Milliardär mit Jugendsünden: ° Start-ups - GELD

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Chef-Volkswirt Dr. Martin Heise: „Trotz des Optimismus existiert Gefahrenpotential”
4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe
07-08 | 2017 ° 3,90 Euro
DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE
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Milliardär mit Jugendsünden:
Warren Buffett
Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds
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Peter Harold, CEO der HYPO NOE Gruppe
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Diese Marketingmitteilung wurde von der HYPO NOE Gruppe Bank AG, Hypogasse 1,
3100 St. Pölten, erstellt und dient ausschließlich der unverbindlichen Information.
Die Produktbeschreibung erfolgt stichwortartig. Irrtum und Druckfehler
vorbehalten. Stand 6/2017 Werbung
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°
editorial 07-08/2017
Geldpolitik in der Klemme
D
ie Befürchtung vor einer etwas weniger lockeren Geldpolitik
hat die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks eingebremst und bei Staatsanleihen zu leichten Verlusten geführt. Die
Angst geht um, dass EZB-Chef Mario Draghi im September ankündigen könnte, die lockere Geldpolitik weiter zurückzufahren (Tapering). In der Folge würden Zinsen und Euro weiter steigen. Beides
würde konzertiert zu Bremsspuren in der gerade aufkeimenden
Wirtschaft in Europa führen. Für Deutschland wäre dies kein
­Problem. Im Gegenteil, die Wirtschaft in unserem nördlichen
Nachbarland zeigt bereits leichte Anzeichen einer Überhitzung.
Auch den Banken käme ein Zinsanstieg am langen Ende gelegen.
Doch die EZB steht unter dem Diktat der Staatsverschuldungen.
Das Extrembeispiel Griechenlands zeigt, dass Staatschulden von
knapp 180 Prozent des BIP keine Zinsen verträgt. Das ist aber mit
unserem Verständnis „Kredit nur gegen Zinsen“ nicht vereinbar.
Weitere Wackelkandidaten sind Italien, Portugal und Spanien. Auch
Frankreich steht nicht besonders gut da. Italien weist eine Staatsverschuldung von 133 Prozent des BIP auf (2270 Milliarden Euro) plus
die private Verschuldung in Höhe von 176 Prozent des BIP (rund
drei Billionen Euro). Die Arbeitslosenrate liegt bei 11,2 Prozent und
das Budgetdefizit trotz Nullzinsen bei 2,4 Prozent (2016). Jeder
Zinsanstieg um jeweils ein Prozent würde die Finanzierungskosten
Italiens um knapp 23 Milliarden Euro p.a. verteuern.
Mario Franzin,
Chefredakteur
GELD-Magazin
Bei einer Veranstaltung der Weissen Wirtschaft in Wien zum
Thema „EZB-Politik – zwischen Unabhängigkeit und Nullzinsfalle“
war zu erkennen, dass sich OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny
nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte. Er rechtfertigte die Geldpolitik der EZB zwar gegen Kritiker, es war ihm aber auch durchaus bewusst, dass die lockere Geldpolitik zahlreiche Nachteile mit sich
bringt. Doch, so Nowotny: „Wie beziffert man den positiven Effekt
eines nicht stattgefundenen Crashs des Finanzsystem?“ So wie es
aussieht, müssen wir uns in Zukunft auf sehr volatile Märkte einstellen, die dem Eiertanz der Zentralbanken, aus der Nullzinspolitik
auszusteigen, folgen werden.
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º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh º grafische Leitung Noura El-Kordy 
º Coverfoto acamy.com º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Eventmarketing Ivana Jovic
º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien
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10 Warren Buffett
geldanlage
30 ° panoraMa. China: Öffnung des Anleihen-
marktes + Großbritannien: UK-Aktien werden
unterschätzt + Bantleon: Neuer Hightech-Fonds.
32 ° expertstalk peter seilern. Der Vorstand von
Seilern Investment Management nimmt Weltpolitik
und Anlagechancen unter die Lupe.
Brennpunkt
06 ° panoraMa. Naturkatastrophen: Schäden
steigen dramatisch + Weltwirtschaft: Warnung vor
Rezession + Urlaubszeit: Gefährliche Schnappschüsse.
08 ° interView Michael heise. Der Chefvolkswirt
der Allianz warnt vor der Unberechenbarkeit Trumps.
10 ° warren Buffett. Versagt die Strategie des
17-251_BNP_Anzeigenstreifen_Geldmagazin_170504_v1.indd 1
14 ° finance watch. Pleite: EZB lässt italienische
Banken fallen + London: Aderlass hat begonnen +
Europa: Zinsanhebung lässt auf sich warten.
wirtschaft
16 ° panoraMa. Österreich: Konjunktur zieht an +
Auto-Zulieferer: Neue Epoche + Digitalisierung: Nachholbedarf im Spitzenmanagement.
18 ° grÜnderszene. Die Start-ups kommen!
Banking
04.05.17 16:36
34 ° expertstalk dirk fischer. „Aktienmärkte
haben sich sensationell entwickelt“, freut sich der
Geschäftsführer von Patriarch.
36° Value-fonds. Die „Jagd auf verborgene
Schätze“ geht munter weiter.
40 ° luxus-fonds. Reich und schön: Wo extravagante Renditen locken.
42 ° expertstalk huang sun scilla. Die GAMFondsmanagerin sieht den Luxussektor als attraktive
Wachstumsbranche.
44 ° institutional inVestors congress.
Anlageprofis sehen Nachhaltigkeit als Renditetreiber.
22 ° panoraMa. Erste Bank: Tipps für die Urlaubskassa + Schilling: „1000er“ läuft aus + Bawag gegen
VKI: Vergleich.
46 ° expertstalk Birgitte olsen. „Hidden
Champions“ – die Bellevue-Portfoliomanagerin erklärt
die Vorzüge von Familienunternehmen.
24 ° expertstalk susanne höllinger. Die
48 ° healthcare. Wie Biosimilars andere Wachs-
26 ° fintechs. Banken befürchten empfindliche Einbußen durch Robo-Advisors & Co.
50 ° technologie-aktien. Big Data, Cloud Computing, Internet-Vormarsch und mehr: Innovationen
eröffnen Megachancen.
28 ° expertstalk johannes hefel. Wie ein
attraktives Portfolio kreiert wird, erklärt das Vorstandsmitglied der Hypo Vorarlberg.
53 ° expertstalk sÉBastien lagarde. Der
Aktienspezialist und Portfoliomanager bei Mandarine
Gestion schwört auf „Microcaps“.
Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank setzt auf
quantitative Investments.
4 ° gElD-MagaZiN – Juli/august 2017
tumszweige in den Schatten stellen.
CREDITS: Shutterstock
Investmentgurus? Der Faktencheck sagt: nein.
°
Inhalt 07-08 / 2017
54 Börse in Shenzhen
54 ° china. Aktienuniversum dehnt sich aus.
alternative investments
56 ° expertstalk Erwin Busch. Der Credit
76 ° panorama. Crowdfunding: Appetit auf Omi´s
58 ° best of funds. Österreichische Aktien glänzen
77 ° zertifikatelisting. Attraktive Produkte.
S­ uisse-Spezialist beleuchtet die Wachstumsthemen
Cyber Security und Robotics.
als Musterschüler.
61 ° expertstalk werner painsy. „Multi Asset-
Produkte werden immer wichtiger“, so der Experte der
Deutschen Bank.
63 ° expertstalk Helene platis. Die erfahrene
Apfelstrudel + Zertifikatemarkt: Weniger Kapitalschutz
+ Zertifikateprofis: Die besten Tipps.
78 ° rohstoff-radar. Erdöl: Bad News + Gold:
Preis spielt verrückt + Soft Commodities: Wertvoller
Weizen + Zink: Übertreibungen drohen.
immobilien
Energieexpertin unterstützt Lacuna bei der „Eroberung“ des kanadischen Marktes.
80 ° panorama. DC Tower: Verkauft +
Aktien
81 ° expertstalk Mario kmenta. Immobilien
64 ° PANORAMA.
Strabag: Kernaktionäre bleiben
treu + Börse Wien: Umsätze auf Rekordniveau + FACC:
Neuer Vertrag mit Rolls-Royce.
65 ° expertstalk Ernst Vejdovszky. Der Vor-
standsvorsitzende der S Immo erklärt, wie nachhaltige
Konzenstrategie aussieht.
66 ° expertstalk oliver schumy. Der Immo-
„TRIIIPLE“: Vermarktung beginnt.
und schöne Renditen passen laut dem geschäftsführenden Gesellschafter von trivium gut zusammen.
Versicherung & vorsorge
82 ° panorama. Uniqa: König Fußball regiert +
Generali: Schutz bei Cyber-Attacken + Vorsorgekassen:
Für Nachhaltigkeit prämiert.
finanz-Vorstand über den erfolgreichen Turnaround
seines Unternehmens.
84 ° unfallschutz. Wie man existenzbedrohende
68 ° weltbörsen. USA: Wirtschaftsdaten als
86 ° expertstalk Josef Trawöger. „Unfall­
70 ° anlagetipps. Kone: Aufzug zum Erfolg +
87 ° flv-listing. Fondsgebundene Versicherungen
„­ Januskopf “ + Europa: Wachstum überrundet Amerika
+ Indien: Inflation auf Rekordtief.
Adobe: Über den Wolken + Inditex: Schnelles Geld mit
schneller Mode.
72 ° börse wien. Sommerflaute macht sich breit.
74 ° börse deutschland. Korrekturgefahr – die
Nervosität nimmt zu.
Gefahren richtig absichert.
versicherungen sind ein Muss“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Beamtenversicherung.
im Überblick.
88 ° wissen. Die neue technische Revolution ist in
Sichtweite: Quantencomputer.
90° buchtipps. Fundamentalanalyse + Charlie
Munger + Die Russische Revolution.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 5
brennpunktPanorama
naturkatastrophen: 168 Milliarden Euro Schaden
Österreicher fühlen sich bedroht.
Waldbrände, Trinkwasserknappheit und
ein Tornado: Die Rede ist nicht von einem
Sommer in Kalifornien oder einem DritteWelt-Land, sondern von den österreichischen
Extremwetterereignissen im Jahr 2016. Die Alpenrepublik wird nämlich wesentlich häufiger
von Naturkatastrophen heimgesucht, als vielen bewusst ist. Die Zahl der Naturkatastrophen
wird außerdem in den kommenden Jahren immer weiter zunehmen. Gefährdet sind dabei
nicht nur einzelne Regionen, sondern alle
Bundesländer. „Extremwetterereignisse machen Präventivmaßnahmen immer wichtiger“,
betont Othmar Ederer, Präsident des Österreichischen Versicherungsverbandes (VVO). Auch
weltweit kann man klar einen steigenden Trend
bei den Schäden durch Naturkatastrophen er-
kennen: So werden aktuell die weltweiten
Kosten aus solchen Extremereignissen für das
Jahr 2016 mit 168,5 Milliarden Euro beziffert, das waren 70 Prozent (!) mehr als noch
2015. Auch in Österreich muss man laut VVO
derzeit ca. alle drei Jahre mit einer Naturkatastrophe in Höhe von mehr als 200 Millionen
Euro versicherten Schäden rechnen. Das hinterlässt auch Spuren im individuellen sowie
kollektiven Bewusstsein: Die österreichische
Bevölkerung fühlt sich von Naturkatastrophen
zunehmend bedroht. Das zeigt die neueste
Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit: Demnach fühlen sich aktuell 73 Prozent
der österreichischen Bevölkerung durch Naturkatastrophen gefährdet (2015: Rund zwei
Drittel). Der Grad der Vorbereitung auf mögliche Katastrophen stagniert allerdings.
Zahlenspiel
46
Milliarden Euro. Mit diesem
nicht gerade läppischen Betrag spon-
sert die deutsche Bundesregierung jährlich den
Abbau und das klimaschädliche Verbrennen von
Kohle, Öl sowie Gas. So lautet zumindest das Ergebnis einer aktuellen Studie von Greenpeace.
Dabei hat sich Deutschland bereits 2009 beim
G20-Gipfel im amerikanischen Pittsburgh gemeinsam mit den anderen Regierungen dazu
verpflichtet, fossile Subventionen zu beenden –
jedoch ohne ein Datum für den Ausstieg festzulegen. Hauptnutznießer der fossilen Subventionen
ist mit 28,5 Milliarden Euro der Verkehr. Mit knapp
acht Milliarden Euro ist der künstlich verbilligte
Diesel die größte Einzelsubvention. Die Steuerbefreiung für Flugbenzin schlägt mit 7,5 Milliarden
zu Buche, die Entfernungspauschale mit gut fünf
Milliarden, die Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge mit 4,4 Milliarden und das
Dienstwagen-Privileg mit drei Milliarden Euro.
Greenpeace fordert einen geregelten und vor
allem schnellen Ausstiegsplan.
21
Prozent macht der Gewinnanstieg
pro Aktie der S&P500-Unternehmen im
heurigen ersten Quartal, verglichen zum Vorjahr,
aus. Die US-Konzerne konnten somit die Erwartungen übertreffen, berichtet JPMorgan. Die größten positiven Beiträge lieferten der Energie- und
IT-Sektor. Den einzigen Gewinnrückgang verzeichnete die Immobilienbranche. In Europa war
die Berichtsaison für das erste Quartal überhaupt
die beste der letzten zehn Jahre. 65 Prozent der
Unternehmen mit bereits veröffentlichten Ergeb-
südkorea macht Bitcoins salonfähig
nissen konnten die Erwartungen der Anleger
übertreffen. Die Gewinne lagen neun Prozent
über den Prognosen und auch die Umsatzerträge
koreas hat Pläne bekannt gegeben, Bitcoins
rechtlich legalisieren und Transaktionen damit regulieren zu wollen. Entsprechende
Gesetzentwürfe würden derzeit ausgearbeitet“, so Mati Greenspan, Senior Market Analyst
bei der Social Trading-Plattform eToro. Greenspan zu den Konsequenzen: „Südkorea ist in
diesem Jahr einer der größten Käufer digitaler
Währungen. Diese Ankündigung ist daher eine
sehr positive und gut getimte Überraschung
für alle Blockchain-Enthusiasten. Zudem ak-
6 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
zeptieren ab sofort 334 japanische Läden
die Kryptowährung als Zahlungsmittel. Eine
Entscheidung der indischen Regierung zu digitalen Währungen wird ebenfalls erwartet und
wir hoffen auf weitere gute Neuigkeiten.“ Allerdings belastet die sprunghaft ansteigende
Zahl neuer Nutzer die Bitcoin-Blockchain, die
für diese Masse an Transaktionen nicht ausreichend stark konzipiert wurde. Jedoch arbeitet
die Bitcoin Community voller Eifer am Ausbau,
eine Lösung für das Problem könnte schon in
ein paar Wochen gefunden sein.
konnten um 2,4 Prozent übertroffen werden.
27
Prozent der Mitglieder in Aufsichtsgremien aus der europäischen Asset-
Management-Branche sind inzwischen Frauen.
Im Jahr 2014 waren es nur 23 Prozent, so eine
Studie des britischen Think-Tanks New Financial.
In den Managementgremien liegt die Quote demnach mittlerweile bei 18 Prozent, während es
2014 nur 15 Prozent waren. Die Geschlechtervielfalt im europäischen Finanzsektor nimmt somit zu. Erfreulich.
CrediTS: Shutterstock
Kryptowährung. „Die Regierung Süd-
fotografieren? verboten!
Rechtsprobleme im ausland. Gerade
im Urlaub werden viele Bilder geschossen –
hier gilt es allerdings Vorsicht walten zu lassen. Neben speziellen Fotografierverboten in
vielen Ländern reagieren in Anbetracht der
Terroranschläge der letzten Zeit aber auch die
Sicherheitskräfte in Europa mittlerweile sehr
sensibel. Eine Verhaftung wegen Spionage
oder Terrorverdachts, verursacht durch ein Foto,
dürfte kaum zu einem schönen Urlaub beitragen. Deshalb informiert der Rechtsschutz-Spezialist D.A.S. über die Vermeidung von Rechtsproblemen bei Urlaubsfotos, hier ein kurzer
Auszug: Das Fotografieren und Filmen von militärischen Anlagen, Fahrzeugen und Personal
ist in vielen Ländern strengstens verboten und
kann zur Verhaftung führen. Rigide Regeln gelten etwa in Ägypten, Äthiopien, Bosnien-Herzegowina, China, Dubai, Estland, Griechenland,
Indien, Kuwait, Madagaskar, Marokko, der Russischen Föderation, Saudi-Arabien, aber auch
auf den Seychellen, in der Tschechischen Republik und in Zypern. Darüber hinaus kann in
einzelnen Ländern auch das Ablichten von öffentlichen Gebäuden wie etwa Bahnhöfe, Elektrizitätswerke, Hafenanlagen, Brücken, Fotos in
Freibädern sowie das Fotografieren unter Zuhilfenahme von Drohnen oder ferngesteuerten
Geräten zu empfindlichen Strafen führen. Ingo
geringe volatilität
Kaufmann, Vorstand der D.A.S. Rechtsschutz
AG, führt weiter aus: „Man sollte etwa in muslimischen Ländern beim Ablichten von Kirchen,
Moscheen oder Tempeln vorsichtig sein – Fotografieren ist häufig untersagt. Begegnet man
wiederum in einem Land mit hinduistischem
Glauben einer Gruppe weiß gekleideter Menschen, handelt es sich vermutlich um eine
Trauergesellschaft. Diese sollte selbstverständlich nicht fotografiert werden.“ Darüber
hinaus ist das sogenannte „Recht am eigenen
Bild“ zu beachten. Dieses betrifft die Veröffentlichung von Fotos, auch wenn diese über so­
ziale Medien geteilt werden. Also Vorsicht beim
Posten auf Facefook & Co.
besten Prognosen, die der Vermögensverwalter
Pimco in seinem langfristigen Ausblick über die
kommenden drei bis fünf Jahre stellt:„Die Veränderungen auf der Ebene politischer Maßnahmen
fallen mit dem zunehmenden Rezessionsrisiko
in einer instabilen Welt zusammen. Basierend
auf den Erfahrungen der Vergangenheit, beziffern wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession
in den nächsten fünf Jahren auf rund 70 Prozent“, ist hier zu lesen. Nach Auffassung der
Experten nahmen die Märkte zuletzt kritische
Ereignisse wie das Brexit-Votum und die US-Präsidentschaftswahl übermäßig gelassen hin. Die
ungebrochene Risikobereitschaft schlage sich
in steigenden Aktienbewertungen, schrump-
kreisen immer wieder zu hören: „Wir rechnen
mit steigender Volatilität.“ Nur leider war diese
Einschätzung falsch, worauf die Deutsche Asset
Management hingewiesen hat: Von kleineren
Eruptionen abgesehen, ist die Volatilität seit
der Finanz- und Eurokrise nämlich tendenziell
rückläufig. Im vergangenen Mai dieses Jahres
markierte der Vix Index (er misst die implizierte
Volatilität von Kauf- und Verkaufsoptionen auf
den S&P 500) sogar ein langjähriges Tief. Seit
Auflegung des Vix 1992 wurde dieser Wert nur
dreimal unterboten.
Robo-Revolte
Ethisch bedenklich. Der Einsatz von
Weltwirtschaft am Wendepunkt?
Rezession droht. Es sind nicht die aller-
irrtum. Seit geraumer Zeit ist in Investment-
fenden Risikoprämien am Anleihenmarkt und
einer niedrigen realisierten Volatilität nieder.
Dan Ivascyn, Group-CIO von Pimco, fügt hinzu:
„Wir glauben, dass die mittelfristigen Risiken
zunehmen. In diesem Umfeld sollten Anleger
zyklische Rallys nutzen, um Cash-Reserven zu
bilden, auf die sie bei Marktkorrekturen und bei
Veränderungen der Risikobereitschaft an den
Märkten zurückgreifen können.“ Als „Schlussfolgerungen für das Portfolio“ empfehlen die
Anlagespezialisten außerdem die Konzentration
auf Bewertungen, denn viele „gute Meldungen“
seien an den Märkten bereits vorweggenommen. Zunehmen würde auch die Bedeutung der
Alpha-Generierung im Niedrigzinsumfeld, insbesondere am Anleihenmarkt.
künstlicher Intelligenz wird unsere Welt radikal
verändern. Welche Chancen und Stolpersteine
es dabei gibt, haben Expertinnen und Experten bei einer Podiumsdiskussion der Plattform
­„Digital BusinessTrends“ in Wien beleuchtet.So
sieht Daniel Mattes, Entrepreneur und Investor,
ein Ablaufdatum für Google-Suchen mit Hunderten Ergebnissen. „Sprache wird die Suche
ersetzen. Das revolutioniert gerade alles.Wenn
ich eine Frage stelle, will ich eine Antwort“, so
der Experte. Er verweist in diesem Zusammenhang auf intelligente Assistenten wie Amazons
Echo oder Chatbots, die im Support zum Einsatz kommen. Ein weiterer wichtiger Bereich
für den Einsatz von künstlicher Intelligenz ist
Bilderkennung, ohne die beispielsweise selbstfahrende Autos nicht funktionieren würden.
Aber auch hyperpersonelles Marketing ist ein
Thema, bei dem einen das System letztendlich
besser kennt als man sich selbst. Ein Feld, das
letztlich auch ethische Probleme aufwirft.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 7
„Der Optimismus ist gestiegen“
Die Konjunktur zieht weiter an, die Arbeitslosigkeit geht hingegen zurück und einige politische Risken nehmen ab
– der renommierte Ökonom Dr. Michael Heise hat gute Nachrichten „im Gepäck“. Doch Vorsicht: Einige
Gefahren bleiben bestehen oder wachsen sogar. Stichwort: Trump.
Harald Kolerus
­neuer US-Präsident sind nur zwei Faktoren,
Aufgrund des relativ geringen Wissensstandes
müssen wir also in Szenarien denken.
die für Aufsehen an den Märkten gesorgt
­haben. Wie ist es nach dem Auftauchen dieser
Wie sehen diese Szenarien für die USA aus?
„schwarzen Schwäne“ heute um die Weltwirt-
Angesichts der Komplexität des Gesetzgebungs- und Budgetprozesses erscheint es
zunehmend unwahrscheinlich, dass größere
Steuervorhaben – wie von Trump angekündigt
– noch heuer in Kraft treten werden. Das Szenario eines baldigen „Fiscal boost“ erscheint
also aufgrund der vielen Blockaden unwahrscheinlich, dennoch kann sich hier noch einiges
bewegen und man sollte die Entwicklung nicht
aus den Augen verlieren.
Ein „Fiscal boost“ könnte das US-BIP 2017 um
2,4 Prozent und 2018 um 3,4 Prozent wachsen lassen. Bei einem Basisszenario ohne große
steuerliche Veränderungen würde die BIPSteigerung in den genannten Jahren unseren
Prognosen zufolge bei 2,2 und 2,3 Prozent
liegen.
schaft bestellt?
Michael heise: Alles in allem können wir
eine positive Bilanz ziehen: Die Stimmung sowie die Wachstumsaussichten sind vor allem
im vergangenen halben Jahr deutlich gestiegen. Die Zuversicht wächst sowohl unter den
Konsumenten wie auch den Investoren. So war
vor rund einem Jahr der angesprochene Brexit
das beherrschende Thema – das ist er immer
noch, alles sieht aber mittlerweile viel freundlicher aus. So etwa auch in Asien, das zwei recht
schwierige Jahre erlebt hatte, die Situation hat
sich aber stark verbessert. Die Weltwirtschaft
befindet sich also derzeit in recht guter Verfassung und ist mit Schwung in das Jahr 2017
gestartet. Insgesamt erwarte ich heuer einen
Anstieg der globalen Wertschöpfung von 2,9
Prozent, nach 2,5 Prozent im Vorjahr.
Und wie gehen die Finanzmärkte weiter mit
Handelsbeschränkungen Ernst machen würde?
dem Enfant terrible der Weltpoitik, also Donald
Für diesen sogenannten „Trade war“ sehe ich
eine relativ geringe Wahrscheinlichkeit. Es gibt
zahlreiche Köpfe rund um Trump, die ein solches Negativszenario nicht sehen wollen. Tritt
es dennoch ein, wäre das natürlich gefährlich
und könnte das Wachstum der USA heuer mit
1,5 Prozent und 2018 sogar auf nur ein Prozent
reduzieren.
Einige politische Risiken rund um den Globus
sind geringer geworden. So etwa die Angst vor
Anti-Eurobestrebungen in Frankreich. Hier hat
die deutliche Zustimmung zu Macron für Linderung gesorgt. Politische Risiken bleiben aber
weiterhin bestehen und können immer wieder aufflammen. Global gesehen möchte ich
sogar von erhöhter Unsicherheit sprechen. Im
Mittelpunkt steht hier wiederum die US-Politik. Es ist schon einigermaßen erstaunlich, dass
wir noch immer nicht viel mehr über den zukünftigen Weg der Vereinigten Staaten wissen,
als zum Start der Amtsperiode Donald Trumps.
8 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017
Angesichts einer solchen Aufzählung kann man
sich schon wundern, warum sich die Weltwirtschaft robust zeigt und gute Stimmung unter
Investoren herrscht ...
Und was könnte passieren, wenn Trump mit
dem angedrohten Protektionismus-Kurs und
Trump, um?
Flüchtlingsbewegungen, der ungelöste Konflikt
zwischen Russland und der Ukraine, ein harter
Brexit oder die hohe Verschuldung in einigen
Euroraum-Ländern. Das Risiko einer EU-Desintegration und steigender Populismus sind
auch noch nicht vom Tisch.
Außerdem ist die Schwellenländer-Schuldenblase zu erwähnen. In diesem Zusammenhang
stimmt die hohe Verschuldung der nicht­finan­ziellen Kapitalgesellschaften in China bedenklich. Hier baut sich ein äußerst gefährliches
Risiko für die gesamte Weltwirtschaft auf, wobei ich nicht an eine „Entladung“ 2017 oder
im kommenden Jahr glaube. Denn die chinesische Regierung weiß von dem Problem und
kann gegensteuern, ich glaube an eine konti­
nuierliche Verlangsamung des Kreditexzesses.
Die Widerstandsfähigkeit, die sowohl die
Realwirtschaft als auch die Finanzmärkte
angesichts des hohen Maßes an politischer Unsicherheit auf globaler Ebene an den Tag legen,
ist in der Tat durchaus bemerkenswert. An dieser Stelle darf die Rolle der Zentralbanken nicht
außer acht gelassen haben: Sie haben ja sehr
deutlich gesagt, dass sie alles in ihrer Macht
Stehende tun würden, um wirtschaftlichen
Schwierigkeiten entgegenzuwirken. Das hat sozusagen wie eine „Rundumversicherung“ für die
Märkte gewirkt.
Sie haben neben der verwirrenden Situation
in den USA auch andere Risiken für die Welt-
Aber kann das wirklich auf längere Dauer so
wirtschaft angesprochen – wo lauern jetzt die
weitergehen?
größten Gefahren?
Die klare Antwort lautet: Nein. Man kann nicht
immer mit expansiver Geldpolitik auf jede
wirtschaftliche Abkühlung reagieren. Wobei
Leider gibt es mannigfaltige Risiken: Zum Beispiel Terrorgefahr, Instabilität im Nahen Osten,
credit: beigestellt
GELD ° Der Brexit und Donald Trump als
°
Im Gespräch mit Michael Heise, Allianz  brennpunkt
die Konsensmeinung davon ausgeht, dass der
Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik langsam in sehr kleinen Schritten erfolgen wird. Ich
schließe mich dieser Sichtweise an, wobei natürlich Überraschungen möglich sind.
ersichtlich: So fiel die Arbeitslosenquote des
Euroraums im April 2017 auf den niedrigsten
Stand seit März 2009. Das Infla­tionsumfeld
bleibt währenddessen moderat.
dass wir bereits von einer positiven Trendwende am Arbeitsmarkt sprechen können.
www.allianz.com/de
Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf
Was werden die Konsequenzen für Investoren
Österreich. Wie schlägt sich die Alpenrepublik
daraus sein?
heute, die ökonomisch in jüngerer Vergangen-
An den Anleihenmärkten werden die Zinsen etwas nach oben gedrückt werden, wobei
Bonds uninteressant bleiben werden. Hingegen
wird es weitere Zuwächse bei Aktien und Immobilien geben, auch wenn die Bewertungen
schon sehr hoch sind. Das gilt für Aktien, aber
auch manche Immobilien.
heit ja etwas ins Hintertreffen geraten war?
Auch in Österreich stehen die Zeichen klar
auf Wachstum: Wir rechnen heuer mit einem
BIP-Wachstum von real 2,0 Prozent – dem
kräftigsten Plus seit sechs Jahren. Der Anstieg
im kommenden Jahr dürfte sich auf 1,6 Prozent
belaufen. Ebenfalls erfreulich: Die Arbeitslosigkeit geht auch in Österreich zurück. Ich meine,
Heißt das nicht in weiterer Konsequenz, dass
wir vielleicht schon bald ein Ende der Hausse
sehen könnten?
Das glaube ich nicht – auch wenn die Volatilität zunehmen wird, der Zug rollt weiter. Das
hat vor allem zwei Ursachen. Zum einen ist
immens viel Liquidität vorhanden, die nach attraktiven Renditen sucht. Zum anderen sehen
wir eine Beschleunigung der Konjunktur und
auch die Gewinnsituation der Unternehmen
sieht nicht so schlecht aus.
Wie hält sich Europa in diesem Umfeld?
Der konjunkturelle Aufschwung verfestigt
sich: Wir erwarten nach einem starken Jahresauftakt 2017 ein Wirtschaftswachstum im
Euroraum von 1,9 Prozent. Für eine anhaltende
Konjunkturerholung sprechen neben dem sich
aufhellenden weltwirtschaftlichen Umfeld
vor allem die weniger restriktive Fiskalpolitik, der relative stabile Euro und die weiterhin
unterstützende lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Damit einhergehend ist
auch eine spürbare Besserung am Arbeitsmarkt
zur person:
Dr. Michael Heise ist Chefvolkswirt der Allianz
SE und berät den Vorstand in ökonomischen
und strategischen Fragen. Dazu gehören Analysen und Prognosen zur deutschen und internationalen Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklung. Der überaus renommierte Ökonom lässt
aber auch den europäischen Wirtschaftsraum
sowie die globale Konjunktur nicht aus den Augen. Vor seinem Eintritt in die Allianz Gruppe war
Heise Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Chefvolkswirt der DG BANK
und Chefökonom sowie Leiter Research der DZ
BANK. Heise studierte und promovierte an der
Universität Köln. Er ist außerdem Honorarprofessor der Johann Wolfgang Goethe-Universität und
kann auf Lehraufträge an der European Business
School Oestrich-Winkel und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt verweisen.
Dr. Michael Heise:
„Die positive Trendwende scheint
auch am österreichischen Arbeitsmarkt vollzogen.“
juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 9
Brennpunkt ° Warren Buffett
Denkmal mit Kratzern?
Er ist eine lebende Legende und zweitreichster Mensch der Welt: Warren Buffett. Zuletzt ist aber Kritik an
­seiner Anlagephilosophie laut geworden. Value Investing würde nicht mehr so recht in unsere schnelllebige Zeit
passen. Stimmt das? Ein Fakten-Check.
Harald Kolerus
an sollte nur in Firmen investieren,
die auch ein absoluter Vollidiot leiten kann, denn eines Tages wird genau das
passieren!“ Es sind Bonmots wie dieses, die
Warren Buffett in den Rang einer regelrechten Kultfigur der weiten Finanzwelt gehoben haben. Noch eine Weisheit gefällig?
„Konzentrieren Sie Ihre Investments. Wenn
Sie über einen Harem mit vierzig Frauen
verfügen, lernen Sie keine richtig kennen“,
so der Investmentguru. Chauvinistisch ist
das nicht gemeint, Buffett ist Philanthrop
mit hohem sozialen Engagement. Hinter
einem Ruf und Ruhm stehen ohnedies natürlich nicht nur große Worte: Auf stolze
75,6 Milliarden Dollar wird das Vermögen
Buffetts geschätzt. Somit ist er laut Forbes
hinter Bill Gates (86 Milliarden) und weit
vor Jeff Bezos (27,6 Milliarden) der zweitreichste Mann auf dem Planeten. Aufgrund
seiner goldrichtigen Investmententscheidungen über viele Jahrzehnte hinweg finden seine Worte unter Kleinanlegern aber
auch in den höchsten politischen Kreisen
Gehör. Es ist zu einer lebenden Institution
geworden und wird auch gerne das „Orakel
von Omaha“ genannt. So viel Lob und Anerkennung kann direkt schon stutzig machen: Hat der Finanzguru tatsächlich nie
schwere Fehler begangen? Dazu kommen
wir gleich, zunächst gilt es zu klären: Was
zeichnet den Investmentstil (oder sollte
man vielleicht besser von einer Philosophie
sprechen?) Buffetts eigentlich aus?
Sehr Langfristiger Horizont
Dazu meint Thomas Bobek, Leiter Vermögensverwaltung der Erste Asset Management (EAM): „Man könnte wohl stundenlang über die Strategie Buffetts referieren,
Nach quantitativer Methodik verwaltete Aktien
1.400
in Mrd. USD
1.200
1.087
Milliarden USD
969
969
1.000
1.142
1.017
837
800
600
729
644
655
2009
2010 2011
524
612
400
200
0
2006
2007 2008
2012 2013
2014
2015 2016
Der Trend quantitativer Investments ist im Aufwind
Quelle: eVestments, Goldman Sachs Global Investment Research
10 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
aber versuchen wir es etwas kürzer: Man
­erkennt bei ihm einen sehr langfristigen
­Investmenthorizont, dementsprechend
dauerhaft hält er auch Beteiligungen. Er
lässt sich dabei nicht von makroökonomischen Zyklen und Börsenschwankungen
irritieren. Sehr gut fasst es Buffett selbst zusammen, wenn er sagt, er investiere nicht in
Aktien, sondern in Unternehmen. Es geht
darum, ein Unternehmen und sein Geschäftsmodell zu verstehen: Handelt es sich
um eine langfristig aussichtsreiche Branche? Verdient das Unternehmen nachhaltig
hohe Margen? Ist das Management gut und
vertrauenswürdig? Welche Sachwerte und
immaterielle Werte – Patente, Rechte, Marken – gibt es? Wie ist ein Unternehmen aufgestellt, wie gut und vertrauenswürdig ist
das Management usw.?“
Der Preis ist heiSS
Ist die strenge Begutachtung einmal abgeschlossen, führt das aber nicht automatisch zum Kauf: „Ist ein Unternehmen für
Buffett fundamental interessant, kommt die
wesentliche Komponente ins Spiel: Der
Preis. Er entscheidet über Kauf oder NichtKauf, wobei sich Buffett die Frage stellt, was
er für den Preis bekommen wird. Das mag
vielleicht trivial klingen, aber letztlich geht
es ja darum, Aktien zu kaufen, wenn sie
günstig sind – und zu verkaufen, wenn sie
teuer sind“, so Bobek, der sich als langjähriger Aktienfondsmanager und Leiter des
EAM-Aktienteams klarerweise auch intensiv mit Warren Buffett beschäftigt hat. Aber
es wird mitunter auch am „Denkmal Buffett“ gekratzt. So wie jüngst in der Studie
„The death of value?“ von Goldman Sachs.
Hier wird die Frage aufgeworfen, ob klas-
credit: Shutterstock
M
°
Warren Buffett   Brennpunkt
Warren Buffett: „Ich investiere nicht in Aktien,
sondern in Unternehmen.“
sisches Value Investing, praktiziert von den
leuchtenden Vorbildern Benjamin Graham
und Buffett, in Zukunft noch überlebensfähig sein wird. Die Untersuchung stützt sich
dabei auf eine empirische Analyse von Value-Investments nach dem Motto: „Kaufe
Aktien mit einer niedrigen Bewertung und
veräußere überbewertete Titel wieder.“ Das
führte laut Goldman Sachs in der vergangenen Dekade zu einem kumulierten
Verlust von 15 Prozent, innerhalb dieses
Zeitraums wurden sechs Jahre mit Negativrenditen abgeschlossen. Die Studie ortet als
Konsequenz dieser „schwachen Performance“ außerdem einen Abfluss von Kapital aus dem qualitativen Vermögensmanagement hin zu anderen Anlagestilen wie
quantitativen Investments (siehe Grafik auf
der linken Seite) und sogenannte Smart
­Beta-Fonds – kurz zur Erklärung: Während
die meisten Indizes Aktien nach ihrer Größe gewichten, sind Smart Beta-Indizes so
konstruiert, dass die Titel nach einem intelligenten (smarten) Muster so gewichtet werden, dass eine Mehrrendite gegenüber dem
klassischen Index möglich ist.
Der Vergleich hinkt
Sind Value Investing und die Philosophie Buffetts also tatsächlich nicht mehr
zeitgemäß? Bobek sieht das nicht so: „Vielfach werden Aktien einfach unterteilt: Papiere, die unter ihrem Buchwert notieren,
werden als Value-Titel bezeichnet, die da­
rüber liegen als Growth-Aktien. Diese Etikettierung funktioniert einfach und macht
für manche Marktanalyse auch Sinn. Es
wäre aber falsch, sie mit dem Stil Buffetts zu
assoziieren. Deshalb sind die Ergebnisse
von Studien, die auf das einfache Buchwert-
Prinzip aufbauen, für die Strategie Buffetts
unerheblich. Er geht bei der Auswahl der
Unternehmen viel weiter in die Tiefe, man
sagt ja auch, dass er im Schnitt ein bis zwei
Geschäftsberichte pro Tag liest. Buffett wendet keine Formel mit einer oder wenigen
Variablen an, sondern verfolgt sehr disziplinierte, quantitative und qualitative Ansätze.“ Wobei der Erfolg dem 1930 in Omaha,
Nebraska, geborenen Buffett bisher über die
weistesten Strecken seines langen Investo­
renlebens Recht gegeben hat.
Viele „Traumtore“
So manchen Investor reißen die „Spielzüge“ Buffetts sogar zu wahren Begeisterungsstürmen hin, wobei schon auch einmal der Vergleich mit einem spektakulären
Traumtreffer beim Fußball fällt. So geht es
etwa Matt Koppenheffer, Geschäftsführer
des Finanzdienstleistungsunternehmens
„The Motley Fool“, wenn er an Buffetts Deal
mit der Bank of America denkt. Das „Orakel von Omaha“ hatte 2011 satte fünf Milliarden Dollar in die Vorzugsaktie der Bank
investiert, die eine jährliche Dividende von
sechs Prozent bezahlte. Buffett (bzw. sein
börsennotiertes Beteiligungsunternehmen
Berkshire Hathaway) erhielt auch die Op­
tion, 700 Millionen Aktien von der Bank of
America zu einem Preis von 7,14 Dollar pro
Aktie zu kaufen. Das Außergewöhnliche ist
dabei, dass zu diesem Zeitpunkt die unprofitable Bank of America aufgrund von Mil­
liardenverlusten und ihrer überstrapazierten Bilanz wirklich nicht gut da stand.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 11
Brennpunkt ° Warren Buffett
Buffett riskierte das Investment trotzdem –
und landete nicht zum ersten Mal ein besonders schönes „Traumtor“.
12 Milliarden Dollar Gewinn
Koppenheffer fasst in seinem Blog zusammen: „Bis heute hat Berkshire schon
300 Millionen US-Dollar jährliche Dividenden zurückbekommen. Am Freitag (30. Juni
2017) bestätigte das Unternehmen, man
würde die Option ziehen und die Stammaktien kaufen. Damit würde Buffett einen Papiergewinn von 12 Milliarden US-Dollar
machen. Zusätzlich wird Berkshire noch
eine jährliche Dividende von 0,48 US-Dollar für die Bank of America-Aktie bekommen, was noch einmal 336 Millionen USDollar jährlich sind. Das ist sogar noch
mehr als die Dividende der Vorzugsaktie.“
Koppenheffer geht jetzt nicht so weit, diesen Deal als Geniestreich zu bezeichnen, die
Vorzüge der Strategie Buffetts werden aber
wieder einmal klar vor Augen geführt: Die
klare Analyse einer Situation, eines Unternehmens und dessen Management in einem
Bereich, den man versteht und in dem man
reichlich Erfahrungen gesammelt hat. Und
der Finanzsektor ist genau der Bereich, den
der Starinvestor wie seine Westentasche
kennt. Diese Tatsache und der Umstand,
dass Buffett als einer der reichsten Männer
der Welt über das „nötige Kleingeld“ verfügt, öffneten ihm gerade in der Finanzkrise die Möglichkeit, lukrativ seine Fühler
auszustrecken. So lieh er der Swiss Re, Goldman Sachs oder General Electric jeweils
mehrere Milliarden Dollar und streifte später schöne Gewinne ein.
Neue Projekte
Wobei Buffett weiter umtriebig bleibt
und Unternehmen ins Boot holt, die in Turbulenzen geraten sind. Jüngstes Beispiel ist
der kanadische Immobilienfinanzierer
Home Capital (ISIN: CA4369131079). Das
Unternehmen ist durch eine Gewinnwarnung und Betrugsverdacht schwer ins Strudeln geraten – über 70 Prozent musste die
Aktie an Wert einbüßen. Aber so etwas
kann einen Warren Buffett nicht abschrecken, frei nach seinem Motto: „Kaufe nie
eine Aktie, wenn du nicht damit leben
kannst, dass sich der Kurs halbiert.“ So lobte
er das Geschäftsmodell von Home Capital
und stieg im vergangenen Juni mit rund 400
Millionen Dollar ein (aufgrund der vorhergehenden Kurskatastrophe natürlich zu
einem Schnäppchenpreis). Wir werden se-
Fama-French Value factor Index (in Prozent)
1.600
hen, wie sich dieses Geschäft weiter entwickeln wird. Bisher sieht es nicht so schlecht
aus: Notierte Home Capital im Mai noch
unter fünf Euro, sind es heute – wie von
Zauberhand – schon über elf Euro. Schon
alleine der Einstieg des Gurus wird wohl einiges zur positiven Kurspflege beigetragen
haben...
Berkshire Hathaway
Herzstück seines Imperiums bleibt die
Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway
(US0846707026), die in unterschiedlichen
Geschäftszweigen aktiv ist. Man sollte hinzufügen: Sehr erfolgreich aktiv ist. Auf Sicht
von zehn Jahren hat sie ihren Wert nämlich
um mehr als 130 Prozent steigern können;
in den vergangenen fünf Jahren waren es
über 100 und in drei Jahren rund 33 Prozent
plus. In den letzten zwölf Monaten standen
„nur“ ca. 20 Prozent Kurssteigerung zu Buche. Daraus eine Krise des Starinvestors ableiten zu wollen, erscheint wohl mehr als
übertrieben. Auch die folgenden Zahlen
lassen die meisten anderen Anleger wohl
vor Neid erblassen: 2016 verdiente Buffett
mit 24,1 Milliarden Dollar etwas weniger
als 2015; im ersten Quartal 2017 fiel der
Überschuss im Vergleich zur Vorjahrespe­
riode um 27 Prozent auf ca. 4,1 Milliarden
Dollar. Das lässt sich gerade noch verschmerzen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Buffett die Übernahme
von Berkshire Hathaway (im Jahr 1965) einmal als einen großen Fehlgriff bezeichnet
1.400
1.200
Berkshire Hathaway
1.000
The death of Value?
800
600
400
200
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2020
2030
Der Index misst die Entwicklung von Value-Strategien und stellt in den vergangenen rund zehn
Jahren ein Nachlassen der Performance fest.
Quelle: Kenneth French, Goldman Sachs Global Investment Research
12 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Das Herzstück in Buffetts Imperium performt
immer noch beeindruckend.
creditS:
0
1930
°
Warren Buffett   Brennpunkt
hatte. Das Unternehmen war damals nämlich hauptsächlich in der Tetxtilbranche tätig, der Buffett keine große Zukunft zusprach. Die Umstrukturierung in ein Beteiligungsunternehmen führte dann aber zum
durchschlagenden Erfolg. Passendes Zitat
von Buffett dazu: „Eine Aktie, die man nicht
zehn Jahre zu halten bereit ist, darf man
auch nicht zehn Minuten besitzen.“ Zurückhaltung zeigte die Investmentlegende
übrigens bei Hightech-Unternehmen, wobei er hier seiner Philosophie treu blieb, nur
dann einzusteigen, wenn Geschäftsmodell
und Gewinnaussichten für ihn kar seien.
Buffett gab auch unumwunden zu, dass er
im Technologiesektor Verständnisprobleme
habe. Deshalb sei er auch nicht rechtzeitig
in Google eingestiegen: „Ich habe es vermasselt“, entschuldigte er sich bei seinen
Aktionären.
„Ich war unglücklich“
Nachdem wir einen ausführlichen Blick
auf das Schaffen Buffetts geworfen haben,
fällt es tatsächlich schwer, auffällige Kratzer
an dem „Denkmal“ zu finden. Wenn man
vielleicht von ein paar Jugendsünden einmal absieht. So erfährt der erstaunte Leser
in der Biografie „Das Leben ist wie ein
Schneeball“ (von Alice Schroeder, Finanzbuchverlag), dass Buffett in jungen Jahren
sogar kriminell geworden war! Schlechte
Wir entwickeln
Werte
„Buffett irritieren keine Börsenschwankungen und
ökonomischen
Zyklen“
Thomas Bobek,
Erste AM
Noten, Steuerhinterziehung und Ausreißversuche gehörten demnach noch zu den
geringsten Problemen des jungen Warren
während seiner Zeit an der Junior Highschool. „(...) ich benahm mich in der achten
und neunten Klasse asozial. Ich begab mich
in schlechte Gesellschaft und tat Dinge, die
ich nie hätte tun sollen. Ich war unglücklich“, wird Buffett zitiert. In einem Kaufhaus
klauten Warren und seine Clique „einfach
alles, was wir in die Finger bekamen. (...) ich
weiß nicht, warum man uns nicht erwischt
hat“, so die Geständnisse. Ende 1944 war
Buffett zum schlimmsten Delinquenten seiner Schule geworden: „Meine Noten waren
der bezifferte Ausdruck meiner Unzufriedenheit.“ Dass der junge Mann dann doch
auf den richtigen Weg zurückgefunden hat,
verdankte er letztlich seinen Eltern. Sie
wussten, wie Warren zu motivieren war und
drohten, ihm die Geldquelle des elterlichen
Hauses versiegen zu lassen. Offensichtlich
hat das etwas genützt: Über Geld verfügt
das „Orakel von Omaha“ heute mehr als
­genug. Da kann man die eine oder andere
Jugendsünde entschuldigen. Lassen wir den
„Altmeister“ abschließend noch einmal zu
Wort kommen: „Die Frage, wie man reich
wird, ist leicht zu beantworten. Kaufe einen
Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent
dafür.“
Buffet mit Buffett
Übrigens kann man sich auch ein vornehmes Mittagessen mit der lebenden Legende zum „Sonderpreis“ ersteigern. Dafür wurden
schon bis zu 3,5 Millionen
Dollar bezahlt. Auch eine
interessante Art und
Weise, seine Brötchen
zu verdienen, die
nicht so schnell imitiert werden kann.
Was wohl für das
„G e s a m t k o n zept“ Warren
Buffett seine
Gültigkeit
hat.
warren buffett
Das Leben ist wie ein Schneeball
Alice Schroeder. FBV. 1120 Seiten
Als Unternehmer sind wir
DXISURğWDEOH&KDQFHQ
fokussiert. Wir investieren in
XQVHUH,PPRELOLHQXP:HUWH
]XHQWZLFNHOQdie die S IMMO
DXFKLQ=XNXQIW tragen.
www.simmoag.at/projekte
BRENNPUNKT ° Kurzmeldungen aus der Hochfinanz
Bankenpleiten in Italien
Fed-Chefin: „Keine weitere Finanzkrise zu Lebzeiten“
Die EZB lässt zwei italienische Banken fallen. Die Abwicklung der Veneto
Banca und der Banca Popolare di Vicenza wird die italienischen Steuerzahler voraussichtlich Milliarden kosten.
US-Notenbankchefin Janet Yellen rechnet für viele Jahre nicht mehr mit einer
großen Finanzkrise.
Angesichts eines erheblichen Bestandes an
faulen Krediten wird die italienische Regierung den beiden Krisenbanken jetzt
rund fünf Milliarden Euro zuschießen
und anschließend zerschlagen. Die EUKommission gab dazu ihre Zustimmung,
nachdem die EZB-Bankenaufsicht die beiden Geldhäuser als wahrscheinlich nicht
mehr überlebensfähig eingestuft hatte. Die
italienische Großbank Intesa Sanpaolo hat
sich bereits zu einer Übernahme der gesunden Teile der Geldhäuser einverstanden
erklärt. Auf die Steuerzahler kommen hohe
Kosten zu. Angesichts des erheblichen Bestandes an faulen Krediten, die in eine Bad
Bank ausgelagert werden, könnte sich die
Summe für den Steuerzahler sogar auf bis
(mf)
zu zwölf Milliarden Euro belaufen.
Es würde wahrscheinlich zu weit gehen, zu
sagen, es werde niemals mehr zu einer weiteren Finanzkrise kommen, sagte Yellen auf
einer Veranstaltung in London. Sie hoffe
aber, dass das „nicht zu unseren Lebzeiten“
passieren werde. „Und ich glaube, dass das
nicht der Fall sein wird“, fügte sie hinzu. Inzwischen gebe es viel mehr Sicherheit.
Die jüngste Finanzkrise hatte 2008 ihren
Höhepunkt erreicht. Damals wurden weltweit Geldhäuser mit Hilfe von Steuermilliarden und Liquiditätsgarantien vor dem
Kollaps gerettet. In Reaktion darauf wurden
in vielen Ländern die Banken-Regulierung
und Aufsicht deutlich verschärft. Yellen
ergänzte, es wäre „keine gute Sache“, die
Reform der Finanzwirtschaft nach der Krise zurückzudrehen. US-Präsident Donald
Trump will Forderungen aus der heimischen
Bankenbranche nach weniger Vorschriften
Janet Yellen: Die Chefin des Federal Reserve
Board (Fed) versprüht Optimismus
weit entgegenkommen. Gefragt nach ihrem Verhältnis zu Trump wollte sich Yellen
nicht äußern. Sie sagte lediglich, sie habe ein
gutes Arbeitsverhältnis zu Finanzminister
Steve Mnuchin. Zur Geldpolitik bekräftigte
die Notenbankchefin ihre Haltung, wonach
der Leitzins weiterhin nur schrittweise an(Reuters)
gehoben werden soll.
Die Banken in London bereiten sich
auf den Brexit vor. Europäische Finanzmetropolen wie Frankfurt, Dublin oder
Paris werben um die Konzerne und um
deren Arbeitsplätze.
Bis zum 14. Juli müssen die Banken in London der Bank of England ihre Pläne für den
Brexit vorlegen. Und eines ist so gut wie
sicher: viele Jobs werden in Euro-Staaten
verlagert. Städte wie Frankfurt, Dublin oder
Paris werben nun um die Banken.
Anfang Mai beschloss die britische Großbank Standard Chartered, ihre EuropaZentrale in Frankfurt anzusiedeln – vorerst will sie aber nur 20 Arbeitsplätze dorthin verlagern. Es folgte die japanische
Investmentbank Nomura und der japanische Wertpapierhändler Daiwa Securities,
14
° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017
die ebenfalls Frankfurt als neuen Standort
in der EU wählten. Anfang Juli verlautete
Sumitomo Mitsui Financial Group, Japans
drittgrößte Bank, auch in der hessischen
Stadt am Main eine Tochter zu gründen.
Auch von Citigroup, Goldman Sachs und
Morgan Stanley ist laut Süddeutsche Zeitung zu hören, dass die Wahl auf Frankfurt
fallen könne. Ebenso erwägt die Deutsche
Bank, Teile ihres Handelsgeschäfts nicht
mehr in London, sondern in Frankfurt zu
verbuchen. Manche sehen in der deutschen
Finanzhauptstadt bereits den Gewinner im
Wettlauf der Standorte. Frankfurts Rivale
Dublin wirbt indessen mit den Gemeinsamkeiten, die Irlands Hauptstadt mit London
teilt: gleiche Sprache und Zeitzone und
ein ähnliches Rechtssystem. Der niedrige
Steuersatz auf Gewinne von nur 12,5 Pro-
zent lockt ebenfalls. Paris versucht ebenso,
bei diesem Rennen nicht ins Hintertreffen
zu geraten. Zwar hat Europas größte Bank
HSBC den Umzug von 1000 Mitarbeitern
und damit von 20 Prozent seiner Handelsumsätze nach Paris angekündigt, doch
das ist nur ein Einzelerfolg. Die meisten
britischen und amerikanischen Institute
verhehlen nicht ihre Vorliebe für Frankfurt
oder Dublin. Die Gründe dafür sind dieselben, die Frankreichs Wirtschaft insgesamt
zu schaffen machen: hohe Sozialabgaben,
hohe Steuern und ein komplexes Arbeitsrecht. Die Einstellung eines Mitarbeiters
in der Finanzbranche in Paris komme um
46 Prozent teurer als in Frankfurt. Ein zusätzlicher Nachteil sind die Mieten, die
Geldhäuser und ihre Mitarbeiter an der Sei(mf)
ne viel mehr kosten als am Main.
