„Eigennutz“ und „gute Ordnung“. Ökonomisierungen der Welt im 17

Werbung
CALL FOR PAPERS
14. Jahrestreffen des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Barockforschung
Kongress in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
22.-25. August 2012
„Eigennutz“ und „gute Ordnung“.
Ökonomisierungen der Welt im 17. Jahrhundert
Vorbereitung und Leitung des Kongresses:
Prof. Sandra Richter (Stuttgart) und Dr. Guillaume Garner (Frankfurt a. M.)
HAB: Graph. A1: 210a
Lange Zeit galt das 17. Jahrhundert der Wirtschaftsgeschichte als wenig attraktives
Untersuchungsgebiet: als Epoche, die allenfalls als Etappe auf dem Weg hin zur
„Industriellen Revolution“ zu mustern war, ja als Ära des wirtschaftlichen Rückgangs und
„dunkles 17. Jahrhundert“. Mittlerweile hat sich diese Sichtweise grundlegend geändert.
Verantwortlich für solche Veränderungen sind zum einen die kritischen Gegenentwürfe
zu einer allzu revolutionär angelegten Geschichtsschreibung, die nicht mehr primär auf
die Untersuchung von Konjunkturzyklen orientiert sind, sondern ausgehend von
mikrohistorischen Studien einen makrohistorischen Prozess der Kommerzialisierung
beschreiben, und zum anderen das wachsende interdisziplinäre Interesse an der
‚material culture‘ des 17. Jahrhunderts, die sich nicht auf einen linearen Prozessbegriff
bringen lässt.
Gegen den Begriff der Kommerzialisierung sprechen zwei Aspekte: Erstens kämpft man
speziell im deutschen Sprachraum mit der weltanschaulichen Vorbelastung des Begriffs;
er verbindet sich mit dem Vorwurf, etwas sei ‚bloß kommerziell‘. Zweitens ist der Begriff
der Kommerzialisierung auf die Sphäre des Handels konzentriert und taugt nicht zur
Erfassung andersgearteter Prozesse. Unter dem Vorzeichen des weltanschaulich
neutralen, zugleich aber auch ethisch sensiblen Begriffs der Ökonomisierung will dieser
Kongress beiden Problemen entgegensteuern. Unter ‚Ökonomie‘ werden dabei (für das
17. Jahrhundert teilweise bewusst ahistorisch) die Handlungen und Einrichtungen
verstanden, die dazu dienen, unter den Bedingungen von Knappheit
Verteilungsentscheidungen zu treffen. Dabei sind nicht nur Gesichtspunkte der Effizienz,
sondern auch solche der Ethik relevant (so etwa die Frage nach den sittlichen,
moralischen
und
moraltheologischen
Motivationen
und
Effekten
von
Verteilungsentscheidungen).
Exemplarisch soll der Kongress die These prüfen, dass es seit dem Dreißigjährigen
Krieg zu einer Zunahme ökonomisch geleiteter, jedoch auf andere soziale und kulturelle
Bereiche ausgreifender Regulierungen kam. Sie hatten die Aufrechterhaltung der
tradierten „guten Ordnung“ zum Ziel und reagierten auf neue strukturellen und
moralische Entwicklungen. Beispielsweise wurde ein Überhandnehmen des
„Eigennutzes“ beklagt. Dieser sollte nicht prinzipiell getilgt, sondern vielmehr mit dem
Prinzip des „gemeinen Besten“ („bonum commune“) harmonisiert und faktisch reguliert
werden.
Theoretisch avancierte Ansätze zum Thema der Ökonomie des 17. Jahrhunderts
erlauben es, die These von der Zunahme und der strukturellen Bedeutung von
‚Regulierung‘ zu prüfen: die Wissens- und Kulturgeschichte, der New Economic
Criticism, die ‚material history‘, die Forschung zum ‚langen 17. Jahrhundert‘, die
Kommerzialisierungsforschung, und globalhistorische Untersuchungen, welche die
Bedeutung der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und den anderen
Weltteilen hervorgehoben haben. Im Blick auf diese Forschungsansätze kristallisieren
sich vier besonders innovative Themenkomplexe heraus, denen sich der Kongress im
Detail und in der Form von vier Sektionen widmen will:
1.
2.
3.
4.
Expandierende Märkte und lokaler Handel (Leitung: Prof. Mark Häberlein,
Bamberg; N.N.);
Luxusmarkt; Konsumkultur und Mäzenat (Leitung: Prof. Marie-Thérèse Mourey,
Paris; Prof. Susanne Rode-Breymann, Hannover);
Wissensmarkt, moralische Ökonomie und Epistemologie (Leitung: Prof. Ulrich
Heinen, Wuppertal; Prof. Martin Mulsow, Erfurt);
Marktregulierung, Moral und Theologie für und wider den Markt (Leitung: Prof.
Karin Friedrich, Aberdeen; N.N.)
Wir erhoffen uns eine inter- oder transdisziplinäre Untersuchung der Sektionsthemen
und wünschen uns für alle Sektionen Vorschläge aus sämtlichen historisch arbeitenden
Fächern über die (Wirtschafts-)Geschichte hinaus (z. B. auch aus der Literatur-, Kunst-,
Musikgeschichte, Philosophie und Theologie). Für die Vorträge ist eine Dauer von 20
Minuten vorgesehen.
Exposés
für diese Sektionen und ggf. für übergeordnete Themen sollten den
voraussichtlichen Abfahrtsort nennen und werden bis 31.05.2011 möglichst per Email
erbeten an:
[email protected]
Dr. Volker Bauer
Geschäftsstelle des Arbeitskreises für Barockforschung
Herzog August Bibliothek
Postfach 1364
38299 Wolfenbüttel
Das Anmeldeformular finden Sie auf der nächsten Seite.
„Eigennutz“ und „gute Ordnung“.
Ökonomisierungen der Welt im 17. Jahrhundert
Kongress des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Barockforschung
in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
vom 22.-25. August 2012
EINSENDEFRIST: 31. Mai 2011
Sektion 1:
Expandierende Märkte und lokaler Handel (Leitung: Prof. Mark Häberlein,
Bamberg; N.N.)
Sektion 2:
Luxusmarkt; Konsumkultur und Mäzenat (Leitung: Prof. Marie-Thérèse
Mourey, Paris; Prof. Susanne Rode-Breymann, Hannover)
Sektion 3:
Wissensmarkt, moralische Ökonomie und Epistemologie (Leitung: Prof.
Ulrich Heinen, Wuppertal; Prof. Martin Mulsow, Erfurt)
Sektion 4:
Marktregulierung, Moral und Theologie für und wider den Markt (Leitung:
Prof. Karin Friedrich, Aberdeen; N.N.)
Gewünschte Sektion:
Name:
Anschrift:
E-Mail:
voraussichtlicher Abfahrtsort:
(zur Berechnung der Reisekosten)
Bitte zurückschicken an: Dr. Volker Bauer, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Postfach
1364, D-38299 Wolfenbüttel; Fax: 05331-808266; [email protected]
Herunterladen