der Wehrmachtsjustiz In der NS-Zeit wurden rund 15 000 Menschen wegen Fahnenflucht durch die Wehrmachtsjustiz zum Tod, zu Lagerhaft oder „Bewährungseinsätzen“ mit tödlichen Folgen verurteilt. Es dauerte Jahrzehnte, bis sie rehabilitiert und die Unrechtsurteile gegen sie aufgehoben wurden. Mit den Opfern, aber auch den Richtern sowie den Hintergründen der Militärjustiz beschäftigt sich die Ausstellung „Was damals Recht war…“, die die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas 2007 im Auftrag der Bundesregierung konzipiert hat - zum Gedenken, aber auch, um zu informieren. Sie wurde bereits in vielen Städten gezeigt und nun auch im Beisein von Ministerin Doris Ahnen in der Gedenkstätte KZ Osthofen eröffnet. Kernstücke sind mannshohe Stelen, die das Schicksal Verurteilter beispielhaft dokumentieren. Sie rufen Mitgefühl hervor, aber auch Empörung über den blanken Zynismus, der bisweilen in den Urteilen zum Ausdruck kommt. Wenn auch viele der Verurteilten nachweislich Gegner des Regimes gewesen seien, so lägen nicht bei allen Opfern die Motive für die Verweigerung klar auf der Hand, erläuterte Dr. Ulrich Bauer, Kurator der Ausstellung. Die Angst vor „Wehrkraftzersetzung“ und „Schwächung des Volkskörpers“ waren auf militärischer Seite die Begründungen für die harten Urteile. Aber es spielte in die Rechtsprechung der Wehrmacht auch der preußische Männlichkeits- und Ehrbegriff hinein, der in der ganzen Bevölkerung verbreitet war und auch nach Kriegsende noch fortlebte. Anders ist nicht zu erklären, dass die Richter auch nach Kriegsende wieder nahtlos in Amt und Würden kommen konnten. Dass es durchaus auch Handlungsspielräume gab, zeigt das Beispiel Heinrich Hehnens, der sich auf die Selbstständigkeit des Gewissens und die Unabhängigkeit seines Standes berief, ohne dafür interniert zu werden. Dr. Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, erinnerte wie Ahnen an die jahrelange Tabuisierung des Themas. Die Ministerin betonte die „unermessliche Bedeutung der Gedenkarbeit für Deutschland“, nicht zuletzt auch in Hinblick darauf, dass heute wieder verstärkt - und nicht nur von Neonazis - kriegsverherrlichende Literatur und Filmmaterial angeboten würden. Dr. Ulrich Bauer führte die zahlreichen Besucher in die Problematik ein und zeigte auch interessante Ansätze für Diskussionen mit Schulklassen und Jugendgruppen auf. ___________________________________________________________________ Station Osthofen, Osthofen WORMSER ZEITUNG ONLINE, 4. Februar 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 30 Vergangenheitsbewältigung Mutige Deserteure natiooEine Ausstellung, die im nächsten Frühjahr nach Frankfurt kommt, würdigt die Opfer der nati nalsozialistischen nalsozialistischen Militärjustiz. Jene Männer, die nicht länger mit der Waffe in der Hand für eine verlorene, verbrecherische Sache kämpfen wollten. Wehrmachtssoldaten in der Sowjetunion. Foto: FR-Archiv In Erinnerung an die Opfer der Militärjustiz ist im Frühjahr die Wanderausstellung „Was damals Recht war...“ auch in Frankfurt zu sehen. Vom 2. Mai bis zum 11. Juni macht die Dokumentation im Karmeliterkloster Station. Die Vorbereitungen mit dem Kulturamt, dem Institut für Stadtgeschichte und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europa laufen, informiert Kulturdezernent Felix Semmelroth. Sozialdemokraten und Grüne hatten sich im Stadtparlament dafür eingesetzt, die Wanderausstellung, die gegenwärtig in Klagenfurt zu sehen ist, an den Main zu holen. Ihnen schwebt dafür „ein herausragender Ort“ vor – etwa die Paulskirche. Dieser Vorschlag ergab sich im Zusammenhang mit dem Gedenken an den 20. Juli 1944: In der Wandelhalle der Paulskirche erinnert die Stadtregierung Jahr für Jahr an diesen Tag desWiderstands gegen die nationalsozialistische Diktatur. Die Ausstellung „Was damals Recht war...