CREDIT: Shutterstock/aradaphotography
Abwanderung aus Londons Finanzzentrum hat begonnen
Kurzmeldungen aus der Hochfinanz
° BRENNPUNKT
EZB geht auf Abstand zur Fed – keine baldige Zinsanhebung zu erwarten
Die Europäische Zentralbank (EZB)
wird sich nach Einschätzung von
Kenneth Orchard, Portfoliomanager
beim Vermögensverwalter T. Rowe
Price, für den Schwenk in ihrer Geldpolitik Zeit lassen.
Die Äußerungen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi,
auf der Notenbankkonferenz in Sintra (Portugal) deuten darauf hin, dass die EZB die
Zügel in ihrer bislang lockeren Geldpolitik langsam anziehen wird. „Einen raschen
Schwenk im Stil der Fed, mit dem einige Markteilnehmer zur Mitte kommenden
Jahres rechnen, wird es bei ihr aber nicht
geben“, prognostiziert Kenneth Orchard.
„Zudem hat die Zentralbank in gewisser
Weise schon jetzt den Fuß vom Gas genommen.“ Der Portfoliomanager weist in
diesem Zusammenhang darauf hin, dass
die europäischen Währungshüter ihr Programm über langfristige Kredite an die
Geschäftsbanken (TLTRO II) bereits im
März beendet haben. Und im April habe die
EZB das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe um 20 Milliarden Euro auf 60
Milliarden Euro reduziert. Es gebe daher im
Markt Erwartungen, dass die Zentralbank
im September ein Auslaufen ihres Anleihekaufprogramms verkünden werde. „Das
hätte zweifellos negative Auswirkungen auf
die Kurse europäischer Staatsanleihen. Gestützt werden könnten die Anleihemärkte
aber dadurch, dass das Tempo, mit dem das
Programm ausläuft, deutlich geringer ist, als
es bereits jetzt antizipiert wird“, so Orchard.
Hinsichtlich des Zeitpunktes könnten sich
die Investoren Orchard zufolge täuschen.
„Wenn überhaupt, ist es viel wahrscheinlicher, dass der EZB-Rat bis zu seinem
Treffen im Oktober warten wird, um die
Entscheidung zu verkünden. Die Inflation
gibt derzeit keinen Anlass zur Sorge und im
September stehen in Deutschland Bundestagswahlen an. Alles zusammengenommen
schiebt das mögliche Zinserhöhungen nach
unserer Einschätzung weit in Richtung 2019
hinaus.“ Die EZB habe primär die Inflationsentwicklung und nicht das Wachstum
im Fokus habe. Solange der Inflationsdruck
gering bleibt, ist davon auszugehen, dass die
EZB versuchen wird, vorsichtig die Kon(mf)
junktur anzukurbeln.
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wirtschaftPanorama
Konjunktur Österreich: immer stärkerer puls
dynamisch wie nie zuvor. „Österreichs
Industrie hat ihr Wachstumstempo nochmals
deutlich erhöht“, so die UniCredit Bank Bank
Austria. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts ist im Juni auf 60,7 Punkte gestiegen.
Damit erreicht der Indikator nach Februar
2011 den zweithöchsten Wert seit dem Beginn seiner Erhebung im Herbst 1998. „Die
Industriekonjunktur zeigt nach wie vor ­keine
Ermüdungserscheinungen und startet dynamisch in den Sommer wie noch nie zuvor“,
meint UniCredit Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer. Der starke konjunkturelle
Zahlenspiele
­ ückenwind macht sich auch immer stärker
R
positiv am Arbeitsmarkt bemerkbar. „Die
Arbeits­losenquote dürfte in der Gesamtwirtschaft in Österreich von 9,1 Prozent im Vorjahr
auf 8,7 Prozent 2017 zurückgehen“, zeigt sich
Walter Pudschedl erfreut, ebenfalls Volkswirt
bei der Bank Austria. Auch das europäische
Umfeld zeitgt weiterhin Stärke: Der vorläufige
Einkaufsmanagerindex für die Eurozone ist auf
57,3 Punkte gestiegen und der jüngste IFOGeschäftsklimaindex für Österreichs Wirtschaft
hat mit 115,1 Punkten einen Höchstwert seit
1991 erreicht.
50
prozent der ersten Führungs­
ebene österreichischer Unterneh-
men geben an, die digitalen Pläne der eigenen
Firma sehr gut zu kennen. In der zweiten Führungsebene sinkt laut einer einer BFI Wien-Studie
dieser Wert auf 35 und darunter auf 15 respektive 13 Prozent. Dazu wurden mehr als 300 Spitzenkräfte in unterschiedlichen Branchen befragt.
„Es ist das Verständnis da, dass die Digitalisierung ein wichtiges Thema ist, aber ein strukturierter strategischer Ansatz ist scheinbar noch
nicht in dem Ausmaß vorhanden“, schließt Valerie Höllinger, Geschäftsführerin des BFI Wien, aus
den aktuellen Zahlen. Immerhin vier von fünf Füh-
unicredit bank austria einkaufsmanagerindex
saisonbereinigt
unbereinigt
rungskräften in den heimischen Unternehmen
fühlen sich aber gut oder sehr gut auf die digitale
Transformation vorbereitet. Ebenfalls vier von fünf
Führungskräften sind bereit, in die digitale Höherqualifizierung der Mitarbeiter zu investieren. Auch
die eigene digitale Fitness würden sich 83 Prozent der Führungskräfte – auf CEO-Level sogar 88
Prozent – etwas kosten lassen. Unter dem Strich
lautet das Fazit der Untersuchung: Österreichs
Führungskräfte fühlen sich trotz teils fehlender
Digitalstrategie im eigenen Unternehmen gut auf
die digitale Transformation vorbereitet. Dass sich
Männer dabei besser als Frauen einschätzen,
hänge laut Höllinger vermutlich immer noch mit
Quelle: IHS Markit, UniCredit Research
Automobilindustrie: neue Epoche angebrochen
dem stereotypen Rollenbild zusammen, dass
Frauen weniger technikaffin sind.
7,5
Millionen Euro hat Merck in den
Ausbau seines Werkes in Spittal/Drau
auflagen,Elektromobilität und die Digitalisierung
samt autonomem Fahren stellen die gesamte
Branche vor große Herausforderungen“, so eine
aktuelle Studie von PwC zum österreichischen
16 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Automobilmarkt. Die gute Nachricht dabei
lautet: Dem hohen Innovationsdruck halten heimische Unternehmen erfolgreich stand und
rechnen für 2017 mit Umsatzwachstum. Rund
die Hälfte der im Rahmen der Untersuchung
befragten österreichischen Automotive-Zulieferer erwartet einen Umsatzanstieg von mehr als
fünf Prozent, knapp ein Viertel eine Steigerung
von immerhin mehr als zehn Prozent. Ein weiteres Ergebnis der Analyse legt die Struktur der
Automobilindustrie in der Alpenrepublik offen:
In Österreich zählen vor allem Familienbetriebe, die sich teilweise zu sogenannten Hidden
Champions entwickelt haben, zu den führenden
Betrieben in ihrem speziellen Teilbereich der internationalen Märkte.
investiert. So lautet die gute Nachricht für den
Pharmastandort Österreich. Laut Merck tragen
18.000 direkte und 63.000 indirekte Beschäftigte des Sektors durch ihre Wertschöpfung knapp
drei Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt
in Österreich bei.
600
a r b e i t s p l ät z e werden
beim Pharmakonzern Shire am
Standort Orth an der Donau voraussichtlich abgebaut werden. Das ist die schlechte Nachricht
für den heimischen Pharmastandort. Noch
schlechter ist der Kahlschlag natürlich bei den
Mitarbeitern angekommen. Trotz Sozialplan geht
die Angst um, der nächste zu sein, der den Hut
nehmen muss.
CrediT: Shutterstock
Turbo eingeschaltet. „Globale Umwelt­
WIEN NORD
Wirtschaft ° Gründerszene
Aufgepasst, die Start-ups kommen!
Sie stehen für Innovation und modernen Unternehmergeist, fanden in Österreich aber lange keinen geeigneten
Nährboden. Dies soll sich nun ändern! Mit einer Reihe von öffentlichen und privaten Projekten könnten wir
schon bald zu einem bedeutenden Player im Kampf um die begehrten Gründer aufsteigen.
Moritz Schuh
an kennt sie, die Gründermärchen
aus dem Valley, aus Berlin oder
London. Geschichten von Studienabbrechern, die es mit einer raffinierten
Geschäfts­idee, Fleiß und etwas Glück bis
zum Millionen-Exit ihrer Start-ups schafften. Hierzulande schien es lange so, als ob
die neue Generation von Gründern nicht so
recht aus dem Nadelstreifschatten treten
könnte. Einem Aphorismus Gustav Mahlers
zufolge wäre er, sollte die Welt einmal untergehen, nach Wien gezogen, denn dort
passiert alles 50 Jahre später.
Nun ja, 50 Jahre hat es zwar nicht gedauert, aber mit einer gewissen Verzögerung scheint jetzt endlich auch die heimische Szene an Fahrt zu gewinnen. Auch
wenn die Traumdeals noch nicht im Wochenrhythmus abgeschlossen werden, so
entwickelt Österreich und allen voran Wien
gerade das Potential zu einem bedeutendem
Start-up-Hub in Europa aufzusteigen. Erst
Ende Juni konnte ein kleines Wiener Softwareunternehmen ihre Diabetes-App mySugr um einen kolportierten Preis von bis
zu 200 Millionen Euro an den Schweizer
Pharmariesen Roche veräußern.
Innovationsmotor Start-up
Im Europäischen Innovation Scoreboard, einer jährlichen Analyse der Innovationsleistung der EU-Mitgliedsstaaten,
konnte Österreich dieses Jahr ganze drei
Plätze gutmachen und rückte mit Platz sieben wieder bis an die Gruppe der Innova­
tion-Leaders auf. Eine stolze Leistung, doch
ein wesentlicher Punkt unterscheidet das
Spitzenfeld von den sogenannten StrongInnovators. Je technologisch-fortgeschrittener ein Land ist, desto mehr muss es nicht
18 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
nur in der Lage sein, vorhandene Technologien zu verbessern, sondern selbst die Technologiegrenze zu verschieben. Zu den
­stärksten Treibern solch radikaler Neuerung zählen ohne Zweifel Start-ups; also
jene Unternehmen, die laut Definition jünger als zehn Jahre sind, ein innovatives Produkt oder Geschäftsmodell anbieten und
ein signifikantes Umsatz- bzw. Beschäftigungswachstum aufweisen.
Aktuell entstehen in Österreich zwischen 500 bis 1000 neue Start-ups pro Jahr,
was etwa 1,5 bis 3,0 Prozent der Neugründungen entspricht. Der Standort Wien
nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da sich
dort knapp die Hälfte der heimischen Szene
tummelt. Dem globalen Trend folgend lässt
sich auch hier mit mehr als 60 Prozent der
Unternehmen eine Konzentration im Bereich Digital Industry erkennen.
Trotz des hohen geschäftlichen Risikos
überleben hierzulande überdurchschnittlich viele Firmen die kritischen ersten fünf
Jahre. Laut BMWFW kommen nur Schweden und Finnland etwas über den von Österreich erzielten Fortbestand von knapp
2/3 der Unternehmen hinaus. Ungeschlagen hingegen sind unsere Jungunternehmen in Sachen Internationalisierung. Unter
allen im European Start-up Monitor ver­
glichenen Ländern sind Österreichs Startups die aktivsten am europäischen Markt.
eine Herausragende
Förderlandschaft
Einer der kritischsten Punkte für den
Aufbau und Erhalt eines gründerfreundlichen Umfelds ist die Verfügbarkeit von Risikokapital. Besonders in diesem Bereich
hat sich, nicht zuletzt aufgrund politischer
„Dieses Förderpaket bringt
einen Turbo für
die heimische
Start-up-Szene“
Harald Mahrer,
BM für Wissenschaft, Forschung
und Wirtschaft
Initiativen, in den vergangenen Jahren in
Österreich einiges getan. Besonders in der
Frühphase (Pre-Seed oder Seed Stage) eines
Start-ups ist reichlich öffentliches und privates Kapital verfügbar. Neben den klassischen Business Angels und Venture Capital Fonds greifen die meisten Gründer auf
Angebote von Bund und Ländern zurück.
Als Finanzierungsoption für über 50 Prozent der Start-ups stellen öffentliche Förderungen die größte externe Kapitalquelle dar.
Hier spielen vor allem die Förderbank des
Bundes Austria Wirtschaftsservice (aws)
und die Forschungsförderungsgesellschaft
(FFG) eine tragende Rolle. Mit ihren Zuschüssen, Garantien, Beteiligungskapital
oder begünstigten Darlehn & Krediten sind
sie meist die erste Anlaufstelle in einer Phase, in der Banken risikobedingt ihre Unterstützung verweigern. Für Gründer in Wien
bietet auch die Wiener Wirtschaftsagentur
großzügige finanzielle Unterstützung. Jährlich stehen dem Fonds der Stadt etwa 40
Millionen Euro zur Unterstützung des Wirtschaftsstandortes zur Verfügung.
So sehr sich die österreichische Start­
finanzierung im internationalen Vergleich
auch abhebt, so schwierig gestaltet sich die
Anschlussfinanzierung für weitere Expan­
creditS: Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Martin Steiger, beigestellt, Wikipedia
M
°
Gründerszene   Wirtschaft
„Wien hat das
Potenzial, in die
europäische
Top-Liga der
Start-up-Hubs
aufzusteigen“
Roland Berger,
Roland Berger Strategy Consultants
sionen. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger kam zu dem
Schluss, dass sich hier maßgebliche Nachteile für den Standort entfalten. Mangelnde
finanzielle Unterstützung während der späteren Wachstumsphase (Growth- und Mature Stage) führte in der Vergangenheit zu
massiven Abwanderungen ins europäische
und amerikanische Ausland. Dies bedeutet,
dass just ab dem Zeitpunkt, ab dem ein
­öffentlich gefördertes Start-up auf eigenen
Beinen steht, häufig andere Staaten und
Steuersysteme davon profitieren würden.
Aktuelle Entwicklungen im
Start-up-Ökosystem
Wie eingangs erwähnt, befindet sich
Österreich auf einem guten Weg zu einem
international konkurrenzfähigen Gründerstandort. Erst Anfang des Jahres startete die
Regierung eine europaweit einzigartige
Start-up-Förderung. Mit einem neuen Maßnahmenpaket und Investitionen in Höhe
von zusätzlichen 185 Millionen Euro soll
Österreich bis zum Jahr 2020 zum Gründerland Nummer eins in Kontinentaleuropa
avancieren. Das sogenannte „Start-up Paket“ beinhaltet u.a. eine Lohnnebenkostenförderung während der Gründungsjahre,
eine Stärkung der Investorenseite mittels einer neuen Risikokapitalprämie und einen
vereinfachten Onlinegründungsprozess.
Um zur Erreichung des Ziels nicht nur
auf heimisches Potenzial zurückgreifen zu
müssen, wird mit dem zusätzlich enthaltenen Start-up Visum auch um internationale Gründer und Mitarbeiter geworben.
Der dafür ursprünglich anberaumte Starttermin Anfang Juli musste jedoch aufgrund
von Verzögerungen des Fremdenrecht­
„Start-ups sind
die Träger der
digitalen Transformation –
die disruptive
Kraft wird hier
unterschätzt“
Hansi Hansmann,
Business Angel
pakets auf 1. Oktober verschoben werden.
Doch auch die privaten Initiativen treten
nicht auf der Stelle. Zum bereits existierenden dichten Netz an Business Angels,
Coworking Spaces und Inkubatoren gesellen sich noch heuer drei weitere Prestigeprojekte hinzu. Erst Mitte Juni öffnete unter
großem Medieninteresse und im Beisein
zahlreicher Politprominenz der Start-upCampus factory300 in der Linzer Tabak­
fabrik seine Pforten. Ausgewählte Unternehmen sollen hier Zugang zu Arbeitsplätzen, Know-how und Investments bekommen. Neben einer Begegnungsfläche für
Start-ups und etablierte Unternehmen soll
die factory300 auch den Venture Capital
Fonds capital300 beherbergen. Aktuell werden darin für die Folgefinanzierung der betreuten Unternehmen bis zu 50 Millionen
Euro gesammelt.
Mit weXelerate bringt dann ab September einer der größten Start-up-Hubs Europas bis zu 100 nationale und internationale
Start-ups nach Wien. Zentral im noblen Design Tower am Donaukanal entsteht auf einer Fläche von über 9000 m2 ein Akzelerator-Projekt amerikanischen Ausmaßes.
Hinsichtlich des im 9. Wiener Gemeindebezirk geplanten Innovation Campus des
weltweit größten Coworking-Netzwerks Talent Garden müssen wir uns noch etwas gedulden. Aufgrund baulicher Schwierigkeiten
wird nach einer neuen Immobilie Ausschau
gehalten. Sowohl der Betreiber, als auch seine Partner A1, Raiffeisen Zentralbank und
die Wirtschaftskammer Wien halten aber
nach wie vor an dem Projekt fest. Bis spätestens Anfang nächsten Jahres will man eine
Fläche für bis zu 500 geteilte Büroarbeitsplätze und Eventräumlichkeiten finden.
„Die Zahl der
nach Risiko­
kapital suchenden Start-ups
geht in Österreich in die
Tausende“
Michael Altrichter,
Business Angel
° INFO-Box
Hubs: Wie in der Netzwerktechnik versteht man
darunter einen zentralen Knotenpunkt, der einzelne Akteure miteinander verbindet. Städte mit
lebhafter Gründerszene, lokale Netzwerke oder
„Coworking-Spaces“ werden im Start-up-Jargon
als „Hubs“ bezeichnet. Darin treffen unterschiedlichste Unternehmer aufeinander und
fördern untereinander Synergien, Kreativität und
Zusammenarbeit. Die Schaffung lebendiger
Hubs sollte Teil jeder erfolgreichen Politik zur
Förderung von unternehmerischer Tätigkeit sein.
Inkubatoren: Inkubator-Programme etwa von
privaten Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen oder Universitäten zielen auf die Förderung von Start-ups während ihrer Anfangsphase ab. Durch Mentoring, dem Einbringen
von Know-how und Ressourcen soll hier die
Idee in ein überlebensfähiges Unternehmen verwandelt werden. Solche Programme
konzentrieren sich also auf die Ausarbeitung
eines Geschäftsmodells, den Aufbau eines
Teams und das Finden von Investoren, um
das Start-up auf eigene Beine zu stellen.
Akzeleratoren: Die Mentoring-Programme
von Akzeleratoren dienen ebenfalls der Stärkung und der Weiterentwicklung von jungen
Unternehmen. Im Unterschied zu Inkubatoren
zielen diese aber auf Start-ups in ausgereif­
teren Entwicklungsphasen ab. Durch zeitlich begrenzte, aber intensive Betreuung soll
das Produkt zur Marktreife gebracht und der
Wachstumsprozess vorangetrieben werden.
Anders als bei Inkubatoren erfolgt das finanzielle und persönliche Engagement häufig
im Austausch gegen Unternehmensanteile.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 19
Wirtschaft ° Gründerszene
interview °
Dr. Stephan Jung,  Direktor des Accelerator Programms bei weXelerate
einen der größten Start-up-Hubs Europas,
geben Sie uns bitte einen Einblick dazu.
STEPHAN JUNG: weXelerate ist ein Startup- & Innovationszentrum, in dem Start-ups,
Mentoren, etablierte Unternehmen und Investoren miteinander vernetzt werden.
Wir glauben, dass unternehmerischer Innovationsprozess zukünftig verstärkt über
Firmengrenzen und Industrien hinaus
stattfinden wird und wollen mit unserem
Projekt ein dafür förderliches Umfeld schaffen. Moderne Unternehmen sind ständig
auf der Suche nach neuartigen Produkten
und Services für ihre Kunden. Start-ups mit
ihren flexiblen Lösungsansätzen und innovativen Technologien bieten hierfür die
perfekte Quelle. Durch Kollaborationen,
Beteiligungen oder Kunden-Lieferanten-Beziehungen könnten beide Seiten voneinander
profitieren. weXelerate ist als neutraler Vermittler in der Lage, eine Brücke zwischen
diesen beiden Welten zu bauen.
Welche Unterstützung und Vorteile bietet
weXelerate seinen Schützlingen?
Wir bieten unseren Start-ups viermonatige Acceleratorprogramme, wo sie neben
kosten­losen Arbeitsplätzen auch die intensive Unterstützung zweier persönlicher
Mentoren genießen. Dabei handelt es sich
beispielsweise um Personen des hohen Managements von Unternehmen wie Google,
Uber oder Twitter. Zusätzlich haben die
Gründer laufend Zugang zu Experten in Bereichen wie bspw. Social Media, Marketing
oder Förder- und Rechtsberatung, bei denen sie individuelle Sprechstunden buchen
können. Ein weiterer zentraler Punkt eines
Multicorporate-Accelerators ist Peer-toPeer-Learning. Ich sehe selbst bei meinen
Kindern, wie stark deren persönliche Entwicklung von Gleichaltrigen abhängt. Sie
kommunizieren auf einer Ebene miteinander, sei es beim Laufen, Lernen oder Fahrrad
fahren. Warum sollte sich das im Erwach-
20 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
senenalltag ändern. Während regelmäßiger
Challenges werden die Teilnehmer ihre gegenwärtigen Erfolge, Probleme und Ziele
präsentieren. Ihnen gegenüber sitzen dann
49 Gleichgesinnte, die vielleicht schon vor
ähnlichen Hürden standen und ihre Erfahrung teilen können. Hervorzuheben ist, dass
wir von weXelerate keine Anteile im Gegenzug für unsere Services verlangen.
Sie erwähnten die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Teilnehmer, auf Startups aus welchen Bereichen zielen Sie ab?
Wir betreuen Unternehmen aus den Industrien, Medien & Entertainment, Banking
& FinTech, InsuranceTech, Industrie 4.0
& IoT sowie Energy & Utilities. Zusätzlich adressieren wir Start-ups, die sich mit
technologischen Querschnittsthemen wie
Blockchain, AI, Chatbots oder Big Data befassen. Dabei fokussieren wir uns derzeit auf
den deutschsprachigen Raum sowie Zentralund Osteuropa. Grundsätzlich dürfen sich
aber Unternehmen von überall auf der Welt
bewerben. Die Start-ups für den zweiten
Batch können sich noch bis Mitte November
online bewerben und uns ihr Geschäftsmodel vorstellen. Auf Basis dessen entscheiden
wir dann, wen wir für ein persönliches Gespräch nach Wien einladen.
Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung
und Dynamik der heimischen Szene ein?
Wir können definitiv auf eine sehr positive Entwicklung während der letzten
Jahre zurückblicken. Dies liegt einerseits
an einem allgemein gesteigerten ­Interesse
der Öffentlichkeit am Thema Start-ups und
Unternehmensgründung, zum anderen an
stärkerem politischen Engagement. Blickt
man nach Großbritannien, Israel oder die
USA erkennt man jedoch schnell, dass
dort nochmal ganz andere Dimensio­nen
herrschen. Wir sind auf einem guten Weg,
müssen aber verstehen, dass diese Entwicklung sehr stark mit der herrschenden Kultur
und dem Wandel von Mindset verbunden
ist. Spätestens, wenn die ersten heimischen
Start-ups wieder vom Markt verschwinden,
wird sich weisen, ob wir derzeit einen Hype
erleben oder ob wir gerade eine substanzielle Entwicklung durchmachen. Ich habe
keine Angst, dass wir uns in Öster­reich momentan in einer solchen Blase bewegen.
Bisher ist unser Ökosystem noch sehr abgeschlossen; wer sich hier heraus­entwickelt,
lässt die Heimat rasch hinter sich. weXelerate versucht durch seinen internationalen
Ansatz den Gründerstandort Österreich ein
Stück attraktiver zu machen, um nicht nur
heimische Firmen zu halten, sondern auch
ausländische Start-ups anzulocken.
Wodurch unterscheiden sich die Rahmen­
bedingungen für Gründer hierzulande von
jenen in Berlin, London oder Paris?
In jeder der erwähnten Städte herrschen
andere Rahmenbedingungen. Was die
öster­reichische Politik bisher sehr gut gemacht hat, ist das heimische Förderwesen.
Fakt ist aber, dass es nach wie vor relativ
bürokratisch und teuer ist, eine Unternehmung zu gründen. Ich würde mir wünschen,
dass hier ein europäischer Rahmen geschaffen wird. Dies würde auch Investitionen und
Finanzierung erleichtern. Ein ausländischer
Venture Capitalist ohne Büro in Deutschland
oder Österreich investiert derzeit ungern in
eine österreichische Rechtsform, da er die
Gesetzeslage einfach nicht kennt. Ein einheitlicher und unbürokratischer Standard
würde die Wettbewerbsfähigkeit Europas
erheblich stärken.
credit: beigestellt
GELD ° weXelerate eröffnet im September
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bankingPanorama
Vorsicht: robo-advisors
Neu: zinsgarant
Geld Zurück! Der
Vor- und nachteile. Bei Robo-Advisors
Interessanter korb. Die Bank Austria wirft
handelt es sich um Software, die die Bedürfnisse
des Kunden abfragt und in nur wenigen Sekun­
den ein Anlage-Portfolio maßschneidert. Bei der
Partner Bank rät man allerdings zur Vorsicht:
„Ob diese Online-Angebote besser perfor­
men als ein aktiv gemanagter Fonds, muss die
Zukunft erst zeigen. Aufgrund eines Online-Fra­
gebogens kann die reale Anlagesituation des
Kunden nicht wirklich erfasst werden. Eine aus­
führliche face to face-Kommunikation ist in
Geldgeschäften unabdingbar. Bei der Partner
Bank steht deshalb das Beratungsgespräch an
erster Stelle, Expertenwissen ist unersetzbar“,
heißt es dazu. Aber auch die Vorteile der vir­
tuellen „Finanzroboter“ will man bei der Partner
Bank nicht verschweigen: „Die Kosten sind ge­
ring, sie betragen jährlich unter ein Prozent des
Anlagebetrags.“
ein neues Produkt auf den Markt: Nämlich die
Zins Garant Anleihe 3/2024, bezogen auf den
sogenannten „Multi Asset Index“. Dieser bildet
eine Investition in einen Korb und eine Bar­
komponente ab. Der Korb setzt sich dabei aus
internationalen Aktienindizes (Zielgewichtung
55 Prozent), börsengehandelten Fonds auf
europäische sowie US-amerikanische Staatsan­
leihen (25 Prozent), börsengehandelten Fonds
auf Unternehmensanleihen (15 Prozent) sowie
Gold (5 Prozent) zusammen und wird alle drei
Monate an die Zielgewichtung angepasst. Sei­
tens der UniCredit Bank Austria heißt es zu dem
Produkt (ISIN: AT000B044144): „Mit der neu­
en Zins Garant Anleihe bieten wir In­vestoren
im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld inte­
ressante Anlagechancen.“ In den ersten fünf
Jahren bringt die Anleihe gesicherte Zinszah­
lungen in Höhe von 0,45 Prozent per annum
und zum Laufzeitende besteht die Möglichkeit,
zu 50 Prozent an einer positiven Wertentwick­
lung des Index teilzuhaben. Zusätzlich bietet die
Zins Garant Anleihe100 Prozent Kapitalsicher­
heit zum Laufzeitende und soll damit vor allem
sicherheitsorientierten Anlegern entscheidend
entgegenkommen. Die Laufzeit beträgt sechs
Jahre und sieben Monate, wobei die Anleihe un­
ter normalen Marktbedingungen zum aktuellen
Kurs veräußert werden kann.
Verein für
Konsumenten­
information
(VKI) hatte Anfang 2017 erfolgreich eine
Klage gegen die BAWAG P.S.K. geführt. Ge­
genstand des rechtskräftig entschiedenen
Urteils waren Klauseln zum Zahlungsverzug
in Kreditverträgen (zum Beispiel: Super­
schnellKredit, Wohnbaukredit). Die BAWAG
hatte laut Ansicht des VKI Kreditnehmern,
die mit ihren Zahlungen in Rückstand ge­
raten waren, auf Basis dieser Klauseln
unzulässige Verzugszinsen und Mahnspe­
sen verrechnet. In Folge startete der VKI
eine Sammelaktion für die Betroffenen.
Nunmehr konnte mit der BAWAG eine au­
ßergerichtliche Einigung für Konsumenten
erzielt werden. Die Bank wird die Konto­
salden richtigstellen bzw. entsprechende
Kompensationen leisten.Betroffene Kunden
wird die BAWAG von sich aus informieren,
dass die Verzugszinsen gutgeschrieben
werden. Auch verrechnete Mahngebühren
müssen zur Gänze den Kundenkonten gut­
geschrieben werden. Dies kann jedoch
nicht automatisch erfolgen. Hier bietet der
VKI eine Unterstützung zur Durchsetzung
der Ansprüche an.
bawag – vs. – vki
Erste Bank: Tipps für die urlaubskassa
zeit ist auch die Zeit, in der der Euro locker sitzt.
Die Erste Bank hat Tipps veröffentlicht, die hel­
fen können, die Urlaubsrechnung im Zaum
zu halten. So sind Kreditkarten aufgrund ihrer
Sicherheit empfehlenswert. Geht die Karte ver­
loren oder wird sie gestohlen, kommt im Falle
von Missbrauch die Bank für die Schäden auf,
sofern der Inhaber nicht fahrlässig gehandelt
hat. Zur Bargeldbehebung sind Visa und Co. al­
lerdings nicht gedacht und sollten aufgrund
der relativ hohen Gebühren nur in Notfällen für
Barbehebungen verwendet werden. Während
Auslandsaufenthalten empfiehlt die Erste eine
Kombination aus unterschiedlichen Zahlungs­
22 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
mitteln.Etwas Bargeld,eine Bankomatkarte und
eine Kreditkarte gehören in jede Urlaubsbrief­
tasche.Als Geldreserve für den „Notfall“ gibt es
auch wieder aufladbare Prepaid-Karten. Wei­
ters praktisch: In den Mitgliedsländern der EU
mit Euro als Währung ist das Bezahlen mit Ban­
komatkarte kostenlos.
„1000er“ laufen ab
scheidung vom schilling. Grundsätz­
lich haben Schilling-Banknoten, die bereits vor
der Euro-Einführung ihre Funktion als gesetz­
liches Zahlungsmittel verloren haben, eine
Umtauschfrist von 20 Jahren.Bei der 500-Schil­
ling-Banknote „Otto-Wagner“ und dem 1000er
„Erwin Schrödinger“ läuft diese Frist am 20.
April 2018 ab. Beide Scheine verlieren dann
ihre Gültigkeit, worauf die Oesterreichische
Nationalbank in einer Info-Tour jetzt aufmerk­
sam macht. Wichtig: Alle Banknoten der letzten
Schilling-Serie können jedoch zeitlich unbe­
grenzt umgetauscht werden.
CrediTS: Shutterstock
aufpassen bei Kreditkarten. Die Reise­
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x ^ŵĂƌƚƉŚŽŶĞĂůƐWĂLJŵĞŶƚĞŶƚĞƌ͗Neue Services auf dem Prüfstand
x 18/01/18 –W^// auf der Zielgeraden:
Update zu XS2A & Autorisierungs-Verfahren
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Objektivität schlägt Emotion
Quantitative Investments und methodisches Vorgehen bereiten die Basis zum richtigen Anlagemix, weiß
­Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft. Außerdem verrät sie die
Geschäfts­strategie ihres Hauses im Zeitalter von Internet, E-Banking & Co.
Harald Kolerus
GELD ° An den Börsen konnten Anleger seit
der weltweiten Finanzkrise viel Geld verdienen.
Wie lange kann die Hausse noch anhalten?
susanne höllinger: Die Aktienhausse ist
nun schon im achten Jahr. Rund 85 Prozent der
Aktienmärkte im MSCI All Country World Index sind über dem 200-Tage-Moving-Average.
Die Wirtschaftsaussichten haben sich zuletzt
deutlich verbessert, weshalb auch die Gewinnerwartungen der börsennotierten Gesellschaften
in Summe gestiegen sind. Diese gesteigerten
Erwartungen bergen auch das Risiko von Gewinnenttäuschungen und Kursrückgängen.
Eine technische Korrektur von fünf bis zehn
Prozent wäre die Folge. Die Experten der Kathrein Privatbank setzen im Aktienmanagement
auf unterschiedliche Strategien. Neben dem
Kursmomentum werden auch fundamentale
Bewertungsfaktoren – wie z.B. Preis/Buchwert,
Cashflow oder Gewinnwachstum – und Änderungen in den Analystenschätzungen bei der
Titelauswahl ­herangezogen.
Verbesserung zu identifizieren und objektive
ökonomische Kriterien für Investitionsentscheidungen zu entwickeln.
Die „Objektivierung“ von Investitionen unterscheidet den Quantitativen Investmentstil von
anderen, oft in hohem Maße intuitiven Methoden. Da sich Kapitalmärkte manchmal in sehr
kurzen Intervallen ändern, werden die entwickelten Modelle laufend kontrolliert und
adaptiert. Dadurch kann flexibel und schnell
auf neue Marktsituationen reagiert werden.
Gibt es auch Assets, von denen Sie abraten?
Es kommt bei der Veranlagung in erster Linie
auf den richtigen Mix an, daher haben wir keine Liste von Assets, in die wir nicht investieren.
Wir meiden komplex strukturierte Produkte.
Nicht gewichtet sind wir in: Mortgage Baked
Securities, Collateralized Debt Obligation, CoCos oder Senior Loans. Auch wird auf eine hohe
Liquidität des Instruments großer Wert gelegt.
Experten rechnen mit vorsichtig steigenden
Welchen Anlagemix empfehlen Sie?
Zinsen. Wie sollten Anleger reagieren?
Wir folgen bei Veranlagungsentscheidungen
einem klar definierten methodischen Ansatz – dem Quantitativen Investmentstil. Ziel
ist es, Möglichkeiten für eine Performance-
Die leicht anziehende Inflation bedeutet, dass
Sparer in Europa real Geld verlieren, wenn die
Inflationsrate die Zinsen „auffrisst“. Kreditnehmer hingegen können sich freuen, Sie können
° kathrein performance übersicht per 16. Juni 2017
Kathrein Mandatum 25
Kathrein Dynamic Asset Allocation
NDR Active Allocation-Kathrein
Kathrein Global Enterprise
HCM Pfandbrief+
SRI FONDS
KCM Aktien Global SRI (R)
KCM SRI Bond Select
24 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017
1 Monat
0,36 %
– 1,07 %
– 0,24 %
0,65 %
0,71 %
0,08 %
0,77 %
seit 01.01.2017
1,92 %
4,90 %
1,82 %
3,30 %
1,06 %
12 monate
4,77 %
11,82 %
9,86 %
13,89 %
0,92 %
3 Jahre
13,38 %
12,25 %
–
31,59 %
7,72 %
3,62 %
3,67 %
17,79 %
–
35,06 %
–
Geld aufnehmen, das real – nach Abzug der Inflation – weniger wird. Sparer werden das Geld
nicht mehr sparen, sondern investieren oder
konsumieren, was ja das Ziel der EZB ist, da so
die Konjunktur angekurbelt wird. Die Kreditnehmer wie Konsumenten und Unternehmer
werden motiviert, neue Investitionsprojekte
anzugehen. Beide Situationen sind langfris­
tig bei negativen Zinsen nicht gesund für eine
Volkswirtschaft und führen zu Verwerfungen.
Stichworte: Immobilienblase und unwirtschaftliche Projekte, die sich gerade noch im
Vergleich zu einer negativen Verzinsung am
Konto rechnen.
Wir setzen bei unserer Strategie zum Vermögensschutz auf ein breit diversifiziertes Portfolio mit dynamischer Aktiengewichtung
inklusive Rohstoffen und einer aktiven Laufzeitensteuerung im Anleihenbereich sowie
Inflation Linked Bonds. Gold wird als Baustein
des Gesamtvermögens von sehr vielen Kunden
genutzt, entweder als Goldkonto oder physisch.
Die aktuelle Ertragserwartung in unserer Asset
Allokation mit 25 Prozent Aktien ist rund zwei
Prozent.
E-Banking und das Internet ordnen die Bankenlandschaft neu. Wie reagiert die Kathrein?
Die von Kathrein bereits angebotenen digitalen Dienstleistungen reichen derzeit vom
Online-Zahlungsverkehr über die Portfolioanalyse bis zum Realtime Status SMS, bei dem
Kunden über den Status ihrer Order an der
Börse informiert werden. Kathrein wird sich
auch in Zukunft daran orientieren, die Kernkompetenzen durch digitale Dienstleistungen
zum Nutzen der Kunden zu verstärken und
auszubauen. Dabei werden wir als Nächstes
verstärkt auf die Unterstützung des Beratungsprozesses und um weitere Verbesserungen im
credit: beigestellt
°
Interview mit Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank   ExpertsTalk
Order­managementprozess setzen. Eine Ko­
operation mit dem einen oder anderen Fintech,
das interessante ergänzende Anwendungen anbietet, ist dabei ebenso geplant. Insgesamt wird
die fortschreitende Digitalisierung unser Geschäftsmodell sinnvoll ergänzen, in manchen
Bereichen auch wesentlich verändern. Dennoch
lebt Private Banking von der intensiven persönlichen Auseinandersetzung und vor allem
vom Vertrauen. Da vermögende Kunden in
der Regel im Private Banking Vermögensverwaltungs- oder Vermögensberatungsverträge
haben, wird ein Online-Transaktionsservice am
Depot der Privatbank bei uns selten nachgefragt. Da die Beratung inkludiert ist, ist es ein
Mehrwert für den Kunden, vor einer Transaktion mit dem Private Banker zu sprechen und
diese gleich bei ihm in Auftrag zu geben. Dies
entbindet den Kunden vom Transaktionsrisiko
durch eine mögliche Fehleingabe, das er sonst
selbst tragen müsste, und bietet einen Re-Check
über die eigene Marktmeinung. In der Vermögensverwaltung übergibt der Kunde das Timing
und die Entscheidung über die Transaktion im
Rahmen seiner Vorgaben an den Vermögensverwalter. Die durchgeführten Transaktionen
sind jederzeit online im Reporting nachvollziehbar.
Welche Produkte und Serviceleistungen werden
von Ihren Kunden am stärksten nachgefragt?
Die Tendenz geht klar zur Vermögensverwaltung, man will wieder, dass Spezialisten
Verantwortung übernehmen. Sehr viel liquides
Geld auf mit null verzinsten Konten wird wieder
investiert! Am stärksten wird unser breit diversifizierter Asset Allokation Fonds Mandatum
25 mit einer durchschnittlichen Aktienquote
von 25 Prozent nachgefragt. Dieser Fonds hat
ein sehr gut ausgewogenes Return/Risikoprofil
Mag. PhDr. Susanne
Höllinger, Vorstandsvorsitzende Kathrein Privatbank
Aktiengesellschaft
und wurde bei den Dachfondsawards mit dem
1. Platz in der Kategorie „Anleihenorientiert –
dynamisch“ ausgezeichnet. In einem unsicheren
Umfeld ist Diversifikation die beste Strategie.
Auch Total Return-Konzepte sind wieder gefragt. Der Kathrein Dynamic Asset Allocation
Fund ist ein Total Return Fonds mit dem Ziel,
unabhängig von der gegenwärtigen Marktphase einen absoluten Ertrag zu erzielen. In
diesem Fonds wird die völlig flexible Aktienquote (0–100%) von einem quantitativen
Mo­dell bestimmt. Der Algorithmus untersucht
unterschiedliche Anlageklassen in Ländern
und Sektoren auf Trends, die es dem Investor
ermöglichen, von aktuellen Markttrends zu
profitieren. Die Umsetzung selbst erfolgt effizient mittels Exchange Traded Funds (ETFs).
In diesen volatilen und unsicheren Markphasen können wir all unser Know-how für unsere
Kunden einsetzen. Der Kathrein Global Enterprise investiert weltweit in Value-Titel und
verfolgt einen Minimum Varianz-Ansatz. Der
Pfandbrief plus investiert in Pfandbriefe mit
kurzen Laufzeiten und erwirtschaftet einen Zusatzertrag mit einer Overlay-Strategie.
SRI-Fonds, die nach ethischen Kriterien investieren, bietet unser Tochterunternehmen
Kathrein Capital Management im Aktien- mit
dem KCM Global SRI und im Unternehmens-
zur person:
Susanne Höllinger hat Wirtschaftspädagogik an
der WU Wien studiert und hat ihr akademisches
Wissen um den PhDr. in Gesundheitsmanagement erweitert. Sie ist seit 1990 in der Finanzbranche tätig und hat ihre Marktkenntnisse und
Managementerfahrungen durch verschiedene
Führungspositionen im Wertpapierbereich aufgebaut. Seit Jänner 2013 ist sie Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank AG.
anleihen-Segment mit dem KCM SRI Bond
Select an.
Kathrein räumt bei wichtigen Auszeichnungen
mit schöner Regelmäßigkeit Spitzenplatzierungen ab. Wie wichtig sind solche Preise?
Eine Award ist ein Qualitätsnachweis für die erbrachte Leistung und freut die Fondsmanager
und die Gesellschaften gleichermaßen. Für bestehende Kunden ist es eine Bestätigung ihrer
Entscheidung, mit uns zusammenzuarbeiten,
und für potenzielle Kunden ein Kriterium, das
in den Auswahlprozess mit einfließt. Speziell
der Dachfonds Award setzt hier Jahr für Jahr
­einen Qualitätsstandard.
www.kathrein.at
juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 25
BANKING ° FinTechs
Die Konkurrenz schläft nicht
Die klassische Finanzdienstleistung ist im Umbruch. Laut einer Studie von PwC Österreich erwarten
83 Prozent der etablierten Finanzinstitute Geschäftseinbußen durch FinTechs. Bei den Banken beläuft sich
­dieser Anteil sogar auf 95 Prozent. Was steckt nun hinter den IT-basierten Erfolgsmodellen?
Mario Franzin
er Ausdruck FinTech leitet sich von
Financial Technology ab und bedeutet im Wesentlichen die Übernahme von
traditionellen Bank- und Versicherungsdienstleistungen durch neue IT-basierte
Sys­teme. Vor allem im Bereich Zahlungsabwicklung (Mobile Banking und Mobile Payment) wachsen neue Anbieter wie die Pilze
aus dem Boden. In Österreich sind bereits
14 Anwendungen für Bezahlsysteme über
Smartphones im Gebrauch. Am bekanntes­
ten ist in Österreich Number26, die heute
unter dem Namen N26 firmiert. Über das
reine Bezahlsystem hinaus bietet N26 auch
Gratis-Kontoführung samt Kreditkarte an.
Die beiden Gründer der Banking-App, Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal,
stammen aus Wien, gründeten ihr Start-up
jedoch in Berlin. N26 bot Girokonten in
Kooperation mit der deutschen Wirecard
Bank an, womit auch österreichische Kunden ein deutsches Girokonto mit deutschem
IBAN erhalten haben. Auch die Einlagen­
sicherung war die des deutschen Staates.
Mittlerweile verfügt N26 über eine eigene
26 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017
Vollbank-Lizenz und dehnt ihr Service auf
Geldanlage (N26-Savings) aus. Bei N26 erhält man keine Bankomatkarte, sondern
nur eine Kreditkarte, mit der allerdings
Bargeld­abhebungen fast immer gratis möglich sind. N26 ist eine reine Online-Bank,
was heißt, dass auch das Girokonto ein
reines Online-Konto ist und somit alle Buchungen und Anpassungen über die N26App oder die Website gemacht werden. Andere Mobile Payment-Anbieter, wie z.B.
bluecode.com, haben Kooperationen mit
etablierten Banken. Im Falle von Bluecode
sind das die Erste Bank und die Hypo Tirol
Bank. Bei Kunden, die ihr Konto bei anderen Banken haben, werden die Zahlungen
via Lastschrift vom Konto abgezogen.
pwc-Studie weist groSSe Defizite
bei herkömmlichen Banken nach
Im Global FinTech Report vom März
2017 (pwc.com/fintechreport) stellte PwC
fest, dass 2015 in den Aufbau von FinTechs
12,2 Milliarden Dollar geflossen sind – doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Am stärksten
„FinTechs
könnten bis
2020 knapp
ein Drittel der
Marktanteile in
der Finanzindus­
trie erobern“
Dieter Harreither,
PwC Österreich
dringen die Newcomer in den Bereich Consumer Banking ein, an zweiter Stelle in den
Bereich Zahlungsverkehr und an dritter
Stelle als sog. Robo-Advisor in den Bereich
Investment & Wealth Management. Interessant ist, dass die Studienteilnehmer aus dem
Zahlungsverkehrssektor damit rechnen, in
den nächsten fünf Jahren bis zu 28 Prozent
ihres Marktanteils an FinTechs zu verlieren,
67 Prozent nannten Druck auf ihre Gewinnmargen als größte Bedrohung im Zusammenhang mit FinTechs, dicht gefolgt vom
Verlust von Marktanteilen mit 59 Prozent.
Wie die Zusammenarbeit Bank mit
Fintech eingeschätzt wird
Die größte Herausforderung bei der
­Zusammenarbeit mit FinTechs sei die IT-­
Sicherheit (53%), die Zusammenarbeit mit
FinTech-Unternehmen erfolgt am häufig­
sten in Form von Kooperationen (32%).
Schätzungen für globale Investitionen im
Bereich FinTech liegen in den nächsten drei
bis fünf Jahren weit über 150 Milliarden USDollar. „Wenn man bedenkt, wie schnell
sich die neuen Technologien entwickeln,
können es sich traditionelle Finanzinstitute
nicht leisten, FinTech zu ignorieren. Dennoch hat unsere Studie ergeben, dass im-
credit: beigestellt/Archiv
D
°
FinTechs   BANKING
° Fintechs im Zahlungsverkehr
merhin 25 Prozent der Unternehmen sich
in keiner Weise mit FinTech auseinandersetzen. Angesichts des immer schneller
voranschreitenden technologischen Wandels kann sich aber kein Finanzinstitut auf
seinen Lorbeeren ausruhen“, erklärt Dieter
Harreither, Partner und Leiter Technology
Consulting bei PwC Österreich.
Auch der Handel mit Kryptowährungen
– wie Bitcoin oder Ethereum – wird über
z.B. coinfinity.com, coinimal.com oder bitpanda. com durchgeführt. Dieser Bereich
ist überhaupt eine Fintech-Domäne, da für
Bitcoin weder für die Aufbewahrung, noch
für die Transaktion ein Bankkonto benötigt
wird. Dabei brechen FinTechs nicht nur in
die Domäne des Zahlungsverkehrs und der
Kontoführung ein, lendico.at und cashpresso.at bieten vom Bankkonto unabhängige
Überziehungsrahmen an. Kreditvermittlungen etablieren sich als Kreditbroker bzw.
Vermittlung von Privaten an Private (P2P).
Die Cloud-Finanzierung ist eine Kredit­
finanzierung für Start-ups und mittelständische Unternehmen, bei der neben den seltenen Eigenkapitalbeteiligungen zumeist
nachrangige Darlehen vermittelt werden –
ohne jeglicher Beteiligung einer Bank.
Robo-Advisor im Kommen
Ein weiterer Bereich, der den Banken
und Kapitalanlagegesellschaften abspenstig
gemacht wird, ist die Vermögensveranlagung. Hier punkten vor allem automatisierte Handelssysteme, denen zumeist ein Art
Beratermodul vorgeschaltet ist. Man klickt
sich durch einen Fragenkatalog, dessen
Auswertung die Risikobereitschaft des Anlegers ermittelt. Kombiniert mit dem gewünschten Anlagehorizont werden bestimmte Portfolios mit unterschiedlichen
Risikostufen vorgeschlagen. Eines der
Hauptassets dabei sind die niedrigen Gebühren. Einer der Marktführer im deutschsprachigen Raum ist Scalable Capital, bei
der im Juni BlackRock eingestiegen ist.
n26.com (ehemals unter number26 bekannt) ist ein deutsches FinTech, das von zwei
Österreichern in Berlin gegründet wurde und u.a. in Österreich aktiv ist. Seit vergangenem
Jahr bietet N26 auch unter dem Namen N26-Invest in Kooperation mit dem FinTech Vaamo
Robo-Advisory an. Kunden können ab einem Betrag von zehn Euro in einen automatisierten
Handel von Anleihen und Aktien veranlagen.
bluecode.com bietet mobiles Bezahlen mit dem Smartphone an. Dazu muss man sich die
App auf sein Smartphone laden und das Bankkonto mit der App verbinden. Kooperationspartner von Blue Code sind die Erste Bank und Sparkassen sowie die Hypo Tirol Bank. Alle
anderen Bankkunden nützen die App mit einer Sepa Lastschrift.
dimoco.at bietet mit dem Service „carrier billing“ ein mobiles Bezahlsystem an, das über
den Mobilfunkanbieter abgerechnet wird. Über die Dimoco Carrier Billing API bekommt der
Kunde einen Pin-Code per SMS zugesendet, um den Kauf zu bestätigen.
nexperts.com entwickelt White-Label Wallet Lösungen für Banken, Paymentprovider und
weitere Unternehmen. Zusätzlich bietet Nexperts die Shopping-Wallet App Wallegro an.
k-wallet.com erlaubt dem User in ausgewählten Lokalen und Shops das Zahlen mit dem
Smartphone über die kWallet App.
payolution.com bietet eine White-Label Lösung für Onlineshops zur Bezahlung auf Rechnung oder auf Raten.
fonmoney.de ermöglicht das Versenden von Prepaid-Guthaben in verschiedene Länder
weltweit. Dazu benötigt man nur die Telefonnummer des Empfängers. Bezahlt wird mit Kreditkarte, Paysafecard oder per Sofort-Überweisung.
komfortkasse.eu automatisiert Offline-Zahlungen an Webshops. Ganz egal ob Vorkassa,
Nachnahme oder Zahlungen auf Rechnung. Außerdem erkennt komfortkasse Differenzen
in den Beträgen und kann je nachdem eine Gutschrift oder eine Zahlungserinnerung über
den Restbetrag an den Kunden senden.
predict.eu nützt historische Banktransaktionsdaten, um Kontostandsvorhersagen für
­Online-Banking-Nutzer zu generieren. Dieses Tool wird Banken zur Implementierung angeboten. So arbeitet z.B. die Erste Bank mit predict.eu zusammen.
° Robo-Advisor – automatisierte veranlagung
Whitebox (whitebox.eu) bietet automatisierte Vermögensanlage ab 5000 Euro an. Die Rendite der Portfolios liegt nach Auskunft des Anbieters seit Start im Jänner 2016 zwischen 5,8
und 25,6 Prozent. Das aktive Risikomanagement wird mit passiven Produkten (ETFs) umgesetzt. Kernpunkt des Beratungsmoduls ist neben der reinen Geldanlage in drei verschieden
riskante Portfolios die Definition und das Erreichen von spezifischen Anlagezielen.
Scalable Capital (scalable.de) holte sich über eine neue Finanzierungsrunde 30 Millionen
Euro, wobei BlackRock den Großteil dazu beisteuerte. Insgesamt flossen bereits 41 Millionen Euro in den Robo-Advisor, der mittlerweile rund 250 Millionen Euro an Kundenvermögen verwaltet. Die Depotführung liegt bei der Baader Bank, als Vollkosten für die Geldanlage
werden ein Prozent p.a. angegeben (0,25% Kosten der ETFs + 0,75% Verwaltungskosten).
moomoc (moomoc.com) ist ein österreichisches Start-up, das 20 verschiedene Portfolios
für Aktienveranlagungen anbietet, die von systematischen Tradingprogrammen ge­steuert
werden. Möglich ist eine Einmalanlage ab 10.000 Euro oder Aktiensparen über einen
monatlichen Sparplan ab 50 Euro. Anfang Mai feierte moomoc das einjährige Jubiläum
seiner Aktienstrategien, wobei der Top-Performer „Perseus“ bereits an der 40 Prozent-Marke
kratzte. Für selbst sehr aktive Anleger bietet moomoc auch einen Signalservice.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 27
Zeit der Bewährung – Zeit der Ernte
Eine klassische Regionalbank mit überregionaler Bedeutung – das ist die Hypo Vorarlberg, die seit letztem Jahr
an einem neuen, größeren Standort in der Wiener Innenstadt vertreten ist.Als erste Vorarlberger Bank freut
sich die Hypo Vorarlberg über ein sehr gutes Rating im Bereich Nachhaltigkeit.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedin-
gungen sind nicht einfacher geworden, trotzdem ist es der Hypo Vorarlberg gelungen, im
vergangenen Jahr ein attraktives Ergebnis zu
erwirtschaften. Welche Faktoren waren dafür
ausschlaggebend?
Johannes Hefel: Die Nähe zu unseren
Kunden, hohe Flexibilität und schnelle Entscheidungen. Kurz zusammengefasst: Das
Gesamtpaket unserer Leistungen ist stim-
Dr. Johannes Hefel, Mitglied des Vorstandes
mig. Wir sind nicht der billigste Anbieter, aber
unsere Kunden erkennen und schätzen das
Leistungsangebot bei der Hypo Vorarlberg. Ein
wichtiger Faktor für den nachhaltigen Erfolg
unserer Bank ist die starke Konzentration auf
das Kundengeschäft sowie eine risikobewusste
Kredit- und Geschäftspolitik.
