Chef-Volkswirt Dr. Martin Heise: „Trotz des Optimismus existiert Gefahrenpotential” 4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 07-08 | 2017 ° 3,90 Euro DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE ° Experts Talks: Die besten Strategien für Ihre Geldanlage ° TechnologieUnternehmen: Hohe Gewinne durch Innovationen ° Start-ups: Neue Initiativen in Österreich Milliardär mit Jugendsünden: Warren Buffett Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Zertifikate + Alternative Investments + Versicherungen Peter Harold, CEO der HYPO NOE Gruppe DAS BESTE FÜR IHRE ANLAGEN! WIR SIND FÜR SIE DA. Diese Marketingmitteilung wurde von der HYPO NOE Gruppe Bank AG, Hypogasse 1, 3100 St. Pölten, erstellt und dient ausschließlich der unverbindlichen Information. Die Produktbeschreibung erfolgt stichwortartig. Irrtum und Druckfehler vorbehalten. Stand 6/2017 Werbung [email protected] www.hyponoe.at ° editorial 07-08/2017 Geldpolitik in der Klemme D ie Befürchtung vor einer etwas weniger lockeren Geldpolitik hat die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks eingebremst und bei Staatsanleihen zu leichten Verlusten geführt. Die Angst geht um, dass EZB-Chef Mario Draghi im September ankündigen könnte, die lockere Geldpolitik weiter zurückzufahren (Tapering). In der Folge würden Zinsen und Euro weiter steigen. Beides würde konzertiert zu Bremsspuren in der gerade aufkeimenden Wirtschaft in Europa führen. Für Deutschland wäre dies kein ­Problem. Im Gegenteil, die Wirtschaft in unserem nördlichen Nachbarland zeigt bereits leichte Anzeichen einer Überhitzung. Auch den Banken käme ein Zinsanstieg am langen Ende gelegen. Doch die EZB steht unter dem Diktat der Staatsverschuldungen. Das Extrembeispiel Griechenlands zeigt, dass Staatschulden von knapp 180 Prozent des BIP keine Zinsen verträgt. Das ist aber mit unserem Verständnis „Kredit nur gegen Zinsen“ nicht vereinbar. Weitere Wackelkandidaten sind Italien, Portugal und Spanien. Auch Frankreich steht nicht besonders gut da. Italien weist eine Staatsverschuldung von 133 Prozent des BIP auf (2270 Milliarden Euro) plus die private Verschuldung in Höhe von 176 Prozent des BIP (rund drei Billionen Euro). Die Arbeitslosenrate liegt bei 11,2 Prozent und das Budgetdefizit trotz Nullzinsen bei 2,4 Prozent (2016). Jeder Zinsanstieg um jeweils ein Prozent würde die Finanzierungskosten Italiens um knapp 23 Milliarden Euro p.a. verteuern. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Bei einer Veranstaltung der Weissen Wirtschaft in Wien zum Thema „EZB-Politik – zwischen Unabhängigkeit und Nullzinsfalle“ war zu erkennen, dass sich OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte. Er rechtfertigte die Geldpolitik der EZB zwar gegen Kritiker, es war ihm aber auch durchaus bewusst, dass die lockere Geldpolitik zahlreiche Nachteile mit sich bringt. Doch, so Nowotny: „Wie beziffert man den positiven Effekt eines nicht stattgefundenen Crashs des Finanzsystem?“ So wie es aussieht, müssen wir uns in Zukunft auf sehr volatile Märkte einstellen, die dem Eiertanz der Zentralbanken, aus der Nullzinspolitik auszusteigen, folgen werden. º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: [email protected] º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh º grafische Leitung Noura El-Kordy º Coverfoto acamy.com º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. 10 Warren Buffett geldanlage 30 ° panoraMa. China: Öffnung des Anleihen- marktes + Großbritannien: UK-Aktien werden unterschätzt + Bantleon: Neuer Hightech-Fonds. 32 ° expertstalk peter seilern. Der Vorstand von Seilern Investment Management nimmt Weltpolitik und Anlagechancen unter die Lupe. Brennpunkt 06 ° panoraMa. Naturkatastrophen: Schäden steigen dramatisch + Weltwirtschaft: Warnung vor Rezession + Urlaubszeit: Gefährliche Schnappschüsse. 08 ° interView Michael heise. Der Chefvolkswirt der Allianz warnt vor der Unberechenbarkeit Trumps. 10 ° warren Buffett. Versagt die Strategie des 17-251_BNP_Anzeigenstreifen_Geldmagazin_170504_v1.indd 1 14 ° finance watch. Pleite: EZB lässt italienische Banken fallen + London: Aderlass hat begonnen + Europa: Zinsanhebung lässt auf sich warten. wirtschaft 16 ° panoraMa. Österreich: Konjunktur zieht an + Auto-Zulieferer: Neue Epoche + Digitalisierung: Nachholbedarf im Spitzenmanagement. 18 ° grÜnderszene. Die Start-ups kommen! Banking 04.05.17 16:36 34 ° expertstalk dirk fischer. „Aktienmärkte haben sich sensationell entwickelt“, freut sich der Geschäftsführer von Patriarch. 36° Value-fonds. Die „Jagd auf verborgene Schätze“ geht munter weiter. 40 ° luxus-fonds. Reich und schön: Wo extravagante Renditen locken. 42 ° expertstalk huang sun scilla. Die GAMFondsmanagerin sieht den Luxussektor als attraktive Wachstumsbranche. 44 ° institutional inVestors congress. Anlageprofis sehen Nachhaltigkeit als Renditetreiber. 22 ° panoraMa. Erste Bank: Tipps für die Urlaubskassa + Schilling: „1000er“ läuft aus + Bawag gegen VKI: Vergleich. 46 ° expertstalk Birgitte olsen. „Hidden Champions“ – die Bellevue-Portfoliomanagerin erklärt die Vorzüge von Familienunternehmen. 24 ° expertstalk susanne höllinger. Die 48 ° healthcare. Wie Biosimilars andere Wachs- 26 ° fintechs. Banken befürchten empfindliche Einbußen durch Robo-Advisors & Co. 50 ° technologie-aktien. Big Data, Cloud Computing, Internet-Vormarsch und mehr: Innovationen eröffnen Megachancen. 28 ° expertstalk johannes hefel. Wie ein attraktives Portfolio kreiert wird, erklärt das Vorstandsmitglied der Hypo Vorarlberg. 53 ° expertstalk sÉBastien lagarde. Der Aktienspezialist und Portfoliomanager bei Mandarine Gestion schwört auf „Microcaps“. Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank setzt auf quantitative Investments. 4 ° gElD-MagaZiN – Juli/august 2017 tumszweige in den Schatten stellen. CREDITS: Shutterstock Investmentgurus? Der Faktencheck sagt: nein. ° Inhalt 07-08 / 2017 54 Börse in Shenzhen 54 ° china. Aktienuniversum dehnt sich aus. alternative investments 56 ° expertstalk Erwin Busch. Der Credit 76 ° panorama. Crowdfunding: Appetit auf Omi´s 58 ° best of funds. Österreichische Aktien glänzen 77 ° zertifikatelisting. Attraktive Produkte. S­ uisse-Spezialist beleuchtet die Wachstumsthemen Cyber Security und Robotics. als Musterschüler. 61 ° expertstalk werner painsy. „Multi Asset- Produkte werden immer wichtiger“, so der Experte der Deutschen Bank. 63 ° expertstalk Helene platis. Die erfahrene Apfelstrudel + Zertifikatemarkt: Weniger Kapitalschutz + Zertifikateprofis: Die besten Tipps. 78 ° rohstoff-radar. Erdöl: Bad News + Gold: Preis spielt verrückt + Soft Commodities: Wertvoller Weizen + Zink: Übertreibungen drohen. immobilien Energieexpertin unterstützt Lacuna bei der „Eroberung“ des kanadischen Marktes. 80 ° panorama. DC Tower: Verkauft + Aktien 81 ° expertstalk Mario kmenta. Immobilien 64 ° PANORAMA. Strabag: Kernaktionäre bleiben treu + Börse Wien: Umsätze auf Rekordniveau + FACC: Neuer Vertrag mit Rolls-Royce. 65 ° expertstalk Ernst Vejdovszky. Der Vor- standsvorsitzende der S Immo erklärt, wie nachhaltige Konzenstrategie aussieht. 66 ° expertstalk oliver schumy. Der Immo- „TRIIIPLE“: Vermarktung beginnt. und schöne Renditen passen laut dem geschäftsführenden Gesellschafter von trivium gut zusammen. Versicherung & vorsorge 82 ° panorama. Uniqa: König Fußball regiert + Generali: Schutz bei Cyber-Attacken + Vorsorgekassen: Für Nachhaltigkeit prämiert. finanz-Vorstand über den erfolgreichen Turnaround seines Unternehmens. 84 ° unfallschutz. Wie man existenzbedrohende 68 ° weltbörsen. USA: Wirtschaftsdaten als 86 ° expertstalk Josef Trawöger. „Unfall­ 70 ° anlagetipps. Kone: Aufzug zum Erfolg + 87 ° flv-listing. Fondsgebundene Versicherungen „­ Januskopf “ + Europa: Wachstum überrundet Amerika + Indien: Inflation auf Rekordtief. Adobe: Über den Wolken + Inditex: Schnelles Geld mit schneller Mode. 72 ° börse wien. Sommerflaute macht sich breit. 74 ° börse deutschland. Korrekturgefahr – die Nervosität nimmt zu. Gefahren richtig absichert. versicherungen sind ein Muss“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Beamtenversicherung. im Überblick. 88 ° wissen. Die neue technische Revolution ist in Sichtweite: Quantencomputer. 90° buchtipps. Fundamentalanalyse + Charlie Munger + Die Russische Revolution. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 5 brennpunktPanorama naturkatastrophen: 168 Milliarden Euro Schaden Österreicher fühlen sich bedroht. Waldbrände, Trinkwasserknappheit und ein Tornado: Die Rede ist nicht von einem Sommer in Kalifornien oder einem DritteWelt-Land, sondern von den österreichischen Extremwetterereignissen im Jahr 2016. Die Alpenrepublik wird nämlich wesentlich häufiger von Naturkatastrophen heimgesucht, als vielen bewusst ist. Die Zahl der Naturkatastrophen wird außerdem in den kommenden Jahren immer weiter zunehmen. Gefährdet sind dabei nicht nur einzelne Regionen, sondern alle Bundesländer. „Extremwetterereignisse machen Präventivmaßnahmen immer wichtiger“, betont Othmar Ederer, Präsident des Österreichischen Versicherungsverbandes (VVO). Auch weltweit kann man klar einen steigenden Trend bei den Schäden durch Naturkatastrophen er- kennen: So werden aktuell die weltweiten Kosten aus solchen Extremereignissen für das Jahr 2016 mit 168,5 Milliarden Euro beziffert, das waren 70 Prozent (!) mehr als noch 2015. Auch in Österreich muss man laut VVO derzeit ca. alle drei Jahre mit einer Naturkatastrophe in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro versicherten Schäden rechnen. Das hinterlässt auch Spuren im individuellen sowie kollektiven Bewusstsein: Die österreichische Bevölkerung fühlt sich von Naturkatastrophen zunehmend bedroht. Das zeigt die neueste Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit: Demnach fühlen sich aktuell 73 Prozent der österreichischen Bevölkerung durch Naturkatastrophen gefährdet (2015: Rund zwei Drittel). Der Grad der Vorbereitung auf mögliche Katastrophen stagniert allerdings. Zahlenspiel 46 Milliarden Euro. Mit diesem nicht gerade läppischen Betrag spon- sert die deutsche Bundesregierung jährlich den Abbau und das klimaschädliche Verbrennen von Kohle, Öl sowie Gas. So lautet zumindest das Ergebnis einer aktuellen Studie von Greenpeace. Dabei hat sich Deutschland bereits 2009 beim G20-Gipfel im amerikanischen Pittsburgh gemeinsam mit den anderen Regierungen dazu verpflichtet, fossile Subventionen zu beenden – jedoch ohne ein Datum für den Ausstieg festzulegen. Hauptnutznießer der fossilen Subventionen ist mit 28,5 Milliarden Euro der Verkehr. Mit knapp acht Milliarden Euro ist der künstlich verbilligte Diesel die größte Einzelsubvention. Die Steuerbefreiung für Flugbenzin schlägt mit 7,5 Milliarden zu Buche, die Entfernungspauschale mit gut fünf Milliarden, die Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge mit 4,4 Milliarden und das Dienstwagen-Privileg mit drei Milliarden Euro. Greenpeace fordert einen geregelten und vor allem schnellen Ausstiegsplan. 21 Prozent macht der Gewinnanstieg pro Aktie der S&P500-Unternehmen im heurigen ersten Quartal, verglichen zum Vorjahr, aus. Die US-Konzerne konnten somit die Erwartungen übertreffen, berichtet JPMorgan. Die größten positiven Beiträge lieferten der Energie- und IT-Sektor. Den einzigen Gewinnrückgang verzeichnete die Immobilienbranche. In Europa war die Berichtsaison für das erste Quartal überhaupt die beste der letzten zehn Jahre. 65 Prozent der Unternehmen mit bereits veröffentlichten Ergeb- südkorea macht Bitcoins salonfähig nissen konnten die Erwartungen der Anleger übertreffen. Die Gewinne lagen neun Prozent über den Prognosen und auch die Umsatzerträge koreas hat Pläne bekannt gegeben, Bitcoins rechtlich legalisieren und Transaktionen damit regulieren zu wollen. Entsprechende Gesetzentwürfe würden derzeit ausgearbeitet“, so Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei der Social Trading-Plattform eToro. Greenspan zu den Konsequenzen: „Südkorea ist in diesem Jahr einer der größten Käufer digitaler Währungen. Diese Ankündigung ist daher eine sehr positive und gut getimte Überraschung für alle Blockchain-Enthusiasten. Zudem ak- 6 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 zeptieren ab sofort 334 japanische Läden die Kryptowährung als Zahlungsmittel. Eine Entscheidung der indischen Regierung zu digitalen Währungen wird ebenfalls erwartet und wir hoffen auf weitere gute Neuigkeiten.“ Allerdings belastet die sprunghaft ansteigende Zahl neuer Nutzer die Bitcoin-Blockchain, die für diese Masse an Transaktionen nicht ausreichend stark konzipiert wurde. Jedoch arbeitet die Bitcoin Community voller Eifer am Ausbau, eine Lösung für das Problem könnte schon in ein paar Wochen gefunden sein. konnten um 2,4 Prozent übertroffen werden. 27 Prozent der Mitglieder in Aufsichtsgremien aus der europäischen Asset- Management-Branche sind inzwischen Frauen. Im Jahr 2014 waren es nur 23 Prozent, so eine Studie des britischen Think-Tanks New Financial. In den Managementgremien liegt die Quote demnach mittlerweile bei 18 Prozent, während es 2014 nur 15 Prozent waren. Die Geschlechtervielfalt im europäischen Finanzsektor nimmt somit zu. Erfreulich. CrediTS: Shutterstock Kryptowährung. „Die Regierung Süd- fotografieren? verboten! Rechtsprobleme im ausland. Gerade im Urlaub werden viele Bilder geschossen – hier gilt es allerdings Vorsicht walten zu lassen. Neben speziellen Fotografierverboten in vielen Ländern reagieren in Anbetracht der Terroranschläge der letzten Zeit aber auch die Sicherheitskräfte in Europa mittlerweile sehr sensibel. Eine Verhaftung wegen Spionage oder Terrorverdachts, verursacht durch ein Foto, dürfte kaum zu einem schönen Urlaub beitragen. Deshalb informiert der Rechtsschutz-Spezialist D.A.S. über die Vermeidung von Rechtsproblemen bei Urlaubsfotos, hier ein kurzer Auszug: Das Fotografieren und Filmen von militärischen Anlagen, Fahrzeugen und Personal ist in vielen Ländern strengstens verboten und kann zur Verhaftung führen. Rigide Regeln gelten etwa in Ägypten, Äthiopien, Bosnien-Herzegowina, China, Dubai, Estland, Griechenland, Indien, Kuwait, Madagaskar, Marokko, der Russischen Föderation, Saudi-Arabien, aber auch auf den Seychellen, in der Tschechischen Republik und in Zypern. Darüber hinaus kann in einzelnen Ländern auch das Ablichten von öffentlichen Gebäuden wie etwa Bahnhöfe, Elektrizitätswerke, Hafenanlagen, Brücken, Fotos in Freibädern sowie das Fotografieren unter Zuhilfenahme von Drohnen oder ferngesteuerten Geräten zu empfindlichen Strafen führen. Ingo geringe volatilität Kaufmann, Vorstand der D.A.S. Rechtsschutz AG, führt weiter aus: „Man sollte etwa in muslimischen Ländern beim Ablichten von Kirchen, Moscheen oder Tempeln vorsichtig sein – Fotografieren ist häufig untersagt. Begegnet man wiederum in einem Land mit hinduistischem Glauben einer Gruppe weiß gekleideter Menschen, handelt es sich vermutlich um eine Trauergesellschaft. Diese sollte selbstverständlich nicht fotografiert werden.“ Darüber hinaus ist das sogenannte „Recht am eigenen Bild“ zu beachten. Dieses betrifft die Veröffentlichung von Fotos, auch wenn diese über so­ ziale Medien geteilt werden. Also Vorsicht beim Posten auf Facefook & Co. besten Prognosen, die der Vermögensverwalter Pimco in seinem langfristigen Ausblick über die kommenden drei bis fünf Jahre stellt:„Die Veränderungen auf der Ebene politischer Maßnahmen fallen mit dem zunehmenden Rezessionsrisiko in einer instabilen Welt zusammen. Basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit, beziffern wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten fünf Jahren auf rund 70 Prozent“, ist hier zu lesen. Nach Auffassung der Experten nahmen die Märkte zuletzt kritische Ereignisse wie das Brexit-Votum und die US-Präsidentschaftswahl übermäßig gelassen hin. Die ungebrochene Risikobereitschaft schlage sich in steigenden Aktienbewertungen, schrump- kreisen immer wieder zu hören: „Wir rechnen mit steigender Volatilität.“ Nur leider war diese Einschätzung falsch, worauf die Deutsche Asset Management hingewiesen hat: Von kleineren Eruptionen abgesehen, ist die Volatilität seit der Finanz- und Eurokrise nämlich tendenziell rückläufig. Im vergangenen Mai dieses Jahres markierte der Vix Index (er misst die implizierte Volatilität von Kauf- und Verkaufsoptionen auf den S&P 500) sogar ein langjähriges Tief. Seit Auflegung des Vix 1992 wurde dieser Wert nur dreimal unterboten. Robo-Revolte Ethisch bedenklich. Der Einsatz von Weltwirtschaft am Wendepunkt? Rezession droht. Es sind nicht die aller- irrtum. Seit geraumer Zeit ist in Investment- fenden Risikoprämien am Anleihenmarkt und einer niedrigen realisierten Volatilität nieder. Dan Ivascyn, Group-CIO von Pimco, fügt hinzu: „Wir glauben, dass die mittelfristigen Risiken zunehmen. In diesem Umfeld sollten Anleger zyklische Rallys nutzen, um Cash-Reserven zu bilden, auf die sie bei Marktkorrekturen und bei Veränderungen der Risikobereitschaft an den Märkten zurückgreifen können.“ Als „Schlussfolgerungen für das Portfolio“ empfehlen die Anlagespezialisten außerdem die Konzentration auf Bewertungen, denn viele „gute Meldungen“ seien an den Märkten bereits vorweggenommen. Zunehmen würde auch die Bedeutung der Alpha-Generierung im Niedrigzinsumfeld, insbesondere am Anleihenmarkt. künstlicher Intelligenz wird unsere Welt radikal verändern. Welche Chancen und Stolpersteine es dabei gibt, haben Expertinnen und Experten bei einer Podiumsdiskussion der Plattform ­„Digital BusinessTrends“ in Wien beleuchtet.So sieht Daniel Mattes, Entrepreneur und Investor, ein Ablaufdatum für Google-Suchen mit Hunderten Ergebnissen. „Sprache wird die Suche ersetzen. Das revolutioniert gerade alles.Wenn ich eine Frage stelle, will ich eine Antwort“, so der Experte. Er verweist in diesem Zusammenhang auf intelligente Assistenten wie Amazons Echo oder Chatbots, die im Support zum Einsatz kommen. Ein weiterer wichtiger Bereich für den Einsatz von künstlicher Intelligenz ist Bilderkennung, ohne die beispielsweise selbstfahrende Autos nicht funktionieren würden. Aber auch hyperpersonelles Marketing ist ein Thema, bei dem einen das System letztendlich besser kennt als man sich selbst. Ein Feld, das letztlich auch ethische Probleme aufwirft. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 7 „Der Optimismus ist gestiegen“ Die Konjunktur zieht weiter an, die Arbeitslosigkeit geht hingegen zurück und einige politische Risken nehmen ab – der renommierte Ökonom Dr. Michael Heise hat gute Nachrichten „im Gepäck“. Doch Vorsicht: Einige Gefahren bleiben bestehen oder wachsen sogar. Stichwort: Trump. Harald Kolerus ­neuer US-Präsident sind nur zwei Faktoren, Aufgrund des relativ geringen Wissensstandes müssen wir also in Szenarien denken. die für Aufsehen an den Märkten gesorgt ­haben. Wie ist es nach dem Auftauchen dieser Wie sehen diese Szenarien für die USA aus? „schwarzen Schwäne“ heute um die Weltwirt- Angesichts der Komplexität des Gesetzgebungs- und Budgetprozesses erscheint es zunehmend unwahrscheinlich, dass größere Steuervorhaben – wie von Trump angekündigt – noch heuer in Kraft treten werden. Das Szenario eines baldigen „Fiscal boost“ erscheint also aufgrund der vielen Blockaden unwahrscheinlich, dennoch kann sich hier noch einiges bewegen und man sollte die Entwicklung nicht aus den Augen verlieren. Ein „Fiscal boost“ könnte das US-BIP 2017 um 2,4 Prozent und 2018 um 3,4 Prozent wachsen lassen. Bei einem Basisszenario ohne große steuerliche Veränderungen würde die BIPSteigerung in den genannten Jahren unseren Prognosen zufolge bei 2,2 und 2,3 Prozent liegen. schaft bestellt? Michael heise: Alles in allem können wir eine positive Bilanz ziehen: Die Stimmung sowie die Wachstumsaussichten sind vor allem im vergangenen halben Jahr deutlich gestiegen. Die Zuversicht wächst sowohl unter den Konsumenten wie auch den Investoren. So war vor rund einem Jahr der angesprochene Brexit das beherrschende Thema – das ist er immer noch, alles sieht aber mittlerweile viel freundlicher aus. So etwa auch in Asien, das zwei recht schwierige Jahre erlebt hatte, die Situation hat sich aber stark verbessert. Die Weltwirtschaft befindet sich also derzeit in recht guter Verfassung und ist mit Schwung in das Jahr 2017 gestartet. Insgesamt erwarte ich heuer einen Anstieg der globalen Wertschöpfung von 2,9 Prozent, nach 2,5 Prozent im Vorjahr. Und wie gehen die Finanzmärkte weiter mit Handelsbeschränkungen Ernst machen würde? dem Enfant terrible der Weltpoitik, also Donald Für diesen sogenannten „Trade war“ sehe ich eine relativ geringe Wahrscheinlichkeit. Es gibt zahlreiche Köpfe rund um Trump, die ein solches Negativszenario nicht sehen wollen. Tritt es dennoch ein, wäre das natürlich gefährlich und könnte das Wachstum der USA heuer mit 1,5 Prozent und 2018 sogar auf nur ein Prozent reduzieren. Einige politische Risiken rund um den Globus sind geringer geworden. So etwa die Angst vor Anti-Eurobestrebungen in Frankreich. Hier hat die deutliche Zustimmung zu Macron für Linderung gesorgt. Politische Risiken bleiben aber weiterhin bestehen und können immer wieder aufflammen. Global gesehen möchte ich sogar von erhöhter Unsicherheit sprechen. Im Mittelpunkt steht hier wiederum die US-Politik. Es ist schon einigermaßen erstaunlich, dass wir noch immer nicht viel mehr über den zukünftigen Weg der Vereinigten Staaten wissen, als zum Start der Amtsperiode Donald Trumps. 8 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017 Angesichts einer solchen Aufzählung kann man sich schon wundern, warum sich die Weltwirtschaft robust zeigt und gute Stimmung unter Investoren herrscht ... Und was könnte passieren, wenn Trump mit dem angedrohten Protektionismus-Kurs und Trump, um? Flüchtlingsbewegungen, der ungelöste Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, ein harter Brexit oder die hohe Verschuldung in einigen Euroraum-Ländern. Das Risiko einer EU-Desintegration und steigender Populismus sind auch noch nicht vom Tisch. Außerdem ist die Schwellenländer-Schuldenblase zu erwähnen. In diesem Zusammenhang stimmt die hohe Verschuldung der nicht­finan­ziellen Kapitalgesellschaften in China bedenklich. Hier baut sich ein äußerst gefährliches Risiko für die gesamte Weltwirtschaft auf, wobei ich nicht an eine „Entladung“ 2017 oder im kommenden Jahr glaube. Denn die chinesische Regierung weiß von dem Problem und kann gegensteuern, ich glaube an eine konti­ nuierliche Verlangsamung des Kreditexzesses. Die Widerstandsfähigkeit, die sowohl die Realwirtschaft als auch die Finanzmärkte angesichts des hohen Maßes an politischer Unsicherheit auf globaler Ebene an den Tag legen, ist in der Tat durchaus bemerkenswert. An dieser Stelle darf die Rolle der Zentralbanken nicht außer acht gelassen haben: Sie haben ja sehr deutlich gesagt, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um wirtschaftlichen Schwierigkeiten entgegenzuwirken. Das hat sozusagen wie eine „Rundumversicherung“ für die Märkte gewirkt. Sie haben neben der verwirrenden Situation in den USA auch andere Risiken für die Welt- Aber kann das wirklich auf längere Dauer so wirtschaft angesprochen – wo lauern jetzt die weitergehen? größten Gefahren? Die klare Antwort lautet: Nein. Man kann nicht immer mit expansiver Geldpolitik auf jede wirtschaftliche Abkühlung reagieren. Wobei Leider gibt es mannigfaltige Risiken: Zum Beispiel Terrorgefahr, Instabilität im Nahen Osten, credit: beigestellt GELD ° Der Brexit und Donald Trump als ° Im Gespräch mit Michael Heise, Allianz brennpunkt die Konsensmeinung davon ausgeht, dass der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik langsam in sehr kleinen Schritten erfolgen wird. Ich schließe mich dieser Sichtweise an, wobei natürlich Überraschungen möglich sind. ersichtlich: So fiel die Arbeitslosenquote des Euroraums im April 2017 auf den niedrigsten Stand seit März 2009. Das Infla­tionsumfeld bleibt währenddessen moderat. dass wir bereits von einer positiven Trendwende am Arbeitsmarkt sprechen können. www.allianz.com/de Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf Was werden die Konsequenzen für Investoren Österreich. Wie schlägt sich die Alpenrepublik daraus sein? heute, die ökonomisch in jüngerer Vergangen- An den Anleihenmärkten werden die Zinsen etwas nach oben gedrückt werden, wobei Bonds uninteressant bleiben werden. Hingegen wird es weitere Zuwächse bei Aktien und Immobilien geben, auch wenn die Bewertungen schon sehr hoch sind. Das gilt für Aktien, aber auch manche Immobilien. heit ja etwas ins Hintertreffen geraten war? Auch in Österreich stehen die Zeichen klar auf Wachstum: Wir rechnen heuer mit einem BIP-Wachstum von real 2,0 Prozent – dem kräftigsten Plus seit sechs Jahren. Der Anstieg im kommenden Jahr dürfte sich auf 1,6 Prozent belaufen. Ebenfalls erfreulich: Die Arbeitslosigkeit geht auch in Österreich zurück. Ich meine, Heißt das nicht in weiterer Konsequenz, dass wir vielleicht schon bald ein Ende der Hausse sehen könnten? Das glaube ich nicht – auch wenn die Volatilität zunehmen wird, der Zug rollt weiter. Das hat vor allem zwei Ursachen. Zum einen ist immens viel Liquidität vorhanden, die nach attraktiven Renditen sucht. Zum anderen sehen wir eine Beschleunigung der Konjunktur und auch die Gewinnsituation der Unternehmen sieht nicht so schlecht aus. Wie hält sich Europa in diesem Umfeld? Der konjunkturelle Aufschwung verfestigt sich: Wir erwarten nach einem starken Jahresauftakt 2017 ein Wirtschaftswachstum im Euroraum von 1,9 Prozent. Für eine anhaltende Konjunkturerholung sprechen neben dem sich aufhellenden weltwirtschaftlichen Umfeld vor allem die weniger restriktive Fiskalpolitik, der relative stabile Euro und die weiterhin unterstützende lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Damit einhergehend ist auch eine spürbare Besserung am Arbeitsmarkt zur person: Dr. Michael Heise ist Chefvolkswirt der Allianz SE und berät den Vorstand in ökonomischen und strategischen Fragen. Dazu gehören Analysen und Prognosen zur deutschen und internationalen Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklung. Der überaus renommierte Ökonom lässt aber auch den europäischen Wirtschaftsraum sowie die globale Konjunktur nicht aus den Augen. Vor seinem Eintritt in die Allianz Gruppe war Heise Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Chefvolkswirt der DG BANK und Chefökonom sowie Leiter Research der DZ BANK. Heise studierte und promovierte an der Universität Köln. Er ist außerdem Honorarprofessor der Johann Wolfgang Goethe-Universität und kann auf Lehraufträge an der European Business School Oestrich-Winkel und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt verweisen. Dr. Michael Heise: „Die positive Trendwende scheint auch am österreichischen Arbeitsmarkt vollzogen.“ juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 9 Brennpunkt ° Warren Buffett Denkmal mit Kratzern? Er ist eine lebende Legende und zweitreichster Mensch der Welt: Warren Buffett. Zuletzt ist aber Kritik an ­seiner Anlagephilosophie laut geworden. Value Investing würde nicht mehr so recht in unsere schnelllebige Zeit passen. Stimmt das? Ein Fakten-Check. Harald Kolerus an sollte nur in Firmen investieren, die auch ein absoluter Vollidiot leiten kann, denn eines Tages wird genau das passieren!“ Es sind Bonmots wie dieses, die Warren Buffett in den Rang einer regelrechten Kultfigur der weiten Finanzwelt gehoben haben. Noch eine Weisheit gefällig? „Konzentrieren Sie Ihre Investments. Wenn Sie über einen Harem mit vierzig Frauen verfügen, lernen Sie keine richtig kennen“, so der Investmentguru. Chauvinistisch ist das nicht gemeint, Buffett ist Philanthrop mit hohem sozialen Engagement. Hinter einem Ruf und Ruhm stehen ohnedies natürlich nicht nur große Worte: Auf stolze 75,6 Milliarden Dollar wird das Vermögen Buffetts geschätzt. Somit ist er laut Forbes hinter Bill Gates (86 Milliarden) und weit vor Jeff Bezos (27,6 Milliarden) der zweitreichste Mann auf dem Planeten. Aufgrund seiner goldrichtigen Investmententscheidungen über viele Jahrzehnte hinweg finden seine Worte unter Kleinanlegern aber auch in den höchsten politischen Kreisen Gehör. Es ist zu einer lebenden Institution geworden und wird auch gerne das „Orakel von Omaha“ genannt. So viel Lob und Anerkennung kann direkt schon stutzig machen: Hat der Finanzguru tatsächlich nie schwere Fehler begangen? Dazu kommen wir gleich, zunächst gilt es zu klären: Was zeichnet den Investmentstil (oder sollte man vielleicht besser von einer Philosophie sprechen?) Buffetts eigentlich aus? Sehr Langfristiger Horizont Dazu meint Thomas Bobek, Leiter Vermögensverwaltung der Erste Asset Management (EAM): „Man könnte wohl stundenlang über die Strategie Buffetts referieren, Nach quantitativer Methodik verwaltete Aktien 1.400 in Mrd. USD 1.200 1.087 Milliarden USD 969 969 1.000 1.142 1.017 837 800 600 729 644 655 2009 2010 2011 524 612 400 200 0 2006 2007 2008 2012 2013 2014 2015 2016 Der Trend quantitativer Investments ist im Aufwind Quelle: eVestments, Goldman Sachs Global Investment Research 10 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 aber versuchen wir es etwas kürzer: Man ­erkennt bei ihm einen sehr langfristigen ­Investmenthorizont, dementsprechend dauerhaft hält er auch Beteiligungen. Er lässt sich dabei nicht von makroökonomischen Zyklen und Börsenschwankungen irritieren. Sehr gut fasst es Buffett selbst zusammen, wenn er sagt, er investiere nicht in Aktien, sondern in Unternehmen. Es geht darum, ein Unternehmen und sein Geschäftsmodell zu verstehen: Handelt es sich um eine langfristig aussichtsreiche Branche? Verdient das Unternehmen nachhaltig hohe Margen? Ist das Management gut und vertrauenswürdig? Welche Sachwerte und immaterielle Werte – Patente, Rechte, Marken – gibt es? Wie ist ein Unternehmen aufgestellt, wie gut und vertrauenswürdig ist das Management usw.?“ Der Preis ist heiSS Ist die strenge Begutachtung einmal abgeschlossen, führt das aber nicht automatisch zum Kauf: „Ist ein Unternehmen für Buffett fundamental interessant, kommt die wesentliche Komponente ins Spiel: Der Preis. Er entscheidet über Kauf oder NichtKauf, wobei sich Buffett die Frage stellt, was er für den Preis bekommen wird. Das mag vielleicht trivial klingen, aber letztlich geht es ja darum, Aktien zu kaufen, wenn sie günstig sind – und zu verkaufen, wenn sie teuer sind“, so Bobek, der sich als langjähriger Aktienfondsmanager und Leiter des EAM-Aktienteams klarerweise auch intensiv mit Warren Buffett beschäftigt hat. Aber es wird mitunter auch am „Denkmal Buffett“ gekratzt. So wie jüngst in der Studie „The death of value?“ von Goldman Sachs. Hier wird die Frage aufgeworfen, ob klas- credit: Shutterstock M ° Warren Buffett Brennpunkt Warren Buffett: „Ich investiere nicht in Aktien, sondern in Unternehmen.“ sisches Value Investing, praktiziert von den leuchtenden Vorbildern Benjamin Graham und Buffett, in Zukunft noch überlebensfähig sein wird. Die Untersuchung stützt sich dabei auf eine empirische Analyse von Value-Investments nach dem Motto: „Kaufe Aktien mit einer niedrigen Bewertung und veräußere überbewertete Titel wieder.“ Das führte laut Goldman Sachs in der vergangenen Dekade zu einem kumulierten Verlust von 15 Prozent, innerhalb dieses Zeitraums wurden sechs Jahre mit Negativrenditen abgeschlossen. Die Studie ortet als Konsequenz dieser „schwachen Performance“ außerdem einen Abfluss von Kapital aus dem qualitativen Vermögensmanagement hin zu anderen Anlagestilen wie quantitativen Investments (siehe Grafik auf der linken Seite) und sogenannte Smart ­Beta-Fonds – kurz zur Erklärung: Während die meisten Indizes Aktien nach ihrer Größe gewichten, sind Smart Beta-Indizes so konstruiert, dass die Titel nach einem intelligenten (smarten) Muster so gewichtet werden, dass eine Mehrrendite gegenüber dem klassischen Index möglich ist. Der Vergleich hinkt Sind Value Investing und die Philosophie Buffetts also tatsächlich nicht mehr zeitgemäß? Bobek sieht das nicht so: „Vielfach werden Aktien einfach unterteilt: Papiere, die unter ihrem Buchwert notieren, werden als Value-Titel bezeichnet, die da­ rüber liegen als Growth-Aktien. Diese Etikettierung funktioniert einfach und macht für manche Marktanalyse auch Sinn. Es wäre aber falsch, sie mit dem Stil Buffetts zu assoziieren. Deshalb sind die Ergebnisse von Studien, die auf das einfache Buchwert- Prinzip aufbauen, für die Strategie Buffetts unerheblich. Er geht bei der Auswahl der Unternehmen viel weiter in die Tiefe, man sagt ja auch, dass er im Schnitt ein bis zwei Geschäftsberichte pro Tag liest. Buffett wendet keine Formel mit einer oder wenigen Variablen an, sondern verfolgt sehr disziplinierte, quantitative und qualitative Ansätze.“ Wobei der Erfolg dem 1930 in Omaha, Nebraska, geborenen Buffett bisher über die weistesten Strecken seines langen Investo­ renlebens Recht gegeben hat. Viele „Traumtore“ So manchen Investor reißen die „Spielzüge“ Buffetts sogar zu wahren Begeisterungsstürmen hin, wobei schon auch einmal der Vergleich mit einem spektakulären Traumtreffer beim Fußball fällt. So geht es etwa Matt Koppenheffer, Geschäftsführer des Finanzdienstleistungsunternehmens „The Motley Fool“, wenn er an Buffetts Deal mit der Bank of America denkt. Das „Orakel von Omaha“ hatte 2011 satte fünf Milliarden Dollar in die Vorzugsaktie der Bank investiert, die eine jährliche Dividende von sechs Prozent bezahlte. Buffett (bzw. sein börsennotiertes Beteiligungsunternehmen Berkshire Hathaway) erhielt auch die Op­ tion, 700 Millionen Aktien von der Bank of America zu einem Preis von 7,14 Dollar pro Aktie zu kaufen. Das Außergewöhnliche ist dabei, dass zu diesem Zeitpunkt die unprofitable Bank of America aufgrund von Mil­ liardenverlusten und ihrer überstrapazierten Bilanz wirklich nicht gut da stand. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 11 Brennpunkt ° Warren Buffett Buffett riskierte das Investment trotzdem – und landete nicht zum ersten Mal ein besonders schönes „Traumtor“. 12 Milliarden Dollar Gewinn Koppenheffer fasst in seinem Blog zusammen: „Bis heute hat Berkshire schon 300 Millionen US-Dollar jährliche Dividenden zurückbekommen. Am Freitag (30. Juni 2017) bestätigte das Unternehmen, man würde die Option ziehen und die Stammaktien kaufen. Damit würde Buffett einen Papiergewinn von 12 Milliarden US-Dollar machen. Zusätzlich wird Berkshire noch eine jährliche Dividende von 0,48 US-Dollar für die Bank of America-Aktie bekommen, was noch einmal 336 Millionen USDollar jährlich sind. Das ist sogar noch mehr als die Dividende der Vorzugsaktie.“ Koppenheffer geht jetzt nicht so weit, diesen Deal als Geniestreich zu bezeichnen, die Vorzüge der Strategie Buffetts werden aber wieder einmal klar vor Augen geführt: Die klare Analyse einer Situation, eines Unternehmens und dessen Management in einem Bereich, den man versteht und in dem man reichlich Erfahrungen gesammelt hat. Und der Finanzsektor ist genau der Bereich, den der Starinvestor wie seine Westentasche kennt. Diese Tatsache und der Umstand, dass Buffett als einer der reichsten Männer der Welt über das „nötige Kleingeld“ verfügt, öffneten ihm gerade in der Finanzkrise die Möglichkeit, lukrativ seine Fühler auszustrecken. So lieh er der Swiss Re, Goldman Sachs oder General Electric jeweils mehrere Milliarden Dollar und streifte später schöne Gewinne ein. Neue Projekte Wobei Buffett weiter umtriebig bleibt und Unternehmen ins Boot holt, die in Turbulenzen geraten sind. Jüngstes Beispiel ist der kanadische Immobilienfinanzierer Home Capital (ISIN: CA4369131079). Das Unternehmen ist durch eine Gewinnwarnung und Betrugsverdacht schwer ins Strudeln geraten – über 70 Prozent musste die Aktie an Wert einbüßen. Aber so etwas kann einen Warren Buffett nicht abschrecken, frei nach seinem Motto: „Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert.“ So lobte er das Geschäftsmodell von Home Capital und stieg im vergangenen Juni mit rund 400 Millionen Dollar ein (aufgrund der vorhergehenden Kurskatastrophe natürlich zu einem Schnäppchenpreis). Wir werden se- Fama-French Value factor Index (in Prozent) 1.600 hen, wie sich dieses Geschäft weiter entwickeln wird. Bisher sieht es nicht so schlecht aus: Notierte Home Capital im Mai noch unter fünf Euro, sind es heute – wie von Zauberhand – schon über elf Euro. Schon alleine der Einstieg des Gurus wird wohl einiges zur positiven Kurspflege beigetragen haben... Berkshire Hathaway Herzstück seines Imperiums bleibt die Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway (US0846707026), die in unterschiedlichen Geschäftszweigen aktiv ist. Man sollte hinzufügen: Sehr erfolgreich aktiv ist. Auf Sicht von zehn Jahren hat sie ihren Wert nämlich um mehr als 130 Prozent steigern können; in den vergangenen fünf Jahren waren es über 100 und in drei Jahren rund 33 Prozent plus. In den letzten zwölf Monaten standen „nur“ ca. 20 Prozent Kurssteigerung zu Buche. Daraus eine Krise des Starinvestors ableiten zu wollen, erscheint wohl mehr als übertrieben. Auch die folgenden Zahlen lassen die meisten anderen Anleger wohl vor Neid erblassen: 2016 verdiente Buffett mit 24,1 Milliarden Dollar etwas weniger als 2015; im ersten Quartal 2017 fiel der Überschuss im Vergleich zur Vorjahrespe­ riode um 27 Prozent auf ca. 4,1 Milliarden Dollar. Das lässt sich gerade noch verschmerzen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Buffett die Übernahme von Berkshire Hathaway (im Jahr 1965) einmal als einen großen Fehlgriff bezeichnet 1.400 1.200 Berkshire Hathaway 1.000 The death of Value? 800 600 400 200 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 Der Index misst die Entwicklung von Value-Strategien und stellt in den vergangenen rund zehn Jahren ein Nachlassen der Performance fest. Quelle: Kenneth French, Goldman Sachs Global Investment Research 12 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Das Herzstück in Buffetts Imperium performt immer noch beeindruckend. creditS: 0 1930 ° Warren Buffett Brennpunkt hatte. Das Unternehmen war damals nämlich hauptsächlich in der Tetxtilbranche tätig, der Buffett keine große Zukunft zusprach. Die Umstrukturierung in ein Beteiligungsunternehmen führte dann aber zum durchschlagenden Erfolg. Passendes Zitat von Buffett dazu: „Eine Aktie, die man nicht zehn Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht zehn Minuten besitzen.“ Zurückhaltung zeigte die Investmentlegende übrigens bei Hightech-Unternehmen, wobei er hier seiner Philosophie treu blieb, nur dann einzusteigen, wenn Geschäftsmodell und Gewinnaussichten für ihn kar seien. Buffett gab auch unumwunden zu, dass er im Technologiesektor Verständnisprobleme habe. Deshalb sei er auch nicht rechtzeitig in Google eingestiegen: „Ich habe es vermasselt“, entschuldigte er sich bei seinen Aktionären. „Ich war unglücklich“ Nachdem wir einen ausführlichen Blick auf das Schaffen Buffetts geworfen haben, fällt es tatsächlich schwer, auffällige Kratzer an dem „Denkmal“ zu finden. Wenn man vielleicht von ein paar Jugendsünden einmal absieht. So erfährt der erstaunte Leser in der Biografie „Das Leben ist wie ein Schneeball“ (von Alice Schroeder, Finanzbuchverlag), dass Buffett in jungen Jahren sogar kriminell geworden war! Schlechte Wir entwickeln Werte „Buffett irritieren keine Börsenschwankungen und ökonomischen Zyklen“ Thomas Bobek, Erste AM Noten, Steuerhinterziehung und Ausreißversuche gehörten demnach noch zu den geringsten Problemen des jungen Warren während seiner Zeit an der Junior Highschool. „(...) ich benahm mich in der achten und neunten Klasse asozial. Ich begab mich in schlechte Gesellschaft und tat Dinge, die ich nie hätte tun sollen. Ich war unglücklich“, wird Buffett zitiert. In einem Kaufhaus klauten Warren und seine Clique „einfach alles, was wir in die Finger bekamen. (...) ich weiß nicht, warum man uns nicht erwischt hat“, so die Geständnisse. Ende 1944 war Buffett zum schlimmsten Delinquenten seiner Schule geworden: „Meine Noten waren der bezifferte Ausdruck meiner Unzufriedenheit.“ Dass der junge Mann dann doch auf den richtigen Weg zurückgefunden hat, verdankte er letztlich seinen Eltern. Sie wussten, wie Warren zu motivieren war und drohten, ihm die Geldquelle des elterlichen Hauses versiegen zu lassen. Offensichtlich hat das etwas genützt: Über Geld verfügt das „Orakel von Omaha“ heute mehr als ­genug. Da kann man die eine oder andere Jugendsünde entschuldigen. Lassen wir den „Altmeister“ abschließend noch einmal zu Wort kommen: „Die Frage, wie man reich wird, ist leicht zu beantworten. Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür.“ Buffet mit Buffett Übrigens kann man sich auch ein vornehmes Mittagessen mit der lebenden Legende zum „Sonderpreis“ ersteigern. Dafür wurden schon bis zu 3,5 Millionen Dollar bezahlt. Auch eine interessante Art und Weise, seine Brötchen zu verdienen, die nicht so schnell imitiert werden kann. Was wohl für das „G e s a m t k o n zept“ Warren Buffett seine Gültigkeit hat. warren buffett Das Leben ist wie ein Schneeball Alice Schroeder. FBV. 1120 Seiten Als Unternehmer sind wir DXISURğWDEOH&KDQFHQ fokussiert. Wir investieren in XQVHUH,PPRELOLHQXP:HUWH ]XHQWZLFNHOQdie die S IMMO DXFKLQ=XNXQIW tragen. www.simmoag.at/projekte BRENNPUNKT ° Kurzmeldungen aus der Hochfinanz Bankenpleiten in Italien Fed-Chefin: „Keine weitere Finanzkrise zu Lebzeiten“ Die EZB lässt zwei italienische Banken fallen. Die Abwicklung der Veneto Banca und der Banca Popolare di Vicenza wird die italienischen Steuerzahler voraussichtlich Milliarden kosten. US-Notenbankchefin Janet Yellen rechnet für viele Jahre nicht mehr mit einer großen Finanzkrise. Angesichts eines erheblichen Bestandes an faulen Krediten wird die italienische Regierung den beiden Krisenbanken jetzt rund fünf Milliarden Euro zuschießen und anschließend zerschlagen. Die EUKommission gab dazu ihre Zustimmung, nachdem die EZB-Bankenaufsicht die beiden Geldhäuser als wahrscheinlich nicht mehr überlebensfähig eingestuft hatte. Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo hat sich bereits zu einer Übernahme der gesunden Teile der Geldhäuser einverstanden erklärt. Auf die Steuerzahler kommen hohe Kosten zu. Angesichts des erheblichen Bestandes an faulen Krediten, die in eine Bad Bank ausgelagert werden, könnte sich die Summe für den Steuerzahler sogar auf bis (mf) zu zwölf Milliarden Euro belaufen. Es würde wahrscheinlich zu weit gehen, zu sagen, es werde niemals mehr zu einer weiteren Finanzkrise kommen, sagte Yellen auf einer Veranstaltung in London. Sie hoffe aber, dass das „nicht zu unseren Lebzeiten“ passieren werde. „Und ich glaube, dass das nicht der Fall sein wird“, fügte sie hinzu. Inzwischen gebe es viel mehr Sicherheit. Die jüngste Finanzkrise hatte 2008 ihren Höhepunkt erreicht. Damals wurden weltweit Geldhäuser mit Hilfe von Steuermilliarden und Liquiditätsgarantien vor dem Kollaps gerettet. In Reaktion darauf wurden in vielen Ländern die Banken-Regulierung und Aufsicht deutlich verschärft. Yellen ergänzte, es wäre „keine gute Sache“, die Reform der Finanzwirtschaft nach der Krise zurückzudrehen. US-Präsident Donald Trump will Forderungen aus der heimischen Bankenbranche nach weniger Vorschriften Janet Yellen: Die Chefin des Federal Reserve Board (Fed) versprüht Optimismus weit entgegenkommen. Gefragt nach ihrem Verhältnis zu Trump wollte sich Yellen nicht äußern. Sie sagte lediglich, sie habe ein gutes Arbeitsverhältnis zu Finanzminister Steve Mnuchin. Zur Geldpolitik bekräftigte die Notenbankchefin ihre Haltung, wonach der Leitzins weiterhin nur schrittweise an(Reuters) gehoben werden soll. Die Banken in London bereiten sich auf den Brexit vor. Europäische Finanzmetropolen wie Frankfurt, Dublin oder Paris werben um die Konzerne und um deren Arbeitsplätze. Bis zum 14. Juli müssen die Banken in London der Bank of England ihre Pläne für den Brexit vorlegen. Und eines ist so gut wie sicher: viele Jobs werden in Euro-Staaten verlagert. Städte wie Frankfurt, Dublin oder Paris werben nun um die Banken. Anfang Mai beschloss die britische Großbank Standard Chartered, ihre EuropaZentrale in Frankfurt anzusiedeln – vorerst will sie aber nur 20 Arbeitsplätze dorthin verlagern. Es folgte die japanische Investmentbank Nomura und der japanische Wertpapierhändler Daiwa Securities, 14 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017 die ebenfalls Frankfurt als neuen Standort in der EU wählten. Anfang Juli verlautete Sumitomo Mitsui Financial Group, Japans drittgrößte Bank, auch in der hessischen Stadt am Main eine Tochter zu gründen. Auch von Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley ist laut Süddeutsche Zeitung zu hören, dass die Wahl auf Frankfurt fallen könne. Ebenso erwägt die Deutsche Bank, Teile ihres Handelsgeschäfts nicht mehr in London, sondern in Frankfurt zu verbuchen. Manche sehen in der deutschen Finanzhauptstadt bereits den Gewinner im Wettlauf der Standorte. Frankfurts Rivale Dublin wirbt indessen mit den Gemeinsamkeiten, die Irlands Hauptstadt mit London teilt: gleiche Sprache und Zeitzone und ein ähnliches Rechtssystem. Der niedrige Steuersatz auf Gewinne von nur 12,5 Pro- zent lockt ebenfalls. Paris versucht ebenso, bei diesem Rennen nicht ins Hintertreffen zu geraten. Zwar hat Europas größte Bank HSBC den Umzug von 1000 Mitarbeitern und damit von 20 Prozent seiner Handelsumsätze nach Paris angekündigt, doch das ist nur ein Einzelerfolg. Die meisten britischen und amerikanischen Institute verhehlen nicht ihre Vorliebe für Frankfurt oder Dublin. Die Gründe dafür sind dieselben, die Frankreichs Wirtschaft insgesamt zu schaffen machen: hohe Sozialabgaben, hohe Steuern und ein komplexes Arbeitsrecht. Die Einstellung eines Mitarbeiters in der Finanzbranche in Paris komme um 46 Prozent teurer als in Frankfurt. Ein zusätzlicher Nachteil sind die Mieten, die Geldhäuser und ihre Mitarbeiter an der Sei(mf) ne viel mehr kosten als am Main. CREDIT: Shutterstock/aradaphotography Abwanderung aus Londons Finanzzentrum hat begonnen Kurzmeldungen aus der Hochfinanz ° BRENNPUNKT EZB geht auf Abstand zur Fed – keine baldige Zinsanhebung zu erwarten Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach Einschätzung von Kenneth Orchard, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter T. Rowe Price, für den Schwenk in ihrer Geldpolitik Zeit lassen. Die Äußerungen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, auf der Notenbankkonferenz in Sintra (Portugal) deuten darauf hin, dass die EZB die Zügel in ihrer bislang lockeren Geldpolitik langsam anziehen wird. „Einen raschen Schwenk im Stil der Fed, mit dem einige Markteilnehmer zur Mitte kommenden Jahres rechnen, wird es bei ihr aber nicht geben“, prognostiziert Kenneth Orchard. „Zudem hat die Zentralbank in gewisser Weise schon jetzt den Fuß vom Gas genommen.