“ rückt weniger bekannte Männer in den Mittelpunkt des Interesses, Männer wie Franz Schneider oder Kurt Hoppe, Oskar Kutsch und Hugo Ruf. Alle sind während des Zweiten Weltkriegs Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz geworden; etwa als Deserteure. Diese Opfer gehörten über lange Jahrzehnte der Nachkriegszeit hinweg, nicht anders als die früheren NS-Zwangsarbeiter, zu den Vergessenen – also nicht zu den Opfern, an die man sich zu Jahrestagen im Zusammenhang mit der Tyrannei erinnerte. Die Ausstellung nimmt diesen Teil der Geschichte auf und spannt einen Bogen vom Kaiserreich und der Weimarer Republik über den Zweiten Weltkrieg bis zu dem lange währenden „Kampf um Rehabilitierung“. Zusammengestellt wurde die bereits in vielen Städten gezeigte Ausstellung von Opferverbänden und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die sich in den 90er Jahren dafür eingesetzt hatte, an einem zentralen Ort in Berlin ein Denkmal für die Opfer des Holocaust zu schaffen (Matthias Arning) ___________________________________________________________________ Station Frankfurt am Main, Main FRANKFURTER RUNDSCHAU ONLINE, 13. September 2010 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 31 ___________________________________________________________________ Station Ingolstadt, Ingolstadt SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 6. September 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 32 ___________________________________________________________________ Station Ingolstadt, Ingolstadt DONAUKURIER, 17./18. September 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 33 ___________________________________________________________________ Station Ingolstadt, Ingolstadt DONAUKURIER, 17./18. September 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 34 ___________________________________________________________________ Station Ingolstadt, Ingolstadt DONAUKURIER, 17./18. September 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 35 KULTUR „Blutrichter“ machten trotz „Terrorjustiz“ Karriere 15.12.2011 Von Heidrun Helwig Beeindruckende Ausstellung „Was damals Recht war...“ im Alten Schloss befasst sich mit NSNS-Militärjustiz Militärjustiz Aufsatzsammlung zieht „Zwischenbilanz“ Eindringlich: Die Biographien von Opfern und Tätern sind farblich unterschiedlich gestaltet. GIESSEN. Eine Krankenschwester brachte die Ermittlungen ins Rollen. Denn Alfred Oertel hatte bereits mehr als ein Jahr in Militärkrankenhäusern verbracht. Wegen anhaltender Verdauungsprobleme. Die hatten nach der Einberufung des Musikerziehers zur Wehrmacht begonnen. Und seitdem waren alle Therapieversuche gescheitert. Das wiederum machte die Ärzte stutzig. Eine Mitarbeiterin des Reservelazaretts in Gießen schließlich meldete den Verdacht. Es folgte die Festnahme des 41-Jährigen wegen „Zersetzung der Wehrkraft“. Dem Grenadier wurde nämlich vorgeworfen, Abführmittel eingenommen zu haben, um sich dem Fronteinsatz zu entziehen. Das Marburger Feldkriegsgericht verurteilte ihn im August 1944 deshalb auch zu sechs Jahren Gefängnis. Die „zu milde“ Entscheidung aber hatte keinen Bestand und wurde aufgehoben. Nur einen Monat später verhängte dann ein Wehrmachtsgericht die Todesstrafe gegen das NSDAP-Mitglied. Damit verkündeten die Richter eines von rund 30 000 Todesurteilen