Was ist zur Entwicklung im laufenden
Geschäftsjahr zu sagen?
Die ersten Monate des Jahres 2017 sind zufriedenstellend verlaufen. Wir sind zuversichtlich,
das geplante Ergebnis, das jedoch deutlich
niedriger als im Vorjahr ausfallen wird, zu erreichen. Die anhaltende Niedrigzinsphase spielt
eine große Rolle für die aktuelle und künftige
Entwicklung der gesamten Branche. Um profitabel zu bleiben, müssen die Banken neue Wege
gehen. Bei der Hypo Vorarlberg legen wir unseren Fokus in Zukunft daher noch stärker auf
rasche, flexible, qualitätsvolle und persönliche
Beratung und Betreuung.
Beratungsleistungen im Bereich Private Banking zählen zu den Kernkompetenzen der Hypo
Vorarlberg. Wie hat sich die Beratungsstrategie
Ihres Hauses im Hinblick auf die Negativzinspolitik, wie wir sie erleben, verändert?
Die Anleger sind schon seit Längerem mit
erschwerten Rahmenbedingungen konfrontiert. Die langanhaltende Niedrig- bzw.
Negativzinsituation sowie die Interventionen
der Notenbanken haben dazu geführt, dass
übliche Marktmechanismen außer Kraft gesetzt sind und Anleihen oft mehr Risiko als
Renditechancen bieten. Deshalb sind wir
über die Bücher gegangen und haben unseren
Anlageansatz im Asset Management (Vermögensverwaltung) komplett überarbeitet. Wir
28 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
haben mehr Assetklassen in unser Anlageuniversum aufgenommen und bewerten laufend
deren Attraktivität.
Für die Entscheidung des richtigen Portfolios
spielen die Korrelationseigenschaften zwischen
den verschiedenen Assetklassen eine entscheidende Rolle. Wir optimieren somit das Portfolio
unserer Kunden zum einen nach der Attraktivität jeder einzelnen Assetklasse und zum
anderen nach der jeweiligen Korrelation dieser
Assetklassen untereinander. Schließlich sind
wir dazu übergegangen, laufend und – wenn
notwendig auch täglich – Adjustierungen im
Portfolio vorzunehmen, Re-Balancing zu machen bzw. Gewinnmitnahmen zu realisieren.
Wir haben somit die Grundlage für ein bestmögliches Anlageergebnis geschaffen und die
Reaktionen unserer Kunden fallen entsprechend positiv aus.
Wie wichtig sind Ihnen Auszeichnungen?
Nachdem einer unserer Markenkernwerte
„ausgezeichnet“ lautet, legen wir großen Wert
darauf, exzellente Leistungen zu erbringen. Das
heißt, unseren Private Banking-Kunden erstklassige Problemlösungen auf individueller
Basis anzubieten und dies in gleichbleibender
Qualität. Dass wir damit auf dem richtigen Weg
sind, zeigen die Bewertungen von externen
Testern. Die beiden größten deutschen Banken­
tests im Private Banking haben uns dieses Jahr
wieder ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt: Der
Elite Report (München) hat uns für 2017 in
Anlagefragen als „uneingeschränkt empfehlenswert“ und als zweitbeste Bank in Österreich
eingestuft. Auch bei den Fuchsbriefen (Berlin)
haben wir den Sprung in die Top 5 unter Österreichs Banken geschafft. Eine sehr gute Position
für die Hypo Vorarlberg, wenn man bedenkt,
creditS: beigestellt
GELD °
°
Interview mit Johannes Hefel, Hypo Vorarlberg   ExpertsTalk
dass die vorderen Plätze von spezialisierten
­Privatbanken belegt sind. Diese Ergebnisse sind
eine schöne Bestätigung für uns und unsere
­Beratungsqualität.
Noch wichtiger ist uns die Zufriedenheit unserer
Kunden. Denn sie sind der wahre Test für uns.
Im Mai 2017 freuten wir uns zum zweiten Mal
in Folge über ein Gütesiegel des Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) für „Sehr gute
Kundenorientierung“. Der FMVÖ zeichnet jedes Jahr Banken und Versicherungen mit der
höchsten Weiterempfehlungsbereitschaft ihrer
Kunden aus.
Die Masterinvest KAG bietet eine Reihe
Standort der Hypo Vorarlberg in Wien: Im Zacherlhaus auf der Brandstätte betreut die Bank
u.a. ihre Private Banking- und Wealth Management-Kunden.
attraktiver Fondsprodukte, die schon vielfach
mit Preisen ausgezeichnet wurden. Worin liegen die Stärken dieser Fonds und was ist zu
ihrer aktuellen Entwicklung zu sagen?
Generell hat sich die Masterinvest KAG, an
der die Hypo Vorarlberg zu 37,5 Prozent beteiligt ist, gut am Markt etabliert und auf
verschiedenen Ebenen schöne Erfolge erzielt.
Besonders erfreulich ist es, wenn ein in unserem Haus gemanagter Fonds der KAG eine
sehr gute Performance aufweist. Einer unserer
Fonds konnte beim Ranking des deutschen
Wirtschaftsmagazins – der „WirtschaftsWoche“ – eine sehr erfreuliche Platzierung
erreichen und hat das Qualitätssiegel „Beste
Vermögensverwalter 2016“ in der Kategorie
„Ausgewogen“ erhalten. Der Hypo PF Ausgewogen ist ein von uns in Auftrag gegebener
Fonds der Masterinvest, der strikt nach den
Regeln der taktischen und strategischen Asset
Allokation der Hypo Vorarlberg ausgerichtet ist und unsere Titelempfehlungen enthält.
Über das Masterinvest Powerportal hat der
Anleger die Möglichkeit, online von 0 bis 24
Uhr auf seine aktuellen Fondsdaten zugreifen
zu können und so laufend über die Entwicklung seiner Investments informiert zu sein.
Die Digitalisierung spielt in der Bankenwelt
­zunehmend eine zentrale Rolle. Wie begegnet
Ihr Haus dieser Herausforderung?
Die Digitalisierung ist auch bei der Hypo
Vorarlberg angekommen. Seit gut zwei Jahren
investieren wir sehr viel Zeit und Geld in den
Ausbau unserer digitalen Kompetenz. Für unsere Kunden und aufmerksame Beobachter ist
das bereits sichtbar geworden, denn wir freuen
uns über zahlreiche positive Rückmeldungen.
Ich kann versichern, dass wir weiterhin am Ball
bleiben. Unser Ziel ist die bestmögliche Verbindung zwischen digitaler und persönlicher
Betreuung unserer Kunden – insbesondere im
Private Banking. Unser Motto lautet: „Die ­beste
Beratung für alle, die etwas vorhaben.“ Eine
unserer jüngsten Entwicklungen: das Hypo-­
Office-Banking für Unternehmenskunden.
Welche Signale setzt die Hypo Vorarlberg im
Bereich Nachhaltigkeit?
Als erste Vorarlberger Bank haben wir ein sehr
gutes Rating im Bereich Nachhaltigkeit erhalten. oekom research AG, eine der führenden
Ratingagenturen im nachhaltigen Anlagesegment, hat uns im ­oekom Corporate Rating vom
Mai 2017 mit dem „Prime“-Status bewertet.
Ein schönes Ergebnis, denn damit qualifizieren
sich die auf dem Markt gehandelten Wertpapiere der Hypo Vorarlberg für Investments
aus ökologischer und sozia­ler Sicht. Im Hinblick auf die für diesen Herbst geplante Green
Bond-Emission ist dieses Nachhaltigkeitsrating eine gute Grundlage.Wir haben auch
eine Entscheidung getroffen, was unser Asset
Management im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments betrifft. Ich freue mich jetzt
schon, Ihnen im nächsten Gespräch über die
erfolgreiche Umsetzung berichten zu dürfen.
www.hypovbg.at
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 29
geldanlagePanorama
Gefahr trotz wachstum
Anleihen für (fast) alle. Der so-
Emerging Markets. Schwellenländer
genannte Bond Connect erlaubt
bestimmten Anlegern wie Zentralbanken, Versicherungen
oder Fondsgesellschaften
den Kauf von Schuldverschreibungen aus China jetzt
über die Börse in Hongkong.
Aus Sicht von Claudia Calich, Fondsmanagerin des M&G Emerging Markets Bond Fund, ist
dies ein weiterer Schritt zur Öffnung des chinesischen Anleihemarktes für ausländische
Investoren: „Das neue Bond Connect-Programm
bietet im Vergleich zum Investieren auf dem
Festland einige organisatorische Vorteile. Der
Investor muss weder eine lokale Verwahrstelle
oder Treuhandkonten benennen, noch ist er von
einer Quotenzuteilung betroffen.“ Die Expertin
erwartet, dass sich ausländische Investoren zunächst an Staatsanleihen heranwagen werden:
„Dieses Segment dürfte aufgrund der Liquidität
und Bewertungen gegenüber staatlich geführten
Unternehmen und Unternehmensanleihen vorerst bevorzugt werden. Schließlich handelt es
sich noch um einen Markt am Anfang.“
wachsen wieder stärker und steigen in der
Gunst der Anleger. Auch die Banque de Luxembourg Investments weist auf die Vorteile und
den „Charme lokaler Emerging Markets-Unternehmen“ hin. Die Experten wollen aber auch
gewisse Herausforderungen nicht verschweigen: So seien Banken und Versicherungen in
Emerging Markets komplex, undurchsichtig
und politisch beeinflusst. Bei Telekoms herrsche eine geringe Kundenbindung und ein
intensiver Preiswettbewerb. Industriewerte und
IT-Unternehmen in den Schwellenländern seien
wiederum selten Technologieführer. Deshalb
gelte es, um Anlageerfolge in den Emerging
Markets feiern zu können, solide und ertragreiche Unternehmensmodelle zu identifizieren.
Die Tragfähigkeit der Fundamentaldaten stelle
dabei einen wichtigen Faktor der Analyse dar.
„Allwetter-lösung“
erfreuliches jubiläum. Der Jupiter
Dynamic Bond hat in diesen Tagen sein
fünfjähriges Bestehen gefeiert. Der „Allwetter-Anleihenfonds“ wird aktiv von Ariel Bezalel
verwaltet. Seit seiner Auflegung hat der Fonds
eine Rendite von 34,5 Prozent in Euro erzielt,
während der Morningstar Global Flexible Bond
EUR Hedged Sektor lediglich 14,2 Prozent erwirtschaftete. Für Bezalel ist die „globale Natur“
des Anlageuniversums einer der Hauptrenditetreiber. Der Fonds enthält aktuell etwa 560
Positionen, wobei der Fondsmanager im derzeitigen Umfeld diese erhöhte Diversifikation für
vorteilhaft hält. Außerdem sei die Wertgenerierung über Unternehmensanleihen nach wie vor
ein wichtiger Treiber, im letzten Jahr wurden einige neue Positionen eröffnet, wie zum Beispiel
bei indischen Staatsanleihen oder Wandelanleihen von Goldminen, um die Rendite zu steigern
und die Risiken zu diversifizieren.
30 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Zahlenspiel
20
Prozent dürften die Gewinne je Aktie britischer Unternehmen in diesem
Jahr steigen, so die Einschätzung von Columbia
Threadneedle Investments. Die Fondsgesellschaft
geht davon aus, dass Titel aus dem Vereinigten
Königreich derzeit etwas unter ihrem Wert geschlagen werden – auch wenn man miteinbezieht, dass der Brexit natürlich für einen gewissen
Gegenwind sorgt. „Gestützt werden diese Prognosen durch die Tatsache, dass britische Aktien
in den Anlageportfolios aktuell fast so stark untergewichtet sind wie auf dem Tiefststand vor dem
Brexit. Zudem erscheinen britische Aktien mit
einem KGV von 15 auf Basis der Gewinnerwartungen für 2017 attraktiv bewertet, vor allem im
Vergleich zu US-Aktien“, so Maya Bhandari,
Fondsmanagerin im Bereich Multi Asset bei
Threadneedle. Darüber hinaus bieten britische
Aktien der Expertin zufolge weiterhin eine gute
Dividendenrendite von attraktiven 4,1 Prozent.
Neuer hightech-Fonds
16,4
Prozent nettorendite
erzielte der Sectoral Biotech
Unbeliebt: Social Media. Mit dem „Bant-
leon Select Global Technology“ ist ein neuer
Technologie-Aktienfonds aufgelegt worden. Der
Fokus liegt hier auf nachhaltig produktivitätssteigernden Technologien. Das Anlagemanagement
investiert in Aktien von Unternehmen, die in globalen Technologie-Megatrends wie „Industrie
4.0“, „Healthcare-Technologie“ und „Autonome
Systeme“ eine überdurchschnittliche Bedeutung haben. Im Portfolio landen sowohl große
Technologiekonzerne als auch etablierte
Weltmarktführer im mittleren Segment. Eine
Besonderheit des Fonds: Social Media- und Lifestyle-Themen werden hingegen weitestgehend
ausgeschlossen.
Opportunities Fonds zum Jubiläum seines einjährigen Bestehens. Damit überbot das relativ
junge Produkt das Plus des Nasdaq Biotech Index
in Höhe von 6,5 Prozentpunkten deutlich. Mit
­Assets under Management von knapp 92 Millionen US-Dollar hat Sectoral Asset Management
das Anfangsvolumen des Fonds innerhalb von
zwölf Monaten nahezu verdoppelt. Der Fonds investiert in innovative Biotech-Unternehmen und
fokussiert sich dabei auf Small- und Mid Caps.
3
gute Gründe gibt es mindestens, um
derzeit in europäische Aktien zu investieren,
meint man bei RAM Active Investments. Erstens
sind an allen europäischen Märkten makroökonomische Verbesserungen zu beobachten. Zweitens haben sich die politischen Rahmenbedingungen für Anleger inzwischen konsolidiert – vor
allem nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich und den Niederlanden sowie Landtagswahlen in Deutschland. Und
drittens konzentrieren sich Anleger zunehmend
auf Fundamentaldaten. Dies schaffe günstige
­Voraussetzungen für Investoren, die gezielt einzelne Aktien auswählen, und sei ein Hinweis für
überdurchschnittliche Performance in Europa.
CrediTS: Shutterstock
China öffnet sich
ADVERTORIAL
DEUTSCHE ASSET MANAGEMENT
Anlegen in Zeiten niedriger Zinsen
W
er jetzt mehr aus seinem Vermögen machen möchte, sollte nach
Alternativen schauen, die in der aktuellen Niedrigzinsphase eine höhere Rendite
erwarten lassen – wie zum Beispiel der
breit diversifizierte Mischfonds von Klaus
Kaldemorgen.
besser nutzen, ohne dabei die Risiken aus den
Augen zu verlieren.
Beim Deutsche Concept Kaldemorgen steht
nicht das Erreichen einer höchstmöglichen
Rendite, sondern einer positiven Rendite im
Vordergrund. Diese soll durch die Begrenzung
des maximalen Verlustes auf einen einstelligen
Prozentbereich und einer deutlich einstelligen
Schwankungsbreite (Volatilität) der Geldanlage
erreicht werden.*1)
RISIKOOPTIMIERUNG
Das Risikobudget bestimmt die zulässige Verlustobergrenze des Fonds. Es stellt einen „Risiko-Puffer“ dar und überprüft kontinuierlich die
risikobehafteten Anlagen. Entwickeln sich diese Anlagen positiv, so können diese Assets entsprechend aufgestockt werden. Bei negativer
Marktentwicklung wird das Risikobudget aufgebraucht und der Asset Manager ist veranlasst, Risiko aus dem Portfolio herauszunehmen und entsprechend defensiver zu allokie-
FLEXIBEL ANS ZIEL
Mischfonds streuen das Kapital breit in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Renten,
Währungen und Rohstoffe. Durch die Möglichkeit, diese flexibel zu gewichten, kann das
Fondsmanagement auf aktuelle Marktveränderungen reagieren und zugleich Renditechancen
DEUTSCHE CONCEPT KALDEMORGEN LD:
Wertentwicklung in den vergangenen 12-Monats-Perioden
Fonds (netto)
in %
Fonds (brutto)
-5
05/13-05/14
05/14-05/15
05/15-05/16
7,7
funds.deutscheam.com/at
120
100
05/12-05/13
Hinter dem Deutsche Concept Kaldemorgen steht einer der erfahrensten und bekanntesten Fondsmanager Deutschlands: Klaus
Kaldemorgen.
110
-1,1
-1,1
7,7
8,9
8,9
6,8
6,8
8,1
2,7
0
JAHRZEHNTELANGE INVESTMENTERFAHRUNG
Deutsche Concept Kaldemorgen LD
indiziert 31.05.2012 = 100
130
10
Bei der Aktienauswahl stehen Unternehmen
im Fokus, die über ein strukturell stabiles Geschäftsmodell und eine attraktive Dividendenpolitik verfügen. Der Fonds kann bis zu 100
Prozent in Aktien investieren. Der Anteil der
Aktienquote orientiert sich am Risikobudget
des Fonds. Je nach Marktsituation und der
konjunkturellen Entwicklung kann das Fondsmanagement aber die Gewichtung einzelner
Anlageklassen flexibel anpassen. Außer in Aktien wird daher auch in Unternehmensanleihen,
Staatsanleihen und Goldzertifikate angelegt.
DEUTSCHE CONCEPT KALDEMORGEN LD:
Wertentwicklung kumuliert
140
15
5
GUT GEMISCHT
POSITIVE RENDITE
Gerade in Zeiten niedriger Zinsen führt unter Ertragsgesichtspunkten langfristig eigentlich kein Weg an Aktien vorbei. Dennoch halten
sich viele Anleger aus Risikogründen zurück.
Ihnen bietet Klaus Kaldemorgen mit seinem
Mischfonds Deutsche Concept Kaldemorgen
einen risikoreduzierten Zugang zum globalen
Aktienmarkt.
ren. Mit dieser Maßnahme soll das zu Anfang
eingesetzte Kapital erhalten bleiben.
05/16-05/17
Erläuterungen: Die Brutto-Wertentwicklung (BVI-Methode) berücksichtigt alle auf Fondsebene anfallenden Kosten, die Netto-Wertentwicklung zusätzlich den Ausgabenaufschlag.
Weitere Kosten können auf Anlegerebene anfallen (z.B. Depotkosten). Da der Ausgabeaufschlag nur im ersten Jahr anfällt, unterscheidet sich die Darstellung brutto/netto nur in
diesem Jahr. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für
die zukünftige Wertentwicklung. In Euro: Stand Mai 2017
05/12
05/13
05/14
05/15
05/16
05/17
Wertentwicklung: 1 Jahr: 7,7% - 3 Jahre: 15,8% - 5 Jahre: 33,7% seit Auflage: (2.5.2011:
41,6%) Berechnung der Wertentwicklung nach BVI-Methode, d.h. ohne Berücksichtigung
des Ausgabeaufschlages. Individuelle Kosten wie Gebühren, Provisionen und andere
Entgelte sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und würden sich bei Berücksichtigung
negativ auf die Wertentwicklung auswirken. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind
kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. In Euro: Stand Mai 2017
1) Keine Garantie. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen. Es kann keine Gewähr übernommen werden, dass Anlageziele erreicht oder Ertragserwartungen erfüllt werden.
Disclaimer: Dies ist eine Marketingmitteilung, keine Analyseempfehlung, keine Finanzanalyse, keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung und kein Verkaufsangebot. Die Deutsche Asset Management steht für die Asset-Management-Aktivitäten durchgeführt
von Deutsche Bank AG oder einer ihrer Tochtergesellschaften. Eine Anlageentscheidung sollte ausschließlich auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments und des veröffentlichten Verkaufsprospekts sowie sämtlicher ergänzender Angebotsunterlagen erfolgen.
Allein diese Unterlagen sind verbindlich. Die vorgenannten Unterlagen erhalten Sie in elektronischer oder gedruckter Form kostenlos in deutscher Sprache bei Ihrem Finanzberater, bei Deutsche Bank AG Filiale Wien, 1010 Wien, Fleischmarkt 1, auf der Website
funds.deutscheam.com/at und bei Deutsche Asset Management Investment GmbH, D-60329 Frankfurt am Main, Mainzer Landstr. 11-17. Der Verkaufsprospekt enthält ausführliche Risikohinweise. Laufende Kosten p.a. (Stand 31.12.2016): 1,59% zzgl. erfolgsbez. Vergütung 1,03% zzgl. Vergütung aus Wertpapierleihe 0,034%. Das Sondervermögen weist aufgrund seiner Zusammensetzung/ der vom Fondsmanagement verwendeten Techniken eine erhöhte Volatilität auf, d.h., die Anteilspreise können auch innerhalb
kurzer Zeiträume stärkeren Schwankungen nach unten oder nach oben unterworfen sein. Jede Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse (z.B. Risikobereitschaft) des Anlegers. Angaben über Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und lassen keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung des Fonds zu.
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
31
Weltpolitik und Investmentstrategien
unter der Lupe
Seit vielen Jahren ist Peter Seilern mit seinem Investmenthaus am Finanzplatz London aktiv. Im Folgenden
äußert sich der Finanzexperte zu Themen der Weltpolitik genauso wie zu den unterschiedlichsten Investmentthemen. Unbestechlich und streitbar entwickelt er Szenarien und Perspektiven, die aufhorchen lassen und
überzeugen.
Wie denken Sie als Eigentümer eines
Wie beurteilen Sie die Zinspolitik der Fed
der eigentliche Lösungsansatz übrig. Und hier
beginnt der Mythos!
in England domizilierten Unternehmens über
im Vergleich zu jener der EZB? Wie könnten
die Perspektiven des Finanzplatzes London vor
­Anleger auf steigende Zinsen in Europa jetzt
dem Austritts-Szenario GB aus der EU?
schon reagieren?
Passive Produkte sind mittlerweile für viele
peter seilern: Es ist noch zu früh, da­
rüber eine klare Antwort geben zu können,
die Verhandlungen haben ja erst begonnen.
Wie auch immer, die schwache Verhandlungs­
position der Briten wird wahrscheinlich die
Dominanz des bis dato führenden Finanz­
platzes London erheblich schwächen. Die
Finanzdienstleistungsbranche arbeitet derzeit
an alternativen Szenarien, doch droht der Ver­
lust der so heiß begehrten „Fonds-Passports“,
die uneingeschränkten Vertrieb in EU-Staaten
gewährleisten. Das wird für viele eine Heraus­
forderung darstellen.
Ungeachtet der letzten Reaktionen über Aus­
sagen mehrere Zentralbanker, gibt es keine
dringende Notwendigkeit von Zinserhöhungen,
weder in der US- noch in der Eurozone. Infla­tionsraten und deren zukünftige Einschät­
zungen, sowohl die US- als auch die Eurozone
betreffend, fallen eher verhalten aus. Niedrige
Zinsen sind gewissermaßen eine neue Selbst­
verständlichkeit, auch wenn es noch eine Weile
brauchen wird, bis diese Erkenntnis bei den In­
vestoren angekommen ist. Eine große Divergenz
zwischen der Fed und der EZB würde mich
demnach eher nachdenklich stimmen, denn
beide sind langfristig Opfer demografischer
und produktivitätsbezogener Entwicklungen.
­institutionelle Investoren sehr wichtig gewor-
Wie sehen Sie aktuell die US-amerikanischeuropäischen Beziehungen?
Die neuen und so scheint mir, stärkeren Ban­
de zwischen Frankreich und Deutschland sowie
die Bemühungen für einen stärkeren Zusam­
menhalt innerhalb der EU wird die ohnehin
schon überspitzte Mittlerrolle UK schwinden
lassen. Trump und seine protektionistische Po­
litik werden in Europa kritisch gesehen. Die­se
werden die EU-Komission auch nicht daran
hindern, Zähne zu zeigen, wie das bei den erst
kürzlich verhängten Anti-Trust Bußgeldern ge­
gen Alphabet-Google der Fall war. Hinzu kommt
die unterschwellige Androhung, US Streitkräf­
te in Europa zu reduzieren, die zumindest die
Versuche einer eigenen europäischen Verteidi­
gungspolitik neuen Auftrieb verliehen. Dies ist
umso dringender hinsichtlich aufkeimender,
russisch-imperialistischer Bestrebungen.
32  ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Viele Anlageberater stellen Multi Asset­Produkte als das Nonplusultra der Investment-
den. Was ist Ihre Meinung über ETFs (synthetische und physisch replizierte)?
Im Prinzip assoziiert man mit Investitionen in
ETFs den Wunsch nach geringeren Manage­
mentgebühren, doch kettet man sich damit
an eine Benchmark. Wie auch immer, Invest­
ment-Resultate sollten doch wichtiger sein als
Gebühren. Benchmarks und Gebühren sind
eher Ablenkungsmanöver, wenn sie nicht ge­
nerell irrelevant sind. Mit der Zeit wird auch
dieser Hype verblassen. Investoren werden zu­
nehmend erkennen, dass lediglich eine kleine
Anzahl an Firmen tatsächlich Kapitalgewinne
erzielen kann – aus welchem Grund sollte man
ein Portfolio in Richtung Mittelmaß ausdünnen,
was bei einem Engagement in benchmarkorien­
tierte Investments häufig der Fall ist.
lösungen dar. Wie denken Sie darüber?
Meine Überlegungen dazu ergeben ein an­
deres Bild. Dieser Investmentansatz verleitet zu
einem falschen Sicherheitsgefühl, weder mini­
miert er das Risiko, noch erhöhen sich durch
ihn die Ertragschancen. Es erinnert schon sehr
an John Maynard Keynes Aussage, der Inves­
tor wäre gut beraten, all seine „Eier“ in einen
einzigen Korb zu legen und sorgfältig auf die­
se aufzupassen! Aber vergessen wir nicht den
Korb, von dem hängt doch alles ab! Denn die­
ser macht ein nicht unwesentliches Mehr an
investigativer Researcharbeit notwendig, über­
fordert Investoren in jeder Hinsicht und am
Ende bleibt die „Diversifikation von Risiko“ als
Es wird erwartet, dass die Kosten für Schulden
auf lange Zeit auf sehr niedrigem Niveau verbleiben werden. Weshalb sind Sie Verschuldungen gegenüber negativ eingestellt?
Auf lange Sicht haben wir immer wieder
beobachten können, dass schuldenfreie Un­
ternehmen eine weit bessere Performance in
puncto Wachstum und Kursentwicklung er­
zielen konnten als verschuldete. Das mag
durchaus widersprüchlich erscheinen. Lehrbü­
cher unterrichten gerne, dass Bilanzschulden
Erträge auf das eingesetzte Kapital optimieren.
Im Geschäftsleben ist das nicht zwangsläufig
der Fall. Sehr oft nutzen Unternehmen Schul­
credit: beigestellt
GELD °
°
Interview mit Peter Seilern, Seilern Investment Management   ExpertsTalk
den als finanztechnisches Instrument, um
schwächelnde Umsätze zu stützen. Im Falle ei­
ner veritablen Wirtschaftskrise unterschätzen
Unternehmen die Auswirkungen von eingegan­
genen Schulden auf deren Aktienpreise durch
ein davon möglicherweise abgeleitetes höheres
Konkursrisiko. So sind die meisten der Quality
Growth-Unternehmen, in die wir vorzugswei­
se investieren, schuldenfrei, sie erzielen hohe
Erträge bei gleichzeitig geringem Risiko, auch
dann, wenn das Wirtschaftsbarometer einmal
dreht.
wenn die Zinsen stark steigen, um eine Infla­
tion zu bekämpfen, tendiert auch der Goldpreis
dazu, an Wert zu gewinnen. Dieser Fall trifft
gegenwärtig nicht zu. Gold ist mehr eine emo­
tionelle Angelegenheit als ein Investment.
Aktien gelten für viele Anleger als unverzichtbar. Gleichzeitig zögern viele (unerfahrene)
Anleger vor einem Engagement in dieser
­Assetklasse. Woran erkennt man den wahren
Wert und die Verlässlichkeit einer Aktie?
Viele Investoren treffen ihre Fondsauswahl aufgrund von Renditeerwägungen. Wie denken Sie
über Income Fonds?
Ausschau nach Dividenden zu halten, ist noch
keine Investmentpolitik; Dividendenzahlungen
schaffen keine Unternehmenswerte. Das Geld
des Investors wandert lediglich von der lin­
ken in die rechte Jackentasche. Ein weiteres
Krite­rium mit Gefahrenpotenzial ist die Tatsa­
che, dass bei Income Fonds die Veranlagung
sehr konzentriert auf wenige Sektoren verteilt
wird. Ich denke dabei beispielsweise an den
Ölpreiskollaps vor zwei Jahren und seine Auswi­
krungen auf die Produzenten, der entsprechend
investierte Income Fonds belastete. Letztens ist
es schon richtig, dass Firmen mit nachhaltigen
bzw. steigenden Dividendenaussichten auch zu
qualitativen Wachstumsunternehmen zu zäh­
len wären, aber das trifft nicht auf alle zu. Wenn
die pay-out Ratio steil anzusteigen beginnt,
könnte das auch darauf hinweisen, dass ein Un­
ternehmen in Stagnation abgleitet. Ein Umfeld,
in dem wir – im Gegensatz zu anderen Inves­
toren – nicht investieren.
Peter Seilern, Vorstand Seilern Investment
Management
Rohstoffe werden als „Real Assets” bezeichnet. Gold wird in Zeiten niedriger Zinsen und
instabiler Währungssysteme als sicherer Hafen
­betrachtet.Teilen Sie diese Meinung?
Real Assets oder nicht, Rohstoffe sind Güter
und inkludieren Gold. Ich glaube nicht, dass
die Währungssysteme instabil sind. Der USD ist
schlichtweg das internationale Zahlungsmittel,
der Renminbi hingegen lässt nichts unversucht,
um zusehends Ebenbürtigkeit zu erlangen und
der Euro ist die eigentliche Erfolgsgeschichte,
trotz schlechter Presse und Reputation. Ledig­
lich das Pfund Sterling ist dazu bestimmt, in
die Bedeutungslosigkeit abzugleiten. Obwohl
Gold glänzt, ist es kein sicherer Hafen, außer
gut eingenäht in den Revers einer Jacke, um
in Kriegszeiten Lebensmittel zu tauschen. Nur
Die Antwort hängt stark vom Anlagehorizont
des jeweiligen Investors ab. Ist sein Anlageho­
rizont kurzfristiger Natur, wird er die Vorteile
des Momentums ausnützen und das zugrunde
liegende Geschäftsmodell eher vernachlässi­
gen. Er wird daher sein Portfolio öfter drehen
müssen, um von den Preisschwankungen der
Aktienpreise profitieren zu können. Ist ­seine
­Perspektive jedoch eine langfristige, mit
­e mpirisch untermauerten Aussichten auf
höhere Renditen, so sollten die zugrunde liegen­
den Geschäftsmodelle vorrangig analysiert und
bewertet bzw. deren Charakteristika auf Qua­
litätskriterien und Wachstum geprüft werden.
Während der erstgenannte Ansatz möglicher­
weise kurzfristig gute Ergebnisse erzielen kann,
steht er gleichzeitig für einen Totalverlust des
eingesetzten Kapitals Pate. Andererseits wird
bei der langfristigen Strategie mit etwas Geduld
mit Sicherheit weniger Risiko eingegangen, und
das bei gleichzeitig guter Aussicht auf entspre­
chend hohe Erträge. In jedem Fall wird eine
Aktie immer nur so wertvoll und zuverlässig
sein, wie das ihr zugrunde liegende Geschäfts­
modell.
www.seilerninvest.com
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 33
Die verbraucherfreundlichsten
Finanzlösungen aller Zeiten!
Vor einem Jahr bat GELD-Magazin Dirk Fischer, Geschäftsführer der Frankfurter Patriarch Multi-Manager
GmbH, zum ExpertsTalk. Seitdem ist viel passiert. Insbesondere bei Patriarch, die sich als Finanzboutique mit
einem breiten Produktspektrum aus Dachfonds, Managed Accounts, Labelfonds und Labelpolizzen beschäftigt.
Wie sieht Patriarch das derzeitige Marktumfeld und seine Positionierung zum Wohle ihrer Anleger?
her, Herr Fischer. Wie haben Sie die Märkte in
der Zwischenzeit erlebt?
dirk fischer: In einem Satz: unerwartet stabil und robust. Wenn man alleine auf
die Vielzahl der erlebten politischen Entscheidungen – beginnend mit der US-Wahl, über
die Wahl in den Niederlanden bis hin zur Präsi­
dentschaftswahl in Frankreich – schaut, haben
sich die Aktienmärkte sensationell positiv geschlagen. Unterstützt von weiterhin niedrigen
Zinsen erlebten wir über das letzte Jahr eine nahezu perfekte Investitionslandschaft.
dessen natürlich auch ein gutes Jahresergebnis
für die Patriarch und eine neue ­Rekordzahl
beim verwalteten Vermögen. Somit alles
„rosarot“ könnte man meinen, wenn da nicht
die zahlreichen Herausforderungen in der
nahen Zukunft wären.
Und aus der individuellen Sicht der Patriarch?
Ein solches Marktumfeld, wenn man es rechtzeitig erkannt und ausreichend genutzt hat, bot
natürlich Top-Rahmenbedingungen, den investierten Kunden hervorragende Renditen zu
erwirtschaften. So durften sich selbst unsere
defensivsten Kunden in unserem „Patriarch
Select Ertrag Dachfonds“ (WKN: A0JKXW)
mit einer Aktienquote von nur 25 Prozent
über eine sensationelle Jahresrendite von gut
vier Prozent per Stichtag 31.05.2017 freuen. Unsere offensiven Anleger, wie z.B. in
unseren beiden GAMAX-Aktienfonds (WKN:
986703 und 972194), konnten alle hohe zweistellige Renditen vereinnahmen, die bis zu
unglaublichen 30 Prozent über ein Jahr beim
Spitzenreiter, dem Patriarch Classic TSI-Fonds
(WKN: HAFX6Q), reichten (siehe Grafik
rechts).
Also zunächst einmal rundum zufriedene
Anleger. Insbesondere, da die vorstehend genannten Fonds im hiesigen Markt sehr beliebt
sind, eben gerade auch in Öster­reich. Infolge-
34 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Dirk Fischer,
Geschäftsführer,
Patriarch Multi-Manager GmbH
Wovon sprechen Sie hier genau? Geht es um
die Regulatorik? Oder was hält Ihr Unternehmen ansonsten in Atem?
Ja, richtig erkannt. Die kommenden Heraus­
forderungen heißen MiFID II, IDD, in
Deutschland auch noch das neue Investmentsteuergesetz, aber auch das ganze Thema
Digitalisierung. Wir haben daher die „Komfortzone“ des letzten Jahres intensiv dazu
genutzt, um unser Unternehmen hierauf auszurichten. Dazu sind intensive Gespräche mit
den Depotbanken und Versicherungspartnern
vonnöten, denn alle Produkte werden ja aus
Kundensicht erfreulicherweise zukünftig noch
transparenter und günstiger. Hier ist im Vorfeld des 01.01.2018 noch viel zu tun. Und auch
die eigene Kalkulation ist komplett neu aufzustellen. Denn: wer wettbewerbsfähig bleiben
will, muss seine Margen deutlich senken, ohne
dabei Abstriche an der Qualität der Finanzkonzepte zu machen. Die höhere Transparenz über
­„Effektivkostenquoten“ und Ähnlichem zeigt
dem Verbraucher ja zukünftig sofort, wer auch
weiterhin mit ihm fair umgeht. Hier gilt es, sich
rechtzeitig bestmöglich aufzustellen.
In Sachen „Digitalisierung“ ist die Herausforderung eher das veränderte Verbraucherverhalten,
von einer bisherigen „Beratungswelt“ in eine
zumindest anteilige „Selbstentscheiderwelt“.
Um hier bestmöglich gewappnet zu sein,
haben wir Ende Februar 2017 in Deutschland bereits unseren eigenen Robo-Advisor
„truevest“ (www.truevest.de) als Alternativvertriebsweg für Verbraucher und Vermittler
(über die Tipp-Geber-Schiene) gestartet und
zeitgleich mit viel Aufwand eine große „Social Media Kampagne“ auf den Weg gebracht.
creditS: beigestellt
GELD ° Unser letzter ExpertsTalk ist ein Jahr
°
Interview mit Dirk Fischer, Patriarch Multi-Manager GmbH  ExpertsTalk
Noch mal zurück zu den vorgenommenen
­Produktveränderungen. Worauf dürfen sich
­Patriarch-Kunden in Österreich und Deutschland hier genau freuen?
Beginnen wir im Fondspolizzenbereich. Hier
fordern die Versicherer mit Blick auf die Effek­
tivkostenquote von den Fondsanbietern i.d.R.
Tranchen ohne Performance Fee und mit
insti­tutionell niedrigen laufenden Kosten.
Gleichzeitig senkt der Versicherer zusätzlich
auch seine reinen Versicherungskosten. Somit
wird unsere deutsche, über die AXA aufgelegte,
A&A Superfonds-Polizze ab 2018 zu unfassbar
niedrigen Kosten für versicherungsaffine Kunden im Markt erwerbbar sein.
Bei den Managed Account-Strategien über die
Hellobank werden bereits aktuell keinerlei Zielfonds mehr mit Performance Fee erworben
und generell der Fokus der Zielfonds zukünftig ausschließlich auf Insti-Tranchen gelegt.
Ebenso natürlich auch inhaltlich parallel in der
in Österreich sehr geschätzten Patriarch Select
Dachfondsfamilie. Alle Fund of Funds-Produkte
werden damit auf der zweiten Kostenebene
ab dem 1.1.2018 erheblich günstiger, was mit
­Sicherheit spätestens beim Österreichischen
Dachfonds Award 2018 Ihres Hauses erstmals
eindeutig bei allen An­bieter ersichtlich sein
wird. Für Selbstentscheider unter den Endkunden bietet unser Robo-Advisor „truevest“
erstmals die Möglichkeit, Patriarch-Fondsvermögensverwaltungsstrategien derselben
Qualität direkt ohne einmalige Abschlusskosten
und jährliche Depotkosten zu erwerben. Also
spätestens ab 2018 erleben somit Interessenten
von Finanzprodukten eigentlich vorher nie gesehene „paradiesische Verhältnisse“!
Warum „eigentlich“, Herr Fischer?
Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass all die vorher diskutierten und vom
Verbraucherschutz durch EU-Recht hervorgerufenen sinnvollen Produktveränderungen
zwar aktuell die gesamte Finanzbranche beschäftigen, aber bei demjenigen, für den sie
gemacht wurden, dem Konsumenten, traurigerweise noch überhaupt nicht gedanklich
angekommen sind. Oder haben Sie schon einmal etwas dazu von bisher Finanzlösungen
kritisch gegenüberstehenden Freunden und
Bekannten gehört? Denn vergessen wir nicht,
dass auch weiterhin gut 80 Prozent des Geldvermögens in Österreich oder Deutschland in
wenig lukrativen Zinsanlagen liegt. Bisher wurde doch immer allerorten über ach so teure
Polizzen und Fonds gemeckert.
Nun werden wir, ab 2018 gesetzlich vorgegeben, definitiv die fairsten, transparentesten und
kostengünstigsten Finanzkonzepte haben, die
es jemals gab – und die Verbraucher bekommen das leider bisher überhaupt nicht mit. Bei
den Altersvorsorgeproblemen allerorten und
der anhaltenden Niedrigzinsphase müssten
die Anbieter doch eigentlich von einer noch
nie gesehenen Nachfragewelle von der Konsumentenseite überrannt werden! Sollte es der
Finanzbranche doch noch gelingen, diese elementaren Vorteile dem Kunden verständlich
aufzuzeigen, dürfen wir uns bereits jetzt schon
auf einen sehr erfreulichen ExpertsTalk 2018
miteinander freuen.
www.patriarch-fonds.de
Jahresperformance ausgewählter Patriarch-Fonds, per 31. Mai 2017
135
130
Einmalanlage
125
Depotwert in Prozent
Auf die gute Akzeptanz von „truevest“ und das
sehr positive Kunden- und Medienfeedback
sind wir daher auch wirklich ein wenig stolz.
120
115
110
105
100
95
90
06
07
08
09
10
11
12
01
02
03
04
05
2016 2016 2016 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017 2017 2017
Patriarch Classic TSIB
Patriarch Selct Ertrag B
Gamax Junior A
Gamax Asia Pacific A Acc
° Auswertung mit Stichzeitpunkt 31.05.2017
ISIN
FONDS
VOLUMEN
depotwert
wertzuwachsvolatilität
(100 am 1.6.2016) 1 Jahr 3 Jahre
1 Jahr
LU0967738971Patriarch Classic TSI B
47 Mio€
130,0
30,0 % 65,6 %
8,7 %
LU0073103748 Gamax Junior A Acc
179 Mio€
115,3
15,3 % 41,0 %
9,4 %
LU0250686374Patriarch Select Ertrag B
12 Mio€
104,1
4,1 %
9,5 %
3,4 %
LU0039296719 Gamax Asia Pacific A Acc 90 Mio€
120,0 20,0 % 44,6 %
6,6 %
Disclaimer: Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen: Die Entwicklungen bzw . Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die
Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung
basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt. Externe Quellen: Kategorie-Durchschnitte: monatl. Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank; Zinsen (Festgeld,
Sparbuch): monatl. Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute; Inflation: monatl. Zahlen des Statistischen Bundesamts; Goldpreis:
offizieller Feinunzen-Preis/London. Weitere wichtige Hinweise: Diese Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte.
Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die
auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Juli/August 2017 – GELD-MAGAZIN ° 35
geldanlage ° Value-Aktien
Jagd auf verborgene Schätze
Hinter der Value-Strategie steht die Idee, dass an der Börse Unternehmen zu finden sind, deren wahre Werte
gegenwärtig noch im Verborgenen schlummern. Beim wertorientierten Anlegen versuchen Investoren Unternehmen aufzuspüren, die unter ihrem inneren Wert notieren.
Wolfgang Regner
D
ie Erfolgsformel der antizyklischen
Value-Strategie: Sie setzt auf Aktien,
die vom breiten Markt noch weitgehend unbeachtet und obendrein unterbewertet sind.
Um solche Schätze zu entdecken, zählt für
Value-Investoren deren innerer Wert –
mehr nicht. Ermittelt wird diese Orientierungsmarke zum einen durch eine Reihe
von betriebswirtschaftlichen Kennziffern,
die Rückschlüsse auf Finanzlage, Rentabilität und Kapitalausstattung geben. Zudem
geht es darum, die richtigen Erkenntnisse
zur Marktposition, zur Innovationsfähigkeit und zur Qualität des Managements zu
gewinnen. Wie aber verhält es sich damit in
der aktuellen Marktphase, in der Aktien
und Börsenindizes von einem Allzeithoch
zum nächsten eilen? „Wir sind toleranter,
was die Anforderungen an die Bewertung
angeht. Stattdessen konzentrieren wir uns
stärker auf Firmen, die aus einer Krise
­heraus- und mit ihrem operativen Geschäft
wieder ins Laufen kommen“, sagt Hendrik
Leber, Manager des Acatis Aktien Global
Fonds. Leber macht dies an der Sicherheitsmarge fest: „Bei uns ist diese Marge von 20
auf fünf bis zehn Prozent gefallen. Mit meiner fixen Messlatte aus dem Jahre 2009 finde ich heute keine Aktien mehr. Wenn ich
meine Renditeansprüche ein wenig herunterschraube Richtung acht Prozent, so finde
ich hingegen ausreichend viele spannende
Firmen mit Unterbewertung. Dennoch hat
sich das gesamte Bewertungsniveau durch
die dauerhaft niedrigen Zinsen quer durch
alle Branchen nach oben verschoben.“ Die
Sicherheitsmarge, also der Abstand vom inneren Wert zum Börsenwert, ist gemäß Value-Definition ein Risikopuffer für Inves­
toren. Und je dicker dieser Puffer ist, desto
günstiger ist der Kaufpreis. Europa ist ak­
tuell besonders interessant. „Die Eigenkapitalrendite in Europa liegt im mehrjährigen
Durchschnitt bei etwa zehn Prozent p.a.
Hinzu kommt ein Wachstum von zwei bis
drei Prozent. Da ich für europäische Firmen
nur etwa zweimal den Buchwert bezahlen
muss, kommt die Hälfte dieser firmeninternen Erträge bei mir an. Ich rechne also mit
einer realen Investorenrendite bei europäi­
schen Aktien von sechs bis sieben Prozent.
Wer gut investiert, kann diesen Wert Richtung zehn Prozent steigern“, erklärt Leber.
Und zur Frage, ob jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt gekommen ist: „Wir haben kürzlich den Zusammenhang zwischen Value
und Zinsen/Inflation analysiert. Es ist wirklich so: wenn die Zinsen steigen, profitieren
° Value-Fonds Europa & Global
ISIN
LU0100915437
LU028439016
LU0064319337
LU0048578792
DE0009781740
IE00BW0DJY98
LU0133414606
FONDSname
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre
GAM Multistock Euroland Value Equity
241 Mio. € 47,0 % 17,8 % 91,2 %
DNCA Invest Value Europe 1.096 Mio. € 19,7 % 23,1 % 90,2 %
Nordea European Value
1.452 Mio. € 19,4 % 22,1 % 68,2 %
Fidelity European Growth
7.316 Mio. € 16,8 % 23,6 % 69,9 %
Acatis Aktien Global Fonds
263 Mio. € 14,0 % 21,1 % 61,4 %
JOHCM European Concentrated Value
283 Mio. € 16,5 %
–
–
DWS Global Value
830 Mio. € 14,4 %
–
–
ter
1,70 %
2,12 %
1,85 %
1,89 %
1,55 %
1,25 %
0,94 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30.06.2017
36 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Value-Aktien. Das liegt daran, dass ValueAktien eine kürzere Duration haben als
Qualitäts-Aktien. Dadurch sind sie weniger
zinssensibel, sie haben keine Probleme mit
steigenden Zinsen“, sagt Leber.
Turnaround läuft
Nach rund zehnjähriger Underperformance von Value-Aktien im Vergleich zu
Wachstumswerten scheint sich nun das
Blatt nachhaltig in Richtung Value zu wenden. So sieht etwa Carsten Stroh, Aktienexperte von JPMorgan Asset Management,
mehrere Gründe dafür, dass es bei ValueAktien nachhaltig aufwärts geht. Er hat
dazu einen Blick in den Rückspiegel geworfen. In der Vergangenheit dauerten ValueZyklen durchschnittlich 28 Monate. Die
längste Outperformance-Periode dauerte
sogar 80 Monate. „Der aktuelle Zyklus ist
mit bislang sieben Monaten noch sehr jung.
Das legt nahe, dass diese jüngste Renaissance nur der Beginn einer nachhaltigen
Rally sein könnte“, sagt Stroh. Growth-Aktien reagieren sensibler auf steigende Inflationsraten, weil ihre Cashflows weiter in der
Zukunft liegen. „Mit dem steiler werdenden
Verlauf der Zinsstrukturkurve kommt es
daher zu einer verstärkten Abzinsung der
Cashflows von Wachstumsaktien, die dadurch weniger wert werden, weshalb eine
Outperformance von Value-Aktien zu erwarten sein dürfte“, so der Experte. Um Positionen aufzubauen, ist für Hendrik Leber
die Stetigkeit des Wachstums entscheidend.
Weiters schätzt er unterbewertete Unternehmenssubstanz, hohe Ertragskraft (die
sich nicht im Börsenkurs widerspiegelt),
überdurchschnittlich hohe Ausschüttungen,
aber auch vernachlässigte Branchen. Der
°
Value-Aktien   geldanlage
bmw
Infineon
sanofi
Die verschärfte E-Mobilitäts-Konkurrenz spiegelt sich auch in der relativ niedrigen Bewertung von Premiumanbietern wie BMW
wider. Dabei ist BMW weiter gut unterwegs.
Mit einer Modelloffensive will der Münchner
Konzern wieder an Daimler vorbeiziehen.
Dazu kommen eine hohe Profitabilität und
die starke Bilanz. Bei der Eigenkapitalrendite ließ BMW mit 14,5 Prozent Daimler (14,4
Prozent) knapp hinter sich. Beim Free Cashflow war BMW mit 5,8 Milliarden Euro klar vor
Daimler (4,4 Milliarden Euro). Das KGV liegt
trotz hoher Dividende bei nur 8,2.
Die Ausrichtung des Halbleiterherstellers auf
Automobilelektronik zahlt sich aus: Ob Antriebe, Beleuchtung oder Fensterheber: Überall sorgen die Halbleiter von Infineon dafür,
dass Sensoren funktionieren. Und der Markt
boomt. Neue Produkte von Infineon sollen
bei Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder
in der Stromversorgung von Klimaanlagen
zum Einsatz kommen. In Zeiten steigender
Bewertungen ist die Aktie auch unter ValueGesichtspunkten interessant. Infineon hat
den Free Cashflow von 2013 bis 2016 auf
575 Millionen Euro verdoppelt.
Der Pharmakonzern Sanofi ist in Europa, den
USA und in Japan stark vertreten und konzentriert sich auf die Bereiche Diabetes, HerzKreislauf, Thrombose, Nervensystem, Innere
Medizin, Onkologie und Prävention durch
Impfstoffe. Die letzten Quartalszahlen übertrafen die Prognosen klar. Dabei sieht sich
Sanofi weiter Problemen in seinem Diabetesgeschäft ausgesetzt, nachdem Lantus Anfang 2015 in den USA den Patentschutz verloren hatte. Ein neues Mittel soll es richten:
das Hauttherapeutikum Dupixent. Analysten
trauen dem Mittel ein hohes Potenzial zu.
ISIN DE0005190003  Börse Frankfurt
ISIN DE0006231004  Börse Frankfurt
ISIN FR0000120578  Börse Frankfurt
(Kauf bei 78,00 Euro, Stopp Loss bei 64,00 Euro)
(Kauf bei 16,78 Euro, Stopp Loss bei 11,68 Euro)
(Kauf bei 69,78 Euro, Stopp Loss bei 58,88 Euro)
Blick in die Bilanz zeigt, ob eine Firma ihr
Wachstum aus eigener Kraft stemmen kann.
Aufschluss darüber geben eine im Branchenvergleich hohe Eigenkapitalquote, eine
niedrige oder zumindest tendenziell rückläufige Verschuldung sowie steigende Kapitalrückflüsse (Cashflows). Auch für ValueAktien ist der Faktor Innovation entscheidend. Ein Geschäftsmodell liefert nachhaltige Wertschöpfung für Anleger, wenn Produkte und Technologien langfristiges
Wachstum garantieren. Im Zentrum steht
dabei meist der Free Cashflow (FCF). Man
sieht: Auch im Value-Stil steht die Qualität
der Unternehmen im Vordergrund.
Robrecht Wouters, Manager des JOHCM
European Concentrated Value (ECV) Fund,
verwendet die Kennziffer ROCE (Ertrag auf
das eingesetzte Kapital). Denn auf kurze
Sicht können FCF-Multiples irreführend
sein. „Je nachdem, ob der ROCE kleiner,
gleich als die WACC ist oder über den gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten
(=WACC) liegt, kann ein Unternehmen ein
tiefes oder ein höheres KGV haben. Im ers­
ten Fall (ROCE < WACC) würde es sich um
eine Value Trap, eine Wert-Falle handeln
(KGV zB. bei 7,0). Im dritten Fall (ROCE >
WACC) wäre der FCF beträchtlich höher,
sodass der Markt ein KGV von etwa 16 zubilligen würde. Daran sieht man: Value und
Growth sind nur zwei Kenngrößen ein und
desselben erfolgreichen Unternehmens. Value allein ist nicht viel wert, wenn nicht
Growth hinzukommt“, erklärt Wouters. Das
Bewertungsmodell ist ein FCF-Diskontierungsverfahren. Das bedeutet, die Summe
der geschätzten FCFs der kommenden fünf
Jahre wird mit einem realistischen Marktzins (Kapitalkosten) auf einen Gegenwarts-
wert abgezinst. Nordea Fondsmanager Tom
Stubbe Olsen meint zu seiner Investmentstrategie: „Im Zentrum steht die Ertragskraft, also die Fähigkeit eines Unternehmens, über einen Konjunkturzyklus freie
Cashflows zu erwirtschaften, die nachhaltig
über den Kapitalkosten liegen. Erworben
werden nur Wertpapiere, die auf Basis ihrer
langfristigen Gewinnkraft als unterbewertet eingestuft werden. Wir sind an Unternehmen interessiert, die ein nicht-kapitalintensives Geschäft, ein kooperatives Management, ein bewährtes Geschäftsmodell,
einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil und
eine stabile Marktposition, eine solide Kapitalstruktur und ein Unternehmensmodell
aufweisen, das über einen gesamten Konjunkturzyklus einen freien Cashflow generieren kann.“ Der innere Wert eines Unternehmens setzt sich aus drei Bausteinen zu-
Chance für Antizykliker
Innovativ bei Chips
Wachstumsdelle vorüber?
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 37
geldanlage ° Value-Aktien
sammen: dem Buchwert, dem Wert der Ertragskraft und dem Wert des Wachstums.