“ Der Portfoliomanager weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die europäischen Währungshüter ihr Programm über langfristige Kredite an die Geschäftsbanken (TLTRO II) bereits im März beendet haben. Und im April habe die EZB das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe um 20 Milliarden Euro auf 60 Milliarden Euro reduziert. Es gebe daher im Markt Erwartungen, dass die Zentralbank im September ein Auslaufen ihres Anleihekaufprogramms verkünden werde. „Das hätte zweifellos negative Auswirkungen auf die Kurse europäischer Staatsanleihen. Gestützt werden könnten die Anleihemärkte aber dadurch, dass das Tempo, mit dem das Programm ausläuft, deutlich geringer ist, als es bereits jetzt antizipiert wird“, so Orchard. Hinsichtlich des Zeitpunktes könnten sich die Investoren Orchard zufolge täuschen. „Wenn überhaupt, ist es viel wahrscheinlicher, dass der EZB-Rat bis zu seinem Treffen im Oktober warten wird, um die Entscheidung zu verkünden. Die Inflation gibt derzeit keinen Anlass zur Sorge und im September stehen in Deutschland Bundestagswahlen an. Alles zusammengenommen schiebt das mögliche Zinserhöhungen nach unserer Einschätzung weit in Richtung 2019 hinaus.“ Die EZB habe primär die Inflationsentwicklung und nicht das Wachstum im Fokus habe. Solange der Inflationsdruck gering bleibt, ist davon auszugehen, dass die EZB versuchen wird, vorsichtig die Kon(mf) junktur anzukurbeln. Wie nachhaltig sind Ihre Fonds? Morningstar Sustainability Rating™ Above Average Percentage Rank in Category: 23 Sustainability Score: 48 Fonds mit Nachhaltigkeitsansatz verzeichnen immer mehr Mittelzuflüsse. Das zeigt das steigende Interesse der Anleger. Morningstar hat deshalb den Industriestandard für die Nachhaltigkeitsbewertung von Fonds gesetzt: Das Morningstar Sustainability Rating™. Es hilft Anlegern, ihr Portfolio nach Umweltund sozialen Aspekten sowie Grundsätzen der ordentlichen Unternehmensführung (ESG) zu analysieren und entsprechend ihrer Vorstellungen anzupassen. Erfahren Sie mehr unter: global.morningstar.com/SustainableInvesting Gerne helfen wir Ihnen auch persönlich weiter. Schreiben Sie uns eine Mail an: [email protected] #MStarESG wirtschaftPanorama Konjunktur Österreich: immer stärkerer puls dynamisch wie nie zuvor. „Österreichs Industrie hat ihr Wachstumstempo nochmals deutlich erhöht“, so die UniCredit Bank Bank Austria. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts ist im Juni auf 60,7 Punkte gestiegen. Damit erreicht der Indikator nach Februar 2011 den zweithöchsten Wert seit dem Beginn seiner Erhebung im Herbst 1998. „Die Industriekonjunktur zeigt nach wie vor ­keine Ermüdungserscheinungen und startet dynamisch in den Sommer wie noch nie zuvor“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der starke konjunkturelle Zahlenspiele ­ ückenwind macht sich auch immer stärker R positiv am Arbeitsmarkt bemerkbar. „Die Arbeits­losenquote dürfte in der Gesamtwirtschaft in Österreich von 9,1 Prozent im Vorjahr auf 8,7 Prozent 2017 zurückgehen“, zeigt sich Walter Pudschedl erfreut, ebenfalls Volkswirt bei der Bank Austria. Auch das europäische Umfeld zeitgt weiterhin Stärke: Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Eurozone ist auf 57,3 Punkte gestiegen und der jüngste IFOGeschäftsklimaindex für Österreichs Wirtschaft hat mit 115,1 Punkten einen Höchstwert seit 1991 erreicht. 50 prozent der ersten Führungs­ ebene österreichischer Unterneh- men geben an, die digitalen Pläne der eigenen Firma sehr gut zu kennen. In der zweiten Führungsebene sinkt laut einer einer BFI Wien-Studie dieser Wert auf 35 und darunter auf 15 respektive 13 Prozent. Dazu wurden mehr als 300 Spitzenkräfte in unterschiedlichen Branchen befragt. „Es ist das Verständnis da, dass die Digitalisierung ein wichtiges Thema ist, aber ein strukturierter strategischer Ansatz ist scheinbar noch nicht in dem Ausmaß vorhanden“, schließt Valerie Höllinger, Geschäftsführerin des BFI Wien, aus den aktuellen Zahlen. Immerhin vier von fünf Füh- unicredit bank austria einkaufsmanagerindex saisonbereinigt unbereinigt rungskräften in den heimischen Unternehmen fühlen sich aber gut oder sehr gut auf die digitale Transformation vorbereitet. Ebenfalls vier von fünf Führungskräften sind bereit, in die digitale Höherqualifizierung der Mitarbeiter zu investieren. Auch die eigene digitale Fitness würden sich 83 Prozent der Führungskräfte – auf CEO-Level sogar 88 Prozent – etwas kosten lassen. Unter dem Strich lautet das Fazit der Untersuchung: Österreichs Führungskräfte fühlen sich trotz teils fehlender Digitalstrategie im eigenen Unternehmen gut auf die digitale Transformation vorbereitet. Dass sich Männer dabei besser als Frauen einschätzen, hänge laut Höllinger vermutlich immer noch mit Quelle: IHS Markit, UniCredit Research Automobilindustrie: neue Epoche angebrochen dem stereotypen Rollenbild zusammen, dass Frauen weniger technikaffin sind. 7,5 Millionen Euro hat Merck in den Ausbau seines Werkes in Spittal/Drau auflagen,Elektromobilität und die Digitalisierung samt autonomem Fahren stellen die gesamte Branche vor große Herausforderungen“, so eine aktuelle Studie von PwC zum österreichischen 16 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Automobilmarkt. Die gute Nachricht dabei lautet: Dem hohen Innovationsdruck halten heimische Unternehmen erfolgreich stand und rechnen für 2017 mit Umsatzwachstum. Rund die Hälfte der im Rahmen der Untersuchung befragten österreichischen Automotive-Zulieferer erwartet einen Umsatzanstieg von mehr als fünf Prozent, knapp ein Viertel eine Steigerung von immerhin mehr als zehn Prozent. Ein weiteres Ergebnis der Analyse legt die Struktur der Automobilindustrie in der Alpenrepublik offen: In Österreich zählen vor allem Familienbetriebe, die sich teilweise zu sogenannten Hidden Champions entwickelt haben, zu den führenden Betrieben in ihrem speziellen Teilbereich der internationalen Märkte. investiert. So lautet die gute Nachricht für den Pharmastandort Österreich. Laut Merck tragen 18.000 direkte und 63.000 indirekte Beschäftigte des Sektors durch ihre Wertschöpfung knapp drei Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt in Österreich bei. 600 a r b e i t s p l ät z e werden beim Pharmakonzern Shire am Standort Orth an der Donau voraussichtlich abgebaut werden. Das ist die schlechte Nachricht für den heimischen Pharmastandort. Noch schlechter ist der Kahlschlag natürlich bei den Mitarbeitern angekommen. Trotz Sozialplan geht die Angst um, der nächste zu sein, der den Hut nehmen muss. CrediT: Shutterstock Turbo eingeschaltet. „Globale Umwelt­ WIEN NORD Wirtschaft ° Gründerszene Aufgepasst, die Start-ups kommen! Sie stehen für Innovation und modernen Unternehmergeist, fanden in Österreich aber lange keinen geeigneten Nährboden. Dies soll sich nun ändern! Mit einer Reihe von öffentlichen und privaten Projekten könnten wir schon bald zu einem bedeutenden Player im Kampf um die begehrten Gründer aufsteigen. Moritz Schuh an kennt sie, die Gründermärchen aus dem Valley, aus Berlin oder London. Geschichten von Studienabbrechern, die es mit einer raffinierten Geschäfts­idee, Fleiß und etwas Glück bis zum Millionen-Exit ihrer Start-ups schafften. Hierzulande schien es lange so, als ob die neue Generation von Gründern nicht so recht aus dem Nadelstreifschatten treten könnte. Einem Aphorismus Gustav Mahlers zufolge wäre er, sollte die Welt einmal untergehen, nach Wien gezogen, denn dort passiert alles 50 Jahre später. Nun ja, 50 Jahre hat es zwar nicht gedauert, aber mit einer gewissen Verzögerung scheint jetzt endlich auch die heimische Szene an Fahrt zu gewinnen. Auch wenn die Traumdeals noch nicht im Wochenrhythmus abgeschlossen werden, so entwickelt Österreich und allen voran Wien gerade das Potential zu einem bedeutendem Start-up-Hub in Europa aufzusteigen. Erst Ende Juni konnte ein kleines Wiener Softwareunternehmen ihre Diabetes-App mySugr um einen kolportierten Preis von bis zu 200 Millionen Euro an den Schweizer Pharmariesen Roche veräußern. Innovationsmotor Start-up Im Europäischen Innovation Scoreboard, einer jährlichen Analyse der Innovationsleistung der EU-Mitgliedsstaaten, konnte Österreich dieses Jahr ganze drei Plätze gutmachen und rückte mit Platz sieben wieder bis an die Gruppe der Innova­ tion-Leaders auf. Eine stolze Leistung, doch ein wesentlicher Punkt unterscheidet das Spitzenfeld von den sogenannten StrongInnovators. Je technologisch-fortgeschrittener ein Land ist, desto mehr muss es nicht 18 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 nur in der Lage sein, vorhandene Technologien zu verbessern, sondern selbst die Technologiegrenze zu verschieben. Zu den ­stärksten Treibern solch radikaler Neuerung zählen ohne Zweifel Start-ups; also jene Unternehmen, die laut Definition jünger als zehn Jahre sind, ein innovatives Produkt oder Geschäftsmodell anbieten und ein signifikantes Umsatz- bzw. Beschäftigungswachstum aufweisen. Aktuell entstehen in Österreich zwischen 500 bis 1000 neue Start-ups pro Jahr, was etwa 1,5 bis 3,0 Prozent der Neugründungen entspricht. Der Standort Wien nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da sich dort knapp die Hälfte der heimischen Szene tummelt. Dem globalen Trend folgend lässt sich auch hier mit mehr als 60 Prozent der Unternehmen eine Konzentration im Bereich Digital Industry erkennen. Trotz des hohen geschäftlichen Risikos überleben hierzulande überdurchschnittlich viele Firmen die kritischen ersten fünf Jahre. Laut BMWFW kommen nur Schweden und Finnland etwas über den von Österreich erzielten Fortbestand von knapp 2/3 der Unternehmen hinaus. Ungeschlagen hingegen sind unsere Jungunternehmen in Sachen Internationalisierung. Unter allen im European Start-up Monitor ver­ glichenen Ländern sind Österreichs Startups die aktivsten am europäischen Markt. eine Herausragende Förderlandschaft Einer der kritischsten Punkte für den Aufbau und Erhalt eines gründerfreundlichen Umfelds ist die Verfügbarkeit von Risikokapital. Besonders in diesem Bereich hat sich, nicht zuletzt aufgrund politischer „Dieses Förderpaket bringt einen Turbo für die heimische Start-up-Szene“ Harald Mahrer, BM für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Initiativen, in den vergangenen Jahren in Österreich einiges getan. Besonders in der Frühphase (Pre-Seed oder Seed Stage) eines Start-ups ist reichlich öffentliches und privates Kapital verfügbar. Neben den klassischen Business Angels und Venture Capital Fonds greifen die meisten Gründer auf Angebote von Bund und Ländern zurück. Als Finanzierungsoption für über 50 Prozent der Start-ups stellen öffentliche Förderungen die größte externe Kapitalquelle dar. Hier spielen vor allem die Förderbank des Bundes Austria Wirtschaftsservice (aws) und die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) eine tragende Rolle. Mit ihren Zuschüssen, Garantien, Beteiligungskapital oder begünstigten Darlehn & Krediten sind sie meist die erste Anlaufstelle in einer Phase, in der Banken risikobedingt ihre Unterstützung verweigern. Für Gründer in Wien bietet auch die Wiener Wirtschaftsagentur großzügige finanzielle Unterstützung. Jährlich stehen dem Fonds der Stadt etwa 40 Millionen Euro zur Unterstützung des Wirtschaftsstandortes zur Verfügung. So sehr sich die österreichische Start­ finanzierung im internationalen Vergleich auch abhebt, so schwierig gestaltet sich die Anschlussfinanzierung für weitere Expan­ creditS: Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Martin Steiger, beigestellt, Wikipedia M ° Gründerszene Wirtschaft „Wien hat das Potenzial, in die europäische Top-Liga der Start-up-Hubs aufzusteigen“ Roland Berger, Roland Berger Strategy Consultants sionen. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger kam zu dem Schluss, dass sich hier maßgebliche Nachteile für den Standort entfalten. Mangelnde finanzielle Unterstützung während der späteren Wachstumsphase (Growth- und Mature Stage) führte in der Vergangenheit zu massiven Abwanderungen ins europäische und amerikanische Ausland. Dies bedeutet, dass just ab dem Zeitpunkt, ab dem ein ­öffentlich gefördertes Start-up auf eigenen Beinen steht, häufig andere Staaten und Steuersysteme davon profitieren würden. Aktuelle Entwicklungen im Start-up-Ökosystem Wie eingangs erwähnt, befindet sich Österreich auf einem guten Weg zu einem international konkurrenzfähigen Gründerstandort. Erst Anfang des Jahres startete die Regierung eine europaweit einzigartige Start-up-Förderung. Mit einem neuen Maßnahmenpaket und Investitionen in Höhe von zusätzlichen 185 Millionen Euro soll Österreich bis zum Jahr 2020 zum Gründerland Nummer eins in Kontinentaleuropa avancieren. Das sogenannte „Start-up Paket“ beinhaltet u.a. eine Lohnnebenkostenförderung während der Gründungsjahre, eine Stärkung der Investorenseite mittels einer neuen Risikokapitalprämie und einen vereinfachten Onlinegründungsprozess. Um zur Erreichung des Ziels nicht nur auf heimisches Potenzial zurückgreifen zu müssen, wird mit dem zusätzlich enthaltenen Start-up Visum auch um internationale Gründer und Mitarbeiter geworben. Der dafür ursprünglich anberaumte Starttermin Anfang Juli musste jedoch aufgrund von Verzögerungen des Fremdenrecht­ „Start-ups sind die Träger der digitalen Transformation – die disruptive Kraft wird hier unterschätzt“ Hansi Hansmann, Business Angel pakets auf 1. Oktober verschoben werden. Doch auch die privaten Initiativen treten nicht auf der Stelle. Zum bereits existierenden dichten Netz an Business Angels, Coworking Spaces und Inkubatoren gesellen sich noch heuer drei weitere Prestigeprojekte hinzu. Erst Mitte Juni öffnete unter großem Medieninteresse und im Beisein zahlreicher Politprominenz der Start-upCampus factory300 in der Linzer Tabak­ fabrik seine Pforten. Ausgewählte Unternehmen sollen hier Zugang zu Arbeitsplätzen, Know-how und Investments bekommen. Neben einer Begegnungsfläche für Start-ups und etablierte Unternehmen soll die factory300 auch den Venture Capital Fonds capital300 beherbergen. Aktuell werden darin für die Folgefinanzierung der betreuten Unternehmen bis zu 50 Millionen Euro gesammelt. Mit weXelerate bringt dann ab September einer der größten Start-up-Hubs Europas bis zu 100 nationale und internationale Start-ups nach Wien. Zentral im noblen Design Tower am Donaukanal entsteht auf einer Fläche von über 9000 m2 ein Akzelerator-Projekt amerikanischen Ausmaßes. Hinsichtlich des im 9. Wiener Gemeindebezirk geplanten Innovation Campus des weltweit größten Coworking-Netzwerks Talent Garden müssen wir uns noch etwas gedulden. Aufgrund baulicher Schwierigkeiten wird nach einer neuen Immobilie Ausschau gehalten. Sowohl der Betreiber, als auch seine Partner A1, Raiffeisen Zentralbank und die Wirtschaftskammer Wien halten aber nach wie vor an dem Projekt fest. Bis spätestens Anfang nächsten Jahres will man eine Fläche für bis zu 500 geteilte Büroarbeitsplätze und Eventräumlichkeiten finden. „Die Zahl der nach Risiko­ kapital suchenden Start-ups geht in Österreich in die Tausende“ Michael Altrichter, Business Angel ° INFO-Box Hubs: Wie in der Netzwerktechnik versteht man darunter einen zentralen Knotenpunkt, der einzelne Akteure miteinander verbindet. Städte mit lebhafter Gründerszene, lokale Netzwerke oder „Coworking-Spaces“ werden im Start-up-Jargon als „Hubs“ bezeichnet. Darin treffen unterschiedlichste Unternehmer aufeinander und fördern untereinander Synergien, Kreativität und Zusammenarbeit. Die Schaffung lebendiger Hubs sollte Teil jeder erfolgreichen Politik zur Förderung von unternehmerischer Tätigkeit sein. Inkubatoren: Inkubator-Programme etwa von privaten Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen oder Universitäten zielen auf die Förderung von Start-ups während ihrer Anfangsphase ab. Durch Mentoring, dem Einbringen von Know-how und Ressourcen soll hier die Idee in ein überlebensfähiges Unternehmen verwandelt werden. Solche Programme konzentrieren sich also auf die Ausarbeitung eines Geschäftsmodells, den Aufbau eines Teams und das Finden von Investoren, um das Start-up auf eigene Beine zu stellen. Akzeleratoren: Die Mentoring-Programme von Akzeleratoren dienen ebenfalls der Stärkung und der Weiterentwicklung von jungen Unternehmen. Im Unterschied zu Inkubatoren zielen diese aber auf Start-ups in ausgereif­ teren Entwicklungsphasen ab. Durch zeitlich begrenzte, aber intensive Betreuung soll das Produkt zur Marktreife gebracht und der Wachstumsprozess vorangetrieben werden. Anders als bei Inkubatoren erfolgt das finanzielle und persönliche Engagement häufig im Austausch gegen Unternehmensanteile. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 19 Wirtschaft ° Gründerszene interview ° Dr. Stephan Jung, Direktor des Accelerator Programms bei weXelerate einen der größten Start-up-Hubs Europas, geben Sie uns bitte einen Einblick dazu. STEPHAN JUNG: weXelerate ist ein Startup- & Innovationszentrum, in dem Start-ups, Mentoren, etablierte Unternehmen und Investoren miteinander vernetzt werden. Wir glauben, dass unternehmerischer Innovationsprozess zukünftig verstärkt über Firmengrenzen und Industrien hinaus stattfinden wird und wollen mit unserem Projekt ein dafür förderliches Umfeld schaffen. Moderne Unternehmen sind ständig auf der Suche nach neuartigen Produkten und Services für ihre Kunden. Start-ups mit ihren flexiblen Lösungsansätzen und innovativen Technologien bieten hierfür die perfekte Quelle. Durch Kollaborationen, Beteiligungen oder Kunden-Lieferanten-Beziehungen könnten beide Seiten voneinander profitieren. weXelerate ist als neutraler Vermittler in der Lage, eine Brücke zwischen diesen beiden Welten zu bauen. Welche Unterstützung und Vorteile bietet weXelerate seinen Schützlingen? Wir bieten unseren Start-ups viermonatige Acceleratorprogramme, wo sie neben kosten­losen Arbeitsplätzen auch die intensive Unterstützung zweier persönlicher Mentoren genießen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Personen des hohen Managements von Unternehmen wie Google, Uber oder Twitter. Zusätzlich haben die Gründer laufend Zugang zu Experten in Bereichen wie bspw. Social Media, Marketing oder Förder- und Rechtsberatung, bei denen sie individuelle Sprechstunden buchen können. Ein weiterer zentraler Punkt eines Multicorporate-Accelerators ist Peer-toPeer-Learning. Ich sehe selbst bei meinen Kindern, wie stark deren persönliche Entwicklung von Gleichaltrigen abhängt. Sie kommunizieren auf einer Ebene miteinander, sei es beim Laufen, Lernen oder Fahrrad fahren. Warum sollte sich das im Erwach- 20 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 senenalltag ändern. Während regelmäßiger Challenges werden die Teilnehmer ihre gegenwärtigen Erfolge, Probleme und Ziele präsentieren. Ihnen gegenüber sitzen dann 49 Gleichgesinnte, die vielleicht schon vor ähnlichen Hürden standen und ihre Erfahrung teilen können. Hervorzuheben ist, dass wir von weXelerate keine Anteile im Gegenzug für unsere Services verlangen. Sie erwähnten die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Teilnehmer, auf Startups aus welchen Bereichen zielen Sie ab? Wir betreuen Unternehmen aus den Industrien, Medien & Entertainment, Banking & FinTech, InsuranceTech, Industrie 4.0 & IoT sowie Energy & Utilities. Zusätzlich adressieren wir Start-ups, die sich mit technologischen Querschnittsthemen wie Blockchain, AI, Chatbots oder Big Data befassen. Dabei fokussieren wir uns derzeit auf den deutschsprachigen Raum sowie Zentralund Osteuropa. Grundsätzlich dürfen sich aber Unternehmen von überall auf der Welt bewerben. Die Start-ups für den zweiten Batch können sich noch bis Mitte November online bewerben und uns ihr Geschäftsmodel vorstellen. Auf Basis dessen entscheiden wir dann, wen wir für ein persönliches Gespräch nach Wien einladen. Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung und Dynamik der heimischen Szene ein? Wir können definitiv auf eine sehr positive Entwicklung während der letzten Jahre zurückblicken. Dies liegt einerseits an einem allgemein gesteigerten ­Interesse der Öffentlichkeit am Thema Start-ups und Unternehmensgründung, zum anderen an stärkerem politischen Engagement. Blickt man nach Großbritannien, Israel oder die USA erkennt man jedoch schnell, dass dort nochmal ganz andere Dimensio­nen herrschen. Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber verstehen, dass diese Entwicklung sehr stark mit der herrschenden Kultur und dem Wandel von Mindset verbunden ist. Spätestens, wenn die ersten heimischen Start-ups wieder vom Markt verschwinden, wird sich weisen, ob wir derzeit einen Hype erleben oder ob wir gerade eine substanzielle Entwicklung durchmachen. Ich habe keine Angst, dass wir uns in Öster­reich momentan in einer solchen Blase bewegen. Bisher ist unser Ökosystem noch sehr abgeschlossen; wer sich hier heraus­entwickelt, lässt die Heimat rasch hinter sich. weXelerate versucht durch seinen internationalen Ansatz den Gründerstandort Österreich ein Stück attraktiver zu machen, um nicht nur heimische Firmen zu halten, sondern auch ausländische Start-ups anzulocken. Wodurch unterscheiden sich die Rahmen­ bedingungen für Gründer hierzulande von jenen in Berlin, London oder Paris? In jeder der erwähnten Städte herrschen andere Rahmenbedingungen. Was die öster­reichische Politik bisher sehr gut gemacht hat, ist das heimische Förderwesen. Fakt ist aber, dass es nach wie vor relativ bürokratisch und teuer ist, eine Unternehmung zu gründen. Ich würde mir wünschen, dass hier ein europäischer Rahmen geschaffen wird. Dies würde auch Investitionen und Finanzierung erleichtern. Ein ausländischer Venture Capitalist ohne Büro in Deutschland oder Österreich investiert derzeit ungern in eine österreichische Rechtsform, da er die Gesetzeslage einfach nicht kennt. Ein einheitlicher und unbürokratischer Standard würde die Wettbewerbsfähigkeit Europas erheblich stärken. credit: beigestellt GELD ° weXelerate eröffnet im September Wissen macht sich bezahlt! Jetzt abonnieren XQGSUR¿WLHUHQ JA ich bestelle das GRATIS-PROBE-ABO von GELD-Magazin für 3 Monate (danach endet das ABO automatisch) JA Frau Porto zahlt Empfänger ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin für 1 Jahr um 34 Euro statt 36 Euro (10 Ausgaben) Herr Vorname | Zuname Straße | Nummer PLZ Ort 4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1 1010 Wien AUSTRIA Telefonnummer oder E-Mail-Adresse Datum Unterschrift ABO-GARANTIE: Sie können Ihr Abonnement jederzeit bis 4 Wochen vor Ablauf schriftlich kündigen und haben keine weitere Verpflichtung. Ansonsten verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr zum jeweils gültigen Abopreis. Die Zahlung erfolgt per Erlagschein. Die angeführten Preise beziehen sich nur auf Abonnements im Inland. (GM) T.: +43 / 1 / 997 17 97 - 0 F.: +43 / 1 / 997 17 97 - 97 abo @ geld-magazin.at www.geld-magazin.at bankingPanorama Vorsicht: robo-advisors Neu: zinsgarant Geld Zurück! Der Vor- und nachteile. Bei Robo-Advisors Interessanter korb. Die Bank Austria wirft handelt es sich um Software, die die Bedürfnisse des Kunden abfragt und in nur wenigen Sekun­ den ein Anlage-Portfolio maßschneidert. Bei der Partner Bank rät man allerdings zur Vorsicht: „Ob diese Online-Angebote besser perfor­ men als ein aktiv gemanagter Fonds, muss die Zukunft erst zeigen. Aufgrund eines Online-Fra­ gebogens kann die reale Anlagesituation des Kunden nicht wirklich erfasst werden. Eine aus­ führliche face to face-Kommunikation ist in Geldgeschäften unabdingbar. Bei der Partner Bank steht deshalb das Beratungsgespräch an erster Stelle, Expertenwissen ist unersetzbar“, heißt es dazu. Aber auch die Vorteile der vir­ tuellen „Finanzroboter“ will man bei der Partner Bank nicht verschweigen: „Die Kosten sind ge­ ring, sie betragen jährlich unter ein Prozent des Anlagebetrags.“ ein neues Produkt auf den Markt: Nämlich die Zins Garant Anleihe 3/2024, bezogen auf den sogenannten „Multi Asset Index“. Dieser bildet eine Investition in einen Korb und eine Bar­ komponente ab. Der Korb setzt sich dabei aus internationalen Aktienindizes (Zielgewichtung 55 Prozent), börsengehandelten Fonds auf europäische sowie US-amerikanische Staatsan­ leihen (25 Prozent), börsengehandelten Fonds auf Unternehmensanleihen (15 Prozent) sowie Gold (5 Prozent) zusammen und wird alle drei Monate an die Zielgewichtung angepasst. Sei­ tens der UniCredit Bank Austria heißt es zu dem Produkt (ISIN: AT000B044144): „Mit der neu­ en Zins Garant Anleihe bieten wir In­vestoren im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld inte­ ressante Anlagechancen.“ In den ersten fünf Jahren bringt die Anleihe gesicherte Zinszah­ lungen in Höhe von 0,45 Prozent per annum und zum Laufzeitende besteht die Möglichkeit, zu 50 Prozent an einer positiven Wertentwick­ lung des Index teilzuhaben. Zusätzlich bietet die Zins Garant Anleihe100 Prozent Kapitalsicher­ heit zum Laufzeitende und soll damit vor allem sicherheitsorientierten Anlegern entscheidend entgegenkommen. Die Laufzeit beträgt sechs Jahre und sieben Monate, wobei die Anleihe un­ ter normalen Marktbedingungen zum aktuellen Kurs veräußert werden kann. Verein für Konsumenten­ information (VKI) hatte Anfang 2017 erfolgreich eine Klage gegen die BAWAG P.S.K. geführt. Ge­ genstand des rechtskräftig entschiedenen Urteils waren Klauseln zum Zahlungsverzug in Kreditverträgen (zum Beispiel: Super­ schnellKredit, Wohnbaukredit). Die BAWAG hatte laut Ansicht des VKI Kreditnehmern, die mit ihren Zahlungen in Rückstand ge­ raten waren, auf Basis dieser Klauseln unzulässige Verzugszinsen und Mahnspe­ sen verrechnet. In Folge startete der VKI eine Sammelaktion für die Betroffenen. Nunmehr konnte mit der BAWAG eine au­ ßergerichtliche Einigung für Konsumenten erzielt werden. Die Bank wird die Konto­ salden richtigstellen bzw. entsprechende Kompensationen leisten.Betroffene Kunden wird die BAWAG von sich aus informieren, dass die Verzugszinsen gutgeschrieben werden. Auch verrechnete Mahngebühren müssen zur Gänze den Kundenkonten gut­ geschrieben werden. Dies kann jedoch nicht automatisch erfolgen. Hier bietet der VKI eine Unterstützung zur Durchsetzung der Ansprüche an. bawag – vs. – vki Erste Bank: Tipps für die urlaubskassa zeit ist auch die Zeit, in der der Euro locker sitzt. Die Erste Bank hat Tipps veröffentlicht, die hel­ fen können, die Urlaubsrechnung im Zaum zu halten. So sind Kreditkarten aufgrund ihrer Sicherheit empfehlenswert. Geht die Karte ver­ loren oder wird sie gestohlen, kommt im Falle von Missbrauch die Bank für die Schäden auf, sofern der Inhaber nicht fahrlässig gehandelt hat. Zur Bargeldbehebung sind Visa und Co. al­ lerdings nicht gedacht und sollten aufgrund der relativ hohen Gebühren nur in Notfällen für Barbehebungen verwendet werden. Während Auslandsaufenthalten empfiehlt die Erste eine Kombination aus unterschiedlichen Zahlungs­ 22 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 mitteln.Etwas Bargeld,eine Bankomatkarte und eine Kreditkarte gehören in jede Urlaubsbrief­ tasche.Als Geldreserve für den „Notfall“ gibt es auch wieder aufladbare Prepaid-Karten. Wei­ ters praktisch: In den Mitgliedsländern der EU mit Euro als Währung ist das Bezahlen mit Ban­ komatkarte kostenlos. „1000er“ laufen ab scheidung vom schilling. Grundsätz­ lich haben Schilling-Banknoten, die bereits vor der Euro-Einführung ihre Funktion als gesetz­ liches Zahlungsmittel verloren haben, eine Umtauschfrist von 20 Jahren.Bei der 500-Schil­ ling-Banknote „Otto-Wagner“ und dem 1000er „Erwin Schrödinger“ läuft diese Frist am 20. April 2018 ab. Beide Scheine verlieren dann ihre Gültigkeit, worauf die Oesterreichische Nationalbank in einer Info-Tour jetzt aufmerk­ sam macht. Wichtig: Alle Banknoten der letzten Schilling-Serie können jedoch zeitlich unbe­ grenzt umgetauscht werden. CrediTS: Shutterstock aufpassen bei Kreditkarten. Die Reise­ Aus Freude am Tennis 20 Jahre erfolgreich im Bau und bei der Sanierung von Tennisplätzen. Nützen Sie unsere Erfahrung! Wir bauen und sanieren Tennisplätze, Fußballplätze und Mehrzweck-Sportanlagen. Unser Spezialgebiet sind Teppich- und Kunstrasenbeläge. Beratung, Planung und Angebot sind für Sie gratis. Für die Realisierung Ihres Bauvorhabens garantiert unser erfahrenes Team eine technisch einwandfreie und qualitativ hochwertige Ausführung. Eine gute Lösung beginnt mit dem ersten Gespräch! Kasacek-Tennis, Christian Kasacek A-1210 Wien, Weisselgasse 5 / Top 36 T +43 1 271 24 46, M +43 664 523 75 26 [email protected], www.kasacek-tennis.at Ϯϲ͘ʹϮϴ͘^ĞƉƚĞŵďĞƌϮϬϭϳ Schlosspark Mauerbach bei Wien //Z ŝƐƚ ŝŵŚ | DĞŚƌ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶ ƵŶƚĞƌ ǁǁǁ͘ŝŵŚ͘ĂƚͬƐƚŽƌLJ ŝŵŚ:ĂŚƌĞƐĨŽƌƵŵ ĂƐŚůĞƐƐWĂLJŵĞŶƚƐ DĞŚƌĂůƐͣŵŽďŝůĞ͗͞ŝŐŝƚĂůWĂLJŵĞŶƚ^ƚƌĂƚĞŐŝĞŝŶ^ŝĐŚƚ͍ x ^ŵĂƌƚƉŚŽŶĞĂůƐWĂLJŵĞŶƚĞŶƚĞƌ͗Neue Services auf dem Prüfstand x 18/01/18 –W^// auf der Zielgeraden: Update zu XS2A & Autorisierungs-Verfahren ǁǁǁ͘ŝŵŚ͘ĂƚͬĐĂƐŚůĞƐƐ x ^ƚŽƌLJƚĞůůŝŶŐ͕ƉƉƐ͕ƵƐĂƚnjĂŶŐĞďŽƚĞ͗ Welcher Weg ist IHRER, um Kunden zu überzeugen? &ƺƌǁĞŝƚĞƌĞ/ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶŬŽŶƚĂŬƟĞƌĞŶ^ŝĞ͗ Magdalena Ludl, imh GmbH ͲDĂŝů͗ĂŶŵĞůĚƵŶŐΛŝŵŚ͘Ăƚ dĞů͗͘нϰϯ;ϬͿϭϴϵϭϱϵʹϮϭϮ ƐƉƌćƐĞŶƟĞƌĞŶƐŝĐŚ͗ Objektivität schlägt Emotion Quantitative Investments und methodisches Vorgehen bereiten die Basis zum richtigen Anlagemix, weiß ­Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft. Außerdem verrät sie die Geschäfts­strategie ihres Hauses im Zeitalter von Internet, E-Banking & Co. Harald Kolerus GELD ° An den Börsen konnten Anleger seit der weltweiten Finanzkrise viel Geld verdienen. Wie lange kann die Hausse noch anhalten? susanne höllinger: Die Aktienhausse ist nun schon im achten Jahr. Rund 85 Prozent der Aktienmärkte im MSCI All Country World Index sind über dem 200-Tage-Moving-Average. Die Wirtschaftsaussichten haben sich zuletzt deutlich verbessert, weshalb auch die Gewinnerwartungen der börsennotierten Gesellschaften in Summe gestiegen sind. Diese gesteigerten Erwartungen bergen auch das Risiko von Gewinnenttäuschungen und Kursrückgängen. Eine technische Korrektur von fünf bis zehn Prozent wäre die Folge. Die Experten der Kathrein Privatbank setzen im Aktienmanagement auf unterschiedliche Strategien. Neben dem Kursmomentum werden auch fundamentale Bewertungsfaktoren – wie z.B. Preis/Buchwert, Cashflow oder Gewinnwachstum – und Änderungen in den Analystenschätzungen bei der Titelauswahl ­herangezogen. Verbesserung zu identifizieren und objektive ökonomische Kriterien für Investitionsentscheidungen zu entwickeln. Die „Objektivierung“ von Investitionen unterscheidet den Quantitativen Investmentstil von anderen, oft in hohem Maße intuitiven Methoden. Da sich Kapitalmärkte manchmal in sehr kurzen Intervallen ändern, werden die entwickelten Modelle laufend kontrolliert und adaptiert. Dadurch kann flexibel und schnell auf neue Marktsituationen reagiert werden. Gibt es auch Assets, von denen Sie abraten? Es kommt bei der Veranlagung in erster Linie auf den richtigen Mix an, daher haben wir keine Liste von Assets, in die wir nicht investieren. Wir meiden komplex strukturierte Produkte. Nicht gewichtet sind wir in: Mortgage Baked Securities, Collateralized Debt Obligation, CoCos oder Senior Loans. Auch wird auf eine hohe Liquidität des Instruments großer Wert gelegt. Experten rechnen mit vorsichtig steigenden Welchen Anlagemix empfehlen Sie? Zinsen. Wie sollten Anleger reagieren? Wir folgen bei Veranlagungsentscheidungen einem klar definierten methodischen Ansatz – dem Quantitativen Investmentstil. Ziel ist es, Möglichkeiten für eine Performance- Die leicht anziehende Inflation bedeutet, dass Sparer in Europa real Geld verlieren, wenn die Inflationsrate die Zinsen „auffrisst“. Kreditnehmer hingegen können sich freuen, Sie können ° kathrein performance übersicht per 16. Juni 2017 Kathrein Mandatum 25 Kathrein Dynamic Asset Allocation NDR Active Allocation-Kathrein Kathrein Global Enterprise HCM Pfandbrief+ SRI FONDS KCM Aktien Global SRI (R) KCM SRI Bond Select 24 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017 1 Monat 0,36 % – 1,07 % – 0,24 % 0,65 % 0,71 % 0,08 % 0,77 % seit 01.01.2017 1,92 % 4,90 % 1,82 % 3,30 % 1,06 % 12 monate 4,77 % 11,82 % 9,86 % 13,89 % 0,92 % 3 Jahre 13,38 % 12,25 % – 31,59 % 7,72 % 3,62 % 3,67 % 17,79 % – 35,06 % – Geld aufnehmen, das real – nach Abzug der Inflation – weniger wird. Sparer werden das Geld nicht mehr sparen, sondern investieren oder konsumieren, was ja das Ziel der EZB ist, da so die Konjunktur angekurbelt wird. Die Kreditnehmer wie Konsumenten und Unternehmer werden motiviert, neue Investitionsprojekte anzugehen. Beide Situationen sind langfris­ tig bei negativen Zinsen nicht gesund für eine Volkswirtschaft und führen zu Verwerfungen. Stichworte: Immobilienblase und unwirtschaftliche Projekte, die sich gerade noch im Vergleich zu einer negativen Verzinsung am Konto rechnen. Wir setzen bei unserer Strategie zum Vermögensschutz auf ein breit diversifiziertes Portfolio mit dynamischer Aktiengewichtung inklusive Rohstoffen und einer aktiven Laufzeitensteuerung im Anleihenbereich sowie Inflation Linked Bonds. Gold wird als Baustein des Gesamtvermögens von sehr vielen Kunden genutzt, entweder als Goldkonto oder physisch. Die aktuelle Ertragserwartung in unserer Asset Allokation mit 25 Prozent Aktien ist rund zwei Prozent. E-Banking und das Internet ordnen die Bankenlandschaft neu. Wie reagiert die Kathrein? Die von Kathrein bereits angebotenen digitalen Dienstleistungen reichen derzeit vom Online-Zahlungsverkehr über die Portfolioanalyse bis zum Realtime Status SMS, bei dem Kunden über den Status ihrer Order an der Börse informiert werden. Kathrein wird sich auch in Zukunft daran orientieren, die Kernkompetenzen durch digitale Dienstleistungen zum Nutzen der Kunden zu verstärken und auszubauen. Dabei werden wir als Nächstes verstärkt auf die Unterstützung des Beratungsprozesses und um weitere Verbesserungen im credit: beigestellt ° Interview mit Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank ExpertsTalk Order­managementprozess setzen. Eine Ko­ operation mit dem einen oder anderen Fintech, das interessante ergänzende Anwendungen anbietet, ist dabei ebenso geplant. Insgesamt wird die fortschreitende Digitalisierung unser Geschäftsmodell sinnvoll ergänzen, in manchen Bereichen auch wesentlich verändern. Dennoch lebt Private Banking von der intensiven persönlichen Auseinandersetzung und vor allem vom Vertrauen. Da vermögende Kunden in der Regel im Private Banking Vermögensverwaltungs- oder Vermögensberatungsverträge haben, wird ein Online-Transaktionsservice am Depot der Privatbank bei uns selten nachgefragt. Da die Beratung inkludiert ist, ist es ein Mehrwert für den Kunden, vor einer Transaktion mit dem Private Banker zu sprechen und diese gleich bei ihm in Auftrag zu geben. Dies entbindet den Kunden vom Transaktionsrisiko durch eine mögliche Fehleingabe, das er sonst selbst tragen müsste, und bietet einen Re-Check über die eigene Marktmeinung. In der Vermögensverwaltung übergibt der Kunde das Timing und die Entscheidung über die Transaktion im Rahmen seiner Vorgaben an den Vermögensverwalter. Die durchgeführten Transaktionen sind jederzeit online im Reporting nachvollziehbar. Welche Produkte und Serviceleistungen werden von Ihren Kunden am stärksten nachgefragt? Die Tendenz geht klar zur Vermögensverwaltung, man will wieder, dass Spezialisten Verantwortung übernehmen. Sehr viel liquides Geld auf mit null verzinsten Konten wird wieder investiert! Am stärksten wird unser breit diversifizierter Asset Allokation Fonds Mandatum 25 mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 25 Prozent nachgefragt. Dieser Fonds hat ein sehr gut ausgewogenes Return/Risikoprofil Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft und wurde bei den Dachfondsawards mit dem 1. Platz in der Kategorie „Anleihenorientiert – dynamisch“ ausgezeichnet. In einem unsicheren Umfeld ist Diversifikation die beste Strategie. Auch Total Return-Konzepte sind wieder gefragt. Der Kathrein Dynamic Asset Allocation Fund ist ein Total Return Fonds mit dem Ziel, unabhängig von der gegenwärtigen Marktphase einen absoluten Ertrag zu erzielen. In diesem Fonds wird die völlig flexible Aktienquote (0–100%) von einem quantitativen Mo­dell bestimmt. Der Algorithmus untersucht unterschiedliche Anlageklassen in Ländern und Sektoren auf Trends, die es dem Investor ermöglichen, von aktuellen Markttrends zu profitieren. Die Umsetzung selbst erfolgt effizient mittels Exchange Traded Funds (ETFs). In diesen volatilen und unsicheren Markphasen können wir all unser Know-how für unsere Kunden einsetzen. Der Kathrein Global Enterprise investiert weltweit in Value-Titel und verfolgt einen Minimum Varianz-Ansatz. Der Pfandbrief plus investiert in Pfandbriefe mit kurzen Laufzeiten und erwirtschaftet einen Zusatzertrag mit einer Overlay-Strategie. SRI-Fonds, die nach ethischen Kriterien investieren, bietet unser Tochterunternehmen Kathrein Capital Management im Aktien- mit dem KCM Global SRI und im Unternehmens- zur person: Susanne Höllinger hat Wirtschaftspädagogik an der WU Wien studiert und hat ihr akademisches Wissen um den PhDr. in Gesundheitsmanagement erweitert. Sie ist seit 1990 in der Finanzbranche tätig und hat ihre Marktkenntnisse und Managementerfahrungen durch verschiedene Führungspositionen im Wertpapierbereich aufgebaut. Seit Jänner 2013 ist sie Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank AG. anleihen-Segment mit dem KCM SRI Bond Select an. Kathrein räumt bei wichtigen Auszeichnungen mit schöner Regelmäßigkeit Spitzenplatzierungen ab. Wie wichtig sind solche Preise? Eine Award ist ein Qualitätsnachweis für die erbrachte Leistung und freut die Fondsmanager und die Gesellschaften gleichermaßen. Für bestehende Kunden ist es eine Bestätigung ihrer Entscheidung, mit uns zusammenzuarbeiten, und für potenzielle Kunden ein Kriterium, das in den Auswahlprozess mit einfließt. Speziell der Dachfonds Award setzt hier Jahr für Jahr ­einen Qualitätsstandard. www.kathrein.at juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 25 BANKING ° FinTechs Die Konkurrenz schläft nicht Die klassische Finanzdienstleistung ist im Umbruch. Laut einer Studie von PwC Österreich erwarten 83 Prozent der etablierten Finanzinstitute Geschäftseinbußen durch FinTechs. Bei den Banken beläuft sich ­dieser Anteil sogar auf 95 Prozent. Was steckt nun hinter den IT-basierten Erfolgsmodellen? Mario Franzin er Ausdruck FinTech leitet sich von Financial Technology ab und bedeutet im Wesentlichen die Übernahme von traditionellen Bank- und Versicherungsdienstleistungen durch neue IT-basierte Sys­teme. Vor allem im Bereich Zahlungsabwicklung (Mobile Banking und Mobile Payment) wachsen neue Anbieter wie die Pilze aus dem Boden. In Österreich sind bereits 14 Anwendungen für Bezahlsysteme über Smartphones im Gebrauch. Am bekanntes­ ten ist in Österreich Number26, die heute unter dem Namen N26 firmiert. Über das reine Bezahlsystem hinaus bietet N26 auch Gratis-Kontoführung samt Kreditkarte an. Die beiden Gründer der Banking-App, Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, stammen aus Wien, gründeten ihr Start-up jedoch in Berlin. N26 bot Girokonten in Kooperation mit der deutschen Wirecard Bank an, womit auch österreichische Kunden ein deutsches Girokonto mit deutschem IBAN erhalten haben. Auch die Einlagen­ sicherung war die des deutschen Staates. Mittlerweile verfügt N26 über eine eigene 26 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017 Vollbank-Lizenz und dehnt ihr Service auf Geldanlage (N26-Savings) aus. Bei N26 erhält man keine Bankomatkarte, sondern nur eine Kreditkarte, mit der allerdings Bargeld­abhebungen fast immer gratis möglich sind. N26 ist eine reine Online-Bank, was heißt, dass auch das Girokonto ein reines Online-Konto ist und somit alle Buchungen und Anpassungen über die N26App oder die Website gemacht werden. Andere Mobile Payment-Anbieter, wie z.B. bluecode.com, haben Kooperationen mit etablierten Banken. Im Falle von Bluecode sind das die Erste Bank und die Hypo Tirol Bank. Bei Kunden, die ihr Konto bei anderen Banken haben, werden die Zahlungen via Lastschrift vom Konto abgezogen. pwc-Studie weist groSSe Defizite bei herkömmlichen Banken nach Im Global FinTech Report vom März 2017 (pwc.com/fintechreport) stellte PwC fest, dass 2015 in den Aufbau von FinTechs 12,2 Milliarden Dollar geflossen sind – doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Am stärksten „FinTechs könnten bis 2020 knapp ein Drittel der Marktanteile in der Finanzindus­ trie erobern“ Dieter Harreither, PwC Österreich dringen die Newcomer in den Bereich Consumer Banking ein, an zweiter Stelle in den Bereich Zahlungsverkehr und an dritter Stelle als sog. Robo-Advisor in den Bereich Investment & Wealth Management. Interessant ist, dass die Studienteilnehmer aus dem Zahlungsverkehrssektor damit rechnen, in den nächsten fünf Jahren bis zu 28 Prozent ihres Marktanteils an FinTechs zu verlieren, 67 Prozent nannten Druck auf ihre Gewinnmargen als größte Bedrohung im Zusammenhang mit FinTechs, dicht gefolgt vom Verlust von Marktanteilen mit 59 Prozent. Wie die Zusammenarbeit Bank mit Fintech eingeschätzt wird Die größte Herausforderung bei der ­Zusammenarbeit mit FinTechs sei die IT-­ Sicherheit (53%), die Zusammenarbeit mit FinTech-Unternehmen erfolgt am häufig­ sten in Form von Kooperationen (32%). Schätzungen für globale Investitionen im Bereich FinTech liegen in den nächsten drei bis fünf Jahren weit über 150 Milliarden USDollar. „Wenn man bedenkt, wie schnell sich die neuen Technologien entwickeln, können es sich traditionelle Finanzinstitute nicht leisten, FinTech zu ignorieren. Dennoch hat unsere Studie ergeben, dass im- credit: beigestellt/Archiv D ° FinTechs BANKING ° Fintechs im Zahlungsverkehr merhin 25 Prozent der Unternehmen sich in keiner Weise mit FinTech auseinandersetzen. Angesichts des immer schneller voranschreitenden technologischen Wandels kann sich aber kein Finanzinstitut auf seinen Lorbeeren ausruhen“, erklärt Dieter Harreither, Partner und Leiter Technology Consulting bei PwC Österreich. Auch der Handel mit Kryptowährungen – wie Bitcoin oder Ethereum – wird über z.B. coinfinity.com, coinimal.com oder bitpanda. com durchgeführt. Dieser Bereich ist überhaupt eine Fintech-Domäne, da für Bitcoin weder für die Aufbewahrung, noch für die Transaktion ein Bankkonto benötigt wird. Dabei brechen FinTechs nicht nur in die Domäne des Zahlungsverkehrs und der Kontoführung ein, lendico.at und cashpresso.at bieten vom Bankkonto unabhängige Überziehungsrahmen an. Kreditvermittlungen etablieren sich als Kreditbroker bzw. Vermittlung von Privaten an Private (P2P). Die Cloud-Finanzierung ist eine Kredit­ finanzierung für Start-ups und mittelständische Unternehmen, bei der neben den seltenen Eigenkapitalbeteiligungen zumeist nachrangige Darlehen vermittelt werden – ohne jeglicher Beteiligung einer Bank. Robo-Advisor im Kommen Ein weiterer Bereich, der den Banken und Kapitalanlagegesellschaften abspenstig gemacht wird, ist die Vermögensveranlagung. Hier punkten vor allem automatisierte Handelssysteme, denen zumeist ein Art Beratermodul vorgeschaltet ist. Man klickt sich durch einen Fragenkatalog, dessen Auswertung die Risikobereitschaft des Anlegers ermittelt. Kombiniert mit dem gewünschten Anlagehorizont werden bestimmte Portfolios mit unterschiedlichen Risikostufen vorgeschlagen. Eines der Hauptassets dabei sind die niedrigen Gebühren. Einer der Marktführer im deutschsprachigen Raum ist Scalable Capital, bei der im Juni BlackRock eingestiegen ist. n26.com (ehemals unter number26 bekannt) ist ein deutsches FinTech, das von zwei Österreichern in Berlin gegründet wurde und u.a. in Österreich aktiv ist. Seit vergangenem Jahr bietet N26 auch unter dem Namen N26-Invest in Kooperation mit dem FinTech Vaamo Robo-Advisory an. Kunden können ab einem Betrag von zehn Euro in einen automatisierten Handel von Anleihen und Aktien veranlagen. bluecode.com bietet mobiles Bezahlen mit dem Smartphone an. Dazu muss man sich die App auf sein Smartphone laden und das Bankkonto mit der App verbinden. Kooperationspartner von Blue Code sind die Erste Bank und Sparkassen sowie die Hypo Tirol Bank. Alle anderen Bankkunden nützen die App mit einer Sepa Lastschrift. dimoco.at bietet mit dem Service „carrier billing“ ein mobiles Bezahlsystem an, das über den Mobilfunkanbieter abgerechnet wird. Über die Dimoco Carrier Billing API bekommt der Kunde einen Pin-Code per SMS zugesendet, um den Kauf zu bestätigen. nexperts.com entwickelt White-Label Wallet Lösungen für Banken, Paymentprovider und weitere Unternehmen. Zusätzlich bietet Nexperts die Shopping-Wallet App Wallegro an. k-wallet.com erlaubt dem User in ausgewählten Lokalen und Shops das Zahlen mit dem Smartphone über die kWallet App. payolution.com bietet eine White-Label Lösung für Onlineshops zur Bezahlung auf Rechnung oder auf Raten. fonmoney.de ermöglicht das Versenden von Prepaid-Guthaben in verschiedene Länder weltweit. Dazu benötigt man nur die Telefonnummer des Empfängers. Bezahlt wird mit Kreditkarte, Paysafecard oder per Sofort-Überweisung. komfortkasse.eu automatisiert Offline-Zahlungen an Webshops. Ganz egal ob Vorkassa, Nachnahme oder Zahlungen auf Rechnung. Außerdem erkennt komfortkasse Differenzen in den Beträgen und kann je nachdem eine Gutschrift oder eine Zahlungserinnerung über den Restbetrag an den Kunden senden. predict.eu nützt historische Banktransaktionsdaten, um Kontostandsvorhersagen für ­Online-Banking-Nutzer zu generieren. Dieses Tool wird Banken zur Implementierung angeboten. So arbeitet z.B. die Erste Bank mit predict.eu zusammen. ° Robo-Advisor – automatisierte veranlagung Whitebox (whitebox.eu) bietet automatisierte Vermögensanlage ab 5000 Euro an. Die Rendite der Portfolios liegt nach Auskunft des Anbieters seit Start im Jänner 2016 zwischen 5,8 und 25,6 Prozent. Das aktive Risikomanagement wird mit passiven Produkten (ETFs) umgesetzt. Kernpunkt des Beratungsmoduls ist neben der reinen Geldanlage in drei verschieden riskante Portfolios die Definition und das Erreichen von spezifischen Anlagezielen. Scalable Capital (scalable.de) holte sich über eine neue Finanzierungsrunde 30 Millionen Euro, wobei BlackRock den Großteil dazu beisteuerte. Insgesamt flossen bereits 41 Millionen Euro in den Robo-Advisor, der mittlerweile rund 250 Millionen Euro an Kundenvermögen verwaltet. Die Depotführung liegt bei der Baader Bank, als Vollkosten für die Geldanlage werden ein Prozent p.a. angegeben (0,25% Kosten der ETFs + 0,75% Verwaltungskosten). moomoc (moomoc.com) ist ein österreichisches Start-up, das 20 verschiedene Portfolios für Aktienveranlagungen anbietet, die von systematischen Tradingprogrammen ge­steuert werden. Möglich ist eine Einmalanlage ab 10.000 Euro oder Aktiensparen über einen monatlichen Sparplan ab 50 Euro. Anfang Mai feierte moomoc das einjährige Jubiläum seiner Aktienstrategien, wobei der Top-Performer „Perseus“ bereits an der 40 Prozent-Marke kratzte. Für selbst sehr aktive Anleger bietet moomoc auch einen Signalservice. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 27 Zeit der Bewährung – Zeit der Ernte Eine klassische Regionalbank mit überregionaler Bedeutung – das ist die Hypo Vorarlberg, die seit letztem Jahr an einem neuen, größeren Standort in der Wiener Innenstadt vertreten ist.Als erste Vorarlberger Bank freut sich die Hypo Vorarlberg über ein sehr gutes Rating im Bereich Nachhaltigkeit. Die wirtschaftlichen Rahmenbedin- gungen sind nicht einfacher geworden, trotzdem ist es der Hypo Vorarlberg gelungen, im vergangenen Jahr ein attraktives Ergebnis zu erwirtschaften. Welche Faktoren waren dafür ausschlaggebend? Johannes Hefel: Die Nähe zu unseren Kunden, hohe Flexibilität und schnelle Entscheidungen. Kurz zusammengefasst: Das Gesamtpaket unserer Leistungen ist stim- Dr. Johannes Hefel, Mitglied des Vorstandes mig. Wir sind nicht der billigste Anbieter, aber unsere Kunden erkennen und schätzen das Leistungsangebot bei der Hypo Vorarlberg. Ein wichtiger Faktor für den nachhaltigen Erfolg unserer Bank ist die starke Konzentration auf das Kundengeschäft sowie eine risikobewusste Kredit- und Geschäftspolitik. Was ist zur Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr zu sagen? Die ersten Monate des Jahres 2017 sind zufriedenstellend verlaufen. Wir sind zuversichtlich, das geplante Ergebnis, das jedoch deutlich niedriger als im Vorjahr ausfallen wird, zu erreichen. Die anhaltende Niedrigzinsphase spielt eine große Rolle für die aktuelle und künftige Entwicklung der gesamten Branche. Um profitabel zu bleiben, müssen die Banken neue Wege gehen. Bei der Hypo Vorarlberg legen wir unseren Fokus in Zukunft daher noch stärker auf rasche, flexible, qualitätsvolle und persönliche Beratung und Betreuung. Beratungsleistungen im Bereich Private Banking zählen zu den Kernkompetenzen der Hypo Vorarlberg. Wie hat sich die Beratungsstrategie Ihres Hauses im Hinblick auf die Negativzinspolitik, wie wir sie erleben, verändert? Die Anleger sind schon seit Längerem mit erschwerten Rahmenbedingungen konfrontiert. Die langanhaltende Niedrig- bzw. Negativzinsituation sowie die Interventionen der Notenbanken haben dazu geführt, dass übliche Marktmechanismen außer Kraft gesetzt sind und Anleihen oft mehr Risiko als Renditechancen bieten. Deshalb sind wir über die Bücher gegangen und haben unseren Anlageansatz im Asset Management (Vermögensverwaltung) komplett überarbeitet. Wir 28 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 haben mehr Assetklassen in unser Anlageuniversum aufgenommen und bewerten laufend deren Attraktivität. Für die Entscheidung des richtigen Portfolios spielen die Korrelationseigenschaften zwischen den verschiedenen Assetklassen eine entscheidende Rolle. Wir optimieren somit das Portfolio unserer Kunden zum einen nach der Attraktivität jeder einzelnen Assetklasse und zum anderen nach der jeweiligen Korrelation dieser Assetklassen untereinander. Schließlich sind wir dazu übergegangen, laufend und – wenn notwendig auch täglich – Adjustierungen im Portfolio vorzunehmen, Re-Balancing zu machen bzw. Gewinnmitnahmen zu realisieren. Wir haben somit die Grundlage für ein bestmögliches Anlageergebnis geschaffen und die Reaktionen unserer Kunden fallen entsprechend positiv aus. Wie wichtig sind Ihnen Auszeichnungen? Nachdem einer unserer Markenkernwerte „ausgezeichnet“ lautet, legen wir großen Wert darauf, exzellente Leistungen zu erbringen. Das heißt, unseren Private Banking-Kunden erstklassige Problemlösungen auf individueller Basis anzubieten und dies in gleichbleibender Qualität. Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Bewertungen von externen Testern. Die beiden größten deutschen Banken­ tests im Private Banking haben uns dieses Jahr wieder ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt: Der Elite Report (München) hat uns für 2017 in Anlagefragen als „uneingeschränkt empfehlenswert“ und als zweitbeste Bank in Österreich eingestuft. Auch bei den Fuchsbriefen (Berlin) haben wir den Sprung in die Top 5 unter Österreichs Banken geschafft. Eine sehr gute Position für die Hypo Vorarlberg, wenn man bedenkt, creditS: beigestellt GELD ° ° Interview mit Johannes Hefel, Hypo Vorarlberg ExpertsTalk dass die vorderen Plätze von spezialisierten ­Privatbanken belegt sind. Diese Ergebnisse sind eine schöne Bestätigung für uns und unsere ­Beratungsqualität. Noch wichtiger ist uns die Zufriedenheit unserer Kunden. Denn sie sind der wahre Test für uns. Im Mai 2017 freuten wir uns zum zweiten Mal in Folge über ein Gütesiegel des Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) für „Sehr gute Kundenorientierung“. Der FMVÖ zeichnet jedes Jahr Banken und Versicherungen mit der höchsten Weiterempfehlungsbereitschaft ihrer Kunden aus. Die Masterinvest KAG bietet eine Reihe Standort der Hypo Vorarlberg in Wien: Im Zacherlhaus auf der Brandstätte betreut die Bank u.a. ihre Private Banking- und Wealth Management-Kunden. attraktiver Fondsprodukte, die schon vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurden. Worin liegen die Stärken dieser Fonds und was ist zu ihrer aktuellen Entwicklung zu sagen? Generell hat sich die Masterinvest KAG, an der die Hypo Vorarlberg zu 37,5 Prozent beteiligt ist, gut am Markt etabliert und auf verschiedenen Ebenen schöne Erfolge erzielt. Besonders erfreulich ist es, wenn ein in unserem Haus gemanagter Fonds der KAG eine sehr gute Performance aufweist. Einer unserer Fonds konnte beim Ranking des deutschen Wirtschaftsmagazins – der „WirtschaftsWoche“ – eine sehr erfreuliche Platzierung erreichen und hat das Qualitätssiegel „Beste Vermögensverwalter 2016“ in der Kategorie „Ausgewogen“ erhalten. Der Hypo PF Ausgewogen ist ein von uns in Auftrag gegebener Fonds der Masterinvest, der strikt nach den Regeln der taktischen und strategischen Asset Allokation der Hypo Vorarlberg ausgerichtet ist und unsere Titelempfehlungen enthält. Über das Masterinvest Powerportal hat der Anleger die Möglichkeit, online von 0 bis 24 Uhr auf seine aktuellen Fondsdaten zugreifen zu können und so laufend über die Entwicklung seiner Investments informiert zu sein. Die Digitalisierung spielt in der Bankenwelt ­zunehmend eine zentrale Rolle. Wie begegnet Ihr Haus dieser Herausforderung? Die Digitalisierung ist auch bei der Hypo Vorarlberg angekommen. Seit gut zwei Jahren investieren wir sehr viel Zeit und Geld in den Ausbau unserer digitalen Kompetenz. Für unsere Kunden und aufmerksame Beobachter ist das bereits sichtbar geworden, denn wir freuen uns über zahlreiche positive Rückmeldungen. Ich kann versichern, dass wir weiterhin am Ball bleiben. Unser Ziel ist die bestmögliche Verbindung zwischen digitaler und persönlicher Betreuung unserer Kunden – insbesondere im Private Banking. Unser Motto lautet: „Die ­beste Beratung für alle, die etwas vorhaben.“ Eine unserer jüngsten Entwicklungen: das Hypo-­ Office-Banking für Unternehmenskunden. Welche Signale setzt die Hypo Vorarlberg im Bereich Nachhaltigkeit? Als erste Vorarlberger Bank haben wir ein sehr gutes Rating im Bereich Nachhaltigkeit erhalten. oekom research AG, eine der führenden Ratingagenturen im nachhaltigen Anlagesegment, hat uns im ­oekom Corporate Rating vom Mai 2017 mit dem „Prime“-Status bewertet. Ein schönes Ergebnis, denn damit qualifizieren sich die auf dem Markt gehandelten Wertpapiere der Hypo Vorarlberg für Investments aus ökologischer und sozia­ler Sicht. Im Hinblick auf die für diesen Herbst geplante Green Bond-Emission ist dieses Nachhaltigkeitsrating eine gute Grundlage.Wir haben auch eine Entscheidung getroffen, was unser Asset Management im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments betrifft. Ich freue mich jetzt schon, Ihnen im nächsten Gespräch über die erfolgreiche Umsetzung berichten zu dürfen. www.hypovbg.at Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 29 geldanlagePanorama Gefahr trotz wachstum Anleihen für (fast) alle. Der so- Emerging Markets. Schwellenländer genannte Bond Connect erlaubt bestimmten Anlegern wie Zentralbanken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften den Kauf von Schuldverschreibungen aus China jetzt über die Börse in Hongkong. Aus Sicht von Claudia Calich, Fondsmanagerin des M&G Emerging Markets Bond Fund, ist dies ein weiterer Schritt zur Öffnung des chinesischen Anleihemarktes für ausländische Investoren: „Das neue Bond Connect-Programm bietet im Vergleich zum Investieren auf dem Festland einige organisatorische Vorteile. Der Investor muss weder eine lokale Verwahrstelle oder Treuhandkonten benennen, noch ist er von einer Quotenzuteilung betroffen.“ Die Expertin erwartet, dass sich ausländische Investoren zunächst an Staatsanleihen heranwagen werden: „Dieses Segment dürfte aufgrund der Liquidität und Bewertungen gegenüber staatlich geführten Unternehmen und Unternehmensanleihen vorerst bevorzugt werden. Schließlich handelt es sich noch um einen Markt am Anfang.“ wachsen wieder stärker und steigen in der Gunst der Anleger. Auch die Banque de Luxembourg Investments weist auf die Vorteile und den „Charme lokaler Emerging Markets-Unternehmen“ hin. Die Experten wollen aber auch gewisse Herausforderungen nicht verschweigen: So seien Banken und Versicherungen in Emerging Markets komplex, undurchsichtig und politisch beeinflusst. Bei Telekoms herrsche eine geringe Kundenbindung und ein intensiver Preiswettbewerb. Industriewerte und IT-Unternehmen in den Schwellenländern seien wiederum selten Technologieführer. Deshalb gelte es, um Anlageerfolge in den Emerging Markets feiern zu können, solide und ertragreiche Unternehmensmodelle zu identifizieren. Die Tragfähigkeit der Fundamentaldaten stelle dabei einen wichtigen Faktor der Analyse dar. „Allwetter-lösung“ erfreuliches jubiläum. Der Jupiter Dynamic Bond hat in diesen Tagen sein fünfjähriges Bestehen gefeiert. Der „Allwetter-Anleihenfonds“ wird aktiv von Ariel Bezalel verwaltet. Seit seiner Auflegung hat der Fonds eine Rendite von 34,5 Prozent in Euro erzielt, während der Morningstar Global Flexible Bond EUR Hedged Sektor lediglich 14,2 Prozent erwirtschaftete. Für Bezalel ist die „globale Natur“ des Anlageuniversums einer der Hauptrenditetreiber. Der Fonds enthält aktuell etwa 560 Positionen, wobei der Fondsmanager im derzeitigen Umfeld diese erhöhte Diversifikation für vorteilhaft hält. Außerdem sei die Wertgenerierung über Unternehmensanleihen nach wie vor ein wichtiger Treiber, im letzten Jahr wurden einige neue Positionen eröffnet, wie zum Beispiel bei indischen Staatsanleihen oder Wandelanleihen von Goldminen, um die Rendite zu steigern und die Risiken zu diversifizieren. 30 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Zahlenspiel 20 Prozent dürften die Gewinne je Aktie britischer Unternehmen in diesem Jahr steigen, so die Einschätzung von Columbia Threadneedle Investments. Die Fondsgesellschaft geht davon aus, dass Titel aus dem Vereinigten Königreich derzeit etwas unter ihrem Wert geschlagen werden – auch wenn man miteinbezieht, dass der Brexit natürlich für einen gewissen Gegenwind sorgt. „Gestützt werden diese Prognosen durch die Tatsache, dass britische Aktien in den Anlageportfolios aktuell fast so stark untergewichtet sind wie auf dem Tiefststand vor dem Brexit. Zudem erscheinen britische Aktien mit einem KGV von 15 auf Basis der Gewinnerwartungen für 2017 attraktiv bewertet, vor allem im Vergleich zu US-Aktien“, so Maya Bhandari, Fondsmanagerin im Bereich Multi Asset bei Threadneedle. Darüber hinaus bieten britische Aktien der Expertin zufolge weiterhin eine gute Dividendenrendite von attraktiven 4,1 Prozent. Neuer hightech-Fonds 16,4 Prozent nettorendite erzielte der Sectoral Biotech Unbeliebt: Social Media. Mit dem „Bant- leon Select Global Technology“ ist ein neuer Technologie-Aktienfonds aufgelegt worden. Der Fokus liegt hier auf nachhaltig produktivitätssteigernden Technologien. Das Anlagemanagement investiert in Aktien von Unternehmen, die in globalen Technologie-Megatrends wie „Industrie 4.0“, „Healthcare-Technologie“ und „Autonome Systeme“ eine überdurchschnittliche Bedeutung haben. Im Portfolio landen sowohl große Technologiekonzerne als auch etablierte Weltmarktführer im mittleren Segment. Eine Besonderheit des Fonds: Social Media- und Lifestyle-Themen werden hingegen weitestgehend ausgeschlossen. Opportunities Fonds zum Jubiläum seines einjährigen Bestehens. Damit überbot das relativ junge Produkt das Plus des Nasdaq Biotech Index in Höhe von 6,5 Prozentpunkten deutlich. Mit ­Assets under Management von knapp 92 Millionen US-Dollar hat Sectoral Asset Management das Anfangsvolumen des Fonds innerhalb von zwölf Monaten nahezu verdoppelt. Der Fonds investiert in innovative Biotech-Unternehmen und fokussiert sich dabei auf Small- und Mid Caps. 3 gute Gründe gibt es mindestens, um derzeit in europäische Aktien zu investieren, meint man bei RAM Active Investments. Erstens sind an allen europäischen Märkten makroökonomische Verbesserungen zu beobachten. Zweitens haben sich die politischen Rahmenbedingungen für Anleger inzwischen konsolidiert – vor allem nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich und den Niederlanden sowie Landtagswahlen in Deutschland. Und drittens konzentrieren sich Anleger zunehmend auf Fundamentaldaten. Dies schaffe günstige ­Voraussetzungen für Investoren, die gezielt einzelne Aktien auswählen, und sei ein Hinweis für überdurchschnittliche Performance in Europa. CrediTS: Shutterstock China öffnet sich ADVERTORIAL DEUTSCHE ASSET MANAGEMENT Anlegen in Zeiten niedriger Zinsen W er jetzt mehr aus seinem Vermögen machen möchte, sollte nach Alternativen schauen, die in der aktuellen Niedrigzinsphase eine höhere Rendite erwarten lassen – wie zum Beispiel der breit diversifizierte Mischfonds von Klaus Kaldemorgen. besser nutzen, ohne dabei die Risiken aus den Augen zu verlieren. Beim Deutsche Concept Kaldemorgen steht nicht das Erreichen einer höchstmöglichen Rendite, sondern einer positiven Rendite im Vordergrund. Diese soll durch die Begrenzung des maximalen Verlustes auf einen einstelligen Prozentbereich und einer deutlich einstelligen Schwankungsbreite (Volatilität) der Geldanlage erreicht werden.*1) RISIKOOPTIMIERUNG Das Risikobudget bestimmt die zulässige Verlustobergrenze des Fonds. Es stellt einen „Risiko-Puffer“ dar und überprüft kontinuierlich die risikobehafteten Anlagen. Entwickeln sich diese Anlagen positiv, so können diese Assets entsprechend aufgestockt werden. Bei negativer Marktentwicklung wird das Risikobudget aufgebraucht und der Asset Manager ist veranlasst, Risiko aus dem Portfolio herauszunehmen und entsprechend defensiver zu allokie- FLEXIBEL ANS ZIEL Mischfonds streuen das Kapital breit in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Renten, Währungen und Rohstoffe. Durch die Möglichkeit, diese flexibel zu gewichten, kann das Fondsmanagement auf aktuelle Marktveränderungen reagieren und zugleich Renditechancen DEUTSCHE CONCEPT KALDEMORGEN LD: Wertentwicklung in den vergangenen 12-Monats-Perioden Fonds (netto) in % Fonds (brutto) -5 05/13-05/14 05/14-05/15 05/15-05/16 7,7 funds.deutscheam.com/at 120 100 05/12-05/13 Hinter dem Deutsche Concept Kaldemorgen steht einer der erfahrensten und bekanntesten Fondsmanager Deutschlands: Klaus Kaldemorgen. 110 -1,1 -1,1 7,7 8,9 8,9 6,8 6,8 8,1 2,7 0 JAHRZEHNTELANGE INVESTMENTERFAHRUNG Deutsche Concept Kaldemorgen LD indiziert 31.05.2012 = 100 130 10 Bei der Aktienauswahl stehen Unternehmen im Fokus, die über ein strukturell stabiles Geschäftsmodell und eine attraktive Dividendenpolitik verfügen. Der Fonds kann bis zu 100 Prozent in Aktien investieren. Der Anteil der Aktienquote orientiert sich am Risikobudget des Fonds. Je nach Marktsituation und der konjunkturellen Entwicklung kann das Fondsmanagement aber die Gewichtung einzelner Anlageklassen flexibel anpassen. Außer in Aktien wird daher auch in Unternehmensanleihen, Staatsanleihen und Goldzertifikate angelegt. DEUTSCHE CONCEPT KALDEMORGEN LD: Wertentwicklung kumuliert 140 15 5 GUT GEMISCHT POSITIVE RENDITE Gerade in Zeiten niedriger Zinsen führt unter Ertragsgesichtspunkten langfristig eigentlich kein Weg an Aktien vorbei. Dennoch halten sich viele Anleger aus Risikogründen zurück. Ihnen bietet Klaus Kaldemorgen mit seinem Mischfonds Deutsche Concept Kaldemorgen einen risikoreduzierten Zugang zum globalen Aktienmarkt. ren. Mit dieser Maßnahme soll das zu Anfang eingesetzte Kapital erhalten bleiben. 05/16-05/17 Erläuterungen: Die Brutto-Wertentwicklung (BVI-Methode) berücksichtigt alle auf Fondsebene anfallenden Kosten, die Netto-Wertentwicklung zusätzlich den Ausgabenaufschlag. Weitere Kosten können auf Anlegerebene anfallen (z.B. Depotkosten). Da der Ausgabeaufschlag nur im ersten Jahr anfällt, unterscheidet sich die Darstellung brutto/netto nur in diesem Jahr. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. In Euro: Stand Mai 2017 05/12 05/13 05/14 05/15 05/16 05/17 Wertentwicklung: 1 Jahr: 7,7% - 3 Jahre: 15,8% - 5 Jahre: 33,7% seit Auflage: (2.5.2011: 41,6%) Berechnung der Wertentwicklung nach BVI-Methode, d.h. ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlages. Individuelle Kosten wie Gebühren, Provisionen und andere Entgelte sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und würden sich bei Berücksichtigung negativ auf die Wertentwicklung auswirken. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. In Euro: Stand Mai 2017 1) Keine Garantie. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen. Es kann keine Gewähr übernommen werden, dass Anlageziele erreicht oder Ertragserwartungen erfüllt werden. Disclaimer: Dies ist eine Marketingmitteilung, keine Analyseempfehlung, keine Finanzanalyse, keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung und kein Verkaufsangebot. Die Deutsche Asset Management steht für die Asset-Management-Aktivitäten durchgeführt von Deutsche Bank AG oder einer ihrer Tochtergesellschaften. Eine Anlageentscheidung sollte ausschließlich auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments und des veröffentlichten Verkaufsprospekts sowie sämtlicher ergänzender Angebotsunterlagen erfolgen. Allein diese Unterlagen sind verbindlich. Die vorgenannten Unterlagen erhalten Sie in elektronischer oder gedruckter Form kostenlos in deutscher Sprache bei Ihrem Finanzberater, bei Deutsche Bank AG Filiale Wien, 1010 Wien, Fleischmarkt 1, auf der Website funds.deutscheam.com/at und bei Deutsche Asset Management Investment GmbH, D-60329 Frankfurt am Main, Mainzer Landstr. 11-17. Der Verkaufsprospekt enthält ausführliche Risikohinweise. Laufende Kosten p.a. (Stand 31.12.2016): 1,59% zzgl. erfolgsbez. Vergütung 1,03% zzgl. Vergütung aus Wertpapierleihe 0,034%. Das Sondervermögen weist aufgrund seiner Zusammensetzung/ der vom Fondsmanagement verwendeten Techniken eine erhöhte Volatilität auf, d.h., die Anteilspreise können auch innerhalb kurzer Zeiträume stärkeren Schwankungen nach unten oder nach oben unterworfen sein. Jede Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse (z.B. Risikobereitschaft) des Anlegers. Angaben über Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und lassen keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung des Fonds zu. JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 31 Weltpolitik und Investmentstrategien unter der Lupe Seit vielen Jahren ist Peter Seilern mit seinem Investmenthaus am Finanzplatz London aktiv. Im Folgenden äußert sich der Finanzexperte zu Themen der Weltpolitik genauso wie zu den unterschiedlichsten Investmentthemen. Unbestechlich und streitbar entwickelt er Szenarien und Perspektiven, die aufhorchen lassen und überzeugen. Wie denken Sie als Eigentümer eines Wie beurteilen Sie die Zinspolitik der Fed der eigentliche Lösungsansatz übrig. Und hier beginnt der Mythos! in England domizilierten Unternehmens über im Vergleich zu jener der EZB? Wie könnten die Perspektiven des Finanzplatzes London vor ­Anleger auf steigende Zinsen in Europa jetzt dem Austritts-Szenario GB aus der EU? schon reagieren? Passive Produkte sind mittlerweile für viele peter seilern: Es ist noch zu früh, da­ rüber eine klare Antwort geben zu können, die Verhandlungen haben ja erst begonnen. Wie auch immer, die schwache Verhandlungs­ position der Briten wird wahrscheinlich die Dominanz des bis dato führenden Finanz­ platzes London erheblich schwächen. Die Finanzdienstleistungsbranche arbeitet derzeit an alternativen Szenarien, doch droht der Ver­ lust der so heiß begehrten „Fonds-Passports“, die uneingeschränkten Vertrieb in EU-Staaten gewährleisten. Das wird für viele eine Heraus­ forderung darstellen. Ungeachtet der letzten Reaktionen über Aus­ sagen mehrere Zentralbanker, gibt es keine dringende Notwendigkeit von Zinserhöhungen, weder in der US- noch in der Eurozone. Infla­tionsraten und deren zukünftige Einschät­ zungen, sowohl die US- als auch die Eurozone betreffend, fallen eher verhalten aus. Niedrige Zinsen sind gewissermaßen eine neue Selbst­ verständlichkeit, auch wenn es noch eine Weile brauchen wird, bis diese Erkenntnis bei den In­ vestoren angekommen ist. Eine große Divergenz zwischen der Fed und der EZB würde mich demnach eher nachdenklich stimmen, denn beide sind langfristig Opfer demografischer und produktivitätsbezogener Entwicklungen. ­institutionelle Investoren sehr wichtig gewor- Wie sehen Sie aktuell die US-amerikanischeuropäischen Beziehungen? Die neuen und so scheint mir, stärkeren Ban­ de zwischen Frankreich und Deutschland sowie die Bemühungen für einen stärkeren Zusam­ menhalt innerhalb der EU wird die ohnehin schon überspitzte Mittlerrolle UK schwinden lassen. Trump und seine protektionistische Po­ litik werden in Europa kritisch gesehen. Die­se werden die EU-Komission auch nicht daran hindern, Zähne zu zeigen, wie das bei den erst kürzlich verhängten Anti-Trust Bußgeldern ge­ gen Alphabet-Google der Fall war. Hinzu kommt die unterschwellige Androhung, US Streitkräf­ te in Europa zu reduzieren, die zumindest die Versuche einer eigenen europäischen Verteidi­ gungspolitik neuen Auftrieb verliehen. Dies ist umso dringender hinsichtlich aufkeimender, russisch-imperialistischer Bestrebungen. 32 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Viele Anlageberater stellen Multi Asset­Produkte als das Nonplusultra der Investment- den. Was ist Ihre Meinung über ETFs (synthetische und physisch replizierte)? Im Prinzip assoziiert man mit Investitionen in ETFs den Wunsch nach geringeren Manage­ mentgebühren, doch kettet man sich damit an eine Benchmark. Wie auch immer, Invest­ ment-Resultate sollten doch wichtiger sein als Gebühren. Benchmarks und Gebühren sind eher Ablenkungsmanöver, wenn sie nicht ge­ nerell irrelevant sind. Mit der Zeit wird auch dieser Hype verblassen. Investoren werden zu­ nehmend erkennen, dass lediglich eine kleine Anzahl an Firmen tatsächlich Kapitalgewinne erzielen kann – aus welchem Grund sollte man ein Portfolio in Richtung Mittelmaß ausdünnen, was bei einem Engagement in benchmarkorien­ tierte Investments häufig der Fall ist. lösungen dar. Wie denken Sie darüber? Meine Überlegungen dazu ergeben ein an­ deres Bild. Dieser Investmentansatz verleitet zu einem falschen Sicherheitsgefühl, weder mini­ miert er das Risiko, noch erhöhen sich durch ihn die Ertragschancen. Es erinnert schon sehr an John Maynard Keynes Aussage, der Inves­ tor wäre gut beraten, all seine „Eier“ in einen einzigen Korb zu legen und sorgfältig auf die­ se aufzupassen! Aber vergessen wir nicht den Korb, von dem hängt doch alles ab! Denn die­ ser macht ein nicht unwesentliches Mehr an investigativer Researcharbeit notwendig, über­ fordert Investoren in jeder Hinsicht und am Ende bleibt die „Diversifikation von Risiko“ als Es wird erwartet, dass die Kosten für Schulden auf lange Zeit auf sehr niedrigem Niveau verbleiben werden. Weshalb sind Sie Verschuldungen gegenüber negativ eingestellt? Auf lange Sicht haben wir immer wieder beobachten können, dass schuldenfreie Un­ ternehmen eine weit bessere Performance in puncto Wachstum und Kursentwicklung er­ zielen konnten als verschuldete. Das mag durchaus widersprüchlich erscheinen. Lehrbü­ cher unterrichten gerne, dass Bilanzschulden Erträge auf das eingesetzte Kapital optimieren. Im Geschäftsleben ist das nicht zwangsläufig der Fall. Sehr oft nutzen Unternehmen Schul­ credit: beigestellt GELD ° ° Interview mit Peter Seilern, Seilern Investment Management ExpertsTalk den als finanztechnisches Instrument, um schwächelnde Umsätze zu stützen. Im Falle ei­ ner veritablen Wirtschaftskrise unterschätzen Unternehmen die Auswirkungen von eingegan­ genen Schulden auf deren Aktienpreise durch ein davon möglicherweise abgeleitetes höheres Konkursrisiko. So sind die meisten der Quality Growth-Unternehmen, in die wir vorzugswei­ se investieren, schuldenfrei, sie erzielen hohe Erträge bei gleichzeitig geringem Risiko, auch dann, wenn das Wirtschaftsbarometer einmal dreht. wenn die Zinsen stark steigen, um eine Infla­ tion zu bekämpfen, tendiert auch der Goldpreis dazu, an Wert zu gewinnen. Dieser Fall trifft gegenwärtig nicht zu. Gold ist mehr eine emo­ tionelle Angelegenheit als ein Investment. Aktien gelten für viele Anleger als unverzichtbar. Gleichzeitig zögern viele (unerfahrene) Anleger vor einem Engagement in dieser ­Assetklasse. Woran erkennt man den wahren Wert und die Verlässlichkeit einer Aktie? Viele Investoren treffen ihre Fondsauswahl aufgrund von Renditeerwägungen. Wie denken Sie über Income Fonds? Ausschau nach Dividenden zu halten, ist noch keine Investmentpolitik; Dividendenzahlungen schaffen keine Unternehmenswerte. Das Geld des Investors wandert lediglich von der lin­ ken in die rechte Jackentasche. Ein weiteres Krite­rium mit Gefahrenpotenzial ist die Tatsa­ che, dass bei Income Fonds die Veranlagung sehr konzentriert auf wenige Sektoren verteilt wird. Ich denke dabei beispielsweise an den Ölpreiskollaps vor zwei Jahren und seine Auswi­ krungen auf die Produzenten, der entsprechend investierte Income Fonds belastete. Letztens ist es schon richtig, dass Firmen mit nachhaltigen bzw. steigenden Dividendenaussichten auch zu qualitativen Wachstumsunternehmen zu zäh­ len wären, aber das trifft nicht auf alle zu. Wenn die pay-out Ratio steil anzusteigen beginnt, könnte das auch darauf hinweisen, dass ein Un­ ternehmen in Stagnation abgleitet. Ein Umfeld, in dem wir – im Gegensatz zu anderen Inves­ toren – nicht investieren. Peter Seilern, Vorstand Seilern Investment Management Rohstoffe werden als „Real Assets” bezeichnet. Gold wird in Zeiten niedriger Zinsen und instabiler Währungssysteme als sicherer Hafen ­betrachtet.Teilen Sie diese Meinung? Real Assets oder nicht, Rohstoffe sind Güter und inkludieren Gold. Ich glaube nicht, dass die Währungssysteme instabil sind. Der USD ist schlichtweg das internationale Zahlungsmittel, der Renminbi hingegen lässt nichts unversucht, um zusehends Ebenbürtigkeit zu erlangen und der Euro ist die eigentliche Erfolgsgeschichte, trotz schlechter Presse und Reputation. Ledig­ lich das Pfund Sterling ist dazu bestimmt, in die Bedeutungslosigkeit abzugleiten. Obwohl Gold glänzt, ist es kein sicherer Hafen, außer gut eingenäht in den Revers einer Jacke, um in Kriegszeiten Lebensmittel zu tauschen. Nur Die Antwort hängt stark vom Anlagehorizont des jeweiligen Investors ab. Ist sein Anlageho­ rizont kurzfristiger Natur, wird er die Vorteile des Momentums ausnützen und das zugrunde liegende Geschäftsmodell eher vernachlässi­ gen. Er wird daher sein Portfolio öfter drehen müssen, um von den Preisschwankungen der Aktienpreise profitieren zu können. Ist ­seine ­Perspektive jedoch eine langfristige, mit ­e mpirisch untermauerten Aussichten auf höhere Renditen, so sollten die zugrunde liegen­ den Geschäftsmodelle vorrangig analysiert und bewertet bzw. deren Charakteristika auf Qua­ litätskriterien und Wachstum geprüft werden. Während der erstgenannte Ansatz möglicher­ weise kurzfristig gute Ergebnisse erzielen kann, steht er gleichzeitig für einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals Pate. Andererseits wird bei der langfristigen Strategie mit etwas Geduld mit Sicherheit weniger Risiko eingegangen, und das bei gleichzeitig guter Aussicht auf entspre­ chend hohe Erträge. In jedem Fall wird eine Aktie immer nur so wertvoll und zuverlässig sein, wie das ihr zugrunde liegende Geschäfts­ modell. www.seilerninvest.com Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 33 Die verbraucherfreundlichsten Finanzlösungen aller Zeiten! Vor einem Jahr bat GELD-Magazin Dirk Fischer, Geschäftsführer der Frankfurter Patriarch Multi-Manager GmbH, zum ExpertsTalk. Seitdem ist viel passiert. Insbesondere bei Patriarch, die sich als Finanzboutique mit einem breiten Produktspektrum aus Dachfonds, Managed Accounts, Labelfonds und Labelpolizzen beschäftigt. Wie sieht Patriarch das derzeitige Marktumfeld und seine Positionierung zum Wohle ihrer Anleger? her, Herr Fischer. Wie haben Sie die Märkte in der Zwischenzeit erlebt? dirk fischer: In einem Satz: unerwartet stabil und robust. Wenn man alleine auf die Vielzahl der erlebten politischen Entscheidungen – beginnend mit der US-Wahl, über die Wahl in den Niederlanden bis hin zur Präsi­ dentschaftswahl in Frankreich – schaut, haben sich die Aktienmärkte sensationell positiv geschlagen. Unterstützt von weiterhin niedrigen Zinsen erlebten wir über das letzte Jahr eine nahezu perfekte Investitionslandschaft. dessen natürlich auch ein gutes Jahresergebnis für die Patriarch und eine neue ­Rekordzahl beim verwalteten Vermögen. Somit alles „rosarot“ könnte man meinen, wenn da nicht die zahlreichen Herausforderungen in der nahen Zukunft wären. Und aus der individuellen Sicht der Patriarch? Ein solches Marktumfeld, wenn man es rechtzeitig erkannt und ausreichend genutzt hat, bot natürlich Top-Rahmenbedingungen, den investierten Kunden hervorragende Renditen zu erwirtschaften. So durften sich selbst unsere defensivsten Kunden in unserem „Patriarch Select Ertrag Dachfonds“ (WKN: A0JKXW) mit einer Aktienquote von nur 25 Prozent über eine sensationelle Jahresrendite von gut vier Prozent per Stichtag 31.05.2017 freuen. Unsere offensiven Anleger, wie z.B. in unseren beiden GAMAX-Aktienfonds (WKN: 986703 und 972194), konnten alle hohe zweistellige Renditen vereinnahmen, die bis zu unglaublichen 30 Prozent über ein Jahr beim Spitzenreiter, dem Patriarch Classic TSI-Fonds (WKN: HAFX6Q), reichten (siehe Grafik rechts). Also zunächst einmal rundum zufriedene Anleger. Insbesondere, da die vorstehend genannten Fonds im hiesigen Markt sehr beliebt sind, eben gerade auch in Öster­reich. Infolge- 34 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Dirk Fischer, Geschäftsführer, Patriarch Multi-Manager GmbH Wovon sprechen Sie hier genau? Geht es um die Regulatorik? Oder was hält Ihr Unternehmen ansonsten in Atem? Ja, richtig erkannt. Die kommenden Heraus­ forderungen heißen MiFID II, IDD, in Deutschland auch noch das neue Investmentsteuergesetz, aber auch das ganze Thema Digitalisierung. Wir haben daher die „Komfortzone“ des letzten Jahres intensiv dazu genutzt, um unser Unternehmen hierauf auszurichten. Dazu sind intensive Gespräche mit den Depotbanken und Versicherungspartnern vonnöten, denn alle Produkte werden ja aus Kundensicht erfreulicherweise zukünftig noch transparenter und günstiger. Hier ist im Vorfeld des 01.01.2018 noch viel zu tun. Und auch die eigene Kalkulation ist komplett neu aufzustellen. Denn: wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss seine Margen deutlich senken, ohne dabei Abstriche an der Qualität der Finanzkonzepte zu machen. Die höhere Transparenz über ­„Effektivkostenquoten“ und Ähnlichem zeigt dem Verbraucher ja zukünftig sofort, wer auch weiterhin mit ihm fair umgeht. Hier gilt es, sich rechtzeitig bestmöglich aufzustellen. In Sachen „Digitalisierung“ ist die Herausforderung eher das veränderte Verbraucherverhalten, von einer bisherigen „Beratungswelt“ in eine zumindest anteilige „Selbstentscheiderwelt“. Um hier bestmöglich gewappnet zu sein, haben wir Ende Februar 2017 in Deutschland bereits unseren eigenen Robo-Advisor „truevest“ (www.truevest.de) als Alternativvertriebsweg für Verbraucher und Vermittler (über die Tipp-Geber-Schiene) gestartet und zeitgleich mit viel Aufwand eine große „Social Media Kampagne“ auf den Weg gebracht. creditS: beigestellt GELD ° Unser letzter ExpertsTalk ist ein Jahr ° Interview mit Dirk Fischer, Patriarch Multi-Manager GmbH ExpertsTalk Noch mal zurück zu den vorgenommenen ­Produktveränderungen. Worauf dürfen sich ­Patriarch-Kunden in Österreich und Deutschland hier genau freuen? Beginnen wir im Fondspolizzenbereich. Hier fordern die Versicherer mit Blick auf die Effek­ tivkostenquote von den Fondsanbietern i.d.R. Tranchen ohne Performance Fee und mit insti­tutionell niedrigen laufenden Kosten. Gleichzeitig senkt der Versicherer zusätzlich auch seine reinen Versicherungskosten. Somit wird unsere deutsche, über die AXA aufgelegte, A&A Superfonds-Polizze ab 2018 zu unfassbar niedrigen Kosten für versicherungsaffine Kunden im Markt erwerbbar sein. Bei den Managed Account-Strategien über die Hellobank werden bereits aktuell keinerlei Zielfonds mehr mit Performance Fee erworben und generell der Fokus der Zielfonds zukünftig ausschließlich auf Insti-Tranchen gelegt. Ebenso natürlich auch inhaltlich parallel in der in Österreich sehr geschätzten Patriarch Select Dachfondsfamilie. Alle Fund of Funds-Produkte werden damit auf der zweiten Kostenebene ab dem 1.1.2018 erheblich günstiger, was mit ­Sicherheit spätestens beim Österreichischen Dachfonds Award 2018 Ihres Hauses erstmals eindeutig bei allen An­bieter ersichtlich sein wird. Für Selbstentscheider unter den Endkunden bietet unser Robo-Advisor „truevest“ erstmals die Möglichkeit, Patriarch-Fondsvermögensverwaltungsstrategien derselben Qualität direkt ohne einmalige Abschlusskosten und jährliche Depotkosten zu erwerben. Also spätestens ab 2018 erleben somit Interessenten von Finanzprodukten eigentlich vorher nie gesehene „paradiesische Verhältnisse“! Warum „eigentlich“, Herr Fischer? Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass all die vorher diskutierten und vom Verbraucherschutz durch EU-Recht hervorgerufenen sinnvollen Produktveränderungen zwar aktuell die gesamte Finanzbranche beschäftigen, aber bei demjenigen, für den sie gemacht wurden, dem Konsumenten, traurigerweise noch überhaupt nicht gedanklich angekommen sind. Oder haben Sie schon einmal etwas dazu von bisher Finanzlösungen kritisch gegenüberstehenden Freunden und Bekannten gehört? Denn vergessen wir nicht, dass auch weiterhin gut 80 Prozent des Geldvermögens in Österreich oder Deutschland in wenig lukrativen Zinsanlagen liegt. Bisher wurde doch immer allerorten über ach so teure Polizzen und Fonds gemeckert. Nun werden wir, ab 2018 gesetzlich vorgegeben, definitiv die fairsten, transparentesten und kostengünstigsten Finanzkonzepte haben, die es jemals gab – und die Verbraucher bekommen das leider bisher überhaupt nicht mit. Bei den Altersvorsorgeproblemen allerorten und der anhaltenden Niedrigzinsphase müssten die Anbieter doch eigentlich von einer noch nie gesehenen Nachfragewelle von der Konsumentenseite überrannt werden! Sollte es der Finanzbranche doch noch gelingen, diese elementaren Vorteile dem Kunden verständlich aufzuzeigen, dürfen wir uns bereits jetzt schon auf einen sehr erfreulichen ExpertsTalk 2018 miteinander freuen. www.patriarch-fonds.de Jahresperformance ausgewählter Patriarch-Fonds, per 31. Mai 2017 135 130 Einmalanlage 125 Depotwert in Prozent Auf die gute Akzeptanz von „truevest“ und das sehr positive Kunden- und Medienfeedback sind wir daher auch wirklich ein wenig stolz. 120 115 110 105 100 95 90 06 07 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 2016 2016 2016 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017 2017 2017 Patriarch Classic TSIB Patriarch Selct Ertrag B Gamax Junior A Gamax Asia Pacific A Acc ° Auswertung mit Stichzeitpunkt 31.05.2017 ISIN FONDS VOLUMEN depotwert wertzuwachsvolatilität (100 am 1.6.2016) 1 Jahr 3 Jahre 1 Jahr LU0967738971Patriarch Classic TSI B 47 Mio€ 130,0 30,0 % 65,6 % 8,7 % LU0073103748 Gamax Junior A Acc 179 Mio€ 115,3 15,3 % 41,0 % 9,4 % LU0250686374Patriarch Select Ertrag B 12 Mio€ 104,1 4,1 % 9,5 % 3,4 % LU0039296719 Gamax Asia Pacific A Acc 90 Mio€ 120,0 20,0 % 44,6 % 6,6 % Disclaimer: Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen: Die Entwicklungen bzw . Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt. Externe Quellen: Kategorie-Durchschnitte: monatl. Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank; Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatl. Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute; Inflation: monatl. Zahlen des Statistischen Bundesamts; Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London. Weitere wichtige Hinweise: Diese Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Juli/August 2017 – GELD-MAGAZIN ° 35 geldanlage ° Value-Aktien Jagd auf verborgene Schätze Hinter der Value-Strategie steht die Idee, dass an der Börse Unternehmen zu finden sind, deren wahre Werte gegenwärtig noch im Verborgenen schlummern. Beim wertorientierten Anlegen versuchen Investoren Unternehmen aufzuspüren, die unter ihrem inneren Wert notieren. Wolfgang Regner D ie Erfolgsformel der antizyklischen Value-Strategie: Sie setzt auf Aktien, die vom breiten Markt noch weitgehend unbeachtet und obendrein unterbewertet sind. Um solche Schätze zu entdecken, zählt für Value-Investoren deren innerer Wert – mehr nicht. Ermittelt wird diese Orientierungsmarke zum einen durch eine Reihe von betriebswirtschaftlichen Kennziffern, die Rückschlüsse auf Finanzlage, Rentabilität und Kapitalausstattung geben. Zudem geht es darum, die richtigen Erkenntnisse zur Marktposition, zur Innovationsfähigkeit und zur Qualität des Managements zu gewinnen. Wie aber verhält es sich damit in der aktuellen Marktphase, in der Aktien und Börsenindizes von einem Allzeithoch zum nächsten eilen? „Wir sind toleranter, was die Anforderungen an die Bewertung angeht. Stattdessen konzentrieren wir uns stärker auf Firmen, die aus einer Krise ­heraus- und mit ihrem operativen Geschäft wieder ins Laufen kommen“, sagt Hendrik Leber, Manager des Acatis Aktien Global Fonds. Leber macht dies an der Sicherheitsmarge fest: „Bei uns ist diese Marge von 20 auf fünf bis zehn Prozent gefallen. Mit meiner fixen Messlatte aus dem Jahre 2009 finde ich heute keine Aktien mehr. Wenn ich meine Renditeansprüche ein wenig herunterschraube Richtung acht Prozent, so finde ich hingegen ausreichend viele spannende Firmen mit Unterbewertung. Dennoch hat sich das gesamte Bewertungsniveau durch die dauerhaft niedrigen Zinsen quer durch alle Branchen nach oben verschoben.“ Die Sicherheitsmarge, also der Abstand vom inneren Wert zum Börsenwert, ist gemäß Value-Definition ein Risikopuffer für Inves­ toren. Und je dicker dieser Puffer ist, desto günstiger ist der Kaufpreis. Europa ist ak­ tuell besonders interessant. „Die Eigenkapitalrendite in Europa liegt im mehrjährigen Durchschnitt bei etwa zehn Prozent p.a. Hinzu kommt ein Wachstum von zwei bis drei Prozent. Da ich für europäische Firmen nur etwa zweimal den Buchwert bezahlen muss, kommt die Hälfte dieser firmeninternen Erträge bei mir an. Ich rechne also mit einer realen Investorenrendite bei europäi­ schen Aktien von sechs bis sieben Prozent. Wer gut investiert, kann diesen Wert Richtung zehn Prozent steigern“, erklärt Leber. Und zur Frage, ob jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt gekommen ist: „Wir haben kürzlich den Zusammenhang zwischen Value und Zinsen/Inflation analysiert. Es ist wirklich so: wenn die Zinsen steigen, profitieren ° Value-Fonds Europa & Global ISIN LU0100915437 LU028439016 LU0064319337 LU0048578792 DE0009781740 IE00BW0DJY98 LU0133414606 FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre GAM Multistock Euroland Value Equity 241 Mio. € 47,0 % 17,8 % 91,2 % DNCA Invest Value Europe 1.096 Mio. € 19,7 % 23,1 % 90,2 % Nordea European Value 1.452 Mio. € 19,4 % 22,1 % 68,2 % Fidelity European Growth 7.316 Mio. € 16,8 % 23,6 % 69,9 % Acatis Aktien Global Fonds 263 Mio. € 14,0 % 21,1 % 61,4 % JOHCM European Concentrated Value 283 Mio. € 16,5 % – – DWS Global Value 830 Mio. € 14,4 % – – ter 1,70 % 2,12 % 1,85 % 1,89 % 1,55 % 1,25 % 0,94 % Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30.06.2017 36 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Value-Aktien. Das liegt daran, dass ValueAktien eine kürzere Duration haben als Qualitäts-Aktien. Dadurch sind sie weniger zinssensibel, sie haben keine Probleme mit steigenden Zinsen“, sagt Leber. Turnaround läuft Nach rund zehnjähriger Underperformance von Value-Aktien im Vergleich zu Wachstumswerten scheint sich nun das Blatt nachhaltig in Richtung Value zu wenden. So sieht etwa Carsten Stroh, Aktienexperte von JPMorgan Asset Management, mehrere Gründe dafür, dass es bei ValueAktien nachhaltig aufwärts geht. Er hat dazu einen Blick in den Rückspiegel geworfen. In der Vergangenheit dauerten ValueZyklen durchschnittlich 28 Monate. Die längste Outperformance-Periode dauerte sogar 80 Monate. „Der aktuelle Zyklus ist mit bislang sieben Monaten noch sehr jung. Das legt nahe, dass diese jüngste Renaissance nur der Beginn einer nachhaltigen Rally sein könnte“, sagt Stroh. Growth-Aktien reagieren sensibler auf steigende Inflationsraten, weil ihre Cashflows weiter in der Zukunft liegen. „Mit dem steiler werdenden Verlauf der Zinsstrukturkurve kommt es daher zu einer verstärkten Abzinsung der Cashflows von Wachstumsaktien, die dadurch weniger wert werden, weshalb eine Outperformance von Value-Aktien zu erwarten sein dürfte“, so der Experte. Um Positionen aufzubauen, ist für Hendrik Leber die Stetigkeit des Wachstums entscheidend. Weiters schätzt er unterbewertete Unternehmenssubstanz, hohe Ertragskraft (die sich nicht im Börsenkurs widerspiegelt), überdurchschnittlich hohe Ausschüttungen, aber auch vernachlässigte Branchen. Der ° Value-Aktien geldanlage bmw Infineon sanofi Die verschärfte E-Mobilitäts-Konkurrenz spiegelt sich auch in der relativ niedrigen Bewertung von Premiumanbietern wie BMW wider. Dabei ist BMW weiter gut unterwegs. Mit einer Modelloffensive will der Münchner Konzern wieder an Daimler vorbeiziehen. Dazu kommen eine hohe Profitabilität und die starke Bilanz. Bei der Eigenkapitalrendite ließ BMW mit 14,5 Prozent Daimler (14,4 Prozent) knapp hinter sich. Beim Free Cashflow war BMW mit 5,8 Milliarden Euro klar vor Daimler (4,4 Milliarden Euro). Das KGV liegt trotz hoher Dividende bei nur 8,2. Die Ausrichtung des Halbleiterherstellers auf Automobilelektronik zahlt sich aus: Ob Antriebe, Beleuchtung oder Fensterheber: Überall sorgen die Halbleiter von Infineon dafür, dass Sensoren funktionieren. Und der Markt boomt. Neue Produkte von Infineon sollen bei Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder in der Stromversorgung von Klimaanlagen zum Einsatz kommen. In Zeiten steigender Bewertungen ist die Aktie auch unter ValueGesichtspunkten interessant. Infineon hat den Free Cashflow von 2013 bis 2016 auf 575 Millionen Euro verdoppelt. Der Pharmakonzern Sanofi ist in Europa, den USA und in Japan stark vertreten und konzentriert sich auf die Bereiche Diabetes, HerzKreislauf, Thrombose, Nervensystem, Innere Medizin, Onkologie und Prävention durch Impfstoffe. Die letzten Quartalszahlen übertrafen die Prognosen klar. Dabei sieht sich Sanofi weiter Problemen in seinem Diabetesgeschäft ausgesetzt, nachdem Lantus Anfang 2015 in den USA den Patentschutz verloren hatte. Ein neues Mittel soll es richten: das Hauttherapeutikum Dupixent. Analysten trauen dem Mittel ein hohes Potenzial zu. ISIN DE0005190003 Börse Frankfurt ISIN DE0006231004 Börse Frankfurt ISIN FR0000120578 Börse Frankfurt (Kauf bei 78,00 Euro, Stopp Loss bei 64,00 Euro) (Kauf bei 16,78 Euro, Stopp Loss bei 11,68 Euro) (Kauf bei 69,78 Euro, Stopp Loss bei 58,88 Euro) Blick in die Bilanz zeigt, ob eine Firma ihr Wachstum aus eigener Kraft stemmen kann. Aufschluss darüber geben eine im Branchenvergleich hohe Eigenkapitalquote, eine niedrige oder zumindest tendenziell rückläufige Verschuldung sowie steigende Kapitalrückflüsse (Cashflows). Auch für ValueAktien ist der Faktor Innovation entscheidend. Ein Geschäftsmodell liefert nachhaltige Wertschöpfung für Anleger, wenn Produkte und Technologien langfristiges Wachstum garantieren. Im Zentrum steht dabei meist der Free Cashflow (FCF). Man sieht: Auch im Value-Stil steht die Qualität der Unternehmen im Vordergrund. Robrecht Wouters, Manager des JOHCM European Concentrated Value (ECV) Fund, verwendet die Kennziffer ROCE (Ertrag auf das eingesetzte Kapital). Denn auf kurze Sicht können FCF-Multiples irreführend sein. „Je nachdem, ob der ROCE kleiner, gleich als die WACC ist oder über den gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (=WACC) liegt, kann ein Unternehmen ein tiefes oder ein höheres KGV haben. Im ers­ ten Fall (ROCE < WACC) würde es sich um eine Value Trap, eine Wert-Falle handeln (KGV zB. bei 7,0). Im dritten Fall (ROCE > WACC) wäre der FCF beträchtlich höher, sodass der Markt ein KGV von etwa 16 zubilligen würde. Daran sieht man: Value und Growth sind nur zwei Kenngrößen ein und desselben erfolgreichen Unternehmens. Value allein ist nicht viel wert, wenn nicht Growth hinzukommt“, erklärt Wouters. Das Bewertungsmodell ist ein FCF-Diskontierungsverfahren. Das bedeutet, die Summe der geschätzten FCFs der kommenden fünf Jahre wird mit einem realistischen Marktzins (Kapitalkosten) auf einen Gegenwarts- wert abgezinst. Nordea Fondsmanager Tom Stubbe Olsen meint zu seiner Investmentstrategie: „Im Zentrum steht die Ertragskraft, also die Fähigkeit eines Unternehmens, über einen Konjunkturzyklus freie Cashflows zu erwirtschaften, die nachhaltig über den Kapitalkosten liegen. Erworben werden nur Wertpapiere, die auf Basis ihrer langfristigen Gewinnkraft als unterbewertet eingestuft werden. Wir sind an Unternehmen interessiert, die ein nicht-kapitalintensives Geschäft, ein kooperatives Management, ein bewährtes Geschäftsmodell, einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil und eine stabile Marktposition, eine solide Kapitalstruktur und ein Unternehmensmodell aufweisen, das über einen gesamten Konjunkturzyklus einen freien Cashflow generieren kann.