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Verhaltenstherapeutische Methoden; Fliegel et al.
Rahel Clemenz: [email protected]
Verhaltenstherapeutische Methoden
Standardmethoden
Ein Übungsbuch
Fliegel, St. et al. (4. Aufl., 1998)
Rahel Clemenz
(bis ca. 30. Juli 2003)
Wolfdietrichstrasse 37/108
5020 Salzburg
Österreich
0043 69912367562 (Handy)
[email protected]
(nachher: provisorisch! Schweiz)
Haus Castello
3920 Zermatt
078 610 00 29
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Verhaltenstherapeutische Methoden; Fliegel et al.
Rahel Clemenz: [email protected]
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Verhaltenstherapeutische Standardmethoden
1. Rollenspiel:
1. Zusammenfassung (S. 31)
Das Rollenspiel dient zum Erwerb von Verhaltensweisen. Die Grundlagen dafür
gehen auf soziologische, sozialpsychologische und entwicklungspsychologische
Grundlagen zurück. Die Effektivität der Rollenspieltechnik scheint noch nicht in
allen Gebieten gleicht gut gewährleistet zu sein.
Sie soll jedenfalls einen Einblick in das Erleben eines Klienten innerhalb einer
verhaltenstherapeutischen Prozedur geben.
2.Einleitung(S.16):
Rolle:
Es handelt sich dabei um einen mehr oder weniger expliziten Kanon von
Bestimmungen, die unser Verhalten und Erleben weitgehend festlegen können. Bei
explizit definierten Rollenrichtlinien ist die Rolle einfach zu lernen. Bei
schwierigen wie sozialen Rollen ist das Lernen des Rollenverhaltens nicht ganz
einfach.
Rollenkonflikt:
hängt mit der individuellen Sozialisation zusammen. (physische Entwicklung noch
unreif, aber Kind sonst Erwachsen). Da jeder Person eine Vielzahl von Rollen
zuzuschreiben ist, lassen sich viele des täglichen Lebens auch als Rollenkonflikte
beschreiben.
Einnahme (von neuen Rollen):
Es handelt sich hier um ein Herantasten neuer Rollen, bis man glaubt, die
Rollenerwartungen zu erfüllen. Der Rollenkonflikt entsteht, wenn man z.b. ins
Fettnäpfchen tritt und ein falsches Verhalten hat. Die Rolleneinnahme sind die
reale Einnahme bestimmter sozialer Rollen.
imaginäre (vorstellhafte) Rollenübernahme:
Es handelt sich hier um die Kommunikationsstrategie „sich in den anderen
hineinzuversetzen“. Diese Strategie ist eine Voraussetzung fast aller
psychotherapeutischen Verfahren.
-> Die Einnahme verschiedener Rollen und auch die Rollenübernahme können im
Rollenspiel trainiert werden. Das Rollenspiel dient dabei als Modell einer realen
Problemsituation. Durch die Rollen können unerwünschte Konsequenzen
verhindert und angemessenes Verhalten geübt werden.
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3. Darstellung des Verfahrens: Moreno, im dt. Schürzenberger 1976 (S. 17)
folgende Schritte:
- Planung des Rollenspiels und von Therapeut und Klient auswändig gelernt
- Durchführung des Rollenspiels: Der Therapeut gibt in gleichen Situationen
verschiedene Antworten. Der Klient soll möglichst spontan darauf reagieren.
-Umsetzung: Rollenspiel wird auf Video aufgenommen, anschliessende Analyse.
- Explikation der Rollendefinition: Für die Verhaltensübung sollen schwierige
Problemsituationen schriftlich festgehalten werden.
- Rollenübernahme durch den Therapeuten: Selbstkritische Prüfung des
Therapeuten, ob er sich angemessen in die Rolle des Therapeuten hineinversetzen
kann.
-Rollenübernahme durch den Klienten: die Rollenübernahme ist ein Ziel
verhaltentherapeutischer Rollenspiele. Aber erst nach wiederholter Rolleneinnahme
wird ein guter Rollenträger ermöglicht!
- Nachbesprechung des Rollenspiels und Planung weiterer Rollenspiele
- Transfer auf Realsituation: Wie kann nun das Verhaltensmodell auf reale
Problemsituation übertragen werden. Durch Realsierungshierachieaufstellung kann
mit der einfachsten Stufe des gewünschten Verhaltens angefangen werden.
Fallbeispiel:
Rita V., 27 jährige Sekretärin.
Früher hatte Rita sehr grosse Schulängste und verliess deshalb die Schule ohne
Abschluss. Trotzdem konnte sie sich hocharbeiten in einem Betrieb. Dort wird sie
manchmal von ihren Kolleginnen auf das frühere Versagen aufmerksam gemacht
und man hat das Gefühl, dass sie lesbisch sei.
Therapie:
Entspannung, Biofeedback, Rollenspiele
Durchführung:
Entspannung vermindert schnell die Angst
Rollenspiel:
Es dient vor allem dazu, sich vor den Kolleginnen rechtfertigen also kontern
zu können. Klientin schreibt nun eine Situation nieder. Therapeut spielt
zuerst mehrmals Klientin (Rita), die Anweisungen gibt wie die Situation sich
in der Wirklichkeit abgespielt hatte. Rita spielt eine Kollegin. Dadurch
konnte Rita sich nun auch in die Rolle ihrer Kolleginnen hineinversetzen, sie
dann in vivo darauf ansprechen und dadurch kam sie bei ihnen besser an.
4. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 21)
4.1. Rollentheorien
In der Einleitung erklären die Autoren, dass die Rolleübernahme und
Rolleneinnahme 2 verschiedene Verhaltenstrategien sind. Bei der Rolleneinnahme
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wird die Rolle unverändert wie eine Uniform eingenommen. Bei der
Rollenübernahme wird durch vielfältige Interaktion eine Verhaltenserwartung
aufgestellt, man soll ich sich hineinversetzen können. Dies geschieht bei der
Integration eines neuen Mitgliedes in eine Gruppe.
Es wird auch Piaget erwähnt, der die Rolle des sozial kognitiven Bereichs
miteinbezieht. Der zuerst egozentrischen Entwicklungsstufe folgt die Reversibiltät
des Denkens(= Mehrperspektivensicht), welches auch die Fähigkeit der
Rollenübernahme fördert.
Mead hebt die zwischenmenschliche Kommunikation hervor, sie ist die Fähigkeit
zur Übernahme von Rollen. Er will, dass die Menschen nicht einfach eine
wohldefinierte Rolle übernehmen, sondern versuchen durch gegenseitige
Rollenübernahme einen Konsens über die Bedeutung der Situation herzustellen.
Für Rogers (1959) ist die Empathie die Grundvoraussetzung für ideale
zwischenmenschliche Kommunikation.
4.2. Evaluation/Untersuchungen über Einsatz von Rollenspielen:
Rollen als experimentalpsychologische Technik:
beliebtes ökonomisches Vorgehen (einfaches Nachahmen von Realitätssituationen).
Auf grund mangelnder externer und interner Validität wird das Rollenspiel in der
Forschung nun einer Analyse unterzogen.(Spencer 1978)
Rollenspiel als diagnostisches Mittel:
Besonders im Bereich zum Training der sozialer Kompetenz sind Rollenspieltests
verwendet worden.
Green, Burkhart und Harrison 1979 testeten verschiedene Komponenten des
Rollenspiels. Es entstand nun eine Problematik, ob Rollenspieltests zur Vorhersage
von realem Verhalten dienen können.
Rollenspiel als Verhaltenstraining:
um Gruppenverhalten zu lernen, bei retardierten Kindern.
Rollenspiel zum Therapeutentraining:
in der Anfangsphase einer Therapieausbildung ist ein simples Modelling
(Nachahmen des Therapeuten ) dem Rollenspiel überlegen. Nachher ist die
Wirksamkeit des Rollenspiels effektiv.
Effektivität von Rollenspielen: bisher ist keine Beurteilung möglich. Entwicklung
von evaluativen Verfahren ist dringend!
5. Praktische Anwendung(S. 25)
5.1. Vorbereitung des Rollenspiels:
Als Hürde kann sich die Angst des Klienten, sich als Schauspieler zu produzieren
in den Vordergrund stellen.
Ein Lösungsvorschlag wäre, dass der Therapeut es als selbstverständliches Mittel
selber vormacht. Der Klient kann Korrekturen einbringen, indem er dann nur kleine
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Teile selber vormacht. Die Funktion des Rollenspieles soll erst später erklärt
werden.
Videoanlage/Aufnahme mit Kassetten:
Sie hat Vorteile, dass man Fortschritte sehen und der Klient sogar selber üben und
sich einschätzen kann. Aber Vorsicht vor Selbstpräsentation des Klienten.
Registriereinrichtungen sollten schon während der Vorbereitungsphase angestellt
werden, da der Klient am Anfang von ihnen immer abgelenkt wird.
Das Verhalten der Klienten ist in den ersten Rollenspielen fast immer schlechter als
in realen Situationen, da es wie eine Prüfungssituation wirkt. Deshalb sollte ein
Rollenspiel in mehrere Teile aufgeteilt werden. Es kann wie bei der
Realisierungshierarchie auf einfachere Verhalten zurückgegriffen werden. Es ist
auch nützlich mit einem Rollenspiel zu beginnen, wo der Erfolg sicher ist. (z.b.
nach einer Strasse fragen.)
5.2. Durchführung des Rollenspieles: (S. 27)
Das Rollenspiel sollte so nahe wie möglich der Realität entsprechen. Eine
Theateratmosphäre sollte vermieden werden.
Der Therapeut sollte sich so natürlich wie möglich verhalten. Unter gegebenen
Umständen kann er jedoch unter- oder übertreiben.
Bei Rollentausch sollte Therapeut nicht zu gut spielen. Der Klient sollte sich noch
wiederfinden können im Verhalten des Therapeuten.
5.3. Auswertung des Rollenspieles: (S. 28)
Bei der therapeutischen Rückmeldung stehen zwei Aspekte im Vordergrund:
Der Klient soll in seinem Spielverhalten verstärkt also gelobt werden. Es sollen
auch spezielle Verhaltenshinweise (lautes Sprechen etc.) gegeben werden.
Die Rückmeldung kann durch Registriergeräte oder aber auch durch eigenhändige
Aufzeichnungen des Therapeuten gegeben werden. Die letztere ist am Anfang
vorteilhafter, um so affektive Erlebnisse des Klienten (sich bescheuert finden) zu
kontrollieren.
Die Auswertung des Rollenspiels dient auch dazu, es für die nächste Übung
umzuschreiben, um dem Klienten das erwünschte Verhalten erfassbar zu machen
oder Verhaltensdefizite beim Klienten zu verbessern.
Nachdem der Klient das erwünschte Verhalten fast erreicht hat, sollte er es unterund übertreiben, um eine eigene Verhaltensposition zwischen diesen beiden
Extremen zu bilden. Hier sollte nur noch durch Video aufgenommen werden.
5.4. Transfer in die Realsituation (S. 28):
Es gibt 2 Möglichkeiten, um das eingeübte Verhalten in die Realsituation zu
übertragen:
der Klient wird ermutigt seine neuen Fähigkeiten auch im wirklichen Leben
einzusetzen. Es erfolgt so eine bessere Einschätzung des eigenen Verhaltens
und die Umwelt kann sich graduell an das neue Verhalten anpassen.
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Ein Nachteil ist, dass der Klient mit negativen Rückmeldungen noch nicht so
gut umgehen kann und somit die Motivation zur Weiterarbeit verlieren
könnte.
Manchmal sollte der Transfer erst bei vollständigem Beherrschen des neuen
Verhaltens geschehen. Es werden Realsituationen gesucht, die auf der
Angstskala am niedrigsten sind. So ist positives Feedback des sozialen
Umfeldes garantiert.
Rolleneinnahme ist einfacher als Rollenübernahmeverhalten. Deshalb sollten dort
dem Klienten Hilfen gegeben werden. Die Familie kann als Rollenspieler
fungieren. Es kann auch ein Rollentausch über den Spiegel als innerer Monolog des
Klienten simuliert werden.
5.5. Einsatzmöglichkeiten des Rollenspieles:
soziale Kompetenz: bei Eltern-Kind-Beziehung; Kind-KlassenkameradenBeziehung. Hier steht die Rollenübernahme im Vordergrund. Häufig scheint eine
Kombination beider Strategien (Rolleneinnahme und Rollenübernahme) sinnvoll.
Neben dem Erlernen angepasster Verhaltensweisen, soll sich ein Kind auch in eine
Situation hineinversetzen können.
5.6. Einzelne Rollenspieltechniken (S.29):
Es gibt sehr viele Techniken, deshalb werden hier nur einigen kurz beschrieben:
Rollentausch:
Nach einem ersten Rollenspiel werden die Rollen einfach vertauscht.
Beiseitereden:
Während einer Handlung wird gleichzeitig leise angegeben, was mehrere
Rollenspielpartner gerade fühlen.
Doppeln:
Der Therapeut sagt dem Klienten, was dieser vermutlich gerade empfindet.
Autodrama:
Der Klient muss selber alle Rollen und Personen in der problematischen Situation
darstellen. Es ist dafür geeignet, um eine Rollenübernahme zu trainieren, aber
weniger geeignet, um bestimmte Verhaltensweisen einzuüben.
Rollenspiele in einer Gruppe:
Zuerst wird ein Problem eines Teilnehmers diskutiert und nachher wird ein
spielbare Situation herausgearbeitet. Diese wird dann in einer realen Situation
gespielt. Dem Teilnehmer wird von den Gruppenmitglieder direkt eine
Rückmeldung gegeben. Diese Rückmeldung wird darauf besprochen. Es werden
nun Teile dieser Situation mit dem Teilnehmer durchgespielt zur Optimierung.
Daraus wird dann ein zweites Rollenspiel mit der idealen Variante ausgearbeitet.
Am Schluss wird dann der Transfer in die Realität in der Gruppe besprochen.
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6. Praktische Übungen (S. 31)
6.1. Anwärmübung
Alle Gruppenmitglieder versetzen sich in die gleiche Situation und dabei werden
alle auftretenden Gefühle sofort laut geäussert.
6.2. Einführungsspiel (S. 32)
Ein Teilnehmer steht in der Mitte, die anderen entschuldigen sich der Reihe nach,
dass sie an der nächsten Sitzung nicht teilnehmen können. Danach erklärt die
Zentrumsperson wie überzeugend die einzelnen Entschuldigungen waren. Danach
Besprechung, weshalb es so überzeugend war.
6.3. Rollenprobe (S. 32)
Die Rolle eines Klienten, der zum ersten Mal zum Therapeuten geht. Danach
Kriterienentwicklung, die auf eine geringe bzw. hohe Rollenübernahme in bezug
auf die Gefühle und Erwartungen auf einen Klienten hinweisen.
6.4. Rollenspielvorbereitung (S. 32)
Gruppenmitglied als Rolle des Therapeuten erklärt das Konzept des Rollenspieles.
Die anderen Gruppenmitglieder bewerten dann, wie angstfrei (Qualität der
Atmosphäre) die Atmosphäre war.
6.5. Problemdefinition (S. 33)
Gruppenmitglieder bestimmen, welches das geeigneste Problem für ein Rollenspiel
sei. Nach der Festlegung der Rollen, die nicht von den betroffenen Personen
übernommen werden sollen, wird ein Plan des Spielablaufes angefertigt:
Beschreibung des Problems, der räumlichen Gegebenheiten (Tisch, wo etc.), der
auftretenden Person, des Gesamtziels des Rollenspiels, Inhalt der besprochenen
Sätze der Spielpartner, Beobachterdimension bez. Aufzeichnungsgeräte, Art der
Rückmeldung.
6.6. Rollenspiel eines eigenes Problem:
Jedes Gruppenmitglied stellt ein Problem zur Diskussion. Das für das Rollenspiel
geeignetste wird ausgewählt. Der „Klient“ spielt sein eigenes Problem und sucht
sich dazu einen „Therapeuten“.
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2. Operante Methoden (S. 35)
1. Zusammenfassung (S.53)
Skinners Lernmodell dient als Ausgangspunkt für eine Verhaltensänderung.
Positive und negative Verstärkung erhöhen die Auftretenswahrscheinlichkeit eines
Verhaltens.
Mit Token-Programmen lässt sich Verhalten durch kontingente Verstärkung des
Zielverhaltens systematisch aufbauen. Sie werden vor allem Gruppen und in
Schulen eingesetzt.
Die soziale Verstärkung spielt eine bedeutende Rolle. Deshalb gibt es verschiedene
Programme, in denen die wichtigen Bezugspersonen wie Eltern und Lehrer als Cotherapeuten miteinbezogen werden.
Vor allem bei retardierten und autistischen Kindern ist eine operante
Verhaltensänderung eine wirksame Methode, um Defizite abzubauen.
2. Grundbegriffe (S.35)
Verhaltenstherapie war anfangs gleich der Lerntherapie, dieses Verständnis geht
auf Skinner zurück.
Nach dem Lernmodell von Pawlow können neutrale Reize zu Auslösern von
reflexhaftem Verhalten werden (klassisches Konditionieren).
Nach Skinner wird die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens durch die
Konsequenzen verstärkt oder nicht.