„Wir suchen Unternehmen mit hoher Kapitalrendite, die zum Kaufzeitpunkt im historischen Vergleich attraktiv bewertet sind,
aber auch zyklische Firmen hoher Qualität
mit einem Wettbewerbsvorteil, die ihr Zyklustief fast erreicht haben, und Unternehmen, die restrukturieren, wodurch die Ertragskraft ihrer Vermögenswerte in Zukunft
steigen wird“, erklärt Olsen.
Hohe Gewinnhebel
Hans Ulrich Jost, Lead Manager des JB
Euroland Value Stock Fund, meint zum Investmentumfeld für den Value-Stil: „Value
glänzt mit hohen Gewinnhebeln – und: Die
Auswahl an attraktiv bewerteten Valuetiteln
ist noch groß. Das hohe und weiter steigende Niveau der Unternehmens-Profitabilität gibt den Growth-Werten so wie die
Zinssituation und die Pricing power keinen
Vorteil mehr. Die Umsatzzahlen vieler
Wachstumsaktien leiden zunehmend unter
der Normalisierung der Margen und Umsätze, da der Sättigungsgrad oft erreicht ist.
Das führt dazu, dass die Umsätze bei einigen Unternehmen bereits rückläufig sind
und diese Geschäftsmodelle – wie Zykliker
in einer Rezession – unter einem negativen
operativen Hebel zu leiden beginnen. Bei
den Berichten zum ersten Quartal 2017 war
gerade das Umsatzwachstum bemerkenswert, denn in den Vorjahren speiste sich das
Gewinnwachstum bei vielen Firmen in ers­
ter Linie aus Synergieeffekten durch Einsparungen und Umstrukturierungen. Güns­
tig nach Value-Kriterien bewertet sind Telekom- und Gesundheitskonzerne.“
DWS Global Value
Dieser langfristig erfolgreiche Fonds fokussiert sich auf drei verschiedene Aktiensegmente. Den größten Anteil am Fondsvolumen haben qualitativ hochwertige Geschäftsmodelle, die über den Wirtschafts­
zyklus in der Lage sind, ihre Kapitalkosten
mindestens zu verdienen, aber aktuell aufgrund von z.B. hohem Investitionsbedarf
oder zyklischem Gegenwind eine geringere
Profitabilität aufweisen und daher mit
einem Abschlag zum Sektor handeln. Zweitens auf Spin offs und Unternehmen, die gerade eine Übernahme getätigt haben oder
sich von Geschäften trennen. Diese Unternehmen weisen in der Regel ein hohes Gewinnwachstumspotenzial auf, allerdings
auch ein höheres Risiko. Und schließlich
auf klassische Turnaround-Unternehmen,
die sich gerade in einer Restrukturierung
befinden (z.B. Ölfirmen, Rohstoffkonzerne). Diese Gruppe weist das höchste Risikoprofil auf. Die vielversprechendsten
Kandidaten werden näher unter die Lupe
genommen und nach Kriterien wie Managementqualität, Margenpotenzial, Bilanzqualität, Marktposition und Eintrittsbarrieren geprüft. Das Portfolio ist mit 40
bis 60 Werten relativ konzentriert.
interview °
GELD °
Was sind die Eckpfeiler Ihrer
Value-Strategie?
Robrecht Wouters: Unser Bottom
up-Investmentprozess kombiniert eine absolute Value-Disziplin mit einer Vorliebe
für Unternehmen, die nachhaltige, überragende Erträge generieren können. Als
Value-Investoren kaufen wir nur günstig
bewertete Unternehmen. Wir investieren
beim JOHCM European Concentrated Value Fund (ECV) in rund 25 Unternehmen,
zumeist Large Caps, die mit einem signifikanten Preisabschlag (Discount, > 25
Prozent) zu ihrem inneren Wert gehandelt
werden.
richten angegebenen Nettogewinne. Denn
diese sind leichter manipulierbar. Wenn
der Cashflow eines Betriebes nur die Erhaltung des Geschäftsbetriebs abdecken und
ohne Wachstumsinvestitionen ewig fortgeschrieben würde, so würde sich der freie
Cashflow in einer zyklischen Trendkurve
auf und ab bewegen, auf längere Sicht jedoch über eine Seitwärtsentwicklung nicht
hinauskommen. Der Net Present Value
(Gegenwartswert netto) würde sich nicht
dauerhaft erhöhen. Wenn jedoch 50 Prozent des FCF für Wachstumsinvestitionen
ausgegeben würden, so würde sich der FCF
nach einigen Jahren verdoppeln. Das heißt:
Nicht jeder FCF ist gleich viel wert.
Was bedeutet Value für Sie?
Value ist absolut und wird von den Renditeerfordernissen der Investoren bestimmt.
Die zentrale Kenngröße für uns ist der freie
Cashflow (FCF), nicht die in Geschäftsbe-
38 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Wie läuft Ihr Investmentprozess eigentlich
ab?
Einerseits stellen wir uns die Frage, ob ein
absoluter Value vorhanden ist. Das ist der
Fall, wenn aus
der existierenden FCF-Kapazität nur jene
Erhaltungsinves­
titionen ge­tätigt
würden, um den
Geschäfts­betrieb
auf­recht­zuerhalten
und den FCF auf gleicher Höhe fortschreiben zu können. Das bedeutet Nullwachstum.
Die wichtigste Frage ist jedoch: Wird zusätzlicher Value geschaffen? Das ist nur
dann der Fall, wenn ein Teil des FCF für
Wachstumsinvestitionen oder Übernahmen aufgewendet würde. Wichtiger ist für
uns, dass Erträge zum Teil reinvestiert werden, denn nur so kann ein Unternehmen
wachsen – und das bestimmt den zukünftigen FCF und Value. Und vor allem solche
Unternehmen suchen wir.
credit: beigestellt
Robrecht Wouters,  Senior Fund Manager des JOHCM European Concentrated Value
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Wertorientiertes Investieren – Die Rückkehr
eines Klassikers
I
n den letzten 18 Monaten haben Faktor
ETFs, die sogenannten Smart Beta ETFs,
hohe Mittelzuflüsse auf sich vereinen können. Während in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 risikobasierte Strategien im Fokus der Anleger standen, sind
es seit Beginn des vierten Quartals 2016
wertorientierte Strategien, das sogenannte Value Investing. Bei den aktiv gemanagten Fonds ist diese Bewegung in Richtung der wertorientierten Aktienauswahl
noch nicht so ausgeprägt wie im Bereich
der börsengehandelten Indexfonds.
Da es sich bei dem Value-Ansatz um einen
der ältesten Investmentansätze handelt, kann
man sagen, dass die ETF-Anleger im Rahmen
der Faktor ETFs einen Klassiker neu für sich
entdeckt haben. Denn mit dem Value Investing
wird versucht, eine der ältesten Börsenweisheiten umsetzen: Unternehmen günstig zu kaufen und diese später teuer zu verkaufen. Doch
was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der
Praxis nicht ganz so leicht umzusetzen.
WIE FUNKTIONIERT VALUE INVESTING?
Im Detail zeichnet sich der wertorientierte Investmentansatz dadurch aus, das der Portfoliomanager versucht, in Aktien zu investieren, die
aus seiner Sicht günstig bewertet sind. Zur Bewertung der Titel werden in der Regel verschiedene Kennzahlen wie zum Beispiel das Kurs/
Gewinn-Verhältnis, das Preis/Buchwert-Verhältnis oder die Dividendenrendite verwendet.
Da billig nicht bedeutet, dass eine Aktie auch
preiswert ist, versuchen die Manager, die diesen Anlagestil verwenden, zudem bei der fundamentalen Analyse den realen Wert des Unternehmens zu ermitteln und zu klären, warum
sich die jeweiligen Kennzahlen so darstellen,
wie sie sind sowie deren zukünftige Entwicklung abzuschätzen. Zusätzlich zu einer günstigen Bewertung achten viele Value-Investoren
auch darauf, dass die von ihnen gewählten Aktien ihnen eine Sicherheitsmarge, die soge-
DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA
nannte „Margin of Safety“, bieten. Dies bedeutet, dass der Wert eines Unternehmens an der
Börse unterhalb des Bilanzwertes liegen sollte.
ANLAGEERFOLG IST ABHÄNGIG VON DER
MARKTPHASE
Auch wenn dieser Ansatz logisch erscheint,
kann mit einem wertorientierten Investmentansatz nicht in jeder Marktphase ein Mehrertrag erzielt werden, denn es gibt Phasen, in
denen die Bewertungen der Unternehmen keine oder nur eine geringe Rolle spielen, da die
Marktteilnehmer in einzelnen Phasen zum Beispiel eher auf das Wachstum der Unternehmen
achten. Dementsprechend zeigt der Value-Ansatz zum Beispiel bei starken Anstiegen des
Gesamtmarktes oftmals eine schlechtere Wertentwicklung als der Gesamtmarkt.
Aufgrund der Art der Aktienauswahl gilt Value
Investing als defensive Art der Aktieninvestition. Doch gerade in Phasen mit stark fallenden Kursen zeigt das wertorientierte Investieren häufig Schwächen. Viele Value-Titel
stammen aus reifen Branchen und haben daher eine hohe Marktkapitalisierung. Dies führt
dazu, dass diese Aktien in Abschwungphasen
häufig stärker fallen, da Anleger die hohe Liquidität dieser Titel nutzen, um ihre Aktienquote schnell zu senken. Zudem kann auch die Sicherheitsmarge in solchen Phasen nicht vor
Kursabschlägen schützen, da diese zwar in der
Bilanz zu finden sind, sich aber nicht im Börsenkurs widerspiegeln.
Wie viele Studien von Universitäten und
Marktbeobachtern zeigen, ist der Value-Ansatz,
trotz der Schwächen in einigen Marktphasen,
aufgrund der eingesetzten fundamentalen Bewertungskriterien und der umfassenden Analyse der Aktien für den langfristig orientierten
Investor ein Erfolg versprechender Investmentansatz.
www.lipperleaders.com
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt
ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
39
Geldanlage ° Luxusfonds
Renditen der edlen Sorte
Teure Uhren, Juwelen, Autos, Handtaschen und vieles mehr – die guten Stücke sind nicht nur bei Konsumenten
heiß begehrt. Luxusgüter sind auch unter Investoren überaus beliebt, weil die Branche relativ krisenunabhängig
ist und noch dazu einen weiteren Wachstumsschub erfahren könnte. Denn vor allem Asiaten sind in einen
wahren „Kaufrausch“ verfallen.
Harald Kolerus
N
icht weniger als 338.000 Euro war die
teuerste Handtasche der Welt Liebhabern bei einer Auktion von Christie’s
wert. Es handelt sich dabei um eine „Birkin
Bag“ aus dem Hause Hermès: Mattweißes
Krokodilleder, 18-karätiges Gold und 205
Diamanten zieren das edle Teil. Seitens der
Fachzeitschrift Vogue heißt es dazu: „Die
Versteigerung macht einmal mehr deutlich,
dass Taschen gute Geldanlagen sind – ,Birkin Bags‘ zählen zurzeit sogar zu den besten
Geldanlagen der Welt. Wenig verwunderlich, ist das Modell, das Anfang der 80erJahre für Stilikone Jane Birkin kreiert wurde, heute Statussymbol und Sammlerstück
für Taschenliebhaber und ohne viel Geduld
(Stichwort: Warteliste) nicht zu bekommen.“ So weit, so gut – es könnte aber sein,
dass der eine oder andere Leser des GELDMagazins nicht gleich ein paar Hunderttau-
send Euro parat hat, um sie in eine einzige
Handtasche zu veranlagen. Zum Glück gibt
es noch andere Möglichkeiten: Und zwar
Fonds, aber auch Zertifikate, die breit gestreut in die Welt der Lukusartikel investieren. Gekauft werden logischerweise keine
Schmuckstücke, Autos etc., sondern die jeweiligen Produzenten. Aber warum ist es
nun eine gute Idee, in Luxusmarken zu investieren?
Schwellenländer ziehen an
Dazu meint Pictet-Fondsmanagerin
Caroline Reyl: „Der Ausblick für PremiumBrands ist stark und wir gehen davon aus,
dass diese Entwicklung weiterhin nachhaltig bleiben wird. Denn diese Marken profitieren besonders vom Anstieg der Konsumausgaben in den Emerging Markets, ebenso
wie vom Trend zu mehr Reisetätigkeit.“
luxus – eine globale industrie
Hintergrund: Asiaten und hier vor allem
Chinesen kaufen wieder vermehrt Luxusgüter.
China im Kaufrausch
Wohlhabende Bürger aus dem Reich
der Mitte waren nämlich durch Anti-Korruptionsmaßnahmen, die edle Geschenke
unter der Hand erschweren sollen, in ihrem
Kaufrausch etwas gebremst worden. Dieser
Schock scheint verdaut und der Yuan sitzt
wieder locker – vor allem bei Auslandsreisen wird gerne eine ausgedehnte Shoppingtour angehängt. Juan Manuel Mendoza von
der Credit Suisse meint dazu: „Es wird erwartet, dass die Luxusbranche in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Die
asiatische Mittelklasse, vor allem in China,
kauft mehr und mehr Marken quer durch
alle Produktkategorien und kompensiert
die Schwäche der europäischen Mittelschicht. Das vergangene Jahr war sehr gut
für die chinesischen Haushalte, die stark in
den Immobilienmarkt investiert haben. Die
Immobilienpreise in China, speziell in
Tier1-Städten, zeigten einen starken Aufwärtstrend und wir können keinen Rückschlag am chinesischen Luxusmarkt erken-
USA
Japan
Deutschland
China
Großbritannien
Frankreich
Schweiz
Kanada
Australien
Italien Der Vormarsch Chinas macht vor dem Luxusmarkt nicht Halt.
Quelle: GAM, Schätzungen für 2017, Nachfrage nach Nationalität
40 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
4.458
2.720
1.199
1.034
553
523
358
321
234
229
Quelle: Capgemini and RBC Wealth Management 2016, Credit Suisse 2016
creditS: beigestellt, Shutterstock
° anzahl millionäre
°
Luxusfonds   Geldanlage
„Luxusartikel
profitieren vom
Anstieg des
Konsums in
den Emerging
Markets“
Caroline Reyl,
Pictet
nen.“ Huang Sun Scilla, Leadmanagerin des
GAM Luxury Brands Fund, bestätigt: „Die
Situation für Luxusgüter sieht gut aus, wir
beobachten hier langfristiges Wachstum.
Als Treiber fungieren die Konsumenten aus
Schwellenländern, wie zum Beispiel Russland oder China. Aber auch in Europa steigt
wieder die Lust nach Luxusgütern.“ Wobei
die aktuell interessanteste Story im Luxussegment das Reich der Mitte bleibt, dazu
kommentiert Pictet-Expertin Reyl: „In China wächst die Mittelschicht von 2016 bis
2030 laut Untersuchungen des Economist
Intelligence Unit durchschnittlich um 5,5
Prozent pro Jahr.“ Das wird aller Voraussicht nach für langfristige Steigerungsraten
bei den Konsumausgaben sorgen. Außerdem glaubt Reyl: „Starke Cashflows und Bilanzen der Unternehmen könnten in der
Branche für Fusionen und Übernahmen
verwendet werden.“ Ein weiterer Treiber
also für den Sektor. Im Luxussegment gefallen der Managerin des Pictet Premium
Brands derzeit vor allem LVMH, Kering
und Moncler. Im breiteren Retail-Segment
liegt der Fokus auf führenden Brands mit
starker Innovationskraft, guten Vertriebswegen, digitaler Strategie und einer gewissen Geschwindigkeit am Markt. Dazu zählen Apple, Coach oder PVH.
Millennials auf Vormarsch
Einblick in seine Strategie gewährt auch
Juan Mendoza von der Credit Suisse: „Viele
der Unternehmen im CS (Lux) Global Pres­
tige Equity Fund verfügen über sehr hohe
EBIT-Margen und sind in der Lage, einen
hohen Free Cashflow zu generieren. Der
Fonds wird sehr aktiv gemanagt und hält
üblicherweise ein konzentriertes Portfolio
von 40 bis 50 Aktien. Wir meinen, es ist ein
Vorteil, den Fonds von Hongkong aus zu
managen, denn China ist der wichtigste Luxusgütermarkt der Welt.“ Im Speziellen
werden laut dem Experten ,Millennials‘ aus
China das zukünftige Wachstum des Luxusmarktes antreiben: „Wir sprechen hier von
415 Millionen Menschen, das macht ungefähr 31 Prozent der Gesamteinwohnerzahl
Chinas aus.“ Ein großer Anteil des Fonds ist
in führende Luxus-Marken wie LVMH,
Estee Lauder oder Ferrari investiert, aber
auch prestigeträchtige asiatische Marken
finden sich im Portfolio.
das ausführliche Interview mit Frau Scilla
auf Seite 42).
Unterschiedliche Produkte
Fonds, die den Begriff Luxus im Namen
führen, findet man nur wenige. So den
GAM Luxur y Brands Fund (ISIN:
LU0329429624) mit einer Performance von
knapp 50 Prozent in fünf Jahren. Der CS
(Lux) Global Prestige Equity Fund (ISIN:
LU1193860985), aber auch der Pictet Premium Brands (ISIN LU0217139533) fischen
ebenfalls gerne in diesem Segment. Es gibt
aber auch Zertifikate, wie etwa von der BNP
Paribas auf den World Luxury Index (ISIN:
ISINDE000BN1LUX6). Eine schöne Handtasche sollte mit den Renditen leistbar sein.
Nicht nur für Millionäre
Wobei mit einem Vorurteil aufgeräumt
werden sollte: Luxusartikel
sind jetzt nicht nur für „Superreiche“ interessant. Menchina – die nachfrage nach
doza „Ein chinesischer Konwestlichen marken steigt
sument definiert Luxusprodukte mög­l icherweise auf
eine andere Art und Weise als
europäi­sche Verbraucher. Luxusmarken decken heute alle
15% p.a.
Preisklassen ab und sprechen
sowohl die Mittelschicht als
auch Mil­liardäre an, die jun18% p.a
gen ,Millennials‘ ebenso wie
die ältere Generation.“ Scilla
bestätigt diese Wahrneh– 5% p.a.
mung: „Erschwinglicher Luxus wird von vielen konsu– 3% p.a.
miert. Dazu zählt auch ein
Lippenstift von Estee Lauder
oder eine Brieftasche von
Louis Vuitton. Vom Ferrari
Viele neue Luxuskäufer: Der Konsum profitiert vom Wandel
darf man ja zumindest noch
der Wirtschaft im Reich der Mitte.
träumen“ (siehe dazu auch
Quelle: McKinsey, *Einkommen nach Steuern und Sozialversicherung
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 41
Expertstalk ° Interview mit Huang Sun Scilla, GAM
„Man darf sich etwas gönnen“
Die Luxusbranche wird ihr funkelndes Image nicht verlieren, sondern vom Wachstum in den Emerging
­Markets noch weiter profitieren – so die GAM-Fondsmanagerin Huang Sun Scilla. Wobei schöne Renditen auf
die Investoren warten.
Harald Kolerus
Warum sollte man in Luxusmarken
Wie wichtig sind externe Faktoren, etwa
investieren?
Anti-Korruptionsgesetze in China?
huang sun scilla: Das Momentum der
Weltwirtschaft ist gut und wir sehen ­wieder
Interesse in Investmentthemen, die vom strukturellen Wachstum der Schwellenänder profitieren. Die Mittelschicht in diesen Ländern wächst
überdurchschnittlich und der Appetit auf westliche Marken nimmt zu. Wir gehen davon aus,
dass gut zwei Drittel des Wachstums im Luxussektor von Konsumenten aus Schwellenländern
bestritten wird. Wichtig sind die Chinesen, die
wieder vermehrt nach Europa reisen. Solid sind
momentan auch die Wirtschaftszahlen in Europa. Viele Luxusfirmen haben im ersten Quartal
besser als erwartete Zahlen publiziert.
Die wichtigsten Makrofaktoren, die die Luxus­
industrie beeinflussen, sind die allgemeine
Konsumstimmung, der Tourismus, aber auch
geopolitische Entwicklungen. So hat die
Anti-Korruptionskampagne in China die Luxus­
industrie in den letzten Jahren stark getroffen.
Das liegt jetzt aber zum Glück hinter uns und
die Luxusumsätze in China erholen sich.
Können Sie Ihre Anlagestrategie erklären?
Unser Ziel ist es, in die 25 bis 40 besten Luxus­
firmen zu investieren. Wir verfolgen einen
fundamentalen Ansatz und kennen die meisten Firmen, in denen wir investiert sind, schon
sehr lange. Ich analysiere die Luxusindustrie
seit über 18 Jahren und es fällt mir immer wieder auf, dass starke Marken über die gleichen
Eigenschaften verfügen. Die Produkte stehen
im Mittelpunkt und es werden keine Kompromisse bei der Qualität gemacht. Dann ist die
Markenbotschaft entscheidend, damit man sich
von der Konkurrenz abhebt. Eine ­Marke kann
nicht alles für jeden sein, sondern muss eine
klare Positionierung haben. Sehr wichtig ist
letztlich die Kreativität und Innovationskraft,
die hinter einer Marke stehen. Die Kundschaft ist anspruchsvoll, aber bereit, viel Geld
für hochqualitative und innovative Produkte
auszugeben. Als Investment interessant sind
Luxusfirmen, weil sie Preissetzungsmacht und
hohe Margen haben. Gut geführte Marken generieren viel Cash, was die soliden Bilanzen
42 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Huang Sun Scilla, Leadmanagerin des GAM
Luxury Brands Fund
und die Erhöhung der Dividendenauszahlung
in den letzten Jahren erklärt.
Wer kauft Luxusprodukte? Nur die sogenannten Reichen?
Historisch gesehen wurden Luxusprodukte vorwiegend für die Adelsschicht produziert. Heute
ist es natürlich anders. Der „erschwingliche“
Luxus wird von vielen konsumiert, so zum Beispiel auch von Leuten, die in Schwellenländern
zur Mittelschicht avanciert sind. So können sie
sich ein Lippenstift von Estée Lauder oder eine
kleine Brieftasche von Louis Vuitton leisten,
während der Ferrari noch ein Traum bleibt.
Welche Länder sorgen für Schwung?
Die Luxusindustrie ist eine globale Industrie,
wobei die Konsumenten in den Schwellenländern immer wichtiger werden. Zurzeit machen
sie ungefähr die Hälfte des Luxusmarktes aus,
aber sie treiben gut zwei Drittel des Wachstums
an. Viele Investoren spielen das strukturelle
Wachstum der Mittelschicht in Schwellenländern über solide westliche Luxusfirmen anstatt
über Direktinvestitionen in lokale Aktien, die
oft sehr volatil sind. In den letzten Jahren haben sich Luxusaktien besser entwickelt als
sowohl der breite globale Aktienmarkt (MSCI
World Equity) und auch Aktien in den Schwellenländern (MSCI Emerging Markets Equity).
Unsere größten Positionen im Luxusfonds sind
zurzeit Hermès, LVMH und L’Oréal. Wir sind
aber auch in Namen wie Estée Lauder, Kering,
Pernod Ricard, Richemont und Tiffany inves­
tiert.
Stimmt es wirklich, dass die Luxusbranche krisenresistent ist? Man kann sich ja wohl nicht
Macht es Sie manchmal nachdenklich, dass
völlig von der Konjunktur abkoppeln?
­soviel Geld für Luxus ausgegeben wird?
Luxusgüter sind zyklischer als typische defensive Konsumgüter wie Nahrungsmittel, oft aber
konjunkturresistenter als andere zyklische Güter, es hängt aber vom Segment ab. Fahrzeuge,
Schmuck und Uhren sind zum Beispiel zykli­
scher als Cognac oder Kosmetika.
Diese Frage muss jeder für sich beantworten
und ist auch eine Frage des Maßes sowie des
Kontexts. Ich persönlich habe kein Problem damit, wenn man sich ab und zu etwas gönnt.
www.gam.com
CrediT: beigestellt
GELD °
Schneller informiert für bessere Anlageentscheidungen
Mit einer Reichweite lt. ÖWA 11/16 von ca. 0,5 Mio Unique Usern und
1,86 Mio. Visits ist finanzen.at Österreichs führendes Finanzportal.
MEAG ° Nachhaltige Emerging Markets-Anleihen
Anlagen in den Wachstumsländern werden unterschätzt. Emerging
Markets umfassen flächenmäßig nahezu die ganze Welt und mit knapp 80 Prozent einen
Großteil der Bevölkerung. Die Marktkapitalisierung der Anleihen aus Schwellenländern sind
hingegen mit rund zwölf Prozent unterrepräsentiert, obwohl das kumulierte Bruttoinlandsprodukt mehr als die Hälfte des globalen BIP ausmacht. Zahlreiche widerlegbare Mythen
um EM-Anleihen, wie bedrohliche Währungsrisiken oder Anfälligkeit für eine „Sudden Stop“,
haben dazu geführt, dass viele Anleihen aus diesen Regionen noch immer sehr attraktive
Renditen aufweisen – zudem Währungsgewinne erwarten lassen und zur Diversifikation über
viele Länder gestreut werden können.
Nachhaltigkeit im MEAG Investmentprozess. Als Tochtergesellschaft der
Daniel Mumzhiu, Senior Port­folio
Munich Re, die bereits 2006 die Vereinten Nationen bei der Ausarbeitung der PRIs (Principles
Manager Renten, MEAG MUNICH
of Responsible Investments) unterstützte und auch als eines der ersten deutschen UnterERGO KAG
nehmen unterzeichnete, ist für MEAG nachhaltige Geldanlage selbstverständlich geworden.
Trotzdem zieht die Fondsgesellschaft externe Gutachter hinzu – wie zum Beispiel MSCI,
oekomresearch oder rfi.Das Anlageuniversum umfasst nach dem Nachhaltigkeits-Screening Staatsanleihen aus ca.20
Ländern aus den Emerging Markets sowie Unternehmensanleihen und supranationale Anleihen.
MEAG Emerging Market Nachhaltigkeit. Insgesamt verwaltet MEAG mehr als 15 Milliarden Euro in
Emerging Market Bonds, etwa je zur Hälfte in Hartwährungsanleihen und zur anderen Hälfte in Lokalwährungen. Neben
dem MEAG Emerging Market Nachhaltigkeit werden auch beim 2014 aufgelegten MEAG Emerging Markets ab September 2017 beim Management Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt.
www.meag.com
PICTET ° Wirkungsvolles Investieren mit Umweltbewusstsein
der brisanten Umweltthemen unserer Zeit. Genauso wichtig für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt sind Müllverwertung (Recycling), Wasser-Technologien, nachhaltige
Landwirtschaft oder umweltschonender Transport. All diese Wirtschaftsbereiche sind
Kernpunkte vermehrter Forschung und Investitionen. Das trug dazu bei, dass z.B. Neue
Energien bereits günstiger sind als die Energiegewinnung aus Kohle. Dass die USA aus
dem Pariser Abkommen ausgestiegen sind, wird überbewertet, denn die USA sind für „lediglich“ 15 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Wesentlich dringender
sind die Probleme z.B. in China, was zu einer starken Förderung von Umwelttechnologien
führte – rund 2,5 Prozent des BIP fließen in China in diesen Bereich. Die Wachstumsrate
Dr. Marc Olivier Buffle, Senior
dieses Segments liegt bei 5,9 Prozent p.a. (MSCI World-Aktien bei 4,1 Prozent p.a.).
Product Specialist bei Pictet Asset
Fonds für Megatrends. Pictet hat sich bereits seit 1995 – mit der Lancierung des
Management
Pictet Biotech – auf Megatrends spezialisiert. Der Wasser-Fonds folgte im Jahr 2000 und
weist bereits ein Fondsvolumen von 4,66 Milliarden Euro auf. Insgesamt verwaltet Pictet
32 Milliarden Dollar in 15 Megatrend-Themenfonds und beschäftigt hierzu mehr als 30 Investment-Experten.
2014 wurde der auf Umwelttechnologien spezialisierte Global Environmental Opportunities aufgelegt.
Pictet - Global Environmental Opportunities. Aus einem investiblen Universum von derzeit rund
400 Unternehmen weltweit, die in dem stark wachsenden Bereich der Umwelttechnologien tätig sind, kommen
nach einem umfangreichen Analyseprozess die besten rund 50 ins Portfolio des Fonds. Durch die aktive Aktien-Selektion erzielte der Fonds seit Auflegung gegenüber dem MACI ACWI eine Outperformance von 4,2 Prozent p.a.
www.pictet.at
44
geld-magazin
juli/august 2017
CreditS: Shutterstock, Archiv
Wachstumsmarkt Umwelttechnik. Das Thema Klimawandel ist nur eines
Institutional investors congress ° Nachhaltige
Investments & Neue Energien
Bellevue ° Hidden Champions bei familiengeführten Börsenunternehmen
Rotation aus den USA nach Europa? Die Aktienmärkte in den USA haben jene
in Europa in den vergangenen zwölf Jahren um gut 50 Prozent outperformt, seit 2011 sogar
um mehr als 100 Prozent. Das hat jedoch zu einer hohen Bewertung in den USA geführt, was
in Europa nun einen Nachholbedarf erwarten lässt, zumal sich die wirtschaftlichen Vorzeichen in Europa zum Besseren wenden und die politischen Risiken abnehmen. Auch an den
Kapitalflüssen kann man feststellen, dass diese ihre Richtung nach Europa drehten.
Unternehmertum und Nachhaltigkeit. In Europa haben familiengeführte Unternehmen eine lange Tradition. Sie zeichnen sich durch ihre langfristigen Strategien aus,
die sich weniger an Quartalsergebnissen orientieren als an der Werthaltigkeit ihres Erfolgs
– an langfristig überdurchschnittlichen Renditen. Das unternehmerische Denken in fami­
Jean-Pierre gerber, Senior Product
liengeführten Betrieben richtet sich stärker nach humanen Werten, nachhaltiger Qualität und
Specialist und Partner, Bellevue Asset
sozialer Verantwortung. Das zeigt auch die Benchmark für dieses Segment, der CS Family
Management AG
Business Index, der den MSCI World Index über die vergangenen zehn Jahre um rund 30 Prozent übertroffen hat – und das bei niedrigerer Volatilität.
Drei Fonds zur Auswahl. Bellevue Asset Management hat im Bereich familiengeführter Unternehmen seit
Langem ein besonders hohes Know-how aufgebaut und verfügt hier über ein hervorragendes Netzwerk. Aus dem zur
Verfügung stehenden Pool von rund 600 Large Cap- bzw. 1000 Small/Mid Cap-Familienunternehmen in Europa werden drei Fonds bestückt, die etwa 30 bis 40 der besten Unternehmen beinhalten: Der Entrepreneur Switzerland (Lux)
Fund, der im ursprünglichen Heimatmarkt der Bellevue Asset Management entwickelt wurde, der BB Entrepreneur Europe (Lux) Fund und für ein höheres Ertragspotenzial der BB Entrepreneur Europe Small (Lux) Fund (s. auch Seite 46):
www.bellevue.ch
LACUNa ° „Canada goes green“ – hohe Renditen mit sauberer Energiegewinnung
Langjähriger Track Record. Lacuna finanzierte bereits im Jahr 1998 den ersten
Windpark, im Jahr 2000 ging sie eine Partnerschaft mit der Windkraftanlagenfirma Fronteris
ein, 2013 übernahm sie Iliotec, die auf Photovoltaikanlagen spezialisiert ist. Bislang installierte
die Unternehmensgruppe über 13.000 Photovoltaik- (PV-) und 72 Windkraftanlagen. Aus diesem Know-how heraus wurde Kanada als ideales Land für Erneuerbare Energien entdeckt.
Wer Kanada kennt, liebt das Land. Besonders der Bundesstaat Ontario ist für
Photovoltaik prädestiniert. Die Hauptstad Calgary lieg breitengradmäßig auf der Höhe von
Südfrankreich und erfreut sich über durchschnittlich 2396 Sonnenstunden im Jahr – vergleichsweise dazu hat die sonnigste Stadt in Deutschland 1740 Sonnenstunden im Jahr.Hinzu
kommt, dass Kanada mit einer Bevölkerungsdichte von nur 3,6 Einwohner/km2 (Deutschland:
Ottmar Heinen, Geschäftsführer,
230 Einwohner/km2) über extrem viele Freiflächen verfügt und im Westen das Landes starke
Lacuna GmbH
Winde vom Pazifik wehen (optimal für Windenergie). Diese hervorragenden Voraussetzungen
führten dazu, dass Erneuerbare Energien in Kanada mittels garantierter Einspeisevergütungen
gefördert werden und bis 2030 90 Prozent der Elektrizität aus Erneuerbaren Energien stammen
sollen.Derzeit haben Erneuerbare Energien bereits einen Anteil von fast 19 Prozent am Primärenergieverbrauch.Die stabile Währung sowie das robuste Bankensystem bieten für ausländische Investoren ein hervorragendes Investitionsklima.
Tailor-made. Lacuna gründete in Kooperation mit lokalen PV- und Windkraft Experten die Lacuna Canada GmbH,
die für institutionelle Investoren aus Europa rentable Windkraft- und PV-Projekte organisiert. Die Renditen liegen bei rund
sieben Prozent p.a. vor Steuer. Die Größe und Art des Projekts sowie die gesellschaftliche Struktur wird für den Bedarf des
Investors jeweils maßgeschneidert. Siehe dazu auch das Experten-Gespräch auf Seite 63.
www.lacuna.de
45
geld-magazin
juli/august 2017
Entrepreneurs – die Hidden Champions
Anstatt in Quartalsergebnissen zu denken, orientieren sich familiengeführte Unternehmen vor allem an langfristig erzielbaren Erfolgen. Höhere Eigenkapitalquoten, soziale Engagements und stärkere Kundenbindungen
führen aber auch zu höheren EBIT-Margen und Gewinnen – das freut wiederum die Aktionäre.
eine bessere Performance als in den eher heiß
gelaufenen US-Märkten. Stechen hier familien­
geführte Unternehmen (Entrepreneurs) hinsichtlich ihrer Wachstumsdynamik, ihrer KursGewinn-Bewertungen oder Kurs-Buchwert­Verhältnisse noch besonders hervor?
Birgitte Olsen: US-amerikanische Aktien
haben ihre europäischen Pendants seit der Finanzkrise um über 100 Prozent übertroffen.
Diese Diskrepanz kann nicht alleine auf eine
unterschiedliche Wachstumsdynamik zurückgeführt werden, vielmehr verlangten Investoren
in Europa eine höhere Risikoprämie infolge der
Staatsschulden- und Bankenkrise sowie der politischen Instabilität rund um die Eurozone. Eine
Reihe von Faktoren sprechen aber aktuell dafür, dass diese Risikoprämie abgetragen werden
könnte. Erstens haben die politischen Risiken in
Europa nach den Wahlen in den Niederlanden,
Österreich und Frankreich abgenommen, während selbige nach der Wahl von US-Präsident
Trump eher gestiegen sind. Zweitens gewinnt
Europa eindeutig an Wachstumsdynamik, wie
aus den unterschiedlichen makroökonomischen
Datenreihen zu entnehmen ist, was zu einem
klaren positiven Trend bei Unternehmensergebnissen führt. Drittens sind die Bewertungen
– etwa gemessen am KGV – für europäische
Aktien deutlich günstiger, dies bei einem klar
dynamischeren Wachstumsprofil, wie aus den
Q1-Ergebnissen zu entnehmen war.
Gerade europäische Familienunternehmen
dürften von der positiven binnenländischen
Entwicklung stark profitieren. In unserem Entrepreneur-Anlageuniversum schätzen wir
in dem Kontext besonders mittel- und kleinkapitalisierte Unternehmen als attraktive
Investmentkandidaten. Denn in diesem Segment befinden sich überdurchschnittlich
wachstumsstarke Unternehmen mit attraktiven
46 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017
Bewertungen, die noch nicht auf dem Radar der
breiten Anlegerschaft aufgetaucht sind. So gibt
es für uns als Stock Picker im aktuellen Umfeld
eine Vielzahl an „Hidden Champions“, die aus
fundamentaler Sicht gute Opportunitäten aufweisen. Diese familiengeführten Unternehmen
versprechen überdurchschnittliches Wachstum
und Rendite, gepaart mit hoher Qualität und
Substanz.
Was zeichnet familiengeführte Unternehmen in
Bezug auf Nachhaltigkeit aus? Man kann hier
zwei Arten von Nachhaltigkeit angeben: Nachhaltige Unternehmensführung und Nachhaltigkeit im engeren Sinn nach ESG-Kriterien...
Eigentümerfamilien sind typischerweise mit
einem Großteil des eigenen Vermögens in
ihren Unternehmen investiert, nehmen Führungsverantwortung wahr und kontrollieren
das Unternehmen über Einsitz im Management oder Aufsichtsrat. Aus diesem Grund sind
sie an der langfristigen Wertentwicklung und
nicht an kurzfristiger Gewinnmaximierung
interessiert. Darüber hinaus verfügen familiengeführte Unternehmen über ausreichend
Kapitalreserven, eine niedrige Verschuldung
und kontinuierliche gute Cashflows, um ihr
Wachstum zu finanzieren. Dies erlaubt ihnen,
auch in konjunkturell schwierigen Zeiten antizyklisch zu agieren, indem in Innovation
investiert wird oder neue Absatzmärkte erschlossen werden. Auch ein opportunistischer
Umgang mit Akquisitionen gehört dazu, denn
niemand kennt den Markt und ihre Wettbewerber besser als sie.
Inhabergeführte Unternehmen zeichnen sich
aber auch durch ein immaterielles Wertesystem
aus, in dem Langfristigkeit und Nachhaltigkeit im
Umgang mit Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden einen hohen Stellenwert genießen. So wird
in der Krise zwischenzeitlich aus einem Ingeni-
eur ein Gabelstaplerfahrer gemacht, entgegen
der prozyklischen „hire & fire“-Mentalität, die
manche nicht familiengeführte Unternehmen an
den Tag legen. Auch nehmen viele Familienunternehmen durch ihr soziales Engagement, sei es
durch den Bau von Sportstätten, Ausbildungseinrichtungen oder die Förderung von Kunst
und Kultur, eine starke, meist regional geprägte
gesellschaftliche Verantwortung wahr.
Interessanterweise erfüllen eigentümergeführte Unternehmen vielfach auch klassische
ESG-Kriterien, allerdings selektionieren wir
unsere Portfolio-Unternehmen nach traditionellen, fundamentalen quantitativen wie
qualitativen Kriterien. Mittels einer „Entrepreneurial Due Diligence“ werden aber auch
weiche Einflussfaktoren rund um den Eigentümer erfasst, zum Beispiel Themen wie
Nachfolgeproblematik, Motivation der Gründer-/Nachfolgegenerationen, Zweckmäßigkeit
der Struktur und Organisation, Anreiz- und
Wertesysteme etc., diese sind aber nicht zwingend deckungsgleich mit ESG-Anforderungen.
Wo hat der Anleger seinen Vorteil? Ist es
hauptsächlich das gute Gewissen, wenn er in
familiengeführte Unternehmen investiert anstatt in globale Konzerne mit z.T. umstrittenen
Geschäftspraktiken?
Studien belegen, dass eigentümergeführte
Unternehmen über den Zyklus eine vergleichsweise höhere Gewinnstabilität und stärkere
operative EBIT-Margen ausweisen. Ebenso
deuten wissenschaftliche Untersuchungen auf
einen Performancevorteil hin, so verzeichnete
in den vergangenen zehn Jahren der CS Family Business Index gegenüber dem breiten
MSCI Weltaktienindex eine jährliche Überschussrendite von rund zwei Prozent. Der DAX
Plus Family 30 Index, der die Aktien der 30
größten und liquidesten familiengeführten Un-
credit: beigestellt
GELD ° Sie erwarten für europäische Aktien
°
Im Gespräch mit Birgitte Olsen, Bellevue Asset Management   ExpertsTalk
Nicht-Familienunternehmens durchschnittlich
drei bis vier Jahre, so liegt dieser Wert bei Familienunternehmen im Bereich von acht bis neun
Jahren. Mitarbeiter – wie möglicherweise auch
die Anleger – identifizieren sich denn in solchen
Unternehmen auch weitaus stärker mit der Firma, was sich nicht zuletzt auch vorteilhaft auf
die Qualität der Produkte und Dienstleistungen
auswirkt und damit zu einer stärkeren Kundenbindung führt.
Produktionsprozesse gelten als ökologisch verträglich und sozial gerecht. In den vergangenen
Jahren durften sich denn auch die Aktionäre des
Unternehmens mitfreuen, alleine in den letzten
drei Jahren hat sich der Kurs inklusive Dividende beinahe verfünffacht.
Welchen Fonds der drei von Bellevue Asset
Management verwalteten Entrepreneur-Fonds
– Switzerland, Europe und Europe Small –
würden Sie österreichischen Anlegern derzeit
Können Sie uns beispielhaft den einen oder
am wärmsten ans Herz legen?
anderen Hidden Champion anführen und uns
Alle drei BB Entrepreneur Fonds investieren
fokussiert in 35 bis 45 der fundamental attraktivsten börsennotierten Familienunternehmen
im jeweiligen Anlageuniversum. Sie eignen sich
alle als Anlagebausteine für private wie auch
insti­tutionelle Investoren, die auf ein langfristig
attraktives und kompetitives Kapitalwachstum
setzen möchten. Gemessen an den Bewertungen
und den Wachstumserwartungen scheint uns
der BB Entrepreneur Europe Small derzeit besonders attraktiv. Wer aber einen breiteren
Baustein in puncto liquide Marktkapitalisierung
sucht, der wird beim BB Entrepreneur Europe
fündig, der auch in großkapitalisierte Unternehmen wie z.B. Swatch, JC Decaux oder Pernod
Ricard investiert. Der BB Entrepreneur Switzerland wurde als Luxemburger SICAV Fonds zwar
erst im November 2016 aufgelegt, folgt aber
unserem gleichnamigen Flagship-Fonds nach
Schweizer Recht, der auf einen über zehnjährigen erfolgreichen Track Record zurückblicken
kann.
Bellevue Asset Management zählt zu den Pio­nieren in dieser Asset-Klasse und ist als
unab­hängige Investmentboutique auch ein
­eigentümergeführtes Unternehmen. Seit ihrer Auflegung übertrafen der BB Entrepreneur
Switzerland, BB Entrepreneur Europe und
BB Entrepreneur Europe Small nicht nur ihre
je­weilige Benchmark, sondern zählten regelmäßig zu den Spitzenfonds in ihrer Vergleichskategorie.
daran die Mechanik des Entrepreneur-Vorteils
erklären?
Birgitte Olsen, Head Entrepreneur-Strategien
Bellevue Asset Management
ternehmen in Deutschland enthält, übertraf den
breiten DAX im selben Betrachtungszeitraum
sogar um mehr als fünf Prozent im Jahr.
Nun ist aber nicht jedes Familienunternehmen automatisch und zu jeder Zeit erfolgreich.
Sensitivitäten zum Konjunkturzyklus, überdurchschnittliche Investitionsphasen oder
Probleme bei der Nachfolgeregelung können
sich vereinzelt nachteilig auf den Geschäftserfolg auswirken. Eine sorgfältige und fundierte
Analyse ist somit entscheidend für den Anlageerfolg des Investors.
Zu einem gewissen Grad mögen aber auch die
immateriellen Vorteile überzeugen. Neben den
bereits erwähnten Eigenschaften fällt etwa auf,
dass bei inhabergeführten Unternehmen die
Mitarbeiterfluktuation deutlich geringer ist
und auch das Management seine Verantwortung deutlich länger wahrnimmt. Beträgt die
durchschnittliche Verweildauer des CEO eines
Ein aktuelles Beispiel für ein erfolgreiches und
auf nachhaltiges Wirtschaften ausgerichtetes
Familienunternehmen ist Corticeira Amorim,
ein führender Hersteller von Kork-Produkten.
Das in Portugal beheimatete Unternehmen
wurde 1870 von Antonio Alves de Amorim
gegründet und wird heute in der vierten Familiengeneration von Antonio Rios de Amorim
geführt. Die Familie kontrolliert 74,9 Prozent
des mit rund 1,7 Milliarden Euro börsenkapitalisierten Unternehmens. Corticeira Amorim
hält rund ein Drittel am globalen Markt für Flaschenkorken und positioniert sich verstärkt im
Premium-Segment. Der steigende Weinkonsum
in den USA und den Schwellenländern sorgt für
eine gesunde Grundnachfrage und dynamische
Wachstumsraten. Dank solider Bilanzen, verti­
kaler Integration und starker Innovation mit
eigener F&E sind die Eintrittshürden für Mitbewerber relativ hoch. Zudem ist es Amorim
gelungen, Qualitätsgarantien für TCA-freie
Korken – Korken, die gegen Geschmacksverunreinigungen durch Fäulnisprozesse geschützt
sind – anzubieten, wofür Weinproduzenten
einen Mehrpreis zu zahlen bereit sind. Überhaupt möchte die Amorim-Familie in dieser
Generation dafür sorgen, dass ihre gesamte
Weinkorkenproduktion garantiert TCA-frei
wird. Das Unternehmen ist sich zudem seiner
Vorreiterfunktion beim Thema Nachhaltigkeit
bewusst. Sowohl die Kork-Produkte als auch die
www.bellevue.ch
Juli/August 2017 – Geld-Magazin ° 47
GeldanlaGe ° Biosimilars
Biotech-Wachstumsinseln
Auch im Biotech-Sektor gibt es wachstumsstärkere Bereiche, die andere Segmente in den Schatten stellen.
Zwei spezielle Bereiche wollen wir im Folgenden vorstellen: Den der Biosimilars und die sogenannten „Orphan
Diseases“ („Waisenerkrankungen“ mit nur geringen Patientenzahlen). Wolfgang Regner
iosimilars sind vom Molekülaufbau,
der Produktionsformel und der Wirkungsweise bzw. der Wirkung im Vergleich
zu den als Vorlage dienenden Biotech-Medikamenten gleich, oder weniger präzise gesagt, „bioäquivalent“. Wenn ein Patent auf
ein Biotech-Medikament ausläuft, schlägt
die Stunde der Biosimilars. „Der Biosimilars-Markt startete 2005 mit der Festlegung
des Genehmigungsverfahrens für Kopien
von Biotech-Medikamenten in Europa.
2010 zogen die USA nach. Das erste zuge­
lassene Biosimilar-Medikament war das
menschliche Wachstumshormon Omnitrope von Sandoz – mittlerweile sind in Europa
über 20 Biosimilars zugelassen. Gemäß
Schätzungen des Branchendienstes IMS
sollte der weltweite Biosimilar-Markt die
400 Milliarden Dollar-Hürde im Jahr 2020
erreichen. Derzeit sind über 50 neue Biosimilars in der Entwicklung“, erklärt Stephan
Patten, Managing Director & Deputy Chief
Investment Officer bei Sectoral Asset Management (SAM). „Die größten Gewinner
werden nicht die größten Generikaproduzenten sein, deren Expertise liegt bei der
Entwicklung solid dosierter oraler Generika und den dafür erforderlichen rechtlichen
Strategien“, so Patten. Die Erfolgsfaktoren
bei Biosimilars liegen jedoch in der Fähigkeit, viel komplexere Moleküle zu konstruie­
ren und zu produzieren („Der Prozess ist
das Produkt“). Auch höhere Hürden für den
Nachweis der Bioäquivalenz sind zu beachten. Die Produktion ist anspruchsvoller und
teurer. Die wichtigsten Player sind: Große
Biotech-Konzerne mit Erfahrung in der
Produktion komplexer Moleküle, wie etwa
Novartis, Amgen, Biogen, Pfizer und Merck.
Weiters Emerging Markets-Konzerne wie
Celltrion, Samsung Biologics (Südkorea)
sowie Dr. Reddy’s (Indien) – diese profitieren von niedrigeren Produktionskosten und
weniger hohen Regulationshürden. Einige
kleinere Player gibt es auch, die über Spe­
zialwissen in seltenen Therapiefeldern verfügen (Momenta und Coherus). Große Generikakonzerne fahren eine ÜbernahmeStrategie, um sich die Expertise ins eigene
Haus zu holen, wie z.B. Mylan. Teva plant,
ein führender Player in der dritten Biologics-Welle (nach 2020) zu werden.
Biotech-Patente laufen aus
Nun müssen sich auch Biotech-Konzerne mit dem Problem der Patentabläufe
konfrontieren. Bis 2020 werden rund 40
Milliarden Dollar-Umsätze bei Biotech-Medikamenten die Marktexklusivität verlieren
– darunter solche Blockbuster wie Humira
(Rheuma), Lantus (Diabetes), Enbrel
(Rheuma), Remicade (Rheuma), Rituxan
° Biosimilar-Player
ISIN
US0311621009
US09062X1037
US19249H1032
CH0012005267
US2561352038
unternehmenMArktkap.KGV (´17e)KGV (´18e) Perf. 1 J.
Amgen
111,1 Mrd. €
14,0
13,7
11,0 %
Biogen
50,6 Mrd. €
13,0
11,8
18,0 %
Coherus
0,6 Mrd. €
neg.
neg.
– 17,0 %
Novartis
187,9 Mrd. €
17,3
15,7
– 1,2 %
Dr. Reddy’s
6,0 Mrd. €
22,8
k.A.
– 20,0 %
3 Jahre 5 Jahre
73,0 % 158,0 %
12,0 % 126,0 %
–
–
11,0 % 65,0 %
19,0 % 65,0 %
Quelle: finanzen.net, finance.yahoo.com
48 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
„Biosimilars
könnten die
Diskussionen
über hohe
Biotech-Preise
entschärfen“
Christian Lach,
Bellevue AM
(Krebs), Neulasta (Blutarmut), Avastin und
Herceptin (Krebs). Allerdings liegt der
Marktumsatzverlust nach Patentverlust bei
diesen Biotech-Medikamenten nur bei zehn
bis 30 Prozent pro Jahr im Gegensatz zu gewöhnlichen Medikamenten (90 Prozent in
sechs Monaten). Die am meisten betroffenen Therapiegebiete sind Rheuma, Krebs
und Diabetes. Betroffene Hersteller sind
Bio­gen, Johnson & Johnson, Amgen, AbbVie, Sanofi und Roche. „Wir stehen den
­Biosimilars grundsätzlich sehr positiv gegenüber. Besonders für unseren Generikafonds ist dies ein wichtiges Wachstumssegment“, meint Christan Lach, Fondsmanager
des BB Adamant Biotech Fund. „Die stärkere regulatorische Klarheit in Kombinaten
mit einer besseren Charakterisierung der
großen, organischen Moleküle erlaubt kürzere Zulassungswege. Die amerikanische
Gesundheitsbehörde spricht vom sogenannten molekularen Fingerabdruck, der
vielfältige Analysemethoden einbezieht und
ein hohes Maß an molekularbiologischer
und physikalischer Vergleichbarkeit erlaubt. Damit können nun auch komplexere
Medikamente wie Antikörper nachgebaut
werden“, weiß Lach. Zudem zeigen die Erfahrungen Europas, dass sich die Sicherheitsbedenken bisher nicht bestätigen. Ge-
creditS: beigestellt, Shutterstock
B
°
Biosimilars   GeldanlaGe
nerell ist dies auch für die Biotech-Branche
positiv, denn durch den Wettbewerb werden wieder Gelder freigesetzt, die für neue,
innovative Medikamente verwendet werden können. Dies entschärft die Diskussion
um Medikamentenpreise und Innovationsanreize in den USA und Europa. Zudem
kommen die Biotech-Medikamente so einer
breiteren Patientenpopulation zugute, was
insbesondere Wachstumschance für Biosimilars in den Emerging Markets bedeutet.
„Die großen Biotech-Firmen wie Amgen
und Biogen, denen der Biosimilar-Wettbewerb am meisten zu schaffen machen
könnte, haben bereits eine Vorwärtsstrategie eingeschlagen. Amgen entwickelt mit
Allergan Biosimilars, Biogen macht dies mit
Samsung Biologics. Bei den kleineren Firmen ist Coherus ein reiner Biosimilar-Entwickler, der von ehemaligen Amgen-Mitarbeitern gegründet wurde. Eine Sonderstellung im Bereich Insulin nimmt Eli Lilly ein,
die ein Biosimilar für Lantus entwickelt hat.
Einen weitaus größeren Einfluss haben die
Biosimilars für die großen Pharmafirmen,
insbesondere Roche. In den nächsten Jahren verlieren Rituxan, Herceptin und Avastin den Patentschutz. Roche muss diese
Umsatzträger kompensieren“, weiß Lach.
„Waisenerkrankungen“
Orphan Diseases sind Erkrankungen,
die nur eine sehr niedrige Patientenzahl betreffen. Damit sich die Herstellung von Medikamenten gegen diese lohnt, sind u.a.
staatliche Förderungen erforderlich. Dazu
kommen eine erweiterte Marktexklusivität
(auch zeitlich), Steuerzuckerln und kürzere
und weniger teure Entwicklungs- und Herstellungsverfahren sowie eine starke Profi-
Eine Aufnahme eines Antikörpers zeigt schon optisch, dass nur absolute Spezialisten im
Biosimilar-Bereich der Biotech-Branche eine Chance haben werden, zu reüssieren.
tabilität durch hohe, geschützte Preise. „Allerdings werden jetzt auch die Preise stärker
unter die Lupe genommen, da die Anzahl
derartiger Medikamente in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat – und damit
auch die staatlichen Förderungen. So kostet
Alexions Soliris (gegen Paroxysmale Hämoglobinurie, eine seltene erworbene und lebensbedrohliche Erkrankung blutbildender
Stammzellen) 400.000 Dollar pro Jahr. Um
die Kosten im Griff zu halten, erwarten wir
strikte Vorgaben für Verschreibung, Demonstration klarer Behandlungsvorteile sowie auch das Auftreten von Biosimilars“, erläutert Mina Marmor, Portfolio Manager
des Sectoral Biotech Opportunities Fund.