“ Der innere Wert eines Unternehmens setzt sich aus drei Bausteinen zu- Chance für Antizykliker Innovativ bei Chips Wachstumsdelle vorüber? Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 37 geldanlage ° Value-Aktien sammen: dem Buchwert, dem Wert der Ertragskraft und dem Wert des Wachstums. „Wir suchen Unternehmen mit hoher Kapitalrendite, die zum Kaufzeitpunkt im historischen Vergleich attraktiv bewertet sind, aber auch zyklische Firmen hoher Qualität mit einem Wettbewerbsvorteil, die ihr Zyklustief fast erreicht haben, und Unternehmen, die restrukturieren, wodurch die Ertragskraft ihrer Vermögenswerte in Zukunft steigen wird“, erklärt Olsen. Hohe Gewinnhebel Hans Ulrich Jost, Lead Manager des JB Euroland Value Stock Fund, meint zum Investmentumfeld für den Value-Stil: „Value glänzt mit hohen Gewinnhebeln – und: Die Auswahl an attraktiv bewerteten Valuetiteln ist noch groß. Das hohe und weiter steigende Niveau der Unternehmens-Profitabilität gibt den Growth-Werten so wie die Zinssituation und die Pricing power keinen Vorteil mehr. Die Umsatzzahlen vieler Wachstumsaktien leiden zunehmend unter der Normalisierung der Margen und Umsätze, da der Sättigungsgrad oft erreicht ist. Das führt dazu, dass die Umsätze bei einigen Unternehmen bereits rückläufig sind und diese Geschäftsmodelle – wie Zykliker in einer Rezession – unter einem negativen operativen Hebel zu leiden beginnen. Bei den Berichten zum ersten Quartal 2017 war gerade das Umsatzwachstum bemerkenswert, denn in den Vorjahren speiste sich das Gewinnwachstum bei vielen Firmen in ers­ ter Linie aus Synergieeffekten durch Einsparungen und Umstrukturierungen. Güns­ tig nach Value-Kriterien bewertet sind Telekom- und Gesundheitskonzerne.“ DWS Global Value Dieser langfristig erfolgreiche Fonds fokussiert sich auf drei verschiedene Aktiensegmente. Den größten Anteil am Fondsvolumen haben qualitativ hochwertige Geschäftsmodelle, die über den Wirtschafts­ zyklus in der Lage sind, ihre Kapitalkosten mindestens zu verdienen, aber aktuell aufgrund von z.B. hohem Investitionsbedarf oder zyklischem Gegenwind eine geringere Profitabilität aufweisen und daher mit einem Abschlag zum Sektor handeln. Zweitens auf Spin offs und Unternehmen, die gerade eine Übernahme getätigt haben oder sich von Geschäften trennen. Diese Unternehmen weisen in der Regel ein hohes Gewinnwachstumspotenzial auf, allerdings auch ein höheres Risiko. Und schließlich auf klassische Turnaround-Unternehmen, die sich gerade in einer Restrukturierung befinden (z.B. Ölfirmen, Rohstoffkonzerne). Diese Gruppe weist das höchste Risikoprofil auf. Die vielversprechendsten Kandidaten werden näher unter die Lupe genommen und nach Kriterien wie Managementqualität, Margenpotenzial, Bilanzqualität, Marktposition und Eintrittsbarrieren geprüft. Das Portfolio ist mit 40 bis 60 Werten relativ konzentriert. interview ° GELD ° Was sind die Eckpfeiler Ihrer Value-Strategie? Robrecht Wouters: Unser Bottom up-Investmentprozess kombiniert eine absolute Value-Disziplin mit einer Vorliebe für Unternehmen, die nachhaltige, überragende Erträge generieren können. Als Value-Investoren kaufen wir nur günstig bewertete Unternehmen. Wir investieren beim JOHCM European Concentrated Value Fund (ECV) in rund 25 Unternehmen, zumeist Large Caps, die mit einem signifikanten Preisabschlag (Discount, > 25 Prozent) zu ihrem inneren Wert gehandelt werden. richten angegebenen Nettogewinne. Denn diese sind leichter manipulierbar. Wenn der Cashflow eines Betriebes nur die Erhaltung des Geschäftsbetriebs abdecken und ohne Wachstumsinvestitionen ewig fortgeschrieben würde, so würde sich der freie Cashflow in einer zyklischen Trendkurve auf und ab bewegen, auf längere Sicht jedoch über eine Seitwärtsentwicklung nicht hinauskommen. Der Net Present Value (Gegenwartswert netto) würde sich nicht dauerhaft erhöhen. Wenn jedoch 50 Prozent des FCF für Wachstumsinvestitionen ausgegeben würden, so würde sich der FCF nach einigen Jahren verdoppeln. Das heißt: Nicht jeder FCF ist gleich viel wert. Was bedeutet Value für Sie? Value ist absolut und wird von den Renditeerfordernissen der Investoren bestimmt. Die zentrale Kenngröße für uns ist der freie Cashflow (FCF), nicht die in Geschäftsbe- 38 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Wie läuft Ihr Investmentprozess eigentlich ab? Einerseits stellen wir uns die Frage, ob ein absoluter Value vorhanden ist. Das ist der Fall, wenn aus der existierenden FCF-Kapazität nur jene Erhaltungsinves­ titionen ge­tätigt würden, um den Geschäfts­betrieb auf­recht­zuerhalten und den FCF auf gleicher Höhe fortschreiben zu können. Das bedeutet Nullwachstum. Die wichtigste Frage ist jedoch: Wird zusätzlicher Value geschaffen? Das ist nur dann der Fall, wenn ein Teil des FCF für Wachstumsinvestitionen oder Übernahmen aufgewendet würde. Wichtiger ist für uns, dass Erträge zum Teil reinvestiert werden, denn nur so kann ein Unternehmen wachsen – und das bestimmt den zukünftigen FCF und Value. Und vor allem solche Unternehmen suchen wir. credit: beigestellt Robrecht Wouters, Senior Fund Manager des JOHCM European Concentrated Value KOLUMNE LIPPER RESEARCH Wertorientiertes Investieren – Die Rückkehr eines Klassikers I n den letzten 18 Monaten haben Faktor ETFs, die sogenannten Smart Beta ETFs, hohe Mittelzuflüsse auf sich vereinen können. Während in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 risikobasierte Strategien im Fokus der Anleger standen, sind es seit Beginn des vierten Quartals 2016 wertorientierte Strategien, das sogenannte Value Investing. Bei den aktiv gemanagten Fonds ist diese Bewegung in Richtung der wertorientierten Aktienauswahl noch nicht so ausgeprägt wie im Bereich der börsengehandelten Indexfonds. Da es sich bei dem Value-Ansatz um einen der ältesten Investmentansätze handelt, kann man sagen, dass die ETF-Anleger im Rahmen der Faktor ETFs einen Klassiker neu für sich entdeckt haben. Denn mit dem Value Investing wird versucht, eine der ältesten Börsenweisheiten umsetzen: Unternehmen günstig zu kaufen und diese später teuer zu verkaufen. Doch was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der Praxis nicht ganz so leicht umzusetzen. WIE FUNKTIONIERT VALUE INVESTING? Im Detail zeichnet sich der wertorientierte Investmentansatz dadurch aus, das der Portfoliomanager versucht, in Aktien zu investieren, die aus seiner Sicht günstig bewertet sind. Zur Bewertung der Titel werden in der Regel verschiedene Kennzahlen wie zum Beispiel das Kurs/ Gewinn-Verhältnis, das Preis/Buchwert-Verhältnis oder die Dividendenrendite verwendet. Da billig nicht bedeutet, dass eine Aktie auch preiswert ist, versuchen die Manager, die diesen Anlagestil verwenden, zudem bei der fundamentalen Analyse den realen Wert des Unternehmens zu ermitteln und zu klären, warum sich die jeweiligen Kennzahlen so darstellen, wie sie sind sowie deren zukünftige Entwicklung abzuschätzen. Zusätzlich zu einer günstigen Bewertung achten viele Value-Investoren auch darauf, dass die von ihnen gewählten Aktien ihnen eine Sicherheitsmarge, die soge- DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA nannte „Margin of Safety“, bieten. Dies bedeutet, dass der Wert eines Unternehmens an der Börse unterhalb des Bilanzwertes liegen sollte. ANLAGEERFOLG IST ABHÄNGIG VON DER MARKTPHASE Auch wenn dieser Ansatz logisch erscheint, kann mit einem wertorientierten Investmentansatz nicht in jeder Marktphase ein Mehrertrag erzielt werden, denn es gibt Phasen, in denen die Bewertungen der Unternehmen keine oder nur eine geringe Rolle spielen, da die Marktteilnehmer in einzelnen Phasen zum Beispiel eher auf das Wachstum der Unternehmen achten. Dementsprechend zeigt der Value-Ansatz zum Beispiel bei starken Anstiegen des Gesamtmarktes oftmals eine schlechtere Wertentwicklung als der Gesamtmarkt. Aufgrund der Art der Aktienauswahl gilt Value Investing als defensive Art der Aktieninvestition. Doch gerade in Phasen mit stark fallenden Kursen zeigt das wertorientierte Investieren häufig Schwächen. Viele Value-Titel stammen aus reifen Branchen und haben daher eine hohe Marktkapitalisierung. Dies führt dazu, dass diese Aktien in Abschwungphasen häufig stärker fallen, da Anleger die hohe Liquidität dieser Titel nutzen, um ihre Aktienquote schnell zu senken. Zudem kann auch die Sicherheitsmarge in solchen Phasen nicht vor Kursabschlägen schützen, da diese zwar in der Bilanz zu finden sind, sich aber nicht im Börsenkurs widerspiegeln. Wie viele Studien von Universitäten und Marktbeobachtern zeigen, ist der Value-Ansatz, trotz der Schwächen in einigen Marktphasen, aufgrund der eingesetzten fundamentalen Bewertungskriterien und der umfassenden Analyse der Aktien für den langfristig orientierten Investor ein Erfolg versprechender Investmentansatz. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters. JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 39 Geldanlage ° Luxusfonds Renditen der edlen Sorte Teure Uhren, Juwelen, Autos, Handtaschen und vieles mehr – die guten Stücke sind nicht nur bei Konsumenten heiß begehrt. Luxusgüter sind auch unter Investoren überaus beliebt, weil die Branche relativ krisenunabhängig ist und noch dazu einen weiteren Wachstumsschub erfahren könnte. Denn vor allem Asiaten sind in einen wahren „Kaufrausch“ verfallen. Harald Kolerus N icht weniger als 338.000 Euro war die teuerste Handtasche der Welt Liebhabern bei einer Auktion von Christie’s wert. Es handelt sich dabei um eine „Birkin Bag“ aus dem Hause Hermès: Mattweißes Krokodilleder, 18-karätiges Gold und 205 Diamanten zieren das edle Teil. Seitens der Fachzeitschrift Vogue heißt es dazu: „Die Versteigerung macht einmal mehr deutlich, dass Taschen gute Geldanlagen sind – ,Birkin Bags‘ zählen zurzeit sogar zu den besten Geldanlagen der Welt. Wenig verwunderlich, ist das Modell, das Anfang der 80erJahre für Stilikone Jane Birkin kreiert wurde, heute Statussymbol und Sammlerstück für Taschenliebhaber und ohne viel Geduld (Stichwort: Warteliste) nicht zu bekommen.“ So weit, so gut – es könnte aber sein, dass der eine oder andere Leser des GELDMagazins nicht gleich ein paar Hunderttau- send Euro parat hat, um sie in eine einzige Handtasche zu veranlagen. Zum Glück gibt es noch andere Möglichkeiten: Und zwar Fonds, aber auch Zertifikate, die breit gestreut in die Welt der Lukusartikel investieren. Gekauft werden logischerweise keine Schmuckstücke, Autos etc., sondern die jeweiligen Produzenten. Aber warum ist es nun eine gute Idee, in Luxusmarken zu investieren? Schwellenländer ziehen an Dazu meint Pictet-Fondsmanagerin Caroline Reyl: „Der Ausblick für PremiumBrands ist stark und wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung weiterhin nachhaltig bleiben wird. Denn diese Marken profitieren besonders vom Anstieg der Konsumausgaben in den Emerging Markets, ebenso wie vom Trend zu mehr Reisetätigkeit.“ luxus – eine globale industrie Hintergrund: Asiaten und hier vor allem Chinesen kaufen wieder vermehrt Luxusgüter. China im Kaufrausch Wohlhabende Bürger aus dem Reich der Mitte waren nämlich durch Anti-Korruptionsmaßnahmen, die edle Geschenke unter der Hand erschweren sollen, in ihrem Kaufrausch etwas gebremst worden. Dieser Schock scheint verdaut und der Yuan sitzt wieder locker – vor allem bei Auslandsreisen wird gerne eine ausgedehnte Shoppingtour angehängt. Juan Manuel Mendoza von der Credit Suisse meint dazu: „Es wird erwartet, dass die Luxusbranche in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Die asiatische Mittelklasse, vor allem in China, kauft mehr und mehr Marken quer durch alle Produktkategorien und kompensiert die Schwäche der europäischen Mittelschicht. Das vergangene Jahr war sehr gut für die chinesischen Haushalte, die stark in den Immobilienmarkt investiert haben. Die Immobilienpreise in China, speziell in Tier1-Städten, zeigten einen starken Aufwärtstrend und wir können keinen Rückschlag am chinesischen Luxusmarkt erken- USA Japan Deutschland China Großbritannien Frankreich Schweiz Kanada Australien Italien Der Vormarsch Chinas macht vor dem Luxusmarkt nicht Halt. Quelle: GAM, Schätzungen für 2017, Nachfrage nach Nationalität 40 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 4.458 2.720 1.199 1.034 553 523 358 321 234 229 Quelle: Capgemini and RBC Wealth Management 2016, Credit Suisse 2016 creditS: beigestellt, Shutterstock ° anzahl millionäre ° Luxusfonds Geldanlage „Luxusartikel profitieren vom Anstieg des Konsums in den Emerging Markets“ Caroline Reyl, Pictet nen.“ Huang Sun Scilla, Leadmanagerin des GAM Luxury Brands Fund, bestätigt: „Die Situation für Luxusgüter sieht gut aus, wir beobachten hier langfristiges Wachstum. Als Treiber fungieren die Konsumenten aus Schwellenländern, wie zum Beispiel Russland oder China. Aber auch in Europa steigt wieder die Lust nach Luxusgütern.“ Wobei die aktuell interessanteste Story im Luxussegment das Reich der Mitte bleibt, dazu kommentiert Pictet-Expertin Reyl: „In China wächst die Mittelschicht von 2016 bis 2030 laut Untersuchungen des Economist Intelligence Unit durchschnittlich um 5,5 Prozent pro Jahr.“ Das wird aller Voraussicht nach für langfristige Steigerungsraten bei den Konsumausgaben sorgen. Außerdem glaubt Reyl: „Starke Cashflows und Bilanzen der Unternehmen könnten in der Branche für Fusionen und Übernahmen verwendet werden.“ Ein weiterer Treiber also für den Sektor. Im Luxussegment gefallen der Managerin des Pictet Premium Brands derzeit vor allem LVMH, Kering und Moncler. Im breiteren Retail-Segment liegt der Fokus auf führenden Brands mit starker Innovationskraft, guten Vertriebswegen, digitaler Strategie und einer gewissen Geschwindigkeit am Markt. Dazu zählen Apple, Coach oder PVH. Millennials auf Vormarsch Einblick in seine Strategie gewährt auch Juan Mendoza von der Credit Suisse: „Viele der Unternehmen im CS (Lux) Global Pres­ tige Equity Fund verfügen über sehr hohe EBIT-Margen und sind in der Lage, einen hohen Free Cashflow zu generieren. Der Fonds wird sehr aktiv gemanagt und hält üblicherweise ein konzentriertes Portfolio von 40 bis 50 Aktien. Wir meinen, es ist ein Vorteil, den Fonds von Hongkong aus zu managen, denn China ist der wichtigste Luxusgütermarkt der Welt.“ Im Speziellen werden laut dem Experten ,Millennials‘ aus China das zukünftige Wachstum des Luxusmarktes antreiben: „Wir sprechen hier von 415 Millionen Menschen, das macht ungefähr 31 Prozent der Gesamteinwohnerzahl Chinas aus.“ Ein großer Anteil des Fonds ist in führende Luxus-Marken wie LVMH, Estee Lauder oder Ferrari investiert, aber auch prestigeträchtige asiatische Marken finden sich im Portfolio. das ausführliche Interview mit Frau Scilla auf Seite 42). Unterschiedliche Produkte Fonds, die den Begriff Luxus im Namen führen, findet man nur wenige. So den GAM Luxur y Brands Fund (ISIN: LU0329429624) mit einer Performance von knapp 50 Prozent in fünf Jahren. Der CS (Lux) Global Prestige Equity Fund (ISIN: LU1193860985), aber auch der Pictet Premium Brands (ISIN LU0217139533) fischen ebenfalls gerne in diesem Segment. Es gibt aber auch Zertifikate, wie etwa von der BNP Paribas auf den World Luxury Index (ISIN: ISINDE000BN1LUX6). Eine schöne Handtasche sollte mit den Renditen leistbar sein. Nicht nur für Millionäre Wobei mit einem Vorurteil aufgeräumt werden sollte: Luxusartikel sind jetzt nicht nur für „Superreiche“ interessant. Menchina – die nachfrage nach doza „Ein chinesischer Konwestlichen marken steigt sument definiert Luxusprodukte mög­l icherweise auf eine andere Art und Weise als europäi­sche Verbraucher. Luxusmarken decken heute alle 15% p.a. Preisklassen ab und sprechen sowohl die Mittelschicht als auch Mil­liardäre an, die jun18% p.a gen ,Millennials‘ ebenso wie die ältere Generation.“ Scilla bestätigt diese Wahrneh– 5% p.a. mung: „Erschwinglicher Luxus wird von vielen konsu– 3% p.a. miert. Dazu zählt auch ein Lippenstift von Estee Lauder oder eine Brieftasche von Louis Vuitton. Vom Ferrari Viele neue Luxuskäufer: Der Konsum profitiert vom Wandel darf man ja zumindest noch der Wirtschaft im Reich der Mitte. träumen“ (siehe dazu auch Quelle: McKinsey, *Einkommen nach Steuern und Sozialversicherung Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 41 Expertstalk ° Interview mit Huang Sun Scilla, GAM „Man darf sich etwas gönnen“ Die Luxusbranche wird ihr funkelndes Image nicht verlieren, sondern vom Wachstum in den Emerging ­Markets noch weiter profitieren – so die GAM-Fondsmanagerin Huang Sun Scilla. Wobei schöne Renditen auf die Investoren warten. Harald Kolerus Warum sollte man in Luxusmarken Wie wichtig sind externe Faktoren, etwa investieren? Anti-Korruptionsgesetze in China? huang sun scilla: Das Momentum der Weltwirtschaft ist gut und wir sehen ­wieder Interesse in Investmentthemen, die vom strukturellen Wachstum der Schwellenänder profitieren. Die Mittelschicht in diesen Ländern wächst überdurchschnittlich und der Appetit auf westliche Marken nimmt zu. Wir gehen davon aus, dass gut zwei Drittel des Wachstums im Luxussektor von Konsumenten aus Schwellenländern bestritten wird. Wichtig sind die Chinesen, die wieder vermehrt nach Europa reisen. Solid sind momentan auch die Wirtschaftszahlen in Europa. Viele Luxusfirmen haben im ersten Quartal besser als erwartete Zahlen publiziert. Die wichtigsten Makrofaktoren, die die Luxus­ industrie beeinflussen, sind die allgemeine Konsumstimmung, der Tourismus, aber auch geopolitische Entwicklungen. So hat die Anti-Korruptionskampagne in China die Luxus­ industrie in den letzten Jahren stark getroffen. Das liegt jetzt aber zum Glück hinter uns und die Luxusumsätze in China erholen sich. Können Sie Ihre Anlagestrategie erklären? Unser Ziel ist es, in die 25 bis 40 besten Luxus­ firmen zu investieren. Wir verfolgen einen fundamentalen Ansatz und kennen die meisten Firmen, in denen wir investiert sind, schon sehr lange. Ich analysiere die Luxusindustrie seit über 18 Jahren und es fällt mir immer wieder auf, dass starke Marken über die gleichen Eigenschaften verfügen. Die Produkte stehen im Mittelpunkt und es werden keine Kompromisse bei der Qualität gemacht. Dann ist die Markenbotschaft entscheidend, damit man sich von der Konkurrenz abhebt. Eine ­Marke kann nicht alles für jeden sein, sondern muss eine klare Positionierung haben. Sehr wichtig ist letztlich die Kreativität und Innovationskraft, die hinter einer Marke stehen. Die Kundschaft ist anspruchsvoll, aber bereit, viel Geld für hochqualitative und innovative Produkte auszugeben. Als Investment interessant sind Luxusfirmen, weil sie Preissetzungsmacht und hohe Margen haben. Gut geführte Marken generieren viel Cash, was die soliden Bilanzen 42 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Huang Sun Scilla, Leadmanagerin des GAM Luxury Brands Fund und die Erhöhung der Dividendenauszahlung in den letzten Jahren erklärt. Wer kauft Luxusprodukte? Nur die sogenannten Reichen? Historisch gesehen wurden Luxusprodukte vorwiegend für die Adelsschicht produziert. Heute ist es natürlich anders. Der „erschwingliche“ Luxus wird von vielen konsumiert, so zum Beispiel auch von Leuten, die in Schwellenländern zur Mittelschicht avanciert sind. So können sie sich ein Lippenstift von Estée Lauder oder eine kleine Brieftasche von Louis Vuitton leisten, während der Ferrari noch ein Traum bleibt. Welche Länder sorgen für Schwung? Die Luxusindustrie ist eine globale Industrie, wobei die Konsumenten in den Schwellenländern immer wichtiger werden. Zurzeit machen sie ungefähr die Hälfte des Luxusmarktes aus, aber sie treiben gut zwei Drittel des Wachstums an. Viele Investoren spielen das strukturelle Wachstum der Mittelschicht in Schwellenländern über solide westliche Luxusfirmen anstatt über Direktinvestitionen in lokale Aktien, die oft sehr volatil sind. In den letzten Jahren haben sich Luxusaktien besser entwickelt als sowohl der breite globale Aktienmarkt (MSCI World Equity) und auch Aktien in den Schwellenländern (MSCI Emerging Markets Equity). Unsere größten Positionen im Luxusfonds sind zurzeit Hermès, LVMH und L’Oréal. Wir sind aber auch in Namen wie Estée Lauder, Kering, Pernod Ricard, Richemont und Tiffany inves­ tiert. Stimmt es wirklich, dass die Luxusbranche krisenresistent ist? Man kann sich ja wohl nicht Macht es Sie manchmal nachdenklich, dass völlig von der Konjunktur abkoppeln? ­soviel Geld für Luxus ausgegeben wird? Luxusgüter sind zyklischer als typische defensive Konsumgüter wie Nahrungsmittel, oft aber konjunkturresistenter als andere zyklische Güter, es hängt aber vom Segment ab. Fahrzeuge, Schmuck und Uhren sind zum Beispiel zykli­ scher als Cognac oder Kosmetika. Diese Frage muss jeder für sich beantworten und ist auch eine Frage des Maßes sowie des Kontexts. Ich persönlich habe kein Problem damit, wenn man sich ab und zu etwas gönnt. www.gam.com CrediT: beigestellt GELD ° Schneller informiert für bessere Anlageentscheidungen Mit einer Reichweite lt. ÖWA 11/16 von ca. 0,5 Mio Unique Usern und 1,86 Mio. Visits ist finanzen.at Österreichs führendes Finanzportal. MEAG ° Nachhaltige Emerging Markets-Anleihen Anlagen in den Wachstumsländern werden unterschätzt. Emerging Markets umfassen flächenmäßig nahezu die ganze Welt und mit knapp 80 Prozent einen Großteil der Bevölkerung. Die Marktkapitalisierung der Anleihen aus Schwellenländern sind hingegen mit rund zwölf Prozent unterrepräsentiert, obwohl das kumulierte Bruttoinlandsprodukt mehr als die Hälfte des globalen BIP ausmacht. Zahlreiche widerlegbare Mythen um EM-Anleihen, wie bedrohliche Währungsrisiken oder Anfälligkeit für eine „Sudden Stop“, haben dazu geführt, dass viele Anleihen aus diesen Regionen noch immer sehr attraktive Renditen aufweisen – zudem Währungsgewinne erwarten lassen und zur Diversifikation über viele Länder gestreut werden können. Nachhaltigkeit im MEAG Investmentprozess. Als Tochtergesellschaft der Daniel Mumzhiu, Senior Port­folio Munich Re, die bereits 2006 die Vereinten Nationen bei der Ausarbeitung der PRIs (Principles Manager Renten, MEAG MUNICH of Responsible Investments) unterstützte und auch als eines der ersten deutschen UnterERGO KAG nehmen unterzeichnete, ist für MEAG nachhaltige Geldanlage selbstverständlich geworden. Trotzdem zieht die Fondsgesellschaft externe Gutachter hinzu – wie zum Beispiel MSCI, oekomresearch oder rfi.Das Anlageuniversum umfasst nach dem Nachhaltigkeits-Screening Staatsanleihen aus ca.20 Ländern aus den Emerging Markets sowie Unternehmensanleihen und supranationale Anleihen. MEAG Emerging Market Nachhaltigkeit. Insgesamt verwaltet MEAG mehr als 15 Milliarden Euro in Emerging Market Bonds, etwa je zur Hälfte in Hartwährungsanleihen und zur anderen Hälfte in Lokalwährungen. Neben dem MEAG Emerging Market Nachhaltigkeit werden auch beim 2014 aufgelegten MEAG Emerging Markets ab September 2017 beim Management Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. www.meag.com PICTET ° Wirkungsvolles Investieren mit Umweltbewusstsein der brisanten Umweltthemen unserer Zeit. Genauso wichtig für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt sind Müllverwertung (Recycling), Wasser-Technologien, nachhaltige Landwirtschaft oder umweltschonender Transport. All diese Wirtschaftsbereiche sind Kernpunkte vermehrter Forschung und Investitionen. Das trug dazu bei, dass z.B. Neue Energien bereits günstiger sind als die Energiegewinnung aus Kohle. Dass die USA aus dem Pariser Abkommen ausgestiegen sind, wird überbewertet, denn die USA sind für „lediglich“ 15 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Wesentlich dringender sind die Probleme z.B. in China, was zu einer starken Förderung von Umwelttechnologien führte – rund 2,5 Prozent des BIP fließen in China in diesen Bereich. Die Wachstumsrate Dr. Marc Olivier Buffle, Senior dieses Segments liegt bei 5,9 Prozent p.a. (MSCI World-Aktien bei 4,1 Prozent p.a.). Product Specialist bei Pictet Asset Fonds für Megatrends. Pictet hat sich bereits seit 1995 – mit der Lancierung des Management Pictet Biotech – auf Megatrends spezialisiert. Der Wasser-Fonds folgte im Jahr 2000 und weist bereits ein Fondsvolumen von 4,66 Milliarden Euro auf. Insgesamt verwaltet Pictet 32 Milliarden Dollar in 15 Megatrend-Themenfonds und beschäftigt hierzu mehr als 30 Investment-Experten. 2014 wurde der auf Umwelttechnologien spezialisierte Global Environmental Opportunities aufgelegt. Pictet - Global Environmental Opportunities. Aus einem investiblen Universum von derzeit rund 400 Unternehmen weltweit, die in dem stark wachsenden Bereich der Umwelttechnologien tätig sind, kommen nach einem umfangreichen Analyseprozess die besten rund 50 ins Portfolio des Fonds. Durch die aktive Aktien-Selektion erzielte der Fonds seit Auflegung gegenüber dem MACI ACWI eine Outperformance von 4,2 Prozent p.a. www.pictet.at 44 geld-magazin juli/august 2017 CreditS: Shutterstock, Archiv Wachstumsmarkt Umwelttechnik. Das Thema Klimawandel ist nur eines Institutional investors congress ° Nachhaltige Investments & Neue Energien Bellevue ° Hidden Champions bei familiengeführten Börsenunternehmen Rotation aus den USA nach Europa? Die Aktienmärkte in den USA haben jene in Europa in den vergangenen zwölf Jahren um gut 50 Prozent outperformt, seit 2011 sogar um mehr als 100 Prozent. Das hat jedoch zu einer hohen Bewertung in den USA geführt, was in Europa nun einen Nachholbedarf erwarten lässt, zumal sich die wirtschaftlichen Vorzeichen in Europa zum Besseren wenden und die politischen Risiken abnehmen. Auch an den Kapitalflüssen kann man feststellen, dass diese ihre Richtung nach Europa drehten. Unternehmertum und Nachhaltigkeit. In Europa haben familiengeführte Unternehmen eine lange Tradition. Sie zeichnen sich durch ihre langfristigen Strategien aus, die sich weniger an Quartalsergebnissen orientieren als an der Werthaltigkeit ihres Erfolgs – an langfristig überdurchschnittlichen Renditen. Das unternehmerische Denken in fami­ Jean-Pierre gerber, Senior Product liengeführten Betrieben richtet sich stärker nach humanen Werten, nachhaltiger Qualität und Specialist und Partner, Bellevue Asset sozialer Verantwortung. Das zeigt auch die Benchmark für dieses Segment, der CS Family Management AG Business Index, der den MSCI World Index über die vergangenen zehn Jahre um rund 30 Prozent übertroffen hat – und das bei niedrigerer Volatilität. Drei Fonds zur Auswahl. Bellevue Asset Management hat im Bereich familiengeführter Unternehmen seit Langem ein besonders hohes Know-how aufgebaut und verfügt hier über ein hervorragendes Netzwerk. Aus dem zur Verfügung stehenden Pool von rund 600 Large Cap- bzw. 1000 Small/Mid Cap-Familienunternehmen in Europa werden drei Fonds bestückt, die etwa 30 bis 40 der besten Unternehmen beinhalten: Der Entrepreneur Switzerland (Lux) Fund, der im ursprünglichen Heimatmarkt der Bellevue Asset Management entwickelt wurde, der BB Entrepreneur Europe (Lux) Fund und für ein höheres Ertragspotenzial der BB Entrepreneur Europe Small (Lux) Fund (s. auch Seite 46): www.bellevue.ch LACUNa ° „Canada goes green“ – hohe Renditen mit sauberer Energiegewinnung Langjähriger Track Record. Lacuna finanzierte bereits im Jahr 1998 den ersten Windpark, im Jahr 2000 ging sie eine Partnerschaft mit der Windkraftanlagenfirma Fronteris ein, 2013 übernahm sie Iliotec, die auf Photovoltaikanlagen spezialisiert ist. Bislang installierte die Unternehmensgruppe über 13.000 Photovoltaik- (PV-) und 72 Windkraftanlagen. Aus diesem Know-how heraus wurde Kanada als ideales Land für Erneuerbare Energien entdeckt. Wer Kanada kennt, liebt das Land. Besonders der Bundesstaat Ontario ist für Photovoltaik prädestiniert. Die Hauptstad Calgary lieg breitengradmäßig auf der Höhe von Südfrankreich und erfreut sich über durchschnittlich 2396 Sonnenstunden im Jahr – vergleichsweise dazu hat die sonnigste Stadt in Deutschland 1740 Sonnenstunden im Jahr.Hinzu kommt, dass Kanada mit einer Bevölkerungsdichte von nur 3,6 Einwohner/km2 (Deutschland: Ottmar Heinen, Geschäftsführer, 230 Einwohner/km2) über extrem viele Freiflächen verfügt und im Westen das Landes starke Lacuna GmbH Winde vom Pazifik wehen (optimal für Windenergie). Diese hervorragenden Voraussetzungen führten dazu, dass Erneuerbare Energien in Kanada mittels garantierter Einspeisevergütungen gefördert werden und bis 2030 90 Prozent der Elektrizität aus Erneuerbaren Energien stammen sollen.Derzeit haben Erneuerbare Energien bereits einen Anteil von fast 19 Prozent am Primärenergieverbrauch.Die stabile Währung sowie das robuste Bankensystem bieten für ausländische Investoren ein hervorragendes Investitionsklima. Tailor-made. Lacuna gründete in Kooperation mit lokalen PV- und Windkraft Experten die Lacuna Canada GmbH, die für institutionelle Investoren aus Europa rentable Windkraft- und PV-Projekte organisiert. Die Renditen liegen bei rund sieben Prozent p.a. vor Steuer. Die Größe und Art des Projekts sowie die gesellschaftliche Struktur wird für den Bedarf des Investors jeweils maßgeschneidert. Siehe dazu auch das Experten-Gespräch auf Seite 63. www.lacuna.de 45 geld-magazin juli/august 2017 Entrepreneurs – die Hidden Champions Anstatt in Quartalsergebnissen zu denken, orientieren sich familiengeführte Unternehmen vor allem an langfristig erzielbaren Erfolgen. Höhere Eigenkapitalquoten, soziale Engagements und stärkere Kundenbindungen führen aber auch zu höheren EBIT-Margen und Gewinnen – das freut wiederum die Aktionäre. eine bessere Performance als in den eher heiß gelaufenen US-Märkten. Stechen hier familien­ geführte Unternehmen (Entrepreneurs) hinsichtlich ihrer Wachstumsdynamik, ihrer KursGewinn-Bewertungen oder Kurs-Buchwert­Verhältnisse noch besonders hervor? Birgitte Olsen: US-amerikanische Aktien haben ihre europäischen Pendants seit der Finanzkrise um über 100 Prozent übertroffen. Diese Diskrepanz kann nicht alleine auf eine unterschiedliche Wachstumsdynamik zurückgeführt werden, vielmehr verlangten Investoren in Europa eine höhere Risikoprämie infolge der Staatsschulden- und Bankenkrise sowie der politischen Instabilität rund um die Eurozone. Eine Reihe von Faktoren sprechen aber aktuell dafür, dass diese Risikoprämie abgetragen werden könnte. Erstens haben die politischen Risiken in Europa nach den Wahlen in den Niederlanden, Österreich und Frankreich abgenommen, während selbige nach der Wahl von US-Präsident Trump eher gestiegen sind. Zweitens gewinnt Europa eindeutig an Wachstumsdynamik, wie aus den unterschiedlichen makroökonomischen Datenreihen zu entnehmen ist, was zu einem klaren positiven Trend bei Unternehmensergebnissen führt. Drittens sind die Bewertungen – etwa gemessen am KGV – für europäische Aktien deutlich günstiger, dies bei einem klar dynamischeren Wachstumsprofil, wie aus den Q1-Ergebnissen zu entnehmen war. Gerade europäische Familienunternehmen dürften von der positiven binnenländischen Entwicklung stark profitieren. In unserem Entrepreneur-Anlageuniversum schätzen wir in dem Kontext besonders mittel- und kleinkapitalisierte Unternehmen als attraktive Investmentkandidaten. Denn in diesem Segment befinden sich überdurchschnittlich wachstumsstarke Unternehmen mit attraktiven 46 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017 Bewertungen, die noch nicht auf dem Radar der breiten Anlegerschaft aufgetaucht sind. So gibt es für uns als Stock Picker im aktuellen Umfeld eine Vielzahl an „Hidden Champions“, die aus fundamentaler Sicht gute Opportunitäten aufweisen. Diese familiengeführten Unternehmen versprechen überdurchschnittliches Wachstum und Rendite, gepaart mit hoher Qualität und Substanz. Was zeichnet familiengeführte Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit aus? Man kann hier zwei Arten von Nachhaltigkeit angeben: Nachhaltige Unternehmensführung und Nachhaltigkeit im engeren Sinn nach ESG-Kriterien... Eigentümerfamilien sind typischerweise mit einem Großteil des eigenen Vermögens in ihren Unternehmen investiert, nehmen Führungsverantwortung wahr und kontrollieren das Unternehmen über Einsitz im Management oder Aufsichtsrat. Aus diesem Grund sind sie an der langfristigen Wertentwicklung und nicht an kurzfristiger Gewinnmaximierung interessiert. Darüber hinaus verfügen familiengeführte Unternehmen über ausreichend Kapitalreserven, eine niedrige Verschuldung und kontinuierliche gute Cashflows, um ihr Wachstum zu finanzieren. Dies erlaubt ihnen, auch in konjunkturell schwierigen Zeiten antizyklisch zu agieren, indem in Innovation investiert wird oder neue Absatzmärkte erschlossen werden. Auch ein opportunistischer Umgang mit Akquisitionen gehört dazu, denn niemand kennt den Markt und ihre Wettbewerber besser als sie. Inhabergeführte Unternehmen zeichnen sich aber auch durch ein immaterielles Wertesystem aus, in dem Langfristigkeit und Nachhaltigkeit im Umgang mit Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden einen hohen Stellenwert genießen. So wird in der Krise zwischenzeitlich aus einem Ingeni- eur ein Gabelstaplerfahrer gemacht, entgegen der prozyklischen „hire & fire“-Mentalität, die manche nicht familiengeführte Unternehmen an den Tag legen. Auch nehmen viele Familienunternehmen durch ihr soziales Engagement, sei es durch den Bau von Sportstätten, Ausbildungseinrichtungen oder die Förderung von Kunst und Kultur, eine starke, meist regional geprägte gesellschaftliche Verantwortung wahr. Interessanterweise erfüllen eigentümergeführte Unternehmen vielfach auch klassische ESG-Kriterien, allerdings selektionieren wir unsere Portfolio-Unternehmen nach traditionellen, fundamentalen quantitativen wie qualitativen Kriterien. Mittels einer „Entrepreneurial Due Diligence“ werden aber auch weiche Einflussfaktoren rund um den Eigentümer erfasst, zum Beispiel Themen wie Nachfolgeproblematik, Motivation der Gründer-/Nachfolgegenerationen, Zweckmäßigkeit der Struktur und Organisation, Anreiz- und Wertesysteme etc., diese sind aber nicht zwingend deckungsgleich mit ESG-Anforderungen. Wo hat der Anleger seinen Vorteil? Ist es hauptsächlich das gute Gewissen, wenn er in familiengeführte Unternehmen investiert anstatt in globale Konzerne mit z.T. umstrittenen Geschäftspraktiken? Studien belegen, dass eigentümergeführte Unternehmen über den Zyklus eine vergleichsweise höhere Gewinnstabilität und stärkere operative EBIT-Margen ausweisen. Ebenso deuten wissenschaftliche Untersuchungen auf einen Performancevorteil hin, so verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren der CS Family Business Index gegenüber dem breiten MSCI Weltaktienindex eine jährliche Überschussrendite von rund zwei Prozent. Der DAX Plus Family 30 Index, der die Aktien der 30 größten und liquidesten familiengeführten Un- credit: beigestellt GELD ° Sie erwarten für europäische Aktien ° Im Gespräch mit Birgitte Olsen, Bellevue Asset Management ExpertsTalk Nicht-Familienunternehmens durchschnittlich drei bis vier Jahre, so liegt dieser Wert bei Familienunternehmen im Bereich von acht bis neun Jahren. Mitarbeiter – wie möglicherweise auch die Anleger – identifizieren sich denn in solchen Unternehmen auch weitaus stärker mit der Firma, was sich nicht zuletzt auch vorteilhaft auf die Qualität der Produkte und Dienstleistungen auswirkt und damit zu einer stärkeren Kundenbindung führt. Produktionsprozesse gelten als ökologisch verträglich und sozial gerecht. In den vergangenen Jahren durften sich denn auch die Aktionäre des Unternehmens mitfreuen, alleine in den letzten drei Jahren hat sich der Kurs inklusive Dividende beinahe verfünffacht. Welchen Fonds der drei von Bellevue Asset Management verwalteten Entrepreneur-Fonds – Switzerland, Europe und Europe Small – würden Sie österreichischen Anlegern derzeit Können Sie uns beispielhaft den einen oder am wärmsten ans Herz legen? anderen Hidden Champion anführen und uns Alle drei BB Entrepreneur Fonds investieren fokussiert in 35 bis 45 der fundamental attraktivsten börsennotierten Familienunternehmen im jeweiligen Anlageuniversum. Sie eignen sich alle als Anlagebausteine für private wie auch insti­tutionelle Investoren, die auf ein langfristig attraktives und kompetitives Kapitalwachstum setzen möchten. Gemessen an den Bewertungen und den Wachstumserwartungen scheint uns der BB Entrepreneur Europe Small derzeit besonders attraktiv. Wer aber einen breiteren Baustein in puncto liquide Marktkapitalisierung sucht, der wird beim BB Entrepreneur Europe fündig, der auch in großkapitalisierte Unternehmen wie z.B. Swatch, JC Decaux oder Pernod Ricard investiert. Der BB Entrepreneur Switzerland wurde als Luxemburger SICAV Fonds zwar erst im November 2016 aufgelegt, folgt aber unserem gleichnamigen Flagship-Fonds nach Schweizer Recht, der auf einen über zehnjährigen erfolgreichen Track Record zurückblicken kann. Bellevue Asset Management zählt zu den Pio­nieren in dieser Asset-Klasse und ist als unab­hängige Investmentboutique auch ein ­eigentümergeführtes Unternehmen. Seit ihrer Auflegung übertrafen der BB Entrepreneur Switzerland, BB Entrepreneur Europe und BB Entrepreneur Europe Small nicht nur ihre je­weilige Benchmark, sondern zählten regelmäßig zu den Spitzenfonds in ihrer Vergleichskategorie. daran die Mechanik des Entrepreneur-Vorteils erklären? Birgitte Olsen, Head Entrepreneur-Strategien Bellevue Asset Management ternehmen in Deutschland enthält, übertraf den breiten DAX im selben Betrachtungszeitraum sogar um mehr als fünf Prozent im Jahr. Nun ist aber nicht jedes Familienunternehmen automatisch und zu jeder Zeit erfolgreich. Sensitivitäten zum Konjunkturzyklus, überdurchschnittliche Investitionsphasen oder Probleme bei der Nachfolgeregelung können sich vereinzelt nachteilig auf den Geschäftserfolg auswirken. Eine sorgfältige und fundierte Analyse ist somit entscheidend für den Anlageerfolg des Investors. Zu einem gewissen Grad mögen aber auch die immateriellen Vorteile überzeugen. Neben den bereits erwähnten Eigenschaften fällt etwa auf, dass bei inhabergeführten Unternehmen die Mitarbeiterfluktuation deutlich geringer ist und auch das Management seine Verantwortung deutlich länger wahrnimmt. Beträgt die durchschnittliche Verweildauer des CEO eines Ein aktuelles Beispiel für ein erfolgreiches und auf nachhaltiges Wirtschaften ausgerichtetes Familienunternehmen ist Corticeira Amorim, ein führender Hersteller von Kork-Produkten. Das in Portugal beheimatete Unternehmen wurde 1870 von Antonio Alves de Amorim gegründet und wird heute in der vierten Familiengeneration von Antonio Rios de Amorim geführt. Die Familie kontrolliert 74,9 Prozent des mit rund 1,7 Milliarden Euro börsenkapitalisierten Unternehmens. Corticeira Amorim hält rund ein Drittel am globalen Markt für Flaschenkorken und positioniert sich verstärkt im Premium-Segment. Der steigende Weinkonsum in den USA und den Schwellenländern sorgt für eine gesunde Grundnachfrage und dynamische Wachstumsraten. Dank solider Bilanzen, verti­ kaler Integration und starker Innovation mit eigener F&E sind die Eintrittshürden für Mitbewerber relativ hoch. Zudem ist es Amorim gelungen, Qualitätsgarantien für TCA-freie Korken – Korken, die gegen Geschmacksverunreinigungen durch Fäulnisprozesse geschützt sind – anzubieten, wofür Weinproduzenten einen Mehrpreis zu zahlen bereit sind. Überhaupt möchte die Amorim-Familie in dieser Generation dafür sorgen, dass ihre gesamte Weinkorkenproduktion garantiert TCA-frei wird. Das Unternehmen ist sich zudem seiner Vorreiterfunktion beim Thema Nachhaltigkeit bewusst. Sowohl die Kork-Produkte als auch die www.bellevue.ch Juli/August 2017 – Geld-Magazin ° 47 GeldanlaGe ° Biosimilars Biotech-Wachstumsinseln Auch im Biotech-Sektor gibt es wachstumsstärkere Bereiche, die andere Segmente in den Schatten stellen. Zwei spezielle Bereiche wollen wir im Folgenden vorstellen: Den der Biosimilars und die sogenannten „Orphan Diseases“ („Waisenerkrankungen“ mit nur geringen Patientenzahlen). Wolfgang Regner iosimilars sind vom Molekülaufbau, der Produktionsformel und der Wirkungsweise bzw. der Wirkung im Vergleich zu den als Vorlage dienenden Biotech-Medikamenten gleich, oder weniger präzise gesagt, „bioäquivalent“. Wenn ein Patent auf ein Biotech-Medikament ausläuft, schlägt die Stunde der Biosimilars. „Der Biosimilars-Markt startete 2005 mit der Festlegung des Genehmigungsverfahrens für Kopien von Biotech-Medikamenten in Europa. 