Hier eine Übersicht über die Verstärkungsarten nach Skinner und Hollander 1971
Tabelle der Verstärkungsarten nach Skinner und Hollander 1971
Darbietung
Entfernung
pos. Verstärker
positive Verstärkung
indirekte Bestrafung
neg. Verstärker
direkte Bestrafung
negative Verstärkung
Verstärkungsplan:
intermittierend oder regelmäßig
Arten von Verstärkern:
- primär (Grundbedürfnisse: Schlafen, essen etc.)
- sekundär (durch Lernprozesse erworben)
- generalisierte (z.B. Geld)
Arten von Verhaltensänderungen:
- Diskriminationslernen
- Differenzierungslernen (Verhalten wird nur verstärkt wenn es in einer bestimmten
Art und Weise ausgeführt wird.)
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- Shaping (=Verhaltensformung; durch systematische Annäherung auf das
Zielverhalten wird das erwünschte Verhalten aufgebaut)
- Prompting (anfangs werden direkte Hilfestellungen gegeben)
- Fading (Ausblenden der Hilfestellungen)
- Chaining (Aufbau von Verhaltensketten):
1) Aufbau der einzelnen Glieder der Kette
2) Verstärkung fängt an beim letzten Glied der Kette an
3) Verstärkung wird schrittweise zurückgefahren
3. Praktische Anwendungen (S. 38)
Ein Klient kann Schwierigkeiten haben, dass er das geeignete Verhalten nicht
gelernt hat oder nicht genügend beherrscht. Ziel ist es nun, das Verhaltensdefizit
abzubauen und adäquates Verhalten aufzubauen.
3.1. Aufbau von Verhalten (S. 38)
Ein Verhalten wird hauptsächlich nach dem operanten Modell als nach dem der
positiven Verstärkung aufgebaut. Die positiven Konsequenzen sollen ummittelbar
nach dem Verhalten erfolgen. Da in den meisten Fällen komplexes Verhalten
aufgebaut wird, ist eine schrittweise Annäherung durch Ausformung und
Verkettung angebracht (z.B, die Tokenprogramme).
Beim Aufbau werden gleichzeitig auch unerwünschte Verhalten abgebaut. Deshalb
ist es wichtig dessen unerwünschten Verstärker zu bestimmen.
3.2. Abbau von Verhalten (S. 39)
Am zuverlässigsten ist die Löschung. Beim Annäherungsverhalten werden die
positiven Verstärker des unerwünschten Verhalten entzogen.
Das Vermeidungsverhalten wird durch forcierte Löschung abgebaut. Die
Ausführung des Vermeidungsverhalten wird verhindert, so dass die Erfahrung
gemacht werden kann, dass der aversive Reiz ausbleibt.
Time-Out:
(Auszeit) Entzug aller positiven Verstärker für eine bestimmte Zeit. (Klient wird
einen reizarmen Raum geschickt, damit die sozialen Verstärker sein Verhalten
nicht mehr aufrecht erhalten können.)
Direkte Bestrafung:
Sie bewirkt nur kurzfristige Reduktion des Verhaltens, wenn möglich werden
andere Verfahren angewendet, da es nicht so geeignet ist.
Es soll daneben immer das erwünschte Verhalten aufgebaut werden. Das
unerwünschte Verhalten lässt sich so leichter abbauen, vor allem wenn die
Alternativen sehr attraktiv sind.
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3.3. Token-Programme (S. 41)
Kelleseher und Gollub 1962 schlugen den Einsatz generalisierter,
konditionierter Verstärker vor, eben den Token (Wertmarken, Chips).
Der Vorteil ist, dass sie sehr flexibel sind, womit eine mögliche Sättigung
vermieden wird.
Schritte eines Token-Programmes nach Ayllon und Azrin 1965
6-Schritte:
1. Bestimmung und Erklärung des Zielverhaltens
2. Bestimmung der eintauschbaren Verstärker
3. Welche Token können wofür eingelöst werden, Veränderung
der Token-Bedeutung über die Zeit.
4. Möglicherweise müssen die Token erst klassisch konditioniert
werden.
5. endgültige Liste der Token-Verstärkung
6. Ausblendung des Token-Programmes (viele Gruppenprogramme
sind an Schritt 6 gescheitert).
Response-Cost:
andersherum geht es auch; verfügbare Verstärker werden bei bestimmten Verhalten
entzogen.
Einsatzgebiete:
Kliniken, Schule; vorallem aber bei chronischen Langzeitpatienten.
Neuere Entwicklung:
die Programme sind dann besonders erfolgreich, wenn die Klienten die Kontrolle
über das Programm selber übernehmen.
3.4. Soziale Verstärkung (S.43)
Ursprung: Greenspoon 1955
Bedeutung im Rahmen der Therapie:
- Therapeut kann die Verhaltensweisen des Klienten verstärken durch Lob und
positive Rückmeldungen, bei Behinderten durch streicheln.
- soziales Umfeld des Klienten (Einbezug wichtiger Bezugspersonen in die
Therapie)
Wichtig ist hier das der Therapeut sich von Zeit zu Zeit selbst, oder besser in einer
Supervision überprüft, ob sein eigenes Verhalten die entsprechenden
Verstärkungen für den Klienten bietet, bzw. ob Selbstbild des Therapeuten und sein
Verhalten auseinandergehen (Videoaufzeichnungen).
- Schulung der wichtigen Bezugspersonen. Vor allem, dass das unerwünschte
Verhalten vermindert oder vorgebeugt werden kann.
3.5. Kritik an operanten Methoden (S.45)
- Mensch ist nicht nur reaktiv sondern vielmehr interaktiv, also er plant und denkt
mit.
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- Es ist günstiger für den Therapieerfolg, wenn der Klient die Beziehung zwischen
Wirkreaktion und Verstärkung durchschaut.
- Viele Ergebnisse sind an Tierversuchen gewonnen.
Aber diese alte Forschung dient als Anregung für heutige Forschung.
Durch die Übertragung in den Humanbereich wurde die soziale Lerntheorie
entwickelt.
4. Anwendungsbereiche (S. 46)
4.1. Training bei retardierten Kindern (S.46)
Ziele der Therapie:
- Anleitung zur Selbständigkeit, Abbau störenden Verhaltens
vor allem Sauberkeit, Fremd-und Eigenaggression...
- Aufbau von Sozialkontakten
- Aufbau komplexen Verhaltens
Es ist wichtig, dass das Training auch von Eltern und Pflegepersonen übernommen
wird.
4.2. Elterntraining (S. 47)
Die Eltern fungieren als Co-Therapeut und führen, nachdem sie vom Therapeut
angeleitet worden waren, die Übungen mit dem Kind durch. Der Therapeut hat
dabei die Rolle des Supervisors.
Es lassen sich drei grundsätzliche Abschnitte im Vorgehen unterscheiden:
- Informationssammlung (Eltern lernen die Übungen durch Supervision) und
Analyse
- Verhaltensänderung (Anwendung der Lernprinzipien im familiären Alltag mit
Supervision)
- Nachbetreuung (telefonischer Kontakt zwischen Eltern und Therapeut)
Der Anwendungsbereich dieser Behandlungsart ist sehr weit: von
Selbstverstümmelung bis Sprachstörungen.
4.3. Rehabilitation von Langzeitpatienten (S.49)
Vor allem bei schizophrenen Patienten spielen die operanten Methoden eine große
Rolle.
Es gibt für diese Behandlung 3 Therapieziele:
- Behandlung von Mutismus und sozialer Abkapslung
- Behandlung von psychopathologischen Symptomen
- Reaktivierung der chronischen Langzeitpatienten
Die ersten zwei Behandlungen zeigen eher geringe Erfolge. Die dritte ist jedoch
erfolgreich vor allem durch Token-Programme;
Mittlerweile hat sich nach einem großen Anfangs-Enthusiasmus eine gewisse
Ernüchterung für dieses Programme breitgemacht.
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Störquellen für solche Programme nach Hall und Baker 1973 (5):
- 10-20% der Patienten sprechen nicht darauf an
- Personal, bereits ein störender Pfleger unterbricht das Programm
- der Psychologie darf nicht nur den Start initiieren, sondern
wird zur Betreuung des Programms benötigt
- die Institution muss komplett mitspielen
- die Außenwelt darf das Programm nicht unterlaufen
z.B. mitbringen von Süßigkeiten
Token-Program:
nicht nur Aufgabe der Patienten, sondern auch Aufgabe der Mitarbeiter.
4.4. operante Methoden in der Schule (S.52)
Die Schüler sollten in der Schule mehr einzeln verstärkt werden. Trotzdem ist der
programmierte Unterreicht eher rückläufig.
Andere operante Methoden:
Spezifische Förderung von guten und schlechten Schülern, wie auch deren
Eingliederung zu einer Klassengemeinschaft
Regelung des Ablaufes, Lehrertraining
Dafür soll zuerst das Token-Programm angewendet werden und dann dessen
Ablösung durch soziale Verstärkung erfolgen.
5. Praktische Übungen:
1) drei Lieblingstätigkeiten aufschreiben;
Diskussion der Verstärkungskontingenzen für diese Tätigkeiten.
2) Entwicklung eines Token-Programmes für ein Problem
eines Mitgliedes der Gruppe.
3) drei aufeinanderbauende Rollenspiele gespielt durch Gruppenmitglieder:
a) „Therapeut“ beschreibt einer Mutter das Prinzip positiver
Verstärkung.
b) Demonstration sozialer Verstärkung für ein „Kind“
c) „Mutter“ und „Kind“ üben, der richtige Therapeut unterstützt.
4) Besprechung verschiedener Arten der non-verbalen Rückmeldung (Kopfnicken,
Handheben)
Einer hält einen Vortrag. Es wird aber nur das Auftreten bewertet. Therapeut gibt
Rückmeldung
Die Gruppe soll Möglichkeit haben, alles mizuverfolgen.
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3. Selbststeuerung
1. Zusammenfassung (S. 90)
Selbststeuerung wird als planvolles, zielgerichtetes Handeln und aktives, bewusstes
Problemlösen verstanden. Es soll dem Klienten helfen, die Kontrolle des eigenen
Verhaltens selbst zu übernehmen auf momentane und zukünftige Probleme. Die
einzelnen Methoden werden im folgenden nun dargestellt.
2. Einleitung (S. 57)
Selbstkontrolle, Selbstregulation oder Selbststeuerung gewinnen immer größere
Bedeutung in der VT.
Definitionen:
Selbst:
Im Behaviorismus wird das Selbst als System funktional miteinander verbundener
Verhaltensweisen definiert. Laut Skinner entspricht es einem Reaktionssystem. Es
kann also eine Person das Verhalten einer anderen steuern, und innerhalb eines
Individuums kann ein Reaktionssystem das andere kontrollieren. Das entspricht der
Selbstkontrolle.
Es haben sich die 2 folgenden Kriterien für Selbstkontrolle herausgebildet:
Es muss ein Konflikt in bezug auf ein bestimmtes Verhalten vorhanden sein.
Das Individuum schwankt zwischen Annäherung und Vermeidung und das
Verhalten folgt sowohl bei negativen als auch positiven Konsequenzen. Aus
diesem approach avoidance conflict gibt es zwei mögliche
Konfliktkonstellationen:
a) unmittelbar positive, langfristig negative Konsequenzen
b) unmittelbar negative, langfristig positive Konsequenzen
Selbstkontrolle setzt voraus, dass das Individuum in der Konfliktsituation
durch eigenständiges Handeln einer alternativen, kontrollierenden
Verhaltensweise die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens ändert.
Daraus folgen 2 Konfliktkonstellationen:
a) hohe Auftrittswahrscheinlichkeit ist herabzusetzen
b) niedrige Auftrittswahrscheinlichkeit ist zu erhöhen
-
Selbstregulation:
unwillkürlich ablaufende Regelmechanismen, welche autonom sind.
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Selbststeuerung:
bewusstes Eingreifen des Individuum in planvollen, zielgerichteten Handeln und
zwar jederzeit.
-> diese Begriffe wurden von der kognitiven Psychologie beeinflusst, und so wurde
der Behaviorismus verlassen. Deshalb wurde das Selbst durch reflexives Subjekt
ersetzt.
Kanfer betont deshalb, dass die Selbststeuerung als das eigentliche Ziel jeder
Psychotherapie sei. Es werden folgende Vorteile der Selbststeuerung gegenüber der
Kontrolle durch den Therapeuten oder andere Interaktionspartner genannt:
- Erweiterung auf verdecktes, schwer beobachtbares Verhalten (Gedanken,
Vorstellungen...), und auf Verhalten außerhalb der Therapie
- Transfer außerhalb der Therapie: Verringerung des Rückfalls, Prävention
zukünftiger Störungen.
- Zeitaufwand der Therapie wird verkürzt. Es spielt sich viel ausserhalb der
eigentlichen Sitzung ab.
- eigene Verantwortung des Klienten für den Therapieverlauf, somit erhöhte
Transparenz und individuelle Abstimmung auf Klient.
Es sind aber auch besondere Probleme mit der Selbstkontrolle verbunden:
- erhöhte Anforderung für Therapeut (notwendiges Wissen über
verhaltenssteuernde Variablen) und vor allem für den Klienten (Eigeninitiative,
Selbstbeobachtung und Protokollierung)
3. Selbstbeobachtung (S. 60)
3.1. Darstellung des Verfahrens (S. 60)
Basisfähigkeit für den Prozess der Selbststeuerung. Es werden zugleich
Informationen erhoben und Veränderungen in Gang gebracht.
Kanfers´s 6 Schritte:
1) klare Erklärung von Selbstbeobachtung und -protokollierung
2) Definition des zu beobachtenden Verhaltens und Aufzeichnungsmodus
3) unauffällige und bequeme Methode der Aufzeichnung der eigenen
Verhaltensbeobachtung am besten.
4) Übertragung der Beobachtungsdaten in anschauliche Bilder
5) Übung des Beobachtungsvorganges im Rollenspiel
6) Festlegung der Zeit des Beobachtungsvorganges
(kontinuierlich vs. Stichprobenhaft (bei häufigem Verhalten)
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3.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 61)
zwei Erklärungsansätze:
Durch die Informationssammlung entsteht eine Reaktivität. Das heisst, dass das
Verhalten schon bei diesem Prozess beeinflusst wird und es rückwirkende Effekte
auf das beobachtbare Verhalten gibt.
Zur Erklärung dieser Effekte gibt es 2 Modelle:
Feedback-Modell:
Durch die Beobachtung erhält der Klient Informationen über sein Verhalten. Wenn
es seinen Standards entspricht, versucht er es nicht zu verändern. Entspricht es
jedoch nicht seinen Standards, dann will er es verändern. Deshalb gibt es in der
Beobachtungsphase auch manchmal keine Verhaltensänderung.
Operantes Modell:
Mit der Selbstbeobachtung sind immer Verstärkungs-/Bestrafungsprozesse im
Sinne des operanten Konditionierens verbunden. Ausgangspunkt ist die
Selbstkontrolle als Konflikt.
3.3. Praktische Anwendung (S. 62)
Für den Bereich der Selbstbeobachtung lassen sich einige Empfehlungen ableiten,
was wann protokolliert werden sollte:
Unerwünschtes Verhalten soll möglichst vor der Ausführung protokolliert werden.
So wird der übliche Verhaltensablauf erst einmal unterbrochen.
Erwünschtes Verhalten soll möglichst sofort nach der Ausführung protokolliert
werden. So entsteht die verstärkende Komponente für das erwünschte Verhalten.
Nelson hat dazu 8 Variablen entwickelt, die das Auftreten, das Ausmass und die
Richtung reaktiver Effekte der Selbstbeobachtung beeinflussen:
1. Motivation (je höher, desto wahrscheinlicher Veränderungen)
2. Valenz (positiv bewertetes Verhalten wird häufiger, negativ bewertetes seltener,
neutrales bleibt stabil).
3. Zielverhalten (je verhaltensnäher die Beobachtungen, desto eher Änderungen;
Kalorienzunahme, anstatt Gewichtszunahme)
4. Ziele, Feedback und Verstärkung
5. Zeitpunkt der Protokollierung
6. Beobachtungsverfahren (möglichst aufdringlich-> höhere Reaktivität)
7. Anzahl der Zielreaktionen (je weniger Verhalten beobachtet, desto
wahrscheinlicher Veränderungen)
8. Beobachtungsplan (kontinuierliche Beobachtung führt eher zu
Verhaltensänderungen)
Mc Fall (1977) merkt, dass die Genauigkeit der Selbstbeobachtung wichtig ist, sie
variiert von unter 40 bis zu 95%. Er stellt verschiedene Wirkfaktoren auf:
Training steigert die Genauigkeit, Systematische Beobachtungsmethoden,
Hilfestellungen, Zeitpunkt (unmittelbar nach oder vor Verhalten) und
Klientenmerkmale
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4.2. Praktische Übung (S. 64)
Jedes Gruppenmitglied führt eine eigene Beobachtung von einem Verhalten durch.
Der Therapeut soll zuerst die Empfehlungen von Nelson für Reaktivität und
Genauigkeit für eine Beobachtungsmethode für jedes Mitglied berücksichtigen.
