Lineare Algebra IIb - 10.Vorlesung Prof. Dr. Daniel Roggenkamp 162 Mengen der Ecken, Kanten und Seitenflächen von P operiert. D.h. für alle zwei Ecken, den bzw. Kanten oder Seitenflächen von P gibt es ein g 2 Sym+ (P ), die die erste Ecke, bzw. Kante oder Seitenfläche in die zweite überführt. In diesem Sinne sind Platonische Körper mit Hilfe ihrer Symmetrie definieren: ein Polytop ist ein Platonischer Körper genau dann also Polytope mit maximaler Symmetrie. + Isometrien von Vektorräumen wenn die Gruppe Sym15.1. (P ) der orientierungserhaltenden Symmetrien von P transitiv auf den Mengen der Ecken, Kanten und Seitenflächen von P operiert. D.h. für alle zwei Ecken, + bzw. Kanten oder Seitenfl ächen von P gibt es ein g 2 Sym (P ), die die erste Ecke, bzw. 15 Isometrien Kante oder Seitenfläche in die zweite überführt. In diesem Sinne sind Platonische Körper also Polytope mit maximaler Symmetrie. Definition 15.1. (1) Ein metrischer Raum ist ein Paar (X, d) bestehend aus einer nicht-leeren Menge X zusammen mit einer Metrik d : X ⇥ X ! R 0 , vgl. Definition 8.25. 15 Isometrien (2) Eine Isometrie von (X, d) ist eine bijektive Abbildung f : X ! X, die die Metrik erhält: Definition 15.1. d(f (x), f (y)) = d(x, y) 8 x, y 2 X . (1) Ein metrischer Raum ist ein Paar (X, d) bestehend aus einer nicht-leeren Menge X zusammen mitSei einer : X ⇥ X !Raum. R 0 , vgl. Definition 8.25. aller Isometrien Proposition 15.2. (X,Metrik d) eindmetrischer Dann ist die Menge (2)(X, Eine Isometrie von (X, d) ist eine bijektive Abbildung f : X ! X, die die Metrik von d) eine Untergruppe erhält: Isom(X, d) ✓ Bij(X) d(f (x), f (y)) = d(x, y) 8 x, y 2 X . der Gruppe der bijketiven Abbildungen X ! X. Proposition 15.2. Sei (X, d) ein metrischer Raum. Dann ist die Menge aller Isometrien 1 Beweis. Seien f, g 2 Isom(X, d). Da g bijektiv ist, gibt es eine Umkehrfunktion g , und es von (X, d) eine Untergruppe gilt für alle x, y 2 X Isom(X, d) ✓ Bij(X) g 1 (x),Abbildungen f g 1 (y)) X !=X. der Gruppe derd(f bijketiven d(f (g 1 (x)), f (g 1 (y))) f 2Isom(X,d) 1 = ist, gibt d(g es1 (x), (y) Beweis. Seien f, g 2 Isom(X, d). Da g bijektiv einegUmkehrfunktion g 1 , und es g2Isom(X,d) gilt für alle x, y 2 X = d(x, y) . 1 1 1 1 d(f g (y)) = d(f (g (x)), f (g (y))) 1g (x), f Also ist auch f g 2 Isom(X, d). Daraus folgt, dass Isom(X, d) eine Untergruppe von f 2Isom(X,d) Bij(X) ist. = d(g 1 (x), g 1 (y) g2Isom(X,d) = 1 d(x, y) . 15. Isometrien d2 (f (x + y), f (x) + f (y)) = kf (x + y) f (x) f (y)k2 15.1Isometrien Isometrien von Vektorr äumen 15.1 15.1 Isometrien von Vektorr äumen von Vektorr äumen = kf (x + y)k2 + kf (x)k2 + 2 kf (y)k2 Sei ) ein R-Vektorraum mit Skalarprodukt . Nach Bemerkung 8.26 dann definiert dann Sei (V,Sei) (V, ein (V, R-Vektorraum mit Skalarprodukt Nach 8.26 2 . (f (x +Bemerkung y), f (x)) 2 definiert (f (x + definiert y), f (y))dann ) ein R-Vektorraum mit Skalarprodukt . Nach Bemerkung 8.26 p pkvk+2 p (f (x), := (v,Vv)f (y)) , v2V kvk := (v, v) , v 2 (v, v) , v2 2 V 2 2 