Das Geschäftsmodell Orphan Diseases ist
sehr erfolgreich – derzeit machen derartige
Medikamente fast 50 Prozent aller Neuzulassungen aus. Die Gesamtumsätze liegen
aktuell bei 60 Milliarden Dollar und wach-
sen erheblich. Starke Player sind Alexion,
Biomarin und Vertex. Insgesamt hat jedoch
eine immer größere Anzahl weiterer Forscher diesen speziellen Markt im Visier, da
eine immer höhere Anzahl von Orphan Diseases erkannt und erforscht werden. Dementsprechend steigen die Forschungsinves­
titionen und die Marktkonkurrenz. „Besonders im Bereich der Krebsbehandlung sind
praktisch fast alle Krebspatienten einer Waisenkrankheit zuzuordnen. Klassischerweise
waren dies aber Erbkrankheiten mit seltenen Mangelzuständen für gewisse Enzyme“, weiß BB-Manager Christian Lach.
„Führend sind Biomarin, Shire und Ultragenyx im Bereich der Biotech-Firmen und
Recordati und Horizon Pharma im Bereich
der Spezialitätenpharmafirmen.“ Wer
Fonds bevorzugt, sollte auf den BB Adamant Biotech oder den Sectoral Biotech Opportunities Fund setzen.
° Orphan Diseases Player
ISIN
US0153511094
US09061G1013
JE00B2QKY057
US92532F1003
unternehmenMArktkap.KGV (´17e)KGV (´18e) Perf. 1 J.
Alexion
24,3 Mrd. €
22,6
18,2
1,2 %
Biomarin
13,7 Mrd. €
neg.
neg.
13,4 %
Shire
44,2 Mrd. €
11,1
9,8
– 12,3 %
Vertex
27,7 Mrd. €
80,6
43,7
45,6 %
3 Jahre 5 Jahre
– 6,6 % 36,6 %
65,0 % 160,7 %
– 14,6 % 109,0 %
63,2 % 153,4 %
Quelle: finanzen.net
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 49
geldanlage ° Technologie-Aktien
Megachancen durch Innovationen
Big Data, Cloud Computing, Internet der Dinge, Industrieautomatisierung und künstliche Intelligenz sind die
treibenden Kräfte einer neuen industriellen Revolution, die bereits die Performance diverser Technologie-Titel
beschleunigt. Mit den richtigen Aktien und Fonds kann jeder daran profitieren.
Michael Kordovsky
D
er Nasdaq 100 Index brachte es in den
vergangenen fünf Jahren bereits auf
ein Plus von 115 Prozent, während der Dow
Jones Industrial lediglich 66 Prozent gewann. Eine noch bessere Performance erzielten die besten Technologiefonds, deren
Retail-Tranchen bis Ende Juni auf Eurobasis
im gleichen Zeitraum sogar ein Plus von bis
zu 160 Prozent erreichten. Noch mehr war
bei einzelnen Wachstumswerten wie Amazon oder Netflix zu holen, die es in den vergangenen fünf Jahren auf Kursgewinne von
322 bzw. 1441 Prozent brachten.
Die konkrete Aktienselektion sollte aus
globalen Marktführern und führenden Unternehmen in wachsenden Marktsegmenten
bestehen, die eine entsprechende Ertragswachstumshistorie aufweisen und noch
nicht fundamental allzu überteuert sind.
Sonderchancen können aber auch Turn­
around-Kandidaten und Firmen in Umstrukturierung bieten. Gleichzeitig sollte
auch ein Blick darauf geworfen, welche
Technologie-Aktien die erfolgreichsten
Die nachfolgenden Trends bieten die Grundlage für eine Reihe von
Innovationen, wie zum Beispiel selbstfahrende Autos, intelligente
Waschmaschinen, die den Waschgang zum Zeitpunkt des güns­
tigsten Stromtarifs durchführen oder Drohnen, die Pakete ausliefern:
Internet der Dinge: Darunter versteht man die Verknüpfung von
physischen Objekten jenseits der Computer und Smartphones mit
dem Internet. Von online steuerbaren intelligenten Haushaltsgeräten
bis hin zu Herzüberwachungsstationen oder tragbaren Sensoren, die
live erfasste Körperfunktionsdaten übertragen, lassen sich belie­
bige Geräte mit dem Internet verbinden. Laut Prognose der Analys­
ten von Gartner steigt bis 2020 weltweit die Anzahl der mit dem
Internet verbundenen „Dinge“ auf 20,8 Milliarden. Die internatio­
nale Managementberatungs-Firma Bain & Company schätzt, dass
diese Zukunftstechnologie weltweit bereits ca. 80 Milliarden Dollar
an M&A-Investitionen und mehr als 30 Milliarden Dollar an Venture
Capital-Beteiligung ausgelöst hat. Profiteure davon sind einschlä­
gige Elektronikfirmen, wie zum Beispiel InterDigital mit diversen IoTLösungen für intelligente Gebäude, vernetzte Städte (Smart Cities),
Transport und Industrie oder auch Skyworks Solutions. Letztere ist auf
Komponenten für Mobilfunkgeräte spezialisiert und bietet u.a. auch
Anti-Kollisions-Sensoren, Straßenmaut-Transponder und Naviga­
tionssysteme an. Der operative Cashflow des Unternehmens wuchs
von 2012 bis 2014 um 40 Prozent p.a. auf 1,1 Milliarden Dollar.
Robotics, Automatisierung und künstliche Intelligenz: Zwar ha­
ben vereinzelte Spezialwerte, wie zum Beispiel der Spezialist für Haus­
halts-Roboter, iRobot, oder der Weltmarktführer bei Chirurgie-Roboter,
Intuitive Surgical, bereits einen fulminanten Höhenflug hinter sich,
50 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
doch bei einer Reihe dieser „Roboter- und Automatisierungs-Aktien“
ist die Euphorie bereits wieder verflogen. Das gilt beispielsweise für
den Spezialmaschinenhersteller Manz, der die digitalisierten „Speed­
factories“ von Adidas einrichtet. Allgemein sind Robotik-Aktien noch
nicht von einem breiten Boom erfasst, auch wenn in diversen Medien
bereits über Anlage- und Rechtsberatung durch Roboter geschrieben
wird. Anders Tandberg-Johansen, der leitende Portfoliomanager des
DNB Technology, ist der Meinung, dass sich die Entwicklung künst­
licher Intelligenz noch in einem Anfangsstadium befindet. „Allerdings
scheint es so zu sein, dass Big Data eine grundlegende Vorausset­
zung für die Entwicklung selbstlernender Maschinen ist. Ohne die
Möglichkeit, auf große Datenmengen zuzugreifen, scheint es bisher
kaum möglich zu sein, selbstlernende Algorithmen zu entwickeln“,
so Tandberg-Johansen. Daher sieht er die Unternehmen Alphabet
(Google) und Facebook hier in einem großen Wettbewerbsvorteil.
Cloud Computing und Big Data: Cloud Computing, also Software,
die als Service über das Internet bereitgestellt wird, boomt. Die dazu
erforderliche Infrastruktur ist weltweit im Aufbau. Laut den Analysten
von Gartner soll weltweit der öffentliche Cloud Service-Markt bis 2020
um 16 Prozent p.a. auf 383,4 Milliarden Dollar wachsen, wobei das
am stärksten wachsende Segment Cloud System-Infrastrukturservices
sein sollten (knapp 30 Prozent p.a.). Davon profitieren IBM, SAP, Ama­
zon Web Services (AWS), Salesforce.com und Microsoft. Ein weiteres
Thema ist die Speicherung und Auswertung riesiger Datenmengen.
Vor allem Datenspeicherlösungen bietet Hewlett Packard Enterprise,
während Tableau Software die Visualisierung und Auswertung von Da­
ten unterstützt. Sowohl Datenspeicherung als auch Analytik bietet IBM.
creditS: beigestellt
° Zukunftstrends ALS treibende Kraft
°
Technologie-Aktien   geldanlage
„Solange das
Verhältnis Geschäftsdynamik
zu Bewertung
überdurchschnittlich ist, bleiben
wir investiert“
Bernd Kiegler,
Raiffeisen KAG
Technologiefonds im Portfolio halten. Darüber hinaus kann man sich von den Profis
noch einiges in puncto Anlagestrategie
­abgucken, sofern sie sich öffentlich dazu
­äußern. Um effektiv an den großen Technologietrends partizipieren zu können und
nicht nur in Zeitverzögerung auf die Port­
folio-Umschichtungen der Profis zu reagieren, lohnt es sich zumindest 65 Prozent des
für Technologie-Aktien vorgesehenen Portfolios in zwei oder drei Top-Fonds zu inves­
tieren. 25 bis 35 Prozent können dann noch
auf ein paar besondere Einzelaktien gestreut
werden.
Darauf setzen die Profis
Bernd Kiegler, Fondsmanager des Raiffeisen-Technologie-Aktien, fokussiert sich
auf Unternehmen mit soliden Bilanzkennzahlen und großem Wertaufholpotenzial.
„Oft kaufen wir Titel von Unternehmen zu,
die nach einer Reihe von schwierigeren
Quartalen frühe Anzeichen der Geschäftsverbesserung aufzeigen. Das Verhältnis aus
Bewertung und Risiko ist in solchen Fällen
weit attraktiver als bei Durchschnittsaktien
in der Technologiebranche“, erläutert Kiegler die Erfolgsstrategie. Auf die einzelnen
Investmentideen wird das Fondsvolumen
gleichmäßig verteilt.
„Cloud-Softwarelösungen, Internet-ofThings, Artificial-Intelligence oder 3-DDrucken sind einige dieser Themenbereiche, aus denen wir die interessantesten
Einzeltitel heraussuchen“, nennt Kiegler
konkrete Beispiele und ergänzt: „Solange
das Verhältnis aus Geschäftsdynamik und
Bewertung überdurchschnittlich ist, bleiben wir investiert. Beispielsweise haben wir
seit dem letzten Turnaround Anfang 2016
die Halbleiterbranche im Fonds verstärkt
und sind für unsere seither bestehenden Positionen Micron und Western-Digital weiterhin zuversichtlich.“
„Das Wachstum liegt bei
Google bei
mehr als 20
Prozent und bei
Facebook bei
fast 60 Prozent“
Anders TandbergJohansen, DNB
DNB-Portfoliomanager Anders Tandberg-Johansen beschreibt die auf Bottom
up-Analysen basierende Investmentstrategie seines Teams wie folgt: „Zunächst werden die großen zukünftigen Themen des
Sektors bestimmt. Im Kern steht die Unternehmensanalyse, um die Wertschöpfung
der Unternehmen zu analysieren und eine
Unternehmensbewertung vorzunehmen.
Schlussendlich wird die zukünftige Gewinn­
erwartung der Unternehmen in diesem
Licht prognostiziert und bei der Investment­
entscheidung berücksichtigt. Der Markt
schätzt uns im Vergleich mit dem Wettbewerb als eher ,bewertungsorientiert‘ sowie
,contrarian‘ ein.“
Eine der größten Positionen im Portfolio des DNB Technology ist der schwedische
Netzwerkausrüster Ericsson, denn der Ausbau der 5G-Technologie wird in naher Zukunft Fahrt aufnehmen. Zu groß ist der Bedarf an Bandbreite für mobile Endgeräte.
° DIe zwölf AUSSICHTSREICHSTEN tECHNOLOGIE-aKTIEN
uNTERNEHMENISIN
Alphabet
US02079K3059
Facebook
US30303M1027
Hewlett Packard
US42824C1099
IBM
US4592001014
Intel
US4581401001
Intuitive Surgical
US46120E6023
iRobot
US4627261005
Microsoft
US5949181045
Samsung
KR7005930003
SAP
DE0007164600
Skyworks Solutions
US83088M1027
Ericsson
SE0000108656
Gewinnwachstum/AktieKGV
Ø 2012 bis 2016
2018 erw.
2019 erw.
14,9 % p.a.
23,3
19,9
von 0,01 auf 3,49 USD*
25,1
19,7
17,5 % p.a. ab 2013
12,2
11,6
von 14,53 auf 12,43 USD*
11,2
10,9
fast unverändert
11,6
11,2
4,0 % p.a.
34,2
30,3
24,8 % p.a.
32,6
26,5
1,2 % p.a.
20,6
18,2
0,6 % p.a.
8,0
6,2
6,6 % p.a.
19,8
17,9
52,8 % p.a. ab 2013
13,2
12,2
stark rückläufig
18,5
15,2
Bereiche
Google, youtube, Autonomes Fahren...
Social Media, Online-Marketing
Datenspeicher, Netzwerklösungen, Server für die Cloud...
Speicher, Rechner, Cloud Computing, Big Data, Security
Halbleiter, Chips aller Art
Chirurgie-Roboter
Haushalts-Roboter
Software, Cloud Computing, LinkedIn (Social Network)
Mobilfunkgeräte, Speicherchips, Smart TV
Unternehmens-Software, Cloud Computing
IoT, Komponenten für Mobilfunk
Telekom-Ausrüstung
*Entwicklung Gewinn pro Aktie; Quellen: Reuters, NASDAQ, boersen-zeitung.de (Schätzungskonsens d. Analysten), Publikationen der Unternehmen; Daten per 30. Juni 2017
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 51
geldanlage ° Technologie-Aktien
IBM
Ericsson
iRobot
Bis zum 4. Quartal 2016 gingen die Umsätze von IBM 19 Quartale in Folge zurück und
auch die Rentabilität hat sich verschlechtert.
Das soll sich jetzt ändern. Das Unternehmen
hat sich bereits von weniger profitablen Geschäftsbereichen getrennt, der zukünftige
Fokus soll in neueren Technologien liegen
(Cloud Computing, Security, Datenanalyse
und künstliche Intelligenz). Der Umsatz in diesen Wachstumsbereichen sollte von 32,8 Milliarden Dollar in 2016 (Gesamtumsatz: 79,9
Mrd. USD) bis 2018 auf 40 Milliarden Dollar
steigen, zumal IBM 2016 bereits 15 Unternehmen zukaufte. Ein Highlight war dabei die
Übernahme von Truven Health Analytics zur
Unterstützung der Watson Analytics-Technologie. Das Unternehmen bietet Daten, Analysetools, Benchmark-Informationen und Services
für Firmen des Gesundheitswesens.
Trotz jüngster Erholung notiert die Ericsson-Aktie fast nur noch zur Hälfte des Zwischenhochs im April 2015. Nun stieg die
schwedische Investmentfirma CEVIAN mit
umgerechnet 1,15 Milliarden Euro ein und
erwarb 5,6 Prozent der Aktien. Die Nachfrage
nach Mobilfunkausrüstung war 2016 schwächer, die Umsätze und Erträge entwickelten
sich rückläufig. Das Management wirkt mit
Kostensenkungsprogrammen, Outsourcing
und einer Reduktion des Working-Capitals
entgegen. Mit 42.000 Patenten verfügt das
Unternehmen über viel geistiges Eigentum
und der nächste Investitionsschub steht mit
den 5G-Netzen, die ab 2018 in Betrieb gehen
werden, vor der Tür. Fazit: Ericsson ist eine interessante Turnaround-Story und wegen des
Patentportfolios sogar ein potenzieller Übernahmekandidat.
Als Hausroboter-Spezialist ist iRobot, die für
ihren Staubsauger-Roboter „Roomba“ und
die Bodenreinigungs-Roboter „Scooba“ und
„Braava“ bekannt ist, ein lukratives Investment. Der Saugroboter „Roomba 980“ erstellt
mittels diverser Sensoren und einer Kamera
bereits während des Saugens eine Karte der
Wohnung, um daraus den effizientesten Saugplan abzuleiten. Die Roboter des Unternehmens verkaufen sich gut und lassen sich via
Apps vom Smartphone aus steuern. Von 2012
bis 2016 stieg der Umsatz von 436 auf 661
Millionen Dollar und der Nettogewinn konnte
von 17 auf 42 Millionen Dollar gesteigert werden. In den vergangenen vier Quartalen lag
das Kurs-Cashflow-Verhältnis bei 24,4. Die
Phase der Ertragsschübe könnte noch mehrere Jahre anhalten, weshalb die Aktie noch
nicht überteuert ist.
ISIN US4592001014  Börse NYSE
ISIN SE0000108656  Börse Frankfurt
ISIN US4627261005  Börse Nasdaq
Weitere Trends, die einen starken Ausbau
der Netze erfordern, sind Cloud Computing
und eine stärkere Nutzung von StreamingDiensten. „YouTube, Amazon Prime und
Netflix wirken auf traditionelle TV-Sender
stark disruptiv, wobei Amazon und Netflix
aufgrund unserer Ansicht nach zu hoher
Bewertungen derzeit nicht Teil des DNB
Technologieportfolios sind“, erläutert Tandberg-Johansen. Positiv steht das DNB Tech-
nology-Fondsmanagement Alphabet
(Google) und Facebook gegenüber. „Das
organische Wachstum liegt bei Google bei
mehr als 20 Prozent und bei Facebook fast
bei 60 Prozent. Die Wachstumsrate von
Face­b ook wird sich zwar verlangsamen,
aber die Gewinne von Messenger und
WhatsApp werden den Markt positiv überraschen. Nachdem Facebook und Alphabet
einen guten Teil der Werbeeinnahmen der
Printmedien bereits abgesaugt haben, rückt
jetzt das traditionelle TV-Geschäft in deren
Visier“, begründet Tandberg-Johansen seinen Optimismus.
Umstrukturierung
Neuer Impuls durch 5G-Netze
° Die besten Technologie-Aktienfonds
ISIN
LU0104030142
LU0099574567
LU0302296495
IE0030772275
LU0444971666
FONDSname
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre
JPM Europe Technology
278 Mio. € 33,8 % 65,8 %
Fidelity Funds - Global Technology
2.172 Mio. € 31,4 % 90,6 %
DNB Fund Technology
366 Mio. € 28,4 % 78,6 %
Polar Capital Global Technology
1.349 Mio. € 35,0 % 84,8 %
Threadneedle (Lux)-Global Technology 114 Mio. € 33,8 % 89,6 %
5 Jahre
168,0 %
162,7 %
162,5 %
148,6 %
140,6 %
ter
1,78 %
1,92 %
1,59 %
1,66 %
2,00 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
52 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Roboter für die Hausarbeit
Interview mit Sébastien Lagarde, Mandarine Gestion
° EXPERTSTALK
Klein, aber oho!
Microcaps tauchen nur selten in den Schlagzeilen auf und werden von Analysten oft vernachlässigt. Gerade das
öffnet bei genauer Marktbeobachtung und fundierter Auswahl äußerst interessante Anlagechancen, meint
Aktienexperte Sébastien Lagarde von Mandarine.
GELD ° Blue Chips, Large-, Small- und Mid
Aber sind Microcaps nicht besonders volatil
Caps sind praktisch jedem Anleger ein Begriff.
und risikoanfällig?
Microcaps sind da schon etwas weniger geläu-
Hier gilt es ganz genau zu unterscheiden:
Einzeln betrachtet können Microcaps sehr volatil sein, allerdings sind sie untereinander nur
schwach korreliert. Bei Large Caps ist mehr
Korrelation untereinander zu beobachten. Die
Bündelung von Microcaps in einem Fonds
verringert somit die Volatilität und das Risiko
erheblich. Im Mandarine Europe Microcap sind
rund 160 bis 200 Titel im Portfolio vorhanden.
Es ergibt sich so ein bezüglich Ländern und
Sektoren gut diversifiziertes Universum mit
sehr unterschiedlichen Unternehmensprofilen.
Zur Risikooptimierung trägt ebenfalls bei, dass
wir keine „großen Wetten“ eingehen. Das heißt,
Einzelpositionen bewegen sich im Umfeld von
0,5 bis 0,6 Prozent Anteil am Gesamtportfolio.
So fällt es für die Performance des Fonds kaum
ins Gewicht, wenn eine einzelne Story einmal
nicht so wie gewünscht läuft.
fig – wie definiert sich diese Anlageklasse?
SÉBASTIEN LAGARDE: Tatsächlich sind Microcaps nicht in aller Munde, es handelt es sich
dabei um Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung bzw. Liquidität. In den Vereinigten
Staaten findet dieser Bereich traditionell mehr
Beachtung und wird bereits seit rund 40 Jahren
als fixe Größe betrachtet. In den USA werden
gemeinhin Aktien mit einer Marktkapitalisierung unter 500 Millionen Dollar als Microcaps
bezeichnet. In Europa gab es lange Zeit keine
Benchmark, die erste wurde von MSCI erst im
Jahr 2011 entwickelt. Für unseren Mandarine
Europe Microcap ziehen wir den MSCI Europe
Microcap NR (Netto-Dividenden reinvestiert,
Anm.) als Benchmark heran.
Welche Charakteristika kennzeichnen diese
CREDIT: beigestellt
sehr niedrig kapitalisierten Unternehmen?
Es finden sich hier zahlreiche Vorteile, der
größte dabei ist sicher, dass diese Aktien nicht
im Fokus der Analysten sowie der täglichen
Finanzberichterstattung stehen. Dadurch
herrschen sehr große Ineffizienzen, die interessante Anlagemöglichkeiten öffnen. Wir sehen
hier also ein Universum, das für Stock Picking
ideal ist. Aktien im Microcap-Bereich bieten
Wachstum und vernünftige Bewertungen, sie
entwickeln oft neue Nischen und generieren
Outperformance. Das beweist etwa ein Blick
auf den breiten MSCI Europe im Vergleich
mit europäischen Microcaps: Die kleinen Unternehmen zeigen im Schnitt eine jährliche
Outperformance von rund zwei Prozent. Dabei
handelt es sich zwar um keine lineare Entwicklung, die Attraktivität dieser Anlageklasse wird
aber verdeutlicht. Unterm Strich ergibt sich also
ein sehr attraktives Rendite-Risiko-Profil.
Wie finden Sie nun attraktive Einzeltitel?
Immerhin „fischen“ Sie aus einer Vielzahl von
Sébastien Lagarde, Senior Portfolio Manager,
Mandarine Gestion
dität der im Portfolio enthaltenen Aktien wird
überdies täglich kontrolliert. Und wir reagieren
natürlich auch auf den Newsflow: Sehr negative
Nachrichten, wie der Verlust eines bedeutenden
Kunden oder einer Lizenz, unvorhergesehene
Verzögerungen in der Unternehmensentwicklung sind Auslöser für einen zügigen Verkauf
der Position.
rund 4500 Aktien.
Am Anfang des Auswahlprozesses steht ein
Liquiditätsfilter: Aktien mit einem Handelsvolumen unter 100.000 Euro pro Tag fallen
heraus und es bleiben etwa 1200 Unternehmen zur weiteren Begutachtung übrig. Dann
erfolgt der nächste Schritt: Aus der monatlichen Erstellung quantitativer Profile des nun
infrage kommenden Aktienuniversums lassen
sich die Papiere mit dem besten Mix aus Wachstum, Bewertung, Momentum, Sentiment sowie
Qualität ermitteln, woraus sich eine Buy-List
ergibt, die sämtliche Portfoliorichtlinien berücksichtigt. Die fundamentale Beobachtung
der Positionen – Broker, Unternehmenskontakte, Managementteam, Börsenentwicklung
– führt zu täglichen Anpassungen. Die Liqui-
Haben Sie vielleicht auch österreichische
Aktien im Portfolio?
Leider, derzeit nicht. Österreich stellt auch nur
einen kleinen Teil unseres investierbaren Universums dar. Großbritannien bildet mit rund
30 Prozent die derzeit größte Länderposition, gefolgt von Frankreich mit ca. 14 Prozent,
Deutschland nimmt rund zehn Prozent ein.
Beispiele für interessante Unternehmen sind
etwa die deutsche Berentzen, MND aus Frankreich oder Panariagroup aus Italien. Der Fonds
selbst hat seit seinem Bestehen im Mai 2015
eine sehr erfreuliche Performance von rund 85
Prozent plus erzielt.
www.mandarine-gestion.com
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
53
GeldanlaGe ° Aktienmarkt China
Das universum expandiert
Am 20. Juni 2017 war es soweit: MSCI verkündete die Aufnahme chinesischer Festlandaktien in den MSCI
Emerging Markets Index, der derzeit Aktien im Wert von 1,6 Billionen Dollar repräsentiert. Wir haben ChinaExperten über die Auswirkungen dieses Schritts befragt.
Wolfgang Regner
iese Entscheidung wird dazu führen,
dass A-Aktien auch in den MSCI China Index aufgenommen werden. Und da der
MSCI EM Index Teil des MSCI All Country
World Index (ACWI) ist, werden A-Aktien
automatisch in weiteren regionalen und
globalen MSCI-Indizes enthalten sein, etwa
auch im MSCI Asia ex-Japan Index. Die Anfangsgewichtung im MSCI EM Index wird
allerdings nur bei 0,73 Prozent liegen (2,5
Prozent im MSCI China Index) und genau
222 Einzeltitel erfassen, und zwar nur Large
Caps, die nicht vom Handel ausgesetzt sind.
Die Aufnahmequoten werden bei 2,5 Prozent beginnen und bei maximal fünf Prozent liegen. Die Zahl der im MSCI China
gelisteten Aktien wird von 152 auf 432 Aktien steigen“, erklärt Mike Shiao, Chief In-
vestment Officer, Asia ex Japan bei Invesco.
„Unserer Ansicht nach ist das eine bahnbrechende Entscheidung, denn derzeit liegen
alle genannten Gewichtungen bei null. Damit öffnet sich der chinesische Finanzmarkt
ein weiteres Stück für ausländische Investoren. Auch die Gewichtungen sind positiv
zu sehen, da sie höher als erwartet ausfallen.
Und der Schritt ist ein weiterer Weckruf für
globale Investoren, ihre Exposure im chinesischen Aktienmarkt zu überdenken. Denn
nun verbessert sich der Marktzugang erheblich. Zusammen mit der bereits bestehenden Gewichtung von chinesischen offshoregelisteten Aktien (vor allem in Hongkong
gelistete H-Aktien) lässt sich so die Diversifikation weiter erhöhen. Aufgrund der geringen Gewichtung ist aber allein durch die
CHiNEsisCHE OFFsHORE-gElistEtE aKtiEN REPRÄsENtiEREN NiCHt DiE
gEsaMtE CHiNEsisCHE WiRtsCHaFt
Chinesische Wirtschaft
(2016 Nominales BIP)
11 Billionen US-Dollar
A-Aktien (Schanghai,
Shenzen)
7,4 Billionen Dollar
2899 Unternehmen
Doppelt
gelistet
H-Aktien (Hongkong)
3,9 Billionen Dollar
1096 Unternehmen
auch wenn die Performance seit Jahren nicht großartig ist, nach Marktkapitalisierung und
Börsenumsatz gerechnet, liegen die China-Börsen schon jetzt an der Weltspitze.
Quelle: Goldman Sachs. H-Aktien+ umfasst H-Aktien, Red Chips, in Hongkong gelistete China-offshore und in den USA gelistete China-offshore Börsensegmente. 95 Aktien haben ein Doppellisting
(als A- und H-Aktien).
54 ° gElD-MagaZiN – Juli/august 2017
Aufnahme der A-Aktien nicht mit einem
starken Kapitalzufluss aus dem Ausland zu
rechnen. Allerdings wird es nur einige Jahre
dauern, bis der gesamte A-Aktienmarkt im
MSCI EM Index gewichtet sein wird – wie
das Beispiel Südkoreas oder Taiwans zeigt“,
erläutert Shiao. Seit den schweren Marktturbulenzen in China im Juli 2015 wurden
zudem die Publizitätspflichten erhöht und
der Zeitraum für eine Aussetzung vom Handel der von den Turbulenzen betroffenen AAktien reduziert. Damit sank die Anzahl
der suspendierten Aktien deutlich, ein weiterer Positivfaktor für ausländische Investoren. Und viele Branchen werden durch
höhere Gewichtungen repräsentativer für
die reale chinesische Wirtschaft abgebildet
sein. Vor allem die Branchen Industrie, Gesundheit, Basiskonsumgüter, Rohstoffe, IT
und Telekom wie auch der Energiesektor
werden davon positiv betroffen sein. Zudem finden sich unter den A-Aktien viele
Titel aus Branchen, die offshore nur wenig
repräsentiert sind, wie Haushaltsausstattung, Chemie, erneuerbare Energieproduzenten, Biotech und Pharma.
GUt DinG BraUCHt WeiLe
Der Aufnahmeprozess ist zweistufig –
beginnend im Juni 2018 und wird im August 2018 abgeschlossen sein. Insgesamt
wird China nach der Aufnahme der gesamten A-Aktien – und dieser strukturelle Prozess wird einige Jahre in Anspruch nehmen
– mit über 37 Prozent im MSCI EM Index
vertreten sein (offshore und onshore). AAktien sollten dann mit rund 12,8 Prozent
gewichtet sein. Positiv auf den Marktzugang
hat sich auch das „Stock Connect“-Programm ausgewirkt. Damit entstand ein Ver-
CREDIT: Shutterstock
D
Auch Aktien von der Börse Shenzhen werden
künftig im MSCI-Index vertreten sein.
bund der Börsen in Shanghai und Hongkong sowie deren Clearing-Häusern, der es
in- wie auch ausländischen Investoren ermöglicht, grenzüberschreitende Aktientransaktionen an beiden Börsen abzuwickeln. Für eine Aufnahme weiterer A-Aktien sind aus Sicht von MSCI eine Reihe von
Bedingungen zu erfüllen: Die Übernahme
ausländischer Marktzugangsstandards, eine
robuste Entwicklung des Stock ConnectProgramms, eine Verringerung der täglichen Handelslimits, weitere Fortschritte
bei den Handelsaussetzungen von Aktien
(Aufnahme von Aktien nur, wenn sie weniger als 50 Tage ausgesetzt waren) und weitere Reduktion der Restriktionen für die
Auflegung von Indexprodukten. „Vor allem
das relative kleine Sub-Segment der A-Qualitäts-Aktien wird bei ausländischen Inves­
toren sehr beliebt werden – Unternehmen
mit hohen Markteintrittsbarrieren, robusten Bilanzen und hohen Kapitalrenditen. Diese sind schon relativ teuer, werden
aber nun durch die MSCI-Aufnahme gestützt. Passive Fonds (ETFs) werden eher
nur eine kleine Rolle dabei spielen“, weiß
Charly Awdry, Leadmanager des Henderson HHF China Fund. Der A-Aktienmarkt
wird vorerst weiterhin von kleinen einheimischen Anlegern dominiert werden, denn
im Gegensatz zu anderen EM-Börsen sind
die chinesischen Festlandbörsen, und da
vor allem das A-Aktien-Segment, sehr liqui­
de. Damit wird die Volatilität kaum sinken,
eher auf gleichem Niveau bleiben. Die Ver-
besserung der Corporate Governance wird
nur sehr langsam und allmählich erfolgen.
Wolfgang Fickus, CFA Mitglied des Investment-Komitees bei Comgest, erklärt den
chronologischen Ablauf von Chinas Börsenöffnung: „Im Dezember 2016 erfolgte
der Startschuss für das Shenzhen-Hongkong Stock Connect Programm. Den Auftakt bildete 2014 das Shanghai-Hongkong
Stock Connect Programm, mit dem man
ausländischen Anlegern neben den A-Aktienquoten einen alternativen direkten Zugang zu Anlagen in chinesische Festlandaktien eröffnete. Mit dem Shenzhen- und dem
Shanghai-Hongkong Stock Connect Programm erhalten ausländische Anleger über
die Börse in Hongkong Zugang zu mehr als
50 Prozent des chinesischen Aktienmarktes,
gemessen an der Marktkapitalisierung bzw.
zu 1447 Aktien. Für ausländische Anleger,
die in chinesische Festlandaktien investieren wollen, bietet das Connect-Programm
die einzige direkte Alternative zu den A-Aktien-Quoten“, erklärt Fickus.
Umsatzstärkster Aktienmarkt
Die Connect-Programme öffnen die
Tür zu einem der liquidesten Aktienmärkte
der Welt: Bereits 2016 machten die Umsätze
an den Börsen Shenzhen und Shanghai 22
Prozent des weltweiten Börsenumsatzes von
19 Billionen US-Dollar aus. Das ConnectProgramm ist ein Beispiel dafür, wie ernst
es Chinas Führung mit diesbezüglichen Reformen ist. So können inzwischen nicht nur
Ausländer auf Renminbi lautende chinesische Aktien kaufen. Vielmehr können
heute auch Chinesen in Hongkong-Dollar
notierte Aktien erwerben. „Endlich ist der
Startschuss gefallen. Nun geht es nicht mehr
um die Frage ob, sondern darum, wie
schnell die A-Aktien-Gewichtung weiter
hochgefahren wird“, meint Jack Lee, Head
of China A-shares Research, Asian Equities,
bei Schroders. Dabei kommt ein Aufnahmefaktor von maximal fünf Prozent zur Anwendung, und zwar abhängig von der Free
Float-Marktkapitalisierung. Dieser Faktor
bedeutet, dass rund drei Prozent A-Aktien
im MSCI China enthalten sein werden, gut
0,7 Prozent im MSCI EM Index und 0,8
Prozent im MSCI Asia ex-Japan Index.
„Kurzfristig erwarten wir einen Kapitalzufluss von nur rund zehn bis 15 Milliarden
Dollar. Einige Schätzungen gehen davon
aus, dass – wenn der Aufnahmefaktor die
100 Prozent-Marke erreicht – rund 500 Milliarden Dollar neu zufließen könnten, wenn
auch nur langfristig, also in rund fünf bis
zehn Jahren. Langfristig sollten auch die hohen Volatilitäten und das reine Tradingvolumen zurückgehen, wenn sich die spielfreudigen heimischen Privatinvestoren, die
den A-Markt noch dominieren, disziplinieren und ein reiferes Investmentverhalten an
den Tag legen. Eine höhere Value-Disziplin
nach ausländischem Muster könnte ebenfalls eine Folge sein.“ Und die H-Aktien
könnten ihre relative Unterbewertung gegenüber den A-Aktien weiter abbauen.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 55
Netzsicherheit und Automatisierung
Cyber Security und Robotics sind globale Themen mit großem Wachstumspotenzial. Investitionen in
diesen Bereich haben aus diesem Grund Aussicht auf attraktive Renditen. Credit Suisse trägt diesem Trend
mit zwei spannenden Fondsprodukten Rechnung. Erwin Busch spricht im Folgenden über Ausrichtung und
Potenziale dieser Fonds.
Wenden wir uns eingangs dem
Wie und in welche Bereiche der Industrie
Sicherheitsthema zu. Was war der Anlass für
investiert der Fonds?
Credit Suisse, Schutz und Sicherheit als Thema
Der Credit Suisse (Lux) Global Security ­Equity
Fund investiert in ein weltweit ausgerichtetes
Portfolio von 40 bis 60 klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen, die mindestens die
Hälfte ihres Umsatzes im Bereich Schutz und
Sicherheit erzielen. Wir konzentrieren uns dabei auf Firmen, die in ihrer jeweiligen Nische
Technologie- und Produktführerschaft besitzen. Gerade diese Unternehmen wachsen
schneller als der Markt, da ihre technologische
Vormachtstellung als Marktbarriere für Mitbewerber wirkt. Um auf Ihre Frage nach den
unterschiedlichen Sicherheitsleistungen zu­
rück­zukommen, so sind das im Bereich IT,
Hard- und Softwareapplikationen, wie Virenscanner und elektronische Zahlungssysteme. In
der Strafprävention, einem ebenfalls relevanten
Sektor, sind es beispielsweise Zugangskontrollen und Überwachungssysteme. Was das
Thema Verkehrssicherheit anbelangt, so zählen Hersteller von Airbags oder von Signal- und
Bremstechnikanlagen zu den Zielinvestments.
Im Bereich Gesundheits- und Umweltschutz
sind Entwickler von Lösungen im Bereich Nahrungsmittel- und Wasserkontrolle sowie im
Abfallmanagement und Recycling zu nennen.
für einen Investmentfonds auszuwählen?
Erwin Busch:Das Bedürfnis nach Schutz und
Sicherheit ist vital, das gilt für Privatper­sonen,
Unternehmen und Regierungen glei­c hermaßen. Aktuelle Vorfälle sind ein augenscheinlicher Beweis dafür. Sicherheitssysteme
kommen in mehr Bereichen zum Einsatz als
man zunächst annehmen möchte: das Spektrum reicht von der industriellen Fertigung,
dem Transport von Personen und Gütern bis
zum individuellen Schutz von Einzelpersonen.
Dadurch entstehen Datenmengen, die nicht in
falsche Hände geraten dürfen. Staatliche, kommunale und private Institutionen haben daher
erhöhten Handlungsbedarf, hier Maßnahmen
zu ergreifen. Diese strukturellen Trends eröffnen spannende Anlagechancen.
Was sind die bedeutendsten langfristigen Trei­
ber, die den Sicherheitsbereich bestimmen?
Das sind in erster Linie technische Innovationen,
die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft
(z.B.: das zunehmende elektronische Erfassen
von individuellen Gesundheitsdaten) sowie
das steigende Bewusstsein vieler Menschen
für die eigene Gesundheit und die Umwelt. Ein
weiterer Punkt betrifft die zunehmende Regulierung von staatlicher Seite, zum Teil bedingt
durch das Bevölkerungswachstum und die ansteigende Migration. Der Portfoliomanager des
Credit Suisse (Lux) Global Security Equity Fund
– auf den wir ja noch zu sprechen kommen –,
Dr. Patrick Kolb, hat es treffend auf den Punkt
gebracht: „Digitalisierung ohne Cybersicherheit wird nicht erfolgreich sein. Die moderne
Welt ist in puncto Sicherheit von Systemen und
Datenschutz noch im Entwicklungsstadium.“
56  ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Wenden wir uns nun dem Thema der globalen
Automatisierung zu. Hier stehen primär die
Themen Robotik, künstliche Intelligenz und Au­
tomatisierung im Zentrum. Weshalb ist das so?
Automatisierung ist eines der großen Themen
unserer Zeit. Ein weltweiter Trend, der durch
den demografischen Wandel und die Zunahme
der Industrialisierung in den Schwellenländern noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Die Automatisierung wird durch verschiedene Herausforderungen, die auch mit der
Sicherheitsthematik zusammenhängen, noch
gesteigert; dazu zählen strengere Vorschriften
und höhere Anforderungen an Qualitäts- und
Sicherheitsstandards oder eine angestrebte Steigerung von Produktivität und Effizienz.
Was macht den Bereich der Robotik/ Automa­
tion aus heutiger Sicht besonders attraktiv?
Wo kann sie zum Einsatz kommen?
Beim Thema Robotik handelt es sich – wie
auch bei Sicherheit und Schutz – um einen
langfristigen, übergeordneten Trend. Getrieben wird diese Entwicklung durch steigende
Lohnkosten sowie durch notwendige Produktionssteigerungen im Industriesektor. Ein
weiterer relevanter Punkt ist, dass die Kosten
für Technologien, die in automatisierten Systemen zur Anwendung kommen, stetig sinken.
Dadurch kommen Roboter zunehmend auch
im Alltag zum Einsatz, wie etwa in Geschäften, Restaurants, Büros und Krankenhäusern.
Darüber hinaus ist die Automatisierung auch
in Autos, Zügen und Flugzeugen, aber auch
im privaten Umfeld (z.B.: selbstfahrende Rasenmäher) zu bemerken. Viele dieser Systeme
werden nach und nach zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Alltags. In diesem
Zusammenhang möchte ich die sogenannten „Cobots“ erwähnen. Dabei handelt es sich
um eine neue Roboter-Generation, die leicht
zu programmieren ist und die gefahrlos mit
Menschen zusammenarbeiten kann. Der Preis
liegt mit 20.000 USD bei nur einem Zehntel des
Preises eines klassischen Industrieroboters.
Ein weiteres Thema betrifft die Situation am
Facharbeiter-Markt. In diesem Bereich ist
ebenfalls mit signifikanten Veränderungen zu
rechnen. Zum einen werden steigende Mindestlöhne und zunehmende Sozialleistungen
die menschliche Arbeitskraft massiv ver­
credit: beigestellt
GELD °
°
Interview mit Erwin Busch, Credit Suisse   ExpertsTalk
Wie wirken sich diese Wachstumstreiber in der
Asset Allocation Ihres Fonds aus?
Wir verfolgen bei der Portfoliozusammensetzung einen globalen Ansatz mit Schwerpunkt
auf drei Unterthemen, die über besonders
starkes Wachstumspotenzial verfügen. Zu 40
Prozent wird in den Industriesektor investiert.
Dabei steht die Steigerung der Produktivität im
Vordergrund. Zu jeweils 30 Prozent investieren
wir in Unternehmen, die auf die Verbesserung
der Lebensqualität (automatisiertes Fahren,
Automation in Krankenhäusern etc.) abzielen
sowie in Firmen, deren Technologien der Ausführung von gefährlichen Tätigkeiten, wie dem
Entschärfen von Bomben, dienen.
Wie erfolgt die Portfolio-Allokation?
Erwin Busch, Director, Wholesale-Distribution in Österreich, Credit Suisse
teuern, zum anderen ziehen viele Menschen
eine qualifizierte Tätigkeit einer monotonen
Fließbandarbeit vor. So ist die Robotik – speziell in Industrieländern – eine Chance, den
Arbeitskräftemangel, der ja zudem durch die
Veränderung der demografischen Strukturen
verstärkt wird, effektiv zu kompensieren.
„Internet der Dinge“ ist ein Schlagwort,
das von vielen Marktteilnehmern noch mit
­gewisser Skepsis behandelt wird. Gibt es in
diesen Bereichen Studien über die versteckten
Potenziale dieser Geschäftsfelder?
Absolut, „Internet der Dinge“ bietet definitiv
attraktive Geschäftschancen. Nach einer von
uns durchgeführten Studie wird der Industriesektor im Jahr 2025 über einen Anteil von 4,5
Milliarden USD verfügen. Die Bereiche Personal Health und autonomes Fahren werden
bei ungefähr 1,5 Milliarden USD liegen, jener
des Anteils privater Haushalte bei einer guten
halben Milliarde USD.
Hier gehen wir ähnlich wie beim SicherheitsFonds vor. Aus einem Universum von rund
40.000 Titeln wurde nach verschiedenen Selektionsprozessen ein investierbares Universum
von 120 Aktien ermittelt, von dem schließlich
30 bis 60 Titel für den Portfolioaufbau genutzt
werden. Pro Titel sind wir jedoch nur mit drei
bis vier Prozent engagiert. Bestimmte Unternehmen aus dem Rüstungssektor sind im
Hinblick auf ethische Investmentrichtlinien
ausgeschlossen. – Mit einem Investment in den
Credit Suisse (Lux) Global Robotics Equity Fund
und/oder den Credit Suisse (Lux) Global Security Equity Fund kann der langfristig denkende
Investor am Erfolg von Top-Unternehmen ihrer Branche partizipieren.Gemanagt werden
beide Fonds von Dr. Patrick Kolb, der seit 2005
bei Credit Suisse als Portfoliomanager tätig und
Spezialist für die Themenfonds des Unternehmens ist, sowie von Angus Muirhead, der im
September 2016 zur Credit Suisse gestoßen ist.
www.credit-suisse.com/at
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 57
geldanlage ° Die besten Investmentfonds
Klassenbester: Aktien Österreich
Wer hätte das gedacht? Von den 700 Kategorien des Fondsdatenanbieters Lipper Thomson Reuters liegt über zwölf
Monate der Aktien Österreich-Durchschnitt mit einem Plus von 46,8 Prozent an allererster Stelle – dicht gefolgt von
Aktien Griechenland. An letzter Stelle liegt übrigens Aktien Ägypten mit einem Minus von 22,2 Prozent.
Mario Franzin
D
as ist für österreichische Aktien ein Jubiläum – an erster Stelle von 700 Kategorien! Dementsprechend findet man unter
den ersten zehn „besten“ aller 6585 in Österreich angebotenen Fonds den 3 Banken Österreich-Fonds, den Meinl Equity Austria
und den Kepler Österreich Aktienfonds. Mit
allen dreien verdiente man in den letzten
zwölf Monaten rund 50 Prozent. Etwas enttäuschend ist lediglich, dass nur wenige Österreicher davon profitierten. Von den rund
625 Milliarden Euro auf Sparkonten – davon
125 Milliarden Euro täglich fällig mit einer
Durchschnittsverzinsung von 0,18 Prozent
– werden in allen Öster­reich-Aktienfonds
„lediglich“ 1,3 Milliarden Euro verwaltet.
Bei einer Inflation von 1,4 Prozent im vergangenen Jahr gingen somit auf den Sparkonten einige Milliarden an Kaufkraft verloren. Bleibt man im 12-Monats-Zeitraum, so
sind die Verlierer mit minus 20 bis 25 Prozent Edelmetall-Aktienfonds. Die Meinung,
dass die expansive Geldpolitik der Zentralbanken den Goldpreis immer weiter nach
oben treiben würde, stellte sich bislang als
Irrtum heraus.
Über drei und fünf Jahre dominieren
neben Biotechnologie- und Technologie­
fonds solche, die in Aktien aus den Regio­
nen/Ländern China, Indien, aber auch Eu­
ropa investieren. Über fünf Jahre waren hier
Spitzenrenditen von gut 200 Prozent zu erzielen. Und der Trend zeigt bei diesen Fonds
noch immer nach oben. Mit Rohstoff-Fonds
konnte man vergleichsweise förmlich ein
Vermögen versenken. Die schwächsten unter ihnen haben über die vergangenen fünf
Jahre einen Wertverlust von 40 bis 50 Prozent erlitten. Das zeigt neuerlich, wie wichtig nicht nur die Wahl der Einzelfonds, sondern auch jene der richtigen Regionen und
Branchen ist.
6585 Fonds auf dem Prüfstand ° Sieger und Verlierer im Überblick
º Über 1 Jahr
Die 10 Besten
H2O Vivace
WSS - Europa
Mozart one
Meinl ATX Fonds
VBV Fokus Österreich
WSS Aktien- Optionenstrategie
3 Banken Österreich-Fonds
Vorsorgezertifikat-Fonds
Meinl Equity Austria
KEPLER Österreich Aktienfonds
Die 10 SchwächstEN
Pioneer Funds Austria - Gold Stock
Franklin Gold and Precious Metals
Falcon Gold Equity UCITS Fund
NESTOR Gold Fund
Edmond de Rothschild Goldsphere
MS Lynx UCITS
DB Platinum IV Clinton Equity Strategies
Investec GSF Global Gold
Amundi Fds CPR Equity Global Gold Mines
Antecedo Independent Invest
in %
59,6
55,6
51,7
51,3
51,1
50,1
50,0
49,6
48,8
47,9
in %
– 21,0
– 21,1
– 21,3
– 21,3
– 21,7
– 22,2
– 23,2
– 23,8
– 24,5
– 27,7
º Über 3 Jahre
º Über 5 Jahre
Die 10 Besten
in % kumuliert
Allianz China A-Shares
150,2
StructuredSolutions Next Gen. Resources Fund
137,9
Fidelity Funds - Global Technology
90,6
Threadneedle (Lux)-Global Technology
89,6
Nomura Funds Ireland-India Equity
88,5
Comgest Growth Greater China
86,3
Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund
85,2
Polar Capital Global Technology
84,8
Vontobel Fund mtx China Leaders
84,0
Morgan Stanley Global Opportunity
82,8
Die 10 Besten
in % kumuliert
H2O Vivace
233,7
BSF European Opportunities Extension
218,6
Danske Invest Denmark Focus
214,3
HBM Global Biotechnology Fund
204,4
WSS - Europa
204,1
BGF Swiss Small & MidCap Opportunities
198,0
MainFirst - Germany Fund
191,2
Alken Fund - Small Cap Europe
181,0
Candriam Equities L Biotechnology
180,7
DB Platinum IV Platow
178,4
Die 10 SchwächstEN
CYD Diversified Commodities
LBBW Rohstoffe
Antecedo Independent Invest
Pioneer SF EUR Commodities
Investec GSF Global Energy
Invesco Energy
Pioneer SF Com Alpha ex-Agriculture
LO Funds - Global Energy
DB Platinum Commodity
Schroder ISF Global Energy
Die 10 SchwächstEN
in % kumuliert
Schroder ISF Global Energy
– 40,8
Pioneer SF EUR Commodities
– 40,8
Picard Angst All Commodity
– 40,9
Raiffeisen-Active-Commodities
– 41,2
ME Fonds - PERGAMON
– 41,3
Edmond de Rothschild Goldsphere
– 41,4
DB Platinum Commodity
– 42,0
Pioneer Funds Austria - Gold Stock
– 42,9
Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations
– 45,8
Amundi Funds CPR Equity Global Gold Mines
– 47,4
in % kumuliert
– 39,7
– 40,5
– 40,8
– 41,7
– 41,7
– 42,3
– 43,0
– 43,5
– 43,9
– 53,5
Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
58 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
°
Die besten Aktienfonds   geldanlage
Alois Wögerbauer,
3 Banken Generali, kann
den Vorsprung des
3 Banken Österreich-Fonds
wieder ausbauen.
Aktienfonds Österreich º Denn das Gute ist so nah
Outperformance. Der Wiener Ak-
 3 Banken Österreich-Fonds
 Meinl Equity Austria
tienmarkt zeigt sich von seiner besten Seite.
Er konnte den Deutschen Aktienindex (DAX) –
trotz boomender deutscher Wirtschaft – deutlich übertreffen. Während der DAX seit Mitte
2016 um 30 Prozent zulegte, kletterte der
ATX mit plus 53 Prozent deutlich stärker nach
oben. Die Zugpferde im ATX sind besonders
die Banken (RBI: +102 %, Erste Bank: +70 %)
sowie die OMV (+89 %), RHI und Lenzing (je
+100 %). Im Durchschnitt erzielten die Öster-
ISIN
Fonds
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
Die fünf Besten
AT0000662275
3 Banken Österreich-Fonds
50,0 44,8 102,1
164
3,50 1,83
0,73 0,91
AT0000859293
Raiffeisen-Österreich-Aktien
46,7 36,4 89,3
134
4,00 1,69
0,60 0,79
AT0000857412
Pioneer Funds Austria - Austria Stock 44,6 27,4 84,1
270
5,00 1,72
0,48 0,81
AT0000647698
KEPLER Österreich Aktienfonds
47,9 27,8 74,1
44
4,00 1,74
0,47 0,71
AT0000619713
Allianz Invest Austria Plus
46,9 26,1 77,5
7
5,00 1,40
0,46 0,75
DURCHSCHNITT
46,8 28,2 71,2
DER SCHLECHTESTE
AT0000859368
Meinl Equity Austria
48,8 13,4 27,5
5
5,00 1,61
0,37 0,46
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
reich-Aktienfonds ein Plus von 46,8 Prozent
und lagen damit schlechter als der ATX. Es ist
für Stock Picker schwierig, in einem allgemein
boomenden Markt eine Outperformance zu
erzielen, zumal die schwergewichtige OMV
ein Überraschungskandidat war und RHI von
den Fusionsplänen mit Magnesita überproportional profitierte. Nachdem der 3 Banken
Österreich-Fonds im ersten Quartal etwas
schwächelte, konnte er im vergangenen Monat seine Führung wieder ausbauen. Die gute
Performance ließ das Fondsvolumen in Jahresfrist von 97 auf 164 Millionen Euro anschwellen, was auch bei der KAG die Kassa
klingeln lässt. Verloren hat hingegen an Volumen der RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds, der
alleine im Juni 24,4 Millionen Euro an die Anteilsinhaber zurückzahlen musste.
Cyril Charlot, Gründungspartner von Sycomore Asset Management
und Portfoliomanager
des Sycomore Selection
Responsable.
Aktienfonds EuroZone º Besonders gute „aktuelle Lage“
Aufschwung. In Europa ist die Erwar-
Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at
 Sycomore Selection Responsable
 Trendconcept-Fonds-Aktien-Europa
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
FR0010971721 Sycomore Selection Responsable
LU0528102642 AB FCP I-Eurozone Equity Portfolio
LU0011889846 Henderson HF Euroland
LU0093666013 Templeton Euroland
LU1240328812 Invesco Euro Equity Fund
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
DE0009781773 Trendconcept-Fonds-Aktien-Europa
tung an die Wirtschaft so gut wie lange nicht
und die politischen Risiken haben abgenommen. Die neueste Umfrage des IFO-Institutes
zeigt, dass der IFO-Geschäftsklimaindex (Erwartung) mit 115,1 Punkten das Hoch aus
2011 knapp erreicht hat und die Einschätzung der aktuellen Lage auf ein Allzeithoch
geklettert ist. Das sind die Zutaten für kräftig
steigende Börsen. Im Durschnitt legten die Euroland-Aktienfonds in den vergangenen zwölf
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
20,9
33,6
22,5
28,4
29,8
22,6
38,0
37,2
27,5
28,0
29,2
20,0
2,8
– 4,0
102,0
986
3,00 2,00
0,99
112,3
371
5,00 1,95
0,74
123,0 2.079
5,00 1,88
0,59
104,9
454
5,75 1,85
0,56
133,3 1.288
5,00 1,68
0,54
75,7
1,42
1,14
1,27
1,19
1,10
neg.