Nachher soll ein Training nach Kanfer durchgeführt werden. In der nächsten
Sitzung soll eine Besprechung erfolgen, um sich gegenseitig zu motivieren
(Auswahl, Festlegung der Modalitäten, Übung, Durchführung und Auswertung).
4. Soziale Kontrakte
4.1. Darstellung des Verfahrens
Gute Vorsätze und Versprechungen, die häufig am Anfang von
Selbststeuerungsprozessen stehen, lassen sich mit sozialen Kontrakten als
eigenständige Therapiemethode einsetzen. Kanfer entwickelte 7 Paragraphen, um
solche Verträge abzuschliessen, um sicher zu stellen, dass das
Veränderungsprogramm auch eingehalten wird:
1) genaue Verhaltensbeschreibung
2) Kriterien des Zieles und der Zwischenziele, Festlegung maximaler
Vertragsdauer
3) Vereinbarung von positiven Verstärkung, die nach Erreichen eines ZwischenZiels verdient werden.
4) Vereinbarung aversiver Konsequenzen, falls Vertrag nicht eingehalten wird.
5) Vereinbarung von Sonderprämien wenn Ziele die Minimalanforderungen
übertreffen
6) Festlegung der Protokollmodalitäten: Selbstbeobachtung und -protokollierung
7) Selbstverstärkung soll kontingent (unmittelbar danach) erfolgen
4. 2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 66)
Diese Theorie war bisher kaum Gegenstand kontrollierter Untersuchungen.
Sie wurde bei Gewichtsreduktion und bei Steigerung anderer
Selbststeuerungsmaßnahmen bei Drogen, Übergewicht, Rauchen und
Partnerproblemen schon erfolgreich angewendet.
4.3. Praktische Anwendung (S. 67)
Als kritisch werden folgende Punkte angegeben:
- Präzisierung
- gegenseitige Verpflichtung
- günstig ist selbstverstärkendes Verhalten, bzw. Verhalten das von
außen verstärkt wird.
- Veränderungen müssen selbst beobachtet werden
- aversive Bedingungen sollten lange genug stabil gehalten werden
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- frühere positive Erfahrungen mit Selbststeuerungsprogrammen motivieren das
Einhalten der sozialen Kontrakte. Bei keiner Erfahrung durch Modelllernen
einüben und lernen.
- Vorsicht bei der Einbeziehung von anderen Personen. Dies erfordert mit dem
Klienten eine Abwägung, ob es sinnvoll ist, eine Person miteinzubeziehen.
4.4. Praktische Übung (S. 68)
Ein Kontrakt soll entworfen werden, möglichst mit persönlichem Bezug.
7 Paragraphen festsetzen und dann über eine gewisse Zeit laufen lassen.
Kontrolle und Beobachtung der Ergebnisse.
5. Stimuluskontrolle (S. 69)
5.1. Darstellung des Verfahrens(S. 69)
Stimuluskontrolle wird häufig ausgeführt und dient dazu, ein erwünschtes
Verhalten unter Stimuluskontrolle zu bringen.
- positives Verhalten: Situationsdefinition, wann es auftreten soll
- negatives Verhalten: Beseitigung und Einschränkung der Stimulusbedingung, um
Verhalten zu vermeiden.
Ein erster Schritt kann sein, dass diejenigen Stimuli, die das Problemverhalten
kontrollieren, zu beseitigen. Ein Beispiel wäre die Gewichtsreduktion:
- nur Nahrungsvorräte für einen Tag
- kalorienreiche Nahrung überhaupt nicht mehr
- keine Vorräte fertiger Speisen
- Lagerung nur an verabredeten Orten
- Lagerorte verschlossen, und nur unbequem zu öffnen
Andere Möglichkeit: nur unter genau festgeschriebenen Situationsbedingungen
z.B. Essen nur in der Küche, ohne Radio, ohne TV...
wichtig: schrittweise Einführung, und möglichst Isolierung des kritischen
Verhaltens. Aber auch einen Ort bestimmen, bei dem nur geraucht wird ohne TV
etc.
Bei positivem Verhalten erfolgt die Stimuluskontrolle ähnlich, nur mit
umgekehrtem Vorzeichen. Bei Arbeitsproblemen wird zuerst nur 15 min gearbeitet
bei Beseitigung von diskriminativen Reizen. Dann kann die Zeit verlängert werden.
5.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 70)
Die Idee der Stimuluskontrolle ist, dass Problemverhalten durch eine Reihe
diskriminativer Stimuli kontrolliert wird.
Das Ziel ist, Hinweisreize zu reduzieren, und positive Verstärker abzubauen, die
das unerwünschte Verhalten induzieren.
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Dies wird hauptsächlich mit dem Selbstlöschungsprozeß erreicht. In sogenannten
Time Out Bedingungen darf das Verhalten unbeschränkt ausgeführt werden jedoch
nicht im verstärkenden Kontext.
Dieses Time Out ist wirksam bei: Übergewicht, Rauchen, Nägelkauen, Haarzupfen,
Eheproblem, Schlafstörungen und umgekehrt wenn etwas negatives durchgeführt
werden muss: Lern-Arbeitsstörungen.
5.3. Praktische Anwendung (S.71)
a) genaue Kenntnis der Stimulusbedingungen für Einsatz der Stimuluskontrolle
b) Entwurf eines entsprechenden für den Klienten angepassten Programmes
5.4. Praktische Übung (S. 72)
Entwurf eines Programmes bei einem Klienten mit Lern- und Arbeitsstörung, dann
eine genaue Situationsanalyse, dann Aushandlung des Programmes:
- Arbeitsplatz
- Arbeitszeit
- Was bei Arbeitsstörungen
- Aufzeichnungsmodus
6. Selbstverstärkung und –bestrafung (S. 72)
6.1. Darstellung des Verfahrens
Die Kontrolle des Verhaltens der betreffenden Person kann auch selbst
übernommen werden, durch eigene Verstärkung bzw. Bestrafung. Dies ist nun der
Aspekt der Selbstapplikation.
Beschreibung einiger positiver Verstärker nach Kanfer:
1. neuer und seltener Verstärker
2. angenehme Dinge sich zuerst entsagen und nachher sich als Belohnung
zuzugestehen
dabei gilt: Selbstverstärkung knapp überlegen der Fremdverstärkung, allerdings
methodische Mängel bei diesen Untersuchungen.
Negative Verstärker (sehr selten angewendet)
- Aversive Stimuli:
die das begünstigte Verhalten fördern sollten. Also Übergewichtige haben ein
Fettpaket, das ihr Übergewicht repräsentiert im Kühlschrank und bei jeder
Gewichtsreduktion darf eines entfernt werden.
-direkte Bestrafung:
nach Verhalten soll sich Klient mit Elektroschocks, durch Schnippen eines
Gummibands am Handgelenk selbst bestrafen. Sie wurde empirisch kaum
überprüft.
- indirekte Selbstbestrafung:
(schon eher) z.b. soll Geld verschenkt werden, wenn das Verhalten nicht
eingehalten wurde.
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6.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 74)
Thoresen und Mahoney bestätigen, dass Selbstverstärkung sogar ein bisserl eine
höheren Effekt hat als Fremdverstärkung. Die Untersuchungen zeigen jedoch
methodische Mängel auf. Die Selbstbestrafung wurde noch nicht genügend
untersucht.
Es gibt jedoch nichts einzuwenden, diese Methoden anzuwenden!
6.3. Praktische Anwendungen (S. 74)
Selbstverstärkung und Selbstbestrafung werden meist mit anderen
Interventionsverfahren kombiniert.
Bandura und Kanfer ziehen folgende Schlussfolgerungen, damit
Selbstverstärkungs- und Selbstbestrafungsgewohnheiten aufrechterhalten werden
können:
1) kann gelernt werden, über Training oder Modellernen
2) Klient beobachtet Modelllernen, Modell und Klient sollen möglichst ähnlich sein
3) vorgeschaltetes Training; erst von außen verstärkt, dann übernimmt der Klient
die Selbstverstärkung.
4) Moderatoren sind:
- Strenge bzw. Milde der Instruktionen
- Schwierigkeit der Aufgabe und Fähigkeit des Klienten
- bisherige Standards des Klienten
5. Kriterien wählt der Klient häufig zu hoch
6. Standards können verändert werden durch
- Modelle
- kognitive Ebene
- Kontrakte
7. offene und verdeckte (Gedanken) Selbstverstärkung oft ohne Zusammenhang,
also das eine kann das andere neutralisieren. Deshalb schon vorhandene
Belohnungsstandards der Klienten übernehmen.
8. Frequenz von Selbstverstärkung und -bestrafung ohne Zusammenhang. Deshalb
immer eine angemessene Rate von Selbstbelohnungen und Selbstkritik.
6.4. Praktische Übung (S. 76)
Gruppenmitglieder sollen sich eigene Standards für Selbstbestrafung oder –
belohnung bewusst machen.
Es wird dann ein Rollenspiel für einen „Redner“ (Gruppenmitglied) ausgearbeitet
und sollte auf Video- oder Tonband aufgenommen werden.
Dann wird jeder einzelne Satz des Rollenspiels beurteilt, ob Bewertung
positiv/neutral/negativ ist.
Vergleich und Beurteilung aller Gruppenmitglieder und vor allem beim
Betroffenen sollen abweichende Bewertungen verringert werden und die kritischen
Szenen nochmals durchgespielt werden.
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7. Gedankenstopp (S. 77)
7.1. Darstellung des Verfahrens(S. 77)
Der Gedankenstopp dient dazu, unerwünschtes Grübeln zu unterbrechen, und
möglichst ganz abzubauen.
Der Gedankenstopp wird in der Therapiestunde eingeübt und dann kann es der
Klient selbständig ausführen.
Es hängt auch vom Überraschungseffekt ab. Deshalb soll Therapeut nur erwähnen,
dass es ein Training sei. Ist der erste Gedanken ausgesprochen ruft der Therapeut
laut "Stopp" und schlägt auf den Tisch. Der Klient wird erschrecken und zugeben
müssen, dass der Gedanke gestoppt wurde. Anfangs wird der Gedanke immer
sofort nach der Unterbrechung wieder kommen, aber nach 2 bis 3 Tagen wird
immer weniger häufig und verschwindet dann ganz.
Dann sollte der Klient es selber lernen, am besten werden auch positive
Alternativgedanken vereinbart, die unmittelbar dem Stoppsignal folgen.
7.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 78)
Es kann sich um eine Bestrafung des negativen Gedankens handeln, der
unterbrochen wird. Kognitive Faktoren werden wohl auch eine Rolle spielen.
Es gibt aber kaum empirische Studien.
Einsatz bei: Zwangsgedanken und- handlungen, Halluzinationen, Süchten
7.3. Praktische Anwendung (S. 79)
Es gibt in der Literatur keine Hinweise für Probleme in der praktischen
Anwendung.
Kritisch scheinen einfach die Alternativgedanken zu sein, sie sollten nicht nur mit
dem Problemgedanken unvereinbar sein sondern auch mit der Situation. Deshalb
sollte das möglichst in Kombination mit Selbstverbalisation- instruktion
durchgeführt werden.
7.4. Praktische Übung (S. 79)
Einer Therapeut und einer Klient, und los geht´s.
8. Verdecktes Konditionieren (S. 79)
8.1. Darstellung des Verfahrens(S. 79)
Spielt sich ausschließlich in der Vorstellung des Klienten ab.
Das bekannteste ist die verdeckte Sensibilisierung:
Zuerst wird auf die Vorbereitungen eingegangen: Entspannung,
Verstärkerexploration und Situationsanalyse, wichtig auch Abklärung der
Imaginationfähigkeit des Klienten.
Bsp. Übergewicht
... sie erbrechen, spucken alles über ihre Hände...
Wichtige Aspekt dabei sind:
Vorstellung möglichst dicht an der Realität
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- Verlauf muss die Entspannung stören; Klient soll angespannt werden.
- positives Ende sollte abgestimmt sein
Zuerst übernimmt der Therapeut die Leitung. Nachher soll es schrittweise über den
Klienten übertragen werden: eigenes Verbalisieren.
Ein weiterer Ansatz ist die verdeckte Löschung: die erhofften Konsequenzen
bleiben aus; z.b. Schoggi schmeckt wie Pappe anstatt sehr fein!
Beim verdeckten Modelllernen soll sich der Klient jemand anderen vorstellen, der
das für den Klienten angstenthaltenes Verhalten erfolgreich ausführt. Analoges
Vorgehen wie in der Desensibilisierung.
8.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 82)
Das verdeckte Konditionieren basiert auf 3 Grundlagen:
- Gedanken können wie offenes Verhalten die realen Stimuli übernehmen.
Empirisch problematisch
- Lernprinzipien des verdeckten Verhaltens lassen sich auch auf offenes Verhalten
übertragen and vc.
- Modifikation des verdeckten Verhalten überträgt sich auf offenes Verhalten.
Es werden in diesem Abschnitt noch empirische Untersuchungen für psychische
Probleme aufgezeigt:
- bei Alkohol und Drogen kaum wirksam
- bei Übergewicht widersprüchliche Ergebnisse
- bei sexueller Abweichung sehr erfolgreich und dauerhaft
8.3. Praktische Anwendung (S. 84)
Es gibt einen positiven Zusammenhang von Güte der Vorstellung und
Therapieerfolg. Bei der Entspannung ist die Rolle noch ungeklärt.
Das Modell soll möglichst große Ähnlichkeit zwischen Modell und Klient haben.
Multiple Modelle eignen sich am besten.
Bei aversiven Vorstellungen wurde vor allem Erbrechen verwendet
8.4. Praktische Übungen (S. 84)
- Verbesserung der Vorstellungsfähigkeit, Trainingsentwurf und Durchführung
- jeder stellt sich mal eine bestimmte Situation vor
- Rollenspiel: Therapeut und Klient machen Rollentausch und dazu wird durch
Therapeut (Gruppenmitglied) die verdeckter Sensibilisierung eingeführt.
9. Anleitung zum eigenen Therapeuten (S. 85)
9.1. Programme zur Selbstmodifikation (S. 85) und Theoretische und empirische
Grundlagen (S.86)
Das Ziel ist eine effektive Selbststeuerung durch den Klienten selbst!
Dafür braucht es eine Kompetenzvermittlung in zwei Bereichen:
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- wie wird Verhalten geändert
- wie wird dieses selbst gesteuert
Deshalb braucht der Klient erstens eine Einführung in die Psychologie des Lernens
(SORCK)und parallel dazu soll der Klient eigene Daten sammeln. Zweitens wird
eine Verhaltensanalyse des Klienten und ein Behandlungsziel erstellt.
Bei der Durchführung gibt der Therapeut Hilfe zur Selbsthilfe.
Es gibt ausführliche Programme von Teegen, Grundmann und Röhrs 1975 und von
anderen.
Ähnlich ist Banduras Theorie der subjektiven Effizienzerwartung. Es gibt eine
Menge empirischer Studien.
Es gibt Programme für Studenten, Strafgefangene, Alkoholiker, Kopfschmerzen.
Es wurde aber noch nicht eine systematische Anleitung zur Durchführung einer
Selbstmodifikation entwickelt.
4. Training sozialer Kompetenz
1. Zusammenfassung (S. 121)
Soziale Kompetenz ist die hypothetische Fähigkeit, einen Kompromiss zwischen
Selbstverwirklichung und sozialer Anpassung zu finden.
Training soziale Kompetenz soll die Stärkung und Schwächung von
Selbstverwirklichungstendenzen und Anpassungs- umfassen, mit der kognitiven,
emotionalen und Verhaltens-Komponente.
Die Trainingsmethoden sind Instruktion, Modelllernen, Verhaltensübungen mit
Hilfestellungen, praktischen Anleitungen, Verstärkungen, systematischer
Ausformung und Verhaltensfeedback.
Das Training wird in allen Altersgruppen durchgeführt mit pädagogischer
präventiver und therapeutischer Zielsetzung angewendet. Es lässt sich am besten in
Gruppentrainings durchführen. Es ist ein prozessorientiertes Vorgehen mit einer
kontinuierlichen Verlaufskontrolle.
2. Einleitung (S. 92)
Es ist ein sehr modischer, aber sehr selten ein genau definierter Begriff. Deshalb
gibt es für das Training der sozialen Kompetenz vier Hauptströmungen:
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1. Salter entwickelte das expressive training und und Wolpe assertive training
Beide gehen davon aus dass aus hemmenden Persönlichkeitseigenschaften und
sozialer Angst soziale Probleme hervorgehen. Diese Hemmungsursachen sollen
beseitigt werden.
2. Selbstsicherheitstraining (Lazarus)
Lazarus führt soziale Problemen falsch oder gar nicht gelerntes Sozialverhalten
zurück. Angemessene Verhaltensweisen werden dann trainiert. Lazarus braucht
dafür die Begriffe Soziale Verhaltensweisen/Fertigkeiten.
3. kognitive Variabeln (Goldstein, Lazarus, Ullrich...)
Dies ist eine Kombination von Methode 1 und 2: Überwindung von sozialer Angst
und Aufbau von sozialen Fertigkeiten. Dazu müssen auch kognitive Variablen wie
Einstellung zu sich selbst und soziale Wahrnehmung berücksichtigt werden.