der NS-Militärjustiz, mit der sich die beeindruckende Ausstellung „,Was damals Recht war…‘ - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ im Alten Schloss und auch der informative Sammelband „Deserteure, Wehrkraftzersetzer und ihre Richter. Marburger Zwischenbilanz zur NS-Militärjustiz vor und nach 1945“ beschäftigen. Alfred Oertel hatte Glück. Der Gerichtsherr - der alles beherrschende Führer des militärischen Strafverfahrens – hob auch dieses Urteil auf. Und wandelte die Todesstrafe wegen „Selbstverstümmelung“ in 15 Jahre Zuchthaus um. Zudem ordnete er die Einweisung des 41-Jährigen in ein Konzentrationslager an. Dort überlebte der Musikerzieher die Verfolgung durch das NSRegime. Zwei Drittel der von der Militärjustiz verhängten Todesurteile aber wurden vollstreckt. Etwa 15 000 gegen Deserteure und etliche auch gegen Wehrmachtssoldaten, die sich selbst Verletzungen zufügten, um dem Tod auf dem Schlachtfeld zu entkommen. ___________________________________________________________________ Station Gießen, Gießen GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 36 Flut an Todesurteilen Während des Zweiten Weltkrieges diente die Kriegsgerichtsbarkeit als Terrorinstrument der militärischen und politischen Führung. Denn nach Hitlers Machtübernahme erhielten die Militärjuristen praktisch unbegrenzte Möglichkeiten, gegen „innere und äußere Feinde“ vorzugehen. Und mit zunehmender Kriegsdauer wurden denn auch „immer härtere Strafen, sowohl gegen Soldaten, als auch gegen Zivilisten aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern verhängt“, erläutert der Kurator Dr. Ulrich Baumann beim Rundgang durch die Ausstellung. Geradezu eine Flut von Todesurteilen wurde noch in den letzten Kriegswochen ausgesprochen. Darunter zahllose willkürliche Entscheidungen der Wehrmachtsgerichte, mit Begründungen wie „biologisch minderwertig“, „Typ des Volksschädlings“ oder „um die Manneszucht aufrecht zu erhalten“. Mundraub galt ebenso als todeswürdiges Verbrechen wie „Fahnenflucht“ oder das diffuse Delikt des „Kriegsverrats“. Dazu zählte das Hören ausländischer Radiosender, geäußerte Skepsis gegenüber dem „Endsieg“ oder der „unerlaubte Umgang mit Kriegsgefangenen“. Mörderische Übergriffe deutscher Soldaten gegen Zivilisten und Militärangehörige in Polen, Russland oder Serbien hingegen wurden von der Wehrmachtsjustiz - wenn überhaupt - nur im Ansatz geahndet. Die von der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ konzipierte Wanderausstellung gibt zunächst einen profunden Überblick über die Geschichte der Militärjustiz - von der Vorgeschichte über den organisatorischen Aufbau bis hin zur Einbindung in das nationalsozialistische Regime. Zudem wird ausführlich die Wehrmachtsgerichtsbarkeit von 1939 bis 1945 beleuchtet. Im Zentrum aber stehen - farblich rot abgesetzt – die Lebenswege von Opfern der Unrechtsjustiz. Ihre häufig nur bruchstückhaft überlieferten Biographien werden nachgezeichnet, ihr Handeln veranschaulicht und ganz verschiedene Formen von Unangepasstheit, Abweichung und Widerstand vorgestellt. Etwa die - bislang unbekannte - Geschichte von Erich Batschauer, der aus Angst vor Disziplinarstrafen in Brest heimlich seine Truppe verließ. Ohnehin verdeutlicht die Ausstellung, dass nicht jede „Fahnenflucht“ eine Widerstandshaltung war, dass ganz unterschiedliche Motive - etwa Sorge um die Familie – und spontane Entschlüsse zum Untertauchen führten. Besonders perfide ist dabei die Begründung für das Todesurteil gegen Erich Batschauer. Weitaus bedeutender als das unerlaubte Verlassen des Standorts waren