2010 zogen die USA nach. Das erste zuge­ lassene Biosimilar-Medikament war das menschliche Wachstumshormon Omnitrope von Sandoz – mittlerweile sind in Europa über 20 Biosimilars zugelassen. Gemäß Schätzungen des Branchendienstes IMS sollte der weltweite Biosimilar-Markt die 400 Milliarden Dollar-Hürde im Jahr 2020 erreichen. Derzeit sind über 50 neue Biosimilars in der Entwicklung“, erklärt Stephan Patten, Managing Director & Deputy Chief Investment Officer bei Sectoral Asset Management (SAM). „Die größten Gewinner werden nicht die größten Generikaproduzenten sein, deren Expertise liegt bei der Entwicklung solid dosierter oraler Generika und den dafür erforderlichen rechtlichen Strategien“, so Patten. Die Erfolgsfaktoren bei Biosimilars liegen jedoch in der Fähigkeit, viel komplexere Moleküle zu konstruie­ ren und zu produzieren („Der Prozess ist das Produkt“). Auch höhere Hürden für den Nachweis der Bioäquivalenz sind zu beachten. Die Produktion ist anspruchsvoller und teurer. Die wichtigsten Player sind: Große Biotech-Konzerne mit Erfahrung in der Produktion komplexer Moleküle, wie etwa Novartis, Amgen, Biogen, Pfizer und Merck. Weiters Emerging Markets-Konzerne wie Celltrion, Samsung Biologics (Südkorea) sowie Dr. Reddy’s (Indien) – diese profitieren von niedrigeren Produktionskosten und weniger hohen Regulationshürden. Einige kleinere Player gibt es auch, die über Spe­ zialwissen in seltenen Therapiefeldern verfügen (Momenta und Coherus). Große Generikakonzerne fahren eine ÜbernahmeStrategie, um sich die Expertise ins eigene Haus zu holen, wie z.B. Mylan. Teva plant, ein führender Player in der dritten Biologics-Welle (nach 2020) zu werden. Biotech-Patente laufen aus Nun müssen sich auch Biotech-Konzerne mit dem Problem der Patentabläufe konfrontieren. Bis 2020 werden rund 40 Milliarden Dollar-Umsätze bei Biotech-Medikamenten die Marktexklusivität verlieren – darunter solche Blockbuster wie Humira (Rheuma), Lantus (Diabetes), Enbrel (Rheuma), Remicade (Rheuma), Rituxan ° Biosimilar-Player ISIN US0311621009 US09062X1037 US19249H1032 CH0012005267 US2561352038 unternehmenMArktkap.KGV (´17e)KGV (´18e) Perf. 1 J. Amgen 111,1 Mrd. € 14,0 13,7 11,0 % Biogen 50,6 Mrd. € 13,0 11,8 18,0 % Coherus 0,6 Mrd. € neg. neg. – 17,0 % Novartis 187,9 Mrd. € 17,3 15,7 – 1,2 % Dr. Reddy’s 6,0 Mrd. € 22,8 k.A. – 20,0 % 3 Jahre 5 Jahre 73,0 % 158,0 % 12,0 % 126,0 % – – 11,0 % 65,0 % 19,0 % 65,0 % Quelle: finanzen.net, finance.yahoo.com 48 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 „Biosimilars könnten die Diskussionen über hohe Biotech-Preise entschärfen“ Christian Lach, Bellevue AM (Krebs), Neulasta (Blutarmut), Avastin und Herceptin (Krebs). Allerdings liegt der Marktumsatzverlust nach Patentverlust bei diesen Biotech-Medikamenten nur bei zehn bis 30 Prozent pro Jahr im Gegensatz zu gewöhnlichen Medikamenten (90 Prozent in sechs Monaten). Die am meisten betroffenen Therapiegebiete sind Rheuma, Krebs und Diabetes. Betroffene Hersteller sind Bio­gen, Johnson & Johnson, Amgen, AbbVie, Sanofi und Roche. „Wir stehen den ­Biosimilars grundsätzlich sehr positiv gegenüber. Besonders für unseren Generikafonds ist dies ein wichtiges Wachstumssegment“, meint Christan Lach, Fondsmanager des BB Adamant Biotech Fund. „Die stärkere regulatorische Klarheit in Kombinaten mit einer besseren Charakterisierung der großen, organischen Moleküle erlaubt kürzere Zulassungswege. Die amerikanische Gesundheitsbehörde spricht vom sogenannten molekularen Fingerabdruck, der vielfältige Analysemethoden einbezieht und ein hohes Maß an molekularbiologischer und physikalischer Vergleichbarkeit erlaubt. Damit können nun auch komplexere Medikamente wie Antikörper nachgebaut werden“, weiß Lach. Zudem zeigen die Erfahrungen Europas, dass sich die Sicherheitsbedenken bisher nicht bestätigen. Ge- creditS: beigestellt, Shutterstock B ° Biosimilars GeldanlaGe nerell ist dies auch für die Biotech-Branche positiv, denn durch den Wettbewerb werden wieder Gelder freigesetzt, die für neue, innovative Medikamente verwendet werden können. Dies entschärft die Diskussion um Medikamentenpreise und Innovationsanreize in den USA und Europa. Zudem kommen die Biotech-Medikamente so einer breiteren Patientenpopulation zugute, was insbesondere Wachstumschance für Biosimilars in den Emerging Markets bedeutet. „Die großen Biotech-Firmen wie Amgen und Biogen, denen der Biosimilar-Wettbewerb am meisten zu schaffen machen könnte, haben bereits eine Vorwärtsstrategie eingeschlagen. Amgen entwickelt mit Allergan Biosimilars, Biogen macht dies mit Samsung Biologics. Bei den kleineren Firmen ist Coherus ein reiner Biosimilar-Entwickler, der von ehemaligen Amgen-Mitarbeitern gegründet wurde. Eine Sonderstellung im Bereich Insulin nimmt Eli Lilly ein, die ein Biosimilar für Lantus entwickelt hat. Einen weitaus größeren Einfluss haben die Biosimilars für die großen Pharmafirmen, insbesondere Roche. In den nächsten Jahren verlieren Rituxan, Herceptin und Avastin den Patentschutz. Roche muss diese Umsatzträger kompensieren“, weiß Lach. „Waisenerkrankungen“ Orphan Diseases sind Erkrankungen, die nur eine sehr niedrige Patientenzahl betreffen. Damit sich die Herstellung von Medikamenten gegen diese lohnt, sind u.a. staatliche Förderungen erforderlich. Dazu kommen eine erweiterte Marktexklusivität (auch zeitlich), Steuerzuckerln und kürzere und weniger teure Entwicklungs- und Herstellungsverfahren sowie eine starke Profi- Eine Aufnahme eines Antikörpers zeigt schon optisch, dass nur absolute Spezialisten im Biosimilar-Bereich der Biotech-Branche eine Chance haben werden, zu reüssieren. tabilität durch hohe, geschützte Preise. „Allerdings werden jetzt auch die Preise stärker unter die Lupe genommen, da die Anzahl derartiger Medikamente in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat – und damit auch die staatlichen Förderungen. So kostet Alexions Soliris (gegen Paroxysmale Hämoglobinurie, eine seltene erworbene und lebensbedrohliche Erkrankung blutbildender Stammzellen) 400.000 Dollar pro Jahr. Um die Kosten im Griff zu halten, erwarten wir strikte Vorgaben für Verschreibung, Demonstration klarer Behandlungsvorteile sowie auch das Auftreten von Biosimilars“, erläutert Mina Marmor, Portfolio Manager des Sectoral Biotech Opportunities Fund. Das Geschäftsmodell Orphan Diseases ist sehr erfolgreich – derzeit machen derartige Medikamente fast 50 Prozent aller Neuzulassungen aus. Die Gesamtumsätze liegen aktuell bei 60 Milliarden Dollar und wach- sen erheblich. Starke Player sind Alexion, Biomarin und Vertex. Insgesamt hat jedoch eine immer größere Anzahl weiterer Forscher diesen speziellen Markt im Visier, da eine immer höhere Anzahl von Orphan Diseases erkannt und erforscht werden. Dementsprechend steigen die Forschungsinves­ titionen und die Marktkonkurrenz. „Besonders im Bereich der Krebsbehandlung sind praktisch fast alle Krebspatienten einer Waisenkrankheit zuzuordnen. Klassischerweise waren dies aber Erbkrankheiten mit seltenen Mangelzuständen für gewisse Enzyme“, weiß BB-Manager Christian Lach. „Führend sind Biomarin, Shire und Ultragenyx im Bereich der Biotech-Firmen und Recordati und Horizon Pharma im Bereich der Spezialitätenpharmafirmen.“ Wer Fonds bevorzugt, sollte auf den BB Adamant Biotech oder den Sectoral Biotech Opportunities Fund setzen. ° Orphan Diseases Player ISIN US0153511094 US09061G1013 JE00B2QKY057 US92532F1003 unternehmenMArktkap.KGV (´17e)KGV (´18e) Perf. 1 J. Alexion 24,3 Mrd. € 22,6 18,2 1,2 % Biomarin 13,7 Mrd. € neg. neg. 13,4 % Shire 44,2 Mrd. € 11,1 9,8 – 12,3 % Vertex 27,7 Mrd. € 80,6 43,7 45,6 % 3 Jahre 5 Jahre – 6,6 % 36,6 % 65,0 % 160,7 % – 14,6 % 109,0 % 63,2 % 153,4 % Quelle: finanzen.net Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 49 geldanlage ° Technologie-Aktien Megachancen durch Innovationen Big Data, Cloud Computing, Internet der Dinge, Industrieautomatisierung und künstliche Intelligenz sind die treibenden Kräfte einer neuen industriellen Revolution, die bereits die Performance diverser Technologie-Titel beschleunigt. Mit den richtigen Aktien und Fonds kann jeder daran profitieren. Michael Kordovsky D er Nasdaq 100 Index brachte es in den vergangenen fünf Jahren bereits auf ein Plus von 115 Prozent, während der Dow Jones Industrial lediglich 66 Prozent gewann. Eine noch bessere Performance erzielten die besten Technologiefonds, deren Retail-Tranchen bis Ende Juni auf Eurobasis im gleichen Zeitraum sogar ein Plus von bis zu 160 Prozent erreichten. Noch mehr war bei einzelnen Wachstumswerten wie Amazon oder Netflix zu holen, die es in den vergangenen fünf Jahren auf Kursgewinne von 322 bzw. 1441 Prozent brachten. Die konkrete Aktienselektion sollte aus globalen Marktführern und führenden Unternehmen in wachsenden Marktsegmenten bestehen, die eine entsprechende Ertragswachstumshistorie aufweisen und noch nicht fundamental allzu überteuert sind. Sonderchancen können aber auch Turn­ around-Kandidaten und Firmen in Umstrukturierung bieten. Gleichzeitig sollte auch ein Blick darauf geworfen, welche Technologie-Aktien die erfolgreichsten Die nachfolgenden Trends bieten die Grundlage für eine Reihe von Innovationen, wie zum Beispiel selbstfahrende Autos, intelligente Waschmaschinen, die den Waschgang zum Zeitpunkt des güns­ tigsten Stromtarifs durchführen oder Drohnen, die Pakete ausliefern: Internet der Dinge: Darunter versteht man die Verknüpfung von physischen Objekten jenseits der Computer und Smartphones mit dem Internet. Von online steuerbaren intelligenten Haushaltsgeräten bis hin zu Herzüberwachungsstationen oder tragbaren Sensoren, die live erfasste Körperfunktionsdaten übertragen, lassen sich belie­ bige Geräte mit dem Internet verbinden. Laut Prognose der Analys­ ten von Gartner steigt bis 2020 weltweit die Anzahl der mit dem Internet verbundenen „Dinge“ auf 20,8 Milliarden. Die internatio­ nale Managementberatungs-Firma Bain & Company schätzt, dass diese Zukunftstechnologie weltweit bereits ca. 80 Milliarden Dollar an M&A-Investitionen und mehr als 30 Milliarden Dollar an Venture Capital-Beteiligung ausgelöst hat. Profiteure davon sind einschlä­ gige Elektronikfirmen, wie zum Beispiel InterDigital mit diversen IoTLösungen für intelligente Gebäude, vernetzte Städte (Smart Cities), Transport und Industrie oder auch Skyworks Solutions. Letztere ist auf Komponenten für Mobilfunkgeräte spezialisiert und bietet u.a. auch Anti-Kollisions-Sensoren, Straßenmaut-Transponder und Naviga­ tionssysteme an. Der operative Cashflow des Unternehmens wuchs von 2012 bis 2014 um 40 Prozent p.a. auf 1,1 Milliarden Dollar. Robotics, Automatisierung und künstliche Intelligenz: Zwar ha­ ben vereinzelte Spezialwerte, wie zum Beispiel der Spezialist für Haus­ halts-Roboter, iRobot, oder der Weltmarktführer bei Chirurgie-Roboter, Intuitive Surgical, bereits einen fulminanten Höhenflug hinter sich, 50 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 doch bei einer Reihe dieser „Roboter- und Automatisierungs-Aktien“ ist die Euphorie bereits wieder verflogen. Das gilt beispielsweise für den Spezialmaschinenhersteller Manz, der die digitalisierten „Speed­ factories“ von Adidas einrichtet. Allgemein sind Robotik-Aktien noch nicht von einem breiten Boom erfasst, auch wenn in diversen Medien bereits über Anlage- und Rechtsberatung durch Roboter geschrieben wird. Anders Tandberg-Johansen, der leitende Portfoliomanager des DNB Technology, ist der Meinung, dass sich die Entwicklung künst­ licher Intelligenz noch in einem Anfangsstadium befindet. „Allerdings scheint es so zu sein, dass Big Data eine grundlegende Vorausset­ zung für die Entwicklung selbstlernender Maschinen ist. Ohne die Möglichkeit, auf große Datenmengen zuzugreifen, scheint es bisher kaum möglich zu sein, selbstlernende Algorithmen zu entwickeln“, so Tandberg-Johansen. Daher sieht er die Unternehmen Alphabet (Google) und Facebook hier in einem großen Wettbewerbsvorteil. Cloud Computing und Big Data: Cloud Computing, also Software, die als Service über das Internet bereitgestellt wird, boomt. Die dazu erforderliche Infrastruktur ist weltweit im Aufbau. Laut den Analysten von Gartner soll weltweit der öffentliche Cloud Service-Markt bis 2020 um 16 Prozent p.a. auf 383,4 Milliarden Dollar wachsen, wobei das am stärksten wachsende Segment Cloud System-Infrastrukturservices sein sollten (knapp 30 Prozent p.a.). Davon profitieren IBM, SAP, Ama­ zon Web Services (AWS), Salesforce.com und Microsoft. Ein weiteres Thema ist die Speicherung und Auswertung riesiger Datenmengen. Vor allem Datenspeicherlösungen bietet Hewlett Packard Enterprise, während Tableau Software die Visualisierung und Auswertung von Da­ ten unterstützt. Sowohl Datenspeicherung als auch Analytik bietet IBM. creditS: beigestellt ° Zukunftstrends ALS treibende Kraft ° Technologie-Aktien geldanlage „Solange das Verhältnis Geschäftsdynamik zu Bewertung überdurchschnittlich ist, bleiben wir investiert“ Bernd Kiegler, Raiffeisen KAG Technologiefonds im Portfolio halten. Darüber hinaus kann man sich von den Profis noch einiges in puncto Anlagestrategie ­abgucken, sofern sie sich öffentlich dazu ­äußern. Um effektiv an den großen Technologietrends partizipieren zu können und nicht nur in Zeitverzögerung auf die Port­ folio-Umschichtungen der Profis zu reagieren, lohnt es sich zumindest 65 Prozent des für Technologie-Aktien vorgesehenen Portfolios in zwei oder drei Top-Fonds zu inves­ tieren. 25 bis 35 Prozent können dann noch auf ein paar besondere Einzelaktien gestreut werden. Darauf setzen die Profis Bernd Kiegler, Fondsmanager des Raiffeisen-Technologie-Aktien, fokussiert sich auf Unternehmen mit soliden Bilanzkennzahlen und großem Wertaufholpotenzial. „Oft kaufen wir Titel von Unternehmen zu, die nach einer Reihe von schwierigeren Quartalen frühe Anzeichen der Geschäftsverbesserung aufzeigen. Das Verhältnis aus Bewertung und Risiko ist in solchen Fällen weit attraktiver als bei Durchschnittsaktien in der Technologiebranche“, erläutert Kiegler die Erfolgsstrategie. Auf die einzelnen Investmentideen wird das Fondsvolumen gleichmäßig verteilt. „Cloud-Softwarelösungen, Internet-ofThings, Artificial-Intelligence oder 3-DDrucken sind einige dieser Themenbereiche, aus denen wir die interessantesten Einzeltitel heraussuchen“, nennt Kiegler konkrete Beispiele und ergänzt: „Solange das Verhältnis aus Geschäftsdynamik und Bewertung überdurchschnittlich ist, bleiben wir investiert. Beispielsweise haben wir seit dem letzten Turnaround Anfang 2016 die Halbleiterbranche im Fonds verstärkt und sind für unsere seither bestehenden Positionen Micron und Western-Digital weiterhin zuversichtlich.“ „Das Wachstum liegt bei Google bei mehr als 20 Prozent und bei Facebook bei fast 60 Prozent“ Anders TandbergJohansen, DNB DNB-Portfoliomanager Anders Tandberg-Johansen beschreibt die auf Bottom up-Analysen basierende Investmentstrategie seines Teams wie folgt: „Zunächst werden die großen zukünftigen Themen des Sektors bestimmt. Im Kern steht die Unternehmensanalyse, um die Wertschöpfung der Unternehmen zu analysieren und eine Unternehmensbewertung vorzunehmen. Schlussendlich wird die zukünftige Gewinn­ erwartung der Unternehmen in diesem Licht prognostiziert und bei der Investment­ entscheidung berücksichtigt. Der Markt schätzt uns im Vergleich mit dem Wettbewerb als eher ,bewertungsorientiert‘ sowie ,contrarian‘ ein.“ Eine der größten Positionen im Portfolio des DNB Technology ist der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson, denn der Ausbau der 5G-Technologie wird in naher Zukunft Fahrt aufnehmen. Zu groß ist der Bedarf an Bandbreite für mobile Endgeräte. ° DIe zwölf AUSSICHTSREICHSTEN tECHNOLOGIE-aKTIEN uNTERNEHMENISIN Alphabet US02079K3059 Facebook US30303M1027 Hewlett Packard US42824C1099 IBM US4592001014 Intel US4581401001 Intuitive Surgical US46120E6023 iRobot US4627261005 Microsoft US5949181045 Samsung KR7005930003 SAP DE0007164600 Skyworks Solutions US83088M1027 Ericsson SE0000108656 Gewinnwachstum/AktieKGV Ø 2012 bis 2016 2018 erw. 2019 erw. 14,9 % p.a. 23,3 19,9 von 0,01 auf 3,49 USD* 25,1 19,7 17,5 % p.a. ab 2013 12,2 11,6 von 14,53 auf 12,43 USD* 11,2 10,9 fast unverändert 11,6 11,2 4,0 % p.a. 34,2 30,3 24,8 % p.a. 32,6 26,5 1,2 % p.a. 20,6 18,2 0,6 % p.a. 8,0 6,2 6,6 % p.a. 19,8 17,9 52,8 % p.a. ab 2013 13,2 12,2 stark rückläufig 18,5 15,2 Bereiche Google, youtube, Autonomes Fahren... Social Media, Online-Marketing Datenspeicher, Netzwerklösungen, Server für die Cloud... Speicher, Rechner, Cloud Computing, Big Data, Security Halbleiter, Chips aller Art Chirurgie-Roboter Haushalts-Roboter Software, Cloud Computing, LinkedIn (Social Network) Mobilfunkgeräte, Speicherchips, Smart TV Unternehmens-Software, Cloud Computing IoT, Komponenten für Mobilfunk Telekom-Ausrüstung *Entwicklung Gewinn pro Aktie; Quellen: Reuters, NASDAQ, boersen-zeitung.de (Schätzungskonsens d. Analysten), Publikationen der Unternehmen; Daten per 30. Juni 2017 Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 51 geldanlage ° Technologie-Aktien IBM Ericsson iRobot Bis zum 4. Quartal 2016 gingen die Umsätze von IBM 19 Quartale in Folge zurück und auch die Rentabilität hat sich verschlechtert. Das soll sich jetzt ändern. Das Unternehmen hat sich bereits von weniger profitablen Geschäftsbereichen getrennt, der zukünftige Fokus soll in neueren Technologien liegen (Cloud Computing, Security, Datenanalyse und künstliche Intelligenz). Der Umsatz in diesen Wachstumsbereichen sollte von 32,8 Milliarden Dollar in 2016 (Gesamtumsatz: 79,9 Mrd. USD) bis 2018 auf 40 Milliarden Dollar steigen, zumal IBM 2016 bereits 15 Unternehmen zukaufte. Ein Highlight war dabei die Übernahme von Truven Health Analytics zur Unterstützung der Watson Analytics-Technologie. Das Unternehmen bietet Daten, Analysetools, Benchmark-Informationen und Services für Firmen des Gesundheitswesens. Trotz jüngster Erholung notiert die Ericsson-Aktie fast nur noch zur Hälfte des Zwischenhochs im April 2015. Nun stieg die schwedische Investmentfirma CEVIAN mit umgerechnet 1,15 Milliarden Euro ein und erwarb 5,6 Prozent der Aktien. Die Nachfrage nach Mobilfunkausrüstung war 2016 schwächer, die Umsätze und Erträge entwickelten sich rückläufig. Das Management wirkt mit Kostensenkungsprogrammen, Outsourcing und einer Reduktion des Working-Capitals entgegen. Mit 42.000 Patenten verfügt das Unternehmen über viel geistiges Eigentum und der nächste Investitionsschub steht mit den 5G-Netzen, die ab 2018 in Betrieb gehen werden, vor der Tür. Fazit: Ericsson ist eine interessante Turnaround-Story und wegen des Patentportfolios sogar ein potenzieller Übernahmekandidat. Als Hausroboter-Spezialist ist iRobot, die für ihren Staubsauger-Roboter „Roomba“ und die Bodenreinigungs-Roboter „Scooba“ und „Braava“ bekannt ist, ein lukratives Investment. Der Saugroboter „Roomba 980“ erstellt mittels diverser Sensoren und einer Kamera bereits während des Saugens eine Karte der Wohnung, um daraus den effizientesten Saugplan abzuleiten. Die Roboter des Unternehmens verkaufen sich gut und lassen sich via Apps vom Smartphone aus steuern. Von 2012 bis 2016 stieg der Umsatz von 436 auf 661 Millionen Dollar und der Nettogewinn konnte von 17 auf 42 Millionen Dollar gesteigert werden. In den vergangenen vier Quartalen lag das Kurs-Cashflow-Verhältnis bei 24,4. Die Phase der Ertragsschübe könnte noch mehrere Jahre anhalten, weshalb die Aktie noch nicht überteuert ist. ISIN US4592001014 Börse NYSE ISIN SE0000108656 Börse Frankfurt ISIN US4627261005 Börse Nasdaq Weitere Trends, die einen starken Ausbau der Netze erfordern, sind Cloud Computing und eine stärkere Nutzung von StreamingDiensten. „YouTube, Amazon Prime und Netflix wirken auf traditionelle TV-Sender stark disruptiv, wobei Amazon und Netflix aufgrund unserer Ansicht nach zu hoher Bewertungen derzeit nicht Teil des DNB Technologieportfolios sind“, erläutert Tandberg-Johansen. Positiv steht das DNB Tech- nology-Fondsmanagement Alphabet (Google) und Facebook gegenüber. „Das organische Wachstum liegt bei Google bei mehr als 20 Prozent und bei Facebook fast bei 60 Prozent. Die Wachstumsrate von Face­b ook wird sich zwar verlangsamen, aber die Gewinne von Messenger und WhatsApp werden den Markt positiv überraschen. Nachdem Facebook und Alphabet einen guten Teil der Werbeeinnahmen der Printmedien bereits abgesaugt haben, rückt jetzt das traditionelle TV-Geschäft in deren Visier“, begründet Tandberg-Johansen seinen Optimismus. Umstrukturierung Neuer Impuls durch 5G-Netze ° Die besten Technologie-Aktienfonds ISIN LU0104030142 LU0099574567 LU0302296495 IE0030772275 LU0444971666 FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre JPM Europe Technology 278 Mio. € 33,8 % 65,8 % Fidelity Funds - Global Technology 2.172 Mio. € 31,4 % 90,6 % DNB Fund Technology 366 Mio. € 28,4 % 78,6 % Polar Capital Global Technology 1.349 Mio. € 35,0 % 84,8 % Threadneedle (Lux)-Global Technology 114 Mio. € 33,8 % 89,6 % 5 Jahre 168,0 % 162,7 % 162,5 % 148,6 % 140,6 % ter 1,78 % 1,92 % 1,59 % 1,66 % 2,00 % Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 52 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Roboter für die Hausarbeit Interview mit Sébastien Lagarde, Mandarine Gestion ° EXPERTSTALK Klein, aber oho! Microcaps tauchen nur selten in den Schlagzeilen auf und werden von Analysten oft vernachlässigt. Gerade das öffnet bei genauer Marktbeobachtung und fundierter Auswahl äußerst interessante Anlagechancen, meint Aktienexperte Sébastien Lagarde von Mandarine. GELD ° Blue Chips, Large-, Small- und Mid Aber sind Microcaps nicht besonders volatil Caps sind praktisch jedem Anleger ein Begriff. und risikoanfällig? Microcaps sind da schon etwas weniger geläu- Hier gilt es ganz genau zu unterscheiden: Einzeln betrachtet können Microcaps sehr volatil sein, allerdings sind sie untereinander nur schwach korreliert. Bei Large Caps ist mehr Korrelation untereinander zu beobachten. Die Bündelung von Microcaps in einem Fonds verringert somit die Volatilität und das Risiko erheblich. Im Mandarine Europe Microcap sind rund 160 bis 200 Titel im Portfolio vorhanden. Es ergibt sich so ein bezüglich Ländern und Sektoren gut diversifiziertes Universum mit sehr unterschiedlichen Unternehmensprofilen. Zur Risikooptimierung trägt ebenfalls bei, dass wir keine „großen Wetten“ eingehen. Das heißt, Einzelpositionen bewegen sich im Umfeld von 0,5 bis 0,6 Prozent Anteil am Gesamtportfolio. So fällt es für die Performance des Fonds kaum ins Gewicht, wenn eine einzelne Story einmal nicht so wie gewünscht läuft. fig – wie definiert sich diese Anlageklasse? SÉBASTIEN LAGARDE: Tatsächlich sind Microcaps nicht in aller Munde, es handelt es sich dabei um Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung bzw. Liquidität. In den Vereinigten Staaten findet dieser Bereich traditionell mehr Beachtung und wird bereits seit rund 40 Jahren als fixe Größe betrachtet. In den USA werden gemeinhin Aktien mit einer Marktkapitalisierung unter 500 Millionen Dollar als Microcaps bezeichnet. In Europa gab es lange Zeit keine Benchmark, die erste wurde von MSCI erst im Jahr 2011 entwickelt. Für unseren Mandarine Europe Microcap ziehen wir den MSCI Europe Microcap NR (Netto-Dividenden reinvestiert, Anm.) als Benchmark heran. Welche Charakteristika kennzeichnen diese CREDIT: beigestellt sehr niedrig kapitalisierten Unternehmen? Es finden sich hier zahlreiche Vorteile, der größte dabei ist sicher, dass diese Aktien nicht im Fokus der Analysten sowie der täglichen Finanzberichterstattung stehen. Dadurch herrschen sehr große Ineffizienzen, die interessante Anlagemöglichkeiten öffnen. Wir sehen hier also ein Universum, das für Stock Picking ideal ist. Aktien im Microcap-Bereich bieten Wachstum und vernünftige Bewertungen, sie entwickeln oft neue Nischen und generieren Outperformance. Das beweist etwa ein Blick auf den breiten MSCI Europe im Vergleich mit europäischen Microcaps: Die kleinen Unternehmen zeigen im Schnitt eine jährliche Outperformance von rund zwei Prozent. Dabei handelt es sich zwar um keine lineare Entwicklung, die Attraktivität dieser Anlageklasse wird aber verdeutlicht. Unterm Strich ergibt sich also ein sehr attraktives Rendite-Risiko-Profil. Wie finden Sie nun attraktive Einzeltitel? Immerhin „fischen“ Sie aus einer Vielzahl von Sébastien Lagarde, Senior Portfolio Manager, Mandarine Gestion dität der im Portfolio enthaltenen Aktien wird überdies täglich kontrolliert. Und wir reagieren natürlich auch auf den Newsflow: Sehr negative Nachrichten, wie der Verlust eines bedeutenden Kunden oder einer Lizenz, unvorhergesehene Verzögerungen in der Unternehmensentwicklung sind Auslöser für einen zügigen Verkauf der Position. rund 4500 Aktien. Am Anfang des Auswahlprozesses steht ein Liquiditätsfilter: Aktien mit einem Handelsvolumen unter 100.000 Euro pro Tag fallen heraus und es bleiben etwa 1200 Unternehmen zur weiteren Begutachtung übrig. Dann erfolgt der nächste Schritt: Aus der monatlichen Erstellung quantitativer Profile des nun infrage kommenden Aktienuniversums lassen sich die Papiere mit dem besten Mix aus Wachstum, Bewertung, Momentum, Sentiment sowie Qualität ermitteln, woraus sich eine Buy-List ergibt, die sämtliche Portfoliorichtlinien berücksichtigt. Die fundamentale Beobachtung der Positionen – Broker, Unternehmenskontakte, Managementteam, Börsenentwicklung – führt zu täglichen Anpassungen. Die Liqui- Haben Sie vielleicht auch österreichische Aktien im Portfolio? Leider, derzeit nicht. Österreich stellt auch nur einen kleinen Teil unseres investierbaren Universums dar. Großbritannien bildet mit rund 30 Prozent die derzeit größte Länderposition, gefolgt von Frankreich mit ca. 14 Prozent, Deutschland nimmt rund zehn Prozent ein. Beispiele für interessante Unternehmen sind etwa die deutsche Berentzen, MND aus Frankreich oder Panariagroup aus Italien. Der Fonds selbst hat seit seinem Bestehen im Mai 2015 eine sehr erfreuliche Performance von rund 85 Prozent plus erzielt. www.mandarine-gestion.com JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 53 GeldanlaGe ° Aktienmarkt China Das universum expandiert Am 20. Juni 2017 war es soweit: MSCI verkündete die Aufnahme chinesischer Festlandaktien in den MSCI Emerging Markets Index, der derzeit Aktien im Wert von 1,6 Billionen Dollar repräsentiert. Wir haben ChinaExperten über die Auswirkungen dieses Schritts befragt. Wolfgang Regner iese Entscheidung wird dazu führen, dass A-Aktien auch in den MSCI China Index aufgenommen werden. Und da der MSCI EM Index Teil des MSCI All Country World Index (ACWI) ist, werden A-Aktien automatisch in weiteren regionalen und globalen MSCI-Indizes enthalten sein, etwa auch im MSCI Asia ex-Japan Index. Die Anfangsgewichtung im MSCI EM Index wird allerdings nur bei 0,73 Prozent liegen (2,5 Prozent im MSCI China Index) und genau 222 Einzeltitel erfassen, und zwar nur Large Caps, die nicht vom Handel ausgesetzt sind. Die Aufnahmequoten werden bei 2,5 Prozent beginnen und bei maximal fünf Prozent liegen. Die Zahl der im MSCI China gelisteten Aktien wird von 152 auf 432 Aktien steigen“, erklärt Mike Shiao, Chief In- vestment Officer, Asia ex Japan bei Invesco. „Unserer Ansicht nach ist das eine bahnbrechende Entscheidung, denn derzeit liegen alle genannten Gewichtungen bei null. Damit öffnet sich der chinesische Finanzmarkt ein weiteres Stück für ausländische Investoren. Auch die Gewichtungen sind positiv zu sehen, da sie höher als erwartet ausfallen. Und der Schritt ist ein weiterer Weckruf für globale Investoren, ihre Exposure im chinesischen Aktienmarkt zu überdenken. Denn nun verbessert sich der Marktzugang erheblich. Zusammen mit der bereits bestehenden Gewichtung von chinesischen offshoregelisteten Aktien (vor allem in Hongkong gelistete H-Aktien) lässt sich so die Diversifikation weiter erhöhen. Aufgrund der geringen Gewichtung ist aber allein durch die CHiNEsisCHE OFFsHORE-gElistEtE aKtiEN REPRÄsENtiEREN NiCHt DiE gEsaMtE CHiNEsisCHE WiRtsCHaFt Chinesische Wirtschaft (2016 Nominales BIP) 11 Billionen US-Dollar A-Aktien (Schanghai, Shenzen) 7,4 Billionen Dollar 2899 Unternehmen Doppelt gelistet H-Aktien (Hongkong) 3,9 Billionen Dollar 1096 Unternehmen auch wenn die Performance seit Jahren nicht großartig ist, nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz gerechnet, liegen die China-Börsen schon jetzt an der Weltspitze. Quelle: Goldman Sachs. H-Aktien+ umfasst H-Aktien, Red Chips, in Hongkong gelistete China-offshore und in den USA gelistete China-offshore Börsensegmente. 95 Aktien haben ein Doppellisting (als A- und H-Aktien). 54 ° gElD-MagaZiN – Juli/august 2017 Aufnahme der A-Aktien nicht mit einem starken Kapitalzufluss aus dem Ausland zu rechnen. Allerdings wird es nur einige Jahre dauern, bis der gesamte A-Aktienmarkt im MSCI EM Index gewichtet sein wird – wie das Beispiel Südkoreas oder Taiwans zeigt“, erläutert Shiao. Seit den schweren Marktturbulenzen in China im Juli 2015 wurden zudem die Publizitätspflichten erhöht und der Zeitraum für eine Aussetzung vom Handel der von den Turbulenzen betroffenen AAktien reduziert. Damit sank die Anzahl der suspendierten Aktien deutlich, ein weiterer Positivfaktor für ausländische Investoren. Und viele Branchen werden durch höhere Gewichtungen repräsentativer für die reale chinesische Wirtschaft abgebildet sein. Vor allem die Branchen Industrie, Gesundheit, Basiskonsumgüter, Rohstoffe, IT und Telekom wie auch der Energiesektor werden davon positiv betroffen sein. Zudem finden sich unter den A-Aktien viele Titel aus Branchen, die offshore nur wenig repräsentiert sind, wie Haushaltsausstattung, Chemie, erneuerbare Energieproduzenten, Biotech und Pharma. GUt DinG BraUCHt WeiLe Der Aufnahmeprozess ist zweistufig – beginnend im Juni 2018 und wird im August 2018 abgeschlossen sein. Insgesamt wird China nach der Aufnahme der gesamten A-Aktien – und dieser strukturelle Prozess wird einige Jahre in Anspruch nehmen – mit über 37 Prozent im MSCI EM Index vertreten sein (offshore und onshore). AAktien sollten dann mit rund 12,8 Prozent gewichtet sein. Positiv auf den Marktzugang hat sich auch das „Stock Connect“-Programm ausgewirkt. Damit entstand ein Ver- CREDIT: Shutterstock D Auch Aktien von der Börse Shenzhen werden künftig im MSCI-Index vertreten sein. bund der Börsen in Shanghai und Hongkong sowie deren Clearing-Häusern, der es in- wie auch ausländischen Investoren ermöglicht, grenzüberschreitende Aktientransaktionen an beiden Börsen abzuwickeln. Für eine Aufnahme weiterer A-Aktien sind aus Sicht von MSCI eine Reihe von Bedingungen zu erfüllen: Die Übernahme ausländischer Marktzugangsstandards, eine robuste Entwicklung des Stock ConnectProgramms, eine Verringerung der täglichen Handelslimits, weitere Fortschritte bei den Handelsaussetzungen von Aktien (Aufnahme von Aktien nur, wenn sie weniger als 50 Tage ausgesetzt waren) und weitere Reduktion der Restriktionen für die Auflegung von Indexprodukten. „Vor allem das relative kleine Sub-Segment der A-Qualitäts-Aktien wird bei ausländischen Inves­ toren sehr beliebt werden – Unternehmen mit hohen Markteintrittsbarrieren, robusten Bilanzen und hohen Kapitalrenditen. Diese sind schon relativ teuer, werden aber nun durch die MSCI-Aufnahme gestützt. Passive Fonds (ETFs) werden eher nur eine kleine Rolle dabei spielen“, weiß Charly Awdry, Leadmanager des Henderson HHF China Fund. Der A-Aktienmarkt wird vorerst weiterhin von kleinen einheimischen Anlegern dominiert werden, denn im Gegensatz zu anderen EM-Börsen sind die chinesischen Festlandbörsen, und da vor allem das A-Aktien-Segment, sehr liqui­ de. Damit wird die Volatilität kaum sinken, eher auf gleichem Niveau bleiben. Die Ver- besserung der Corporate Governance wird nur sehr langsam und allmählich erfolgen. Wolfgang Fickus, CFA Mitglied des Investment-Komitees bei Comgest, erklärt den chronologischen Ablauf von Chinas Börsenöffnung: „Im Dezember 2016 erfolgte der Startschuss für das Shenzhen-Hongkong Stock Connect Programm. Den Auftakt bildete 2014 das Shanghai-Hongkong Stock Connect Programm, mit dem man ausländischen Anlegern neben den A-Aktienquoten einen alternativen direkten Zugang zu Anlagen in chinesische Festlandaktien eröffnete. Mit dem Shenzhen- und dem Shanghai-Hongkong Stock Connect Programm erhalten ausländische Anleger über die Börse in Hongkong Zugang zu mehr als 50 Prozent des chinesischen Aktienmarktes, gemessen an der Marktkapitalisierung bzw. zu 1447 Aktien. Für ausländische Anleger, die in chinesische Festlandaktien investieren wollen, bietet das Connect-Programm die einzige direkte Alternative zu den A-Aktien-Quoten“, erklärt Fickus. Umsatzstärkster Aktienmarkt Die Connect-Programme öffnen die Tür zu einem der liquidesten Aktienmärkte der Welt: Bereits 2016 machten die Umsätze an den Börsen Shenzhen und Shanghai 22 Prozent des weltweiten Börsenumsatzes von 19 Billionen US-Dollar aus. Das ConnectProgramm ist ein Beispiel dafür, wie ernst es Chinas Führung mit diesbezüglichen Reformen ist. So können inzwischen nicht nur Ausländer auf Renminbi lautende chinesische Aktien kaufen. Vielmehr können heute auch Chinesen in Hongkong-Dollar notierte Aktien erwerben. „Endlich ist der Startschuss gefallen. Nun geht es nicht mehr um die Frage ob, sondern darum, wie schnell die A-Aktien-Gewichtung weiter hochgefahren wird“, meint Jack Lee, Head of China A-shares Research, Asian Equities, bei Schroders. Dabei kommt ein Aufnahmefaktor von maximal fünf Prozent zur Anwendung, und zwar abhängig von der Free Float-Marktkapitalisierung. Dieser Faktor bedeutet, dass rund drei Prozent A-Aktien im MSCI China enthalten sein werden, gut 0,7 Prozent im MSCI EM Index und 0,8 Prozent im MSCI Asia ex-Japan Index. „Kurzfristig erwarten wir einen Kapitalzufluss von nur rund zehn bis 15 Milliarden Dollar. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass – wenn der Aufnahmefaktor die 100 Prozent-Marke erreicht – rund 500 Milliarden Dollar neu zufließen könnten, wenn auch nur langfristig, also in rund fünf bis zehn Jahren. Langfristig sollten auch die hohen Volatilitäten und das reine Tradingvolumen zurückgehen, wenn sich die spielfreudigen heimischen Privatinvestoren, die den A-Markt noch dominieren, disziplinieren und ein reiferes Investmentverhalten an den Tag legen. Eine höhere Value-Disziplin nach ausländischem Muster könnte ebenfalls eine Folge sein.“ Und die H-Aktien könnten ihre relative Unterbewertung gegenüber den A-Aktien weiter abbauen. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 55 Netzsicherheit und Automatisierung Cyber Security und Robotics sind globale Themen mit großem Wachstumspotenzial. Investitionen in diesen Bereich haben aus diesem Grund Aussicht auf attraktive Renditen. Credit Suisse trägt diesem Trend mit zwei spannenden Fondsprodukten Rechnung. Erwin Busch spricht im Folgenden über Ausrichtung und Potenziale dieser Fonds. Wenden wir uns eingangs dem Wie und in welche Bereiche der Industrie Sicherheitsthema zu. Was war der Anlass für investiert der Fonds? Credit Suisse, Schutz und Sicherheit als Thema Der Credit Suisse (Lux) Global Security ­Equity Fund investiert in ein weltweit ausgerichtetes Portfolio von 40 bis 60 klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen, die mindestens die Hälfte ihres Umsatzes im Bereich Schutz und Sicherheit erzielen. Wir konzentrieren uns dabei auf Firmen, die in ihrer jeweiligen Nische Technologie- und Produktführerschaft besitzen. Gerade diese Unternehmen wachsen schneller als der Markt, da ihre technologische Vormachtstellung als Marktbarriere für Mitbewerber wirkt. Um auf Ihre Frage nach den unterschiedlichen Sicherheitsleistungen zu­ rück­zukommen, so sind das im Bereich IT, Hard- und Softwareapplikationen, wie Virenscanner und elektronische Zahlungssysteme. In der Strafprävention, einem ebenfalls relevanten Sektor, sind es beispielsweise Zugangskontrollen und Überwachungssysteme. Was das Thema Verkehrssicherheit anbelangt, so zählen Hersteller von Airbags oder von Signal- und Bremstechnikanlagen zu den Zielinvestments. Im Bereich Gesundheits- und Umweltschutz sind Entwickler von Lösungen im Bereich Nahrungsmittel- und Wasserkontrolle sowie im Abfallmanagement und Recycling zu nennen. für einen Investmentfonds auszuwählen? Erwin Busch:Das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit ist vital, das gilt für Privatper­sonen, Unternehmen und Regierungen glei­c hermaßen. Aktuelle Vorfälle sind ein augenscheinlicher Beweis dafür. Sicherheitssysteme kommen in mehr Bereichen zum Einsatz als man zunächst annehmen möchte: das Spektrum reicht von der industriellen Fertigung, dem Transport von Personen und Gütern bis zum individuellen Schutz von Einzelpersonen. Dadurch entstehen Datenmengen, die nicht in falsche Hände geraten dürfen. Staatliche, kommunale und private Institutionen haben daher erhöhten Handlungsbedarf, hier Maßnahmen zu ergreifen. Diese strukturellen Trends eröffnen spannende Anlagechancen. Was sind die bedeutendsten langfristigen Trei­ ber, die den Sicherheitsbereich bestimmen? Das sind in erster Linie technische Innovationen, die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft (z.B.: das zunehmende elektronische Erfassen von individuellen Gesundheitsdaten) sowie das steigende Bewusstsein vieler Menschen für die eigene Gesundheit und die Umwelt. Ein weiterer Punkt betrifft die zunehmende Regulierung von staatlicher Seite, zum Teil bedingt durch das Bevölkerungswachstum und die ansteigende Migration. Der Portfoliomanager des Credit Suisse (Lux) Global Security Equity Fund – auf den wir ja noch zu sprechen kommen –, Dr. Patrick Kolb, hat es treffend auf den Punkt gebracht: „Digitalisierung ohne Cybersicherheit wird nicht erfolgreich sein. Die moderne Welt ist in puncto Sicherheit von Systemen und Datenschutz noch im Entwicklungsstadium.“ 56 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Wenden wir uns nun dem Thema der globalen Automatisierung zu. Hier stehen primär die Themen Robotik, künstliche Intelligenz und Au­ tomatisierung im Zentrum. Weshalb ist das so? Automatisierung ist eines der großen Themen unserer Zeit. Ein weltweiter Trend, der durch den demografischen Wandel und die Zunahme der Industrialisierung in den Schwellenländern noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Die Automatisierung wird durch verschiedene Herausforderungen, die auch mit der Sicherheitsthematik zusammenhängen, noch gesteigert; dazu zählen strengere Vorschriften und höhere Anforderungen an Qualitäts- und Sicherheitsstandards oder eine angestrebte Steigerung von Produktivität und Effizienz. Was macht den Bereich der Robotik/ Automa­ tion aus heutiger Sicht besonders attraktiv? Wo kann sie zum Einsatz kommen? Beim Thema Robotik handelt es sich – wie auch bei Sicherheit und Schutz – um einen langfristigen, übergeordneten Trend. Getrieben wird diese Entwicklung durch steigende Lohnkosten sowie durch notwendige Produktionssteigerungen im Industriesektor. Ein weiterer relevanter Punkt ist, dass die Kosten für Technologien, die in automatisierten Systemen zur Anwendung kommen, stetig sinken. Dadurch kommen Roboter zunehmend auch im Alltag zum Einsatz, wie etwa in Geschäften, Restaurants, Büros und Krankenhäusern. Darüber hinaus ist die Automatisierung auch in Autos, Zügen und Flugzeugen, aber auch im privaten Umfeld (z.B.: selbstfahrende Rasenmäher) zu bemerken. Viele dieser Systeme werden nach und nach zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Alltags. In diesem Zusammenhang möchte ich die sogenannten „Cobots“ erwähnen. Dabei handelt es sich um eine neue Roboter-Generation, die leicht zu programmieren ist und die gefahrlos mit Menschen zusammenarbeiten kann. Der Preis liegt mit 20.000 USD bei nur einem Zehntel des Preises eines klassischen Industrieroboters. Ein weiteres Thema betrifft die Situation am Facharbeiter-Markt. In diesem Bereich ist ebenfalls mit signifikanten Veränderungen zu rechnen. Zum einen werden steigende Mindestlöhne und zunehmende Sozialleistungen die menschliche Arbeitskraft massiv ver­ credit: beigestellt GELD ° ° Interview mit Erwin Busch, Credit Suisse ExpertsTalk Wie wirken sich diese Wachstumstreiber in der Asset Allocation Ihres Fonds aus? Wir verfolgen bei der Portfoliozusammensetzung einen globalen Ansatz mit Schwerpunkt auf drei Unterthemen, die über besonders starkes Wachstumspotenzial verfügen. Zu 40 Prozent wird in den Industriesektor investiert. Dabei steht die Steigerung der Produktivität im Vordergrund. Zu jeweils 30 Prozent investieren wir in Unternehmen, die auf die Verbesserung der Lebensqualität (automatisiertes Fahren, Automation in Krankenhäusern etc.) abzielen sowie in Firmen, deren Technologien der Ausführung von gefährlichen Tätigkeiten, wie dem Entschärfen von Bomben, dienen. Wie erfolgt die Portfolio-Allokation? Erwin Busch, Director, Wholesale-Distribution in Österreich, Credit Suisse teuern, zum anderen ziehen viele Menschen eine qualifizierte Tätigkeit einer monotonen Fließbandarbeit vor. So ist die Robotik – speziell in Industrieländern – eine Chance, den Arbeitskräftemangel, der ja zudem durch die Veränderung der demografischen Strukturen verstärkt wird, effektiv zu kompensieren. „Internet der Dinge“ ist ein Schlagwort, das von vielen Marktteilnehmern noch mit ­gewisser Skepsis behandelt wird. Gibt es in diesen Bereichen Studien über die versteckten Potenziale dieser Geschäftsfelder? Absolut, „Internet der Dinge“ bietet definitiv attraktive Geschäftschancen. Nach einer von uns durchgeführten Studie wird der Industriesektor im Jahr 2025 über einen Anteil von 4,5 Milliarden USD verfügen. Die Bereiche Personal Health und autonomes Fahren werden bei ungefähr 1,5 Milliarden USD liegen, jener des Anteils privater Haushalte bei einer guten halben Milliarde USD. Hier gehen wir ähnlich wie beim SicherheitsFonds vor. Aus einem Universum von rund 40.000 Titeln wurde nach verschiedenen Selektionsprozessen ein investierbares Universum von 120 Aktien ermittelt, von dem schließlich 30 bis 60 Titel für den Portfolioaufbau genutzt werden. Pro Titel sind wir jedoch nur mit drei bis vier Prozent engagiert. Bestimmte Unternehmen aus dem Rüstungssektor sind im Hinblick auf ethische Investmentrichtlinien ausgeschlossen. – Mit einem Investment in den Credit Suisse (Lux) Global Robotics Equity Fund und/oder den Credit Suisse (Lux) Global Security Equity Fund kann der langfristig denkende Investor am Erfolg von Top-Unternehmen ihrer Branche partizipieren.Gemanagt werden beide Fonds von Dr. Patrick Kolb, der seit 2005 bei Credit Suisse als Portfoliomanager tätig und Spezialist für die Themenfonds des Unternehmens ist, sowie von Angus Muirhead, der im September 2016 zur Credit Suisse gestoßen ist. www.credit-suisse.com/at Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 57 geldanlage ° Die besten Investmentfonds Klassenbester: Aktien Österreich Wer hätte das gedacht? Von den 700 Kategorien des Fondsdatenanbieters Lipper Thomson Reuters liegt über zwölf Monate der Aktien Österreich-Durchschnitt mit einem Plus von 46,8 Prozent an allererster Stelle – dicht gefolgt von Aktien Griechenland. An letzter Stelle liegt übrigens Aktien Ägypten mit einem Minus von 22,2 Prozent. Mario Franzin D as ist für österreichische Aktien ein Jubiläum – an erster Stelle von 700 Kategorien! Dementsprechend findet man unter den ersten zehn „besten“ aller 6585 in Österreich angebotenen Fonds den 3 Banken Österreich-Fonds, den Meinl Equity Austria und den Kepler Österreich Aktienfonds. Mit allen dreien verdiente man in den letzten zwölf Monaten rund 50 Prozent. Etwas enttäuschend ist lediglich, dass nur wenige Österreicher davon profitierten. Von den rund 625 Milliarden Euro auf Sparkonten – davon 125 Milliarden Euro täglich fällig mit einer Durchschnittsverzinsung von 0,18 Prozent – werden in allen Öster­reich-Aktienfonds „lediglich“ 1,3 Milliarden Euro verwaltet. Bei einer Inflation von 1,4 Prozent im vergangenen Jahr gingen somit auf den Sparkonten einige Milliarden an Kaufkraft verloren. Bleibt man im 12-Monats-Zeitraum, so sind die Verlierer mit minus 20 bis 25 Prozent Edelmetall-Aktienfonds. Die Meinung, dass die expansive Geldpolitik der Zentralbanken den Goldpreis immer weiter nach oben treiben würde, stellte sich bislang als Irrtum heraus. Über drei und fünf Jahre dominieren neben Biotechnologie- und Technologie­ fonds solche, die in Aktien aus den Regio­ nen/Ländern China, Indien, aber auch Eu­ ropa investieren. Über fünf Jahre waren hier Spitzenrenditen von gut 200 Prozent zu erzielen. Und der Trend zeigt bei diesen Fonds noch immer nach oben. Mit Rohstoff-Fonds konnte man vergleichsweise förmlich ein Vermögen versenken. Die schwächsten unter ihnen haben über die vergangenen fünf Jahre einen Wertverlust von 40 bis 50 Prozent erlitten. Das zeigt neuerlich, wie wichtig nicht nur die Wahl der Einzelfonds, sondern auch jene der richtigen Regionen und Branchen ist. 6585 Fonds auf dem Prüfstand ° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr Die 10 Besten H2O Vivace WSS - Europa Mozart one Meinl ATX Fonds VBV Fokus Österreich WSS Aktien- Optionenstrategie 3 Banken Österreich-Fonds Vorsorgezertifikat-Fonds Meinl Equity Austria KEPLER Österreich Aktienfonds Die 10 SchwächstEN Pioneer Funds Austria - Gold Stock Franklin Gold and Precious Metals Falcon Gold Equity UCITS Fund NESTOR Gold Fund Edmond de Rothschild Goldsphere MS Lynx UCITS DB Platinum IV Clinton Equity Strategies Investec GSF Global Gold Amundi Fds CPR Equity Global Gold Mines Antecedo Independent Invest in % 59,6 55,6 51,7 51,3 51,1 50,1 50,0 49,6 48,8 47,9 in % – 21,0 – 21,1 – 21,3 – 21,3 – 21,7 – 22,2 – 23,2 – 23,8 – 24,5 – 27,7 º Über 3 Jahre º Über 5 Jahre Die 10 Besten in % kumuliert Allianz China A-Shares 150,2 StructuredSolutions Next Gen. Resources Fund 137,9 Fidelity Funds - Global Technology 90,6 Threadneedle (Lux)-Global Technology 89,6 Nomura Funds Ireland-India Equity 88,5 Comgest Growth Greater China 86,3 Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund 85,2 Polar Capital Global Technology 84,8 Vontobel Fund mtx China Leaders 84,0 Morgan Stanley Global Opportunity 82,8 Die 10 Besten in % kumuliert H2O Vivace 233,7 BSF European Opportunities Extension 218,6 Danske Invest Denmark Focus 214,3 HBM Global Biotechnology Fund 204,4 WSS - Europa 204,1 BGF Swiss Small & MidCap Opportunities 198,0 MainFirst - Germany Fund 191,2 Alken Fund - Small Cap Europe 181,0 Candriam Equities L Biotechnology 180,7 DB Platinum IV Platow 178,4 Die 10 SchwächstEN CYD Diversified Commodities LBBW Rohstoffe Antecedo Independent Invest Pioneer SF EUR Commodities Investec GSF Global Energy Invesco Energy Pioneer SF Com Alpha ex-Agriculture LO Funds - Global Energy DB Platinum Commodity Schroder ISF Global Energy Die 10 SchwächstEN in % kumuliert Schroder ISF Global Energy – 40,8 Pioneer SF EUR Commodities – 40,8 Picard Angst All Commodity – 40,9 Raiffeisen-Active-Commodities – 41,2 ME Fonds - PERGAMON – 41,3 Edmond de Rothschild Goldsphere – 41,4 DB Platinum Commodity – 42,0 Pioneer Funds Austria - Gold Stock – 42,9 Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations – 45,8 Amundi Funds CPR Equity Global Gold Mines – 47,4 in % kumuliert – 39,7 – 40,5 – 40,8 – 41,7 – 41,7 – 42,3 – 43,0 – 43,5 – 43,9 – 53,5 Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 58 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 ° Die besten Aktienfonds geldanlage Alois Wögerbauer, 3 Banken Generali, kann den Vorsprung des 3 Banken Österreich-Fonds wieder ausbauen. Aktienfonds Österreich º Denn das Gute ist so nah Outperformance. Der Wiener Ak- 3 Banken Österreich-Fonds Meinl Equity Austria tienmarkt zeigt sich von seiner besten Seite. Er konnte den Deutschen Aktienindex (DAX) – trotz boomender deutscher Wirtschaft – deutlich übertreffen. Während der DAX seit Mitte 2016 um 30 Prozent zulegte, kletterte der ATX mit plus 53 Prozent deutlich stärker nach oben. Die Zugpferde im ATX sind besonders die Banken (RBI: +102 %, Erste Bank: +70 %) sowie die OMV (+89 %), RHI und Lenzing (je +100 %). Im Durchschnitt erzielten die Öster- ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds 50,0 44,8 102,1 164 3,50 1,83 0,73 0,91 AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien 46,7 36,4 89,3 134 4,00 1,69 0,60 0,79 AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria Stock 44,6 27,4 84,1 270 5,00 1,72 0,48 0,81 AT0000647698 KEPLER Österreich Aktienfonds 47,9 27,8 74,1 44 4,00 1,74 0,47 0,71 AT0000619713 Allianz Invest Austria Plus 46,9 26,1 77,5 7 5,00 1,40 0,46 0,75 DURCHSCHNITT 46,8 28,2 71,2 DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria 48,8 13,4 27,5 5 5,00 1,61 0,37 0,46 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 reich-Aktienfonds ein Plus von 46,8 Prozent und lagen damit schlechter als der ATX. Es ist für Stock Picker schwierig, in einem allgemein boomenden Markt eine Outperformance zu erzielen, zumal die schwergewichtige OMV ein Überraschungskandidat war und RHI von den Fusionsplänen mit Magnesita überproportional profitierte. Nachdem der 3 Banken Österreich-Fonds im ersten Quartal etwas schwächelte, konnte er im vergangenen Monat seine Führung wieder ausbauen. Die gute Performance ließ das Fondsvolumen in Jahresfrist von 97 auf 164 Millionen Euro anschwellen, was auch bei der KAG die Kassa klingeln lässt. Verloren hat hingegen an Volumen der RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds, der alleine im Juni 24,4 Millionen Euro an die Anteilsinhaber zurückzahlen musste. Cyril Charlot, Gründungspartner von Sycomore Asset Management und Portfoliomanager des Sycomore Selection Responsable. Aktienfonds EuroZone º Besonders gute „aktuelle Lage“ Aufschwung. In Europa ist die Erwar- Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at Sycomore Selection Responsable Trendconcept-Fonds-Aktien-Europa ISIN Fonds Die fünf Besten FR0010971721 Sycomore Selection Responsable LU0528102642 AB FCP I-Eurozone Equity Portfolio LU0011889846 Henderson HF Euroland LU0093666013 Templeton Euroland LU1240328812 Invesco Euro Equity Fund DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE0009781773 Trendconcept-Fonds-Aktien-Europa tung an die Wirtschaft so gut wie lange nicht und die politischen Risiken haben abgenommen. Die neueste Umfrage des IFO-Institutes zeigt, dass der IFO-Geschäftsklimaindex (Erwartung) mit 115,1 Punkten das Hoch aus 2011 knapp erreicht hat und die Einschätzung der aktuellen Lage auf ein Allzeithoch geklettert ist. Das sind die Zutaten für kräftig steigende Börsen. Im Durschnitt legten die Euroland-Aktienfonds in den vergangenen zwölf WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 20,9 33,6 22,5 28,4 29,8 22,6 38,0 37,2 27,5 28,0 29,2 20,0 2,8 – 4,0 102,0 986 3,00 2,00 0,99 112,3 371 5,00 1,95 0,74 123,0 2.079 5,00 1,88 0,59 104,9 454 5,75 1,85 0,56 133,3 1.288 5,00 1,68 0,54 75,7 1,42 1,14 1,27 1,19 1,10 neg. 0,36 19,1 7 5,00 1,72 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Monaten um 22,6 Prozent zu. Die Top-Performer liegen bei gut 30 Prozent. Über fünf Jahre konnten alle guten Fonds locker die 100 Prozent-Marke übersteigen. An erster Stelle unserer Bewertungs-Tabelle liegt mit dem Sycomore Selection Responsable ein auf Nachhaltigkeit ausgelegter Aktienfonds der französischen Fondsgesellschaft Sycomor Asset Management. Verwaltet wird der Fonds vom Gründungspartner und Fondsmanager Cyril Charlot gemeinsam mit den ESG-Analysten Alban Préaubert und Bertille Knuckey. Das 986 Millionen Euro schwere Portfolio ist auf gut 60 Positionen verteilt. Von der langfristigen Performance her gesehen sticht besonders der Invesco Euro Equity Fund hervor (plus 133 Prozent in fünf Jahren), er weist aber gleichzeitig eine etwas höhere Volatilität auf. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 59 geldanlage ° Die besten Aktienfonds Aktienfonds global º Weltwirtschaft erholt sich zusehends Morgan Stanley Global Opportunity LIGA-Pax-Cattolico-Union ISIN Fonds Die fünf Besten LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity LU0428704042 LO Funds - Generation Global LU0200076999 Henderson Gartmore Global Growth LU0203365449 Goldman Sachs Glo CORE Equity LU0143551892 T Rowe Global Focused Growth Equ. DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0152554803 LIGA-Pax-Cattolico-Union WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 26,9 24,2 21,3 18,2 25,2 14,1 82,8 70,1 61,0 50,2 58,5 26,8 – 3,5 0,7 157,1 1.960 5,75 1,90 1,02 130,3 1.224 5,00 1,87 0,97 126,1 233 5,00 1,75 0,79 114,0 2.733 5,50 1,50 0,65 122,7 318 5,00 1,77 0,65 63,1 1,23 1,41 1,28 1,21 1,09 0,05 0,83 39,0 66 2,50 1,33 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Aktienfonds usa º US-Aktien verlieren langsam an Vorsprung Stryx America CS (Lux) USA Value Equity Fund ISIN Fonds Die fünf Besten IE00B1ZBRN64 Stryx America LU0079474960 AB FCP I-American Growth Portfolio LU0073868852 Edgewood L Select US Select Growth LU0174119429 T Rowe US Large Cap Growth Equity LU0073232471 Morgan Stanley US Growth DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0187731129 CS (Lux) USA Value Equity Fund WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 17,7 18,1 27,9 26,1 26,6 14,3 79,5 68,9 71,8 65,2 67,9 43,6 9,3 13,1 145,4 46 5,00 1,73 1,24 135,0 1.154 5,00 1,82 1,01 149,1 2.642 3,00 1,96 0,86 138,7 1.141 5,00 1,60 0,74 141,9 1.729 5,75 1,70 0,69 97,9 1,51 1,40 1,32 1,12 1,01 neg. 0,45 61,2 47 5,00 2,22 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Aktienfonds japan º Gewinne in Euro trotz fallendem Yen Melchior Selected Trust Japan Advantage Meinl Japan Trend ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0258103174 Melchior Selected Trust Japan Adv. 26,7 58,9 94,9 41 k.A. 1,93 0,76 0,88 LI0026536511 LGT Select Equity Japan 24,4 51,6 88,3 357 k.A. 2,05 0,68 1,04 LU0270818197 Schroder ISF Japanese Opportunities 24,2 52,1 102,7 1.163 5,00 1,85 0,65 1,10 LU0095053426 Pictet-Japanese Equity Opportunities 22,9 47,4 85,6 1.977 5,00 1,57 0,56 0,96 LU0011889929 Henderson HF Japan Opportunities 27,6 55,3 82,5 43 5,00 1,92 0,54 0,65 DURCHSCHNITT 17,1 42,9 79,7 DER SCHLECHTESTE AT0000805064 Meinl Japan Trend 8,8 10,1 31,7 1 5,00 2,19 0,20 0,36 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Aktienfonds Asien ex Japan º Satte Gewinne trotz zwischenzeitlicher China-Krise Schroder ISF Asian Opportunities Target Asia Fund ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0248184466 Schroder ISF Asian Opportunities 29,6 54,3 79,0 4.126 5,00 1,87 1,10 0,95 IE00B16C1G93 Comgest Growth Asia Pac. ex Japan 25,9 73,6 108,1 399 4,00 1,58 0,81 0,86 IE00B0H1Q962 Invesco Asian Equity 25,9 43,9 77,9 1.196 5,00 1,95 0,72 0,77 IE00B0WFLF45 Veritas Asian 20,2 56,6 104,8 579 5,00 1,17 0,62 0,96 LU0384409263 Vontobel mtx Sust. Asian Lead. (e.J.) 32,1 66,2 103,0 121 5,00 2,10 0,55 0,73 DURCHSCHNITT 19,0 30,7 51,3 DER SCHLECHTESTE LU0141108950 Target Asia Fund 0,5 – 5,8 31,7 4 5,00 3,37 neg. 0,15 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 60 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Interview mit Werner Painsy, Deutsche Bank Österreich ° EXPERTSTALK Multi Asset-Produkte gewinnen immer mehr an Fahrt Flexibilität ist Trumpf, um auf sich ändernde Marktbedingungen adäquat reagieren zu können, meint Werner Painsy, Head of Retail Sales Asset Management bei der Deutschen Bank Österreich. Darüber hinaus weiß der Experte, dass Dividenden-Fonds an Beliebtheit gewinnen. Harald Kolerus GELD ° Wie sollten sich die Anleger im aktuellen Marktumfeld verhalten? WERNER PAINSY: Die Börsen sind sehr gut gelaufen. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie man reagieren soll, wenn Märkte einmal korrigieren und die Zinsen steigen. Multi Asset-Produkte können hier ihre Stärken besonders gut zeigen. Damit meine ich keine klassischen Mischfonds mit – vielleicht starrem – Aktien- und Anleihenanteil, sondern Fonds, die in verschiedene Anlageklassen wie Währungen, Rohstoffe, Aktien und Anleihen investieren und die Gewichtungen flexibel gestalten. So können sie effizient mit den Änderungen des Marktumfeldes umgehen. CREDIT: beigestellt Haben die Investoren das auch erkannt? Ja, das haben auch unsere Anleger erkannt, bei denen sich Multi Asset-Fonds aufgrund ihres guten Risiko-Ertragsprofils großer Beliebtheit erfreuen. Sie bilden schon jetzt die absatzstärkste Anlageklasse im Retail-Bereich der Deutschen Asset Management in Österreich und ich bin davon überzeugt, dass sich diese Produktgruppe in Zukunft noch stärker durchsetzen wird. Besonders stark nachgefragt wird etwa der Deutsche Concept Kaldemorgen. Es handelt sich hier um ein Total Return-Produkt, das Anlegern einen risikokontrollierten Zugang zu Aktienmärkten ermöglicht. Durch die flexible Allokation von Aktien und Anleihen in Verbindung mit Währungs- und Absicherungsstrategien soll die risikoadjustierte Rendite langfristig maximiert werden. Das Fondsmanagement strebt eine angemessene Beteiligung an steigenden Märkten und einen gewissen Schutz des Kapitals bei fallenden Märkten an. Die Schwankungsbreite des Fonds innerhalb eines Kalenderjahres soll im einstelligen Prozentbereich gehalten werden, was auch in der Historie des Fonds gut gelungen ist. Als beliebt erweisen sich dem Vernehmen nach auch Dividenden-Fonds... Stimmt, alleine in unserem Haus hat das Volumen der Dividenden-Produkte inzwischen rund 28 Milliarden Euro erreicht! Damit ist die Deutsche AM, gemessen am verwalteten Fondsvolumen, in Europa Marktführer globaler Dividendenstrategien. Der größte Fonds in diesem Bereich ist der DWS Top Dividende. Seit Auflegung im April 2003 kommt der Fonds auf eine durchschnittliche Ausschüttungsrendite von 3,5 Prozent – das kann man schon als schönes Zubrot bezeichnen. Ebenfalls bei Anlegern beliebt ist der DWS Deutschland, ein mehrfach ausgezeichneter Fünf-Sterne-Fonds, der in neun von zehn Jahren seinen Vergleichsindex schlagen konnte. Es handelt es sich also um erstklassige Produkte für die Langfristanlage, die ihre Qualität auch in schwierigen Marktphasen unter Beweis gestellt haben. Werner Painsy, Deutsche Bank Österreich ment ein breites Universum an ETFs und ETCs an. Nach verwaltetem Vermögen ist Xtrackers in diesem Bereich der zweitgrößte Anbieter in Europa und unter den Top Fünf weltweit. Unsere Produktpalette wird dabei konstant ergänzt und erweitert. So wurde in den vergangenen zwölf Monaten vor allem das Renten-ETF-Angebot gestärkt. Darüber hinaus werden unter dem Aspekt Multi Asset verstärkt ETF-Strategieportfolios angeboten. Wie gehen Sie mit der steigenden Bedeutung Wie vermitteln Sie komplexe Finanzthemen? von passiven Investments um? Es ist unsere Aufgabe, Beratern dabei zu helfen, die richtigen Produkte für ihre Kunden zu finden. Wir sind sozusagen ein Bindeglied. Dabei sind Roadshows, eigene Veranstaltungen sowie Veranstaltungen mit unseren Partnern sehr wichtig. Aber natürlich gehen wir mit der Zeit und setzen sehr stark auf das Thema Digitalisierung. Diese bieten wir seit nunmehr zehn Jahren erfolgreich an. Aus Sicht der Deutschen AM ist es wichtig, in einem Portfolio flexibel die jeweils geeigneten Anlageprodukte einzusetzen, unabhängig vom Anlagestil. Ob aktives oder passives Management gewählt wird, hängt nicht zuletzt auch von den Kundenpräferenzen ab. Jede Anlageklasse für sich besitzt ihre Vorteile. Über Xtrackers bietet die Deutsche Asset Manage- www.db.com/austria JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 61 geldanlage ° Die besten Gemischten Fonds Gemischte Fonds Konservativ º Der hohe Anleihenanteil wirkt derzeit renditehemmend Aramea Rendite Plus Swiss World Invest VV-Fonds G ISIN Fonds Die fünf Besten DE000A0NEKQ8 Aramea Rendite Plus AT0000708755 Apollo Konservativ DE0008476250 Kapital Plus LU0243957239Invesco Pan European High Income DE0009782730 MEAG EuroErtrag DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0362405804 Swiss World Invest VV-Fonds G WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 11,1 7,4 3,3 10,3 8,0 3,6 11,1 14,5 14,9 13,5 10,3 6,2 0,4 – 2,4 52,1 868 5,00 1,30 0,92 39,1 22 5,25 0,86 0,85 40,4 3.395 3,00 1,15 0,81 56,7 9.079 5,00 1,62 0,72 37,1 381 3,50 0,95 0,56 18,2 2,07 1,25 1,28 1,59 1,11 neg. 0,07 1,2 2 5,00 3,83 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Gemischte Fonds Ausgewogen º Der höhere Aktienanteil wirkt sich hier noch kaum aus Allianz Strategy 50 HAIG Select Multi Asset ISIN Fonds Die fünf Besten LU0352312184 Allianz Strategy 50 AT0000969787 KEPLER Vorsorge Mixfonds AT0000708763 Apollo Ausgewogen LU0295585748 Phaidros Funds - Balanced DE0005314116 UniStrategie: Ausgewogen DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0090344390 HAIG Select Multi Asset WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 8,6 10,4 12,9 11,9 8,3 6,2 21,4 19,8 21,9 21,9 15,9 10,1 60,5 2.996 0,00 1,40 1,00 65,4 184 3,00 1,18 1,00 58,4 13 5,25 1,67 0,71 42,4 290 4,00 1,91 0,70 48,8 779 3,00 2,03 0,66 28,0 1,49 1,82 1,10 0,89 1,18 1,9 -5,9 11,1 -0,33 0,38 33 5,00 1,70 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Gemischte Fonds Aggressiv º Der Boom an den Aktienmärkten schlägt hier stark durch Squad Capital - Squad Growth Reichmuth&Co Funds - Alpin ISIN Fonds Die fünf Besten LU0241337616 Squad Capital - Squad Growth LU0967738971 Patriarch Classic TSI DE000A0M8HD2 Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen DE0009787077 PremiumStars Chance AT0000809231 Allianz Invest Dynamisch DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0684975666 Reichmuth&Co Funds - Alpin WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 36,9 30,3 16,5 17,0 13,4 11,4 5,0 71,2 170,2 117 5,00 2,06 1,62 61,5 – 47 5,00 1,87 1,14 32,3 71,3 2.133 5,00 1,20 1,08 35,3 62,8 120 2,50 2,11 0,88 29,9 61,4 78 4,00 1,54 0,81 16,2 41,8 2,15 0,28 0,32 6,3 11,8 35 2,00 1,79 1,45 0,97 1,01 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 Gemischte Fonds Flexibel º Spannend wird die Reaktion bei einer allfälligen Korrektur WSS-International PSM Value Strategy UI ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000497235 WSS-International AT0000934583 Seilern Global Trust AT0000A0KLE8 Mozart one AT0000497227 WSS - Europa LU0350239504 StarCapital Huber - Strategy DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE000A0J3UE9 PSM Value Strategy UI WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN GebührenERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 28,9 13,3 51,7 55,6 19,0 7,2 32,0 83,3 14 5,00 0,48 1,07 33,7 79,3 8 3,00 1,73 0,97 49,2 116,5 74 5,00 2,09 0,88 64,8 204,1 25 5,00 1,93 0,84 27,7 72,0 197 3,00 1,58 0,65 8,5 22,9 1,61 1,30 1,13 1,24 0,98 – 0,1 – 3,6 neg. 0,35 4,0 40 5,00 1,19 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017 62 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Interview mit Helen Platis, Lacuna ° EXPERTSTALK Kanada ist wunderbar Weite Landschaften, solide politische Verhältnisse und gute Voraussetzungen für Erneuerbare Energien – Kanada ist nicht zuletzt für Investoren ein guter Boden. Jetzt hat auch die Lacuna den Markteintritt gewagt, Harald Kolerus unterstützt wird das Unternehmen von Helen Platis. GELD ° Lacuna ist neben seiner Expertise zu Healthcare-Aktienfonds auch über die Unternehmensgruppe seit 1998 im Bereich der Erneuerbaren Energien aktiv und betreibt unter anderem Windparks in Süddeutschland. Mit einem Joint Venture mit kanadischen Partnern hat Lacuna jetzt auch Zutritt zum nordamerikanischen Markt gefunden. Sie sind bei diesem Projekt eine der wichtigsten Partnerinnen, wobei Sie als Kanadierin das Umfeld sehr gut kennen – was spricht für Kanada? HELEN PLATIS: Es wird oft nicht beachtet, dass Kanada hinter Russland das flächenmäßig zweitgrößte Land der Welt ist, dabei zählen wir weniger als 40 Millionen Einwohner. Es gibt also viel Platz für Projekte im Bereich der alternativen Energien. Dafür sprechen auch die Wetterbedingungen: Klimatisch ist das Land sowohl für Photovoltaik- als auch Windkraftanlagen geeignet. Der Markt für Erneuerbare Energien in Kanada gilt als hochprofitabel, wobei dieser Sektor zudem von Seiten der Politik massiv gefördert wird. Prinzipiell zeichnet sich das Land natürlich durch sein stabiles wirtschaftliches und politisches Umfeld für internationale Investoren aus. Zur politischen Situation gilt es zu sagen, dass im Wesentlichen drei große Parteien einen Kampf um die „Mitte“ der Bevölkerung führen – starke politische Änderungen sind daher selten. Jetzt hat Donald Trump mit seinen Ankündigungen Ernst gemacht und ist aus dem Klimaabkommen von Paris ausgestiegen. Auch sonst hat sich der US-Präsident als Klimaskeptiker geoutet, wirft das dunkle Schatten auf den CREDIT: beigestellt Alternativenergie-Sektor in Kanada? Die Regierung Kanadas (Federal Government, Anm.) ist 2015 mit dem Ansinnen in den Wahlkampf getreten, Erneuerbare Energien weiter zu stärken. Für dieses Versprechen ist Justin Trudeau auch zum Premierminister gewählt worden. Ich bin mir sicher: Am Ansatz Kanadas wird auch Trump nichts ändern können. Wir erlauben es der US-Politik ohnedies nicht, sich zu sehr in die Angelegenheiten Kanadas einzumischen. Davon gilt es die Investoren zu überzeugen, die von den Aussagen Trumps vielleicht etwas verunsichert werden könnten. Auch gilt es anzumerken, dass selbst der USPräsident seine politischen Entscheidungen nicht im Alleingang fällen kann, immerhin gibt es durch Senat und Kongress ein bewährtes Kontrollsystem. Helen Platis, Joint Venture-Partnerin von Lacuna in Kanada Investoren sollen also von Kanada überzeugt Wie ist das Joint Venture aufgebaut? werden. Wie sehen Sie in diesem Zusammen- Das Joint Venture basiert auf einer gemeinsamen Gesellschaft, an der die Lacuna Gruppe und ich die Anteile halten. Damit können wir die deutsche Expertise und meine Erfahrungen und mein vorhandenes, in über 20 Jahren Tätigkeit aufgebautes kanadisches Netzwerk optimal für unsere Kunden einbringen. Diese große Vor-Ort-Expertise ist das A und O für die erfolgreiche Umsetzung geplanter Projekte. Die regionalen kanadischen Partner profitieren wiederum von der langjährigen Erfahrung der Lacuna Gruppe im Bereich der Windenergie und Photovoltaik. hang die Kooperation mit dem neuen Partner Lacuna und ihren Schwesterunternehmen Iliotec sowie Fronteris? Mit Anfang des Jahres wurde ja das Joint Venture „Lacuna Canada Infrastructure and Renewables“ unterzeichnet. Lacuna erweist sich für mich als idealer Partner. Die Unternehmensgruppe betreibt schließlich unter anderem Süddeutschlands größtes zusammenhängendes Windpark-Cluster und diverse Solarparks. Die Lacuna-Schwester Fronteris plant und realisiert wiederum bereits seit den 90er Jahren international unterschiedlichste Großprojekte im Bereich der Erneuerbaren Energien, so beispielsweise Windparks, Biogasanlagen oder Sonnenkraftwerke. Iliotec gehört mit einer Markterfahrung von über 20 Jahren zu den führenden deutschen Photovoltaikspezialisten. Lacuna will mit den beiden Konzernschwestergesellschaften in Kanada vor allem in die Bereiche Photovoltaik sowie Windenergie investieren und privaten wie institutionellen Investoren Beteiligungsmöglichkeiten anbieten. Ich glaube, dass sich hier interessante Möglichkeiten, auch für österreichische Anleger, eröffnen. www.lacuna.de ZUR PERSON: Helen Platis ist Expertin für Erneuerbare Energien in Nordamerika: Die Kanadierin hatte Spitzenpositionen in international tätigen Energieunternehmen wie Sky Solar Group, Duke Energy oder Ontario Hydro inne. Heute ist sie Vorstandsmitglied von Entegrus (Versorger in Ontario) sowie der Scarborough Hospital Fondation. JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 63 aktienPanorama Strabag FACC & Rolls-Royce Kernaktionäre bleiben. Das Syndikat Mehrjahresvertrag. FACC, einer der der Strabag, bestehend aus Familie Haselsteiner, der Raiffeisen- und der Uniqa-Gruppe sowie der Rasperia Trading (Oleg Deripaska als wirtschaftlich Berechtigter), hat den Vorstand darüber informiert, dass entgegen ursprünglicher Spekulationen keiner der Kernaktionäre von der Möglichkeit Gebrauch machte, das Syndikat unter Einhaltung der sechsmonatigen Kündigungsfrist – also mit Wirkung zum 31. Dezember 2017 – aufzukündigen. Damit verlängert sich das Syndikat der Kernaktionäre um weitere fünf Jahre, falls die Syndikatsmitglieder in der Zwischenzeit keine einvernehmliche andere Entscheidung treffen. weltweit führenden Luftfahrtzulieferanten für Leichtbauteile, hat mit Rolls-Royce einen Vertrag über die Lieferung von Faserverbundleichtbauteilen für eine neue Triebwerksplattform abgeschlossen. Der Vertrag unterstreicht die langjährige Partnerschaft zwischen FACC und Rolls-Royce. Der neue Vertrag setzt die langjährige Beziehung zwischen den beiden Unternehmen fort. FACC liefert bereits eine Vielzahl an Triebwerkskomponenten und -systemen für alle wesentlichen zivilen Rolls-Royce Triebwerke. Die neue Vereinbarung hat FACC ihrem Ziel, im Rahmen der langfristigen Unternehmensstrategie „Vision 2020“ – eines Börsenumsätze FACC-Vorstand: Aleš Stárek (CFO), Robert Machtlinger (CEO) und Yongsheng Wang (Vorstand) organischen Wachstums auf eine Milliarde Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21 – einen Schritt näher gebracht. Gewinner und Verlierer an der Wiener Börse auf Rekordhöhe. Im ersten Halbjahr 2017 HalbjahresRevue. Seit Jahresbeginn konn- setzte die Wiener Börse mit Aktien insgesamt 35,72 Milliarden Euro um. Das entspricht einem Zuwachs von 22,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (29,17 Milliarden Euro). Die Wiener Börse sah in fünf von den sechs Monaten höhere Handelsvolumina als im jeweiligen Vergleichsmonat des Vorjahres. Der umsatz­ stärkste Monat des ersten Halbjahres und auch der höchste Monatsumsatz seit 2011 wurde mit 7,44 Milliarden Euro im Mai verbucht. Der durchschnittliche Monatsumsatz liegt aktuell bei 5,95 Milliaren Euro, der höchste Wert seit 2010. ten drei Aktien aus dem ATX Prime um mehr als 60 Prozent im Kurs zulegen. An der Spitze ragt Warimpex mit plus 66,5 Prozent hervor, die auch über die vergangenen zwölf Monate mit einem Wertzuwachs von 141,5 Prozent auf Platz eins liegt. An zweiter Stelle seit Jahresanfang liegt mit plus 65,7 Prozent der Komponentenhersteller FACC knapp hinter Warimpex.An dritter Stelle rangiert mit einem Wertzuwachs von exakt 60 Prozent der Autozulieferer Polytec. Als bester ATX-Wert ragt der Kran- und HydrauliksystemHersteller Palfinger mit einem Plus von 42,3 Prozent hervor – gefolgt von Flughafen Wien (+37,7 %) und Lenzing (+36,8 %). Mit minus 30,1 Prozent seit Jahresanfang liegt an letzter Stelle des Rankings der Baukonzern Porr AG. Der Kurs des Ölindustrie-Zulieferers Schoeller-Bleckmann gab in den vergangenen sechs Monaten um 23,5 Prozent nach, Wolford mit der drittschlechtesten Kursentwicklung um 22,0 Prozent. Zu den Kursverlierern gesellen sich eigentlich nur noch Zumtobel (-4,3 %) und Do&Co mit minus 1,1 Prozent. Alle anderen Werte liegen im positiven Bereich, jedoch unter 40 Prozent. Karriere ´´ Martin Füllenbach star- Monika Stoisser-Göhring Mit Wirkung zum 1. Au- tete mit 1. Juni als Vorsit- wurde vorerst für die Dau- gust wird Axel Dreher, zender des Vorstandes er von drei Jahren zum bisher stellvertretender der Semperit AG Holding. neuen Finanzvorstand Vorstandsvorsitzender der Der gebürtige Deutsche der AT&S ernannt. Der seit Wolford AG, den Vorsitz Martin Füllenbach (49) 2014 diesen Job inneha- von Ashish Sensarma studierte Wirtschafts- und bende Karl Asamer trat Anfang Juni aus persönlichen Gründen vorzeitig Brigitte Kurz als CFO in den Vorstand berufen, promovierte im Bereich Finanzwissenschaften von seinem Vorstandsmandat zurück. Stoisser- die bislang die Finanzabteilung bei Wolford an der Universität Nürnberg. Als ­internationaler Göhring begann 2011 bei AT&S als Leiterin des leitete. Den beiden steht Schwerarbeit bevor, Topmanager verfügt er über langjährige Bereiches „Finance“ und übernahm in weiterer nachdem Wolford 2016/17 einen zweistelligen ­Führungserfahrung bei traditionsreichen Folge als „Director Group Finance & Control- Millionenverlust einfuhr und derzeit nach Kapi- ­Industrieunternehmen. ling“ auch das Konzern-Controlling. talgebern Ausschau hält. 64 ° Geld-Magazin – Juli/August 2017 CrediTS: beigestellt übernehmen. Zudem wird Organisationswissenschaften in München und Interview mit Ernst Vejdovszky, S Immo AG ° EXPERTSTALK Nachhaltige Ertragsentwicklung Der S Immo AG ist es gelungen, den Erfolg des Jahres 2016 auch im ersten Halbjahr 2017 fortzusetzen. So konnte im ersten Quartal 2017 das Periodenergebnis im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2015 verdoppelt werden. Ein deutlicher Hinweis auf die Nachhaltigkeit der Konzernstrategie. GELD ° 2016 war mit einem Bewertungser- gebnis von 194 Millionen Euro ein Rekordjahr gewesen. 2017 scheint sich ähnlich positiv zu entwickeln. Wie haben sich die operativen Kennzahlen entwickelt? Was sind die wichtigsten Gründe für diesen Erfolgstrend? ERNST VEJDOVSZKY: Die Basis unseres unternehmerischen Handelns bleibt unsere zyklusorientierte Strategie. Wir sehen in manchen Märkten weiterhin lukrative Verkaufsmöglichkeiten, die wir an der einen oder anderen Stelle nutzen möchten. In anderen Städten finden wir noch attraktive Immobilien zu günstigen Preisen. Vor allem in deutschen Städten, wie zum Beispiel Leipzig oder Dresden, halten wir Akquisitionen nach wie vor für sinnvoll. In anderen Märkten arbeiten wir intensiv an unseren Projektentwicklungen, um neue Objekte zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt zu bringen. Besonders deutlich wird die starke Performance bei den Funds from Operations (FFO). Der FFO I, der eine wesentliche Kennzahl für die operative Performance eines Immobilienunternehmens darstellt und keine Verkäufe von Bestandsobjekten beinhaltet, stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 13,5 Prozent und betrug 9,9 Millionen Euro. Welche bedeutenden Immobilientransaktionen wurden in jüngster Zeit realisiert? Wir haben vor wenigen Wochen Verträge über den Verkauf des Serdika Centers und der Serdika Offices in Sofia unterschrieben. Damit ziehen wir uns aus dem bulgarischen Markt zurück. Wir haben diese Immobilie 2010 in einem Umfeld fertig gestellt, das alles andere als einfach war. Trotzdem ist es uns gelungen, das Center und die Büroflächen voll zu vermieten und am Markt zu etablieren. Der Verkauf ist nun der Abschluss dieses erfolgreichen Entwicklungsprojekts. Die S Immo hat potenzielle Entwicklungsprojekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 600 Millionen Euro – für Nachschub ist also gesorgt. Mag. Ernst Vejdovszky, Vorstandsvorsitzender phase abgeschlossen. Im Herbst 2017 werden bis zu 40 neue Shops eröffnen. Das Büroprojekt The Mark, das derzeit ebenfalls in der rumänischen Hauptstadt gebaut wird, liegt im zentralen Geschäftsbezirk. In Bratislava entsteht gleichzeitig das moderne Büroprojekt Einsteinova, das sich an höchsten Green Building-Standards orientiert und bereits zu 85 Prozent vorverwertet ist. Was ist zur Entwicklung der S Immo-Aktie Traditionell sind Sie in Osteuropa und Deutsch- sowie zur Dividendenpolitik Ihres Hauses zu land aktiv. Wo liegt aktuell Ihr Schwerpunkt sagen? Sie haben 2016 einen großen Anteil Ihres und welche Projekte sind derzeit in Planung Deutschland-Portfolios veräußert. Weshalb respektive in Entwicklung? haben Sie sich für diesen Schritt entschieden? Neben Investitionen in unser bestehendes Portfolio liegt unser Fokus aktuell auf Projektentwicklungen: In Wien ist die S Immo als Investor am Quartier Belvedere Central beim Hauptbahnhof beteiligt. In der Siebenbrunnengasse im fünften Wiener Gemeindebezirk arbeiten wir an einer Wohn- und Büroimmobilie. In Berlin haben wir einige Projekte, wo Neugestaltungen und Sanierungen stattfinden. In CEE haben wir in unserem Bukarester Shoppingcenter Sun Plaza die erste Umbau- Im ersten Quartal des Jahres hatten wir bereits eine Performance von über zwölf Pozent, die Aktie ist seitdem weiter um über einen Euro gestiegen. Zum EPRA-NAV, der zum 30.03.2017 bei 14,95 Euro lag, gibt es aber nach wie vor einen Abschlag und somit weiterhin Potenzial für unser Wertpapier. Am hervorragenden Jahresergebnis 2016 haben wir unsere Aktionärinnen und Aktionäre mit einer Dividende von insgesamt 0,40 Euro je Aktie beteiligt. Ich denke, dass die Aktie aktuell viel Freude bereitet. Wie sieht die Verkaufsstrategie im laufenden Jahr aus? CREDIT: beigestellt/Thomas Smetana strebungen, stärker in die Mietpreisgestaltung einzugreifen, Stichwort: Mietpreisbremse. Es war unserer Meinung nach ein sehr guter Zeitpunkt, um Teile des Portfolios zu veräußern. Auch in anderen Märkten ist es zum Teil an der Zeit, Kassa zu machen und Profite zu realisieren. Wir werden im laufenden Jahr sicher mehr verkaufen, als wir zukaufen. Es ist wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensstrategie, dass wir Zyklen nutzen, denen Immobilien nun mal unterliegen. Wir sind der Meinung, dass die Preissteigerungen, die Berlin in den letzten Jahren vor allem bei Wohnimmobilien gesehen hat, in dieser Form nicht mehr allzu lange anhalten werden. Außerdem gibt es zunehmend politische Be- www.simmoag.at JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 65 Alle Hausaufgaben erledigt Zukunftsfit – so bezeichnet Oliver Schumy die Immofinanz AG im aktuellen Umfeld. Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung ist unter anderem die Tatsache, dass die Belastungen aus der Vergangenheit abgearbeitet sind und der Vermietungsgrad der Immobilien signifikant gesteigert werden konnte. Wo im Detail die ­Stellschrauben angesetzt wurden, führt er im Folgenden aus. präsentation für das verkürzte Geschäftsjahr 2016, die Immofinanz sei zukunftsfit wie noch nie. Was ist dafür ausschlaggebend? Oliver Schumy: Wir haben die vergangenen zwei Geschäftsjahre – eines davon war aufgrund der Angleichung an das Kalenderjahr verkürzt – intensiv genutzt, um erhebliche Belastungen aus der Vergangenheit zur Gänze abzuarbeiten, den Vermietungsgrad unserer Immobilien auf mittlerweile wieder deutlich über 90 Prozent zu steigern und die Kosten zu senken, wobei hier natürlich noch weiter Spielraum besteht. Bei den Personalkosten haben wir beispielsweise bislang eine Senkung um mehr als 15 Prozent erzielt und im Finanzierungsbereich das Volumen ausstehender Anleihen mit hoher Verzinsung reduziert und unser Kreditprofil wesentlich verbessert. Wir haben somit unsere Hausaufgaben erledigt, den Konzern damit deutlich gestärkt und werden das in den nächsten 24 Monaten auch in einer nachhaltig steigenden Ertragskraft sehen. Stichwort Altlasten: Die historischen Streitigkeiten auf Aktionärsebene sind damit auch vom Tisch? Ja, diese gehören nun endgültig der Vergangenheit an. Es ist uns hier erfolgreich gelungen, in sämtlichen Bereichen Rechtssicherheit für das Unternehmen zu schaffen. Das Portfolio wurde auf die zwei Bereiche Büro und Einzelhandel konzentriert. Wie entwickeln sich diese beiden Sparten aktuell und wie sehen die Perspektiven aus? Im Bürobereich konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Hauptstädte unserer Kernländer und die großen Büromärkte in 66 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Deutschland. So entwickeln wir derzeit mit Float und dem trivago-Campus zwei architektonische Landmarks im Düsseldorfer Medienhafen und sind damit wohl einer der größten Immobi­lieninvestoren in dieser Stadt. Beide Immobilien sind vollständig und langfristig vermietet und werden ab dem nächsten Jahr den Konzernen trivago und Uniper als Firmenzentralen dienen. Das Büro-Bestandsportfolio haben wir optimiert, unsere neue Marke myhive eingeführt und den Vermietungsgrad erheblich gesteigert. Wir sind bei einem Vermietungsgrad im Bürobereich von 75 Prozent gestartet und konnten diesen in knapp zwei Jahren auf rund 90 Prozent erhöhen. Damit haben wir viel erreicht, aber es ist natürlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Im Einzelhandelsbereich fokussieren wir mittelgroße und kleinere Städte, weil wir für diese mit unseren Retail-Parks STOP SHOP und unseren Einkaufszentren VIVO! genau die richtigen Produkte haben hinsichtlich Kaufkraft und Einzugsgebiet. Bei den STOP SHOPs sind wir bereits mit 67 Standorten in acht Ländern präsent und haben vor Kurzem den Erwerb von neun Retail-Parks in der Slowakei, Ungarn und in Rumänien abgeschlossen. Im Bereich der Projektentwicklung arbeiten wir derzeit an drei weiteren Standorten und sehen uns nach Wachstumsmöglichkeiten vor allem in Polen und Rumänien um. In den kommenden Jahren werden wir unser Netzwerk auf über 100 Standorte erweitern und sind damit klar der führende Player in der Region. Unsere Retail-Parks sind so gut wie vollvermietet und die Rendite mit um die 7,5 bis 8 Prozent sehr zufriedenstellend. Sie haben jetzt von Produkten und Marken ­gesprochen. Warum setzt die Immofinanz als Immobilienkonzern auf eine „Markenpolitik“? Wir erreichen damit einen hohen Standardisierungsgrad, und das ist ein Wettbewerbsvorteil. Anstatt viele Einzelkonzepte zu erarbeiten, rollen wir ein einheitliches Konzept mit hohem Wiedererkennungswert aus. Das haben wir jetzt auch beim Roll-out unseres Bürokonzepts myhive gesehen. Die Marken ermöglichen uns, rasch zu expandieren und Kosten zu sparen. Gleichzeitig stehen sie für hohe Qualität und schaffen daher Sicherheit und Vertrauen für unsere Mieter. Was geschieht mit jenen Immobilien, die nicht mehr in Ihr Kernportfolio passen? Von diesen trennen wir uns. Bei der Vorstellung unseres Jahresergebnisses 2015/16 haben wir angekündigt, mittelfristig Objekte im Wert von rund eine Milliarde Euro abgeben zu wollen. Diese passen aufgrund von Lage, Qualität etc. nicht länger zu uns. Dabei sind wir gut vorangekommen. Per Ende März haben wir bereits Immobilien für mehr als 300 Millionen Euro verkauft. Darüber hinaus sind Immobilien für weitere rund 430 Millionen Euro bilanziell für den Verkauf vorgesehen. Die Erlöse daraus fließen in unsere Projektentwicklungen und weiteres Wachstum. Was ist zum Russland-Portfolio zu sagen? Wie angekündigt, wollen wir uns von diesem bis Ende des laufenden Jahres trennen. Die letzten Quartale haben wir intensiv genutzt, um unsere fünf Moskauer Einkaufszentren an das geänderte Marktumfeld anzupassen. Dazu zählt etwa die Integration neuer Retail-Konzepte wie zum Beispiel Fresh-Food-Markets, um die Posi- creditS: beigestellt GELD ° Sie sagten zuletzt bei der Bilanz- ° Interview mit Oliver Schumy, Immofinanz AG ExpertsTalk Oliver Schumy, CEO Immofinanz AG tionierung der Einkaufszentren auch langfristig zu sichern. In unserem Einkaufszentrum Rostokino entsteht derzeit z.B. auf rund 20.000 m² die größte „Kid’s Zone“ im Norden von Moskau mit dem Spielwarenanbieter Hamley’s als Ankermieter. Das alles wirkt sich positiv aus, wie man an der Entwicklung des Vermietungsgrads sieht und unterstützt damit den Verkaufsprozess. Inklusive der bereits unterschriebenen Verträge liegen wir in Moskau wieder bei über 90 Prozent, nachdem wir Mitte 2016 noch bei 81 Prozent waren. Die angedachte Fusion mit der CA Immo AG schiebt sich damit aber ins Jahr 2018. Mit der Abgabe von Russland laufen die Detailarbeiten wieder an? Ja, so ist es. Wir haben im Dezember des Vorjahres entschieden, uns für die RusslandAbtrennung etwas länger Zeit zu nehmen und daher die gemeinsamen Vorbereitungsarbeiten für die Verschmelzung vorübergehend ausgesetzt. Wie Sie an der Entwicklung unseres Vermietungsgrads in Moskau und auch des Rubels sehen, hatten wir mit dieser Einschätzung im Dezember vollkommen Recht. Was ist zur Situation des Finanzierungs­ bereichs zu sagen? Sie setzen dabei unter anderem auch auf Wandelanleihen. Ja, das stimmt. Ursprünglich haben uns sowohl das Volumen als auch die historisch hohe Verzinsung unserer Anleihen deutlich von unseren Mitbewerbern unterschieden. Das haben wir zu Jahresbeginn geändert und eine wichtige, mehrstufige Refinanzierungstransaktion getätigt. Dabei haben wir auch eine neue Wandelanleihe mit Laufzeit bis 2024 und einem Kupon von 2 Prozent begeben, der sich weiter reduziert, so- bald wir ein Investmentgrade Rating erhalten. Insgesamt werden sich unsere jährlichen Zinszahlungen für Anleihen damit von ursprünglich mehr als 27 Millionen Euro auf unter sechs Millionen Euro verringern. Das Unternehmen ist damit langfristig finanziert und spart jährlich 21 Millionen Euro an Zinskosten ein. Auch ist die Tilgung der in 2017 und 2018 auslaufenden Anleihen bereits jetzt durch Liquidität gesichert, sofern diese im Fall der Wandelbonds nicht gewandelt werden. Und die Chancen dafür sind mit Blick auf die Wandelanleihe 2018, die ein Volumen von knapp 290 Millionen Euro hat, intakt. Unsere Unternehmensanleihe über 100 Millionen Euro, die einen Kupon von 5,25 Prozent hatte, haben wir Anfang Juli getilgt. Was ist zur Ausschüttungspolitik Ihrer Beides. Mit den Beschlüssen der Hauptversammlung im Dezember 2015 haben wir die Basis geschaffen, um unsere Aktie wieder als nachhaltigen Dividendenwert positionieren zu können. Ursprünglich hatte das Unternehmen nicht genügend Rücklagen, um das gewährleisten zu können. Das haben wir gelöst. Und wie versprochen haben wir sowohl für das Geschäftsjahr 2015/16 als auch für das acht­ monatige Rumpfjahr 2016 eine Dividende von sechs Cent je Aktie bezahlt. Auch für 2017 haben wir eine Dividende in Aussicht gestellt. Aktienrückkäufe wiederum waren und sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausschüttungspolitik. So haben wir auch aktuell wieder ein Rückkaufprogramm für bis zu 20 Millionen Stück Aktien laufen. Mit dieser Politik kommen wir den unterschiedlichen Präferenzen unserer Investoren entgegen. ­Gesellschaft zu sagen? Dividende versus ­Aktienrückkauf? www.immofinanz.com Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 67 aktien ° Börsen International USA ° Zweigeteilte Wirtschaft Arbeitsmarkt stark, Industrie & Unternehmen schwach. Während die Arbeitsmarktdaten klar auf einen starken Beschäftigungssektor hinweisen, fielen die Wirtschaftsdaten zur Industrie und den Unternehmen uneinheitlich aus. Zwar stieg der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago – ein vorlaufender Indikator für den US-Gesamt-Index – auf einen so hohen Stand wie zuletzt 2014. Auch die Auftragseingänge stiegen auf ein Drei-Jahres-Hoch. Die Auftragsbestände stiegen sogar auf ein 23-Jahres-Hoch. Dies könnte aber auf die hohen Aufträge zurückgehen, die Boeing bei der Luftfahrtausstellung in Le Bourget eingeheimst hat. Generell beklagen die Unternehmen einen Mangel an gut ausgebildeten Stellensuchenden. Dagegen geben die wieder sinkende Inflation und die schwachen Konsumentenausgaben (nur + 0,1 Prozent im Mai) der US-Notenbank Fed einiges S&P 500 an Gesprächsstoff. Der PCE-Preis-Index (= persönliche Konsumausgaben) sank zum zweiten 2400 Mal in drei Monaten. Die Jahresrate der Inflation fiel im Mai auf 1,4, nach 1,7 Prozent im 2200 Vormonat. Damit gerät die zwei-Prozent-Marke wieder außer Reichweite. Die persönliche Sparquote der Amerikaner stieg dagegen von 2000 5,1 auf 5,5 Prozent, ein Acht-Monats-Hoch. Im Juni hat wieder Altmeister Warren Buffett voll 1800 zugeschlagen. Mit Bank of Amerika-Aktien hat 2014 2015 2016 ’17 er schlappe 12 Milliarden Dollar verdient. (wr) Hürde genommen ° Der S&P 500 durchbrach endlich die 2400er Marke und stieg bis auf ein Rekordhoch von 2460 Punkten. Seither gibt es eine kleine Konsolidierung, die aber bei 2400 Punkten nun auf eine gute Unterstützung trifft. Bis 2300 Punkte ist alles o.k. an der Wall Street. indien ° Große Steuerreform Teuerung auf Rekordtief. We- 68 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 lichte höhen ° Der indische Blue ChipAktien­index Sensex 30 konnte im Juni ein neues Rekordhoch bei 31.400 Punkten erklimmen. Seither hat eine sanfte Konsolidierung eingesetzt. Vor allem das Indexband zwischen 29.000 und 30.000 Punkten bildet nun ’17 eine gute Unterstützung. creditS: Lipper SENSEX nige Wochen vor dem geplanten Inkrafttreten 32.000 einer umfassenden Steuerreform ist in Indien die Inflation auf den schwächsten Stand seit 30.000 Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2012 ge28.000 fallen, und zwar im April auf knapp unter drei Prozent. Im Vormonat lag die Teuerungsrate 26.000 noch bei 3,9 Prozent. Die indische Noten24.000 bank hatte ihren Einlagezinssatz für Banken 22.000 erhöht. Dadurch wird tendenziell Geld aus dem Umlauf gezogen und somit die Inflation 20.000 2014 2015 2016 gedämpft. Mit Anfang Juli tritt eine groß angelegte Steuer­reform in Kraft. Allerdings sind nicht alle Unternehmen auf die neue Goods and Services Tax (GST) vorbereitet. Viele kleinere Betriebe verfügen über keine Computer, um dem Finanzamt Umsatzdaten und Steuern, vor allem die GST, online mitzuteilen bzw. abzuführen. Unternehmen müssen künftig drei Steuererklärungen pro Monat abgeben. Probleme gibt es auch mit der Klassifizierung – z.B.: Ist Kokosnussöl ein Haaröl oder ein Frittierfett? Die Auswirkungen insgesamt sind noch unklar – manche Analysten erhoffen sich einen positiven Schub für die indische Wirtschaft. Indien würde steuerlich gesehen zu einem einheitlichen Binnenmarkt. Das System würde zudem stark vereinfacht. Da nun vor allem der Konsum besteuert wird, könnte der innerstaatliche Handel gefördert werden, profitieren dürfte vor allem der Logistikbereich. (wr) ° Börsen International AKTIEN europa ° Überholt Amerika Inflationsanstieg gestoppt. Das Wachstum läuft und läuft – und überholt Abwärts ° Nach dem Scheitern an der 3600er Marke ging es deutlich bergab – um fast vier Prozent. Allerdings gibt es nun eine starke Unterstützung bei 3250 Punkten – und davor bei 3480 Punkten, die jedoch durchbrochen wurde. Nun droht eine ausgeprägtere SommerKorrektur. sogar die USA. Doch die Inflationsrate der Eurozone fiel im Juni von 1,4 auf 1,3 Prozent. Die Kerninflationsrate stieg zwar, aber nur von 0,9 auf 1,1 Prozent. Ein nachhaltiger Inflationsanstieg ist derzeit nicht auszumachen, was der EZB nicht gefallen dürfte. Mario Draghi gab jüngst einen optimistischen Wachstums-Ausblick, der für kurzfristige Unruhe an den Europa-Börsen sorgte, da man dahinter die Ankündigung eines vorzeitigen Ausstieges aus der Nullzinspolitik vermutete. Mario Draghis Aussage, wonach die EZB durch die aktuelle Niedriginflationsphase hindurchschauen könne, klingt fast schon wie eine Durchhalteparole. Der erstarkte Euro und die gefallenen Ölpreise werden die Inflationsrate wieder nach unten drücken. Die Frankfurter Währungshüter werden ihre ultra-expansive Geldpolitik nur in homöoEuro Stoxx 50 pathischen Dosierungen zurückfahren können. Überraschend stark ausgefallene deutsche 3800 Einzelhandelsumsätze und das Rekordhoch 3600 des deutschen ifo-Geschäftsklimaindex, der auf großen Optimismus unter Deutschlands 3400 Firmenlenkern hinweist, werden daran nichts 3200 ändern. Schließlich gab es eine Grundsatzeini3000 gung zwischen der EU-Kommission und Rom. 2800 So darf Italien der Banca Monte dei Paschi di Siena mit einer milliardenschweren Kapital2600 2014 2015 2016 ’17 spritze helfen. (wr) japan ° Konjunktur zieht an NIKKEI 225 Erholung ° Nun hat der Nikkei-Index doch noch den Sprung über die 20.000 Punkte-Marke und ein neues Jahreshoch bei 20.230 Punkten geschafft. Damit wird diese Marke zu einer – eher schwachen – Unterstützung. Das Band zwischen 19.000 und 20.000 Punkten sollte halten. Uneinheitlich. Trotz erstarkender Kon- junktur ist die Industrieproduktion im Mai nach dem starken Anstieg im April um 3,3 Prozent zum Vormonat gesunken. Allerdings 20.000 unterliegt Japans Industrieproduktion starken Schwankungen. Im April war die Produktion 18.000 der Industriebetriebe noch um 4,0 Prozent und damit so stark wie seit Mitte 2011 nicht 16.000 mehr gewachsen. Indessen zieht die Inflation weiterhin leicht an. Im Mai stiegen die Verbrau14.000 cherpreise im Jahresvergleich landesweit zum 2014 2015 2016 ’17 fünften Mal in Folge und so stark wie seit Ende Dezember 2014 nicht mehr (+ 0,4 Prozent). Japanische Aktien werden durch die makroökonomische Entwicklung immer attraktiver. Die Arbeitslosenquote ist weiter gesunken und liegt derzeit bei 2,8 Prozent – ein im Vergleich zu vielen anderen Ländern äußerst niedriges Niveau. Das Verhältnis von Stellenangeboten zu Bewerbern, das zeigt, wie viele Stellen es pro arbeitsuchender Person gibt, lag jüngst bei 1,48 und damit auf dem besten Stand seit 1974. Angesichts des inländischen und globalen Wachstumsaufschwungs dürfte dem japanischen Markt auch zugute kommen, dass er zu mehr als 50 Prozent aus zyklischen Aktien besteht. Auch Fondsmanager werden zunehmend zuversichtlich. Gewinnmargen könnten sich entspannen und Gewinne ankurbeln, außerdem seien die Bewertungen immer noch attraktiv. Zudem sind Lohnsteigerungen zu erwarten. (wr) Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 69 aktien ° Anlagetipps „Goldlöckchen-Wirtschaft“ Die globale Wirtschaft brummt stärker als erwartet, und die Aktienindizes reagieren auch zumeist positiv auf die aufgehellten Konjunkturaussichten – nur die meisten Privatanleger bevorzugen das Nullzinsen-Sparbuch. ­Dabei gibt es ein interessantes Szenario für die Aktienmärkte. Wolfgang Regner E ntworfen und durchgerechnet wurde dieses Szenario von Peter E. Huber, Gründer und Fondsmanager bei StarCapital, und seinen Kollegen. Die Grundessenz ist: Es soll den Anlegern Mut machen, in Aktien zu investieren. „In Europa zogen nach Daten der DZ Bank die Umsätze der größten Unternehmen im ersten Quartal im Schnitt um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. Die Gewinne kletterten sogar um 37 Prozent. Auch von der monetären Seite gibt es Unterstützung. So sind also die drei Voraussetzungen für ein ‚Goldilocks-Szenario‘ (Goldlöckchen-Wirtschaft) gegeben. Damit beschreibt man ein ideales Umfeld für weiter steigende Aktienkurse“, erklärt Huber. Die drei Kriterien dafür sind: Erstens ist weltweit ein mäßiger, aber robuster konjunktureller Rückenwind zu beobachten und die Gewinne der Unternehmen sind zuletzt deutlich gestiegen. Zweitens sorgen die extrem niedrigen Zinsen und die expan- sive Politik der Notenbanken weiter für Unterstützung. Und drittens kommt durch die tiefe Verunsicherung der Anleger keine Aufbruchstimmung auf. Huber verzichtet auf die meist stark fehleranfälligen kurzfristigen Prognosen. Anders sieht es bei längerfristigen Zeiträumen aus. Hier sind die Kurspotenziale anhand des Shiller-KGV als ertragsorientierte Größe und anhand des Kurs/Buchwert-Verhältnisses als Substanzwert relativ zuverlässig zu bestimmen. „Das langfristige Kurs­ potenzial – ein DAX-Wert von 27.000 Punkten im Jahr 2028 – ist noch lange nicht ausgeschöpft. Anleger sollten sich nicht verunsichern lassen und weiter eine konstruk­tive Haltung zu Aktien ein­nehmen. Dabei ist in Japan und Europa das Kurs­potenzial deutlich höher als in den USA“, so Huber. Auch die Emerging Markets hält Huber für attraktiv. Dafür sprechen die Erholung der Rohstoffpreise, der Abbau der hohen Leistungsbilanzdefizite und kaum noch über- bewertete Währungen, eine geringere Verschuldung, noch dazu in Lokalwährung und nicht im risikoreichen US-Dollar, sinkende Inflationsraten und Potenzial der Notenbanken für eine expansive Geldpolitik. Dazu kommt eine Wachstumsdynamik der Schwellenländer relativ zu den entwickelten Volkswirtschaften, die deutlich höher liegt, was historisch meist zu einer Outperformance führte, sowie eine attraktive Bewertung (Kurs-Buchwert von 1,7 und ShillerKGV von 15,5), die eine reale Wertentwicklung von jährlich 7,8 Prozent für die nächsten zehn bis 15 Jahre erwarten lässt. Zum Vergleich: Für die USA ist in diesem Zeitraum lediglich eine mittlere Performance von 3,6 Prozent p.a. anzunehmen. Das Risiko, einen realen Kapitalerhalt in diesem Zeitraum zu verfehlen, liegt in den USA deutlich höher! Und abschließend: „Anleger sollten antizyklisch denken- ein typisches Investment wären Value-orientierte Fonds im Aktienbereich.