Es werden vor allem die Begriffe Selbstsicherheit und verantwortliche
Selbstbehauptung gebraucht.
4. neue Entwicklung:
Sie ist eng verbunden mit der kognitiven Ausrichtung der Verhaltenstherapie und
der sozialen Kompetenz. Diese zielt auf eine Verbesserung der zugrunde liegenden
hypothetischen Kompetenz oder Fähigkeit ab; also zur Fähigkeit zur
zwischenmenschlichen Interaktion. (Habermas)
Die heute ausgeführten Trainingskonzepte basieren auf Selbstsicherheit und
sozialen Kompetenz.
Das Selbstsicherheitstraining beinhaltet kognitive, emotionale und
Verhaltensaspekte. Hauptziel ist, dass der Klient seine eigene Ansprüche erkennen,
stellen und verwirklichen kann.
Dabei soll ein Kompromiss zwischen Selbstverwirklichung sozialer Anpassung
gefunden werden.
Training sozialer Kompetenz soll die Stärkung oder Schwächung von
Selbstverwirklichungstendenzen und Anpassungstendenzen erforderlich machen im
kognitiven und emotionalen Bereich und beim tatsächlichen Verhalten.
3. Verfahren(S. 94)
Im Mittelpunkt stehen Demonstration und Einübung von situationsangemessenen,
sozialen Verhaltensweisen.
3.1. Vorbereitung von Verhaltensübungen (S. 95)
3.1.1. Einführung und Instruktionen (S. 95)
Der Therapeut muss einen kurzfristigen Konsens mit dem Klienten über seine
Probleme finden. Es findet eine Exploration der Probleme und der Zielfestsetzung
statt.
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Der Therapeut muss darauf achten, dass die Zielvorstellungen übereinstimmen. Es
geht dabei um eine situationsangemessene und verantwortliche Selbstbehauptung.
Der Therapeut soll in dieser Phase sein fachliche Kompetenz zeigen, indem er dem
Klienten erfolgreiche Behandlungen erzählt.
3.1.2. Herausarbeiten einer spielbaren Situation (S. 96)
Es muss Klarheit über folgende 5 Bestimmungsstücke sozialer Interaktionen
gewonnen werden:
Ort und Zeit der fraglichen Interaktion, Partner (mehrer Partner?, welche
Beziehung etc.), Partnerverhalten (nonverbales Verhalten, Partneraussagen),
Klientenverhalten (nonverbales Verhalten, Klientenaussagen).
Der Klient erhält zuerst die Aufgabe, sein Verhalten im Umgang mit anderen
sorgfältig zu beobachten und zu protokollieren, um konkrete Anhaltspunkte für das
Training sozialer Kompetenz zu gewinnen.
Vor der eigentlichen Verhaltensübung kann der Therapeut mit dem Klienten einen
Rollentausch (Gruppenmitglied oder Therapeut übernimmt Rolle des Klienten) und
ein diagnostisches Rollenspiel (Klient spielt Szene durch) durchführen.
3.1.3. Festlegung von Übungszielen (S. 97)
Hier muss nun noch das eigene Verhalten (des Klienten) analysiert werden:
- nonverbales Verhalten u.a. Blick, Körperhaltung, Mimik, Gestik...
- wie möchte der Klient sich in Zukunft verbal und nonverbal verhalten?
- Zwischenschritte sind möglich und sinnvoll, damit Klient nicht alles können
muss.
Es gibt folgende formale Verhaltensaspekte: Blickkontakt, Körperhaltung, Gestik,
Mimik, Lautstärke, Stimmmodulation, Ich-Gebrauch.
Dafür stehen folgende konkrete Verhaltensweisen im Vordergrund: berechtigtes
Lob, Kritik etc. annehmen und aussprechen können. Sich Fehler erlauben können.
Kontakte aufstellen, aufrechterhalten und beenden können. Interessen, Bedürfnisse
anderer und seine eigenen wahrnehmen und ausdrücken können.
Dafür braucht es Fähigkeiten wie Selbständigkeit, Kreativität, Sensibilisierung
sozialer Wahrnehmung, Kommunikation und Kooperation.
Rollenübernahmefähigkeit, Rollendistanz, Identitätsdarstellung und sprachliches
Vermögen.
3.2.2. Modelldarbietung (S. 97)
Die Arten von Modellen werden nach Bandura symbolisch gestaltet: schriftlich
oder Beschreibung von Modellen wie Video- und Film gehören auch dazu. Das
Modell kann imaginär sein, indem der Klient sich das Modell vorstellt. Ein reales
Modell ist die wichtigste und leicht zu realisierende Art.
Der Therapeut soll dabei entscheiden ob, der ein mastery (meisterhaftes) oder
coping (bewältigendes) Modell darstellen soll.
Coping ist vor allem bei Überwinden von Ängsten und bei komplexen
Lernaufgaben besser.
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3.3. Durchführung von Verhaltensübungen (S. 100):
Klient übt, Therapeut übernimmt diejenige Person, die Klient verunsichert. Wie
immer soll der äussere Rahmen möglichst wirklichkeitstreu dargestellt werden.
Jedes Rollenspiel wird solange wiederholt und korrigiert bis das Ziel erreicht ist.
Der Therapeut kann während dieses Prozesses Hilfestellungen (Prompting),
praktische Anleitungen (coaching) und Verstärkungen und im Anschluss Feedback
geben.
Die Nachbesprechung ist wichtig, damit der Klient die Fähigkeit gewinnt, zwischen
kompetentem und nicht kompetentem Verhalten zu unterscheiden.
Die Übungen in Realsituationen sind zuerst eine Hürde für den Klienten, deshalb
ist es oft sinnvoll Bezugspersonen mit einzubeziehen.
Bsp von Seite 103 bis 104
4. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 105)
4.1. Theoretische Annahmen
Die soziale Kompetenz ist empirisch immer noch vernachlässigter Bereich.
Deshalb werden noch sehr alte Erklärungsmodelle verwendet:
- Wolpe führte unangemessenes Verhalten auf die klassische Konditionierung
zurück. Ärgerentfernung soll zu besserem Verhalten führen.
- Durch Lazarus wurde dieses Konzept erweitert: neben der Hemmung der sozialen
Angst kommt nun auch der Aufbau sozial kompetentes Verhaltens durch
Modelllernen und Verhaltensübungen unter operanten Verstärkerbedingungen zum
Zuge.
In der heutigen Zeit erkennt man, dass die Angst früher unterschätzt wurde. Der
Zusammenhang zwischen Angst und sozialer Unsicherheit besteht mehr darin, dass
es ein Ergebnis ungenügender Kenntnisse über Möglichkeiten kompetenten
Handelns sein kann, also eine fehlende Diskrimination.
Die Autoren führen dafür den Begriff Bedingungspluralismus ein. Deshalb wird es
fraglich, ob es noch ein einheitliches Konzept für Soziale Kompetenz gibt.
Therapiemaßnahmen:
Diese Therapien beruhen auf empirischen Grundlagen und haben zum Ziel, die
kognitiven Prozesse, sozialen Fertigkeiten und soziale Ängste beim Klienten zu
explorieren, analysieren und beobachten.
a) Kongitive Umstrukturierung
Vor der Darbietung des Modelles werden neue Einstellungen und Kenntnisse zu
seinem unerwünschten Verhalten vermittelt.
Es gibt noch keine Systematisierung. Auch für den Rollentausch nicht. Aber das
Konzept über die Erwartung konnte erwiesen werden: Erwartungsbeeinflussung bei
der systematischen Desensibilisierung führt zu positivem Therapieerfolg.
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b) Modellernen
Hier werden wieder Banduras Arten erwähnt; Empirisch ist das Modelllernen in
den Bereichen des symbolisch-verbalen, symbolisch-bildhaften und imagniären
oder verdeckten Modelllernen gut abgesichert. Nur der Bereich mit realen
Modellen ist nicht so gut abgesichert.
Am besten ist eine Instruktion und Modelldarbietung möglichst mit sprachlicher
Codierung. So wird die Aufmerksamkeit des Klienten auf die entscheidenden
Aspekte des Modelllernens gelenkt.
Verbale Modellvorgaben haben grössere Wirkung bei Klienten mit leichter
Störung. Reale und Video-Modelle sind wirkungsvoll, wenn es sich um
schwergestörte Klienten (psychotische, hospitalisierte Patienten) und um
nonverbales Verhalten handelt.
c) Verhaltensübungen (behavior rehearsal)
Verhaltensübung ist seit Lazarus wichtigste Komponente beim Training sozialer
Kompetenz.
Unter dem Begriff Verhaltensübung wird das wiederholte Einüben einer
Verhaltensequenz verstanden; also die systematische Ausformung sozial
kompetentem Verhaltens. Die wenigen Studien zeigen einen signifikanten
Haupteffekt. Für studentisches Klientel eignet sich die Verhaltensübung allein. Für
schwergestörte Klienten eignet sich eine Kombination aus mehreren
Therapiebausteinen.
Hilfestellungen und praktische Anleitungen:
Sie werden während der Übung gegeben.
Operante Verstärkung:
Auftretenswahrscheinlichkeit eines erwünschten Verhalten erhöht, wenn sie
unmittelbar positiven Ereignissen folgt.
Varianten des Rollenspiels:
- improvisiert oder gelenktes Rollenspiel: nur die Rollen der Partner stehen fest,
sonst spontane Äusserungen
- emotionales Rollenspiel: Nachdruck auf die im Rollenspiel enthaltenen Gefühle
- verdeckte Bedingungen: Ablesung, bzw. Vorstellung des selbstsicheren
Verhaltens.
- contrainduzierend: bei Höchängstlichen kann das Rollenspiel die Ängstlichkeit
erhöhen. Dann ist eine hierarchische Abstufung notwendig.
d) Nachbesprechung und Verhaltensfeedback
Sie werden in der Praxis häufig angewendet. Trotzdem gibt es wenige empirische
Untersuchungen; vor allem bei Nachbesprechungen.
Für Rückmeldungen liegen widersprüchliche Ergebnisse vor.
Aber wahrscheinlich ist es günstig:
- Verantwortungsübernahme des viewer seines Verhaltens
- Durch Betrachtung von aussen erfolgt ein Erleben des Prozesses und nicht
ergebnisausgerichtet.
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- wiederholtes Betrachtens der Verhaltenssequenz ist möglich
- neue Einsichten und Selbsterkenntnis durch Vergleich Video-Erinnerung.
Jedoch sind Video- und Audioaufzeichnungen nicht so günstig wie gedacht, noch
widersprüchliche Befunde.
5. Praktische Anwendungen (S. 113)
5.1. Anwendungsbereiche und Trainingsziele (S. 113)
Das Training der sozialen Kompetenz wird bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen,
älteren Menschen und bei Kindern angewendet.
Früher wurde nur aggressives Sozialverhalten therapiert. Nun gibt es auch andere
Einsatzgebiete:
Den sozial ängstlichen soll zu sozialer Kompetenz verholfen werden.
Die soziale Kompetenz dient auch zur Prävention sozialer Störungen.
Es wird nicht nur das Durchsetzungsvermögen trainiert sondern auch der Ausdruck
von positiven Emotionen (Zuneigung, Liebe...).
Es wird die problematische Unterscheidung aggressiv zu selbstsicher diskutiert.
Deshalb stellt Lange folgende Postulate auf:
- Verantwortung für eigene Handlungen und Absichten
- nicht verantwortlich für nicht intendierte Reaktionen anderer
- Betroffenheit zum Ausdruck bringen
5.2. Training in Gruppen (S. 115)
Es gibt für diese Methode einige Vorteile:
Die reale Situation wird ins Behandlungszimmer geholt. Soziale Interaktionen
entstehen automatisch.
Die verhaltenstherapeutischen Gruppen unterscheiden sich nach Zieloffenheit:
offen: flexibel, Klientel, Methode und Ziele der Mitglieder werden gewählt .
geschlossen: bereits festgelegte Ziele und Mitglieder werden danach behandelt.
Unterscheidung nach Standardisierung:
Vollstandardisiert (geschlossene Gruppe), halb (Therapieziel und Ablauf bestimmt,
Übungsinhalte offen-> individuell ausgerichtetes Training)- und
interaktionsorientiert (Therapieziele und Abläufe mit der Gruppe erarbeitet.)
5.3. Verlaufs- und Erfolgskontrolle (S. 118)
Während der Therapie kann der Therapeut intervenieren und die Rollenspiele
können dem Zustand des Klienten angepasst werden. Schwierig ist der Fortschritt
im Alltag zu beobachten. Der Therapeut ist auf ein wöchentliches Protokoll
angewiesen. Dazu geeignet sind Fragebögen, Rollenspieltests, in vivo Tests.
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6. Praktische Übungen (S. 122)
1. Rollenspiele, um Erfahrungen zu sammeln:
Einübung von selbstsicheren, unsicherem, aggressivem Verhalten.
2. Dreiergruppen:
Therapeut, Co-Therapeut und Klient.
Erklärung der Prinzipien und der Vorgehensweise beim sozialen
Kompetenztraining
3. Rollenspiele mit eigenen Problemen:
Herausarbeiten einer spielbaren Situation, Partner, Handlung...
dann
- Modellgebung
- Durchführung des Rollenspieles
- Nachbesprechung
4. Kleingruppen mit Selbstsicherheitstraining:
nach ATP von Ullrich, je eine Szene, die mit anderer Rollenaufteilung durchrotiert
wird.
5. Training dann Bewältigung in realen Situationen
z.B. Interviews machen, lautstarke Auseinandersetzung führen...
5. Entspannungsmethoden
1. Zusammenfassung (S. 140)
Entspannungsmethoden sind Verfahren zur Veränderung der psychischen
Befindlichkeit. Sie führen alle zu einem zentralen Entspannungsgefühl. Sie sind
daher nur symptomunspezifisch einsetzbar. Das Biofeedback hat sich besonders im
Zusammenhang mit muskulären Störungen bewährt.
2. Einleitung (S. 127)
Entspannungsmethoden sind symptomunspezifische wirksame
Handlungsanweisungen. Der Begriff Entspannung ist ein angenehm erlebter
psychophysiologischer Zustand. In der VT wird vor allem Progressive
Muskelrelaxation (PM) von Jacobsen 1938 und Autogenes Training (AT) von
Schultz 1973 verwendet. Die erst neulich technische entwickelte Methode des
Verhaltenstherapeutische Methoden; Fliegel et al.
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Biofeedbacks dient dazu, ein angenehm empfundenes Gefühl + verringerter
Energieumsatz zu erreichen, er wurde vor allem für die PM nutzbar gemacht.
3. Darstellung der Verfahren (S. 127)
3.1. Die Methode der Progressiven Relaxation (S. 127)
Das Ziel ist bei allen Entspannungsmethoden das gleiche. Nur der didaktische Plan,
wie sie erzeugt werden kann, unterscheidet sich. Vor allem ist sie schnell und leicht
erlernbar, braucht keine Hilfsmittel und ist fast uneingeschränkt einsetzbar.
Ablauf:
- meist liegender Klient
- zuerst Anspannung eines Körpergliedes, dann Entspannung.
- meist in den Armen begonnen, insgesamt ca. 30 min
Der Klient erhält so ein subjektives Gefühl des Unterschieds von Anspannung und
Entspannung. Je mehr Übung er hat, desto mehr Muskeln kann er gleichzeitig
entspannen und erhält somit das Gefühl der Ruhe und Gelassenheit.
3.2. Das Prinzip des Biofeedbacks als Entspannungshilfe (S. 128)
Diese Methode ist ähnlich wie die Progressive Muskelentspannung, aber der Klient
erhält zusätzlich eine Rückmeldung durch objektive Messungen. Geräte dazu sind
Muskelmyogramm- Feedback, welche eine Rückmeldung von den
Muskelspannungen geben. Das Elektromygramm-Feedback gibt die unter
Oberfläche liegenden Summenpotentiale, die durch die Muskeln erzeugt werden
an. Diese Methode soll dazu dienen, dass der Klient über seinen Erfolg informiert
wird und somit seine Motivation gesteigert wird.
3.3. Autogenenes Training (S.139)
Autogenes Training ist ein komplexeres Verfahren. Im Gegensatz zur Progressiven
Muskelrelaxation wird das Autogenetraining erst nach mehreren Übungsstunden
erreicht. Deshalb wird im Buch nur eine Übung zur Grundstufe dargestellt:
Der Klient sitzt in einer bestimmten Stellung da. Er wird instruiert, sich die Worte
„ich bin ganz ruhig“ zu vergegenwärtigen. Diese „Ruhetönung“ gibt dem Klient
das Gefühl der Ruhe.
Darauf soll er die erste Übungsaufgabe mit der Instruktion „der Arm ist ganz
schwer“ durchführen. Diese Formel wird 6 mal und nach 4 min wird die Instruktion
zum Zurücknehmen gegeben. Dies wird Schwereübung genannt und auf alle
Extremitäten aus geweitet. Der Ellbogen wird dann gestreckt und gebeugt und es
wird bewusst geatmet.
Eine weitere Übung ist die Wärmeübung:
wenn die Schwere über den ganzen Körper erreicht ist, erfolgen die gleichen
Instruktionen einfach, dass die Extremitäten warm sind.