0,36
19,1
7
5,00
1,72
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Monaten um 22,6 Prozent zu. Die Top-Performer liegen bei gut 30 Prozent. Über fünf Jahre konnten alle guten Fonds locker die 100
Prozent-Marke übersteigen. An erster Stelle
unserer Bewertungs-Tabelle liegt mit dem Sycomore Selection Responsable ein auf Nachhaltigkeit ausgelegter Aktienfonds der französischen Fondsgesellschaft Sycomor Asset
Management. Verwaltet wird der Fonds vom
Gründungspartner und Fondsmanager Cyril
Charlot gemeinsam mit den ESG-Analysten
Alban Préaubert und Bertille Knuckey. Das 986
Millionen Euro schwere Portfolio ist auf gut 60
Positionen verteilt. Von der langfristigen Performance her gesehen sticht besonders der
Invesco Euro Equity Fund hervor (plus 133
Prozent in fünf Jahren), er weist aber gleichzeitig eine etwas höhere Volatilität auf.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 59
geldanlage ° Die besten Aktienfonds
Aktienfonds global º Weltwirtschaft erholt sich zusehends
 Morgan Stanley Global Opportunity
 LIGA-Pax-Cattolico-Union
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity
LU0428704042 LO Funds - Generation Global
LU0200076999 Henderson Gartmore Global Growth
LU0203365449 Goldman Sachs Glo CORE Equity
LU0143551892 T Rowe Global Focused Growth Equ.
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0152554803 LIGA-Pax-Cattolico-Union
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
26,9
24,2
21,3
18,2
25,2
14,1
82,8
70,1
61,0
50,2
58,5
26,8
– 3,5
0,7
157,1 1.960 5,75 1,90
1,02
130,3 1.224 5,00 1,87
0,97
126,1
233 5,00 1,75
0,79
114,0 2.733 5,50 1,50
0,65
122,7
318 5,00 1,77
0,65
63,1
1,23
1,41
1,28
1,21
1,09
0,05
0,83
39,0
66
2,50
1,33
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Aktienfonds usa º US-Aktien verlieren langsam an Vorsprung
 Stryx America
 CS (Lux) USA Value Equity Fund
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
IE00B1ZBRN64
Stryx America
LU0079474960 AB FCP I-American Growth Portfolio
LU0073868852 Edgewood L Select US Select Growth
LU0174119429 T Rowe US Large Cap Growth Equity
LU0073232471 Morgan Stanley US Growth
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0187731129 CS (Lux) USA Value Equity Fund
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
17,7
18,1
27,9
26,1
26,6
14,3
79,5
68,9
71,8
65,2
67,9
43,6
9,3
13,1
145,4
46
5,00 1,73
1,24
135,0 1.154
5,00 1,82
1,01
149,1 2.642
3,00 1,96
0,86
138,7 1.141
5,00 1,60
0,74
141,9 1.729
5,75 1,70
0,69
97,9
1,51
1,40
1,32
1,12
1,01
neg.
0,45
61,2
47
5,00
2,22
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Aktienfonds japan º Gewinne in Euro trotz fallendem Yen
 Melchior Selected Trust Japan Advantage
 Meinl Japan Trend
ISIN
Fonds
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
Die fünf Besten
LU0258103174 Melchior Selected Trust Japan Adv.
26,7 58,9 94,9
41 k.A. 1,93
0,76 0,88
LI0026536511
LGT Select Equity Japan
24,4 51,6 88,3
357 k.A. 2,05
0,68 1,04
LU0270818197 Schroder ISF Japanese Opportunities 24,2 52,1 102,7 1.163 5,00 1,85
0,65 1,10
LU0095053426 Pictet-Japanese Equity Opportunities 22,9 47,4 85,6 1.977 5,00 1,57
0,56 0,96
LU0011889929 Henderson HF Japan Opportunities
27,6 55,3 82,5
43 5,00 1,92
0,54 0,65
DURCHSCHNITT
17,1 42,9 79,7
DER SCHLECHTESTE
AT0000805064
Meinl Japan Trend
8,8 10,1 31,7
1
5,00 2,19
0,20 0,36
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Aktienfonds Asien ex Japan º Satte Gewinne trotz zwischenzeitlicher China-Krise
 Schroder ISF Asian Opportunities
 Target Asia Fund
ISIN
Fonds
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
Die fünf Besten
LU0248184466 Schroder ISF Asian Opportunities
29,6 54,3 79,0 4.126 5,00 1,87
1,10 0,95
IE00B16C1G93
Comgest Growth Asia Pac. ex Japan 25,9 73,6 108,1
399 4,00 1,58
0,81 0,86
IE00B0H1Q962
Invesco Asian Equity
25,9 43,9 77,9 1.196 5,00 1,95
0,72 0,77
IE00B0WFLF45
Veritas Asian
20,2 56,6 104,8
579 5,00 1,17
0,62 0,96
LU0384409263 Vontobel mtx Sust. Asian Lead. (e.J.) 32,1 66,2 103,0
121 5,00 2,10
0,55 0,73
DURCHSCHNITT
19,0 30,7 51,3
DER SCHLECHTESTE
LU0141108950 Target Asia Fund
0,5 – 5,8 31,7
4
5,00 3,37
neg. 0,15
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
60 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Interview mit Werner Painsy, Deutsche Bank Österreich
° EXPERTSTALK
Multi Asset-Produkte gewinnen
immer mehr an Fahrt
Flexibilität ist Trumpf, um auf sich ändernde Marktbedingungen adäquat reagieren zu können, meint Werner
Painsy, Head of Retail Sales Asset Management bei der Deutschen Bank Österreich. Darüber hinaus weiß der
Experte, dass Dividenden-Fonds an Beliebtheit gewinnen.
Harald Kolerus
GELD ° Wie sollten sich die Anleger im
aktuellen Marktumfeld verhalten?
WERNER PAINSY: Die Börsen sind sehr gut
gelaufen. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie man reagieren soll, wenn Märkte
einmal korrigieren und die Zinsen steigen.
Multi Asset-Produkte können hier ihre Stärken besonders gut zeigen. Damit meine ich
keine klassischen Mischfonds mit – vielleicht
starrem – Aktien- und Anleihenanteil, sondern Fonds, die in verschiedene Anlageklassen
wie Währungen, Rohstoffe, Aktien und Anleihen investieren und die Gewichtungen flexibel
gestalten. So können sie effizient mit den Änderungen des Marktumfeldes umgehen.
CREDIT: beigestellt
Haben die Investoren das auch erkannt?
Ja, das haben auch unsere Anleger erkannt, bei
denen sich Multi Asset-Fonds aufgrund ihres
guten Risiko-Ertragsprofils großer Beliebtheit
erfreuen. Sie bilden schon jetzt die absatzstärkste Anlageklasse im Retail-Bereich der
Deutschen Asset Management in Österreich
und ich bin davon überzeugt, dass sich diese
Produktgruppe in Zukunft noch stärker durchsetzen wird. Besonders stark nachgefragt wird
etwa der Deutsche Concept Kaldemorgen. Es
handelt sich hier um ein Total Return-Produkt,
das Anlegern einen risikokontrollierten Zugang zu Aktienmärkten ermöglicht. Durch die
flexible Allokation von Aktien und Anleihen in
Verbindung mit Währungs- und Absicherungsstrategien soll die risikoadjustierte Rendite
langfristig maximiert werden. Das Fondsmanagement strebt eine angemessene Beteiligung
an steigenden Märkten und einen gewissen
Schutz des Kapitals bei fallenden Märkten an.
Die Schwankungsbreite des Fonds innerhalb
eines Kalenderjahres soll im einstelligen Prozentbereich gehalten werden, was auch in der
Historie des Fonds gut gelungen ist.
Als beliebt erweisen sich dem Vernehmen nach
auch Dividenden-Fonds...
Stimmt, alleine in unserem Haus hat das Volumen der Dividenden-Produkte inzwischen
rund 28 Milliarden Euro erreicht! Damit ist
die Deutsche AM, gemessen am verwalteten
Fondsvolumen, in Europa Marktführer globaler Dividendenstrategien. Der größte Fonds
in diesem Bereich ist der DWS Top Dividende.
Seit Auflegung im April 2003 kommt der Fonds
auf eine durchschnittliche Ausschüttungsrendite von 3,5 Prozent – das kann man schon als
schönes Zubrot bezeichnen. Ebenfalls bei Anlegern beliebt ist der DWS Deutschland, ein
mehrfach ausgezeichneter Fünf-Sterne-Fonds,
der in neun von zehn Jahren seinen Vergleichsindex schlagen konnte. Es handelt es sich also
um erstklassige Produkte für die Langfristanlage, die ihre Qualität auch in schwierigen
Marktphasen unter Beweis gestellt haben.
Werner Painsy, Deutsche Bank Österreich
ment ein breites Universum an ETFs und ETCs
an. Nach verwaltetem Vermögen ist Xtrackers
in diesem Bereich der zweitgrößte Anbieter in
Europa und unter den Top Fünf weltweit. Unsere Produktpalette wird dabei konstant ergänzt
und erweitert. So wurde in den vergangenen
zwölf Monaten vor allem das Renten-ETF-Angebot gestärkt. Darüber hinaus werden unter
dem Aspekt Multi Asset verstärkt ETF-Strategieportfolios angeboten.
Wie gehen Sie mit der steigenden Bedeutung
Wie vermitteln Sie komplexe Finanzthemen?
von passiven Investments um?
Es ist unsere Aufgabe, Beratern dabei zu helfen, die richtigen Produkte für ihre Kunden zu
finden. Wir sind sozusagen ein Bindeglied. Dabei sind Roadshows, eigene Veranstaltungen
sowie Veranstaltungen mit unseren Partnern
sehr wichtig. Aber natürlich gehen wir mit der
Zeit und setzen sehr stark auf das Thema Digitalisierung.
Diese bieten wir seit nunmehr zehn Jahren erfolgreich an. Aus Sicht der Deutschen AM ist es
wichtig, in einem Portfolio flexibel die jeweils
geeigneten Anlageprodukte einzusetzen, unabhängig vom Anlagestil. Ob aktives oder passives
Management gewählt wird, hängt nicht zuletzt
auch von den Kundenpräferenzen ab. Jede Anlageklasse für sich besitzt ihre Vorteile. Über
Xtrackers bietet die Deutsche Asset Manage-
www.db.com/austria
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
61
geldanlage ° Die besten Gemischten Fonds
Gemischte Fonds Konservativ º Der hohe Anleihenanteil wirkt derzeit renditehemmend
 Aramea Rendite Plus
 Swiss World Invest VV-Fonds G
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
DE000A0NEKQ8
Aramea Rendite Plus
AT0000708755
Apollo Konservativ
DE0008476250 Kapital Plus
LU0243957239Invesco Pan European High Income
DE0009782730 MEAG EuroErtrag
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0362405804 Swiss World Invest VV-Fonds G
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
11,1
7,4
3,3
10,3
8,0
3,6
11,1
14,5
14,9
13,5
10,3
6,2
0,4
– 2,4
52,1
868 5,00 1,30
0,92
39,1
22 5,25 0,86
0,85
40,4 3.395 3,00 1,15
0,81
56,7 9.079 5,00 1,62
0,72
37,1
381 3,50 0,95
0,56
18,2
2,07
1,25
1,28
1,59
1,11
neg.
0,07
1,2
2 5,00
3,83
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Gemischte Fonds Ausgewogen º Der höhere Aktienanteil wirkt sich hier noch kaum aus
 Allianz Strategy 50
 HAIG Select Multi Asset
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LU0352312184 Allianz Strategy 50
AT0000969787
KEPLER Vorsorge Mixfonds
AT0000708763
Apollo Ausgewogen
LU0295585748 Phaidros Funds - Balanced
DE0005314116 UniStrategie: Ausgewogen
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0090344390 HAIG Select Multi Asset
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
8,6
10,4
12,9
11,9
8,3
6,2
21,4
19,8
21,9
21,9
15,9
10,1
60,5 2.996 0,00 1,40
1,00
65,4
184 3,00 1,18
1,00
58,4
13 5,25 1,67
0,71
42,4
290 4,00 1,91
0,70
48,8
779 3,00 2,03
0,66
28,0
1,49
1,82
1,10
0,89
1,18
1,9
-5,9
11,1
-0,33
0,38
33 5,00
1,70
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Gemischte Fonds Aggressiv º Der Boom an den Aktienmärkten schlägt hier stark durch
 Squad Capital - Squad Growth
 Reichmuth&Co Funds - Alpin
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
LU0241337616 Squad Capital - Squad Growth
LU0967738971 Patriarch Classic TSI
DE000A0M8HD2 Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen
DE0009787077 PremiumStars Chance
AT0000809231
Allianz Invest Dynamisch
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
LU0684975666 Reichmuth&Co Funds - Alpin
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
36,9
30,3
16,5
17,0
13,4
11,4
5,0
71,2 170,2
117 5,00 2,06
1,62
61,5
–
47 5,00 1,87
1,14
32,3 71,3 2.133 5,00 1,20
1,08
35,3 62,8
120 2,50 2,11
0,88
29,9 61,4
78 4,00 1,54
0,81
16,2 41,8
2,15
0,28
0,32
6,3
11,8
35 2,00
1,79
1,45
0,97
1,01
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
Gemischte Fonds Flexibel º Spannend wird die Reaktion bei einer allfälligen Korrektur
 WSS-International
 PSM Value Strategy UI
ISIN
Fonds
Die fünf Besten
AT0000497235
WSS-International
AT0000934583
Seilern Global Trust
AT0000A0KLE8
Mozart one
AT0000497227
WSS - Europa
LU0350239504 StarCapital Huber - Strategy
DURCHSCHNITT
DER SCHLECHTESTE
DE000A0J3UE9
PSM Value Strategy UI
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN
GebührenERTRAG/RISIKO
1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre
28,9
13,3
51,7
55,6
19,0
7,2
32,0 83,3
14 5,00 0,48
1,07
33,7 79,3
8 3,00 1,73
0,97
49,2 116,5
74 5,00 2,09
0,88
64,8 204,1
25 5,00 1,93
0,84
27,7 72,0
197 3,00 1,58
0,65
8,5 22,9
1,61
1,30
1,13
1,24
0,98
– 0,1
– 3,6
neg.
0,35
4,0
40 5,00
1,19
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Juni 2017
62 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Interview mit Helen Platis, Lacuna
° EXPERTSTALK
Kanada ist wunderbar
Weite Landschaften, solide politische Verhältnisse und gute Voraussetzungen für Erneuerbare Energien –
Kanada ist nicht zuletzt für Investoren ein guter Boden. Jetzt hat auch die Lacuna den Markteintritt gewagt,
Harald Kolerus
unterstützt wird das Unternehmen von Helen Platis.
GELD ° Lacuna ist neben seiner Expertise
zu Healthcare-Aktienfonds auch über die
Unternehmensgruppe seit 1998 im Bereich der
Erneuerbaren Energien aktiv und betreibt unter anderem Windparks in Süddeutschland. Mit
einem Joint Venture mit kanadischen Partnern
hat Lacuna jetzt auch Zutritt zum nordamerikanischen Markt gefunden. Sie sind bei diesem
Projekt eine der wichtigsten Partnerinnen,
wobei Sie als Kanadierin das Umfeld sehr gut
kennen – was spricht für Kanada?
HELEN PLATIS: Es wird oft nicht beachtet,
dass Kanada hinter Russland das flächenmäßig
zweitgrößte Land der Welt ist, dabei zählen wir
weniger als 40 Millionen Einwohner. Es gibt
also viel Platz für Projekte im Bereich der alternativen Energien. Dafür sprechen auch die
Wetterbedingungen: Klimatisch ist das Land
sowohl für Photovoltaik- als auch Windkraftanlagen geeignet. Der Markt für Erneuerbare
Energien in Kanada gilt als hochprofitabel,
wobei dieser Sektor zudem von Seiten der Politik massiv gefördert wird. Prinzipiell zeichnet
sich das Land natürlich durch sein stabiles
wirtschaftliches und politisches Umfeld für internationale Investoren aus. Zur politischen
Situation gilt es zu sagen, dass im Wesentlichen
drei große Parteien einen Kampf um die „Mitte“ der Bevölkerung führen – starke politische
Änderungen sind daher selten.
Jetzt hat Donald Trump mit seinen Ankündigungen Ernst gemacht und ist aus dem Klimaabkommen von Paris ausgestiegen. Auch sonst
hat sich der US-Präsident als Klimaskeptiker geoutet, wirft das dunkle Schatten auf den
CREDIT: beigestellt
Alternativenergie-Sektor in Kanada?
Die Regierung Kanadas (Federal Government,
Anm.) ist 2015 mit dem Ansinnen in den Wahlkampf getreten, Erneuerbare Energien weiter
zu stärken. Für dieses Versprechen ist Justin
Trudeau auch zum Premierminister gewählt
worden. Ich bin mir sicher: Am Ansatz Kanadas wird auch Trump nichts ändern können.
Wir erlauben es der US-Politik ohnedies nicht,
sich zu sehr in die Angelegenheiten Kanadas
einzumischen. Davon gilt es die Investoren zu
überzeugen, die von den Aussagen Trumps
vielleicht etwas verunsichert werden könnten.
Auch gilt es anzumerken, dass selbst der USPräsident seine politischen Entscheidungen
nicht im Alleingang fällen kann, immerhin gibt
es durch Senat und Kongress ein bewährtes
Kontrollsystem.
Helen Platis, Joint Venture-Partnerin von
Lacuna in Kanada
Investoren sollen also von Kanada überzeugt
Wie ist das Joint Venture aufgebaut?
werden. Wie sehen Sie in diesem Zusammen-
Das Joint Venture basiert auf einer gemeinsamen Gesellschaft, an der die Lacuna Gruppe
und ich die Anteile halten. Damit können wir
die deutsche Expertise und meine Erfahrungen
und mein vorhandenes, in über 20 Jahren Tätigkeit aufgebautes kanadisches Netzwerk
optimal für unsere Kunden einbringen. Diese große Vor-Ort-Expertise ist das A und O für
die erfolgreiche Umsetzung geplanter Projekte.
Die regionalen kanadischen Partner profitieren
wiederum von der langjährigen Erfahrung der
Lacuna Gruppe im Bereich der Windenergie
und Photovoltaik.
hang die Kooperation mit dem neuen Partner
Lacuna und ihren Schwesterunternehmen Iliotec sowie Fronteris? Mit Anfang des Jahres
wurde ja das Joint Venture „Lacuna Canada Infrastructure and Renewables“ unterzeichnet.
Lacuna erweist sich für mich als idealer Partner.
Die Unternehmensgruppe betreibt schließlich unter anderem Süddeutschlands größtes
zusammenhängendes Windpark-Cluster und
diverse Solarparks. Die Lacuna-Schwester
Fronteris plant und realisiert wiederum
bereits seit den 90er Jahren international unterschiedlichste Großprojekte im Bereich der
Erneuerbaren Energien, so beispielsweise
Windparks, Biogasanlagen oder Sonnenkraftwerke. Iliotec gehört mit einer Markterfahrung
von über 20 Jahren zu den führenden deutschen Photovoltaikspezialisten. Lacuna will mit
den beiden Konzernschwestergesellschaften in
Kanada vor allem in die Bereiche Photovoltaik
sowie Windenergie investieren und privaten
wie institutionellen Investoren Beteiligungsmöglichkeiten anbieten. Ich glaube, dass sich
hier interessante Möglichkeiten, auch für österreichische Anleger, eröffnen.
www.lacuna.de
ZUR PERSON:
Helen Platis ist Expertin für Erneuerbare Energien in Nordamerika: Die Kanadierin hatte Spitzenpositionen in international tätigen Energieunternehmen wie Sky Solar Group, Duke Energy
oder Ontario Hydro inne. Heute ist sie Vorstandsmitglied von Entegrus (Versorger in Ontario) sowie der Scarborough Hospital Fondation.
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
63
aktienPanorama
Strabag
FACC & Rolls-Royce
Kernaktionäre bleiben. Das Syndikat
Mehrjahresvertrag. FACC, einer der
der Strabag, bestehend aus Familie Haselsteiner, der Raiffeisen- und der Uniqa-Gruppe sowie
der Rasperia Trading (Oleg Deripaska als wirtschaftlich Berechtigter), hat den Vorstand
darüber informiert, dass entgegen ursprünglicher Spekulationen keiner der Kernaktionäre
von der Möglichkeit Gebrauch machte, das Syndikat unter Einhaltung der sechsmonatigen
Kündigungsfrist – also mit Wirkung zum 31.
Dezember 2017 – aufzukündigen. Damit verlängert sich das Syndikat der Kernaktionäre um
weitere fünf Jahre, falls die Syndikatsmitglieder
in der Zwischenzeit keine einvernehmliche andere Entscheidung treffen.
weltweit führenden Luftfahrtzulieferanten für
Leichtbauteile, hat mit Rolls-Royce einen Vertrag
über die Lieferung von Faserverbundleichtbauteilen für eine neue Triebwerksplattform
abgeschlossen. Der Vertrag unterstreicht die
langjährige Partnerschaft zwischen FACC und
Rolls-Royce. Der neue Vertrag setzt die langjährige Beziehung zwischen den beiden
Unternehmen fort. FACC liefert bereits eine
Vielzahl an Triebwerkskomponenten und -systemen für alle wesentlichen zivilen Rolls-Royce
Triebwerke. Die neue Vereinbarung hat FACC
ihrem Ziel, im Rahmen der langfristigen Unternehmensstrategie „Vision 2020“ – eines
Börsenumsätze
FACC-Vorstand: Aleš Stárek (CFO), Robert Machtlinger (CEO) und Yongsheng Wang (Vorstand)
organischen Wachstums auf eine Milliarde
Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21 – einen
Schritt näher gebracht.
Gewinner und Verlierer an der Wiener Börse
auf Rekordhöhe. Im ersten Halbjahr 2017
HalbjahresRevue. Seit Jahresbeginn konn-
setzte die Wiener Börse mit Aktien insgesamt
35,72 Milliarden Euro um. Das entspricht einem
Zuwachs von 22,4 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum (29,17 Milliarden Euro). Die
Wiener Börse sah in fünf von den sechs Monaten höhere Handelsvolumina als im jeweiligen
Vergleichsmonat des Vorjahres. Der umsatz­
stärkste Monat des ersten Halbjahres und auch
der höchste Monatsumsatz seit 2011 wurde mit
7,44 Milliarden Euro im Mai verbucht. Der durchschnittliche Monatsumsatz liegt aktuell bei 5,95
Milliaren Euro, der höchste Wert seit 2010.
ten drei Aktien aus dem ATX Prime um mehr als
60 Prozent im Kurs zulegen. An der Spitze ragt
Warimpex mit plus 66,5 Prozent hervor, die auch
über die vergangenen zwölf Monate mit einem
Wertzuwachs von 141,5 Prozent auf Platz eins
liegt. An zweiter Stelle seit Jahresanfang liegt
mit plus 65,7 Prozent der Komponentenhersteller FACC knapp hinter Warimpex.An dritter Stelle
rangiert mit einem Wertzuwachs von exakt 60
Prozent der Autozulieferer Polytec. Als bester
ATX-Wert ragt der Kran- und HydrauliksystemHersteller Palfinger mit einem Plus von 42,3
Prozent hervor – gefolgt von Flughafen Wien
(+37,7 %) und Lenzing (+36,8 %).
Mit minus 30,1 Prozent seit Jahresanfang liegt
an letzter Stelle des Rankings der Baukonzern
Porr AG. Der Kurs des Ölindustrie-Zulieferers
Schoeller-Bleckmann gab in den vergangenen
sechs Monaten um 23,5 Prozent nach, Wolford
mit der drittschlechtesten Kursentwicklung um
22,0 Prozent. Zu den Kursverlierern gesellen
sich eigentlich nur noch Zumtobel (-4,3 %)
und Do&Co mit minus 1,1 Prozent. Alle anderen
Werte liegen im positiven Bereich, jedoch unter
40 Prozent.
Karriere ´´
Martin Füllenbach star-
Monika Stoisser-Göhring
Mit Wirkung zum 1. Au-
tete mit 1. Juni als Vorsit-
wurde vorerst für die Dau-
gust wird Axel Dreher,
zender des Vorstandes
er von drei Jahren zum
bisher stellvertretender
der Semperit AG Holding.
neuen Finanzvorstand
Vorstandsvorsitzender der
Der gebürtige Deutsche
der AT&S ernannt. Der seit
Wolford AG, den Vorsitz
Martin Füllenbach (49)
2014 diesen Job inneha-
von Ashish Sensarma
studierte Wirtschafts- und
bende Karl Asamer trat Anfang Juni aus persönlichen Gründen vorzeitig
Brigitte Kurz als CFO in den Vorstand berufen,
promovierte im Bereich Finanzwissenschaften
von seinem Vorstandsmandat zurück. Stoisser-
die bislang die Finanzabteilung bei Wolford
an der Universität Nürnberg. Als ­internationaler
Göhring begann 2011 bei AT&S als Leiterin des
leitete. Den beiden steht Schwerarbeit bevor,
Topmanager verfügt er über langjährige
Bereiches „Finance“ und übernahm in weiterer
nachdem Wolford 2016/17 einen zweistelligen
­Führungserfahrung bei traditionsreichen
Folge als „Director Group Finance & Control-
Millionenverlust einfuhr und derzeit nach Kapi-
­Industrieunternehmen.
ling“ auch das Konzern-Controlling.
talgebern Ausschau hält.
64 ° Geld-Magazin – Juli/August 2017
CrediTS: beigestellt
übernehmen. Zudem wird
Organisationswissenschaften in München und
Interview mit Ernst Vejdovszky, S Immo AG
° EXPERTSTALK
Nachhaltige Ertragsentwicklung
Der S Immo AG ist es gelungen, den Erfolg des Jahres 2016 auch im ersten Halbjahr 2017 fortzusetzen. So
konnte im ersten Quartal 2017 das Periodenergebnis im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2015 verdoppelt
werden. Ein deutlicher Hinweis auf die Nachhaltigkeit der Konzernstrategie.
GELD ° 2016 war mit einem Bewertungser-
gebnis von 194 Millionen Euro ein Rekordjahr
gewesen. 2017 scheint sich ähnlich positiv
zu entwickeln. Wie haben sich die operativen
Kennzahlen entwickelt? Was sind die wichtigsten Gründe für diesen Erfolgstrend?
ERNST VEJDOVSZKY: Die Basis unseres
unternehmerischen Handelns bleibt unsere
zyklusorientierte Strategie. Wir sehen in
manchen Märkten weiterhin lukrative Verkaufsmöglichkeiten, die wir an der einen oder
anderen Stelle nutzen möchten. In anderen
Städten finden wir noch attraktive Immobilien
zu günstigen Preisen. Vor allem in deutschen
Städten, wie zum Beispiel Leipzig oder Dresden, halten wir Akquisitionen nach wie vor für
sinnvoll. In anderen Märkten arbeiten wir intensiv an unseren Projektentwicklungen, um
neue Objekte zum richtigen Zeitpunkt auf den
Markt zu bringen. Besonders deutlich wird die
starke Performance bei den Funds from Operations (FFO). Der FFO I, der eine wesentliche
Kennzahl für die operative Performance eines
Immobilienunternehmens darstellt und keine Verkäufe von Bestandsobjekten beinhaltet,
stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um
13,5 Prozent und betrug 9,9 Millionen Euro.
Welche bedeutenden Immobilientransaktionen
wurden in jüngster Zeit realisiert?
Wir haben vor wenigen Wochen Verträge über
den Verkauf des Serdika Centers und der Serdika Offices in Sofia unterschrieben. Damit
ziehen wir uns aus dem bulgarischen Markt
zurück. Wir haben diese Immobilie 2010 in
einem Umfeld fertig gestellt, das alles andere
als einfach war. Trotzdem ist es uns gelungen,
das Center und die Büroflächen voll zu vermieten und am Markt zu etablieren. Der Verkauf
ist nun der Abschluss dieses erfolgreichen Entwicklungsprojekts. Die S Immo hat potenzielle
Entwicklungsprojekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 600 Millionen Euro
– für Nachschub ist also gesorgt.
Mag. Ernst Vejdovszky, Vorstandsvorsitzender
phase abgeschlossen. Im Herbst 2017 werden bis
zu 40 neue Shops eröffnen. Das Büroprojekt The
Mark, das derzeit ebenfalls in der rumänischen
Hauptstadt gebaut wird, liegt im zentralen Geschäftsbezirk. In Bratislava entsteht gleichzeitig
das moderne Büroprojekt Einsteinova, das sich
an höchsten Green Building-Standards orientiert und bereits zu 85 Prozent vorverwertet ist.
Was ist zur Entwicklung der S Immo-Aktie
Traditionell sind Sie in Osteuropa und Deutsch-
sowie zur Dividendenpolitik Ihres Hauses zu
land aktiv. Wo liegt aktuell Ihr Schwerpunkt
sagen?
Sie haben 2016 einen großen Anteil Ihres
und welche Projekte sind derzeit in Planung
Deutschland-Portfolios veräußert. Weshalb
respektive in Entwicklung?
haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?
Neben Investitionen in unser bestehendes
Portfolio liegt unser Fokus aktuell auf Projektentwicklungen: In Wien ist die S Immo als
Investor am Quartier Belvedere Central beim
Hauptbahnhof beteiligt. In der Siebenbrunnengasse im fünften Wiener Gemeindebezirk
arbeiten wir an einer Wohn- und Büroimmobilie. In Berlin haben wir einige Projekte, wo
Neugestaltungen und Sanierungen stattfinden. In CEE haben wir in unserem Bukarester
Shoppingcenter Sun Plaza die erste Umbau-
Im ersten Quartal des Jahres hatten wir bereits
eine Performance von über zwölf Pozent, die
Aktie ist seitdem weiter um über einen Euro gestiegen. Zum EPRA-NAV, der zum 30.03.2017
bei 14,95 Euro lag, gibt es aber nach wie vor einen Abschlag und somit weiterhin Potenzial für
unser Wertpapier. Am hervorragenden Jahresergebnis 2016 haben wir unsere Aktionärinnen
und Aktionäre mit einer Dividende von insgesamt 0,40 Euro je Aktie beteiligt. Ich denke,
dass die Aktie aktuell viel Freude bereitet.
Wie sieht die Verkaufsstrategie im laufenden
Jahr aus?
CREDIT: beigestellt/Thomas Smetana
strebungen, stärker in die Mietpreisgestaltung
einzugreifen, Stichwort: Mietpreisbremse. Es
war unserer Meinung nach ein sehr guter Zeitpunkt, um Teile des Portfolios zu veräußern.
Auch in anderen Märkten ist es zum Teil an der
Zeit, Kassa zu machen und Profite zu realisieren. Wir werden im laufenden Jahr sicher mehr
verkaufen, als wir zukaufen.
Es ist wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensstrategie, dass wir Zyklen nutzen,
denen Immobilien nun mal unterliegen. Wir
sind der Meinung, dass die Preissteigerungen,
die Berlin in den letzten Jahren vor allem
bei Wohnimmobilien gesehen hat, in dieser
Form nicht mehr allzu lange anhalten werden.
Außerdem gibt es zunehmend politische Be-
www.simmoag.at
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
65
Alle Hausaufgaben erledigt
Zukunftsfit – so bezeichnet Oliver Schumy die Immofinanz AG im aktuellen Umfeld. Ausschlaggebend für diese
positive Entwicklung ist unter anderem die Tatsache, dass die Belastungen aus der Vergangenheit abgearbeitet
sind und der Vermietungsgrad der Immobilien signifikant gesteigert werden konnte. Wo im Detail die
­Stellschrauben angesetzt wurden, führt er im Folgenden aus.
präsentation für das verkürzte Geschäftsjahr
2016, die Immofinanz sei zukunftsfit wie noch
nie. Was ist dafür ausschlaggebend?
Oliver Schumy: Wir haben die vergangenen
zwei Geschäftsjahre – eines davon war aufgrund
der Angleichung an das Kalenderjahr verkürzt
– intensiv genutzt, um erhebliche Belastungen
aus der Vergangenheit zur Gänze abzuarbeiten,
den Vermietungsgrad unserer Immobilien auf
mittlerweile wieder deutlich über 90 Prozent
zu steigern und die Kosten zu senken, wobei
hier natürlich noch weiter Spielraum besteht.
Bei den Personalkosten haben wir beispielsweise bislang eine Senkung um mehr als 15
Prozent erzielt und im Finanzierungsbereich das Volumen ausstehender Anleihen mit
hoher Verzinsung reduziert und unser Kreditprofil wesentlich verbessert. Wir haben somit
unsere Hausaufgaben erledigt, den Konzern
damit deutlich gestärkt und werden das in den
nächsten 24 Monaten auch in einer nachhaltig
steigenden Ertragskraft sehen.
Stichwort Altlasten: Die historischen Streitigkeiten auf Aktionärsebene sind damit auch
vom Tisch?
Ja, diese gehören nun endgültig der Vergangenheit an. Es ist uns hier erfolgreich gelungen, in
sämtlichen Bereichen Rechtssicherheit für das
Unternehmen zu schaffen.
Das Portfolio wurde auf die zwei Bereiche Büro
und Einzelhandel konzentriert. Wie entwickeln
sich diese beiden Sparten aktuell und wie
sehen die Perspektiven aus?
Im Bürobereich konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Hauptstädte unserer
Kernländer und die großen Büromärkte in
66 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Deutschland. So entwickeln wir derzeit mit
Float und dem trivago-Campus zwei architektonische Landmarks im Düsseldorfer
Medienhafen und sind damit wohl einer der
größten Immobi­lieninvestoren in dieser Stadt.
Beide Immobilien sind vollständig und langfristig vermietet und werden ab dem nächsten
Jahr den Konzernen trivago und Uniper als
Firmenzentralen dienen.
Das Büro-Bestandsportfolio haben wir optimiert, unsere neue Marke myhive eingeführt
und den Vermietungsgrad erheblich gesteigert. Wir sind bei einem Vermietungsgrad
im Bürobereich von 75 Prozent gestartet und konnten diesen in knapp zwei
Jahren auf rund 90 Prozent erhöhen.
Damit haben wir viel erreicht, aber es ist natürlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Im Einzelhandelsbereich fokussieren wir mittelgroße und kleinere Städte, weil wir für
diese mit unseren Retail-Parks STOP SHOP
und unseren Einkaufszentren VIVO! genau
die richtigen Produkte haben hinsichtlich
Kaufkraft und Einzugsgebiet.
Bei den STOP SHOPs sind wir bereits mit
67 Standorten in acht Ländern präsent
und haben vor Kurzem den Erwerb von
neun Retail-Parks in der Slowakei, Ungarn
und in Rumänien abgeschlossen. Im Bereich der Projektentwicklung arbeiten wir
derzeit an drei weiteren Standorten und sehen uns nach Wachstumsmöglichkeiten
vor allem in Polen und Rumänien um.
In den kommenden Jahren werden wir unser
Netzwerk auf über 100 Standorte erweitern
und sind damit klar der führende Player in der
Region. Unsere Retail-Parks sind so gut wie
vollvermietet und die Rendite mit um die 7,5
bis 8 Prozent sehr zufriedenstellend.
Sie haben jetzt von Produkten und Marken
­gesprochen. Warum setzt die Immofinanz als
Immobilienkonzern auf eine „Markenpolitik“?
Wir erreichen damit einen hohen Standardisierungsgrad, und das ist ein Wettbewerbsvorteil.
Anstatt viele Einzelkonzepte zu erarbeiten, rollen wir ein einheitliches Konzept mit hohem
Wiedererkennungswert aus. Das haben wir
jetzt auch beim Roll-out unseres Bürokonzepts
myhive gesehen. Die Marken ermöglichen uns,
rasch zu expandieren und Kosten zu sparen.
Gleichzeitig stehen sie für hohe Qualität und
schaffen daher Sicherheit und Vertrauen für
unsere Mieter.
Was geschieht mit jenen Immobilien, die nicht
mehr in Ihr Kernportfolio passen?
Von diesen trennen wir uns. Bei der Vorstellung unseres Jahresergebnisses 2015/16 haben
wir angekündigt, mittelfristig Objekte im Wert
von rund eine Milliarde Euro abgeben zu wollen. Diese passen aufgrund von Lage, Qualität
etc. nicht länger zu uns. Dabei sind wir gut vorangekommen. Per Ende März haben wir
bereits Immobilien für mehr als 300 Millionen
Euro verkauft. Darüber hinaus sind Immobilien
für weitere rund 430 Millionen Euro bilanziell
für den Verkauf vorgesehen. Die Erlöse daraus
fließen in unsere Projektentwicklungen und
weiteres Wachstum.
Was ist zum Russland-Portfolio zu sagen?
Wie angekündigt, wollen wir uns von diesem
bis Ende des laufenden Jahres trennen. Die letzten Quartale haben wir intensiv genutzt, um
unsere fünf Moskauer Einkaufszentren an das
geänderte Marktumfeld anzupassen. Dazu zählt
etwa die Integration neuer Retail-Konzepte wie
zum Beispiel Fresh-Food-Markets, um die Posi-
creditS: beigestellt
GELD ° Sie sagten zuletzt bei der Bilanz-
°
Interview mit Oliver Schumy, Immofinanz AG    ExpertsTalk
Oliver Schumy, CEO
Immofinanz AG
tionierung der Einkaufszentren auch langfristig
zu sichern. In unserem Einkaufszentrum Rostokino entsteht derzeit z.B. auf rund 20.000 m² die
größte „Kid’s Zone“ im Norden von Moskau
mit dem Spielwarenanbieter Hamley’s als Ankermieter. Das alles wirkt sich positiv aus, wie
man an der Entwicklung des Vermietungsgrads
sieht und unterstützt damit den Verkaufsprozess. Inklusive der bereits unterschriebenen
Verträge liegen wir in Moskau wieder bei über
90 Prozent, nachdem wir Mitte 2016 noch bei
81 Prozent waren.
Die angedachte Fusion mit der CA Immo AG
schiebt sich damit aber ins Jahr 2018. Mit der
Abgabe von Russland laufen die Detailarbeiten
wieder an?
Ja, so ist es. Wir haben im Dezember des
Vorjahres entschieden, uns für die RusslandAbtrennung etwas länger Zeit zu nehmen und
daher die gemeinsamen Vorbereitungsarbeiten
für die Verschmelzung vorübergehend ausgesetzt. Wie Sie an der Entwicklung unseres
Vermietungsgrads in Moskau und auch des Rubels sehen, hatten wir mit dieser Einschätzung
im Dezember vollkommen Recht.
Was ist zur Situation des Finanzierungs­
bereichs zu sagen? Sie setzen dabei unter
anderem auch auf Wandelanleihen.
Ja, das stimmt. Ursprünglich haben uns sowohl
das Volumen als auch die historisch hohe Verzinsung unserer Anleihen deutlich von unseren
Mitbewerbern unterschieden. Das haben wir zu
Jahresbeginn geändert und eine wichtige, mehrstufige Refinanzierungstransaktion getätigt.
Dabei haben wir auch eine neue Wandelanleihe mit Laufzeit bis 2024 und einem Kupon von
2 Prozent begeben, der sich weiter reduziert, so-
bald wir ein Investmentgrade Rating erhalten.
Insgesamt werden sich unsere jährlichen Zinszahlungen für Anleihen damit von ursprünglich
mehr als 27 Millionen Euro auf unter sechs Millionen Euro verringern. Das Unternehmen ist
damit langfristig finanziert und spart jährlich
21 Millionen Euro an Zinskosten ein.
Auch ist die Tilgung der in 2017 und 2018
auslaufenden Anleihen bereits jetzt durch
Liquidität gesichert, sofern diese im Fall der
Wandelbonds nicht gewandelt werden. Und
die Chancen dafür sind mit Blick auf die Wandelanleihe 2018, die ein Volumen von knapp
290 Millionen Euro hat, intakt. Unsere Unternehmensanleihe über 100 Millionen Euro, die
einen Kupon von 5,25 Prozent hatte, haben wir
Anfang Juli getilgt.
Was ist zur Ausschüttungspolitik Ihrer
Beides. Mit den Beschlüssen der Hauptversammlung im Dezember 2015 haben wir die
Basis geschaffen, um unsere Aktie wieder als
nachhaltigen Dividendenwert positionieren zu
können. Ursprünglich hatte das Unternehmen
nicht genügend Rücklagen, um das gewährleisten zu können. Das haben wir gelöst. Und
wie versprochen haben wir sowohl für das
Geschäftsjahr 2015/16 als auch für das acht­
monatige Rumpfjahr 2016 eine Dividende von
sechs Cent je Aktie bezahlt. Auch für 2017 haben wir eine Dividende in Aussicht gestellt.
Aktienrückkäufe wiederum waren und sind
ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausschüttungspolitik. So haben wir auch aktuell wieder
ein Rückkaufprogramm für bis zu 20 Millionen
Stück Aktien laufen. Mit dieser Politik kommen
wir den unterschiedlichen Präferenzen unserer
Investoren entgegen.
­Gesellschaft zu sagen? Dividende versus
­Aktienrückkauf?
www.immofinanz.com
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 67
aktien ° Börsen International
USA ° Zweigeteilte Wirtschaft
Arbeitsmarkt stark, Industrie & Unternehmen schwach.
Während die Arbeitsmarktdaten klar auf einen starken Beschäftigungssektor hinweisen, fielen die Wirtschaftsdaten zur Industrie und den Unternehmen uneinheitlich aus. Zwar stieg
der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago – ein vorlaufender Indikator für den US-Gesamt-Index – auf einen so hohen Stand wie zuletzt 2014. Auch die Auftragseingänge stiegen
auf ein Drei-Jahres-Hoch. Die Auftragsbestände stiegen sogar auf ein 23-Jahres-Hoch. Dies
könnte aber auf die hohen Aufträge zurückgehen, die Boeing bei der Luftfahrtausstellung
in Le Bourget eingeheimst hat. Generell beklagen die Unternehmen einen Mangel an gut
ausgebildeten Stellensuchenden. Dagegen geben die wieder sinkende Inflation und die
schwachen Konsumentenausgaben (nur + 0,1
Prozent im Mai) der US-Notenbank Fed einiges
S&P 500
an Gesprächsstoff. Der PCE-Preis-Index (= persönliche Konsumausgaben) sank zum zweiten
2400
Mal in drei Monaten. Die Jahresrate der Inflation fiel im Mai auf 1,4, nach 1,7 Prozent im
2200
Vormonat. Damit gerät die zwei-Prozent-Marke wieder außer Reichweite. Die persönliche
Sparquote der Amerikaner stieg dagegen von
2000
5,1 auf 5,5 Prozent, ein Acht-Monats-Hoch. Im
Juni hat wieder Altmeister Warren Buffett voll
1800
zugeschlagen. Mit Bank of Amerika-Aktien hat
2014
2015
2016
’17
er schlappe 12 Milliarden Dollar verdient. (wr)
Hürde genommen ° Der S&P 500 durchbrach endlich die 2400er Marke und stieg bis auf ein
Rekordhoch von 2460 Punkten. Seither gibt es eine kleine
Konsolidierung, die aber bei 2400 Punkten nun auf eine
gute Unterstützung trifft. Bis 2300 Punkte ist alles o.k. an
der Wall Street.
indien ° Große Steuerreform
Teuerung auf Rekordtief. We-
68 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
lichte höhen ° Der indische Blue ChipAktien­index Sensex 30 konnte im Juni ein neues Rekordhoch bei 31.400 Punkten erklimmen. Seither hat eine
sanfte Konsolidierung eingesetzt. Vor allem das Indexband zwischen 29.000 und 30.000 Punkten bildet nun
’17
eine gute Unterstützung.
creditS: Lipper
SENSEX
nige Wochen vor dem geplanten Inkrafttreten
32.000
einer umfassenden Steuerreform ist in Indien
die Inflation auf den schwächsten Stand seit
30.000
Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2012 ge28.000
fallen, und zwar im April auf knapp unter drei
Prozent. Im Vormonat lag die Teuerungsrate
26.000
noch bei 3,9 Prozent. Die indische Noten24.000
bank hatte ihren Einlagezinssatz für Banken
22.000
erhöht. Dadurch wird tendenziell Geld aus
dem Umlauf gezogen und somit die Inflation
20.000
2014
2015
2016
gedämpft. Mit Anfang Juli tritt eine groß angelegte Steuer­reform in Kraft. Allerdings sind
nicht alle Unternehmen auf die neue Goods and Services Tax (GST) vorbereitet. Viele kleinere
Betriebe verfügen über keine Computer, um dem Finanzamt Umsatzdaten und Steuern, vor
allem die GST, online mitzuteilen bzw. abzuführen. Unternehmen müssen künftig drei Steuererklärungen pro Monat abgeben. Probleme gibt es auch mit der Klassifizierung – z.B.: Ist
Kokosnussöl ein Haaröl oder ein Frittierfett? Die Auswirkungen insgesamt sind noch unklar
– manche Analysten erhoffen sich einen positiven Schub für die indische Wirtschaft. Indien
würde steuerlich gesehen zu einem einheitlichen Binnenmarkt. Das System würde zudem
stark vereinfacht. Da nun vor allem der Konsum besteuert wird, könnte der innerstaatliche
Handel gefördert werden, profitieren dürfte vor allem der Logistikbereich.
(wr)
°
Börsen International   AKTIEN
europa ° Überholt Amerika
Inflationsanstieg gestoppt. Das Wachstum läuft und läuft – und überholt
Abwärts ° Nach dem Scheitern an der 3600er
Marke ging es deutlich bergab – um fast vier Prozent.
Allerdings gibt es nun eine starke Unterstützung bei 3250
Punkten – und davor bei 3480 Punkten, die jedoch durchbrochen wurde. Nun droht eine ausgeprägtere SommerKorrektur.
sogar die USA. Doch die Inflationsrate der Eurozone fiel im Juni von 1,4 auf 1,3 Prozent. Die
Kerninflationsrate stieg zwar, aber nur von 0,9 auf 1,1 Prozent. Ein nachhaltiger Inflationsanstieg ist derzeit nicht auszumachen, was der EZB nicht gefallen dürfte. Mario Draghi gab
jüngst einen optimistischen Wachstums-Ausblick, der für kurzfristige Unruhe an den Europa-Börsen sorgte, da man dahinter die Ankündigung eines vorzeitigen Ausstieges aus der
Nullzinspolitik vermutete. Mario Draghis Aussage, wonach die EZB durch die aktuelle Niedriginflationsphase hindurchschauen könne, klingt fast schon wie eine Durchhalteparole. Der
erstarkte Euro und die gefallenen Ölpreise werden die Inflationsrate wieder nach unten drücken. Die Frankfurter Währungshüter werden
ihre ultra-expansive Geldpolitik nur in homöoEuro Stoxx 50
pathischen Dosierungen zurückfahren können.
Überraschend stark ausgefallene deutsche
3800
Einzelhandelsumsätze und das Rekordhoch
3600
des deutschen ifo-Geschäftsklimaindex, der
auf großen Optimismus unter Deutschlands
3400
Firmenlenkern hinweist, werden daran nichts
3200
ändern. Schließlich gab es eine Grundsatzeini3000
gung zwischen der EU-Kommission und Rom.
2800
So darf Italien der Banca Monte dei Paschi di
Siena mit einer milliardenschweren Kapital2600
2014
2015
2016
’17
spritze helfen.
(wr)
japan ° Konjunktur zieht an
NIKKEI 225
Erholung ° Nun hat der Nikkei-Index doch
noch den Sprung über die 20.000 Punkte-Marke und ein
neues Jahreshoch bei 20.230 Punkten geschafft. Damit
wird diese Marke zu einer – eher schwachen – Unterstützung. Das Band zwischen 19.000 und 20.000 Punkten
sollte halten.
Uneinheitlich. Trotz erstarkender Kon-
junktur ist die Industrieproduktion im Mai
nach dem starken Anstieg im April um 3,3
Prozent zum Vormonat gesunken. Allerdings
20.000
unterliegt Japans Industrieproduktion starken
Schwankungen. Im April war die Produktion
18.000
der Industriebetriebe noch um 4,0 Prozent
und damit so stark wie seit Mitte 2011 nicht
16.000
mehr gewachsen. Indessen zieht die Inflation
weiterhin leicht an. Im Mai stiegen die Verbrau14.000
cherpreise im Jahresvergleich landesweit zum
2014
2015
2016
’17
fünften Mal in Folge und so stark wie seit Ende
Dezember 2014 nicht mehr (+ 0,4 Prozent).
Japanische Aktien werden durch die makroökonomische Entwicklung immer attraktiver. Die
Arbeitslosenquote ist weiter gesunken und liegt derzeit bei 2,8 Prozent – ein im Vergleich
zu vielen anderen Ländern äußerst niedriges Niveau. Das Verhältnis von Stellenangeboten
zu Bewerbern, das zeigt, wie viele Stellen es pro arbeitsuchender Person gibt, lag jüngst bei
1,48 und damit auf dem besten Stand seit 1974. Angesichts des inländischen und globalen
Wachstumsaufschwungs dürfte dem japanischen Markt auch zugute kommen, dass er zu
mehr als 50 Prozent aus zyklischen Aktien besteht. Auch Fondsmanager werden zunehmend
zuversichtlich. Gewinnmargen könnten sich entspannen und Gewinne ankurbeln, außerdem
seien die Bewertungen immer noch attraktiv. Zudem sind Lohnsteigerungen zu erwarten. (wr)
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 69
aktien ° Anlagetipps
„Goldlöckchen-Wirtschaft“
Die globale Wirtschaft brummt stärker als erwartet, und die Aktienindizes reagieren auch zumeist positiv auf
die aufgehellten Konjunkturaussichten – nur die meisten Privatanleger bevorzugen das Nullzinsen-Sparbuch.
­Dabei gibt es ein interessantes Szenario für die Aktienmärkte.
Wolfgang Regner
E
ntworfen und durchgerechnet wurde
dieses Szenario von Peter E. Huber,
Gründer und Fondsmanager bei StarCapital, und seinen Kollegen. Die Grundessenz
ist: Es soll den Anlegern Mut machen, in
Aktien zu investieren. „In Europa zogen
nach Daten der DZ Bank die Umsätze der
größten Unternehmen im ersten Quartal im
Schnitt um zehn Prozent gegenüber dem
Vorjahreszeitraum an. Die Gewinne kletterten sogar um 37 Prozent. Auch von der
monetären Seite gibt es Unterstützung. So
sind also die drei Voraussetzungen für ein
‚Goldilocks-Szenario‘ (Goldlöckchen-Wirtschaft) gegeben. Damit beschreibt man ein
ideales Umfeld für weiter steigende Aktienkurse“, erklärt Huber.
Die drei Kriterien dafür sind: Erstens ist
weltweit ein mäßiger, aber robuster konjunktureller Rückenwind zu beobachten
und die Gewinne der Unternehmen sind
zuletzt deutlich gestiegen. Zweitens sorgen
die extrem niedrigen Zinsen und die expan-
sive Politik der Notenbanken weiter für Unterstützung. Und drittens kommt durch die
tiefe Verunsicherung der Anleger keine
Aufbruchstimmung auf.
Huber verzichtet auf die meist stark fehleranfälligen kurzfristigen Prognosen. Anders sieht es bei längerfristigen Zeiträumen
aus. Hier sind die Kurspotenziale anhand
des Shiller-KGV als ertragsorientierte Größe und anhand des Kurs/Buchwert-Verhältnisses als Substanzwert relativ zuverlässig
zu bestimmen. „Das langfristige Kurs­
potenzial – ein DAX-Wert von 27.000 Punkten im Jahr 2028 – ist noch lange nicht ausgeschöpft. Anleger sollten sich nicht verunsichern lassen und weiter eine konstruk­tive
Haltung zu Aktien ein­nehmen. Dabei ist in
Japan und Europa das Kurs­potenzial deutlich höher als in den USA“, so Huber. Auch
die Emerging Markets hält Huber für attraktiv. Dafür sprechen die Erholung der
Rohstoffpreise, der Abbau der hohen Leistungsbilanzdefizite und kaum noch über-
bewertete Währungen, eine geringere Verschuldung, noch dazu in Lokalwährung
und nicht im risikoreichen US-Dollar, sinkende Inflationsraten und Potenzial der Notenbanken für eine expansive Geldpolitik.