für die Militärrichter nämlich seine Herkunft, die schwachen Leistungen in Schule und Beruf, Vorstrafen und sein Privatleben. Denn mit der zynischen Argumentation, „sein Leben, das bisher keinen Wert hatte, wird dann vielleicht nicht nutzlos gewesen sein, wenn er jetzt durch seinen Tod anderen Kameraden ein abschreckendes Beispiel gibt“, wird sein Gesuch um Begnadigung Ende 1941 zurückgewiesen. ___________________________________________________________________ Station Station Gießen, Gießen GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 37 „Gesetzlicher Auftrag unserer Stiftung ist, aller Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken“, sagt Ulrich Baumann. Dabei habe sich gezeigt, dass gerade die Verurteilten deutscher Kriegsgerichte „als Opfergruppe im öffentlichen Bewusstsein am wenigsten präsent waren“. Vielmehr begegnete die Mehrzahl der Deutschen den Verurteilten nach 1945 mit Ablehnung und Feindschaft. „Wir wurden weiterhin als Feiglinge, Dreckschweine und Vaterlandsverräter beschimpft und bedroht“, hatte Ludwig Baumann, der Vorsitzende der „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“ bei der Ausstellungseröffnung geschildert. Und der 90-Jährige, der nur zufällig den Namen mit dem Kurator teilt, hat mit „Desertion unterm Hakenkreuz“ auch einen Beitrag zu der Aufsatzsammlung beigesteuert, die der Historiker Dr. Albrecht Kirschner im Auftrag der Geschichtswerkstatt Marburg herausgegeben hat. Sein „Bericht eines Wehrmachtsdeserteurs über seine Verfolgung, seinen Kampf um Rehabilitierung und die Aktualität des Themas heute“ beschreibt die Diffamierungen und Anfeindungen, die der Kampf für die Aufhebung der NS-Urteile und „für unsere späte Würde“ nach sich gezogen hat. Bereits im Herbst 2009 war die Ausstellung im Marburger Rathaus gezeigt und von einem ambitionierten Begleitprogramm flankiert worden. Von einem zweitägigen Symposium im Staatsarchiv über verschiedene Vorträge bis hin zur Präsentation von Kinofilmen, die in den 1950er Jahren die NS-Militärjustiz, „Fahnenflucht“ und „Strafbataillone der Wehrmacht“ thematisiert haben. Die vielfältigen Ergebnisse der Veranstaltungen sind nun in diesem Band versammelt. Dabei konnte die Marburger Geschichtswerkstatt, die an der Erarbeitung von „Was damals Recht war…“ mitgewirkt hat, die Ausstellung vor allem um lokale Aspekte ergänzen. Denn zwischen 1939 und 1945 tagte dort ein Feldkriegsgericht, dessen Zuständigkeit sich von Frankenberg bis Friedberg, von Lauterbach bis Dillenburg - und damit auch auf Gießen - erstreckte. Mehr als 6300 Strafverfahren wurden von den Militärrichtern abgearbeitet. Nicht nur gegen Wehrmachtsangehörige, sondern auch gegen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. „Häufig alltägliche Kriminalität vom kleinen Diebstahl über Verkehrsunfälle mit Verletzten bis hin zur fahrlässigen Tötung“, schreibt Albrecht Kirschner. Doch abgeurteilt wurde eben auch Desertion, „Wehrkraftzersetzung“ und der unerlaubte Kontakt von Kriegsgefangenen zu deutschen Frauen. Verhängt wurde dabei in beinahe 100 Fällen die Todesstrafe. ___________________________________________________________________ Station Gießen, Gießen GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 38 Leichen Leichen für die Anatomie Auch gegen Anton Brand, der bis zuletzt verzweifelt auf Gnade gehofft hatte. „Ich weiß, dass ich einen großen Fehltritt begangen habe“, schreibt er zwei Tage nach dem Todesurteil. „Und bereue es auch schwer.