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4. Theoretische und empirische Grundlagen (S.130)
4.1.psychophysiologische Grundlagen des Entspannungsgefühls (S. 130)
Es gibt die zerebrale Entspannung und die peripherere Entspannung. Bei der
peripheren Entspannung sind die Muskeln entspannt. Es ist ein mechanischer
Vorgang und sendet somit eigentlich keine Informationen zum Gehirn.
Bei der zerebralen Entspannung werden die lokalen Erregungsmuster in den für
den Aktivierungszustand relevanten neuronalen Systemen verschoben.
Deshalb ist die Muskelentspannung eher ein Epiphänomen zerebraler Prozesse und
erzeugt so ein Gefühl der Entspannung, das vom Hirn als angenehm empfunden
wird.
Wahrscheinlich sind Formatico Reticularis und limbisches System involviert.
Positive und negative Gefühle werden als inkompatibel angenommen (Man kann
nicht Angst haben und gleichzeitig entspannt sein).
Die Frage, ob auch neuronale Erregungsabläufe nicht kompatibel sind, bleibt noch
offen.
4.2. psychophysiologische Wirkung (S. 131)
Auf zentralnervösem System haben die verschiedenen Entspannungsmethoden die
gleiche Wirkung. Die Übungen dafür sind unterschiedlich, aber bewirken eigentlich
das selbe. Beim Autogenen Training wird durch das Wärmegefühl die Temperatur
der entsprechenden Extremität erhöht. Dies wird bei der Muskelentspannung auch
erzeugt. Es wird nun davon ausgegangen, dass es ein weitgehendes
übereinstimmendes zerebrales Erregungsmuster resultiert; alle angenehmen
Erlebniskomponenten der Entspanntheit werden empfunden.
Deshalb können die didaktischen Methoden den Bedürfnissen und Fähigkeiten den
Klienten angepasst werden und es wird immer das gleiche Ziel erreicht.
4.3. Entspannung als Reiz-Reaktions-Verbindung (S. 132)
Durch die wiederholten Übungen werden die anfangs externen Reize (Instruktion
durch die Stimme) zunehmend internalisiert, d.h. der Klient kann dann unabhängig
von der therapeutischen Situation überall entspannen.
Es können aber auch wichtige andere Erfahrungen gesammelt werden, nämlich
dass auch unbewusste Vorgänge im eigenen Körper kontrolliert werden können.
4.4. Einleitung durch Medikamente (S. 133)
Medikamentöse Entspannungshilfen sind vom Willen des Betroffenen weitgehend
unabhängig! Hier sind die Tranquilizer z.B. Valium, Librium, Travor, Atarax,
auch Neuroeleptika z.B. Megaphen, Neurocil, Haldol, Dominal gemeint, welche
immens verbreitet sind.
Sie wirken hauptsächlich zentralnervös.
Nachteile:
- unangenehme Nebenwirkungen (Müdigkeit, schlechte Konzentration)
- Suchtentwicklung
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- Dauerschäden
- keinen Lerneffekt für zukünftige Probleme: nach Absetzung kommen die
Probleme wieder.
Es gibt Klienten, die zu Beginn medikamentöse Entspannung brauchen. Nachher
sollte jedoch die PM und AT fortgeführt werden, um eine Problemlösung zu
erreichen.
4.5. Symptomspezifität (S. 134)
Es hat sich in einer Vielzahl von Untersuchungen gezeigt, dass fast alle
Informationsverarbeitungsprozesse wie Lernen, kognitive Umstrukturierungen
durch ein hohes Mass an Gespanntheit behindert werden. Pragmatisch lassen sich
Entspannungstechniken bei allgemeiner Beruhigung des Patienten, als Antagonist
bei phobischen Störungen und Einschlafstörungen einsetzen.
5. Praktische Anwendung (S. 135)
Im allgemeinen sind Entspannungsmethoden völlig unproblematische Verfahren.
Der Klient sollte darauf hingewiesen werden, dass wenn eine Methode ihm nicht
liegt, es nicht an seiner Fähigkeit liegt, sondern eine andere Methode angewendet
werden sollte.
Es sind relativ langwierige therapeutischen Verfahren. Der Erfolg stellt sich sehr
spät ein. Deshalb ist es nützlich die Instruktionen auf Kassette aufzunehmen, damit
der Klient die Übungen zu hause üben kann.
Damit eine Entspanntheit beim Klienten, der sowieso durch die Therapieerwartung
und den Alltagsstress angespannt ist, erreicht werden kann gibt es wichtige
situative Bedingungen:
- Vorbereitung des Klienten
- akustische Abgeschirmtheit
- therapeutische Beziehung
- räumliche Distanz zum Klienten
- vernünftige Entspannungsinstruktionen
- entsprechende Körperhaltung und bequeme Lage
6. Praktische Übungen (S. 140)
Die Übung sollte in der ganzen Gruppe durchgeführt werden können. Entsprechend
sind die Vorkehrungen zu treffen.
6.1. Kurze Entspannungsinstruktionen (S. 141)
Es werden hier Methoden vorgestellt, die von den üblichen Abweichen. Sie lassen
sich sehr schnell durchführen.
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Kreuz:
Der Klient liegt in Rückenlage und atmet tief durch. Die Arme sind dabei neben
dem Rumpf ausgestreckt, so dass die Handrücken auf dem Boden liegen. Die
Schultern fallen schlaff auf den Boden, der ganze Körper wird schwer. Die Übung
sollte einige Atemzüge durchgehalten werden.
Es werden noch weiter Übungen erwähnt, die auf S. 141 –142 nachgelesen werden
können.
6.2. Übungen zum Biofeedback (S. 142)
Die praktische Übung sollte am linken Unterarm vorgenommen werden, da hier das
Muskelspiel sich leicht erkennen lässt. Der Klient soll in einen bequemen Stuhl mit
Armlehnen gesetzt werden. Es wird nach Anheftung der Elektroden die Grundlinie
während 5 min aufgezeichnet. Danach erhält der Klient die Instruktion mit PM und
durch das Biofeedback kann sein Erfolg gemessen werden.
6.3. Die Progressive Muskelrelaxation (S. 143)
Sie wird progressiv genannt, weil die Entspannung immer besser klappt, bestimmte
Muskelgruppen diskriminiert werden können und am Schluss bleibt die Ruhe
automatisch erhalten.
Es soll mit der Entspannung des Armes begonnen werden. Der Therapeut soll die
Instruktionen ebenfalls ruhig und entspannt vorgeben und könnte sie selber
mitvollziehen zu können, ohne sich selbst zu stark zu entspannen.
7. Entspannungsinstruktionen (S. 144)
Es werden von S. 144 bis 151 Entspannungsinstruktionen gegeben. Ich kann diese
nicht zusammenfassen, da sie sonst ihre Effektivität verlieren würden.
Systematische Desensiblisierung und
Angstbewältigungstraining (S. 152)
1.Zusammenfassung (S. 180)
Die systematische Sensibilisierung ist ein effektives Verfahren zur Behandlung von
Ängsten. Es beinhaltet Entspannungstraining, Konstruktion von Angsthierarchien
und die Vorstellung der Angstsituation während der Entspannung. Es ist ein aktiver
Lernprozess bei dem der Klient lernt, die Angstsituation und seine
Verhaltenskompetenz neu einzuschätzen.
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2. Einleitung (S. 153)
Bekanntestes Verfahren der VT entwickelt von Wolpe aus Tier-NeurosenExperimenten. Wolpe stellte die Theorie der reziproken Hemmung auf. Wolpe
suchte deshalb nach Verhaltensweisen, die mit Angst unvereinbar sind. Slater
entwickelte durch Hinzuziehen der Progressiven Muskelentspannung nach
Jacobsen daraus die Systematische Desensibilisierung.
3. Systematische Desensibilisierung (S. 154)
3.1. Darstellung des Verfahrens (S. 154)
Für die Systematische Sensibilisierung nach Wolpe sind drei Apsekte wichtig:
- Entspannung
- Angsthierarchie (Ordnung der Angstauslösenden Stimuli nach Grad ihrer
Belastung)
- gestufte Darbietung, in sensu oder in vivo während der Entspannung
3.1.1. Entspannung:
In den ersten 3 bis 4 Therapiesitzungen wird das Entspannen meistens durch die
progressive Muskelrelaxation durchgeführt. Der Klient soll zu hause üben, damit er
nach 3 bis 4 Wochen in der Lage ist, sich selbst zu entspannen. Er darf natürlich
auch andere Entspannungsverfahren anwenden. Pharmaka sind hingegen ungünstig.
3.1.2. Erstellung der Angsthierarchie:
In den Entspannungsübungsitzungen bespricht der Therapeut mit dem Klienten die
Situationen, die die Angst auslösen. Es gibt dafür folgende Quellen, um zu den
Infos zu gelangen:
- Exploration
- Angstfragebögen
- Beobachtungen
- Aufzeichnungen des Klienten
- Bezugspersonen z.B. Eltern, Lehrer
Darauf werden die gesammelten Angstsituationen nach Thermenkreisen geordnet.
Nachher wird pro Themenkreis eine Angsthierarchie erstellt.
Nun werden die einzelnen Items nach dem Grad ihrer Angst in eine Rangreihe
gebracht. Der Klient kann eine Schätzung anhand des sogenannten
Angstthermometers vornehmen. Eine Angsthierarchie soll 10 Items enthalten.
1 Item soll ohne Zusammenhang zur Angst erstellt werden. Es soll eine angenehme
Wirkung auslösen. Natürlich kann ein einzelnes Item wieder aufgeteilt werden,
wenn die Angst zu gross ist.
3.1.3. Vorstellung der Szenarios:
Bei der In-Sensu Desens. stellt sich der Klient die Situation nur vor. In der in-vivo
Desens. wird er mit den kritischen Stimuli in der Realität konfrontiert.
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Hier beginnt nun die eigentliche Therapie:
Zuerst Entspannung, dann möglichst plastische Vorstellung, und dann wieder
entspannen, wenn Angst auftritt. Dabei wird mit demjenigen Item angefangen,
welches am wenigsten Angst auslöst.
Problem:
Klienten ohne Vorstellungsfähigkeit, Einübung mit mündlichen Beschreibung der
Szenen. Danach soll der Therapeut dem Klienten, der die geschlossenen Augen hat,
die Szene beschreiben.
Der Therapeut kann den Klienten auch bitten, die vorgestellte Szene zu
beschreiben, um zu wissen, wie gut die Vorstellungskraft ist.
Ein Protokoll über den Stand und Verlauf der Dinge sollte geführt werden.
Nach Beherrschen der untersten Items soll der Klient sich mit diesen in Realität
konfrontieren und versuchen, auszuharren. Falls es zu schwierig ist, dann kann dies
in einem Rollenspiel im Behandlungsraum ausgeführt werden.
3.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 160)
3.2.1. Bedeutung der Entspannung und Hierarchiebildung
Wolpes Theorie ist von 2 Komponenten abhängig: Entspannung als angstinkompatible Reaktion und sukzessive Annäherung an den Angststimulus durch
Hierarchiebildung. Es hat sich gezeigt, dass dies keine Voraussetzungen für den
Angstabbau sind. Sie führen doch schneller zum Erfolg. Auch die
Hierarchisierungen sind nicht wesentlich, aber mit der Hierarchie ist der Effekt
grösser.
3.2.2. Desensibilisierung als Habituation oder Löschung
Lader und Wing´s erklärten die Desensibilisierung als eine Bedingung zur
Habituation. Zu einem bestimmte Zeitpunkt wird der Grad der Habituation
folgendermassen beeinflusst.
- angeborene Habituationsfähigkeit
- Aktivationsgrad zu diesem Zeitpunkt
Es soll durch die Instruktionen des Therapeuten zu einer Erniedrigung des
Aktivierungsniveau kommen.
Tuner bevorzugt hingegen das Konzept der Löschung:
Verhinderung des Flucht- und Vermeidungsverhalten
3.2.3. Desensibilisierung durch Erwartungsänderung:
Zunächst wurde im Behaviorismus die Angst als eine konditionierte Reaktion im
Sinne einer physiologischen Aktivierung aufgefasst.
Schachter und Singer stellten ein neues Konzept auf und begründeten die Angst auf
zwei Komponenten:
- physiologische Erregung
- subjektive Begründung (Attribution)
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Es wurde auch die Theorie aufgestellt, dass die Klienten in der Desensibilisierung,
in dem Ausmass , in dem sie "glauben", dass sie in einer solchen Situation
entspannt sind, sie in der Lage sind, zu sagen, dieser Stimulus berührt mich nicht
länger.
Die Erwartung des Klienten, dass die Methode erfolgreich ist, hat sich empirisch
wirksam erwiesen.
Dies kann schon in der Instruktion eingebunden werden:
-wird Methode als Therapie und nicht als Experiment vorgestellt → größerer Effekt
-ein wenig umstritten: Vorstellung als erfolgreiche Methode
-> Problem: Großteil der Befunde sind an Studenten durchgeführt worden,
Untersuchungen an klinischen Populationen liegen kaum vor.
Für die Wirksamkeit einer Desensibilisierung sind auch noch folgende Faktoren
wichtig: Aufteilung des Ziels in kleine, handhabbare Schritte, dauernde
Rückmeldung über den Erfolg, Überzeugung, Förderung der Möglichkeit,
Angstsituationen neu einzuschätzen.
Es ist noch nicht klar, ob die Wirksamkeit der Syst. Dens. ausschliesslich auf
Veränderungen der Angsterwartung bez. der Erwartung der eigenen
Verhaltensmöglichkeit zurückgeführt werden kann, da die Untersuchungen auf
hauptsächlich freiwilligen Teilnehmer beruhen.
3.2.4. Kognitive-physiologische Theorien
Birnbaumer (1977) findet auch, dass während der Syst. Dens. der Angststimulus
neu bewertet wird und zwar auf grund der Dissonanztheorie.
Auch die physiologische Komponente der Entspannung trägt dazu bei: durch die
Entspannung wird man in den optimale Aktivierungsgrad versetzt, der die Angst
hemmt und den Lernprozess für eine Neueinschätzung des Angststimulus fördert.
Die Theorien betonen in diesem Abschnitt, dass bei der Syst. Dens. ein kognitiver
Lernvorgang abläuft, der zu einer Neueinschätzung der Situation bez. des eigenen
Verhaltens führt und die durch sie ausgelöste Erregung reduziert. Unterschiede
bestehen hauptsächlich in Ursachen und Bedingungen für diesen kognitiven
Lernvorgang (Instruktion, Neuattribution, Entspannung etc.).
3.3. Anwendung der systematischen Desensibilisierung (S.167)
3.3.1 Anwendungsbereiche
Die Effektivität wurde durch eine Vielzahl von Untersuchungen nachgewiesen.
Sie wird nicht nur für die Behandlung von Phobien eingesetzt, sondern praktisch
bei allen Angststörungen.
Da die Angst verschiedene Komponenten hat, ist der Einsatz der Syst. Dens
einzuschränken:
- Angst muss auch eine motorische und physiologische Ebene haben. (Die Angst,
allein zu sein, geht nicht!)
- Es muss eine konkrete Stimulusbedingung gefunden werden
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- Bedingungen müssen in der Realität vermieden werden, um Rekonditionierung
und Frustration zu verhindern.
3.3.2. Therapiekontrolle
Der Klient führt auch für ihn ausgearbeitete Selbstbeobachtung durch und soll dies
dem Therapeuten protokollieren. Dabei sind wichtig:
-Objektivität: möglichst eindeutige Bestimmung der Ereignisse
-Standardisierung: einheitliche Αrt der Aufzeichnungen der Beobachtungen; sie
dient dem Therapeuten und dem Klienten, um seine Erfolge zu sehen.
3.3.3. Varianten der SD
- in vivo:
Konfrontation mit dem Angststimulus in der Realität
- Kontaktdesensibilisierung:
1. Demonstration des erwünschten Verhaltens
2. direkte Hilfestellung durch den Therapeuten, der den Klient auch körperlich
führt
3. Gradueller Rückzug der Hilfestellung, um eine unabhängige Ausführung zu
erhalten.
- bei Kindern:
ab ca. 6 Jahre, Entspannungszustand wird durch Streicheln, Spielen oder positive
Geschichte erreicht.
Am besten ist auch eine parallele Behandlung der Mütter, da die Kinder an deren
Modell lernen.
- Gruppendesensibilisierung:
Hier ergibt sich eine starke motivationale Komponente und die Möglichkeit zum
Imitationslernen.
- Automatische Desensibilisierung
Die Idee ist, mit technischen Hilfsmitteln z.b. Kassettenrekorder Entspannung und
Instruktion zur Desensibilisierung zu geben. Es stellte sich heraus, dass nur eine
emotional-positive Stimme zum Therapieerfolg führt.
3.4. Praktische Übungen (S. 173)
1. Hierarchiebildung bei zwei Beispielen (siehe Anhang)
2. Übungen zur Durchführung
Erklärung des Verfahrens
Entspannung
Durchführung der Vorstellung und Zurücknahme
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4. Angstbewältigungstraining (ABT) (S.175)
Das ABT ist eine Weiterentwicklung und Alternative zur SD; vor allem dann, wenn
die Konstruktion einer Hierarchie schwierig ist oder der Klient sich die kritische
Angstsituation nicht vorstellen kann. Der Klient lernt die ersten Anzeichen
möglichst rasch wahrzunehmen und durch selbständige Entspannung zu reduzieren.