Dazu kommt eine Wachstumsdynamik der
Schwellenländer relativ zu den entwickelten
Volkswirtschaften, die deutlich höher liegt,
was historisch meist zu einer Outperformance führte, sowie eine attraktive Bewertung (Kurs-Buchwert von 1,7 und ShillerKGV von 15,5), die eine reale Wertentwicklung von jährlich 7,8 Prozent für die nächsten zehn bis 15 Jahre erwarten lässt. Zum
Vergleich: Für die USA ist in diesem Zeitraum lediglich eine mittlere Performance
von 3,6 Prozent p.a. anzunehmen. Das Risiko, einen realen Kapitalerhalt in diesem
Zeitraum zu verfehlen, liegt in den USA
deutlich höher! Und abschließend: „Anleger sollten antizyklisch denken- ein typisches Investment wären Value-orientierte
Fonds im Aktienbereich.“ meint Huber.
Nachfrage nach seinen Cloud-Diensten hat
­Adobe im letzten Quartal wieder einen steigenden Gewinn beschert. Der Umsatz im digitalen
Mediengeschäft stieg auf 1,21 Milliarden Dollar
(+ 27 Prozent) und übertraf die Prognosen. Adobe profitiert vom Wechsel vieler Anwender vom
Lizenzmodell zum Cloud-basierten Abo-Service.
Dieser bringt einen mehr berechenbaren Umsatz als der Verkauf von Software-Lizenzen. Der
Abo-Umsatz von Adobe stieg zuletzt um fast 37
Prozent. Der Nettogewinn legte um satte 52 Prozent auf 374,4 Millionen Dollar zu. Der Ausblick
bleibt weiterhin positiv.
Der Chart der Adobe-Aktie zeigt einen langfristigen Aufwärts­
trend. Trotz der Korrektur vieler Nasdaq-Werte konnte Adobe
zuletzt ein neues Rekordhoch erklimmen. Kauf bei Rücksetzer in
den Bereich 130 Dollar, Stopp Loss bei 97,80 Dollar setzen.
ISIN US00724F1012  Börse Nasdaq
Adobe Systems ist ein US-Unternehmen, mit
dessen Software Kunden digitale Inhalte erstellen, veröffentlichen und die Wirkung messen
können. Zum Angebot gehören Grafik- und
Bildbearbeitungsprogramme, Audio- und
Videoschnittsysteme und Webanalyse-Tools. Einige der bekanntesten Produkte sind Photoshop,
Acrobat, Flash und Dreamweaver. Die Software
von Adobe Systems wird an Hardwarehersteller,
Softwareentwickler und Dienstleister sowie an
Individualkunden und die Werbeindustrie geliefert. Die integrierten Softwarelösungen werden
von Unternehmen aller Größen eingesetzt. Die
70 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
charts: onvista.de
Adobe ° Cloud-Geschäft boomt
°
Anlagetipps   aktien
Inditex ° Schnelle Mode, schnelles Geld
Der spanische Moderiese Inditex gilt als Erfin­
der der „fast fashion“. Die jüngsten Trends vom
Laufsteg werden nachgeahmt und in einem
rasanten Tempo den Kunden zu günstigen
Preisen angeboten. So trotzt Inditex der allge­
meinen Flaute im Textilhandel. Während viele
Modeaktien an der Börse abgestraft wurden,
stieg der Inditex-Kurs zuletzt auf ein Allzeit­
hoch. Alle zwei Wochen gibt es in den Läden
etwas Neues. Unter der Inditex-Holding sind
acht Marken, wie z.B. Zara, Pull & Bear oder
Bershka, gebündelt. Vom Design über die Pro­
duktion bis hin zum Ladenregal dauert es rund
zwei Wochen. Das Tempo kann Inditex deshalb
halten, weil ein Großteil seiner Waren nahe
der wichtigsten Absatzmärkte produziert wird.
2016 erzielte Inditex den Rekordgewinn von
3,2 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 23,3
Milliarden Euro (der schwedische Konkurrent
H&M schaffte zwei Milliarden Euro Gewinn bei
einem Umsatz von 24 Milliarden Euro). Dank
neuer Läden und dem Ausbau des Onlinege­
schäfts wächst Inditex weiter. Im ersten Quartal
2017 legte der Umsatz um 14 Prozent auf 5,6
Milliarden Euro zu. Der Gewinn zog um 18 Pro­
zent auf 654 Millionen Euro an.
Für 2017 sind 500 neue Geschäfte rund um den Globus geplant. Der Ausbau der Online-Aktivitäten wird vorangetrieben.
Zuletzt korrigierte die Aktie vom Rekordhoch. Kauf daher erst bei
rund 31,80 Euro, Stopp Loss bei 26,80 Euro setzen.
ISIN ES0148396007  Börse Frankfurt
Mit dem Aufzug ins Glück ° kone
Die Kone-Aktie befindet sich in einem langfristigen Aufwärts­
trend. Zuletzt wurde das Allzeithoch von 47,80 Euro nur knapp
verfehlt. Konservative Anleger warten daher auf eine Korrektur
bis rund 42,50 Euro und setzen ein Stopp Loss bei 34,60 Euro.
ISIN FI0009013403  Börse Frankfurt
Der finnische Konzern Kone ist einer der Markt­
führer im Bereich Aufzüge und Rolltreppen.
Weltweit betreut Kone mehr als 700.000 Auf­
züge und Rolltreppen sowie 340.000 automa­
tische Türen. Zudem verlassen jedes Jahr ca.
60.000 neue Aufzüge und Rolltreppen das
Werk. Der Umsatz von 2008 bis 2016 ist um
8,4 Prozent jährlich auf zuletzt 8,87 Mil­liarden
Euro gestiegen. Hauptgrund dafür ist der hohe
Anteil des Wartungsgeschäfts, das für regel­
mäßige Einnahmen sorgt. Dieser Bereich ver­
zeichnet hohe Margen und benötigt nur wenig
Kapital. Im Geschäftsjahr 2016 entfielen 45
Prozent der Umsätze auf die Sparte Services,
55 Prozent auf das Neugeschäft. Die Auf­
tragseingänge erreichten 1,91 Milliarden Euro,
womit sich der Auftragsbestand zum 31. März
um sieben Prozent auf 9,13 Milliarden Euro
erhöhte. Der Aufzugs- und Rolltreppenmarkt
ist ein Oligopol aus vier Anbietern – in diese
Domäne einzudringen, ist für kleinere Konkur­
renten praktisch unmöglich. Weltweit wächst
die Bevölkerung, immer mehr Menschen zie­
hen in die Städte, entsprechend viele Aufzüge
und Rolltreppen werden gebaut. Damit profi­
tiert Kone von einem langfristigen Megatrend.
Inmarsat ° Kampf um den Weltraum
Der englische Konzern Inmarsat bedient die
gesamte Bandbreite an Kunden, von Regierun­
gen über Telekomkonzerne bis hin zu Internetund TV-Anbietern. Die Kommunika­tion muss
heutzutage in Sekundenschnelle funktio­nieren
und dabei auch Personen auf der anderen Sei­
te des Globus erreichen. Von diesem Trend pro­
fitiert Inmarsat. Dabei operiert das Unterneh­
men mit einer Flotte eigener Satelliten. Doch
die Aktie präsentiert sich schwach, denn in
der Branche wird mit den Hauptkonkurrenten
SES aus Luxemburg und Eutelsat aus Frank­
reich der Kampf um die Kunden zunehmend
härter. Das drückt die Margen. Endverbraucher
wollen mehr Datenvolumen im Mobilfunk und
HD-Fernsehprogramme, sind aber nicht bereit,
mehr dafür zu bezahlen. Inmarsat nutzt über
ein Drittel des Umsatzes von zuletzt 1,3 Milliar­
den Dollar für Investitionen in neue Projekte.
Aktuell steht im Fokus, auch Flugzeuge flä­
chendeckend mit WLAN auszustatten. Jüngste
Umfragen haben ergeben, dass Passagiere
darin einen deutlichen Mehrwert sehen. Eine
neue Kooperation mit der Lufthansa und der
Deutschen Telekom bringt Inmarsat hier in die
Poleposition.
Die Wartezeit bis zur Erholung des Aktienkurses wird mit einer
Dividende von sechs Prozent versüßt. Die Aktie eignet sich für
Anleger mit etwas Geduld. Zum Einstieg sollte ein Limit von 7,92
Euro platziert werden und ein Stopp Loss bei 6,48 Euro.
ISIN GB00B09LSH68  Börse Frankfurt
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 71
aktien ° Österreich
Sommerflaute
D
ie Wirtschaft in Europa entwickelt
sich gut – zumindest im Vergleich mit
den vergangenen Jahren. So zeigt der ifoGeschäftsklimaindex für Deutschland im
Juni – zur Einschätzung der momentanen
Lage – mit 115,1 Punkten einen neuen Rekordwert. Österreichische Unternehmen
konnten im Kielwasser der boomenden
deutschen Wirtschaft im ersten Quartal die
Exporte nominell saison- und arbeitstagebereinigt um 7,4 Prozent steigern. Laut der
am 6. Juni veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Prognose der OeNB für Österreich war dies ein vorläufiger Rekordwert,
der zwar das BIP 2017 von 1,4 auf 2,2 Prozent ansteigen lassen sollte, 2018 und 2019
aber wieder eine leichte Abkühlung auf 1,7
bzw. 1,6 Prozent erwartet wird. Parallel zur
Wirtschaftserholung ist auch das Umfeld in
Europa politisch stabiler geworden. Also alles in allem ein gutes Umfeld für Aktien,
wobei die trotz allem schwache Infla­tion auf
eine noch anhaltende Zurückhaltung bei
Investitionen zurückzuführen ist.
Zwei kleine Querschüsse, die auf die
Börsen bremsend wirkten, gab es im Juni:
Zum einen wurden die Märkte durch eine
mittelstarke Korrektur bei US-Technologiewerten belastet, die den Nasdaq 100 wieder
auf das Niveau von Mitte Mai hinunter­
drückten, und zweitens dachte EZB-Chef
Mario Draghi laut über eine Reduktion der
Anleihenkäufe durch die Notenbank nach
(Tapering). Darauf folgende Unsicherheiten
an den Anleihenmärkten führten auch zu
kurzfristiger Nervosität an den Aktienmärk­
ten. Diese tendenziellen Zinsängste sind
­besonders für stark fremdfinanzierte Unternehmen unangenehm, auf der anderen
­Seite wiederum eine Zinshoffnung für alle
Finanz­institute (Banken und Versicherun­
gen), die ja hauptsächlich von Zins- und
­Kapitalerträgen leben.
Banken und Versicherungen
weiter im Aufwind
Besonderen Aufwind erleben deshalb an
den Börsen die Bankentitel. Zum einen wurde die Bankenkrise in Italien durch staatliche Zuschüsse gelöst, in den USA verliefen
die Banken-Stresstests sehr positiv und nicht
zuletzt steigen bereits seit Mitte 2016 die
Austrian Traded index (ATX)
Bei 3200 gescheitert. Das Umfeld für Aktien
hat sich kurzfristig etwas eingetrübt. Ausgehend von den USA, wo sich eine Ernüchterung bezüglich der großspurig angekündigten
Trumponomics einstellt, verlieren auch der
DAX und der ATX an Schwung. Nach unten
hin könnte sich beim ATX die 3050 als gute
Unterstützung erweisen. Fällt der Index darunter, sollte die 3000er-Marke als letzte Bastion
(Stopp Loss) vorgemerkt werden, unter der
man eine Bodenbildung abwarten müsste.
72 ° geld-magazin – juli/august 2017
langfristigen Zinsen. So kletterten sie in
­Österreich im Zehn-Jahres-Bereich von 0,05
auf 0,5 Prozent. Zudem wurden von den
Banken notleidende Kredite weitgehend abgebaut, womit die Rückstellungen dafür gewinnerhöhend verringert werden. Auch in
Deutschland kletterte parallel zu den Zinsen
z.B. der Aktienkurs der Commerzbank von
sechs Euro auf derzeit 11,20 Euro. Am Beispiel der Raiffeisen Bank International (siehe auch Kasten rechte Seite) ist die Verbesserung der Ertragslage deutlich zu sehen. Ein
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter
zehn und ein Börsenkurs, der trotz des kräftigen Kursanstieges noch immer um 35 Prozent unter dem Buchwert liegt, sind keine
Zutaten nachgebender Börsenkurse. Etwas
teurer sind bereits die Aktien der Erste
Group Bank, die auf ein heuer erwartetes
KGV von 12,6 kommen – dafür liegt die
Dividendenrendite mit erwarteten 3,16 Prozent bei ihr höher, bei der RBI voraussichtlich mit 2,23 Prozent tiefer.
Erwartungsgemäß gut entwickelten sich
auch die Aktienkurse der beiden Versicherer
Uniqa und Vienna Insurance Group (VIG).
Beide legten in den letzten zwölf Monaten
um rund 60 Prozent zu. Und das ist voraussichtlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die VIG zeigte z.B. auch im ersten
Quartal Stärke. Sie konnte die Prämien um
0,5 Prozent auf 2,72 Milliarden Euro steigern und den Vorsteuergewinn um 22,4 Prozent auf 110 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr wird ein Nettogewinn von etwa
275 Millionen Euro erwartet, was einer Rendite auf das Aktienkapital von 8,5 Prozent
entspricht. Die Dividende wird wieder bei
rund 3,5 Prozent liegen (gemessen am derzeitigen Aktienkurs von 26 Euro).
Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse
Trotz guter Wirtschaftsdaten kommen die Börsen derzeit nicht von der Stelle. In den USA drückte eine Korrektur bei Technologie-Titeln auf die Indizes, in Europa wartet man auf weitere Aussagen der EZB zum geplanten
Tapering. Für etwas Schwung könnten jedoch im Laufe des Juli gute Halbjahresergebnisse sorgen.
Mario Franzin
°
Österreich   AKTIEN
AT&S ° Die Bullen stehen in den Startlöchern
Gute wirtschaftslage unterstützt Industrieunternehmen
Es gibt in Österreich ein große Anzahl
von international ausgerichteten Unternehmen, die zuletzt von der guten Weltkonjunktur profitieren. Angefangen bei Lenzing und
Andritz über Rosenbauer, AMAG, FACC
usw. Das sind genau jene Unternehmen, die
in den vergangenen zwölf Monaten die größten Kurssteigerungen erlebt haben, die aber
gleichzeitig von sukzessiven Anhebungen
der Gewinnaussichten untermauert waren.
Am Beispiel Lenzing: Mitte vergangenen
Jahres lagen die Gewinnschätzungen für das
Jahr 2017 bei rund 160 Millionen Euro. Mittlerweile werden für heuer knapp 270 Millionen Euro Nettogewinn erwartet. Dieser Anstieg der Gewinnerwartung um immerhin
knapp 70 Prozent führte an der Börse in den
vergangenen zwölf Monaten zu einem Kurs­
anstieg von rund 85 Prozent. Damit stieg das
für heuer zu erwartetende KGV nur marginal auf 15,3. Das ist noch immer nicht teuer.
ISIN
Kurs (05.07.2017)
neg.
Marktkap.
389 Mio. € KGV 2018/19 e
18,9
Umsatz 2017/18 e
928 Mio. € KGV 2019/20 e
9,3
Bw/Aktie 2017/18 e
13,51 € Divid. 2017/18 e 1,00 %
Raiffeisen Bank International ° Noch immer günstig
ISINAT0000606306
Kurs (05.07.2017)
Immobilien-Aktien bleiben noch
eine Zeit lange en Vogue
Eine Unterbewertung um rund 30 Prozent wurde unlängst der Buwog von Seiten
der HSBC attestiert und 34 Euro als Kursziel. Der letzte Schlusskurs lag bei knapp
über 25 Euro. Empfohlen werden von Analysten nach wie vor auch CA Immo und
S Immo. Einen kurzfristig positiven Kurs­
effekt erwarten wir bei der Immofinanz,
wenn der Verkauf des Russland-Portfolios
fixiert sein wird. Vor allem dann, wenn der
Verkaufspreis zumindest in der Höhe des
Buchwertes liegen wird und damit keine
weiteren Abwertungen notwendig werden.
Bei der Immofinanz-Aktie liegen übrigens
die ausgewiesenen Shortpositionen bei drei
Prozent des Nominales (v.a. Och-Ziff Management). Das ist zwar nicht übermäßig
viel, könnte aber durch eine möglicherweise
notwendig werdende Rückdeckung zu
einem raschen Kursanstieg führen.
AT0000969985
10,00 € KGV 2017/18 e
AT&S ist an der Börse mit 390 Millionen Euro
bewertet. Vergleichsweise dazu sollte der
Leiterplatten-Hersteller heuer rund 930 Millio­
nen Euro Umsatz schaffen. Das Eigenkapital
lag am 31. März bei 540 Millionen Euro. Der
Kurs notiert deshalb so tief, weil es 2016/17
höhere Kosten durch Anlaufschwierigkeiten im
neuen Werk in Chongqing gab. Zusätzlich litt
AT&S unter einem Preisdruck bei IC-Substraten.
Das führte 2016/17 zu einem Verlust von 22,9
Millionen Euro. Doch das Potenzial ist gewaltig,
für 2019/20 sollte das KGV auf unter zehn fallen, was bis dahin eine Kursverdoppelung nach
sich ziehen würde (ca. 26 % p.a.).
22,40 € KGV 2017 e
9,9
Marktkap.
6.563 Mio. € KGV 2018 e
8,4
Umsatz 2017 e
5.010 Mio. € KGV 2019 e
Bw/Aktie 2017 e
29,50 € Divid. 2017 e
7,5
2,23 %
Die Raiffeisen Bank International (RBI) arbeitet
ihren Maßnahmenkatalog zur nachhaltigen
Stärkung ab. Nach dem Abbau notleidender
Kredite, dem Verkauf der Tochter in Slowenien
und der Fusion mit der RZB wird nun emsig
an der Veräußerung der Polbank gearbeitet. Gleichzeitig holte sich die RBI Ende Juni
650 Millionen Euro über eine ewige Anleihe
(Eigen­kapitalcharakter), Osteuropa wird langsam wieder zur Cash Cow. Daher sollte RBI im
kommenden Jahr einen Gewinn von rund 850
Millionen Euro erzielen, was ein sensationell
günstiges KGV von 8,4 ergibt. Daher sollte man
bei Kursschwächen auf der Käuferseite stehen.
UBM Development ° Ein sehr profitables Unternehmen
ISINAT0000815402
Kurs (05.07.2017)
37,28 € KGV 2017 e
9,4
Marktkap.
279 Mio. € KGV 2018 e
9,2
Umsatz 2017 e
500 Mio. € KGV 2019 e
Bw/Aktie 2017 e
40,29 € Divid. 2017 e
9,0
5,00 %
UBM hat in den vergangenen Monaten mehrere Immobilien verkauft (in Österreich um 53
Millionen Euro, in Prag um 10 Millionen Euro,
etc.). Sinn und Zweck ist die Anhebung der
Eigenkapitalquote, die zum Ultimo 2016 bei
nur mehr 20,3 Prozent lag. Gleichzeitig werden
gute Fortschritte bei den Entwicklungsprojekten
gemacht (z.B: Quartier Belvedere). Insgesamt
sollte heuer mit 32 Millionen Euro das Rekordergebnis aus dem Jahr 2015 fast wieder
erreicht werden, was einer Rendite auf das
Aktienkapital von 10,8 Prozent entspricht. Sehr
erfreulich ist auch die anhaltend hohe Dividendenrendite von gut fünf Prozent.
Juli/august 2017 – geld-magazin ° 73
aktien ° Deutschland
DAX-Korrektur kommt in Fahrt
Nach den dubiosen Aktivitäten von Short Sellern werden nun auch die „braven“ Privatanleger nervös. Mit ein
Grund dafür sind Statistiken zu den Kapitalzu- und -abflüssen, die darauf hinweisen, dass das „Smart
­Money“– die großen Finanzinvestoren – immer mehr Geld vom Spieltisch nimmt.
D
as ist auch insofern kein Wunder, weil
M&A-Aktivitäten in Deutschland zuletzt Rückschläge erlitten haben. So ist der
geplante milliardenschwere Verkauf des
hessischen Generikaherstellers Stada an die
Finanzinvestoren Bain und Cinven nach
langem Ringen gescheitert. Daraufhin fiel
die Stada-Aktie wie ein Stein um über zehn
Prozent. Bain und Cinven könnten aus
rechtlichen Gründen erst 2018 ein weiteres
Angebot für den Pharmakonzern legen, in
Finanzkreisen wird dies aber als wenig
wahrscheinlich gesehen. Allerdings waren
ja auch andere Private Equity-Gesellschaften an Stada interessiert; etwa Advent
und Permira. Vielleicht nützen diese die
Übernahme-Pleite für einen neuen Vorstoß.
Das aber erst, wenn die Übernahmeprämie
zum Großteil ausgepreist worden ist. Stada
möchte nun seine Wachstumsstrategie weiter vorantreiben. Für 2017 peilt der Konzern einen Umsatz zwischen 2,28 und 2,35
Milliarden Euro sowie einen Gewinn von
195 bis 205 Millionen Euro an. Beim mittelfristigen Ziel bis 2019 bleibe es bei 2,65 bis
2,7 Milliarden Euro Erlös und 250 bis 270
Millionen Euro Gewinn.
Wolfgang Regner
IPO-Aktivitäten laufen an
Die Restaurantkette Vapiano hat 15 Jahre nach der Gründung den Gang an die Börse gemeistert. Aktien im Wert von 184 Millionen Euro wechselten den Besitzer; das
gesamte Unternehmen wurde zum Ausgabepreis mit 553 Millionen Euro bewertet.
Mit dem eingenommenen Geld will Vapiano Dutzende weitere Filialen weltweit eröffnen. Bis Ende 2020 soll sich die Zahl der
­Restaurants auf beinahe 330 verdoppeln.
Seit der Erstnotiz bei 23,95 Euro ist die neue
Aktie bisher nur kurz unter den Ausgabepreis von 23 Euro gefallen. Wichtigster Einzelmarkt ist Deutschland, wo Vapiano etwa
die Hälfte seines Geschäfts macht. Das Fi­
lialnetz reicht aber bis nach China und in
die USA. „Fast Casual Dining“ (nicht
Schnellimbiss, sondern schnelle Speisen mit
Service) heißt das in der Branche – ein Mittelding zwischen Fast Food-Tempeln wie
McDonald’s und klassischen Restaurants
mit Bedienung am Platz. Branchenkenner
sehen gerade dieses Segment stark wachsen.
Von 2014 bis 2016 steigerte Vapiano seinen
Umsatz von 152 auf knapp 249 Millionen
Euro. Beliebt sind die Restaurants vor allem
dax
DAX verliert Kampf um die 13.000 Punkte.
Infolge positiver fundamentaler Daten, aber
auch dank der dynamischen Gewinnentwicklung
der Unternehmen stieg der DAX auf ein neues
Rekordhoch von 12.890 Punkten. Doch die
13.000 Punkte-Marke schaffte der Index trotz
mehrerer Anläufe nicht. Damit wird eine größere
Korrektur bis in den Bereich 12.400 bis 12.000
Punkte wahrscheinlicher. Angesichts der dünnen
Umsätze über die Sommermonate könnten schon
wenige Verkäufe eine Abwärtswelle auslösen.
74 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
bei Berufstätigen für die Mittagspause und
bei jungen Leuten. Bleibt noch die Frage, ob
namhafte Alteigentümer bei der Stange bleiben oder doch über das IPO hinaus – bei
dem sie bereits 100 Millionen Euro kassiert
haben – weiter Kassa machen werden. Immerhin handelt es sich um den mit dem
Kaffeeröster Tchibo reich gewordenen
Günter Herz, Firmengründer Gregor Gerlach, die Wella-Erben Hans-Joachim und
Gisa Sander sowie das Management. Nach
dem Börsengang wird ein knappes Drittel
der Anteile bei neuen Besitzern liegen.
Lieferheld macht’s nach
Der Börsengang des Essen-Lieferdienstes Delivery Hero (Lieferheld, Pizza.
de, Foodora) wurde bis zu einer knappen
Milliarde Euro schwer. Von dem Geldsegen
profitiert nicht zuletzt der größte Anteils­
eigner: Rocket Internet. Die Start-upSchmiede hält gut ein Drittel der Anteile.
Insgesamt wird Delivery Hero beim Börsengang mit bis zu 4,4 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich höher als zuletzt
spekuliert. Dabei schrieb der Lieferdienst
wegen der Kosten für seinen rasanten
Wachstumskurs bis zuletzt hohe Verluste.
Sollten alle Papiere zum oberen Ende der
Preisspanne bei 25,5 Euro platziert werden,
würde der Börsengang ein Volumen von
insgesamt fast 996 Millionen Euro haben.
Altaktionäre wollen sich dabei von bis zu
knapp 20,1 Millionen Anteilen trennen
(insgesamt rund 176 Millionen Aktien). Zudem sollen 18,95 Millionen Aktien aus einer
Kapitalerhöhung am Markt platziert werden. Dieses Geld fließt dem Unternehmen
für den Ausbau des Geschäfts zu. Gemessen
an der Preisspanne waren dies rund 483
Millionen Euro. Das erst 2011 gegründete
°
Deutschland   AKTIEN
Heidelberger Druck ° Die „Amazon“ der Druckbranche?
ISIN
Unternehmen ist in mehr als 40 Ländern
aktiv. Wichtigste Märkte sind Europa, Asien
sowie der Nahe und Mittlere Osten.
DE0007314007
Kurs (06.07.2017)
2,65 € KGV 2017/18 e
13,7
753 Mio. € KGV 2018/19 e
10,3
2.540 Mio. € KGV 2019/20 e
8,6
Marktkap.
Umsatz 2017/18 e
Buchwert/Aktie 2017/18 e 1,55 € Divid. 2017/18 e 0,19 %
Aurelius: Short seller fliehen
Im Kampf gegen den Leerverkäufer
­Gotham City Research hat die Beteiligungsgesellschaft Aurelius eine deutlich höhere
Dividende ausgeschüttet (vier Euro pro Aktie oder eine Rendite von 7,8 Prozent). Zusätzlich verspricht Aurelius mehr Transparenz: Der Nettovermögenswert der Konzernunternehmen soll künftig jährlich im
Rahmen der Abschlussprüfung geprüft werden. Zudem soll das Ergebnis vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2017
die 500 Millionen Euro-Marke übertreffen.
Analysten hatten im Schnitt mit einem Wert
von 426 Millionen Euro gerechnet. Weiters
konnten die Münchner den Kompressorenhersteller Secop für 185 Millionen Euro an
die japanische Gruppe Nidec verkaufen –
Gotham City hatte den Unternehmenswert
lediglich auf 17,5 Millionen Euro geschätzt.
Der Deal bescherte Aurelius einen Umsatzsprung von 68 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr auf 1,15 Milliarden Euro. Die Privatbank Berenberg kam in einer aktuellen
Studie zum Ergebnis, dass die meisten der
Vorwürfe von Gotham City Research entweder von geringer Bedeutung oder unwahr sind. Das Papier bietet damit Nachholpotenzial, während das Aktienrückkaufprogramm über insgesamt 50 Millionen
Euro seine volle Wirkung noch längst nicht
entfaltet hat. Weitere Aktienrückkäufe in
Höhe von 116 Millionen Euro sollen folgen.
Die ebenfalls von dubiosen Short Sellern
geplagten Ströer Media und Wirecard haben sich ebenfalls deutlich erholt – Wirecard kletterte sogar auf ein Rekordhoch.
Der Druckmaschinenbauer Heidelberger Druck
setzt auf das Digitalgeschäft und will zukaufen. Man will sogar die „Amazon“ der Druckbranche werden (eine reine Serviceplattform).
CEO Hundsdörfer peilt für das Jahr 2022 einen
­Nettogewinn von „mehr als 100 Millionen Euro“
an. Der Umsatz soll von zuletzt 2,5 Milliarden Euro auf drei Milliarden Euro steigen, der
­operative Gewinn (Ebitda) von 250 bis 300 Millionen Euro zulegen. Im Geschäftsjahr 2016/17
war das Ergebnis nach Steuern von 28 auf
36 Millionen Euro gestiegen. Zudem liege
­Heidelberger Druck bei der Digitalisierung
­deutlich vor seinen Wettbewerbern,
so der CEO.
Zalando ° Umsatz bis 2020 verdoppeln
ISIN
DE000ZAL1111
Kurs (06.07.2017)
Marktkap.
Umsatz 2017 e
39,50 € KGV 2017 e
56,5
10.040 Mio. € KGV 2018 e
42,8
4.480 Mio. € KGV 2019 e
Buchwert/Aktie 2017 e
6,31 € Divid. 2017 e
32,7
0,00 %
Erst 2008 gegründet, betreiben die Berliner
Online-Händler Plattformen in 15 europäischen
Ländern. Neben Schuhen und Bekleidung gehören Accessoires, Beauty-Produkte und Sportartikel zum Sortiment. Wie Amazon setzt auch Zalando voll auf Expansion, was bislang ebenfalls
zu Lasten der Gewinne geht. Im ersten Quartal
stieg der Umsatz um 23 Prozent auf 980,2
Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich
um zwölf Prozent auf 32,8 Millionen Euro. Die
operative Gewinnmarge ging von 3,7 auf 3,4
Prozent zurück und lag damit deutlich unterhalb
des anvisierten Zielkorridors von fünf bis sechs
Prozent, der im Gesamtjahr erreicht werden soll.
Lanxess ° Freude über Warren Buffett
ISIN
DE0005470405
Kurs (06.07.2017)
66,84 € KGV 2017 e
17,8
Marktkap.
6.160 Mio. € KGV 2018 e
14,8
Umsatz 2017 e
9.564 Mio. € KGV 2019 e
Buchwert/Aktie 2017 e
28,71 € Divid. 2017 e
12,8
1,34 %
Nicht ganz überraschend kam die Meldung,
dass US-Starinvestor Warren Buffett über eine
deutsche Tochter seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway mit einem Anteil von
3,004 Prozent bei Lanxess eingestiegen ist.
Der Spezialchemie-Konzern war bereits dank
höherer Absatzmengen in allen Segmenten
schwungvoll in das Jahr gestartet. In den drei
Monaten reichte es beim Ebitda vor Sondereinflüssen zu einem Anstieg von 25 Prozent
auf 328 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge
vor Sondereinflüssen verbesserte sich dabei
leicht von 13,6 auf 13,7 Prozent. Der Umsatz
stieg ebenfalls um ein Viertel auf 2,4 Milliarden Euro. Das war jeweils besser als erwartet.
Juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 75
alternative investmentsPanorama
Zertifikatemarkt
„Weisser Ritter“ krallt sich Omi‘s apfelstrudel
Weniger Kapitalschutz. Das Volumen
Crowdfunding. Der steirische Hersteller
des österreichi­schen Zertifikatemarktes für Privatanleger ist im Mai leicht um 0,3 Prozent auf
10,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Bei Anlageprodukten (inklusive Hebelprodukte) auf
Aktien, Indizes und Rohstoffe gab es hingegen Zuwächse. Das Volumen der von den drei
meldenden Mitgliedern des Zertifikate Forum
Austria emittierten Papiere erhöhte sich im
Mai um 1,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro.
Anlageprodukte ohne vollständigen Kapitalschutz verzeichneten einen Zuwachs von 1,7
Prozent, Anlageprodukte mit vollständigem
Kapitalschutz gewannen 1,5 Prozent hinzu.
Mit plus 9,4 Prozent legten besonders stark
Hebelprodukte zu, in die preisbereinigt Nettomittelzuflüsse von 7,6 Prozent festzustellen
waren. Der Markt setzte sich somit per Ende
Mai zu 98,9 Prozent aus Anlage- und zu 1,1
Prozent aus Hebelprodukten zusammen.
von Säften („flüssiger Apfelstrudel“) holte sich
vor zwei Jahren via Crowdfunding-Plattform
Green Rocket in zwei Finanzierungsrunden
250.000 und 500.000 Euro. Der Businessplan
sah vor, bereits 2016 zwei Millionen Euro Umsatz zu erzielen, in 19 Länder zu exportieren
und Anfang 2017 den Break-even zu erreichen. Doch daraus wurde wesentlich weniger.
Der Absatz liegt derzeit bei 800.000 Flaschen
pro Jahr, wovon 15 Prozent exportiert werden.
Unterschätzt wurden beispielsweise auch Werbekostenzuschüsse, die von Handelsketten
verlangt werden, um überhaupt mit dem Produkt ins Warenlisting zu kommen bzw. dort
auch zu bleiben. Dennoch schaften es die vier
Gründer, das Unternehmen zumindest am Laufen zu halten. Zum Glück im Unglück tauchte
nun ein lokaler „weißer Ritter“ via Gesellschaft in Hongkong auf und beteiligt sich mit
zwei Millionen Euro für 51 Prozent am Unternehmen. Die 231 Kleinanleger sollen ihr Geld
wieder ­zurückbekommen, die Marketinganstrengungen und der Vertrieb sollen verstärkt
werden. Bis Jahresende soll es dann endlich
einen Gewinn geben.
GOLD – NEUE WÄHRUNGSABSICHERUNG
BNP Paribas emittierte kürzlich ein GoldZertifikat mit einer neuen Art der Währungsabsicherung: EUR Hedged. Das neue EUR
Hedged Open End Zertifikat auf Gold (ISIN:
DE000PS7XAU5) der BNP Paribas bedient
sich einer im Markt für institutionelle Inves­
toren beliebten Währungsabsicherungsstrategie. Dadurch wird ein effektiver Währungsschutz ermöglicht, wobei die Kosten
der Währungsabsicherung deutlich reduziert
werden. Für gewöhnlich nutzen Emittenten
bei strukturierten Wertpapieren wie Zertifikaten die Quanto-Absicherung, die mit hohen Kosten verbunden ist. Der EUR Hedged
Mechanismus basiert auf dem Erwerb einer
Währungsabsicherung mit einer Laufzeit von
einem Monat, die jeden Monat erneuert wird.
Die Kosten der Währungsabsicherung können
damit um bis zu über 80 Prozent reduziert
werden. Die Verwaltungskosten des oben vorgestellten Gold-Zertifikats liegen bei 0,4 Prozent jährlich. Der Basiswert ist eine Feinunze
(31,1035g) des Edelmetalls Gold.
76 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
FANG DEN TREND
Vier Webgiganten in einem Index: der FANGIndex ist ein Aktienindex, der die Dividenden
der Indexbestandteile berücksichtigt (Performance-Index) und setzt sich aus den vier an
der NASDAQ Börse gelisteten US-amerika­
nischen Unternehmen Facebook, Amazon.
com, Netflix und Alphabet (Google) zusammen. Alle vier Aktien sind im Index gleichgewichtet. Diese vier Internet-Riesen beeinflussen immer mehr unser reales Leben und
wachsen seit Jahren rasant. Gemeinsam
kommen sie auf eine Marktkapitalisierung
von über einer Billion Euro und damit ungefähr so viel wie alle 30 DAX-Werte zusammen. Die Deutsche Bank emittierte Ende Februar dazu ein Index-Zertifikat, bezogen auf
diesen FANG-Index (ISIN: DE000DL2FAN9),
und hat keine feste Laufzeit (Open End). Die
Berechnung des Index erfolgt durch die ICF
Bank AG (Indexsponsor) in Euro. Diese ist für
die Gestaltung, Berechnung und Zusammensetzung des Index sowie für die Gewichtung
der Indexbestandteile verantwortlich.
INVESTIEREN IN EIN ERFOLGSDEPOT
Das Deutsche Bank – Platow Zertifikat (ISIN:
DE000DB0PLA8) ist an die Wertentwicklung
des DB Platinum IV Platow Fonds gekoppelt.
Die Rendite der am längsten existierenden
Fonds-Tranche ist seit dem Start im Mai 2006
auf 270 Prozent geklettert. Die Platow-Redakteure beraten den Fonds bei der Auswahl der
Wertpapiere. Das Auswahluniversum umfasst
vornehmlich Aktien deutscher Emittenten.
Beim Auswahlprozess werden Blue Chips,
Mid- und Small Caps jedoch in keinem starren Verhältnis, sondern je nach Marktlage und
Einschätzung flexibel berücksichtigt. Tendenziell wird das Platow-Team in Aufschwungphasen verstärkt liquide Werte mit hohem
Beta und in Baissephasen überproportional
auf defensive, günstige Value-Aktien auswählen. Die Branchenallokation erfolgt ebenfalls
flexibel. Investiert wird in unterschiedliche
Assetklassen wie Aktien, Zertifikate, Optionsscheine, Futures und andere Investmentfonds; nicht benötigte Mittel werden als BarReserve gehalten.
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SOCIETE GENERALE
HUGO BOSS
VONOVIA
AXA
HANNOVER RÜCK
AEGON
ALLIANZ
MÜNCHENER RÜCK
RWE
PRO SIEBEN SAT1 VZ
LUFTHANSA
TUI
DAIMLER
BMW
FREENET
TOTAL
EVONIK
Kurs Basis
Strike
17,90 €
19,61 €
35,24 €
49,00 €
63,19 €
34,44 €
24,62 €
107,65 €
4,65 €
176,70 €
180,25 €
17,34 €
36,40 €
20,17 €
12,75 €
63,74 €
81,53 €
28,08 €
44,27 €
28,54 €
18,00 €
19,00 €
38,00 €
48,00 €
60,00 €
35,00 €
23,00 €
105,00 €
4,00 €
169,00 €
185,00 €
16,50 €
30,00 €
19,50 €
11,50 €
58,00 €
78,00 €
25,00 €
42,00 €
26,00 €
Koupon p.a.
13,00 %
9,00 %
12,00 %
12,00 %
9,00 %
8,00 %
6,00 %
6,00 %
6,00 %
6,00 %
9,50 %
7,00 %
4,00 %
12,50 %
5,50 %
5,50 %
7,50 %
5,00 %
6,00 %
3,50 %
Bewertungstag
Max. Rendite
10,82 %
8,96 %
8,50 %
7,70 %
7,44 %
7,37 %
6,78 %
6,36 %
5,93 %
5,88 %
5,83 %
5,72 %
5,57 %
5,55 %
5,27 %
4,98 %
4,67 %
4,59 %
4,55 %
4,19 %
15.06.2018
15.06.2018
16.03.2018
16.03.2018
15.06.2018
15.06.2018
21.09.2018
21.09.2018
15.06.2018
15.06.2018
16.03.2018
16.03.2018
21.12.2018
15.12.2017
15.06.2018
15.06.2018
16.03.2018
15.06.2018
16.03.2018
21.09.2018
Briefkurs
100,88 %
99,54 %
99,78 %
100,66 %
100,79 %
100,18 %
100,46 %
100,85 %
99,76 %
99,78 %
100,73 %
99,32 %
100,16 %
100,01 %
100,00 %
100,08 %
100,48 %
100,08 %
99,78 %
100,06 %
Stichzeitpunkt: 05. Juli 2017, alle Angaben ohne Gewähr
Index-Zertifikate
WKN
Name
[email protected]
www.vontobel-zertifikate.de
VS4NSC
VS8Y40
VS5ZCS
VL14GS
Aktienanleihen
WKN
Basiswert
VL2EPN
VL2EH1
VL2EMS
VL2EM5
VL2ET2
VL2D5K
VL2EV2
VL2D1E
VL2ES1
VL1NYS
Basiswerte (unter anderem)
Solactive SMART CARS Performance-Index
Vontobel INDUSTRY 4.0 Performance-Index
Vontobel CYBER SECURITY Performance-Index
Solactive GLOBAL SUSTAINABILITY LEADERS Perf.-Index
BAYER
BASF
AIRBUS
ALLIANZ
BMW
CARREFOUR
AIR LIQUIDE
ADIDAS
BANCO SANTANDER
HEIDELBERGCEMENT
Kurs Basis
Strike
112,40 €
82,13 €
74,20 €
176,70 €
81,53 €
22,49 €
108,69 €
176,60 €
5,95 €
87,41€
Briefkurs seit Start
Denso, Magna, Continental, Delphi, Mobileye, Nvidia, ...
157,60 €
Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ...
148,70 €
Palo Alto Networks, Symantec, Fireeye, Gemalto, ...
119,80 €
Munich Re, ING, AXA, Aeroports de Paris, NEC, Legrand ... in Zeichnung
Koupon p.a.
130,00 €
90,00 €
80,00 €
190,00 €
85,00 €
23,00 €
115,00 €
175,00 €
5,50 €
75,00 €
10,00 %
10,00 %
14,07 %
9,00 %
10,00 %
9,00 %
7,50 %
9,00 %
8,00 %
4,00 %
Bewertungstag
Max. Rendite
Briefkurs
17,48 %
14,34 %
14,07 %
13,10 %
10,75 %
9,78 %
9,58 %
9,43 %
7,22 %
4,00 %
21.09.2018
21.09.2018
21.09.2018
21.12.2018
15.06.2018
15.06.2018
15.06.2018
15.06.2018
15.06.2018
21.09.2018
54,68 %
45,38 %
15,39 %
0,00 %
95,55 %
98,41 %
98,60 %
100,46 %
99,12 %
99,13 %
98,00 %
99,30 %
100,50 %
100,95 %
Stichzeitpunkt: 05. Juli 2017, alle Angaben ohne Gewähr
Express-Zertifikate
WKN
Name
CREDIT: beigestellt
Tegetthoffstraße 1
1010 Wien
Tel. +43 1 515 20 484
www.rcb.at
Basiswert
RC0ME1 VOESTALPINE EXPRESS 3 - ZERTIFIKAT
Protect Aktienanleihen
WKN
Basiswert
RC0MDS 6,25% HEALTH CARE
RC0MA4 ANDRITZ & RAIFF. BANK INT.
Klassische Aktienanleihen
WKN
Basiswert
RC0GQT DO&CO
Aktueller Kurs
voestalpine
Perf. seit Start
–
100 % + AA
Basispreis Kupon p.a. Sicherheitspuffer Beobachtung Letzte Bewertung Max. Rend. Briefkurs
100 %
100 %
6,25 %
5,25 %
Kurs Basis
61,79 €
41,0 %
39,5 %
Strike
60,00 €
tägl. Schlusskurs
tägl. Schlusskurs
Koupon p.a.
9,23 %
09.07.2019
25.06.2019
Bewertungstag
16.03.2018
6,25 % 100 % + AA
5,25 %
101,76 %
Max. Rendite
8,59 %
Briefkurs
105,64 %
Stichzeitpunkt: 05. Juli 2017, alle Angaben ohne Gewähr
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
77
rohstoffe ° Aktuelle Trends
Rohöl ° Schlechte Nachrichten
Nervosität hält an. Seit Februar 2017 befindet sich der Ölpreis in einem volatilen
Abwärtstrend, wobei sich dieses Muster auch weiterhin fortzusetzen scheint: Ende Juni schlug
der Chart nach heftigen Verlusten in den Vorwochen wieder einmal kräftig nach oben aus. Es
bleibt aber fraglich, ob diese „nervösen Zuckungen“ zu einer positiven Trendwende auch wirklich führen können. Denn die fundamentale Nachrichtenlage bleibt weiterhin negativ, worauf
zuletzt auch in der Vontobel-Rohstoffkolumne hingewiesen worden ist. Hier heißt es: „So haben
die US-Fracker ihre Produktion weiter erhöht. Das Ölfeldservice-Unternehmen Baker Hughes
meldete, dass die Zahl der Ölbohrplattformen in den USA innerhalb einer Woche um elf auf
758 gestiegen ist.“ Damit hat die Dynamik nach zwei schwächeren Wochenzuwächsen wieder
zugenommen. Derzeit wird ein Ölpreis von um
die 50 Dollar je Fass für die US-Fracker als notRohöl (Sorte Brent)
wendig erachtet, damit diese profitabel fördern
können. Manchen genügt jedoch ein deutlich
niedrigerer Preis. Sie schöpfen noch aus einem
erheblichen Reservoir an unvollendeten Ölquellen, die ohne größeren ­Kostenaufwand fertig
gestellt werden können. „Die Schmerzgrenze
für bestehende Bohrlöcher liegt bei rund 20
Dollar pro Fass, bis dahin wird weiter gefrackt“,
so Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Somit heißt es also bis auf Weiteres: Keine Good
News für Öl-Bullen.
(hk)
Zink ° Warnung vor Übertreibung
Zink
hat einen wahren Höhenflug an den Tag gelegt: „Offenbar haben einige Marktteilnehmer
die vorherigen niedrigen Preisniveaus als attraktive Kaufgelegenheit genutzt“, heißt es dazu
seitens der Bank Vontobel. Nach Einschätzung
der Commerzbank resultiert der Preisanstieg
auch durch technische Käufe, nachdem der
Preis kurz hintereinander sowohl die 200- als
auch die 100-Tage-Linie überwunden hatte. Seit
Mitte Juni ist zudem die Zahl der sogenannten
gekündigten Lagerscheine in den Lagerhäusern
der London Metal Exchange (LME) um 76.000
Tonnen gestiegen. Die zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angemeldete Menge habe mit
221.000 Tonnen somit das höchste Niveau seit Februar 2014 erreicht. In den LME-Lagerhäusern in New Orleans seien mittlerweile 75 Prozent der Zinkvorräte zur Auslieferung angemeldet.
Das deute laut Commerzbank auf ein spekulatives Engagement hin. „Der zu erwartende Lager­
abbau in den nächsten Wochen wäre dann nicht auf eine reale Nachfrage zurückzuführen,
sondern es gäbe in diesem Fall wohl eher Umschichtungen innerhalb des LME-Lagersystems“,
so die Analysten. Die Preisreaktion von Zink werde daher als übertrieben erachtet. Neben Zink
ist auch Blei kräftig gestiegen, was ebenfalls spekulativ getrieben erscheint; ebenso wird fleißig
auf Kupfer und Nickel gewettet.
(hk)
78 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2017
Die Weltbevölkerung wächst – somit steigt
auch der Bedarf an Grundnahrungsmitteln
und Agrarrohstoffen.
Vorsicht geboten ° Zink kommt etwa
in der Bauwirtschaft, aber auch in Batterien zur
Anwendung. Die jüngsten Preissteigerungen sind
aber nicht so sehr auf wachsende Industrienachfrage, sondern Spekulationen zurückzuführen.
Rückschläge erscheinen möglich.
Zinkerz-Förderung
China Australien Peru USA Kanada 3,2 Mio. Tonnen
1,5 Mio. Tonnen
1,4 Mio. Tonnen
0,7 Mio. Tonnen
0,6 Mio. Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
Spekulativ getrieben. Der Zinkpreis
°
Aktuelle Trends   rohstoffe
Gold ° „Fat Finger Trade“
„verrückt gespielt“ Einige Aufregung gab es zuletzt rund ums Gold, wobei die Ursachen als durchaus kurios bezeichnet werden können. So kam es am 26. Juni binnen nur einer
Minute zu einem Preisabsturz von rund 1,5 Prozent. Die Notierung fiel unter 1237 US-Dollar je
Feinunze zurück, dem tiefsten Stand seit Mitte Mai. Grund war eine Verkaufsorder im Gegenwert
von stattlichen 2,5 Milliarden US-Dollar. Händler sprachen von einem „Fat Finger Trade“, also
einem unbeabsichtigten Tippfehler eines Akteurs am Goldmarkt. Ein Hinweis darauf war, dass
das Handelsvolumen auf 1,8 Millionen Feinunzen nach oben sprang – ein ungewöhnlich hohes
Niveau. Marktbeobachter meinten, der Goldpreis habe „verrückt gespielt“.Würde es sich nur um
den „Fat Finger Trade“ handeln, könnte man die Affäre ja zur Seite schieben, allerdings ging der
Preisverfall in Folge weiter. Als Ursache verweisen Experten auf eine gestiegene Risikofreude
Goldpreis (London)
der Anleger, die als sicher geltende Anlagen wie
Gold belasten würden. Da scheint auch die Unterstützung von physischer Seite nicht viel zu
nützen: So hat die Zollverwaltung der Schweiz
mitgeteilt, dass im Mai 67,8 Tonnen Gold aus
der Schweiz nach Indien exportiert wurden – um
271 Prozent mehr als im gleichen Monat des
Vorjahres. Hintergrund: Goldkäufer deckten sich
noch schnell ein, bevor die indische Regierung
eine neue Mehrwertsteuer von drei Prozent auf
Gold eingeführt hatte.
(hk)
Agrarrohstofe ° Wertvoller Weizen
Weizenpreis (CBOT)
Optimismus ° Schlechtes Wetter und Ernteausfälle könnten die Preise für Soft Commodities
weiter in die Höhe treiben. Mit Weizen geht es seit
September letzten Jahres nach oben, wobei die
Weltbevölkerung und somit die Nachfrage nach
Lebensmitteln steigt.
Weizenproduktion
China
Indien
USA
Russland
Frankreich
121.720 Mio. Tonnen
93.510 Mio. Tonnen
57.966 Mio. Tonnen
52.090 Mio. Tonnen
38.613 Mio. Tonnen
Hoffen auf die hausse. Sehr posi-
tiv für den gesamten Rohstoff-Bereich ist man
bei Columbia Threadneedle eingestellt. „Die
Baisse der Rohstoffmärkte ist ganz klar ­vorüber.
Wir steuern nun auf eine Hausse zu, die von
Wachstum, Inflation und Ressourcenknappheit
angefacht wird“, so der Spezialist David Donora.
Die besten Chancen werden dabei Industriemetallen zugesprochen, die von der anziehnden
Konjunktur profitieren sollten. Aber auch Agrarrohstoffe (Soft Commodities) seien mehr als
einen Blick wert. Die Renditen der Soft Commodities sind bekanntlich stark vom Wetter
abhängig, wobei der stabilisierende Zyklus El Niño nun vorüber ist. Das Wetter in den Anbauregionen der getreideproduzierenden Ländern des amerikanischen Kontinents dürfte daher
unbeständiger werden und zu Ernteausfällen führen. Zudem wurde in den vergangenen beiden Jahren zwar reichlich Getreide geerntet, aber die Lagerbestände wurden nicht wieder
aufgestockt, denn Getreide war wegen der wachsenden Weltbevölkerung stark nachgefragt.
Gleichzeitig haben niedrige Preise zu einigen Abstrichen bei der Produktion geführt, beispielsweise bei Düngemitteln oder der Qualität des Saatguts. Bei Columbia Threadneedle zieht man
somit das bullishe Fazit: „Sollte schlechtes Wetter nun zu Ernteschäden führen, werden sich
Agrarerzeugnisse verteuern.“
(hk)
juli/august 2017 – GELD-MAGAZIN ° 79
ImmobilienPanorama
DC-Tower wurde verkauft
Allianz kauft „the icon vienna“
EHL vermittelte. Nach dem Erhalt der Ge-
Büroobjekt. Die Allianz Gruppe erweiterte
nehmigung durch die Kartellbehörde ist es nun
offiziell: DEKA Immobilien hat den „DC TOWER 1“
in der Donau-City-Straße 7 im 22. Wiener Gemeindebezirk von der Bank Austria erworben.
EHL Immobilien hat DEKA beim Kauf beraten.
Der DC Tower 1 ist mit einer Höhe von 250 Metern
Österreichs höchstes Gebäude und liegt direkt im
urbanen Zentrum. Die vermietbare Gesamtfläche
des Objekts beträgt ca. 74.500 m², verteilt auf
60 ober- und vier unterirdische Geschoße. Das
Objekt verfügt über eine exzellente öffentliche
Verkehrsanbindung in die Wiener Innenstadt
ihr Immobilienportfolio in Wien. Entsprechend
dem strategischen Fokus auf alternative Investments wie Infrastruktur wird auch die attraktive
Assetklasse „Immobilien“ im Zielmarkt Öster­
reich angesteuert. Besonders Wien ist als
Bürostandort stark nachgefragt. Für mehrere Allianz Gesellschaften hat Allianz Real Estate nun
zu 100 Prozent das Landmark-Büroprojekt „THE
ICON VIENNA“ am neuen Wiener Hauptbahnhof
erworben. Zu den Investoren gehören unter anderem die Allianz Lebensversicherungs-AG und
die österreichische Allianz Elementar Versicherungs-AG.Verkäuferin ist die SIGNA Development
Selection AG. Das Investitionsvolumen beträgt
über 500 Millionen Euro.
„THE ICON VIENNA“ umfasst drei Bürotürme
unmittelbar am Wiedner Gürtel. Diese Objekte
haben direkten Zugang zur Bahnhofshalle, mit
Anschluss an das Wiener U- und S-Bahn-Netz
und zum Fernverkehr der ÖBB. Insgesamt beträgt die Bruttogeschoßfläche 88.000 m². Die
flexible Raumaufteilung in den Geschoßen sowie die hochwertige Ausstattung erweisen sich
als sehr attraktiv, sodass für das in Bau befindliche Objekt – Fertigstellung im zweiten Quartal
2018 – bereits jetzt eine hohe Nachfrage von
Mietinteressenten besteht. Der Übergang des
Eigentums an die Allianz ist im vierten Quartal
2018 vorgesehen.
Vermarktung des „TriIIple“ beginnt
(U1) sowie eine ausgezeichnete Anbindung an
das Straßen- und Autobahnnetz (Auffahrt zur
Reichsbrücke und der Donauuferautobahn).
Der DC Tower 1 wurde nach den Energie- und
Nachhaltigkeitserfordernissen für ein „Green
Building“ der EU-Kommission errichtet. Die Zertifizierung mit LEED Platinum wurde im Jahr 2015
abgeschlossen. Zwischenzeitlich sind im nahezu
vollvermieteten Objekt viele renommierte Unternehmen sowie das bekannte Designhotel Meliá
Vienna angesiedelt.