“ meint Huber. Nachfrage nach seinen Cloud-Diensten hat ­Adobe im letzten Quartal wieder einen steigenden Gewinn beschert. Der Umsatz im digitalen Mediengeschäft stieg auf 1,21 Milliarden Dollar (+ 27 Prozent) und übertraf die Prognosen. Adobe profitiert vom Wechsel vieler Anwender vom Lizenzmodell zum Cloud-basierten Abo-Service. Dieser bringt einen mehr berechenbaren Umsatz als der Verkauf von Software-Lizenzen. Der Abo-Umsatz von Adobe stieg zuletzt um fast 37 Prozent. Der Nettogewinn legte um satte 52 Prozent auf 374,4 Millionen Dollar zu. Der Ausblick bleibt weiterhin positiv. Der Chart der Adobe-Aktie zeigt einen langfristigen Aufwärts­ trend. Trotz der Korrektur vieler Nasdaq-Werte konnte Adobe zuletzt ein neues Rekordhoch erklimmen. Kauf bei Rücksetzer in den Bereich 130 Dollar, Stopp Loss bei 97,80 Dollar setzen. ISIN US00724F1012 Börse Nasdaq Adobe Systems ist ein US-Unternehmen, mit dessen Software Kunden digitale Inhalte erstellen, veröffentlichen und die Wirkung messen können. Zum Angebot gehören Grafik- und Bildbearbeitungsprogramme, Audio- und Videoschnittsysteme und Webanalyse-Tools. Einige der bekanntesten Produkte sind Photoshop, Acrobat, Flash und Dreamweaver. Die Software von Adobe Systems wird an Hardwarehersteller, Softwareentwickler und Dienstleister sowie an Individualkunden und die Werbeindustrie geliefert. Die integrierten Softwarelösungen werden von Unternehmen aller Größen eingesetzt. Die 70 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 charts: onvista.de Adobe ° Cloud-Geschäft boomt ° Anlagetipps aktien Inditex ° Schnelle Mode, schnelles Geld Der spanische Moderiese Inditex gilt als Erfin­ der der „fast fashion“. Die jüngsten Trends vom Laufsteg werden nachgeahmt und in einem rasanten Tempo den Kunden zu günstigen Preisen angeboten. So trotzt Inditex der allge­ meinen Flaute im Textilhandel. Während viele Modeaktien an der Börse abgestraft wurden, stieg der Inditex-Kurs zuletzt auf ein Allzeit­ hoch. Alle zwei Wochen gibt es in den Läden etwas Neues. Unter der Inditex-Holding sind acht Marken, wie z.B. Zara, Pull & Bear oder Bershka, gebündelt. Vom Design über die Pro­ duktion bis hin zum Ladenregal dauert es rund zwei Wochen. Das Tempo kann Inditex deshalb halten, weil ein Großteil seiner Waren nahe der wichtigsten Absatzmärkte produziert wird. 2016 erzielte Inditex den Rekordgewinn von 3,2 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 23,3 Milliarden Euro (der schwedische Konkurrent H&M schaffte zwei Milliarden Euro Gewinn bei einem Umsatz von 24 Milliarden Euro). Dank neuer Läden und dem Ausbau des Onlinege­ schäfts wächst Inditex weiter. Im ersten Quartal 2017 legte der Umsatz um 14 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu. Der Gewinn zog um 18 Pro­ zent auf 654 Millionen Euro an. Für 2017 sind 500 neue Geschäfte rund um den Globus geplant. Der Ausbau der Online-Aktivitäten wird vorangetrieben. Zuletzt korrigierte die Aktie vom Rekordhoch. Kauf daher erst bei rund 31,80 Euro, Stopp Loss bei 26,80 Euro setzen. ISIN ES0148396007 Börse Frankfurt Mit dem Aufzug ins Glück ° kone Die Kone-Aktie befindet sich in einem langfristigen Aufwärts­ trend. Zuletzt wurde das Allzeithoch von 47,80 Euro nur knapp verfehlt. Konservative Anleger warten daher auf eine Korrektur bis rund 42,50 Euro und setzen ein Stopp Loss bei 34,60 Euro. ISIN FI0009013403 Börse Frankfurt Der finnische Konzern Kone ist einer der Markt­ führer im Bereich Aufzüge und Rolltreppen. Weltweit betreut Kone mehr als 700.000 Auf­ züge und Rolltreppen sowie 340.000 automa­ tische Türen. Zudem verlassen jedes Jahr ca. 60.000 neue Aufzüge und Rolltreppen das Werk. Der Umsatz von 2008 bis 2016 ist um 8,4 Prozent jährlich auf zuletzt 8,87 Mil­liarden Euro gestiegen. Hauptgrund dafür ist der hohe Anteil des Wartungsgeschäfts, das für regel­ mäßige Einnahmen sorgt. Dieser Bereich ver­ zeichnet hohe Margen und benötigt nur wenig Kapital. Im Geschäftsjahr 2016 entfielen 45 Prozent der Umsätze auf die Sparte Services, 55 Prozent auf das Neugeschäft. Die Auf­ tragseingänge erreichten 1,91 Milliarden Euro, womit sich der Auftragsbestand zum 31. März um sieben Prozent auf 9,13 Milliarden Euro erhöhte. Der Aufzugs- und Rolltreppenmarkt ist ein Oligopol aus vier Anbietern – in diese Domäne einzudringen, ist für kleinere Konkur­ renten praktisch unmöglich. Weltweit wächst die Bevölkerung, immer mehr Menschen zie­ hen in die Städte, entsprechend viele Aufzüge und Rolltreppen werden gebaut. Damit profi­ tiert Kone von einem langfristigen Megatrend. Inmarsat ° Kampf um den Weltraum Der englische Konzern Inmarsat bedient die gesamte Bandbreite an Kunden, von Regierun­ gen über Telekomkonzerne bis hin zu Internetund TV-Anbietern. Die Kommunika­tion muss heutzutage in Sekundenschnelle funktio­nieren und dabei auch Personen auf der anderen Sei­ te des Globus erreichen. Von diesem Trend pro­ fitiert Inmarsat. Dabei operiert das Unterneh­ men mit einer Flotte eigener Satelliten. Doch die Aktie präsentiert sich schwach, denn in der Branche wird mit den Hauptkonkurrenten SES aus Luxemburg und Eutelsat aus Frank­ reich der Kampf um die Kunden zunehmend härter. Das drückt die Margen. Endverbraucher wollen mehr Datenvolumen im Mobilfunk und HD-Fernsehprogramme, sind aber nicht bereit, mehr dafür zu bezahlen. Inmarsat nutzt über ein Drittel des Umsatzes von zuletzt 1,3 Milliar­ den Dollar für Investitionen in neue Projekte. Aktuell steht im Fokus, auch Flugzeuge flä­ chendeckend mit WLAN auszustatten. Jüngste Umfragen haben ergeben, dass Passagiere darin einen deutlichen Mehrwert sehen. Eine neue Kooperation mit der Lufthansa und der Deutschen Telekom bringt Inmarsat hier in die Poleposition. Die Wartezeit bis zur Erholung des Aktienkurses wird mit einer Dividende von sechs Prozent versüßt. Die Aktie eignet sich für Anleger mit etwas Geduld. Zum Einstieg sollte ein Limit von 7,92 Euro platziert werden und ein Stopp Loss bei 6,48 Euro. ISIN GB00B09LSH68 Börse Frankfurt Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 71 aktien ° Österreich Sommerflaute D ie Wirtschaft in Europa entwickelt sich gut – zumindest im Vergleich mit den vergangenen Jahren. So zeigt der ifoGeschäftsklimaindex für Deutschland im Juni – zur Einschätzung der momentanen Lage – mit 115,1 Punkten einen neuen Rekordwert. Österreichische Unternehmen konnten im Kielwasser der boomenden deutschen Wirtschaft im ersten Quartal die Exporte nominell saison- und arbeitstagebereinigt um 7,4 Prozent steigern. Laut der am 6. Juni veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Prognose der OeNB für Österreich war dies ein vorläufiger Rekordwert, der zwar das BIP 2017 von 1,4 auf 2,2 Prozent ansteigen lassen sollte, 2018 und 2019 aber wieder eine leichte Abkühlung auf 1,7 bzw. 1,6 Prozent erwartet wird. Parallel zur Wirtschaftserholung ist auch das Umfeld in Europa politisch stabiler geworden. Also alles in allem ein gutes Umfeld für Aktien, wobei die trotz allem schwache Infla­tion auf eine noch anhaltende Zurückhaltung bei Investitionen zurückzuführen ist. Zwei kleine Querschüsse, die auf die Börsen bremsend wirkten, gab es im Juni: Zum einen wurden die Märkte durch eine mittelstarke Korrektur bei US-Technologiewerten belastet, die den Nasdaq 100 wieder auf das Niveau von Mitte Mai hinunter­ drückten, und zweitens dachte EZB-Chef Mario Draghi laut über eine Reduktion der Anleihenkäufe durch die Notenbank nach (Tapering). Darauf folgende Unsicherheiten an den Anleihenmärkten führten auch zu kurzfristiger Nervosität an den Aktienmärk­ ten. Diese tendenziellen Zinsängste sind ­besonders für stark fremdfinanzierte Unternehmen unangenehm, auf der anderen ­Seite wiederum eine Zinshoffnung für alle Finanz­institute (Banken und Versicherun­ gen), die ja hauptsächlich von Zins- und ­Kapitalerträgen leben. Banken und Versicherungen weiter im Aufwind Besonderen Aufwind erleben deshalb an den Börsen die Bankentitel. Zum einen wurde die Bankenkrise in Italien durch staatliche Zuschüsse gelöst, in den USA verliefen die Banken-Stresstests sehr positiv und nicht zuletzt steigen bereits seit Mitte 2016 die Austrian Traded index (ATX) Bei 3200 gescheitert. Das Umfeld für Aktien hat sich kurzfristig etwas eingetrübt. Ausgehend von den USA, wo sich eine Ernüchterung bezüglich der großspurig angekündigten Trumponomics einstellt, verlieren auch der DAX und der ATX an Schwung. Nach unten hin könnte sich beim ATX die 3050 als gute Unterstützung erweisen. Fällt der Index darunter, sollte die 3000er-Marke als letzte Bastion (Stopp Loss) vorgemerkt werden, unter der man eine Bodenbildung abwarten müsste. 72 ° geld-magazin – juli/august 2017 langfristigen Zinsen. So kletterten sie in ­Österreich im Zehn-Jahres-Bereich von 0,05 auf 0,5 Prozent. Zudem wurden von den Banken notleidende Kredite weitgehend abgebaut, womit die Rückstellungen dafür gewinnerhöhend verringert werden. Auch in Deutschland kletterte parallel zu den Zinsen z.B. der Aktienkurs der Commerzbank von sechs Euro auf derzeit 11,20 Euro. Am Beispiel der Raiffeisen Bank International (siehe auch Kasten rechte Seite) ist die Verbesserung der Ertragslage deutlich zu sehen. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn und ein Börsenkurs, der trotz des kräftigen Kursanstieges noch immer um 35 Prozent unter dem Buchwert liegt, sind keine Zutaten nachgebender Börsenkurse. Etwas teurer sind bereits die Aktien der Erste Group Bank, die auf ein heuer erwartetes KGV von 12,6 kommen – dafür liegt die Dividendenrendite mit erwarteten 3,16 Prozent bei ihr höher, bei der RBI voraussichtlich mit 2,23 Prozent tiefer. Erwartungsgemäß gut entwickelten sich auch die Aktienkurse der beiden Versicherer Uniqa und Vienna Insurance Group (VIG). Beide legten in den letzten zwölf Monaten um rund 60 Prozent zu. Und das ist voraussichtlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die VIG zeigte z.B. auch im ersten Quartal Stärke. Sie konnte die Prämien um 0,5 Prozent auf 2,72 Milliarden Euro steigern und den Vorsteuergewinn um 22,4 Prozent auf 110 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr wird ein Nettogewinn von etwa 275 Millionen Euro erwartet, was einer Rendite auf das Aktienkapital von 8,5 Prozent entspricht. Die Dividende wird wieder bei rund 3,5 Prozent liegen (gemessen am derzeitigen Aktienkurs von 26 Euro). Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse Trotz guter Wirtschaftsdaten kommen die Börsen derzeit nicht von der Stelle. In den USA drückte eine Korrektur bei Technologie-Titeln auf die Indizes, in Europa wartet man auf weitere Aussagen der EZB zum geplanten Tapering. Für etwas Schwung könnten jedoch im Laufe des Juli gute Halbjahresergebnisse sorgen. Mario Franzin ° Österreich AKTIEN AT&S ° Die Bullen stehen in den Startlöchern Gute wirtschaftslage unterstützt Industrieunternehmen Es gibt in Österreich ein große Anzahl von international ausgerichteten Unternehmen, die zuletzt von der guten Weltkonjunktur profitieren. Angefangen bei Lenzing und Andritz über Rosenbauer, AMAG, FACC usw. Das sind genau jene Unternehmen, die in den vergangenen zwölf Monaten die größten Kurssteigerungen erlebt haben, die aber gleichzeitig von sukzessiven Anhebungen der Gewinnaussichten untermauert waren. Am Beispiel Lenzing: Mitte vergangenen Jahres lagen die Gewinnschätzungen für das Jahr 2017 bei rund 160 Millionen Euro. Mittlerweile werden für heuer knapp 270 Millionen Euro Nettogewinn erwartet. Dieser Anstieg der Gewinnerwartung um immerhin knapp 70 Prozent führte an der Börse in den vergangenen zwölf Monaten zu einem Kurs­ anstieg von rund 85 Prozent. Damit stieg das für heuer zu erwartetende KGV nur marginal auf 15,3. Das ist noch immer nicht teuer. ISIN Kurs (05.07.2017) neg. Marktkap. 389 Mio. € KGV 2018/19 e 18,9 Umsatz 2017/18 e 928 Mio. € KGV 2019/20 e 9,3 Bw/Aktie 2017/18 e 13,51 € Divid. 2017/18 e 1,00 % Raiffeisen Bank International ° Noch immer günstig ISINAT0000606306 Kurs (05.07.2017) Immobilien-Aktien bleiben noch eine Zeit lange en Vogue Eine Unterbewertung um rund 30 Prozent wurde unlängst der Buwog von Seiten der HSBC attestiert und 34 Euro als Kursziel. Der letzte Schlusskurs lag bei knapp über 25 Euro. Empfohlen werden von Analysten nach wie vor auch CA Immo und S Immo. Einen kurzfristig positiven Kurs­ effekt erwarten wir bei der Immofinanz, wenn der Verkauf des Russland-Portfolios fixiert sein wird. Vor allem dann, wenn der Verkaufspreis zumindest in der Höhe des Buchwertes liegen wird und damit keine weiteren Abwertungen notwendig werden. Bei der Immofinanz-Aktie liegen übrigens die ausgewiesenen Shortpositionen bei drei Prozent des Nominales (v.a. Och-Ziff Management). Das ist zwar nicht übermäßig viel, könnte aber durch eine möglicherweise notwendig werdende Rückdeckung zu einem raschen Kursanstieg führen. AT0000969985 10,00 € KGV 2017/18 e AT&S ist an der Börse mit 390 Millionen Euro bewertet. Vergleichsweise dazu sollte der Leiterplatten-Hersteller heuer rund 930 Millio­ nen Euro Umsatz schaffen. Das Eigenkapital lag am 31. März bei 540 Millionen Euro. Der Kurs notiert deshalb so tief, weil es 2016/17 höhere Kosten durch Anlaufschwierigkeiten im neuen Werk in Chongqing gab. Zusätzlich litt AT&S unter einem Preisdruck bei IC-Substraten. Das führte 2016/17 zu einem Verlust von 22,9 Millionen Euro. Doch das Potenzial ist gewaltig, für 2019/20 sollte das KGV auf unter zehn fallen, was bis dahin eine Kursverdoppelung nach sich ziehen würde (ca. 26 % p.a.). 22,40 € KGV 2017 e 9,9 Marktkap. 6.563 Mio. € KGV 2018 e 8,4 Umsatz 2017 e 5.010 Mio. € KGV 2019 e Bw/Aktie 2017 e 29,50 € Divid. 2017 e 7,5 2,23 % Die Raiffeisen Bank International (RBI) arbeitet ihren Maßnahmenkatalog zur nachhaltigen Stärkung ab. Nach dem Abbau notleidender Kredite, dem Verkauf der Tochter in Slowenien und der Fusion mit der RZB wird nun emsig an der Veräußerung der Polbank gearbeitet. Gleichzeitig holte sich die RBI Ende Juni 650 Millionen Euro über eine ewige Anleihe (Eigen­kapitalcharakter), Osteuropa wird langsam wieder zur Cash Cow. Daher sollte RBI im kommenden Jahr einen Gewinn von rund 850 Millionen Euro erzielen, was ein sensationell günstiges KGV von 8,4 ergibt. Daher sollte man bei Kursschwächen auf der Käuferseite stehen. UBM Development ° Ein sehr profitables Unternehmen ISINAT0000815402 Kurs (05.07.2017) 37,28 € KGV 2017 e 9,4 Marktkap. 279 Mio. € KGV 2018 e 9,2 Umsatz 2017 e 500 Mio. € KGV 2019 e Bw/Aktie 2017 e 40,29 € Divid. 2017 e 9,0 5,00 % UBM hat in den vergangenen Monaten mehrere Immobilien verkauft (in Österreich um 53 Millionen Euro, in Prag um 10 Millionen Euro, etc.). Sinn und Zweck ist die Anhebung der Eigenkapitalquote, die zum Ultimo 2016 bei nur mehr 20,3 Prozent lag. Gleichzeitig werden gute Fortschritte bei den Entwicklungsprojekten gemacht (z.B: Quartier Belvedere). Insgesamt sollte heuer mit 32 Millionen Euro das Rekordergebnis aus dem Jahr 2015 fast wieder erreicht werden, was einer Rendite auf das Aktienkapital von 10,8 Prozent entspricht. Sehr erfreulich ist auch die anhaltend hohe Dividendenrendite von gut fünf Prozent. Juli/august 2017 – geld-magazin ° 73 aktien ° Deutschland DAX-Korrektur kommt in Fahrt Nach den dubiosen Aktivitäten von Short Sellern werden nun auch die „braven“ Privatanleger nervös. Mit ein Grund dafür sind Statistiken zu den Kapitalzu- und -abflüssen, die darauf hinweisen, dass das „Smart ­Money“– die großen Finanzinvestoren – immer mehr Geld vom Spieltisch nimmt. D as ist auch insofern kein Wunder, weil M&A-Aktivitäten in Deutschland zuletzt Rückschläge erlitten haben. So ist der geplante milliardenschwere Verkauf des hessischen Generikaherstellers Stada an die Finanzinvestoren Bain und Cinven nach langem Ringen gescheitert. Daraufhin fiel die Stada-Aktie wie ein Stein um über zehn Prozent. Bain und Cinven könnten aus rechtlichen Gründen erst 2018 ein weiteres Angebot für den Pharmakonzern legen, in Finanzkreisen wird dies aber als wenig wahrscheinlich gesehen. Allerdings waren ja auch andere Private Equity-Gesellschaften an Stada interessiert; etwa Advent und Permira. Vielleicht nützen diese die Übernahme-Pleite für einen neuen Vorstoß. Das aber erst, wenn die Übernahmeprämie zum Großteil ausgepreist worden ist. Stada möchte nun seine Wachstumsstrategie weiter vorantreiben. Für 2017 peilt der Konzern einen Umsatz zwischen 2,28 und 2,35 Milliarden Euro sowie einen Gewinn von 195 bis 205 Millionen Euro an. Beim mittelfristigen Ziel bis 2019 bleibe es bei 2,65 bis 2,7 Milliarden Euro Erlös und 250 bis 270 Millionen Euro Gewinn. Wolfgang Regner IPO-Aktivitäten laufen an Die Restaurantkette Vapiano hat 15 Jahre nach der Gründung den Gang an die Börse gemeistert. Aktien im Wert von 184 Millionen Euro wechselten den Besitzer; das gesamte Unternehmen wurde zum Ausgabepreis mit 553 Millionen Euro bewertet. Mit dem eingenommenen Geld will Vapiano Dutzende weitere Filialen weltweit eröffnen. Bis Ende 2020 soll sich die Zahl der ­Restaurants auf beinahe 330 verdoppeln. Seit der Erstnotiz bei 23,95 Euro ist die neue Aktie bisher nur kurz unter den Ausgabepreis von 23 Euro gefallen. Wichtigster Einzelmarkt ist Deutschland, wo Vapiano etwa die Hälfte seines Geschäfts macht. Das Fi­ lialnetz reicht aber bis nach China und in die USA. „Fast Casual Dining“ (nicht Schnellimbiss, sondern schnelle Speisen mit Service) heißt das in der Branche – ein Mittelding zwischen Fast Food-Tempeln wie McDonald’s und klassischen Restaurants mit Bedienung am Platz. Branchenkenner sehen gerade dieses Segment stark wachsen. Von 2014 bis 2016 steigerte Vapiano seinen Umsatz von 152 auf knapp 249 Millionen Euro. Beliebt sind die Restaurants vor allem dax DAX verliert Kampf um die 13.000 Punkte. Infolge positiver fundamentaler Daten, aber auch dank der dynamischen Gewinnentwicklung der Unternehmen stieg der DAX auf ein neues Rekordhoch von 12.890 Punkten. Doch die 13.000 Punkte-Marke schaffte der Index trotz mehrerer Anläufe nicht. Damit wird eine größere Korrektur bis in den Bereich 12.400 bis 12.000 Punkte wahrscheinlicher. Angesichts der dünnen Umsätze über die Sommermonate könnten schon wenige Verkäufe eine Abwärtswelle auslösen. 74 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 bei Berufstätigen für die Mittagspause und bei jungen Leuten. Bleibt noch die Frage, ob namhafte Alteigentümer bei der Stange bleiben oder doch über das IPO hinaus – bei dem sie bereits 100 Millionen Euro kassiert haben – weiter Kassa machen werden. Immerhin handelt es sich um den mit dem Kaffeeröster Tchibo reich gewordenen Günter Herz, Firmengründer Gregor Gerlach, die Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander sowie das Management. Nach dem Börsengang wird ein knappes Drittel der Anteile bei neuen Besitzern liegen. Lieferheld macht’s nach Der Börsengang des Essen-Lieferdienstes Delivery Hero (Lieferheld, Pizza. de, Foodora) wurde bis zu einer knappen Milliarde Euro schwer. Von dem Geldsegen profitiert nicht zuletzt der größte Anteils­ eigner: Rocket Internet. Die Start-upSchmiede hält gut ein Drittel der Anteile. Insgesamt wird Delivery Hero beim Börsengang mit bis zu 4,4 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich höher als zuletzt spekuliert. Dabei schrieb der Lieferdienst wegen der Kosten für seinen rasanten Wachstumskurs bis zuletzt hohe Verluste. Sollten alle Papiere zum oberen Ende der Preisspanne bei 25,5 Euro platziert werden, würde der Börsengang ein Volumen von insgesamt fast 996 Millionen Euro haben. Altaktionäre wollen sich dabei von bis zu knapp 20,1 Millionen Anteilen trennen (insgesamt rund 176 Millionen Aktien). Zudem sollen 18,95 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung am Markt platziert werden. Dieses Geld fließt dem Unternehmen für den Ausbau des Geschäfts zu. Gemessen an der Preisspanne waren dies rund 483 Millionen Euro. Das erst 2011 gegründete ° Deutschland AKTIEN Heidelberger Druck ° Die „Amazon“ der Druckbranche? ISIN Unternehmen ist in mehr als 40 Ländern aktiv. Wichtigste Märkte sind Europa, Asien sowie der Nahe und Mittlere Osten. DE0007314007 Kurs (06.07.2017) 2,65 € KGV 2017/18 e 13,7 753 Mio. € KGV 2018/19 e 10,3 2.540 Mio. € KGV 2019/20 e 8,6 Marktkap. Umsatz 2017/18 e Buchwert/Aktie 2017/18 e 1,55 € Divid. 2017/18 e 0,19 % Aurelius: Short seller fliehen Im Kampf gegen den Leerverkäufer ­Gotham City Research hat die Beteiligungsgesellschaft Aurelius eine deutlich höhere Dividende ausgeschüttet (vier Euro pro Aktie oder eine Rendite von 7,8 Prozent). Zusätzlich verspricht Aurelius mehr Transparenz: Der Nettovermögenswert der Konzernunternehmen soll künftig jährlich im Rahmen der Abschlussprüfung geprüft werden. Zudem soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2017 die 500 Millionen Euro-Marke übertreffen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Wert von 426 Millionen Euro gerechnet. Weiters konnten die Münchner den Kompressorenhersteller Secop für 185 Millionen Euro an die japanische Gruppe Nidec verkaufen – Gotham City hatte den Unternehmenswert lediglich auf 17,5 Millionen Euro geschätzt. Der Deal bescherte Aurelius einen Umsatzsprung von 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,15 Milliarden Euro. Die Privatbank Berenberg kam in einer aktuellen Studie zum Ergebnis, dass die meisten der Vorwürfe von Gotham City Research entweder von geringer Bedeutung oder unwahr sind. Das Papier bietet damit Nachholpotenzial, während das Aktienrückkaufprogramm über insgesamt 50 Millionen Euro seine volle Wirkung noch längst nicht entfaltet hat. Weitere Aktienrückkäufe in Höhe von 116 Millionen Euro sollen folgen. Die ebenfalls von dubiosen Short Sellern geplagten Ströer Media und Wirecard haben sich ebenfalls deutlich erholt – Wirecard kletterte sogar auf ein Rekordhoch. Der Druckmaschinenbauer Heidelberger Druck setzt auf das Digitalgeschäft und will zukaufen. Man will sogar die „Amazon“ der Druckbranche werden (eine reine Serviceplattform). CEO Hundsdörfer peilt für das Jahr 2022 einen ­Nettogewinn von „mehr als 100 Millionen Euro“ an. Der Umsatz soll von zuletzt 2,5 Milliarden Euro auf drei Milliarden Euro steigen, der ­operative Gewinn (Ebitda) von 250 bis 300 Millionen Euro zulegen. Im Geschäftsjahr 2016/17 war das Ergebnis nach Steuern von 28 auf 36 Millionen Euro gestiegen. Zudem liege ­Heidelberger Druck bei der Digitalisierung ­deutlich vor seinen Wettbewerbern, so der CEO. Zalando ° Umsatz bis 2020 verdoppeln ISIN DE000ZAL1111 Kurs (06.07.2017) Marktkap. Umsatz 2017 e 39,50 € KGV 2017 e 56,5 10.040 Mio. € KGV 2018 e 42,8 4.480 Mio. € KGV 2019 e Buchwert/Aktie 2017 e 6,31 € Divid. 2017 e 32,7 0,00 % Erst 2008 gegründet, betreiben die Berliner Online-Händler Plattformen in 15 europäischen Ländern. Neben Schuhen und Bekleidung gehören Accessoires, Beauty-Produkte und Sportartikel zum Sortiment. Wie Amazon setzt auch Zalando voll auf Expansion, was bislang ebenfalls zu Lasten der Gewinne geht. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 23 Prozent auf 980,2 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich um zwölf Prozent auf 32,8 Millionen Euro. Die operative Gewinnmarge ging von 3,7 auf 3,4 Prozent zurück und lag damit deutlich unterhalb des anvisierten Zielkorridors von fünf bis sechs Prozent, der im Gesamtjahr erreicht werden soll. Lanxess ° Freude über Warren Buffett ISIN DE0005470405 Kurs (06.07.2017) 66,84 € KGV 2017 e 17,8 Marktkap. 6.160 Mio. € KGV 2018 e 14,8 Umsatz 2017 e 9.564 Mio. € KGV 2019 e Buchwert/Aktie 2017 e 28,71 € Divid. 2017 e 12,8 1,34 % Nicht ganz überraschend kam die Meldung, dass US-Starinvestor Warren Buffett über eine deutsche Tochter seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway mit einem Anteil von 3,004 Prozent bei Lanxess eingestiegen ist. Der Spezialchemie-Konzern war bereits dank höherer Absatzmengen in allen Segmenten schwungvoll in das Jahr gestartet. In den drei Monaten reichte es beim Ebitda vor Sondereinflüssen zu einem Anstieg von 25 Prozent auf 328 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge vor Sondereinflüssen verbesserte sich dabei leicht von 13,6 auf 13,7 Prozent. Der Umsatz stieg ebenfalls um ein Viertel auf 2,4 Milliarden Euro. Das war jeweils besser als erwartet. Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 75 alternative investmentsPanorama Zertifikatemarkt „Weisser Ritter“ krallt sich Omi‘s apfelstrudel Weniger Kapitalschutz. Das Volumen Crowdfunding. Der steirische Hersteller des österreichi­schen Zertifikatemarktes für Privatanleger ist im Mai leicht um 0,3 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Bei Anlageprodukten (inklusive Hebelprodukte) auf Aktien, Indizes und Rohstoffe gab es hingegen Zuwächse. Das Volumen der von den drei meldenden Mitgliedern des Zertifikate Forum Austria emittierten Papiere erhöhte sich im Mai um 1,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Anlageprodukte ohne vollständigen Kapitalschutz verzeichneten einen Zuwachs von 1,7 Prozent, Anlageprodukte mit vollständigem Kapitalschutz gewannen 1,5 Prozent hinzu. Mit plus 9,4 Prozent legten besonders stark Hebelprodukte zu, in die preisbereinigt Nettomittelzuflüsse von 7,6 Prozent festzustellen waren. Der Markt setzte sich somit per Ende Mai zu 98,9 Prozent aus Anlage- und zu 1,1 Prozent aus Hebelprodukten zusammen. von Säften („flüssiger Apfelstrudel“) holte sich vor zwei Jahren via Crowdfunding-Plattform Green Rocket in zwei Finanzierungsrunden 250.000 und 500.000 Euro. Der Businessplan sah vor, bereits 2016 zwei Millionen Euro Umsatz zu erzielen, in 19 Länder zu exportieren und Anfang 2017 den Break-even zu erreichen. Doch daraus wurde wesentlich weniger. Der Absatz liegt derzeit bei 800.000 Flaschen pro Jahr, wovon 15 Prozent exportiert werden. Unterschätzt wurden beispielsweise auch Werbekostenzuschüsse, die von Handelsketten verlangt werden, um überhaupt mit dem Produkt ins Warenlisting zu kommen bzw. dort auch zu bleiben. Dennoch schaften es die vier Gründer, das Unternehmen zumindest am Laufen zu halten. Zum Glück im Unglück tauchte nun ein lokaler „weißer Ritter“ via Gesellschaft in Hongkong auf und beteiligt sich mit zwei Millionen Euro für 51 Prozent am Unternehmen. Die 231 Kleinanleger sollen ihr Geld wieder ­zurückbekommen, die Marketinganstrengungen und der Vertrieb sollen verstärkt werden. Bis Jahresende soll es dann endlich einen Gewinn geben. GOLD – NEUE WÄHRUNGSABSICHERUNG BNP Paribas emittierte kürzlich ein GoldZertifikat mit einer neuen Art der Währungsabsicherung: EUR Hedged. Das neue EUR Hedged Open End Zertifikat auf Gold (ISIN: DE000PS7XAU5) der BNP Paribas bedient sich einer im Markt für institutionelle Inves­ toren beliebten Währungsabsicherungsstrategie. Dadurch wird ein effektiver Währungsschutz ermöglicht, wobei die Kosten der Währungsabsicherung deutlich reduziert werden. Für gewöhnlich nutzen Emittenten bei strukturierten Wertpapieren wie Zertifikaten die Quanto-Absicherung, die mit hohen Kosten verbunden ist. Der EUR Hedged Mechanismus basiert auf dem Erwerb einer Währungsabsicherung mit einer Laufzeit von einem Monat, die jeden Monat erneuert wird. Die Kosten der Währungsabsicherung können damit um bis zu über 80 Prozent reduziert werden. Die Verwaltungskosten des oben vorgestellten Gold-Zertifikats liegen bei 0,4 Prozent jährlich. Der Basiswert ist eine Feinunze (31,1035g) des Edelmetalls Gold. 76 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 FANG DEN TREND Vier Webgiganten in einem Index: der FANGIndex ist ein Aktienindex, der die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt (Performance-Index) und setzt sich aus den vier an der NASDAQ Börse gelisteten US-amerika­ nischen Unternehmen Facebook, Amazon. com, Netflix und Alphabet (Google) zusammen. Alle vier Aktien sind im Index gleichgewichtet. Diese vier Internet-Riesen beeinflussen immer mehr unser reales Leben und wachsen seit Jahren rasant. Gemeinsam kommen sie auf eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Euro und damit ungefähr so viel wie alle 30 DAX-Werte zusammen. Die Deutsche Bank emittierte Ende Februar dazu ein Index-Zertifikat, bezogen auf diesen FANG-Index (ISIN: DE000DL2FAN9), und hat keine feste Laufzeit (Open End). Die Berechnung des Index erfolgt durch die ICF Bank AG (Indexsponsor) in Euro. Diese ist für die Gestaltung, Berechnung und Zusammensetzung des Index sowie für die Gewichtung der Indexbestandteile verantwortlich. INVESTIEREN IN EIN ERFOLGSDEPOT Das Deutsche Bank – Platow Zertifikat (ISIN: DE000DB0PLA8) ist an die Wertentwicklung des DB Platinum IV Platow Fonds gekoppelt. Die Rendite der am längsten existierenden Fonds-Tranche ist seit dem Start im Mai 2006 auf 270 Prozent geklettert. Die Platow-Redakteure beraten den Fonds bei der Auswahl der Wertpapiere. Das Auswahluniversum umfasst vornehmlich Aktien deutscher Emittenten. Beim Auswahlprozess werden Blue Chips, Mid- und Small Caps jedoch in keinem starren Verhältnis, sondern je nach Marktlage und Einschätzung flexibel berücksichtigt. Tendenziell wird das Platow-Team in Aufschwungphasen verstärkt liquide Werte mit hohem Beta und in Baissephasen überproportional auf defensive, günstige Value-Aktien auswählen. Die Branchenallokation erfolgt ebenfalls flexibel. Investiert wird in unterschiedliche Assetklassen wie Aktien, Zertifikate, Optionsscheine, Futures und andere Investmentfonds; nicht benötigte Mittel werden als BarReserve gehalten. CrediT: beigestellt Die besten tipps der zertifikateprofis ZERTIFIKATE ° LISTING ANBIETER PRODUKTE Aktienanleihen Classic WKN Basiswert Tel: 0800 295 518 [email protected] www.bnpp.at SERVICE Attraktive Angebote PR2SZ8 PR1E13 PR4B5T PR6U7L PR2SNC PR5QW4 PR7CRJ PR6VW7 PR4CHU PR5Y5B PR5QQE PR7B8C PR4CK8 PR7BXS PR7CLX PR1CYY PR39NJ PR2GJP PR7B58 PR7CRL PEUGEOT VIVENDI AAREAL BANK SOCIETE GENERALE HUGO BOSS VONOVIA AXA HANNOVER RÜCK AEGON ALLIANZ MÜNCHENER RÜCK RWE PRO SIEBEN SAT1 VZ LUFTHANSA TUI DAIMLER BMW FREENET TOTAL EVONIK Kurs Basis Strike 17,90 € 19,61 € 35,24 € 49,00 € 63,19 € 34,44 € 24,62 € 107,65 € 4,65 € 176,70 € 180,25 € 17,34 € 36,40 € 20,17 € 12,75 € 63,74 € 81,53 € 28,08 € 44,27 € 28,54 € 18,00 € 19,00 € 38,00 € 48,00 € 60,00 € 35,00 € 23,00 € 105,00 € 4,00 € 169,00 € 185,00 € 16,50 € 30,00 € 19,50 € 11,50 € 58,00 € 78,00 € 25,00 € 42,00 € 26,00 € Koupon p.a. 13,00 % 9,00 % 12,00 % 12,00 % 9,00 % 8,00 % 6,00 % 6,00 % 6,00 % 6,00 % 9,50 % 7,00 % 4,00 % 12,50 % 5,50 % 5,50 % 7,50 % 5,00 % 6,00 % 3,50 % Bewertungstag Max. Rendite 10,82 % 8,96 % 8,50 % 7,70 % 7,44 % 7,37 % 6,78 % 6,36 % 5,93 % 5,88 % 5,83 % 5,72 % 5,57 % 5,55 % 5,27 % 4,98 % 4,67 % 4,59 % 4,55 % 4,19 % 15.06.2018 15.06.2018 16.03.2018 16.03.2018 15.06.2018 15.06.2018 21.09.2018 21.09.2018 15.06.2018 15.06.2018 16.03.2018 16.03.2018 21.12.2018 15.12.2017 15.06.2018 15.06.2018 16.03.2018 15.06.2018 16.03.2018 21.09.2018 Briefkurs 100,88 % 99,54 % 99,78 % 100,66 % 100,79 % 100,18 % 100,46 % 100,85 % 99,76 % 99,78 % 100,73 % 99,32 % 100,16 % 100,01 % 100,00 % 100,08 % 100,48 % 100,08 % 99,78 % 100,06 % Stichzeitpunkt: 05. Juli 2017, alle Angaben ohne Gewähr Index-Zertifikate WKN Name [email protected] www.vontobel-zertifikate.de VS4NSC VS8Y40 VS5ZCS VL14GS Aktienanleihen WKN Basiswert VL2EPN VL2EH1 VL2EMS VL2EM5 VL2ET2 VL2D5K VL2EV2 VL2D1E VL2ES1 VL1NYS Basiswerte (unter anderem) Solactive SMART CARS Performance-Index Vontobel INDUSTRY 4.0 Performance-Index Vontobel CYBER SECURITY Performance-Index Solactive GLOBAL SUSTAINABILITY LEADERS Perf.-Index BAYER BASF AIRBUS ALLIANZ BMW CARREFOUR AIR LIQUIDE ADIDAS BANCO SANTANDER HEIDELBERGCEMENT Kurs Basis Strike 112,40 € 82,13 € 74,20 € 176,70 € 81,53 € 22,49 € 108,69 € 176,60 € 5,95 € 87,41€ Briefkurs seit Start Denso, Magna, Continental, Delphi, Mobileye, Nvidia, ... 157,60 € Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ... 148,70 € Palo Alto Networks, Symantec, Fireeye, Gemalto, ... 119,80 € Munich Re, ING, AXA, Aeroports de Paris, NEC, Legrand ... in Zeichnung Koupon p.a. 130,00 € 90,00 € 80,00 € 190,00 € 85,00 € 23,00 € 115,00 € 175,00 € 5,50 € 75,00 € 10,00 % 10,00 % 14,07 % 9,00 % 10,00 % 9,00 % 7,50 % 9,00 % 8,00 % 4,00 % Bewertungstag Max. Rendite Briefkurs 17,48 % 14,34 % 14,07 % 13,10 % 10,75 % 9,78 % 9,58 % 9,43 % 7,22 % 4,00 % 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.12.2018 15.06.2018 15.06.2018 15.06.2018 15.06.2018 15.06.2018 21.09.2018 54,68 % 45,38 % 15,39 % 0,00 % 95,55 % 98,41 % 98,60 % 100,46 % 99,12 % 99,13 % 98,00 % 99,30 % 100,50 % 100,95 % Stichzeitpunkt: 05. Juli 2017, alle Angaben ohne Gewähr Express-Zertifikate WKN Name CREDIT: beigestellt Tegetthoffstraße 1 1010 Wien Tel. +43 1 515 20 484 www.rcb.at Basiswert RC0ME1 VOESTALPINE EXPRESS 3 - ZERTIFIKAT Protect Aktienanleihen WKN Basiswert RC0MDS 6,25% HEALTH CARE RC0MA4 ANDRITZ & RAIFF. BANK INT. Klassische Aktienanleihen WKN Basiswert RC0GQT DO&CO Aktueller Kurs voestalpine Perf. seit Start – 100 % + AA Basispreis Kupon p.a. Sicherheitspuffer Beobachtung Letzte Bewertung Max. Rend. Briefkurs 100 % 100 % 6,25 % 5,25 % Kurs Basis 61,79 € 41,0 % 39,5 % Strike 60,00 € tägl. Schlusskurs tägl. Schlusskurs Koupon p.a. 9,23 % 09.07.2019 25.06.2019 Bewertungstag 16.03.2018 6,25 % 100 % + AA 5,25 % 101,76 % Max. Rendite 8,59 % Briefkurs 105,64 % Stichzeitpunkt: 05. Juli 2017, alle Angaben ohne Gewähr JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 77 rohstoffe ° Aktuelle Trends Rohöl ° Schlechte Nachrichten Nervosität hält an. Seit Februar 2017 befindet sich der Ölpreis in einem volatilen Abwärtstrend, wobei sich dieses Muster auch weiterhin fortzusetzen scheint: Ende Juni schlug der Chart nach heftigen Verlusten in den Vorwochen wieder einmal kräftig nach oben aus. Es bleibt aber fraglich, ob diese „nervösen Zuckungen“ zu einer positiven Trendwende auch wirklich führen können. Denn die fundamentale Nachrichtenlage bleibt weiterhin negativ, worauf zuletzt auch in der Vontobel-Rohstoffkolumne hingewiesen worden ist. Hier heißt es: „So haben die US-Fracker ihre Produktion weiter erhöht. Das Ölfeldservice-Unternehmen Baker Hughes meldete, dass die Zahl der Ölbohrplattformen in den USA innerhalb einer Woche um elf auf 758 gestiegen ist.“ Damit hat die Dynamik nach zwei schwächeren Wochenzuwächsen wieder zugenommen. Derzeit wird ein Ölpreis von um die 50 Dollar je Fass für die US-Fracker als notRohöl (Sorte Brent) wendig erachtet, damit diese profitabel fördern können. Manchen genügt jedoch ein deutlich niedrigerer Preis. Sie schöpfen noch aus einem erheblichen Reservoir an unvollendeten Ölquellen, die ohne größeren ­Kostenaufwand fertig gestellt werden können. „Die Schmerzgrenze für bestehende Bohrlöcher liegt bei rund 20 Dollar pro Fass, bis dahin wird weiter gefrackt“, so Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Somit heißt es also bis auf Weiteres: Keine Good News für Öl-Bullen. (hk) Zink ° Warnung vor Übertreibung Zink hat einen wahren Höhenflug an den Tag gelegt: „Offenbar haben einige Marktteilnehmer die vorherigen niedrigen Preisniveaus als attraktive Kaufgelegenheit genutzt“, heißt es dazu seitens der Bank Vontobel. Nach Einschätzung der Commerzbank resultiert der Preisanstieg auch durch technische Käufe, nachdem der Preis kurz hintereinander sowohl die 200- als auch die 100-Tage-Linie überwunden hatte. Seit Mitte Juni ist zudem die Zahl der sogenannten gekündigten Lagerscheine in den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) um 76.000 Tonnen gestiegen. Die zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angemeldete Menge habe mit 221.000 Tonnen somit das höchste Niveau seit Februar 2014 erreicht. In den LME-Lagerhäusern in New Orleans seien mittlerweile 75 Prozent der Zinkvorräte zur Auslieferung angemeldet. Das deute laut Commerzbank auf ein spekulatives Engagement hin. „Der zu erwartende Lager­ abbau in den nächsten Wochen wäre dann nicht auf eine reale Nachfrage zurückzuführen, sondern es gäbe in diesem Fall wohl eher Umschichtungen innerhalb des LME-Lagersystems“, so die Analysten. Die Preisreaktion von Zink werde daher als übertrieben erachtet. Neben Zink ist auch Blei kräftig gestiegen, was ebenfalls spekulativ getrieben erscheint; ebenso wird fleißig auf Kupfer und Nickel gewettet. (hk) 78 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017 Die Weltbevölkerung wächst – somit steigt auch der Bedarf an Grundnahrungsmitteln und Agrarrohstoffen. Vorsicht geboten ° Zink kommt etwa in der Bauwirtschaft, aber auch in Batterien zur Anwendung. Die jüngsten Preissteigerungen sind aber nicht so sehr auf wachsende Industrienachfrage, sondern Spekulationen zurückzuführen. Rückschläge erscheinen möglich. Zinkerz-Förderung China Australien Peru USA Kanada 3,2 Mio. Tonnen 1,5 Mio. Tonnen 1,4 Mio. Tonnen 0,7 Mio. Tonnen 0,6 Mio. Tonnen CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock Spekulativ getrieben. Der Zinkpreis ° Aktuelle Trends rohstoffe Gold ° „Fat Finger Trade“ „verrückt gespielt“ Einige Aufregung gab es zuletzt rund ums Gold, wobei die Ursachen als durchaus kurios bezeichnet werden können. So kam es am 26. Juni binnen nur einer Minute zu einem Preisabsturz von rund 1,5 Prozent. Die Notierung fiel unter 1237 US-Dollar je Feinunze zurück, dem tiefsten Stand seit Mitte Mai. Grund war eine Verkaufsorder im Gegenwert von stattlichen 2,5 Milliarden US-Dollar. Händler sprachen von einem „Fat Finger Trade“, also einem unbeabsichtigten Tippfehler eines Akteurs am Goldmarkt. Ein Hinweis darauf war, dass das Handelsvolumen auf 1,8 Millionen Feinunzen nach oben sprang – ein ungewöhnlich hohes Niveau. Marktbeobachter meinten, der Goldpreis habe „verrückt gespielt“.Würde es sich nur um den „Fat Finger Trade“ handeln, könnte man die Affäre ja zur Seite schieben, allerdings ging der Preisverfall in Folge weiter. Als Ursache verweisen Experten auf eine gestiegene Risikofreude Goldpreis (London) der Anleger, die als sicher geltende Anlagen wie Gold belasten würden. Da scheint auch die Unterstützung von physischer Seite nicht viel zu nützen: So hat die Zollverwaltung der Schweiz mitgeteilt, dass im Mai 67,8 Tonnen Gold aus der Schweiz nach Indien exportiert wurden – um 271 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Hintergrund: Goldkäufer deckten sich noch schnell ein, bevor die indische Regierung eine neue Mehrwertsteuer von drei Prozent auf Gold eingeführt hatte. (hk) Agrarrohstofe ° Wertvoller Weizen Weizenpreis (CBOT) Optimismus ° Schlechtes Wetter und Ernteausfälle könnten die Preise für Soft Commodities weiter in die Höhe treiben. Mit Weizen geht es seit September letzten Jahres nach oben, wobei die Weltbevölkerung und somit die Nachfrage nach Lebensmitteln steigt. Weizenproduktion China Indien USA Russland Frankreich 121.720 Mio. Tonnen 93.510 Mio. Tonnen 57.966 Mio. Tonnen 52.090 Mio. Tonnen 38.613 Mio. Tonnen Hoffen auf die hausse. Sehr posi- tiv für den gesamten Rohstoff-Bereich ist man bei Columbia Threadneedle eingestellt. „Die Baisse der Rohstoffmärkte ist ganz klar ­vorüber. Wir steuern nun auf eine Hausse zu, die von Wachstum, Inflation und Ressourcenknappheit angefacht wird“, so der Spezialist David Donora. Die besten Chancen werden dabei Industriemetallen zugesprochen, die von der anziehnden Konjunktur profitieren sollten. Aber auch Agrarrohstoffe (Soft Commodities) seien mehr als einen Blick wert. Die Renditen der Soft Commodities sind bekanntlich stark vom Wetter abhängig, wobei der stabilisierende Zyklus El Niño nun vorüber ist. Das Wetter in den Anbauregionen der getreideproduzierenden Ländern des amerikanischen Kontinents dürfte daher unbeständiger werden und zu Ernteausfällen führen. Zudem wurde in den vergangenen beiden Jahren zwar reichlich Getreide geerntet, aber die Lagerbestände wurden nicht wieder aufgestockt, denn Getreide war wegen der wachsenden Weltbevölkerung stark nachgefragt. Gleichzeitig haben niedrige Preise zu einigen Abstrichen bei der Produktion geführt, beispielsweise bei Düngemitteln oder der Qualität des Saatguts. Bei Columbia Threadneedle zieht man somit das bullishe Fazit: „Sollte schlechtes Wetter nun zu Ernteschäden führen, werden sich Agrarerzeugnisse verteuern.“ (hk) juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 79 ImmobilienPanorama DC-Tower wurde verkauft Allianz kauft „the icon vienna“ EHL vermittelte. Nach dem Erhalt der Ge- Büroobjekt. Die Allianz Gruppe erweiterte nehmigung durch die Kartellbehörde ist es nun offiziell: DEKA Immobilien hat den „DC TOWER 1“ in der Donau-City-Straße 7 im 22. Wiener Gemeindebezirk von der Bank Austria erworben. EHL Immobilien hat DEKA beim Kauf beraten. Der DC Tower 1 ist mit einer Höhe von 250 Metern Österreichs höchstes Gebäude und liegt direkt im urbanen Zentrum. Die vermietbare Gesamtfläche des Objekts beträgt ca. 74.500 m², verteilt auf 60 ober- und vier unterirdische Geschoße. Das Objekt verfügt über eine exzellente öffentliche Verkehrsanbindung in die Wiener Innenstadt ihr Immobilienportfolio in Wien. Entsprechend dem strategischen Fokus auf alternative Investments wie Infrastruktur wird auch die attraktive Assetklasse „Immobilien“ im Zielmarkt Öster­ reich angesteuert. Besonders Wien ist als Bürostandort stark nachgefragt. Für mehrere Allianz Gesellschaften hat Allianz Real Estate nun zu 100 Prozent das Landmark-Büroprojekt „THE ICON VIENNA“ am neuen Wiener Hauptbahnhof erworben. Zu den Investoren gehören unter anderem die Allianz Lebensversicherungs-AG und die österreichische Allianz Elementar Versicherungs-AG.Verkäuferin ist die SIGNA Development Selection AG. Das Investitionsvolumen beträgt über 500 Millionen Euro. „THE ICON VIENNA“ umfasst drei Bürotürme unmittelbar am Wiedner Gürtel. Diese Objekte haben direkten Zugang zur Bahnhofshalle, mit Anschluss an das Wiener U- und S-Bahn-Netz und zum Fernverkehr der ÖBB. Insgesamt beträgt die Bruttogeschoßfläche 88.000 m². Die flexible Raumaufteilung in den Geschoßen sowie die hochwertige Ausstattung erweisen sich als sehr attraktiv, sodass für das in Bau befindliche Objekt – Fertigstellung im zweiten Quartal 2018 – bereits jetzt eine hohe Nachfrage von Mietinteressenten besteht. Der Übergang des Eigentums an die Allianz ist im vierten Quartal 2018 vorgesehen. Vermarktung des „TriIIple“ beginnt (U1) sowie eine ausgezeichnete Anbindung an das Straßen- und Autobahnnetz (Auffahrt zur Reichsbrücke und der Donauuferautobahn). Der DC Tower 1 wurde nach den Energie- und Nachhaltigkeitserfordernissen für ein „Green Building“ der EU-Kommission errichtet. Die Zertifizierung mit LEED Platinum wurde im Jahr 2015 abgeschlossen. Zwischenzeitlich sind im nahezu vollvermieteten Objekt viele renommierte Unternehmen sowie das bekannte Designhotel Meliá Vienna angesiedelt. 