Das ABT ist ein Selbstkontrollverfahren, das der Klient in allen belastenden
Situationen anwenden kann.
4.1. Methode (S. 175)
Wie oben beschrieben kommt es vor, dass der Klient sich die Situation nur schwer
vorstellen kann oder diffuse Ängste hat. Da kann die systematische
Desensibilisierung nicht durchgeführt werden. Nun haben sich Alternativen und
Varianten zur systematischen Desensibilisierung entwickelt, welche folgende 2
Schritte beinhalten:
- Provokation oder Herstellung von (leichten) Angstreaktionen und deren
Wahrnehmung
- aktive Bewältigung der aufkommenden Angst durch gezielte Entspannung
Angstauslösung:
Die eigene Angstreaktion soll Anlass zur Entspannung sein.
Die Angstsituation kann durch Vorstellung eines Angststimuli, einer belastenden
Situation, eines aversiven Stimulus oder durch in sensu Konfrontation ausserhalb
der Behandlung hervorgerufen werden.
Wichtig ist, dass der Klient lernt, die aufkommende Angst so rasch als möglich zu
registrieren. Die Sensibilität kann mit der Progressiven Muskelentspannung
gefördert werden.
Angstreduktion durch Entspannung:
Sobald der Klient eine Angstreaktion verspürt, soll er sich entspannen, um die
Erregung zu reduzieren, während er sich weiterhin die kritische Situation vorstellt.
Die Entspannung wird meist mit PM induziert. Noch schneller ginge es bei der
cue-controlled-relaxation (durch Signale ausgelöste Entspannung).
Für den in-vivo Einsatz ist eine „differentielle Entspannung“ angebracht. Der
Klient lernt mit PM die bei einer Tätigkeit unnötig angespannten Muskeln zu
entspannen.
Ablauf des ABT in fünf Schritten:
1. PM und Sensibilisierung der Wahrnehmung von Muskelspannungen
2. nötigenfalls Vertiefung mit cue-controlled-relaxation
3. Klient kann lernen, durch Entspannung Angst kontrollieren
4. Training in der Therapiestunde
5. Transfer auf den Alltag; In Therapie werden Erfolge und Misserfolge besprochen
und das Vorgehen korrigiert.
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4.2. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 177)
Folgende 2 Problemstellungen führten zur Entwicklung des ABT:
- Einsatz von Entspannung
- Auseinandersetzung mit der Systematischen Desensibilisierung
Zuerst wurde Wolpes Theorie vertreten, dass die Systematische Desensibilisierung
ein passiver Prozess der Gegenkonditionierung sei. Goldfried widerlegte dies,
indem er die SD als einen aktiven Selbstkontrollprozess beschrieb, bei dem der
Klient aktiv lernt, auf angstauslösende Situationen mit Entspannung zu reagieren
und so sein Verhalten zu ändern.
Es gibt folgende empirische Belege
- Nach einer Anwendung der SD kann sie auch auf andere Stimuli generalisiert
werden.
- Die SD in sensu muss mit in vivo Training ergänzt werden
- Entspannung wirkt nur wenn sie auch in Angstsituationen eingesetzt wird
- Drogen als passive Entspannung funktionieren nicht, der Klient muss das Gefühl
haben, dass er auch aktiv ist.
- positiver Effekt der Erfolgserwartung
⇒ Selbstkontrolle als entscheidender Erklärungsansatz
4.3. Anwendung des Selbstbewältigungstrainings (S. 179)
Instruktionen sind von großer Bedeutung, da die aktive coping cognition durch
Instruktionen vermittelt werden muss. Es soll dem Klienten folgendes mitgeteilt
werden:
- Klient ist nicht hilflos gegenüber der Angst, er hat die Möglichkeit, die Angst zu
kontrollieren.
- Entspannung wirkt, um Angst zu kontrollieren und er das erlernen werde.
- Klient kontrolliert es selber und Therapeut hilft dabei.
- Klient wird schrittweise immer effektivere Kontrolle über seine Ängste und
Beunruhigungen erlangen.
5. Praktische Übungen zum Angstbewältigungstraining (S. 180)
- Durchführung des ABT, wenn möglich durch ein Gruppenmitglied; der „Klient“
muss die Entspannung beherrschen.
- „Klient“ oder Gruppe wählt eine belastende Situation
- „Therapeut“ informiert „Klient“ über Ablauf (Angstbekämpfung durch
Entspannung
- Instruktion der Vorstellung der ausgewählten Situation vom Therapeut an Klient
- Bericht des Klienten über die Vorstellung
- Entspannung unter Hilfe des Therapeuten
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7. Selbstverbalisierungstraining (S. 181)
1. Zusammenfassung (S. 210)
Das Selbstinstruktionstraining zählt zu den Methoden der kognitiven
Umstrukturierung. Meichenbaum und seine Mitarbeiter haben die Methode vor
allem erweitert. Beim Stressimpfungstraining werden motorische und kognitive
Bewältigungsmassnahmen trainiert, um Stresssituationen zu meistern.
Die verschiedenen Methoden zur kognitiven Umstrukturierung ähneln sich in ihrem
formalen Ablauf, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich des Verständnisses der
kognitiven Variablen, die sie verändern zu trachten.
Die Kombination mit anderen Verfahren hat sich grösstenteils bestens bewährt.
2. Einleitung (S. 182)
Die Verhaltenstherapie beruht auf der Verhaltensänderung durch Veränderung
kognitiver Variabeln.
Einerseits gehört das Problemlösetraining zum anderen kognitive Umstrukturierung
dazu.
In den 60iger Jahren gab es dann erste Versuche, innere Vorgänge zu
berücksichtigen. Meichenbaum interpretierte dieses als Verhaltenssteuerung durch
selbst-geäußerte Instruktionen.
1ste Untersuchung: Studenten mit Sprechangst (Gruppe)
2te Untersuchung: Prüfungsangstklienten; mit Entspannung und Selbstinstruktion
zur Bewältigung der Angstsituation. Daraus entwickelte sich das
Stressimpfungstrainings, welches auch als Prävention gedacht ist.
3. Darstellung des Verfahrens (S. 184)
3.1. Selbstinstruktionstraining mit impulsiven Kindern (S. 184)
Meichenbaum hat bemerkt, dass bei hyperaktiven und impulsiven Kindern die
Fähigkeit beeinträchtigt ist, Sprache als bewusstes Mittel zur Planung und
Regulation ihres Verhaltens einzusetzen, vor allem bei Lern- und
Problemlöseaufgaben. Durch das Training sollten die Kinder lernen, vor dem
Handeln zu sprechen, und so überlegt an die Lösung der Aufgaben herangehen.
Er hat folgende Stufen ausgearbeitet:
1. Modellvorgaben
2. beobachtbare, äußere Anleitung (Kind führt durch, Modell instruiert)
3. beobachtbare Selbstanleitung (Kind instruiert sich selbst)
4. abgeschwächte beobachtbare Selbstanleitung (Kind flüstert Instruktionen)
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5. verdeckte Selbstanleitung (Kind gibt sich die Instruktionen lautlos)
die selbstgesprochenen Instruktionen werden von 3-5 immer leiser, bis die
Selbstinstruktion nur noch gedanklich stattfindet.
Bei diesem Prozess dürfen Fehler gemacht werden. Es können Punkte
übersprungen werden und die Selbstinstruktionen dürfen positiv verstärkt werden.
Folgende Rahmenbedingungen sind nun bei der Selbstinstruktion dabei von
Bedeutung:
- Motivation
- spielerisch
- angstfreie, freundliche, ermutigende Atmosphäre
- anfangs leichte Aufgaben
- sinnvoll ist es Eltern als Mitarbeiter zu gewinnen
3.2. Streß-Impfungs-Training (Meichenbaum) (S. 186)
Durch das Stress-Impfungstraining sollen Stresssituationen angenehmer bewältigt
werden können; also Problemsituationen schnell zu erkennen und durch alternative,
förderliche kognitive und motorische Bewältigungsmassnahmen zu meistern sein.
Das Stressimpfungstraining lässt sich in 3 Phasen aufteilen:
1. Unterrichtsphase
2. Übungsphase
3. Anwendungsphase
1. Unterrichtphase:
-Informationsgewinnung aus
- Exploration
- Verhaltensproben
- Hausaufgaben
- Fragebögen
- Darauf wird dem Klienten das Schachter´s Modell (1966) erklärt:
Die Angsterlebnisse des Klienten sind gekennzeichnet durch eine erhöhte
physiologische Erregung und durch eine subjektive Interpretation als Bedrohung.
- Dazu erklärt der Therapeut, dass die körperliche Erregung durch Gedanken und
„Selbstgespräche“ noch weiter gesteigert wird. Deshalb besteht Therapie aus 2
Schritten:
- Kontrolle der physiologischen Erregung
- Einsatz positiver Bewältigungsgedanken
Dann sollte darauf hingewiesen werden, dass in der Übungsphase Angst auftreten
kann. So können die Bewältigungsstrategien gerade erprobt werden.
2. Übungsphase:
Der Klient lernt Methoden zur Bewältigung von Stress und Erregung, die sich auf
das Handeln und auf die gedankliche Auseinandersetzung beziehen. Es werden
objektive Informationen über Stressreaktionen gesammelt und
Entspannungsmethoden geübt.
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Der Klient soll seine Selbstinstruktionen also für ihn akzeptierbare
stressinkompatible Selbstaussagen selber erarbeiten.
Meichenbaum teilt den Prozess der kognitiven Bewältigung in vier sich zeitlich
überlappende Abschnitte ein, für die jeweils spezielle Selbstinstruktionen trainiert
werden:
1)Vorbereitung auf streßauslösendes Ereignis:
Der Klient stellt in dieser Phase fest, was er im folgenden tun muss, prüft seine
Möglichkeiten und beruhigt sich. (Was hast du zu tun?, Mach dir keine Sorgen,
Kummer nützt dir überhaupt nichts)
2) Konfrontation und Handling des Stresses:
Der Klient verdeutlicht sich, was er gegen die Stressbedingungen tun kann, zum
Beispiel sich in kleinen Schritten dem Problem annähern, nicht panisch zu
reagieren, sich zu entspannen. (Du kannst deine Furch mit dem Verstand
überwinden)
3) Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Überwältigung:
Hier wird der Ernstfall durchgespielt und die drohende Panikattacke abgewendet.
(Mach eine Pause, wenn sich die Furcht einstellt.)
4) Selbstverstärkung:
Durch Selbstverstärkung soll das neue Verhalten stabilisiert werden.
(Es hat geklappt.)
Zuerst soll das alles in einer gestellten Stresssituation eingeübt werden.
c) Anwendungsphase
Nun sollen die erlernten Techniken in der Alltagssituation ausprobiert und trainiert
werden.
Der Therapeut sollte den Klienten das erste mal in der in vivo Situation begleiten,
um als Modell zu dienen oder Hilfestellungen zu geben.
Es ist möglich, dieses Verfahren mit anderen Verfahren wie Reizkonfrontation zu
kombinieren.
4. Grundlagen (S. 192)
4.1. Methoden der kognitiven Umstrukturierung (S. 192)
4.1.1. Rational-Emotive-Therapie von Ellis (1962):
Alle Autoren nehmen Bezug zu Ellis Rational Emotive Therapie. Ellis war der
Erste, der neben äusseren Bedingungen auch subjektive Sicht des Verhaltens in
therapeutische Prozesse mit einbezieht.
Schritte dieser Therapie:
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- Information über Bedeutung von Wahrnehmung und Einstellungen also die
Therapie von Ellis
- Herausarbeitung der Überzeugungen des Klienten
- Herausarbeitung, dass diese Überzeugungen irrational sind und für die Probleme
des Klienten verantwortlich sind.
Ziel ist es nun, dass der Klient dies einsieht und somit seine Überzeugungen ändern
kann.
4.1.2. Kognitve Therapie von Beck (1970) (S. 193)
Beck entwickelte speziell für Depressive ein Therapie. Für ihn ist die Depression
eine Folge einer bestimmter Denkart, die vor allem in der Kindheit gelernt und
durch belastende Ereignisse geprägt wurde.
Die Denk-Schematas beinhalten logische Fehler, wie rational unbegründete
Schlussfolgerungen, Übergeneralisierungen, negative hoffnungslose Zukunft.
Schritte dieser Therapie:
- Information über die kognitive Therapie
- Herausarbeitung der Denk-Fehler und der dahinterliegenden Einstellungen
- Überprüfung auf Angemessenheit
- Erarbeitung angemessener Denk-Schematas
4.1.3. VT-Varianten
Godfried und Meichenbaum griffen diese Therapiemethoden auf. Sie machten eine
bessere Anpassung an das verhaltenstherapeutische Vokabular und an Annahmen
der sozialen Lerntheorie.
Godfried hat nun folgende vier Schritte aufgezeigt:
1. Dem Klienten aufzeigen, dass Selbstaussagen Emotionen negativ beeinflussen.
2. Irrationalität bestimmter Überzeugungen zu erkennen.
3. fehlangepasste Emotionen werden durch irrationale Selbst- Aussagen vermittelt.
4. Hilfestellung für Modifikation der irrationalen Selbstaussagen.
4.1.4. Vergleich der praktischen Vorgehensweisen (S. 194)
Allen Methoden ist die Vermittlung einer alternativen Sichtweise emotionaler
Probleme gemeinsam. Die formalen Unterschiede zwischen den verschiedenen
Methoden der kognitiven Umstrukturierung beziehen sich vor allem auf die
unterschiedliche Betonung der Identifikation und Infragestellung negativer
Kognitionen und der Erarbeitung und des Übens förderlicher Kognitionen.
4.2. Variabeln der kognitiven Umstrukturierung (S. 197)
4.2.1. Kognition und Selbstverbalisation
Es besteht bei den verschiedenen Methoden der Unterschied, was durch das
Verfahren unmittelbar verändert werden soll.
Überzeugungen, Werthaltungen, Einstellungen oder kognitive Schemata sind
theoretische Konstrukte, sind also nicht unmittelbar beobachtbar und somit nicht
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unmittelbar veränderbar. Deshalb braucht es komplexe Veränderungs- und
Übungsprozesse.
Meichenbaum spricht von Selbstverbalisierungen, die beobachtbar sind. Es muss
nur die Selbstverbalisierung geändert werden. In den Vordergrund der Therapie tritt
die Entwicklung und das Training alternativer Selbstverbalisationen.
Anscheinend haben alle Methoden einen Effekt, aber nicht denselben. Darauf wird
aber nicht eingegangen.
4.2.3. Selbstverbalisation als Stimuli
Skinner hat der Sprache eine verhaltenssteuernde Funktion zugeordnet, verbal und
auch individuelle Lernergebnisse können sprachlich gefasst werden und anderen
übermittelt werden.
Meichenbaum übernimmt teilweise Skinners funktionale Betrachtungsweise,
beschränkt sich aber darauf, festzustellen, dass Verhalten mit einer bestimmten
Wahrscheinlichkeit durch innere Dialoge beeinflusst werden kann. Diese haben
also eine funktionale Betrachtungsweise.
Selbstverbalisation wird also als selbst erzeugte Stimuli verstanden. Als
diskriminative Stimuli können sie bestimmte Reaktionen nahe legen. Meichenbaum
betrachtet Selbstverbalisation auch als konditionierte Stimuli, die emotionale
Reaktionen auslösen.
4.2.4. Selbstverbalisation als Selbstinstruktion (S. 200)
Schon Bandura (1966) sah die Sprache als besonderes System das die autonomen
und motorischen Systeme zu steuern vermag. Die Selbstverbalisation setzt dann bei
diesem System an.
Solche Selbstinstruktionen können dann Verhaltensketten unterbrechen oder
anregen. Verhaltensdefizite können daraus entstehen, dass der Klient nicht zu sich
spricht, sich nicht selber Anleitungen gibt. Zusätzlich beeinflussen sie die
Aufmerksamkeit, die auf bestimmte Situationsaspekte gelenkt werden soll.
Fliegel unterscheidet zwischen reaktionsbezogenen (wie das Verhalten dann sein
sollte) und situationsbezogenen (Vorbereitung auf die Situation)
Selbstverbalisation.
Der Begriff „Stimulus“ reicht nicht mehr aus, um die das Verhalten steuernde
Selbstinstruktionen zu erklären. Deshalb wurde der Begriff des „covernant“
eingeführt. Er hat folgende vier Kriterien:
Reaktion auf situationsabhängiges Geschehen, ist durch eine Person beobachtbar,
beobachtungsnah (lässt sich direkt aus beobachtbaren Verhalten schliessen),
beliebige Wiederholbarkeit.
4.2.5. Selbstverbalisation als kognitive Variablen (S. 201)
Nach Ellis sind Selbstverbalisationen Ausdruck bestimmter Kognitionen, welche
die erschliessenden Überzeugungen und Werthaltungen des Klienten sind.
Nach Meichenbaum verändern Selbstverbalisationen die kognitiven Strukturen
/Schematas/ Vorstellungen und Pläne. Die Selbstverbalisation beeinflusst das
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Verhalten, die kognitiven Strukturen und die relative überdauernden und
allgemeinen kognitiven Strukturen die Inhalte des inneren Sprechens.