80 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
via Group errichten am Donaukanal – auf dem
ehe­maligen Zollamtsgelände im dritten Wiener
Gemeindebezirk – drei Wohntürme, die jeweils
über 100 Meter hoch sind. In zwei Türmen entstehen Eigentums- und Vorsorgewohnungen, im
dritten Turm sind Studentenapartments geplant.
Die Fertigstellung soll Ende 2020 erfolgen. Mit
der Vermarktung der Wohnungen wurde EHL Immobilien gemeinsam mit IVV beauftragt.
Die Größe der Wohneinheiten liegt zwischen 33
und 165 m² (ein bis fünf Zimmer). Der Großteil
der Wohnungen wird über eigene Freiflächen
mit Aussicht auf Wien und den Prater
verfügen. In den Tiefgaragen stehen
Stellplätze zur Verfügung und es sind
zahlreiche Zusatzangebote wie Rooftop
Pool,Concierge Service,Salon mit Biblio­
thek, Eventküche sowie eine Barbecue
Lounge geplant. In der zweigeschoßigen Sockelzone, die die drei Türme
miteinander verbindet, sind Geschäfte
des täglichen Bedarfs, Gastronomieeinrichtungen sowie ein Kindergarten
und Büroflächen vorgesehen. TRIIIPLE
profitiert außerdem von der sehr guten Verkehrsanbindung und der Nähe zum Grünen Prater.
Die U-Bahn-Stationen Schlachthausgasse und
Erdberg liegen nur wenige Gehminuten entfernt,
mit der U3 sind es somit kaum zehn Minuten
in die Wiener Innenstadt. Mit dem Auto gelangt
man über den Knoten Prater rasch auf die A23
und die A4 Richtung Flughafen. Durch die geplante Überplattung der A4 werden großzügige
Grünflächen und ein barrierefreier Zugang zum
Treppelweg entlang des Donaukanals geschaffen. Der Grüne Prater ist zu Fuß ebenfalls in nur
fünf Minuten erreichbar.
creditS: Robert F. Tobler/Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0)
Wohnungen. ARE Development und Sora-
Im Gespräch mit Mario Kmenta, trivium ° EXPERTSTALK
Professionelle Immobilienprojekte
trivium bietet Beteiligungen an Immobilienentwicklungen an. Und das Geschäft läuft hervorragend. Investoren
erzielten mit ihrem eingesetzten Kapital über einen durchschnittlichen Projektzeitraum von drei Jahren eine
Mario Franzin
Rendite von mehr als zehn Prozent p.a.* Das Risiko ist dennoch sehr überschaubar.
Gemeindebezirk in der Vereinsgasse, in der
Gumpendorfer Straße oder auch im 19. Bezirk,
Hohe Warte 6. In der Mollardgasse sind wir gerade in einer Projektplanung.
GELD ° Herr Kmenta, Sie sind hauptsächlich
im Bereich Immobilienentwicklung tätig. Ist
das ein rentableres Geschäft, als einfach in
Immobilien zu investieren und daraus konstante Renditen zu erwirtschaften?
MARIO KMENTA: Die Rentabilität von Immobilienentwicklungsprojekten ist wesentlich
höher als jene von Kauf und Vermietung, jedoch auch in gleichem Maße riskanter. Wir
erzielen bei unseren Projekt in Laufzeiten
von ca. 3,5 Jahren jährliche Renditen im zweistelligen Bereich. Unser Modell ist dabei so
ausgerichtet, dass wir uns die Gewinne mit
unseren Investoren teilen und auch das Risiko geteilt wird. Das gefällt unseren Investoren,
da es ein sehr unternehmerischer Ansatz ist. In
den letzten neun Jahren hat die trivium ca. 25
Immobilienprojekte abgeschlossen. Dabei ist
es uns gelungen, nahezu immer positiv zu reüssieren. Wir sitzen also gemeinsam mit unseren
Investoren im selben Boot und investieren
meist, wann immer möglich, auch selbst in unsere Projekte. Dies zeigt das Vertrauen, das wir
selbst in unser Handeln haben und stärkt die
Bindung zu unseren Investoren.
Apropos Altbau, ist da die Mietpreisobergrenze
nicht renditehemmend?
Ja, das könnte man auf den ersten Blick so sehen. Wenn Sie aber die Wertsteigerung von
sanierten Altbauwohnungen in Ihre Renditerechnung mit einbeziehen, sieht das ganz
anders aus. Da sind langfristig gesehen Altbauwohnungen zumeist rentabler.
Haben Sie nicht Angst, dass ein Ende des Im-
Mag. Mario Kmenta, Geschäftsführender
Gesellschafter der trivium gmbh
rungen mit uns gemacht haben, reinvestieren
nach jedem abgewickelten Projekt ihr Kapital
wieder in ein neues Projekt von uns. Diese Beziehungen sind uns viel zu wertvoll, als dass wir
sie durch mangelnde oder temporär geschönte
Informationen aufs Spiel setzen.
CREDIT: beigestellt
Ein Investor ist dem Entwickler von Immobilien
etwas ausgeliefert, da er operativ kaum
Neben der Entwicklung von Immobilien bieten
eingreifen kann. Wie gehen Sie mit diesem
Sie auch Renditeobjekte an?
Umstand um?
Nicht in der Regel, aber wir haben doch ab und
zu Immobilien, die dafür sehr gut geeignet sind.
Anders sieht es im Retailgeschäft aus. Da bieten wir Eigentums- und Vorsorgewohnungen
an, die sich aus unseren Projektentwicklungen
ergeben. Zum Beispiel errichten wir in Graz
in der Smart City ein ganz tolles Projekt oder
wir planen in Rode bei Nürnberg einen Neubau
mit 60 bis 70 Wohnungen. In Wien bieten wir
zum Beispiel noch einige Vorsorgewohnungen
in sanierten Altbauten am Währinger Gürtel
an – gleich neben dem AKH –, im 2. Wiener
Wir legen in dieser Beziehung besonders großen Wert auf Transparenz. Unsere Investoren
erhalten zwei Mal im Jahr eine schriftliche Beschreibung der Projekte, an denen sie beteiligt
sind und wir veranstalten in Wien, Graz und
Bregenz Investoren-Meetings. Zusätzlich bieten wir unseren Investoren jederzeit Einblick
in die Bücher des Projektes an. In unserem Geschäft ist Vertrauen und eine nachhaltig gute
Beziehung zu unseren Investoren besonders
wichtig. Denn nur Investoren, die gute Erfah-
mobilienbooms Ihr Geschäft zunichte macht?
Überhaupt nicht. Einerseits sehe ich aus
Makrosicht aufgrund der anhaltend niedrigen
Zinsen keinen drohenden Preisrückgang bei
Immobilien und zweitens bewegen wir uns mit
unseren Projektgrößen von fünf bis 20 Millionen Euro in einer Nische, in der regionale
Entwicklungen wesentlich ausschlaggebender
sind als makroökonomische Einflussfaktoren.
Der Markt ist in diesem Bereich weniger effizient. Wenn Sie in der Peripherie gut vernetzt
sind, bekommen Sie tolle Immobilien und
Grundstücke, die noch gar nicht am Markt angeboten wurden. Wir müssen uns dann nicht
in einem Pulk von Bietern im Preis überbieten
und auf Rendite verzichten, wie es bei größeren
Projekten oftmals der Fall ist. Gleichzeitig erhalten wir von lokalen Banken für die Projekte
zumeist sehr günstige Finanzierungen, weil die
Bank die lokale Infrastruktur gut kennt und wir
meist direkt mit dem Vorstand verhandeln können. Da zählen dann Soft Facts mehr als reine
Zahlenspiele von anonymen Risikoabteilungen
der Großbanken.
www.trivium.at
* Disclaimer: Historische Renditen sind Erfahrungswerte aus der Vergangenheit und lassen sich nicht unbedingt in die Zukunft übertragen.
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
81
versicherungPanorama
uniqa setzt auf FuSSball
Beliebt bei alt und jung. Die nächsten
fünf Jahre ist Uniqa Hauptsponsor und daher
auch Namensgeber des Uniqa ÖFB Cup. „Im
Sommer Fußball und im Winter Skifahren – das
sind die Lieblingssportarten der Österreicherinnen und Österreicher. Ab heuer hat Uniqa
durch die starke Präsenz im Fußball und im
Skisport die beiden populärsten Sportarten Ös-
Zahlenspiel
terreichs im Sponsoring-Portfolio“, so Vorstand
Kurt Svoboda. Der Cup blickt auf eine lange Tradition in Öster­reich zurück. Erstmals wurde er
1919 ausgetragen. Auch in der kommenden
Saison werden 64 ­Profi- und Amateurvereine
aus ganz Österreich am Cup teilnehmen. „Daher passt der Cup auch so gut zu uns, denn
Uniqa ist mit über 400 Niederlassungen über
das gesamte Bundesgebiet der Versicherer vor
Ort“, so Svoboda. Erfolgreichster Verein der ÖFBCupgeschichte ist übrigens der FK Austria Wien
mit 27 Titelgewinnen. Verfolgt werden die „Violetten“ von den „Grünen“ – der SK Rapid Wien
durfte 14-mal den Pokal hochhalten. Der FC
­Wacker Innsbruck (bzw. FC Tirol) genoß siebenmal diese Ehre. Drei Cup-Titel holte die Vienna
für die Landeshauptstadt ab; der Wiener Sportklub feierte hier einmal einen vollen Erfolg.
9
Milliarden Euro haben die betrieblichen Vorsorgekassen in Österreich unter
nachhaltigen Gesichtspunkten 2016 angelegt.
Sie bauten somit ihre Vorreiterrolle als ethische
Investoren auch im vergangenen Jahr weiter aus.
Dafür wurden die Pensionskassen erneut vom
Umweltministerium und der ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik) mit
Nachhaltigkeitszertifikaten ausgezeichnet. „Wir
überprüfen die Veranlagung der Vorsorgekassen
nach ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien schon seit mittlerweile 14 Jahren“, so Monika Auer, Generalsekretärin der ÖGUT. Dies umfasst auch die Analyse der Transparenz und Kommunikation des Nachhaltigkeitsengagements.
Schließlich spielen für die Zertifizierung auch betriebsökologische Aspekte des Unternehmens,
der Umgang mit MitarbeiterInnen und Corporate
Citizenship eine wichtige Rolle.
Generali schützt bei Cyber-Attacken
25
Jahre ist die Dialog Lebensversicherung mittlerweile auf dem österrei-
Gefahren aus dem www. Cyber-Angriffe
können für Unternehmen nicht nur zu hohen
­finanziellen Schäden, sondern auch zu einem
massiven Image- und Reputationsverlust führen. Die Generali Versicherung bietet deshalb
nun auch für KMU eine IT- und Cyber-Assistance
an. Diese Leistung umfasst einerseits eine präventive Unterstützung zur Minimierung des
individuellen Cyber-Risikos und andererseits
Hilfe nach einer Attacke aus dem Netz. Kunden erhalten Unterstützung per Telefon, online
über das Generali Kundenportal oder durch
die Fernwartung. Walter Kupec von der Generali erläutert: „Die Welt befindet sich in einem
digitalen Wandel. Dynamik und Komplexität nehmen stetig zu. Neben den klassischen
Risiken werden KMU ­immer häufiger mit
neuen Bedrohungsszenarien wie Cyber-Angriffen konfrontiert und benötigen individuelle,
maßgeschneiderte Lösungen. Die Generali trägt
diesen Entwicklungen Rechnung und verstärkt
ihren Fokus auf Prävention.“
chischen Markt tätig. Seit vielen Jahren kann die
Gesellschaft ein konstantes Wachstum erzielen,
das sich auch 2016 fortsetzte. So wurde im
­Vorjahr erneut ein Rekordergebnis erzielt: Die
Beitragseinnahmen kletterten um 5,9 Prozent
von 88,5 Millionen auf 93,7 Millionen Euro.
­Herzliche Gratulation!
Geld oder Rente?
vig: Liane hirner rückt in den vorstand
Nachfolgeregelung erfolgt. Einige
Bewegung ist in die Führungsetage der Vienna
Insurance Group (VIG) gekommen, wobei man
ein Stück weit in die Zukunft
blickt: Mit 1. Februar 2018
wird Liane Hirner für eine
volle Funktionsperiode von
fünf Jahren als Vorstandsmitglied der Versicherung
bestellt. Sie folgt damit Martin Simhandl, der seit 2005
als Finanzvorstand (CFO) der
82 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
VIG tätig ist; er wird 2018 wegen persönlichen
Gründen aus dem Vorstand des Konzerns ausscheiden. Hirner ist langjährige Partnerin bei
PwC und erfahrene Wirtschaftsprüferin sowie
Unternehmens- und Steuerberaterin. Zu den
Spezialgebieten der studierten Betriebswirtin
zählen die Prüfung nach nationalen und internationalen Standards, IFRS-Beratung sowie Due
Diligence Reviews von Versicherungen. Mit der
Bestellung Hirners in den Vorstand „ist eine
langfristige und geordnete Übergabe gewährleistet“, heißt es dazu seitens der VIG.
cherung für den Ruhestand ist günstiger: eine
Rentenversicherung oder eine Depot­lösung
mit Auszahlplan? Diese Frage stellte sich die
Schoellerbank in einer aktuellen Ana­lyse.
Dabei kommen die Experten zu folgendem Ergebnis: „Generell ist in den meisten Fällen
die Kombination aus einem Wertpapierauszahlplan und einem fixen Betrag aus der
Rentenversicherung zu empfehlen. Private
Banking-Versicherungsprodukte sehen die
Kombination einer Veranlagung, zu den Kosten
eines vergleichbaren Depots, mit einer Renten­
option vor. Eine professionelle Finanzplanung
gibt Aufschluss über das individuelle Optimum
zur Pensionsvorsorge.“
CrediTS: beigestellt, Shutterstock
Qual der wahl. Welche Form der Absi-
VERSICHERUNGPanorama
e
n
i
e
t
s
u
Ba
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für me i t
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www.magicofinnovation.eu
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
83
VERSICHERUNG ° Unfallschutz
Ein falscher Schritt genügt
V
on 850.000 Unfällen jährlich passieren laut Kuratorium für Verkehrssicherheit rund 640.000 gerade dann, wenn
kein Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung besteht. Für Kinder bis zum Eintritt in das verpflichtende Vorschuljahr gibt
es außerdem überhaupt keinen gesetzlichen
Unfallschutz und auch bei Schülern, Studenten, Lehrlingen und jungen berufstätigen Erwachsenen stehen nur Schul- bzw.
Arbeits- und entsprechende Wegunfälle unter Versicherungsschutz der gesetzlichen
Unfallversicherung. Peter Tschemer, Leiter
Rückversicherung bei der Generali, meint
dazu: „Private Unfallversicherungen schließen die Deckungslücke zur staatlichen Unfallversicherung. Unfallversicherungen, die
,Kaskoversicherung‘ für unser wichtigstes
Gut, die körperliche Unversehrtheit, sind
gegenüber der Kaskoversicherung für unsere Autos massiv unterrepräsentiert – hier
gibt es noch großen Aufklärungsbedarf.“
NACHHOLBEDARF
Unfallstatistiken beweisen also, dass
Gefahren, die in der Freizeitgestaltung und
im eigenen Haushalt lauern, noch immer
stark unterschätzt werden. „Die Unfallversicherung gilt dementsprechend als starkes
Wachstumssegment in Österreich. Das Bewusstsein kann vor allem durch vermehrtes
Schaffen von Aufmerksamkeit sowie mediale Berichterstattung gestärkt werden“,
meint Silke Zettl, Versicherungsexpertin im
Allianz Market Management.
Auch Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, glaubt, dass das Unfall-Risiko hierzulande unterschätzt wird: „Nur jeder zweite Österreicher kann im Fall der Fälle auf
eine private Unfallversicherung zurückgrei-
84 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017
„Rund 75 Prozent aller Unfälle passieren
in der Freizeit
und sind nicht
abgedeckt“
Silke Zettl,
Allianz
fen. Dabei passieren rund 70 Prozent aller
Unfälle, die in Österreich gezählt werden, in
der Freizeit, und hier reicht der staatliche
Schutz oft nicht aus. Vor allem Personen,
die wenig bis keine Versicherungszeiten bei
der Sozialversicherung angesammelt haben,
sollten auf jeden Fall eine private Unfallversicherung abschließen. Bei dauerhafter Berufsunfähigkeit bemisst sich die Höhe der
Invaliditätsrente der Pensionsversicherungsanstalt nämlich am Lebenseinkommen und den damit verbundenen und bereits erreichten Versicherungsmonaten.
Kinder oder Jugendliche, die noch nicht im
Erwerbsleben stehen und durch einen
schweren Unfall invalid werden, fallen in
der Regel durch den Rost, wenn sie lediglich
auf die staatliche Absicherung setzen. Eine
Unfallversicherung ist aus unserer Sicht ein
absolutes Must-Have.“ Die Prämie ist laut
dem Uniqa-Vorstand relativ niedrig und
der Nutzen im Fall der Fälle extrem hoch.
„Eine Unfallversicherung kann ein existenzbedrohendes finanzielles Desaster abwenden“, so Eichler.
STEIGENDES BEWUSSTSEIN
Wobei der Stellenwert von Unfallversicherungen laut Experten in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. So meint
Sonja Steßl, Chefin der Kranken- und Unfallversicherung der Wiener Städtischen,
zum GELD-Magazin: „Das Unfallrisiko ist
stark angestiegen, die Menschen sind bewegungsfreudiger als früher und neue Sportarten bergen andere, manchmal größere
Unfallrisiken. Auch die Unfallursachen im
Alltag haben sich verändert: Unfälle durch
,Ablenkungen‘ häufen sich, zum Beispiel:
Handytelefonieren im Auto, Überqueren
der Straße mit Kopfhörer und Blick auf das
Handy… Über 30 Prozent aller Unfälle sind
bereits darauf zurückzuführen.“
Steßl verzeichnet jedenfalls zunehmendes Interesse an der Absicherung gegen
finanzielle Folgen nach Unfällen: „Die Wiener Städtische arbeitet auch laufend daran,
das Bewusstsein der Bevölkerung durch gezielte Kommunikation, Information und
Kampagnen zu verstärken. Unser aktuelles
Unfallprodukt ist in der Gestaltungsmöglichkeit sehr flexibel und kann daher für alle
Lebens- und Familiensituationen individuell angepasst werden, für den Einzelnen
bis zur Großfamilie mit besonders günstiger
Prämie, mit einer Absicherung vom Vierfachen bis zum Sechsfachen der Versicherungssumme für Invalidität, mit lebenslangen, monatlichen Rentenzahlungen, weltweiter Rückholung und Übernahme von
Hubschrauberbergungskosten und ärztlichen und therapeutischen Kosten nach
einem Unfall“, so Steßl. Die Expertin hat
auch ein Beispiel mit folgenden Leistungen
parat: Dauernde Invalidität bis 600.000
Euro; lebenslange, monatliche Rente 500
Euro; Unfallkosten mit Hubschrauberbergung bis 15.000 Euro; Reha-Pauschale bis
5000 Euro; kosmetische Operationen bis
10.000 Euro und SOS-Rückholung bei aku-
CREDITS: beigestellt, Shutterstock
Freizeitunfälle sind rasch passiert, wobei die körperlichen Folgen schon oft schlimm genug sind. Dramatisch ist
darüber hinaus, dass auch die finanzielle Existenz gefährdet sein kann. Verdienstentfall, möglicher Betreuungsbedarf oder Umbau der Wohnung „fressen“ das Ersparte sehr schnell auf. Spezielle Versicherungen helfen dabei,
Harald Kolerus
den schlimmsten Schaden abzufedern.
Unfallschutz
„Nur etwa jeder
zweite Österreicher sorgt mit
einer privaten
Unfallversicherung vor“
Peter Eichler,
Uniqa
ter Erkrankung und Unfall ohne Limit und
weltweit. Die Erwachsenenprämie beträgt
hier ca. 15 Euro monatlich und rund 30
Euro für die ganze Familie, die Anzahl der
Kinder ist dabei gleichgültig.
FLEXIBILITÄT GEFRAGT
Bei der Allianz sorgt ein „BaukastenSystem“ dafür, dass der Kunde seine Unfallversicherung auf die eigenen Bedürfnisse
individuell abstimmen kann. Je nach Bedarf
können so beispielsweise zusätzlich Sportpakete, Kapitalleistung bei Todesfall oder
eine Unfall-Assistance (umfassende Hilfsleistungen nach einem Unfall, wie Heimhilfe oder Kinderbetreuung) abgeschlossen
werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, bei dauernder Invalidität die maximale Kapitalleistung zu verdoppeln. Der
Versicherungsschutz gilt weltweit rund um
die Uhr. Die Prämie variiert je nach gewählten Leistungen und Versicherungssummen.
Beispielsweise beträgt bei der Allianz die
monatliche Prämie für einen erwachsenen
Angestellten mit überwiegender Bürotätigkeit 8,24 Euro im Monat. Die maximal ausbezahlte Kapitalleistung beträgt hier
300.000 Euro. Des Weiteren sind Unfallkosten bis zu 5000 Euro für Heilmittel und
Heilbehelfe sowie für die erstmalige Anschaffung künstlicher Gliedmaßen bzw.
eines Zahnersatzes, kosmetische Operationen oder Rückholkosten inkludiert. Suchund Bergekosten stehen zusätzlich bis zu
10.000 Euro zur Verfügung. Auch für Kinder und Jugendliche, die mit etwa 200.000
Unfällen pro Jahr eine Hauptrisikogruppe
darstellen, können individuelle Versicherungspakete gestaltet werden. Mit der Kinder-Unfallversicherung bietet die Allianz ab
„Das Risikobewusstsein der
Österreicher ist
in den letzten
Jahren spürbar
angestiegen“
Sonja Steßl,
Wiener Städtische
einer Jahresprämie von fünf Euro einen Basisschutz für Kinder bis 18 Jahre an. Der
weltweite Versicherungsschutz gilt sowohl
bei Unfällen in der Kinderkrippe und der
Schule, also auch in der Freizeit. Im Falle einer 100-prozentigen Invalidität werden bis
zu 200.000 Euro ausbezahlt.
Auch die Uniqa stellt ein Leistungs-/
Prämienbeispiel zur verfügung. Versicherungsumfang: bis zu 500.000 Euro Einmalzahlung bei dauernder Invalidität, Bergungskosten bis 15.000 Euro, unfallbedingte
kosmetische Operation bis 10.000 Euro, Reha-Pauschale und Assistanceleistungen wie
zum Beispiel Hilfe im Haushalt oder Kinderbetreuung nach mindestens 24 Stunden
im Spital. Die Prämie (inkl. Versicherungssteuer) beträgt für einen Mann, 30 Jahre,
wohnhaft in Wien, 11,97 Euro monatlich.
Bei einer Familie mit zwei minderjährigen
Kindern, wohnhaft in Niederösterreich, stehen 28,79 Euro monatlich zu Buche.
Die Österreichische Beamtenversicherung (ÖBV) hat gerade jetzt einen neuen
Unfallschutz lanciert, lesen Sie dazu das
ausführliche Interview mit ÖBV-Vorstand
Josef Trawöger auf Seite 86.
SPORTLER, AUFGEPASST!
Leistbar ist der Unfallschutz also allemal, für wen sind solche Versicherungen
besonders empfehlenswert? Dazu meint
Eichler: „Jene, Personen, die wenig bis gar
keine berufliche Laufbahn aufweisen können – also Kinder, Studenten oder auch
Männer und Frauen, die keiner Arbeit nachgehen –, sollten auf jeden Fall auf diese Basisabsicherung zurückgreifen können. Sie
können im Fall der Fälle leicht in eine finanzielle Schieflage geraten, wenn sie sich nur
° VERSICHERUNG
„Kunden sollten
insbesondere
auf den individuellen Bedarf
der Absicherung achten“
Peter Tschemer,
Generali
auf die staatliche Rückendeckung verlassen.“ Auch für Personen, die in ihrer Freizeit sportlich aktiv sind, ist laut dem Experten ein Unfallversicherungsschutz durch
Privatversicherer sinnvoll. „Nachdem Bergungen nach Unfall oder Bergnot fast nur
mehr per Hubschrauber gemacht werden,
kann eine Bergung aus schwieriger Lage
schnell teuer werden“, so Eichler.
Tschemer meint wiederum: „Ein Unfall
kann jeden treffen. Eine längerfristige oder
sogar dauerhafte Invalidität kann zu einem
existenziellen Problem führen. Besonders
junge Menschen, Studenten nach Abschluss
des Studiums oder Berufseinsteiger, die
über weniger als fünf Beitragsjahre verfügen, sind im Falle einer Berufsunfähigkeit
über die Sozialversicherung nicht abgesichert.“ Der Experte fügt noch hinzu: „Im
Bereich Unfall sollte der Absicherung von
schweren Invaliditätsgraden kombiniert
mit hohen Versicherungssummen der Vorzug gegeben werden, während unseres Erachtens kleine Beeinträchtigungen zugunsten einer günstigeren Prämie vernachlässigt werden können. Neben dieser hohen Absicherung bei dauernder Invalidität bieten
Unfall-Assistance/Unfallkosten einen sehr
guten Versicherungsschutz.“ Steßl von der
Wiener Städtischen will bei der Zielgruppe
für Unfallschutz keine Einschränkungen
treffen: „Vom Baby bis zum aktiven Senior,
ein Unfall kann immer und besonders in
alltäglichen Lebenssituationen passieren
und mit sehr unangenehmen Folgen verbunden sein.“
Allianz-Expertin Zettl bringt es abschließend treffend auf den Punkt: „Der
Abschluss einer privaten Unfallversicherung ist für jedermann empfehlenswert.“
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
85
Expertstalk ° Interview mit Josef Trawöger, Österreichische Beamtenversicherung
Gefahren lauern überall
Das existenzbedrohende Risiko von Unfällen sei vielen Menschen nicht bewusst, deshalb müsse hier noch
­Aufklärungsarbeit geleistet werden, meint Mag. Josef Trawöger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen
­Beamtenversicherung (ÖBV).
Harald Kolerus
man 50 Prozent mehr Leistung, um diese Ausfälle zu kompensieren. Das ist einzigartig am
Markt.
GELD ° Vorweg: Die Österreichische Beamten-
versicherung ist vielleicht nicht jedem ein fixer
Begriff – sie ist jedenfalls nicht nur für Beamte
offen, wie der Name suggerieren mag ...
Die ÖBV hat ihre Unfallversicherung
­„runderneuert“ – wie kam es dazu?
Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Autos,
Mobiltelefone, Computer etc. regelmäßig weiterentwickelt werden. Das gilt natürlich auch
für Versicherungsprodukte, sie müssen an die
Wünsche und Bedürfnisse der Menschen angepasst werden. Das haben wir bei unserer
Unfallversicherung getan, das neue Produkt
ist seit 10. Juli 2017 auf dem Markt. Mit Stolz
möchte ich anmerken, dass der ÖBV Unfallschutz unser erstes Produkt ist, das wir nach
der IT-Umstellung gelauncht haben. Wir haben
ein modulares Produkt mit interessanten neuen
Bausteinen und höheren Leistungen entwickelt.
Neben der bewährten Basisabsicherung können Kundinnen und Kunden jene Elemente
auswählen, die zu den Bedürfnissen in ihrer jeweiligen Lebensphase passen – ganz im Sinne
von Individualität und Flexibilität. Einer dieser
86 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Was kosten die Prämien für Unfallschutz?
Mag. Josef Trawöger, Vorstandsvorsitzender,
Österreichische Beamtenversicherung
neuen Bausteine ist beispielsweise die Fixkostenpauschale. Die ÖBV zahlt ab dem 43. Tag
ununterbrochener Arbeitsunfähigkeit den mit
dem Versicherungsnehmer im Vorfeld vereinbarten Betrag, denn Kunden wissen ja selbst
am besten, wie hoch ihre Fixkosten sind. Die
Besonderheit dabei ist, dass die Auszahlung
ohne Vorlage von Rechnungen, also gänzlich
unbürokratisch erfolgt. Ein weiterer Baustein
betrifft die privaten Unfallkosten. Sie umfassen
etwa die Behandlung in einer Privatklinik bzw.
die Kosten für privatärztliche Leistungen. Jetzt
neu ist, dass die Kosten für ­eine alternativmedizinische Behandlung als Folge von Unfällen
abgedeckt sind.
Gibt es spezielle Leistungen für Beamte, also
Ihr Kernklientel?
Ja, es war uns wichtig, dieser Gruppe etwas bieten zu können, das speziell auf sie zugeschnitten
ist. Wenn Bedienstete im öffentlichen Sektor
unfallbedingt nicht mehr berufstätig sein können, entfallen auch diverse Nebengebühren.
Hier haben wir die Variante „Beruf Plus“ entwickelt. Für nur 20 Prozent mehr Prämie erhält
Wie gesagt, das hängt immer von den individuellen Wünschen ab, eine Basisabsicherung
ist aber bereits ab fünf Euro monatlich möglich. Bei progressiveren Varianten ist man mit
rund 15 Euro pro Monat wirklich sehr gut abgesichert. Die Details, wie hoch zum Beispiel
die Rente ausfallen soll, müssen natürlich im
Vorfeld abgeklärt werden, deshalb ist uns ein
ausführliches Beratungsgespräch sehr wichtig.Wobei die private Unfallversicherung noch
nicht bei jedermann angekommen ist, dabei
passieren rund 75 Prozent aller Unfälle in der
Freizeit. Die gesetzliche Krankenversicherung
übernimmt bei solchen Unfällen zwar die Behandlungskosten, nicht aber die Aufwendungen
aufgrund von Folgeschäden. Das kann zu großen finanziellen Einschnitten führen; abgesehen
vom Verdienstentfall könnten der Umbau der
eigenen vier Wände oder auch Pflege notwendig werden. Viele Menschen sind sich dieser
Gefahren gar nicht bewusst, deshalb ist es unsere Aufgabe als Versicherung, die grundlegende
Notwendigkeit einer privaten Unfallversicherung noch besser zu vermitteln.
Was führte zur erwähnten IT-Umstellung?
Die Versicherungsbranche steht in den nächs­
ten Jahren vor erheblichen Umwälzungen, zu
nennen sind hier regulatorische Vorgaben, aber
auch der gesamte Bereich der Digitalisierung.
Ohne effektive IT wird man diese Herausforderungen nicht erfolgreich meistern, davon
bin ich überzeugt. Nach unserer IT-Umstellung
sind wir für die Zukunft bestens gewappnet.
www.oebv.com
CrediT: beigestellt
Josef Trawöger: Korrekt, die ÖBV versichert seit ihrer Gründung 1895 die Bediensteten
des öffentlichen Sektors, aber auch Personen aus
dem nicht öffentlichen Bereich können unsere
Angebote nutzen. Ein besonderes Merkmal der
ÖBV ist, dass es sich um einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit handelt, wir sind
somit einem solidarischen Prinzip verpflichtet:
Alle Versicherten sind zugleich Mitglieder und
damit „Miteigentümerinnen und Miteigentümer“ des Unternehmens. Die ÖBV verfolgt
ausschließlich die Interessen ihrer Mitglieder.
Unsere Rechtsform sichert eine unabhängige, langfristige und gemeinschaftsorientierte
Unternehmenspolitik. Riskante Veranlagungsexperimente gibt es nicht.
FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING
SERVICE
PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND
PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN
ANBIETER
PORTFOLIO
Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Dachfonds:
Allianz Invest Defensiv
Allianz Invest Konservativ
Allianz Invest Klassisch
Allianz Invest Dynamisch
Allianz Invest Progressiv
Allianz Invest Portfolio Blue
Einzelfonds:
Allianz Invest Vorsorgefonds
Allianz Invest Rentenfonds
Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds
Allianz Invest Osteuropa Fonds
Allianz Invest Aktienfonds
Allianz PIMCO Corporate
Allianz PIMCO Mortgage
Allianz Invest Austria Plus
1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105
Tel.: +43 1/878 07-0
Fax: +43 1/878 07-2830
www.allianz.at
UNIQA Österreich Versicherungen AG
1029 Wien, Untere Donaustraße 21
Service-Telefon: 0810/200 541
Fax: +43 1/214 54 01/3780
E-Mail: [email protected]
www.uniqa.at
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2014
2015
2016
1.1.-30.6.
100 % Renten
75 % Renten / 25 % Aktien
50 % Renten / 50 % Aktien
25 % Renten / 75 % Aktien
100 % Aktien
vermögensverwaltend
8,2 %
10,3 %
9,9 %
13,8 %
15,1 %
9,8 %
0,7 %
2,8 %
2,5 %
8,0 %
9,9 %
5,8 %
5,0 %
5,0 %
4,4 %
7,6 %
7,8 %
4,4 %
1,6 %
1,1 %
3,0 %
2,3 %
3,4 %
2,1 %
100 % Renten
100 % Renten
100 % Renten
100 % Aktien
100 % Aktien
100 % Renten
100 % Renten
100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
6,3 %
11,8 %
5,4 %
-17,8 %
4,0 %
19,3 %
6,1 %
-9,7 %
-1,0 %
-1,3 %
4,1 %
-3,3 %
2,8 %
9,8 %
0,6 %
9,0 %
3,0 %
7,3 %
1,9 %
21,5 %
-3,8 %
11,0 %
-0,1 %
12,7 %
4,8 %
7,7 %
9,0 %
9,8 %
-0,3 %
3,0 %
2,3 %
3,5 %
3,4 %
4,6 %
7,3 %
10,2 %
0,5 %
2,0 %
2,1 %
3,1 %
4,4 %
5,3 %
5,8 %
6,3 %
(02.01.96)
(02.01.96)
(02.01.96)
(02.01.96)
4,5 %
8,4 %
10,7 %
12,5 %
0,0 %
2,5 %
4,1 %
5,4 %
0,8 %
1,7 %
3,2 %
4,2 %
-0,7 %
0,1 %
1,1 %
2,3 %
2,9 %
3,1 %
2,7 %
1,8 %
(01.04.99)
(31.10.97)
(31.10.97)
(01.04.99)
6,6 %
7,6 %
10,9 %
14,3 %
0,5 %
2,0 %
4,8 %
7,4 %
2,2 %
6,1 %
7,2 %
8,4 %
0,0 %
1,3 %
1,5 %
1,6 %
4,1 %
3,6 %
2,2 %
0,8 %
(01.01.00)
(01.01.00)
(01.01.00)
(01.01.00)
5,3 %
10,2 %
9,8 %
10,2 %
-0,1 %
2,4 %
3,4 %
4,6 %
3,2 %
4,8 %
6,7 %
7,8 %
0,5 %
0,7 %
2,0 %
2,9 %
3,9 %
4,5 %
4,4 %
4,4 %
(01.09.95)
(01.09.95)
(01.09.95)
(01.09.95)
Raiffeisen Fondspolizzen
I Hohe Sicherheit
100 % Renten
II Risikoarm
80 % Renten / 20 % Aktien
III Ausgewogen
55 % Renten / 45 % Aktien
IV Dynamisch
25 % Renten / 75 % Aktien
Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen
I Sicherheit
100 % Renten
II Ertrag
80 % Renten / 20 % Aktien
III Wachstum
50 % Renten / 50 % Aktien
IV Dynamik
25 % Renten / 75 % Aktien
KEPLER-FONDS Fondspolizzen
I Sicherheit Plus
100 % Renten
II Sicherheit
80 % Renten / 20 % Aktien
III Ertrag
55 % Renten / 45 % Aktien
IV Wachstum
25 % Renten / 75 % Aktien
UNIQA Fondspolizzen
I Hohe Sicherheit
100 % Renten
II Sicherheit mit Wachstumschance
80 % Renten / 20 % Aktien
III Wachstum mit begrenztem Risiko
55 % Renten / 45 % Aktien
IV Aktives Risikomanagement
25 % Renten / 75 % Aktien
Ø SEIT START (P.A.)
4,6 %
4,7 %
4,1 %
3,6 %
0,4 %
3,4 %
-1,5 % 4,3 %
0,4 % 5,3 %
2,6 % 5,6 %
-1,2 % 4,2 %
3,7 % -1,1 %
-4,7 % 3,8 %
0,2 % 4,1 %
16,9 % 6,0 %
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler,
vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG
1011 Wien, Landskrongasse 1–3
Tel.: +43 1/534 01-0
Fax: +43 1/534 01-4113
www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG
Vienna Insurance Group
1010 Wien, Schottenring 30
Hotline: 050 350 351
www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 30.06.17
Sicherheitsklasse
Balanceklasse
Dynamikklasse
Aktivklasse
ca. 25 %
ca. 50 %
ca. 75 %
ca. 100 %
15,75 €
14,62 €
13,25 €
9,05 €
16,70 €
15,92 €
14,81 €
10,34 €
17,19 €
16,79 €
15,98 €
11,33 €
17,71 €
17,51 €
16,84 €
12,03 €
17,69 €
17,62 €
17,05 €
12,25 €
A 25
A 50
A 75
A 100
ca. 25 %
ca. 50 %
ca. 75 %
ca. 100 %
10,74 €
9,27 €
8,25 €
6,80 €
11,39 €
10,09 €
9,22 €
7,77 €
11,73 €
10,63 €
9,95 €
8,51 €
12,07 €
11,08 €
10,46 €
9,03 €
12,05 €
11,14 €
10,60 €
9,20 €
PORTFOLIO
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2014
2015
2016
1.1.-30.6.
Ø SEIT START (P.A.)
8,1 %
8,5 %
13,1 %
8,6 %
9,8 %
0,5 %
0,9 %
6,8 %
-2,4 %
0,6 %
3,1 %
3,3 %
7,1 %
-3,8 %
1,3 %
2,4 %
4,3 %
1,5 %
7,2 %
3,7 %
UNITED FUNDS OF SUCCESS
WSTV ESPA Traditionell
WSTV ESPA Dynamisch
WSTV ESPA Progressiv
RT Active Global Trend
RT Panorama Fonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds
1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds
100 % Aktienfonds
0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds
Dachfonds, 45% RT Active Global Trend
3,9 %
3,8 %
5,0 %
1,3 %
5,5 %
(15.07.03)
(15.07.03)
(15.07.03)
(17.01.00)
(02.04.12)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
87
WISSEN
Quantencomputer
Schneller als erlaubt
Auch das noch! So mancher User scheint ja schon mit seinem Smartphone ein wenig überfordert – und jetzt
machen Quantencomputer von sich reden. Noch befinden sich die supermodernen Rechner in der Forschungsphase, sie haben aber das Zeug dazu, den Alltag und die Wirtschaftswelt zu revolutionieren.
E
in wenig Zeit scheint noch zu vergehen,
bevor sogenannte Quantencomputer
das Labor verlassen und salonfähig werden
können. Experten sprechen von einigen
Jahrzehnten, wobei es bei den „guten, alten“
Computern auch einige Zeit dauerte, bis sie
unsere Fabriken, Wohnzimmer und Büros
eroberten. Sogar Telefone waren nicht sicher und haben sich in tragbare MiniComputer verwandelt. Wir lernen aus
der Historie: Nach einer längeren Entwicklungs- und Anlaufphase kann es ab
einem gewissen Punkt sehr schnell gehen,
dass neue Techniken sich im Alltag breit
machen – mit enormer Wirkungskraft. Das
wissen wir vom Internet, der Digitalisierung und natürlich Computern. Kommt
jetzt der neue Quantensprung mit Quantenrechnern? Und womit werden wir hier
(wahrscheinlich) konfrontiert sein?
Prägend für 21. Jahrhundert
In einer Forschungsarbeit der Universität Wien heißt es zum Thema: „Die Idee des
Quantencomputers besteht darin, die Superposition von Zuständen zur parallelen
(gleichzeitigen) Berechnung verschiedener
Rechenschritte auszunützen.“ Aha. So weit,
so unklar. Versuchen wir es etwas einfacher:
Im Unterschied zum bekannten Digitalrechner arbeitet der Quantencomputer
nicht auf Basis der klassischen Physik bzw.
Informatik, sondern beruht auf den Gesetzen der Quantenmechanik. Einem wenig
technikaffinen Menschen ist das vielleicht
nur ein lässiges Schulterzucken wert, gefolgt
von der Frage: „Und was bringt das?“ Möglicherweise eine technologische Revolution,
die das 21. Jahrhundert ähnlich prägen
könnte wie die Entwicklung digitaler Schalt-
88 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2017
Harald Kolerus
kreise das 20. Jahrhundert, meint etwa der
Physiker und Philosoph Lars Jaeger. Auf
seinem Blog in der renommierten „Zeit“
schreibt er: „Quantencomputer verwenden
zur Datenspeicherung und -verarbeitung
direkt subatomare Partikel und nutzen deren Quanteneigenschaften aus. Dies ermöglicht Quantencomputern potenziell eine im
Vergleich zu gängigen Computern
unvorstellbar hö-
here Rechengeschwindigkeit und könnte sie Komplexitäten beherrschen lassen, die uns aufgrund
ihrer Unvorhersagbarkeit und Unkontrollierbarkeit heute noch ehrfürchtig erschaudern lassen.“ Die Einsatzmöglichkeiten wären ebenso vielfälltig wie an mancher Stelle
bedenklich: So könnten laut dem Experten
die Superrechner herkömmliche Verschlüsselungsmethoden für digitale Daten knacken – und somit die globale Datensicherheit bedrohen. Um „böse“ Maschinen aus
der Zukunft handelt es sich aber auch nicht,
so könnten sie mit ihrem Potenzial in der
Materialforschung oder Medikamentenentwicklung zu völlig neuen Durch­brüchen
führen. Übrigens: Bitcoin-Fans könnten
Quantencomputer die Freude an der Krypto-Währung verderben. Immerhin sollen
Quantencomputer manche Aufgaben bis zu
100 Millionen Mal schneller erfüllen können als herkömmliche Rechner. Was bedeutet, dass der Einsatz in der Praxis kryptographische Verfahren, wie sie bei Bitcoins ver-
wendet werden, wohl recht komfortabel
knacken könnten.
Kein Hirngespinst
Wie gesagt, befinden sich Quantencomputer noch im Forschungsstadium, um esoterische Hirngespinste handelt es sich dabei
allerdings nicht. Das beweist schon einmal,
welche Organisationen bzw. Unternehmen
das Projekt vorantreiben. Das US-Militär,
aber auch Geheimdienste wie NSA und CIA
zeigen sich höchst interessiert. Ebenso
wie die riesigen Technologiekonzerne.
So hat Google (für seinen guten Riecher bei neuen Entwicklungen bekannt)
im Jahr 2013 für eigentlich läppische
zehn Millionen Dollar den ersten kommerziellen Quantencomputer von der kanadischen D-Wave gekauft. Übrigens meinen Kritiker, dass es sich hierbei um gar keinen richtigen Quantencomputer handeln
würde, über die genaue Definition streiten
sich sogar die Gelehrten, was erneut die
Komplexität der Thematik vor Augen führt.
Spezialist Jaeger meint: „All dies ist bis jetzt
rein theoretischer Natur, denn noch existiert kein funktionierender universeller
Quantencomputer.“ Ganz dicht am Ball ist
aber dennoch IBM mit seinem „IBM Quantum Experience“, wobei der Konzern sich
davon weitere Fortschritte erhofft, die Technologie in der „Cloud“ als Service zur Verfügung zu stellen. Wohin das alles führen
wird, scheint noch „in den Wolken zu stehen“. Es darf einen aber auch nicht überraschen, sollte der Quantencomputer schneller als erwartet die eine oder andere Rechenaufgabe für uns erfüllen. Und so ganz
nebenbei die nächste technische Revolution
des Informationszeitalters einläuten.
credit: Shutterstock
EMPFEHLUNG
FERIENREGION - MALTATAL
Ich bin dann mal offline!
G
eht nicht, gibt’s nicht – beim heutigen Lifestyle-Motto wird der
gelegentliche Stressabbau oftmals vernachlässigt. Morgens eine Runde joggen,
schnell duschen, umziehen und dann in
die Arbeit. Zwischendurch noch einen
Happen essen, nebenbei Mails und Facebook checken. Abends kurz einkaufen, mit
Freunden treffen, dann rasch ins Bett, damit es am nächsten Morgen mit Vollgas
wieder weitergehen kann. Der ganz normale (Alltags-)Wahnsinn – wer findet sich
wieder?
Da hilft nur eines: Einen Gang runterschalten!
Der Rucksack ist gepackt, die Wanderschuhe
sind geschnürt, das Handy ist ausgeschaltet
– los geht’s zu einer ausgedehnten Wanderung entlang von Flüssen, Bächen und Wasserfällen, durch atemberaubende Landschaften
und spektakuläre Bergkulissen. Und mit jedem
Schritt durch die unberührte Natur wird die
Luft klarer, der Puls ruhiger und der Kopf freier.
Abseits von Menschenmassen, Hektik und Alltagsstress begrüßt das Maltatal im sonnigen
Süden Österreichs seine Gäste mit unüberhörbarer Stille und Ausblicken.
NATUR AUF SCHRITT UND TRITT
Im südlichsten Bundesland Österreichs, zwischen dem Nationalpark Hohe Tauern und dem
Biosphärenpark Nockberge gelegen, bietet das
„Tal der stürzenden Wasser“ Naturerlebnisse
der ursprünglichen Art. Ob wildromantische
Felsenschlucht, lieblich grüne Täler, imposante
Wasserfälle oder das ewige Eis der Gletscher –
nirgendwo sonst finden Naturliebhaber, Hobbywanderer und Hochalpinisten auf 300 km markierten Wanderwegen derart unterschiedliche
Möglichkeiten, verschiedenste Bergerlebnisse
kennen zu lernen.
FREIZEITANGEBOTE IN HÜLLE UND FÜLLE
Aber auch abseits der Wanderrouten bietet
das Bergsteigerdorf Malta ein unschlagbares
Freizeitangebot. Kinderaugen beginnen im Eselpark beim Füttern von Eseln, Lamas & Co. zu
leuchten. Und während die Kleinen beim gemütlichen Ausritt am Rücken der Tiere durch
die Gegend schaukeln, stürzen sich die Großen
mutig in den Canyon oder wagen sich im Kletterpark in Schwindel erregende Höhen. Auf die
Suche nach den ursprünglichen Schätzen der
Natur geht es mit einer zertifizierten Kräuterexpertin. Gemeinsam heißt es Eintauchen in die
geheimnisvolle Welt der Kräuter, mit all ihren
Wohlgerüchen und Wirkungen auf Körper, Geist
und Seele. In der „Experimentierküche“ werden
die Schätze dann zu Kräuterölen, -salzen oder
wohlriechenden Seifen verarbeitet. Küchen-Genüsse direkt zum Verkosten bietet hingegen die
„Brotbackstube“, in der ursprüngliche Zutaten
zu knusprigem Bauernbrot gebacken werden.
Und beim Maltataler „Bienenlehrpfad“ werden
auch noch alle Geheimnisse rund um die Biene
gelüftet. Das Maltatal steht für pure, echte und
aktive Urlaubsfreude für Groß und Klein – man
muss sich nur die Zeit dafür nehmen!
Ferienregion - Tourismusverband Maltatal
Malta 13, A-9854 Malta
T: 0043 4733-220 15
Email: [email protected]
www.maltatal.com
JULI/AUGUST 2017 – GELD-MAGAZIN °
89
NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE
FUNDAMENTALANALYSE
Clemens Kustner / Ulrich Krings.Verlag Wiley. 253 Seiten.
ISBN: 978-3-527-50900-3
Unter Investoren herrscht, zugespitzt gesagt,
schon seit Langem eine Art „Glaubenskrieg“,
die einen schwören auf die Charttechnik, die
anderen sind erklärte Anhänger der Fundamentalanalyse. Das Ziel der letztgenannten
Methodik ist es, den Wert eines Unternehmens
aus hinreichend sicheren Tatsachen abzuleiten. „Die entscheidende ,Tatsache‘ ist dabei, in
welchem Ausmaß ein Unternehmen nachhaltig Wert erwirtschaften kann“, meinen die
Autoren des vorliegenden Werkes „Einfach
richtig Geld verdienen mit Fundamentalanalyse“. Die beiden Verfasser meinen, dass gerade
im Hinblick auf die Blasen und Finanzkrisen in
der jüngeren Vergangenheit es empfehlenswert sei, sich bei der Analyse und Bewertung
von Aktien wieder verstärkt auf fundamentale
Daten zu fokussieren. In dem Buch findet man
folgerichtig einen sehr soliden Grundkurs
zur Thematik: Das Spektrum reicht von einer
Einführung in die prinzipiellen Gedanken des
fundamentalen Ansatzes bis hin zur Möglichkeit, Gewinnprognosen und Entwicklung
von Unternehmen erstellen zu können. Reale
Fallbeispiele aus der Praxis sorgen dabei für
Anschaulichkeit. Nützlich für den schnellen
Überblick ist wiederum ein Glossar, wo elementare Begriffe wie „Innerer Wert“, „Due Diligence“, „Umlaufrendite“ oder „Fremdkapitalkosten“ kurz und bündig erklärt werden. Somit
ist die ewige Auseinandersetzung zwischen
„Chartisten“ und „Fundamentalisten“ nicht
entschieden, aber das ist auch nicht Anspruch
dieses informativen Buches. Für Einsteiger
in den Finanzmarkt ebenso wie für Fortgeschrittene zum Nachblättern zu empfehlen.
90
° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2017
Berkshire Hathaway ist eines der 20 größten
Unternehmen der USA und wird gemeinhin mit
dem Investmentguru Warren Buffett in
Zusammenhang gebracht, wenn nicht sogar
gleichgesetzt (siehe dazu auch die aktuelle
Coverstory im GELD-Magazin). Charlie Munger,
visionärer Vizepräsident des Unternehmens,
steht dabei etwas im Schatten des legendären
Buffetts. Etwas zu Unrecht, wenn man sich
„Charlie Munger. Ich habe dem nichts mehr
hinzuzufügen“ zu Gemüte führt. In diesem
Buch beschreibt Autor Tren Griffin den
Investmentstil von Munger, der hier als
„Warren Buffetts Alter Ego“ und die eigentliche
„graue Eminenz“ von Birkshire Hathaway
bezeichnet wird. Wie Buffett ist auch Munger
ein überzeugter Value-Investor, wobei sein
Ansatz vor allem auf psychologischer Ebene
interessant ist. In diesem Zusammenhang wird
die Bedeutung von Emotionen für fehlerhafte
Anlageentscheidungen beleuchtet. Originalzitat Munger: „Verzerrungen entstehen durch die
nichtmathematische Arbeitsweise des menschlichen Gehirns in seinem natürlichen Zustand.
Es behandelt Wahrscheinlichkeiten mithilfe
von groben Heuristiken (Daumenregeln), die
oft in die Irre führen.“ Dabei kommen nicht
zuletzt Neid und Eifersucht ins Spiel, die es
aber tunlichst zu vermeiden gilt: „Sich dafür zu
interessieren, ob ein anderer schneller Geld
verdient (als Sie selbst), ist eine Todsünde.“
Neid sei noch dazu eine wirklich dumme
Sünde, sie führe mitunter zu Fehlinvestments
und sei noch dazu die einzige Sünde, mit der
man wahrscheinlich nie Spaß haben würde.
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
CHARLIE MUNGER
Tren Griffin. Finanzbuchverlag. 256 Seiten.
ISBN: 978-3-89879-958-4
DIE RUSSISCHE REVOLUTION
Martin Aust.Verlag C.H.Beck. 278 Seiten.
ISBN: 978-3-406-70752-0
Ein epochales Ereignis der Weltgeschichte, das
die politische und wirtschaftliche Ordnung
rund um den Globus stark beeinflusste, jährt
sich heuer bereits zum 100. Mal: Die Russische
Oktoberrevolution von 1917. Bis jetzt war es
medial eher still um die Machtergreifung der
Bolschewiki, Martin Aust hat aber bereits mit
„Die Russische Revolution. Vom Zarenreich
zum Sowjetimperium“ die Ereignisse
aufbereitet. Dabei spricht der Autor nicht von
einer, sondern einer Vielzahl von Revolutionen,
die im damaligen Zarenreich nach dem
desaströsen Ersten Weltkrieg einsetzten.
Ursachen und Hintergründe des Umsturzes
werden in dem Buch fachkundig und genau
analysiert sowie auch einige Parallelen zur
Gegenwart im Russland Putins gezogen. Eine
der Kernaussagen des Autors lautet: „Die junge
Sowjetrepublik war die größte Nationenbildnerin der Welt, zertrümmerte das Potenzial
ihrer neuen Nationalitätenpolitik jedoch
schließlich selbst im stalinistischen Terror.“
Dabei ging bereits der Bürgerkrieg als Folge
der Oktoberrevolution (die eigentlich vielmehr
ein Putsch denn ein Massenaufstand war)
durchaus blutig vor sich. Letztlich ist jedenfalls
das Experiment Sowjetunion sowie der
„real existierende Sozialismus“ gescheitert.
Auf die Möglichkeit eines Wandels durch
Revolution angesprochen, pflegte der 2015
ermordete russische Politiker Boris Nemcov
zu sagen, dass man in Russland lange
leben müsse, um Wandel zu erleben.
Schlusswort des Autors:
„Und in Revolutionen lebt man ohnedies nicht
unbedingt sehr lange.“
CREDITS: beigestellt
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