Norm f erhältkvk := 2 = kx + yk + kxk + kyk 2 (x + y, x) eine Norm, und eine Norm, und und eine Norm, + , y,v,y) d(v, w)p :=2kv (xwk w+ 2 2V (x, y) Metrik d(v, w) := p kv:= wkkv, v, w 2, Vv, w 2 V 15 Isometrien 163 d(v, w) wk = 0 . eine Metrik auf V . (V, d) ist also ein metrischer Raum. Im folgenden werden wir die Isometrien eine Metrik auf V . auf (V, V d). ist einalso metrischer Raum. Raum. Im folgenden werden wir die Isometrien eine von Metrik (V,also d) ist metrischer wir die Isometrien (V, d) diskutieren. (Wennein d nicht angegeben ist,Im sofolgenden ist immerwerden die Metrik gemeint, die in vonDa (V, d) diskutieren. (Wenn d nicht angegeben ist, so ist immer die Metrik gemeint, die in (V, obiger d) ein metrischer Raum ist,Euklidischer folgt von (V, d) diskutieren. (Wenn nicht angegeben ist, so Dann ist immer Metrik gemeint, die in Weise dem hervorgeht.) Proposition 15.3. aus Sei (V, )Skalarprodukt ein d Vektorraum. ist diedie Untergruppe der obigerobiger Weise Weise aus dem Skalarprodukt hervorgeht.) aus dem Skalarprodukt hervorgeht.) Isometrien auf V , die 0 auf 0 abbilden gerade O(V, ): f (x + y) = f (x) + f (y) , Isom(V ) ◆ {f 2 Isom(V ) | f (0) = 0} = O(V, ) . f ist also linear. Beweis. auf 0 abbilden einevon Untergruppe 164 Zunächst ist klar, dass die Isometrien von V , die 0 15.1 Isometrien Vektorräumen von Isom(V ) bilden. Definition 15.4. Sei)V| f ein Vektorraum beliebigen KörperAbbildungen K. Dass {f 2 Isom(V (0) = 0} ◆ O(V, über ) isteinem klar, denn orthogonale erhalten das undist sind daher auch kompatibel mit der Metrik d auf V . Ausserdem (1) Skalarprodukt Eine Translation eine Abbildung sind sie linear und bilden daher 0 auf 0 ab. V ! V ✓ O(V, ). Dazu bemerkt man Zeige nun die Inklusion {f 2 Isom(V T) a| f: (0) = 0} zunächst, dass sich das Skalarprodukt durch die v Metrik 7! v +d aausdrücken läßt: für x, y 2 V gilt für a 2 V . 2 (2)2 Eine f : (y, V ! affin falls Ta f (x, y)Abbildung = (x, x) + y) V heißt (x y, x linear, y) = d2 (x, 0) es + dein (y,a0)2 Vd2gibt, (x, y)sodass . linear ist, d.h. Ta f 2 End(V ). Sei nun f 2 Isom(V ) mit f (0) = 0. Dann folgt Proposition 15.5. Sei V ein K-Vektorraum. Es gilt: (1) Die T=a , a 2 dV2 (fsind bijektive Abbildungen, und der Translationsvektor 2 (fTranslationen (x), f (y)) (x), 0) + d2 (f (y), 0) d2 (f (x), f (y)) a 2 V ist durch a f=(0)=0 Ta (0) eindeutig bestimmt. 2 2 2 = d (f (x), f (0)) + d (f (y), f (0)) d (f (x), f (y)) 15. Isometrien (2) Die Translationen bilden eine abelsche Untergruppe (Ta , g) ⇤ (Ta0 , g 0 ) = (Ta+g(a0 ) , g g 0 ) . Im nächsten Satz werden wir sehen, dass diese Gruppe isomorph zur Isometrieg V ist. Satz 15.8. Sei (V, ) Euklidischer Vektorraum. (1) Für alle a 2 V gilt Ta 2 Isom(V ). (2) Für f 2 Isom(V ) ist g := T f (0) f 2 O(V, ), und f = Tf (0) g = g Tg 1 f (0) . (3) Die Abbildung ' : Trans(V ) o O(V, ) ! Isom(V ) (Ta , g) 7! Ta g ist ein Gruppenisomorphismus mit Umkehrabbildung : Isom(V ) ! Trans(V ) o O(V, ) f 7! (Tf (0) , T f (0) f ) Beweis. (1) Seien a, v, w 2 V . Dann gilt d2 (Ta (v), Ta (w)) = kTa (v) Ta (w)k2 = k(a + v) (a + w)k2 = kv wk2 = d2 ( Also ist Ta 2 Isom(V ). (2) Sei f 2 Isom(V ), und g := T f (0) f . Da T f (0) und f Isometrien sind, gilt die g. Aber g(0) = f (0)+f (0) = 0. Nach Proposition 15.3 folgt also g15. 