80 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 via Group errichten am Donaukanal – auf dem ehe­maligen Zollamtsgelände im dritten Wiener Gemeindebezirk – drei Wohntürme, die jeweils über 100 Meter hoch sind. In zwei Türmen entstehen Eigentums- und Vorsorgewohnungen, im dritten Turm sind Studentenapartments geplant. Die Fertigstellung soll Ende 2020 erfolgen. Mit der Vermarktung der Wohnungen wurde EHL Immobilien gemeinsam mit IVV beauftragt. Die Größe der Wohneinheiten liegt zwischen 33 und 165 m² (ein bis fünf Zimmer). Der Großteil der Wohnungen wird über eigene Freiflächen mit Aussicht auf Wien und den Prater verfügen. In den Tiefgaragen stehen Stellplätze zur Verfügung und es sind zahlreiche Zusatzangebote wie Rooftop Pool,Concierge Service,Salon mit Biblio­ thek, Eventküche sowie eine Barbecue Lounge geplant. In der zweigeschoßigen Sockelzone, die die drei Türme miteinander verbindet, sind Geschäfte des täglichen Bedarfs, Gastronomieeinrichtungen sowie ein Kindergarten und Büroflächen vorgesehen. TRIIIPLE profitiert außerdem von der sehr guten Verkehrsanbindung und der Nähe zum Grünen Prater. Die U-Bahn-Stationen Schlachthausgasse und Erdberg liegen nur wenige Gehminuten entfernt, mit der U3 sind es somit kaum zehn Minuten in die Wiener Innenstadt. Mit dem Auto gelangt man über den Knoten Prater rasch auf die A23 und die A4 Richtung Flughafen. Durch die geplante Überplattung der A4 werden großzügige Grünflächen und ein barrierefreier Zugang zum Treppelweg entlang des Donaukanals geschaffen. Der Grüne Prater ist zu Fuß ebenfalls in nur fünf Minuten erreichbar. creditS: Robert F. Tobler/Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0) Wohnungen. ARE Development und Sora- Im Gespräch mit Mario Kmenta, trivium ° EXPERTSTALK Professionelle Immobilienprojekte trivium bietet Beteiligungen an Immobilienentwicklungen an. Und das Geschäft läuft hervorragend. Investoren erzielten mit ihrem eingesetzten Kapital über einen durchschnittlichen Projektzeitraum von drei Jahren eine Mario Franzin Rendite von mehr als zehn Prozent p.a.* Das Risiko ist dennoch sehr überschaubar. Gemeindebezirk in der Vereinsgasse, in der Gumpendorfer Straße oder auch im 19. Bezirk, Hohe Warte 6. In der Mollardgasse sind wir gerade in einer Projektplanung. GELD ° Herr Kmenta, Sie sind hauptsächlich im Bereich Immobilienentwicklung tätig. Ist das ein rentableres Geschäft, als einfach in Immobilien zu investieren und daraus konstante Renditen zu erwirtschaften? MARIO KMENTA: Die Rentabilität von Immobilienentwicklungsprojekten ist wesentlich höher als jene von Kauf und Vermietung, jedoch auch in gleichem Maße riskanter. Wir erzielen bei unseren Projekt in Laufzeiten von ca. 3,5 Jahren jährliche Renditen im zweistelligen Bereich. Unser Modell ist dabei so ausgerichtet, dass wir uns die Gewinne mit unseren Investoren teilen und auch das Risiko geteilt wird. Das gefällt unseren Investoren, da es ein sehr unternehmerischer Ansatz ist. In den letzten neun Jahren hat die trivium ca. 25 Immobilienprojekte abgeschlossen. Dabei ist es uns gelungen, nahezu immer positiv zu reüssieren. Wir sitzen also gemeinsam mit unseren Investoren im selben Boot und investieren meist, wann immer möglich, auch selbst in unsere Projekte. Dies zeigt das Vertrauen, das wir selbst in unser Handeln haben und stärkt die Bindung zu unseren Investoren. Apropos Altbau, ist da die Mietpreisobergrenze nicht renditehemmend? Ja, das könnte man auf den ersten Blick so sehen. Wenn Sie aber die Wertsteigerung von sanierten Altbauwohnungen in Ihre Renditerechnung mit einbeziehen, sieht das ganz anders aus. Da sind langfristig gesehen Altbauwohnungen zumeist rentabler. Haben Sie nicht Angst, dass ein Ende des Im- Mag. Mario Kmenta, Geschäftsführender Gesellschafter der trivium gmbh rungen mit uns gemacht haben, reinvestieren nach jedem abgewickelten Projekt ihr Kapital wieder in ein neues Projekt von uns. Diese Beziehungen sind uns viel zu wertvoll, als dass wir sie durch mangelnde oder temporär geschönte Informationen aufs Spiel setzen. CREDIT: beigestellt Ein Investor ist dem Entwickler von Immobilien etwas ausgeliefert, da er operativ kaum Neben der Entwicklung von Immobilien bieten eingreifen kann. Wie gehen Sie mit diesem Sie auch Renditeobjekte an? Umstand um? Nicht in der Regel, aber wir haben doch ab und zu Immobilien, die dafür sehr gut geeignet sind. Anders sieht es im Retailgeschäft aus. Da bieten wir Eigentums- und Vorsorgewohnungen an, die sich aus unseren Projektentwicklungen ergeben. Zum Beispiel errichten wir in Graz in der Smart City ein ganz tolles Projekt oder wir planen in Rode bei Nürnberg einen Neubau mit 60 bis 70 Wohnungen. In Wien bieten wir zum Beispiel noch einige Vorsorgewohnungen in sanierten Altbauten am Währinger Gürtel an – gleich neben dem AKH –, im 2. Wiener Wir legen in dieser Beziehung besonders großen Wert auf Transparenz. Unsere Investoren erhalten zwei Mal im Jahr eine schriftliche Beschreibung der Projekte, an denen sie beteiligt sind und wir veranstalten in Wien, Graz und Bregenz Investoren-Meetings. Zusätzlich bieten wir unseren Investoren jederzeit Einblick in die Bücher des Projektes an. In unserem Geschäft ist Vertrauen und eine nachhaltig gute Beziehung zu unseren Investoren besonders wichtig. Denn nur Investoren, die gute Erfah- mobilienbooms Ihr Geschäft zunichte macht? Überhaupt nicht. Einerseits sehe ich aus Makrosicht aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen keinen drohenden Preisrückgang bei Immobilien und zweitens bewegen wir uns mit unseren Projektgrößen von fünf bis 20 Millionen Euro in einer Nische, in der regionale Entwicklungen wesentlich ausschlaggebender sind als makroökonomische Einflussfaktoren. Der Markt ist in diesem Bereich weniger effizient. Wenn Sie in der Peripherie gut vernetzt sind, bekommen Sie tolle Immobilien und Grundstücke, die noch gar nicht am Markt angeboten wurden. Wir müssen uns dann nicht in einem Pulk von Bietern im Preis überbieten und auf Rendite verzichten, wie es bei größeren Projekten oftmals der Fall ist. Gleichzeitig erhalten wir von lokalen Banken für die Projekte zumeist sehr günstige Finanzierungen, weil die Bank die lokale Infrastruktur gut kennt und wir meist direkt mit dem Vorstand verhandeln können. Da zählen dann Soft Facts mehr als reine Zahlenspiele von anonymen Risikoabteilungen der Großbanken. www.trivium.at * Disclaimer: Historische Renditen sind Erfahrungswerte aus der Vergangenheit und lassen sich nicht unbedingt in die Zukunft übertragen. JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 81 versicherungPanorama uniqa setzt auf FuSSball Beliebt bei alt und jung. Die nächsten fünf Jahre ist Uniqa Hauptsponsor und daher auch Namensgeber des Uniqa ÖFB Cup. „Im Sommer Fußball und im Winter Skifahren – das sind die Lieblingssportarten der Österreicherinnen und Österreicher. Ab heuer hat Uniqa durch die starke Präsenz im Fußball und im Skisport die beiden populärsten Sportarten Ös- Zahlenspiel terreichs im Sponsoring-Portfolio“, so Vorstand Kurt Svoboda. Der Cup blickt auf eine lange Tradition in Öster­reich zurück. Erstmals wurde er 1919 ausgetragen. Auch in der kommenden Saison werden 64 ­Profi- und Amateurvereine aus ganz Österreich am Cup teilnehmen. „Daher passt der Cup auch so gut zu uns, denn Uniqa ist mit über 400 Niederlassungen über das gesamte Bundesgebiet der Versicherer vor Ort“, so Svoboda. Erfolgreichster Verein der ÖFBCupgeschichte ist übrigens der FK Austria Wien mit 27 Titelgewinnen. Verfolgt werden die „Violetten“ von den „Grünen“ – der SK Rapid Wien durfte 14-mal den Pokal hochhalten. Der FC ­Wacker Innsbruck (bzw. FC Tirol) genoß siebenmal diese Ehre. Drei Cup-Titel holte die Vienna für die Landeshauptstadt ab; der Wiener Sportklub feierte hier einmal einen vollen Erfolg. 9 Milliarden Euro haben die betrieblichen Vorsorgekassen in Österreich unter nachhaltigen Gesichtspunkten 2016 angelegt. Sie bauten somit ihre Vorreiterrolle als ethische Investoren auch im vergangenen Jahr weiter aus. Dafür wurden die Pensionskassen erneut vom Umweltministerium und der ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik) mit Nachhaltigkeitszertifikaten ausgezeichnet. „Wir überprüfen die Veranlagung der Vorsorgekassen nach ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien schon seit mittlerweile 14 Jahren“, so Monika Auer, Generalsekretärin der ÖGUT. Dies umfasst auch die Analyse der Transparenz und Kommunikation des Nachhaltigkeitsengagements. Schließlich spielen für die Zertifizierung auch betriebsökologische Aspekte des Unternehmens, der Umgang mit MitarbeiterInnen und Corporate Citizenship eine wichtige Rolle. Generali schützt bei Cyber-Attacken 25 Jahre ist die Dialog Lebensversicherung mittlerweile auf dem österrei- Gefahren aus dem www. Cyber-Angriffe können für Unternehmen nicht nur zu hohen ­finanziellen Schäden, sondern auch zu einem massiven Image- und Reputationsverlust führen. Die Generali Versicherung bietet deshalb nun auch für KMU eine IT- und Cyber-Assistance an. Diese Leistung umfasst einerseits eine präventive Unterstützung zur Minimierung des individuellen Cyber-Risikos und andererseits Hilfe nach einer Attacke aus dem Netz. Kunden erhalten Unterstützung per Telefon, online über das Generali Kundenportal oder durch die Fernwartung. Walter Kupec von der Generali erläutert: „Die Welt befindet sich in einem digitalen Wandel. Dynamik und Komplexität nehmen stetig zu. Neben den klassischen Risiken werden KMU ­immer häufiger mit neuen Bedrohungsszenarien wie Cyber-Angriffen konfrontiert und benötigen individuelle, maßgeschneiderte Lösungen. Die Generali trägt diesen Entwicklungen Rechnung und verstärkt ihren Fokus auf Prävention.“ chischen Markt tätig. Seit vielen Jahren kann die Gesellschaft ein konstantes Wachstum erzielen, das sich auch 2016 fortsetzte. So wurde im ­Vorjahr erneut ein Rekordergebnis erzielt: Die Beitragseinnahmen kletterten um 5,9 Prozent von 88,5 Millionen auf 93,7 Millionen Euro. ­Herzliche Gratulation! Geld oder Rente? vig: Liane hirner rückt in den vorstand Nachfolgeregelung erfolgt. Einige Bewegung ist in die Führungsetage der Vienna Insurance Group (VIG) gekommen, wobei man ein Stück weit in die Zukunft blickt: Mit 1. Februar 2018 wird Liane Hirner für eine volle Funktionsperiode von fünf Jahren als Vorstandsmitglied der Versicherung bestellt. Sie folgt damit Martin Simhandl, der seit 2005 als Finanzvorstand (CFO) der 82 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 VIG tätig ist; er wird 2018 wegen persönlichen Gründen aus dem Vorstand des Konzerns ausscheiden. Hirner ist langjährige Partnerin bei PwC und erfahrene Wirtschaftsprüferin sowie Unternehmens- und Steuerberaterin. Zu den Spezialgebieten der studierten Betriebswirtin zählen die Prüfung nach nationalen und internationalen Standards, IFRS-Beratung sowie Due Diligence Reviews von Versicherungen. Mit der Bestellung Hirners in den Vorstand „ist eine langfristige und geordnete Übergabe gewährleistet“, heißt es dazu seitens der VIG. cherung für den Ruhestand ist günstiger: eine Rentenversicherung oder eine Depot­lösung mit Auszahlplan? Diese Frage stellte sich die Schoellerbank in einer aktuellen Ana­lyse. Dabei kommen die Experten zu folgendem Ergebnis: „Generell ist in den meisten Fällen die Kombination aus einem Wertpapierauszahlplan und einem fixen Betrag aus der Rentenversicherung zu empfehlen. Private Banking-Versicherungsprodukte sehen die Kombination einer Veranlagung, zu den Kosten eines vergleichbaren Depots, mit einer Renten­ option vor. Eine professionelle Finanzplanung gibt Aufschluss über das individuelle Optimum zur Pensionsvorsorge.“ CrediTS: beigestellt, Shutterstock Qual der wahl. Welche Form der Absi- VERSICHERUNGPanorama e n i e t s u Ba ine für me i t he r e h c i S izeit f & Fre in Beru ÖBV Unfallschutz iter Weltwe rund Schutz Uhr um die > Flexible Lösungen für jede Lebensphase > Leistungen als Bausteine frei wählbar > Bis zu 600 % Leistung bei dauernder Invalidität > Fragen Sie uns: Tel. 059 808 | www.oebv.com VERANSTALTUNG INSURANCE INNOVATION DAY MOI – THE MAGIC OF INNOVATION T HE MAGIC OF INNOVATION wurde für trendbewusste Manager der internationalen Versicherungsbranche geschaffen, die bereit sind, die Erwartungen der neuen Generationen zu verstehen. Das Event MOI zeigt verschiedenste Möglichkeiten neuer Technologien auf, behandelt unter anderem Themen wie Digitalisierung, Mobilität und Konnektivität. Wir decken ungenutzte Chancen auf und helfen Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. Mit diesem Event setzen wir ein starkes Zeichen in der internationalen Versicherungswelt! Ganz nach unserem Motto: „CoCoCo – Collaboration – Co-Creation - Connectivity.“ Die Kundenerwartungen in der Versicherungs- branche steigen tagtäglich. Es ist daher sehr wichtig, zu wissen, welche Trends die Zukunft bestimmen werden und wie man als Versicherer erfolgreich Strategien dafür entwickeln kann. Neue Chancen und neues Wissen, Trends und Zukunftsmanagement, Ideen und Lösungen schneller und systematisch finden: MEET THE FUTURE OF INSURANCE. Was erwartet die Teilnehmer? NEW TRENDS to use! MOI, das sind spannende Fachvorträge von bekannten Branchenexperten, eine rasante Keynote und unsere Top-Referenten verraten sicherlich den einen oder anderen Insidertipp. Die motivierten Start-ups erzählen bei einem Pitch - Insury Startup Award - ebenfalls ihre Erfolgsgeschichten. Weiters begeistert die Networking Area nicht nur kulinarisch, sondern es stehen auch geballtes Insider-Know-how und aktives Netzwerken mit Experten sowie versierter Input von Lösungsanbietern auf dem Programm. THE MAGIC OF INNOVATION Das Event für Führungskräfte und Entscheider aus der Versicherungsbranche Termin: 20. und 21. September 2017 Studio 44 | Rennweg 44 | 1038 Wien E: [email protected] T: +43 664 8207347 www.magicofinnovation.eu JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 83 VERSICHERUNG ° Unfallschutz Ein falscher Schritt genügt V on 850.000 Unfällen jährlich passieren laut Kuratorium für Verkehrssicherheit rund 640.000 gerade dann, wenn kein Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung besteht. Für Kinder bis zum Eintritt in das verpflichtende Vorschuljahr gibt es außerdem überhaupt keinen gesetzlichen Unfallschutz und auch bei Schülern, Studenten, Lehrlingen und jungen berufstätigen Erwachsenen stehen nur Schul- bzw. Arbeits- und entsprechende Wegunfälle unter Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Peter Tschemer, Leiter Rückversicherung bei der Generali, meint dazu: „Private Unfallversicherungen schließen die Deckungslücke zur staatlichen Unfallversicherung. Unfallversicherungen, die ,Kaskoversicherung‘ für unser wichtigstes Gut, die körperliche Unversehrtheit, sind gegenüber der Kaskoversicherung für unsere Autos massiv unterrepräsentiert – hier gibt es noch großen Aufklärungsbedarf.“ NACHHOLBEDARF Unfallstatistiken beweisen also, dass Gefahren, die in der Freizeitgestaltung und im eigenen Haushalt lauern, noch immer stark unterschätzt werden. „Die Unfallversicherung gilt dementsprechend als starkes Wachstumssegment in Österreich. Das Bewusstsein kann vor allem durch vermehrtes Schaffen von Aufmerksamkeit sowie mediale Berichterstattung gestärkt werden“, meint Silke Zettl, Versicherungsexpertin im Allianz Market Management. Auch Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, glaubt, dass das Unfall-Risiko hierzulande unterschätzt wird: „Nur jeder zweite Österreicher kann im Fall der Fälle auf eine private Unfallversicherung zurückgrei- 84 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017 „Rund 75 Prozent aller Unfälle passieren in der Freizeit und sind nicht abgedeckt“ Silke Zettl, Allianz fen. Dabei passieren rund 70 Prozent aller Unfälle, die in Österreich gezählt werden, in der Freizeit, und hier reicht der staatliche Schutz oft nicht aus. Vor allem Personen, die wenig bis keine Versicherungszeiten bei der Sozialversicherung angesammelt haben, sollten auf jeden Fall eine private Unfallversicherung abschließen. Bei dauerhafter Berufsunfähigkeit bemisst sich die Höhe der Invaliditätsrente der Pensionsversicherungsanstalt nämlich am Lebenseinkommen und den damit verbundenen und bereits erreichten Versicherungsmonaten. Kinder oder Jugendliche, die noch nicht im Erwerbsleben stehen und durch einen schweren Unfall invalid werden, fallen in der Regel durch den Rost, wenn sie lediglich auf die staatliche Absicherung setzen. Eine Unfallversicherung ist aus unserer Sicht ein absolutes Must-Have.“ Die Prämie ist laut dem Uniqa-Vorstand relativ niedrig und der Nutzen im Fall der Fälle extrem hoch. „Eine Unfallversicherung kann ein existenzbedrohendes finanzielles Desaster abwenden“, so Eichler. STEIGENDES BEWUSSTSEIN Wobei der Stellenwert von Unfallversicherungen laut Experten in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. So meint Sonja Steßl, Chefin der Kranken- und Unfallversicherung der Wiener Städtischen, zum GELD-Magazin: „Das Unfallrisiko ist stark angestiegen, die Menschen sind bewegungsfreudiger als früher und neue Sportarten bergen andere, manchmal größere Unfallrisiken. Auch die Unfallursachen im Alltag haben sich verändert: Unfälle durch ,Ablenkungen‘ häufen sich, zum Beispiel: Handytelefonieren im Auto, Überqueren der Straße mit Kopfhörer und Blick auf das Handy… Über 30 Prozent aller Unfälle sind bereits darauf zurückzuführen.“ Steßl verzeichnet jedenfalls zunehmendes Interesse an der Absicherung gegen finanzielle Folgen nach Unfällen: „Die Wiener Städtische arbeitet auch laufend daran, das Bewusstsein der Bevölkerung durch gezielte Kommunikation, Information und Kampagnen zu verstärken. Unser aktuelles Unfallprodukt ist in der Gestaltungsmöglichkeit sehr flexibel und kann daher für alle Lebens- und Familiensituationen individuell angepasst werden, für den Einzelnen bis zur Großfamilie mit besonders günstiger Prämie, mit einer Absicherung vom Vierfachen bis zum Sechsfachen der Versicherungssumme für Invalidität, mit lebenslangen, monatlichen Rentenzahlungen, weltweiter Rückholung und Übernahme von Hubschrauberbergungskosten und ärztlichen und therapeutischen Kosten nach einem Unfall“, so Steßl. Die Expertin hat auch ein Beispiel mit folgenden Leistungen parat: Dauernde Invalidität bis 600.000 Euro; lebenslange, monatliche Rente 500 Euro; Unfallkosten mit Hubschrauberbergung bis 15.000 Euro; Reha-Pauschale bis 5000 Euro; kosmetische Operationen bis 10.000 Euro und SOS-Rückholung bei aku- CREDITS: beigestellt, Shutterstock Freizeitunfälle sind rasch passiert, wobei die körperlichen Folgen schon oft schlimm genug sind. Dramatisch ist darüber hinaus, dass auch die finanzielle Existenz gefährdet sein kann. Verdienstentfall, möglicher Betreuungsbedarf oder Umbau der Wohnung „fressen“ das Ersparte sehr schnell auf. Spezielle Versicherungen helfen dabei, Harald Kolerus den schlimmsten Schaden abzufedern. Unfallschutz „Nur etwa jeder zweite Österreicher sorgt mit einer privaten Unfallversicherung vor“ Peter Eichler, Uniqa ter Erkrankung und Unfall ohne Limit und weltweit. Die Erwachsenenprämie beträgt hier ca. 15 Euro monatlich und rund 30 Euro für die ganze Familie, die Anzahl der Kinder ist dabei gleichgültig. FLEXIBILITÄT GEFRAGT Bei der Allianz sorgt ein „BaukastenSystem“ dafür, dass der Kunde seine Unfallversicherung auf die eigenen Bedürfnisse individuell abstimmen kann. Je nach Bedarf können so beispielsweise zusätzlich Sportpakete, Kapitalleistung bei Todesfall oder eine Unfall-Assistance (umfassende Hilfsleistungen nach einem Unfall, wie Heimhilfe oder Kinderbetreuung) abgeschlossen werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, bei dauernder Invalidität die maximale Kapitalleistung zu verdoppeln. Der Versicherungsschutz gilt weltweit rund um die Uhr. Die Prämie variiert je nach gewählten Leistungen und Versicherungssummen. Beispielsweise beträgt bei der Allianz die monatliche Prämie für einen erwachsenen Angestellten mit überwiegender Bürotätigkeit 8,24 Euro im Monat. Die maximal ausbezahlte Kapitalleistung beträgt hier 300.000 Euro. Des Weiteren sind Unfallkosten bis zu 5000 Euro für Heilmittel und Heilbehelfe sowie für die erstmalige Anschaffung künstlicher Gliedmaßen bzw. eines Zahnersatzes, kosmetische Operationen oder Rückholkosten inkludiert. Suchund Bergekosten stehen zusätzlich bis zu 10.000 Euro zur Verfügung. Auch für Kinder und Jugendliche, die mit etwa 200.000 Unfällen pro Jahr eine Hauptrisikogruppe darstellen, können individuelle Versicherungspakete gestaltet werden. Mit der Kinder-Unfallversicherung bietet die Allianz ab „Das Risikobewusstsein der Österreicher ist in den letzten Jahren spürbar angestiegen“ Sonja Steßl, Wiener Städtische einer Jahresprämie von fünf Euro einen Basisschutz für Kinder bis 18 Jahre an. Der weltweite Versicherungsschutz gilt sowohl bei Unfällen in der Kinderkrippe und der Schule, also auch in der Freizeit. Im Falle einer 100-prozentigen Invalidität werden bis zu 200.000 Euro ausbezahlt. Auch die Uniqa stellt ein Leistungs-/ Prämienbeispiel zur verfügung. Versicherungsumfang: bis zu 500.000 Euro Einmalzahlung bei dauernder Invalidität, Bergungskosten bis 15.000 Euro, unfallbedingte kosmetische Operation bis 10.000 Euro, Reha-Pauschale und Assistanceleistungen wie zum Beispiel Hilfe im Haushalt oder Kinderbetreuung nach mindestens 24 Stunden im Spital. Die Prämie (inkl. Versicherungssteuer) beträgt für einen Mann, 30 Jahre, wohnhaft in Wien, 11,97 Euro monatlich. Bei einer Familie mit zwei minderjährigen Kindern, wohnhaft in Niederösterreich, stehen 28,79 Euro monatlich zu Buche. Die Österreichische Beamtenversicherung (ÖBV) hat gerade jetzt einen neuen Unfallschutz lanciert, lesen Sie dazu das ausführliche Interview mit ÖBV-Vorstand Josef Trawöger auf Seite 86. SPORTLER, AUFGEPASST! Leistbar ist der Unfallschutz also allemal, für wen sind solche Versicherungen besonders empfehlenswert? Dazu meint Eichler: „Jene, Personen, die wenig bis gar keine berufliche Laufbahn aufweisen können – also Kinder, Studenten oder auch Männer und Frauen, die keiner Arbeit nachgehen –, sollten auf jeden Fall auf diese Basisabsicherung zurückgreifen können. Sie können im Fall der Fälle leicht in eine finanzielle Schieflage geraten, wenn sie sich nur ° VERSICHERUNG „Kunden sollten insbesondere auf den individuellen Bedarf der Absicherung achten“ Peter Tschemer, Generali auf die staatliche Rückendeckung verlassen.“ Auch für Personen, die in ihrer Freizeit sportlich aktiv sind, ist laut dem Experten ein Unfallversicherungsschutz durch Privatversicherer sinnvoll. „Nachdem Bergungen nach Unfall oder Bergnot fast nur mehr per Hubschrauber gemacht werden, kann eine Bergung aus schwieriger Lage schnell teuer werden“, so Eichler. Tschemer meint wiederum: „Ein Unfall kann jeden treffen. Eine längerfristige oder sogar dauerhafte Invalidität kann zu einem existenziellen Problem führen. Besonders junge Menschen, Studenten nach Abschluss des Studiums oder Berufseinsteiger, die über weniger als fünf Beitragsjahre verfügen, sind im Falle einer Berufsunfähigkeit über die Sozialversicherung nicht abgesichert.“ Der Experte fügt noch hinzu: „Im Bereich Unfall sollte der Absicherung von schweren Invaliditätsgraden kombiniert mit hohen Versicherungssummen der Vorzug gegeben werden, während unseres Erachtens kleine Beeinträchtigungen zugunsten einer günstigeren Prämie vernachlässigt werden können. Neben dieser hohen Absicherung bei dauernder Invalidität bieten Unfall-Assistance/Unfallkosten einen sehr guten Versicherungsschutz.“ Steßl von der Wiener Städtischen will bei der Zielgruppe für Unfallschutz keine Einschränkungen treffen: „Vom Baby bis zum aktiven Senior, ein Unfall kann immer und besonders in alltäglichen Lebenssituationen passieren und mit sehr unangenehmen Folgen verbunden sein.“ Allianz-Expertin Zettl bringt es abschließend treffend auf den Punkt: „Der Abschluss einer privaten Unfallversicherung ist für jedermann empfehlenswert.“ JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 85 Expertstalk ° Interview mit Josef Trawöger, Österreichische Beamtenversicherung Gefahren lauern überall Das existenzbedrohende Risiko von Unfällen sei vielen Menschen nicht bewusst, deshalb müsse hier noch ­Aufklärungsarbeit geleistet werden, meint Mag. Josef Trawöger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen ­Beamtenversicherung (ÖBV). Harald Kolerus man 50 Prozent mehr Leistung, um diese Ausfälle zu kompensieren. Das ist einzigartig am Markt. GELD ° Vorweg: Die Österreichische Beamten- versicherung ist vielleicht nicht jedem ein fixer Begriff – sie ist jedenfalls nicht nur für Beamte offen, wie der Name suggerieren mag ... Die ÖBV hat ihre Unfallversicherung ­„runderneuert“ – wie kam es dazu? Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Autos, Mobiltelefone, Computer etc. regelmäßig weiterentwickelt werden. Das gilt natürlich auch für Versicherungsprodukte, sie müssen an die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen angepasst werden. Das haben wir bei unserer Unfallversicherung getan, das neue Produkt ist seit 10. Juli 2017 auf dem Markt. Mit Stolz möchte ich anmerken, dass der ÖBV Unfallschutz unser erstes Produkt ist, das wir nach der IT-Umstellung gelauncht haben. Wir haben ein modulares Produkt mit interessanten neuen Bausteinen und höheren Leistungen entwickelt. Neben der bewährten Basisabsicherung können Kundinnen und Kunden jene Elemente auswählen, die zu den Bedürfnissen in ihrer jeweiligen Lebensphase passen – ganz im Sinne von Individualität und Flexibilität. Einer dieser 86 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Was kosten die Prämien für Unfallschutz? Mag. Josef Trawöger, Vorstandsvorsitzender, Österreichische Beamtenversicherung neuen Bausteine ist beispielsweise die Fixkostenpauschale. Die ÖBV zahlt ab dem 43. Tag ununterbrochener Arbeitsunfähigkeit den mit dem Versicherungsnehmer im Vorfeld vereinbarten Betrag, denn Kunden wissen ja selbst am besten, wie hoch ihre Fixkosten sind. Die Besonderheit dabei ist, dass die Auszahlung ohne Vorlage von Rechnungen, also gänzlich unbürokratisch erfolgt. Ein weiterer Baustein betrifft die privaten Unfallkosten. Sie umfassen etwa die Behandlung in einer Privatklinik bzw. die Kosten für privatärztliche Leistungen. Jetzt neu ist, dass die Kosten für ­eine alternativmedizinische Behandlung als Folge von Unfällen abgedeckt sind. Gibt es spezielle Leistungen für Beamte, also Ihr Kernklientel? Ja, es war uns wichtig, dieser Gruppe etwas bieten zu können, das speziell auf sie zugeschnitten ist. Wenn Bedienstete im öffentlichen Sektor unfallbedingt nicht mehr berufstätig sein können, entfallen auch diverse Nebengebühren. Hier haben wir die Variante „Beruf Plus“ entwickelt. Für nur 20 Prozent mehr Prämie erhält Wie gesagt, das hängt immer von den individuellen Wünschen ab, eine Basisabsicherung ist aber bereits ab fünf Euro monatlich möglich. Bei progressiveren Varianten ist man mit rund 15 Euro pro Monat wirklich sehr gut abgesichert. Die Details, wie hoch zum Beispiel die Rente ausfallen soll, müssen natürlich im Vorfeld abgeklärt werden, deshalb ist uns ein ausführliches Beratungsgespräch sehr wichtig.Wobei die private Unfallversicherung noch nicht bei jedermann angekommen ist, dabei passieren rund 75 Prozent aller Unfälle in der Freizeit. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt bei solchen Unfällen zwar die Behandlungskosten, nicht aber die Aufwendungen aufgrund von Folgeschäden. Das kann zu großen finanziellen Einschnitten führen; abgesehen vom Verdienstentfall könnten der Umbau der eigenen vier Wände oder auch Pflege notwendig werden. Viele Menschen sind sich dieser Gefahren gar nicht bewusst, deshalb ist es unsere Aufgabe als Versicherung, die grundlegende Notwendigkeit einer privaten Unfallversicherung noch besser zu vermitteln. Was führte zur erwähnten IT-Umstellung? Die Versicherungsbranche steht in den nächs­ ten Jahren vor erheblichen Umwälzungen, zu nennen sind hier regulatorische Vorgaben, aber auch der gesamte Bereich der Digitalisierung. Ohne effektive IT wird man diese Herausforderungen nicht erfolgreich meistern, davon bin ich überzeugt. Nach unserer IT-Umstellung sind wir für die Zukunft bestens gewappnet. www.oebv.com CrediT: beigestellt Josef Trawöger: Korrekt, die ÖBV versichert seit ihrer Gründung 1895 die Bediensteten des öffentlichen Sektors, aber auch Personen aus dem nicht öffentlichen Bereich können unsere Angebote nutzen. Ein besonderes Merkmal der ÖBV ist, dass es sich um einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit handelt, wir sind somit einem solidarischen Prinzip verpflichtet: Alle Versicherten sind zugleich Mitglieder und damit „Miteigentümerinnen und Miteigentümer“ des Unternehmens. Die ÖBV verfolgt ausschließlich die Interessen ihrer Mitglieder. Unsere Rechtsform sichert eine unabhängige, langfristige und gemeinschaftsorientierte Unternehmenspolitik. Riskante Veranlagungsexperimente gibt es nicht. FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER PORTFOLIO Allianz Elementar Lebensversicherung AG Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus 1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at UNIQA Österreich Versicherungen AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: [email protected] www.uniqa.at VERMÖGENSAUFTEILUNG 2014 2015 2016 1.1.-30.6. 100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend 8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 % 0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 % 5,0 % 5,0 % 4,4 % 7,6 % 7,8 % 4,4 % 1,6 % 1,1 % 3,0 % 2,3 % 3,4 % 2,1 % 100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04) 6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 % -1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 % 3,0 % 7,3 % 1,9 % 21,5 % -3,8 % 11,0 % -0,1 % 12,7 % 4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 % -0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 % 3,4 % 4,6 % 7,3 % 10,2 % 0,5 % 2,0 % 2,1 % 3,1 % 4,4 % 5,3 % 5,8 % 6,3 % (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) 4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 % 0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 % 0,8 % 1,7 % 3,2 % 4,2 % -0,7 % 0,1 % 1,1 % 2,3 % 2,9 % 3,1 % 2,7 % 1,8 % (01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99) 6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 % 0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 % 2,2 % 6,1 % 7,2 % 8,4 % 0,0 % 1,3 % 1,5 % 1,6 % 4,1 % 3,6 % 2,2 % 0,8 % (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) 5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 % -0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 % 3,2 % 4,8 % 6,7 % 7,8 % 0,5 % 0,7 % 2,0 % 2,9 % 3,9 % 4,5 % 4,4 % 4,4 % (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien Ø SEIT START (P.A.) 4,6 % 4,7 % 4,1 % 3,6 % 0,4 % 3,4 % -1,5 % 4,3 % 0,4 % 5,3 % 2,6 % 5,6 % -1,2 % 4,2 % 3,7 % -1,1 % -4,7 % 3,8 % 0,2 % 4,1 % 16,9 % 6,0 % Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften Generali Versicherung AG 1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at Aktienanteil Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 30.06.17 Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 % 15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 € 16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 € 17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 € 17,71 € 17,51 € 16,84 € 12,03 € 17,69 € 17,62 € 17,05 € 12,25 € A 25 A 50 A 75 A 100 ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 % 10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 € 11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 € 11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 € 12,07 € 11,08 € 10,46 € 9,03 € 12,05 € 11,14 € 10,60 € 9,20 € PORTFOLIO VERMÖGENSAUFTEILUNG 2014 2015 2016 1.1.-30.6. Ø SEIT START (P.A.) 8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 % 0,5 % 0,9 % 6,8 % -2,4 % 0,6 % 3,1 % 3,3 % 7,1 % -3,8 % 1,3 % 2,4 % 4,3 % 1,5 % 7,2 % 3,7 % UNITED FUNDS OF SUCCESS WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds 2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend 3,9 % 3,8 % 5,0 % 1,3 % 5,5 % (15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12) Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400 JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 87 WISSEN Quantencomputer Schneller als erlaubt Auch das noch! So mancher User scheint ja schon mit seinem Smartphone ein wenig überfordert – und jetzt machen Quantencomputer von sich reden. Noch befinden sich die supermodernen Rechner in der Forschungsphase, sie haben aber das Zeug dazu, den Alltag und die Wirtschaftswelt zu revolutionieren. E in wenig Zeit scheint noch zu vergehen, bevor sogenannte Quantencomputer das Labor verlassen und salonfähig werden können. Experten sprechen von einigen Jahrzehnten, wobei es bei den „guten, alten“ Computern auch einige Zeit dauerte, bis sie unsere Fabriken, Wohnzimmer und Büros eroberten. Sogar Telefone waren nicht sicher und haben sich in tragbare MiniComputer verwandelt. Wir lernen aus der Historie: Nach einer längeren Entwicklungs- und Anlaufphase kann es ab einem gewissen Punkt sehr schnell gehen, dass neue Techniken sich im Alltag breit machen – mit enormer Wirkungskraft. Das wissen wir vom Internet, der Digitalisierung und natürlich Computern. Kommt jetzt der neue Quantensprung mit Quantenrechnern? Und womit werden wir hier (wahrscheinlich) konfrontiert sein? Prägend für 21. Jahrhundert In einer Forschungsarbeit der Universität Wien heißt es zum Thema: „Die Idee des Quantencomputers besteht darin, die Superposition von Zuständen zur parallelen (gleichzeitigen) Berechnung verschiedener Rechenschritte auszunützen.“ Aha. So weit, so unklar. Versuchen wir es etwas einfacher: Im Unterschied zum bekannten Digitalrechner arbeitet der Quantencomputer nicht auf Basis der klassischen Physik bzw. Informatik, sondern beruht auf den Gesetzen der Quantenmechanik. Einem wenig technikaffinen Menschen ist das vielleicht nur ein lässiges Schulterzucken wert, gefolgt von der Frage: „Und was bringt das?“ Möglicherweise eine technologische Revolution, die das 21. Jahrhundert ähnlich prägen könnte wie die Entwicklung digitaler Schalt- 88 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017 Harald Kolerus kreise das 20. Jahrhundert, meint etwa der Physiker und Philosoph Lars Jaeger. Auf seinem Blog in der renommierten „Zeit“ schreibt er: „Quantencomputer verwenden zur Datenspeicherung und -verarbeitung direkt subatomare Partikel und nutzen deren Quanteneigenschaften aus. Dies ermöglicht Quantencomputern potenziell eine im Vergleich zu gängigen Computern unvorstellbar hö- here Rechengeschwindigkeit und könnte sie Komplexitäten beherrschen lassen, die uns aufgrund ihrer Unvorhersagbarkeit und Unkontrollierbarkeit heute noch ehrfürchtig erschaudern lassen.“ Die Einsatzmöglichkeiten wären ebenso vielfälltig wie an mancher Stelle bedenklich: So könnten laut dem Experten die Superrechner herkömmliche Verschlüsselungsmethoden für digitale Daten knacken – und somit die globale Datensicherheit bedrohen. Um „böse“ Maschinen aus der Zukunft handelt es sich aber auch nicht, so könnten sie mit ihrem Potenzial in der Materialforschung oder Medikamentenentwicklung zu völlig neuen Durch­brüchen führen. Übrigens: Bitcoin-Fans könnten Quantencomputer die Freude an der Krypto-Währung verderben. Immerhin sollen Quantencomputer manche Aufgaben bis zu 100 Millionen Mal schneller erfüllen können als herkömmliche Rechner. Was bedeutet, dass der Einsatz in der Praxis kryptographische Verfahren, wie sie bei Bitcoins ver- wendet werden, wohl recht komfortabel knacken könnten. Kein Hirngespinst Wie gesagt, befinden sich Quantencomputer noch im Forschungsstadium, um esoterische Hirngespinste handelt es sich dabei allerdings nicht. Das beweist schon einmal, welche Organisationen bzw. Unternehmen das Projekt vorantreiben. Das US-Militär, aber auch Geheimdienste wie NSA und CIA zeigen sich höchst interessiert. Ebenso wie die riesigen Technologiekonzerne. So hat Google (für seinen guten Riecher bei neuen Entwicklungen bekannt) im Jahr 2013 für eigentlich läppische zehn Millionen Dollar den ersten kommerziellen Quantencomputer von der kanadischen D-Wave gekauft. Übrigens meinen Kritiker, dass es sich hierbei um gar keinen richtigen Quantencomputer handeln würde, über die genaue Definition streiten sich sogar die Gelehrten, was erneut die Komplexität der Thematik vor Augen führt. Spezialist Jaeger meint: „All dies ist bis jetzt rein theoretischer Natur, denn noch existiert kein funktionierender universeller Quantencomputer.“ Ganz dicht am Ball ist aber dennoch IBM mit seinem „IBM Quantum Experience“, wobei der Konzern sich davon weitere Fortschritte erhofft, die Technologie in der „Cloud“ als Service zur Verfügung zu stellen. Wohin das alles führen wird, scheint noch „in den Wolken zu stehen“. Es darf einen aber auch nicht überraschen, sollte der Quantencomputer schneller als erwartet die eine oder andere Rechenaufgabe für uns erfüllen. Und so ganz nebenbei die nächste technische Revolution des Informationszeitalters einläuten. credit: Shutterstock EMPFEHLUNG FERIENREGION - MALTATAL Ich bin dann mal offline! G eht nicht, gibt’s nicht – beim heutigen Lifestyle-Motto wird der gelegentliche Stressabbau oftmals vernachlässigt. Morgens eine Runde joggen, schnell duschen, umziehen und dann in die Arbeit. Zwischendurch noch einen Happen essen, nebenbei Mails und Facebook checken. Abends kurz einkaufen, mit Freunden treffen, dann rasch ins Bett, damit es am nächsten Morgen mit Vollgas wieder weitergehen kann. Der ganz normale (Alltags-)Wahnsinn – wer findet sich wieder? Da hilft nur eines: Einen Gang runterschalten! Der Rucksack ist gepackt, die Wanderschuhe sind geschnürt, das Handy ist ausgeschaltet – los geht’s zu einer ausgedehnten Wanderung entlang von Flüssen, Bächen und Wasserfällen, durch atemberaubende Landschaften und spektakuläre Bergkulissen. Und mit jedem Schritt durch die unberührte Natur wird die Luft klarer, der Puls ruhiger und der Kopf freier. Abseits von Menschenmassen, Hektik und Alltagsstress begrüßt das Maltatal im sonnigen Süden Österreichs seine Gäste mit unüberhörbarer Stille und Ausblicken. NATUR AUF SCHRITT UND TRITT Im südlichsten Bundesland Österreichs, zwischen dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Biosphärenpark Nockberge gelegen, bietet das „Tal der stürzenden Wasser“ Naturerlebnisse der ursprünglichen Art. Ob wildromantische Felsenschlucht, lieblich grüne Täler, imposante Wasserfälle oder das ewige Eis der Gletscher – nirgendwo sonst finden Naturliebhaber, Hobbywanderer und Hochalpinisten auf 300 km markierten Wanderwegen derart unterschiedliche Möglichkeiten, verschiedenste Bergerlebnisse kennen zu lernen. FREIZEITANGEBOTE IN HÜLLE UND FÜLLE Aber auch abseits der Wanderrouten bietet das Bergsteigerdorf Malta ein unschlagbares Freizeitangebot. Kinderaugen beginnen im Eselpark beim Füttern von Eseln, Lamas & Co. zu leuchten. Und während die Kleinen beim gemütlichen Ausritt am Rücken der Tiere durch die Gegend schaukeln, stürzen sich die Großen mutig in den Canyon oder wagen sich im Kletterpark in Schwindel erregende Höhen. Auf die Suche nach den ursprünglichen Schätzen der Natur geht es mit einer zertifizierten Kräuterexpertin. Gemeinsam heißt es Eintauchen in die geheimnisvolle Welt der Kräuter, mit all ihren Wohlgerüchen und Wirkungen auf Körper, Geist und Seele. In der „Experimentierküche“ werden die Schätze dann zu Kräuterölen, -salzen oder wohlriechenden Seifen verarbeitet. Küchen-Genüsse direkt zum Verkosten bietet hingegen die „Brotbackstube“, in der ursprüngliche Zutaten zu knusprigem Bauernbrot gebacken werden. Und beim Maltataler „Bienenlehrpfad“ werden auch noch alle Geheimnisse rund um die Biene gelüftet. Das Maltatal steht für pure, echte und aktive Urlaubsfreude für Groß und Klein – man muss sich nur die Zeit dafür nehmen! Ferienregion - Tourismusverband Maltatal Malta 13, A-9854 Malta T: 0043 4733-220 15 Email: [email protected] www.maltatal.com JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN ° 89 NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE FUNDAMENTALANALYSE Clemens Kustner / Ulrich Krings.Verlag Wiley. 253 Seiten. ISBN: 978-3-527-50900-3 Unter Investoren herrscht, zugespitzt gesagt, schon seit Langem eine Art „Glaubenskrieg“, die einen schwören auf die Charttechnik, die anderen sind erklärte Anhänger der Fundamentalanalyse. Das Ziel der letztgenannten Methodik ist es, den Wert eines Unternehmens aus hinreichend sicheren Tatsachen abzuleiten. „Die entscheidende ,Tatsache‘ ist dabei, in welchem Ausmaß ein Unternehmen nachhaltig Wert erwirtschaften kann“, meinen die Autoren des vorliegenden Werkes „Einfach richtig Geld verdienen mit Fundamentalanalyse“. Die beiden Verfasser meinen, dass gerade im Hinblick auf die Blasen und Finanzkrisen in der jüngeren Vergangenheit es empfehlenswert sei, sich bei der Analyse und Bewertung von Aktien wieder verstärkt auf fundamentale Daten zu fokussieren. In dem Buch findet man folgerichtig einen sehr soliden Grundkurs zur Thematik: Das Spektrum reicht von einer Einführung in die prinzipiellen Gedanken des fundamentalen Ansatzes bis hin zur Möglichkeit, Gewinnprognosen und Entwicklung von Unternehmen erstellen zu können. Reale Fallbeispiele aus der Praxis sorgen dabei für Anschaulichkeit. Nützlich für den schnellen Überblick ist wiederum ein Glossar, wo elementare Begriffe wie „Innerer Wert“, „Due Diligence“, „Umlaufrendite“ oder „Fremdkapitalkosten“ kurz und bündig erklärt werden. Somit ist die ewige Auseinandersetzung zwischen „Chartisten“ und „Fundamentalisten“ nicht entschieden, aber das ist auch nicht Anspruch dieses informativen Buches. Für Einsteiger in den Finanzmarkt ebenso wie für Fortgeschrittene zum Nachblättern zu empfehlen. 90 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017 Berkshire Hathaway ist eines der 20 größten Unternehmen der USA und wird gemeinhin mit dem Investmentguru Warren Buffett in Zusammenhang gebracht, wenn nicht sogar gleichgesetzt (siehe dazu auch die aktuelle Coverstory im GELD-Magazin). Charlie Munger, visionärer Vizepräsident des Unternehmens, steht dabei etwas im Schatten des legendären Buffetts. Etwas zu Unrecht, wenn man sich „Charlie Munger. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen“ zu Gemüte führt. In diesem Buch beschreibt Autor Tren Griffin den Investmentstil von Munger, der hier als „Warren Buffetts Alter Ego“ und die eigentliche „graue Eminenz“ von Birkshire Hathaway bezeichnet wird. Wie Buffett ist auch Munger ein überzeugter Value-Investor, wobei sein Ansatz vor allem auf psychologischer Ebene interessant ist. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung von Emotionen für fehlerhafte Anlageentscheidungen beleuchtet. Originalzitat Munger: „Verzerrungen entstehen durch die nichtmathematische Arbeitsweise des menschlichen Gehirns in seinem natürlichen Zustand. Es behandelt Wahrscheinlichkeiten mithilfe von groben Heuristiken (Daumenregeln), die oft in die Irre führen.“ Dabei kommen nicht zuletzt Neid und Eifersucht ins Spiel, die es aber tunlichst zu vermeiden gilt: „Sich dafür zu interessieren, ob ein anderer schneller Geld verdient (als Sie selbst), ist eine Todsünde.“ Neid sei noch dazu eine wirklich dumme Sünde, sie führe mitunter zu Fehlinvestments und sei noch dazu die einzige Sünde, mit der man wahrscheinlich nie Spaß haben würde. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. CHARLIE MUNGER Tren Griffin. Finanzbuchverlag. 256 Seiten. ISBN: 978-3-89879-958-4 DIE RUSSISCHE REVOLUTION Martin Aust.Verlag C.H.Beck. 278 Seiten. ISBN: 978-3-406-70752-0 Ein epochales Ereignis der Weltgeschichte, das die politische und wirtschaftliche Ordnung rund um den Globus stark beeinflusste, jährt sich heuer bereits zum 100. Mal: Die Russische Oktoberrevolution von 1917. Bis jetzt war es medial eher still um die Machtergreifung der Bolschewiki, Martin Aust hat aber bereits mit „Die Russische Revolution. Vom Zarenreich zum Sowjetimperium“ die Ereignisse aufbereitet. Dabei spricht der Autor nicht von einer, sondern einer Vielzahl von Revolutionen, die im damaligen Zarenreich nach dem desaströsen Ersten Weltkrieg einsetzten. Ursachen und Hintergründe des Umsturzes werden in dem Buch fachkundig und genau analysiert sowie auch einige Parallelen zur Gegenwart im Russland Putins gezogen. Eine der Kernaussagen des Autors lautet: „Die junge Sowjetrepublik war die größte Nationenbildnerin der Welt, zertrümmerte das Potenzial ihrer neuen Nationalitätenpolitik jedoch schließlich selbst im stalinistischen Terror.“ Dabei ging bereits der Bürgerkrieg als Folge der Oktoberrevolution (die eigentlich vielmehr ein Putsch denn ein Massenaufstand war) durchaus blutig vor sich. Letztlich ist jedenfalls das Experiment Sowjetunion sowie der „real existierende Sozialismus“ gescheitert. Auf die Möglichkeit eines Wandels durch Revolution angesprochen, pflegte der 2015 ermordete russische Politiker Boris Nemcov zu sagen, dass man in Russland lange leben müsse, um Wandel zu erleben. Schlusswort des Autors: „Und in Revolutionen lebt man ohnedies nicht unbedingt sehr lange.“ CREDITS: beigestellt BUCHTIPPS IHR ANZEIGEN PARTNER Die Zeitung mit mehr Einflussreichweite. Die Wiener Zeitung beeindruckt vielleicht nicht als Nummer 1 bei den Reichweiten, dafür umso mehr mit ihren Lesern. Denn in Verbindung mit dem Amtsblatt zur Wiener Zeitung ist Österreichs älteste Qualitätszeitung das wesentliche Informationsmedium für Entscheider im öffentlichen wie im privatwirtschaftlichen Sektor. So erreicht hre Anzeige gezielt eine Leserschaft mit erheblichen Möglichkeiten und Einfluss. wienerzeitung.at/anzeigen Zusammenhänge verstehen 100 % Innovation inside. Mit quantitativen und diskretionären Absolute und Total Return Strategien versucht C-QUADRAT Ihr Portfolio auf jede Situation vorzubereiten. C-QUADRAT ist mit Niederlassungen in Wien, London, Frankfurt, Genf, Zürich, Madrid und Jerewan vertreten und in mehr als 20 Ländern für Sie aktiv. C-QUADRAT Kapitalanlage AG . Schottenfeldgasse 20 . 1070 Wien . 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