Nach Bandura sind dabei Erwartungen von herausragender Bedeutung:
- Selbstinstruktion in der Situationserwartung (momentane Situation und deren
Veränderungen ohne Einfluss des eigenen Verhaltens)
- Selbstinstruktion in der Kompetenzerwartung (inwieweit sich die Person ein
bestimmtes Verhalten zutraut)
- Selbstinstruktion in der Folgeerwartung (das eigene Verhalten und seine
Auswirkungen)
4.3. Effizienz des Selbstverbalisationstrainings (S. 203)
Selbstverbalisationstraining ist im allgemeinen als erfolgreich anzusehen:
- bei Redeangst
- bei Prüfungsangst
- soziale Ängste
- mangelnder Selbstsicherheit
Allerdings sind sie auch nicht den klassischen Verhaltenstherapie-Verfahren
überlegen, außer die Beck´sche Behandlung von Depressiven.
Die kognitive Umstrukturierung ist dann erfolgreich und angezeigt, wenn die
physiologische Aktivierung der Angst weniger ausgeprägt ist. Sind die
physiologischen Reaktionen der Angststörung besonders massiv, ist auf andere
Verfahren zurückzugreifen.
5. Praktische Anwendung (S. 205)
5.1. Variationen (S. 205)
Coverant-Kontrolle (Homme 1965):
Ein Verfahren, bei dem positive Gedanken aufgebaut werden. Diese sind zuerst
unvereinbar mit seinen Problemen und seinem Selbstbild. Das Ziel ist es, dass
offenes Verhalten beinflusst wird.
Bsp. Rauchen:
SD
Diskriminativer
Stimuli:
Jemand zündet sich eine
Zigartte an.
r1
r2
Antiproblem
Covernant:
Rauchen verursacht
Krebs
Pro-non- Problem
covernant:
man wird mich bewundern, wenn ich
nicht mehr rauche
Rhaw
Verhalten mit
hoher Auftretenswahrscheinlichkeit:
Kaffeetrinken
Homme geht es darum, durch zusätzlich eingeführte Selbstverbalisationen oder
Covernants offenes Verhalten zu steuern. Die Methoden der kognitiven
Umstrukturierung sollen stärkeres Gewicht auf die Veränderung von irrationalen
Überlegungen und Einstellungen legen.
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Kombinationen:
Es wird die Kombination mit operanten Methoden, Modelllernen, aversiver
Konditionierung, Selbstsicherheitstraining und Systematischer Desensiblisierung
genannt. Bei Kindern war Selbstverbalisierung und Modelllernen sehr erfolgreich.
Trainingsmethoden:
Einzel- und Gruppentherapie
Gruppentherapie:
- ökonomischer Vorteil
-Vorteil bei Erfassung und Analyse der problematischen Gedanken
- Probleme sollten sich ähneln
Der Therapeut soll insgesamt die Aufgabe die Selbstexploration fördern und als
Model dienen.
In der Gruppe wird meist über Rollenspiele geübt.
Es gibt auch Trainingsprogramme für Schülergruppen und Schulklassen.
5.2. Diagnostik des inneren Sprechens (S. 208)
Es gibt verschiedene Methoden problematische Selbstverbalisationen der Klienten
zu erfassen:
Diagnostische Verhaltensproben (Vorstellung des Problems, lautes Aussprechen
seiner Gedanken und Empfindungen)
Hausaufgaben (Protokoll ausserhalb der Therapie: eine Problemsituation und dabei
seine Gedanken und Gefühle aufschreiben)
Fragebögen
Gruppengespräch (Klienten mit ähnlichen Problemen erforschen die bildlichen
Vorstellungen)
Projektive Verfahren (v.a. Kinder, isoliertes Kind auf Dia vorzeigen und
betroffenes Kind fragen, was das Kind auf dem Dia wohl fühlt.)
6. Praktische Übungen (S. 210)
1. Kleingruppe
- Analyse der eigenen Verhaltensanalysen für eine Situation
- Einigung auf bestimmte Selbstverbalisation für die Situation
- plastische Vorstellung der Situation jedes Gruppenmitgliedes
- Gruppengespräch über gemachte Erfahrung
2. Einer Klient einer ist Therapeut
1. Exploration der Gedanken
2. Erklärung der Selbstverbalisation und deren Bedeutung
3. neue Selbstverbalisationen
4. Besprechung von möglichen Hausaufgaben
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Reizkonfrontation (S. 212)
1. Zusammenfassung (S. 233)
Die Reizkonfrontation ist bei der Behandlung von Ängsten sehr erfolgreich. Der
Klient erfährt dabei, dass die befürchteten unangenehmen Folgen ausbleiben.
Der Klient muss bis zum Rückgang der Angst in der zuvor angstauslösenden
Situation ausharren. Flucht- und Vermeidungsverhalten wird nicht zugelassen. Die
angstauslösenden Stimuli werden massiert, graduiert, in vivo oder in sensu
dargeboten.
2. Einführung (S. 213)
Reizkonfrontation beschreibt ein Verfahren, bei dessen Anwendung Klienten mit
Ängsten in irgendeiner Form den aversiven, also den gefürchteten Situationen
ausgesetzt werden.
Die Gemeinsamkeit dieser Verfahren liegt in der Konfrontation mit einem
konditionierten Stimulus in Abwesenheit mit dem unkonditionierten Stimulus. Von
Bedeutung sind folgende Verfahren:
- Implosion (Nur in der Vorstellung dargebotene Angststimuli, meist sogar ins
überrealistische vorgestellt)
- Flooding (Konfrontation der Stimuli in der Realität unmittelbar in höchster
Intensität)
- Reizüberflutung (Zuerst Vorstellung in sensu, nachher in vivo bei höchster
Intensität)
- Habituationstraining (Konfrontation in vivo aber mit graduellem Anstieg der
aversiven Stimuli)
- SD (hierarchische Anordnung der Angststimuli, dann Vorstellung, dann evt. In
vivo, evt. in Begleitung mit Muskelentspannung)
- Angstbewältigungstraining (Angstgefühle sollen frühzeitig wahrgenommen
werden)
Impolsion, Flooding, Reizüberflutung und Habituationstraining haben folgende
spezielle Kriterien:
- Flucht- und Vermeidungsverhalten werden verhindert
- Klient muss Anspannung bis zum Angstrückgang ohne Entspannung ertragen.
- Abbruchkriterium der Sitzung ist, wenn der Klient die angstauslösende Situation
weitgehend ohne Furcht ertragen kann.
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Systematik der Reizkonfrontation:
Art der Konfrontation
In-sensu
graduiert
Systematische Desens.
massiert
Implosion
Reizübe
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In vivo
Habituationstraining
Floding
rflutung
3. Verfahren ( S. 214)
3.1. Massierte Reizkonfrontation in sensu (S. 214)
Vorbereitung:
Herausarbeitung der für den Klienten stark auslösende Reize. Der Therapeut bastelt
dann eine anschauliche Geschichte (10-20 min) und nimmt die Hinweisreize mit
der höchsten Angstauslöserate.
Der Therapeut muss sich intensiv mit der Geschichte beschäftigen, die die
angstauslösenden Reize enthält, da er sie dem Klienten während der Sitzung
pausenlos darbieten muss. Dieses Vortragen kann sehr anstrengend sein. Es
empfiehlt sich einen 2. Therapeuten oder eine Tonbandaufnahme einzusetzen.
Durchführung:
Klient soll in einem bequemen Stuhl sitzen. Der Therapeut informiert nochmals
über den Ablauf und erwähnt, dass unangenehme Gefühle auftreten könnten und
dass der volle Einsatz vom Klient erforderlich ist.
Dann wird die Geschichte laut erzählt. Zwischendurch soll der Klient seine
Gedanken verbalisieren, um eine aktive Teilnahme zu gewährleisten.
Angsteinschätzung wird fortlaufend registriert. Nach Erreichen des für die
jeweilige Sitzung bestimmten Abbruchkriteriums (Angst auf Thermometer ist unter
40) wird die Geschichte nochmals 1-2 mal vorgetragen und dann beendet. Vor und
während der Reizkonfrontation soll keine Entspannung durchgeführt und keine
dämpfende Medikamente verabreicht werden.
3.2. Graduiertes Vorgehen in vivo (S. 217)
Dieses Verfahren wird durch die besonders lange Konfrontation mit
angstauslösenden Reizen in der Realität gekennzeichnet. In der ersten
Konfrontations-Sitzung wird eine sehr stark angstauslösende Reizsituation
ausgewählt und graduiert dargeboten.
Jede erstellte Annäherungshierarchie in einer Sitzung muss „abgearbeitet“ werden.
Abbruchkriterium für die Sitzung ist immer der Endpunkt der Hierarchie. Deshalb
können die Sitzungen manchmal über mehrere Stunden dauern.
Vorbereitung:
Gemeinsam mit Klient wird die Situation bestimmt und in Sequenzen zerlegt.
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Therapeut macht sich dann vorher mit der Situation vertraut, um auch die Situation
in vivo zu kennen.
Durchführung
In der Sitzung vor dem ersten in vivo Training wird ein Treffpunkt an einem
neutralen Ort ausgemacht. Evt. auch zu hause.
Evt. braucht es 2 Therapeuten, die dem Klienten bekannt sind, vor allem für
Messungen.
Das Vorgehen und das Abbruchkriterium soll nochmals genau erklärt werden.
Dann erfolgt die langsame Annäherung an den am stärksten angstauslösenden
Bereich der Situation. Die Geschwindigkeit der Annäherung wird vom Klienten
bestimmt. Positive verbale Verstärkung und physiologische Messungen durch den
Therapeuten sind angebracht. Die Sitzung ist beendet, wenn das Abbruchkriterium
erreicht ist. Ein Nachgespräch in gemütlicher Umgebung hilft dem Klienten über
seine Erfolge zu sprechen.
Folgendes ist bei dieser Methode zu beachten:
- bei hohem Erregungsniveau Senkung durch Medikamente
- Messung des Puls ist schwierig, wenn körperliche Anstrengung
- Verhinderung von Fluchtverhalten, verbal und körperlich (meine Güte!!!)
- zwei oder mehr Konfrontationen, nicht mehr als zwei Tage
zwischen den Sitzungen, je mehr durchgeführte Sitzungen je grösser der Abstand.
3.3. massiertes Vorgehen in vivo (S. 220)
Der Klient wird sofort mit der angstauslösenden Situation ohne graduelles
Vorgehen konfrontiert! Es können in einer Sitzung mehrere oder eine einzelne
Situationen aufgesucht werden.
Vorbereitung:
Die physische und psychische Belastbarkeit von Klient und Therapeut und die
organisatorischen Möglichkeiten müssen vorher abgeklärt werden. Eine ärztliche
Untersuchung des Klienten ist zu empfehlen. Es empfiehlt sich möglichst viele
Angstsituationen in einer in vivo Sitzung „abzuklappern“.
Die Gefährdung für Klienten, Anwesende und Therapeut muß möglichst
ausgeschlossen sein.
Durchführung:
- Treffpunkt an einem neutralen Ort
- auf direktem Weg zum Ziel
- wenn Zielkriterium erreicht, direkt zur nächsten Situation
kann bis 6 h dauern!!!
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4. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 223)
Historisch lässt sich das Verfahren der Reizkonfrontation auf Stampfl und Levis
zurückführen. Sie orientierten sich an der Therapie der Implosion also der
Lerntheorie (Löschungsprinzip der klassischen Konditionierung) und der
psychodynamischen Theorie Freuds. Es werden die durch die Kindheitstraumata
konditionierten Angststimuli ohne negativen Konsequenzen angeboten und so wird
die Angst abgebaut.
Bei der Implosionstheorie und den anderen Vermeidungsverhalten ist der
wesentliche Ansatzpunkt das Vermeidungsverhalten.
All diese Theorien wurden jedoch widerlegt, weil ein Hervorrufen besonders
starker Angstreaktionen nicht notwendigerweise zu einer längerfristigeren
Reduktion des phobischen Verhaltens als weniger starke Angstreaktionen führt.
Geringes Aktivierungsniveau hilft auch für Angstabbau.
Es gibt nun folgende Erklärungsansätze für die Reizkonfrontation:
- Habituation (Lader und Mathews):
bei möglichst niedriger physiologischer Erregung wird ein optimaler
Gewöhnungsprozess (Habituation) an die angstauslösenden Reize bewirkt.
- Modelllernen:
Empirisch noch nicht richtig erforscht. Der Therapeut kann als gutes Modell dienen
und am Schluss ein erfolgreich bewältigtes Angstmodell steht. Dabei wird die
Angst des Klienten reduziert.
- kognitiver Wirkungsprozess
Hier spielt die Dissonanz eine Rolle. Der Klient erfährt, dass es andere
Konsequenzen gibt und es entsteht eine Diskrepanz zwischen Realität und
Erwartung (Dissonanz). Deshalb erfolgt dann eine Reduktion.
- Angstverarbeitung nach Lazarus:
Im Laufe der Zeit werden die ehemaligen angstfreien Situationen bedrohlich
wahrgenommen. Durch die Therapie wird der Klient zu einer realistischen
Angstverarbeitung gezwungen.
- Erfolgserwartungen:
Es ist entscheidend, dass ein Vertrauen in die eigene Sicherheit und
Erfolgserwartung den Abbau für das Vermeidungsverhalten fördert.
Εs muss eher von einer uneinheitliche Fundierung der Methoden gesprochen
werden.
In diesem Kapitel wird noch ein Vergleich der Arten graduierter und massierter
Reizkonfrontation sowie auf die Darbietung in sensu und in vivo eingegangen:
- Bei Angststörungen: in vivo besser als Systematische Sensibilisierung und in
sensu
- zahlreiche Untersuchungen für eine Darbietung in vivo oder in sensu:
Überlegenheit in vivo
- graduiert vs. massiert
a) in sensu: massiert und graduiert in Ordnung
b) in vivo: schwierige Frage; abhängig vom Angstproblem
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5. Praktische Anwendung (S. 227)
5.1. Vorbereitung der Reizkonfrontation
Der Therapieplan soll besonders besprochen werden. Es soll auf die erwartete
Erregung (Aufkommen starker Ängste) und auf das Therapeutenverhalten bei
Fluchtversuchen hingewiesen werden.
Zur Absicherung des Therapeuten kann ein Therapievertrag abgeschlossen werden,
vor allem wegen der Eingriffe bei Fluchtverhalten.
Wie schon erwähnt ist eventuell eine ärztliche Untersuchung des Klienten über
seine physische Belastbarkeit erforderlich.
Die in vivo Konfrontation erfordert oft auch noch organisatorische Vorbereitung.
(z.B. Fahrtzeiten, Lokalitäten...)
5.2. Selbstkontrollphase und Abschluss (S. 229)
Nach den positiven Erlebnissen direkt an die Reizkonfrontation soll der Therapeut
eine Anleitung für den Klienten, wie das Verhalten generalisiert werden könnte,
geben.
In dieser Sitzung sollen auch die Hausaufgaben und der weitere Therapieverlauf
besprochen werden. Die Konfrontationen sollen dann immer in grösseren
Zeitabständen erfolgen.
5.3. Therapiekontrolle (S. 229)
- Fragebögen
- Erhebung einer Baseline, die dann zum Vergleich dienen soll.
- physiologische Indikatoren
- Kognitionen
- therapiebegleitende Messungen, vor allem subjektive Maße, da durch Bewegung
physiologische Masse verfälscht werden.
5.4. Variationen der Verfahren (S. 230)
- Erweiterung durch Selbstverbalisation:
sie bietet eine gezielte Veränderung der Kognitionen, vor allem diejenigen, die zur
Aufrechterhaltung und Steigerung der Ängste beitragen.
- Gruppe (zusätzlich positiver Effekt bei sozialen Problemen)
Als überprüftes Verfahren in der Gruppe ist bisher nur das graduierte Vorgehen in
vivo veröffentlicht worden. Die Gruppe besteht aus 6 Mitgliedern, mit denen durch
symptomzentrierten Gesprächen der Gruppenzusammenhalt gefördert werden soll.
Dann suchen sie in vivo Situationen auf. Die Mitglieder mit der kleinsten Angst
dienen dann als Modell.
Die Effekte sind gleich wie im Einzeltraining und zusätzlich gibt es noch eine
Generalisierung der positiven Effekte auf soziale Probleme.
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5.5 Anwendungsmöglichkeiten (S. 232)
- Angst und Zwangsreaktionen
- Vorteil der in sensu Konfrontation:
wenn es in der Realität schwer herzustellen ist
- zuerst in sensu bevor in vivo:
Sinnvoll, wenn eine grosse Erwartungsangst vorherrscht.
- Grösste Erfolge in vivo:
wenn es besonders ähnliche reale Reize sind
- graduiert in vivo:
wenn starke Fluchttendenzen vorliegen. Bessere Fluchtverhinderung in Realität
- direkt massierte Konfrontation:
Therapeut soll Erfahrung bei graduiertem Vorgehen haben, da massiert sehr
anstrengend ist und Routine voraussetzt.