“ Deshalb wollte er „diesen meiner größten Fehler durch Einsatz meines Lebens“ wieder gutmachen. Durch Frontbewährung. Schließlich gehe es auch „um die Ehre meiner Eltern und meines Vaterlandes“. Doch das Gesuch wurde abgelehnt, Anton Brand am 30. Januar 1945 in der Kiesgrube „Drei Linden“ in Ockershausen hingerichtet. Der Anatomie der Philipps-Universität übergeben, diente sein Leichnam anschließend zu Lehr- und Forschungszwecken. Die Eltern indes erfuhren nichts vom Schicksal ihres Sohnes. Erst im Februar 1952 wurde der Mutter - auf Nachfragen - mitgeteilt, dass Anton Brand wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt worden war. Der junge Soldat, der zuvor schon häufiger durch unerlaubtes Entfernen und Disziplinierungen aufgefallen war, hatte nach einem Fronturlaub im Oktober 1944 nochmals seine Mutter besucht, die Marschkompanie verpasst und war nach der Festnahme gleich zweimal geflüchtet. Die Geschichte von Anton Brand findet sich in der Aufsatzsammlung neben weiteren Fallbeispielen aus Mittelhessen, und natürlich wird auch die historische Aufarbeitung der NSMilitärjustiz und der Kampf der Opfer um Rehabilitierung dargestellt. Zumindest symbolisch erfolgte diese für Wehrmachtsdeserteure, Kriegsdienstverweigerer und „Wehrkraftzersetzer“ erst am 15. Juli 1997. Ein Bundestagsbeschluss nämlich stellte unmissverständlich klar, dass der Zweite Weltkrieg ein „Angriffs- und Vernichtungskrieg“ war, „ein vom nationalsozialistischen Deutschland verschuldetes Verbrechen“. Zuvor hatte bereits 1995 der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass es sich bei den in der NS-Zeit gefällten Todesurteilen der Kriegsrichter um Rechtsbeugung gehandelt habe, um eine „Terrorjustiz“, ausgeübt von „Blutrichtern“, heißt es in dem Ausstellungskatalog. Wiederum erst im Mai 2002 - inzwischen waren zahlreiche Opfer der Wehrmachtsjustiz längst verstorben - hob der Bundestag Urteile der NS-Militärgerichte pauschal auf. Bis auf die wegen „Kriegsverrats“. Diese konnten nur durch Einzelfallprüfungen getilgt werden. Wegen der „nicht ausschließbaren Lebensgefährdung“ von deutschen Soldaten. Dabei ist Ludwig Baumann überzeugt, dass „Millionen Zivilisten und KZ-Insassen nicht mehr hätten sterben brauchen, wenn es mehr Kriegsverrat gegeben hätte.“ Am 8. September 2009 aber beschloss der Bundestag, dass auch die Urteile gegen vermeintliche Kriegsverräter pauschal aufgehoben werden. Denn inzwischen haben renommierte Historiker erforscht, dass bei den - noch überprüfbaren - Todesurteilen Handlungen „zum Nachteil Dritter“ nicht nachgewiesen werden können. ___________________________________________________________________ Station Gießen, Gießen GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 39 Die „Blutrichter“ und Wehrmachtsjuristen hingegen mussten nach dem Zweiten Weltkrieg kaum um ihre Positionen kämpfen. Nahtlos konnten sie - zumindest in Westdeutschland - oft ihre Karrieren fortsetzen. Und die Legende der „sauberen“ und „unabhängigen“ Wehrmachtsjustiz aufrechterhalten. Deshalb vermag es auch nicht zu überraschen, dass die späte Grundsatzentscheidung des BGH vom November 1995 nur von einer jungen unbelasteten Generation von Richtern gefällt werden konnte, die damit der früheren Rechtsprechung des Karlsruher Gerichts widersprachen. Reue und Unrechtsbewusstsein war vielen NS-Juristen völlig fremd. Auch Hans Filbinger, der 1978 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg zurücktrat. Im Zweiten Weltkrieg hatte er als Marinerichter an Todesurteilen gegen Wehrmachtssoldaten mitgewirkt. Doch mit den Worten „Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein“ verteidigte er weiterhin seine Position. Und auf dieses