2 Isometrien O(V, ). O↵ v 2 V \ {0}, die mit sv bezeichnet werden. Es gilt d↵ d = d↵+ , d↵ sv d ↵ = sd↵ (v) , d↵ sv = sd ↵ (v) = sv 2 d ↵ , sv sw = d2^(v,w) , 15.2. Isometrien der Euklidischen Ebene wobei cos(^(v, w)) = p (v, w) (v, v) (w, w) , der Winkel zwischen v und w ist. Definition 15.11. Sei (V, ) ein 2-dimensionaler Euklidischer Vektorraum, und f 2 Isom(V ) eine Isometrie. (1) f ist eine Drehung (um den Winkel ↵ um Punkt a 2 V ), falls f = Ta d↵ T a . Wir schreiben dann f = d↵,a . (2) f ist eine Spiegelung an einer affinen Geraden L = a + R v, falls f = Ta sv T a . Wir schreiben f = sL . (3) f ist eine Gleitspiegelung, an einer affinen Geraden L = a + R v mit Verschiebungsvektor 0 6= w 2 R v, falls f = Tw sL . Wir schreiben f = gL,w . Satz 15.12. Sei (V, ) ein 2-dimensionaler Euklidischer Vektorraum, und f 2 Isom(V ). Dann hat f entweder keine Fixpunkte, oder die Fixpunktmenge V f besteht aus einem Punkt, oder V f ist eine affine Gerade, oder V f ist ganz V . Die Isometrie f ist folgendermaßen durch die Fixpunktmenge bestimmt: Vf =V ) V f = a + R v =: L ) V f = {a} ) Vf =; f f f 8 < f = idV = sL = d↵,a für ein ↵ 2 (0, 2⇡) = Ta für ein 0 6= a 2 V oder ) : f = gL,v mit L = b + R v und b, v 2 V \ {0} 15. Isometrien (1) f ist eine Drehung (um den Winkel ↵ um Punkt a 2 V ), falls f = Ta d↵ T a . Wir schreiben dann f = d↵,a . (2) f ist eine Spiegelung an einer affinen Geraden L = a + R v, falls f = Ta sv T a . Wir schreiben f = sL . (3) f ist eine Gleitspiegelung, an einer affinen Geraden L = a + R v mit Verschiebungsvektor 0 6= w 2 R v, falls f = Tw sL . Wir schreiben f = gL,w . Satz 15.12. Sei (V, ) ein 2-dimensionaler Euklidischer Vektorraum, und f 2 Isom(V ). Dann hat f entweder keine Fixpunkte, oder die Fixpunktmenge V f besteht aus einem Punkt, oder V f ist eine affine Gerade, oder V f ist ganz V . Die Isometrie f ist folgendermaßen durch die Fixpunktmenge bestimmt: Vf =V ) V f = a + R v =: L ) V f = {a} ) Vf =; f f f 8 < f = idV = sL = d↵,a für ein ↵ 2 (0, 2⇡) = Ta für ein 0 6= a 2 V oder ) : f = gL,v mit L = b + R v und b, v 2 V \ {0} Beweis. Sei f 2 Isom(V ) eine Isometrie mit einem Fixpunkt a 2 V f . Dann ist g := T a f Ta eine Isometrie mit Fixpunkt 0. Nach Proposition 15.3 ist also g 2 O(V, ). Es gibt die folgenden Fälle g = idV ) f = idV Vf =V g = d↵ mit ↵ 2 (0, 2⇡) ) f = d↵,a V f = {a} g = sv mit 0 6= v 2 V ) f = sa+R v V f = a + R v Es verbleibt zu zeigen, dass f entweder eine Translation oder eine Gleitspiegelung ist, falls f keinen Fixpunkt hat. Nach Satz 15.8 gilt f = Ta g für ein a = f (0) 2 V und ein15. g 2Isometrien O(V, ). In diesem Kapitel ist (V, ) stets ein 3-dimensionaler Euklidischer Raum. Wir hatten gesehen, dass Elemente in