- Vorsicht bei zu geringer Belastbarkeit des Heiz-Kreislauf-Systems
6. Praktische Übungen (S. 233)
1. Übung mit massierten in sensu Verfahren bei Höhenangst
Evt. Kassettenrekorder auf dem ein vorbereiteter Text gesprochen wird. Klient liegt
bequem da und dann wird die Geschichte mehrmals wiederholt und die beiden
Therapeuten wechseln sich alle 5 min mit dem Verbalisieren ab. Nachher werden
Eindrücke besprochen.
2. Übung zu graduiert in vivo
Gruppenmitgliederaufteilung in Therapeut und Klienten. Dann wird eine
Zielsituation (z.B. Plattform eines Fernsehturms, Fahrstuhl, dunkler Raum). Dann
graduelle Annäherung in vivo und dann Rollenwechsel und Besprechung über
Wirkung von Klient und Therapeut.
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Problemlösetraining (PLT) S. 237
1. Zusammenfassung (S. 256)
Das Problemlösetraining will dem Klienten helfen, Alltagsprobleme schneller und
effektiver zu lösen. Es wird häufig als zusätzlich therapeutische Massnahme
durchgeführt. Bei Klienten mit Schwierigkeiten auf eine Situation angemessen
reagieren zu können, steht das Problemlösetraining im Vordergrund.
2. Einleitung (S. 238)
Hier wird folgende Hauptfrage gestellt: Wie löst man Alltagsprobleme schnell und
effektiv?
Es geht vor allem um allgemeine Problemlösetraining. Jegliche Form von Therapie
umfasst nach diesen Vorstellungen die Phasen
- der Problemidentifikation und -analyse
- der Findung von Lösungswegen
- der Ausführung und Bewertung des Lösungsweges
Es besteht ein starker Bezug zur Betriebs- und Wirtschaftspsychologie, die schon
seit längerem das group problem solving fördert.
Für den klinischen Bereich stellten sich D´Zurilla und Goldfried 1971 ein Training
allgemeiner Problemlösestrategien vor. Die spezifischen Probleme des Klienten
sollen nur als Beispiel dienen, um die Strategien dann generalisieren zu können.
3. Das Problemlösetraining nach D´Zurilla und Goldfried (S. 239)
3.1. Probleme und Problemlösen (S. 239)
Problemsituationen sind definiert als Situationen, auf die das Individuum reagieren
muss, um effektiv funktionieren zu können, für die jedoch unmittelbar keine
Reaktionsalternative zur Verfügung steht.
Problemlösen wird von den Autoren definiert als ein Verhaltensprozess,
einschliesslich kognitiver Operationen, die Handlungsmöglichkeiten und dann die
Entscheidung einer Alternative fördern.
Die Autoren unterscheiden 5-Grundprozesse:
- Generelle Orientierung/Einstellung
- Def. und Formulierung des Problems
- Erarbeitung von Alternativen
- Entscheidung
- Überprüfung
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3.2. generelle Orientierung(S. 239)
Hier soll zuerst eine bestimmte Einstellung zu Problemen vermittelt werden.
Die Probleme sollen vernünftig erkannt werden, denn manchmal kann der Klient
auf grund seiner Habituation die Probleme gar nicht mehr wahrnehmen.
Vor allem sein eigenes Gefühl ist ein guter Hinweis für die Problemerkennung.
Der letzte Schritt dieser Trainingsphase behandelt die Reaktionen auf
Problemsituationen: nicht überstürzt reagieren sondern stop and think.
3.3. Definition und Formulierung des Problems (S. 240)
In dieser besonders wichtigen Phase soll herausgearbeitet werden, wo das Problem
überhaupt liegt. Manchmal stellt sich heraus, dass es gar kein Problem sondern nur
eine nicht durchschaubare Situation war.
Es werden nun einige Hilfen für die Problemanalyse aufgelistet:
a) Situationsanalyse (Materialanalyse) :
Umfassende Beschreibung der Situation mit Gefühlen und Gedanken des Klienten.
Evt. muss auch der zeitliche Verlauf der Gegebenheiten aufgeschlüsselt werden.
Dazu soll die Situation möglichst genau beschrieben werden. So werden
wahrscheinlich bessere Lösungen gefunden.
b) Zielanalyse:
Meistens sind die Ziele negativ formuliert (Partner soll nicht immer nörgeln). Nun
soll eine positive Bestimmung des erwünschten Zustandes die Diskrepanz zwischen
gegebenen und erwünschtem Zustand deutlich werden:
Beschreibung:
Konkrete und möglichst umfassende Zielsetzungen (womit Klient zufrieden ist,
worüber er sich freuen kann)
Gewichtung:
Wertesystem: was ist Klient besonders wichtig; Oberziele, Folgen
Vergleich:
Gibt es Konflikte zwischen den Zielen, zwischen Zielen und Normen.
Gibt es Widersprüche zu Bewertungen anderer (im sozialen Umfeld), zu
Oberzielen oder unrealistische Zielsetzungen.
c)Konfliktanalyse
Der Vergleich von gegebener Situation und Ziel macht deutlich, worin die
Diskrepanzen bestehen. Gefragt ist nun, wieso diese Diskrepanzen existieren:
Warum sind das Ziel bez. die Ziele nicht gegeben? Was fehlt? Worin liegen
Hindernisse oder Grenzen?
d) Problem-Strukturierung
Die Informationen über den gegebenen Zustand und das Ziel und die Barrieren
sollen geordnet werden:
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Ordnen, Unterteilen des Problems in mehrere Teilprobleme, Erweiterung der
Perspektive(Einordnung des Problems in grössere Zusammenhänge)
Durch die Problemanalyse werden hier Lösungswege unmittelbar sichtbar.
3.4. Erarbeitung von Alternativen (S. 243)
Durch die Problemanalyse bieten sich nun verschiedene Lösungsmöglichkeiten an,
die vorher noch nicht gesehen wurden. Um diese zu sammeln eignet sich Osborne´s
(1963) Brainstorming; ursprünglich ABO.
Es gibt dafür folgende Regeln: Jegliche Kritik und Bewertung der Ideen ist
verboten; Wahnsinnige Ideen sind erwünscht; Quantität ist erwünscht;
Kombinationen und Verbesserungen der Lösungswege sollen angestrebt werden.
3.5. Entscheidung (S. 243)
Die nicht in Frage kommenden Lösungen sollen gestrichen werden.
Für die restlichen soll eine Folgeanalyse möglicher Lösungen erstellt werden. Also
auf das unmittelbare Ziel und auch auf die langfristigen Konsequenzen mit
personalen und sozialen Folgen.
Nachdem die Konsequenzen der einzelnen Lösungsvorschläge gesammelt wurden,
können sie untereinander aufgelistet werden. Für jede dieser Folgen gibt der Klient
an, wie der das Ergebnis bewerten würde: von sehr positiv bis sehr negativ.
Nachdem eine Strategie oder Alternative gewählt wurde, werden die beiden letzten
Schritte des Problemlösetrainings nochmals durchlaufen, um für die gewählte
Strategie möglichst viele konkrete Massnahmen zu ihrer Realisierung zu überlegen.
3.6. Überprüfung (S. 245)
Es gibt Klienten, die sich beim Entscheiden schwer tun. Die Überprüfung dient
dazu, ob sich die gewählte Alternative als tatsächlich effektiv erweisen wird.
Deshalb sollen möglichst viele Infos über die Konsequenzen gesammelt werden.
Ein Rollenspiel soll helfen, die Strategien in Tat umzusetzen.
Es geht hier nicht primär um die Lösung einzelner Probleme, sondern um
generalisierte Strategien zu lernen. Deshalb werden in der Therapie viele einzelne
Beispiele unterschiedlicher Schwierigkeit und Bedeutung behandelt.
4. Theoretische und empirische Grundlagen (S. 247)
4.1. Intellektuelle und soziale Probleme
Problemlösen ist schon seit langem Forschungsgegenstand der Denkpsychologie.
Erwähnenswerte Namen sind D’Zurilla und Goldfried, im dt. vor allem Dörner
(1976).
Inwieweit Ergebnisse der Denkpsychologie auf die Problemstellungen von
Klienten übertragbar sind, ist fraglich: Es wurden nur kognitive Komponenten
untersucht und nicht ein komplexes motorisches und verbales Handeln. Dazu waren
die Probleme wohlstrukturiert. Die klinische Psychologie muss sich jedoch mit
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schlechtdefinierten Problemen auseinandersetzen, also ist der Zielzustand nicht klar
gegeben.
Es gibt sogar eine Messung der Fähigkeit, Lebensprobleme zu lösen: der MEPS
Mean-Ends-Problem-Solving test. Es hat sich gezeigt, dass im Gegensatz zum
intellektuellen Problemlösen das Lösen sozialer Probleme gemessen mit dem
MEPS nicht von der Intelligenz oder Kreativität der Probanden abhängt.
Die Fähigkeit, mit seinen negativen Stimmungen und emotionalen Problemen fertig
zu werden, scheint nach den Ergebnissen eher als das Lösen sozialer Probleme von
der Intelligenz abhängig zu sein.
4.2. Problemlösen und psychische Störung (S. 249)
Psychiatrische Patienten und Kinder mit Verhaltensstörungen sind im MEPS
schlechter als die Kontrollgruppe.
Patienten und nicht-Patienten aus der gleichen sozialer Schicht unterscheiden sich
auch im Inhalt der vorgeschlagenen Lösungswege. Kontrollgruppe handeln
überlegter.
Beim Emotionalen Problemlösen gibt es keinen Unterschied.
Diese Untersuchungen zeigen, dass die Kompetenz interpersonale Alltagsprobleme
effektiv zu bewältigen, bei Personen mit psychischen Störungen geringer zu sein
scheint. Die Frage des Zusammenhangs zwischen Problemlösen und
Verhaltensstörung ist noch nicht geklärt.
4.3. Problemlösen und Handlungssteuerung (S. 250)
Miller, Galanter und Pribram 1960 führen diesen Begriff ein.
Problemlösen, wie es in diesem Kapitel behandelt wird, wäre deshalb eher ein
spezieller Fall allgemeiner kognitiver Handlungsplanung, nämlich Planung für
Situationen, für die die angemessenen Reaktionen nicht auf bewährte Regeln
zurückgegriffen werden können. Deshalb wäre es sinnvoller vom Training
kognitiver Handlungssteuerung zu sprechen.
4.4. Effektivität von Problemlösetraining (S. 250)
Es liegt eine Reihe von Einzelbefunden vor; z.B. Mutter-Kind, Paare mit
Beziehungsproblemen...
Es gibt aber noch nicht umfassende klinische Bestätigung.
Mindestens ist es klar, dass kognitive Operationen beim Training besser werden.
5. Praktische Anwendung (S. 252)
5.1. Anwendungsbereich (S.252)
Problemlösetraining wird in der Regel mit anderen Verfahren kombiniert. Als
zusätzlicher Bestandteil ist es immer zu begrüssen.
Alleine wird es nicht immer ausreichen, weil einige Klienten Problemlösestrategien
zwar besitzen, sie aber nicht in die Tat umsetzen können. Dort ist ein
Verhaltenstraining (skills) angebracht.
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Problemlösetraining als alleinige Behandlungsmethode ist vor allem dort
angebracht, wenn die Klienten nicht in der Lage sind, angemessene Lösungen für
ihre Probleme zu finden.
5.2. Therapeutenverhalten (S. 253)
- Verständliche und anschauliche Wissensvermittlung über Problemlösestrategien
- Klient auf Gefühle aufmerksam machen
- Modell geben und Rollenspiel anleiten
- braucht ein breites Spektrum von Techniken und Verhaltensweisen
5.3. Varianten des Problemlösetrainings (S.253)
- Gruppentraining nach Coche und Flick (1975):
8-10 Mitglieder, pro Stunde ca. 1 Gruppenmitglied
gibt es auch Standardisiert nach Siegel und Spivack (1976)
- Familien bzw. Eltern-Kind-Paare Problemlösetrainings:
Familiy Contract Game
6. Praktische Übungen (S. 257)
6.1. zur Definition und Beschreibung von Problemlösesituationen (S. 257)
pro Gruppenmitglied 1 eigenes Problem aus Alltag vorstellen.
Die Gruppe exploriert den einzelnen für eine Problemanalyse.
Im Vordergrund der Analyse steht subjektive Empfindung des Problems.
6.2. Brainstorming (S. 257)
Es sollen im gemeinsamen Brainstorming Lösungsmöglichkeiten besprochen
werden.
6.3. Übung zur Entscheidungsfindung (S. 257)
Sammlung kurz- und langfristiger Konsequenzen der aus dem Brainstorming
ausgewählten Lösungswege.
6. 4. Übungen zur Verifikation (S. 257)
Realisierung von Lösungen im Rollenspiel
Nachbesprechung
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Indikation und Therapieplanung (S. 259)
Allgemeingültige Regeln und Hinweise, die präzise und verbindlich angeben, wann
welche Methoden zur Anwendung kommen sollen, gibt es nicht und wird es in
Zukunft kaum geben. Die Indikationsstellung ist in dem Fall jeweils Resultat eines
fallspezifischen Problemlösungsprozesses.
1. Zusammefassung (S. 270)
Die Entscheidung für eine Psychotherapie ist meistens schon getroffen, wenn der
Klient zum Therapeuten gelangt. Der Therapeut kann nur noch überprüfen, ob
zusätzliche Massnahmen angemessen sind oder ob er kompetent ist.
Welche Therapieform gebraucht werden sollte, dafür gibt es keine Regeln. Deshalb
sind Erfahrungsregeln ausschlaggebend.
Die Entscheidung für bestimmte Methoden ist als ein Problemlöseprozess zu
verstehen, bei dem das Problem im Hinblick auf die prinzipiell zur Verfügung
stehenden Methoden analysiert wird. Es kann eine Entwicklung eines
Gesamttherapieplans nötig werden.
2. Indikation zur Psychotherapie (S. 259)
Ob nun eine Psychotherapie durchgeführt werden soll hängt weitgehend durch den
durch die Umwelt geprägten Prozess des Klienten ab.
Der Weg bis der Klient zu einem Psychotherapeuten ist relativ lange:
Besprechung mit sozialem Umfeld, dann zum Halbprofessionellen (Pfarrer,
Apotheker), dann zum Fachprofessionellen (Arzt), dann evt. Überweisung zum
Psychiater-> ein Irrweg durch das Gesundheitssystem.
Voraussetzung für die Durchführung einer Therapie ist die implizit oder explizit
getroffene Entscheidung für ein von Klient und Therapeut gemeinsames
akzeptiertes Therapieziel.
Eine Abstimmung von psychologischen, medizinischen und sozialtherapeutischen
Massnahmen ist wünschenswert; vor allem bei psychosomatischen Krankheiten
und Psychosen.
3. Schultherapeutische Indikation (S. 261)
Jeder Psychotherapeut hat eine Ausbildung in einer bestimmter Richtung.
Trotzdem glauben sie, dass angeblich immer kompetent, und weisen
nur in Ausnahmefällen auf andere Stellen hin.
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Ιnzwischen ist der Anspruch durch Forschung, zu einem umfassenden Regelsystem
für die problemspezifische Auswahl von Therapien zu kommen, weitgehend
aufgegeben worden.
Vor allem braucht jede Schule ein andere Sprache und so wird ein direkter
Vergleich unmöglich. Die forschungsmethodologischen Probleme sind ungelöst
und kaum lösbar. Die praktische Umsetzung ist ebenfalls zu gross. Es würde sich
eine zu grosse Anzahl von Effektivitätswerten ansammeln.
⇒ Wie lässt sich dann therapeutisches Verhalten rechtfertigen?
bleiben noch die Erfahrungsregeln der einzelnen Therapeuten,
Dies ist zwar ungeprüft jedoch nicht unangemessen.
Der Therapeut müsste sich über andere Schulen und neue Entwicklungen
informieren, und sich die Frage stellen, welche Methode für welches Problem
geeignet ist welches er nicht lösen kann.
4. strategische Therapieplanung (S. 263)
In einer Therapie ist das Ziel, Massnahmen zu finden, die einen unbefriedigten
Zustand in einen erwünschten Zielzustand überführen können.
Start: Analyse des Problems des Klienten, eventuell sequenzielle Vermeidung
voreiliger Schlüsse; oder Bildung eigener Hypothesen→ Überprüfung am Fall und
dann soll die geeignete Therapiemethode gefunden werden.
5. Konkrete Therapieplanung (S. 266)
Der gesamte Analyse- und Planungsprozess einer Therapie lässt sich in drei Stufen
unterteilen:
Gesamtproblem
Problemanalyse
Teilprobleme
Therapieplan
konkrete Therapieplanung
Therapiemethoden
prinzipielle
Therapieplanung
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6. Überprüfung therapeutischer Entscheidungen (S. 268)
- eigene Kontrolle
- Expertenkontrolle
- Supervision
- Zeitreihenanalyse (Überblick bei Petermann 1977 und setzt EDV-Anlage voraus)
7. Zur weiteren Ausbildung (S. 269)
- Übung anhand schriftlichen Falldarstellungen
- Zusammenhang Diagnostik und therapeutische Kenntnisse aneignen.
- Aufzeichnungen auf Video oder Tonband von eigenen Therapiesitzungen und
Rückmeldungen von Kollegen zu erbitten
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