Zitat geht der Titel der Wanderausstellung zurück. Zur Universitätsstadt Marburg gibt es unterdessen weitere bemerkenswerte Bezüge: Zum einen haben sich die früheren NS-Kriegsrichter dort mehrfach in einem Verbindungshaus dem „frohen Erlebnis des Wiedersehens gewidmet“. Zum anderen hat mit dem Rechtswissenschaftler Erich Schwinge ein Experte für Militärstrafrecht im Nationalsozialismus und gnadenloser Wehrmachtsrichter nach dem Krieg an der Philipps-Universität gelehrt, war als Dekan sowie 1954 gar als Rektor der Hochschule aktiv. Zunächst hatte sich Schwinge im „Dritten Reich“ als Kommentator des Militärstrafgesetzbuches einen Namen gemacht und war vehement für eine Verschärfung der Rechtsprechung eingetreten. Jede Abweichung sei auf das Härteste zu bestrafen, die Aufrechterhaltung der „Manneszucht“ das oberste Prinzip. Ab 1941 dann war Schwinge in Wien selbst als Militärrichter und Ankläger tätig. Dort setzte er in mehreren Fällen die Hinrichtung von Wehrmachtssoldaten durch. Auch der 17-jährige Anton Reschny wurde dabei zum Tode verurteilt. Wegen des Diebstahls einer leeren Geldbörse und zweier Uhren. Aber diese Strafe schien selbst SS-Führer Heinrich Himmler, der ab 1944 Befehlshaber des Ersatzheeres war, zu hart. Als Gerichtsherr - diesem oblag die Bestätigung der Urteile - wandelte er das Todesurteil in eine Zuchthausstrafe um. Denunziation in Gießen Bereits 1946 setzte Schwinge seine Laufbahn an der Uni Marburg fort. Dort unterrichtete er jahrelang Jurastudenten und verteidigte Wehrmachtsgeneräle, die im Ausland wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt waren. Erst in den 1960er Jahren kam es schließlich zu Protesten und kritischen Berichten über seine NS-Vergangenheit. Eine Zeitschrift, die im April 1964 die Amtsenthebung Schwinges forderte, verklagte der Juraprofessor wegen Ehrverletzung. Tatsächlich erhielt er eine Entschädigung von 30 000 Mark - die höchste Summe, die bis dahin in einem presserechtlichen Verfahren einem Kläger zugesprochen worden war. Schwinge blieb im Hochschuldienst und verfasste gar ein Gutachten gegen die Rehabilitierung von verurteilten Kriegsdienstverweigerern, Deserteuren und „Wehrkraftzersetzern“. ___________________________________________________________________ Station Gießen, Gießen GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 40 Neben Schwinge stellt die Ausstellung in biographischen Porträts weitere Richter und Gerichtsherren vor und beleuchtet deren Karrieren vor und nach 1945. Dabei werden auch die Handlungsspielräume deutlich, welche die Militärjuristen durchaus hatten, ohne ihr eigenes Leben in Gefahr zu bringen. Verurteilt wurde vom Marburger Kriegsgericht auch der französische Kriegsgefangene Adrian Soutan. Zu drei Jahren Zuchthaus wegen „geschlechtlicher Beziehungen zu einer deutschen Frau“. Ein Denunziant hatte bei der Gestapo- Außenstelle in Gießen im März 1944 „vertraulich“ angezeigt, dass seine Hausnachbarin Margarethe H. Kontakt zu einem Franzosen habe, der bei ihr regelmäßig übernachte. Die Frau gab den Kontakt zu und nannte den Namen Soutans, der allerdings vehement bestritt, dass es zu Geschlechtsverkehr gekommen war. Vergeblich. Obwohl die Gießenerin nicht zum Prozess gegen den Franzosen erschien, wurde er verurteilt und noch im März 1945 in das Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt. ___________________________________________________________________ Station Station Gießen, Gießen GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011 Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Pressedokumentation 41