O(V, ) entweder Drehungen dv,↵ um Winkel ↵ um orientierte Drehachsen R v (die Orientierung ist durch die Spezifikation von v 2 R v bestimmt) sind, oder Drehdes 3-dim. Raums an der zu v spiegelungen sv,↵ ,15.3. diese Isometrien entsprechen Drehungen dv,↵ Euklidischen gefolgt von Spiegelungen orthogonalen Ebene v ? . Für ↵ = 0 sind dies die Spiegelungen sv := sv,0 . Definition 15.13. Sei (V, ) ein 3-dimensionaler Euklidischer Vektorraum, und f 2 Isom(V ) eine Isometrie. (1) f ist eine Drehung, falls f = Ta dv,↵ T a für ein a 2 V und eine Drehung dv,↵ 2 SO(V, ). Dann ist f eine Drehung um die affine orientierte Drehachse L = a + R v. Wir schreiben f = da+R v,↵ . (2) f ist eine Schraubung, falls f = Tw da+R v,↵ für ein w 2 R v. (3) f ist eine Spiegelung, falls es ein 0 6= v 2 V gibt, und ein a 2 V , sodass f = Ta sv T a . Dann ist f eine Spiegelung an der affinen Ebene a + v ? . Wir schreiben f = sa+v? . 15 Isometrien 169 (4) f ist eine Gleitspiegelung, falls es eine affine Ebene E gibt, und ein 0 6= a 2 E E mit f = Ta sE . (5) f ist eine Drehspiegelung, falls es eine affine Ebene E gibt, und ein affine Gerade a + R v ? E, sodass f = da+R v,↵ sE . Satz 15.14. Sei (V, ) ein Euklidischer Vektorraum der Dimension 3, und sei f 2 Isom(V ). (1) Hat f Fixpunkte, d.h. V f 6= ;, so gibt es die folgenden Möglichkeiten Vf =V ganz V ) f = idV V =E affine Ebene ) f = sE V = a + R v affine Gerade ) f⇢ = da+R v,↵ f = db+R v,↵ sE V = {a} Punkt ) mit {a} = b + R v \ E Identität Spiegelung Drehung Drehspiegelung (2) Ist V f = ;, so ist f eine Translation, eine Gleitspiegelung oder eine Schraubung. f f 15. Isometrien 15 Isometrien 169 (5) f ist eine Drehspiegelung, falls es eine affine Ebene E gibt, und ein affine Gerade a + R v ? E, sodass f = da+R v,↵ sE . Satz 15.14. Sei (V, ) ein Euklidischer Vektorraum der Dimension 3, und sei f 2 Isom(V ). (1) Hat f Fixpunkte, d.h. V f 6= ;, so gibt es die folgenden Möglichkeiten Vf =V ganz V ) f = idV V =E affine Ebene ) f = sE V = a + R v affine Gerade ) f⇢ = da+R v,↵ f = db+R v,↵ sE V = {a} Punkt ) mit {a} = b + R v \ E Identität Spiegelung Drehung Drehspiegelung (2) Ist V f = ;, so ist f eine Translation, eine Gleitspiegelung oder eine Schraubung. Beweis. (1) Sei f 2 Isom(V, f ) mit V f 6= ; und a 2 V f ein Fixpunkt. Dann ist nach Proposition 15.3 g := T a f Ta 2 O(V, ), und also entweder die Identität (V g ist ganz V ) oder eine Spiegelung (V g ist die Spiegelebene), oder eine echte Drehung (V g ist die Drehachse), oder eine Drehspiegelung (V g ist der Nullpunkt). Dann gilt Vf =a+Vg, und f ist die Identität, eine Spiegelung, eine Drehung oder eine Drehspiegelung. (2) O↵enbar haben Translationen, Schraubungen und Gleitspiegelungen keine Fixpunkte. Es bleibt zu zeigen, dass dies die einzigen solchen Transformationen sind. Der Beweis geht analog zum 2-dimensionalen Fall, Satz 15.12. Sei f 2 Isom(V ). Nach Satz 15.8 kann f geschrieben werden als f = Ta g mit a 2 V und g 2 O(V, ). Nun ist p 2 V Fixpunkt von f genau 15. Isometrien